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You may copy it, give it away or re-use it under the terms of -the Project Gutenberg License included with this eBook or online at -www.gutenberg.org. If you are not located in the United States, you'll have -to check the laws of the country where you are located before using this ebook. - -Title: Die Naturwissenschaften in ihrer Entwicklung und in ihrem Zusammenhange - I. Band: Von den Anfängen bis zum Wiederaufleben der Wissenschaften - -Author: Friedrich Dannemann - -Release Date: November 1, 2016 [EBook #53428] - -Language: German - -Character set encoding: ISO-8859-1 - -*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE NATURWISSENSCHAFTEN IN *** - - - - -Produced by Peter Becker, Heike Leichsenring and the Online -Distributed Proofreading Team at http://www.pgdp.net (This -file was produced from images generously made available -by The Internet Archive) - - - - - - -</pre> - - - - - -<h1> -DIE NATURWISSENSCHAFTEN<br /> -<br /> -<span class="smaller">IN IHRER ENTWICKLUNG UND<br /> -IN IHREM ZUSAMMENHANGE</span></h1> - -<p class="p2 center"> -<span class="small">DARGESTELLT VON</span><br /> -<br /> -<span class="gesperrt">FRIEDRICH DANNEMANN</span></p> - -<p class="p2 center">ZWEITE AUFLAGE</p> - -<p class="p2 center">I. BAND:<br /> -<br /> -VON DEN ANFÄNGEN BIS ZUM WIEDERAUFLEBEN<br /> -DER WISSENSCHAFTEN</p> - -<p class="p2 center small">MIT 64 ABBILDUNGEN IM TEXT UND -MIT EINEM BILDNIS VON ARISTOTELES</p> - -<div class="figcenter"> -<img src="images/titlelogo.jpg" width="70" height="100" alt="" /> -</div> - -<p class="p2 center">LEIPZIG<br /> -<br /> -VERLAG VON WILHELM ENGELMANN<br /> -<br /> -1920 -</p> - - - -<p class="p2 center smaller"> -Copyright 1920 by Wilhelm Engelmann, Leipzig. -</p> - - - -<p class="center p4"><span class="gesperrt">Dannemann.</span> Entwicklung der Naturw. Bd. I.</p> - -<div class="figcenter"> -<img src="images/frontis.jpg" width="192" height="300" alt="ARISTOTELES (Marmorkopf im k. k. Hofmuseum zu Wien)." /> -<div class="caption">ARISTOTELES <br /> (Marmorkopf im k. k. Hofmuseum zu Wien).</div> -</div> - -<p class="center p4"> -HERRN GEH. HOFRAT PROF. DR.<br /> -<br /> -<span class="large bold">EILHARD WIEDEMANN</span><br /> -<br /> -AUS DANKBARKEIT FÜR SEINE<br /> -MITWIRKUNG BEI DER HERAUSGABE<br /> -DER NEUEN AUFLAGE<br /> -<br /> -GEWIDMET -</p> - - - - -<h2>Vorwort.</h2> - - -<p>Das vorliegende Werk wurde kurz vor dem Kriege vollendet. -Die Aufnahme war so günstig, daß der erste Band schon während -des Krieges vergriffen war. Leider konnte die zweite Auflage, weil -das deutsche Verlagsgeschäft mit außerordentlichen Schwierigkeiten -zu kämpfen hat, nicht sofort erscheinen, so daß das vollständige -Werk längere Zeit im Buchhandel fehlte.</p> - -<p>Die zweite Auflage stellt sich nicht nur als eine vermehrte, -sondern, zumal in einem Punkte, als eine ganz wesentlich verbesserte -dar. Da es nämlich dem einzelnen nicht wohl möglich -ist, auf allen Gebieten gleich gründliche Vorarbeiten zu machen, -haben sich mir dieses Mal einige hervorragende Forscher zugesellt. -Insbesondere bin ich den Herren Geh. Hofrat Prof. Dr. <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span> -(Erlangen), Prof. Dr. <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span> (Halle a. S.) und -Prof. Dr. <span class="gesperrt">J. Würschmidt</span> (Erlangen) zu großem Dank verpflichtet. -Ich empfing von den Genannten nicht nur zahlreiche Anregungen; -sie haben auch die Korrektur des Satzes bis in alle Einzelheiten -überwacht. Die Mehrzahl der von ihnen ausgehenden Verbesserungsvorschläge -konnte noch Verwendung finden. Manches -ließ sich erst am Schlusse in einem besonderen Abschnitt (s. S. <a href="#Page_p478">478</a>) -bringen. Einzelne weitergehende Vorschläge mußten vorläufig -zurückgestellt werden.</p> - -<p>Wenn ich die drei ersten Bände den Herren <span class="gesperrt">Wiedemann</span>, -<span class="gesperrt">v. Lippmann</span> und <span class="gesperrt">Würschmidt</span> widme, so ist dies nur ein -schwacher Ausdruck meines Dankes. Auch verkenne ich nicht, -daß diese Mitwirkung in erster Linie erfolgt ist, um das Werk -für den Gebrauch geeigneter zu machen. Manche Anregung ging -mir ferner in den zahlreichen Besprechungen, sowie von befreundeter -Seite zu. Eine Aufzählung würde zu weit führen. Doch -drängt es mich, besonders für die nachfolgenden Bände den verstorbenen -Geh. Rat. Dr. <span class="gesperrt">G. Berthold</span>, einen verdienten Forscher -auf dem Gebiete der neueren Geschichte der Wissenschaften, zu -nennen. Seine bedeutende Bibliothek, die durch Ankauf in den<span class="pagenum"><a name="Page_a007" id="Page_a007">[Pg a007]</a></span> -Besitz des Münchener Deutschen Museums für Meisterwerke auf -dem Gebiete der Naturwissenschaften und der Technik übergegangen -ist, stand mir jeder Zeit zur Verfügung. Auch der häufige persönliche -Verkehr mit <span class="gesperrt">Berthold</span>, den die Bayrische Akademie der -Wissenschaften mit der Abfassung einer von ihr herauszugebenden -großen Geschichte der Physik betraut hatte<a name="FNanchor_1" id="FNanchor_1" href="#Footnote_1" class="fnanchor">1</a>, war für die Neuherausgabe -des ganzen Werkes von Belang.</p> - -<p>Über die Ziele wiederhole ich hier die Worte, die ich der -ersten Auflage vorausgeschickt habe: Die Anteilnahme an der -Geschichte der Wissenschaften ist seit mehreren Jahrzehnten sehr -lebhaft. Je mehr man erkennt, daß sich einer Enträtselung der -Natur mit jedem Schritte weitere Schwierigkeiten entgegenstellen, -um so lieber richtet man den Blick auch wieder rückwärts, um -den durchmessenen Weg zu überschauen und aus dem reichen -Gesamtergebnis der bisherigen Forschung neue Hoffnung auf ein -immer tieferes Eindringen in den Zusammenhang der Naturerscheinungen -zu schöpfen. In dem Maße, wie sich ferner die -Tätigkeit des einzelnen auf ein kleines Arbeitsfeld beschränkt, um -so dringender wird das Bedürfnis, das Augenmerk häufiger auf -die Gesamtwissenschaft zu richten. Sie in ihrem gegenwärtigen -Umfange zu überschauen, ist nicht möglich. Wohl aber können -wir sie uns in einem historischen Rückblick vergegenwärtigen, der -die Haupttatsachen hervorhebt, sie verknüpft und zu einer vertieften -Auffassung anregt.</p> - -<p>Eine wertvolle Frucht des geschichtlichen Studiums ist ferner -darin zu erblicken, daß es vor dogmatischer Einseitigkeit bewahrt, -wenn man sich die Wissenschaft als etwas Werdendes und infolgedessen -Unfertiges vergegenwärtigt. Auch gelangt man zu der -Einsicht, daß uns dieselben oder ähnliche Methoden und Schlußweisen, -die man heute anwendet, in der Entwicklung der Wissenschaft -begegnen. Manche Gebiete lassen sich daher kaum darstellen, -ohne an die früheren Untersuchungen, Vorstellungen und -Gedankengänge anzuknüpfen. Aus diesem Grunde ist die genetische -Betrachtungsweise nicht nur in manche Lehrbücher eingedrungen. -Es sind auch zahlreiche Geschichten der Einzelwissenschaften -entstanden, und das Quellenstudium ist durch Neudrucke -der oft schwer zugänglichen älteren Arbeiten belebt worden. -Erinnert sei hier nur an <span class="gesperrt">Ostwalds</span> großes Unternehmen. Seine<span class="pagenum"><a name="Page_a008" id="Page_a008">[Pg a008]</a></span> -»Klassiker der exakten Wissenschaften« enthalten in 195 Bänden -die grundlegenden Abhandlungen aus den Gebieten der Mathematik, -Astronomie, Physik, Kristallographie und Physiologie.</p> - -<p><em class="gesperrt">Das vorliegende Werk soll gewissermaßen den -Rahmen für »Ostwalds Klassiker der exakten Wissenschaften« -abgeben und dartun, wie sich die einzelnen -Gebiete gegenseitig auf ihrem Werdegange beeinflußt -haben.</em> Die Wissenschaftsgeschichte ist vor allem ein wichtiger -Teil der Kulturgeschichte. Sie kann daher nur verstanden werden, -wenn wir sie in ihrem Zusammenhange mit dieser und der allgemeinen -Geschichte betrachten. Eine von solchen Gesichtspunkten -ausgehende Darstellung des Entwicklungsganges der Naturwissenschaften -ist von anderer Seite wohl kaum versucht worden. Wenn -ein einzelner sie unternimmt, so muß er in mancher Beziehung -um Nachsicht bitten. Eine Teilung der Arbeit unter viele erschien -nicht angängig, wenn etwas Ganzes entstehen sollte.</p> - -<p>Nicht nur dem Historiker, sondern auch dem Fachmanne, der -ein Einzelgebiet bearbeitet, dem Lehrenden, dem Techniker, dem -Arzte und jedem, der sich für die Naturwissenschaften lebhafter -interessiert, dürfte damit gedient sein, ein Werk zu besitzen, das -einen Gedanken zu verwirklichen sucht, dem der Altmeister der -historischen Forschung, <span class="gesperrt">Leopold v. Ranke</span>, im fünften Bande -seiner deutschen Geschichte Ausdruck verleiht. <span class="gesperrt">Ranke</span> schreibt -dort, es müsse ein herrliches Werk sein, einmal die Teilnahme, -welche die Deutschen an der Fortbildung der Wissenschaften genommen, -im Rahmen der europäischen Entwicklung mit gerechter -Würdigung darzustellen. »Zu einer allgemeinen Geschichte der -Nation«, fügt <span class="gesperrt">Ranke</span> hinzu, »wäre ein solches eigentlich unentbehrlich.«</p> - -<p>Über dieses von <span class="gesperrt">Ranke</span> gesteckte Ziel geht das vorliegende -Werk allerdings noch hinaus, da es die Geschichte der exakten -Wissenschaften in ihrem ganzen Umfange schildert. Im übrigen -dürfte die von <span class="gesperrt">Ranke</span> gestellte Aufgabe erfüllt sein, da sich die -»Geschichte der Wissenschaften in Deutschland« nicht anders als -im Rahmen der Gesamtentwicklung darstellen läßt. Wenn wir die -letztere im Auge behalten, so sind die Naturwissenschaften nicht -nur als ein Ergebnis der gesamten Kultur zu betrachten, sondern -auch in ihren Beziehungen zu den übrigen Wissenschaften, insbesondere -zur Philosophie, zur Mathematik, zur Medizin und -Technik; und es ist zu zeigen, wie sich diese Zweige des Denkens -und der Forschung gegenseitig gefördert und bedingt haben.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_a009" id="Page_a009">[Pg a009]</a></span></p> - -<p>Von einem Werke, das diese Aufgabe zu erfüllen sucht, -darf man keine Vollständigkeit in Bezug auf die biographischen -und bibliographischen Daten erwarten. Doch sind zumal die letzteren -in solchem Umfange aufgenommen worden, daß es zwar -nicht als Nachschlagebuch, wohl aber zur Einführung in das Studium -der älteren und neueren naturwissenschaftlichen Literatur -dienen kann. Um diesem Zwecke zu entsprechen, bringt der letzte -Band ausführliche, sich über alle Teile erstreckende Literatur-, -Sach- und Namenregister. Die übrigen Bände enthalten ein kürzeres -Sach- und Namenverzeichnis.</p> - -<p>Die Geschichte der Naturwissenschaften ist einer der jüngsten -Zweige der historischen Forschung. Daher ist besonders für die -entlegeneren Zeiten vieles noch unaufgeklärt. Manches ist erst -neuerdings mit dem Fortschreiten der archäologischen und der -philologischen Untersuchungen bekannt geworden. Es sei nur an -die wertvollen Ergebnisse erinnert, die uns die Erschließung der -altorientalischen Kultur und die Erforschung der arabischen Literaturschätze -gebracht haben. Allerdings sind gerade hier die Urteile -noch nicht genügend geklärt, ja häufig genug in wichtigen Punkten -einander widersprechend. Für denjenigen, der in zusammenhängender -Darstellung die Entwicklung der naturwissenschaftlichen -Kenntnisse im Altertum und Mittelalter schildern will, ergeben -sich daraus nicht geringe Schwierigkeiten. Manche Angabe wird -bei dem einen auf Zustimmung, bei dem anderen auf Widerspruch -stoßen. Das Gleiche gilt von den Ansichten, die wir uns über -die Zusammenhänge und die Ursachen bilden können.</p> - -<p>Diese Umstände haben mich aber nicht abgehalten, ein Gesamtbild -zu entwerfen und damit eine schon lange angestrebte -Aufgabe, deren Bewältigung immer dringender wird, in Angriff -zu nehmen. Denn nur in dem Gesamtbilde erhalten die zahllosen -Einzelergebnisse der Forschung erst ihren vollen Wert, während -sie in ihrer Vereinzelung oft genug geringwertig oder gar bedeutungslos -erscheinen.</p> - -<p>Zur Belebung der Wissenschaftsgeschichte ist bisher recht -wenig geschehen. Umfassende Vorlesungen darüber fehlen selbst -an den größeren Hochschulen wohl noch überall. Ja, es gibt sogar -eine ganze Reihe von Universitäten, an denen auch nicht einmal -das bescheidenste historische Kolleg über einen besonderen Zweig -der so gewaltig emporgeblühten Naturwissenschaften gehalten -wird, während Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie, -der Kunst, der Literaturen usw. nirgends fehlen. Was uns nottut,<span class="pagenum"><a name="Page_a010" id="Page_a010">[Pg a010]</a></span> -ist ein besonderer Lehrstuhl für die Geschichte der Naturwissenschaften -an jeder Hochschule. Solange solche fehlen, dürfte -ein Werk wie das vorliegende dem wissenschaftlichen Nachwuchs -einen gewissen Ersatz bieten. Ich habe es daher mit Freuden -begrüßt, daß einzelne Hochschullehrer ihre Hörer auf die Wichtigkeit -des eindringenderen geschichtlichen Studiums hinweisen. So -schreibt Herr Dr. <span class="gesperrt">A. Stock</span>, Prof. an der Universität Berlin und -am Kaiser-Wilhelmsinstitut in Dahlem, seit Jahren empfehle er -seinen Hörern in der einführenden Vorlesung über experimentelle -Chemie »Die Naturwissenschaften in ihrer Entwicklung und in -ihrem Zusammenhange.« Es ist also zu hoffen, daß das unter der -Mitwirkung mehrerer Hochschullehrer erneut erscheinende Werk -auch in dieser Hinsicht seine Aufgabe erfüllen wird.</p> - -<p class="right"> -Friedrich Dannemann. -</p> - - - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_a011" id="Page_a011">[Pg a011]</a></span></p> - - - - -<h2>Inhalt.</h2> - -<p class="header">1. In Asien und in Ägypten entstehen die Anfänge der Wissenschaften.</p> - -<p class="center">(S. 1–62.)</p> - -<p><a href="#Page_p001">1.</a> Einleitendes. – <a href="#Page_p002">2.</a> Die Kultur der alten Ägypter. – <a href="#Page_p003">3.</a> Die Literatur -der Ägypter. – <a href="#Page_p006">6.</a> Mathematik und Technik der Ägypter. – <a href="#Page_p014">14.</a> Die Anfänge -der Metallurgie. – <a href="#Page_p015">15.</a> Die babylonisch-assyrische Kultur. – <a href="#Page_p017">17.</a> Keilschriftfunde. -– <a href="#Page_p018">18.</a> Die Mathematik der Babylonier. – <a href="#Page_p020">20.</a> Der Ursprung der Astronomie. -– <a href="#Page_p022">22.</a> Einteilung des Jahres. – <a href="#Page_p024">24.</a> Anfänge der Astrologie. – -<a href="#Page_p026">26.</a> Astronomische Urkunden. – <a href="#Page_p028">28.</a> Finsternisse, Kometen, Schaltjahr. – -<a href="#Page_p031">31.</a> Genauigkeit der Messungen. – <a href="#Page_p033">33.</a> Die Chaldäer. – <a href="#Page_p035">35.</a> Mondbewegung. – -<a href="#Page_p036">36.</a> Der Gnomon. – <a href="#Page_p038">38.</a> Maße und Gewichte. – <a href="#Page_p041">41.</a> Die Gewinnung des -Eisens. – <a href="#Page_p042">42.</a> Kupfer, Zink und Zinn. – <a href="#Page_p044">44.</a> Glasbereitung. – <a href="#Page_p045">45.</a> Die Anfänge -der Heilkunde. – <a href="#Page_p048">48.</a> Erstes naturgeschichtliches Wissen. – <a href="#Page_p051">51.</a> Die -alte Kultur Süd- und Ostasiens. – <a href="#Page_p053">53.</a> Die Mathematik der Inder. – <a href="#Page_p056">56.</a> Indische -Rechenkunst. – <a href="#Page_p059">59.</a> Heilkunde und Chemie bei den Indern. – <a href="#Page_p061">61.</a> Die -Astronomie der Chinesen.</p> - - -<p class="header">2. Die Entwicklung der Wissenschaften bei den Griechen bis zum -Zeitalter des Aristoteles.</p> - -<p class="center">(S. 63–103.)</p> - -<p><a href="#Page_p065">65.</a> Anfänge der griechischen Astronomie. – <a href="#Page_p067">67.</a> Anfänge der Erdbeschreibung. -– <a href="#Page_p069">69.</a> Ionische Naturphilosophie. – <a href="#Page_p071">71.</a> Mechanische Naturerklärung. -– <a href="#Page_p073">73.</a> Zweckbegriff. – <a href="#Page_p079">79.</a> Pythagoras und seine Schule. – -<a href="#Page_p084">84.</a> Quadratur des Kreises und Würfelverdopplung. – <a href="#Page_p086">86.</a> Kegelschnitte. – -<a href="#Page_p089">89.</a> Kalenderrechnung. – <a href="#Page_p091">91.</a> Die sieben Planeten. – <a href="#Page_p093">93.</a> Die heliozentrische -Weltanschauung. – <a href="#Page_p096">96.</a> Gestalt und Größe der Erde. – <a href="#Page_p097">97.</a> Pflanzenkenntnis -der Griechen. – <a href="#Page_p099">99.</a> Die Anfänge der Zoologie. – <a href="#Page_p100">100.</a> Keime der Descendenzlehre. -– <a href="#Page_p101">101.</a> Ursprung der griechischen Heilkunde.</p> - - -<p class="header">3. Das aristotelische Zeitalter.</p> - -<p class="center">(S. 104–151.)</p> - -<p><a href="#Page_p104">104.</a> Aristoteles und seine Zeit. – <a href="#Page_p107">107.</a> Die Werke des Aristoteles. – -<a href="#Page_p109">109.</a> Die Philosophie des Aristoteles. – <a href="#Page_p112">112.</a> Fall und Hebelgesetz. – -<a href="#Page_p114">114.</a> Parallelogrammgesetz. – <a href="#Page_p115">115.</a> Die Anfänge der Akustik und der Optik. – -<a href="#Page_p117">117.</a> Das Himmelsgebäude nach Aristoteles. – <a href="#Page_p121">121.</a> Die Natur der Weltkörper. -– <a href="#Page_p123">123.</a> Anfänge der physischen Erdkunde. – <a href="#Page_p125">125.</a> Einsicht in die -geologischen Vorgänge. – <a href="#Page_p127">127.</a> Die vier aristotelischen Elemente. – <a href="#Page_p129">129.</a> Die -Begründung der Zoologie. – <a href="#Page_p133">133.</a> Die Einteilung des Tierreichs. – <a href="#Page_p137">137.</a> Bau -und Lebensweise. – <a href="#Page_p138">138.</a> Ernährung und Sexualität der Pflanzen. – <a href="#Page_p141">141.</a> Botanik -und Heilkunde. – <a href="#Page_p143">143.</a> Geographie der Pflanzen. – <a href="#Page_p146">146.</a> Bau und Entwicklung -der Pflanzen. – <a href="#Page_p148">148.</a> Mineralogie und Bergbau. – <a href="#Page_p149">149.</a> Einfluß und -Dauer des aristotelischen Lehrgebäudes.</p> - - -<p class="header">4. Das alexandrinische Zeitalter.</p> - -<p class="center">(S. 152–207.)</p> - -<p><a href="#Page_p154">154.</a> Die Begründung eines Systems der Mathematik. – <a href="#Page_p157">157.</a> Das Leben -und die Bedeutung des Archimedes. – <a href="#Page_p159">159.</a> Die Erfindungen des Archimedes. – -<a href="#Page_p163">163.</a> Die Anfänge der höheren Mathematik. – <a href="#Page_p165">165.</a> Rotationskörper. – -<a href="#Page_p167">167.</a> Kegelschnitte. – <a href="#Page_p170">170.</a> Das archimedische Prinzip. – <a href="#Page_p172">172.</a> Fortschritte -der Optik und Akustik. – <a href="#Page_p174">174.</a> Die Grundlagen der wissenschaftlichen Erdkunde. -– <a href="#Page_p177">177.</a> – Die Ausmessung der Erde. – <a href="#Page_p180">180.</a> Die Bestimmung von -Sternörtern. – <a href="#Page_p182">182.</a> Entfernung und Größe von Mond und Sonne. – <a href="#Page_p184">184.</a> Astronomie -und Geometrie. – <a href="#Page_p186">186.</a> Die Entdeckung der Präzession. – <a href="#Page_p188">188.</a> Die -Anfänge der wissenschaftlichen Kartographie. – <a href="#Page_p190">190.</a> Physik der Gase und -der Flüssigkeiten. – <a href="#Page_p193">193.</a> Herons Apparate und Automaten. – <a href="#Page_p196">196.</a> Wasserorgel. -– <a href="#Page_p197">197.</a> Thermoskop. – <a href="#Page_p198">198.</a> Flaschenzug. – <a href="#Page_p199">199.</a> Wegmesser. – -<a href="#Page_p200">200.</a> Grundlagen der Vermessungskunde. – <a href="#Page_p201">201.</a> Herons Werke. – <a href="#Page_p205">205.</a> Naturbeschreibung -und Medizin im alexandrinischen Zeitalter.</p> - - -<p class="header">5. Die Naturwissenschaften bei den Römern.</p> - -<p class="center">(S. 208–245.)</p> - -<p><a href="#Page_p208">208.</a> Allgemeingeschichtliches. – <a href="#Page_p209">209.</a> Einfluß des Hellenismus. – <a href="#Page_p211">211.</a> Meßkunst -und Astronomie bei den Römern. – <a href="#Page_p213">213.</a> Regelung des Kalenders. – -<a href="#Page_p215">215.</a> Pflege der Ingenieurmechanik. – <a href="#Page_p219">219.</a> Die Literatur während der Kaiserzeit. -– <a href="#Page_p220">220.</a> Plinius. – <a href="#Page_p222">222.</a> Quellen des Plinius. – <a href="#Page_p226">226.</a> Die »Naturgeschichte« -des Plinius. – <a href="#Page_p233">233.</a> Fortschritte der Anatomie und der Heilkunde. – <a href="#Page_p239">239.</a> Die -Botanik als Hilfswissenschaft der Heilkunde. – <a href="#Page_p240">240.</a> Die römische Naturauffassung -bei Lukrez und Seneka. – <a href="#Page_p244">244.</a> Chemische Kenntnisse und ihre -Anwendungen.</p> - - -<p class="header">6. Der Ausgang der antiken Wissenschaft.</p> - -<p class="center">(S. 246–284.)</p> - -<p><a href="#Page_p246">246.</a> Das ptolemäische Weltsystem. – <a href="#Page_p249">249.</a> Die Epizyklentheorie. – -<a href="#Page_p252">252.</a> Hilfswissenschaften der Astronomie. – <a href="#Page_p255">255.</a> Astronomische Meßwerkzeuge. -– <a href="#Page_p257">257.</a> Fortschritte der Geographie. – <a href="#Page_p258">258.</a> Astronomie und Geographie. -– <a href="#Page_p260">260.</a> Physische Geographie. – <a href="#Page_p262">262.</a> Forschungsreisen. – <a href="#Page_p265">265.</a> Förderung -der Optik. – <a href="#Page_p267">267.</a> Theorie des Sehens. – <a href="#Page_p268">268.</a> Elektrizität und Magnetismus. -– <a href="#Page_p270">270.</a> Die Anfänge der Chemie. – <a href="#Page_p272">272.</a> Metallurgie und Alchemie. – -<a href="#Page_p277">277.</a> Alchemie und Astrologie. – <a href="#Page_p278">278.</a> Alchemistische Urkunden. – <a href="#Page_p281">281.</a> Altertum -und Mittelalter.</p> - - -<p class="header">7. Der Verfall der Wissenschaften zu Beginn des Mittelalters.</p> - -<p class="center">(S. 285–295.)</p> - -<p><a href="#Page_p285">285.</a> Allgemeingeschichtliches. – <a href="#Page_p286">286.</a> Wissenschaft und Kirche. – -<a href="#Page_p289">289.</a> Christentum und Germanentum. – <a href="#Page_p291">291.</a> Wissenschaft und Klosterwesen. – -<a href="#Page_p293">293.</a> Die Erhaltung der alten Schriftwerke. – <a href="#Page_p294">294.</a> Enzyklopädien der Wissenschaften.</p> - - -<p class="header">8. Das arabische Zeitalter.</p> - -<p class="center">(S. 296–331.)</p> - -<p><a href="#Page_p296">296.</a> Die Wissenschaften und der Islam. – <a href="#Page_p299">299.</a> Vermittlerrolle der -Araber. – <a href="#Page_p301">301.</a> Die Bedeutung der arabischen Literatur. – <a href="#Page_p303">303.</a> Mathematische -Geographie und Astronomie. – <a href="#Page_p305">305.</a> Astronomie und Trigonometrie. – -<a href="#Page_p306">306.</a> Astronomische Instrumente. – <a href="#Page_p308">308.</a> Der Kompaß. – <a href="#Page_p310">310.</a> Die Rechenkunst -der Araber. – <a href="#Page_p312">312.</a> Die Ausbreitung der arabischen Wissenschaft. – -<a href="#Page_p314">314.</a> Die Optik bei den Arabern. – <a href="#Page_p319">319.</a> Die Chemie im arabischen Zeitalter. -– <a href="#Page_p322">322.</a> Alchemistische Schriften. – <a href="#Page_p324">324.</a> Säuren und Metalle. – <a href="#Page_p325">325.</a> Alchemistische -Theorien. – <a href="#Page_p326">326.</a> Stein der Weisen. – <a href="#Page_p327">327.</a> Mineralogische Kenntnisse -der Araber. – <a href="#Page_p328">328.</a> Arabische Bearbeitungen der Zoologie. – <a href="#Page_p329">329.</a> Botanische -Schriften. – <a href="#Page_p330">330.</a> Heilkunde. – <a href="#Page_p331">331.</a> Verfall der arabischen Kultur.</p> - - -<p class="header">9. Die Wissenschaften unter dem Einfluß der christlich-germanischen -Kultur.</p> - -<p class="center">(S. 332–369.)</p> - -<p><a href="#Page_p332">332.</a> Allgemeingeschichtliches. – <a href="#Page_p335">335.</a> Die Kultur im Reiche der Franken. -– <a href="#Page_p336">336.</a> Anfänge einer mitteleuropäischen Literatur. – <a href="#Page_p338">338.</a> Christliche -Völker und Islam. – <a href="#Page_p341">341.</a> Erweiterung des geographischen Gesichtskreises. – -<a href="#Page_p342">342.</a> Handel und Städtewesen. – <a href="#Page_p343">343.</a> Die Wiederbelebung der alten Literatur. – -<a href="#Page_p346">346.</a> Die Zoologie im Mittelalter. – <a href="#Page_p350">350.</a> Die Botanik im Mittelalter. – -<a href="#Page_p352">352.</a> Die »Tiergeschichte« des Albertus Magnus. – <a href="#Page_p353">353.</a> Roger Bacon. – -<a href="#Page_p355">355.</a> Bacons Naturlehre. – <a href="#Page_p357">357.</a> Bacons optische Kenntnisse. – <a href="#Page_p361">361.</a> Mittelalterliches -Denken. – <a href="#Page_p365">365.</a> Die Naturwissenschaften im <a href="#Page_p014">14.</a> Jahrhundert. – -<a href="#Page_p366">366.</a> Das Weltbild des Mittelalters.</p> - - -<p class="header">10. Das Wiederaufleben der Wissenschaften.</p> - -<p class="center">(S. 370–402.)</p> - -<p><a href="#Page_p370">370.</a> Mittelalter und Renaissance. – <a href="#Page_p372">372.</a> Dante und Petrarka. – <a href="#Page_p373">373.</a> Die -Ausbreitung des Humanismus. – <a href="#Page_p377">377.</a> Humanismus und Kirche. – <a href="#Page_p379">379.</a> Humanismus -und Naturwissenschaft. – <a href="#Page_p382">382.</a> Lionardo da Vinci. – <a href="#Page_p384">384.</a> Lionardos -Manuskripte. – <a href="#Page_p386">386.</a> Lionardos Erfindungen. – <a href="#Page_p388">388.</a> Wechselwirkung -von Kunst und Wissenschaft. – <a href="#Page_p392">392.</a> Das Wiedererwachen der Astronomie. – -<a href="#Page_p395">395.</a> Astronomische Tafeln. – <a href="#Page_p396">396.</a> Astronomische Instrumente. – <a href="#Page_p398">398.</a> Astronomie -und Nautik. – <a href="#Page_p400">400.</a> Die Wiederbelebung der Naturbeschreibung.</p> - - -<p class="header">11. Die Begründung des heliozentrischen Weltsystems durch -Koppernikus.</p> - -<p class="center">(S. 403–419.)</p> - -<p><a href="#Page_p403">403.</a> Koppernikus. – <a href="#Page_p407">407.</a> Die Vorläufer des Koppernikus. – <a href="#Page_p408">408.</a> Das -Koppernikanische Weltsystem. – <a href="#Page_p412">412.</a> Aufnahme und Ausbreitung der heliozentrischen -Lehre. – <a href="#Page_p415">415.</a> Das unendliche Universum. – <a href="#Page_p417">417.</a> Astronomie -und Kartographie.</p> - - -<p class="header">12. Die ersten Ansätze zur Neubegründung der anorganischen -Naturwissenschaften.</p> - -<p class="center">(S. 420–445.)</p> - -<p><a href="#Page_p421">421.</a> Die Physik im <a href="#Page_p016">16.</a> Jahrhundert. – <a href="#Page_p428">428.</a> Entdeckungen auf dem -Gebiete der Optik. – <a href="#Page_p429">429.</a> Die Lehre vom Magnetismus. – <a href="#Page_p430">430.</a> Anfänge der -Dynamik. – <a href="#Page_p431">431.</a> Alchemie und Jatrochemie. – <a href="#Page_p435">435.</a> Paracelsus. – <a href="#Page_p437">437.</a> Die -Neubegründung der Mineralogie. – <a href="#Page_p439">439.</a> Agricolas mineralogische Schriften. – -<a href="#Page_p441">441.</a> Anfänge der neueren Geologie. – <a href="#Page_p443">443.</a> Anfänge der Paläontologie.</p> - - -<p class="header">13. Die ersten Ansätze zur Neubegründung der organischen -Naturwissenschaften.</p> - -<p class="center">(S. 446–467.)</p> - -<p><a href="#Page_p446">446.</a> Naturwissenschaften und Entdeckungsreisen. – <a href="#Page_p450">450.</a> Die Erneuerung -der Botanik. – <a href="#Page_p451">451.</a> Kräuterbücher. – <a href="#Page_p455">455.</a> Die Anordnung der Pflanzen. – -<a href="#Page_p458">458.</a> Die Erneuerung der Zoologie. – <a href="#Page_p462">462.</a> Das Wiederaufleben der Anatomie. -– <a href="#Page_p464">464.</a> Vesals anatomisches Hauptwerk. – <a href="#Page_p466">466.</a> Anatomie und Chirurgie.</p> - - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p001" id="Page_p001">[Pg p001]</a></span></p> - - - - -<h2>1. In Asien und in Ägypten entstehen die Anfänge der Wissenschaften.</h2> - - -<p>Den ersten naturwissenschaftlichen und mathematischen Lehrgebäuden, -die in der Blütezeit des griechischen Geisteslebens entstanden, -gingen ungemessene Zeiträume voraus, in denen die einfachsten -Überlegungen und Beobachtungen, die Grundlagen aller -Wissenschaft, teils zufällig, teils auch schon mit bestimmter Absicht -angestellt, selten aber nach ihrem Werte gesichtet und aufgezeichnet -wurden. Aus dieser Periode stammende Urkunden sind -deshalb höchst spärlich, so daß sich die Wurzeln der Naturwissenschaften -wie so mancher anderen Betätigungen des menschlichen -Geistes, im Dunkel vorgeschichtlicher Zeiten verlieren. Soviel ist -jedoch gewiß, daß wir diese Wurzeln nicht in Griechenland zu -suchen haben, wo uns die ersten wissenschaftlichen Systeme entgegentreten.</p> - -<p>In den Niederungen des Nils und des Euphrats, den ältesten -Stätten der Kultur, haben sich auch die ersten Kenntnisse entwickelt, -die sich über die Ergebnisse der oberflächlichen Betrachtung -und der naiven Anschauung erhoben. Durch die Berührung -mit den in Ägypten und in Vorderasien entstandenen -Elementen entzündete sich alsdann der prometheische Funke, der -in den Griechen schlummerte. Ihnen gelang es, diese Elemente -nicht nur in sich aufzunehmen, sondern sie durch eigenes Forschen -zu vervielfältigen und den Baum der Erkenntnis zu pflanzen, der -nach einer langen Zeit der Dürre zu dem gewaltigen Stamme erwuchs, -von dem die Segnungen der heutigen Kultur in erster Linie -ausgegangen sind.</p> - -<p>Die Entwicklung der Naturwissenschaften ist seit der frühesten -Zeit mit derjenigen des mathematischen Denkens Hand in Hand -gegangen. Auch in dieser Hinsicht sind die ersten Regungen auf -die Ägypter und die Babylonier zurückzuführen. War man früher -bezüglich dieser beiden Völker fast nur auf die uns durch die -Literatur übermittelten, zum Teil recht zweifelhaften Berichte an<span class="pagenum"><a name="Page_p002" id="Page_p002">[Pg p002]</a></span>gewiesen, -so hat unser Zeitalter, indem es den Schutt von den -Ruinen Ägyptens und Mesopotamiens wegräumte und die alten -Schriftzeichen entziffern lernte, die Geschichte, die Kenntnisse, ja -das gesamte Leben jener ältesten Völker aus dem Dunkel und -der Vergessenheit nach Jahrtausenden ans Licht gebracht.</p> - -<p>Zwar ist die Kultur im Osten und im Süden Asiens vielleicht -ebenso früh entstanden wie diejenige, die in den Tälern des Nils -und des Euphrats emporblühte. Dennoch wird eine Geschichte -der gesamten exakten Wissenschaften auf Indien und China nur -wenig Rücksicht zu nehmen brauchen, weil die dort wohnende -Bevölkerung sehr abgeschlossen lebte und infolgedessen auf die -Entwicklung der naturwissenschaftlichen Kenntnisse in Vorderasien -und Europa nur geringen Einfluß gehabt hat.</p> - - -<h3>Die Kultur der Ägypter.</h3> - -<p>Wenden wir uns daher zunächst den Ägyptern zu, dem Volke, -das wohl die älteste Literatur und die ersten mathematischen, naturwissenschaftlichen -und medizinischen Kenntnisse hervorbrachte. Die -griechische Überlieferung, nach welcher die Ägypter von Süden -her aus Äthiopien in das Niltal eingewandert sind, hat der neueren -anthropologischen und Altertumsforschung gegenüber nicht Stand -gehalten<a name="FNanchor_2" id="FNanchor_2" href="#Footnote_2" class="fnanchor">2</a>. Wir müssen vielmehr annehmen, daß die alten Ägypter -protosemitischen Ursprungs, also mit den Babyloniern durch Abstammung -verwandt waren<a name="FNanchor_3" id="FNanchor_3" href="#Footnote_3" class="fnanchor">3</a>. Darauf weisen nicht nur sprachliche -Eigentümlichkeiten, sondern auch der Umstand hin, daß die -Kultur sich in Ägypten<a name="FNanchor_4" id="FNanchor_4" href="#Footnote_4" class="fnanchor">4</a> von der Mündung aus stromaufwärts -ausbreitete.</p> - -<p>Der fruchtbare, zu beiden Ufern des Nils sich durch die Wüste -hinziehende Streifen Landes, der das eigentliche Ägypten bildet, -erwies sich in der Hand der geistig höher begabten Ankömmlinge -als ein für die Entwicklung einer hohen Kultur vortrefflich geeigneter -Boden. Zuerst erblühte sie in Memphis, in dessen Mauern<span class="pagenum"><a name="Page_p003" id="Page_p003">[Pg p003]</a></span> -die Wissenschaften gepflegt wurden und die Künstler Meisterwerke -hervorbrachten. Die höchste Blüte entfaltete sie indessen, nachdem -um das Jahr 1600 v. Chr. das neue Reich mit der Hauptstadt Theben -gegründet war. In der Nähe der beiden Hauptplätze entstanden in -der Wüste monumentale Begräbnisstätten, welche den Wechsel der -Zeiten in solchem Maße überstanden haben, daß durch die neuere -archäologische Forschung, wie einer ihrer Hauptvertreter sagt<a name="FNanchor_5" id="FNanchor_5" href="#Footnote_5" class="fnanchor">5</a>, -nach und nach das ganze alte Ägypten wieder emporsteigt und -im vollen Lichte der Geschichte erscheint, so daß die Menschen -jener entlegenen Zeiten für uns die gleiche Wirklichkeit erhalten -wie die alten Griechen und Römer.</p> - -<p>Bis zum 19. Jahrhundert war man im wesentlichen auf die -Berichte griechischer und römischer Schriftsteller angewiesen. Zahlreiche, -mit der ägyptischen Hieroglyphenschrift bedeckte Schriftdenkmäler -waren zwar nach Europa gelangt. Die Kenntnis dieser -Schrift, sowie der daraus durch Abkürzung entstandenen hieratischen -und demotischen Form<a name="FNanchor_6" id="FNanchor_6" href="#Footnote_6" class="fnanchor">6</a>, war aber mit dem Ende des 3. Jahrhunderts -infolge des siegreichen Vordringens des Christentums verloren -gegangen. Um ihre Entzifferung bemühte man<a name="FNanchor_7" id="FNanchor_7" href="#Footnote_7" class="fnanchor">7</a> sich schon -im 17. Jahrhundert. Sie gelang erst, als nach dem ägyptischen -Feldzuge Napoleons die archäologische Erforschung des Nillandes -in Angriff genommen wurde. Epochemachend war die Entdeckung -einiger in Stein gemeißelter Erlasse, wie desjenigen von Rosette -(1799). Es ist das eine Basalttafel (jetzt im Britischen Museum), -welche die nämliche Bekanntmachung (von 197 v. Chr.) in drei verschiedenen -Sprachen enthält. Der eine Text bedient sich der altägyptischen -Sprache und der Hieroglyphenschrift. Die Übersetzungen -dagegen sind in der Volkssprache und der ihr entsprechenden -demotischen Schrift, sowie in griechischer Sprache und Schrift erfolgt. -Das größte Verdienst um die Entzifferung hat sich <span class="gesperrt">Champollion</span>, -der Begründer der Ägyptologie, erworben. Unter den -Fortsetzern seines Werkes ist vor allem <span class="gesperrt">Lepsius</span>, der eine<span class="pagenum"><a name="Page_p004" id="Page_p004">[Pg p004]</a></span> -preußische Expedition zur Erforschung der Denkmäler Ägyptens -(1842–45) leitete, zu nennen. Er entdeckte das in zwei Sprachen -abgefaßte Dekret von Kanopus (238 v. Chr.), das einen Einblick -in die Zeitrechnung der alten Ägypter gewährt. Zu -den Steininschriften sind in großer Zahl Texte auf Papyrus, -Leder und Tonscherben getreten. Auch Keilschriften haben sich -auf ägyptischem Boden (in Tell el-Amarna; siehe S. <a href="#Page_p015">15</a>) gefunden.</p> - -<p>Der Gründung der ersten ägyptischen Dynastie, die um 3300 -v. Chr. durch Mena (Menes) erfolgte, müssen schon ausgedehnte -Zeiträume einer ruhigen Entwicklung vorausgegangen sein, da uns -schon während der ersten Dynastien, deren die ägyptische Geschichte -bis zum Beginn der griechischen Herrschaft insgesamt -dreißig zählt, eine hochentwickelte Kultur entgegentritt. Dies -spricht sich sowohl in den erhaltenen Baudenkmälern, wie in den -schriftlichen Überlieferungen jenes Zeitraumes aus. So sind die -während der vierten Dynastie von Chufu, Chafra und Menkera -errichteten großen Pyramiden nicht nur wahre Wunder der Baukunst, -sondern die ganze Anlage dieser, im 4. Jahrtausend v. Chr. -Geburt entstandenen Werke weist auf astronomische und mathematische -Kenntnisse hin, die man in solch altersgrauer Zeit kaum -vermuten sollte. So sind die vier Seiten der Pyramiden genau -nach den Haupthimmelsgegenden gerichtet, während der Winkel, -den die Seitenwände mit der Grundfläche bilden, wenig oder gar -nicht von 52° abweicht, eine Tatsache, die, wie wir später sehen -werden, auf elementare Kenntnisse in der Trigonometrie und Ähnlichkeitslehre -hinweist.</p> - -<p>Auch daß man schon ein Jahrtausend vor Menes, nämlich -im Jahre 4241 v. Chr., in Unterägypten nach einem verbesserten -Kalender zu rechnen begann, spricht dafür, daß die Ägypter -bereits ein Kulturvolk waren, als sonst überall auf der Erde, -Babylonien nicht ausgeschlossen, das Dunkel vorgeschichtlicher -Zustände herrschte<a name="FNanchor_8" id="FNanchor_8" href="#Footnote_8" class="fnanchor">8</a>.</p> - -<p>Daß für die Anlage der altägyptischen Bauwerke häufig astronomische -Gesichtspunkte maßgebend waren, beweist uns auch die -Lage mancher Tempel. So ist durch den englischen Astronomen -<span class="gesperrt">Lockyer</span> ein Tempel bekannt geworden, dessen Hauptachse -gegen den Aufgangspunkt des von den Ägyptern als Gottheit<span class="pagenum"><a name="Page_p005" id="Page_p005">[Pg p005]</a></span> -verehrten Sirius gerichtet ist<a name="FNanchor_9" id="FNanchor_9" href="#Footnote_9" class="fnanchor">9</a>. Nach <span class="gesperrt">Lockyer</span> weist die Achse -eines anderen Tempels auf den Punkt, an dem die Sonne zur -Zeit der Sommersonnenwende untergeht. Bei der gewaltigen -Länge des Tempels vermochten die Sonnenstrahlen nur an diesem -einen Zeitpunkt des Jahres durch den ganzen Tempel hindurch -zu scheinen. Auf solche Weise wurden die Tempel zu astronomischen -Observatorien, die eine genauere Bestimmung der -Jahreslänge ermöglicht haben<a name="FNanchor_10" id="FNanchor_10" href="#Footnote_10" class="fnanchor">10</a>.</p> - -<p>Aus den ägyptischen Baudenkmälern läßt sich auch ermitteln, -wann die Bewohner des Nillandes mit der babylonischen Sechsteilung -des Kreises bekannt wurden. Bis zur Zeit der 18. Dynastie begegnen -uns nämlich nur Verzierungen, die auf der Vierteilung des Kreises -beruhen. Mit der 19. Dynastie tritt an Ornamenten und an Wagenrädern -die Teilung nach der Sechs auf. Nun ist bekannt geworden, -daß um jenen Zeitpunkt, als Vorderasien den Ägyptern tributpflichtig -wurde, Geschenke an den Hof der Pharaonen gelangten, -welche die Sechs- und Zwölfteilung des Kreises aufweisen<a name="FNanchor_11" id="FNanchor_11" href="#Footnote_11" class="fnanchor">11</a>. Wir -können also an diesem Beispiel verfolgen, auf welchen Wegen die -Kenntnisse von Volk zu Volk übermittelt wurden.</p> - -<p>Der außerordentlich frühen Verwendung von Schriftzeichen -entspricht es, daß die ältesten Dynastien bereits Aufzeichnungen -sammelten. Im 3. Jahrtausend v. Chr. gab es schon besondere -Beamte, welche die Bibliotheken verwalteten. Ja, ein Sohn des -Mena, des Begründers der ersten Dynastie, wird als Verfasser -medizinischer Schriften erwähnt<a name="FNanchor_12" id="FNanchor_12" href="#Footnote_12" class="fnanchor">12</a>.</p> - -<p>Die ägyptische Bilder- oder Hieroglyphenschrift tritt uns auf -den älteren ägyptischen Denkmälern als etwas Fertiges entgegen. -Offenbar ist sie aber das Erzeugnis einer langen vorgeschichtlichen -Entwicklung. Nicht nur Gegenstände, sondern auch abstrakte Begriffe -und Zeitwörter vermochte diese Schrift zum Ausdruck zu -bringen. Ohne Verkürzung und Vereinfachung finden wir die Hiero<span class="pagenum"><a name="Page_p006" id="Page_p006">[Pg p006]</a></span>glyphen<a name="FNanchor_13" id="FNanchor_13" href="#Footnote_13" class="fnanchor">13</a> -nur auf Steindenkmälern, deren sorgfältig bearbeitete -Flächen jeden Beschauer in Erstaunen setzen. Für den täglichen -Gebrauch wurden die Zeichen später in solchem Grade vereinfacht, -daß ihre ursprüngliche Form kaum wieder zu erkennen -ist (s. S. <a href="#fig3">3</a>).</p> - -<p>Indes nicht nur von den Geschehnissen, der Tracht und den -Gebräuchen, sondern auch von dem Wissen jener Zeiten können -wir uns auf Grund der aus den Gräbern und Tempeln von Memphis -und Theben herrührenden Schriftdenkmäler heute ein ziemlich zutreffendes -Bild machen.</p> - -<p>Daß schon zur Zeit des alten Reiches in Ägypten eine umfangreiche -Literatur bestand, kann mit Sicherheit angenommen -werden. Besaß doch, wie aus einer Grabinschrift bei Gizeh hervorgeht, -ein Großwürdenträger, der um 2200 v. Chr. lebte, den Titel -»Verwalter des Bücherhauses«<a name="FNanchor_14" id="FNanchor_14" href="#Footnote_14" class="fnanchor">14</a>. Von jener ältesten Literatur sind -jedoch nur spärliche Bruchteile erhalten geblieben. Neben religiösen, -moralphilosophischen und geschichtlichen Schriften umfaßte -diese Literatur auch Abhandlungen über Astronomie, Mathematik -und Heilkunde, welche die Grundlagen für spätere vollständigere, -auf uns gekommene ägyptische Schriftdenkmäler gebildet haben.</p> - -<p>Ihren Höhepunkt erreichte die altägyptische Kultur um das -Jahr 2000 vor Christi Geburt. Um diese Zeit wurde Ägypten zur -Großmacht, die erobernd in Vorderasien eindrang und mit dem -babylonischen Reich in enge Fühlung trat. Es entwickelte sich -sogar ein reger schriftlicher Verkehr zwischen den Pharaonen und -den Königen Babylons, sowie den asiatischen Vasallen. Dies beweisen -die in großer Zahl im Jahre 1888 in Ägypten<a name="FNanchor_15" id="FNanchor_15" href="#Footnote_15" class="fnanchor">15</a> aufgefundenen -Tontafeln mit Keilinschriften, welche heute den wertvollsten -Schatz der Museen von Kairo, London und Paris bilden.</p> - - -<h3>Mathematik und Technik der Ägypter.</h3> - -<p>In Ägypten, sagt <span class="gesperrt">Aristoteles</span> (Metaphys. I, 1), entstand die -mathematische Wissenschaft, denn hier war den Priestern die dazu -nötige Muße vergönnt. Nach einer Erzählung <span class="gesperrt">Herodots</span><a name="FNanchor_16" id="FNanchor_16" href="#Footnote_16" class="fnanchor">16</a> dagegen -entsprang für die Ägypter die Notwendigkeit, die Geometrie<span class="pagenum"><a name="Page_p007" id="Page_p007">[Pg p007]</a></span> -zu erfinden, dem Umstande, daß die Grenzen ihrer Ländereien -durch die jährlichen Überschwemmungen des Nils verwischt wurden -und deshalb durch Vermessung wiederhergestellt werden mußten. -Welche Bewandtnis es auch mit diesem Bericht des griechischen -Geschichtsschreibers haben mag, jedenfalls ist die Geometrie der -frühesten Kulturvölker aus den Bedürfnissen des Lebens hervorgegangen. -Die Ansicht, daß sie einem idealistischen Drange entsprungen -sei, dürfte nur für die späteren Entwicklungsstufen zutreffen<a name="FNanchor_17" id="FNanchor_17" href="#Footnote_17" class="fnanchor">17</a>. -Für das ehrwürdige Alter der Mathematik in Ägypten -spricht auch die von dort stammende älteste Urkunde dieser Wissenschaft<a name="FNanchor_18" id="FNanchor_18" href="#Footnote_18" class="fnanchor">18</a>. -Es ist dies eine Art Handbuch für den praktischen Gebrauch, -das um das Jahr 1800 v. Chr. verfaßt wurde und neben -zahlreichen arithmetischen Aufgaben, bei denen schon die Bruchrechnung -Anwendung findet, auch die erste Behandlung arithmetischer -und geometrischer Reihen, Flächenberechnungen der einfacheren -Figuren, wie sie für die Absteckung der Felder in Betracht -kommen, sowie die Bestimmung des Rauminhalts von Fruchtspeichern -enthält. Sogar der Flächeninhalt des Kreises wird in -diesem Papyrus ermittelt. Dies wird in der Weise bewerkstelligt, -daß man über dem um <sup>1</sup>/<sub>9</sub> verminderten Durchmesser ein Quadrat -errichtet. Hieraus läßt sich für π der überraschend genaue Wert -3,16 (statt 3,14) berechnen.</p> - -<p>Bezeichnend sind die Worte, mit denen <span class="gesperrt">Ahmes</span> sein Handbuch -einleitet. Sie lauten: »Vorschrift, zu gelangen zur Kenntnis -aller dunklen Dinge und Geheimnisse, welche in den Gegenständen -enthalten sind.« Sie erinnern an die 1<sup>1</sup>/<sub>2</sub> Jahrtausend später auftretenden -Pythagoreer, die auch Zahl und Maß als wirkliche, -in den Dingen geheimnisvoll schlummernde Wesen betrachteten. -Auf das außerordentlich hohe Alter der Mathematik in Ägypten -läßt sich übrigens auch daraus schließen, daß <span class="gesperrt">Ahmes</span> in seiner -Einleitung ausdrücklich sagt, er habe sein Buch nach alten Schriften -verfaßt, die zur Zeit eines früheren Königs entstanden seien. Diese -Schriften waren, wie aus jener Zeitangabe hervorgeht, etwa 500 Jahre<span class="pagenum"><a name="Page_p008" id="Page_p008">[Pg p008]</a></span> -älter als das Buch des <span class="gesperrt">Ahmes</span> und setzen ihrerseits wieder eine -lange Periode voraus, in welcher die niedergelegten Kenntnisse -langsam heranwuchsen, ohne schriftlich festgelegt zu werden.</p> - -<p>Ohne Zweifel hat man, da das Rechnen aus den Bedürfnissen -des Lebens entsprungen ist, zuerst mit benannten Zahlen gerechnet -und ist erst später zu abstrakten Zahlen übergegangen. Das -Rechnen mit diesen stand, wie der Papyrus Rhind beweist, im -20. Jahrhundert v. Chr. bereits auf einer Höhe, wie man sie vor -dem Bekanntwerden jener wichtigen Urkunde nicht vermuten -konnte<a name="FNanchor_19" id="FNanchor_19" href="#Footnote_19" class="fnanchor">19</a>.</p> - -<p><span class="gesperrt">Ahmes</span> setzt das Rechnen mit ganzen Zahlen voraus und -befaßt sich in seinen Aufgaben unter Anwendung der Brüche besonders -mit dem, was wir heute Gesellschaftsrechnung nennen. -Die von ihm benutzten Brüche sind Stammbrüche, d. h. solche, die -eins als Zähler haben. Einen Stammbruch schreibt er, indem er -über die Zahl des Nenners einen Punkt setzt. Jeder andere Bruch -wird als Summe von Stammbrüchen ausgedrückt, z. B. <sup>2</sup>/<sub>5</sub> durch -<sup>1</sup>/<sub>3</sub> und <sup>1</sup>/<sub>15</sub>, die ohne Additionszeichen nebeneinander gesetzt werden. -Die Darstellung eines beliebigen Bruches durch Stammbrüche stellt -<span class="gesperrt">Ahmes</span> an die Spitze.</p> - -<p>Um Brüche, die keine Stammbrüche sind, in Summen von -Stammbrüchen zu verwandeln, gibt <span class="gesperrt">Ahmes</span> eine Tafel der Brüche<a name="FNanchor_20" id="FNanchor_20" href="#Footnote_20" class="fnanchor">20</a> -von der Form <sup>2</sup>/(2n + 1) (n = 1, 2, 3 ... 49). Brüche mit höherem -Zähler werden in eine Summe gleichnamiger Brüche zerlegt. An -solchen Stammbruchsummen werden die Grundrechnungsarten vollzogen.</p> - -<p>Manche Aufgabe, die <span class="gesperrt">Ahmes</span> bringt, stellt sich als eine -Gleichung ersten Grades mit einer Unbekannten dar. Letztere -wird als Haufen bezeichnet. So lautet ein Beispiel: »Haufen, sein -<sup>2</sup>/<sub>3</sub>, sein <sup>1</sup>/<sub>2</sub>, sein <sup>1</sup>/<sub>7</sub>, sein Ganzes, es beträgt 33.« Das heißt nach -heutiger Schreibweise: (<sup>2</sup>/<sub>3</sub>)x + (<sup>1</sup>/<sub>2</sub>)x + (<sup>1</sup>/<sub>7</sub>)x + x = 33. Um x zu finden, -wird dann (<sup>2</sup>/<sub>3</sub> + <sup>1</sup>/<sub>2</sub> + <sup>1</sup>/<sub>7</sub> + 1) so lange vervielfältigt, bis 33 -herauskommt. Als weiteres Beispiel sei eine von den Aufgaben -aus der Gesellschaftsrechnung mitgeteilt. Sie lautet: »Zu verteilen -700 Brote unter vier Personen, <sup>2</sup>/<sub>3</sub> für den Einen, <sup>1</sup>/<sub>2</sub> für den Zweiten, -<sup>1</sup>/<sub>3</sub> für den Dritten, <sup>1</sup>/<sub>4</sub> für den Vierten.« Als Gleichung geschrieben -würde die Aufgabe in der Ausdrucksweise der heutigen<span class="pagenum"><a name="Page_p009" id="Page_p009">[Pg p009]</a></span> -Arithmetik lauten: (<sup>2</sup>/<sub>3</sub>)x + (<sup>1</sup>/<sub>2</sub>)x + (<sup>1</sup>/<sub>3</sub>)x + (<sup>1</sup>/<sub>4</sub>)x = 700. Der Wert -für x wird dann nach folgender Vorschrift gefunden: Addiere <sup>2</sup>/<sub>3</sub>, -<sup>1</sup>/<sub>2</sub>, <sup>1</sup>/<sub>3</sub> und <sup>1</sup>/<sub>4</sub>; das gibt 1 + <sup>1</sup>/<sub>2</sub> + <sup>1</sup>/<sub>4</sub>. Teile dann 1 durch -1 + <sup>1</sup>/<sub>2</sub> + <sup>1</sup>/<sub>4</sub>; das gibt <sup>1</sup>/<sub>2</sub> + <sup>1</sup>/<sub>14</sub>. Nimm dann <sup>1</sup>/<sub>2</sub> und <sup>1</sup>/<sub>14</sub> von 700; -das ergibt 400 für x.</p> - -<p>Außer der Hieroglyphe für die Unbekannte (unser x) besaßen -die alten Ägypter noch einige andere Operationszeichen. Z. B. -galt ein Zeichen, das schreitende Beine darstellt, je nach der -Richtung als Zeichen für die Addition oder als solches für die -Subtraktion. Auch für die Gleichsetzung war ein Zeichen vorhanden. -Bekannt war auch schon der Begriff der Wurzel. Bis -vor kurzem nahm man an, daß die alten Ägypter diesen Begriff -nicht kannten. Neuerdings sind aber Papyrusfragmente (aus der -12. Dynastie) bekannt geworden, in denen sich vermerkt findet, daß -√(16) = 4, √(6<sup>1</sup>/<sub>4</sub>) = 2<sup>1</sup>/<sub>2</sub> und √(1<sup>9</sup>/<sub>16</sub>) = 1<sup>1</sup>/<sub>4</sub> ist<a name="FNanchor_21" id="FNanchor_21" href="#Footnote_21" class="fnanchor">21</a>.</p> - -<p>Das Verfahren des Wurzelziehens dagegen ist wahrscheinlich -erst in der pythagoreischen Schule entwickelt worden, als man -größere Quadratzahlen bildete, deren Grundzahl nicht ohne weiteres -ersichtlich war, vor allem aber, als es galt, nach dem pythagoreischen -Lehrsatz die Hypotenuse aus den Katheten zu berechnen.</p> - -<p>Ferner begegnen uns Gleichungen wie die folgenden:</p> - -<p class="m2"> -2<sup>2</sup> + (1<sup>1</sup>/<sub>2</sub>)<sup>2</sup> = (2<sup>1</sup>/<sub>2</sub>)<sup>2</sup><br /> -6<sup>2</sup> + 8<sup>2</sup> = 10<sup>2</sup>. -</p> - -<p>Endlich sind Rollen aus der Zeit um 2000 v. Chr. bekannt -geworden, in denen sich Anweisungen über die Festlegung der -Wandrichtungen bei Tempelbauten finden. Das Verfahren bestand -im »Seilspannen«, das heißt, man teilte ein Seil im Verhältnis -3 : 4 : 5 und bildete aus diesen Stücken ein Dreieck, um -so den gesuchten rechten Winkel zu erhalten. Darauf stützt sich -die Ansicht, daß der pythagoreische Lehrsatz wohl auf ägyptische -Anregungen zurückzuführen sei<a name="FNanchor_22" id="FNanchor_22" href="#Footnote_22" class="fnanchor">22</a>.</p> - -<p>Ganz geschickt waren die Ägypter, wie aus dem Handbuch -des <span class="gesperrt">Ahmes</span> hervorgeht, auch schon in der Lösung von Aufgaben, -die auf die Anwendung von arithmetischen und geometrischen -Reihen hinauslaufen. Auch hier mögen einige Beispiele uns mit -den ersten Schritten auf diesem Gebiete bekannt machen. <span class="gesperrt">Ahmes</span> -stellt die Aufgabe, 100 Brote an 5 Personen in arithmetischer<span class="pagenum"><a name="Page_p010" id="Page_p010">[Pg p010]</a></span> -Progression so zu verteilen, daß die zwei ersten Personen, welche -die geringeren Anteile erhalten, zusammen <sup>1</sup>/<sub>7</sub> von dem bekommen, -was auf die 3 übrigen Personen entfällt. <span class="gesperrt">Ahmes</span> setzt zunächst -das kleinste Glied gleich 1 und sagt dann ohne Begründung: -»Mache, wie geschieht, den Unterschied gleich 5<sup>1</sup>/<sub>2</sub>«. So erhält -er die arithmetische Reihe: 1, 6<sup>1</sup>/<sub>2</sub>, 12, 17<sup>1</sup>/<sub>2</sub>, 23. Sie genügt -zwar der Bedingung, daß die Summe der beiden ersten Glieder -gleich <sup>1</sup>/<sub>7</sub> von der Summe der drei letzten ist. Indessen enthält -diese Reihe statt der gegebenen 100 nur 60 Einheiten. Da aber -100 das 1<sup>2</sup>/<sub>3</sub>fache von 60 ist, verbessert <span class="gesperrt">Ahmes</span> den unrichtigen, -aber auch nur vorläufigen Ansatz, indem er jedes Glied der Reihe -mit 1<sup>2</sup>/<sub>3</sub> multipliziert. Er findet so ganz richtig die allen Bedingungen -entsprechende Reihe 1<sup>2</sup>/<sub>3</sub>, 10<sup>5</sup>/<sub>6</sub>, 20, 29<sup>1</sup>/<sub>6</sub>, 38<sup>1</sup>/<sub>3</sub>.</p> - -<p>Bei einer anderen Aufgabe schimmert schon die Kenntnis der -Summierungsformel<a name="FNanchor_23" id="FNanchor_23" href="#Footnote_23" class="fnanchor">23</a> für die geometrische Reihe durch. Als -Summe der fünf ersten Potenzen von sieben: 7 + 49 + 343 + 2401 -+ 16807 wird 19607 gefunden. Dies geschieht nicht nur durch -Addition, sondern indem <span class="gesperrt">Ahmes</span> das Produkt von 2801 und 7 -bildet. Letzteres Verfahren steht nun in auffallender Übereinstimmung -mit der Summenformel s = ((a<sup>n</sup> - 1)/(a - 1)) · a. Denn für den -vorliegenden Fall ist ((a<sup>n</sup> - 1)/(a - 1)) · a = ((7<sup>5</sup> - 1)/6) · 7 = 2801 · 7.</p> - -<p>Weit verbreitet war bei den Ägyptern wie bei den Griechen -und den übrigen Völkern des Altertums das Rechenbrett (Abacus). -Die Zahlen wurden eingeschrieben oder durch Steinchen, Stifte -oder sonstige Marken bezeichnet<a name="FNanchor_24" id="FNanchor_24" href="#Footnote_24" class="fnanchor">24</a>.</p> - -<p>Vergegenwärtigt man sich die Wunder der Ingenieur- und -der Baukunst, welche die alten Ägypter schufen, sowie ihre von -<span class="gesperrt">Herodot</span> erwähnten Kenntnisse in der Vermessungskunde, so -muß man annehmen, daß die Geometrie bei diesem Volke nicht -minder wie das Rechnen gepflegt wurde.</p> - -<p>Höchst wahrscheinlich gab es auch für die Geometrie schon -Lehrbücher von der Art, wie uns der Zufall ein solches in dem -Handbuch des <span class="gesperrt">Ahmes</span> für die Arithmetik in die Hände gespielt -hat. Leider ist ein ausschließlich der Geometrie gewidmeter Papyrus -bisher noch nicht entdeckt worden. Indessen hat sich das Handbuch -des <span class="gesperrt">Ahmes</span> auch für die Kenntnis des geometrischen Wissens<span class="pagenum"><a name="Page_p011" id="Page_p011">[Pg p011]</a></span> -der Ägypter als eine Fundgrube erwiesen<a name="FNanchor_25" id="FNanchor_25" href="#Footnote_25" class="fnanchor">25</a>. In welcher Weise -die Fläche des Kreises ermittelt wurde, haben wir schon erwähnt. -Hier sei noch ein Beispiel für die Dreiecksberechnung -mitgeteilt. Es handelt sich um ein gleichschenkliges Dreieck, dessen -Schenkel 10 und dessen Grundlinie 4 Maßeinheiten lang sind. »Die -Hälfte von 4 wird mit 10 vervielfältigt; sein Flächeninhalt ist es.« -So lautet die Lösung bei <span class="gesperrt">Ahmes</span><a name="FNanchor_26" id="FNanchor_26" href="#Footnote_26" class="fnanchor">26</a>. Eine Begründung dieses Verfahrens, -das ja zwar kein richtiges, indessen, wenn die Basis verhältnismäßig -klein ist, ein von der Wahrheit nur wenig abweichendes -Ergebnis liefert, findet sich bei <span class="gesperrt">Ahmes</span> nicht. -Seiner Lösung liegt die Formel (<sup>b</sup>/<sub>2</sub>) · a zugrunde -(siehe <a href="#fig1">Abb. 1</a>), während die richtige Formel -<sup>b</sup>/<sub>2</sub> · √(a<sup>2</sup> - (b<sup>2</sup>/<sub>4</sub>)) lautet. Letztere läuft also auf -die Ausziehung einer Quadratwurzel hinaus, ein -Verfahren, das bei <span class="gesperrt">Ahmes</span> nirgends vorkommt, -und das er vermutlich auch nicht kannte, so -daß wir eine genaue Berechnung des Flächeninhalts von ihm auch -nicht erwarten dürfen.</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig1" id="fig1" href="images/abb1.jpg"><img width="175" height="194" src="images/abb1.jpg" alt="[Abb. 1]" /></a> -<div class="caption">Abb. 1.</div> -</div> - -<p>Handelte es sich um das Ausmessen von weniger einfachen -Figuren, so bedienten sich die Ägypter der Zerlegung durch -Hilfslinien. So hat man alte Zeichnungen gefunden, in denen das -Paralleltrapez auf mehrfache -Weise zerlegt ist (s. <a href="#fig2">Abb. 2</a>).</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig2" id="fig2" href="images/abb2.jpg"><img width="300" height="78" src="images/abb2.jpg" alt="[Abb. 2]" /></a> -<div class="caption">Abb. 2. Geometrische Elemente in altägyptischen -Verzierungen<a name="FNanchor_27" id="FNanchor_27" href="#Footnote_27" class="fnanchor">27</a>.</div> -</div> - -<p>In den Geräten und Zieraten, -die auf der Kreisteilung -beruhen, kommt die Teilung -in 4 und 8, sowie in 6 und -12 Sektoren vor, während man einer Teilung in 5 und 10 Sektoren -nicht begegnet<a name="FNanchor_28" id="FNanchor_28" href="#Footnote_28" class="fnanchor">28</a>.</p> - -<p>Nicht nur mit Flächen- und Inhaltsbestimmungen, sondern -auch mit Streckenverhältnissen und den Eigenschaften der Winkel -waren die Ägypter zur Zeit des mittleren Reiches schon bis zu -einem gewissen Grade vertraut. Auch die Konstruktion des rechtwinkligen -Dreiecks aus den Strecken 3, 4 und 5 scheint ihnen -schon sehr früh bekannt gewesen zu sein, wenn sie auch nicht<span class="pagenum"><a name="Page_p012" id="Page_p012">[Pg p012]</a></span> -durch mathematische Ableitung, sondern als Erzeugnis der Erfahrung -in ihren Besitz gelangt sein werden<a name="FNanchor_29" id="FNanchor_29" href="#Footnote_29" class="fnanchor">29</a>.</p> - -<p>Um die große Genauigkeit zu erklären, die uns bei den Pyramiden -nicht nur in den Abmessungen des ganzen Bauwerkes, sondern -auch in der Bearbeitung der einzelnen Steine begegnet, muß man -bei den alten Ägyptern schon einige Bekanntschaft mit den Grundlehren -der Ähnlichkeitslehre und der Trigonometrie voraussetzen. -Dafür sprechen auch die Abschnitte, die <span class="gesperrt">Ahmes</span> in seinem Handbuch -dem Pyramidenbau widmet. In diesen Abschnitten begegnet -uns nämlich ein Ausdruck<a name="FNanchor_30" id="FNanchor_30" href="#Footnote_30" class="fnanchor">30</a>, der wahrscheinlich das Verhältnis der -halben Diagonale zur Seitenkante der Pyramide bedeutet, also dem -Cosinus des Winkels, den diese beiden Linien bilden, entsprechen -würde. Dieses oder ein entsprechendes Verhältnis muß den Bauleitern -und Steinmetzen stets gegenwärtig gewesen sein, da sich -die genaue Übereinstimmung der Winkel, welche die Kanten mit -dem Erdboden bilden, sonst nicht erklären läßt.</p> - -<p>In Anbetracht dieser frühen Entwicklung der Geometrie muß -es auffallen, daß die Ägypter die Kunst des perspektivischen -Zeichnens noch nicht entwickelt haben, wie aus ihren Reliefs und -Wandgemälden, die in so großer Fülle und in solch vortrefflichem -Zustande auf unsere Zeit gelangt sind, hervorgeht.</p> - -<p>Das Handbuch des <span class="gesperrt">Ahmes</span> beweist, daß die Mathematik fast -zwei Jahrtausende vor Beginn unserer Zeitrechnung in Ägypten -schon eine hohe Entwicklungsstufe erreicht hatte. Dabei ist noch -zu berücksichtigen, daß sich in dieser Urkunde manche Fehler -finden, welche die Vermutung nahe legen, daß es sich hier nur -um eine Schülerarbeit handelt. An die Mathematik der Ägypter -haben zunächst die Griechen angeknüpft. Die ägyptische Stammbruchlehre -läßt sich sogar über die Zeit der Araber hinaus, bis -in das deutsche Mittelalter verfolgen. Ferner ist die Beweisform -des Euklid, der wir noch heute folgen, ägyptischen Mustern nachgebildet<a name="FNanchor_31" id="FNanchor_31" href="#Footnote_31" class="fnanchor">31</a>.</p> - -<p>Wie auf dem Gebiete der Wissenschaften, so haben die -Ägypter auch auf dem Gebiete der Technik Grundlegendes geschaffen. -Vergegenwärtigt man sich ihre Leistungen auf diesem -Gebiete, so erscheint es durchaus berechtigt, von einer Ingenieurtechnik -und einer Ingenieurmechanik schon bei den alten Ägyptern<span class="pagenum"><a name="Page_p013" id="Page_p013">[Pg p013]</a></span> -zu reden<a name="FNanchor_32" id="FNanchor_32" href="#Footnote_32" class="fnanchor">32</a>. Durch ähnliche Bedingungen hervorgerufen, entstanden -diese Zweige menschlichen Schaffens bei den Bewohnern des Zweistromlandes, -um dann ihre weitere Entwicklung zu erstaunlichen -Leistungen bei den Griechen und den Römern zu erfahren.</p> - -<p>Die Ingenieurtechnik entstand im steten Kampfe des Menschen -mit den Kräften der Natur und durch sein Bestreben, sich nicht nur -gegen diese Kräfte zu behaupten, sondern sie sich dienstbar zu -machen. Die frühesten Aufgaben der Ingenieurtechnik betrafen -das Wasser in allen seinen Formen und Wirkungen. Durch alle -Mittel der künstlichen Bewässerung gelang es den Ägyptern und -den Babyloniern, ihre Wohnsitze zu Kornkammern für die Alte -Welt zu machen. Mit der Pflege und mit der Vernachlässigung -der hierfür geschaffenen Einrichtungen stieg und sank die Bedeutung -jener Länder und ihrer Bewohner. Da dem Unterlauf -des Nils, sowie Mesopotamien der Regen fast ganz fehlt, so ließ -sich der Ackerbau in diesen Landstrichen nur dadurch heben, -daß ein verwickeltes System von Stauwerken und Kanälen unter -Anpassung an die wechselnde Wassermenge der Flüsse geschaffen -wurde.</p> - -<p>Aufgaben ganz anderer Art erwuchsen der Ingenieurmechanik -schon im Altertum aus dem Bemühen, das Wasser als Verkehrsmittel -zu benutzen, Wasserwege zu schaffen. Das Großartigste, -was uns auf diesem Gebiete im alten Ägypten begegnet, ist die -Herstellung einer Verbindung zwischen dem Mittelländischen und -dem Roten Meer. Man ist geneigt, die Idee und die Ausführung -dieses Projektes als etwas ganz Neuzeitliches zu betrachten, und -dennoch sind der Plan und seine Verwirklichung uralt. Schon -zur Zeit Ramses des Zweiten, um 1300 vor Christi Geburt, bestand -ein Kanal, welcher den mittelsten der kleinen, auf der -Landenge von Suez befindlichen Seen mit einem etwa 70 km westlich -fließenden Arm des Nils verband. Was lag näher als der -Gedanke, eine Fortsetzung nach dem Roten Meere zu schaffen und -so zwei Weltmeere, wenn auch durch die Vermittelung eines -Flusses, in Verbindung zu setzen? Unter den Ptolemäern und -den Arabern wurde diese Wasserstraße ihrer Bedeutung entsprechend -gut im Stande gehalten. Erst vom 8. Jahrhundert -n. Chr. an verfiel der Kanal, welcher dem später infolge der Ent<span class="pagenum"><a name="Page_p014" id="Page_p014">[Pg p014]</a></span>deckungsreisen -aufkommenden Weltverkehr auch nicht genügt -haben würde.</p> - -<p>Geradezu rätselhaft sind die technischen Leistungen, die uns -im alten Ägypten dort begegnen, wo es sich um die Fortbewegung -gewaltiger Lasten handelt. Auf weite Strecken wurden Steinmassen -fortgeschafft, deren Gewicht sich auf 3–400 Tonnen beziffert. -Das Aufrichten der aus einem einzigen Granitblock gemeißelten, -bis zu 30 m hohen, ein Gewicht von 3–400000 kg -besitzenden Obelisken würde selbst der heutigen Technik große -Schwierigkeiten bereiten<a name="FNanchor_33" id="FNanchor_33" href="#Footnote_33" class="fnanchor">33</a>. Über die Ausführung bestehen nur -Vermutungen. Daß es dabei an maschinellen Hilfsmitteln nicht -fehlte, unterliegt indessen keinem Zweifel. Ungeheure Sklavenheere -ersetzten zwar im Altertum bis zu einem gewissen Grade -die Maschinen. Dies allein genügt indes nicht zur Erklärung -solcher Leistungen. Es mußten intelligente Führer, die mit der -Konstruktion und der Handhabung mechanischer, wenn auch nur -empirisch beherrschter Mittel vertraut waren, hinzukommen.</p> - -<p>Auch mit der Metallbereitung waren die Ägypter früh bekannt. -Um die Zeit des Menes (3300 v. Chr.) war das Kupfer -schon ziemlich verbreitet. Es wurde besonders auf der Halbinsel -Sinai gewonnen. Silber und Eisen waren fast ebenso früh bekannt.</p> - -<p>Bis zum Jahre 3000 etwa haben die Ägypter reines Kupfer -verwandt. Von diesem Zeitpunkt an haben sie das Kupfer mit -Zinn legieren gelernt.</p> - -<p>Das erste Metall, das die Völker der Alten Welt kennen und -bearbeiten lernten, war ohne Zweifel das Gold. Für die Ägypter -kam als Fundort besonders das Bergland zwischen dem Nile und -dem Roten Meer in Betracht. Auch Arabien war reich an Gold. -An den Küsten des Roten Meeres wird wohl auch Salomos Goldland -Ophir zu suchen sein.</p> - -<p>Eigentümlich ist dem ägyptischen Wesen, daß es vorwiegend -auf das Praktische gerichtet war. Die alten Ägypter besaßen -eine hochentwickelte Heilkunde; sie waren geschickt im Feldmessen -und im Rechnen. Sie haben sich schon gut am Himmel -zu orientieren verstanden. Die Sterne zu deuten, wie es die -Babylonier taten, lag ihnen jedoch fern.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p015" id="Page_p015">[Pg p015]</a></span></p> - - -<h3>Die babylonisch-assyrische Kultur.</h3> - -<p>Viel später als die Kultur der alten Ägypter ist diejenige -der Babylonier auf Grund der archäologischen Durchforschung -ihres Landes bekannt geworden. Auch hier lieferten die zwischen -den Ruinen untergegangener Städte aufgehäuften oder verschütteten -Trümmer eine bei weitem zuverlässigere und wertvollere -Ausbeute als die auf uns gekommene, die Babylonier betreffende -Literatur.</p> - -<p>Das älteste Volk Mesopotamiens, von dem wir Kenntnis besitzen, -sind die Sumerer. Man nimmt an, daß sie zur mongolischen -Rasse im weiteren Sinne gehörten. Es würde danach ein -gewisser Zusammenhang zwischen der ältesten ostasiatischen und -der ersten Kultur Vorderasiens bestanden haben. Der Beginn -der letzteren wird bis in das 5. Jahrtausend v. Chr. zurückverlegt.</p> - -<p>Um das Jahr 3000 drang ein Volk semitischer Abstammung -in Mesopotamien ein. Bis in jene Zeit hinauf besitzen wir geschriebene -Urkunden, die allerdings über die Eroberung selbst -nichts besagen<a name="FNanchor_34" id="FNanchor_34" href="#Footnote_34" class="fnanchor">34</a>. Wie in Ägypten entstanden zuerst einzelne -kleine Reiche, die später vereinigt wurden. Als der älteste König -des gesamten Babyloniens wird der um 2200 v. Chr. lebende -Hammurabi genannt.</p> - -<p>Wie später in Europa das Lateinische, so blieb in Vorderasien -das Sumerische als die Sprache des älteren Kulturvolkes -lange Zeit erhalten und für wissenschaftliche Zwecke im Gebrauch. -Die frühzeitige, hohe Entwicklung des geistigen Lebens der Babylonier -erkennen wir daraus, daß dieses Volk sich schon gegen das -Ende des dritten Jahrtausends v. Chr. mit grammatischen Studien, -wichtigen Rechtsfragen und vor allem mit der aufmerksamen Erforschung -der Himmelserscheinungen beschäftigte.</p> - -<p>Daß die Beziehungen des babylonischen Reiches bis nach -Ägypten reichten, beweisen die erwähnten, aus dem 16. Jahrhundert -v. Chr. stammenden Tell el-Amarna<a name="FNanchor_35" id="FNanchor_35" href="#Footnote_35" class="fnanchor">35</a>-Funde, unter denen sich<span class="pagenum"><a name="Page_p016" id="Page_p016">[Pg p016]</a></span> -Briefe des Königs von Babylonien an den ägyptischen Herrscher -Amenophis IV. befinden. Neben dem babylonischen und dem -ägyptischen bestand in Kleinasien das Reich der Hettiter (Chatti)<a name="FNanchor_36" id="FNanchor_36" href="#Footnote_36" class="fnanchor">36</a>. -Daß auch Griechenland mit dem alten Orient in engen Beziehungen -stand, hat die neuere archäologische Forschung gleichfalls dargetan. -Die Vermittlung erfolgte insbesondere durch die Phönizier, -die bis zum Jahre 1300 v. Chr. im Besitz von Kreta waren und -damals das Ägäische Meer beherrschten.</p> - -<p>Um 1300 v. Chr. eroberten die Assyrer das Zweistromland. -Sie haben es durch ausgedehnte Bewässerungsanlagen gehoben, -über die uns <span class="gesperrt">Herodot</span> berichtet hat<a name="FNanchor_37" id="FNanchor_37" href="#Footnote_37" class="fnanchor">37</a>. Nicht minder wurde -die Wissenschaft gepflegt. Besonders seit der Zeit des Assyrerkönigs -Assurbanipal oder Sardanapal (7. Jahrhundert v. Chr.) -entwickelte sich die Astrologie zur astronomischen, auf steten und -genauen Beobachtungen fußenden Wissenschaft. Mit der Entdeckung -der Bibliothek dieses Königs gelangte auch ein großes -babylonisches Werk über die Astrologie ans Tageslicht<a name="FNanchor_38" id="FNanchor_38" href="#Footnote_38" class="fnanchor">38</a>, das seitdem -die wichtigste Quelle für die astronomischen Kenntnisse der -älteren babylonischen Zeit bildet.</p> - -<p>Die in Ninive, Babylon und an anderen Stätten in neuerer Zeit -durch die Ausgrabungen der Engländer, Amerikaner und neuerdings -auch der Deutschen in großer Menge an das Tageslicht geförderten -Schriftdenkmäler sind gebrannte Tontafeln, auf denen die -Schriftzüge als keilförmige Eindrücke eingeritzt sind (s. <a href="#fig3">Abb. 3</a>).</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p017" id="Page_p017">[Pg p017]</a></span></p> - -<p>Ihre Entzifferung gelang erst, seitdem man (1835) mehrsprachige -Texte entdeckte. Für diese Entzifferung und damit für -die Erforschung der babylonischen und assyrischen Geschichte sind -die Inschriften grundlegend gewesen, die sich in den Ruinen der -persischen Königspaläste in Persepolis und Susa befinden. Heute -sind Hunderttausende von Keilschrifttafeln zutage gefördert<a name="FNanchor_39" id="FNanchor_39" href="#Footnote_39" class="fnanchor">39</a>. -Eine ganze Bibliothek entdeckte 1848 der englische Altertumsforscher -<span class="gesperrt">Layard</span><a name="FNanchor_40" id="FNanchor_40" href="#Footnote_40" class="fnanchor">40</a>.</p> - -<p>Für die Kenntnis der ältesten Entwicklung der Mathematik -sind die sogenannten »Nippurtexte« von großer Wichtigkeit. Sie -umfassen etwa 50000 Keilschrifttafeln, die in dem Tempel zu -Nippur aufbewahrt und durch amerikanische Ausgrabungen ans -Tageslicht gefördert wurden. Die »Nippurtafeln« sind in der -Zeit von 2200–1350 v. Chr. entstanden. In Nippur wurden, wie -die Texte bezeugen, nicht nur Mathematik, sondern auch Astronomie -und Heilkunde betrieben<a name="FNanchor_41" id="FNanchor_41" href="#Footnote_41" class="fnanchor">41</a>. Aus den gefundenen Multiplikationstafeln -geht hervor, daß die Babylonier das Prinzip des -Stellenwertes kannten, allerdings ohne sich der Null zu bedienen<a name="FNanchor_42" id="FNanchor_42" href="#Footnote_42" class="fnanchor">42</a>.</p> - -<p>Es ist anzunehmen, daß die Keilschrift in ähnlicher Weise -aus einer hieroglyphischen oder Bilderschrift entstanden ist, wie -es mit der hieratischen Schrift der Ägypter der Fall war. Durch -Keilstriche wurden auch die Zahlen bezeichnet. Der Vertikalkeil -<img src="images/pg17a.jpg" width="10" height="30" alt="Symbol: Keil mit dickem Ende oben" /> -bedeutete die Einheit. Zehn wurde durch zwei einen Winkel bildende -Keile ausgedrückt <img src="images/pg17b.jpg" width="15" height="30" alt="Symbol: zwei am dicken Ende verbundene Keile" /> - und weitere Zahlen durch Nebeneinanderstellung -dieser beiden Elemente gebildet. Für hundert war -ein besonderes Zeichen, nämlich ein Vertikalkeil in Verbindung mit -einem rechts davon stehenden Horizontalkeil im Gebrauch -<img src="images/pg17c.jpg" width="40" height="30" alt="Symbol: Vertikalkeil neben nach rechts weisendem Keil" /> -. -Größere Zahlen wurden meist durch Nebeneinanderstellen, aber -auch durch Vervielfältigung gebildet, indem die Zahl links von dem -Zeichen als Faktor auftrat. Tausend z. B. wurde -<img src="images/pg17d.jpg" width="48" height="30" alt="Symbol: Keilwinkel, dann Vertikalkeil, dann Horizontalkeil nach rechts" /> -, also 10 mal -hundert geschrieben. Tausend selbst wird wieder mit Koeffizienten -versehen, um größere Zahlen auszudrücken, so daß z. B. -<img src="images/pg17e.jpg" width="64" height="30" alt="Symbol: 2 Keilwinkel, dann Vertikalkeil, dann Horizontalkeil nach rechts" /> -nicht etwa 20 mal hundert, sondern 10 mal tausend, also 10000 -bedeutet. Es ist also eine Vervielfältigung von Einheiten verschiedener<span class="pagenum"><a name="Page_p018" id="Page_p018">[Pg p018]</a></span> -dekadischer Ordnung, die uns bei den Babyloniern begegnet. -Auch in der Bibel wird dieses Verfahren, in offenbarer -Anlehnung an das babylonische, zur Abschätzung großer Mengen -gebraucht<a name="FNanchor_43" id="FNanchor_43" href="#Footnote_43" class="fnanchor">43</a>.</p> - -<p>Die Keilschrifttafeln besaßen vor den Papyrusrollen den Vorzug, -daß sie so gut wie unzerstörbar waren, zumal wenn sie gebrannt -wurden.</p> - -<p>Ein sehr reiches Material förderte die Entdeckung der Bibliothek -Assurbanipals (Sardanapals) durch <span class="gesperrt">Layard</span> (s. vor. Seite) zutage. -Dieser König (668–626) unterhielt eine Bibliothek, für die -er zahlreiche Werke anderer Archive, die bis auf das Jahr 1900 -v. Chr. zurückgehen, abschreiben ließ. Von dieser Sammlung sind -etwa 25000 Tafeln auf uns gekommen. Sie sind die wichtigste -Fundstelle der babylonisch-assyrischen Literatur. Für die Geschichte -der Wissenschaften sind sie dadurch besonders wertvoll, -daß sie manches Bruchstück mathematischer, medizinischer und -astrologischer Werke enthalten. Bei der Eigenart und Unvollständigkeit -dieser Urkunden kann es nicht wundernehmen, wenn -sich im Beginn ihres Bekanntwerdens auch manche unhaltbare -Kombination auf ihnen aufgebaut hat.</p> - -<p>Die Bibliothek Sardanapals befindet sich heute im Britischen -Museum. Sie wurde besonders in den letzten Jahrzehnten des -19. Jahrhunderts in Ninive ausgegraben und enthält allein etwa -4000 Tafeln mit astrologischen Aufzeichnungen. Seitdem erkannte -man mit Bestimmtheit, daß die Astrologie auf die Babylonier und -die Assyrer zurückgeht, während man früher darüber nur die Nachrichten -der griechisch-römischen Literatur (z. B. <span class="gesperrt">Diodor</span>, <span lang="la" xml:lang="la">Bibliotheca -historica</span> 2, 29 u. f.) besaß. Die astrologischen Keilschriftfunde -der Bibliothek Sardanapals sind die weitaus wichtigsten, die -man kennen gelernt hat.</p> - - -<h3>Die Mathematik der Babylonier.</h3> - -<p>Außer der dezimalen Schreibweise findet sich bei den Babyloniern -eine andere, die auf dem Sexagesimalsystem beruht und -mit der Teilung des Kreisumfanges durch Abtragen des Radius, -sowie der Einteilung des Jahres in 360 Tage zusammenhängt. Die -Auffindung und die Entzifferung von Keilschrifttafeln hat bewiesen,<span class="pagenum"><a name="Page_p019" id="Page_p019">[Pg p019]</a></span> -daß das Sexagesimalsystem von den Babyloniern schon unter Berücksichtigung -des Prinzips des Stellenwertes angewandt wurde. -So enthält eine Tafel, die 1854 bei Senkereh gefunden wurde, die -ersten 60 Quadratzahlen in folgender Anordnung:</p> - - -<table summary="Quadratzahlen-Tafel"> -<tr> - <td> </td> - <td>1</td> - <td>ist</td> - <td>das</td> - <td>Quadrat</td> - <td>von</td> - <td>1</td></tr> -<tr> - <td> </td> - <td>4</td> - <td class="tdc">»</td> - <td class="tdc">»</td> - <td class="tdc">»</td> - <td class="tdc">»</td> - <td>2</td> - </tr> -<tr> - <td> </td> - <td>9</td> - <td class="tdc">»</td> - <td class="tdc">»</td> - <td class="tdc">»</td> - <td class="tdc">»</td> - <td>3</td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr">Anstatt</td> - <td> 64</td> - <td class="tdc">»</td> - <td class="tdc">»</td> - <td class="tdc">»</td> - <td class="tdc">»</td> - <td>8 usw.</td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr">heißt es aber<a name="FNanchor_44" id="FNanchor_44" href="#Footnote_44" class="fnanchor">44</a></td> - <td>1 + 4</td> - <td class="tdc">»</td> - <td class="tdc">»</td> - <td class="tdc">»</td> - <td class="tdc">»</td> - <td>8</td> - </tr> -<tr> - <td> </td> - <td>1 + 21</td> - <td class="tdc">»</td> - <td class="tdc">»</td> - <td class="tdc">»</td> - <td class="tdc">»</td> - <td>9</td> - </tr> -<tr> - <td> </td> - <td>1 + 40</td> - <td class="tdc">»</td> - <td class="tdc">»</td> - <td class="tdc">»</td> - <td class="tdc">»</td> - <td>10</td> - </tr> -</table> - - -<p>Dies ist nur verständlich, wenn die 1 vor 4, 21 und 40 als -sexagesimale Einheit höherer Ordnung, nämlich als 60 aufgefaßt -wird.</p> - -<p>Ein anderes Täfelchen von Senkereh enthält die Kubikzahlen -von 1 bis 32 unter Anwendung des Sexagesimalsystems und des -Prinzips des Stellenwertes. Ob für fehlende Einheiten ein besonderes -Symbol, also etwas, das der Null entspricht, gebraucht wurde, -ist nicht ersichtlich, weil unter den Kubikzahlen von 1 bis 32 keine -vorkommt, die nur aus Einheiten der ersten und dritten Stufe zusammengesetzt -ist<a name="FNanchor_45" id="FNanchor_45" href="#Footnote_45" class="fnanchor">45</a>. Neben ganzen, nach dem Sexagesimalsystem -gebildeten Zahlen kommen auch Sexagesimalbrüche vor.</p> - -<p>Während die Ägypter dem Zähler ihrer Brüche den konstanten -Wert 1 beilegten, begegnet uns in den Brüchen der Babylonier -der konstante Nenner 60 oder 3600 (60 × 60). Die Brüche <sup>1</sup>/<sub>2</sub> -oder <sup>1</sup>/<sub>3</sub> wurden durch <sup>30</sup>/<sub>60</sub> oder <sup>20</sup>/<sub>60</sub> ausgedrückt und eine der -Dezimalbruchform ähnliche Schreibweise benutzt<a name="FNanchor_46" id="FNanchor_46" href="#Footnote_46" class="fnanchor">46</a>.</p> - -<p>Das Sexagesimalsystem nahmen später die griechischen Astronomen -an. Ihrem Beispiele folgten die Araber und das Mittelalter, -bis endlich in der Neuzeit die dezimale Schreibweise -aufkam.</p> - -<p>Die für die Geschichte der Mathematik so wichtigen Tafeln -von Senkereh dürften etwa um dieselbe Zeit entstanden sein, in<span class="pagenum"><a name="Page_p020" id="Page_p020">[Pg p020]</a></span> -der das mathematische Handbuch des <span class="gesperrt">Ahmes</span> in Ägypten verfaßt -wurde.</p> - -<p>Die Rechenkunst der Chaldäer war, nicht nur nach den -gefundenen Schriftdenkmälern, sondern auch nach griechischen -Quellenschriften zu urteilen, eine uralte. So heißt es bei Theon -von Smyrna<a name="FNanchor_47" id="FNanchor_47" href="#Footnote_47" class="fnanchor">47</a>, die Ägypter hätten bei der Untersuchung der -Planetenbewegungen gezeichnet, die Chaldäer dagegen gerechnet, -und von diesen beiden Völkern hätten die griechischen Astronomen -die Anfänge ihrer Kenntnisse erhalten. Daß indessen auch die -geometrischen Kenntnisse der Babylonier nicht gering waren, ist -aus ihren Wandzeichnungen und ihrer hochentwickelten Baukunst -– wandten sie doch bereits lange vor den Etruskern Bogengewölbe -an – zu schließen. So findet sich die Sechsteilung des Kreises -als bewußte geometrische Konstruktion; eine Tontafel geometrischen -Inhalts enthält sogar die Dreiteilung des rechten Winkels. An -die Sechsteilung des Kreises schloß sich ferner die Teilung des -ganzen Kreisumfanges in 360 Grade.</p> - - -<h3>Der Ursprung der Astronomie.</h3> - -<p>Nachdem wir die Anfänge der Mathematik kennen gelernt -haben, wenden wir uns den frühesten naturwissenschaftlichen Problemen -zu, an denen sich das mathematische Denken erproben -sollte. Die am Himmel sich abspielenden Vorgänge waren es, die -zuerst den Begriff einer gesetzmäßig verlaufenden Erscheinung aufkommen -ließen. Es ist daher kein Zufall, daß man sich diesen -Vorgängen vor allen anderen mit forschendem Blick zuwandte -und daß die Astronomie neben der Mathematik zu den ersten Betätigungen -des menschlichen Geistes gehört, die Anspruch auf den -Namen einer Wissenschaft erheben können. Auch auf diesem -Gebiete sind nicht etwa die Griechen die Urheber gewesen, sondern -Hand in Hand mit der Entstehung der Mathematik entwickelte -sich bei den Ägyptern und den Chaldäern, begünstigt -durch die wolkenlose Atmosphäre des Niltals und Mesopotamiens, -eine Summe von astronomischen Kenntnissen, die für die Griechen -und die späteren Völker die Grundlage für jeden weiteren Fortschritt -geworden sind.</p> - -<p>Die frühesten astronomischen Eindrücke, denen sich der Mensch -selbst auf der tiefsten Stufe seiner Entwicklung nicht entzogen<span class="pagenum"><a name="Page_p021" id="Page_p021">[Pg p021]</a></span> -haben kann, sind die scheinbare tägliche Bewegung der Gestirne, die -im steten Wechsel sich wiederholenden Lichtgestalten des Mondes, -sowie die scheinbare jährliche Bewegung der Sonne mit dem dadurch -bedingten Kreislauf der Jahreszeiten gewesen. Einer etwas -aufmerksameren Beobachtung konnte es nicht entgehen, daß die -Mehrzahl der Sterne ihre Stellung zueinander nicht verändert, -während die Sonne, der Mond und die bald in die Augen fallenden -Wandelsterne an den Fixsternen vorüberziehen.</p> - -<p>So unterschieden schon die älteren ägyptischen Sternkundigen -die »nimmer ruhenden« von den »sich nie <em class="gesperrt">rührenden</em>« <em class="gesperrt">Sternen</em>. -Zu den ersteren zählten sie Jupiter, Saturn, Mars, den sie seiner -Farbe wegen auch den Roten nannten, Merkur und Venus. Die -Gruppierung der Sterne zu Sternbildern als erstes Mittel zur Orientierung -am Fixsternhimmel rührt nicht, wie man früher annahm, -von den Griechen her. Die Sternbilder entstanden vielmehr, wie -die Astronomie überhaupt, im alten Orient.</p> - -<p>Ein aus dem ersten nachchristlichen Jahrhundert stammendes -ägyptisches Verzeichnis der Planeten und Tierkreisbilder ist vor -einigen Jahren bekannt geworden<a name="FNanchor_48" id="FNanchor_48" href="#Footnote_48" class="fnanchor">48</a>. Es lautet: Das Verzeichnis -der fünf lebenden Sterne:</p> - -<ul> -<li>Horus (Saturn)</li> -<li>Horus, der Rote (Mars)</li> -<li>Stern des Thot (Merkur)</li> -<li>Gott des Morgensterns (Venus)</li> -<li>Stern des Ammon (Jupiter).</li> -</ul> - - -<p>Die Tierkreisbilder werden genannt »Die zwölf Sterne für -jeden der zwölf Monate«. Es gelang, die ägyptischen Benennungen -für folgende Tierkreisbilder zu identifizieren: Wage, Stier, Zwillinge, -Krebs (?), Löwe, Jungfrau, Schütze (?), Skorpion und Fische.</p> - -<p>Schon den ältesten Beobachtern mußte es auffallen, daß hervorragende -Fixsterne bald in der Nähe der untergehenden Sonne -gesehen werden, dann in ihren Strahlen verschwinden, um nach -einiger Zeit vor der aufgehenden Sonne zu erscheinen, und schließlich -wieder in der Nacht zu glänzen.</p> - -<p>So gelangte man zu der Erkenntnis, daß die Sonne im Laufe -einer Periode, die sich mit demjenigen Zeitraum deckt, innerhalb<span class="pagenum"><a name="Page_p022" id="Page_p022">[Pg p022]</a></span> -dessen sich die Jahreszeiten abspielen, einen Umlauf am Himmel -vollendet. Diejenigen Sternbilder, durch welche sich das Tagesgestirn -dabei hindurchbewegt, nannte man den Tierkreis.</p> - -<p>Unter allen Fixsternen schenkten die alten ägyptischen Astronomen -dem Sirius die meiste Beachtung. Sie nannten ihn Sopd, -woraus die Griechen Sothis gemacht haben. Mit dem heliakischen -Aufgang<a name="FNanchor_49" id="FNanchor_49" href="#Footnote_49" class="fnanchor">49</a> des Sirius, der mit dem Beginn der Nilschwelle zusammenfiel, -ließ man das Jahr anfangen. Man teilte es in zwölf -Monate, von denen jeder dreißig Tage zählte<a name="FNanchor_50" id="FNanchor_50" href="#Footnote_50" class="fnanchor">50</a>. Sternwarten befanden -sich in Dendera, Memphis und Heliopolis. Dort wurden -alle deutlich sichtbaren Sterne aufgezeichnet und in ihrer Bewegung -verfolgt. Von den auf diese Weise entstandenen Tafeln sind nur -wenige Trümmer auf uns gelangt. Den Himmel stellte man sich, -wie es später der Verfasser der biblischen Schöpfungsgeschichte -getan, als eine die Erde umgebende Flüssigkeit vor. Auf dieser -ließ man die Gestirne schwimmen. Dementsprechend sehen wir -auf ägyptischen Denkmälern jedes Gestirn, durch seinen Genius -in Menschen- oder Tiergestalt repräsentiert, in einer Barke hinter -dem Sonnengott Osiris herfahren.</p> - -<p>Anfangs werden die Ägypter wie wohl alle Völker nach Monaten -gerechnet haben. Daß sie so früh zu einem Sonnenjahr -übergingen, hängt damit zusammen, daß die Nilschwellen, nach -denen sich das Leben in Ägypten regelt, von dem Gang der Sonne -abhängen. Das erste Anschwellen des Niles fiel Jahrtausende mit -dem heliakischen Aufgang des Sirius, d. h. mit seinem Erscheinen -in der Morgendämmerung zusammen<a name="FNanchor_51" id="FNanchor_51" href="#Footnote_51" class="fnanchor">51</a>. Mit dem Zeitpunkt, an -dem der Sirius frühmorgens wieder sichtbar wurde, ließen die -Ägypter ihr Kalenderjahr beginnen. Es zerfiel in drei Jahres<span class="pagenum"><a name="Page_p023" id="Page_p023">[Pg p023]</a></span>zeiten -(Überschwemmung, Aussaat, Ernte) von je 4 Monaten zu -30 Tagen. Nach Ablauf dieser 360 Tage wurden 5 Tage eingeschoben, -bevor man das neue Jahr beginnen ließ. Da aber das -Jahr nicht 365, sondern etwa 365<sup>1</sup>/<sub>4</sub> Tage umfaßt, so mußte sich -der Frühaufgang des Sirius alle vier Jahre um einen Tag verschieben, -und erst nach Ablauf von 4·365 Jahren fiel der Frühaufgang -des Sirius wieder mit dem Beginn des bürgerlichen Jahres -von 365 Tagen zusammen. Daß es sich so verhielt, erkennt man -noch aus manchen Grabinschriften, die das bürgerliche und das -Siriusneujahr nebeneinander aufweisen<a name="FNanchor_52" id="FNanchor_52" href="#Footnote_52" class="fnanchor">52</a>.</p> - -<p>Wie die astronomischen Elemente entstanden sind, hat gleichfalls -die neuere archäologische Forschung dargetan. Die Astronomie -wurde erst dadurch ermöglicht, daß zur Bestimmung von Winkeln -und zur Ausbildung des Ziffernsystems und der Rechenkunst die -Zeitmessung hinzutrat. Als die Erfinder eines Verfahrens, die Zeit -genauer zu messen und einzuteilen, müssen die Babylonier gelten. -Sie bedienten sich dazu der Wasseruhren (Klepshydren)<a name="FNanchor_53" id="FNanchor_53" href="#Footnote_53" class="fnanchor">53</a>.</p> - -<p>In dem Augenblicke, in dem sich der obere Rand der Sonnenscheibe -am Horizonte zeigte, öffnete man ein mit Wasser gefülltes -Gefäß, das durch Zufluß stets gefüllt blieb. Der Abfluß geschah -tropfenweise in einen Behälter und dauerte solange, bis sich der -untere Rand der Sonnenscheibe vom Horizonte löste. Von diesem -Augenblicke an sammelte man das abtropfende Wasser in einem -zweiten, größeren Behälter, bis die Sonne am folgenden Morgen -wieder aufging. Die Wassermengen in dem kleineren und diejenige -in dem größeren Behälter wurden genau gewogen. Sie ergaben -nicht nur ein bestimmtes Zeitverhältnis, sondern mit einiger -Genauigkeit auch das Verhältnis des scheinbaren Sonnendurchmessers -zum ganzen Kreise. Waren die Wassermengen q und Q, so -ergab (Q + q) : q = 360° : D für den Durchmesser D der Sonne den -Wert von etwa einem halben Grad. Die Babylonier setzten deshalb -das Verhältnis des Sonnendurchmessers zur Ekliptik = 1 : 720<a name="FNanchor_54" id="FNanchor_54" href="#Footnote_54" class="fnanchor">54</a>.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p024" id="Page_p024">[Pg p024]</a></span></p> - -<p>Genau würde dieses Verfahren ja nur unter dem Äquator gewesen -sein. Da indessen die Schiefe der Sphäre im Lande der -Chaldäer nicht allzu groß ist, so ergab sich ein für rohe Messungen -genügendes Resultat<a name="FNanchor_55" id="FNanchor_55" href="#Footnote_55" class="fnanchor">55</a>. Aus den babylonischen Überlieferungen ist -ferner ersichtlich, daß man das Sonnenjahr zu 365 Tagen rechnete -und selbst die ungleich schnelle Bewegung der Sonne während -eines Jahres bemerkte<a name="FNanchor_56" id="FNanchor_56" href="#Footnote_56" class="fnanchor">56</a>.</p> - -<p>Den Tag teilten die Chaldäer in 12 Doppelstunden. Die -Doppelstunde wurde erhalten, indem man die Zeit, welche die -Sonnenscheibe gebraucht, um am Himmel um ihren eigenen Durchmesser -vorzurücken, und die man als Doppelminute bezeichnen -kann, dem Sexagesimalsystem gemäß mit 60 multiplizierte.</p> - -<p>Dieses durch die Verbindung von Mathematik und Astronomie -gewonnene System der Zeitmessung blieb für die Folge -bestehen, so daß Babyloniens Kulturmission schon allein hieraus -ersichtlich ist. Daß später der Zeitabschnitt, nach welchem man -den Tag einteilte, und dementsprechend die Unterabteilungen jener -Einheit, halbiert wurden, wodurch die heutige Stunde, Minute und -Sekunde entstanden, ist von nebensächlicher Bedeutung.</p> - -<p>Die Astronomie wurde von den ältesten Völkern nicht nur -ihres Nutzens halber gepflegt, sie war gleichzeitig Vorbedeutungslehre, -so daß sie infolge der fatalistischen, von der Phantasie -beherrschten Anlage der Orientalen sehr bald in Astrologie ausartete. -Dazu kam, daß jene Wissenschaft besonders von der -Priesterkaste gepflegt wurde, die sich bemühte, ihr Ansehen zu -erhöhen, indem sie ihr Tun und Treiben mit dem Schleier des -Übernatürlichen und Geheimnisvollen umgab.</p> - -<p>Die Anfänge der Astrologie, der man einen semitischen Ursprung -zuzuschreiben hat, begegnen uns bei den Sumerern. Besonders -der Venus schrieben sie Bedeutung zu. Auch die Symbole -der Sonne und des Mondes kehren in ihren Urkunden wieder. -Daneben findet sich oft eine Schlange, die vielleicht die Milchstraße -vorstellen sollte. Die Anfänge einer wissenschaftlichen -Astronomie entwickelten sich erst, nachdem der Stamm der Chaldäer -um 1000 v. Chr. in Babylonien eingedrungen war. Von -diesem Volksstamm ging der Name »Chaldäer« auf die babylonische -Priesterschaft über. Wie diese Namensübertragung zu<span class="pagenum"><a name="Page_p025" id="Page_p025">[Pg p025]</a></span>stande -kam, ist nicht bekannt<a name="FNanchor_57" id="FNanchor_57" href="#Footnote_57" class="fnanchor">57</a>. Man teilte jetzt, zwar immer mit -dem Hauptzweck, die astrologischen Untersuchungen methodischer -zu gestalten, Äquator und Ekliptik in 360 Grade, bediente sich -der Tierkreiszeichen, verfolgte die Wandelsterne und sammelte -zahlreiche Sternbeobachtungen, besonders seit der Regierung Nabonassars -(747–734), die später die Astronomen Alexandriens benutzt -haben, so daß sie uns noch heute im Almagest<a name="FNanchor_58" id="FNanchor_58" href="#Footnote_58" class="fnanchor">58</a> begegnen. -Was vor dem chaldäischen Zeitalter an astronomischen Kenntnissen -bestand, verdient nicht den Namen einer wissenschaftlichen -Sternkunde. Daraus, daß man auf alten steinernen Urkunden mitunter -ein Sternbild mit -dem Bildnis einer Gottheit -vereinigt findet, darf man -keine allzuweit gehenden -Schlüsse ziehen<a name="FNanchor_59" id="FNanchor_59" href="#Footnote_59" class="fnanchor">59</a>.</p> - -<p>Es kann nicht wundernehmen, -daß uns unter -den astrologischen Planetenbeobachtungen -am -häufigsten solche über die -Venus begegnen. Ist sie -doch, von Mond und Sonne -abgesehen, das einzige Gestirn, -das mitunter am -Tage, selbst um Mittag, -wahrgenommen wird. Die -Annäherung der Venus -an den Jupiter, den Mars -und den Saturn, ihr Eintritt in den Hof des Mondes, ihr Verschwinden -und ihre Wiederkehr galten als bedeutungsvolle Ereignisse. -Daß die Venus als Abend- und als Morgenstern dasselbe -Gestirn ist, wußten die Babylonier schon in der älteren Periode -ihrer Astronomie, d. h. um 2000 v. Chr. (s. <a href="#fig3">Abb. 3</a>.)</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig3" id="fig3" href="images/abb3.jpg"><img width="300" height="116" src="images/abb3.jpg" alt="[Abb. 3]" /></a> -<div class="caption">Abb. 3. Keilschriftprobe. - -<div class="poem2"> -<div class="poem"> -<p>Dilbat ina sensi adi Istar kakkabi</p> -<p>Dilbat ina âribi Bilit ili</p> -</div> - -<p>Die Übersetzung lautet:</p> - -<div class="poem"> -<p>Die Delephat bei aufgehender Sonne ist die Istar unter den Sternen,</p> -<p>Die Delephat bei untergehender Sonne ist die Beltis unter den Göttern.</p> -</div> - -<p>Dies bedeutet, daß die Delephat, d.i. die Venus, -als Morgenstern der Stern der Istar-Astarte und -als Abendstern der Stern der Beltis-Baaltis ist.</p> - -<p class="right"> -(III. Rawlinson 53, 36. 37.) -</p> -</div> - -</div> -</div> - -<p>An Fixsternen und Sternbildern zählen die Texte nach den -bisherigen Feststellungen etwa 200 auf. Darunter begegnen uns -schon früh als wichtigste gewisse Tierkreisbilder (Stier, Löwe, -Zwillinge). Die Zuweisung von zwölf Tierkreisbildern an eben<span class="pagenum"><a name="Page_p026" id="Page_p026">[Pg p026]</a></span>soviel -Regionen der Ekliptik findet sich indessen erst in späteren -rein astronomischen Texten<a name="FNanchor_60" id="FNanchor_60" href="#Footnote_60" class="fnanchor">60</a>.</p> - -<p>Neben den Keilschrifttafeln (s. <a href="#fig4">Abb. 4</a>) sind auch die Darstellungen, -die sich auf Grenzsteinen, Reliefs und Grabdenkmälern<a name="FNanchor_61" id="FNanchor_61" href="#Footnote_61" class="fnanchor">61</a> -finden, zu erwähnen. Sie gehen bis ins 14. Jahrhundert zurück.</p> - -<p>Der hier wiedergegebene Grenzstein umfaßt 16 Symbole. Auf -der dargestellten Seite befinden sich zu oberst die Venus, dann -die Mondsichel und daneben die Sonne. Die linke Seite nimmt -eine thronende Gottheit ein, zu deren -Füßen ein Hund sitzt. In der Kopfhöhe -sehen wir einen Skorpion und darunter in -der Höhe der Arme eine Lampe.</p> - -<p>Regelmäßige Beobachtungen der Bahnen, -welche die Planeten am Fixsternhimmel -beschreiben, setzen erst um 750 ein. Später -werden die fünf Planeten bestimmten Gottheiten -zugeteilt und gelten als »Lenker der -Schicksale«. Seitdem ist die Sternbeobachtung -von Astrologie und Fatalismus -beherrscht und allein diese Periode ist es, -von der die alten Schriftsteller <span class="gesperrt">Herodot</span> -(um 450 v. Chr.), <span class="gesperrt">Diodor</span> (um 45 v. Chr.), -<span class="gesperrt">Plinius</span> (70 n. Chr.) berichten<a name="FNanchor_62" id="FNanchor_62" href="#Footnote_62" class="fnanchor">62</a>.</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig4" id="fig4" href="images/abb4.jpg"><img width="190" height="400" src="images/abb4.jpg" alt="[Abb. 4]" /></a> -<div class="caption">Abb. 4. Babylonischer Grenzstein.</div> -</div> - -<p>Seit der Erschließung der Keilschriftfunde -(die erste Übersetzung von Keilschrifttafeln -astronomischen Inhalts erschien -im Jahre 1874) wurde nachgewiesen, -daß manche Namen von Sternbildern, in -der ihnen von den Griechen und uns beigelegten -Bedeutung, schon bei den Babyloniern -vorkamen. In Mesopotamien aufgefundene Grenzsteine -besitzen sogar graphische Darstellungen der Tierkreiszeichen, deren -wir uns noch jetzt in Sternatlanten bedienen<a name="FNanchor_63" id="FNanchor_63" href="#Footnote_63" class="fnanchor">63</a>. Wie es noch -heute geschieht, teilten die Chaldäer den Tierkreis in 12 Sternbilder -ein. Unter diesen begegnen uns die Wage, der Widder,<span class="pagenum"><a name="Page_p027" id="Page_p027">[Pg p027]</a></span> -der Stier, die Zwillinge, der Skorpion und der Schütze, die wir -noch besitzen. Die übrigen Bilder haben sich geändert. Von -Babylon hat sich die Zwölfteilung der Sonnenbahn dann nach -Ägypten und nach Griechenland ausgebreitet. So wurde im Anfange -des 19. Jahrhunderts in Dendera (Oberägypten) an der -Decke eines Tempels eine Darstellung des Tierkreises aufgefunden, -die in Paris aufbewahrt wird. Die Tierkreiszeichen sind hier -den ägyptischen Bildern eingefügt (<a href="#fig5">Abb. 5</a>). Man schrieb diesem -Dokumente anfangs ein sehr hohes Alter zu. Doch gilt es heute -als ausgemacht, daß der Tierkreis von Dendera aus der Zeit der -Römerherrschaft stammt. Man nimmt ferner an, daß die Griechen -ihre Zeichen von den Chaldäern übernahmen und daß die Ägypter<span class="pagenum"><a name="Page_p028" id="Page_p028">[Pg p028]</a></span> -die chaldäischen Zeichen mit ihren eigenen Bildern in Verbindung -setzten.</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig5" id="fig5" href="images/abb5.jpg"><img width="300" height="299" src="images/abb5_t.jpg" alt="[Abb. 5]" /></a> -<div class="caption">Abb. 5. Der Tierkreis von Dendera. - -<div class="poem2"> -Wi = Widder; Str = Stier; Z = Zwillinge; K = Krebs; L = Löwe; -J = Jungfrau; W = Wage; Sk = Skorpion; Sch = Schütze; Ste = Steinbock; -Wt = Wasserträger; F = Fische.</div></div> -</div> - -<p>Für die astrologische Richtung<a name="FNanchor_64" id="FNanchor_64" href="#Footnote_64" class="fnanchor">64</a> der ältesten Astronomie -spricht ein chaldäisches Literaturdenkmal, das etwa zu derselben -Zeit entstanden ist, als in Ägypten das älteste auf uns -gelangte mathematische Lehrbuch geschrieben wurde (um 1700 -v. Chr.). Es handelt sich um einen mit astrologischen Prophezeiungen -versehenen Vorbedeutungskalender, den die moderne Orientforschung -entziffert hat<a name="FNanchor_65" id="FNanchor_65" href="#Footnote_65" class="fnanchor">65</a>. Dieser Kalender enthält Voraussagen -von Finsternissen nebst Andeutungen, welche Ereignisse die Folge -jener Finsternisse sein würden.</p> - -<p>In besonders hohem Grade werden ungewöhnliche, die Menschheit -in abergläubische Furcht versetzende Himmelserscheinungen, -wie Finsternisse und Kometen, die Aufmerksamkeit auf die Sternenwelt -gerichtet haben. Bezüglich der Finsternisse und der Kometen -wurden auch zuerst Aufzeichnungen gemacht. Sie reichen bei -den Chinesen, den Ägyptern und den Chaldäern Jahrtausende -vor den Beginn unserer Zeitrechnung zurück. Welcher Zeitraum -mag verflossen sein, bis die Chaldäer endlich die Regel erkannten, -daß die Wiederkehr der Finsternisse innerhalb 6585 Tagen erfolgt. -Für das hohe Alter der orientalischen Astronomie spricht auch -die Erzählung, daß <span class="gesperrt">Aristoteles</span><a name="FNanchor_66" id="FNanchor_66" href="#Footnote_66" class="fnanchor">66</a> die Begleiter Alexanders des -Großen bat, in Babylon nach den alten astronomischen Beobachtungen -der Chaldäer zu forschen. Daraufhin sollen denn auch -Ziegel nach Griechenland gelangt sein, auf welchen Nachrichten -über 2000 Jahre vor Alexander zurückreichende Beobachtungen -eingegraben waren<a name="FNanchor_67" id="FNanchor_67" href="#Footnote_67" class="fnanchor">67</a>. Die chinesischen Nachrichten über Kometen -reichen wahrscheinlich ebensoweit zurück. Und die astronomischen -Jahrbücher der Ägypter endlich berichten von nicht weniger -als 373 Sonnen- und 832 Mondfinsternissen, die vor Beginn der -alexandrinischen Periode beobachtet wurden<a name="FNanchor_68" id="FNanchor_68" href="#Footnote_68" class="fnanchor">68</a>.</p> - -<p>Die Dauer eines Umlaufs der Sonne wurde in Ägypten wie -in Babylon anfangs zu 12 Monaten, jeder zu 30 Tagen, also zu<span class="pagenum"><a name="Page_p029" id="Page_p029">[Pg p029]</a></span> -360 Tagen gerechnet. Jeder Monat zerfiel in 3 Dekaden, das -Jahr somit in 36 Dekaden, denen 36 hervorragende Einzelsterne -und Sternbilder zugeteilt waren. Die Abweichung eines Zeitraums -von nur 360 Tagen von dem tropischen, auf 365<sup>1</sup>/<sub>4</sub> Tagen sich -belaufenden Jahre war jedoch so groß, daß sie schon in der -ältesten Zeit auffallen mußte. Man schaltete daher nach jedem -Jahre 5 Tage ein, die man »die übrigen Tage« nannte. Diese -Änderung der Zeitrechnung erfolgte jedenfalls schon während des -alten Reiches, ja sie wird von den Ägyptern selbst in die Zeit -vor Mena zurückverlegt. Aber auch nach dieser Einrichtung bemerkten -die Ägypter nach längerer Zeit, daß das Jahr zu kurz -bemessen sei und infolgedessen eine Verschiebung der Feste eintrat. -Diese Beobachtung führte dann zu einer 238 v. Chr. in -Kraft tretenden Anordnung<a name="FNanchor_69" id="FNanchor_69" href="#Footnote_69" class="fnanchor">69</a>, nach welcher jedes vierte Jahr zu -366 Tagen gerechnet werden sollte, »damit es nicht vorkommt, -daß einige der öffentlichen Feste, die man im Winter begeht, dereinst -im Sommer gefeiert werden«.</p> - -<p>Die Ägypter sind also dasjenige Volk, denen wir die Einrichtung -des Schaltjahres verdanken. Die astronomischen Ratgeber, -welche Cäsar bei seiner Kalenderverbesserung vom Jahre 46 v. Chr. -zu Rate zog, kannten nämlich die in Ägypten getroffene Einrichtung. -Dieser Umstand schmälert jedoch keineswegs das Verdienst -Cäsars; ihm verdankt das Abendland die bis ins 16. Jahrhundert -dauernde Feststellung seiner Zeitrechnung, die so sehr in Unordnung -geraten war, daß im Jahre 46 v. Chr. nicht weniger als 85 -fehlende Tage eingeschaltet werden mußten.</p> - -<p>Bis in das 19. Jahrhundert beschränkte sich unser Wissen -von der Astronomie des Altertums im wesentlichen auf dasjenige, -was uns die Griechen davon übermittelten. Einen weit tieferen -Einblick in die Entstehung der Astronomie hat uns die Entzifferung -der Keilschriftfunde gebracht, in denen die Chaldäer ihre -astronomischen Kenntnisse niedergelegt haben<a name="FNanchor_70" id="FNanchor_70" href="#Footnote_70" class="fnanchor">70</a>. Heute gilt als<span class="pagenum"><a name="Page_p030" id="Page_p030">[Pg p030]</a></span> -sicher, daß die Babylonier den Äquator und die Ekliptik, die -meisten Sternbilder des Tierkreises und der übrigen Regionen des -Himmels, sowie die Wandelsterne festgestellt hatten und daß sie -die Sterne systematisch beobachteten, lange bevor die Griechen -dazu übergegangen waren<a name="FNanchor_71" id="FNanchor_71" href="#Footnote_71" class="fnanchor">71</a>.</p> - -<p>Zuerst wurde von der Keilschriftforschung Capella (ein Fixstern -erster Größe im Fuhrmann) aus Abbildungen identifiziert. -Dann geschah dasselbe für zahlreiche Sterne der Ekliptik. Sehr -alt sind nicht nur die Tierkreiszeichen, die man auf Grenzsteinen -aus dem 12. Jahrh. v. Chr. auffand, sondern auch die Einführung -der etwa 30 Planeten- und Mondstationen, deren Gebrauch von -Babylon wahrscheinlich nach Indien und nach China gewandert -ist<a name="FNanchor_72" id="FNanchor_72" href="#Footnote_72" class="fnanchor">72</a>.</p> - -<p>Ferner begegnen uns schon in sehr alten Keilschrifttexten -Namen für die Planeten. Sie sind mit bestimmten Gottheiten in -Verbindung gesetzt, so Venus mit Istar (Astarte?), Mars mit dem -Kriegsgott. Letztere Zuweisung begegnet uns bekanntlich fast -immer wieder und ist aus der rötlichen Farbe des Gestirns erklärlich.</p> - -<p>Die Planetenbeobachtungen der Babylonier beschränken sich -im wesentlichen auf die Angabe der Stellung zu den Sternbildern, -der Oppositionen und der Kehrpunkte, sowie der heliakischen -Auf- und Untergänge. Ein Beispiel<a name="FNanchor_73" id="FNanchor_73" href="#Footnote_73" class="fnanchor">73</a> ist folgendes: »Im 7. Jahre -des Kambyses, am 22. Abu des Jahres 523 v. Chr. befand sich -Jupiter im ersten Teile von Siru (der Jungfrau) im heliakischen -Untergange.«</p> - -<p>Die Finsternisse und die Kometen wurden frühzeitig als Vorbedeutungszeichen -von ganz besonderer Wichtigkeit betrachtet und -aus diesem Grunde mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Es finden -sich auch Berichte über die Stellung, die bestimmte Planeten -während einer Finsternis einnahmen. Solche, aus astrologischem -Interesse unternommenen Aufzeichnungen gehen außerordentlich weit -zurück. Aus ihnen entwickelte sich ein regelmäßiger Beobachtungsdienst<a name="FNanchor_74" id="FNanchor_74" href="#Footnote_74" class="fnanchor">74</a>, -der bis ins 8. Jahrhundert v. Chr. zurückreicht und sich<span class="pagenum"><a name="Page_p031" id="Page_p031">[Pg p031]</a></span> -nach der Regierungszeit Sardanapals, während des neubabylonisch-chaldäischen -Reiches, wie die jüngsten Aufschlüsse<a name="FNanchor_75" id="FNanchor_75" href="#Footnote_75" class="fnanchor">75</a> ergeben haben, -zu hoher Blüte entfaltete.</p> - -<p>Das erwähnte, der Bibliothek Sardanapals entstammende -astrologische Werk enthält<a name="FNanchor_76" id="FNanchor_76" href="#Footnote_76" class="fnanchor">76</a> Listen von Fixsternen, Angaben über -Planeten, Kometen, Meteore, Verfinsterungen usw. Doch scheint -weniger Wert auf die Tatsachen als auf die ihnen zugeschriebene -Bedeutung gelegt zu sein<a name="FNanchor_77" id="FNanchor_77" href="#Footnote_77" class="fnanchor">77</a>. Seit 700 v. Chr. zeigt sich aber deutlich -das Bestreben, die Bewegungen der Himmelskörper mit möglichster -Genauigkeit räumlich und zeitlich zu verfolgen. Die Winkel -werden bis auf 6 Minuten, der Zeitablauf bis auf <sup>3</sup>/<sub>4</sub> Minuten -richtig bestimmt<a name="FNanchor_78" id="FNanchor_78" href="#Footnote_78" class="fnanchor">78</a>. Die Zeitunterschiede zwischen Sonnenuntergang -und Mondaufgang wurden so genau ermittelt, daß die erhaltenen -Angaben noch für die heutige Astronomie von Wert sind. Nach -<span class="gesperrt">Kugler</span>, der sich um die Entzifferung der astronomischen Keilschrifttexte -das größte Verdienst erworben hat, war es mit Hilfe -dieser Texte möglich, einen Fehler aufzudecken, den die heutigen -Berechnungen der Mondbewegung aufwiesen. Wie weit sich die -Genauigkeit einer Bestimmung durch die, über lange Zeiträume -fortgesetzte Beobachtung einer periodischen Bewegung steigern -läßt, zeigt folgendes Beispiel. Die Babylonier ermittelten, daß -der Mond in 669 Monaten 723<sup>32</sup>/<sub>360</sub> Umläufe am Fixsternhimmel -zurücklegt<a name="FNanchor_79" id="FNanchor_79" href="#Footnote_79" class="fnanchor">79</a>. Daraus ergibt sich für die mittlere Dauer des synodischen -Monats ein Wert von 29<sup>d</sup> 12<sup>h</sup> 44' 7,5''. Die heutige Astronomie -berechnet den mittleren synodischen Monat zu 29<sup>d</sup> 12<sup>h</sup> 44' 2,9''. -Die Abweichung beträgt also nur wenige Sekunden.</p> - -<p>Die mittlere tägliche Bewegung des Mondes, d. h. den Bogen, -den dieses Gestirn durchschnittlich in 24 Stunden durchläuft, bestimmten -die Babylonier<a name="FNanchor_80" id="FNanchor_80" href="#Footnote_80" class="fnanchor">80</a> zu 13° 10' 35''.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p032" id="Page_p032">[Pg p032]</a></span></p> - -<p>Mit gleicher Sorgfalt wurden die Bewegungen der Planeten -verfolgt. Sie galten den Babyloniern gleich Mond und Sonne als -göttliche Wesen und ihre Wanderung durch die Sternbilder des -Tierkreises, den die Babylonier als das »himmlische Erdreich« bezeichneten, -war ihrer Ansicht nach für die Geschichte der Erdbewohner -von ausschlaggebender Bedeutung<a name="FNanchor_81" id="FNanchor_81" href="#Footnote_81" class="fnanchor">81</a>. Diesen mythologischen -Grundzug der babylonischen Sternkunde hat schon <span class="gesperrt">Diodor</span> -dargestellt. Er schreibt darüber:</p> - -<p>»Die Chaldäer<a name="FNanchor_82" id="FNanchor_82" href="#Footnote_82" class="fnanchor">82</a> behaupten, die Welt sei ihrem Wesen nach ewig, -sie habe nie einen Anfang genommen und könne auch niemals -untergehen; aber durch eine göttliche Vorsehung sei das All geordnet -und ausgebildet worden, und noch seien alle Veränderungen -am Himmel nicht Wirkungen des Zufalls, auch nicht innerer Gesetze, -sondern einer bestimmten und unwandelbar gültigen Entscheidung -der Götter. Über die Gestirne haben die Chaldäer seit -langer Zeit Beobachtungen angestellt, und niemand hat genauer als -sie die Bewegungen und die Kräfte der einzelnen Sterne erforscht. -Daher wissen sie auch so vieles von der Zukunft den Leuten vorherzusagen. -Am wichtigsten ist ihnen die Untersuchung über die -Bewegungen der fünf Sterne, die man Planeten heißt. Sie nennen -sie: ‚Verkündiger‘. Dem, der bei uns Saturn heißt, geben sie -als dem ausgezeichnetsten, dem sie die meisten und die bedeutendsten -Weissagungen verdanken, den Namen ‚Sonnenstern‘. Die -vier andern aber haben bei ihnen dieselben Benennungen, wie bei -unseren Sternkundigen: Mars, Venus, Merkur und Jupiter. Verkündiger -nennen sie die Planeten deswegen, weil sie, während -die anderen Sterne von ihrer ordentlichen Bahn nie abirren, allein -ihre eigenen Bahnen gehen und eben damit die Zukunft andeuten -und den Menschen die Gnade der Götter kund machen. Vorbedeutungen, -sagen sie, könne man teils an dem Aufgang, teils an -dem Untergang der Planeten erkennen, manchmal auch an ihrer -Farbe, wenn man aufmerksam darauf achte. Bald seien es heftige -Stürme, die sie anzeigen, bald ungewöhnlich nasse oder trockene<span class="pagenum"><a name="Page_p033" id="Page_p033">[Pg p033]</a></span> -Witterung, zuweilen Erscheinungen von Kometen, Sonnen- und -Mondfinsternissen, überhaupt Veränderungen jeder Art im Luftraum, -welche Nutzen oder Schaden bringen für ganze Völker und -Länder nicht nur, sondern auch für Könige und gemeine Leute. -Dem Laufe der Planeten seien Sterne untergeordnet, welche ‚beratende -Götter‘ heißen. Die eine Hälfte dieser Sterne führe die -Aufsicht in dem Raum über der Erde, die andere unter der Erde. -So überschauten sie, was unter den Menschen und was am Himmel -vorgehe. Je nach 10 Tagen werde von den oberen zu den unteren -einer der Sterne als Bote gesandt und ebenso wiederum einer von -den unteren zu den oberen. Die Bewegung der untergeordneten -Sterne sei fest bestimmt und gehe regelmäßig fort im ewigen -Kreislauf. ‚Fürsten der Götter‘ gebe es zwölf, und jedem von -ihnen gehöre ein Monat und eines der zwölf Zeichen des Tierkreises -zu, durch welche die Bahn der Sonne, des Mondes und der -fünf Planeten gehe. Dort vollende auch die Sonne ihren Kreis in -einem Jahre, und der Mond durchlaufe dort seinen Weg in einem -Monat.«</p> - -<p>Die chaldäischen Priester haben ihre astrologische Tätigkeit -auch nach dem Beginn der Perserherrschaft eifrig fortgesetzt. -Ähnlich wie die Mönche der späteren Zeit erblickten sie ihre -Hauptaufgabe darin, daß sie das vorhandene Wissen durch Abschriften -erhielten. Ihr Ansehen beruhte vor allem darauf, daß -sie aus den Sternen Menschen- und Völkerschicksal verkündeten. -Zu diesem Zwecke unterhielten sie in Verbindung mit den Tempeln -Observatorien und an diesen wieder Schulen. Ihre Beobachtungen -leiteten zu gewissen Zahlen, nach denen sie Finsternisse und Sternkonjunktionen -berechneten. Solche Berechnungen sind noch auf -Tontafeln erhalten, z. B. diejenige über die Mondfinsternis vom -16. Juli 523, die in den Almagest übergegangen ist. Nach der -herrschenden Anschauung sollten sich die Götter in den Gestirnen, -besonders in den Planeten verkörpern und letztere die irdischen -Vorgänge bestimmen. Es galt daher, für jede wichtige Handlung -den richtigen Zeitpunkt zu bestimmen und ungünstige Konstellationen -zu vermeiden. Eine Priesterschaft, die es wie die chaldäische -verstand, diesen Glauben zu nähren, besaß dadurch Macht -und Ansehen, sowie die Möglichkeit, sich reiche Mittel zu erwerben<a name="FNanchor_83" id="FNanchor_83" href="#Footnote_83" class="fnanchor">83</a>.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p034" id="Page_p034">[Pg p034]</a></span></p> - -<p>Bei den Planeten achteten die Chaldäer vor allem auf die -gegenseitige Stellung, ihre Entfernung von Mond und Sonne, den -Wechsel der Bewegungsrichtung und ihren Kehrpunkt. Man -kann sich leicht vorstellen, mit welcher Spannung die alten Astronomen -z. B. das Verschwinden der Venus in den Strahlen der -Abendsonne (den heliakischen Untergang des Planeten) und ihr -Wiederauftauchen kurz vor Sonnenaufgang (den heliakischen Aufgang -der Venus) verfolgten.</p> - -<p>Die Beobachtungen der heliakischen Auf- und Untergänge -bildeten das Fundament der Planetenkunde<a name="FNanchor_84" id="FNanchor_84" href="#Footnote_84" class="fnanchor">84</a>. Die Umlaufszeit eines -Planeten ist bekanntlich diejenige Zeit, nach welcher der Planet, -von der Sonne gesehen, wieder bei demselben Fixstern angelangt -ist. Nun läßt sich wohl der geozentrische Ort des Planeten direkt -beobachten, nicht aber der heliozentrische. Dagegen war man in -der Lage, durch die Beobachtung der heliakischen Auf- und Untergänge -wenigstens annähernd die Zeit zu bestimmen, die zwischen -zwei Konjunktionen des Planeten mit der Sonne verläuft, d. h. die -synodische Umlaufszeit zu ermitteln. Ließen sich die Konjunktionen -selbst auch nicht beobachten, so nahmen die Planeten doch -während der heliakischen Auf- oder Untergänge dieselbe relative -Stellung zur Sonne ein.</p> - -<p>Um die Wanderung eines Planeten durch die Tierkreisbilder -zu verfolgen, ist kein Gestirn geeigneter als Jupiter. Sein Durchgang -zwischen den Hyaden und den Plejaden z. B. ist ein astronomisches -Schauspiel, das sich den ältesten Beobachtern des -Himmels einprägen mußte. Daß sich der Vorgang nach etwa 12 -und beim Saturn nach etwa 30 Jahren wiederholt, mußte frühzeitig -auffallen. Während für diese beiden, von Sonne und Erde -weit entfernten und außerhalb der Erdbahn befindlichen äußeren -Planeten die Umlaufsbewegung, vom geozentrischen und vom heliozentrischen -Standpunkte gesehen, sich annähernd decken, waren -die Erscheinungen für Mars, Venus und Merkur ihrer Nähe wegen -bedeutend verwickelter. Doch ergaben die beiden scheinbaren -Stillstände, die Opposition des Mars und das Verschwinden in den -Sonnenstrahlen auch für diese Planeten eine Periode von steter -Wiederkehr und bestimmter Dauer.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p035" id="Page_p035">[Pg p035]</a></span></p> - -<p>Zur Seleucidenzeit gelangte man sogar zu Planeten-Ephemeriden. -Für Saturn z. B. wurde eine Periode von 59 Jahren, für -Venus eine solche von 8 Jahren ermittelt. Der Fehler in der -ersteren belief sich auf etwa einen halben Grad. Die aus den -Ephemeriden berechnete Bewegung der Venus wich von der beobachteten -sogar nur um 5 Minuten ab<a name="FNanchor_85" id="FNanchor_85" href="#Footnote_85" class="fnanchor">85</a>.</p> - -<p>Venus galt mit Mond und Sonne als die Beherrscherin des -Tierkreises. Die Symbole dieser Dreieinigkeit erscheinen seit dem -14. Jahrhundert auf den Spitzen der Grenzsteine (s. <a href="#fig4">Abb. 4</a> auf -S. 26)<a name="FNanchor_86" id="FNanchor_86" href="#Footnote_86" class="fnanchor">86</a>. Diese Bedeutung der Venus erklärt sich daraus, daß sie alle -übrigen Planeten an Glanz weit übertrifft. Beeinflußt durch chaldäische -Weisheit nennt daher <span class="gesperrt">Plinius</span> die Venus Nebenbuhlerin -von Sonne und Mond, denn sie verbreite ein so helles Licht, daß -es Schatten werfe.</p> - -<p>Mit gleicher Sorgfalt wie die Bewegung der Sonne haben die -Babylonier auch die Mondbewegung verfolgt. Welch langer Zeitraum -mag dazu gehört haben, bis ihre Aufzeichnungen jene -Periode von 223 synodischen Monaten erkennen ließen, innerhalb -deren der Mond bezüglich seiner Knoten und seiner Entfernung -von der Erde fast zur selben Stellung zurückkehrt. Jene Periode -von 18 Jahren und 11 Tagen bezeichneten die babylonischen -Astronomen als Saros. Die Kenntnis dieser Periode ermöglichte -ihnen die Voraussage von Finsternissen. Auch <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> handelt -in seinem Almagest, dem bedeutendsten astronomischen Lehrbuch -des Altertums, von dem wir später noch ausführlich handeln -werden, von mehreren Mondfinsternissen, welche die Chaldäer aufzeichneten. -Die älteste chaldäische Beobachtung einer Mondfinsternis, -die <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> verwertete, datiert vom Jahre 721 v. Chr. Daß -<span class="gesperrt">Ptolemäos</span> nicht auf noch ältere, zweifellos vorhandene chaldäische -Daten zurückgriff, ist wohl daraus erklärlich, daß er den -älteren Angaben keine hinreichende Genauigkeit zuschrieb<a name="FNanchor_87" id="FNanchor_87" href="#Footnote_87" class="fnanchor">87</a>. Die -letzten chaldäischen Beobachtungen, die <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> erwähnt, gehören -der Zeit um 240 v. Chr. an. Sie beziehen sich auf Vergleichungen -von Merkur und Saturn in ihrer Stellung zu den -Fixsternen. Um die erwähnte Zeit hatte indessen schon eine gegenseitige -Durchdringung chaldäischer und griechischer Gelehrsamkeit -stattgefunden. Schrieb doch schon um 280 v. Chr. der Babylonier<span class="pagenum"><a name="Page_p036" id="Page_p036">[Pg p036]</a></span> -<span class="gesperrt">Berosos</span><a name="FNanchor_88" id="FNanchor_88" href="#Footnote_88" class="fnanchor">88</a> über die Geschichte seines Volkes ein Werk in -griechischer Sprache, von dem leider nur Bruchstücke bei anderen -Schriftstellern erhalten sind. Es ist das um so bedauerlicher, als -das Werk manche Mitteilung über die Sternkunde der Chaldäer -enthielt. Auch die jetzt durch die Keilschriftforschung erwiesene, -offenbare Übereinstimmung der biblischen mit der babylonischen -Schöpfungsgeschichte geht schon aus dem Bericht des <span class="gesperrt">Berosos</span> -hervor<a name="FNanchor_89" id="FNanchor_89" href="#Footnote_89" class="fnanchor">89</a>.</p> - -<p>Von den Chaldäern wanderte auch das älteste astronomische -Werkzeug, der Gnomon, nach dem Zeugnisse <span class="gesperrt">Herodots</span> nach -Griechenland. Wann dies geschah, läßt sich mit Sicherheit nicht -feststellen, zumal von alten Schriftstellern verschiedenen Personen -(darunter <span class="gesperrt">Anaximander</span> um 550 v. Chr.) das Verdienst zugeschrieben -wird, dieses wichtige Werkzeug in Griechenland eingeführt -zu haben.</p> - -<p>Der Standpunkt, den die Astronomie bei den Chaldäern schließlich -erreicht hatte, läßt sich in der Kürze wie folgt kennzeichnen<a name="FNanchor_90" id="FNanchor_90" href="#Footnote_90" class="fnanchor">90</a>: -Beobachtungen, bei denen die Winkel bis auf 6' und die Zeit bis -auf 40'' genau bestimmt waren, reichten bis ins 7. Jahrhundert v. Chr. -zurück. Der Lauf der Sonne und die ungleiche Länge der Jahreszeiten -waren bekannt. Vielleicht besaß man sogar eine rohe -Kenntnis der Präzession der Nachtgleichen<a name="FNanchor_91" id="FNanchor_91" href="#Footnote_91" class="fnanchor">91</a>. Die Länge der<span class="pagenum"><a name="Page_p037" id="Page_p037">[Pg p037]</a></span> -Monate hatte man mit einer Genauigkeit ermittelt, welche der von -<span class="gesperrt">Hipparch</span> erreichten gleichkam. Der Begründung der Trigonometrie -war durch eine Art Sehnenrechnung vorgearbeitet, so daß -auch hierin die Chaldäer als die Vorläufer der Alexandriner, insbesondere -des <span class="gesperrt">Hipparch</span>, gelten können. Endlich vermochte man -mit Hilfe von Ephemeriden den Lauf des Mondes und der Sonne, -sowie das Eintreten der Finsternisse mit ziemlicher Sicherheit anzugeben.</p> - -<p>Die besonders von <span class="gesperrt">Winckler</span> vertretene Annahme von dem -hohen Alter der babylonischen Astronomie hat neuerdings <span class="gesperrt">Kugler</span> -auf das richtige Maß zurückgeführt<a name="FNanchor_92" id="FNanchor_92" href="#Footnote_92" class="fnanchor">92</a>. Nach ihm gab es vor dem -8. Jahrhundert noch keine Himmelsbeobachtungen von wissenschaftlicher -Genauigkeit. Man kann den Babyloniern daher nach <span class="gesperrt">Kugler</span> -auch nicht die Entdeckung der Präzession zuschreiben, wie es -<span class="gesperrt">Winckler</span> (siehe Anm. 4 S. 36) getan hat.</p> - -<p>Erblicken wir das Ziel der Wissenschaft darin, daß man das -Eintreten zukünftiger Erscheinungen mit einem gewissen Grade -von Genauigkeit vorherzusagen vermag, so müssen wir zugeben, -daß die Babylonier diese Stufe auf dem Gebiete der Astronomie -schon erreicht hatten. Allem Anschein nach ruhte das astronomische -Wissen eines <span class="gesperrt">Hipparch</span> und eines <span class="gesperrt">Ptolemäos</span>, an -welche im 15. Jahrhundert <span class="gesperrt">Regiomontan</span> und <span class="gesperrt">Koppernikus</span> anknüpften, -in letzter Linie auf den in Babylonien geschaffenen -Grundlagen der Sternkunde<a name="FNanchor_93" id="FNanchor_93" href="#Footnote_93" class="fnanchor">93</a>.</p> - -<p><span class="gesperrt">Ptolemäos</span> beruft sich 13 mal auf babylonische Beobachtungen. -Sie fallen alle in die Jahre 721–229 v. Chr. Die Astronomie -hat danach wenigstens zum Teil ihren Weg nach Griechenland -über Ägypten genommen<a name="FNanchor_94" id="FNanchor_94" href="#Footnote_94" class="fnanchor">94</a>. Auch ihre astronomischen Hilfsmittel -verdankten die Griechen zum Teil den Babyloniern, wie sie auch -die Ekliptiksternbilder, die Einteilung der Ekliptik in 360 Grade -und anderes mehr übernahmen. Durch die Babylonier sind sie -ferner mit der Sarosperiode (s. S. <a href="#Page_p035">35</a>), sowie mit der mittleren -täglichen Geschwindigkeit des Mondes (13° 10' 36'') bekannt -geworden.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p038" id="Page_p038">[Pg p038]</a></span></p> - - -<h3>Die ersten Maße und Gewichte.</h3> - -<p>Über die von den alten Völkern gebrauchten Maße und Gewichte -hat schon vor 80 Jahren <span class="gesperrt">Boeckh</span>, den man als den Begründer -der vergleichenden Metrologie zu betrachten hat, eingehende Untersuchungen -angestellt<a name="FNanchor_95" id="FNanchor_95" href="#Footnote_95" class="fnanchor">95</a>. <span class="gesperrt">Boeckh</span> kam zu dem Ergebnis, daß die -meisten antiken Systeme von den Babyloniern herstammen, daß -sich bei dieser Entwicklung indessen auch in einem nicht geringen -Grade ägyptischer Einfluß geltend macht. Diese Auffassung hat -denn auch die neuere archäologische Forschung bestätigt und -wesentlich vertieft<a name="FNanchor_96" id="FNanchor_96" href="#Footnote_96" class="fnanchor">96</a>.</p> - -<p>Die Babylonier fanden nicht nur die Mittel zur Zeitmessung -und ein Zeitmaß, das sich bis auf den heutigen Tag erhalten hat, -sondern sie schufen, wie neuere archäologische Forschungen dargetan, -auch ein Maß- und Gewichtssystem, das für das Altertum -grundlegend wurde.</p> - -<p>Die Einheit für die Längenmessung, die Doppelelle, war -992<sup>1</sup>/<sub>3</sub> mm lang. Dies Maß ist neuerdings auf Statuen bei Ausgrabungen -entdeckt worden. Daß die babylonische Doppelelle und -das Sekundenpendel fast übereinstimmen<a name="FNanchor_97" id="FNanchor_97" href="#Footnote_97" class="fnanchor">97</a>, ist wohl als Zufall aufzufassen. -Dagegen hat man angenommen, daß die Gewichtseinheit, -die Mine, wie das heutige Kilogramm nach einem bestimmten -Grundsatz aus der Längeneinheit abgeleitet worden sei<a name="FNanchor_98" id="FNanchor_98" href="#Footnote_98" class="fnanchor">98</a>.</p> - -<p>Wird die Doppelelle nämlich in 10 Teile zerlegt und dieses -Zehntel als Kantenlänge für einen Würfel gewählt, den man mit -Wasser füllt, so kommt das Gewicht dieser Wassermasse einem -Kilogramm sehr nahe, da ja die Doppelelle nur wenig von dem -Meter abwich. Das Gewicht dieser Wassermasse stimmt mit der -Mine (984 g) nahezu überein. Die Hälfte dieses Gewichtes, die -leichte Mine von 492 g, war während des ganzen Altertums gebräuchlich<a name="FNanchor_99" id="FNanchor_99" href="#Footnote_99" class="fnanchor">99</a>.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p039" id="Page_p039">[Pg p039]</a></span></p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig6" id="fig6" href="images/abb6.jpg"><img width="300" height="193" src="images/abb6.jpg" alt="[Abb. 6]" /></a> -<div class="caption">Abb. 6. Altbabylonisches Gewichtsstück. -Nach <span class="gesperrt">Layard</span>.</div> -</div> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig7" id="fig7" href="images/abb7.jpg"><img width="300" height="245" src="images/abb7_t.jpg" alt="[Abb. 7]" /></a> -<div class="caption">Abb. 7. Wage, einem altägyptischen Totenbuche entnommen.</div> -</div> - -<p>Mit der Anwendung des Hebels zum Abwägen von Waren, -Heilmitteln usw. waren schon die ältesten Kulturvölker vertraut. -Die Ausgrabungen in Mesopotamien -haben zahlreiche, -mitunter sehr handlich gestaltete -(s. <a href="#fig6">Abb. 6</a>) Gewichtsstücke -zutage gefördert. In -Ägypten hat man nicht nur -solche bis herab zu Stücken, -die wenige Gramm anzeigen, -sondern auch zahlreiche Abbildungen -von Wagen (siehe -<a href="#fig7">Abb. 7</a>) gefunden. Die ägyptischen -Wagen waren sämtlich zweiarmig. An dem oberen Teile -des Gestelles befand sich ein Lot, um die richtige Einstellung der -Wage zu kontrollieren. Die Ägypter müssen es verstanden haben, -schon ziemlich empfindliche Wagen herzustellen. Aus den Rezepten<span class="pagenum"><a name="Page_p040" id="Page_p040">[Pg p040]</a></span> -des Papyrus Ebers geht nämlich hervor, daß man als kleinstes -Gewichtsstück ein solches benutzte, das nur 0,71 g wog<a name="FNanchor_100" id="FNanchor_100" href="#Footnote_100" class="fnanchor">100</a>.</p> - -<p>Nach den bisher gewonnenen archäologischen Aufschlüssen -haben sich die Ägypter der ungleicharmigen Wage noch nicht bedient. -Daß die Ägypter aber mit der Wirkung des ungleicharmigen -Hebels schon in grauer Vorzeit bekannt waren, beweisen die Wandgemälde -Thebens.</p> - -<p>Die auf dem Prinzip des ungleicharmigen Hebels beruhende -Schnellwage begegnet uns zuerst in Italien. Gut erhaltene Exemplare -wurden in Etrurien und in Pompeji ausgegraben<a name="FNanchor_101" id="FNanchor_101" href="#Footnote_101" class="fnanchor">101</a>.</p> - - -<h3>Die Anfänge der Metallurgie und anderer chemisch-technischer -Gewerbe.</h3> - -<p>Nicht nur auf den Gebieten der Mathematik und der Astronomie, -die wir bisher vorzugsweise gewürdigt haben, erlangten die -Babylonier und die Ägypter im großen und ganzen die gleiche -Stufe der Entwicklung, sondern auch im übrigen ist die Höhe -des Wissens und der Kultur im allgemeinen bei den beiden uralten, -unter fast gleichen Bedingungen lebenden und wohl auch -stammverwandten Völkern fast dieselbe gewesen. So haben die -neueren Forschungen erwiesen, daß die Babylonier wie die Ägypter -Eisen herstellten und verarbeiteten. Schon <span class="gesperrt">Lepsius</span> hat darauf -aufmerksam gemacht<a name="FNanchor_102" id="FNanchor_102" href="#Footnote_102" class="fnanchor">102</a>, daß auf den, auch in den Farben so wohlerhaltenen, -ägyptischen Wandbildern der Kriegshelm blau gemalt -ist. Im Grabe Rhamses des Dritten sind auch die Schwerter blau -gemalt. In beiden Fällen kann es sich wohl nur um die Wiedergabe -eiserner Waffen handeln. Gemalte Holzlanzen der ägyptischen -Gräber tragen rote und blaue Spitzen. Wir erkennen -daraus, daß neben Eisen auch Kupfer zur Herstellung von Waffen -gebraucht wurde. Um den Granit in solch vollkommener Weise<span class="pagenum"><a name="Page_p041" id="Page_p041">[Pg p041]</a></span> -zu bearbeiten, wie es ihre Sarkophage und Obelisken zeigen, -mußten die Ägypter wohl auch schon mit dem Härten des Eisens -vertraut sein<a name="FNanchor_103" id="FNanchor_103" href="#Footnote_103" class="fnanchor">103</a>.</p> - -<p>Neuerdings haben sowohl die ägyptischen als auch die babylonischen -Ausgrabungen zahlreiche Beweisstücke für eine frühe Bekanntschaft -mit dem Eisen zutage gefördert. Immerhin ist nach -Ansicht der meisten Ägyptologen das Eisen im alten ägyptischen -Reich noch sehr wenig in Gebrauch gewesen.</p> - -<p>Als älteste Spur dieses Metalls gilt ein in dem Mauerwerk -der um 2500 errichteten Cheops-Pyramide gefundenes Eisenstück. -Ähnliche Funde liegen aus anderen fast ebenso alten Pyramiden -vor (<span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span>, Alchemie, 1919, S. 610).</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig8" id="fig8" href="images/abb8.jpg"><img width="300" height="158" src="images/abb8.jpg" alt="[Abb. 8]" /></a> -<div class="caption">Abb. 8. Gewinnung von Eisen nach altägyptischen Wandgemälden.</div> -</div> - -<p>Sicher ist die Erfindung des Eisens nicht einem bestimmten -Volke zuzuschreiben, sondern sie ist zu verschiedenen Zeiten überall -dort erfolgt, wo leicht reduzierbare Eisenerze zur Verfügung standen. -Das war nicht nur in Ägypten, sondern auch in Indien, Persien, -Palästina und anderen Ländern der alten Kulturwelt der Fall. -Eisenerz fehlte auch im mittleren und südlichen Afrika nicht, und -es ist anzunehmen, daß man auch dort auf eine primitive Art der -Eisengewinnung, die man selbst bei den Hottentotten antrifft, gekommen -ist. Die Frage, ob etwa die Ägypter durch die Nubier -oder durch die Bewohner Vorderasiens mit der Eisengewinnung -bekannt geworden sind oder ob sie sie selbständig entdeckt -haben, wird sich wohl kaum je mit Sicherheit entscheiden lassen -trotz aller Kontroversen, die schon über diese Frage geführt -wurden.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p042" id="Page_p042">[Pg p042]</a></span></p> - -<p>Die Art, wie die Ägypter Eisen herstellten, ist aus vorstehender -Abbildung ersichtlich<a name="FNanchor_104" id="FNanchor_104" href="#Footnote_104" class="fnanchor">104</a>. Sie benutzten Blasebälge aus Leder, die -mit den Füßen getreten wurden. Ein Arbeiter bediente zwei solcher -Säcke, von denen abwechselnd der eine durch den Zug einer Schnur -mit Luft gefüllt wurde, während sich der andere unter dem Druck -des Fußes entleerte. Die gepreßte Luft gelangte in eine Feuerung, -in welcher das Eisenerz unter der reduzierenden Wirkung eines -Kohlenfeuers zu Eisen niedergeschmolzen wurde. Den altägyptischen -ähnliche Blasebälge sind noch heutzutage im Innern Afrikas -in Gebrauch. Daß auch die Babylonier Eisen herstellten und verarbeiteten, -ist nicht nur durch keilschriftliche Aufzeichnungen, sondern -auch durch Funde von Helmen, Panzern und Geräten erwiesen.</p> - -<p>Noch leichter als das Eisen aus seinen Erzen ließ sich das -Kupfer aus Malachit erschmelzen. Zudem besaßen die alten -Ägypter Fundstätten, an welchen dieses Metall vorkam. So betrieb -dieses Volk bereits im 5. Jahrtausend v. Chr. auf der Insel Meroë -einen umfangreichen Bergbau auf Kupfer<a name="FNanchor_105" id="FNanchor_105" href="#Footnote_105" class="fnanchor">105</a>.</p> - -<p>Metallisches Zink<a name="FNanchor_106" id="FNanchor_106" href="#Footnote_106" class="fnanchor">106</a> und reines Zinn waren zwar den beiden -ältesten Kulturvölkern nicht bekannt<a name="FNanchor_107" id="FNanchor_107" href="#Footnote_107" class="fnanchor">107</a>, doch verstanden sie es, durch -einen Zusatz von Erzen dieser Metalle, insbesondere von Galmei, -beim Niederschmelzen der Kupfererze Bronze herzustellen, deren -Verwendung zu Waffen, Schmucksachen und Geräten bis in die -älteste Zeit hinaufreicht. Oft tragen auch die Bronzegegenstände -Spuren einer Bearbeitung mit Stahl<a name="FNanchor_108" id="FNanchor_108" href="#Footnote_108" class="fnanchor">108</a>. Am frühesten sind Silber<span class="pagenum"><a name="Page_p043" id="Page_p043">[Pg p043]</a></span> -und besonders Gold gewonnen und verarbeitet worden, da beide -Metalle an vielen Orten gediegen vorkommen und ihres Glanzes -und ihrer Beständigkeit wegen geschätzt wurden. Die Ägypter -betrieben Goldbergwerke in Nubien. Sie kannten die Kunst des -Vergoldens und schmolzen Gold in einem bestimmten Verhältnisse -mit Silber zu einer Legierung zusammen. Die Ausbeute Nubiens -an Gold soll sich zur Zeit Rhamses des Zweiten auf viele Millionen -jährlich beziffert haben.</p> - -<p>Ein interessantes Schriftdenkmal aus jener Zeit ist ein Grubenriß, -der sich auf einem in Turin bewahrten Papyros aus dem -15. Jahrhundert v. Chr. befindet. Er stellt den Plan eines Tagebaues -auf Gold in allen seinen Einzelheiten dar und ist das älteste -Dokument dieser Art, das auf uns gekommen ist<a name="FNanchor_109" id="FNanchor_109" href="#Footnote_109" class="fnanchor">109</a>.</p> - -<p>Eine aus Kupfer hergestellte Wasserleitung weist ein um -2500 v. Chr. entstandener Tempel auf, der in der Nähe des alten -Memphis freigelegt wurde. Die Leitung hatte eine Länge von -400 Metern. Die Röhren bestanden aus getriebenem Kupfer und -besaßen etwa 4 cm Durchmesser und 1 mm Wandstärke<a name="FNanchor_110" id="FNanchor_110" href="#Footnote_110" class="fnanchor">110</a>. Die -althergebrachte Meinung, daß der Name Kupfer von Cypern stamme, -wird neuerdings angefochten. Das Kupfer wurde schon im Altertum -auch in den Alpen und in Skandinavien gewonnen. Sein lateinischer -Name »Cuprum« wurde wahrscheinlich von den Römern -den nordischen Völkern entlehnt<a name="FNanchor_111" id="FNanchor_111" href="#Footnote_111" class="fnanchor">111</a>.</p> - -<p>Ein Beispiel von den Leistungen der alten Völker im Schmieden -ist die berühmte Eisensäule in Delhi. Sie wiegt 11000 kg und -hat ein Alter von etwa 2000 Jahren<a name="FNanchor_112" id="FNanchor_112" href="#Footnote_112" class="fnanchor">112</a>. Die Säule besteht aus -sehr reinem Eisen und ist trotz des feuchten Klimas des Landes -kaum verrostet. Die Reisenden des Mittelalters erwähnen sie unter -Ausdrücken der größten Bewunderung. Sie ist etwa 7<sup>1</sup>/<sub>2</sub> m hoch -und besitzt einen Durchmesser von <sup>1</sup>/<sub>2</sub> m.</p> - -<p>Hand in Hand mit der Gewinnung und der Verarbeitung der -Metalle ging die Herstellung von Glas, Email, gefärbten Glaswaren<span class="pagenum"><a name="Page_p044" id="Page_p044">[Pg p044]</a></span> -und von Erzeugnissen der Töpferei. Sowohl in Babylonien als -in Ägypten war man mit diesen Gewerben vertraut. Die Glasflüsse -und Emaillen wurden mit Kupferoxyd und mit Kobaltverbindungen -rot und blau gefärbt. Daß man es auch in der Kunst -des Schleifens weit gebracht hatte, beweist die Auffindung einer -Linse durch <span class="gesperrt">Layard</span><a name="FNanchor_113" id="FNanchor_113" href="#Footnote_113" class="fnanchor">113</a> in den Ruinen Ninives. Diese Linse befindet -sich im Britischen Museum; sie ist 0,2 Zoll dick und besitzt -eine Brennweite von 4,2 Zoll. Welchem Zweck sie diente, läßt -sich nicht angeben.</p> - -<p>Die Glasbereitung, deren Erfindung man mit Unrecht den -Phöniziern zugeschrieben hat, wurde in Ägypten schon in der -ältesten Zeit geübt. Als Materialien wurden Sand, Soda, Muschelschalen -usw. verwendet. Das bekannte Relief von Beni Hassan -stellt nicht, wie man früher annahm, Glasbläser, sondern -wahrscheinlich Metallarbeiter vor. Das Blasen des Glases kam -nämlich erst um den Beginn unserer Zeitrechnung auf. Anfangs -wurden die Gläser über einem Tonkern geformt, oder man goß -die flüssige Glasmasse in Tonmodelle, die man hin- und herschwenkte, -um dem erkaltenden Glase die gewünschte Form zu -geben<a name="FNanchor_114" id="FNanchor_114" href="#Footnote_114" class="fnanchor">114</a>. Eine ausführliche Darstellung über das Glas im Altertum -verdankt man <span class="gesperrt">A. Kisa</span> (<span class="gesperrt">A. Kisa</span>, Das Glas im Altertume. 978 Seiten -mit 395 Abbildungen im Text und zahlreichen Tafeln. Leipzig, -K. W. Hiersemann 1908). <span class="gesperrt">Kisa</span> erwähnt ägyptische Glasfabriken, -die zur Zeit Amenophis des Vierten in Tell el Amarna bestanden. -Die Ägypter vertrieben ihre Erzeugnisse (z. B. Glasperlen) schon -im Massenexport. Von Ägypten aus wurden die Phönizier und die -übrigen Mittelmeervölker mit der Bereitung und der künstlerischen -Verarbeitung des Glases bekannt.</p> - -<p>Von sonstigen chemisch-technischen Gewerben wurden nicht -nur die Töpferei unter Anwendung von Email, sondern auch die -Färberei mit Benutzung des Alauns als Beize ausgeübt. Als -Mineralfarben gebrauchte man Zinnober und Eisenoxyd, wie sie -die Natur darbietet. Mennige, Bleiweiß und Kienruß wurden -künstlich hergestellt. Indem man die in Ägypten natürlich vorkommende -Soda der Natronseen mit Öl behandelte, gelangte man -zur Erfindung der Seife.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p045" id="Page_p045">[Pg p045]</a></span></p> - - -<h3>Die Anfänge der Heilkunde.</h3> - -<p>Ein erstaunlich hohes Alter besitzt auch die Heilkunde. -Manches ist darüber aus den in Ägypten gemachten Papyrusfunden -und aus babylonischen Keilschrifttexten bekannt geworden, doch -ist es oft nicht möglich, aus den Beschreibungen die Krankheiten -wiederzuerkennen. Welche Entwicklung die Heilkunde in Ägypten -genommen, das nebenbei als ein gesundes Land galt, erkennen -wir aus den Angaben <span class="gesperrt">Herodots</span>. Er erzählt: »Die Heilkunde -ist bei ihnen geteilt, jeder Arzt beschäftigt sich mit einer Art von -Krankheit. Die einen sind Augenärzte, die anderen Ärzte für den -Kopf, andere für die Zähne und wieder andere für nicht sichtbare -Krankheiten«<a name="FNanchor_115" id="FNanchor_115" href="#Footnote_115" class="fnanchor">115</a>.</p> - -<p>Nicht nur das Bedürfnis, Krankheiten zu heilen, sondern auch -der Brauch, Leichen zu mumifizieren, wird die Ägypter frühzeitig -zur Beschäftigung mit dem Bau des menschlichen Körpers geführt -haben, wenn auch religiöse Gründe einer, zu wissenschaftlichen -Zwecken erfolgenden Zergliederung der Leichen im Altertum wie -im Mittelalter recht hindernd im Wege standen.</p> - -<p>Das hohe Alter der babylonischen Heilkunde geht schon daraus -hervor, daß die Gesetzessammlung Hammurabis auch von medizinischen -Gebühren und von der Haftpflicht der Chirurgen handelt. -Ein Paragraph<a name="FNanchor_116" id="FNanchor_116" href="#Footnote_116" class="fnanchor">116</a> bestimmt unter anderem, daß man einem -Chirurgen, der das Auge eines Menschen öffne, um den Star zu -operieren, beide Hände abhauen solle, wenn das Auge durch den -chirurgischen Eingriff zerstört werde<a name="FNanchor_117" id="FNanchor_117" href="#Footnote_117" class="fnanchor">117</a>. Nicht minder barbarisch<span class="pagenum"><a name="Page_p046" id="Page_p046">[Pg p046]</a></span> -waren die ägyptischen Vorschriften. Berichtet uns doch <span class="gesperrt">Diodor</span><a name="FNanchor_118" id="FNanchor_118" href="#Footnote_118" class="fnanchor">118</a>, -daß Ärzte, wenn der Patient starb, Gefahr liefen, als Mörder bestraft -zu werden. Da jene ältesten Ärzte ihre Heilmittel aus allen -Naturreichen wählten, so waren Medizin und Naturkunde von vornherein -aufs engste miteinander verschwistert. Die medizinischen -Papyrusfunde zählen über 50 Pflanzen auf, die zu Heilzwecken -gebraucht wurden. Daneben fanden auch Organe und Sekrete von -Tieren, wie Herz, Leber, Blut, Galle usw., ferner Mineralien wie -Kupfersalze und Natron Verwendung.</p> - -<p>Ein interessanter Abschnitt aus der Geschichte der Heilkunde -ist auch die Behandlung der Zahnkaries. Die Babylonier nahmen -an, daß das Hohlwerden der Zähne von Würmern herrühre, welche -die Zähne ausnagen sollten. Eine Heilung erwartete man von -Beschwörungsformeln. Diese Formeln verbreiteten sich nach -Europa und erhielten sich dort bis ins Mittelalter. An die Stelle -der Beschwörung oder neben diese trat aber schon sehr frühzeitig -eine sachgemäße Behandlung der Krankheit. Man stillte den -Schmerz mit giftigen Kräutern und füllte den hohlen Zahn mit -Harz<a name="FNanchor_119" id="FNanchor_119" href="#Footnote_119" class="fnanchor">119</a>.</p> - -<p>Ein Keilschrifttext, der erkennen läßt, in welcher Art oft -kosmogonische Vorstellungen mit Gebetformeln und Heilvorschriften -vereinigt wurden, lautet folgendermaßen:</p> - -<div class="poem"> -<p>»Als Gott Anu schuf den Himmel,</p> -<p>der Himmel schuf die Erde,</p> -<p>die Erde schuf die Flüsse,</p> -<p>die Flüsse schufen die Kanäle,</p> -<p>die Kanäle schufen den Schlamm,</p> -<p>der Schlamm schuf den Wurm.</p> -<p>Da ging der Wurm; beim Anblick der Sonne weinte er.</p> -<p>Vor das Angesicht des Gottes Ea kamen seine Tränen:</p> -<p>Was gibst du mir zu meiner Speise?</p> -<p>Was gibst du mir zu meinem Tranke?</p> -<p>Ich gebe dir das Holz, das faul ist und die Frucht des Baumes.</p> -<p>Was ist für mich faules Holz und die Frucht des Baumes?</p> -<p>Laß mich nisten im Innern des Zahnes.</p> -<p>Seine Höhlungen gib mir als Wohnung.</p><span class="pagenum"><a name="Page_p047" id="Page_p047">[Pg p047]</a></span> -<p>Aus dem Zahne will ich saugen sein Blut.</p> -<p>Weil du dies gesagt hast, Wurm,</p> -<p>möge dich schlagen der Gott Ea</p> -<p>mit der Stärke seiner Hände.</p> -<p>Dies diene zur Beschwörung für den Schmerz der Zähne.</p> -<p>Dabei sollst du Bilsenkraut pulvern und mit Baumharz zusammenkneten.</p> -<p>Dies sollst du in den Zahn bringen, während du die Beschwörung dreimal hersagst<a name="FNanchor_120" id="FNanchor_120" href="#Footnote_120" class="fnanchor">120</a>.«</p> -</div> - -<p>Daß sich durch das Zusammenleben in den oft stark bevölkerten -Städten der alten Kulturwelt auch schon eine gewisse -Wohnungs- und Volkshygiene herausbildete, darf als sichergestellt -gelten. Die Erbauung der Städte erfolgte oft schon nach bestimmten -Plänen. Einen Stadtplan von Ninive hat man auf einer -Statue gefunden, deren Alter auf 5000 Jahre beziffert wird. Selbst -Wasserleitungen und Kloaken begegnen uns schon bei den Babyloniern -und bei den Ägyptern. Wahrscheinlich sind die Griechen, -wie in so vielen anderen Dingen, auch hierin die Schüler dieser -Völker gewesen. Bei den Assyrern gab es um 700 v. Chr. Städte -mit geraden, gepflasterten Straßen, die sogar Bürgersteige aufwiesen<a name="FNanchor_121" id="FNanchor_121" href="#Footnote_121" class="fnanchor">121</a>.</p> - -<p>Welchen Umfang die Kenntnisse der Ägypter in medizinischen, -botanischen und zoologischen Dingen besaßen, kann man kaum noch -feststellen. Viele Einzelheiten lassen sich zwar aus Abbildungen -und den auf uns gekommenen Papyrusfunden entnehmen. Wir -wissen ferner, daß die angewandte Botanik in Ägypten und in -Vorderasien ihren Ursprung genommen hat. So wurden in Ägypten -drei Weizen- und zwei Gerstenarten, sowie die Hirse (Sorghum) -gebaut<a name="FNanchor_122" id="FNanchor_122" href="#Footnote_122" class="fnanchor">122</a>. Auch betrieb man den Anbau des Rizinus, der Dattel -und der Feige, des Weinstocks, der Linsen, Erbsen usw.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p048" id="Page_p048">[Pg p048]</a></span></p> - -<p>Das umfangreichste medizinische Schriftdenkmal ist der Papyrus -Ebers. Er stammt aus Theben und wurde vermutlich -um 1500 v. Chr. niedergeschrieben. Der Papyrus Ebers ist in -der Hauptsache eine Sammlung von Rezepten (z. B. Rizinus gegen -Verstopfung), Gebeten und Beschwörungsformeln für die verschiedensten -Krankheiten. Er gestattet daher keinen Schluß auf den -Stand der Medizin im allgemeinen. Obgleich wir keinen, die Chirurgie -in gleicher Ausführlichkeit behandelnden Text besitzen, -läßt sich aus den Beobachtungen gut geheilter Knochenbrüche und -ähnlicher Dinge an Mumien wohl schließen, daß der Stand dieses, -durch anatomische Kenntnisse bedingten medizinischen Wissenszweiges -ein verhältnismäßig hoher gewesen ist<a name="FNanchor_123" id="FNanchor_123" href="#Footnote_123" class="fnanchor">123</a>.</p> - -<p>Die Bereitung der Arzneien erfolgte anfangs durch die Ärzte -selbst. Indessen begegnen uns schon im alten Alexandrien und -im alten Rom besondere Arzneibereiter. Die Einrichtung von -Handapotheken geht bis in die älteste ägyptische Zeit zurück. -Die ägyptische Sammlung des Berliner Museums besitzt eine aus -dem Jahre 2000 v. Chr. stammende Handapotheke einer ägyptischen -Königin. Diese Apotheke war laut geschriebener Widmung -ein Geschenk. In den mit Pfropfen verschlossenen Alabastergefäßen -befinden sich noch Wurzeln, die Heilzwecken dienten<a name="FNanchor_124" id="FNanchor_124" href="#Footnote_124" class="fnanchor">124</a>.</p> - - -<h3>Erstes naturgeschichtliches Wissen.</h3> - -<p>Manchen Aufschluß über das Verhältnis der alten Ägypter -zu der sie umgebenden Tier- und Pflanzenwelt erhalten wir aus -den Wandgemälden der Gräber und den Verzierungen der den -Toten mit ins Grab gegebenen Schminktafeln. Der Papyrus Ebers -enthält auch einige Andeutungen über die Entwicklung des Skarabäus -aus dem Ei, der Schmeißfliege aus der Larve, des Frosches<span class="pagenum"><a name="Page_p049" id="Page_p049">[Pg p049]</a></span> -aus der Kaulquappe<a name="FNanchor_125" id="FNanchor_125" href="#Footnote_125" class="fnanchor">125</a>. Eine Fülle wohlerhaltener Abbildungen -von Tieren und Pflanzen enthalten die aus dem alten Reiche (der -V. Dynastie) stammenden Gräber des Ptahhotep und des Ti. Sie -gehören der Nekropole des alten Memphis an und liegen in der -Nähe der Stufenpyramide von Sakkara. Das Grab des Ptahhotep -zeigt uns den Verstorbenen umgeben von seinen Windhunden und -Schoßaffen. Diener sind mit dem Schlachten von Opfertieren beschäftigt, -oder sie führen Jagdbeute herbei, wie Gazellen und -Löwen. Die Jagdszenen enthalten manche Beobachtung aus dem -Tierleben, z. B. einen Löwen, der einen vor Schreck gelähmten -Ochsen überfällt. Ausführlich wird die Weingewinnung dargestellt. -Die Bilder zeigen die Pflege des Weinstocks, die Traubenlese und -das Keltern. Sehr früh verschwinden aus den Abbildungen die Darstellungen -phantastischer Mischgestalten. Besonders die Schminktafeln -(die alten Ägypter schminkten die Augenbrauen) zeigen, daß -man schon von der ersten Dynastie an mit wenigen Ausnahmen -nur wirklich beobachtete Tierformen zur Darstellung brachte<a name="FNanchor_126" id="FNanchor_126" href="#Footnote_126" class="fnanchor">126</a>.</p> - -<p>Mit dem Pferde sind die Ägypter und die Babylonier erst -verhältnismäßig spät bekannt geworden. So enthält die Gesetzessammlung -<span class="gesperrt">Hammurabis</span> zahlreiche Bestimmungen, in denen von -Rindern, Eseln, Schafen und anderen Haustieren die Rede ist, -aber keine, die das Pferd betreffen. Dieses ist allem Anschein -nach erst zu Beginn des 2. Jahrtausends durch arische Stämme, -die vom Aralsee her vordrangen, nach Vorderasien und Ägypten -gelangt. Durch die Einführung des Pferdes kam der Streitwagen -in Aufnahme, welcher der Kriegsführung ein ganz neues Aussehen -verlieh.</p> - -<p>Den Übergang von Kulturpflanzen und Haustieren aus Asien -nach Europa behandelt <span class="gesperrt">Victor Hehn</span> auf Grund der Angaben -der griechischen und der römischen Schriftsteller. In seinem Buche -konnten, als es 1870 zuerst erschien, die wesentlichsten Ergebnisse -der ägyptologischen und assyriologischen Forschungen noch nicht -berücksichtigt werden. Die neueren Auflagen des seinerzeit epochemachenden -Buches von <span class="gesperrt">Hehn</span> haben sich darin nur wenig geändert. -Es ist das Verdienst <span class="gesperrt">Hehns</span>, zuerst nachdrücklich darauf -hingewiesen zu haben, daß die Fauna und die Flora der Kulturländer -durch die Einwirkung des Menschen ganz wesentlich um<span class="pagenum"><a name="Page_p050" id="Page_p050">[Pg p050]</a></span>gestaltet -wurden. Dabei bediente sich <span class="gesperrt">Hehn</span> indessen noch vorwiegend -der rein philologischen Untersuchung. Daß z. B. das Huhn -erst verhältnismäßig spät in Vorderasien und in Europa bekannt -wurde, schließt <span class="gesperrt">Hehn</span> daraus, daß dieses Tier im Alten Testamente -nicht erwähnt wird und sich auch nicht auf den ägyptischen -Wandgemälden findet, die im übrigen alles, was den Haushalt der -alten Ägypter betrifft, vor Augen führen. In bezug auf Italien -kommt <span class="gesperrt">Hehn</span> zu dem allgemeinen Ergebnis, daß seine Pflanzenwelt -unter dem Einfluß des Menschen immer mehr einen südlichen -und asiatischen Charakter angenommen habe<a name="FNanchor_127" id="FNanchor_127" href="#Footnote_127" class="fnanchor">127</a>. Meldet doch -<span class="gesperrt">Plinius</span>, daß z. B. der Kirschbaum erst durch <span class="gesperrt">Lucullus</span> von -der pontischen Küste nach Italien verpflanzt sei.</p> - -<p>Die literarischen Belege und die Abbildungen von Pflanzen -und Tieren finden eine wertvolle Ergänzung durch die Naturgegenstände -selbst, die man in den alten Nekropolen Ägyptens gefunden -und in dem großen Museum von Kairo vereinigt hat. Man findet -dort zahlreiche Mumien von Hunden, Krokodilen, Fischen, Vögeln -(besonders dem Ibis), Spitzmäusen, Bos africanus usw. Die Insekten -sind besonders durch Skarabäen vertreten. Nicht minder -zahlreich sind die Pflanzenreste.</p> - -<p>Die Ägypter gelangten auch zu chemischen Operationen, deren -Ziel die Herstellung von Heilmitteln aus pflanzlichen Stoffen war. -So ist bekannt geworden, daß sie in späterer Zeit zu diesem Zwecke -die Destillation ausübten<a name="FNanchor_128" id="FNanchor_128" href="#Footnote_128" class="fnanchor">128</a> und sich dabei der von ihnen erfundenen -Glasgefäße bedienten. In geringem Umfange fanden auch schon -anorganische Stoffe, wie Eisenoxyd, Alaun usw., als Heilmittel -Verwendung, so daß schon in den ältesten Zeiten ein gewisser -Zusammenhang von chemischem Können mit der Pharmazie sich -herausbildete<a name="FNanchor_129" id="FNanchor_129" href="#Footnote_129" class="fnanchor">129</a>.</p> - -<p>Der ägyptische Alaun galt als der beste (<span class="gesperrt">Plin.</span> 35, 184). Besondere -Alaunwerke, die großen Gewinn abwarfen, bestanden nach -<span class="gesperrt">Diodor</span> (V, 15) auf Lipara. Wie heute wurden mehrere Abarten -unterschieden. Man benutzte Alaun nicht nur in der Heilkunde, -sondern auch als Beize, zum Imprägnieren von Holz, um es vor -Feuer zu schützen, zum Gerben (<span class="gesperrt">Plin.</span> XXXV, 190), also zu vielen -Zwecken, denen er noch jetzt dient.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p051" id="Page_p051">[Pg p051]</a></span></p> - - -<h3>Die alte Kultur Süd- und Ostasiens.</h3> - -<p>Nachdem wir das Entstehen der ersten Wurzeln von Kultur -und Wissenschaft in Vorderasien und Ägypten geschildert haben, -erübrigt noch eine kurze Betrachtung der in Indien und in China -entstandenen Elemente. Die Bedeutung der Inder für die Entwicklung -der Wissenschaften ist erst auf Grund der neueren -Sanskritforschung in das rechte Licht gerückt worden, wenn auch -noch manche Zweifel und Unklarheiten geblieben sind. Erst seit -der Begründung der neueren vergleichenden Sprachforschung ist -man zu der Erkenntnis gelangt, daß die Inder mit den Griechen, -Römern und Germanen eines Stammes sind. Welches die Heimat -des vermuteten indogermanischen Urvolkes war, wird sich wohl nie -ermitteln lassen. Soviel dürfen wir indessen annehmen, daß es sich -um ein Hirtenvolk handelte, das innerhalb eines gemäßigten Klimas -erstarkt war und infolgedessen zu wandern begann. Der neue Boden -mußte aber nicht nur der Natur, sondern auch einer auf niedriger -Stufe stehenden Urbevölkerung abgerungen werden. So drangen -die Inder mit ihren Rossen und Rindern von Nordwesten her, -einige Jahrtausende vor Beginn unserer Zeitrechnung, in die -nach ihnen benannte Halbinsel ein. Zunächst setzten sie sich im -Gebiete des Indus fest und drängten von hier aus die dunklen -Urbewohner nach Süden und in die Gebirge zurück.</p> - -<p>Während der ersten Stufen, welche die Entwicklung in Indien -durchlief, wird keine oder nur eine geringe Fühlung mit den -Mittelmeervölkern bestanden haben. Indes schon mit dem ersten -Aufdämmern der Geschichte ist ein Verkehr Indiens mit dem -Westen wie mit China nachweisbar, so daß der frühere Glaube an -die völlige Abgeschlossenheit der süd- und ostasiatischen Kultur -einer anderen Auffassung hat weichen müssen. In der allerersten -Zeit war es der Handel, der eine Verbindung herstellte und dabei -den Seeweg bevorzugte. Auf diesem Wege gelangten die Erzeugnisse -Indiens nach dem Arabischen Meerbusen und von dort den -Euphrat und Tigris hinauf. Selbst die Ostküste des entfernten -Ägyptens unterhielt lebhafte Handelsbeziehungen zu Indien. Und -in späterer Zeit durchfuhren selbst römische Schiffe das Rote -Meer und den Indischen Ozean, in welchem sich die Seefahrer -den regelmäßigen Wechsel der Monsunwinde zunutze machten<a name="FNanchor_130" id="FNanchor_130" href="#Footnote_130" class="fnanchor">130</a>.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p052" id="Page_p052">[Pg p052]</a></span></p> - -<p>Einem Austausch der Waren wird zu allen Zeiten ein Austausch -des Wissens parallel gegangen sein. Ein weiteres kräftiges -Ferment für eine wechselseitige Befruchtung waren ferner die -Ausbreitung der Religionen und die Eroberungszüge. So entstanden -später infolge des Alexanderzuges an den Grenzen Indiens -griechische Königreiche, die einen regen Austausch auch geistiger -Erzeugnisse zwischen den Bewohnern der Mittelmeerländer und -Südasiens vermittelten. Zur römischen Kaiserzeit und während -der byzantinischen Periode fand sogar ein Verkehr zwischen den -indischen und den westlichen Höfen durch Gesandtschaften statt. -Ja, unter Kaiser Antoninus ist sogar eine römische Gesandtschaft -am chinesischen Hofe erschienen<a name="FNanchor_131" id="FNanchor_131" href="#Footnote_131" class="fnanchor">131</a>.</p> - -<p>Für die Geschichte der Wissenschaften kommt insbesondere -der Einfluß in Betracht, den die Inder auf medizinischem und -astronomisch-mathematischem Gebiete auf die westlich von ihnen -wohnenden Völker ausgeübt haben. Besaßen doch später die Araber -nicht nur in Galen, sondern nicht minder in den Indern Lehrmeister -in der Anatomie und Chirurgie. Unter den Naturerzeugnissen -Indiens befand sich ferner mancher Stoff, der von den Bewohnern -als heilkräftig erkannt und anderen Völkern übermittelt -wurde. So hatten sich bei Alexander<a name="FNanchor_132" id="FNanchor_132" href="#Footnote_132" class="fnanchor">132</a> geschickte indische Ärzte -eingefunden, die sich besonders auf die Heilung von Schlangenbissen -verstanden. Als ein Beweis für das Alter der indischen -Medizin mag auch gelten, daß die Ärzte bei den Indern in hoher -Achtung standen<a name="FNanchor_133" id="FNanchor_133" href="#Footnote_133" class="fnanchor">133</a>.</p> - -<p>Unter den späteren astronomisch-mathematischen Schriftstellern -der Inder sind besonders <span class="gesperrt">Aryabhatta</span> (um 500 n. Chr.) -und <span class="gesperrt">Brahmagupta</span> (um 600 n. Chr.) zu nennen. Bei der Beurteilung -ihrer Leistungen ist indessen zu berücksichtigen, daß -in den Werken der Sanskritliteratur, die vor <span class="gesperrt">Aryabhatta</span> entstanden, -auch griechische Einflüsse auf die indische Wissenschaft -nachweisbar sind. Hatte es doch lange den Anschein, als ob -manche Lehren älterer Sanskritwerke von den Griechen stammen<a name="FNanchor_134" id="FNanchor_134" href="#Footnote_134" class="fnanchor">134</a>. -Doch wird neuerdings den Erzeugnissen der Sanskritliteratur eine -größere Selbständigkeit zuerkannt.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p053" id="Page_p053">[Pg p053]</a></span></p> - -<p>Die ältesten Schriften der indischen Literatur sind die <span class="gesperrt">Vedas</span>. -In ihnen spiegelt sich das religiöse und soziale Leben der Inder -wieder; sie enthalten aber auch die ersten Anfänge der Wissenschaften, -die sich bei diesem merkwürdigen Volke zumeist im -engsten Zusammenhange mit religiösen Gebräuchen und Empfindungen -entwickelt haben. In höchst eigenartiger Weise hat z. B. -der Opferdienst die Entwicklung der indischen Mathematik beeinflußt. -Die Gestaltung der Altäre war nämlich nach der Ansicht -der Inder für den Erfolg des Opfers von der allergrößten Bedeutung. -So heißt es in einer Vorschrift: »Wer die himmlische Welt -zu erlangen wünscht, schichte den Altar in Gestalt eines Falken.« -Diese Aufgabe setzt aber eine bedeutende Kenntnis der Flächengeometrie -voraus, da sämtliche Steine einer Schicht polyedrisch -gestaltet und lückenlos aneinander gefügt die Figur des Falken -ergeben mußten. Erhöht wurde die Schwierigkeit dadurch, daß -die zweite Schicht, die gleich der ersten etwa zweihundert Steine -enthielt, eine andere Anordnung aufweisen und dennoch als Ganzes -die erste Schicht decken mußte. Dabei war jedes Formverhältnis -von entscheidender Wichtigkeit, da es nach der Auffassung der -Inder Segen oder Unheil bringen konnte<a name="FNanchor_135" id="FNanchor_135" href="#Footnote_135" class="fnanchor">135</a>.</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig9" id="fig9" href="images/abb9.jpg"><img width="200" height="198" src="images/abb9.jpg" alt="[Abb. 9]" /></a> -<div class="caption">Abb. 9. Geometrische Konstruktionen der Inder.</div> -</div> - -<p>Die Schrift über die Altäre ist nach der Ansicht des Herausgebers -(<span class="gesperrt">Bürk</span>, s. unten) im 4. oder 5. Jahrhundert v. Chr., wenn -nicht früher, verfaßt worden. Durch ihre, beim Bau der Altäre -geübte Technik sind die Inder wahrscheinlich auch mit dem Satze -vom Quadrat der Hypothenuse schon vor dem 5. Jahrhundert v. Chr. -bekannt geworden. Damit ist jedoch nicht -etwa gesagt, daß sie den allgemeinen -Beweis des pythagoreischen Lehrsatzes -gefunden hätten. Wir dürfen nämlich -nicht vergessen, daß auch die unmittelbare -geometrische Anschauung sehr oft -die Quelle neuer Wahrheiten gewesen ist. -So finden wir, daß bei gewissen indischen -Altären vier Quadrate (<a href="#fig9">Abb. 9</a>) sich zu -einem größeren Quadrat ergänzen. Die -vier Diagonalen der kleineren Quadrate -ergeben ein neues, über der Hypothenuse AC des gleichseitigen -rechtwinkligen Dreiecks ABC errichtetes Quadrat. Hier beweist<span class="pagenum"><a name="Page_p054" id="Page_p054">[Pg p054]</a></span> -die unmittelbare Anschauung die Gültigkeit des pythagoreischen -Lehrsatzes für diesen besonderen Fall. In der von <span class="gesperrt">Bürk</span> veröffentlichten -indischen Quelle<a name="FNanchor_136" id="FNanchor_136" href="#Footnote_136" class="fnanchor">136</a> heißt es demnach in weiterer Verallgemeinerung: -»Die Diagonale eines Rechtecks bringt beides -hervor, was die längere und die kürzere Seite des Rechtecks jede -für sich hervorbringen<a name="FNanchor_137" id="FNanchor_137" href="#Footnote_137" class="fnanchor">137</a>.«</p> - -<p>Die früher wohl geltende Meinung, daß die indische Geometrie -in der Hauptsache griechischen Ursprungs sei, kann also -heute, nach der Veröffentlichung wichtiger indischer Quellen<a name="FNanchor_138" id="FNanchor_138" href="#Footnote_138" class="fnanchor">138</a>, nicht -mehr aufrecht erhalten werden<a name="FNanchor_139" id="FNanchor_139" href="#Footnote_139" class="fnanchor">139</a>.</p> - -<p>Unter den rechtwinkligen rationalen Dreiecken waren den -Indern im 8. vorchristlichen Jahrhundert z. B. diejenigen bekannt, -deren Seiten sich verhalten wie:</p> - -<p class="m2"> -3 : 4 : 5<br /> -5 : 12 : 13<br /> -8 : 15 : 17. -</p> - -<p>Um einen rechten Winkel abzustecken, bediente man sich, wie -in Ägypten und später in Griechenland, des Verfahrens des Seilspannens. -Die Seitenlängen, welche die Inder dabei benutzten, -verhielten sich in der Regel wie 15 : 36 : 39<a name="FNanchor_140" id="FNanchor_140" href="#Footnote_140" class="fnanchor">140</a>, entsprachen also -gleichfalls dem pythagoreischen Lehrsatz. Trotz alledem bleibt es -wahrscheinlich, daß erst die Griechen von den zahlreichen, bekannt -gewordenen Einzelfällen zu dem allgemeinen, früher dem Pythagoras -zugeschriebenen, geometrischen Satz gelangt sind.</p> - -<p>Auch für eine annähernde Quadratur des Kreises findet sich<a name="FNanchor_141" id="FNanchor_141" href="#Footnote_141" class="fnanchor">141</a> -bei den alten Indern eine Regel. Handelt es sich darum, einen -dem Quadrate ABCD flächengleichen Kreis zu finden, so wird -ME = AM und zwar senkrecht zu AB gezogen (<a href="#fig10">Abb. 10</a>). Zu -MG wird NG = (<sup>1</sup>/<sub>3</sub>)GE hinzugefügt. Mit der so erhaltenen Strecke<span class="pagenum"><a name="Page_p055" id="Page_p055">[Pg p055]</a></span> -MN als Radius wird dann der Kreis um M geschlagen. In der -indischen Vorschrift heißt es: »Soviel wie (an den Ecken) verloren -geht, kommt (die Segmente) hinzu.«</p> - -<p>Von jeher haben die Inder als ein besonders für die Arithmetik -beanlagtes Volk gegolten. Ist es doch ihr Verdienst, das -Positionssystem und seine irrtümlich als arabisch bezeichneten Ziffern -erfunden zu haben. Wie uns die Tafeln von <span class="gesperrt">Senkereh</span><a name="FNanchor_142" id="FNanchor_142" href="#Footnote_142" class="fnanchor">142</a> beweisen, -besaßen die Babylonier ein Positionssystem, das sexagesimal -war, aber die Null entbehrte. Die späteren Inder entwickelten -durch Einführung der Null und -der dekadischen Einheiten die -heutige Positionsarithmetik, die -dann dem Abendlande durch -die Araber übermittelt wurde.</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig10" id="fig10" href="images/abb10.jpg"><img width="187" height="200" src="images/abb10.jpg" alt="[Abb. 10]" /></a> -<div class="caption">Abb. 10. Die Quadratur des Kreises -bei den Indern.</div> -</div> - -<p>Je mehr die archäologischen -Forschungen uns mit dem Wissen -des alten Orients bekannt machen, -um so mehr befestigt sich die -Überzeugung, daß in einer drei- -bis viertausend Jahre zurückliegenden -Zeit die Babylonier, -die Inder und die Ägypter einen -gemeinsamen Besitz an Kenntnissen -besaßen. Ohne Zweifel -sind jene ersten Kulturvölker -unabhängig voneinander in den Besitz mancher Wahrheit gelangt. -Doch hat gewiß auch ein viel regerer Austausch der Kenntnisse -stattgefunden als man bisher angenommen hat<a name="FNanchor_143" id="FNanchor_143" href="#Footnote_143" class="fnanchor">143</a>.</p> - -<p>Für die engen Beziehungen, die zwischen Babylon und Ägypten -bestanden, fehlt es nicht an Beweisen<a name="FNanchor_144" id="FNanchor_144" href="#Footnote_144" class="fnanchor">144</a>. Als ein Zeichen, daß -der babylonische Einfluß auch nach Indien, ja selbst bis China -reichte, kann die Tatsache betrachtet werden, daß die indischen -und die chinesischen Quellen die Dauer des längsten Tages auf -14<sup>h</sup> 24' angeben, ein Wert, der für Babylon bis auf eine Minute -zutrifft<a name="FNanchor_145" id="FNanchor_145" href="#Footnote_145" class="fnanchor">145</a>.</p> - -<p>Während die wechselseitige Beeinflussung des ältesten ägyptischen, -babylonischen und indischen Wissens mehr vermutet als<span class="pagenum"><a name="Page_p056" id="Page_p056">[Pg p056]</a></span> -im einzelnen nachgewiesen werden kann, sind die Beziehungen -einerseits zwischen indischer, andererseits zwischen griechischer -und arabischer Wissenschaft deutlich zu erkennen. Insbesondere -hat zwischen Indern, Griechen und Arabern ein Austausch mathematischer -und astronomischer Kenntnisse stattgefunden. Da wir -auf die Inder in späteren Abschnitten nicht mehr zurückkommen -werden, so soll an dieser Stelle noch einiges über die Entwicklung, -die besonders die Rechenkunst bei den für die Arithmetik so -gut beanlagten Indern genommen hat, ins Auge gefaßt werden.</p> - -<p>Unbestritten ist das Verdienst der Inder, die neuen Zahlzeichen -und die Null geschaffen und das Ziffernrechnen unter Anwendung -des Stellenwertes zu hoher Ausbildung gebracht zu haben. -Das Rechnen mit der Null ist schon zur Zeit des <span class="gesperrt">Brahmagupta</span> -in Gebrauch gewesen. Auch die Schreibweise für die Brüche und -die Bruchrechnung weichen von den heute geltenden Regeln kaum -ab. Zwar fehlte der Bruchstrich, doch wurde der Zähler schon -über den Nenner gestellt. Bei gemischten Brüchen kamen die -Ganzen in eine dritte, noch höhere Stufe; 2<sup>3</sup>/<sub>4</sub> schrieb man z. B. <sup>2</sup>/<sub>3</sub>/<sub>4</sub>. -Das Multiplizieren der Brüche lehrt <span class="gesperrt">Brahmagupta</span> mit folgenden -Worten: »Das Produkt aus den Zählern teile durch das -Produkt aus den Nennern.« Bei den indischen Mathematikern -finden sich ferner Regeldetriaufgaben mit direktem, indirektem -und zusammengesetztem Ansatz. Letztere werden in mehrere einfache -Regeldetriaufgaben zerlegt. Es sind sogar besondere Kunstausdrücke -für die Regeldetri-Rechnung in Gebrauch<a name="FNanchor_146" id="FNanchor_146" href="#Footnote_146" class="fnanchor">146</a>.</p> - -<p>Wie die Inder durch Einführung der Null und des Positionssystems -den größten Fortschritt für die Arithmetik schufen, so erwarben -sie sich für die Algebra kein geringeres Verdienst durch -die Einführung der Begriffe positiv und negativ. Sogar die Erläuterung -dieser Begriffe durch die Worte Schulden und Vermögen, ja -ihre Erklärung durch Vorwärts- und Rückwärtsschreiten auf einer -gegebenen Strecke war ihnen schon geläufig. Wollte man eine -Zahl als negativ bezeichnen, so wurde ein Punkt darüber gesetzt. -Selbst bei den Gleichungen wurden negative Lösungen, welche -<span class="gesperrt">Diophant</span> (350 n. Chr.) noch für unstatthaft erklärte, zugelassen.</p> - -<p>Was die arithmetischen und die geometrischen Reihen, die -Quadrat- und die Kubikzahlen anbelangt, so konnten die Griechen -in dieser Hinsicht von den Indern wenig lernen. Letzteres Volk<span class="pagenum"><a name="Page_p057" id="Page_p057">[Pg p057]</a></span> -schuf jedoch die Kombinationslehre und die Anfangsgründe der -Algebra. Ferner gelangte man in Indien dadurch über die Lehre -von den Potenzen einen Schritt hinaus, daß man für die irrationale -Quadratwurzel eine Bezeichnung einführte. An das Erheben in die -2. und die 3. Potenz schlossen die Inder als Umkehrungen dieser -Operationen das Ausziehen der Quadrat- und der Kubikwurzel. -Hierbei bedienten sie sich schon der binomischen Formeln für -(a + b)<sup>2</sup> und (a + b)<sup>3</sup>. Ja, ihre Art, die Wurzeln zu finden, stimmte -soweit mit dem heutigen Verfahren überein, daß bei ihnen selbst -das Abteilen der zu radizierenden Zahl zu je zwei oder drei Stellen -nicht fehlte.</p> - -<p>Auf dem Gebiete der Algebra entwickelten die Inder vor allem -die Lehre von den Gleichungen verschiedenen Grades. Für die -unbekannte Größe wird ein Zeichen gebraucht. Als ein Beispiel -zugleich für die poetische Form, in welche die Inder solche Aufgaben -einkleideten, diene folgendes: Von einem Schwarm Bienen -läßt <sup>1</sup>/<sub>4</sub> sich auf einer Blume nieder, <sup>2</sup>/<sub>3</sub> fliegt zu einer anderen -Blume, eine Biene bleibt übrig, indem sie gleichsam durch den -lieblichen Duft beider Blumen angezogen in der Luft schwebt. -Sage mir, reizendes Weib, die Anzahl der Bienen.</p> - -<p>Noch bedeutender waren die Leistungen der Inder in der -Theorie der Zahlen, doch würde ein näheres Eingehen auf diese -Seite der Mathematik zu weit von dem Zwecke dieses Buches -entfernen, das die Mathematik nur insoweit berücksichtigen will, -als sie für die Entwicklung der Naturwissenschaften von Bedeutung -gewesen ist. Für die Auflösung von kubischen Gleichungen -findet sich bei den Indern wie bei <span class="gesperrt">Diophant</span> nur ein vereinzeltes -Beispiel.</p> - -<p>Nicht uninteressant ist ein kurzer Überblick über den Umfang -der indischen Arithmetik. Sie umfaßte zwanzig Operationen und -acht Bestimmungen, die jedem Meister der Rechenkunst geläufig -sein mußten<a name="FNanchor_147" id="FNanchor_147" href="#Footnote_147" class="fnanchor">147</a>. Zu den 4 Grundrechnungsarten, dem Potenzieren -und dem Wurzelziehen traten 6 Operationen mit Brüchen und 5 als -einfache und zusammengesetzte Regeldetri; ferner gab es eine -Regel über den Tausch. Die Bestimmungen betrafen Mischungen, -Flächen- und Körperinhalte, Zinsberechnung, Schattenrechnung usw. -Nach <span class="gesperrt">Burkhardt</span> (Wie man vor Zeiten rechnete, Zeitschr. f. d. -math. u. naturw. Unterr. 1905. 1. Heft) läßt sich annehmen, daß -seit dem 5. Jahrhundert n. Chr. in Indien im wesentlichen ebenso<span class="pagenum"><a name="Page_p058" id="Page_p058">[Pg p058]</a></span> -gerechnet wurde, wie heute bei uns. Auch steht fest, daß die -Araber ihre Ziffern und ihre Rechenmethode von den Indern erhalten -haben.</p> - -<p>Was man in den Sanskritwerken an geometrischen Lehren angetroffen -hat, ist weniger bedeutend und nach <span class="gesperrt">Cantor</span> wohl zum -Teil auf alexandrinischen Ursprung, insbesondere auf <span class="gesperrt">Heron</span> zurückzuführen<a name="FNanchor_148" id="FNanchor_148" href="#Footnote_148" class="fnanchor">148</a>. -Davon, daß die Inder mit den Kegelschnitten bekannt -gewesen, findet sich nirgends eine Andeutung. Dieser Teil der -Geometrie ist ausschließlich griechischen Ursprungs. Dagegen blieb -es den Indern als dem vorwiegend für die Arithmetik veranlagten -Volke vorbehalten, die ersten allgemeinen Sätze der Kombinationslehre -zu finden, eine Errungenschaft, zu der die Griechen, soweit -unsere Kenntnis reicht, nicht durchgedrungen sind.</p> - -<p>Einen wesentlichen Fortschritt erfuhr die Trigonometrie bei -den Indern, indem sie für die Sehne des Winkels deren Hälfte und -somit den Sinus einführten. Es war dies ein Fortschritt, den erst -die Araber in seiner vollen Bedeutung erkannten und zur Geltung -brachten.</p> - -<p>Die erste indische Sinustabelle begegnet uns um 500 n. Chr.<a name="FNanchor_149" id="FNanchor_149" href="#Footnote_149" class="fnanchor">149</a>. -Der Kreis hat dort wie bei den Babyloniern und den Alexandrinern -360 gleiche Teile. Jeder Teil zerfällt in 60 kleinere Abschnitte -(unsere Minuten), von denen der ganze Kreis also 60 · 360 = 21600 -enthält. Der Radius wird durch diese kleinsten Teile des Kreises -gemessen. Nach einem von den Indern für das Verhältnis der -Peripherie zum Durchmesser angenommenen Werte ergab sich für -den Radius die Zahl 3448. Da der Sinus, als halbe Sehne des -doppelten Winkels betrachtet, für 90° gleich dem Radius wird, so -erscheint für 90° in der Tabelle jener Wert 3448. Für sin 60° -wird 2978, für sin 30° wird 1719 angegeben.</p> - -<p>In bezug auf die Naturwissenschaften besaßen die Inder zwar -zahlreiche Einzelkenntnisse. Zur Aufstellung naturwissenschaftlicher -Lehrgebäude gelangten sie indessen ebensowenig wie die Babylonier -oder die Ägypter. Diese Tat blieb vielmehr den Griechen vorbehalten. -In physikalischer Hinsicht ist erwähnenswert, daß die -Kenntnis des Brennglases und der Brennspiegel bei den Indern -sehr weit zurückreicht. So erwähnt eins ihrer ältesten Bücher<a name="FNanchor_150" id="FNanchor_150" href="#Footnote_150" class="fnanchor">150</a>, -daß getrockneter Mist sich entzünde, wenn man die Sonnenstrahlen<span class="pagenum"><a name="Page_p059" id="Page_p059">[Pg p059]</a></span> -mittelst eines Steines oder Glases oder auch eines Metallgefäßes -darauf werfe<a name="FNanchor_151" id="FNanchor_151" href="#Footnote_151" class="fnanchor">151</a>. Übrigens kannten die Griechen im Zeitalter des -<span class="gesperrt">Aristoteles</span> gleichfalls schon die Feuererzeugung mit Hilfe eines -durchsichtigen Steines<a name="FNanchor_152" id="FNanchor_152" href="#Footnote_152" class="fnanchor">152</a>. Auf Grund einiger Sanskritstellen hat -man den alten Indern die Kenntnis des Schießpulvers zugeschrieben. -So wird ein König aus dem dritten vorchristlichen Jahrhundert -genannt, der »Feuerwerke« angeordnet habe. Daraus aber auf eine -so frühzeitige Kenntnis der Inder zu schließen, erscheint doch -recht gewagt<a name="FNanchor_153" id="FNanchor_153" href="#Footnote_153" class="fnanchor">153</a>.</p> - -<p>Daß die so überaus üppige Natur eines Landes wie Indien -ein frühzeitiges Emporblühen der Pflanzenkunde und einer auf ihr -beruhenden Heilkunde hervorrief, ist leicht erklärlich. In der -Sanskritliteratur fehlt es daher nicht an Werken, die eine große -Menge von Heilmitteln, Nahrungsmitteln und Giften anführen. Es -ist jedoch nur selten möglich, die Art, um die es sich handelt, -zu bestimmen. Am häufigsten wird Nelumbium speciosum, eine -prächtige Seerose, erwähnt. Neben den Pflanzen wurden aber auch -Metalle und Chemikalien von den alten Indern zu Heilzwecken verwendet. -Am ausführlichsten berichtet über den Stand ihrer naturwissenschaftlichen -und medizinischen Kenntnisse die Ayur-Veda -<span class="gesperrt">Susrutas</span>. Das Werk umfaßt sechs Bücher, die sich im wesentlichen -mit der Lehre von den Heilmitteln, der Anatomie, der Pathologie -und der Therapie beschäftigen. Das Knochensystem des Menschen -enthält nach <span class="gesperrt">Susrutas</span> Aufzählung 300 Knochen. In der Schule -des <span class="gesperrt">Susruta</span> wurden schon Leichen zergliedert und in fließendem -Wasser präpariert.</p> - -<p>Daraus erklärt sich die erstaunliche Höhe der anatomischen -Kenntnisse, welche die Inder schon im 6. Jahrhundert v. Chr. -besaßen<a name="FNanchor_154" id="FNanchor_154" href="#Footnote_154" class="fnanchor">154</a>. <span class="gesperrt">Susruta</span> war auch schon mit dem diabetischen Zucker -bekannt, während die Beobachtung, daß der diabetische Harn -auffallend süß ist, in Europa erst im 17. Jahrhundert gemacht -wurde<a name="FNanchor_155" id="FNanchor_155" href="#Footnote_155" class="fnanchor">155</a>.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p060" id="Page_p060">[Pg p060]</a></span></p> - -<p>Unter den Heilmitteln<a name="FNanchor_156" id="FNanchor_156" href="#Footnote_156" class="fnanchor">156</a> erwähnt <span class="gesperrt">Susruta</span> Quecksilber, Silber, -Arsen, Antimon, Blei, Eisen und Kupfer. Auch Alaun und Salmiak -fanden sich im Arzneischatz der alten Inder. Wann die Ayur-Veda -entstand, ist nicht sicher bekannt. Einige legen die Zeit ihrer -Entstehung weit vor Christi Geburt. <span class="gesperrt">Susrutas</span> Werk erwähnt -nicht weniger als 760 Heilmittel, die zum weitaus größten Teile aus -dem Pflanzenreiche stammen<a name="FNanchor_157" id="FNanchor_157" href="#Footnote_157" class="fnanchor">157</a>.</p> - -<p>Wie die alten Babylonier, so operierten auch die Inder den Star. -Nachrichten darüber reichen etwa bis zum Beginn unserer Zeitrechnung -zurück. Die Operation wurde mit zwei Instrumenten -ausgeführt. Das eine diente zum Öffnen des Augapfels; mit dem -andern wurde die getrübte Linse entfernt<a name="FNanchor_158" id="FNanchor_158" href="#Footnote_158" class="fnanchor">158</a>.</p> - -<p>Weit isolierter als die indische Kultur, welche doch mit der -griechischen und mit der arabischen Welt in mannigfache Berührung -kam, blieb die chinesische. Nicht nur, daß China durch -riesige Gebirge und weite, öde Länderstrecken von den Völkern -Vorderasiens und der Mittelmeerländer getrennt war, es fehlte -auch die Rassengemeinschaft, welche die Arier Indiens mit den -Persern und den westlichen Indogermanen verband. Dennoch hat -schon im Altertum der Handel eine Verbindung zwischen dem -äußersten Osten Asiens und dem Mittelmeer geknüpft. Diese Verbindung -erfolgte durch den Seeverkehr über den Indischen Ozean. -China lieferte dem Westen besonders Seide und empfing dafür -Edelmetall, Glasgegenstände und Bernstein. Durch die immer -weitere Ausdehnung ihrer Eroberungszüge kamen das römische und -das chinesische Reich am Kaspischen Meere einander nahe. Sogar -der Einfluß der in Vorderasien entstandenen Nestorianersekte hat -sich bis nach China ausgedehnt. Ein in Singanfu errichtetes Denkmal -mit chinesischer und syrischer Inschrift gibt uns davon Kunde<a name="FNanchor_159" id="FNanchor_159" href="#Footnote_159" class="fnanchor">159</a>. -Trotzdem hat keine andere Kultur der alten Welt so wenig Einflüsse -von außen erfahren und so wenig wiederum nach außen gewirkt -wie diejenige Chinas, so daß dieses Land für die Entwicklung,<span class="pagenum"><a name="Page_p061" id="Page_p061">[Pg p061]</a></span> -welche die Wissenschaften genommen haben, kaum in Betracht -kommt. Zwar hat sich das Interesse seiner Bewohner frühzeitig -mathematischen und astronomischen Dingen zugewandt, ein wenn -auch unvollkommenes Verfahren des Buchdrucks wurde erfunden, -und eine Literatur entstand, die der arabischen an Umfang wohl -gleich kam. Die gewerblichen Erzeugnisse übertrafen oft diejenigen -der westlichen Völker. Dennoch war der Einfluß nach -außen sehr gering. Selbst eine so wichtige Erfindung wie diejenige -des Kompasses, die in China erfolgte, blieb den Mittelmeervölkern -über ein Jahrtausend unbekannt.</p> - -<p>Für das hohe Alter der Astronomie bei den Chinesen spricht -die frühzeitige Erwähnung von Kometen- und Planetenkonjunktionen -in ihrer Literatur. Als Europa mit der Literatur der Inder näher -bekannt wurde, erstaunte man über das hohe Alter der astronomischen -Tafeln dieses Volkes. Das gleiche gilt von den Chinesen, -deren astronomische Literatur zu Beginn des 18. Jahrhunderts durch -Jesuiten, die in China Aufnahme gefunden hatten, bekannt wurde. -Es zeigte sich, daß die Astronomie dort schon um 1000 v. Chr. -eine nicht geringe Höhe erreicht hatte. Indessen ist ihre weitere -Entwicklung nur sehr langsam gewesen<a name="FNanchor_160" id="FNanchor_160" href="#Footnote_160" class="fnanchor">160</a>. So geht z. B. ein Kometenverzeichnis -bis auf das Jahr 2296 v. Chr. zurück<a name="FNanchor_161" id="FNanchor_161" href="#Footnote_161" class="fnanchor">161</a>. Ferner -erwähnt einer der Jesuiten, welche die Chinesen mit der europäischen -Astronomie bekannt machten<a name="FNanchor_162" id="FNanchor_162" href="#Footnote_162" class="fnanchor">162</a>, eine von den Chinesen aufgezeichnete -Planetenkonjunktion vom Jahre 2461 v. Chr.<a name="FNanchor_163" id="FNanchor_163" href="#Footnote_163" class="fnanchor">163</a>. Es ist -jedoch wahrscheinlich, daß es sich dabei nicht um eine wirkliche -Beobachtung, sondern nur um eine rückwärts berechnete astronomische -Erscheinung gehandelt hat. Mit dem Gnomon waren die -Chinesen schon um 1100 v. Chr. bekannt. Sie ermittelten daran -die Schiefe der Ekliptik, bestimmten die Dauer des Jahres zu<span class="pagenum"><a name="Page_p062" id="Page_p062">[Pg p062]</a></span> -365<sup>1</sup>/<sub>4</sub> Tagen<a name="FNanchor_164" id="FNanchor_164" href="#Footnote_164" class="fnanchor">164</a> und kannten schon die regelmäßige Wiederkehr der -Finsternisse. Es kam vor, daß man Astronomen mit dem Tode -bestrafte, wenn sie eine Finsternis nicht richtig vorhergesagt hatten. -Ein Fall dieser Art soll sich schon um 2000 v. Chr. zugetragen -haben<a name="FNanchor_165" id="FNanchor_165" href="#Footnote_165" class="fnanchor">165</a>.</p> - -<p>Daß Ostasien auch während des Mittelalters mit der übrigen -Kulturwelt Beziehungen unterhielt, beweist uns das Auftauchen -alchemistischer Bestrebungen in China um 800 n. Chr. Die chinesischen -Quellen lassen erkennen, daß auch die theoretischen Vorstellungen, -denen die Alchemisten im Reiche der Mitte huldigten, -von den Arabern stammen<a name="FNanchor_166" id="FNanchor_166" href="#Footnote_166" class="fnanchor">166</a>.</p> - - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p063" id="Page_p063">[Pg p063]</a></span></p> - - - - -<h2>2. Die Entwicklung der Wissenschaften -bei den Griechen bis zum Zeitalter des -Aristoteles.</h2> - - -<p>Manche von den in Vorderasien und Unterägypten entstandenen -Grundlagen der Wissenschaften wurden nebst anderen Kulturelementen -von den Phöniziern aufgenommen, welche sie, als das -wichtigste Handelsvolk der alten Welt, den übrigen Anwohnern -des Mittelmeeres überbrachten. Bei den Griechen, die mit der am -Nil und am Euphrat entstandenen Kultur später auch in unmittelbare -Fühlung kamen, fielen diese aus dem Orient stammenden Ansätze -auf den fruchtbarsten Boden. Sie wurden nicht etwa nur aufgenommen, -sondern als das Fundament für geradezu bewundernswerte -Neuschöpfungen verwendet. Die Phönizier verbreiteten als -das wichtigste Mittel für jede weitere Entfaltung wissenschaftlicher -Tätigkeit auch die Buchstabenschrift<a name="FNanchor_167" id="FNanchor_167" href="#Footnote_167" class="fnanchor">167</a>, die sich aus den, -Silben und ganze Wörter bezeichnenden Hieroglyphen entwickelt -hatte. Erst nachdem dies geschehen, vermochte man mit klarem -Bewußtsein das Abstrakte von den Dingen zu trennen und auf -solche Weise zur Ausbildung systematisch geordneter Wissenschaften -vorzudringen<a name="FNanchor_168" id="FNanchor_168" href="#Footnote_168" class="fnanchor">168</a>.</p> - -<p>Eine wichtige Rolle spielten in dieser Übermittlung der orientalischen -Kulturelemente auch die Bewohner Kretas und Vorder<span class="pagenum"><a name="Page_p064" id="Page_p064">[Pg p064]</a></span>asiens. -Auf die letzteren hat Babylonien Jahrtausende eine tiefe -Wirkung ausgeübt. In religiöser Hinsicht hat dieser Einfluß besonders -stark auf das Judentum und damit weiterhin auf die Entwicklung -des Christentums gewirkt.</p> - -<p>Das Neue an der phönizischen Schrift bestand darin, daß sie -für jeden Konsonanten und für jeden Vokal ein besonderes Zeichen -besaß. Die ältesten in dieser Schrift verfaßten Urkunden begegnen -uns um das Jahr 950.</p> - -<p>Sobald die Griechen aus dem Dunkel der Sage in das Licht -der Geschichte treten, zeigt sich uns bei ihnen das Bestreben, die -Welt der Erscheinungen nicht bloß betrachtend in sich aufzunehmen, -sondern sie auch in ihrem ursächlichen Zusammenhange -zu begreifen. Dies geschah einmal dadurch, daß sie die Anfänge -der mathematischen Erkenntnis auf die Naturvorgänge anwandten. -Zum anderen aber auch, indem sie, weit über alles Maß hinausschreitend, -sofort den letzten Grund des Geschehens zu begreifen -trachteten. Und zwar erfolgten diese ersten Regungen des wissenschaftlichen -Denkens nicht im eigentlichen Hellas, sondern in den -ionischen Kolonien. Letztere nahmen zwischen der asiatischen -Welt und dem jungfräulichen Boden Griechenlands eine vermittelnde -Stellung ein. Auch hatten sie schon einige Jahrhunderte -vor dem Beginn der Philosophie und der Naturwissenschaften ihre -Blütezeit auf dem Gebiete der Dichtkunst erlebt.</p> - - -<h3>Der Beginn der griechischen Naturwissenschaft.</h3> - -<p>Als der erste Grieche, der in den beiden soeben gekennzeichneten -Richtungen wirkte, gilt <span class="gesperrt">Thales</span> von Milet. Obgleich -von ihm herrührende Werke nicht auf uns gekommen sind und -er seine Lehren wahrscheinlich auch nur mündlich überliefert hat, -sind uns doch letztere, sowie seine Entdeckungen und sein -Lebensgang durch die Aufzeichnungen alter Schriftsteller hinlänglich -bekannt geworden, um uns ein ungefähres Bild von -<span class="gesperrt">Thales</span><a name="FNanchor_169" id="FNanchor_169" href="#Footnote_169" class="fnanchor">169</a> machen zu können.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p065" id="Page_p065">[Pg p065]</a></span></p> - -<p><span class="gesperrt">Thales</span> wurde um 640 v. Chr. geboren, wirkte also zu der -Zeit, als Athen durch <span class="gesperrt">Solon</span> die Grundlagen seiner Verfassung -erhielt. Darin, daß <span class="gesperrt">Thales</span> in Ägypten gewesen und dort mit -der Priesterkaste, damals die Hüterin aller mathematischen und -astronomischen Kenntnisse, in Berührung getreten sei, stimmen -alle Berichte überein. »<span class="gesperrt">Thales</span>, der nach Ägypten ging«, so wird -uns erzählt, »brachte zuerst die Geometrie nach Hellas. Vieles -entdeckte er selbst, von vielem aber überlieferte er die Anfänge -seinen Nachfolgern«<a name="FNanchor_170" id="FNanchor_170" href="#Footnote_170" class="fnanchor">170</a>. An anderer Stelle heißt es von ihm: »Er -beobachtete den Himmel, musterte die Sterne und sagte öffentlich -allen Miletern vorher, daß am Tage Nacht eintreten, die Sonne -sich verbergen und der Mond sich davorlegen werde<a name="FNanchor_171" id="FNanchor_171" href="#Footnote_171" class="fnanchor">171</a>.«</p> - -<p>Die älteste Auffassung, die uns bezüglich der Finsternisse -begegnet, ist die, daß der Sonne oder dem Monde durch irgendeine -fremde Macht Gewalt angetan würde. Es erscheint zweifelhaft, -ob die Babylonier schon einen wirklichen Einblick in den -Vorgang besaßen. Seine natürliche Ursache erkannten wohl erst -die Griechen. Nach einigen war es <span class="gesperrt">Anaxagoras</span>, nach anderen -waren es die Pythagoreer, denen die Astronomie diesen Fortschritt -verdankte<a name="FNanchor_172" id="FNanchor_172" href="#Footnote_172" class="fnanchor">172</a>.</p> - -<p>Die Vorausbestimmung des <span class="gesperrt">Thales</span> ist nicht etwa eine solche -im heutigen Sinne. Sie erfolgte nämlich nicht durch Messen und -Rechnen, sondern beruhte ausschließlich auf der Beobachtung derjenigen -Periode, innerhalb deren die Finsternisse regelmäßig wiederkehren. -Jene Periode war den Babyloniern nicht entgangen. Sie -befanden sich im Besitz von Aufzeichnungen, die sich über Jahrhunderte -erstreckten und einen Zeitraum von 6585 Tagen bezüglich -der regelmäßigen Wiederkehr der Finsternisse erkennen ließen. -Innerhalb dieses 223 Monate umfassenden Zeitraums, den die -Babylonier Saros nannten<a name="FNanchor_173" id="FNanchor_173" href="#Footnote_173" class="fnanchor">173</a>, kehrt nämlich der Mond fast genau -in dieselbe Stellung zur Erde und zur Sonne zurück. Allerdings -machte man auch die Erfahrung, daß sich der Saros, insbeson<span class="pagenum"><a name="Page_p066" id="Page_p066">[Pg p066]</a></span>dere -für die Voraussage der Sonnenfinsternisse, nicht immer bewährte<a name="FNanchor_174" id="FNanchor_174" href="#Footnote_174" class="fnanchor">174</a>.</p> - -<p>Auch bei der Benennung der fünf Planeten hat sich anscheinend -der sehr früh einsetzende (s. S. <a href="#Page_p030">30</a>) babylonische Einfluß -geltend gemacht. Die alten griechischen Namen bezeichneten -nämlich Eigenschaften (Mars hieß der Feurige, Jupiter der Leuchtende -usw.). Seit dem 4. vorchristlichen Jahrhundert bedient man -sich dagegen folgender Namen:</p> - -<table summary="Planeten"> -<tr> - <td>Stern</td> - <td>des Hermes (Merkur),</td> - </tr> -<tr> - <td class="tdc">»</td> - <td>der Aphrodite (Venus),</td> - </tr> -<tr> - <td class="tdc">»</td> - <td>des Ares (Mars),</td> - </tr> -<tr> - <td class="tdc">»</td> - <td>des Zeus (Jupiter),</td> - </tr> -<tr> - <td class="tdc">»</td> - <td>des Kronos (Saturn).</td> - </tr> -</table> - -<p>Die kurze Bezeichnung Hermes, Aphrodite usw. kam erst später -auf. Es ist anzunehmen, daß hierin die Griechen den Babyloniern -gefolgt sind, die gleichfalls die Planeten ihren Hauptgöttern geweiht -hatten. Mit einigen Elementen des babylonischen Wissens sind nach -neuerer Annahme schon die Pythagoreer bekannt gewesen<a name="FNanchor_175" id="FNanchor_175" href="#Footnote_175" class="fnanchor">175</a>.</p> - -<p>Wie unentwickelt im übrigen die astronomischen Vorstellungen -der Griechen zur Zeit des <span class="gesperrt">Thales</span> noch waren, geht daraus hervor, -daß nach den ihm zugeschriebenen Lehren die Erde eine -vom Okeanos umflossene Scheibe ist, über die sich der Himmel -wie eine Kristallglocke wölbt. Unter solchen Umständen konnte -noch nicht einmal von einer Kreisbewegung der Gestirne die Rede -sein. In Übereinstimmung mit dieser Lehre nahm man zur Zeit -des <span class="gesperrt">Thales</span> an, die Sterne sänken bei ihrem Untergange in den -Ozean und schwömmen in diesem am Rande der Scheibe entlang -zu ihren Aufgangspunkten zurück.</p> - -<p>Auf <span class="gesperrt">Thales</span> werden ferner von den Griechen, die über die -Mathematik geschrieben haben, einige der wichtigsten geometrischen -Sätze zurückgeführt, so der Satz von der Gleichheit der -Winkel an der Grundlinie eines gleichschenkeligen Dreiecks, sowie -der Satz, daß ein Dreieck durch eine Seite und die anliegenden<span class="pagenum"><a name="Page_p067" id="Page_p067">[Pg p067]</a></span> -Winkel bestimmt ist. Mit Hilfe dieses Satzes wurde z. B. die -Entfernung der Schiffe vom Lande ermittelt.</p> - -<p>Bezüglich der geometrischen Kenntnisse des <span class="gesperrt">Thales</span> läßt sich -jedoch nicht mehr entscheiden, wieviel Eigenes und wieviel von -den Ägyptern Entlehntes darunter ist. Eine bekannte Anwendung -der Mathematik ist seine Schattenmessung. Es ist dies ein Verfahren, -die Höhe hervorragender Gegenstände zu bestimmen. -<span class="gesperrt">Thales</span> soll dadurch die Bewunderung seiner Zeitgenossen erregt -haben. Das Verfahren bestand darin<a name="FNanchor_176" id="FNanchor_176" href="#Footnote_176" class="fnanchor">176</a>, daß er zu der Zeit, wenn -Schatten und Höhe -der Körper gleich -sind, was er an einem -Stock ermittelte, den -Schatten des betreffenden -Gegenstandes, -z. B. einer Pyramide, -maß, womit dann auch -sofort die Höhe des -Gegenstandes gefunden -war.</p> - -<p>Mit dem Gnomon, -einem Werkzeug, -das zur Bestimmung -des Mittags -aus der Schattenlänge -diente, sollen die Griechen -durch <span class="gesperrt">Anaximander</span> -von Milet, -den bedeutendsten Schüler des <span class="gesperrt">Thales</span>, bekannt geworden sein. -<span class="gesperrt">Anaximander</span> (610–546 v. Chr.) hat nach <span class="gesperrt">Strabon</span> auch die erste -Karte der Welt, soweit damals die Länderkenntnis reichte, entworfen<a name="FNanchor_177" id="FNanchor_177" href="#Footnote_177" class="fnanchor">177</a>.</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig11" id="fig11" href="images/abb11.jpg"><img width="300" height="299" src="images/abb11.jpg" alt="[Abb. 11]" /></a> -<div class="caption">Abb. 11. Radkarte der Erde.</div> -</div> - -<p>Sein Landsmann <span class="gesperrt">Hekataeos</span> (geb. um 550), der weite Reisen -gemacht hatte, soll die neue Kunst in solchem Maße entwickelt -haben, daß er Erstaunen erregte. <span class="gesperrt">Hekataeos</span> verfaßte eine Erdbeschreibung, -der er eine Weltkarte beigab. Er gilt als der älteste -griechische Geograph und der Vorgänger <span class="gesperrt">Herodots</span>. Erhalten -ist von den Karten jener Zeit nichts mehr. Sie glichen wahrscheinlich -den Radkarten des früheren Mittelalters (<a href="#fig11">Abb. 11</a>), d. h.<span class="pagenum"><a name="Page_p068" id="Page_p068">[Pg p068]</a></span> -sie waren lediglich rohe Orientierungen ohne jeden wissenschaftlichen -Wert, so daß sie den Spott <span class="gesperrt">Herodots</span> herausforderten.</p> - -<p>Die Beschäftigung mit naturwissenschaftlichen Dingen, zu -welcher <span class="gesperrt">Thales</span> bei den Ioniern allen Nachrichten zufolge den -Anstoß gab – nennt ihn doch <span class="gesperrt">Aristoteles</span> den »Beginner« der -philosophischen Naturforschung<a name="FNanchor_178" id="FNanchor_178" href="#Footnote_178" class="fnanchor">178</a> – rief nun auch ein Streben -nach einer ursächlichen Erklärung der gesamten Erscheinungswelt -hervor. Eine auf den letzten Gründen fußende Erklärung ist seitdem -das Ziel der Philosophie gewesen, ohne daß sie, wie es in -der Natur der Sache liegt, jemals zu einer befriedigenden Lösung -eines so weit gespannten Problems gelangt wäre. Was die Frage -nach dem Ursprung der griechischen Philosophie anlangt, so neigt -ihr hervorragendster Geschichtsschreiber, <span class="gesperrt">Zeller</span>, zu der Ansicht, -daß sie selbständig geworden und nicht orientalischer Herkunft -sei<a name="FNanchor_179" id="FNanchor_179" href="#Footnote_179" class="fnanchor">179</a>. »Wenn es je ein Volk gegeben«, sagt <span class="gesperrt">Zeller</span>, »das seine -Wissenschaft selbst zu erzeugen imstande war, so waren es die -Griechen«.</p> - -<p>Dem ersten Ausdruck für ihre Weltanschauung begegnen wir -bei den Dichtern. Insbesondere war es der im 8. Jahrhundert -v. Chr. lebende <span class="gesperrt">Hesiod</span>, der in den »Werken und Tagen« die -Frage nach der Weltentstehung aufwarf. Für <span class="gesperrt">Hesiod</span> war die -Weltentstehungslehre wesentlich Götterlehre. Kosmogonie und -Theogonie waren in jenem Zeitalter noch zu einer in mystisches -Gewand gekleideten Einheit verschmolzen. <span class="gesperrt">Thales</span> und seinen -unmittelbaren Nachfolgern, die sich über den Begriff des Stoffes -kaum zu erheben vermochten, genügte dann die Annahme, daß -alle Dinge auf einen einzigen Urstoff zurückzuführen seien. Als -solcher dünkte dem <span class="gesperrt">Thales</span> nichts geeigneter als das Wasser, -weil es ihm, nach seinen Eigenschaften zu urteilen, zwischen der -Erde und der Luft zu stehen schien. Eine Stütze fand diese -Lehre in gewissen Beobachtungen. Wurde doch z. B. Ägypten, -woher viele Anschauungen des <span class="gesperrt">Thales</span> stammten, als ein Erzeugnis -des Niles angesehen. Entwickelten sich nicht ferner aus der -feuchten Erde die Pflanzen? Selbst als man später genauer beobachten -lernte, hat jene Lehre immer wieder Anhänger gefunden. -<span class="gesperrt">Van Helmont</span>, ein hervorragender Forscher des 17. Jahrhunderts, -war noch in ihr befangen. Erst <span class="gesperrt">Lavoisier</span> und <span class="gesperrt">Scheele</span>, die -an der Schwelle der neuesten Zeit stehen, vermochten den Glauben<span class="pagenum"><a name="Page_p069" id="Page_p069">[Pg p069]</a></span> -an die Umwandlung des Wassers in Erde, der stets wieder auf -mangelhafte Beobachtungen gestützt wurde, durch einwandfreie -Versuche endgültig zu widerlegen.</p> - -<p>Das Streben nach einer Erklärung der Welt in ihrer Beziehung -zum Menschen hat seit der Zeit des <span class="gesperrt">Thales</span> nicht aufgehört, -die hervorragendsten Geister zu beschäftigen. Hier ist es -nur insofern von Belang, als die Ergebnisse des philosophischen -Denkens einen Einfluß auf die weitere Entwicklung der Naturwissenschaften -ausgeübt haben. Letztere steckten sich alsbald das -bescheidenere, aber erreichbare Ziel, einen Einblick in den gesetzmäßigen -Zusammenhang der Erscheinungen zu gewinnen. In dem -Maße, wie man dieses Ziel ins Auge faßte, hat sich die Beseitigung -phantastischer Auswüchse vollzogen, wie sie in der -Alchemie und Astrologie z. B. zum Ausdruck kamen, und in -eben demselben Maße näherte sich die Wissenschaft ihrer jetzigen -Gestalt.</p> - -<p>Mit der ionischen Naturphilosophie trat »ein neues Element -in das geistige Leben der Menschheit«. Es begegnen uns zum -ersten Male wissenschaftliche Persönlichkeiten mit eigenen Überzeugungen, -die durch angestrengte Geistesarbeit zu ihren Ergebnissen -gelangen. Für die weitere Entwicklung echter Wissenschaft -war ein solches Hervortreten der Individualität die unerläßliche -Voraussetzung<a name="FNanchor_180" id="FNanchor_180" href="#Footnote_180" class="fnanchor">180</a>.</p> - -<p>Die rein philosophische Betrachtungsweise besitzt trotz der -Nachteile, die ihr gegenüber der exakten Forschung innewohnen, -doch unleugbar das Verdienst, die empirischen Wissenschaften -ununterbrochen angeregt zu haben. Manche philosophische Ansicht, -welche das griechische Altertum entwickelte, beeinflußte bis -in die neuere Zeit hinein die Naturwissenschaften. So hat sich -z. B. das Bestreben, die Mannigfaltigkeit der Stoffe auf einen -einzigen Urstoff zurückzuführen, bis auf unsere Tage erhalten. -Zuerst wurde von den ionischen Philosophen eine der bekannten -Materien, wie die Luft oder das Wasser, zu einem solchen Urstoff -gestempelt. Später faßte <span class="gesperrt">Aristoteles</span> Luft, Wasser, Erde und -Feuer als die verschiedenen Erscheinungsformen eines und desselben -Urprinzips auf. Infolgedessen hielt man eine Verwandlung -der bekannten Stoffe ineinander für möglich. Und so war es besonders -die aristotelische Philosophie, auf die sich im Mittelalter -das Bemühen, unedle Metalle in edle überzuführen, stützen konnte.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p070" id="Page_p070">[Pg p070]</a></span></p> - -<p>Die Lehre von den Elementen ist ihrem Ursprung nach auf -<span class="gesperrt">Empedokles</span> aus Agrigent (um 440 v. Chr.) zurückzuführen. -Für ihn waren die Urstoffe ewig, selbständig und nicht auseinander -ableitbar. Durch zwei bewegende Kräfte, die Freundschaft -und den Streit, den <span class="gesperrt">Heraklit</span> den Vater aller Dinge nannte, -wurden die Elemente gemischt und zu Dingen gestaltet. Die Entmischung -sollte in der Weise erfolgen, daß die Teilchen des einen -Stoffes sich unsichtbar von den Teilchen des anderen ablösen. -Auf diesem Wege ließ <span class="gesperrt">Empedokles</span> auch die Sinnesempfindungen -entstehen<a name="FNanchor_181" id="FNanchor_181" href="#Footnote_181" class="fnanchor">181</a>.</p> - -<p><span class="gesperrt">Empedokles</span> wußte sich auch über die Naturdinge im besonderen -manche zutreffende oder doch beachtenswerte Meinung -zu bilden. So nahm er anstatt des Zentralfeuers, um das die -Pythagoreer die Erde kreisen ließen, einen feurig-flüssigen Erdkern -an, von dem die heißen Quellen und die Vulkane ihre Wärme -erhalten sollten. Das unterirdische Feuer sollte ferner die Gebirge -emporgehoben haben. Aus großen, auf Sizilien gefundenen -Knochen schloß <span class="gesperrt">Empedokles</span> auf die vorgeschichtliche Existenz -eines Riesengeschlechts. Seine Ansichten entwickelte er in einem -Gedicht »Von der Natur«. Leider sind davon nur wenige Bruchstücke -erhalten. Diese lassen indes erkennen, daß <span class="gesperrt">Empedokles</span> -auch über die Natur der Pflanze nachgedacht hat. Letztere erklärte -er für beseelt. Als Zeichen der Beseelung deutete er allerdings -Erscheinungen, die man heute mechanisch erklärt, wie das -Erzittern, das Ausstrecken der Zweige und das kräftige Zurückschnellen -gebogener Äste. Auch die Behauptung, daß die -Pflanzen zweierlei Geschlecht besäßen, wird auf <span class="gesperrt">Empedokles</span> -zurückgeführt. Selbst die später oft wiederkehrende Lehre von -den periodischen Weltumbildungen begegnet uns schon bei diesem -Philosophen. Man darf deshalb<a name="FNanchor_182" id="FNanchor_182" href="#Footnote_182" class="fnanchor">182</a> aus den vorhandenen Bruchstücken -altgriechischer Philosophie schließen, daß eine der wichtigsten -Annahmen der neueren Geologie, die Lehre nämlich, -daß unser Erdball eine Reihe von Umwandlungen erlitten, bei -denen Tiere und Pflanzen untergingen, um sich in anderen -Arten wieder zu erneuern, als Ahnung schon im Altertum vorhanden -war<a name="FNanchor_183" id="FNanchor_183" href="#Footnote_183" class="fnanchor">183</a>.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p071" id="Page_p071">[Pg p071]</a></span></p> - -<p>»Der Tatsachen, auf die man sich dabei stützte, waren vielleicht -nicht viele, um so schärfer war aber der Blick, der schon -das Richtige traf«<a name="FNanchor_184" id="FNanchor_184" href="#Footnote_184" class="fnanchor">184</a>.</p> - - -<h3>Erster Versuch einer Erklärung der Natur aus den -Prinzipien der Mechanik.</h3> - -<p>Hatte man zuerst die Stoffumwandlungen, denen man auf -Schritt und Tritt begegnete, als ein Entstehen und Vergehen aufgefaßt, -so waren es Philosophen, welche lehrten, daß alle Veränderung -auf ein Mischen und Entmischen zurückzuführen sei, und -daß dabei der Stoff selbst weder sich bilde noch vernichtet werde. -Dem philosophischen Denken entsprang ferner die Vorstellung, daß -der Stoff aus kleinsten Teilchen bestehe, durch deren Umlagerung -jenes Mischen und Entmischen bedingt sei – beides Grundsätze, -deren sich die Forschung bemächtigte, um sie als Leitsterne -bei ihren, auf die denkende Erfassung der Natur gerichteten Bemühungen -zu verwerten.</p> - -<p>Die angedeutete Durchführung der mechanischen Naturerklärung -vollzog sich im Anschluß an die Lehren des <span class="gesperrt">Empedokles</span> -durch die Atomisten genannten Philosophen <span class="gesperrt">Leukipp</span> und <span class="gesperrt">Demokrit</span>. -Ihre Anschauungen lassen sich in folgende Sätze fassen: -Das All ist anfangslos und auf keine Weise von irgend jemandem -geschaffen. Überhaupt ist alles seit ewigen Zeiten in der Notwendigkeit -begründet, sowohl was war, als auch was ist und was -sein wird<a name="FNanchor_185" id="FNanchor_185" href="#Footnote_185" class="fnanchor">185</a>. Das Weltall besteht aus qualitativ gleichen Teilchen, -den Atomen, die ihrer Form nach verschieden sind und ihre Lage -gegeneinander ändern. Damit letzteres möglich ist, muß der Raum -im übrigen leer sein. Die Atome sind ewig und unzerstörbar. -Aus Nichts wird nichts. Nichts kann vernichtet werden. Jede -Veränderung besteht nur in der Verbindung und in der Trennung -der Atome. Aus der Zahl, der Gestalt, dem Zusammentreffen -und der Trennung der Atome geht die Mannigfaltigkeit der Dinge -hervor. Die Vorgänge in der Natur hängen nicht von den Launen -übernatürlicher Wesen ab, sondern sind ursächlich bedingt; nichts -geschieht zufällig<a name="FNanchor_186" id="FNanchor_186" href="#Footnote_186" class="fnanchor">186</a>. Die Bewegung der Atome ist seit Anbeginn -vorhanden, sie hat zur Bildung unzähliger Welten geführt. Außer -den Atomen und dem leeren Raum gibt es nichts. Eine Schwäche<span class="pagenum"><a name="Page_p072" id="Page_p072">[Pg p072]</a></span> -dieser atomistischen Lehre, die ihr auch heute noch anhaftet, liegt -darin, daß nach ihr auch das Seelische aus Atomen, und zwar -aus Atomen feinerer Art bestehen soll, welche die gröberen Körperatome -durchdringen, sehr beweglich sind und auf diese Weise -die Erscheinungen des Lebens hervorrufen. So wurden z. B. die -Empfindungen des Süßen, Herben, Scharfen daraus erklärt, daß -die Atome teils kugelig, teils kantig, teils zackig seien. Die Wahrnehmung, -sowie überhaupt jede Wirkung der Dinge aufeinander -sind nach <span class="gesperrt">Demokrit</span> durch Ausströmung und Einströmung bedingt. -Aus diesem Grunde mußten die Körper zwischen den -Atomen Poren haben. Die Zahl der Atome ist unendlich groß -und ihre Form unendlich verschieden. Qualitativ sind sie jedoch -einander völlig gleich. Bei ihrer Bewegung durch den unendlichen -Raum stoßen sie aufeinander. Dadurch entstehen Wirbel, aus -denen die Weltkörper hervorgehen. Letztere entstehen und vergehen -und sind in ihrer Zahl gleichfalls unbegrenzt. Diese Lehre -von der Weltenbildung<a name="FNanchor_187" id="FNanchor_187" href="#Footnote_187" class="fnanchor">187</a> wurde im 18. Jahrhundert durch <span class="gesperrt">Kant</span> -und durch <span class="gesperrt">Laplace</span> zu neuem Leben erweckt. Sie hat auch -<span class="gesperrt">Giordano Bruno</span> zu seinen Spekulationen über die Unendlichkeit -der Welten angeregt.</p> - -<p><span class="gesperrt">Demokrit</span> wurde um 460 v. Chr. in der ionischen Kolonie -Abdera geboren und starb um 370. Er sammelte auf vielen Reisen -zahlreiche Kenntnisse. »Ich habe«, sagt er, »unter allen Menschen -meiner Zeit die größten Länderstrecken durchwandert, das Entfernteste -erforscht, die meisten Länder gesehen und kundige Menschen -gehört.« Von seinen zahlreichen Schriften ist leider nur wenig erhalten -geblieben. Soviel läßt sich jedoch erkennen, daß er in systematischen -Werken, sowie in Einzelabhandlungen das ganze Gebiet -menschlichen Wissens zu umspannen gesucht hat. Er schrieb nicht -nur über Sternkunde, Medizin, Ackerbau, Technologie, Kriegskunst -wie viele andere vor ihm, sondern von ihm rührt auch der erste -Versuch einer wissenschaftlichen Zoologie, Botanik und Mineralogie -her<a name="FNanchor_188" id="FNanchor_188" href="#Footnote_188" class="fnanchor">188</a>. Gefördert und bereichert hat <span class="gesperrt">Demokrit</span> die Wissenschaften -im einzelnen kaum in erheblichem Maße. Ihn als den größten -Naturforscher des Altertums zu bezeichnen, ist daher nicht berechtigt. -In der Astronomie haben ihn <span class="gesperrt">Oenopides</span> und <span class="gesperrt">Meton</span> -übertroffen. Hielt er doch an der Scheibengestalt der Erde fest, -so daß er in seinen kosmischen Vorstellungen weit unter <span class="gesperrt">Platon</span><span class="pagenum"><a name="Page_p073" id="Page_p073">[Pg p073]</a></span> -stand. Auch die Mathematik hat er trotz zahlreicher mathematischer -Schriften nicht wesentlich gefördert. Trotzdem muß -man bedauern, daß von seinen Werken nur geringe Bruchstücke<a name="FNanchor_189" id="FNanchor_189" href="#Footnote_189" class="fnanchor">189</a> -übrig geblieben sind. <span class="gesperrt">Demokrit</span> war ohne Zweifel der größte -Polyhistor (d. h. kein bloßer Vielwisser) vor <span class="gesperrt">Aristoteles</span>. Letzterer -rühmt von ihm, daß er überall die natürlichen Ursachen aufgesucht -und vieles früher Vernachlässigte festgestellt habe. Trotz -seiner materialistischen Weltanschauung war <span class="gesperrt">Demokrit</span> nach den -Zeugnissen der Alten eine edle, reichbegabte, für Wahrheit und -Wissenschaft begeisterte Natur.</p> - -<p>Hatte <span class="gesperrt">Demokrit</span> die von <span class="gesperrt">Leukipp</span> (um 500. v. Chr.) herrührende -atomistische Lehre in ein System gebracht, so ist für -ihre Weiterverbreitung besonders <span class="gesperrt">Epikur</span> tätig gewesen. Während -des römischen Zeitalters wurde sie dann durch <span class="gesperrt">Lucretius Carus</span> -(um 50 v. Chr.) in einem »Über die Natur der Dinge« betitelten -Lehrgedicht<a name="FNanchor_190" id="FNanchor_190" href="#Footnote_190" class="fnanchor">190</a> dargestellt.</p> - -<p>Am meisten Schwierigkeiten machte es diesen als Atomisten bezeichneten -Philosophen, die zweckmäßige Beschaffenheit der Naturerzeugnisse, -die auch <span class="gesperrt">Demokrit</span> nach einer Stelle des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> -bewundert haben soll, ohne die Mitwirkung einer Zwecktätigkeit, -sondern lediglich aus der Notwendigkeit zu erklären. <span class="gesperrt">Aristoteles</span> -(Physik II, 8) wirft die Frage auf, »ob die Natur nur -infolge einer blinden Notwendigkeit oder nach Zwecken handle«. -Falle doch auch der Regen nicht etwa, damit das Getreide wächst, -sondern weil die aufsteigenden Dünste sich verdichten. Daß das -Getreide dann wächst, treffe sich nur so nebenbei. »Könnte nicht«, -fragt <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, »dasselbe von allen Naturerzeugnissen gelten -und könnten beispielsweise die Vorderzähne nicht zufällig scharf -und die Backenzähne zufällig stumpf sein. Dann wäre der Dienst, -den sie uns leisten, eine unbeabsichtigte Folge dieses Zufalls und -dem Zusammentreffen ähnlich, das zwischen der Verdichtung der<span class="pagenum"><a name="Page_p074" id="Page_p074">[Pg p074]</a></span> -Dämpfe und dem Wachsen des Getreides besteht. Diejenigen -Wesen nun, bei denen sich alles so traf, wie wenn es zu einem -Zwecke entstanden wäre, blieben erhalten, dagegen ging unter und -geht noch fortwährend zugrunde, was der Zufall nicht zweckmäßig -gebildet hat«. <span class="gesperrt">Aristoteles</span> weist diese Einwendungen, die man, -wie er sagt, machen könnte, zurück. Nach ihm gibt es überall -einen Zweck (»ein Weswegen«) in dem, was von Natur geschieht. -In ihr herrsche der Zweck ebenso wie in der Kunst.</p> - -<p>Wie sich die Atomisten die Welt ohne eine Zwecke setzende -Tätigkeit entstanden dachten, ersieht man aus einigen Stellen des -<span class="gesperrt">Lukrez</span>, so insbesondere aus folgenden Versen<a name="FNanchor_191" id="FNanchor_191" href="#Footnote_191" class="fnanchor">191</a>:</p> - -<div class="poem"> -<p>»Sage mir ferner, woher ist gekommen den Göttern das Vorbild</p> -<p>Der zu erzeugenden Dinge, ja selbst der Begriff nur des Menschen;</p> -<p>Daß sie wußten und sahen im Geiste, was schaffen sie wollten.