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- <title>
- Die Naturwissenschaften in ihrer Entwicklung und in ihrem Zusammenhange, by Friedrich Dannemann, a Project Gutenberg eBook.
- </title>
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-
-<pre>
-
-The Project Gutenberg EBook of Die Naturwissenschaften in ihrer
-Entwicklung und in ihrem Zusammenhange, by Friedrich Dannemann
-
-This eBook is for the use of anyone anywhere in the United States and most
-other parts of the world at no cost and with almost no restrictions
-whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms of
-the Project Gutenberg License included with this eBook or online at
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-
-Title: Die Naturwissenschaften in ihrer Entwicklung und in ihrem Zusammenhange
- I. Band: Von den Anfängen bis zum Wiederaufleben der Wissenschaften
-
-Author: Friedrich Dannemann
-
-Release Date: November 1, 2016 [EBook #53428]
-
-Language: German
-
-Character set encoding: ISO-8859-1
-
-*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE NATURWISSENSCHAFTEN IN ***
-
-
-
-
-Produced by Peter Becker, Heike Leichsenring and the Online
-Distributed Proofreading Team at http://www.pgdp.net (This
-file was produced from images generously made available
-by The Internet Archive)
-
-
-
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-
-
-</pre>
-
-
-
-
-
-<h1>
-DIE NATURWISSENSCHAFTEN<br />
-<br />
-<span class="smaller">IN IHRER ENTWICKLUNG UND<br />
-IN IHREM ZUSAMMENHANGE</span></h1>
-
-<p class="p2 center">
-<span class="small">DARGESTELLT VON</span><br />
-<br />
-<span class="gesperrt">FRIEDRICH DANNEMANN</span></p>
-
-<p class="p2 center">ZWEITE AUFLAGE</p>
-
-<p class="p2 center">I. BAND:<br />
-<br />
-VON DEN ANFÄNGEN BIS ZUM WIEDERAUFLEBEN<br />
-DER WISSENSCHAFTEN</p>
-
-<p class="p2 center small">MIT 64 ABBILDUNGEN IM TEXT UND
-MIT EINEM BILDNIS VON ARISTOTELES</p>
-
-<div class="figcenter">
-<img src="images/titlelogo.jpg" width="70" height="100" alt="" />
-</div>
-
-<p class="p2 center">LEIPZIG<br />
-<br />
-VERLAG VON WILHELM ENGELMANN<br />
-<br />
-1920
-</p>
-
-
-
-<p class="p2 center smaller">
-Copyright 1920 by Wilhelm Engelmann, Leipzig.
-</p>
-
-
-
-<p class="center p4"><span class="gesperrt">Dannemann.</span> Entwicklung der Naturw. Bd. I.</p>
-
-<div class="figcenter">
-<img src="images/frontis.jpg" width="192" height="300" alt="ARISTOTELES (Marmorkopf im k. k. Hofmuseum zu Wien)." />
-<div class="caption">ARISTOTELES <br /> (Marmorkopf im k. k. Hofmuseum zu Wien).</div>
-</div>
-
-<p class="center p4">
-HERRN GEH. HOFRAT PROF. DR.<br />
-<br />
-<span class="large bold">EILHARD WIEDEMANN</span><br />
-<br />
-AUS DANKBARKEIT FÜR SEINE<br />
-MITWIRKUNG BEI DER HERAUSGABE<br />
-DER NEUEN AUFLAGE<br />
-<br />
-GEWIDMET
-</p>
-
-
-
-
-<h2>Vorwort.</h2>
-
-
-<p>Das vorliegende Werk wurde kurz vor dem Kriege vollendet.
-Die Aufnahme war so günstig, daß der erste Band schon während
-des Krieges vergriffen war. Leider konnte die zweite Auflage, weil
-das deutsche Verlagsgeschäft mit außerordentlichen Schwierigkeiten
-zu kämpfen hat, nicht sofort erscheinen, so daß das vollständige
-Werk längere Zeit im Buchhandel fehlte.</p>
-
-<p>Die zweite Auflage stellt sich nicht nur als eine vermehrte,
-sondern, zumal in einem Punkte, als eine ganz wesentlich verbesserte
-dar. Da es nämlich dem einzelnen nicht wohl möglich
-ist, auf allen Gebieten gleich gründliche Vorarbeiten zu machen,
-haben sich mir dieses Mal einige hervorragende Forscher zugesellt.
-Insbesondere bin ich den Herren Geh. Hofrat Prof. Dr. <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span>
-(Erlangen), Prof. Dr. <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span> (Halle a. S.) und
-Prof. Dr. <span class="gesperrt">J. Würschmidt</span> (Erlangen) zu großem Dank verpflichtet.
-Ich empfing von den Genannten nicht nur zahlreiche Anregungen;
-sie haben auch die Korrektur des Satzes bis in alle Einzelheiten
-überwacht. Die Mehrzahl der von ihnen ausgehenden Verbesserungsvorschläge
-konnte noch Verwendung finden. Manches
-ließ sich erst am Schlusse in einem besonderen Abschnitt (s. S. <a href="#Page_p478">478</a>)
-bringen. Einzelne weitergehende Vorschläge mußten vorläufig
-zurückgestellt werden.</p>
-
-<p>Wenn ich die drei ersten Bände den Herren <span class="gesperrt">Wiedemann</span>,
-<span class="gesperrt">v. Lippmann</span> und <span class="gesperrt">Würschmidt</span> widme, so ist dies nur ein
-schwacher Ausdruck meines Dankes. Auch verkenne ich nicht,
-daß diese Mitwirkung in erster Linie erfolgt ist, um das Werk
-für den Gebrauch geeigneter zu machen. Manche Anregung ging
-mir ferner in den zahlreichen Besprechungen, sowie von befreundeter
-Seite zu. Eine Aufzählung würde zu weit führen. Doch
-drängt es mich, besonders für die nachfolgenden Bände den verstorbenen
-Geh. Rat. Dr. <span class="gesperrt">G. Berthold</span>, einen verdienten Forscher
-auf dem Gebiete der neueren Geschichte der Wissenschaften, zu
-nennen. Seine bedeutende Bibliothek, die durch Ankauf in den<span class="pagenum"><a name="Page_a007" id="Page_a007">[Pg a007]</a></span>
-Besitz des Münchener Deutschen Museums für Meisterwerke auf
-dem Gebiete der Naturwissenschaften und der Technik übergegangen
-ist, stand mir jeder Zeit zur Verfügung. Auch der häufige persönliche
-Verkehr mit <span class="gesperrt">Berthold</span>, den die Bayrische Akademie der
-Wissenschaften mit der Abfassung einer von ihr herauszugebenden
-großen Geschichte der Physik betraut hatte<a name="FNanchor_1" id="FNanchor_1" href="#Footnote_1" class="fnanchor">1</a>, war für die Neuherausgabe
-des ganzen Werkes von Belang.</p>
-
-<p>Über die Ziele wiederhole ich hier die Worte, die ich der
-ersten Auflage vorausgeschickt habe: Die Anteilnahme an der
-Geschichte der Wissenschaften ist seit mehreren Jahrzehnten sehr
-lebhaft. Je mehr man erkennt, daß sich einer Enträtselung der
-Natur mit jedem Schritte weitere Schwierigkeiten entgegenstellen,
-um so lieber richtet man den Blick auch wieder rückwärts, um
-den durchmessenen Weg zu überschauen und aus dem reichen
-Gesamtergebnis der bisherigen Forschung neue Hoffnung auf ein
-immer tieferes Eindringen in den Zusammenhang der Naturerscheinungen
-zu schöpfen. In dem Maße, wie sich ferner die
-Tätigkeit des einzelnen auf ein kleines Arbeitsfeld beschränkt, um
-so dringender wird das Bedürfnis, das Augenmerk häufiger auf
-die Gesamtwissenschaft zu richten. Sie in ihrem gegenwärtigen
-Umfange zu überschauen, ist nicht möglich. Wohl aber können
-wir sie uns in einem historischen Rückblick vergegenwärtigen, der
-die Haupttatsachen hervorhebt, sie verknüpft und zu einer vertieften
-Auffassung anregt.</p>
-
-<p>Eine wertvolle Frucht des geschichtlichen Studiums ist ferner
-darin zu erblicken, daß es vor dogmatischer Einseitigkeit bewahrt,
-wenn man sich die Wissenschaft als etwas Werdendes und infolgedessen
-Unfertiges vergegenwärtigt. Auch gelangt man zu der
-Einsicht, daß uns dieselben oder ähnliche Methoden und Schlußweisen,
-die man heute anwendet, in der Entwicklung der Wissenschaft
-begegnen. Manche Gebiete lassen sich daher kaum darstellen,
-ohne an die früheren Untersuchungen, Vorstellungen und
-Gedankengänge anzuknüpfen. Aus diesem Grunde ist die genetische
-Betrachtungsweise nicht nur in manche Lehrbücher eingedrungen.
-Es sind auch zahlreiche Geschichten der Einzelwissenschaften
-entstanden, und das Quellenstudium ist durch Neudrucke
-der oft schwer zugänglichen älteren Arbeiten belebt worden.