</p> -<p>Woher erhielten sie jemals von Kräften der Urstoffe Kenntnis,</p> -<p>Was durch veränderte Ordnung sie alles zu leisten vermöchten,</p> -<p>Hätte Natur nicht selbst eine Probe des Schaffens gegeben?</p> -<p>Denn gar viele der Urkörper pflegten seit ewigen Zeiten</p> -<p>Durch ihr eignes Gewicht und durch Stöße von außen getrieben,</p> -<p>Sich zu bewegen und mischen auf alle nur mögliche Weise</p> -<p>Und zu versuchen, was sie für Verbindungen schaffen wohl könnten,</p> -<p>Wenn sie bald so, bald anders sich zueinander gesellten.</p> -<p>Ist da wohl zu verwundern, daß endlich sie nun auch in solche</p> -<p>Lage gerieten und auch in solche Bewegungen kamen,</p> -<p>Durch die das ganze All jetzt besteht und stets sich erneuert?«</p> -</div> - -<p>Und etwas später<a name="FNanchor_192" id="FNanchor_192" href="#Footnote_192" class="fnanchor">192</a>:</p> - -<div class="poem"> -<p>»Denn nicht haben Atome nach reiflich erwogenem Plane</p> -<p>Jedes zur richtigen Stell' sich begeben mit rechnendem Geiste,</p> -<p>Wahrlich auch nicht durch Verträge bestimmt eines jeden Bewegung.«</p> -</div> - -<p>Den Gedanken, daß die Natur oft neue Arten schaffe, die -wieder untergehen, wenn sie sich nicht erhalten können, hat nach -dem Wiederaufleben der Wissenschaften zuerst <span class="gesperrt">Cardanus</span> ausgesprochen<a name="FNanchor_193" id="FNanchor_193" href="#Footnote_193" class="fnanchor">193</a>. -Er tat dies in Anlehnung an die durch <span class="gesperrt">Lukrez</span> verbreiteten<span class="pagenum"><a name="Page_p075" id="Page_p075">[Pg p075]</a></span> -Lehren <span class="gesperrt">Demokrits</span> und <span class="gesperrt">Epikurs</span>. Es ergibt sich somit -ein ununterbrochener Zusammenhang zwischen den schon im Altertum -ausgesprochenen Vorahnungen der Deszendenztheorie und ihrer -wissenschaftlichen Gestaltung durch <span class="gesperrt">Lamarck</span> und <span class="gesperrt">Darwin</span>. Übte -doch die um 1715 entstandene Schrift <span class="gesperrt">de Maillets</span> einen bedeutenden -Einfluß auf die Entwicklung der evolutionistischen Ideen -aus, der sich besonders ein Jahrhundert später bei <span class="gesperrt">Lamarck</span> -bemerklich machte (s. i. IV. Bande). Wie <span class="gesperrt">Cardanus</span> ist aber -auch <span class="gesperrt">de Maillet</span> sehr wahrscheinlich durch die aus dem Altertum -stammenden Keime zur Aufstellung seiner Lehre veranlaßt -worden<a name="FNanchor_194" id="FNanchor_194" href="#Footnote_194" class="fnanchor">194</a>.</p> - -<p>Mag man vom philosophischen Standpunkte aus der mechanischen -Welterklärung Wert beilegen oder sie für überwunden -halten, man wird immer die vorurteilsfreie und konsequente Denkweise -ihrer Schöpfer anerkennen müssen. Besteht doch auch heute -das Bestreben der Forschung darin, Qualität auf Quantität zurückzuführen -und in der Meßbarkeit einer Erscheinung ihre Erklärung -zu finden. »Wer weiß, daß erst durch diese Methode die großen -Triumphe der Naturwissenschaft errungen wurden, wird die Größe -des demokritischen Gedankens zu würdigen wissen. Die atomistische -Theorie ist zwar ein Gewebe von Hypothesen. Und doch haben -wir kein besseres Netz, um die Naturerscheinungen für unser Verständnis -einzufangen«<a name="FNanchor_195" id="FNanchor_195" href="#Footnote_195" class="fnanchor">195</a>. Die atomistische Lehre hat ein sonderbares -Schicksal erlitten. Auf das Zeitalter, in dem sie entstanden -war, hat sie nur einen geringen Einfluß ausgeübt. Erst 2000 Jahre -später wurde sie durch <span class="gesperrt">Gassendi</span> und besonders durch <span class="gesperrt">Dalton</span> -wieder ins Leben gerufen. Seitdem hat sie die größte wissenschaftliche -Bedeutung erlangt, weil die Mechanik der Atome allen -Naturerscheinungen zugrunde gelegt wurde<a name="FNanchor_196" id="FNanchor_196" href="#Footnote_196" class="fnanchor">196</a>.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p076" id="Page_p076">[Pg p076]</a></span></p> - - -<h3>Der Beginn der idealistischen Weltanschauung.</h3> - -<p>Eine weitere Tat der alten Philosophie bestand in der Aufstellung -und Durchführung des Zweckbegriffs an Stelle der von den -Atomisten behaupteten bewußtlosen Notwendigkeit durch <span class="gesperrt">Anaxagoras</span>. -Nach allem, was wir von ihm wissen, war <span class="gesperrt">Anaxagoras</span> -einer der bedeutendsten Philosophen des Altertums. Er wurde -um 500 v. Chr. in Kleinasien geboren und siedelte nach den -Perserkriegen nach Athen über, wo er zu <span class="gesperrt">Perikles</span> in freundschaftliche -Beziehungen trat. <span class="gesperrt">Anaxagoras</span> erblickte im Nachdenken -über die Natur und das Geschehen seine Aufgabe und -verpflanzte diese Art des Philosophierens nach Athen, das in der -Folge zum Mittelpunkt des geistigen Lebens der Alten wurde. -Seine Schrift über die Natur war zur Zeit des <span class="gesperrt">Sokrates</span> sehr -verbreitet. Von dieser Schrift sind leider nur Fragmente erhalten -geblieben<a name="FNanchor_197" id="FNanchor_197" href="#Footnote_197" class="fnanchor">197</a>.</p> - -<p>Wie <span class="gesperrt">Empedokles</span> geht <span class="gesperrt">Anaxagoras</span> von der Ansicht aus, -daß alles Geschehen ein Gemischtwerden und eine Entmischung -sei, wobei sich die Menge des Stoffes im Weltall weder mehre -noch mindere. Die hierzu erforderliche bewegende Kraft erblickte -er in einer vom Stoff gesonderten, freiwaltenden, selbst unbewegten -Intelligenz. Diese nach Zwecken handelnde Intelligenz wird aber -von ihm mehr vorausgesetzt als nachgewiesen. Daher werfen ihm -<span class="gesperrt">Plato</span> und <span class="gesperrt">Aristoteles</span> vor, sein »νοῦϛ«<a name="FNanchor_198" id="FNanchor_198" href="#Footnote_198" class="fnanchor">198</a> habe ihm zur Erklärung -nur als <span lang="la" xml:lang="la">deus ex machina</span> gedient.</p> - -<p>Aus dem Urzustande oder dem Chaos hat der »νοῦϛ« nach -<span class="gesperrt">Anaxagoras</span> als ordnendes, nicht als schaffendes Prinzip das -Universum entstehen lassen. Eine Erschaffung aus dem Nichts -ist eine orientalische Vorstellung, welche dem griechischen Geiste -wenig zusagte und uns daher bei den griechischen Philosophen -kaum begegnet. Der »νοῦϛ« und die Urbestandteile der Dinge -sind vielmehr von Anbeginn vorhanden. Es ist der philosophische -Keim der Lehre von der Erhaltung von Stoff und Kraft, der uns -hier begegnet. Der »νοῦϛ« versetzte die Masse in eine Art Wirbelbewegung, -welche das Gleichartige zusammenführte und das Weltall -in seiner jetzigen Verfassung entstehen ließ. Die später von <span class="gesperrt">Kant</span> -und <span class="gesperrt">Laplace</span> entwickelte Nebularhypothese besagt, wie wir sehen<span class="pagenum"><a name="Page_p077" id="Page_p077">[Pg p077]</a></span> -werden, im Grunde dasselbe. Nur daß die Neueren diese Vorstellungen -von der alten geozentrischen Ansicht loslösten und sie -vom Standpunkte der koppernikanischen Lehre entwickelten. Infolge -der Wirbelbewegung trennen sich nach <span class="gesperrt">Anaxagoras</span> Äther, -Luft, Wasser und Erde voneinander. Vom letzteren Elemente -verharren einzelne Massen infolge der Wirbelbewegung im Äther, -der ihnen Leuchtkraft verleiht und sie uns als Gestirne erscheinen -läßt. Für diese Ansicht sprechen nach <span class="gesperrt">Anaxagoras</span> die vom -Himmel fallenden Meteoriten, von denen er den 423 v. Chr. in -Aegospotamoi (Thrazien) gefallenen erwähnt. Er meint, dieses -Eisenstück, das bei Tageslicht auf die Erde herabgefallen sei<a name="FNanchor_199" id="FNanchor_199" href="#Footnote_199" class="fnanchor">199</a>, -stamme von der Sonne, und mache es wahrscheinlich, daß letztere -aus glühendem Eisen bestehe. Auch der Mond sei ein Weltkörper -wie unsere Erde und besitze Berge und Täler, eine Vorahnung, -deren Richtigkeit erst 2000 Jahre später durch Galilei erwiesen -werden konnte<a name="FNanchor_200" id="FNanchor_200" href="#Footnote_200" class="fnanchor">200</a>. <span class="gesperrt">Anaxagoras</span> teilte das Schicksal vieler -aufgeklärten Geister. Er wurde im hohen Alter als Gottesleugner -ins Gefängnis geworfen und nur auf die Verwendung des <span class="gesperrt">Perikles</span> -hin wieder in Freiheit gesetzt. Die Anklage stützte sich besonders -darauf, daß <span class="gesperrt">Anaxagoras</span> die Sonne für einen glühenden Meteorstein -erklärt hatte. Ihm, wie später dem <span class="gesperrt">Sokrates</span> und <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, -hat das atheniensische Volk mit Undank gelohnt.</p> - -<p>Erwies sich auch der auf <span class="gesperrt">Anaxagoras</span> zurückzuführende Begriff -der Zweckmäßigkeit, der in den platonischen Ideen seine Fortbildung -fand, während der späteren Entwicklungsstufen der Wissenschaft -als unzureichend, so war er doch für die Naturforschung -des Altertums von Bedeutung und bei dem Aufbau des das Wissen -jener Zeit umfassenden, aristotelischen Lehrgebäudes das eigentlich -Treibende.</p> - -<p>Hinderlich wurde die alte Philosophie der Wissenschaft zuweilen -dadurch, daß sie sich mehr dichterisch schaffend als kritisch -forschend verhielt. Man war zu leicht geneigt, das Wort für das -Ding und den Begriff für das eigentliche Wesen des Dinges zu -nehmen. »Durch die Wörter«, sagt daher <span class="gesperrt">Lange</span> in seiner Geschichte -des Materialismus<a name="FNanchor_201" id="FNanchor_201" href="#Footnote_201" class="fnanchor">201</a> mit Recht, »ließen <span class="gesperrt">Sokrates</span>, <span class="gesperrt">Plato</span><span class="pagenum"><a name="Page_p078" id="Page_p078">[Pg p078]</a></span> -und <span class="gesperrt">Aristoteles</span> sich täuschen. Wo ein Wort war, wurde ein -Wesen vorausgesetzt. Gerechtigkeit z. B. mußte doch etwas bedeuten. -Es mußte also Wesen geben, welche den Ausdrücken entsprechen.«</p> - -<p>In <span class="gesperrt">Platon</span> (427–347) erreichte die griechische Philosophie -ihren Höhepunkt. Sein System gipfelt darin, daß er die Idee -als die Ursache und den Zweck des Geschehens betrachtet und -auf diese Weise das Geistige und die Körperwelt aus einem -Prinzip ableitet. Obgleich <span class="gesperrt">Platon</span> wenig Eigenes auf dem Gebiete -der Mathematik geschaffen hat und seine Neigung zu den -Naturwissenschaften nur gering war, hat er dennoch diese beiden -Wissensgebiete in nicht geringem Maße befruchtet. Groß war -vor allen Dingen der persönliche Einfluß, den er als Gründer der -atheniensischen Akademie auf seine Schüler ausübte. Zu ihnen -zählten <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, <span class="gesperrt">Eudoxos</span> und <span class="gesperrt">Herakleides Pontikos</span>. -<span class="gesperrt">Platon</span> selbst wurde besonders durch die Pythagoreer angeregt, -mit deren Lehren er in Großgriechenland bekannt geworden war. -Auch in Ägypten ist <span class="gesperrt">Platon</span> gewesen.</p> - -<p>Seine Ansichten über die Natur entwickelt <span class="gesperrt">Platon</span> in demjenigen -seiner Dialoge, der den Titel »Timäos« führt. Diese Schrift -ist in besonders hohem Grade durch mythische und pythagoreische -Lehren beeinflußt. Nach <span class="gesperrt">Platon</span> besteht die Welt nicht seit -Ewigkeit, wie der fast gleichzeitig lebende <span class="gesperrt">Demokrit</span> lehrte, sondern -sie hat einen Beginn und einen Schöpfer. Ewig sind nur -die Ideen, welche der Schöpfer, das ist das bewegende Prinzip, -mit dem zunächst ungeformten Urgrund der materiellen Welt (etwa -dem Chaos zu vergleichen) verbindet. Das Ergebnis ist nicht eine -Unendlichkeit von Welten, sondern nur eine Welt, der die vollkommenste -Gestalt, das ist die Kugelform, zukommt. Auch in -den Einzelheiten weicht die platonische Auffassung in solchem -Maße von der mechanischen ab, daß sie nicht die Grundlage der -nach einer Erklärung aus mechanischen Prinzipien suchenden -Naturwissenschaften werden konnte.</p> - - -<h3>Die Begründung der griechischen Mathematik.</h3> - -<p>In gleichem Maße, wie die ersten philosophischen Bestrebungen -anregend auf die Forschung gewirkt haben, war dies auch hinsichtlich -der Mathematik der Fall. Zur vollen Erkenntnis der Wahrheit, -daß nur durch die Vereinigung des mathematischen Verfahrens -mit der experimentellen Forschungsweise Aussicht auf eine Lösung<span class="pagenum"><a name="Page_p079" id="Page_p079">[Pg p079]</a></span> -der naturwissenschaftlichen Probleme vorhanden ist, sollte jedoch -erst die neuere Zeit gelangen. Es ist ein wesentlicher Mangel der -Alten, welche die Mathematik wohl zu handhaben wußten, daß sie -sich nicht in gleichem Maße für die Ausübung des Experiments -befähigt zeigten. Mannigfache Gründe sind hierfür ins Feld geführt -worden. Einer der wichtigsten bestand wohl in dem Überschätzen -der reinen Geistestätigkeit gegenüber jeder Beschäftigung -mit materiellen Dingen. Auch der Umstand, daß die Ausübung -gewerblichen Schaffens eines freien Mannes unwürdig galt und in -die Hand der Sklaven gelegt wurde, war dem Entstehen der experimentellen -Forschungsweise in hohem Grade hinderlich<a name="FNanchor_202" id="FNanchor_202" href="#Footnote_202" class="fnanchor">202</a>.</p> - -<p>Wenn wir die Entwicklung der Mathematik, die hier gleich -den Ergebnissen der Philosophie nur soweit in Betracht kommt, -wie sie die Naturwissenschaften beeinflußt hat, nach ihren ersten, -an ägyptische und babylonische Elemente anknüpfenden Schritten -weiter verfolgen, so richtet sich unser Blick von Ionien nach -einem anderen Hauptsitz hellenischer Bildung, nämlich nach Großgriechenland. -Hatte man den Wert der mathematischen Betrachtungsweise -in Ionien überhaupt erst schätzen gelernt, so finden -wir dort, bei <span class="gesperrt">Pythagoras</span> und seinen Anhängern eine beträchtliche -Überschätzung derselben. Wichtig ist vor allem, daß auch -im übrigen Griechenland Männer auftraten, die in der denkenden -Betrachtung der Welt ihre Lebensaufgabe erblickten. Als einer -der ersten wird uns <span class="gesperrt">Pythagoras</span> genannt. Da indes von seinem -Leben fast nichts verlautet und auch keine von ihm herrührende -Schrift auf uns gekommen ist, so tritt uns in <span class="gesperrt">Pythagoras</span> wie -in <span class="gesperrt">Thales</span> eine sagenumwobene Gestalt entgegen. Ersterer galt -lange als der eigentliche Begründer der griechischen Mathematik, -während für <span class="gesperrt">Thales</span> und <span class="gesperrt">Anaximander</span> die Mathematik als -Hilfswissenschaft zur Lösung astronomischer Aufgaben in Betracht -kam. Heute ist das Urteil über die Bedeutung des <span class="gesperrt">Pythagoras</span> -wesentlich eingeschränkt worden (s. S. <a href="#Page_p080">80</a>).</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p080" id="Page_p080">[Pg p080]</a></span></p> - -<p><span class="gesperrt">Pythagoras</span> wurde um 550 v. Chr. in Samos geboren. Über -die Gründung seiner Schule gehen die Nachrichten sehr auseinander. -Es läßt sich annehmen, daß er sich vorher gleich <span class="gesperrt">Thales</span> in -Ägypten, vielleicht auch in Babylon<a name="FNanchor_203" id="FNanchor_203" href="#Footnote_203" class="fnanchor">203</a> aufgehalten hat. Auch in -diesem Falle würde es sich also um eine Verpflanzung orientalischer -Wissenschaft auf den, ihrer weiteren Entwicklung besonders günstigen -Boden Griechenlands gehandelt haben.</p> - -<p><span class="gesperrt">Pythagoras</span> und seine Schüler gingen, mehr ahnend als in -wirklicher Erkenntnis, von der Voraussetzung aus, daß eine durch -Maß und Zahl bestimmte Gesetzmäßigkeit alles natürliche Geschehen -beherrsche. In einseitiger Übertreibung dieses Gedankens erblickten -sie dann in den Zahlen den ursächlichen Grund der Erscheinungswelt. -»Den Pythagoreern,« sagt <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, »ward die Mathematik -zur Philosophie.« Es handelte sich indessen bei ihnen mehr -um bloße Zahlenmystik, als um die Pflege und Förderung exakter -Wissenschaft. So bezogen sie die Sechs auf Belebung, die Sieben -auf Gesundheit, die Acht auf Freundschaft usw. Diese Zahlenmystik -der Pythagoreer ist zum Teil wohl auf akustische Versuche und -das Nachdenken über das Wesen der Harmonie zurückzuführen. -Man hatte bemerkt, daß der Ton einer Saite von bestimmter Spannung -in die Oktave übergeht, wenn man die Länge der Saite auf -die Hälfte herabsetzt, oder daß gleich gespannte und gleich dicke -Saiten konsonierende Töne geben, wenn sich ihre Längen wie 1 : 2, -2 : 3, 3 : 4, 4 : 5 verhalten. Den Grund dieser Erscheinung suchten -die Pythagoreer nun in dem geheimnisvollen Wesen der Zahlen. -Auch darin kam die Vorstellung von der Bedeutung der Harmonie -zum Ausdruck, daß die von der pythagoreischen Schule -beeinflußte Medizin Gesundheit als die Symmetrie gewisser -Qualitäten wie Warm, Kalt, Trocken, Feucht usw. betrachtete, -während Krankheit in der Störung dieser Symmetrie bestehen -sollte<a name="FNanchor_204" id="FNanchor_204" href="#Footnote_204" class="fnanchor">204</a>.</p> - -<p>Auf die Pythagoreer werden zurückgeführt – wobei sich indes -nicht unterscheiden läßt, was selbst gefunden und was an -fremden Elementen aufgenommen wurde – die Sätze über die -Winkelsumme im Dreieck, über die Kongruenz der Dreiecke, der -sogenannte pythagoreische Lehrsatz, sowie die Kenntnis des goldenen -Schnitts; ferner die ersten Kenntnisse der Stereometrie, insbesondere -der fünf regelmäßigen Polyeder und der Kugel.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p081" id="Page_p081">[Pg p081]</a></span></p> - -<p>Zeugnisse für geometrische Entdeckungen des <span class="gesperrt">Pythagoras</span> -enthält die Literatur des Altertums an etwa zwölf Stellen. Bei -der Beurteilung der Zuverlässigkeit dieser Zeugnisse ist indessen -zu berücksichtigen, daß die ältesten Angaben 500 Jahre, die Hauptquelle -(<span class="gesperrt">Proklos</span>) sogar 1000 Jahre nach <span class="gesperrt">Pythagoras</span> niedergeschrieben -wurden<a name="FNanchor_205" id="FNanchor_205" href="#Footnote_205" class="fnanchor">205</a>. <span class="gesperrt">Proklos</span>, der sich auf die beiden verloren -gegangenen Schriften des <span class="gesperrt">Eudemos</span>, des ältesten Geschichtsschreibers -der griechischen Mathematik<a name="FNanchor_206" id="FNanchor_206" href="#Footnote_206" class="fnanchor">206</a>, stützt, hat <span class="gesperrt">Pythagoras</span> -nicht für den Entdecker des Begriffes der irrationalen Größen gehalten -und ihm weder die Konstruktion der regulären Körper noch -die Entdeckung des pythagoreischen Lehrsatzes zugeschrieben. -Auch <span class="gesperrt">Zeller</span>, der Geschichtsschreiber der griechischen Philosophie, -ist schon der althergebrachten Ansicht entgegengetreten, nach -welcher <span class="gesperrt">Pythagoras</span> selbst als Mathematiker Hervorragendes geleistet -haben soll. Das Ergebnis aller neueren Nachforschungen -besteht darin, daß sich eine bestimmte Leistung auf dem Gebiete -der Mathematik <span class="gesperrt">Pythagoras</span> mit Sicherheit überhaupt nicht zuweisen -läßt.</p> - -<p>Die den Griechen im allgemeinen nachgerühmte Strenge der -Beweisführung war bei den Pythagoreern noch wenig entwickelt. -Sie verfuhren häufig noch induktiv und wußten das Allgemeine -von den Einzelfällen noch nicht recht zu trennen. Immerhin -kommt ihnen das Verdienst zu, daß sie die Mathematik von den -Bedürfnissen des Lebens gesondert und sie als reine Wissenschaft -aufgefaßt haben<a name="FNanchor_207" id="FNanchor_207" href="#Footnote_207" class="fnanchor">207</a>. Vor allem wurde die Lehre vom Dreieck durch -<span class="gesperrt">Pythagoras</span> und seine Schule so vollständig entwickelt, daß<span class="pagenum"><a name="Page_p082" id="Page_p082">[Pg p082]</a></span> -<span class="gesperrt">Euklid</span>, als er die mathematischen Kenntnisse der Griechen in -seinen »Elementen« zusammenstellte, nur wenig hinzuzufügen -brauchte. Daß die Winkel des Dreiecks zusammen zwei Rechte -betragen, bewiesen die Pythagoreer, indem sie durch eine Ecke eine -Parallele zur Gegenseite zogen<a name="FNanchor_208" id="FNanchor_208" href="#Footnote_208" class="fnanchor">208</a>. Auf den nach <span class="gesperrt">Pythagoras</span> benannten -Satz wurde man wahrscheinlich dadurch geführt, daß man -die aus Ägypten oder Babylon zu den Griechen gedrungene Erkenntnis, -ein Dreieck sei rechtwinklig, wenn sich seine Seiten wie -3 : 4 : 5 verhalten, mit dem arithmetischen Satze, daß 3<sup>2</sup> + 4<sup>2</sup> gleich 5<sup>2</sup> -ist, zu verbinden wußte; wie denn überhaupt die Stärke der späteren -Pythagoreer in der Anwendung der Zahlenlehre auf die Geometrie -bestand. Auch den Satz, daß die drei Winkelhalbierenden eines -Dreiecks sich in einem Punkte schneiden, haben die Pythagoreer -gekannt und zur Auffindung des dem Dreieck eingeschriebenen -Kreises verwertet<a name="FNanchor_209" id="FNanchor_209" href="#Footnote_209" class="fnanchor">209</a>. Eingehend haben sie sich ferner mit den -regelmäßigen Polygonen und mit den fünf regelmäßigen Polyedern -beschäftigt. Von letzteren waren der Würfel, das Tetraëder und -das Oktaëder schon Gegenstand der orientalischen Mathematik gewesen. -Das Ikosaëder und das Dodekaëder dagegen hat erst die -pythagoreische Schule konstruiert. Alle fünf Körper legten die -Pythagoreer ihren mystischen Welterklärungsversuchen zugrunde. -Die Welt sollte die Form des Dodekaëders besitzen, die vier übrigen -regulären Körper dagegen für die Teilchen der vier Grundstoffe, -Feuer, Erde, Luft und Wasser, formbestimmend sein<a name="FNanchor_210" id="FNanchor_210" href="#Footnote_210" class="fnanchor">210</a>. Zu der -Erkenntnis, daß es nur fünf reguläre Polyeder gibt, d. h. Körper, -die von gleichen, gleichseitigen und gleichwinkligen Ebenen begrenzt -sind, gelangte erst <span class="gesperrt">Euklid</span>.</p> - -<p>Wie für die Geometrie, so wurde damals auch in der Arithmetik -eine Grundlage geschaffen, welche den raschen Aufschwung -ermöglichte, den die Mathematik bald darauf in Griechenland erfuhr. -Die Pythagoreer schufen die Begriffe der Prim- und der -relativen Prim- oder teilerfremden Zahlen. Aus dem Orient übernahmen -sie dann die Begriffe Quadrat- und Kubikzahl, mit denen -die Babylonier schon im 3. Jahrtausend v. Chr. vertraut waren. -Auch die Lehre von den Proportionen wurde von den Pythagoreern -gepflegt, da die Proportionen sich für manche Aufgaben, die man -heute durch Gleichungen löst, als besonders geeignet erwiesen.<span class="pagenum"><a name="Page_p083" id="Page_p083">[Pg p083]</a></span> -Neben der arithmetischen (a - b = c - d) und der geometrischen -(a : b = c : d) erregten auch die durch Gleichsetzung der inneren -Glieder sich ergebenden stetigen Proportionen (a - b = b - c und -a : b = b : c) die Aufmerksamkeit der pythagoreischen Schule.</p> - -<p>Auf den Begriff des Irrationalen wurden die Pythagoreer -geführt, indem sie erkannten, daß die Diagonale und die Seite -eines Quadrates kein gemeinschaftliches Maß besitzen. Die systematische -Darstellung der Lehre von der Irrationalität erfolgte durch -<span class="gesperrt">Euklid</span>. Er dehnt sie auf mehrfache Quadratwurzeln aus, behandelt -aber nur solche Ausdrücke, die sich mit Zirkel und Lineal -konstruieren lassen<a name="FNanchor_211" id="FNanchor_211" href="#Footnote_211" class="fnanchor">211</a>.</p> - -<p>Einige Jahrhunderte unausgesetzter Pflege der mathematischen -Wissenschaften, mit denen sich auch die hervorragendsten unter den -Philosophen, wie <span class="gesperrt">Platon</span> und <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, beschäftigten, genügte -dann, um in den Werken des <span class="gesperrt">Apollonios</span> und des <span class="gesperrt">Archimedes</span> -Leistungen allerersten Ranges heranreifen zu lassen. Besonders -in der Hand des letzteren wurde die Mathematik zu einem Werkzeug, -mit dem schon die Bewältigung mancher physikalischen Aufgabe -gelang.</p> - -<p>In der Geschichte der griechischen Mathematik nimmt der um -440 wirkende <span class="gesperrt">Hippokrates</span> von Chios eine vermittelnde Stellung -zwischen der älteren Schule der Pythagoreer und den Mathematikern -des 4. Jahrhunderts v. Chr. ein. <span class="gesperrt">Hippokrates</span> begründete eine -strengere Beweisführung. Auch war er der erste, der ein mathematisches -Lehrgebäude veröffentlichte<a name="FNanchor_212" id="FNanchor_212" href="#Footnote_212" class="fnanchor">212</a>. Am bekanntesten ist sein -Satz von den Möndchen (Lunulae -Hippokratis). Er lautet: Gegeben -sei ein dem Halbkreise eingeschriebenes, -gleichschenkliges, rechtwinkliges -Dreieck. Errichtet man -dann Halbkreise über den Katheten, -so sind a und a<sub>'</sub> (die Lunulae) -den Stücken b und b<sub>'</sub> flächengleich -(<a href="#fig12">Abb. 12</a>). <span class="gesperrt">Hippokrates</span> hat ferner bewiesen, daß sich die Kreisflächen -wie die Quadrate der zugehörigen Durchmesser verhalten. -Auf ihn ist wahrscheinlich auch die Exhaustionsmethode zurückzuführen, -die uns im Verfolg der weiteren Entwicklung der griechischen -Mathematik noch wiederholt beschäftigen wird.</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig12" id="fig12" href="images/abb12.jpg"><img width="300" height="150" src="images/abb12.jpg" alt="[Abb. 12]" /></a> -<div class="caption">Abb. 12. Der Satz des Hippokrates.</div> -</div> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p084" id="Page_p084">[Pg p084]</a></span></p> - -<p>Der Satz über die Lunulae ist deshalb von besonderem Interesse, -weil er der erste gelungene Versuch ist, eine krummlinige -Figur zu quadrieren. <span class="gesperrt">Hippokrates</span><a name="FNanchor_213" id="FNanchor_213" href="#Footnote_213" class="fnanchor">213</a> glaubte sogar, durch seinen -Satz der Quadratur des Kreises einen Schritt näher gekommen zu -sein. Seine auf die Lösung dieses Problems hinzielenden Versuche -mußten indessen schon deshalb ergebnislos bleiben, weil, wie die -neuere Mathematik bewiesen hat, die wahre Quadratur des Kreises -nicht möglich ist. Des <span class="gesperrt">Hippokrates</span> Satz über die Lunulae -war eine wichtige Verallgemeinerung des pythagoreischen Lehrsatzes. -Letzterer beschränkte sich auf Quadrate. Das Hinzukommen -des neuen Satzes ließ schon die Erkenntnis durchschimmern, -daß, ganz allgemein, ähnliche Figuren über den -Katheten zusammen einer ähnlichen Figur über der Hypotenuse -flächengleich sind.</p> - -<p>Für die alte Mathematik besaßen drei Probleme eine treibende -Kraft, wie wir sie für die Chemie in dem Problem der Metallverwandlung -kennen lernen werden. Es waren dies die Quadratur -des Kreises, die Verdopplung des Würfels oder das delische -Problem und die Dreiteilung eines beliebigen Winkels. Alle -drei Aufgaben waren so naheliegend und schienen so einfach -zu sein. Und doch haben sie, soweit sie überhaupt lösbar sind, -den größten Mathematikern kaum überwindbare Schwierigkeiten -bereitet.</p> - -<p>Mit den Versuchen, die Quadratur des Kreises zu finden, beginnt -die griechische Mathematik im 5. Jahrhundert v. Chr. reine -Wissenschaft zu werden. Das Problem beschäftigt schon den -<span class="gesperrt">Anaxagoras</span>. Es führt bereits um jene Zeit<a name="FNanchor_214" id="FNanchor_214" href="#Footnote_214" class="fnanchor">214</a> zum Exhaustionsverfahren, -das <span class="gesperrt">Archimedes</span> weiter entwickelte und das als Vorstufe -zur Integrationsmethode der neueren Mathematik betrachtet -werden kann. Da eine vollkommene Lösung der Quadratur nicht -gefunden werden konnte, so begnügte man sich bei der Exhaustionsmethode -mit einer angenäherten Bestimmung. Man zeichnete in -den Kreis zunächst ein Quadrat. Über den Seiten dieser Figur -errichtete man die Seiten des dem Kreise eingeschriebenen Achtecks, -darüber das eingeschriebene Sechszehneck und so fort, bis -das schließlich erhaltene Vieleck von dem Kreise kaum noch abwich. -Dieses Vieleck wurde dann nach den bekannten Verfahrungs<span class="pagenum"><a name="Page_p085" id="Page_p085">[Pg p085]</a></span>weisen -der Elementarmathematik so oft in ein flächengleiches Vieleck -von geringerer Seitenzahl umgeformt, bis man schließlich das -dem Kreise annähernd flächengleiche Quadrat gefunden hatte. Ein -derartiges konstruktives Verfahren war sehr umständlich und um -so fehlerhafter, je größer die Zahl der vorgenommenen Konstruktionen -war, da ja jede einzelne von dem wahren Werte mehr oder -weniger abwich.</p> - -<p>Gleichfalls im 5. Jahrh. v. Chr. tauchte das delische Problem -auf. Seinen Namen soll es daher erhalten haben, daß den Deliern -durch ein Orakel befohlen wurde, einem würfelförmigen Altar -den doppelten räumlichen Inhalt zu geben. Das Problem, mit dem -sich alle bedeutenden griechischen Mathematiker, unter ihnen auch -<span class="gesperrt">Hippokrates</span> von Chios und <span class="gesperrt">Platon</span> beschäftigt haben, führte zunächst -zum Begriff der Kubikwurzel. Ist nämlich die Kante des -gegebenen Würfels a, diejenige des gesuchten x, so ist x<sup>3</sup> = 2a<sup>3</sup> -und x = a∛2. Auf diesen Ausdruck kam schon <span class="gesperrt">Hippokrates</span>. -Während aber für die Quadratwurzeln geometrische Konstruktionen -gefunden werden konnten, versagte dieser Weg zunächst bei der -Kubikwurzel<a name="FNanchor_215" id="FNanchor_215" href="#Footnote_215" class="fnanchor">215</a>. Die Gleichung x = a∛2 bedeutet, daß die gesuchte -Seite des doppelten Würfels die erste (x) von zwei mittleren Proportionalen -(x und y) ist, die man in Form einer laufenden Proportion -zwischen die einfache (a) und die doppelte Seite (2a) des -gegebenen Würfels einschaltet. Ist nämlich</p> - - -<p class="l1 m2">a : x = x : y = y : 2a, so ist<br /> -(1) a : x = x : y und<br /> -(2) x : y = y : 2a. -</p> - -<p>Setzen wir den aus (2) ermittelten Wert für y, nämlich y = -√(2ax) in Gleichung (1) ein, so erhalten wir a : x = x : √(2ax), daraus -folgt:</p> - -<p class="m2"> -x<sup>2</sup> = a√(2ax)<br /> -x<sup>4</sup> = a<sup>2</sup> · 2ax<br /> -x<sup>3</sup> = 2a<sup>3</sup><br /> -x = a∛2. -</p> - -<p>Die Aufgabe war also gelöst, wenn es gelang den Wert x, -ausgehend von der laufenden Proportion a : x = x : y = y : 2a, zu -konstruieren. Geometrisch ist diese Proportion durch beistehende<span class="pagenum"><a name="Page_p086" id="Page_p086">[Pg p086]</a></span> -Figur (<a href="#fig13">Abb. 13</a>) ausgedrückt: ABCD ist ein Rechteck. ACD -und CDE sind rechtwinklige Dreiecke. Für die in der Figur mit -a, b, x, y bezeichneten Stücke gelten dann nach einem bekannten -Satz über die Proportionalität rechtwinkliger Dreiecke die Verhältnisse -a : x = x : y und x : y = y : b<a name="FNanchor_216" id="FNanchor_216" href="#Footnote_216" class="fnanchor">216</a>.</p> - -<p>Spätere Mathematiker, unter denen vor allen <span class="gesperrt">Platons</span> Schüler -<span class="gesperrt">Menächmos</span> (etwa 350 v. Chr.) zu nennen ist, gelangten durch -die Beschäftigung mit dem delischen Problem über die Geometrie -der Geraden und des Kreises hinaus zu den für die Astronomie -und die Mechanik so überaus wichtigen, als Parabel, Ellipse und -Hyperbel bezeichneten Kurven.</p> - -<p>Ausgehend von der schon <span class="gesperrt">Hippokrates</span> -geläufigen Proportion -a : x = x : y = y : b, in welcher b -für den besonderen Fall der Würfelverdoppelung -gleich 2a ist, erkannte -<span class="gesperrt">Menächmos</span>, daß die aus jener -Proportion folgenden Ausdrücke -x<sup>2</sup> = ay und y<sup>2</sup> = bx zu einer -neuen Kurve führen. Beide Ausdrücke -sind nämlich in der Form -gleich und enthalten daher auch -die gleiche Forderung. Ins Geometrische -übersetzt bedeuten sie -nämlich, an eine Gerade ein Rechteck (ay) so anzutragen (παραβύλλειν), -daß der Inhalt einem Quadrate (x<sup>2</sup>) gleich ist.</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig13" id="fig13" href="images/abb13.jpg"><img width="196" height="200" src="images/abb13.jpg" alt="[Abb. 13]" /></a> -<div class="caption">Abb. 13. Konstruktion zur Lösung -des delischen Problems.</div> -</div> - -<p><span class="gesperrt">Menächmos</span> erkannte, daß der geometrische Ort für die -Schnittpunkte aller, dieser Bedingung genügenden Rechtecke eine -vom Kreise abweichende krumme Linie bildet, die später wegen -des Antragens (παραβολή) des Rechteckes an die Gerade den Namen -Parabel erhielt. Er zeigte weiter, daß sich der für die Würfelverdoppelung -gesuchte Wert x als Schnittpunkt einer Parabel mit -einer Hyperbel oder als Schnittpunkt zweier Parabeln ermitteln -läßt. Doch würde ein weiteres Eingehen auf diese Konstruktionen -hier zu weit führen. Jedenfalls steht fest, daß <span class="gesperrt">Menächmos</span> mit -einer punktweisen Konstruktion beider Kurven und mit ihren -Grundeigenschaften, ja sogar mit den Asymptoten der Hyperbel<span class="pagenum"><a name="Page_p087" id="Page_p087">[Pg p087]</a></span> -bekannt war<a name="FNanchor_217" id="FNanchor_217" href="#Footnote_217" class="fnanchor">217</a>. Die Beziehung der von ihm untersuchten Kurven -zur Kegeloberfläche hat <span class="gesperrt">Menächmos</span> wahrscheinlich noch nicht -erkannt, jedenfalls gelangte er zu diesen Kurven, indem er sich -bemühte, für einen arithmetischen Ausdruck den zugehörigen geometrischen -Ort zu bestimmen<a name="FNanchor_218" id="FNanchor_218" href="#Footnote_218" class="fnanchor">218</a>.</p> - -<p>Auch die Aufgabe, einen Winkel in drei gleiche Winkel zu -zerlegen, führte, wie das delische Problem, auf kubische Gleichungen -und höhere Kurven. So gelang es um 400 v. Chr.<a name="FNanchor_219" id="FNanchor_219" href="#Footnote_219" class="fnanchor">219</a> die -Dreiteilung des Winkels mit Hilfe der Quadratrix genannten Kurve -auszuführen<a name="FNanchor_220" id="FNanchor_220" href="#Footnote_220" class="fnanchor">220</a>.</p> - -<p>Die Beschäftigung mit dem delischen Problem und den Kegelschnitten -führte im Verlauf der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts -v. Chr. auch zu einem tieferen Eindringen in die Wahrheiten der -Stereometrie. Vor allem sehen wir <span class="gesperrt">Platon</span> und seine Schüler auf -diesem Gebiete tätig. Auf den unbefriedigenden Zustand dieser -Wissenschaft wies er mit folgenden Worten hin: »Hinsichtlich der -Messungen von allem, was Länge, Breite und Höhe hat, legen die -Griechen eine in allen Menschen von Natur vorhandene, aber ebenso -lächerliche wie schmähliche Unwissenheit an den Tag«. <span class="gesperrt">Platon</span> -gebührt aber auch das allgemeinere Verdienst, die mathematische -Methode dadurch verbessert zu haben, daß er jeden Satz auf -Vordersätze zurückführte, bis er endlich zu Axiomen und Definitionen -als den, weitere Voraussetzungen entbehrenden Grundlagen -der Mathematik gelangte. Auch die Erfindung des indirekten -Beweisverfahrens wird <span class="gesperrt">Platon</span> zugeschrieben<a name="FNanchor_221" id="FNanchor_221" href="#Footnote_221" class="fnanchor">221</a>.</p> - -<p>Unter den stereometrischen Sätzen, welche die platonische -Schule auffand, verdienen besonders zwei hervorgehoben zu werden. -Es ist das der Satz von der Raumgleichheit der Pyramide mit -dem dritten Teile des Prismas von gleicher Grundfläche und gleicher -Höhe. Ferner erkannte man, daß Kugeln sich in bezug auf den -Rauminhalt wie die dritten Potenzen ihrer Durchmesser verhalten<a name="FNanchor_222" id="FNanchor_222" href="#Footnote_222" class="fnanchor">222</a>.<span class="pagenum"><a name="Page_p088" id="Page_p088">[Pg p088]</a></span> -Um jene Zeit scheint auch die Entdeckung stattgefunden zu haben, -daß Ellipse, Parabel und Hyperbel wie der Kreis als Kurven auf -der Kegeloberfläche (Kegelschnitte) entstehen, wenn man Ebenen -in verschiedener Neigung zur Kegelachse durch den Kegel legt<a name="FNanchor_223" id="FNanchor_223" href="#Footnote_223" class="fnanchor">223</a>.</p> - - -<h3>Die Anfänge der griechischen Astronomie<a name="FNanchor_224" id="FNanchor_224" href="#Footnote_224" class="fnanchor">224</a>.</h3> - -<p>Nicht so erfolgreich wie auf den Gebieten der Philosophie und -der Mathematik sind die Griechen während dieser Periode in der -Astronomie gewesen. Die Anfänge dieser Wissenschaft verdankten -sie den Sternwarten Mesopotamiens, so die Kenntnis der Ekliptik, -der Tierkreiszeichen, der Planetenreihe usw. Auch das Duodezimal- -sowie das Sexagesimalsystem und die auf diesen Systemen beruhenden -Maße gelangten über die ionischen Städte, welche dem -babylonischen Einfluß weit geöffnet waren, nach Griechenland<a name="FNanchor_225" id="FNanchor_225" href="#Footnote_225" class="fnanchor">225</a>. -Große Schwierigkeiten bereitete den Griechen ihre Zeitrechnung, -der sie anfangs die Bewegung des Mondes zugrunde legten. Man -sah dieses Gestirn in rascher Folge einen Wechsel von Lichtgestalten -durchlaufen und gelangte dadurch zur Aufstellung des synodischen -Monats, dessen Dauer 29 Tage 12 Stunden und 44 Minuten beträgt. -Es ist nun sehr wahrscheinlich, daß der erste Versuch, die -Rechnung nach Mond und Sonne zu regeln, zur Festsetzung eines -Zeitraums von 12 Monaten zu 30 Tagen führte. Ein solcher Kalender -konnte den Bedürfnissen jedoch nicht lange genügen, da -er dem tatsächlichen Verlauf der himmlischen Bewegungen zu -wenig entsprach. Der nächste Schritt bestand deshalb darin, daß -man den Monat abwechselnd zu 29 und 30 Tagen rechnete. Dadurch -wurde das Jahr aber auf 354 Tage verkürzt. Mit diesem -Zeitabschnitt rechneten die Griechen, bis <span class="gesperrt">Solon</span> den bedeutenden -Ausfall, den man erlitten, dadurch ausglich, daß er jedem zweiten -Jahre einen vollen Monat von 30 Tagen zulegte. Auf das Jahr -kamen also im Mittel (2 · 354 + 30)/<sub>2</sub> = 369 Tage, was noch immer eine -starke Abweichung von der wirklichen Dauer bedeutete. Einer der<span class="pagenum"><a name="Page_p089" id="Page_p089">[Pg p089]</a></span> -ersten, der sich (um 460 v. Chr.) bemühte, die Kalenderrechnung -durch einen besseren Ausgleich zwischen dem Mondumlauf und dem -Sonnenjahr zu regeln, war der Astronom <span class="gesperrt">Oenopides</span> auf Chios, -zu dessen Schülern wahrscheinlich <span class="gesperrt">Hippokrates</span> von Chios zählte. -<span class="gesperrt">Oenopides</span> setzte 730 Mond-Monate 59 Sonnen-Jahren gleich -und kam so zu einer Jahreslänge von 365,373 Tagen. Er soll auch -viel zur Übermittlung der ägyptischen und babylonischen Astronomie -beigetragen und den aus gleichen Abschnitten bestehenden -Tierkreis in Griechenland eingeführt haben. Auch dadurch hat -er sich einen Namen gemacht, daß er die regelmäßig wiederkehrenden -Nilschwellen auf kosmische Ursachen zurückführte.</p> - -<p>Die Verwirrung, in welche der Kalender der Griechen geraten -war, hat ihr großer Lustspieldichter <span class="gesperrt">Aristophanes</span><a name="FNanchor_226" id="FNanchor_226" href="#Footnote_226" class="fnanchor">226</a> dadurch verspottet, -daß er den Mond über einen solch unhaltbaren Zustand -sich beklagen läßt. Erst dem atheniensischen Mathematiker <span class="gesperrt">Meton</span> -gelang 433 v. Chr. die endgültige Beseitigung dieses Wirrsals. Er -führte einen Zyklus ein, der 19 Jahre und innerhalb dieses Zeitraums -125 »volle« und 110 »leere« Monate umfaßte, so daß das Jahr -(125 · 30 + 110 · 29)/<sub>19</sub> = 365,263 Tage enthielt, während der wahre -Wert des Sonnenjahres sich auf 365,242 Tage beläuft<a name="FNanchor_227" id="FNanchor_227" href="#Footnote_227" class="fnanchor">227</a>.</p> - -<p>Die Einteilung nach Stunden, für die sich bei <span class="gesperrt">Herodot</span> noch -keine besondere Bezeichnung findet, scheint erst gegen das Ende -des 4. vorchristlichen Jahrhunderts in Gebrauch gekommen zu sein. -Vorher begnügte man sich damit, daß man aus der Schattenlänge -des eigenen Körpers oder eines senkrechten Sonnenzeigers auf das -Vorrücken der Tageszeit schloß<a name="FNanchor_228" id="FNanchor_228" href="#Footnote_228" class="fnanchor">228</a>.</p> - -<p>Zu einer annähernden Bestimmung des Sonnenjahres mußte -man gelangen, sobald man zur genaueren Messung der Schattenlänge -mit Hilfe des Gnomons überging. Man erkannte, daß die -Mittagshöhen und damit die Tageslängen und die Jahreszeiten innerhalb -einer Periode von 365<sup>1</sup>/<sub>4</sub> Tagen wiederkehren. Zu dieser Erkenntnis -kam die Beobachtung, daß innerhalb derselben Periode<span class="pagenum"><a name="Page_p090" id="Page_p090">[Pg p090]</a></span> -gewisse Fixsterne nacheinander in der Nähe der auf- oder untergehenden -Sonne gesehen werden. Daraus schloß man, daß die -stete Änderung in der Kulmination der Sonne daher rühre, daß -dieses Gestirn im Laufe eines Jahres einen zum Himmelsäquator -geneigten Kreis beschreibt. Um die Neigung dieses, als Ekliptik<a name="FNanchor_229" id="FNanchor_229" href="#Footnote_229" class="fnanchor">229</a> -bezeichneten Kreises zu bestimmen, war es erforderlich, die größte -und die geringste Mittagshöhe an einem Orte zu messen und das -Mittel aus der Differenz dieser Höhen zu nehmen. Der erste -Grieche, der die Schiefe der Ekliptik auf diesem Wege bestimmte, -soll <span class="gesperrt">Anaximander</span> gewesen sein<a name="FNanchor_230" id="FNanchor_230" href="#Footnote_230" class="fnanchor">230</a>. Indes begegnen wir weit -früheren Angaben. So fanden chinesische Astronomen schon um -1100 v. Chr. für die Schiefe der Ekliptik ziemlich richtig den Wert -von 23° 52'.</p> - -<p>Hinsichtlich der Beschaffenheit des Mondes gelangte man schon -frühzeitig zu der Vorstellung, daß es sich um eine freischwebende, -von der Sonne beleuchtete Kugel handele. Seine Flecken wurden -von einigen als Unebenheiten, von anderen (wie <span class="gesperrt">Aristoteles</span>) als -Spiegelbilder unserer Erdteile und Meere aufgefaßt. Schon <span class="gesperrt">Anaxagoras</span> -hat sich die Frage vorgelegt, weshalb ein, der Erde so naher -und vermutlich um vieles kleinerer Himmelskörper nicht zur Erde -herunterfalle. Er trifft auch so ziemlich das Richtige, wenn er -die Mondbewegung mit der Bewegung in einer Schleuder vergleicht, -durch deren raschen Umschwung die Neigung zu fallen -gleichfalls aufgehoben werde.</p> - -<p>Während die Entdeckung der größeren Planeten aus der Veränderung -ihrer Stellung zu den Fixsternen auf den ersten Blick -erfolgen mußte, setzte die Auffindung des Merkur, der sich im -Mittel nur um 23 Grade von der Sonne entfernt und daher in -höheren Breiten nur in der Dämmerung mit guten Augen wahrzunehmen -ist, schon eine größere Aufmerksamkeit voraus. Auch -der Saturn wird wegen seines langsamen Fortrückens erst verhältnismäßig -spät als Wandelstern erkannt worden sein. Eine -systematisch geordnete Reihe von Beobachtungen gehörte dazu, die -Zeiten festzustellen, innerhalb deren die Planeten in ihre frühere -Stellung zurückkehren. So gelangte man zu der Erkenntnis, daß -Jupiter in 12, Saturn dagegen erst in 30 Jahren ihren Weg am -Fixsternhimmel vollenden.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p091" id="Page_p091">[Pg p091]</a></span></p> - -<p>Größere Schwierigkeiten boten der Mars und die innerhalb -der Erdbahn befindlichen Planeten Merkur und Venus dar. Da -letztere beiden jedoch stets in der Nähe der Sonne erscheinen, so -mußten sie der geozentrischen Vorstellung gemäß etwa dieselbe -Umlaufszeit besitzen. Als Grund dieser sämtlichen Unterschiede -nahm man einen verschieden großen Abstand der Himmelskörper -von der im Mittelpunkte ruhend gedachten Erde an. Saturn, -dessen Umlauf die längste Zeit erfordert, mußte dementsprechend -auch am weitesten von der Erde entfernt sein, während der Mond, -der zwölfmal in einem Jahre seinen Umlauf vollendet, als der dem -Mittelpunkte am nächsten befindliche Himmelskörper galt. Man -gelangte daher zu dieser Reihenfolge: Mond, Sonne, Merkur, Venus, -Mars, Jupiter, Saturn.</p> - -<p>Die Pythagoreer legten sich zuerst die Frage nach dem Verhältnis -der Abstände der Planeten vor. Sie bewegten sich hierbei -jedoch auf dem Gebiet der bloßen Zahlenmystik. Da sie bei ihren -akustischen Untersuchungen auf einfache Beziehungen zwischen -den Längen harmonisch tönender Saiten gestoßen waren, hielten -sie sich für berechtigt, auch am Himmel solche einfachen Verhältnisse -ohne weiteres anzunehmen. So nahm später <span class="gesperrt">Platon</span> an, -daß sich Mond, Sonne, Venus, Merkur, Mars, Jupiter, Saturn in -Abständen von der Erde befänden, die sich wie 1 : 2 : 3 : 4 : 8 : 9 : 27 -verhielten<a name="FNanchor_231" id="FNanchor_231" href="#Footnote_231" class="fnanchor">231</a>. Durch das Obwalten solcher Beziehungen sollte dann, -ähnlich wie im Reiche der Töne, eine Konsonanz entstehen. Man -dachte sich nämlich, jeder Planet rufe als ein in rascher Bewegung -befindlicher Körper einen Ton hervor, und dies verursache die -Harmonie der Sphären. Über die Entfernung der Fixsterne, welche -der äußersten der acht konzentrischen Sphären angehören sollten, -läßt <span class="gesperrt">Platon</span> nichts verlauten.</p> - -<p>Derartige Spekulationen, so überflüssig sie auch nach der -Entdeckung der tatsächlich obwaltenden Verhältnisse erscheinen -mögen, sind für die Entwicklung der astronomischen Wissenschaft -durchaus nicht ohne Belang gewesen. Sie waren es, die zu Versuchen -anregten, die Richtigkeit der angenommenen Werte zu -prüfen. Und wir werden sehen, auf welche Weise man in der -nächstfolgenden, schon der Messung zugewandten Periode der -griechischen Astronomie, der Lösung dieser Aufgabe näher kam.<span class="pagenum"><a name="Page_p092" id="Page_p092">[Pg p092]</a></span> -Zu allen Zeiten hat der Weg der Forschung darin bestanden, -daß auf einer gewissen Stufe der Erkenntnis Hypothesen ersonnen -wurden, an welche sich die weiteren Versuche behufs einer Prüfung -anschlossen. Auch als später <span class="gesperrt">Kepler</span> das Problem, das -wir jetzt verlassen, wieder aufnahm, trat er mit der vorgefaßten -Meinung an dasselbe heran, die Planeten müßten, wie so manches -in der Natur, nach einfachen Verhältnissen geordnet sein. So ist -das von den Pythagoreern aufgeworfene Problem bis in die neueste -Zeit eine der fundamentalen Aufgaben geblieben, welche die Astronomie -mit immer größerer Genauigkeit zu bewältigen strebt. -Hatten die Chaldäer und die Ägypter die Himmelserscheinungen -in Jahrhunderte umfassenden Beobachtungsreihen nur aufgezeichnet -und dadurch das wertvollste, den Griechen zu Gebote stehende -Material für eine weitere Entwicklung der Astronomie geschaffen, -so ging das jüngere, der Ergründung der Ursachen mit regem -Geiste zustrebende Volk zuerst zu einer <em class="gesperrt">Erklärung</em> dieser Erscheinungen -über. Einen besonderen Anreiz bot diese Aufgabe den -Schülern <span class="gesperrt">Platons</span>, der in seinem Timäos die Frage nach der -Entstehung und der Anordnung des Weltgebäudes aufgeworfen -hatte. Mehr aus philosophischen als aus deutlich erkannten astronomischen -Gründen war man gleich den Pythagoreern geneigt, der -Erde keine das All beherrschende, zentrale Stellung zuzuschreiben. -Dieser Gedanke wurde von <span class="gesperrt">Platons</span> Schüler <span class="gesperrt">Herakleides Pontikos</span> -weiter verfolgt und zu einer heliozentrischen Theorie erweitert, -welche besonders durch <span class="gesperrt">Aristarch von Samos</span> im 3. Jahrhundert -v. Chr. ausgebildet wurde.</p> - -<p>Über die Anfänge der heliozentrischen Weltanschauung, die -bis in die Schule des <span class="gesperrt">Pythagoras</span> und <span class="gesperrt">Platons</span> zurückreichen, -haben insbesondere die Forschungen <span class="gesperrt">Boeckhs</span><a name="FNanchor_232" id="FNanchor_232" href="#Footnote_232" class="fnanchor">232</a> und <span class="gesperrt">Schiaparellis</span><a name="FNanchor_233" id="FNanchor_233" href="#Footnote_233" class="fnanchor">233</a> -Licht verbreitet. Es ist früher wohl behauptet worden, -daß <span class="gesperrt">Pythagoras</span> selbst schon die Bewegung der Erde gelehrt -habe. Für die Ansicht, daß <span class="gesperrt">Pythagoras</span> eine andere als die -im frühen griechischen Altertum herrschende geozentrische Ansicht -gelehrt habe, spricht jedoch nichts Sicheres. Dagegen müssen wir -annehmen, daß die Lehre von der Kugelgestalt der Erde in der -pythagoreischen Schule schon galt, als sie in Griechenland noch<span class="pagenum"><a name="Page_p093" id="Page_p093">[Pg p093]</a></span> -unbekannt war<a name="FNanchor_234" id="FNanchor_234" href="#Footnote_234" class="fnanchor">234</a>. Früher als die Erde stellte man sich den Himmel -als eine Kugel vor, an deren Oberfläche die Sterne angeheftet -seien. Als man jedoch bemerkte, daß der Mond, die Sonne und -die Planeten an den Sternbildern vorüberziehen und die Planeten -mitunter für kurze Zeit von dem Monde verdeckt werden, da -konnte man sich der Erkenntnis nicht verschließen, daß die Entfernungen -der Himmelskörper von der Erde verschieden seien. -Den Versuch, die Bewegung und die gegenseitige Stellung der -Himmelskörper in ihrem Verhältnis zur Erde zu erklären, machten -unter den Griechen zuerst die Pythagoreer. Unter ihnen war es -der im 5. Jahrhundert lebende <span class="gesperrt">Philolaos</span>, dem wir die ersten -schriftlichen Aufzeichnungen über diese, für die weitere Entwicklung -der Weltanschauung grundlegenden Lehren verdanken. Man -hat es hier keineswegs mit bloßen Phantasieerzeugnissen zu tun. -Mit Recht sagt daher <span class="gesperrt">Schiaparelli</span>: »Das System des <span class="gesperrt">Philolaos</span> -ist nicht die Frucht einer ungeordneten Einbildung, sondern es -ist aus der Tendenz entstanden, die Daten der Beobachtung mit -einem prästabilierten Prinzip über die Natur der Dinge in Übereinstimmung -zu bringen«<a name="FNanchor_235" id="FNanchor_235" href="#Footnote_235" class="fnanchor">235</a>: Dieses Prinzip war die in der pythagoreischen -Schule entstandene Lehre von der Harmonie, die überall, -also auch im Kosmos, herrschen sollte.</p> - -<p>Bei der Wichtigkeit der durch <span class="gesperrt">Philolaos</span> übermittelten -Lehren für das Verständnis der von <span class="gesperrt">Platon</span>, von <span class="gesperrt">Herakleides</span> -und <span class="gesperrt">Aristarch</span> entwickelten Ansichten wollen wir an der Hand -der von <span class="gesperrt">Boeckh</span> herausgegebenen Bruchstücke uns ein Bild von -diesen frühesten kosmologischen Vorstellungen zu machen suchen; -letztere führten in ihrer weiteren Entwicklung schon im Altertum -zu einer heliozentrischen Weltansicht.</p> - -<p>Nach <span class="gesperrt">Philolaos</span> gibt es nur eine Welt, den Kosmos, und -dieser besitzt die Gestalt einer Kugel<a name="FNanchor_236" id="FNanchor_236" href="#Footnote_236" class="fnanchor">236</a>. In der Mitte des Alls -befindet sich das Zentralfeuer. Die Peripherie wird von dem unbegrenzten -Olymp gebildet, der seiner Natur nach ebenfalls Feuer -ist, wenn wir dieses völlig farblose Feuer auch nicht wahrnehmen -können. Nur durch die Sonne, die an sich ein dunkler, glasartiger -Körper ist, wird das Feuer des Olymps so modifiziert, daß<span class="pagenum"><a name="Page_p094" id="Page_p094">[Pg p094]</a></span> -wir es wahrnehmen. Vielleicht ist man durch die Milchstraße zu -der Annahme eines alles umschließenden feurigen Olymps geführt -worden. Zwischen dem letzteren und dem Zentralfeuer bewegen -sich zehn göttliche Körper, nämlich die Fixsternsphäre, die fünf -Planeten, dann die Sonne, unter ihr der Mond, wie man aus den -Verfinsterungen der Sonne schließen mußte, dann die Erde und -endlich, dem Zentralfeuer zunächst, die Gegenerde. Während -<span class="gesperrt">Platon</span> im »Timäos« die Erde als den Mittelpunkt bezeichnet, wird -also bei <span class="gesperrt">Philolaos</span> – und zwar zuerst – der Erde eine Bewegung -zugeschrieben. Erde und Gegenerde bewegen sich in -24 Stunden um das Zentralfeuer. Daraus erklärt sich die tägliche -Umdrehung des Fixsternhimmels. Die Gegenerde ist im -Grunde genommen die den Bewohnern des Mittelmeeres entgegengesetzte -Hemisphäre. Denken wir uns diese Hemisphäre von der -den Griechen bekannten losgelöst und das Zentralfeuer, das man -später in den Mittelpunkt der Erde versetzte, gleichfalls in den -Weltraum hinausverlegt, so erkennen wir, daß <span class="gesperrt">Philolaos</span> mit -seiner Erde und Gegenerde und ihrer gleichlaufenden täglichen -Bewegung um das Zentralfeuer die scheinbare tägliche Bewegung -des Fixsternhimmels begreiflich gemacht hat.</p> - -<p>Bei einer solchen Bewegung bekommen wir die Gegenerde -natürlich nie zu sehen, ebensowenig wie wir die der unseren entgegengesetzte -Hemisphäre von unserem Standort aus erblicken -können. Indem sich die Gegenerde innerhalb der Erdbahn um -das Zentralfeuer bewegt, und zwar so, daß sich die Gegenerde -stets zwischen der Erde und dem Zentralfeuer befindet, bekommen -wir die weit außerhalb des Systems »Zentralfeuer, Gegenerde, Erde« -befindliche Sonne während dieser parallelen und konzentrisch erfolgenden -Bewegung der Erde und der Gegenerde so lange nicht -zu sehen, als wir uns auf der von der Sonne abgekehrten Seite -befinden. Wir sind dann im Schatten der Gegenerde, die uns -das Sonnenlicht während der Hälfte des Tages genau so verbirgt, -wie es in Wirklichkeit die aus der Vereinigung von Erde und -Gegenerde hervorgehende Erdkugel tut.</p> - -<p>Derjenige, der an Stelle der täglichen Bewegung um ein -Zentralfeuer die tägliche Rotation unseres Planeten um seine Achse -setzte und damit die Annahme der Gegenerde und jenes Zentrums -überflüssig machte, war <span class="gesperrt">Herakleides Pontikos</span>. <span class="gesperrt">Herakleides</span><span class="pagenum"><a name="Page_p095" id="Page_p095">[Pg p095]</a></span><a name="FNanchor_237" id="FNanchor_237" href="#Footnote_237" class="fnanchor">237</a> -ging aber noch einen Schritt weiter, indem er die Sonne schon -als Mittelpunkt für die Bewegungen der beiden inneren Planeten, -Merkur und Venus, ansprach. Diese Vorstellung hat später bekanntlich -<span class="gesperrt">Tycho</span> auf alle Planeten mit alleiniger Ausnahme der -Erde ausgedehnt<a name="FNanchor_238" id="FNanchor_238" href="#Footnote_238" class="fnanchor">238</a>.</p> - -<p>Die Annahme, daß Merkur und Venus sich um die Sonne -bewegen, entsprang der Beobachtung, daß beide Planeten sich nur -wenig von der Sonne entfernen, nämlich Merkur im Mittel 23°, -Venus höchstens 48°. Daher sagt auch <span class="gesperrt">Vitruv</span>: »Merkur und -Venus haben, da sie sich um die Sonne als Mittelpunkt ihres -Laufes bewegen, ihre Stillstände und Rückläufe in die Sonnenstrahlen -eingetaucht«<a name="FNanchor_239" id="FNanchor_239" href="#Footnote_239" class="fnanchor">239</a>. Auch <span class="gesperrt">Platon</span> beschäftigt sich mit diesem -Problem, und zwar im »Timäos«. Nach ihm setzte Gott den Mond -in den ersten Kreis um die Erde, die Sonne dagegen in den zweiten -Kreis. Von Merkur und Venus heißt es dort<a name="FNanchor_240" id="FNanchor_240" href="#Footnote_240" class="fnanchor">240</a>, sie seien in die -Kreise gesetzt worden, »welche an Schnelligkeit sich zwar mit dem -Kreislauf der Sonne gleich bewegen, jedoch eine diesem entgegengesetzte -Wirksamkeit erlangt haben. Deswegen holen die -Sonne, Merkur und Venus auf gleiche Weise einander ein und -werden voneinander eingeholt.« Mit solchen dunklen Andeutungen -war das Problem der Stillstände und Rückläufe indessen nicht -gelöst. Eine Theorie, die sich diesen Erscheinungen schon besser -anpaßte, gab <span class="gesperrt">Eudoxos</span> durch die Annahme von »homozentrischen -Sphären«. Vermittelst dieser Theorie gelang es, die Bewegungen -des Jupiter und des Saturn vom geozentrischen Standpunkte aus -begreiflich zu machen.</p> - -<p>Da die Hypothese des <span class="gesperrt">Herakleides Pontikos</span> eine Erklärung -für das Verhalten von Merkur und Venus gab, während -die Theorie der homozentrischen Sphären hier versagte, lag es -nahe, zu untersuchen, ob die Hypothese des <span class="gesperrt">Herakleides</span> sich nicht -auf die äußeren Planeten ausdehnen ließe. So gelangte man zu -dem System, das später <span class="gesperrt">Tycho</span> annahm. Mond und Sonne be<span class="pagenum"><a name="Page_p096" id="Page_p096">[Pg p096]</a></span>wegen -sich danach um die Erde, während die sämtlichen Planeten -gleichzeitig die Sonne umkreisen.</p> - -<p>Alle übrigen Gestirne betrachtete man wohl als Gesteinsmassen, -welche durch die Schnelligkeit des Umschwungs erglühten. -So dachten <span class="gesperrt">Demokrit</span> und <span class="gesperrt">Anaxagoras</span>, während andere sie -für Öffnungen des Himmelsgewölbes hielten, aus denen das äußerste -Element, das Feuer, hervorbrechen sollte. Später sah man die -Fixsterne als Weltkörper an, die ihrem Wesen nach der Sonne -und dem Monde gleich seien. Nach <span class="gesperrt">Herakleides Pontikos</span> -(s. vorige Seite) endlich war jedes Gestirn wie das unsere eine -Welt für sich.</p> - -<p>Daß die Fixsterne sich in verschiedener Entfernung von uns -befinden könnten, vermutete man im Altertum noch kaum<a name="FNanchor_241" id="FNanchor_241" href="#Footnote_241" class="fnanchor">241</a>. Es -herrschte vielmehr die Vorstellung, daß sämtliche Fixsterne einer -Sphäre angehörten<a name="FNanchor_242" id="FNanchor_242" href="#Footnote_242" class="fnanchor">242</a>. <span class="gesperrt">Platon</span> und <span class="gesperrt">Herakleides</span> waren dagegen -der Ansicht, daß das Weltall unendlich und ebenso wie jedes -einzelne Gestirn beseelt sei.</p> - -<p>Gleichzeitig mit den ersten Beobachtungen und Spekulationen -über die Himmelskörper beginnt die Frage nach der Beschaffenheit -unseres irdischen Wohnsitzes den forschenden Geist zu beschäftigen. -Lange dauerte es, bis man sich von dem Eindruck, -daß die Erde eine kreisförmige Scheibe sei, losgerungen hatte. -<span class="gesperrt">Homer</span> und <span class="gesperrt">Hesiod</span> waren noch darin befangen. Letzterer läßt -die Sonne während der Nacht im Ozean nach Osten schwimmen, -wo sie sich frühmorgens wieder erhebt. Der Himmel selbst ist -nach ihm ein Gewölbe von solcher Höhe, daß ein schwerer Gegenstand -von dort neun Tage und neun Nächte fällt, bis er die Erde -erreicht.</p> - -<p>Die Überzeugung, daß die um das Mittelmeer gelegenen -Länder nur einen kleinen Teil der Erde ausmachen, hatte schon -vor <span class="gesperrt">Aristoteles</span> Platz gegriffen. So sagt <span class="gesperrt">Platon</span> im Phaedon<a name="FNanchor_243" id="FNanchor_243" href="#Footnote_243" class="fnanchor">243</a>: -»Die Erde ist groß. Wir haben davon nur einen kleinen Teil -um das Mittelmeer herum inne, während andere Menschen viele -andere ähnliche Räume bewohnen.« In derselben Schrift heißt es, -die Erde schwebe in der reinen Himmelsluft oder dem Äther und -sei, von ferne betrachtet, einem Balle ähnlich.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p097" id="Page_p097">[Pg p097]</a></span></p> - - -<h3>Der Ursprung der Zoologie und der Botanik.</h3> - -<p>Während die Mathematik, die Philosophie und die Astronomie -bei den Griechen der voraristotelischen Zeit schon deutlich als besondere -Wissenszweige hervortreten, ist dies bezüglich der Botanik -und der Zoologie noch kaum der Fall. Den Pflanzen wandte man -sich aus medizinischem und landwirtschaftlichem Interesse zu. So -erzählt uns <span class="gesperrt">Theophrast</span>, den wir als einen der frühesten botanischen -Schriftsteller kennen lernen werden, von den Rhizotomen -(Wurzelgräbern) und den Pharmakopolen (Arzneihändlern) der ersten -griechischen Zeit. War das Ziel dieser Männer auch ein überwiegend -praktisches und ihr Tun mit vielen abergläubischen Gebräuchen -gemischt, so schufen sie doch die erste Quelle des Wissens, -nämlich die empirische Grundlage, zu der dann später die Spekulation -als zweites nicht weniger wichtiges Element hinzutreten -mußte, um mit der Empirie vereint zu wahrer Wissenschaft heranzuwachsen<a name="FNanchor_244" id="FNanchor_244" href="#Footnote_244" class="fnanchor">244</a>.</p> - -<p><span class="gesperrt">Theophrast</span> sagt von den Rhizotomen, sie hätten vieles richtig -bemerkt, vieles aber auch marktschreierisch übertrieben. Daß sie -beim Ausgraben der Wurzeln auf den Flug der Vögel und den -Stand der Sonne achteten, erschien <span class="gesperrt">Theophrast</span> als Torheit.</p> - -<p>Die Pflanzenkenntnis der Griechen und die Zahl der den -Hirten, Jägern, Landleuten und den erwähnten Rhizotomen bekannten -Pflanzen waren bei einer so vielseitigen, mehrere tausend -Blütenpflanzen umfassenden Flora, wie sie Griechenland beherbergt, -gewiß nicht unbedeutend. Einen Rückschluß gestattet uns der -Sprachschatz jenes Zeitalters. In den homerischen Gesängen z. B. -werden 63 Pflanzen erwähnt. In den hippokratischen Schriften -finden sich 236 Pflanzennamen, und bei <span class="gesperrt">Theophrast</span>, dem Zeitgenossen -des <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, begegnen uns gar 455, unter denen -nur wenige sind, die nicht der Flora Griechenlands angehören. -Die ältesten fragmentarischen Aufzeichnungen über botanische -Dinge treffen wir bei dem Philosophen <span class="gesperrt">Empedokles</span>, dem Begründer -der Lehre von den vier Elementen oder, wie er sich ausdrückte, -den Wurzeln der Dinge<a name="FNanchor_245" id="FNanchor_245" href="#Footnote_245" class="fnanchor">245</a>. Vom wissenschaftlichen Standpunkte -aus sind die Ansichten, welche <span class="gesperrt">Empedokles</span> über die<span class="pagenum"><a name="Page_p098" id="Page_p098">[Pg p098]</a></span> -Natur der Pflanze äußert, nicht allzu hoch einzuschätzen. Er -meint, unter allen lebenden Wesen seien zuerst die Bäume aus der -Erde hervorgegangen. Seiner Lehre von der Allbeseelung der -Natur entspricht die Meinung, daß die Pflanzen wie die Tiere -Gefühle der Lust und Unlust, ja Einsicht und Verstand besäßen. -»Wisse denn, alles erhielt Anteil an Sinn und Verständnis« ist -ein Wort, das man dem Philosophen zuschreibt<a name="FNanchor_246" id="FNanchor_246" href="#Footnote_246" class="fnanchor">246</a>.</p> - -<p>Aus der Beseelung der Pflanzen erklärte <span class="gesperrt">Empedokles</span> Erscheinungen, -die wir auf mechanische Ursachen zurückführen, wie -das Erzittern, das Ausstrecken der Zweige gegen das Licht und -das Emporschnellen herabgebogener Äste<a name="FNanchor_247" id="FNanchor_247" href="#Footnote_247" class="fnanchor">247</a>. Auch die ersten Keime -der Lehre von den Geschlechtern der Pflanzen begegnen uns bei -<span class="gesperrt">Empedokles</span>, wenn es sich bei ihm auch nur um eine dunkle -Ahnung handelte. So berichtet <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, <span class="gesperrt">Empedokles</span> habe -gemeint, auch die Bäume brächten Eier hervor. Und wie in dem -Ei aus einem Teile das Tier entstände, das Übrige aber Nahrung -sei, so entstehe auch aus einem Teile des Samens die Pflanze, das -Übrige aber diene dem Keim und der ersten Wurzel als Nahrung<a name="FNanchor_248" id="FNanchor_248" href="#Footnote_248" class="fnanchor">248</a>.</p> - -<p>Auch anderen griechischen Philosophen werden Äußerungen -über die Natur der Pflanzen zugeschrieben. Sie verdienen zum -Teil Erwähnung, wenn wir uns von den Vorstellungen jener Männer -auch kein solch abgerundetes Bild machen können, wie von denjenigen -des <span class="gesperrt">Empedokles</span>. So soll auch <span class="gesperrt">Demokrit</span> aus Abdera -über die Pflanzen geschrieben, und einer seiner Schüler soll bemerkt -haben, daß die Blätter einer im Orient wachsenden Pflanze -bei der Berührung zusammenfallen. Wahrscheinlich handelt es -sich um eine dort wachsende Mimosenart. <span class="gesperrt">Anaxagoras</span> nennt -die Sonne den Vater und die Erde die Mutter der Pflanzen. Auch -soll er den Blättern das Vermögen zu atmen beigelegt haben.</p> - -<p>In fast noch engerer Beziehung als zu den Pflanzen befand -sich der Mensch zur Tierwelt. Hier fesselten ihn nicht nur die -Formen, sondern auch die den seinen oft so nahe verwandten Lebensäußerungen -und der innere Bau, der bei den höheren Tieren so -große Übereinstimmung mit dem Bau des menschlichen Körpers -darbot. Vor allem waren es die Haustiere, an denen die ersten -zoologischen Kenntnisse gewonnen wurden. Beim Schlachten und -Opfern gewann man einen Einblick in die Anatomie dieser Ge<span class="pagenum"><a name="Page_p099" id="Page_p099">[Pg p099]</a></span>schöpfe. -An Haustieren besaßen die Griechen vornehmlich das -Rind, das Pferd, das Schaf, die Ziege, das Schwein und den Hund, -auch wurden Hühner, Gänse, Enten und Tauben gehalten. Was -die übrige Tierwelt anbetrifft, so blieben den Griechen die anthropomorphen -Affen unbekannt. Dagegen kannten sie manche andere -Affenart, wie die Paviane und die Makaken. Mit den großen -Raubtieren wurde man besonders bekannt, nachdem <span class="gesperrt">Alexander</span> -und später die Römer ein Weltreich gegründet hatten. So gelangten -durch <span class="gesperrt">Pompejus</span> die ersten Tiger und schon um 200 v. Chr. die -ersten Löwen nach Rom. Von den Waltieren war besonders der -Delphin bekannt. Die Papageien erwähnt <span class="gesperrt">Aristoteles</span> als indische -Vögel. Außer zahlreichen Arten der Knochenfische kannte man -auch die Haifische und die Rochen, zumal den elektrischen Rochen, -ziemlich genau. Von den Weichtieren hatten besonders die Tintenfische -die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Die Kenntnis von -den niederen Tieren blieb, vielleicht von den Insekten abgesehen, -indessen auf einer niedrigen Stufe.</p> - -<p>Einer der ersten, der allgemeine Betrachtungen über das Wesen -der Tierwelt anstellte, war wieder <span class="gesperrt">Empedokles</span>, mit dessen Ansichten -über die Pflanzen wir uns soeben beschäftigt haben. <span class="gesperrt">Empedokles</span> -suchte nämlich, bei der näheren Ausführung seiner Lehre -von den vier Elementen, Bestandteile des Tierkörpers, wie das Fleisch, -das Blut und die Knochen, auf eine Mischung jener vier Elemente -zurückzuführen. Vom Rückgrat der Säugetiere meinte er, es sei -bei der Entstehung in einzelne Wirbel zerbrochen<a name="FNanchor_249" id="FNanchor_249" href="#Footnote_249" class="fnanchor">249</a>. Unter den -späteren Philosophen soll besonders <span class="gesperrt">Demokrit</span> Tierzergliederungen -vorgenommen haben. Seine Ansichten finden bei <span class="gesperrt">Aristoteles</span> oft -Erwähnung und zeugen mitunter von einer klaren Einsicht. Der -Gegensatz zwischen <span class="gesperrt">Demokrit</span> und <span class="gesperrt">Aristoteles</span> geht besonders -aus der Bemerkung des letzteren hervor, daß <span class="gesperrt">Demokrit</span> nie vom -Zwecke gesprochen habe, sondern »alles, dessen sich die Natur -bedient, auf die Notwendigkeit zurückführe«<a name="FNanchor_250" id="FNanchor_250" href="#Footnote_250" class="fnanchor">250</a>.</p> - -<p><span class="gesperrt">Demokrit</span> hat seine Ansichten über das Wesen des Organischen -in einer besonderen Schrift entwickelt. Leider ist uns nur -der Titel (Über die Ursachen der Tiere) bekannt<a name="FNanchor_251" id="FNanchor_251" href="#Footnote_251" class="fnanchor">251</a>.</p> - -<p>Bei den spekulativen Neigungen der Griechen kann es nicht -Wunder nehmen, daß uns schon bei den ältesten griechischen<span class="pagenum"><a name="Page_p100" id="Page_p100">[Pg p100]</a></span> -Philosophen Anklänge an die Deszendenztheorie begegnen<a name="FNanchor_252" id="FNanchor_252" href="#Footnote_252" class="fnanchor">252</a>. So -lehrte <span class="gesperrt">Anaximander</span>, durch die Sonnenwärme seien im Schlamme -zuerst blasige Gebilde entstanden. Daraus seien dann fischartige -Geschöpfe hervorgegangen. Einige von ihnen seien auf das Land -gekrochen. Die so bedingte Änderung der Lebensweise habe auch -zu einer Umwandlung der Gestalt geführt. Auf diese Weise sollten -zunächst die landbewohnenden Tiere und endlich der Mensch entstanden -sein. Von letzterem nahm man an, daß er ursprünglich -einem Fische ähnlich gewesen sei. Die gleichen Ansichten hat -<span class="gesperrt">Demokrit</span> entwickelt. Auch <span class="gesperrt">Epikur</span> betrachtete alle Geschöpfe -einschließlich des Menschen als Kinder der Erde, die nur stufenweise -Verschiedenheiten aufweisen.</p> - -<p>Bei dem Römer <span class="gesperrt">Lucretius</span>, der in seinem Werke »<span lang="la" xml:lang="la">De natura -rerum</span>« im wesentlichen die Ansichten der griechischen Naturphilosophen -wiedergibt, finden sich gleichfalls Anklänge an die Selektionstheorie, -unter anderm auch der Gedanke, daß das Unzweckmäßige -untergehe<a name="FNanchor_253" id="FNanchor_253" href="#Footnote_253" class="fnanchor">253</a>. Derartige, gelegentlich geäußerte, später -als zutreffend anerkannte Gedanken haben indessen mit der -wissenschaftlichen Begründung der Deszendenztheorie nur wenig -gemein. Letztere ist und bleibt eine Tat des 19. Jahrhunderts, -für die in erster Linie <span class="gesperrt">Lamarck</span> und <span class="gesperrt">Darwin</span> in Betracht -kommen.</p> - -<p>Daß <span class="gesperrt">Darwin</span> übrigens von den deszendenztheoretischen Ansichten -des Altertums, zwar ohne sie genauer zu kennen, wußte, -geht aus seinen eigenen Worten hervor, in denen er »von den -auf seinen Gegenstand zu beziehenden Andeutungen in den Schriftstellern -des klassischen Altertums« spricht.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p101" id="Page_p101">[Pg p101]</a></span></p> - - -<h3>Erste Schritte zur Begründung der griechischen -Heilkunde.</h3> - -<p>Zu den frühesten Ursachen, die zur Begründung der Naturwissenschaften -führten, gehört auch das Bestreben, die Krankheiten -des menschlichen Körpers zu heilen. Dieses Bestreben schärfte das -Beobachtungsvermögen und lenkte den Blick auf die umgebende -Natur, die man der Heilkunde dienstbar zu machen suchte. Bevor -wir die erste Periode der Entwicklung der griechischen Wissenschaft -verlassen und zu <span class="gesperrt">Aristoteles</span> und seine Schule übergehen, -wollen wir daher einen kurzen Blick auf eine der wichtigsten Anwendungen -der Naturwissenschaft, auf die Medizin, werfen. Es -ist dies zum Verständnis des Folgenden um so wichtiger, als -<span class="gesperrt">Aristoteles</span> aus einer alten Ärztefamilie hervorgegangen war und -bei der Errichtung eines philosophischen und naturwissenschaftlichen -Lehrgebäudes zum Teil auf medizinischen Anschauungen fußte.</p> - -<p>Aus dem Orient und Ägypten stammende Kenntnisse und -Geheimlehren haben ohne Zweifel die griechische Heilkunde stark -beeinflußt, ja sie bilden vielleicht die Grundlage, auf der sich die -Heilkunde in Griechenland weiter entwickelte. Es blieb jedoch den -Griechen vorbehalten, das Zauberwesen, das den Anfängen dieser -Wissenschaft anhaftete, allmählich abzustreifen und auch hier nach -unbefangener Erkenntnis und Verknüpfung der Tatsachen zu streben<a name="FNanchor_254" id="FNanchor_254" href="#Footnote_254" class="fnanchor">254</a>. -Unter den älteren Ärzten ist besonders <span class="gesperrt">Alkmäon</span> von Kroton, -ein Schüler des <span class="gesperrt">Pythagoras</span>, zu nennen<a name="FNanchor_255" id="FNanchor_255" href="#Footnote_255" class="fnanchor">255</a>. Er wird als der Begründer -der Embryologie betrachtet und hat manche wertvolle -anatomische und physiologische Beobachtung gemacht. Nach ihm -wird jede Empfindung durch das Gehirn vermittelt und jede Bewegung -von dort aus geleitet. <span class="gesperrt">Alkmäon</span> war der Hauptvertreter -der im Einklang mit den Vorstellungen der Pythagoreer ausgebildeten -Lehre, daß Gesundheit und Krankheit aus der harmonischen -Mischung gewisser Qualitäten oder deren Störung zu erklären -seien (s. S. <a href="#Page_p080">80</a>). Dieser Lehre liegt die uns sogleich begegnende -Anschauung von den vier Temperamenten zugrunde, die auch auf -richtiger Mischung beruhen sollten.</p> - -<p>Das wichtigste Dokument, das wir über die medizinische -Wissenschaft der Griechen besitzen, ist die sog. hippokratische -Büchersammlung. Wir begegnen dieser Sammlung seit der Be<span class="pagenum"><a name="Page_p102" id="Page_p102">[Pg p102]</a></span>gründung -der großen Bibliotheken in Alexandrien. Als das Werk -eines einzigen Mannes sind die hippokratischen Bücher nicht zu -betrachten<a name="FNanchor_256" id="FNanchor_256" href="#Footnote_256" class="fnanchor">256</a>, wenn sich auch nicht in Abrede stellen läßt, daß -<span class="gesperrt">Hippokrates</span> als Begründer der wissenschaftlichen Heilkunde, der -zuerst das Zerstreute sammelte und zum Gesamtbild vereinigte, zu betrachten -ist<a name="FNanchor_257" id="FNanchor_257" href="#Footnote_257" class="fnanchor">257</a>. Außer <span class="gesperrt">Hippokrates</span><a name="FNanchor_258" id="FNanchor_258" href="#Footnote_258" class="fnanchor">258</a>, der den Beinamen der Große -erhielt, sind noch sechs andere Ärzte gleichen Namens aus der alten -Literatur bekannt. Es kann daher nicht Wunder nehmen, wenn die -Frage nach der Person des großen <span class="gesperrt">Hippokrates</span> wenig geklärt ist, -zumal keine zuverlässige Biographie über ihn existiert. Daß nicht -<span class="gesperrt">Hippokrates</span> allein der Verfasser der ihm zugeschriebenen Schriften -sein kann, wird daraus geschlossen, daß sich in diesen Schriften<a name="FNanchor_259" id="FNanchor_259" href="#Footnote_259" class="fnanchor">259</a> -nicht nur manche Widersprüche finden, sondern daß uns darin sogar -eine Polemik der einzelnen Verfasser gegeneinander begegnet<a name="FNanchor_260" id="FNanchor_260" href="#Footnote_260" class="fnanchor">260</a>.</p> - -<p>Was die Anatomie anlangt, so stützt sich das in den hippokratischen -Schriften enthaltene medizinische Wissen vorzugsweise auf -die Untersuchung der Tiere; doch lagen auch für den Menschen -insbesondere auf dem Gebiete der Osteologie zahlreiche Beobachtungen -und Erfahrungen vor. Am wenigsten waren den Alten der -Bau und die Aufgabe des Nervensystems bekannt. Als besondere -Ausläufer dieses Systems entdeckte man wohl zuerst den Sehnerven, -den Gehörnerven und den Trigeminus. Im übrigen wurden -die Nerven und Sehnen zunächst zusammengeworfen. Empfindung -und Bewegung hielt man für immanente Fähigkeiten. Als ihre -Quelle galt das »Pneuma«, das vom Gehirn aus durch die Adern -zu allen Teilen des Körpers fließen sollte<a name="FNanchor_261" id="FNanchor_261" href="#Footnote_261" class="fnanchor">261</a>.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p103" id="Page_p103">[Pg p103]</a></span></p> - -<p>Ein großer Fortschritt gegenüber der ältesten dämonologischen -Auffassung der Krankheiten bestand darin, daß die hippokratischen -Schriften die psychischen Störungen als Wirkungen körperlicher -Krankheitszustände auffaßten. Letztere werden durch eine Störung -des Gleichgewichtes zwischen den vier Flüssigkeiten (Humores) -aufgefaßt, die den Körper bilden. Als solche galten das Blut, der -Schleim, die gelbe und die schwarze Galle. Die Natur wird als -heilbringender Faktor gewürdigt. Sie finde, heißt es von ihr, auch -ohne Überlegung immer Mittel und Wege. Auch einer vernünftigen -Prophylaxe wird das Wort geredet. Die Gicht wird z. B. auf -Wohlleben zurückgeführt und Mäßigkeit und Unverdrossenheit -hygienisch außerordentlich hoch gewertet. Als therapeutisches -Mittel wird schon die Musik empfohlen. Von der Höhe der gesamten -Auffassung, die uns in den hippokratischen Schriften begegnet, -zeugt der Ausspruch: Das Kennen erzeugt die Wissenschaft, -das Nichtwissen den Glauben. Jedoch war man sich der -Grenzen des ärztlichen Könnens wohl bewußt und erkannte an, -daß der beste Arzt die Natur selbst sei. Im Einklang damit war -man in erster Linie bestrebt, den natürlichen Vorgang der Heilung -zu unterstützen. An Amputationen wagte man sich noch nicht -heran, da man das Unterbinden der Adern noch nicht verstand. -Bekannt ist der Hippokratische Satz: »Was die Arzneimittel nicht -heilen, heilt das Eisen. Was das Eisen nicht heilt, heilt das -Feuer. Was endlich das Feuer nicht heilt, das ist überhaupt -nicht zu heilen«<a name="FNanchor_262" id="FNanchor_262" href="#Footnote_262" class="fnanchor">262</a>.</p> - -<p>Unter den hippokratischen Schriften ist diejenige »Über die -Diät« in zoologischer Hinsicht wichtig. Sie enthält nämlich unter -den Nahrungsmitteln -eine Aufzählung von etwa 50 Tieren in absteigender -Reihenfolge. Auf die Säugetiere folgen die Land- und -Wasservögel, die Fische, dann die Muscheltiere und endlich die -Krebse. Reptilien und Insekten werden nicht erwähnt, weil sie -nicht gegessen wurden. Dieses Tiersystem, das man wohl als das -»koische« bezeichnet hat (etwa 410 v. Chr.), kann als ein Vorläufer -des Aristotelischen Tiersystems, das uns im nächsten Abschnitt -beschäftigen soll, betrachtet werden<a name="FNanchor_263" id="FNanchor_263" href="#Footnote_263" class="fnanchor">263</a>.</p> - - - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p104" id="Page_p104">[Pg p104]</a></span></p> - - - - -<h2>3. Das aristotelische Zeitalter.</h2> - - -<p>Für das griechische Volk war mit dem vierten vorchristlichen -Jahrhundert schon eine Zeit des staatlichen Niederganges angebrochen. -Kunst und Philosophie hatten gleichfalls ihre Blütezeit -gehabt. Die wissenschaftliche Entwicklung tritt indessen jetzt in -eine Phase, welche für die Folge von nicht geringerem Einfluß als -die von den Griechen auf dem Gebiete des staatlichen Lebens und -der künstlerischen Betätigung geschaffenen Vorbilder sein sollte. -Es ist das wissenschaftliche, auf die Erfassung des Naturganzen -in seinem Zusammenhange gerichtete Streben des Menschengeistes, -das uns jetzt zum ersten Male in seiner vollen Bedeutung entgegentritt. -Dieses Streben verkörpert sich in <span class="gesperrt">Aristoteles</span> und -seinen Schülern. Mögen auch die Vorstellungen, welche diese -Männer leiteten, mit den Prinzipien der heutigen Naturforschung -oft nicht vereinbar erscheinen, so kann man dennoch das Grundlegende -ihrer Tätigkeit und die Bedeutung, die sie nicht nur für -das Altertum und für das Mittelalter, sondern auch für die Entstehung -der neueren Naturwissenschaft besitzen, nicht in Abrede -stellen.</p> - - -<h3>Aristoteles.</h3> - -<p>In <span class="gesperrt">Aristoteles</span> begegnet uns eine der bedeutendsten Erscheinungen -des Altertums, in der sich die Wissenschaft jenes Zeitraums -gleichsam verkörperte<a name="FNanchor_264" id="FNanchor_264" href="#Footnote_264" class="fnanchor">264</a>. Er war der Sprößling einer griechischen -Ärztefamilie<a name="FNanchor_265" id="FNanchor_265" href="#Footnote_265" class="fnanchor">265</a>, die am mazedonischen Hofe in hohem Ansehen -stand. <span class="gesperrt">Aristoteles</span> wurde im Jahre 384 v. Chr. in Stagira, -einer in der Nähe des Athos gelegenen griechischen Kolonie, geboren. -Seine Erziehung lag, wie es damals häufiger der Fall war, -in der Hand eines einzigen Mannes. Diesem bewahrte <span class="gesperrt">Aristoteles</span> -eine Dankbarkeit, wie sie später ihm selbst wieder von seinem<span class="pagenum"><a name="Page_p105" id="Page_p105">[Pg p105]</a></span> -großen Schüler <span class="gesperrt">Alexander</span> erwiesen wurde. Im übrigen fehlen -über die Jugend und den Entwicklungsgang des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> -nähere Nachrichten. Doch darf man annehmen, daß er gemäß -der in seiner Familie herrschenden Tradition für den ärztlichen -Beruf bestimmt war und sich zunächst für diesen vorbereitete. -Auf diesen Umstand wird vor allem der empirische Grundzug der -aristotelischen Philosophie zurückzuführen sein.</p> - -<p>War das Wissen im 5. Jahrhundert noch im Besitze weniger -hervorragender Geister, so wird es im vierten immer mehr zum Gemeingut -der Gebildeten. Die Literatur wuchs an Umfang und an -Spezialisierung. Schon in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts -gab es kaum noch einen Gegenstand, über den nicht bereits -Schriften erschienen wären<a name="FNanchor_266" id="FNanchor_266" href="#Footnote_266" class="fnanchor">266</a>.</p> - -<p>Der Brennpunkt des geistigen Lebens war um die Mitte des -vierten vorchristlichen Jahrhunderts Athen. Hier hatte <span class="gesperrt">Sokrates</span> -gelehrt und <span class="gesperrt">Platon</span> eine blühende Philosophenschule gegründet. -Was Wunder, daß der begüterte und für die Wissenschaft begeisterte -Jüngling seine Schritte zunächst dorthin lenkte. Im -Jahre 367 trat er in die Akademie ein, an welcher <span class="gesperrt">Platon</span> lehrte. -Er gehörte ihr bis zu dem 347 erfolgenden Tode des Meisters ununterbrochen -an. <span class="gesperrt">Platon</span> soll <span class="gesperrt">Aristoteles</span> seines unermüdlichen -Lernens halber den Leser genannt und ihn mit einem anderen -Schüler mit den Worten verglichen haben, dieser bedürfe des -Sporns, <span class="gesperrt">Aristoteles</span> dagegen des Zügels. Mit Recht ist <span class="gesperrt">Aristoteles</span> -auch später als einer der fleißigsten Gelehrten bezeichnet -worden, den die Geschichte der Wissenschaft kennt<a name="FNanchor_267" id="FNanchor_267" href="#Footnote_267" class="fnanchor">267</a>. Sein Ruf -muß unterdessen ein hervorragender geworden sein. Es wird nämlich -berichtet, daß König Philipp von Mazedonien, als er ihm im -Jahre 343 die Erziehung seines im 14. Lebensjahre stehenden -Sohnes übertrug, folgende Worte an <span class="gesperrt">Aristoteles</span> geschrieben -habe: »Ich fühle mich den Göttern zu Dank verpflichtet, daß sie -den Knaben zu Deiner Zeit geboren werden ließen. Denn von -Dir erzogen, hoffe ich, soll er der Nachfolge auf meinem Throne -würdig werden.« Und so wurde denn – ein Verhältnis, das einzig -in der Geschichte dasteht – der bedeutendste Denker jener Zeit -mit der Erziehung des größten Herrschers betraut.</p> - -<p>Über das Erziehungswerk selbst, das nur die ersten Jahre -des mazedonischen Aufenthaltes unseres Philosophen (343–340)<span class="pagenum"><a name="Page_p106" id="Page_p106">[Pg p106]</a></span> -umfaßte, fehlen nähere Nachrichten. Auch sind die Erzählungen, -daß der königliche Schüler seinem Lehrer 800 Talente<a name="FNanchor_268" id="FNanchor_268" href="#Footnote_268" class="fnanchor">268</a>, sowie -einen ganzen Trupp Leute zum Sammeln von Naturkörpern zur -Verfügung gestellt habe, mindestens übertrieben. Soviel ist jedoch -gewiß, daß <span class="gesperrt">Alexander</span> wohl zu schätzen wußte, was er dem -<span class="gesperrt">Aristoteles</span> verdankte. Durch unverschuldete Umstände geriet -letzterer gegen das Ende der Regierung <span class="gesperrt">Alexanders</span> in Ungnade. -Nach Ablauf eines acht Jahre umfassenden Aufenthaltes in Mazedonien, -der eine Zeit des Sammelns und der Vorbereitung gewesen -ist, in welcher ihn der Gedanke, eine Enzyklopädie der Wissenschaften -zu verfassen, jedenfalls schon beherrscht hat, kehrte <span class="gesperrt">Aristoteles</span> -im Jahre 335 nach Athen zurück.</p> - -<p>Um eine solch umfassende wissenschaftliche Tätigkeit auszuüben, -wie sie uns bei <span class="gesperrt">Aristoteles</span> begegnet, waren bedeutende -Mittel erforderlich. Ob ihm diese durch die Gunst der mazedonischen -Könige oder aus eigenem Vermögen zur Verfügung standen, -läßt sich nicht mit Sicherheit entscheiden. Sehr wahrscheinlich -trafen beide Umstände zusammen und ermöglichten es dem <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, -daß er, als erster unter den griechischen Philosophen, -in den Besitz einer größeren Bibliothek gelangte. Die Herstellung -von Büchern war damals eine mühselige und kostspielige Arbeit, -und die Anzahl der Exemplare einer Schrift naturgemäß gering. -Es ist daher begreiflich, daß bedeutende Summen dazu gehörten, -um die Schriften seines Zeitalters sich in solchem Maße zugänglich -zu machen, wie es <span class="gesperrt">Aristoteles</span> verstanden hat. Allein für -die Werke eines Philosophen soll er drei Talente bezahlt haben<a name="FNanchor_269" id="FNanchor_269" href="#Footnote_269" class="fnanchor">269</a>.</p> - -<p>In Athen hat <span class="gesperrt">Aristoteles</span> im Lykeion, einem gymnastischen -Spielen dienenden Gebäude der Stadt, unterrichtet. Nach der -Gewohnheit des Meisters, dies im Auf- und Abwandeln zu tun, -erhielt seine Schule den Namen der Peripatetiker. Während -<span class="gesperrt">Alexander</span> die Welt eroberte, war <span class="gesperrt">Aristoteles</span> hier ein König -im Reiche der Wissenschaften. Von seinen zahlreichen Schriften -ist indes nur der kleinere, aber wichtigere Teil erhalten geblieben.</p> - -<p>Die Stellung des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> in dem antimazedonisch gesinnten -Athen, wo er als Fremder und wegen seiner Beziehungen -zu dem verhaßten großen Könige von manchem ungern gesehen -wurde, ist während seines 13jährigen Aufenthalts in jener Stadt -eine wenig angenehme gewesen. Als 323 v. Chr. die Kunde von<span class="pagenum"><a name="Page_p107" id="Page_p107">[Pg p107]</a></span> -dem plötzlichen Tode <span class="gesperrt">Alexanders</span> eintraf und von den meisten -als ein Zeichen zur Befreiung vom mazedonischen Joche begrüßt -wurde, erhoben sich daher zahlreiche Neider und Widersacher -gegen <span class="gesperrt">Aristoteles</span>. Er wurde der Lästerung der Götter geziehen, -zog es aber vor, nicht eine Gerichtsverhandlung abzuwarten, sondern -der ihm feindlich gesinnten Stadt den Rücken zu kehren, -damit diese, wie er im Hinblick auf <span class="gesperrt">Sokrates</span> sagte, sich nicht -zum zweiten Male an der Philosophie versündige. Wie richtig -<span class="gesperrt">Aristoteles</span> seine Lage erkannt hatte, geht daraus hervor, daß -der Areopag ihn bald darauf, trotz seiner Abwesenheit, zum Tode -verurteilte. <span class="gesperrt">Aristoteles</span> hatte sich indessen nicht weit entfernt. -Er war nach Euböa übergesiedelt in der Erwartung, durch einen -Sieg der Mazedonier über die Athener nach seinem langjährigen -Wohnsitz zurückgeführt zu werden. Diese Hoffnung sollte jedoch -nicht in Erfüllung gehen, denn schon in dem auf das Ende -<span class="gesperrt">Alexanders</span> folgenden Jahre, bevor man in Griechenland die -frühere Ordnung wieder hergestellt hatte, setzte der Tod seinem -reichen Leben ein Ziel.</p> - -<p>Die Schriften und die Bücher des großen Philosophen gingen -zunächst in den Besitz seines Lieblingsschülers, des <span class="gesperrt">Theophrast</span>, -über. Manches wird unvollendet gewesen und später ergänzt worden -sein. <span class="gesperrt">Theophrast</span> hinterließ die Schriften wieder einem Schüler. -Anderthalb Jahrhunderte blieben sie darauf verborgen. Endlich -gelangten sie, nachdem <span class="gesperrt">Sulla</span> Athen erobert hatte, nach Rom, -wo sie in zahlreichen Exemplaren abgeschrieben und verbreitet -wurden. Daß dabei manches verunstaltet und verdorben wurde, -unterliegt wohl keinem Zweifel. Die auf uns gekommenen Werke -nehmen im Oktavformat fast 3800 Seiten in Anspruch<a name="FNanchor_270" id="FNanchor_270" href="#Footnote_270" class="fnanchor">270</a>. Davon -ist indessen ein Teil als unecht zu betrachten<a name="FNanchor_271" id="FNanchor_271" href="#Footnote_271" class="fnanchor">271</a>.</p> - -<p>Eine gänzlich unverändert gebliebene Schrift des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> -gibt es sehr wahrscheinlich nicht. Auch bei einigen Hauptwerken -handelt es sich wohl um Ausarbeitungen der Schüler. Dafür -spricht unter anderem auch das Fehlen eines einheitlichen<span class="pagenum"><a name="Page_p108" id="Page_p108">[Pg p108]</a></span> -Stiles. Andere Schriften sind bloße Entwürfe oder Zusammenstellungen -von Auszügen. Dazu kommen von späteren Herausgebern -herrührende Zusätze, die selten als solche kenntlich gemacht -sind. Endlich fehlt es nicht an Werken, die zwar den -Namen des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> tragen, die indessen als unecht oder nur -zum geringen Teil als aristotelisch gelten. Unter diesen sei nur -die von <span class="gesperrt">Nikolaos Damaskenos</span> im augusteischen Zeitalter herausgegebene -Schrift »Über die Pflanzen« genannt. Über diesen Gegenstand -gab es eine echte Schrift, die verloren ging (s. S. <a href="#Page_p138">138</a>). Auch -eine mit Abbildungen versehene Schrift »Über die Zergliederung -der Tiere« ist leider nicht auf uns gelangt.</p> - - -<h3>Aristoteles als Philosoph und seine Stellung zur -Naturwissenschaft.</h3> - -<p>Den breitesten Raum unter den Werken des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> -nehmen seine naturwissenschaftlichen Schriften ein. Sie betreffen -das gesamte Universum von den allgemeinen Bedingungen der -Körperwelt und dem Weltgebäude bis herab zur Beschreibung und -Zergliederung der die Erde als Tiere und Pflanzen bevölkernden -Einzelwesen. Folgende Schriften naturwissenschaftlichen Inhalts -sind bei der nachfolgenden Darstellung des aristotelischen Lehrgebäudes -vor allem in Betracht gezogen: »Die physikalischen Vorträge«, -»Über das Weltgebäude«, »Über Entstehen und Vergehen«, -»Die Meteorologie« und »Die mechanischen Probleme«<a name="FNanchor_272" id="FNanchor_272" href="#Footnote_272" class="fnanchor">272</a>. Unter den -rein philosophischen Werken des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> verdient wegen ihrer -Bedeutung für jeden Zweig besonderer Wissenschaft das später -»Organon« genannte hervorgehoben zu werden. Es sind dies die -von <span class="gesperrt">Aristoteles</span> zum ersten Male in ausführlicher Darstellung -entwickelten Grundzüge der formalen Logik.</p> - -<p>Des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> Verdienst um die Naturwissenschaften ist -ein doppeltes. Einmal hat er das zerstreute Einzelwissen seiner -Vorgänger vereinigt und der Nachwelt durch eine außerordentlich -fruchtbare schriftstellerische Tätigkeit überliefert. Zum andern -beschränkte er sich keineswegs auf eine kritiklose Kompilation -dieses Wissens. Vielmehr stellte er sich die gewaltige Aufgabe, -aus philosophischen Prinzipien heraus ein System aller Wissenschaften -zu entwickeln. Die Philosophie, das Streben nach -Welterklärung, war also der Ausgangs- und der Angelpunkt,<span class="pagenum"><a name="Page_p109" id="Page_p109">[Pg p109]</a></span> -aus dem bei ihm die Wissenschaft erwuchs. Denken und Welt -in ihrem Gegensatz und in ihrer Wechselbeziehung wollte <span class="gesperrt">Aristoteles</span> -begreifen und begreiflich machen. Die Philosophie, -die bei <span class="gesperrt">Platon</span> noch voll poetischen Schwunges gewesen, wurde -bei <span class="gesperrt">Aristoteles</span> nüchterne Betrachtung des Ichs mit seiner -Denktätigkeit und seinen Anschauungsformen, sowie der Welt -mit ihren Einzeldingen. In ihnen suchte er die Idee, welche bei -<span class="gesperrt">Platon</span> über und hinter den Dingen stand, sowie die Zwecke nachzuweisen. -Man kann <span class="gesperrt">Platon</span> den Vorwurf nicht ersparen, daß er -die Wirklichkeit allzusehr vernachlässigte und an ihre Stelle ein -System aus häufig inhaltsleeren Begriffen setzte, während <span class="gesperrt">Aristoteles</span> -sich von der Überzeugung leiten ließ, daß wirkliche Erkenntnis -nur aus der Erfahrung entspringen kann. <span class="gesperrt">Aristoteles</span> -fordert daher, man solle »zuerst die Erscheinungen auffassen und -dann erst die Ursachen angeben«.</p> - -<p>In der Befolgung des dialektischen Verfahrens, das er meisterhaft -zu handhaben wußte, ist <span class="gesperrt">Aristoteles</span> ein Jünger des <span class="gesperrt">Sokrates</span> -und des <span class="gesperrt">Platon</span>. Während indessen die Philosophie der -letzteren vorzugsweise auf dem Boden der Dialektik wurzelte, sucht -<span class="gesperrt">Aristoteles</span> das beobachtende Verfahren der Naturwissenschaft -mit der Dialektik zu verknüpfen, was seine Lehrmeister nicht -vermocht hatten. »Zwar gelang es ihm nicht, beide Elemente völlig -ins Gleichgewicht zu bringen, doch hat er durch ihre Verknüpfung -das Höchste unter den Griechen geleistet«<a name="FNanchor_273" id="FNanchor_273" href="#Footnote_273" class="fnanchor">273</a>. <span class="gesperrt">Sokrates</span> und <span class="gesperrt">Platon</span> -hatten zuerst nach den Begriffen gefragt und die oft nur aus der -Betrachtung des Sprachgebrauches und der herrschenden Meinung -gewonnene Erkenntnis des Begriffes dem weiteren Forschen zugrunde -gelegt, während <span class="gesperrt">Aristoteles</span> außer dem Begriff die bewegenden -und stofflichen Ursachen ins Auge faßte. Er ist nicht -nur ein scharfer Denker, sondern ein solch unermüdlicher Beobachter, -daß ihm nicht selten ein übertriebener Empirismus zum -Vorwurf gemacht worden ist. Die bei der Naturerklärung zu befolgenden -Grundsätze finden sich bei ihm nicht zusammenhängend -entwickelt, sondern in zahlreichen Einzelbemerkungen zerstreut. -Aus ihnen läßt sich folgendes entnehmen: Stets hat der Erklärung -die Beobachtung vorauszugehen. Daß man die Theorie auf die -Erkenntnis des Einzelnen stützen müsse, wird häufiger betont. Von -der Beobachtung wird verlangt, daß sie sorgfältig, umfassend und -vor allem frei von jeder vorgefaßten Meinung sei. Handelt es<span class="pagenum"><a name="Page_p110" id="Page_p110">[Pg p110]</a></span> -sich um die Beobachtungen anderer, so ist strenge Kritik anzulegen. -Kurz, es begegnen uns bei <span class="gesperrt">Aristoteles</span> Grundsätze, wie -sie die dem Empirismus huldigenden Philosophen der neueren Zeit, -wie <span class="gesperrt">Bacon</span>, kaum besser entwickelt haben. Indessen entsprach -dem Wollen, wie es auch bei <span class="gesperrt">Bacon</span> der Fall war, nicht das Vermögen. -Es lassen sich dafür verschiedene Gründe anführen. Einmal -waren die Hilfsmittel der wissenschaftlichen Forschung zur -Zeit des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> noch sehr wenig entwickelt. Vor allem -mangelte es auf fast allen Gebieten noch an der Möglichkeit einer -schärferen Bestimmung der quantitativen Verhältnisse. <span class="gesperrt">Aristoteles</span> -empfindet dies schon, wo er von der Wärme handelt. Von -einer Vervollkommnung der Sinne und der dadurch zu ermöglichenden -weitgehenden Schärfung der Beobachtung besaß er aber -wohl keine auch nur dunkle Ahnung. Was für die Sinne nicht -existierte, galt ihm noch als nicht vorhanden<a name="FNanchor_274" id="FNanchor_274" href="#Footnote_274" class="fnanchor">274</a>.</p> - -<p>In treffender Würdigung der aristotelischen Denkweise sagt -<span class="gesperrt">Zeller</span>: »Da die griechische Wissenschaft mit der Spekulation -angefangen hatte und die Erfahrungswissenschaften erst spät -zu einiger Ausbildung gelangten, so war es natürlich, daß das -dialektische Verfahren eines <span class="gesperrt">Sokrates</span> und <span class="gesperrt">Platon</span> einer strengeren -Empirie den Rang ablief. Auch <span class="gesperrt">Aristoteles</span> hält sich zunächst -an dies Verfahren, ja er bringt es theoretisch und praktisch -zur Vollendung. Daß die Kunst der empirischen Forschung bei -ihm eine gleichmäßige Ausbildung erfahren werde, ließ sich nicht -erwarten. Und ebenso lag ihm eine schärfere Unterscheidung beider -Methoden noch fern. Diese ist erst durch die höhere Entwicklung -der Erfahrungswissenschaften und, von philosophischer Seite, -durch die erkenntnistheoretischen Untersuchungen herbeigeführt -worden, welche die neuere Zeit ins Leben gerufen hat.«</p> - -<p>Eine Reihe von Grundbegriffen oder Kategorien sind es, unter -welche <span class="gesperrt">Aristoteles</span> sämtliche Gegenstände der denkenden Betrachtung -einzugliedern suchte. Die wichtigsten sind Substanz, -Quantität, Qualität, Lage, Wirken und Leiden. Als Endzweck -der gesamten Natur erschien ihm der Mensch. Im Besitz der -aristotelischen Philosophie und Wissenschaftslehre hat letzterer an -dieser ihm zugewiesenen Stellung zwei Jahrtausende festgehalten,<span class="pagenum"><a name="Page_p111" id="Page_p111">[Pg p111]</a></span> -bis man den Zweckbegriff durch den Begriff der mechanischen -Kausalität ersetzte und den Menschen als ein Glied in der Kette -der übrigen Wesen begreifen lernte.</p> - - -<h3>Die Grundlehren der Mechanik bei Aristoteles.</h3> - -<p>Wir gehen nach dieser allgemeinen Charakteristik zu dem -Verhältnis über, in welchem <span class="gesperrt">Aristoteles</span> zu den Einzelwissenschaften -gestanden hat.</p> - -<p>Die Bedeutung der Mathematik hat er in seinen Schriften -oft hervorgehoben, doch sind eigentliche mathematische Entwicklungen -in ihnen nicht enthalten. Wohl aber bieten sie manche beachtenswerte -Äußerung über schwierige Begriffe, wie über den -Grenzbegriff und das Unendliche. »Stetig«, sagt <span class="gesperrt">Aristoteles</span> -z. B., »ist ein Ding, wenn die Grenze eines jeden von zwei aufeinander -folgenden Teilen, in der sie sich berühren, eine und die -nämliche wird.« Er löste ferner das Paradoxon vom Durchlaufen -unendlich vieler Raumpunkte in endlicher Zeit dadurch, daß er -innerhalb der endlichen Zeit unendlich viele Zeitteilchen von unendlich -kleiner Dauer annahm. Das Unendliche ist ferner für ihn -nichts Wirkliches, sondern es gibt nur Endliches von beliebiger -Größe und von beliebiger Kleinheit<a name="FNanchor_275" id="FNanchor_275" href="#Footnote_275" class="fnanchor">275</a>.</p> - -<p>Am meisten Erfolg hatte man auf dem Gebiete der Naturwissenschaft -dort aufzuweisen, wo die rasch emporblühende Mathematik -Anwendung finden konnte. Wie die ersten erfolgreichen -Schritte auf dem Gebiete der Astronomie, so waren die Anfänge -der Mechanik von dem Erreichen einer gewissen Stufe des mathematischen -Denkens abhängig. Dem Verlauf der mechanischen -Vorgänge angemessene Begriffe entwickeln sich daher weit später -als das Vermögen, die Gesetze der Mechanik anzuwenden, ohne -sich ihrer klar bewußt zu sein. Das letztere mußte nämlich schon -bei der frühesten Ausübung jeder gewerblichen Tätigkeit eintreten.</p> - -<p>Mit den Grundfragen der Mechanik hat sich die griechische -Philosophie schon in der vorsokratischen Zeit beschäftigt. Insbesondere -wandte man sich den Problemen der Schwere und der -Bewegung zu<a name="FNanchor_276" id="FNanchor_276" href="#Footnote_276" class="fnanchor">276</a>. Auch daß aus der Bewegung, infolge der damit -verbundenen Reibung, Wärme hervorgeht, wurde frühzeitig erkannt.<span class="pagenum"><a name="Page_p112" id="Page_p112">[Pg p112]</a></span> -<span class="gesperrt">Anaxagoras</span> wollte sogar das Licht der Gestirne aus diesem Vorgange -herleiten (s. S. <a href="#Page_p077">77</a>).</p> - -<p>Zu den alltäglichsten Erscheinungen, die vor allem dazu angetan -sind, das Nachdenken wachzurufen, gehört die Bewegung frei -fallender Körper. Diese Erscheinung, von der ausgehend später -<span class="gesperrt">Newton</span> zur Entdeckung des Weltgesetzes geführt wurde, faßte -<span class="gesperrt">Aristoteles</span> irrig auf. Bezeichnend für seine ganze Geistesrichtung -ist es, daß er nicht von der Erscheinung selbst, sondern -von begrifflichen Festsetzungen ausging und bei diesen stehen blieb. -Er betrachtet zunächst die Bewegung im allgemeinen und unterscheidet -zwei Arten derselben, die begrenzte, geradlinige, und die -unbegrenzte, kreisförmige. Letztere, als die angeblich vollkommenere, -schreibt er den himmlischen Körpern zu. Die geradlinige -Bewegung wird aus einem entweder zum Zentrum hin oder vom -Zentrum fort gerichteten Streben der Körper erklärt, und so werden -die Begriffe Leichtigkeit und Schwere abgeleitet. Die erstere Eigenschaft -wird der Luft und dem Feuer, die zweite dem Wasser und -der Erde, d. h. allen flüssigen und festen Körpern zugeschrieben. -Aus diesen Erklärungen folgt nun für <span class="gesperrt">Aristoteles</span> mit zwingender -Notwendigkeit, daß der schwerere Körper, weil sein Streben zum -Zentrum ein größeres sei, sich schneller abwärts bewegen müsse -als der leichtere. Hieraus wurde dann später geschlossen, daß die -Körper genau in demselben Verhältnis schneller fielen, je größer -ihr Gewicht sei, so daß beispielsweise ein hundertpfündiges Stück -Eisen auch hundertmal so schnell zur Erde gelange wie ein solches -von einem Pfund Gewicht. Jeder, ohne Voreingenommenheit angestellte -Versuch, hätte diesen Schluß als unhaltbar dartun müssen. -Trotzdem blieb er, wenn schon sich hin und wieder Zweifel regten, -in Geltung, bis <span class="gesperrt">Galilei</span> ihn durch seine Fallversuche glänzend -widerlegte.</p> - -<p>Man kann<a name="FNanchor_277" id="FNanchor_277" href="#Footnote_277" class="fnanchor">277</a> die Unterscheidung zwischen irdischen und himmlischen, -sowie zwischen natürlichen und erzwungenen Bewegungen -in erster Linie als das Hindernis ansehen, das der Entwicklung -der Mechanik im Altertum und Mittelalter im Wege stand. Erst -als diese Schranken fielen, war die Errichtung der neueren Mechanik -möglich. Zu den Schwächen der antiken Mechanik rechnet -auch der Umstand, daß man nicht zu einer klaren Vorstellung von -dem Begriff des Beharrungsvermögens gelangte. Zwar finden sich<span class="pagenum"><a name="Page_p113" id="Page_p113">[Pg p113]</a></span> -Ansätze<a name="FNanchor_278" id="FNanchor_278" href="#Footnote_278" class="fnanchor">278</a>, doch hielten alle Physiker an der Annahme fest, ein -Körper könne sich unmöglich bewegen, wenn nicht eine äußere -Kraft oder die ihm innewohnende Schwere und Leichtigkeit auf -ihn wirkten<a name="FNanchor_279" id="FNanchor_279" href="#Footnote_279" class="fnanchor">279</a>. Den letzteren Begriff vermieden wenigstens die -Atomisten, die alle Körper als schwer betrachteten.</p> - -<p>Über den Inhalt der mechanischen Lehren des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> -sei noch einiges im einzelnen mitgeteilt. Die Art der Darstellung -besteht darin, daß der Philosoph an Erfahrungstatsachen eine Anzahl -von Fragen anknüpft<a name="FNanchor_280" id="FNanchor_280" href="#Footnote_280" class="fnanchor">280</a>, die er selten auf mathematischem -Wege, wie später mit so großem Erfolge <span class="gesperrt">Archimedes</span>, sondern -meist, ausgehend von bestimmten Definitionen, durch dialektische -Kunststücke zu lösen sucht. Den Stoff zu seinen Untersuchungen -bieten ihm das Rad, der Hebel, das Ruder, die Zange, die Wage -und andere bekannte Werkzeuge. Die Beantwortung der Fragen -geschieht oft wieder in Frageform. So heißt es im 6. Kapitel: -»Warum das an sich kleine Steuer, am Ende des Schiffes angebracht, -eine so große Gewalt hat? Weil vielleicht das Steuer -ein Hebel ist, die Last das Meer und der Steuermann das Bewegende«.</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig14" id="fig14" href="images/abb14.jpg"><img width="400" height="53" src="images/abb14.jpg" alt="[Abb. 14]" /></a> -<div class="caption">Abb. 14. Der Tragbalken bei Aristoteles.</div> -</div> - -<p>Auffallend erscheint es <span class="gesperrt">Aristoteles</span> zunächst, daß eine große -Last durch eine kleine Kraft bewegt werden kann, wie beim Hebel. -Die an diesem Werkzeug sich das Gleichgewicht haltenden Lasten -setzt <span class="gesperrt">Aristoteles</span> ganz richtig den Längen der Hebelarme umgekehrt -proportional. Den Grund für dieses Gesetz findet er darin, -daß die kleinere Last, ihrer größeren Entfernung vom Stützpunkt -entsprechend, einen größeren Kreisbogen durchlaufen müsse. Auf -den Hebel wird auch der Keil und der Tragbalken zurückgeführt. -Letzteres geschieht (<a href="#fig14">Abb. 14</a>) durch folgende Erörterung: »Zwei -Leute tragen auf einer Stange AB eine Last G.« Warum, fragt -<span class="gesperrt">Aristoteles</span>, wird der am stärksten gedrückt, dem G am nächsten -ist? AB sagt er darauf, wird hier gebraucht wie ein Hebel. »Der -G nächste Träger bei A ist das Bewegte, der andere Träger bei<span class="pagenum"><a name="Page_p114" id="Page_p114">[Pg p114]</a></span> -B ist das Bewegende. Und je weiter dieser von der Last entfernt -ist, desto leichter bewegt er.« Den einarmigen Hebel hat <span class="gesperrt">Aristoteles</span> -nicht als eine besondere Art betrachtet.</p> - -<p>Ein wichtiger Abschnitt des aristotelischen Werkes ist auch -derjenige, der den Satz vom Parallelogramm der Bewegungen enthält. -»Wenn etwas«, heißt es dort, »nach irgendeinem Verhältnis -bewegt wird, so daß es eine Linie durchlaufen muß, so wird diese -Gerade die Diagonale einer Figur sein, welche durch die nach dem -gegebenen Verhältnis zusammengesetzten Linien bestimmt wird. Sei -zum Beispiel das Verhältnis der Bewegung dasjenige, welches AB -zu AC hat. Es werde also A nach B getrieben, AB aber nach -CG. Ebenso gelangt in derselben Zeit A nach D, in welcher AD -nach EF gelangt. Ist dann das Verhältnis -der Bewegung in letzterem Falle dasselbe, -d. h. verhält sich AD : AE wie AB : AC, so -ist das kleine Parallelogramm dem größeren -ähnlich; und es wird folglich die Diagonale -AF in die Diagonale AG fallen. -Hieraus wird also offenbar, daß ein auf der -Diagonale nach zwei Richtungen bewegter -Gegenstand notwendig in dem Verhältnis -der Seiten bewegt wird. Ändern dagegen zwei Bewegungen in jedem -Augenblick ihr Verhältnis, so kann der Körper unmöglich eine -geradlinige, sondern er muß eine krummlinige Bewegung durchlaufen.« -Auch der Satz, daß die Bewegung im Kreise aus zwei -Bewegungen, die nach dem Mittelpunkt und in der Richtung der -Tangente erfolgen, zusammengesetzt gedacht werden kann, ist auf -<span class="gesperrt">Aristoteles</span> zurückzuführen. Ferner hat sich <span class="gesperrt">Aristoteles</span> mit -dem Problem des Stoßes beschäftigt, das erst durch <span class="gesperrt">Wallis</span>, <span class="gesperrt">Wren</span> -und <span class="gesperrt">Huygens</span> seine Lösung finden sollte. Er stellt nämlich die -Frage, weshalb ein geringer Stoß auf einen Keil viel ausrichten -könne, während ein gegen den gleichen Keil ausgeübter Druck nur -wenig leiste<a name="FNanchor_281" id="FNanchor_281" href="#Footnote_281" class="fnanchor">281</a>.</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig15" id="fig15" href="images/abb15.jpg"><img width="200" height="119" src="images/abb15.jpg" alt="[Abb. 15]" /></a> -<div class="caption">Abb. 15. Der Satz vom Parallelogramm -der Bewegungen.</div> -</div> - -<p>In exakt-wissenschaftlicher Hinsicht sind dem <span class="gesperrt">Aristoteles</span> -noch zwei Verdienste zuzuschreiben. Einmal war er wohl einer -der ersten, der seine Erörterungen durch Zeichnungen zu unterstützen -suchte. Ferner befindet sich bei ihm der Keim zu dem -Gedanken, die in Beziehung zu setzenden Größen mit Buchstaben -zu bezeichnen.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p115" id="Page_p115">[Pg p115]</a></span></p> - - -<h3>Die Anfänge der Akustik und der Optik.</h3> - -<p>Ein anderes Gebiet, das sich gleichfalls schon im Altertum -der exakten Behandlung zugänglich erwies, war die Akustik. So -hatten z. B. die Pythagoreer erkannt, daß die Längen von gleich -dicken und in gleichem Maße gespannten Saiten, wenn sich Konsonanzen -ergeben sollen, in einem einfachen Verhältnis stehen -müssen. Dieses Verhältnis fanden sie für die Oktave gleich 1 : 2. -Und zwar geschah dies mit Hilfe eines Monochords. Der -Apparat besaß die Einrichtung, daß eine Saite über einen -Steg geführt und durch Gewichte beliebig gespannt werden -konnte. In dieser Vorrichtung begegnet uns der erste Apparat, -vermittelst dessen auf experimentellem Wege ein Naturgesetz -gefunden wurde. Auch bei <span class="gesperrt">Aristoteles</span> finden wir einige zutreffende -Vorstellungen über akustische Vorgänge. <span class="gesperrt">Aristoteles</span> -schreibt z. B. der Luft die vermittelnde Rolle bei den Schallerscheinungen -zu und führt die letzteren auf Schwingungen zurück, -die sich bis zu unserem Ohre fortpflanzen. »Ein Ton«, -sagt er, »entsteht nicht dadurch, daß der tönende Körper der -Luft, wie einige glauben, eine gewisse Form einprägt, sondern -dadurch, daß er die Luft auf eine angemessene Weise in Bewegung -setzt. Die Luft wird dabei zusammengedrückt und auseinandergezogen -und durch die Stöße des tönenden Körpers immer -wieder fortgestoßen, so daß sich der Schall nach allen Richtungen -ausbreitet.« Auch das Echo wurde von <span class="gesperrt">Aristoteles</span> ganz richtig -als ein Reflex erkannt.</p> - -<p>Die gleiche Anschauung, die er sich vom Schall gebildet, -übertrug <span class="gesperrt">Aristoteles</span> auf das Gebiet der Optik. Vor ihm hatte -sich die wunderliche Vorstellung entwickelt, das Sehen sei eine -Art Tasten, bei dem das Auge sich aktiv verhalte und sozusagen -Fühlfäden nach den Körpern hin erstrecke. Nach den ältesten Ansichten -ist das Auge sogar feuriger Natur. Auch bei den Indern -begegnen wir dieser Meinung. So schreibt <span class="gesperrt">Susruta</span> der Linse, -die häufig als das Hauptorgan des Auges betrachtet wurde, ewiges -Feuer zu<a name="FNanchor_282" id="FNanchor_282" href="#Footnote_282" class="fnanchor">282</a>. In Übereinstimmung damit betrachteten die ältesten -griechischen Philosophen, wie die Pythagoreer, das Sehen als eine -heiße Ausdünstung, die vom Auge nach dem wahrgenommenen -Gegenstande strömen sollte.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p116" id="Page_p116">[Pg p116]</a></span></p> - -<p><span class="gesperrt">Aristoteles</span> wendet dagegen ein<a name="FNanchor_283" id="FNanchor_283" href="#Footnote_283" class="fnanchor">283</a>, daß man dann auch während -der Nacht zum Sehen befähigt sein müsse. Ähnlich wie beim -Schall die Luft zur Übermittlung erforderlich sei, setze auch die -Lichtempfindung zwischen dem Auge und dem gesehenen Gegenstande -ein Medium voraus, das die Wirkung zu übertragen vermöge. -Das Innere des Auges ist ferner nach <span class="gesperrt">Aristoteles</span> deshalb -durchsichtig, weil sich der Sitz des Sehvermögens auf der -hinteren Seite befinde. Auch an eine Erklärung der Farben wagt -sich <span class="gesperrt">Aristoteles</span>. Sie sollen aus der Mischung von Weiß und -Schwarz, die er als Grundfarben bezeichnet, hervorgehen, ein Gedanke, -der später oft wiederkehrte. Er wendet sich dann gegen die -Annahme, die Farben seien Ausflüsse der farbigen Körper. »Man -muß nicht annehmen,« fügt er hinzu, »daß alles durch Berührung -empfunden wird. Sondern es ist besser zu sagen, die Empfindung -des Sehens erfolge durch eine Bewegung des Mittels zwischen dem -Auge und dem Gesehenen.« Es begegnet uns also hier schon im -Keime der Widerstreit zwischen der Emanations- und der Vibrationstheorie, -der sich durch das 17. und 18. Jahrhundert hindurchzog -und erst im 19. entschieden wurde<a name="FNanchor_284" id="FNanchor_284" href="#Footnote_284" class="fnanchor">284</a>. Trotz mancher Unrichtigkeiten, -die sich bei <span class="gesperrt">Aristoteles</span> finden, hat kaum ein anderer -Denker des Altertums solch klare Vorstellungen über optische Dinge -entwickelt, wie er. Daher knüpft selbst <span class="gesperrt">Goethe</span> in seiner Schrift -»Zur Farbenlehre« wieder an ihn an und gibt dort eine Darstellung -der aristotelischen Ansichten über das Licht und die Farben<a name="FNanchor_285" id="FNanchor_285" href="#Footnote_285" class="fnanchor">285</a>.</p> - -<p>Erwähnt sei noch, daß die von den Atomisten (<span class="gesperrt">Leukipp</span>, -<span class="gesperrt">Demokrit</span>) geschaffenen optischen Vorstellungen einen Rückschritt -bedeuteten. Die Atomisten fielen eigentlich in die alten -Vorstellungen zurück. Sie kehrten das Verhältnis aber um und -ließen Abbilder der Dinge von den Gegenständen sich loslösen -und ins Auge strömen. Mit beiden Anschauungen brach <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, -indem er die Bedeutung des Mediums für den Vorgang -des Sehens erkannte. Im Mittelalter glaubte man von jeder -physikalischen Erklärung absehen zu dürfen, da die Seele keiner -äußeren Beihilfe bedürfe<a name="FNanchor_286" id="FNanchor_286" href="#Footnote_286" class="fnanchor">286</a>. Man nahm vielmehr beim Sehen eine<span class="pagenum"><a name="Page_p117" id="Page_p117">[Pg p117]</a></span> -unvermittelte Fernwirkung an und schuf damit einen Begriff, der -lange dazu dienen mußte, einen aus mechanischen Prinzipien nicht -zu erklärenden Vorgang wenigstens mit einem Worte zu verbinden.</p> - -<p>Obgleich die Beschäftigung mit Fragen der Mechanik, der -Optik und der Akustik ganz besonders zu wissenschaftlichen Beobachtungen -und zu Versuchen anregt, finden wir bei <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, -wie fast überall im Altertum, nur geringe Ansätze nach dieser -Richtung. Stets wird an die Meinungen früherer angeknüpft, darauf -werden Tatsachen der gewöhnlichen Erfahrung herangezogen -und daraus auf dialektischem Wege, unter Gedankensprüngen und -logischen Kunstgriffen, ein Ergebnis gewonnen, das sich dem -herrschenden System anpaßt, oft aber auch auf eine bloße Worterklärung -hinausläuft. Das Ergebnis der so geübten Spekulation -sucht <span class="gesperrt">Aristoteles</span> mitunter wieder durch neue Beispiele aus der -Erfahrung zu stützen. Das Unzulängliche seines Verfahrens scheint -ihm indessen manchmal selbst zum Bewußtsein gekommen zu sein. -So sagt er an einer Stelle: »Noch sind die Erscheinungen nicht -hinreichend erforscht. Wenn sie es aber dereinst sein werden, ist -der Beobachtung mehr zu trauen, als der Spekulation und letzterer -nur insoweit, als sie mit den Erscheinungen Übereinstimmendes -ergibt.«</p> - - -<h3>Das Himmelsgebäude nach Aristoteles.</h3> - -<p>Auf dem Gebiete der Astronomie hat <span class="gesperrt">Aristoteles</span> den soeben -erwähnten Grundsatz, den im übrigen erst die neuere Naturforschung -zur vollen Geltung brachte, auch hin und wieder befolgt<a name="FNanchor_287" id="FNanchor_287" href="#Footnote_287" class="fnanchor">287</a>. -Andererseits verleugnet er in seinem, von diesem Gebiete -handelnden Werke an manchen Stellen die an ihm gewohnte -Denkart nicht. So bemüht er sich, aus Vernunftgründen darzutun, -daß es nur ein Himmelsgewölbe geben könne und daß das Universum -ohne Ursprung und unvergänglich sei. Sehr klar ist seine -Zusammenstellung der Gründe für die Kugelgestalt der Erde. Der -betreffende Abschnitt möge hier in etwas freierer Wiedergabe -folgen<a name="FNanchor_288" id="FNanchor_288" href="#Footnote_288" class="fnanchor">288</a>: »Daß die Erde eine Kugel ist, ergibt sich auch aus der -Sinneswahrnehmung. Bei den Mondfinsternissen ist nämlich die -abgrenzende Linie, welche der Schatten der Erde zeigt, immer gekrümmt. -Ferner ist durch das Erscheinen der Sterne nicht bloß -augenfällig, daß die Erde rund ist, sondern auch, daß sie nicht<span class="pagenum"><a name="Page_p118" id="Page_p118">[Pg p118]</a></span> -eben groß sein kann. Wenn wir nämlich nur eine geringe Ortsveränderung -gegen Süden oder Norden vornehmen, so zeigen die -Sterne über unserem Haupte eine große Veränderung, denn einige -Sterne werden in Ägypten gesehen, hingegen in den nördlichen -Ländern nicht. Und diejenigen Sterne, welche in den nördlichen -Gegenden immerwährend am Himmel stehen, gehen in den südlichen -unter. Folglich ist die Erde nicht nur kugelförmig, sondern -auch nicht groß, denn sonst würde sich bei einer nur so geringen -Ortsveränderung nicht die beschriebene Erscheinung zeigen. Es -ist daher nicht unglaublich, daß die Gegend um die Säulen des -Herkules mit jener von Indien zusammenhängt und daß es auf -diese Weise nur ein Meer gibt. Ferner behaupten die Mathematiker, -daß der Umfang der Erde etwa 400000 Stadien betrage. Auch -daraus würde folgen, daß die Erde nicht nur kugelförmig, sondern -im Vergleich zu den übrigen Gestirnen nicht groß ist.«</p> - -<p>Gleichzeitig mit der Lehre von der Kugelgestalt der Erde -entstand die Vorstellung, daß es Antipoden geben müsse. Schon -die Pythagoreer sollen dies angenommen haben<a name="FNanchor_289" id="FNanchor_289" href="#Footnote_289" class="fnanchor">289</a>. Als der »Erfinder« -des Wortes Antipoden wird <span class="gesperrt">Platon</span> genannt. Daß die -Erde in ihrem ganzen Umfange bewohnt sei, wird indessen nicht -etwa als Tatsache, sondern nur als nicht zu umgehende Annahme -hingestellt.</p> - -<p>Von eigener Beobachtung eines seltenen astronomischen Ereignisses -zeugt folgende Stelle, die gleichfalls im Wortlaute mitgeteilt -sei<a name="FNanchor_290" id="FNanchor_290" href="#Footnote_290" class="fnanchor">290</a>: »Wir haben nämlich gesehen, wie der Mond einmal -halbkreisförmig war und <em class="gesperrt">unter</em> dem Mars vorüberging. Letzterer -verschwand an der dunklen Hälfte des Mondes und kam an der -beleuchteten wieder hervor. In gleicher Weise berichten solches, -auch bezüglich der übrigen Gestirne, diejenigen, die schon seit -einer sehr langen Reihe von Jahren Beobachtungen angestellt -haben, nämlich die Ägypter und die Babylonier, von denen wir -viele beglaubigte Nachrichten betreffs eines jeden Gestirns besitzen.«</p> - -<p>Die Kugelform legt <span class="gesperrt">Aristoteles</span> nicht nur der Erde, sondern -auch dem Himmelsgewölbe bei. Letzteres müsse notwendig kugelförmig -sein, denn die Kugel sei sowohl für das Wesen des Universums -die am meisten ansprechende, als auch von Natur aus<span class="pagenum"><a name="Page_p119" id="Page_p119">[Pg p119]</a></span> -die ursprünglich erste Form<a name="FNanchor_291" id="FNanchor_291" href="#Footnote_291" class="fnanchor">291</a>. Für die Welt nimmt <span class="gesperrt">Aristoteles</span> -räumliche Begrenzung an. Die Gestirne seien aus Äther gebildet, -dessen Bewegung die kreisförmige sei, während den irdischen -Elementen die geradlinige zukomme. Die fünf Planeten, die Sonne -und der Mond sollen, wie schon <span class="gesperrt">Eudoxos</span> behauptet, jeder in -seiner eigenen Sphäre bewegt werden. An diesen Sphären, unter -denen man sich konzentrische, die im Mittelpunkte ruhende -Erde umgebende Kugelschalen vorstellte, sind diese sieben Weltkörper -befestigt, während die Fixsterne eine gemeinsame Sphäre -besitzen und ihre gegenseitige Lage innerhalb dieser Sphäre nicht -ändern.</p> - -<p>Astrologische Vorstellungen kommen in den Schriften des -<span class="gesperrt">Aristoteles</span> nicht vor. Zwar hatte <span class="gesperrt">Platon</span> die Ansicht vertreten, -daß die Gestirne göttliche Wesen seien. <span class="gesperrt">Aristoteles</span> -teilte diese Ansicht, sowie die Lehre von der Sterndeutung jedoch -nicht, wenn auch den Griechen damals schon die astronomischen -und die astrologischen Lehren der Chaldäer bekannt waren. -Auch <span class="gesperrt">Eudoxos</span>, der sich zur Zeit <span class="gesperrt">Platons</span> eingehend mit -der Astronomie befaßte, verhielt sich diesen Lehren gegenüber -ablehnend. Erst in der späteren, als hellenistisch bezeichneten -Periode wurde die Astrologie zu einer herrschenden geistigen -Strömung.</p> - -<p>Um die Ungleichheiten in der Bewegung der Planeten zu erklären, -hatte schon <span class="gesperrt">Eudoxos</span>, der Begründer der Theorie der -homozentrischen Sphären, für jeden Wandelstern mehrere Sphären -eingeführt. Für jedes dieser Gestirne mußte, da es wie die Fixsterne -auf- und unterging, eine der Fixsternbewegung entsprechende -Sphäre angenommen werden. Eine zweite, deren größter Kreis -in die Ekliptik fiel, bewegte den Planeten dann entgegengesetzt -zur täglichen Drehung, also von West nach Ost, in einer -Zeit, innerhalb welcher der Planet den Tierkreis durchläuft. -Weitere Sphären waren zur Erklärung der Stillstände und der -zeitweiligen Rückwärtsbewegung von Ost nach West nötig. Für -den Mond und für die Sonne waren gleichfalls zwei Sphären nicht -ausreichend. Im ganzen benötigte <span class="gesperrt">Eudoxos</span> zur Darstellung der -Bewegungen der Himmelskörper 27 Sphären. Zu diesen fügte -<span class="gesperrt">Kalippos</span> 7 und <span class="gesperrt">Aristoteles</span> noch 22 weitere hinzu. Dadurch -wurde der Mechanismus so verwickelt, daß man ihn endlich aufgab -und durch die Epizyklentheorie ersetzte.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p120" id="Page_p120">[Pg p120]</a></span></p> - -<p>Eine Rekonstruktion der Anschauungen des <span class="gesperrt">Eudoxos</span> verdanken -wir <span class="gesperrt">Schiaparelli</span><a name="FNanchor_292" id="FNanchor_292" href="#Footnote_292" class="fnanchor">292</a>. Es handelt sich bei der Annahme -der Sphären um keine mystischen Ungereimtheiten, sondern um -eine kinetische Hilfsvorstellung zur möglichst genauen Beschreibung -der beobachteten Vorgänge. Man darf bei der Beurteilung älterer -Hypothesen nie vergessen, daß auch unsere modernen Theorien -im Grunde genommen solche Hilfsvorstellungen sind, die mit dem -Fortschreiten der Wissenschaft oft durch neue Vorstellungen verdrängt -werden. Man darf ferner wohl annehmen, daß <span class="gesperrt">Eudoxos</span> -selbst seine Hilfsvorstellung als das betrachtete, was sie war, und -daß erst Spätere seinen homozentrischen Sphären Wirklichkeit beigemessen -haben. Bezeichnend ist auch der Ausdruck, der bei den -alten Schriftstellern oft wiederkehrt, daß man für die Bewegung -der Himmelskörper Theorien aufgestellt habe, »um die Erscheinungen -zu retten«, d. h. sie mit einer, den Verstand befriedigenden, -kinetischen Darstellung in Einklang zu bringen. Hielt man an -dem Grundsatz fest, am Himmel seien nur gleichmäßige und -kreisförmige Bewegungen möglich, so boten die Sphärentheorie -und später die Epizyklentheorie eine Lösung der den alten Astronomen -gestellten Aufgabe, die dem damaligen Stande des Wissens -entsprach.</p> - -<p>Die Vorstellung, die Erde und der Himmel seien kugelförmig, -führte schon im Altertum zur Verfertigung von Globen. Zuerst -begegnen uns Himmelsgloben. Ein solcher ist uns in dem »<span class="gesperrt">Farnesischen</span> -Globus« erhalten geblieben. Er wird im Nationalmuseum -zu Neapel aufbewahrt und bildet die Marmorkugel, welche -der »<span class="gesperrt">Farnesische</span> Atlas« trägt. Dieser Globus ist vermutlich -eine Nachbildung einer von <span class="gesperrt">Eudoxos</span> hergestellten Sphäre. Auf -dem <span class="gesperrt">Farnesischen</span> Globus sind die Sternbilder in reliefartiger -Darstellung gemeißelt. Nach der Lage des Frühlingspunktes zu -urteilen, stammt das Kunstwerk aus dem 3. vorchristlichen Jahrhundert. -Später haben die Araber, unter Benutzung der griechischen -Sternverzeichnisse, in der Anfertigung von Himmelsgloben Hervorragendes -geleistet. Von solchen aus dem 13. Jahrhundert stammenden -Globen sind mehrere erhalten<a name="FNanchor_293" id="FNanchor_293" href="#Footnote_293" class="fnanchor">293</a>. Die Verfertigung von Erdgloben -kam erst im Zeitalter der Entdeckungen auf, als sich der -geographische Gesichtskreis über die gesamte Erde auszudehnen<span class="pagenum"><a name="Page_p121" id="Page_p121">[Pg p121]</a></span> -begann<a name="FNanchor_294" id="FNanchor_294" href="#Footnote_294" class="fnanchor">294</a>. Die von den Himmelskörpern ausgehende Wärme und ihr -Licht führt <span class="gesperrt">Aristoteles</span> darauf zurück, daß »die Luft unterhalb -der Sphäre erhitzt wird«. »Denn,« fügt er hinzu, »von Natur -aus versetzt Bewegung sowohl Hölzer als auch Steine und Eisen -in Feuerhitze<a name="FNanchor_295" id="FNanchor_295" href="#Footnote_295" class="fnanchor">295</a>.« Aber nicht nur die Erde und das Himmelsgewölbe -sind nach <span class="gesperrt">Aristoteles</span> kugelförmig, sondern er legt -diese Form den Gestirnen ganz allgemein bei<a name="FNanchor_296" id="FNanchor_296" href="#Footnote_296" class="fnanchor">296</a>. Die Ansicht, -letztere müßten eine Art Sphärenmusik erzeugen, kann er nicht -teilen. Denn übermäßiges Geräusch, meint er, zerstöre selbst die -widerstandsfähigsten Körper<a name="FNanchor_297" id="FNanchor_297" href="#Footnote_297" class="fnanchor">297</a>. Bei der Erklärung des Flimmerns -fällt er in die an anderer Stelle von ihm bestrittene Sehtheorie -zurück. Er meint nämlich, die Planeten besäßen ein ruhiges Licht, -weil sie nahe seien und der »Blick sie deshalb in seiner vollen -Kraft erreiche«. »Hingegen auf die Fixsterne gerichtet,« fährt -er fort, »wankt der Blick wegen der Länge des Abstandes, daher -flimmern die am Himmel fest eingefügten Sterne, die Planeten -aber nicht<a name="FNanchor_298" id="FNanchor_298" href="#Footnote_298" class="fnanchor">298</a>.«</p> - -<p>Was endlich die Kometen anbetrifft, so rechnete <span class="gesperrt">Aristoteles</span> -sie nicht zu den Himmelskörpern, sondern er hielt sie für Gebilde -der irdischen Atmosphäre. Welchen Wert man dieser Meinung -beilegte und wie sehr die Kometen das allgemeine Interesse -fesselten, geht daraus hervor, daß noch am Ende des 17. Jahrhunderts -in manchen Ländern kein Professor angestellt wurde, -wenn er nicht öffentlich erklärte, daß er außer mit den übrigen -Grundsätzen des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> auch mit dessen Ansichten über die -Kometen einverstanden sei<a name="FNanchor_299" id="FNanchor_299" href="#Footnote_299" class="fnanchor">299</a>.</p> - -<p>Bis auf <span class="gesperrt">Aristoteles</span> zurückzuverfolgen ist auch eine andere -Lehre (orientalischen Ursprungs), die in ihren letzten Konsequenzen -das paradoxeste Erzeugnis des menschlichen Geistes darstellt, die -Lehre von der steten Wiederkehr<a name="FNanchor_300" id="FNanchor_300" href="#Footnote_300" class="fnanchor">300</a>. <span class="gesperrt">Aristoteles</span> spricht an -einigen Stellen seiner Werke den Gedanken aus, ähnlich der Bewegung -der Gestirne vollziehe sich alles irdische Geschehen periodisch -in stetem Kreislauf. So finde z. B. auch ein steter Wechsel zwischen<span class="pagenum"><a name="Page_p122" id="Page_p122">[Pg p122]</a></span> -Meer und Land statt<a name="FNanchor_301" id="FNanchor_301" href="#Footnote_301" class="fnanchor">301</a>. Spätere Philosophen, so die <span class="gesperrt">Stoiker</span>, -waren schon, wie später <span class="gesperrt">Nietzsche</span>, in maßloser Übertreibung -eines an sich richtigen Gedankens, auf die sonderbare Lehre gekommen, -daß in großen Weltperioden in steter Folge selbst -das Einzelwesen in seiner ganz bestimmten Individualität, z. B. -ein bestimmtes Dorf, ein <span class="gesperrt">Sokrates</span> usw. mit allen gleichzeitigen -Wesen, Dingen und Erscheinungen wiederkehren müsse<a name="FNanchor_302" id="FNanchor_302" href="#Footnote_302" class="fnanchor">302</a>. Erklärlich -wird dieser Irrgang des menschlichen Geistes daraus, daß für -die Gestirne, denen man einen maßgebenden Einfluß auf alles -Werden und Vergehen zuschrieb, eine Rückkehr in die Anfangsstellung -angenommen wurde. Sobald diese erreicht sei, sollten -sich alle Geschehnisse in der gleichen Folge von neuem abspielen. -Man unternahm es sogar, auf Grund der vorhandenen Beobachtungen -die Rückkehr der Planeten in dasselbe Ortsverhältnis zu -berechnen. <span class="gesperrt">Aristarch</span> hatte dafür einen Zeitablauf von 2484 -Jahren angenommen. Andere hatten Jahrmillionen herausgerechnet. -Unter den Neueren hat sich selbst <span class="gesperrt">Tycho</span> mit der Berechnung -dieses »annus mundanus« genannten Zeitraumes befaßt und 25816 -Jahre gefunden. Ganz aufgegeben wurde dieser Gedanke wohl -erst, als man erkannte, daß die Zahl der Planeten weit größer -ist, als bisher angenommen war.</p> - -<p>Zu den astronomischen Grundlagen der Lehre von der steten -Wiederkehr ist auch <span class="gesperrt">Hipparchs</span> Entdeckung der Präzession der -Nachtgleichen zu rechnen. Sie führte gleichfalls auf eine Periode -von etwa 25000 Jahren, die als platonisches Jahr bezeichnet wurde. -(Siehe a. spät. Stelle.)</p> - -<p>Außer den astronomischen kommen auch geophysische Grundlagen -für diese Lehre in Betracht, indem man die regelmäßige -Wiederkehr gewaltiger Überflutungen oder auch von Perioden gesteigerter -vulkanischer Tätigkeit voraussetzte. Gewöhnlich wurden -diese Ereignisse in der Art miteinander verbunden, daß man die -irdischen Katastrophen an die periodisch wiederkehrenden astronomischen -Erscheinungen knüpfte<a name="FNanchor_303" id="FNanchor_303" href="#Footnote_303" class="fnanchor">303</a>.</p> - -<p>Um die regelmäßige Wiederkehr der Überflutungen zu erklären, -dachte man sich entweder die Erde von Adern und Spalten<span class="pagenum"><a name="Page_p123" id="Page_p123">[Pg p123]</a></span> -durchzogen, die das Wasser in sich aufnehmen und sich wieder -leeren sollten, oder man nahm an, daß sich in den oberen Schichten -der Atmosphäre die Luft in Wasser verwandele. Zu den Anhängern -dieser Auffassung gehörte <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, der sich mit den -meteorologischen Erscheinungen eingehend beschäftigte.</p> - - -<h3>Die Grundzüge der physischen Erdkunde und der -Geologie.</h3> - -<p>In seinen vier Büchern über die Meteorologie beschreibt -und erörtert <span class="gesperrt">Aristoteles</span> das Auftreten der Kometen und der -Sternschnuppen, welche er als Erzeugnisse unserer Atmosphäre -betrachtet, die Gestalt und die Höhe der Wolken, die Bildung -von Tau, Eis, Schnee, die Entstehung der Winde und des -Gewitters usw.</p> - -<p>Im ersten Buche<a name="FNanchor_304" id="FNanchor_304" href="#Footnote_304" class="fnanchor">304</a> spricht <span class="gesperrt">Aristoteles</span> von Erscheinungen, -die wohl nur dahin gedeutet werden können, daß es sich um das -Nordlicht handelt. Er erzählt, daß man in klaren Nächten mitunter -Schlünde erblicke, die blutigrote Fackeln hinauszuschleudern -schienen. Die Erscheinung mache den Eindruck, als ob sie von -einem weit entfernten Brande herrühre. Weniger bestimmt lassen -sich einige bei <span class="gesperrt">Plinius</span> und <span class="gesperrt">Seneca</span> vorkommende Stellen auf -das Nordlicht deuten.</p> - -<p>Erdbeben werden nach <span class="gesperrt">Aristoteles</span> durch eingeschlossene -Luft erzeugt. Sehr ausführlich wird vom Regenbogen gehandelt. -<span class="gesperrt">Aristoteles</span> sucht diese Erscheinung einzig aus der Reflexion des -Lichtes abzuleiten. Die Wassertröpfchen, meint er, seien Spiegelchen, -die indessen infolge ihrer Kleinheit nicht die Form, sondern -nur die Farbe des leuchtenden Gegenstandes, gemischt mit ihrer -eigenen Farbe, zurückwürfen. Dem Regenbogen werden nur die -drei Farben rot, grün und violett zugeschrieben. Doch zeige -sich zwischen rot und grün eine fahle Farbe (das Gelb). Auch -die Beziehung des Regenbogens zur Sonnenhöhe wird erörtert -und es wird erwähnt, daß es um Mittag im Sommer in Griechenland -keinen Regenbogen gebe. Den Mondregenbogen, sagt <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, -habe er in 50 Jahren nur zweimal beobachtet. Die Erscheinung -sei so selten, weil sie nur bei Vollmond eintrete. Auch -der künstliche Regenbogen, der sich im zerstäubten Wasser zeigt, -findet Erwähnung.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p124" id="Page_p124">[Pg p124]</a></span></p> - -<p>Die ersten geologischen Vorstellungen begegneten uns schon -bei <span class="gesperrt">Thales</span> und bei <span class="gesperrt">Empedokles</span> (s. S. <a href="#Page_p070">70</a>). Bei dem mit vielen -Teilen der Erde bekannt gewordenen <span class="gesperrt">Demokrit</span> hatten diese -Vorstellungen eine erstaunliche Höhe erreicht. Man kann das -aus der auf <span class="gesperrt">Demokrit</span> zurückgehenden Darstellung schließen, -welche <span class="gesperrt">Aristoteles</span> über die geologischen Vorgänge gibt. Seine -Worte lauten<a name="FNanchor_305" id="FNanchor_305" href="#Footnote_305" class="fnanchor">305</a>: »Nicht immer sind dieselben Orte der Erde feucht -oder trocken, sondern sie verändern sich je nach dem Entstehen -und dem Verschwinden der Flüsse. Ebenso verändert sich das -Verhältnis des festen Landes zum Meere. Wo festes Land ist, -da wird Meer, und wo jetzt Meer ist, da entsteht wiederum festes -Land<a name="FNanchor_306" id="FNanchor_306" href="#Footnote_306" class="fnanchor">306</a>. Man muß annehmen, daß dies periodenweise geschieht<a name="FNanchor_307" id="FNanchor_307" href="#Footnote_307" class="fnanchor">307</a>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Da die ganze natürliche Entstehung eines Landes -allmählich und in Zeiträumen vor sich geht, die im Vergleich -mit unserem Leben außerordentlich lang sind, so -bemerken wir nichts davon<a name="FNanchor_308" id="FNanchor_308" href="#Footnote_308" class="fnanchor">308</a>.</em></p> - -<p>Ägypten z. B. scheint immer trockner geworden zu sein. Das -ganze Land muß wohl als eine Anschwemmung des Niles betrachtet -werden. Ähnlich verhält es sich mit Argos. Vor alters war diese -Landschaft sumpfig und fast unbewohnt. Heute dagegen ist sie -angebaut. Was von dieser engbegrenzten Gegend gilt, das geschieht -auch bei ganzen Ländern. Einige nehmen an, daß die -Ursache solcher Vorgänge eine Veränderung des ganzen Himmelsgebäudes -ist, als sei dies dem Wechsel unterworfen. Oder man -behauptet, das Meer nehme ab, indem es austrockne. Dabei übersieht -man, daß gleichzeitig Teile der Erde trocken werden, während -das Meer andere überflutet<a name="FNanchor_309" id="FNanchor_309" href="#Footnote_309" class="fnanchor">309</a>.«</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p125" id="Page_p125">[Pg p125]</a></span></p> - -<p>Die Annahme, daß die Menge des Meeres geringer werde -und das Meer schließlich ganz verschwinden müsse, rührt von -<span class="gesperrt">Demokrit</span> her. Letzterer ist zu dem großartigen Gedanken, -daß die Konfiguration der Erdoberfläche sich im Lauf der geologischen -Perioden ändere, schon vor <span class="gesperrt">Aristoteles</span> gelangt<a name="FNanchor_310" id="FNanchor_310" href="#Footnote_310" class="fnanchor">310</a>. Auch -die Ansicht, daß die geologischen Änderungen auf kosmologische -Ursachen zurückzuführen seien, rührt von <span class="gesperrt">Demokrit</span> her. <span class="gesperrt">Aristoteles</span> -verwirft sie, weil er den Himmel als den Ort des unveränderlichen -Seins betrachtet. Wir sehen aus alledem, daß <span class="gesperrt">Demokrits</span> -Naturauffassung in vielem höher steht als diejenige des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> -und sich der unseren nähert, denn die Einwirkung kosmischer -Vorgänge auf die säkularen Änderungen der Erdoberfläche -wird heute nicht mehr in Abrede gestellt. Ferner entspricht <span class="gesperrt">Demokrits</span> -Annahme einer steten Verringerung der auf der Erde befindlichen -Wassermenge den heutigen geologischen Vorstellungen. Das -Ende dieses Vorgangs würde darin bestehen, daß alles Wasser -durch die Verwitterung und andere Veränderungen der Gesteine -gebunden ist.</p> - -<p>Daß das Meer nicht etwa dadurch verschwindet, daß es sich -durch die Sonne in Dampf verwandelt, war <span class="gesperrt">Demokrit</span> ganz klar, -denn er wußte, daß das Wasser des Meeres immer wieder in -Gestalt von Regen auf die Erde herabfällt. Dies ist aus seiner -Erklärung der Nilüberschwemmungen ersichtlich<a name="FNanchor_311" id="FNanchor_311" href="#Footnote_311" class="fnanchor">311</a>.</p> - -<p>Es ist anzunehmen, daß <span class="gesperrt">Demokrits</span> ganz klare Lehre vom -Kreislauf des Wassers der von <span class="gesperrt">Aristoteles</span> gegebenen Dar<span class="pagenum"><a name="Page_p126" id="Page_p126">[Pg p126]</a></span>stellung -zugrunde gelegen hat. Sie lautet: »Einige behaupten, -daß die Flüsse nicht allein in das Meer fließen, sondern auch -aus demselben.« Das Wasser des Meeres verdampfe und steige -nach oben. Dort werde es durch Abkühlung wieder verdichtet -und falle infolgedessen wieder zur Erde herunter<a name="FNanchor_312" id="FNanchor_312" href="#Footnote_312" class="fnanchor">312</a>.</p> - -<p>Für das Entstehen der ersten geologischen Anschauungen ist -der Umstand von großer Bedeutung gewesen, daß das Land, in -dem das älteste Kulturvolk der Ägypter wohnte, alle Anzeichen -dafür darbot, daß es sich in langsamer, stetiger Änderung befindet. -Die Erinnerungen und Aufzeichnungen der Ägypter umfaßten -einen Zeitraum von Jahrtausenden, der wohl erkennen ließ, -daß sich das Land am unteren Lauf des Niles fortgesetzt nach -Norden ausdehnte<a name="FNanchor_313" id="FNanchor_313" href="#Footnote_313" class="fnanchor">313</a>. Die salzigen Seen auf der Landenge von -Suez konnten kaum anders denn als Überbleibsel des Meeres gedeutet -werden. Auf das allmähliche Emportauchen Ägyptens aus -dem Meere wiesen auch die in seinen gebirgigen Teilen sich -findenden Versteinerungen hin. Trotzdem ist es erstaunlich, daß -man auf Grund von einer immerhin nur geringen Summe von -Beobachtungen im Altertum schon zu einer so klaren Einsicht in -die geologischen Vorgänge gelangt ist, wie sie uns bei <span class="gesperrt">Eratosthenes</span>, -bei <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, der allerdings nur berichtet, und -ganz besonders bei <span class="gesperrt">Demokrit</span> begegnet. Es läßt sich nicht -verkennen, daß diese antiken Anfänge der geologischen Wissenschaft -auf ihre eigentliche Begründung im 16. und 17. Jahrhundert -von nicht geringem Einfluß gewesen sind, wie an späterer -Stelle gezeigt werden soll. Dieser Einfluß geht so weit, daß -zwischen den am klarsten von <span class="gesperrt">Demokrit</span> entwickelten Lehren -des Altertums eine besonders durch <span class="gesperrt">Aristoteles</span> vermittelte Wirkung -auf die Geologie der Neuzeit nachzuweisen ist.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p127" id="Page_p127">[Pg p127]</a></span></p> - - -<h3>Die vier aristotelischen Elemente.</h3> - -<p>Am Schlusse seiner »Meteorologie« handelt <span class="gesperrt">Aristoteles</span> von -den vier Elementen. Ausführlichere Darlegungen über diesen -Gegenstand enthält die Schrift über »Entstehen und Vergehen«. -Daß nur vier Elemente möglich seien, beweist <span class="gesperrt">Aristoteles</span> auf -spekulativem Wege. Seine Ausführungen sind für die Beurteilung -der aristotelischen Denkweise so bezeichnend, daß wir auf sie -etwas näher eingehen wollen<a name="FNanchor_314" id="FNanchor_314" href="#Footnote_314" class="fnanchor">314</a>.</p> - -<p>Es gibt, meint er, vier Grundempfindungen: warm, kalt, feucht -und trocken. Diese Empfindungen werden paarweise vereint wahrgenommen. -Mathematisch betrachtet, können sich sechs solcher -Vereinigungen (sechs Kombinationen zu zwei) bilden. Doch sind -zwei als sich widersprechend unmöglich, nämlich die Vereinigung -warm und kalt und die Vereinigung feucht und trocken. Es bleiben -folglich nur vier Gegensätze bestehen, und dementsprechend sind -nur vier Elemente möglich. Dem Gegensatz kalt und trocken entspricht -die Erde, kalt und feucht das Wasser, warm und feucht -die Luft, warm und trocken das Feuer. Durch die Mischung -dieser vier Elemente entstehen nun nach <span class="gesperrt">Aristoteles</span> sämtliche -irdischen Stoffe<a name="FNanchor_315" id="FNanchor_315" href="#Footnote_315" class="fnanchor">315</a>. Ferner kommt jedem Element sein bestimmter -»natürlicher« Ort zu, gegen den hin es sich bewegt.</p> - -<p>Die Materie setzt <span class="gesperrt">Aristoteles</span> als gegeben voraus. Sie kann -nicht etwa aus dem Nichts entstehen, auch sich nicht vermehren -oder sich vermindern<a name="FNanchor_316" id="FNanchor_316" href="#Footnote_316" class="fnanchor">316</a>. Sie ist vielmehr nur der Veränderung -fähig. Veränderungen werden dadurch hervorgerufen, daß Un<span class="pagenum"><a name="Page_p128" id="Page_p128">[Pg p128]</a></span>gleichartiges -oder Gegensätzliches aufeinander wirkt. Dies setzt -Berührung voraus. Letztere braucht nicht immer eine unmittelbare -zu sein. Es kann vielmehr auch eine Vermittlung durch -eine Zwischensubstanz stattfinden, von der jeder Teil den zunächst -liegenden in Bewegung setzt. In letzter Linie beruht jede Veränderung, -einerlei ob sie qualitativ oder quantitativ ist, auf Bewegungen. -Ist ein Körper einmal in Bewegung, so ist kein Grund -denkbar, daß er stillstehen sollte, wenn er keinen Widerstand -findet. Indes auch das Ruhende widerstrebt und verharrt an -seinem Orte<a name="FNanchor_317" id="FNanchor_317" href="#Footnote_317" class="fnanchor">317</a>.</p> - -<p>In all diesen Sätzen begegnen uns schon Keime und Vorahnungen, -die sich später ganz oder teilweise bewahrheiten sollten. -Der Andeutung des Gesetzes von der Erhaltung der Materie trat -auch schon eine Vorahnung des Energiegesetzes zur Seite. Sie -begegnet uns in dem Ausspruch, daß die in der Natur vorhandene -Bewegung weder entstehen noch vergehen könne<a name="FNanchor_318" id="FNanchor_318" href="#Footnote_318" class="fnanchor">318</a>. Man darf -indessen nicht außer Acht lassen, daß <span class="gesperrt">Aristoteles</span> mitunter rein -zufällig das Richtige trifft. So, wenn er sagt, die Luft bestehe -aus zwei Bestandteilen. In der Nähe des Erdbodens herrsche -nämlich ein feuchter und kühler, in der Höhe dagegen ein trockner -und warmer vor.</p> - -<p>Für das Entstehen gibt es nach <span class="gesperrt">Aristoteles</span> drei Ursachen, -den Stoff, als das dem Werden zugrunde Liegende, die Form als -Zweck und die Bewegung als Veranlassung. Die den Stoff gestaltende -Form ist nach <span class="gesperrt">Aristoteles</span> für die Lebewesen mit dem, -was wir Seele nennen, einerlei. Die Artunterschiede der Seele -sollen die Stufenreihe der Lebewesen bestimmen. Die niedrigste<span class="pagenum"><a name="Page_p129" id="Page_p129">[Pg p129]</a></span> -Seelenstufe ist die vegetative. Sie beschränkt sich auf die Nahrungsaufnahme -und die Fortpflanzung und ist in den Pflanzen -wirksam. Die Tierseele ist außerdem der Empfindung fähig, zu -welcher bei dem Menschen noch die Vernunft hinzutritt. Der Mensch -selbst erscheint dem <span class="gesperrt">Aristoteles</span> als Zweck und Mittelpunkt der -ganzen Schöpfung. In ihm gelangt das göttliche Empfinden zum -Bewußtsein<a name="FNanchor_319" id="FNanchor_319" href="#Footnote_319" class="fnanchor">319</a>. Die Seele ist indessen für <span class="gesperrt">Aristoteles</span> nichts für -sich Bestehendes. Sondern sie ist an den Stoff gebunden, ohne -selbst körperlich zu sein. Sie ist es, welche aus dem Stoff den -Leib aufbaut und bewirkt, daß letzterer zweckmäßig eingerichtet ist.</p> - -<p>Die Lehre von den vier Elementen genügte schon den Hippokratikern -und auch <span class="gesperrt">Platon</span>, um daraus die Entstehung der Krankheiten -abzuleiten. Da der Körper aus Erde, Feuer, Luft und -Wasser zusammengesetzt sei, so müsse ein Zuviel oder Zuwenig -von einem dieser Grundstoffe, sowie eine Veränderung ihres Sitzes -Aufruhr, d. h. Krankheit, zur Folge haben.</p> - -<p>Auch <span class="gesperrt">Aristoteles</span> führt einige Krankheiten auf ein Übermaß -an Feuchtigkeit, andere auf ein Zuviel an Wärme zurück. -In den Lungen häufen sich nach ihm mit zunehmendem Alter -erdige Bestandteile an, durch die das Feuer endlich erlischt und -der Tod eintritt.</p> - -<p>Die Elemente sind bei <span class="gesperrt">Aristoteles</span> nicht etwa Grundstoffe -im heutigen Sinne. Andererseits verwirft er aber auch den Hylozoismus -der ionischen Naturphilosophen (»daß nur Eines, z. B. -Luft, das Sämtliche sei, ist nicht möglich«)<a name="FNanchor_320" id="FNanchor_320" href="#Footnote_320" class="fnanchor">320</a>. <span class="gesperrt">Aristoteles</span> ist -der Ansicht, daß es »eine Substanz der sinnlich wahrnehmbaren -Körper gibt, die aber immer mit einer Gegensätzlichkeit verbunden -ist, aus welcher die sogenannten Elemente entstehen«<a name="FNanchor_321" id="FNanchor_321" href="#Footnote_321" class="fnanchor">321</a>.</p> - - -<h3>Die Begründung der Zoologie.</h3> - -<p>Während die Mathematik und die Astronomie schon vor dem -Auftreten des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> die ersten Stufen ihrer Entwicklung -zurückgelegt hatten und in zielbewußter Weise die Lösung bestimmter -Aufgaben anstrebten, war das Gleiche bezüglich der beschreibenden -Naturwissenschaften noch nicht der Fall. Zwar -waren die Grundlagen auch auf diesem Gebiete wie auf dem<span class="pagenum"><a name="Page_p130" id="Page_p130">[Pg p130]</a></span>jenigen -der Astronomie in der sich unmittelbar aufdrängenden -Beobachtung gegeben. Dem <span class="gesperrt">Aristoteles</span> und seiner Schule blieb -indes die erste denkende Erfassung und die systematische Gestaltung -der noch wenig zusammenhängenden naturgeschichtlichen -Einzelkenntnisse vorbehalten.</p> - -<p>Das wichtigste zoologische Werk des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> ist seine -Tierkunde<a name="FNanchor_322" id="FNanchor_322" href="#Footnote_322" class="fnanchor">322</a>. Es ist ein grundlegendes Werk und das bedeutendste -zoologische Buch des Altertums. Es enthält nicht nur Beschreibungen -der Tiere, sondern es geht auch auf den Bau und die Verrichtungen -der Organe, sowie auf die Entwicklung und die Lebensweise -ein. Eine kurze Betrachtung möge uns eine Probe von dem -Wissen des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> und der Art, wie er seinen Gegenstand -behandelt, bieten. Begonnen wird mit der Beschreibung des -menschlichen Körpers. Zur Erforschung der inneren Organe mußte -jedoch das Tier dienen, da man sich noch nicht an die Zergliederung -menschlicher Leichen heranwagte. Die anatomischen Kenntnisse -des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> sind infolgedessen noch gering.</p> - -<p>Das Herz, von dem er sagt, es enthalte von allen Eingeweiden -allein Blut, ist ihm auch allein das Organ, in dem das Blut bereitet -wird<a name="FNanchor_323" id="FNanchor_323" href="#Footnote_323" class="fnanchor">323</a>. Vom Herzen aus läßt er diese Flüssigkeit sich -durch den ganzen Körper verbreiten, ohne jedoch damit die Vorstellung -von einem Kreislauf zu verbinden<a name="FNanchor_324" id="FNanchor_324" href="#Footnote_324" class="fnanchor">324</a>. Das Blut ist ihm -ferner der Träger der dem Menschen eingepflanzten Wärme. Die -Aufgabe der Atmung soll darin bestehen, diese Wärme auf das -richtige Maß herabzumindern. Man darf sich nicht wundern, daß -die Anschauungen des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> noch so weit von den heute -als richtig erkannten und jedermann geläufigen abweichen. Denn<span class="pagenum"><a name="Page_p131" id="Page_p131">[Pg p131]</a></span> -gerade die Erforschung der Vorgänge, die sich in den Lebewesen -abspielen, hat den späteren Jahrhunderten die größten Schwierigkeiten -gemacht, so daß wir selbst zurzeit noch kaum zu einem befriedigenden -Einblick in den Zusammenhang dieser Vorgänge gelangt -sind. Die Aufdeckung eines solchen Zusammenhanges ist -nämlich vor allem von den Fortschritten der Chemie und der Physik -abhängig gewesen, Wissenschaften, die zur Zeit des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> -erst im Keime vorhanden waren. So konnte, um hier nur eins zu -erwähnen, der Vorgang der Atmung und der Entstehung tierischer -Wärme erst richtig gedeutet werden, nachdem man die Zusammensetzung -und die Rolle der atmosphärischen Luft erkannt hatte. -Und dies geschah erst gegen das Ende des 18. Jahrhunderts, an -der Schwelle des letzten Abschnittes der Geschichte der Naturwissenschaften. -Es ist Verdienst genug, daß <span class="gesperrt">Aristoteles</span> die -Fragen nach den Verrichtungen, sowie nach der Entwicklung der -organischen Wesen<a name="FNanchor_325" id="FNanchor_325" href="#Footnote_325" class="fnanchor">325</a> gestellt und dadurch späteren Geschlechtern -den Anlaß geboten hat, die Erforschung dieser Dinge weiter zu -betreiben. So ist die Entwicklung des Hühnchens im Ei ein -Problem, das schon <span class="gesperrt">Aristoteles</span> beschäftigte. Die eingehendere -Untersuchung wurde indes erst 2000 Jahre später wieder aufgenommen -und erst in neuester Zeit, auf Grund der Vervollkommnung -aller Hilfsmittel, zu einem gewissen Abschluß geführt.</p> - -<p>Mit Recht mag es dagegen Verwunderung erregen, daß <span class="gesperrt">Aristoteles</span> -nicht nur die niederen, sondern selbst höher entwickelte -Tiere durch Urzeugung entstehen ließ. Es begegnet uns auch -hier wieder ein Problem, das wir durch den Verlauf der Jahrhunderte -in seinen Wandlungen verfolgen werden, bis es endlich -im neuesten Zeitalter seine Lösung gefunden hat. Zwar ist es -begreiflich, wenn <span class="gesperrt">Aristoteles</span> Läuse aus Fleisch und Wanzen -aus tierischen Feuchtigkeiten herleitet. Man höre aber, welch -sonderbare Vorstellungen er sich über die Entstehung der Aale -gebildet hat: »Sie legen«, sagt er<a name="FNanchor_326" id="FNanchor_326" href="#Footnote_326" class="fnanchor">326</a>, »keine Eier. Und man hat -noch nie in ihnen einen der Fortpflanzung dienenden Teil entdecken -können. Es gibt sumpfige Teiche, in denen sie wieder entstehen, -wenn auch das Wasser und der Schlamm herausgeschafft -sind, sobald diese Teiche wieder durch den Regen gefüllt werden.<span class="pagenum"><a name="Page_p132" id="Page_p132">[Pg p132]</a></span> -Die Aale gehen nämlich aus Regenwürmern hervor, die sich von -selbst aus dem Schlamme bilden.« Zur Entschuldigung mag es -demgegenüber dienen, daß die Fortpflanzung der Aale bis in -die neueste Zeit hinein ein dunkles Gebiet der Zoologie gewesen -ist.</p> - -<p>Keineswegs nahm aber <span class="gesperrt">Aristoteles</span> die Urzeugung für die -niederen Tiere als den einzigen Weg der Entstehung an. So sagt -er von den Insekten ausdrücklich, sie zeugten, entständen aber -auch spontan. Die Urzeugung war ihm und späteren Zoologen -ein Glaubenssatz, um aus der Verlegenheit, in die man häufig durch -Unkenntnis der obwaltenden Verhältnisse geraten war, herauszukommen. -Über den Vorgang der Entwicklung selbst läßt <span class="gesperrt">Aristoteles</span> -sich in seiner Schrift über die Zeugung und Entwicklung -der Tiere mit folgenden zutreffenden Worten aus: »Entweder entstehen -alle Teile des Tieres auf einmal; oder sie entstehen nacheinander -wie die Maschen eines Netzes. Daß letzteres geschieht, -ist deutlich. Denn man sieht, daß manche Teile schon vorhanden -sind, andere aber noch nicht. Es ist unzweifelhaft, daß man sie -nicht nur etwa ihrer Kleinheit wegen nicht sieht. Obgleich die -Lunge nämlich einen größeren Umfang hat als das Herz, so zeigt -sie sich doch später als dieses<a name="FNanchor_327" id="FNanchor_327" href="#Footnote_327" class="fnanchor">327</a>«.</p> - -<p>Bezüglich der anatomischen Kenntnisse des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> sei -hervorgehoben, daß er die schneckenförmige Gestalt des inneren -Ohres und die Verbindung zwischen dem Gehörorgan und der -Mundhöhle kannte. Vom Innern des Auges, sagt er, es bestehe aus -einer Flüssigkeit, welche das Sehen vermittle. Um diese sei eine -schwarze und außerhalb der letzteren eine weiße Haut vorhanden. -Beim Gehirn unterscheidet er die stärkere, dem Schädel anliegende -Haut von der schwächeren, welche das Gehirn unmittelbar umschließt<a name="FNanchor_328" id="FNanchor_328" href="#Footnote_328" class="fnanchor">328</a>.</p> - -<p>Auch die Drüsen der Verdauungsorgane hat <span class="gesperrt">Aristoteles</span> -im ganzen richtig beschrieben und sie sogar bei einigen Wirbellosen -gekannt. Ferner hat er seine Schriften durch Zeichnungen -erläutert und soll hierin vorbildlich gewesen sein. Andererseits -wußte <span class="gesperrt">Aristoteles</span> Nerven und Sehnen noch nicht scharf genug -zu unterscheiden. Die Bedeutung der Muskeln war ihm noch -nicht bekannt. Er führte vielmehr die Bewegungen der Glieder<span class="pagenum"><a name="Page_p133" id="Page_p133">[Pg p133]</a></span> -auf die Tätigkeit der Sehnen zurück und betrachtete das Fleisch -als das Organ für die Empfindung.</p> - -<p>Es sind etwa 500 Tierformen, die <span class="gesperrt">Aristoteles</span> in den auf -uns gelangten Schriften erwähnt; doch lassen sich diese Formen -nicht sämtlich identifizieren. So werden zwar mehrere Arten von -Vierhändern unterschieden, mit den menschenähnlichen Affen war -man zur Zeit des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> jedoch noch nicht bekannt<a name="FNanchor_329" id="FNanchor_329" href="#Footnote_329" class="fnanchor">329</a>. Auch -wußte man sehr wenig von den niederen Tieren. Doch bewältigt -und beherrscht <span class="gesperrt">Aristoteles</span> die ihm bekannten Formen, – und -das ist sein wesentlichstes Verdienst –, indem er sie in ein der -Natur entsprechendes, wissenschaftliches System gliedert, das erst -durch <span class="gesperrt">Cuvier</span> im Beginn des 19. Jahrhunderts eine wesentliche -Verbesserung gefunden hat. Es erscheint deshalb gerechtfertigt, -auf diesen ersten und auch gleich so wohlgelungenen Versuch eines -natürlichen Systems der Tiere etwas näher einzugehen.</p> - -<p>Zunächst teilte <span class="gesperrt">Aristoteles</span> das gesamte Tierreich in Bluttiere -und Blutlose. Ging er auch hierbei von der unrichtigen Annahme -aus, daß die rote Farbe ein notwendiges Kennzeichen des -Blutes sei, so decken sich doch tatsächlich seine beiden großen -Gruppen, wie wir aus ihrer weiteren Einteilung erkennen, mit -unseren heutigen Wirbeltieren und Wirbellosen. Die Bluttiere -zerfallen bei <span class="gesperrt">Aristoteles</span> in lebendig gebärende Vierfüßler (Säugetiere), -Vögel, eierlegende Vierfüßler (unsere heutigen Klassen der -Reptilien und Amphibien, zu denen er ganz richtig trotz des -Fehlens der Gliedmaßen, wegen ihrer sonstigen Beschaffenheit, -die, Schlangen rechnet) und in die von den Fischen scharf abgesonderten -Waltiere. Für letztere gibt er an, daß sie durch -Lungen atmen und lebendig gebären. »Die lebendig gebärenden -Vierfüßler«, sagt <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, »sind fast alle dicht behaart. Sie -sind ferner entweder vielzehig wie der Löwe, der Hund und der -Panther, oder zweihufig wie Schaf, Ziege und Hirsch. Oder sie -besitzen nur einen Huf wie das Pferd. Den Tieren, welche Hörner -tragen, hat die Natur meist zwei Hufe verliehen. Ein Einhufer -mit Hörnern ist uns niemals zu Gesicht gekommen. Auch im -Gebiß weichen die Tiere untereinander und vom Menschen vielfach -ab. Zähne besitzen alle lebendig gebärenden Vierfüßler. Und -zwar haben sie in beiden Kiefern entweder zusammenhängende<span class="pagenum"><a name="Page_p134" id="Page_p134">[Pg p134]</a></span> -Zahnreihen oder unterbrochene. Allen Hörnertragenden fehlen -nämlich die Vorderzähne im Oberkiefer. Doch gibt es auch Arten -mit unvollkommenen Zahnreihen ohne Hörner, wie das Kamel. -Manche haben Hauzähne, z. B. der Eber. Ferner gibt es Tiere -mit Reißzähnen, wie der Löwe, Panther und Hund. Hauzähne -und Hörner zugleich besitzt kein Tier. Auch kommen nicht Reißzähne -neben Hauzähnen und Hörnern vor.«</p> - -<p>Obgleich <span class="gesperrt">Aristoteles</span> hier manche Mitteilungen und Verallgemeinerungen -über die Zähne und den Bau der Füße bei den -Säugetieren macht, gelangt er doch nicht etwa zur Aufstellung -von Ordnungen oder Unterordnungen im heutigen Sinne. Bei den -Vögeln indessen unterscheidet er die Ordnung der Raubvögel von -den Ordnungen der Schwimm- und der Stelzvögel. Besonders gekennzeichnet -wird die Gruppe der Vögel noch durch folgende Bemerkungen: -»Sie allein unter allen Tieren sind zweibeinig wie der -Mensch, sie haben weder Hände noch Vorderfüße, sondern Flügel. -Das sind Organe, welche dieser Tierklasse eigentümlich sind. Alle -haben mehrspaltige Füße. In der Regel sind die Zehen getrennt. -Bei den Schwimmvögeln aber sind die gegliederten, deutlich gesonderten -Zehen durch Schwimmhäute verbunden. Die Vögel, -welche hoch fliegen, haben sämtlich vier Zehen, von denen meistens -drei nach vorn und eine nach hinten gestellt sind. Einige haben -zwei nach vorn und zwei nach hinten gerichtete Zehen.«</p> - -<p>Für seine fünfte und letzte Gruppe, die Fische nämlich, hebt -er das Vorhandensein von Kiemen und Flossen hervor<a name="FNanchor_330" id="FNanchor_330" href="#Footnote_330" class="fnanchor">330</a>. Auch -ist ihm bekannt, daß nicht nur die Waltiere, sondern auch gewisse -Haie lebendige Junge zur Welt bringen. Ja, er zeigt sich -mit Verhältnissen in der Entwicklung der Haie vertraut, welche erst -in neuerer Zeit ihre Bestätigung gefunden haben. So erzählt er, daß -es unter den Haien eierlegende und lebendig gebärende gäbe, und -unter den letzteren auch solche, bei denen der Fötus mit dem -Uterus wie bei den Säugetieren durch einen Mutterkuchen verbunden -sei (s. <a href="#fig16">Abb. 16</a>). Diese Tatsache wurde erst im 19. Jahrhundert -durch <span class="gesperrt">Johannes Müller</span> an <span lang="la" xml:lang="la">Mustela laevis</span> wieder entdeckt<a name="FNanchor_331" id="FNanchor_331" href="#Footnote_331" class="fnanchor">331</a>.</p> - -<p>Unter den Blutlosen (Wirbellosen) gelten ihm als die entwickeltsten -die Kopffüßler (Tintenfische), mit deren Bau und<span class="pagenum"><a name="Page_p135" id="Page_p135">[Pg p135]</a></span> -Lebensweise er sich eingehend befaßt. »Sie besitzen«, sagt er, -»Füße, die sich am Kopf befinden, einen Mantel, der das Innere -umschließt, und Flossen rings um den Mantel. Es sind acht mit -Saugnäpfen versehene Füße vorhanden. Einige Arten, wie die -Sepien, haben außerdem zwei lange Fangarme. Mit diesen ergreifen -sie die Nahrung und führen sie zum Maule. Bei Sturm -befestigen sie diese Arme wie Anker an einem Felsen und lassen -sich so von den Wogen hin und hertreiben. Auf die Füße folgt -bei allen der Kopf, in dessen Mitte sich das mit zwei Zähnen -versehene Maul befindet. Darüber liegen die großen Augen, und -zwischen diesen eine knorpelige Masse, welche das Gehirn einschließt.«</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig16" id="fig16" href="images/abb16.jpg"><img width="300" height="228" src="images/abb16_t.jpg" alt="[Abb. 16]" /></a> -<div class="caption">Abb. 16. Der Embryo des glatten Hais des Aristoteles.<br/> - -Dp, der Mutterkuchen in Verbindung mit dem Uterus<a name="FNanchor_332" id="FNanchor_332" href="#Footnote_332" class="fnanchor">332</a>.</div> -</div> - -<p>Dann folgen die Krebse, von <span class="gesperrt">Aristoteles</span> Weichschalige genannt. -Die dritte Gruppe bilden die Kerbtiere. <span class="gesperrt">Aristoteles</span> -begreift darunter sämtliche Tiere mit geringeltem Körper, also -nicht nur die Insekten, sondern auch die Spinnen, die Tausendfüßler -und die Gliederwürmer. Er hebt hervor, daß der Körper aller -Insekten in drei Abschnitte zerfällt, den Kopf, den Körperteil, welcher -Magen und Darm enthält, und drittens den dazwischen liegenden -Abschnitt, dem bei anderen Tieren Brust und Rücken entsprechen. -»Außer den Augen«, fährt <span class="gesperrt">Aristoteles</span> fort, »haben die Insekten -kein deutliches Sinnesorgan. Manche besitzen einen Stachel, der sich -entweder innerhalb des Körpers befindet, wie bei den Bienen und<span class="pagenum"><a name="Page_p136" id="Page_p136">[Pg p136]</a></span> -Wespen, oder außerhalb, wie beim Skorpion<a name="FNanchor_333" id="FNanchor_333" href="#Footnote_333" class="fnanchor">333</a>. Letzterer ist allein -unter allen Insekten lang geschwänzt; ferner besitzt er Scheren. -Einige Insekten haben über den Augen Fühler, z. B. die Schmetterlinge -und die Käfer. Im Innern findet sich ein Darm, der in -der Regel bis zum After gerade verläuft, mitunter aber auch gewunden -ist.«</p> - -<p>Bei den Insekten fesseln <span class="gesperrt">Aristoteles</span> besonders der Bau und -die Lebensweise der Honigbiene. Er erwähnt, daß sie das Bienenbrot -an den Schenkeln einträgt und den Honig in ihre Zellen speit. -Er erzählt von dem Bau der Waben, den Maden und Puppen und -kennt die Herkunft, sowie die Rolle, die das sogenannte Vorwachs -besitzt, so daß wir vor <span class="gesperrt">Swammerdam</span>, welcher durch die Anwendung -des Mikroskops und durch die Befolgung der Grundsätze -der neueren Naturforschung zu einem weit tieferen Einblick befähigt -war, kaum eine gleich gute Schilderung dieses wichtigen -Insektes antreffen.</p> - -<p>Die vierte Gruppe, ausgezeichnet durch harte Schalen, die -einen weichen ungegliederten Körper umschließen, bilden die -Schnecken und die Muscheln, die von <span class="gesperrt">Aristoteles</span> als Schaltiere -zusammengefaßt werden. Der fünften und letzten Gruppe, den -Seewalzen, Seesternen und Schwämmen, wird eine vermittelnde -Stellung zwischen dem Tier- und Pflanzenreiche zugewiesen.</p> - -<p>Viele Betrachtungen, die <span class="gesperrt">Aristoteles</span> in seinen zoologischen -Schriften anstellt, lassen erkennen, daß er, wenn auch vom teleologischen -Standpunkt, doch schon von dem Gedanken geleitet -wird, den die neuere Biologie als Erhaltungsmäßigkeit bezeichnet. -Das Wort soll ausdrücken, daß Lebensweise, Aufenthaltsort und -Einrichtung eines Tieres einander entsprechen. Nicht minder stehen -aber die einzelnen Organe zueinander und zum Gesamtbau in einem -gewissen Verhältnis, das <span class="gesperrt">Cuvier</span>, der größte Zoologe der Neuzeit, -als die Korrelation der Organe bezeichnet hat. In welchem Maße -<span class="gesperrt">Cuvier</span> und die neuere Biologie hierin mit <span class="gesperrt">Aristoteles</span> übereinstimmen, -lassen z. B. dessen Betrachtungen über die Zähne erkennen. -Sie lauten<a name="FNanchor_334" id="FNanchor_334" href="#Footnote_334" class="fnanchor">334</a>: »Die Zähne haben die Tiere im allgemeinen zur Zerkleinerung -der Nahrung, dann aber auch als Waffen zu Angriff -und Abwehr. Von denen, die sie zu Schutz und Trutz besitzen,<span class="pagenum"><a name="Page_p137" id="Page_p137">[Pg p137]</a></span> -haben einige Hauer wie der Eber, andere scharf ineinander greifende -Zähne. Die Stärke dieser Tiere beruht auf ihren Zähnen. Diese -müssen also scharf sein und zweckmäßig ineinander greifen, damit -sie sich nicht durch gegenseitige Reibung abstumpfen. Ferner -haben die spitzzähnigen ein weit geschlitztes Maul. Da nämlich -ihre Wehr im Beißen besteht, haben sie ein weites Maul nötig, -denn sie werden mit um so mehr Zähnen und um so stärker beißen, -je weiter das Maul geschlitzt ist<a name="FNanchor_335" id="FNanchor_335" href="#Footnote_335" class="fnanchor">335</a>.«</p> - -<p>Auch über die Ernährung der Tiere wie über diejenige der -Pflanzen hatte sich <span class="gesperrt">Aristoteles</span> schon Vorstellungen gebildet, -die viel Zutreffendes enthalten. Sämtliche Bestandteile des -Körpers läßt er durch die Umwandlung der aufgenommenen -Nahrungsmittel entstehen<a name="FNanchor_336" id="FNanchor_336" href="#Footnote_336" class="fnanchor">336</a>. Für einzelne Substanzen wie das Fett, -die Galle usw. gebe es wahrscheinlich auch bestimmte Nährstoffe. -Diese sollen aus dem Blute durch die Wandungen der Adern -hindurchsickern und auf diese Weise an den Ort gelangen, wo sie -abgeschieden werden. Das Fett entstehe aus mehliger und süßer -Nahrung, die sich leicht in Fett umwandele. Als die wichtigste -Ausscheidung des Blutes betrachtet <span class="gesperrt">Aristoteles</span> den Samen. Er -enthalte neben Wasser und Erde vor allem den warmen, lebenerregenden -Luftgeist, das Pneuma (s. S. <a href="#Page_p102">102</a>). Wie sich die Erde -in ein Mineral verwandeln könne, so verwandele die im Samen enthaltene -Erde sich in einen Menschen. Tiere mit starken Knochen -läßt <span class="gesperrt">Aristoteles</span> aus einem besonders erdhaltigen Samen hervorgehen. -Seele und Körper der Lebewesen bilden nach ihm eine -Einheit, allerdings nur in dem Sinne, daß der Körper das Organ -der Seele ist<a name="FNanchor_337" id="FNanchor_337" href="#Footnote_337" class="fnanchor">337</a>. Dafür spreche auch, daß manche Tiere, die man -zerschneide, in jedem ihrer Teile weiterleben.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p138" id="Page_p138">[Pg p138]</a></span></p> - - -<h3>Aristoteles über die Pflanzen.</h3> - -<p>In seinem Bestreben, das gesamte Wissen seiner Zeit vom -Standpunkte des Philosophen zu sammeln, zu prüfen und systematisch -zu gliedern, konnte <span class="gesperrt">Aristoteles</span> auch an der Pflanzenwelt nicht -achtlos vorübergehen. Leider ist indessen seine diesem Gegenstande -gewidmete »Theorie der Pflanzen« verloren gegangen. Was -wir an Ansichten des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> über die Natur der Pflanzen -kennen, sind vereinzelte, aber immerhin zahlreiche Äußerungen des -Philosophen, die sich in seinen übrigen Werken zerstreut finden<a name="FNanchor_338" id="FNanchor_338" href="#Footnote_338" class="fnanchor">338</a>. -Von besonderem Interesse ist, was <span class="gesperrt">Aristoteles</span> über die Verwandtschaft -der Tiere mit den Pflanzen sagt<a name="FNanchor_339" id="FNanchor_339" href="#Footnote_339" class="fnanchor">339</a>. Die Natur geht -allmählich vom Unbeseelten zum Beseelten über. Auf die unbeseelten -Dinge läßt sie zunächst die Pflanzen folgen. Unter diesen unterscheide -sich die eine von der anderen darin, daß sie teils mehr, -teils weniger Anteil am Leben zeige. Vergleiche man die Pflanzen -mit den leblosen Dingen, so seien erstere wie beseelt, dagegen erscheine -die Pflanze im Vergleich zum Tiere wie unbeseelt. Und -doch sei der Übergang zwischen Pflanze und Tier ununterbrochen. -Denn bei einigen Wesen des Meeres könne man zweifeln, ob sie -Tiere oder Pflanzen seien. Auch über die Teilbarkeit der Pflanzen -und der Tiere stellt <span class="gesperrt">Aristoteles</span> Betrachtungen an<a name="FNanchor_340" id="FNanchor_340" href="#Footnote_340" class="fnanchor">340</a>. »Nimmt -man von einer Zahl«, sagt er, »eine Zahl weg, so bleibt eine -andere Zahl. Die Pflanzen dagegen und viele Tiere bleiben bestehen, -wenn man sie teilt.« Die niederen Tiere und die Pflanzen -stimmen, wie <span class="gesperrt">Aristoteles</span> richtig hervorhebt, eben darin überein, -daß ihnen die Einheit der Organisation fehlt. Infolgedessen -können abgetrennte Teile des Organismus fortleben und sich zu -selbständigen Wesen entwickeln<a name="FNanchor_341" id="FNanchor_341" href="#Footnote_341" class="fnanchor">341</a>. Auch darin seien sie einander -ähnlich, daß bei beiden der Hauptzweck die Fortpflanzung -sei und alle Einrichtungen sich auf diesen Zweck zurückführen -ließen.</p> - -<p>Auch über die Ernährung der Pflanzen hat <span class="gesperrt">Aristoteles</span> -nachgedacht. Die Wurzeln nennt er ein Analogon des Mundes, da<span class="pagenum"><a name="Page_p139" id="Page_p139">[Pg p139]</a></span> -beide die Nahrung einnehmen<a name="FNanchor_342" id="FNanchor_342" href="#Footnote_342" class="fnanchor">342</a>. Die Erde enthalte eine für die -Pflanze zubereitete Nahrung und diene ihr sozusagen als Bauch, -während die Tiere gleichsam die Erde als Inhalt des Darms in sich -trügen, aus dem sie, wie die Pflanzen mit den Wurzeln, mit etwas -Ähnlichem die Nahrung aufnehmen müßten<a name="FNanchor_343" id="FNanchor_343" href="#Footnote_343" class="fnanchor">343</a>. Wem fällt bei dieser -originellen, im Grunde aber richtigen Auffassung des Philosophen -nicht die so treffende Benennung der Darmzotten als innere -Wurzeln des Tieres ein? Ein ähnliches Verhältnis, wie für die -Ernährung von Tier und Pflanze, nimmt <span class="gesperrt">Aristoteles</span> für die -Entwicklung an. Er sagt nämlich: »Wie sich die Gewächse -des Bodens bedienen, so bedienen sich die Embryonen des -Uterus«<a name="FNanchor_344" id="FNanchor_344" href="#Footnote_344" class="fnanchor">344</a>.</p> - -<p>Was die Entstehung anbetrifft, so wird auch für die Pflanzen -angenommen, daß sie entweder aus Samen oder von selbst entständen. -Letzteres geschehe, wenn die Erde oder Pflanzenteile -faulten. Was endlich die Sexualität anlangt, so meint <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, -bei den Pflanzen sei das Männliche und das Weibliche nicht getrennt; -sie zeugten daher aus sich selbst. Das Gleiche finde gewissermaßen -bei den Tieren statt. Denn wenn sie zeugen wollten, -so werde sozusagen ein Tier aus zweien. Die Tiere seien somit -gleichsam Pflanzen, in denen das Männliche und das Weibliche -voneinander geschieden sei. Aus den zerstreuten Bemerkungen des -<span class="gesperrt">Aristoteles</span> erkennen wir somit, daß das Nachdenken über -botanische Dinge rege geworden war und manche wertvolle Beobachtung -und Verallgemeinerung vorlag. Der erste, dem wir ein -zusammenhängendes Werk über die Pflanzen verdanken, ist denn -auch ein Schüler des großen Philosophen, <span class="gesperrt">Theophrast</span>. Dieser -nimmt der Botanik gegenüber eine ähnliche Bedeutung ein, wie -sie <span class="gesperrt">Aristoteles</span> für die Zoologie besitzt.</p> - - -<h3>Theophrast begründet die Botanik.</h3> - -<p>Über das Leben des <span class="gesperrt">Theophrast</span> sind wir besonders durch -<span class="gesperrt">Diogenes Laertios</span> und durch <span class="gesperrt">Plutarch</span> unterrichtet. Doch -sind seine Lebensumstände wenig bekannt und durch Sagen und -Übertreibungen verdunkelt. <span class="gesperrt">Theophrast</span> wurde 371 v. Chr. zu -Eresos auf der Insel Lesbos geboren. Er widmete sich der Philosophie. -Und zwar schloß er sich zuerst an die Atomisten (<span class="gesperrt">Leukipp</span>),<span class="pagenum"><a name="Page_p140" id="Page_p140">[Pg p140]</a></span> -dann an <span class="gesperrt">Platon</span> und schließlich an <span class="gesperrt">Aristoteles</span> an. <span class="gesperrt">Theophrast</span> -nannte man ihn seiner Beredsamkeit wegen<a name="FNanchor_345" id="FNanchor_345" href="#Footnote_345" class="fnanchor">345</a>.</p> - -<p>Nach dem Tode des <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, dessen Lieblingsschüler und -langjähriger Freund er war, übernahm <span class="gesperrt">Theophrast</span> die Führung -der von <span class="gesperrt">Aristoteles</span> in Athen gegründeten Philosophenschule, die -er zur höchsten Blüte brachte. <span class="gesperrt">Theophrast</span> genoß in Athen das -größte Ansehen. Sein Ruhm drang auch ins Ausland, so daß -<span class="gesperrt">Ptolemäos der Lagide</span> ihn nach Alexandrien zu ziehen suchte. -Wie sehr man <span class="gesperrt">Theophrast</span> in seinem Vaterlande schätzte, geht -auch aus folgender Erzählung hervor. <span class="gesperrt">Theophrast</span> wurde des -Mangels an Religion beschuldigt. Man gab indessen dieser Klage -nicht nur keine Folge, sondern es fehlte nicht viel, daß der Kläger -selbst in den Anklagezustand gesetzt wurde<a name="FNanchor_346" id="FNanchor_346" href="#Footnote_346" class="fnanchor">346</a>.</p> - -<p>War <span class="gesperrt">Theophrast</span> auch nicht an schöpferischer Kraft mit -<span class="gesperrt">Aristoteles</span> zu vergleichen, so überragte er ihn durch den Umfang -seiner naturwissenschaftlichen Einzelkenntnisse. Auf die Beobachtung -zahlreicher Einzelfälle, wodurch man allein zur Bildung -richtiger Begriffe gelangen könne, legte er den größten Wert. Wo -<span class="gesperrt">Theophrast</span> nur fremde Beobachtungen zu Gebote stehen, verhält -er sich durchaus kritisch und macht aus etwaigem Zweifel -kein Hehl. Sein Fleiß war unermüdlich und begleitete ihn bis -ins höchste Alter. Sterbend klagte er noch im Hinblick auf das -Aufhören seiner wissenschaftlichen Tätigkeit über die Kürze des -menschlichen Lebens<a name="FNanchor_347" id="FNanchor_347" href="#Footnote_347" class="fnanchor">347</a>. Das Altertum pries auch seine Umgangsformen. -<span class="gesperrt">Cicero</span> läßt ihn sagen, die rauhe Tugend allein mache -keineswegs die Glückseligkeit aus. Er galt ferner als einer der -bedeutendsten Redner, der vortrefflich und wohlberechnet seine -Worte mit seinen Gebärden und seinem Mienenspiel in Einklang -zu bringen wußte.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p141" id="Page_p141">[Pg p141]</a></span></p> - -<p>Von einem ganz ungewöhnlichen Fleiße legt auch die Zahl -seiner Schriften Zeugnis ab<a name="FNanchor_348" id="FNanchor_348" href="#Footnote_348" class="fnanchor">348</a>. Leider sind die wichtigsten verloren -gegangen. Sie erstreckten sich auf Mathematik, Astronomie, Botanik, -Mineralogie und alle Teile des von <span class="gesperrt">Aristoteles</span> gegründeten -philosophischen Systems. <span class="gesperrt">Theophrast</span> starb 286 v. Chr. Er ist -also 85 Jahre alt geworden. Seiner Schule soll er einen Pflanzengarten -und eine Halle, in welcher der Unterricht stattfinden sollte, -vermacht haben<a name="FNanchor_349" id="FNanchor_349" href="#Footnote_349" class="fnanchor">349</a>.</p> - -<p>Außer dem botanischen Hauptwerk, dessen neun Bücher vollständig -auf uns gekommen sind, und mit dessen Inhalt wir uns -im nachfolgenden in der Hauptsache bekannt machen wollen, verfaßte -<span class="gesperrt">Theophrast</span> noch eine Schrift »Von den Ursachen der -Pflanzen«. Sie ist leider nur unvollständig vorhanden. Die Schrift -von den Ursachen der Pflanzen (περὶ φυτῶν αἰτίαι) verhielt sich -zur Geschichte der Pflanzen ähnlich wie die mehr philosophischen -zu den beschreibenden Büchern, die <span class="gesperrt">Aristoteles</span> über die Tierkunde -verfaßt hatte<a name="FNanchor_350" id="FNanchor_350" href="#Footnote_350" class="fnanchor">350</a>.</p> - -<p>Vor <span class="gesperrt">Aristoteles</span> hatte man sich den Gewächsen, soweit sie -nicht dem unmittelbaren Unterhalt von Mensch und Tier dienten, -vorzugsweise aus medizinischem Interesse zugewandt. Das Sammeln -der Pflanzen und ihre Verarbeitung zu heilkräftigen Säften wurde -berufsmäßig von den schon erwähnten Rhizotomen (Wurzelschneidern) -betrieben. Es waren dies die Vorläufer unserer heutigen -Pharmazeuten. Jetzt wandte sich das wissenschaftliche Interesse -neben der Tierwelt auch dem Pflanzenreiche zu. Wenn wir von -der verloren gegangenen Schrift des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> über die Theorie -der Pflanzen absehen, lieferte <span class="gesperrt">Theophrast</span> die erste, eingehende -Bearbeitung der den Griechen bekannten Gewächse unter Berücksichtigung -ihrer Lebensbedingungen, sowie der allgemeinen Morphologie. -Die Schrift, auf die wir jetzt näher eingehen wollen, führt -den Titel: Naturgeschichte der Gewächse<a name="FNanchor_351" id="FNanchor_351" href="#Footnote_351" class="fnanchor">351</a>.</p> - -<p>Was beim Lesen dieses Buches zunächst auffällt, ist das Fehlen -genauer Beschreibungen, die erst später in immer höherem Grade<span class="pagenum"><a name="Page_p142" id="Page_p142">[Pg p142]</a></span> -als das nächstliegende Ziel der botanischen Wissenschaft erkannt -wurden. Oft fehlt eine Beschreibung der zur Besprechung gelangenden -Pflanze ganz, da <span class="gesperrt">Theophrast</span> sie als den Lesern hinreichend -bekannt voraussetzt. In anderen Fällen beschränkt er -sich darauf, augenfällige Eigentümlichkeiten hervorzuheben, so daß -es später oft schwer, ja manchmal unmöglich gewesen ist, selbst -nachdem man die Flora Griechenlands genauer kennen gelernt hatte, -die Identität der einzelnen Pflanzen festzustellen. Als gegen den -Ausgang des Mittelalters die Botanik eine Weiterentwicklung erfuhr, -war man zunächst in der Vorstellung befangen, alle Pflanzen, über -welche die Alten, insbesondere der später zu erwähnende <span class="gesperrt">Dioskurides</span> -geschrieben, seien auch im westlichen Europa zu finden. -Erst nachdem man sich lange in dieser Richtung abgemüht und -nur in wenigen Fällen etwas erreicht hatte, weil man der geographischen -Verbreitung der Gewächse noch nicht die gebührende -Beachtung schenkte, ging man zur möglichst genauen Beschreibung -der Pflanzen über. So entstanden die Kräuterbücher der ersten -neueren Botaniker. Die Schwierigkeit, die von den Alten beschriebenen -Pflanzen zu identifizieren, wurde noch durch den Umstand -vergrößert, daß sich die Flora der in Betracht kommenden -Länder im Laufe der Jahrtausende durch Wanderungen, durch -klimatische Änderungen und ganz besonders durch die Einwirkung -des Menschen geändert hatte<a name="FNanchor_352" id="FNanchor_352" href="#Footnote_352" class="fnanchor">352</a>.</p> - -<p>Das den Griechen zur Zeit des <span class="gesperrt">Theophrast</span> floristisch -bekannt gewordene Gebiet war ein sehr beträchtliches. War man -doch durch die Züge <span class="gesperrt">Alexanders</span> des Großen auch mit Persien, -Baktrien und Indien bekannt geworden, während man schon vorher -über die in Vorderasien und Ägypten vorkommenden Pflanzen vieles -erfahren hatte. Allerdings lernten die Griechen auf ihren Eroberungszügen -die Naturkörper zunächst mehr im Vorübergehen -kennen und achteten fast nur auf das, was auf den fremden -Märkten ihr Erstaunen hervorrief<a name="FNanchor_353" id="FNanchor_353" href="#Footnote_353" class="fnanchor">353</a>.</p> - -<p>Ein neues Licht haben die Untersuchungen <span class="gesperrt">Bretzls</span> auf die -botanischen Ergebnisse des Alexanderzuges geworfen<a name="FNanchor_354" id="FNanchor_354" href="#Footnote_354" class="fnanchor">354</a>. Das grie<span class="pagenum"><a name="Page_p143" id="Page_p143">[Pg p143]</a></span>chische -Heer wurde von Gelehrten begleitet. Ihre Aufzeichnungen -bildeten einen Teil dessen, was man heute das »Generalstabswerk« -über den indischen Feldzug nennen würde. Dieses Werk ist leider -verloren, doch sind Auszüge in <span class="gesperrt">Theophrasts</span> Geschichte der -Pflanzen<a name="FNanchor_355" id="FNanchor_355" href="#Footnote_355" class="fnanchor">355</a> übergegangen. Von den fremden Vegetationsbildern, -welche <span class="gesperrt">Theophrast</span> genauer schildert und mit der Vegetation der -Länder des östlichen Mittelmeeres vergleicht, ist vor allem die -Mangroveformation des persischen Golfes zu nennen. <span class="gesperrt">Theophrast</span> -gibt eine genaue Beschreibung der eigenartigen Pflanzen jener -Formation. Er schildert die Lebensweise der Mangrovegewächse, -die auf Stelzenwurzeln weit über das Meeresufer hinauswachsen, so -richtig, daß neuere Reisende, wie <span class="gesperrt">Schweinfurth</span>, seine Angaben -nur bestätigen konnten. Einen »Glanzpunkt« nennt <span class="gesperrt">Bretzl</span> die -Beschreibung, welche <span class="gesperrt">Theophrast</span> vom indischen Feigenbaum gegeben, -der mit seinen, von den Ästen her in die Erde eindringenden, -Stützwurzeln einem Walde gleicht. Daß es sich bei den Stützen, -welche die fast horizontal sich ausbreitenden Äste in den Boden -hinabsenden, um eigentliche Wurzeln handelt, erkannte schon <span class="gesperrt">Theophrast</span>, -wie er auch das Bambusrohr als eine Schilfart erkennt -und das vom Rande her einreißende Blatt der Banane sehr zutreffend -mit den Schwungfedern eines Vogels vergleicht.</p> - -<p>Wahrscheinlich sind die Griechen auch mit der Baumwolle erst -nach den Zügen <span class="gesperrt">Alexanders</span> genauer bekannt geworden, während -in Ägypten die Baumwollweberei schon früh anzutreffen war. Durch -die Beobachtungen, die man auf dem Alexanderzuge anstellte, -wurden die Griechen auch mit der Tatsache vertraut, daß gewisse -Pflanzen Bewegungen ausführen, wie man sie bisher nur bei den -Tieren kannte. Es handelt sich um die periodischen Bewegungen -der Blattfiedern von <span lang="la" xml:lang="la">Tamarindus indica</span>. Diese Bewegungen werden -in ihren einzelnen Stadien so genau beschrieben, daß sie bis zum -Beginn der neueren physiologischen Untersuchungen über diesen -Gegenstand die beste Schilderung sind, die wir über den Pflanzenschlaf -besitzen. Die betreffende Stelle lautet bei <span class="gesperrt">Theophrast</span><a name="FNanchor_356" id="FNanchor_356" href="#Footnote_356" class="fnanchor">356</a>: -»Der Baum besitzt zahlreiche Fiederblättchen. Sie legen sich -während der Nacht leise zusammen. Bei Sonnenaufgang öffnen -sie sich, und um Mittag entfaltet sich der Baum völlig. Am Nachmittage -ziehen sich die Blättchen allmählich wieder zusammen und<span class="pagenum"><a name="Page_p144" id="Page_p144">[Pg p144]</a></span> -in der Nacht schließt sich die Pflanze wieder. Man sagt dort zu -Lande, sie schlafe.«</p> - -<p>Dadurch, daß die Griechen die Pflanzenwelt vom Mittelmeerbecken -bis in die tropischen Gebiete Asiens kennen lernten, wurden -sie nicht nur mit gewissen Grundtatsachen der Pflanzengeographie, -sondern auch schon mit einigen wichtigen, pflanzengeographischen -Gesetzen bekannt, so daß es nicht ganz zutreffend ist, die Anfänge -dieser Wissenschaft auf <span class="gesperrt">A. v. Humboldt</span> zurückzuführen. Die Erscheinung, -daß die Flora ihren Charakter mit der Erhebung des -Bodens über das Meer ändert, hatten die Griechen schon in ihrer -Heimat beobachtet. Sie hatten dort bemerkt, daß sich an die Mittelmeerflora -mit ihren immergrünen Gewächsen zunächst eine Laubwaldregion, -darüber Nadelholzwälder und noch höher hinauf eine -Region anschloß, die wir heute als alpin bezeichnen würden. -Die gleiche Erscheinung nahmen sie noch deutlicher wahr, als sie -an den Fuß der Berge gelangten, die Indien vom Rumpf des -asiatischen Kontinentes trennen. Dort herrschte noch die tropische -Flora mit ihren Palmen und Bananen in reicher Fülle. Unmittelbar -darüber erblickten die Griechen Pflanzen, die sie an diejenigen -der Mittelmeerländer erinnerten. Dann folgten wieder Laubhölzer, -Nadelhölzer und alpine Pflanzen. Einen ähnlichen Wechsel der -Flora nahmen sie wahr, als sie die Pflanzen nördlicher Landstriche -mit denen südlicher verglichen. Dieser Vergleich drängte sich -ihnen nicht nur in Europa, sondern auch in Asien auf. Auch hier -fanden sie in den nördlicher gelegenen Teilen die mächtigen dunklen -Nadelholzwaldungen wieder, die sie als charakteristisch für das -mittlere Europa betrachtet hatten.</p> - -<p>In <span class="gesperrt">Theophrasts</span> »Geschichte der Pflanzen« überwiegt das -praktische Interesse häufig das wissenschaftliche. Die Beschreibung -gewisser technischer Verrichtungen, wie der Gewinnung von -Holzkohle, Pech, Harz und Spezereien, ferner der Verwendung -der Holzarten, insbesondere aber der Wirkung von Pflanzen auf -den menschlichen Körper, nehmen dementsprechend einen breiten -Raum ein<a name="FNanchor_357" id="FNanchor_357" href="#Footnote_357" class="fnanchor">357</a>. Aber auch von der geographischen Verbreitung, den -Krankheiten, der Lebensdauer, dem Einfluß des Klimas, sowie -der Ernährung der Pflanzen ist die Rede. Daß dabei zu einer -Zeit, in der man kaum beobachten, geschweige denn mit Pflanzen -experimentieren gelernt hatte, manche irrtümliche Ansicht aus<span class="pagenum"><a name="Page_p145" id="Page_p145">[Pg p145]</a></span>gesprochen -wird, ist leicht begreiflich. So führt <span class="gesperrt">Theophrast</span> -die Erscheinung, daß die Bäume, wenn sie dicht gedrängt stehen, -keinen kräftigen Wuchs aufweisen, sondern dünn und lang werden, -nicht auf den Einfluß des Lichtes, sondern auf Mangel an Nahrung -zurück. An Krankheiten der Pflanzen erwähnt er den Wurmstich, -den Rost des Getreides und den Honigtau. Letzteren leitet er -aus einem zu großen Feuchtigkeitsgehalt der Pflanzen ab, während -es sich in der Tat um Ausscheidungen von Blattläusen handelt. -Als eine Wirkung des Klimas betrachtet <span class="gesperrt">Theophrast</span> die Erscheinung, -daß in heißen Ländern der jährliche Laubfall bei -Pflanzen unterbleibt, die in den Mittelmeerländern ihr Laub im -Winter verlieren. Dies sei z. B. bei dem Feigenbaum und dem -Weinstock der Fall<a name="FNanchor_358" id="FNanchor_358" href="#Footnote_358" class="fnanchor">358</a>.</p> - -<p>Als Ernährungsorgane werden nicht nur die Wurzeln, sondern -auch die Blätter betrachtet. Die Ernährung soll auf beiden -Flächen durch Einsaugung vor sich gehen. Das Wachstum der -Blätter und das Ansetzen der Früchte stehen, wie <span class="gesperrt">Theophrast</span> -sehr richtig bemerkt, in solchem Verhältnis, daß, wenn der eine -Vorgang stattfindet, der andere zurückgehalten wird<a name="FNanchor_359" id="FNanchor_359" href="#Footnote_359" class="fnanchor">359</a>. Auch die -Möglichkeit, daß sich die eine Pflanzenart in eine andere umwandele, -ein häufig wiederkehrender Irrtum, wird bei <span class="gesperrt">Theophrast</span> -erörtert. So sagt er: »Die wilde Minze soll sich in Gartenminze -umändern, auch soll sich der Weizen in Lolch verwandeln.« Von -der Sexualität der Pflanzen vermochte er sich ebensowenig wie das -übrige Altertum eine klare Vorstellung zu machen. Doch erwähnt -er, daß man bei den Dattelpalmen das Ansetzen von Früchten -dadurch fördere, daß man die stauberzeugenden Zweige über die -fruchttragenden hänge:</p> - -<p>»Manche Bäume«, sagt er, »werfen ihre Früchte vor der Reife -ab, wogegen man auch Anstalten trifft. Bei den Datteln besteht -das Hilfsmittel darin, daß man die männliche Blüte der weiblichen -nähert, denn jene macht, daß die Früchte dauern und reif werden. -Es geschieht dies aber auf folgende Weise: Blüht die männliche -Pflanze, so schneidet man die Blütenscheide ab und schüttelt sie -mit dem Staube auf die weibliche Frucht. Wird diese so behandelt, -so dauert sie aus und fällt nicht ab.« Anknüpfend an diese und -ähnliche Beobachtungen der Alten begründete in der neueren Zeit -<span class="gesperrt">Camerarius</span> die Lehre von der Sexualität der Pflanzen.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p146" id="Page_p146">[Pg p146]</a></span></p> - -<p>Ein Verdienst erwarb sich <span class="gesperrt">Theophrast</span> auch durch die -begriffliche Bestimmung, sowie die Morphologie der wichtigsten -Pflanzenorgane. Z. B. begegnet uns bei ihm der Begriff des gefiederten -Blattes, das man bis dahin für einen Zweig gehalten -hatte. Dagegen gelang es ihm nicht, eine naturgemäße Einteilung -des Pflanzenreichs zu schaffen und damit das zu leisten, was <span class="gesperrt">Aristoteles</span> -für die Zoologie getan. <span class="gesperrt">Theophrast</span> unterscheidet Bäume, -Sträucher, Stauden und Kräuter und spricht innerhalb dieser vier -Gruppen wieder von zahmen und wilden Pflanzen. So überschreibt -er z. B. ein Kapitel: »Von den wilden Bäumen«, während er ein -anderes mit den Worten beginnt: »Jetzt soll von den Gewächsen -der Flüsse, Sümpfe und Teiche die Rede sein.« Immerhin werden -bei seiner Einteilung der Kräuter mitunter natürliche Gruppen -angedeutet. Endlich verdanken wir dem <span class="gesperrt">Theophrast</span> auch eine -Reihe wertvoller Mitteilungen über den Bau und die Entwicklung -der Pflanzen. Sie erscheinen ihm als lebende Wesen, welche als -Voraussetzungen des Lebens Wärme und Feuchtigkeit in sich -bergen. Daher ist er auch bemüht, eine Ähnlichkeit im Bau der -Pflanzen und der Tiere nachzuweisen. Als innere Teile der Pflanzen -unterscheidet er Rinde, Holz und Mark. Diese Teile seien aus -Fasern, Adern, Fleisch und Saft gebildet. Das Fleisch entspricht -dem, was wir heute als Parenchym oder Grundgewebe bezeichnen. -Die Fasern sind dagegen die Gefäßbündel. <span class="gesperrt">Theophrast</span> bemerkt -sogar, daß sie mitunter regelmäßig angeordnet, bei anderen -Pflanzen, wie den Gräsern und Palmen, dagegen unregelmäßig im -Fleisch (Grundgewebe) zerstreut seien.</p> - -<p>Auch über die Entwicklung der Pflanzen finden sich bei -<span class="gesperrt">Theophrast</span> einige Beobachtungen. Er weist darauf hin, daß -der Keim sowohl Wurzel als Stamm enthält<a name="FNanchor_360" id="FNanchor_360" href="#Footnote_360" class="fnanchor">360</a>, und daß die Wurzel -zuerst aus dem Samen hervorbricht. Darauf entwickle sich der -Stamm, dessen erste Blätter durch einfachere Gestalt von den -späteren abwichen. Treffend wird ferner bemerkt, daß das Winklige -und die Gliederung mit dem Fortschreiten der Entwicklung zunehmen<a name="FNanchor_361" id="FNanchor_361" href="#Footnote_361" class="fnanchor">361</a>. -Daß uns die Botanik bei <span class="gesperrt">Theophrast</span> sofort als eine -ziemlich entwickelte Wissenschaft entgegentritt, darf uns nicht -in Erstaunen setzen, denn ohne Zweifel konnte <span class="gesperrt">Theophrast</span> -auf Vorgänger fußen, die er zum Teil auch erwähnt<a name="FNanchor_362" id="FNanchor_362" href="#Footnote_362" class="fnanchor">362</a>. Neben<span class="pagenum"><a name="Page_p147" id="Page_p147">[Pg p147]</a></span> -<span class="gesperrt">Theophrast</span> wären zwar noch einige Mitglieder der peripatetischen -Schule zu nennen, die sich mit Botanik beschäftigt haben. Da -sich aber nicht viel mehr als ihre Namen und die Titel ihrer -Schriften erhielten, wollen wir uns mit dem weiteren Schicksal -der botanischen Wissenschaft erst wieder befassen, wenn sie uns -bei den Römern von neuem begegnen wird.</p> - -<p>Wie für die Tiere so sahen die Griechen auch für die Pflanzen, -als eine besondere Art der Vermehrung, die Urzeugung an. Man -nahm sie nicht nur für kleinere Pflanzen, sondern mitunter selbst -für Bäume in Anspruch. <span class="gesperrt">Theophrast</span> war dieser Ansicht gegenüber -indes schon skeptisch. Er suchte angebliche Fälle von Urzeugung -auf die Verbreitung der Samen durch Regengüsse, Vögel, -Überschwemmungen oder durch den Wind zurückzuführen. Auch -darauf weist er hin, daß manche Samen ihrer geringen Größe -wegen leicht übersehen werden. Die Fortpflanzung durch Samen -erklärt er für die gewöhnliche. Der Pflanzensamen sei dem tierischen -Ei zu vergleichen. Beide enthielten die erste Nahrung des Keimes -in sich. Daß aber Urzeugung insbesondere bei kleineren Pflanzen -vorkomme, stellt er nicht in Abrede. Er nimmt vielmehr an, daß -Pflanzen sowohl wie Tiere bei der Zersetzung von Stoffen unter -dem Einfluß von Feuchtigkeit und Wärme entstehen können.</p> - - -<h3>Theophrast als der Begründer der Mineralogie.</h3> - -<p>Auch die dritte der beschreibenden Naturwissenschaften, die -Mineralogie, fand ihre erste Bearbeitung in demselben Zeitalter, -in welchem die Zoologie und die Botanik ins Leben gerufen -wurden. Dies geschah gleichfalls durch <span class="gesperrt">Theophrast</span>, und zwar -in seinem Werke »Über die Steine«<a name="FNanchor_363" id="FNanchor_363" href="#Footnote_363" class="fnanchor">363</a>. Jedoch handelt es sich -hier in noch höherem Grade wie in der Botanik um eine Zusammenstellung -von chemischen und mineralogischen Einzelkenntnissen, -in deren Besitz man durch die Ausübung hüttenmännischer -Prozesse gelangt war. Mit dem Eisen war man schon in der -mykenischen Zeit bekannt. Obgleich Griechenland reich an Eisenerz -war, benutzte man das Metall anfangs nur zu Schmuckgegenständen -(z. B. zu Ringen). Nachdem man es härten gelernt hatte, diente -es auch zur Herstellung von Waffen. Bei <span class="gesperrt">Homer</span> ist meist von -Bronze die Rede, doch wird das Eisen auch öfters erwähnt<a name="FNanchor_364" id="FNanchor_364" href="#Footnote_364" class="fnanchor">364</a>.<span class="pagenum"><a name="Page_p148" id="Page_p148">[Pg p148]</a></span> -Auch das Silbererz des Laurions wurde seit recht frühen Zeiten -abgebaut. Die dortigen Bergwerke besaßen ausgedehnte Schächte -und Stollen mit Holzzimmerung. Ihre reichen Erträgnisse ermöglichten -es Athen, zur Abwehr der Perser, Rüstungen von einem -Umfange zu betreiben, wie sie sich ein solch kleiner Staat sonst -schwerlich hätte auferlegen können. Es handelte sich am Laurion -um silberhaltige Bleierze, aus denen man zunächst, wie es noch -heute geschieht, durch Rösten und darauffolgendes Niederschmelzen -das rohe Blei gewann. Ein der Treibarbeit entsprechendes Verfahren -lieferte dann, infolge der Oxydation des Bleies zu Glätte, -das Silber<a name="FNanchor_365" id="FNanchor_365" href="#Footnote_365" class="fnanchor">365</a>.</p> - -<p><span class="gesperrt">Theophrast</span> hebt bei der Besprechung der Mineralien hervor, -daß sie sich besonders in der Farbe und im Gewichte unterscheiden. -Zu den Mineralien rechnet er auch die Korallen, die im -Meere entständen. Ferner erwähnt er ein Mineral, das wie der -Bernstein Holz, indessen auch Erz und Eisen anziehe. <span class="gesperrt">Theophrast</span> -nennt es Lynkurion. Es ist nicht aufgeklärt, welchen -Stoff er damit gemeint hat. Manchen Mineralien wurden auch -heilkräftige Wirkungen zugeschrieben. So wurde der Rauch von -Gagat, einer sehr bituminösen Braunkohle, eingeatmet, um epileptische -Anfälle zu bekämpfen. Malachitpulver diente als Mittel -gegen gewisse Erkrankungen der Augen usw.<a name="FNanchor_366" id="FNanchor_366" href="#Footnote_366" class="fnanchor">366</a>.</p> - -<p>Als dasjenige Volk, das als erstes in den Mittelmeerländern -Bergbau betrieben haben soll, werden seit alters die Phönizier -bezeichnet. Sie waren es, die in dem an Erzen reichsten Lande -des alten Europas, in Spanien, den Metallreichtum durch Betriebe -größeren Umfangs aufschlossen. In der griechischen Literatur ist -von Bergwerken zuerst bei <span class="gesperrt">Herodot</span> die Rede. Bei <span class="gesperrt">Homer</span> -findet sich jedenfalls noch keine Andeutung<a name="FNanchor_367" id="FNanchor_367" href="#Footnote_367" class="fnanchor">367</a>.</p> - -<p>Genauere Kenntnis über den Bergbau im Altertum hat man -erhalten, seitdem man den Betrieb verlassener alter Bergwerke in -Spanien und am Laurion wieder aufnahm. Es geschah dies um<span class="pagenum"><a name="Page_p149" id="Page_p149">[Pg p149]</a></span> -die Mitte des 19. Jahrhunderts. Am Laurion hat man zahlreiche -Tagebaue und Stollen, sowie an 2000 Schächte wieder aufgedeckt. -Man fand auch die Geräte, welche die Alten beim Bergbau benutzten, -z. B. Grubenlampen, eiserne Hämmer, Meißel, Brechstangen -usw. Die Schächte gehen bis über hundert Meter in die -Tiefe. Ein weiteres Eindringen wird die Ansammlung von Grubenwasser -verhindert haben. Auch in Ton geformte Nachbildungen, -die sich auf den Betrieb beziehen, hat man ausgegraben. Diese -archäologischen Funde ergänzen die erhaltene Literatur in solchem -Maße, daß wir uns von dem bis in das 7. vorchristliche Jahrhundert -zurückreichenden Bergbau und Hüttenbetrieb der Athener -ein zutreffendes und deutliches Bild machen können<a name="FNanchor_368" id="FNanchor_368" href="#Footnote_368" class="fnanchor">368</a>.</p> - - -<h3>Einfluß und Dauer des aristotelischen Lehrgebäudes.</h3> - -<p>Wir haben uns in diesem Abschnitt insbesondere ein Bild -von den Leistungen des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> und desjenigen, der vor -allem auf dem Gebiete der Naturwissenschaften in seine Fußtapfen -trat, des <span class="gesperrt">Theophrast</span>, gemacht. Bevor wir uns dem alexandrinischen -Zeitalter zuwenden, sei noch ein Wort über die Bedeutung -des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> gesagt. Sein Einfluß hat sich auf 2000 Jahre -erstreckt, und jedes Zeitalter hat, wenn auch in sehr verschiedener -Weise, zu ihm, wie zu der griechischen Philosophie und Naturwissenschaft -überhaupt, Stellung nehmen müssen. Die Schätzung, -welche sie gefunden haben, ist eine recht wechselnde gewesen, je -nach dem Standpunkt, den die Beurteiler einnahmen. Während -des größten Teiles des Mittelalters galt <span class="gesperrt">Aristoteles</span> als unanfechtbare -Autorität. Noch <span class="gesperrt">Dante</span> erkennt ihn voll an und nennt -ihn <span lang="it" xml:lang="it">il maestro di color che sanno</span><a name="FNanchor_369" id="FNanchor_369" href="#Footnote_369" class="fnanchor">369</a>. Der Ansturm, der sich zu -Beginn der neueren Zeit gegen <span class="gesperrt">Aristoteles</span> erhob, betraf -weniger ihn selbst als seine mittelalterlichen Anhänger und Ausleger, -die manchen eigenen Irrtum durch seine Autorität zu decken -suchten.</p> - -<p>Ein scharfer Gegensatz zu <span class="gesperrt">Aristoteles</span> entstand erst mit -dem immer konsequenter werdenden Bemühen, die Natur aus -mechanischen Prinzipien zu erklären, unter Beseitigung des Zweck<span class="pagenum"><a name="Page_p150" id="Page_p150">[Pg p150]</a></span>begriffs, -der in der aristotelischen Philosophie dasjenige ist, um -das sich alles dreht. Aufs Schärfste verurteilt wurde demgemäß -<span class="gesperrt">Aristoteles</span> im Jahrhundert der Aufklärung, der Zeit der französischen -Materialisten und des <span lang="fr" xml:lang="fr">l'homme machine</span>. Es gehörte damals -zum guten Ton, von den nutzlosen Hirngespinsten des -<span class="gesperrt">Aristoteles</span> zu reden, ohne seine Schriften gelesen zu haben. -Eine Ausnahme bildete damals <span class="gesperrt">Cuvier</span>, der ihm für seine Leistungen -auf zoologischem Gebiete geradezu Bewunderung zollte. Mit der -Überwindung des reinen Materialismus durch das erneute Emporblühen -der Philosophie stellte sich ein Rückschlag ein. Es war vor -allem <span class="gesperrt">Hegel</span><a name="FNanchor_370" id="FNanchor_370" href="#Footnote_370" class="fnanchor">370</a>, der den großen Stagiriten wieder anerkannte: -»<span class="gesperrt">Aristoteles</span> ist,« sagt <span class="gesperrt">Hegel</span>, »in die ganze Masse des realen -Universums eingedrungen und hat ihre Zerstreuung dem Begriffe -untergeordnet.« Ziehen wir von diesem Ausspruch <span class="gesperrt">Hegels</span> soviel -ab, daß wir für die Tat das Wollen setzen, so ist die Bedeutung -des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> richtig erfaßt. In ihm begegnet uns ein Mensch, -der sich die Erklärung des Weltganzen und der Natur im einzelnen -zum Ziele machte und diese Aufgabe in umfassender Weise -zu lösen suchte. Ihn dabei an dem Maßstabe des modernen -Naturforschers zu messen, wie es in England<a name="FNanchor_371" id="FNanchor_371" href="#Footnote_371" class="fnanchor">371</a> geschehen, ist nicht -gerecht.</p> - -<p>Durch <span class="gesperrt">Aristoteles</span> wurde zum ersten Male ein Lehrgebäude -errichtet, das die Ergebnisse der Beobachtung und der Erfahrung, -zwar unter allzu starker Hervorhebung bloßer Denkbegriffe, indes -unter Vermeidung religiöser, mystischer und nationaler Vorurteile, -umfaßt. In diesem allgemein wissenschaftlichen Grundzug -liegt die Bedeutung und die treibende Kraft seiner Lehre. Das -war es, was <span class="gesperrt">Aristoteles</span> die Wirkung für alle Zeiten und auf -alle Völker sicherte.</p> - -<p>Ganz abgesehen von dieser allgemeinen Bedeutung des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> -wird man zugeben müssen, daß in seinen Werken eine -Menge von Einzelkenntnissen zusammengestellt und gesichtet sind. -Mit Recht nennen daher die Herausgeber<a name="FNanchor_372" id="FNanchor_372" href="#Footnote_372" class="fnanchor">372</a> der Tierkunde des -<span class="gesperrt">Aristoteles</span> dieses bedeutendste naturwissenschaftliche Werk des -Altertums eine »Biologie der gesamten Tierwelt, gegründet auf -eine große Menge von Einzelkenntnissen, belebt durch den groß<span class="pagenum"><a name="Page_p151" id="Page_p151">[Pg p151]</a></span>artigen -Gedanken, alles tierische Leben als einen Teil des Weltalls -in allen seinen unendlichen Abwandlungen zu einem einheitlichen -Gemälde zusammenzufassen, und erfüllt von der Weltanschauung, -für die Gesetze des natürlichen Geschehens einen vernünftigen -Endzweck vorauszusetzen.«</p> - -<p>Auch für die Entstehung der Geschichte der Wissenschaften -als einer besonderen Disziplin ist <span class="gesperrt">Aristoteles</span> grundlegend gewesen. -Er war es, der z. B. <span class="gesperrt">Eudemos</span> zur Abfassung seiner -Geschichte der Mathematik anregte (s. S. <a href="#Page_p081">81</a>) und andere seiner -Schüler veranlaßte, dasselbe für die Heilkunde und die Physik -zu unternehmen.</p> - - - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p152" id="Page_p152">[Pg p152]</a></span></p> - - - - -<h2>4. Das alexandrinische Zeitalter.</h2> - - -<p>Wir haben uns in den ersten Abschnitten diejenige Periode -in ihren Grundzügen vergegenwärtigt, in der die Keime der Naturwissenschaften -entstanden, eine Periode, die in der zusammenfassenden, -systematisierenden Tätigkeit des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> ihren -Höhepunkt erreichte. Frühzeitig traten uns geistige Regungen in -den ionischen Kolonien entgegen, wo die Berührung des Griechentums -mit der älteren, orientalischen Kultur besonders innig war. -Zu Hauptsitzen der Wissenschaft wurden darauf Athen und die -blühenden Städte Unteritaliens, dort durch <span class="gesperrt">Aristoteles</span> und seine -Schule, hier durch die Pythagoreer.</p> - -<p>Wie <span class="gesperrt">Alexander</span> durch gewaltige Machtentfaltung die Welt, -so hatte <span class="gesperrt">Aristoteles</span> das gesamte Wissen seiner Zeit zu umspannen -gesucht. Zu einer dauernden Beherrschung der übrigen -Völker waren die Griechen indessen nicht imstande. Mit dem -Tode des großen Eroberers zerfiel auch sein Reich. Anders gestalteten -sich die Dinge auf dem Gebiete der Wissenschaft. Hier -kann wohl von einer das Altertum überdauernden Herrschaft -der Griechen die Rede sein. Sie wurden die Lehrer der alten -Völker, während Rom die Rolle der Weltbeherrscherin zufiel.</p> - -<p>Bei den Griechen hatte die persönliche Eigenart eine bisher -unerreichte Bedeutung erlangt, doch war die Schaffenskraft dieses -Volkes nicht mehr die frühere, nachdem es seine politische Selbständigkeit -verloren hatte. Zwar machte sich diese Schwächung -mehr auf dem Gebiete der Kunst, vor allem auf dem der Dichtkunst, -und weniger auf dem Gebiete der Wissenschaften bemerkbar. -Doch zeigte sich hier eine andere, eigenartige Erscheinung. -Während des nationalen und wirtschaftlichen Niederganges, der -im Mutterlande selbst, schon im dritten Jahrhundert, eintrat, -wurde nämlich das gelehrte Griechentum kosmopolitisch. Der -Hauptsitz griechischer Weisheit wurde gleichzeitig von Athen nach -Alexandrien verlegt, das durch seine günstige Lage, seinen Reichtum, -sowie durch das Interesse, das die ägyptischen Herrscher<span class="pagenum"><a name="Page_p153" id="Page_p153">[Pg p153]</a></span> -bekundeten, besonders geeignet war, die weitere Pflege der Wissenschaften -zu übernehmen.</p> - -<p>Sehr eng gestalteten sich seit der Hellenisierung Vorderasiens -auch die schon seit Jahrhunderten vorhandenen Beziehungen der -griechischen zur babylonischen Wissenschaft. Die Griechen rechneten -sich den Besuch der Tempelschulen Babylons geradezu -als Ehre an. Besonders rege war dieser Verkehr unter der Herrschaft -der Seleukiden und der Ptolemäer.</p> - -<p>Die Herrschaft über Ägypten war nach dem Tode <span class="gesperrt">Alexanders</span> -(323 v. Chr.) in die Hände des <span class="gesperrt">Ptolemäos Lagi</span> übergegangen. -Dieser Fürst, dessen Geschlecht den ägyptischen Thron inne hatte, -bis im Jahre 30 v. Chr. das Land römische Provinz wurde, zog -viele griechische Gelehrte, insbesondere aus Athen, an seinen Hof. -Er wurde dadurch der Begründer der alexandrinischen Akademie, -die berufen war, die Wissenschaft durch eine Reihe von Jahrhunderten -zu fördern und sie für die nachfolgenden Zeiten zu erhalten. -Die äußeren Einrichtungen für jene gelehrte Körperschaft -fanden ihre Vollendung durch <span class="gesperrt">Ptolemäos Philadelphos</span>. Letzterer -errichtete ein prächtiges Gebäude, das den Gelehrten Wohnungen -und Räume zur Ausübung ihrer Tätigkeit bot. Auch -gründete er die berühmte alexandrinische Bibliothek. In einem -in der Nähe des Königsschlosses gelegenen Garten wurden Tiere -aus den tropischen Regionen Afrikas, darunter auch riesige -Schlangen, unterhalten.</p> - -<p>Der dritte <span class="gesperrt">Ptolemäos</span>, welcher den Beinamen <span class="gesperrt">Euergetes</span> -führte (247–222 v. Chr.), hat der Bibliothek den Bücherschatz -hinzugefügt, den einst <span class="gesperrt">Aristoteles</span> und <span class="gesperrt">Theophrast</span> besaßen<a name="FNanchor_373" id="FNanchor_373" href="#Footnote_373" class="fnanchor">373</a>. -In späteren Zeiten umfaßte die große Bibliothek des alexandrinischen -Museums etwa 400000 Rollen. Dazu kam noch eine zweite -Büchersammlung im Serapeion. Bei der Belagerung Alexandriens -durch <span class="gesperrt">Cäsar</span> (47 v. Chr.) wurden die dort befindlichen Bücherschätze, -die <span class="gesperrt">Cäsar</span> nach Rom zu schaffen beabsichtigte, teilweise -zerstört. Später wurden sie durch Einverleibung der pergamenischen -Bibliothek um 200000 Rollen bereichert<a name="FNanchor_374" id="FNanchor_374" href="#Footnote_374" class="fnanchor">374</a>.</p> - -<p>Fast sämtliche Gelehrte der alten Zeit, von denen noch -die Rede sein wird, gehörten entweder der alexandrinischen Aka<span class="pagenum"><a name="Page_p154" id="Page_p154">[Pg p154]</a></span>demie -an, oder standen mit ihr in mehr oder weniger enger -Fühlung. Im allgemeinen ist das Wirken dieser Männer indes -nicht mehr grundlegend, sondern auf die Erhaltung und die Fortentwicklung -aller während des Altertums gewonnenen Ansätze -gerichtet gewesen. Ihre Arbeiten betrafen dementsprechend nicht -nur die Mathematik und die Naturwissenschaften, sondern das -ganze Gebiet des damaligen Wissens, von der Philosophie und -anderen Gebieten des reinen Denkens bis zu der Beschäftigung -mit den konkretesten Dingen, gehörte zu ihrem Bereich. Häufig -beschränkten sie sich auf bloßes Kommentieren der vorhandenen -Schriften, wie es bezüglich der Zoologie und der Botanik der Fall -war. Wo aber das deduktive Verfahren Anwendung finden konnte, -wie auf dem Gebiete der reinen Mathematik, fand eine Fortentwicklung -der übermittelten Keime statt. Auch einige Teilgebiete -der Physik erfuhren eine namhafte Förderung. Vor allem gilt dies -von der Physik der Gase. In der späteren alexandrinischen Zeit -begegnen uns endlich die Anfänge der Alchemie und somit die -Wurzeln der chemischen Wissenschaft.</p> - -<p>Als Mathematiker sind unter den Mitgliedern der alexandrinischen -Akademie besonders <span class="gesperrt">Euklid</span>, <span class="gesperrt">Apollonios</span> und <span class="gesperrt">Diophant</span> -zu nennen. Als Astronomen wirkten <span class="gesperrt">Hipparch</span> und <span class="gesperrt">Ptolemäos</span>, -während die Physik durch <span class="gesperrt">Ktesibios</span> und <span class="gesperrt">Heron</span> gefördert wurde.</p> - - -<h3>Die Begründung eines Systems der Mathematik.</h3> - -<p>Zu den frühesten Mitgliedern der alexandrinischen Schule -gehört <span class="gesperrt">Euklid</span> (<span class="gesperrt">Eukleides</span>), dessen Name eng mit der Geschichte -der Mathematik verbunden ist, einer Wissenschaft, die nicht etwa -erst in der neueren Zeit, sondern auch schon im Altertum in hohem -Grade das Emporblühen der Naturwissenschaften bedingt hat. Die -Lebensumstände <span class="gesperrt">Euklids</span> sind wenig bekannt. Bezüglich seines -Geburtsortes, sowie seines Studienganges schwanken die Angaben<a name="FNanchor_375" id="FNanchor_375" href="#Footnote_375" class="fnanchor">375</a>. -Sicher ist, daß <span class="gesperrt">Euklid</span> zu Beginn der Ptolemäerzeit, also um -300 v. Chr., in Alexandrien gelebt hat. Dem <span class="gesperrt">Ptolemäos Lagi</span> -gegenüber, der das mathematische Studium erleichtert zu sehen -wünschte, soll er den bekannten Ausspruch: »Es gibt keinen -Königsweg zur Mathematik!« getan haben.</p> - -<p>Unter den auf uns gekommenen Werken <span class="gesperrt">Euklids</span> nehmen -die »Elemente« den ersten Platz ein. Sie wurden wegen ihrer<span class="pagenum"><a name="Page_p155" id="Page_p155">[Pg p155]</a></span> -Vollständigkeit und ihrer strengen Beweisführung in solchem Grade -als mustergültig anerkannt, daß sie bis in die neueste Zeit hinein -sehr oft dem Anfangsunterricht zugrunde gelegt wurden. In seine -»Elemente« hat <span class="gesperrt">Euklid</span> im wesentlichen das damals bekannte -mathematische Wissen aufgenommen und es, wo dies noch nicht -geschehen war, auf strenge Beweise gestützt. Das Werk umfaßt -die Geometrie der Ebene und des Raumes und geht auch auf die -Lehre von den Zahlen, als der Grundlage allen Messens, ein.</p> - -<p>Eine genauere Inhaltsangabe der 13 Bücher, in welche die -»Elemente« <span class="gesperrt">Euklids</span> zerfallen, findet sich bei <span class="gesperrt">Cantor</span> (Gesch. d. -Mathematik Bd. I. S. 221–252)<a name="FNanchor_376" id="FNanchor_376" href="#Footnote_376" class="fnanchor">376</a>. Das 1. Buch handelt von den -Linien, Dreiecken und Parallelogrammen. Den Abschluß bildet -der pythagoreische Lehrsatz. Das 2. Buch gipfelt in der Aufgabe, -für jede gegebene, geradlinige Figur ein gleich großes Quadrat -zu zeichnen. Im folgenden Buch wird dann die Lehre vom Kreise -behandelt. Das vierte handelt von den ein- und umgeschriebenen -Vielecken. Die Konstruktion des Fünfecks macht die Anwendung -des goldenen Schnitts erforderlich. Das 6. Buch ist dadurch besonders -fesselnd, daß uns darin die erste Lösung einer Maximum-Aufgabe -begegnet. Es wird nämlich gezeigt, daß x(a - x) -seinen größten Wert erhält, wenn x = a/2 wird.</p> - -<p>Im 7., 8. und 9. Buche findet sich die Lehre von den Zahlen. -Begonnen wird mit teilerfremden Zahlen und solchen, die ein gemeinsames -Maß besitzen. Die Auffindung geschieht wie heute -durch fortgesetzte Teilung des letztmaligen Divisors durch den -erhaltenen Rest. Ferner werden die Proportionen und die Primzahlen -untersucht und z. B. bewiesen, daß es unendlich viele Primzahlen -gibt. Dann lehrt <span class="gesperrt">Euklid</span> die Summierung der geometrischen -Reihe und befaßt sich mit Untersuchungen über irrationale Zahlen. -Das 12. Buch handelt von der Pyramide, dem Kegel, dem Zylinder -und der Kugel. <span class="gesperrt">Euklid</span> läßt den Zylinder durch Drehung eines -Rechtecks um eine feststehende Seite und den Kegel, sowie die -Kugel durch eine entsprechende Drehung eines Dreiecks bzw. -eines Halbkreises entstehen. Er erwähnt zwar, daß sich die Inhalte -von Kugeln wie die Kuben ihrer Durchmesser verhalten, den Inhalt -der Kugel vermochte jedoch erst <span class="gesperrt">Archimedes</span> zu bestimmen. Auch -findet sich bei <span class="gesperrt">Euklid</span> schon die Bemerkung, daß man durch den<span class="pagenum"><a name="Page_p156" id="Page_p156">[Pg p156]</a></span> -schrägen Schnitt eines Zylinders oder eines Kegels eine wie ein -Schild aussehende Kurve (die Ellipse) erhalte<a name="FNanchor_377" id="FNanchor_377" href="#Footnote_377" class="fnanchor">377</a>.</p> - -<p>Das 13. Buch endlich handelt von den Polyedern, die sich -aus regelmäßigen Vielecken bilden lassen. Es schließt mit der -Bemerkung, daß es nur fünf regelmäßige Polyeder geben könne, -nämlich das Tetraeder, das Oktaeder und das Ikosaeder, die von -Dreiecken begrenzt sind, den Würfel und das von Fünfecken eingeschlossene -Dodekaeder<a name="FNanchor_378" id="FNanchor_378" href="#Footnote_378" class="fnanchor">378</a>.</p> - -<p>Die Klarheit und die strenge Form der Beweisführung, die -<span class="gesperrt">Euklid</span> geschaffen, sind den späteren griechischen Mathematikern -eigen geblieben. Doch fehlt ihnen meist noch der Sinn für eine allgemeinere -Fassung der Probleme. Soviel Fälle bezüglich der Lage -von Linien in einer Aufgabe möglich sind, soviel Probleme waren -auch für die griechische Mathematik vorhanden<a name="FNanchor_379" id="FNanchor_379" href="#Footnote_379" class="fnanchor">379</a>. Daher sehen -wir oft ihre hervorragendsten Schöpfer sämtliche, mitunter sehr -zahlreichen Fälle eines Problems erledigen, ohne durch eine Erweiterung -der Begriffe zu allgemeineren Sätzen zu gelangen. Daß -der neueren Mathematik in dieser Hinsicht gelang, was der griechischen -versagt blieb, liegt daran, daß erst in der viel später -entstehenden Verknüpfung der Geometrie mit der Algebra ein -Mittel zur allgemeineren Lösung mathematischer Aufgaben gewonnen -wurde.</p> - -<p>Die Bedeutung der <span class="gesperrt">Euklid</span>ischen »Elemente« wird durch -folgende Worte treffend gekennzeichnet: »Was der Alexandriner -<span class="gesperrt">Euklid</span> um 300 vor Beginn unserer Zeitrechnung schrieb, ist auch -heute in Form und Inhalt der eiserne Bestand der Schulmathematik. -Nur wenig Zusätze sind dem Euklidischen System eingegliedert -worden. Stolzer als ein Denkmal von Stein, schärfer -und reiner in der Linienführung als irgend ein Kunstwerk, hat es -sich der Jetztzeit erhalten. Was der junge Grieche durchdenken, -lernen und üben mußte, das arbeitet mit gleicher Andacht heute -der strebsame Schüler durch<a name="FNanchor_380" id="FNanchor_380" href="#Footnote_380" class="fnanchor">380</a>.«</p> - -<p><span class="gesperrt">Euklid</span> hatte das mathematische Wissen seiner Zeit in ein -System gebracht<a name="FNanchor_381" id="FNanchor_381" href="#Footnote_381" class="fnanchor">381</a>. Er hatte zwar viel Eigenes hinzugefügt. Der<span class="pagenum"><a name="Page_p157" id="Page_p157">[Pg p157]</a></span> -weitere Ausbau und die Erschließung neuer Gebiete erfolgte jedoch -durch <span class="gesperrt">Archimedes</span>. In ihm begegnet uns der genialste -Mathematiker des Altertums. Zwischen <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, dem Hauptrepräsentanten -des vorigen Zeitabschnitts, und <span class="gesperrt">Archimedes</span> liegt -ein Zeitraum von etwa hundert Jahren. Dieser Zeitraum ist geschichtlich -dadurch von Bedeutung, daß seit dem Eroberungszuge -<span class="gesperrt">Alexanders</span> der Orient mit den Völkern des Mittelmeeres in die -engste Fühlung kam, während gleichzeitig ein neues Reich, dasjenige -der Römer, zunächst das westliche Mittelmeerbecken, später -aber die gesamte alte Kulturwelt zu umfassen strebte. Eine ähnliche -Expansivkraft entfaltete auf dem Gebiete der Kunst und der -Wissenschaft das Griechentum, das überall, im fernen Orient, in -Ägypten, in Italien, ja selbst an den Küsten des westlichen Mittelmeeres -seine Stützpunkte fand. Griechentum und Römerherrschaft -sollten dann im Verlaufe der nächsten Jahrhunderte die Bindemittel -abgeben, welche die so verschiedenartigen Völker Südeuropas, -Vorderasiens und Nordafrikas bis zu einem gewissen Grade zu -einer staatlichen, geistigen und Handelsgemeinschaft verband, -einer Gemeinschaft, welche den Boden für die so überraschend -schnelle, alles bezwingende Ausbreitung des Christentums bereiten -half.</p> - - -<h3>Das Leben und die Bedeutung des Archimedes.</h3> - -<p>Bevor wir uns mit dem weiteren Ausbau der reinen und der -angewandten Mathematik durch <span class="gesperrt">Archimedes</span> beschäftigen, wollen -wir uns in aller Kürze die bisherige Entwicklung der Mathematik -vergegenwärtigen und dann einen Blick auf die Lebensverhältnisse -des großen Mathematikers werfen.</p> - -<p>Überwog im 4. Jahrhundert v. Chr. noch der philosophierende, -auf die Entwicklung von umfassenden Lehrsystemen gerichtete -Grundzug des griechischen Geistes, so tritt uns in dem auf -<span class="gesperrt">Alexander den Großen</span> folgenden Zeitabschnitt mehr die Richtung -auf das Empirische und Nützliche, in Verbindung mit einer -raschen Entwicklung der Mathematik und einer Beschränkung der -Spekulation auf ein bescheideneres Maß, entgegen. Neben den -Forderungen des praktischen Lebens (Handel, Vermessungen usw.)<span class="pagenum"><a name="Page_p158" id="Page_p158">[Pg p158]</a></span> -waren es drei Probleme der reinen Wissenschaft, welche die Mathematik -bei den Griechen schon vor <span class="gesperrt">Archimedes</span><a name="FNanchor_382" id="FNanchor_382" href="#Footnote_382" class="fnanchor">382</a> auf eine ungewöhnliche -Höhe gebracht hatten. Es waren dies die Quadratur -des Kreises, die Würfelverdoppelung und die Dreiteilung des Winkels. -So hatten die vergeblichen Versuche, den Kreis zu quadrieren, -<span class="gesperrt">Hippokrates</span> zur Auffindung des Satzes geführt, der noch jetzt -unter dem Namen der Lunulae (kleine Monde) Hippokratis bekannt -ist. <span class="gesperrt">Hippokrates</span><a name="FNanchor_383" id="FNanchor_383" href="#Footnote_383" class="fnanchor">383</a> hatte mit Hilfe des erweiterten pythagoreischen -Lehrsatzes bewiesen, daß sich zwei von krummen Linien begrenzte -Flächen auf ein aus geraden Linien gebildetes Flächenstück -zurückführen lassen<a name="FNanchor_384" id="FNanchor_384" href="#Footnote_384" class="fnanchor">384</a>. Die Würfelverdoppelung oder das Delische -Problem forderte, die Seite (a) eines Würfels zu finden, der doppelt -so groß ist wie ein gegebener Würfel. Anders ausgedrückt, wenn -x<sup>3</sup> = 2a<sup>2</sup> gegeben ist, soll x durch Konstruktion gefunden werden. -Das Bemühen, dies Problem zu lösen, wurde durch die Auffindung -einer Anzahl neuer Kurven (Cissoide, Konchoide, Kegelschnitte) -belohnt. Auch das Problem der Dreiteilung des Winkels führte -zur Auffindung neuer, bestimmte Eigenschaften aufweisender und -auf Grund derselben konstruierbarer, krummer Linien. Eine Zusammenfassung -der mathematischen Kenntnisse der Griechen erfolgte -durch <span class="gesperrt">Euklid</span>, von dem zu Beginn des vorigen Abschnitts die -Rede gewesen ist.</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig17" id="fig17" href="images/abb17.jpg"><img width="300" height="170" src="images/abb17_t.jpg" alt="[Abb. 17]" /></a> -<div class="caption">Abb. 17. -Vorrichtung zum Heben großer Lasten.</div> -</div> - -<p>Über <span class="gesperrt">Archimedes</span> ist wenig Zuverlässiges bekannt. Er wurde -um 287 v. Chr. in Syrakus geboren, gehört also in die für Sizilien so -bewegte Zeit der großen Entscheidungskämpfe, welche Rom und -Karthago um die Weltherrschaft führten. Die Geschichtsschreiber -dieser Periode, <span class="gesperrt">Livius</span>, <span class="gesperrt">Polybios</span> und <span class="gesperrt">Plutarch</span>, sind es auch, -denen wir die meisten Nachrichten über <span class="gesperrt">Archimedes</span> verdanken. -Was diese und andere über ihn erzählen, setzt sich indessen zum -großen Teil aus Anekdoten zusammen, mit denen das Altertum das -Leben seiner berühmten Männer, insbesondere seiner hervorragenden -Denker, auszuschmücken liebte. <span class="gesperrt">Archimedes</span> war nach <span class="gesperrt">Plutarch</span><a name="FNanchor_385" id="FNanchor_385" href="#Footnote_385" class="fnanchor">385</a> -ein Verwandter <span class="gesperrt">Hierons</span> II., des Tyrannen von Syrakus. Sein Vater -war Astronom und machte ihn sehr früh mit astronomischen Be<span class="pagenum"><a name="Page_p159" id="Page_p159">[Pg p159]</a></span>obachtungen -vertraut. <span class="gesperrt">Archimedes</span> lebte, ohne ein öffentliches -Amt zu bekleiden, ganz der Wissenschaft. Eine Zeitlang hielt er -sich in Ägypten auf. Dort war nach dem Tode <span class="gesperrt">Alexanders -des Großen</span> in der alexandrinischen Akademie, zu der man -<span class="gesperrt">Archimedes</span> rechnen kann, eine Stätte hellenischer Weisheit -emporgeblüht, die berufen war, in den nachfolgenden Jahrhunderten -die Fackel der Wissenschaft hochzuhalten. Die alexandrinische -Schule soll deshalb auch noch in einem späteren Abschnitt -Gegenstand der Betrachtung sein. In Alexandrien zählte <span class="gesperrt">Archimedes</span> -zu den Schülern des Mathematikers <span class="gesperrt">Konon</span>. Diesem soll -<span class="gesperrt">Archimedes</span> auch nach seiner Rückkehr nach Syrakus, wo er den -größten Teil seines Lebens zubrachte, Schriften zur Durchsicht -geschickt haben, auch stand er mit ihm in regelmäßigem brieflichen -Verkehr. Seine Beziehungen zu den syrakusanischen Machthabern -veranlaßten ihn, sein außerordentliches Geschick in mechanischen -Dingen auf die Vervollkommnung der Schleuderwerkzeuge -und anderer Kriegsgeräte zu verwenden. Die Alten schrieben -<span class="gesperrt">Archimedes</span> die Erfindung zahlreicher Maschinen zu. Unter -diesen werden der Flaschenzug und die Archimedische Schraube -genannt. Letztere findet noch heute in Ägypten zum Bewässern -der dem Nil benachbarten Ländereien Verwendung. Bei manchen -Angaben, insbesondere denjenigen, die sich auf die von <span class="gesperrt">Archimedes</span> -geleitete Verteidigung seiner Vaterstadt beziehen, ist es -nicht leicht, Wahrheit und Irrtum voneinander zu scheiden. <span class="gesperrt">Archimedes</span> -dürfte z. B. wohl selbst die Wirkung der Brennspiegel besser -gekannt haben als die späteren Schriftsteller, die ihm das Unmögliche -zuschrieben, er habe die Schiffe der Belagerer mit Brenn<span class="pagenum"><a name="Page_p160" id="Page_p160">[Pg p160]</a></span>spiegeln -in Brand gesetzt. Es wird ferner erzählt, <span class="gesperrt">Hieron</span> habe -ihn aufgefordert, vermittelst einer geringen Kraft eine große Last -zu bewegen. Dies habe <span class="gesperrt">Archimedes</span> zur Erfindung des Flaschenzuges -geführt, mit dem er dann vor den Augen des erstaunten -Königs eine schwer beladene Triëre ohne Anstrengung an das -Land zog. Vielleicht hat <span class="gesperrt">Archimedes</span> auch zu diesem Zwecke -die Schraube ohne Ende in Verbindung mit einer Zahnradübersetzung -benutzt<a name="FNanchor_386" id="FNanchor_386" href="#Footnote_386" class="fnanchor">386</a>, einen Apparat, den uns die vorstehende Abbildung -vorführt.</p> - -<p>Große Bewunderung erregte ferner eine Art Planetarium, das -<span class="gesperrt">Archimedes</span> konstruierte. Im Mittelpunkt befand sich die Erde. -Mond, Sonne und Planeten wurden durch einen, wahrscheinlich -hydraulisch betriebenen, Mechanismus um den Zentralkörper herumgeführt. -<span class="gesperrt">Cicero</span> erwähnt dieses Kunstwerk, das als Vorbild für -die im Mittelalter (z. B. an der Uhr des Straßburger Münsters) -entstandenen Planetarien diente<a name="FNanchor_387" id="FNanchor_387" href="#Footnote_387" class="fnanchor">387</a>.</p> - -<p>Ausführlicher lauten die Berichte über die letzten Lebensjahre -des <span class="gesperrt">Archimedes</span>, da sie in die Zeit der Belagerung von -Syrakus fallen. Hierbei hat <span class="gesperrt">Archimedes</span>, den Nachrichten der -Geschichtsschreiber<a name="FNanchor_388" id="FNanchor_388" href="#Footnote_388" class="fnanchor">388</a> zufolge, eine wichtige Rolle gespielt und -schließlich ein trauriges Ende gefunden. Auch bezüglich der über -diese Begebenheit auf uns gelangten Nachrichten sind Wahrheit -und Dichtung vermengt. Der zweite punische Krieg, der über das -Schicksal Siziliens entscheiden sollte, hatte im Jahre 218 v. Chr. -mit einem Siegeslauf Hannibals begonnen, wie ihn die Welt seit -den Tagen Alexanders nicht gesehen. Bald jedoch wandte sich -das Glück, und während Hannibal sich nur durch geschickte Züge -in Italien zu halten wußte, brachten die Römer eine Stadt Siziliens -nach der andern zu Fall, bis sich endlich die ganze Insel in ihren -Händen befand. Am meisten Schwierigkeiten bereitete dem römischen -Feldherrn <span class="gesperrt">Marcellus</span> die Stadt Syrakus. Daß sie viele<span class="pagenum"><a name="Page_p161" id="Page_p161">[Pg p161]</a></span> -Monate der Belagerung zu trotzen vermochte, wird vor allem den -Verteidigungsmaßregeln des <span class="gesperrt">Archimedes</span> zugeschrieben. Wurfmaschinen -von ganz hervorragender Wirkung und Treffsicherheit, -die nach <span class="gesperrt">Plutarch</span> Steinblöcke von Zentnerschwere auf große -Entfernung schleuderten, schreckten die Stürmenden zurück. Dem -Angriff der Flotte suchte man mit Feuerbränden zu begegnen. -Spätere Berichterstatter haben daraus die erwähnte, völlig unglaubwürdige -Erzählung gemacht, <span class="gesperrt">Archimedes</span> habe die Schiffe -der Belagerer mit Hilfe von Hohlspiegeln in Brand gesetzt.</p> - -<p>Als endlich die Römer Syrakus einnahmen und die Soldaten, -voll Wut über die erlittenen Mühsale und Verluste, ein furchtbares -Gemetzel anstellten, zählte <span class="gesperrt">Archimedes</span> zu den Opfern. -Über sein Ende, das <span class="gesperrt">Marcellus</span> sehr betrübt haben soll, lauten -die Berichte verschieden. Am bekanntesten ist die Erzählung, -<span class="gesperrt">Archimedes</span> sei, in Nachdenken über ein mathematisches Problem -versunken, von einem römischen Soldaten niedergestoßen worden. -Seine letzten Worte sollen »<span lang="la" xml:lang="la">Noli turbare circulos meos</span>« gelautet -haben. Das Grab des Gelehrten wurde mit einem Stein geschmückt, -in den die von dem Zylinder eingeschlossene Kugel eingemeißelt -war. So soll <span class="gesperrt">Archimedes</span> es selbst gewünscht haben, -ein Zeichen, welchen Wert er auf seine Entdeckung legte, daß -der Inhalt der Kugel zum Inhalt des umschließenden Zylinders -sich wie 2 : 3 verhält. Dieses Grabmal, das <span class="gesperrt">Marcellus</span> errichten -ließ, wurde später von <span class="gesperrt">Cicero</span> in einem sehr vernachlässigten Zustande -wieder aufgefunden und der Vergessenheit entrissen<a name="FNanchor_389" id="FNanchor_389" href="#Footnote_389" class="fnanchor">389</a>.</p> - -<p>Seine Bewunderung für den größten Mathematiker des Altertums -hat <span class="gesperrt">Cicero</span> in die Worte gekleidet, <span class="gesperrt">Archimedes</span> habe mehr<span class="pagenum"><a name="Page_p162" id="Page_p162">[Pg p162]</a></span> -Genie besessen, als mit der menschlichen Natur verträglich zu sein -scheine<a name="FNanchor_390" id="FNanchor_390" href="#Footnote_390" class="fnanchor">390</a>. An Vielseitigkeit und Genialität kann ihm unter den -Neueren vielleicht nur <span class="gesperrt">Gauß</span> an die Seite gestellt werden<a name="FNanchor_391" id="FNanchor_391" href="#Footnote_391" class="fnanchor">391</a>.</p> - -<p>Die Probleme, welche etwa 100 Jahre nach <span class="gesperrt">Aristoteles</span> -den <span class="gesperrt">Archimedes</span> beschäftigten, betrafen insbesondere das Gebiet -der Statik. Sie wurden nach echt naturwissenschaftlichem Verfahren, -d. h. gestützt auf Versuche und mathematische Ableitung -und deshalb mit dem besten Erfolge, behandelt. Seine Werke -sind daher als das hervorragendste Erzeugnis des griechischen -Geistes auf exaktem Gebiete zu bezeichnen. Es scheint kein Zufall -zu sein, daß diese Werke nicht in dem vorwiegend der Kunst -und der Philosophie zugewandten Mutterlande, sondern in Großgriechenland -entstanden sind, wo der Handel blühte und eine -gewisse, die forschende Tätigkeit begünstigende Nüchternheit des -Verstandes vorherrschte.</p> - - -<h3>Die griechische Mathematik erreicht in Archimedes -und in Apollonios ihren Höhepunkt.</h3> - -<p>Die wissenschaftliche Bedeutung des <span class="gesperrt">Archimedes</span><a name="FNanchor_392" id="FNanchor_392" href="#Footnote_392" class="fnanchor">392</a> ist in -gleicher Weise auf den Gebieten der reinen Mathematik und der -Mechanik zu suchen. Außer dem soeben erwähnten, wichtigen Satze -über den Inhalt der Kugel und des sie umschließenden Zylinders, -deren Oberflächenverhältnis er gleichfalls auffand, lieferte <span class="gesperrt">Archimedes</span> -eine Arbeit über die Kreismessung, die eine Berechnung -der Zahl π enthält. Diese Arbeit ist, sowohl nach ihrer Bedeutung -für die Entwicklung der Geometrie, als auch für die Geschichte -der Rechenkunst, von Wichtigkeit. Sein Verfahren ist das in der -elementaren Geometrie noch jetzt gelehrte. Ausgehend von dem -Satze, daß der Umfang des Kreises kleiner als der Umfang des -umschriebenen und größer als derjenige des eingeschriebenen regel<span class="pagenum"><a name="Page_p163" id="Page_p163">[Pg p163]</a></span>mäßigen -Vielecks ist, berechnet <span class="gesperrt">Archimedes</span> als Grenzwerte für -π die Zahlen 3,141 und 3,142. Es sind dies die Werte, die sich für -den Umfang des ein- und umgeschriebenen regelmäßigen 96-Ecks -ergeben. Das erwähnte Verfahren wird als Exhaustionsverfahren -bezeichnet, könnte aber auch die Integrationsmethode der alten -Mathematik genannt werden. Aus dem Bestreben, bei derartigen -Aufgaben die Grenzwerte beliebig nahe zu rücken, ohne dazu -umständliche, zeitraubende Berechnungen nötig zu haben, ist im -17. Jahrhundert die Infinitesimalrechnung erwachsen.</p> - -<p>Auch mit isoperimetrischen Problemen, d. h. Aufgaben, bei -denen es sich um die Bestimmung größter oder kleinster Werte -handelt, beschäftigte sich schon das Altertum. So war schon vor -<span class="gesperrt">Aristoteles</span> bekannt, daß der Kreis unter allen Flächen gleichen -Umfangs den größten Flächeninhalt und die Kugel unter allen -Körpern von gleicher Oberfläche den größten Rauminhalt besitzt<a name="FNanchor_393" id="FNanchor_393" href="#Footnote_393" class="fnanchor">393</a>.</p> - -<p>Das Exhaustionsverfahren wurde von den Alten nicht nur auf -krummlinige Figuren, sondern auch auf Flächen und auf Raumgebilde -angewandt. Das Verfahren lief stets darauf hinaus, den -Unterschied zwischen der zu messenden Linie, Fläche oder Raumgröße -und den diesen Formen sich nähernden, leicht zu berechnenden -Hilfsgebilden immer kleiner zu machen. Man erhielt eine -noch größere Sicherheit, wenn man zwei Hilfsgebilde, z. B. das -ein- und umgeschriebene Polygon beim Kreise, wählte und auf -diese Weise zwei Grenzwerte für die zu messende Größe ermittelte. -Was den Inhalt des Kreises anbetrifft, so bewies <span class="gesperrt">Archimedes</span>, -daß er gleich demjenigen eines rechtwinkeligen Dreiecks ist, dessen -eine Kathete gleich dem Halbmesser und dessen andere gleich dem -Umfang des Kreises ist.</p> - -<p>Die Behandlung ebener Figuren wurde von <span class="gesperrt">Archimedes</span> jedoch -über das Gebiet der elementaren Mathematik hinausgeführt, -indem er den Inhalt der Parabel und der Ellipse berechnen lehrte -und die Eigenschaften von Kurven höherer Ordnung, wie der Spiralen, -ermittelte. Mit Hilfe der soeben besprochenen Exhaustionsmethode -wies <span class="gesperrt">Archimedes</span> z. B. nach, daß das Parabelsegment -<sup>4</sup>/<sub>3</sub> eines Dreiecks von gleicher Grundlinie und Höhe beträgt. Für -die Ellipse zeigte er, daß sich ihre Fläche zur Fläche eines mit -der großen Achse als Durchmesser geschlagenen Kreises wie die -kleine Achse zur großen Achse verhält usw. Die merkwürdigste<span class="pagenum"><a name="Page_p164" id="Page_p164">[Pg p164]</a></span> -Schrift über die Kurven ist sein Buch von den Schneckenlinien. -Die nach ihm als archimedische Spirale bezeichnete Schneckenlinie -definiert er mit folgenden Worten: »Wenn eine gerade Linie -in einer Ebene um einen ihrer Endpunkte, der unbeweglich bleibt, -mit gleichförmiger Geschwindigkeit sich dreht, und wenn gleichzeitig -in der bewegten Linie ein Punkt vom unbewegten Endpunkte -aus sich gleichförmig bewegt, so beschreibt dieser Punkt eine -Schneckenlinie.« Eine derartige, zuerst bei <span class="gesperrt">Hippias</span> anzutreffende -Verbindung von zwei bestimmt gekennzeichneten Bewegungen stellte -eine nicht geringe Bereicherung der Wissenschaft dar<a name="FNanchor_394" id="FNanchor_394" href="#Footnote_394" class="fnanchor">394</a>.</p> - -<p>Auch gelang es <span class="gesperrt">Archimedes</span>, durch ein ähnliches Verfahren, -wie er es beim Kreise und bei der Parabel anwandte, die Quadratur -der Schneckenlinie zu finden. Sogar das Tangentenproblem -vermochte er für diese Kurve zu lösen, indem er zeigte, -wie die Berührungslinie an irgend einen ihrer Punkte gezogen -werden kann.</p> - -<p>Daß <span class="gesperrt">Archimedes</span> sich schon einer Methode bediente, die in -ihrem Wesen unserem heutigen Integrationsverfahren entsprach, läßt -sich noch deutlicher, als aus den hier besprochenen Werken, aus der -vor kurzem durch <span class="gesperrt">Heiberg</span> entdeckten Methodenlehre (Ephodion) -ersehen<a name="FNanchor_395" id="FNanchor_395" href="#Footnote_395" class="fnanchor">395</a>. Es hat den Anschein, als ob <span class="gesperrt">Archimedes</span> die im Ephodion -enthaltene Infinitesimalmethode gewissermaßen nur zu seinem -Privatgebrauch entwickelt hätte, weil die Anwendung der Unendlichkeitsbegriffe -bei den Mathematikern, welche die Einwände der -Philosophen fürchteten, verpönt war. Als vollgültig wurde für die -hier in Betracht kommenden Probleme nur das Exhaustionsverfahren -angesehen. In dieses kleidete <span class="gesperrt">Archimedes</span>, offenbar der -herrschenden Schule zuliebe, Sätze, die er zunächst ausgehend -von der Mechanik oder mit Hilfe seiner Infinitesimalmethode gefunden -hatte. Als Beispiel dafür verdient der Satz vom Zylinder<span class="pagenum"><a name="Page_p165" id="Page_p165">[Pg p165]</a></span>huf -genannt zu werden<a name="FNanchor_396" id="FNanchor_396" href="#Footnote_396" class="fnanchor">396</a>. Für diesen gibt <span class="gesperrt">Archimedes</span> einen -mechanischen Beweis, einen Beweis nach dem Exhaustionsverfahren -und einen solchen mit Hilfe seiner jetzt bekannt gewordenen Infinitesimalmethode. -Letztere bestand darin, daß er die Flächen -auf Gerade und die Körper auf Flächen zurückführte, wie es unter -den neueren Mathematikern zuerst <span class="gesperrt">Cavalieri</span> getan. Erläutert -wird die neue Methode unter anderem an dem Satz vom Flächeninhalt -des Parabelsegments und an mehreren Sätzen über Volum- -und Schwerpunktsbestimmungen.</p> - -<p>Ein Buch des <span class="gesperrt">Archimedes</span> über das Siebeneck im Kreise -und ein anderes über die Berührung von Kreisen sind leider verlorengegangen. -Von hervorragender Wichtigkeit sind die erhalten -gebliebenen archimedischen Schriften über die Kugel und -den Zylinder. Es wird darin bewiesen, daß die Kugeloberfläche -dem Vierfachen ihres größten Kreises gleich ist (O = 4 r<sup>2</sup> π). -Ferner wird die Oberfläche der Kalotte oder des Kugelabschnittes -berechnet. Und endlich wird gezeigt, daß ein Zylinder, der zur -Grundfläche einen größten Kreis der Kugel, zur Höhe aber den -Durchmesser der Kugel hat, mit anderen Worten, daß ein der -Kugel umschriebener Zylinder seinem Inhalt nach sich zur Kugel -selbst wie 3 : 2 verhält. Die Oberfläche dieses Zylinders fand -<span class="gesperrt">Archimedes</span> gleich dem Anderthalbfachen der Kugeloberfläche. -Die betreffende Figur hat nicht nur auf seinem Grabstein Platz -gefunden. Sie erhielt sich auch auf Münzen der Stadt Syrakus.</p> - -<p>Seine Untersuchungen über die Kugel führten <span class="gesperrt">Archimedes</span> -endlich noch auf die Rotationskörper, welche durch die Umdrehung -von Kegelschnitten entstehen, seine Konoide und Sphäroide. Auch -in diesen Fällen bediente er sich der Exhaustionsmethode, indem -er die zu kubierenden Körper in Scheiben von gleicher Dicke zerlegte -und die ein- und umgeschriebenen Zylinder summierte. Die -erhaltenen Summen stellen Grenzwerte dar, die sich dem zu ermittelnden -Rauminhalt um so mehr nähern, je geringer der Abstand -der Schnitte ist.</p> - -<p>Über die Kegelschnitte hatte schon <span class="gesperrt">Euklid</span> geschrieben. -Doch hat sich um die Begründung dieses Gegenstandes keiner -unter den alexandrinischen Mathematikern ein so großes Verdienst -erworben wie <span class="gesperrt">Apollonios</span> von Pergä. Er war ein Zeitgenosse -von <span class="gesperrt">Archimedes</span> und <span class="gesperrt">Eratosthenes</span>. Seine Werke entstanden -in der Zeit von 240–200 v. Chr. Erhalten ist nur das bedeu<span class="pagenum"><a name="Page_p166" id="Page_p166">[Pg p166]</a></span>tendste, -als κωνικά (Kegelschnitte) bezeichnete Werk. In diesem -zeigte <span class="gesperrt">Apollonios</span>, daß die als Ellipse, Parabel und Hyperbel -bezeichneten Kurven auf der Oberfläche eines Kegels entstehen, -wenn durch letzteren Ebenen gelegt werden. Auch das schwierige -Gebiet der Asymptoten, die sich den Ästen der Hyperbel nähern, -ohne sie zu schneiden, hat <span class="gesperrt">Apollonios</span> erschlossen. Seine acht -Bücher über die Kegelschnitte<a name="FNanchor_397" id="FNanchor_397" href="#Footnote_397" class="fnanchor">397</a> erregten nicht nur bei den Zeitgenossen, -sondern auch bei den späteren Geschlechtern die größte -Bewunderung, wenn auch von einigen Verkleinerern dem <span class="gesperrt">Apollonios</span> -mit Unrecht vorgeworfen wurde, daß er sich zu sehr auf -die von <span class="gesperrt">Euklid</span> und <span class="gesperrt">Archimedes</span> geschaffenen, indes verlorengegangenen -Vorarbeiten über diesen Gegenstand gestützt habe<a name="FNanchor_398" id="FNanchor_398" href="#Footnote_398" class="fnanchor">398</a>. -Besteht doch eine grundlegende Neuerung des <span class="gesperrt">Apollonios</span> schon -darin, daß er sich nicht wie seine Vorgänger auf den geraden -Kegel beschränkte, sondern nachwies, daß alle Schnitte auch an -dem schiefen Kegel hervorgebracht werden können. Auch war er -der erste, welcher an den Kegelschnitten die Mehrzahl derjenigen -Eigenschaften nachwies, die man heute aus den Gleichungen dieser -Kurven ableitet. Der Inhalt seines Werkes ist der Hauptsache -nach folgender. Zunächst wird der Kegel als die Oberfläche definiert, -welche durch eine Linie entsteht, wenn man sie in einer -Kreisperipherie herumführt, während diese Linie zugleich durch -einen festen, außerhalb der Ebene des Kreises liegenden Punkt -geht. Jeder Schnitt, welcher durch den festen Punkt geht, erzeugt -ein Dreieck. Liegt in der Schnittebene auch die Verbindungsgrade -zwischen dem Mittelpunkt des Kreises und dem festen Punkt, -welcher die Spitze des Kegels bildet, so nennt man das entstandene -Dreieck, weil es jene Verbindungsgrade oder die Achse enthält, ein -Achsendreieck. Neue Schnittebenen liefern dann, je nach ihrer -Richtung, die verschiedenen Kegelschnittkurven auf der Oberfläche -des Kegels. Es werden sodann Betrachtungen über konjungierte<span class="pagenum"><a name="Page_p167" id="Page_p167">[Pg p167]</a></span> -Durchmesser, über die Tangente an irgendeinen Punkt des Kegelschnittes, -sowie über die Asymptoten der Hyperbel angestellt. Eingehend -wird auch von denjenigen Punkten gehandelt, die wir heute -als die Brennpunkte der Kegelschnitte bezeichnen. Bewiesen wird -der wichtige Satz über die Gleichheit der Winkel, welche die -Normallinie mit den beiden Brennstrahlen des Berührungspunktes -bildet, sowie auch der Satz von der Konstanz der Summe, bzw. -der Differenz der Brennstrahlen. Die betreffenden Abschnitte des -Werkes enthalten also fast sämtliche grundlegenden Sätze der -Lehre von den Kegelschnitten.</p> - -<p>Auf dem Satz, daß die Summe der Brennstrahlen gleich der -großen Achse ist (r + r' = 2a), beruht bekanntlich die gebräuchliche -Fadenkonstruktion der Ellipse. Dies Verfahren findet sich -jedoch noch nicht bei <span class="gesperrt">Apollonios</span>, sondern es kam erst weit -später auf. Hinsichtlich der Hyperbel sei bemerkt, daß man vor -<span class="gesperrt">Apollonios</span> die Zusammensetzung der Kurve aus zwei Ästen -nicht kannte, sondern die Untersuchungen immer nur an einem -Ast anstellte. <span class="gesperrt">Apollonios</span> selbst führte den zweiten Ast noch -unter einem besonderen Namen auf. Die Quadratur der Hyperbel -gelang den alten Mathematikern nicht. Sie erfolgte erst, als im -17. Jahrhundert neuere, die höhere Mathematik ausmachende Methoden -gefunden waren.</p> - -<p>Den Höhepunkt des Werkes bildet das Buch, das von größten -und kleinsten Werten handelt, die in Verbindung mit den Kegelschnitten -auftreten<a name="FNanchor_399" id="FNanchor_399" href="#Footnote_399" class="fnanchor">399</a>. Insbesondere sind es Untersuchungen über -die längsten und kürzesten Linien, die von irgendeinem Punkte -der Ebene an einen Kegelschnitt gezogen werden können.</p> - -<p>Infinitesimalbetrachtungen, die sich schon bei <span class="gesperrt">Euklid</span> und -<span class="gesperrt">Archimedes</span> finden, vermochten die Alten noch nicht zu einer -allgemeinen Methode zu erweitern. Die alte Mathematik hat vielmehr -in den Werken des <span class="gesperrt">Archimedes</span> und des <span class="gesperrt">Apollonios</span> das -erreicht, was ohne den Besitz der Infinitesimalmethode und des -analytischen Kalkuls, die erst im 16. und 17. Jahrhundert zu allgemeinerer -Anwendung gelangten, zu erreichen möglich war<a name="FNanchor_400" id="FNanchor_400" href="#Footnote_400" class="fnanchor">400</a>. Mit -der Lehre von den Kegelschnitten wurde für die spätere Entwicklung -der Astronomie und der Mechanik eine wichtige Grundlage<span class="pagenum"><a name="Page_p168" id="Page_p168">[Pg p168]</a></span> -geschaffen. Das gleiche gilt auch von der Trigonometrie, die aus -den Bedürfnissen der Astronomie entsprang und von den späteren -Alexandrinern begründet wurde. Wie wir später sehen werden, -konnte <span class="gesperrt">Aristarch</span>, als er den Sonnenabstand aus gegebenen -Stücken eines Dreiecks ohne die Hilfsmittel der Trigonometrie berechnete, -die gesuchte Größe nur auf umständlichem Wege durch -Näherungswerte bestimmen.</p> - -<p>Anhangsweise sei hier noch eine Schrift des <span class="gesperrt">Archimedes</span> -erwähnt, die früher viel gelesen wurde und auch heute noch Beachtung -verdient. Es ist dies seine »Sandesrechnung«. Zum Verständnis -der in dieser Schrift gelösten Aufgabe müssen wir vorausschicken, -daß die Griechen etwas unserem heutigen Ziffernsystem -Entsprechendes noch nicht besaßen. Die Zahlen wurden -durch Buchstaben bezeichnet. Größere Zahlen zu schreiben, war -daher sehr unbequem, weil man das Prinzip des Stellenwertes, das -erst durch Vermittlung der Araber aus dem Orient nach Europa -gelangte, noch nicht kannte und auch noch kein Zeichen für die -Null besaß. Es ist erstaunlich, wie weit es die Alten trotzdem in -der Arithmetik gebracht haben. Wagte sich <span class="gesperrt">Archimedes</span> doch -sogar an die geometrische Reihe 1, <sup>1</sup>/<sub>4</sub>, <sup>1</sup>/<sub>16</sub>, <sup>1</sup>/<sub>64</sub>..., deren Summe -er gleich <sup>4</sup>/<sub>3</sub> fand. Sie diente ihm bei der Berechnung der Fläche -des Parabelabschnittes. Auch vermochte er es schon, schwierige -Quadratwurzeln zu berechnen<a name="FNanchor_401" id="FNanchor_401" href="#Footnote_401" class="fnanchor">401</a>.</p> - -<p>In der Sandesrechnung<a name="FNanchor_402" id="FNanchor_402" href="#Footnote_402" class="fnanchor">402</a> wird gezeigt, daß sich jede, noch -so große Menge durch eine Zahl ausdrücken läßt. Indem <span class="gesperrt">Archimedes</span> -die Abmessungen der aristarchischen Fixsternsphäre zugrunde -legt, berechnet er, wieviel Sandkörner von bestimmter -Größe darin Platz finden können. Die meisten Sternkundigen verstanden -zur Zeit des <span class="gesperrt">Archimedes</span> unter dem Ausdruck Welt -eine Kugel, deren Zentrum der Mittelpunkt der Erde und deren -Radius eine gerade Linie zwischen den Mittelpunkten von Erde -und Sonne ist. In seiner Schrift »Wider die Sternkundigen«, so erzählt -uns <span class="gesperrt">Archimedes</span>, suchte nun <span class="gesperrt">Aristarch</span> von Samos zu -beweisen, daß die Welt ein Vielfaches der oben bezeichneten Kugel -ist. Er sei zu der Annahme gelangt, die Fixsterne samt der Sonne -seien unbeweglich, die Erde aber werde in einer Kreislinie um die -Sonne, die inmitten der Erdbahn stehe, herumgeführt. »Der Durchmesser -der Fixsternkugel möge sich«, sagt <span class="gesperrt">Archimedes</span>, »zu dem<span class="pagenum"><a name="Page_p169" id="Page_p169">[Pg p169]</a></span>jenigen -der Welt (in dem zuerst erwähnten Sinne) verhalten, wie -der letztere zum Durchmesser der Erde.« Er behauptet dann, wenn -es auch eine Sandkugel gäbe von der Größe dieser aristarchischen -Fixsternsphäre, so lasse sich doch eine Zahl angeben, deren Größe -selbst die Menge der Körner in der gedachten Kugel übertreffe. -Nach einigen Voraussetzungen über den Umfang der Erde, das -Größenverhältnis von Erde und Sonne, aus dem, nach Bestimmung -des scheinbaren Sonnendurchmessers, die Entfernung der Sonne -zu 10000 Erdhalbmessern ermittelt wird, berechnet <span class="gesperrt">Archimedes</span> -die Zahl der Sandkörner, die innerhalb der Fixsternsphäre Platz -finden, auf 10<sup>63</sup> oder 1000 Dezillionen.</p> - - -<h3>Archimedes entwickelt die Prinzipien der Mechanik.</h3> - -<p>An hervorragenden Mathematikern besaß das Altertum keinen -Mangel. Wir brauchen neben <span class="gesperrt">Archimedes</span> nur <span class="gesperrt">Euklid</span> und -<span class="gesperrt">Apollonios</span> zu nennen. Es gab aber niemanden bis in die neuere -Periode der Geschichte der Wissenschaften, der ähnliche Leistungen -auf dem Gebiete der Mechanik vollbracht hätte wie <span class="gesperrt">Archimedes</span>. -Letzterer muß als der Hauptbegründer dieser Wissenschaft bezeichnet -werden. Es sind die wichtigsten Sätze vom Hebel, -vom Schwerpunkt und aus der Hydrostatik, die uns bei <span class="gesperrt">Archimedes</span>, -zum ersten Male klar ausgedrückt, begegnen. Die Gesetze -vom gleicharmigen Hebel spricht <span class="gesperrt">Archimedes</span> in folgenden -Worten aus:</p> - -<p>a) Gleich schwere Größen, in ungleichen Entfernungen wirkend, -sind nicht im Gleichgewicht, sondern die in der größeren -Entfernung wirkende sinkt.</p> - -<p>b) Ungleich schwere Größen sind, bei gleichen Entfernungen, -nicht im Gleichgewicht, sondern die schwerere wird sinken.</p> - -<p>c) Wenn ungleich schwere Größen in ungleichen Entfernungen -im Gleichgewicht sind, so befindet sich die schwerere in der kleineren -Entfernung.</p> - -<p>d) Ungleiche Gewichte stehen im Gleichgewicht, sobald sie -ihren Entfernungen umgekehrt proportional sind.</p> - -<p>An den letzten, das Hebelgesetz zum Ausdruck bringenden -Satz knüpft sich das <span class="gesperrt">Archimedes</span> zugeschriebene Wort: »Gib -mir einen Ort, wo ich mich hinstellen kann, und ich will die Erde -bewegen<a name="FNanchor_403" id="FNanchor_403" href="#Footnote_403" class="fnanchor">403</a>.«</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p170" id="Page_p170">[Pg p170]</a></span></p> - -<p>Die Schwerpunktsbestimmungen dehnt <span class="gesperrt">Archimedes</span> im zweiten -Teile der Abhandlung vom Gleichgewicht<a name="FNanchor_404" id="FNanchor_404" href="#Footnote_404" class="fnanchor">404</a> sogar auf das -Parabelsegment aus, nachdem er zuvor die Quadratur der Parabel -gelehrt hat. In den Büchern, die von den schwimmenden Körpern -handeln, leitet er aus den Grundeigenschaften der Flüssigkeiten, -nämlich der leichten Verschiebbarkeit ihrer Teilchen und der -Druckfortpflanzung, eine Reihe von Sätzen ab, von denen die -wichtigsten folgendermaßen lauten:</p> - -<p>a) Die Oberfläche einer jeden zusammenhängenden Flüssigkeit -im Zustande der Ruhe ist sphärisch, und ihr Mittelpunkt fällt mit -dem Mittelpunkt der Erde zusammen.</p> - -<p>b) Feste Körper, die bei gleichem Rauminhalt einerlei Gewicht -mit einer Flüssigkeit haben, sinken, in diese eingetaucht, so weit ein, -daß nichts von ihnen über die Oberfläche der Flüssigkeit hervorragt.</p> - -<p>c) Jeder feste Körper, der leichter ist als eine Flüssigkeit und -in diese eingetaucht wird, sinkt so tief, daß die Masse der Flüssigkeit, -die dem eingesunkenen Teil an Volumen gleich ist, ebensoviel -wiegt wie der ganze Körper.</p> - -<p>d) Wenn Körper, die leichter sind als eine Flüssigkeit, in diese -eingetaucht werden, so erheben sie sich wieder mit einer Kraft, -die gleich ist dem Gewichte des dem Körper gleichen Volumens -Flüssigkeit, vermindert um das Gewicht des Körpers selbst.</p> - -<p>e) Feste Körper, die bei gleichem Rauminhalt schwerer als eine -Flüssigkeit sind und in diese eingetaucht werden, sinken, solange -sie noch tiefer kommen können, und werden in der Flüssigkeit um -so viel leichter, wie das Gewicht einer Masse Flüssigkeit von der -Größe des eingetauchten Körpers beträgt.</p> - -<p>Das zuletzt erwähnte Gesetz, das archimedische Prinzip, ist -für die Mechanik der Flüssigkeiten von derselben fundamentalen -Bedeutung wie das Hebelgesetz für die Mechanik der festen Körper<a name="FNanchor_405" id="FNanchor_405" href="#Footnote_405" class="fnanchor">405</a>. -Auf das nach ihm benannte hydrostatische Prinzip soll <span class="gesperrt">Archimedes</span> -nach der Erzählung des <span class="gesperrt">Vitruv</span><a name="FNanchor_406" id="FNanchor_406" href="#Footnote_406" class="fnanchor">406</a> durch einen besonderen -Anlaß gekommen sein. Danach hatte <span class="gesperrt">Hieron</span> aus einer abgewogenen -Menge Gold einen Kranz anfertigen lassen. Als man ihm nun -hinterbrachte, daß ein Teil des Goldes unterschlagen und durch<span class="pagenum"><a name="Page_p171" id="Page_p171">[Pg p171]</a></span> -Silber ersetzt worden sei, wurde <span class="gesperrt">Archimedes</span> zu Rate gezogen, -um den Betrug nachzuweisen. »Dieser, eifrig damit beschäftigt,« -fährt <span class="gesperrt">Vitruv</span> fort, »kam zufällig in ein Bad. Als er dort in die -gefüllte Wanne stieg, bemerkte er, daß das Wasser in gleichem -Maße austrat, in welchem er seinen Körper in die Wanne niederließ. -Sobald er auf den Grund dieser Erscheinung gekommen -war, verweilte er nicht länger, sondern sprang, von Freude getrieben, -aus dem Bad und rief, nackend seinem Hause zulaufend, -mit lauter Stimme: Εὕρηκα! εὕρηκα! (Ich habe es gefunden!).«</p> - -<p>Die Lösung des von <span class="gesperrt">Hieron</span> gestellten Problems, der sogenannten -Kronenrechnung, erzählt <span class="gesperrt">Vitruv</span> mit folgenden Worten: -»Dann soll <span class="gesperrt">Archimedes</span>, von jener Entdeckung ausgehend, zwei -Klumpen von demselben Gewicht, das der Kranz besaß, den einen von -Gold, den andern von Silber, hergestellt haben. Hierauf füllte er ein -weites Gefäß bis zum obersten Rande mit Wasser und senkte dann -den Silberklumpen hinein, worauf das Wasser in gleichem Maße -ausfloß, wie der Klumpen in das Gefäß getaucht wurde. Nachdem -er den Klumpen wieder herausgenommen hatte, füllte er das Wasser -um so viel wieder auf, als es weniger geworden war, und maß -dabei die zugegebene Menge. Daraus ergab sich, welches Gewicht -Silber einem bestimmten Rauminhalt Wasser entspricht. Nachdem -er dies erforscht hatte, senkte er den Goldklumpen in das volle -Gefäß und füllte das verdrängte Wasser vermittelst eines Hohlmaßes -nach. Es ergab sich, daß diesmal von dem Wasser um -soviel weniger abgeflossen war, wie der Goldklumpen einen minder -großen Rauminhalt besaß als ein Silberklumpen von gleichem Gewicht. -Nachdem er hierauf das Gefäß abermals gefüllt und den -Kranz selbst in das Wasser gesenkt hatte, fand er, daß mehr Wasser -bei dem Kranze als bei dem gleichschweren Goldklumpen abfloß, -und entzifferte aus dem, was mehr bei dem Kranze abfloß, die Beimischung -an Silber und machte so die Unterschlagung offenbar.«</p> - -<p>Im weiteren Verlaufe seiner Abhandlung über das Schwimmen -untersucht <span class="gesperrt">Archimedes</span> die Stabilität gewisser schwimmender -Körper, wie des Kugelabschnitts und des parabolischen Konoids, -wobei es ihm offenbar mehr auf eine Betätigung seines mathematischen -Geschicks als auf eine Bereicherung der Mechanik ankam.</p> - -<p>Auch mit Schwerpunktsbestimmungen befaßte sich <span class="gesperrt">Archimedes</span>. -So war ihm bekannt, daß der Punkt, in welchem sich zwei Seitenhalbierende -treffen, der Schwerpunkt des Dreiecks ist. Überhaupt -erweisen sich die mathematischen Hilfsmittel des <span class="gesperrt">Archimedes</span> den -ihn beschäftigenden mechanischen Problemen gegenüber als der<span class="pagenum"><a name="Page_p172" id="Page_p172">[Pg p172]</a></span> -überlegene Teil, während in der neueren Periode mitunter das umgekehrte -Verhältnis obwaltete, so daß der von <span class="gesperrt">Leibniz</span> herrührende -Ausspruch: »Wer in die Werke des <span class="gesperrt">Archimedes</span> eindringt, wird -die Entdeckungen der Neueren weniger bewundern« wohl gerechtfertigt -erscheint.</p> - - -<h3>Fortschritte der Optik und Akustik.</h3> - -<p>Durch die bedeutenden Fortschritte der Mathematik wurden -vor allem die Physik, die Astronomie und die mathematische Geographie -gefördert. Die ältesten Ansichten über den Schall und -über das Licht haben wir bei den Pythagoreern -und bei <span class="gesperrt">Aristoteles</span> kennen gelernt. -Den Alexandrinern, die ja besonders -zur Zusammenfassung des Wissens neigten, -verdanken wir die erste zusammenfassende -Bearbeitung der Optik. Diese Bearbeitung -wird dem <span class="gesperrt">Euklid</span> zugeschrieben. Sie erfolgte -in zwei Büchern, der »Optik« und -der »Katoptrik«, und ist wohl der erste Versuch, -die Geometrie, unter Benutzung des -Satzes von der geradlinigen Fortpflanzung -des Lichtes und des Reflexionsgesetzes, auf -die Erklärung der scheinbaren Größe, der -Gestalt, der Spiegelung und anderer optischen -Erscheinungen anzuwenden<a name="FNanchor_407" id="FNanchor_407" href="#Footnote_407" class="fnanchor">407</a>. Von Interesse -ist der Satz<a name="FNanchor_408" id="FNanchor_408" href="#Footnote_408" class="fnanchor">408</a>, daß »von Hohlspiegeln, -welche gegen die Sonne gehalten werden, -Feuer erzeugt wird«. Doch wird irrtümlich -behauptet, die Entzündung erfolge im Krümmungsmittelpunkt.</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig18" id="fig18" href="images/abb18.jpg"><img width="159" height="300" src="images/abb18.jpg" alt="[Abb. 18]" /></a> -<div class="caption">Abb. 18. -Das Verhalten des Hohlspiegels -nach Euklid<a name="FNanchor_410" id="FNanchor_410" href="#Footnote_410" class="fnanchor">410</a>.</div> -</div> - -<p><span class="gesperrt">Euklid</span> sucht dies geometrisch durch obige Figur<a name="FNanchor_409" id="FNanchor_409" href="#Footnote_409" class="fnanchor">409</a> (<a href="#fig18">Abb. 18</a>) -darzutun und bemerkt zu seiner Konstruktion: »Alle Strahlen, die -von der Sonne (ΔΕΖ) aus durch das Zentrum Θ des Spiegels (ΑΒΓ)<span class="pagenum"><a name="Page_p173" id="Page_p173">[Pg p173]</a></span> -gehen, fallen in das Zentrum Θ zurück. Durch diese Strahlen -wird daher im Zentrum die Sonnenwärme gesammelt und infolgedessen -ein dort befindlicher Körper entzündet.« Die Annahme, -daß die Sonnenstrahlen parallel in den Hohlspiegel fallen, hätte -<span class="gesperrt">Euklid</span> zur Auffindung des richtigen Verhältnisses leiten müssen. -Den Irrtum <span class="gesperrt">Euklids</span> erkannte schon <span class="gesperrt">Apollonios</span><a name="FNanchor_411" id="FNanchor_411" href="#Footnote_411" class="fnanchor">411</a>.</p> - -<p>Die Spiegelung an Konkav- und Konvexspiegeln wird von -<span class="gesperrt">Euklid</span> dahin erläutert, daß an ihnen, wie an ebenen Spiegeln, die -Strahlen unter gleichen Winkeln zurückgeworfen werden. Zur Erläuterung -dient folgende Abbildung<a name="FNanchor_412" id="FNanchor_412" href="#Footnote_412" class="fnanchor">412</a>. Auch mit einem der bekanntesten -Versuche über die Brechung des Lichtes war <span class="gesperrt">Euklid</span> -schon vertraut. Er berichtet darüber mit folgenden Worten<a name="FNanchor_413" id="FNanchor_413" href="#Footnote_413" class="fnanchor">413</a>: -»Legt man einen Gegenstand auf den Boden eines Gefäßes und -schiebt letzteres so weit zurück, daß der Gegenstand eben verschwindet, -so wird dieser wieder sichtbar, wenn wir Wasser in -das Gefäß gießen.«</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig19" id="fig19" href="images/abb19.jpg"><img width="300" height="80" src="images/abb19.jpg" alt="[Abb. 19]" /></a> -<div class="caption">Abb. 19. Die Spiegelung an einem Konkav- (links) und an einem -Konvex-Spiegel (rechts) nach der Darstellung Euklids.</div> -</div> - -<p>Wie die Geometrie von gewissen Grundsätzen ausgeht, die sich -auf wenige Axiome zurückführen lassen, so geht auch die Optik -<span class="gesperrt">Euklids</span> von einer Anzahl – es sind acht – Grunderfahrungen -aus, aus denen <span class="gesperrt">Euklid</span> seine Theoreme durch geometrische Konstruktion -ableitet. Die wichtigsten der von <span class="gesperrt">Euklid</span> hervorgehobenen -optischen Grundtatsachen sind die folgenden: Die Lichtstrahlen<a name="FNanchor_414" id="FNanchor_414" href="#Footnote_414" class="fnanchor">414</a> -sind gerade Linien. Die von den Strahlen eingeschlossene -Figur ist ein Kegel, dessen Spitze im Auge liegt, während der -Grundfläche dieses Kegels die Umgrenzung des gesehenen Gegenstandes -entspricht. Unter größerem Winkel gesehene Gegen<span class="pagenum"><a name="Page_p174" id="Page_p174">[Pg p174]</a></span>stände -erscheinen größer als unter kleinerem Winkel gesehene, -oder die scheinbare Größe eines Gegenstandes hängt von dem -Sehwinkel ab.</p> - -<p>Auch in der Katoptrik wird von bestimmten Erfahrungssätzen -– es sind deren 7 – ausgegangen. Aus ihnen werden etwa -30 Theoreme abgeleitet.</p> - -<p>Höchstwahrscheinlich sind die optischen Schriften <span class="gesperrt">Euklids</span> -in sehr verdorbener Gestalt auf uns gekommen. Sie waren indes -trotz mancher Mängel und Unrichtigkeiten bis zur Zeit <span class="gesperrt">Keplers</span>, -der die Optik um ein Bedeutendes förderte, allgemein im Gebrauch.</p> - -<p>Auch mit akustischen Problemen hat man sich in Alexandrien -befaßt. Hatten die Pythagoreer die Erscheinung der Konsonanz -und Dissonanz von Tönen einfach als Tatsache hingenommen, so -finden wir bei <span class="gesperrt">Euklid</span> zum ersten Male das Bestreben, sich von -der Ursache dieser merkwürdigen Erscheinung Rechenschaft zu -geben. Dissonanz ist für ihn die Unfähigkeit der Töne, sich zu -mischen, wodurch der Klang für das Gehör rauh werde, während -konsonierende Töne sich zu mischen vermöchten. <span class="gesperrt">Euklid</span> kommt -damit vorahnend der später gegebenen Erklärung nahe<a name="FNanchor_415" id="FNanchor_415" href="#Footnote_415" class="fnanchor">415</a>.</p> - - -<h3>Die Grundlagen der wissenschaftlichen Erdkunde.</h3> - -<p>Im engsten Zusammenhange mit dem Fortschreiten der gesamten -Kultur, der politischen Entwicklung und den übrigen -Wissenschaften erreichte in diesem Zeitalter die Erdkunde eine -Höhe, die sie bis zum Beginn der Neuzeit nicht überschritten hat. -Vor allem kommt für das alexandrinische Zeitalter in Betracht, -daß das Verkehrs- und Nachrichtenwesen den damaligen Gelehrten -schon ausgedehnte Reisen und weitreichende Erkundigungen gestattete. -Die Bekanntschaft mit dem fernen Osten wurde der -wissenschaftlichen Erdkunde durch den Alexanderzug erschlossen. -Daß die auf diesem Zuge gesammelten Erfahrungen die Grundlagen -der Pflanzengeographie entstehen ließen, haben wir schon -an früherer Stelle gesehen. Afrika wurde seit der Ptolemäerzeit -immer weiter von Ägypten aus erschlossen. Nach Norden hatte -sich der geographische Gesichtskreis fast bis zum Lande der Mitternachtssonne -erweitert.</p> - -<p>Mit den nördlichen Ländern Europas wurde das Altertum -besonders durch die Reisen des Massiliers <span class="gesperrt">Pytheas</span>, eines Zeit<span class="pagenum"><a name="Page_p175" id="Page_p175">[Pg p175]</a></span>genossen -<span class="gesperrt">Alexanders</span> des Großen, bekannt. <span class="gesperrt">Pytheas</span> unternahm -eine Forschungsreise bis zur Nordspitze Britanniens. Die frühere -Annahme, er sei bis nach Island vorgedrungen, hat man nicht -aufrechterhalten können. Jedenfalls brachte er aber Kunde von -der Erscheinung, daß im hohen Norden in der Mittsommerzeit -die Sonne nicht untergehe. Im Zusammenhange damit erwähnt -er das sagenhafte Thule<a name="FNanchor_416" id="FNanchor_416" href="#Footnote_416" class="fnanchor">416</a>.</p> - -<p>Der geographische Gesichtskreis der Alten hat sich also von -der südlichen Halbkugel bis zum nördlichen Polarkreis erstreckt<a name="FNanchor_417" id="FNanchor_417" href="#Footnote_417" class="fnanchor">417</a>. -Die Ergebnisse der alten Forschungsreisen waren besonders wertvoll, -wo es sich, wie bei <span class="gesperrt">Pytheas</span>, um einen Mann handelte, der -mit physikalischen und astronomischen Kenntnissen ausgerüstet -war. Leider sind eigene Schriften von <span class="gesperrt">Pytheas</span> nicht erhalten und -die von ihm gewonnenen Ergebnisse nur zum geringen Teil durch -Fragmente bei anderen Schriftstellern bekanntgeworden<a name="FNanchor_418" id="FNanchor_418" href="#Footnote_418" class="fnanchor">418</a>.</p> - -<p>Verarbeitet wurde das reiche, durch die Züge <span class="gesperrt">Alexanders</span> -und durch Entdeckungsreisen gleich derjenigen des <span class="gesperrt">Pytheas</span> gewonnene -Material durch <span class="gesperrt">Dikaiarchos</span>, einen Schüler des <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, -und etwa ein halbes Jahrhundert später am umfassendsten -durch <span class="gesperrt">Eratosthenes</span>. <span class="gesperrt">Dikäarch</span> schätzte die Breite der -den Alten bekannten Welt von Meroë bis zum Polarkreis auf -40000 Stadien. (Die Länge des attischen Stadiums belief sich auf -177,6 Meter.) Die Längenausdehnung von den Säulen des Herkules -(der Straße von Gibraltar) bis zur Mündung des Ganges -wurde von ihm auf 60000 Stadien veranschlagt<a name="FNanchor_419" id="FNanchor_419" href="#Footnote_419" class="fnanchor">419</a>.</p> - -<p>Nach <span class="gesperrt">Dikäarch</span> (350–290) sollten die Säulen des Herkules, -die Straße von Messina, die peloponnesische Halbinsel, die Südküste -Kleinasiens und Indien auf dem nämlichen Breitenkreise -liegen und dieser sollte die Ökumene, d. h. den als bewohnt angenommenen -Teil der Erde, etwa halbieren. Die Orientierungsfehler, -die <span class="gesperrt">Dikäarch</span> bei der Feststellung dieser Linie beging, -waren also nicht unerheblich.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p176" id="Page_p176">[Pg p176]</a></span></p> - -<p>Von <span class="gesperrt">Dikäarch</span> rühren auch die ersten Höhenbestimmungen -her, die über bloße Schätzungen hinausgingen. Anfangs hatten -die Alten übertriebene Vorstellungen von der Höhe der Gebirge. -So ließ <span class="gesperrt">Aristoteles</span> die Höhen des Kaukasusgebirges noch -4 Stunden, nachdem die Sonne für den Fuß des Gebirges untergegangen -war, in ihrem Lichte glänzen, und <span class="gesperrt">Plinius</span> schätzte -die Alpen zehnmal zu hoch<a name="FNanchor_420" id="FNanchor_420" href="#Footnote_420" class="fnanchor">420</a>. Er hätte eine solche Übertreibung -vermeiden können, wenn er die Werte mehr beachtet hätte, die -<span class="gesperrt">Dikäarch</span> und nach ihm <span class="gesperrt">Eratosthenes</span> schon für bedeutende -Höhen ermittelt hatte. So bestimmte <span class="gesperrt">Dikäarch</span> die Höhe des -Pelion (1620 Meter) und die Höhe von Akrokorinth (575 Meter) -annähernd richtig. Als allgemeines Ergebnis hob er schon hervor, -daß solche Werte im Vergleich zum Durchmesser der Erde verschwindend -klein seien. <span class="gesperrt">Dikäarch</span> ist wohl als der Begründer -der mathematischen Erdkunde bezeichnet worden<a name="FNanchor_421" id="FNanchor_421" href="#Footnote_421" class="fnanchor">421</a>. Dieser Ehrentitel -bleibt indessen besser dem etwa ein halbes Jahrhundert nach -ihm lebenden <span class="gesperrt">Eratosthenes</span> vorbehalten.</p> - -<p><span class="gesperrt">Eratosthenes</span> wurde 275 v. Chr. in Kyrene geboren. <span class="gesperrt">Ptolemäos -III Euergetes</span> berief ihn nach Alexandria und ernannte -ihn zum Bibliothekar der großen alexandrinischen Bibliothek. Des -<span class="gesperrt">Eratosthenes</span> Hauptwerk war seine »Erdbeschreibung«, das erste -wissenschaftliche Werk über Geographie, das indes nur aus Bruchstücken -bei <span class="gesperrt">Strabon</span> bekannt ist<a name="FNanchor_422" id="FNanchor_422" href="#Footnote_422" class="fnanchor">422</a>. Es zerfiel in drei Bücher. -Das erste handelte von der physikalischen, das zweite von der -mathematischen Geographie, während das dritte die Chorographie, -d. h. die Beschreibung der einzelnen Länder, enthielt. Außerdem -hat <span class="gesperrt">Eratosthenes</span> auch auf den Gebieten der Astronomie Hervorragendes -geleistet. Vorhanden ist ferner ein Brief, in dem er -sich mit dem berühmten delischen Problem der Verdoppelung des -Würfels beschäftigt. Auch eine Regel zur Auffindung der Primzahlen -rührt von ihm her. Im Jahre 220 v. Chr. soll <span class="gesperrt">Eratosthenes</span><span class="pagenum"><a name="Page_p177" id="Page_p177">[Pg p177]</a></span> -in Alexandrien Armillen<a name="FNanchor_423" id="FNanchor_423" href="#Footnote_423" class="fnanchor">423</a> aufgestellt und damit den Abstand -der Wendekreise zu <sup>11</sup>/<sub>83</sub> des Kreisumfanges, das sind 47,7 -Bogengrade, ermittelt haben.</p> - -<p>Nachdem man erkannt hatte, daß die Erde die Gestalt einer -Kugel besitzt, lag der Gedanke nahe, die Größe dieser Kugel zu bestimmen. -Der Ruhm, den richtigen Weg zu einer solchen Messung -eingeschlagen und auf ihm ein, im Verhältnis zu den vorhandenen -Mitteln annähernd richtiges, Ergebnis gefunden zu haben, gebührt -gleichfalls dem <span class="gesperrt">Eratosthenes</span><a name="FNanchor_424" id="FNanchor_424" href="#Footnote_424" class="fnanchor">424</a>.</p> - -<p>Bei größerer Ausdehnung der Reisen mußte es den Alten auffallen, -daß die täglichen Kreise, welche bekannte Sterne beschreiben, -nicht überall die gleiche Neigung zur Ebene des Horizontes -besitzen. Insbesondere konnte ihnen dies nicht lange bezüglich -der Sonne verborgen bleiben. So wußte -<span class="gesperrt">Eratosthenes</span>, daß dies Gestirn zur -Zeit der Sommersonnenwende im südlichen -Ägypten mittags durch den Zenit -geht, während es in Alexandrien an -diesem Tage einen südlich vom Zenit -gelegenen Punkt durchläuft. Infolgedessen -zeigte der Gnomon an dem -Mittag jenes Tages in Syene<a name="FNanchor_425" id="FNanchor_425" href="#Footnote_425" class="fnanchor">425</a> keinen -Schatten. Anknüpfend an diese, ihm -bekannte Tatsache, ging <span class="gesperrt">Eratosthenes</span> -bei der Lösung seiner Aufgabe von einigen Voraussetzungen aus, -die zwar nicht ganz zutreffend sind, der Wahrheit aber doch -so nahe kommen, daß bei dem nur rohen Verfahren, um das -es sich hier handelt, das Ergebnis dadurch nicht wesentlich beeinflußt -wird. Zunächst war dies die Annahme, daß die Erde -eine vollkommene Kugel sei. Ferner, daß die genannten Städte -auf demselben Meridian gelegen seien, während sie in Wahrheit -einen Längenunterschied von mehreren Graden<a name="FNanchor_426" id="FNanchor_426" href="#Footnote_426" class="fnanchor">426</a> aufweisen.</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig20" id="fig20" href="images/abb20.jpg"><img width="300" height="230" src="images/abb20.jpg" alt="[Abb. 20]" /></a> -<div class="caption">Abb. 20. Das zum Messen -der Sonnenhöhe dienende -Instrument der Alten<a name="FNanchor_427" id="FNanchor_427" href="#Footnote_427" class="fnanchor">427</a>.</div> -</div> - -<p>In A (<a href="#fig20">Abb. 20</a>) befindet sich das Instrument, das die Alten -bei der Bestimmung der Sonnenhöhe gewöhnlich benutzten. Es -<span class="pagenum"><a name="Page_p178" id="Page_p178">[Pg p178]</a></span>war dies eine halbkugelige Höhlung, aus deren Mitte sich ein -Gnomon (GC) erhob. Dieses Werkzeug wurde so aufgestellt, daß -der Gnomon senkrecht zum Horizonte stand, also die Verlängerung -des Erdradius bildete. Der Winkel EDA (<a href="#fig21">Abb. 21</a>) ließ sich auf -einer Gradeinteilung ablesen. Er war gleich dem zu messenden -Bogen AB des Meridians (siehe <a href="#fig21">Abb. 21</a>). <span class="gesperrt">Eratosthenes</span> fand -nun EDA gleich <sup>1</sup>/<sub>50</sub> des Kreisumfanges oder gleich 7° 12'. Er -schätzte ferner die Strecke Syene-Alexandrien auf 5000 Stadien. -Genauere Landesvermessungen gab es nämlich nur für das untere -Ägypten, so daß <span class="gesperrt">Eratosthenes</span> auf die Angabe von Reisenden -angewiesen war, welche die Entfernungen in Tagesmärschen aufgezeichnet -hatten<a name="FNanchor_428" id="FNanchor_428" href="#Footnote_428" class="fnanchor">428</a>. Der Umfang der Erde ergab sich somit gleich -5000 × 50 = 250000 Stadien, eine Größe, die sich in heutigem -Maße auf etwa 45000 Kilometer beläuft, während der wahre -Wert 40000 Kilometer beträgt<a name="FNanchor_429" id="FNanchor_429" href="#Footnote_429" class="fnanchor">429</a>. Diese wissenschaftliche Tat des -<span class="gesperrt">Eratosthenes</span> erregte die Bewunderung des Altertums, das nur -in den besprochenen Messungen des <span class="gesperrt">Aristarch</span> etwas Ähnliches -aufzuweisen hatte.</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig21" id="fig21" href="images/abb21.jpg"><img width="300" height="189" src="images/abb21.jpg" alt="[Abb. 21]" /></a> -<div class="caption">Abb. 21. Die Gradmessung des -Eratosthenes.</div> -</div> - -<p>Das Nächstliegende wäre nun gewesen, die Gradmessung auf -einem nicht lediglich abgeschätzten, sondern genauer gemessenen -Teil des Meridians zu wiederholen. Eine solche Untersuchung -gelangte jedoch erst viel später zur Ausführung.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p179" id="Page_p179">[Pg p179]</a></span></p> - -<p>Wie <span class="gesperrt">Dikäarch</span>, so hat auch <span class="gesperrt">Eratosthenes</span> die Messung -der Erdoberfläche durch die Bestimmung der sie überragenden -Höhen zu ergänzen gesucht. <span class="gesperrt">Eratosthenes</span> verfuhr dabei wie -<span class="gesperrt">Dikäarch</span> auf trigonometrischem Wege und gelangte zu dem -Ergebnis, daß es sich bei den höchsten von ihm gemessenen Berghöhen -um Werte von etwa 10 Stadien handele.</p> - - -<h3>Die Anfänge der heliozentrischen Lehre.</h3> - -<p>Daß schon während der ersten Periode der alexandrinischen -Akademie die Astronomie zur Wissenschaft heranreifte, indem sie -sich von der Spekulation der messenden Beobachtung zuwandte, -ersehen wir vor allem aus den im dritten vorchristlichen Jahrhundert -entstandenen Arbeiten der Alexandriner <span class="gesperrt">Aristyllos</span> und -<span class="gesperrt">Timocharis</span>, sowie des mit der alexandrinischen Schule in enger -Fühlung stehenden <span class="gesperrt">Aristarchos</span> von Samos. Dem letzteren -gebührt das Verdienst, die heliozentrische Theorie in voller -Klarheit entwickelt zu haben. Daran, daß die Erde im Mittelpunkt -der Welt ruhe, haben zuerst die Pythagoreer gezweifelt. -Unter ihnen entwickelte <span class="gesperrt">Philolaos</span> eine Theorie<a name="FNanchor_430" id="FNanchor_430" href="#Footnote_430" class="fnanchor">430</a>, nach der -sich die Erde innerhalb eines Tages um ein Zentralfeuer drehe. -Auf diese Weise wurde die tägliche Bewegung des Himmels als -eine nur scheinbare erklärt. Sobald man das Zentralfeuer in die -Mitte der Erdkugel verlegte, hatte man den einen Bestandteil der -koppernikanischen Lehre, nämlich die Drehung unseres Weltkörpers -um seine Achse, schon vorweggenommen.</p> - -<p>Der Kern dieser Lehre, die Umlaufsbewegung der Erde und -der übrigen Planeten um die Sonne, läßt sich heute in seiner allmählichen -Entwicklung zurückverfolgen. Den Ausgang bilden die -Beobachtungen an Venus und Merkur. Sie führten, wie wir sahen<a name="FNanchor_431" id="FNanchor_431" href="#Footnote_431" class="fnanchor">431</a>, -zu der Lehre des <span class="gesperrt">Herakleides Pontikos</span>, nach welcher diese -Himmelskörper um die Sonne kreisen. Von dieser Lehre, die -früher wohl den Ägyptern zugeschrieben wurde, hat <span class="gesperrt">Koppernikus</span> -nach seinen eigenen Worten sehr wohl gewußt. Von hier aus -konnte man leicht zu einer richtigen Auffassung des Weltsystems -gelangen, wenn man die Sonne als Mittelpunkt der Bahnen -auch der übrigen Planeten betrachtete. Sieht man von den -heute schwer sicherzustellenden Spekulationen der Pythagoreer ab,<span class="pagenum"><a name="Page_p180" id="Page_p180">[Pg p180]</a></span> -so war es vor allem <span class="gesperrt">Aristarch</span>, der die heliozentrische Weltansicht -mit voller Klarheit aussprach. Ihn soll die Überzeugung, -daß die Sonne weit größer als die Erde und der Mond sei, zur -Aufstellung seines Systems geführt haben. Auch ohne eine Kenntnis -der Gesetze der Dynamik fühlte <span class="gesperrt">Aristarch</span> sozusagen durch, -daß es ungereimt sei, den Umlauf eines gewaltigen Weltkörpers -um einen im Verhältnis winzig kleinen anzunehmen. <span class="gesperrt">Koppernikus</span> -fügte zu diesem Grund noch den hinzu, daß die Sonne als -Leuchte der Welt auch in deren Mitte gehöre<a name="FNanchor_432" id="FNanchor_432" href="#Footnote_432" class="fnanchor">432</a>.</p> - -<p>Bis zum Ende der ersten, etwa bis <span class="gesperrt">Aristoteles</span> reichenden -Periode der griechischen Astronomie hatte die Spekulation überwuchert. -Zum Glück traten jedoch in der alexandrinischen Schule, -und im Zusammenhange mit dieser, Männer auf, die sich mit -nüchternem Sinne der Erforschung der Himmelserscheinungen zuwandten. -Die Astronomie ging damit von den durch mangelhafte -Beobachtung gestützten Philosophemen zum messenden Verfahren -über und erhob sich dadurch auf die Stufe einer Wissenschaft im -strengen Sinne des Wortes. Als diejenigen unter den Griechen, -die zuerst diesen Weg beschritten haben, sind die Alexandriner -<span class="gesperrt">Aristyll</span> und <span class="gesperrt">Timocharis</span> und vor allem der schon erwähnte -<span class="gesperrt">Aristarch</span> von Samos zu nennen. Mit der Forschertätigkeit dieser -Männer heben zwei Probleme an, die seitdem den menschlichen -Geist beschäftigt haben und mit immer größerer Schärfe ihrer -Lösung zugeführt worden sind. Es sind dies die Topographie des -Fixsternhimmels, d. h. die genaue Bestimmung möglichst vieler -Sternörter, sowie die Ermittelung der Abmessungen der Erde -und unseres Planetensystems, zunächst der Entfernung der Sonne -und des Mondes. In welchem Maße die Ägypter und ganz besonders -die Chaldäer den alexandrinischen Astronomen durch das -Sammeln eines reichen, sich über lange Zeiträume erstreckenden -Beobachtungsmaterials vorgearbeitet hatten, wurde an früherer -Stelle dargetan.</p> - -<p><span class="gesperrt">Aristyll</span> und <span class="gesperrt">Timocharis</span>, die ihre Beobachtungen um das -Jahr 300 v. Chr. anstellten, bedienten sich der Armillen, d. h. geteilter -Kreise, von denen der eine in der Ebene des Äquators lag, -während der andere um die Weltachse gedreht werden konnte. Mit -Hilfe dieses Apparates bestimmten sie die Lage einzelner Sterne, indem -sie ihre Deklination oder den Bogenabstand vom Äquator bis -auf Bruchteile von Graden ermittelten und gleichzeitig den Ort der<span class="pagenum"><a name="Page_p181" id="Page_p181">[Pg p181]</a></span> -Sterne auf den Frühlingspunkt bezogen. Das von ihnen herrührende -Verzeichnis, das bis auf wenige Angaben verlorengegangen ist, -gab 170 Jahre später <span class="gesperrt">Hipparch</span> die Möglichkeit, das Vorrücken -der Nachtgleichen zu entdecken<a name="FNanchor_433" id="FNanchor_433" href="#Footnote_433" class="fnanchor">433</a>. <span class="gesperrt">Timocharis</span> bediente -sich bei seinen astronomischen Beobachtungen auch der Stundenangaben. -Die (babylonische) Zwölfteilung des Tages läßt sich -bei den Griechen nicht vor <span class="gesperrt">Alexander</span> dem Großen nachweisen<a name="FNanchor_434" id="FNanchor_434" href="#Footnote_434" class="fnanchor">434</a>. -Vorher richtete man sich im praktischen Leben nach -der Länge des eigenen Schattens und verabredete z. B. eine Zusammenkunft -für die Tageszeit, wann der Schatten 6 oder 8 Fuß -lang sei.</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig22" id="fig22" href="images/abb22.jpg"><img width="300" height="147" src="images/abb22.jpg" alt="[Abb. 22]" /></a> -<div class="caption">Abb. 22. Aristarchs Verfahren, die Entfernung des Mondes und der Sonne -zu bestimmen.</div> -</div> - -<p>Über die Größenverhältnisse des Planetensystems hat <span class="gesperrt">Aristarch</span> -die ersten Untersuchungen angestellt. Er war ohne Zweifel -einer der bedeutendsten Astronomen seiner Zeit. Von seinem Leben -ist indessen keine nähere Kunde auf uns gelangt. <span class="gesperrt">Aristarch</span> -wurde um das Jahr 270 v. Chr. in Samos geboren. Das einzige, -was von seinen Schriften erhalten blieb, sind Teile einer Abhandlung, -die von der Größe und den Entfernungen des Mondes und -der Sonne handelt<a name="FNanchor_435" id="FNanchor_435" href="#Footnote_435" class="fnanchor">435</a>. Die Abstände dieser Weltkörper von der -Erde verhalten sich nach <span class="gesperrt">Aristarch</span> etwa wie 1 : 19, während -das wahre Verhältnis annähernd 1 : 400 ist. Zu seinem Ergebnis -gelangte <span class="gesperrt">Aristarch</span> durch folgende Überlegung. Erscheint von -einem Punkte E der Erde (siehe <a href="#fig22">Abb. 22</a>) der Mond genau zur -Hälfte von der Sonne beleuchtet, so bildet jener Punkt E mit -den Mittelpunkten des Mondes und der Sonne ein rechtwinkliges<span class="pagenum"><a name="Page_p182" id="Page_p182">[Pg p182]</a></span> -Dreieck, in welchem der Abstand des Mondes eine Kathete (ME) -und die Entfernung der Sonne die Hypotenuse (ES) ist. Der -Winkel bei E mißt nun nach <span class="gesperrt">Aristarch</span> 87°, während er in Wahrheit -viel weniger von einem Rechten abweicht und sich auf 89° 50' -beläuft. Das gesuchte Verhältnis, das <span class="gesperrt">Aristarch</span> auf mühsame -Weise in die Grenzen 1 : 18 und 1 : 20 einschloß, ist gleich dem -Cosinus des Winkels bei E, unter dem beide Weltkörper in dem -angegebenen Falle von der Erde aus gesehen werden (EM : ES, -siehe <a href="#fig22">Abb. 22</a>).</p> - -<p>Auch die Raumverhältnisse der Weltkörper berechnete <span class="gesperrt">Aristarch</span>. -So fand er, daß der Mond etwa 25 (statt 48) mal so -klein, die Sonne dagegen 300 (statt 1300000) mal so groß wie die -Erde sei<a name="FNanchor_436" id="FNanchor_436" href="#Footnote_436" class="fnanchor">436</a>.</p> - -<p>Der Weg, auf dem <span class="gesperrt">Aristarch</span> seine Aufgabe zu lösen suchte, -ist, theoretisch genommen, zwar richtig. Daß sich trotzdem ein -Resultat ergab, das von dem heute gültigen Wert in solch erheblichem -Maße abwich, ist aus mehreren Umständen zu erklären. -Einmal war man zu jener Zeit noch nicht imstande, solch kleine -Winkelunterschiede wie diejenigen, um die es sich hier handelt, -zu messen. Zum andern aber besitzt die gesuchte Grenze zwischen -dem beleuchteten und dem dunklen Teile des Mondes keine hinlängliche -Schärfe. Immerhin verdiente <span class="gesperrt">Aristarch</span> in vollem Maße -die Anerkennung, die ihm das Altertum dieser Bestimmung wegen -zollte. Daß <span class="gesperrt">Aristarch</span> die heliozentrische Theorie 1<sup>1</sup>/<sub>2</sub> Jahrtausende -vor <span class="gesperrt">Koppernikus</span> klar aussprach, geht auch aus einer -Äußerung des <span class="gesperrt">Archimedes</span> hervor. Sie lautet: »<span class="gesperrt">Aristarch</span> gelangt -zu der Annahme, die Fixsterne samt der Sonne seien unbeweglich. -Die Erde aber werde in einer Kreislinie um die Sonne, -die in der Mitte der Erdbahn stehe, herumgeführt<a name="FNanchor_437" id="FNanchor_437" href="#Footnote_437" class="fnanchor">437</a>.«</p> - -<p>Zu den Vorläufern des <span class="gesperrt">Koppernikus</span> ist auch der Pythagoreer -<span class="gesperrt">Niketas</span> zu rechnen. Auf ihn führt <span class="gesperrt">Koppernikus</span> selbst -die Anregung zurück, die ihn veranlaßte, den geozentrischen Stand<span class="pagenum"><a name="Page_p183" id="Page_p183">[Pg p183]</a></span>punkt -aufzugeben. Von der Lehre des <span class="gesperrt">Niketas</span> gibt uns eine -kurze Bemerkung Kunde, die sich bei <span class="gesperrt">Cicero</span> findet und auf die -sich später <span class="gesperrt">Koppernikus</span> berufen hat. Sie lautet: »<span class="gesperrt">Niketas</span> -aus Syrakus nimmt an, wie <span class="gesperrt">Theophrast</span> erzählt, daß der Himmel, -die Sonne, der Mond und die Sterne stillstehen, und daß sich außer -der Erde nichts im Weltall bewegt. Die Erde dreht sich um eine -Achse. Dadurch scheint sich der Himmel zu bewegen.« Ohne -Zweifel ist dies ein deutliches Zeugnis dafür, daß man im frühen -Altertum, wenn auch nur vereinzelt, den Versuch gemacht hat, -die scheinbare tägliche Umdrehung des Himmels aus einer Rotation -der Erde zu erklären. Auch auf <span class="gesperrt">Plutarch</span> konnte sich -<span class="gesperrt">Koppernikus</span> berufen, da <span class="gesperrt">Plutarch</span> in seiner Schrift »Von -den Meinungen der Philosophen« die astronomischen Lehren des -<span class="gesperrt">Philolaos</span> und des <span class="gesperrt">Herakleides Pontikos</span> erwähnt sowie an -anderer Stelle auch auf die Ansichten <span class="gesperrt">Aristarchs</span> bezug genommen -hat.</p> - - -<h3>Fortschritte der messenden Astronomie.</h3> - -<p>Die bedeutendste Förderung während des vorchristlichen Abschnittes -des alexandrinischen Zeitalters erfuhr die Astronomie -durch <span class="gesperrt">Hipparch</span>. Seine wissenschaftliche Tätigkeit fällt etwa in -die Zeit von 160–125 v. Chr. Von seinem Leben ist wenig bekannt. -Er lebte in Rhodos, hielt sich wahrscheinlich aber auch -in Ägypten auf<a name="FNanchor_438" id="FNanchor_438" href="#Footnote_438" class="fnanchor">438</a>. <span class="gesperrt">Hipparch</span> erleichterte die Arbeit des Astronomen -vor allem dadurch, daß er als trigonometrisches Hilfsmittel -eine Sehnentafel schuf. Sie enthielt für die Winkel im Kreise -den Wert der zugehörigen Sehnen, in Teilen des Halbmessers ausgedrückt. -Die Berechnung war sehr mühsam. Sie geschah, indem -man von den Sehnen der Winkel 120°, 90°, 72°, 60°, 36° -ausging. Diese Sehnen ließen sich als Seiten des regelmäßigen -3-, 4-, 5-, 6- und 10-Ecks leicht in Teilen des Radius ausdrücken. -Mit Hilfe des Pythagoreischen Lehrsatzes und eines Hilfssatzes<span class="pagenum"><a name="Page_p184" id="Page_p184">[Pg p184]</a></span> -bestimmte man dann die Sehnen von halben Bogen, sowie die -Sehnen von Bogensummen und Bogendifferenzen und gelangte so -zu einer Tafel von zahlreichen Bogen nebst den entsprechenden -Sehnen. Anfangs wies diese Tafel bedeutende Lücken auf, die -man indessen durch Interpolation nach und nach ausfüllte. Erst -von <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> wurden die Sehnen aller Winkel, nach halben -Graden fortschreitend, mit hinreichender Genauigkeit bestimmt. -Seine Tafel, die einen wesentlichen Teil des 1<sup>1</sup>/<sub>2</sub> Jahrtausende -die Astronomie beherrschenden <span class="gesperrt">Ptolemäi</span>schen Werkes ausmachte, -hat während jenes langen Zeitraumes den Astronomen -an Stelle unserer heutigen trigonometrischen Tabellen große -Dienste geleistet.</p> - -<p><span class="gesperrt">Ptolemäos</span> teilte den Radius in 60 Teile und führte diese -Teilung sexagesimal weiter. Die Sehnen wurden dann für die verschiedenen -Winkel in Sechzigsteln des Radius ausgedrückt. So -wurden feststehende Verhältnisse gewonnen, da die absolute Größe -des Radius und der Sehnen nicht in Betracht kam. Es kam auch -vor, daß <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> mitunter statt der ganzen die halben Sehnen -benutzte, doch blieb die konsequente Durchführung dieser Maßregel, -die ja die Einführung der Sinusfunktion bedeutet haben -würde, den Indern vorbehalten.</p> - -<p>Die Trigonometrie beschränkte sich bei den Alten auf das -rechtwinklige Dreieck. Die Ausdehnung der trigonometrischen -Funktionen auf Winkel von 90°-180° erfolgte erst durch die -Araber, die auch die Trigonometrie des schiefwinkligen Dreiecks -begründeten<a name="FNanchor_439" id="FNanchor_439" href="#Footnote_439" class="fnanchor">439</a>. Kamen solche Dreiecke für die alten Astronomen -in Betracht, so wurden sie in rechtwinklige Dreiecke, die man berechnen -konnte, zerlegt.</p> - -<p>Aus den Fortschritten, welche die Mathematik im alexandrinischen -Zeitalter erfuhr, zog unter allen Wissenschaften die Astronomie -auch weiterhin den größten Nutzen. Es begann für sie die -Periode der systematischen, messenden Beobachtungen. Und wenn -das Ergebnis auch noch nicht in der allgemeinen Annahme des -wahren Weltsystems bestand, so gelangte man doch zur klaren -Auffassung vieler, nur vermöge exakter Messung wahrnehmbarer -Erscheinungen. Vor allem ist hier <span class="gesperrt">Hipparch</span> zu nennen, der -für die Astronomie dieselbe Bedeutung besitzt, die <span class="gesperrt">Aristoteles</span> -hinsichtlich der Zoologie und <span class="gesperrt">Archimedes</span> in bezug auf die -Mechanik zugeschrieben werden muß.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p185" id="Page_p185">[Pg p185]</a></span></p> - -<p>Während der ersten Entwicklungsstadien der Astronomie hatte -man sich darauf beschränkt, die Stellung der wichtigeren Fixsterne -dadurch festzulegen, daß man am Himmel gewisse Figuren einzeichnete. -Mitunter brachten diese Sternbilder auch äußerliche -Ähnlichkeiten zum Ausdruck, wie z. B. beim Wagen.</p> - -<p>In die Blütezeit der alexandrinischen Schule fällt nun der -Versuch einer genaueren, durch Winkelmessung ermittelten Ortsbestimmung -der wichtigsten Fixsterne. Man bezog ihre Stellungen -auf die Punkte, in denen die Ekliptik den Himmelsäquator schneidet, -und bestimmte bei einer größeren Anzahl auch den Abstand -vom Äquator bis auf Teile eines Grades. Ein solches, von <span class="gesperrt">Aristyll</span> -und <span class="gesperrt">Timocharis</span> herrührendes Fixsternverzeichnis, das etwa 150 -Angaben umfaßte, befand sich in den Händen des <span class="gesperrt">Hipparch</span>, -als plötzlich, im Jahre 134 v. Chr., ein seltenes astronomisches Ereignis, -nämlich das Auftreten eines neuen Sternes erster Größe, -eintrat<a name="FNanchor_440" id="FNanchor_440" href="#Footnote_440" class="fnanchor">440</a>. Bot aber die Fixsternregion, die <span class="gesperrt">Aristoteles</span> als den -Ort des unwandelbaren Seins bezeichnet hatte, derartige plötzliche -Veränderungen dar, so mußte sich in den Astronomen der -Wunsch nach einer genauen Topographie des Himmels regen, um -auf solche Weise späteren Zeiten eine stete Kontrolle zu ermöglichen. -In den auf jenes Ereignis folgenden Jahren bestimmte -deshalb <span class="gesperrt">Hipparch</span> etwa tausend Sternörter<a name="FNanchor_441" id="FNanchor_441" href="#Footnote_441" class="fnanchor">441</a>. <span class="gesperrt">Hipparch</span> löste -dadurch nicht nur die gestellte Aufgabe, sondern er machte außerdem -die wichtige Entdeckung, daß der Frühlings- und der Herbstpunkt -ihre Lage langsam ändern. Für einen der hervorragendsten -Sterne des Tierkreises, die Spica in der Jungfrau nämlich, ergab -sich, daß er 6° vom Herbstpunkte entfernt war, während der -170 Jahre früher gemessene Abstand 8° betrug. Die Breite der -Fixsterne war dagegen unverändert geblieben. Dieses Vorrücken -der Äquinoktialpunkte<a name="FNanchor_442" id="FNanchor_442" href="#Footnote_442" class="fnanchor">442</a> glaubte <span class="gesperrt">Hipparch</span> aus seinen und den<span class="pagenum"><a name="Page_p186" id="Page_p186">[Pg p186]</a></span> -älteren Beobachtungen auf mindestens einen Grad für ein Jahrhundert, -also auf 36'' für das Jahr ansetzen zu dürfen, während -es in Wahrheit 50'' beträgt.</p> - -<p>Die Arbeiten, in denen <span class="gesperrt">Hipparch</span> von der Präzession der -Nachtgleichen handelt, sind leider bis auf dasjenige, was der »Almagest« -darüber bringt, verlorengegangen. Nach <span class="gesperrt">Tannery</span> beläuft -sich der von <span class="gesperrt">Hipparch</span> gefundene Betrag des Vorrückens -auf 1° 23' 25'' für das Jahrhundert<a name="FNanchor_443" id="FNanchor_443" href="#Footnote_443" class="fnanchor">443</a>. Auf die Entdeckung der -Präzession gründet sich die Vorstellung von einem 26000 Jahre -umfassenden Zeitraum (dem platonischen Jahr), der mit der Lehre -von der steten Wiederkehr in Beziehung gebracht wurde. Auf diese -Lehre abzielende Andeutungen finden sich schon bei <span class="gesperrt">Platon</span>, später -auch bei <span class="gesperrt">Cicero</span>, <span class="gesperrt">Seneca</span> und anderen Schriftstellern des Altertums. -Die Vorstellung, daß die Natur einem regelmäßig wiederkehrenden -Wechsel unterliegt, hatte ja auch manches für sich. Die -Kirchenväter verhielten sich jedoch ihr gegenüber ablehnend, weil -sie den christlichen Vorstellungen nicht entsprach. Unter den -Arabern finden sich dagegen wieder Anhänger der Lehre von der -steten Wiederkehr<a name="FNanchor_444" id="FNanchor_444" href="#Footnote_444" class="fnanchor">444</a>.</p> - -<p>Auch daß sich die Erde in der Sonnennähe schneller bewegt -als in der Sonnenferne, wurde von <span class="gesperrt">Hipparch</span> beobachtet, wenn -er auch diese Bewegung auf unser Zentralgestirn übertrug, an -dem sie ja scheinbar vorsichgeht. Da man im Altertum an der -aristotelischen Voraussetzung festhielt, daß die Bewegung der -Himmelskörper gleichförmig und in Kreisen erfolge, so erklärte -<span class="gesperrt">Hipparch</span> die beobachtete Erscheinung aus der Epizyklentheorie, -indem er die Sonne einen Kreis durchlaufen ließ, dessen Mittelpunkt -sich auf einem größeren, um die Erde gespannten Kreise -fortbewegen sollte.</p> - -<p>Die genauere Erforschung der scheinbaren Sonnenbewegung -führte <span class="gesperrt">Hipparch</span> ferner zu der Entdeckung, daß die Länge -des Jahres, d. h. der Zeit zwischen zwei Durchgängen des -Sonnenzentrums durch den Frühlingspunkt, nicht, wie vor ihm -angenommen, 365<sup>1</sup>/<sub>4</sub> Tage beträgt, sondern daß sie etwas -kürzer ist<a name="FNanchor_445" id="FNanchor_445" href="#Footnote_445" class="fnanchor">445</a>.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p187" id="Page_p187">[Pg p187]</a></span></p> - -<p>Eine schärfere Bestimmung der Mond- und der Planetenbewegungen, -wie sie am Himmelsgewölbe vorsichzugehen scheinen, -hat <span class="gesperrt">Hipparch</span> gleichfalls in Angriff genommen. Die Lösung -dieser Aufgabe gelang jedoch erst mehrere Jahrhunderte später -dem <span class="gesperrt">Ptolemäos</span>, dessen Bedeutung für die astronomische Wissenschaft -späterer Würdigung vorbehalten bleibt.</p> - -<p>Auch das durch die Zahlenmystik der Pythagoreer angeregte, -schon von <span class="gesperrt">Aristarch</span> behandelte Problem, die Entfernungen und -die Größe der Himmelskörper zu bestimmen, beschäftigte <span class="gesperrt">Hipparch</span>. -Behufs der Lösung dieser Aufgabe führte er den Begriff -der Parallaxe ein. Man versteht darunter den Winkel, unter dem -der Erdhalbmesser von dem Gestirne aus erscheint, dessen Abstand -gemessen werden soll. <span class="gesperrt">Hipparchs</span> Bestimmungen ergaben -für die Entfernung des Mondes 59 Erdhalbmesser. Dieser Wert -kommt der Wahrheit ziemlich nahe<a name="FNanchor_446" id="FNanchor_446" href="#Footnote_446" class="fnanchor">446</a>, während die von <span class="gesperrt">Hipparch</span> -herrührenden Werte für die Entfernung und die Größe der Sonne -von der Wirklichkeit erheblich abweichen.</p> - -<p>Die wichtigsten Lehren der antiken Astronomie wurden nach -dem von <span class="gesperrt">Hipparch</span> gewonnenen Standpunkte von <span class="gesperrt">Geminos</span> zusammengestellt. -<span class="gesperrt">Geminos</span> aus Rhodos lebte um 70 v. Chr. in -Rom. Seine Einführung in die Astronomie (εἰσαγωγή) wurde 1590 -unter dem Titel <span lang="la" xml:lang="la">Elementa astronomiae</span> herausgegeben<a name="FNanchor_447" id="FNanchor_447" href="#Footnote_447" class="fnanchor">447</a>. Sie zeugt -von großer Sachkunde, ist frei von allem hergebrachten Aberglauben, -kurz, durchaus wissenschaftlich gehalten. Einen entschieden -ablehnenden Standpunkt nimmt <span class="gesperrt">Geminos</span> manchen herrschenden -Lehren gegenüber ein. So spricht er sich z. B. dahin aus, -daß die Hitze des Sommers nicht von dem Hundsstern (Sirius) -abhänge, sondern in dem Stande der Sonne ihre Ursache habe. -Für <span class="gesperrt">Geminos</span> liegen ferner die Fixsterne nicht sämtlich in einer -Sphäre. Ihre Entfernung von der Erde werde wohl sehr verschieden -sein. Es fehle uns nur an einem Mittel, diese Verschiedenheit -wahrzunehmen. Das Werk des <span class="gesperrt">Geminos</span> hat späteren -Zeiten als wertvolle Quelle für die antike Astronomie gedient.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p188" id="Page_p188">[Pg p188]</a></span></p> - - -<h3>Die Anfänge der wissenschaftlichen Kartographie.</h3> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig23" id="fig23" href="images/abb23.jpg"><img width="300" height="285" src="images/abb23.jpg" alt="[Abb. 23]" /></a> -<div class="caption">Abb. 23. Breitenbestimmung mit dem Gnomon.</div> -</div> - -<p>Die geschilderten Fortschritte der Astronomie trugen dazu -bei, daß auch die Geographie immer mehr einen wissenschaftlichen -Grundzug erhielt. Dies sprach sich vor allem darin aus, daß man -sich der astronomischen Ortsbestimmung zu bedienen anfing. Anfangs -waren die geographischen Karten bloße Itinerarien, d. h. sie -wurden auf Grund der von den Reisenden angegebenen Wegelängen -und der eingeschlagenen Himmelsrichtung entworfen. Während -<span class="gesperrt">Eratosthenes</span> bei seiner Bearbeitung der Länderkunde sich auf -die Angabe der Polhöhe -eines Ortes oder einer -Landschaft beschränkte, -führte <span class="gesperrt">Hipparch</span> die -Bestimmung nach geographischer -Länge und -Breite ein. Um die Breite -eines Ortes zu finden, -brauchte man nur die -Höhe der Sonne um -Mittag während der Zeit -der Tag- und Nachtgleiche -zu ermitteln und -den so erhaltenen Winkel -von 90° abzuziehen. -Dazu bediente man sich -des Gnomons. Bei diesen -Messungen, die bis auf 1–2 Bogenminuten genau erfolgten, begingen -die alten Astronomen einen Fehler von 16 Bogenminuten, -ein Wert, der dem Halbmesser der Sonne gleichkommt. Den -Ursprung dieses Fehlers erläutert <a href="#fig23">Abb. 23</a>. Sie läßt erkennen, -daß aus dem Schatten als Höhenwinkel der Winkel BDA resultiert, -während die wahre Sonnenhöhe BCA ist<a name="FNanchor_448" id="FNanchor_448" href="#Footnote_448" class="fnanchor">448</a>. <span class="gesperrt">Hipparch</span> -teilte den Äquator in 360 Grade. Als Anfangsmeridian wählte er -denjenigen, welcher die Insel Rhodos schneidet, da er hier einen -Teil seiner Beobachtungen angestellt hatte. Während die Breite, -nachdem man ihren Zusammenhang mit der Polhöhe erkannt, leicht -bestimmt werden konnte, machte die Feststellung der Länge<span class="pagenum"><a name="Page_p189" id="Page_p189">[Pg p189]</a></span> -Schwierigkeiten. Diese wurden noch im Zeitalter <span class="gesperrt">Newtons</span> lebhaft -empfunden und erst durch die immer weiter gehende Vervollkommnung -der Chronometer gehoben. Auch <span class="gesperrt">Hipparch</span> brachte -eine Art von chronometrischem Verfahren in Vorschlag. Unter -der Voraussetzung, daß der Eintritt einer Himmelserscheinung, -z. B. der Beginn einer Mondfinsternis, von allen Bewohnern eines -Erdteils in demselben Augenblick gesehen wird, sollte die Zeit -des Eintritts für verschiedene Orte festgestellt und aus dem Unterschied -der Ortszeiten der Unterschied der Längen berechnet werden.</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig24" id="fig24" href="images/abb24.jpg"><img width="400" height="154" src="images/abb24.jpg" alt="[Abb. 24]" /></a> -<div class="caption">Abb. 24. Stereographische und orthographische Projektion.</div> -</div> - -<p>Für die kartographische Darstellung bediente sich <span class="gesperrt">Hipparch</span> -zur Abbildung des Himmels der stereographischen<a name="FNanchor_449" id="FNanchor_449" href="#Footnote_449" class="fnanchor">449</a>, zur Abbildung -von Ländern meist der orthographischen Projektion. Bei der ersten -Projektionsart wird eine Ebene zwischen das Auge und die abzubildende -krumme Fläche gebracht. Jeder Strahl, der einen Punkt -der letzteren mit dem Auge verbindet, schneidet jene Ebene. Infolgedessen -projizieren sich die Punkte der krummen Fläche in -der Weise auf die Ebene, daß das Auge von dem Bilde auf der -Ebene denselben Eindruck bekommt, den es von der krummen -Fläche, z. B. der Halbkugel des Himmels, erhält. Bei der orthographischen -Projektion dagegen wird von jedem Punkte der darzustellenden -krummen Fläche eine Senkrechte auf die Projektionsebene -gefällt. Das Bild auf dieser macht also den Eindruck, den -die krumme Fläche einem weit entfernten Auge bietet.</p> - - -<h3>Die Begründung einer Physik der Gase und der -Flüssigkeiten.</h3> - -<p>Während die Astronomie und die Geographie sich mächtig -entwickelten und im 2. Jahrhundert nach dem Beginn der christ<span class="pagenum"><a name="Page_p190" id="Page_p190">[Pg p190]</a></span>lichen -Zeitrechnung innerhalb derselben alexandrinischen Akademie -durch <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> eine zweite Blütezeit erlebten, schien die -wissenschaftliche Mechanik nach den hoffnungsvollen Anfängen, -die man dem <span class="gesperrt">Archimedes</span> verdankte, zum Stillstande verurteilt -zu sein, obgleich sich auch diese Wissenschaft für die Anwendung -des durch die Mathematik gebotenen, deduktiven Verfahrens so -sehr eignete. Abgesehen von der Schwerpunktsbestimmung körperlicher -Gebilde – <span class="gesperrt">Archimedes</span> hatte sich hierbei auf Flächen beschränkt -– machte die theoretische Mechanik kaum wesentliche -Fortschritte. Jene Bestimmungen rühren von <span class="gesperrt">Pappos</span> von Alexandrien -her, der im 4. nachchristlichen Jahrhundert lebte und somit -einer späteren Periode angehört.</p> - -<p><span class="gesperrt">Pappos</span> befaßte sich nach dem Vorbilde des <span class="gesperrt">Archimedes</span> -auch mit der Untersuchung von Rotationskörpern und kam dabei -auf einen wichtigen allgemeinen Satz, der später unter dem Namen -der <span class="gesperrt">Guldin</span>schen Regel bekannt geworden ist. <span class="gesperrt">Pappos</span> fand -nämlich, daß der Inhalt eines Rotationskörpers aus der Fläche der -sich drehenden Figur und dem von ihrem Schwerpunkt beschriebenen -Kreise berechnet werden kann. Diese Regel wurde im Laufe -der Jahrhunderte vergessen und von <span class="gesperrt">Guldin</span> (1577–1643), nach -dem sie heute die <span class="gesperrt">Guldin</span>sche Regel genannt wird, von neuem -gefunden.</p> - -<p>Weit mehr als um die Fortbildung der theoretischen hat man -sich während der alexandrinischen Zeit um die der praktischen -Mechanik bemüht. Man versah z. B. die Wasseruhren mit einer -Zeigervorrichtung und erfand die Feuerspritze<a name="FNanchor_450" id="FNanchor_450" href="#Footnote_450" class="fnanchor">450</a>. Diese besaß, -nach einem im 18. Jahrhundert aufgefundenen, aus der römischen -Kaiserzeit herstammenden Exemplar<a name="FNanchor_451" id="FNanchor_451" href="#Footnote_451" class="fnanchor">451</a> zu urteilen, schon im Altertum -eine im wesentlichen der heutigen entsprechende Einrichtung. -(<a href="#fig25">Abb. 25</a>.)</p> - -<p>Auch gewann man damals einige Kenntnis von der Natur der -Gase und der Dämpfe. Besonders verdient um dieses Gebiet -machte sich <span class="gesperrt">Heron</span> von Alexandrien, dessen Name noch heute -in einem bekannten Apparat unserer physikalischen Sammlungen, -dem Heronsball, fortlebt<a name="FNanchor_452" id="FNanchor_452" href="#Footnote_452" class="fnanchor">452</a>. <span class="gesperrt">Herons</span> Tätigkeit fällt vielleicht um -das Jahr 100 v. Chr. Doch ist die Frage, welchem Zeitalter er<span class="pagenum"><a name="Page_p191" id="Page_p191">[Pg p191]</a></span> -eigentlich angehört hat, noch immer nicht mit Bestimmtheit gelöst. -Näheres über diese »Heronische Frage« enthält die Einleitung der -unten erwähnten Ausgabe der Werke <span class="gesperrt">Herons</span> (s. S. <a href="#Page_p192">192</a> Anm. 4). -Sein Verdienst bestand darin, daß er zahlreiche Erfindungen der -alten Physiker und Techniker zusammenstellte und dadurch die -Entwicklung, welche die Physik seit dem 16. Jahrhundert nahm, -in hohem Grade befruchtete. Von eigenen Erfindungen <span class="gesperrt">Herons</span> -ist in seinen Schriften kaum die Rede. Seine »Pneumatik« ist -das erste auf uns gelangte Werk<a name="FNanchor_453" id="FNanchor_453" href="#Footnote_453" class="fnanchor">453</a>, das sich mit Versuchen über -die Eigenschaften der Luft und der gespannten Dämpfe beschäftigt. -Daß <span class="gesperrt">Heron</span> auf diesem Gebiete zahlreiche Vorgänger -besaß, ist daraus ersichtlich, daß er seine »Pneumatik« mit -folgenden Worten beginnt: »Die Beschäftigung mit Luft- und -Wasserkünsten ist von den alten Philosophen und Mathematikern -hoch geschätzt worden. Es ist daher notwendig, das seit alters -darüber Bekannte in gehörige Ordnung zu bringen ...«</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig25" id="fig25" href="images/abb25.jpg"><img width="300" height="250" src="images/abb25_t.jpg" alt="[Abb. 25]" /></a> -<div class="caption">Abb. 25. Die Feuerspritze nach Heron.</div> -</div> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p192" id="Page_p192">[Pg p192]</a></span></p> - -<p>Unter den Vorläufern <span class="gesperrt">Herons</span> ist als einer der frühesten, -der uns bekanntgeworden ist, <span class="gesperrt">Ktesibios</span> von Alexandrien zu -nennen (um 140 v. Chr.).</p> - -<p>Letzterer fand einen Nachahmer in <span class="gesperrt">Philon</span> von Byzanz. Bei -ihm findet sich schon die Beschreibung des Heronsballs, der also -eigentlich als Philonsball bezeichnet werden müßte<a name="FNanchor_454" id="FNanchor_454" href="#Footnote_454" class="fnanchor">454</a>. Auch das -Thermoskop begegnet uns schon bei <span class="gesperrt">Philon</span><a name="FNanchor_455" id="FNanchor_455" href="#Footnote_455" class="fnanchor">455</a>. <span class="gesperrt">Philons</span> »Pneumatik« -und <span class="gesperrt">Herons</span> »Mechanik« waren bis vor kurzem nur in -spärlichen Fragmenten bekannt. Da entdeckte man, daß arabische -Übersetzungen der griechischen Texte existieren. So wurde man<a name="FNanchor_456" id="FNanchor_456" href="#Footnote_456" class="fnanchor">456</a> -1894 mit der »Mechanik« <span class="gesperrt">Herons</span> und 1897 mit der »Pneumatik« -des <span class="gesperrt">Philon</span> von Byzanz bekannt. Die Gesamtausgabe der Werke -<span class="gesperrt">Herons</span> ist für die Geschichte der Mathematik sowie der reinen -und der angewandten Naturwissenschaften von großer Bedeutung. -Das Automatenwerk <span class="gesperrt">Herons</span> ist auch kunstgeschichtlich von -Wichtigkeit, da es manchen Aufschluß über die antiken Bühneneinrichtungen -gibt<a name="FNanchor_457" id="FNanchor_457" href="#Footnote_457" class="fnanchor">457</a>. <span class="gesperrt">Heron</span> beschreibt in seiner »Pneumatik« -eine große Anzahl von Apparaten, welche durch erwärmte Luft -oder Dampf in Bewegung gesetzt werden. Die Abbildungen, von -denen wir einige hier wiedergeben, rühren nicht von <span class="gesperrt">Heron</span> selbst, -sondern von einem späteren Herausgeber her<a name="FNanchor_458" id="FNanchor_458" href="#Footnote_458" class="fnanchor">458</a>.</p> - -<p>Handelt es sich zum Teil auch um physikalische Spielereien, -so begegnet uns doch manches, was den Anstoß zu späteren Erfindungen -gegeben hat. Insbesondere gilt dies von einem Apparat, -bei dem der Dampf in derselben Weise einen Körper in drehende -Bewegung versetzt, wie es das ausströmende Wasser bei den -Reaktionsrädern bewirkt. Die Maschine <span class="gesperrt">Herons</span> (<a href="#fig26">Abb. 26</a>) besteht -aus einem Kessel, von dem zwei senkrechte Röhren ausgehen. -Zwischen ihnen befindet sich eine drehbare Halbkugel mit -zwei Ansätzen, aus welchen der in die Halbkugel geleitete Dampf<span class="pagenum"><a name="Page_p193" id="Page_p193">[Pg p193]</a></span> -in tangentialer Richtung entweicht. Dadurch wird die Kugel in -Drehung versetzt.</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig26" id="fig26" href="images/abb26.jpg"><img width="300" height="214" src="images/abb26_t.jpg" alt="[Abb. 26]" /></a> -<div class="caption">Abb. 26. Heron verwendet den Dampf zum Betriebe einer maschinellen -Einrichtung.</div> -</div> - -<p>Den nach ihm benannten Ball (s. <a href="#fig27">Abb. 27</a>) beschreibt <span class="gesperrt">Heron</span> -in folgender Weise: »In die Öffnung -eines Gefäßes wird eine Röhre eingelötet, -die fast bis auf den Boden -reicht und in eine enge Mündung -ausläuft. Durch eine seitliche Öffnung -gießen wir Wasser in das -Gefäß. Darauf blasen wir in diese -Öffnung hinein, während wir auf -die enge Mündung der senkrechten -Röhre den Finger legen. Schließen -wir dann die seitliche Öffnung und -nehmen wir den Finger von der -senkrechten Röhre fort, so wird -in ihr das Wasser durch die -hineingeblasene, zusammengepreßte -Luft emporgetrieben.«</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig27" id="fig27" href="images/abb27.jpg"><img width="214" height="300" src="images/abb27.jpg" alt="[Abb. 27]" /></a> -<div class="caption">Abb. 27. Der Heronsball.</div> -</div> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p194" id="Page_p194">[Pg p194]</a></span></p> - -<p>Endlich sei hier noch <span class="gesperrt">Herons</span> Abbildung des Hebers wiedergegeben -(s. <a href="#fig28">Abb. 28</a>). »Befindet sich«, sagt <span class="gesperrt">Heron</span> in seiner Erläuterung -dieses Apparates, »die Hebermündung in gleicher Höhe -mit dem Wasserspiegel, so wird der Heber, obgleich er voll Wasser -ist, nicht fließen, sondern gefüllt bleiben. Es ist nämlich, wie bei -einer Wage, das Wasser in diesem Falle im Gleichgewicht, indem -es bestrebt ist, auf der Seite θβ sich zu heben und auf Seite βγ -sich zu senken. Ist aber die äußere Mündung des Hebers niedriger -als der Wasserspiegel, so fließt das -Wasser aus, da das in dem Abschnitte -κβ befindliche Wasser, das -schwerer ist als das in βθ, letzteres -überwältigt und anzieht.«</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig28" id="fig28" href="images/abb28.jpg"><img width="179" height="300" src="images/abb28.jpg" alt="[Abb. 28]" /></a> -<div class="caption">Abb. 28. Herons Abbildung -eines Hebers.</div> -</div> - -<p>Was die Natur der Luft betrifft, -so meint <span class="gesperrt">Heron</span>, daß sie aus Teilchen -bestehe, die wie die Körnchen des -Sandes durch leere Zwischenräume -getrennt seien. Dies beweise zumal -der Umstand, daß sich noch Luft in -eine Kugel zu der darin vorhandenen -füllen lasse, was darauf beruhe, daß -die neuen Luftteilchen an Stelle der -leeren Räume treten. Wolle man -annehmen, die Luft fülle den vorhandenen -Raum ganz aus, so würde -eine Kugel beim Hineinbringen einer -weiteren Luftmenge platzen müssen. -Gäbe es keine Vakua, fügt <span class="gesperrt">Heron</span> -noch hinzu, so könnten weder Licht noch Wärme durch Wasser -oder andere Flüssigkeiten dringen. Wenn nämlich die Flüssigkeit -keine Poren hätte, die Strahlen also mit Gewalt ins Wasser -drängen, so müßten volle Gefäße überlaufen<a name="FNanchor_459" id="FNanchor_459" href="#Footnote_459" class="fnanchor">459</a>. Jeder Körper besteht -deshalb, nach <span class="gesperrt">Heron</span>, aus kleinen Teilchen und dazwischen -befindlichen leeren Räumen. Ein kontinuierliches Vakuum sei dagegen -ohne Mitwirkung einer äußeren Kraft nicht möglich<a name="FNanchor_460" id="FNanchor_460" href="#Footnote_460" class="fnanchor">460</a>. Daß -die Luft ein Körper ist, beweist <span class="gesperrt">Heron</span>, indem er ein leeres -Gefäß umgekehrt ins Wasser taucht. Auch bemerkt er, die -Luft habe eine eigentümliche Spannkraft, indem sie sich, wie<span class="pagenum"><a name="Page_p195" id="Page_p195">[Pg p195]</a></span> -ein trockener Schwamm, nach dem Zusammendrücken wieder -ausdehne.</p> - -<p>Zu welch überraschenden Kunststücken man diese Kenntnisse -zu verwerten wußte, zeigt uns die, durch nebenstehende Abbildung -(<a href="#fig29">29</a>) erläuterte, auf der Ausdehnung und der Zusammenziehung -der Luft beruhende Vorrichtung.</p> - -<p>Wird auf dem Altar E ein Feuer angezündet, so treibt die -erwärmte Luft infolge ihrer Ausdehnung das Wasser, das sich in -der Kugel P befindet, in das -aufgehängte, mit einem Drehwerk -verbundene Gefäß M. -Letzteres sinkt infolge seiner -Gewichtszunahme und öffnet -die Tür. Nach dem Erkalten -der Luft strömt das Wasser -durch die Röhre L nach P -zurück, und die Tür wird -durch das Gegengewicht D -geschlossen, während das -Gefäß M in seine frühere -Lage zurückkehrt.</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig29" id="fig29" href="images/abb29.jpg"><img width="263" height="300" src="images/abb29.jpg" alt="[Abb. 29]" /></a> -<div class="caption">Abb. 29. -Herons Automat zum Öffnen der Tempel<a name="FNanchor_461" id="FNanchor_461" href="#Footnote_461" class="fnanchor">461</a>.</div> -</div> - -<p>Sowohl eine Beschreibung -in <span class="gesperrt">Herons</span> »Pneumatica«, -als auch die archäologischen -Funde liefern den -Beweis, daß man im späteren -Altertum schon Orgeln mit Klaviaturen besaß, die man wie -unsere heutigen Orgeln und Klaviere benutzte (<a href="#fig30">Abb. 30</a>). Sie wurden -durch Wasser betrieben, mit dessen Hilfe man die Luft in einem -Kasten zusammenpreßte (Wasserorgel oder hydraulus). Eine aus -Ton verfertigte Orgel wurde vor einiger Zeit in Karthago aufgefunden. -Sie läßt außer den Einrichtungen, die zur Herstellung -des Luftstromes dienen, drei Reihen von Orgelpfeifen und eine -Klaviatur erkennen<a name="FNanchor_462" id="FNanchor_462" href="#Footnote_462" class="fnanchor">462</a>.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p196" id="Page_p196">[Pg p196]</a></span></p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig30" id="fig30" href="images/abb30.jpg"><img width="261" height="300" src="images/abb30_t.jpg" alt="[Abb. 30]" /></a> -<div class="caption">Abb. 30. Wasserorgel oder hydraulus.</div> -</div> - -<p><span class="gesperrt">Heron</span> bringt ferner eine Beschreibung der Feuerspritze, -deren Rekonstruktion in <a href="#fig25">Abb. 25</a> wiedergegeben wurde (s. S. <a href="#Page_p191">191</a>). -Seine Beschreibung lautet: »Es seien αβγδ und εζηθ zwei -bronzene Stiefel, deren Inneres für zwei Kolben ausgedrechselt ist. -Die Kolben müssen luftdicht in die Stiefel passen. Letztere seien -durch das an beiden Enden offene Rohr ξοδζ miteinander verbunden. -Außerhalb der Stiefel, aber innerhalb dieses Rohres, sollen -Klappenventile π und ρ derart angebracht sein, daß sie sich nach -der Außenseite öffnen können. Die Stiefel sollen auch auf dem -Boden runde Löcher haben, die mit kleinen, geschliffenen Scheibchen -bedeckt werden. Letztere sind durch Stifte und Häkchen -so angebracht, daß sie sich wohl auf- und abbewegen, aber sich -nicht von den Öffnungen seitlich entfernen können. Mit den Kolben -seien Kolbenstangen und ein Querbalken verbunden. Mit dem -Rohre, das die beiden Stiefel verbindet, stehe ein vertikales Steigrohr -in Verbindung. Dieses verzweige sich bei ϛ zu einem Doppelarm, -der zu einer drehbaren Mündung führt<a name="FNanchor_463" id="FNanchor_463" href="#Footnote_463" class="fnanchor">463</a>.« Die beschriebene<span class="pagenum"><a name="Page_p197" id="Page_p197">[Pg p197]</a></span> -Vorrichtung stimmt also mit der heutigen Feuerspritze überein, -nur daß der Windkessel fehlt.</p> - -<p>Ein Teil der zahlreichen, in <span class="gesperrt">Herons</span> »Pneumatica« beschriebenen -Versuche stammt von <span class="gesperrt">Philon</span> von Byzanz, der gleich <span class="gesperrt">Heron</span> -ein Schüler des <span class="gesperrt">Ktesibios</span> war. Da einige von diesen Versuchen -eine grundlegende Bedeutung haben, so seien sie hier angeführt. -So stellte <span class="gesperrt">Philon</span> ein Thermoskop her, das auf der Ausdehnung -der Luft durch die Wärme beruhte. In eine Bleikugel a wurde -das doppelt gebogene Rohr b (s. <a href="#fig31">Abb. 31</a>) luftdicht eingefügt. Das -andere Ende des Rohres mündete unter -Wasser. Brachte man die Bleikugel in -die Sonne, so strömte die Luft durch b -aus. Wurde dagegen die Bleikugel abgekühlt, -so gelangte Wasser durch b in -die Kugel a<a name="FNanchor_464" id="FNanchor_464" href="#Footnote_464" class="fnanchor">464</a>.</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig31" id="fig31" href="images/abb31.jpg"><img width="300" height="144" src="images/abb31.jpg" alt="[Abb. 31]" /></a> -<div class="caption">Abb. 31. Philons Thermoskop.</div> -</div> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig32" id="fig32" href="images/abb32.jpg"><img width="149" height="300" src="images/abb32.jpg" alt="[Abb. 32]" /></a> -<div class="caption">Abb. 32. Philons Saugkerze.</div> -</div> - -<p>Die Abbildung <a href="#fig32">32</a> zeigt uns <span class="gesperrt">Philons</span> Saugkerze. In dem -Gefäße a befindet sich Wasser und eine brennende Kerze. Über -diese wird d gestülpt<a name="FNanchor_465" id="FNanchor_465" href="#Footnote_465" class="fnanchor">465</a>. »Man wird«, sagt <span class="gesperrt">Philon</span>, »bald das -Wasser aufwärtssteigen sehen. Dies geschieht, weil die in d enthaltene -Luft durch die Bewegung des Feuers verflüchtigt wird. -Das Wasser steigt empor, je nach der Quantität Luft, welche verflüchtigt -wird.« Daß stets nur eine gewisse Menge Luft verschwindet, -entging also der Beobachtung des alten Physikers. -Immerhin begegnet uns hier schon derselbe Versuch, den im -18. Jahrhundert <span class="gesperrt">Scheele</span> und andere anstellten, um zu beweisen, -daß die Luft aus zwei verschiedenen Gasen zusammengesetzt ist.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p198" id="Page_p198">[Pg p198]</a></span></p> - - -<h3>Weitere Fortschritte der Mechanik.</h3> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig33" id="fig33" href="images/abb33.jpg"><img width="266" height="300" src="images/abb33.jpg" alt="[Abb. 33]" /></a> -<div class="caption">Abb. 33. Herons Flaschenzug.</div> -</div> - -<p><span class="gesperrt">Heron</span> hat auch über die Mechanik der festen Körper ein -Werk geschrieben, das lange als verloren galt und nur auszugsweise -durch den späteren Alexandriner <span class="gesperrt">Pappos</span> (um 300 n. Chr.) -erhalten geblieben ist<a name="FNanchor_466" id="FNanchor_466" href="#Footnote_466" class="fnanchor">466</a>. Wie <span class="gesperrt">Pappos</span> mitteilt, hat <span class="gesperrt">Heron</span> in -diesem Werk die fünf Potenzen behandelt, nämlich den Hebel, das -Rad an der Welle, den Keil, die Schraube und den Flaschenzug. -So wird, um ein Beispiel zu bringen, der Flaschenzug mit folgenden -Worten beschrieben: »Wenn wir eine Last aufziehen wollen, so -müssen wir an einem daran gebundenen Seil mit einer Kraft ziehen, -welche der Last gleich ist. Wenn wir aber das eine Ende des -Seils an einem festen Ort anbinden und das andere Ende um eine -an der Last befestigte Rolle legen, so werden wir die Last leichter -bewegen. Und wenn wir an dem festen Ort eine zweite Rolle anbringen -und das Seil auch um diese legen, werden wir die Last<span class="pagenum"><a name="Page_p199" id="Page_p199">[Pg p199]</a></span> -noch leichter bewegen. Aber wir bringen nicht die einzelnen -Rollen an dem festen Ort, sondern, um ihre Achse drehbar, in -einem hölzernen Gehäuse an, das wir eine Flasche nennen, und -binden diese Flasche mit einem Seile an den festen Ort. Diejenigen -Rollen, die mit der Last verbunden werden sollen, schließen -wir in eine andere, der ersten gleiche Flasche ein<a name="FNanchor_467" id="FNanchor_467" href="#Footnote_467" class="fnanchor">467</a>. Je zahlreicher -die Rollen, desto leichter läßt sich die Last heben.« An -anderer Stelle löst <span class="gesperrt">Heron</span> die Aufgabe, durch Zahnradübertragungen -vermöge der Kraft 5 die Last 1000 zu heben (s. <a href="#fig17">Abb. 17</a>)<a name="FNanchor_468" id="FNanchor_468" href="#Footnote_468" class="fnanchor">468</a>.</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig34" id="fig34" href="images/abb34.jpg"><img width="224" height="300" src="images/abb34.jpg" alt="[Abb. 34]" /></a> -<div class="caption">Abb. 34. Herons Wegmesser<a name="FNanchor_469" id="FNanchor_469" href="#Footnote_469" class="fnanchor">469</a>.</div> -</div> - -<p>Durch eine ähnliche Übertragung finden wir schon bei <span class="gesperrt">Heron</span> -das Prinzip des Taxameters gelöst. Seine Einrichtung ist aus -<a href="#fig34">Abb. 34</a> ersichtlich. An der Nabe des -Rades befindet sich ein Stift, der das -horizontale, mit 8 Speichen versehene -Rad EZ jedesmal um eine Speiche -weiter dreht. Einer Umdrehung des -Rades EZ entspricht eine Fortbewegung -des über EZ befindlichen Zahnrades -um einen Zahn. Die Übertragung erfolgt -durch das Schneckengewinde über -EZ. Diese Übertragung wiederholt -sich so oft, daß eine Umdrehung des -letzten Zeigers mehrere tausend Umdrehungen -des Wagenrades oder auch -direkt den zurückgelegten Weg in -Stadien anzeigt<a name="FNanchor_470" id="FNanchor_470" href="#Footnote_470" class="fnanchor">470</a>.</p> - -<p>Neuerdings ist die Mechanik <span class="gesperrt">Herons</span> nach einer arabischen -Handschrift in französischer Übersetzung herausgegeben worden<a name="FNanchor_471" id="FNanchor_471" href="#Footnote_471" class="fnanchor">471</a>. -<span class="gesperrt">Heron</span> bringt nicht nur die Beschreibung und die Theorie der -fünf einfachen Maschinen, sondern er beschäftigt sich auch eingehend -mit Schwerpunktsbestimmungen. So findet er den Schwer<span class="pagenum"><a name="Page_p200" id="Page_p200">[Pg p200]</a></span>punkt -des Dreiecks als den Schnittpunkt der Mitteltransversalen, -die sich im Verhältnis 2 : 1 teilen. Um den Schwerpunkt des unregelmäßigen -Vierecks zu finden, zerlegt er es durch eine Diagonale -in zwei Dreiecke, verbindet deren Schwerpunkte und teilt -dann diese Verbindungslinie im umgekehrten Verhältnis der Gewichte -dieser Dreiecke.</p> - -<p>Beim Hebel und beim Flaschenzug untersucht <span class="gesperrt">Heron</span> das Verhältnis -des Kraftweges zum Lastwege oder das der Zeiten, welche -die Last, je nach dem Kraftgewinn, zum Emporsteigen auf eine -bestimmte Höhe gebraucht. Er gelangt dabei zu dem Gesetz, das -wir heute als die goldene Regel der Mechanik bezeichnen. Die -Fassung, welche er diesem Gesetz gibt, lautet: »Das Verhältnis -der Zeiten ist gleich dem umgekehrten Verhältnis der bewegenden -Kräfte<a name="FNanchor_472" id="FNanchor_472" href="#Footnote_472" class="fnanchor">472</a>.« Nicht so klar ist <span class="gesperrt">Heron</span> die Theorie der Schraube und -des Keiles geworden. Hier vermag er das Verhältnis von Kraft -zu Last nicht anzugeben. Es rührt dies daher, daß er Keil und -Schraube nicht auf die schiefe Ebene zurückführt, sondern sich vergeblich -abmüht, sie aus der Hebelwirkung zu erklären. Die schiefe -Ebene wird von ihm nicht zu den einfachen Maschinen gerechnet -und gleichfalls in ihrer Wirkung noch nicht richtig erkannt<a name="FNanchor_473" id="FNanchor_473" href="#Footnote_473" class="fnanchor">473</a>.</p> - - -<h3>Die wissenschaftlichen Grundlagen der -Vermessungskunde.</h3> - -<p>Eine besondere Würdigung verdienen noch <span class="gesperrt">Herons</span> Bemühungen -um die Ausgestaltung der Feldmeßkunst. <span class="gesperrt">Heron</span> verfaßte -eine Schrift »Über die Dioptra«<a name="FNanchor_474" id="FNanchor_474" href="#Footnote_474" class="fnanchor">474</a>. Es ist das ein Meßapparat, in -dem wir das Urbild des heutigen Theodolithen erblicken müssen. -Eine Rekonstruktion des interessanten Instrumentes ist in nebenstehender -Abbildung wiedergegeben<a name="FNanchor_475" id="FNanchor_475" href="#Footnote_475" class="fnanchor">475</a>. Die Hauptteile waren die -auf dem Stativ ruhende Platte ΑΒ und das Zahnrad ΓΔ, welches<span class="pagenum"><a name="Page_p201" id="Page_p201">[Pg p201]</a></span> -durch die Archimedische Schraube ΕΖ in Bewegung gesetzt wurde -und dadurch eine Drehung des ganzen Instrumentes um eine vertikale -Achse ermöglichte. Eine zweite Archimedische Schraube befand -sich über ΚΛ. -Man erkennt, daß sie -die Aufgabe hatte, -vermittelst des vertikal -gestellten, halbkreisförmigen -Zahnrades die -oberste, mit dem Visierlineal -versehene Platte -um eine horizontale -Achse zu drehen. Da -die Platte nicht unmittelbar -auf dem halbkreisförmigen -Zahnrade -aufsaß, sondern an -eine rechteckige Fortsetzung -des letzteren -angeschlossen war, so -konnte die Drehung -um die horizontale -Achse vermittelst der -oberen Archimedischen -Schraube so lange fortgesetzt -werden, bis die -große Platte eine senkrechte -Stellung eingenommen -hatte. Es -ließ sich somit jeder -Horizontal- und jeder -Höhenwinkel mit Hilfe -dieses Apparates messen, -so daß die Dioptra -zur Lösung von Aufgaben -der Feldmeßkunst vortrefflich geeignet war. Die Einstellungen -wurden durch Wasserwage und Bleisenkel vermittelt. -Ferner besaß das Diopterlineal, um auch kleinere Winkel noch -ablesen zu können, eine bedeutende Länge.</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig35" id="fig35" href="images/abb35.jpg"><img width="154" height="300" src="images/abb35_t.jpg" alt="[Abb. 35]" /></a> -<div class="caption">Abb. 35. Herons Winkelmeßapparat.</div> -</div> - -<p>Von den zahlreichen Aufgaben, für welche <span class="gesperrt">Heron</span> in seiner -Schrift das einzuschlagende Meß- und Berechnungsverfahren an<span class="pagenum"><a name="Page_p202" id="Page_p202">[Pg p202]</a></span>gibt, -seien hier nur einige erwähnt. Die wichtigste Aufgabe war -die Aufnahme eines Feldes von beliebiger Umgrenzung. <span class="gesperrt">Heron</span> -verfuhr dabei wie folgt: Zunächst wurde ein großes Rechteck so -abgesteckt, daß es innerhalb der Umgrenzung lag (siehe <a href="#fig36">Abb. 36</a>). -Dann wurde für viele Punkte der Umgrenzung der senkrechte -Abstand von der zugewandten Seite des großen Rechtecks gemessen. -Auf diese Weise wurde der außerhalb des Rechtecks -liegende Teil des zu messenden Feldes in kleinere Abschnitte von -möglichst regelmäßiger Form zerlegt, deren Flächeninhalt leicht -annähernd ausgemessen werden konnte.</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig36" id="fig36" href="images/abb36.jpg"><img width="300" height="205" src="images/abb36_t.jpg" alt="[Abb. 36]" /></a> -<div class="caption">Abb. 36. Herons Vermessung eines Feldes.</div> -</div> - -<p>Ein Blick auf die Abbildung lehrt uns, daß <span class="gesperrt">Heron</span> hier mit -rechtwinkligen Koordinaten arbeitet, und daß er die umgrenzende -Linie recht genau in den Plan einzeichnen konnte, wenn er nur -recht viele Senkrechte von den Punkten der Linie aus nach den -Rechteckseiten errichtete und ausmaß.</p> - -<p>Weiter zeigt <span class="gesperrt">Heron</span>, wie man die Breite eines Flusses ermittelt, -ohne ihn zu überschreiten. In einem andern Abschnitt -wird die Aufgabe gelöst, ein Feld mit Hilfe eines Planes wieder -abzustecken, wenn die Umfriedigung mit Ausnahme weniger Grenzsteine -verlorengegangen ist<a name="FNanchor_476" id="FNanchor_476" href="#Footnote_476" class="fnanchor">476</a>. Ein Abschnitt (30) entwickelt die<span class="pagenum"><a name="Page_p203" id="Page_p203">[Pg p203]</a></span> -<span class="gesperrt">Heron</span>sche Formel für die Fläche eines Dreiecks, dessen drei -Seiten gegeben sind. Sie lautet:</p> - -<p class="m2">∆ = √(((a + b + c)/2) · ((a + b - c)/2) · ((a + c - b)/2) · ((b + c - a)/2))) -</p> - -<p>Ob <span class="gesperrt">Heron</span> diese Formel selbst gefunden oder anderen entlehnt -hat, ist nicht bekannt. Auch weiß man nicht, wie groß sein Anteil -an der Konstruktion der Dioptra ist. Sicherlich bestand die -Feldmeßkunst in Ägypten schon Jahrtausende vor <span class="gesperrt">Heron</span>. Doch -waren ihre Regeln zum Teil recht mangelhaft, so daß man<a name="FNanchor_477" id="FNanchor_477" href="#Footnote_477" class="fnanchor">477</a> annimmt, -daß <span class="gesperrt">Heron</span>, auf den Arbeiten seiner Vorgänger fußend, -ein amtliches, zahlreiche Verbesserungen aufweisendes Lehrbuch -der Feldmeßkunst lieferte. Dieses hat dann auch den Römern -als Handbuch gedient. Stand doch bei diesem Volke die Vermessungskunde, -wie bei dem praktischen Grundzuge der Römer -nicht anders zu erwarten ist, in hoher Blüte. Wie hätte -sich z. B. die Anlage ausgedehnter Wasserleitungen ermöglichen -lassen, wenn die Kunst des Nivellierens, für welche man sich -ebenfalls der Dioptra bediente, den Römern nicht geläufig gewesen -wäre.</p> - -<p>Während der griechische Text der »Dioptra« schon seit 1858 -bekannt ist, entdeckte man erst 1896 <span class="gesperrt">Herons</span> »Metrika«, ein Werk, -das seit dem 6. Jahrhundert verschollen war. Die »Metrika« -<span class="gesperrt">Herons</span><a name="FNanchor_478" id="FNanchor_478" href="#Footnote_478" class="fnanchor">478</a> stellen ein Handbuch dar, das eine Anweisung zur Teilung -und Berechnung von Flächen enthält, während die »Dioptra«<a name="FNanchor_479" id="FNanchor_479" href="#Footnote_479" class="fnanchor">479</a> -<span class="gesperrt">Herons</span> die Beschreibung der wichtigsten geodätischen Hilfsmittel -und eine Anzahl von Aufgabenbeispielen lieferte.</p> - -<p>Zu den Aufgaben, deren Lösung <span class="gesperrt">Heron</span> bringt, gehört außer -den Nivellierungen auch die Absteckung von Geraden zwischen zwei -Punkten, von denen der eine nicht vom andern aus gesehen werden -kann. Die Aufgabe war schon im Altertum praktisch wichtig, -z. B. wenn es galt, einen Tunnel durch einen Berg zu graben. -Daß die alten Ingenieure schon Tunnelbauten von beträchtlicher -Länge ausführten, beweist die im Jahre 1884 erfolgte Freilegung -eines Tunnels von etwa 1000 m Länge durch den Kastroberg -(auf Samos).</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p204" id="Page_p204">[Pg p204]</a></span></p> - -<p>Wie <span class="gesperrt">Heron</span> die Aufgabe löste, einen Berg zu durchstechen, -wenn die Mündungspunkte des Durchstichs gegeben sind, zeigt -uns <a href="#fig37">Abb. 37</a>. Wir sehen, daß er sich auch hierbei wieder eines -Systems von rechtwinkligen Koordinaten bediente.</p> - -<p><span class="gesperrt">Heron</span> schließt seine Darstellung mit den zuversichtlichen -Worten: »Wird der Tunnel auf diese Weise hergestellt, so werden -sich die Arbeiter von beiden Seiten treffen.«</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig37" id="fig37" href="images/abb37.jpg"><img width="300" height="235" src="images/abb37.jpg" alt="[Abb. 37]" /></a> -<div class="caption">Abb. 37. Herons Tunnelaufgabe.</div> -</div> - -<p>Der Tunnel durch den Kastroberg ist durch deutsche Forschungen -wieder entdeckt worden. Er hatte den Zweck, eine jenseits -des Berges befindliche Quelle mit der Stadt zu verbinden. -Diese Anlage, die <span class="gesperrt">Herodot</span> als ein Wunderwerk preist, entstand -zur Zeit des <span class="gesperrt">Polykrates</span>. Sie verdient auch deshalb Bewunderung, -weil die Arbeit ja ohne die modernen Sprengmittel -geleistet werden mußte<a name="FNanchor_480" id="FNanchor_480" href="#Footnote_480" class="fnanchor">480</a>.</p> - -<p>Ein weiteres Beispiel für den Tunnelbau der Alten bietet der -noch jetzt vorhandene Abfluß (Emissar) des Albaner Sees. Dieser -Abflußkanal ist ein Stollen von 1200 m Länge. Seine Breite beträgt -1<sup>1</sup>/<sub>2</sub> m, seine Höhe 2–3 m<a name="FNanchor_481" id="FNanchor_481" href="#Footnote_481" class="fnanchor">481</a>. Als eine Ingenieurarbeit -größeren Umfangs ist aus der griechischen Geschichte die Trockenlegung -des Kopaissees unter <span class="gesperrt">Alexander</span> dem Großen zu erwähnen<a name="FNanchor_482" id="FNanchor_482" href="#Footnote_482" class="fnanchor">482</a>.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p205" id="Page_p205">[Pg p205]</a></span></p> - -<p>Bei <span class="gesperrt">Heron</span> begegnen uns auch die ersten Anweisungen darüber, -wie man sich beim Bergbau unter der Erde zu orientieren -hat. Aus diesen Anfängen hat sich, besonders seit dem Zeitalter -<span class="gesperrt">Agricolas</span>, des Begründers der neueren Mineralogie (16. Jahrhundert), -die Markscheidekunst entwickelt.</p> - -<p>Durch <span class="gesperrt">Herons</span> Schriften wird man am besten mit dem konkreten -Messen und Rechnen seiner Zeit und mit den damals gebräuchlichen -Maßen bekannt. Für das kaufmännische Rechnen -fehlt es leider an einer ähnlichen Überlieferung<a name="FNanchor_483" id="FNanchor_483" href="#Footnote_483" class="fnanchor">483</a>. Doch begegnet -uns bei <span class="gesperrt">Heron</span> die schon im alten Ägypten gepflegte -Verteilungs- und Gesellschaftsrechnung. Bekannt ist beispielsweise -<span class="gesperrt">Herons</span> Brunnenaufgabe. Es wird darin nach der Zeit -gefragt, innerhalb deren durch mehrere Röhren ein Behälter mit -Wasser gefüllt werden kann, wenn man die Füllzeit für jede -einzelne Röhre kennt.</p> - -<p><span class="gesperrt">Heron</span> hat auch eine Katoptrik geschrieben. Sie läßt uns -erkennen, daß schon im Altertum die Ansicht bestand, daß die -Natur nichts vergeblich tue. Von diesem Prinzip ausgehend, wurde -die gradlinige Ausbreitung des Lichtes erklärt. Die gleiche Betrachtungsweise -leitete <span class="gesperrt">Heron</span> bei dem Nachweise, daß der Weg, -den das einfallende und das reflektierte Licht zurücklegt, nur -dann ein Minimum ist, wenn der Einfallswinkel gleich dem Reflexionswinkel -ist<a name="FNanchor_484" id="FNanchor_484" href="#Footnote_484" class="fnanchor">484</a>.</p> - - -<h3>Naturbeschreibung und Heilkunde -im alexandrinischen Zeitalter.</h3> - -<p>Bei der Beurteilung der Schriften eines <span class="gesperrt">Ptolemäos</span>, <span class="gesperrt">Euklid</span> -und <span class="gesperrt">Heron</span> läßt es sich schwer entscheiden, was diese Männer -auf den von ihnen behandelten Gebieten Eigenes, Neues geschaffen, -und was sie ihren Zeitgenossen und Vorgängern entlehnt haben. -Es kann indessen auch gar nicht die Aufgabe der hier gebotenen, -zusammenhängenden Darstellung einer Geschichte der Wissenschaften -sein, im einzelnen Prioritätsansprüche gegeneinander abzuwägen. -Diese, in der Regel wenig fruchtbringende Aufgabe muß<span class="pagenum"><a name="Page_p206" id="Page_p206">[Pg p206]</a></span> -der historischen Einzelforschung überlassen bleiben, eine Einschränkung, -die hier auch gleich für die Behandlung späterer -Perioden der Wissenschaft gemacht sei. Für uns ist es viel wichtiger, -in den jeweiligen Stand der Kenntnisse einzudringen und -den logischen Zusammenhang, die bedingenden Ursachen aufzuweisen. -Für diesen Zweck war die etwas ausführlichere Darstellung, -die wir den genannten drei alexandrinischen Gelehrten gewidmet -haben, von Wert.</p> - -<p>Während die Astronomie, die Mathematik und einige Zweige -der Physik von den Alexandrinern sehr gepflegt und gefördert -wurden, wandten sie den beschreibenden Naturwissenschaften eine -geringere Anteilnahme zu. Vielleicht ist dies in der kommentatorischen -Gelehrsamkeit der Alexandriner begründet. Bestand doch -ihre Hauptaufgabe darin, Handschriften zu vergleichen, zu erläutern -und zu ergänzen. So sagt <span class="gesperrt">Plinius</span> von ihnen: »In den -Schulen sitzen und Vorträge anhören, war angenehmer, als durch -Einöden zu gehen und Tag für Tag neue Pflanzen zu suchen<a name="FNanchor_485" id="FNanchor_485" href="#Footnote_485" class="fnanchor">485</a>.« -Als selbständige Wissenschaft hörte die Botanik auf. Sie bestand -in der alexandrinischen Schule nur noch als ein Zweig der Heilkunde, -als Heilmittellehre, weiter. Es war deshalb von Bedeutung -für die Entwicklung der Botanik, daß auch die Geographen dieses -Zeitalters der Pflanzenwelt ihre Aufmerksamkeit zuwandten. Vor -allem ist hier <span class="gesperrt">Strabon</span> als der größte unter den Geographen der -spätalexandrinischen Schule zu nennen. Wenn dieser Mann auch -nicht selbst Pflanzenkenner war, so nahm er doch die Pflanzen- -und die Tierwelt als Gegenstand seiner Wissenschaft mit Recht -in Anspruch, so daß seit <span class="gesperrt">Strabons</span> Auftreten die Bedeutung der -Botanik für die allgemeine Erdkunde stets gewürdigt worden ist.</p> - -<p>In höherem Maße als die Botanik wurde die Anatomie bei -den Alexandrinern gepflegt. An erster Stelle sind hier <span class="gesperrt">Herophilos</span> -(um 300 v. Chr.) und <span class="gesperrt">Erasistratos</span><a name="FNanchor_486" id="FNanchor_486" href="#Footnote_486" class="fnanchor">486</a> (um 280 v. Chr.) zu -nennen. Von <span class="gesperrt">Herophilos</span>, einem der bedeutendsten Ärzte des -Altertums<a name="FNanchor_487" id="FNanchor_487" href="#Footnote_487" class="fnanchor">487</a>, rührt die erste eingehendere Untersuchung des Auges -her, während <span class="gesperrt">Erasistratos</span> die blutführenden Venen von den, -nach damaliger Ansicht, mit Pneuma gefüllten Arterien unterschied.<span class="pagenum"><a name="Page_p207" id="Page_p207">[Pg p207]</a></span> -<span class="gesperrt">Erasistratos</span> war auch nahe daran, den Kreislauf des Blutes -zu erkennen. Er scheiterte nur an dem soeben erwähnten Irrtum, -daß die Arterien das Pneuma (den Luftgeist) enthielten. Andererseits -erkannte er ganz richtig das Herz als den Ausgangspunkt -der Gefäße, sowie das Gehirn als die Ursprungsstelle der Nerven. -Vor allem wurde die Anatomie dadurch auf eine sichere Grundlage -gestellt, daß man die Sehnen von den Nerven unterschied -und letztere als die Organe der Empfindung sowie die Muskeln -als die Werkzeuge der Bewegung kennenlernte. Allerdings waren -die Alexandriner in ihren Mitteln nicht sehr wählerisch, da sie -selbst vor Vivisektionen an Menschen nicht zurückscheuten<a name="FNanchor_488" id="FNanchor_488" href="#Footnote_488" class="fnanchor">488</a>.</p> - - - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p208" id="Page_p208">[Pg p208]</a></span></p> - - - - -<h2>5. Die Naturwissenschaften bei den Römern.</h2> - - -<p>Weit später als in Griechenland und in dem von Griechen -bewohnten Süden Italiens entwickelte sich eine höhere geistige -Kultur in Mittelitalien. Die Hauptmasse der Bevölkerung dieses -Teiles der Apenninenhalbinsel war in vorgeschichtlichen Zeiten, -als ein den Hellenen und Kelten verwandtes Volk, über die -Alpen eingedrungen. Sie war dort zunächst mit den Etruskern, -einem Volk, dessen Abstammung zweifelhaft ist, in Berührung getreten. -Erst weit später machte sich der Einfluß der in Süditalien -bestehenden griechischen Ansiedelungen auf die mittelitalischen -Völkerschaften geltend. Es geschah dies erst, nachdem letztere -unter der Führung Roms eine staatliche Einigung erfahren hatten.</p> - -<p>Während man sich in den unserer Zeitrechnung vorangehenden -Jahrhunderten in der Stille des alexandrinischen Gelehrtentempels -die Welt zu erkennen mühte, hatte man sie von Mittelitalien -aus durch die Gewalt der Waffen unterjocht. Griechenland -war schon länger als ein Jahrhundert römische Provinz, als im -Jahre 30 v. Chr. Ägypten dasselbe Schicksal ereilte. Die politische -Umgestaltung dieses Landes vollzog sich jedoch allmählich, da der -römische Einfluß sich schon lange vor jenem Zeitpunkt in stetig -wachsendem Maße geltendgemacht hatte. Diese Umgestaltung -war daher auch für die Wissenschaften nicht von solch einschneidender -Bedeutung, wie später das Hereinbrechen entfesselter, barbarischer -Horden. In dem Maße nämlich, wie die Römer das dem -Osten sein geistiges Gepräge verleihende Griechenland politisch -überwanden, nahmen sie den Inhalt der griechischen Bildung in sich -auf. Sie wurden die Herren, aber zugleich die Schüler der Griechen. -Auch aus den reichen literarischen Schöpfungen der Semiten und -der Ägypter vermochten die Römer zu schöpfen<a name="FNanchor_489" id="FNanchor_489" href="#Footnote_489" class="fnanchor">489</a>. Meister sind -sie auf dem Gebiete der Kunst und Wissenschaft indessen nicht -geworden. Weit mehr entsprach ihrem ganzen Sinne sowie ihren -Bedürfnissen eine Fortentwicklung der Technik. Auf diesem Felde<span class="pagenum"><a name="Page_p209" id="Page_p209">[Pg p209]</a></span> -haben sie, wie die großartigen Überreste ihrer Werke noch heute -bezeugen, die Griechen zweifelsohne übertroffen. Doch erfuhr die -wissenschaftliche Grundlage der Technik, die Mechanik nämlich, -durch die Römer keinen wesentlichen Fortschritt. Wurde auch -während der Kaiserzeit Rom, nachdem es zum politischen Mittelpunkt -der Welt geworden, neben Alexandria mehr und mehr zu -einem Sitz der Wissenschaften, so kann man doch von einem römischen -Zeitalter der letzteren nicht sprechen. Darüber, sich die -Elemente der griechischen Bildung anzueignen, sind die Römer -kaum hinausgekommen, während in dem römisch gewordenen -Alexandria ein neuer, bedeutender Aufschwung die ersten Jahrhunderte -unserer Zeitrechnung ausfüllt.</p> - -<p>Als der Hellenismus etwa um die Zeit des zweiten punischen -Krieges das römische Geistesleben zu durchdringen begann, hatte -die römische Literatur noch keine Schöpfung von einiger Bedeutung -aufzuweisen. Ein mit wissenschaftlichen Dingen sich befassendes -Prosaschrifttum fehlte ihr bis zu dem angegebenen Zeitpunkt -noch fast gänzlich. Was auf diesem Gebiete vorhanden -war, betraf lediglich die Grundlagen des Rechtswesens, die Führung -von Chroniken, den Kultus und die engeren Bedürfnisse des praktischen -Lebens. Vom größten Einfluß auf die Literatur des -römischen Volkes wurde seine Berührung mit den Griechen, zunächst -mit den Kolonien Süditaliens und später mit dem griechischen -Mutterlande. Eingeleitet wurde die Berührung zwischen -Römer- und Griechentum durch den Handel. Zu einer innigeren -Durchdringung kam es jedoch erst durch den kriegerischen Zusammenstoß, -der die römischen Heere in die griechischen Kolonien -und nach Hellas führte und umgekehrt zahlreiche Griechen sowie -griechische Kunst- und Wissensschätze nach Rom gelangen ließ. -Diese Umwälzungen begannen im 3. vorchristlichen Jahrhundert -mit dem tarentinischen (282–272) und dem ersten punischen -Kriege (264–241). Um 200 folgte die Besiegung Makedoniens, -und wenige Jahrzehnte später wurde durch <span class="gesperrt">Aemilius Paulus</span> -dem einst dem römischen an Umfang und Bedeutung gleichen -makedonischen Reiche durch die Schlacht bei Pydna (168 v. Chr.) -ein Ende bereitet. Zahlreiche Geiseln, zumeist vornehmen und gebildeten -hellenischen Familien entsprossen, kamen infolge dieses -Sieges nach Rom. Eins der wertvollsten Beutestücke, welche der -Sieger heimbrachte, war die Bibliothek des makedonischen Königs. -Infolge dieser Geschehnisse bildete sich in Rom ein stetig wachsender -Kreis von Freunden griechischer Bildung, die voll Bewunde<span class="pagenum"><a name="Page_p210" id="Page_p210">[Pg p210]</a></span>rung -den Vorträgen nach Rom gewanderter Rhetoren und Philosophen -lauschten. Aus dieser geistigen Verbrüderung trat mit -immer größerer Deutlichkeit das Bestreben hervor, durch die Vereinigung -der realen römischen Macht mit dem Inhalt des griechischen -Geisteslebens innerhalb eines einzigen Staatsgebildes ein von -den bisherigen engen nationalen Schranken befreites Weltbürgertum -entstehen zu lassen.</p> - -<p>Unter den Männern, die sich gegen diese Entwicklung -stemmten, ohne sie jedoch nur im geringsten hemmen zu können, -ist besonders <span class="gesperrt">Marcus Portius Cato</span> zu nennen. Dem Haß, mit -dem er in jeder Sitzung des Senats die Zerstörung Karthagos -forderte, kam seine Erbitterung gegen griechische Bildung und -griechisches Geistesleben gleich. Aus dieser Stellungnahme erwuchsen -<span class="gesperrt">Catos</span> »Unterweisungen«, ein Werk, das eine Art Enzyklopädie -darstellte und zeigen sollte, daß die ältere römische -Literatur es mit der besonders ihrer Neuheit wegen so hoch eingeschätzten -griechischen wohl aufnehmen könne. Von <span class="gesperrt">Catos</span> -»Unterweisungen« sind nur einige Fragmente erhalten geblieben. -Dagegen besitzen wir in seinem Buche über die Landwirtschaft -(De agricultura) das älteste auf unsere Zeit gekommene Werk des -lateinischen Prosaschrifttums. Es ist eine der wichtigsten Quellen -für die an späterer Stelle ausführlich zu besprechende »Naturgeschichte« -des <span class="gesperrt">Plinius</span> gewesen.</p> - -<p>Von dem die Hellenen beherrschenden Streben, im Einzelnen -das Allgemeine, die Idee zu finden, gingen die Römer später zu -einem mehr empirischen, oft unkritischen Beobachten des Äußerlichen -über und gelangten auf diesem Wege mitunter zu Plattheiten, -wie sie uns bei <span class="gesperrt">Cicero</span> begegnen, der da meinte, die -Naturwissenschaft suche entweder nach Dingen, die niemand wissen -könne, oder nach solchen, die niemand zu wissen brauche. Es -sind manche Vermutungen darüber ausgesprochen worden, weshalb -die Römer das von den Griechen begonnene Werk nicht fortgesetzt -haben, so daß auf die Begründung der Wissenschaften unmittelbar -ihr weiterer Ausbau gefolgt wäre. Die einen erblicken die -Ursache dieser Erscheinung in dem Fehlen der experimentellen -Forschungsweise, obgleich doch, wie wir sahen, die Ansätze zu -einer solchen in der Blütezeit der alexandrinischen Periode wohl -vorhanden waren. Andere meinen, die Römer, welche zwar die -berufenen Erben der Griechen gewesen seien, hätten bei ihrer Aufgabe, -die Welt zuerst zu erobern und sie dann zu beherrschen, -weder Zeit noch Sinn für die Beschäftigung mit wissenschaftlichen<span class="pagenum"><a name="Page_p211" id="Page_p211">[Pg p211]</a></span> -Dingen gehabt. Auch den Mangel an Werkzeugen für die wissenschaftliche -Arbeit, wie sie die neuere Zeit in Fülle hervorbrachte, -hat man dafür verantwortlich machen wollen, daß die Wissenschaft -nach ihrer Begründung zunächst keine wesentlichen Fortschritte -aufwies.</p> - -<p>Die Einflüsse, welche die in Frage stehenden sowie ähnliche -Erscheinungen in der Entwicklung der Zivilisation und des Geisteslebens -herbeigeführt haben, sind für uns, die wir solch entlegene -Zeiten durch ein sehr getrübtes Medium erblicken, nicht mehr -scharf erkennbar. Jedenfalls haben hier nicht nur eine oder einige -der genannten Ursachen mitgespielt, sondern es hat ein Zusammenwirken -zahlreicher Umstände stattgefunden. Die natürlichen Anlagen, -die auch bei nahe verwandten Völkern nicht immer die -gleichen sind, sowie die Macht der politischen und der religiösen -Verhältnisse werden jedenfalls hierbei in erster Linie den Ausschlag -gegeben haben. So war<a name="FNanchor_490" id="FNanchor_490" href="#Footnote_490" class="fnanchor">490</a> »die ganze Geistesanlage der -Römer nach wesentlich anderen Gebieten gerichtet als dem der -reinen Wissenschaft«. Und selbst als Rom Weltreich geworden, -betonte <span class="gesperrt">Cicero</span>, daß die griechischen Mathematiker auf dem Gebiete -der reinen Geometrie das Glänzendste geleistet, während -sich die Römer nur auf die Ausübung des Rechnens und des Ausmessens -beschränkt hätten<a name="FNanchor_491" id="FNanchor_491" href="#Footnote_491" class="fnanchor">491</a>.</p> - - -<h3>Meßkunst und Astronomie bei den Römern.</h3> - -<p>Die Römer hielten die Feldmeßkunst für wenigstens eben so -alt wie Rom. Sie wurde zuerst von Priestern ausgeübt, um das -zu den Tempeln gehörende Land abzugrenzen. In der Kaiserzeit -war die Feldmeßkunst sehr entwickelt. Wer sie ausüben wollte, -mußte eine Schule durchmachen und eine Prüfung ablegen<a name="FNanchor_492" id="FNanchor_492" href="#Footnote_492" class="fnanchor">492</a>.</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig38" id="fig38" href="images/abb38.jpg"><img width="224" height="300" src="images/abb38.jpg" alt="[Abb. 38]" /></a> -<div class="caption">Abb. 38. -Der Meßapparat der Römer.</div> -</div> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig39" id="fig39" href="images/abb39.jpg"><img width="204" height="300" src="images/abb39.jpg" alt="[Abb. 39]" /></a> -<div class="caption">Abb. 39. Die Rekonstruktion der Groma.</div> -</div> - -<p>Die ersten Kenntnisse in der Feldmeßkunst verdankten die -Römer sehr wahrscheinlich den Etruskern. Als Meßapparat benutzten -sie ein Winkelkreuz, das aus zwei in der horizontalen -Ebene sich schneidenden Linealen bestand. Eine Abbildung dieses -Apparates wurde auf dem Grabe eines römischen Feldmessers gefunden<a name="FNanchor_493" id="FNanchor_493" href="#Footnote_493" class="fnanchor">493</a>. -An den Enden der Lineale befanden sich Lote. Die<span class="pagenum"><a name="Page_p212" id="Page_p212">[Pg p212]</a></span> -alten Italer vermochten mit Hilfe dieses Instrumentes, der Groma, -und der Meßstange schon die Breite eines Flusses von einem Ufer -aus zu bestimmen, ohne den Fluß zu überschreiten. Für diese -Aufgabe war sogar eine bestimmte Bezeichnung im Gebrauch<a name="FNanchor_494" id="FNanchor_494" href="#Footnote_494" class="fnanchor">494</a>. -Das erwähnte, von den Römern benutzte Winkelmeßinstrument -haben neuere Ausgrabungen -ans Licht -gebracht. Die nebenstehende -Abbildung <a href="#fig38">38</a> -stellt ein bei der -Limesforschung<a name="FNanchor_495" id="FNanchor_495" href="#Footnote_495" class="fnanchor">495</a> entdecktes -Exemplar dar. Die Abbildung -<a href="#fig39">39</a> zeigt uns eine Rekonstruktion. -Das Instrument<a name="FNanchor_496" id="FNanchor_496" href="#Footnote_496" class="fnanchor">496</a> -der Römer bedeutet gegen <span class="gesperrt">Herons</span> Dioptra einen Rückschritt. -Sie benutzten es zur Festlegung der Nord-Süd-Linie und<span class="pagenum"><a name="Page_p213" id="Page_p213">[Pg p213]</a></span> -zum Abstecken rechter Winkel. Als Nivellierlineal bedienten sie -sich einer Art Kanalwage. Besonders fand die Groma Verwendung, -wenn es sich darum handelte, eine Niederlassung oder eine -Flur durch ein System rechtwinklig sich schneidender Wege einzuteilen.</p> - -<p>Einen Aufschwung erfuhr die Mathematik zur Zeit <span class="gesperrt">Cäsars</span>. -Es zeigten sich die Anfänge einer eigenen mathematischen Literatur, -wie denn auch <span class="gesperrt">Cäsar</span> selbst als Schriftsteller auf mathematischem -Gebiete tätig gewesen ist. Hat doch <span class="gesperrt">Plinius</span> ein von -<span class="gesperrt">Cäsar</span> verfaßtes und »De astris« betiteltes Werk vielfach als Quelle -für das XVIII. Buch seiner »Naturgeschichte« benutzt. <span class="gesperrt">Cäsar</span> -hatte sich zwei große Aufgaben auf dem Gebiete der angewandten -Mathematik gestellt. Er wollte den in die größte Verwirrung geratenen -römischen Kalender verbessern und eine Vermessung des -ganzen römischen Reiches ins Werk setzen.</p> - -<p>Bis zum Jahre 46 v. Chr. hatte man in Rom nach Mondjahren -gerechnet und durch ziemlich regelloses Einschieben von Schaltmonaten -den Kalender den Jahreszeiten anzupassen gesucht. Der -Fehler war indessen schließlich so groß geworden, daß um die Zeit -<span class="gesperrt">Cäsars</span> der Tag der Frühlingsnachtgleiche 85 Tage vor die wirkliche -Nachtgleiche, also mitten in den Winter fiel. Nach der Rückkehr -von dem ägyptischen Feldzug (47 v. Chr.) regelte <span class="gesperrt">Cäsar</span> den -Kalender unter Mitwirkung des alexandrinischen Astronomen <span class="gesperrt">Sosigenes</span>. -Es gelangte die Zeitrechnung zur Einführung, von der -uns das Dekret von Kanopus schon Kunde gibt<a name="FNanchor_497" id="FNanchor_497" href="#Footnote_497" class="fnanchor">497</a>. Das Jahr wurde -nämlich in der Folge zu 365 Tagen gerechnet und im 4. Jahre, -jedesmal vor dem 24. Februar, dem dies <span lang="la" xml:lang="la">sextus ante calendas -Martis</span>, ein Tag als <span lang="la" xml:lang="la">bissextus</span> (daher auch <span lang="la" xml:lang="la">annus bissextilis</span>) eingeschaltet.</p> - -<p>Die von <span class="gesperrt">Cäsar</span> geplante Vermessung des römischen Reiches -ist wahrscheinlich auch durch alexandrinische Gelehrte angeregt -worden. Die Verpachtung der Provinzen, die Heereszüge und die -Ausdehnung der Kriegs- und Handelsflotte ließen diese Arbeit als -dringend erforderlich erscheinen. Da <span class="gesperrt">Cäsar</span> indessen vorzeitig -durch Mörderhand hinweggerafft wurde, blieb die Ausführung dem -<span class="gesperrt">Augustus</span> vorbehalten. Die Vermessung, welche der <span class="gesperrt">Augustus</span> -nahestehende Feldherr und Staatsmann <span class="gesperrt">Agrippa</span> leitete, wurde -nach fast dreißigjähriger Arbeit im Jahre 20 v. Chr. beendet und -besaß für Italien, Griechenland und Ägypten einen ziemlich hohen<span class="pagenum"><a name="Page_p214" id="Page_p214">[Pg p214]</a></span> -Grad von Genauigkeit, während andere Länder nur durch Leute, -die man Dimensoren nannte, ausgeschritten wurden. Ihr Ergebnis -war eine gewaltige Karte, welche in einer für diesen Zweck errichteten -Säulenhalle »der Welt die Welt als Schauspiel« darbot<a name="FNanchor_498" id="FNanchor_498" href="#Footnote_498" class="fnanchor">498</a>. -Neuerdings sind Zweifel darüber entstanden, ob diese auch wohl -nach <span class="gesperrt">Agrippa</span> benannte Karte auf Grund genauerer Messungen -entworfen wurde. Indessen, selbst wenn es unentschieden bleibt, -welchen Wert die Karte besessen, so ist <span class="gesperrt">Agrippas</span> Unternehmen -doch ohne Zweifel das Vorbild für spätere, den <span lang="la" xml:lang="la">orbis terrarum</span> -umfassende Karten gewesen. Von diesen ist noch heute ein Exemplar -erhalten, das offenbar für strategische Zwecke gedient hat. -Es ist unter dem Namen der Tabula Peutingeriana bekannt, enthält -die Heerstraßen für das ganze römische Reich und befindet sich -in Wien<a name="FNanchor_499" id="FNanchor_499" href="#Footnote_499" class="fnanchor">499</a>. <a href="#fig40">Abb. 40</a> zeigt den Teil, der die Balkanhalbinsel darstellt.</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig40" id="fig40" href="images/abb40.jpg"><img width="300" height="251" src="images/abb40_t.jpg" alt="[Abb. 40]" /></a> -<div class="caption">Abb. 40. Peutingers Karte (Balkanhalbinsel).</div> -</div> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p215" id="Page_p215">[Pg p215]</a></span></p> - -<p>Die ganze Karte (<a href="#fig40">Abb. 40</a> stellt ein Stück aus der Mitte dar), -besteht aus einer Rolle von 11 Pergamentblättern und ist etwa -7 m lang und 0,3 m hoch. Die eigentümliche Verzerrung in der -Richtung Ost-West ist aus der Rollenform zu erklären. Bei dem -Entwurf trat nämlich offenbar der kartographische Gesichtspunkt -hinter dem rein praktischen, eine bequeme Übersicht über die -Wege zu haben, zurück. Durch die hakenförmigen Unterbrechungen -der Wege (Itinerarien) sind die Stationen angedeutet. Ihre Entfernungen -sind durch Zahlen bezeichnet. Meist handelt es sich -um römische Meilen, das sind 1000 Schritte (milia passuum) oder -1482 m<a name="FNanchor_500" id="FNanchor_500" href="#Footnote_500" class="fnanchor">500</a>.</p> - -<p>Mit astronomischen Dingen haben sich die Römer erst verhältnismäßig -spät und meist nur aus praktischen Gründen beschäftigt. -Mit den Sonnenuhren wurden sie<a name="FNanchor_501" id="FNanchor_501" href="#Footnote_501" class="fnanchor">501</a> erst um die Mitte -des 3. vorchristlichen Jahrhunderts, mit den Wasseruhren etwa -ein Jahrhundert später bekannt, während die Chaldäer sich der -Sonnenuhren schon 750 v. Chr. bedienten<a name="FNanchor_502" id="FNanchor_502" href="#Footnote_502" class="fnanchor">502</a>.</p> - - -<h3>Die Pflege der »Ingenieurmechanik«.</h3> - -<p>Wie die Mathematik und die Astronomie, so wurde auch die -Mechanik bei den Römern weniger ihrer selbst, als ihres praktischen -Nutzens wegen gepflegt. Es erwuchs ein Gebiet, das die -Bezeichnung Ingenieurkunst oder Ingenieurmechanik verdient und -bei den Römern zu hoher Blüte gedieh<a name="FNanchor_503" id="FNanchor_503" href="#Footnote_503" class="fnanchor">503</a>.</p> - -<p>Einen guten Einblick in die Ingenieurmechanik der Römer -erhält man durch das den wenig zutreffenden Titel »Über die -Architektur« tragende Werk <span class="gesperrt">Vitruvs</span><a name="FNanchor_504" id="FNanchor_504" href="#Footnote_504" class="fnanchor">504</a>. <span class="gesperrt">M. Vitruvius Pollio</span> -lebte zur Zeit des <span class="gesperrt">Augustus</span>. Er befaßte sich besonders mit dem -Bau von Kriegsmaschinen und wurde von <span class="gesperrt">Augustus</span> mit der Leitung -des Bauwesens betraut. Eine kurze Inhaltsangabe des Werkes -von <span class="gesperrt">Vitruv</span> möge uns den damaligen Stand des Wissens erläutern.<span class="pagenum"><a name="Page_p216" id="Page_p216">[Pg p216]</a></span> -<span class="gesperrt">Vitruv</span> beginnt damit, daß er für den Ingenieur eine vielseitige -wissenschaftliche Ausbildung verlangt. Er soll nicht nur in der -Mathematik bewandert, sondern auch mit den Grundzügen des -Rechtes und mit der Heilkunde vertraut sein. Komme doch -letztere schon in Frage, wenn es sich um die Wahl passender und -gesunder Bauplätze handle.</p> - -<p>Sehr zutreffend ist auch, was <span class="gesperrt">Vitruv</span> über das Verhältnis -zwischen Theorie und Praxis sagt: »Diejenigen, die ohne Wissenschaft -nur nach mechanischer Fertigkeit strebten, haben sich durch -ihre Arbeiten niemals maßgebenden -Einfluß erwerben können. Umgekehrt -scheinen diejenigen, die sich -lediglich auf die Wissenschaft verlassen -haben, dem Schatten nachgejagt -zu sein. Nur die, welche -Theorie und Praxis gründlich beherrschen, -haben die volle Rüstung, -um das Ziel, das sie sich gesteckt -haben, zu erreichen.«</p> - -<p>Die in diesen Worten ausgesprochene -Mahnung -gilt bis -auf den heutigen -Tag<a name="FNanchor_505" id="FNanchor_505" href="#Footnote_505" class="fnanchor">505</a>.</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig41" id="fig41" href="images/abb41.jpg"><img width="300" height="289" src="images/abb41_t.jpg" alt="[Abb. 41]" /></a> -<div class="caption">Abb. 41. Römisches Hebezeug<a name="FNanchor_506" id="FNanchor_506" href="#Footnote_506" class="fnanchor">506</a>.</div> -</div> - -<p>Im zweiten -Buche bespricht -<span class="gesperrt">Vitruv</span> die Baumaterialien. -Geschildert -wird das Brennen und das Löschen des Kalkes. Auch -die Puzzolanerde, die mit Kalk vermischt für Wasserbauten Verwendung -fand, wird erwähnt. Dann folgen Angaben über den -Bau von Häusern, Tempeln, Bädern usw. In einem Abschnitte -über die Wandmalerei werden als geeignete Farben Zinnober, -Kupfergrün und Ocker genannt. Das achte Buch handelt von den -Quellen und der Anlage von Wasserleitungen. Erwähnung finden<span class="pagenum"><a name="Page_p217" id="Page_p217">[Pg p217]</a></span> -auch bittere Quellen und Erdölquellen sowie der Asphaltsee bei -Babylon, welcher das Bindematerial für die dortigen Bauten lieferte. -Im neunten Buche ist besonders von physikalischen und astronomischen -Dingen die Rede, während das letzte von Pumpwerken, Feuerspritzen -und anderen Maschinen handelt. Von den praktisch-physikalischen -Instrumenten ist die Schnellwage, die auch heute noch -den Namen der römischen Wage führt, wohl dasjenige, das die Römer -selbständig erfunden haben und schon in der altrömischen Zeit anwandten<a name="FNanchor_507" id="FNanchor_507" href="#Footnote_507" class="fnanchor">507</a>. -<a href="#fig42">Abb. 42</a> zeigt uns zwei in Pompeji entdeckte Schnellwagen. -Sie werden, wie die Mehrzahl der in Pompeji gemachten -Funde, im Nationalmuseum in Neapel aufbewahrt. Die Erfindung -der römischen Wage reicht mindestens bis -in das 3. Jahrhundert v. Chr. zurück. Das -Laufgewicht wurde sehr oft künstlerisch gestaltet, -indem man diesem Teil der Wage -die Form einer Frucht (Granatapfel) oder -einer Büste (Merkur) gab.</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig42" id="fig42" href="images/abb42.jpg"><img width="187" height="300" src="images/abb42.jpg" alt="[Abb. 42]" /></a> -<div class="caption">Abb. 42. Römische -Schnellwagen.</div> -</div> - -<p>Die Leistungen der Römer gingen auf -den Gebieten der Architektur und der Ingenieurkunst -(Brückenbau, Schiffsbau, Anlage -von Wasserleitungen, Heerstraßen, kriegstechnischen -Arbeiten) jedenfalls über das -rein handwerksmäßige Schaffen hinaus. Diese -Leistungen setzen nämlich wissenschaftlich -und praktisch vorgebildete Architekten und -Ingenieure voraus. Besondere Schulen, wie sie für Philosophie, -Rhetorik, Jurisprudenz und Medizin bestanden, gab es für die -Ingenieure zwar nicht. Wer das Ingenieurfach ergreifen wollte, -wurde in jugendlichem Alter einem Fachmann in die Lehre -gegeben. Voraussetzung für die Erlernung der Ingenieurkunst -waren Kenntnisse in der Mathematik, der Optik, der Astronomie, -der Geschichte und im Rechtswesen. Während der Kaiserzeit -wirkten in Rom neben den Lehrern für Rhetorik, Heilkunde -usw. auch solche, die in der Mechanik und in der Architektur -unterrichteten. Für Gehalt und Lehrsäle sorgte der Staat. -Auch befreite er wohl die Väter, die ihre Söhne die Ingenieurkunst -erlernen lassen wollten, von der Zahlung der Steuern. Die -gleiche Vergünstigung erhielten Ingenieure, die sich als Lehrer in<span class="pagenum"><a name="Page_p218" id="Page_p218">[Pg p218]</a></span> -ihrem Fache auszeichneten. Wie sehr man die Bedeutung der -Ingenieure zu würdigen wußte, beweist folgende Stelle aus einem -Briefe, den Kaiser <span class="gesperrt">Konstantin</span> (323–337) an einen seiner Statthalter -richtete. Sie lautet: »Wir brauchen möglichst viele Ingenieure. -Da es an solchen mangelt, veranlasse zu diesem Studium -Personen, die ungefähr 18 Jahre alt sind und die zur allgemeinen -Bildung nötigen Wissenschaften bereits kennengelernt haben. Befreie -die Eltern von den Steuern und gewähre den Schülern ausreichende -Mittel<a name="FNanchor_508" id="FNanchor_508" href="#Footnote_508" class="fnanchor">508</a>.«</p> - -<p>Die Mechanik hatte also, wo es sich um praktische Anwendungen -handelte, zur Zeit der Alexandriner und der Römerherrschaft -schon manche Frucht gezeitigt. Anders stand es um die -Mechanik als wissenschaftliche Disziplin. Welch unvollkommene -Vorstellungen in mechanischen Dingen die meisten Schriftsteller -des Altertums hegten, davon läßt sich manches Beispiel nachweisen. -So erzählt <span class="gesperrt">Plinius</span> folgende Fabel von dem Schiffshalter (<span lang="la" xml:lang="la">Echineis -remora</span>), einem Fisch des Mittelmeeres, der eine Anzahl Saugnäpfe -auf der Stirn trägt, mit denen er sich an Schiffen und anderen -Gegenständen festhält: »Mögen die Stürme wüten und die Wogen -rasen, dieses kleine Geschöpf spottet ihrer Wut, zähmt ihre Kraft -und zwingt ein Schiff zu stehen, während kein Tau und kein Anker -dazu imstande sind. Und zwar hemmt es den Ansturm und bezwingt -es die Elemente nicht durch eigene Arbeit oder Gegenwirkung, -sondern einzig und allein dadurch, daß es sich anhängt.«</p> - -<p>Eine solche Unklarheit herrschte also bezüglich eines so einfachen -mechanischen Begriffes, daß ein Schriftsteller wie <span class="gesperrt">Plinius</span>, -lange nachdem die ersten erfolgreichen Schritte auf dem Gebiete -der Mechanik durch <span class="gesperrt">Archimedes</span> getan waren, derartige Fabeln -ohne Widerspruch aufnahm. Hierin zeigt sich aber auch, daß -<span class="gesperrt">Archimedes</span> auf das physikalische Denken der auf ihn folgenden -Jahrhunderte einen nur geringen Einfluß ausgeübt hat. Das volle -Verständnis für seine Werke sowie die Fähigkeit, an das von ihm -Geleistete anzuknüpfen und darauf weiterzubauen, scheint in den -nächsten anderthalb Jahrtausenden mit geringen Ausnahmen gefehlt -zu haben.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p219" id="Page_p219">[Pg p219]</a></span></p> - - -<h3>Die Literatur während der Kaiserzeit.</h3> - -<p>Die Literatur eines Volkes ist stets nicht nur von seiner Eigenart -und fremden Einflüssen, sondern auch von dem Gange der -politischen Entwicklung in hohem Grade abhängig gewesen. Diese -Abhängigkeit war im Altertum weit größer als in der Neuzeit, in -der das geistige Leben weniger an nationale Schranken gebunden -ist und die Freiheit der Einzelpersönlichkeit erheblich zugenommen -hat. Wie im alten Athen, in Alexandria und in anderen wissenschaftlichen -Mittelpunkten, so war auch im kaiserlichen Rom die -Stellung, welche das Oberhaupt des Staates zu Kunst und Wissenschaft -einnahm, für das Gedeihen dieser Gebiete von großer Bedeutung. -Schon <span class="gesperrt">Augustus</span>, der die kaiserliche Gewalt begründete, -brachte der Literatur Interesse und Verständnis entgegen. -Hat er sich doch selbst als Dichter und als Prosaschriftsteller -versucht. <span class="gesperrt">Augustus</span> wußte auch in vollem Maße zu würdigen, -daß die Literatur der staatlichen Macht, von der sie abhängt, entweder -dienstbar gemacht oder durch eine verkehrte Behandlung -in einen Gegensatz zur Staatsgewalt gebracht werden kann, wodurch -die letztere stets mehr oder minder Abbruch erleidet.</p> - -<p>Auf die reiche Entfaltung der römischen Literatur im Augusteischen -Zeitalter folgten unter der Herrschaft des finsteren <span class="gesperrt">Tiberius</span> -und des dem Cäsarenwahn verfallenen <span class="gesperrt">Caligula</span> Jahrzehnte, -die weniger günstig waren. Der lähmende Druck, der -damals auf allen Kreisen lastete, machte sich auch auf dem Gebiete -des geistigen Schaffens fühlbar. Er wich erst, als nach dem -Tode <span class="gesperrt">Neros</span> mit <span class="gesperrt">Vespasian</span> ein milder Herrscher den Kaiserthron -bestieg, auf den ihm – leider nur für wenige Jahre – sein -Sohn <span class="gesperrt">Titus</span> folgte. <span class="gesperrt">Plinius</span> stand zu beiden in naher Beziehung, -insbesondere zu <span class="gesperrt">Titus</span>. Zwar ist dieser erst in dem Jahre zur -Regierung gekommen, in dem <span class="gesperrt">Plinius</span> starb. Doch hat <span class="gesperrt">Titus</span> -schon bei Lebzeiten seines Vaters wie im Staats- so auch im wissenschaftlichen -Leben einen bedeutenden Einfluß ausgeübt. Während -<span class="gesperrt">Vespasian</span> noch in erster Linie Kriegsmann war, hatte sich <span class="gesperrt">Titus</span> -mit der gelehrten Bildung seines Zeitalters schon in dem Maße -befreundet, daß er, wie <span class="gesperrt">Plinius</span> berichtet, ein Gedicht über das -Erscheinen eines Kometen verfaßte.</p> - -<p>Ein Erzeugnis dieses für die Literatur so günstigen Zeitalters -der Kaiser aus dem Hause der Flavier ist die »Naturgeschichte« -des <span class="gesperrt">Plinius</span>. Sie ist das umfassendste Denkmal, das wir von den -naturwissenschaftlichen Kenntnissen der Römer besitzen und ent<span class="pagenum"><a name="Page_p220" id="Page_p220">[Pg p220]</a></span>hält -zahlreiche Angaben, die ohne die gewissenhaften Aufzeichnungen -des <span class="gesperrt">Plinius</span> verlorengegangen wären. Sie wurde, wie aus -der Vorrede zu entnehmen ist, im 77. oder 78. Jahre n. Chr. vollendet.</p> - - -<h3>Plinius.</h3> - -<p><span class="gesperrt">Cajus Plinius Secundus Major</span> wurde im Jahre 23 n. Chr. -zu Como geboren. Er empfing den Beinamen Major (der Ältere), -um ihn von seinem gleichfalls als Schriftsteller bekanntgewordenen -Neffen gleichen Namens, der den Zusatz Minor (der Jüngere) erhielt, -zu unterscheiden. <span class="gesperrt">Plinius</span> kam frühzeitig nach Rom, wo -er sich den <span class="gesperrt">Pomponius Mela</span> zum Vorbild erkor. Dieser hatte -es verstanden, mit einer verantwortungsvollen amtlichen Tätigkeit -eine große Vorliebe zum literarischen Schaffen zu verbinden. Hierin -ist ihm <span class="gesperrt">Plinius</span> gefolgt. Gleich <span class="gesperrt">Pomponius Mela</span> war er militärischer -Befehlshaber. Von <span class="gesperrt">Vespasian</span> wurde er häufig als Berater -zu den Regierungsgeschäften herangezogen. In jüngeren -Jahren hat ihn der Kriegsdienst auch nach Germanien geführt. -Obgleich er höhere Ämter bekleidete und stets im Drange der -Geschäfte lebte, fand <span class="gesperrt">Plinius</span> doch Muße, das Wissen seiner Zeit -in einem Sammelwerke zu umspannen. In der an <span class="gesperrt">Titus</span> gerichteten -Widmung sagt er von seinem Unternehmen: »Der Weg, den -ich wandeln werde, ist unbetreten; keiner von uns, keiner von den -Griechen hat es unternommen, allein das Ganze der Natur zu behandeln. -Gelingt mir mein Unternehmen nicht, so ist es doch -großartig und schön, danach gestrebt zu haben.«</p> - -<p>Die »Naturgeschichte« wird um 77 n. Chr. ziemlich abgeschlossen -gewesen sein. Da ihr Verfasser bald darauf plötzlich -aus seiner Tätigkeit herausgerissen wurde, so erfolgte die Herausgabe -durch seinen Neffen, den schon erwähnten <span class="gesperrt">Plinius Secundus -Minor</span>. Offenbar hat dieser nur wenig an dem Werk geändert. -Er nennt es<a name="FNanchor_509" id="FNanchor_509" href="#Footnote_509" class="fnanchor">509</a> ein »weitläufiges gelehrtes Werk, das nicht minder -mannigfaltig wie die Natur selbst ist«.</p> - -<p>Bekannt ist das tragische Ende des <span class="gesperrt">Plinius</span>. Als er sich im -Jahre 79 n. Chr. in der Nähe von Neapel aufhielt, begann plötzlich -jener furchtbare Ausbruch des Vesuvs, durch den Herculanum -und Pompeji vernichtet wurden. Der unerschrockene Römer ließ -sich nicht abhalten, der Stätte des Verderbens zuzueilen; mag ihn -nun Pflichtgefühl oder Wißbegierde dazu getrieben haben. Nach<span class="pagenum"><a name="Page_p221" id="Page_p221">[Pg p221]</a></span> -der Landung ist er dann der Wut der entfesselten Elemente zum -Opfer gefallen.</p> - -<p>Die Katastrophe selbst hat der jüngere <span class="gesperrt">Plinius</span> in einem an -den Geschichtsschreiber <span class="gesperrt">Tacitus</span> gerichteten Briefe geschildert. -Aus diesem mögen einige Stellen hier Platz finden:</p> - -<p>»Du bittest mich, dir den Tod meines Oheims zu schildern, -eines Mannes, der das Glück hatte, große Taten zu vollbringen -und herrliche Bücher zu schreiben. Ein wunderbares Geschick -fügte es, daß er beim Untergange einer herrlichen Landschaft den -Tod fand. Sein Andenken wird jedoch ewig leben.</p> - -<p>Mein Onkel befand sich mit der Flotte, die er als Admiral -befehligte, bei Misenum. Am 22. August meldete man ihm, daß -sich eine Wolke von ungewöhnlicher Gestalt zeige. Sie hatte das -Aussehen einer Pinie, deren Stamm sich himmelhoch erhebt und -deren Zweige sich schirmartig ausbreiten. Mit dem Eifer eines -Naturforschers, der etwas zu untersuchen wünscht, befahl mein -Oheim, sogleich ein Schiff zur Abfahrt bereit zu machen. Noch -bevor er es bestiegen, erhielt er einen am Fuße des Vesuvs geschriebenen -Brief, in dem er um Hilfe gebeten wurde. Infolgedessen -mußte die ganze Flotte auslaufen. Mein Oheim steuerte -auf dem Admiralsschiff kühn der Gefahr entgegen und beobachtete -vom Verdeck aus den Verlauf der furchtbaren Erscheinung. Gleichzeitig -diktierte er seine Beobachtungen einem Schreiber. Als man -sich der Unglücksstätte näherte, fiel die Asche immer dichter und -heißer auf die Schiffe. Sogar Stücke von Bimsstein und Lava -mengten sich darunter. Man landete in Stabiae. Unterdessen -wurde es Nacht. Vom Vesuv brachen die Flammen hoch empor. -Gleichzeitig bebte die Erde, so daß das Haus, in dem sich <span class="gesperrt">Plinius</span> -mit seiner Begleitung aufhielt, ins Wanken geriet. Man verließ -das Haus, nachdem sich jeder zum Schutze gegen den Steinregen -ein Kissen über den Kopf gebunden hatte. Als man dem Schwefelqualm -und der Feuersglut zu entkommen suchte, sank <span class="gesperrt">Plinius</span> -plötzlich erschöpft nieder. Einmal gelang es ihm noch, sich mit -Hilfe zweier Sklaven wieder aufzurichten. Dann brach er sterbend -zusammen.«</p> - -<p>Auch über die Persönlichkeit und die Arbeitsweise seines -Onkels hat der jüngere <span class="gesperrt">Plinius</span> einiges mitgeteilt<a name="FNanchor_510" id="FNanchor_510" href="#Footnote_510" class="fnanchor">510</a>. Was ihn danach -auszeichnete, war ein unglaublicher Fleiß. Er schlief nur -wenig und aß auch nur wenig, und zwar nach der Sitte der Väter<span class="pagenum"><a name="Page_p222" id="Page_p222">[Pg p222]</a></span> -ganz einfach. Auch auf seinen Reisen studierte er unermüdlich. -Dabei hatte er seinen Schreiber stets neben sich.</p> - -<p>Die literarische Fruchtbarkeit des <span class="gesperrt">Plinius</span> war eine ganz ungewöhnliche. -Außer der »Naturgeschichte« hat er noch eine Reihe -anderer Werke geschrieben, die indessen verlorengegangen oder -nur in Fragmenten, d. h. als Bestandteile anderer Werke, erhalten -geblieben sind. So verfaßte <span class="gesperrt">Plinius</span> während seines Aufenthaltes -in Germanien ein Werk, das von den Kriegen handelt, welche die -Römer auf germanischem Boden geführt haben.</p> - - -<h3>Die Quellen des Plinius.</h3> - -<p>Aus nicht weniger als 2000 Werken hat <span class="gesperrt">Plinius</span> den Stoff -für seine »Naturgeschichte« geschöpft. Seine Leistung verdient -um so größere Anerkennung, als er nur die Stunden, die ihm die -Geschäfte übrig ließen, also besonders, wie er selbst erzählt, die -Nacht, auf sein Werk verwenden konnte. Ohne <span class="gesperrt">Plinius</span> würden -wir von manchen Schriften keine Kenntnis besitzen. Andererseits -muß aber betont werden, daß <span class="gesperrt">Plinius</span> sich nicht auf die Stufe -selbständigen Forschens und Denkens erhebt. Er bringt sogar -manches, was er offenbar nicht einmal richtig verstanden hat. Oft -wird Wahres und Falsches von ihm miteinander vermengt. Man -gewinnt den Eindruck, daß <span class="gesperrt">Plinius</span> sein Wissen weniger aus -der Natur, sondern vorzugsweise aus Büchern geschöpft hat, was -bei einem Manne, der schon einen Spaziergang als Zeitvergeudung -betrachtete, nicht wundernehmen kann.</p> - -<p>Das Verzeichnis der Quellen, aus denen <span class="gesperrt">Plinius</span> nach seiner -Angabe schöpfte, umfaßt 146 römische und 327 fremde Schriftsteller. -Unter diesen befinden sich viele, deren Schriften ganz -verlorengegangen sind und von denen man auch nicht einmal die -Namen wüßte, wenn <span class="gesperrt">Plinius</span> sie nicht unter seinen Gewährsmännern -aufzählte.</p> - -<p>Unter den römischen Schriftstellern, auf welchen <span class="gesperrt">Plinius</span> -fußt, ist vor allem <span class="gesperrt">Marcus Terentius Varro</span> (116–27 v. Chr.) -zu nennen. Er hat eine ganze Anzahl von Wissenschaften enzyklopädisch -bearbeitet. Seine Schriften sind das Vorbild für die -im Mittelalter so häufig anzutreffenden Werke über die »sieben -freien Künste« gewesen<a name="FNanchor_511" id="FNanchor_511" href="#Footnote_511" class="fnanchor">511</a>. Wie <span class="gesperrt">Cato</span>, so bemühte sich auch -<span class="gesperrt">Varro</span>, den alten Wissensschatz zu sammeln und ihn der ein<span class="pagenum"><a name="Page_p223" id="Page_p223">[Pg p223]</a></span>dringenden -griechischen Literatur gegenüber in seiner Selbständigkeit -und in seinem wahren Werte hervortreten zu lassen. Unter -den <span class="gesperrt">Varro</span>nischen Schriften, die <span class="gesperrt">Plinius</span> benutzt hat, ist vor -allem das Werk über die Landwirtschaft zu nennen (<span lang="la" xml:lang="la">Rerum rusticarum -libri III</span>). <span class="gesperrt">Varro</span> handelt darin vom Ackerbau, von der -Viehzucht, den Bienen, den Fischen und dem Wild. Wenn sich -<span class="gesperrt">Varro</span> auch an <span class="gesperrt">Cato</span> (s. S. <a href="#Page_p210">210</a>) anlehnt, so entwickelt er doch -überall ein sicheres, auf reicher Erfahrung und umspannendem -Wissen gegründetes Urteil. Von besonderem Interesse ist eine -Stelle<a name="FNanchor_512" id="FNanchor_512" href="#Footnote_512" class="fnanchor">512</a>, in der man eine Art Vorwegnahme der Bazillentheorie -erblicken kann. <span class="gesperrt">Varro</span> vermutet nämlich, in sumpfigen Gegenden -entstünden Lebewesen, die so winzig seien, daß man sie nicht sehen -könne. Diese Geschöpfe sollen nach ihm durch den Mund und -die Nase in den Körper eindringen und schwere Krankheiten verursachen.</p> - -<p>Der Wert solcher mit unseren heutigen Anschauungen sich -teilweise deckenden Vorstellungen wird von philologischer Seite -oft überschätzt. <span class="gesperrt">Varros</span> Meinung ist für die Begründung der -modernen Bazillentheorie sicherlich belanglos gewesen, eben so -wenig wie die Ansichten <span class="gesperrt">Epikurs</span><a name="FNanchor_513" id="FNanchor_513" href="#Footnote_513" class="fnanchor">513</a> <span class="gesperrt">Lamarck</span> oder <span class="gesperrt">Darwin</span> -zur Aufstellung ihrer Theorien veranlaßten. Trotzdem haben -divinatorische Eingebungen, wie sie uns in der Entwicklung der -Wissenschaften so oft begegnen, ein Anrecht darauf, in der Geschichte -des menschlichen Geistes genannt zu werden. Ihr Wert -ist unbestritten. Nur darf man sie in ihrer Bedeutung nicht derart -überschätzen, daß man sie mit sicheren neuzeitlichen Forschungsergebnissen -in Parallele zu stellen sucht.</p> - -<p>Unter den medizinischen Schriftstellern, die <span class="gesperrt">Plinius</span> den -Stoff für seine der Heilkunde gewidmeten Bücher geliefert haben, -ist neben <span class="gesperrt">Hippokrates</span>, <span class="gesperrt">Erasistratos</span> und vielen anderen besonders -<span class="gesperrt">Cornelius Celsus</span> (etwa 35 v. Chr. bis etwa 45 n. Chr.) -zu nennen. Ähnlich wie <span class="gesperrt">Varro</span> und schon lange vor ihm <span class="gesperrt">Cato</span> -suchte <span class="gesperrt">Celsus</span> das Wissen seiner Zeit in einer Enzyklopädie zusammenzufassen. -Sie erhielt den Titel »Artes«. Erhalten geblieben -ist nur der Teil, der von der Heilkunde handelt. Auf diesem -Gebiete vermochte es <span class="gesperrt">Celsus</span>, ohne selbst Arzt zu sein, auf -Grund von Erfahrungen eigene Anschauungen zu entwickeln. Als -griechische Quellen hat <span class="gesperrt">Celsus</span> neben den <span class="gesperrt">Hippokrati</span>schen<span class="pagenum"><a name="Page_p224" id="Page_p224">[Pg p224]</a></span> -hauptsächlich die alexandrinischen Schriften benutzt. Mit diesen -und den Schriften <span class="gesperrt">Galens</span> hat man das medizinische Buch -des <span class="gesperrt">Celsus</span> auf eine Linie zu stellen<a name="FNanchor_514" id="FNanchor_514" href="#Footnote_514" class="fnanchor">514</a>. Es behandelt in klarer, -schmuckloser Darstellung zunächst die Lebensweise, darauf die -Krankheiten und endlich deren Heilung durch Arzneien und chirurgische -Eingriffe<a name="FNanchor_515" id="FNanchor_515" href="#Footnote_515" class="fnanchor">515</a>. So beschreibt <span class="gesperrt">Celsus</span> das Verfahren des -Unterbindens, das die <span class="gesperrt">Hippokrati</span>schen Schriften noch nicht erwähnen, -wenn man auch schon sehr früh blutstillende Mittel, die -verklebend oder zusammenziehend wirkten, benutzte. Derartige -Mittel finden nämlich schon bei <span class="gesperrt">Homer</span> Erwähnung<a name="FNanchor_516" id="FNanchor_516" href="#Footnote_516" class="fnanchor">516</a>.</p> - -<p>Sehr zutreffend hat <span class="gesperrt">Celsus</span> unter anderem die Krankheiten -der Leber und des Magens beschrieben. Das von ihm bei diesen -Krankheiten empfohlene Heilverfahren und seine Begründung auf -diätetischen Regeln ist selbst heute noch von Wert<a name="FNanchor_517" id="FNanchor_517" href="#Footnote_517" class="fnanchor">517</a>.</p> - -<p>Einer etwas späteren Zeit als <span class="gesperrt">Celsus</span> gehört <span class="gesperrt">Asklepiades</span> -an. Er war hellenischer Herkunft<a name="FNanchor_518" id="FNanchor_518" href="#Footnote_518" class="fnanchor">518</a> und lebte im Anfang des -1. Jahrhunderts v. Chr. in Rom. <span class="gesperrt">Asklepiades</span> wirkte dort zuerst -als Lehrer der Beredsamkeit. Später erwarb er sich als Arzt -große Anerkennung. Er wird als der Erfinder der Tracheotomie -genannt. Anklänge an die moderne Zellentheorie enthält seine -Lehre, daß die Lebewesen aus einer sehr großen Zahl von Körperchen -zusammengesetzt seien. Sie sollten sich in steter Bewegung -und Veränderung befinden und beim Menschen durch -ihr Verhalten und ihre Beschaffenheit Gesundsein und Krankheit -bedingen.</p> - -<p>Auch den als Schöpfer der Äneïde bekannten <span class="gesperrt">Virgil</span> erwähnt -<span class="gesperrt">Plinius</span> als Quelle für eine Anzahl seiner Bücher. In einer -»Georgika« genannten Dichtung schildert und preist nämlich <span class="gesperrt">Virgil</span> -das Leben auf dem Lande. In der Hauptsache handeln die -»Georgika« vom Ackerbau, der Baumpflege, der Viehzucht und<span class="pagenum"><a name="Page_p225" id="Page_p225">[Pg p225]</a></span> -der Imkerei. Das Leben der Bienen wird anschaulich und in der -fesselnden Sprache des Dichters geschildert.</p> - -<p>Von den zahlreichen ausländischen Schriftstellern, die <span class="gesperrt">Plinius</span> -als seine Quellen nennt, seien hier nur folgende genannt: <span class="gesperrt">Thales</span>, -<span class="gesperrt">Aristoteles</span>, <span class="gesperrt">Theophrast</span>, <span class="gesperrt">Demokrit</span>, <span class="gesperrt">Hipparch</span>, <span class="gesperrt">Herophilos</span>, -<span class="gesperrt">Eudoxos</span>, <span class="gesperrt">Pytheas</span>, <span class="gesperrt">Juba</span> usw. <span class="gesperrt">Juba</span> war nach Besiegung -seines Vaters als Geisel aus Numidien nach Rom gekommen. -Dort widmete er sich ganz den Wissenschaften. Auch <span class="gesperrt">Plutarch</span> -und andere Schriftsteller gehen häufig auf <span class="gesperrt">Juba</span> zurück, von dessen -Schriften nur noch Fragmente erhalten sind.</p> - -<p>Die Frage nach den Quellen, die <span class="gesperrt">Plinius</span> benutzte, hat eine -umfangreiche Literatur hervorgerufen. Insbesondere hat man das -Verhältnis eingehend erörtert, in dem <span class="gesperrt">Plinius</span> zu <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, -zu <span class="gesperrt">Cato</span> und zu <span class="gesperrt">Varro</span> steht<a name="FNanchor_519" id="FNanchor_519" href="#Footnote_519" class="fnanchor">519</a>.</p> - -<p>Als Schriftsteller, dem besonders die Rolle eines Vermittlers -zwischen <span class="gesperrt">Plinius</span> und der griechischen Literatur zuzuschreiben -ist, wird <span class="gesperrt">Juba</span> betrachtet. Letzterer ging auf <span class="gesperrt">Aristoteles</span> und -<span class="gesperrt">Theophrast</span> zurück und hatte für <span class="gesperrt">Plinius</span> hinsichtlich der griechischen -Literatur etwa die Bedeutung, die <span class="gesperrt">Varro</span> für ihn bezüglich -der römischen besaß.</p> - -<p>Gebricht der »Naturgeschichte« des <span class="gesperrt">Plinius</span> auch die Einheitlichkeit -des Aufbaues, so ist doch eine vom Allgemeinen zum -Einzelnen fortschreitende Gliederung des Stoffes nicht zu verkennen. -<span class="gesperrt">Plinius</span> beginnt seine Darstellung mit der Schilderung -des Weltgebäudes sowie den Erscheinungen, die uns das Luftmeer -und die Oberfläche der Erde im allgemeinen darbieten. -Darauf folgt das Wesentlichste aus der Geographie und der Völkerkunde. -Im Anschluß daran werden die Tiere, beginnend mit den -Säugetieren und schließend mit den Insekten, behandelt. Es folgen -die Bücher über die Pflanzen sowie über die dem Pflanzenreich -entstammenden Heilmittel und ihre Wirkungen. Den Schluß bilden -die Bücher mineralogischen Inhalts. Den Edelsteinen sowie -den Mineralfarben sind je ein besonderes Buch gewidmet. In den -letzten Büchern wird die Verwendung der Metalle und der Gesteine -zu künstlerischen Zwecken eingehend unter Aufzählung zahlreicher -hervorragender Kunstwerke geschildert<a name="FNanchor_520" id="FNanchor_520" href="#Footnote_520" class="fnanchor">520</a>.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p226" id="Page_p226">[Pg p226]</a></span></p> - -<p>Unter den Geographen, auf die sich <span class="gesperrt">Plinius</span> stützte, ist vor -allem <span class="gesperrt">Pomponius Mela</span>, ein Zeitgenosse des Kaisers <span class="gesperrt">Claudius</span>, -zu nennen. Seine »Chorographie« (Ortskunde) entstand wahrscheinlich -um das Jahr 43 n. Chr. Sie ist das älteste römische Werk -über Geographie, das uns erhalten geblieben ist<a name="FNanchor_521" id="FNanchor_521" href="#Footnote_521" class="fnanchor">521</a>. <span class="gesperrt">Pomponius</span> -beschreibt, den Küsten folgend, die Länder und enthält über die -mathematische Geographie, mit der <span class="gesperrt">Plinius</span> sein Werk anhebt, -fast nichts.</p> - - -<h3>Die »Naturgeschichte« des Plinius.</h3> - -<p>Wir gehen jetzt zu <span class="gesperrt">Plinius</span> selbst über. In seiner »Naturgeschichte«, -die 37 Bücher umfaßt, stellt er sich die Aufgabe, das -in den zahlreichen erwähnten Quellen zerstreute Wissen seiner Zeit -zu sammeln und zu sichten. Durch die mühevolle Lösung dieser -Aufgabe hat er sich ein großes Verdienst erworben, wenn er auch -oft kritiklos zusammenträgt und den Stoff nicht immer beherrscht. -So hält er beispielsweise die fabelhaftesten Nachrichten über afrikanische -Völker für erwähnenswert. Er berichtet von einem dieser -Volksstämme, seine Angehörigen besäßen keine Köpfe, sondern -trügen Mund und Augen auf der Brust. Der Grundgedanke, -welcher das Werk durchzieht, ist der, daß die Natur des Menschen -wegen alles erzeugt zu haben scheine. Die beschriebenen Naturkörper -werden daher kaum als solche, sondern vorzugsweise in -ihrer Beziehung zum Menschen betrachtet<a name="FNanchor_522" id="FNanchor_522" href="#Footnote_522" class="fnanchor">522</a>. Über den Menschen -selbst spricht er sich in folgenden, für ihn charakteristischen -Worten aus: »Die anderen Tiere fühlen sich sogleich im Besitz -ihres Wesens. Nur der Mensch kann nichts ohne Unterweisung. -Er allein kennt Ehrgeiz, Habsucht, sorgt für sein Grab, ja sogar -für die Zukunft nach seinem Tode. Keinem Geschöpf raubt die -Angst so die Besinnung. Bei keinem wird die Wut heftiger. Alle -anderen Tiere leben mit ihresgleichen in Frieden. Die Löwen -kämpfen trotz ihrer Wildheit nicht gegeneinander, ebensowenig<span class="pagenum"><a name="Page_p227" id="Page_p227">[Pg p227]</a></span> -die Seeungeheuer. Aber fürwahr, dem Menschen schafft das größte -Leid der Mensch«<a name="FNanchor_523" id="FNanchor_523" href="#Footnote_523" class="fnanchor">523</a>.</p> - -<p>Daß <span class="gesperrt">Plinius</span> übrigens sich des öfteren auch mit den Gegenständen -selbst bekannt machte und sich eine eigene Meinung bildete, -geht aus verschiedenen Stellen seines Werkes hervor. Manches von -den Dingen, über die er berichtet, wird ihm auch das vielgestaltige -Leben der Kaiserzeit ganz von selbst aufgedrängt haben. Gar -manches Tier, das er beschreibt, wurde zur Befriedigung der Schaulust, -für die Arena oder für den Gaumen aus den entferntesten -Teilen des Orbis antiquus nach der Welthauptstadt gebracht. -Ähnlich stand es mit den Pflanzen. Erzählt doch <span class="gesperrt">Plinius</span> von -einem botanischen Garten<a name="FNanchor_524" id="FNanchor_524" href="#Footnote_524" class="fnanchor">524</a>, den ein römischer Gelehrter unterhielt, -um die Wirkungen der Kräuter kennen zu lernen. Unter -seiner Anleitung ist <span class="gesperrt">Plinius</span> mit zahlreichen heilkräftigen Pflanzen -bekannt geworden.</p> - -<p>Zu der Lehre von der Kugelgestalt der Erde ist die Ansicht -getreten, daß das Menschengeschlecht viel weiter verbreitet sei, -als man früher glaubte, ja, daß es Gegenfüßler geben müsse. -»Die Wissenschaft und die Meinung des großen Haufens«, sagt -<span class="gesperrt">Plinius</span><a name="FNanchor_525" id="FNanchor_525" href="#Footnote_525" class="fnanchor">525</a>, »befinden sich in gewaltigem Widerspruch. Jener -zufolge wird die Erde ringsum von Menschen bewohnt, so daß -sie mit den Füßen gegeneinander stehen und den Himmel alle -gleichmäßig über dem Scheitel haben. Nach der anderen Meinung -fragt man, weshalb denn die Antipoden nicht abfielen. -Als ob nicht die Gegenfrage zur Hand wäre, warum jene sich -nicht verwundern, daß wir nicht abfallen. Am meisten aber -sträubt sich der große Haufe, wenn man ihm glaublich machen -will, daß auch das Wasser gewölbt sei. Und doch ist nichts -augenfälliger, denn überall bilden hängende Tropfen sich zu kleinen -Kugeln.«</p> - -<p>Aus der Tatsache, daß der längste Tag in Alexandrien 14, -in Italien 15 und in Britannien 17 Stunden hat, folgert <span class="gesperrt">Plinius</span>, -daß die dem Pol benachbarten Länder im Sommer 24 Stunden -Tag, zur Zeit des Wintersolstitiums dagegen eben so lange Nacht -haben müssen<a name="FNanchor_526" id="FNanchor_526" href="#Footnote_526" class="fnanchor">526</a>. Bei <span class="gesperrt">Plinius</span> finden wir unter den Beweisen für -die Krümmung der Erdoberfläche auch die Erscheinung angeführt,<span class="pagenum"><a name="Page_p228" id="Page_p228">[Pg p228]</a></span> -daß auf dem Meere zuerst der Mast der Schiffe und erst später -der Rumpf sichtbar wird.</p> - -<p>Während zur Zeit der römischen Weltherrschaft die Lehre -von der Kugelgestalt der Erde zu einem Gemeingut der Gebildeten -geworden war, hat man vereinzelt auch schon eine richtige Auffassung -vom Verhältnis der Sonne zu den Planeten gehegt. Infolgedessen -blieben die bei den Griechen entstandenen Keime der -heliozentrischen Lehre bei den späteren Schriftstellern nicht unbeachtet. -<span class="gesperrt">Koppernikus</span> konnte seine Lehre daher unmittelbar an -die aus dem Altertum überlieferten Anschauungen anknüpfen<a name="FNanchor_527" id="FNanchor_527" href="#Footnote_527" class="fnanchor">527</a>.</p> - -<p>Dem Monde und sogar den Fixsternen, denen wir heute keine -nachweisbaren Einflüsse auf irdische Vorgänge beimessen, schrieben -die Römer, wie wir aus der »Naturgeschichte« des <span class="gesperrt">Plinius</span> ersehen, -solche zu. So heißt es dort<a name="FNanchor_528" id="FNanchor_528" href="#Footnote_528" class="fnanchor">528</a>: »Daß beim Aufgang des Hundes -der Einfluß dieses Gestirns auf die Erde in der weitesten Ausdehnung -empfunden wird, wer wüßte das nicht? Bei seinem Aufgang -schäumt das Meer, der Wein wird unruhig in den Kellern -und die Sümpfe beginnen zu gären.« Daß der Mond bei der Erregung -von Ebbe und Flut eine wichtige Rolle spielt, hatte man -wohl erkannt, doch erklärte man diese Erscheinung in einem -durchaus mystischen Sinne, indem man den Mond als das Gestirn -des Odems ansah. Daher sollten sich bei der Annäherung des -Mondes alle Körper füllen. <span class="gesperrt">Plinius</span> behauptet sogar, daß bei -zunehmendem Monde die Muscheln größer würden. Ja, auch das -Blut im menschlichen Körper mehre und mindere sich wie das -Licht dieses Gestirnes<a name="FNanchor_529" id="FNanchor_529" href="#Footnote_529" class="fnanchor">529</a>. »Ebbe und Flut des Meeres«, sagt -<span class="gesperrt">Plinius</span>, »haben bei aller Abwechslung doch ihre Ursache nur -in der Sonne und in dem Monde. Indessen treten die Gezeiten -nie wieder zu derselben Stunde ein wie am Tage zuvor, weil sie -dem gierigen Gestirn, das alle Tage an einer anderen Stelle aufgeht, -gewissermaßen dienstbar sind. Bei Vollmond ist die Flut -am heftigsten. Auch tritt die Flut zwei Stunden später ein, als -sich der Mond aus der Mittagslinie abwärts senkt, da die Wirkungen -aller Erscheinungen am Himmel erst später zur Erde gelangen, -als die Erscheinungen selbst stattfinden. Die offene, große -Fläche des Meeres empfindet die Macht des weithin wirkenden<span class="pagenum"><a name="Page_p229" id="Page_p229">[Pg p229]</a></span> -Gestirns nachdrücklicher als engbegrenzte Räume. Daher werden -weder Seen noch Flüsse auf solche Weise in Bewegung versetzt<a name="FNanchor_530" id="FNanchor_530" href="#Footnote_530" class="fnanchor">530</a>.«</p> - -<p>Die Zahl der Sterne, welche die Astronomen mit Namen bezeichnet -hatten, gibt <span class="gesperrt">Plinius</span> auf 1600 an<a name="FNanchor_531" id="FNanchor_531" href="#Footnote_531" class="fnanchor">531</a>. Sie sollen aus dem -das All umgebenden Feuer entstanden sein und werden nach ihm -von der belebenden, alle Räume durchdringenden Luft, die sich -dem Feuer am nächsten befindet, in der Schwebe gehalten. Von -der Luft getragen, ruht die Erde, verbunden mit dem Wasser als -viertem Element, im Raume. Zwischen der Erde und dem Himmelsgewölbe -schweben der Mond, die Sonne und die fünf Planeten. -Ihrer Bewegung wegen würden diese wohl Irrsterne genannt, obgleich -keine weniger irrten als gerade sie.</p> - -<p>Das ist in großen Zügen das Weltbild, das sich das Altertum -gebildet. In dieser Vorstellung gab es keinen Raum mehr für die -anthropomorphen Götter der früheren Zeit, an denen das Volk -unter der Führung der Priester festhielt. Ein unüberwindlicher -Zwiespalt zwischen Wissen und Glauben war somit auch im Altertum -das Ergebnis der ganzen geistigen Entwicklung. Dem Fortschreiten -der Erkenntnis hat sich indessen stets der religiöse Glaube -anzupassen gesucht. So hat im Altertum der Gang der Wissenschaft -einer neuen, monotheistischen Gestaltung der Religion vorgearbeitet. -Hatten in dem gewonnenen Weltbilde die vielen Gottheiten -der früheren Zeit keinen Raum mehr, so mußte, wie <span class="gesperrt">Plinius</span> -es ausdrückt, die Welt selbst als Gottheit gelten. Dem -pantheistischen Standpunkte des <span class="gesperrt">Plinius</span> entspricht seine Auffassung, -daß, wenn man von einer Gottheit rede, damit nur die -Natur gemeint sein könne. Von der Auffassung, die Welt sei ein -Ganzes, zu dem Glauben, daß die Welt zwar nicht Gott selbst, -wohl aber die Kundgebung eines einzigen Gottes sei, war aber -nur ein Schritt. Und dieser führte in dem Zeitalter, von dem -wir handeln, zur Begründung des Monotheismus. Weil der alte -Götterglaube für den Gebildeten überwunden war, fehlte es an -einem innerlichen Verhältnis zwischen Gott-Natur und dem Menschen. -Daher das Unbefriedigte und der pessimistische Grundzug, -welcher der christlichen Religion in jener Zeit den geeignetsten -Boden bereitete. Bezeichnet es doch <span class="gesperrt">Plinius</span> als den einzigen -Trost gegenüber der Unvollkommenheit des Daseins, daß der -Mensch diesem Dasein jederzeit freiwillig entsagen könne.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p230" id="Page_p230">[Pg p230]</a></span></p> - -<p>Auf dem Gebiete der beschreibenden Naturwissenschaften -finden wir bei <span class="gesperrt">Plinius</span> einen Rückgang gegen <span class="gesperrt">Aristoteles</span> -und <span class="gesperrt">Theophrast</span>. Manche zoologische Mitteilung älterer Schriftsteller, -die <span class="gesperrt">Aristoteles</span> in das Gebiet der Fabel verwiesen hatte, -nimmt <span class="gesperrt">Plinius</span> unbedenklich wieder auf. Von einem systematischen -Aufbau der Zoologie und der Botanik ist bei ihm nicht -die Rede. Bezüglich der letzteren bleibt er weit hinter <span class="gesperrt">Theophrast</span> -zurück, da er bei der Einteilung der Pflanzen den reinen -Nützlichkeitsstandpunkt vertritt. Er unterscheidet nämlich Arzneipflanzen, -Spezereien usw. Eine richtige Auffassung finden wir hingegen -bei <span class="gesperrt">Plinius</span> bezüglich derjenigen Tiere, die <span class="gesperrt">Aristoteles</span> -»Blutlose« genannt hatte. »Daß die Insekten kein Blut haben«, -sagt er, »gebe ich zu, doch besitzen sie dafür eine gewisse Lebensfeuchtigkeit, -die für sie Blut ist.«</p> - -<p>Seine der Botanik gewidmeten Bücher beginnen mit den -Bäumen. Nicht etwa, daß er in ihnen die höchste Stufe pflanzlicher -Organisation erblickt hätte, sondern weil sie zuerst die einfachsten -Bedürfnisse des Menschen befriedigten. Zunächst bespricht -er (12. und 13. Buch) die bemerkenswerteren fremden Bäume -nach ihrem geographischen Vorkommen. Dann handelt er vom -Weinstock, vom Ölbaum und von den Obstbäumen. Ein Buch -ist den Zierpflanzen und den Bienenpflanzen gewidmet. Letztere -unterscheidet er in empfehlenswerte und in solche, die den Honig -verderben.</p> - -<p>Am ausführlichsten werden die Arzneipflanzen behandelt. -<span class="gesperrt">Plinius</span> ist dabei von dem Gedanken durchdrungen, daß auch -das unscheinbarste Kraut seine, wenn auch oft noch verborgenen, -Heilkräfte haben müsse. Wie hier, so ist auch an den übrigen -Stellen der »Naturgeschichte« der leitende Gedanke der, daß die -Natur alles um des Menschen willen erzeugt habe. Das Nützlichkeitsprinzip -beherrscht also die Darstellung, die dementsprechend -oft recht trocken ist und nicht selten auf eine bloße -Aufzählung hinausläuft. Stellenweise erhebt sie sich jedoch auch -zu rhetorischem Schwung, zumal wo <span class="gesperrt">Plinius</span> seine stoische Weltanschauung -durchblicken läßt oder, wo er sich als <span lang="la" xml:lang="la">laudator temporis -acti</span>, d. h. als Lobredner auf die gute alte Zeit, zu erkennen -gibt.</p> - -<p>Die Hauptquelle für die botanischen Kenntnisse des <span class="gesperrt">Plinius</span> -ist <span class="gesperrt">Theophrast</span>. So entnahm er z. B. <span class="gesperrt">Theophrast</span> die Schilderung -der indischen Pflanzenwelt. Doch geschah es ohne tieferes -Urteil und Verständnis. Das Feine und Exakte ist zumeist ver<span class="pagenum"><a name="Page_p231" id="Page_p231">[Pg p231]</a></span>wischt -und kaum merklich hebt sich bei <span class="gesperrt">Plinius</span> dieser Teil aus der -Menge der übrigen Einzelheiten ab<a name="FNanchor_532" id="FNanchor_532" href="#Footnote_532" class="fnanchor">532</a>. Eigene Beobachtungen kann -<span class="gesperrt">Plinius</span> in Anbetracht seiner oben erwähnten Lebensweise nicht -oft gemacht haben. Wenn er gelegentlich in seinem Werke von -Erfahrungen spricht, so ist damit wohl in den meisten Fällen ihm -mündlich zuteil gewordene Auskunft gemeint. Die Zahl der bei -<span class="gesperrt">Plinius</span> vorkommenden Pflanzen ist eine recht beträchtliche. Sie -beläuft sich auf nahezu tausend, etwa das Doppelte der bei -<span class="gesperrt">Dioskurides</span> aufgezählten Arten<a name="FNanchor_533" id="FNanchor_533" href="#Footnote_533" class="fnanchor">533</a>. Es entspricht das zwar dem -enzyklopädischen Grundsatz des <span class="gesperrt">Plinius</span>, verdient aber immerhin -Beachtung, wenn wir bedenken, daß <span class="gesperrt">Linné</span> den Pflanzenreichtum -der ganzen Erde auf nur 10000 Arten schätzte.</p> - -<p>Auch über die Wirkung, welche die »Naturgeschichte« des -<span class="gesperrt">Plinius</span> auf die Nachwelt ausgeübt, und über die Würdigung, die -das Werk erfahren hat, mögen hier einige Bemerkungen Platz -finden. Hatte doch die »Naturgeschichte« für die gesamten nachchristlichen -Jahrhunderte bis zum Wiederaufleben der Wissenschaften -eine Bedeutung wie nur wenige Bücher. Sie war die -wichtigste Quelle für jede Belehrung über naturwissenschaftliche -und viele andere Dinge. Dies dauerte so lange, bis man das -eigene Beobachten und Forschen höher als Autorität und Bücherweisheit -einschätzen lernte und damit die Grundlagen für einen -Neubau der Naturwissenschaften zu schaffen begann.</p> - -<p>Daß die Elemente des alten Wissens nicht nur manches wertvolle -Stück für diesen Neubau lieferten, sondern auch durch ihre -Unzulänglichkeit den Anstoß zur Weiterentwicklung gegeben haben, -wird bei der Beurteilung der antiken Schriften oft vergessen. Daher -rührt es, daß das Urteil je nach der Stellung, die man einnimmt, -außerordentlich schwankend und widerspruchsvoll ist. Es -gilt das von <span class="gesperrt">Plinius</span> nicht minder wie von <span class="gesperrt">Theophrast</span>, <span class="gesperrt">Aristoteles</span> -und viele andere. Man hat sie bald hoch gepriesen, bald -herabgesetzt, selten aber sie nach Gebühr gewürdigt.</p> - -<p>Selbst ein <span class="gesperrt">Cuvier</span> und ein <span class="gesperrt">Buffon</span>, Forscher, die zu den -bedeutendsten der Neuzeit zählen, haben <span class="gesperrt">Plinius</span> ihre Anerkennung -nicht versagt. So schreibt <span class="gesperrt">Buffon</span> in seiner großen »Naturgeschichte«, -der er ein Wort des <span class="gesperrt">Plinius</span> voranstellt, über diesen: -»Sein Werk umfaßt nicht nur die Tiere, die Pflanzen und die<span class="pagenum"><a name="Page_p232" id="Page_p232">[Pg p232]</a></span> -Mineralien, sondern auch die Erd- und Himmelskunde, die Medizin, -die Entwicklung des Handels und der Künste, kurz alle Wissenschaften. -Erstaunlich ist, wie bewandert <span class="gesperrt">Plinius</span> sich auf allen -Gebieten zeigt. Erhabenheit der Gedanken und Schönheit des -Ausdrucks vereinigen sich bei ihm mit tiefer Gelehrsamkeit.«</p> - -<p>Auch <span class="gesperrt">A. v. Humboldt</span>, der uns im 2. Bande seines »Kosmos« -eine Geschichte der physischen Weltanschauung hinterließ, hat für -<span class="gesperrt">Plinius</span> Worte der Anerkennung. Er bezeichnet die »Naturgeschichte«, -dem das Altertum nichts Ähnliches an die Seite zu -stellen habe, als das großartige Unternehmen einer Weltbeschreibung. -Trotz aller Mängel des Werkes habe dem Verfasser ein -einziges großes Bild vorgeschwebt. Man möchte hinzufügen, daß -<span class="gesperrt">Plinius</span> für seine Zeit das versucht hat, was <span class="gesperrt">v. Humboldt</span> im -»Kosmos« anstrebte. Und wenn <span class="gesperrt">Plinius</span> selbst sein Werk als -eine Enzyklopädie bezeichnete, so ist zu bedenken, daß dieses Wort -seit dem Altertum seine Bedeutung gewechselt hat. Es bedeutete -nämlich etwa soviel wie »Vollkreis und Inbegriff der allgemeinen -Wissenschaften«<a name="FNanchor_534" id="FNanchor_534" href="#Footnote_534" class="fnanchor">534</a>, während man heute eine Art Wörter- und -Nachschlagebuch darunter versteht. Neuere geschichtliche Darstellungen, -deren Verfasser die »Naturgeschichte« vielleicht nicht -einmal genauer kennen, haben <span class="gesperrt">Plinius</span> mitunter als enzyklopädischen -Vielschreiber und geistlosen Kompilator abgetan. Dabei verfielen -sie selbst in den Fehler, zu Nachbetern der absprechenden -Urteile zu werden, die um die Mitte des 19. Jahrhunderts über -das Altertum und seine Schriftsteller (besonders von naturwissenschaftlicher -Seite) in Umlauf gesetzt wurden. Heute ist dagegen -eine sachlichere Würdigung der geschichtlichen Entwicklung im -Entstehen begriffen, so daß man es wohl allgemein ablehnen würde, -wenn jemand <span class="gesperrt">Plinius</span> oder <span class="gesperrt">Aristoteles</span> an dem Maße eines -neueren Forschers messen wollte. Um den richtigen Maßstab zu -gewinnen, müssen wir sie aus der Zeit, die sie erzeugt hat, zu verstehen -suchen und ihre Werke mit denen der nämlichen oder einer -noch naheliegenden Periode vergleichen. Dabei richtet sich der -Blick zunächst auf die christliche und die arabische Literatur des -Mittelalters. Und wenn man die »Naturgeschichte« des <span class="gesperrt">Plinius</span> mit -einem Erzeugnis jener Literatur, das das gleiche Ziel verfolgt, z. B. -mit dem »Buch der Natur« des <span class="gesperrt">Konrad Megenberg</span>, vergleicht, -dann erscheint das Werk des Römers in einer ganz anderen und -vor allem in der richtigen Beleuchtung.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p233" id="Page_p233">[Pg p233]</a></span></p> - -<p>Der Anerkennung, die man der »Naturgeschichte« des <span class="gesperrt">Plinius</span> -während des ganzen Mittelalters zollte, entspricht es, daß aus diesem -Zeitraum eine große Zahl von Handschriften – es sind nicht -weniger als zweihundert – auf uns gelangt sind. Von den älteren -ist allerdings keine einzige vollständig. Sie sind sogar oft sehr -fragmentarisch. Sämtliche neueren Handschriften lassen übrigens -erkennen, daß sie auf einen Archetyp (d. h. die nämliche alte -Vorlage) zurückzuführen sind.</p> - - -<h3>Fortschritte der Anatomie und der Heilkunde.</h3> - -<p>Für die Beschäftigung mit den Tieren und den Pflanzen waren -bei den Römern, wie in der alexandrinischen Akademie, an erster -Stelle medizinische und landwirtschaftliche Gesichtspunkte maßgebend. -Wichtig war es auch, daß man sich über die Bedenken -hinwegsetzte, die bis dahin von einem Eindringen in den Bau und -die Verrichtungen des menschlichen Körpers abgehalten hatten. -Schon bald nach <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, dessen anatomisches Wissen, wie -wir sahen, wenigstens in bezug auf den Menschen, noch gering -war, unterschied man Arterien und Venen. Auch bemerkte man, -daß ihre Verzweigungen dicht nebeneinander liegen. Da man die -Arterien jedoch beim Zerschneiden des toten Körpers leer fand, -so glaubte man, daß es ihre Aufgabe sei, im lebenden Organismus -Luft zu führen. Zu einer zwar noch mit vielen Unrichtigkeiten -durchsetzten Vorstellung von der Bewegung des Blutes, deren -wahren Verlauf erst <span class="gesperrt">Harvey</span> im 17. Jahrhundert erkannte, kam -der römische Arzt <span class="gesperrt">Galen</span><a name="FNanchor_535" id="FNanchor_535" href="#Footnote_535" class="fnanchor">535</a> (131–201 n. Chr.). <span class="gesperrt">Galen</span> wurde in -Pergamon geboren. Er empfing seine Ausbildung in Griechenland, -übte aber die ärztliche Kunst in Rom aus (von 164–201 -n. Chr.) und hielt dort auch Vorlesungen über Anatomie, für die -er schätzenswerte Beiträge auf Grund zootomischer Untersuchungen -lieferte.</p> - -<p><span class="gesperrt">Galen</span> erkannte die Anatomie und die Physiologie als die -Grundlagen der Heilkunde und bemühte sich schon, physiologische -Fragen auf experimentellem Wege zu entscheiden<a name="FNanchor_536" id="FNanchor_536" href="#Footnote_536" class="fnanchor">536</a>. Die Bewegung -des Blutes schildert er folgendermaßen, wobei wir uns der heutigen<span class="pagenum"><a name="Page_p234" id="Page_p234">[Pg p234]</a></span> -Bezeichnungweise bedienen wollen<a name="FNanchor_537" id="FNanchor_537" href="#Footnote_537" class="fnanchor">537</a>: »Durch die Venen gelangt -das Blut zum rechten Teile des Herzens. Mittels der Wärme des -Herzens werden die noch brauchbaren Teile von den unbrauchbaren -geschieden. Die letzteren werden durch die Lungenarterie -zu den Lungen geführt und beim Ausatmen entfernt, während -gleichzeitig die Lungen Pneuma aus der Atmosphäre anziehen<a name="FNanchor_538" id="FNanchor_538" href="#Footnote_538" class="fnanchor">538</a>. -Das Pneuma gelangt durch die Lungenvenen zum linken Herzen, -verbindet sich hier mit dem Blut, das durch die Herzscheidewand -treten sollte, und wird alsdann durch die Aorta in alle Teile des -Körpers und endlich wieder in die Venen zurückgeführt.«</p> - -<p>Von dem großen Kreislauf des Blutes hatte <span class="gesperrt">Galen</span><a name="FNanchor_539" id="FNanchor_539" href="#Footnote_539" class="fnanchor">539</a> also -schon eine Vorstellung, während ihm unbekannt blieb, daß die -ganze Masse des Blutes nach Vollendung dieses Kreislaufs durch -die Lungen getrieben wird. An die Stelle einer richtigen Auffassung -von der Rolle des Luftsauerstoffs, die erst durch die fortschreitende -Einsicht in den chemischen Prozeß ermöglicht wurde, -tritt bei <span class="gesperrt">Galen</span> die Annahme des mystischen Pneumas. Darunter -dachte man sich nicht die Luft selbst, sondern ein ihr innewohnendes, -belebendes Prinzip.</p> - -<p>Über die Fortschritte, welche die Anatomie zur Zeit der -Römerherrschaft erfahren, gibt uns das Werk <span class="gesperrt">Galens</span> die beste -Auskunft<a name="FNanchor_540" id="FNanchor_540" href="#Footnote_540" class="fnanchor">540</a>. Es verdient auch deshalb besondere Beachtung, weil -es die einzige ausführliche, aus dem Altertum vorhandene Dar<span class="pagenum"><a name="Page_p235" id="Page_p235">[Pg p235]</a></span>stellung -der Anatomie ist. <span class="gesperrt">Galen</span> beginnt mit der Anatomie des -Gehirns und der daraus entspringenden Nervenpaare. Es folgt -die Beschreibung des Auges, der Zunge und der Lippen. Die -Bewegung wird aus dem Verhalten der Muskeln erklärt, von denen -<span class="gesperrt">Galen</span> angibt, daß sie sich zusammenziehen und wieder erschlaffen<a name="FNanchor_541" id="FNanchor_541" href="#Footnote_541" class="fnanchor">541</a>. -Zu sehr wichtigen physiologischen Ergebnissen gelangte -<span class="gesperrt">Galen</span>, weil er sich als einer der ersten des vivisektorischen -Versuchs bediente. So finden wir in seinem Buche die Wirkungen -geschildert, welche das Durchschneiden des Glossopharyngeus -(Zungenschlundkopfnerv), des Seh- und des Gehörnerven zur -Folge hat. Besonders fesselnd sind die an dem Zungenschlundkopfnerven -vorgenommenen Experimente. <span class="gesperrt">Galen</span> erwähnt, daß -sich auf jeder Seite der Zunge zwei Nerven befinden. Schneide -man das eine Paar durch, so sei die ganze Zunge der willkürlichen -Bewegung beraubt, während die Durchschneidung nur eines -dieser Nerven nur die Hälfte der Zunge lähme<a name="FNanchor_542" id="FNanchor_542" href="#Footnote_542" class="fnanchor">542</a>. Das zweite -Nervenpaar, sagt <span class="gesperrt">Galen</span> weiter, vereinige sich nicht mit den -Muskeln, sondern verteile sich in der Decke der Zunge und vermittle -die Empfindung. »Der Nerv bringt die Geschmacksempfindung -vom Gehirn herab«, heißt es bei ihm.</p> - -<p>Hervorzuheben ist auch <span class="gesperrt">Galens</span> Beschreibung des Lidhebemuskels -und ganz besonders seine anatomische Untersuchung der<span class="pagenum"><a name="Page_p236" id="Page_p236">[Pg p236]</a></span> -Nerven und Muskeln des Kehlkopfs, eine Untersuchung, bei der -es ihm vor allem auf die Feststellung des Wesens der Stimmbildung -ankam.</p> - -<p>Ein Buch <span class="gesperrt">Galens</span> handelt von den Venen und den Arterien, -ein zweites von den Fortpflanzungsorganen. Auch der <span class="gesperrt">Fötus</span> mit -seinen Hüllen und die Plazenta (Mutterkuchen) werden beschrieben.</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig43" id="fig43" href="images/abb43.jpg"><img width="300" height="148" src="images/abb43_t.jpg" alt="[Abb. 43]" /></a> -<div class="caption">Abb. 43. Chirurgische Instrumente.</div> -</div> - -<p>Ist es für die Entwicklung der Medizin von großer Bedeutung, -daß ein <span class="gesperrt">Galen</span> in einem umfassenden Lehrgebäude das -Ganze der griechischen Heilkunde zur Darstellung brachte, so ist es -von rein wissenschaftlichem Standpunkt das <em class="gesperrt">Verfahren Galens</em>, -das unser höchstes Interesse beansprucht. War er es doch, der -zuerst in größerem Umfange durch seine an lebenden Tieren ausgeführten -Untersuchungen sich der Erforschung der Verrichtungen -des Organismus zuwandte. Mit Recht verdient deshalb <span class="gesperrt">Galen</span> -als der Begründer der experimentellen Physiologie bezeichnet zu -werden<a name="FNanchor_543" id="FNanchor_543" href="#Footnote_543" class="fnanchor">543</a>. In welchem Grade die Heilkunde schon durch die -Leistungen der Mechaniker gefördert wurde, zeigen uns die aus -dem Altertum erhaltenen ärztlichen Bestecke (<a href="#fig43">Abb. 43</a>). Erwähnt -sei noch, daß <span class="gesperrt">Galen</span>, wie Jahrhunderte vor ihm die Verfasser der -hippokratischen Schriften, auf die hygienisch-diätetische Seite der -Heilkunde großen Wert legte. <span class="gesperrt">Galen</span> hat eingehend seine Ansichten -über die Wirkung der Luft und der Nahrungsmittel ent<span class="pagenum"><a name="Page_p237" id="Page_p237">[Pg p237]</a></span>wickelt -und auch Schlaf und Wachen, Ruhe, Bewegung und Gemütszustände -vom ärztlichen Standpunkte aus gewürdigt. In dieser -prophylaktischen Richtung folgte ihm im Mittelalter die Schule -von Salerno<a name="FNanchor_544" id="FNanchor_544" href="#Footnote_544" class="fnanchor">544</a>.