-Erinnert sei hier nur an <span class="gesperrt">Ostwalds</span> großes Unternehmen. Seine<span class="pagenum"><a name="Page_a008" id="Page_a008">[Pg a008]</a></span>
-»Klassiker der exakten Wissenschaften« enthalten in 195 Bänden
-die grundlegenden Abhandlungen aus den Gebieten der Mathematik,
-Astronomie, Physik, Kristallographie und Physiologie.</p>
-
-<p><em class="gesperrt">Das vorliegende Werk soll gewissermaßen den
-Rahmen für »Ostwalds Klassiker der exakten Wissenschaften«
-abgeben und dartun, wie sich die einzelnen
-Gebiete gegenseitig auf ihrem Werdegange beeinflußt
-haben.</em> Die Wissenschaftsgeschichte ist vor allem ein wichtiger
-Teil der Kulturgeschichte. Sie kann daher nur verstanden werden,
-wenn wir sie in ihrem Zusammenhange mit dieser und der allgemeinen
-Geschichte betrachten. Eine von solchen Gesichtspunkten
-ausgehende Darstellung des Entwicklungsganges der Naturwissenschaften
-ist von anderer Seite wohl kaum versucht worden. Wenn
-ein einzelner sie unternimmt, so muß er in mancher Beziehung
-um Nachsicht bitten. Eine Teilung der Arbeit unter viele erschien
-nicht angängig, wenn etwas Ganzes entstehen sollte.</p>
-
-<p>Nicht nur dem Historiker, sondern auch dem Fachmanne, der
-ein Einzelgebiet bearbeitet, dem Lehrenden, dem Techniker, dem
-Arzte und jedem, der sich für die Naturwissenschaften lebhafter
-interessiert, dürfte damit gedient sein, ein Werk zu besitzen, das
-einen Gedanken zu verwirklichen sucht, dem der Altmeister der
-historischen Forschung, <span class="gesperrt">Leopold v. Ranke</span>, im fünften Bande
-seiner deutschen Geschichte Ausdruck verleiht. <span class="gesperrt">Ranke</span> schreibt
-dort, es müsse ein herrliches Werk sein, einmal die Teilnahme,
-welche die Deutschen an der Fortbildung der Wissenschaften genommen,
-im Rahmen der europäischen Entwicklung mit gerechter
-Würdigung darzustellen. »Zu einer allgemeinen Geschichte der
-Nation«, fügt <span class="gesperrt">Ranke</span> hinzu, »wäre ein solches eigentlich unentbehrlich.«</p>
-
-<p>Über dieses von <span class="gesperrt">Ranke</span> gesteckte Ziel geht das vorliegende
-Werk allerdings noch hinaus, da es die Geschichte der exakten
-Wissenschaften in ihrem ganzen Umfange schildert. Im übrigen
-dürfte die von <span class="gesperrt">Ranke</span> gestellte Aufgabe erfüllt sein, da sich die
-»Geschichte der Wissenschaften in Deutschland« nicht anders als
-im Rahmen der Gesamtentwicklung darstellen läßt. Wenn wir die
-letztere im Auge behalten, so sind die Naturwissenschaften nicht
-nur als ein Ergebnis der gesamten Kultur zu betrachten, sondern
-auch in ihren Beziehungen zu den übrigen Wissenschaften, insbesondere
-zur Philosophie, zur Mathematik, zur Medizin und
-Technik; und es ist zu zeigen, wie sich diese Zweige des Denkens
-und der Forschung gegenseitig gefördert und bedingt haben.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_a009" id="Page_a009">[Pg a009]</a></span></p>
-
-<p>Von einem Werke, das diese Aufgabe zu erfüllen sucht,
-darf man keine Vollständigkeit in Bezug auf die biographischen
-und bibliographischen Daten erwarten. Doch sind zumal die letzteren
-in solchem Umfange aufgenommen worden, daß es zwar
-nicht als Nachschlagebuch, wohl aber zur Einführung in das Studium
-der älteren und neueren naturwissenschaftlichen Literatur
-dienen kann. Um diesem Zwecke zu entsprechen, bringt der letzte
-Band ausführliche, sich über alle Teile erstreckende Literatur-,
-Sach- und Namenregister. Die übrigen Bände enthalten ein kürzeres
-Sach- und Namenverzeichnis.</p>
-
-<p>Die Geschichte der Naturwissenschaften ist einer der jüngsten
-Zweige der historischen Forschung. Daher ist besonders für die
-entlegeneren Zeiten vieles noch unaufgeklärt. Manches ist erst
-neuerdings mit dem Fortschreiten der archäologischen und der
-philologischen Untersuchungen bekannt geworden. Es sei nur an
-die wertvollen Ergebnisse erinnert, die uns die Erschließung der
-altorientalischen Kultur und die Erforschung der arabischen Literaturschätze
-gebracht haben. Allerdings sind gerade hier die Urteile
-noch nicht genügend geklärt, ja häufig genug in wichtigen Punkten
-einander widersprechend. Für denjenigen, der in zusammenhängender
-Darstellung die Entwicklung der naturwissenschaftlichen
-Kenntnisse im Altertum und Mittelalter schildern will, ergeben
-sich daraus nicht geringe Schwierigkeiten. Manche Angabe wird
-bei dem einen auf Zustimmung, bei dem anderen auf Widerspruch
-stoßen. Das Gleiche gilt von den Ansichten, die wir uns über
-die Zusammenhänge und die Ursachen bilden können.</p>
-
-<p>Diese Umstände haben mich aber nicht abgehalten, ein Gesamtbild
-zu entwerfen und damit eine schon lange angestrebte
-Aufgabe, deren Bewältigung immer dringender wird, in Angriff
-zu nehmen. Denn nur in dem Gesamtbilde erhalten die zahllosen
-Einzelergebnisse der Forschung erst ihren vollen Wert, während
-sie in ihrer Vereinzelung oft genug geringwertig oder gar bedeutungslos
-erscheinen.</p>
-
-<p>Zur Belebung der Wissenschaftsgeschichte ist bisher recht
-wenig geschehen. Umfassende Vorlesungen darüber fehlen selbst
-an den größeren Hochschulen wohl noch überall. Ja, es gibt sogar
-eine ganze Reihe von Universitäten, an denen auch nicht einmal
-das bescheidenste historische Kolleg über einen besonderen Zweig
-der so gewaltig emporgeblühten Naturwissenschaften gehalten
-wird, während Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie,
-der Kunst, der Literaturen usw. nirgends fehlen. Was uns nottut,<span class="pagenum"><a name="Page_a010" id="Page_a010">[Pg a010]</a></span>
-ist ein besonderer Lehrstuhl für die Geschichte der Naturwissenschaften
-an jeder Hochschule. Solange solche fehlen, dürfte
-ein Werk wie das vorliegende dem wissenschaftlichen Nachwuchs
-einen gewissen Ersatz bieten. Ich habe es daher mit Freuden
-begrüßt, daß einzelne Hochschullehrer ihre Hörer auf die Wichtigkeit
-des eindringenderen geschichtlichen Studiums hinweisen. So
-schreibt Herr Dr. <span class="gesperrt">A. Stock</span>, Prof. an der Universität Berlin und
-am Kaiser-Wilhelmsinstitut in Dahlem, seit Jahren empfehle er
-seinen Hörern in der einführenden Vorlesung über experimentelle
-Chemie »Die Naturwissenschaften in ihrer Entwicklung und in
-ihrem Zusammenhange.« Es ist also zu hoffen, daß das unter der
-Mitwirkung mehrerer Hochschullehrer erneut erscheinende Werk
-auch in dieser Hinsicht seine Aufgabe erfüllen wird.</p>
-
-<p class="right">
-Friedrich Dannemann.
-</p>
-
-
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_a011" id="Page_a011">[Pg a011]</a></span></p>
-
-
-
-
-<h2>Inhalt.</h2>
-
-<p class="header">1. In Asien und in Ägypten entstehen die Anfänge der Wissenschaften.</p>
-
-<p class="center">(S. 1&ndash;62.)</p>
-
-<p><a href="#Page_p001">1.</a> Einleitendes. &ndash; <a href="#Page_p002">2.</a> Die Kultur der alten Ägypter. &ndash; <a href="#Page_p003">3.</a> Die Literatur
-der Ägypter. &ndash; <a href="#Page_p006">6.</a> Mathematik und Technik der Ägypter. &ndash; <a href="#Page_p014">14.</a> Die Anfänge
-der Metallurgie. &ndash; <a href="#Page_p015">15.</a> Die babylonisch-assyrische Kultur. &ndash; <a href="#Page_p017">17.</a> Keilschriftfunde.
-&ndash; <a href="#Page_p018">18.</a> Die Mathematik der Babylonier. &ndash; <a href="#Page_p020">20.</a> Der Ursprung der Astronomie.
-&ndash; <a href="#Page_p022">22.</a> Einteilung des Jahres. &ndash; <a href="#Page_p024">24.</a> Anfänge der Astrologie. &ndash;
-<a href="#Page_p026">26.</a> Astronomische Urkunden. &ndash; <a href="#Page_p028">28.</a> Finsternisse, Kometen, Schaltjahr. &ndash;
-<a href="#Page_p031">31.</a> Genauigkeit der Messungen. &ndash; <a href="#Page_p033">33.</a> Die Chaldäer. &ndash; <a href="#Page_p035">35.</a> Mondbewegung. &ndash;
-<a href="#Page_p036">36.</a> Der Gnomon. &ndash; <a href="#Page_p038">38.</a> Maße und Gewichte. &ndash; <a href="#Page_p041">41.</a> Die Gewinnung des
-Eisens. &ndash; <a href="#Page_p042">42.</a> Kupfer, Zink und Zinn. &ndash; <a href="#Page_p044">44.</a> Glasbereitung. &ndash; <a href="#Page_p045">45.</a> Die Anfänge
-der Heilkunde. &ndash; <a href="#Page_p048">48.</a> Erstes naturgeschichtliches Wissen. &ndash; <a href="#Page_p051">51.</a> Die
-alte Kultur Süd- und Ostasiens. &ndash; <a href="#Page_p053">53.</a> Die Mathematik der Inder. &ndash; <a href="#Page_p056">56.</a> Indische
-Rechenkunst. &ndash; <a href="#Page_p059">59.</a> Heilkunde und Chemie bei den Indern. &ndash; <a href="#Page_p061">61.</a> Die
-Astronomie der Chinesen.</p>
-
-
-<p class="header">2. Die Entwicklung der Wissenschaften bei den Griechen bis zum
-Zeitalter des Aristoteles.</p>
-
-<p class="center">(S. 63&ndash;103.)</p>
-
-<p><a href="#Page_p065">65.</a> Anfänge der griechischen Astronomie. &ndash; <a href="#Page_p067">67.</a> Anfänge der Erdbeschreibung.
-&ndash; <a href="#Page_p069">69.</a> Ionische Naturphilosophie. &ndash; <a href="#Page_p071">71.</a> Mechanische Naturerklärung.
-&ndash; <a href="#Page_p073">73.</a> Zweckbegriff. &ndash; <a href="#Page_p079">79.</a> Pythagoras und seine Schule. &ndash;
-<a href="#Page_p084">84.</a> Quadratur des Kreises und Würfelverdopplung. &ndash; <a href="#Page_p086">86.</a> Kegelschnitte. &ndash;
-<a href="#Page_p089">89.</a> Kalenderrechnung. &ndash; <a href="#Page_p091">91.</a> Die sieben Planeten. &ndash; <a href="#Page_p093">93.</a> Die heliozentrische
-Weltanschauung. &ndash; <a href="#Page_p096">96.</a> Gestalt und Größe der Erde. &ndash; <a href="#Page_p097">97.</a> Pflanzenkenntnis
-der Griechen. &ndash; <a href="#Page_p099">99.</a> Die Anfänge der Zoologie. &ndash; <a href="#Page_p100">100.</a> Keime der Descendenzlehre.
-&ndash; <a href="#Page_p101">101.</a> Ursprung der griechischen Heilkunde.</p>
-
-
-<p class="header">3. Das aristotelische Zeitalter.</p>
-
-<p class="center">(S. 104&ndash;151.)</p>
-
-<p><a href="#Page_p104">104.</a> Aristoteles und seine Zeit. &ndash; <a href="#Page_p107">107.</a> Die Werke des Aristoteles. &ndash;
-<a href="#Page_p109">109.</a> Die Philosophie des Aristoteles. &ndash; <a href="#Page_p112">112.</a> Fall und Hebelgesetz. &ndash;
-<a href="#Page_p114">114.</a> Parallelogrammgesetz. &ndash; <a href="#Page_p115">115.</a> Die Anfänge der Akustik und der Optik. &ndash;
-<a href="#Page_p117">117.</a> Das Himmelsgebäude nach Aristoteles. &ndash; <a href="#Page_p121">121.</a> Die Natur der Weltkörper.
-&ndash; <a href="#Page_p123">123.</a> Anfänge der physischen Erdkunde. &ndash; <a href="#Page_p125">125.</a> Einsicht in die
-geologischen Vorgänge. &ndash; <a href="#Page_p127">127.</a> Die vier aristotelischen Elemente. &ndash; <a href="#Page_p129">129.</a> Die
-Begründung der Zoologie. &ndash; <a href="#Page_p133">133.</a> Die Einteilung des Tierreichs. &ndash; <a href="#Page_p137">137.</a> Bau
-und Lebensweise. &ndash; <a href="#Page_p138">138.</a> Ernährung und Sexualität der Pflanzen. &ndash; <a href="#Page_p141">141.</a> Botanik
-und Heilkunde. &ndash; <a href="#Page_p143">143.</a> Geographie der Pflanzen. &ndash; <a href="#Page_p146">146.</a> Bau und Entwicklung
-der Pflanzen. &ndash; <a href="#Page_p148">148.</a> Mineralogie und Bergbau. &ndash; <a href="#Page_p149">149.</a> Einfluß und
-Dauer des aristotelischen Lehrgebäudes.</p>
-
-
-<p class="header">4. Das alexandrinische Zeitalter.</p>
-
-<p class="center">(S. 152&ndash;207.)</p>
-
-<p><a href="#Page_p154">154.</a> Die Begründung eines Systems der Mathematik. &ndash; <a href="#Page_p157">157.</a> Das Leben
-und die Bedeutung des Archimedes. &ndash; <a href="#Page_p159">159.</a> Die Erfindungen des Archimedes. &ndash;
-<a href="#Page_p163">163.</a> Die Anfänge der höheren Mathematik. &ndash; <a href="#Page_p165">165.</a> Rotationskörper. &ndash;
-<a href="#Page_p167">167.</a> Kegelschnitte. &ndash; <a href="#Page_p170">170.</a> Das archimedische Prinzip. &ndash; <a href="#Page_p172">172.</a> Fortschritte
-der Optik und Akustik. &ndash; <a href="#Page_p174">174.</a> Die Grundlagen der wissenschaftlichen Erdkunde.
-&ndash; <a href="#Page_p177">177.</a> &ndash; Die Ausmessung der Erde. &ndash; <a href="#Page_p180">180.</a> Die Bestimmung von
-Sternörtern. &ndash; <a href="#Page_p182">182.</a> Entfernung und Größe von Mond und Sonne. &ndash; <a href="#Page_p184">184.</a> Astronomie
-und Geometrie. &ndash; <a href="#Page_p186">186.</a> Die Entdeckung der Präzession. &ndash; <a href="#Page_p188">188.</a> Die
-Anfänge der wissenschaftlichen Kartographie. &ndash; <a href="#Page_p190">190.</a> Physik der Gase und
-der Flüssigkeiten. &ndash; <a href="#Page_p193">193.</a> Herons Apparate und Automaten. &ndash; <a href="#Page_p196">196.</a> Wasserorgel.
-&ndash; <a href="#Page_p197">197.</a> Thermoskop. &ndash; <a href="#Page_p198">198.</a> Flaschenzug. &ndash; <a href="#Page_p199">199.</a> Wegmesser. &ndash;
-<a href="#Page_p200">200.</a> Grundlagen der Vermessungskunde. &ndash; <a href="#Page_p201">201.</a> Herons Werke. &ndash; <a href="#Page_p205">205.</a> Naturbeschreibung
-und Medizin im alexandrinischen Zeitalter.</p>
-
-
-<p class="header">5. Die Naturwissenschaften bei den Römern.</p>
-
-<p class="center">(S. 208&ndash;245.)</p>
-
-<p><a href="#Page_p208">208.</a> Allgemeingeschichtliches. &ndash; <a href="#Page_p209">209.</a> Einfluß des Hellenismus. &ndash; <a href="#Page_p211">211.</a> Meßkunst
-und Astronomie bei den Römern. &ndash; <a href="#Page_p213">213.</a> Regelung des Kalenders. &ndash;
-<a href="#Page_p215">215.</a> Pflege der Ingenieurmechanik. &ndash; <a href="#Page_p219">219.</a> Die Literatur während der Kaiserzeit.
-&ndash; <a href="#Page_p220">220.</a> Plinius. &ndash; <a href="#Page_p222">222.</a> Quellen des Plinius. &ndash; <a href="#Page_p226">226.</a> Die »Naturgeschichte«
-des Plinius. &ndash; <a href="#Page_p233">233.</a> Fortschritte der Anatomie und der Heilkunde. &ndash; <a href="#Page_p239">239.</a> Die
-Botanik als Hilfswissenschaft der Heilkunde. &ndash; <a href="#Page_p240">240.</a> Die römische Naturauffassung
-bei Lukrez und Seneka. &ndash; <a href="#Page_p244">244.</a> Chemische Kenntnisse und ihre
-Anwendungen.</p>
-
-
-<p class="header">6. Der Ausgang der antiken Wissenschaft.</p>
-
-<p class="center">(S. 246&ndash;284.)</p>
-
-<p><a href="#Page_p246">246.</a> Das ptolemäische Weltsystem. &ndash; <a href="#Page_p249">249.</a> Die Epizyklentheorie. &ndash;
-<a href="#Page_p252">252.</a> Hilfswissenschaften der Astronomie. &ndash; <a href="#Page_p255">255.</a> Astronomische Meßwerkzeuge.
-&ndash; <a href="#Page_p257">257.</a> Fortschritte der Geographie. &ndash; <a href="#Page_p258">258.</a> Astronomie und Geographie.
-&ndash; <a href="#Page_p260">260.</a> Physische Geographie. &ndash; <a href="#Page_p262">262.</a> Forschungsreisen. &ndash; <a href="#Page_p265">265.</a> Förderung
-der Optik. &ndash; <a href="#Page_p267">267.</a> Theorie des Sehens. &ndash; <a href="#Page_p268">268.</a> Elektrizität und Magnetismus.
-&ndash; <a href="#Page_p270">270.</a> Die Anfänge der Chemie. &ndash; <a href="#Page_p272">272.</a> Metallurgie und Alchemie. &ndash;
-<a href="#Page_p277">277.</a> Alchemie und Astrologie. &ndash; <a href="#Page_p278">278.</a> Alchemistische Urkunden. &ndash; <a href="#Page_p281">281.</a> Altertum
-und Mittelalter.</p>
-
-
-<p class="header">7. Der Verfall der Wissenschaften zu Beginn des Mittelalters.</p>
-
-<p class="center">(S. 285&ndash;295.)</p>
-
-<p><a href="#Page_p285">285.</a> Allgemeingeschichtliches. &ndash; <a href="#Page_p286">286.</a> Wissenschaft und Kirche. &ndash;
-<a href="#Page_p289">289.</a> Christentum und Germanentum. &ndash; <a href="#Page_p291">291.</a> Wissenschaft und Klosterwesen. &ndash;
-<a href="#Page_p293">293.</a> Die Erhaltung der alten Schriftwerke. &ndash; <a href="#Page_p294">294.</a> Enzyklopädien der Wissenschaften.</p>
-
-
-<p class="header">8. Das arabische Zeitalter.</p>
-
-<p class="center">(S. 296&ndash;331.)</p>
-
-<p><a href="#Page_p296">296.</a> Die Wissenschaften und der Islam. &ndash; <a href="#Page_p299">299.</a> Vermittlerrolle der
-Araber. &ndash; <a href="#Page_p301">301.</a> Die Bedeutung der arabischen Literatur. &ndash; <a href="#Page_p303">303.</a> Mathematische
-Geographie und Astronomie. &ndash; <a href="#Page_p305">305.</a> Astronomie und Trigonometrie. &ndash;
-<a href="#Page_p306">306.</a> Astronomische Instrumente. &ndash; <a href="#Page_p308">308.</a> Der Kompaß. &ndash; <a href="#Page_p310">310.</a> Die Rechenkunst
-der Araber. &ndash; <a href="#Page_p312">312.</a> Die Ausbreitung der arabischen Wissenschaft. &ndash;
-<a href="#Page_p314">314.</a> Die Optik bei den Arabern. &ndash; <a href="#Page_p319">319.</a> Die Chemie im arabischen Zeitalter.