</p> - -<p>Erst dadurch, daß <span class="gesperrt">Galen</span> zu einem im ganzen richtigen Verständnis -des Wesens der Muskeln, Sehnen und Nerven gelangte, -wurde die Heilkunde auf die Stufe einer Wissenschaft emporgehoben. -Vor allem war es die Chirurgie, die aus der gewonnenen -Einsicht in den anatomischen Bau des Körpers Nutzen zog. Die -Zoologie und die Botanik büßten dagegen im Vergleich zu der -Behandlung, die <span class="gesperrt">Aristoteles</span> und <span class="gesperrt">Theophrast</span> diesen Gebieten -angedeihen ließen, an Wissenschaftlichkeit ein und wurden nur -noch mit Rücksicht auf das medizinische Bedürfnis gefördert. -So entstand, kurz bevor <span class="gesperrt">Plinius</span> schrieb, die Arzneimittellehre -des <span class="gesperrt">Dioskurides</span><a name="FNanchor_545" id="FNanchor_545" href="#Footnote_545" class="fnanchor">545</a>. In ihr finden wir etwa 600 Pflanzen erwähnt, -die indes so oberflächlich beschrieben sind, daß es meist -schwer hält, die Arten sicher zu erkennen.</p> - -<p>Bei den Bearbeitern der Schriften des <span class="gesperrt">Dioskurides</span> finden -wir nämlich als einen Grundzug, der uns bei allen naturwissenschaftlichen -Schriftstellern des Mittelalters begegnet, daß man -dem Wort eine fast größere Bedeutung zuschrieb als dem Dinge -selbst. Genaue Überlieferung der Namen, möglichst vollständige -Aufzählung der Synonyme, der volkstümlichen und der Geheimbezeichnungen -nehmen in jenen Schriften den ersten Platz ein. -Ja, es gab Schriftsteller, deren Hauptgegenstand die Nomenklatur -der Pflanzen und im Anschluß daran angestellte Betrachtungen -über Besonderheiten der Grammatik und der Synonymik war<a name="FNanchor_546" id="FNanchor_546" href="#Footnote_546" class="fnanchor">546</a>. -Die Botanik berücksichtigte <span class="gesperrt">Dioskurides</span> nur insoweit, als es<span class="pagenum"><a name="Page_p238" id="Page_p238">[Pg p238]</a></span> -sein Zweck erforderte. Die bei manchem seiner Vorgänger übliche -alphabetische Anordnung der Pflanzen verwarf er, um sie nach -ihm natürlich erscheinenden Gruppen zusammenzustellen. Doch -begegnete ihm dabei mancher Mißgriff. Freilich ist es schwer, -zu entscheiden, was er selbst gefunden und was er seinen Vorgängern -entlehnt hat.</p> - -<p>Das Werk des <span class="gesperrt">Dioskurides</span> blieb für das gesamte Mittelalter -und noch darüber hinaus von großer Bedeutung. »Was einer -späteren Zeit«, sagt <span class="gesperrt">Meyer</span> in seiner Geschichte der Botanik<a name="FNanchor_547" id="FNanchor_547" href="#Footnote_547" class="fnanchor">547</a>, -»<span class="gesperrt">Linnés</span> Systema naturae wurde, das war für jene Zeit die Arzneimittellehre -des <span class="gesperrt">Dioskurides</span>; nur mit dem Unterschiede, daß man -auf <span class="gesperrt">Linnés</span> Werk fortzubauen nicht lange säumte, auf dem des -<span class="gesperrt">Dioskurides</span> dagegen wie auf einem Ruhekissen schlummerte.« -Indessen galt <span class="gesperrt">Dioskurides</span> nicht nur für das Mittelalter als unanfechtbare -Autorität auf dem erwähnten Gebiete, sondern noch die -Begründer der neueren Botanik knüpften im Anfange des 16. Jahrhunderts -vielfach an ihn an. Sie waren dabei von dem Bemühen -geleitet, die von <span class="gesperrt">Dioskurides</span> beschriebenen Pflanzen wieder aufzufinden, -wodurch die Liebe zur Natur zu neuem Leben erweckt -wurde.</p> - -<p>Während die Griechen sich auf dem Gebiete der Pflanzenkunde -mehr als Theoretiker erwiesen, haben die Römer, ihrem auf -das Nützliche gerichteten Sinne entsprechend, vorzugsweise die angewandte -Botanik gefördert<a name="FNanchor_548" id="FNanchor_548" href="#Footnote_548" class="fnanchor">548</a>. Eine Anregung dazu empfingen sie -von den Karthagern. Dort entstand schon im 6. Jahrhundert v. Chr., -also lange vor den griechischen Georgikern, <span class="gesperrt">Magos</span> Werk über die -Landwirtschaft, das der römische Senat später ins Lateinische übersetzen -ließ. Die Bedeutung der Karthager auf diesem Gebiete ist -wohl auf ihre Abhängigkeit von der phönizischen Kultur zurückzuführen<a name="FNanchor_549" id="FNanchor_549" href="#Footnote_549" class="fnanchor">549</a>. -Der Sinn für die Pflanzenkunde wurde bei den Römern -auch dadurch gefördert, daß sie sich mit besonderer Vorliebe dem -Gartenbau zuwandten. So kamen bei ihnen auch die Fensterbeete -auf, welche die jungen Pflanzen vor Kälte schützten, aber durch -ihre Marienglasscheiben die Sonnenstrahlen hindurchließen<a name="FNanchor_550" id="FNanchor_550" href="#Footnote_550" class="fnanchor">550</a>.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p239" id="Page_p239">[Pg p239]</a></span></p> - -<p>Berühmt waren die Gärten, welche Kaiser <span class="gesperrt">Hadrian</span> bei seinem -Landsitz in Tibur, dem heutigen Tivoli, unterhielt. Auch die -Landsitze, mit denen die römischen Großen die felsigen Gestade des -Mittelmeers umsäumten, erhielten reichen gärtnerischen Schmuck. -Die römischen Gärten wiesen jedoch auch manche Künsteleien auf, -so daß sich Stimmen erhoben, die, wie z. B. <span class="gesperrt">Horaz</span>, die Rückkehr -zur Natur predigten.</p> - -<p>Eins der besten Werke über die Landwirtschaft verfaßte -<span class="gesperrt">M. Portius Cato</span>, der durch sein Bemühen, die Römer zur Einfachheit -und Sittenreinheit zurückzuführen, bekannt gewordene -Zensor. Das Werk<a name="FNanchor_551" id="FNanchor_551" href="#Footnote_551" class="fnanchor">551</a> beginnt mit dem Lobe des Landbaues -und enthält Vorschriften über die Obstzucht, den Anbau des -Getreides und die Pflege anderer nützlicher Gewächse<a name="FNanchor_552" id="FNanchor_552" href="#Footnote_552" class="fnanchor">552</a>. Wir -haben es schon als eine der Quellen, aus denen <span class="gesperrt">Plinius</span> schöpfte, -gewürdigt.</p> - - -<h3>Die Botanik als Hilfswissenschaft der Heilkunde.</h3> - -<p>Vom medizinischen Standpunkte aus hat sich auch der als -Anatom und Arzt zu großer Berühmtheit gelangte <span class="gesperrt">Galen</span> mit den -Pflanzen beschäftigt. Auf seinen Reisen, die ihn nach Griechenland, -Kleinasien, Ägypten und Palästina führten, bemühte er -sich, alle Pflanzen, denen man Heilwirkungen zuschrieb, an ihrem -natürlichen Standorte zu beobachten und zu sammeln. Welchen -Wert man diesem Gegenstande beimaß, geht auch daraus hervor, -daß die römischen Kaiser jener Zeit Kräutersammler auf -Kreta unterhielten, weil die Arzneipflanzen dieser Insel besonders -hoch geschätzt waren. <span class="gesperrt">Galen</span> bekämpfte diese Meinung und -vertrat die Ansicht, daß Italien ebenso wirksame Arzneipflanzen -beherberge.</p> - -<p>Durch manchen archäologischen Fund ist unsere Zeit mit -den Pflanzen selbst bekannt geworden, mit denen sich das Altertum -beschäftigte. Zu jenen, welche die Mumiensärge Ägyptens -lieferten, sind vor allem die pflanzlichen Reste getreten, die bei -der Ausgrabung Pompejis zutage gefördert wurden. Sie sind im<span class="pagenum"><a name="Page_p240" id="Page_p240">[Pg p240]</a></span> -Nationalmuseum in Neapel aufbewahrt und zum Teil so gut erhalten, -daß sie identifiziert werden konnten<a name="FNanchor_553" id="FNanchor_553" href="#Footnote_553" class="fnanchor">553</a>.</p> - -<p>Ein besonderes Interesse, das mitunter selbst gekrönte Häupter -beherrschte, wandte man im Altertum der Erforschung giftiger -Pflanzen zu. König <span class="gesperrt">Attalos</span> von Pergamon, so erzählt uns -<span class="gesperrt">Plutarch</span><a name="FNanchor_554" id="FNanchor_554" href="#Footnote_554" class="fnanchor">554</a>, baute giftige Gewächse an, wie Bilsenkraut, Nieswurz, -Schierling, Sturmhut, und machte ein besonderes Studium daraus, -ihre Säfte kennen zu lernen und zu sammeln. Überhaupt wetteiferte -Pergamon eine Zeitlang in der Pflege der Wissenschaften -mit Alexandrien.</p> - - -<h3>Die römische Naturauffassung bei Lukrez -und Seneca.</h3> - -<p>Außer <span class="gesperrt">Plinius</span> sind insbesondere noch zwei andere römische -Schriftsteller zu nennen, die über die Naturwissenschaften geschrieben -haben, <span class="gesperrt">Lukrez</span> und <span class="gesperrt">Seneca</span>. <span class="gesperrt">Lucretius Carus</span> (er -starb 55 v. Chr.) hat seine naturphilosophischen, auf <span class="gesperrt">Epikur</span> zurückgreifenden -Anschauungen in einem Lehrgedicht entwickelt, das -manche beachtenswerte Stelle enthält. Es führt den Titel »De -rerum natura«, wurde unter den literarischen Erzeugnissen der voraugusteischen -Zeit hoch geschätzt und ist sowohl der Form als dem -Inhalt nach griechischen Mustern entlehnt. Als seine Quellen nennt -<span class="gesperrt">Lukrez</span> neben <span class="gesperrt">Empedokles</span>, dem »herrlichsten Schatz des gabenreichen -sizilischen Eilands«, vor allem <span class="gesperrt">Epikur</span>. Aus den Schriften -dieses Mannes, welcher »die anderen Weisen überstrahle wie die -Sonne die Sterne verdunkle, habe er die goldenen Worte entnommen«, -welche uns sein Lehrgedicht biete. Eine dankbare Aufgabe -für einen Dichter war es wohl kaum, die mechanische Weltanschauung -poetisch zu entwickeln. Um so mehr verdient die Art,<span class="pagenum"><a name="Page_p241" id="Page_p241">[Pg p241]</a></span> -wie <span class="gesperrt">Lukrez</span> sie löste und durch die er den Kranz der Musen -davontrug, unsere Bewunderung. Es ist nicht nur die Schönheit -der Gleichnisse und die lebensvolle Schilderung gewaltiger Naturerscheinungen, -die uns in seinem Werke fesselt, sondern vor allem -die Genialität der auf der Ablehnung alles Götter- und Aberglaubens -beruhenden Lebensauffassung. Bezüglich seiner Auffassung -der Naturvorgänge<a name="FNanchor_555" id="FNanchor_555" href="#Footnote_555" class="fnanchor">555</a> müssen wir uns hier auf einige Andeutungen -beschränken.</p> - -<p>Nichts entsteht aus nichts, sagt <span class="gesperrt">Lukrez</span> mit <span class="gesperrt">Demokrit</span> und -<span class="gesperrt">Epikur</span>, wenn selbst die Götter es wollten. Sondern die Natur -erzeugt stets das eine aus dem andern. Die Dinge läßt <span class="gesperrt">Lukrez</span> -aus unendlich feinen Teilchen bestehen. Sonst sei z. B. das allmähliche -Dünnerwerden der im Gebrauch befindlichen, metallenen -Gegenstände ganz unerklärlich. Da bei absoluter Raumerfüllung -Bewegung unmöglich sei, so müsse man annehmen, die Teilchen -seien nicht dicht zusammengedrängt, sondern durch leere Zwischenräume -geschieden. Alles sei ferner schwer. Im leeren Raume -müsse selbst die Flamme schwer sein. Ihr Emporsteigen sei dadurch -bedingt, daß der Lufthauch sie trotz ihrer natürlichen -Schwere in die Höhe treibe, wie ja auch das schwere Holz im -Wasser emporschnelle. Schall, Licht und Wärme sind für <span class="gesperrt">Lukrez</span> -körperliche Ausflüsse. Sonderbar ist seine, dem <span class="gesperrt">Epikur</span> entlehnte -Bildertheorie. Wir nehmen nach ihr die Dinge wahr, indem sich -dünne Häutchen von ihrer Oberfläche lösen und durch die Lüfte zu -unserem Auge schwimmen. Die magnetischen Erscheinungen werden -gleichfalls aus der Annahme erklärt, daß feine Teilchen von -dem Magneten ausströmen. Selbst den Blitz läßt <span class="gesperrt">Lukrez</span> aus -glatten und winzigen Teilchen bestehen.</p> - -<p>Eine Andeutung des Gesetzes von der Erhaltung des Stoffes -und der Kraft kann man in folgenden Zeilen erblicken:</p> - -<div class="poem"> -<p>»Denn er (der Stoff) vermehrt sich nie, noch vermindert er sich durch Zerstörung,</p> -<p>Ferner war die Bewegung, die jetzt in den Urelementen</p> -<p>Herrscht, schon von jeher da, und so wird sie auch künftig noch da sein. –</p> -<p>Denn kein Platz ist vorhanden, nach welchem die Teile des Urstoffs</p> -<p>Könnten entfliehen, kein Platz, von wo aus erneuerte Kräfte<span class="pagenum"><a name="Page_p242" id="Page_p242">[Pg p242]</a></span></p> -<p>Brächen herein, die Natur und Bewegung der Dinge zu ändern<a name="FNanchor_556" id="FNanchor_556" href="#Footnote_556" class="fnanchor">556</a>.«</p> -</div> - -<p>Interessant ist, wie <span class="gesperrt">Lukrez</span> das Verhältnis von Empfindung -und Materie erörtert. Er schreibt die Empfindung nämlich nicht -den Atomen, sondern nur ihrer Zusammenfassung zu. Denn, so -meint er, die Menschenatome könnten doch nicht weinen und lachen. -Indem er das tut, erhebt sich <span class="gesperrt">Lukrez</span> über den krassen Materialismus -der demokritischen Lehre. Des weiteren bringt er bemerkenswerte -Anschauungen über Gegenstände der physikalischen -Geographie. So erklärt er den gleichmäßigen Bestand des Meeres -als eine Folge des Kreislaufs des Wassers. Nach seiner Annahme -gelangt das Wasser aus dem Meere auf unterirdischem Wege in -die Gebirge zurück<a name="FNanchor_557" id="FNanchor_557" href="#Footnote_557" class="fnanchor">557</a> und speist dort unter Abgabe des Salzgehaltes -die Quellen. Die Erdbeben werden darauf zurückgeführt, -daß die Erde mit Höhlungen, Strömen, Sümpfen und geborstenem -Gestein ausgefüllt sei. Durch den Einsturz der Höhlen entständen -Erschütterungen, die man als Erdbeben bezeichne.</p> - -<p>Nicht minder merkwürdig als die Schrift des <span class="gesperrt">Lukrez</span> sind -die<a name="FNanchor_558" id="FNanchor_558" href="#Footnote_558" class="fnanchor">558</a> »<span lang="la" xml:lang="la">Quaestiones naturales</span>« des römischen Dichters und Philosophen -<span class="gesperrt">Seneca</span>, der im Jahre 65 n. Chr. starb.</p> - -<p><span class="gesperrt">Seneca</span> meint, das Gesicht sei der trügerischste Sinn, da z. B. -ein Ruder im Wasser wie gebrochen erscheine. Den Regenbogen -hält er für das Spiegelbild der Sonne, denn einige Spiegel, sagt er, -sind so beschaffen, daß sie die Gegenstände zu einer entsetzlichen -Größe ausdehnen. Bei <span class="gesperrt">Seneca</span> findet sich auch die einzige Stelle, -welche darauf hindeutet, daß die Alten das Prisma gekannt und -das Spektrum beobachtet haben. <span class="gesperrt">Seneca</span> sagt nämlich, wenn man -Glasstücke mit mehreren Kanten anfertige und die Sonnenstrahlen -auf sie fallen lasse, so erblicke man die Farben des Regenbogens. -Er erwähnt ferner mit Wasser gefüllte Glaskugeln und ihre Eigenschaft, -dahinter befindliche Gegenstände vergrößert zu zeigen<a name="FNanchor_559" id="FNanchor_559" href="#Footnote_559" class="fnanchor">559</a>. -Dafür, daß die Römer mit den optischen Eigenschaften geschliffener -Gläser bekannt waren, soll auch eine Angabe des <span class="gesperrt">Plinius</span> -sprechen. Es heißt dort, daß <span class="gesperrt">Nero</span> sich eines Smaragds bediente,<span class="pagenum"><a name="Page_p243" id="Page_p243">[Pg p243]</a></span> -um besser sehen zu können. Dieser Stein sei konkav und dadurch -geeignet gewesen, »die Sehstrahlen zu sammeln«<a name="FNanchor_560" id="FNanchor_560" href="#Footnote_560" class="fnanchor">560</a>. Man hat auch -bei Ausgrabungen (so in Pompeji) linsenförmig geschliffene Gläser -gefunden und nimmt an, daß sie als Brenngläser gedient haben. -Auch bei den Ausgrabungen in Ninive hat man eine plankonvexe -Linse aus Bergkristall entdeckt, die angeblich auch optischen -Zwecken gedient hat<a name="FNanchor_561" id="FNanchor_561" href="#Footnote_561" class="fnanchor">561</a>.</p> - -<p>Der Schall ist für <span class="gesperrt">Seneca</span> ein Druck der Luft. Er begegnet -sich in dieser, annähernd das Richtige treffenden Anschauung mit -<span class="gesperrt">Vitruv</span>, der im Gegensatz zu dem, alles als Ausflüsse auffassenden -<span class="gesperrt">Lukrez</span> den Schall als eine Lufterschütterung betrachtet. Diese -Erschütterung läßt <span class="gesperrt">Vitruv</span> ähnlich entstehen, wie sich durch einen -Stein im Wasser die Wellenkreise bilden. Nur entständen die -Wellen beim Schall nicht allein in der Fläche, sondern sie dehnten -sich auch in die Breite und in die Höhe (somit kugelförmig) aus.</p> - -<p>Im 3. Buche findet sich ein Anklang an den als Apokatastasis -bezeichneten periodischen Wechsel. Die Erde sollte danach<a name="FNanchor_562" id="FNanchor_562" href="#Footnote_562" class="fnanchor">562</a> verbrennen, -wenn alle Wandelsterne im Krebse zusammenkämen und -somit eine gerade Linie bildeten. Dagegen würde eine allgemeine -Überschwemmung eintreten, wenn sich diese Konstellation im Steinbock -wiederhole.</p> - -<p>Die Höhe der Naturanschauung <span class="gesperrt">Senecas</span> zeigt sich besonders -in den Ansichten, die er über die Kometen entwickelt<a name="FNanchor_563" id="FNanchor_563" href="#Footnote_563" class="fnanchor">563</a>. Seine -Zeitgenossen, sagt er, seien der Meinung, die Kometen entständen -aus verdichteter Luft. Er aber halte sie für »ewige Werke der -Natur«, und zwar deshalb, weil auch ihnen ein Kreislauf eigen sei.</p> - -<p>Von Beobachtungsgabe und Scharfsinn zeugen auch die Ansichten, -die <span class="gesperrt">Seneca</span> über die geologischen Erscheinungen entwickelt. -Die Erdbeben werden teils auf den Einsturz von Höhlungen -des Erdinnern, teils auf dort angesammelte Gase zurückgeführt. -Die Vulkane stellen die Verbindung zwischen der Oberfläche und -dem glutflüssigen Erdinnern her. Unter den Vulkanen, welche -<span class="gesperrt">Seneca</span> aufzählt, findet der Vesuv keine Erwähnung, während -<span class="gesperrt">Strabon</span> ihn wegen der in seiner Nähe sich findenden Schlacken -als einen erloschenen Vulkan betrachtete. Manche Bemerkungen -<span class="gesperrt">Senecas</span> über die lösende und die abtragende Tätigkeit des<span class="pagenum"><a name="Page_p244" id="Page_p244">[Pg p244]</a></span> -Wassers und die Bildung von Ablagerungen stimmen mit den -neueren geologischen Anschauungen gut überein und »verraten -durchweg ein gesundes Urteil«<a name="FNanchor_564" id="FNanchor_564" href="#Footnote_564" class="fnanchor">564</a>. Auch <span class="gesperrt">Vitruv</span> äußert in seiner -Schrift »<span lang="la" xml:lang="la">De architectura</span>« die Ansicht, daß in der Nähe des Vesuvs -das Innere der Erde glühend sein müsse. Er schließt dies daraus, -daß bei Bajae heiße Dämpfe aus dem Boden entweichen. <span class="gesperrt">Vitruv</span> -erwähnt ferner auf Grund der Überlieferungen, daß die Glut des -Erdinnern in alten Zeiten Ausbrüche des Vesuvs veranlaßt habe, -daher rühre auch wohl der Bimsstein in der Nähe von Pompeji, -der infolge der Hitze aus einem anderen Steine entstanden sei. -<span class="gesperrt">Vitruv</span> erwähnt auch, daß es Quellen gäbe, die vermöge ihrer -Säure Blasensteine aufzulösen vermöchten, wie der Essig die Eierschalen -löse<a name="FNanchor_565" id="FNanchor_565" href="#Footnote_565" class="fnanchor">565</a>.</p> - - -<h3>Chemische Kenntnisse und ihre Anwendungen.</h3> - -<p>Über die mineralogischen und die chemischen Kenntnisse der -Römer erfahren wir manches durch <span class="gesperrt">Plinius</span><a name="FNanchor_566" id="FNanchor_566" href="#Footnote_566" class="fnanchor">566</a>. Eingehender befaßt -sich dieser mit dem Glase. Er schildert seine Herstellung -aus Sand, Soda (Nitrum) und Muschelschalen<a name="FNanchor_567" id="FNanchor_567" href="#Footnote_567" class="fnanchor">567</a>. Auch ist ihm -bekannt, daß man mit Kugeln aus Glas oder Kristall sowie mit -kugeligen, mit Wasser gefüllten Glasgefäßen in der Sonne Hitze -erzeugen kann<a name="FNanchor_568" id="FNanchor_568" href="#Footnote_568" class="fnanchor">568</a>. Die Römer stellten sogar Treibhäuser mit gläsernen -Wänden her, um auf diese Weise frühzeitig frisches Gemüse -zu erhalten. Aus Glas verfertigte Spiegel finden gleichfalls schon -bei <span class="gesperrt">Plinius</span> Erwähnung. Neuere Ausgrabungen haben solche auch -zutage gefördert. Der Belag dieser antiken Spiegel besteht bald -aus reinem Blei<a name="FNanchor_569" id="FNanchor_569" href="#Footnote_569" class="fnanchor">569</a>, bald aus anderen Metallen.</p> - -<p>Auch über die wichtigsten Farbstoffe und ihre Verwendung -berichtet <span class="gesperrt">Plinius</span>. Er erwähnt den Krapp und den Indigo, mit -denen man die Wolle färbte. Wie man in Indien den Indigo ge<span class="pagenum"><a name="Page_p245" id="Page_p245">[Pg p245]</a></span>winnt, -ist ihm indessen nicht bekannt. Am weitesten hatten es -in der Kunst zu färben nach <span class="gesperrt">Plinius</span> die Ägypter gebracht. Er -erzählt von ihnen, daß sie die Stoffe vor dem Färben mit besonderen -Flüssigkeiten (Beizen) behandelten.</p> - -<p><span class="gesperrt">Plinius</span> kannte auch schon die Seife. Er erzählt, daß sie -von den Galliern und den Germanen durch Kochen von Talg mit -Pflanzenasche hergestellt werde. Wahrscheinlich wurde die Aschenlauge -durch Zusatz von Kalk kaustisch gemacht<a name="FNanchor_570" id="FNanchor_570" href="#Footnote_570" class="fnanchor">570</a>.</p> - -<p>Mancherlei über die chemischen Kenntnisse zur Zeit der -Römerherrschaft erfahren wir auch durch die um 75 n. Chr. entstandene -Arzneimittellehre des <span class="gesperrt">Dioskurides</span>. So spricht dieser -vom Verzinnen von Kesseln<a name="FNanchor_571" id="FNanchor_571" href="#Footnote_571" class="fnanchor">571</a>. Daß gewisse Mineralien beim -Übergießen mit Essig Gas entwickeln, war im Altertum bekannt. -<span class="gesperrt">Plinius</span> knüpft daran die Bemerkung, der Essig sei stärker als -das Feuer, denn er bezwinge Felsen, die dem Feuer Widerstand -leisteten<a name="FNanchor_572" id="FNanchor_572" href="#Footnote_572" class="fnanchor">572</a>.</p> - - - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p246" id="Page_p246">[Pg p246]</a></span></p> - - - - -<h2>6. Der Ausgang der antiken Wissenschaft.</h2> - - -<p>In die Zeit der römischen Weltherrschaft fällt eine nochmalige -Blüteperiode der alexandrinischen Akademie. Die mit ihr -verbundene große Bibliothek war zwar im Jahre 47 v. Chr. zum -größten Teile vernichtet worden. Als Ersatz dafür gelangten zahlreiche -Rollen der pergamenischen Bibliothek nach Alexandrien -(s. S. <a href="#Page_p153">153</a>). Eine zweite kleinere Bibliothek befand sich dort im -Serapeion. Sie wurde gegen das Ende des 4. Jahrhunderts bei -einem von den Christen hervorgerufenen Aufstand zerstört. Trotzdem -blieb Alexandrien noch lange über das 4. nachchristliche Jahrhundert -hinaus die bedeutendste Hochschule des Orients<a name="FNanchor_573" id="FNanchor_573" href="#Footnote_573" class="fnanchor">573</a>.</p> - - -<h3>Das ptolemäische Weltsystem.</h3> - -<p>Als ruhmvollster Name unter den alexandrinischen Gelehrten -der nachchristlichen Jahrhunderte leuchtet uns derjenige des -<span class="gesperrt">Ptolemäos</span> entgegen. Mit seinen Verdiensten um die Fortentwicklung -der Astronomie und der Geographie haben wir uns zunächst -zu beschäftigen.</p> - -<p><span class="gesperrt">Ptolemäos</span> lebte im 2. Jahrhundert n. Chr. in Alexandrien. -Er hat sich als Mathematiker, Astronom, Physiker und Geograph -die größten Verdienste erworben. Wahrscheinlich ist er in Ptolemais -in Oberägypten geboren. Im übrigen ist über sein Leben fast nichts -bekannt. <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> hat zahlreiche Schriften verfaßt, die zum Teil -im Original, zum Teil in arabischer oder in lateinischer Sprache erhalten -geblieben sind. Die wichtigsten sind die »Erdbeschreibung«, -der »Almagest« (das astronomische Hauptwerk) und die »Optik«.</p> - -<p>Das Weltsystem des <span class="gesperrt">Aristarch</span> war zwar ein glücklicher Einfall -gewesen; die heliozentrische Auffassung allein vermochte jedoch<span class="pagenum"><a name="Page_p247" id="Page_p247">[Pg p247]</a></span> -noch nicht, der genaueren Beschreibung der sich am Himmel abspielenden -Vorgänge eine sichere Grundlage zu bieten. Dies -System konnte daher im Altertum keine allgemeine Geltung finden, -zumal es an den mechanischen Begriffen fehlte, welche damit in -Einklang gebracht werden mußten. So erhob <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> den -später auch <span class="gesperrt">Koppernikus</span> und <span class="gesperrt">Galilei</span> gegenüber gemachten, -von letzterem aber entkräfteten Einwand, daß eine Drehung der -Erde um ihre Achse die Ablenkung eines senkrecht in die Höhe -geworfenen Körpers zur Folge haben müßte. Ferner galt der von -<span class="gesperrt">Aristoteles</span> herrührende Satz, daß die Bewegungen der Himmelskörper, -weil die letzteren göttlich und ewig seien, gleichmäßig und -im Kreise vor sich gehen müßten, dem <span class="gesperrt">Ptolemäos</span>, wie dem gesamten -Altertum, als eine unumstößliche Wahrheit. Zwar hatte -es den Anschein, als ob sich die Planeten, sowie die Sonne und -der Mond am Fixsternhimmel bald schneller, bald langsamer bewegten; -erstere schienen sogar zeitweilig stillzustehen und sich -bald vor-, bald rückwärts zu bewegen.</p> - -<p>Die Unregelmäßigkeit der jährlichen Sonnenbewegung machte -sich dem <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> vor allem darin bemerkbar, daß die Sonne -178 Tage und 18 Stunden gebraucht, um im Verlaufe des Winterhalbjahres -vom Herbstpunkt zum Frühlingspunkt zu gelangen, -während sie die andere Hälfte der Ekliptik, also den Weg vom -Frühlings- zum Herbstpunkt, in weit längerer Zeit, nämlich in -186 Tagen und 11 Stunden, zurücklegt<a name="FNanchor_574" id="FNanchor_574" href="#Footnote_574" class="fnanchor">574</a>. Diese als die erste Ungleichheit -bezeichnete Unregelmäßigkeit entspringt, wie wir heute -wissen, daraus, daß die Himmelskörper sich nicht in Kreisen, sondern -in Ellipsen bewegen. Die zweite Ungleichheit, die nur bei den -Planeten auftritt, wird dadurch hervorgerufen, daß wir unsere Beobachtungen -von der Erde aus anstellen, die sich ihrerseits wieder -um die Sonne bewegt. Dieser Umstand ist es, der die scheinbaren -Stillstände und Rückgänge der Planeten verursacht. Auch daß an -dem Monde eine als Evektion bezeichnete Ungleichheit in die Erscheinung -tritt, bemerkte <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> schon<a name="FNanchor_575" id="FNanchor_575" href="#Footnote_575" class="fnanchor">575</a>. Wir führen sie heute -auf Störungen zurück, welche die Mondbewegung durch die Sonne -erleidet. Sie ist die bedeutendste unter den Unregelmäßigkeiten der -Mondbewegung und erreicht einen Betrag von mehr als einem Grad.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p248" id="Page_p248">[Pg p248]</a></span></p> - -<p>Schon <span class="gesperrt">Platon</span> hatte es als die wichtigste Aufgabe der Astronomie -bezeichnet, die beobachteten, scheinbar unregelmäßigen Bewegungen -auf gleichförmige zurückzuführen, da, wie er sagte, -keine Ursache dafür vorhanden sei, daß die himmlischen Körper -sich anders als gleichförmig bewegen sollten. Der erste, der -eine Lösung der von <span class="gesperrt">Platon</span> gestellten Aufgabe versuchte, war -sein Schüler <span class="gesperrt">Eudoxos</span> von Knidos. Er bediente sich dazu der -Theorie der homozentrischen Sphären; und es gelang ihm so, die -zweite Ungleichheit als ein gesetzmäßig bestimmtes Bewegungsphänomen -darzustellen. Nach <span class="gesperrt">Eudoxos</span> ist jeder Planet auf einer -rotierenden Sphäre befestigt. Die Pole dieser Sphäre liegen in -einer zweiten Sphäre, die ebenfalls um eine Achse rotiert. Es -kam nun darauf an, die Geschwindigkeiten jener Sphären und die -Lage ihrer Achsen so zu wählen, daß dadurch dem tatsächlichen -Verlauf der Erscheinungen möglichst Rechnung getragen wurde. -Zu diesem Zwecke mußten für den Mond und für die Sonne je -drei und für jeden Planeten vier Sphären angenommen werden. -Am besten gelang es auf diese Weise, die Bewegungen der entfernteren -Planeten Saturn und Jupiter gewissermaßen in eine Regel -zu fassen. Die größten Schwierigkeiten bereitete der Mars, an -dem später <span class="gesperrt">Tycho</span> und <span class="gesperrt">Kepler</span> den wahren Ablauf der Planetenbewegungen -nach endlosen Mühen entdecken sollten.</p> - -<p>Um die Theorie mit den Erscheinungen in besseren Einklang -zu bringen, wurde später die Zahl der Sphären noch vermehrt<a name="FNanchor_576" id="FNanchor_576" href="#Footnote_576" class="fnanchor">576</a>. -Einen anderen Weg schlugen <span class="gesperrt">Hipparch</span> und <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> ein. -Sie benutzten zur Auflösung der ersten Ungleichheit exzentrische -Kreise und zur Bewältigung der zweiten Ungleichheit den Epizykel<a name="FNanchor_577" id="FNanchor_577" href="#Footnote_577" class="fnanchor">577</a>. -<span class="gesperrt">Hipparch</span> erklärte die Erscheinung, daß die Sonne auf -ihrer jährlichen Bahn eine größte und eine geringste Geschwindigkeit -annimmt, indem er die Erde aus dem Mittelpunkt rückte und -die Sonne um sie in gleichförmiger Bewegung einen exzentrischen -Kreis beschreiben ließ. Die Größe der Exzentrizität ließ sich nun -leicht so wählen, daß damit dem Verlauf der Erscheinungen Rechnung -getragen wurde. Die Annahme von exzentrischen Kreisen -hatte aber nicht einmal die Bewegung des Mondes, geschweige -denn diejenige der Planeten zu erklären vermocht. <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> -griff deshalb einen Gedanken auf, den der Mathematiker <span class="gesperrt">Apollonios</span> -geäußert hatte, und nahm zwei oder mehr Kreisbewegungen<span class="pagenum"><a name="Page_p249" id="Page_p249">[Pg p249]</a></span> -zu Hilfe. Zur Erklärung diene <a href="#fig44">Abb. 44</a>. Es sei E die Erde, um -die mit einem Radius R = Mm ein exzentrischer Kreis gezogen -ist. Auf letzterem bewegt sich indes nicht der in Frage kommende -Himmelskörper, sondern der Mittelpunkt der Kreisbahn p q t s, -in der erst der Planet mit gleichförmiger Geschwindigkeit sich -bewegt. Diese Kreisbahn wird der Epizykel, die Theorie daher -die Epizyklentheorie genannt. Es ist ersichtlich, daß der -Himmelskörper, von der Erde gesehen, sich in p rascher bewegt -als in t, wo seine Bewegung derjenigen des Epizykels entgegengesetzt -ist. Auch ist klar, daß -trotz der gleichförmig gedachten -Bewegung, mit deren Annahme der -Forderung <span class="gesperrt">Platons</span> Genüge geleistet -war, scheinbare Stillstände und Rückgänge -eintreten können. Es kam nur -darauf an, das Verhältnis von r und -ME zu R, sowie die Umlaufszeiten -um M und m so zu wählen, daß dem -Verlauf der Erscheinungen durch die -hypothetischen Bewegungen Genüge -geleistet war und erstere aus den angenommenen -Verhältnissen berechnet -werden konnten. Stimmten dann die -Berechnungen mit neuen, auf Grund -der Rechnung angestellten Beobachtungen -nicht überein, so führte -man einen dritten Epizykel ein, dessen Mittelpunkt den Kreis -p q t s beschrieb. Durch eine Verknüpfung derartiger Kreisbewegungen -läßt sich offenbar jede, nach einem bestimmten Gesetze -auf beliebiger Bahn ablaufende Bewegung darstellen.</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig44" id="fig44" href="images/abb44.jpg"><img width="223" height="300" src="images/abb44.jpg" alt="[Abb. 44]" /></a> -<div class="caption">Abb. 44. Zur Erläuterung der -Epizyklentheorie.</div> -</div> - -<p><span class="gesperrt">Ptolemäos</span> wandte die Epizyklentheorie zunächst auf die Erklärung -der Mondbewegung an. Daß die Entfernung des Mondes -von der Erde beträchtlichen Schwankungen unterworfen ist, hatte -sich ihm aus der Tatsache ergeben, daß der scheinbare Durchmesser -des Mondes nach seinen Beobachtungen zwischen 31<sup>1</sup>/<sub>3</sub> und -35<sup>1</sup>/<sub>3</sub> Minuten schwankt. <span class="gesperrt">Aristoteles</span> hatte also recht, wenn er -behauptete, »daß derselbe Diskus, bei sich gleichbleibender Entfernung -vom Auge, den Mond bald bedecke, bald nicht«.</p> - -<p>Um die Ungleichheiten des Mondumlaufes zu erklären, ließ -<span class="gesperrt">Ptolemäos</span> das Gestirn einen Epizykel beschreiben, der sich -innerhalb eines Zeitraumes vollziehen sollte, in welchem der Mond<span class="pagenum"><a name="Page_p250" id="Page_p250">[Pg p250]</a></span> -zu demselben Endpunkte seiner großen Bahnachse zurückkehrt. -Der Mittelpunkt dieses Epizykels umlief die Erde in einem Kreislauf, -der gegen die Ekliptik, der Neigung der Mondbahn entsprechend, -schief gerichtet war. Die Zeitdauer dieses Kreislaufs -währte bis zur Rückkehr zu den Knoten, den Punkten, in denen -die Ekliptik und die Mondbahn sich schneiden. Auf diese Weise -erzielte <span class="gesperrt">Ptolemäos</span>, daß sich Rechnung und Beobachtung, wenigstens -für den damaligen Stand der astronomischen Wissenschaft, -in etwa deckten.</p> - -<p>Dasselbe Ziel suchte <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> bezüglich der Planetenbewegung -unter Zuhilfenahme der Epizyklen und der exzentrischen -Kreise zu erreichen. Doch waren die Schwierigkeiten hier fast -noch größer.</p> - -<p>So lange man die Epizyklentheorie als bloße Hilfshypothese -ansah und benutzte, ließ sich gegen sie nichts einwenden. Wir -bedienen uns noch heute zur Beschreibung von Naturvorgängen -mancher Fiktionen, die dem Fortschritt der Erkenntnis nur dann -gefährlich werden, wenn wir uns daran gewöhnen, in ihnen den -wahren Grund der Erscheinungen zu erblicken. Erinnert sei nur -an die Annahme magnetischer und elektrischer Fluida, an deren -wirkliches Vorhandensein kein Physiker glaubt, obgleich sie einer -elementaren Beschreibung der magnetischen und der elektrischen -Vorgänge zugrunde gelegt werden. Mit der zunehmenden Kompliziertheit -solcher Hypothesen wird indes ihre Anwendung immer -mehr erschwert. So trug schon aus dieser Ursache die Epizyklentheorie -den Keim des Todes in sich, wenn auch ihre Herrschaft -noch lange dauern sollte. Denn selbst <span class="gesperrt">Koppernikus</span> war, nachdem -er die Sonne, wie er sich ausdrückt, auf ihren königlichen -Thron in die Mitte der sie umkreisenden Gestirne gesetzt hatte, -sofort gezwungen, sich der Epizykel wieder als Hilfskonstruktion -zu bedienen, weil er an der Vorstellung einer kreisförmigen Bewegung -der Planeten festhielt.</p> - -<p>Zwar kam bei Annahme der heliozentrischen Lehre die sogenannte -zweite Ungleichheit in Fortfall, da sie ja daraus entsprang, -daß man die Erde als den Mittelpunkt der Bewegungen -betrachtete. Anders stand es mit der ersten Ungleichheit, welche -daraus hervorgeht, daß die Himmelskörper sich nicht in Kreisen, -sondern in Ellipsen bewegen. Da <span class="gesperrt">Koppernikus</span> an die Möglichkeit -einer anderen als der kreisförmigen Bewegung noch gar nicht -dachte, so blieb ihm zur Erklärung der ersten Ungleichheit nichts -anderes übrig, als auf sie die Epizyklentheorie anzuwenden. Das<span class="pagenum"><a name="Page_p251" id="Page_p251">[Pg p251]</a></span> -astronomische und das trigonometrische Wissen seiner Zeit legte -<span class="gesperrt">Ptolemäos</span>, nachdem es durch ihn eine beträchtliche Vermehrung -erfahren, in einem Lehrbuche nieder, das von den Arabern Almagest<a name="FNanchor_578" id="FNanchor_578" href="#Footnote_578" class="fnanchor">578</a> -genannt wurde und dem gesamten Mittelalter in astronomischer -Hinsicht als ein Evangelium galt.</p> - -<p>Das Bedürfnis nach einer Verbesserung der von <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> -mitgeteilten Planetentafeln machte sich schon im Mittelalter geltend. -Um das Jahr 1250 berief daher König <span class="gesperrt">Alfons</span> von Kastilien -eine Anzahl Gelehrter, welche neue astronomische Tafeln, die sogenannten -alfonsinischen, entwarfen, die einen wesentlichen Fortschritt -gegenüber denjenigen des <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> bedeuteten. An der -Epizyklentheorie wurde indes trotz ihrer wachsenden Kompliziertheit -nicht gerüttelt, was <span class="gesperrt">Alfons</span> zu dem Ausspruch veranlaßt -haben soll, die Welt wäre einfacher geworden, wenn Gott ihn bei -ihrer Erschaffung zu Rate gezogen hätte.</p> - -<p>Außer der vorstehend skizzierten, dem damaligen Standpunkte -der Astronomie genügenden Epizyklentheorie finden wir im Almagest -die schon von den älteren alexandrinischen Astronomen -sowie von <span class="gesperrt">Hipparch</span> in Angriff genommene Bestimmung der Fixsternörter -fortgesetzt<a name="FNanchor_579" id="FNanchor_579" href="#Footnote_579" class="fnanchor">579</a>. Das von <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> entworfene Verzeichnis<a name="FNanchor_580" id="FNanchor_580" href="#Footnote_580" class="fnanchor">580</a> -umfaßt 1022 Sterne, die nach ihrer Lage innerhalb der -von den Griechen angenommenen Sternbilder, sowie nach Länge -und Breite bestimmt sind.</p> - -<p>Auch die Untersuchung der von <span class="gesperrt">Hipparch</span> entdeckten und -ihrer Größe nach gleich etwa einem Grad für das Jahrhundert an<span class="pagenum"><a name="Page_p252" id="Page_p252">[Pg p252]</a></span>gegebenen -Präzession der Tag- und Nachtgleichen wurde von <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> -wieder aufgenommen. Eine Bestätigung dieser Erscheinung -war nämlich sehr wichtig, da <span class="gesperrt">Hipparch</span> sich nur auf die wenig genauen -Beobachtungen der älteren Alexandriner stützen konnte.</p> - -<p>Bevor wir die Schilderung der astronomischen Verdienste des -<span class="gesperrt">Ptolemäos</span> beenden, sei noch einiges aus dem Inhalt des Almagest -mitgeteilt, woraus sich der Standpunkt, den die Sternkunde -in Alexandrien erreicht hatte, ermessen läßt. Die Erde -ist eine Kugel. Sie befindet sich in der Mitte des Himmels, -kann aber im Vergleich zu den Himmelsräumen nur als ein -Punkt betrachtet werden. Während die Erde unbeweglich feststeht, -bewegen sich die Gestirne in kreisförmigen Bahnen. Dies -sind die Sätze, welche an der Spitze des Werkes stehen. Die -Länge des Jahres wird im Almagest zu 365 Tagen 5 Stunden -und 55 Minuten angegeben. Die Erde ist 39 mal so groß wie -der Mond, während die Sonne den Mond 6600 mal an Größe übertreffen -sollte. Bezüglich der Entfernungen wird angegeben, daß -der Mond 59, die Sohne dagegen 1210 Erdhalbmesser von uns -entfernt sei.</p> - -<p>Die Abstände der Gestirne von der Erde regeln sich nach -<span class="gesperrt">Ptolemäos</span> folgendermaßen: Auf den Mond folgt zunächst Merkur, -dann Venus und darauf die Sonne. Die weitere Reihenfolge ist -Mars, Jupiter und Saturn. Auf diese sieben Wandelsterne, deren -Zahl erst durch <span class="gesperrt">Herschels</span> Entdeckung des Uranus vermehrt -wurde, folgen die Fixsterne.</p> - -<p>An die Beschreibung dieses seinen Namen tragenden Weltsystems -schließt sich eine Darstellung der Grundzüge der ebenen -und der sphärischen Trigonometrie, der wichtigsten Hilfswissenschaft -der Astronomen.</p> - - -<h3>Hilfswissenschaften der Astronomie.</h3> - -<p>Die astronomischen Leistungen des <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> wurden dadurch -ermöglicht, daß die beiden wichtigsten Hilfswissenschaften -der Astronomie, die Mathematik und die Meßkunde, bedeutende -Fortschritte aufzuweisen hatten. Die wichtigste Vorarbeit auf dem -Gebiete der Mathematik lieferte der Astronom <span class="gesperrt">Menelaos</span> von -Alexandrien, dessen Sternbeobachtungen im Almagest Erwähnung -finden. <span class="gesperrt">Menelaos</span> verfaßte ein Werk über die Berechnung der -Sehnen, das verloren ging, und ein zweites, »Sphärik« genannt, -welches die Grundzüge der sphärischen Trigonometrie entwickelte,<span class="pagenum"><a name="Page_p253" id="Page_p253">[Pg p253]</a></span> -indessen nur in Übersetzungen bekannt geworden ist<a name="FNanchor_581" id="FNanchor_581" href="#Footnote_581" class="fnanchor">581</a>. <span class="gesperrt">Menelaos</span> -bringt schon den Satz, daß in jedem sphärischen Dreieck die -Summe der drei Winkel größer als zwei Rechte ist. Er zeigt, daß -gleichen Seiten desselben sphärischen Dreiecks gleiche, ungleichen -Seiten ungleiche Winkel gegenüberliegen, und zwar den größeren -Seiten die größeren Winkel. Sein Werk enthält die wichtigsten -Sätze über die Kongruenz sphärischer Dreiecke, ferner diejenigen -Sätze über Transversalen im ebenen und im sphärischen Dreieck, -die man noch jetzt als die Sätze des <span class="gesperrt">Menelaos</span> bezeichnet. -<span class="gesperrt">Ptolemäos</span> vollendete, was <span class="gesperrt">Hipparch</span> und <span class="gesperrt">Menelaos</span> auf dem -Gebiete der ebenen und der sphärischen Trigonometrie begonnen -hatten. Er gab dieser Wissenschaft für den astronomischen Gebrauch -eine Form, die sich, wie seine Lehre, länger als ein Jahrtausend -erhalten hat.</p> - -<p>Als der letzte unter den großen Mathematikern des Altertums -ist <span class="gesperrt">Diophant</span> von Alexandrien zu nennen. Dieser schrieb ein Werk -über Arithmetik, das etwa zur Hälfte erhalten geblieben ist<a name="FNanchor_582" id="FNanchor_582" href="#Footnote_582" class="fnanchor">582</a>. Er -betitelte es ἀριθμητικά und erschloß damit ein bisher kaum betretenes -Gebiet.</p> - -<p>Bei <span class="gesperrt">Diophant</span> begegnen uns schon gewisse Zeichen und Abkürzungen, -während vor ihm die Rechnungen zumeist nur durch -Worte auseinandergesetzt wurden und höchstens gewisse Fachausdrücke -(wie bei den alten Ägyptern) wiederkehren. Für die Unbekannte -(unser x) gebrauchte <span class="gesperrt">Diophant</span> z. B. das Sigma, ς, den einzigen -griechischen Buchstaben, der keine bestimmte Zahl bedeutete. -Für die zweite Potenz lautet sein Zeichen δ<sup>ῦ</sup> (δύναμίς = Quadrat), -für die dritte k<sup>ῦ</sup> (κύβος = Würfel). Für die sechste Potenz schrieb -<span class="gesperrt">Diophant</span> κ<sup>ῦ</sup> κ<sup>ῦ</sup>. Höhere Potenzen kommen bei ihm nicht vor. -Für die Subtraktion verwendet er ein besonderes Zeichen (⋔ = -umgekehrtes ψ). Zu addierende Größen dagegen werden ohne ein -Zeichen nebeneinander gestellt. Selbst ein Gleichheitszeichen -(ι als Abkürzung von ἴσοι, gleich) fehlt nicht<a name="FNanchor_583" id="FNanchor_583" href="#Footnote_583" class="fnanchor">583</a>. Diese Beispiele -zeigen zur Genüge, daß uns bei <span class="gesperrt">Diophant</span> schon ein Verfahren -begegnet, das seine hervorragenden Erfolge erklärlich macht. -Ein wesentlicher Mangel der diophantischen Algebra besteht -darin, daß sie den Gegensatz von positiv und negativ noch<span class="pagenum"><a name="Page_p254" id="Page_p254">[Pg p254]</a></span> -nicht kennt. Dies hat darin seinen Grund, daß <span class="gesperrt">Diophant</span> nur -Differenzen bildet, bei welchen der Minuend größer als der Subtrahend -ist. Eine größere Zahl von einer kleineren abzuziehen, -die algebraische Operation, die ja zum Begriff der negativen Zahl -geführt hat, erschien ihm als etwas Unmögliches. Führte die -Lösung einer Gleichung auf negative Werte, so erklärte <span class="gesperrt">Diophant</span> -einen derartigen Fall für unzulässig. Eine Rolle spielte diese Beschränkung -besonders bei der Auflösung quadratischer Gleichungen, -mit der <span class="gesperrt">Diophant</span> sich sehr vertraut zeigt. Bei ihm begegnet -uns auch die erste kubische Gleichung. Doch bleibt der Fall -vereinzelt. Auch ließ sich die betreffende Gleichung auf einen -niedrigeren Grad reduzieren<a name="FNanchor_584" id="FNanchor_584" href="#Footnote_584" class="fnanchor">584</a>. <span class="gesperrt">Diophant</span> gibt die Lösung, ohne -jedoch sein Verfahren anzudeuten.</p> - -<p>Was <span class="gesperrt">Diophant</span> vor allem auszeichnet, ist die Art, in der -er sich bei fast allen Problemen von den Einzelfällen loslöst und -sich zur allgemeineren Betrachtung erhebt.</p> - -<p>Die Stellung, die <span class="gesperrt">Diophant</span> in der Entwicklung der Wissenschaften -einnimmt, ist infolgedessen eine ganz einzigartige. Einmal -treten uns seine Schöpfungen, die von allem, was vor ihnen liegt, -so sehr verschieden sind, ganz unvermittelt entgegen. »Eine ganz -andere Luft weht in den Schriften dieses Arithmetikers als in -denjenigen der klassischen Geometer«<a name="FNanchor_585" id="FNanchor_585" href="#Footnote_585" class="fnanchor">585</a>. Und wie es an nachweisbaren -Vorstufen und Vorläufern fehlt, so mangelt es in dem -auf <span class="gesperrt">Diophant</span> folgenden Jahrtausend auch an Mathematikern, -die das von ihm Begonnene fortgesetzt hätten. Erst zu Beginn -der neueren Periode vermochte man an <span class="gesperrt">Diophant</span> anzuknüpfen -und eine höhere Mathematik zu schaffen, deren wichtigstes Element, -wie bei <span class="gesperrt">Diophant</span>, allgemeine Zahlen, für sich betrachtet -und in ihrer Beziehung zu geometrischen und physikalischen -Größen, sind.</p> - -<p><span class="gesperrt">Diophant</span> lebte vermutlich im 3. nachchristlichen Jahrhundert, -jedenfalls ist aber sein Werk später als die Schriften -des <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> verfaßt. Auf die Entwicklung der alten Astronomie -hat es keinen Einfluß ausgeübt<a name="FNanchor_586" id="FNanchor_586" href="#Footnote_586" class="fnanchor">586</a>.</p> - -<p>Die Förderung, welche die Meßkunde bei den Vorgängern -des <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> erfahren hatte, wußte dieser sich nicht weniger als<span class="pagenum"><a name="Page_p255" id="Page_p255">[Pg p255]</a></span> -die mathematischen Fortschritte zunutze zu machen. Im Jugendzeitalter -der Astronomie wird man wohl die Entfernungen am -Himmelsgewölbe nach Mondbreiten abgeschätzt und dabei wahrscheinlich -zwei um ein Scharnier drehbare Stäbe, in deren Treffpunkt -sich das Auge des Beobachters befand, gebraucht haben. -Die Alexandriner benutzten zwei Arten von Winkelmeßinstrumenten. -Bei der einen kam eine geradlinige, bei der anderen die -Kreisteilung in Anwendung. Zur ersten Art gehört das parallaktische -Lineal, auch Regula Ptolemaica genannt, das <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> -im Almagest beschreibt. Es -besteht aus einem lotrecht und -drehbar aufgestellten Stabe, -um dessen oberen Endpunkt -sich ein gleich langer Stab -mit Dioptern, zum Anvisieren -des Gestirnes, bewegen ließ. -Am unteren Ende des senkrechten -Stabes war ein dritter -drehbarer Stab mit Längseinteilung -angebracht. Dieser -Stab ließ sich in einer Rille -des Diopterlineals verschieben. -Bei jeder Höhenmessung -konnte die Lage des Diopterlineals -auf der Gradeinteilung -des zweiten beweglichen -Lineals abgelesen und danach -der entsprechende Winkel aus der Sehnentafel entnommen -werden.</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig45" id="fig45" href="images/abb45.jpg"><img width="254" height="300" src="images/abb45.jpg" alt="[Abb. 45]" /></a> -<div class="caption">Abb. 45. Das parallaktische Lineal.</div> -</div> - -<p>Indessen bediente sich <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> nach dem Beispiel von -<span class="gesperrt">Aristyll</span> und <span class="gesperrt">Timocharis</span> (300 v. Chr.) auch der mit Gradeinteilung -versehenen, miteinander verbundenen Kreise, der sogenannten -Armillen. <span class="gesperrt">Eratosthenes</span> hatte 220 v. Chr. in Alexandrien Armillen -von bedeutender Größe errichtet und vermittelst dieser Instrumente -den Abstand der Wendekreise zu <sup>11</sup>/<sub>83</sub> des Kreisumfanges -bestimmt. Eine der von <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> benutzten Armillen zeigt -uns die Abbildung <a href="#fig46">46</a><a name="FNanchor_587" id="FNanchor_587" href="#Footnote_587" class="fnanchor">587</a> auf S. <a href="#Page_p256">256</a>. Sie bestand aus einem aus -Kupfer oder Bronze verfertigten Ring, der in 360 Grade geteilt -war. Der Ring war in senkrechter Lage auf einer Säule errichtet<span class="pagenum"><a name="Page_p256" id="Page_p256">[Pg p256]</a></span> -und fiel mit dem Meridian zusammen. Diesem Ringe war ein -zweiter drehbarer Ring mit zwei diametral gegenüber befindlichen -Vorsprüngen eingepaßt. Wollte man z. B. die Mittagshöhe der -Sonne messen, so wurde der innere Ring gedreht, bis der Schatten -des einen Vorsprunges auf den anderen Vorsprung fiel. Eine -Armillarsphäre (Ringkugel) bestand aus zwei festverbundenen, -rechtwinklig zueinander stehenden Kreisen, von denen der eine in -der Ebene des Meridians, der andere in der Ebene des Himmelsäquators -lag. In dem Meridiankreis war ein dritter Kreis drehbar -angebracht, dessen Drehachse -mit der Weltachse zusammenfiel. -In diesem dritten Kreise -befand sich, konzentrisch -und verschiebbar, ein vierter. -Durch Diopter wurde ein Anvisieren -ermöglicht, während -Gradeinteilungen ein Ablesen -der Deklination und des -Stundenwinkels gestatteten. -Dem Instrument lag also der -Gedanke zugrunde, die an -der Himmelskugel erkannten -Kreise und Kreisbewegungen -im kleinen nachzubilden. Zum -Messen von Winkeln diente -auch wohl der astronomische -Ring oder das Astrolabium<a name="FNanchor_588" id="FNanchor_588" href="#Footnote_588" class="fnanchor">588</a>. -Es bestand aus zwei konzentrischen, gegeneinander verschiebbaren -Ringen, die mit je zwei gegenüberstehenden Dioptern versehen -waren. Wollte man Horizontalwinkel messen, so wurde der Ring -hingelegt. Handelte es sich um das Messen von Höhenwinkeln, -so hing man ihn auf.</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig46" id="fig46" href="images/abb46.jpg"><img width="263" height="300" src="images/abb46.jpg" alt="[Abb. 46]" /></a> -<div class="caption">Abb. 46. Solstitial-Armille des Ptolemäos. -Schematische Skizze nach dem Almagest.</div> -</div> - -<p>Außer den Armillen benutzte <span class="gesperrt">Ptolemäos</span>, wie die chaldäischen -Astronomen, auch aus Stein verfertigte Mauerquadranten, -die in der Ebene des Meridians errichtet waren.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p257" id="Page_p257">[Pg p257]</a></span></p> - -<p>Wir erkennen, daß schon bei den frühesten astronomischen -Beobachtungen der Forscher wesentlich auf die Geschicklichkeit des -Mechanikers angewiesen war. Die Entwicklung der Astronomie ist -daher mit der steten Vervollkommnung und mit der wachsenden -Genauigkeit der Meßwerkzeuge Hand in Hand gegangen<a name="FNanchor_589" id="FNanchor_589" href="#Footnote_589" class="fnanchor">589</a>. Schon -die Herstellung der Ringinstrumente, welche die Alexandriner benutzten, -erforderte eine hervorragende Fertigkeit. »Noch jetzt«, -so lautet das Urteil eines hervorragenden Kenners der Präzisionsmechanik, -»würde nur von einem geschickten, mit einer Drehbank -ausgerüsteten Arbeiter die auch nur für primitive Beobachtungen -genügende Genauigkeit solcher Meßinstrumente zu erwarten sein«<a name="FNanchor_590" id="FNanchor_590" href="#Footnote_590" class="fnanchor">590</a>.</p> - -<p>Die für die Astronomie gleich wichtige Zeitbestimmung erfolgte, -wie es schon bei den Chaldäern geschah, durch Wassermessung. -Schon im 5. Jahrhundert v. Chr. begnügte man sich -nicht mehr mit einer Abschätzung der Tagesstunden aus der -Länge des Schattens, sondern man baute Wasseruhren (Klepsydren). -Ja sogar solche mit Weckvorrichtung begegnen uns schon im -4. vorchristlichen Jahrhundert<a name="FNanchor_591" id="FNanchor_591" href="#Footnote_591" class="fnanchor">591</a>. Die hierbei Verwendung findenden -Instrumente vervollkommnete der um 270 v. Chr. lebende -Alexandriner <span class="gesperrt">Ktesibios</span>, der auch als der Erfinder der Feuerspritze, -der Wasserorgeln usw. genannt wird, und der in <span class="gesperrt">Heron</span> -einen Fortsetzer seiner Arbeiten fand. Damit die Öffnung, durch -welche das Wasser bei seinen Uhren strömte, unverändert blieb, -stellte <span class="gesperrt">Ktesibios</span> diese Öffnung nicht in gewöhnlichem Metall, -sondern in Gold oder Edelstein her. Ferner sorgte er für ein -konstantes Niveau des Wassers in dem Abflußgefäß, damit in -gleichen Zeiten stets gleiche Mengen ausströmten. Mitunter wurden -durch das ausströmende Wasser Gegenstände gehoben, die ihre -Bewegung wieder auf ein Räder- oder Zeigerwerk übertrugen.</p> - - -<h3>Fortschritte der Geographie.</h3> - -<p>Wie durch <span class="gesperrt">Hipparch</span>, so erfuhr auch durch <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> -die Geographie eine bedeutende Förderung. Das von letzterem<span class="pagenum"><a name="Page_p258" id="Page_p258">[Pg p258]</a></span> -um 140 n. Chr. geschaffene Lehrbuch<a name="FNanchor_592" id="FNanchor_592" href="#Footnote_592" class="fnanchor">592</a> dieser Wissenschaft genoß, -gleich dem Almagest, bis gegen das Ende des Mittelalters eine -unbestrittene Herrschaft. Durch beide Schriften ist <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> -einer der großen Lehrer für alle Zeiten geworden, da an den -»Almagest« und die »Geographie« die großen Entdeckungen anknüpften, -welche die Neuzeit auf astronomischem und geographischem -Gebiete gemacht hat. Wie der »Almagest«, so enthält auch die -»Geographie« eine erstaunliche Fülle von Tatsachen. Nicht weniger -als 5000 Punkte des damals bekannten Teiles der Erdoberfläche -werden nämlich in der »Geographie« nach Länge und Breite angegeben. -Und zwar sind nicht nur Städte, sondern auch Flußmündungen, -Berge und andere bemerkenswerte Orte berücksichtigt. -Die Ermittelung der Breite geschah mit einer solchen Genauigkeit, -daß die nach <span class="gesperrt">Ptolemäos'</span> Angaben entworfenen Karten in meridionaler -Richtung nur geringe Verzerrungen aufweisen. <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> -selbst hat Anleitungen für die Ortsbestimmung und das Entwerfen -von Karten gegeben. Die den alten Handschriften seiner Geographie -beigegebenen Karten (10 über Europa, 5 über Afrika und -12 über Asien) entstammen indessen erst dem 6. Jahrhundert, -wenn sie auch zweifellos auf antike Vorlagen zurückgehen. »Sie -sind«, sagt <span class="gesperrt">Ritter</span><a name="FNanchor_593" id="FNanchor_593" href="#Footnote_593" class="fnanchor">593</a>, »die Grundlage aller neueren Landkarten -geworden. Ohne sie würden die unserigen schwerlich ihren jetzigen -Grad von Vollkommenheit erlangt haben.«</p> - -<p>Das bei den Alten übliche Verfahren der Längenbestimmung -wurde schon erörtert<a name="FNanchor_594" id="FNanchor_594" href="#Footnote_594" class="fnanchor">594</a>. Es lieferte sehr unvollkommene Ergebnisse<a name="FNanchor_595" id="FNanchor_595" href="#Footnote_595" class="fnanchor">595</a>. -Auch wechselte man schon im Altertum mit der Lage -des Nullmeridians. So rechnete <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> nicht nach dem -durch die Insel Rhodos gezogenen Meridian, sondern er verlegte -den Anfang der Zählung nach den »glücklichen Inseln« -des äußersten Westens. Diese Einrichtung bot den Vorzug, daß -für die in Betracht kommenden Gegenden der Erde die Unter<span class="pagenum"><a name="Page_p259" id="Page_p259">[Pg p259]</a></span>scheidung -zwischen westlicher und östlicher Länge in Wegfall -kam.</p> - -<p>Bei der kartographischen Darstellung des ihm bekannten -Teiles der Erdoberfläche konnte <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> ihre Krümmung -nicht mehr unberücksichtigt lassen. Es galt daher, eine Methode -zu benutzen, welche Teile einer Kugelfläche in der Ebene zu -zeichnen ermöglichte. Diese Aufgabe löste <span class="gesperrt">Ptolemäos</span>, indem -er eine Projektionsart empfahl, die grundlegend für die weitere -Entwicklung der Kartographie gewesen ist.</p> - -<p><span class="gesperrt">Marinus</span> von Tyrus, der Vorgänger des <span class="gesperrt">Ptolemäos</span>, hatte -die Parallel- und die Längenkreise sämtlich als gerade Linien und -die letzteren parallel zueinander gezeichnet. Die Längengrade -wurden dadurch für die nördlichen Gegenden der Erde viel zu -groß, was <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> durch sein Projektionsverfahren zu vermeiden -suchte. <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> erläutert es mit folgenden Worten: -»Es wird richtig sein, zwar die Meridiane als gerade Linien zu -zeichnen, die Breitengrade dagegen als Stücke von Kreisen, die -um ein und dasselbe Zentrum gezogen sind. Dieses wird senkrecht -über den Nordpol gedacht. Von dort aus wird man die -Meridiane als gerade Linien zeichnen müssen, damit die annähernde -Ähnlichkeit mit der Kugelfläche gesichert wird. Dies geschieht -dadurch, daß die Meridiane senkrecht zu den Breitenkreisen -bleiben und in dem gemeinsamen Pole zusammenlaufen«<a name="FNanchor_596" id="FNanchor_596" href="#Footnote_596" class="fnanchor">596</a>.</p> - -<p>Während der mathematische Teil der Erdkunde infolge der -bedeutenden Fortschritte der Astronomie sehr gefördert wurde, -blieb auch die physische Erdkunde nicht zurück. Von großem -Einfluß war hier die Erweiterung des Gesichtskreises durch die -römischen Eroberungszüge und der dadurch bedingte kosmopolitische -Zug, welcher die gesamte Erde als Wohnsitz des Menschen -aufzufassen lehrte. Insbesondere spricht sich dieser Zug in <span class="gesperrt">Strabon</span> -aus, von dessen Erdbeschreibung <span class="gesperrt">Humboldt</span><a name="FNanchor_597" id="FNanchor_597" href="#Footnote_597" class="fnanchor">597</a> sagt, sie übertreffe -an Mannigfaltigkeit und Großartigkeit alle geographischen Arbeiten<span class="pagenum"><a name="Page_p260" id="Page_p260">[Pg p260]</a></span> -des Altertums. <span class="gesperrt">Strabon</span> läßt Inseln und ganze Kontinente, in -Übereinstimmung mit den Ansichten der heutigen Geologen, durch -vulkanische Kräfte emporgehoben werden. »Nicht nur kleine -Inseln können gehoben werden«, heißt es bei <span class="gesperrt">Strabon</span><a name="FNanchor_598" id="FNanchor_598" href="#Footnote_598" class="fnanchor">598</a>, »sondern -auch große, ja selbst Festland«. Von Sizilien sagt er, man -möchte es »nicht für ein Bruchstück Italiens halten, sondern vermuten, -es sei durch das Feuer des Ätna aus der Tiefe emporgehoben -worden«. Doch erörtert <span class="gesperrt">Strabon</span> auch die Möglichkeit, -daß Sizilien durch ein Erdbeben von Italien getrennt worden sei. -Als Beweis, daß Inseln auf vulkanischem Wege entstehen, führt -er an, daß sich im Jahre 196 v. Chr. in der Nähe von Thera, dem -heutigen Santorin, unter Feuererscheinung eine Insel von 12 Stadien -Umfang erhoben habe. Wie Sizilien, so betrachtete <span class="gesperrt">Strabon</span> auch -Capri und andere der Küste benachbarte Inseln als frühere Teile -des Festlandes, während inmitten des Meeres gelegene Inseln, wie -jene Neubildung in der Nähe Theras, durch vulkanische Tätigkeit -entstanden sein sollten.</p> - -<p>Bei <span class="gesperrt">Strabon</span> begegnet uns übrigens auch zuerst die Ansicht, -daß die Vulkane Sicherheitsventile der Erde seien. Die Alten -wollten nämlich beobachtet haben, daß Sizilien in Zeiten einer -erhöhten Tätigkeit der in der Nähe dieser Insel liegenden Vulkane -und des Ätna weniger unter Erdbeben zu leiden habe.</p> - -<p>Auch die Versteinerungen werden von <span class="gesperrt">Strabon</span> richtig gedeutet. -So tritt er bei der Besprechung der linsenförmigen -Nummuliten des Kalksteins, aus dem die Pyramiden von Gizeh -erbaut sind, der Meinung entgegen, daß es sich hier um erhärtete -Überreste von den Speisen der Erbauer handeln könne. Schon -<span class="gesperrt">Eratosthenes</span> habe erwähnt, daß Tausende von Stadien vom -Meere entfernt Schnecken und Muscheln gefunden würden<a name="FNanchor_599" id="FNanchor_599" href="#Footnote_599" class="fnanchor">599</a>. Man -müsse daher annehmen, daß einst große Teile des Festlandes für -eine gewisse Zeit überschwemmt gewesen und dann wieder trocken -geworden seien. Der Boden des Meeres sei ferner uneben wie die -Oberfläche des Landes und das Meer infolgedessen von verschiedener -Tiefe.</p> - -<p>Als Beweis für eine außerordentliche, in historischer Zeit erfolgte -Verschiebung der Meeresküste erwähnt <span class="gesperrt">Strabon</span> von einer -früheren Seestadt südlich der Pomündung, daß sie 90 Stadien vom -Ufer entfernt liege. Seit jener Zeit ist diese Küste bekanntlich<span class="pagenum"><a name="Page_p261" id="Page_p261">[Pg p261]</a></span> -um einen weiteren erheblichen Betrag meerwärts hinausgeschoben -worden, so daß Ravenna, das z. B. zur Zeit <span class="gesperrt">Strabons</span> noch Seestadt -war, jetzt sieben Kilometer von der Küste entfernt liegt.</p> - -<p><span class="gesperrt">Strabon</span> besitzt auch bezüglich der erodierenden Tätigkeit -des Wassers, der Ursache von Ebbe und Flut, sowie der Abnahme -der Temperatur mit der Erhebung richtige Vorstellungen. Er -ahnt sogar das Vorhandensein einer zweiten Kontinentalmasse -neben der von Europa, Asien und Afrika gebildeten, wenn er sagt: -»Es ist wohl möglich, daß in demselben gemäßigten Erdgürtel, -welcher durch das Atlantische Meer geht, außer der von uns bewohnten -Welt noch eine andere oder selbst mehrere liegen.« -<span class="gesperrt">Columbus</span> ließ sich dagegen von der Vorstellung leiten, daß eine -Fahrt nach Westen unmittelbar zu den östlichen Gestaden des -asiatischen Festlandes führen müsse.</p> - -<p>Auch bei den Römern war man auf dem Gebiete der physikalischen -Geographie gegen den Ausgang des Altertums zu ziemlich -klaren Vorstellungen gelangt. So verdankt man dem <span class="gesperrt">Vitruvius</span><a name="FNanchor_600" id="FNanchor_600" href="#Footnote_600" class="fnanchor">600</a> -eine im ganzen richtige Theorie der Quellenbildung nebst einer -darauf beruhenden Anweisung zur Auffindung von Quellen, während -<span class="gesperrt">Seneca</span><a name="FNanchor_601" id="FNanchor_601" href="#Footnote_601" class="fnanchor">601</a> die durch das Wasser auf der Erdoberfläche hervorgerufenen -Veränderungen recht gut schildert und die Springfluten -darauf zurückführt, daß bei ihnen außer dem Monde auch die -Sonne zur Wirkung gelangt.</p> - -<p>Nicht gering waren ferner die Kenntnisse auf dem Gebiete -der Länderkunde während der letzten Jahrhunderte vor Beginn -unserer Zeitrechnung. Was die Kenntnis der einzelnen Länder -anbelangt, so ergänzt die Erdbeschreibung <span class="gesperrt">Strabons</span> in glücklicher -Weise diejenige des <span class="gesperrt">Ptolemäos</span>. <span class="gesperrt">Strabon</span> hat mehr die europäischen, -<span class="gesperrt">Ptolemäos</span> dagegen mehr die asiatischen Länder berücksichtigt. -Nur in bezug auf das nördliche und östliche Germanien -ist der Bericht des <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> wieder als der reichhaltigere -zu bezeichnen. »<span class="gesperrt">Ptolemäos</span> eröffnete«, sagt <span class="gesperrt">Ranke</span><a name="FNanchor_602" id="FNanchor_602" href="#Footnote_602" class="fnanchor">602</a>, -»durch seine Beschreibung der Länder jenseits des Rheines und -der Donau gleichsam eine neue Welt.« Er zerstörte ferner den -Wahn, daß das Kaspische Meer in das Weltmeer münde und<span class="pagenum"><a name="Page_p262" id="Page_p262">[Pg p262]</a></span> -wies die Abgeschlossenheit jenes Beckens nach. Seine Darstellung -stützte <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> besonders auf die geographischen Kenntnisse -der Phönizier und auf die Berichte, welche ihm der Karawanenhandel -zuführte. Auch die Züge Alexanders, die gewaltige Ausdehnung -der Römerherrschaft, sowie die Reisen, welche die damaligen -Geographen im Gefolge der Heere, der Statthalter und -Gesandtschaften unternahmen, hatten eine Fülle von Material -geliefert. So wußte man z. B. über Indien zur Zeit des <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> -viel mehr als zur Zeit <span class="gesperrt">Mercators</span> am Schlusse des 16. Jahrhunderts<a name="FNanchor_603" id="FNanchor_603" href="#Footnote_603" class="fnanchor">603</a>.</p> - -<p>Nach <span class="gesperrt">Herodots</span> Erzählung (IV, 42) ließ der ägyptische König -<span class="gesperrt">Necho</span> um 600 v. Chr. phönizische Schiffer vom Roten Meere aus -Afrika umsegeln und durch die Straße von Gibraltar nach Ägypten -zurückkehren. Die Fahrt soll 3 Jahre gedauert haben. <span class="gesperrt">Herodots</span> -Erzählung ist oft angezweifelt worden. Soviel ist indes gewiß, -daß im Altertum der Äquator überschritten wurde. Denn die -Schiffer sagten aus, bei ihrer Fahrt um Lybien herum nach Westen -habe die Sonne um Mittag zur rechten Hand, also im Norden, -gestanden. <span class="gesperrt">Herodot</span> fügt dieser Angabe hinzu, er könne das -nicht glauben; vielleicht gäbe es andere, die es glauben könnten. -Diese Erzählung <span class="gesperrt">Herodots</span> hat man als einen Beweis dafür betrachtet, -daß die Fahrt wirklich stattgefunden hat<a name="FNanchor_604" id="FNanchor_604" href="#Footnote_604" class="fnanchor">604</a>.</p> - -<p>Die Quelle, aus welcher <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> bei der Abfassung -seiner, acht Bücher umfassenden, Geographie besonders schöpfte, -waren die Reiseberichte des <span class="gesperrt">Marinus</span> aus Tyrus<a name="FNanchor_605" id="FNanchor_605" href="#Footnote_605" class="fnanchor">605</a>. In den phönizischen -Häfen besaß man auf Grund des ausgedehnten Handels, -der von dort aus getrieben wurde, eine ausgedehnte Kenntnis -aller von phönizischen Schiffen besuchten Länder, Inseln und -Meere. Nach diesem Material entwarf <span class="gesperrt">Marinus</span> eine Karte, die -sich unter dem Namen der Tyrischen Weltkarte in der Bibliothek -zu Alexandrien befand.</p> - -<p>Die Längen- und die Breitengrade waren bei <span class="gesperrt">Marinus</span> gerade -Linien, die sich unter rechten Winkeln schnitten. Für den -damals bekannten Teil der Erde (30.-40. Breitengrad) ergab diese -Projektionsart, die man wohl als die »platte« bezeichnet, ein Netz -von Rechtecken. Für den Äquator als mittleren Breitengrad -würde das Netz aus Quadraten bestanden haben.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p263" id="Page_p263">[Pg p263]</a></span></p> - -<p><span class="gesperrt">Marinus</span> von Tyrus wurde durch seine Plattkarte der Begründer -der mathematischen Geographie. Er ging von einem -Gradkreuz aus, das er aus dem Meridian und dem Breitenparallel -von Rhodos (36°) bildete und zu einem Netz rechtwinklig sich -schneidender Linien erweiterte.</p> - -<p><span class="gesperrt">Ptolemäos</span> sagt von <span class="gesperrt">Marinus</span>, auf dessen Arbeiten er sich -besonders stützt, dieser habe einen so großen Reichtum an Nachrichten -der Alten und der Neueren zusammengebracht und so viele -Reiseberichte und Werke berücksichtigt, wie keiner seiner Vorgänger. -Dementsprechend sind auch die Angaben, die <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> -von den asiatischen Ländern macht, weit reichhaltiger als diejenigen, -welche durch die römischen Geographen auf uns gekommen -sind. So nennt <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> viele Städte, Flüsse und -Berge der Insel Ceylon (Taprobane), von der <span class="gesperrt">Plinius</span> kaum etwas -zu erzählen weiß. <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> kennt auch die Sundainseln. -Vorderindien ist ihm so gut bekannt, daß er von 39 Orten nicht -nur die Lage, sondern auch die Dauer des längsten Tages nach -genaueren Beobachtungen angibt. Die Flüsse und Berge Indiens, -die er nennt, sind den Europäern bis ins 16. Jahrhundert hinein -unbekannt geblieben.</p> - -<p>Die geographischen Kenntnisse der Phönizier, auf denen -<span class="gesperrt">Ptolemäos</span> fußte, erstreckten sich also keineswegs nur auf die -Meere und die Küsten, sondern auch auf das Innere der Kontinente. -Sogar der Weg über Land vom Euphrat über Baktrien -und ein hohes Gebirge, das sich bis nach China erstrecke, wird -beschrieben<a name="FNanchor_606" id="FNanchor_606" href="#Footnote_606" class="fnanchor">606</a>.</p> - - -<h3>Weitere Fortschritte der Physik.</h3> - -<p>Wir haben die Fortschritte, welche die Astronomie und die -mit ihr emporblühende Geographie in den ersten nachchristlichen -Jahrhunderten erlebten, als die wichtigsten wissenschaftlichen Ereignisse -an die Spitze dieses Zeitraumes gestellt. Es gilt jetzt, -der Naturlehre und der Naturbeschreibung, die weniger hervortreten, -eine kurze Darstellung zu widmen. Die Mechanik hatte -in der vorchristlichen Zeit in <span class="gesperrt">Archimedes</span> und in <span class="gesperrt">Heron</span> ihren -Höhepunkt erreicht. Als ihr Hauptvertreter während des jetzt zu<span class="pagenum"><a name="Page_p264" id="Page_p264">[Pg p264]</a></span> -schildernden Zeitraumes ist der Alexandriner <span class="gesperrt">Pappos</span> zu nennen, -der sich auch um die Weiterbildung der Mathematik verdient gemacht -hat. <span class="gesperrt">Pappos</span> lebte gegen das Ende des 3. Jahrhunderts -n. Chr. Sein auf uns gekommenes Werk besteht aus 8 Büchern -und führt den Namen »Die Sammlung«<a name="FNanchor_607" id="FNanchor_607" href="#Footnote_607" class="fnanchor">607</a>. Besonders das letzte -Buch bringt geometrisch begründete Lehren der Mechanik, wie die -Lehre vom Schwerpunkt und von der schiefen Ebene. Es behandelt -auch die Aufgabe, eine gegebene Last durch eine gegebene Kraft -mit Hilfe von Zahnrädern zu bewegen, deren Durchmesser in gewissen -Verhältnissen stehen. Das 7. Buch des <span class="gesperrt">Pappos</span> enthält -jenen wichtigen Satz, der unter dem Namen der <span class="gesperrt">Guldin</span>schen -Regel erst im 17. Jahrhundert wieder allgemeiner bekannt wurde, -den Satz nämlich, daß der Inhalt eines Rotationskörpers gleich -dem Produkt aus der rotierenden Fläche und dem Wege ihres -Schwerpunktes ist. Erwähnt sei ferner noch, daß sich bei <span class="gesperrt">Pappos</span> -in solch ausgedehntem Maße die Verwendung von Buchstaben zur -Bezeichnung allgemeiner Zahlen findet, wie bei keinem Schriftsteller -vor ihm, so daß uns bei <span class="gesperrt">Pappos</span> schon die Elemente der -Buchstabenrechnung begegnen.</p> - -<p>Von der Förderung der Optik und der Akustik während der -ersten Blütezeit der alexandrinischen Schule wurde an früherer -Stelle gehandelt. Bemerkenswert ist, daß die Optik auch während -der zweiten Blütezeit erheblich gefördert wurde. Und zwar geschah -dies durch denselben <span class="gesperrt">Ptolemäos</span>, dessen Verdienste auf -dem Gebiete der Astronomie und der Geographie wir soeben als -so hervorragend anerkannt haben<a name="FNanchor_608" id="FNanchor_608" href="#Footnote_608" class="fnanchor">608</a>. Wir finden nämlich bei -<span class="gesperrt">Ptolemäos</span> einen der merkwürdigsten Ansätze zu der dem Altertum -im übrigen nur wenig geläufigen induktiven Behandlung einer -physikalischen Erscheinung.</p> - -<p>Es handelt sich um die Ablenkung, die ein Lichtstrahl beim -Übergange aus einem Mittel in ein zweites von anderer Dichte -erfährt, während das Licht sich in ein- und derselben Substanz<span class="pagenum"><a name="Page_p265" id="Page_p265">[Pg p265]</a></span> -geradlinig fortpflanzt. Selbst der frühesten Beobachtung konnte -es nicht entgehen, daß diese Brechung um so größer ist, je -schräger das Licht die Grenzfläche zwischen beiden Mitteln trifft. -Der erste Schritt auf dem Wege des induktiven Verfahrens mußte -darin bestehen, daß man die Erscheinung messend verfolgte und -für eine Reihe von Einfallswinkeln die Größe der entsprechenden -Brechungswinkel durch den Versuch bestimmte. Letzteres geschah -durch <span class="gesperrt">Ptolemäos</span>. Mit einem für diesen Zweck verfertigten -Werkzeug maß er für die Einfallswinkel von 10°, 20°, 30° usw. -die zugehörigen Brechungswinkel. Sein Apparat bestand aus einer -Scheibe, die in Grade geteilt war und bis zum Mittelpunkt in -Wasser tauchte (<a href="#fig47">Abb. 47</a>). Das Verfahren -war folgendes: Ein Lichtstrahl -BC wurde durch eine Marke B -des über dem Wasserspiegel MN befindlichen -Scheibenstückes nach dem -Mittelpunkte C der Scheibe geleitet. -An dieser Stelle fand beim Eintritt -in das Wasser die Brechung statt. -Der gebrochene Strahl CD setzte -seinen Weg unter Wasser fort, bis -er den Umfang der Scheibe in einem -auf der Gradeinteilung abzulesenden -Punkt D wieder traf. Die Werte, welche <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> auf solche -Weise erhielt, sind in folgender Tabelle zusammengestellt:</p> - - - -<table summary="Einfallswinkel"> -<tr> - <td class="tdc">Einfallswinkel (α)</td> - <td class="tdc td2">Brechungswinkel (β)</td> - <td> </td> - </tr> -<tr> - <td class="tdc">10°</td> - <td class="td1">8°</td> - <td>(statt </td> - <td class="tdr">7° 29')</td> - </tr> -<tr> - <td class="tdc">20°</td> - <td class="td2">15° 30'</td> - <td>( »</td> - <td class="tdr">14° 51')</td> - </tr> -<tr> - <td class="tdc">30°</td> - <td class="td2">22° 30'</td> - <td>( »</td> - <td class="tdr">22° –)</td> - </tr> -<tr> - <td class="tdc">40°</td> - <td class="td2">29°</td> - <td>( »</td> - <td class="tdr">28° 49')</td> - </tr> -<tr> - <td class="tdc">50°</td> - <td class="td2">35°</td> - <td>( »</td> - <td class="tdr">34° 3')</td> - </tr> -<tr> - <td class="tdc">60°</td> - <td class="td2">40° 30'</td> - <td>( »</td> - <td class="tdr">40° 30')</td> - </tr> -<tr> - <td class="tdc">70°</td> - <td class="td2">45° 50'</td> - <td>( »</td> - <td class="tdr">44° 48')</td> - </tr> -<tr> - <td class="tdc">80°</td> - <td class="td2">50°</td> - <td>( »</td> - <td class="tdr">47° 36')</td> - </tr> -</table> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig47" id="fig47" href="images/abb47.jpg"><img width="300" height="271" src="images/abb47.jpg" alt="[Abb. 47]" /></a> -<div class="caption">Abb. 47. Ptolemäos mißt die -Brechungswinkel.</div> -</div> - -<p>Der Brechungsexponent für den Übergang des Lichtes aus -Luft in Wasser ergibt sich daraus gleich 1,31, während dieser -Wert nach neueren Messungen 1,33 beträgt<a name="FNanchor_609" id="FNanchor_609" href="#Footnote_609" class="fnanchor">609</a>. Das Ergebnis war<span class="pagenum"><a name="Page_p266" id="Page_p266">[Pg p266]</a></span> -also im Hinblick auf die Art des Verfahrens recht genau, ein Beweis, -daß eins der wichtigsten Erfordernisse der exakten Forschung, -die Schärfe der Messung nämlich, dem <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> nicht mangelte.</p> - -<p><span class="gesperrt">Ptolemäos</span> benutzte sein Ergebnis auch zur Erklärung einer -astronomischen Erscheinung. Er schloß nämlich, daß der Lichtstrahl -auch beim Durchgange durch die Atmosphäre eine Brechung -erleidet, die vom Zenith nach dem Horizont allmählich zunimmt -und unter dem Namen der atmosphärischen Refraktion bekannt -ist. Diese Refraktion machte sich ihm z. B. dadurch bemerklich, -daß er die Poldistanz eines Gestirnes beim Auf- und Untergang -kleiner fand als zur Zeit der oberen Kulmination.</p> - -<p>Nach dem Messen besteht der nächste Schritt auf dem Wege -des induktiven Verfahrens in dem Auffinden einer gesetzmäßigen -Beziehung zwischen den gegebenen und den gefundenen Größen. -<span class="gesperrt">Ptolemäos</span> hat auch diesen Schritt auf dem Gebiete der Physik -zu machen versucht. Wenn es ihm auch nicht gelang, die gefundenen -Beziehungen auf einen mathematischen Ausdruck zurückzuführen, -so sprach er doch das Grundgesetz der Dioptrik dahin -aus, daß der Lichtstrahl beim Übergänge aus einem dünneren in -ein dichteres Mittel zum Einfallslote hin gebrochen wird. Er -findet es sogar wahrscheinlich, daß für je zwei Stoffe stets ein -bestimmtes Verhältnis zwischen dem Einfalls- und Brechungswinkel -obwaltet.</p> - -<p>Nachdem das Problem der Brechung soweit gefördert war, hat -es lange geruht. Zwar beschäftigte es die gerade auf dem Gebiete -der Optik sehr tätigen Araber<a name="FNanchor_610" id="FNanchor_610" href="#Footnote_610" class="fnanchor">610</a>. Doch gelangten diese nicht -wesentlich über <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> hinaus. Auch <span class="gesperrt">Johann Kepler</span> -hat sich damit befaßt, indem er nach einem später zu beschreibenden -Verfahren Messungen über die Brechung anstellte und den -Begriff des Grenzwinkels einführte. Seine Lösung fand das Problem -indes erst im 17. Jahrhundert durch <span class="gesperrt">Snellius</span>, den wir als -den Entdecker des Brechungsgesetzes kennen lernen werden.</p> - -<p>Erwähnung verdient auch des <span class="gesperrt">Damianos</span> Schrift über die -Optik<a name="FNanchor_611" id="FNanchor_611" href="#Footnote_611" class="fnanchor">611</a>. Über die Lebensumstände <span class="gesperrt">Damians</span> ist nichts Näheres -bekannt. Seine Schrift über die Optik ist jedenfalls später als -diejenige des <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> verfaßt. Eigentümlich ist die Begründung, -welche <span class="gesperrt">Damian</span> über die optischen Ansichten der Griechen<span class="pagenum"><a name="Page_p267" id="Page_p267">[Pg p267]</a></span> -bringt. Es sollen hier deshalb einige Stellen in freier Übersetzung -Platz finden:</p> - -<p>»Die Gestalt unserer Augen, die nicht wie die übrigen Sinneswerkzeuge -hohl und dadurch für die Aufnahme von irgend etwas -eingerichtet, sondern kugelförmig sind, beweist, daß eine Ausstrahlung -von uns ausgeht. Daß diese Ausstrahlung Licht ist, -das zeigen die von den Augen aufleuchtenden Blitze. Bei den -Nachttieren erscheinen die Augen bei Nacht sogar leuchtend. -Noch deutlicher wird diese Ansicht, wenn wir die Gleichartigkeit -unseres Sehorgans mit der Sonne dargelegt haben werden.</p> - -<p>Da die Sehstrahlen, die von unserem Auge ausgehen, möglichst -schnell zu dem sichtbaren Gegenstande gelangen sollen, so -müssen sie sich in gerader Linie bewegen. Und ferner, wenn sie -davon möglichst viel erfassen sollen, werden sie in Kreisform -darauf losgehen. Denn alles was den lebenden Wesen nützlich -ist, pflegt die Natur zu tun. Um die sichtbaren Gegenstände in -Kreisform zu treffen, müssen die Sehstrahlen entweder die Gestalt -eines Zylinders oder eines Kegels haben. Ein Zylinder kann -nicht in Betracht kommen, weil dann nicht Gegenstände erfaßt -werden könnten, die größer als das Auge sind. Die Sehstrahlen -haben daher die Gestalt eines Kegels.</p> - -<p>Die geradlinige Fortbewegung des Sehstrahls, seine Zurückwerfung -und seine in große Entfernung reichende und <em class="gesperrt">zeitlos</em> -sich vollziehende Fortbewegung: Dies alles kann man auch an -den Sonnenstrahlen beobachten. Auch vermag unser Sehstrahl -durch diejenigen Gegenstände, durch welche die Sonnenstrahlen -hindurchdringen, wie Glas und Wasser, gleichfalls seinen Weg -zu nehmen.«</p> - -<p>Nach der Betrachtung der Fortschritte, die sich besonders -unter der Mitwirkung des <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> auf dem Gebiete der Astronomie, -der Geographie und der Physik vollzogen, wollen wir uns -in großen Zügen den Besitz vergegenwärtigen, über den das Altertum -während der römisch-alexandrinischen Periode in den übrigen -Zweigen der Naturwissenschaften verfügte.</p> - -<p>Während die Mechanik, die Optik und die Akustik ihre -Grundlagen erhielten, blieb man auf den Gebieten der Wärme, -des Magnetismus und der Elektrizität bei einigen rohen Beobachtungen -und dunklen Deutungen stehen. Der Magnetstein und seine -Eigenschaft, das Eisen anzuziehen, waren schon dem frühesten -griechischen Altertum bekannt. Da man der Seele das Vermögen,<span class="pagenum"><a name="Page_p268" id="Page_p268">[Pg p268]</a></span> -etwas zu bewegen, zuschrieb, glaubte man, daß der Magnet, ähnlich -wie das Tier und die Pflanze, beseelt sei<a name="FNanchor_612" id="FNanchor_612" href="#Footnote_612" class="fnanchor">612</a>.</p> - -<p>Auch die Eigenschaft des Magneten, durch andere Stoffe hindurch -zu wirken, konnte nicht lange verborgen bleiben. So erzählt -<span class="gesperrt">Lukrez</span>, der in seinem Werke »De rerum natura« die magnetischen -Erscheinungen mit behaglicher Breite schildert: »Ich sah -eiserne Spän' aufkochen und wallen in ehernen Schalen, wenn der -magnetische Stein denselbigen untergelegt ward«<a name="FNanchor_613" id="FNanchor_613" href="#Footnote_613" class="fnanchor">613</a>. Auch die bei -Uneingeweihten das größte Staunen erregenden, schon <span class="gesperrt">Platon</span> -bekannten Ketten, welche aus eisernen, magnetisch gemachten -Ringen bestanden, die nicht ineinander griffen, sondern sich nur -berührten, beschreibt <span class="gesperrt">Lukrez</span>. Er wagt sich sogar an eine Erklärung -der magnetischen Erscheinungen. Wie von manchen Körpern, -so sollen auch vom Magneten Teilchen ausströmen, welche -die benachbarte Luft zurückdrängen. Infolgedessen »stürzen urplötzlich -des Eisens Stoffe sich hin nach dem Leeren, und also -geschieht es«<a name="FNanchor_614" id="FNanchor_614" href="#Footnote_614" class="fnanchor">614</a>. Daß der Magnet zwei Pole besitzt, und zwischen -diesen eine Indifferenzzone liegt, scheint den Alten entgangen zu -sein<a name="FNanchor_615" id="FNanchor_615" href="#Footnote_615" class="fnanchor">615</a>. Auch die Richtkraft kannten sie nicht, während die Chinesen -mit ihr schon vor Beginn unserer Zeitrechnung vertraut -waren.</p> - -<p>Die Grunderscheinung der Reibungselektrizität ist den alten -Völkern jedenfalls bekannt geworden, sobald sie durch den Handel -in den Besitz des Bernsteins gelangten, da dieser in besonders -auffallender Weise nach dem Reiben leichte Körperchen anzieht. -So sagt <span class="gesperrt">Plinius</span>: »Übrigens zieht Bernstein, wenn er durch -Reiben mit den Fingern Lebenswärme erhalten hat, trockene -Blätter, Spreu und Bast gerade so an wie der Magnet das Eisen«<a name="FNanchor_616" id="FNanchor_616" href="#Footnote_616" class="fnanchor">616</a>.<span class="pagenum"><a name="Page_p269" id="Page_p269">[Pg p269]</a></span> -Den Bernstein nannten die Alten Elektrum. Aus diesem Worte -ist die Bezeichnung »Elektrizität« für die am Bernstein zuerst -beobachtete Eigenschaft entstanden.</p> - -<p>Auch an anderen Stoffen scheinen die Alten jene Eigenschaft -gelegentlich bemerkt zu haben<a name="FNanchor_617" id="FNanchor_617" href="#Footnote_617" class="fnanchor">617</a>, doch ahnten sie keinen Zusammenhang -zwischen ihr und dem Gewitter. Zwar erblickten die Philosophen -in dem Blitz und dem Donner nicht mehr, wie das in den -Anschauungen einer heidnischen Naturreligion befangene Volk, -das Geschoß und die Stimme des Zeus. Man war aber auch -noch weit entfernt von einer richtigen Deutung der Erscheinung. -<span class="gesperrt">Anaximander</span> z. B. hielt den Blitz für die in den Wolken verdichtete -Luft, die plötzlich mit Geräusch hervorbreche.</p> - -<p><span class="gesperrt">Plinius</span> spricht vom Blitz und vom Donner mit folgenden -Worten: »Bricht der Wind aus einer größeren Höhlung einer -herabgedrückten Wolke hervor, so nennt man ihn Orkan. Hat -sich der Wind in dem Augenblicke, in dem er die Wolke durchbrach, -entzündet, so ist er ein Blitz. Daß man den Blitz eher -sieht, als man den Donner hört, obgleich sie zugleich entstehen, -ist gewiß nicht zu verwundern, da das Licht schneller ist als der -Schall. Blitz und Donner erfolgen gleichzeitig, so hat es die Natur -geordnet«<a name="FNanchor_618" id="FNanchor_618" href="#Footnote_618" class="fnanchor">618</a>.</p> - -<p>Auch mit den stillen elektrischen Entladungen, die man als -Elmsfeuer bezeichnet, waren die Alten wohl bekannt. <span class="gesperrt">Plinius</span> -beschreibt die Erscheinung folgendermaßen: »Es entstehen sogar -auch Sterne zu Wasser und zu Lande. Ich selbst sah bei dem -nächtlichen Wachtdienst der Soldaten auf den Speeren außerhalb -des Walles einen Lichtschein von dieser Gestalt haften. Auch -auf die Rahen und andere Teile der Schiffe setzen sich dergleichen -Sterne mit einem eigentümlichen, vernehmbaren Ton, wobei sie, -wie Vögel, ihren Sitz oft wechseln«<a name="FNanchor_619" id="FNanchor_619" href="#Footnote_619" class="fnanchor">619</a>.</p> - -<p>Aus manchen Literaturstellen und antiken Einrichtungen (vergoldete -Spitzen von Tempeln, mit Kupfer beschlagene Stangen) -glaubte man schließen zu dürfen, daß die alten Völker schon Blitzableiter -verwendet hätten. Aus der Kritik des vorhandenen Materials -ergibt sich jedoch, daß von einer <em class="gesperrt">bewußten</em> Anwendung von Blitzableitern -vor <span class="gesperrt">Benjamin Franklin</span> nicht die Rede sein kann<a name="FNanchor_620" id="FNanchor_620" href="#Footnote_620" class="fnanchor">620</a>.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p270" id="Page_p270">[Pg p270]</a></span></p> - -<p>Auch das Phänomen der tierischen Elektrizität war den Alten -wohl bekannt. Es entzog sich aber gleichfalls ihrer Einsicht. -Gelang doch eine Erklärung der atmosphärischen Erscheinungen -aus den Gesetzen der Reibungselektrizität erst im 18. Jahrhundert, -während ein Verständnis der Gesetze der tierischen Elektrizität -erst in der neuesten Periode, nach der Entdeckung des Galvanismus, -anbrach. »Dem Zitterrochen steht ein gefährliches Gift zu -Gebote«, schreibt der griechische Verfasser eines im 2. Jahrhundert -n. Chr. entstandenen Werkes<a name="FNanchor_621" id="FNanchor_621" href="#Footnote_621" class="fnanchor">621</a>, »von Natur ist er schwach und so -langsam, daß es aussieht, als könne er nur kriechen. Er besitzt -auf jeder Seite ein Gewebe, das denjenigen, der es berührt, sogleich -jeder Kraft beraubt, sein Blut erstarren macht und seine -Glieder lähmt.« <span class="gesperrt">Plinius</span> ahnt schon, daß man es hier mit einem -Vorgang ganz eigener Art zu tun hat, wenn er sagt<a name="FNanchor_622" id="FNanchor_622" href="#Footnote_622" class="fnanchor">622</a>: »Der Zitterrochen -lähmt selbst aus der Ferne, sobald er nur mit der Lanze -berührt wird, den stärksten Arm. Man ersieht daraus, daß es -unsichtbare Kräfte gibt.« Daß auch der menschliche Körper wie -die Lanze diese eigentümliche Wirkung fortzuleiten vermag, ist -zwar eine Entdeckung der neueren Zeit, doch erwähnt ein anderer -Schriftsteller des Altertums, daß schon Erschütterung eintritt, -wenn man Wasser aus einem Gefäß, in dem sich ein Zitterrochen -befindet, auf die Hand oder den Fuß gieße<a name="FNanchor_623" id="FNanchor_623" href="#Footnote_623" class="fnanchor">623</a>.</p> - -<p>Die Heilkunde versäumte nicht, aus dieser merkwürdigen Erscheinung -Nutzen zu ziehen. So finden wir bei <span class="gesperrt">Galen</span> berichtet, -daß er einem an Kopfschmerzen leidenden Menschen einen lebenden -Zitterrochen genähert, und daß dieser sich als schmerzstillendes -Mittel erwiesen habe<a name="FNanchor_624" id="FNanchor_624" href="#Footnote_624" class="fnanchor">624</a>. <span class="gesperrt">Avicenna</span> (<span class="gesperrt">Ibn Sina</span>), der -arabische Bearbeiter der Schriften <span class="gesperrt">Galens</span>, wiederholt diese -Angabe.</p> - - -<h3>Die Anfänge der Chemie.</h3> - -<p>Erfreute sich die Physik im Altertum wenigstens auf einigen -ihrer Gebiete schon einer wissenschaftlichen Behandlung, so war -dies bezüglich der Chemie noch nicht der Fall. Hier konnte ein -Einblick in das Wesen der Erscheinungen nur auf Grund zahlreicher, -zielbewußter Versuche erlangt werden, und einer solchen<span class="pagenum"><a name="Page_p271" id="Page_p271">[Pg p271]</a></span> -Forschungsrichtung erwies sich die ältere Periode wenig geneigt. -Was wir über die Anfänge der Chemie berichten können, ist, daß -man durch die Heilkunde und durch die Gewerbe, insbesondere -den Hüttenbetrieb, allmählich mit einer Anzahl von chemischen -Vorgängen bekannt wurde, ohne daß es gelang, eine Verknüpfung -dieser Vorgänge unter sich oder mit anderen Gruppen von Erscheinungen -zu finden. Alle Erklärungen, die man für die stofflichen -Veränderungen aufstellte, hatten nur den Wert bloßer -Philosopheme, zu deren Prüfung man noch keine Mittel besaß.</p> - -<p>Den größten Einfluß auf die weitere Beschäftigung mit chemischen -Dingen hat wohl jene Lehre gehabt, welche die Welt auf -einen einzigen Urstoff zurückführte, der sich den Sinnen in vier -Erscheinungsformen, als Feuer, Erde, Luft und Wasser, offenbaren -sollte. Im Einklang mit dieser Lehre stand auch das gegen den -Ausgang des Altertums auftretende Bestreben, unedle Metalle in -edle zu verwandeln, ein Problem, das während des ganzen Mittelalters -als Ziel und Zweck der Chemie betrachtet wurde.</p> - -<p>Die Kenntnis und die Verwendung der Metalle war im Altertum -schon eine recht ausgedehnte. Blei z. B., das gleich dem -Eisen sich nur selten als solches findet und aus Bleiglanz dargestellt -wurde, fand schon im alten Rom zu Wasserleitungsröhren -Verwendung. Zinn und Zink waren nicht in reinem Zustande, -sondern nur als Bestandteile von Legierungen bekannt. Diese -wurden erhalten, indem man Zinnstein oder den zinkhaltigen -Galmei den Kupfererzen bei ihrer Verhüttung zusetzte. Auch die -Gewinnung des Quecksilbers durch Erhitzen von Zinnober mit -Eisen war schon dem Altertum geläufig.</p> - -<p>Die Darstellung von chemischen Präparaten, soweit sie nicht -durch bloße Oxydation entstehen, war kaum möglich, so lange man -sich nicht im Besitze der Mineralsäuren befand. Mit ihrer Darstellung -waren die Alten jedoch noch nicht vertraut. Die einzige -ihnen bekannte Säure war eine organische, die Essigsäure.</p> - -<p>Die Tatsache, daß Marmor und Kalkstein beim Glühen eine -neue Substanz liefern, die, mit Wasser in Verbindung gebracht, -ein vorzügliches Baumaterial abgibt, wußte man indes wohl zu -verwerten. In der späteren Römerzeit finden wir auch Zement in -Anwendung, ohne den manches gewaltige Bauwerk nicht ausführbar -gewesen wäre. Auch daß der gebrannte Kalk die Soda -ätzender macht, war schon im Altertum bekannt<a name="FNanchor_625" id="FNanchor_625" href="#Footnote_625" class="fnanchor">625</a>. Dagegen blieb<span class="pagenum"><a name="Page_p272" id="Page_p272">[Pg p272]</a></span> -die chemische Natur gasförmiger Substanzen in Dunkel gehüllt. -Zwar bemerkte man, daß bei der Gärung und an manchen Stellen -der Erde ein Gas auftritt, das zur Atmung nicht geeignet ist. Es -kam jedoch niemandem in den Sinn, in dieser Luftart ein von der -natürlichen Luft verschiedenes Gas zu erkennen.</p> - -<p>Einen gewaltigen Anstoß zur Beschäftigung mit stofflichen -Veränderungen rief der Gedanke hervor, durch geeignete Behandlung -könne aus unedlen Metallen Edelmetall gewonnen werden. -Eine gewissermaßen theoretische Grundlage fand dieses Streben in -den Lehren des <span class="gesperrt">Platon</span> und des <span class="gesperrt">Aristoteles</span>. Das alchemistische -Problem begegnet uns schon in den ersten Jahrhunderten n. Chr. -in Ägypten bei Gelehrten der alexandrinischen Schule. Es stützte -sich auf die, während einer langen vorhergehenden Periode rein -empirisch erworbenen, nicht unbeträchtlichen Kenntnisse über die -Metalle, ihre Gewinnung und ihre wichtigsten Legierungen.</p> - -<p>Auch für die Folgezeit kann man wohl sagen, daß die Geschichte -der Alchemie und diejenige der Metallurgie im wesentlichen -zusammenfallen<a name="FNanchor_626" id="FNanchor_626" href="#Footnote_626" class="fnanchor">626</a>. Die Ägypter unterschieden nach <span class="gesperrt">Lepsius</span> -in ihren Inschriften acht mineralische Erzeugnisse, die sie für besonders -wertvoll hielten. Es waren vor allem das Gold, die als -Elektrum bezeichnete Legierung von Gold und Silber, das Silber -und der Lapis lazuli.</p> - -<p>Bei den ersten Alchemisten spielte das Blei eine große Rolle. -Da man aus dem Rohblei Silber abzuscheiden vermochte, glaubte -man, das Blei sei für die Erzeugung von anderen Metallen hervorragend -geeignet. Zinn findet sich zwar in den Bronzen der -alten Ägypter. Wahrscheinlich kannten sie das reine Zinn aber -nicht<a name="FNanchor_627" id="FNanchor_627" href="#Footnote_627" class="fnanchor">627</a>. Auch das Quecksilber, das seiner merkwürdigen Eigenschaften -wegen bei den Alchemisten die größte Rolle spielte, war -den alten Ägyptern wohl noch nicht bekannt. Es kam erst bei -den Griechen und Römern in Gebrauch. <span class="gesperrt">Plinius</span> nennt es eine -beständige Flüssigkeit und ein Gift für alles<a name="FNanchor_628" id="FNanchor_628" href="#Footnote_628" class="fnanchor">628</a>.</p> - -<p>Nachdem durch lange Zeiträume chemische, vor allem metallurgische -Einzelkenntnisse gesammelt waren, begegnet uns bald nach -Beginn der christlichen Zeitrechnung die bestimmte, als Alchemie<span class="pagenum"><a name="Page_p273" id="Page_p273">[Pg p273]</a></span> -bezeichnete Richtung, deren Ziel die Umwandlung unedler Stoffe -in edle Metalle war. Die älteste ägyptische Handschrift, die uns -davon Kenntnis gibt, stammt aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. Die -Alchemie tritt uns darin in Verbindung mit der Astrologie entgegen. -Darauf deutet auch hin, daß dem Gold die Sonne, dem -Silber der Mond und den übrigen Metallen die Planeten entsprachen.</p> - -<p>Aus der Beobachtung, daß man durch Zusammenschmelzen -unedler Metalle dem Golde und dem Silber ähnliche Legierungen -erhält, daß aus Rohblei durch geeignete Behandlung wirkliches -Silber und aus Amalgam Gold abgeschieden werden kann, hatte -sich nämlich die Annahme von der Möglichkeit, unedle Metalle -in edle zu verwandeln, gebildet. Bei dem Mangel an Einsicht in -den chemischen Prozeß hielt man die genannten Vorgänge für -wirkliche Umwandlungen der Stoffe. Da man nun durch Verbesserung -der hüttenmännischen Betriebe eine größere Ausbeute -erzielte, so lag der Gedanke nahe, ob nicht durch geeignete Behandlung -das gesamte Rohmaterial in edles Metall verwandelt -werden könne. Die Periode, in welcher die Erforschung stofflicher -Veränderungen von diesem Bestreben geleitet wurde, hat man als -das Zeitalter der Alchemie bezeichnet.</p> - -<p>Die ersten alchemistischen Regungen begegneten uns schon -bei den Alexandrinern. Aus dem 3. nachchristlichen Jahrhundert -sind nämlich Schriften alexandrinischen Ursprungs bekannt geworden, -die sich mit dem Problem der Metallveredelung beschäftigen<a name="FNanchor_629" id="FNanchor_629" href="#Footnote_629" class="fnanchor">629</a>. -Von den Gelehrten des unterjochten Ägyptens und den -nestorianischen Schulen Vorderasiens ging zweifelsohne für die -Araber der Antrieb aus, sich mit dem gleichen Problem zu befassen. -Schon das Wort Chemie deutet vielleicht darauf hin. Es -ist nämlich gleichlautend mit einer alten Benennung Ägyptens. -Wie <span class="gesperrt">Plutarch</span> berichtet, haben die Bewohner dieses Land der<span class="pagenum"><a name="Page_p274" id="Page_p274">[Pg p274]</a></span> -schwarzen Farbe seines Erdreichs wegen chêmi genannt. Auch die -Bezeichnung »schwarze Kunst« würde dadurch vielleicht ihre Erklärung -finden.</p> - -<p>Nach neueren philologischen Untersuchungen ist diese Ableitung -zweifelhaft geworden. Man ist heute geneigt, mit <span class="gesperrt">Zosimos</span>, -einem alchemistischen Schriftsteller des 4. nachchristlichen -Jahrhunderts, das Wort Chemie von <span class="gesperrt">Chemes</span> abzuleiten, den -<span class="gesperrt">Zosimos</span> als den Verfasser des ersten chemischen Buches bezeichnet. -Eine dritte Auffassung geht dahin, daß das Wort χύμα, -welches »Metallguß« bedeutet, das Stammwort für »Chemie« sei<a name="FNanchor_630" id="FNanchor_630" href="#Footnote_630" class="fnanchor">630</a>. -Bei diesem Stande der ganzen Frage wird man sich also wohl -dahin entscheiden müssen, daß der Ursprung des Wortes Chemie -völlig dunkel ist.</p> - -<p>Die alexandrinischen Gelehrten, sowie auch später die Araber, -die sich mit chemischen Vorgängen befaßten, ließen sich in ihren -Anschauungen von den Theorien leiten, die <span class="gesperrt">Platon</span> und <span class="gesperrt">Aristoteles</span> -über die Natur der Materie entwickelt hatten.</p> - -<p>Die praktische Grundlage, auf der sich die Alchemie erhob, -war neben der hüttenmännischen Gewinnung der Metalle, vor allem -die Verarbeitung der Edelmetalle zu Schmuckgegenständen. In -dieser Industrie regte sich seit den frühesten Zeiten das Bestreben, -Minderwertiges an die Stelle von Wertvollem zu setzen und auf diese -Weise den Käufer zu übervorteilen. Man erreichte dies entweder -dadurch, daß man dem Golde und dem Silber andere Metalle beimengte -oder daß man Metalle und Legierungen oberflächlich färbte, -um ihnen ein dem Golde oder dem Silber ähnliches Aussehen zu -verleihen. Als ein Mittel dieser Art diente zum Beispiel die Verbindung -des Arsens mit dem Schwefel, die in der Mineralogie -noch heute den Namen Auripigment führt. Auch das Quecksilber, -mit dem man in Kleinasien und durch den von den Karthagern in -Spanien betriebenen Bergbau bekannt wurde, fand zur Herstellung -von Legierungen und oberflächlichen Veränderungen schon lange -vor dem Beginn der christlichen Zeitrechnung Verwendung. Wenn -man all diese Praktiken, an die sich bald gewisse Vorstellungen -und Spekulationen anschlossen, schon mit dem Namen Chemie -belegen will, so geht die chemische Wissenschaft in ihren Anfängen -bis tief ins Altertum zurück. Das Bekanntwerden mit -Stoffen, welche die Metalle oberflächlich veränderten, führte ganz -von selbst zum Suchen nach einem, die gewünschten Verände<span class="pagenum"><a name="Page_p275" id="Page_p275">[Pg p275]</a></span>rungen -hervorrufenden Universalmittel. So entstand die Lehre -vom »Stein der Weisen«, dem man, ohne ihn gefunden zu haben, -später immer neue Wirkungen beilegte, insbesondere diejenige, -Krankheiten zu heilen und das Leben zu verlängern<a name="FNanchor_631" id="FNanchor_631" href="#Footnote_631" class="fnanchor">631</a>.</p> - -<p>Eine wichtige Rolle spielte bei jenen Veränderungen das -Quecksilber. Es ist begreiflich, daß ein so sonderbares Metall -bei seiner Entdeckung angestaunt wurde und die Phantasie erregte. -Welch universelle Bedeutung man dem Quecksilber zuschrieb, -beweist die Stelle eines Briefes aus dem 4. nachchristlichen -Jahrhundert<a name="FNanchor_632" id="FNanchor_632" href="#Footnote_632" class="fnanchor">632</a>. Sie lautet: »Was ich lernen möchte, lehre -es mich. Das ist das Werk, das Du kannst, die Transmutation. -Das Quecksilber nimmt doch auf jede Art das Aussehen aller -Körper an. Es bleicht alle Körper und zieht ihre Seelen an, -nimmt sie durch Sieden in sich und bemächtigt sich ihrer. Ist -es doch dazu geeignet, weil es in sich selbst die Prinzipien alles -Flüssigen enthält. Wenn es die Transmutation durchgemacht hat, -bereitet es alle Farbenwechsel vor. Es bildet den feststehenden -Grund, während doch die Farben keine eigentliche Grundlage -haben. Das Quecksilber wird, indem es seinen eigenen Grund -verliert, ein abänderungsfähiges Etwas, und zwar abänderungsfähig -durch die auf die metallischen Körper ausgeübten Behandlungen.«</p> - -<p>Die hellenistischen Schriftsteller nennen als den Begründer -der Alchemie den <span class="gesperrt">Hermes Trismegistos</span> (den Dreimalgrößten)<a name="FNanchor_633" id="FNanchor_633" href="#Footnote_633" class="fnanchor">633</a>. -Es ist das eine durchaus mystische, auch wohl mit einem der -ägyptischen Hauptgötter (<span class="gesperrt">Ptah</span>, <span class="gesperrt">Thot</span>) identifizierte Persönlichkeit. -Dem <span class="gesperrt">Hermes</span> wurden zahllose Werke (20000 und mehr) zugeschrieben. -Ausdrücke wie hermetische Kunst, hermetischer Verschluß, -hermetische Bücher erinnern noch heute an ihn. Auch -Tafeln wurden auf <span class="gesperrt">Hermes</span> zurückgeführt. Unter ihnen trug die -berühmteste die Überschrift: De operatione solis, d. h. vom Machen -der Sonne (des Goldes). Von dem mystischen Inhalt dieser im -Mittelalter hochgeschätzten Tafel geben folgende Zeilen eine Vorstellung: -»Wie alle Dinge wurden aus Einem, so sind auch alle -Dinge geboren aus diesem einen Dinge. Sein Vater ist die Sonne, -seine Mutter der Mond. Der Wind trug es in seinem Bauche.<span class="pagenum"><a name="Page_p276" id="Page_p276">[Pg p276]</a></span> -Seine Nährerin ist die Erde. Du scheide das Erdige vom Feurigen, -die dunstartigen Teile von den dichten, so gewinnst du das Rühmlichste -der ganzen Welt«<a name="FNanchor_634" id="FNanchor_634" href="#Footnote_634" class="fnanchor">634</a>.</p> - -<p>Bestimmtere, wenn auch nur spärliche Überreste werden auf -einen alexandrinischen Schriftsteller namens <span class="gesperrt">Zosimos</span> zurückgeführt. -Er war in Panopolis (Oberägypten) geboren und lebte -um 300 n. Chr. <span class="gesperrt">Zosimos</span> ist ohne Zweifel auf die Entwicklung -der Alchemie von großem Einfluß gewesen. In einem umfangreichen -Werke stellte er die Kenntnisse seiner Vorgänger und -seine eigenen Erfahrungen zusammen. Doch handelt es sich zumeist -um kaum verständliche, in mystischen Ausdrücken niedergelegte -Rezepte. Nach <span class="gesperrt">Zosimos</span> -waren diese Rezepte in Ägypten -entstanden. Sie befanden sich -im Besitz der Priesterschaft und -wurden auf das strengste geheimgehalten. -Wer in die alchemistische -Kunst eindringen -wollte, mußte eine Reihe von -sittlichen Vorbedingungen erfüllen. -Er mußte reinen Sinnes -und frei von Habgier sein. Er -mußte sich ferner aus tiefster -Seele in seinen Gegenstand versenken -können<a name="FNanchor_635" id="FNanchor_635" href="#Footnote_635" class="fnanchor">635</a>. Erfolg hatte -nur, wer nach Erkenntnis strebte, -nicht aber der Ungelehrte oder gar derjenige, der von unlauterer -Gesinnung erfüllt war. Eine weitere Vorbedingung bestand darin, -daß man »die richtige Zeit und die glücklichen Augenblicke« -wählte. Um sie herbeizuführen, waren nicht nur Beschwörungen, -Zaubermittel und Gebete, sondern auch die Mitwirkung der Planeten -erforderlich.</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig48" id="fig48" href="images/abb48.jpg"><img width="298" height="300" src="images/abb48.jpg" alt="[Abb. 48]" /></a> -<div class="caption">Abb. 48. Von Zosimos geschilderter -Destillierapparat.</div> -</div> - -<p>Jene Werke des <span class="gesperrt">Zosimos</span>, die in Bruchstücken durch syrische -Manuskripte bekannt geworden sind, enthalten manches über die -von den Alchemisten benutzten Apparate, wie Öfen, Destilliervorrichtungen -usw.</p> - -<p>Was die planetarischen Einflüsse betrifft, so stützt sich <span class="gesperrt">Zosimos</span> -besonders auf <span class="gesperrt">Hermes Trismegistos</span>. Die wirksamste<span class="pagenum"><a name="Page_p277" id="Page_p277">[Pg p277]</a></span> -Sphäre sollte diejenige des Merkur sein, weil der Schattenkegel -der Erde gerade bis zu ihm reiche<a name="FNanchor_636" id="FNanchor_636" href="#Footnote_636" class="fnanchor">636</a>.</p> - -<p>An einer Stelle beschreibt <span class="gesperrt">Zosimos</span>, wie sich erhitztes Quecksilber -und Schwefel zu Zinnober vereinigen, der zunächst eine -schwarze Masse bilde, die erst beim Sublimieren rot werde. Wird -Zinnober mit gewissen Zutaten in einem geschlossenen Gefäß erhitzt, -so steigt aus dem Zinnober das Quecksilber als »Silberwasser« -oder »göttliches Wasser« empor. Es ist ein furchtbar -giftiges, in der Hitze nicht festzuhaltendes Pneuma, das beim -Abkühlen seinen »flüchtigen Schwung« verliert und sich an dem -Deckel des Gefäßes in Form von Tropfen festsetzt<a name="FNanchor_637" id="FNanchor_637" href="#Footnote_637" class="fnanchor">637</a>.</p> - -<p>Die von <span class="gesperrt">Zosimos</span> im Anschluß an <span class="gesperrt">Hermes</span> entwickelte Lehre -von dem Einfluß der Planeten auf das Gelingen des »heiligen -Werkes« findet sich im 5. Jahrhundert bei dem Neuplatoniker -<span class="gesperrt">Olympiodor</span> zu einem System entwickelt<a name="FNanchor_638" id="FNanchor_638" href="#Footnote_638" class="fnanchor">638</a>. Er schrieb nämlich -jedes von den sieben Metallen den den Alten gleichfalls nur in -der heiligen Siebenzahl bekannten Planeten zu. Das Gold entsprach -bei ihm der Sonne, das</p> - -<ul> -<li>Silber dem Monde,</li> -<li>Kupfer der Venus,</li> -<li>Eisen dem Mars,</li> -<li>Zinn dem Jupiter,</li> -<li>Quecksilber dem Merkur,</li> -<li>Blei dem Saturn.</li> -</ul> - -<p>Das Gestirn sowie das entsprechende Metall erhielten dasselbe -Zeichen<a name="FNanchor_639" id="FNanchor_639" href="#Footnote_639" class="fnanchor">639</a>. Diese mystischen Beziehungen zwischen der Alchemie -und der Astrologie wurden später von den Arabern mit Vorliebe -weiter gepflegt.</p> - -<p>Man hat sich bemüht, durch archäologische Nachforschungen -in Ägypten Stätten nachzuweisen, wo man chemische Prozesse<span class="pagenum"><a name="Page_p278" id="Page_p278">[Pg p278]</a></span> -ausübte, sozusagen die Laboratorien jenes ersten alchemistischen -Zeitalters und die in diesen Stätten zur Anwendung kommenden -Gerätschaften. Der Erfolg ist bisher nur ein geringer gewesen. -So beschreibt <span class="gesperrt">Berthelot</span> nach den Angaben <span class="gesperrt">Masperos</span> eine -Stätte, die an eine Grabkammer stößt und die, nach allen Anzeichen -zu urteilen, während des 6. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung -als Laboratorium gedient hat. Die Wände jener Stätte -waren angeräuchert, und am Boden befand sich ein Herd aus -Bronze und allerlei Gerät aus Bronze, Alabaster und anderen -Mineralien.</p> - -<p>Unter den noch vorhandenen Überresten der alchemistischen -Literatur sind vor allem die Schriften, die fälschlich unter dem -Namen <span class="gesperrt">Demokrits</span> gehen, und zwei in Theben in Ägypten aufgefundene -Papyrusurkunden zu nennen.</p> - -<p>Das Werk des <span class="gesperrt">Pseudo-Demokrit</span> ist ursprünglich wohl um -200 v. Chr. in Ägypten entstanden; es enthielt eine Zusammenfassung -des gesamten chemisch-technischen Wissens jener Zeit<a name="FNanchor_640" id="FNanchor_640" href="#Footnote_640" class="fnanchor">640</a>, -aber noch nicht Alchemistisches (nach <span class="gesperrt">v. Lippmann</span>). Unter den -aus dieser Quelle stammenden Bearbeitungen ist vor allem ein umfangreiches -Werk zu nennen, das sich »Demokrits Physik und -Mystik« betitelt. Was davon auf uns gekommen ist, erweist sich -als lückenhaft und entstellt. Der Neuzeit wurden die pseudo-demokritischen -Lehren genauer erst im 16. Jahrhundert bekannt<a name="FNanchor_641" id="FNanchor_641" href="#Footnote_641" class="fnanchor">641</a>.</p> - -<p>Aus den erhaltenen Fragmenten geht hervor, daß »Demokrits -Physik und Mystik« besonders über Gold, Silber, Perlen, Edelsteine -und Purpur handelte. Ein Beispiel möge uns einen Begriff -von dem Inhalt geben. Es lautet<a name="FNanchor_642" id="FNanchor_642" href="#Footnote_642" class="fnanchor">642</a>: »Nimm Quecksilber, fixiere -es mit Magnesia. Wirf die weiße Erde auf Kupfer. Wirfst du -gelbes Silber darauf, so erhältst du Gold. Die Natur besiegt die -Natur.«</p> - -<p>Der demokritische Spruch:</p> - -<div class="poem"> -<p>Eine Natur vergewaltigt die andere,</p> -<p>Eine Natur besiegt die andere</p> -</div> - -<p>ist für die Goldmacherkunst durch alle Jahrhunderte das Leitwort -geblieben.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p279" id="Page_p279">[Pg p279]</a></span></p> - -<p>Ein ganz neues Licht haben die Papyrusfunde der thebanischen -Ausgrabungen auf die Vorgeschichte der Alchemie geworfen. -Diese Funde wurden 1828 beim Aufdecken eines Grabes gemacht. -Sie gelangten mit zahlreichen anderen Papyrusrollen nach Europa, -fanden aber erst neuerdings Beachtung. Die in Leyden befindliche -Urkunde wurde 1885 und die Stockholmer 1913 veröffentlicht. -Beide Papyri stammen aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. -und enthalten im wesentlichen Vorschriften, welche die Verfälschung -der edlen Metalle, das Färben mit Purpur und Waid (<span lang="la" xml:lang="la">Isatis -tinctoria</span>), sowie die Edelsteine und Perlen betreffen. So enthält -der Stockholmer Papyrus Anweisungen, den Perlen den verloren -gegangenen Glanz wiederzugeben. Andere Vorschriften betreffen -die Anfertigung von Perlen aus Glimmer und anderem minderwertigen -Material. Sie werden als »besser als die echten« angepriesen.</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig49" id="fig49" href="images/abb49.jpg"><img width="300" height="171" src="images/abb49_t.jpg" alt="[Abb. 49]" /></a> -<div class="caption">Abb. 49. Eine Probe aus dem Stockholmer Papyrus.</div> -</div> - -<p>Von der Herstellung goldähnlicher Legierungen handeln Rezepte, -denen nachgerühmt wird, daß selbst Fachmänner über die -Herkunft des Erzeugnisses getäuscht würden<a name="FNanchor_643" id="FNanchor_643" href="#Footnote_643" class="fnanchor">643</a>. Die erste Seite -des berühmten Stockholmer Papyrus ist in <a href="#fig49">Abb. 49</a> teilweise wiedergegeben. -Sie betrifft, wie aus der Überschrift hervorgeht, die Darstellung -des Silbers (Ἀργύρου ποίησις) und beginnt mit den Worten: -χαλκόν τὸν Κύπριον τὸν ἤδη εἰρκασμένος ...</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p280" id="Page_p280">[Pg p280]</a></span></p> - -<p>Die Übersetzung der hier gebotenen Textprobe lautet folgendermaßen:</p> - -<p>»Schön bearbeitetes und abgeputztes Kupfer tauche in ein -scharfes Alaunbad und laß es drei Tage darin erweichen. Dann -schmilz es zusammen mit einer Mine (= 43,6 g) Erz aus chiischer -Erde, nachdem Du kapadokisches Salz und kristallinischen Alaun -zu 200 Drachmen<a name="FNanchor_644" id="FNanchor_644" href="#Footnote_644" class="fnanchor">644</a> beigemischt hast. Schmilz es sorgsam, und es -wird kostbar sein. Dazu gib nicht mehr als 20 Drachmen schönen -und reinen Silbers; das wird die ganze Mischung unlöslich erhalten.«</p> - -<p>Den Ausgangspunkt für die Legierungen bildet meist das -Kupfer. Es wird durch Arsen-, Blei- oder Zinnverbindungen zu -Silber geweißt (der Vorgang wird λεύκωσις genannt). Die oberflächliche -Vergoldung des Kupfers erfolgt durch Quecksilber (Feuervergoldung). -Auch die im Mittelalter wieder anzutreffende Vorschrift, -Blattgold in Eiweiß zu verteilen und mit dieser Tinte -Manuskripte anzufertigen, findet sich unter den Rezepten.</p> - -<p>Wieder andere Abschnitte betreffen die Vermehrung (Verdoppelung, -Verdreifachung) des Silbers<a name="FNanchor_645" id="FNanchor_645" href="#Footnote_645" class="fnanchor">645</a>.</p> - -<p>Die Ausführungen über Farbstoffe und Färberei, die sich im -Stockholmer Papyrus befinden, lassen den hohen Stand erkennen, -den die chemische Technik dieser Gebiete schon im Altertum -erreicht hatte. Die zum Färben bestimmte Wolle wird durch -Waschen und Kochen unter Zusatz von Seifenwurzel, Kalkwasser -oder Sodalösung gereinigt. Dann wird die Wolle gebeizt, wozu -in der Hauptsache Alaun oder alaunhaltige Mineralien genommen -werden. Die Farbstoffe wie auch die übrigen Materialien werden -vor dem Gebrauch geprüft. Und zwar prüft man das Aussehen, -das Verhalten beim Zerreiben, zu Lösungsmitteln usw. Endlich -folgt die Auflösung, die Erzielung bestimmter Nuancen und das -Färben selbst. Gefärbt wird fast nur Wolle, und zwar mit syrischem -Kermes (Scharlach), Krapp, Schöllkraut und Purpur. Die -Indigo enthaltende Waidpflanze diente zum Blaufärben. Durch -geeignete Mischungen von Waid und Kermes erzielte man täuschende -Nachahmungen von Purpur. Die betreffende Vorschrift<span class="pagenum"><a name="Page_p281" id="Page_p281">[Pg p281]</a></span> -schließt mit den Worten: »Du wirst sehen, der Purpur wird unbeschreiblich -schön.«</p> - -<p>Zu den wenigen Vorgängern, welche die Verfasser des Leydener -und des Stockholmer Papyrus flüchtig anführen, gehört -auch der oben erwähnte <span class="gesperrt">Pseudo-Demokritos</span>.</p> - -<p>Die Anfänge der Chemie lassen schon zwei Einflüsse erkennen, -die ihre Entwicklung bis in die neuere Zeit bestimmt haben. Es -war dies erstens das Bestreben, die entdeckten Tatsachen und ersonnenen -Verfahrungsweisen geheim zu halten, und zweitens die -Verknüpfung dieses Gebietes mit Magie und Mystik. Erklärlich -wird dies daraus, daß die chemischen Vorgänge in ganz besonderem -Maße den Charakter des Rätselhaften und Wunderbaren -tragen und erst nach langem Forschen wissenschaftlich erfaßbar -wurden. Ferner handelte es sich um Gebiete, auf denen Gewinnsucht, -Aberglaube und Betrug seit alters eine große Rolle spielten. -Begegnet uns doch die Verwendung gold- und silberähnlicher -Legierungen zu Zwecken der Falschmünzerei schon im frühen -Altertum.</p> - -<p>Die Geheimhaltung der Vorschriften wird schon im Stockholmer -Papyrus verlangt und die so viel spätere <span lang="la" xml:lang="la">Mappae clavicula</span> -stellt den Eid der Geheimhaltung sogar an die Spitze. Durch die -Geheimhaltung wollte der Chemiker nicht nur seine Kenntnisse, -sondern vor allem auch sich selbst persönlich schützen. Drohten -ihm doch Anfeindungen von der Kirche, von den Regierenden und -der besonders abergläubischen Masse. Wie die Chemie seit den -Tagen der Renaissance aus diesen Fesseln befreit und in der Neuzeit -zu einer führenden Stellung auf dem Gebiet der Wissenschaften -und der Technik emporgehoben wurde, soll Gegenstand -der späteren Betrachtungen sein.</p> - - -<h3>Der Übergang vom Altertum zum Mittelalter.</h3> - -<p>Mit der zweiten Blüteperiode der alexandrinischen Schule -und dem mehr kommentierenden Verhalten, das die Folgezeit den -Naturwissenschaften entgegenbrachte, ist die Entwicklung, welche -diese Wissenschaften im Altertum erfuhren, beendet. Es trat -nunmehr eine lange Zeit des Stillstandes, ja des Verlustes an -manchem erworbenen Besitz ein, die sich etwa mit demjenigen -Zeitraum deckt, den man in der Weltgeschichte als das Mittelalter -bezeichnet. Erst im 13. Jahrhundert mehren sich, abgesehen -von vereinzelten, insbesondere bei den Syrern und den Arabern<span class="pagenum"><a name="Page_p282" id="Page_p282">[Pg p282]</a></span> -anzutreffenden Bestrebungen, auf die wir näher eingehen werden, -die Anzeichen, die auf ein Wiederaufleben der Wissenschaften -schließen lassen. Und erst, nachdem man das Studium der alten -Literatur auf allen Gebieten aufgenommen, nachdem in Italien -und den benachbarten Ländern im 15. und 16. Jahrhundert die -Kunst geblüht, nachdem endlich der geographische Gesichtskreis -sich über die ganze Erde ausgedehnt, sowie die allgemeine Kultur -sich beträchtlich gehoben hatte, sehen wir mit dem Anfange des -17. Jahrhunderts eine neue Blüte der Naturwissenschaften anheben, -welche dem geistigen Leben der letztverflossenen Jahrhunderte den -Stempel aufgedrückt hat. Ja, dieser neue Aufschwung ist so eng -mit der gesamten Kultur unseres Zeitalters verknüpft, daß ein -abermaliger Verfall der Wissenschaften zugleich das Ende dieser -Kultur bedeuten würde. Man hat viel nach den Gründen der Erscheinung -gesucht, daß die Wissenschaft und die Kultur des Altertums -untergegangen sind und das menschliche Geschlecht während -eines Zeitraums von tausend Jahren fast dem Stillstande verfallen -war. Ist doch unsere Zeit von dem Gefühl beherrscht, daß sich -die Menschheit auf der Bahn, die sie seit dem Ausgang des Mittelalters -eingeschlagen hat, in einem unaufhaltsamen Fortschritt zu -weiterer Erkenntnis und höherer Gesittung befindet. Ein wichtiger -Grund, der diesem Gefühle Sicherheit verleiht, besteht darin, -daß die neuere Wissenschaft eine gewaltige Technik ins Leben -rief, wie sie das Altertum, während dessen das gewerbliche Schaffen -wesentlich auf der Stufe eines noch nicht von wissenschaftlichen -Grundsätzen durchdrungenen Handwerks verblieb, nicht kannte. -Dadurch, daß sich in der Neuzeit der Mensch auf dem Wege des -experimentellen Verfahrens zum Herren der Naturkräfte machte, -erfuhr die Wissenschaft eine weit innigere Verschmelzung mit der -gesamten Kultur, als dies im Altertum der Fall gewesen.</p> - -<p>Es hat nicht an Verkleinerern der wissenschaftlichen Leistungen -des Altertums gefehlt<a name="FNanchor_646" id="FNanchor_646" href="#Footnote_646" class="fnanchor">646</a>. Man darf jedoch nicht vergessen,<span class="pagenum"><a name="Page_p283" id="Page_p283">[Pg p283]</a></span> -daß im Altertum mangels jedweder Vorarbeit überall erst die -Grundlagen geschaffen werden mußten. Mag man auch zugeben, -daß die Alten auf den Gebieten der Mathematik, der Dichtkunst -und der Philosophie mehr leisteten als auf demjenigen der Naturwissenschaften, -so kann sie deshalb doch kein Vorwurf treffen. -Ihre Beobachtungen konnten nicht weiter gehen, als die unbewaffneten -Sinne reichen. Und das bloße Nachdenken auf Grund -einer nur oberflächlichen, nicht durch besondere Hilfsmittel geschärften -Beobachtung, sowie der Mangel einer induktiven Forschungsweise -mußten auf manchen Irrweg führen. Eine rühmliche -Ausnahme machten wieder die Araber, unter denen sich auch bedeutende -Experimentatoren befanden. Erst als gegen das Ende -des Mittelalters allgemeiner das Bewußtsein durchbrach, »daß -bloßes Spekulieren nichts helfe, daß nicht nur die Tatsachen, sondern -auch ihre Gründe erkundet werden müßten«, erstand eine im -modernen Sinne ausgeübte Forschung<a name="FNanchor_647" id="FNanchor_647" href="#Footnote_647" class="fnanchor">647</a>.</p> - -<p>Es ist ferner zu bedenken, daß es im Altertum an einem folgerichtig -durchgeführten Verfahren der wissenschaftlichen Forschung -noch gebrach. Ihr Wesen ist damit noch lange nicht erschöpft, -daß man von der Erfahrung ausgeht, wie es im Altertum schon -viele forderten. Es besteht vielmehr darin, daß der Forscher seine -Vorstellungen, die aus der Untersuchung der Erfahrungswelt entspringen, -unausgesetzt und möglichst vollkommen den Tatsachen -anzupassen sucht. Den Alten fehlte es nicht an solchen Vorstellungen, -wohl aber fehlte es noch an der Einsicht, daß nur der -unausgesetzte Vergleich der Ideen mit den Erscheinungen, die Abänderung -der Idee, ihre deduktive Gestaltung, ihr Ersatz durch -eine neue Vorstellung, wenn die alte nicht genügt, das Wesen der -Naturwissenschaft ausmachen. Hat sich doch gerade das Festhalten -an einer Idee einem Vorurteil zuliebe als das größte -Hemmnis für den Fortschritt erwiesen.</p> - -<p>Die erwähnten Mängel des Altertums gehören zu den Ursachen, -daß politische und religiöse Umwälzungen von solchem -Umfang eintraten, wie sie der neueren Kulturwelt, der vielleicht -andere Gefahren drohen, hoffentlich erspart bleiben werden. Es -war der durch eine jahrhundertlange Zersetzung vorbereitete, durch -den Ansturm der germanischen Stämme herbeigeführte Zerfall des<span class="pagenum"><a name="Page_p284" id="Page_p284">[Pg p284]</a></span> -Römerreiches, sowie die Überwindung des Heidentums – oder der -angesichts der Unhaltbarkeit des Götterglaubens eingetretenen Indifferenz -– durch das Christentum und den Islam. Von diesen -wirkte das erstere mehr innerlich, indes nachhaltiger, während der -Islam, das Feuer und das Schwert mit dem Bekehrungseifer<a name="FNanchor_648" id="FNanchor_648" href="#Footnote_648" class="fnanchor">648</a> verbindend, -unmittelbar in die Geschicke eines großen Teiles der -Welt eingriff. Mit dem zunächst zersetzenden Wirken all dieser -Einflüsse beginnt für die allgemeine Geschichte wie für die Geschichte -der Wissenschaften das Mittelalter, dem wir uns jetzt -zuwenden wollen.</p> - - - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p285" id="Page_p285">[Pg p285]</a></span></p> - - - - -<h2>7. Der Verfall der Wissenschaften -zu Beginn des Mittelalters.</h2> - - -<p>Der tiefste Eingriff, den die Entwicklung der allgemeinen -Kultur und der Wissenschaft erlitt, bestand in der Vernichtung -des römischen Weltreichs durch die germanischen Völker. Die -meisten Städte wurden zerstört. An die Stelle des Städtewesens, -das in Griechenland und in Italien zu hoher Blüte gelangt war -und allein die feineren, auf Kunst und Wissenschaft gerichteten -Kräfte zu entwickeln vermochte, trat wieder eine mehr ländliche, -den geistigen Bestrebungen abholde Lebensweise. Die Bevölkerung -der Städte, wie diejenige der Mittelmeerländer im allgemeinen, -verminderte sich trotz des Zuflusses von neuen, erobernd einbrechenden -Völkermassen. Unermeßlich waren auch die Verluste -an den seit Jahrhunderten aufgespeicherten Schätzen der Kunst -und Wissenschaft. Hatte doch Rom z. B. zu Beginn des 5. nachchristlichen -Jahrhunderts, von den ältesten Zeiten abgesehen, -noch nie einen Feind in seinen Mauern beherbergt. Zwar hatten -blutige Kämpfe in seinen Straßen getobt, doch waren Verwüstung -und Plünderung bis dahin von Rom ferngehalten worden. Das -erste Ereignis dieser Art erfolgte durch <span class="gesperrt">Alarich</span> und seine -Westgoten im Jahre 410. »Ungeheuer war der Eindruck auf -die Zeitgenossen. Die römische Welt zuckte von Riesenschmerz -überwältigt zusammen«<a name="FNanchor_649" id="FNanchor_649" href="#Footnote_649" class="fnanchor">649</a>. Auf diese erste Verwüstung folgten -andere, weit schlimmere. Nicht nur Rom, sondern auch andere -Zentren der geistigen und künstlerischen Bestrebungen wurden -von solchen Ereignissen heimgesucht. Unter diesen Verhältnissen -war der Zerfall des gewaltigen römischen Weltreichs unausbleiblich. -Der Historiker, der es liebt, seinen Einteilungen in die -Augen springende Ereignisse zugrunde zu legen, läßt daher das -Mittelalter mit dem Eintritt der Völkerwanderung oder mit der -Errichtung der ersten germanischen Herrschaft auf italischem<span class="pagenum"><a name="Page_p286" id="Page_p286">[Pg p286]</a></span> -Boden beginnen. In der Geschichte der Wissenschaften hat man -wohl nach ähnlichen, epochemachenden Ereignissen gesucht und -die Auflösung der Philosophenschule zu Athen oder die Eroberung -Alexandriens durch die Araber im Jahre 642 als solche betrachtet -(so <span class="gesperrt">Heller</span> in seiner Gesch. der Physik). Man darf jedoch nicht -vergessen, daß auf diesem Gebiet die Ereignisse geräuschlos vor -sich gehen, daß es wohl von den Katastrophen der Weltgeschichte -beeinflußt wird, aber niemals den Charakter einer ruhigen Entwicklung -verleugnet.</p> - -<p>Der Geist der zweiten alexandrinischen Blüteperiode war um -das Jahr 600 längst erloschen. Die alexandrinischen Gelehrten -verstanden die alten Schätze, von denen das meiste schon vernichtet -war, kaum noch zu hüten. Seitdem moralische Fäule auf -der einen und das der Welt mit ihrem Wissen abgewandte Christentum -auf der anderen Seite das Leben immer mehr durchdrangen, -also schon eine ganze Reihe von Jahrzehnten vor dem endgültigen -Siege des germanischen Elementes, fanden auch in Rom die Wissenschaften -nicht mehr die frühere Pflege. Rom und Alexandrien -wurden Hauptsitze der christlichen Kirche. Und diese kehrte -sich, da es ihr Ziel war, die antiken Elemente zu überwinden und -neue an deren Stelle zu setzen, in mißverstandener Auslegung der -heiligen Schriften auch gegen die antike Wissenschaft. Das Verhältnis -der Seele zu Gott und gar nichts anderes sollte erkannt -werden; dies allein hielt man für erkennbar. Der Verstand dagegen -galt als machtlos. Nur die durch Gottes Gnade geschehene -Offenbarung sollte imstande sein, die Menschen zu erleuchten<a name="FNanchor_650" id="FNanchor_650" href="#Footnote_650" class="fnanchor">650</a>. -»Forschung«, sagt <span class="gesperrt">Tertullian</span><a name="FNanchor_651" id="FNanchor_651" href="#Footnote_651" class="fnanchor">651</a>, »ist nach dem Evangelium nicht -mehr vonnöten«. Und <span class="gesperrt">Eusebius</span> meint von den Naturforschern -seiner Zeit: »Nicht aus Unkenntnis der Dinge, die sie bewundern, -sondern aus Verachtung ihrer nutzlosen Arbeit denken wir gering -von ihrem Gegenstande und wenden unsere Seele der Beschäftigung -mit besseren Dingen zu.« Konnten doch diese Kirchenväter der -ältesten christlichen Zeit selbst Meinungen heidnischer Philosophen -für ihre Ansicht ins Feld führen, wie diejenige des <span class="gesperrt">Sokrates</span>, -der die menschliche Seele mit ihren inneren Zuständen für den -einzigen, des Nachdenkens würdigen Gegenstand erklärt hatte.</p> - -<p>Mit einem wahren Ingrimm wandten sich die ersten christlichen -Gelehrten gegen den von <span class="gesperrt">Leukipp</span>, <span class="gesperrt">Demokrit</span> und <span class="gesperrt">Epikur</span><span class="pagenum"><a name="Page_p287" id="Page_p287">[Pg p287]</a></span> -herrührenden Versuch einer mechanischen Welterklärung. -»Es wäre mir besser«, ruft <span class="gesperrt">Augustinus</span> aus, »ich hätte den -Namen <span class="gesperrt">Demokrits</span> nie vernommen!« Die Atomisten werden als -blinde und bedauernswerte Menschen bezeichnet. Besonders eifert -gegen sie der alexandrinische Bischof <span class="gesperrt">Dionysios der Große</span> in -seiner Schrift »Über die Natur«<a name="FNanchor_652" id="FNanchor_652" href="#Footnote_652" class="fnanchor">652</a>. Die Mitteilungen, welche <span class="gesperrt">Dionysios</span> -über die Lehren der Atomisten macht, dienen trotz ihrer -polemischen Richtung als wertvolle Quelle über diesen wichtigen -Abschnitt der griechischen Philosophie.</p> - -<p><span class="gesperrt">Dionys</span> bekämpft die Atomisten vor allem, indem er die -Zweckmäßigkeit der Welt betont und für das Kunstwerk, als -das sie dem Menschen erscheint, in Gott den Künstler und -Schöpfer erblickt. Kann doch nicht einmal, so etwa lauten einige -seiner Ausführungen, ein Kleid oder ein Haus von selbst entstehen, -sondern es bedarf dazu einer geregelten Leitung. Und nun soll -das große, aus Erde und Himmel bestehende Haus, der Kosmos, -die Ordnung selbst, aus dem Chaos geworden sein. Zu den Gestirnen -übergehend, sagt er: »Aber wenn auch jene Elenden es -nicht wollen, so ist es doch, wie die Gerechten glauben, der große -Gott, der sie gemacht hat und durch seine Worte ihre Bahn leitet.« -Weder der Bau der menschlichen Organe und ihr Zusammenwirken, -noch weniger aber die geistige Tätigkeit sind, wie <span class="gesperrt">Dionys</span> -ausführt, mit der Atomenlehre vereinbar. Der Philosoph könne -seine Vernunft doch nicht von den vernunftlosen Atomen erhalten -haben.</p> - -<p>Während <span class="gesperrt">Dionys</span> der mechanischen Naturerklärung gegenüber -den Standpunkt des eifernden Theologen einnimmt und mit -Gründen ficht, die sich der wissenschaftlichen Erörterung entziehen, -erhebt <span class="gesperrt">Lactantius</span> gegen die atomistische Lehre physikalische -und philosophische Einwürfe. <span class="gesperrt">Lactantius</span> fragt, woher denn -jene Teilchen stammen sollten und wie sich ihr Dasein beweisen -lasse, da niemand sie gesehen oder gefühlt habe. Aber, selbst -das Vorhandensein der Atome zugegeben, würden diese leichten -und runden Teilchen doch keinen Zusammenhang äußern und -feste Körper bilden können. Wolle man, um dieser Schwierigkeit -zu begegnen, den Atomen Ecken und Haken beilegen, so habe<span class="pagenum"><a name="Page_p288" id="Page_p288">[Pg p288]</a></span> -man keine Atome mehr, da solche Hervorragungen doch abgetrennt -werden könnten. Das Bemühen, die Gesetzmäßigkeit des -Geschehens zu erklären oder es auch nur zu verfolgen, wurde -abgelehnt. Und dieser Standpunkt, den die Kirche einnahm, hat -sich, mit wenigen Zugeständnissen an die Fortschritte der Wissenschaft, -durch lange Zeiträume in ihr erhalten. »Je mehr<a name="FNanchor_653" id="FNanchor_653" href="#Footnote_653" class="fnanchor">653</a> die -Macht der christlichen Lehre fortschreitet, um so mehr schwindet -das Verständnis für die kausale Erklärungsweise. Das Wunder -reicht überall aus. Was also sollen die Bemühungen, Erklärungen -aufzufinden?«</p> - -<p>Dies Verhalten, das die Kirchenlehrer der naturwissenschaftlichen -Erklärungs- und Betrachtungsweise gegenüber einnahmen, -ist bei dem Ansehen, das ihre Schriften bis in die neuere Zeit genossen -haben, für die weitere Entwicklung von schlimmen Folgen -gewesen. Es erregte auch sehr oft den Fanatismus der Menge, -die sich keineswegs mit dem Streit der Meinungen begnügte, -sondern nicht nur gegen die Wissenschaft, sondern auch gegen -ihre Denkmäler und Schätze zu Felde zog. So wurde z. B., lange -bevor die Araber Alexandrien einnahmen, in dieser Stadt, unter -der Führung eines christlichen Patriarchen, die wertvolle Bibliothek -des Serapeions den Flammen überliefert. Schon im 3. Jahrhundert -hatte ein Patriarch die Gelehrten der alexandrinischen -Akademie vertrieben. Unter Kaiser <span class="gesperrt">Julian</span> durften sie zurückkehren. -Indessen unter <span class="gesperrt">Theodosios</span> begann die Verfolgung von -neuem. Damals war es, daß der Patriarch <span class="gesperrt">Theophilos</span> sich von -dem Kaiser die Erlaubnis erwirkte, das Serapeion zerstören zu -dürfen. Mit dem gleichen Unverstand, wie gegen die weltliche -Wissenschaft, verfuhren die ersten Bekenner des neuen Glaubens -auch gegen die von den Alten überlieferte Heilkunde. Krankheit -wurde mit Gebet und Beschwörung bekämpft oder gar als eine -Strafe Gottes betrachtet, in die man sich willenlos fügen müsse, -während glückliche Heilungen als Teufelswerk galten.</p> - -<p>Sogar die Lehre von der Kugelgestalt der Erde, eine Lehre, -die auf ein Alter von Jahrhunderten zurückblicken konnte und die -allein die geographische Ortsbestimmung ermöglicht hatte, ging im -Mittelalter, nachdem Kirchenväter wie <span class="gesperrt">Lactantius</span> sie verdammt -hatten, verloren oder wurde wenigstens durch mystische Vorstellungen -verdunkelt. So begegnen wir der Ansicht, daß die Erde<span class="pagenum"><a name="Page_p289" id="Page_p289">[Pg p289]</a></span> -ein Hügel sei, um den sich die Sonne im Laufe eines Tages bewege. -<span class="gesperrt">Augustin</span> sprach sich gegen die Existenz von Antipoden -aus, weil ein Geschlecht dieser Art in der heiligen Schrift unter -den Abkömmlingen Adams nicht aufgeführt werde. Bei <span class="gesperrt">Rhabanus -Maurus</span> besitzt die Erde eine radförmige Gestalt und wird -vom Ozean umflossen. Welcher Rückschritt gegenüber den Astronomen -der alexandrinischen Schule! Befanden sich die Gelehrten -des frühen Mittelalters mit ihrer Weltauffassung doch fast wieder -auf dem naiven Standpunkt, den <span class="gesperrt">Hesiod</span> im 8. Jahrhundert v. Chr. -einnahm. Erst seit dem 8. nachchristlichen Jahrhundert etwa -schrieb man der Erde die Gestalt einer Kugel zu. In einer Hinsicht -wirkten die Kirchenväter übrigens auch Gutes. Sie verhielten -sich nämlich im allgemeinen den astrologischen Lehren -gegenüber, die während der Kaiserzeit das astronomische Wissen -verdunkelt hatten, ablehnend. Dies geschah zwar weniger aus -wissenschaftlicher Überzeugung, sondern weil es frevelhaft sei, -Menschen- und Völkerschicksal aus den Sternen erkennen zu -wollen<a name="FNanchor_654" id="FNanchor_654" href="#Footnote_654" class="fnanchor">654</a>.</p> - -<p>In demselben Maße bildungsfeindlich wie die ersten Christen, -wenn auch aus anderen Gründen, verhielt sich die zweite Macht, -die von der Welt auf den Trümmern der Antike Besitz ergriffen -hatte, das Germanentum. Seine Träger waren Volksstämme, die -erst von dem Augenblicke an, in dem sie mit der alten Kultur -in Berührung kamen, in das Licht der Geschichte traten. Ihnen -galten nicht nur die zivilisierten Bewohner des südlichen Europas, -sondern auch deren Geisteserzeugnisse zunächst als feindliche -Mächte. So erzählt <span class="gesperrt">Prokop</span> von den Goten, die nach den -langen Wirren der Völkerwanderung in Italien zuerst wieder geordnete -Verhältnisse schufen, sie seien der Ansicht gewesen, daß -derjenige, der die Rute des Lehrers gefürchtet, keinem Schwert -und keinem Speer mehr festen Blickes begegnen könne.</p> - -<p>Bedenkt man nun, daß diese beiden Mächte, das Christentum -und das Germanentum, das eine geistig, das andere physisch, von -dem abendländischen Teil der alten Welt Besitz ergriffen, während -bald darauf im Morgenlande der Islam mit ähnlichen Tendenzen -ins Leben trat, so läßt es sich begreifen, daß die im Altertum -gegründete Wissenschaft in dem Geistesleben des Mittelalters zu<span class="pagenum"><a name="Page_p290" id="Page_p290">[Pg p290]</a></span>nächst -keinen Platz fand. Man wird vielmehr darüber staunen, -daß diese Wissenschaft Kraft genug besaß, nicht gänzlich unterzugehen, -sondern unter der Asche fortzuglimmen, bis sie, seit dem -13. Jahrhundert etwa, von neuem entfacht wurde.</p> - -<p>Einer Fortentwicklung der vom Altertum geschaffenen Anfänge -wirkte nicht nur das geschilderte Streben entgegen, welches -dem Christentum und dem Germanentum zu Beginn ihres Auftretens -innewohnte, es brach auch eine Summe von Geschehnissen -über die alte Welt herein, die an Furchtbarkeit nicht ihresgleichen -hatten und das südliche Europa in einen Trümmerhaufen verwandelten, -so daß dort der Wohlstand, der doch bis zu einem -gewissen Grade die Vorbedingung aller Kunst und Wissenschaft -ist, vernichtet wurde.</p> - -<p>Während sich das oströmische Reich einer gewissen Beständigkeit -erfreute, wurde der Westen ein Spielball der germanischen -Stämme. Auf die Verwüstung durch die Goten folgte der Einfall -der Vandalen, die überall Ruinen als die Spur ihrer Züge -zurückließen. »Sie zerstörten alles«, berichtet der Chronist von -ihnen, »was sie fanden. Die Pest konnte nicht verheerender sein. -Auch wütete eine fürchterliche Hungersnot, so daß die Überlebenden -die Körper der Gestorbenen verzehrten.« Es klingt kaum -glaublich, wenn uns die Geschichtsschreiber jener Zeiten erzählen, -daß man Festungen durch den Leichengeruch zur Übergabe zwang, -indem man die Gefangenen vor den Wällen niedermetzelte.</p> - -<p>Fast zur selben Zeit, als die Vandalen Rom plünderten, wurde -Oberitalien durch die Hunnen verwüstet, deren Zug durch die von -<span class="gesperrt">Aëtius</span> gewonnene Schlacht bei Châlons nach Süden abgelenkt -worden war. Nach diesen völkermordenden Kriegen nahmen todbringende -Seuchen von dem aus vielen Wunden blutenden Europa -Besitz. Vielleicht war infolge der vorhergegangenen Ereignisse -eine allgemeine Schwächung der europäischen Menschheit eingetreten -und dadurch der Pest der Boden bereitet worden. Zum -ersten Male hatte diese Geißel unter <span class="gesperrt">Marc Aurel</span> ihren Zug -durch das römische Reich gehalten und weit mehr Opfer gefordert, -als die Seuchen der Neuzeit. Nach dem von <span class="gesperrt">Prokop</span>, dem Geheimschreiber -<span class="gesperrt">Belisars</span>, hinterlassenen Bericht wütete sie volle -50 Jahre im ganzen römischen Reiche dermaßen, daß in Italien -stellenweise die Weinstöcke und das Getreide vermoderten, weil -es an Arbeitskräften fehlte.</p> - -<p>Allmählich erhoben sich indes aus der Verworrenheit und -der Verwüstung, welche die ersten Jahrhunderte des Mittelalters<span class="pagenum"><a name="Page_p291" id="Page_p291">[Pg p291]</a></span> -kennzeichnen und das Erlahmen des wissenschaftlichen Geistes -begreiflich erscheinen lassen, gefestigte Verhältnisse. Rom war -dadurch, daß es im 5. Jahrhundert in den Besitz der kirchlichen -Vorherrschaft gelangt war, wieder, wenn auch in anderem Sinne -als im Altertum, zum geachteten Mittelpunkt des Abendlandes -und die römische Sprache zur Weltsprache geworden. <span class="gesperrt">Benedikt</span> -von Nursia hatte im Anfang des 6. Jahrhunderts das Klosterwesen -in Westeuropa begründet. Der Gedanke, sich um der -Erfüllung religiöser Pflichten willen von der Welt zurückzuziehen, -ist orientalischen Ursprungs und schon dem Heidentum -des Orients geläufig. Er ergriff mit besonderer Macht die ersten -Christen, welche die Satzungen der neuen Religion mit den Forderungen -und Schwierigkeiten des Lebens nicht in Einklang zu -bringen vermochten. So sehen wir bald nach der Ausbreitung -des Christentums Tausende sich in entlegene Teile Syriens und -Ägyptens zurückziehen. Es entstand ein von bestimmten Regeln -abhängiges Mönchstum, das für jene Zeiten eine berechtigte Erscheinung -war und die Erhaltung der geistigen Kultur begünstigte. -Schon um die Mitte des 4. Jahrhunderts verbreitete sich das -Mönchswesen besonders durch den Bischof <span class="gesperrt">Basilius den Großen</span> -in Kleinasien und auf der Balkanhalbinsel. Bald fand es auch -im weströmischen Reiche Eingang, wo namentlich <span class="gesperrt">Augustinus</span> -für diese Form des religiösen Lebens den Boden bereitet hatte. -<span class="gesperrt">Benedikt</span> von Nursia gebührt das Verdienst, daß er zuerst die -umherschweifenden, zuchtlosen, dem Mönchstum ergebenen Scharen -zum Zusammenleben und zu geordneter Tätigkeit zwang. Die Beschäftigung -mit den Wissenschaften bezeichnete er als eine der -wichtigsten Pflichten seines Ordens. »Den Klöstern«, sagt <span class="gesperrt">Lindner</span><a name="FNanchor_655" id="FNanchor_655" href="#Footnote_655" class="fnanchor">655</a>, -»verdanken wir alles oder das weitaus meiste, was von -antik-lateinischen Schriften und selbst von den alten germanischen -auf uns gekommen ist, sie haben den Rückweg zum Altertum offen -gehalten.«</p> - -<p>Zwar, das Studium der nicht philosophischen Schriften des -Altertums wurde von den kirchlichen Machthabern nur ungern -gesehen. So begegnet uns um 1200 ein Verbot<a name="FNanchor_656" id="FNanchor_656" href="#Footnote_656" class="fnanchor">656</a>, welches den -Mönchen das Lesen naturwissenschaftlicher Schriften als sündhaft -untersagte. Im ganzen war jedoch die Tätigkeit der Orden auf die<span class="pagenum"><a name="Page_p292" id="Page_p292">[Pg p292]</a></span> -Erhaltung der alten Schriftwerke und die Ausbreitung der Bildung -gerichtet, so daß die Benediktiner mit Recht den Wahlspruch »<span lang="la" xml:lang="la">Ex -scholis omnis nostra salus</span>« führten.</p> - -<p>Auch im politischen Leben Italiens machte die Brandung, -welche dort Jahrhunderte gewütet, endlich einer ruhigen Entwicklung -Platz. Während der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts -herrschten hier die Ostgoten. Unter ihrem großen König <span class="gesperrt">Theoderich</span> -(475–526), der eine Verschmelzung des germanischen mit -dem römischen Element herbeizuführen suchte, erlebte das Land -sogar einen kurzen Aufschwung. Der wissenschaftliche Sinn wurde -von neuem lebendig, die Schulen blühten und die Gelehrten -wurden wieder geachtet<a name="FNanchor_657" id="FNanchor_657" href="#Footnote_657" class="fnanchor">657</a>. In diesem Zeitraum verdienen besonders -<span class="gesperrt">Cassiodor</span> und <span class="gesperrt">Boëthius</span> Erwähnung.</p> - -<p><span class="gesperrt">Cassiodor</span> wurde in Süditalien geboren und war um 500 -<span class="gesperrt">Theoderichs</span> Geheimschreiber und Ratgeber. Nach der Besiegung -der Ostgoten durch die Byzantiner zog er sich in die klösterliche -Einsamkeit zurück. Durch ihn und <span class="gesperrt">Benedikt</span> von Nursia, der -im Jahre 529 das Kloster zu Monte Cassino bei Neapel gestiftet -hatte, wurde an Stelle der früheren Beschaulichkeit der Mönche -rege Tätigkeit als oberster Grundsatz hingestellt. Unermüdlich -wurden in schöner Schrift die im Besitze der Klöster befindlichen -Werke auf Pergament übertragen und so neben manchem Wertlosen -doch auch das Wertvolle der Nachwelt erhalten. <span class="gesperrt">Cassiodor</span> -selbst empfiehlt das Abschreiben von Büchern den Mönchen -als die verdienstlichste Arbeit. Seine letzte Schrift verfaßte er -im 93. Lebensjahre. Er hinterließ 12 Bücher Briefe<a name="FNanchor_658" id="FNanchor_658" href="#Footnote_658" class="fnanchor">658</a> und eine -Enzyklopädie<a name="FNanchor_659" id="FNanchor_659" href="#Footnote_659" class="fnanchor">659</a> der sogenannten sieben freien Künste (Grammatik, -Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Musik, Geometrie und Astronomie). -Indessen handelt es sich für ihn nicht um eine ausführliche Darstellung -dieser Wissenszweige, sondern mehr um eine Aufzählung -derjenigen griechischen und lateinischen Schriftsteller, deren Studium -dem Anfänger zu empfehlen sei.</p> - -<p>Das Urbild derartiger, im Mittelalter so häufigen Sammelwerke -über die freien Künste rührt von <span class="gesperrt">Marcus Terentius Varro</span> -her, der im 1. Jahrhundert v. Chr. lebte und neun Wissenschaften -enzyklopädisch behandelte<a name="FNanchor_660" id="FNanchor_660" href="#Footnote_660" class="fnanchor">660</a>. Außer den genannten hatte<span class="pagenum"><a name="Page_p293" id="Page_p293">[Pg p293]</a></span> -er nämlich auch die Medizin und die Baukunst in Betracht -gezogen.</p> - -<p>Der in einer Geschichte der Wissenschaften Erwähnung verdienende -Genosse <span class="gesperrt">Cassiodors</span> war der aus altem römischen Geschlecht -entstammende <span class="gesperrt">Boëthius</span>. Nachdem er in seiner Vaterstadt -die höchsten Ämter bekleidet, fiel er in Ungnade und wurde -nach längerer Gefangenschaft enthauptet. Im Kerker entstand -seine berühmte Schrift »Über die Tröstungen der Philosophie«, -ein Werk, das in viele Sprachen übersetzt wurde<a name="FNanchor_661" id="FNanchor_661" href="#Footnote_661" class="fnanchor">661</a>. <span class="gesperrt">Boëthius</span> -machte das Studium der griechischen Schriftsteller wieder zugänglich, -indem er sie in das Lateinische übersetzte und erläuterte. -<span class="gesperrt">Cassiodor</span>, der Geschichtsschreiber der Ostgotenzeit, hat der Nachwelt -eine Stelle aus einem Briefe <span class="gesperrt">Theoderichs</span> an <span class="gesperrt">Boëthius</span> aufbewahrt, -welche den König wie den Empfänger in gleicher Weise -ehrt. »In deinen Übertragungen«, heißt es in diesem Schreiben, -»wird die Astronomie des <span class="gesperrt">Ptolemäos</span>, sowie die Geometrie des -<span class="gesperrt">Euklid</span> lateinisch gelesen. <span class="gesperrt">Platon</span>, der Erforscher göttlicher -Dinge, und <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, der Logiker, streiten in der Sprache -Roms. Auch <span class="gesperrt">Archimedes</span>, den Mechaniker, hast du lateinisch -wiedergegeben. Welche Wissenschaften und Künste auch das -fruchtbare Griechenland erzeugte, Rom empfing sie in vaterländischer -Sprache durch deine Vermittlung«<a name="FNanchor_662" id="FNanchor_662" href="#Footnote_662" class="fnanchor">662</a>.</p> - -<p>Lieblingsgebiete des <span class="gesperrt">Boëthius</span> waren die Musik und die -Akustik. Er stellte zahlreiche Versuche mit dem Monochord und -mit Pfeifen an und schrieb ein Werk über die Musik<a name="FNanchor_663" id="FNanchor_663" href="#Footnote_663" class="fnanchor">663</a>, in dem -manche klare Anschauung entwickelt ist. Wichtiger ist dieses -Buch dadurch, daß wir uns nach ihm eine gewisse Vorstellung -von der Tonkunst des Altertums und des früheren Mittelalters -machen können. Auch der Astronomie und der Physik brachten -die gebildeteren Goten, geschichtlichen Berichten zufolge, ein -großes Interesse entgegen.</p> - -<p>Leider sollte dieser hoffnungsvolle Ansatz, den der italische -Boden gezeitigt, noch in der Blüte geknickt werden. Ebenso -rasch, wie das Ostgotenreich emporgekommen war, wurde es durch -die furchtbaren Kriege, welche der oströmische Kaiser gegen die -Ostgoten führte, wieder hinweggefegt. Zehn Jahre später fiel das -verwüstete Italien in die Hände der Langobarden. Einen ähn<span class="pagenum"><a name="Page_p294" id="Page_p294">[Pg p294]</a></span>lichen -Aufschwung, wie zur Zeit der Ostgoten, hat es unter der, -Jahrhunderte dauernden Herrschaft dieses Volkes nicht wieder -erlebt. Doch fand in dieser verhältnismäßig ruhigen Zeit eine -allmähliche Verschmelzung des germanischen Elementes mit dem -römischen statt, wodurch die Vorbedingung für eine höhere Kultur -geschaffen wurde.</p> - -<p>Neben <span class="gesperrt">Cassiodor</span> und <span class="gesperrt">Boëthius</span> verdient für dieses Zeitalter -der Bischof <span class="gesperrt">Isidor</span> von Sevilla erwähnt zu werden. Er -wurde im Jahre 570 in Cartagena geboren und starb 636. In -einem, aus 20 Büchern bestehenden Werk, das den Titel »Origines« -(die Ursprünge) führt, gab er, wie es <span class="gesperrt">Cassiodor</span> und -<span class="gesperrt">Martianus Capella</span> getan, eine Art Enzyklopädie der Wissenschaften -heraus. Die »Origines« berücksichtigen nicht nur die -freien Künste, das Trivium (Grammatik, Rhetorik und Dialektik) -und das Quadrivium (Arithmetik, Musik, Geometrie und Astronomie), -sondern auch die Medizin, die Naturgeschichte, die Geographie -usw. Das Werk verdrängte die Enzyklopädien des <span class="gesperrt">Cassiodor</span> -und des <span class="gesperrt">Martianus Capella</span> und war neben <span class="gesperrt">Plinius</span> und -<span class="gesperrt">Aristoteles</span> bis gegen das Ende des Mittelalters für alle späteren -Sammelwerke die wichtigste Fundgrube. Es führt auch wohl den -Titel »Die Etymologien« (<span lang="la" xml:lang="la">Libri originum seu etymologiarum</span>). Dementsprechend -finden wir für alle Gegenstände die Etymologien des -Namens an die Spitze gestellt, ja oft allein gegeben. In den -meisten Fällen waren die Wortableitungen jedoch sehr willkürlich -und wertlos.</p> - -<p>Männer, wie die Genannten, haben das Vorhandene nicht vermehrt, -sondern, wie <span class="gesperrt">Plinius</span>, als literarische Sammler gewirkt. -Als solche sind sie aber für die Erhaltung des Wissens und des -wissenschaftlichen Interesses für das ganze Mittelalter von Bedeutung -gewesen. Fast allen lag daran, die Beschäftigung mit -den Wissenschaften in weitere Kreise zu tragen, indem sie für die -Verbreitung und Verbesserung des Schulwesens wirkten. Das ist -nicht nur <span class="gesperrt">Cassiodor</span> und <span class="gesperrt">Rhabanus Maurus</span>, sondern auch -<span class="gesperrt">Isidor</span> von Sevilla nachzurühmen.</p> - -<p>Wie die Klöster zu Mittelpunkten literarischer Beschäftigung -wurden, so fand in ihnen auch, zumal in den sich erst der Kultur -erschließenden germanischen Ländern, die Heilkunde eine Stätte. -Die Mönche bereiteten Arzneien nicht nur für ihren eigenen Gebrauch, -sondern auch für die Bewohner der Umgegend. Die -heilbringenden Kräuter wurden in besonderen Gärten im Schutze -der Klostermauern gezogen. Genauere Angaben besitzt man über<span class="pagenum"><a name="Page_p295" id="Page_p295">[Pg p295]</a></span> -den Kräutergarten des Klosters St. Gallen, aus dem schon im -9. Jahrhundert die benachbarten Dörfer mit Arzneien versorgt -wurden. Von den zahlreichen Kräutern, die man in St. Gallen -zu diesem Zwecke zog, seien beispielsweise Salbei, Raute, Minze -und Fenchel genannt. Ein selbständiges Apothekenwesen entwickelte -sich im germanischen Kulturbereich erst im späteren -Mittelalter<a name="FNanchor_664" id="FNanchor_664" href="#Footnote_664" class="fnanchor">664</a>. Im Altertum hatte der Arzt die Arzneien in der -Regel selbst bereitet.</p> - - - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p296" id="Page_p296">[Pg p296]</a></span></p> - - - - -<h2>8. Das arabische Zeitalter.</h2> - - -<p>Ein neuer Anlaß zur Beschäftigung mit der Wissenschaft des -Altertums sollte im Abendlande nicht mehr, wie zur Zeit <span class="gesperrt">Theoderichs</span>, -auf eigenem Boden ersprießen, sondern von einem orientalischen -Volke ausgehen, das bis dahin kaum eine Rolle gespielt -hatte. Diese Erscheinung ist eine der merkwürdigsten, die uns -in der Entwicklung der Wissenschaften begegnet, weshalb wir ihr -eine etwas eingehendere Betrachtung schenken müssen. Während -das Christentum die abendländischen Völker durchdrang, bemächtigte -sich der Islam des gesamten Orients. Die Ausbreitung der -neuen Lehre erfolgte durch Feuer und Schwert und ging Hand -in Hand mit der Errichtung eines Weltreiches durch die Araber. -Auch die letzteren traten, wie die ersten Bekenner des Christentums, -den vorhandenen Bildungselementen zunächst feindlich gegenüber. -Von fanatischem Eifer verblendet, soll der Kalif <span class="gesperrt">Omar</span> dem -arabischen Feldherrn, der Alexandrien eroberte, den Befehl zur -Vernichtung der noch vorhandenen Bücherschätze mit den Worten -gegeben haben: »Wenn diese Bücher das enthalten, was im Koran -steht, so sind sie unnütz, wenn sie etwas anderes enthalten, so -sind sie schädlich. Sie sind deshalb in beiden Fällen zu verbrennen.«</p> - -<p>Nach anderen Nachrichten<a name="FNanchor_665" id="FNanchor_665" href="#Footnote_665" class="fnanchor">665</a> soll dieses Wort bei der Eroberung -Persiens gefallen sein. Bei diesem Ausspruch und manchen -anderen, geschichtlichen Persönlichkeiten zugeschriebenen Worten -ist der Nachweis, daß es sich um eine verbürgte Äußerung han<span class="pagenum"><a name="Page_p297" id="Page_p297">[Pg p297]</a></span>delt, -in vielen Fällen nicht zu erbringen. Wenn sie trotzdem, wie -beispielsweise <span class="gesperrt">Galileis</span> Wort: »Und sie bewegt sich doch«, in der -Geschichte der Wissenschaften Erwähnung finden, so geschieht -dies, weil sie häufig Personen, Zeitverhältnisse oder geistige Strömungen -vortrefflich kennzeichnen.</p> - -<p>Wie groß der Verlust an Bücherschätzen infolge der von den -Arabern zu Beginn ihres Auftretens bewiesenen Zerstörungswut -gewesen ist, läßt sich nicht mehr ermessen. Diese Verluste begannen -übrigens in Alexandria schon weit früher, nämlich zur -Zeit der Belagerung durch <span class="gesperrt">Julius Caesar</span>. Unter <span class="gesperrt">Kleopatra</span> -wurden sie jedoch durch die Erwerbung der pergamenischen -Bibliothek ausgeglichen. Die Zerstörung des Serapeions fand -unter <span class="gesperrt">Theodosios</span> statt. Es wurde jedoch soviel gerettet, daß -eine neue Bibliothek gegründet werden konnte. Mit den etwa -noch vorhanden gewesenen Überresten an literarischen Schätzen -scheinen dann die Araber bei der Eroberung Alexandriens nicht -allzu glimpflich umgegangen zu sein, wenn auch die Nachrichten -über den von ihnen bewiesenen Vandalismus ohne Zweifel -stark übertrieben sind<a name="FNanchor_666" id="FNanchor_666" href="#Footnote_666" class="fnanchor">666</a>. Im allgemeinen waren die Bekenner des -Islams nämlich duldsamer als die Christen. Während letztere -die Unterworfenen zur Bekehrung zwangen und keine Religion -neben der christlichen anerkannten, war der Islam mehr darauf -bedacht, zu herrschen. Die Christen behielten unter dieser Herrschaft -ihre Glaubensfreiheit, ja selbst ihre Kirchen und Klöster. -Der Islam ließ den unterworfenen Völkern mehr ihre Eigenart. -Auch behielten die von ihm unterjochten Städte als Mittelpunkte -des geistigen Lebens und eines größeren Wohlstandes ihre Bedeutung, -während das Abendland durch die Germanen einer mehr -ländlichen, naturalwirtschaftlichen Lebensweise anheimfiel. Die -Kultur des Morgenlandes erlitt daher durch den Islam in ihrer -Entwicklung keine solch gewaltsame Unterbrechung, wie sie das -Abendland erfuhr. Die morgenländische Kultur des Mittelalters -verdient auch die Bezeichnung einer arabischen weniger ihrer Eigenart -wegen als dem Umstande, daß die Sprache der Araber die -herrschende wurde. Mit dieser Erkenntnis fällt auch die Paradoxie, -die darin liegen würde, wenn man einem bis dahin unbekannten -Nomadenvolke alle Schöpfungen, welche der Orient im -Mittelalter hervorbrachte, zuschreiben wollte.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p298" id="Page_p298">[Pg p298]</a></span></p> - -<p>Die Araber verstanden es vortrefflich, dasjenige, was die unterjochten -Völker an Kulturelementen besaßen, zu sammeln und zu -sichten. Nachdem sie in der kurzen Zeit vom Auftreten <span class="gesperrt">Mohammeds</span> -bis zum Beginn des 8. Jahrhunderts Syrien, Palästina, -Ägypten, Persien, Nordafrika und Spanien erobert hatten, nahmen -sie die Bildungselemente, die sie in diesen Ländern vorfanden, in -sich auf, um sie später den abendländischen Völkern zu übermitteln. -Den letzteren blieb es vorbehalten, auf diesen Grundlagen -erfolgreich weiter zu bauen, was die Araber nur in bescheidenem -Maße vermocht hatten. Es ist ein Verdienst der arabischen -Literatur, wichtige Teile der griechischen Wissenschaft erhalten -und sie durch das Dunkel des Mittelalters in die neuere Zeit hinüber -gerettet zu haben.</p> - -<p>Nach dem Untergange der alten Kultur wurden die Wissenschaften -in Syrien und Persien in griechisch-christlichen und -jüdischen Schulen gepflegt. Als die Araber diese Länder eroberten, -fanden sie dort ein reiches geistiges Leben vor<a name="FNanchor_667" id="FNanchor_667" href="#Footnote_667" class="fnanchor">667</a>. Wahrscheinlich -ist aber bei dem ersten Anprall die ältere Literatur jener Länder -zum Teil vernichtet worden, so daß man sich bei dem erwachenden -Interesse für wissenschaftliche Dinge veranlaßt sah, auf die -griechischen Originale zurückzugehen, woraus sich z. B. das später -zu erwähnende Verhalten des Kalifen <span class="gesperrt">Al Mamûn</span> erklärt<a name="FNanchor_668" id="FNanchor_668" href="#Footnote_668" class="fnanchor">668</a>. Mit -dem Übersetzen ging das Kommentieren Hand in Hand. So soll -<span class="gesperrt">Ibn Sina</span> (Avicenna, 980–1037) die Schriften des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> -in 20 Bänden kommentiert haben. Seine Arbeit ging verloren, -doch blieb sein Kommentar zu den aristotelischen Schriften über -die Tiere in lateinischer Übersetzung (von <span class="gesperrt">Michael Scotus</span>) erhalten.</p> - -<p>Trotz aller Verfolgungen, denen die griechische Wissenschaft -ausgesetzt gewesen, fanden sich also im Orient doch noch zahlreiche, -wertvolle Überreste. Vor allem war es die zur Zeit der -Eroberungskriege der Araber in Syrien und Persien verbreitete -christliche Sekte der Nestorianer, die sich um die Erhaltung -dieser Überreste ein großes Verdienst erworben hatte<a name="FNanchor_669" id="FNanchor_669" href="#Footnote_669" class="fnanchor">669</a>. Seit dem<span class="pagenum"><a name="Page_p299" id="Page_p299">[Pg p299]</a></span> -Zeitalter <span class="gesperrt">Alexanders</span> hatten sich viele Griechen in den bedeutenderen -Städten Syriens und Persiens niedergelassen und ihr Wissen -und ihre Sprache in Vorderasien verbreitet. Mit dem Griechentum -berührte sich dort alsbald das jüdische Element. Beide wurden -nach Beginn unserer Zeitrechnung durch die Ausbreitung des -christlichen Glaubens noch enger verbunden. Der den Griechen -eigene Drang, überall, wo sie in fremden Ländern sich niederließen, -als Lehrer ihrer neuen Landsleute aufzutreten, empfing -dadurch eine neue Anregung. Die Schulen wurden christlich, behielten -aber ihre Richtung auf die Pflege und Verbreitung der weltlichen -Wissenschaft, getreu dem Geiste des Griechentums, bei.</p> - -<p>Als Sitz einer Akademie sei Edessa erwähnt. Dort entstand -auch eine bedeutende Bibliothek. Vom 5. Jahrhundert etwa an -wurden die Werke des <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, sowie griechische Schriften -über Medizin, Mathematik, Astronomie usw. ins Syrische übertragen. -Die Syrer sind als die unmittelbaren Schüler der Griechen -zu betrachten. Eine nennenswerte Förderung der Wissenschaften -scheint durch die Syrer aber nicht stattgefunden zu haben. Ihr -Hauptverdienst besteht darin, daß sie die Kenntnisse und Anschauungen -der Alten den Arabern übermittelten. Die in Mesopotamien -entstandenen Nestorianerschulen blühten vom 5. bis ins -11. Jahrhundert. Und hier war es, wo die Elemente der antiken -Wissenschaft, darunter auch diejenigen der Alchemie, den Arabern -bekannt wurden, durch die sie dann nach Spanien und darauf zu -den übrigen Ländern Europas gelangten. Durch die Beschäftigung -mit chemischen Vorgängen sind die syrischen Gelehrten Mesopotamiens -vielleicht auf die Erfindung des sogenannten griechischen -Feuers gelangt, das seit dem Ende des 7. Jahrhunderts bei Belagerungen -und in Seeschlachten benutzt wurde<a name="FNanchor_670" id="FNanchor_670" href="#Footnote_670" class="fnanchor">670</a>.</p> - -<p>Das griechische Feuer wurde im Jahre 678 durch einen Syrer -in Konstantinopel eingeführt und bestand vermutlich aus einer -Mischung von leichtflüchtigen Erdölen, Asphalt und gebranntem -Kalk. Letzterer bewirkte, daß sich die Masse beim Zusammen<span class="pagenum"><a name="Page_p300" id="Page_p300">[Pg p300]</a></span>treffen -mit Wasser entzündete. Die Verwendung von Salpeter zu -Zündsätzen, Raketen usw. ist hingegen erst weit später anzusetzen<a name="FNanchor_671" id="FNanchor_671" href="#Footnote_671" class="fnanchor">671</a>.</p> - -<p>Von den syrischen Handschriften, die sich mit chemischen -Dingen beschäftigen, sind noch mehrere erhalten und durch <span class="gesperrt">Berthelot</span> -ihrem Inhalt nach bekannt geworden. Es gehört dahin -eine Aufzählung<a name="FNanchor_672" id="FNanchor_672" href="#Footnote_672" class="fnanchor">672</a> der Metalle, der sieben Erden, der zwölf als -Amulette dienenden Steine und einer Anzahl zum Färben des -Glases dienender Mineralien. Als Amulette, denen man Zauberkräfte -zuschrieb, galten z. B. der Amethyst (gegen Trunkenheit) -und der Bernstein (gegen die Gelbsucht). Eine zweite syrische -Handschrift<a name="FNanchor_673" id="FNanchor_673" href="#Footnote_673" class="fnanchor">673</a> kann als das älteste methodische Buch über Chemie -betrachtet werden. Seine Abschnitte sind überschrieben: Die Bearbeitung -des Kupfers, des Quecksilbers, des Bleies, des Eisens usw. -Die syrische Alchemie besteht in der Hauptsache aus der Übersetzung -griechischer Quellenschriften. In der erwähnten Aufzählung -finden sich dem Namen jedes Metalls der Name eines bestimmten -Planeten und einer bestimmten Gottheit beigefügt.</p> - -<p>Dogmatische Streitigkeiten riefen einen Gegensatz zwischen -den syrischen, an der Lehre des Bischofs <span class="gesperrt">Nestorios</span><a name="FNanchor_674" id="FNanchor_674" href="#Footnote_674" class="fnanchor">674</a> festhaltenden -Christen und der Hierarchie von Alexandrien und -Byzanz hervor. Die Bedrückung, welche die in Syrien an den -Schulen wirkenden Gelehrten infolgedessen erfuhren, veranlaßte -diese Männer, sich in den persischen Christengemeinden, und -zwar besonders in Mesopotamien, niederzulassen und dort im -5. Jahrhundert neue Pflanzstätten zu gründen<a name="FNanchor_675" id="FNanchor_675" href="#Footnote_675" class="fnanchor">675</a>. Dadurch wurden -die Nestorianer die Vermittler zwischen dem Osten und dem -Westen der alten Welt. Die in Indien entstandenen Wissenselemente -fanden nämlich in Persien Eingang und wurden später -den Arabern und durch sie Europa übermittelt.</p> - -<p>Als in Bagdad unter <span class="gesperrt">Almansur</span> das Kalifat allen Glanz des -Morgenlandes um sich verbreitete, wurden die Nestorianer, sowie<span class="pagenum"><a name="Page_p301" id="Page_p301">[Pg p301]</a></span> -andere griechische Gelehrte an den Hof gezogen und damit betraut, -die in ihrem Besitz befindlichen Wissensschätze ins Arabische -zu übertragen. Die mohammedanischen Machthaber scheint dabei -zuerst mehr eine Art von Sammeleifer als ein Verständnis für die -Bedeutung des Errungenen geleitet zu haben. So wird z. B. berichtet, -daß <span class="gesperrt">Harun al Raschid</span>, der zur Zeit <span class="gesperrt">Karls des Großen</span> -lebende Kalif aus dem Hause des Omejaden, sich von den griechischen -Kaisern alles ausgebeten habe, was ihr Land an philosophischen -Werken besaß. Die Stellung, welche die Araber diesen -Werken gegenüber einnahmen, war zunächst die blinde Achtung -gegenüber der Autorität. Wie der Koran in der Religion und im -Leben, so dienten die vorhandenen, insbesondere die griechischen -Vorbilder ihnen als unbedingte Richtschnur für das Studium der -Wissenschaften. Bei diesem Grundzug ihres Wesens war zwar -ein wesentlicher Fortschritt nicht zu erwarten, doch hatte die von -ihnen geübte Überschätzung das Gute im Gefolge, daß ihre Literatur -in erster Linie der Erhaltung der gewonnenen Geistesschätze -diente. Darauf und weniger auf dem Inhalt an eigenen Gedanken -beruht die weltgeschichtliche Bedeutung der arabischen Literatur<a name="FNanchor_676" id="FNanchor_676" href="#Footnote_676" class="fnanchor">676</a>.</p> - -<p>Die Begierde, Bücher zu sammeln, war in den Ländern, in -denen die arabische Kultur aufblühte, allgemein. So gab es in -Bagdad angeblich über hundert Buchhandlungen, und viele Privatleute -besaßen größere Bibliotheken. Es entstanden sogar gelehrte -Gesellschaften, wie sie uns im Abendlande erst mit dem Wiederaufleben -der Wissenschaften zu Beginn der neueren Zeit begegnen. -Auch der Mittelstand war in den Städten bemüht, sich die Elemente -der Bildung anzueignen, für deren Ausbreitung Schulen sorgten. -Während in Rom zur Kaiserzeit etwa 30 öffentliche Bibliotheken -vorhanden waren, bestanden in Bagdad deren weit mehr. Die -Lehrer, die an den mohammedanischen Schulen wirkten, wurden -vom Staate besoldet. Legten sie ihrem Vortrage auch meist Bücher -zugrunde, so gestaltete sich der Unterricht, der meist das theologische -und das juristische Gebiet betraf, doch zu einem belehrenden -Gespräch mit den Schülern. Er befand sich also auf einer -hohen Stufe. Als weiteres Ausbildungsmittel waren ausgedehnte -Studienreisen üblich. Solche Reisen gaben wieder den Anlaß zur -Entstehung vortrefflicher geographischer Werke. Mit offenem -Blicke schildern ihre Verfasser nicht nur die topographischen, -sondern auch die klimatologischen Verhältnisse der besuchten<span class="pagenum"><a name="Page_p302" id="Page_p302">[Pg p302]</a></span> -Länder, sowie ihre Erzeugnisse. Ja, wir besitzen arabische Berichte, -die uns sogar über den Zustand von Mainz, Fulda und -anderen deutschen Städten des frühen Mittelalters wertvolle Aufschlüsse -geben.</p> - -<p>Auch das Interesse für mechanische Dinge war bei den -Arabern nicht gering. So übersandte, wie <span class="gesperrt">Einhard</span> berichtet, -<span class="gesperrt">Harun al Raschid</span> <span class="gesperrt">Karl dem Großen</span> unter den zur Krönungsfeier -bestimmten Geschenken eine Wasseruhr, die ein Zeigerwerk -besaß und die Stunden dadurch ankündete, daß eine Metallkugel -in ein aus Erz gefertigtes Becken fiel<a name="FNanchor_677" id="FNanchor_677" href="#Footnote_677" class="fnanchor">677</a>.</p> - -<p>Tatsache ist, daß die Präzisionsmechanik bei den Arabern -einen hohen Grad der Ausbildung erreicht hatte und daß sie bei -der Herstellung von verschiedenen Arten der Wasseruhren »ein -fabelhaftes Talent an den Tag legten«<a name="FNanchor_678" id="FNanchor_678" href="#Footnote_678" class="fnanchor">678</a>.</p> - -<p>Nicht minder groß war die Vorliebe, welche der Sohn und -Nachfolger <span class="gesperrt">Haruns</span>, der Kalif <span class="gesperrt">Al Mamûn</span>, für die Wissenschaft -bekundete. Er errichtete in Bagdad eine Sternwarte und gründete -in zahlreichen Städten seines Reiches Schulen und Bibliotheken. -Hatte schon <span class="gesperrt">Harun</span> eigene Übersetzer angestellt, so gründete sein -Nachfolger zu diesem Zwecke ein förmliches Institut, zu dem eine -große Anzahl, der verschiedenen Sprachen kundiger, Gelehrten -vereinigt wurden. In Syrien, Armenien und Ägypten wurden durch -besondere Abgesandte Bücher aufgekauft. Vor allem übertrug -man sämtliche Werke des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> und des <span class="gesperrt">Galen</span>. Auch -<span class="gesperrt">Euklid</span>, <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> und <span class="gesperrt">Hippokrates</span> lernte man kennen. -Selbst aus dem Persischen und dem Indischen wurde eifrig übersetzt. -Nach einem erfolgreichen Kriege gegen den byzantinischen -Kaiser legte <span class="gesperrt">Al-Mamûn</span> letzterem die Bedingung auf, ihm von -sämtlichen, in den Bibliotheken des griechischen Reiches befindlichen -Werken je ein Exemplar zu überlassen, damit diese Werke -ins Arabische übertragen würden. Darunter befand sich auch das -oben erwähnte astronomische Hauptwerk des <span class="gesperrt">Ptolemäos</span>, das in -der Folge Almagest genannt wurde.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p303" id="Page_p303">[Pg p303]</a></span></p> - - -<h3>Mathematische Geographie und Astronomie bei den -Arabern.</h3> - -<p>Die Araber haben oft bewiesen, daß sie sich den Alten gegenüber -nicht bloß rezeptiv verhalten wollten. So wurde z. B. die -Messung eines Breitengrades zur Bestimmung des Erdumfanges -unter <span class="gesperrt">Al Mamûn</span> wieder vorgenommen und zwar, ohne daß man -sich an das von den Griechen geschaffene Verfahren klammerte<a name="FNanchor_679" id="FNanchor_679" href="#Footnote_679" class="fnanchor">679</a>. -Ein wesentlicher Fortschritt dem <span class="gesperrt">Eratosthenes</span> gegenüber lag -bei diesem Unternehmen nämlich darin, daß die zugrunde gelegte -Strecke nicht in Tagereisen ausgedrückt, sondern in der Richtung -des Meridians mit Hilfe der Meßschnur ausgemessen wurde. Man -fand die Länge des Grades gleich 56 -und bei einer zweiten Messung gleich -56<sup>2</sup>/<sub>3</sub> arabischen Meilen<a name="FNanchor_680" id="FNanchor_680" href="#Footnote_680" class="fnanchor">680</a> oder gleich -etwa 113040 m, woraus sich der Erdumfang -zu 40700 km berechnet.</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig50" id="fig50" href="images/abb50.jpg"><img width="252" height="300" src="images/abb50.jpg" alt="[Abb. 50]" /></a> -<div class="caption">Abb. 50. Albirunis Bestimmung -des Erdumfanges.</div> -</div> - -<p><span class="gesperrt">Albiruni</span> (um 1000) berichtet -über das eingeschlagene Verfahren mit -folgenden Worten<a name="FNanchor_681" id="FNanchor_681" href="#Footnote_681" class="fnanchor">681</a>: »Man wähle einen -Ort in einer ebenen Wüste und bestimme -dessen Breite. Dann ziehe -man die Mittagslinie und schreite längs -derselben nach dem Polarstern. Miß -den Weg in Ellen. Dann miß die -Breite des zweiten Ortes. Ziehe die -Breite des ersten davon ab und dividiere -die Differenz durch den Abstand der Orte in Parasangen. -Das Resultat, multipliziert mit 360, ergibt den Umfang der Erde -in Parasangen.«</p> - -<p>Von Interesse ist ein zweites Verfahren, das <span class="gesperrt">Albiruni</span> zur -Ermittlung des Erdumfanges anwandte. Es besteht darin, daß man -einen hohen Berg besteigt, der sich in der Nähe des Meeres befindet, -und von hier aus durch Beobachtung des Sonnenunterganges -den Winkel α, d. h. die Depression (<a href="#fig50">Abb. 50</a>) bestimmt. <span class="gesperrt">Albiruni</span> -zeigt dann weiter, wie man aus diesem Winkel und der<span class="pagenum"><a name="Page_p304" id="Page_p304">[Pg p304]</a></span> -Höhe des Berges den Radius der Erde durch trigonometrische -Rechnung ermittelt. Eine solche Bestimmung hat er wirklich -ausgeführt. Er hat in Indien einen Berg, der 652 Ellen über -das Meer emporragt, bestiegen und den Winkel gemessen, den die -nach dem Horizont gerichtete Sehlinie mit der Horizontalen auf -dem Gipfel bildet. Dieser Winkel wurde mit Hilfe des Astrolabs -gefunden und belief sich auf 34'. Aus diesem Werte und der -Höhe des Berges wurde der Radius und die Länge eines Grades -berechnet. Die Berechnung ergab für den Umfang der Erde etwa -5600 Meilen<a name="FNanchor_682" id="FNanchor_682" href="#Footnote_682" class="fnanchor">682</a>, das sind 41550 km.</p> - -<p>Auf Befehl des <span class="gesperrt">Al Mamûn</span>, der die erwähnte Gradmessung -in der Nähe des Roten Meeres anstellen ließ, wurde auch die -Schiefe der Ekliptik mit großer Genauigkeit ermittelt. Der gefundene -Wert belief sich auf 23° 35'. Heute beträgt er 23° 27'. -Die Änderung beläuft sich also in einem Jahrhundert auf etwa 48''.</p> - -<p>Die Astronomie fand bei den Arabern eine zusammenfassende -Bearbeitung durch den unter <span class="gesperrt">Al Mamûn</span> lebenden <span class="gesperrt">Alfragani</span> -oder <span class="gesperrt">Alfergani</span>. Dem Werk, das <span class="gesperrt">Melanchthon</span> 1537 unter dem -Titel <span lang="la" xml:lang="la">»Alfragani rudimenta astronomiae«</span> aus dem Nachlaß <span class="gesperrt">Regiomontans</span> -herausgab, lag zwar der Almagest zugrunde, es zeigt -aber, daß sein Verfasser ein fleißiger Astronom war, der die -Methoden seiner Vorgänger zu verbessern suchte. Auch beschrieb -<span class="gesperrt">Alfragani</span> die zu seiner Zeit gebrauchten astronomischen Instrumente. -Er stellte seine Beobachtungen auf der von <span class="gesperrt">Al Mamûn</span> -errichteten Sternwarte an und wurde dabei häufig von dem Kalifen -unterstützt.</p> - -<p><span class="gesperrt">Alfragani</span> wurde weit übertroffen durch den etwa ein Jahrhundert -später lebenden <span class="gesperrt">Al Battani</span> (Albategnius haben ihn seine -Übersetzer genannt). <span class="gesperrt">Al Battani</span> war prinzlichen Geblütes und -hat sich nicht nur um die Astronomie, sondern auch um die Einführung -der trigonometrischen Funktionen große Verdienste erworben. -Seine Beobachtungen, die er etwa von 880–910 anstellte, -wurden von den Arabern als die genauesten gepriesen. <span class="gesperrt">Albattani</span> -hat viele Angaben des <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> nachgeprüft und verbessert. -Das von ihm verfaßte Werk »Über die Bewegung der Sterne« erschien -in lateinischer Übersetzung und mit Zusätzen <span class="gesperrt">Regiomontans</span> -im Jahre 1537. Aus diesem Werke ist die Bezeichnung -Sinus, für das Verhältnis der halben Sehne zum Radius, in -die mathematische Literatur aller Völker übergegangen. Die mit<span class="pagenum"><a name="Page_p305" id="Page_p305">[Pg p305]</a></span> -der Anwendung der ganzen Sehnen verknüpfte rechnerische Unbequemlichkeit, -welche der Almagest aufwies, kam damit in Fortfall. -Die trigonometrischen Sätze nehmen ferner bei <span class="gesperrt">Albattani</span> mehr -den Charakter für die Rechnung bestimmter Formeln an. Aus -sin α/<sub>cos α</sub> = D wird sin α = D/<sub>√(1 + D<sup>2</sup>)</sub> berechnet und α dann in den -Sinustafeln aufgefunden. Auch der Bruch cos α/<sub>sin α</sub> wird einer Rechnung -zugrunde gelegt. Bedeutet nämlich α die Höhe der Sonne -über dem Horizont und ist h die Höhe eines Schattenmessers, -l die Länge des Schattens, -dann ist l/<sub>h</sub> = cos α/<sub>sin α</sub> = ctg α; -oder l = h cotg α.</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig51" id="fig51" href="images/abb51.jpg"><img width="300" height="111" src="images/abb51.jpg" alt="[Abb. 51]" /></a> -<div class="caption">Abb. 51. Trigonometrische Berechnungen.</div> -</div> - -<p><span class="gesperrt">Albattani</span> berechnete -danach die Länge von l bei -einer bestimmten Höhe von -h (= 12) für α = 1°, 2°, 3° -usw. Er erhielt auf diese Weise eine kleine Tabelle für die -Kotangenten der ganzen Winkel.</p> - -<p>Die Trigonometrie erscheint als eines der Gebiete, das die -Araber nicht nur wegen ihrer Beziehung zur Astronomie, sondern -auch seiner selbst wegen mit Vorliebe -angebaut haben. Auf die -Tangensfunktion mußte schon <span class="gesperrt">Albattani</span> -kommen, als er den Stab h -horizontal in der Wand AB befestigte -und das Verhältnis der -Schattenlänge l zu der Länge des -Stabes h zur Bestimmung des Winkels -α benutzte. Daß sich die Tangensfunktion -zur Berechnung von -Dreiecken vorzüglich eignet, wurde -bald nach <span class="gesperrt">Albattani</span> erkannt<a name="FNanchor_683" id="FNanchor_683" href="#Footnote_683" class="fnanchor">683</a>.</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig52" id="fig52" href="images/abb52.jpg"><img width="300" height="276" src="images/abb52.jpg" alt="[Abb. 52]" /></a> -<div class="caption">Abb. 52. Einführung der Tangensfunktion.</div> -</div> - -<p>Ihren Höhepunkt erreichte die Trigonometrie der Araber um -1250 in dem Werke »Über die Figur der Schneidenden«. Es wird -darin das rechtwinklige und, ausgehend vom Sinussatz, das schiefwinklige -Dreieck behandelt. Auch die Trigonometrie des schief<span class="pagenum"><a name="Page_p306" id="Page_p306">[Pg p306]</a></span>winkligen -sphärischen Dreiecks wird in dem genannten Werke -in den Grundzügen entwickelt. Der weitere Ausbau der Trigonometrie, -vor allem die Formulierung des so wichtigen Cosinussatzes, -erfolgte erst einige hundert Jahre später, als im Abendlande die -Wissenschaften wieder auflebten, durch <span class="gesperrt">Regiomontan</span>.</p> - -<p>Wir haben an früherer Stelle den hohen Grad von Kunstfertigkeit -erwähnt, den die alexandrinischen Mechaniker bei der -Herstellung astronomischer Meßinstrumente, insbesondere der Astrolabien, -bewiesen. In dieser Kunst war die praktische Astronomie -der Araber derjenigen der Griechen mindestens ebenbürtig, wenn -nicht gar überlegen<a name="FNanchor_684" id="FNanchor_684" href="#Footnote_684" class="fnanchor">684</a>. Neben den ringförmigen Astrolabien benutzten -die Araber als Meßwerkzeuge auch Quadranten und Halbkreise, -ferner parallaktische Lineale und Instrumente, welche die -trigonometrischen Funktionen, wie den Sinus und den Sinus versus, -anzeigten<a name="FNanchor_685" id="FNanchor_685" href="#Footnote_685" class="fnanchor">685</a>. Die Einführung dieser Funktionen in die Astronomie -ist an den Namen <span class="gesperrt">Al Battanis</span> (Albategnius) geknüpft, der in -den Jahren 882–910 seine Beobachtungen anstellte und Tabellen -entwarf<a name="FNanchor_686" id="FNanchor_686" href="#Footnote_686" class="fnanchor">686</a>. Auf Grund der astronomischen Beobachtungen der -arabischen Sternwarten in Damaskus und Bagdad wurde eine -Revision der ptolemäischen Tafeln vorgenommen<a name="FNanchor_687" id="FNanchor_687" href="#Footnote_687" class="fnanchor">687</a>.</p> - -<p>Die Blüte der arabischen Wissenschaft war keine kurze, wie -man hin und wieder behauptet hat, denn ein Jahrhundert später -begegnen wir wieder einem hervorragenden Astronomen <span class="gesperrt">Ibn Junis</span> -(gestorben 1008), der in Kairo auf Befehl des Kalifen <span class="gesperrt">Al Hâkim</span> -wertvolle astronomische Tafeln über die Bewegung der Sonne, -des Mondes und der Planeten anfertigte. Auch dort stand den -Astronomen eine mit großer Freigebigkeit eingerichtete Sternwarte -zu Gebote. Auf Grund der Sternverzeichnisse verstand man es, vortreffliche -Himmelsgloben aus Silber oder Kupfer anzufertigen, von -denen einige erhalten geblieben sind. Eine weitgehende Genauigkeit -der Winkelmessung suchte man dadurch zu erreichen, daß -man den mit der Gradeinteilung versehenen Instrumenten gewaltige -Dimensionen gab. So soll ein in Bagdad aufgestellter -Sextant, mit dem man im Jahre 992 die Schiefe der Ekliptik<span class="pagenum"><a name="Page_p307" id="Page_p307">[Pg p307]</a></span> -maß, einen Radius von 58 Fuß gehabt und einzelne Sekunden angezeigt -haben. Auch das Verfahren, zum Messen der Kulmination -bestimmte Instrumente fest im Meridian aufzustellen, indem man -Mauerquadranten errichtete, treffen wir bei den Arabern. Sogar -ein Instrument mit einem Horizontalkreis, über dem zwei -Quadranten drehbar angebracht waren, findet man bei ihnen -in Gebrauch. Dieses Instrument, dem später <span class="gesperrt">Tychos</span> Azimutalquadrant -im wesentlichen entsprach, ermöglichte es, von zwei Gestirnen -gleichzeitig Azimut und Höhe zu bestimmen. Jene »drehenden -Quadranten« der Araber und <span class="gesperrt">Tychos</span> Instrument sind grundlegend -für die Konstruktion des heutigen Theodoliten gewesen.</p> - -<p>Die Astronomie, die immer mehr in Astrologie ausartete, die -Mathematik und die auf geometrischer Grundlage beruhende Optik, -ferner auch die Chemie in ihrem ersten, von mystischen Vorstellungen -durchwebten Gewande, waren die Gebiete, denen sich -die Araber mit Vorliebe zuwandten. Auf diesen haben sie, zumal -was die, wenn auch nicht ihrem Ursprunge, so doch ihrer ersten -Entwicklung nach vorwiegend arabische Wissenschaft der Chemie -betrifft, anerkennenswerte Leistungen aufzuweisen.</p> - -<p>Eine Anregung zur Beschäftigung mit der Mathematik empfingen -die Araber nicht nur durch die griechischen Schriften, die -von einem vorzugsweise für die Geometrie veranlagten Volke herrührten, -sondern in nicht geringerem Maße von den Indern, die -sich durch ihre rechnerische Begabung auszeichneten. Von den -letzteren erhielten sie, soweit die vorliegenden, noch mangelhaften -Angaben zu schließen gestatten, vermutlich auch das auf dem -Stellenwert beruhende Ziffernsystem, das wir noch heute als das -arabische bezeichnen, weil die Araber es den abendländischen -Völkern übermittelt haben. Auch die Algebra, soweit sie indischen -Ursprungs ist, erfuhr durch die Araber eine wesentliche -Fortbildung.</p> - -<p>Von den griechischen Mathematikern ist <span class="gesperrt">Euklid</span> für die Entwicklung -der Mathematik bei den Arabern von großem Einfluß -gewesen. Zur Weiterentwicklung der Arithmetik wurden sie besonders -durch die Übernahme des indischen Ziffernsystems angeregt. -Die indischen Zahlzeichen verbreiteten sich übrigens schon -sehr früh von Alexandrien aus nach Rom<a name="FNanchor_688" id="FNanchor_688" href="#Footnote_688" class="fnanchor">688</a>.</p> - -<p>Bevor wir auf die Weiterentwicklung der Mathematik durch -die Araber näher eingehen, sei noch erwähnt, daß gegen den Aus<span class="pagenum"><a name="Page_p308" id="Page_p308">[Pg p308]</a></span>gang -des Mittelalters das westliche Europa, wahrscheinlich gleichfalls -durch Vermittlung dieses Volkes, in den Besitz der in Ostasien -erfundenen Bussole und sehr wahrscheinlich auch des Schießpulvers -gelangt ist. Eine Nachricht über die Bussole begegnet uns -in einer chinesischen Schrift aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. Dort -wird der Magnet als ein Stein bezeichnet, mit dem man der Nadel -Richtung gebe<a name="FNanchor_689" id="FNanchor_689" href="#Footnote_689" class="fnanchor">689</a>. Ferner ist nachgewiesen, daß die Chinesen schon -im 12. Jahrhundert n. Chr. mit der Erscheinung der magnetischen -Deklination bekannt waren. Die betreffende Stelle der chinesischen -Literatur lautet<a name="FNanchor_690" id="FNanchor_690" href="#Footnote_690" class="fnanchor">690</a>: »Wenn man die Spitze einer Nadel mit dem -Magnetstein bestreicht, so zeigt sie nach Süden, jedoch nicht genau, -sondern etwas nach Osten. Die Abweichung beträgt etwa <sup>1</sup>/<sub>24</sub> des -Kreisumfanges (also etwa 15°).«</p> - -<p>Daß die Bussole durch den Schiffer <span class="gesperrt">Flavio Gioja</span> aus Amalfi -erfunden oder in Europa bekannt geworden sei, hat sich als eine -der vielen, in der Geschichte der Wissenschaften vorkommenden -Legenden erwiesen. Es unterliegt keinem Zweifel, daß man mit -dem Gebrauche der Magnetnadel in Europa lange vor dem im -14. Jahrhundert lebenden <span class="gesperrt">Gioja</span> bekannt war. So erwähnt ein -provenzalisches, im 12. Jahrhundert entstandenes Buch<a name="FNanchor_691" id="FNanchor_691" href="#Footnote_691" class="fnanchor">691</a>, daß der -Schiffer, wenn er weder Mond noch Sterne sehen könne, sich nach -der Magnetnadel richte. Auch in einer um 1180 entstandenen -Schrift<a name="FNanchor_692" id="FNanchor_692" href="#Footnote_692" class="fnanchor">692</a> heißt es, die Eisennadel erlange durch die Berührung mit<span class="pagenum"><a name="Page_p309" id="Page_p309">[Pg p309]</a></span> -dem Magneten die Fähigkeit, nach Norden zu zeigen, was für den -Schiffer wichtig sei. <span class="gesperrt">Gioja</span> gebührt vielleicht das Verdienst, daß -er die Nadel mit der Windrose verbunden und damit für den Gebrauch -geeigneter gemacht hat<a name="FNanchor_693" id="FNanchor_693" href="#Footnote_693" class="fnanchor">693</a>. Ob die Bussole in Europa selbständig -erfunden ist oder durch die Vermittlung der Araber von -Ostasien nach dort gelangte, ließ sich bisher nicht mit Sicherheit -nachweisen. Letztere Annahme ist aber bei dem regen Handelsverkehr, -den die Länder des Islams mit Indien und China unterhielten, -die wahrscheinlichere<a name="FNanchor_694" id="FNanchor_694" href="#Footnote_694" class="fnanchor">694</a>.</p> - -<p>Interessant ist auch, wie sich die Anbringung der Magnetnadel -allmählich immer praktischer gestaltete. Zuerst ließ man -die Nadel schwimmen. So heißt es an einer Stelle<a name="FNanchor_695" id="FNanchor_695" href="#Footnote_695" class="fnanchor">695</a> in dem 1232 -verfaßten »Buche des Schatzes der Kaufleute in Kenntnis der -Steine«: »Wenn die Nacht so dunkel ist, daß die Kapitäne keinen -Stern wahrnehmen können, um sich zu orientieren, so füllen sie -ein Gefäß mit Wasser und stellen dieses im Innern des Schiffes, -gegen den Wind geschützt, auf; dann nehmen sie eine Nadel und -stecken sie in einen Strohhalm, derart, daß beide ein Kreuz bilden. -Dieses werfen sie auf das in dem erwähnten Gefäß befindliche -Wasser und lassen es auf dessen Oberfläche schwimmen. Hierauf -nehmen sie einen Magneten, nähern ihn der Wasseroberfläche und -geben ihrer Hand eine Drehung. Dabei dreht sich die Nadel auf -der Wasseroberfläche; dann ziehen sie ihre Hände plötzlich und -rasch zurück, worauf die Nadel nach zwei Punkten, nämlich Nord -und Süd, zeigt.«</p> - -<p>Die nächste Verbesserung bestand darin, daß man den -Magneten auf einer Nadel schweben ließ. Die Verbindung des -Magneten mit der Windrose, die man auf solche Weise beweglich -machte, erfolgte wahrscheinlich im 14. Jahrhundert. Seine Vollendung -erhielt der Kompaß, als ihn <span class="gesperrt">Cardanus</span> (im 16. Jahrhundert) -mit der nach ihm benannten Aufhängung versah<a name="FNanchor_696" id="FNanchor_696" href="#Footnote_696" class="fnanchor">696</a>.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p310" id="Page_p310">[Pg p310]</a></span></p> - -<p>Wie mit der Bussole verhält es sich wahrscheinlich auch mit -dem Schießpulver, das in China weit früher als in Europa bekannt -war. Die älteste Nachricht, welche die europäische Literatur über -das Pulver aufweist, enthält wohl das Manuskript des <span class="gesperrt">Marcus -Graecus</span><a name="FNanchor_697" id="FNanchor_697" href="#Footnote_697" class="fnanchor">697</a>. Es gibt an, man solle Schwefel, Kolophonium oder -Kohle und Salpeter zusammenreiben und mit dieser Mischung lange -Röhren füllen. Zünde man die Mischung dann an, so flögen die -Röhren in die Luft oder sie würden mit donnerähnlichem Knall -zerplatzen.</p> - -<p>Nach <span class="gesperrt">M. Graecus</span> wurden 1 Teil Kolophonium, 1 Teil Schwefel, -6 Teile Salpeter gepulvert, mit Öl gebunden und dann in ein Rohr -gefüllt. Nach einer anderen dort mitgeteilten Vorschrift wurden -1 Teil Schwefel, 2 Teile Linden- oder Weidenkohle und 6 Teile -Salpeter gepulvert und zur Füllung einer Art Rakete benutzt, um -»fliegendes Feuer« herzustellen<a name="FNanchor_698" id="FNanchor_698" href="#Footnote_698" class="fnanchor">698</a>. Derartige Raketen wurden auch -gegen feindliche Schiffe geschleudert, um sie in Brand zu stecken<a name="FNanchor_699" id="FNanchor_699" href="#Footnote_699" class="fnanchor">699</a>.</p> - - -<h3>Die Rechenkunst der Araber.</h3> - -<p>Zur Beschäftigung mit der Mathematik gelangten die Araber -dadurch, daß ihnen die Schriften der Griechen und der Inder -bekannt wurden. <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> und <span class="gesperrt">Euklid</span>, <span class="gesperrt">Apollonios</span>, <span class="gesperrt">Heron</span> -und <span class="gesperrt">Diophant</span> wurden in zahlreichen arabischen Übersetzungen -verbreitet<a name="FNanchor_700" id="FNanchor_700" href="#Footnote_700" class="fnanchor">700</a>. Welche Rolle hierbei christlich-griechische Schulen -spielten, die unter dem Einfluß der Sekte der Nestorianer in Syrien -entstanden waren, haben wir schon erwähnt. Im 8. Jahrhundert -gelangte ein Auszug aus dem Werke des Inders <span class="gesperrt">Brahmagupta</span> -nach Bagdad. Dieser Auszug wurde um 820 durch <span class="gesperrt">Mohammed -ibn Musa Alchwarizmi</span> einer Umarbeitung unterzogen.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p311" id="Page_p311">[Pg p311]</a></span></p> - -<p><span class="gesperrt">Ibn Musa</span> (<span class="gesperrt">ben Musa</span>), der bekannteste arabische Mathematiker, -lebte unter <span class="gesperrt">Al Mamûn</span>. Er war nicht nur an der Herausgabe -indischer Werke, sondern auch an einer Neubearbeitung -der ptolemäischen Tafeln, sowie an der erwähnten arabischen -Gradmessung beteiligt<a name="FNanchor_701" id="FNanchor_701" href="#Footnote_701" class="fnanchor">701</a>. Ferner schrieb <span class="gesperrt">Ibn Musa</span> über die -Rechenkunst und die Algebra. Ein Übersetzer des Buches über -die Rechenkunst hat aus <span class="gesperrt">Alchwarizmi</span> den Namen <span class="gesperrt">Algorithmus</span> -gemacht, der noch jetzt für jedes zur Regel gewordene Rechnungsverfahren -benutzt wird.</p> - -<p>Den Ziffern wird von <span class="gesperrt">Ibn Musa</span> nach indischem Vorbild ein -Stellenwert beigelegt. Übersteigt beim Addieren die Summe der -Ziffern 9, so sollen die Zehner der folgenden Stelle zugerechnet -und an der ursprünglichen Stelle nur das geschrieben werden, was -unter 10 übrig ist. »Bleibt nichts übrig«, fährt <span class="gesperrt">Ibn Musa</span> fort, -»so setze den Kreis (die Null), damit die Stelle nicht leer sei. -Der Kreis muß sie einnehmen, damit nicht durch das Leersein -die Zahl der Stellen vermindert und die zweite für die erste gehalten -wird«<a name="FNanchor_702" id="FNanchor_702" href="#Footnote_702" class="fnanchor">702</a>.</p> - -<p><span class="gesperrt">Ibn Musas</span> Werk über die »Algebra« ist das erste, das -diese Bezeichnung trägt. Das Wort Algebra bedeutet soviel wie -Ergänzung und bezieht sich auf die Auflösung der Gleichungen. -Das Verfahren der Ergänzung (Algebr) besteht darin, daß man, -um die negativen Glieder aus einer Gleichung zu entfernen, auf -beiden Seiten die gleichen, positiven Werte hinzufügt.</p> - -<p>Das Buch war weniger für den wissenschaftlichen als für den -praktischen Gebrauch bestimmt. Dies geht auch aus folgenden -Worten hervor, mit denen <span class="gesperrt">Ibn Musa</span> sein Buch einleitet: »Die -Liebe zu den Wissenschaften, durch die Gott den <span class="gesperrt">Al Mamûn</span>, -den Beherrscher der Gläubigen, ausgezeichnet hat, und seine -Freundlichkeit gegen die Gelehrten haben mich ermuntert, ein -kurzes Werk über Rechnungen durch Ergänzung und Reduktion -zu schreiben. Hierbei beschränke ich mich auf das Leichteste -und das, was die Menschen am meisten bei Teilungen, Erbschaften, -Handelsgeschäften, Ausmessung von Ländereien usw. gebrauchen.«</p> - -<p><span class="gesperrt">Ibn Musa</span> unterscheidet sechs Arten von Gleichungen, die -in heutiger Schreibweise folgendermaßen lauten würden:</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p312" id="Page_p312">[Pg p312]</a></span></p> - -<p class="m2"> -bx = c<br /> -ax<sup>2</sup> = c<br /> -x<sup>2</sup> + bx = c<br /> -x<sup>2</sup> = bx + c<br /> -x<sup>2</sup> + c = bx<br /> -ax<sup>2</sup> = bx -</p> - -<p>Für die Gleichung x<sup>2</sup> + c = bx gibt er die Lösung:</p> - -<p class="m2"> -x = <sup>b</sup>/<sub>2</sub> ± √((<sup>b</sup>/<sub>2</sub>)<sup>2</sup> - c). -</p> - -<p>Er erwähnt, daß die Aufgabe für den Fall, daß c > (<sup>b</sup>/<sub>2</sub>)<sup>2</sup> unmöglich -sei. Auch die Regel de tri, und zwar nach indischen -Mustern, ist in dem Werke behandelt, das nicht nur für die -arabische, sondern auch für die Entwicklung der abendländischen -Mathematik von großer Wichtigkeit gewesen ist.</p> - - -<h3>Die Ausbreitung der arabischen Wissenschaft.</h3> - -<p>Nach der Eroberung Spaniens errichteten die Araber das -Kalifat zu Cordova, das für den westlichen Teil ihres Reiches eine -ähnliche Bedeutung erhielt, wie sie Bagdad für den Osten besaß. -Handel und Gewerbe gelangten zu hoher Blüte. Prächtige Bauten -entstanden. Neue Pflanzen, vor allem die Dattelpalme, wurden -verbreitet. In Spanien war es, wo die Berührung der abendländischen -Christenheit mit der Wissenschaft des Islams vorzugsweise -stattfand. Von hier erfolgte die Wiederbelebung der gelehrten -Studien in den christlichen Ländern, die im 9. und 10. Jahrhundert -die griechischen Schriftsteller in arabischer Übersetzung und kommentiert -von arabischen Gelehrten, wie <span class="gesperrt">Avicenna</span> und <span class="gesperrt">Averroes</span>, -kennen lernten.</p> - -<p><span class="gesperrt">Avicenna</span> (<span class="gesperrt">Ibn Sina</span> lautet sein arabischer Name) lebte von -980–1037 in Persien. Als Philosoph schließt er sich an <span class="gesperrt">Alfarabi</span> -an, welcher die platonische und die aristotelische Philosophie -zu übermitteln gesucht und der Astrologie diejenige Form -gegeben hat, die sie durch das ganze Mittelalter behielt<a name="FNanchor_703" id="FNanchor_703" href="#Footnote_703" class="fnanchor">703</a>. <span class="gesperrt">Avicenna</span> -befaßte sich besonders mit der Medizin. Was seine Zeit<span class="pagenum"><a name="Page_p313" id="Page_p313">[Pg p313]</a></span> -auf diesen Gebieten an Kenntnissen besaß, vereinigte er in einem -großen Werk, dem Kanon<a name="FNanchor_704" id="FNanchor_704" href="#Footnote_704" class="fnanchor">704</a>.</p> - -<p>Die Bedeutung des <span class="gesperrt">Averroes</span> (<span class="gesperrt">Ibn Roschd</span>, 1120–1198) -besteht vor allem darin, daß er die Werke des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> dem -arabischen und christlichen Mittelalter zugänglich machte. Seine -Verehrung für diesen Philosophen war so groß, daß er behauptete, -die Welt sei erst durch die Geburt des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> vollständig -geworden. Trotzdem kann man <span class="gesperrt">Averroes</span> eine gewisse Selbstständigkeit -bei seinem Philosophieren nicht absprechen<a name="FNanchor_705" id="FNanchor_705" href="#Footnote_705" class="fnanchor">705</a>. Seine -ganze Naturauffassung trägt einen, man könnte fast sagen, modernen -Grundzug. Gott und die Materie sind danach ewig. Eine -Schöpfung aus dem Nichts, die beliebte Vorstellung orientalisch-christlicher -Mystik, ist undenkbar. Das Geistige ist dasjenige, -was die Materie bewegt und ihre Form bestimmt. Auch die -menschliche Seele ist nichts anderes als die formbestimmende -Kraft unseres Seins. Daß die Kirche solche Lehren als ketzerisch -verwarf, läßt sich wohl denken. Es ist sogar wahrscheinlich, daß -man die Naturanschauung des <span class="gesperrt">Averroes</span>, weil sie mit den physikalischen -Lehren des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> verknüpft wurde, durch das -zeitweilige Verbot der physikalischen Schriften dieses Philosophen -zu bekämpfen suchte.</p> - -<p>Für die hohe Blüte der Wissenschaft unter der westarabischen -Herrschaft spricht auch, daß in Cordova um das Jahr 900 eine -hohe Schule mit einer Bibliothek von mehreren hunderttausend -Bänden entstand. Ähnliches wurde in anderen, unter der maurischen -Herrschaft durch Handel und Wohlstand emporblühenden -Plätzen, wie Granada, Toledo und Salamanca, geschaffen. Aus -allen Teilen des übrigen Westeuropas zogen Wißbegierige an diese -Stätten, denen man daheim nichts an die Seite zu stellen hatte. -Nachdem die Araber in Süditalien Fuß gefaßt hatten, wußte der -hochsinnige Staufenkaiser <span class="gesperrt">Friedrich II.</span> auch dort arabische Weisheit -wohl zu schätzen. Auf seine Anregung wurde der Almagest -nach einer arabischen Handschrift ins Lateinische übersetzt. Den -Naturwissenschaften wandte dieser Kaiser, gleichfalls auf arabischen -Quellen, jedoch auch auf eigenen Beobachtungen fußend, ein großes -Interesse zu. So entstand sein Werk über die Jagd mit Vögeln, -in dem er an manchen Stellen den zoologischen Betrachtungen<span class="pagenum"><a name="Page_p314" id="Page_p314">[Pg p314]</a></span> -eine anatomische Begründung zu geben wußte<a name="FNanchor_706" id="FNanchor_706" href="#Footnote_706" class="fnanchor">706</a>. Das Buch enthält -eine gute Beschreibung des Vogelskeletts, sowie eine Anatomie -der Eingeweide. Es handelt von den mechanischen Bedingungen -des Fliegens, den Wanderungen der Vögel usw. Die Anleitung -zur anatomischen Untersuchung des Vogels verdankte der Kaiser -wohl den Gelehrten der medizinischen Schule zu Salerno.</p> - -<p><span class="gesperrt">Friedrich II.</span> soll auch als erster Herrscher die Zerlegung -menschlicher Leichen gestattet haben, weil er von der Überzeugung -durchdrungen war, daß nur dadurch eine Förderung der Heilkunde -zu erwarten sei.</p> - - -<h3>Optik und Mechanik bei den Arabern.</h3> - -<p>Wie schon erwähnt, wurde neben der Mathematik und der -Astronomie besonders die auf geometrischer Grundlage beruhende -Optik von den Arabern gepflegt. Das auf diesem Gebiete teils -gesammelte, teils erworbene Wissen ist uns am vollständigsten in -dem Werke des im 11. Jahrhundert in Spanien lebenden Physikers -<span class="gesperrt">Alhazen</span> (<span class="gesperrt">Ibn al Haitam</span>) übermittelt worden<a name="FNanchor_707" id="FNanchor_707" href="#Footnote_707" class="fnanchor">707</a>. Dieses Werk -stand in hohem Ansehen und verdient es, daß wir uns mit seinem -Inhalt etwas eingehender beschäftigen, um uns einen Begriff von -den damaligen Kenntnissen zu verschaffen. Zunächst handelt <span class="gesperrt">Alhazen</span> -von dem Organ des Sehens. Zwar hatten sich schon die -Alexandriner mit dem Bau des Auges befaßt. Die Beschreibung, -die uns <span class="gesperrt">Alhazen</span> liefert, ist jedoch die erste, die den Namen einer -anatomischen verdient. Die noch heute gebräuchlichen Bezeichnungen -für die Hauptteile des Auges, wie Humor vitreus (Glaskörper), -Cornea (Hornhaut), Retina (Netzhaut) usw. gehen auf <span class="gesperrt">Alhazens</span> -Optik zurück.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p315" id="Page_p315">[Pg p315]</a></span></p> - -<p>Das Verhältnis von Linse und Netzhaut in seiner Bedeutung -für das Zustandekommen des Bildes zu erkennen, blieb allerdings -späteren Untersuchungen vorbehalten. Wie aus der beistehenden, -der Ausgabe <span class="gesperrt">Risners</span> entnommenen Abbildung ersichtlich ist, -verlegte <span class="gesperrt">Alhazen</span> die Linse in die Mitte des Auges. Dorthin -sollten alle, die vordere Wölbung des Auges senkrecht treffenden -Strahlen gelangen. Nur diese Strahlen vermitteln nach seiner Annahme -das deutliche Sehen und werden von der Linse empfunden<a name="FNanchor_708" id="FNanchor_708" href="#Footnote_708" class="fnanchor">708</a>. -Die Gesamtheit dieser Strahlen bildet die Sehpyramide. Ihre -Spitze liegt also im Mittelpunkte des Auges, während ihre Grundfläche -die Oberfläche des gesehenen Gegenstandes ist.</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig53" id="fig53" href="images/abb53.jpg"><img width="300" height="177" src="images/abb53_t.jpg" alt="[Abb. 53]" /></a> -<div class="caption">Abb. 53. Alhazens Darstellung des Auges.</div> -</div> - -<p>Im 2. Buche werden die 22 Eigenschaften untersucht, welche -das Auge an den Körpern unterscheide, nämlich Licht, Farbe, -Entfernung, Gestalt, Größe, Zahl, Bewegung, Ruhe, Durchsichtigkeit -usw.</p> - -<p>Das Licht braucht nach <span class="gesperrt">Alhazens</span> Annahme zu seiner Fortpflanzung -Zeit. Auch den optischen Täuschungen widmet er eine -Betrachtung<a name="FNanchor_709" id="FNanchor_709" href="#Footnote_709" class="fnanchor">709</a>.</p> - -<p>In der Behandlung der Reflexion und der Brechung, denen -das Werk der Hauptsache nach gewidmet ist, zeigt sich ein Fort<span class="pagenum"><a name="Page_p316" id="Page_p316">[Pg p316]</a></span>schritt -den Griechen gegenüber<a name="FNanchor_710" id="FNanchor_710" href="#Footnote_710" class="fnanchor">710</a>. Nicht nur ebene, sondern -auch sphärische, zylindrische und konische Konkav- und Konvexspiegel -werden zur Erzeugung von Bildern herangezogen und Lage -und Größe der letzteren bestimmt. Für sämtliche untersuchten -Spiegel fand <span class="gesperrt">Alhazen</span> das Reflexionsgesetz bestätigt. Er kennt -die Lage des Brennpunktes, den <span class="gesperrt">Euklid</span> noch in den Krümmungsmittelpunkt -verlegt hatte. Auch mit der Tatsache, daß nicht alle -Strahlen in einem und demselben Punkte vereinigt werden, zeigt -sich <span class="gesperrt">Alhazen</span> vertraut. Seine Messungen an der Brennkugel -führten zu dem Ergebnis, daß bei jeder glatten, durchsichtigen -Kugel aus Glas oder einer ähnlichen Masse die Strahlen in einer -Entfernung von der Kugel vereinigt werden, die etwa ein Viertel -des Durchmessers beträgt. Selbst die Eigenschaft des Rotationsparaboloids, -die vom Brennpunkte ausgehenden Strahlen parallel -zu reflektieren, wird erörtert. In <span class="gesperrt">Alhazens</span> Optik<a name="FNanchor_711" id="FNanchor_711" href="#Footnote_711" class="fnanchor">711</a> wird ferner auf -die Erscheinung hingewiesen, daß ein aus durchsichtigem Material -verfertigtes Kugelsegment die Gegenstände größer erscheinen läßt.</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig54" id="fig54" href="images/abb54.jpg"><img width="300" height="297" src="images/abb54.jpg" alt="[Abb. 54]" /></a> -<div class="caption">Abb. 54. Alhazen untersucht die -Brechung.</div> -</div> - -<p>Hatte <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> gefunden, daß jedem Einfallswinkel ein -bestimmter Brechungswinkel entspricht, so fügte <span class="gesperrt">Alhazen</span> die Erkenntnis -hinzu, daß der einfallende und der gebrochene Strahl mit -dem Einfallslot in einer Ebene liegen. Die ältere Annahme, daß -das Verhältnis zwischen dem Einfalls- -und dem Brechungswinkel ein konstantes -sei, erkennt <span class="gesperrt">Alhazen</span> nur -für kleine Werte als richtig an. -Bei seinen Untersuchungen über die -Brechung des Lichtes bediente er -sich eines Apparates, der dem von -<span class="gesperrt">Ptolemäos</span> (siehe S. <a href="#Page_p265">265</a>) benutzten -entspricht. Er nahm eine kreisförmige -Scheibe aus Kupfer, die einen -Rand mit Gradeinteilung besaß (siehe -<a href="#fig54">Abb. 54</a>). In dem Rande befand sich -eine Öffnung c. Eine zweite Öffnung -(d) war in einer nahe der Mitte der Scheibe gelegenen Platte angebracht. -Dieser Apparat wurde bis zum Mittelpunkt in die Flüssigkeit -getaucht. Fiel dann ein Lichtstrahl durch die beiden Öffnungen -c und d, so traf er die Flüssigkeit im Mittelpunkt der<span class="pagenum"><a name="Page_p317" id="Page_p317">[Pg p317]</a></span> -Scheibe, auf deren Rand der Einfallswinkel und der Brechungswinkel -abgelesen werden konnten.</p> - -<p>Aus der Spiegelung und der Brechung erklärt <span class="gesperrt">Alhazen</span> -einige wichtige astronomische Erscheinungen. So wird die Dämmerung -auf die Reflexion des Lichtes zurückgeführt. Die Tatsache, -daß die Dämmerung nur so lange dauert, bis die Sonne -sich 19° unter dem Horizont befindet, gibt <span class="gesperrt">Alhazen</span> ein Mittel -an die Hand, die Höhe unserer Atmosphäre zu bestimmen<a name="FNanchor_712" id="FNanchor_712" href="#Footnote_712" class="fnanchor">712</a>. Es -sei M, so führt er aus, -die äußerste Luftschicht, -welche den Strahl SM -noch zu reflektieren vermag, -und A der Ort des -Beobachters. Der Winkel -<span class="gesperrt">HMS</span>, den der Sonnenstrahl -<span class="gesperrt">SM</span> mit dem Horizont -bildet, beträgt dann -19°. Nach dem Reflexionsgesetz -ist nun <span class="gesperrt">∡BMC</span> -= <span class="gesperrt">∡AMC</span>. Da ferner -die Summe der drei -Winkel bei M = 180° ist, so ergibt sich für den Winkel <span class="gesperrt">AMC</span> -der Wert (180° - 19°)/<sub>2</sub> = 80° 30'. Da die Seite <span class="gesperrt">AC</span> = r bekannt -ist, so ist das rechtwinklige Dreieck ACM bestimmt. Die gesuchte -Höhe ergibt sich, wenn man aus den gegebenen Stücken die Hypotenuse -<span class="gesperrt">MC</span> berechnet (<span class="gesperrt">MC</span> = r : sin 80° 30') und davon r abzieht. -<span class="gesperrt">MD</span> = h ist also = (r : sin 80° 30') - r. Diese Größe beträgt nach -der Berechnung <span class="gesperrt">Alhazens</span> 52000 Schritt (5–6 Meilen), während -wir dafür 10 Meilen annehmen<a name="FNanchor_713" id="FNanchor_713" href="#Footnote_713" class="fnanchor">713</a>.</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig55" id="fig55" href="images/abb55.jpg"><img width="300" height="190" src="images/abb55.jpg" alt="[Abb. 55]" /></a> -<div class="caption">Abb. 55. Alhazen bestimmt die Höhe der -Atmosphäre.</div> -</div> - -<p>Gegen diese Berechnung läßt sich ein Einwand erheben, den -<span class="gesperrt">Alhazen</span> selbst schon hätte machen können. Er wußte nämlich, -daß ein Lichtstrahl, der schräg in die Atmosphäre einfällt, keine -gerade Linie beschreibt, sondern, da er auf immer dichtere, das -Licht in wachsendem Maße brechende Schichten trifft, einen -krummen Weg nimmt. Diese, mit dem Namen der astronomischen -Refraktion bezeichnete Erscheinung war schon dem <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> -bekannt. Man führte sie im Altertum jedoch nicht auf die zu<span class="pagenum"><a name="Page_p318" id="Page_p318">[Pg p318]</a></span>nehmende -Dichte der Atmosphäre, sondern auf die in ihr enthaltenen -Dünste zurück. Das Funkeln der Sterne rührt nach <span class="gesperrt">Alhazen</span> -von raschen Änderungen in der Atmosphäre her, während -die Erscheinung, daß Mond und Sonne in der Nähe des Horizontes -abgeplattet erscheinen, aus der astronomischen Refraktion -erklärt wird.</p> - -<p>Außer der »Optik« gibt es auch eine kleinere Abhandlung -<span class="gesperrt">Alhazens</span>, in der er von der Durchsichtigkeit und über die -Natur des Lichtes handelt. Sie beginnt mit folgenden Worten<a name="FNanchor_714" id="FNanchor_714" href="#Footnote_714" class="fnanchor">714</a>: -»Die Behandlung des ‚Was‘ des Lichtes gehört zu den Naturwissenschaften. -Aber die Behandlung des ‚Wie‘, der Strahlung -des Lichtes, bedarf der mathematischen Wissenschaften wegen der -Linien, auf denen sich das Licht ausbreitet. Ebenso verhält es -sich mit den durchsichtigen Körpern, in die das Licht eindringt. -Die Behandlung des ‚Was‘ ihrer Durchsichtigkeit gehört -zu den Naturwissenschaften und die Behandlung des ‚Wie‘, der -Ausbreitung des Lichtes in ihnen, zu den mathematischen Wissenschaften.« -Von Interesse sind auch die in dieser Schrift entwickelten -Ansichten über den Grad der Durchsichtigkeit, für die -es nach <span class="gesperrt">Alhazen</span> keine Grenzen gibt.</p> - -<p>Durch <span class="gesperrt">Alhazen</span> wurde man besonders auf die vergrößernde -Kraft gläserner Kugelsegmente aufmerksam<a name="FNanchor_715" id="FNanchor_715" href="#Footnote_715" class="fnanchor">715</a>. Es ist sehr wohl -möglich, daß sein Hinweis auf die Herstellung von Brillen geführt -hat. Wenn sich <span class="gesperrt">Alhazen</span> auch auf die antiken Optiker stützt, -so ragt er über <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> als den letzten und bedeutendsten, -den wir erwähnt haben, doch hinaus. Während die frühere Geschichtsschreibung -<span class="gesperrt">Alhazen</span> nur gering einschätzte<a name="FNanchor_716" id="FNanchor_716" href="#Footnote_716" class="fnanchor">716</a>, ist sein Verdienst -und die Selbständigkeit, die er in vielen Teilen seiner -Schriften zeigt, durch die neuere Forschung gewürdigt worden<a name="FNanchor_717" id="FNanchor_717" href="#Footnote_717" class="fnanchor">717</a>.</p> - -<p>Neben der Optik wurde auch die Mechanik von den Arabern -gepflegt. So begegnen uns bei ihnen genauere Bestimmungen der -spezifischen Gewichte. Eine aus dem 12. Jahrhundert herrührende -Tabelle<a name="FNanchor_718" id="FNanchor_718" href="#Footnote_718" class="fnanchor">718</a> enthält folgende Werte:</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p319" id="Page_p319">[Pg p319]</a></span></p> - -<table summary="Spezifische Gewichte"> -<tr> - <td>Gold</td> - <td>19,05</td> - <td>(statt</td> - <td>19,26</td> - <td>nach</td> - <td>neuerer</td> - <td>Bestimmung</td> - <td>),</td> - </tr> -<tr> - <td>Quecksilber</td> - <td>13,56</td> - <td>( »</td> - <td>13,59</td> - <td class="tdc">»</td> - <td class="tdc">»</td> - <td class="tdc">»</td> - <td>),</td> - </tr> -<tr> - <td>Kupfer</td> - <td>8,66</td> - <td>( »</td> - <td>8,85</td> - <td class="tdc">»</td> - <td class="tdc">»</td> - <td class="tdc">»</td> - <td>),</td> - </tr> -<tr> - <td>Blei</td> - <td>11,32</td> - <td>( »</td> - <td>11,35</td> - <td class="tdc">»</td> - <td class="tdc">»</td> - <td class="tdc">»</td> - <td>),</td> - </tr> -<tr> - <td>Seewasser</td> - <td>1,041</td> - <td>( »</td> - <td>1,027</td> - <td class="tdc">»</td> - <td class="tdc">»</td> - <td class="tdc">»</td> - <td>),</td> - </tr> -<tr> - <td>Blut</td> - <td>1,033</td> - <td>( »</td> - <td>1,045</td> - <td class="tdc">»</td> - <td class="tdc">»</td> - <td class="tdc">»</td> - <td>).</td> - </tr> -</table> - -<p>Die Bestimmungen erfolgten vermittelst der Wage oder eines -Gefäßes, das die von einer gewogenen Menge des zu untersuchenden -Körpers verdrängte Menge Wassers zu finden gestattet. Für -Flüssigkeiten bediente man sich des Aräometers, das schon die -späteren Alexandriner zu diesem Zwecke benutzten<a name="FNanchor_719" id="FNanchor_719" href="#Footnote_719" class="fnanchor">719</a>.</p> - -<p>Die Wägungen waren schon recht genau. Bei einem Gesamtgewicht -von mehr als zwei Kilogramm wurden noch 0,06 g angezeigt<a name="FNanchor_720" id="FNanchor_720" href="#Footnote_720" class="fnanchor">720</a>.</p> - -<p>Diese Leistungen der Araber verdienen um so mehr Bewunderung, -wenn man bedenkt, daß zur selben Zeit das christliche Abendland -meist noch von scholastischen Zänkereien erfüllt war. So -befindet sich z. B. in dem Hauptwerk des <span class="gesperrt">Thomas von Aquino</span><a name="FNanchor_721" id="FNanchor_721" href="#Footnote_721" class="fnanchor">721</a> -unter mehreren hundert Kapiteln nur ein einziges, das von den -»natürlichen Wirkungen der Dinge« handelt, während sich eine -ganze Anzahl mit der Nahrung, der Verdauung und dem Schlaf -der Engel beschäftigen. Derselbe <span class="gesperrt">Thomas von Aquino</span>, den die -Scholastiker als ihren großen Meister verehrten, erklärte das -Streben nach Erkenntnis der Dinge für Sünde, soweit es nicht -auf die Erkenntnis Gottes abziele<a name="FNanchor_722" id="FNanchor_722" href="#Footnote_722" class="fnanchor">722</a>.</p> - - -<h3>Die Chemie im arabischen Zeitalter.</h3> - -<p>Große Verdienste haben sich die Araber auch um die Entwicklung -der Chemie erworben. Zwar wurde man schon lange -vor ihnen durch hüttenmännisches und gewerbliches Schaffen mit -einer Reihe stofflicher Veränderungen vertraut. Auch empfingen -zweifelsohne die Araber die erste Anregung zu ihrer Beschäftigung -mit der Chemie in Syrien, Mesopotamien und Ägypten, wo man<span class="pagenum"><a name="Page_p320" id="Page_p320">[Pg p320]</a></span> -zahlreiche Erfahrungen gesammelt hatte. Bei den späteren Alexandrinern -und den Arabern finden wir indes die Beschäftigung -mit den stofflichen Veränderungen losgelöst von den alltäglichen -Nützlichkeitszwecken und in den Dienst eines Strebens gestellt, -das einen Ansporn verlieh, wie es kein rein wissenschaftliches -Interesse in höherem Grade vermocht hätte.</p> - -<p>Zahlreiche, aus dem Orient stammende, chemische Kenntnisse -gelangten durch die Araber nach Spanien. Von hier aus wurden -sie dem christlichen Abendlande übermittelt, wo sie einen besonders -günstigen Boden fanden. Seit dem 13. Jahrhundert stand -infolgedessen die alchimistische Kunst in Frankreich, in Deutschland -und in England in Blüte. Eine nicht geringe Zahl von -Kenntnissen, die sich auf das Verhalten und die Verarbeitung der -Metalle beziehen, war zweifelsohne im Abendlande selbst aus dem -Altertum ins Mittelalter hinüber gerettet worden. Man darf daher -die Rolle, welche die Araber gespielt haben, auch nicht zu hoch -einschätzen. So existiert noch heute ein Manuskript aus der Zeit -<span class="gesperrt">Karls des Großen</span><a name="FNanchor_723" id="FNanchor_723" href="#Footnote_723" class="fnanchor">723</a>, das den Titel »<span lang="la" xml:lang="la">Compositiones ad tingenda</span>« -führt und Vorschriften über das Färben von Mosaiken und Häuten, -über das Vergolden, das Löten usw. enthält. Unter den Manuskripten -des 10. Jahrhunderts ist man ferner mit einem größeren Werke -über Färberei (<span lang="la" xml:lang="la">Mappae clavicula</span>) bekannt geworden, das nach -<span class="gesperrt">Berthelot</span> keine Spur von arabischer Beeinflussung zeigt. Die -Vorschriften, welche diese abendländischen Schriften des Mittelalters -enthalten, sind vielmehr oft wörtlich den griechischen Alchemisten -entnommen. Die <span lang="la" xml:lang="la">Mappae clavicula</span> enthält nämlich Vorschriften, -die mit solchen der kürzlich bekannt gewordenen antiken -chemischen Urkunden (des Leydener und des Stockholmer Papyrus, -s. S. <a href="#Page_p279">279</a>) wörtlich übereinstimmen. Die frühere Meinung, daß man -es in der Alchemie ausschließlich mit einer Schöpfung der Araber -zu tun habe, hat sich somit als unhaltbar erwiesen. Trotzdem ist -das Verdienst der Araber auf dem Gebiete der Alchemie nicht -gering einzuschätzen. Sie haben diese Wissenschaft, wie sie ihnen -aus dem Altertum überkommen war, nicht nur erhalten und verbreitet, -sie haben sie auch fortgeführt und wesentlich bereichert.</p> - -<p>Bereits im 8. und 9. Jahrhundert erlangte die arabische Literatur -über Alchemie einen bedeutenden Umfang. Etwas später -haben die schon erwähnten arabischen Gelehrten (s. S. <a href="#Page_p312">312</a>) <span class="gesperrt">Alfarabi</span> -und <span class="gesperrt">Avicenna</span> neben vielem anderen auch über Alchemie<span class="pagenum"><a name="Page_p321" id="Page_p321">[Pg p321]</a></span> -geschrieben. <span class="gesperrt">Avicenna</span>, den spätere Alchemisten als einen ihrer -Gewährsmänner ausgaben, erklärte, Gold und Silber entständen -unter dem Einfluß des Mondes und der Sonne aus den Dünsten -der Erde mit allen ihren besonderen Eigenschaften, die kein Mensch -künstlich nachzuahmen vermöge. Auch den astrologischen Lehren -gegenüber hat sich <span class="gesperrt">Avicenna</span> skeptisch verhalten<a name="FNanchor_724" id="FNanchor_724" href="#Footnote_724" class="fnanchor">724</a>.</p> - -<p>Über die chemischen Einzelkenntnisse der Araber erfahren -wir manches aus dem um 975 von <span class="gesperrt">Abu Mansur</span> verfaßten »Buch -der pharmakologischen Grundsätze«<a name="FNanchor_725" id="FNanchor_725" href="#Footnote_725" class="fnanchor">725</a>. <span class="gesperrt">Abu Mansur</span> erwähnt z. B. -die Anwendung des Gipsverbandes bei Knochenbrüchen, ein Verfahren, -das die neuere Medizin erst im 19. Jahrhundert wieder -aufnahm. Trinkbares Wasser, heißt es an einer anderen Stelle -des Buches, läßt sich durch Destillation von Meerwasser in ähnlicher -Weise bereiten, wie man Rosenwasser destilliert.</p> - -<p>Hatte man die Schwefelverbindungen des Arsens (Realgar und -Auripigment) schon im Altertum unterschieden, so bringt uns das -Buch <span class="gesperrt">Abu Mansurs</span> eine der ersten Nachrichten über den weißen -Arsenik. Die Arsenikverbindungen werden als flüchtig und giftig, -aber als heilkräftig bezeichnet. Das Gleiche wird beim Quecksilber -hervorgehoben, das in Form von Salbe gegen Ungeziefer empfohlen -wird. Die mineralischen Säuren finden dagegen bei <span class="gesperrt">Abu Mansur</span> -noch keine Erwähnung. Es ist daher wohl anzunehmen, daß sie zu -seiner Zeit noch nicht dargestellt waren. Die Salpetersäure und das -Königswasser begegnen uns in der Literatur des Mittelalters zuerst -im 13. Jahrhundert<a name="FNanchor_726" id="FNanchor_726" href="#Footnote_726" class="fnanchor">726</a>. Diese chemischen Agentien können auch -nicht viel früher bekannt geworden sein, weil der Salpeter dem -Altertum unbekannt war und erst um 1200 durch die Araber als -»Salz von China« nach Europa gelangte. In China selbst ist dieses -Salz zu explosiven Mischungen wahrscheinlich nicht schon vor Beginn -unserer Zeitrechnung, sondern erst viel später angewendet -worden<a name="FNanchor_727" id="FNanchor_727" href="#Footnote_727" class="fnanchor">727</a>.</p> - -<p>Durch die Araber wurde auch der Anbau des Zuckerrohrs -von Indien nach den westlichen Kulturländern verbreitet. Das<span class="pagenum"><a name="Page_p322" id="Page_p322">[Pg p322]</a></span> -Zuckerrohr hatte man durch den Zug <span class="gesperrt">Alexanders des Großen</span> -kennen gelernt. Die Bereitung des festen Zuckers wurde erst -mehrere hundert Jahre n. Chr. erfunden<a name="FNanchor_728" id="FNanchor_728" href="#Footnote_728" class="fnanchor">728</a>. Seit etwa 750 n. Chr. -wurde das Zuckerrohr in Ägypten angebaut. Bald nach der Entdeckung -Amerikas wurde es nach St. Domingo verpflanzt. So -sehen wir, wie die Ausbreitung einer Pflanze, die uns eine der -wichtigsten organischen Verbindungen liefert, aufs engste mit dem -Gange der geschichtlichen Ereignisse verknüpft ist.</p> - -<p>Technisch und wissenschaftlich von großer Wichtigkeit, aber -auch von unheilvollen Folgen war die früher den arabischen Chemikern -und Ärzten zugeschriebene Entdeckung, daß sich durch -Destillation aus dem Wein der berauschende Stoff dieses Getränkes -absondern läßt. Später nannte man ihn <span class="gesperrt">Al-kohol</span> und nahm -ihn zum größten Unsegen für die Menschheit unter die Arzneimittel -auf<a name="FNanchor_729" id="FNanchor_729" href="#Footnote_729" class="fnanchor">729</a>. Insbesondere wurde der Alkohol als Vorbeugungsmittel -gegen die großen Seuchen (Pest, schwarzer Tod) betrachtet, -die im Mittelalter Europa heimsuchten.</p> - -<p>Als der bedeutendste arabische Schriftsteller des alchemistischen -Zeitalters hat lange Zeit <span class="gesperrt">Geber</span> gegolten, der während der -ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts gelebt haben soll. Er wurde als -der Verfasser einer Anzahl Schriften genannt, die in lateinischer -Übersetzung auf uns gekommen seien<a name="FNanchor_730" id="FNanchor_730" href="#Footnote_730" class="fnanchor">730</a>. Diese Schriften, insbesondere -das »<span lang="la" xml:lang="la">Summa perfectionis magisterii</span>« betitelte Hauptwerk, -sind in der Form, in der sie sich erhalten haben, im christlichen -Europa etwa seit dem 13. Jahrhundert bekannt. Nach den Untersuchungen<a name="FNanchor_731" id="FNanchor_731" href="#Footnote_731" class="fnanchor">731</a> -<span class="gesperrt">Berthelots</span> und <span class="gesperrt">Steinschneiders</span> sind <span class="gesperrt">Gebers</span> -Person und seine Bedeutung in geschichtlicher Hinsicht sehr in -Dunkel gehüllt. Diejenigen arabischen Originalschriften, als deren -Verfasser er allenfalls angesehen werden kann, enthalten nämlich -wenig von dem Inhalt der später unter seinem Namen gehenden -lateinischen Übersetzungen. Eine Probe aus einer dieser Schriften -hat <span class="gesperrt">Berthelot</span> mitgeteilt<a name="FNanchor_732" id="FNanchor_732" href="#Footnote_732" class="fnanchor">732</a>. Danach handelt es sich meist<span class="pagenum"><a name="Page_p323" id="Page_p323">[Pg p323]</a></span> -um marktschreierische Anpreisungen und unklare Darstellungen. -<span class="gesperrt">Geber</span> empfiehlt in seinen Schriften, seine Mitteilungen geheim -zu halten. Er beruft sich oft auf seinen religiösen Standpunkt -als Muselmann, um dem etwaigen Verdacht, daß er übertreibe -oder schwindele, zu begegnen. Die Metalle vergleicht <span class="gesperrt">Geber</span> mit -lebenden Wesen, wie es schon die alexandrinischen Alchemisten -taten. Auch begegnet uns bei ihm die Lehre, daß jedes Ding -neben seinen äußeren, erkennbaren noch geheime (okkulte) Eigenschaften -habe. So sagt er »Das Blei ist im Äußeren kalt und -trocken und im Innern warm und feucht, während das Gold -warm und feucht ist im Äußern, dagegen kalt und trocken im -Innern«. Dem entspricht die Anschauung, die uns bei <span class="gesperrt">Rhases</span> -begegnet, nach der das Kupfer in seinen verborgenen Eigenschaften -Silber sei. Wem es gelänge, die rote Farbe aus dem -Kupfer auszuscheiden, der führe es in das Silber, das es seiner -verborgenen Natur nach sei, zurück. Eine kurze Darstellung des -Inhalts der Pseudo-<span class="gesperrt">Geber</span>schen Schriften<a name="FNanchor_733" id="FNanchor_733" href="#Footnote_733" class="fnanchor">733</a> wird am besten über -das Ziel und den Umfang der chemischen Kenntnisse des späteren -Mittelalters belehren, wenn sich auch, in Anbetracht der großen -Unvollständigkeit, in der die Literatur des Mittelalters durchforscht -ist, nicht sicher feststellen läßt, wieviel die Verfasser jener -Schriften selbständig gefunden und was sie früheren Schriftstellern -entlehnt haben.</p> - -<p>Die wichtigste Tatsache, die uns in den Pseudo-<span class="gesperrt">Geber</span>schen -Werken begegnet, ist die, daß man mit der Salpetersäure, der -Schwefelsäure und dem Königswasser bekannt ist, während sich -das Altertum nur im Besitz der Essigsäure befand. Die erstgenannten -Säuren erhielt man durch Erhitzen von Salzen und Salzgemischen, -eine Darstellungsart, die für die Schwefelsäure bis zur -Erfindung des englischen Verfahrens die einzige blieb. Salpeter<span class="pagenum"><a name="Page_p324" id="Page_p324">[Pg p324]</a></span>säure -erhielt man durch Erhitzen eines Gemenges von Salpeter -und Vitriol. Ein Zusatz von Salmiak zur Salpetersäure lieferte -das Königswasser, dessen Eigenschaft, das Gold, den König der -Metalle, aufzulösen, den Alchemisten nicht entging. Die Herstellung -einer solchen Lösung hatte man lange angestrebt, weil -man sich von ihr die Heilung aller Krankheiten versprach.</p> - -<p>Auf Grund der Kenntnis der Mineralsäuren konnte sich nun -eine Chemie entwickeln, die auf nassem Wege verfuhr, während -man bis dahin vorzugsweise eine Chemie der Schmelzprozesse betrieben -hatte. So gelangte man durch Auflösen von Silber und -anderen Metallen in Salpetersäure zum Höllenstein und vielen -Salzen, welche den Alten, wie z. B. die Salze des Quecksilbers, -nicht bekannt waren. Es bedarf kaum der Erwähnung, daß die -erhaltenen Verbindungen zunächst sehr unrein waren. Doch kannte -man auch schon die wichtigsten Verrichtungen, die auf eine Reindarstellung -der gewonnenen Präparate abzielten. Es waren dies -außer der Destillation, die man schon bei den Alexandrinern erwähnt -findet, vor allem das Umkristallisieren, die Sublimation -und das Filtrieren. Auch Wasserbäder und Öfen zu chemischem -Gebrauch finden sich in den Pseudo-<span class="gesperrt">Geber</span>schen Werken beschrieben<a name="FNanchor_734" id="FNanchor_734" href="#Footnote_734" class="fnanchor">734</a>.</p> - -<p>Mit dem chemischen Verhalten der Metalle waren die Verfasser -jener Werke weit besser als das Altertum bekannt; sie -stellten z. B. aus den Metallen eine Reihe von Sauerstoffverbindungen -her. So finden wir bei ihnen die erste Nachricht über -die Gewinnung des Quecksilberoxyds<a name="FNanchor_735" id="FNanchor_735" href="#Footnote_735" class="fnanchor">735</a>, einer Substanz, die in der -späteren Entwicklung der Chemie die größte Rolle gespielt hat. -Nicht nur mit Sauerstoff, sondern auch mit Schwefel wußte man -die Metalle zu verbinden. Die entstandenen Sulfide fand man -schwerer als das zur Verwendung kommende Metall, während man -unrichtigerweise annahm, daß mit der Oxydation eine Verminderung -des Stoffes verbunden sei.</p> - -<p>Auch in der Kenntnis der Verbindungen der Leichtmetalle -war man in dieser Periode einen Schritt weiter gekommen. Pottasche -wurde durch Verbrennen von Weinstein, Soda nach dem -bis zur Einführung des Leblancprozesses üblichen Verfahren (Einäschern -von Seepflanzen) dargestellt. Durch einen Zusatz von Kalk<span class="pagenum"><a name="Page_p325" id="Page_p325">[Pg p325]</a></span> -machte man die Lösungen dieser beiden Salze ätzend und erhielt -so Kalilauge und Natronlauge<a name="FNanchor_736" id="FNanchor_736" href="#Footnote_736" class="fnanchor">736</a>. Letztere dienten zur Auflösung -von Schwefel, der aus der alkalischen Lösung durch Säuren in -feinster Verteilung als Schwefelmilch wieder ausgefällt wurde<a name="FNanchor_737" id="FNanchor_737" href="#Footnote_737" class="fnanchor">737</a>.</p> - -<p>Die chemischen Einzelkenntnisse suchte man auch unter den -Gesichtspunkt einer Theorie (sie ist durch <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span> in seiner -»Alchemie« als alexandrinisch nachgewiesen) zu bringen, die bei dem -damals noch herrschenden Mangel an Einsicht in den chemischen -Prozeß die Wahrheit allerdings noch gänzlich verfehlte. Die Metalle -hielt man für Gemenge von Quecksilber und Schwefel<a name="FNanchor_738" id="FNanchor_738" href="#Footnote_738" class="fnanchor">738</a>. Der -Schwefel (Sulphur) war in den Metallen, wie in den brennbaren -Substanzen überhaupt, der Träger der Brennbarkeit. Er sollte den -Metallen auch die Farbe verleihen. Mercurius (Quecksilber) dagegen -galt als derjenige Grundbestandteil, der die Schmelzbarkeit, den -Glanz und die Dehnbarkeit bedingte. Unter dem Sulphur und -dem Mercurius der Alchemisten muß man sich indessen nicht den -gemeinen Schwefel und das gewöhnliche Quecksilber vorstellen. -Diese Elemente bestanden nur vorwiegend aus Sulphur, beziehungsweise -Mercurius, waren aber nicht damit identisch. Der gemeine -Schwefel und der Sulphur der Alchemisten verhielten sich -vielmehr zueinander etwa wie die Steinkohle und das Element -Kohlenstoff. In den edlen Metallen sollte Mercurius überwiegen. -Durch Abänderung des Verhältnisses dieser vermeintlichen Bestandteile -konnten die Metalle ineinander übergeführt werden. So -nahm das Kupfer eine Stelle zwischen Gold und Silber ein. Es -mußte sich daher leicht in das eine oder in das andere umwandeln -lassen. Durch Erhitzen mit Galmei<a name="FNanchor_739" id="FNanchor_739" href="#Footnote_739" class="fnanchor">739</a> wurde es dem Golde, durch -Zusammenschmelzen mit Arsenik dem Silber angenähert. Die auf -solche Weise herbeigeführte Änderung der roten Farbe in Gelb -und Weiß hielt man für den Beginn des Überganges in ein anderes<span class="pagenum"><a name="Page_p326" id="Page_p326">[Pg p326]</a></span> -Metall<a name="FNanchor_740" id="FNanchor_740" href="#Footnote_740" class="fnanchor">740</a>. Zinn war reiner und enthielt mehr Mercurius als Blei. -Daß letzteres sich durch Zusatz von Quecksilber in Zinn umwandeln -lasse, galt als Tatsache. Bei allem weiteren Herumprobieren -verfolgte man das Ziel, zunächst einen Stoff herzustellen, -mit dem die Metallverwandlung völlig gelingen sollte. Diesen -hypothetischen Stoff nannte man den Stein der Weisen. Die -späteren Alchemisten des christlichen Abendlandes legten ihm die -wunderbarsten Wirkungen bei. Da sie, wie auch die späteren -arabischen Alchemisten im wesentlichen den gleichen, soeben entwickelten -Ansichten huldigten und da zunächst auch keine bedeutende -Vermehrung der Einzelkenntnisse stattfand, so kann von einem -nennenswerten Fortschritt der Chemie im weiteren Verlaufe dieser -Periode kaum die Rede sein. Vielmehr fand zwischen den beiden -Pseudowissenschaften, der Alchemie und der Astrologie, eine immer -größere Verschmelzung unter gleichzeitiger Durchtränkung mit -mystischen Elementen statt.</p> - -<p>Die Frage, woher das in den Pseudo-<span class="gesperrt">Geber</span>schen Schriften -enthaltene Wissen stammt, das uns in ihnen gegen das Ende des -13. Jahrhunderts »in völliger Vollendung und demnach als das -Ergebnis einer längeren Entwicklung« entgegentritt, gehört auch -heute noch zu den dunkelsten in der Geschichte der Chemie<a name="FNanchor_741" id="FNanchor_741" href="#Footnote_741" class="fnanchor">741</a>.</p> - - -<h3>Die Pflege der Naturbeschreibung und der Heilkunde.</h3> - -<p>Wir wenden uns jetzt den Verdiensten zu, die sich die Araber -um die Erhaltung der alten naturgeschichtlichen Schriften erworben -haben. Von einem wesentlichen Fortschritt auf dem Gebiete der -Zoologie und der Botanik kann im Zeitalter dieses Volkes nicht -die Rede sein, zumal die Araber vor anatomischen Untersuchungen -geradezu einen Abscheu hegten. Auf dem Gebiete der menschlichen -Anatomie beschränkten sie sich daher ganz auf <span class="gesperrt">Aristoteles</span><span class="pagenum"><a name="Page_p327" id="Page_p327">[Pg p327]</a></span> -und <span class="gesperrt">Galen</span>, während sie sich bei der Beschäftigung mit -der Tier- und Pflanzenwelt, wie das spätere Altertum, vorzugsweise -von dem Bestreben leiten ließen, den Schatz der Heilmittel kennen -zu lernen und zu vermehren.</p> - -<p>Von dem gleichen Standpunkt aus wandten die Araber den -Mineralien ihr Interesse zu. Ein Bild von den mineralogischen -Kenntnissen und Anschauungen der Araber erhält man aus der -im 13. Jahrhundert entstandenen Kosmographie des <span class="gesperrt">Ibn Mahmud -al Qazwini</span><a name="FNanchor_742" id="FNanchor_742" href="#Footnote_742" class="fnanchor">742</a>. Danach entstehen die durchsichtigen Mineralien -aus Flüssigkeiten, die übrigen aus der Mischung des Wassers mit -der Erde. Das Wasser soll ebenso zu Stein werden, wie sich -Wasser aus der Luft verdichtet. »Wenn es möglich ist«, sagt -<span class="gesperrt">Al Qazwini</span>, »daß das Wasser Luftform annimmt, so muß es -auch möglich sein, daß es die Form des Wassers ablegt und diejenige -der Erde annimmt.« Die Besprechung im einzelnen wird -mit der Bemerkung eingeleitet, daß nicht alle, sondern nur die -wunderbarsten Eigenschaften der Mineralien beschrieben werden -sollen. Unter diesen Eigenschaften sind vor allem Heil- und -Zauberwirkungen verstanden. So heißt es vom Bleiglanz: »<span class="gesperrt">Aristoteles</span> -sagt: Dies ist ein bekannter Stein, der in vielen Gruben -gewonnen wird. Es ist ein bleihaltiges Mineral; als Augenpulver -ist es gut für die Augen, es verschönt sie und beseitigt das -Fließen der Tränen.« Die Eigenschaften des Bergkristalls werden -mit folgenden Worten beschrieben: »Der Bergkristall ist eine Art -Glas, nur daß er härter ist. Die Könige benutzen Gefäße aus -Bergkristall auf Grund der Überzeugung, daß das Trinken daraus -gesund sei.«</p> - -<p>Die Darstellung des roten Quecksilberoxyds durch längeres -Erhitzen des Quecksilbers war bekannt. Die entstehende rote -Masse wurde indessen für künstlichen Zinnober gehalten. Der -natürliche Zinnober entstehe dagegen durch die Vereinigung von -Quecksilber und Schwefel im Innern der Erde. Unter den Eigenschaften -des Alauns wird erwähnt, daß er Blutungen zum Stillstand -bringe. Weiter heißt es: »Wenn die Färber ein Kleid -färben wollen, tauchen sie es zuvor in Alaun. Die Farbe geht -dann nie wieder weg.« Besondere Zauberkräfte wurden dem Amethyst -beigelegt: »Das ist ein Stein, der das Feuer auslöscht,<span class="pagenum"><a name="Page_p328" id="Page_p328">[Pg p328]</a></span> -wenn er darin liegt. Legt man ihn unter die Zunge und trinkt -ein berauschendes Getränk darüber weg, so steigen die Dünste -nicht zu Kopf, und man wird nicht betrunken.« Interessant ist, -daß das Bohren mit Diamanten schon Erwähnung findet. Die -Werkleute befestigen nach <span class="gesperrt">Al Qazwini</span> Stücke des Diamanten -an den Rand des Bohrers und bohren damit die harten Steine. -Mit einem auf geeignete Weise gefaßten Diamanten dringt ferner -der Arzt in die Harnröhre ein, um steinige Konkretionen zu zerbröckeln. -Vom Magneten wird berichtet: »Im indischen Ozean -befindet sich eine Insel aus diesem Mineral. Wenn die Schiffe in -die Nähe gelangen und etwas an ihnen aus Eisen ist, so fliegt es -wie ein Vogel fort und heftet sich an den Magneten.« Die Kosmographie -<span class="gesperrt">Al Qazwinis</span> gestattet auch einen Einblick in die zoologischen -Kenntnisse und Anschauungen der Araber. Auch auf -diesem Gebiete sind die letzteren im wesentlichen nur die Vermittler -zwischen dem Altertum und der neueren Zeit gewesen. -Selbständige Leistungen und neue Auffassungen lassen sich in -den auf uns gekommenen arabischen Schriften zoologischen Inhalts -kaum nachweisen, wenn es auch an einzelnen zutreffenden Bemerkungen -nicht fehlt. So sagt <span class="gesperrt">Al Qazwini</span> an einer Stelle, jedes -Tier besitze die Glieder, die zu seinem Körper stimmen und solche -Gelenke, welche zu seinen Bewegungen passen. Auch sei die Haut -so beschaffen, wie es der Schutz der Tiere erfordere.</p> - -<p>Die Einzelkenntnis der Tierformen erhielt durch die Araber -eine bedeutende Erweiterung, da sich ihre Forschungsreisen nach -China, Südasien, Ostafrika, ja selbst bis Sumatra und Java erstreckten. -Wie in den zur Zeit des Mittelalters im Abendlande -entstandenen zoologischen Schriften<a name="FNanchor_743" id="FNanchor_743" href="#Footnote_743" class="fnanchor">743</a>, so nahmen auch in den -Kosmographien der Araber die Tierfabeln einen großen Raum ein. -Die Erzählung von dem Walfisch, der für eine Insel gehalten wird, -an welcher die Schiffe landen, begegnet uns mit der Abänderung, -daß die Rolle dieses Tieres bei den Arabern eine riesige Seeschildkröte -einnimmt.</p> - -<p>Neben den arabischen Bearbeitungen der Naturgeschichte der -Tiere sind die Übersetzungen der Werke des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> und -des <span class="gesperrt">Galen</span> zu nennen. <span class="gesperrt">Ibn Sina</span> (Avicenna), der zu Beginn des -11. Jahrhunderts lebte, soll sämtliche Schriften des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> -in 20 Bänden erläutert haben. Ein Kommentar zu den von -<span class="gesperrt">Aristoteles</span> verfaßten Büchern über die Tiere hat sich in latei<span class="pagenum"><a name="Page_p329" id="Page_p329">[Pg p329]</a></span>nischer -Übersetzung erhalten<a name="FNanchor_744" id="FNanchor_744" href="#Footnote_744" class="fnanchor">744</a>. Auch <span class="gesperrt">Ibn Roschd</span> (Averroes), -der gleich <span class="gesperrt">Avicenna</span> für die Philosophie des Mittelalters von -hervorragender Bedeutung war, schrieb Kommentare zu den naturgeschichtlichen -Schriften des <span class="gesperrt">Aristoteles</span>.</p> - -<p>Rein botanische Werke entstanden bei den Arabern ebensowenig -wie bei den auf <span class="gesperrt">Theophrast</span> folgenden griechischen Schriftstellern. -Die Pflanzenkunde verfolgte auch bei ihnen fast ausschließlich -praktische Zwecke, indem sie als Heilmittelkunde, Ackerbau -oder Gartenbaulehre auftrat. Gleichzeitig schleppte sie dabei -einen immer mehr anschwellenden, auf Nomenklatur und Synonymik -hinauslaufenden Wust philologischer Gelehrsamkeit mit sich. -Von den Schriften griechischen Ursprungs wurde besonders <span class="gesperrt">Dioskurides</span> -ins Arabische übersetzt und kommentiert. Zu allgemeineren -Betrachtungen über die Pflanze hat sich wohl nur <span class="gesperrt">Avicenna</span> -erhoben. Letzterer unterschied drei Stufen der Beseelung: -die Pflanzen-, die Tier- und die Menschenseele. Der Pflanzenseele -schrieb er eine ernährende, eine auf das Wachstum gerichtete -und eine erzeugende Kraft zu.</p> - -<p>Unter den auf Landwirtschaft bezüglichen arabischen Schriften -ist das Werk von <span class="gesperrt">Ibn Alawwâm</span> zu nennen, von dem noch -mehrere vollständige Handschriften vorhanden sind. Es entstand -im 12. Jahrhundert in Spanien und handelt vom Boden, von der -Düngung und der Bewässerung, ferner von der Baumzucht, vom -Getreide- und vom Gartenbau<a name="FNanchor_745" id="FNanchor_745" href="#Footnote_745" class="fnanchor">745</a>. Am genauesten wird über die -Baumzucht berichtet. Zahlreiche Arten der Veredelung werden -beschrieben und zum Teil durch Abbildungen erläutert. Ein besonderer -Abschnitt handelt von dem Alter der Bäume. Viele, die -Pflanzen und ihre Verbreitung betreffenden Mitteilungen finden -sich auch in der umfangreichen geographischen Literatur der -Araber zerstreut.</p> - -<p>Im 14. Jahrhundert ragt das Reisewerk <span class="gesperrt">Ibn Batutas</span>, das -demjenigen <span class="gesperrt">Marco Polos</span> an die Seite gestellt werden kann, -hervor<a name="FNanchor_746" id="FNanchor_746" href="#Footnote_746" class="fnanchor">746</a>. Sein Verfasser bereiste nicht nur die Mittelmeerländer, -sondern gelangte auch nach Indien und China. Es wird manche -Pflanze der bereisten Länder beschrieben und ihre Verwendung -gewürdigt. Doch hat <span class="gesperrt">Ibn Batuta</span> seine Kenntnisse mehr auf<span class="pagenum"><a name="Page_p330" id="Page_p330">[Pg p330]</a></span> -den Marktplätzen als in der freien Natur gesammelt, so daß der -botanische Inhalt des Werkes dem geographischen gegenüber an -Bedeutung zurücktritt.</p> - -<p>Endlich ist noch zu erwähnen, daß im Anschluß an die Chemie -und die Botanik auch die Heilkunde bei den Arabern eifrig gefördert -wurde. Sie knüpften dabei an die ihnen von den Griechen -(<span class="gesperrt">Galen</span>) und von den Indern übermittelten Kenntnisse an. Was -sie neu schufen, war insbesondere die Pharmazie, die im 8. Jahrhundert, -in enger Verbindung mit der Chemie, in den arabischen -Ländern zuerst als selbständige Wissenschaft aufkam<a name="FNanchor_747" id="FNanchor_747" href="#Footnote_747" class="fnanchor">747</a>. Auch auf -den Gebieten der Krankenpflege, des Hospitalwesens und der Heilmittellehre -ist manches auf die Araber zurückzuführen. Da ihnen -ihre Satzungen die Zergliederung von Leichen verboten, blieben -sie hinsichtlich der Anatomie auf <span class="gesperrt">Galen</span> angewiesen. Daß die -Chirurgie bei ihnen dennoch Fortschritte machte, ist auf indische -Einflüsse zurückzuführen. Die Bearbeitung, welche <span class="gesperrt">Galens</span> Schriften -durch <span class="gesperrt">Ibn Sina</span> (Avicenna) erfuhr, erschien um das Jahr 1000 -unter dem Namen des »Kanon« und blieb für das Mittelalter maßgebend, -bis <span class="gesperrt">Paracelsus</span> die Werke <span class="gesperrt">Avicennas</span> den Flammen -übergab. Auch auf dem Gebiete der Augenheilkunde haben sich -die Araber Verdienste erworben. Zwar fußten sie auf der von -den Griechen geschaffenen Grundlage. Doch versahen sie diesen -Teil der Medizin »mit eigenen Zutaten« und gestalteten ihn »nach -eigenem Plan«<a name="FNanchor_748" id="FNanchor_748" href="#Footnote_748" class="fnanchor">748</a>.</p> - -<p>Nachdem die arabische Kultur ihren anregenden Einfluß auf -das christliche Abendland ausgeübt hatte, ging sie einem raschen -Verfall entgegen. Das mächtige Kalifat von Bagdad löste sich in -eine Anzahl kleinerer Reiche auf. Durch den im 13. Jahrhundert -daherbrausenden mongolischen Völkerstrom wurden aber auch sie -vernichtet. »Bis heute hat sich der Orient von den Schlägen -jener grausigen Zeit noch nicht wieder erholen können<a name="FNanchor_749" id="FNanchor_749" href="#Footnote_749" class="fnanchor">749</a>.« Ähnlich -erging es der maurischen Herrschaft in Spanien. Die kleinen -Reiche mohammedanischen Bekenntnisses, die sich dort gebildet<span class="pagenum"><a name="Page_p331" id="Page_p331">[Pg p331]</a></span> -hatten, wurden durch die von Norden her vordringende christliche -Bevölkerung unterjocht. Dadurch wurde über die blühende Halbinsel -zunächst der Fluch der Verödung gebracht. Die fanatische -Zerstörungswut, welche die ersten Christen, wie auch die Araber -im Beginn ihrer Laufbahn an den Schätzen der Wissenschaft ausließen, -schien wieder aufgelebt zu sein. Als nach der Vereinigung -von Kastilien und Aragon Granada fiel, ging z. B. die dortige -große Bibliothek mit ihren Hunderttausenden von Bänden in -Flammen auf, ein unersetzlicher Verlust, da sie zahlreiche arabische -Ausgaben der alten Schriftsteller enthielt. Nach der durch -die Mongolen herbeigeführten Vernichtung der arabischen Kultur -in Vorderasien fand die arabische Wissenschaft zwar Zufluchtsstätten -in Syrien und in Ägypten. Die arabische Literatur bildete -aber seitdem kein Ganzes mehr, sondern sie fristete nur noch in -den einzelnen Ländern ein Sonderdasein<a name="FNanchor_750" id="FNanchor_750" href="#Footnote_750" class="fnanchor">750</a>. Die Astronomie sank -zu einer Art Küsterdienst an den Moscheen herab. Die Naturwissenschaften -endeten in Zauberspuk und Spielereien. Schließlich -gerieten Syrien und Ägypten in die Hände der osmanischen Sultane. -Ein Glück war es noch immerhin, daß die Osmanen während -der Blüte ihrer Herrschaft im Gegensatz zu den sinnlos wütenden -Mongolen die Pflege der geistigen Güter nicht vernachlässigten. -<span class="gesperrt">Muhammed</span>, der Eroberer Konstantinopels, hat sich sogar eingehender -mit wissenschaftlichen Dingen beschäftigt. Doch hatte -damals der Orient schon längst die Führung auf den Gebieten -des geistigen Lebens an den Occident, vor allem an Italien, abgetreten.</p> - -<p>Indessen nicht nur die Befehdung durch andere Staaten brachte -die Entwicklung der arabischen Kultur zum Stillstand. Es fehlte -ihr vielmehr, gleich allen übrigen, dem Orient entsprungenen -älteren Kulturen, an innerer Kraft, um dauernd Neues aus sich -hervorzubringen. So kam es, daß mit dem Nachlassen des arabischen -Einflusses gegen das Ende des Mittelalters der Orient -aufhörte, in der allgemeinen Geistesentwicklung eine Rolle zu -spielen. Die Führung ging vielmehr um jenen Zeitpunkt auf das -Abendland mit seinen in Italien, Deutschland, England und Frankreich -nach der Völkerwanderung seßhaft gewordenen Bewohnern -germanischer Abstammung über.</p> - - - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p332" id="Page_p332">[Pg p332]</a></span></p> - - - - -<h2>9. Die Wissenschaften unter dem Einfluß -der christlich-germanischen Kultur.</h2> - - -<p>Während die arabische Wissenschaft und Literatur vom 9. bis -zum 12. Jahrhundert einen fast ununterbrochenen Aufschwung -nahm, finden wir während dieses Zeitraums im Abendlande nur -unbedeutende Reste einer früheren Epoche und nur selten neue -verheißungsvolle Ansätze. Was dort an Kenntnissen und an Kunstübung -vorhanden war, kann in der Hauptsache nur als ein Überbleibsel -der römischen Kulturwelt gelten, dem die germanischen -Völker zunächst wenig hinzuzufügen wußten. Kennzeichnend für -diese gesamte Periode in der Entwicklung des westlichen Europas -ist das Übergewicht der religiösen Vorstellungen auf geistigem -Gebiete und dasjenige der Kirche im gesamten öffentlichen Leben -gegenüber allen anderen Regungen und Institutionen. Alle Wissenschaften -sollten zur Erhöhung der Ehre Gottes beitragen. In -Wahrheit dienten sie der Kirche und ihren Machthabern. Die -sieben freien Künste oder das Trivium und das Quadrivium umfaßten -die Summe des damaligen gelehrten Wissens unter jenem -einen und einzigen Gesichtspunkt. Grammatik trieb man, um die -Kirchensprache zu verstehen, Rhetorik, um sie anwenden zu können. -Die Arithmetik offenbarte in mystischer Deutung die Geheimnisse -der Zahlen. Die Hauptaufgabe der Astronomie bestand darin, -den kirchlichen Kalender festzustellen. Auch die unter den sieben -freien Künsten aufgeführte Musik verleugnete nicht ihren kirchlichen -Charakter. Was man im Mittelalter anfangs an astronomischen -Kenntnissen besaß, waren nur spärliche Reste der griechisch-römischen -Literatur über diesen Gegenstand. Zumal die germanischen -Völker hatten nichts Eigenes auf dem Gebiete der Astronomie -geschaffen. Erst durch die Berührung mit den Arabern trat hierin -eine Änderung ein.</p> - -<p>Daß die Araber schon so frühzeitig wissenschaftliche astronomische -Kenntnisse besaßen, liegt daran, daß sie bald nach ihrem -Auftreten in der Geschichte mit dem wichtigsten astronomischen<span class="pagenum"><a name="Page_p333" id="Page_p333">[Pg p333]</a></span> -Werk des Altertums, dem Almagest, bekannt geworden waren. -Dadurch wurden sie in die Lage gesetzt, die vorbildliche griechische -Wissenschaft fortzuführen und wesentlich zu bereichern.</p> - -<p>Die nördlichen Länder Europas, die sich im frühen Mittelalter -der Kultur erschlossen, lernten die Astronomie dagegen durch -das wissenschaftlich ganz unbedeutende Werk des <span class="gesperrt">Martianus -Capella</span> kennen, das man dem Unterrichte im Quadrivium zugrunde -legte. Es vermittelte einige Kenntnisse über die Sternbilder, -die Planeten, die Sphärenharmonie, die Jahreszeiten usw., -gab aber nirgends eine Begründung, sondern überall nur Zusammenfassungen. -Außerdem wurde man mit einfachen astrologischen -Texten griechischen Ursprungs durch lateinische Vermittlung -bekannt. Das selbstgewonnene Wissen war so geringfügig, daß man -nicht einmal zu Begriffen wie den Äquinoktien und den Solstitien -gelangt war<a name="FNanchor_751" id="FNanchor_751" href="#Footnote_751" class="fnanchor">751</a>. Neben <span class="gesperrt">Martianus Capella</span> war <span class="gesperrt">Plinius</span> in Geltung. -Auf diese beiden stützten sich besonders <span class="gesperrt">Isidor</span> von Sevilla -und <span class="gesperrt">Rhabanus Maurus</span>.</p> - -<p>Erst nach und nach begann, von den Arabern angefacht, ein -wissenschaftlicher Geist sich in den nördlichen Ländern Europas -auszubreiten. Unter seinem Einfluß entstanden die Schriften des -gleich zu erwähnenden <span class="gesperrt">Gerbert</span>, des späteren Papstes Sylvester II. -(940–1003). Auch ging man damals unter Benutzung der im Altertum -geschaffenen Armillen und Astrolabien zu eigenen messenden -Beobachtungen über. Auch mit der Sonnenuhr wurde der germanische -Kulturkreis erst durch die Alten bekannt. Zuerst geschah -dies in England und Irland im 7. Jahrhundert. In Deutschland -verfertigte <span class="gesperrt">Gerbert</span> die erste Sonnenuhr für <span class="gesperrt">Otto III.</span> Er -schrieb auch ein Buch über diesen Gegenstand. Erst seit dem -15. Jahrhundert wurden in Deutschland die zahlreichen Sonnenuhren -an Burgen und an Kirchen angebracht, die oft noch heute -erhalten sind. Sie bestanden aus einer vertikalen Scheibe mit -einem Gnomon, der mit ihr einen Winkel von 45° bildete.</p> - -<p>Auch die Wagen, darunter die Schnellwagen, die in der -Merowingerzeit aufkamen und heute noch als Grabbeilagen gefunden -werden, lassen schon durch die Form erkennen, daß sie -nach römischem Vorbild geschaffen waren.</p> - -<p>Während das wissenschaftliche Denken in den Ländern einer -neuen, auf den Trümmern der Antike sich entwickelnden germa<span class="pagenum"><a name="Page_p334" id="Page_p334">[Pg p334]</a></span>nischen -Kultur nur in engster Anlehnung an die vom Altertum -empfangenen spärlichen Dokumente erfolgte, verhielt es sich mit -den im Mittelalter emporblühenden Gewerben wesentlich anders. -Auf diesem Boden waren es nicht selten die Kelten, deren Erbe -die Germanen übernahmen und selbständig vermehrten. Dies galt -z. B. vom Bergbau, den die Kelten vor dem Eindringen der Germanen -in Mitteleuropa schon auf eine ziemlich hohe Stufe gebracht -hatten. In der Salzgewinnung trat kaum ein Rückgang ein. In der -frühesten Zeit gewann man Salz, indem man nach dem Zeugnis -römischer Schriftsteller brennendes Holz mit dem Wasser salzhaltiger -Quellen übergoß. Um den Besitz solcher Quellen führten -germanische Stämme nicht selten untereinander Kämpfe. Später -dampfte man die Soole in irdenen Töpfen ein; schließlich kam der -Pfännereibetrieb auf. Seit der Zeit der Merowinger wurde Salz -in zahlreichen größeren Betrieben gewonnen.</p> - -<p>Bergbauliche Überreste, welche den Abbau der Erze bezeugen, -reichen bis in die vorgeschichtliche Zeit zurück. Nach -<span class="gesperrt">Tacitus</span> erzeugte Deutschland indessen nur wenig Eisen und -weder Gold noch Silber. Urkundlich bezeugt wird der Abbau -von Eisenerzlagern erst seit dem 8. Jahrhundert, so der auf dem -Wetzlarer Gebiet im Jahre 780. Er reicht indessen viel weiter -zurück. Auch Gold wird man früh in den Flüssen der Alpen -durch Waschen gewonnen haben. Zunächst gab es nur Tagebau. -Tiefbau war erst mit der Einrichtung größerer Betriebe möglich, -und im 12. Jahrhundert war man mit der Herstellung von Schächten -und Stollen schon ziemlich vertraut.</p> - -<p>Das Ausschmelzen der Metalle aus den Erzen setzte die Gewinnung -von Holzkohle voraus. Mit ihrer Hilfe wurden die Eisenerze -in Vertiefungen oder auf besonderen Herden niedergeschmolzen. -Man erhielt durch diesen, als Rennarbeit bezeichneten Prozeß, der -anfangs durch Gebläse mit Handbetrieb unterhalten wurde, sogenannte -Luppen von schmiedbarem Eisen. Indem man die Vertiefung, -um die Flamme zusammenzuhalten, mit einer ringförmigen -Mauer versah und diese nach und nach erhöhte, entstanden die -Hochöfen, die uns in ihrer Urgestalt etwa zu Beginn des 15. Jahrhunderts -begegnen. Ihr Erzeugnis war das kohlenstoffreiche Gußeisen, -das erst durch weitere hüttenmännische Prozesse in Schmiedeeisen -umgewandelt werden mußte.</p> - -<p>Mit dem Abbau von Silber, Kupfer, Zinn und Blei wurde -man in Mitteleuropa erst verhältnismäßig spät bekannt. Der -Goslarer Bergbau auf Silber und Blei begann unter <span class="gesperrt">Otto dem<span class="pagenum"><a name="Page_p335" id="Page_p335">[Pg p335]</a></span> -Ersten</span><a name="FNanchor_752" id="FNanchor_752" href="#Footnote_752" class="fnanchor">752</a>. Zinn wurde in Böhmen etwa seit dem 13. Jahrhundert -abgebaut. Um diese Zeit besaß der Silberbergbau in Mitteleuropa -schon eine große Ausdehnung. Er wurde nicht nur am Harz, -sondern auch in der Gegend von Meißen, in Freiberg, im Jura -und in den Alpen betrieben.</p> - -<p>Zwischen diesen Anfängen der metallurgischen Technik und -der Wissenschaft bestand zunächst nur eine sehr geringe Fühlung. -Erst seit dem 15. Jahrhundert, nachdem <span class="gesperrt">Agricola</span> seine gelehrten -Werke über den Bergbau geschrieben hatte, begannen die Gelehrten -sich diesem für das Emporblühen der neueren Naturwissenschaft -so wichtigen Gebiete menschlicher Tätigkeit zuzuwenden.</p> - -<p>Die Elemente der Bildung, welche die Römer nach Frankreich, -England und Deutschland gebracht hatten, waren durch die Ereignisse -der Völkerwanderung zum größten Teile vernichtet worden. -Als nach der Beendigung der Wanderungen in Deutschland und -im nördlichen Gallien das Reich der Franken entstand, und die -Ausbreitung des Christentums durch diese politische Schöpfung -sehr gefördert wurde, befanden sich die genannten Länder daher -wieder im Zustande tiefer Unkultur. Der Gefahr einer Zersplitterung -entging das neue Reich dadurch, daß es in die Hände -der Pippiniden gelangte. Diese setzten der Überschwemmung Westeuropas -durch die Araber einen Damm entgegen und begründeten -eine christlich-germanische Bildung in ihrem, sich immer gewaltiger -ausdehnenden Reiche. Durch die tatkräftige, persönliche Anteilnahme, -die <span class="gesperrt">Karl der Große</span> trotz seiner zahlreichen Kriege für -die Wissenschaft bekundete, kam die geistige Entwicklung des -Abendlandes in etwas schnelleren Fluß. Insbesondere scheint sich -nach der Eroberung Italiens in dem Kaiser der Wunsch geregt -zu haben, seinem eigenen Lande literarische Hilfsmittel zuzuführen -und dadurch das Wissen zu fördern. Auch von Britannien her wurde -die gelehrte Bildung in Deutschland während jenes Zeitalters -günstig beeinflußt. <span class="gesperrt">Gregor der Große</span> hatte um 600 nach diesem -entlegenen Lande eine Anzahl Benediktinermönche gesandt, und -diese hatten dort durch Urbarmachen des Bodens und Milderung -der Sitten große Aufgaben gelöst, daneben aber auch die Pflege der -Wissenschaften nicht verabsäumt. Nachdem diese Mönche sich auf -solche Weise im nördlichen Europa einen Stützpunkt geschaffen, -traten sie belehrend und bekehrend unter den germanischen -Stämmen Mitteleuropas auf. Der hervorragendste unter ihnen<span class="pagenum"><a name="Page_p336" id="Page_p336">[Pg p336]</a></span> -war <span class="gesperrt">Winfried</span> oder <span class="gesperrt">Bonifazius</span><a name="FNanchor_753" id="FNanchor_753" href="#Footnote_753" class="fnanchor">753</a>. Seine Schüler gründeten die -Klosterschule zu Fulda. Ein anderer britischer Mönch, <span class="gesperrt">Alkuin</span>, -unterwies den Kaiser in gelehrten Dingen. Und so kam es, daß -dieser, von dem günstigen Einfluß der Mönche auf die besiegten -Völker überzeugt, die Wirksamkeit dieser Männer nach Kräften -förderte. Gelehrte Ausländer wurden an den Hof gezogen und -eine Art Akademie gebildet, die indessen fast ausschließlich aus -Briten bestand. Die Schulen sollten nach der Absicht <span class="gesperrt">Karls</span> -nicht ausschließlich der Erziehung der Geistlichen dienen, sondern -Bildung in weitere Kreise tragen.</p> - -<p><span class="gesperrt">Alkuin</span> wurde berufen, eine Palastschule zu leiten. Sie umfaßte -Schüler sehr verschiedenen Alters und Standes, die der -Kaiser für leitende Stellungen ausersehen hatte. Auf <span class="gesperrt">Alkuin</span> ist -wahrscheinlich auch die Anordnung zurückzuführen, daß die Geistlichen -ein bestimmtes Maß von wissenschaftlichen Kenntnissen -haben sollten.</p> - -<p>Den Gedanken, allgemeine Volksschulen zu gründen, hat der -Kaiser indessen noch nicht gehegt. Die Klosterschulen zu Fulda, -zu St. Gallen und Corvey wurden zu wissenschaftlichen Pflanzstätten -ihrer Zeit und ihres Landes. Der gelehrte Leiter der -ersteren, <span class="gesperrt">Rhabanus Maurus</span>, welcher den Ehrennamen primus -Germaniae praeceptor erhielt, hinterließ ein Sammelwerk<a name="FNanchor_754" id="FNanchor_754" href="#Footnote_754" class="fnanchor">754</a>, das -unter anderem einen Abriß der Naturkunde bietet. Man erkennt, -daß dieses Wissen weit geringer war als dasjenige des Altertums. -Der Abriß des <span class="gesperrt">Rhabanus Maurus</span> enthält nämlich nichts -Eigenes, sondern fußt auf den Schriften der Alten, deren Inhalt -in verdorbener Darstellung wiedergegeben wird.</p> - -<p>Sein Werk verfaßte <span class="gesperrt">Rhabanus Maurus</span> in der Absicht, wie -er sagt, nach Art der Alten über die Natur der Dinge und den -Ursprung ihrer Benennungen zu schreiben. Daraus wird die -vorwiegend grammatisch-philologische Behandlung erklärlich, die -nicht nur seinen Vorgängern anhaftete, sondern bis in die -neuere Zeit hinein überwog. Dadurch, daß <span class="gesperrt">Rhabanus Maurus</span> -ferner alle Dinge in Beziehung zur biblischen Überlieferung -brachte, kam in sein Werk jener mystisch-allegorische Zug, der -fast alle Schriften des Mittelalters kennzeichnet. Die erste Hälfte -handelt von Gott, den Engeln, vom christlichen Leben und Gebräuchen. -Im zweiten Teile ist von der Astronomie, der Geo<span class="pagenum"><a name="Page_p337" id="Page_p337">[Pg p337]</a></span>graphie, -der Medizin und anderen Wissenschaften die Rede. Ein -Buch handelt in neun Kapiteln vom Ackerbau, vom Getreide, von -den Hülsenfrüchten, vom Weinstock, von den Bäumen, von den -aromatischen Kräutern und vom Gemüse. Es sind im ganzen etwa -hundert Pflanzen, die nach ihrem Vorkommen und ihren Eigenschaften -betrachtet werden.</p> - -<p>Ein Seitenstück zu diesem botanischen Buche bildet das »<span lang="la" xml:lang="la">Capitulare -de villis et cortis imperialibus</span>«, eine ausführliche Verordnung -über die Verwaltung der kaiserlichen Güter. Es finden sich darin -unter anderem auch die Pflanzen verzeichnet, die in den Gärten -des Kaisers gezogen werden sollten. Das <span lang="la" xml:lang="la">Capitulare de villis</span> ist -eine der wichtigsten Quellen für die agrarischen Verhältnisse der -Karolingischen Zeit.</p> - -<p>Vorgeschrieben war z. B. der Bau von Krapp und Waid zum -Färben, sowie der Anbau der Kardendistel, die bei der Bereitung -des Tuches benutzt wurde. An Bäumen sollten die kaiserlichen -Domänen neben Apfel-, Birn- und Kirschbäumen auch Kastanien, -Pfirsiche, Mandel- und Maulbeerbäume, den Lorbeer und den -Nußbaum ziehen.</p> - -<p>Als das Frankenreich zerfiel und Kriege ohne Ende zwischen -den neu entstandenen Reichen, sowie Fehden im Innern und zur -Abwehr von außen herandrängender Feinde herrschten, wurden -die geringen wissenschaftlichen Ansätze welche insbesondere die -Regierung des großen Kaisers gezeitigt hatte, zum größten Teile -wieder vernichtet. Vieles ist gänzlich verloren gegangen, anderes -besaß nicht mehr die Kraft zu weiterer Entfaltung, weil das geistige -Interesse durch den Wetteifer, der zwischen der Theologie -und der scholastischen Philosophie entbrannte, völlig in Anspruch -genommen wurde.</p> - -<p>Erwähnenswert für die Zeit zwischen <span class="gesperrt">Karl dem Großen</span> und -<span class="gesperrt">Albertus Magnus</span> ist <span class="gesperrt">Hildegard</span>, die Äbtissin des Klosters zu -Disibodenberg, die meist als <span class="gesperrt">Hildegard von Bingen</span> bezeichnet -wird. Sie ist die Verfasserin von vier Büchern »<span lang="la" xml:lang="la">Physica</span>«. Ihr -Werk enthält nicht nur die ersten Anfänge vaterländischer Tier- -und Pflanzenkunde, sondern es bietet überraschenderweise eine, -nicht allein aus <span class="gesperrt">Dioskurides</span> geschöpfte, sondern auch aus der -Überlieferung des Volkes hervorgegangene Heilmittellehre.</p> - -<p>Die »<span lang="la" xml:lang="la">Physica</span>« wurden um 1150 geschrieben und enthalten viel -Selbstbeobachtetes. In der Hauptsache bieten sie eine Flora und -Fauna des Nahegebietes. Die Deutung der beschriebenen Arten, -für welche die zu jener Zeit beim Volke üblichen Namen gebraucht<span class="pagenum"><a name="Page_p338" id="Page_p338">[Pg p338]</a></span> -werden, ist meist nicht leicht und häufig unsicher<a name="FNanchor_755" id="FNanchor_755" href="#Footnote_755" class="fnanchor">755</a>. <span class="gesperrt">Hildegard</span> -hat fast alle heutigen Obstarten, vor allem aber die im »<span lang="la" xml:lang="la">Capitulare</span>« -aufgezählten Pflanzen berücksichtigt und erweist sich weniger von -den Alten beeinflußt als zahlreiche Verfasser späterer botanischer -Bücher.</p> - -<p>Auf das Zeitalter <span class="gesperrt">Karls des Großen</span> folgte eine Periode, -in welcher das Abendland fast ausschließlich in der Bekämpfung -des Orients aufging. Dann erst setzte eine stetige Aufwärtsbewegung -ein. Zwar hatten die Kreuzzüge dem westlichen -Europa manche Wunde geschlagen; sie hatten aber auch den -Gesichtskreis in ähnlicher Weise erweitert, wie es zur Zeit des -Griechentums die Züge Alexanders bewirkt hatten. Waren ferner -in den vorhergehenden Jahrhunderten geistige Anregungen besonders -von den mohammedanischen Bewohnern Spaniens ausgegangen, -so kam man jetzt mit der während des Stillstandes der -germanischen Völker ihre Blütezeit erlebenden islamitischen Kultur -auch vom südlichen Italien her in Berührung. Dieser Einfluß erstreckte -sich nicht nur auf den Norden der Halbinsel, sondern er -wurde, zum Teil infolge der Romfahrten, auch auf den nördlich der -Alpen gelegenen Teil Europas ausgedehnt. Auch von Byzanz und -dem Orient selbst gelangten mannigfache Anregungen nach Mittel- -und Westeuropa.</p> - -<p>Wir haben im vorhergehenden Abschnitt erfahren, daß die -Araber die von den Griechen und den Indern empfangenen Kenntnisse -nicht nur zu erhalten, sondern auch weiterzuentwickeln und -mit ihren eigenen Geistesschöpfungen zu einer gewaltigen Literatur -zu verschmelzen verstanden. Diese arabische Literatur war -während des späteren Mittelalters, wenn auch meist in lateinischer -Übersetzung, im Abendlande die herrschende. Da der Hauptgegenstand -der arabischen oder aus arabischen Quellen entstandenen -Schriften neben der Heilkunde die Astronomie und die -Mathematik war, so ist es begreiflich, daß sich zu Beginn der -Renaissance das Abendland zunächst diesen Wissenschaften zuwandte.</p> - -<p>Die erste Bekanntschaft mit den von den Arabern gehüteten -Geistesschätzen machte das Abendland in dem seit 711 im mo<span class="pagenum"><a name="Page_p339" id="Page_p339">[Pg p339]</a></span>hammedanischen -Besitze befindlichen Spanien. Dorthin strömten -aus Frankreich, England und Mitteleuropa wissensdurstige Männer -in großer Zahl, um die erworbenen Kenntnisse später ihrer Heimat -zuzuführen. Unter diesen Männern seien <span class="gesperrt">Gerbert</span>, der spätere -Papst <span class="gesperrt">Sylvester der Zweite</span> und <span class="gesperrt">Gerhard von Cremona</span> -genannt.</p> - -<p>Durch <span class="gesperrt">Gerbert</span> (940–1003) und seine Schüler lernte man -unsere heutigen, noch jetzt arabisch genannten Ziffern kennen<a name="FNanchor_756" id="FNanchor_756" href="#Footnote_756" class="fnanchor">756</a>.</p> - -<p><span class="gesperrt">Gerhard von Cremona</span> (1114–1187) lieferte die erste Übersetzung -des Almagest, jenes von <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> verfaßten Hauptwerks -der Astronomie, das dieser Wissenschaft im Altertum und -im Mittelalter ihre Bahnen vorgezeichnet hat<a name="FNanchor_757" id="FNanchor_757" href="#Footnote_757" class="fnanchor">757</a>.</p> - -<p>Auch die Elemente <span class="gesperrt">Euklids</span> wurden aus dem Arabischen -übersetzt<a name="FNanchor_758" id="FNanchor_758" href="#Footnote_758" class="fnanchor">758</a>. Das mathematische Werk <span class="gesperrt">Ibn Musas</span> und die arabischen -Schriften, die sich auf <span class="gesperrt">Aristoteles</span> bezogen, wurden -durch <span class="gesperrt">Johannes von Sevilla</span> (um 1150) in lateinischer Übersetzung -den Abendländern zugänglich gemacht. Von der aristotelischen -Philosophie empfing man allerdings nur einen höchst verderbten -Abklatsch. Dies wird begreiflich, wenn man bedenkt, -daß das griechische Original zuerst ins Arabische, dann ins Castilianische -und endlich ins Lateinische übersetzt, und daß ferner -manche schwierige Stelle nicht verstanden und infolgedessen unrichtig -wiedergegeben wurde.</p> - -<p>Nach Italien gelangten die mathematischen Kenntnisse der -Araber um das Jahr 1200 durch <span class="gesperrt">Leonardo von Pisa</span><a name="FNanchor_759" id="FNanchor_759" href="#Footnote_759" class="fnanchor">759</a>. Die -Geschichte dieses Mannes und seines mathematischen Werkes zeigt -uns, wie eng die Entwicklung und die Ausbreitung der Wissenschaften -mit den jeweiligen Kulturzuständen verbunden sind. <span class="gesperrt">Leonardos</span> -Vaterstadt Pisa war um 1200, infolge der im Zeitalter der -Kreuzzüge entstandenen Beziehungen zum Orient, die mächtigste -Handelsstadt Italiens geworden. Ihr Reichtum hatte mitgewirkt, -um die ersten, noch heute jeden Besucher entzückenden Schöpfungen -der neueren italienischen Kunst entstehen zu lassen. Der -Handel entsprang praktischen Bedürfnissen und verfolgte materielle -Ziele. Er suchte daher jeden geistigen Fortschritt, insbesondere -auf dem Gebiete der Mathematik, unmittelbar nutz<span class="pagenum"><a name="Page_p340" id="Page_p340">[Pg p340]</a></span>bringend -zu machen. Zu diesem Zwecke studierte <span class="gesperrt">Leonardo</span>, -der Sohn eines Pisaner Handelsherrn, auf seinen Geschäftsreisen, -die ihn nach Sizilien, Griechenland, Ägypten und Syrien führten, -die in jenen Ländern gebräuchlichen Rechnungsweisen. So entstand -um 1200 das mathematische Hauptwerk des Mittelalters, -<span class="gesperrt">Leonardos</span> »<span lang="la" xml:lang="la">Liber abaci</span>«, mit dem die Geschichte der Mathematik -wohl einen neuen Zeitabschnitt beginnen läßt<a name="FNanchor_760" id="FNanchor_760" href="#Footnote_760" class="fnanchor">760</a>.</p> - -<p>In der Einleitung sagt <span class="gesperrt">Leonardo</span>, die früheren Methoden -seien ihm, verglichen mit derjenigen der Inder, als ebensoviele -Irrtümer erschienen. Er habe daher das indische Verfahren seinem -Werke zugrunde gelegt, habe eigenes hinzugefügt, auch manches -aus der geometrischen Kunst des <span class="gesperrt">Euklid</span> verwendet, damit das -Geschlecht der Lateiner hinfort nicht mehr unwissend in diesen -Dingen befunden werde<a name="FNanchor_761" id="FNanchor_761" href="#Footnote_761" class="fnanchor">761</a>.</p> - -<p>Die ersten Abschnitte handeln von den Grundoperationen mit -ganzen Zahlen und Brüchen. Zum ersten Male begegnet uns der -Bruchstrich, der auch als Zeichen für die Division gebraucht wird. -An die ägyptische Bruchrechnung erinnert die im <span lang="la" xml:lang="la">Liber abaci</span> -vorkommende Zerlegung von Brüchen in eine Summe von Stammbrüchen. -Die weiteren Abschnitte befassen sich mit Regel de tri, -Gesellschafts- und Mischungsrechnung, Potenzen und Wurzeln und -endlich mit den Aufgaben der »Algebra und Almukabala«, d. h. -der Lehre von den Gleichungen, die im engen Anschluß an <span class="gesperrt">Ibn -Musa</span> behandelt werden. Im einzelnen enthält das Buch <span class="gesperrt">Leonardos</span> -auch manches, was dem Verfasser angehört; vor allem -ist dieser Herr über den von ihm behandelten Stoff, den er in -eigener, sicherer Auffassung seinen Landsleuten übermittelt.</p> - -<p>Gleichzeitig mit den mathematischen wurden auch naturwissenschaftliche -Kenntnisse von den Arabern dem Abendlande übermittelt. -Infolgedessen treten hier zu Beginn des 12. Jahrhunderts -Männer auf, die sich der Alchemie und der von den Arabern -besonders gepflegten Optik widmeten. Unter ihnen sind vor allem -<span class="gesperrt">Albertus Magnus</span> und <span class="gesperrt">Roger Bacon</span> zu nennen, mit denen -wir uns noch eingehend beschäftigen werden. Nach dem Vorbild -der Araber wurde ferner die Heilkunde im 12. Jahrhundert in -Salerno wieder zu einer Wissenschaft erhoben, während die Behandlung -der Krankheiten in den christlichen Ländern bis dahin -vorzugsweise eine Domäne des frommen Aberglaubens gewesen war.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p341" id="Page_p341">[Pg p341]</a></span></p> - -<p>Auf dem Gebiete der Optik verdient vor allem <span class="gesperrt">Vitello</span> -(Witelo) Erwähnung. Er stammte aus Polen und schrieb in der -zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts ein Werk über Optik, in dem -er die Lehren <span class="gesperrt">Alhazens</span> in Verbindung mit den von <span class="gesperrt">Euklid</span> -und <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> herrührenden Sätzen vortrug. <span class="gesperrt">Vitellos</span> Werk -wurde wiederholt gedruckt<a name="FNanchor_762" id="FNanchor_762" href="#Footnote_762" class="fnanchor">762</a>. Es gehört zu den umfangreichsten, -die über Optik geschrieben sind, enthält aber wenig Eigenes. -Später hat <span class="gesperrt">Kepler</span> seine optischen Untersuchungen an <span class="gesperrt">Vitello</span> -angeknüpft und sie in einem »Zusätze zu Vitello« betitelten Werk -veröffentlicht<a name="FNanchor_763" id="FNanchor_763" href="#Footnote_763" class="fnanchor">763</a>.</p> - -<p>Vergegenwärtigen wir uns, daß um 1200 der große, von den -älteren Völkern geschaffene Schatz von Anregungen und Keimen, -die nur der Weiterentwicklung harrten, den romanischen und -den germanischen Völkern durch die Verbreitung der arabischen -Literatur zugänglich gemacht war, so läßt es sich begreifen, daß -dieser Zeitpunkt von der neueren historischen Forschung wohl -als ein Markstein in der Geschichte der Wissenschaften hingestellt -worden ist<a name="FNanchor_764" id="FNanchor_764" href="#Footnote_764" class="fnanchor">764</a>.</p> - -<p>Von nicht geringem Einfluß war auch die Erweiterung des -geographischen Gesichtskreises durch die Reisen<a name="FNanchor_765" id="FNanchor_765" href="#Footnote_765" class="fnanchor">765</a> des Venezianers -<span class="gesperrt">Marco Polo</span>. <span class="gesperrt">Marco Polo</span> gelangte bis nach Peking und im -Süden bis nach Sumatra. Er brachte viele Jahre (1275–1292) -im Dienste eines mongolischen Fürsten zu und richtete seine Aufmerksamkeit -auf alles, was ihm in den fremden Ländern begegnete. -Seine Mitteilungen erstrecken sich auf sämtliche drei Naturreiche. -Er erwähnt zahlreiche Edelsteine und Halbedelsteine. Durch ihn -wurde erst allgemein bekannt, daß sich die Steinkohle als Brennstoff -verwenden läßt. Auch auf das Petroleum, die Tusche, das -Porzellan lenkte er die Aufmerksamkeit. Aus dem Pflanzenreich -erwähnt <span class="gesperrt">Marco Polo</span> zahlreiche Drogen, Arzneimittel, aromatische -Stoffe, Farbhölzer, den Indigo usw. Die Verarbeitung des Bambus, -der Baumwolle und der Seide werden geschildert. Zahlreich sind -auch die Mitteilungen über die Fauna des ganzen asiatischen Kontinents. -Die Angaben erstrecken sich auf das Zebu, den Yack,<span class="pagenum"><a name="Page_p342" id="Page_p342">[Pg p342]</a></span> -verschiedene Pferderassen, Elefant, Rhinozeros, Moschustier, menschenähnliche -Affen, Tiger, Schlangen usw. Von den Angaben -über die Vogelwelt interessiert besonders die Erwähnung eines -Riesenvogels auf Madagaskar, dessen Flügel sechzehn Schritt gespannt -haben sollen<a name="FNanchor_766" id="FNanchor_766" href="#Footnote_766" class="fnanchor">766</a>.</p> - -<p>Von großer Bedeutung für die Entwicklung der Wissenschaften -in dieser wie in jeder anderen Periode war auch das Emporblühen -des Handels. Der Handel hob sich insbesondere durch die enge -Fühlung, in die Italien, Deutschland und Frankreich sowohl unter -sich wie mit dem Morgenlande traten. Mit dem Handel blühte -das Städtewesen empor. Der in den Städten sich mehrende Wohlstand -weckte die Teilnahme weiterer Kreise an geistigen Dingen. -Reiche Städte haben auch stets die Wissenschaften im wohlverstandenen -eigenen Interesse begünstigt. Gegen den Ausgang des -Mittelalters entwickelten sich solche Städte besonders in Italien, -wo in erster Linie Venedig, Pisa, Florenz und Genua zu nennen -sind. Sie besaßen staatliche Macht und führten, wenn auch unter -gegenseitiger Befehdung, durch das Streben, ihren Einfluß weithin -auszudehnen, zur regsten Entfaltung aller gewerblichen, kommerziellen -und künstlerischen Tätigkeit. In hoher Blüte stand z. B. -die Kunst Metalle zu gießen und Glas zu formen. Etwas später -entstanden im Norden städtische Gemeinwesen, die nicht nur -Handelsemporien, sondern gleichzeitig die Pflegestätten eines ganz -neuen Geistes waren. Die gewaltige Hansa und der rheinische -Städtebund sind hier vor allem zu nennen. »Es ist«, sagt <span class="gesperrt">Ranke</span>, -»eine prächtige, lebensvolle Entwicklung, die sich damit anbahnt. -Die Städte bilden eine Weltmacht, an welche die bürgerliche Freiheit -und die großen Staatsbildungen anknüpfen«<a name="FNanchor_767" id="FNanchor_767" href="#Footnote_767" class="fnanchor">767</a>. Als fernere -Umstände, die für die gesamte Entwicklung von Bedeutung -waren, sind das Schwinden der Sklaverei, der Übergang von der<span class="pagenum"><a name="Page_p343" id="Page_p343">[Pg p343]</a></span> -Natural- zur Geldwirtschaft<a name="FNanchor_768" id="FNanchor_768" href="#Footnote_768" class="fnanchor">768</a> und endlich, vor allem für das Gebiet -der Geisteskultur, die Einführung der Papiererzeugung in -Europa zu nennen, alles Geschehnisse des 13. Jahrhunderts, in -dem somit eine ganze Reihe von Grundlagen für die gegen das -Ende des Mittelalters vor sich gehende Neugestaltung des staatlichen -und geistigen Lebens geschaffen wurde. Gleichzeitig begegnen -uns der erste große Dichter der Neuzeit in <span class="gesperrt">Dante</span> und -die ersten vorurteilsfreieren Denker des christlichen Abendlandes -in <span class="gesperrt">Albertus Magnus</span> und <span class="gesperrt">Roger Bacon</span>, deren Leben und -Wirken uns in den nächsten Abschnitten am besten in die Denkweise -und die wissenschaftlichen Bemühungen dieses Zeitraumes -einführen werden. Auch die bildnerische Kunst erlebte im 13. und -14. Jahrhundert ihre Wiedergeburt. Zunächst geschah dies auf -dem Boden Italiens. Es braucht nur an die Schöpfungen <span class="gesperrt">Nicolo -Pisanos</span> und <span class="gesperrt">Giottos</span> erinnert zu werden<a name="FNanchor_769" id="FNanchor_769" href="#Footnote_769" class="fnanchor">769</a>, deren Erzeugnisse -auf dem Gebiete der Bildhauerkunst und der Malerei noch heute -in ergreifender Weise Zeugnis von der Gewalt jener künstlerischen -Regungen des 13. und 14. Jahrhunderts ablegen, die auch in den -zahlreichen gotischen Domen jenes Zeitraums ihren unvergänglichen -Ausdruck fanden.</p> - - -<h3>Die Wiederbelebung der alten Literatur.</h3> - -<p>Die Schwelle des 13. Jahrhunderts bedeutet nach <span class="gesperrt">Chamberlains</span> -Ausdruck den Zeitpunkt, an dem »die Menschheit unter -der Führung der Germanen« ein neues geistiges Leben begann. -Aus diesem Grunde hält dieser Verherrlicher der Kulturmission -des Germanentums es für angezeigt, das Jahr 1200 als -die Grenzscheide zwischen dem Mittelalter und der neueren Zeit -zu betrachten. Jedenfalls erscheint es berechtigt, den Beginn der -Renaissance bis an die Schwelle des 13. Jahrhunderts zurückzuverlegen.</p> - -<p>Auch auf dem Gebiete des Bildungswesens fand die neue Zeit -ihren Ausdruck. Hochschulen nach dem Muster der arabischen -gelehrten Schulen entstanden in Neapel, Salerno und Bologna, -darauf in Paris, Oxford und Cambridge. Im 14. Jahrhundert -folgte Deutschland mit der Gründung der Universitäten zu Prag,<span class="pagenum"><a name="Page_p344" id="Page_p344">[Pg p344]</a></span> -Wien und Heidelberg. Zwar waren auch sie anfangs vorwiegend -Stätten scholastischen Gezänks. Die Gelehrten waren jedoch vom -klösterlichen Zwange befreit worden, ein Umstand, der für die -Folge von großer Bedeutung war. Um der Beengung zu entgehen, -welche die Kirche während des Mittelalters jeder wissenschaftlichen -Betätigung auferlegte, erfand man den Satz von der zwiefachen -Wahrheit. Man verstand darunter die Lehre, es könne etwas in -kirchlichen Dingen als wahr gelten, was in der Wissenschaft als -falsch bewiesen sei. Dieselbe Person durfte somit, je nachdem sie -sich auf den Standpunkt des Philosophen oder des Theologen stellte, -ein und dieselbe Ansicht für richtig halten und sie in demselben -Atemzuge verdammen<a name="FNanchor_770" id="FNanchor_770" href="#Footnote_770" class="fnanchor">770</a>.</p> - -<p>Man darf dieses auf den ersten Blick ganz unmoralisch erscheinende -Verhalten nicht allzusehr verurteilen. Gilt doch auch -heute noch für manchen der Satz, daß Glauben und Wissen als -unvereinbare Gebiete scharf zu trennen sind, während man sich -auf der anderen Seite bemüht, beide miteinander zu versöhnen. -Man muß daher den zuerst in Paris und in Padua aufkommenden -Satz von der zwiefachen Wahrheit als den ersten Versuch der -Forschung ansehen, sich aus den Banden der Kirche zu befreien. -Diese Lehre ist, sagt einer ihrer Beurteiler<a name="FNanchor_771" id="FNanchor_771" href="#Footnote_771" class="fnanchor">771</a>, »ein Denkmal des -forschenden Geistes, sich ein freies, weites Gebiet zu verschaffen«. -Insbesondere gelangte der Geist der wiederauflebenden Wissenschaften -in zwei Männern zum Ausdruck, deren Lebensumstände -und Verdienste uns zunächst beschäftigen sollen. Es waren dies -<span class="gesperrt">Albertus Magnus</span> in Deutschland und sein Zeitgenosse <span class="gesperrt">Roger -Bacon</span> in England.</p> - -<p>Beide Männer gehören dem 13. Jahrhundert an. Es war die -Zeit des großen Staufenkaisers Friedrichs des Zweiten und seines -vergeblichen Ringens mit dem Papsttum. In das 13. Jahrhundert -fallen einerseits die letzten Kreuzzüge und das Umsichgreifen der -von fanatischen Mönchen geübten Ketzergerichte, während auf der -anderen Seite Handel und Gewerbe, sowie die Schulen aufzublühen -begannen. Auch auf dem Gebiete des geistigen Werdens war -diese Zeit erfüllt von Gegensätzen. Bis gegen das 13. Jahrhundert<span class="pagenum"><a name="Page_p345" id="Page_p345">[Pg p345]</a></span> -hatte im Mittelalter ausschließlich die Macht der Kirche und ihrer -Dogmen gegolten. Die philosophischen Schriften des Altertums, -insbesondere die Logik des <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, hatten Geltung, weil sie -spitzfindigen, theologischen Streitigkeiten zu dienen vermochten. -Was indessen die naturwissenschaftlichen Werke des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> -anbetraf, so war fast jede Erinnerung an sie verloren gegangen. -Auch die Auffassung von der Natur war zu einem Zerrbilde geworden. -Hatten die älteren Kirchenväter sie zum Teil noch als -einen Spiegel göttlicher Weisheit angesehen, so hatte später eine -geradezu verächtliche Vorstellung Platz gegriffen. Die Natur erschien -dem Menschen des eigentlichen Mittelalters im trüben -Widerschein einer Teufelslehre, geeignet, ihn mit Sinnenlust zu -umstricken und von seiner, im Überirdischen ruhenden Bestimmung -abzulenken.</p> - -<p>Man kann sich vorstellen, welchen Eindruck auf ein so geartetes -Geschlecht das überraschend schnell erfolgende Bekanntwerden -der naturgeschichtlichen Schriften des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> zu -Beginn des 13. Jahrhunderts ausüben mußte. In lateinischer, teils -aus dem Arabischen, teils aus griechischen Originalen geschöpfter -Übersetzung, verbreiteten sie sich bald über das ganze Abendland. -Mit den griechischen Originalen war man im Verlauf der späteren -Kreuzzüge in Konstantinopel und an anderen Orten des Orients -bekannt geworden<a name="FNanchor_772" id="FNanchor_772" href="#Footnote_772" class="fnanchor">772</a>. Wie ganz anders stellte sich in diesen, die -Gemüter wie eine neue Offenbarung ergreifenden Werken die Welt -dar. Sie war hier nicht die Inkarnation des Bösen und die Quelle -der Verdammnis, sondern »ein wunderbar harmonisches, ineinander -greifendes Geflecht vernünftiger Zwecke und Mittel«<a name="FNanchor_773" id="FNanchor_773" href="#Footnote_773" class="fnanchor">773</a>, deren Erforschung -als die würdigste Aufgabe des denkenden Menschen hingestellt -wurde. Daß die Kirche der geschilderten Bewegung der -Geister gegenüber nicht gleichgültig blieb, läßt sich denken. So -verfügte sie z. B. im Jahre 1209 in Paris, daß bei Strafe der -Exkommunikation weder die naturwissenschaftlichen Schriften des -<span class="gesperrt">Aristoteles</span>, noch die Kommentare dazu, sei es öffentlich, sei es -insgeheim, gelesen werden dürften.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p346" id="Page_p346">[Pg p346]</a></span></p> - - -<h3>Albertus Magnus.</h3> - -<p>Ein Mann war es vor allem, in welchem die Naturphilosophie -des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> einen begeisterten Vertreter fand. Das war -<span class="gesperrt">Albertus Magnus</span>. Das Bild seines Lebens und Wirkens wird -uns deshalb am besten in den geschilderten Zeitraum zu versetzen -vermögen.</p> - -<p><span class="gesperrt">Albertus Magnus</span>, dessen eigentlicher Name <span class="gesperrt">Albert von -Bollstätt</span> lautet, wurde zu Beginn des 13. Jahrhunderts in einem -schwäbischen Städtchen geboren<a name="FNanchor_774" id="FNanchor_774" href="#Footnote_774" class="fnanchor">774</a>. Er empfing seine Vorbildung -in Padua. Später lehrte er an der Dominikanerschule zu Köln, -zeitweilig auch an der Universität in Paris, wo sein Orden einige -Lehrstühle besetzen durfte. In die Zeit seines Kölner Aufenthaltes -fallen die Ausschachtungsarbeiten zur Fundamentierung des -Domes. In Paris fand er einen solchen Zulauf, daß kein Gebäude -die Schar seiner Hörer zu fassen vermochte. An Wissensdrang fehlte -es im 13. Jahrhundert also nicht, wohl aber an einem würdigen -Gegenstand zur Befriedigung dieses Dranges. Handelte es sich -doch nur um Schriftwerke, die durch Übersetzungen bekannt -wurden. Ihr Inhalt war es, welcher das damalige Wissen ausmachte. -Jede selbständige Regung wurde durch einen Autoritätsglauben -niedergehalten, wie ihn kein Zeitalter in solchem Grade -wieder besessen hat. Verfolgung und Tod trafen denjenigen, der sich -gegen diesen Autoritätsglauben, der alles mit Blindheit geschlagen -zu haben schien, auflehnte. Man darf daher auch von <span class="gesperrt">Albertus -Magnus</span> nicht allzuviel Eigenes erwarten, wenn er auch zu den -hervorragendsten Gelehrten gehört, die uns in der Geschichte -des Mittelalters begegnen. Ihm ist es vor allem zu danken, daß -man auf dem Gebiete der Naturwissenschaften wieder an die -Schriften des Altertums anknüpfte. Und zwar begann man auf -den griechischen Texten zu fußen, die zum Teil um diese Zeit -schon von Konstantinopel aus in das Abendland gelangten, während -man vorher die arabischen Bearbeitungen in das Lateinische übertragen -hatte, eine zwiefache Hinüberleitung, durch welche der Inhalt -entstellt und unrichtig übermittelt worden war.</p> - -<p>Was man vor <span class="gesperrt">Albertus Magnus</span> an Kenntnissen über die -Tier- und Pflanzenwelt besaß, verdiente kaum noch den Namen<span class="pagenum"><a name="Page_p347" id="Page_p347">[Pg p347]</a></span> -einer Zoologie und Botanik. Einiges Interesse brachte man zwar -den in der Bibel erwähnten Geschöpfen entgegen, die in dem -»Physiologus«, einem sehr verbreiteten, in vielen Bearbeitungen -vorhandenen Buche, behandelt wurden<a name="FNanchor_775" id="FNanchor_775" href="#Footnote_775" class="fnanchor">775</a>. Es enthielt indessen die -unglaublichsten Fabeln. Trotzdem erfüllte der Physiologus fast -1000 Jahre die Rolle eines elementaren zoologischen Lehrbuches<a name="FNanchor_776" id="FNanchor_776" href="#Footnote_776" class="fnanchor">776</a>, -wenn auch nicht eines solchen in unserem Sinne, da er in den Schulen -in erster Linie zu religiös erbaulichen Zwecken benutzt wurde<a name="FNanchor_777" id="FNanchor_777" href="#Footnote_777" class="fnanchor">777</a>. -Berücksichtigt sind besonders Säugetiere und Vögel, ferner einige -Reptilien und Amphibien und nur ein Geschöpf aus der Reihe der -Gliedertiere, nämlich die Ameise. An Pflanzen kommen der Feigenbaum, -der Schierling und die Nießwurz in Betracht. Auch einige -Mineralien werden erwähnt; es sind der Diamant, der Achat, der -»indische Stein«, welcher die Wassersucht heilen sollte, und die -feuerbringenden Steine.</p> - -<p>Noch dürftiger erscheint dieser Inhalt, wenn man bedenkt, -daß der Physiologus nicht etwa eine einigermaßen vollständige -Schilderung der erwähnten Geschöpfe enthält, sondern meist nur -Hinweise auf Bibelstellen, einzelne Züge aus der Lebensweise, Erzählungen -und Fabeln. So wird vom Panther erzählt, daß er bunt -sei, nach der Sättigung drei Tage schlafe, dann mit Gebrüll erwache -und einen so angenehmen Geruch verbreite, daß alle Tiere -zu ihm kämen; nur der Drache sei sein Feind. Der Prophet -<span class="gesperrt">Hosea</span> sage: Ich werde wie ein Löwe sein dem Hause Juda und -wie ein Panther dem Hause Ephraim usw. An die meisten Tierfabeln -werden moralische Bemerkungen geknüpft. Von den Affen -heißt es, man fange sie, indem man sie veranlasse, sich die -Augen mit Leim zu verschmieren. So jage uns der Teufel mit -dem Leim der Sünde. Wie der Biber sich die Hoden abbeiße, -wenn man ihn verfolge, so solle der Mensch seine bösen Leidenschaften -austilgen usw. Auch bloße Fabelwesen, wie die Sirenen -und das in der Bibel mehrfach erwähnte Einhorn, bilden einen -Gegenstand verschiedener Ausgaben des Physiologus. Welch gewaltiger -Abstand zwischen dem mittelalterlich-kirchlichen Natur<span class="pagenum"><a name="Page_p348" id="Page_p348">[Pg p348]</a></span>wissen -und demjenigen der Blütezeit des griechischen Geisteslebens -bestand, braucht nach dieser Probe nicht weiter ausgeführt -zu werden.</p> - -<p>Der älteste Physiologus entstand im 2. Jahrhundert n. Chr. -in Alexandrien. Auf dieser griechischen Schrift beruhen eine Anzahl -orientalischer Bearbeitungen der biblischen Zoologie. <span class="gesperrt">Albertus -Magnus</span> schöpfte aus einem lateinischen Physiologus, der -auch ins Althochdeutsche und andere nordische Sprachen übersetzt -wurde. In erster Linie ist aber das zoologische Werk -<span class="gesperrt">Alberts</span>, das in 26 Bücher zerfällt, eine Wiedergabe der zoologischen -Schriften des <span class="gesperrt">Aristoteles</span>. Indessen verraten insbesondere -die letzten Bücher eine größere Selbständigkeit. Auch die -Naturgeschichte des gleichfalls dem 13. Jahrhundert angehörenden -<span class="gesperrt">Thomas von Cantimpré</span> hat <span class="gesperrt">Albert</span> benutzt, doch ist -dasjenige, was er selbst uns bietet, weit durchgearbeiteter. Daß -sich bei ihm noch die alten anatomischen Unrichtigkeiten des -<span class="gesperrt">Aristoteles</span> finden, darf nicht wundernehmen. So nennt er -gleichfalls die Sehnen Nerven und legt ihnen die eigentliche -bewegende Kraft bei. Er läßt sie aus dem Herzen entspringen, -während er von den eigentlichen Nerven noch keine Vorstellung -hat<a name="FNanchor_778" id="FNanchor_778" href="#Footnote_778" class="fnanchor">778</a>.</p> - -<p><span class="gesperrt">Albertus Magnus</span> hat eine sehr umfangreiche literarische -Tätigkeit entfaltet<a name="FNanchor_779" id="FNanchor_779" href="#Footnote_779" class="fnanchor">779</a>. Eine allerdings nur mangelhafte Ausgabe -seiner sämtlichen Werke rührt von <span class="gesperrt">Jammy</span> her; sie erschien in -21 Foliobänden im Jahre 1651. Der 2., 5. und 6. Band enthalten -die naturwissenschaftlichen Schriften. Der 2. Band enthält neben -einer Wiedergabe der aristotelischen Physik die Grundzüge der -Himmelskunde und fünf Bücher über die Mineralien. Bemerkenswert -ist, daß <span class="gesperrt">Albert</span> die Milchstraße für eine Anhäufung kleiner -Sterne hielt, sowie seine Meinung, das Erscheinen der Kometen -könne nicht mit den Geschicken einzelner Menschen verknüpft -sein. Der 5. Band bringt Geographisches, sowie die sieben Bücher -über die Pflanzen. Hervorgehoben sei eine Äußerung über die -Antipoden. Nur rohe Unwissenheit, meint <span class="gesperrt">Albertus</span>, könne behaupten, -daß diejenigen fallen müßten, die uns die Füße zu<span class="pagenum"><a name="Page_p349" id="Page_p349">[Pg p349]</a></span>kehrten. -Der 6. Band der Gesamtausgabe endlich umfaßt die -26 zoologischen Bücher.</p> - -<p>Das Verdienst <span class="gesperrt">Alberts</span> besteht darin, daß er über alle Dinge, -über die er aristotelische Schriften kannte, ausführlich schrieb. -Dabei leiteten ihn einerseits offener Sinn und liebevolle Hingabe -an die Natur. Andererseits beengte ihn das Streben, die Naturauffassung -des Altertums mit den Dogmen der katholischen Kirche -in Einklang zu bringen. Aus dieser Abhängigkeit sich zur Freiheit -des Denkens durchzuringen, war ihm nicht gegeben. Den -Vortrag der aristotelischen Lehren wußte <span class="gesperrt">Albertus</span> mit seinen -eigenen Ansichten in der Weise zu vereinigen, daß er zunächst -dem <span class="gesperrt">Aristoteles</span> folgt und dann jedesmal hinzufügt, er wolle -eine Disgression einschalten. Als eine solche ist das ganze zweite -Buch der Botanik zu betrachten<a name="FNanchor_780" id="FNanchor_780" href="#Footnote_780" class="fnanchor">780</a>. Es beginnt mit den Worten: -»Das alles – nämlich den Inhalt des ersten Buches – haben die -alten Naturforscher begründet. Doch scheint das etwas verworren -zu sein. Ich werde daher von neuem beginnen und die allgemeine -Botanik nach der Ordnung der Natur geben.«</p> - -<p>Daß <span class="gesperrt">Albertus</span> auch auf anderen Gebieten nach Selbständigkeit -strebte<a name="FNanchor_781" id="FNanchor_781" href="#Footnote_781" class="fnanchor">781</a>, bezeugen die Worte, mit denen er die spezielle Botanik -einleitet. Sie lauten: »Was ich hier schreibe, habe ich teils -selbst erfahren, teils verdanke ich es Leuten, von denen ich überzeugt -bin, daß sie nur das vorbringen, was sie selbst erfahren -haben.« Bei dem Wissen von den Einzelwesen handele es sich -allein um Erfahrung, da hier Vernunftschlüsse nicht möglich seien. -Trotzdem finden sich, besonders bei der Beschreibung der Tiere, -dem Geist der Zeit entsprechend, manche alten Fabeln wieder.</p> - -<p>Sein Werk über die Pflanzen schrieb <span class="gesperrt">Albert</span> in Anlehnung -an eine Schrift<a name="FNanchor_782" id="FNanchor_782" href="#Footnote_782" class="fnanchor">782</a>, die damals für aristotelisch gehalten wurde. -Es umfaßt sieben umfangreiche Bücher und gehört zu den bedeutendsten -älteren Werken botanischen Inhalts. Von <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, -dem Begründer der Botanik, bis auf die Zeit <span class="gesperrt">Alberts -des Großen</span> war diese Wissenschaft immer tiefer gesunken; -mit <span class="gesperrt">Albert</span> erstand sie »wie der Phönix aus seiner Asche«<a name="FNanchor_783" id="FNanchor_783" href="#Footnote_783" class="fnanchor">783</a>.<span class="pagenum"><a name="Page_p350" id="Page_p350">[Pg p350]</a></span> -Zuerst befaßt sich <span class="gesperrt">Albert</span> mit den Grundzügen der allgemeinen -Botanik. Insbesondere beschäftigt er sich mit der Frage, ob -die Pflanze beseelt ist. Sie ist es, führt er aus, gleich jedem -Körper, der sich aus eigener Kraft bewegt. Ohne jene Bewegung -sei kein Wachstum, keine Ernährung und keine Fortpflanzung -möglich. Auf diese Funktionen beschränke sich indes -die Tätigkeit der Pflanzenseele. Diesem geringen Umfang ihrer -Tätigkeit entspreche auch die geringe äußere Verschiedenheit der -Pflanzenteile, sowie das Vermögen der Pflanze, aus jedem ihrer -Teile wie aus dem Samen neues zu erzeugen.</p> - -<p>Bemerkenswert sind auch die Äußerungen <span class="gesperrt">Alberts</span> über den -Schlaf der Pflanzen. Wenn die Pflanze während des Winters infolge -der Kälte zusammengezogen und ihr Saft und ihre Wärme -nach innen zurückgedrängt seien, so schlafe sie. Daß einige -Pflanzen ihre Blüten abends zusammenlegen und bei Tagesanbruch -wieder öffnen, wird auch als Schlaf gedeutet.</p> - -<p>Bezüglich der Sexualität räumt <span class="gesperrt">Albert</span> den Pflanzen nur -eine sehr entfernte Ähnlichkeit mit den Tieren ein. Das Wachstum -der Pflanzen, so meint er im Hinblick auf die Eiche, die Zeder -und andere Bäume, scheine wie das der Mineralien an kein bestimmtes -Maß gebunden zu sein. Das Fehlen der Sinnes- und -der Bewegungsorgane, durch die sich das höhere tierische Leben -bekunde, sei der Grund, weshalb die Wurzel, als Mund der -Pflanze, in die Erde gesenkt sei. Ströme die Nahrung nicht von -selbst herbei, umgäbe sie die Wurzel nicht unablässig, so könne -die Pflanze gar keine Nahrung zu sich nehmen. Würde ferner -die geringe Eigenwärme der Pflanze nicht von außen durch die -Sonnenwärme unterstützt, so würde jene allein nicht hinreichen, -den eingesogenen Nahrungsstoff zu verdauen und zum Wachstum -und zur Fortpflanzung geeignet zu machen.</p> - -<p>Da also die Pflanze ihre Nahrung auf weit einfachere Weise -zu sich nimmt und in sich verteilt wie das Tier, so hat sie nach -<span class="gesperrt">Albert</span> weder Adern, noch einen Magen, sondern nur Poren, wie -sie auch das Tier unsichtbar auf seiner ganzen Oberfläche besitze. -<span class="gesperrt">Alberts</span> Kenntnisse in der speziellen Botanik, die er im 6. Buche -bekundet, sind nicht gering. Doch teilt er mit vielen Schriftstellern -des Altertums den Glauben an eine Umwandlung der Pflanzen. So -sollen sich infolge des Alterns oder infolge mehr oder weniger guter -Nahrung die Getreidearten ineinander umwandeln können. Auch entständen -durch die Fäulnis einer Pflanze andere Arten. So überziehe -sich ein kränkelnder Baum mit Parasiten, namentlich mit Misteln.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p351" id="Page_p351">[Pg p351]</a></span></p> - -<p><span class="gesperrt">Alberts</span> Darstellung der allgemeinen Botanik ist der erste -Versuch einer solchen. Denn was er in der Schrift des <span class="gesperrt">Nikolaos</span> -vorfand, hat sein Unternehmen eher ungünstig beeinflußt als gefördert. -Es verstrichen Jahrhunderte, bevor ein zweites, dem -seinigen vergleichbares Werk erschien. »Die Fehler des letzteren -verschuldete sein Zeitalter, die Vorzüge gehören ihm allein an«<a name="FNanchor_784" id="FNanchor_784" href="#Footnote_784" class="fnanchor">784</a>. -In seiner speziellen Botanik handelt <span class="gesperrt">Albert</span> von den Bäumen und -Sträuchern, den Stauden und Kräutern. Die Anordnung ist die -alphabetische. Die Schärfe der Beobachtungen ist anzuerkennen. -Beschreibungen von einer Genauigkeit, wie sie uns im Altertum -nicht begegnet, widmete er z. B. der Esche und der Erle, dem -Mohn, dem Borretsch und der Rose.</p> - -<p>Seit <span class="gesperrt">Albertus Magnus</span> war man auch bestrebt, die von den -Alten beschriebenen Pflanzen wieder aufzufinden. Dies Bemühen -war jedoch nur von geringem Erfolg, da einmal die vorhandenen -Beschreibungen meist nicht hinlänglich genau waren, um danach -die Arten feststellen zu können, und da man ferner, ohne Berücksichtigung -der geographischen Verbreitung, die Pflanzen Griechenlands -und Kleinasiens in Mitteleuropa suchte. Immerhin war es -ein großer Fortschritt, daß man sich mit den Naturkörpern wieder -unmittelbar zu beschäftigen begann. Die Wiederbelebung der beschreibenden -Naturwissenschaften war in erster Linie die Folge -eines solchen Bemühens. Dieses führte weiterhin zur Anlegung von -botanischen Gärten und zur Herausgabe von Kräuterbüchern, den -ersten botanischen Dingen, die uns an der Schwelle der neueren -Zeit begegnen.</p> - -<p>Von <span class="gesperrt">Albert dem Großen</span> bis zur zweiten Hälfte des -15. Jahrhunderts waren die Fortschritte auf dem Gebiete der -Botanik im übrigen nur gering<a name="FNanchor_785" id="FNanchor_785" href="#Footnote_785" class="fnanchor">785</a>. Manche Nachricht über neue -Pflanzen gelangte aus den durch die Kreuzzüge dem Abendlande -erschlossenen Ländern nach Europa, jedoch ohne daß dadurch -die wissenschaftliche Einsicht wesentlich gefördert worden wäre. -Auch durch die Reisen <span class="gesperrt">Marco Polos</span> in Ostasien erfuhr die -spezielle Pflanzenkenntnis eine nicht unbeträchtliche Erweiterung, -wenn es sich naturgemäß in den Mitteilungen dieses Mannes auch<span class="pagenum"><a name="Page_p352" id="Page_p352">[Pg p352]</a></span> -in erster Linie um solche Pflanzen handelte, die für den Handel -in Betracht kamen.</p> - -<p>Wie die botanischen, so enthalten auch die zoologischen Schriften -des <span class="gesperrt">Albertus</span> zahlreiche Angaben über eigene Beobachtungen. -Insbesondere gilt dies von der deutschen Tierwelt. Es finden sich -z. B. recht gute Schilderungen des Maulwurfs, der Spitzmaus, des -Eichhörnchens und des Igels. <span class="gesperrt">Albert</span> führt fast alle deutschen -Nager auf und zeichnet das Treiben des Eichhörnchens ganz musterhaft. -Sehr zutreffend beschreibt er auch das Gebiß der Nagetiere. -Erwähnung findet auch der Eisbär. Vom Walroß wird erzählt, daß -es lange Eckzähne besitze, und daß man seine Haut zu Riemen -zerschneide, die in Deutschland in den Handel kämen. Ferner -wird der Grönlandwal beschrieben und sein Fang geschildert. Die -Robben und die Delphine bezeichnet <span class="gesperrt">Albert</span> als »Säugetiere mit -festen Knochen, lebenden Jungen und einer Luftröhre«. Er fügt -hinzu: »Die Angaben der Alten übergehe ich, denn sie stimmen -mit denen erfahrener Leute nicht überein.« Über die Gliedertiere -macht <span class="gesperrt">Albertus</span> sogar die Angabe, daß sich beim Krebs -und Skorpion ein dem Rückenmark entsprechender Strang findet, -der auf der Bauchseite durch den Körper läuft. Das Treiben -des Ameisenlöwen schildert er mit folgenden Worten: »Der -Ameisenlöwe ist nicht vorher eine Ameise, wie viele sagen. -Denn ich habe oft beobachtet und habe es häufig Freunden gezeigt, -daß dieses Tier Zeckengestalt hat. Es versteckt sich im -Sande und gräbt darin eine halbkugelförmige Höhle, in deren Pol -sein Mund ist. Läuft nun eine Ameise futtersuchend darüber, so -fängt und frißt er sie. Dem haben wir oft zugesehen«<a name="FNanchor_786" id="FNanchor_786" href="#Footnote_786" class="fnanchor">786</a>.</p> - -<p><span class="gesperrt">Albertus Magnus</span> war auch einer der ersten, der sich in -Deutschland auf dem Gebiete der Chemie schriftstellerisch betätigte, -ohne sich jedoch über die Araber zu erheben. Daß unedle -Metalle sich in edle verwandeln lassen, war für ihn eine -ausgemachte Sache. Dies geht aus dem von ihm verfaßten Werk -»<span lang="la" xml:lang="la">De rebus metallicis et mineralibus</span>« mit Bestimmtheit hervor. -<span class="gesperrt">Albertus</span> glaubte auch an die Darstellbarkeit eines Elixiers, das<span class="pagenum"><a name="Page_p353" id="Page_p353">[Pg p353]</a></span> -imstande sei, allen Metallen die schönste Goldfarbe zu verleihen. -Er warnte zwar vor scheinbaren Umwandlungen, indessen wurden -durch das hohe Ansehen, das er genoß, die alchemistischen Bestrebungen -gefördert<a name="FNanchor_787" id="FNanchor_787" href="#Footnote_787" class="fnanchor">787</a>.</p> - -<p>Auszüge aus dem Werke »<span lang="la" xml:lang="la">De rebus metallicis et mineralibus</span>« -sind durch <span class="gesperrt">Kopp</span> bekannt geworden<a name="FNanchor_788" id="FNanchor_788" href="#Footnote_788" class="fnanchor">788</a>. Aus ihnen geht hervor, -daß es sich bei <span class="gesperrt">Albertus Magnus</span> zum Teil um rein aristotelische, -zum Teil um arabische Meinungen und Anschauungen -handelt. Er nimmt an, daß die Metalle wie alles aus den vier -Elementen zusammengesetzt sind. Bestehen sie auch zunächst aus -Schwefel und Quecksilber, so ist ersterer doch wieder aus Luft -und Feuer, das Quecksilber dagegen aus Wasser und Erde entstanden.</p> - - -<h3>Roger Bacon.</h3> - -<p>Ein fast noch höheres Interesse als der »<span lang="la" xml:lang="la">Doctor universalis</span>«, -wie man <span class="gesperrt">Albertus Magnus</span> nannte, beansprucht <span class="gesperrt">Roger Bacon</span>, -der »Doctor mirabilis«. Seine Schriften umfassen nicht nur die -Naturbeschreibung, die Chemie und die Physik, sondern alle -Wissenszweige, insbesondere auch die Philosophie und die Theologie. -Der englische Franziskanermönch <span class="gesperrt">Roger Bacon</span> ist ferner -einer der ersten in der Reihe der Märtyrer, welche die Geschichte -seit der Zeit des Wiederauflebens der Wissenschaften -aufzuweisen hat.</p> - -<p><span class="gesperrt">Roger Bacon</span> wurde im Jahre 1214 geboren<a name="FNanchor_789" id="FNanchor_789" href="#Footnote_789" class="fnanchor">789</a>. Er studierte -in Paris und dann in Oxford, wo er später ein Lehramt bekleidete. -Von großem Einfluß auf die Entwicklung <span class="gesperrt">Bacons</span> war <span class="gesperrt">Petrus -Peregrinus</span>, der in Paris lehrte und als Experimentator gerühmt -wurde. <span class="gesperrt">Bacon</span> sagt von ihm, was dunkel sei, ziehe <span class="gesperrt">Peregrinus</span> -als Meister des Experiments ans Tageslicht<a name="FNanchor_790" id="FNanchor_790" href="#Footnote_790" class="fnanchor">790</a>. Auch daß dieser -für seine Zeit seltene Mann keine Wortgefechte liebte, sondern -Beweise und Tatsachen verlangte, war für <span class="gesperrt">Peregrinus</span> charakteristisch -und für <span class="gesperrt">Bacon</span>, der das Wort »<span lang="la" xml:lang="la">Scientia experimentalis</span>«<span class="pagenum"><a name="Page_p354" id="Page_p354">[Pg p354]</a></span> -prägte, von bestimmendem Einfluß<a name="FNanchor_791" id="FNanchor_791" href="#Footnote_791" class="fnanchor">791</a>. Schon <span class="gesperrt">Gerbert</span><a name="FNanchor_792" id="FNanchor_792" href="#Footnote_792" class="fnanchor">792</a> hatte -übrigens die Beschäftigung mit der Natur als Gegengewicht -gegen die scholastischen Streitereien empfohlen. <span class="gesperrt">Bacon</span> tat dasselbe, -indes mit größerem Nachdruck<a name="FNanchor_793" id="FNanchor_793" href="#Footnote_793" class="fnanchor">793</a>. Als Quellen für seine -Naturlehre benutzte <span class="gesperrt">Bacon</span> die Griechen (<span class="gesperrt">Aristoteles</span>, <span class="gesperrt">Euklid</span>, -<span class="gesperrt">Ptolemäos</span>), die Römer (<span class="gesperrt">Plinius</span>, <span class="gesperrt">Boëthius</span>, <span class="gesperrt">Cassiodor</span>) und -die Araber. Unter den letzteren sind vor allem <span class="gesperrt">Avicenna</span> (<span class="gesperrt">Ibn -Sina</span>) und <span class="gesperrt">Al Farabi</span> zu nennen. Das Werk des letzteren, das -eine Art Enzyklopädie darstellt, hatte <span class="gesperrt">Gerhard von Cremona</span> -unter dem Titel »<span lang="la" xml:lang="la">Liber de scientiis</span>« ins Lateinische übersetzt. -<span class="gesperrt">Bacon</span> besaß nicht nur die umfassende Gelehrsamkeit eines <span class="gesperrt">Albertus -Magnus</span>, sondern er zeichnete sich vor diesem durch -größere Klarheit und Freiheit des Denkens aus. In seiner Schrift -über die Nichtigkeit der Magie<a name="FNanchor_794" id="FNanchor_794" href="#Footnote_794" class="fnanchor">794</a> bekämpfte <span class="gesperrt">Bacon</span> den Glauben -an die Zauberei. Den Anhängern dieses Glaubens verdankte er -selbst gegen das Ende seines Lebens eine zehnjährige Kerkerhaft. -Sehr wahrscheinlich hat jedoch die Anklage auf Zauberei seinem -Orden nur als Vorwand gedient, um ihn daran zu hindern, daß -er fortfuhr, gegen die kirchlichen Mißstände zu eifern. Besaß -doch <span class="gesperrt">Bacon</span> die Kühnheit, auf eine Reformation der Kirche an -Haupt und Gliedern, sowie auf eine kritische Behandlung der -heiligen Schrift auf Grund der Urtexte zu dringen.</p> - -<p>Daß die Menschen in früheren Jahrhunderten nicht viel anders -gewesen sind als heute, lassen folgende Stellen aus <span class="gesperrt">Bacons</span> -»<span lang="la" xml:lang="la">Compendium studii theologiae</span>« erkennen: »Das Haupthindernis -für das Studium der Weisheit ist die unermeßliche Verderbnis, -die in allen Ständen herrscht. Der ganze Klerus ist dem Hochmut, -der Unzucht und der Habsucht ergeben. Wo Kleriker zusammenkommen, -geben sie dem Laien Ärgernis. Die Fürsten und -Herren drücken und plündern sich gegenseitig und richten das<span class="pagenum"><a name="Page_p355" id="Page_p355">[Pg p355]</a></span> -ihnen untertänige Volk durch Krieg und Steuern zugrunde. In -den Königreichen geht man nur auf Vergrößerung aus. Man -kümmert sich nicht darum, ob etwas mit Recht oder mit Unrecht -erreicht wird, wenn man nur seinen Plan durchsetzt. Die oberen -Stände dienen nur dem Bauch und den fleischlichen Lüsten. Das -Volk wird durch dies schlechte Beispiel aufgereizt und zu Haß -und Treubruch veranlaßt, oder es wird durch das schlechte Beispiel -der Großen verdorben. Unzucht und Genußsucht sind -schlimmer, als man es schildern kann. Bei den Kaufleuten -herrschen List, Betrug, maßlose Falschheit usw.« So sieht <span class="gesperrt">Bacons</span> -Sittengemälde aus dem 14. Jahrhundert aus.</p> - -<p>Was <span class="gesperrt">Bacon</span> anstrebte, war eine freiere Gestaltung des religiösen -Lebens. Und zwar geschah dies fast zur selben Zeit, als -die Albigenser Südfrankreichs ihren Abfall von der Kirche schwer -büßen mußten. Wenn <span class="gesperrt">Bacons</span> Mahnung auch verhallte und nicht -imstande war, einen Sturm zu entfesseln, wie ihn z. B. das Auftreten -eines <span class="gesperrt">Huß</span> zur Folge hatte, so verdient <span class="gesperrt">Bacon</span> doch unter -den Vorboten der Reformationsbewegung genannt zu werden. Daß -er sich der Autorität des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> nicht unbedingt unterwarf, -war für die damalige Zeit ein nicht geringeres Verbrechen.</p> - -<p>Andererseits vermag auch <span class="gesperrt">Bacon</span> es nicht, sich gänzlich von -den Fesseln der griechischen Philosophie und der mittelalterlichen -Theologie zu befreien. So hält er mit <span class="gesperrt">Aristoteles</span> an dem Glauben -fest, daß die Welt räumlich begrenzt sei. Er sucht auch dialektisch -zu beweisen, daß es nicht mehrere Welten oder gar eine -unendliche Welt geben könne. Erst viel später, bei <span class="gesperrt">Giordano -Bruno</span>, tritt uns der Begriff des unendlichen Alls entgegen. Wie -<span class="gesperrt">Aristoteles</span>, so weist auch <span class="gesperrt">Bacon</span> mit dialektischen Gründen die -Lehre vom Vakuum zurück, das die von <span class="gesperrt">Aristoteles</span> bekämpften -Anhänger der Atomenlehre als notwendige Voraussetzung für die -Bewegung der Atome angenommen hatten<a name="FNanchor_795" id="FNanchor_795" href="#Footnote_795" class="fnanchor">795</a>. Als Herrin der -Wissenschaften gilt <span class="gesperrt">Bacon</span> nicht die Philosophie, sondern die -Theologie. Wenn ein Wissen, meint er, der heiligen Schrift widerspricht, -so ist es irrig<a name="FNanchor_796" id="FNanchor_796" href="#Footnote_796" class="fnanchor">796</a>. Innerhalb dieser Beschränkung verlangt -er eine Erneuerung der Wissenschaften und eine Begründung der -Naturwissenschaften auf Beobachtung und Versuch. Manches, was -später, im 16. Jahrhundert, sein Namensvetter <span class="gesperrt">Francis Bacon</span><span class="pagenum"><a name="Page_p356" id="Page_p356">[Pg p356]</a></span> -gesagt hat, klingt an die schon von <span class="gesperrt">Roger Bacon</span> ausgesprochenen -Mahnungen und Forderungen an. »Diejenigen, die in den Wissenschaften -neue Bahnen einschlugen«, sagt <span class="gesperrt">Roger Bacon</span><a name="FNanchor_797" id="FNanchor_797" href="#Footnote_797" class="fnanchor">797</a>, »hatten -alle Zeit mit Widerspruch und Hindernissen zu kämpfen. Doch -erstarkte die Wahrheit und wird erstarken bis zu den Tagen des -Antichrist.« Für die Wissenschaft gibt es nach <span class="gesperrt">Bacon</span> drei Wege, -die Erfahrung, das Experiment und den Beweis. Insbesondere -wird die Mathematik gepriesen, aber auch der Sprache, als dem -formalen Ausdruck des Denkens, wird die größte Bedeutung beigelegt. -So heißt es bei ihm: »Wir müssen bedenken, daß Worte -den größten Eindruck ausüben. Fast alle Wunder sind durch das -Wort vollbracht worden. In den Worten äußert sich die höchste -Begeisterung. Deshalb haben Worte, welche tief gedacht, lebhaft -empfunden, gut berechnet und mit Nachdruck gesprochen werden, -eine bedeutende Gewalt.«</p> - -<p>Selbst wenn man annimmt, daß <span class="gesperrt">Bacons</span> Wissen vollständig -auf den alten Schriftstellern und den Arabern beruhe, muß man -doch zugeben<a name="FNanchor_798" id="FNanchor_798" href="#Footnote_798" class="fnanchor">798</a>, daß er kein bloßer Kompilator war, sondern das -Vorhandene zu prüfen, sich anzueignen und selbständig wiederzugeben -verstand. Sein Hauptverdienst bleibt aber, daß er zu den -ersten Männern zählt, die auf den Weg des eigenen Forschens -im Gegensatz zum Autoritätsglauben, hingewiesen haben, wenn es -ihm selbst auch noch an Mitteln gebrach, diesen Weg unbeirrt zu -verfolgen. Aus diesem Mangel an Befriedigung eines vorhandenen -Dranges entspringt eine gewisse Sehnsucht, die sich darin ausspricht, -daß <span class="gesperrt">Bacons</span> Schriften mit häufigen Ausblicken auf eine -größere Herrschaft des Menschen über die Natur erfüllt sind<a name="FNanchor_799" id="FNanchor_799" href="#Footnote_799" class="fnanchor">799</a>. -Dieser Grundzug seines Wesens wird uns im 17. Jahrhundert bei -seinem Namensvetter <span class="gesperrt">Franz Bacon</span> wieder begegnen. Und es -erscheint nicht ausgeschlossen, daß letzterer <span class="gesperrt">Roger</span> mehr zu verdanken -hat, als er durchblicken läßt<a name="FNanchor_800" id="FNanchor_800" href="#Footnote_800" class="fnanchor">800</a>. Man kann dies als wahrscheinlich -annehmen, ohne damit den späteren <span class="gesperrt">Bacon</span> etwa des -Plagiats bezichtigen zu wollen.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p357" id="Page_p357">[Pg p357]</a></span></p> - -<p><span class="gesperrt">Bacons</span> Hauptwerk führt den Titel »<span lang="la" xml:lang="la">Opus majus</span>«. Es wurde -1267 vollendet und von <span class="gesperrt">Bacon</span> dem Papste<a name="FNanchor_801" id="FNanchor_801" href="#Footnote_801" class="fnanchor">801</a> gewidmet<a name="FNanchor_802" id="FNanchor_802" href="#Footnote_802" class="fnanchor">802</a>. Im -ersten Teil des <span lang="la" xml:lang="la">Opus majus</span> spricht <span class="gesperrt">Bacon</span> von den Hauptursachen -der herrschenden Unwissenheit. Als solche gelten ihm die Eitelkeit -und der Autoritätsglaube, die althergebrachten Vorurteile und -die zahlreichen unrichtigen und unzulänglichen Begriffe. Der zweite -Abschnitt bietet einen Überblick über die Fundamente, welche die -Griechen und die Araber geschaffen. Im Mittelpunkte dieser Darstellung -steht selbstverständlich <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, von dem in freimütiger -Kritik gezeigt wird, daß seine Schriften weder erschöpfend -noch frei von Fehlern seien. Um die bisherigen Leistungen -würdigen zu können, fordert <span class="gesperrt">Bacon</span> im dritten Abschnitt das -Studium der Urtexte an Stelle des bis dahin üblichen Lesens -lateinischer und arabischer Übersetzungen. Vor allem stellt er -diese Forderung in bezug auf die Bibel und die Schriften des -<span class="gesperrt">Aristoteles</span> auf. Der vierte Abschnitt handelt von der Mathematik, -einschließlich der Astronomie und ihrer Anwendungen. -<span class="gesperrt">Bacon</span> erkannte die Fehlerhaftigkeit des julianischen Kalenders -und machte dem Oberhaupt der Kirche Verbesserungsvorschläge. -Der julianische Kalender, so führt er aus, rechne das Jahr zu -365<sup>1</sup>/<sub>4</sub> Tagen. Es sei aber erwiesen, daß es kürzer sei und in -130 Jahren ein Tag zuviel gerechnet werde.</p> - -<p>Der nächste Abschnitt, der sich auf <span class="gesperrt">Alhazen</span> stützt, handelt -von der Optik. Die Reflexionen durch parabolische Spiegel, sowie -die Anatomie und Physiologie des Auges sind so klar und -treffend dargestellt, daß diese Abschnitte besonders den fortgeschrittenen -Standpunkt <span class="gesperrt">Bacons</span> erkennen lassen. Den eigentlichen -Vorgang des Sehens verlegt er in das Gehirn, mit der Begrün<span class="pagenum"><a name="Page_p358" id="Page_p358">[Pg p358]</a></span>dung, -daß sich nur so die Vereinigung der in den beiden Augen -entstehenden Sinneseindrücke zu einer einzigen Wahrnehmung erklären -lasse<a name="FNanchor_803" id="FNanchor_803" href="#Footnote_803" class="fnanchor">803</a>.</p> - -<p><span class="gesperrt">Bacons</span> optische Kenntnisse gingen über diejenigen <span class="gesperrt">Alhazens</span> -hinaus. So ist <span class="gesperrt">Bacon</span> die sphärische Aberration bekannt, -d. h. die Tatsache, daß Strahlen, die parallel der Achse einfallen, -sich nur dann in einem Punkte schneiden, wenn sie den -Spiegel in gleichem Abstände vom optischen Mittelpunkte treffen. -Auch mit der Brennkugel<a name="FNanchor_804" id="FNanchor_804" href="#Footnote_804" class="fnanchor">804</a> und den Konvexspiegeln befaßt er -sich in Anlehnung an <span class="gesperrt">Alhazen</span>. Ferner untersucht <span class="gesperrt">Bacon</span>, ob -der Brennpunkt eines Hohlspiegels im Kugelmittelpunkte oder im -Halbierungspunkte des Radius liegt. Er entscheidet sich für das -letztere, also für die richtige Ansicht, und bemerkt ganz zutreffend, -eigentlich könne nicht von einem Punkte der Strahlenvereinigung -die Rede sein, sondern nur von einer kleinen Stelle. Damit ist -schon das Wesen der Katakaustik angedeutet<a name="FNanchor_805" id="FNanchor_805" href="#Footnote_805" class="fnanchor">805</a>.</p> - -<p>Von der Fata morgana heißt es, sie werde von manchen für -eine teuflische Gaukelei gehalten, während sie aus natürlichen Ursachen -zu erklären sei. <span class="gesperrt">Bacon</span> beschreibt ferner die Instrumente -zur Bestimmung des Durchmessers von Mond und Sonne. Die -Größe der Erde stehe zur Größe des Himmels und der übrigen -Gestirne in gar keinem Verhältnis. So sei die Sonne 170 mal so -groß wie die Erde. Auch die Milchstraße bestehe aus vielen, -zusammengedrängten Sternen, deren Licht sich mit dem der Sonne -mische. Ebbe und Flut sollen dadurch zustande kommen, daß die -Mondstrahlen beim senkrechten Auffallen die Dünste aufsaugen, -auf deren Anwesenheit auch das Funkeln der Sterne zurückgeführt -wird. Die Erscheinung, daß eine Flutwelle auch auf der dem -Monde entgegengesetzten Seite der Erde entsteht, erklärt <span class="gesperrt">Bacon</span> -auf folgende Weise. Er nimmt an, die Fixsternsphäre sei fest; -daher werfe sie die Strahlen des Mondes zurück. Diese reflektierten -Strahlen treffen dann die dem Monde entgegengesetzte -Seite der Erde und rufen dort dieselbe Erscheinung hervor, die -sie beim direkten Einfallen erzeugen. Nach dieser Vorstellung -sind der Fixsternhimmel und somit die Welt räumlich begrenzt.<span class="pagenum"><a name="Page_p359" id="Page_p359">[Pg p359]</a></span> -Hatte doch auch <span class="gesperrt">Aristoteles</span> angenommen, daß die Fixsterne -ihr Licht von der Sonne erhalten. Der Gedanke von der Unendlichkeit -des Weltalls und der Vielzahl der Sonnen- und Weltsysteme -konnte erst nach der Begründung des Kopernikanischen -Systems aufkommen.</p> - -<p>Der Regenbogen wird von <span class="gesperrt">Bacon</span> in Anlehnung an <span class="gesperrt">Aristoteles</span> -und <span class="gesperrt">Avicenna</span> zu erklären gesucht. Daß der Regenbogen -verschwindet, sobald die Sonne sich 42° über den Horizont erhebt, -ist <span class="gesperrt">Bacon</span> bekannt. Für das runde Sonnenbildchen, das -entsteht, wenn die Sonne durch unregelmäßige Öffnungen in dunkle -Räume scheint, kann er keine Erklärung finden. Das Licht erfordert -nach seiner Meinung Zeit und besteht nicht in einer Absonderung -von Teilchen, da sonst die leuchtenden Substanzen wie -der Moschus sich verflüchtigen müßten. Zur Erläuterung der Art, -wie das Licht sich fortpflanzt, führt <span class="gesperrt">Bacon</span> folgenden, schon <span class="gesperrt">Alhazen</span> -bekannten Versuch an. Werden drei Lichter vor die enge -Öffnung eines Schirmes gestellt, so kreuzen sich die Strahlen in -dieser Öffnung. <span class="gesperrt">Bacon</span> betrachtete dies als einen Beweis dafür, -daß sich die Spezies, d. h. dasjenige, worin er die Natur des Lichtes -erblickte, nicht vermischen. Wir würden dafür heute sagen, daß -die Lichtstrahlen, ohne sich gegenseitig zu stören, durch einen -Punkt hindurchgehen.</p> - -<p>Der sechste Abschnitt ist der Wissenschaft vom Experiment -gewidmet. Er beginnt mit den Worten: »Ohne eigene Erfahrung -(Versuche) ist keine tiefere Erkenntnis möglich«<a name="FNanchor_806" id="FNanchor_806" href="#Footnote_806" class="fnanchor">806</a>. Das Experiment -wird hier schon als das wichtigste Mittel hingestellt, die -Theorie zu stützen und sie zu neuen Folgerungen zu führen. Den -Schluß des Werkes (7. Teil) bilden Betrachtungen über die Aufgabe -der Wissenschaft, die Menschheit nicht nur zur Erkenntnis, -sondern auch zu höheren sittlichen Zielen zu leiten. Von besonderem -Interesse ist die Stellung, die <span class="gesperrt">Bacon</span> der Mathematik gegenüber -einnimmt. Er nennt sie das Tor und den Schlüssel der übrigen -Wissenschaften. Die mathematischen Grundwahrheiten sind seiner -Meinung nach dem Menschen eingeboren. Nur durch die Mathematik -können wir zur vollen Wahrheit gelangen<a name="FNanchor_807" id="FNanchor_807" href="#Footnote_807" class="fnanchor">807</a>. In den übrigen -Wissenschaften herrscht umso weniger Irrtum und Zweifel, je -mehr wir sie auf die Mathematik zu gründen verstehen<a name="FNanchor_808" id="FNanchor_808" href="#Footnote_808" class="fnanchor">808</a>.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p360" id="Page_p360">[Pg p360]</a></span></p> - -<p><span class="gesperrt">Bacons</span> Schriften sind von phantastischen Ausblicken in die -Zukunft erfüllt. So schreibt er: »Es können Wasserfahrzeuge gemacht -werden, welche rudern ohne Menschen, so daß sie, während -ein einziger Mensch sie regiert, mit einer größeren Schnelligkeit -dahinfahren, als wenn sie voll schiffbewegender Leute wären. -Auch können Wagen gebaut werden, die ohne Tiere mit einem -unermeßlichen Ungestüm in Bewegung gesetzt werden«<a name="FNanchor_809" id="FNanchor_809" href="#Footnote_809" class="fnanchor">809</a>. Wie -<span class="gesperrt">Bacon</span> sich indessen die Ausführung dieser Gedanken dachte, gibt -er nicht an. Es würde daher verfehlt sein, wollte man solchen Aussprüchen, -wie es wohl geschehen ist, eine weitergehende Bedeutung -beimessen.</p> - -<p>Ferner finden sich Bemerkungen, auf Grund deren man <span class="gesperrt">Bacon</span> -die Priorität hinsichtlich der Erfindung des Fernrohres zugeschrieben -hat. Da aber nicht erwiesen ist, daß Versuche oder auch nur eine -klare Einsicht in die Grundzüge der Konstruktion vorlagen, so -sind solche Ansprüche, die von englischer Seite herrühren, zurückzuweisen, -ohne daß hierdurch die Bedeutung des eigenartigen -Mannes eine Schmälerung erlitte. <span class="gesperrt">Bacon</span> konnte in Wirklichkeit -nicht einmal mit dem Gebrauch der Brillen bekannt sein. Diese -kamen wahrscheinlich erst um 1280 auf<a name="FNanchor_810" id="FNanchor_810" href="#Footnote_810" class="fnanchor">810</a>. Wohl die erste handschriftliche -Erwähnung findet sich in einem Briefe vom Jahre 1299. -Jemand sagt dort, daß er ohne Brille, die vor kurzem zum Besten -alter Leute mit geschwächtem Sehvermögen erfunden sei, weder -lesen noch schreiben könne.</p> - -<p>Gleich allen seinen Zeitgenossen, war <span class="gesperrt">Bacon</span> in dem Glauben -an die Möglichkeit der Metallveredelung befangen, wie er auch -von dem Gedanken durchdrungen war, daß die Gestirne einen -Einfluß auf die Erde und das Schicksal der Menschen ausüben.</p> - -<p>Die astrologischen Lehren, zu denen das 13. Jahrhundert im -Anschluß an das Altertum und an das frühe Mittelalter gelangt -war, finden sich daher bei <span class="gesperrt">Bacon</span> in großer Ausführlichkeit entwickelt. -Die Astrologie hatte damals ihren Höhepunkt erreicht.<span class="pagenum"><a name="Page_p361" id="Page_p361">[Pg p361]</a></span> -Später büßte sie an überzeugender Kraft ein, bis sie im 17. Jahrhundert -aus der gelehrten Bildung ganz verschwand. Man muß -sich eigentlich wundern, daß sich bei einem im übrigen so hervorragenden -Geist wie <span class="gesperrt">Bacon</span> keine Zweifel regten. Da die astrologischen -Lehren besonders geeignet sind, den Geist des Mittelalters -zu kennzeichnen, soll noch einiges daraus in der ihnen von -<span class="gesperrt">Bacon</span> gegebenen Fassung Platz finden.</p> - -<p>Die Astrologen teilten den Himmel in zwölf »Häuser«. Jeder -Planet (Mond und Sonne eingerechnet) hat ein »Haus«, in dem -er erschaffen ist. Der Löwe ist das Haus der Sonne, der Krebs -das des Mondes, die Jungfrau dasjenige des Merkur usw. Jedem -der fünf Planeten ist außerdem noch eins der fünf übrigen Häuser -zugeteilt. Jupiter und Venus sind Glückssterne, Mars und Saturn -Unglückssterne.</p> - -<p>Von großem Einfluß sind die Konjunktionen der Planeten, -d. h. ihr Zusammentreffen in einem und demselben Hause. Solche -Konjunktionen zeigen Thronwechsel, Hungersnot und ähnliche Ereignisse -an. Sie wirken auch auf den einzelnen Menschen. Zwar -sollen sie nicht den Willen bestimmen. Wohl aber sollen die -Himmelskräfte den Körper und, bei dem engen Zusammenhang -von Leib und Seele, auch letztere beeinflussen.</p> - -<p><span class="gesperrt">Bacon</span> schloß sich auch den orientalischen Lehren an, nach -welchen bestimmte Planeten über gewissen Reichen dominieren, z. B. -Saturn über Indien, Jupiter über Babylon, Merkur über Ägypten, -der Mond über Asien. Vielleicht ist es auf astrologische Vorstellungen -zurückzuführen, daß der Halbmond das Abzeichen der -Türkei geworden ist.</p> - -<p>Was den chemischen Inhalt der <span class="gesperrt">Bacon</span>ischen Schriften<a name="FNanchor_811" id="FNanchor_811" href="#Footnote_811" class="fnanchor">811</a> anbetrifft, -so verdient hervorgehoben zu werden, daß <span class="gesperrt">Bacon</span> ein Gemenge -erwähnt, dessen Entzündung eine furchtbare Erschütterung -hervorbringe. Als einen Bestandteil dieses Gemenges nennt er -Salpeter<a name="FNanchor_812" id="FNanchor_812" href="#Footnote_812" class="fnanchor">812</a>. Offenbar haben wir es hier mit dem Schießpulver zu -tun, das um diese Zeit von Ostasien her seinen Weg nach Europa<span class="pagenum"><a name="Page_p362" id="Page_p362">[Pg p362]</a></span> -gefunden hatte. Es wurde zuerst in Bergwerken zum Sprengen -gebraucht<a name="FNanchor_813" id="FNanchor_813" href="#Footnote_813" class="fnanchor">813</a>. Seit dem 14. Jahrhundert führte das Pulver eine Umwälzung -in der Art der Kriegsführung herbei, die von großem -Einfluß auf die politische Gestaltung Europas wurde<a name="FNanchor_814" id="FNanchor_814" href="#Footnote_814" class="fnanchor">814</a>.</p> - -<p>Gewissermaßen gehört <span class="gesperrt">Bacon</span> auch zu den geistigen Urhebern -der großen Entdeckungsreisen. Er vertrat nämlich die -Ansicht, Asien erstrecke sich so weit nach Osten, daß seine östliche -Küste durch eine kurze Fahrt über den atlantischen Ozean -erreicht werden könne. Diese Ansicht <span class="gesperrt">Bacons</span> nebst ihrer Begründung -nahm <span class="gesperrt">Pierre d'Ailly</span> in sein »Imago mundi« betiteltes -Werk<a name="FNanchor_815" id="FNanchor_815" href="#Footnote_815" class="fnanchor">815</a> auf. Und es ist bekannt, daß <span class="gesperrt">Columbus</span> später insbesondere -auch durch das Lesen dieses Werkes zu seiner Fahrt -nach Westen angeregt wurde<a name="FNanchor_816" id="FNanchor_816" href="#Footnote_816" class="fnanchor">816</a>.</p> - -<p>Aus allem geht hervor, daß wir es in <span class="gesperrt">Bacon</span> mit einem hochbedeutenden -Menschen zu tun haben, der in der Entwicklung der -Wissenschaften eine hervorragende Rolle gespielt und die Bewunderung, -die man ihm gezollt, verdient hat<a name="FNanchor_817" id="FNanchor_817" href="#Footnote_817" class="fnanchor">817</a>. <span class="gesperrt">Bacon</span> ist einer der -wenigen, das Dunkel des christlichen Mittelalters durchdringenden -Sterne. Daß er sich nicht völlig von den Vorurteilen seiner Zeit -frei zu machen wußte, darf die Anerkennung, die wir ihm spenden -müssen, nicht beeinträchtigen.</p> - - -<h3>Auswüchse des mitteltalterlichen Denkens.</h3> - -<p>Auf dem Gebiete der Wissenschaften tritt die Eigenart des -Mittelalters besonders in den Bestrebungen der Astrologen und -der Alchemisten zutage. Astrologie und Alchemie sind Wörter, -bei deren Klang man sich sofort in jene Zeit, von der wir handeln,<span class="pagenum"><a name="Page_p363" id="Page_p363">[Pg p363]</a></span> -zurückversetzt fühlt. Nicht nur die mit diesen Namen bezeichneten -Pseudowissenschaften, sondern mitunter auch Magie und -Nekromantie waren damals Gegenstand von Universitätsvorlesungen.</p> - -<p>Die größten alchemistischen Torheiten bezüglich der Wirkung -der Materia prima oder des Steins der Weisen gingen von <span class="gesperrt">Raymundus -Lullus</span> aus. <span class="gesperrt">Lullus</span>, der <span lang="la" xml:lang="la">Doctor illuminatissimus</span>, wurde -um 1230 geboren. Seine Schriften, oder vielmehr was an solchen -unter seinem Namen ging, fanden besonders im 14. Jahrhundert -zahlreiche Leichtgläubige. Als eine Ausgeburt der Phantasie des -<span class="gesperrt">Lullus</span> begegnet uns seine Lehre von der Multiplikation. Der -Stein der Weisen verwandelt danach zunächst die 1000fache Menge -Quecksilber in Materia prima. Und dies konnte mehrfach wiederholt -werden, bis nach einer gewissen Abschwächung der verwandelnden -Kraft die Materia prima die 1000fache Menge Quecksilber -in reines Gold verwandelte. In Anbetracht derartiger Übertreibungen -des alchemistischen Gedankens kann es nicht wundernehmen, -wenn er sich zu dem Ausspruch verstieg: »<span lang="la" xml:lang="la">Mare tingerem, -si Mercurius esset</span>« (das Meer würde ich in Gold verwandeln, wenn -es aus Quecksilber bestände).</p> - -<p>Unter den Auswüchsen und Irrungen, die uns im Mittelalter -begegnen, sind neben der Alchemie, der Astrologie und der Magie -der Hexenglauben zu nennen. Auch von dieser so unheilvollen, -in der Hand des kirchlichen Fanatismus oft zur furchtbarsten -Geißel<a name="FNanchor_818" id="FNanchor_818" href="#Footnote_818" class="fnanchor">818</a> gewordenen Verirrung wurde die Menschheit durch das -Emporkommen einer naturwissenschaftlichen Weltanschauung in -Jahrhunderte dauerndem Kampf befreit. Zu den ersten, die den -Kampf gegen die Astrologie aufnahmen, zählt der in der zweiten -Hälfte des 15. Jahrhunderts lebende <span class="gesperrt">Pico von Mirandola</span>.</p> - -<p><span class="gesperrt">Pico von Mirandola</span> gehörte den humanistischen Gelehrten -an, die im allgemeinen der Astrologie zugetan waren, da letztere -ja dem späteren Altertum entsprungen war. Gehörte doch selbst -<span class="gesperrt">Melanchthon</span> zu ihren Anhängern, während <span class="gesperrt">Luther</span> sich von -den Sterndeutereien abwandte und sie für grobe Lügen erklärte, -denen gegenüber man bei seinem einfachen Verstande bleiben -müsse. Aus diesem heraus ist auch <span class="gesperrt">Pico von Mirandolas</span> Einspruch -hervorgegangen. Will man sich von der Trüglichkeit aller -Wahrsagerei überzeugen, so frage man die Sterndeuter und die<span class="pagenum"><a name="Page_p364" id="Page_p364">[Pg p364]</a></span> -Handlinienbeschauer zu gleicher Zeit und sehe, wie sie einander -widersprechen. Ihre Wetterprophezeiungen sind nicht minder unzuverlässig. -So und ähnlich lauten seine Gründe. Daß der Himmel -die allgemeine Ursache des irdischen Geschehens sei, erkennt <span class="gesperrt">Pico</span> -an. Alles Besondere müsse aber aus den nächstliegenden Ursachen -erklärt werden.</p> - -<p>Über das Unheil, das die astrologische Lehre anrichtete, sagt -<span class="gesperrt">Pico</span>, sie zerstöre die Philosophie, verfälsche die Heilkunde, untergrabe -die Religion, erzeuge den Aberglauben, begünstige die Abgötterei, -verunreinige die Sitten, verleumde den Himmel und mache -den Menschen zum unglücklichen Sklaven von Vorurteilen und -Verführern.</p> - -<p>Schon ein Jahrhundert vor <span class="gesperrt">Pico</span> hat einer der größten unter -den Humanisten, <span class="gesperrt">Francesco Petrarca</span>, den Kampf gegen die -Astrologie, die Magie und andere Ausflüsse des Aberglaubens geführt. -Sein Bemühen war jedoch nicht minder erfolglos gewesen -wie dasjenige seines Nachfolgers. Beide Männer haben indessen -das Verdienst, daß sie den späteren Geschlechtern die Waffen in -diesem Kampfe geschmiedet haben<a name="FNanchor_819" id="FNanchor_819" href="#Footnote_819" class="fnanchor">819</a>.</p> - -<p>Mit ähnlichen überzeugenden Gründen, wie <span class="gesperrt">Pico von Mirandola</span> -die Astrologie, bekämpfte der Arzt <span class="gesperrt">Jacob Weyer</span> den -Hexenglauben und die damit im Zusammenhange stehenden Verfolgungen. -Er wies z. B. nach, daß das Alpdrücken eine Folge -körperlicher Zustände sei und nicht etwa durch einen Dämon veranlaßt -werde. Er erkannte die Rolle, welche die Phantasie, sowie -die Neigung der Frauen zur Hysterie beim Zustandekommen abergläubischer -Vorstellungen spielt. Doch fand er nur wenig Anhänger -und zahlreiche Widersacher. Die angeblichen Hexen wurden -noch bis in das 18. Jahrhundert hinein von Geistlichen, Inquisitoren -und der fanatisierten Menge verfolgt und verbrannt.</p> - -<p>Das Heilmittel für all diese Gebrechen der Zeit konnten nur -die Naturwissenschaften sein. Sie waren zwar auf dem Marsche. -Um die Beseitigung von Aberglauben und Vorurteilen, sowie um -Anerkennung als Bildungsmittel für die breite Masse des Volkes -mußten sie aber noch lange, ja selbst bis auf den heutigen Tag -ringen.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p365" id="Page_p365">[Pg p365]</a></span></p> - - -<h3>Die Naturwissenschaften im 14. Jahrhundert.</h3> - -<p>Von den naturwissenschaftlichen Kenntnissen und Vorstellungen, -die um die Mitte des 14. Jahrhunderts herrschten, erhält -man ein in mancher Hinsicht zutreffendes Bild durch <span class="gesperrt">Megenbergs</span> -Buch der Natur.</p> - -<p><span class="gesperrt">Konrad von Megenberg</span> wurde um 1309 in der Maingegend -geboren. Er empfing seine Vorbildung in Deutschland -und Paris, wo er den Doktorgrad erwarb. Darauf lehrte er in -Wien und schließlich wirkte er als Kanonikus in Regensburg. -Dort schrieb er sein Werk, das er um 1350 bekannt gab<a name="FNanchor_820" id="FNanchor_820" href="#Footnote_820" class="fnanchor">820</a>. Er -starb in Jahre 1374.</p> - -<p><span class="gesperrt">Megenbergs</span> Hauptquelle ist eine von <span class="gesperrt">Thomas von Cantimpré</span> -um 1250 verfaßte Schrift: Über die Natur der Dinge (<span lang="la" xml:lang="la">De -naturis rerum</span>). Sie bietet eine Übersicht über das damalige Wissen -von den lebenden und den leblosen Naturgegenständen. Und zwar -ist <span class="gesperrt">Cantimprés</span> Buch das erste Werk dieser Art, welches das -Mittelalter hervorbrachte<a name="FNanchor_821" id="FNanchor_821" href="#Footnote_821" class="fnanchor">821</a>. In zwanzig Büchern behandelt <span class="gesperrt">Thomas</span> -die Anatomie des Menschen, die Tiere, die Pflanzen, die Metalle -und Edelsteine, die vier Elemente und das Himmelsgewölbe mit -den sieben Planeten. Das Werk ist indessen nicht auf eigene -Anschauung gegründet, sondern aus den verschiedensten Schriftstellern -geschöpft. Am meisten benutzt sind <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, <span class="gesperrt">Galen</span><span class="pagenum"><a name="Page_p366" id="Page_p366">[Pg p366]</a></span> -und <span class="gesperrt">Plinius</span>. Aber auch <span class="gesperrt">Theophrast</span>, <span class="gesperrt">Isidor von Sevilla</span> -und die Kirchenväter werden herangezogen.</p> - -<p><span class="gesperrt">Megenbergs</span> Buch der Natur lehnt sich so eng an die besprochene -Schrift des <span class="gesperrt">Thomas</span> an, daß es als eine gekürzte und -dem Fortschritt des seitdem verflossenen Jahrhunderts Rechnung -tragende deutsche Bearbeitung bezeichnet werden kann<a name="FNanchor_822" id="FNanchor_822" href="#Footnote_822" class="fnanchor">822</a>. Doch -hat <span class="gesperrt">Megenberg</span>, wie er ausdrücklich bemerkt, wenn ihn das Buch -des <span class="gesperrt">Thomas</span> im Stiche ließ, auch andere Bücher benutzt. Dabei -ist er durchaus kein bloßer Kompilator. Er weist sogar manches, -was <span class="gesperrt">Thomas</span> unbeanstandet aufnimmt, als unglaubwürdig zurück. -Daß er trotzdem an Wunder, Zauberei und Beschwörungen glaubt, -muß man auf Rechnung des Geistes seiner Zeit setzen. So ist -das Buch <span class="gesperrt">Megenbergs</span> eins der geeignetsten Zeugnisse für das -vor dem Wiederaufleben der Wissenschaften selbst bei aufgeklärten -Männern anzutreffende Fühlen und Denken. Einige Mitteilungen -aus dem Inhalt des Buches mögen dies des Näheren dartun.</p> - -<p>Der erste Abschnitt betrifft den Menschen. Es sind die Lehren -des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> und des <span class="gesperrt">Galen</span>, die uns hier in derjenigen -Gestalt begegnen, die sie durch spätere Schriftsteller erfahren -haben<a name="FNanchor_823" id="FNanchor_823" href="#Footnote_823" class="fnanchor">823</a>. Das Gehirn soll von Natur kalt, das Herz dagegen warm -sein. Das Gehirn liege oberhalb des Herzens, damit seine Kälte -durch die Wärme des Herzens gemildert werden könne. Die Natur -lasse zuerst das Herz entstehen und danach das Gehirn. Vom -Auge heißt es, es sei von dünnen Häuten umgeben. Diese umschlössen -die kristallinische Feuchtigkeit, auf welcher die Sehkraft -beruhe. Der Sehnerv wird als eine hohle Ader bezeichnet, deren -Aufgabe es sei, den Augen die eigentliche geistige Sinnestätigkeit -zuzuführen. Man sieht, es sind verworrene Vorstellungen, aus -denen nicht ersichtlich ist, wie sich <span class="gesperrt">Megenberg</span> den Vorgang -des Sehens eigentlich denkt. Über das Herz und die Lungen -äußert er sich mit folgenden Worten: Das Herz ist das erste -Lebendige und das letzte Organ, das stirbt. Es besitzt zwei -Kammern, eine rechte und eine linke. Sie bergen das Blut und<span class="pagenum"><a name="Page_p367" id="Page_p367">[Pg p367]</a></span> -die besonderen Geister, welche das Leben bedingen. Die Geister -und das Blut strömen durch die Adern vom Herzen zu den übrigen -Organen hin. Das Herz ist der Lunge angelagert, weil die weiche -Lunge durch ihre Tätigkeit, Luft aufzunehmen, das Herz kühl -halten kann, so daß es nicht in seiner eigenen Hitze erstickt. -Eine genauere Unterscheidung zwischen Adern, Nerven und Sehnen -findet auch bei <span class="gesperrt">Megenberg</span> noch nicht statt.</p> - -<p>Der zweite Abschnitt handelt »von den Himmeln und den -sieben Planeten«. Außerhalb des Firmaments, an dem die Fixsterne -befestigt sind, unterscheidet <span class="gesperrt">Megenberg</span> noch zwei Sphären, -den Wälzer und den Feuerhimmel. Nach innen folgen die sieben -Planetenhimmel, von denen jeder nur einen Stern trägt. Alles -bewegt sich in verschiedenen Zeiträumen um den Mittelpunkt -der Welt, die Erde. Jeder Planet hat seine besonderen Eigenschaften -und Wirkungen. So ist Jupiter warm und trocken. Deshalb -macht er das Erdreich fruchtbar und bringt ein gutes Jahr, -wenn er in seiner vollen Kraft und günstigsten Stellung scheint. -Mars ist heiß und trocken; daher erhitzt er der Menschen Herz -und macht sie zornig. Der Sonne werden fünfzehn Eigenschaften -zugeschrieben, die dann in allegorischer Weise auf die heilige -Jungfrau bezogen werden.</p> - -<p>Hinsichtlich der Kometen begegnen wir einer Auffassung, die -von <span class="gesperrt">Aristoteles</span> bis zu <span class="gesperrt">Tychos</span> und <span class="gesperrt">Keplers</span> Zeiten die herrschende -blieb. Ein Komet ist danach kein eigentlicher Stern, sondern -ein »Feuer, das im obersten Luftreich brennt«. Genährt wird -dieses Feuer durch fettigen, der Erde entstammenden Dunst. Die -Dauer des Kometen hängt davon ab, wie lange dieser Dunst in -hinreichender Menge nachströmt. Betrachtete man die Kometen -als atmosphärische Erscheinungen, so war die Annahme, daß sie -auf die Erde eine tiefere Wirkung als die Gestirne ausüben, ganz -folgerichtig. Der Komet muß für das Land, dem er den Schweif -zukehrt »ein Hungerjahr bringen, weil dem Boden dort die Feuchtigkeit -entzogen wird«. Die Milchstraße endlich wird ganz zutreffend -auf »zahlreiche, nahe beieinander befindliche Sterne zurückgeführt, -deren Schein vereint leuchtet«.</p> - -<p><span class="gesperrt">Megenberg</span> bespricht dann die atmosphärischen Vorgänge. -Der Wind wird nicht etwa als eine Bewegung der Luft in ihrer -ganzen Masse aufgefaßt, sondern als ein »angesammelter irdischer -Dunst« betrachtet, der sich durch die Luft bewegt. Aus dem -irdischen fetten Dunst, der gegen die Wolken stößt, sucht -<span class="gesperrt">Megenberg</span> auch Blitz und Donner zu erklären. Die Kraft des<span class="pagenum"><a name="Page_p368" id="Page_p368">[Pg p368]</a></span> -Anpralls bewirke die Entzündung, d. h. den Blitz. Der Regenbogen -endlich wird als eine Spiegelung des Sonnenlichtes in den -Wolken aufgefaßt. Durch die Annahme von Dünsten im Innern -der Erde wird, unter Zurückweisung alter Fabeleien, auch das -Erdbeben erklärt. Auf die in den Höhlen der Gebirge befindlichen -Dünste sollen die Gestirne, besonders Mars und Jupiter in der -Art wirken, daß sie ihren Andrang gegen die Wände der einschließenden -Hohlräume vermehren. Dadurch komme eine Erschütterung -der Erde zustande. <span class="gesperrt">Megenberg</span> berichtet dann über -ein starkes Erdbeben, das 1348 in den Alpen und in Süddeutschland -verspürt wurde. In demselben Jahre wurde Europa durch -den schwarzen Tod heimgesucht, das »größte Sterben, das je nach -oder vielleicht auch vor Christi Geburt dagewesen«. Allein in -Wien seien an dieser Seuche 40000 Menschen in wenigen Monaten -zugrunde gegangen. <span class="gesperrt">Megenberg</span> ist nun geneigt, zwischen dem -Erdbeben und jener Krankheit einen ursächlichen Zusammenhang -anzunehmen. Bei dem Erdbeben entweiche nämlich giftiger Dunst -aus dem Innern der Erde. Das Weltbild, das sich das Mittelalter -nach dem Vorgange der Alten geschaffen und wie es uns in -<span class="gesperrt">Megenbergs</span> Schrift entgegentritt, wird durch eine Schilderung -der Tiere, der Pflanzen und der wichtigsten anorganischen Naturkörper -vervollständigt. Auf die Beschreibung des Tieres im allgemeinen, -die ganz im Geiste und oft in wörtlicher Übereinstimmung -mit <span class="gesperrt">Aristoteles</span> gehalten ist, folgen Mitteilungen über -das Aussehen und die Lebensweise der einzelnen Geschöpfe. Von -einer systematischen Einteilung nach irgend welchen wissenschaftlichen -Gesichtspunkten ist dabei noch keine Rede. Die Anordnung -ist vielmehr die alphabetische. Auch wird über manches -Tierwunder berichtet, das sich später als eine Ausgeburt der -Phantasie älterer Schriftsteller erwiesen hat. So wird auch die -alte Geschichte des Physiologus von dem Walfisch, dessen Rücken -für eine Insel gehalten wird, wieder aufgefrischt. Manche Bemerkung -über einheimische Tiere beruht auf eigener Beobachtung -oder wenigstens auf der Beobachtung Mitlebender. Doch -fehlen auch nicht Angaben alter Schriftsteller, die ohne Nachprüfung -aufgenommen werden, so heißt es beim Pferde, <span class="gesperrt">Aristoteles</span> -sage, aus dem Haare dieses Tieres entstehe im Wasser -ein Wurm. Nicht selten wird aber derartigen Mitteilungen ein -treuherziges: »Das glaube ich nicht« hinzugefügt, so der Erzählung -des <span class="gesperrt">Plinius</span>, daß der Luchs durch eine Wand zu sehen -vermöge.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p369" id="Page_p369">[Pg p369]</a></span></p> - -<p>Die nächsten Abschnitte handeln – gleichfalls in alphabetischer -Folge – von den Bäumen und von den Kräutern. Die -Beschreibungen beschränken sich auf den äußeren Habitus der -ganzen Pflanze und das Aussehen der Früchte. Im Mittelpunkt -der Darstellung stehen die physiologischen Wirkungen, die von -den Pflanzen ausgehen. Zur Erklärung dieser wunderbaren Wirkungen -genügt nach <span class="gesperrt">Megenberg</span> jedoch nicht die Mischung der -in den Kräutern enthaltenen Elemente, sondern er nimmt daneben -den Einfluß der Gestirne an. Oft komme auch der Einfluß der -heiligen Worte in Betracht, mit denen man Gott anrufe, und durch -die man die Kräuter beschwöre und segne, wie man ja auch das -Weihwasser einsegne.</p> - -<p>Durch den göttlichen Willen haben auch die Steine wunderbare -Eigenschaften und Kräfte, vor allem besitzen sie einen segenbringenden -Einfluß. Manche Mineralien sind giftwidrig, ja sie -zeigen sogar durch Ausschwitzungen an, ob sich Gift in der Nähe -befindet. Der Karneol besänftigt den Zorn und stillt Blutungen. -Offenbar wurde ihm seit jeher diese Eigenschaft seiner roten Farbe -wegen zugeschrieben. Auch bei den übrigen Mineralien werden die -Eigenschaften ganz obenhin erwähnt, dagegen um so ausführlicher -wird ihre Verwendung zu Amuletten gewürdigt, ohne daß <span class="gesperrt">Megenberg</span> -Zweifel an der Richtigkeit der an die Mineralien sich knüpfenden, -damals herrschenden, abergläubischen Vorstellungen kamen.</p> - -<p>Wir haben das Buch der Natur etwas eingehender gewürdigt, -weil eine derartige Probe lehrreicher ist als lange Betrachtungen -über den Geist des Mittelalters. Erst wenn wir uns den geistigen -Besitz und das Fühlen und Denken jener Zeit an einem Schriftsteller -wie <span class="gesperrt">Megenberg</span> oder <span class="gesperrt">Thomas von Cantimpré</span> vergegenwärtigt -haben, können wir den Umschwung ermessen, der mit dem -Wiederaufleben der Wissenschaften eintrat und der neueren mit -<span class="gesperrt">Koppernikus</span>, <span class="gesperrt">Galilei</span> und <span class="gesperrt">Kepler</span> anhebenden Naturforschung -den Weg bereiten half.</p> - - - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p370" id="Page_p370">[Pg p370]</a></span></p> - - - - -<h2>10. Das Wiederaufleben der Wissenschaften.</h2> - - -<p>Bis zur Beendigung der Kreuzzüge hatte Westeuropa unter -einer überwiegend kirchlichen Führung gestanden. Probleme religiöser -und scholastisch-philosophischer Art nahmen während dieser -Zeit das Denken vorzugsweise in Anspruch. Das nunmehr eintretende -Sinken der Hierarchie hatte zur Folge, daß man sich auch -anderen Gegenständen zuwandte.</p> - -<p>Es sind vor allem zwei mächtige neue Bewegungen von nie -versiegender Wirkung, welche die europäische Menschheit gegen -den Ausgang des Mittelalters ergreifen, die Wiederbelebung des -klassischen Altertums und die durch die Entdeckungsreisen erfolgende -Ausdehnung des geographischen Gesichtskreises über die -gesamte Erde.</p> - -<p>Vorbereitet wurde der große geistige Umschwung, dessen Vorboten -bis in das 13. Jahrhundert zurückreichen, durch einen wirtschaftlichen -Vorgang, nämlich durch das Emporblühen des Städtewesens. -Vor allem sind hier Pisa, Florenz, Venedig und Genua -zu nennen. Diese waren durch den Handel zu Wohlstand und -Macht und schließlich sogar zu einer meerbeherrschenden Stellung -gelangt. Die Berührung mit sämtlichen Völkern des Mittelmeeres, -das Emporblühen der Kunst und der Gewerbe, kurz die Erweiterung -des gesamten Gesichtskreises brachten es mit sich, daß an -diesen Stätten die Nacht des Mittelalters zuerst der Morgenröte -eines neuen, besseren Tages wich.</p> - -<p>Die ältere Geschichtsschreibung liebte es, die Renaissance als -ein fast blitzartiges Aufleuchten hinzustellen, wodurch das tiefe -Dunkel des Mittelalters verscheucht und von Italien aus das -übrige Europa allmählich erhellt worden sei. Es war dies die -besonders durch <span class="gesperrt">Burkhardt</span><a name="FNanchor_824" id="FNanchor_824" href="#Footnote_824" class="fnanchor">824</a> vertretene Anschauung. <span class="gesperrt">Burkhardt</span> -stand noch allzusehr unter dem Einflüsse <span class="gesperrt">Vasaris</span>, des<span class="pagenum"><a name="Page_p371" id="Page_p371">[Pg p371]</a></span> -frühesten Geschichtsschreibers der Renaissance. <span class="gesperrt">Vasari</span><a name="FNanchor_825" id="FNanchor_825" href="#Footnote_825" class="fnanchor">825</a>, der -um die Mitte des 16. Jahrhunderts schrieb, stand offenbar den -von ihm geschilderten Begebenheiten zeitlich noch zu nahe, um -ein zutreffendes, allgemeines Urteil fällen zu können. Auch war -er bestrebt, die von ihm behandelte Epoche der vorangehenden -Zeit gegenüber in hellem Glanze hervortreten zu lassen<a name="FNanchor_826" id="FNanchor_826" href="#Footnote_826" class="fnanchor">826</a>.</p> - -<p>Die neuesten Forschungen über die Entwicklung des geistigen -Lebens und der Kunst lassen immer deutlicher erkennen, daß -sich zwischen Mittelalter und Renaissance keine scharfe Grenze -ziehen läßt. Vielmehr reicht die Bewegung, die wir mit dem -Worte Renaissance kennzeichnen, in ihren Anfängen bis in das -13. Jahrhundert zurück. Auch war sie keineswegs auf den Boden -Italiens beschränkt. Erlebte sie auch dort ihre höchste Blüte, -so begegnet uns die Wiedergeburt der Künste und der Wissenschaften -doch auch in Frankreich, in Deutschland und den -Niederlanden. Und zwar lassen sich auch in diesen Ländern das -Streben nach selbständiger Auffassung und eine dadurch bedingte -Abkehr von der bisherigen Denkweise, gewissermaßen eine -allmähliche Umwertung der Werte, bis in das 13. Jahrhundert zurückverfolgen. -Dennoch darf man, im Gegensatz zur älteren historischen -Schule (<span class="gesperrt">Burkhardt</span>, <span class="gesperrt">Voigt</span>, <span class="gesperrt">Libri</span>) nicht so weit gehen, -die Renaissance »als das Resultat und die feinste Blüte des Mittelalters« -zu bezeichnen<a name="FNanchor_827" id="FNanchor_827" href="#Footnote_827" class="fnanchor">827</a>. Ist doch die Renaissance, die wenn auch -lange vorbereitete, allmähliche Überwindung derjenigen Momente, -welche das christliche Mittelalter kennzeichnen. Als diese im -geistigen Leben des Mittelalters überwiegenden Momente werden -stets gelten müssen: erstens die Unterordnung der wissenschaftlichen -und künstlerischen Betätigung unter den Einfluß der Kirche, -ferner die Herrschaft der Autorität des geschriebenen Wortes und -drittens die Abkehr von realistischer und die Versenkung in die -spiritualistische Denkweise.</p> - -<p>Die Wiederbelebung der römischen und der griechischen Literatur -erfolgte seit dem 14. Jahrhundert in immer größerem Umfange -und führte zu einer wachsenden Vertiefung in den Geist -der Antike. Es entstand die Richtung, die man als den Humanismus -bezeichnet. Brachte sie den Naturwissenschaften auch keinen<span class="pagenum"><a name="Page_p372" id="Page_p372">[Pg p372]</a></span> -unmittelbaren Gewinn, so bewirkte sie doch, daß mit den erwähnten -mittelalterlichen Elementen, welche das Denken bisher -gefangen hielten, gebrochen und für die Behandlung und die -Darstellung wissenschaftlicher Gegenstände Vorbilder gewonnen -wurden. Es wurde, wie ein hervorragender Geschichtsschreiber der -Periode des Humanismus sagt<a name="FNanchor_828" id="FNanchor_828" href="#Footnote_828" class="fnanchor">828</a>, »die vergessene Tiefe der Vorzeit -heraufbeschworen und diese in ihren edelsten Schöpfungen noch -einmal durchlebt«. Das Land, wo der Humanismus seine erste -Blüte erlebte, war Italien. Dort waren nämlich die Scholastik, -die romantische Poesie und die gotische Baukunst nie zur vollständigen -Herrschaft gelangt und immer noch eine Erinnerung an -das Altertum übrig geblieben, die endlich im 15. Jahrhundert alle -Geister ergriff und der Literatur ein neues Leben einhauchte<a name="FNanchor_829" id="FNanchor_829" href="#Footnote_829" class="fnanchor">829</a>.</p> - -<p>Auf dem Boden Italiens hatte die Berührung der antiken Welt -mit dem germanischen Elemente vorzugsweise stattgefunden. War -Italien dabei auch von vielen Völkern zertreten worden, so hatten -sich doch manche Reste und Vermächtnisse der alten Kultur in -die neue Zeit hinübergerettet. Die führenden Männer, denen wir -die Wiederbelebung dieser Keime verdanken, waren vor allem -<span class="gesperrt">Petrarka</span> und <span class="gesperrt">Boccaccio</span>. In den Beginn der großen literarischen -Epoche, welche diese Männer verkörpern, gehört der bewundertste -Dichter der italienischen Nation, <span class="gesperrt">Dante</span>. Geboren -wurde <span class="gesperrt">Dante</span> 1265 in Florenz; er starb im Jahre 1321. <span class="gesperrt">Dante</span> -hat zwar von den besten römischen Dichtern, wie <span class="gesperrt">Horaz</span>, <span class="gesperrt">Ovid</span> -und <span class="gesperrt">Vergil</span>, manche Anregung empfangen, doch gehört er noch -nicht zu den Erneuerern der alten Literatur. Seine Bildung beruht -vielmehr noch vorzugsweise auf dem Trivium und dem Quadrivium -der mittelalterlichen Philosophen. Der Geist, der aus -<span class="gesperrt">Dante</span> spricht, ist aus der Vereinigung der Scholastik mit der -provenzalischen Romantik hervorgegangen. Und diesen Geist verrät -auch sein geniales Meisterwerk, die göttliche Komödie. Sie ist -nicht nur als ein hervorragendes Werk der Dichtkunst, sondern -auch als eine Fundgrube für den Stand der Kenntnisse zu Beginn -des 14. Jahrhunderts zu schätzen<a name="FNanchor_830" id="FNanchor_830" href="#Footnote_830" class="fnanchor">830</a>. Es war nicht viel mehr als -eine dunkle Ahnung, mit der <span class="gesperrt">Dante</span> das Wesen der Antike er<span class="pagenum"><a name="Page_p373" id="Page_p373">[Pg p373]</a></span>faßte, -in ihre Tiefen ist er noch nicht eingedrungen. Das geschah -erst durch <span class="gesperrt">Francesco Petrarka</span><a name="FNanchor_831" id="FNanchor_831" href="#Footnote_831" class="fnanchor">831</a>.</p> - -<p><span class="gesperrt">Petrarkas</span> Vater besaß einige Schriften <span class="gesperrt">Ciceros</span>. Sie und -die Dichtungen <span class="gesperrt">Vergils</span>, die das Mittelalter nie vergessen hatte, -kamen dem jungen <span class="gesperrt">Petrarka</span> in die Hände und wurden von -ihm weniger des Inhalts als des Wohllauts der Sprache und des -beredten Ausdrucks wegen mit Begeisterung gelesen. Da man -nur einen kleinen Teil der Schriften <span class="gesperrt">Ciceros</span> besaß – die Briefe -z. B. waren in Vergessenheit geraten –, so begann <span class="gesperrt">Petrarka</span>, -als er heranwuchs, nach den verschollenen Werken des von ihm so -hoch verehrten Schriftstellers zu suchen. Sein Umherstöbern in -alten Klosterbibliotheken wurde mit Erfolg belohnt. Er selbst begab -sich ans Abschreiben und wußte zahlreiche Männer in den -Dienst seiner Bestrebungen zu stellen. Nach Spanien, Frankreich, -Deutschland und Britannien, ja selbst nach Griechenland sandte er -die Aufforderung, nach bestimmten, verschollenen Schriften zu -forschen. Oft fügte er seinen Bitten und Mahnungen auch Geldbeträge -bei. Die Schriften der Alten wurden aber nicht nur gesammelt -und vervielfältigt, man betrachtete sie auch als Muster für -den Ausdruck und bemühte sich, den eigenen Ausdruck danach -zu vervollkommnen.</p> - -<p><span class="gesperrt">Petrarka</span> wandte sein Interesse nicht nur den Literaturwerken, -sondern auch allen übrigen antiken Überresten, wie Bauwerken, -Münzen usw. zu, an denen der Boden Italiens so reich ist. Auch -auf die griechische Kultur lenkten <span class="gesperrt">Petrarka</span> und seine Nachfolger -die Aufmerksamkeit des Abendlandes. Zwar fehlte es im -14. Jahrhundert zunächst noch sehr an der Kenntnis der griechischen -Sprache. Hierin trat aber eine Änderung nach dem Fall -Konstantinopels ein, da viele griechische Flüchtlinge infolge dieses -Ereignisses sich nach Italien wandten. Der treueste und eifrigste -Jünger <span class="gesperrt">Petrarkas</span> war <span class="gesperrt">Giovanni Boccaccio</span>. Der Eifer von -den alten Schätzen zu sammeln, was noch zu retten war, wurde -fast durch die Besorgnis übertroffen, daß es schon zu spät sein -möchte. Daß diese Besorgnis sehr gerechtfertigt war, beweist -<span class="gesperrt">Boccaccios</span> Bericht über seinen Besuch der Bibliothek zu Monte -Cassino. Er fand sie in einem vernachlässigten Raume und weder -durch Schlösser noch durch Türen abgesperrt. Als er die Codices -öffnete, bemerkte er Verstümmelungen aller Art. Weinend vor -Unwillen verließ er den Raum. Seine Frage, warum man die herr<span class="pagenum"><a name="Page_p374" id="Page_p374">[Pg p374]</a></span>lichen -Schätze so schmählich behandle, wurde von den Mönchen -dahin beantwortet, daß man das herausgeschnittene Pergament zu -Psaltern und Breven verwende, die an Frauen und Kinder verkauft -würden<a name="FNanchor_832" id="FNanchor_832" href="#Footnote_832" class="fnanchor">832</a>. Und das geschah in Monte Cassino, einer Pflanzstätte -der Gelehrsamkeit.</p> - - -<h3>Die Wissenschaften im Zeitalter des Humanismus.</h3> - -<p>Auf die Zeit des Beginns des Humanismus folgte seine Ausbreitung. -Sie geschah besonders durch Wanderlehrer und durch -die Gründung von Gelehrtenrepubliken nach platonischem Muster. -Es ist als eine große Tat der ersten Humanisten zu betrachten, -daß sie die Fürsten, vor allem die Mediceer, ja den gesamten -Adel des Landes, aber nicht minder das wohlhabende Bürgertum -der italienischen Stadtrepubliken für ihre Bemühungen zu -begeistern wußten. Dies war um so schwieriger, als ja zu jener -Zeit die beweglichen Lettern noch nicht der Wissenschaft Flügel -verliehen hatten, sondern die gehobenen literarischen Schätze -noch durch Abschreiben vervielfältigt werden mußten. Per Humanismus -fand auch an den Universitäten und bei den kirchlichen -Machthabern eine Heimstätte. Vor allem war es Papst <span class="gesperrt">Nikolaus</span> -V., der nach mediceischem Vorbilde große Mittel für -literarische Bestrebungen hergab. Auf seine Anregung hin wandte -man sich besonders der griechischen Literatur zu. An Stelle der -alten scholastischen Bearbeitungen traten jetzt im Abendlande die -wirklichen aristotelischen und platonischen Schriften. Papst <span class="gesperrt">Nikolaus</span>, -dem es in erster Linie auf das Sammeln der Bücher ankam, -der Begründer der großen, dem Ansehen des Papsttums -entsprechenden vatikanischen Bibliothek, zog viele griechische Gelehrte -nach Rom und ließ nach dem Fall Konstantinopels durch -reisende Händler zahlreiche Bücher in Griechenland und in Kleinasien -aufkaufen. Seitdem die humanistischen Bestrebungen durch -<span class="gesperrt">Nikolaus V.</span> ihren Mittelpunkt in Rom gefunden hatten, dehnte -sich ihr Einfluß auch nördlich von den Alpen aus. Mit den Gelehrten -waren zahlreiche griechische Texte, darunter z. B. die Werke -des <span class="gesperrt">Archimedes</span>, von Konstantinopel nach Italien gelangt. Der -Humanismus erlebte jetzt nicht nur hier die Zeit seiner höchsten -Blüte, sondern auch im übrigen Europa, vor allem in Deutschland,<span class="pagenum"><a name="Page_p375" id="Page_p375">[Pg p375]</a></span> -wo er durch den Kardinal <span class="gesperrt">Nicolaus von Cusa</span> besonders Eingang -fand, sowie in England.</p> - -<p>Hatte Papst <span class="gesperrt">Nikolaus V.</span> die humanistischen Studien mehr -aus Liebhaberei und in der Absicht gefördert, Rom zum Mittelpunkt -auch für die geistigen Bestrebungen zu machen, so bestieg -bald nach ihm in <span class="gesperrt">Pius II.</span><a name="FNanchor_833" id="FNanchor_833" href="#Footnote_833" class="fnanchor">833</a> ein wirklicher Humanist den päpstlichen -Stuhl. Er wandte sich der Geographie und der Geschichte -zu, suchte beide Wissenschaften in Beziehung zu setzen und -schuf eine Kosmographie, die auch <span class="gesperrt">Columbus</span> angeregt hat<a name="FNanchor_834" id="FNanchor_834" href="#Footnote_834" class="fnanchor">834</a>.</p> - -<p><span class="gesperrt">Pius II.</span> verdient um so mehr Anerkennung, als die übrigen -Humanisten dem wissenschaftlichen Vermächtnis des Altertums -zunächst wenig Interesse und Verständnis entgegenbrachten. Mathematik, -Naturwissenschaften und Medizin, kurz, strengere Wissenschaften -fanden nur geringe Beachtung. Der Humanismus war -herrschende Mode geworden und diese verlangte schöngeistige -Leistungen. Das größte Gewicht wurde bei allem literarischen -Schaffen auf die Form gelegt, und durch dieses Bestreben erlangte, -wiederum unter der Führung <span class="gesperrt">Petrarkas</span> und <span class="gesperrt">Boccaccios</span>, die -heimatliche Sprache eine solche Vollendung, daß <span class="gesperrt">Galilei</span> und -seine Schüler es vorzogen, in der Sprache ihres Landes zu schreiben, -während in Deutschland und den übrigen Ländern unter den -Gelehrten kaum jemand daran dachte, sich einer anderen Sprache -als der lateinischen zu bedienen.</p> - -<p>Trotz aller Bestrebungen der Päpste, Rom zum Mittelpunkt -der humanistischen Bestrebungen zu machen, gebührt Florenz der -Ruhm, nicht nur die Wiege, sondern in der Folge auch der bedeutendste -Hort des Humanismus gewesen zu sein. Die Geschicke -von Florenz hingen während des gesamten 15. Jahrhunderts auf -das Engste mit der über ungemessene Reichtümer verfügenden, -gleichzeitig aber für Kunst und Wissenschaft begeisterten Familie -der Mediceer zusammen. In <span class="gesperrt">Cosmo</span> und in seinem Enkel -<span class="gesperrt">Lorenzo</span>, dem »Prächtigen«, fanden die Künstler und die Gelehrten -Gönner, die ihren Bestrebungen nicht nur eine jederzeit -offene Hand, sondern auch ein volles Verständnis entgegenbrachten. -<span class="gesperrt">Cosmo</span> selbst war der Stifter einer Akademie, in -der sich die geistig und künstlerisch hervorragenden Männer aneinanderschlossen. -Dem Beispiele der Päpste und der Mediceer -folgte, wie nicht anders zu erwarten, alles, was Anspruch auf<span class="pagenum"><a name="Page_p376" id="Page_p376">[Pg p376]</a></span> -Reichtum und vornehme Herkunft machte. Auch die Frauen -nahmen einen hervorragenden Anteil an dieser Bewegung, die ihre -Kehrseite leider in den politischen und sittlichen Zuständen des -damaligen Italiens fand. Die Freude, welche jene Bewegung in -ihrer Lebensfülle hervorruft, wandelt sich in Anbetracht mancher -Ergebnisse der neueren Geschichtsforschung mitunter in das Gefühl -des Schauderns, während die älteren Schilderer jenes Zeitalters -jene Kehrseite zu wenig beachteten und in dem Gemälde, -das sie uns von der Renaissance entwarfen, nur die lichten Seiten -hervortreten ließen<a name="FNanchor_835" id="FNanchor_835" href="#Footnote_835" class="fnanchor">835</a>.</p> - -<p>Es war für die weitere Entwicklung des geistigen Lebens von -der größten Bedeutung, daß mit dem Einsetzen der humanistischen -Strömung die Erfindung des Buchdrucks und die Errichtung der -ersten Universitäten auf deutschem Boden zusammenfielen. Das -Universitätswesen war im 13. Jahrhundert in Spanien, Italien, -Frankreich und England herangeblüht. In Deutschland fehlte es -zwar nicht an Privat-, Pfarr- und Stadtschulen, eine weitergehende -wissenschaftliche Bildung und akademische Würden konnten aber -nur im Auslande erlangt werden. Eine Änderung trat erst ein, -als <span class="gesperrt">Karl IV.</span>, gestützt auf Erfahrungen, die er selbst in Paris gemacht -hatte, die erste deutsche Universität in Prag (1348) begründete. -Noch in demselben Jahrhundert wurden die Universitäten -zu Wien (1365) und Heidelberg (1386) ins Leben gerufen. -Auch die norddeutschen Städte wollten nicht zurückstehen. Unter -ihnen sind vor allem Köln und Erfurt zu nennen, weil sie -gleichfalls noch im 14. Jahrhundert in ihren Mauern Hochschulen -gründeten.</p> - -<p>Die wissenschaftliche Bedeutung dieser Institute war, mit -heutigem Maßstabe gemessen, allerdings noch gering. Ihre wichtigste -Aufgabe erblickten sie in der Vorbildung der Geistlichkeit. Im -Zusammenhange damit war im Universitätswesen der geistliche -Einfluß der überwiegende. Die freie Forschung sollte sich an diesen -Stätten erst allmählich und mit Überwindung des hartnäckigsten -Widerstandes entwickeln. Im 15. Jahrhundert und weit darüber -hinaus übte Hand in Hand mit der Kirche die scholastische -Philosophie eine fast unbestrittene, jedes freiere Geistesleben einengende -Herrschaft aus. Der Universitätsunterricht regte nicht -zum Forschen an, sondern er vermittelte wesentlich durch Diktate -und Disputierübungen Wortglauben und Autoritätsdünkel.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p377" id="Page_p377">[Pg p377]</a></span></p> - -<p>Durch das Eindringen des Humanismus in Deutschland wurden -die deutschen Universitäten wesentlich gehoben. Sie übernahmen -die Pflege jener neuen Richtung, wodurch ein freierer Zug in die -bisherigen Stätten scholastischen Gezänkes, theologischer Disputierwut -und Unduldsamkeit kam. Am erfreulichsten trat dieser günstige -Einfluß in der Um- und Fortbildung des Unterrichts in die Erscheinung. -Man schuf bessere Lehrbücher, ersetzte das Diktieren -und Auswendiglernen durch fleißige Lektüre der durch bessere -Textkritik geläuterten, alten Schriften und kehrte mit offenerem -Blick zu den Erscheinungen zurück, die Natur- und Menschenleben -darboten. Auch das Emporblühen einer volkstümlichen Kunst -wirkte in dem Deutschland des 15. Jahrhunderts befreiend und -fördernd<a name="FNanchor_836" id="FNanchor_836" href="#Footnote_836" class="fnanchor">836</a>. Erlebte doch Deutschland damals in <span class="gesperrt">Albrecht Dürer</span> -eine Verbindung von Kunst und Wissenschaft, wie wir sie in Italien -an <span class="gesperrt">Lionardo da Vinci</span> bewundern.</p> - -<p>Die hervorragendsten unter den Humanisten Mitteleuropas -waren <span class="gesperrt">Agricola</span>, <span class="gesperrt">Erasmus von Rotterdam</span>, dem wir die -erste griechische Ausgabe des Neuen Testaments verdanken, -<span class="gesperrt">Reuchlin</span>, der die hebräischen Studien ins Leben rief, und -<span class="gesperrt">Melanchthon</span>. Letzterer entfaltete eine ähnliche Tätigkeit wie -<span class="gesperrt">Rhabanus Maurus</span> und hat deshalb in der Geschichte des -Bildungswesens gleichfalls den Ehrentitel eines Praeceptor Germaniae -erhalten. Er setzte sich vor allem das Ziel, in der -Philosophie eine Reformation durch das Zurückgehen auf die -echten Schriften des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> zu bewirken, wie sie Luther in -der Theologie dadurch herbeizuführen suchte, daß er einzig und -allein das reine Evangelium als die wahre Quelle des religiösen -Glaubens hinstellte<a name="FNanchor_837" id="FNanchor_837" href="#Footnote_837" class="fnanchor">837</a>.</p> - -<p>In Deutschland wurde <span class="gesperrt">Wittenberg</span> zum Mittelpunkt des -Humanismus. Von hier ging auch, durch letzteren gefördert, diejenige -freiere Gestaltung des religiösen Lebens aus, die für das -mittlere und nördliche Europa einen Aufschwung von nie gesehenem -Umfang einleiten sollte. Hatte doch bis dahin die hierarchische -Gewalt nicht nur die Normen für den Glauben, sondern alle -weltlichen Einrichtungen und Anschauungen beherrscht. Daß -diese Gewalt ins Wanken geriet, mußte nicht nur in den Zuständen -jener Zeit, sondern auch im Reiche der Gedanken eine -unermeßliche Veränderung hervorbringen<a name="FNanchor_838" id="FNanchor_838" href="#Footnote_838" class="fnanchor">838</a>. Zu diesen beiden<span class="pagenum"><a name="Page_p378" id="Page_p378">[Pg p378]</a></span> -Elementen, der Renaissance, die erst wieder »das Auge für den -Menschen und für die Dinge öffnete«<a name="FNanchor_839" id="FNanchor_839" href="#Footnote_839" class="fnanchor">839</a> und als das Grundelement -bezeichnet werden muß, und zu der Reformation trat die Naturwissenschaft -hinzu, um im Verein mit ihnen die Weltanschauung -und die Welt von Grund aus umzugestalten. An die Stelle der -Lehre wurde die Forschung und an die Stelle des Himmels die -veredelte Weltlichkeit gesetzt. Die Verheißung lautete nicht mehr -»Unsterblichkeit«, sondern »ewiger Ruhm«<a name="FNanchor_840" id="FNanchor_840" href="#Footnote_840" class="fnanchor">840</a>.</p> - -<p>Der Angriff des Humanismus gegen die Scholastik ging besonders -von <span class="gesperrt">Erasmus von Rotterdam</span> aus. Er machte den -Kampf gegen die Scholastiker der Klöster und der Universitäten -zu seiner Lebensaufgabe. Sein »Lob der Narrheit« ist voll Spott -und Bitterkeit gegen die Fesseln, welche die Philosophie und die -Theologie jener Zeit beengten und jede freie Regung erstickten<a name="FNanchor_841" id="FNanchor_841" href="#Footnote_841" class="fnanchor">841</a>. -Das Büchlein, das in zahllosen Auflagen erschien und in viele -Sprachen übersetzt wurde, hat besonders dazu beigetragen, dem -16. Jahrhundert eine antiklerikale Richtung zu geben<a name="FNanchor_842" id="FNanchor_842" href="#Footnote_842" class="fnanchor">842</a>. Mit dem -populären Angriff verband <span class="gesperrt">Erasmus</span> den gelehrten. Wie die -Humanisten Italiens forderte er, man solle die Wissenschaften aus -den Schriften des Altertums erlernen, so die Naturgeschichte aus -<span class="gesperrt">Plinius</span>, die Erdbeschreibung aus <span class="gesperrt">Platon</span>, die Gottesgelehrtheit -nicht aus den Kirchenvätern, sondern aus dem neuen Testamente, -usw. Es war also noch kein Kampf gegen den Autoritätsglauben, -der mit den Humanisten anhob, sondern zunächst nur ein Zurückgehen -auf ursprüngliche, reinere Quellen. Indes schon diese -Wandlung, obgleich so maßvoll in ihren Zielen, ging nicht ohne -den heftigsten Widerstand von seiten der kirchlichen Scholastiker -vor sich.</p> - -<p>Mit welcher Erbitterung gekämpft wurde, zeigt uns der -Lebensgang eines <span class="gesperrt">Hutten</span>. Daß es den Führern an Siegeszuversicht -und an Begeisterung für die große Sache nicht fehlte, -bekundet uns derselbe <span class="gesperrt">Hutten</span> durch sein Wort: »O Jahrhundert, -die Studien blühen, die Geister erwachen; es ist eine Lust zu -leben«<a name="FNanchor_843" id="FNanchor_843" href="#Footnote_843" class="fnanchor">843</a>. Dieses Erwachen der Geister machte sich zunächst<span class="pagenum"><a name="Page_p379" id="Page_p379">[Pg p379]</a></span> -weniger durch Neuschöpfungen geltend, als dadurch, daß man den -Unterricht naturgemäßer gestaltete und auf wertvolleren Grundlagen -errichtete, sowie vor allem dadurch, daß das ausschließlich -kirchliche Denken, die »hierarchische Weltansicht«, wenn auch -nicht gebrochen, so doch eingeschränkt und daneben wenigstens -die Duldung anders gearteter Ansichten erkämpft wurde.</p> - -<p>Fast unvermittelt schloß sich an das Zeitalter des Humanismus -für die Naturwissenschaften die Periode an, die auch den -alten Schriftstellern keine unbedingte Autorität zuerkannte, mit -dem Glauben brach und an seine Stelle die freie, unabhängige -Forschung setzte. Diese Periode wird in Deutschland vor allem -durch <span class="gesperrt">Koppernikus</span> und durch <span class="gesperrt">Paracelsus</span>, sowie durch die -Begründung der neueren Naturbeschreibung (<span class="gesperrt">Brunfels</span>, <span class="gesperrt">Bock</span>, -<span class="gesperrt">Gesner</span> und <span class="gesperrt">Agricola</span>) eröffnet. Mit dem Wirken dieser -Männer werden wir uns in den nächsten Abschnitten eingehend -zu befassen haben.</p> - -<p>Die Wiederbelebung der Wissensschätze des Altertums kam -auf naturwissenschaftlichem Gebiete vor allem der Astronomie zu -gute, für welche selbst die Kirche immer ein, wenn auch zunächst -nur praktisches, Interesse bewiesen hatte. Kleriker wie Laien -waren nämlich ängstlich darauf bedacht, eine Verschiebung der -Fasttage auf profane Tage, wie sie jede Unvollkommenheit des -Kalenders mit sich bringen mußte, zu vermeiden. So waren, um -ein Beispiel zu erwähnen, die Begleiter <span class="gesperrt">Magelhaens</span> in hohem -Grade bestürzt, als sich nach der ersten Weltumsegelung bei -ihrem Eintreffen in Spanien aus der Schiffsrechnung ergab, daß -man um einen Tag hinter dem Kalender zurückgeblieben war und -infolgedessen zu unrechter Zeit gefastet hatte. Anfangs glaubte -man an einen Irrtum, bis man die Notwendigkeit einer solchen -Erscheinung einsah und infolgedessen später die Datumsgrenze -einführte<a name="FNanchor_844" id="FNanchor_844" href="#Footnote_844" class="fnanchor">844</a>.</p> - - -<h3>Nicolaus von Cusa.</h3> - -<p>Bei der Wiederbelebung der naturwissenschaftlichen Forschung -spielte in diesem Zeitalter der Kardinal <span class="gesperrt">Nicolaus von Cusa</span> eine -bedeutende Rolle. Wie einst <span class="gesperrt">Roger Bacon</span>, so machte er<a name="FNanchor_845" id="FNanchor_845" href="#Footnote_845" class="fnanchor">845</a> Vorschläge -zur Verbesserung des Kalenders, sowie der alfonsinischen -Tafeln, ohne jedoch damit durchzudringen. <span class="gesperrt">Nicolaus von Cusa</span><span class="pagenum"><a name="Page_p380" id="Page_p380">[Pg p380]</a></span> -wurde im Jahre 1401 zu Cues an der Mosel als Sohn eines armen -Fischers geboren. Seiner Begabung wegen fand er Unterstützung, -studierte in Padua und zeichnete sich durch große, mit gewandtem -Wesen vereinigte Gelehrsamkeit aus. In päpstlichem Auftrage -reiste er nach Konstantinopel und brachte von dort wertvolle griechische -Manuskripte nach Italien. Hier war er auch mit dem -fast gleichaltrigen <span class="gesperrt">Paolo Toscanelli</span> (geb. 1397 zu Florenz) bekannt -geworden, welcher, durch die alten Schriftsteller angeregt, -die beobachtende Astronomie auf europäischem Boden zu neuem -Leben erweckte. <span class="gesperrt">Toscanelli</span> hatte im Dome zu Florenz einen -Gnomon angebracht, mit dem er die Kulmination der Sonne auf -die Sekunde genau zu ermitteln vermochte. Die Einrichtung bestand -in einer Platte, die sich 270 Fuß über dem Boden des -Domes befand. Sie besaß eine Öffnung, durch welche ein Sonnenstrahl -auf den Boden fiel. <span class="gesperrt">Nicolaus von Cusa</span> zählte zu den -Schülern <span class="gesperrt">Toscanellis</span>, der auch eine, leider verloren gegangene, -Seekarte entwarf. Sie ist sehr wahrscheinlich von <span class="gesperrt">Behaim</span> bei -der Anfertigung seines Globus verwertet worden. Zur Zeit <span class="gesperrt">Toscanellis</span> -kamen wahrscheinlich auch die ersten in Kupfer gestochenen -Karten auf. Daran schlossen sich noch vor Ablauf des -15. Jahrhunderts die ersten in Holz geschnittenen und gedruckten -Karten<a name="FNanchor_846" id="FNanchor_846" href="#Footnote_846" class="fnanchor">846</a>.</p> - -<p>In Italien wurde <span class="gesperrt">Nicolaus von Cusa</span> mit den aristotelischen -Schriften im griechischen Original bekannt, und zwar geschah dies -zu einer Zeit, als man in Deutschland nur die arabisch-lateinischen -Bearbeitungen des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> kannte. Die Folge war, daß -<span class="gesperrt">Nicolaus</span> sich um die Ausbreitung des Humanismus in seiner -deutschen Heimat sehr verdient gemacht hat. Im Verein mit dem -Papste <span class="gesperrt">Nicolaus</span> V. bemühte er sich, griechische Werke durch -Übersetzung ins Lateinische zugänglicher zu machen. So hat er -an der Herausgabe des <span class="gesperrt">Archimedes</span> auf Grund des griechischen -Originals hervorragenden Anteil genommen. Bei seiner Beschäftigung -mit Mathematik, Mechanik und Astronomie knüpfte er -überall an <span class="gesperrt">Euklid</span>, <span class="gesperrt">Archimedes</span> und andere alte Schriftsteller -an. Er war es auch, der zuerst unter den Neueren die eingewurzelte -Ansicht, daß die Erde der Mittelpunkt der Welt sei, er<span class="pagenum"><a name="Page_p381" id="Page_p381">[Pg p381]</a></span>schütterte. -Nach seiner Lehre ist sie ein Gestirn und befindet -sich, wie alles in der Natur, in Bewegung.</p> - -<p>Gleich einer Stelle aus dem Dialog des <span class="gesperrt">Galilei</span> mutet es -uns an, wenn <span class="gesperrt">Nicolaus von Cusa</span><a name="FNanchor_847" id="FNanchor_847" href="#Footnote_847" class="fnanchor">847</a> schreibt: »Es ist jetzt klar, -daß die Erde sich wirklich bewegt, wenn wir es gleich nicht bemerken, -da wir die Bewegung nur durch den Vergleich mit etwas -Unbeweglichem wahrnehmen.« Auf den Gedanken, daß die Fixsterne -ein solches Unbewegliches sind, kam <span class="gesperrt">Nicolaus von Cusa</span> -indessen nicht. Er würde sonst den Kern der koppernikanischen -Lehre vorweg genommen haben. »Wüßte jemand nicht,« so fährt -er fort, »daß das Wasser fließt und sähe er das Ufer nicht, wie -würde er, wenn er in einem auf dem Wasser dahingleitenden -Schiffe steht, bemerken, daß das Schiff sich bewegt? Da es daher -jedem, er mag auf der Erde, der Sonne oder einem anderen Sterne -sich befinden, vorkommen wird, als stände er im unbeweglichen -Mittelpunkte, während alles um ihn her sich bewege, so würde er -in der Sonne, im Monde, im Mars stehend, immer wieder andere -Pole angeben.«</p> - -<p>Die Bewegung der Erde um die Sonne hat <span class="gesperrt">Nicolaus von -Cusa</span> indessen noch nicht gelehrt. Auch gründen sich seine Behauptungen -oft mehr auf allgemeine Überlegungen, denn auf Beobachtungen -und mathematische Schlüsse. Blieb somit sein System<a name="FNanchor_848" id="FNanchor_848" href="#Footnote_848" class="fnanchor">848</a> -auch weit von der Wahrheit entfernt, so wurde doch zum erstenmal -an der durch tausendjähriges Bestehen geheiligten Autorität des -<span class="gesperrt">Ptolemäos</span> gerüttelt und der großen Umwälzung, die 100 Jahre -später durch <span class="gesperrt">Koppernikus</span> auf dem Gebiete der Astronomie eintrat, -vorgearbeitet<a name="FNanchor_849" id="FNanchor_849" href="#Footnote_849" class="fnanchor">849</a>.</p> - -<p>Auch um die Kartographie hat <span class="gesperrt">Nicolaus von Cusa</span> sich -Verdienste erworben. Sogar der Versuch, eine Weltkarte zu -entwerfen, rührt von ihm her. Er bediente sich dabei der -Kegelprojektion. Seine Karte, die während der Renaissance<span class="pagenum"><a name="Page_p382" id="Page_p382">[Pg p382]</a></span>zeit -sehr geschätzt wurde, ist noch in mehreren Exemplaren erhalten<a name="FNanchor_850" id="FNanchor_850" href="#Footnote_850" class="fnanchor">850</a>.</p> - -<p>Auch mit mechanischen Dingen hat sich <span class="gesperrt">Nicolaus von -Cusa</span> beschäftigt. So erdachte er zur Bestimmung der Tiefe -eines Gewässers ein Bathometer. Eine leichte Kugel sollte mit -einem Gewichte beschwert und dadurch zum Untersinken gebracht -werden. Beim Berühren des Bodens sollte sich das Gewicht -loslösen und die Kugel emporsteigen. Aus dem für beide -Bewegungen erforderlichen Zeitaufwand konnte man dann die Tiefe -des Gewässers berechnen. <span class="gesperrt">Nicolaus von Cusa</span> ist einer der -ersten gewesen, der verlangte, man solle bei allen Untersuchungen -messend verfahren. Er knüpft diese Bemerkung an seine Betrachtungen -über die Wage<a name="FNanchor_851" id="FNanchor_851" href="#Footnote_851" class="fnanchor">851</a> und erläutert sie durch Beispiele. -So heißt es, man könne leicht feststellen, ob die Pflanzen ihre -Nahrung aus der Luft oder aus dem Boden bekämen. Man -brauche nur die Samen und die erforderliche Menge Erde abzuwägen -und die Wägung nach dem Heranwachsen der Pflanze zu -wiederholen. Solche Anregungen blieben jedoch zunächst noch -vereinzelt. Sie wurden oft von denen, die sie aussprachen, nicht -einmal verfolgt. So sollten noch zwei Jahrhunderte verfließen, -bis <span class="gesperrt">Stephan Hales</span> als der Erste die Methode des Wägens und -des Messens in ausgedehnten Versuchsreihen auf pflanzenphysiologische -Vorgänge anwandte.</p> - - -<h3>Lionardo da Vinci.</h3> - -<p>Ein ähnliches Verhältnis wie zwischen dem <span class="gesperrt">Cusaner</span> und -<span class="gesperrt">Koppernikus</span> begegnet uns auf dem Boden Italiens zwischen -<span class="gesperrt">Lionardo da Vinci</span> und <span class="gesperrt">Galilei</span>. <span class="gesperrt">Lionardo da Vinci</span> wurde -im Jahre 1452 in der Nähe von Florenz geboren. (Er starb 1519.) -Da er frühzeitig künstlerische Begabung zeigte, führte ihn sein -Vater einem Meister zu, bei dem er malen und modellieren, sowie -Metall gießen und Gold schmieden lernte. Ein späterer Kunsthistoriker<a name="FNanchor_852" id="FNanchor_852" href="#Footnote_852" class="fnanchor">852</a> -erzählt, <span class="gesperrt">Lionardo</span> sei die Darstellung einer kleinen -Nebenfigur auf dem Gemälde dieses Meisters in solchem Grade -gelungen, daß letzterer sich verschworen habe, keinen Pinsel mehr<span class="pagenum"><a name="Page_p383" id="Page_p383">[Pg p383]</a></span> -anzurühren, weil ihn ein Knabe übertroffen. Im beginnenden -Mannesalter entwickelte <span class="gesperrt">Lionardo</span> eine Vielseitigkeit sondergleichen. -Er vereinigte mit körperlichen Vorzügen ungewöhnliche -Verstandesschärfe und Genialität des künstlerischen Wirkens. Als -Architekt, Bildhauer und Maler hat er Werke von unübertroffener -Schönheit geschaffen<a name="FNanchor_853" id="FNanchor_853" href="#Footnote_853" class="fnanchor">853</a>.</p> - -<p>Der Herzog <span class="gesperrt">Ludwig Sforza</span> zog <span class="gesperrt">Lionardo</span> nach Mailand. -Den Anlaß dazu bot ein Sieg, den letzterer als Violinspieler in -einem musikalischen Wettstreit errungen hatte. Und wie lohnte -der Künstler die fürstliche Gunst! Er beteiligte sich mit Eifer -an dem Bau des Mailänder Domes und gründete, indem er schon -damals seine Vorliebe für die mathematisch-naturwissenschaftliche -Richtung bekundete, eine Art Akademie. Auch die Schöpfung -des Abendmahles, jenes Kolossalgemäldes, durch das sich <span class="gesperrt">Lionardo</span> -mit <span class="gesperrt">Raphael</span> und <span class="gesperrt">Michel Angelo</span> auf eine Stufe stellte, -fällt in die Zeit seines Aufenthalts in Mailand.</p> - -<p>Später sehen wir <span class="gesperrt">Lionardo da Vinci</span> an verschiedenen -Orten seines Vaterlandes als Ingenieur und Architekt mit Arbeiten -großen Umfangs, wie Kanalbauten<a name="FNanchor_854" id="FNanchor_854" href="#Footnote_854" class="fnanchor">854</a>, der Anlage von Befestigungswerken, -sowie der Anfertigung von Maschinen aller -Art – selbst Flugmaschinen fehlen nicht – beschäftigt. Aus -dieser, auf das Praktische gerichteten Tätigkeit erklärt es sich, -daß er viel über mechanische Probleme nachgedacht und Schriften -darüber verfaßt hat, die allerdings infolge ungünstiger Umstände -die Entwicklung der Wissenschaften wenig beeinflußt und erst in -neuerer Zeit ihre Würdigung gefunden haben<a name="FNanchor_855" id="FNanchor_855" href="#Footnote_855" class="fnanchor">855</a>. Diese Aufzeichnungen -enthalten nämlich manche bemerkenswerten Ansätze, die -zu den Arbeiten <span class="gesperrt">Galileis</span> hinüberleiten.</p> - -<p>Zwölf Codices von <span class="gesperrt">Lionardos</span> Manuskripten werden in der -Bibliothek der französischen Akademie aufbewahrt. Vorher befanden -sie sich in der Ambrosianischen Bibliothek zu Mailand. -Von dort wurden sie 1796 von den Franzosen nach Paris gebracht, -wo sie <span class="gesperrt">Venturi</span> eingehend studierte. Er bezeichnete die -dreizehn Folianten mit den Buchstaben A bis N. Im Jahre 1815 -erhielt die Ambrosiana den Codex atlanticus (N), der sich be<span class="pagenum"><a name="Page_p384" id="Page_p384">[Pg p384]</a></span>sonders -mit technischen Dingen befaßt, zurück. Mit der Veröffentlichung -dieses wertvollen Nachlasses wurde erst 1881 begonnen: -<span lang="fr" xml:lang="fr">Les manuscrits de <span class="gesperrt">Lionarde de Vinci</span>, publiés en facsimilés -avec transcription littérale, traduction française</span> etc. Im -Druck erschienen war vor dem Ende des 19. Jahrhunderts nur -<span class="gesperrt">Lionardos</span> Abhandlung über die Malkunst (1651).</p> - -<p><span class="gesperrt">Lionardos</span> wissenschaftliche und technische Bedeutung wurde -anfangs kaum beachtet. Erst nachdem <span class="gesperrt">Libri</span> und <span class="gesperrt">Venturi</span> darauf -hingewiesen hatten, fand <span class="gesperrt">Lionardo</span> auch auf diesen Gebieten die -verdiente Anerkennung, die allerdings nicht selten in ein kritikloses -Überschätzen ausartete<a name="FNanchor_856" id="FNanchor_856" href="#Footnote_856" class="fnanchor">856</a>.</p> - -<p>Unter den alten Schriftstellern, auf welchen <span class="gesperrt">Lionardo da -Vinci</span> fußt, ist besonders <span class="gesperrt">Heron</span> zu nennen. Er findet sich im -Codex Atlanticus auch zitiert. <span class="gesperrt">W. Schmidt</span> wies darauf hin, -daß manche Ausführungen <span class="gesperrt">Lionardos</span> augenfällig mit solchen -der <span class="gesperrt">Heron</span>schen Pneumatik übereinstimmen (Math. Bibl. [3.] III. -180–187).</p> - -<p>Eine genauere Untersuchung über die Quellen, welche <span class="gesperrt">Lionardo</span> -benutzt hat, verdankt man dem französischen Physiker -<span class="gesperrt">P. Duhem</span> (<span lang="fr" xml:lang="fr">Études sur <span class="gesperrt">Léonard de Vinci</span>, ceux qu'il a lus et -ceux qui l'ont lu.</span> Paris 1906.). Danach hat <span class="gesperrt">da Vinci</span> weit mehr -gelesen, als es den Anschein hat. Er zitiert nämlich sehr selten. -Infolgedessen kann man seine Quellen nur schwer ermitteln.</p> - -<p>Nach <span class="gesperrt">Duhem</span> (<span lang="fr" xml:lang="fr">Études sur <span class="gesperrt">Léonard de Vinci</span>, Troisième -série</span>. Paris 1913) und nach den »<span lang="fr" xml:lang="fr">Origines de la Statique</span>« (2 Bde. -Paris 1905/6) desselben Verfassers hat die Scholastik auf dem -Gebiete der Mechanik weit mehr geleistet als man bisher anzunehmen -geneigt war. <span class="gesperrt">Duhem</span> kommt zu dem Ergebnis, daß die -dynamischen Lehren, die im 14. Jahrhundert insbesondere von -französischen Scholastikern ausgingen, die Grundlagen gebildet -haben, auf der <span class="gesperrt">Galilei</span> und seine unmittelbaren Vorgänger weiter -arbeiten konnten. Bei der Beurteilung der Ergebnisse <span class="gesperrt">Duhems</span> -darf aber nicht vergessen werden, daß der französische Historiker -dazu neigt, dasjenige besonders hoch einzuschätzen, was für das -eigene Land und Volk als rühmlich gelten kann. Unter den Scholastikern, -die zu richtigen dynamischen Vorstellungen gelangten, ist -auch <span class="gesperrt">Albert von Sachsen</span> zu nennen. Er erkannte etwa 1368, -daß der freie Fall ein Beispiel für die gleichförmig beschleunigte<span class="pagenum"><a name="Page_p385" id="Page_p385">[Pg p385]</a></span> -Bewegung sei. Man darf dabei aber nicht vergessen, daß es den -Scholastikern mehr um spekulative Definitionen als um die Untersuchung -physikalischer Vorgänge zu tun war<a name="FNanchor_857" id="FNanchor_857" href="#Footnote_857" class="fnanchor">857</a>.</p> - -<p>Auf dem Gebiete der Mechanik stützte sich <span class="gesperrt">Lionardo</span> auf -<span class="gesperrt">Heron</span>, <span class="gesperrt">Vitruv</span> und auf die mittelalterlichen Lehrbücher des -<span class="gesperrt">Jordanus Nemorarius</span> und anderer. Die Lehre vom Erdschwerpunkt -und die Gleichgewichtstheorie der Meere läßt sich -auf <span class="gesperrt">Albert von Sachsen</span> zurückführen, den <span class="gesperrt">Lionardo</span> auch -gelegentlich zitiert. Bezüglich der Erklärung von Ebbe und Flut -stützt sich <span class="gesperrt">Lionardo</span> auf den Scholastiker <span class="gesperrt">Themon</span>. Andererseits -hat <span class="gesperrt">Lionardo</span> aber auch einen nachweisbaren Einfluß auf -<span class="gesperrt">Roberval</span>, <span class="gesperrt">Cardano</span>, <span class="gesperrt">Palissy</span> und andere ausgeübt<a name="FNanchor_858" id="FNanchor_858" href="#Footnote_858" class="fnanchor">858</a>.</p> - -<p>Bekannt ist <span class="gesperrt">Lionardos</span> Ausspruch, daß die Mechanik das -Paradies der mathematischen Wissenschaften sei, weil man durch -die Mechanik erst zu den Früchten dieser Wissenschaften gelange. -<span class="gesperrt">Lionardo da Vinci</span> handelt aber auch nach diesem Ausspruch, -dessen Bedeutung erst die nächsten Jahrhunderte in vollem Maße -gewürdigt haben. So untersucht er die Wirkung des Hebels für -den Fall, daß die Kräfte in beliebiger Richtung auf ihn wirken. -Die Rolle und das Rad an der Welle werden auf den Hebel zurückgeführt. -Seine auf das Praktische gerichtete Tätigkeit brachte -es mit sich, daß er theoretisch und durch Versuche den Einfluß -untersuchte, den der Reibungswiderstand auf die Bewegung der -Maschinen ausübt. Es sind die ersten genaueren Untersuchungen -dieser Art, die uns bei <span class="gesperrt">Lionardo</span> begegnen. Ferner werden der -freie Fall und der Fall auf der schiefen Ebene in Betracht gezogen, -wenn auch hier <span class="gesperrt">Galilei</span> die erschöpfende Behandlung vorbehalten -blieb. In einigen Äußerungen <span class="gesperrt">Lionardos</span> lassen sich -schon die Keime des Trägheits- und des Energiegesetzes erkennen; -so, wenn er sagt, jedes Ding »trachte in seinem gegebenen -Zustande zu verharren« oder der bewegte Körper besitze -»Wirkungsfähigkeit« und »wuchte in der Richtung seiner Bewegung«.</p> - -<p>Für die einfachen Maschinen sprach <span class="gesperrt">Lionardo</span> schon das -Prinzip aus, daß die im Gleichgewicht befindlichen Kräfte sich<span class="pagenum"><a name="Page_p386" id="Page_p386">[Pg p386]</a></span> -umgekehrt wie die virtuellen Geschwindigkeiten verhalten<a name="FNanchor_859" id="FNanchor_859" href="#Footnote_859" class="fnanchor">859</a>. Seine -klare Auffassung des Beharrungsvermögens bezeugen folgende -Sätze<a name="FNanchor_860" id="FNanchor_860" href="#Footnote_860" class="fnanchor">860</a>: »Keine vernunftlose Sache bewegt sich von selbst.« -»Jeder Impuls neigt zu ewiger Dauer.«</p> - -<p>Ferner stellt <span class="gesperrt">Lionardo</span> die Möglichkeit des Perpetuum mobile<a name="FNanchor_861" id="FNanchor_861" href="#Footnote_861" class="fnanchor">861</a> -in Abrede und entwickelt unter Ablehnung aller Wunder- -und Geheimkräfte, insbesondere der scholastischen <span lang="la" xml:lang="la">qualitates occultae</span>, -den Kraftbegriff in einem fast modernen Sinne. So heißt -es bei <span class="gesperrt">Lionardo da Vinci</span>: »Kraft ist Ursache der Bewegung und -die Bewegung ist die Ursache der Kraft«. Wenn er letztere eine -geistige Wesenheit nennt, die sich mit den schweren Körpern verbinde, -so erläutert er dies mit folgenden Worten: »Geistig, sage -ich, weil in ihr unsichtbares -Leben ist, weil der Körper, in -dem sie geboren wird, weder in -der Form noch im Gewichte -wächst. Die berührte Saite -einer Laute bewegt ein wenig -eine andere gleiche Saite von -gleicher Stimme einer anderen -Laute. Du wirst dies sehen -durch Auflegen eines Strohhalmes -auf die zweite Saite<a name="FNanchor_862" id="FNanchor_862" href="#Footnote_862" class="fnanchor">862</a>.«</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig56" id="fig56" href="images/abb56.jpg"><img width="300" height="212" src="images/abb56.jpg" alt="[Abb. 56]" /></a> -<div class="caption">Abb. 56. Lionardos Hygrometer.</div> -</div> - -<p>Beobachtungen, die <span class="gesperrt">Lionardo</span> beim Wägen hygroskopischer -Substanzen machte, führten ihn zur Konstruktion eines, wenn -auch noch recht unvollkommenen Hygrometers. An den Enden -eines zweiarmigen Hebels brachte er zwei gleich schwere Kugeln<span class="pagenum"><a name="Page_p387" id="Page_p387">[Pg p387]</a></span> -an, von denen die eine mit Wachs, die zweite dagegen mit Baumwolle -überzogen war. Nahm die Feuchtigkeit der Luft zu, so -sank die zweite Kugel. Der Ausschlag konnte auf einer ringförmigen -Skala abgelesen werden.</p> - -<p>Ein Seitenstück zu diesem Feuchtigkeitsmesser ist der von -<span class="gesperrt">Lionardo</span> abgebildete und beschriebene Windmesser<a name="FNanchor_863" id="FNanchor_863" href="#Footnote_863" class="fnanchor">863</a>. Er besteht -aus einem mit Gradeinteilung versehenen Quadranten, der, -wie aus der Abbildung ersichtlich ist, mit einer beweglichen Platte -verbunden wird. Diese wird durch den Wind gehoben, so daß -man die jeweilige Stärke -des Windes auf der Gradeinteilung -ablesen kann. -Die gleiche Einrichtung -besaß das fast 200 Jahre -später erfundene Pendelanemometer -<span class="gesperrt">Hookes</span>, der -bisher als der Erfinder -dieses Instrumentes galt<a name="FNanchor_864" id="FNanchor_864" href="#Footnote_864" class="fnanchor">864</a>.</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig57" id="fig57" href="images/abb57.jpg"><img width="300" height="257" src="images/abb57.jpg" alt="[Abb. 57]" /></a> -<div class="caption">Abb. 57. Lionardos Windmesser.</div> -</div> - -<p>Auch die Theorie der -Reibung und das schwierige -Gebiet der Festigkeitslehre<a name="FNanchor_865" id="FNanchor_865" href="#Footnote_865" class="fnanchor">865</a> -beschäftigten <span class="gesperrt">Lionardo -da Vinci</span>, der auf -fast allen Gebieten der -Naturwissenschaft Anschauungen entwickelte, die ihn als einen -seine Zeit und deren Denken überragenden Geist erkennen lassen.</p> - -<p>So spricht er sich über die Rolle, welche die Luft bei der -Verbrennung und der Atmung spielt, mit folgenden Worten aus: -»Wo eine Flamme entsteht, da erzeugt sich ein Luftstrom um sie. -Dieser dient dazu, die Flamme zu erhalten. Das Feuer zerstört -ohne Unterlaß die Luft, durch die es unterhalten wird. Sobald -die Luft nicht geeignet ist, die Flamme zu unterhalten, kann -in ihr kein Geschöpf leben. Die Flamme disponiert zuerst die -Materie, aus der sie entsteht, und kann sich dann davon ernähren. -Indem sie Nahrung für die Flamme wird, formt sie sich in sie<span class="pagenum"><a name="Page_p388" id="Page_p388">[Pg p388]</a></span> -um.« Daß <span class="gesperrt">Lionardo</span> mit diesen Erklärungen fast überall den -wahren Sachverhalt traf, setzt geradezu in Erstaunen. Um das -Zuströmen der Luft zu erhöhen und dadurch die Leuchtkraft zu -vergrößern, erfand <span class="gesperrt">Lionardo</span> den Lampenzylinder. Auch die Idee -des Fallschirmes, »mit dem sich ein Mensch aus beliebiger Höhe -herunterlassen könne«, ist auf <span class="gesperrt">Lionardo</span> zurückzuführen. Der -Gedanke wurde erst dreihundert Jahre später verwirklicht<a name="FNanchor_866" id="FNanchor_866" href="#Footnote_866" class="fnanchor">866</a>.</p> - -<p>Auf die Versteinerungen und andere geologische Dinge, z. B. -die Entstehung der Schichten durch Ablagerung, sowie auf mineralogische -Fragen war <span class="gesperrt">Lionardo</span> gelegentlich der Wasserbauten, -die er als Ingenieur ausführte, aufmerksam geworden.</p> - -<p>Die Versteinerungen, die man, entgegen den Lehren der Alten, -immer noch meist für Naturspiele hielt, wurden von ihm als Überreste -von Lebewesen gedeutet.</p> - -<p>Um <span class="gesperrt">Lionardo</span> voll zu würdigen, muß man bedenken, daß er -einem vom Mystizismus noch ganz durchdrungenen Zeitalter angehörte. -So mußte er in seinen Betrachtungen über die Versteinerungen -besonders die Ansicht zurückweisen, daß die Versteinerungen -als Naturspiele unter dem Einfluß der Sterne hervorgebracht -seien. Auch zwei andere Vorstellungen seiner Zeit, die -Quadratur des Zirkels und das Perpetuum mobile, bekämpfte -<span class="gesperrt">Lionardo</span> schon mit wissenschaftlichen Gründen.</p> - -<p>Seine Tätigkeit als Künstler hat ihn veranlaßt, sich eingehend -mit anatomischen Studien zu befassen. Zu diesem Zwecke setzte -er sich mit einem Arzte in Verbindung<a name="FNanchor_867" id="FNanchor_867" href="#Footnote_867" class="fnanchor">867</a>. Die Frucht der gemeinsamen -Tätigkeit des Künstlers und des Naturforschers sind etwa -800 Bilder, die wir als die ersten, naturgetreuen anatomischen -Zeichnungen ansprechen müssen<a name="FNanchor_868" id="FNanchor_868" href="#Footnote_868" class="fnanchor">868</a>. Sie betreffen vor allem das -Knochen- und das Muskelsystem. Doch sind auch Abbildungen der -inneren Organe (Herz, Leber usw.) vorhanden.</p> - -<p><span class="gesperrt">Lionardo</span> war wohl der erste, der sich eingehender mit Untersuchungen -über die Mechanik des Körpers beschäftigte. Er studierte -die Beugung und Streckung der Glieder, sowie das Gehen ganz -im Sinne der heutigen Physiologie. Ferner setzte er auseinander, -wie die Beschäftigung auf die Haltung wirkt, und welche Muskeln -beim Werfen, Heben, Tragen usw. in Betracht kommen. Mit Vor<span class="pagenum"><a name="Page_p389" id="Page_p389">[Pg p389]</a></span>liebe -belehrte er sich und seine Schüler auf dem Fechtboden über -die verschiedenen Bewegungen des Körpers. Aus künstlerischem -Drange hat sich <span class="gesperrt">Lionardo</span> auch mit der Anatomie des Pferdes -beschäftigt<a name="FNanchor_869" id="FNanchor_869" href="#Footnote_869" class="fnanchor">869</a>.</p> - -<p>Eine der wichtigsten unter den wissenschaftlichen Grundlagen -der Kunst hat <span class="gesperrt">Lionardo</span> erst geschaffen. Das ist die Lehre von -der Perspektive, um die sich außer ihm auch die Brüder <span class="gesperrt">van Eyck</span> -und <span class="gesperrt">Battista Alberti</span> verdient gemacht haben. Daß die Alten -mit den Lehren der Perspektive nicht vertraut waren, haben schon -<span class="gesperrt">Lessing</span><a name="FNanchor_870" id="FNanchor_870" href="#Footnote_870" class="fnanchor">870</a> und <span class="gesperrt">Lambert</span> nachgewiesen. <span class="gesperrt">Lambert</span> pries <span class="gesperrt">Lionardo</span> -als »den ersten, der an die Verfeinerung der Malkunst und -an die Perspektive gedacht« habe. Dem Verfahren lag folgender -Gedanke zugrunde. Bringt man zwischen das Auge und den -Gegenstand, den man perspektivisch richtig zeichnen will, eine -durchsichtige Tafel, so wird jeder Lichtstrahl die Tafel in einem -bestimmten Punkte schneiden. Die Gesamtheit dieser Schnittpunkte -gibt uns das perspektivische Bild, und die Lehre von der -Perspektive läuft darauf hinaus, wie man ein solches Bild zeichnet, -ohne die zur Erläuterung dienende Tafel zu benutzen.</p> - -<p>Vom Auge handelt <span class="gesperrt">Lionardo</span> eingehender im Manuskript D<a name="FNanchor_871" id="FNanchor_871" href="#Footnote_871" class="fnanchor">871</a>. -Seine Ausführungen betreffen die Größe des Gesichtswinkels und -den Vorgang des Sehens. Aus Versuchen wird geschlossen, daß -der Gesichtssinn seinen Sitz in den Endigungen des Sehnerven -habe (Manuskript D. S. 3). Zu dieser Erkenntnis war übrigens -auch schon <span class="gesperrt">Roger Bacon</span> gelangt. Im Manuskript C wird die -Lehre vom Schatten durch viele Zeichnungen erläutert. Hier wie -überall finden sich nur Ansätze. Ihre Bedeutung liegt darin, daß<span class="pagenum"><a name="Page_p390" id="Page_p390">[Pg p390]</a></span> -stets experimentell und geometrisch verfahren, und daß jedes Problem -frei von vorgefaßten Meinungen in Angriff genommen wird.</p> - -<p>Bemerkenswert sind auch <span class="gesperrt">Lionardos</span> gelegentliche Äußerungen -über astronomische Gegenstände. Von der Erde heißt es, -sie müsse den Bewohnern des Mondes und anderer Gestirne als -Himmelskörper erscheinen, auch befinde sie sich nicht im Mittelpunkt -der Sonnenbahn, ebensowenig wie sie die Mitte des Weltalls -einnehme. »Die Erde«, heißt es an einer Stelle<a name="FNanchor_872" id="FNanchor_872" href="#Footnote_872" class="fnanchor">872</a>, »ist ein Stern -ähnlich wie der Mond.« Und ferner: »Mache Gläser, um den -Mond groß zu sehen«<a name="FNanchor_873" id="FNanchor_873" href="#Footnote_873" class="fnanchor">873</a>.</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig58" id="fig58" href="images/abb58.jpg"><img width="300" height="214" src="images/abb58.jpg" alt="[Abb. 58]" /></a> -<div class="caption">Abb. 58. Lionardos Erläuterung des Sehens<a name="FNanchor_874" id="FNanchor_874" href="#Footnote_874" class="fnanchor">874</a>.</div> -</div> - -<p>Das Sehen führt <span class="gesperrt">Lionardo</span> darauf zurück, daß das Auge -nach Art einer Camera obscura Bilder hervorbringe. Er erläutert -dies in folgender Weise: -»Man lasse durch eine -kleine Öffnung (<a href="#fig58">Abb. 58</a>, -M) das Bild eines beleuchteten -Gegenstandes -in ein dunkles Zimmer -treten. Dann fange man -dieses Bild auf einem -weißen Papier, das man -in dem dunklen Raum -nahe der Öffnung anbringt, -auf. Man wird -dann den Gegenstand -auf dem Papier in seiner wirklichen Gestalt und Farbe sehen, aber -viel kleiner und umgekehrt. Es sei ABCDE der von der Sonne erleuchtete -Gegenstand. ST sei der Schirm, der die Strahlen auffängt. -Weil die Strahlen gerade sind, wird der von A ausgehende nach K, -der von E ausgehende nach F gelangen. Dasselbe findet bei der -Pupille statt«. Dazu bemerkt er noch beim Studium der Natur des -Auges<a name="FNanchor_875" id="FNanchor_875" href="#Footnote_875" class="fnanchor">875</a>: »Hier sind die Figuren, die Farben, alle Wirkungen des -Weltalls in einem Punkt gesammelt, und dieser Punkt ist ein -solches Wunder! O staunenswerte Notwendigkeit! Du zwingst mit -deinem Gesetz alle Wirkungen, auf kürzestem Wege an ihren Ursachen -teilzuhaben. Schreibe in deiner Anatomie, wie in dem<span class="pagenum"><a name="Page_p391" id="Page_p391">[Pg p391]</a></span> -winzigen Raume des Auges das Bild der sichtbaren Dinge wiedergeboren -wird und sich in seiner Ausdehnung wiederherstellt«.</p> - -<p>Ähnlich tief empfunden zeigt sich die Darstellung <span class="gesperrt">Lionardos</span> -an vielen Stellen seiner Aufzeichnungen. Man wird an die später -von <span class="gesperrt">Fechner</span> entwickelten Anschauungen erinnert, wenn man bei -<span class="gesperrt">Lionardo da Vinci</span> liest, die Erde sei gleichsam ein organisches -Wesen, das Meer ihr Herz und das Wasser ihr Blut. Und wenn -er schließlich das Wasser als den »Kärrner der Natur« bezeichnet, -so dürfte der moderne Geologe kaum einen treffenderen Ausdruck -für die Rolle des flüssigen Elementes finden.</p> - -<p>Die Sonne hielt <span class="gesperrt">Lionardo</span> für einen sehr heißen Weltkörper. -Auch wußte er das sogenannte aschfarbene Licht des Mondes, -das wir neben der leuchtenden Sichel wahrnehmen, aus dem -Wiederschein des von der Sonne auf die Erde gelangenden Lichtes -zu erklären<a name="FNanchor_876" id="FNanchor_876" href="#Footnote_876" class="fnanchor">876</a>.</p> - -<p>Leider haben sich die Aufzeichnungen <span class="gesperrt">Lionardo da Vincis</span> -nirgends zu einer abgeschlossenen, in sich abgerundeten Leistung -verdichtet. Es sind meist geistreiche, treffende Einzeleinfälle, die -erst die neuere Zeit voll Staunen über die Eigenart des Menschen, -dem sie entstammen, der Vergessenheit entrissen hat. Die -gelehrte Zunft würde ihn wohl schwerlich verstanden und gewürdigt -haben. Für sie galt in erster Linie die Autorität, die -<span class="gesperrt">Lionardo</span> mit den Worten geißelt: »Wer sich auf die Autorität -beruft, verwendet nicht seinen Geist, sondern sein Gedächtnis«. -»Das Experiment irrt nie«, ruft er den Zeitgenossen zu, -»sondern es irren nur eure Urteile«. Auf den Weg, den seiner -Meinung nach die Forschung zu gehen hat, weist <span class="gesperrt">Lionardo</span> mit -folgenden Worten hin: »Der Interpret der Wunderwerke der -Natur ist die Erfahrung. Sie täuscht niemals; es ist nur unsere -Auffassung, die zuweilen sich selbst täuscht. Wir müssen die -Erfahrung in der Verschiedenheit der Fälle und der Umstände -solange zu Rate ziehen, bis wir daraus eine allgemeine Regel -ziehen können. Wenngleich die Natur mit der Ursache beginnt -und mit dem Experiment endet, so müssen wir doch den entgegengesetzten -Weg verfolgen, d. h. wir beginnen mit dem Experiment -und müssen mit diesem die Ursache untersuchen«<a name="FNanchor_877" id="FNanchor_877" href="#Footnote_877" class="fnanchor">877</a>.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p392" id="Page_p392">[Pg p392]</a></span></p> - -<p>Diese Worte bekunden, daß <span class="gesperrt">Lionardo</span> schon ein Jahrhundert -vor <span class="gesperrt">Francis Bacon</span> die Induktion für die allein sichere Methode -der Naturwissenschaft hielt. Auf Grund dieser Erkenntnis vermochte -er es, einen bewunderungswürdig tiefen Einblick in die Natur zu -tun. Die Vorstellungen, zu denen er gelangte, blieben leider -in seinen Manuskripten vergraben, sonst würde sein Einfluß auf -die Entwicklung der neueren Naturwissenschaft ein ganz anderer -gewesen sein, worauf schon <span class="gesperrt">A. v. Humboldt</span> hinwies.</p> - -<p>Haben Männer wie <span class="gesperrt">Lionardo da Vinci</span><a name="FNanchor_878" id="FNanchor_878" href="#Footnote_878" class="fnanchor">878</a> und <span class="gesperrt">Nicolaus -von Cusa</span> auch keine derartigen Grundlagen für die weitere Entwicklung -geschaffen, wie <span class="gesperrt">Koppernikus</span> und <span class="gesperrt">Galilei</span>, welche das -zur Ausführung brachten, wozu jenen das volle Vermögen fehlte, -so erkennen wir doch aus der Betrachtung, die wir ihnen widmeten, -daß das Wirken der großen Begründer der Wissenschaft -kein unvermitteltes ist und keineswegs mit dem bisher Erstrebten -und Erreichten außer Beziehung steht. Jene Großen haben häufig -das, was ihre Zeitgenossen zwar ahnten, aber nur unvollkommen -zum Ausdruck zu bringen vermochten, in voller Klarheit erfaßt -und so begründet, daß es zum unveräußerlichen Besitz der Menschheit -wurde. Auf dieser Errungenschaft bauten dann bescheidenere -Kräfte weiter, bis ihr unverdrossenes Mühen, das für den Fortgang -der Entwicklung aber unumgänglich nötig ist und nicht gering -geachtet werden darf, wieder einem der Großen auf dem -Gebiete der Wissenschaft den Weg geebnet. So hatte auch die -Astronomie, bevor <span class="gesperrt">Koppernikus</span> sein Wirken begann, in Deutschland -eine besondere Pflege durch <span class="gesperrt">Peurbach</span> und <span class="gesperrt">Regiomontan</span> -gefunden. Diese Männer, die ihrerseits wieder an die Alten -anknüpften, haben <span class="gesperrt">Koppernikus</span> besonders dadurch vorgearbeitet, -daß sie die Beobachtungskunst förderten.</p> - - -<h3>Das Wiedererwachen -der astronomischen Wissenschaft.</h3> - -<p>Die Astronomie war zwar durch <span class="gesperrt">Cusa</span> und <span class="gesperrt">Toscanelli</span> zu -neuem Leben erweckt worden. An Einsicht und an Kenntnissen -standen diese Männer jedoch tief unter <span class="gesperrt">Hipparch</span> und <span class="gesperrt">Ptolemäos</span>. -Die astronomische Wissenschaft mußte zunächst wieder auf diejenige -Höhe gebracht werden, die sie im Altertum zur Zeit der -Alexandriner besaß. Daß dies geschah, war vor allem das Ver<span class="pagenum"><a name="Page_p393" id="Page_p393">[Pg p393]</a></span>dienst -<span class="gesperrt">Peurbachs</span>, des Begründers der beobachtenden und rechnenden -Astronomie im Abendlande<a name="FNanchor_879" id="FNanchor_879" href="#Footnote_879" class="fnanchor">879</a>. <span class="gesperrt">Georg Peurbach</span> wurde -im Jahre 1423 in Oberösterreich geboren. Als Zwanzigjähriger war -er in Rom mit <span class="gesperrt">Nicolaus von Cusa</span> in Berührung gekommen. -Um 1450 kehrte er nach Wien, wo er studiert hatte, zurück und -erhielt dort den Lehrstuhl für Astronomie und Mathematik.</p> - -<p><span class="gesperrt">Peurbach</span> übersetzte den Almagest. Er erkannte, daß eine -Verbesserung der vorhandenen Planetentafeln die erste Bedingung -für jeden weiteren -Fortschritt der Astronomie -sei. Die Abweichungen, -die sich -zwischen den alfonsinischen -Tafeln<a name="FNanchor_880" id="FNanchor_880" href="#Footnote_880" class="fnanchor">880</a> und -<span class="gesperrt">Peurbachs</span> Beobachtungen -ergaben, -erreichten für den -Mars z. B. Werte -von mehreren Graden. -Auch die trigonometrischen -Tafeln des -Almagest erfuhren -durch <span class="gesperrt">Peurbach</span> eine -wesentliche Verbesserung, -indem er statt -der Sehne den Sinus -einführte und eine -Berechnung für alle Werte von 10 zu 10 Sekunden unter Zugrundelegung -eines Radius von 60000 Einheiten lieferte.</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig59" id="fig59" href="images/abb59.jpg"><img width="298" height="300" src="images/abb59_t.jpg" alt="[Abb. 59]" /></a> -<div class="caption">Abb. 59. Peurbachs <span lang="la" xml:lang="la">Quadratum geometricum</span><a name="FNanchor_881" id="FNanchor_881" href="#Footnote_881" class="fnanchor">881</a>.</div> -</div> - -<p>Für seine astronomischen Messungen benutzte <span class="gesperrt">Peurbach</span> das -»<span lang="la" xml:lang="la">Quadratum geometricum</span>« (s. <a href="#fig59">Abb. 59</a>). Dies ist ein quadratischer -Rahmen, an dem ein bewegliches Lineal mit Dioptervorrichtungen<span class="pagenum"><a name="Page_p394" id="Page_p394">[Pg p394]</a></span> -angebracht ist. Die Seiten des Quadrats waren in 120 Abschnitte -eingeteilt. Auf diese Weise ließ sich die Tangente des -beobachteten Winkels mit ziemlicher Genauigkeit ablesen.</p> - -<p>Mit dem Almagest, dem Hauptwerk der griechischen Astronomie, -war das Abendland zuerst durch die im 10. und 11. Jahrhundert in -Spanien entstandenen arabischen Hochschulen bekannt geworden. -Der Almagest, die Schriften des <span class="gesperrt">Euklid</span> und des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> -wurden von hier aus den Hochschulen des christlichen Abendlandes -in lateinischer Übersetzung zugänglich. Durch diese Übertragung -und die Vermengung mit Zutaten aller Art hatte der ursprüngliche -Text natürlich manche Änderung erlitten und dadurch viel -von seinem Werte eingebüßt. Auch die Astronomie der Griechen -hatte durch die Araber keine wesentliche Förderung, dagegen -eine Vermengung mit astrologischen Zutaten erfahren und -so an wissenschaftlichem Gehalt Einbuße erlitten. Es war daher -ein wichtiges Ereignis, daß im 15. Jahrhundert das astronomische -Werk des <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> von Griechenland nach Italien -gelangte. <span class="gesperrt">Peurbach</span> war zwar auf das griechische Manuskript -aufmerksam geworden<a name="FNanchor_882" id="FNanchor_882" href="#Footnote_882" class="fnanchor">882</a>. Er benutzte aber dennoch den aus dem -Arabischen ins Lateinische übersetzten minderwertigen Text, da er -die griechische Sprache nicht verstand. Erst sein begabter Schüler, -sein Nachfolger auf dem Wiener Lehrstuhl, <span class="gesperrt">Johann Müller</span> aus -Königsberg<a name="FNanchor_883" id="FNanchor_883" href="#Footnote_883" class="fnanchor">883</a>, genannt <span class="gesperrt">Regiomontanus</span> (1436–1476) fußte auf -dem griechischen Text des Almagest. Er gab im Jahre 1475 -neue Tafeln heraus, die nicht nur für die Astronomie, sondern -auch für die Entdeckungsreisen jener Zeit ein wichtiges Hilfsmittel -wurden.</p> - -<p><span class="gesperrt">Regiomontan</span> war ferner in Deutschland einer der ersten, -der das Studium der Algebra förderte. Auch soll er die alte Hypothese -von der Erdbewegung, die ihm schon wenigstens 60 Jahre vor -<span class="gesperrt">Koppernikus</span> zu gleicher Zeit mit <span class="gesperrt">Cusa</span> »in den Sinn gekommen -sei, zum besseren Verständnis der Astronomie wieder hervorgeholt -haben«<a name="FNanchor_884" id="FNanchor_884" href="#Footnote_884" class="fnanchor">884</a>. In mechanischen Dingen, erzählt sein Biograph<a name="FNanchor_885" id="FNanchor_885" href="#Footnote_885" class="fnanchor">885</a> weiter,<span class="pagenum"><a name="Page_p395" id="Page_p395">[Pg p395]</a></span> -war er einer der ersten, der »eine künstliche Einrichtung mit -Rädern, durch welche die eigentliche Bewegung der Sterne wiedergegeben -wurde, zu vieler Verwunderung anfertigte«. Ferner stellte -<span class="gesperrt">Regiomontan</span> einen parabolischen Brennspiegel von fünf Fuß -Durchmesser aus Metall her. <span class="gesperrt">Regiomontans</span> Tafeln wurden von -ihm als »Ephemeriden« bezeichnet. Sie erschienen 1473, umfaßten -den Zeitraum von 1474–1560 und enthielten für Sonne und Mond -die Längen- und außerdem für den Mond die Breitenangaben. -Ferner boten sie ein Verzeichnis der für die Zeit von 1475–1530 -zu erwartenden Finsternisse.</p> - -<p>Große Verdienste hat sich <span class="gesperrt">Regiomontan</span> auch um die Trigonometrie, -die wichtigste Hilfswissenschaft der Astronomie, erworben. -Er war es, der die Tangensfunktion, mit welcher die Araber -gleichfalls schon vertraut waren, im Abendlande einführte. Ein -weiterer Fortschritt bestand darin, daß er sich der dezimalen -Teilung bediente, indem er für seine Tangententafeln den Radius -r = 100000 zugrunde legte. Unzweifelhaft schöpfte <span class="gesperrt">Regiomontan</span> -bei seiner Darstellung der Trigonometrie auch aus arabischen -Quellen. Doch ist der Zusammenhang im einzelnen nicht mehr -nachzuweisen, da er in der Darstellung wie in der Fortbildung des -empfangenen Wissenstoffes sehr selbständig verfuhr. Sein trigonometrisches -Hauptwerk »De triangulis« entstand 1464. Durch -letzteres lernte das Abendland den Sinussatz und die Tangensfunktion -kennen. Auch entwickelte <span class="gesperrt">Regiomontan</span> als erster darin -den allgemeinen sphärischen Cosinussatz.</p> - -<p><span class="gesperrt">Regiomontans</span> Tafeln waren in den Händen von <span class="gesperrt">Bartholomäos -Diaz</span>, sowie in denen <span class="gesperrt">Vasco da Gamas</span> auf seinem -Wege nach Ostindien. Sie halfen <span class="gesperrt">Columbus</span> den neuen Weltteil -entdecken. <span class="gesperrt">Amerigo Vespucci</span> benutzte sie, um 1499 -Längenbestimmungen in Südamerika auszuführen. So sehen wir, -wie dasjenige, was der stille Gelehrte in einsamen Nachtwachen -erdacht und erforscht, die kühnen Seefahrer und Konquistadoren -befähigte, dem europäischen Teil der Menschheit die Erde in ihrem -ganzen Umfange zu erschließen. Trotz der schon um das Jahr 1200 -erfolgten Einführung des Kompasses wagten nämlich die Portugiesen, -selbst nachdem Heinrich der Seefahrer die Entdeckungsreisen -organisiert hatte, zunächst nicht, von der Küstenschiffahrt -abzugehen. Viele Jahre kamen ihre Fahrzeuge nicht über Kap -Bojador hinaus, weil man dort ein Riff sah, dessen Brandung -sich weit hinaus ins Meer erstreckte. Dem Ungewissen, das die -Wasserwüste des atlantischen Ozeans in sich barg, vermochte man<span class="pagenum"><a name="Page_p396" id="Page_p396">[Pg p396]</a></span> -erst zu begegnen, nachdem die Astronomie der Schiffahrt die zur -Ortsbestimmung geeigneten Hilfsmittel verliehen hatte.</p> - -<p>Zu diesen gehörte in erster Linie der Kreuz- oder Jakobsstab -(siehe <a href="#fig60">Abb. 60</a>), ein Werkzeug, das zum Messen von Winkeln -auf bewegter See geeigneter war als die von <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> und -<span class="gesperrt">Koppernikus</span> benutzten Instrumente, unter denen das mit Kreisteilung -versehene Astrolabium<a name="FNanchor_886" id="FNanchor_886" href="#Footnote_886" class="fnanchor">886</a> und das parallaktische Lineal an -erster Stelle zu nennen sind<a name="FNanchor_887" id="FNanchor_887" href="#Footnote_887" class="fnanchor">887</a>. Der Kreuz- oder Jakobsstab mit -verschiebbarem Querriegel, den <span class="gesperrt">Regiomontan</span> benutzte, besaß -eine Länge von 2<sup>1</sup>/<sub>2</sub> Metern. Seine Anwendung hat man bis ins -14. Jahrhundert zurück verfolgen können. Waren die erwähnten -Meßinstrumente fest aufgestellt und von hinlänglicher Größe, so -ließen sich ziemlich scharfe Messungen damit anstellen. <span class="gesperrt">Tycho</span>, -dessen Arbeiten infolge ihrer Genauigkeit die Entdeckungen <span class="gesperrt">Keplers</span> -erst ermöglichten, berichtet, an seinen Astrolabien noch eine -sechstel Bogenminute abgelesen zu haben.</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig60" id="fig60" href="images/abb60.jpg"><img width="300" height="64" src="images/abb60_t.jpg" alt="[Abb. 60]" /></a> -<div class="caption">Abb. 60. Der Kreuzstab<a name="FNanchor_888" id="FNanchor_888" href="#Footnote_888" class="fnanchor">888</a>.</div> -</div> - -<p>Wahrscheinlich hat der Nürnberger <span class="gesperrt">Martin Behaim</span> (1459 -bis 1506), dem man den ersten neueren Erdglobus verdankt, den -Kreuzstab nach Portugal gebracht und letzteren zu Messungen auf -bewegter See empfohlen<a name="FNanchor_889" id="FNanchor_889" href="#Footnote_889" class="fnanchor">889</a>. Aus Abbildung <a href="#fig61">61</a> ersehen wir den<span class="pagenum"><a name="Page_p397" id="Page_p397">[Pg p397]</a></span> -Gebrauch dieses Instrumentes. Der Querstab a wurde so lange -verschoben, bis das am Ende des Längsstabes b befindliche Auge -die beiden Gegenstände, deren Winkelabstand gefunden werden -sollte, über die Enden von a anvisierte; b trug eine Skala, von -der man unmittelbar die jeder Stellung entsprechenden Winkel -ablesen konnte. Mit einiger Zuverlässigkeit vermochte man indes -um diese Zeit nur die geographische Breite zu bestimmen. Hinsichtlich -der Länge mußte man sich mit einem Abschätzen begnügen. -Die enge Beziehung, -in welche zu -Beginn des neueren -Zeitalters die Astronomie -zur Nautik trat, -war beiden Gebieten -sehr förderlich. Während -der nächsten Jahrhunderte -wurde die -Mitarbeit der Astronomen -außerdem durch -hohe Belohnungen angeregt, -welche die Schiffahrt treibenden Nationen auf die Lösung -praktisch wichtiger Aufgaben setzten. Geister ersten Ranges, wie -<span class="gesperrt">Galilei</span> und <span class="gesperrt">Euler</span>, verschmähten es nicht, ihre Arbeit in den -Dienst dieser Sache zu stellen.