-&ndash; <a href="#Page_p322">322.</a> Alchemistische Schriften. &ndash; <a href="#Page_p324">324.</a> Säuren und Metalle. &ndash; <a href="#Page_p325">325.</a> Alchemistische
-Theorien. &ndash; <a href="#Page_p326">326.</a> Stein der Weisen. &ndash; <a href="#Page_p327">327.</a> Mineralogische Kenntnisse
-der Araber. &ndash; <a href="#Page_p328">328.</a> Arabische Bearbeitungen der Zoologie. &ndash; <a href="#Page_p329">329.</a> Botanische
-Schriften. &ndash; <a href="#Page_p330">330.</a> Heilkunde. &ndash; <a href="#Page_p331">331.</a> Verfall der arabischen Kultur.</p>
-
-
-<p class="header">9. Die Wissenschaften unter dem Einfluß der christlich-germanischen
-Kultur.</p>
-
-<p class="center">(S. 332&ndash;369.)</p>
-
-<p><a href="#Page_p332">332.</a> Allgemeingeschichtliches. &ndash; <a href="#Page_p335">335.</a> Die Kultur im Reiche der Franken.
-&ndash; <a href="#Page_p336">336.</a> Anfänge einer mitteleuropäischen Literatur. &ndash; <a href="#Page_p338">338.</a> Christliche
-Völker und Islam. &ndash; <a href="#Page_p341">341.</a> Erweiterung des geographischen Gesichtskreises. &ndash;
-<a href="#Page_p342">342.</a> Handel und Städtewesen. &ndash; <a href="#Page_p343">343.</a> Die Wiederbelebung der alten Literatur. &ndash;
-<a href="#Page_p346">346.</a> Die Zoologie im Mittelalter. &ndash; <a href="#Page_p350">350.</a> Die Botanik im Mittelalter. &ndash;
-<a href="#Page_p352">352.</a> Die »Tiergeschichte« des Albertus Magnus. &ndash; <a href="#Page_p353">353.</a> Roger Bacon. &ndash;
-<a href="#Page_p355">355.</a> Bacons Naturlehre. &ndash; <a href="#Page_p357">357.</a> Bacons optische Kenntnisse. &ndash; <a href="#Page_p361">361.</a> Mittelalterliches
-Denken. &ndash; <a href="#Page_p365">365.</a> Die Naturwissenschaften im <a href="#Page_p014">14.</a> Jahrhundert. &ndash;
-<a href="#Page_p366">366.</a> Das Weltbild des Mittelalters.</p>
-
-
-<p class="header">10. Das Wiederaufleben der Wissenschaften.</p>
-
-<p class="center">(S. 370&ndash;402.)</p>
-
-<p><a href="#Page_p370">370.</a> Mittelalter und Renaissance. &ndash; <a href="#Page_p372">372.</a> Dante und Petrarka. &ndash; <a href="#Page_p373">373.</a> Die
-Ausbreitung des Humanismus. &ndash; <a href="#Page_p377">377.</a> Humanismus und Kirche. &ndash; <a href="#Page_p379">379.</a> Humanismus
-und Naturwissenschaft. &ndash; <a href="#Page_p382">382.</a> Lionardo da Vinci. &ndash; <a href="#Page_p384">384.</a> Lionardos
-Manuskripte. &ndash; <a href="#Page_p386">386.</a> Lionardos Erfindungen. &ndash; <a href="#Page_p388">388.</a> Wechselwirkung
-von Kunst und Wissenschaft. &ndash; <a href="#Page_p392">392.</a> Das Wiedererwachen der Astronomie. &ndash;
-<a href="#Page_p395">395.</a> Astronomische Tafeln. &ndash; <a href="#Page_p396">396.</a> Astronomische Instrumente. &ndash; <a href="#Page_p398">398.</a> Astronomie
-und Nautik. &ndash; <a href="#Page_p400">400.</a> Die Wiederbelebung der Naturbeschreibung.</p>
-
-
-<p class="header">11. Die Begründung des heliozentrischen Weltsystems durch
-Koppernikus.</p>
-
-<p class="center">(S. 403&ndash;419.)</p>
-
-<p><a href="#Page_p403">403.</a> Koppernikus. &ndash; <a href="#Page_p407">407.</a> Die Vorläufer des Koppernikus. &ndash; <a href="#Page_p408">408.</a> Das
-Koppernikanische Weltsystem. &ndash; <a href="#Page_p412">412.</a> Aufnahme und Ausbreitung der heliozentrischen
-Lehre. &ndash; <a href="#Page_p415">415.</a> Das unendliche Universum. &ndash; <a href="#Page_p417">417.</a> Astronomie
-und Kartographie.</p>
-
-
-<p class="header">12. Die ersten Ansätze zur Neubegründung der anorganischen
-Naturwissenschaften.</p>
-
-<p class="center">(S. 420&ndash;445.)</p>
-
-<p><a href="#Page_p421">421.</a> Die Physik im <a href="#Page_p016">16.</a> Jahrhundert. &ndash; <a href="#Page_p428">428.</a> Entdeckungen auf dem
-Gebiete der Optik. &ndash; <a href="#Page_p429">429.</a> Die Lehre vom Magnetismus. &ndash; <a href="#Page_p430">430.</a> Anfänge der
-Dynamik. &ndash; <a href="#Page_p431">431.</a> Alchemie und Jatrochemie. &ndash; <a href="#Page_p435">435.</a> Paracelsus. &ndash; <a href="#Page_p437">437.</a> Die
-Neubegründung der Mineralogie. &ndash; <a href="#Page_p439">439.</a> Agricolas mineralogische Schriften. &ndash;
-<a href="#Page_p441">441.</a> Anfänge der neueren Geologie. &ndash; <a href="#Page_p443">443.</a> Anfänge der Paläontologie.</p>
-
-
-<p class="header">13. Die ersten Ansätze zur Neubegründung der organischen
-Naturwissenschaften.</p>
-
-<p class="center">(S. 446&ndash;467.)</p>
-
-<p><a href="#Page_p446">446.</a> Naturwissenschaften und Entdeckungsreisen. &ndash; <a href="#Page_p450">450.</a> Die Erneuerung
-der Botanik. &ndash; <a href="#Page_p451">451.</a> Kräuterbücher. &ndash; <a href="#Page_p455">455.</a> Die Anordnung der Pflanzen. &ndash;
-<a href="#Page_p458">458.</a> Die Erneuerung der Zoologie. &ndash; <a href="#Page_p462">462.</a> Das Wiederaufleben der Anatomie.
-&ndash; <a href="#Page_p464">464.</a> Vesals anatomisches Hauptwerk. &ndash; <a href="#Page_p466">466.</a> Anatomie und Chirurgie.</p>
-
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p001" id="Page_p001">[Pg p001]</a></span></p>
-
-
-
-
-<h2>1. In Asien und in Ägypten entstehen die Anfänge der Wissenschaften.</h2>
-
-
-<p>Den ersten naturwissenschaftlichen und mathematischen Lehrgebäuden,
-die in der Blütezeit des griechischen Geisteslebens entstanden,
-gingen ungemessene Zeiträume voraus, in denen die einfachsten
-Überlegungen und Beobachtungen, die Grundlagen aller
-Wissenschaft, teils zufällig, teils auch schon mit bestimmter Absicht
-angestellt, selten aber nach ihrem Werte gesichtet und aufgezeichnet
-wurden. Aus dieser Periode stammende Urkunden sind
-deshalb höchst spärlich, so daß sich die Wurzeln der Naturwissenschaften
-wie so mancher anderen Betätigungen des menschlichen
-Geistes, im Dunkel vorgeschichtlicher Zeiten verlieren. Soviel ist
-jedoch gewiß, daß wir diese Wurzeln nicht in Griechenland zu
-suchen haben, wo uns die ersten wissenschaftlichen Systeme entgegentreten.</p>
-
-<p>In den Niederungen des Nils und des Euphrats, den ältesten
-Stätten der Kultur, haben sich auch die ersten Kenntnisse entwickelt,
-die sich über die Ergebnisse der oberflächlichen Betrachtung
-und der naiven Anschauung erhoben. Durch die Berührung
-mit den in Ägypten und in Vorderasien entstandenen
-Elementen entzündete sich alsdann der prometheische Funke, der
-in den Griechen schlummerte. Ihnen gelang es, diese Elemente
-nicht nur in sich aufzunehmen, sondern sie durch eigenes Forschen
-zu vervielfältigen und den Baum der Erkenntnis zu pflanzen, der
-nach einer langen Zeit der Dürre zu dem gewaltigen Stamme erwuchs,
-von dem die Segnungen der heutigen Kultur in erster Linie
-ausgegangen sind.</p>
-
-<p>Die Entwicklung der Naturwissenschaften ist seit der frühesten
-Zeit mit derjenigen des mathematischen Denkens Hand in Hand
-gegangen. Auch in dieser Hinsicht sind die ersten Regungen auf
-die Ägypter und die Babylonier zurückzuführen. War man früher
-bezüglich dieser beiden Völker fast nur auf die uns durch die
-Literatur übermittelten, zum Teil recht zweifelhaften Berichte an<span class="pagenum"><a name="Page_p002" id="Page_p002">[Pg p002]</a></span>gewiesen,
-so hat unser Zeitalter, indem es den Schutt von den
-Ruinen Ägyptens und Mesopotamiens wegräumte und die alten
-Schriftzeichen entziffern lernte, die Geschichte, die Kenntnisse, ja
-das gesamte Leben jener ältesten Völker aus dem Dunkel und
-der Vergessenheit nach Jahrtausenden ans Licht gebracht.</p>
-
-<p>Zwar ist die Kultur im Osten und im Süden Asiens vielleicht
-ebenso früh entstanden wie diejenige, die in den Tälern des Nils
-und des Euphrats emporblühte. Dennoch wird eine Geschichte
-der gesamten exakten Wissenschaften auf Indien und China nur
-wenig Rücksicht zu nehmen brauchen, weil die dort wohnende
-Bevölkerung sehr abgeschlossen lebte und infolgedessen auf die
-Entwicklung der naturwissenschaftlichen Kenntnisse in Vorderasien
-und Europa nur geringen Einfluß gehabt hat.</p>
-
-
-<h3>Die Kultur der Ägypter.</h3>
-
-<p>Wenden wir uns daher zunächst den Ägyptern zu, dem Volke,