</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig61" id="fig61" href="images/abb61.jpg"><img width="300" height="186" src="images/abb61.jpg" alt="[Abb. 61]" /></a> -<div class="caption">Abb. 61. Schematische Erläuterung des Kreuzstabes.</div> -</div> - -<p>Den ersten, noch erhaltenen Globus, fertigte <span class="gesperrt">Behaim</span> 1492 -an<a name="FNanchor_890" id="FNanchor_890" href="#Footnote_890" class="fnanchor">890</a>. Erhalten sind auch noch Globen aus den Jahren 1515, -1520 und 1532. <span class="gesperrt">Mercator</span> machte aus der Herstellung vorzüglicher -Erd- und Himmelsgloben schon ein Gewerbe. Zu seinen -Abnehmern gehörten Kaiser Karl V. und andere Fürsten. Von -<span class="gesperrt">Mercator</span> herrührende Globen finden sich noch in Duisburg, -Nürnberg, Weimar und Wien<a name="FNanchor_891" id="FNanchor_891" href="#Footnote_891" class="fnanchor">891</a>.</p> - -<p>Das Duisburger Museum, das sich bemüht, die Werke <span class="gesperrt">Mercators</span> -entweder im Original oder in Nachbildungen zu erwerben, -besitzt einen von ihm verfertigten Erd- und Himmelsglobus. Sie -wurden 1908 bei einem toskanischen Edelmann gefunden und gelangten -durch Kauf in den Besitz des Museums. Der Erdglobus<span class="pagenum"><a name="Page_p398" id="Page_p398">[Pg p398]</a></span> -stammt aus dem Jahre 1541, der andere ist 1551 hergestellt. Auf -ihm sind die Sternbilder farbenprächtig ausgeführt. Während -die früheren Globen aus Holz oder Metall verfertigt waren, benutzte -<span class="gesperrt">Mercator</span> eine Mischung aus Gips, Sägespänen und Leim, -die er auf eine aus Stäben hergestellte Hohlkugel auftrug.</p> - -<p>Die Anregung zu den Entdeckungsreisen ist nicht nur auf -die Fortschritte der Astronomie und die Bedürfnisse des Handels, -sondern auch auf die Lektüre der alten Schriftsteller zurückzuführen. -Insbesondere gilt dies von <span class="gesperrt">Columbus</span>. Die von den -Alten herrührenden Nachrichten, welche die allmähliche Ausdehnung -ihres geographischen Horizontes erkennen lassen, waren -ihm durch das Weltbuch <span class="gesperrt">Alliacos</span><a name="FNanchor_892" id="FNanchor_892" href="#Footnote_892" class="fnanchor">892</a> geläufig geworden. Je weiter -die Alten die östlichen Grenzen Asiens hinaus verlegt hatten, um -so größer war die Wahrscheinlichkeit, daß eine Fahrt nach Westen -bald zu bewohnten Ländern führen würde.</p> - -<p>Dieser Gedanke erfüllte außer <span class="gesperrt">Columbus</span> besonders den -italienischen Astronomen <span class="gesperrt">Toscanelli</span>, dessen Lieblingsprojekt die -Verbindung Europas und Asiens auf dem Seewege nach Westen -war. <span class="gesperrt">Toscanelli</span> war der Meinung, daß die asiatische Küste -höchstens 120 Längengrade von Lissabon entfernt sein könne. Er -stand mit <span class="gesperrt">Columbus</span> in Briefwechsel und hat ihn in einem -Schreiben vom 25. VI. 1474 von der Durchführbarkeit des Gedankens, -der ihn erfüllte, zu überzeugen gewußt. Nach allem, was -an eigenen und fremden Überlegungen, von denen sich <span class="gesperrt">Columbus</span> -leiten ließ, bekannt geworden, muß man seine Entdeckungsreisen -über die früheren Unternehmungen dieser Art stellen. Welche -Schwierigkeiten es zu überwinden galt, braucht hier nicht des -näheren erörtert zu werden. Erinnert sei nur an die Versammlung -zu Salamanca, welche den Plan des <span class="gesperrt">Columbus</span> prüfen sollte. -Was mag letzterer wohl empfunden haben, als man ihm entgegenhielt, -wenn es auch gelingen sollte, zu den seiner Ansicht nach -vorhandenen Gegenfüßlern hinunter zu fahren, so würde es doch -unmöglich sein, wieder nach Spanien hinauf zu gelangen?</p> - -<p>Daß sich trotz des gelehrten, am Buchstaben klebenden Dünkels, -der nicht etwa nur diese Versammlung erfüllte, das Neue -siegreich Bahn brach, ist vor allem der Erfindung der Buchdrucker<span class="pagenum"><a name="Page_p399" id="Page_p399">[Pg p399]</a></span>kunst, -sowie dem Umstande zu verdanken, daß man im Latein -eine Weltsprache besaß, die einen raschen Austausch der Gedanken -zwischen den Angehörigen aller Völker ermöglichte.</p> - -<p>Es war um 1450, als <span class="gesperrt">Gutenberg</span> das erste, mit beweglichen -Lettern hergestellte Buch herausgab. In Paris, in Nürnberg und -an anderen Orten entstanden darauf große Druckereien, die für -die damalige gelehrte Welt arbeiteten. Mit der Ausbreitung des -Buchdruckes verringerte sich allmählich der Abstand zwischen -dem zunftmäßigen Gelehrten- und dem Laientum. Die Errungenschaften -des Forschens und Denkens wurden immer mehr zu einem -Gemeingut.</p> - -<p>Eins der glänzendsten Beispiele für die Vereinigung geistigen -und gewerblichen Schaffens und für das Zusammengehen des gebildeten -Bürgertums mit Künstlern und Gelehrten bot vor allem -Nürnberg, wo vorübergehend auch <span class="gesperrt">Regiomontan</span> und <span class="gesperrt">Behaim</span> -wirkten. Für <span class="gesperrt">Regiomontan</span> errichtetete ein Nürnberger Kaufherr -mit fürstlicher Freigebigkeit eine Sternwarte, die von hervorragenden -Mechanikern mit Astrolabien, Armillarsphären und anderen -astronomischen Instrumenten ausgerüstet wurde. Öffentliche -Vorträge belebten das Interesse für die Mathematik und die Naturwissenschaften. -Eine im Jahre 1470, kurz vor der Ankunft <span class="gesperrt">Regiomontans</span> -in Nürnberg gegründete Druckerei wurde bald die bedeutendste -in Deutschland<a name="FNanchor_893" id="FNanchor_893" href="#Footnote_893" class="fnanchor">893</a>. <span class="gesperrt">Behaim</span> übermittelte die gewonnenen -astronomischen Kenntnisse den seefahrenden Völkern. Er hielt -sich von 1480–1484 in Portugal auf, zur Zeit, als auch <span class="gesperrt">Columbus</span> -dort weilte, und stand den Portugiesen bei ihren Unternehmungen -zur Seite. Es ist sehr wahrscheinlich, daß <span class="gesperrt">Diaz</span>, <span class="gesperrt">Columbus</span> -und <span class="gesperrt">da Gama</span> ihm die Bekanntschaft mit den Ephemeriden -<span class="gesperrt">Regiomontans</span>, sowie manche Belehrung über die Kunst, nach -der Beobachtung der Sterne zu segeln, verdanken<a name="FNanchor_894" id="FNanchor_894" href="#Footnote_894" class="fnanchor">894</a>.</p> - -<p>Man darf jedoch neben den gelehrten Deutschen, die hier, -wie so oft in der Entwicklung der Wissenschaften, wohl den Gedanken, -aber nicht die Tat brachten, den Portugiesen <span class="gesperrt">Pedro -Nunez</span> aus Coimbra nicht vergessen. Er war es, der zuerst ein -Werk schuf, in dem die Nautik auf wissenschaftliche Grundlagen<span class="pagenum"><a name="Page_p400" id="Page_p400">[Pg p400]</a></span> -gestellt wurde (<span lang="la" xml:lang="la">De arte atque ratione navigandi</span>). Er war es ferner, -der die Genauigkeit der Ablesung an den astronomischen Instrumenten -verbesserte. Der Nonius wird nach ihm fälschlich so benannt. -Der Erfinder dieser Einrichtung ist <span class="gesperrt">Pierre Vernier</span> -(1580–1637).</p> - - -<h3>Die Wiederbelebung der Naturbeschreibung.</h3> - -<p>Auch die beschreibenden Naturwissenschaften, die Zoologie -und die Botanik, erfuhren gegen den Anfang des Mittelalters -manche Förderung. Das Wiederaufleben der alten Literatur, insbesondere -das Bekanntwerden mit den zoologischen Schriften des -<span class="gesperrt">Aristoteles</span>, den man vorher ja nur aus arabischen und lateinischen -Bearbeitungen kannte, war auch hier von Einfluß. Noch -wichtiger war es aber, daß man sich immer mehr mit offenen -Sinnen der eigenen Beobachtung zuwandte und nach naturgetreuer -Darstellung des Gesehenen strebte. Erinnert sei nur an die oben -erwähnten anatomischen Abbildungen <span class="gesperrt">Lionardo da Vincis</span>. Die -Ausdehnung des geographischen Gesichtskreises führte dazu, daß -man schon gegen den Ausgang des Mittelalters mit zahlreichen -neuen Tieren und Pflanzen bekannt wurde. Das Wiederaufleben -des wissenschaftlichen Sinnes machte sich auf dem Gebiete der -Botanik nicht nur durch die zunehmende Neigung für eigenes -Beobachten, sondern auch durch das allmähliche Zurücktreten der -Rücksicht auf die Nutzanwendung der Pflanzen geltend. Das Beobachtungsvermögen -wurde insbesondere durch zwei Umstände gefördert. -Es waren dies die Einrichtung botanischer Gärten und -die Anfertigung von Herbarien.</p> - -<p>Den ersten botanischen Garten der neueren Zeit legte ein -venetianischer Arzt<a name="FNanchor_895" id="FNanchor_895" href="#Footnote_895" class="fnanchor">895</a> im Jahre 1333 an, nachdem ihm die Republik -dazu einen wüsten Platz überlassen hatte. Der erste Universitätsgarten -begegnet uns in Padua. Er wurde 1545 gegründet. -Einige Jahre später folgte Pisa. Und noch während des 16. Jahrhundert -ahmten viele Universitäten des übrigen Europas das von -Italien gegebene Beispiel nach<a name="FNanchor_896" id="FNanchor_896" href="#Footnote_896" class="fnanchor">896</a>.</p> - -<p>Nicht minder wichtig für die Erweckung selbsttätiger Beobachtung -und Forschung war das Aufkommen der Herbarien. Ein -eigentlicher Erfinder dieser Einrichtung läßt sich wohl nicht an<span class="pagenum"><a name="Page_p401" id="Page_p401">[Pg p401]</a></span>geben. -Die ersten Nachrichten über umfangreichere Sammlungen -getrockneter Pflanzen stammen aus dem 16. Jahrhundert<a name="FNanchor_897" id="FNanchor_897" href="#Footnote_897" class="fnanchor">897</a>. Die -älteste Anweisung zur Einrichtung von Herbarien begegnet uns -nach <span class="gesperrt">Meyer</span> (Gesch. der Botanik. Bd. IV. S. 267) indes erst zu -Beginn des 17. Jahrhunderts. »Im Winter«, heißt es dort, »muß -man, da fast alle Pflanzen umkommen, die Wintergärten betrachten. -So nenne ich die Bücher, in denen man getrocknete Pflanzen, auf -Papier geklebt, verwahrt.«</p> - -<p>Ein weiteres Mittel, die Beobachtung anzuregen, war das Abbilden -von Pflanzen und anderen Naturkörpern. Zwar, das Altertum -hatte sich dieses Mittels ebenso bedient wie der Pflanzengärten. -Kennt man doch noch heute mit Abbildungen versehene -Ausgaben des <span class="gesperrt">Dioskurides</span>, die aus dem 6. Jahrhundert stammen. -Während des Mittelalters hatte die philologische Gelehrsamkeit -und der Autoritätsglauben indessen die Wissenschaft in solchem -Maße überwuchert, daß die Kunst, das Studium der Natur durch -Abbildungen zu fördern, erst wieder zu neuem Leben erweckt -werden mußte.</p> - -<p>Zu den ältesten gedruckten Büchern mit Abbildungen von -Naturkörpern gehört auch <span class="gesperrt">Konrad Megenbergs</span> »Buch der -Natur«, auf das wir schon an anderer Stelle eingegangen sind. -<span class="gesperrt">Megenbergs</span> Buch enthält in Holzschnitt hergestellte, charakteristische -Abbildungen von Säugetieren, Vögeln, Bäumen und -Kräutern, unter denen sich z. B. <span lang="la" xml:lang="la">Ranunculus acris, Viola odorata, -Convallaria majalis</span> und andere recht gut erkennen lassen. Allerdings -fehlt es bei der Beschreibung der Meeresungeheuer, der -wunderlichen Menschen und anderer Dinge nicht an Abbildungen, -die nur als fratzenhafte Phantasieerzeugnisse gelten können.</p> - -<p>Erwähnenswert ist auch der gegen 1485 erschienene »<span lang="la" xml:lang="la">Ortus -sanitatis</span>« (Garten der Gesundheit), der zahlreiche, oft nachträglich -kolorierte Abbildungen enthält, von denen manche der Natur ziemlich -nahe kommen, während die Abbildungen exotischer Pflanzen -meist erfunden sind<a name="FNanchor_898" id="FNanchor_898" href="#Footnote_898" class="fnanchor">898</a>.</p> - -<p>Wir haben hiermit die Betrachtung desjenigen Zeitabschnitts -beendet, in dem das Wiederaufleben der Wissenschaften an<span class="pagenum"><a name="Page_p402" id="Page_p402">[Pg p402]</a></span>hob. -Zwar stützte man sich noch auf allen Gebieten auf die seit -der Mitte des 15. Jahrhunderts aus reinerer Quelle fließenden -Kenntnisse der Alten. Doch gab man sich nicht mehr wie früher -gänzlich der Autorität gefangen. Selbstbeobachten, eigenes Forschen -wurde in den hervorragendsten Köpfen dieses Zeitalters -zum Losungswort. Und wenn auch noch kein neues Gebäude der -Wissenschaften erstand, so wurde doch auf allen Gebieten mit den -Vorarbeiten begonnen und die Tätigkeit des nachfolgenden Zeitalters -erst ermöglicht, dessen Aufgabe es war, die Fundamente -der neueren Naturwissenschaft zu legen.</p> - -<p>Wenn wir uns die hier skizzierte Entwicklung vergegenwärtigen, -welche die Wissenschaft seit ihrem Wiederaufleben im 14. und -15. Jahrhundert genommen, so sehen wir, daß sie nicht mehr in -solchem Maße wie früher von den Geschicken eines oder einiger -Völker abhängt, sondern daß ihr Gang stetiger und weniger als -bisher durch gewaltsame Ereignisse der äußeren Geschichte beeinflußt -erscheint. Die Geschichte der Wissenschaften ist auch in -der Folge nicht so eng mit dem Gange der Weltgeschichte verknüpft -wie in den früheren Perioden, in denen wir häufig genötigt -waren, das Verständnis der Wissenschaftsgeschichte durch Heranziehen -der allgemeinen Geschichte zu erschließen.</p> - - - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p403" id="Page_p403">[Pg p403]</a></span></p> - - - - -<h2>11. Die Begründung des heliozentrischen -Weltsystems durch Koppernikus<a name="FNanchor_899" id="FNanchor_899" href="#Footnote_899" class="fnanchor">899</a>.</h2> - - -<p>Das 16. Jahrhundert war auf allen Gebieten eine Zeit der -Vorbereitung. Nur zögernd und langsam, gleichsam tastend, entwickelte -sich während dieses Zeitraumes die neuere Methode der -Naturforschung. Das 17. Jahrhundert bietet uns dagegen das -Schauspiel eines nie vorher gesehenen Siegeslaufes unter der -Führung eines <span class="gesperrt">Galilei</span>, <span class="gesperrt">Kepler</span> und <span class="gesperrt">Newton</span>. Nunmehr vollzog -sich die innige Verschmelzung der Naturwissenschaften mit der -Mathematik, sowie die Ausgestaltung einer streng induktiven Forschungsweise. -Durch diese beiden Momente wurde ein Umschwung -herbeigeführt, wie ihn die Geschichte der Wissenschaften nicht -wieder erlebt hat.</p> - -<p>Das wichtigste Ereignis des 16. Jahrhunderts ist die Aufstellung -des heliozentrischen Weltsystems durch <span class="gesperrt">Koppernikus</span> und -die hierdurch herbeigeführte Umgestaltung des gesamten Weltbildes. -<span class="gesperrt">Nicolaus Koppernikus</span> wurde am 19. Februar (alten -Stils) des Jahres 1473 in Thorn geboren. Polen und Deutsche -haben sich um den Ruhm gestritten, ihn zu den Ihren zählen zu -dürfen. Ein solcher Streit ist müßig. <span class="gesperrt">Koppernikus</span> war einer -der großen Geister, die durch ihr Wirken der Welt gehören. -Tatsache ist, daß Thorn zur Zeit seiner Geburt unter polnischer -Oberhoheit stand, im übrigen aber, was den gebildeten Teil der -Bevölkerung anbetraf, eine deutsche Stadt war. Die Mutter des -<span class="gesperrt">Koppernikus</span> ist deutscher Abkunft gewesen. Über die Stammeszugehörigkeit -des Vaters läßt sich dagegen keine sichere Entscheidung -treffen. Soviel ist jedoch gewiß, daß <span class="gesperrt">Koppernikus</span> selbst -in seinem Fühlen und Denken ein Deutscher war und sich in allen<span class="pagenum"><a name="Page_p404" id="Page_p404">[Pg p404]</a></span> -Dokumenten, die auf uns gelangt sind, wenn er nicht Latein schrieb, -der deutschen Sprache bediente.</p> - -<p>Nachdem <span class="gesperrt">Koppernikus</span> das Vaterhaus verlassen, bereitete -er sich in Krakau für den medizinischen Beruf vor. Bei der Vielseitigkeit, -mit der man in früheren Jahrhunderten die Universitätsstudien -betrieb, wurde er indes auch mit der Mathematik und mit -der Astronomie vertraut. Auf letzterem Gebiete genoß die Universität -Wien, wo <span class="gesperrt">Peurbach</span> und <span class="gesperrt">Regiomontan</span> gelehrt hatten, -einen vorzüglichen Ruf. Dorthin begab sich deshalb nach Beendigung -seiner medizinischen Studien der spätere Reformator der -astronomischen Wissenschaft. Zum Glück für letztere war <span class="gesperrt">Koppernikus</span> -nicht gezwungen, sofort dem ärztlichen Berufe nachzugehen. -Er war nämlich dadurch günstig gestellt, daß sein Oheim -mütterlicherseits, der Bischof von Ermeland, sich seiner annahm -und ihm später eine Domherrenstelle des Frauenburger Kapitels -verschaffte. Von 1495–1505 hielt sich <span class="gesperrt">Koppernikus</span> meist in -Italien auf. Dort war im Zeitalter der Renaissance die Astronomie -emporgeblüht. In Florenz war unter den Mediceern die -erste Akademie nach platonischem Vorbild entstanden. Sternwarten -wurden errichtet und Lehrstellen geschaffen. In Italien -hatte auch <span class="gesperrt">Nicolaus von Cusa</span> seine Anregungen empfangen -und sie von dort nach Deutschland verpflanzt. Diesem Vorbild -folgte <span class="gesperrt">Koppernikus</span>, indem er sich in Italien fast ein Jahrzehnt -in der praktischen Astronomie vervollkommnete. Doch ist aus -diesem langen Abschnitt seines Lebens, der für die Entwicklung -seiner wissenschaftlichen Vorstellungen ohne Zweifel von großer -Bedeutung gewesen ist, sehr wenig bekannt geworden. Auch von -den astronomischen Hilfsmitteln, deren sich <span class="gesperrt">Koppernikus</span> bediente, -weiß man nur wenig. Jedenfalls besaßen sie keinen hohen Grad von -Genauigkeit. Wie die astronomischen Instrumente im Zeitalter des -<span class="gesperrt">Koppernikus</span> beschaffen waren, erfahren wir aus dem von dem -Astronomen <span class="gesperrt">Apian</span><a name="FNanchor_900" id="FNanchor_900" href="#Footnote_900" class="fnanchor">900</a> um jene Zeit verfaßten »Instrument-Buch«.</p> - -<p>Der Gedanke, der seinem System zugrunde liegt, bemächtigte -sich des <span class="gesperrt">Koppernikus</span>, sobald er in der Blütezeit des Mannes<span class="pagenum"><a name="Page_p405" id="Page_p405">[Pg p405]</a></span>alters -selbständig forschend an die Natur herantrat. Diesen Gedanken -zu verfolgen und zu begründen, erschien ihm als eine Aufgabe, -wohl wert, sein ganzes übriges Leben in stiller Forscherarbeit -ihr zu widmen. Seit der im Jahre 1505 erfolgten Rückkehr aus -Italien bis zu seinem Tode am 24. Mai des Jahres 1543 blieb -er deshalb, von einigen kleinen Reisen abgesehen, in seinem Bistum. -Ein beschauliches Leben hat <span class="gesperrt">Koppernikus</span> jedoch in dieser -Zurückgezogenheit nicht geführt. Die Zeit, welche ihm die mit -dem Domherrnamt verbundenen Pflichten übrig ließen, war der -Armenpraxis in Frauenburg und der sorgfältigen Ausarbeitung -jenes großen Werkes gewidmet, in dem er seine Theorie, sowie -die jahrelangen Beobachtungen, auf die er sie stützte, niedergelegt -hat.</p> - -<p>Das für die neuere Astronomie grundlegende Hauptwerk des -<span class="gesperrt">Koppernikus</span> erhielt den Titel »Über die Kreisbewegungen der -Himmelskörper«. In der an den Papst gerichteten Vorrede wird -der Anlaß zu dem Werke und seine Geschichte mitgeteilt. Wir -erfahren daraus, daß die Schrift »bis in das vierte Jahrneunt -hinein«<a name="FNanchor_901" id="FNanchor_901" href="#Footnote_901" class="fnanchor">901</a> verborgen blieb, bis sie zum Druck gelangte. Obgleich -<span class="gesperrt">Koppernikus</span> um das Jahr 1530 den Ausbau der heliozentrischen -Lehre beendet hatte, schwankte er, ob er mit seinen Ansichten -an die Öffentlichkeit treten sollte. »Die Verachtung«, sagt er, -»die ich wegen der Neuheit und der scheinbaren Widersinnigkeit -meiner Meinung zu befürchten hatte, bewog mich fast, das -fertige Werk beiseite zu legen.«</p> - -<p>Jedoch hatten befreundete Astronomen, sowie Geistliche, die -sich mit Astronomie beschäftigten, Kenntnis von dem Werk erhalten. -Ihrem Drängen nach Veröffentlichung setzte <span class="gesperrt">Koppernikus</span> -nicht nur aus dem erwähnten Grunde anfangs Widerstand -entgegen, sondern er zögerte auch, weil ihn der Wunsch beseelte, -wirklich Besseres an die Stelle des Vorhandenen zu setzen. Kam -es ihm doch vor allem darauf an, der beobachtenden Astronomie -einen Dienst zu erweisen und ihr das neue Lehrgebäude in einem -solch vollkommenen Zustande zu übermitteln, daß es an die Stelle des -alten, mit den praktischen Bedürfnissen eng verwachsenen Systems -treten konnte. Von einem völligen Gelingen blieb <span class="gesperrt">Koppernikus</span>, -wie er wohl selbst am besten wußte, indes noch weit entfernt. -Auch mochte er wohl ahnen, welchen Sturm sein Versuch entfesseln -sollte. Galt es doch, einer seit Jahrtausenden geheiligten<span class="pagenum"><a name="Page_p406" id="Page_p406">[Pg p406]</a></span> -Anschauung den Boden zu entziehen<a name="FNanchor_902" id="FNanchor_902" href="#Footnote_902" class="fnanchor">902</a> und an ihre Stelle eine -neue Lehre zu setzen, welche der bisher den wesentlichsten Teil -der Welt ausmachenden Erde eine nur bescheidene Stelle unter -zahllosen Körpern gleichen, ja selbst höheren Ranges einräumte. -Ganz zu geschweigen der Gefahr, der eine solche Neuerung ausgesetzt -war, als ketzerisch verdammt zu werden.</p> - -<p>Erst ein Jahr vor seinem Tode vermochte man <span class="gesperrt">Koppernikus</span> -zur Herausgabe seiner »Kreisbewegungen«<a name="FNanchor_903" id="FNanchor_903" href="#Footnote_903" class="fnanchor">903</a> zu bestimmen. -<span class="gesperrt">Osiander</span>, welcher den in Nürnberg erfolgenden Druck des Buches -überwachte, hielt es, ohne von <span class="gesperrt">Koppernikus</span> hierzu ermächtigt -zu sein, für geraten, in einer besonderen Einleitung das Ganze als -eine bloße Hypothese hinzustellen. Wenn die Wissenschaft Hypothesen -ersinne, so beanspruche sie damit keineswegs, daß man nun -auch davon überzeugt sei. Sie wolle nur eine Grundlage für ihre -Berechnungen schaffen. Hypothesen brauchten also nicht einmal -wahrscheinlich zu sein. Es genüge vielmehr, daß sie eine Rechnung -ermöglichen, die zu den Beobachtungen paßt. Mit diesen -Ausführungen hat <span class="gesperrt">Osiander</span> dasjenige, was wir heute als bloße -Arbeitshypothese bezeichnen, durchaus richtig gekennzeichnet. Daß -eine Abschwächung seiner Lehre jedoch durchaus nicht im Sinne -des Verfassers lag, geht aus der von <span class="gesperrt">Koppernikus</span> herrührenden -Vorrede deutlich genug hervor. Er sei, sagt er, entgegen der -Meinung der Astronomen, ja beinahe gegen den gemeinen Menschenverstand -dazu gekommen, sich eine Bewegung der Erde vorzustellen. -Zu dieser Annahme habe ihn der Umstand veranlaßt, -daß die Astronomen bei ihren Untersuchungen sich über die Bewegungen -der Himmelskörper gar nicht einig seien und die Gestalt -der Welt und die Symmetrie ihrer Teile bisher nicht hätten finden -können. Man habe zur Erklärung der astronomischen Erscheinungen -die verschiedensten Arten von Bewegungen angenommen. -Die einen bedienten sich nur der konzentrischen, die anderen der -exzentrischen und epizyklischen<a name="FNanchor_904" id="FNanchor_904" href="#Footnote_904" class="fnanchor">904</a> Kreise. Doch sei das Erstrebte<span class="pagenum"><a name="Page_p407" id="Page_p407">[Pg p407]</a></span> -dadurch nicht erreicht worden. Endlich habe er durch viele und -fortgesetzte Beobachtungen gefunden, daß, wenn die Bewegungen -der übrigen Wandelsterne auf einen Kreislauf der Erde bezogen, -und dieser dem Kreislauf jedes Gestirns zugrunde gelegt werde, -nicht nur die Erscheinungen der Wandelsterne daraus folgten, -sondern daß dann auch die Gesetze und Größen der Gestirne und -ihre Bahnen so zusammenhingen, daß in keinem Teile des Systems -ohne Verwirrung der übrigen Teile und des ganzen Weltalls irgend -etwas geändert werden könne. Die Astronomen möchten die neue -Lehre prüfen, und er zweifle nicht, daß sie ihm beipflichten würden. -Damit aber Gelehrte und Ungelehrte sähen, daß er durchaus niemandes -Urteil scheue, so wolle er sein Werk lieber dem Papste -als irgend einem andern widmen.</p> - -<p>Die Anregung zu seinem System empfing <span class="gesperrt">Koppernikus</span> offenbar -aus den Schriften der Alten. Nachdem er über die Unzulänglichkeit -der bestehenden Theorien nachgedacht, durchforschte -er alle Schriften, deren er habhaft werden konnte, um festzustellen, -ob nicht irgend jemand einmal andere Ansichten als die -herrschenden über die Bewegungen der Weltkörper geäußert habe. -Da fand er denn zuerst bei <span class="gesperrt">Cicero</span>, daß <span class="gesperrt">Nicetas</span> geglaubt habe, -die Erde bewege sich. Nachher fand er auch bei <span class="gesperrt">Plutarch</span>, daß -andere ebenfalls dieser Meinung gewesen seien. Hierdurch veranlaßt, -fing er an, über die Bewegung der Erde nachzudenken, -obgleich diese Ansicht ihm zuerst selbst widersinnig zu sein schien.</p> - -<p>Indessen nicht nur unbestimmte Meinungen, sondern auch -einen recht brauchbaren Ansatz zu seiner Theorie fand <span class="gesperrt">Koppernikus</span> -bei den Alten vor. Es war ihm nämlich die Meinung einiger -alten Schriftsteller begegnet, daß Venus und Merkur sich um die -Sonne als ihren Mittelpunkt bewegten und deswegen von ihr nicht -weiter fortgehen könnten, als es die Kreise ihrer Bahnen erlaubten. -<span class="gesperrt">Koppernikus</span> nennt <span class="gesperrt">Martianus Capella</span> (5. Jahrhundert nach -Chr. Geb.) als seinen Gewährsmann. Es heißt bei ihm: »Venus und -Merkur bewegen sich nicht um die Erde, die nicht für alle Planetenbahnen -den Mittelpunkt bildet, wenngleich sie unzweifelhaft der -Mittelpunkt der Welt ist. Beide Planeten gehen zwar täglich auf -und unter, sie bewegen sich aber um die Sonne. In dieser, die viel -größer als die Erde ist, haben sie ihren Bahnmittelpunkt.«<span class="pagenum"><a name="Page_p408" id="Page_p408">[Pg p408]</a></span> -<span class="gesperrt">Martianus Capella</span> verlegte gleich anderen Berichterstattern den Ursprung -der erwähnten Lehre nach Ägypten. Neuere Forschungen -haben jedoch den Beweis geliefert, daß sie auf <span class="gesperrt">Herakleides -Pontikos</span>, einen Schüler <span class="gesperrt">Platons</span>, zurückzuführen ist<a name="FNanchor_905" id="FNanchor_905" href="#Footnote_905" class="fnanchor">905</a>. <span class="gesperrt">Herakleides</span> -war auch darin ein Vorläufer des <span class="gesperrt">Koppernikus</span>, daß er -die tägliche, scheinbare Bewegung der Himmelkugel aus einer -Drehung der Erde von West nach Ost erklärte. Ihre Fortsetzung -fanden diese Lehren durch <span class="gesperrt">Aristarch von Samos</span>. <span class="gesperrt">Aristarch</span><a name="FNanchor_906" id="FNanchor_906" href="#Footnote_906" class="fnanchor">906</a> -setzte die Sonne, die er für 300 mal so groß wie die Erde hielt, -in den Mittelpunkt und ließ die Erde sich in jährlichem Umlauf -um die Sonne bewegen. Die heliozentrische Weltansicht war dem -Altertum also wohl bekannt. Sie fand sogar den Beifall vieler, -trug indes ihrem Urheber, ganz ähnlich, wie es später den ersten -erklärten Anhängern des koppernikanischen Systems erging, von -gegnerischer Seite eine Anklage wegen Gottlosigkeit ein. Doch -konnte die heliozentrische Theorie im Altertum nicht recht Wurzel -schlagen, da sie noch nicht imstande war, den Anforderungen der -praktischen Astronomie zu genügen. Letztere erblickte ihre Aufgabe -ja weniger darin, die beobachteten Bewegungen der Sonne, -des Mondes und der Planeten zu erklären, als sie genau zu messen -und im voraus zu bestimmen.</p> - -<p>Indem nun <span class="gesperrt">Koppernikus</span> von der Ansicht des <span class="gesperrt">Martianus -Capella</span> ausging und Saturn, Jupiter und Mars auf denselben -Mittelpunkt, die Sonne nämlich, bezog, gleichzeitig aber die große -Ausdehnung der Bahnen der genannten Planeten berücksichtigte, -die außer den Bahnen des Merkur und der Venus auch die der Erde -umschließen, gelangte er zu seiner Erklärung der Planetenbewegung. -Es stehe nämlich fest, führt er des weiteren aus, daß Saturn, Jupiter -und Mars der Erde immer dann am nächsten seien, wenn sie des -Abends aufgingen, d. h. wenn sie in Opposition zur Sonne ständen, -oder die Erde sich zwischen ihnen und der Sonne befinde. Dagegen -seien Mars und Jupiter am weitesten von der Erde entfernt, wenn -sie des Abends untergingen, wir also die Sonne zwischen ihnen -und der Erde hätten. Dies beweise hinreichend, daß der Mittelpunkt -ihrer Bahn die Sonne und somit derselbe sei, um den -auch Venus und Merkur kreisen. Da somit alle Planeten sich -um einen Mittelpunkt bewegen, sei es notwendig, daß der Raum, -der zwischen dem Kreise der Venus und dem des Mars übrig<span class="pagenum"><a name="Page_p409" id="Page_p409">[Pg p409]</a></span> -bleibe, die Erde mit dem sie begleitenden Monde aufnehme. Er -scheue sich daher nicht, zu behaupten, daß die Erde mit dem sie -umkreisenden Monde zwischen den Planeten einen großen Kreis in -jährlicher Bewegung um die Sonne durchlaufe. Auf solche Weise -finde die Bewegung der Sonne in der Bewegung der Erde ihre -Erklärung. Die Welt aber sei so groß, daß die Entfernung der -Planeten von der Sonne, mit der Fixsternsphäre verglichen, verschwindend -klein sei. Er halte dies alles für leichter begreiflich, -als wenn der Geist durch eine fast endlose Menge von Kreisen -verwirrt werde, was diejenigen herbeiführten, welche die Erde in -den Mittelpunkt der Welt setzten.</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig62" id="fig62" href="images/abb62.jpg"><img width="293" height="300" src="images/abb62_t.jpg" alt="[Abb. 62]" /></a> -<div class="caption">Abb. 62. Das koppernikanische Weltsystem.<br /> - -(Aus Koppernikus' Werk über die Bewegung der Weltkörper.)</div> -</div> - -<p><span class="gesperrt">Koppernikus</span> bringt dann die vorstehend wiedergegebene -Abbildung (<a href="#fig62">62</a>) seines Weltsystems und erläutert sie mit folgenden -Worten: »Die erste und höchste von allen Sphären ist diejenige -der Fixsterne, die sich selbst und alles übrige enthält und daher -unbeweglich ist. Es folgt der äußerste Planet, Saturn<a name="FNanchor_907" id="FNanchor_907" href="#Footnote_907" class="fnanchor">907</a>, der in<span class="pagenum"><a name="Page_p410" id="Page_p410">[Pg p410]</a></span> -30 Jahren seinen Lauf vollendet; hierauf Jupiter mit einem zwölfjährigen -Umlauf; dann Mars, der in zwei Jahren seine Bahn beschreibt. -Die vierte Stelle nimmt der jährliche Kreislauf ein, in -dem die Erde mit der Mondbahn enthalten ist. An fünfter -Stelle kreist Venus in neun Monaten. Den sechsten Platz nimmt -Merkur ein, der in einem Zeitraum von 80 Tagen seinen Umlauf -vollendet. In der Mitte aber von allem steht die Sonne. Denn -wer möchte in diesem schönsten Tempel diese Leuchte an einen -anderen oder besseren Ort setzen?«</p> - -<p>»So lenkt in der Tat die Sonne, auf dem königlichen Throne -sitzend, die sie umkreisende Familie der Gestirne. Wir finden also -in dieser Anordnung einen harmonischen Zusammenhang, wie er -anderweitig nicht gefunden werden kann. Denn hier kann man -bemerken, warum das Vor- und Zurückgehen beim Jupiter größer -erscheint als beim Saturn und kleiner als beim Mars und wiederum -bei der Venus größer als beim Merkur. Außerdem, warum Saturn, -Jupiter und Mars, wenn sie des Abends aufgehen, der Erde näher -sind als bei ihrem Verschwinden in den Strahlen der Sonne. Vorzüglich -aber scheint Mars, wenn er des Nachts am Himmel steht, -an Größe dem Jupiter gleich zu sein, während er bald darauf -unter den Sternen zweiter Größe gefunden wird. Und dies alles -ergibt sich aus derselben Ursache, nämlich aus der Bewegung der -Erde. Daß aber an den Fixsternen nichts davon in die Erscheinung -tritt, ist ein Beweis für die unermeßliche Entfernung dieser -Sterne, eine Entfernung, welche selbst die Bahn der Erde oder -das Abbild dieser Bahn am Himmel für unsere Augen verschwinden -läßt<a name="FNanchor_908" id="FNanchor_908" href="#Footnote_908" class="fnanchor">908</a>.«</p> - -<p>Die Grundlagen seines Systems hat <span class="gesperrt">Koppernikus</span> am klarsten -in einem »kurzen Abriß«<a name="FNanchor_909" id="FNanchor_909" href="#Footnote_909" class="fnanchor">909</a> niedergeschrieben, den er wahrscheinlich -schon bald nach 1530 verfaßte. Er stellt diese Grundlagen -in folgenden Sätzen zusammen:</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p411" id="Page_p411">[Pg p411]</a></span></p> - - - -<ol><li>Es gibt nur einen Mittelpunkt für die Gestirne und ihre Bahnen.</li> - -<li>Der Erdmittelpunkt ist nicht auch der Mittelpunkt für die -Welt, sondern nur für die Mondbahn und für die Schwere.</li> - -<li>Alle Planeten bewegen sich um die im Mittelpunkte ihrer -Bahnen stehende Sonne. In sie fällt also der Weltmittelpunkt.</li> - -<li>Der Abstand Erde – Sonne ist gegenüber dem Durchmesser -des Fixsternhimmels verschwindend klein.</li> - -<li>Was als eine Bewegung am Himmel erscheint, leitet sich -von einer Bewegung der Erde her. Sie dreht sich nämlich -täglich völlig um ihre Axe. Dabei behalten ihre beiden -Pole dauernd dieselbe Lage bei.</li> - -<li>Was uns als eine Bewegung der Sonne erscheint, leitet sich -auch nicht von diesem Gestirn, sondern von der Erde und -ihrer Bahn her, in der sie sich um die Sonne ebenso bewegt, -wie die übrigen Planeten es tun.</li> - -<li>Das Vorschreiten und Zurückbleiben der Planeten ist nicht -ihre eigene, sondern nur eine Folge der Erdbewegung.</li></ol> - - -<p>Wie die ältere, so entsprach auch die neuere, von <span class="gesperrt">Koppernikus</span> -entwickelte Theorie den Beobachtungen bei weitem nicht -in dem Maße, als ihr Begründer anfangs hoffen mochte. Es lag -das daran, daß er gleich den Alten daran festhielt, die Bewegung -der Himmelskörper erfolge gleichmäßig und im Kreise. <span class="gesperrt">Aristoteles</span> -hatte dies gelehrt. Für ihn und alle, die sich nach ihm -mit der Astronomie befaßten, <span class="gesperrt">Koppernikus</span> eingeschlossen, war -dies ein von vornherein feststehender Satz. Die Welt ist kugelförmig, -die Erde ist gleichfalls kugelförmig, die Bewegung der -Himmelskörper erfolgt gleichmäßig, ununterbrochen und im Kreise. -So lauten die Überschriften der wichtigsten Abschnitte des koppernikanischen -Werkes. Und warum verhält es sich so? Weil -Kreis und Kugel die vollkommensten Formen sind und kein Grund -für eine ungleichförmige Bewegung vorliegt, lautet die Antwort. -Auch <span class="gesperrt">Kepler</span> war, wie wir sehen werden, anfangs in dem erwähnten -Vorurteil befangen. Ihm gelang es aber, sich davon frei -zu machen. Als er eingesehen, daß die Beobachtungen sich mit -den hergebrachten Anschauungen nicht in Einklang bringen ließen, -machte er die Annahme, daß sich die Planeten nicht in Kreisen, -sondern in Ellipsen bewegen und daß ihre Bewegung ungleichförmig -sei. Jetzt waren alle Widersprüche, in denen die heliozentrische -Theorie sich den Beobachtungen gegenüber befand, gelöst, -und diese Theorie damit erst lebensfähig geworden. Was -ihr Begründer gut zu erklären wußte, waren vor allem das scheinbare -Zurückgehen und Stillstehen der Planeten, sowie die Veränderungen -in der scheinbaren Größe dieser Himmelskörper,<span class="pagenum"><a name="Page_p412" id="Page_p412">[Pg p412]</a></span> -die besonders beim Mars beträchtlich sind. Zur Erklärung anderer -Ungleichmäßigkeiten blieb jedoch nichts weiter übrig, als auf die -Epizyklentheorie unter Beibehaltung der Sonne als Mittelpunkt -des ganzen Systems zurückzugreifen.</p> - -<p>Wir erkennen, daß eine neue Wahrheit bei ihrer Entdeckung -selten vollendet ist. Sie geht gewöhnlich nicht aus dem Hirn -eines einzelnen, sondern als Errungenschaft des Geistes einer Zeit -aus den Bemühungen mehrerer, oft sogar zahlreicher Forscher -und Denker hervor.</p> - - -<h3>Aufnahme und Ausbreitung der heliozentrischen -Lehre.</h3> - -<p>Für die Richtigkeit seines Weltsystems konnte <span class="gesperrt">Koppernikus</span> -noch keine schlagenden Beweise, sondern lediglich die größere -Einfachheit ins Feld führen. Dem Einwand, daß die jährliche -Bewegung der Erde sich in einer scheinbaren Veränderung der -Fixsternörter offenbaren müsse, wußte er nur dadurch zu begegnen, -daß er diese Himmelskörper in eine Entfernung versetzte, gegen -welche der Durchmesser der Erdbahn verschwindend klein sei. -Das Einzige, was <span class="gesperrt">Koppernikus</span> den Angriffen seiner Gegner -gegenüberstellen konnte, waren Gründe der Vernunft. »Es ist«, -sagt er, »wahrscheinlicher, daß die Erde sich um ihre Achse dreht, -als daß alle Planeten mit ihren verschiedenen Entfernungen, alle -herumschweifenden Kometen und das unendliche Heer der Fixsterne -dieselbe regelmäßige vierundzwanzigstündige Bewegung um -die Erde ausführen«.</p> - -<p>Eigentliche Beweise, sowohl für die Drehung als auch für den -Umlauf der Erde, haben erst spätere Jahrhunderte gebracht und -dadurch die koppernikanische Lehre auf den Rang einer unumstößlichen -Wahrheit erhoben<a name="FNanchor_910" id="FNanchor_910" href="#Footnote_910" class="fnanchor">910</a>. Neben ihrer Einfachheit konnte -<span class="gesperrt">Koppernikus</span> für seine Theorie wie <span class="gesperrt">Aristarch</span> auch den Umstand -ins Feld führen, daß die Sonne der bei weitem größere -Weltkörper sei. Das Größenverhältnis von Mond, Erde, Sonne -ist nach <span class="gesperrt">Koppernikus</span> gleich 1 : 43 : 6937<a name="FNanchor_911" id="FNanchor_911" href="#Footnote_911" class="fnanchor">911</a>. Ferner nahm <span class="gesperrt">Koppernikus</span> -die Entfernung der Sonne auf Grund von Beobachtungen, -die nach dem von <span class="gesperrt">Aristarch</span> herrührenden Verfahren<span class="pagenum"><a name="Page_p413" id="Page_p413">[Pg p413]</a></span> -angestellt wurden, zu 1197 Erdhalbmessern an. Auch dieses Ergebnis -blieb weit hinter der Wahrheit zurück. Erst im 18. Jahrhundert -fand man durch Messungen, welche die Vorübergänge -der Venus vor der Sonnenscheibe zum Ausgang nahmen, einen -zuverlässigen Wert für jenes Grundmaß der Astronomie. Dieser -übertraf den von <span class="gesperrt">Koppernikus</span> angegebenen Wert fast um das -Zwanzigfache.</p> - -<p>Das Erscheinen der »Kreisbewegungen«, deren erste Druckbogen -<span class="gesperrt">Koppernikus</span> noch auf dem Sterbebette gelesen haben -soll, veranlaßte durchaus nicht einen solchen Aufruhr unter den -Geistern, wie man es in Anbetracht der Wichtigkeit der darin -ausgesprochenen Ansichten wohl hätte erwarten können. Dies -hatte mehrere Gründe. Die zeitgenössische Astronomie beachtete -die Neuerung wenig. Einige dem <span class="gesperrt">Koppernikus</span> befreundete -Astronomen ausgenommen, hielt man an der <em class="gesperrt">ptolemäischen</em> -Lehre fest, zu der man überdies in jener Zeit, die noch keine -Lehrfreiheit kannte, verpflichtet war. Ferner gaben die dem neuen -System noch anhaftenden Unvollkommenheiten den berufsmäßigen -Astronomen, denen der praktische Wert ausschlaggebend sein -mußte, ein gewisses Recht, zunächst das Hergebrachte in Geltung -zu belassen. Brachte doch das heliozentrische System dem rechnenden -Astronomen zunächst kaum nennenswerte Vorteile. <span class="gesperrt">Koppernikus</span> -hatte es verstanden, seine Neuerung in einer alles -Polemische ausschließenden Weise vorzutragen und jedes Hinüberspielen -auf das Gebiet biblischer und religiöser Anschauungen zu -vermeiden. So kam es, daß auch die Kirche, die von einer astronomischen -Neuerung wohl eine Verbesserung ihres Kalenders erhoffte, -das Buch, dem ja sogar eine Widmung an den Papst voranging, -duldete und dem Gegensatz kein Gewicht beilegte, in den -es, vom Standpunkt des starren Wortglaubens aus betrachtet, zur -biblischen Überlieferung trat.</p> - -<p>»Es scheint mir,« schrieb <span class="gesperrt">Koppernikus</span> in jener Widmung, -»daß die Kirche aus meinen Arbeiten einigen Nutzen ziehen kann. -War doch unter <span class="gesperrt">Leo</span> X. die Verbesserung des Kalenders nicht -möglich, weil die Größe des Jahres und die Bewegung der Sonne -und des Mondes nicht genau bestimmt waren. Ich habe gesucht, -diese näher zu bestimmen. Was ich darin geleistet habe, überlasse -ich dem Urteile Deiner Heiligkeit und der gelehrten Mathematiker.« -Der großen Masse, selbst der Gebildeten, fehlte bei der damals -herrschenden Unkenntnis in naturwissenschaftlichen Dingen durchaus -das Vermögen, mit eigenem Urteil an die neue Lehre heran<span class="pagenum"><a name="Page_p414" id="Page_p414">[Pg p414]</a></span>zutreten. -Deshalb läßt sich die Äußerung <span class="gesperrt">Luthers</span> wohl entschuldigen, -der da meinte: »Der Narr will die ganze Astronomie -umkehren. Aber die heilige Schrift sagt uns, daß Josua -die Sonne stillstehen hieß und nicht die Erde.« Daran, daß diese -Neuerung auf dem Gebiete der Astronomie der Kirche schaden, -geschweige denn das religiöse Gefühl beeinträchtigen könnte, hat -<span class="gesperrt">Luther</span> schwerlich gedacht. Etwas ängstlicher war schon <span class="gesperrt">Melanchthon</span>, -der auch mehr Verständnis für das Unerhörte jener -Neuerung besaß. Selbst ein eifriger Astrologe, hatte er das Gebäude -der damaligen Astronomie in seinem Lehrbuch der Physik -zur Darstellung gebracht. Die neue heliozentrische Ansicht hielt -er für so gottlos, daß er sie zu unterdrücken empfahl<a name="FNanchor_912" id="FNanchor_912" href="#Footnote_912" class="fnanchor">912</a>. Auch -der viel später lebende <span class="gesperrt">Francis Bacon</span>, den übertriebene Schilderungen -als den Begründer der neueren Naturwissenschaft gefeiert -haben, war ein erklärter Gegner des <span class="gesperrt">Koppernikus</span>, und zwar -zu einer Zeit, als die Frage nach der Richtigkeit des heliozentrischen -Systems die Geister bewegte. Erst damals, im Zeitalter -<span class="gesperrt">Galileis</span>, nahm die Kirche zu dieser Frage entschieden Stellung -und verbot die »Kreisbewegungen«. Der bezügliche Erlaß stammt -aus dem Jahre 1616 und wurde amtlich erst 1822 wieder aufgehoben, -nachdem sein Bestehen jedoch fast in Vergessenheit geraten war. -Er lautet: »Die heilige Kongregation<a name="FNanchor_913" id="FNanchor_913" href="#Footnote_913" class="fnanchor">913</a> hat in Erfahrung gebracht, -daß die falsche, der Heiligen Schrift völlig widersprechende Lehre -der Pythagoreer, von der Bewegung der Erde, wie sie <span class="gesperrt">Koppernikus</span> -und einige andere vorgetragen haben, gegenwärtig verbreitet -und vielfach angenommen wird. Damit sich eine derartige Lehre -nicht zum Schaden der katholischen Wahrheit ausbreitet, beschloß -die heilige Kongregation daß die Bücher des <span class="gesperrt">Koppernikus</span> und -alle anderen, die dasselbe lehren, bis zur Verbesserung zu ver<span class="pagenum"><a name="Page_p415" id="Page_p415">[Pg p415]</a></span>bieten -sind. Sie werden daher alle durch diesen Erlaß verboten -und verdammt.«</p> - -<p>Zu den ersten Anhängern der koppernikanischen Lehre gehörte -der Dominikanermönch <span class="gesperrt">Giordano Bruno</span><a name="FNanchor_914" id="FNanchor_914" href="#Footnote_914" class="fnanchor">914</a>, <span class="gesperrt">Spinozas</span> -Vorläufer in der Begründung einer pantheistischen Weltanschauung. -Seinen divinatorischen Blicken erweiterte sich das Fixsterngewölbe -zu einem in Raum und Zeit unendlichen Universum. <span class="gesperrt">Bruno</span> war -auch der erste, der die Fixsterne als Sonnen und als Mittelpunkte -ungezählter, dem unseren gleichartiger Planetensysteme ansah.</p> - -<p>Er hat manches intuitiv vorweggenommen, was erst spätere -Zeiten auf Grund der Beobachtung sichergestellt haben. So nahm -er an, daß nicht nur die Erde, sondern auch die Sonne um ihre -Axe rotiere. Von der Erde behauptet er, daß sie an den Polen -abgeplattet sein müsse. Die Präzession der Nachtgleichen erklärte -er mit folgenden Werten: »Bei den unabsehbar mannigfaltig ineinandergreifenden -Bewegungen der Weltkörper kann es nicht ausbleiben, -daß auch die scheinbar festesten Punkte ihre gegenseitige -Lage nach und nach verschieben. Die Erde wird also ihre Lage -zum Himmelspol verändern<a name="FNanchor_915" id="FNanchor_915" href="#Footnote_915" class="fnanchor">915</a>«. Die Kometen betrachtete <span class="gesperrt">Bruno</span> -als eine besondere Gattung der Planeten. Da die Kometen ganz -ohne Regel erschienen, so sei auch die Zahl der unsere Sonne umkreisenden -Planeten noch nicht festgestellt<a name="FNanchor_916" id="FNanchor_916" href="#Footnote_916" class="fnanchor">916</a>. Die Welten und die -Weltsysteme endlich sind nach <span class="gesperrt">Bruno</span> stetigen Änderungen unterworfen. -Ewig ist nur die der Welt zu Grunde liegende schaffende -Energie. Darin spricht sich schon eine gewisse Ahnung des Gesetzes -von der Erhaltung der Energie aus. <span class="gesperrt">Brunos</span> lange als Schwärmerei -betrachtete Lehre von der Beseeltheit nicht nur der All-Materie, -sondern auch der individuellen Beseeltheit der einzelnen Weltkörper -hat neuerdings <span class="gesperrt">Fechner</span> zur Anerkennung zu bringen -gesucht.</p> - -<p>Daß die Erde selbst ein lebendes Wesen ist, schloß <span class="gesperrt">Bruno</span> -aus ihrer Bewegung und daraus, daß sie lebende Wesen hervorbringt. -Auch die übrigen Weltkörper sind belebt und ein Schau<span class="pagenum"><a name="Page_p416" id="Page_p416">[Pg p416]</a></span>platz -des Lebens. Daß sich letzteres in denselben Formen wie -auf der Erde offenbart, darf man allerdings nicht annehmen.</p> - -<p>Man hat <span class="gesperrt">Bruno</span> als den ersten monistischen Philosophen der -neueren Zeit zu betrachten. In seinen Schriften kam die geistige -Eigenart der italienischen Renaissance besonders zum Ausdruck. -Der Lebensauffassung jener Zeit entsprach auch seine, im Gegensatz -zum Christentum stehende Lehre vom heroischen Affekt. Die -neue astronomische Ansicht, die sich ihm und den Aufgeklärten -unter seinen Zeitgenossen eröffnete, hat er im Sinne der »Schönheitsherrlichkeit -der Welt« verwertet<a name="FNanchor_917" id="FNanchor_917" href="#Footnote_917" class="fnanchor">917</a>.</p> - -<p><span class="gesperrt">Giordano Brunos</span> Reformation des Himmels: <span lang="it" xml:lang="it">Lo spaccio</span> -(Die Vertreibung) <span lang="it" xml:lang="it">della bestia trionfante</span> (verdeutscht und erläutert -von <span class="gesperrt">L. Kuhlenbeck</span>, Leipzig 1889), ist eine Moralphilosophie, -die an die Betrachtung der wichtigsten Sternbilder anknüpft. Die -in italienischer Sprache erschienenen Werke <span class="gesperrt">Brunos</span> gab <span class="gesperrt">P. de -Lagarde</span> (Göttingen 1888) heraus. Die astronomische Weltanschauung -betrifft besonders das Werk <span lang="it" xml:lang="it">Del infinito Universo et de -i mondi</span><a name="FNanchor_918" id="FNanchor_918" href="#Footnote_918" class="fnanchor">918</a>. Einige charakteristische Sätze aus diesem Werk mögen -uns noch etwas eingehender mit <span class="gesperrt">Brunos</span> Vorstellungen bekannt -machen: »In dem unermeßlichen zusammenhängenden Raum, der -alles in sich hegt und trägt, gibt es unzählige, dieser Welt ähnliche -Weltkörper. Von ihnen ist der eine nicht mehr in der Mitte -des Universums als der andere. Als unendliches All ist es ohne -Mitte und ohne Umfang. Wie um unsere Sonne sieben Wandelsterne -kreisen, so gibt es weitere Sonnen, die Mittelpunkte für -andere Planetensysteme sind. Jeder dieser Weltkörper dreht sich -um sein eigenes Zentrum. Trotzdem erscheint er seinen Bewohnern -als eine stillstehende Welt, um die sich alle übrigen Gestirne -drehen. In Wahrheit gibt es so viel Welten wie wir Fixsterne -sehen. Sie befinden sich alle in dem einen Himmel, dem einen -Allumfasser, wie unsere Welt, die wir bewohnen.«</p> - -<p>Daß es unendlich viele Einzelwelten geben müsse, folgert -<span class="gesperrt">Bruno</span> aus dem Wesen Gottes, dem er ein unendliches Können -zuschreibt.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p417" id="Page_p417">[Pg p417]</a></span></p> - - -<h3>Astronomie und wissenschaftliche Erdkunde.</h3> - -<p>In engster Beziehung zur Astronomie hat sich die wissenschaftliche -Erdkunde, d. h. eine Erdkunde, die mehr sein wollte, -als eine bloße Beschreibung der Länder und ihrer Erzeugnisse, -entwickelt. Sie fand in dem auf <span class="gesperrt">Koppernikus</span> folgenden Zeitalter -in Deutschland einen hervorragenden Vertreter in <span class="gesperrt">Gerhard -Kremer</span> oder <span class="gesperrt">Mercator</span>, wie er sich selbst, nach damaliger -Sitte seinen Namen latinisierend, nannte<a name="FNanchor_919" id="FNanchor_919" href="#Footnote_919" class="fnanchor">919</a> und in <span class="gesperrt">Sebastian -Münster</span>.</p> - -<p><span class="gesperrt">Münster</span> verfaßte eine »Cosmographia, Beschreibung aller -Länder«. Die darin enthaltenen Karten haben die Grundlage gebildet, -von der die Kartographie in Deutschland ihren Ausgang -nahm<a name="FNanchor_920" id="FNanchor_920" href="#Footnote_920" class="fnanchor">920</a>.</p> - -<p><span class="gesperrt">Mercator</span> wurde 1512 in einem flandrischen Städtchen geboren, -wo sich seine, aus Jülich stammenden Eltern vorübergehend -aufhielten. Als Arbeitsfeld wählte er, angeregt durch <span class="gesperrt">Gemma -Frisius</span><a name="FNanchor_921" id="FNanchor_921" href="#Footnote_921" class="fnanchor">921</a>, mit dem er während seiner Studienzeit verkehrte, die -mathematische Geographie, als deren Neubegründer er von vielen -Seiten anerkannt wurde<a name="FNanchor_922" id="FNanchor_922" href="#Footnote_922" class="fnanchor">922</a>. Mit der Anfertigung von Landkarten, -Globen und astronomischen Instrumenten erwarb sich <span class="gesperrt">Mercator</span> -seinen Unterhalt. Von 1552 bis zu seinem 1594 erfolgenden Tode -lebte er in Duisburg, wo er neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit -mathematischen Unterricht am Gymnasium erteilte.</p> - -<p>Sein erstes größeres Werk war ein Erdglobus, auf dessen -Verfertigung er ein und ein halbes Jahr verwendete. Zehn Jahre -später (1551) lieferte <span class="gesperrt">Mercator</span> einen großen Himmelglobus. Zu -seinen Verehrern zählte auch <span class="gesperrt">Karl V.</span> Dieser Monarch nahm -an den Fortschritten der Astronomie und Geographie solch lebhaften -Anteil, daß er während der Belagerung einer Festung mit -<span class="gesperrt">Apianus</span> ein Gespräch über diese Wissenschaften führen konnte, -während die Kugeln rechts und links von ihnen einschlugen.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p418" id="Page_p418">[Pg p418]</a></span></p> - -<p>Mit <span class="gesperrt">Apianus</span> und <span class="gesperrt">Mercator</span> beginnt für die Kartographie -eine neue Zeit. Vor ihnen hatte man sich mit einem Abschätzen -der Entfernungen und mit Itinerarien begnügt, sowie sich abgemüht, -das neu erworbene Wissen mit dem des <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> in Einklang -zu bringen. Jetzt entstanden Karten, die auf genaueren -Vermessungen beruhten. Unter diesen sind vor allem <span class="gesperrt">Apians</span><a name="FNanchor_923" id="FNanchor_923" href="#Footnote_923" class="fnanchor">923</a> -»Bayrische Landtafeln« zu nennen. Sie erschienen 1568 auf -24 Blättern (Holzschnitt; Maßstab 1 : 144000) und gelten als das -topograhische Meisterwerk des 16. Jahrhunderts. Kein Land wurde -in jener Zeit mit gleicher Treue dargestellt.</p> - -<p>Was <span class="gesperrt">Apian</span> für ein engbegrenztes Stück der Erde leistete, -strebte der belgische Geograph <span class="gesperrt">Ortelius</span><a name="FNanchor_924" id="FNanchor_924" href="#Footnote_924" class="fnanchor">924</a> für den gesamten Erdkreis -an. In seinem »Theatrum orbis terrarum« (53 Karten in -Kupferstich, Antwerpen 1570) schuf er ein Werk, das sich von -<span class="gesperrt">Ptolemäos</span> freimachte. Die Mehrzahl jener von <span class="gesperrt">Ortelius</span> herausgegebenen -53 Karten war nach den besten Arbeiten anderer Kartographen -verfertigt.</p> - -<p>Fast zu selben Zeit (1569) vollendete <span class="gesperrt">Mercator</span> seine große -Weltkarte. Es war dies ein für die Geschichte der Erdkunde -und der Nautik hochbedeutsames Ereignis. Von diesem Zeitpunkt, -sagt <span class="gesperrt">Mercators</span> Biograph, datiert die Reform der Kartographie, -die kein zweites Werk von gleicher Bedeutung zu verzeichnen hat. -Die Vorschriften, die <span class="gesperrt">Mercator</span> den Seefahrern für die Benutzung -seiner Karte gab, gelten auch heute noch<a name="FNanchor_925" id="FNanchor_925" href="#Footnote_925" class="fnanchor">925</a>.</p> - -<p>Ein für jene Zeit großes Verdienst erwarb sich <span class="gesperrt">Mercator</span> -dadurch, daß er die damals noch in hohem Ansehen stehende -Geographie des <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> an Stelle der ungenauen Karten -älterer Geographen mit Karten versah, die sich den Angaben des -<span class="gesperrt">Ptolemäos</span> genau anschlossen. Eine Sammlung von Karten europäischer -Länder vereint mit Karten einzelner Erdteile und Übersichten -der ganzen Erde veranstaltete <span class="gesperrt">Mercator</span> mit seinem -Sohne<a name="FNanchor_926" id="FNanchor_926" href="#Footnote_926" class="fnanchor">926</a>. Sie erschien 1595 unter dem von <span class="gesperrt">Mercator</span> gewählten<span class="pagenum"><a name="Page_p419" id="Page_p419">[Pg p419]</a></span> -Titel »Atlas«<a name="FNanchor_927" id="FNanchor_927" href="#Footnote_927" class="fnanchor">927</a>, der seitdem für derartige Sammlungen gang und -gäbe geblieben ist.</p> - -<p>Die Grundsätze der Kartographie entwickelte <span class="gesperrt">Mercator</span><a name="FNanchor_928" id="FNanchor_928" href="#Footnote_928" class="fnanchor">928</a> -so klar, wie es kein anderer vor ihm vermocht hatte. Er war der -erste, der die Bedingungen, die jede Projektionsart voraussetzt, -genauer untersuchte, und den Begriff der Konformität aufstellte, -d. h. der Forderung, daß eine ebene Figur die größtmögliche -Ähnlichkeit mit der Kugelfläche erhalten müsse. Da die Alten -immer nur Teile der Erdoberfläche darzustellen hatten, und ihre -Projektionsarten dieser Aufgabe anpaßten, war <span class="gesperrt">Mercator</span>, als es -galt, die ganze Erde kartographisch darzustellen, vor eine ganz -neue Aufgabe gestellt. Er löste sie durch das nach ihm benannte -Verfahren in der trefflichsten, für den Gebrauch geeignetsten -Weise. »Wenn,« sagt <span class="gesperrt">Mercator</span> in der Erläuterung, die er seiner -Weltkarte hinzufügt, »von den vier Beziehungen, die zwischen zwei -Orten in Ansehung ihrer gegenseitigen Lage stattfinden, nämlich -Breitenunterschied, Längenunterschied, Richtung und Entfernung, -auch nur zwei berücksichtigt werden, so treffen auch die übrigen -genau zu, und es kann nach keiner Seite hin ein Fehler begangen -werden, wie dies bei den gewöhnlichen Seekarten so vielfach und -zwar um so mehr, je höher die Breiten sind, der Fall sein muß.« -<span class="gesperrt">Mercator</span> erzielte diesen Vorteil dadurch, daß er die Erdoberfläche -auf einen die Erde im Äquator berührenden Zylinder projizierte, -dessen Achse der Erdachse parallel ist. Die Ausbreitung, -welche dadurch die Längengrade nach den Polen hin erfahren, -wird durch eine in demselben Verhältnis stattfindende Ausdehnung -der Breitengrade ausgeglichen. Eine solche Karte ist winkeltreu, -d. h. sie gibt die Winkel so wieder, wie sie auf der Erdoberfläche -erscheinen; sie wahrt auch die Formähnlichkeit (Konformität) der -Ländergestalten<a name="FNanchor_929" id="FNanchor_929" href="#Footnote_929" class="fnanchor">929</a> sie ist jedoch nicht flächentreu, da ihr Maßstab -mit der Entfernung vom Äquator wächst.</p> - - - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p420" id="Page_p420">[Pg p420]</a></span></p> - - - - -<h2>12. Die ersten Ansätze zur Neubegründung -der anorganischen Naturwissenschaften.</h2> - - -<p>Wie auf dem astronomischen, so machte sich auch auf den -übrigen Gebieten der Naturwissenschaft während des 16. Jahrhunderts -das Bestreben geltend, die Fesseln der Autorität zu -sprengen und Beobachtung und Nachdenken an ihre Stelle zu -setzen. Eine zweite epochemachende Tat, die sich derjenigen des -<span class="gesperrt">Koppernikus</span> an die Seite stellen ließe, haben wir jedoch in -dieser Periode nicht zu verzeichnen.</p> - -<p>Als Physiker ist unter den Zeitgenossen des <span class="gesperrt">Koppernikus</span> -vor allem <span class="gesperrt">Maurolykus</span> (1494–1575) zu nennen. Er lehrte in -Messina und entstammte einer derjenigen Familien, die nach der -Eroberung Konstantinopels diese Stadt verlassen hatten, um sich -den Verfolgungen der Türken zu entziehen. <span class="gesperrt">Maurolykus</span> machte -sich um die Mathematik verdient, indem er in einem umfangreichen -Sammelwerke alles das zusammenfaßte, was er selbst an mathemathischem -Wissen den griechischen und arabischen Schriftstellern -verdankte. Ein besonderes Verdienst erwarb er sich durch die -Herausgabe der archimedischen Werke, sowie von Schriften des -<span class="gesperrt">Apollonios</span>, dessen Lehre von den Kegelschnitten durch ihn -sogar erweitert wurde. Sein mathematisches Können betätigte -<span class="gesperrt">Maurolykus</span> ferner auf dem Gebiete der Optik, das sich von -jeher für die mathematische Behandlung besonders geeignet erwiesen -hatte. Sein optisches Werk, das er »Über Licht und -Schatten« betitelte<a name="FNanchor_930" id="FNanchor_930" href="#Footnote_930" class="fnanchor">930</a>, enthält manchen Fortschritt und viele Richtigstellungen -früherer Irrtümer. <span class="gesperrt">Maurolykus</span> ist z. B. der erste -Physiker, der die Wirkung der Linse im Auge erklärt, indem -er dartut, daß sich die Strahlen hinter der Linse schneiden. Die -Kurz- und Übersichtigkeit leitet er aus einem übermäßigen oder -zu geringen Grad der Linsenkrümmung ab. Wenn er damit auch -nicht ganz das Wesen der Sache traf, da man heute Unregel<span class="pagenum"><a name="Page_p421" id="Page_p421">[Pg p421]</a></span>mäßigkeiten -in den Abmessungen des Augapfels als den Grund -dieser Mängel betrachtet, so erschloß sich doch ein theoretisches -Verständnis der Brillen, die schon seit dem 13. Jahrhundert im -Gebrauch waren.</p> - -<p>Ein schönes Beispiel, wie verschieden ein und dasselbe Problem -in aristotelischem Sinne und im Geiste der neueren, den wissenschaftlichen -Grundsätzen sich erschließenden Zeit behandelt wurde, -bietet die Erklärung des runden Sonnenbildchens. Es ist eine allbekannte -Erscheinung, daß die Sonnenstrahlen, die durch eine -unregelmäßig gestaltete Öffnung senkrecht auf eine ebene Fläche -fallen, dort ein kreisförmiges Bild hervorrufen. Die Aristoteliker -waren mit ihrer Erklärung, welche die Hohlheit des nicht durch -genügende Induktion gestützten philosophischen Denkens treffend -dartut, bald fertig. Sie schrieben die Erscheinung einer »Zirkularnatur« -des Sonnenlichtes zu, setzten also an Stelle der Erklärung -ein Wort, welches das bezeichnet, was zu erläutern ist. Geht man -dagegen von der Tatsache aus, daß jeder Punkt der Sonnenoberfläche -Licht aussendet und ein Bild von der Gestalt der Öffnung -gibt, so werden die unzähligen Bilder, die sich teilweise decken, -insgesamt ein Flächengebilde entstehen lassen, das sich als eine -Projektion des leuchtenden Körpers darstellt. Daher muß das -Bildchen bei einer Sonnenfinsternis, der Gestalt der Sonnenscheibe -entsprechend, sichelförmig erscheinen, wie es die Beobachtung auch -dartut<a name="FNanchor_931" id="FNanchor_931" href="#Footnote_931" class="fnanchor">931</a>.</p> - -<p>Die Erklärung des kreisförmigen Sonnenbildchens aus der -»zirkulären Natur« des Sonnenlichtes ist ein treffendes Beispiel für -das, was man eine »verborgene Qualität«, eine »<span lang="la" xml:lang="la">qualitas occulta</span>« -genannt hat. Solch unbestimmte Begriffe führten die Aristoteliker -während des ganzen Mittelalters, oft genug einer einzigen Erscheinung -wegen, ein, wenn sie eine aus den Tatsachen entspringende -Erklärung nicht zu geben vermochten.</p> - -<p>Etwas später fällt die Wirksamkeit des Italieners <span class="gesperrt">Johann -Baptista Porta</span> (1538–1615). Dieser Mann ist typisch für -diejenige Stufe einer Disziplin, auf der sie noch nicht zu -strengerer Wissenschaftlichkeit gelangt ist. Wir finden bei <span class="gesperrt">Porta</span> -und seinen Zeitgenossen, die sich mit physikalischen und chemischen -Dingen beschäftigen, eine Verquickung von Richtigem und<span class="pagenum"><a name="Page_p422" id="Page_p422">[Pg p422]</a></span> -Unrichtigem, von Klarheit mit Mystik und Aberglauben, die -heute, nachdem das Niveau der gesamten Bildung ein so viel -höheres geworden ist, eigentümlich anmutet. Das Streben dieser -Männer nach größerer Einsicht ging ferner mit einem marktschreierischen -Treiben Hand in Hand, durch das sie ihr eigenes -Ansehen und das ihrer Wissenschaft den Zeitgenossen gegenüber -heben wollten.</p> - -<p>Das Buch, in dem <span class="gesperrt">Porta</span>, ganz dem Geschmacke seiner -Zeit entsprechend, die Naturwissenschaften behandelt, ist »Die -natürliche Magie« betitelt<a name="FNanchor_932" id="FNanchor_932" href="#Footnote_932" class="fnanchor">932</a>. Es ähnelt in manchen Teilen einem -modernen Zauberbuche, da es dem Verfasser nicht selten darauf -ankommt, den Leser zu unterhalten oder durch das Überraschende -der Erscheinung in Verwunderung zu setzen. Wichtig ist, daß -<span class="gesperrt">Porta</span> in seinem Buche eine von ihm getroffene Verbesserung der -Camera obscura beschreibt. Bis dahin hatte man bei diesem -Apparat das Licht durch eine Öffnung auf einen dahinter befindlichen -Schirm fallen lassen. <span class="gesperrt">Porta</span> brachte in der vergrößerten -Öffnung eine Linse an, wodurch die Bilder bedeutend an Schärfe -gewannen<a name="FNanchor_933" id="FNanchor_933" href="#Footnote_933" class="fnanchor">933</a>.</p> - -<p>Von Interesse ist ferner eine von <span class="gesperrt">Porta</span> herrührende Einrichtung, -den Dampf zum Heben von Wasser zu benutzen. Das -Wasser befindet sich in einem Gefäß; der Dampf drückt auf die<span class="pagenum"><a name="Page_p423" id="Page_p423">[Pg p423]</a></span> -Oberfläche des Wassers und treibt es durch ein heberartiges, bis -auf den Boden tauchendes Rohr aus dem Behälter heraus. Eine -derartige Vorrichtung, die gegen das Dampfrad <span class="gesperrt">Herons</span> keinen -wesentlichen Fortschritt bedeutet, als die erste Stufe der Dampfmaschine -zu bezeichnen, ist nicht gerechtfertigt. Doch läßt sich -nicht verkennen, daß man durch die von <span class="gesperrt">Heron</span> und <span class="gesperrt">Porta</span> beschriebenen -Versuche mit der Wirkung gespannter Dämpfe vertraut -wurde, und daß dadurch der Gedanke, diese Wirkung auf -die einfachen Maschinen der Mechanik zu übertragen, allmählich -heranreifte. Erst von diesem Fortschritt an, den wir später zu -betrachten haben, kann von einer eigentlichen Dampfmaschine -die Rede sein.</p> - -<p>Es zeigt sich hier wie auch bei <span class="gesperrt">Galilei</span> und anderen Forschern, -daß die Physik der Gase und der Flüssigkeiten im 17. Jahrhundert -besonders infolge der Anregungen ausgebaut wurde, die -man dem Altertum in <span class="gesperrt">Herons</span> Schriften verdankte<a name="FNanchor_934" id="FNanchor_934" href="#Footnote_934" class="fnanchor">934</a>. So schuf -<span class="gesperrt">Porta</span> eine »Pneumatik«, die zwar keine bloße Wiedergabe der -»Pneumatik« <span class="gesperrt">Herons</span> ist, indessen auf ihn zurückgeht<a name="FNanchor_935" id="FNanchor_935" href="#Footnote_935" class="fnanchor">935</a>. Auch -<span class="gesperrt">Schwenter</span> (s. folg. Seite) hat in seinen »Erquickstunden« manche -Angaben <span class="gesperrt">Herons</span>, besonders diejenigen, die in <span class="gesperrt">Herons</span> Druckwerken -enthalten sind, verwertet. Dasselbe gilt von <span class="gesperrt">Schott</span>, dem -Freunde <span class="gesperrt">Guerickes</span>, und seiner 1657 erschienenen »<span lang="la" xml:lang="la">Mechanica -hydraulico-pneumatica</span>«. Sogar <span class="gesperrt">de Caus</span>, dem die Franzosen die -Erfindung der Dampfmaschine zuschreiben möchten, geht auf -<span class="gesperrt">Heron</span> zurück<a name="FNanchor_936" id="FNanchor_936" href="#Footnote_936" class="fnanchor">936</a>. Selbst die Wasserkünste der fürstlichen Gärten -des 17. Jahrhunderts sind teilweise den von <span class="gesperrt">Heron</span> ausgehenden -Anregungen zu verdanken.</p> - -<p>Auch den magnetischen Erscheinungen wandte man jetzt eine -größere Aufmerksamkeit zu. Indessen gerade dieses Gebiet wurde -von <span class="gesperrt">Porta</span> und Männern verwandten Geistes noch außerordentlich -mit Mystik und Aberglauben verwoben. Mit der Deklination, deren -Größe <span class="gesperrt">Porta</span> für Italien gleich 9° östlich angibt, war man schon -vor <span class="gesperrt">Columbus</span> bekannt geworden. Letzterer machte die Beobachtung, -daß sich die Deklination (sie war damals im ganzen -Gebiete des Mittelmeeres östlich) bei einer Reise nach Westen<span class="pagenum"><a name="Page_p424" id="Page_p424">[Pg p424]</a></span> -verringerte und schließlich in eine westliche überging. Auf Grund -dieser Erkenntnis suchte sich <span class="gesperrt">Columbus</span> auf seiner zweiten Reise, -wenn die Schiffsrechnung unsicher war, durch einen Vergleich der -Deklinationen zu orientieren. Es war dies der erste, später oft -wiederholte Versuch, die Deklination zur Auffindung der geographischen -Länge zu verwerten. Eine brauchbare Lösung des Längenproblems, -das schon <span class="gesperrt">Hipparch</span> und <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> große Schwierigkeiten -bereitet hatte, sollte jedoch nicht auf diesem Wege, sondern -erst durch die Erfindung genauer Chronometer ermöglicht werden. -Das zweite Element des tellurischen Magnetismus, die Erscheinung -nämlich, daß die um eine horizontale Achse drehbare Nadel eine -geneigte Lage einnimmt, hat zuerst der Engländer <span class="gesperrt">Norman</span> genauer -beobachtet. Er gab im Jahre 1576 die Größe dieser, als -Inklination bezeichneten Neigung für London zu 71° 50' an<a name="FNanchor_937" id="FNanchor_937" href="#Footnote_937" class="fnanchor">937</a>. Auf -die wechselnde Intensität des Erdmagnetismus wurde man dann -gegen das Ende des 18. Jahrhunderts aufmerksam, so daß erst -seit dieser Zeit eine allseitige, auch das Quantitative in der Erscheinung -berücksichtigende Kenntnis dieser Naturkraft Platz -greifen konnte.</p> - -<p>Unter den Männern, die etwas später die Naturwissenschaften -ganz im Geiste <span class="gesperrt">Portas</span> behandelten, ist <span class="gesperrt">Daniel -Schwenter</span> zu nennen (geboren 1585; gestorben 1636 als Professor -der Mathematik in Altdorf). Sein bekanntes Werk, »Die -mathematischen und philosophischen Erquickstunden«<a name="FNanchor_938" id="FNanchor_938" href="#Footnote_938" class="fnanchor">938</a>, ist ein -würdiges Seitenstück zu <span class="gesperrt">Portas</span> »<span lang="la" xml:lang="la">Magia naturalis</span>« und erscheint -besonders geeignet, um den Standpunkt, den die Naturwissenschaften -zumal in Deutschland vor der großen, durch <span class="gesperrt">Galilei</span>, -<span class="gesperrt">Kepler</span> und ihre Mitarbeiter hervorgerufenen Umwälzung einnahmen, -erkennen zu lassen.</p> - -<p>Bezeichnend ist zunächst, daß <span class="gesperrt">Schwenter</span> es für nötig hält, -die Beschäftigung mit der Natur gegen den Vorwurf zu verteidigen, -es handele sich dabei um eine unnütze, ja kindliche Tätigkeit. -Ein Kind, sagt er, werfe wohl einen Stein ins Wasser und freue -sich über die vielen Kreise. Das sei eine kindliche Freude. Die -Ursache dieser Erscheinung nachzuweisen, sei dagegen kein Kinderwerk. -Einige Beispiele mögen dartun, wie unzulänglich und un<span class="pagenum"><a name="Page_p425" id="Page_p425">[Pg p425]</a></span>bestimmt -die Ansichten waren, die man an der Schwelle des 17. Jahrhunderts -noch hegte. Wir werden dann den großen Fortschritt, -den die Wissenschaft um jene Zeit durch die Begründung der -induktiven Forschungsweise erfuhr, um so besser würdigen können. -So ist das ganze Wissen <span class="gesperrt">Schwenters</span> über die Fallbewegung in -folgenden Sätzen enthalten<a name="FNanchor_939" id="FNanchor_939" href="#Footnote_939" class="fnanchor">939</a>: »Wenn ein Körper fällt, so bewegt -er sich um so geschwinder, je näher er der Erde kommt. Je höher -der Körper herabfällt, eine um so größere Gewalt besitzt er. Denn -alles was schwer ist, eilt nach der Philosophen Meinung unverhindert -zu seinem natürlichen Ort, d. i. zum Zentrum der Erde, -wie der Mensch, der in sein Vaterland zurückkehrt, um so begieriger -ist, je näher er kommt, und daher um so mehr eilt. Dazu -kommt noch eine andere natürliche Ursache. Die Luft nämlich, -die von der Kugel zerteilt wird, eilt über der Kugel geschwind -wieder zusammen und treibt sie immer stärker an. Was aber -schon bewegt ist, läßt sich leichtlich weiter und geschwinder bewegen«. -Ein Fortschritt dem <span class="gesperrt">Aristoteles</span> gegenüber ist in diesen -Auffassungen nirgends zu bemerken. Im Gegenteil, man muß sie -als rein aristotelisch bezeichnen. Nicht minder gilt dies von -<span class="gesperrt">Schwenters</span> Auffassung der Wurfbewegung. Er setzt sie aus -drei Bewegungen zusammen, die er als genötigte, als gemischte und -als natürliche Bewegung bezeichnet. Danach treibt z. B. das Pulver -die Kugel in einer genötigten Bewegung schräg aufwärts, bis der -höchste Punkt der Flugbahn erreicht wird. Dann fängt, »nachdem -eine solche gewalttätige Bewegung schier ihr Ende nehmen will, -die gemischte Bewegung durch einen Bogen an«. Endlich gehe -die Kugel in die natürliche Bewegung über und falle senkrecht -auf die Erde. Aus dieser Theorie sucht <span class="gesperrt">Schwenter</span> die Erfahrungstatsache -abzuleiten, daß die größte Schußweite bei einem Winkel -von 45° erzielt wird.</p> - -<p>Interessant sind auch die Bemerkungen über den senkrechten -Schuß. Er verleihe dem Geschoß weit mehr Gewalt als der horizontale -Schuß, »weil das Feuer von Natur über sich begehre«. -Wenn ferner das Geschütz in die Höhe gerichtet werde, so presse -die Kugel das Pulver und widerstrebe der Gewalt des Pulvers -auch mehr. Dadurch werde bewirkt, daß sich das Pulver gleichsam -erzürne, ehe es die Kugel austreibe. Endlich werde eine schwere -Kugel, welche widerstreben könne, viel weiter getrieben als eine -leichte, z. B. eine solche von Holz, die nicht widerstreben könne.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p426" id="Page_p426">[Pg p426]</a></span></p> - -<p>Die Tatsache, daß die Kugel beim senkrechten Schuß in der -Nähe des Geschützes wieder niederfällt, wird als Beweismittel gegen -die koppernikanische Lehre verwertet<a name="FNanchor_940" id="FNanchor_940" href="#Footnote_940" class="fnanchor">940</a>: »So die Kugel 2 Minuten -in der Luft bleibt, müßte indessen der Böller 30 deutsche Meilen -gelaufen sein. Dies ist unmöglich, denn man würde dann keine -Kugel mehr finden«. Die Koppernikaner, sagt <span class="gesperrt">Schwenter</span>, seien -zwar der Ansicht, die Luft bewege sich mit der Erde und zwar -mit der gleichen Geschwindigkeit wie die Erde. Die empor geworfene -Kugel müsse daher von der Luft getrieben nicht weit von -dem Böller niederfallen. »Es ist aber«, fügt <span class="gesperrt">Schwenter</span> hinzu, -»nicht glaublich, ja unmöglich, daß die Luft imstande ist, eine -schwere Kugel in solch kurzer Zeit 30 Meilen fortzutreiben.« Diese -Schwierigkeit stand der Annahme des koppernikanischen Systems -also noch 100 Jahre nach seiner Aufstellung im Wege. Sie konnte -erst durch die allgemeine Anerkennung des Beharrungsgesetzes -gehoben werden.</p> - -<p>In dem optischen Teil werden die Camera obscura, das Glasprisma, -die Lichtbrechung und der Regenbogen abgehandelt. Trotzdem -<span class="gesperrt">Schwenter</span> den letzteren auch an Springbrunnen und an mit -Regentropfen bedeckten Spinnengeweben beobachtet hat, hält er -ihn dennoch für ein übernatürliches Werk. Der Regenbogen ist -für ihn »ein Spiegel, in dem der menschliche Verstand seine Unwissenheit -am hellen Tage sehen kann«. Die Physiker hätten -»durch ihr vielfältiges Nachsinnen nichts anderes darin gefunden, -als daß sie noch das Wenigste, so in der Natur verborgen sei, -ausspekuliert hätten«.</p> - -<p>Gelegentlich der von ihm für glaubwürdig gehaltenen Erzählung -von den Brennspiegeln des <span class="gesperrt">Archimedes</span> bemerkt <span class="gesperrt">Schwenter</span>, -daß man auch durch eine Anzahl flacher Spiegel Pulver entzünden -könne, wenn man die Sonnenstrahlen durch die Spiegel sämtlich -auf einen Punkt werfe.</p> - -<p>In dem Abschnitt, der von der Wärme handelt, beschreibt -<span class="gesperrt">Schwenter</span> auch ein Instrument, mit dem man den Grad der -Hitze und der Kälte messen könne. Er bringt in ein Gefäß mit -langem Halse etwas Wasser und kehrt das Gefäß dann unter -Wasser um, so daß die Flüssigkeit einen Teil des Halses füllt. Im -Winter, sagt <span class="gesperrt">Schwenter</span>, steigt das Wasser hoch herauf, so daß -es fast den ganzen Hohlraum füllt; im Sommer dagegen sinkt es -tief herab.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p427" id="Page_p427">[Pg p427]</a></span></p> - -<p><span class="gesperrt">Schwenter</span> ist noch mit <span class="gesperrt">Porta</span> der Ansicht, daß sich das -Wasser durch einen Heber über hohe Berge leiten lasse. Man -solle, meint er, eine Röhre über den Berg legen und an der höchsten -Stelle der Röhre einen Trichter anbringen. Verstopfe man -dann die beiden Mündungen der Röhre, so könne man sie ganz -mit Wasser füllen. Nach diesen Vorbereitungen sei es nur nötig, -die Mündungen gleichzeitig zu öffnen. Das Wasser werde dann -fort und fort aus dem Behälter, in den man die eine Mündung -getaucht, durch die Röhre ausströmen, wenn nur die zweite -Mündung tiefer gelegen sei. Jeder Versuch würde <span class="gesperrt">Porta</span> und -<span class="gesperrt">Schwenter</span> gelehrt haben, daß über einen »Berg« von 10 Metern -Höhe das Wasser nicht durch einen Heber geführt werden kann.</p> - -<p>Daß <span class="gesperrt">Schwenter</span> indessen fremde Angaben auch nachprüft, -geht aus manchen Stellen seiner Schrift hervor. So hat ihm jemand -mitgeteilt, das Wasser steige aus einem tiefer befindlichen -Gefäß in ein höher gelegenes, wenn man beide Gefäße durch -einen wollenen Faden verbinde. <span class="gesperrt">Schwenter</span> bemerkt dazu: »Ich -finde durch den Versuch, daß diese Kunst nicht angeht, denn es -ist damit wie mit einem Heber beschaffen. Das Wasser läuft -nämlich nicht durch das wollene Band, wenn sein Ende nicht tiefer -liegt als der Wasserspiegel, in den das andere Ende eintaucht«.</p> - -<p>Wir haben <span class="gesperrt">Schwenters</span> Werk etwas ausführlicher behandelt, -nicht etwa, weil es die Wissenschaft durch neue Gedanken oder -Entdeckungen bereichert hätte, sondern weil wenige von den in -Deutschland zu Beginn des 17. Jahrhunderts verfaßten Schriften -über das gesamte Gebiet der Naturlehre so geeignet sind, uns eine -Vorstellung von dem Wissensstand und den Anschauungen zu -geben, die damals herrschten. Im gleichen Sinne wie <span class="gesperrt">Porta</span> und -<span class="gesperrt">Schwenter</span> wirkten während der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts -in Deutschland <span class="gesperrt">Athanasius Kircher</span>, <span class="gesperrt">Kaspar Schott</span> -und andere Männer. Sie alle waren Gelehrte von oft polyhistorischem -Wissen, die uns wohl dickleibige, zur Beurteilung jener -Zeit wichtige Folianten hinterlassen, die Wissenschaft selbst aber -weder durch neue Ideen, noch durch Entdeckungen bereichert -haben. Insbesondere der gelehrte Jesuit <span class="gesperrt">Kircher</span> verdient mehr -als bloße Erwähnung.</p> - -<p><span class="gesperrt">Athanasius Kircher</span> wurde in der Nähe von Fulda im -Jahre 1601 geboren. Er wirkte als Professor der Mathematik zunächst -an der Universität Würzburg, später in Rom, wo er 1680 -starb. Von <span class="gesperrt">Kirchers</span> zahlreichen Schriften sind besonders drei -hervorzuheben, weil sie uns einen Einblick in den damaligen Zu<span class="pagenum"><a name="Page_p428" id="Page_p428">[Pg p428]</a></span>stand -der Naturwissenschaften gewähren. Es ist das Werk vom -Licht und vom Schatten (<span lang="la" xml:lang="la">Ars magna lucis et umbrae</span> 1646), ferner -ein Werk über den Magnetismus (<span lang="la" xml:lang="la">Magnes, sive de arte magnetica</span> -1643) und drittens die für die Entwicklung der geologischen Vorstellungen -wichtige Schrift über »Die unterirdische Welt« (<span lang="la" xml:lang="la">Mundus -subterraneus</span> 1664).</p> - -<p>In dem optischen Werke <span class="gesperrt">Kirchers</span> wird u. a. schon auf die -Fluoreszenz hingewiesen. <span class="gesperrt">Kircher</span> nahm sie an dem wässerigen -Auszug wahr, den man aus einem mexikanischen Holz, dem »Nierenholz«, -herstellt<a name="FNanchor_941" id="FNanchor_941" href="#Footnote_941" class="fnanchor">941</a>. Diese Lösung zeigte im auffallenden Lichte eine -tiefblaue Farbe, während die Flüssigkeit beim Hindurchblicken -farblos wie Brunnenwasser aussah. Unter Umständen erschien sie -auch grün oder rötlich. Eine Erklärung dieser auffallenden Erscheinung -vermochte <span class="gesperrt">Kircher</span> nicht zu geben.</p> - -<p>Sehr ausführlich handelt er von dem bononischen (Bologneser) -Leuchtstein. Ein Alchemist hatte den in der Nähe von Bologna -vorkommenden Schwerspat unter Beimengung reduzierender Mittel -im Ofen erhitzt und wahrgenommen, daß der Rückstand im -Dunkeln leuchtet, wenn er vorher von der Sonne beschienen -wurde. Die Entdeckung<a name="FNanchor_942" id="FNanchor_942" href="#Footnote_942" class="fnanchor">942</a> erregte, wie begreiflich, das größte -Aufsehen. Auch <span class="gesperrt">Galilei</span> beschäftigte sich damit. Er meinte, -sie spreche deutlich gegen die Ansicht, daß das Licht eine unkörperliche -Qualität sei, weil der Stein das Sonnenlicht aufnehme, -als ob es ein Körper wäre, und es nach und nach wieder -zurückgebe. <span class="gesperrt">Kircher</span> ist derselben Meinung. Er stellte den<span class="pagenum"><a name="Page_p429" id="Page_p429">[Pg p429]</a></span> -Bologneser Stein her, indem er den Spat mit Eiweiß und Leinöl -mischte und das Gemenge glühte.</p> - -<p>Überraschende Entdeckungen sind fast immer in ihrer Tragweite -überschätzt und zu kühnen, nicht stichhaltigen Erklärungen -verwertet worden. Dies gilt auch von dem Bologneser Leuchtstein. -So schrieb <span class="gesperrt">Kircher</span> dem Auge die gleichen Eigenschaften -zu, die dieser Stein besitzt, um die von ihm zuerst geschilderten -physiologischen oder subjektiven Farben zu erklären. Gemeint -ist die Erscheinung, daß das Auge, nachdem es längere Zeit auf -farbige Gegenstände und dann auf eine weiße Fläche gerichtet -wird, die Umrisse jener Gegenstände in gewissen Farben erblickt. -Dies sollte daher rühren, daß das Auge, wie der Leuchtstein, das -Licht einsauge und es allmählich wieder ausstrahle. Ein Zeitgenosse -<span class="gesperrt">Kirchers</span> suchte sogar das graue Licht des von der -Sonne nicht beleuchteten Teiles der Mondoberfläche durch die -Annahme zu erklären, daß auch der Mond ein Bologneser -Stein sei.</p> - -<p>Von gutem Beobachtungsvermögen zeugen <span class="gesperrt">Kirchers</span> Bemerkungen -über den Farbenwechsel des Chamäleons. Er brachte -das Tier auf weiße und rote Tücher und zeigte, daß sein Farbenwechsel -dadurch beeinflußt wird.</p> - -<p>Bei <span class="gesperrt">Kircher</span> begegnet uns ferner eine genaue Beschreibung -der <span lang="la" xml:lang="la">Laterna magica</span>. Man hat ihn daher als den Erfinder dieses -Apparats bezeichnet, wahrscheinlich aber mit Unrecht<a name="FNanchor_943" id="FNanchor_943" href="#Footnote_943" class="fnanchor">943</a>. <span class="gesperrt">Kircher</span> -bediente sich schon der transparenten Glasbilder. Ein erbauliches -Beispiel für seinen theologischen Eifer möge nicht unerwähnt -bleiben. Die Zauberlaterne erscheint ihm nämlich als ein vortreffliches -Mittel, Gottlose durch Vorführung des Teufels auf den -rechten Weg zurückzubringen.</p> - -<p><span class="gesperrt">Kirchers</span> Werk über den Magneten steht hinter der viel -früher erschienenen, den gleichen Gegenstand behandelnden Schrift -des Engländers <span class="gesperrt">Gilbert</span> weit zurück. Hervorzuheben ist <span class="gesperrt">Kirchers</span> -Verfahren, mittelst der Wage die Tragkraft des Magneten zu bestimmen. -Auch stellt er die durch Jesuitenmissionäre im Auslande -gemachten Beobachtungen über Größe und Änderungen der Deklination -in einer Tabelle zusammen. Wie kritiklos indessen auch -auf diesem Gebiete <span class="gesperrt">Kircher</span> und <span class="gesperrt">Schwenter</span> häufig verfahren, -geht daraus hervor, daß sie die alte Fabel, daß der Magnet durch -gewisse Pflanzen seine Kraft verliere, ohne Nachprüfung aufnehmen.<span class="pagenum"><a name="Page_p430" id="Page_p430">[Pg p430]</a></span> -Der Magnet verliert, sagt <span class="gesperrt">Schwenter</span>, durch Feuer und durch -Knoblauch seine Kraft. »Wie die Erfahrung bezeugt« setzt er -sogar hinzu.</p> - -<p>Wie <span class="gesperrt">Schwenter</span> handelt <span class="gesperrt">Kircher</span> im übrigen bei der Besprechung -der magnetischen Erscheinungen oft von Spielereien, -deren Schilderung mit starken Übertreibungen und Fabeln aller -Art durchsetzt ist. Beide Schriftsteller erörtern beispielsweise die -Möglichkeit, vermittelst des Magneten eine Art Telegraphie zu bewerkstelligen. -Zwei Personen, von denen die eine in Paris, die -andere in Rom sein könne, müsse man mit kräftigen Magneten -ausrüsten. Bei genügender Stärke werde der eine Magnet auf den -anderen zu wirken vermögen. Es sei dann nur erforderlich, unter -jeder Nadel eine Scheibe mit Buchstaben anzubringen. Der -Sprechende habe nur seine Nadel auf die verschiedenen Buchstaben -einzustellen, um die Nadel des Empfängers zu den gleichen -Einstellungen zu veranlassen. Kurz, es ist der Grundgedanke des -Zeigertelegraphen, der uns hier entwickelt wird. Nur schade, daß -das Mittel zur Übertragung nicht ausreichte. Das sah auch -<span class="gesperrt">Schwenter</span> ein, denn er fügt hinzu: »Die Invention ist schön, -aber ich achte nicht davor, daß ein Magnet solcher Tugend auf -der Welt gefunden werde.«</p> - -<p>Das bedeutendste Ereignis der folgenden Periode ist die -Begründung der Dynamik durch <span class="gesperrt">Galilei</span>. Auch dies geschah -nicht unvermittelt. Fanden sich schon bei <span class="gesperrt">Lionardo da Vinci</span> -klare, wenn auch noch nicht hinreichend durchgearbeitete Begriffe -auf diesem Gebiete der Physik, z. B. bezüglich des Fallens über -die schiefe Ebene<a name="FNanchor_944" id="FNanchor_944" href="#Footnote_944" class="fnanchor">944</a> vor, so mehren sich die Ansätze, je weiter wir -uns dem Auftreten <span class="gesperrt">Galileis</span> nähern. Vor allem greift eine bessere, -schon auf physikalischen Grundsätzen beruhende Auffassung der -Wurfbewegung Platz. Man erkennt, daß die Bahn des geworfenen -Körpers eine einzige krumme Linie ist, nicht aber aus geraden -und krummen Stücken besteht, wie die Peripatetiker behaupteten, -sowie daß die größte Wurfweite bei einem Elevationswinkel von -45° erzielt wird<a name="FNanchor_945" id="FNanchor_945" href="#Footnote_945" class="fnanchor">945</a>. Auch die Meinung der Aristoteliker, daß -ein Körper um so schneller falle, je schwerer er ist, wird schon<span class="pagenum"><a name="Page_p431" id="Page_p431">[Pg p431]</a></span> -vor <span class="gesperrt">Galilei</span>, der sie glänzend widerlegt, durch den Italiener -<span class="gesperrt">Tartaglia</span> erschüttert. Dieser lehrte, daß Körper von verschiedenem -Gewicht beim freien Fall in gleichen Zeiten gleiche -Strecken zurücklegen, sowie daß ein im Kreise geschwungener -Gegenstand beim Aufhören der Zentralbewegung sich in tangentialer -Richtung fortbewegt.</p> - -<p>Obwohl man solche Vorarbeiten als die Anzeichen des beginnenden -Umschwunges hoch bewerten muß, ist doch erst <span class="gesperrt">Galilei</span> -als der eigentliche Begründer der Dynamik zu betrachten, weil -durch ihn wie mit einem Schlage fast alles beseitigt wurde, was -jener Wissenschaft an Verschwommenheit und aristotelischer Betrachtungsweise -noch anhaftete.</p> - -<p>Für die Chemie sollte ein entsprechender Fortschritt noch -lange auf sich warten lassen. Zwar wurde er hier durch anerkennenswerte -Leistungen weit mehr vorbereitet als die fast unvermittelt -uns entgegentretenden Errungenschaften <span class="gesperrt">Galileis</span>. Die -Umgestaltung zur exakten Wissenschaft vollzog sich aber trotzdem -auf dem Gebiete der Chemie erst im Verlauf des 18. Jahrhunderts. -Während nämlich die Grundlagen der Mathematik, der Astronomie -und der Statik der neueren Epoche schon in wissenschaftlicher -Gestalt vom Altertum überliefert wurden, war die Alchemie, -deren Grundlagen zwar auch im Altertum, wenn auch erst in -den letzten Jahrhunderten dieses Zeitraums entstanden, doch im -wesentlichen ein Erzeugnis des Mittelalters und, dem Hange jener -Zeit entsprechend, durch mystische Zusätze stark getrübt. Wie -<span class="gesperrt">Roger Bacon</span> und <span class="gesperrt">Albertus Magnus</span> wandelten die Vertreter -der Chemie zu Beginn der neueren Zeit noch ganz in den vom -Mittelalter vorgezeichneten Bahnen. An den Stein der Weisen, -dessen Herstellung nach wie vor das Hauptziel aller Bemühungen -blieb, knüpfte man die abenteuerlichsten Hoffnungen. Der Stein -sollte nicht nur, wie bei den älteren Alchemisten, beim Zusammenschmelzen -mit unedlen Metallen Gold erzeugen, und zwar unbegrenzte -Mengen, oder wenigstens 1000 × 1000 Teile, sondern er -sollte auch das Leben verlängern, dem Alter die Jugend zurückgeben -und alle Krankheiten heilen. Doch begegnen uns diese -Vorstellungen auch schon in weit früherer Zeit<a name="FNanchor_946" id="FNanchor_946" href="#Footnote_946" class="fnanchor">946</a>.</p> - -<p>Von der Überzeugung, daß die Darstellung der Materia prima -gelungen, und Gold mit ihrer Hilfe dargestellt sei, war man übrigens -fest durchdrungen. Die Alchemie erlangte sogar eine gewisse poli<span class="pagenum"><a name="Page_p432" id="Page_p432">[Pg p432]</a></span>tische -Bedeutung. An den Fürstenhöfen besaßen Männer, die -sich angeblich im Besitze des Geheimnisses befanden, großen Einfluß. -Nachdem z. B. die englische Regierung die Gelehrten und -die Geistlichen aufgefordert hatte, die Hilfe Gottes zu erflehen, -damit die Herstellung des Steins der Weisen endlich gelinge und -man die Staatsschulden bezahlen könne<a name="FNanchor_947" id="FNanchor_947" href="#Footnote_947" class="fnanchor">947</a>, gedieh die Sache bald -darauf schon weiter. Dasselbe Land nahm nämlich keinen Anstand, -aus alchemistischem Golde geprägte Münzen in Umlauf zu -bringen. Doch war man, zumal in den geschädigten Nachbarländern, -aufgeklärt genug, um bald zu erkennen, daß es sich hier -um eine arge Täuschung handelte<a name="FNanchor_948" id="FNanchor_948" href="#Footnote_948" class="fnanchor">948</a>.</p> - -<p>So bildete denn während des langen Zeitraums von mehr als -einem Jahrtausend das Suchen nach Gold<a name="FNanchor_949" id="FNanchor_949" href="#Footnote_949" class="fnanchor">949</a> die treibende Kraft -für die chemische Wissenschaft. Denn als eine Wissenschaft müssen -wir die Chemie auf jener Entwicklungsstufe gelten lassen, wenn -auch als eine rein empirisch betriebene. Wurden doch während -dieses ausgedehnten Zeitraums eine unübersehbare Fülle von Tatsachen -über das chemische Verhalten der Körper beobachtet, eine -Unzahl neuer Verbindungen hergestellt, die wichtigsten chemischen -Operationen ausgebildet, kurz eine breite Grundlage geschaffen, -die für die spätere Errichtung eines Lehrgebäudes ganz unerläßlich -war. Wir dürfen ferner bei der Beurteilung der Alchemisten -nicht vergessen, daß viele von ihnen von einem heißen, wenn auch -noch unklaren Streben nach dem Eindringen in die für sie mit -dem tiefen Schleier des Geheimnisvollen und Unerklärlichen verhüllte -Natur erfüllt waren und weiter, daß auch heute noch die -Hoffnung auf materiellen Gewinn oder wenigstens auf Nutzen für -das Gemeinwohl für sehr viele wissenschaftliche Unternehmungen, -insbesondere für diejenigen, welche der Staat mit seinen Mitteln -fördert, die wichtigste Triebfeder ist.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p433" id="Page_p433">[Pg p433]</a></span></p> - -<p>Zu den eifrigsten Beschützern der Alchemisten und der Astrologen -gehörte der deutsche Kaiser <span class="gesperrt">Rudolf II.</span>, der auf den Lebensgang -des großen <span class="gesperrt">Kepler</span> einen solch tiefgreifenden Einfluß ausgeübt -hat. Als <span class="gesperrt">Rudolf II.</span> im Jahre 1612 starb, fand man in -seinem Nachlaß große Mengen Gold und Silber, die als Erzeugnisse -der alchemistischen Kunst betrachtet wurden. Wenige Jahre -später berichtet <span class="gesperrt">van Helmont</span>, ein Mann, von dessen Ehrlichkeit -in wissenschaftlichen Dingen wir überzeugt sein dürfen, der aber -ein ganz unklarer Phantast war, daß es ihm gelungen sei, acht -Unzen Quecksilber mit <sup>1</sup>/<sub>4</sub> Gran der gesuchten Substanz, die auf -eine etwas mysteriöse Weise in seine Hände gelangt war, in Gold -zu verwandeln.</p> - -<p>Unter den ersten, die sich von der Alchemie, wie auch von -der Astrologie, abwandten, ist der an anderer Stelle wegen seiner -Verdienste um die Geologie genannte Franzose <span class="gesperrt">Palissy</span> (1510 -bis 1590) zu nennen. Für seinen Zeitgenossen <span class="gesperrt">Rabelais</span> waren -die Astrologen und die Alchemisten sogar ein unerschöpflicher -Gegenstand beißenden Spottes. Etwa zur selben Zeit wandte sich -auch <span class="gesperrt">Lionardo da Vinci</span> gegen die »lügnerische und verderbliche -Kunst der Alchemie und ihre betrügerischen Anhänger«. Er bestritt, -daß Schwefel und Quecksilber Bestandteile der Metalle seien -und erklärte die künstliche Darstellung des Goldes für ebenso unmöglich -wie die Quadratur des Kreises und das Perpetuum mobile<a name="FNanchor_950" id="FNanchor_950" href="#Footnote_950" class="fnanchor">950</a>.</p> - -<p>Daß die alchemistischen Bestrebungen stets von neuem Nahrung -fanden, und sich bis in das 18. Jahrhundert<a name="FNanchor_951" id="FNanchor_951" href="#Footnote_951" class="fnanchor">951</a> hinein fortsetzen -konnten, so daß wir auf sie noch zurückkommen müssen, -darf unter solchen Umständen nicht wundernehmen. Die Chemie -erhielt jedoch in dieser Periode, wenn sich ihr Gesamtcharakter -zunächst auch wenig änderte, eine Anregung, die für ihre weitere -Entwicklung von Bedeutung werden sollte. Als zweite wichtige, -die Erzeugung des Steines der Weisen immer mehr in den Hintergrund -drängende Aufgabe wurde es nämlich betrachtet, geeignete -Präparate zum Heilen der Krankheiten herzustellen. Es beginnt -damit das Zeitalter der medizinischen oder Jatrochemie.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p434" id="Page_p434">[Pg p434]</a></span></p> - -<p>Der Hauptvertreter der Jatrochemie war <span class="gesperrt">Paracelsus</span>. Dieser -merkwürdige Mann, dessen Lebenslauf hier nicht eingehender betrachtet -werden kann, wenn er auch ein Stück Kulturgeschichte -zu entrollen geeignet ist, wurde im Jahre 1493 zu Einsiedeln in -der Schweiz geboren. <span class="gesperrt">Theophrastus Paracelsus</span> (von Hohenheim) -bekleidete eine Zeitlang eine Professur in Basel, führte jedoch -im übrigen ein unstätes Leben, bis er 1541 gänzlich mittellos -starb. Sein ganzes Auftreten kennzeichnet ihn als einen Vertreter -des reformatorischen Geistes jener Zeit, der sich keineswegs -auf das kirchliche Gebiet beschränkte. Insbesondere wandte -sich <span class="gesperrt">Paracelsus</span> gegen die anerkannten wissenschaftlichen Autoritäten, -die bislang auf dem Gebiete der Chemie und dem der Medizin -gegolten hatten. <span class="gesperrt">Paracelsus</span> spricht es unumwunden aus, daß -der wahre Zweck der Chemie nicht darin bestehe, Gold zu machen, -sondern daß es ihre Aufgabe sei, Arzneien zu bereiten, die man -bis dahin nach dem Vorgange <span class="gesperrt">Galens</span> fast ausschließlich dem -Pflanzenreiche entnommen hatte. In etwas theatralischer Weise -übergab <span class="gesperrt">Paracelsus</span>, als er seine Vorlesungen in Basel gegen -alles Herkommen in deutscher Sprache eröffnete, ältere Werke, -deren Inhalt er bekämpfte, den Flammen. Und zwar geschah dies, -bald nachdem <span class="gesperrt">Luther</span> die Brücke dadurch hinter sich vernichtet -hatte, daß er die päpstliche Bannbulle öffentlich verbrannte.</p> - -<p><span class="gesperrt">Paracelsus</span> hat bis vor kurzem als umherschweifender, dem -Trunke ergebener Charlatan gegolten. Die neuere <span class="gesperrt">Paracelsus</span>forschung<a name="FNanchor_952" id="FNanchor_952" href="#Footnote_952" class="fnanchor">952</a> -hat mit dieser Auffassung gebrochen. Der Wandertrieb -des <span class="gesperrt">Paracelsus</span> ist aus einer gründlichen Abkehr vom -herkömmlichen Bücherstudium und aus seinem Triebe zur Naturerkenntnis -zu erklären. <span class="gesperrt">Paracelsus</span> begründet sein ihm oft zum -Vorwurf gemachtes Verhalten mit folgenden Worten: »Mir ist not, -daß ich mich verantworte von wegen meines Landfahrens. Daß -ich so gar nirgends bleiblich bin, zeichnet den Weg derer, die -den Büchern den Rücken wenden und in die Natur hinaustreten. -Mein Wandern hat mir wohl erschlossen, daß keinem sein Meister -im Haus wachset noch seinen Lehrer hinter dem Ofen hat. Die -Künste sind nicht verschlossen in Eines Vaterland, sondern ausgeteilt -durch die ganze Welt, sie sind nicht in einem Menschen -oder an einem Ort, sie müssen zusammengeklaubt werden und gesucht, -da sie sind. Die Kunst geht keinem nach, aber ihr muß -nachgegangen werden. Wie mag hinter dem Ofen ein guter Kos<span class="pagenum"><a name="Page_p435" id="Page_p435">[Pg p435]</a></span>mographus -wachsen oder ein Geograph?« An einer andern Stelle -sagt er: »Die Weisheit ist eine Gabe Gottes. Da er sie hingibt, -in demselbigen soll man sie suchen. Also auch da er die Kunst -hinlegt, da soll sie gesucht werden ... Die Schrift wird erforschet -durch ihre Buchstaben, die Natur aber von Land zu -Land, so oft ein Land so oft ein Blatt. Also ist Codex Naturae, -also muß man ihre Blätter umkehren«<a name="FNanchor_953" id="FNanchor_953" href="#Footnote_953" class="fnanchor">953</a>.</p> - -<p><span class="gesperrt">Paracelsus</span> verhielt sich den Anhängern <span class="gesperrt">Luthers</span> und -<span class="gesperrt">Zwinglis</span> gegenüber ebenso ablehnend wie gegen das Papsttum -und seine Lehre. Er stand über den kirchlichen Streitereien seiner -Zeit. Seine Frömmigkeit war eine rein menschliche, sein Herz -erfüllt von der Liebe zum Nächsten. Diese solle die Berufstätigkeit -des Arztes durchdringen<a name="FNanchor_954" id="FNanchor_954" href="#Footnote_954" class="fnanchor">954</a>.</p> - -<p>Am größten ist der Einfluß des <span class="gesperrt">Paracelsus</span> auf die damalige, -häufig nur auf verderbter Überlieferung der alten Literatur -beruhende Heilkunde gewesen. Die Werke <span class="gesperrt">Galens</span>, das hervorragendste -Erzeugnis der antiken Heilwissenschaft, hatten nämlich -einen großen Umweg gemacht, um nach Mitteleuropa zu gelangen. -Die Araber hatten sie überliefert. Die Erläuterungen waren vorzugsweise -in Spanien und Italien entstanden, und schließlich waren -<span class="gesperrt">Galens</span> Werke noch in jenes barbarische Latein übertragen, das -vor dem Emporblühen des Humanismus die Schriftsprache der -mitteleuropäischen Universitäten war. Als Lehrbuch wurde besonders -der um das Jahr 1000 entstandene Kanon des <span class="gesperrt">Avicenna</span> -(Ibn Sina) benutzt, ein umfangreiches Werk, welches das Ganze -der antiken und frühmittelalterlichen Chemie und Medizin umfaßte<a name="FNanchor_955" id="FNanchor_955" href="#Footnote_955" class="fnanchor">955</a>.</p> - -<p>Diesem Zustande machte <span class="gesperrt">Paracelsus</span> durch sein kühnes -Auftreten ein Ende. Er war es, der zuerst die in bloßer Buchgelehrsamkeit -erstarrte Heilkunde wieder als reine Erfahrungswissenschaft -auffassen lehrte<a name="FNanchor_956" id="FNanchor_956" href="#Footnote_956" class="fnanchor">956</a>. Im Verkehr mit Bergleuten, Handwerkern -und den auf sich angewiesenen, der Natur noch unbefangen -gegenüberstehenden Bewohnern einsamer Wälder und<span class="pagenum"><a name="Page_p436" id="Page_p436">[Pg p436]</a></span> -Gebirge sammelte er seine Kenntnisse. Der Natur müsse man -nachgehen von Land zu Land, und die Augen, die »an der Erfahrenheit -Lust« hätten, seien die wahren Professoren. In <span class="gesperrt">Paracelsus</span> -lebte ein tiefer Geist, der aber »von dem einen Punkte, -den er ergriffen, die Welt erobern zu können meinte: viel zu weit -ausgreifend, selbstgenügsam, trotzig und phantastisch«<a name="FNanchor_957" id="FNanchor_957" href="#Footnote_957" class="fnanchor">957</a>. Auf die -wunderlichen medizinischen Vorstellungen des <span class="gesperrt">Paracelsus</span> näher -einzugehen, nach denen z. B. eine schaffende Kraft alle Lebenstätigkeiten -regelt, ihrerseits aber wieder in einem engen Zusammenhange -mit den Gestirnen steht, verbietet sich von selbst. Die -Verbindung der Heilkunde mit der Chemie ergibt sich nach -<span class="gesperrt">Paracelsus</span> daraus, daß die Krankheiten auf Änderungen in der -chemischen Zusammensetzung des Körpers zurückzuführen seien. -Chemisch wirksame Mittel müßten also den normalen Zustand -wieder herbeiführen können. Alle Krankheiten sind von diesem -Gesichtspunkte aus entweder durch Zufuhr oder durch Beseitigung -des im gegebenen Falle in Betracht kommenden Elementes heilbar. -Fieber wird auf ein Überwiegen von Sulfur (Schwefel), -Gicht auf die Ausscheidung von Mercurius (Quecksilber) zurückgeführt, -Elemente, die nach der Lehre des <span class="gesperrt">Paracelsus</span> neben -Sal (Salz) die Grundbestandteile aller Dinge sind. Kupfervitriol, -Quecksilberchlorid, die schon vor <span class="gesperrt">Paracelsus</span> als Heilmittel empfohlenen -Verbindungen des Antimons und zahlreiche andere, teils -giftige, teils ungiftige Präparate wandern damit in das Arsenal -der ärztlichen Heilmittel. Aus den oben genannten drei Elementen -sind nach <span class="gesperrt">Paracelsus</span> alle Mineralien, Pflanzen und Tiere zusammengesetzt. -Es ist im wesentlichen die alte, auf die aristotelischen -Elemente zurückzuführende Lehre der Alchemisten. Der -Sulfur war für <span class="gesperrt">Paracelsus</span> das Prinzip der Verbrennlichkeit, Mercurius -bedingte die Verflüchtigung, Sal endlich galt als der feuerbeständige -Anteil, der nach dem Verbrennen übrig bleibt.</p> - -<p>Seit dem Zeitalter der Jatrochemie entwickelt sich der Stand -der chemisch vorgebildeten Pharmazeuten, aus dem manches für -den weiteren Ausbau der Wissenschaft bedeutende Talent hervorgegangen -ist. Waren doch seit dem Verschwinden der schwarzen -Küche der Adepten bis gegen das Ende des 18. Jahrhunderts die -Apotheken vorzugsweise diejenigen Stätten, von denen die praktische -Beschäftigung mit der Chemie und die Fortbildung dieser -Wissenschaft ihren Ausgang nahmen.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p437" id="Page_p437">[Pg p437]</a></span></p> - -<p>Schon Kaiser <span class="gesperrt">Friedrich II.</span> erließ eine Verordnung, nach -der die Arznei genau nach Vorschrift des Arztes und zwar zu einem -bestimmten Preise herzustellen war. In Deutschland entstanden die -ersten eigentlichen Apotheken erst gegen die Mitte des 13. Jahrhunderts. -Die Einrichtung breitete sich indessen nur langsam aus, -denn die Gründung der ersten Apotheke in Berlin erfolgte erst -im Jahre 1488. Weit später folgten die nordischen Länder -(Schweden 1552)<a name="FNanchor_958" id="FNanchor_958" href="#Footnote_958" class="fnanchor">958</a>.</p> - -<p>Mit der Entwicklung der Chemie ist das Emporblühen der -Mineralogie stets eng verknüpft gewesen. Um 1500 begegnet uns -das erste, sogar deutsch geschriebene mineralogische Lehrbuch, das -nicht ein bloßer Abklatsch der aus dem Altertum überkommenen -Werke ist, sondern Selbständigkeit und Beobachtungsgabe verrät. -Es führt den Namen »Bergbüchlein«<a name="FNanchor_959" id="FNanchor_959" href="#Footnote_959" class="fnanchor">959</a> und wurde dem lange Zeit -als Verfasser zahlreicher chemischer Schriften geltenden <span class="gesperrt">Basilius -Valentinus</span> zugeschrieben. Wir haben es indessen bei diesem -nicht mit einer historischen, sondern mit einer erst später (um -1600) erdichteten Persönlichkeit zu tun.</p> - -<p>Auch <span class="gesperrt">Paracelsus</span> schrieb über die Mineralien. Als der eigentliche -Vater der neueren Mineralogie ist jedoch <span class="gesperrt">Georg Bauer</span> zu -betrachten. Er wurde 1494 in Zwickau geboren, wo er auch einige -Jahre als Rektor einer Schule vorstand, und nannte sich, nach -der damaligen Gelehrtenmode seinen Namen latinisierend, <span class="gesperrt">Agricola</span>. -Später studierte er in Leipzig und Italien Heilkunde und -wirkte von 1527 an zuerst in Joachimstal, später in Chemnitz als -Arzt. Er starb im Jahre 1555.</p> - -<p>Das Interesse für den Bergbau und das Hüttenwesen seiner -Heimat bewogen <span class="gesperrt">Agricola</span>, die Zeit, welche der Beruf ihm übrig -ließ, auf die Beobachtung jener Zweige der Gewerbtätigkeit zu -verwenden und alles, was er vorfand, mit den mineralogischen<span class="pagenum"><a name="Page_p438" id="Page_p438">[Pg p438]</a></span> -Kenntnissen der Alten, deren Schriften ihm bekannt waren, zu -vergleichen. <span class="gesperrt">Agricolas</span> Aufmerksamkeit wurde auch dadurch auf -die Mineralogie gelenkt, daß in der alten Literatur metallische -Heilmittel erwähnt werden, deren man sich besonders bei äußeren -Krankheiten bediente. Er sammelte daher alle mineralogischen -Kenntnisse der Alten in der Hoffnung, damit seinen, im gewerblichen -Leben stehenden Zeitgenossen nützen zu können. Zu seinem -Erstaunen ward er aber gewahr, daß ohne jedes Zutun der zunftmäßigen -Wissenschaft in den deutschen Gebirgsländern eine Kenntnis -der Metalle, Mineralien und Gesteine, sowie der metallurgischen -Prozesse entstanden war, die eine neue, den Alten fast -unbekannte Welt bedeutete. Es galt nur, die Erfahrungen, Entdeckungen -und Erfindungen, die man im Verlauf des Mittelalters -gemacht hatte, in der Sprache der Gelehrten darzustellen, um so -eine neue Wissenschaft den früheren anzureihen. »Dies getan zu -haben und zwar mit eigener Einsicht und dem unabhängigen Eifer, -der allein wissenschaftliche Erfolge zu sichern vermag, ist <span class="gesperrt">Agricolas</span> -Verdienst. Er hatte das Glück, nicht Anfänge oder zweifelhafte -Versuche, sondern erprobte und zusammenhängende Kenntnisse, -beinahe Systeme der Mineralogie und der Metallurgie darbieten -zu können, die eine Grundlage der späteren Studien geworden -sind<a name="FNanchor_960" id="FNanchor_960" href="#Footnote_960" class="fnanchor">960</a>.«</p> - -<p>Als überzeugter Anhänger der Alchemie kann <span class="gesperrt">Agricola</span> -nicht betrachtet werden. Jedenfalls sprach er sich offen gegen -ihre Grundlehre aus, daß die Metalle aus Sulfur und Mercurius -beständen. Auch äußerte er sich über die Möglichkeit -der Metallverwandlung sehr zurückhaltend. Die Ergebnisse seiner -Bemühungen legte <span class="gesperrt">Agricola</span> in mehreren Schriften nieder, die, -wie <span class="gesperrt">Werner</span>, der Lehrer <span class="gesperrt">Alexanders von Humboldt</span> und <span class="gesperrt">Leopolds -von Buch</span> dankbar anerkannte, das Fundament der Mineralogie -bis zur neuesten, insbesondere durch die drei genannten -Forscher begründeten Epoche dieser Wissenschaft gewesen sind. -Das bedeutendste unter den Werken <span class="gesperrt">Agricolas</span> ist das erst im -Jahre 1556 vier Monate nach dem Tode des Verfassers erschienene -Bergwerksbuch<a name="FNanchor_961" id="FNanchor_961" href="#Footnote_961" class="fnanchor">961</a>. Es bietet ein vollständiges Bild des damaligen<span class="pagenum"><a name="Page_p439" id="Page_p439">[Pg p439]</a></span> -Berg- und Hüttenwesens, sowie der Probierkunde und enthält zahlreiche -treffliche Holzschnitte, die nicht nur die hüttenmännischen -Prozesse, sondern auch geologische Einzelheiten, wie Erzgänge, -Durchsetzungen, Verwerfungen usw. darstellen.</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig63" id="fig63" href="images/abb63.jpg"><img width="180" height="300" src="images/abb63_t.jpg" alt="[Abb. 63]" /></a> -<div class="caption">Abb. 63. Hüttenwerk nach Agricola.</div> -</div> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p440" id="Page_p440">[Pg p440]</a></span></p> - -<p>Die Verwendung des Kompasses zu bergmännischen Zwecken -wird in dem Buche zum ersten Male geschildert. <span class="gesperrt">Agricola</span> bringt -auch eine Abbildung des bergmännischen Kompasses. Das Verfahren, -mit seiner Hilfe Gruben anzulegen nennt er Marktscheidern. -Etwas später begegnet uns die erste ausführliche Anleitung zu -dieser Kunst<a name="FNanchor_962" id="FNanchor_962" href="#Footnote_962" class="fnanchor">962</a>.</p> - -<p>Die maschinellen Einrichtungen, die <span class="gesperrt">Agricola</span> beschreibt, -unterscheiden sich nur wenig von den aus dem Altertum bekannten. -Doch tritt schon deutlich das Bemühen hervor, an die Stelle der -Menschenkraft diejenige der Tiere oder der unorganischen Natur -zu setzen. Die Pumpen z. B. werden durch Wasserkraft betrieben, -ebenso größere Hämmer, wie die aus <span class="gesperrt">Agricolas</span> Werk herrührende -<a href="#fig63">Abb. 63</a> erkennen läßt. Die Ventilationsapparate werden durch -den Wind in Bewegung gesetzt usw. Man faßte also im Mittelalter -die großen Aufgaben, welche der Technik harrten, schon ins -Auge, wenn auch die Lösungen, zu denen man gelangte, noch recht -unvollkommen waren<a name="FNanchor_963" id="FNanchor_963" href="#Footnote_963" class="fnanchor">963</a>.</p> - -<p>Von den neueren metallurgischen Verfahrungsweisen erwähnt -<span class="gesperrt">Agricola</span> auch den Amalgamationsprozeß, der für die Ausbeutung -der neuentdeckten, an Gold und Silber reichen Länder Amerikas -später eine solch große Bedeutung gewinnen sollte. Zwar war -man schon im Altertum mit dem Verhalten des Quecksilbers gegen -Gold und Silber bekannt. Die Verwendung des erstgenannten -Metalles zur Gewinnung der Edelmetalle aus dem Muttergestein -blieb jedoch der Neuzeit vorbehalten. Erfunden ist das Amalgamationsverfahren -in Deutschland<a name="FNanchor_964" id="FNanchor_964" href="#Footnote_964" class="fnanchor">964</a>. In großem Maßstabe wurde -es aber zuerst in Mexiko<a name="FNanchor_965" id="FNanchor_965" href="#Footnote_965" class="fnanchor">965</a> und in Peru<a name="FNanchor_966" id="FNanchor_966" href="#Footnote_966" class="fnanchor">966</a> angewandt. <span class="gesperrt">D'Acosta</span> -beschrieb es in seiner Natur- und Sittengeschichte Indiens<a name="FNanchor_967" id="FNanchor_967" href="#Footnote_967" class="fnanchor">967</a>, die -uns auch über die ersten Entdeckungen auf botanischem und zoologischem -Gebiete Auskunft gibt. Das Silbererz wurde der Einwirkung -von Kochsalz und Quecksilber ausgesetzt und das ge<span class="pagenum"><a name="Page_p441" id="Page_p441">[Pg p441]</a></span>wonnene -Amalgam durch Erhitzen zerlegt. <span class="gesperrt">Agricola</span> bringt auch -Mitteilungen über das Erdöl<a name="FNanchor_968" id="FNanchor_968" href="#Footnote_968" class="fnanchor">968</a>.</p> - -<p>Zu der Zeit, als <span class="gesperrt">Agricola</span> schrieb, glaubte man noch allgemein, -die Welt sei noch heute im wesentlichen in dem Zustande, in dem -Gott sie erschaffen habe. War es doch kein geringes Wagnis, dem -in der Bibel enthaltenen Schöpfungsbericht zu widersprechen, an -dem selbst die Gebildeten damals blindlings festhielten<a name="FNanchor_969" id="FNanchor_969" href="#Footnote_969" class="fnanchor">969</a>. Dem -gegenüber vertrat <span class="gesperrt">Agricola</span> die Anschauung, daß die Gesteine und -die Mineralien den Naturkräften ihren Ursprung verdanken. Durch -welche Kräfte er sich die Berge entstanden denkt, schildert er -mit folgenden Worten<a name="FNanchor_970" id="FNanchor_970" href="#Footnote_970" class="fnanchor">970</a>: »Da wir sehen, daß die Gänge durch -das Gestein der Gebirge gehen, so muß ich zunächst die Entstehung -der letzteren und darauf den Ursprung der Gänge auseinandersetzen. -Die Hügel und die Berge werden durch zwei Ursachen -hervorgebracht, nämlich durch den Andrang der Gewässer und -durch die Kraft der Winde. Zerstört und aufgelöst werden die -Hügel und die Berge durch drei Ursachen, denn zu den beiden -soeben genannten kommt noch die innere Glut der Erde hinzu.</p> - -<p>Daß die Gewässer die meisten Berge erzeugen, liegt klar vor -Augen. Sie spülen zunächst die weiche Erde fort. Dann reißen -sie die härtere Erde weg und endlich wälzen sie die Steine herab. -Indem sie auf diese Weise Höhlungen hervorrufen, bewirken sie -in vielen Menschenaltern, daß das stehenbleibende Land bedeutend -hervorragt. Von dem steilen Abhang solcher Hervorragungen -werden dann durch häufige Regengüsse erdige Massen so lange -abgelöst, bis sich ein steiler Abhang in einen geneigten verwandelt.« -<span class="gesperrt">Agricola</span> schildert somit schon ganz zutreffend den talbildenden -Vorgang, den man als Erosion bezeichnet, sowie die Abtragung -der Gebirge. Hätte er schon eine Vorstellung von der gebirgs<span class="pagenum"><a name="Page_p442" id="Page_p442">[Pg p442]</a></span>bildenden -Tätigkeit des Vulkanismus gehabt, so würden seine Anschauungen -sich den heutigen noch mehr genähert haben. Er -fährt dann fort: »Auch die Vertiefungen, die jetzt die Meere -aufnehmen, waren einst nicht sämtlich vorhanden. An vielen -Stellen war Land, bevor die Kraft der Winde das in der Brandung -aufbrausende Meer in das Land hineintrieb. In gleicher Weise -zerstört auch der Andrang der Gewässer die Hügel und die Berge -vollständig. Obgleich all diese Veränderungen in großem Maße -stattfinden, bemerkt man sie gewöhnlich nicht, da sie infolge der -langen Zeiträume, die sie beanspruchen, aus dem Gedächtnis der -Menschen schwinden.«</p> - -<p>Diese Worte erinnern an diejenigen des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> (S. <a href="#Page_p124">124</a>), -den <span class="gesperrt">Agricola</span> an vielen Stellen seiner Schriften zitiert.</p> - -<p>Auch <span class="gesperrt">Avicenna</span> (S. <a href="#Page_p312">312</a>) hat eine Theorie der Entstehung -der Gebirge gegeben, die mit derjenigen <span class="gesperrt">Agricolas</span> fast übereinstimmt, -weil beide direkt oder durch Vermittlung auf dieselben -alten Schriftsteller zurückgingen. Über die Ansichten <span class="gesperrt">Avicennas</span> -berichtet <span class="gesperrt">Lyell</span><a name="FNanchor_971" id="FNanchor_971" href="#Footnote_971" class="fnanchor">971</a>.</p> - -<p>Danach erwähnt <span class="gesperrt">Avicenna</span> als Ursache der Gebirgsbildung -die Erdbeben, durch die »Land erhoben wird und einen Berg -bildet«. Eine weitere Ursache ist nach ihm wie nach <span class="gesperrt">Agricola</span> -»die Aushöhlung durch Wasser, wodurch Hohlräume entstehen -und bewirkt wird, daß das angrenzende Land hervorragt und ein -Gebirge bildet«.</p> - -<p>Die zur Zeit des Wiederauflebens der Wissenschaften unter -dem Einfluß der antiken Schriftsteller entstandenen geologischen -Elemente fanden ihre Fortsetzung besonders durch <span class="gesperrt">Steno</span>, von -dem an einer späteren Stelle die Rede sein wird.</p> - -<p>Ein Jahrzehnt vor dem Erscheinen des Bergwerksbuches veröffentlichte -<span class="gesperrt">Agricola</span> sein grundlegendes Buch über die Mineralien<a name="FNanchor_972" id="FNanchor_972" href="#Footnote_972" class="fnanchor">972</a>. -In diesem Werk begründete er das erste, auf den äußerlichen -Kennzeichen beruhende Verfahren zum Bestimmen der -Mineralien. Trotz aller Unvollkommenheiten verdient es doch Beachtung, -weil die späteren Versuche von dem System <span class="gesperrt">Agricolas</span> -ausgingen. <span class="gesperrt">Agricola</span> berücksichtigt Farbe, Glanz, Durchsichtigkeit, -Geschmack, Geruch und die Wirkung auf den Tastsinn -(Fettigkeit, Glätte, Rauhigkeit usw.). Ferner kommen für ihn -als Mittel zur genauen Beschreibung der Mineralien die Zähig<span class="pagenum"><a name="Page_p443" id="Page_p443">[Pg p443]</a></span>keit, -Biegsamkeit, Schwere und Spaltbarkeit in Betracht. Seine -Angaben über die Gestalt der Mineralien sind noch sehr unbestimmt. -Er unterscheidet tafelförmige, eckige (drei- bis sechseckige -und vieleckige) und gewissen Gegenständen ähnliche Mineralien -(pfeilförmig, sternförmig, linsenförmig usw.). Die Brauchbarkeit -dieser Übersicht wurde für spätere Mineralogen dadurch -erhöht, daß jedes der erwähnten Kennzeichen nicht nur angegeben, -sondern durch typische Mineralien erläutert und auf diese Weise -gute Vergleichspunkte geschaffen wurden.</p> - -<p>Schon während des Altertums hatte man die Versteinerungen -von den Mineralien unterschieden und erstere ganz richtig als die -Überreste organischer Wesen gedeutet. Im Mittelalter dagegen -war man auf Grund der aristotelischen Lehre von der elternlosen -Zeugung niederer Tiere zu der sonderbaren Vorstellung gelangt, -daß die Versteinerungen einem im Erdinnern wirkenden Bildungstrieb, -einer <span lang="la" xml:lang="la">vis plastica</span> oder <span lang="la" xml:lang="la">formativa</span>, ihren Ursprung verdankten<a name="FNanchor_973" id="FNanchor_973" href="#Footnote_973" class="fnanchor">973</a>. -Es dauerte Jahrhunderte, bis die im 15. Jahrhundert wieder auflebende -Wissenschaft sich von dieser Lehre frei zu machen wußte. -Ihren letzten Ausläufern begegnen wir sogar noch um die Mitte -des 18. Jahrhunderts. Nach <span class="gesperrt">Agricolas</span> Auffassung waren also -die Versteinerungen Überreste von Organismen. Insbesondere macht -<span class="gesperrt">Agricola</span> diesen Ursprung für fossiles Holz, Blattabdrücke, Knochen -und die bekannten Fischabdrücke des Mannsfelder Kupferschiefers -geltend. Dagegen hält er die in den Gesteinen eingeschlossenen -Muscheln, Ammonshörner und Belemniten für »verhärtete -Wassergemenge.«</p> - -<p>Auch in Frankreich und in Italien, wo es geringere Schwierigkeiten -bot, die Ähnlichkeit fossiler Konchylien mit noch jetzt in -den benachbarten Meeren lebenden Arten zu erkennen, neigten -aufgeklärte Zeitgenossen <span class="gesperrt">Agricolas</span> der richtigen Annahme zu, -daß die Versteinerungen organischen Ursprungs seien. Erst als die -Geologie ihr Hauptziel in der Deutung des mosaischen Schöpfungsberichtes -erblickte und die Versteinerungen für die wichtigsten -Zeugen der Sintflut ausgab, fand diese Lehre allgemeinen Anklang. -Die heute geltende Ansicht findet sich wohl zuerst bei <span class="gesperrt">Lionardo -da Vinci</span> und vor allem bei dem in Verona lebenden Arzt <span class="gesperrt">Fracastoro</span><span class="pagenum"><a name="Page_p444" id="Page_p444">[Pg p444]</a></span> -(1483–1553) ganz klar ausgesprochen. Als man in -Verona, bei der Errichtung von Bauten, Muscheln aus dem Erdinnern -zutage förderte, erklärte <span class="gesperrt">Fracastoro</span>, daß es sich hier weder -um die Schöpfungen einer vis plastica noch um Zeugen der Sintflut -handeln könne. Etwaige Beweisstücke einer allgemeinen Überflutung -müßten nämlich, wie er ausführt, die Oberfläche der Erde -bedecken, während die gefundenen Dokumente tief im Boden gefunden -seien. Als einzige Annahme bleibe übrig, daß die Versteinerungen -von Geschöpfen herrühren, die an der Stelle, wo -sie sich befinden, früher gelebt haben und so erkennen lassen, daß -das Meer einst dort wogte, wo jetzt festes Land ist.</p> - -<p>Um die Mitte des 16. Jahrhunderts begegnen uns auch die -ersten, mit Abbildungen versehenen Werke über Versteinerungen, -unter denen dasjenige <span class="gesperrt">Gesners</span>, des deutschen <span class="gesperrt">Plinius</span>, hervorzuheben -ist<a name="FNanchor_974" id="FNanchor_974" href="#Footnote_974" class="fnanchor">974</a>. Allerdings gelangte auch er hinsichtlich der Versteinerungen -zu keiner klaren Ansicht. Er vergleicht sie zwar mit -Pflanzen und Tieren, ohne sie indessen bestimmt als Überreste -organischer Wesen anzusprechen<a name="FNanchor_975" id="FNanchor_975" href="#Footnote_975" class="fnanchor">975</a>.</p> - -<p>Den Standpunkt <span class="gesperrt">Fracastoros</span> vertrat unter den Schriftstellern, -die im 16. Jahrhundert über Gegenstände der Geologie -schrieben, vor allem der Franzose <span class="gesperrt">Bernhard Palissy</span>. In einem, -klares Denken und vorurteilsfreie Beobachtung bezeugenden Werke -weist er darauf hin<a name="FNanchor_976" id="FNanchor_976" href="#Footnote_976" class="fnanchor">976</a>, daß manche Versteinerungen den noch jetzt -lebenden Tieren und Pflanzen gleichen und offenbar an Orten -entstanden sind, die früher vom Meere oder von süßem Wasser -bedeckt waren<a name="FNanchor_977" id="FNanchor_977" href="#Footnote_977" class="fnanchor">977</a>.</p> - -<p>Die häufig anzutreffende Annahme, daß <span class="gesperrt">Lionardo da Vinci</span>, -<span class="gesperrt">Fracastoro</span> und <span class="gesperrt">Palissy</span> lediglich durch eigenes, vorurteilsfreies -Denken zu richtigen Vorstellungen über die Versteinerungen -und den Wechsel von Meer und Land gekommen seien, ist nicht -zutreffend. Auch diese Männer empfingen die Anregung zu ihren -Spekulationen ganz offenbar aus den Schriften der Alten, besonders -aus den Büchern des <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, welche der Neuzeit -die Vorstellungen übermittelten, zu denen die griechischen Forscher,<span class="pagenum"><a name="Page_p445" id="Page_p445">[Pg p445]</a></span> -besonders <span class="gesperrt">Demokrit</span>, in geologischen Dingen gelangt waren. -<span class="gesperrt">Palissy</span> bedient sich in seinem »Discours admirable« betitelten -Buche der Form des Dialogs. Seine eigenen Ansichten legt er der -»Praxis«, die gegnerischen der »Theorie« in den Mund. Auf einen -Einwurf der »Theorie« antwortet <span class="gesperrt">Palissy</span>: »Wie wäre es möglich, -daß Holz sich in Stein verwandelt, wenn es sich nicht längere Zeit -in mineralhaltigen Gewässern befunden hätte. Wären letztere nicht -ebenso flüssig und fein wie die gewöhnlichen, so hätten sie nicht -in das Holz eindringen und es in allen seinen Teilen durchtränken -können, ohne ihm irgendwie seine ursprüngliche Form zu nehmen. -Wie das Holz, so wurden auch die Muscheln in Stein verwandelt, -ohne ihre Form zu verlieren«.</p> - -<p><span class="gesperrt">Palissy</span> war ein einfacher Töpfer. Er hatte indessen bei dem -gelehrten <span class="gesperrt">Cardanus</span> gelesen, daß die Schalen der Muscheln an -vielen Orten dadurch versteinert seien, daß die Substanz sich -änderte, während die Form erhalten blieb<a name="FNanchor_978" id="FNanchor_978" href="#Footnote_978" class="fnanchor">978</a>. Wie es kommt, daß -die versteinerten Organismen sich nicht nur an der Oberfläche der -Erde finden, sondern das ganze Gebirge durchsetzen, schildert -<span class="gesperrt">Palissy</span> zutreffend mit folgenden Worten: »Die versteinerten Organismen -wurden an demselben Orte erzeugt, an dem wir sie finden -und zwar zu einer Zeit, während sich an der Stelle der Felsen nur -Schlamm und Wasser vorfand. Letzterer ist seitdem mit den -Organismen versteinert. Und zwar versteinerten die Erde und der -Schlamm durch dieselbe Kraft, die auch die Fossilien erzeugt -hat, nämlich durch die alles durchdringenden Minerallösungen.« -In einem Punkte urteilt <span class="gesperrt">Palissy</span> richtiger als <span class="gesperrt">Cardanus</span>. Letzterer -glaubte nämlich mit den meisten Gelehrten seiner Zeit, soweit -sie nicht die Versteinerungen für bloße Naturspiele oder -»Schöpfungsübungen Gottes« hielten, die versteinerten Organismen -seien Überbleibsel einer die gesamte Erde bis zu den Spitzen der -Berge bedeckenden Flut, also gewissermaßen Zeugen der Sintflut. -Gegen diese Ansicht wendet sich <span class="gesperrt">Palissy</span> mit dem Hinweis darauf, -daß sich die Fossilien nicht nur an der Oberfläche der Erde befänden, -sondern auch an den tiefsten Stellen, an die man durch -das Ausbrechen der Steine gelange. »Durch welches Tor«, fragt -er seine Gegner, »drang denn das Meer ein, um die Fossilien in -das Innere der dichtesten Felsen zu tragen?«</p> - - - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p446" id="Page_p446">[Pg p446]</a></span></p> - - - - -<h2>13. Die ersten Ansätze zur Neubegründung -der organischen Naturwissenschaften.</h2> - - -<p>Nicht nur für die anorganischen Naturwissenschaften, einschließlich -der Mineralogie und der Geologie, wurden im 16. Jahrhundert -Grundlagen geschaffen, auf denen sich mit Erfolg weiter -bauen ließ, sondern das Gleiche gilt auch von den übrigen Gebieten -der Naturbeschreibung, der Botanik, der Zoologie, sowie der Lehre -vom Bau und von den Verrichtungen des menschlichen Körpers. -Diese Gebiete wurden zunächst durch das Bekanntwerden der auf -sie bezüglichen Schriften der Alten zu neuem Leben erweckt. Dann -trat aber für sie noch ein zweiter günstiger Umstand hinzu. Infolge -der Entdeckungsreisen und durch die daran sich anknüpfenden -neuen Handelsverbindungen wurde nämlich die europäische Menschheit -mit einer solchen Fülle neuer Naturerzeugnisse bekannt, wie -es nie zuvor in gleichem Maße geschehen war.</p> - - -<h3>Naturbeschreibung und Entdeckungsreisen.</h3> - -<p>Die Geschichte der Entdeckungsreisen gilt schon in der üblichen, -mehr das Persönliche und Zufällige schildernden Darstellung -als eine der fesselndsten Episoden der Weltgeschichte. Sie -gewinnt aber außerordentlich an allgemeinem Interesse, wenn wir -sie in ursächliche Beziehung zu dem Gange der wissenschaftlichen -Entwicklung setzen. Letztere ist es, welche die Entdeckungsreisen -bedingt hat, um andererseits durch sie auch wieder den gewaltigsten -Impuls zu empfangen.</p> - -<p>Wir haben schon an anderer Stelle erfahren, daß die Schiffahrt -gegen den Ausgang des Mittelalters durch die Einführung -des Kompasses, sowie die Entwicklung der Astronomie und der -auf astronomischen Prinzipien beruhenden nautischen Instrumente -viel von ihren Gefahren und Zufälligkeiten verloren hatte. Infolgedessen -vermochte die Nautik sich auch weitere Ziele zu stecken. -Da der Verkehr zu Lande mit den südlichen und östlichen Teilen<span class="pagenum"><a name="Page_p447" id="Page_p447">[Pg p447]</a></span> -Asiens, die ja schon im Altertum in den Gesichtskreis der Europäer -getreten waren und für Europa gegen den Ausgang des Mittelalters -immer mehr an Bedeutung gewannen, in hohem Grade -mühsam, kostspielig und gefährlich war, so regte sich in weiterschauenden -Männern der Gedanke, ob jene asiatischen Länder -nicht durch eine Fahrt nach Westen oder durch eine Umschiffung -Afrikas zu erreichen seien. Dieser Gedanke fand den günstigsten -Boden in Portugal und Spanien, die durch ihre Lage mehr als -Italien auf das offene Meer hinausgewiesen waren und durch das -Übergewicht, das Venedig im Mittelmeere ausübte, auf neue Wege -für ihren Handel hingedrängt wurden.</p> - -<p>In Portugal wurde dieses Streben besonders durch <span class="gesperrt">Heinrich</span> -»<span class="gesperrt">den Seefahrer</span>«<a name="FNanchor_979" id="FNanchor_979" href="#Footnote_979" class="fnanchor">979</a> unterstützt. Um diesen scharten sich gelehrte -und kühne Männer, unter anderen der Geograph und Astronom -<span class="gesperrt">Martin Behaim</span><a name="FNanchor_980" id="FNanchor_980" href="#Footnote_980" class="fnanchor">980</a> aus Nürnberg. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts -begann das Vordringen entlang der Westküste Afrikas. -Das Auftauchen bewaldeter Vorgebirge zerstörte zunächst das -mittelalterliche Vorurteil, daß in der Nähe des Äquators alles -Leben von der Glut der Sonne versengt sei. Ferner bemerkte -man, daß die Küste Afrikas immer weiter nach Osten zurückweicht, -wodurch die Hoffnung, einen östlichen Seeweg nach Indien -zu entdecken, neue Nahrung empfing. Durch <span class="gesperrt">Bartholomeo Diaz</span>, -der 1486 die Südspitze des dunklen Erdteils erreichte, und durch -<span class="gesperrt">Vasco da Gama</span>, der 1498 nach der Umschiffung Afrikas in Ostindien -landete, wurde diese Hoffnung endlich verwirklicht. Rasch -breiteten sich die Herrschaft und der Handel der Portugiesen über -das südliche Asien und die im Südosten dieses Kontinentes gelegenen -Inseln aus.</p> - -<p>Mit welcher Fülle von neuen Naturerzeugnissen die europäische -Menschheit dadurch bekannt wurde, kann hier nur angedeutet -werden. An den Küsten und auf den Inseln Ostafrikas -fielen besonders die gewaltigen Dracaenen und der riesige Brotfruchtbaum -(<span lang="la" xml:lang="la">Adansonia digitata</span>) auf. In Ceylon gelangte man in -den Besitz der Zimtwälder. Man wurde mit der wunderbaren -maledivischen Nuß, mit dem Gewürznelkenbaum und denjenigen -Pflanzen bekannt, welche die Muskatnüsse, den Kampfer, Benzoe, -Indigo, Strychnin usw. liefern. In nicht geringerem Maße wurde -die Wissenschaft durch die Entdeckung zahlreicher neuer Tier<span class="pagenum"><a name="Page_p448" id="Page_p448">[Pg p448]</a></span>formen -bereichert. Und der gelehrte <span class="gesperrt">Clusius</span> (geb. zu Arras 1526) -unternahm es, das Wichtigste über die neuen fremdländischen -Naturerzeugnisse zusammenzustellen<a name="FNanchor_981" id="FNanchor_981" href="#Footnote_981" class="fnanchor">981</a>. Bei <span class="gesperrt">Clusius</span> begegnen uns -zum ersten Male, in Abbildungen und Beschreibungen, der fliegende -Hund, der Molukkenkrebs, die gewaltigen, plumpen, zur Ordnung -der Waltiere gehörenden Sirenen, der heute ausgestorbene Dodo, -jener unbeholfene Vogel, den <span class="gesperrt">Vasco da Gama</span> auf den Mascarenen -in so großer Menge antraf. Auch die Bewohner Amerikas, -seine Faultiere, Gürteltiere und Kolibris und endlich die so abenteuerlich -gestalteten Fische, die das Meer der Tropen beleben, -schildert <span class="gesperrt">Clusius</span>.</p> - -<p>Den Portugiesen wurde der indische Handel durch die Niederländer -entrissen, deren Seegeltung so machtvoll emporwuchs, nachdem -sie das spanische Joch abgeschüttelt hatten. Die wissenschaftliche -Erforschung der neuentdeckten Länder nahm unter diesem -Volke, das auch daheim den regsten wissenschaftlichen Sinn bekundete, -einen bedeutenden Aufschwung. War doch auch <span class="gesperrt">Clusius</span> -ein Niederländer.</p> - -<p>Der Gedanke, durch eine Seefahrt nach Westen die Küsten -Ost- und Südasiens zu erreichen, tauchte im Renaissancezeitalter -zuerst in dem Florentiner Astronomen <span class="gesperrt">Toscanelli</span> (1397–1482) -auf. Dieser Mann, der auch durch seine Einwirkung auf <span class="gesperrt">Nicolaus -von Cusa</span> zum Wiederaufleben der Astronomie in Deutschland -beigetragen hatte, wußte den großen Genuesen, dem Europa -die Entdeckung der westlichen Hemisphäre verdankt, für seinen -Gedanken zu erwärmen. Dennoch sollten zehn Jahre nach dem -Tode <span class="gesperrt">Toscanellis</span> verfließen, bis <span class="gesperrt">Columbus</span> nach Überwindung -zahlloser Schwierigkeiten in Westindien landete. Schon auf der -ersten Reise wurde man mit dem Tabak, der Yamswurzel und -dem Mais bekannt. Bald folgte die Entdeckung der Ananas, von -Agave Americana, Theobroma Cacao, der Batate, der Sonnenblume, -von Manihot und zahlreichen anderen, wichtigen und -charakteristischen amerikanischen Pflanzen.</p> - -<p>Nachdem <span class="gesperrt">Cabot</span> (1497) das nordamerikanische Festland, -<span class="gesperrt">Cabral</span> (1500) Brasilien entdeckt hatten, und <span class="gesperrt">Cortez</span> und <span class="gesperrt">Pizzaro</span> -erobernd in das Innere des neuen Kontinentes eingedrungen waren, -begann eine sorgfältige naturgeschichtliche Erforschung der entdeckten -Länder. Vor allem waren es gelehrte Kleriker, die sich -dieser Aufgabe mit Eifer und Erfolg widmeten. So schrieb der<span class="pagenum"><a name="Page_p449" id="Page_p449">[Pg p449]</a></span> -Jesuit <span class="gesperrt">d'Acosta</span> eine »Natur- und Sittengeschichte der Indier«, -in der auch die gewaltigen fossilen Knochen Südamerikas Erwähnung -finden. <span class="gesperrt">d'Acosta</span> hielt sie für Überreste von Riesen -und erörtert ganz ernsthaft die Frage, wie die Tiere Amerikas -nach ihrem heutigen Wohnsitz gelangten, da sie doch in der Arche -Noahs eingeschlossen gewesen seien.</p> - -<p>Mit noch größerem Eifer als den Pflanzen und den Tieren -wandte man sich den Bodenschätzen der neu entdeckten Länder -zu. In Mexiko und Peru wurde der Bergbau bald mit so großem -Erfolge betrieben, daß die Einfuhr des dort gewonnenen Edelmetalls -in Europa umgestaltend auf die wirtschaftlichen Verhältnisse -dieses Erdteils wirkte. Auf die Erschließung des neuen -Kontinentes folgte ein Austausch seiner Erzeugnisse mit denjenigen -der alten Welt. So wird der Tabak schon 1559 in -Portugal gebaut<a name="FNanchor_982" id="FNanchor_982" href="#Footnote_982" class="fnanchor">982</a>, um in Europa zunächst als Mittel gegen -Geschwüre Verwendung zu finden. Zu den ersten, die ihn -rauchten, gehörte der große Naturforscher <span class="gesperrt">Gesner</span>. Die neue -Welt empfing dagegen u. a. den Kaffeebaum, das Zuckerrohr und -die Obstarten.</p> - -<p>Hand in Hand mit der unendlichen Bereicherung, welche die -Wissenschaft durch die Entdeckungsreisen erfuhr, ging ein Aufschwung -der gesamten Kultur und eine Erweiterung des gesamten -Gesichtskreises, wie ihn kein früheres oder späteres Zeitalter erfahren. -Der Handel hörte auf, das Privilegium einiger mächtigen -süd- und mitteleuropäischen Städte zu sein und wurde Welthandel. -Die Mittelmeerländer waren nicht fürder eine Welt für sich, sondern -die ganze Erde wurde zu einer Domäne der weißen Rasse. -Und innerhalb dieser Rasse erlangte endlich immer mehr das -germanische Element das Übergewicht. Waren doch die Völker -germanischen Stammes den Romanen an Tatkraft überlegen, an -Intelligenz mindestens gleichwertig, und endlich durch ihre Wohnsitze -am offenen Weltmeer auf die Fortentwicklung des durch die -Entdecker und Konquistadoren eröffneten Welthandels ganz besonders -hingewiesen. Alles Momente, welche in Verbindung mit -der im nördlichen Europa entstehenden Glaubens- und Gewissensfreiheit, -die Verpflanzung der in Italien wiedergeborenen Wissenschaft -nach Mittel- und Nordwesteuropa ganz besonders begünstigten.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p450" id="Page_p450">[Pg p450]</a></span></p> - - -<h3>Die Erneuerung der Botanik.</h3> - -<p>Wir wenden uns nach diesen allgemeineren Ausführungen den -organischen Naturwissenschaften im einzelnen zu. Daß man im -Zeitalter der Renaissance und der Entdeckungsreisen die Augen -öffnen lernte und die Fesseln des Autoritätsglaubens und der -Büchergelehrsamkeit abstreifte, ist für die weitere Entwicklung -der beschreibenden Naturwissenschaften von großem Einfluß gewesen. -Waren diese Wissenszweige früher nur nebenbei und meist -zu Heilzwecken gepflegt worden, so bot sich jetzt eine solche Fülle -von neuem Material, daß die Tätigkeit derjenigen, die sich der -Naturbeschreibung widmeten, dadurch vollauf in Anspruch genommen -wurde. Damit trat die Beziehung dieser Fächer zur Heilkunde, -ihrer eigenen Bedeutung gegenüber, allmählich zurück.</p> - -<p>Besonders für die Botanik trat im 16. Jahrhundert der Zeitpunkt -ein, in dem dieser Wissenszweig sich über die Grenzen -der Heilmittellehre hinaus entwickelte, da man die Pflanzen ihrer -selbst wegen zu betrachten begann<a name="FNanchor_983" id="FNanchor_983" href="#Footnote_983" class="fnanchor">983</a>. Auch wurde mit dem lange -herrschenden Vorurteil gebrochen, als hätten die Alten schon die -ganze Fülle der Pflanzenwelt erschöpft. Der Trieb nach eigener -wissenschaftlicher Betätigung äußerte sich auf botanischem Gebiete -in diesem Zeitalter vor allem darin, daß eine Anzahl von Spezialfloren -mit Abbildungen, die sogenannten Kräuterbücher, entstanden. -In weiten Kreisen wurde diesen Erzeugnissen des emporblühenden -Buchgewerbes Interesse entgegengebracht. Infolgedessen -verwandten die Verleger die größte Sorgfalt auf die Ausstattung -der Kräuterbücher mit musterhaften Abbildungen. Und in dem -Maße, wie die Kunst des Holzschnittes auf diesem Gebiete Fortschritte -machte, nahm auch die Fähigkeit des Beschreibens mit -zutreffenden Worten einen Aufschwung. Infolge der wachsenden -Pflanzenkenntnis und der Verschärfung der Beobachtung wurde -aber auch die natürliche Verwandtschaft immer mehr durchgefühlt, -so daß man häufig zur Vereinigung verwandter Arten zu Gattungen, -ja selbst ähnlicher Gattungen zu familienähnlichen Gruppen gelangte. -Einen Ansatz zu dieser Art von Systematik hatte zwar -schon das Altertum zu verzeichnen, indem z. B. <span class="gesperrt">Theophrast</span> verschiedene -Arten von Eichen, Fichten usw. zusammenfaßte. Da -jedoch die allgemeine Botanik, abgesehen von dem vereinzelt gebliebenen -Bemühen des <span class="gesperrt">Albertus Magnus</span>, keine Fortschritte<span class="pagenum"><a name="Page_p451" id="Page_p451">[Pg p451]</a></span> -gemacht hatte, so verfuhr man bei diesen ersten Schritten an der -Schwelle der Neuzeit mehr intuitiv, ohne imstande zu sein, die -gewonnenen Begriffe durch klare Definitionen festzuhalten.</p> - -<p>Der im vorstehenden kurz gekennzeichnete Fortschritt der -Botanik ist vor allem das Verdienst einiger deutschen Gelehrten, -die man wohl als die Väter der Pflanzenkunde bezeichnet hat. Sie -heißen <span class="gesperrt">Brunfels</span>, <span class="gesperrt">Bock</span> und <span class="gesperrt">Fuchs</span>. Mit demselben Rechte, mit -dem man <span class="gesperrt">Agricola</span> den Vater der neueren Mineralogie genannt -hat, kann man die Genannten als die Begründer der neueren -Botanik bezeichnen. Ihre Kräuterbücher wurden dadurch veranlaßt, -daß die kommentatorischen Bemühungen, die man auf -die botanischen Werke der Alten verwendet hatte, aus mehreren -Gründen gescheitert waren. Bei dem Glauben an die Unfehlbarkeit -der Alten war man nämlich an ihre botanischen Schriften in -der Meinung herangetreten, daß die darin abgehandelten Pflanzen -das gesamte Pflanzenreich darstellten. Des weiteren suchte man -die von den Alten beschriebenen Pflanzen, ohne von der geographischen -Verbreitung eine klare Vorstellung zu besitzen, in -Mitteleuropa, wo sie bei der bedeutenden Verschiedenheit der Floren -Griechenlands und Deutschlands nur zum kleinsten Teil gefunden -werden konnten. Erst als man die Unhaltbarkeit jener Voraussetzungen -einsah, verlegte man sich auf das genaue Beschreiben -derjenigen Gewächse, die man in der Heimat vorfand.</p> - -<p>An der Spitze der neueren Botaniker steht <span class="gesperrt">Otto Brunfels</span>. -<span class="gesperrt">Brunfels</span> wurde um 1490 in der Nähe von Mainz geboren und -empfing dort gelehrten Unterricht. Nachdem er einige Zeit ein -Schulamt bekleidet, erwarb er die Würde eines Doktors der -Medizin<a name="FNanchor_984" id="FNanchor_984" href="#Footnote_984" class="fnanchor">984</a>. Sein Hauptverdienst um die Botanik besteht darin, -mit Hilfe eines hervorragenden Künstlers die erste Sammlung -naturgetreuer, künstlerisch vollendeter Pflanzenabbildungen herausgegeben -zu haben. Das Werk erschien unter dem Titel »<span lang="la" xml:lang="la">Herbarum -vivae eicones</span>« im Jahre 1532. Es enthielt mehrere hundert Abbildungen -in so sicheren Umrissen, daß die dargestellten Pflanzen<span class="pagenum"><a name="Page_p452" id="Page_p452">[Pg p452]</a></span> -gar nicht verkannt werden konnten. Es handelte sich dabei in erster -Linie um die wildwachsenden, häufiger vorkommenden Pflanzen der -oberrheinischen Tiefebene.</p> - -<p>Der Text, den <span class="gesperrt">Brunfels</span> diesen Abbildungen beigegeben, ist -von geringerem Wert. Er lehnt sich noch in der Hauptsache an -die älteren Schriftsteller an und ist bestrebt, die heimatlichen -Pflanzen mit den von <span class="gesperrt">Dioskurides</span>, <span class="gesperrt">Plinius</span> und <span class="gesperrt">Galen</span> beschriebenen -zu identifizieren. <span class="gesperrt">Brunfels</span> gab seinem Kräuterbuche -folgende Einrichtung. Unter jede Abbildung setzte er zuerst einen -deutschen Namen. Hinzugefügt wurden dann die lateinischen und -die griechischen Benennungen, sowie Angaben aus <span class="gesperrt">Theophrast</span>, -<span class="gesperrt">Dioskurides</span>, <span class="gesperrt">Plinius</span> usw. Den Schluß bildeten Mitteilungen -über die Wirkungen der Pflanzen.</p> - -<p>Gewisse Versuche, die heimatlichen Pflanzen naturgetreu abzubilden, -wurden übrigens in Deutschland schon vor <span class="gesperrt">Brunfels</span> -im 15. Jahrhundert gemacht. Vorbildlich war nach dieser Richtung -vor allem die Kunst eines <span class="gesperrt">Albrecht Dürer</span> (1471–1528). -Die Pflanzendarstellungen, die sich auf seinen Gemälden, sowie -denjenigen mancher älteren deutschen Künstler finden, waren recht -naturgetreu. <span class="gesperrt">Dürer</span> liebte es, auf seinen Bildern als Beiwerk -Pflanzen und Tiere zu malen. Er folgte darin einem damals -herrschenden Brauche. Im ganzen hat <span class="gesperrt">Dürer</span> etwa 180 verschiedene -Pflanzen und Tiere dargestellt. Zumal im reiferen Alter -des Künstlers zeigen diese Bilder, wie z. B. Veilchen, Pfingstrosen, -Lilien usw., einen unübertrefflichen Grad von Naturwahrheit. -»<span class="gesperrt">Dürer</span> gebührt daher in der Geschichte der naturkundlichen -Illustration, die freilich erst geschrieben werden muß, ein dauernder -Ehrenplatz«<a name="FNanchor_985" id="FNanchor_985" href="#Footnote_985" class="fnanchor">985</a>.</p> - -<p>Kunst und Wissenschaft wetteiferten somit darin, die Naturkunde -wieder auf eigene Beobachtung zu gründen und sich von -den überkommenen Schriften der Alten, die bis zum 15. Jahrhundert -als einzige Quelle dem Studium zugrunde gelegt wurden, -frei zu machen. Daß trotzdem der neueren Wissenschaft nur nach -und nach die Flügel wuchsen, hat die verschiedensten Gründe.</p> - -<p>Ein Mitarbeiter des <span class="gesperrt">Brunfels</span> ist <span class="gesperrt">Hieronymus Bock</span><a name="FNanchor_986" id="FNanchor_986" href="#Footnote_986" class="fnanchor">986</a>. -<span class="gesperrt">Bock</span> wurde 1498 in der Nähe von Zweibrücken geboren, studierte<span class="pagenum"><a name="Page_p453" id="Page_p453">[Pg p453]</a></span> -alte Sprachen und wurde durch den Pfalzgrafen von Zweibrücken -mit der Aufsicht über dessen Garten betraut. Zu gleicher Zeit -bekleidete er die Stelle eines Lehrers. <span class="gesperrt">Bock</span> stellte botanische -Wanderungen in der Eifel, dem Hunsrück, den Vogesen, dem -Jura, den Schweizer Alpen an und beobachtete überall die dort -wachsenden Pflanzen mit der größten Sorgfalt. Sein Fehler, dem -jedoch sein Zeitgenosse <span class="gesperrt">Fuchs</span>, wie wir gleich hören werden, entgegentrat, -bestand darin, daß er den von ihm aufgefundenen -Pflanzen griechische und lateinische Namen der alten Botaniker -beilegte, mit welchen diese ganz andere, in Südeuropa heimische -Gewächse bezeichnet hatten.</p> - -<p><span class="gesperrt">Bock</span> wagt sogar den Versuch einer natürlichen Anordnung -und stellt zum Beispiel die Lippenblüter, die Kompositen und die -meisten Kreuzblüter zusammen. Das Werk, das ihn in der Geschichte -der Botanik unsterblich gemacht hat, führt den Titel -»New Kreutterbuch«<a name="FNanchor_987" id="FNanchor_987" href="#Footnote_987" class="fnanchor">987</a>. Es erschien zuerst im Jahre 1539, und -zwar ohne Abbildungen, während die späteren Auflagen mit solchen -versehen waren. Die Abbildungen <span class="gesperrt">Bocks</span> bleiben hinter denjenigen -des <span class="gesperrt">Brunfels</span> zurück, dafür hat es aber <span class="gesperrt">Bock</span> in der Kunst des -Beschreibens viel weiter gebracht als jener, so daß er sich den -Ruhm erwarb, er vermöge in seinen Beschreibungen die Natur -wirklich zu malen. Vor allem versteht es <span class="gesperrt">Bock</span>, den ganzen -Habitus der Pflanze vortrefflich zu beschreiben, während er auf -die Beschreibung der Blumen und Früchte geringere Sorgfalt verwendet. -Auch berücksichtigt er keine Pflanze, die er nicht selbst -gesehen, »soviel derselben im Teutschen Land ihm zu handen gestoßen«. -Auch das Vorkommen und die Zeit des Blühens der beschriebenen -Pflanzen findet man berücksichtigt. Ferner erklärt -sich <span class="gesperrt">Bock</span> entschieden gegen die alphabetische Anordnung, durch -welche ähnliche Pflanzen getrennt würden. Im ganzen hat <span class="gesperrt">Bock</span> -sechshundert Pflanzen beschrieben.</p> - -<p>Als Probe möge hier seine Beschreibung der Ackerwinde -(<span lang="la" xml:lang="la">Convolvulus arvensis</span>) und der Zaunwinde (<span lang="la" xml:lang="la">Convolvulus sepium</span>) -Platz finden. Sie lautet: »Zwei gemeine Windenkräuter wachsen -in unserem Land allenthalben mit weißen Schellen- oder Glockenblumen. -Das größte sucht seine Wohnung gern bei den Zäunen, -kriecht über sich, wickelt und windet sich. Das kleine Glockenkraut -(<span lang="la" xml:lang="la">C. arvensis</span>) ist dem großen in der Wurzel, den runden<span class="pagenum"><a name="Page_p454" id="Page_p454">[Pg p454]</a></span> -Stengeln, den Blättern und den Glocken gleich, in allen Dingen -aber dünner und kürzer. Etliche Glockenblumen an diesem Gewächs -werden ganz weiß, etliche schön leibfarben, mit braunroten -Strömlein gemalt. Diese wachsen in dürren Wiesen und Gärten. -Es schadet dadurch, daß es mit seinem Kriechen und Umwickeln -andere Gartenkräuter zu Boden drückt. Auch ist es schwer auszurotten«.</p> - -<p>Die Anordnung der Pflanzen in den Kräuterbüchern war meist -die alphabetische. Allmählich entwickelte sich aber auf Grund der -zahllosen Einzelbeobachtungen das Gefühl für die Zusammengehörigkeit -des Ähnlichen und damit die Voraussetzung zur Begründung -eines natürlichen Systems. So wurden bald die Nadelhölzer, -die Lippenblüter, die Korbblüter und andere Familien als -natürliche Gruppen herausgefühlt, ein großer Fortschritt gegen -die Einteilung in Bäume, Sträucher und Kräuter, der wir im -Altertum zumeist begegnen. Das medizinische Element nahm -jedoch in den Kräuterbüchern immer noch einen breiten Raum -ein, wie es auch bei der Anlage botanischer Gärten maßgebend -war. Naiv genug mutet uns noch manches in den Kräuterbüchern, -diesen Erstlingserzeugnissen der neueren botanischen -Wissenschaft an. So beginnt <span class="gesperrt">Bock</span> mit folgenden Worten: -»Nach Erkundigung aller Geschrift erfindet sichs klar, daß der -allmächtige Gott und Schöpfer der allererste Gärtner, Pflanzer -und Baumann aller Gewächse ist.« Sodann wird <span class="gesperrt">Adam</span> als der -zweite Botaniker gepriesen, weil er alle Pflanzen mit ihrem -rechten Namen belegt habe. Auf ihn folgen die Botaniker <span class="gesperrt">Kain</span>, -<span class="gesperrt">Noah</span> usw.</p> - -<p>Als dritter in der Reihe der Begründer der neueren Botanik -ist der Bayer <span class="gesperrt">Leonhard Fuchs</span> zu nennen. Er wurde 1501 -geboren, studierte wie seine Vorgänger Medizin und alte Sprachen -und gab im Jahre 1542 seine berühmte »<span lang="la" xml:lang="la">Historia stirpium</span>«, eine -Beschreibung vieler in Deutschland wild wachsender Pflanzen -heraus, zu denen noch etwa 100 Gartenpflanzen kamen. Das Werk -stellt sich denjenigen von <span class="gesperrt">Bock</span> und <span class="gesperrt">Brunfels</span> als ebenbürtig -an die Seite. <span class="gesperrt">Fuchs</span> war ein sehr gelehrter Mann. Seine eindringende -Gelehrsamkeit ließ ihn die Mängel, die den arabischen -Schriften über Medizin und Botanik und ihren lateinischen Nachahmungen -anhafteten, klar erkennen. Er drang deshalb darauf, -daß man in der Medizin auf die griechischen Urschriften, in der -Botanik aber auf die Natur selbst zurückgehen solle. Letzteres -erschien ihm als der einzige Ausweg, aus der Verwirrung heraus<span class="pagenum"><a name="Page_p455" id="Page_p455">[Pg p455]</a></span>zukommen, -welche durch die Übertragung der alten Pflanzennamen -auf die heimatlichen Gewächse entstanden war<a name="FNanchor_988" id="FNanchor_988" href="#Footnote_988" class="fnanchor">988</a>.</p> - -<p>Unter den Botanikern des 16. Jahrhunderts ist auch der -Niederländer <span class="gesperrt">Dodonaeus</span> zu nennen, wie denn überhaupt die -Niederländer frühzeitig unter den Neubegründern der Naturwissenschaften -und der Philosophie hervorragten, eine Erscheinung die -sicherlich in der geographischen Lage des Wohnsitzes und in der -staatlichen und religiösen Entwicklung dieses Volkes begründet ist.</p> - -<p><span class="gesperrt">Dodonaeus</span> wurde 1517 in Mecheln geboren. Sein Hauptwerk<a name="FNanchor_989" id="FNanchor_989" href="#Footnote_989" class="fnanchor">989</a>, -»Die Naturgeschichte der Gewächse«, erschien im Jahre -1583. Was <span class="gesperrt">Dodonaeus</span> unter den zeitgenössischen Botanikern besonders -hervorhob, war das bewußte Streben, eine wissenschaftliche -Anordnung der Pflanzen zu finden. Zwar blieb es bei einem rohen -Versuch, doch hat er viele Gattungen und Familien und manche -wenig ins Auge fallende verwandtschaftliche Beziehungen der -Pflanzen schon erkannt. Die Pflanzen, die er beschreibt, gehören -teils der heimatlichen Flora an, teils sind sie den Gärten entnommen, -die von den Niederländern schon damals sehr gepflegt -und infolge der ausgedehnten Handelsbeziehungen dieses Volkes -mit mancher seltenen Art versehen wurden<a name="FNanchor_990" id="FNanchor_990" href="#Footnote_990" class="fnanchor">990</a>. Selbst <span class="gesperrt">Dodonaeus</span> -vergleicht noch die ihm vorliegenden Pflanzen mit den von den -alten Schriftstellern erwähnten. Doch hindert ihn das nicht, seine -eigenen Beschreibungen auf genaue und eingehende Beobachtungen -zu stützen, so daß seine Beschreibungen ausführlicher als diejenigen -irgendeines seiner Vorgänger ausgefallen sind.</p> - -<p>Weit vielseitiger und vorgeschrittener als die genannten Männer -war der große Polyhistor <span class="gesperrt">Konrad Gesner</span>, ein Mann, der für<span class="pagenum"><a name="Page_p456" id="Page_p456">[Pg p456]</a></span> -sein Zeitalter etwa die Bedeutung besaß, wie sie <span class="gesperrt">Albert dem -Großen</span> für das 13. Jahrhundert beizumessen ist. <span class="gesperrt">Konrad -Gesner</span> wurde im Jahre 1516 in Zürich als der Sohn eines -armen Kürschners geboren. Er erhielt jedoch mit Unterstützung -seines Oheims eine gute Schulbildung. Sein Oheim, der ein großer -Gartenfreund war, erweckte auch in dem jungen <span class="gesperrt">Gesner</span> die -Liebe zur Naturwissenschaft. <span class="gesperrt">Gesner</span> studierte in Straßburg -und Paris Medizin und Naturwissenschaften. Bedenkt man, daß -derselbe Mann auch praktischer Arzt war und eine Zeitlang eine -Professur der griechischen Sprache bekleidete, so erhalten wir einen -Begriff von der vielseitigen Gelehrsamkeit, die uns in der auf das -Emporblühen des Humanismus folgenden Zeit so häufig begegnet. -Seine Neigung zur universalen Bildung brachte ihn mit den mannigfaltigsten -älteren und neueren Schriftwerken in Berührung<a name="FNanchor_991" id="FNanchor_991" href="#Footnote_991" class="fnanchor">991</a>. Zunächst -verwaltete <span class="gesperrt">Gesner</span> ein Lehramt. Dann ließ er sich als -Arzt in Zürich nieder, wo er gleichzeitig eine Professur für Philosophie -bekleidete. Erst 1558 erhielt er die sichere und besser besoldete -Professur für Naturgeschichte. Aber schon wenige Jahre -später, im Dezember 1565 wurde er durch die Pest dahingerafft.</p> - -<p>Das Lebenswerk <span class="gesperrt">Gesners</span> ist eine große Naturgeschichte -der Pflanzen und Tiere, ein Unternehmen, das Zeit und Kräfte des -Einzelnen trotz unermüdlicher Arbeit bei weitem überstieg. Für -die Naturgeschichte der Pflanzen hat <span class="gesperrt">Gesner</span> im wesentlichen -nur die Abbildungen, etwa 1500 an der Zahl, gesammelt und gezeichnet -oder zeichnen lassen. Das große Verdienst, das er sich -trotzdem um die Botanik erworben hat, besteht darin, daß uns in -seinen Abbildungen zum ersten Male genaue Zeichnungen der -Blütenteile und der Früchte begegnen, die seine Vorgänger fast -ganz vernachlässigt hatten<a name="FNanchor_992" id="FNanchor_992" href="#Footnote_992" class="fnanchor">992</a>.</p> - -<p>Aus <span class="gesperrt">Gesners</span> Briefen geht hervor, daß er diesen Teilen der -Pflanze besonderen Wert beilegte, wenn es sich um die Verwandtschaft -handelte. Er unterscheidet auch mit klaren Worten Gattungen -und Arten. »Ich halte dafür«, sagt er, »daß es fast keine -Pflanzen gibt, die nicht eine Gattung bilden, welche wieder in zwei -oder mehr Arten zu teilen ist«<a name="FNanchor_993" id="FNanchor_993" href="#Footnote_993" class="fnanchor">993</a>. Auch der Begriff der Spielart -begegnet uns schon bei <span class="gesperrt">Gesner</span>. Als ihm einst ein Zweig von<span class="pagenum"><a name="Page_p457" id="Page_p457">[Pg p457]</a></span> -<span lang="la" xml:lang="la">Ilex aquifolium</span> gesandt wurde, dessen Blätter nur eine Spitze -aufwiesen, bat er den Einsender festzustellen, ob diese Abweichung -konstant sei oder nicht.</p> - -<p>Der Gedanke, medizinisch wertvolle und auch andere Pflanzen -nicht, nur vom Zufall geleitet, im Freien zu suchen, sondern -sie in Gärten anzubauen, um dadurch jederzeit über sie verfügen -zu können, begegnet uns zu allen Zeiten. Von den Gärten, -welche <span class="gesperrt">Theophrast</span> und <span class="gesperrt">Mithridates</span> unterhalten haben sollen, -können wir uns keine Vorstellung mehr machen. Besser sind wir -durch die Kapitularien über die Gärten zur Zeit <span class="gesperrt">Karls des Großen</span> -unterrichtet<a name="FNanchor_994" id="FNanchor_994" href="#Footnote_994" class="fnanchor">994</a>. Von dem Kalifen <span class="gesperrt">Abdurrahman I.</span> wird erzählt, -daß er einen botanischen Garten bei Cordova anlegen und ihn mit -Gewächsen Asiens bepflanzen ließ<a name="FNanchor_995" id="FNanchor_995" href="#Footnote_995" class="fnanchor">995</a>. Die Gärten, die in Salerno -und in Venedig im 14. Jahrhundert entstanden, dienten wohl nur -medizinischen Zwecken. Den venetianischen Garten legte ein Arzt -an, um »die für seine Kunst erforderlichen Kräuter zur Hand zu -haben«<a name="FNanchor_996" id="FNanchor_996" href="#Footnote_996" class="fnanchor">996</a>. Ein im eigentlichen Sinne botanisches Forschungsmittel -von höchstem Werte wurde aus solchen Gärten erst, als man sie -seit der Mitte des 16. Jahrhunderts als ein notwendiges Lehrmittel -der Universitäten zu betrachten anfing und gleichzeitig die Botanik -über eine bloße Heilmittellehre hinaushob.</p> - -<p>Die ersten Universitätsgärten entstanden in Padua und Pisa<a name="FNanchor_997" id="FNanchor_997" href="#Footnote_997" class="fnanchor">997</a>. -In Pisa waren es die Mediceer, die Land für einen solchen -Garten zur Verfügung stellten und dafür sogar Samen und Pflanzen -im fernen Orient sammeln ließen. Bald darauf erhielten auch -Florenz und Bologna botanische Gärten. In Venedig sorgten die -Cornaros und die Morosinis durch ihren weitverzweigten Handel -und die Anlage von Gärten gleichfalls für die Belebung des botanischen -Interesses. Nachdem die reichen italienischen Handelsstädte -ein solch rühmliches Beispiel in der Pflege der mit ihren Interessen -Hand in Hand gehenden Naturwissenschaft gegeben, wollten -auch die übrigen Länder in der Betätigung dieses Sinnes nicht -zurückstehen. So entstanden denn in Montpellier, in Bern, Basel, -Straßburg, Antwerpen, Leipzig, Nürnberg und an manchen anderen -Orten, teils in Verbindung mit Universitäten, teils aus privaten -Mitteln, noch im 16. Jahrhundert Einrichtungen, die als botanische -Gärten bezeichnet werden können.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p458" id="Page_p458">[Pg p458]</a></span></p> - -<p>Etwa zur selben Zeit begegnet uns zum erstenmale das Verfahren, -Pflanzen zu pressen und in Herbarien auf Papier geklebt -aufzubewahren. Das Herbarium <span class="gesperrt">Bauhins</span> (1550–1624) wird noch -heute in Basel gezeigt<a name="FNanchor_998" id="FNanchor_998" href="#Footnote_998" class="fnanchor">998</a>. Als der Erfinder der Herbarien gilt -<span class="gesperrt">Luca Ghini</span>, der von 1534–1544 in Bologna lehrte<a name="FNanchor_999" id="FNanchor_999" href="#Footnote_999" class="fnanchor">999</a>.</p> - - -<h3>Die Erneuerung der Zoologie.</h3> - -<p>Wie auf botanischem, so regte sich auch auf zoologischem -Gebiete das Bestreben, über das von den Alten überlieferte Maß -an Kenntnissen hinauszuschreiten und die bekannten Tierformen, -deren Zahl sich durch Entdeckungsreisen immerfort vergrößerte, -auf Grund eigener Beobachtung zu beschreiben und mit möglichster -Naturtreue darzustellen. So entstanden mehrere umfassende Werke, -wie diejenigen des Schweizers <span class="gesperrt">Konrad Gesner</span> (1516–1565) und -des Italieners <span class="gesperrt">Aldrovandi</span> (1522–1607).</p> - -<p>Weit größer als in der Botanik war <span class="gesperrt">Gesners</span> Einfluß auf -die Entwicklung der Zoologie. Hier gebührt ihm das große Verdienst, -zum ersten Male die zu seiner Zeit bekannten Tierformen -vom Standpunkte des Naturforschers aus geschildert zu haben. -Dies geschah in seiner großen, vom Jahre 1551 ab erschienenen -Geschichte der Tiere (<span lang="la" xml:lang="la">Historiae animalium lib. V</span>). Von den fünf -Foliobänden behandelt der erste die Säugetiere, der zweite die -eierlegenden Vierfüßer, der dritte die Vögel und der vierte die -Fische und Wassertiere. Ein fünfter, die Insekten behandelnder -Band wurde aus <span class="gesperrt">Gesners</span> Nachlaß zusammengestellt. <span class="gesperrt">Gesner</span>, -dem sein Vaterland das erste Naturalienkabinett verdankt, beschrieb -in seinem Werke den äußeren Bau der Tiere unter Berücksichtigung -ihres Vorkommens, ihrer Lebensweise, des Nutzens, -den sie gewähren usw. Seine Anordnung ist die alphabetische, -was in bezug auf Systematik gegen <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, der die großen -natürlichen Gruppen, wie wir sahen, schon erkannt hatte, einen -offenbaren Rückschritt bedeutet. Doch macht sich bei <span class="gesperrt">Gesner</span> -das Bestreben geltend, die Zoologie von den gerade auf diesem -Gebiete so sehr überwuchernden Fabeln zu reinigen. Letztere -werden zwar gewissenhaft angeführt, doch geschieht dies nicht, -ohne daß Bedenken dagegen erhoben werden.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p459" id="Page_p459">[Pg p459]</a></span></p> - -<p>Während <span class="gesperrt">Albert der Große</span> das zoologische Wissen im engen -Anschluß an die dem Abendlande übermittelten naturwissenschaftlichen -Schriften des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> wiederzugeben suchte, ging -<span class="gesperrt">Gesners</span> Plan dahin, unter Einschränkung des in den mittelalterlichen -Schriften überwuchernden, philologischen Verbalismus, -alles was man zu seiner Zeit vom Tierreich wußte, zusammenfassend -darzustellen. Gleichzeitig suchte er jede Tierform, die er zum -Gegenstande seiner Betrachtung machte, unter Berücksichtigung -der Medizin und der Kulturgeschichte zu schildern. War auch -die Anordnung, die er innerhalb der großen, natürlichen, schon -<span class="gesperrt">Aristoteles</span> geläufigen Gruppen befolgte, die alphabetische, so -erkennt er doch selbst an, daß ein solches Verfahren sich nur -aus Gründen der Bequemlichkeit empfiehlt und naturwissenschaftlich -von keinem Wert sei. Jedes Geschöpf wird in <span class="gesperrt">Gesners</span> -Geschichte der Tiere nach folgenden Gesichtspunkten behandelt. -Der erste Abschnitt gilt der Nomenklatur. Der zweite ist der -wertvollste; er betrifft das Vorkommen und bringt die Beschreibung -des Tieres. Dann folgt eine Schilderung der biologischen -Erscheinungen unter Berücksichtigung der Krankheiten. Hieran -schließt sich eine Schilderung des seelischen Lebens, d. h. der -dem Instinkt entspringenden Handlungen. Die folgenden Abschnitte -handeln dann von dem Nutzen der Tiere, insbesondere -ihrer Jagd, Haltung und Zähmung, ferner von ihrer Nahrung, -den Heilmitteln, die sie etwa darbieten usw. Mitunter fehlen -auch nicht die Fabeln, Wundergeschichten und Weissagungen, -die man von jeher an manche Tierarten geknüpft hatte. Solche -Mitteilungen gibt <span class="gesperrt">Gesner</span> indessen mehr der Vollständigkeit -halber und nicht etwa kritiklos wie manche seiner Vorgänger. -Dabei versäumt er selten, das Unwahrscheinliche zurückzuweisen -oder wenigstens seinem Zweifel Ausdruck zu verleihen. Besteht -doch der große Fortschritt, der sich bei <span class="gesperrt">Gesner</span> geltend macht, -darin, daß er seine Beschreibungen nach planmäßiger Beobachtung -abfaßte, während man vor ihm die eigene Beobachtung -nur gelegentlich zur Bestätigung der überlieferten Angaben anwandte -und diesen stets den ausschlaggebenden Wert beimaß. -Ferner beschränkt sich <span class="gesperrt">Gesner</span> nicht auf eine Beschreibung des -äußeren Körperbaues, sondern er geht auch auf anatomische Eigentümlichkeiten -ein. Doch werden diese noch nicht durch Vergleichen -in Beziehung gesetzt, so daß es an einer wissenschaftlichen -Verwertung der anatomischen Kenntnisse zur festeren Begründung -natürlicher Gruppen bei <span class="gesperrt">Gesner</span> noch fehlt.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p460" id="Page_p460">[Pg p460]</a></span></p> - -<p>In bezug auf die Abbildungen ragt sein Werk über alle früheren -zoologischen Schriften hervor. Unter den Künstlern, die ihm zur -Seite standen, ist <span class="gesperrt">Albrecht Dürer</span> zu nennen.</p> - -<p>Beruht das Werk <span class="gesperrt">Gesners</span> auch zum größten Teile auf der -Verarbeitung des zu seiner Zeit vorhandenen zoologischen Wissens, -so ist ihm deshalb doch nicht etwa der Vorwurf der bloßen -Kompilation zu machen. »Das Talent zu einer solchen«, sagt -<span class="gesperrt">Ranke</span><a name="FNanchor_1000" id="FNanchor_1000" href="#Footnote_1000" class="fnanchor">1000</a>, »ist nicht so häufig, wie man meint. Soll sie der -Wissenschaft dienen, so muß sie nicht allein aus vielseitiger -Lektüre hervorgehen, sondern auf echtem Interesse und eigener -Kunde beruhen und durch feste Gesichtspunkte geregelt sein. -Ein Talent dieser Art von der größten Befähigung war <span class="gesperrt">Konrad -Gesner</span>«.</p> - -<p><span class="gesperrt">Gesner</span> ist als der früheste deutsche Zoologe zu bezeichnen. -Sein Werk über das Tierreich<a name="FNanchor_1001" id="FNanchor_1001" href="#Footnote_1001" class="fnanchor">1001</a> ist die Grundlage für die neuere -Zoologie geworden. <span class="gesperrt">Gesners</span> Grundsatz war, nichts zu wiederholen -und nichts fortzulassen. Da ein einzelner die unermeßliche -Arbeit nicht bewältigen konnte, setzte er zahlreiche einheimische -und auswärtige Hilfskräfte in Bewegung. War somit -auch sein Werk in erster Linie die Leistung eines geschickten, -seinen Stoff beherrschenden Sammlers, so ist doch sein Nutzen -für das Leben nicht minder wie für die Wissenschaft ein bedeutender -gewesen. Dem Menschen hat <span class="gesperrt">Gesner</span> keinen Platz innerhalb -des Tierreiches angewiesen.</p> - -<p>Auf dem Boden Italiens erstand <span class="gesperrt">Gesner</span> ein gleichstrebender -Genosse in dem etwas jüngeren <span class="gesperrt">Aldrovandi</span>. Auch er versuchte -eine enzyklopädische Darstellung der Tierkunde, die zwar -im ganzen die Arbeit <span class="gesperrt">Gesners</span> nicht erreicht, in Hinsicht auf die -anatomischen Verhältnisse und die Anordnung indessen einen Fortschritt -darbietet<a name="FNanchor_1002" id="FNanchor_1002" href="#Footnote_1002" class="fnanchor">1002</a>. Den Versuch einer mehr systematischen, auf -die großen aristotelischen Gruppen zurückgehenden Anordnung -des Tierreichs hatte in der Zeit zwischen dem Erscheinen des -<span class="gesperrt">Gesner</span>schen Werkes und desjenigen <span class="gesperrt">Aldrovandis</span> mit gutem<span class="pagenum"><a name="Page_p461" id="Page_p461">[Pg p461]</a></span> -Erfolge der Engländer <span class="gesperrt">Edward Wotton</span> (geboren in Oxford -1492) gemacht. Auf dieser Grundlage konnte <span class="gesperrt">Aldrovandi</span> fußen. -<span class="gesperrt">Wotton</span> gab im Jahre 1552 eine Schrift »Über die Verschiedenheiten -der Tiere«<a name="FNanchor_1003" id="FNanchor_1003" href="#Footnote_1003" class="fnanchor">1003</a> heraus, die nicht nur eine allgemeine -Schilderung des tierischen Organismus und seiner Teile enthält, -sondern auch eine auf den Grundzügen der natürlichen Verwandtschaft -beruhende Übersicht bietet. Gleich <span class="gesperrt">Aristoteles</span> beginnt -<span class="gesperrt">Wotton</span> die Reihe der blutführenden Tiere mit dem Menschen. -Es begegnen uns die Gruppen der Einhufer, der Zweihufer und -der Spaltfüßer. Die eierlegenden Vierfüßer werden mit den -Schlangen zusammengefaßt. Die niederen Tiere werden in Insekten, -Weichtiere (Kopffüßer), Krustentiere, Schaltiere und Pflanzentiere -eingeteilt. Zu letzteren rechnet <span class="gesperrt">Wotton</span> schon die Seesterne, -Medusen, Holothurien und Schwämme.</p> - -<p><span class="gesperrt">Wotton</span> machte also, im Anschluß allerdings an <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, -zum ersten Male unter den Neueren den Versuch einer naturgemäßen -Einteilung des gesamten Tierreichs, und hierin folgte -ihm <span class="gesperrt">Aldrovandi</span>, der im Jahre 1599 die Herausgabe seines -großen zoologischen Werkes begann. Es sollte zwar die ganze -Naturgeschichte umfassen, doch konnte <span class="gesperrt">Aldrovandi</span> selbst nur -fünf Bände erscheinen lassen, nämlich drei Bände über die Vögel, -einen Band über die Insekten und endlich einen Band über die -»übrigen Blutlosen«. Die weiteren Bände wurden von anderen -Zoologen herausgegeben.</p> - -<p><span class="gesperrt">Aldrovandi</span> konnte infolge der ausgedehnten Entdeckungsreisen -seines Zeitalters manche Tierform berücksichtigen, die -<span class="gesperrt">Gesner</span> noch nicht kannte, doch verfuhr er im allgemeinen mehr -kompilatorisch und weniger kritisch als sein großer Vorgänger. -Trotz seines Strebens nach besserer systematischer Gruppierung -bringt er es noch fertig, die Fledermaus und den Strauß zu einer -Abteilung der »Vögel mittlerer Natur« zu vereinigen, während -schon <span class="gesperrt">Wotton</span> die Fledermäuse den Säugetieren zugerechnet -hatte.</p> - -<p>Ein weiterer, wichtiger Fortschritt auf zoologischem Gebiete -bestand darin, daß man sich nicht mehr auf das Beschreiben der -äußeren Form beschränkte, sondern in den Bau der Tiere einzudringen -suchte. Wir finden bei <span class="gesperrt">Aldrovandi</span> schon Abbildungen -des Skeletts, der Muskulatur, sowie der Eingeweide. So wird z. B. -das Skelett des Adlers abgebildet. Beim Huhn sind mehrere,<span class="pagenum"><a name="Page_p462" id="Page_p462">[Pg p462]</a></span> -allerdings nur ungenaue Zeichnungen zur Erläuterung des inneren -Baues beigegeben. Das Skelett der Fledermaus und des Straußes -finden sich gleichfalls unter den Zeichnungen, die mitunter anatomische -Einzelheiten, wie die Zunge mit ihrer Muskulatur -beim Spechte, das Brustbein des Schwans und anderes mehr betreffen. -Die Muskulatur wird bei mehreren Vögeln genauer beschrieben.</p> - -<p>Groß waren die Opfer, welche die Naturhistoriker jener Zeit -mitunter bringen mußten, um ihre Pläne zu verwirklichen. So -beschäftigte <span class="gesperrt">Aldrovandi</span>, wie er in der Vorrede mitteilt, zur -Herstellung seiner Originalfiguren 30 Jahre einen Maler gegen ein -Gehalt von 200 Goldstücken. Außerdem setzte er noch mehrere -Zeichner und Holzschneider in Tätigkeit. Das Verdienst von -Männern wie <span class="gesperrt">Gesner</span> und <span class="gesperrt">Aldrovandi</span> ist darum besonders -hoch zu schätzen, weil sie zuerst Klarheit und Übersicht in dem -immer mehr anschwellenden zoologischen Material zu schaffen -suchten und in weiteren Kreisen ein lebhaftes Interesse für die -Tierkunde und damit für die Naturkunde im allgemeinen erweckten.</p> - - -<h3>Das Wiederaufleben der Anatomie.</h3> - -<p>Das Wiederaufleben der Anatomie läßt sich bis in das 13. Jahrhundert -zurückverfolgen. Ein besonderes Interesse wandte der -freigeistige Staufenkaiser <span class="gesperrt">Friedrich II.</span><a name="FNanchor_1004" id="FNanchor_1004" href="#Footnote_1004" class="fnanchor">1004</a> diesen Wissenszweigen -zu. Er verfaßte eine Schrift über die Falken<a name="FNanchor_1005" id="FNanchor_1005" href="#Footnote_1005" class="fnanchor">1005</a>, ließ ausländische -Tiere nach Europa kommen und gestattete die anatomische Untersuchung -menschlicher Leichen. In den nachfolgenden Jahrhunderten -wurden diese Zergliederungen zu medizinischen und rein -wissenschaftlichen Zwecken immer häufiger ausgeübt. Wurde schon -dadurch der Sinn für die Natur erschlossen und das Studium von -der bloßen Buchgelehrsamkeit abgelenkt, so steigerte sich das -Interesse für die Anatomie dadurch um ein Bedeutendes, daß -nicht nur die Gelehrten, sondern auch die großen Künstler der -Renaissance mit offenem Auge und frei von Vorurteilen in den -Wunderbau des Organismus einzudringen suchten. Hier ist vor -allem, als einer der größten unter ihnen, <span class="gesperrt">Lionardo da Vinci</span> -zu nennen. Seine anatomischen Zeichnungen sind von einer derartigen -Vollendung und Treue, daß sie alles bisher auf diesem<span class="pagenum"><a name="Page_p463" id="Page_p463">[Pg p463]</a></span> -Gebiete Geleistete übertrafen. Die Zeit für eine Neubegründung -der Anatomie, ohne Rücksicht auf die Autorität <span class="gesperrt">Galens</span> -und aufgebaut auf selbständige Erforschung der Natur, war also -gekommen. Diese Neubegründung erfolgte durch die Italiener -<span class="gesperrt">Fallopio</span> († 1562) und <span class="gesperrt">Eustachio</span> († 1571)<a name="FNanchor_1006" id="FNanchor_1006" href="#Footnote_1006" class="fnanchor">1006</a>, vor allem aber -durch den Niederländer <span class="gesperrt">Vesal</span>. Letzterer ist als der eigentliche -Begründer der wissenschaftlichen Anatomie des Menschen -zu nennen.</p> - -<p><span class="gesperrt">Andreas Vesal</span> (1514–1564) war der Sprößling einer aus -Wesel stammenden deutschen Ärztefamilie. Er wurde in Brüssel -geboren. Schon als Knabe wandte sich der spätere Professor -der Anatomie und Chirurgie und Leibarzt Kaiser <span class="gesperrt">Karls V.</span> der -anatomischen Untersuchung kleinerer Tiere zu. In den letzten -Jahrhunderten des Mittelalters hatten zwar hin und wieder Zergliederungen -menschlicher Leichen stattgefunden; man verfolgte -dabei indes keinen anderen Zweck als den, die Lehren <span class="gesperrt">Galens</span>, -der eine unbedingte Autorität genoß, als richtig zu bestätigen. -Wie schwierig es selbst später war, sich Material zum Studium -der Anatomie zu verschaffen, geht unter anderem daraus hervor, -daß der junge <span class="gesperrt">Vesal</span>, um in den Besitz eines menschlichen Skeletts -zu gelangen, einen Gehenkten mit Gefahr seines Lebens vom -Galgen entwenden mußte.</p> - -<p>Ähnlich lagen die Verhältnisse in Deutschland. So galt es als -eine Aufsehen erregende Neuerung, daß im Jahre 1526 ein Anatom -einen menschlichen Kopf zergliederte<a name="FNanchor_1007" id="FNanchor_1007" href="#Footnote_1007" class="fnanchor">1007</a>. Es blieb aber zunächst -bei solchen gelegentlichen Versuchen, die Anatomie auf die Untersuchung -von Leichen zu gründen. Erst <span class="gesperrt">Vesal</span> brach gänzlich mit -den alten Vorurteilen, indem er das Lehrgebäude der Anatomie -von Grund aus und sogleich in fast unübertrefflicher Weise als -reine Erfahrungswissenschaft errichtete.</p> - -<p>Sein großes Hauptwerk führt den Titel »Über den Bau des -menschlichen Körpers«. Als es erschien, hatte <span class="gesperrt">Vesal</span> noch nicht -das dreißigste Lebensjahr überschritten. Durch scharfe Erfassung -und klare Wiedergabe des Gegenstandes, durch Ursprünglichkeit -des Inhalts und Schönheit der sprachlichen Darstellung ragt sein<span class="pagenum"><a name="Page_p464" id="Page_p464">[Pg p464]</a></span> -Werk weit über alle ähnlichen Erzeugnisse jener Periode hervor -und erregte die höchste Bewunderung der späteren Jahrhunderte. -Die meisterhaften Abbildungen des Werkes, die besonders zu -seiner großen Verbreitung beitrugen, rühren von einem Schüler<a name="FNanchor_1008" id="FNanchor_1008" href="#Footnote_1008" class="fnanchor">1008</a> -<span class="gesperrt">Tizians</span> her. Um dem Leser einen Begriff von ihrer naturgetreuen -Ausführung zu geben, ist in der nachfolgenden Abbildung <a href="#fig64">64</a> -eine der zahlreichen, das Muskelsystem betreffenden Tafeln wiedergegeben.</p> - -<p>Das Abhängigkeitsverhältnis, in das <span class="gesperrt">Vesal</span> zum Hofe <span class="gesperrt">Karls V.</span> -geriet, hat ihn leider gehindert, seine Untersuchungen zu vollenden. -Auch hatte er am Hofe von den Anhängern <span class="gesperrt">Galens</span> -zu leiden<a name="FNanchor_1009" id="FNanchor_1009" href="#Footnote_1009" class="fnanchor">1009</a>.</p> - -<p>Im Beginn seiner Laufbahn hatte <span class="gesperrt">Vesal</span> mehrere Male in -Padua die Anatomie nach <span class="gesperrt">Galen</span> vorgetragen, sich dann aber entschieden -davon losgesagt. Seine wissenschaftliche Überzeugung -über die anerkannte Autorität zu setzen, war damals kein geringes -Wagnis. Freunde hatten ihn vor der Herausgabe seines großen -Werkes gewarnt. Als es erschienen war, erhob sich zunächst ein -Sturm der Entrüstung. Man erklärte <span class="gesperrt">Vesal</span> für einen wahnsinnigen -Ketzer. Das Buch wurde der Inquisition vorgelegt. <span class="gesperrt">Vesal</span> -verließ deshalb Italien. Später lebte er in Spanien als Leibarzt -<span class="gesperrt">Philipp des Zweiten</span>. Schließlich wurde er, vielleicht infolge -neuer Verfolgungen seitens der Inquisition, schwermütig<a name="FNanchor_1010" id="FNanchor_1010" href="#Footnote_1010" class="fnanchor">1010</a>.</p> - -<p><span class="gesperrt">Vesal</span> beschränkte sich keineswegs auf den Menschen, sondern -er flocht zahlreiche Hinweise auf die Anatomie der Tiere in -seine Darstellung ein. Es war das um so weniger zu verwundern, -als er ja von der anatomischen Untersuchung der Tiere ausgegangen -und sich erst später der Anatomie des Menschen zugewandt -hatte. <span class="gesperrt">Vesals</span> Hauptwerk erschien 1543<a name="FNanchor_1011" id="FNanchor_1011" href="#Footnote_1011" class="fnanchor">1011</a>. Die sieben -Bücher behandeln: 1. Das Skelett. 2. Bänder und Muskeln. -3. Gefäße. 4. Nerven. 5. Eingeweide. 6. Herz. 7. Gehirn und -Sinnesorgane.</p> - -<p>Große Verdienste um die Fortbildung der Anatomie auf der -von <span class="gesperrt">Vesal</span> geschaffenen Grundlage hat sich auch <span class="gesperrt">Eustachio</span> erworben. -Doch ist bezeichnend, daß dieser, obgleich auch ihm die<span class="pagenum"><a name="Page_p465" id="Page_p465">[Pg p465]</a><a name="Page_p466" id="Page_p466">[Pg p466]</a></span> -Abweichungen seiner Befunde von den Angaben <span class="gesperrt">Galens</span> klar -zutage lagen, lieber eine Veränderlichkeit des Körperbaues annehmen -als der gefeierten Autorität des Altertums Abbruch tun -wollte.</p> - -<div class="figcenter"> -<a name="fig64" id="fig64" href="images/abb64.jpg"><img width="183" height="300" src="images/abb64_t.jpg" alt="[Abb. 64]" /></a> -<div class="caption">Abb. 64. Abbildung aus Vesals <span lang="la" xml:lang="la">De humani corporis fabrica</span>. 1543.<br /> - -(Zweite, das Muskelsystem betreffende Tafel.)</div> -</div> - -<p>Vor dem Auftreten eines <span class="gesperrt">Vesal</span> und <span class="gesperrt">Eustachio</span> waren bei -dem großen Mangel auf eigener Anschauung beruhender anatomischer -Kenntnisse erfolgreiche chirurgische Eingriffe kaum möglich. -Erst nach der durch diese Männer bewirkten Erneuerung -der Anatomie konnte sich aus den bis dahin üblichen, rohen, ja -oft barbarischen Operationsverfahren eine auf wissenschaftlicher -Grundlage beruhende Chirurgie entwickeln. Daß dies geschah, -war vor allem das Verdienst von <span class="gesperrt">Ambroise Paré</span> (1517–1590), -der sich den Ehrennamen eines Reformators dieses Zweiges der -Medizin verdient hat.</p> - -<p><span class="gesperrt">Paré</span> war gleich <span class="gesperrt">Vesal</span> Militärchirurg und als solcher dem -Stande der gelehrten Ärzte verhaßt, zumal er kein Latein verstand. -Sein hervorragendes Buch über Schußwunden (1545) ist -das erste in französischer Sprache geschriebene wissenschaftliche -medizinische Werk<a name="FNanchor_1012" id="FNanchor_1012" href="#Footnote_1012" class="fnanchor">1012</a>. <span class="gesperrt">Paré</span> wandte bei Amputationen zuerst das -Verfahren des Abbindens der Arterien an. Vor ihm hatte man -sich der Cauterisation mittelst des Glüheisens bedient. Auch der -Gebrauch des Bruchbandes ist auf <span class="gesperrt">Paré</span> zurückzuführen. Die -Feindschaft der Ärztezunft wurde besonders heftig, als <span class="gesperrt">Paré</span> die -Wirksamkeit einiger der gebräuchlichsten Arzneien anzweifelte. -Trotzdem wurde <span class="gesperrt">Paré</span> vom Könige sehr geschätzt. Er soll einer -der wenigen Hugenotten gewesen sein, die der König in der -Bartholomäusnacht zu schonen befahl.</p> - -<p>Die Erkenntnis, daß sich ein volles Verständnis der Form -erst durch das Studium ihrer Entwicklung erschließen läßt, begegnet -uns gleichfalls schon im 16. Jahrhundert, wenn sich auch -diese Erkenntnis erst in späteren Perioden, gestützt auf die Verschärfung, -welche der Gesichtssinn durch das Mikroskop erfuhr, -allseitig Bahn brechen konnte. So wird die Entwicklung des Hühnchens -im Ei, ein Problem, das schon <span class="gesperrt">Aristoteles</span> beschäftigt -hatte, zum Gegenstand eingehender Untersuchungen gemacht. Dies -geschah durch den verdienten italienischen Anatomen <span class="gesperrt">Fabricio</span><a name="FNanchor_1013" id="FNanchor_1013" href="#Footnote_1013" class="fnanchor">1013</a>. -Er bemerkte auch, daß sich die Klappen der Venen nach dem -Herzen zu öffnen. Diese Entdeckung hat nebst anderen, die<span class="pagenum"><a name="Page_p467" id="Page_p467">[Pg p467]</a></span> -Organe des Kreislaufs betreffenden Beobachtungen<a name="FNanchor_1014" id="FNanchor_1014" href="#Footnote_1014" class="fnanchor">1014</a> einen der -größten Fortschritte des 17. Jahrhunderts, die Entdeckung des -Blutkreislaufs durch <span class="gesperrt">Harvey</span> nämlich, vorbereitet.</p> - -<p>Hiermit schließt der erste Teil dieser Schilderung, die von -den Anfängen bis gegen den Ausgang des 16. Jahrhunderts geführt -hat. Der zweite Band wird die Begründung der neueren -Naturwissenschaft, die etwa mit der Schwelle des 17. Jahrhunderts -anhebt, zur Darstellung bringen.</p> - - - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p468" id="Page_p468">[Pg p468]</a></span></p> - - - - -<h2>Verzeichnis der im I. Bande enthaltenen Abbildungen.</h2> - - -<table summary="Abbildungsverzeichnis"> -<tr> - <td colspan="2" class="tdc bt bbstrong br">Figur</td> - <td class="tdc bt bbstrong bl">aus</td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig1">1</a>.</td> - <td>Gleichschenkliges Dreieck</td> - <td class="bl"> </td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig2">2</a>.</td> - <td>Geometrische Elemente aus altägyptischen Verzierungen</td> - <td class="bl">Cantor, Bd. I. 1880, S. 58, Abb. 6 u. 7.</td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig3">3</a>.</td> - <td>Keilschriftprobe</td> - <td class="bl"> </td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig4">4</a>.</td> - <td>Babylonischer Grenzstein</td> - <td class="bl"> </td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig5">5</a>.</td> - <td>Der Tierkreis von Dendera</td> - <td class="bl"> </td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig6">6</a>.</td> - <td>Altbabylonisches Gewicht</td> - <td class="bl">nach Layard.</td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig7">7</a>.</td> - <td>Wage, einem altägyptischen Totenbuche entnommen</td> - <td class="bl">Ibel, Die Wage im Altertum und Mittelalter.</td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig8">8</a>.</td> - <td>Gewinnung von Eisen nach altägyptischen Wandgemälden</td> - <td class="bl">A. de Rochas, <span lang="la" xml:lang="la">Les origines de la science et ses premières applications</span>.</td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig9">9</a>.</td> - <td>Geometrische Konstruktionen der Inder</td> - <td class="bl"> </td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig10">10</a>.</td> - <td>Die Quadratur des Kreises bei den Indern</td> - <td class="bl"> </td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig11">11</a>.</td> - <td>Radkarte der Erde</td> - <td class="bl"> </td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig12">12</a>.</td> - <td>Der Satz des Hippokrates</td> - <td class="bl"> </td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig13">13</a>.</td> - <td>Konstruktion zur Lösung des delischen Problems</td> - <td class="bl">Cantor, Geschichte der Mathematik. Bd. I. 1880. Fig. 34.</td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig14">14</a>.</td> - <td>Der Tragbalken des Aristoteles</td> - <td class="bl"> </td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig15">15</a>.</td> - <td>Der Satz vom Parallelogramm der Kräfte</td> - <td class="bl"> </td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig16">16</a>.</td> - <td>Der Embryo des glatten Hais des Aristoteles</td> - <td class="bl">Claus, Lehrbuch der Zoologie. 1883. S. 677.</td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig17">17</a>.</td> - <td>Vorrichtung zum Heben großer Lasten</td> - <td class="bl">Heronausgabe von Schmidt. Op. II. 1 Fig. 62.</td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig18">18</a>.</td> - <td>Das Verhalten des Hohlspiegels nach Euklid</td> - <td class="bl">Euklidausgabe von Heiberg und Menge. Bd. 7.</td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig19">19</a>.</td> - <td>Die Spiegelung an einem Konkav- und einem Konvex-Spiegel nach der Darstellung Euklids</td> - <td class="bl">desgl.</td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig20">20</a>.</td> - <td>Das zum Messen der Sonnenhöhe dienende Instrument der Alten</td> - <td class="bl">Schaubach, Geschichte der griechischen Astronomie. Tab. III Fig. 2.</td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig21">21</a>.</td> - <td>Die Gradmessung des Eratosthenes</td> - <td class="bl"> </td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig22">22</a>.</td> - <td>Aristarchs Verfahren, die Entfernungen des Mondes und der Sonne zu bestimmen</td> - <td class="bl"> </td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig23">23</a>.</td> - <td>Breitenbestimmung mit dem Gnomon</td> - <td class="bl">Peschel, Geschichte d. Erdkunde 1877. S. 44.</td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig24">24</a>.</td> - <td>Stereographische und orthographische Projektion</td> - <td class="bl"> </td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig25">25</a>.</td> - <td>Die Feuerspritze nach Heron</td> - <td class="bl">Herons Pneumatik. Ausgabe v. Schmidt. Bd. I. Fig. 29.</td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig26">26</a>.</td> - <td>Heron verwendet den Dampf zum Betreiben einer maschinellen Einrichtung</td> - <td class="bl">Herons Pneumatik. Ausgabe v. Schmidt</td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig27">27</a>.</td> - <td>Der Heronsball</td> - <td class="bl">desgl.</td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig28">28</a>.</td> - <td>Herons Abbildung eines Hebers</td> - <td class="bl">desgl.</td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig29">29</a>.</td> - <td>Herons Automat zum Öffnen der Tempel</td> - <td class="bl">Mach, Prinzipien der Wärmelehre. Leipzig 1896. S. 5.</td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig30">30</a>.</td> - <td>Wasserorgel</td> - <td class="bl"> </td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig31">31</a>.</td> - <td>Philons Thermoskop</td> - <td class="bl">Heronausgabe v. Schmidt. Fig. 115.</td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig32">32</a>.</td> - <td>Philons Saugkerze</td> - <td class="bl">desgl.</td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig33">33</a>.</td> - <td>Herons Flaschenzug</td> - <td class="bl">Opera omnia. Ausgabe v. Schmidt. Bd. II. S. 102.</td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig34">34</a>.</td> - <td>Herons Wegmesser</td> - <td class="bl"> </td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig35">35</a>.</td> - <td>Herons Winkelmeßapparat</td> - <td class="bl">Jahrbuch des kaiserl. deutschen archäolog. Instituts. Bd. XIV 1899. 3. Heft.</td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig36">36</a>.</td> - <td>Herons Vermessung eines Feldes</td> - <td class="bl">Herons Opera omnia. Ausgabe v. Schmidt.</td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig37">37</a>.</td> - <td>Herons Tunnelaufgabe</td> - <td class="bl">desgl.</td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig38">38</a>.</td> - <td>Der Meßapparat der Römer</td> - <td class="bl">Neue Jahrbücher f. d. klass. Altertum. Bd. 13 (1904).</td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig39">39</a>.</td> - <td>Die Rekonstruktion der Groma</td> - <td class="bl">desgl.</td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig40">40</a>.</td> - <td>Peutingers Karte</td> - <td class="bl"> </td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig41">41</a>.</td> - <td>Römisches Hebezeug</td> - <td class="bl">Gerland u. Traumüller, Geschichte der physikal. Experimentierkunst. 1899. Fig. 58.</td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig42">42</a>.</td> - <td>Römische Schnellwagen</td> - <td class="bl">desgl.</td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig43">43</a>.</td> - <td>Chirurgische Instrumente</td> - <td class="bl"> </td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig44">44</a>.</td> - <td>Zur Erläuterung der Epizyklentheorie</td> - <td class="bl"> </td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig45">45</a>.</td> - <td>Das parallaktische Lineal</td> - <td class="bl">Montucla, <span lang="fr" xml:lang="fr">Histoire des mathématiques</span>. Bd. I. S. 307.</td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig46">46</a>.</td> - <td>Solstitial-Armille des Ptolemäos</td> - <td class="bl">Repsold, Zur Geschichte der astronomischen Meßwerkzeuge.</td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig47">47</a>.</td> - <td>Ptolemäos mißt die Brechungswinkel</td> - <td class="bl"> </td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig48">48</a>.</td> - <td>Destillierapparat</td> - <td class="bl"> </td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig49">49</a>.</td> - <td>Probe aus dem Stockholmer Papyrus</td> - <td class="bl"> </td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig50">50</a>.</td> - <td>Albirunis Bestimmung des Erdumfanges</td> - <td class="bl">Archiv für Geschichte der Naturwissenschaften und der Technik. Bd. I. S. 66.</td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig51">51</a>.</td> - <td>Trigonometrische Berechnungen</td> - <td class="bl"> </td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig52">52</a>.</td> - <td>Einführung der Tangensfunktion</td> - <td class="bl"> </td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig53">53</a>.</td> - <td>Alhazens Darstellung des Auges</td> - <td class="bl">Gerland u. Traumüller, Geschichte der physikal. Experimentierkunst. Fig. 62.</td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig54">54</a>.</td> - <td>Alhazen untersucht die Brechung</td> - <td class="bl">Gerland u. Traumüller, Geschichte der physikal. Experimentierkunst. Fig. 65.</td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig55">55</a>.</td> - <td>Alhazen bestimmt die Höhe der Atmosphäre</td> - <td class="bl"> </td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig56">56</a>.</td> - <td>Lionardo da Vincis Hygrometer</td> - <td class="bl">Gerland u. Traumüller. Fig. 99.</td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig57">57</a>.</td> - <td>Lionardos Windmesser</td> - <td class="bl"> </td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig58">58</a>.</td> - <td>Lionardos Erläuterung des Sehens</td> - <td class="bl"> </td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig59">59</a>.</td> - <td>Peurbachs Quadratum geometricum</td> - <td class="bl">Repsold, Zur Geschichte der astronomischen Meßwerkzeuge. Fig. 7.</td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig60">60</a>.</td> - <td>Der Kreuzstab</td> - <td class="bl">Repsold, a. a. O. Fig. 12.</td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig61">61</a>.</td> - <td>Schematische Erläuterung des Kreuzstabes</td> - <td class="bl"> </td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig62">62</a>.</td> - <td>Das Koppernikanische Weltsystem</td> - <td class="bl">Aus Koppernikus Werk über die Bewegung der Weltkörper.</td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig63">63</a>.</td> - <td>Hüttenwerk nach Agricola</td> - <td class="bl"> </td> - </tr> -<tr> - <td class="tdr"><a href="#fig64">64</a>.</td> - <td>Das Muskelsystem darstellende Tafel</td> - <td class="bl">Aus Vesals Werk: <span lang="la" xml:lang="la">De humani corporis fabrica</span>.</td> - </tr> -</table> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p471" id="Page_p471">[Pg p471]</a></span></p> - - - - -<h2>Namen- und Sachverzeichnis.</h2> - - - -<p class="header">A.</p> -<ul> -<li>Abendstern, <a href="#Page_p025">25</a>.</li> - -<li>Aberration, sphärische, <a href="#Page_p358">358</a>.</li> - -<li>Abu Mansur, <a href="#Page_p321">321</a>.</li> - -<li>Acosta D', <a href="#Page_p440">440</a>, <a href="#Page_p449">449</a>.</li> - -<li>Ägyptische Bauwerke, <a href="#Page_p003">3</a>.</li> - -<li>Ägyptische Kultur, <a href="#Page_p002">2</a>.</li> - -<li>Äquinoktialpunkte, <a href="#Page_p036">36</a>.</li> - -<li>Agricola, <a href="#Page_p437">437</a>, <a href="#Page_p443">443</a>.</li> - -<li>Ahmes, <a href="#Page_p007">7</a>, <a href="#Page_p011">11</a>.</li> - -<li>Akustik, <a href="#Page_p115">115</a>.</li> - -<li>Alaun, <a href="#Page_p050">50</a>.</li> - -<li>Albattani, <a href="#Page_p304">304</a>, <a href="#Page_p306">306</a>.</li> - -<li>Albertus Magnus, <a href="#Page_p346">346</a>-<a href="#Page_p353">353</a>, <a href="#Page_p443">443</a>.</li> - -<li>Albiruni, <a href="#Page_p303">303</a>.</li> - -<li>Alchemie, <a href="#Page_p278">278</a>, <a href="#Page_p353">353</a>, <a href="#Page_p363">363</a>, <a href="#Page_p431">431</a>, <a href="#Page_p432">432</a>.</li> - -<li>Alchemistische Theorien, <a href="#Page_p325">325</a>.</li> - -<li>Aldrovandi, <a href="#Page_p460">460</a>, <a href="#Page_p461">461</a>.</li> - -<li>Alfarabi, <a href="#Page_p312">312</a>.</li> - -<li>Alfons von Kastilien, <a href="#Page_p251">251</a>.</li> - -<li>Alfragani, <a href="#Page_p304">304</a>.</li> - -<li>Algebra, <a href="#Page_p057">57</a>, <a href="#Page_p253">253</a>, <a href="#Page_p311">311</a>.</li> - -<li>Alhazen, <a href="#Page_p314">314</a>, <a href="#Page_p315">315</a>, <a href="#Page_p316">316</a>, <a href="#Page_p357">357</a>.</li> - -<li>Alkmäon, <a href="#Page_p101">101</a>.</li> - -<li>Alkohol, <a href="#Page_p322">322</a>.</li> - -<li>Alkuin, <a href="#Page_p336">336</a>.</li> - -<li>Alliaco, <a href="#Page_p398">398</a>.</li> - -<li>Almagest, <a href="#Page_p033">33</a>, <a href="#Page_p255">255</a>, <a href="#Page_p302">302</a>.</li> - -<li>Altäre, <a href="#Page_p053">53</a>.</li> - -<li>Altertum, Verfall, <a href="#Page_p283">283</a>.</li> - -<li>Amalgamationsprozeß, <a href="#Page_p440">440</a>.</li> - -<li>Amulette, <a href="#Page_p300">300</a>.</li> - -<li>Anatomie, <a href="#Page_p059">59</a>, <a href="#Page_p102">102</a>, <a href="#Page_p206">206</a>, <a href="#Page_p235">235</a>, <a href="#Page_p326">326</a>, <a href="#Page_p366">366</a>, <a href="#Page_p462">462</a>, <a href="#Page_p463">463</a>, <a href="#Page_p464">464</a>.</li> - -<li>Anaxagoras, <a href="#Page_p076">76</a>, <a href="#Page_p077">77</a>, <a href="#Page_p098">98</a>.</li> - -<li>Anaximander, <a href="#Page_p036">36</a>, <a href="#Page_p067">67</a>, <a href="#Page_p079">79</a>, <a href="#Page_p090">90</a>, <a href="#Page_p100">100</a>, <a href="#Page_p269">269</a>.</li> - -<li>Antipoden, <a href="#Page_p118">118</a>, <a href="#Page_p227">227</a>, <a href="#Page_p289">289</a>.</li> - -<li>Apianus, <a href="#Page_p404">404</a>, <a href="#Page_p418">418</a>.</li> - -<li>Apokatastasis, <a href="#Page_p243">243</a>.</li> - -<li>Apollonios, <a href="#Page_p248">248</a>.</li> - -<li>Apotheken, <a href="#Page_p048">48</a>, <a href="#Page_p060">60</a>, <a href="#Page_p437">437</a>.</li> - -<li>Arabische Kultur, <a href="#Page_p331">331</a>.</li> - -<li>Archimedes, <a href="#Page_p218">218</a>.</li> - -<li>Aristarch von Samos, <a href="#Page_p092">92</a>, <a href="#Page_p093">93</a>, <a href="#Page_p122">122</a>, <a href="#Page_p408">408</a>.</li> - -<li>Aristophanes, <a href="#Page_p089">89</a>.</li> - -<li>Aristoteles, <a href="#Page_p028">28</a>, <a href="#Page_p069">69</a>, <a href="#Page_p073">73</a>, <a href="#Page_p074">74</a>, <a href="#Page_p078">78</a>, <a href="#Page_p097">97</a>-<a href="#Page_p151">151</a>, <a href="#Page_p233">233</a>, <a href="#Page_p345">345</a>, <a href="#Page_p355">355</a>.</li> - -<li>Aristoteliker, <a href="#Page_p421">421</a>.</li> - -<li>Armillen, <a href="#Page_p255">255</a>, <a href="#Page_p256">256</a>.</li> - -<li>Arsenik, <a href="#Page_p321">321</a>.</li> - -<li>Aryabhatta, <a href="#Page_p052">52</a>, <a href="#Page_p058">58</a>.</li> - -<li>Arzneipflanzen, <a href="#Page_p230">230</a>.</li> - -<li>Asklepiades, <a href="#Page_p208">208</a>.</li> - -<li>Astrolabium, <a href="#Page_p306">306</a>, <a href="#Page_p396">396</a>.</li> - -<li>Astrologie, <a href="#Page_p016">16</a>, <a href="#Page_p024">24</a>, <a href="#Page_p031">31</a>, <a href="#Page_p364">364</a>.</li> - -<li>Astronomie, <a href="#Page_p020">20</a>, <a href="#Page_p332">332</a>, <a href="#Page_p393">393</a>.</li> - -<li>–, griechische, <a href="#Page_p080">80</a>.</li> - -<li>–, Ursprung, <a href="#Page_p020">20</a>.</li> - -<li>–, Wiedererwachen, <a href="#Page_p393">393</a>.</li> - -<li>Astronomische Meßwerkzeuge, <a href="#Page_p256">256</a>.</li> - -<li>–, Urkunden, <a href="#Page_p026">26</a>.</li> - -<li>Asymptoten, <a href="#Page_p086">86</a>.</li> - -<li>Atmosphäre, Höhe, <a href="#Page_p317">317</a>.</li> - -<li>Atome, <a href="#Page_p071">71</a>, <a href="#Page_p075">75</a>, <a href="#Page_p241">241</a>.</li> - -<li>Attalos, <a href="#Page_p240">240</a>.</li> - -<li>Aufgang, heliakischer, <a href="#Page_p022">22</a>.</li> - -<li>Auge, <a href="#Page_p315">315</a>, <a href="#Page_p389">389</a>, <a href="#Page_p420">420</a>.</li> - -<li>Augustin, <a href="#Page_p289">289</a>, <a href="#Page_p287">287</a>.</li> - -<li>Averroes, <a href="#Page_p313">313</a>.</li> - -<li>Avicenna, <a href="#Page_p270">270</a>, <a href="#Page_p312">312</a>, <a href="#Page_p321">321</a>, <a href="#Page_p435">435</a>, <a href="#Page_p442">442</a>, <a href="#Page_p443">443</a>.</li> -</ul> - -<p class="header">B.</p> -<ul> -<li>Bacon, Francis, <a href="#Page_p414">414</a>.</li> - -<li>Bacon, Roger, <a href="#Page_p353">353</a>-<a href="#Page_p362">362</a>.</li> - -<li>Bartholomeo Diaz, <a href="#Page_p447">447</a>.</li> - -<li>Bäume, <a href="#Page_p230">230</a>.</li> - -<li>Baumzucht, <a href="#Page_p329">329</a>.</li> - -<li>Bazillentheorie, <a href="#Page_p223">223</a>.</li> - -<li>Behaim, <a href="#Page_p396">396</a>, <a href="#Page_p397">397</a>, <a href="#Page_p447">447</a>.</li> - -<li>Benedikt von Nursia, <a href="#Page_p271">271</a>.</li> - -<li>Bergbau, <a href="#Page_p334">334</a>, <a href="#Page_p437">437</a>, <a href="#Page_p440">440</a>.</li> - -<li>Bernstein, <a href="#Page_p268">268</a>.</li> - -<li>Berosos, <a href="#Page_p368">368</a>.</li> - -<li>Bessarion, <a href="#Page_p394">394</a>.</li> - -<li>Bibel, <a href="#Page_p018">18</a>.</li> - -<li>Bibliothek, alexandrinische, <a href="#Page_p297">297</a>.</li> - -<li>Bibliotheken, <a href="#Page_p301">301</a>, <a href="#Page_p302">302</a>.</li> - -<li>Blitzableiter, <a href="#Page_p269">269</a>.</li> - -<li>Blütenteile, <a href="#Page_p456">456</a>.</li> - -<li>Blutkreislauf, <a href="#Page_p234">234</a>.</li> - -<li>Boccaccio, <a href="#Page_p372">372</a>, <a href="#Page_p373">373</a>.</li> - -<li>Bock, <a href="#Page_p458">458</a>.</li> - -<li>Boëthius, <a href="#Page_p293">293</a>.</li> - -<li>Bologneser Leuchtstein, <a href="#Page_p429">429</a>.</li> - -<li>Botanik, Erneuerung, <a href="#Page_p450">450</a>.</li> - -<li>Botanische Gärten, <a href="#Page_p400">400</a>, <a href="#Page_p457">457</a>.</li> - -<li>Brahmagupta, <a href="#Page_p052">52</a>, <a href="#Page_p056">56</a>, <a href="#Page_p310">310</a>.</li> - -<li>Brechung, <a href="#Page_p260">260</a>, <a href="#Page_p265">265</a>, <a href="#Page_p316">316</a>.</li> - -<li>Brennglas, <a href="#Page_p058">58</a>.</li> - -<li>Brennkugel, <a href="#Page_p358">358</a>.</li> - -<li>Brennspiegel, <a href="#Page_p058">58</a>, <a href="#Page_p395">395</a>, <a href="#Page_p428">428</a>.</li> - -<li>Brillen, <a href="#Page_p318">318</a>, <a href="#Page_p360">360</a>.</li> - -<li>Bronze, <a href="#Page_p042">42</a>.</li> - -<li>Brüche, <a href="#Page_p019">19</a>.</li> - -<li>Brunfels, <a href="#Page_p451">451</a>, <a href="#Page_p452">452</a>.</li> - -<li>Brunnenaufgabe, <a href="#Page_p205">205</a>.</li> - -<li>Buffon, <a href="#Page_p231">231</a>.</li> - -<li>Bussole, <a href="#Page_p308">308</a>.</li> -</ul> - -<p class="header">C.</p> -<ul> -<li>Caesar, <a href="#Page_p213">213</a>.</li> - -<li>Camera obscura, <a href="#Page_p423">423</a>, <a href="#Page_p426">426</a>.</li> - -<li>Capitulare de villis, <a href="#Page_p337">337</a>.</li> - -<li>Cardanus, <a href="#Page_p074">74</a>, <a href="#Page_p445">445</a>.</li> - -<li>Cassiodor, <a href="#Page_p292">292</a>.</li> - -<li>Cato, <a href="#Page_p210">210</a>, <a href="#Page_p239">239</a>.</li> - -<li>Celsus, <a href="#Page_p223">223</a>.</li> - -<li>Celtes, <a href="#Page_p214">214</a>.</li> - -<li>Chaldäer, <a href="#Page_p032">32</a>, <a href="#Page_p033">33</a>, <a href="#Page_p037">37</a>, <a href="#Page_p089">89</a>.</li> - -<li>Chemes, <a href="#Page_p274">274</a>.</li> - -<li>China, <a href="#Page_p060">60</a>.</li> - -<li>Chinesische Astronomie, <a href="#Page_p061">61</a>.</li> - -<li>Chirurgie, <a href="#Page_p048">48</a>, <a href="#Page_p466">466</a>.</li> - -<li>Chronometer, <a href="#Page_p424">424</a>.</li> - -<li>Cicero, <a href="#Page_p210">210</a>, <a href="#Page_p407">407</a>.</li> - -<li>Clusius, <a href="#Page_p448">448</a>.</li> - -<li>Columbus, <a href="#Page_p261">261</a>, <a href="#Page_p362">362</a>, <a href="#Page_p375">375</a>, <a href="#Page_p398">398</a>, <a href="#Page_p423">423</a>, <a href="#Page_p424">424</a>, <a href="#Page_p448">448</a>.</li> -</ul> - -<p class="header">D.</p> - -<ul> -<li>Damianos, <a href="#Page_p266">266</a>.</li> - -<li>Dämmerung, <a href="#Page_p317">317</a>.</li> - -<li>Dante, <a href="#Page_p372">372</a>.</li> - -<li>Datumsgrenze, <a href="#Page_p379">379</a>.</li> - -<li>De Caus, <a href="#Page_p423">423</a>.</li> - -<li>Deklination, <a href="#Page_p423">423</a>.</li> - -<li>Delisches Problem, <a href="#Page_p085">85</a>.</li> - -<li>Demokrit, <a href="#Page_p071">71</a>, <a href="#Page_p073">73</a>, <a href="#Page_p075">75</a>, <a href="#Page_p078">78</a>, <a href="#Page_p099">99</a>.</li> - -<li>Destillation, <a href="#Page_p050">50</a>, <a href="#Page_p321">321</a>.</li> - -<li>Destillierapparat, <a href="#Page_p276">276</a>.</li> - -<li>Deszendenzlehre, Keime, <a href="#Page_p100">100</a>.</li> - -<li>Diamanten, <a href="#Page_p328">328</a>.</li> - -<li>Dionysios der Große, <a href="#Page_p287">287</a>.</li> - -<li>Diophant, <a href="#Page_p056">56</a>, <a href="#Page_p057">57</a>, <a href="#Page_p253">253</a>, <a href="#Page_p254">254</a>.</li> - -<li>Dioptra, <a href="#Page_p201">201</a>, <a href="#Page_p203">203</a>.</li> - -<li>Dioskurides, <a href="#Page_p231">231</a>, <a href="#Page_p238">238</a>, <a href="#Page_p245">245</a>, <a href="#Page_p337">337</a>, <a href="#Page_p401">401</a>.</li> - -<li>Dodonaeus, <a href="#Page_p455">455</a>.</li> - -<li>Doppelelle, babylonische, <a href="#Page_p038">38</a>.</li> - -<li>Doppelstunden, <a href="#Page_p024">24</a>.</li> - -<li>Dreiecksberechnung, <a href="#Page_p011">11</a>.</li> - -<li>Dreiteilung eines Winkels, <a href="#Page_p084">84</a>.</li> - -<li>Dürer, <a href="#Page_p377">377</a>, <a href="#Page_p452">452</a>, <a href="#Page_p460">460</a>.</li> - -<li>Dynamik, Begründung, <a href="#Page_p430">430</a>.</li> -</ul> - -<p class="header">E.</p> -<ul> -<li>Einhardt, <a href="#Page_p302">302</a>.</li> - -<li>Eisen, <a href="#Page_p041">41</a>.</li> - -<li>Ekliptik, Schiefe, <a href="#Page_p090">90</a>.</li> - -<li>Elemente, <a href="#Page_p070">70</a>, <a href="#Page_p436">436</a>.</li> - -<li>Ellipse, <a href="#Page_p087">87</a>.</li> - -<li>Elmsfeuer, <a href="#Page_p269">269</a>.</li> - -<li>Emissar, <a href="#Page_p204">204</a>.</li> - -<li>Empedokles, <a href="#Page_p070">70</a>, <a href="#Page_p076">76</a>, <a href="#Page_p097">97</a>-<a href="#Page_p099">99</a>.</li> - -<li>Entdeckungsreisen, <a href="#Page_p362">362</a>, <a href="#Page_p398">398</a>, <a href="#Page_p448">448</a>, <a href="#Page_p449">449</a>.</li> - -<li>Enzyklopädie, <a href="#Page_p292">292</a>.</li> - -<li>Ephemeriden, <a href="#Page_p395">395</a>.</li> - -<li>Epikur, <a href="#Page_p075">75</a>, <a href="#Page_p100">100</a>.</li> - -<li>Epizyklentheorie, <a href="#Page_p120">120</a>, <a href="#Page_p249">249</a>, <a href="#Page_p250">250</a>.</li> - -<li>Erasistratos, <a href="#Page_p206">206</a>, <a href="#Page_p233">233</a>.</li> - -<li>Erasmus v. Rotterdam, <a href="#Page_p378">378</a>.</li> - -<li>Eratosthenes, <a href="#Page_p255">255</a>.</li> - -<li>Erdbeben, <a href="#Page_p368">368</a>.</li> - -<li>Erde, Bewegung, <a href="#Page_p381">381</a>.</li> - -<li>–, Gestalt, <a href="#Page_p096">96</a>, <a href="#Page_p117">117</a>, <a href="#Page_p227">227</a>, <a href="#Page_p289">289</a>.</li> - -<li>Erdkern, <a href="#Page_p070">70</a>.</li> - -<li>Eudemos, <a href="#Page_p081">81</a>, <a href="#Page_p095">95</a>.</li> - -<li>Eudoxos, <a href="#Page_p078">78</a>, <a href="#Page_p119">119</a>, <a href="#Page_p120">120</a>, <a href="#Page_p248">248</a>.</li> - -<li>Euklid, <a href="#Page_p082">82</a>.</li> - -<li>Eutokios, <a href="#Page_p085">85</a>.</li> - -<li>Evektion, <a href="#Page_p247">247</a>.</li> - -<li>Exhaustionsmethode, <a href="#Page_p084">84</a>.</li> - -<li>Experimente, <a href="#Page_p079">79</a>, <a href="#Page_p235">235</a>, <a href="#Page_p356">356</a>, <a href="#Page_p359">359</a>, <a href="#Page_p391">391</a>.</li> - -</ul> - -<p class="header">F.</p> -<ul> -<li>Fabricio, <a href="#Page_p466">466</a>.</li> - -<li>Fallversuche, <a href="#Page_p412">412</a>.</li> - -<li>Farbenwechsel, <a href="#Page_p429">429</a>.</li> - -<li>Färber, <a href="#Page_p327">327</a>.</li> - -<li>Färberei, <a href="#Page_p280">280</a>, <a href="#Page_p320">320</a>.</li> - -<li>Fechner, <a href="#Page_p415">415</a>.</li> - -<li>Feldmeßkunst, <a href="#Page_p200">200</a>, <a href="#Page_p211">211</a>.</li> - -<li>Fernrohr, <a href="#Page_p360">360</a>.</li> - -<li>Feuervergoldung, <a href="#Page_p280">280</a>.</li> - -<li>Fibonacci, <a href="#Page_p339">339</a>.</li> - -<li>Finsternisse, <a href="#Page_p065">65</a>.</li> - -<li>Flaschenzug, <a href="#Page_p198">198</a>.</li> - -<li>Flavio Gioja, <a href="#Page_p308">308</a>.</li> - -<li>Fluorescenz, <a href="#Page_p428">428</a>.</li> - -<li>Fracastoro, <a href="#Page_p444">444</a>.</li> - -<li>Francesco Petrarca, <a href="#Page_p364">364</a>.</li> - -<li>Friedrich II., <a href="#Page_p313">313</a>, <a href="#Page_p437">437</a>, <a href="#Page_p462">462</a>.</li> - -<li>Fuchs, <a href="#Page_p454">454</a>.</li> - -</ul> - -<p class="header">G.</p> -<ul> -<li>Galen, <a href="#Page_p233">233</a>-<a href="#Page_p237">237</a>, <a href="#Page_p239">239</a>, <a href="#Page_p270">270</a>.</li> - -<li>Galle, <a href="#Page_p103">103</a>.</li> - -<li>Gas, <a href="#Page_p277">277</a>.</li> - -<li>Gassendi, <a href="#Page_p075">75</a>.</li> - -<li>Geber, <a href="#Page_p322">322</a>.</li> - -<li>Gebirgsbildung, <a href="#Page_p442">442</a>.</li> - -<li>Gegenerde, <a href="#Page_p094">94</a>.</li> - -<li>Geld, <a href="#Page_p014">14</a>.</li> - -<li>Geminos, <a href="#Page_p031">31</a>.</li> - -<li>Gemma Frisius, <a href="#Page_p417">417</a>.</li> - -<li>Geologie, <a href="#Page_p070">70</a>, <a href="#Page_p391">391</a>, <a href="#Page_p411">411</a>.</li> - -<li>Geometrie, <a href="#Page_p006">6</a>, <a href="#Page_p053">53</a>, <a href="#Page_p066">66</a>.</li> - -<li>Gerbert, <a href="#Page_p333">333</a>.</li> - -<li>Gerhard von Cremona, <a href="#Page_p338">338</a>.</li> - -<li>Germanentum, <a href="#Page_p290">290</a>.</li> - -<li>Gesner, <a href="#Page_p447">447</a>, <a href="#Page_p449">449</a>, <a href="#Page_p455">455</a>, <a href="#Page_p460">460</a>.</li> - -<li>Gewichte, <a href="#Page_p038">38</a>.</li> - -<li>Gewichtsstücke, <a href="#Page_p039">39</a>.</li> - -<li>Gewitter, <a href="#Page_p269">269</a>, <a href="#Page_p367">367</a>.</li> - -<li>Gezeiten, <a href="#Page_p358">358</a>.</li> - -<li>Gift, <a href="#Page_p240">240</a>.</li> - -<li>Gilbert, <a href="#Page_p424">424</a>.</li> - -<li>Giordano Bruno, <a href="#Page_p415">415</a>.</li> - -<li>Glas, <a href="#Page_p044">44</a>, <a href="#Page_p244">244</a>.</li> - -<li>Gleichungen, <a href="#Page_p009">9</a>, <a href="#Page_p056">56</a>, <a href="#Page_p254">254</a>, <a href="#Page_p311">311</a>, <a href="#Page_p340">340</a>.</li> - -<li>Globus, <a href="#Page_p120">120</a>, <a href="#Page_p397">397</a>, <a href="#Page_p417">417</a>.