-das wohl die älteste Literatur und die ersten mathematischen, naturwissenschaftlichen
-und medizinischen Kenntnisse hervorbrachte. Die
-griechische Überlieferung, nach welcher die Ägypter von Süden
-her aus Äthiopien in das Niltal eingewandert sind, hat der neueren
-anthropologischen und Altertumsforschung gegenüber nicht Stand
-gehalten<a name="FNanchor_2" id="FNanchor_2" href="#Footnote_2" class="fnanchor">2</a>. Wir müssen vielmehr annehmen, daß die alten Ägypter
-protosemitischen Ursprungs, also mit den Babyloniern durch Abstammung
-verwandt waren<a name="FNanchor_3" id="FNanchor_3" href="#Footnote_3" class="fnanchor">3</a>. Darauf weisen nicht nur sprachliche
-Eigentümlichkeiten, sondern auch der Umstand hin, daß die
-Kultur sich in Ägypten<a name="FNanchor_4" id="FNanchor_4" href="#Footnote_4" class="fnanchor">4</a> von der Mündung aus stromaufwärts
-ausbreitete.</p>
-
-<p>Der fruchtbare, zu beiden Ufern des Nils sich durch die Wüste
-hinziehende Streifen Landes, der das eigentliche Ägypten bildet,
-erwies sich in der Hand der geistig höher begabten Ankömmlinge
-als ein für die Entwicklung einer hohen Kultur vortrefflich geeigneter
-Boden. Zuerst erblühte sie in Memphis, in dessen Mauern<span class="pagenum"><a name="Page_p003" id="Page_p003">[Pg p003]</a></span>
-die Wissenschaften gepflegt wurden und die Künstler Meisterwerke
-hervorbrachten. Die höchste Blüte entfaltete sie indessen, nachdem
-um das Jahr 1600 v. Chr. das neue Reich mit der Hauptstadt Theben
-gegründet war. In der Nähe der beiden Hauptplätze entstanden in
-der Wüste monumentale Begräbnisstätten, welche den Wechsel der
-Zeiten in solchem Maße überstanden haben, daß durch die neuere
-archäologische Forschung, wie einer ihrer Hauptvertreter sagt<a name="FNanchor_5" id="FNanchor_5" href="#Footnote_5" class="fnanchor">5</a>,
-nach und nach das ganze alte Ägypten wieder emporsteigt und
-im vollen Lichte der Geschichte erscheint, so daß die Menschen
-jener entlegenen Zeiten für uns die gleiche Wirklichkeit erhalten
-wie die alten Griechen und Römer.</p>
-
-<p>Bis zum 19. Jahrhundert war man im wesentlichen auf die
-Berichte griechischer und römischer Schriftsteller angewiesen. Zahlreiche,
-mit der ägyptischen Hieroglyphenschrift bedeckte Schriftdenkmäler
-waren zwar nach Europa gelangt. Die Kenntnis dieser
-Schrift, sowie der daraus durch Abkürzung entstandenen hieratischen
-und demotischen Form<a name="FNanchor_6" id="FNanchor_6" href="#Footnote_6" class="fnanchor">6</a>, war aber mit dem Ende des 3. Jahrhunderts
-infolge des siegreichen Vordringens des Christentums verloren
-gegangen. Um ihre Entzifferung bemühte man<a name="FNanchor_7" id="FNanchor_7" href="#Footnote_7" class="fnanchor">7</a> sich schon
-im 17. Jahrhundert. Sie gelang erst, als nach dem ägyptischen
-Feldzuge Napoleons die archäologische Erforschung des Nillandes
-in Angriff genommen wurde. Epochemachend war die Entdeckung
-einiger in Stein gemeißelter Erlasse, wie desjenigen von Rosette
-(1799). Es ist das eine Basalttafel (jetzt im Britischen Museum),
-welche die nämliche Bekanntmachung (von 197 v. Chr.) in drei verschiedenen
-Sprachen enthält. Der eine Text bedient sich der altägyptischen
-Sprache und der Hieroglyphenschrift. Die Übersetzungen
-dagegen sind in der Volkssprache und der ihr entsprechenden
-demotischen Schrift, sowie in griechischer Sprache und Schrift erfolgt.
-Das größte Verdienst um die Entzifferung hat sich <span class="gesperrt">Champollion</span>,
-der Begründer der Ägyptologie, erworben. Unter den
-Fortsetzern seines Werkes ist vor allem <span class="gesperrt">Lepsius</span>, der eine<span class="pagenum"><a name="Page_p004" id="Page_p004">[Pg p004]</a></span>
-preußische Expedition zur Erforschung der Denkmäler Ägyptens
-(1842&ndash;45) leitete, zu nennen. Er entdeckte das in zwei Sprachen
-abgefaßte Dekret von Kanopus (238 v. Chr.), das einen Einblick
-in die Zeitrechnung der alten Ägypter gewährt. Zu
-den Steininschriften sind in großer Zahl Texte auf Papyrus,
-Leder und Tonscherben getreten. Auch Keilschriften haben sich
-auf ägyptischem Boden (in Tell el-Amarna; siehe S. <a href="#Page_p015">15</a>) gefunden.</p>
-
-<p>Der Gründung der ersten ägyptischen Dynastie, die um 3300
-v. Chr. durch Mena (Menes) erfolgte, müssen schon ausgedehnte
-Zeiträume einer ruhigen Entwicklung vorausgegangen sein, da uns
-schon während der ersten Dynastien, deren die ägyptische Geschichte
-bis zum Beginn der griechischen Herrschaft insgesamt
-dreißig zählt, eine hochentwickelte Kultur entgegentritt. Dies
-spricht sich sowohl in den erhaltenen Baudenkmälern, wie in den
-schriftlichen Überlieferungen jenes Zeitraumes aus. So sind die
-während der vierten Dynastie von Chufu, Chafra und Menkera
-errichteten großen Pyramiden nicht nur wahre Wunder der Baukunst,
-sondern die ganze Anlage dieser, im 4. Jahrtausend v. Chr.
-Geburt entstandenen Werke weist auf astronomische und mathematische
-Kenntnisse hin, die man in solch altersgrauer Zeit kaum
-vermuten sollte. So sind die vier Seiten der Pyramiden genau
-nach den Haupthimmelsgegenden gerichtet, während der Winkel,
-den die Seitenwände mit der Grundfläche bilden, wenig oder gar
-nicht von 52° abweicht, eine Tatsache, die, wie wir später sehen
-werden, auf elementare Kenntnisse in der Trigonometrie und Ähnlichkeitslehre
-hinweist.</p>
-
-<p>Auch daß man schon ein Jahrtausend vor Menes, nämlich
-im Jahre 4241 v. Chr., in Unterägypten nach einem verbesserten
-Kalender zu rechnen begann, spricht dafür, daß die Ägypter
-bereits ein Kulturvolk waren, als sonst überall auf der Erde,
-Babylonien nicht ausgeschlossen, das Dunkel vorgeschichtlicher
-Zustände herrschte<a name="FNanchor_8" id="FNanchor_8" href="#Footnote_8" class="fnanchor">8</a>.</p>
-
-<p>Daß für die Anlage der altägyptischen Bauwerke häufig astronomische
-Gesichtspunkte maßgebend waren, beweist uns auch die
-Lage mancher Tempel. So ist durch den englischen Astronomen
-<span class="gesperrt">Lockyer</span> ein Tempel bekannt geworden, dessen Hauptachse
-gegen den Aufgangspunkt des von den Ägyptern als Gottheit<span class="pagenum"><a name="Page_p005" id="Page_p005">[Pg p005]</a></span>
-verehrten Sirius gerichtet ist<a name="FNanchor_9" id="FNanchor_9" href="#Footnote_9" class="fnanchor">9</a>. Nach <span class="gesperrt">Lockyer</span> weist die Achse
-eines anderen Tempels auf den Punkt, an dem die Sonne zur
-Zeit der Sommersonnenwende untergeht. Bei der gewaltigen
-Länge des Tempels vermochten die Sonnenstrahlen nur an diesem
-einen Zeitpunkt des Jahres durch den ganzen Tempel hindurch
-zu scheinen. Auf solche Weise wurden die Tempel zu astronomischen
-Observatorien, die eine genauere Bestimmung der
-Jahreslänge ermöglicht haben<a name="FNanchor_10" id="FNanchor_10" href="#Footnote_10" class="fnanchor">10</a>.</p>
-
-<p>Aus den ägyptischen Baudenkmälern läßt sich auch ermitteln,
-wann die Bewohner des Nillandes mit der babylonischen Sechsteilung
-des Kreises bekannt wurden. Bis zur Zeit der 18. Dynastie begegnen
-uns nämlich nur Verzierungen, die auf der Vierteilung des Kreises
-beruhen. Mit der 19. Dynastie tritt an Ornamenten und an Wagenrädern
-die Teilung nach der Sechs auf. Nun ist bekannt geworden,
-daß um jenen Zeitpunkt, als Vorderasien den Ägyptern tributpflichtig
-wurde, Geschenke an den Hof der Pharaonen gelangten,
-welche die Sechs- und Zwölfteilung des Kreises aufweisen<a name="FNanchor_11" id="FNanchor_11" href="#Footnote_11" class="fnanchor">11</a>. Wir
-können also an diesem Beispiel verfolgen, auf welchen Wegen die
-Kenntnisse von Volk zu Volk übermittelt wurden.</p>
-
-<p>Der außerordentlich frühen Verwendung von Schriftzeichen
-entspricht es, daß die ältesten Dynastien bereits Aufzeichnungen
-sammelten. Im 3. Jahrtausend v. Chr. gab es schon besondere
-Beamte, welche die Bibliotheken verwalteten. Ja, ein Sohn des
-Mena, des Begründers der ersten Dynastie, wird als Verfasser
-medizinischer Schriften erwähnt<a name="FNanchor_12" id="FNanchor_12" href="#Footnote_12" class="fnanchor">12</a>.</p>
-
-<p>Die ägyptische Bilder- oder Hieroglyphenschrift tritt uns auf
-den älteren ägyptischen Denkmälern als etwas Fertiges entgegen.
-Offenbar ist sie aber das Erzeugnis einer langen vorgeschichtlichen
-Entwicklung. Nicht nur Gegenstände, sondern auch abstrakte Begriffe
-und Zeitwörter vermochte diese Schrift zum Ausdruck zu
-bringen. Ohne Verkürzung und Vereinfachung finden wir die Hiero<span class="pagenum"><a name="Page_p006" id="Page_p006">[Pg p006]</a></span>glyphen<a name="FNanchor_13" id="FNanchor_13" href="#Footnote_13" class="fnanchor">13</a>
-nur auf Steindenkmälern, deren sorgfältig bearbeitete
-Flächen jeden Beschauer in Erstaunen setzen. Für den täglichen
-Gebrauch wurden die Zeichen später in solchem Grade vereinfacht,
-daß ihre ursprüngliche Form kaum wieder zu erkennen
-ist (s. S. <a href="#fig3">3</a>).</p>
-
-<p>Indes nicht nur von den Geschehnissen, der Tracht und den
-Gebräuchen, sondern auch von dem Wissen jener Zeiten können
-wir uns auf Grund der aus den Gräbern und Tempeln von Memphis
-und Theben herrührenden Schriftdenkmäler heute ein ziemlich zutreffendes
-Bild machen.</p>
-
-<p>Daß schon zur Zeit des alten Reiches in Ägypten eine umfangreiche
-Literatur bestand, kann mit Sicherheit angenommen
-werden. Besaß doch, wie aus einer Grabinschrift bei Gizeh hervorgeht,
-ein Großwürdenträger, der um 2200 v. Chr. lebte, den Titel
-»Verwalter des Bücherhauses«<a name="FNanchor_14" id="FNanchor_14" href="#Footnote_14" class="fnanchor">14</a>. Von jener ältesten Literatur sind
-jedoch nur spärliche Bruchteile erhalten geblieben. Neben religiösen,
-moralphilosophischen und geschichtlichen Schriften umfaßte
-diese Literatur auch Abhandlungen über Astronomie, Mathematik
-und Heilkunde, welche die Grundlagen für spätere vollständigere,
-auf uns gekommene ägyptische Schriftdenkmäler gebildet haben.</p>
-
-<p>Ihren Höhepunkt erreichte die altägyptische Kultur um das
-Jahr 2000 vor Christi Geburt. Um diese Zeit wurde Ägypten zur
-Großmacht, die erobernd in Vorderasien eindrang und mit dem
-babylonischen Reich in enge Fühlung trat. Es entwickelte sich
-sogar ein reger schriftlicher Verkehr zwischen den Pharaonen und
-den Königen Babylons, sowie den asiatischen Vasallen. Dies beweisen
-die in großer Zahl im Jahre 1888 in Ägypten<a name="FNanchor_15" id="FNanchor_15" href="#Footnote_15" class="fnanchor">15</a> aufgefundenen
-Tontafeln mit Keilinschriften, welche heute den wertvollsten
-Schatz der Museen von Kairo, London und Paris bilden.</p>
-
-
-<h3>Mathematik und Technik der Ägypter.</h3>
-
-<p>In Ägypten, sagt <span class="gesperrt">Aristoteles</span> (Metaphys. I, 1), entstand die
-mathematische Wissenschaft, denn hier war den Priestern die dazu
-nötige Muße vergönnt. Nach einer Erzählung <span class="gesperrt">Herodots</span><a name="FNanchor_16" id="FNanchor_16" href="#Footnote_16" class="fnanchor">16</a> dagegen
-entsprang für die Ägypter die Notwendigkeit, die Geometrie<span class="pagenum"><a name="Page_p007" id="Page_p007">[Pg p007]</a></span>
-zu erfinden, dem Umstande, daß die Grenzen ihrer Ländereien
-durch die jährlichen Überschwemmungen des Nils verwischt wurden
-und deshalb durch Vermessung wiederhergestellt werden mußten.
-Welche Bewandtnis es auch mit diesem Bericht des griechischen
-Geschichtsschreibers haben mag, jedenfalls ist die Geometrie der
-frühesten Kulturvölker aus den Bedürfnissen des Lebens hervorgegangen.
-Die Ansicht, daß sie einem idealistischen Drange entsprungen
-sei, dürfte nur für die späteren Entwicklungsstufen zutreffen<a name="FNanchor_17" id="FNanchor_17" href="#Footnote_17" class="fnanchor">17</a>.
-Für das ehrwürdige Alter der Mathematik in Ägypten
-spricht auch die von dort stammende älteste Urkunde dieser Wissenschaft<a name="FNanchor_18" id="FNanchor_18" href="#Footnote_18" class="fnanchor">18</a>.
-Es ist dies eine Art Handbuch für den praktischen Gebrauch,
-das um das Jahr 1800 v. Chr. verfaßt wurde und neben
-zahlreichen arithmetischen Aufgaben, bei denen schon die Bruchrechnung
-Anwendung findet, auch die erste Behandlung arithmetischer
-und geometrischer Reihen, Flächenberechnungen der einfacheren
-Figuren, wie sie für die Absteckung der Felder in Betracht
-kommen, sowie die Bestimmung des Rauminhalts von Fruchtspeichern
-enthält. Sogar der Flächeninhalt des Kreises wird in
-diesem Papyrus ermittelt. Dies wird in der Weise bewerkstelligt,
-daß man über dem um <sup>1</sup>/<sub>9</sub> verminderten Durchmesser ein Quadrat
-errichtet. Hieraus läßt sich für &#960; der überraschend genaue Wert
-3,16 (statt 3,14) berechnen.</p>
-
-<p>Bezeichnend sind die Worte, mit denen <span class="gesperrt">Ahmes</span> sein Handbuch
-einleitet. Sie lauten: »Vorschrift, zu gelangen zur Kenntnis
-aller dunklen Dinge und Geheimnisse, welche in den Gegenständen
-enthalten sind.« Sie erinnern an die 1<sup>1</sup>/<sub>2</sub> Jahrtausend später auftretenden
-Pythagoreer, die auch Zahl und Maß als wirkliche,
-in den Dingen geheimnisvoll schlummernde Wesen betrachteten.
-Auf das außerordentlich hohe Alter der Mathematik in Ägypten
-läßt sich übrigens auch daraus schließen, daß <span class="gesperrt">Ahmes</span> in seiner
-Einleitung ausdrücklich sagt, er habe sein Buch nach alten Schriften
-verfaßt, die zur Zeit eines früheren Königs entstanden seien. Diese
-Schriften waren, wie aus jener Zeitangabe hervorgeht, etwa 500 Jahre<span class="pagenum"><a name="Page_p008" id="Page_p008">[Pg p008]</a></span>
-älter als das Buch des <span class="gesperrt">Ahmes</span> und setzen ihrerseits wieder eine
-lange Periode voraus, in welcher die niedergelegten Kenntnisse
-langsam heranwuchsen, ohne schriftlich festgelegt zu werden.</p>
-
-<p>Ohne Zweifel hat man, da das Rechnen aus den Bedürfnissen
-des Lebens entsprungen ist, zuerst mit benannten Zahlen gerechnet
-und ist erst später zu abstrakten Zahlen übergegangen. Das
-Rechnen mit diesen stand, wie der Papyrus Rhind beweist, im
-20. Jahrhundert v. Chr. bereits auf einer Höhe, wie man sie vor
-dem Bekanntwerden jener wichtigen Urkunde nicht vermuten
-konnte<a name="FNanchor_19" id="FNanchor_19" href="#Footnote_19" class="fnanchor">19</a>.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Ahmes</span> setzt das Rechnen mit ganzen Zahlen voraus und
-befaßt sich in seinen Aufgaben unter Anwendung der Brüche besonders
-mit dem, was wir heute Gesellschaftsrechnung nennen.
-Die von ihm benutzten Brüche sind Stammbrüche, d. h. solche, die
-eins als Zähler haben. Einen Stammbruch schreibt er, indem er
-über die Zahl des Nenners einen Punkt setzt. Jeder andere Bruch
-wird als Summe von Stammbrüchen ausgedrückt, z. B. <sup>2</sup>/<sub>5</sub> durch
-<sup>1</sup>/<sub>3</sub> und <sup>1</sup>/<sub>15</sub>, die ohne Additionszeichen nebeneinander gesetzt werden.
-Die Darstellung eines beliebigen Bruches durch Stammbrüche stellt
-<span class="gesperrt">Ahmes</span> an die Spitze.</p>
-
-<p>Um Brüche, die keine Stammbrüche sind, in Summen von
-Stammbrüchen zu verwandeln, gibt <span class="gesperrt">Ahmes</span> eine Tafel der Brüche<a name="FNanchor_20" id="FNanchor_20" href="#Footnote_20" class="fnanchor">20</a>
-von der Form <sup>2</sup>/(2n + 1) (n = 1, 2, 3 ... 49). Brüche mit höherem
-Zähler werden in eine Summe gleichnamiger Brüche zerlegt. An
-solchen Stammbruchsummen werden die Grundrechnungsarten vollzogen.</p>
-
-<p>Manche Aufgabe, die <span class="gesperrt">Ahmes</span> bringt, stellt sich als eine
-Gleichung ersten Grades mit einer Unbekannten dar. Letztere
-wird als Haufen bezeichnet. So lautet ein Beispiel: »Haufen, sein
-<sup>2</sup>/<sub>3</sub>, sein <sup>1</sup>/<sub>2</sub>, sein <sup>1</sup>/<sub>7</sub>, sein Ganzes, es beträgt 33.« Das heißt nach
-heutiger Schreibweise: (<sup>2</sup>/<sub>3</sub>)x + (<sup>1</sup>/<sub>2</sub>)x + (<sup>1</sup>/<sub>7</sub>)x + x = 33. Um x zu finden,
-wird dann (<sup>2</sup>/<sub>3</sub> + <sup>1</sup>/<sub>2</sub> + <sup>1</sup>/<sub>7</sub> + 1) so lange vervielfältigt, bis 33
-herauskommt. Als weiteres Beispiel sei eine von den Aufgaben
-aus der Gesellschaftsrechnung mitgeteilt. Sie lautet: »Zu verteilen
-700 Brote unter vier Personen, <sup>2</sup>/<sub>3</sub> für den Einen, <sup>1</sup>/<sub>2</sub> für den Zweiten,
-<sup>1</sup>/<sub>3</sub> für den Dritten, <sup>1</sup>/<sub>4</sub> für den Vierten.« Als Gleichung geschrieben
-würde die Aufgabe in der Ausdrucksweise der heutigen<span class="pagenum"><a name="Page_p009" id="Page_p009">[Pg p009]</a></span>
-Arithmetik lauten: (<sup>2</sup>/<sub>3</sub>)x + (<sup>1</sup>/<sub>2</sub>)x + (<sup>1</sup>/<sub>3</sub>)x + (<sup>1</sup>/<sub>4</sub>)x = 700. Der Wert
-für x wird dann nach folgender Vorschrift gefunden: Addiere <sup>2</sup>/<sub>3</sub>,
-<sup>1</sup>/<sub>2</sub>, <sup>1</sup>/<sub>3</sub> und <sup>1</sup>/<sub>4</sub>; das gibt 1 + <sup>1</sup>/<sub>2</sub> + <sup>1</sup>/<sub>4</sub>. Teile dann 1 durch
-1 + <sup>1</sup>/<sub>2</sub> + <sup>1</sup>/<sub>4</sub>; das gibt <sup>1</sup>/<sub>2</sub> + <sup>1</sup>/<sub>14</sub>. Nimm dann <sup>1</sup>/<sub>2</sub> und <sup>1</sup>/<sub>14</sub> von 700;
-das ergibt 400 für x.</p>
-
-<p>Außer der Hieroglyphe für die Unbekannte (unser x) besaßen
-die alten Ägypter noch einige andere Operationszeichen. Z. B.