</li> - -<li>Gnomon, <a href="#Page_p036">36</a>, <a href="#Page_p061">61</a>, <a href="#Page_p067">67</a>, <a href="#Page_p089">89</a>, <a href="#Page_p380">380</a>.</li> - -<li>Gold, <a href="#Page_p043">43</a>.</li> - -<li>Gradmesser, <a href="#Page_p303">303</a>.</li> - -<li>Grenzstein, <a href="#Page_p026">26</a>.</li> - -<li>Groma, <a href="#Page_p212">212</a>.</li> - -<li>Guldinsche Regel, <a href="#Page_p264">264</a>.</li> - -</ul> - -<p class="header">H.</p> -<ul> -<li>Hammurabi, <a href="#Page_p045">45</a>.</li> - -<li>Harmonie, <a href="#Page_p080">80</a>.</li> - -<li>Harmonie der Sphären, <a href="#Page_p091">91</a>.</li> - -<li>Hartmann, <a href="#Page_p424">424</a>.</li> - -<li>Haustiere, <a href="#Page_p049">49</a>.</li> - -<li>Hebelgesetz, <a href="#Page_p113">113</a>.</li> - -<li>Heber, <a href="#Page_p194">194</a>, <a href="#Page_p427">427</a>.</li> - -<li>Hebezeug, römisches, <a href="#Page_p216">216</a>.</li> - -<li>Heilkunde, Anfänge, <a href="#Page_p045">45</a>, <a href="#Page_p101">101</a>, <a href="#Page_p236">236</a>, <a href="#Page_p294">294</a>, <a href="#Page_p314">314</a>, <a href="#Page_p330">330</a>, <a href="#Page_p435">435</a>.</li> - -<li>Heilmittel, <a href="#Page_p046">46</a>, <a href="#Page_p060">60</a>.</li> - -<li>Heilvorschriften, <a href="#Page_p046">46</a>.</li> - -<li>Hekataeos, <a href="#Page_p067">67</a>.</li> - -<li>Hellenismus, <a href="#Page_p209">209</a>.</li> - -<li>Helmont, van, <a href="#Page_p433">433</a>.</li> - -<li>Herakleides Pontikos, <a href="#Page_p078">78</a>, <a href="#Page_p092">92</a>, <a href="#Page_p093">93</a>, <a href="#Page_p094">94</a>, <a href="#Page_p096">96</a>.</li> - -<li>Heraklit, <a href="#Page_p070">70</a>.</li> - -<li>Herbarien, <a href="#Page_p401">401</a>, <a href="#Page_p458">458</a>.</li> - -<li>Hermes Trismegistos, <a href="#Page_p275">275</a>.</li> - -<li>Herodot, <a href="#Page_p006">6</a>, <a href="#Page_p036">36</a>, <a href="#Page_p045">45</a>, <a href="#Page_p089">89</a>, <a href="#Page_p262">262</a>.</li> - -<li>Heron, <a href="#Page_p058">58</a>, <a href="#Page_p193">193</a>, <a href="#Page_p205">205</a>, <a href="#Page_p257">257</a>.</li> - -<li>Herophilos, <a href="#Page_p206">206</a>, <a href="#Page_p233">233</a>.</li> - -<li>Herons Automaten, <a href="#Page_p195">195</a>.</li> - -<li>Herons Ball, <a href="#Page_p193">193</a>.</li> - -<li>Herons Dampfkugel, <a href="#Page_p193">193</a>.</li> - -<li>Heronsche Formel, <a href="#Page_p203">203</a>.</li> - -<li>Hesiod, <a href="#Page_p068">68</a>, <a href="#Page_p096">96</a>.</li> - -<li>Hettiter, <a href="#Page_p016">16</a>.</li> - -<li>Hexenglauben, <a href="#Page_p364">364</a>.</li> - -<li>Hieroglyphenschrift, <a href="#Page_p003">3</a>.</li> - -<li>Hildegard von Bingen, <a href="#Page_p337">337</a>.</li> - -<li>Himmelsgebäude, <a href="#Page_p118">118</a>.</li> - -<li>Himmelsgloben, <a href="#Page_p120">120</a>, <a href="#Page_p306">306</a>.</li> - -<li>Hipparch, <a href="#Page_p037">37</a>, <a href="#Page_p122">122</a>, <a href="#Page_p248">248</a>, <a href="#Page_p251">251</a>.</li> - -<li>Hippias von Elis, <a href="#Page_p087">87</a>.</li> - -<li>Hippokrates von Chios, <a href="#Page_p083">83</a>, <a href="#Page_p084">84</a>, <a href="#Page_p089">89</a>.</li> - -<li>Hippokrates aus Kos, <a href="#Page_p102">102</a>.</li> - -<li>Hochöfen, <a href="#Page_p234">234</a>.</li> - -<li>Höllenstein, <a href="#Page_p324">324</a>.</li> - -<li>Homer, <a href="#Page_p096">96</a>.</li> - -<li>Horaz, <a href="#Page_p239">239</a>.</li> - -<li>Humanismus, <a href="#Page_p372">372</a>, <a href="#Page_p374">374</a>.</li> - -<li>Humboldt, <a href="#Page_p232">232</a>.</li> - -<li>Hutten, <a href="#Page_p378">378</a>.</li> - -<li>Hüttenwesen, <a href="#Page_p437">437</a>.</li> - -<li>Hygrometer, <a href="#Page_p386">386</a>.</li> - -<li>Hyperbel, <a href="#Page_p086">86</a>, <a href="#Page_p087">87</a>.</li> - -</ul> - -<p class="header">J.</p> -<ul> -<li>Jahr, <a href="#Page_p088">88</a>.</li> - -<li>Jatrochemie, <a href="#Page_p433">433</a>, <a href="#Page_p434">434</a>.</li> - -<li>Ibn al Haitam, <a href="#Page_p314">314</a>.</li> - -<li>Ibn Alawwâm, <a href="#Page_p329">329</a>.</li> - -<li>Ibn Batuta, <a href="#Page_p329">329</a>.</li> - -<li>Ibn Junis, <a href="#Page_p306">306</a>.</li> - -<li>Ibn Musa, <a href="#Page_p311">311</a>.</li> - -<li>Ibn Roschd, <a href="#Page_p329">329</a>.</li> - -<li>Ibn Sina, <a href="#Page_p298">298</a>, <a href="#Page_p312">312</a>, <a href="#Page_p328">328</a>, <a href="#Page_p330">330</a>.</li> - -<li>Indien, <a href="#Page_p051">51</a>.</li> - -<li>Indigo, <a href="#Page_p245">245</a>.</li> - -<li>Ingenieur, <a href="#Page_p217">217</a>, <a href="#Page_p218">218</a>.</li> - -<li>Ingenieurmechanik, <a href="#Page_p013">13</a>, <a href="#Page_p215">215</a>.</li> - -<li>Inhaltsbestimmungen, <a href="#Page_p011">11</a>.</li> - -<li>Inklination, <a href="#Page_p424">424</a>.</li> - -<li>Insekten, <a href="#Page_p230">230</a>.</li> - -<li>Instrumente, chirurgische, <a href="#Page_p236">236</a>.</li> - -<li>Johannes von Sevilla, <a href="#Page_p339">339</a>.</li> - -<li>Jordanus Nemorarius, <a href="#Page_p430">430</a>.</li> - -<li>Irrationalität, <a href="#Page_p083">83</a>.</li> - -<li>Isidor von Sevilla, <a href="#Page_p294">294</a>.</li> - -<li>Islamitische Kultur, <a href="#Page_p338">338</a>.</li> - -<li>Jupiter, <a href="#Page_p034">34</a>.</li> - -</ul> - -<p class="header">K.</p> -<ul> -<li>Kaiserzeit, <a href="#Page_p219">219</a>.</li> - -<li>Kalender, <a href="#Page_p088">88</a>, <a href="#Page_p089">89</a>, <a href="#Page_p213">213</a>, <a href="#Page_p357">357</a>.</li> - -<li>Kanäle, <a href="#Page_p013">13</a>.</li> - -<li>Karl der Große, <a href="#Page_p335">335</a>.</li> - -<li>Karten, <a href="#Page_p380">380</a>.</li> - -<li>Kartographie, <a href="#Page_p259">259</a>, <a href="#Page_p381">381</a>, <a href="#Page_p417">417</a>, <a href="#Page_p419">419</a>.</li> - -<li>Katakaustik, <a href="#Page_p358">358</a>.</li> - -<li>Kegelschnitte, <a href="#Page_p086">86</a>.</li> - -<li>Keilschriftfunde, <a href="#Page_p016">16</a>, <a href="#Page_p017">17</a>, <a href="#Page_p025">25</a>.</li> - -<li>Kepler, <a href="#Page_p092">92</a>, <a href="#Page_p411">411</a>.</li> - -<li>Kirchenväter, <a href="#Page_p286">286</a>.</li> - -<li>Kircher, <a href="#Page_p427">427</a>-<a href="#Page_p429">429</a>.</li> - -<li>Knochenbrüche, <a href="#Page_p048">48</a>.</li> - -<li>Königswasser, <a href="#Page_p321">321</a>.</li> - -<li>Kombinationslehre, <a href="#Page_p057">57</a>.</li> - -<li>Kometen, <a href="#Page_p061">61</a>, <a href="#Page_p121">121</a>, <a href="#Page_p243">243</a>, <a href="#Page_p367">367</a>.</li> - -<li>Kompaß, <a href="#Page_p061">61</a>.</li> - -<li>Konformität, <a href="#Page_p419">419</a>.</li> - -<li>Konjunktionen, <a href="#Page_p034">34</a>, <a href="#Page_p361">361</a>.</li> - -<li>Koppernikus, <a href="#Page_p403">403</a>-<a href="#Page_p414">414</a>.</li> - -<li>Krankheiten, <a href="#Page_p101">101</a>.</li> - -<li>Kräuterbücher, <a href="#Page_p453">453</a>, <a href="#Page_p454">454</a>.</li> - -<li>Kreis, <a href="#Page_p005">5</a>, <a href="#Page_p007">7</a>.</li> - -<li>Kreta, <a href="#Page_p063">63</a>.</li> - -<li>Ktesibios, <a href="#Page_p257">257</a>.</li> - -<li>Kugel, <a href="#Page_p087">87</a>.</li> - -<li>Kulturpflanzen, <a href="#Page_p049">49</a>.</li> - -<li>Kupfer, <a href="#Page_p014">14</a>, <a href="#Page_p042">42</a>, <a href="#Page_p043">43</a>.</li> - -</ul> - -<p class="header">L.</p> -<ul> -<li>Lactantius, <a href="#Page_p287">287</a>, <a href="#Page_p288">288</a>.</li> - -<li>Länderkunde, <a href="#Page_p261">261</a>.</li> - -<li>Landwirtschaft, <a href="#Page_p238">238</a>.</li> - -<li>Längenbestimmungen, <a href="#Page_p395">395</a>.</li> - -<li>Längenproblem, <a href="#Page_p424">424</a>.</li> - -<li>Laterna magica, <a href="#Page_p429">429</a>.</li> - -<li>Leidener Papyros, <a href="#Page_p279">279</a>.</li> - -<li>Leonardo von Pisa, <a href="#Page_p339">339</a>.</li> - -<li>Leukipp, <a href="#Page_p071">71</a>, <a href="#Page_p073">73</a>.</li> - -<li>Levi ben Gerson, <a href="#Page_p396">396</a>.</li> - -<li><span lang="la" xml:lang="la">Liber abaci</span>, <a href="#Page_p340">340</a>.</li> - -<li>Licht, <a href="#Page_p318">318</a>.</li> - -<li>Lionardo da Vinci, <a href="#Page_p382">382</a>-<a href="#Page_p392">392</a>, <a href="#Page_p400">400</a>.</li> - -<li>Literatur, babylonisch-assyrische, <a href="#Page_p018">18</a>.</li> - -<li>Literatur, indische, <a href="#Page_p052">52</a>.</li> - -<li>Luca Ghini, <a href="#Page_p458">458</a>.</li> - -<li>Lucretius Carus, <a href="#Page_p074">74</a>, <a href="#Page_p100">100</a>, <a href="#Page_p240">240</a>, <a href="#Page_p242">242</a>, <a href="#Page_p268">268</a>.</li> - -<li>Luft, <a href="#Page_p194">194</a>.</li> - -<li>Lunulae Hippokratis, <a href="#Page_p083">83</a>.</li> - -<li>Luther, <a href="#Page_p414">414</a>.</li> - -</ul> - -<p class="header">M.</p> -<ul> -<li>Magie, <a href="#Page_p422">422</a>.</li> - -<li>Magnet, <a href="#Page_p268">268</a>, <a href="#Page_p429">429</a>, <a href="#Page_p430">430</a>.</li> - -<li>Mago, <a href="#Page_p238">238</a>.</li> - -<li>Marco Polo, <a href="#Page_p329">329</a>, <a href="#Page_p341">341</a>.</li> - -<li>Marcus Graecus, <a href="#Page_p310">310</a>.</li> - -<li>Marinus, <a href="#Page_p259">259</a>, <a href="#Page_p262">262</a>, <a href="#Page_p263">263</a>.</li> - -<li>Martianus Capella, <a href="#Page_p294">294</a>, <a href="#Page_p333">333</a>, <a href="#Page_p407">407</a>, <a href="#Page_p408">408</a>.</li> - -<li>Maschinen, <a href="#Page_p385">385</a>.</li> - -<li>Maße, <a href="#Page_p038">38</a>.</li> - -<li>Mathematik, Anfänge, <a href="#Page_p007">7</a>.</li> - -<li>–, griechische, <a href="#Page_p078">78</a>.</li> - -<li>Maurolykus, <a href="#Page_p420">420</a>, <a href="#Page_p421">421</a>.</li> - -<li>Mechanik, <a href="#Page_p111">111</a>, <a href="#Page_p218">218</a>, <a href="#Page_p385">385</a>.</li> - -<li>Mediceer, <a href="#Page_p375">375</a>.</li> - -<li>Megenberg, <a href="#Page_p232">232</a>, <a href="#Page_p365">365</a>, <a href="#Page_p368">368</a>, <a href="#Page_p369">369</a>, <a href="#Page_p401">401</a>.</li> - -<li>Melanchthon, <a href="#Page_p414">414</a>.</li> - -<li>Menächmos, <a href="#Page_p087">87</a>.</li> - -<li>Menelaos, <a href="#Page_p252">252</a>.</li> - -<li>Mensch, <a href="#Page_p226">226</a>.</li> - -<li>Mercator, <a href="#Page_p397">397</a>, <a href="#Page_p417">417</a>, <a href="#Page_p418">418</a>, <a href="#Page_p419">419</a>.</li> - -<li>Meßapparat, <a href="#Page_p212">212</a>.</li> - -<li>Metallurgie, Anfänge, <a href="#Page_p040">40</a>.</li> - -<li>Metallveredelung, <a href="#Page_p278">278</a>.</li> - -<li>Meteoriten, <a href="#Page_p077">77</a>.</li> - -<li>Metrologie, <a href="#Page_p038">38</a>.</li> - -<li>Milchstraße, <a href="#Page_p358">358</a>.</li> - -<li>Mine, <a href="#Page_p038">38</a>.</li> - -<li>Mineralien, <a href="#Page_p327">327</a>, <a href="#Page_p369">369</a>, <a href="#Page_p442">442</a>.</li> - -<li>Mineralogie, Neubegründung, <a href="#Page_p438">438</a>.</li> - -<li>Mönchstum, <a href="#Page_p291">291</a>.</li> - -<li>Mond, <a href="#Page_p037">37</a>, <a href="#Page_p088">88</a>, <a href="#Page_p090">90</a>.</li> - -<li>Mondbewegung, <a href="#Page_p031">31</a>, <a href="#Page_p035">35</a>.</li> - -<li>Monddistanzen, <a href="#Page_p404">404</a>.</li> - -<li>Mondfinsternis, <a href="#Page_p033">33</a>.</li> - -<li>Morgenstern, <a href="#Page_p025">25</a>.</li> - -<li>Musik, <a href="#Page_p293">293</a>.</li> - -<li>Münster, <a href="#Page_p417">417</a>.</li> - -</ul> - -<p class="header">N.</p> -<ul> -<li>Naturalienkabinett, <a href="#Page_p458">458</a>.</li> - -<li>Naturerklärung, <a href="#Page_p071">71</a>.</li> - -<li>– philosophie, <a href="#Page_p069">69</a>.</li> - -<li>Nestorianer, <a href="#Page_p299">299</a>, <a href="#Page_p300">300</a>.</li> - -<li>Nicetas, <a href="#Page_p407">407</a>.</li> - -<li>Nicolaus von Cusa, <a href="#Page_p379">379</a>, <a href="#Page_p382">382</a>.</li> - -<li>Nikolaus V., <a href="#Page_p374">374</a>.</li> - -<li>Nippurtafeln, <a href="#Page_p017">17</a>.</li> - -<li>Nonius, <a href="#Page_p400">400</a>.</li> - -<li>Norman, <a href="#Page_p424">424</a>.</li> - -<li>Null, <a href="#Page_p056">56</a>.</li> - -<li>Nullmeridian, <a href="#Page_p258">258</a>.</li> - -</ul> - -<p class="header">O.</p> -<ul> -<li>Obelisk, <a href="#Page_p014">14</a>.</li> - -<li>Observatorium, <a href="#Page_p005">5</a>.</li> - -<li>Oenopides, <a href="#Page_p089">89</a>.</li> - -<li>Olympiodor, <a href="#Page_p277">277</a>.</li> - -<li>Optik, <a href="#Page_p341">341</a>.</li> - -<li><span lang="la" xml:lang="la">Opus majus</span>, <a href="#Page_p357">357</a>.</li> - -<li>Osiander, <a href="#Page_p406">406</a>.</li> - -</ul> - -<p class="header">P.</p> -<ul> -<li>Paläontologie, Anfänge, <a href="#Page_p443">443</a>.</li> - -<li>Palissy, <a href="#Page_p438">438</a>, <a href="#Page_p444">444</a>, <a href="#Page_p445">445</a>.</li> - -<li>Pappos, <a href="#Page_p198">198</a>, <a href="#Page_p264">264</a>.</li> - -<li>Papyrus Ebers, <a href="#Page_p048">48</a>.</li> - -<li>– Rhind, <a href="#Page_p007">7</a>.</li> - -<li>Parabel, <a href="#Page_p086">86</a>, <a href="#Page_p087">87</a>.</li> - -<li>Paracelsus, <a href="#Page_p042">42</a>, <a href="#Page_p434">434</a>-<a href="#Page_p436">436</a>.</li> - -<li>Parallaktisches Lineal, <a href="#Page_p255">255</a>.</li> - -<li>Parallelogrammgesetz, <a href="#Page_p114">114</a>.</li> - -<li>Paré, <a href="#Page_p466">466</a>.</li> - -<li>Peregrinus, <a href="#Page_p353">353</a>.</li> - -<li>Perpetuum mobile, <a href="#Page_p386">386</a>.</li> - -<li>Perspektive, <a href="#Page_p389">389</a>.</li> - -<li>Petrarka, <a href="#Page_p372">372</a>, <a href="#Page_p373">373</a>.</li> - -<li>Peurbach, <a href="#Page_p393">393</a>.</li> - -<li>Peutingers Karte, <a href="#Page_p214">214</a>.</li> - -<li>Pflanzenabbildungen, <a href="#Page_p451">451</a>.</li> - -<li>– beschreibungen, <a href="#Page_p351">351</a>, <a href="#Page_p453">453</a>.</li> - -<li>– kenntnis, <a href="#Page_p047">47</a>, <a href="#Page_p059">59</a>, <a href="#Page_p097">97</a>.</li> - -<li>Pflanzen, Anordnung, <a href="#Page_p455">455</a>.</li> - -<li>–, Beseelung, <a href="#Page_p070">70</a>.</li> - -<li>–, Nahrung, <a href="#Page_p382">382</a>.</li> - -<li>–, Schlaf, <a href="#Page_p350">350</a>.</li> - -<li>–, Sexualität, <a href="#Page_p350">350</a>.</li> - -<li>Philolaos, <a href="#Page_p092">92</a>, <a href="#Page_p093">93</a>, <a href="#Page_p094">94</a>.</li> - -<li>Philon, <a href="#Page_p197">197</a>.</li> - -<li>Philons Saugkerze, <a href="#Page_p197">197</a>.</li> - -<li>Phönizier, <a href="#Page_p063">63</a>.</li> - -<li>Phosphoreszenz, <a href="#Page_p428">428</a>.</li> - -<li>Physiologie, <a href="#Page_p388">388</a>.</li> - -<li>Physiologus, <a href="#Page_p347">347</a>.</li> - -<li>Pico von Mirandola, <a href="#Page_p363">363</a>.</li> - -<li>Pierre d'Ailly, <a href="#Page_p362">362</a>.</li> - -<li>Pius II., <a href="#Page_p375">375</a>.</li> - -<li>Planeten, <a href="#Page_p032">32</a>, <a href="#Page_p034">34</a>, <a href="#Page_p066">66</a>, <a href="#Page_p090">90</a>, <a href="#Page_p091">91</a>, <a href="#Page_p114">114</a>, <a href="#Page_p247">247</a>, <a href="#Page_p248">248</a>, <a href="#Page_p251">251</a>.</li> - -<li>Platon, <a href="#Page_p078">78</a>, <a href="#Page_p085">85</a>, <a href="#Page_p092">92</a>, <a href="#Page_p095">95</a>, <a href="#Page_p096">96</a>, <a href="#Page_p102">102</a>, <a href="#Page_p118">118</a>, <a href="#Page_p119">119</a>, <a href="#Page_p248">248</a>, <a href="#Page_p268">268</a>.</li> - -<li>Plattkarte, <a href="#Page_p268">268</a>.</li> - -<li>Plinius, <a href="#Page_p206">206</a>, <a href="#Page_p210">210</a>, <a href="#Page_p218">218</a>, <a href="#Page_p220">220</a>-<a href="#Page_p232">232</a>, <a href="#Page_p239">239</a>, <a href="#Page_p244">244</a>, <a href="#Page_p245">245</a>, <a href="#Page_p268">268</a>, <a href="#Page_p270">270</a>.</li> - -<li>Plinius der Jüngere, <a href="#Page_p221">221</a>.</li> - -<li>Plutarch, <a href="#Page_p407">407</a>.</li> - -<li>Pneuma, <a href="#Page_p207">207</a>.</li> - -<li>Polyeder, reguläre, <a href="#Page_p082">82</a>.</li> - -<li>Pompeji, <a href="#Page_p240">240</a>, <a href="#Page_p243">243</a>.</li> - -<li>Pomponios Mela, <a href="#Page_p220">220</a>, <a href="#Page_p226">226</a>.</li> - -<li>Positionssystem, <a href="#Page_p056">56</a>.</li> - -<li>Präzession der Nachtgleichen, <a href="#Page_p122">122</a>, <a href="#Page_p252">252</a>, <a href="#Page_p415">415</a>.</li> - -<li>Projektionsart, <a href="#Page_p262">262</a>.</li> - -<li>Proklos, <a href="#Page_p081">81</a>.</li> - -<li>Prokop, <a href="#Page_p289">289</a>.</li> - -<li>Proportionen, <a href="#Page_p082">82</a>.</li> - -<li>Pseudo-Demokritos, <a href="#Page_p281">281</a>, <a href="#Page_p278">278</a>.</li> - -<li>– -Gebersche Schriften, <a href="#Page_p323">323</a>.</li> - -<li>Ptolemäos, <a href="#Page_p035">35</a>, <a href="#Page_p246">246</a>-<a href="#Page_p266">266</a>.</li> - -<li>Pyramiden, <a href="#Page_p004">4</a>, <a href="#Page_p012">12</a>, <a href="#Page_p087">87</a>.</li> - -<li>Pythagoras, <a href="#Page_p079">79</a>-<a href="#Page_p082">82</a>, <a href="#Page_p101">101</a>.</li> - -<li>Pythagoreer, <a href="#Page_p080">80</a>, <a href="#Page_p091">91</a>.</li> - -<li>Pythagoreischer Lehrsatz, <a href="#Page_p009">9</a>, <a href="#Page_p053">53</a>.</li> - -</ul> - -<p class="header">Q.</p> -<ul> -<li>Qazwini, <a href="#Page_p327">327</a>.</li> - -<li>Quadratrix, <a href="#Page_p087">87</a>.</li> - -<li><span lang="la" xml:lang="la">Quadratum geometricum</span>, <a href="#Page_p393">393</a>.</li> - -<li>Quadratur des Kreises, <a href="#Page_p054">54</a>, <a href="#Page_p084">84</a>.</li> - -<li>Quadrivium, <a href="#Page_p332">332</a>.</li> - -<li>Quecksilber, <a href="#Page_p272">272</a>.</li> - -<li>Quecksilberoxyd, <a href="#Page_p324">324</a>, <a href="#Page_p327">327</a>.</li> - -<li>Quellen, <a href="#Page_p242">242</a>.</li> -</ul> - - -<p class="header">R.</p> -<ul> -<li>Radkarte der Erde, <a href="#Page_p067">67</a>.</li> - -<li>Raymundus Lullus, <a href="#Page_p363">363</a>.</li> - -<li>Rechenkunst, <a href="#Page_p020">20</a>, <a href="#Page_p056">56</a>.</li> - -<li>Reformation, <a href="#Page_p355">355</a>, <a href="#Page_p377">377</a>.</li> - -<li>Refraktion, atmosphärische, <a href="#Page_p266">266</a>, <a href="#Page_p318">318</a>.</li> - -<li>Regenbogen, <a href="#Page_p359">359</a>, <a href="#Page_p428">428</a>.</li> - -<li>Regiomontanus, <a href="#Page_p394">394</a>, <a href="#Page_p395">395</a>, <a href="#Page_p399">399</a>.</li> - -<li>Reguläre Körper, <a href="#Page_p081">81</a>.</li> - -<li>Reihen, <a href="#Page_p009">9</a>, <a href="#Page_p056">56</a>.</li> - -<li>Renaissance, <a href="#Page_p334">334</a>, <a href="#Page_p371">371</a>.</li> - -<li>Rennarbeit, <a href="#Page_p334">334</a>.</li> - -<li>Rhabanus Maurus, <a href="#Page_p289">289</a>, <a href="#Page_p336">336</a>.</li> - -<li>Rhases, <a href="#Page_p323">323</a>.</li> - -<li>Römer, <a href="#Page_p208">208</a>.</li> - -<li>Rudolf II., <a href="#Page_p433">433</a>.</li> - -</ul> - -<p class="header">S.</p> -<ul> -<li>Salpeter, <a href="#Page_p300">300</a>.</li> - -<li>– säure, <a href="#Page_p321">321</a>, <a href="#Page_p323">323</a>.</li> - -<li>Salzgewinnung, <a href="#Page_p334">334</a>.</li> - -<li>Saros, <a href="#Page_p037">37</a>, <a href="#Page_p065">65</a>.</li> - -<li>Sehen, <a href="#Page_p116">116</a>, <a href="#Page_p315">315</a>, <a href="#Page_p389">389</a>, <a href="#Page_p390">390</a>.</li> - -<li>Sehstrahlen, <a href="#Page_p267">267</a>.</li> - -<li>Seife, <a href="#Page_p245">245</a>.</li> - -<li>Seilspannen, <a href="#Page_p054">54</a>.</li> - -<li>Seneca, <a href="#Page_p242">242</a>, <a href="#Page_p243">243</a>, <a href="#Page_p261">261</a>.</li> - -<li>Sexagesimalsystem, <a href="#Page_p018">18</a>.</li> - -<li>Sinus, <a href="#Page_p059">59</a>.</li> - -<li>Sirius, <a href="#Page_p022">22</a>.</li> - -<li>Snellius, <a href="#Page_p268">268</a>.</li> - -<li>Sonnenbewegung, <a href="#Page_p247">247</a>.</li> - -<li>– bildchen, <a href="#Page_p421">421</a>.</li> - -<li>– jahr, <a href="#Page_p022">22</a>.</li> - -<li>– uhren, <a href="#Page_p062">62</a>, <a href="#Page_p215">215</a>, <a href="#Page_p333">333</a>.</li> - -<li>Sosigenes, <a href="#Page_p213">213</a>.</li> - -<li>Spektrum, <a href="#Page_p242">242</a>.</li> - -<li>Spezifische Gewichte, <a href="#Page_p318">318</a>.</li> - -<li>Sphären, homozentrische, <a href="#Page_p118">118</a>.</li> - -<li>Sphärenmusik, <a href="#Page_p121">121</a>.</li> - -<li>Spiegel, parabolische, <a href="#Page_p357">357</a>.</li> - -<li>Spielart, <a href="#Page_p456">456</a>.</li> - -<li>Sumerer, <a href="#Page_p015">15</a>.</li> - -<li>Summierungsformel, <a href="#Page_p010">10</a>.</li> - -<li>Susruta, <a href="#Page_p059">59</a>, <a href="#Page_p064">64</a>, <a href="#Page_p115">115</a>.</li> - -</ul> - -<p class="header">Sch.</p> -<ul> -<li>Schall, <a href="#Page_p243">243</a>.</li> - -<li>Schaltjahr, <a href="#Page_p029">29</a>.</li> - -<li>Schattenmessung, <a href="#Page_p067">67</a>.</li> - -<li>Schießpulver, <a href="#Page_p059">59</a>, <a href="#Page_p310">310</a>, <a href="#Page_p361">361</a>.</li> - -<li>Schnellwagen, <a href="#Page_p217">217</a>.</li> - -<li>Schott, <a href="#Page_p427">427</a>.</li> - -<li>Schwenter, <a href="#Page_p424">424</a>, <a href="#Page_p427">427</a>.</li> -</ul> - -<p class="header">St.</p> -<ul> -<li>Städtewesen, <a href="#Page_p342">342</a>.</li> - -<li>Stein der Weisen, <a href="#Page_p275">275</a>, <a href="#Page_p326">326</a>, <a href="#Page_p431">431</a>.</li> - -<li>Sterne, Zahl, <a href="#Page_p229">229</a>.</li> - -<li>Sternwarte, <a href="#Page_p399">399</a>.</li> - -<li>Stereometrie, <a href="#Page_p087">87</a>.</li> - -<li>Stockholmer Papyrus, <a href="#Page_p279">279</a>, <a href="#Page_p320">320</a>.</li> - -<li>Strabon, <a href="#Page_p206">206</a>, <a href="#Page_p259">259</a>, <a href="#Page_p260">260</a>.</li> -</ul> - -<p class="header">T.</p> -<ul> -<li>Tacitus, <a href="#Page_p221">221</a>.</li> - -<li>Tafeln von Senkereh, <a href="#Page_p019">19</a>.</li> - -<li>Tartaglia, <a href="#Page_p431">431</a>.</li> - -<li>Telegraphen, <a href="#Page_p430">430</a>.</li> - -<li>Tell el Amarna-Tafeln, <a href="#Page_p016">16</a>.</li> - -<li>Thales, <a href="#Page_p064">64</a>, <a href="#Page_p065">65</a>, <a href="#Page_p067">67</a>, <a href="#Page_p079">79</a>.</li> - -<li>Theophrast, <a href="#Page_p097">97</a>, <a href="#Page_p107">107</a>, <a href="#Page_p230">230</a>.</li> - -<li>Thermoskop, <a href="#Page_p197">197</a>.</li> - -<li>Thomas von Cantimpré, <a href="#Page_p348">348</a>, <a href="#Page_p365">365</a>.</li> - -<li>Tiefenmesser, <a href="#Page_p382">382</a>.</li> - -<li>Tiere, Anordnung, <a href="#Page_p461">461</a>.</li> - -<li>–, Naturgeschichte, <a href="#Page_p459">459</a>, <a href="#Page_p460">460</a>.</li> - -<li>Tierfabeln, <a href="#Page_p328">328</a>, <a href="#Page_p347">347</a>.</li> - -<li>Tierformen, <a href="#Page_p328">328</a>.</li> - -<li>– kreis von Dendera, <a href="#Page_p027">27</a>.</li> - -<li>– kreisbilder, <a href="#Page_p025">25</a>, <a href="#Page_p036">36</a>.</li> - -<li>– system, koisches, <a href="#Page_p103">103</a>.</li> - -<li>– zeichnungen, <a href="#Page_p452">452</a>.</li> - -<li>Timäos, <a href="#Page_p095">95</a>, <a href="#Page_p102">102</a>.</li> - -<li>Töpferei, <a href="#Page_p044">44</a>.</li> - -<li>Toscanelli, <a href="#Page_p380">380</a>, <a href="#Page_p448">448</a>.</li> - -<li>Tragbalken, <a href="#Page_p113">113</a>.</li> - -<li>Transmutation, <a href="#Page_p275">275</a>.</li> - -<li>Treibhäuser, <a href="#Page_p244">244</a>.</li> - -<li>Trigonometrie, <a href="#Page_p004">4</a>, <a href="#Page_p037">37</a>, <a href="#Page_p058">58</a>, <a href="#Page_p253">253</a>, <a href="#Page_p305">305</a>, <a href="#Page_p395">395</a>.</li> - -<li>Trivium, <a href="#Page_p332">332</a>.</li> - -<li>Tunnelaufgabe, <a href="#Page_p204">204</a>.</li> - -<li>– bauten, <a href="#Page_p203">203</a>.</li> - -<li>Tycho, <a href="#Page_p095">95</a>, <a href="#Page_p122">122</a>.</li> - -<li>Tyrische Weltkarte, <a href="#Page_p262">262</a>.</li> - -</ul> - -<p class="header">U.</p> -<ul> -<li>Universitäten, <a href="#Page_p344">344</a>, <a href="#Page_p376">376</a>.</li> - -<li>Universum, unendliches, <a href="#Page_p416">416</a>.</li> - -<li>Untergang, heliakischer, <a href="#Page_p022">22</a>.</li> - -</ul> - -<p class="header">V.</p> -<ul> -<li>Variation, <a href="#Page_p250">250</a>.</li> - -<li>Varro, <a href="#Page_p222">222</a>, <a href="#Page_p223">223</a>, <a href="#Page_p292">292</a>.</li> - -<li>Vasari, <a href="#Page_p371">371</a>.</li> - -<li>Vasco da Gama, <a href="#Page_p447">447</a>.</li> - -<li>Vedas, <a href="#Page_p053">53</a>.</li> - -<li>Venus, <a href="#Page_p025">25</a>, <a href="#Page_p035">35</a>.</li> - -<li>Verbrennung, <a href="#Page_p387">387</a>.</li> - -<li>Vermessung des römischen Reiches, <a href="#Page_p213">213</a>.</li> - -<li>Vernier, <a href="#Page_p400">400</a>.</li> - -<li>Versteinerungen, <a href="#Page_p260">260</a>, <a href="#Page_p380">380</a>, <a href="#Page_p443">443</a>, <a href="#Page_p445">445</a>.</li> - -<li>Vesal, <a href="#Page_p366">366</a>, <a href="#Page_p463">463</a>.</li> - -<li>Vesuvausbruch, <a href="#Page_p221">221</a>.</li> - -<li>Virgil, <a href="#Page_p224">224</a>.</li> - -<li>Vitello, <a href="#Page_p341">341</a>.</li> - -<li>Vitruv, <a href="#Page_p095">95</a>, <a href="#Page_p215">215</a>, <a href="#Page_p216">216</a>, <a href="#Page_p244">244</a>, <a href="#Page_p261">261</a>.</li> - -<li>Vögel, <a href="#Page_p314">314</a>.</li> - -<li>Vulkane, <a href="#Page_p248">248</a>, <a href="#Page_p260">260</a>.</li> - -</ul> - -<p class="header">W.</p> -<ul> -<li>Wagen, <a href="#Page_p039">39</a>, <a href="#Page_p333">333</a>, <a href="#Page_p382">382</a>.</li> - -<li>Walfisch, <a href="#Page_p368">368</a>.</li> - -<li>Waltiere, <a href="#Page_p099">99</a>.</li> - -<li>Wasserbäder, <a href="#Page_p324">324</a>.</li> - -<li>– orgel, <a href="#Page_p196">196</a>.</li> - -<li>– uhren, <a href="#Page_p023">23</a>, <a href="#Page_p257">257</a>, <a href="#Page_p302">302</a>.</li> - -<li>Wegmesser, <a href="#Page_p199">199</a>.</li> - -<li>Weltanschauung, heliozentrische, <a href="#Page_p093">93</a>.</li> - -<li>– bild des Mittelalters, <a href="#Page_p367">367</a>.</li> - -<li>– entstehungslehre, <a href="#Page_p068">68</a>, <a href="#Page_p072">72</a>.</li> - -<li>– karte, <a href="#Page_p381">381</a>, <a href="#Page_p418">418</a>.</li> - -<li>– system, heliozentrisches, <a href="#Page_p402">402</a>, <a href="#Page_p409">409</a> bis <a href="#Page_p413">413</a>.</li> - -<li>Weyer, Jacob, <a href="#Page_p364">364</a>.</li> - -<li>Wiederkehr, stete, <a href="#Page_p121">121</a>.</li> - -<li>Windmesser, <a href="#Page_p387">387</a>.</li> - -<li>Winkelmeßinstrumente, <a href="#Page_p255">255</a>.</li> - -<li>Wirbelbewegung, <a href="#Page_p077">77</a>.</li> - -<li>Wissenschaften, ihr Verfall, <a href="#Page_p285">285</a>.</li> - -<li>Wohnungshygiene, <a href="#Page_p047">47</a>.</li> - -<li>Wotton, <a href="#Page_p461">461</a>.</li> - -<li>Wurfbewegung, <a href="#Page_p425">425</a>, <a href="#Page_p430">430</a>.</li> - -<li>Würfelverdoppelung, <a href="#Page_p085">85</a>.</li> - -<li>Wurzeln, <a href="#Page_p057">57</a>.</li> - -</ul> - -<p class="header">Z.</p> -<ul> -<li>Zahlenmystik, <a href="#Page_p080">80</a>.</li> - -<li>Zahnkaries, <a href="#Page_p046">46</a>.</li> - -<li>Zahnradübertragung, <a href="#Page_p199">199</a>.</li> - -<li>Zeitmessung, <a href="#Page_p023">23</a>.</li> - -<li>Zellentheorie, <a href="#Page_p224">224</a>.</li> - -<li>Zentralfeuer, <a href="#Page_p093">93</a>.</li> - -<li>Ziffernsystem, indisches, <a href="#Page_p305">305</a>.</li> - -<li>Zink, <a href="#Page_p042">42</a>, <a href="#Page_p271">271</a>.</li> - -<li>Zinn, <a href="#Page_p042">42</a>, <a href="#Page_p271">271</a>.</li> - -<li>Zitterrochen, <a href="#Page_p270">270</a>.</li> - -<li>Zoologie, Anfänge, <a href="#Page_p099">99</a>, <a href="#Page_p458">458</a>.</li> - -<li>Zosimos, <a href="#Page_p274">274</a>, <a href="#Page_p276">276</a>, <a href="#Page_p277">277</a>.</li> - -<li>Zucker, <a href="#Page_p322">322</a>.</li> - -<li>Zweckbegriff, <a href="#Page_p073">73</a>, <a href="#Page_p074">74</a>.</li> -</ul> - - - - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p478" id="Page_p478">[Pg p478]</a></span></p> - - - - -<h2>Ergänzungen, Zusätze und Berichtigungen<a name="FNanchor_1015" id="FNanchor_1015" href="#Footnote_1015" class="fnanchor">1015</a>.</h2> - -<p>(Aufgenommen, soweit der Raum es erlaubte.)</p> - - -<p>Zu S. <a href="#Page_p002">2</a>: In Anmerkung 2 muß es heißen »Siehe auch <span class="gesperrt">A. Wiedemann</span> -(Wi)«.</p> - -<p>Zu S. <a href="#Page_p011">11</a>: Bezügl. der Dreiecksberechnung ist die Hypothese zu beachten, -die <span class="gesperrt">M. Simon</span> in seiner Geschichte der Mathematik im Altertum 1909 auf -S. 46 gibt. Danach würde es sich nicht um gleichschenklige, sondern um -rechtwinklige Dreiecke handeln (Wü).</p> - -<p>Zu S. <a href="#Page_p014">14</a>: Über die ältere Geschichte der Metalle findet sich eine sehr -ausführliche Darstellung in dem Anhang zur »Alchemie« von <span class="gesperrt">Lippmanns</span>. -Kupfer wurde danach in Ägypten schon in der Steinzeit zu Geräten verwandt -(S. 539). Silber und Eisen lernte man erst später kennen (Li).</p> - -<p>Zu S. <a href="#Page_p015">15</a>: Die Herkunft der Sumerer ist nicht sicher festgestellt. Sie -sind nicht semitischen Ursprungs und hatten schon vor 3000 eine hohe Kulturstufe -erreicht, u. a. besaßen sie eine ausgebildete Schrift, die Keilschrift (Li).</p> - -<p>Zu S. <a href="#Page_p019">19</a>: vergleiche man <span class="gesperrt">E. Hoppe</span>, Mathematik und Astronomie im -klassischen Altertum S. 17 u. f. (Wü).</p> - -<p>Zu S. <a href="#Page_p019">19</a>: Es verdiente schon hier erwähnt zu werden, daß die Araber -neben dem Sexagesimalsystem auch das Dezimalsystem benutzt haben (Wi).</p> - -<p>Zu S. <a href="#Page_p031">31</a> (Dauer des synodischen Monats): Die genaue Übereinstimmung -beruht darauf, daß eine sehr große Anzahl von Umläufen genommen wurde -und nicht etwa darauf, daß die Beobachtungen bis auf Sekunden genau waren. -Es wäre wohl angebracht, hierauf besonders hinzuweisen (Wi).</p> - -<p>Zu S. <a href="#Page_p038">38</a>, unten: Die Übereinstimmung ist sicher Zufall. Sie rührt daher, -daß die menschliche Elle rund <sup>1</sup>/<sub>2</sub> m lang ist. Die Assyriologen haben aber -stets die Neigung zum Geheimnisvollen gehabt (Wi).</p> - -<p>Zu S. <a href="#Page_p043">43</a> Anm. 3: Man vergleiche damit die von derjenigen <span class="gesperrt">Wilsers</span> zum -Teil abweichende Ansicht, die <span class="gesperrt">E. von Lippmann</span> in seiner »Alchemie« über -die ältere Geschichte des Kupfers entwickelt. Die Meinungen der Forscher -gehen hier, zumal was das Auftauchen von Kupfer in Nord- und Mitteleuropa -betrifft, noch stark auseinander.</p> - -<p>Zu S. <a href="#Page_p050">50</a>, Anm. 2: Nach <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span> hat sich die Destillation aus -unvollkommenen Anfängen entwickelt, so daß sich bestimmte Angaben über -ihren Ursprung nicht machen lassen. Die ältesten Abbildungen und Beschreibungen -von Destillierapparaten finden sich in Schriften, die angeblich -im 1. Jahrh. n. Chr. entstanden sind (»Alchemie«, S. 46–48).</p> - -<p>Zu S. <a href="#Page_p060">60</a> (Ayur-Veda): Die Entstehung der Veden fällt in die Zeit von -1500 bis 500 v. Chr. Das Wort Veda bedeutet das Wissen.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p479" id="Page_p479">[Pg p479]</a></span></p> - -<p>Zu S. <a href="#Page_p067">67</a>: Über seine Methode der Schattenmessung für beliebige Winkel -vergleiche man <span class="gesperrt">E. Hoppe</span>, Math. u. Astr. i. klass. Altertum (Wü). Danach -hat <span class="gesperrt">Thales</span> (nach <span class="gesperrt">Plutarch</span>) seinen Stab bei irgendeiner Sonnenhöhe in -den Endpunkt des Schattens gesteckt und gelehrt, daß die Schattenlänge des -Stabes sich zur Schattenlänge der Pyramide verhalte wie die Länge des Stabes -zur Höhe der Pyramide.</p> - -<p>Zu S. <a href="#Page_p080">80</a>, unten: Näheres über die fünf regelmäßigen Körper (platonische -Körper) siehe bei <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span> (Alchemie, S. 127).</p> - -<p>Zu S. <a href="#Page_p090">90</a>: Die früheren Angaben über die Schiefe der Ekliptik sind nach -<span class="gesperrt">v. Lippmanns</span> Mitteilung vermutlich babylonischer Herkunft. Ob tatsächlich -chinesische Astronomen schon um 1100 v. Chr. den ziemlich richtigen Wert -von 23° 52' für die Schiefe der Ekliptik kannten, bleibe dahingestellt (Li).</p> - -<p>Zu S. <a href="#Page_p113">113</a>: Über die Frage der Echtheit der »mechanischen Probleme« -siehe die Anm. auf S. <a href="#Page_p128">128</a>.</p> - -<p>Auf S. <a href="#Page_p115">115</a> heißt es richtiger 2 : 1 statt 1 : 2.</p> - -<p>Zu S. <a href="#Page_p116">116</a>: Das Wort Rückschritt ist hier nicht zeitlich zu nehmen, da -<span class="gesperrt">Leukipp</span> und <span class="gesperrt">Demokrit</span> ihre Vorstellungen vor <span class="gesperrt">Aristoteles</span> entwickelten.</p> - -<p>Zu S. <a href="#Page_p123">123</a>: Das Nordlicht ist auch in unseren Zeiten, wenn auch sehr -selten im südlichen Europa beobachtet worden.</p> - -<p>Zu S. <a href="#Page_p128">128</a>, Anm. 2: Mit Recht warnt auch <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span> davor, solchen -Vorahnungen und Andeutungen einen zu hohen Wert beizumessen. »Ich -stehe«, bemerkt er, »ihnen sehr skeptisch gegenüber, denn man kann im Altertum -alles finden, positiv und negativ«.</p> - -<p>Zu S. <a href="#Page_p156">156</a>: Bezüglich des 14. und 15. Buches der »Elemente«, die nicht -von <span class="gesperrt">Euklid</span> herrühren, findet man das Nähere in <span class="gesperrt">E. Hoppes</span> Mathematik -und Astronomie im klassischen Altertum 1911, S. 314 u. f. (Wü).</p> - -<p>Zu S. <a href="#Page_p171">171</a> (<span class="gesperrt">Archimedi</span>sches Prinzip): Hierzu sind die Dissertationen -von Th. <span class="gesperrt">Ibel</span>, Die Wage im Altertum und Mittelalter, Erlangen 1908 und -von <span class="gesperrt">H. Bauerreiß</span> »Zur Geschichte des spezifischen Gewichtes im Altertum -und Mittelalter«, Erlangen 1914 zu vergleichen (Wi).</p> - -<p>Zu S. <a href="#Page_p178">178</a>, Anm. 2: Nach <span class="gesperrt">Hoppe</span>, Math. u. Astr. i. klass. Altertum, S. 283, -beläuft sich der Wert des griechischen Stadiums auf 185,136 m und derjenige -des kleinen pharaonischen Stadiums auf 174,5 m. Siehe auch Decourdemanche, -<span lang="fr" xml:lang="fr">Traité pr. d. poids et mesures</span>. 1909. p. 134 (Wü).</p> - -<p>Zu S. <a href="#Page_p183">183</a>, Anm. 1: Da der Hang zur Astrologie zu dem Bilde, das man -sich im übrigen von <span class="gesperrt">Hipparch</span> als kühlem Forscher macht, wenig paßt, so -hat man seine Beschäftigung mit astrologischen Dingen wohl angezweifelt. -Sie kann aber heute für ihn wie auch für Ptolemäos als erwiesen betrachtet -werden.</p> - -<p>Zu S. <a href="#Page_p189">189</a>: Ob <span class="gesperrt">Hipparch</span> die stereographische Projektion kannte, ist -nach <span class="gesperrt">Hoppe</span>, Math. u. Astron. i. klass. Altertum nicht sicher (Wü). Siehe -dort S. 325.</p> - -<p>Zu S. <a href="#Page_p200">200</a>: Schreibweise ist Theodolit. Die Herkunft des Wortes ist -unbekannt.</p> - -<p>Zu S. <a href="#Page_p215">215</a>: Ausführliches über die Uhren findet sich bei <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span> -und <span class="gesperrt">J. Würschmidt</span> (Wü).</p> - -<p>Zu S. <a href="#Page_p228">228</a>, Anm. 1: <span class="gesperrt">Günther</span> und mit ihm auch <span class="gesperrt">Würschmidt</span> und -andere bevorzugen die Schreibweise Copernicus. Siehe indessen die Anm. 1 -auf S. <a href="#Page_p403">403</a>. Die erwünschte Einigung in solchen Dingen ist kaum herbei<span class="pagenum"><a name="Page_p480" id="Page_p480">[Pg p480]</a></span>zuführen, -da in der gesamten Literatur die verschiedenen Schreibweisen nebeneinanderlaufen.</p> - -<p>Zu S. <a href="#Page_p251">251</a>, Anm. 1: Der <span class="gesperrt">Heiberg</span>sche Text ist dem von <span class="gesperrt">Halma</span> vorzuziehen -(Wi).</p> - -<p>Zu S. <a href="#Page_p256">256</a>: Über die Geschichte des Astrolabs berichtet ausführlich -<span class="gesperrt">Josef Frank</span> in den Sitzungsberichten der physikalisch-medizinischen Sozietät -zu Erlangen (Bd. 50. 51. 1918/19). Die -Abhandlung ist durch eine Anzahl Abbildungen -erläutert.</p> - -<p>Das ursprünglich für die Aufnahme -der Sterne bestimmte Instrument erhielt -allmählich verschiedene Abänderungen, -die alle als Astrolabien bezeichnet werden -und sich in den älteren astronomischen -Werken abgebildet finden.</p> - -<div class="figcenter"> -<img src="images/pg480_abb.jpg" width="255" height="300" alt="Einfachste Form eines -Astrolabiums nach Peschel. (Gesch. d. Erdk. S. 386.)" /> -<div class="caption">Einfachste Form eines -Astrolabiums nach <span class="gesperrt">Peschel</span>.<br /> -<span class="small">(Gesch. d. Erdk. S. 386.)</span></div> -</div> - - -<p>Zu S. <a href="#Page_p261">261</a>: Ob der Verfasser der -Naturales quaestiones mit dem Tragöden -<span class="gesperrt">Seneca</span> identisch ist, steht immer noch -nicht fest (Li).</p> - -<p>Zu S. <a href="#Page_p264">264</a>, Anm. 2: Nach <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span> -ist die »Optik« des <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> -vor <span class="gesperrt">Govi</span> wohl auch von anderen, z. B. -<span class="gesperrt">Venturi</span>, bemerkt worden.</p> - -<p>Zu S. <a href="#Page_p271">271</a>: Über die Kenntnis und -Verwendung von Zink und Zinn im Altertum -siehe <span class="gesperrt">von Lippmanns</span> »Alchemie« v. S. 577–600.</p> - -<p>Zu S. <a href="#Page_p274">274</a>: Über die ersten Erwähnungen der Chemie und ihres Namens -sowie über die Herkunft des Namens Chemie handelt <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span> sehr -ausführlich in seiner »Alchemie« S. 282–314. Etwas Sicheres läßt sich danach -über die Herkunft des Namens »Chemie« nicht feststellen.</p> - -<p>Auch <span class="gesperrt">v. Lippmann</span> gibt als älteste Quelle für das Vorkommen des -Namens »Chemie« Zosimos an. Dieser gehört danach schon dem 3. Jahrhundert -an. Er schrieb eine Anzahl griechischer Werke, die, wenn auch in entstellter -Form, zum Teil noch erhalten sind und ausdrücklich die Chemie als Kunst -des Gold- und Silbermachens erwähnen (Chem. Ztg. 1914, S. 685). Die Ableitung -des Wortes Chemie von Chemes findet sich nach <span class="gesperrt">v. Lippmann</span> bei -Zosimos jedoch nicht.</p> - -<p>Zu S. <a href="#Page_p275">275</a>: Ebenso unsicher wie die Ableitungen des Wortes »Chemie« -sind alle Nachrichten über den »Stein der Philosophen« oder »der Weisen«. -Nach <span class="gesperrt">von Lippmann</span> kommt diese Bezeichnung zuerst in Schriften vor, die -wahrscheinlich im 1. nachchristlichen Jahrhundert entstanden sind (»Alchemie« -S. 51).</p> - -<p>Zu S. <a href="#Page_p277">277</a>: Dunkel sind nach <span class="gesperrt">v. Lippmann</span> auch die mystischen Beziehungen -zwischen der Alchemie und der Astrologie, wie sie sich in der auf -S. <a href="#Page_p277">277</a> gegebenen Zusammenstellung der Metalle mit bestimmten Planeten -ausgesprochen finden.</p> - -<p>Z. S. <a href="#Page_p303">303</a>: <span class="gesperrt">Al Biruni</span> (973–1048 etwa) war Mathematiker, Astronom und -Geograph. Er hat besonders wissenschaftliche Beziehungen der arabischen -Welt zu Indien vermittelt.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p481" id="Page_p481">[Pg p481]</a></span></p> - -<p>Meisterhaft schilderte <span class="gesperrt">Al Biruni</span> die Dämmerungserscheinungen, unter -denen auch das Zodiakallicht deutlich erkennbar ist.</p> - -<p>Die kupferrote Mondfarbe, die bei einer totalen Mondfinsternis infolge -des Erdscheins auftritt, vermochten weder <span class="gesperrt">Al Biruni</span> noch die übrigen arabischen -Astronomen zu erklären. (Nach Meyerhofs Sammelbericht; S. S. 314.)</p> - -<p>Zu S. <a href="#Page_p304">304</a>: <span class="gesperrt">Albattanis</span> Werk wurde von <span class="gesperrt">Nallino</span> arabisch und lateinisch -in trefflicher Bearbeitung herausgegeben (Wi).</p> - -<p>Z. S. <a href="#Page_p310">310</a>: Zu <span class="gesperrt">Marcus Graecus'</span> Schrift schreibt <span class="gesperrt">v. Lippmann</span>: »Sie -ist erst um 1250 verfaßt. <span class="gesperrt">Berthelots</span> Angabe, <span class="gesperrt">Marcus Graecus</span> habe den -Salpeter gekannt, ist ganz unhaltbar. <span class="gesperrt">Diels</span> ist ihm mit Unrecht gefolgt«. (Li.)</p> - -<p>Z. S. <a href="#Page_p310">310</a>, unten: Man kann ein ganzes Verzeichnis der Umschreibungen -des Namens <span class="gesperrt">Alchwarizmi</span> zusammenstellen. <span class="gesperrt">Ruska</span> (Zur ältesten arabischen -Algebra und Rechenkunst, Heidelberg 1917) führt etwa ein Dutzend solcher -Umschreibungen an.</p> - -<p>Der vollständige Name lautet Muhammed ibn Musa Alchwarizmi.</p> - -<p>Z. S. <a href="#Page_p311">311</a>: Ausführlicher über <span class="gesperrt">Ibn Musa</span> handelt die Schrift von <span class="gesperrt">Ruska</span>: -Zur ältesten arabischen Algebra und Rechenkunst, Heidelberg 1917 (Sitzungsber. -d. Heidelb. Akad. d. Wissensch.).</p> - -<p>Nach <span class="gesperrt">Ruska</span> sind über die Grundlagen der arabischen Algebra viele -sich ausschließende Ansichten geäußert worden. Eine genauere Vergleichung -der Texte und der Übersetzungen war danach nötig. Eine Algebra im heutigen -Sinne hat <span class="gesperrt">Ibn Musa</span> nicht geschrieben. Sein Buch will weiter nichts sein, -als eine auf zahlreiche Musterbeispiele gestützte Einführung in das angewandte -Rechnen (a. a. O. S. 7). Woher <span class="gesperrt">Ibn Musa</span> seinen Stoff hat, deutet -er nirgends an.</p> - -<p>Die verschiedenen Übersetzungen der Ausdrücke algabr und almukabalah -vermögen keine klare Vorstellung von ihrem mathematischen Sinn zu geben. -<span class="gesperrt">Cantor</span> spricht von Wiederherstellung und Gegenüberstellung, <span class="gesperrt">Ruska</span> dagegen -von Ergänzung und Ausgleichung. In dem Abschnitt, der von den sechs -Formen der Gleichungen handelt, wird nämlich gesagt, daß jede andere -Gleichung durch das erwähnte Verfahren auf eine der sechs Normalformen -gebracht werden könne.</p> - -<p>Zu S. <a href="#Page_p314">314</a>: Bezüglich der Optik der Araber kommt der neueste Standpunkt -in <span class="gesperrt">Meyerhofs</span> zusammenfassenden Abhandlungen zum Ausdruck (Wi): -Siehe <span class="gesperrt">M. Meyerhof</span>, »Die Optik der Araber« i. d. Zeitschrift f. ophthalmologische -Optik. Berlin, Verlag v. J. Springer 1920.</p> - -<p>Z. S. <a href="#Page_p314">314</a>: In Ergänzung der im vorliegenden Werk gegebenen Darstellung -sei nach diesem Sammelbericht noch auf folgendes hingewiesen:</p> - -<p>Die Verfasser der seit dem 8. Jahrhundert in arabischer Sprache entstandenen -Literatur waren zum allergeringsten Teile Araber, dagegen vorwiegend -Perser, Syrer, Ägypter, Mesopotamier, und zwar nicht nur Mohammedaner, -sondern auch Christen und Juden.</p> - -<p>Die bedeutendste optische Schrift der Araber, der Thesaurus Opticae -des <span class="gesperrt">Alhazen</span> (Ibn al-Haitham) ist zwar seit dem 13. Jahrhundert der abendländischen -Welt bekannt. Die genauere Erforschung der arabischen Optik auf -Grund der Übersetzung der Urtexte erfolgte jedoch erst in den letzten Jahrzehnten -und zwar auf ophthalmologischem Gebiete durch <span class="gesperrt">J. Hirschberg</span>, auf -physikalischem durch <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span>. Leider ist der arabische Urtext der -Optik <span class="gesperrt">Alhazens</span> trotz aller Bemühungen bisher noch nicht gefunden worden.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p482" id="Page_p482">[Pg p482]</a></span></p> - -<p>Die Lebensgeschichte <span class="gesperrt">Alhazens</span> ist von <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span> getreulich -nach den arabischen Gelehrtenbiographien dargestellt worden. (Archiv f. d. -Gesch. d. Naturw. u. d. Technik 1910. 3, S. 1–53.)</p> - -<p>Die Übersetzung ins Lateinische, welche der <span class="gesperrt">Risner</span>'schen Ausgabe zugrunde -liegt, ist vermutlich im 13. Jahrhundert entstanden.</p> - -<p>Eine genauere Inhaltsangabe der 7 Bücher gibt <span class="gesperrt">M. Meyerhof</span> in seinem -Sammelbericht in der Zeitschr. f. ophthalmolog. Optik. VIII (1920) Heft 3.</p> - -<p>Z. S. <a href="#Page_p315">315</a>: Bei der Darstellung der Anatomie des Auges stützt sich -<span class="gesperrt">Alhazen</span> im wesentlichen auf <span class="gesperrt">Galen</span>. Wie er unterscheidet er 3 Feuchtigkeiten -(Kammerwasser, Linse, Glaskörper) und 4 Häute. Die Linse verlegt -auch <span class="gesperrt">Alhazen</span> in den Mittelpunkt des Auges.</p> - -<p>Z. S. <a href="#Page_p316">316</a>: Im Gegensatz zu den meisten Griechen und seinen arabischen -Fachgenossen stellt <span class="gesperrt">Alhazen</span> vollbewußt die Theorie auf, daß das Sehen -durch Strahlen zustande kommt, die in gerader Linie vom Gegenstande zum -Auge hinziehen (<span class="gesperrt">Meyerhof</span>, a. a. O. S. 42).</p> - -<p>Z. S. <a href="#Page_p317">317</a>: Daß das Licht zu seiner Fortpflanzung Zeit gebraucht, glaubt -<span class="gesperrt">Alhazen</span> daraus schließen zu dürfen, daß die Farben des Farbenkreisels (der -schon <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> bekannt war) bei rascher Umdrehung nicht mehr einzeln -unterschieden werden (a. a. O. S. 43).</p> - -<p>Z. S. <a href="#Page_p318">318</a>: Daß die Gestirne in der Nähe des Horizontes größer erscheinen -als im Zenit erklärt <span class="gesperrt">Alhazen</span> als eine optische Täuschung. Diese entstehe -dadurch, daß das Auge die Größe der Gegenstände nach derjenigen des Gesichtswinkels -und der mutmaßlichen Entfernung schätzt. Letztere erscheint -am Horizont wegen der dazwischen liegenden Gegenstände größer. Aus dem -gleichen Grunde erscheine das Himmelsgewölbe abgeplattet (a. a. O. S. 45).</p> - -<p>Die erste Erwähnung der Dunkelkammer findet sich in der von <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span> -übersetzten Schrift <span class="gesperrt">Alhazens</span> »Über die Gestalt des Schattens«. Es -heißt dort nämlich: »Tritt das Licht der Sonne zur Zeit ihrer Verfinsterung -aus einem engen runden Loche heraus und gelangt zu einer gegenüber -liegenden Wand, so hat das Bild Sichelgestalt«. Den Beweis gibt <span class="gesperrt">Alhazen</span> -durch eine ausführliche Abhandlung (Übersetzt v. <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span>). Sein -Kommentator <span class="gesperrt">Kemal al-Din</span>, der etwa 300 Jahre später lebte, entwickelt -die Theorie der Camera sehr eingehend. <span class="gesperrt">J. Würschmidt</span> nimmt an, daß die -abendländischen Gelehrten die Erfahrungen der Araber über die Dunkelkammer -übernahmen.</p> - -<p>Die Tatsache, daß bei einer Sonnenfinsternis hinter einer engen Öffnung -ein sichelförmiges Bild der Sonne entsteht, war schon im Altertum bekannt.</p> - -<p>In seiner Schrift »Über Brennspiegel nach Kegelschnitten« (herausgegeben -von <span class="gesperrt">J. L. Heiberg</span> und <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span>, Bibl. math. III. Folge, Bd. 10, -Heft 3) erwähnt <span class="gesperrt">Alhazen</span> die Beobachtung der Alten, daß Spiegel von der -Form eines Umdrehungsparaboloids alle Strahlen in einem Punkte vereinigen -und wirksamer sind, als alle anderen Spiegel. Die Entdeckung soll von -<span class="gesperrt">Diokles</span> um 350 v. Chr. gemacht worden sein. <span class="gesperrt">Alhazen</span> vermißt die theoretische -Konstruktion, die er dann vollständig gibt. Indessen hatte schon -<span class="gesperrt">Appollonios</span> die richtige Lage des Brennpunktes bei paraboloiden Hohlspiegeln -festgestellt.</p> - -<p>Z. B. 318: Einen guten Überblick über den Stand, den die Augenheilkunde -bei den Arabern erreicht hatte, gibt eine von <span class="gesperrt">C. Prüfer</span> und <span class="gesperrt">M. Meyerhof</span><span class="pagenum"><a name="Page_p483" id="Page_p483">[Pg p483]</a></span> -in der Zeitschrift »Der Islam« (6. Jahrg. 3. Heft 1915) herausgegebene -ausführliche Abhandlung über diesen Gegenstand.</p> - -<p>Z. S. <a href="#Page_p319">319</a>: Daraus, daß in dieser Tabelle der Alkohol fehlt, schließt -von <span class="gesperrt">Lippmann</span>, daß man um 1120 den Alkohol noch nicht kannte. Nach -ihm ist dieser gar keine arabische Entdeckung, sondern eine verhältnismäßig -späte abendländische. Bisher war man allgemein der Ansicht, daß der -Alkohol schon seit dem 9. Jahrhundert den Arabern bekannt gewesen sei.</p> - -<p>Über die Geschichte des Aräometers siehe auch <span class="gesperrt">v. Lippmanns</span> Abhandlung -in der Chemiker-Zeitg. 1912, Nr. 68.</p> - -<p>Z. S. <a href="#Page_p319">319</a>: »Über Wagen bei den Arabern« handelt <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span> -(Sitzsber. d. Phys. Mediz. Soziet. in Erlangen Bd. 37, 1905, S. 388 u. f.). <span class="gesperrt">Wiedemann</span> -berichtet dort von der Verwendung physikalischer Kenntnisse zu -allerhand Betrügereien. So stellte man Wagen her, deren Balken hohl war -und etwas Quecksilber enthielt. In einem arabischen Werk, das eine Reihe -von Taschenspielerkunststücken schildert, heißt es: »Soll das Gold leicht erscheinen, -so läßt man das Quecksilber nach der Seite der Gewichte fließen«. -Auch dadurch wurde betrogen, daß der Bankier einen Ring trug, in dem sich -ein Magnetstein befand. Diesen brachte er beim Wägen in geeigneter Weise -an die eiserne Zunge der Wage. Daß derartige Betrügereien recht alt waren, -geht auch daraus hervor, daß schon der Koran dagegen eifert.</p> - -<p>Zu S. <a href="#Page_p318">318</a> und 327: <span class="gesperrt">Al Qazwini</span> und <span class="gesperrt">Al Khazini</span> sind zwei verschiedene -arabische Schriftsteller. <span class="gesperrt">Al Khazini</span> lebte um 1130. Von ihm rühren -die sehr genauen Bestimmungen einer Anzahl von spezifischen Gewichten her. -<span class="gesperrt">Al Qazwini</span>, der Verfasser des Steinbuches, lebte etwa hundert Jahre später. -Er schrieb eine große Erdbeschreibung: »Die Wunder der Schöpfung und die -Denkmäler der Länder«. Sein vollständiger Name lautet: <span class="gesperrt">Zakarija ibn -Muhammad ibn Mahmud al-Qazwini</span>.</p> - -<p>Die arabischen Steinbücher enthalten auch Vorschriften zur Gravierung -von Planetenbildern auf die den einzelnen Planeten zugeteilten Steine. Bei -jedem der sieben Planeten wird angegeben, bei welcher Konstellation das -genau beschriebene Planetenbild in den dem Planeten geweihten Stein graviert -werden soll und welche Wirkung das Amulett hat, wenn noch gewisse rituelle -Vorschriften erfüllt werden. Dem Saturn entspricht ein Stein in einem Ring -aus Blei, dem Mars ein Stein in einem Ring aus Eisen usw. Näheres -bei <span class="gesperrt">J. Ruska</span>, Griechische Planetendarstellungen in arabischen Steinbüchern. -(Sitzgsber. d. Heidelb. Akad. d. Wiss., Heidelberg 1919.)</p> - -<p>Zu S. <a href="#Page_p320">320</a>, 8. Z. v. oben: Neben Spanien verdient Sizilien Erwähnung, da -auch von hier aus die arabische Wissenschaft dem Abendlande übermittelt -wurde (Wi).</p> - -<p>Z. S. <a href="#Page_p322">322</a>: Über <span class="gesperrt">Geber</span> berichtet ausführlicher und dem Ergebnis der -neuesten Forschungen entsprechend <span class="gesperrt">v. Lippmann</span> in seiner »Alchemie«.</p> - -<p>Zu S. <a href="#Page_p322">322</a>: Nach <span class="gesperrt">v. Lippmann</span> ist der Alkohol eine Erfindung des -Abendlandes, die vermutlich erst im 11. Jahrhundert gemacht wurde und zwar -wahrscheinlich in Italien (Alchemie 472). Das Wort »Kohol« bezeichnet ursprünglich -ein sehr feines Pulver. Al ist der arabische Artikel. Näheres -siehe bei <span class="gesperrt">v. Lippmann</span>, Chemiker-Zeitung 1913, S. 1313, ebd. 1917, S. 865.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p484" id="Page_p484">[Pg p484]</a></span></p> - -<p>Z. S. <a href="#Page_p325">325</a>: Es sei bemerkt, daß die Gleichungen unter 2) nur zur Erläuterung -dienen. Die Salzsäure, durch die hier die Zerlegung bewirkt wird, -war damals noch nicht bekannt.</p> - -<p>Z. S. <a href="#Page_p326">326</a>: Wunderbare Wirkungen wurden dem Stein der Weisen indessen -auch schon von den frühesten griechischen Alchemisten beigelegt (Li).</p> - -<p>Zu S. <a href="#Page_p327">327</a>, unten: Es muß jedoch anerkannt werden, daß die Araber -recht gute botanische Kenntnisse besaßen (Wi).</p> - -<p>Z. S. <a href="#Page_p330">330</a>: Über die medizinischen Kenntnisse bei den Arabern hat ausführlich -G. Seidel in den Sitzungsber. d. phys. med. Sozietät in Erlangen berichtet -(Bd. 47, S. 1915).</p> - -<p>Z. S. <a href="#Page_p352">352</a>: Die <span class="gesperrt">Albertus Magnus</span> zugeschriebenen, eigentlich alchemistischen -Werke sind nach v. <span class="gesperrt">Lippmann</span> Fälschungen.</p> - -<p>Zu S. <a href="#Page_p390">390</a>: Inbezug auf die Optik <span class="gesperrt">Lionardos</span> sei auf <span class="gesperrt">Werners</span> in -Erlangen erschienene Dissertation hingewiesen. <span class="gesperrt">Werner</span> weist nach, daß -sich in den optischen Studien <span class="gesperrt">Lionardo da Vincis</span> zahlreiche Andeutungen -finden, die auf seine Bekanntschaft mit den Schriften <span class="gesperrt">Alhazens</span> schließen -lassen.</p> - -<p>Zu S. <a href="#Page_p401">401</a>: »Ortus« wird im Mittelalter häufig statt »Hortus« gebraucht.</p> - - - -<div class="footnotes"><h3>FOOTNOTES:</h3> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_1" id="Footnote_1" href="#FNanchor_1"><span class="label">[1]</span></a> <span class="gesperrt">Berthold</span> hat diese Arbeit nicht vollendet. Sie wurde später <span class="gesperrt">Gerland</span> -(-1800) und <span class="gesperrt">Würschmidt</span> (1800–1900) übertragen.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_2" id="Footnote_2" href="#FNanchor_2"><span class="label">[2]</span></a> Die Verwandtschaft des Ägyptischen mit dem Semitischen wurde besonders -durch <span class="gesperrt">Erman</span> dargetan, der die ältesten Verbalformen verglich und -zahlreiche Übereinstimmungen auffand. Daß der altägyptische Typus von dem -der Neger stark abweicht, hat <span class="gesperrt">Virchow</span> durch die Untersuchung der Königsmumien -nachgewiesen (Ber. d. Berl. Akad. von 1888).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_3" id="Footnote_3" href="#FNanchor_3"><span class="label">[3]</span></a> Siehe auch <span class="gesperrt">Wiedemann</span>, Ägyptische Geschichte 1884. S. 22, sowie -<span class="gesperrt">E. Meyer</span>, Geschichte des Altertums 1. Bd. 1909. S. 44.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_4" id="Footnote_4" href="#FNanchor_4"><span class="label">[4]</span></a> Näheres über den Namen und über die Geographie des alten Ägyptens -findet man in <span class="gesperrt">Paulys</span> Realencykl. d. klass. Altertumswiss. Bd. I. S. 978.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_5" id="Footnote_5" href="#FNanchor_5"><span class="label">[5]</span></a> <span class="gesperrt">G. Maspero</span>, Gesch. d. morgenländischen Völker im Altertum. Leipzig -1877. S. 63.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_6" id="Footnote_6" href="#FNanchor_6"><span class="label">[6]</span></a> So entstand z. B. aus der Eule <img src="images/pg3a.jpg" width="31" height="30" alt="Symbol: Eule" />, -die in der Hieroglyphenschrift <i>m</i> -bedeutet, das Zeichen -<img src="images/pg3b.jpg" width="19" height="30" alt="Symbol: ähnlich einer 3" /> - (hieratisch) und schließlich -<img src="images/pg3c.jpg" width="25" height="30" alt="Symbol: geschwungener, nach rechts geneigter Halbkreis" /> - (demotisch). Der demotischen -Schrift bediente man sich in der griechisch-römischen Zeit besonders -im Verkehr.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_7" id="Footnote_7" href="#FNanchor_7"><span class="label">[7]</span></a> Z. B. <span class="gesperrt">Athanasius Kircher</span> (1601–1680), der sich auch um die Naturwissenschaften -verdient gemacht hat (s. a. anderen Stellen dieses Werkes).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_8" id="Footnote_8" href="#FNanchor_8"><span class="label">[8]</span></a> <span class="gesperrt">E. Meyer</span>, Geschichte des Altertums. 1909. I. Band. S. 54. Siehe -auch an späterer Stelle dieses Bandes.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_9" id="Footnote_9" href="#FNanchor_9"><span class="label">[9]</span></a> Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft. 1904. S. 386.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_10" id="Footnote_10" href="#FNanchor_10"><span class="label">[10]</span></a> Nach <span class="gesperrt">Nissen</span> und <span class="gesperrt">Lockyer</span>. Siehe die Abhandlung <span class="gesperrt">Charliers</span> i. d. -Zeitschr. der morgenl. Gesellschaft. 1904. S. 386 u. f. Danach wiederholte sich -ähnliches bei den älteren christlichen Kirchen. Ihre Achse wurde mitunter -gegen den Punkt des Horizontes gerichtet, an welchem die Sonne am Gedenktage -des Heiligen der betreffenden Kirche unterging. <span class="gesperrt">Charlier</span> will auf diese -Weise das Alter von Kirchen auf astronomischem Wege bestimmt haben.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_11" id="Footnote_11" href="#FNanchor_11"><span class="label">[11]</span></a> <span class="gesperrt">M. Cantor</span>, Vorlesungen über Geschichte der Mathematik. Bd. I -(1880). S. 59.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_12" id="Footnote_12" href="#FNanchor_12"><span class="label">[12]</span></a> <span class="gesperrt">G. Maspero</span>, Geschichte der morgenländischen Völker im Altertum. -Übersetzt von <span class="gesperrt">R. Pietschmann</span>. Leipzig 1877. S. 54.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_13" id="Footnote_13" href="#FNanchor_13"><span class="label">[13]</span></a> Um ihre Entzifferung hat sich zuerst <span class="gesperrt">Thomas Young</span> und später -<span class="gesperrt">Champollion</span> die größten Verdienste erworben.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_14" id="Footnote_14" href="#FNanchor_14"><span class="label">[14]</span></a> <span class="gesperrt">Lepsius</span>, Denkmäler II. 50.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_15" id="Footnote_15" href="#FNanchor_15"><span class="label">[15]</span></a> In Tell el-Amarna in Mittelägypten.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_16" id="Footnote_16" href="#FNanchor_16"><span class="label">[16]</span></a> <span class="gesperrt">Herodot</span> II. 109.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_17" id="Footnote_17" href="#FNanchor_17"><span class="label">[17]</span></a> H. <span class="gesperrt">Hankel</span>, Die Entwicklung der Mathematik in den letzten Jahrhunderten. -Tübingen 1869.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_18" id="Footnote_18" href="#FNanchor_18"><span class="label">[18]</span></a> Der Papyrus Rhind des Britischen Museums in London, den der -Schreiber <span class="gesperrt">Ahmes</span> des Hyksoskönigs Ra-a-us verfaßte. Die Entstehung dieser -Schrift fällt zwischen 1700 und 2000 v. Chr. Das Dokument wurde übersetzt -und erläutert herausgegeben von <span class="gesperrt">Eisenlohr</span>, Leipzig 1877. Eine eingehende -Besprechung seines Inhalts findet sich in M. <span class="gesperrt">Cantors</span> Vorlesungen über Geschichte -der Mathematik. Leipzig 1880. Bd. I. S. 19–52.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_19" id="Footnote_19" href="#FNanchor_19"><span class="label">[19]</span></a> J. <span class="gesperrt">Tropfke</span>, Geschichte der Elementarmathematik. Bd. I. S. 52.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_20" id="Footnote_20" href="#FNanchor_20"><span class="label">[20]</span></a> <span class="gesperrt">Eisenlohr</span>, Ein mathematisches Handbuch der alten Ägypter (2. Ausgabe). -S. 46–48.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_21" id="Footnote_21" href="#FNanchor_21"><span class="label">[21]</span></a> Schak im 38. und 40. Band der Zeitschrift für ägyptische Sprache.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_22" id="Footnote_22" href="#FNanchor_22"><span class="label">[22]</span></a> <span class="gesperrt">Cantor</span> im Archiv für Mathematik und Physik. 8. Bd. 1904.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_23" id="Footnote_23" href="#FNanchor_23"><span class="label">[23]</span></a> <span class="gesperrt">Cantor</span>, Vorlesungen über Gesch. d. Mathem. Bd. I (1880). S. 37.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_24" id="Footnote_24" href="#FNanchor_24"><span class="label">[24]</span></a> Näheres über das Verfahren und die erhaltenen Exemplare siehe bei -<span class="gesperrt">Cantor</span>, Vorlesungen über Gesch. d. Mathem. Bd. I. S. 43–45; 109–112 usw.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_25" id="Footnote_25" href="#FNanchor_25"><span class="label">[25]</span></a> <span class="gesperrt">Cantor</span>, Bd. I. S. 46.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_26" id="Footnote_26" href="#FNanchor_26"><span class="label">[26]</span></a> <span class="gesperrt">Eisenlohr</span>, Papyrus. S. 125.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_27" id="Footnote_27" href="#FNanchor_27"><span class="label">[27]</span></a> <span class="gesperrt">Cantor</span>, Bd. I. S. 58. Abb. 6 u. 7.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_28" id="Footnote_28" href="#FNanchor_28"><span class="label">[28]</span></a> <span class="gesperrt">M. Cantor</span>, Vorlesungen über Gesch. d. Mathem. Bd. I. S. 59.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_29" id="Footnote_29" href="#FNanchor_29"><span class="label">[29]</span></a> <span class="gesperrt">Cantor</span>, a. a. O. Bd. I. S. 59. Siehe auch S. 9.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_30" id="Footnote_30" href="#FNanchor_30"><span class="label">[30]</span></a> Er lautet Seqt. Siehe <span class="gesperrt">Cantor</span>, Gesch. d. Mathem. Bd. I S. 52, sowie -<span class="gesperrt">Eisenlohr</span>, a. a. O. S. 135 (Anm. 3).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_31" id="Footnote_31" href="#FNanchor_31"><span class="label">[31]</span></a> <span class="gesperrt">Tropfke</span>, Gesch. d. Elementarmathematik. Bd. I. S. 74.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_32" id="Footnote_32" href="#FNanchor_32"><span class="label">[32]</span></a> <span class="gesperrt">C. Merkel</span>, Die Ingenieurtechnik im Altertum. Berlin. J. Springer. -1900. An dies größere Werk lehnen sich die »Bilder aus der Ingenieurtechnik« -an, die <span class="gesperrt">Merkel</span> als 60. Bändchen der Sammlung »Aus Natur und Geisteswelt« -veröffentlichte (B. G. Teubner. Leipzig 1904).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_33" id="Footnote_33" href="#FNanchor_33"><span class="label">[33]</span></a> Ist doch bekannt, welche Mühe es kostete, den Obelisken von Heliopolis -auf dem Platze vor der Peterskirche in Rom mit Hilfe zahlreicher Göpel -und Flaschenzüge aufzurichten. Dieser Obelisk ist eine einzige Steinmasse -von über 300000 kg Gewicht. Näheres siehe bei <span class="gesperrt">Beck</span> in seinen Beiträgen -zur Geschichte des Maschinenbaus. Berlin 1899. S. 192.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_34" id="Footnote_34" href="#FNanchor_34"><span class="label">[34]</span></a> Siehe »Der alte Orient.« I., herausgegeben von der vorderasiatischen -Gesellschaft.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_35" id="Footnote_35" href="#FNanchor_35"><span class="label">[35]</span></a> Ort zwischen Kairo und Theben, wo eine Anzahl Keilschrifttafeln -entdeckt wurden. Sie befinden sich zum Teil im Museum der vorderasiatischen -Altertümer in Berlin. In einem der Briefe (um 1400 v. Chr.) findet sich -die erste Erwähnung Jerusalems. Die Berliner Sammlung enthält auch zahlreiche -Tafeln der ältesten babylonischen Zeit (3000 v. Chr.). Bei ihrer Auffindung -waren die Schriftzüge durch Auflagerungen unkenntlich; nach Anwendung verschiedener Reinigungsverfahren traten sie mit voller Deutlichkeit -hervor. Erwähnenswert ist auch ein sumerisch-babylonisches Wörterbuch. -</p> -<p> -Von den Tell el-Amarna-Tafeln gelangten etwa 200 nach Berlin; die -wertvollsten sind in London. Siehe auch <span class="gesperrt">C. Niebuhr</span>, Die Amarna-Zeit. -»Der Orient« I. 2. Heft. Berlin 1899.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_36" id="Footnote_36" href="#FNanchor_36"><span class="label">[36]</span></a> Hettitische Schriftdenkmäler wurden in Nordsyrien und in Boghaz-Kiri -(Kappadozien) gefunden. Sie bilden einen Teil der Berliner Sammlung vorderasiatischer -Altertümer. Die Hettiter haben Bedeutendes auf dem Gebiete der -Metallurgie geleistet. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß durch sie metallurgische -Kenntnisse, z. B. die Art der Gewinnung des Eisens, nach Ägypten -und nach Babylonien gelangt sind (<span class="gesperrt">E. Reyer</span>, Altorientalische Metallurgie. -Zeitschrift der orientalischen Gesellschaft. 1884. S. 149).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_37" id="Footnote_37" href="#FNanchor_37"><span class="label">[37]</span></a> <span class="gesperrt">Merkel</span>, »Die Ingenieurtechnik des Altertums«, enthält darüber und -über den Wasserbau der übrigen alten Völker (Chinesen, Griechen, Römer) -das Nähere.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_38" id="Footnote_38" href="#FNanchor_38"><span class="label">[38]</span></a> <span class="gesperrt">F. X. Kugler</span>, Sternkunde und Sterndienst in Babel. Münster 1907. -Der Inhalt der astrologischen Keilschriftfunde wurde im III. Bande des Londoner -Inschriftenwerkes veröffentlicht. Die Übersetzung der astronomischen -Keilschrifttafeln begann 1874.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_39" id="Footnote_39" href="#FNanchor_39"><span class="label">[39]</span></a> <span class="gesperrt">Bezold</span>, Ninive und Babylon, Monographien zur Weltgeschichte. 1903. -Mit 102 Abbildungen.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_40" id="Footnote_40" href="#FNanchor_40"><span class="label">[40]</span></a> <span class="gesperrt">A. H. Layard</span>, <span lang="en" xml:lang="en">Niniveh and its remains</span> (1848).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_41" id="Footnote_41" href="#FNanchor_41"><span class="label">[41]</span></a> Die Nippurtexte wurden unter der Oberleitung <span class="gesperrt">Hilprechts</span> veröffentlicht: -<span lang="en" xml:lang="en">The Babylonian expedition of the university of Pennsylvania, -Philadelphia.</span></p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_42" id="Footnote_42" href="#FNanchor_42"><span class="label">[42]</span></a> Siehe S. 19.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_43" id="Footnote_43" href="#FNanchor_43"><span class="label">[43]</span></a> Beispiele führt <span class="gesperrt">Cantor</span> Bd. I. S. 71 in größerer Zahl an. So heißt -es Samuel I. 18: Saul hat tausend geschlagen, David aber zehntausend. Und -an anderer Stelle: Tausend mal tausend dienten ihm (Daniel 7. 10).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_44" id="Footnote_44" href="#FNanchor_44"><span class="label">[44]</span></a> Auf den Tafeln sind die Zahlen selbstverständlich ohne Zeichen nebeneinander -gestellt. -</p> -<p> -Unter den neubabylonischen Tafeln der Berliner Sammlung findet sich -der Grundriß eines größeren Gebäudes. Auf diesem Grundriß sind die Abmessungen -durch Zahlen nach dem Sexagesimalsystem verzeichnet, z. B. -11 · 60 + 40 (= 700).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_45" id="Footnote_45" href="#FNanchor_45"><span class="label">[45]</span></a> Nach <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span> ist es sogar sehr unwahrscheinlich.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_46" id="Footnote_46" href="#FNanchor_46"><span class="label">[46]</span></a> Siehe auch <span class="gesperrt">Tropfke</span>, Geschichte der Elementarmathematik. Bd. I. S. 76.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_47" id="Footnote_47" href="#FNanchor_47"><span class="label">[47]</span></a> <span class="gesperrt">Theo Smyrnaeus</span> (ed. Ed. Hiller). Leipzig 1878. S. 177.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_48" id="Footnote_48" href="#FNanchor_48"><span class="label">[48]</span></a> <span class="gesperrt">Wilhelm Spiegelberg</span>, Orientalistische Literaturzeitung, 1902. S. 6. -Es fand sich unter einer großen Menge Ostraka (durch Einritzen beschriebene -Tonscherben), welche die Straßburger Bibliothek erwarb, und wurde von -<span class="gesperrt">Spiegelberg</span> entziffert. Der Text ist demotisch.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_49" id="Footnote_49" href="#FNanchor_49"><span class="label">[49]</span></a> Geht ein Gestirn gleichzeitig mit der Sonne auf, so spricht man von -seinem heliakischen oder Frühaufgang. Dabei ist der wahre Frühaufgang, der -wohl ermittelt, aber nicht beobachtet werden kann, von dem sichtbaren -Frühaufgang zu unterscheiden. Letzterer Zeitpunkt tritt ein, wenn das Gestirn -schon etwas vor dem Aufgang der Sonne erscheint, so daß es in der Dämmerung -wahrzunehmen ist. Der Zeitunterschied beläuft sich auf etwa 20 Tage. -Ähnlich liegen die Verhältnisse beim heliakischen Untergang.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_50" id="Footnote_50" href="#FNanchor_50"><span class="label">[50]</span></a> Der Beginn der ersten ägyptischen Kalenderordnung wird in das Jahr -4241 v. Chr. verlegt. (<span class="gesperrt">E. Meyer</span>, Ägypten zur Zeit der Pyramidenerbauer. -Leipzig 1908. Sendschrift der deutschen Orientgesellschaft.)</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_51" id="Footnote_51" href="#FNanchor_51"><span class="label">[51]</span></a> Der Sirius (Sothis) galt daher als der Stern der Isis, welche die Überschwemmung -dadurch bewirkte, daß sie, die große Naturgöttin, eine Träne in -den Strom fallen ließ. Siehe auch die Abhandlung »Die Nilschwelle« von -<span class="gesperrt">W. Capelle</span> in den neuen Jahrbüchern f. d. klass. Altertum. 1914. S. 317.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_52" id="Footnote_52" href="#FNanchor_52"><span class="label">[52]</span></a> Näheres über die Sothisperiode und andere im Altertum gebräuchliche -Ären, d. h. der Einrichtung, die Jahre von einem allgemein anerkannten, -festen Zeitpunkt ab zu rechnen, enthält <span class="gesperrt">Paulys</span> Real-Encycl. d. klass. Altertumswissensch. -unter »Aera« (1898. S. 606).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_53" id="Footnote_53" href="#FNanchor_53"><span class="label">[53]</span></a> <span class="gesperrt">Ideler</span>, Über die Sternkunde der Chaldäer. Abhandlungen der Berliner -Akad. d. Wissensch. 1814/15. S. 214. -</p> -<p> -Wie die alten Astronomen hierbei verfuhren, hat <span class="gesperrt">Pappus</span> in seinem -Kommentar zum V. Buche des Almagest geschildert.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_54" id="Footnote_54" href="#FNanchor_54"><span class="label">[54]</span></a> <span class="gesperrt">K. F. Ginzel</span>, Die astronomischen Kenntnisse der Babylonier. In den -Beiträgen zur alten Geschichte. Bd. I (1902). S. 350.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_55" id="Footnote_55" href="#FNanchor_55"><span class="label">[55]</span></a> Vielleicht haben die Babylonier die Wasserwägung auf den Durchgang -der Sonne durch den Meridian bezogen und so den durch die Schiefe der -Sphäre bedingten Fehler vermieden.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_56" id="Footnote_56" href="#FNanchor_56"><span class="label">[56]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">K. F. Ginzel</span> a. a. O. S. 351.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_57" id="Footnote_57" href="#FNanchor_57"><span class="label">[57]</span></a> <span class="gesperrt">E. Meyer</span>, Geschichte des Altertums. Bd. III. 1901. S. 132.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_58" id="Footnote_58" href="#FNanchor_58"><span class="label">[58]</span></a> Arabischer Name des astronomischen Hauptwerkes von <span class="gesperrt">Ptolemäos</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_59" id="Footnote_59" href="#FNanchor_59"><span class="label">[59]</span></a> <span class="gesperrt">E. Meyer</span>, Geschichte des Altertums. Bd. I. S. 527.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_60" id="Footnote_60" href="#FNanchor_60"><span class="label">[60]</span></a> <span class="gesperrt">C. Bezold</span>, Die Astrologie der Babylonier in Bolls Sternglaube und -Sterndeutung. B. G. Teubner, Leipzig. 1918. S. 9.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_61" id="Footnote_61" href="#FNanchor_61"><span class="label">[61]</span></a> So erscheinen die Plejaden in der Siebenzahl auf der Stele (Grabsäule) -eines Königs des 7. vorchristlichen Jahrhunderts.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_62" id="Footnote_62" href="#FNanchor_62"><span class="label">[62]</span></a> <span class="gesperrt">E. Meyer</span>, Geschichte des Altertums. I (2). S. 369.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_63" id="Footnote_63" href="#FNanchor_63"><span class="label">[63]</span></a> <span class="gesperrt">Ginzel</span>, Die astronomischen Kenntnisse der Babylonier.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_64" id="Footnote_64" href="#FNanchor_64"><span class="label">[64]</span></a> Eine ausführliche Abhandlung von <span class="gesperrt">Rieß</span> über die Astrologie im Altertum -enthält <span class="gesperrt">Paulys</span> Reallexik. d. klass. Altert. Bd. II (1896). S. 1802.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_65" id="Footnote_65" href="#FNanchor_65"><span class="label">[65]</span></a> <span class="gesperrt">A. H. Sayce</span>, <span lang="en" xml:lang="en">The astronomy and astrology of the Babylonians with -translations.</span> London 1874. Siehe auch <span class="gesperrt">Cantor</span> I. S. 38 (3. Aufl. 1907).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_66" id="Footnote_66" href="#FNanchor_66"><span class="label">[66]</span></a> Nach <span class="gesperrt">Simplicius</span>, Kommentar zu Aristoteles »De coelo«.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_67" id="Footnote_67" href="#FNanchor_67"><span class="label">[67]</span></a> <span class="gesperrt">Wolf</span>, Geschichte der Astronomie. S. 10.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_68" id="Footnote_68" href="#FNanchor_68"><span class="label">[68]</span></a> <span class="gesperrt">H. Suter</span>, Die Geschichte der mathematischen Wissenschaften. Zürich -1873. S. 18.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_69" id="Footnote_69" href="#FNanchor_69"><span class="label">[69]</span></a> <span class="gesperrt">R. Lepsius</span>, Das bilingue Dekret von Kanopus. Berlin 1866. Die -betreffende Inschrift wurde von <span class="gesperrt">Lepsius</span> im Jahre 1866 in Unterägypten -gefunden.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_70" id="Footnote_70" href="#FNanchor_70"><span class="label">[70]</span></a> Die aus dem Altertum auf uns überkommenen Nachrichten über die -Astronomie der Babylonier hat <span class="gesperrt">Ideler</span> zusammengestellt: Über die Sternkunde -der Chaldäer (Abhandlungen der Berliner Akademie d. Wissensch. v. -1814/15). -</p> -<p> -Die in <span class="gesperrt">Idelers</span> Schrift zusammengestellten und erläuterten Fragmente -waren bis zur Entzifferung der Keilschriftfunde, also bis 1870 etwa, die wichtigste -Quelle für die Geschichte der babylonischen Astronomie.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_71" id="Footnote_71" href="#FNanchor_71"><span class="label">[71]</span></a> <span class="gesperrt">F. Boll</span>, Astronomische Beobachtungen im Altertum. Neue Jahrbücher -f. d. klass. Altert. 1917. S. 17.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_72" id="Footnote_72" href="#FNanchor_72"><span class="label">[72]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">Ginzel</span>, »Die astronomischen Kenntnisse der Babylonier und -ihre kulturhistorische Bedeutung«; in den Beiträgen zur alten Geschichte -(Klio). 1 Bd. (1901).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_73" id="Footnote_73" href="#FNanchor_73"><span class="label">[73]</span></a> Nach <span class="gesperrt">Ginzel</span> a. a. O. S. 191.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_74" id="Footnote_74" href="#FNanchor_74"><span class="label">[74]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">Ginzel</span> a. a. O. (Klio).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_75" id="Footnote_75" href="#FNanchor_75"><span class="label">[75]</span></a> »Was auf diesem Gebiete die Assyriologie geleistet, gehört zu den -erstaunlichsten Ergebnissen der Altertumsforschung und bildet einen der -größten Triumphe der Keilschriftenentzifferung« (<span class="gesperrt">Bezold</span>, Ninive und Babylon -1903. S. 89). Unter den Männern, welche die Astronomie und die Keilschriftenkunde -in einer Person vereinigen, ist besonders <span class="gesperrt">F. X. Kugler</span> zu nennen.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_76" id="Footnote_76" href="#FNanchor_76"><span class="label">[76]</span></a> Nach <span class="gesperrt">Kugler</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_77" id="Footnote_77" href="#FNanchor_77"><span class="label">[77]</span></a> <span class="gesperrt">F. X. Kugler</span>, Sternkunde und Sterndienst in Babel. Münster 1907.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_78" id="Footnote_78" href="#FNanchor_78"><span class="label">[78]</span></a> Nach <span class="gesperrt">Ginzel</span>, Die astronomischen Kenntnisse der Babylonier.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_79" id="Footnote_79" href="#FNanchor_79"><span class="label">[79]</span></a> <span class="gesperrt">Ginzel</span>, Die astronomischen Kenntnisse der Babylonier.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_80" id="Footnote_80" href="#FNanchor_80"><span class="label">[80]</span></a> Wie <span class="gesperrt">Geminos</span> mitteilt. Wann <span class="gesperrt">Geminos</span> lebte, ist nicht genau bekannt -(100 v.-100 n. Chr.). Er stammte aus Rhodos und schrieb eine Einführung -in die Astronomie (εἰσαγωγὴ εἰς τὰ φαινόμενα). Eine Ausgabe mit -deutscher Übersetzung veröffentlichte <span class="gesperrt">K. Manitius</span>. Leipzig 1898.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_81" id="Footnote_81" href="#FNanchor_81"><span class="label">[81]</span></a> Wie die Bewegung der Gestirne, so galt auch das Verhalten gewisser -Tiere als Omen. In Babylon hat, nach dem Inhalt mancher Keilschrifttexte -zu urteilen, der Skorpion in dieser Hinsicht eine Rolle gespielt, wie sie heute -beim Volke noch der Spinne zugeschrieben wird. Aus dem Verhalten der -Skorpione suchte man z. B. das Schicksal der Heere oder den Verlauf öffentlicher -Angelegenheiten vorherzusagen. (Mitteilungen zur Gesch. d. Medizin -und der Naturwissensch. 1906. S. 326.)</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_82" id="Footnote_82" href="#FNanchor_82"><span class="label">[82]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">Diodors</span> von Sizilien historische Bibliothek, übersetzt von -<span class="gesperrt">J. F. Wurm</span>. Stuttgart 1827. Buch II. Kap. 30.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_83" id="Footnote_83" href="#FNanchor_83"><span class="label">[83]</span></a> Eingehender handelt von der kulturgeschichtlichen Bedeutung der -babylonischen und der ägyptischen Priesterschaft <span class="gesperrt">E. Meyer</span> im 1. Bande (1,<sub>2</sub>) -seiner Geschichte des Altertums.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_84" id="Footnote_84" href="#FNanchor_84"><span class="label">[84]</span></a> Nach <span class="gesperrt">Kugler</span>, Sternkunde und Sterndienst in Babel. Assyriologische, -astronomische und, astralmythologische Untersuchungen. I. Buch: Entwicklung -der babylonischen Planetenkunde von ihren Anfängen bis auf Christus. -Münster 1907. S. 41.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_85" id="Footnote_85" href="#FNanchor_85"><span class="label">[85]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">Kugler</span>, Sternkunde und Sterndienst in Babel. Münster 1907.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_86" id="Footnote_86" href="#FNanchor_86"><span class="label">[86]</span></a> <span class="gesperrt">Kugler</span>, Im Bannkreis Babels. S. 57.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_87" id="Footnote_87" href="#FNanchor_87"><span class="label">[87]</span></a> <span class="gesperrt">Wolff</span>, Geschichte der Astronomie. S. 10.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_88" id="Footnote_88" href="#FNanchor_88"><span class="label">[88]</span></a> <span class="gesperrt">Berosos</span> war Priester in Babylon. Er gibt selbst an, daß er unter -Alexander, dem Sohne Philipps, gelebt habe. Näheres siehe in <span class="gesperrt">Christ</span>, Geschichte -der griechischen Literatur. 1889. S. 412.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_89" id="Footnote_89" href="#FNanchor_89"><span class="label">[89]</span></a> <span class="gesperrt">K. A. v. Zittel</span>, Geschichte der Geologie u. Paläontologie. 1899. S. 2. -</p> -<p> -Die Aufzeichnungen des <span class="gesperrt">Berosos</span> (<span class="gesperrt">Christ</span>, a. a. O.) erregten bei den -Juden und den Christen besonderes Interesse durch die mit der Bibel übereinstimmenden, -jetzt auch durch Keilschrifttexte bestätigten Mythen von der -Sündflut, dem Turmbau zu Babel usw.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_90" id="Footnote_90" href="#FNanchor_90"><span class="label">[90]</span></a> Nach <span class="gesperrt">Ginzel</span>, Das astronomische Wissen der Babylonier. (Klio. 1901.)</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_91" id="Footnote_91" href="#FNanchor_91"><span class="label">[91]</span></a> Nach einer von <span class="gesperrt">H. Winckler</span> aufgestellten, jedoch sehr fragwürdigen -Ansicht. Nach <span class="gesperrt">Winckler</span> begann das babylonische Jahr mit dem -Frühlingsäquinoktium. Nun wandern die Äquinoktialpunkte in 26000 Jahren -durch den ganzen Tierkreis. Der Frühlingspunkt verweilt somit in jedem -Tierkreisbild etwa 2000 Jahre. In Anbetracht des großen Zeitraums, über -den sich die babylonischen Beobachtungen erstreckten, konnte die Wanderung -der Äquinoktien den Babyloniern nach <span class="gesperrt">Winckler</span> nicht entgehen. Als ihre -Beobachtungen, soweit Urkunden darüber vorliegen, begannen, befand sich der -Frühlingspunkt im Stier. Im 8. Jahrhundert v. Chr. war die Frühjahrssonne -in den Widder getreten, während sie jetzt schon in den Fischen steht. Damit -hängt vielleicht zusammen, daß die Aufzählung der Sternbilder in dem bekannten -Verse: <span lang="la" xml:lang="la">Sunt aries taurus</span> ... mit dem Widder beginnt. Daß die -Namen der Tierkreisbilder zum Teil mit babylonischen Benennungen zusammenfallen, weist darauf hin, daß sie, wenn auch auf Umwegen, von den -Babyloniern auf uns gelangt sind. (S. auch <span class="gesperrt">Bezold</span>, Ninive u. Babylon. 1903.)</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_92" id="Footnote_92" href="#FNanchor_92"><span class="label">[92]</span></a> <span class="gesperrt">F. H. Kugler</span>, Im Bannkreis Babels. Münster 1910.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_93" id="Footnote_93" href="#FNanchor_93"><span class="label">[93]</span></a> <span class="gesperrt">Ginzel</span>, Das astronomische Wissen der Babylonier (Klio. 1901. S. 209).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_94" id="Footnote_94" href="#FNanchor_94"><span class="label">[94]</span></a> Dies entspricht auch einer Angabe des <span class="gesperrt">Josephus</span> (Antiquit. I, 8). -Siehe auch <span class="gesperrt">Kugler</span> a. a. O. S. 117.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_95" id="Footnote_95" href="#FNanchor_95"><span class="label">[95]</span></a> <span class="gesperrt">A. Boeckh</span>, Metrologische Untersuchungen über Gewichte, Münzfüße -und Maße des Altertums in ihrem Zusammenhange. Berlin 1838.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_96" id="Footnote_96" href="#FNanchor_96"><span class="label">[96]</span></a> Siehe den Artikel »Gewichte« von <span class="gesperrt">Lehmann-Haupt</span> in Paulys Reallexikon -der klass. Altertumskunde. Supplement-Bd. III. (1918.) S. 588–654.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_97" id="Footnote_97" href="#FNanchor_97"><span class="label">[97]</span></a> <span class="gesperrt">Lehmann</span> ist geneigt, hier eine absichtliche Verknüpfung anzunehmen. -Beiträge zur alten Geschichte. Bd. I. (1902.) S. 355.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_98" id="Footnote_98" href="#FNanchor_98"><span class="label">[98]</span></a> <span class="gesperrt">C. F. Lehmann</span>, Über die Beziehungen zwischen Zeit- und Raummessung -im babylonischen Sexagesimalsystem (Klio. Bd. I. S. 381 u. f.).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_99" id="Footnote_99" href="#FNanchor_99"><span class="label">[99]</span></a> Von anderer Seite wird bestritten, daß die alten Babylonier schon das -Gewicht aus dem Längenmaß abgeleitet hätten und auf das Bedenkliche derartiger -Spekulationen, wie sie <span class="gesperrt">Lehmann</span> und besonders <span class="gesperrt">Winckler</span> (s. S. 36) -anstellten, hingewiesen. Siehe u. a. <span class="gesperrt">E. Meyer</span>, Geschichte d. Altertums. -1909. S. 518.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_100" id="Footnote_100" href="#FNanchor_100"><span class="label">[100]</span></a> Das Medizinalgewicht, das der Verfasser des Papyrus Ebers seinen -Rezepten als Einheit zugrunde legt, betrug nach <span class="gesperrt">F. Hultsch</span> (Griech. u. röm. -Metr. 1882, S. 374 u. 376) ungefähr 6 g und das kleinste Gewicht namens -pek 0,71 g. Vgl. <span class="gesperrt">R. Lepsius</span>, Abhandl. d. Berliner Akademie, 1871. S. 41–43 -und <span class="gesperrt">F. Chabas</span>, <span lang="fr" xml:lang="fr">Recherches sur les poids, mésures et monnaies des anc. Egypt.</span> -Paris 1876. S. 21, 38.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_101" id="Footnote_101" href="#FNanchor_101"><span class="label">[101]</span></a> Näheres über die Geschichte der Wage, der Gewichte und des Wägens -enthält die Schrift: <span class="gesperrt">Th. Ibel</span>, Die Wage im Altertum und Mittelalter. Erlangen -1908.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_102" id="Footnote_102" href="#FNanchor_102"><span class="label">[102]</span></a> <span class="gesperrt">Lepsius</span>, Die Metalle in den ägyptischen Inschriften. Abhandl. d. -Akademie d. Wissensch. zu Berlin. 1871. S. 111.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_103" id="Footnote_103" href="#FNanchor_103"><span class="label">[103]</span></a> <span class="gesperrt">A. Rössing</span>, Geschichte der Metalle. 1901.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_104" id="Footnote_104" href="#FNanchor_104"><span class="label">[104]</span></a> <span class="gesperrt">A. de Rochas</span>, <span lang="fr" xml:lang="fr">Les origines de la science et ses premières applications</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_105" id="Footnote_105" href="#FNanchor_105"><span class="label">[105]</span></a> <span class="gesperrt">Rössing</span>, Geschichte der Metalle. S. 11.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_106" id="Footnote_106" href="#FNanchor_106"><span class="label">[106]</span></a> Die erste schriftliche Erwähnung findet das Zink bei <span class="gesperrt">Paracelsus</span>. -Er nannte es »ein gar fremdes Metall, sonderlich seltsamer als die anderen«.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_107" id="Footnote_107" href="#FNanchor_107"><span class="label">[107]</span></a> Neuerdings hat man Gegenstände aus ziemlich reinem Zinn in spätägyptischen -Gräbern gefunden. Die Römer unterschieden es als <span lang="la" xml:lang="la">Plumbum candidum</span> -von dem Blei, das sie als <span lang="la" xml:lang="la">Plumbum nigrum</span> bezeichneten.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_108" id="Footnote_108" href="#FNanchor_108"><span class="label">[108]</span></a> <span class="gesperrt">Rössing</span>, a. a. O. S. 3. In manchen untersuchten Bronzen ist das -Zinn ganz oder zum Teil durch Antimon ersetzt. Entweder wurde dieses Metall -in Form von Antimonerz bei der Verhüttung der Kupfererze zugesetzt oder -man war im Altertum schon mit der Gewinnung des metallischen Antimons -vertraut. Die letztere Ansicht vertritt <span class="gesperrt">Helm</span>. Siehe den Jahresbericht über -die Fortschritte der klassischen Altertumswissenschaft 1902. III. S. 26–82. -(<span class="gesperrt">Stadlers</span> Literaturbericht.) -</p> -<p> -Einen bei den Ausgrabungen in Sakkara zutage geförderten Bronzebarren -von der Form, wie ihn die alten Abbildungen zeigen, untersuchte <span class="gesperrt">Berthelot</span> -(<span lang="fr" xml:lang="fr">Comptes Rendus</span> 1905. S. 183), <span lang="fr" xml:lang="fr">Quelques métaux trouvés dans les fouilles -archéologiques en Egypte</span>. Dieser Barren enthielt 87,5% Kupfer und 11,47% -Zinn. Der Rest bestand aus Blei und Patina.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_109" id="Footnote_109" href="#FNanchor_109"><span class="label">[109]</span></a> <span class="gesperrt">E. Gerland</span> im Archiv f. d. Gesch. d. Naturw. u. d. Technik. 1910. S. 304.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_110" id="Footnote_110" href="#FNanchor_110"><span class="label">[110]</span></a> Mitteilungen zur Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften. -1909. S. 300.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_111" id="Footnote_111" href="#FNanchor_111"><span class="label">[111]</span></a> <span class="gesperrt">L. Wilser</span> in den Mitteilungen zur Geschichte der Medizin und der -Naturwissenschaften. 1907. S. 487. Nach <span class="gesperrt">A. Ludwig</span> stammt das Wort aus -dem Hebräischen (Zeitschr. f. d. Kunde des Morgenlandes. 1905. Bd. XIX. -S. 239–240).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_112" id="Footnote_112" href="#FNanchor_112"><span class="label">[112]</span></a> <span class="gesperrt">Rössing</span>, Geschichte der Metalle. S. 14, sowie die Abhandlung Eisen -und Stahl in Indien von Dr. <span class="gesperrt">E. Schultze</span> im Archiv f. d. Gesch. d. Naturw. -u. d. Technik. 1910. S. 350.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_113" id="Footnote_113" href="#FNanchor_113"><span class="label">[113]</span></a> <span class="gesperrt">A. H. Layard</span>, <span lang="en" xml:lang="en">Niniveh and its remains</span>. London 1849.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_114" id="Footnote_114" href="#FNanchor_114"><span class="label">[114]</span></a> <span class="gesperrt">A. C. Kisa</span>, Die Erfindung des Glasblasens. Jahrbuch für Altertumskunde -I. S. 1.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_115" id="Footnote_115" href="#FNanchor_115"><span class="label">[115]</span></a> <span class="gesperrt">Herodot</span> II. 84.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_116" id="Footnote_116" href="#FNanchor_116"><span class="label">[116]</span></a> <span class="gesperrt">Kodex Hammurabis.</span> Siehe Mitteilungen z. Geschichte d. Medizin -u. d. Naturwissenschaften. 1903. Heft 1. S. 90. <span class="gesperrt">Hammurabi</span> (<span class="gesperrt">Chammurabi</span>) -regierte von 1958–1916. Er hat die herrschenden Rechtsgrundsätze zusammengestellt. -Das Gesetzbuch <span class="gesperrt">Hammurabis</span> wurde 1901 gefunden.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_117" id="Footnote_117" href="#FNanchor_117"><span class="label">[117]</span></a> Die Staroperation, der man bisher ein Alter von etwa 2000 Jahren zuschrieb, -ist infolge dieser Erwähnung in der Gesetzessammlung <span class="gesperrt">Hammurabis</span> -um weitere 2000 Jahre zurückzudatieren. Siehe <span class="gesperrt">H. Magnus</span>, Zur Kenntnis der -im Gesetzbuche des <span class="gesperrt">Hammurabi</span> erwähnten Augenoperationen. Deutsche med. -Wochenschrift. 1903. Nr. 23. -</p> -<p> -Es läßt sich mit Bestimmtheit annehmen, daß diese Gesetze schon vor -ihrer Kodifizierung durch lange Zeiträume hindurch Geltung besaßen. Der -118. Paragraph der Sammlung <span class="gesperrt">Hammurabis</span> lautet: -</p> -<p> -»Wenn ein Chirurg jemandem eine schwere Wunde mit dem kupfernen -Skorpionpfriemen macht und den Menschen tötet oder den Star eines Menschen -mit dem kupfernen Skorpionpfriemen öffnet und das Auge des Menschen wird -zerstört, seine Hände soll man ihm abhauen.«</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_118" id="Footnote_118" href="#FNanchor_118"><span class="label">[118]</span></a> <span class="gesperrt">Diodor</span>, I. 82, 3.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_119" id="Footnote_119" href="#FNanchor_119"><span class="label">[119]</span></a> In einem altbabylonischen Texte wird Bilsenkraut als »die Pflanze, -welche die Glieder lähmt« und »Fett vom Baume« (Harz) empfohlen. Mitteil. -z. Gesch. d. Med. u. d. Naturwissensch. 1904. S. 221.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_120" id="Footnote_120" href="#FNanchor_120"><span class="label">[120]</span></a> <span class="gesperrt">F. v. Oefele</span>, Zwei medizinische Keilschrifttexte in Urschrift, Umschrift -und Übersetzung. (Mitteil. zur Gesch. der Med. u. d. Naturwissensch. -1904. S. 217 u. f.)</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_121" id="Footnote_121" href="#FNanchor_121"><span class="label">[121]</span></a> <span class="gesperrt">H. A. Nielsen</span>, Die Straßenhygiene im Altertum. Arch. f. Hygiene. -Bd. 43 (1902). S. 85–115.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_122" id="Footnote_122" href="#FNanchor_122"><span class="label">[122]</span></a> Eine Liste der in Ägypten und in Palästina angebauten Pflanzen enthält -die Abhandlung von <span class="gesperrt">Warburg</span>, »Geschichte und Entwicklung der angewandten -Botanik« (Berichte der Deutschen botanischen Gesellschaft. 1901. -S. 153). Für Ägypten kommen unter anderen in Betracht: drei Weizenarten, -zwei Gerstenarten, Knoblauch, Porree, Schalotten, Lein, Papyrus, Ölbaum, -Weinstock, Dattel, Feige, Melonen, Kürbis, Artischocke, Spargel, Rettich, -Ackererbse, Pferdebohne, Linse, Kohl, Fenchel, Anis, Absynth, Schlafmohn, -Rizinus, Granatapfel. Die meisten dieser Pflanzen wurden auch in Palästina -angebaut, wo man auch schon das Pfropfen verstand. Als Werkzeuge sind -der Pflug, die Egge, Sicheln, Hecheln und Dreschbretter nachgewiesen.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_123" id="Footnote_123" href="#FNanchor_123"><span class="label">[123]</span></a> Im Papyrus Ebers finden sich einige Andeutungen, die erkennen lassen, -daß die alten Ägypter die Heilung von Wunden durch Nähte förderten. Die -erste Beschreibung dieses Verfahrens findet sich bei <span class="gesperrt">Celsus</span>. Siehe <span class="gesperrt">Gurlts</span> -Geschichte der Chirurgie, sowie <span class="gesperrt">Erhardt</span>, Die in der Chirurgie gebräuchlichen -Nähte und Knoten in historischer Darstellung. (<span class="gesperrt">Volkmanns</span> klin. Vorträge -Nr. 580/81.)</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_124" id="Footnote_124" href="#FNanchor_124"><span class="label">[124]</span></a> Tierärztliches Zentralblatt. 1903. Nr. 18.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_125" id="Footnote_125" href="#FNanchor_125"><span class="label">[125]</span></a> <span class="gesperrt">R. Burckhardt</span>, Geschichte d. Zoologie. S. 12. Leipzig, Göschensche -Buchhandlung. 1907.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_126" id="Footnote_126" href="#FNanchor_126"><span class="label">[126]</span></a> <span class="gesperrt">Eduard Meyer</span>, Ägypten zur Zeit der Pyramidenerbauer. Leipzig -1908. (Sendschrift der deutschen Orientgesellschaft.)</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_127" id="Footnote_127" href="#FNanchor_127"><span class="label">[127]</span></a> <span class="gesperrt">v. Hehn</span>, Kulturpflanzen und Haustiere in ihrem Übergange aus Asien. -Berlin 1902. S. 520.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_128" id="Footnote_128" href="#FNanchor_128"><span class="label">[128]</span></a> <span class="gesperrt">Gerland</span> und <span class="gesperrt">Traumüller</span>, Geschichte der physikalischen Experimentierkunst. -Engelmann, Leipzig 1899. S. 9.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_129" id="Footnote_129" href="#FNanchor_129"><span class="label">[129]</span></a> <span class="gesperrt">Meyer</span>, Geschichte der Chemie. S. 16.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_130" id="Footnote_130" href="#FNanchor_130"><span class="label">[130]</span></a> Ein ausführlicher Artikel über Industrie und Handel im Altertum -findet sich im 9. Bande von Paulys Reallexikon, S. 1381–1535. Der Verfasser -ist <span class="gesperrt">Gummerus</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_131" id="Footnote_131" href="#FNanchor_131"><span class="label">[131]</span></a> Von den Vorstellungen der Alten über Indien handelt sehr ausführlich -<span class="gesperrt">Wecker</span> in Paulys Reallexik. d. klass. Altert. Bd. IX. (1914). S. 1264–1325. -Die beste Darstellung der antiken Kenntnisse über Indien findet sich in der »Geographie« -des <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> (s. a. spät. Stelle).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_132" id="Footnote_132" href="#FNanchor_132"><span class="label">[132]</span></a> Nach <span class="gesperrt">Arrian</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_133" id="Footnote_133" href="#FNanchor_133"><span class="label">[133]</span></a> <span class="gesperrt">Lassen</span>, Indische Altertumskunde. II. 511.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_134" id="Footnote_134" href="#FNanchor_134"><span class="label">[134]</span></a> <span class="gesperrt">Cantor</span>, I. 509.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_135" id="Footnote_135" href="#FNanchor_135"><span class="label">[135]</span></a> <span class="gesperrt">Bürk</span> in der Zeitschrift der Deutschen morgenländischen Gesellschaft. -Bd. 55 u. 56.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_136" id="Footnote_136" href="#FNanchor_136"><span class="label">[136]</span></a> Kap. I. 4. in der Zeitschrift der Deutschen morgenländischen Gesellschaft. -56. Bd. (1902.) S. 328.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_137" id="Footnote_137" href="#FNanchor_137"><span class="label">[137]</span></a> Die Konstruktion von Altären unter Verwendung rechtwinkliger Dreiecke, -deren Seiten sich wie ganze Zahlen verhalten, geht vielleicht in das -8. vorchristliche Jahrhundert zurück. Mitteil. z. Geschichte d. Medizin u. Naturwissenschaften. -1906. S. 473.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_138" id="Footnote_138" href="#FNanchor_138"><span class="label">[138]</span></a> Vor allem des Apastamba Sulbasutra.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_139" id="Footnote_139" href="#FNanchor_139"><span class="label">[139]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">Zeuthens</span> Bemerkungen in der Biblioth. mathem. (3. Folge). -V. 97–112.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_140" id="Footnote_140" href="#FNanchor_140"><span class="label">[140]</span></a> <span class="gesperrt">Cantor</span>, Über die älteste indische Mathematik. Arch. f. Math. und -Physik. 1904.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_141" id="Footnote_141" href="#FNanchor_141"><span class="label">[141]</span></a> Ap. Sulb. Sutra. III. 2. Zeitschr. d. morgenl. Gesellsch. Bd. 55 u. 56. -Abhandlung <span class="gesperrt">Bürks</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_142" id="Footnote_142" href="#FNanchor_142"><span class="label">[142]</span></a> Siehe S. 19.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_143" id="Footnote_143" href="#FNanchor_143"><span class="label">[143]</span></a> <span class="gesperrt">Cantor</span>, Über die älteste indische Mathematik i. Arch. f. Math. u. -Phys. 8. Bd. (1904).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_144" id="Footnote_144" href="#FNanchor_144"><span class="label">[144]</span></a> Siehe S. 6.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_145" id="Footnote_145" href="#FNanchor_145"><span class="label">[145]</span></a> <span class="gesperrt">Cantor</span>, a. a. O. S. 71.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_146" id="Footnote_146" href="#FNanchor_146"><span class="label">[146]</span></a> <span class="gesperrt">Tropfke</span>, Geschichte der Elementarmathematik. Bd. I. S. 98.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_147" id="Footnote_147" href="#FNanchor_147"><span class="label">[147]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">Arneth</span>, Die Geschichte der reinen Mathematik. S. 143.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_148" id="Footnote_148" href="#FNanchor_148"><span class="label">[148]</span></a> <span class="gesperrt">Cantor</span>, Geschichte der Mathematik. Bd. I. S. 540.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_149" id="Footnote_149" href="#FNanchor_149"><span class="label">[149]</span></a> Sie findet sich bei <span class="gesperrt">Aryabhatta</span> (geb. 476 n. Chr.), dem ältesten indischen -Astronomen, dessen Schriften auf unsere Zeit gekommen sind.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_150" id="Footnote_150" href="#FNanchor_150"><span class="label">[150]</span></a> Das Nirukta.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_151" id="Footnote_151" href="#FNanchor_151"><span class="label">[151]</span></a> <span class="gesperrt">Roth</span>, »Indische Feuerzeuge«. Zeitschrift der morgenländischen Gesellschaft. -1889.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_152" id="Footnote_152" href="#FNanchor_152"><span class="label">[152]</span></a> <span class="gesperrt">Aristophanes</span>, Wolken. v. 766 u. f. <span class="gesperrt">Aristophanes</span> erzählt dort, -ein Schuldner habe seinen Gläubiger dadurch geprellt, daß er die Wachstafel, -welche die Forderung enthielt, mittelst einer der Linsen geschmolzen habe, die -zum Erzeugen von Feuer gebraucht würden.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_153" id="Footnote_153" href="#FNanchor_153"><span class="label">[153]</span></a> Über die »Schießpulverfrage im alten Indien«, siehe die Mitteilungen -zur Gesch. d. Med. u. d. Naturwissensch. 1905. S. 1 u. f.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_154" id="Footnote_154" href="#FNanchor_154"><span class="label">[154]</span></a> <span class="gesperrt">Hoernle</span>, <span lang="en" xml:lang="en">Studies in the Medicine of ancient India</span>. Oxford 1907.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_155" id="Footnote_155" href="#FNanchor_155"><span class="label">[155]</span></a> <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span>, Abhandlungen und Vorträge. 1906.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_156" id="Footnote_156" href="#FNanchor_156"><span class="label">[156]</span></a> <span class="gesperrt">Berendes</span>, Das Apothekenwesen, seine Entstehung und geschichtliche -Entwicklung. Stuttgart 1907.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_157" id="Footnote_157" href="#FNanchor_157"><span class="label">[157]</span></a> Ein Sanskrittext, der sich gegen den Genuß des Fleisches, der gegohrenen -Getränke und gegen die geschlechtliche Liebe wendet, findet sich in -der Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft, Jahrg. 1907, in -der Übersetzung wiedergegeben.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_158" id="Footnote_158" href="#FNanchor_158"><span class="label">[158]</span></a> <span class="gesperrt">S. Hirschberg</span>, Der Starstich der Inder. Zeitschr. f. prakt. Augenheilk. -Januarheft 1909.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_159" id="Footnote_159" href="#FNanchor_159"><span class="label">[159]</span></a> <span class="gesperrt">Lindner</span>, Weltgeschichte. Bd. I. S. 413.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_160" id="Footnote_160" href="#FNanchor_160"><span class="label">[160]</span></a> Siehe auch <span class="gesperrt">W. Förster</span>, Die Astronomie des Altertums und Mittelalters. -Berlin 1876.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_161" id="Footnote_161" href="#FNanchor_161"><span class="label">[161]</span></a> <span class="gesperrt">Wolff</span>, Geschichte der Astronomie. S. 11.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_162" id="Footnote_162" href="#FNanchor_162"><span class="label">[162]</span></a> Der Jesuitenorden, dem ja neben der Verteidigung auch die Verbreitung -des katholischen Glaubens oblag, ließ sich schon im 16. Jahrhundert in -den außereuropäischen Ländern nieder. In China gewann er besonderen Einfluß -dadurch, daß er für die Kalenderrechnung, die dort sehr in Unordnung -geraten war, eine Neuordnung auf astronomischer Grundlage schuf. Eine -solche Neuordnung war deshalb sehr wichtig, weil man eine verworrene Zeitrechnung -als ein ungünstiges Omen für die Verwaltung und damit die Zukunft -des Staates ansah.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_163" id="Footnote_163" href="#FNanchor_163"><span class="label">[163]</span></a> <span class="gesperrt">Baden-Powell</span>, <span lang="en" xml:lang="en">History of natural philosophy</span>. London 1834. -S. 11.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_164" id="Footnote_164" href="#FNanchor_164"><span class="label">[164]</span></a> Siehe auch <span class="gesperrt">H. Löschner</span>, Über Sonnenuhren. Beiträge zu ihrer Geschichte -und Konstruktion nebst Aufstellung einer Fehlertheorie. Graz 1905.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_165" id="Footnote_165" href="#FNanchor_165"><span class="label">[165]</span></a> Mitteilungen zur Gesch. der Medizin und der Naturwissenschaften. -1908. S. 351.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_166" id="Footnote_166" href="#FNanchor_166"><span class="label">[166]</span></a> Näheres enthält die Abhandlung <span class="gesperrt">R. Ehrenfelds</span> in den Mitteilungen -zur Gesch. der Medizin und der Naturwissenschaften. 1908. S. 144 u. f.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_167" id="Footnote_167" href="#FNanchor_167"><span class="label">[167]</span></a> Auch <span class="gesperrt">H. Winckler</span> wendet sich in einer Abhandlung über die Bedeutung -der Phönizier für die Kulturen des Mittelmeeres (Zeitschr. f. Sozialwissenschaft. -1903. Bd. IV. Nr. 6 u. 7) gegen die Auffassung, als ob die Phönizier -die Buchstabenschrift erfunden hätten. Er ist der Ansicht, daß sich -das Verständigungsmittel geistigen Lebens an dessen Mittelpunkt entwickelt -haben wird und die phönizische Schrift im Anschluß an die Keilschriftliteratur -entwickelt ist. Übrigens haben auch die arischen Perser die zu monumentalen -Inschriften beibehaltene Keilschrift zu einer Buchstabenschrift umgestaltet -(<span class="gesperrt">L. Wilser</span> in den Mitteil. z. Gesch. d. Med. u. Naturwissensch. 1905. S 32). -Die ältesten uns erhaltenen Inschriften im griechischen Alphabet und in -griechischer Sprache gehen kaum über den Anfang des 7. vorchristlichen Jahrhunderts -hinaus. Siehe <span class="gesperrt">Beloch</span>, Griechische Geschichte. Bd. I. 2. S. 2. 1913.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_168" id="Footnote_168" href="#FNanchor_168"><span class="label">[168]</span></a> <span class="gesperrt">K. Suter</span>, Geschichte der mathemat. Wissenschaften. Zürich 1878.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_169" id="Footnote_169" href="#FNanchor_169"><span class="label">[169]</span></a> Im Archiv für Geschichte der Philosophie (1902. S. 311) hat <span class="gesperrt">Peithmann</span> -in einer Abhandlung über die Naturphilosophie vor Sokrates neuerdings -die Anschauung zu begründen versucht, daß <span class="gesperrt">Thales</span> sich nicht als -Philosoph, sondern nur als Astronom und Ingenieur verdient gemacht habe. -Nach <span class="gesperrt">Peithmann</span> hat es den Anschein, daß erst Aristoteles den Thales unverdientermaßen -zu einem Philosophen gemacht hat. Die Ansicht wird nach -<span class="gesperrt">v. Lippmann</span> jedoch nicht allgemein anerkannt.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_170" id="Footnote_170" href="#FNanchor_170"><span class="label">[170]</span></a> <span class="gesperrt">Cantor</span>, Geschichte der Mathematik. Leipzig 1880. Bd. I. S. 113.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_171" id="Footnote_171" href="#FNanchor_171"><span class="label">[171]</span></a> A. a. O. S. 114.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_172" id="Footnote_172" href="#FNanchor_172"><span class="label">[172]</span></a> Ein Verzeichnis der von den antiken Schriftstellern erwähnten Finsternisse -findet sich in <span class="gesperrt">Paulys</span> Reallexikon der klass. Altertumswiss. im 6. Bande -auf S. 2352–2364. Dort findet sich auch (S. 2339–2364) ein ausführlicher, -von <span class="gesperrt">Boll</span> verfaßter Beitrag über die Finsternisse. Die erste verbürgte Nachricht -betrifft eine Mondfinsternis, die am 19. 3. 721 in Babylon beobachtet -wurde.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_173" id="Footnote_173" href="#FNanchor_173"><span class="label">[173]</span></a> Siehe oben S. 35.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_174" id="Footnote_174" href="#FNanchor_174"><span class="label">[174]</span></a> <span class="gesperrt">Thales</span> hat die am 18. Mai 603 eingetretene große Sonnenfinsternis -wahrscheinlich in Ägypten beobachtet. Er konnte deshalb damit rechnen, -daß etwas mehr als 18 Jahre später eine neue Finsternis stattfinden würde. -Sie fand denn auch am 22. Mai 585 statt (<span class="gesperrt">H. Diels</span>, Antike Technik. 1914. -S. 3). Siehe auch <span class="gesperrt">J. Zech</span>, Astronomische Untersuchungen über die wichtigsten -Finsternisse, welche von den Schriftstellern des Altertums erwähnt werden. -Leipzig 1853.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_175" id="Footnote_175" href="#FNanchor_175"><span class="label">[175]</span></a> Neue Jahrbücher f. d. klass. Altertum. 1911. S. 5.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_176" id="Footnote_176" href="#FNanchor_176"><span class="label">[176]</span></a> Nach <span class="gesperrt">Plutarch</span>, Vol. III, pag. 174, ed. Didot, sowie nach <span class="gesperrt">Plinius</span> -XXXVI. 12.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_177" id="Footnote_177" href="#FNanchor_177"><span class="label">[177]</span></a> <span class="gesperrt">A. Forbiger</span>, Handbuch der alten Geographie. I. 44.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_178" id="Footnote_178" href="#FNanchor_178"><span class="label">[178]</span></a> <span class="gesperrt">Aristot.</span>, Metaphys. I, 3.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_179" id="Footnote_179" href="#FNanchor_179"><span class="label">[179]</span></a> <span class="gesperrt">Zeller</span>, Die Philosophie der Griechen. Bd. I. (5. Aufl.) S. 35.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_180" id="Footnote_180" href="#FNanchor_180"><span class="label">[180]</span></a> <span class="gesperrt">E. Meyer</span>, Alte Geschichte. Bd. IV. 1901. S. 199.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_181" id="Footnote_181" href="#FNanchor_181"><span class="label">[181]</span></a> <span class="gesperrt">Zeller</span>, Die Philosophie der Griechen. 5. Aufl. Bd. I. S. 769.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_182" id="Footnote_182" href="#FNanchor_182"><span class="label">[182]</span></a> <span class="gesperrt">E. Meyer</span>, Geschichte der Botanik. Bd. I (1854). S. 45.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_183" id="Footnote_183" href="#FNanchor_183"><span class="label">[183]</span></a> <span class="gesperrt">Zeller</span>, Über die griechischen Vorgänger Darwins. Abhandlungen -d. kgl. Akademie d. Wissensch. zu Berlin. 1878. S. 115.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_184" id="Footnote_184" href="#FNanchor_184"><span class="label">[184]</span></a> <span class="gesperrt">E. Meyer</span> a. a. O.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_185" id="Footnote_185" href="#FNanchor_185"><span class="label">[185]</span></a> So heißt es bei <span class="gesperrt">Plutarch</span>, Strom. VII. Dox. Gr. S. 581.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_186" id="Footnote_186" href="#FNanchor_186"><span class="label">[186]</span></a> S. auch <span class="gesperrt">Windelband</span>, Die Lehre vom Zufall. Berlin 1870.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_187" id="Footnote_187" href="#FNanchor_187"><span class="label">[187]</span></a> <span class="gesperrt">A. Brieger</span>, Die Urbewegung der Atome und die Weltentstehung -bei Leukipp und Demokrit. Halle 1884.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_188" id="Footnote_188" href="#FNanchor_188"><span class="label">[188]</span></a> <span class="gesperrt">E. Meyer</span>, Alte Geschichte. Bd. V. 1902. S. 340.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_189" id="Footnote_189" href="#FNanchor_189"><span class="label">[189]</span></a> Gesammelt durch <span class="gesperrt">Mullach</span>, Berlin 1843. (Völlig veraltet; s. auch -Diels' »Vorsokratiker«). -</p> -<p> -Ist auch die Zahl der authentischen Fragmente nur klein, so sind wir -über <span class="gesperrt">Demokrits</span> Lehren doch besser unterrichtet als über die Ansichten zahlreicher -anderen Philosophen. Man hat mit Recht bemerkt, daß er eifriger -ausgeschrieben als abgeschrieben wurde (<span class="gesperrt">F. A. Lange</span>, Gesch. d. Materialismus. -1873. Bd. I. S. 11). Zumal durch <span class="gesperrt">Aristoteles</span> und durch <span class="gesperrt">Lukrez</span> sind -wir mit <span class="gesperrt">Demokrits</span> Anschauungen ziemlich genau bekannt. Selbst in der -Überlieferung erscheinen sie als »so klar und folgerichtig, daß sich das kleinste -Bruchstück mit Leichtigkeit dem Ganzen einfügen läßt« (<span class="gesperrt">Lange</span>, a. a. O.).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_190" id="Footnote_190" href="#FNanchor_190"><span class="label">[190]</span></a> <span class="gesperrt">Lucretius Carus</span>, De rerum natura. S. an späterer Stelle dies. Buches.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_191" id="Footnote_191" href="#FNanchor_191"><span class="label">[191]</span></a> 5. Buch. 181–194.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_192" id="Footnote_192" href="#FNanchor_192"><span class="label">[192]</span></a> 5. Buch. 419 u. f.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_193" id="Footnote_193" href="#FNanchor_193"><span class="label">[193]</span></a> <span class="gesperrt">Cardanus</span>, <span lang="la" xml:lang="la">De subtilitate. lib. XI. (Cardani operum tom. III. Lugduni</span> -1663. p. 549.) Auf diese Stelle machte mich <span class="gesperrt">Leopold Löwenheim</span> aufmerksam. -Siehe auch die von ihm herausgegebene Schrift: Die Wissenschaft -Demokrits und ihr Einfluß auf die moderne Naturwiss. Von <span class="gesperrt">Louis Löwenheim</span>. -Berlin 1914.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_194" id="Footnote_194" href="#FNanchor_194"><span class="label">[194]</span></a> Über diese Zusammenhänge siehe auch die soeben erwähnte Schrift -<span class="gesperrt">Löwenheims</span>. -</p> -<p> -Über den Einfluß, den die demokritischen Anschauungen auf die weitere -Entwicklung der Wissenschaften ausgeübt haben, wurden von <span class="gesperrt">Louis Löwenheim</span> -eingehende Untersuchungen angestellt. <span class="gesperrt">Löwenheims</span> Arbeit ist bisher -nur im Auszuge (s. S. 74 Anm. 2) veröffentlicht. Sie ist dem Verfasser -nach dem Erscheinen seines Werkes durch den Sohn des verstorbenen -Forschers im Manuskript zugestellt worden, um bei einer neuen Auflage -berücksichtigt zu werden. Dies konnte an mehreren Stellen dieses Bandes -geschehen.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_195" id="Footnote_195" href="#FNanchor_195"><span class="label">[195]</span></a> <span class="gesperrt">Fr. Schultze</span> in der Zeitschrift Kosmos. 1877. 8. u. 9. Heft.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_196" id="Footnote_196" href="#FNanchor_196"><span class="label">[196]</span></a> Siehe auch <span class="gesperrt">H. C. Liepmann</span>, Die Mechanik der Leukipp-Demokritischen -Atome. Leipzig 1885.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_197" id="Footnote_197" href="#FNanchor_197"><span class="label">[197]</span></a> <span class="gesperrt">Schaubach</span>, <span lang="la" xml:lang="la">Anaxagorae fragmenta. Lipsiae</span> 1817. <span class="gesperrt">Mullachius</span>, -<span lang="la" xml:lang="la">Fragm. phil. graec. Parisiis</span>. I u. II. 1860–1867. Vor allem aber <span class="gesperrt">Diels'</span> -»Vorsokratiker«.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_198" id="Footnote_198" href="#FNanchor_198"><span class="label">[198]</span></a> D. h. Vernunft, hier Weltvernunft.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_199" id="Footnote_199" href="#FNanchor_199"><span class="label">[199]</span></a> Es besaß die Größe eines Mühlsteins und wird auch von <span class="gesperrt">Plutarch</span> -und <span class="gesperrt">Plinius</span> erwähnt.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_200" id="Footnote_200" href="#FNanchor_200"><span class="label">[200]</span></a> <span class="gesperrt">Anaxagoras</span> nahm an, daß die Sonne mehrere Male so groß sei -wie der Peloponnes und daß der Mond ihr an Größe etwa gleich komme. -Letzterer sei wie die Erde ein Wohnsitz lebender Wesen.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_201" id="Footnote_201" href="#FNanchor_201"><span class="label">[201]</span></a> <span class="gesperrt">Lange</span>, Geschichte des Materialismus. Bd. I. S. 57.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_202" id="Footnote_202" href="#FNanchor_202"><span class="label">[202]</span></a> Man darf den hier gerügten Mangel der Alten aber auch nicht übertreiben, -wie es z. B. <span class="gesperrt">Du Bois Reymond</span> (Kulturgeschichte und Naturwissenschaft) -getan hat. Daß das Experiment auch im Altertum eine Rolle spielte, -und zumal bei den Alexandrinern zu wichtigen Ergebnissen führte, darf nicht -verkannt werden. Im Mittelalter waren insbesondere die Araber bemüht, die -ihnen von den Griechen übermittelten Wissenschaften durch experimentelle -Untersuchungen weiter auszubauen. Siehe auch <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span>, Über das -Experiment im Altertum und Mittelalter (Unterrichtsblätter für Mathem. und -Naturwissensch. 1906. Nr. 4–6).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_203" id="Footnote_203" href="#FNanchor_203"><span class="label">[203]</span></a> <span class="gesperrt">Cantor</span>, Geschichte der Mathematik. 1880. Bd. I. 128 u. 158.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_204" id="Footnote_204" href="#FNanchor_204"><span class="label">[204]</span></a> Näheres siehe bei <span class="gesperrt">Diels</span>, Antike Technik, S. 21.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_205" id="Footnote_205" href="#FNanchor_205"><span class="label">[205]</span></a> <span class="gesperrt">H. Vogt</span>, Die Geometrie des Pythagoras. Siehe Bibl. math. (3. Folge) -9. Bd. S. 15 u. f. Danach sind neuerdings auch Zweifel erhoben, ob Pythagoras -mit der Konstruktion der fünf regulären Körper schon vertraut gewesen. Auch -mit dem Begriff des Irrationalen wurden die Griechen wahrscheinlich erst viel -später bekannt.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_206" id="Footnote_206" href="#FNanchor_206"><span class="label">[206]</span></a> Die Griechen haben schon über die Entwicklung der Mathematik -geschrieben. Eudemos, ein Schüler des Aristoteles, verfaßte eine Geschichte -der Astronomie und der Geometrie, die bis auf wenige, auch die erwähnten -Angaben über Thales enthaltende Bruchstücke verloren gegangen ist. Ferner -schrieb Theophrast von Eresos eine Geschichte der Mathematik. Sie ist leider -ganz verloren gegangen (<span class="gesperrt">Suter</span>, Geschichte der mathematischen Wissenschaften. -1873. S. 21). Die Fragmente des Eudemos wurden von <span class="gesperrt">L. Spengel</span> gesammelt -und herausgegeben: <span lang="la" xml:lang="la">Eudemi fragmenta, quae supersunt</span>. Berlin 1866. Zu -erwähnen ist auch Menon. Er war gleichfalls ein Schüler des Aristoteles und -schrieb eine Geschichte der Medizin. Die erhaltenen Bruchstücke veröffentlichte -<span class="gesperrt">Diels</span> (Suppl. Arist. III, 1. Berlin 1893).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_207" id="Footnote_207" href="#FNanchor_207"><span class="label">[207]</span></a> <span class="gesperrt">Tropfke</span>, Geschichte der Mathematik. II. S. 5.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_208" id="Footnote_208" href="#FNanchor_208"><span class="label">[208]</span></a> <span class="gesperrt">Proclos</span>, ed. <span class="gesperrt">Friedlein</span>. S. 379.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_209" id="Footnote_209" href="#FNanchor_209"><span class="label">[209]</span></a> <span class="gesperrt">Tropfke</span>, II. 88.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_210" id="Footnote_210" href="#FNanchor_210"><span class="label">[210]</span></a> Nach Angaben von <span class="gesperrt">Platon</span> (Timäos) und <span class="gesperrt">Vitruv</span> (<span lang="la" xml:lang="la">De architectura</span>). -Näheres siehe <span class="gesperrt">Tropfke</span>. II. 400.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_211" id="Footnote_211" href="#FNanchor_211"><span class="label">[211]</span></a> H. <span class="gesperrt">Vogt</span>, Die Entdeckungsgeschichte des Irrationalen. Biblioth. mathemat. -10. Bd. S 97.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_212" id="Footnote_212" href="#FNanchor_212"><span class="label">[212]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">Paulys</span> Reallex. d. klass. Altert. Bd. VIII.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_213" id="Footnote_213" href="#FNanchor_213"><span class="label">[213]</span></a> Über Hippokrates siehe <span class="gesperrt">Brettschneider</span>, Die Geometrie und die -Geometer vor Euklid. Leipzig 1870.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_214" id="Footnote_214" href="#FNanchor_214"><span class="label">[214]</span></a> Antiphon um 430 v. Chr. Siehe <span class="gesperrt">Cantor</span>, Vorlesungen zur Geschichte -der Mathematik. I. 172. (1880.)</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_215" id="Footnote_215" href="#FNanchor_215"><span class="label">[215]</span></a> Die wichtigsten Mitteilungen über die verschiedenen Wege, wie die -Alten das delische Problem lösten, verdanken wir dem <span class="gesperrt">Eutokios</span>, welcher -die Schriften des <span class="gesperrt">Archimedes</span> kommentierte, <span class="gesperrt">Archimedes</span>, ed. <span class="gesperrt">Heiberg</span>, -III., S. 104.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_216" id="Footnote_216" href="#FNanchor_216"><span class="label">[216]</span></a> Diese Konstruktion, welche Eutokios in seinen Erläuterungen zu -<span class="gesperrt">Archimedes</span> bringt, wird <span class="gesperrt">Platon</span> zugeschrieben. <span class="gesperrt">Archimedes</span>, ed. <span class="gesperrt">Heiberg</span>, -III., S. 66–70.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_217" id="Footnote_217" href="#FNanchor_217"><span class="label">[217]</span></a> Näheres bringt die von <span class="gesperrt">Cantor</span> (Bd. I. S. 199) nach Eutokios gegebene -Darstellung der von Menächmos gefundenen Sätze.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_218" id="Footnote_218" href="#FNanchor_218"><span class="label">[218]</span></a> Ging man ähnlich wie bei der Ableitung der Parabel vor, stellte aber -die Bedingung, daß von den an die Gerade anzutragenden Rechtecken stets ein -Stück übrig bleibt, so ergab sich als geometrischer Ort die Ellipse (ἐλλείπειν -heißt übrig bleiben). Überragten dagegen die Rechtecke die Gerade, so ergab -sich die Hyperbel (ὑπερβάλλειν heißt überragen).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_219" id="Footnote_219" href="#FNanchor_219"><span class="label">[219]</span></a> Hippias von Elis.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_220" id="Footnote_220" href="#FNanchor_220"><span class="label">[220]</span></a> Näheres <span class="gesperrt">Cantor</span>, I. 167.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_221" id="Footnote_221" href="#FNanchor_221"><span class="label">[221]</span></a> <span class="gesperrt">Tropfke</span>, Geschichte der Elementarmathematik. Bd. II. S. 5.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_222" id="Footnote_222" href="#FNanchor_222"><span class="label">[222]</span></a> Beide Sätze werden Platons Schüler Eudoxos von Knidos zugeschrieben.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_223" id="Footnote_223" href="#FNanchor_223"><span class="label">[223]</span></a> Diese Entdeckung wird auf <span class="gesperrt">Aristaeos</span> (um 320 v. Chr.), der ebenfalls -der platonischen Schule angehörte, zurückgeführt. Er soll auch das erste -Werk über die Kegelschnitte geschrieben haben. <span class="gesperrt">Cantor</span> I, 211.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_224" id="Footnote_224" href="#FNanchor_224"><span class="label">[224]</span></a> Eine ausführliche Darstellung mit zahlreichen Literaturangaben enthält -<span class="gesperrt">Paulys</span> Realenzykl. f. d. klass. Altertum in Bd. II. (1896.) S. 1828–1862. Sie -rührt von <span class="gesperrt">Hultsch</span> her.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_225" id="Footnote_225" href="#FNanchor_225"><span class="label">[225]</span></a> <span class="gesperrt">F. Cumont</span>, Babylon und die griechische Astronomie. Neue Jahrbücher -f. d. klass. Altertum. 1911. S. 1.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_226" id="Footnote_226" href="#FNanchor_226"><span class="label">[226]</span></a> <span class="gesperrt">Aristophanes</span>, Wolken. 615–619.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_227" id="Footnote_227" href="#FNanchor_227"><span class="label">[227]</span></a> Es ist wahrscheinlich, daß <span class="gesperrt">Meton</span> sich hierzu der Tabellen bediente, -welche die Chaldäer Jahrhunderte vorher für die Mondbewegung und die -Finsternisse entworfen hatten.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_228" id="Footnote_228" href="#FNanchor_228"><span class="label">[228]</span></a> Das Wichtigste über die Hilfsmittel, welche im Altertum für die Zeitmessung -zur Verfügung standen, bringt die Realenzykl. d. klass. Altertumswiss. -von <span class="gesperrt">Pauly-Wissowa-Kroll</span> (8. Bd. Sp. 2416–2433) in dem Beitrag »Horologium« -von <span class="gesperrt">A. Rehm</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_229" id="Footnote_229" href="#FNanchor_229"><span class="label">[229]</span></a> Der Name Ekliptik (ἑκλειπτικός κύκλος) ist im Altertum erst spät in -Gebrauch gekommen.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_230" id="Footnote_230" href="#FNanchor_230"><span class="label">[230]</span></a> Um 560 v. Chr. Siehe auch <span class="gesperrt">Darmstädter</span>, Handbuch der Geschichte -der Naturwissenschaften.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_231" id="Footnote_231" href="#FNanchor_231"><span class="label">[231]</span></a> Derartigen Versuchen, die Abstände der Planeten in eine mathematische -Regel zu fassen, begegnet man bis ins 18. Jahrhundert (Titiussche -Regel; 1766).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_232" id="Footnote_232" href="#FNanchor_232"><span class="label">[232]</span></a> <span class="gesperrt">August Boeckh</span>, Philolaos des Pythagoreers Lehren nebst den -Bruchstücken seines Werkes. Berlin, Vossische Buchhandlung. 1819.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_233" id="Footnote_233" href="#FNanchor_233"><span class="label">[233]</span></a> <span class="gesperrt">Schiaparelli</span>, Die Vorläufer des Kopernikus im Altertum. 1873. -Übersetzt von <span class="gesperrt">Curtze</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_234" id="Footnote_234" href="#FNanchor_234"><span class="label">[234]</span></a> Dies gilt z. B. von Anaxagoras, der nach der Begründung der pythagoreischen -Schule lebte.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_235" id="Footnote_235" href="#FNanchor_235"><span class="label">[235]</span></a> <span class="gesperrt">Schiaparelli</span>, a. a. O. S. 7.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_236" id="Footnote_236" href="#FNanchor_236"><span class="label">[236]</span></a> <span class="gesperrt">Platon</span> erklärte im »Timäos«: »Vom Ganzen, welches kugelförmig -ist, zu behaupten, daß es einen Ort unten, den anderen oben habe, ziemt -keinem Verständigen« (siehe »Timäos«, 62 u. 63).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_237" id="Footnote_237" href="#FNanchor_237"><span class="label">[237]</span></a> Er lebte etwa von 390–310 und war den Pythagoreern in mancher -Hinsicht geistesverwandt. Er verfaßte zahlreiche Schriften, von denen nur -die Titel und Fragmente bekannt sind. Letztere den Titeln zuzuweisen, ist -schwierig und oft nicht möglich. Über <span class="gesperrt">Herakleides</span> siehe auch <span class="gesperrt">Gomperz</span>, -Griechische Denker. I, 98.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_238" id="Footnote_238" href="#FNanchor_238"><span class="label">[238]</span></a> Siehe die spätere Darstellung und Abbildung des Tychonischen -Systems.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_239" id="Footnote_239" href="#FNanchor_239"><span class="label">[239]</span></a> <span class="gesperrt">Vitruv</span>, <span lang="la" xml:lang="la">De architectura</span>. Von den meisten Schriftstellern wird der -Ursprung dieser Lehre den Ägyptern zugeschrieben. <span class="gesperrt">Koppernikus</span> selbst -kannte sie durch <span class="gesperrt">Martianus Capella</span> (siehe an späterer Stelle bei <span class="gesperrt">Koppernikus</span>).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_240" id="Footnote_240" href="#FNanchor_240"><span class="label">[240]</span></a> <span class="gesperrt">Platons</span> »Timäos«. 38.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_241" id="Footnote_241" href="#FNanchor_241"><span class="label">[241]</span></a> Siehe S. <a href="#Page_p093">93</a>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_242" id="Footnote_242" href="#FNanchor_242"><span class="label">[242]</span></a> Ein ausführlicher, von <span class="gesperrt">Boll</span> herrührender Beitrag über die Fixsterne -findet sich in <span class="gesperrt">Paulys</span> Realenzyklopädie f. d. klass. Altert. VI. Bd. -S. 2407–2431.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_243" id="Footnote_243" href="#FNanchor_243"><span class="label">[243]</span></a> <span class="gesperrt">Platons</span> Phaedon. cap. 58. Leipzig, Wilhelm Engelmann. 1852.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_244" id="Footnote_244" href="#FNanchor_244"><span class="label">[244]</span></a> <span class="gesperrt">Meyer</span>, Geschichte der Botanik. Bd. I. S. 5.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_245" id="Footnote_245" href="#FNanchor_245"><span class="label">[245]</span></a> Ausg. v. <span class="gesperrt">Sturz</span>, Vers 160–163. Seine Worte lauten: »Jetzt zuvörderst -vernimm des Alls vierfältige Wurzeln: Feuer und Wasser und Erd' und des -Äthers unendliche Höhe. Daraus ward, was da war, was da sein wird, oder -was nun ist.«</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_246" id="Footnote_246" href="#FNanchor_246"><span class="label">[246]</span></a> <span class="gesperrt">Meyer</span>, Geschichte der Botanik. Bd. I. S. 51.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_247" id="Footnote_247" href="#FNanchor_247"><span class="label">[247]</span></a> <span class="gesperrt">Plut.</span> V. cap. 26.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_248" id="Footnote_248" href="#FNanchor_248"><span class="label">[248]</span></a> <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, <span lang="la" xml:lang="la">De gen. animalium</span>. Bd. I. S. 23.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_249" id="Footnote_249" href="#FNanchor_249"><span class="label">[249]</span></a> <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, <span lang="la" xml:lang="la">De part. anim.</span> I. S. 640a.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_250" id="Footnote_250" href="#FNanchor_250"><span class="label">[250]</span></a> <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, <span lang="la" xml:lang="la">De generatione animalium</span>. V. 8.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_251" id="Footnote_251" href="#FNanchor_251"><span class="label">[251]</span></a> <span class="gesperrt">Diogenes Laertius</span> IX. 47.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_252" id="Footnote_252" href="#FNanchor_252"><span class="label">[252]</span></a> <span class="gesperrt">E. Dacqué</span>, Der Deszendenzgedanke u. seine Geschichte. München 1903.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_253" id="Footnote_253" href="#FNanchor_253"><span class="label">[253]</span></a> Die auf <span class="gesperrt">Epikur</span> und <span class="gesperrt">Demokrit</span> zurückzuführenden Verse des <span class="gesperrt">Lucretius</span> -lauten folgendermaßen:</p> - -<div class="poem"> -<p>Denn wer nur immer sich jetzo erfreut der belebenden Lüfte,</p> -<p>Den hat entweder List oder Stärke beschützt oder Schnelle</p> -<p>Seit seiner frühesten Jugend und so sein Geschlecht stets erhalten.</p> -<p>Viele jedoch existieren, die unserem Schutz es verdanken,</p> -<p>Daß sie erhalten blieben, dem sichern Verderben entrissen.</p> -<p>– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –</p> -<p>Denen jedoch von alledem nichts die Natur hat gegeben,</p> -<p>Daß sie aus eigener Kraft vermochten ihr Leben zu fristen,</p> -<p>Diese sind selber zur Beute geworden.</p> -</div> - -</div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_254" id="Footnote_254" href="#FNanchor_254"><span class="label">[254]</span></a> <span class="gesperrt">E. Meyer</span>, Geschichte d. Altert. Bd. IV. 1901. S. 205.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_255" id="Footnote_255" href="#FNanchor_255"><span class="label">[255]</span></a> Über die den <span class="gesperrt">Alkmäon</span> betreffenden Fragmente siehe die Angaben -von <span class="gesperrt">Meyer</span> in seiner Geschichte des Altertums Bd. IV. 1901. S. 207.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_256" id="Footnote_256" href="#FNanchor_256"><span class="label">[256]</span></a> <span class="gesperrt">Th. Beck</span>, Hippokrates' Erkenntnisse. Jena 1907.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_257" id="Footnote_257" href="#FNanchor_257"><span class="label">[257]</span></a> <span class="gesperrt">Platons</span> Protagoras. Kap. III.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_258" id="Footnote_258" href="#FNanchor_258"><span class="label">[258]</span></a> <span class="gesperrt">Hippokrates</span> aus Kos lebte um 400 v. Chr.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_259" id="Footnote_259" href="#FNanchor_259"><span class="label">[259]</span></a> Als <span lang="la" xml:lang="la">Corpus Hippocraticum</span> sind der Nachwelt etwa 100 griechische -und 30 lateinische Schriften übermittelt worden. Mit völliger Sicherheit -lassen sich nur wenige Bücher auf <span class="gesperrt">Hippokrates</span> selbst zurückführen. Man -hat übrigens nie alle für echt gehalten. Näheres siehe in dem sehr ausführlichen -Beitrag über Hippokrates in <span class="gesperrt">Paulys</span> Reallexik. d. klass. Altert. Bd. VIII -(1913). S. 1801–1852.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_260" id="Footnote_260" href="#FNanchor_260"><span class="label">[260]</span></a> <span class="gesperrt">Beck</span>, Hippokrates' Erkenntnisse. Jena 1907. Das Werk enthält außer -einer Untersuchung über die Entstehung und die Bedeutung der Hippokratischen -Sammlung eine Auslese der wertvollsten Stellen mit Bezugnahme auf -die moderne Heilkunde.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_261" id="Footnote_261" href="#FNanchor_261"><span class="label">[261]</span></a> <span class="gesperrt">Haeser</span>, Geschichte der Medizin. Bd. I (1875). S. 141. -</p> -<p> -Nach den Ansichten, die <span class="gesperrt">Platon</span> im »Timäos« entwickelt, bewirkt das Herz -die Verknüpfung der Adern. Es ist die Quelle des durch alle Glieder heftig -herumgetriebenen Blutes. Zur Abkühlung des Herzens dienen die Lungen.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_262" id="Footnote_262" href="#FNanchor_262"><span class="label">[262]</span></a> In der lateinischen Fassung von <span class="gesperrt">Schiller</span> seinen »Räubern« als Motto -vorangestellt: <span lang="la" xml:lang="la">Quae medicamenta non sanant, ferrum sanat. Quae ferrum non -sanat, ignis sanat</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_263" id="Footnote_263" href="#FNanchor_263"><span class="label">[263]</span></a> R. <span class="gesperrt">Burckhardt</span>, Geschichte der Zoologie. S. 18.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_264" id="Footnote_264" href="#FNanchor_264"><span class="label">[264]</span></a> <span class="gesperrt">Stahr</span>, Das Leben des Aristoteles, als I. Teil von <span class="gesperrt">Stahrs</span> Aristotelia. -Halle 1830.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_265" id="Footnote_265" href="#FNanchor_265"><span class="label">[265]</span></a> Sein Vater <span class="gesperrt">Nikomachos</span> war Leibarzt des Königs Amyntas von -Mazedonien.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_266" id="Footnote_266" href="#FNanchor_266"><span class="label">[266]</span></a> <span class="gesperrt">E. Meyer</span>, Gesch. d. Altertums. V. Bd. 1902. S. 338.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_267" id="Footnote_267" href="#FNanchor_267"><span class="label">[267]</span></a> <span class="gesperrt">Zeller</span>, Die Philosophie der Griechen. Bd. II, 2. S. 172.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_268" id="Footnote_268" href="#FNanchor_268"><span class="label">[268]</span></a> Ein Talent hatte in Reichsmünze den Wert von etwa 4700 Mark.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_269" id="Footnote_269" href="#FNanchor_269"><span class="label">[269]</span></a> <span class="gesperrt">Zeller</span>, Die Philosophie der Griechen. Bd. II, 2. S. 33.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_270" id="Footnote_270" href="#FNanchor_270"><span class="label">[270]</span></a> <span class="gesperrt">Heller</span>, Geschichte der Physik. Bd. I. S. 48.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_271" id="Footnote_271" href="#FNanchor_271"><span class="label">[271]</span></a> Gedruckt wurden die Schriften des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> zuerst im Jahre 1473 -in Rom, und zwar in lateinischer Übersetzung. 1493 erschien die erste gedruckte -griechische Ausgabe. Augenblicklich gilt als beste die im Auftrage -der Berliner Akademie der Wissenschaften veranstaltete Ausgabe von <span class="gesperrt">Bekker</span>. -Eine griechisch-deutsche (unvollendete) Ausgabe rührt von <span class="gesperrt">Prantl</span> her. Sie -erschien in Leipzig bei Wilhelm Engelmann und wurde der hier gegebenen -Darstellung der aristotelischen Lehren besonders zugrunde gelegt.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_272" id="Footnote_272" href="#FNanchor_272"><span class="label">[272]</span></a> Diese Schrift ist indessen als nichtaristotelisch erkannt.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_273" id="Footnote_273" href="#FNanchor_273"><span class="label">[273]</span></a> <span class="gesperrt">Zeller</span>, Die Philosophie der Griechen.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_274" id="Footnote_274" href="#FNanchor_274"><span class="label">[274]</span></a> Ein Beispiel dafür findet sich nach Eucken in de gener. et corr. -(328,<sub>23</sub>). <span class="gesperrt">Aristoteles</span> meint dort, wenn ein großes Quantum mit einem sehr -kleinen vereinigt werde, so entstehe keine Mischung, sondern das kleinere -schlüge in das größere um. So werde ein Tropfen Wein in zehntausend Maß -Wasser geradezu zu Wasser.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_275" id="Footnote_275" href="#FNanchor_275"><span class="label">[275]</span></a> Eine Zusammenstellung der auf die Mathematik bezüglichen Stellen -hat schon <span class="gesperrt">Biancani</span> veröffentlicht: <span lang="la" xml:lang="la">Aristoteles loca mathematica</span>. 1615.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_276" id="Footnote_276" href="#FNanchor_276"><span class="label">[276]</span></a> <span class="gesperrt">E. Haas</span>, Grundfragen der antiken Dynamik (Archiv f. d. Geschichte -d. Naturwiss. u. d. Technik. 1908. 1. Heft).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_277" id="Footnote_277" href="#FNanchor_277"><span class="label">[277]</span></a> Mit <span class="gesperrt">Haas</span> a. a. O. (Archiv f. d. Geschichte d. Naturwiss. u. Technik. -1908. S. 47.)</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_278" id="Footnote_278" href="#FNanchor_278"><span class="label">[278]</span></a> Besonders bei <span class="gesperrt">Plutarch</span> und bei <span class="gesperrt">Lukrez</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_279" id="Footnote_279" href="#FNanchor_279"><span class="label">[279]</span></a> <span class="gesperrt">Haas</span> a. a. O. S. 44.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_280" id="Footnote_280" href="#FNanchor_280"><span class="label">[280]</span></a> Daher lautet der Titel des Werkes auch »Quaestiones mechanicae«.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_281" id="Footnote_281" href="#FNanchor_281"><span class="label">[281]</span></a> Mechanische Probleme. Ausg. von <span class="gesperrt">Poselger</span> 1881. S. 34.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_282" id="Footnote_282" href="#FNanchor_282"><span class="label">[282]</span></a> <span class="gesperrt">Haas</span>, Antike Lichttheorien (Archiv für Geschichte d. Philos. 20. Bd. -1907. 3. Heft.)</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_283" id="Footnote_283" href="#FNanchor_283"><span class="label">[283]</span></a> <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, Über die Sinne. Kap. II.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_284" id="Footnote_284" href="#FNanchor_284"><span class="label">[284]</span></a> <span class="gesperrt">Wilde</span>, Über die Optik der Griechen. Berlin 1832.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_285" id="Footnote_285" href="#FNanchor_285"><span class="label">[285]</span></a> Die aristotelische Schrift über die Farben gilt allerdings nach neueren -Untersuchungen als unecht.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_286" id="Footnote_286" href="#FNanchor_286"><span class="label">[286]</span></a> <span class="gesperrt">Haas</span>, a. a. O. S. 386. -</p> -<p> -<span class="gesperrt">Platon</span> hatte die Lehre von den Sehstrahlen und den Abbildern zu einer -Theorie der Zusammenstrahlung (Synergie) verschmolzen.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_287" id="Footnote_287" href="#FNanchor_287"><span class="label">[287]</span></a> <span class="gesperrt">Wolff</span>, Geschichte der Astronomie, S. 42.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_288" id="Footnote_288" href="#FNanchor_288"><span class="label">[288]</span></a> Nach der Ausgabe von <span class="gesperrt">Prantl</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_289" id="Footnote_289" href="#FNanchor_289"><span class="label">[289]</span></a> Nach <span class="gesperrt">Diog. Laertius</span> VIII, 26, der aber wenig zuverlässig ist.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_290" id="Footnote_290" href="#FNanchor_290"><span class="label">[290]</span></a> Nach der Übersetzung von <span class="gesperrt">Prantl</span>, <span class="gesperrt">Aristoteles'</span> vier Bücher über -das Himmelsgebäude. Leipzig 1857. Verlag von W. Engelmann. S. 180–181.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_291" id="Footnote_291" href="#FNanchor_291"><span class="label">[291]</span></a> De coelo II, 4.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_292" id="Footnote_292" href="#FNanchor_292"><span class="label">[292]</span></a> <span class="gesperrt">Schiaparelli</span>, <span lang="it" xml:lang="it">Le sfere omocentriche di Eudosso, di Calippo e -d'Aristotele</span>. Mailand 1876; deutsch von <span class="gesperrt">Horn</span>. Abhandl. z. Gesch. d. Math. -1. Heft.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_293" id="Footnote_293" href="#FNanchor_293"><span class="label">[293]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">Wolff</span>, Geschichte der Astronomie. S. 195.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_294" id="Footnote_294" href="#FNanchor_294"><span class="label">[294]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">Martin Behaim</span>, 1492.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_295" id="Footnote_295" href="#FNanchor_295"><span class="label">[295]</span></a> De coelo II, 7.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_296" id="Footnote_296" href="#FNanchor_296"><span class="label">[296]</span></a> De coelo II, 8.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_297" id="Footnote_297" href="#FNanchor_297"><span class="label">[297]</span></a> De coelo II, 9.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_298" id="Footnote_298" href="#FNanchor_298"><span class="label">[298]</span></a> De coelo II, 8.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_299" id="Footnote_299" href="#FNanchor_299"><span class="label">[299]</span></a> <span class="gesperrt">Kaiser</span>, Der Sternenhimmel. Berlin 1850.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_300" id="Footnote_300" href="#FNanchor_300"><span class="label">[300]</span></a> Daß <span class="gesperrt">Nietzsche</span> dieser ἀποκατάστασις genannten Lehre einen besonderen -Wert beilegte, ist bekannt genug.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_301" id="Footnote_301" href="#FNanchor_301"><span class="label">[301]</span></a> E. v. <span class="gesperrt">Lasaulx</span>, Die Geologie der Griechen und Römer. München -1851. S. 32.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_302" id="Footnote_302" href="#FNanchor_302"><span class="label">[302]</span></a> Auch im Neuen Testament findet sich ein Anklang an diese Lehre -(Apostelgeschichte 3. 21).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_303" id="Footnote_303" href="#FNanchor_303"><span class="label">[303]</span></a> S. <span class="gesperrt">Günther</span>, Die antike Apokatastasis. Sitzungsber. d. k. bayer. Akad. -d. Wissensch. math. phys. Kl. 1916. S. 83–111.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_304" id="Footnote_304" href="#FNanchor_304"><span class="label">[304]</span></a> Kap. 4 u. 5.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_305" id="Footnote_305" href="#FNanchor_305"><span class="label">[305]</span></a> <span class="gesperrt">Arist.</span>, Meteor. I, 14.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_306" id="Footnote_306" href="#FNanchor_306"><span class="label">[306]</span></a> Ähnliche Anschauungen entwickelten auch <span class="gesperrt">Strabon</span> und <span class="gesperrt">Eratosthenes</span>. -S. a. spät. Stelle. <span class="gesperrt">Strabon</span> knüpfte seine Theorien an seine Kenntnis -der vulkanischen Erscheinungen an, während <span class="gesperrt">Eratosthenes</span> von der Beobachtung -von Versteinerungen im Innern der Kontinente ausging.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_307" id="Footnote_307" href="#FNanchor_307"><span class="label">[307]</span></a> Die Begründung, die <span class="gesperrt">Aristoteles</span> hierfür gibt, sei übergangen. Er -spricht von der Blütezeit und dem Alter der einzelnen Teile der Erdoberfläche.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_308" id="Footnote_308" href="#FNanchor_308"><span class="label">[308]</span></a> <span class="gesperrt">Aristoteles</span> führt dann des Näheren aus, weshalb die Erinnerung -an solche Vorgänge selbst im Gedächtnis der Völker, die vor dem eindringenden -Meere zurückwichen oder in neuentstandene Länder einwanderten, nicht festgehalten -worden ist.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_309" id="Footnote_309" href="#FNanchor_309"><span class="label">[309]</span></a> <span class="gesperrt">Barthélemy St. Hilaire</span> erklärt diese Darlegungen des Aristoteles -in der Vorrede zu seinem Werke »<span lang="fr" xml:lang="fr">Météorologie d'Aristote</span>«. Paris 1863, für -geradezu bewunderungswürdig.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_310" id="Footnote_310" href="#FNanchor_310"><span class="label">[310]</span></a> <span class="gesperrt">Ovid</span> hat diesen Gedanken in seinen »Metamorphosen« in poetischer -Form zum Ausdruck gebracht (XV, 260 u. f.). Es heißt dort:</p> - -<div class="poem"> -<p class="poem2">260 So auch hat gar oft sich gewendet der Gegenden Schicksal.</p> -<p>Ich sah selber als Meer, was fester und trockener Boden</p> -<p>Vormals war; ich sah aus Wogen gewordene Länder.</p> -<p>Fern ab lagen vom Meer in der See einheimische Muscheln,</p> -<p class="poem2">265 Und man entdeckte sogar auf Gebirgshöhen Anker der Vorzeit.</p> -<p>Was erst Ebene war, das schuf der Gewässer Herabsturz</p> -<p>Um zum Tal, und der Berg ward niedergeschwemmt in die Fläche.</p> -<p>Vordem sumpfiges Land ist lechzend von trockenem Sande,</p> -<p class="poem2">269 Während von stehendem Sumpf feucht ist, was früher gedürstet.</p> -</div> - -<p> -Zu 265: <span class="gesperrt">Pomponius Mela</span> berichtet, im Innern Numidiens seien »Reste -von Schnecken, von den Fluten abgeschliffenes und von Strandsteinen nicht -unterscheidbares Gestein, in Felsen haftende Anker(?), sowie andere Zeichen -dafür gefunden worden, daß einst das Meer bis in diese Gegend gereicht habe«.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_311" id="Footnote_311" href="#FNanchor_311"><span class="label">[311]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">Diodori bibliotheca historica</span> I, 39. Dieser Darstellung der geologischen -Ansichten <span class="gesperrt">Demokrits</span> ist die oben erwähnte Schrift <span class="gesperrt">Löwenheims</span> (siehe -S. 75) zugrunde gelegt.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_312" id="Footnote_312" href="#FNanchor_312"><span class="label">[312]</span></a> <span class="gesperrt">Aristoteles</span> bemerkt an dieser Stelle, daß er es lächerlich finde, -wenn einige annehmen, die Sonne werde durch die feuchten Dünste ernährt -und mache deswegen ihren Umlauf, da ihr nicht immer dieselben Orte die -Nahrung liefern könnten.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_313" id="Footnote_313" href="#FNanchor_313"><span class="label">[313]</span></a> So sagt <span class="gesperrt">Plutarch</span>: »Die Insel Pharos, die einst eine Tagfahrt von -Ägypten entfernt war, ist jetzt ein Teil des Landes. Sie bewegte sich aber -nicht an das Land heran, sondern das dazwischen liegende Meer wich vor -dem, festes Land bildenden Flusse zurück.« Weiter bemerkt <span class="gesperrt">Plutarch</span>: -»Ägypten war nämlich ein Meer. Daher findet man noch jetzt viele Muscheln -in den Schächten und auf den Bergen. Alle Quellen und Brunnen haben -salziges und bitteres Wasser als Rest des ehemaligen Meeres« (<span class="gesperrt">Plutarch</span>, »Über -Isis und Osiris«, herausgegeben von Parthey, Berlin 1850. S. 70 u. 71).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_314" id="Footnote_314" href="#FNanchor_314"><span class="label">[314]</span></a> Auch <span class="gesperrt">Platon</span> entwickelte schon die Lehre von den vier Elementen, -sowie Ansichten über die Stoffe, aus denen sich die Mineralien, die Pflanzen -und die Tiere zusammensetzen. Alchemistische Vorstellungen begegnen uns -bei <span class="gesperrt">Platon</span> und bei <span class="gesperrt">Aristoteles</span> noch nicht, dennoch sind ihre Lehren von -der Natur der Stoffe von großem Einfluß auf die Entstehung der Alchemie -gewesen. Näheres hierüber enthält die Abhandlung O. E. v. <span class="gesperrt">Lippmanns</span>, -Chemisches und Physikalisches aus <span class="gesperrt">Platon</span> (Journal für praktische Chemie, -Bd. 76. S. 513 u. f.). Siehe auch v. <span class="gesperrt">Lippmanns</span> Abhandlungen und Vorträge -zur Gesch. d. Naturwiss. Bd. II, Leipzig 1913.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_315" id="Footnote_315" href="#FNanchor_315"><span class="label">[315]</span></a> Von den chemischen Kenntnissen des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> und seinen Vorstellungen -handelt E. v. <span class="gesperrt">Lippmann</span> im Archiv für die Gesch. der Naturwiss. -u. d. Technik. 1910. Bd. 2. S. 235–300.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_316" id="Footnote_316" href="#FNanchor_316"><span class="label">[316]</span></a> Nach der »Physik«, nach »Entstehen und Vergehen« und der Schrift -»Über das Himmelsgebäude«. Die betreffenden Stellen hat O. E. v. <span class="gesperrt">Lippmann</span> -im zweiten Bande des Archivs für die Gesch. d. Naturwissensch. u. d. -Technik zusammengestellt. Dort findet man auf S. 235–300 eine große Zahl -weiterer, die Hauptgedanken des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> wiedergebender Zitate.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_317" id="Footnote_317" href="#FNanchor_317"><span class="label">[317]</span></a> Mechanische Probleme. S. 9 u. 32. Die in dieser Schrift entwickelten -allgemeinen Ansichten entsprechen denjenigen der älteren peripatetischen -Schule. Trotzdem wird die Schrift nicht für echt aristotelisch gehalten, weil -die Probleme und Lösungen im einzelnen auf praktische Anwendungen hinzielen. -Dies gilt nämlich als unaristotelisch und entspricht mehr der Richtung -<span class="gesperrt">Stratons</span>, der nach dem Tode des <span class="gesperrt">Theophrast</span> die Leitung der peripatetischen -Schule übernommen hatte. Über grundlegende kritische und erklärende -Ausgaben siehe <span class="gesperrt">Paulys</span> Reallex. der klass. Altertumswiss. II. Bd. -(1896) S. 1012–1055 (Aristoteles).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_318" id="Footnote_318" href="#FNanchor_318"><span class="label">[318]</span></a> »Physik« VIII, 1 und »Metaphysik« XII, 6. -</p> -<p> -Man darf solche Vorahnungen nicht zu hoch einschätzen, vor allem aber -sie nicht den neuzeitlichen Ergebnissen wissenschaftlicher Forschung als gleichwertig -zur Seite stellen. Andererseits läßt sich auch nicht in Abrede stellen, -daß sie häufig durch die Jahrhunderte hindurch anregend und befruchtend -gewirkt haben. Man vergleiche z. B. hierzu die Beziehungen des <span class="gesperrt">Koppernikus</span> -zu den alten Schriftstellern.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_319" id="Footnote_319" href="#FNanchor_319"><span class="label">[319]</span></a> <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, Politik. I, 8.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_320" id="Footnote_320" href="#FNanchor_320"><span class="label">[320]</span></a> <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, Zwei Bücher über Entstehen und Vergehen. Übersetzung -von <span class="gesperrt">Prantl.</span> Leipzig, W. Engelmann. 1857. S. 451.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_321" id="Footnote_321" href="#FNanchor_321"><span class="label">[321]</span></a> A. a. O. S. 437.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_322" id="Footnote_322" href="#FNanchor_322"><span class="label">[322]</span></a> <span class="gesperrt">Aristoteles'</span> Tierkunde, kritisch berichtigter Text mit deutscher -Übersetzung, sachlicher und sprachlicher Erklärung und vollständigem Index -von H. <span class="gesperrt">Aubert</span> und Fr. <span class="gesperrt">Wimmer</span>. 2 Bände. Mit 7 lithograph. Tafeln. Gr. 8. -Leipzig, Verlag von Wilh. Engelmann. 1868.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_323" id="Footnote_323" href="#FNanchor_323"><span class="label">[323]</span></a> <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, Teile der Tiere. III, 4.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_324" id="Footnote_324" href="#FNanchor_324"><span class="label">[324]</span></a> Als Probe für die Art, wie <span class="gesperrt">Aristoteles</span> die anatomischen Verhältnisse -betrachtet, möge folgende Stelle aus seiner Schrift über die Teile der -Tiere dienen (<span class="gesperrt">Aristoteles</span>, Vier Bücher über die Teile der Tiere. Griechisch -und Deutsch; herausgegeben von <span class="gesperrt">Franzius</span>. Leipzig, W. Engelmann. 1853): -</p> - -<blockquote> - -<p>»Da das Blut eine Flüssigkeit ist, so muß notwendig ein Gefäß da -sein, für welchen Zweck die Natur die Adern bildete. Für diese muß -notwendig ein einziger Anfang sein. Denn, wenn es sein kann, ist einer -besser als viele. Das Herz aber ist der Anfang der Adern, denn sie entspringen -offenbar aus diesem, nicht aber gehen sie durch das Herz hindurch, -und dessen Beschaffenheit als eines verwandten Teiles ist aderartig.«</p></blockquote> -</div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_325" id="Footnote_325" href="#FNanchor_325"><span class="label">[325]</span></a> <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, 5 Bücher von der Zeugung und Entwicklung der Tiere, -übersetzt und erklärt von H. <span class="gesperrt">Aubert</span> und Fr. <span class="gesperrt">Wimmer</span>. Leipzig, Verlag von -W. Engelmann. 1860.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_326" id="Footnote_326" href="#FNanchor_326"><span class="label">[326]</span></a> Nach einem von O. <span class="gesperrt">Lenz</span> in seiner Zoologie der Griechen und Römer -mitgeteilten Auszug. S. dort S. 519.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_327" id="Footnote_327" href="#FNanchor_327"><span class="label">[327]</span></a> <span class="gesperrt">Lenz</span>, a. a. O. S. 137.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_328" id="Footnote_328" href="#FNanchor_328"><span class="label">[328]</span></a> Zwischen der von <span class="gesperrt">Aristoteles</span> erwähnten harten und weichen Haut -(<span lang="la" xml:lang="la">dura</span> und <span lang="la" xml:lang="la">pia mater</span>) befindet sich noch die sehr zarte Spinnwebenhaut -(Arachnoïdea).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_329" id="Footnote_329" href="#FNanchor_329"><span class="label">[329]</span></a> S. <span class="gesperrt">Günther</span>, Geschichte der antiken Naturwissenschaft. Handbuch -der klass. Altertumswissensch. Bd. V. 1. Abt. S. 100. Selbst den Elefanten, -der bald darauf zu Kriegszwecken in die Mittelmeerländer eingeführt wurde, -kannte <span class="gesperrt">Aristoteles</span> nur vom Hörensagen (<span class="gesperrt">Beloch</span>, Griech. Geschichte).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_330" id="Footnote_330" href="#FNanchor_330"><span class="label">[330]</span></a> Er unterscheidet Knorpelfische (Haie) und Grätenfische.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_331" id="Footnote_331" href="#FNanchor_331"><span class="label">[331]</span></a> Vgl. J. <span class="gesperrt">Müller</span>, Über den glatten Hai des Aristoteles. Abhandl. der -Berliner Akademie. 1840.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_332" id="Footnote_332" href="#FNanchor_332"><span class="label">[332]</span></a> <span class="gesperrt">Claus</span>, Lehrbuch der Zoologie. 1883. S. 677.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_333" id="Footnote_333" href="#FNanchor_333"><span class="label">[333]</span></a> Der Name Insekten, welcher heute die sechsfüßigen Arthropoden bezeichnet, -wurde von <span class="gesperrt">Aristoteles</span> in viel weiterem Sinne gebraucht; er rechnete -auch die Spinnentiere, sowie die Tausendfüßler und Eingeweidewürmer, -kurz alle Geschöpfe mit Einschnitten rings um den Körper, zu den Insekten.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_334" id="Footnote_334" href="#FNanchor_334"><span class="label">[334]</span></a> Im dritten Buch der Schrift »Über die Teile der Tiere«.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_335" id="Footnote_335" href="#FNanchor_335"><span class="label">[335]</span></a> H. <span class="gesperrt">Stadler</span> zieht einen Vergleich mit dieser Betrachtungsweise des -Aristoteles und derjenigen moderner Biologen (Biologie und Teleologie, in den -neuen Jahrbüchern für das klass. Altert. 1910. S. 147). Als Beispiel führt er -folgende Stelle aus dem Lehrbuch der Zoologie von <span class="gesperrt">Schmeil</span> an: »Schließt -die Katze das Maul, so greifen die Zähne des Oberkiefers dicht an denen des -Unterkiefers entlang. Da die Zähne aneinander vorbeigleiten, reiben sich ihre -Kronen nicht ab, sie bleiben also stets scharf und schneidend, wie dies für -ein Raubtier notwendig ist. Wenn die Katze gähnt, sieht man, daß ihr Maul -weit gespalten ist. Sie vermag daher ihre Zähne tief in das Opfer einzuschlagen.« -Ähnlich drückt sich auch <span class="gesperrt">Goethe</span> in seiner Metamorphose der -Tiere aus (siehe <span class="gesperrt">Dannemann</span>, Aus der Werkstatt großer Forscher, 3. Aufl. -W. Engelmann 1908. S. 4).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_336" id="Footnote_336" href="#FNanchor_336"><span class="label">[336]</span></a> Tierkunde I, 69.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_337" id="Footnote_337" href="#FNanchor_337"><span class="label">[337]</span></a> De anima. I, 4 u. 5.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_338" id="Footnote_338" href="#FNanchor_338"><span class="label">[338]</span></a> Eine Sammlung dieser Fragmente aristotelischer Pflanzenkunde gab -<span class="gesperrt">Wimmer</span> heraus. Fr. <span class="gesperrt">Wimmer</span>, <span lang="la" xml:lang="la">phytologiae Aristotelicae fragmenta</span>. Breslau -1838. Eine Übersetzung dieser Fragmente findet sich in E. <span class="gesperrt">Meyer</span>, Geschichte -der Botanik, Bd. I. S. 94 u. f.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_339" id="Footnote_339" href="#FNanchor_339"><span class="label">[339]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">Histor. animal VIII. cap. 1.</span></p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_340" id="Footnote_340" href="#FNanchor_340"><span class="label">[340]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">De anima. cap. 6</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_341" id="Footnote_341" href="#FNanchor_341"><span class="label">[341]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">De part. animal. 4, 5</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_342" id="Footnote_342" href="#FNanchor_342"><span class="label">[342]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">De animalibus II. cap. 1</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_343" id="Footnote_343" href="#FNanchor_343"><span class="label">[343]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">De part. animal. II. cap. 3</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_344" id="Footnote_344" href="#FNanchor_344"><span class="label">[344]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">Politic. VII. cap. 16</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_345" id="Footnote_345" href="#FNanchor_345"><span class="label">[345]</span></a> <span class="gesperrt">Diogenes Laert.</span> 5, 38, 51. -</p> -<p> -<span class="gesperrt">Diogenes Laertios</span> schrieb im 3. Jahrhundert n. Chr. »Zehn Bücher -über das Leben, die Lehren und Aussprüche der in der Philosophie berühmten -Männer«. Das Werk ist indessen nur oberflächlich und wenig -zuverlässig. -</p> -<p> -Von <span class="gesperrt">Plutarch</span> rührt eine Schrift her, die unter dem Titel »Über die -Meinungen der Philosophen« bekannt ist. Wahrscheinlich ist das Vorhandene -nur ein Auszug einer Schrift des <span class="gesperrt">Plutarch</span>. -</p> -<p> -Trotz ihrer Unvollkommenheiten sind die erwähnten Schriften wichtige -Quellen, weil sie über manches berichten, was anderweitig nicht mehr festgestellt -werden kann.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_346" id="Footnote_346" href="#FNanchor_346"><span class="label">[346]</span></a> <span class="gesperrt">Diogenes</span> 39, 37.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_347" id="Footnote_347" href="#FNanchor_347"><span class="label">[347]</span></a> <span class="gesperrt">Cicero</span>, <span lang="la" xml:lang="la">tuscul. disput.</span> 3. 28.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_348" id="Footnote_348" href="#FNanchor_348"><span class="label">[348]</span></a> <span class="gesperrt">Diogenes</span> führt 227 Titel an.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_349" id="Footnote_349" href="#FNanchor_349"><span class="label">[349]</span></a> <span class="gesperrt">Zeller</span>, Philos. der Griechen. II. 2. S. 642.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_350" id="Footnote_350" href="#FNanchor_350"><span class="label">[350]</span></a> Über die Schriften des <span class="gesperrt">Theophrast</span> siehe auch <span class="gesperrt">W. Christ</span>, Griechische -Literaturgeschichte. Nördlingen 1889. S. 435 u. f.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_351" id="Footnote_351" href="#FNanchor_351"><span class="label">[351]</span></a> <span class="gesperrt">Theophrast</span>, Naturgeschichte der Gewächse, übersetzt und erläutert -von <span class="gesperrt">K. Sprengel</span>. 1822. Die Hauptausgabe seiner Werke rührt von <span class="gesperrt">Wimmer</span> -her. Breslau und Leipzig 1842–1862. <span lang="la" xml:lang="la">Theophrasti Eresii Opera, quae supersunt, -omnia</span>. – <span class="gesperrt">Theophrast</span> fußt auf Schriften anderer, die jedoch nicht -auf uns gelangt sind.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_352" id="Footnote_352" href="#FNanchor_352"><span class="label">[352]</span></a> Eine Untersuchung über die einigermaßen sicher zu bestimmenden -Pflanzen des <span class="gesperrt">Theophrast</span> findet sich in <span class="gesperrt">Sprengels</span> Geschichte der Botanik. -I. S. 58–90.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_353" id="Footnote_353" href="#FNanchor_353"><span class="label">[353]</span></a> <span class="gesperrt">Strabon</span> sagt von den Nachrichten der Griechen über Indien: Was -sie sahen, erkannten sie nur auf den Feldzügen im Vorbeigehen. Buch 15. -Ausgabe von <span class="gesperrt">Grosskurd</span>. Bd. III. S. 108.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_354" id="Footnote_354" href="#FNanchor_354"><span class="label">[354]</span></a> <span class="gesperrt">H. Bretzl</span>, Botanische Forschungen des Alexanderzuges. Mit 11 Abb. und 4 Karten. Gedruckt mit Unterstützung der Kgl. Gesellschaft der Wissenschaften -zu Göttingen. Leipzig, B. G. Teubner. 1903. 412 Seiten.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_355" id="Footnote_355" href="#FNanchor_355"><span class="label">[355]</span></a> ἱστορίαι τῶν φυτῶν.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_356" id="Footnote_356" href="#FNanchor_356"><span class="label">[356]</span></a> Hist. plant. IV. 7, 8. Siehe <span class="gesperrt">Bretzl</span> a. a. O. S. 121.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_357" id="Footnote_357" href="#FNanchor_357"><span class="label">[357]</span></a> Die Wirkung der Pflanzen auf den Menschen wird im 9. Buch geschildert, -das aber gerade in diesen Teilen unecht ist (<span class="gesperrt">H. Stadler</span>, Neue -Jahrbücher f. d. klass. Altertum. 1911. S. 86).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_358" id="Footnote_358" href="#FNanchor_358"><span class="label">[358]</span></a> Gesch. der Pflanzen. 1, 5.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_359" id="Footnote_359" href="#FNanchor_359"><span class="label">[359]</span></a> Von den Ursachen der Pflanzen. 2, 14.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_360" id="Footnote_360" href="#FNanchor_360"><span class="label">[360]</span></a> Gesch. d. Pflanzen. 8, 2.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_361" id="Footnote_361" href="#FNanchor_361"><span class="label">[361]</span></a> <span class="gesperrt">O. Warburg</span>, Berichte der Deutsch. bot. Gesellschaft XIX (1901). -S. 153.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_362" id="Footnote_362" href="#FNanchor_362"><span class="label">[362]</span></a> Ursache d. Pflanzen. I. 5, 5.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_363" id="Footnote_363" href="#FNanchor_363"><span class="label">[363]</span></a> Περὶ λίθων. <span lang="la" xml:lang="la"><span class="gesperrt">Theophrasti</span> Eresii Opera</span>. Griechisch und lateinisch -von <span class="gesperrt">F. Wimmer</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_364" id="Footnote_364" href="#FNanchor_364"><span class="label">[364]</span></a> <span class="gesperrt">Beloch</span>, Griechische Geschichte. I, 1. S 212.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_365" id="Footnote_365" href="#FNanchor_365"><span class="label">[365]</span></a> <span class="gesperrt">Böckh</span>, Abhandlungen der Berliner Akademie. 1814/15. S. 104. Die -von den Athenern aufgehäuften Schlacken enthalten noch 10% Blei und -0,004% Silber; sie werden neuerdings wieder auf diese beiden Metalle verarbeitet. -(Siehe <span class="gesperrt">Dammer</span>, Handbuch der chemischen Technologie. 1895. -II. Band. S. 549.)</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_366" id="Footnote_366" href="#FNanchor_366"><span class="label">[366]</span></a> <span class="gesperrt">H. Fühner</span>, Beiträge zur Geschichte der Edelsteinmedizin. Berichte -der Deutschen pharmazeutischen Gesellschaft. 1901. S. 435 u. f. 1902. S. 86 u. f. -</p> -<p> -Siehe auch <span class="gesperrt">Lenz</span>, Mineralogie der alten Griechen und Römer. 1861.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_367" id="Footnote_367" href="#FNanchor_367"><span class="label">[367]</span></a> Siehe das Reallexikon der indogermanischen Altertumskunde von -<span class="gesperrt">O. Schrader</span> unter »Bergwerk«.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_368" id="Footnote_368" href="#FNanchor_368"><span class="label">[368]</span></a> <span class="gesperrt">C. v. Ernst</span>, Über den Bergbau im Laurion. Berg- und Hüttenmännisches -Jahrbuch der k. k. Bergakademien zu Leoben und Pribram. 1902. -Die Abhandlung stützt sich auf das Gutachten Cordellas, der Jahrzehnte lang -die Wiederaufnahme und den Betrieb der Bergwerke des Laurions leitete.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_369" id="Footnote_369" href="#FNanchor_369"><span class="label">[369]</span></a> Der Meister derjenigen, die Wissenschaft treiben.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_370" id="Footnote_370" href="#FNanchor_370"><span class="label">[370]</span></a> Auch in der neuesten Phase der Biologie begegnet uns eine Wiederbelebung -aristotelischer Gedanken. Siehe an späterer Stelle (Bd. IV).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_371" id="Footnote_371" href="#FNanchor_371"><span class="label">[371]</span></a> <span class="gesperrt">J. Tyndall</span>, Religion und Wissenschaft. Autorisierte Übersetzung. -Hamburg 1874.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_372" id="Footnote_372" href="#FNanchor_372"><span class="label">[372]</span></a> <span class="gesperrt">Aubert</span> und <span class="gesperrt">Wimmer</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_373" id="Footnote_373" href="#FNanchor_373"><span class="label">[373]</span></a> <span class="gesperrt">Cantor</span>, Vorlesungen über Geschichte der Mathematik. Bd. I. S. 223. -Leipzig 1880.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_374" id="Footnote_374" href="#FNanchor_374"><span class="label">[374]</span></a> Genaueres über die alexandrinische Bibliothek und die übrigen Bibliotheken -des Altertums findet man in <span class="gesperrt">Paulys</span> Reallexikon d. klass. Altertums. -Bd. III (1899). S. 405 u. f.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_375" id="Footnote_375" href="#FNanchor_375"><span class="label">[375]</span></a> <span class="gesperrt">Euklid</span> ist oft mit einem Zeitgenossen <span class="gesperrt">Platons</span>, <span class="gesperrt">Euklid</span> von Megara, -verwechselt worden.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_376" id="Footnote_376" href="#FNanchor_376"><span class="label">[376]</span></a> Vgl. auch <span class="gesperrt">Cantor</span>, Euklid und sein Jahrhundert (Leipzig 1867). Eine -neuere Ausgabe sämtlicher Werke Euklids rührt von <span class="gesperrt">Heiberg</span> und <span class="gesperrt">Menge</span> -her (Leipzig 1883–1896).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_377" id="Footnote_377" href="#FNanchor_377"><span class="label">[377]</span></a> <span class="gesperrt">Heiberg</span>, Euklidstudien. S. 88.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_378" id="Footnote_378" href="#FNanchor_378"><span class="label">[378]</span></a> Siehe die merkwürdige Anwendung, die später <span class="gesperrt">Kepler</span> von den fünf -regelmäßigen Körpern zur Begründung einer astronomischen Lehre machte.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_379" id="Footnote_379" href="#FNanchor_379"><span class="label">[379]</span></a> <span class="gesperrt">H. Hankel</span>, Die Entwicklung der Mathematik in den letzten Jahrhunderten.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_380" id="Footnote_380" href="#FNanchor_380"><span class="label">[380]</span></a> <span class="gesperrt">Tropfke</span>, Gesch. d. Elementarmath. Bd. II. S. 3.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_381" id="Footnote_381" href="#FNanchor_381"><span class="label">[381]</span></a> Mehrere Handschriften enthalten noch ein 14. und 15. Buch. Sie werden indessen nicht <span class="gesperrt">Euklid</span>, sondern <span class="gesperrt">Hypsikles</span> von Alexandria (um 150–120) -zugeschrieben. Wahrscheinlich rührt aber nur das erste Buch von ihm her. -Beide handeln von den regelmäßigen Körpern. Näheres siehe bei <span class="gesperrt">Cantor</span>, -Gesch. d. Math. I (1907). S. 358.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_382" id="Footnote_382" href="#FNanchor_382"><span class="label">[382]</span></a> Einen ausführlichen Beitrag über <span class="gesperrt">Archimedes</span> bringt <span class="gesperrt">Hultsch</span> in -<span class="gesperrt">Paulys</span> Realenzykl. d. klass. Altert. Bd. II (1896). S. 507.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_383" id="Footnote_383" href="#FNanchor_383"><span class="label">[383]</span></a> <span class="gesperrt">Hippokrates</span> stammte aus Chios. Er lebte in der zweiten Hälfte -des 5. vorchristlichen Jahrhunderts in Athen.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_384" id="Footnote_384" href="#FNanchor_384"><span class="label">[384]</span></a> Siehe S. 83.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_385" id="Footnote_385" href="#FNanchor_385"><span class="label">[385]</span></a> Nach <span class="gesperrt">Cantor</span> (Gesch. d. Mathem. Bd. I. S. 253) ist es wahrscheinlich, -daß er von niederer Abkunft war.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_386" id="Footnote_386" href="#FNanchor_386"><span class="label">[386]</span></a> <span class="gesperrt">W. Schmidt</span>, Aus der antiken Mechanik (Jahrbuch für das klassische -Altertum). Bd. 13 (1904). S. 329. -</p> -<p> -Die Abbildung (<a href="#fig17">Abb. 17</a> S. 159) ist der Heronausgabe von <span class="gesperrt">Schmidt</span> -entnommen (Op. II, 1. Fig. 62).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_387" id="Footnote_387" href="#FNanchor_387"><span class="label">[387]</span></a> <span class="gesperrt">O. Spieß</span>, Archimedes von Syrakus. Mitteilungen zur Geschichte der -Mediz. u. Naturwiss. III. Bd. S. 230. -</p> -<p> -Siehe auch <span class="gesperrt">Cicero</span>, De rep. I, 14 und die Abhandlung von <span class="gesperrt">F. Hultsch</span>, -Über den Himmelsglobus des Archimedes, in Schlömilchs Zeitschr. H. XXII. -A. 106–108.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_388" id="Footnote_388" href="#FNanchor_388"><span class="label">[388]</span></a> <span class="gesperrt">Polybios</span>, Geschichte. Übersetzt von <span class="gesperrt">Haakh</span>. Stuttgart 1868. 8. Buch. -Kapitel 5–9. <span class="gesperrt">Plutarchos</span>: Marcellus 14–19.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_389" id="Footnote_389" href="#FNanchor_389"><span class="label">[389]</span></a> <span class="gesperrt">Cicero</span> erzählt diese Begebenheit (<span lang="la" xml:lang="la">Tusculanae disputationes V. 23</span>) -mit folgenden Worten: »Als ich in Sizilien Quästor war, fand ich das Grab -des <span class="gesperrt">Archimedes</span>, das die Syrakusaner selbst nicht kannten. Mir waren nämlich -einige kleine Verse in der Erinnerung, die man auf dem Grabmal eingemeißelt -hatte. Die Verse weisen darauf hin, daß sich an dem oberen Teile -des Monumentes eine Kugel mit einem Zylinder befindet. Nun bemerkte ich -unter den vielen Gräbern, die sich vor dem nach Agrigent führenden Tor befinden, -eine kleine Säule, die nur wenig aus dem Gestrüpp hervorragte und -auf der sich das Bild einer Kugel mit einem Zylinder befand. Sogleich sagte -ich zu den Syrakusanern, von denen mich die vornehmsten begleiteten, dies -sei das gesuchte Grabmal. Wir ließen den Platz mit Hacken erschließen -und säubern. Darauf erschien auf der Vorderseite des Sockels jene Inschrift. -Die vornehmste und einst so gelehrte Stadt Großgriechenlands besäße also -keine Kenntnis von dem Grabe ihres größten Denkers, wenn nicht ein Fremder -es ihren Bürgern gezeigt hätte.«</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_390" id="Footnote_390" href="#FNanchor_390"><span class="label">[390]</span></a> De republica I, 22.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_391" id="Footnote_391" href="#FNanchor_391"><span class="label">[391]</span></a> So urteilt auch <span class="gesperrt">H. Diels</span> in dem <span class="gesperrt">Archimedes</span> gewidmeten Abschnitt -seines Buches »Antike Technik«.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_392" id="Footnote_392" href="#FNanchor_392"><span class="label">[392]</span></a> <span class="gesperrt">Archimedes'</span> von Syrakus vorhandene Werke. Aus dem Griechischen -übersetzt und mit erläuternden und kritischen Anmerkungen begleitet von -<span class="gesperrt">Ernst Nizze</span>. Stralsund 1824. Eine neuere Archimedesausgabe rührt von -<span class="gesperrt">Heiberg</span> her. Sie erschien im Jahre 1880: <span class="gesperrt">J. L. Heiberg</span>, <span lang="la" xml:lang="la">Archimedis -opera omnia cum comentariis Eutocii</span>. Leipzig, bei B. G. Teubner. Eine neue -erweiterte Ausgabe erfolgte 1910. -</p> -<p> -<span class="gesperrt">Eutokios</span>, der einen Teil der Archimedischen Schriften kommentierte, -lebte zur Zeit <span class="gesperrt">Justinians</span> (um 550 n. Chr.).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_393" id="Footnote_393" href="#FNanchor_393"><span class="label">[393]</span></a> Nach <span class="gesperrt">Simplicius</span>. Siehe auch die Abhandlung von <span class="gesperrt">W. Schmidt</span> -über Isoperimetrie im Altertum (Bibl. math. 1901. S. 5).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_394" id="Footnote_394" href="#FNanchor_394"><span class="label">[394]</span></a> <span class="gesperrt">Hippias</span> von Elis lebte um 420 v. Chr. Seine unter dem Namen der -Quadratrix bekannte Linie ließ <span class="gesperrt">Hippias</span> durch die Verbindung einer drehenden -mit einer fortschreitenden Bewegung entstehen. Mit Hilfe dieser Linie -hoffte man zur Quadratur des Kreises zu gelangen. Näheres bei <span class="gesperrt">Cantor</span>, -Gesch. d. Math. I (1907). S. 197.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_395" id="Footnote_395" href="#FNanchor_395"><span class="label">[395]</span></a> <span class="gesperrt">Heiberg</span> entdeckte sie in einem in Konstantinopel aufbewahrten -Palimpsest und veröffentlichte sie in der Zeitschrift »Hermes«. Berlin 1907. -S. 235 u. f. -</p> -<p> -In der neuen Archimedesausgabe von <span class="gesperrt">Heiberg</span> (1913) findet sich die -»Methodenlehre« mit lateinischer Übersetzung (Bd. II. S. 427). Eine deutsche -Übersetzung veröffentlichte <span class="gesperrt">Heiberg</span> mit <span class="gesperrt">Zeuthen</span> in der Bibl. mathem. -III. Folge. VII (1907). S. 322 u. f.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_396" id="Footnote_396" href="#FNanchor_396"><span class="label">[396]</span></a> <span class="gesperrt">Heiberg</span>, a. a. O. S. 302.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_397" id="Footnote_397" href="#FNanchor_397"><span class="label">[397]</span></a> Des <span class="gesperrt">Apollonios</span> Schrift über die Kegelschnitte wurde 1861 in -deutscher Bearbeitung von <span class="gesperrt">H. Balsam</span> herausgegeben. Die in der Ursprache -erhaltenen Schriften gab <span class="gesperrt">Heiberg</span> heraus (Leipzig 1891–1893). Das Werk -über die Kegelschnitte umfaßt 8 Bücher. Die ersten vier sind in der Ursprache, -Buch 5–7 in arabischer Übersetzung erhalten. Das achte dagegen -ist verlorengegangen. Eine gute Bearbeitung rührt von dem englischen Astronomen -<span class="gesperrt">Halley</span> her (1710), der das Werk unter Beifügung des griechischen -Textes, soweit er vorhanden war, ins Lateinische übersetzte und verlorengegangene -Teile zu rekonstruieren suchte.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_398" id="Footnote_398" href="#FNanchor_398"><span class="label">[398]</span></a> Die ersten Ansätze zur Erforschung der Kegelschnitte finden sich -schon bei dem im 4. Jahrhundert v. Chr. lebenden <span class="gesperrt">Menächmos</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_399" id="Footnote_399" href="#FNanchor_399"><span class="label">[399]</span></a> Das 5. Buch.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_400" id="Footnote_400" href="#FNanchor_400"><span class="label">[400]</span></a> Daß <span class="gesperrt">Archimedes</span> bei Volum- und Flächenbestimmungen sich schon -einer dem Verfahren <span class="gesperrt">Cavalieris</span> entsprechenden Infinitesimalmethode bediente, -und zwar neben den üblichen Beweisverfahren, hat die Entdeckung -des »Ephodion« bewiesen (s. S. 164).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_401" id="Footnote_401" href="#FNanchor_401"><span class="label">[401]</span></a> <span class="gesperrt">Tropfke</span>, Geschichte der Elementarmathematik. I. S. 253.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_402" id="Footnote_402" href="#FNanchor_402"><span class="label">[402]</span></a> Eine gekürzte Wiedergabe enthält <span class="gesperrt">Dannemann</span>, Aus der Werkstatt -großer Forscher. Verlag von Wilhelm Engelmann. Leipzig 1908. S. 10.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_403" id="Footnote_403" href="#FNanchor_403"><span class="label">[403]</span></a> δός μοι ποῦ στῶ καὶ κινῶ τὴν γὴν (<span class="gesperrt">Pappus</span> VIII, 11, ed. <span class="gesperrt">Hultsch</span>).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_404" id="Footnote_404" href="#FNanchor_404"><span class="label">[404]</span></a> Archimedes' Werke. Ausgabe von <span class="gesperrt">Nizze</span>. S. 26 ff.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_405" id="Footnote_405" href="#FNanchor_405"><span class="label">[405]</span></a> Die erwähnten hydrostatischen Grundgesetze finden sich in <span class="gesperrt">Archimedes</span>' -erstem Buch von den schwimmenden Körpern. Siehe die Archimedesausgabe -von <span class="gesperrt">Nizze</span>. S. 225–228.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_406" id="Footnote_406" href="#FNanchor_406"><span class="label">[406]</span></a> <span class="gesperrt">Vitruvius</span>, <span lang="la" xml:lang="la">de architectura</span> IX. Übersetzt von <span class="gesperrt">V. Reber</span>. Stuttgart -1865.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_407" id="Footnote_407" href="#FNanchor_407"><span class="label">[407]</span></a> <span class="gesperrt">Euklids</span> Optik und Katoptrik wurde 1557 zu Paris griechisch und -lateinisch herausgegeben. Eine neuere Ausgabe von <span class="gesperrt">Gregory</span> erschien im -Jahre 1703. Die Hauptausgabe rührt von <span class="gesperrt">Heiberg</span> und <span class="gesperrt">Menge</span> her. Bibl. -Teubn. 1883.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_408" id="Footnote_408" href="#FNanchor_408"><span class="label">[408]</span></a> 30. Theorem der Katoptrik <span class="gesperrt">Euklids</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_409" id="Footnote_409" href="#FNanchor_409"><span class="label">[409]</span></a> <span class="gesperrt">Euklids</span> Optik und Katoptrik findet sich im 7. Bande der Gesamtausgabe -von <span class="gesperrt">Heiberg</span> und <span class="gesperrt">Menge</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_410" id="Footnote_410" href="#FNanchor_410"><span class="label">[410]</span></a> Gesamtausgabe Bd. 7. S. 343. Siehe auch die Abhandlung von <span class="gesperrt">Würschmidt</span> -in den Commemoration Essays, Oxford 1914.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_411" id="Footnote_411" href="#FNanchor_411"><span class="label">[411]</span></a> <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span>, Über das Experiment im Altertum und Mittelalter -(Vortrag).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_412" id="Footnote_412" href="#FNanchor_412"><span class="label">[412]</span></a> Gesamtausgabe Bd. 7.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_413" id="Footnote_413" href="#FNanchor_413"><span class="label">[413]</span></a> 7. Erfahrungssatz der Katoptrik.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_414" id="Footnote_414" href="#FNanchor_414"><span class="label">[414]</span></a> Eigentlich müßte man Sehstrahlen sagen, da nach der Vorstellung -<span class="gesperrt">Euklids</span> die Strahlen aus dem Auge kommen.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_415" id="Footnote_415" href="#FNanchor_415"><span class="label">[415]</span></a> Von <span class="gesperrt">Smith</span> und <span class="gesperrt">Helmholtz</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_416" id="Footnote_416" href="#FNanchor_416"><span class="label">[416]</span></a> Nach <span class="gesperrt">Stadler</span> handelt es sich hier nicht um eine Insel, sondern um -Skandinavien (Jahrbücher f. d. klass. Altert. 1911. S. 86). Auch Island oder -die Shetlandsinseln galten wohl für Thule. Siehe <span class="gesperrt">Peschels</span> Geschichte der -Erdkunde. 1877. S. 2.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_417" id="Footnote_417" href="#FNanchor_417"><span class="label">[417]</span></a> Genauere Angaben über die räumliche Begrenzung der griechischen -und der römischen Erdkunde enthält der erste Abschnitt von <span class="gesperrt">Peschels</span> Geschichte -der Erdkunde.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_418" id="Footnote_418" href="#FNanchor_418"><span class="label">[418]</span></a> Die von ihm erhaltenen Fragmente gab M. <span class="gesperrt">Fuhr</span> heraus. Darmstadt -1841.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_419" id="Footnote_419" href="#FNanchor_419"><span class="label">[419]</span></a> <span class="gesperrt">Beloch</span>, Griechische Geschichte. Bd. III. 1. Abt. S. 476 (1904).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_420" id="Footnote_420" href="#FNanchor_420"><span class="label">[420]</span></a> <span class="gesperrt">Plin.</span> lib. II. cap. 65. <span class="gesperrt">Plinius</span> verweist an dieser Stelle auch auf die -Angaben <span class="gesperrt">Dikäarchs</span>. -</p> -<p> -Aus der Angabe des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> würde sich für den Kaukasus eine -Höhe von etwa 70000 m ergeben haben.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_421" id="Footnote_421" href="#FNanchor_421"><span class="label">[421]</span></a> A. <span class="gesperrt">Gercke</span> und E. <span class="gesperrt">Norden</span>, Einleitung in die Altertumswissenschaft. -II. Bd. S. 314. B. G. Teubner. 1912.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_422" id="Footnote_422" href="#FNanchor_422"><span class="label">[422]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">Bernhardy</span>, Eratosthenica, Berlin 1822, eine Sammlung von -Bruchstücken der Schriften des Eratosthenes. <span class="gesperrt">Eratosthenes</span> starb um 194 -v. Chr. <span class="gesperrt">Bernhardys</span> Schrift ist veraltet. Doch fehlt eine neuere zusammenhängende -Darstellung aller Fragmente. Ferner H. <span class="gesperrt">Berger</span>, Die geographischen -Fragmente des Eratosthenes. Leipzig 1880.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_423" id="Footnote_423" href="#FNanchor_423"><span class="label">[423]</span></a> Siehe S. 180.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_424" id="Footnote_424" href="#FNanchor_424"><span class="label">[424]</span></a> Siehe auch <span class="gesperrt">Günther</span>, Die Erdmessung des Eratosthenes (in der -Deutschen Rundschau für Geographie und Statistik. III. Band).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_425" id="Footnote_425" href="#FNanchor_425"><span class="label">[425]</span></a> 3 Am ersten Nilkatarakt, fast unter dem nördlichen Wendekreis gelegen -(das heutige Assuan).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_426" id="Footnote_426" href="#FNanchor_426"><span class="label">[426]</span></a> Alexandria liegt um 3° 14' westlich von Syene.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_427" id="Footnote_427" href="#FNanchor_427"><span class="label">[427]</span></a> Das Skaphium. Siehe <span class="gesperrt">Schaubach</span>, Geschichte der griechischen Astronomie. -Tab. III. Fig. 2.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_428" id="Footnote_428" href="#FNanchor_428"><span class="label">[428]</span></a> S. <span class="gesperrt">Cantor</span>, Bd. I. S. 283.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_429" id="Footnote_429" href="#FNanchor_429"><span class="label">[429]</span></a> Näheres siehe bei <span class="gesperrt">Lepsius</span>, Das Stadium und die Gradmessung des -Eratosthenes auf Grundlage der ägyptischen Maße, in der Zeitschrift für -ägyptische Sprache u. Altertumskunde. 1877. 1. Heft. S. 3–8. Nach <span class="gesperrt">Lepsius</span> -kann es keinem Zweifel unterliegen, daß das Stadium des <span class="gesperrt">Eratosthenes</span> -eine Länge von 180 Metern besaß. A. a. O. S. 7. Dies war die Länge des -griechischen Stadiums. Das ägyptische Stadium belief sich auf 179 Meter.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_430" id="Footnote_430" href="#FNanchor_430"><span class="label">[430]</span></a> Siehe S. <a href="#Page_p093">93</a>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_431" id="Footnote_431" href="#FNanchor_431"><span class="label">[431]</span></a> Siehe S. <a href="#Page_p095">95</a>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_432" id="Footnote_432" href="#FNanchor_432"><span class="label">[432]</span></a> <span class="gesperrt">Koppernikus</span>, De revolutionibus I, 10.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_433" id="Footnote_433" href="#FNanchor_433"><span class="label">[433]</span></a> Siehe an späterer Stelle dieses Bandes.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_434" id="Footnote_434" href="#FNanchor_434"><span class="label">[434]</span></a> G. <span class="gesperrt">Bilfinger</span>, Die antiken Stundenangaben. Stuttgart 1888. S. 74.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_435" id="Footnote_435" href="#FNanchor_435"><span class="label">[434]</span></a> <span class="gesperrt">Aristarchos</span>, Über die Größen und Entfernungen der Sonne und des Mondes. Übersetzt und erläutert von A. <span class="gesperrt">Nokk</span>. Als Beilage zu dem -Freiburger Lyzeumsprogramm von 1854. -</p> -<p> -<span class="gesperrt">Aristarchs</span> Schrift wurde durch eine 1488 erschienene lateinische Übersetzung -bekannt. Den griechischen Text hat erst 1688 <span class="gesperrt">Wallis</span> nach einem -Manuskript veröffentlicht. Erneut wurde der griechische Text dann 1856 durch -E. <span class="gesperrt">Nizze</span> herausgegeben. Eine Ausgabe des griechischen Textes mit deutscher -Übersetzung wird von K. <span class="gesperrt">Manitius</span> vorbereitet.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_436" id="Footnote_436" href="#FNanchor_436"><span class="label">[436]</span></a> <span class="gesperrt">Aristarch</span>, Über die Größen usw., Lehrsatz 15–18.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_437" id="Footnote_437" href="#FNanchor_437"><span class="label">[437]</span></a> Des <span class="gesperrt">Archimedes</span> Sandesrechnung (<span class="gesperrt">Dannemann</span>, Aus der Werkstatt -großer Forscher. S. 13).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_438" id="Footnote_438" href="#FNanchor_438"><span class="label">[438]</span></a> Über <span class="gesperrt">Hipparch</span> handelt ein Artikel von A. <span class="gesperrt">Rehm</span> in der Realenzyklopädie -des klassischen Altertums von <span class="gesperrt">Pauly-Wissowa-Kroll</span>. 8. Bd. -Sp. 1666–1681. -</p> -<p> -<span class="gesperrt">Hipparchs</span> »Geographische Fragmente« wurden von H. <span class="gesperrt">Berger</span> gesammelt -und bearbeitet; eine weitere Sammlung von Fragmenten liegt bisher -nicht vor. Daß sich wissenschaftliche Bedeutung wohl mit astrologischen Vorstellungen -vereinigen läßt, hat <span class="gesperrt">Hipparch</span> ähnlich wie später <span class="gesperrt">Kepler</span> bewiesen. -Im Original erhalten ist von <span class="gesperrt">Hipparch</span> nur ein Jugendwerk von -geringerer Bedeutung (Τῶν Ἀρατοῦ καὶ Εὐδόξου φαινομένων ἐξηγησέων βιβλία).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_439" id="Footnote_439" href="#FNanchor_439"><span class="label">[439]</span></a> J. <span class="gesperrt">Tropfke</span>, Geschichte der Elementarmathematik. Bd. II. S. 223.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_440" id="Footnote_440" href="#FNanchor_440"><span class="label">[440]</span></a> Der neue Stern trat, wie auch aus chinesischen Berichten hervorgeht, -im Sternbilde des Skorpions auf.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_441" id="Footnote_441" href="#FNanchor_441"><span class="label">[441]</span></a> <span class="gesperrt">F. Boll</span>, Die Sternkataloge des Hipparch und des Ptolemäos (Bibl. -math. Jahrg. 1901. S. 185). Nach <span class="gesperrt">Boll</span> umfaßte <span class="gesperrt">Hipparchs</span> Katalog -850 Sterne.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_442" id="Footnote_442" href="#FNanchor_442"><span class="label">[442]</span></a> Die Erscheinung erklärt sich daraus, daß die Erdachse innerhalb eines -Zeitraums von etwa 26000 Jahren einen Kegelmantel beschreibt. Infolgedessen -ändert der Himmelsäquator, der sich als eine Projektion des Erdäquators -darstellt, gleichfalls seine Lage innerhalb derselben Periode. Der -Vorgang wird als Präzession oder Vorrücken der Nachtgleichen bezeichnet, -weil dabei der Frühlings- und der Herbstpunkt langsam ihren Ort im Sinne -der täglichen Umdrehung ändern.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_443" id="Footnote_443" href="#FNanchor_443"><span class="label">[443]</span></a> Mitteilungen zur Gesch. d. Mediz. u. d. Naturwissenschaften. Nr. 53 -(1913). S. 431.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_444" id="Footnote_444" href="#FNanchor_444"><span class="label">[444]</span></a> Siehe auch S. <a href="#Page_p121">121</a> dieses Bandes.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_445" id="Footnote_445" href="#FNanchor_445"><span class="label">[445]</span></a> <span class="gesperrt">Hipparch</span> nahm die Dauer des tropischen Jahres zu 365 Tagen -5 Stunden 55' an, während sie in Wahrheit 365 Tage 5 Stunden 48' 51'' -beträgt.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_446" id="Footnote_446" href="#FNanchor_446"><span class="label">[446]</span></a> Die mittlere Entfernung zwischen den Mittelpunkten von Mond und -Erde beträgt 60,27 Halbmesser des Erdäquators oder 384400 km.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_447" id="Footnote_447" href="#FNanchor_447"><span class="label">[447]</span></a> Durch den in Jever geborenen <span class="gesperrt">Hildericus</span>. Eine spätere Ausgabe -besorgte 1819 <span class="gesperrt">Halma</span> im Anschluß an seine Ptolemäosausgabe.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_448" id="Footnote_448" href="#FNanchor_448"><span class="label">[448]</span></a> Genaueres über diese Messungen siehe in <span class="gesperrt">Peschels</span> Geschichte der -Erdkunde. München 1877. S. 43–45.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_449" id="Footnote_449" href="#FNanchor_449"><span class="label">[449]</span></a> Die stereographische Projektion wurde auch von <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> empfohlen. -Ob <span class="gesperrt">Hipparch</span> sie kannte, ist nach <span class="gesperrt">Hoppe</span> nicht sicher.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_450" id="Footnote_450" href="#FNanchor_450"><span class="label">[450]</span></a> Die Erfindung der Feuerspritze wird dem <span class="gesperrt">Ktesibios</span> (um 150 v. Chr.) -zugeschrieben. Siehe <span class="gesperrt">Vitruvius</span>, <span lang="la" xml:lang="la">De architectura</span> X, 7.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_451" id="Footnote_451" href="#FNanchor_451"><span class="label">[451]</span></a> 1795 in der Nähe von Civitavecchia ausgegraben.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_452" id="Footnote_452" href="#FNanchor_452"><span class="label">[452]</span></a> Einen sehr ausführlichen Artikel über <span class="gesperrt">Heron</span> enthält <span class="gesperrt">Paulys</span> Realenzyklopädie -f. d. klass. Altert. Bd. VIII (1913). S. 992–1080.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_453" id="Footnote_453" href="#FNanchor_453"><span class="label">[453]</span></a> Herons von Alexandria <span lang="la" xml:lang="la">Pneumatica et Automata</span>. Griechisch und -deutsch herausgegeben von <span class="gesperrt">Wilhelm Schmidt</span>. Teubner, Leipzig 1899. -</p> -<p> -<span class="gesperrt">Herons</span> »Pneumatik« wurde 1575 durch <span class="gesperrt">Commandinus</span> aus dem -Griechischen ins Lateinische übersetzt und im Druck herausgegeben (<span lang="la" xml:lang="la">Heronis -Alexandrini Spiritualium liber. A <span class="gesperrt">Federico Commandino</span> Urbinate. Ex -Graeco nuper in Latinum conversus. Urbini 1575</span>). Der Urtext wurde zuerst -1693 von <span class="gesperrt">Thévenot</span> veröffentlicht.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_454" id="Footnote_454" href="#FNanchor_454"><span class="label">[454]</span></a> <span class="gesperrt">W. Schmidt</span>, Aus der antiken Mechanik. Neue Jahrbücher für das -klassische Altertum. Bd. 13 (1904). S. 329.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_455" id="Footnote_455" href="#FNanchor_455"><span class="label">[455]</span></a> <span class="gesperrt">W. Schmidt</span>, Die Geschichte des Thermoskops (Abhandl. z. Gesch. -d. Mathem. Bd. VIII. S. 161–173).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_456" id="Footnote_456" href="#FNanchor_456"><span class="label">[456]</span></a> Durch <span class="gesperrt">Carra de Vaux</span>. Dieser gilt jedoch als wenig zuverlässig.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_457" id="Footnote_457" href="#FNanchor_457"><span class="label">[457]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">Heronis Alexandrini Opera quae supersunt omnia</span>. Leipzig, B. G. -Teubner. Bd. I: Druckwerke und Automatentheater, griechisch und deutsch -herausgegeben von <span class="gesperrt">W. Schmidt</span>. 1899. Bd. II: Herons Mechanik und Katoptrik, -herausgegeben und erläutert von <span class="gesperrt">L. Nix</span> und <span class="gesperrt">W. Schmidt</span>. 1901. -Bd. III: Herons Vermessungslehre und Dioptra, griechisch und deutsch von -<span class="gesperrt">H. Schoene</span>. 1903.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_458" id="Footnote_458" href="#FNanchor_458"><span class="label">[458]</span></a> <span class="gesperrt">Baldo v. Urbino</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_459" id="Footnote_459" href="#FNanchor_459"><span class="label">[459]</span></a> Ausgabe von <span class="gesperrt">Schmidt</span>. S. 24.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_460" id="Footnote_460" href="#FNanchor_460"><span class="label">[460]</span></a> Ausgabe von <span class="gesperrt">Schmidt</span>. S. 29.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_461" id="Footnote_461" href="#FNanchor_461"><span class="label">[461]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">Heronis Alexandrini spiritualium liber</span>. Amstelodami 1680. Siehe auch -<span class="gesperrt">Mach</span>, Die Prinzipien der Wärmelehre. Leipzig 1896. S. 5.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_462" id="Footnote_462" href="#FNanchor_462"><span class="label">[462]</span></a> Das »Klavier« der alten Römer (Mitteil. zur Geschichte d. Medizin u. -Naturwiss. 1905. S. 342). Der Bau der Wasserorgeln hat sich während des -Mittelalters im oströmischen Reich erhalten, so daß die Konstruktion nicht, -wie man früher annahm, gegen den Ausgang des Mittelalters von neuem entdeckt -werden mußte.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_463" id="Footnote_463" href="#FNanchor_463"><span class="label">[463]</span></a> <span class="gesperrt">Schmidt</span>, a. a. O. S. 133.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_464" id="Footnote_464" href="#FNanchor_464"><span class="label">[464]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">Heronis Alexandrini opera</span>, ed. <span class="gesperrt">Schmidt</span>. S. 475.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_465" id="Footnote_465" href="#FNanchor_465"><span class="label">[465]</span></a> Ausgabe von <span class="gesperrt">Schmidt</span>. Abb. 115.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_466" id="Footnote_466" href="#FNanchor_466"><span class="label">[466]</span></a> Pappi Alexandrini collectionis lib. VIII, ed. <span class="gesperrt">F. Hultsch</span>. Berlin -1878. Über die vor kurzem entdeckte arabische Bearbeitung der Mechanik -<span class="gesperrt">Herons</span> siehe die folgende Seite.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_467" id="Footnote_467" href="#FNanchor_467"><span class="label">[467]</span></a> Ausgabe von <span class="gesperrt">Schmidt</span>. Bd. II. S. 102.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_468" id="Footnote_468" href="#FNanchor_468"><span class="label">[468]</span></a> <span class="gesperrt">Papp</span>. Kap. X. Heron, Opera omnia, Ausgabe v. <span class="gesperrt">Schmidt</span>. Bd. II. -1. Teil. S. 259.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_469" id="Footnote_469" href="#FNanchor_469"><span class="label">[469]</span></a> <span class="gesperrt">Diels</span>, Ant. Technik, Abb. 28.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_470" id="Footnote_470" href="#FNanchor_470"><span class="label">[470]</span></a> Näheres über derartige antike Automaten enthält <span class="gesperrt">Diels'</span> Antike Technik -im 3. Abschnitt. Leipzig, B. G. Teubner. 1914.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_471" id="Footnote_471" href="#FNanchor_471"><span class="label">[471]</span></a> Von <span class="gesperrt">Carra de Vaux</span> im <span lang="fr" xml:lang="fr">Journal asiatique</span> X, 1–2. Von dem griechischen -Text sind nur einige Fragmente vorhanden. Bd. II der Opera omnia -(Ausg. v. <span class="gesperrt">Schmidt</span>) enthält die Übersetzung der Mechanik nach der arabischen -Bearbeitung dieser Schrift <span class="gesperrt">Herons</span>. Die Katoptrik wurde nach einem -lateinischen Text übersetzt.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_472" id="Footnote_472" href="#FNanchor_472"><span class="label">[472]</span></a> Journal asiatique IX, 2. S. 264 u. f.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_473" id="Footnote_473" href="#FNanchor_473"><span class="label">[473]</span></a> Eine gute Übersicht über das physikalische Wissen <span class="gesperrt">Herons</span> bietet -die Programmabhandlung von <span class="gesperrt">F. Knauff</span>, Sophiengymnasium, Berlin. -Ostern 1900.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_474" id="Footnote_474" href="#FNanchor_474"><span class="label">[474]</span></a> Der griechische Text wurde 1858 von <span class="gesperrt">Venturi</span> und <span class="gesperrt">Vincent</span> mit -französischer Übersetzung herausgegeben, und zwar in den <span lang="fr" xml:lang="fr">Notices et extraits -des manuscrits de la bibliothèque impériale XIX</span>, 2. Paris 1858. Dioptra -heißt etwa Sehrohr oder Instrument zum Visieren durch zwei sich gegenüberstehende -Öffnungen (siehe die <a href="#fig35">Abb. 35</a>).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_475" id="Footnote_475" href="#FNanchor_475"><span class="label">[475]</span></a> Sie rührt von <span class="gesperrt">Hermann Schöne</span> her und wurde im Jahrbuch des -Kaiserl. deutschen archäolog. Institutes (Bd. XIV. 1899. Heft 3) veröffentlicht.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_476" id="Footnote_476" href="#FNanchor_476"><span class="label">[476]</span></a> Siehe Abschn. 25 des <span class="gesperrt">Heron</span>schen Werkes sowie <span class="gesperrt">Cantor</span>, Geschichte -der Mathematik. Bd. I. S. 324.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_477" id="Footnote_477" href="#FNanchor_477"><span class="label">[477]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">Cantor</span>, Geschichte der Mathematik. I (1907). S. 382 u. f.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_478" id="Footnote_478" href="#FNanchor_478"><span class="label">[478]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">Heronis Alexandrini Opera, quae supersunt omnia</span>. Ausgabe von -<span class="gesperrt">Schmidt</span>. Bd. I-III. Leipzig 1889, 1900, 1903. Die »Metrika« finden sich -im III. Bande; sie wurden von <span class="gesperrt">R. Schöne</span> 1896 entdeckt.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_479" id="Footnote_479" href="#FNanchor_479"><span class="label">[479]</span></a> Siehe S. 200. Anm. 3.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_480" id="Footnote_480" href="#FNanchor_480"><span class="label">[480]</span></a> <span class="gesperrt">Diels</span>, Antike Technik. S. 9.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_481" id="Footnote_481" href="#FNanchor_481"><span class="label">[481]</span></a> <span class="gesperrt">E. Merkel</span>, Die Ingenieurtechnik im Altertum. 1899. S. 151.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_482" id="Footnote_482" href="#FNanchor_482"><span class="label">[482]</span></a> <span class="gesperrt">F. Zink</span>, Die Entwicklung der Entwässerungen mit offenen Gräben und Drainagen von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. – Drainierungsanlagen -mit Tonröhren wurden in Babylonien schon um 1900 v. Chr. hergestellt.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_483" id="Footnote_483" href="#FNanchor_483"><span class="label">[483]</span></a> <span class="gesperrt">Tropfke</span>, Geschichte der Elementarmathematik. Bd. I. S. 98.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_484" id="Footnote_484" href="#FNanchor_484"><span class="label">[484]</span></a> <span class="gesperrt">Haas</span>, Antike Lichttheorien, im Archiv für Geschichte d. Philosophie. -20. Bd. (1907). S. 356.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_485" id="Footnote_485" href="#FNanchor_485"><span class="label">[485]</span></a> <span class="gesperrt">Meyer</span>, Geschichte der Botanik. Bd. I. S. 215.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_486" id="Footnote_486" href="#FNanchor_486"><span class="label">[486]</span></a> Einen ausführlichen Beitrag über <span class="gesperrt">Erasistratos</span> enthält <span class="gesperrt">Paulys</span> Realenzyklopädie -f. d. klass. Altertum. Bd. VI (1909). S. 333. Er rührt von <span class="gesperrt">Wellmann</span> -her.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_487" id="Footnote_487" href="#FNanchor_487"><span class="label">[487]</span></a> Wie <span class="gesperrt">Diels</span> (Antike Technik, S. 24) angibt, maß <span class="gesperrt">Herophilos</span> den -Puls seiner Kranken mit Hilfe einer Taschenwasseruhr.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_488" id="Footnote_488" href="#FNanchor_488"><span class="label">[488]</span></a> <span class="gesperrt">Haeser</span>, Geschichte der Medizin. Bd. I. S. 233.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_489" id="Footnote_489" href="#FNanchor_489"><span class="label">[489]</span></a> <span class="gesperrt">Lindner</span>, Weltgeschichte. Bd. I. S. 26.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_490" id="Footnote_490" href="#FNanchor_490"><span class="label">[490]</span></a> Nach einem Ausspruch <span class="gesperrt">Cantors</span> (Gesch. d. Math. Bd. I. S. 45).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_491" id="Footnote_491" href="#FNanchor_491"><span class="label">[491]</span></a> <span class="gesperrt">Cicero</span>, <span lang="la" xml:lang="la">Tuscul. disput. Lib.</span> I. 2, 5.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_492" id="Footnote_492" href="#FNanchor_492"><span class="label">[492]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">Cantor</span>, Röm. Agrimensoren. Leipzig 1875.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_493" id="Footnote_493" href="#FNanchor_493"><span class="label">[493]</span></a> Die betreffende Grabschrift wurde im XIV. Bande der II. Serie der -Abhandlungen der Turiner Akademie veröffentlicht.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_494" id="Footnote_494" href="#FNanchor_494"><span class="label">[494]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">Cantor</span>, Bd. I. S. 456.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_495" id="Footnote_495" href="#FNanchor_495"><span class="label">[495]</span></a> In der Nähe von Regensburg.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_496" id="Footnote_496" href="#FNanchor_496"><span class="label">[496]</span></a> Näheres siehe bei <span class="gesperrt">Schmidt</span>, Neue Jahrbücher f. d. klassische Altertum. -Bd. 13 (1904). S. 329. Ferner Bibl. math. 3. Folge. 4. Bd. Die Frage, ob -die römischen Feldmesser von <span class="gesperrt">Heron</span> abhängig waren, wird von <span class="gesperrt">Schmidt</span> -außer Betracht gelassen.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_497" id="Footnote_497" href="#FNanchor_497"><span class="label">[497]</span></a> Siehe S. 4 dieses Bandes.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_498" id="Footnote_498" href="#FNanchor_498"><span class="label">[498]</span></a> <span class="gesperrt">Plinius</span>, Hist. nat. III. 2.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_499" id="Footnote_499" href="#FNanchor_499"><span class="label">[499]</span></a> Ihr früherer Besitzer hieß <span class="gesperrt">Peutinger</span>. Er lebte im Anfang des -16. Jahrhunderts in Augsburg und erhielt die Karte von <span class="gesperrt">Konrad Celtes</span>, -der sie 1500 aufgefunden hatte. Entworfen wurde die Karte im Jahre 375 -n. Chr. <span class="gesperrt">Celtes</span> war einer der bedeutendsten Humanisten Deutschlands. Er -bevorzugte die Realien des Altertums gegenüber den literarischen Erzeugnissen.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_500" id="Footnote_500" href="#FNanchor_500"><span class="label">[500]</span></a> Eine neuere Ausgabe der Karte mit Erläuterungen rührt von <span class="gesperrt">K. Miller</span> -her. Stuttgart 1916.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_501" id="Footnote_501" href="#FNanchor_501"><span class="label">[501]</span></a> <span class="gesperrt">Plinius</span>, VII. 60. Siehe auch <span class="gesperrt">Bilfinger</span>, Die antiken Stundenangaben. -Stuttgart 1888. S. 75.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_502" id="Footnote_502" href="#FNanchor_502"><span class="label">[502]</span></a> <span class="gesperrt">H. Löschner</span>, Über Sonnenuhren. Beiträge zu ihrer Geschichte und -Konstruktion. Graz 1905. Das Buch enthält zahlreiche Quellenangaben.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_503" id="Footnote_503" href="#FNanchor_503"><span class="label">[503]</span></a> <span class="gesperrt">C. Merkel</span>, Die Ingenieurmechanik im Altertum. Mit 261 Abbild. -Springer, Berlin 1903.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_504" id="Footnote_504" href="#FNanchor_504"><span class="label">[504]</span></a> <span class="gesperrt">Vitruvius</span>, Zehn Bücher über die Architektur. Übersetzt von -<span class="gesperrt">Reber</span>. Stuttgart 1865.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_505" id="Footnote_505" href="#FNanchor_505"><span class="label">[505]</span></a> Beherzigenswert sind die Worte, welche <span class="gesperrt">Diels</span> an sie knüpft, wenn -er sagt, es sei der Archimedische Punkt der Pädagogik, in der Jugend weltoffene -Anschauung und praktische Fertigkeit, verbunden mit Wissen und -wissenschaftlicher Einsicht, zu wecken (Antike Technik, 1914. S. 32).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_506" id="Footnote_506" href="#FNanchor_506"><span class="label">[506]</span></a> <span class="gesperrt">Terquem</span>, <span lang="fr" xml:lang="fr">La science romaine à l'époque d'Auguste</span>. Paris 1885. -S. 75. Fig. 9.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_507" id="Footnote_507" href="#FNanchor_507"><span class="label">[507]</span></a> <span class="gesperrt">Gerland</span> und <span class="gesperrt">Traumüller</span>, Geschichte der physikalischen Experimentierkunst. -S. 56. Leipzig 1899. W. Engelmann.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_508" id="Footnote_508" href="#FNanchor_508"><span class="label">[508]</span></a> <span class="gesperrt">C. Köhne</span>, Die Ausbildung der Ingenieure in der römischen Kaiserzeit. -Mitteil. z. Gesch. d. Medizin u. d. Naturw. 1907. S. 17.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_509" id="Footnote_509" href="#FNanchor_509"><span class="label">[509]</span></a> Epistol. III, 5.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_510" id="Footnote_510" href="#FNanchor_510"><span class="label">[510]</span></a> Epistol. III, 5.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_511" id="Footnote_511" href="#FNanchor_511"><span class="label">[511]</span></a> Siehe Abschnitt 7 dieses Bandes.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_512" id="Footnote_512" href="#FNanchor_512"><span class="label">[512]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">Rerum rustic. libri tres.</span> I. 12, 2.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_513" id="Footnote_513" href="#FNanchor_513"><span class="label">[513]</span></a> Siehe S. 100 dieses Bandes.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_514" id="Footnote_514" href="#FNanchor_514"><span class="label">[514]</span></a> <span class="gesperrt">Haeser</span>, Lehrbuch der Gesch. d. Medizin. Jena 1875. 1. Bd. S. 254.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_515" id="Footnote_515" href="#FNanchor_515"><span class="label">[515]</span></a> <span class="gesperrt">Cornelius Celsus</span>, Über die Grundfragen der Medizin, als 3. Band -von <span class="gesperrt">Voigtländers</span> Quellenbüchern herausgegeben von Dr. <span class="gesperrt">Th. Meyer-Steineg</span>. -<span class="gesperrt">Celsus</span> war kein Arzt, wenn er auch eins der besten medizinischen -Werke geschrieben hat. Er wurde wahrscheinlich in Verona geboren -und starb in Rom.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_516" id="Footnote_516" href="#FNanchor_516"><span class="label">[516]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">Heeger</span>, Zur Geschichte der Blutstillung im Altertum und -Mittelalter (Wiener klin. Wochenschrift 1910. S. 1006 u. 1079). Über <span class="gesperrt">Parés</span> -Verfahren der Arterienunterbindung siehe später.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_517" id="Footnote_517" href="#FNanchor_517"><span class="label">[517]</span></a> <span class="gesperrt">Pron</span>, <span lang="fr" xml:lang="fr">Les maladies de l'estomac et du foie et leur traitement dans -Celse. La France Médic. 1910.</span> S. 374.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_518" id="Footnote_518" href="#FNanchor_518"><span class="label">[518]</span></a> Seine Vaterstadt war Prusa in Bithynien.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_519" id="Footnote_519" href="#FNanchor_519"><span class="label">[519]</span></a> <span class="gesperrt">Montigny</span>, Quaestiones in <span lang="la" xml:lang="la">Plinii nat. hist. de animalibus libros</span>. 1844, -und <span class="gesperrt">Müntzer</span>, Beiträge zur Quellenkritik der Naturgesch. des Plinius. 1897.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_520" id="Footnote_520" href="#FNanchor_520"><span class="label">[520]</span></a> In einem <span class="gesperrt">Plinius</span> gewidmeten Bande der »Klassiker der Naturwissenschaft -und Technik«, die bei Eugen Diederichs in Jena erscheinen, habe ich -dasjenige aus der »Naturgeschichte« zusammengestellt, was besonders geeignet ist, von dem wissenschaftlichen Geist des Altertums, soweit er sich in <span class="gesperrt">Plinius</span> -spiegelt, und den Errungenschaften jener Zeit ein Bild zu geben. Die Herausgabe -ist durch den Krieg verzögert worden, wird aber voraussichtlich im -nächsten Jahre erfolgen.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_521" id="Footnote_521" href="#FNanchor_521"><span class="label">[521]</span></a> Eine Handschrift, nach der die übrigen angefertigt wurden, findet sich -im Vatikan. Ein von Dr. <span class="gesperrt">H. Philipp</span> herrührender Auszug erschien als -11. und 31. Band von Voigtländers Quellenbüchern.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_522" id="Footnote_522" href="#FNanchor_522"><span class="label">[522]</span></a> Als Beispiel diene der 6. Abschnitt von <span class="gesperrt">Dannemann</span>, Aus der Werkstatt -großer Forscher. Leipzig, W. Engelmann. 1908.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_523" id="Footnote_523" href="#FNanchor_523"><span class="label">[523]</span></a> <span class="gesperrt">Plinius</span>, VII. 1.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_524" id="Footnote_524" href="#FNanchor_524"><span class="label">[524]</span></a> Einen ausführlichen Artikel über Gartenbau im allgemeinen enthält -<span class="gesperrt">Paulys</span> Realenzyklopädie f. d. klass. Altert. im VII. Bande auf S. 768–841.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_525" id="Footnote_525" href="#FNanchor_525"><span class="label">[525]</span></a> <span class="gesperrt">Plinius</span>, Naturgeschichte. II. 65.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_526" id="Footnote_526" href="#FNanchor_526"><span class="label">[526]</span></a> <span class="gesperrt">Plinius</span>, Naturgeschichte. II. 75.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_527" id="Footnote_527" href="#FNanchor_527"><span class="label">[527]</span></a> <span class="gesperrt">Koppernikus</span> erwähnt, er habe bei <span class="gesperrt">Cicero</span> und <span class="gesperrt">Plutarch</span> gelesen, -daß die heliozentrische Lehre im Altertum Anhänger gefunden habe. <span class="gesperrt">Copernicus</span>, -De revolutionibus (Ausg. v. <span class="gesperrt">Curtze</span>). S. 6.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_528" id="Footnote_528" href="#FNanchor_528"><span class="label">[528]</span></a> <span class="gesperrt">Plinius</span>, Naturgeschichte. II. 40.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_529" id="Footnote_529" href="#FNanchor_529"><span class="label">[529]</span></a> A. a. O. II. 99.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_530" id="Footnote_530" href="#FNanchor_530"><span class="label">[530]</span></a> A. a. O. II. 97.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_531" id="Footnote_531" href="#FNanchor_531"><span class="label">[531]</span></a> A. a. O. XI. 3.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_532" id="Footnote_532" href="#FNanchor_532"><span class="label">[532]</span></a> Nach <span class="gesperrt">H. Bretzl</span>, Die botanischen Forschungen des Alexanderzuges. -Leipzig 1903. Siehe auch S. 142 dieses Bandes.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_533" id="Footnote_533" href="#FNanchor_533"><span class="label">[533]</span></a> <span class="gesperrt">E. Meyer</span>, Geschichte der Botanik. 4 Bände. 1854.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_534" id="Footnote_534" href="#FNanchor_534"><span class="label">[534]</span></a> <span class="gesperrt">v. Humboldt</span>, Kosmos. Bd. II. 1847. S. 230.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_535" id="Footnote_535" href="#FNanchor_535"><span class="label">[535]</span></a> <span class="gesperrt">Galen</span> fußte besonders auf <span class="gesperrt">Erasistratos</span>, einem der bedeutendsten -Anatomen der vorchristlichen Zeit (geb. 280 v. Chr.), der auch den Bau des -Gehirns untersucht haben soll. Sein Zeitgenosse <span class="gesperrt">Herophilos</span> lieferte eine -genaue Beschreibung des Auges.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_536" id="Footnote_536" href="#FNanchor_536"><span class="label">[536]</span></a> <span class="gesperrt">A. Hirsch</span>, Geschichte d. Medizin. S. 10.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_537" id="Footnote_537" href="#FNanchor_537"><span class="label">[537]</span></a> <span class="gesperrt">H. Haeser</span>, Lehrbuch d. Gesch. d. Medizin. Jena 1853. Bd. I. S. 154.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_538" id="Footnote_538" href="#FNanchor_538"><span class="label">[538]</span></a> <span class="gesperrt">Galen</span> meint, daß man den belebenden Bestandteil der Luft, den er -als Pneuma bezeichnet, später noch entdecken werde.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_539" id="Footnote_539" href="#FNanchor_539"><span class="label">[539]</span></a> <span class="gesperrt">Galen</span> war ein außerordentlich fruchtbarer und vielseitiger Schriftsteller. -Man kennt (nach <span class="gesperrt">Christ</span>, Geschichte der griech. Literatur, S. 630) -mehr als 350 <span class="gesperrt">Galen</span>sche Schriften, von denen 118 echte und 45 zweifelhafte -erhalten sind. Die meisten sind medizinischen Inhalts. Geschätzt war vor -allem eine kurz gefaßte Therapeutik (τέχνη ἰατρική), die im Mittelalter unter -dem Namen »Mikrotechnikum« bekannt war. Außerdem hat <span class="gesperrt">Galen</span> auch -Schriften philosophischen und grammatischen Inhalts verfaßt, z. B. Kommentare -zu <span class="gesperrt">Platons</span> »Timaeos«, zu <span class="gesperrt">Aristoteles</span> und zu <span class="gesperrt">Theophrast</span>. Die -Hauptausgabe der <span class="gesperrt">Galen</span>schen Schriften ist die Aldina (1525; ed. <span class="gesperrt">Chartrier</span>, -Paris 1679). Eine ausführliche Darstellung der Bedeutung <span class="gesperrt">Galens</span> enthält -<span class="gesperrt">Paulys</span> Realenzyklopädie des klass. Altert. Bd. VII. S. 578–591.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_540" id="Footnote_540" href="#FNanchor_540"><span class="label">[540]</span></a> <span class="gesperrt">Galenos.</span> Sieben Bücher Anatomie des Galen. ΑΝΑΤΟΜΙΚΩΝ -ΕΓΧΕΙΡΗΣΕΩΝ ΒΙΒΛΙΟΝ Θ - ΕΙ. Zum ersten Male veröffentlicht nach -den Handschriften einer <span class="gesperrt">arabischen Übersetzung</span> des 9. Jahrh. n. Chr., -ins Deutsche übertragen und kommentiert von Dr. med. <span class="gesperrt">Max Simon</span>. -I. Band: <span class="gesperrt">Arabischer Text</span>. Einleitung zum Sprachgebrauch, Glossar mit -2 Faksimiletafeln. LXXXI u. 362 S. gr. 8<sup>o</sup> u. 2 Tafeln. II. Band: <span class="gesperrt">Deutscher Text</span>. -Kommentar, Einleitung zur Anatomie des <span class="gesperrt">Galen</span>. Sach- und Namenregister. – Leipzig, -J. C. Hinrichs, 1906. LXVIII u. 366 S. gr. 8<sup>o</sup>. -</p> -<p> -Die ersten 8 Bücher von <span class="gesperrt">Galens</span> Anatomie und ein Stück des 9. Buches -sind im griechischen Urtext bekannt. In ihnen werden die Gliedmaßen, Kopf, -Hals, Rumpf, die Organe der Verdauung und die Atmungswerkzeuge beschrieben. -Das 9.-15. Buch, die <span class="gesperrt">Simon</span> nach der arabischen Handschrift -herausgegeben hat, waren bisher so gut wie unbekannt. Das 9. Buch bringt -die Beschreibung des Gehirns. Im 10. werden die Augen, die Zunge und die -Speiseröhre, im 11. der Kehlkopf, im 12. die Geschlechtsorgane beschrieben. -Buch 13 handelt von den Gefäßen, Buch 14 und 15 von den Nerven. Es -handelt sich in diesen sieben Büchern fast überall um eigene anatomische -Untersuchungen am lebenden und toten Tiere, wobei stets auf den Menschen -bezuggenommen wird. An manchen Stellen wird der berühmte alexandrinische -Anatom <span class="gesperrt">Erasistratos</span> zitiert. Ausdrücklich wird gefordert, daß jeder, der -über Anatomie liest, es nicht versäumen solle, die einzelnen Dinge am Tierkörper -mit eigenen Augen anzusehen.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_541" id="Footnote_541" href="#FNanchor_541"><span class="label">[541]</span></a> Bd. II der Ausgabe von <span class="gesperrt">Simon</span>. S. 45.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_542" id="Footnote_542" href="#FNanchor_542"><span class="label">[542]</span></a> Bd. II der Ausgabe von <span class="gesperrt">Simon</span>. S. 94. -</p> -<p> -Der häufig anzutreffende Zusatz <span class="gesperrt">Klaudios</span> zu <span class="gesperrt">Galenos</span> ist nicht -berechtigt. Der große Arzt ist nicht <span class="gesperrt">Klaudios Galenos</span>, sondern nur -<span class="gesperrt">Galenos</span> zu benennen. Siehe Mitteil. zur Gesch. d. Med. u. d. Naturwissenschaft. -1902. S. 3.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_543" id="Footnote_543" href="#FNanchor_543"><span class="label">[543]</span></a> <span class="gesperrt">H. Haeser</span>, Geschichte der Medizin. Bd. I (1875). S. 364. -</p> -<p> -Unter anderem hat <span class="gesperrt">Galen</span> schon versucht, sich eine Vorstellung von -dem Sitz der einzelnen Funktionen des Gehirns zu machen, indem er die Gehirnmasse -schichtenweise abtrug. Siehe <span class="gesperrt">Falk</span>, Galens Lehre vom Nervensystem. -Leipzig 1871.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_544" id="Footnote_544" href="#FNanchor_544"><span class="label">[544]</span></a> Näheres siehe <span class="gesperrt">Gerster-Braunfels</span>, Abriß der Geschichte der Jatrohygiene -vom Altertum durchs deutsche Mittelalter bis zur Neuzeit.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_545" id="Footnote_545" href="#FNanchor_545"><span class="label">[545]</span></a> <span class="gesperrt">Dioskorides</span> lebte im 1. Jahrhundert n. Chr. Die authentische -Namensform ist <span class="gesperrt">Dioskurides</span>; <span class="gesperrt">Dioskorides</span> ist aber die allgemein übliche. -Er war Grieche und besuchte als Arzt im Gefolge römischer Heere viele -Länder. Seine Werke wurden griechisch und lateinisch von <span class="gesperrt">Sprengel</span> herausgegeben. -Leipzig 1829. (Diese Ausgabe ist völlig überholt durch die neuere -von <span class="gesperrt">Wellmann</span>.) Sie sind in vielen Handschriften erhalten. Berühmt ist der -mit Abbildungen versehene Kodex der Wiener Bibliothek aus dem 6. Jahrhundert, -der in Konstantinopel für Maximilian II. erworben wurde. (Siehe -<span class="gesperrt">W. Christ</span>, Geschichte der griechischen Literatur. München 1889. S. 629.) Zu -beachten ist auch der Artikel über <span class="gesperrt">Dioskorides</span> von <span class="gesperrt">M. Wellmann</span> in -<span class="gesperrt">Pauly-Wissowas</span> Realenzyklopädie. V. 1131.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_546" id="Footnote_546" href="#FNanchor_546"><span class="label">[546]</span></a> <span class="gesperrt">E. Meyer</span>, Geschichte der Botanik. Bd. II. S. 113.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_547" id="Footnote_547" href="#FNanchor_547"><span class="label">[547]</span></a> Bd. II. S. 94.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_548" id="Footnote_548" href="#FNanchor_548"><span class="label">[548]</span></a> <span class="gesperrt">O. Warburg</span>, Geschichte der angewandten Botanik (Berichte der -Deutsch. bot. Gesellsch. XIX [1901]. S. 159).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_549" id="Footnote_549" href="#FNanchor_549"><span class="label">[549]</span></a> <span class="gesperrt">Warburg</span>, a. a. O. – Das Wichtigste über den Ackerbau bei den -alten Völkern enthält der Artikel »Ackerbau« in <span class="gesperrt">Paulys</span> Realenzyklopädie -der klass. Altertumswiss. 1894. S. 261 u. f.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_550" id="Footnote_550" href="#FNanchor_550"><span class="label">[550]</span></a> <span class="gesperrt">Seneca</span> erwähnt solche Beete als neuere Erfindung.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_551" id="Footnote_551" href="#FNanchor_551"><span class="label">[551]</span></a> <span class="gesperrt">Cato</span>, <span lang="la" xml:lang="la">De re rustica</span>. Eine treffliche Ausgabe rührt von <span class="gesperrt">Keil</span> (1892) -her. <span class="gesperrt">Cato</span> starb 149 v. Chr.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_552" id="Footnote_552" href="#FNanchor_552"><span class="label">[552]</span></a> Auch <span class="gesperrt">Marcus Terentius Varro</span>, der zur Zeit <span class="gesperrt">Ciceros</span> lebte, -schrieb ein Buch über die Landwirtschaft. Näheres siehe unter den Quellen -des <span class="gesperrt">Plinius</span>. <span class="gesperrt">Varros</span> »De re rustica« wurde 1884 gleichfalls von <span class="gesperrt">Keil</span> -herausgegeben.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_553" id="Footnote_553" href="#FNanchor_553"><span class="label">[553]</span></a> <span class="gesperrt">L. Wittmack</span>, Die in Pompeji gefundenen pflanzlichen Reste. -<span class="gesperrt">Englers</span> Botanische Jahrbücher. 33. Bd. (1903). S. 38–63. Identifiziert wurden -unter anderem: <span lang="la" xml:lang="la">Allium Cepa, Amygdalus communis, Castanea vesca, Corylus -Avellana, Iuglans regia, Lens esculenta, Olea europaea, Panicum italicum, -Panicum miliaceum, Phoenix dactylifera, Pinus Picea, Pisum sativum, Prunus -persica, Triticum vulgare, Vicia Faba, Vitis vinifera</span>. -</p> -<p> -Es handelt sich bei diesen Resten um Samen und Früchte. -</p> -<p> -Auf den Wandgemälden Pompejis sind etwa 50 Pflanzen dargestellt, -die sich identifizieren ließen, während dies bei manchen nicht möglich war. -<span class="gesperrt">Comes</span>, Darstellung der Pflanzen in den Malereien von Pompeji. Stuttgart -1895.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_554" id="Footnote_554" href="#FNanchor_554"><span class="label">[554]</span></a> <span class="gesperrt">Plutarch</span>, <span lang="la" xml:lang="la">Vita Demetrii</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_555" id="Footnote_555" href="#FNanchor_555"><span class="label">[555]</span></a> <span class="gesperrt">Vergil</span> widmete <span class="gesperrt">Lukrez</span> die Worte: »<span lang="la" xml:lang="la">Felix, qui potuit rerum cognoscere -causas</span>«, ein Ausspruch, der später auf <span class="gesperrt">Newton</span> angewandt wurde. Siehe -<span class="gesperrt">Vergils</span> Georgica II, 490.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_556" id="Footnote_556" href="#FNanchor_556"><span class="label">[556]</span></a> Lucretius. Deutsch von <span class="gesperrt">Max Seydel</span>. München, R. Oldenbourg, 1881. -2. Gesang, V. 258 u. f.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_557" id="Footnote_557" href="#FNanchor_557"><span class="label">[557]</span></a> Nach <span class="gesperrt">Vitruv</span> dagegen werden die Quellen durch das in den Boden -sickernde Regenwasser gespeist.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_558" id="Footnote_558" href="#FNanchor_558"><span class="label">[558]</span></a> allerdings wohl vielfach interpolierten.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_559" id="Footnote_559" href="#FNanchor_559"><span class="label">[559]</span></a> Quaest. natur. 1, 6.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_560" id="Footnote_560" href="#FNanchor_560"><span class="label">[560]</span></a> <span class="gesperrt">Plinius</span>, Hist. nat. 37, 5. Diese Stelle ist jedoch unklar und ihre -Deutung nur unsicher.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_561" id="Footnote_561" href="#FNanchor_561"><span class="label">[561]</span></a> <span class="gesperrt">Poggendorffs</span> Ergänzungsband 4. S. 452.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_562" id="Footnote_562" href="#FNanchor_562"><span class="label">[562]</span></a> Nach einer Mitteilung des <span class="gesperrt">Berosos</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_563" id="Footnote_563" href="#FNanchor_563"><span class="label">[563]</span></a> <span class="gesperrt">Seneca</span>, Quaestiones VII. 22 u. 23.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_564" id="Footnote_564" href="#FNanchor_564"><span class="label">[564]</span></a> <span class="gesperrt">A. v. Zittel</span>, Geschichte der Geologie und Paläontologie. 1899. S. 10.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_565" id="Footnote_565" href="#FNanchor_565"><span class="label">[565]</span></a> <span class="gesperrt">Vitruv</span>, <span lang="la" xml:lang="la">De architectura</span> 8, 3.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_566" id="Footnote_566" href="#FNanchor_566"><span class="label">[566]</span></a> Die chemischen Kenntnisse des <span class="gesperrt">Plinius</span> in <span class="gesperrt">E. v. Lippmanns</span> Abhandlungen -u. Vorträge zur Geschichte der Naturwissenschaften. Leipzig 1906. -Im 2. Bande der Abhandlungen und Vorträge von <span class="gesperrt">Lippmanns</span> (Leipzig 1913) -findet sich in der zweiten Abteilung Wichtiges über die chemischen und physikalischen -Kenntnisse der Griechen zusammengestellt.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_567" id="Footnote_567" href="#FNanchor_567"><span class="label">[567]</span></a> <span class="gesperrt">Plinius</span> 36, <sub>64</sub>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_568" id="Footnote_568" href="#FNanchor_568"><span class="label">[568]</span></a> <span class="gesperrt">Plinius</span> 36, <sub>66</sub> u. <sub>67</sub>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_569" id="Footnote_569" href="#FNanchor_569"><span class="label">[569]</span></a> Jahresbericht über die Fortschr. d. klass. Altertumswiss. 1902. Bd. III. -S. 26–82 (<span class="gesperrt">Stadlers</span> Bericht).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_570" id="Footnote_570" href="#FNanchor_570"><span class="label">[570]</span></a> <span class="gesperrt">E. v. Meyer</span>, Geschichte der Chemie. 1914. S. 17.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_571" id="Footnote_571" href="#FNanchor_571"><span class="label">[571]</span></a> <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span>, Abhandlungen u. Vorträge z. Gesch. d. Naturwissenschaften. -Leipzig 1906. S. 56.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_572" id="Footnote_572" href="#FNanchor_572"><span class="label">[572]</span></a> Die bekannten Erzählungen über das »Auflösen« der glühend gemachten -Felsen mit Essig durch <span class="gesperrt">Hannibal</span>, u. dgl., gehen jedoch nach <span class="gesperrt">v. Lippmann</span> -auf die rein abergläubische Vorstellung zurück, daß der Essig von äußerster -Kälte sei und daß deshalb das Zusammentreffen dieses Extrems mit der Glut -des Feuers auch ganz außergewöhnliche Wirkungen bedinge.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_573" id="Footnote_573" href="#FNanchor_573"><span class="label">[573]</span></a> Über die alexandrinischen Bücherschätze und deren Schicksale siehe -auch <span class="gesperrt">Ritschel</span>, Breslau 1838, sowie <span class="gesperrt">F. Schemmel</span>, Die Hochschule von -Alexandrien im 4. u. 5. Jahrh. n. Chr. Neue Jahrbücher f. d. klass. Altertum. -1909. S. 438. Nach der dort gegebenen Darstellung wurde die große Bibliothek -mit ihren 400000 Bänden erst 272 n. Chr. zerstört.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_574" id="Footnote_574" href="#FNanchor_574"><span class="label">[574]</span></a> <span class="gesperrt">Johannes Frischauf</span>, Grundriß der theoretischen Astronomie und -der Geschichte der Planetentheorien. 2. Auflage. Leipzig 1903. S. 104. Die -Änderung der Geschwindigkeit der scheinbaren Sonnenbewegung erklärt sich -daraus, daß die Erde im Winter der Sonne näher ist als im Sommer.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_575" id="Footnote_575" href="#FNanchor_575"><span class="label">[575]</span></a> <span class="gesperrt">Frischauf</span>, a. a. O. S. 103.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_576" id="Footnote_576" href="#FNanchor_576"><span class="label">[576]</span></a> Durch <span class="gesperrt">Kalippos</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_577" id="Footnote_577" href="#FNanchor_577"><span class="label">[577]</span></a> Der exzentrische, mit dem Epizykel verbundene Kreis wurde als der -deferierende Kreis bezeichnet.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_578" id="Footnote_578" href="#FNanchor_578"><span class="label">[578]</span></a> Aus dem arabischen Artikel und dem ersten Wort des griechischen -Titels (ἡ μεγίστη σύνταξις) entstanden. Die Übersetzung ins Arabische fand -spätestens um 827 statt. Seit dem 12. Jahrhundert wurde der Almagest wiederholt -ins Lateinische übertragen. Eine ungenügende Ausgabe des griechischen -Textes nebst einer Übersetzung ins Französische veranstaltete <span class="gesperrt">Halma</span> (2 Bde., -Paris 1813–1816). Eine griechisch-lateinische Ausgabe besorgten <span class="gesperrt">Wilberg</span> -und <span class="gesperrt">Grashof</span>, Essen 1838–1845. Unter den neueren Schriftstellern, die den -Almagest zugänglich gemacht haben, ist neben <span class="gesperrt">Heiberg</span> besonders <span class="gesperrt">Manitius</span> -zu nennen (Des Claudius Ptolemaeus Handbuch der Astronomie. Aus dem -Griechischen übersetzt und mit erklärenden Anmerkungen versehen von <span class="gesperrt">Karl -Manitius</span>. Leipzig 1912. B. G. Teubner).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_579" id="Footnote_579" href="#FNanchor_579"><span class="label">[579]</span></a> Die Zahl der mit bloßem Auge sichtbaren Fixsterne beläuft sich auf -4-5000. <span class="gesperrt">Hipparch</span> stellte das erste wissenschaftliche Fixsternverzeichnis -mit Angabe der Positionen und der Größenverhältnisse auf.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_580" id="Footnote_580" href="#FNanchor_580"><span class="label">[580]</span></a> Es bildet das 7. Buch des Almagest und wurde 1795, übersetzt und -erläutert, herausgegeben von <span class="gesperrt">J. E. Bode</span>: J. E. Bode, Claudius Ptolemäus' Beobachtung -und Beschreibung der Gestirne. Berlin 1795.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_581" id="Footnote_581" href="#FNanchor_581"><span class="label">[581]</span></a> Die beste Ausgabe rührt von <span class="gesperrt">Halley</span> her. Sie erschien in Oxford -im Jahre 1758.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_582" id="Footnote_582" href="#FNanchor_582"><span class="label">[582]</span></a> Eine lateinische Übersetzung von <span class="gesperrt">Xylander</span> (Basel 1575) vermittelte -zuerst die Kenntnis von <span class="gesperrt">Diophants</span> Werken.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_583" id="Footnote_583" href="#FNanchor_583"><span class="label">[583]</span></a> <span class="gesperrt">M. Cantor</span>, Geschichte der Mathematik. Bd. I. S. 402.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_584" id="Footnote_584" href="#FNanchor_584"><span class="label">[584]</span></a> <span class="gesperrt">Diophant</span>, lib. VI. 19. Näheres siehe <span class="gesperrt">Cantor</span>, I. S. 407.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_585" id="Footnote_585" href="#FNanchor_585"><span class="label">[585]</span></a> <span class="gesperrt">H. Hankel</span>, Die Entwicklung der Mathematik in den letzten Jahrhunderten. -S. 10.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_586" id="Footnote_586" href="#FNanchor_586"><span class="label">[586]</span></a> Die erste brauchbare Ausgabe rührt von <span class="gesperrt">Halley</span> her. Sie erschien -in Oxford im Jahre 1758.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_587" id="Footnote_587" href="#FNanchor_587"><span class="label">[587]</span></a> Aus <span class="gesperrt">Repsold</span>, Zur Geschichte der astronomischen Meßwerkzeuge. 1908.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_588" id="Footnote_588" href="#FNanchor_588"><span class="label">[588]</span></a> D. h. Sternfasser. Über noch vorhandene Astrolabien gibt der Bericht -über die Ausstellung im South Kensington Museum (Berlin 1877. S. 394 u. f.) -Auskunft. -</p> -<p> -Nach dem Almagest (V, 1) war das von <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> benutzte Astrolab -eine Art Armillarsphäre, da es aus einem System teils fester, teils beweglicher, -mit Absehen (Dioptern) versehener Ringe bestand.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_589" id="Footnote_589" href="#FNanchor_589"><span class="label">[589]</span></a> Im einzelnen hat dies neuerdings <span class="gesperrt">Repsold</span> dargetan. S. S. 256.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_590" id="Footnote_590" href="#FNanchor_590"><span class="label">[590]</span></a> <span class="gesperrt">Repsold</span>, a. a. O. S. 6.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_591" id="Footnote_591" href="#FNanchor_591"><span class="label">[591]</span></a> <span class="gesperrt">Diels</span>, Antike Technik. S. 25. In dem noch erhaltenen Turm der -Winde in Athen befand sich eine Wasseruhr, während außen eine Sonnenuhr -und eine Wetterfahne angebracht waren. Unter dem Gesimse sind die acht -Hauptwinde allegorisch dargestellt. Auf sie zeigt der Pfeil der Wetterfahne -je nach der Richtung des herrschenden Windes.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_592" id="Footnote_592" href="#FNanchor_592"><span class="label">[592]</span></a> Herausgegeben von <span class="gesperrt">Nobbe</span>. 3 Bde., Leipzig 1843–1845. Eine deutsche -Übersetzung findet sich im 1. Bande der »alten Geographie« von <span class="gesperrt">Georgii</span> -(Stuttgart 1838) auf dem Titel als Anhang angekündigt, ist aber nie erschienen. -Eine Übersetzung der Kapitel 21–24 findet sich im Jahresbericht des Kgl. -Gymnasiums zu Chemnitz von 1909. Sie rührt von <span class="gesperrt">Th. Schöne</span> her.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_593" id="Footnote_593" href="#FNanchor_593"><span class="label">[593]</span></a> <span class="gesperrt">C. Ritter</span>, Geschichte der Erdkunde u. d. Entdeckungen. Berlin 1861.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_594" id="Footnote_594" href="#FNanchor_594"><span class="label">[594]</span></a> Siehe S. <a href="#Page_p189">189</a>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_595" id="Footnote_595" href="#FNanchor_595"><span class="label">[595]</span></a> So hatte <span class="gesperrt">Marinus</span> die Längenausdehnung der den Alten bekannten -Welt (von den glückseligen Inseln bis zur Südostküste Chinas) auf 225° angegeben. -<span class="gesperrt">Ptolemäos</span> beschränkte diese Ausdehnung auf 180°. Ihr tatsächlicher -Wert ist 140°.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_596" id="Footnote_596" href="#FNanchor_596"><span class="label">[596]</span></a> Siehe die Abhandlung von <span class="gesperrt">Th. Schöne</span> über »Die Gradnetze des -Ptolemäos im ersten Buche seiner Geographie.« Chemnitz 1909 (Programmbeilage -des Kgl. Gymnasiums).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_597" id="Footnote_597" href="#FNanchor_597"><span class="label">[597]</span></a> <span class="gesperrt">Strabons</span> Erdbeschreibung, übersetzt von <span class="gesperrt">Forbiger</span>, Stuttgart -1856–1862. Eine neuere Ausgabe veranstaltete <span class="gesperrt">Meineke</span>, Leipzig 1866. -</p> -<p> -Siehe <span class="gesperrt">A. v. Humboldt</span>, <span lang="fr" xml:lang="fr">Examen critique de l'histoire de la géographie</span>. I. -152–154. <span class="gesperrt">Strabon</span> war griechischer Abstammung, lebte indes meist in Rom. -Er wurde 63 v. Chr. geboren und lernte einen großen Teil des römischen -Weltreichs durch eigene Anschauung kennen; er schrieb in griechischer -Sprache.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_598" id="Footnote_598" href="#FNanchor_598"><span class="label">[598]</span></a> Im 3. Abschnitt seines I. Buches.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_599" id="Footnote_599" href="#FNanchor_599"><span class="label">[599]</span></a> <span class="gesperrt">Eratosthenes</span> erblickte auch in den Salzseen der Landenge von Suez -den Beweis dafür, daß diese Landenge früher vom Meere bedeckt war.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_600" id="Footnote_600" href="#FNanchor_600"><span class="label">[600]</span></a> <span class="gesperrt">Vitruvius</span>, <span lang="la" xml:lang="la">De architectura</span> VIII, 1.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_601" id="Footnote_601" href="#FNanchor_601"><span class="label">[601]</span></a> <span class="gesperrt">Seneca</span>, <span lang="la" xml:lang="la">Naturales quaestiones</span> III, 5 und 28. <span class="gesperrt">Seneca</span>, römischer -Dichter und Philosoph, lebte von 4 v. Chr. bis 65 n. Chr. Eine Übersetzung -seiner Werke veranstalteten <span class="gesperrt">Moser</span> und <span class="gesperrt">Pauly</span>, Stuttgart 1828–1855. Eine -neuere Ausgabe rührt von <span class="gesperrt">Haase</span> her (Teubner, 1893 und 1895).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_602" id="Footnote_602" href="#FNanchor_602"><span class="label">[602]</span></a> <span class="gesperrt">L. v. Ranke</span>, Weltgeschichte III, 313.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_603" id="Footnote_603" href="#FNanchor_603"><span class="label">[603]</span></a> <span class="gesperrt">O. Peschel</span>, Geschichte der Erdkunde. S. 12.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_604" id="Footnote_604" href="#FNanchor_604"><span class="label">[604]</span></a> <span class="gesperrt">C. Ritter</span>, Gesch. der Erdkunde und Entdeckungen. Berlin 1861.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_605" id="Footnote_605" href="#FNanchor_605"><span class="label">[605]</span></a> <span class="gesperrt">Marinus</span> aus Tyrus lebte im 2. Jahrhundert n. Chr. kurz vor <span class="gesperrt">Ptolemäos</span>. -Er bemühte sich, für jeden Ort die Länge und die Breite festzustellen.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_606" id="Footnote_606" href="#FNanchor_606"><span class="label">[606]</span></a> Die in den auf uns gekommenen Handschriften »der Geographie« -enthaltenen Karten rühren allerdings nicht von <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> selbst, sondern -von einem jüngeren Zeitgenossen her, der die vorhandenen Karten einer -Durchsicht und Verbesserung unterzog.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_607" id="Footnote_607" href="#FNanchor_607"><span class="label">[607]</span></a> Eine Ausgabe mit lateinischer Übersetzung gab <span class="gesperrt">Fr. Hultsch</span> heraus. -Berlin 1875–1878. Im Jahre 1871 erschien das VII. und VIII. Buch mit -deutscher Übersetzung von <span class="gesperrt">Gerhardt</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_608" id="Footnote_608" href="#FNanchor_608"><span class="label">[608]</span></a> Über die eigentümlichen Schicksale der »Optik« des <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> berichtet -<span class="gesperrt">Wilde</span> in seiner Geschichte der Optik, Bd. I. S. 51 u. f. Danach war -das Werk <span class="gesperrt">Roger Bacon</span>, <span class="gesperrt">Regiomontan</span> und auch noch zu Anfang des -17. Jahrhunderts bekannt. Dann galt es lange als verloren, bis es vor einigen -Jahrzehnten in einer lateinischen Übersetzung aus dem Arabischen wiederentdeckt -wurde. Eine kritische Ausgabe besorgte <span class="gesperrt">Gilberto Govi</span>: <span lang="it" xml:lang="it">L'ottica -di Claudio Tolemeo</span>. Torino 1885.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_609" id="Footnote_609" href="#FNanchor_609"><span class="label">[609]</span></a> Die Werte in Klammern sind aus dem Brechungsindex n = 1,3335 -berechnet (nach <span class="gesperrt">J. Hirschberg</span>, Zeitschr. f. Psychologie u. Physiologie der -Sinnesorgane. XVI. S. 331).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_610" id="Footnote_610" href="#FNanchor_610"><span class="label">[610]</span></a> <span class="gesperrt">Alhazen</span> im 7. Buche seiner Optik. Siehe an späterer Stelle dieses -Bandes.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_611" id="Footnote_611" href="#FNanchor_611"><span class="label">[611]</span></a> Sie wurde griechisch und deutsch von <span class="gesperrt">R. Schöne</span> herausgegeben -(Berlin 1897).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_612" id="Footnote_612" href="#FNanchor_612"><span class="label">[612]</span></a> So heißt es bei <span class="gesperrt">Aristoteles</span> (de anima I. 2): »Auch <span class="gesperrt">Thales</span> scheint -die Seele für etwas Bewegendes gehalten zu haben, da er von dem Magneten -sagt, daß er eine Seele besitze, weil er das Eisen bewegt.«</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_613" id="Footnote_613" href="#FNanchor_613"><span class="label">[613]</span></a> <span class="gesperrt">Lukrez</span> VI, v. 1043–1044. <span class="gesperrt">Lukrez</span> lebte von 98 bis 55 v. Chr. Seine -aus sechs Büchern bestehende Schrift »De rerum natura« befaßt sich mit den -Grundlehren der Physik, der Psychologie und der Ethik. Von den Ausgaben -sei hier diejenige <span class="gesperrt">Lachmanns</span> erwähnt. 4. Aufl. Berlin 1871. Eine Übersetzung -rührt von <span class="gesperrt">Seydel</span> (München 1881) her.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_614" id="Footnote_614" href="#FNanchor_614"><span class="label">[614]</span></a> <span class="gesperrt">Lukrez</span> VI, v. 1005–1006.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_615" id="Footnote_615" href="#FNanchor_615"><span class="label">[615]</span></a> Eingehend berichtet über die Kenntnisse der Alten auf dem Gebiete -der magnetischen und elektrischen Erscheinungen unter Anführung zahlreicher -Literaturstellen <span class="gesperrt">A. v. Urbanitzky</span> im 34. Bande der Elektrotechnischen Bibliothek. -Wien, A. Hartlebens Verlag, 1887.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_616" id="Footnote_616" href="#FNanchor_616"><span class="label">[616]</span></a> <span class="gesperrt">Plinius</span>, Naturgeschichte, Buch 37, Kap. 12.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_617" id="Footnote_617" href="#FNanchor_617"><span class="label">[617]</span></a> So erwähnt <span class="gesperrt">Theophrast</span> in seinem Buche über die Steine einen Edelstein, -welcher durch Reiben elektrisch werde.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_618" id="Footnote_618" href="#FNanchor_618"><span class="label">[618]</span></a> <span class="gesperrt">Plinius</span>, Naturgeschichte, Buch 2, Kap. 50 u. 55.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_619" id="Footnote_619" href="#FNanchor_619"><span class="label">[619]</span></a> <span class="gesperrt">Plinius</span>, Naturgeschichte, Buch 2, Kap. 37.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_620" id="Footnote_620" href="#FNanchor_620"><span class="label">[620]</span></a> <span class="gesperrt">R. Hennig</span> im Archiv f. Gesch. d. Naturw. u. Technik. Bd. II. Heft 1.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_621" id="Footnote_621" href="#FNanchor_621"><span class="label">[621]</span></a> <span class="gesperrt">Oppian</span>, <span lang="la" xml:lang="la">de piscat.</span> 2. 43.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_622" id="Footnote_622" href="#FNanchor_622"><span class="label">[622]</span></a> <span class="gesperrt">Plinius</span>, 32, 1 u. 2.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_623" id="Footnote_623" href="#FNanchor_623"><span class="label">[623]</span></a> <span class="gesperrt">Aelian</span>, 9, 14.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_624" id="Footnote_624" href="#FNanchor_624"><span class="label">[624]</span></a> Galeni opera, ed. <span class="gesperrt">C. S. Kühne</span>. Bd. XII. S. 365.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_625" id="Footnote_625" href="#FNanchor_625"><span class="label">[625]</span></a> <span class="gesperrt">Meyer</span>, Gesch. d. Chemie. S. 16.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_626" id="Footnote_626" href="#FNanchor_626"><span class="label">[626]</span></a> Siehe auch <span class="gesperrt">Berthelot</span>, <span lang="fr" xml:lang="fr">Les origines de l'Alchimie</span>. Paris 1885. <span class="gesperrt">Berthelot</span> -gilt als einseitig und durch neuere Forschungen, vor allem die <span class="gesperrt">v. Lippmanns</span>, -überholt.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_627" id="Footnote_627" href="#FNanchor_627"><span class="label">[627]</span></a> Neuerdings hat man Gegenstände aus ziemlich reinem Zinn in ägyptischen -Gräbern gefunden.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_628" id="Footnote_628" href="#FNanchor_628"><span class="label">[628]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">Liquor aeternus, venenum rerum omnium</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_629" id="Footnote_629" href="#FNanchor_629"><span class="label">[629]</span></a> Der Urtext dieser Schriften nebst französischer Übersetzung wurde -von <span class="gesperrt">Berthelot</span> in den Jahren 1887 und 1888 unter dem Titel »<span lang="fr" xml:lang="fr">Collection -des anciens alchimistes grecs</span>« veröffentlicht. -</p> -<p> -<span class="gesperrt">Berthelot</span> (Die Chemie im Altertum u. Mittelalter. Deutsch von <span class="gesperrt">Kalliwoda</span> -und <span class="gesperrt">Strunz</span>. 1909. S. 5) hat Texte griechischer Chemiker, sowie diejenigen -von syrischen und arabischen veröffentlicht und zugänglich gemacht, -darunter auch Handschriften, die bis dahin in den Bibliotheken von Paris, -London und Leyden vergraben und vergessen waren. -</p> -<p> -Etwas anders, wie auf dieser Seite angegeben, stellt sich der Beginn der -Alchemie nach <span class="gesperrt">v. Lippmann</span> dar. Näheres darüber siehe im Anhange und -in <span class="gesperrt">v. Lippmanns</span> »Alchemie«.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_630" id="Footnote_630" href="#FNanchor_630"><span class="label">[630]</span></a> <span class="gesperrt">Diels</span>, Antike Technik. S. 111.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_631" id="Footnote_631" href="#FNanchor_631"><span class="label">[631]</span></a> Siehe die hiervon abweichende Meinung <span class="gesperrt">v. Lippmanns</span> in dessen -»Alchemie«.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_632" id="Footnote_632" href="#FNanchor_632"><span class="label">[632]</span></a> <span class="gesperrt">Berthelot</span> a. a. O. S. 20.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_633" id="Footnote_633" href="#FNanchor_633"><span class="label">[633]</span></a> Einen Beitrag über <span class="gesperrt">Hermes Trismegistos</span> enthält <span class="gesperrt">Paulys</span> Realenzyklopädie -d. klass. Altert. im VIII. Bande auf S. 792–822.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_634" id="Footnote_634" href="#FNanchor_634"><span class="label">[634]</span></a> <span class="gesperrt">Kopp</span>, Beiträge zur Geschichte der Alchemie. S. 377.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_635" id="Footnote_635" href="#FNanchor_635"><span class="label">[635]</span></a> <span class="gesperrt">Berthelot</span>, <span lang="fr" xml:lang="fr">Collection des anciens alchemistes grecs</span>. Paris 1888.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_636" id="Footnote_636" href="#FNanchor_636"><span class="label">[636]</span></a> <span class="gesperrt">Berthelot</span>, <span lang="fr" xml:lang="fr">Collection des anciens alchemistes grecs</span>. II. 272 u. 274.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_637" id="Footnote_637" href="#FNanchor_637"><span class="label">[637]</span></a> <span class="gesperrt">Berthelot</span>, Collect. II. 276.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_638" id="Footnote_638" href="#FNanchor_638"><span class="label">[638]</span></a> Eine ihm zugeschriebene Abhandlung führt den Titel: »Der alexandrinische -Philosoph über Zosimos, Hermes und die Philosophen.«</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_639" id="Footnote_639" href="#FNanchor_639"><span class="label">[639]</span></a> In ähnlicher Weise wurden die 12 Edelsteine, die man unterschied, -den 12 Tierkreisbildern zugeteilt. »Alle irdischen Dinge und alles irdische -Geschehen waren in himmlischen Vorbildern vorgezeichnet« (<span class="gesperrt">M. Berthelot</span>, -Die Chemie im Altertum u. Mittelalter. Deutsch von <span class="gesperrt">Kalliwoda</span> u. <span class="gesperrt">Strunz</span>. -1909. XV). Nach <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span> sind manche der von <span class="gesperrt">Berthelot</span> herrührenden -Angaben einseitig und unzuverlässig. Siehe <span class="gesperrt">v. Lippmanns</span> -»Alchemie«.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_640" id="Footnote_640" href="#FNanchor_640"><span class="label">[640]</span></a> Die in syrischer Sprache übermittelten Lehren <span class="gesperrt">Demokrits</span> sind in -einigen in England befindlichen Manuskripten vorhanden. Näheres darüber -siehe in <span class="gesperrt">E. v. Lippmanns</span> Entstehung und Ausbreitung der Alchemie. Berlin -1919. S. 40 u. f.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_641" id="Footnote_641" href="#FNanchor_641"><span class="label">[641]</span></a> <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span>, Alchemie. S. 31.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_642" id="Footnote_642" href="#FNanchor_642"><span class="label">[642]</span></a> Ausführlicher bei <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span>, Alchemie. S. 32.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_643" id="Footnote_643" href="#FNanchor_643"><span class="label">[643]</span></a> Stockholmer Papyrus (Ausg. v. <span class="gesperrt">Lagercrantz</span>). S. 4.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_644" id="Footnote_644" href="#FNanchor_644"><span class="label">[644]</span></a> Eine Drachme = 4<sup>1</sup>/<sub>2</sub> g.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_645" id="Footnote_645" href="#FNanchor_645"><span class="label">[645]</span></a> Eine genaue Analyse des Inhalts beider Papyri gibt <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span> -in seiner Alchemie auf S. 1–26. Nach <span class="gesperrt">Diels</span>, Antike Technik S. 21, läuft -die Vermehrung der Metalle nicht etwa lediglich auf Betrug, sondern ursprünglich -auf die Vorstellung hinaus, daß das Metall sich ähnlich vermehren -lassen müsse wie ein in die Erde gepflanztes Samenkorn.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_646" id="Footnote_646" href="#FNanchor_646"><span class="label">[646]</span></a> So sagt <span class="gesperrt">H. v. Mohl</span> in einer 1863 gehaltenen Rede von den Alten: -»Sie blieben in den Naturwissenschaften auf einer durchaus kindlichen Stufe -und bieten ein Beispiel dafür, daß der höchste philosophische Scharfsinn unfähig -ist, in den Naturwissenschaften etwas zu leisten, wenn er sich nicht auf -die genaue Erforschung der Körper stützt.« Wie <span class="gesperrt">Mohl</span>, so urteilten die -meisten Naturforscher während des größten Teiles des 19. Jahrhunderts. Erst -in den letzten Jahrzehnten, nachdem der Sinn für die Geschichte der Wissenschaften -bei ihren Vertretern lebendiger wurde, ist man anderer Ansicht geworden. -Und der ganze Gang unserer bisherigen Betrachtung hat zur Genüge gezeigt, daß ein Urteil, wie dasjenige <span class="gesperrt">v. Mohls</span>, in seiner Allgemeinheit -wenigstens, nicht zutrifft.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_647" id="Footnote_647" href="#FNanchor_647"><span class="label">[647]</span></a> <span class="gesperrt">Lindner</span>, Weltgeschichte. I. 34.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_648" id="Footnote_648" href="#FNanchor_648"><span class="label">[648]</span></a> Dieser richtete sich nur gegen die Heiden, nicht aber gegen Christen, -Juden und Parsen (Bem. von <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span>).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_649" id="Footnote_649" href="#FNanchor_649"><span class="label">[649]</span></a> <span class="gesperrt">Lindner</span>, Weltgeschichte seit der Völkerwanderung. I. 96.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_650" id="Footnote_650" href="#FNanchor_650"><span class="label">[650]</span></a> <span class="gesperrt">K. Lasswitz</span>, Geschichte der Atomistik. Bd. I. S. 12.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_651" id="Footnote_651" href="#FNanchor_651"><span class="label">[651]</span></a> <span class="gesperrt">Tertullian</span>, <span lang="la" xml:lang="la">De praescr. haeretic. cap. 7</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_652" id="Footnote_652" href="#FNanchor_652"><span class="label">[652]</span></a> Bedeutende Fragmente dieser Schrift sind als Bestandteile der Werke -von <span class="gesperrt">Eusebius</span> auf uns gekommen (Ausgabe von <span class="gesperrt">Dindorf</span>, Leipzig 1867. -Bd. II. S. 321). Eine Übersetzung dieser Fragmente enthält: <span class="gesperrt">Georg Roch</span>, -Die Schrift des alexandrinischen Bischofs Dionysios des Großen »Über die -Natur«. Leipzig 1882.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_653" id="Footnote_653" href="#FNanchor_653"><span class="label">[653]</span></a> So sagt <span class="gesperrt">Lasswitz</span> in seiner trefflichen Darstellung der Atomistik im -Mittelalter (<span class="gesperrt">K. Lasswitz</span>, Gesch. d. Atomistik. Bd. I. S. 29).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_654" id="Footnote_654" href="#FNanchor_654"><span class="label">[654]</span></a> Nach <span class="gesperrt">v. Lippmann</span> bestritten die Kirchenväter, daß die Sterne die -Ereignisse bewirken. Daß letztere dagegen durch die Bewegungen der Gestirne -angezeigt würden, hielt man wohl für möglich.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_655" id="Footnote_655" href="#FNanchor_655"><span class="label">[655]</span></a> <span class="gesperrt">Lindner</span>, Weltgeschichte. Bd. I. S. 305.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_656" id="Footnote_656" href="#FNanchor_656"><span class="label">[656]</span></a> Erlassen auf der Kirchenversammlung zu Paris vom Jahre 1209. Siehe -auch <span class="gesperrt">v. Humboldts</span> Kosmos II. S. 31, sowie die bezügliche Anmerkung.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_657" id="Footnote_657" href="#FNanchor_657"><span class="label">[657]</span></a> <span class="gesperrt">Libri</span>, <span lang="fr" xml:lang="fr">Histoire des sciences mathématiques en Italie</span>. Bd. I. S. 82.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_658" id="Footnote_658" href="#FNanchor_658"><span class="label">[658]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">Variarum (epistolarum) libri XII</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_659" id="Footnote_659" href="#FNanchor_659"><span class="label">[659]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">De artibus ac disciplinis liberalium literarum</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_660" id="Footnote_660" href="#FNanchor_660"><span class="label">[660]</span></a> Siehe den Abschnitt über die Quellen des <span class="gesperrt">Plinius</span>, S. 222 dies. Bds.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_661" id="Footnote_661" href="#FNanchor_661"><span class="label">[661]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">De consolatione philosophiae</span>. Herausgeg. von <span class="gesperrt">Peiper</span> 1871.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_662" id="Footnote_662" href="#FNanchor_662"><span class="label">[662]</span></a> <span class="gesperrt">Cassiodorus</span>, Varia I. 45.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_663" id="Footnote_663" href="#FNanchor_663"><span class="label">[663]</span></a> <span class="gesperrt">Boëthius</span>, Fünf Bücher über Musik. Deutsch von <span class="gesperrt">Oscar Paul</span>, -Leipzig 1880.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_664" id="Footnote_664" href="#FNanchor_664"><span class="label">[664]</span></a> Siehe an späterer Stelle dieses Bandes.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_665" id="Footnote_665" href="#FNanchor_665"><span class="label">[665]</span></a> Ich verdanke darüber Herrn Prof. <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span> folgende Bemerkung: -Es scheint, als ob ein Ereignis, das sich in Persien abgespielt hat, auf -Ägypten übertragen wurde. <span class="gesperrt">Ibn Khaldun</span>, ein arabischer Historiker, bemerkt: -Wir wissen, daß die Mohammedaner bei der Eroberung Persiens eine -Unzahl von Büchern vorfanden und daß ihr Feldherr <span class="gesperrt">Saad Ibn Abi Waggâs</span> -beim Kalifen <span class="gesperrt">Omar</span> anfragte, ob diese Bücher mit der Beute an die Gläubigen zu -verteilen seien. <span class="gesperrt">Omar</span> antwortete: »Wirf sie ins Wasser. Enthalten sie etwas, -was zur Wahrheit führt, so haben wir von Gott, was uns noch besser dahin -leitet. Enthalten sie aber Falsches, so sind wir derselben ledig.« Infolge dieses -Befehles vernichtete man die Bücher durch Wasser oder Feuer.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_666" id="Footnote_666" href="#FNanchor_666"><span class="label">[666]</span></a> Genaueres über das wechselnde Schicksal der in Alexandrien aufbewahrten -Bücherschätze siehe bei <span class="gesperrt">Ritschl</span>, S. 188, Anm. 1.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_667" id="Footnote_667" href="#FNanchor_667"><span class="label">[667]</span></a> <span class="gesperrt">Wüstenfeld</span>, Die Akademien der Araber und ihre Lehrer. Göttingen -1837.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_668" id="Footnote_668" href="#FNanchor_668"><span class="label">[668]</span></a> S. 304.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_669" id="Footnote_669" href="#FNanchor_669"><span class="label">[669]</span></a> Die Nestorianer waren um 450 aus dem byzantinischen Reich vertrieben -worden. Durch sie wurden die Araber mit den syrischen Übersetzungen -astrologischer und alchemistischer Schriften bekannt. Eine selbständige -alchemistische Literatur als Fortsetzung der griechischen und syrischen schufen die Araber wohl erst während der Herrschaft der Abbasiden (750–1258). -Man kann wohl mit <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span> (Alchemie S. 357) annehmen, daß die -Araber, sobald sie auf das Treiben der Goldmacher aufmerksam wurden, sich -der Alchemie nicht aus wissenschaftlichem Interesse zuwandten, sondern weil -sie durch die Aussicht auf Gewinn dazu verlockt wurden.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_670" id="Footnote_670" href="#FNanchor_670"><span class="label">[670]</span></a> <span class="gesperrt">M. Berthelot</span>, Die Chemie im Altertum und im Mittelalter. Herausgegeben -von <span class="gesperrt">E. Kalliwoda</span> und <span class="gesperrt">F. Strunz</span>. Leipzig und Wien 1909. <span class="gesperrt">Berthelots</span> -Buch ist nach <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span> zum Teil wenig zuverlässig.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_671" id="Footnote_671" href="#FNanchor_671"><span class="label">[671]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">v. Lippmann</span>, Über das Feuerbuch des <span class="gesperrt">Marcus Graecus</span> in -der »Alchemie«. 1919. S. 477 u. f.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_672" id="Footnote_672" href="#FNanchor_672"><span class="label">[672]</span></a> Das Manuskript befindet sich im Britischen Museum. Näheres siehe -in <span class="gesperrt">v. Lippmanns</span> »Alchemie«.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_673" id="Footnote_673" href="#FNanchor_673"><span class="label">[673]</span></a> Sie befindet sich in Cambridge. Siehe <span class="gesperrt">Berthelot</span> a. a. O. S. 43.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_674" id="Footnote_674" href="#FNanchor_674"><span class="label">[674]</span></a> <span class="gesperrt">Nestorios</span> war in Syrien geboren. Er war ein Anhänger des -<span class="gesperrt">Anastasios</span>, dessen Lehre für Ketzerei erklärt wurde.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_675" id="Footnote_675" href="#FNanchor_675"><span class="label">[675]</span></a> Unter diesen ist die Schule zu Nisibis zu nennen und die Akademie -von Dschondisabur, die bereits im 6. Jahrhundert in hoher Blüte stand.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_676" id="Footnote_676" href="#FNanchor_676"><span class="label">[676]</span></a> <span class="gesperrt">Meyer</span>, Geschichte der Botanik. Bd. III. S. 107.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_677" id="Footnote_677" href="#FNanchor_677"><span class="label">[677]</span></a> <span class="gesperrt">Heller</span>, Geschichte der Physik. 1882. Bd. I. S. 160.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_678" id="Footnote_678" href="#FNanchor_678"><span class="label">[678]</span></a> Über die Zeiteinteilung und den Uhrenbau der Araber haben <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span> -und <span class="gesperrt">F. Hauser</span> eine sehr ausführliche Darstellung gegeben: Über die -Uhren im Bereich der islamischen Kultur. E. Harras, Halle 1915. 272 S. -– Nach <span class="gesperrt">Wiedemann</span> und <span class="gesperrt">Hauser</span> ist <span class="gesperrt">Einhards</span> Erzählung nicht ganz -zutreffend.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_679" id="Footnote_679" href="#FNanchor_679"><span class="label">[679]</span></a> <span class="gesperrt">S. Günther</span>, Studien zur Geschichte der mathematischen und physikalischen -Geographie. 1877. S. 59.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_680" id="Footnote_680" href="#FNanchor_680"><span class="label">[680]</span></a> <span class="gesperrt">Peschel</span>, Geschichte der Erdkunde. 1877. S. 122.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_681" id="Footnote_681" href="#FNanchor_681"><span class="label">[681]</span></a> <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span>, Bestimmungen des Erdumfanges von <span class="gesperrt">Al Beruni</span> -(Archiv für Geschichte der Naturwiss. u. der Technik). I. Bd. (1908). S. 66.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_682" id="Footnote_682" href="#FNanchor_682"><span class="label">[682]</span></a> <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span> a. a. O. S. 69.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_683" id="Footnote_683" href="#FNanchor_683"><span class="label">[683]</span></a> <span class="gesperrt">Abul Wafa</span> (940–998). Siehe <span class="gesperrt">v. Braunmühl</span>, Vorlesungen über Geschichte -der Trigonometrie. S. 55.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_684" id="Footnote_684" href="#FNanchor_684"><span class="label">[684]</span></a> <span class="gesperrt">Repsold</span>, Zur Geschichte der astronomischen Meßwerkzeuge. Leipzig -1908. S. 11.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_685" id="Footnote_685" href="#FNanchor_685"><span class="label">[685]</span></a> <span class="gesperrt">Sédillot</span>, <span lang="fr" xml:lang="fr">Mémoire sur les instrumens astronomiques des Arabes.</span> -Paris 1841.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_686" id="Footnote_686" href="#FNanchor_686"><span class="label">[686]</span></a> <span class="gesperrt">C. Brockelmann</span>, Geschichte der arabischen Literatur. 1898/1902. -Bd. I. S. 222.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_687" id="Footnote_687" href="#FNanchor_687"><span class="label">[687]</span></a> <span class="gesperrt">C. Brockelmann</span>, Bd. I. S. 220.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_688" id="Footnote_688" href="#FNanchor_688"><span class="label">[688]</span></a> <span class="gesperrt">C. Brockelmann</span>, Gesch. d. arabischen Literatur. Bd. I (1898). S. 215.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_689" id="Footnote_689" href="#FNanchor_689"><span class="label">[689]</span></a> <span class="gesperrt">Klaproth</span>, <span lang="fr" xml:lang="fr">Sur l'invention de la Boussole</span>. 1834. -</p> -<p> -Neuere Untersuchungen verlegen die chinesischen Angaben über den -Kompaß bis ins 4. Jahrhundert v. Chr. zurück. Siehe <span class="gesperrt">E. Gerland</span>, Der Kompaß -bei den Arabern und im christlichen Mittelalter. Die Chinesen benutzten -den Kompaß zuerst bei Landreisen; auf Seereisen wurde er wohl nicht vor -dem 3. Jahrhundert n. Chr. gebraucht.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_690" id="Footnote_690" href="#FNanchor_690"><span class="label">[690]</span></a> <span class="gesperrt">Heller</span>, Geschichte der Physik. Bd. I. S. 210.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_691" id="Footnote_691" href="#FNanchor_691"><span class="label">[691]</span></a> <span lang="fr" xml:lang="fr">La Bible</span> von <span class="gesperrt">Guyot de Provins</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_692" id="Footnote_692" href="#FNanchor_692"><span class="label">[692]</span></a> Von <span class="gesperrt">Alexander Neckam</span>. Die betreffende Stelle lautet: <span lang="la" xml:lang="la">»Nautae -enim mare legentes, cum beneficium claritatis solis in tempore nubilo non -sentiunt, aut etiam cum caligine nocturnarum tenebrarum mundus obvolvitur, -et ignorant in quem mundi cardinem prova tendat, acum super magnetem -ponunt, quae circulariter circumvolvitur usque dum ejus motu cessante cuspis -ipsius septentrionalem plagam respiciat.«</span> Siehe <span class="gesperrt">Hellmann</span>, Die Anfänge der -magnetischen Beobachtungen. Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu -Berlin. Bd. 32. Berlin 1907. In der Übersetzung lautet die Stelle: »Wenn -die Seeleute bei nebligem Wetter die Sonne nicht sehen oder bei Nacht nicht -wissen, nach welcher Himmelsrichtung das Schiff sich bewegt, so bringen sie -eine Nadel über einem Magneten an. Diese dreht sich so lange, bis ihre Spitze, -nachdem die Nadel zur Ruhe gekommen ist, nach Norden zeigt.«</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_693" id="Footnote_693" href="#FNanchor_693"><span class="label">[693]</span></a> <span class="gesperrt">A. Breusing</span>, Flavio Gioja und der Schiffskompaß. In der Zeitschr. -d. Gesellsch. f. Erdkunde zu Berlin. Bd. IV. 1869.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_694" id="Footnote_694" href="#FNanchor_694"><span class="label">[694]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span>, Zur Geschichte des Kompasses bei den Arabern. -Verhandl. d. Deutschen physik. Gesellschaft zu Berlin. 1907. Bd. 9. S. 764–773. -<span class="gesperrt">Wiedemann</span> gibt darin unter anderem eine Stelle aus dem Jahre 1232 an, -aus der hervorgeht, daß man dem Eisen durch Reiben mit dem Magnetstein -die Eigenschaft gab, sich in die Nord-Südrichtung einzustellen.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_695" id="Footnote_695" href="#FNanchor_695"><span class="label">[695]</span></a> Nach der Übersetzung von <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_696" id="Footnote_696" href="#FNanchor_696"><span class="label">[696]</span></a> Von den Verbesserungen, welche der Kompaß in der neuesten Zeit -erfuhr, wird an späterer Stelle die Rede sein.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_697" id="Footnote_697" href="#FNanchor_697"><span class="label">[697]</span></a> Das Manuskript befindet sich in Paris.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_698" id="Footnote_698" href="#FNanchor_698"><span class="label">[698]</span></a> <span class="gesperrt">Marcus Graecus</span>, <span lang="la" xml:lang="la">Liber ignium</span>. <span class="gesperrt">Berthelot</span>, <span lang="fr" xml:lang="fr">Chimie au moyen âge.</span> -Bd. I. S. 108.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_699" id="Footnote_699" href="#FNanchor_699"><span class="label">[699]</span></a> Näheres darüber siehe bei <span class="gesperrt">Diels</span>, Antike Technik. S. 97 u. f. Die -obige nach <span class="gesperrt">Diels</span>, der wieder <span class="gesperrt">Berthelot</span> gefolgt ist, gegebene Darstellung -wird von <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span> bestritten. (Siehe dessen Abhandlungen und Vorträge -Bd. I.) Nach <span class="gesperrt">v. Lippmann</span> ist <span class="gesperrt">Marcus Graecus</span>' Schrift erst um -1250 verfaßt. Siehe auch die neueste Schrift von <span class="gesperrt">Ruska</span> über diesen Gegenstand. -Näheres siehe im Anhang des vorliegenden Bandes und in <span class="gesperrt">v. Lippmanns</span> -»Alchemie« S. 477 u. f.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_700" id="Footnote_700" href="#FNanchor_700"><span class="label">[700]</span></a> So pflegte <span class="gesperrt">Ibn al Haitam</span> (<span class="gesperrt">Alhazen</span>) in jedem Jahre den Euklid und -den Almagest abzuschreiben, um von dem Erlös zu leben. Siehe <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span>, -Ibn al Haitam, ein arabischer Gelehrter. Leipzig 1906. S. 152.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_701" id="Footnote_701" href="#FNanchor_701"><span class="label">[701]</span></a> Die Übersetzung wurde 1857 in der Bibliothek zu Cambridge entdeckt -und bildet das I. Heft der von dem Fürsten <span class="gesperrt">Boncompagni</span> herausgegebenen -<span lang="it" xml:lang="it">Trattati d'aritmetica</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_702" id="Footnote_702" href="#FNanchor_702"><span class="label">[702]</span></a> <span lang="it" xml:lang="it">Trattati d'aritmetica</span> I. 8.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_703" id="Footnote_703" href="#FNanchor_703"><span class="label">[703]</span></a> <span class="gesperrt">Alfarabi</span> verfaßte eine enzyklopädische Darstellung der Wissenschaften, -die arabisch und in lateinischen Übersetzungen erhalten ist (De -scientiis). Näheres enthält die Abhandlung von <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span>, Beiträge -zur Geschichte der Naturwissenschaften. XI. Erlangen 1907. (Sitzungsberichte -der physikalisch-medizinischen Sozietät in Erlangen. 39. Bd.)</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_704" id="Footnote_704" href="#FNanchor_704"><span class="label">[704]</span></a> Dieser erschien, ins Lateinische übersetzt, im Druck zuerst in Venedig -im Jahre 1493.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_705" id="Footnote_705" href="#FNanchor_705"><span class="label">[705]</span></a> <span class="gesperrt">E. Renan</span>, <span lang="fr" xml:lang="fr">Averroes et l'Averroisme</span>. Paris 1852.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_706" id="Footnote_706" href="#FNanchor_706"><span class="label">[706]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">Reliqua librorum Friderici II. imperatoris de arte venandi cum avibus</span>. -Ed. <span class="gesperrt">J. G. Schneider</span>. T. I. II. Lipsiae 1788/89. Siehe auch <span class="gesperrt">Carus</span>, Geschichte -der Zoologie. München 1872. S. 206, und <span class="gesperrt">Burkhardt</span>, Geschichte -der Zoologie. Leipzig 1907. S. 45.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_707" id="Footnote_707" href="#FNanchor_707"><span class="label">[707]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">Opticae thesaurus Alhazeni Arabis libri VII, nunc primum editi a -<span class="gesperrt">Frederico Risnero</span>. Basileae 1572</span>. Vergleiche auch <span class="gesperrt">Schnaase</span>, Die Optik -Alhazens. Programm des Friedrichs-Gymnasiums zu Stargard. 1889. <span class="gesperrt">Alhazens</span> -vollständiger Name lautet Abû Alî Muhammed ben el Hasan ibn el -Haitam el Basri. Eine arabische, mit Abbildungen versehene Handschrift -seines Werkes wird in Leyden aufbewahrt. <span class="gesperrt">Risners</span> Übersetzung ist eine -gekürzte, indes getreue Wiedergabe des Originals. -</p> -<p> -Über eine spätere arabische Bearbeitung von <span class="gesperrt">Alhazens</span> Optik hat -<span class="gesperrt">E. Wiedemann</span> ausführlich berichtet. Siehe das Archiv f. d. Geschichte d. -Naturwiss. u. d. Technik. 1912. S. 1–53.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_708" id="Footnote_708" href="#FNanchor_708"><span class="label">[708]</span></a> Diese Ansicht begründet er fälschlich damit, daß die Zerstörung der -Linse eine Vernichtung der Sehkraft zur Folge habe, während die Verletzungen -anderer Teile des Auges seiner Meinung nach eine solche Wirkung nicht -hervorbringen.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_709" id="Footnote_709" href="#FNanchor_709"><span class="label">[709]</span></a> Im 3. Buche seiner Optik.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_710" id="Footnote_710" href="#FNanchor_710"><span class="label">[710]</span></a> Siehe auch <span class="gesperrt">Schnaases</span> »Alhazen« in den Schriften der Danziger -Gesellschaft. N. Folge. Bd. VII. S. 140.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_711" id="Footnote_711" href="#FNanchor_711"><span class="label">[711]</span></a> Optic. Thes. VII. 48.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_712" id="Footnote_712" href="#FNanchor_712"><span class="label">[712]</span></a> In einem Anhange zum Optic. Thesaur.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_713" id="Footnote_713" href="#FNanchor_713"><span class="label">[713]</span></a> <span class="gesperrt">Alhazen</span> nahm den Erdumfang gleich 4800 (statt 5400) Meilen an.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_714" id="Footnote_714" href="#FNanchor_714"><span class="label">[714]</span></a> Zeitschr. d. morgenl. Gesellsch. 1882. <span class="gesperrt">Baarmann,</span> »Über das Licht« -von <span class="gesperrt">Ibn al Haitam</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_715" id="Footnote_715" href="#FNanchor_715"><span class="label">[715]</span></a> Optic. Thesaur. VII. 48. Siehe auch <span class="gesperrt">Schnaase</span>, »Alhazen«, in den -Schriften der Danziger Natf. Gesellschaft. N. Folge. Bd. VII. S. 140.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_716" id="Footnote_716" href="#FNanchor_716"><span class="label">[716]</span></a> <span class="gesperrt">Montucla</span> z. B.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_717" id="Footnote_717" href="#FNanchor_717"><span class="label">[717]</span></a> Besonders durch <span class="gesperrt">Schnaase</span> und <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_718" id="Footnote_718" href="#FNanchor_718"><span class="label">[718]</span></a> Die Tabelle findet sich bei <span class="gesperrt">Al Khazini</span> her, der im Jahre 1137 -ein die »Wage der Weisheit« betiteltes Buch verfaßte. Siehe <span class="gesperrt">Wiedemanns</span> -Annalen. Bd. 20. S. 539.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_719" id="Footnote_719" href="#FNanchor_719"><span class="label">[719]</span></a> Näheres siehe <span class="gesperrt">Gerland</span> und <span class="gesperrt">Traumüller</span>, Geschichte der physikalischen -Experimentierkunst. Leipzig, Wilh. Engelmann. 1899. S. 71 u. f.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_720" id="Footnote_720" href="#FNanchor_720"><span class="label">[720]</span></a> <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span>, Über das Experiment im Altertum und Mittelalter -(Vortrag).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_721" id="Footnote_721" href="#FNanchor_721"><span class="label">[721]</span></a> Starb 1274.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_722" id="Footnote_722" href="#FNanchor_722"><span class="label">[722]</span></a> Summa theologiae. Venet. 1593. T. XI. p. 407.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_723" id="Footnote_723" href="#FNanchor_723"><span class="label">[723]</span></a> In der Bibliothek zu Lucca. Siehe <span class="gesperrt">Berthelot</span> a. a. O. S. 28.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_724" id="Footnote_724" href="#FNanchor_724"><span class="label">[724]</span></a> <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span>, Alchemie. S. 405.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_725" id="Footnote_725" href="#FNanchor_725"><span class="label">[725]</span></a> Eine Übersetzung erschien in den »Historischen Studien«, Jahrg. 1893. -Einen Auszug brachte <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span> unter der Überschrift »Chemie -vor tausend Jahren« in der Zeitschrift f. angewandte Chemie. 1901. H. 26; -siehe auch dessen Abhandlungen und Vorträge.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_726" id="Footnote_726" href="#FNanchor_726"><span class="label">[726]</span></a> Näheres siehe bei <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span>, Abhandlungen und Vorträge zur -Geschichte der Naturwissenschaften. Leipzig 1906. S. 139.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_727" id="Footnote_727" href="#FNanchor_727"><span class="label">[727]</span></a> <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span> a. a. O. S. 132.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_728" id="Footnote_728" href="#FNanchor_728"><span class="label">[728]</span></a> Nach <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span> (a. a. O. S. 263) in der Zeit zwischen 300 und -600 n. Chr. Geb.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_729" id="Footnote_729" href="#FNanchor_729"><span class="label">[729]</span></a> Über die Ergebnisse der neuesten Untersuchungen, die <span class="gesperrt">v. Lippmann</span> -hierüber angestellt hat, siehe den Anhang dieses Bandes.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_730" id="Footnote_730" href="#FNanchor_730"><span class="label">[730]</span></a> Deutsche Ausgaben erschienen 1710 in Erfurt und 1751 in Wien. -Eine Aufzählung der Schriften <span class="gesperrt">Gebers</span> siehe bei <span class="gesperrt">Wüstenfeld</span>, Geschichte -der arabischen Ärzte und Naturforscher. 1840. S. 12 u. 13.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_731" id="Footnote_731" href="#FNanchor_731"><span class="label">[731]</span></a> Siehe auch <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span> in der Zeitschrift f. angewandte Chemie. -1901. H. 26.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_732" id="Footnote_732" href="#FNanchor_732"><span class="label">[732]</span></a> <span class="gesperrt">Berthelot</span> a. a. O. S. 61.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_733" id="Footnote_733" href="#FNanchor_733"><span class="label">[733]</span></a> Die wichtigsten sind die »<span lang="la" xml:lang="la">Summa perfectionis magisterii</span>«, die Schrift -»<span lang="la" xml:lang="la">de inventione veritatis</span>« und die »<span lang="la" xml:lang="la">Alchimia Geberi</span>«. In der letzteren wird -die Zubereitung der Salpetersäure und des Königswassers beschrieben. Nach -<span class="gesperrt">Berthelot</span> ist es unrichtig, wenn man annimmt, die genauere Kenntnis -unserer Mineralsäuren und ihrer Salze sei auf die arabischen Autoren des -12. und 13. Jahrhunderts zurückzuführen. Vielmehr wurden die »komplizierten -und umständlichen Darstellungsmethoden von damals erst im lateinischen -Abendland im Laufe des 14. und 15. Jahrhunderts entwirrt«. -</p> -<p> -Die Ergebnisse der Forschungen <span class="gesperrt">Berthelots</span> erscheinen in neuester -Zeit durch die von <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span> in seiner »Alchemie« über <span class="gesperrt">Geber</span> veröffentlichten -Untersuchungen in mancher Hinsicht anfechtbar. Siehe den Anhang -des vorliegenden Bandes.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_734" id="Footnote_734" href="#FNanchor_734"><span class="label">[734]</span></a> Siehe auch die Abhandlung von <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span>, Über chemische -Apparate bei den Arabern; erschienen in <span class="gesperrt">Diergart</span>, Beiträge aus der Geschichte -der Chemie.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_735" id="Footnote_735" href="#FNanchor_735"><span class="label">[735]</span></a> <span class="gesperrt">H. Kopp</span>, Geschichte der Chemie. Bd. I. S. 53.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_736" id="Footnote_736" href="#FNanchor_736"><span class="label">[736]</span></a> Na<sub>2</sub>CO<sub>3</sub> + Ca(OH)<sub>2</sub> = 2 NaOH + CaCO<sub>3</sub>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_737" id="Footnote_737" href="#FNanchor_737"><span class="label">[737]</span></a> -</p> - -<p> -6 KOH + 12 S = K<sub>2</sub>S<sub>2</sub>O<sub>3</sub> + 2 K<sub>2</sub>S<sub>5</sub> + 3 H<sub>2</sub>O<br /> -K<sub>2</sub>S<sub>2</sub>O<sub>3</sub> + 2 HCl = 2 KCl + SO<sub>2</sub> + S + H<sub>2</sub>O<br /> -K<sub>2</sub>S<sub>5</sub> + 2 HCl = 2 KCl + H<sub>2</sub>S + 4 S. -</p> -</div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_738" id="Footnote_738" href="#FNanchor_738"><span class="label">[738]</span></a> In den echten Schriften <span class="gesperrt">Gebers</span> ist nach <span class="gesperrt">Berthelot</span> diese Theorie -noch nirgends erwähnt (a. a. O. S. 65).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_739" id="Footnote_739" href="#FNanchor_739"><span class="label">[739]</span></a> Die Kenntnis des metallischen Zinks läßt sich nicht weiter als bis -gegen den Ausgang des Mittelalters zurückverfolgen. Nach <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span> -(siehe dessen »Alchemie«) ist das metallische Zink sogar erst in der Neuzeit -bekannt geworden. Die Legierung von Kupfer und Zink, das Messing, war -dagegen schon zur römischen Kaiserzeit bekannt. Mitteil. z. Gesch. d. Med. -u. d. Naturwissensch. 1903. S. 150 u. 174.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_740" id="Footnote_740" href="#FNanchor_740"><span class="label">[740]</span></a> Zur Erläuterung diene folgende von <span class="gesperrt">Berthelot</span> (a. a. O. S. 66) wiedergegebene -Stelle: »Das Kupfer wird von einem trüben und dicken Quecksilber -und einem trüben und roten Schwefel erzeugt. – Das Zinn wird von einem -klaren Quecksilber, das kurze Zeit mit einem weißen und klaren Schwefel -gekocht wird, erzeugt. Wenn die Kochung von langer Dauer ist, gewinnt -man Silber usw. Diese Erzeugung der Metalle wird im Schoß der Erde allerdings -in dem langen Zeitraum von hundert Jahren vollendet, aber die Kunst -kann die Vollendung abkürzen. Sie wird also in einigen Stunden oder in -einigen Minuten in Erfüllung gehen.«</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_741" id="Footnote_741" href="#FNanchor_741"><span class="label">[741]</span></a> <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span>, Alchemie. 1919. S. 487. Ferner <span class="gesperrt">Stillmann</span> und -<span class="gesperrt">Sudhoff</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_742" id="Footnote_742" href="#FNanchor_742"><span class="label">[742]</span></a> Eine unvollendet gebliebene Übersetzung wurde nach der <span class="gesperrt">Wüstenfeld</span>schen -Textausgabe von <span class="gesperrt">H. Ethé</span> im Jahre 1868 herausgegeben. Den -Abschnitt, der von den Steinen handelt, hat (1895) <span class="gesperrt">J. Ruska</span> übersetzt und -erläutert. Er wurde hier zugrunde gelegt.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_743" id="Footnote_743" href="#FNanchor_743"><span class="label">[743]</span></a> Siehe über den »Physiologus« an späterer Stelle.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_744" id="Footnote_744" href="#FNanchor_744"><span class="label">[744]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">Carus</span>, Geschichte der Zoologie. S. 173.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_745" id="Footnote_745" href="#FNanchor_745"><span class="label">[745]</span></a> <span class="gesperrt">Meyer</span>, Geschichte der Botanik. Bd. III. S. 263.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_746" id="Footnote_746" href="#FNanchor_746"><span class="label">[746]</span></a> Ins Englische übersetzt von <span class="gesperrt">S. Lee</span>. London 1829. -</p> -<p> -Ins Französische von <span class="gesperrt">Defremerie</span> u. <span class="gesperrt">Sanguinetti</span>. Paris 1854. Neue -Aufl. ebd. 1913.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_747" id="Footnote_747" href="#FNanchor_747"><span class="label">[747]</span></a> Näheres enthält: <span class="gesperrt">Berendes</span>, Das Apothekenwesen, seine Entstehung -und geschichtliche Entwicklung. Stuttgart 1907. S. 61.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_748" id="Footnote_748" href="#FNanchor_748"><span class="label">[748]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">Hirschberg</span>, Über das älteste arabische Lehrbuch der Augenheilkunde -(Berichte der Berliner Akademie der Wissenschaften. 1903). -</p> -<p> -Ferner <span class="gesperrt">J. Hirschberg</span>, Geschichte der Augenheilkunde. Zweites Buch. -1. Abteil. Geschichte der Augenheilkunde bei den Arabern. Leipzig, W. Engelmann. -1905.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_749" id="Footnote_749" href="#FNanchor_749"><span class="label">[749]</span></a> <span class="gesperrt">C. Brockelmann</span>, Gesch. d. arab. Literatur. Bd. II (1902). S. 3.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_750" id="Footnote_750" href="#FNanchor_750"><span class="label">[750]</span></a> <span class="gesperrt">C. Brockelmann</span> a. a. O. Bd. II. S. 6.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_751" id="Footnote_751" href="#FNanchor_751"><span class="label">[751]</span></a> <span class="gesperrt">F. Boll</span> im Reallexikon der germanischen Altertumskunde von <span class="gesperrt">Hoops</span> -(1911–1918) unter »Astronomie«.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_752" id="Footnote_752" href="#FNanchor_752"><span class="label">[752]</span></a> <span class="gesperrt">Hoops</span>, Reallexikon des german. Altertums.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_753" id="Footnote_753" href="#FNanchor_753"><span class="label">[753]</span></a> Er wurde 754 in Friesland erschlagen und in Fulda beigesetzt.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_754" id="Footnote_754" href="#FNanchor_754"><span class="label">[754]</span></a> De Universo libri. XXII.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_755" id="Footnote_755" href="#FNanchor_755"><span class="label">[755]</span></a> <span class="gesperrt">L. Geisenheyner</span>, Über die Physika der heiligen Hildegard und die -in ihr enthaltene älteste Naturgeschichte des Nahegaues. Berichte über die -Versammlungen des Botan. und des Zoolog. Vereins f. Rheinland-Westfalen. -1911. Bonn. Vgl. auch die Veröffentlichungen von <span class="gesperrt">Ch. Singer</span>, Oxford (siehe -Mitteil. z. Gesch. d. Med. 1919. S. 338).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_756" id="Footnote_756" href="#FNanchor_756"><span class="label">[756]</span></a> <span class="gesperrt">Tropfke</span>, Geschichte der Elementarmathematik. Bd. I. S. 13.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_757" id="Footnote_757" href="#FNanchor_757"><span class="label">[757]</span></a> Vgl. <span class="gesperrt">H. Würschmidt</span>, Archiv f. Gesch. d. Mathem. 1913.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_758" id="Footnote_758" href="#FNanchor_758"><span class="label">[758]</span></a> Durch den englischen Mönch <span class="gesperrt">Atelhart</span> um 1120.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_759" id="Footnote_759" href="#FNanchor_759"><span class="label">[759]</span></a> Auch <span class="gesperrt">Fibonacci</span> oder <span class="gesperrt">Bonacci</span> genannt. Fibonacci bedeutet Sohn -Bonaccis (<span lang="la" xml:lang="la">filius Bonacci</span>).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_760" id="Footnote_760" href="#FNanchor_760"><span class="label">[760]</span></a> <span class="gesperrt">Cantor</span>, Bd. II. S. 3.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_761" id="Footnote_761" href="#FNanchor_761"><span class="label">[761]</span></a> Eine ausführliche Inhaltsangabe des <span lang="la" xml:lang="la">Liber abaci</span> gibt <span class="gesperrt">Cantor</span> in seiner -Geschichte der Mathematik. Bd. II. S. 7–32.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_762" id="Footnote_762" href="#FNanchor_762"><span class="label">[762]</span></a> Am bekanntesten ist die Ausgabe von <span class="gesperrt">F. Risner</span>. Basel 1572.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_763" id="Footnote_763" href="#FNanchor_763"><span class="label">[763]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">Ad Vitellonem Paralipomena, quibus astronomiae pars optica traditur.</span> -Francof. 1604.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_764" id="Footnote_764" href="#FNanchor_764"><span class="label">[764]</span></a> So auch von <span class="gesperrt">Cantor</span> in seiner großen Geschichte der Mathematik.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_765" id="Footnote_765" href="#FNanchor_765"><span class="label">[765]</span></a> Die Reisen des Venezianers <span class="gesperrt">Marco Polo</span> im 13. Jahrhundert. Zum -ersten Male vollständig nach den besten Ausgaben deutsch mit einem Kommentar, -von <span class="gesperrt">Aug. Bürck</span>. Leipzig 1845.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_766" id="Footnote_766" href="#FNanchor_766"><span class="label">[766]</span></a> Reste und Eier riesiger, ausgestorbener Vögel sind bekanntlich später -in Madagaskar gefunden worden (Äpyornis). Ein Auszug über die zoologischen -Angaben <span class="gesperrt">Marco Polos</span> findet sich in <span class="gesperrt">Carus</span>, Geschichte der Zoologie. -München 1872. S. 197 u. f. -</p> -<p> -Unter dem Titel »Chemisches bei Marco Polo« hat <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span> -eine Abhandlung in der Zeitschrift für angewandte Chemie veröffentlicht. -1908. 34. Heft.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_767" id="Footnote_767" href="#FNanchor_767"><span class="label">[767]</span></a> Die Gründung der Städte bedeutet eine der fruchtbarsten Errungenschaften -des Mitteltalters. Dadurch erfolgte eine Loslösung der Arbeit von -der Scholle. Vor der Entwicklung der Städtefreiheiten besaß im Mittelalter -niemand Rechte und ausgiebige Lebensquellen, der nicht mit der Scholle verknüpft -war. Siehe <span class="gesperrt">Grupp</span> im 2. Bande seiner Kulturgeschichte d. Mittelalters.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_768" id="Footnote_768" href="#FNanchor_768"><span class="label">[768]</span></a> Der älteste bekannt gewordene Geldwechsel stammt aus dem Jahre -1207. Siehe <span class="gesperrt">Grupp</span>, Kulturgeschichte d. Mittelalters. 1894. Bd. II. S. 56. Im -Orient waren Wechsel, Geldanweisungen und Abrechnungsanstalten weit älter.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_769" id="Footnote_769" href="#FNanchor_769"><span class="label">[769]</span></a> Beide gehören der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts an.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_770" id="Footnote_770" href="#FNanchor_770"><span class="label">[770]</span></a> Diese Lehre war aber nicht allgemein angenommen. (Bemerkung von -<span class="gesperrt">Würschmidt</span>.)</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_771" id="Footnote_771" href="#FNanchor_771"><span class="label">[771]</span></a> <span class="gesperrt">M. Maywald</span>, Die Lehre von der zwiefachen Wahrheit, ein Beitrag -zur Geschichte der scholastischen Philosophie. Berlin 1861. Siehe auch -<span class="gesperrt">J. Tyndall</span>, Religion und Wissenschaft, sowie <span class="gesperrt">Langes</span> Geschichte des -Materialismus.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_772" id="Footnote_772" href="#FNanchor_772"><span class="label">[772]</span></a> <span class="gesperrt">Jourdain</span>, Geschichte der aristotelischen Schriften im Mittelalter, -übersetzt von <span class="gesperrt">Ad. Stahr</span>. Halle 1831.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_773" id="Footnote_773" href="#FNanchor_773"><span class="label">[773]</span></a> <span class="gesperrt">Meyer</span>, Geschichte der Botanik. Bd. IV. S.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_774" id="Footnote_774" href="#FNanchor_774"><span class="label">[774]</span></a> In Lauingen. Als Geburtsjahr ist neuerdings mit großer Wahrscheinlichkeit -das Jahr 1207 nachgewiesen (<span class="gesperrt">Enders</span> im Histor. Jahrbuch der Görresgesellschaft. -1910. S. 293).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_775" id="Footnote_775" href="#FNanchor_775"><span class="label">[775]</span></a> Siehe auch <span class="gesperrt">Peters</span>, Der griechische Physiologus und seine orientalischen -Übersetzungen. Berlin 1898. Das genannte Werk enthält auch eine -Geschichte der merkwürdigen Schrift.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_776" id="Footnote_776" href="#FNanchor_776"><span class="label">[776]</span></a> <span class="gesperrt">M. Goldstaub</span>, Der Physiologus und seine Weiterbildung, besonders -in der lateinischen und byzantinischen Literatur. Philologus, 1901. Supplementband -8, 3.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_777" id="Footnote_777" href="#FNanchor_777"><span class="label">[777]</span></a> <span class="gesperrt">H. Stadler</span>, Neue Jahrbücher f. d. klass. Altertum. 1911. S. 86.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_778" id="Footnote_778" href="#FNanchor_778"><span class="label">[778]</span></a> <span class="gesperrt">Carus</span>, Geschichte der Zoologie. S. 231.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_779" id="Footnote_779" href="#FNanchor_779"><span class="label">[779]</span></a> Eingehender wird <span class="gesperrt">Albertus Magnus</span> gewürdigt in <span class="gesperrt">E. Meyer</span>, Geschichte -der Botanik. Bd. IV. S. 9–84. Vgl. auch <span class="gesperrt">Fellner</span>, Albertus Magnus -als Botaniker. Wien 1881. -</p> -<p> -Eine kritische Ausgabe der botanischen Schriften rührt von <span class="gesperrt">E. Meyer</span> -und <span class="gesperrt">K. Jessen</span> her: <span lang="la" xml:lang="la">Alberti Magni de vegetabilibus libri</span> VII. Berlin 1867.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_780" id="Footnote_780" href="#FNanchor_780"><span class="label">[780]</span></a> <span class="gesperrt">H. Stadler</span>, Albertus Magnus als selbständiger Naturforscher (Forschungen -zur Geschichte Bayerns. Bd. 14. S. 95–114).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_781" id="Footnote_781" href="#FNanchor_781"><span class="label">[781]</span></a> <span class="gesperrt">H. Stadler</span> a. a. O.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_782" id="Footnote_782" href="#FNanchor_782"><span class="label">[782]</span></a> Des <span class="gesperrt">Nikolaos Damaskenos</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_783" id="Footnote_783" href="#FNanchor_783"><span class="label">[783]</span></a> <span class="gesperrt">E. Meyer</span>, Geschichte der Botanik. Bd. IV. S. 40. -</p> -<p> -Anzuerkennen waren jedoch die Verdienste der Araber um die Botanik. -(Bem. von <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span>.)</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_784" id="Footnote_784" href="#FNanchor_784"><span class="label">[784]</span></a> <span class="gesperrt">E. Meyer</span>, Geschichte der Botanik.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_785" id="Footnote_785" href="#FNanchor_785"><span class="label">[785]</span></a> Auch nach <span class="gesperrt">Warburg</span> (Berichte der Deutschen botan. Gesellschaft. -1901. S. 153) hat das Mittelalter weder für die wissenschaftliche, noch für die -angewandte Botanik neue Bahnen erschlossen, wenn auch die Araber auf dem -Gebiete der Heilmittellehre manche neue Tatsache fanden.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_786" id="Footnote_786" href="#FNanchor_786"><span class="label">[786]</span></a> Nach <span class="gesperrt">H. Stadler</span>, Albertus Magnus von Cöln als Naturforscher und -das Kölner Autogramm seiner Tiergeschichte. Leipzig 1908. -</p> -<p> -Nach der Kölner Handschrift, welche nach <span class="gesperrt">Stadler</span> von den vorhandenen -Handschriften die beste ist, hat der Genannte eine Ausgabe der Tiergeschichte -des <span class="gesperrt">Albertus Magnus</span> veranstaltet: Albertus Magnus, De animalibus -libri XXVI. Nach der Cölner Urschrift. Erster Band, Buch I-XII -enthaltend. Münster i. W., Aschendorff. 1916.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_787" id="Footnote_787" href="#FNanchor_787"><span class="label">[787]</span></a> Die <span class="gesperrt">Albertus Magnus</span> zugeschriebenen, eigentlich alchemistischen -Werke sind nach <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span> als Fälschungen zu betrachten.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_788" id="Footnote_788" href="#FNanchor_788"><span class="label">[788]</span></a> <span class="gesperrt">Kopp</span>, Beiträge z. Geschichte der Chemie. 3, 64 u. f.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_789" id="Footnote_789" href="#FNanchor_789"><span class="label">[789]</span></a> Das Geburtsjahr steht nicht fest. Die Angaben schwanken zwischen -1210 und 1214. Doch nimmt man wohl meist 1214 an. (Feier in Oxford 1914. -Vgl. »Die Roger Bacon-Commem.«.)</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_790" id="Footnote_790" href="#FNanchor_790"><span class="label">[790]</span></a> <span class="gesperrt">Sebastian Vogl</span>, Die Physik Roger Bacons. Inaug.-Dissertation. -Erlangen 1906.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_791" id="Footnote_791" href="#FNanchor_791"><span class="label">[791]</span></a> Von <span class="gesperrt">Peregrinus</span> ist noch eine Schrift über den Magneten erhalten. -<span class="gesperrt">Peregrinus</span> unterschied die Pole des Magneten und wies die Anziehung der -ungleichnamigen Pole nach.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_792" id="Footnote_792" href="#FNanchor_792"><span class="label">[792]</span></a> <span class="gesperrt">Gerbert</span> war in Frankreich geboren. Er besuchte die arabischen -Hochschulen in Sevilla und Cordova und wurde im Jahre 999 zum Papst gewählt; -als solcher führte er den Namen <span class="gesperrt">Sylvester II.</span></p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_793" id="Footnote_793" href="#FNanchor_793"><span class="label">[793]</span></a> <span class="gesperrt">Vogl</span> a. a. O.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_794" id="Footnote_794" href="#FNanchor_794"><span class="label">[794]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">Epistola de secretis artis et naturae operibus atque nullitate magiae.</span> -1260. Eine Ausgabe dieser Schrift erschien im Jahre 1542 in Paris. -</p> -<p> -Ausführlich über <span class="gesperrt">Bacon</span> handelt <span class="gesperrt">Siebert</span>, Roger Bacon, sein Leben -und seine Philosophie. Marburg 1861.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_795" id="Footnote_795" href="#FNanchor_795"><span class="label">[795]</span></a> <span class="gesperrt">Bacon</span>, <span lang="la" xml:lang="la">Opus tert. cap. 43</span>. Siehe auch <span class="gesperrt">K. Werner</span>, Die Kosmologie -und allgemeine Naturlehre des Roger Baco. Wien 1879.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_796" id="Footnote_796" href="#FNanchor_796"><span class="label">[796]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">Opus majus cap. 1.</span></p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_797" id="Footnote_797" href="#FNanchor_797"><span class="label">[797]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">Opus majus cap. 13.</span></p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_798" id="Footnote_798" href="#FNanchor_798"><span class="label">[798]</span></a> <span class="gesperrt">Vogl</span>, Die Physik Roger Bacons.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_799" id="Footnote_799" href="#FNanchor_799"><span class="label">[799]</span></a> <span class="gesperrt">Bacon</span> erklärt die Förderung des geistigen und materiellen Wohlseins -als Zweck sämtlicher Wissenschaften. Doch gibt es nach <span class="gesperrt">Bacon</span> ein -noch höheres Ziel, das er in dem Wort ausspricht: »<span lang="la" xml:lang="la">Humana nihil valent nisi -applicentur ad divina</span>« (<span lang="la" xml:lang="la">Opus majus p.</span> 108).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_800" id="Footnote_800" href="#FNanchor_800"><span class="label">[800]</span></a> <span class="gesperrt">Döring</span>, Die beiden Bacon (Archiv für Geschichte der Philosophie. -1904. S. 341).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_801" id="Footnote_801" href="#FNanchor_801"><span class="label">[801]</span></a> <span class="gesperrt">Clemens</span> IV.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_802" id="Footnote_802" href="#FNanchor_802"><span class="label">[802]</span></a> Eine Neuausgabe veranstaltete <span class="gesperrt">J. H. Bridges</span>. London 1897–1909. -3 Bände. Das Werk enthält den lateinischen Text und eine ausführliche -Analyse jedes Kapitels in englischer Sprache, ferner eine Einleitung über das -Leben und die Bedeutung <span class="gesperrt">Bacons</span>. -</p> -<p> -Eine ältere unzuverlässige Ausgabe wurde von <span class="gesperrt">Jebb</span> (London 1733) -herausgegeben. -</p> -<p> -Zur Feier des 700. Geburtstags <span class="gesperrt">Bacons</span> erschien 1914 ein Erinnerungsband, -der Abhandlungen über <span class="gesperrt">Bacons</span> wissenschaftliche Tätigkeit und Bedeutung -enthält (Oxford, Clarendon press, 1914). Genannt seien: <span class="gesperrt">F. Picavet</span> -(Paris), <span lang="fr" xml:lang="fr">La place de Roger Bacon parmi les philosophes du XIII<sup>e</sup> siècle</span>. – -<span class="gesperrt">E. Smith</span> (New York), <span lang="en" xml:lang="en">The place of R. Bacon in the history of mathematics</span>. -– <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span> (Erlangen), R. Bacon und seine Verdienste um die Optik. -– <span class="gesperrt">Pierre Duhem</span> (Bordeaux), <span lang="fr" xml:lang="fr">Roger Bacon et l'horreur du vide</span>. – <span class="gesperrt">Pattison -Muir</span> (Cambridge), <span lang="en" xml:lang="en">Roger Bacon, his relations to alchemie and chemistry</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_803" id="Footnote_803" href="#FNanchor_803"><span class="label">[803]</span></a> »<span lang="la" xml:lang="la">Visio non completur in oculis, sed in nervo</span>« heißt es bei ihm (<span lang="la" xml:lang="la">Opus -majus V cap. 2</span>).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_804" id="Footnote_804" href="#FNanchor_804"><span class="label">[804]</span></a> Die Brennkugel erwähnen schon <span class="gesperrt">Aristoteles</span> und <span class="gesperrt">Plinius</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_805" id="Footnote_805" href="#FNanchor_805"><span class="label">[805]</span></a> <span class="gesperrt">J. Würschmidt</span>, Roger Bacons Art des wissenschaftlichen Arbeitens, -dargestellt nach seiner Schrift »De speculis« (Roger Bacon Commemoration -Essays IX).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_806" id="Footnote_806" href="#FNanchor_806"><span class="label">[806]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">Sine experientia nihil sufficienter sciri potest</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_807" id="Footnote_807" href="#FNanchor_807"><span class="label">[807]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">Opus majus IV cap. 3</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_808" id="Footnote_808" href="#FNanchor_808"><span class="label">[808]</span></a> Ein Wort, das lebhaft an <span class="gesperrt">Kants</span> späteren, oft zitierten Ausspruch -erinnert.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_809" id="Footnote_809" href="#FNanchor_809"><span class="label">[809]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">De secretis operibus artis et naturae</span>, cap. 4.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_810" id="Footnote_810" href="#FNanchor_810"><span class="label">[810]</span></a> Als Erfinder wird ein <span class="gesperrt">Salvino degli Armati</span> in Florenz genannt. -Nach anderer Nachricht ist <span class="gesperrt">Alexander de Spina</span> als Erfinder der Brillen -zu betrachten. Beide Angaben sind unrichtig. Soviel ist jedoch sicher, daß -die ersten Brillen in Italien gemacht wurden und daß dies gegen das Ende -des 13. Jahrhunderts geschah (<span class="gesperrt">Wilde</span>, Optik. Bd. I. S. 96). -</p> -<p> -Daß der geschliffene Smaragd, mittels dessen <span class="gesperrt">Nero</span> die Zirkusspiele -besah, ein Spiegel war, hat schon <span class="gesperrt">Lessing</span> nachzuweisen gesucht: <span class="gesperrt">Lessing</span>, -Antiquarische Briefe. 45. Die Erzählung kommt bei <span class="gesperrt">Plinius</span> vor (Nat. hist. -XXXVII. S. 84. Sillig).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_811" id="Footnote_811" href="#FNanchor_811"><span class="label">[811]</span></a> Sie werden neuerdings als nicht echt betrachtet (<span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span>).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_812" id="Footnote_812" href="#FNanchor_812"><span class="label">[812]</span></a> Nach einer Untersuchung von <span class="gesperrt">H. W. L. Hime</span> (R. B. Essays, Oxford -1914) hat er aus Salpeter, Kohlenpulver und Schwefel eine explosible Mischung -wohl zufällig hergestellt und die Explosion des Gemisches beobachtet. Die -Zusammensetzung des Gemisches hat er anagrammatisch mitgeteilt, wohl um -das Geheimnis nicht allgemein zugänglich zu machen und Schwierigkeiten bei -der kurz zuvor gegründeten Inquisition wegen dieser gefährlichen Kunst zu -vermeiden. (<span class="gesperrt">J. Würschmidt</span>, Mon.-Hefte f. d. nat. Unterr. 1915, 264.)</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_813" id="Footnote_813" href="#FNanchor_813"><span class="label">[813]</span></a> Nach <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span> ist dies jedoch nicht zutreffend.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_814" id="Footnote_814" href="#FNanchor_814"><span class="label">[814]</span></a> Die Feuerwaffe wurde sehr wahrscheinlich in Deutschland erfunden. -Ihr Erfinder ist nicht bekannt. Sicher ist nur, daß sich die neue Erfindung -im 14. Jahrhundert schnell durch ganz Europa bis nach Asien verbreitete. -<span class="gesperrt">Ariost</span> wütet im »Orlando furioso« gegen die »verruchte, dumme Teufelskunst«, -von der er sagt: -</p> -<div class="poem"> -<p>»Durch dich ging jeder Waffenruhm verloren,</p> -<p>Die Ritterehre ward zum eitlen Dunst!«</p> -</div> -</div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_815" id="Footnote_815" href="#FNanchor_815"><span class="label">[815]</span></a> Das Buch war eine der Enzyklopädien des Mittelalters. Es entstand -im Anfang des 15. Jahrhunderts. <span class="gesperrt">Columbus</span> wurde dadurch mit der Ansicht -des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> und des <span class="gesperrt">Strabon</span> bekannt, daß die Ostküste Asiens durch -eine Fahrt nach Westen zu erreichen sein müsse.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_816" id="Footnote_816" href="#FNanchor_816"><span class="label">[816]</span></a> <span class="gesperrt">Tschackert</span>, Peter von Ailly. Gotha 1877. S. 335.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_817" id="Footnote_817" href="#FNanchor_817"><span class="label">[817]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">K. Werner</span>, Die Kosmologie und allgemeine Naturlehre des -Roger Baco. Wien 1879.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_818" id="Footnote_818" href="#FNanchor_818"><span class="label">[818]</span></a> »Seit die Inquisition ihre Ketzerverfolgungen anfing und seit fanatische -Pfaffenwut alle selbständigen Gedanken auszurotten trachtete, fielen vier Jahrhunderte -lang zahlreiche Schlachtopfer in ganz Europa.« <span class="gesperrt">M. Carrierre</span>, Die -philosophische Weltanschauung der Reformationszeit. Stuttg. 1847. S. 87.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_819" id="Footnote_819" href="#FNanchor_819"><span class="label">[819]</span></a> Näheres über <span class="gesperrt">Pico von Mirandola</span> siehe bei <span class="gesperrt">M. Carrierre</span>, Die -philosophische Weltanschauung der Reformationszeit. 1847.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_820" id="Footnote_820" href="#FNanchor_820"><span class="label">[820]</span></a> Es wurde 1862 nach den Handschriften von <span class="gesperrt">Fr. Pfeiffer</span> veröffentlicht. -Die neueste auszugsweise Bearbeitung rührt von <span class="gesperrt">H. Schulz</span> her: -<span class="gesperrt">Conrad von Megenberg</span>, Das Buch der Natur. Die erste Naturgeschichte -in deutscher Sprache. In neuhochdeutscher Sprache bearbeitet und mit Anmerkungen -versehen von <span class="gesperrt">H. Schulz</span>. Greifswald 1897.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_821" id="Footnote_821" href="#FNanchor_821"><span class="label">[821]</span></a> Es sind noch zahlreiche Handschriften vorhanden, so in Breslau, -Wolfenbüttel, Gotha, Paris, London usw. Siehe <span class="gesperrt">Carus</span>, Geschichte der Zoologie. -S. 214. -</p> -<p> -Über das Verhältnis <span class="gesperrt">Konrads von Megenbergs</span> zu <span class="gesperrt">Thomas</span> schreibt -<span class="gesperrt">H. Stadler</span> bei der Besprechung der ersten Auflage dieses Werkes in den -Neuen Jahrbüchern f. d. klass. Altert. 1911. S. 86: »Es ist natürlich bei -<span class="gesperrt">Konrad von Megenberg</span> nicht an eine direkte Benutzung des <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, -<span class="gesperrt">Galen</span>, <span class="gesperrt">Plinius</span> oder gar des <span class="gesperrt">Theophrast</span>, den kein mittelalterlicher -Autor wirklich kennt, zu denken, sondern alle diese Autorenzitate <span class="gesperrt">Megenbergs</span> -stammen aus <span class="gesperrt">Thomas von Cantimpré</span>.« Es existieren neben den -vollständigen Handschriften (in Paris und München) des Werkes dieses Autors -gekürzte. »Eine Handschrift letzterer Form übersetzte <span class="gesperrt">Konrad</span> und fügte -gelegentlich eine naive Kritik, eine erweiterte Moralisation und auch einige -wenige sachliche Bemerkungen hinzu.«</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_822" id="Footnote_822" href="#FNanchor_822"><span class="label">[822]</span></a> Daß es eine große Verbreitung fand, beweisen die zahlreichen Handschriften, -die sich noch heute besonders in Süddeutschland finden. Auch erschien -es bis 1500 sechsmal im Druck. -</p> -<p> -<span class="gesperrt">Megenbergs</span> »Buch der Natur« ist eine Übersetzung des <span class="gesperrt">Thomas -von Cantimpré</span> und darf nicht als selbständige Arbeit betrachtet werden -(<span class="gesperrt">H. Stadler</span>, <span class="gesperrt">Albertus Magnus</span>, <span class="gesperrt">Thomas von Cantimpré</span> und <span class="gesperrt">Vinzenz -von Beauvais</span>, Natur und Kultur. 1906. S. 86–90).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_823" id="Footnote_823" href="#FNanchor_823"><span class="label">[823]</span></a> Siehe Ausgabe von <span class="gesperrt">Schulz</span>, Vorrede. VI.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_824" id="Footnote_824" href="#FNanchor_824"><span class="label">[824]</span></a> <span class="gesperrt">J. Burkhardt</span>, Die Kultur der Renaissance in Italien. <span class="gesperrt">Derselbe</span>, -Geschichte der Renaissance in Italien.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_825" id="Footnote_825" href="#FNanchor_825"><span class="label">[825]</span></a> <span class="gesperrt">Giorgio Vasari</span>, <span lang="it" xml:lang="it">Vite di più eccellente pittori, scultori ed architetti.</span> -Florenz 1550. Dasselbe deutsch 1832–1849. 6 Bände.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_826" id="Footnote_826" href="#FNanchor_826"><span class="label">[826]</span></a> <span class="gesperrt">W. Goetz</span>, Mittelalter und Renaissance. Historische Zeitschrift. Bd. 98 -(1907). S. 30.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_827" id="Footnote_827" href="#FNanchor_827"><span class="label">[827]</span></a> <span class="gesperrt">W. Goetz</span> a. a. O. S. 50.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_828" id="Footnote_828" href="#FNanchor_828"><span class="label">[828]</span></a> <span class="gesperrt">G. Voigt</span> im Vorwort zu seinem Werke: Die Wiederbelebung des -klassischen Altertums. Berlin 1859.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_829" id="Footnote_829" href="#FNanchor_829"><span class="label">[829]</span></a> <span class="gesperrt">Ranke</span>, Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. I. -S. 174 u. f.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_830" id="Footnote_830" href="#FNanchor_830"><span class="label">[830]</span></a> Siehe auch <span class="gesperrt">Libri</span>, <span lang="fr" xml:lang="fr">Histoire des sciences mathématiques en Italie</span>. -Bd. II. S. 173.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_831" id="Footnote_831" href="#FNanchor_831"><span class="label">[831]</span></a> <span class="gesperrt">G. Voigt</span>, Die Wiederbelebung des klassischen Altertums. Berlin 1859.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_832" id="Footnote_832" href="#FNanchor_832"><span class="label">[832]</span></a> <span class="gesperrt">G. Voigt</span> nach <span class="gesperrt">Benvenuti Insolensis</span> Comment. in <span class="gesperrt">Dantes</span> -Comoed.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_833" id="Footnote_833" href="#FNanchor_833"><span class="label">[833]</span></a> Auch unter dem Namen <span class="gesperrt">Enea Silvio</span> bekannt.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_834" id="Footnote_834" href="#FNanchor_834"><span class="label">[834]</span></a> <span class="gesperrt">Lindner</span>, Weltgeschichte. Bd. IV. S. 277.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_835" id="Footnote_835" href="#FNanchor_835"><span class="label">[835]</span></a> <span class="gesperrt">Lindner</span>, Weltgeschichte. Bd. IV. S. 291.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_836" id="Footnote_836" href="#FNanchor_836"><span class="label">[836]</span></a> <span class="gesperrt">Lindner</span>, Weltgeschichte. Bd. IV. S. 314.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_837" id="Footnote_837" href="#FNanchor_837"><span class="label">[837]</span></a> <span class="gesperrt">Lange</span>, Geschichte des Materialismus. Bd. I. S. 189.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_838" id="Footnote_838" href="#FNanchor_838"><span class="label">[838]</span></a> <span class="gesperrt">J. Ranke</span>, Die Geschichte des Zeitalters d. Reformation. Bd. IV. S. 4.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_839" id="Footnote_839" href="#FNanchor_839"><span class="label">[839]</span></a> <span class="gesperrt">A. Harnack</span>, Geschichte d. Akademie d. Wissensch. zu Berlin. S. 3.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_840" id="Footnote_840" href="#FNanchor_840"><span class="label">[840]</span></a> <span class="gesperrt">A. Harnack</span> a. a. O. S. 3.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_841" id="Footnote_841" href="#FNanchor_841"><span class="label">[841]</span></a> Das »Lob der Narrheit« (<span lang="la" xml:lang="la">Encomium moriae</span>) fand in <span class="gesperrt">Holbein</span> einen -seiner Bedeutung würdigen Illustrator.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_842" id="Footnote_842" href="#FNanchor_842"><span class="label">[842]</span></a> <span class="gesperrt">Ranke</span> a. a. O. S. 178.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_843" id="Footnote_843" href="#FNanchor_843"><span class="label">[843]</span></a> Das Wort, mit dem <span class="gesperrt">Hutten</span> sein Denkschreiben an den Humanisten -<span class="gesperrt">Pirkheimer</span> schloß.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_844" id="Footnote_844" href="#FNanchor_844"><span class="label">[844]</span></a> <span class="gesperrt">Peschel</span>, Geschichte der Erdkunde. 1877. S. 386.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_845" id="Footnote_845" href="#FNanchor_845"><span class="label">[845]</span></a> Auf dem Konzil zu Basel im Jahre 1437.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_846" id="Footnote_846" href="#FNanchor_846"><span class="label">[846]</span></a> Das Original der ersten gedruckten Karte von Deutschland befindet -sich im Germanischen Museum in Nürnberg. Die Karte (1491) rührt von -<span class="gesperrt">Nicolaus von Cusa</span> her. Die erste in Holz geschnittene Karte (Weltkarte) -stammt aus dem Jahre 1475.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_847" id="Footnote_847" href="#FNanchor_847"><span class="label">[847]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">De docta ignorantia</span>. II. 1 u. 2.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_848" id="Footnote_848" href="#FNanchor_848"><span class="label">[848]</span></a> Nach diesem System wurde der Erde eine dreifache Bewegung beigelegt, -diejenige um ihre Achse, um zwei im Äquator befindliche Pole und -die Bewegung um die Weltpole.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_849" id="Footnote_849" href="#FNanchor_849"><span class="label">[849]</span></a> Über »<span class="gesperrt">Nicolaus von Cusa</span> und seine Beziehungen zur mathematischen -und physischen Geographie« äußert sich <span class="gesperrt">Günther</span> in den Jahrbüchern -über die Fortschritte der Mathematik (Jahrg. 1899) mit folgenden Worten: -»Er zertrümmerte die Kristallsphären der Griechen, verkündete die Wesensgleichheit -der Erde mit anderen Weltkörpern, lehrte die Bewegung der Erde -und entwarf als erster unter den Neueren eine Landkarte in richtigem geometrischen -Netz.«</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_850" id="Footnote_850" href="#FNanchor_850"><span class="label">[850]</span></a> <span class="gesperrt">Max Jacobi</span>, Das Weltgebäude des Kardinals Nicolaus von Cusa. -Ein Beitrag zur Geschichte der Naturphilosophie und Kosmologie in der Frührenaissance. -Berlin 1904.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_851" id="Footnote_851" href="#FNanchor_851"><span class="label">[851]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">De staticis experimentis dialogus</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_852" id="Footnote_852" href="#FNanchor_852"><span class="label">[852]</span></a> <span class="gesperrt">Vasari</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_853" id="Footnote_853" href="#FNanchor_853"><span class="label">[853]</span></a> <span class="gesperrt">Lindner</span>, Weltgeschichte. Bd. IV. S. 288.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_854" id="Footnote_854" href="#FNanchor_854"><span class="label">[854]</span></a> Er schuf den Kanal von Martesano, welcher den Tessin mit der Adda -verbindet.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_855" id="Footnote_855" href="#FNanchor_855"><span class="label">[855]</span></a> <span class="gesperrt">Libri</span>, <span lang="fr" xml:lang="fr">Histoire des sciences mathématiques en Italie</span>. T. III. <span class="gesperrt">Dühring</span>, -Kritische Geschichte der allgemeinen Prinzipien der Mechanik. Berlin 1873. -S. 12 ff.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_856" id="Footnote_856" href="#FNanchor_856"><span class="label">[856]</span></a> Vgl. <span class="gesperrt">H. Grothe</span>, Leonardo da Vinci als Ingenieur und Philosoph. -Berlin 1874.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_857" id="Footnote_857" href="#FNanchor_857"><span class="label">[857]</span></a> <span class="gesperrt">H. Wieleitner</span>, Das Gesetz vom freien Fall in der Scholastik, bei -Descartes und Galilei. Mitteilungen zur Gesch. d. Medizin u. d. Naturwiss. -Nr. 58. S. 488.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_858" id="Footnote_858" href="#FNanchor_858"><span class="label">[858]</span></a> Siehe auch <span class="gesperrt">Fritz Schuster</span>, Zur Mechanik Leonardo da Vincis -(Hebelgesetz, Rolle, Tragfähigkeit von Ständern und Trägern). In.-Diss. Erlangen -1915. 153 Seiten.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_859" id="Footnote_859" href="#FNanchor_859"><span class="label">[859]</span></a> Siehe auch <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span> in der Zeitschrift f. Naturwissensch. -72. Bd. S. 291. Siehe auch dessen Abhandlungen u. Vorträge.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_860" id="Footnote_860" href="#FNanchor_860"><span class="label">[860]</span></a> Eine Zusammenstellung der wichtigsten Sätze aus dem großen, von -der französischen Akademie herausgegebenen Manuskriptenwerk <span class="gesperrt">Lionardo -da Vincis</span> hat <span class="gesperrt">Marie Herzfeld</span> unter dem Titel »Leonardo da Vinci, der -Denker, Forscher und Poet« herausgegeben. Jena 1906. -</p> -<p> -Das Buch <span class="gesperrt">M. Herzfelds</span> enthält 745 Notizen <span class="gesperrt">Lionardos</span>, die nach -bestimmten Gesichtspunkten geordnet sind: Über die Wissenschaft; Von -der Natur, ihren Kräften und Gesetzen; Sonne, Mond und Erde; Menschen, -Tiere und Pflanzen; Philosophische Gedanken; Aphorismen, Allegorien; Entwürfe -zu Briefen; Allegorische Naturgeschichte; Fabeln; Schöne Schwänke; -Prophezeiungen. Bei jeder Notiz ist auf die betreffende Manuskriptstelle hingewiesen.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_861" id="Footnote_861" href="#FNanchor_861"><span class="label">[861]</span></a> Auch gegen die alchemistischen Bestrebungen wendet sich <span class="gesperrt">Lionardo</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_862" id="Footnote_862" href="#FNanchor_862"><span class="label">[862]</span></a> Manuskript A. Fol. 22 v.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_863" id="Footnote_863" href="#FNanchor_863"><span class="label">[863]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">F. M. Feldhaus</span>, Leonardo, der Techniker u. Erfinder. E. Diederichs, -Jena 1913. Mit 9 Tafeln und 131 Abbildungen im Text. S. 118.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_864" id="Footnote_864" href="#FNanchor_864"><span class="label">[864]</span></a> <span class="gesperrt">L. Darmstädter</span>, Handbuch zur Geschichte der Naturwissenschaften -u. der Technik. Berlin 1908. S. 136. Dort wird das Jahr 1667 als das Jahr -der Erfindung angegeben.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_865" id="Footnote_865" href="#FNanchor_865"><span class="label">[865]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">F. M. Feldhaus</span>, Leonardo, der Techniker und Erfinder.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_866" id="Footnote_866" href="#FNanchor_866"><span class="label">[866]</span></a> Durch <span class="gesperrt">Lenormand</span> im Jahre 1783.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_867" id="Footnote_867" href="#FNanchor_867"><span class="label">[867]</span></a> <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span>, da Vinci (Abhandl. u. Vortr. 1906. S. 346).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_868" id="Footnote_868" href="#FNanchor_868"><span class="label">[868]</span></a> Eingehender handelt von der »Anatomie des Lionardo da Vinci« -<span class="gesperrt">M. Roth</span> im Archiv für Anatomie u. Physiologie. Jahrg. 1907. Anat. Abteil. -Suppl.-Bd. S. 1–122.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_869" id="Footnote_869" href="#FNanchor_869"><span class="label">[869]</span></a> Mit den biologischen Kenntnissen und Anschauungen <span class="gesperrt">Lionardo da -Vincis</span> befaßt sich <span class="gesperrt">de Toni</span> in seiner Schrift <span lang="it" xml:lang="it">»La Biologia in Leonardo da -Vinci«. Discorso letto nell' adunanza solenne del R. Istituto Veneto, il -24 maggio 1903.</span> <span class="gesperrt">De Toni</span> erblickt den Ausgang der zahllosen Studien -<span class="gesperrt">Lionardos</span> in der Künstlernatur, die sich in die Gegenstände vertieft, um -sie der Wirklichkeit entsprechend darzustellen. In <span class="gesperrt">Lionardos</span> anatomischen -Tafeln sind nach <span class="gesperrt">de Toni</span> die Muskeln stellenweise so genau abgebildet, wie -in den besten modernen Werken. -</p> -<p> -Das gleiche Thema behandelt <span class="gesperrt">M. Holl</span> in der Inaugurationsrede »Ein -Biologe aus der Wende des 15. Jahrhunderts«. Graz 1905. <span class="gesperrt">Holl</span> weist besonders -auf die methodischen Grundsätze <span class="gesperrt">Lionardos</span> hin und erwähnt als -solche seine vergleichende Methode, die Anwendung des Experiments, die Bezugnahme -auf die Funktionen des Organismus und die Altersveränderung der -Organe usw.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_870" id="Footnote_870" href="#FNanchor_870"><span class="label">[870]</span></a> Im »Laokoon« und in den »Briefen antiquarischen Inhalts«.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_871" id="Footnote_871" href="#FNanchor_871"><span class="label">[871]</span></a> <span lang="fr" xml:lang="fr">Les manuscrits de <span class="gesperrt">Léonard de Vinci</span></span>. Paris 1881.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_872" id="Footnote_872" href="#FNanchor_872"><span class="label">[872]</span></a> Manuskript F. Fol. 69.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_873" id="Footnote_873" href="#FNanchor_873"><span class="label">[873]</span></a> Manuskript CA. Fol. 190v.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_874" id="Footnote_874" href="#FNanchor_874"><span class="label">[874]</span></a> <span class="gesperrt">Gerland</span> u. <span class="gesperrt">Traumüller</span>, Abb. 100.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_875" id="Footnote_875" href="#FNanchor_875"><span class="label">[875]</span></a> Manuskript CA. Fol. 345v. in der Übersetzung von <span class="gesperrt">M. Herzfeld</span> -auf S. 42.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_876" id="Footnote_876" href="#FNanchor_876"><span class="label">[876]</span></a> Nach <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span> hat <span class="gesperrt">Lionardo da Vinci</span> sehr viel von den -Arabern übernommen und ist sein schriftlicher Nachlaß zum großen Teile -eine Sammlung von Notizen.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_877" id="Footnote_877" href="#FNanchor_877"><span class="label">[877]</span></a> Manuskript E. Fol. 55 v.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_878" id="Footnote_878" href="#FNanchor_878"><span class="label">[878]</span></a> <span class="gesperrt">Max Jacobi</span>, Nicolaus von Cusa und Lionardo da Vinci, zwei Vorläufer -des Nicolaus Coppernicus. Altpr. Monatsschr. Bd. 39. Heft 3 u. 4.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_879" id="Footnote_879" href="#FNanchor_879"><span class="label">[879]</span></a> Einen Vorläufer besaß <span class="gesperrt">Peurbach</span> in <span class="gesperrt">Johann von Gmunden</span> (1380 -bis 1442), der vor <span class="gesperrt">Peurbach</span> an der Wiener Hochschule lehrte und wohl als -der Vater der deutschen Astronomie bezeichnet wurde. Nach <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span> -erhob die Universität Protest gegen diese erstmalige Einrichtung einer -Professur für Mathematik. Dieser Protest wurde aber durch den einsichtigen -Kaiser <span class="gesperrt">Maximilian</span> I. abschlägig beschieden.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_880" id="Footnote_880" href="#FNanchor_880"><span class="label">[880]</span></a> <span class="gesperrt">Alfons X. von Kastilien</span> hatte um 1250 die ptolemäischen Planetentafeln -durch neue Tafeln ersetzen lassen.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_881" id="Footnote_881" href="#FNanchor_881"><span class="label">[881]</span></a> <span class="gesperrt">Repsold</span>, Zur Gesch. der astronomischen Meßwerkzeuge. W. Engelmann, -Leipzig 1907. Abt. 7. – Vgl. hierzu <span class="gesperrt">Gerbert</span> (<span class="gesperrt">J. Würschmidt</span>, Archiv f. Gesch. -d. Math. 1919), der gleichfalls sich des Quadratum geometr. bediente. -Er hatte es zweifellos von den Arabern übernommen.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_882" id="Footnote_882" href="#FNanchor_882"><span class="label">[882]</span></a> Die Anregung empfing <span class="gesperrt">Peurbach</span> durch den großen Humanisten -<span class="gesperrt">Bessarion</span> (um 1500), durch dessen Vermittlung zahlreiche Werke aus Konstantinopel -nach Italien gelangten.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_883" id="Footnote_883" href="#FNanchor_883"><span class="label">[883]</span></a> Es handelt sich um einen kleinen Ort dieses Namens in Unterfranken.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_884" id="Footnote_884" href="#FNanchor_884"><span class="label">[884]</span></a> So berichtet <span class="gesperrt">Doppelmayr</span> in seinem Werk »Historische Nachrichten« -von den Nürnberger Mathematicis und Künstlern. 1730. S. 22.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_885" id="Footnote_885" href="#FNanchor_885"><span class="label">[885]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">Doppelmayr</span> a. a. O.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_886" id="Footnote_886" href="#FNanchor_886"><span class="label">[886]</span></a> Ein mit Gradteilung und Dioptern versehener Ring, in dem sich -eine drehbare, gleichfalls mit Dioptern versehene Scheibe befindet. Eine derartige -Vorrichtung wurde schon von <span class="gesperrt">Hipparch</span> zum Messen von Winkeln -benutzt.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_887" id="Footnote_887" href="#FNanchor_887"><span class="label">[887]</span></a> <span class="gesperrt">Montucla</span>, <span lang="fr" xml:lang="fr">Histoire des mathémat. Paris. An VII. Tome I. p. 307</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_888" id="Footnote_888" href="#FNanchor_888"><span class="label">[888]</span></a> <span class="gesperrt">Repsold</span>, Zur Gesch. der astronomischen Meßwerkzeuge. W. Engelmann, -Leipzig 1907. -</p> -<p> -Als Erfinder des Jakobsstabes gilt der Astronom <span class="gesperrt">Levi ben Gerson</span>. -Er hat dadurch (1325) ein bequemes Mittel für Ortsbestimmungen auf See -geschaffen.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_889" id="Footnote_889" href="#FNanchor_889"><span class="label">[889]</span></a> <span class="gesperrt">Breusing</span> in der Zeitschrift für Erdkunde. Berlin 1868. Über <span class="gesperrt">Behaims</span> -Globus, sowie andere Globen aus dem Zeitalter der großen Entdeckungsreisen -siehe: <span class="gesperrt">Matteo Fiorini</span>, Erd- und Himmelsgloben, ihre Geschichte -und Konstruktion; frei bearbeitet von <span class="gesperrt">S. Günther</span>. Leipzig 1895. -Kapitel V. Globen fertigten auch schon die Araber an, z. B. <span class="gesperrt">Edrisi</span> im -12. Jahrhundert.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_890" id="Footnote_890" href="#FNanchor_890"><span class="label">[890]</span></a> Eine Abbildung enthält das Werk von <span class="gesperrt">Ghillany</span>: »Geschichte des -Seefahrers M. Behaim«. Nürnberg 1853.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_891" id="Footnote_891" href="#FNanchor_891"><span class="label">[891]</span></a> Plastische Darstellungen der Erde fertigte man übrigens auch schon -im Altertum an (s. <span class="gesperrt">Peschels</span> Gesch. d. Erdk. 1877. S. 51), und die Araber -stellten Himmelsgloben her.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_892" id="Footnote_892" href="#FNanchor_892"><span class="label">[892]</span></a> <span class="gesperrt">Pierre d'Ailly</span> (<span class="gesperrt">Petrus de Alliaco</span>) lebte von 1350 bis 1420. Er -war ein hoher kirchlicher Würdenträger. In seinem Weltbuch (<span lang="la" xml:lang="la">Imago mundi</span>) -findet sich die antike, von <span class="gesperrt">Roger Bacon</span> wiederholte Ansicht, Asien erstrecke -sich so weit nach Osten, daß seine Küste von Spanien aus in wenigen Tagen -zu erreichen sei (<span class="gesperrt">Tschackert</span>, Peter von Ailly. Gotha 1877. S. 335).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_893" id="Footnote_893" href="#FNanchor_893"><span class="label">[893]</span></a> <span class="gesperrt">Doppelmayr</span>, Historische Nachrichten von den Nürnberger Mathematikern -und Künstlern. 1730.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_894" id="Footnote_894" href="#FNanchor_894"><span class="label">[894]</span></a> <span class="gesperrt">E. F. Apelt</span>, Die Reformation der Sternkunde von N. v. Cusa bis auf -Kepler. Jena 1852. S. 58. <span class="gesperrt">Behaims</span> Verdienst um die Entwicklung und die -Übermittelung der wissenschaftlichen Nautik wird heute geringer eingeschätzt. -Siehe die Mitteilungen z. Geschichte d. Medizin u. d. Naturwiss. Nr. 60. S. 21.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_895" id="Footnote_895" href="#FNanchor_895"><span class="label">[895]</span></a> <span class="gesperrt">E. Meyer</span>, Geschichte d. Botanik. Bd. IV. S. 255. Zoologische Gärten -finden sich schon bei den Arabern (<span class="gesperrt">E. Wiedemann</span>).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_896" id="Footnote_896" href="#FNanchor_896"><span class="label">[896]</span></a> Der Leydener Garten wurde 1577, der Heidelberger 1593 eingerichtet.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_897" id="Footnote_897" href="#FNanchor_897"><span class="label">[897]</span></a> <span class="gesperrt">E. Meyer</span>, Geschichte der Botanik. Bd. IV. S. 273, ist geneigt, den -Italiener <span class="gesperrt">Luca Ghini</span>, der in Bologna lehrte, als den Erfinder der Herbarien -zu betrachten. -</p> -<p> -In Leyden ist noch ein Herbarium von <span class="gesperrt">Rauwolf</span> vorhanden, der 1573 -in den Orient reiste. (Mitteilung von <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span>.)</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_898" id="Footnote_898" href="#FNanchor_898"><span class="label">[898]</span></a> <span class="gesperrt">E. Meyer</span>, Geschichte der Botanik. Bd. IV. S. 284.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_899" id="Footnote_899" href="#FNanchor_899"><span class="label">[899]</span></a> Es ist archivalisch festgestellt, daß der Name <span class="gesperrt">Koppernigk</span> lautete. -Das Titelblatt des 1543 in Nürnberg gedruckten Werkes enthält zwar den -Namen <span class="gesperrt">Copernicus</span>. Es scheint hier aber ein Versehen des Herausgebers -(Rheticus) vorzuliegen. Die richtige Schreibweise würde <span class="gesperrt">Coppernicus</span> oder -<span class="gesperrt">Koppernikus</span> lauten. Siehe <span class="gesperrt">Max Jacobi</span>, »Koppernikus oder Kopernikus«. -Artikel in der »Täglichen Rundschau« v. 14. 8. 1907.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_900" id="Footnote_900" href="#FNanchor_900"><span class="label">[900]</span></a> <span class="gesperrt">Apian</span> lebte von 1495–1552. Er wurde von Kaiser <span class="gesperrt">Karl V.</span> hoch -geschätzt und verfertigte für diesen eine Maschine, durch deren Bewegung -man den Lauf der Planeten darstellen konnte. Auch empfahl er dunkle -Gläser zur Beobachtung der Sonne, in der Hoffnung, auf diese Weise den -Vorübergang von Venus und Merkur sehen zu können. Auch der Vorschlag, -die Monddistanzen zum Bestimmen der geographischen Länge zu benutzen, -rührt von <span class="gesperrt">Apian</span> her (Cosmographia § 5).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_901" id="Footnote_901" href="#FNanchor_901"><span class="label">[901]</span></a> Anspielung auf das <span class="gesperrt">Horaz</span>ische <span lang="la" xml:lang="la">nonumque prematur in annum</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_902" id="Footnote_902" href="#FNanchor_902"><span class="label">[902]</span></a> »Dem Reformator«, sagt <span class="gesperrt">Schiaparelli</span> (Die Vorläufer des Koppernikus -im Altertum, S. 87), »der ein wesentlich neues Weltschema zur Geltung -bringen wollte, konnte es nicht genügen, nur eine allgemeine Idee auseinanderzusetzen, -sondern ihm fiel die Pflicht zu, seine Idee bis zu demselben Grade -der Vollendung auszuarbeiten, bis zu dem <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> die seinige gebracht -hatte.«</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_903" id="Footnote_903" href="#FNanchor_903"><span class="label">[903]</span></a> <span class="gesperrt">Nicolai Copernici Torinensis</span>, <span lang="la" xml:lang="la">De revolutionibus orbium coelestium, -libri VI</span>. Eine Übersetzung von <span class="gesperrt">C. L. Menzzer</span> hat der Koppernikus-Verein -zu Thorn im Jahre 1879 herausgegeben.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_904" id="Footnote_904" href="#FNanchor_904"><span class="label">[904]</span></a> In dem Bestreben, die ungleichförmig erscheinenden Bewegungen der -Planeten auf gleichförmige Bewegungen zurückzuführen, nahm man an, diese -Himmelskörper beschrieben Kreise, deren Mittelpunkt sich gleichzeitig der -Peripherie eines zweiten Kreises entlang bewege; die so entstandenen Linien -nennt man Epizyklen.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_905" id="Footnote_905" href="#FNanchor_905"><span class="label">[905]</span></a> Siehe S. <a href="#Page_p180">180</a> u. f. d. Bds.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_906" id="Footnote_906" href="#FNanchor_906"><span class="label">[906]</span></a> <span class="gesperrt">Schiaparelli</span>, Die Vorläufer des Koppernikus im Altertum, übersetzt -von <span class="gesperrt">M. Curtze</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_907" id="Footnote_907" href="#FNanchor_907"><span class="label">[907]</span></a> Die außerhalb des Saturn befindlichen Planeten Uranus und Neptun -wurden erst 1781, beziehungsweise 1846 entdeckt.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_908" id="Footnote_908" href="#FNanchor_908"><span class="label">[908]</span></a> Die hierin liegende Schwierigkeit wurde erst von <span class="gesperrt">Bessel</span> gehoben, -der nachwies, daß die Fixsterne in der Tat infolge der jährlichen Bewegung -der Erde ihren Ort, wenn auch in sehr geringem Maße, verändern.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_909" id="Footnote_909" href="#FNanchor_909"><span class="label">[909]</span></a> Die Schrift galt lange als verschollen. Sie wurde erst im 19. Jahrhundert -wieder entdeckt und (1878) herausgegeben. Näheres siehe in dem von -<span class="gesperrt">A. Kistner</span> herrührenden Bd. 39 von Voigtländers Quellenbüchern.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_910" id="Footnote_910" href="#FNanchor_910"><span class="label">[910]</span></a> Die Drehung der Erde wurde durch Fallversuche, sowie den <span class="gesperrt">Foucault</span>schen -Pendelversuch nachgewiesen, während die Fortbewegung im Raume -aus der Aberration und der Fixsternparallaxe geschlossen wurde.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_911" id="Footnote_911" href="#FNanchor_911"><span class="label">[911]</span></a> Anstatt 1 : 49 : 1300000.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_912" id="Footnote_912" href="#FNanchor_912"><span class="label">[912]</span></a> In seiner, sechs Jahre nach dem Tode des <span class="gesperrt">Koppernikus</span> veröffentlichten -Schrift »<span lang="la" xml:lang="la">Initia doctrinae physicae</span> 1549« (Die Anfangsgründe der Naturlehre) -beschuldigt <span class="gesperrt">Melanchthon</span> den <span class="gesperrt">Koppernikus</span>, daß er lediglich zur -Befriedigung seiner Eitelkeit Irrlehren, die schon das Altertum als bloße Gedankenspiele -erkannt habe, verbreitete (<span class="gesperrt">L. Prowe</span>, Nicolaus Coppernicus. -Bd. I, 2. S. 232). In den späteren Auflagen seiner »Naturlehre« hat <span class="gesperrt">Melanchthon</span> -diesen Vorwurf zwar abgeschwächt, den ablehnenden Standpunkt -gegen die heliozentrische Lehre aber beibehalten. <span class="gesperrt">Melanchthon</span> ließ sich -von der Überzeugung leiten, daß auch in den Fragen der Naturwissenschaft die -Bibel maßgebend sei. Siehe die Abhandlung von <span class="gesperrt">E. Wohlwill</span>: »Melanchthon -und Copernicus«. Mitteil. z. Gesch. d. Med. u. d. Naturw. 1904. S. 260 u. f.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_913" id="Footnote_913" href="#FNanchor_913"><span class="label">[913]</span></a> Die kirchliche Behörde, der das Zensoramt oblag und die mißliebige -Bücher auf den Index, d. h. das Verzeichnis der verbotenen Bücher setzte.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_914" id="Footnote_914" href="#FNanchor_914"><span class="label">[914]</span></a> <span class="gesperrt">Giordano Bruno</span> wurde zu Nola im Jahre 1548 geboren. Er durchwanderte -lehrend Europa, geriet jedoch mit den herrschenden kirchlichen -Dogmen in Widerspruch und wurde, weil er nicht widerrufen wollte, 1600 -von der Inquisition zu Rom den Flammen übergeben. Siehe <span class="gesperrt">Landsbeck</span>, -Bruno, der Märtyrer der neuen Weltanschauung. Leipzig 1890.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_915" id="Footnote_915" href="#FNanchor_915"><span class="label">[915]</span></a> De Immenso. L. III. c. 5.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_916" id="Footnote_916" href="#FNanchor_916"><span class="label">[916]</span></a> Wie klein erscheint <span class="gesperrt">Hegel</span> dagegen, der aus spekulativen Gründen -annahm, daß es nicht mehr als 7 Planeten geben <span class="gesperrt">könne</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_917" id="Footnote_917" href="#FNanchor_917"><span class="label">[917]</span></a> <span class="gesperrt">Dilthey</span>, G. Bruno und Spinoza. Archiv der Philosophie. 1894. -S. 269 u. f.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_918" id="Footnote_918" href="#FNanchor_918"><span class="label">[918]</span></a> Übersetzt von <span class="gesperrt">Kuhlenbeck</span> 1893.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_919" id="Footnote_919" href="#FNanchor_919"><span class="label">[919]</span></a> <span class="gesperrt">Breusing</span>, Gerhard Kremer, genannt Merkator, der deutsche Geograph. -Duisburg 1869. -</p> -<p> -<span class="gesperrt">H. Averdunk</span> und <span class="gesperrt">J. Müller-Reinhard</span>, Gerhard Mercator und die -Geographen unter seinen Nachkommen. J. Perthes, Gotha 1914. VIII u. 188 S.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_920" id="Footnote_920" href="#FNanchor_920"><span class="label">[920]</span></a> Die »Kosmographie« erschien 1544 in Basel (zuletzt 1628). Sie kam -auch lateinisch (1550), französisch, italienisch usw. heraus.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_921" id="Footnote_921" href="#FNanchor_921"><span class="label">[921]</span></a> Professor der Medizin und der Astronomie in Löwen; lebte von 1535 -bis 1577.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_922" id="Footnote_922" href="#FNanchor_922"><span class="label">[922]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">Breusings</span> zitierte Schrift S. 35.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_923" id="Footnote_923" href="#FNanchor_923"><span class="label">[923]</span></a> <span class="gesperrt">Philipp Apian</span> (1531–1589), Sohn des Astronomen <span class="gesperrt">Peter Apian</span> -(zu deutsch <span class="gesperrt">Bienewitz</span>).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_924" id="Footnote_924" href="#FNanchor_924"><span class="label">[924]</span></a> 1526–1598.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_925" id="Footnote_925" href="#FNanchor_925"><span class="label">[925]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">Nova et aucta orbis terrae descriptio ad usum navigantium emendata -accommodata. Duisburgi mense Augusto</span>, 1569. Auf 8 Blättern, im ganzen -1,26 m hoch und 2 m breit. Die Karte wurde nach den Originalen in der -Stadtbibliothek zu Breslau im Jahre 1891 von der Gesellschaft für Erdkunde -in Berlin herausgegeben.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_926" id="Footnote_926" href="#FNanchor_926"><span class="label">[926]</span></a> <span class="gesperrt">Rumold Mercator.</span></p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_927" id="Footnote_927" href="#FNanchor_927"><span class="label">[927]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">Atlas sive cosmographicae meditationes de Fabrica mundi et fabricati -figura. Duysburgi Clivorum 1595</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_928" id="Footnote_928" href="#FNanchor_928"><span class="label">[928]</span></a> In seiner Schrift »Über die geographische Kunst«.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_929" id="Footnote_929" href="#FNanchor_929"><span class="label">[929]</span></a> Die Bedingung der Konformität aufgestellt zu haben, gilt gewöhnlich -als ein Verdienst <span class="gesperrt">Lamberts</span> (siehe a. a. St.). <span class="gesperrt">Mercator</span> spricht sie aber -fast mit denselben Worten aus. Die Bedingung der Konformität ist dann -erfüllt, wenn das Verhältnis zwischen den Breiten- und Längengraden überall -auf der Karte gewahrt bleibt.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_930" id="Footnote_930" href="#FNanchor_930"><span class="label">[930]</span></a> <span class="gesperrt">Maurolykus</span>, <span lang="la" xml:lang="la">De lumine et umbra</span>. Venedig 1575.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_931" id="Footnote_931" href="#FNanchor_931"><span class="label">[931]</span></a> Die Erklärung des <span class="gesperrt">Maurolykus</span> beruht gleichfalls auf der geradlinigen -Fortpflanzung des Lichtes; jeder Punkt der Öffnung wird dabei als die Spitze -eines von der Sonne ausgehenden Strahlenkegels betrachtet, der auf der -andern Seite der Öffnung seine Fortsetzung findet.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_932" id="Footnote_932" href="#FNanchor_932"><span class="label">[932]</span></a> <span class="gesperrt">J. P. Portae Neapolitani</span>, Magia naturalis. 1553 (nicht mehr vorhanden). -1560. 1589.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_933" id="Footnote_933" href="#FNanchor_933"><span class="label">[933]</span></a> Eine Beschreibung der schon viel älteren Lochkamera findet sich auch -bei <span class="gesperrt">Lionardo da Vinci</span>. Sie lautet: »Wenn die Bilder von beleuchteten -Gegenständen durch ein kleines Loch in ein sehr dunkles Zimmer fallen, so -sieht man diese Bilder im Innern des Zimmers auf weißem Papier, das in -einiger Entfernung von dem Loche aufgestellt ist, in voller Form und Farbe. -Sie sind aber in der Größe verringert und stehen auf dem Kopfe.« Die -Umkehrung des Bildes leitete <span class="gesperrt">Lionardo da Vinci</span> ganz richtig von dem -Gang der Lichtstrahlen ab. -</p> -<p> -Von früheren abendländischen Gelehrten haben sich <span class="gesperrt">Vitello</span>, <span class="gesperrt">Peckham</span> -und <span class="gesperrt">Roger Bacon</span> mit der Abbildung der Sonne durch verschieden gestaltete -Öffnungen beschäftigt; im 14. Jahrhundert hat sich <span class="gesperrt">Levi ben Gerson</span> der -Camera obscura zu Beobachtungen bei Sonnen- und Mondfinsternissen bedient, -<span class="gesperrt">Maurolykus</span> im 15. Jahrhundert eine genügend richtige Abbildung der Sonne -durch eine enge Öffnung gegeben. -</p> -<p> -Von den arabischen Gelehrten hat schon <span class="gesperrt">Alkindi</span> (750–800) den -Strahlengang für den Fall der Lochkamera untersucht, dann haben der große -<span class="gesperrt">Ihn al Haitam</span> und sein ebenfalls bedeutender Kommentator <span class="gesperrt">Kamâl al -Dîn</span> die Theorie ausführlich entwickelt. (<span class="gesperrt">J. Würschmidt</span>, Zeitschr. f. math. -u. naturwiss. Unters. 1915, 466.)</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_934" id="Footnote_934" href="#FNanchor_934"><span class="label">[934]</span></a> <span class="gesperrt">W. Schmidt</span>, Heron von Alexandrien im 17. Jahrhundert. In den -Abhandlungen z. Gesch. d. Mathem. 8. Heft (1898). S. 195.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_935" id="Footnote_935" href="#FNanchor_935"><span class="label">[935]</span></a> <span class="gesperrt">Porta</span>, <span lang="la" xml:lang="la">Pneumaticorum libri tres</span>. Neapoli 1601.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_936" id="Footnote_936" href="#FNanchor_936"><span class="label">[936]</span></a> Seine Vorrichtung, mit Hilfe gespannter Dämpfe Wasser zu heben, -kann noch nicht als Dampfmaschine bezeichnet werden. Außerdem ist es -zweifelhaft, ob <span class="gesperrt">de Caus</span> ein Franzose oder ein Deutscher war.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_937" id="Footnote_937" href="#FNanchor_937"><span class="label">[937]</span></a> <span class="gesperrt">Gilbert</span>, <span lang="la" xml:lang="la">De magnete</span>. I, 1. Von dem Deutschen <span class="gesperrt">Georg Hartmann</span> -(1489–1564) rührt eine noch ältere, aber ganz ungenaue Beobachtung der Inklination -her (9 Grad anstatt etwa 70 Grad).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_938" id="Footnote_938" href="#FNanchor_938"><span class="label">[938]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">Deliciae physico-mathematicae</span>. Nach dem Tode <span class="gesperrt">Schwenters</span> erschienen. -Eine Übersetzung rührt von <span class="gesperrt">Harsdörffer</span> her.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_939" id="Footnote_939" href="#FNanchor_939"><span class="label">[939]</span></a> A. a. O. 3. Teil XIX.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_940" id="Footnote_940" href="#FNanchor_940"><span class="label">[940]</span></a> A. a. O. 11. Teil XVIII.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_941" id="Footnote_941" href="#FNanchor_941"><span class="label">[941]</span></a> Dieses Holz hatten Jesuiten in Mexiko kennen gelernt; es wurde Nierenholz -(<span lang="la" xml:lang="la">lignum nephriticum</span>) genannt, weil man es gegen Nieren- und Blasenkrankheiten -anwandte. -</p> -<p> -Ausführlicher hat <span class="gesperrt">G. Berthold</span> über die Geschichte der Fluoreszenz in -<span class="gesperrt">Poggendorffs</span> Annalen der Physik und Chemie, Bd. 158 (1876) S. 620, berichtet. -Danach rührt die älteste Nachricht über die Fluoreszenz eines Aufgusses -des <span lang="la" xml:lang="la">lignum nephriticum</span> von <span class="gesperrt">Monardes</span> (16. Jahrh.) her. Auch <span class="gesperrt">Boyle</span>, -<span class="gesperrt">Grimaldi</span>, <span class="gesperrt">Newton</span> und andere haben sich mit dem Phänomen beschäftigt. -<span class="gesperrt">Newton</span> hat zuerst den Aufguß in homogenem Lichte untersucht. Eingehender -geschah dies durch <span class="gesperrt">E. Wünsch</span> (Versuche und Beobachtungen über die Farben. -Leipzig 1792). Bei <span class="gesperrt">Musschenbroek</span> findet sich die Bemerkung, daß Erdöl -dieselbe Erscheinung zeige wie der Aufguß des Nierenholzes (<span lang="la" xml:lang="la">Introductio ad -philos. nat.</span> 1762. Bd. II. S. 739). <span class="gesperrt">Goethe</span> beschrieb sie an dem Aufguß der -frischen Rinde der Roßkastanie (Nachträge zur Farbenlehre. Nr. 10). Da indessen -die Erklärung dieser Erscheinung nicht gelang, geriet sie in Vergessenheit, -bis sie um die Mitte des 19. Jahrhunderts zum Gegenstande sehr eingehender -Experimentaluntersuchungen gemacht wurde. (Siehe Bd. IV.)</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_942" id="Footnote_942" href="#FNanchor_942"><span class="label">[942]</span></a> Sie soll um 1630 erfolgt sein.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_943" id="Footnote_943" href="#FNanchor_943"><span class="label">[943]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">Wilde</span>, Geschichte der Optik. Bd. I. S. 294.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_944" id="Footnote_944" href="#FNanchor_944"><span class="label">[944]</span></a> Schon im 13. Jahrhundert versuchte der Deutsche <span class="gesperrt">Jordanus Nemorarius</span>, -mechanische Probleme auf dynamischem Wege zu lösen (<span lang="la" xml:lang="la">Liber Jordani -Nemorarii de ponderibus</span>. Herausgegeben von <span class="gesperrt">Peter Apian</span>, 1533). -Näheres siehe <span class="gesperrt">Gerland</span> und <span class="gesperrt">Traumüller</span>, Geschichte der physikalischen Experimentierkunst. -Leipzig, W. Engelmann. 1899. S. 78 u. f.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_945" id="Footnote_945" href="#FNanchor_945"><span class="label">[945]</span></a> <span class="gesperrt">Tartaglia</span>, <span lang="it" xml:lang="it">Nuova scienza</span> (Venedig 1537).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_946" id="Footnote_946" href="#FNanchor_946"><span class="label">[946]</span></a> Nach <span class="gesperrt">v. Lippmann</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_947" id="Footnote_947" href="#FNanchor_947"><span class="label">[947]</span></a> Dies geschah im Jahre 1423.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_948" id="Footnote_948" href="#FNanchor_948"><span class="label">[948]</span></a> Übrigens betrieb Karl VII. von Frankreich, dem die Engländer den -Thron zugunsten ihres Königs Heinrich VI. streitig machten, dieselbe Art -von Falschmünzerei. -</p> -<p> -Siehe auch <span class="gesperrt">H. Schelenz</span>: »Hermes und seine Kunst, Alchemie in England«. -Pharmazeutische Post. Wien 1902. Nr. 6. Danach wurde im Jahre 1440 -einer englischen Firma sogar das Privileg zur Herstellung von künstlichem -Gold gegeben. Doch sank dadurch der Wert der englischen Goldmünzen um -die Hälfte. Nach <span class="gesperrt">v. Lippmann</span> handelte es sich um gefälschte Münzen.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_949" id="Footnote_949" href="#FNanchor_949"><span class="label">[949]</span></a> Es lehrte, sagt <span class="gesperrt">Chamberlain</span> treffend, schärfer beobachten, verdoppelte -die Erfindungsgabe, flößte die kühnsten Hypothesen ein und schenkte -endlose Ausdauer und Todesverachtung (<span class="gesperrt">Chamberlain</span>, Grundlagen. S. 756).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_950" id="Footnote_950" href="#FNanchor_950"><span class="label">[950]</span></a> Siehe in <span class="gesperrt">v. Lippmanns</span> Werk »Die Alchemie« (1919) den Abschnitt, -der von der Alchemie nach 1300 handelt (S. 495 u. f.).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_951" id="Footnote_951" href="#FNanchor_951"><span class="label">[951]</span></a> Vereinzelt selbst bis ins 19. Jahrhundert. So entstand 1894 in Paris -eine <span lang="fr" xml:lang="fr">Société hermétique</span> und bald darauf eine <span lang="fr" xml:lang="fr">Société alchimique</span>. Fristeten -diese Regungen ihr Dasein immer wieder durch ihre Verbindung mit Mystik -und Okkultismus, so erhielten sie neue Nahrung durch die Umwandlungen, die -man am Radium und den radioaktiven Stoffen entdeckte.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_952" id="Footnote_952" href="#FNanchor_952"><span class="label">[952]</span></a> Besonders die Studien <span class="gesperrt">Sudhoffs</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_953" id="Footnote_953" href="#FNanchor_953"><span class="label">[953]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">F. Strunz</span>, Theophrastus Paracelsus, sein Leben und seine Persönlichkeit. -Ein Beitrag zur Geistesgeschichte der deutschen Renaissance. -Leipzig, E. Diederichs. 1903.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_954" id="Footnote_954" href="#FNanchor_954"><span class="label">[954]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">E. Sudhoffs</span> Bericht über die neuesten Wertungen <span class="gesperrt">Hohenheims</span> -in den Mitteil. z. Gesch. d. Medizin u. Naturwiss. 1904. S. 475.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_955" id="Footnote_955" href="#FNanchor_955"><span class="label">[955]</span></a> Im Druck erschien es zuerst 1493 und zuletzt in Basel in fünf Bänden -1523, also kurz bevor <span class="gesperrt">Paracelsus</span> dort auftrat.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_956" id="Footnote_956" href="#FNanchor_956"><span class="label">[956]</span></a> Voll Selbstbewußtsein sprach er einst das Wort: »Engländer, Franzosen, -Italiener, ihr mir nach, nicht ich euch!«</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_957" id="Footnote_957" href="#FNanchor_957"><span class="label">[957]</span></a> <span class="gesperrt">Strunz</span> a. a. O.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_958" id="Footnote_958" href="#FNanchor_958"><span class="label">[958]</span></a> Über die Anfänge des Apothekenwesens im frühen Mittelalter siehe -S. 294 d. Bds.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_959" id="Footnote_959" href="#FNanchor_959"><span class="label">[959]</span></a> Es wurde im Jahre 1505 veröffentlicht. Der Titel lautet: »Ein wolgeordnet -vñ nutzlich büchlin wie man Bergwerck sůchen und finden sol / von -allerley Metall / mit seinen figuren / nach gelegenheyt, des gebijrges / artlych -angezeygt / Mit anhangenden Bercknamen / den anfahenden Bergleuten vast -dienstlich.« In dem Buch spricht »Daniel der Bergner stendig / zum jungen -Knappjo«. Einen Abdruck dieses seltenen Werkes hat die »Zeitschrift für -Bergrecht« in Band XXVI gebracht. -</p> -<p> -Siehe die Besprechung von <span class="gesperrt">O. Vogel</span> in den Mitteilungen z. Gesch. d. -Medizin u. d. Naturwiss. 1909. S. 299. Ferner <span class="gesperrt">W. Jacobi</span>, Das älteste Lehrbuch -für den Bergbau. Der Erzbergbau. 1909. Heft 3. S. 52.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_960" id="Footnote_960" href="#FNanchor_960"><span class="label">[960]</span></a> <span class="gesperrt">Beckmann</span>, Geschichte der Erfindungen. Bd. III. -</p> -<p> -Siehe auch <span class="gesperrt">Ranke</span>, Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. -Bd. V. S. 348.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_961" id="Footnote_961" href="#FNanchor_961"><span class="label">[961]</span></a> <span class="gesperrt">Agricolas</span> Bergwerksbuch. Übersetzt von <span class="gesperrt">Bechius</span> 1621. Vgl. auch -<span class="gesperrt">Agricolas</span> mineralogische Schriften, übersetzt und mit Anmerkungen von -<span class="gesperrt">E. Lehmann</span>. Freiburg 1816. Der Titel des Originalwerkes lautet: De re -metallica libri XII. 1556. Ein Jahr nach dem Erscheinen von <span class="gesperrt">Agricolas</span> -»De re metallica« wurde eine deutsche Übersetzung von <span class="gesperrt">Ph. Beck</span> unter dem -Titel »Vom Bergwerk XII Bücher« herausgegeben. Sie erlebte mehrere Auflagen -(1580, 1621). Eine neuere deutsche Übersetzung gibt es nicht, wohl -aber eine vorzügliche englische vom Jahre 1912 (<span class="gesperrt">O. Vogel</span>, Stahl und Eisen. -Jahrg. 1916. S. 405).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_962" id="Footnote_962" href="#FNanchor_962"><span class="label">[962]</span></a> Vom Marktscheiden, kurzer und gründlicher Unterricht durch <span class="gesperrt">E. Reinhard</span>. -Erfurt 1574.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_963" id="Footnote_963" href="#FNanchor_963"><span class="label">[963]</span></a> Über die Anregungen, die der Bergbau im Laufe der Kulturgeschichte -der Naturwissenschaft und der Technik gegeben hat, berichtete <span class="gesperrt">E. Gerland</span> -im Archiv für Geschichte der Naturwissensch. u. der Technik. Jahrg. 1910. -S. 301 u. f.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_964" id="Footnote_964" href="#FNanchor_964"><span class="label">[964]</span></a> <span class="gesperrt">Lindner</span>, Gesch. Bd. IV. S. 431.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_965" id="Footnote_965" href="#FNanchor_965"><span class="label">[965]</span></a> Seit 1566.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_966" id="Footnote_966" href="#FNanchor_966"><span class="label">[966]</span></a> Seit 1574.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_967" id="Footnote_967" href="#FNanchor_967"><span class="label">[967]</span></a> <span lang="es" xml:lang="es">Historia natural y moral de las Indias</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_968" id="Footnote_968" href="#FNanchor_968"><span class="label">[968]</span></a> Näheres siehe in den Mitteilungen z. Gesch. d. Med. u. d. Naturwiss. -Nr. 59. S. 592.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_969" id="Footnote_969" href="#FNanchor_969"><span class="label">[969]</span></a> Diejenigen Stellen der Bibel, welche der Entwicklung der Geologie -besonders hinderlich waren, lauten nach der Ausgabe von <span class="gesperrt">E. Kautzsch</span>, Die -Heilige Schrift des Alten Testaments, 1896, S. 1 und S. 750: -</p> -<p> -Da sprach Gott: Es sammle sich das Wasser unterhalb des Himmels an -einem Ort, so daß das Trockne sichtbar wird. Und so geschah es, und Gott -nannte das Trockne Erde, die Ansammlung der Gewässer aber nannte er -Meer. (Die Schöpfung der Welt. Text S. 1.) -</p> -<p> -Ehe die Berge geboren, und die Erde und der Erdkreis ‚hervorgebracht -wurden‘ und von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du, o Gott. (Text S. 750. Ps. 90.)</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_970" id="Footnote_970" href="#FNanchor_970"><span class="label">[970]</span></a> <span class="gesperrt">Agricola</span>, <span lang="la" xml:lang="la">De ortu et causis subterraneorum. Basileae 1546. Liber -tertius, p. 36</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_971" id="Footnote_971" href="#FNanchor_971"><span class="label">[971]</span></a> <span lang="en" xml:lang="en">Principles of geology</span>. 11. Aufl. Bd. I. London 1872. S. 27–28.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_972" id="Footnote_972" href="#FNanchor_972"><span class="label">[972]</span></a> <span class="gesperrt">Georgius Agricola</span>, <span lang="la" xml:lang="la">De natura fossilium</span>. Basel 1546.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_973" id="Footnote_973" href="#FNanchor_973"><span class="label">[973]</span></a> Als Begründer dieser irrigen Ansicht ist <span class="gesperrt">Avicenna</span> (980–1037) zu -betrachten. Auch <span class="gesperrt">Albertus Magnus</span> huldigte ihr. Doch meinte er, Tiere -und Pflanzen könnten auch wohl an solchen Orten zu Stein erhärten, wo eine -steinmachende Kraft vorhanden sei. (<span class="gesperrt">Zittel</span>, Geschichte d. Geol. u. Paläont. -1899. S. 15.)</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_974" id="Footnote_974" href="#FNanchor_974"><span class="label">[974]</span></a> <span class="gesperrt">Konrad Gesner</span>, <span lang="la" xml:lang="la">De omni rerum fossilium genere</span>. 1565.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_975" id="Footnote_975" href="#FNanchor_975"><span class="label">[975]</span></a> <span class="gesperrt">Zittel</span>, Geschichte der Geologie und Paläontologie. 1899. S. 18.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_976" id="Footnote_976" href="#FNanchor_976"><span class="label">[976]</span></a> <span class="gesperrt">Palissy</span>, <span lang="fr" xml:lang="fr">Discours admirable de la nature des eaux et fontaines, des -métaux, des sels et salines, des pierres, des terres, du feu et des émaux.</span> -Paris 1580. Nach <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span> wird seine Originalität neuerdings stark -bezweifelt.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_977" id="Footnote_977" href="#FNanchor_977"><span class="label">[977]</span></a> <span class="gesperrt">Zittel</span>, a. a. O. S. 22.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_978" id="Footnote_978" href="#FNanchor_978"><span class="label">[978]</span></a> Nach <span class="gesperrt">Löwenheim</span> stimmen <span class="gesperrt">Palissy</span> und <span class="gesperrt">Cardanus</span> mitunter fast -wörtlich überein. Siehe S. 74 u. 75.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_979" id="Footnote_979" href="#FNanchor_979"><span class="label">[979]</span></a> Den jüngsten Sohn König <span class="gesperrt">Johanns des Ersten</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_980" id="Footnote_980" href="#FNanchor_980"><span class="label">[980]</span></a> Siehe S. <a href="#Page_p399">399</a>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_981" id="Footnote_981" href="#FNanchor_981"><span class="label">[981]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">Exoticorum libri X</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_982" id="Footnote_982" href="#FNanchor_982"><span class="label">[982]</span></a> <span class="gesperrt">Sprengel</span>, Geschichte der Botanik. Bd. I. S. 352.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_983" id="Footnote_983" href="#FNanchor_983"><span class="label">[983]</span></a> <span class="gesperrt">E. Meyer</span>, Geschichte der Botanik. Bd. IV. S. 290.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_984" id="Footnote_984" href="#FNanchor_984"><span class="label">[984]</span></a> Eine ausführliche Schilderung des Lebenslaufes von <span class="gesperrt">Brunfels</span> und -seiner Verdienste um die Botanik enthält die Abhandlung von <span class="gesperrt">F. W. E. Roth</span>: -»Otto Brunfels, 1489–1534, ein deutscher Botaniker«. Botanische Zeitung -1901. S. 191 u. f. <span class="gesperrt">Brunfels</span> trat als Kartäusermönch mit den bedeutendsten -Humanisten, darunter mit <span class="gesperrt">Ulrich von Hutten</span>, in Verbindung. Mit Hilfe -des letzteren entfloh <span class="gesperrt">Brunfels</span> dem Kloster, um offen als Lutheraner aufzutreten. -Später wirkte er als Lehrer am Gymnasium in Straßburg. Er starb -im Jahre 1534, nachdem er einige Jahre vorher die medizinische Doktorwürde -erworben hatte.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_985" id="Footnote_985" href="#FNanchor_985"><span class="label">[985]</span></a> <span class="gesperrt">S. Killermann</span>, Dürers Pflanzen- und Tierzeichnungen und ihre Bedeutung -für die Naturgeschichte. Heft 119 der Studien zur deutschen Kunstgeschichte. -Mit 22 Tafeln. Straßburg 1910.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_986" id="Footnote_986" href="#FNanchor_986"><span class="label">[986]</span></a> <span class="gesperrt">Brunfels</span> lernte, wahrscheinlich im Jahre 1533, die Sammlungen -<span class="gesperrt">Bocks</span> kennen und veranlaßte ihn zur Herausgabe des Kräuterbuches.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_987" id="Footnote_987" href="#FNanchor_987"><span class="label">[987]</span></a> <span class="gesperrt">Hieronymus Bock</span> (1498–1554), New Kreuterbuch von Underscheidt, -Würkung und Namen der Kreuter, so in teutschen Landen wachsen.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_988" id="Footnote_988" href="#FNanchor_988"><span class="label">[988]</span></a> Einige der von <span class="gesperrt">Fuchs</span> zum ersten Male abgebildeten deutschen Arten -seien hier aufgezählt: <span lang="la" xml:lang="la">Ligustrum vulgare, Salvia pratensis, Hordeum vulgare, -Avena sativa, Convolvulus arvensis, Lysimachia Nummularia, Cyclamen europaeum, -Lilium candidum, Paris quadrifolia, Daphne Merzereum, Saponaria -officinalis, Euphorbia Cyparissias, Prunus spinosa, Clematis Vitalba, Ranunculus -acris, Digitalis purpurea, Genista tinctoria, Orchis Morio, Equisetum arvense, -Pteris aquilina</span> usw.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_989" id="Footnote_989" href="#FNanchor_989"><span class="label">[989]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">Dodonaei stirpium historiae pemptades sex sive libri XXX. Antwerpiae, -ex officina Christophori Plantini, 1583, in fol</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_990" id="Footnote_990" href="#FNanchor_990"><span class="label">[990]</span></a> Von der Einführung amerikanischer Pflanzen handelt <span class="gesperrt">S. Killermann</span> -in der Naturwiss. Wochenschrift. 1909. S. 193. Danach ist der Mais in der -ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts nach Europa gekommen. Die <span lang="la" xml:lang="la">Agave americana</span> -wurde nach <span class="gesperrt">Caesalpin</span> 1561 eingeführt. Weitere Angaben finden sich -über <span lang="la" xml:lang="la">Nicotiana tabacum, Solanum tuberosum, Capsicum annuum</span> usw. -</p> -<p> -Mitgebracht hat den Mais übrigens schon <span class="gesperrt">Columbus</span>, wie er (nach -<span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span>) selbst bezeugt.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_991" id="Footnote_991" href="#FNanchor_991"><span class="label">[991]</span></a> <span class="gesperrt">E. Meyer</span>, Geschichte der Botanik. Bd. III. S. 325.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_992" id="Footnote_992" href="#FNanchor_992"><span class="label">[992]</span></a> <span class="gesperrt">Conradi Gesneri</span>, <span lang="la" xml:lang="la">Opera botanica</span>. 2 Bde. Nürnberg 1751–1771. -Dieser Nachlaß <span class="gesperrt">Gesners</span> wurde also erst lange nach seinem Tode herausgegeben -(durch <span class="gesperrt">Schmiedel</span>).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_993" id="Footnote_993" href="#FNanchor_993"><span class="label">[993]</span></a> <span class="gesperrt">E. Meyer</span>, Geschichte der Botanik. Bd. IV. S. 334.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_994" id="Footnote_994" href="#FNanchor_994"><span class="label">[994]</span></a> Siehe S. <a href="#Page_p337">337</a>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_995" id="Footnote_995" href="#FNanchor_995"><span class="label">[995]</span></a> <span class="gesperrt">A. v. Humboldt</span>, Kosmos. Bd. II. S. 256.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_996" id="Footnote_996" href="#FNanchor_996"><span class="label">[996]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">Pro herbis necessariis artis suae</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_997" id="Footnote_997" href="#FNanchor_997"><span class="label">[997]</span></a> 1540 und 1547.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_998" id="Footnote_998" href="#FNanchor_998"><span class="label">[998]</span></a> <span class="gesperrt">E. Meyer</span>, Geschichte der Botanik. Bd. IV. S. 270.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_999" id="Footnote_999" href="#FNanchor_999"><span class="label">[999]</span></a> <span class="gesperrt">H. Schelenz</span>, Über Kräutersammlungen und das älteste deutsche -Herbarium. Verhandlungen der Versammlung deutscher Naturforscher und -Ärzte. 1906. II. 2.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_1000" id="Footnote_1000" href="#FNanchor_1000"><span class="label">[1000]</span></a> L. <span class="gesperrt">Ranke</span>, Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. 5. Bd. -4. Aufl. S. 346.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_1001" id="Footnote_1001" href="#FNanchor_1001"><span class="label">[1001]</span></a> <span class="gesperrt">Conradi Gesneri</span>, <span lang="la" xml:lang="la">Historiae animalium libri, opus philosophis, medicis, -grammaticis, philologis, poetis et omnibus rerum linguarumque variarum -studiosis utilissimum simul jucundissimumque</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_1002" id="Footnote_1002" href="#FNanchor_1002"><span class="label">[1002]</span></a> <span class="gesperrt">Ulisse Aldrovandi</span> wurde 1522 in Bologna geboren. Er gründete -dort 1567 einen botanischen Garten. Sein Nachfolger in der Leitung dieses -Gartens war der Botaniker <span class="gesperrt">Caesalpin</span>. <span class="gesperrt">Aldrovandi</span>, Opera omnia. 13 Bde.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_1003" id="Footnote_1003" href="#FNanchor_1003"><span class="label">[1003]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">De differentiis animalium</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_1004" id="Footnote_1004" href="#FNanchor_1004"><span class="label">[1004]</span></a> Nach <span class="gesperrt">Dantes</span> Inferno ruht Friedrich II. in einem feurigen Grabe.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_1005" id="Footnote_1005" href="#FNanchor_1005"><span class="label">[1005]</span></a> Siehe S. <a href="#Page_p313">313</a>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_1006" id="Footnote_1006" href="#FNanchor_1006"><span class="label">[1006]</span></a> <span class="gesperrt">Eustachio</span> lieferte unter anderem eine genaue Untersuchung des -Gehörorgans und entdeckte dabei den Steigbügel (um 1546). Hammer und -Amboß waren schon früher aufgefunden (um 1480). <span class="gesperrt">Haeser</span>, Geschichte der -Medizin. Bd. II. S. 61.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_1007" id="Footnote_1007" href="#FNanchor_1007"><span class="label">[1007]</span></a> <span class="gesperrt">L. v. Ranke</span>, Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. -Bd. V. S. 345.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_1008" id="Footnote_1008" href="#FNanchor_1008"><span class="label">[1008]</span></a> Namens <span class="gesperrt">Johann Stephan von Calcar</span>. Jedoch ist dessen Autorschaft -nicht sichergestellt. Siehe Mitteilungen z. Geschichte d. Medizin u. d. -Naturwiss. 1903. S. 282.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_1009" id="Footnote_1009" href="#FNanchor_1009"><span class="label">[1009]</span></a> <span class="gesperrt">Sprengel</span>, Geschichte der Arzneikunde. Bd. III. § 46–78.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_1010" id="Footnote_1010" href="#FNanchor_1010"><span class="label">[1010]</span></a> <span class="gesperrt">Wunderlich</span>, Geschichte der Medizin. Stuttgart 1859. S. 70.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_1011" id="Footnote_1011" href="#FNanchor_1011"><span class="label">[1011]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">De humani corporis fabrica libri</span> VII. Basel 1543.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_1012" id="Footnote_1012" href="#FNanchor_1012"><span class="label">[1012]</span></a> <span class="gesperrt">Wunderlich</span>, Geschichte der Medizin. Stuttgart 1859.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_1013" id="Footnote_1013" href="#FNanchor_1013"><span class="label">[1013]</span></a> <span class="gesperrt">Fabricio ab Aquapendente</span> (1537–1619), <span lang="la" xml:lang="la">De formatione ovi</span>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_1014" id="Footnote_1014" href="#FNanchor_1014"><span class="label">[1014]</span></a> Zum Beispiel, daß die Herzscheidewand, durch die <span class="gesperrt">Galen</span> das Blut -aus dem rechten in den linken Ventrikel hindurchtreten ließ, undurchdringlich -ist.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Footnote_1015" id="Footnote_1015" href="#FNanchor_1015"><span class="label">[1015]</span></a> Sie rühren zum größten Teile von <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span> (Wi), <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span> -(Li) und <span class="gesperrt">J. Würschmidt</span> (Wü) her.</p> - - - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p485" id="Page_p485">[Pg p485]</a></span></p></div></div> - - - - -<h2>Einige Auszüge aus den Besprechungen der ersten -Auflage.</h2> - - -<p>Des Verfassers Grundriß einer Geschichte der Naturwissenschaften hat -in zweiter Auflage <span class="gesperrt">G. W. A. Kahlbaum</span> (I, 160 und III, 75) in anerkennendster -Weise besprochen und zugleich die Gefühle ausgesprochen, die angesichts -der Erfolge dieses Werkes jeden Historiker der Naturwissenschaften beseelen -müssen. Aus den gleichen Gründen begrüßen wir es heute freudigst, daß -unser Gesellschaftsmitglied und Mitarbeiter den zweiten Teil dieses Buches -zu einem vierbändigen Werke ausgestalten will und davon bereits den ersten -Band vorzulegen vermag.</p> - -<p class="adsr">(H. Stadler in den Mitteilungen zur Geschichte der Medizin -und der Naturwissenschaften, Bd. X, 2. Heft.)</p> - - -<p class="p2">Der soeben erschienene 2. Band dieses großen Werkes behandelt die Zeit -von Galilei bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts, also jene Epoche, in welcher -die Grundlagen der neueren Naturwissenschaften gelegt wurden. Auch in -diesem Bande hat sich der Verfasser mit Erfolg bemüht, eine Darstellung zu -schaffen, die nicht nur dem Historiker dient, sondern für jeden anregend ist, -der sich überhaupt für die Naturwissenschaften interessiert.</p> - - -<p class="adsr">(Kölnische Zeitung, 20. Februar 1911.)</p> - - -<p class="p2">Ähnlich wie <span class="gesperrt">Cantors</span> Vorlesungen über Geschichte der Mathematik ein -»standard work« allerersten Ranges bleiben werden, so wird auch <span class="gesperrt">Dannemanns</span> -Werk von bleibendem Wert sein, das für den Geschichtsforscher wie -für den Mediziner, für den Lehrer wie für den Techniker großen Nutzen haben -und dessen Lektüre für jeden, der sich für die Naturwissenschaften interessiert, -eine Quelle hohen Genusses bilden wird.</p> - -<p class="adsr">(Monatsschrift für höhere Schulen, 1911, 6. Heft.)</p> - -<p class="p2">Man weiß nicht, was man mehr bewundern soll, die überraschende Belesenheit -des Autors oder seine Gabe, selbst die schwierigsten Probleme wissenschaftlicher -Forschung nicht nur dem Kenner, sondern auch dem interessierten -Laien leichtfaßlich in ernst-vornehmer Form vorzutragen.</p> - -<p class="adsr">(Pharmazeutische Zeitung, 1911, Nr. 13.)</p> - - -<p class="p2">Besonders dankenswert erscheint, wie <span class="gesperrt">Dannemann</span> in allen diesen -Wissenschaften die verbindenden großen Gedanken herauszuschälen weiß, die -im hohen Maße geeignet sind, die Vertreter der einzelnen naturwissenschaftlichen -Disziplinen vor Einseitigkeit zu bewahren.</p> - -<p class="adsr">(Ärztliche Rundschau, 1910, XX. Jahrgang, Nr. 47.)</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p486" id="Page_p486">[Pg p486]</a></span></p> - - -<p class="p2">Dem Techniker, dem Lehrer, dem Arzte, jedem, der sich lebhafter für -Naturwissenschaften interessiert, vor allem also auch unseren Studierenden, -dürfte das Buch eine unerschöpfliche Quelle des Genusses und der Anregung -sein. Einen ganz besonderen Wert besitzt das Werk dadurch, daß es gewissermaßen -den Rahmen für <span class="gesperrt">Ostwalds</span> Klassiker der exakten Wissenschaften -abgibt und so die Beziehungen aufweist, durch welche die einzelnen Gebiete -sich gegenseitig beeinflußt haben.</p> - -<p>Für die Hebung der Kultur unseres Volkes kann dieses Buch, das die -Wissenschaft und ihre Erfolge als etwas Werdendes vorstellt, von größtem -Nutzen sein, da es die Erfolge fortschrittlichen Denkens gegenüber den -Schwächen dogmatischer Gesinnung aufs deutlichste vergegenwärtigt.</p> - -<p class="adsr">(Prometheus, 26. November 1910, XXII. Jahrgang.)</p> - - -<p class="p2"><span lang="fr" xml:lang="fr">L'ouvrage me paraît excellent; il a d'ailleurs une qualité inappréciable; -c'est de n'avoir pas d'équivalent.</span></p> - -<p class="adsr">(<span lang="fr" xml:lang="fr">Revue générale des Sciences</span>. Paris 15. III. 1912.)</p> - - -<p class="p2">Das Gesamtwerk, dessen Inhalt durch gute Register und Literaturverzeichnisse -übersichtlich zusammengehalten wird, liegt nun, auch in äußerlich -schönem Gewande, vollständig vor; es gehört fraglos zu den <span class="gesperrt">besten, bestgeschriebenen, -originellsten und nutzbringendsten der neueren -naturwissenschaftlichen Literatur</span> und ist mehr als jedes andere geeignet, -den immer unheilvoller hervortretenden Folgen der völligen Zersplitterung -unter den Naturforschern abzuhelfen und deren allgemeine Fortbildung -wieder zu heben. Es gereicht dem Verfasser zur Ehre, nicht minder aber -auch der ganzen deutschen Literatur.</p> - -<p class="adsr">(Prof. Dr. <span class="gesperrt">E. O. von Lippmann</span> in der Chemiker-Zeitung 1913.)</p> - - -<p class="p2">Seit Jahren empfehle ich meinen Hörern in der einführenden Vorlesung -über experimentelle Chemie das <span class="gesperrt">Dannemann</span>sche ausgezeichnete, noch nicht -nach Gebühr verbreitete Werk »Die Naturwissenschaften in ihrer Entwicklung -und in ihrem Zusammenhange«.</p> - -<p class="adsr">(Dr. <span class="gesperrt">A. Stock</span>, Prof. a. d. Univ. Berlin und am Kaiser-Wilh.-Inst. -Dahlem, in d. Monatsschrift f. d. chem. u. biol. Unterr. 1920.)</p> - -<hr class="hr45" /> - -<p class="p4 small center">Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig.</p> - - - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p487" id="Page_p487">[Pg p487]</a></span></p> - - -<p class="center large p4">Von dem Verfasser erschienen ferner:</p> - -<p><span class="large bold">Leitfaden für die Übungen im chemischen Unterricht -der oberen Klassen höherer Lehranstalten.</span> 6. Aufl. B. G. Teubner, Leipzig 1920.</p> - -<hr class="hr45" /> - -<p><span class="large bold">Aus der Werkstatt großer Forscher.</span> 430 Seiten. -3. Aufl. Leipzig 1908. Wilhelm Engelmann.</p> - -<p class="center">Gebunden M. 9.– und 50% V.-T.-Z.</p> - -<p class="small">»Es sei jeder, der sich bisher noch nicht mit diesem vortrefflichen -Werke bekannt gemacht hat, darauf hingewiesen, die sehr wertvolle -Bekanntschaft nicht länger hinauszuschieben.«</p> - -<p class="adsr small">(Prof. Dr. <b>Wilh. Ostwald</b>.)</p> - -<hr class="hr45" /> - -<p><span class="large bold">Der naturwissenschaftliche Unterricht auf -praktisch-heuristischer Grundlage.</span> Hannover -1907. Hahnsche Buchhandlung. Geh. M. 6.–, geb. M. 6.80.</p> - -<p class="small">»Das Werk entwickelt in recht überzeugender Weise die Bedeutung -und die Grundzüge des praktisch-heuristischen Verfahrens. -– Der Arbeit kann das Verdienst nicht vorenthalten werden, mit -Gründlichkeit und Energie für eine gute Sache eingetreten zu sein.«</p> - -<p class="adsr small">(<b>J. Norrenberg</b>, -in der <b>Zeitschrift für lateinloses Schulwesen 1908</b>.)</p> - -<hr class="hr45" /> - - -<p><span class="large bold">Naturlehre für höhere Lehranstalten, auf -Schülerübungen gegründet.</span> Hannover 1908. Hahnsche -Buchhandlung.</p> - -<p class="small">»Der Verfasser hat so alle Momente vereinigt, die zur Erteilung -eines zeitgemäßen Unterrichts von Belang sind und zwar -so, daß zu dem neuen Plane ein Übergang von dem bestehenden -her möglich ist.«</p> - -<p class="adsr small">(<b>Deutsche Literaturzeitung. 1909, Nr. 5.</b>)</p> - -<hr class="hr45" /> - -<p><span class="large bold">Handbuch für den physikalischen Unterricht.</span> -J. Beltz, Langensalza 1919.</p> - -<p class="small">»Was in diesem Buche gesagt wird, faßt alle lebenskräftigen -Reformgedanken der letzten Jahre in geschickter Weise zusammen.«</p> - -<p class="adsr small">(<b>R. Winderlich</b>, -i. d. <b>Ztschr. f. d. math. u. naturw. Unterr.</b>)</p> - - - -<p><span class="pagenum"><a name="Page_p488" id="Page_p488">[Pg p488]</a></span></p> - - - - -<p class="center p4">VERLAG VON WILHELM ENGELMANN IN LEIPZIG</p> - - -<p class="p2"><span class="large bold">Geschichte der physikalischen Experimentierkunst</span> -von Prof. Dr. <b>E. Gerland</b> und Prof. Dr. <b>F. Traumüller</b>. Mit 425 Abbildungen zum größten Teil in Wiedergabe nach -den Originalwerken. (XVI und 442 Seiten, gr. 8.)</p> - -<p class="center"> -Geheftet M. 14.–.  In Halbfranz gebunden M. 17.–. -</p> - -<p class="underline smaller">Aus den Besprechungen:</p> - -<p class="small">»Das treffliche Buch darf weder in der Bibliothek einer mittleren -oder höheren Lehranstalt, noch in der eines Experimentalphysikers -fehlen.«</p> - - -<p class="adsr small">(Monatshefte f. Mathematik und Physik. 1900. Heft 1.)</p> - -<p class="small">»Eine eingehende Kenntnis der Geschichte der Physik läßt den -Lehrer erst den wahren Wert der einzelnen Tatsachen, Begriffe -und Theorien erkennen, liefert ihm überaus dankbare Mittel, den -Unterricht kräftig zu beleben, und macht ihn auf die Schwierigkeiten -aufmerksam, die der menschliche Geist bei dem ersten Eindringen -in die einzelnen Gebiete der Physik zu überwältigen hat. -Das vorliegende Werk erschließt in trefflicher Weise ein neues -und wichtiges Gebiet der Geschichte der Physik; es darf in der -Hausbibliothek keines Lehrers fehlen, dem sein Unterricht und -die ihm anvertraute wissensdurstige Jugend am Herzen liegt.«</p> - -<p class="adsr small">(<b>Hahn-Machenheimer, -Zeitschr. f. d. physik. u. chem. Unterricht. März 1900. Heft 2.</b>)</p> - -<hr class="hr45" /> - -<p><span class="large bold">Zur Geschichte der astronomischen Meßwerkzeuge</span> -von Purbach bis Reichenbach 1450–1830 -von <b>Joh. A. Repsold</b>. 1. Band. Mit 171 Abbildungen (VIII -und 132 Seiten gr. 8). M. 16.–.</p> - -<p class="underline smaller">Aus den Besprechungen:</p> - -<p class="small">»Das Buch, das sich überall als eine reiche Quelle der Belehrung -über die Zweckdienlichkeit und die sachgemäße Verwendung -der Instrumente, sowie über die Vorteile und Nachteile der einzelnen -Konstruktionen darbietet, wird gewiß nicht verfehlen einen -dauernden, großen Nutzen für die Wissenschaft zu stiften.«</p> - -<p class="adsr small">(<b>Astronomische Nachrichten, Bd. 177, Nr. 6.</b>)</p> - -<p class="small">»Ein höchst interessantes, lehrreiches Werk ist es, das der Verfasser, -der wie kein anderer dazu berufen war, es zu schreiben, -den Mechanikern und Astronomen darbietet.«</p> - -<p class="small adsr">(<b>Zeitschrift für Instrumentenkunde. XXVIII. Jahrg., Sept. 1908.</b>)</p> - - -<p class="small p2 center">Auf vorstehende Preise 50% Verleger-Teuerungszuschlag.</p> - - -<div class="tnote p2"> -<p class="bold">Bei der Transkription vorgenommene Änderungen und weitere Anmerkungen:</p> - -<p>In der Legende zu <a href="#fig5">Abb. 5</a>: in "Ste = Steinbock;" das "e" ergänzt (da Abkürzung so im Bild enthalten).</p> - -<p>In "Die Art, wie die Ägypter Eisen herstellten, ist aus vorstehender -Abbildung ersichtlich" stand "darstellten" statt "herstellten".</p> - -<p>Statt Boncompagni stand Boncampagni.</p> - -<p>in "woher das in den Pseudo-<span class="gesperrt">Geber</span>schen Schriften -enthaltene Wissen stammt, das uns in ihnen gegen das Ende des -13. Jahrhunderts »in völliger Vollendung und demnach als das -Ergebnis einer längeren Entwicklung« entgegentritt": « hinter "entgegentritt" entfernt.</p> - -<p>In "Nur durch die Mathematik -können wir zur vollen Wahrheit gelangen": "zur" war "zu".</p> - -<p>In "die Renaissance »als das Resultat und die feinste Blüte des Mittelalters« -zu bezeichnen": « nach "Mittelalters" hinzugefügt.</p> - -<p>In "Von anderer Seite wird bestritten, daß die alten Babylonier schon das -Gewicht aus dem Längenmaß abgeleitet hätten" stand "Zeit" statt "Seite".</p> - -<p>In "König <span class="gesperrt">Attalos</span> von Pergamon, so erzählt uns -<span class="gesperrt">Plutarch</span>[1016], baute giftige Gewächse an": "an" hinzugefügt.</p> - -<p>In "Eine Ausgabe mit lateinischer Übersetzung gab <span class="gesperrt">Fr. Hultsch</span> heraus. -Berlin 1875–1878" stand als Enddatum 1875 statt 1878.</p> - -<p>In "Die Stellung, welche die Araber diesen -Werken gegenüber einnahmen," Komma hinter "Araber" entfernt.</p> - -<p>In "Man -fand die Länge des Grades gleich 56 -und bei einer zweiten Messung gleich -56<sup>2</sup>/<sub>3</sub> arabischen Meilen[1017] oder gleich -etwa 113040 m, woraus sich der Erdumfang -zu 40700 km berechnet." stand bei der letzten Angabe "m" statt "km", was aber nicht zur dargestellten Berechnung passt.</p> - -<p>In "Die -neue astronomische Ansicht, die sich ihm und den Aufgeklärten -unter seinen Zeitgenossen eröffnete, hat er im Sinne der »Schönheitsherrlichkeit -der Welt« verwertet" fehlte das beendende Anführungszeichen, ergänzt hinter "Welt".</p> - -<p>Fußnote 772: Seitenzahl im Original nicht lesbar.</p> - -<p>Anführungszeichen eingefügt vor: "Der -G nächste Träger bei A ist das Bewegte, der andere Träger bei -B ist das Bewegende.", um Zitat zu vervollständigen.</p> - -<p>Anführungszeichen eingefügt vor: "Man lasse durch eine -kleine Öffnung (Abb. 58, -M) das Bild eines beleuchteten -Gegenstandes -in ein dunkles Zimmer -treten.", um Zitat zu vervollständigen.</p> -</div> - - - - - - - - -<pre> - - - - - -End of the Project Gutenberg EBook of Die Naturwissenschaften in ihrer -Entwicklung und in ihrem Zusammenhange, by Friedrich Dannemann - -*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE NATURWISSENSCHAFTEN IN *** - -***** This file should be named 53428-h.htm or 53428-h.zip ***** -This and all associated files of various formats will be found in: - http://www.gutenberg.org/5/3/4/2/53428/ - -Produced by Peter Becker, Heike Leichsenring and the Online -Distributed Proofreading Team at http://www.pgdp.net (This -file was produced from images generously made available -by The Internet Archive) - -Updated editions will replace the previous one--the old editions will -be renamed. - -Creating the works from print editions not protected by U.S. copyright -law means that no one owns a United States copyright in these works, -so the Foundation (and you!) can copy and distribute it in the United -States without permission and without paying copyright -royalties. 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Information about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation - -The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit -501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the -state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal -Revenue Service. The Foundation's EIN or federal tax identification -number is 64-6221541. Contributions to the Project Gutenberg Literary -Archive Foundation are tax deductible to the full extent permitted by -U.S. federal laws and your state's laws. - -The Foundation's principal office is in Fairbanks, Alaska, with the -mailing address: PO Box 750175, Fairbanks, AK 99775, but its -volunteers and employees are scattered throughout numerous -locations. Its business office is located at 809 North 1500 West, Salt -Lake City, UT 84116, (801) 596-1887. Email contact links and up to -date contact information can be found at the Foundation's web site and -official page at www.gutenberg.org/contact - -For additional contact information: - - Dr. Gregory B. Newby - Chief Executive and Director - gbnewby@pglaf.org - -Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg -Literary Archive Foundation - -Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide -spread public support and donations to carry out its mission of -increasing the number of public domain and licensed works that can be -freely distributed in machine readable form accessible by the widest -array of equipment including outdated equipment. Many small donations -($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt -status with the IRS. - -The Foundation is committed to complying with the laws regulating -charities and charitable donations in all 50 states of the United -States. 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