-galt ein Zeichen, das schreitende Beine darstellt, je nach der
-Richtung als Zeichen für die Addition oder als solches für die
-Subtraktion. Auch für die Gleichsetzung war ein Zeichen vorhanden.
-Bekannt war auch schon der Begriff der Wurzel. Bis
-vor kurzem nahm man an, daß die alten Ägypter diesen Begriff
-nicht kannten. Neuerdings sind aber Papyrusfragmente (aus der
-12. Dynastie) bekannt geworden, in denen sich vermerkt findet, daß
-&#8730;(16) = 4, &#8730;(6<sup>1</sup>/<sub>4</sub>) = 2<sup>1</sup>/<sub>2</sub> und &#8730;(1<sup>9</sup>/<sub>16</sub>) = 1<sup>1</sup>/<sub>4</sub> ist<a name="FNanchor_21" id="FNanchor_21" href="#Footnote_21" class="fnanchor">21</a>.</p>
-
-<p>Das Verfahren des Wurzelziehens dagegen ist wahrscheinlich
-erst in der pythagoreischen Schule entwickelt worden, als man
-größere Quadratzahlen bildete, deren Grundzahl nicht ohne weiteres
-ersichtlich war, vor allem aber, als es galt, nach dem pythagoreischen
-Lehrsatz die Hypotenuse aus den Katheten zu berechnen.</p>
-
-<p>Ferner begegnen uns Gleichungen wie die folgenden:</p>
-
-<p class="m2">
-2<sup>2</sup> + (1<sup>1</sup>/<sub>2</sub>)<sup>2</sup> = (2<sup>1</sup>/<sub>2</sub>)<sup>2</sup><br />
-6<sup>2</sup> + 8<sup>2</sup> = 10<sup>2</sup>.
-</p>
-
-<p>Endlich sind Rollen aus der Zeit um 2000 v. Chr. bekannt
-geworden, in denen sich Anweisungen über die Festlegung der
-Wandrichtungen bei Tempelbauten finden. Das Verfahren bestand
-im »Seilspannen«, das heißt, man teilte ein Seil im Verhältnis
-3 : 4 : 5 und bildete aus diesen Stücken ein Dreieck, um
-so den gesuchten rechten Winkel zu erhalten. Darauf stützt sich
-die Ansicht, daß der pythagoreische Lehrsatz wohl auf ägyptische
-Anregungen zurückzuführen sei<a name="FNanchor_22" id="FNanchor_22" href="#Footnote_22" class="fnanchor">22</a>.</p>
-
-<p>Ganz geschickt waren die Ägypter, wie aus dem Handbuch
-des <span class="gesperrt">Ahmes</span> hervorgeht, auch schon in der Lösung von Aufgaben,
-die auf die Anwendung von arithmetischen und geometrischen
-Reihen hinauslaufen. Auch hier mögen einige Beispiele uns mit
-den ersten Schritten auf diesem Gebiete bekannt machen. <span class="gesperrt">Ahmes</span>
-stellt die Aufgabe, 100 Brote an 5 Personen in arithmetischer<span class="pagenum"><a name="Page_p010" id="Page_p010">[Pg p010]</a></span>
-Progression so zu verteilen, daß die zwei ersten Personen, welche
-die geringeren Anteile erhalten, zusammen <sup>1</sup>/<sub>7</sub> von dem bekommen,
-was auf die 3 übrigen Personen entfällt. <span class="gesperrt">Ahmes</span> setzt zunächst
-das kleinste Glied gleich 1 und sagt dann ohne Begründung:
-»Mache, wie geschieht, den Unterschied gleich 5<sup>1</sup>/<sub>2</sub>«. So erhält
-er die arithmetische Reihe: 1, 6<sup>1</sup>/<sub>2</sub>, 12, 17<sup>1</sup>/<sub>2</sub>, 23. Sie genügt
-zwar der Bedingung, daß die Summe der beiden ersten Glieder
-gleich <sup>1</sup>/<sub>7</sub> von der Summe der drei letzten ist. Indessen enthält
-diese Reihe statt der gegebenen 100 nur 60 Einheiten. Da aber
-100 das 1<sup>2</sup>/<sub>3</sub>fache von 60 ist, verbessert <span class="gesperrt">Ahmes</span> den unrichtigen,
-aber auch nur vorläufigen Ansatz, indem er jedes Glied der Reihe
-mit 1<sup>2</sup>/<sub>3</sub> multipliziert. Er findet so ganz richtig die allen Bedingungen
-entsprechende Reihe 1<sup>2</sup>/<sub>3</sub>, 10<sup>5</sup>/<sub>6</sub>, 20, 29<sup>1</sup>/<sub>6</sub>, 38<sup>1</sup>/<sub>3</sub>.</p>
-
-<p>Bei einer anderen Aufgabe schimmert schon die Kenntnis der
-Summierungsformel<a name="FNanchor_23" id="FNanchor_23" href="#Footnote_23" class="fnanchor">23</a> für die geometrische Reihe durch. Als
-Summe der fünf ersten Potenzen von sieben: 7 + 49 + 343 + 2401
-+ 16807 wird 19607 gefunden. Dies geschieht nicht nur durch
-Addition, sondern indem <span class="gesperrt">Ahmes</span> das Produkt von 2801 und 7
-bildet. Letzteres Verfahren steht nun in auffallender Übereinstimmung
-mit der Summenformel s = ((a<sup>n</sup> - 1)/(a - 1)) · a. Denn für den
-vorliegenden Fall ist ((a<sup>n</sup> - 1)/(a - 1)) · a = ((7<sup>5</sup> - 1)/6) · 7 = 2801 · 7.</p>
-
-<p>Weit verbreitet war bei den Ägyptern wie bei den Griechen
-und den übrigen Völkern des Altertums das Rechenbrett (Abacus).
-Die Zahlen wurden eingeschrieben oder durch Steinchen, Stifte
-oder sonstige Marken bezeichnet<a name="FNanchor_24" id="FNanchor_24" href="#Footnote_24" class="fnanchor">24</a>.</p>
-
-<p>Vergegenwärtigt man sich die Wunder der Ingenieur- und
-der Baukunst, welche die alten Ägypter schufen, sowie ihre von
-<span class="gesperrt">Herodot</span> erwähnten Kenntnisse in der Vermessungskunde, so
-muß man annehmen, daß die Geometrie bei diesem Volke nicht
-minder wie das Rechnen gepflegt wurde.</p>
-
-<p>Höchst wahrscheinlich gab es auch für die Geometrie schon
-Lehrbücher von der Art, wie uns der Zufall ein solches in dem
-Handbuch des <span class="gesperrt">Ahmes</span> für die Arithmetik in die Hände gespielt
-hat. Leider ist ein ausschließlich der Geometrie gewidmeter Papyrus
-bisher noch nicht entdeckt worden. Indessen hat sich das Handbuch
-des <span class="gesperrt">Ahmes</span> auch für die Kenntnis des geometrischen Wissens<span class="pagenum"><a name="Page_p011" id="Page_p011">[Pg p011]</a></span>
-der Ägypter als eine Fundgrube erwiesen<a name="FNanchor_25" id="FNanchor_25" href="#Footnote_25" class="fnanchor">25</a>. In welcher Weise
-die Fläche des Kreises ermittelt wurde, haben wir schon erwähnt.
-Hier sei noch ein Beispiel für die Dreiecksberechnung
-mitgeteilt. Es handelt sich um ein gleichschenkliges Dreieck, dessen
-Schenkel 10 und dessen Grundlinie 4 Maßeinheiten lang sind. »Die
-Hälfte von 4 wird mit 10 vervielfältigt; sein Flächeninhalt ist es.«
-So lautet die Lösung bei <span class="gesperrt">Ahmes</span><a name="FNanchor_26" id="FNanchor_26" href="#Footnote_26" class="fnanchor">26</a>. Eine Begründung dieses Verfahrens,
-das ja zwar kein richtiges, indessen, wenn die Basis verhältnismäßig
-klein ist, ein von der Wahrheit nur wenig abweichendes
-Ergebnis liefert, findet sich bei <span class="gesperrt">Ahmes</span> nicht.
-Seiner Lösung liegt die Formel (<sup>b</sup>/<sub>2</sub>) · a zugrunde
-(siehe <a href="#fig1">Abb. 1</a>), während die richtige Formel
-<sup>b</sup>/<sub>2</sub> · &#8730;(a<sup>2</sup> - (b<sup>2</sup>/<sub>4</sub>)) lautet. Letztere läuft also auf
-die Ausziehung einer Quadratwurzel hinaus, ein
-Verfahren, das bei <span class="gesperrt">Ahmes</span> nirgends vorkommt,
-und das er vermutlich auch nicht kannte, so
-daß wir eine genaue Berechnung des Flächeninhalts von ihm auch
-nicht erwarten dürfen.</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig1" id="fig1" href="images/abb1.jpg"><img width="175" height="194" src="images/abb1.jpg" alt="[Abb. 1]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 1.</div>
-</div>
-
-<p>Handelte es sich um das Ausmessen von weniger einfachen
-Figuren, so bedienten sich die Ägypter der Zerlegung durch
-Hilfslinien. So hat man alte Zeichnungen gefunden, in denen das
-Paralleltrapez auf mehrfache
-Weise zerlegt ist (s. <a href="#fig2">Abb. 2</a>).</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig2" id="fig2" href="images/abb2.jpg"><img width="300" height="78" src="images/abb2.jpg" alt="[Abb. 2]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 2. Geometrische Elemente in altägyptischen
-Verzierungen<a name="FNanchor_27" id="FNanchor_27" href="#Footnote_27" class="fnanchor">27</a>.</div>
-</div>
-
-<p>In den Geräten und Zieraten,
-die auf der Kreisteilung
-beruhen, kommt die Teilung
-in 4 und 8, sowie in 6 und
-12 Sektoren vor, während man einer Teilung in 5 und 10 Sektoren
-nicht begegnet<a name="FNanchor_28" id="FNanchor_28" href="#Footnote_28" class="fnanchor">28</a>.</p>
-
-<p>Nicht nur mit Flächen- und Inhaltsbestimmungen, sondern
-auch mit Streckenverhältnissen und den Eigenschaften der Winkel
-waren die Ägypter zur Zeit des mittleren Reiches schon bis zu
-einem gewissen Grade vertraut. Auch die Konstruktion des rechtwinkligen
-Dreiecks aus den Strecken 3, 4 und 5 scheint ihnen
-schon sehr früh bekannt gewesen zu sein, wenn sie auch nicht<span class="pagenum"><a name="Page_p012" id="Page_p012">[Pg p012]</a></span>
-durch mathematische Ableitung, sondern als Erzeugnis der Erfahrung
-in ihren Besitz gelangt sein werden<a name="FNanchor_29" id="FNanchor_29" href="#Footnote_29" class="fnanchor">29</a>.</p>
-
-<p>Um die große Genauigkeit zu erklären, die uns bei den Pyramiden
-nicht nur in den Abmessungen des ganzen Bauwerkes, sondern
-auch in der Bearbeitung der einzelnen Steine begegnet, muß man
-bei den alten Ägyptern schon einige Bekanntschaft mit den Grundlehren
-der Ähnlichkeitslehre und der Trigonometrie voraussetzen.
-Dafür sprechen auch die Abschnitte, die <span class="gesperrt">Ahmes</span> in seinem Handbuch
-dem Pyramidenbau widmet. In diesen Abschnitten begegnet
-uns nämlich ein Ausdruck<a name="FNanchor_30" id="FNanchor_30" href="#Footnote_30" class="fnanchor">30</a>, der wahrscheinlich das Verhältnis der
-halben Diagonale zur Seitenkante der Pyramide bedeutet, also dem
-Cosinus des Winkels, den diese beiden Linien bilden, entsprechen
-würde. Dieses oder ein entsprechendes Verhältnis muß den Bauleitern
-und Steinmetzen stets gegenwärtig gewesen sein, da sich
-die genaue Übereinstimmung der Winkel, welche die Kanten mit
-dem Erdboden bilden, sonst nicht erklären läßt.</p>
-
-<p>In Anbetracht dieser frühen Entwicklung der Geometrie muß
-es auffallen, daß die Ägypter die Kunst des perspektivischen
-Zeichnens noch nicht entwickelt haben, wie aus ihren Reliefs und
-Wandgemälden, die in so großer Fülle und in solch vortrefflichem
-Zustande auf unsere Zeit gelangt sind, hervorgeht.</p>
-
-<p>Das Handbuch des <span class="gesperrt">Ahmes</span> beweist, daß die Mathematik fast
-zwei Jahrtausende vor Beginn unserer Zeitrechnung in Ägypten
-schon eine hohe Entwicklungsstufe erreicht hatte. Dabei ist noch
-zu berücksichtigen, daß sich in dieser Urkunde manche Fehler
-finden, welche die Vermutung nahe legen, daß es sich hier nur
-um eine Schülerarbeit handelt. An die Mathematik der Ägypter
-haben zunächst die Griechen angeknüpft. Die ägyptische Stammbruchlehre
-läßt sich sogar über die Zeit der Araber hinaus, bis
-in das deutsche Mittelalter verfolgen. Ferner ist die Beweisform
-des Euklid, der wir noch heute folgen, ägyptischen Mustern nachgebildet<a name="FNanchor_31" id="FNanchor_31" href="#Footnote_31" class="fnanchor">31</a>.</p>
-
-<p>Wie auf dem Gebiete der Wissenschaften, so haben die
-Ägypter auch auf dem Gebiete der Technik Grundlegendes geschaffen.
-Vergegenwärtigt man sich ihre Leistungen auf diesem
-Gebiete, so erscheint es durchaus berechtigt, von einer Ingenieurtechnik
-und einer Ingenieurmechanik schon bei den alten Ägyptern<span class="pagenum"><a name="Page_p013" id="Page_p013">[Pg p013]</a></span>
-zu reden<a name="FNanchor_32" id="FNanchor_32" href="#Footnote_32" class="fnanchor">32</a>. Durch ähnliche Bedingungen hervorgerufen, entstanden
-diese Zweige menschlichen Schaffens bei den Bewohnern des Zweistromlandes,
-um dann ihre weitere Entwicklung zu erstaunlichen
-Leistungen bei den Griechen und den Römern zu erfahren.</p>
-
-<p>Die Ingenieurtechnik entstand im steten Kampfe des Menschen
-mit den Kräften der Natur und durch sein Bestreben, sich nicht nur
-gegen diese Kräfte zu behaupten, sondern sie sich dienstbar zu
-machen. Die frühesten Aufgaben der Ingenieurtechnik betrafen
-das Wasser in allen seinen Formen und Wirkungen. Durch alle
-Mittel der künstlichen Bewässerung gelang es den Ägyptern und
-den Babyloniern, ihre Wohnsitze zu Kornkammern für die Alte
-Welt zu machen. Mit der Pflege und mit der Vernachlässigung
-der hierfür geschaffenen Einrichtungen stieg und sank die Bedeutung
-jener Länder und ihrer Bewohner. Da dem Unterlauf
-des Nils, sowie Mesopotamien der Regen fast ganz fehlt, so ließ
-sich der Ackerbau in diesen Landstrichen nur dadurch heben,
-daß ein verwickeltes System von Stauwerken und Kanälen unter
-Anpassung an die wechselnde Wassermenge der Flüsse geschaffen
-wurde.</p>
-
-<p>Aufgaben ganz anderer Art erwuchsen der Ingenieurmechanik
-schon im Altertum aus dem Bemühen, das Wasser als Verkehrsmittel
-zu benutzen, Wasserwege zu schaffen. Das Großartigste,
-was uns auf diesem Gebiete im alten Ägypten begegnet, ist die
-Herstellung einer Verbindung zwischen dem Mittelländischen und
-dem Roten Meer. Man ist geneigt, die Idee und die Ausführung
-dieses Projektes als etwas ganz Neuzeitliches zu betrachten, und
-dennoch sind der Plan und seine Verwirklichung uralt. Schon
-zur Zeit Ramses des Zweiten, um 1300 vor Christi Geburt, bestand
-ein Kanal, welcher den mittelsten der kleinen, auf der
-Landenge von Suez befindlichen Seen mit einem etwa 70 km westlich
-fließenden Arm des Nils verband. Was lag näher als der
-Gedanke, eine Fortsetzung nach dem Roten Meere zu schaffen und
-so zwei Weltmeere, wenn auch durch die Vermittelung eines
-Flusses, in Verbindung zu setzen? Unter den Ptolemäern und
-den Arabern wurde diese Wasserstraße ihrer Bedeutung entsprechend
-gut im Stande gehalten. Erst vom 8. Jahrhundert
-n. Chr. an verfiel der Kanal, welcher dem später infolge der Ent<span class="pagenum"><a name="Page_p014" id="Page_p014">[Pg p014]</a></span>deckungsreisen
-aufkommenden Weltverkehr auch nicht genügt
-haben würde.</p>
-
-<p>Geradezu rätselhaft sind die technischen Leistungen, die uns
-im alten Ägypten dort begegnen, wo es sich um die Fortbewegung
-gewaltiger Lasten handelt. Auf weite Strecken wurden Steinmassen
-fortgeschafft, deren Gewicht sich auf 3&ndash;400 Tonnen beziffert.
-Das Aufrichten der aus einem einzigen Granitblock gemeißelten,
-bis zu 30 m hohen, ein Gewicht von 3&ndash;400000 kg
-besitzenden Obelisken würde selbst der heutigen Technik große
-Schwierigkeiten bereiten<a name="FNanchor_33" id="FNanchor_33" href="#Footnote_33" class="fnanchor">33</a>. Über die Ausführung bestehen nur
-Vermutungen. Daß es dabei an maschinellen Hilfsmitteln nicht
-fehlte, unterliegt indessen keinem Zweifel. Ungeheure Sklavenheere
-ersetzten zwar im Altertum bis zu einem gewissen Grade
-die Maschinen. Dies allein genügt indes nicht zur Erklärung
-solcher Leistungen. Es mußten intelligente Führer, die mit der
-Konstruktion und der Handhabung mechanischer, wenn auch nur
-empirisch beherrschter Mittel vertraut waren, hinzukommen.</p>
-
-<p>Auch mit der Metallbereitung waren die Ägypter früh bekannt.
-Um die Zeit des Menes (3300 v. Chr.) war das Kupfer
-schon ziemlich verbreitet. Es wurde besonders auf der Halbinsel
-Sinai gewonnen. Silber und Eisen waren fast ebenso früh bekannt.</p>
-
-<p>Bis zum Jahre 3000 etwa haben die Ägypter reines Kupfer
-verwandt. Von diesem Zeitpunkt an haben sie das Kupfer mit
-Zinn legieren gelernt.</p>
-
-<p>Das erste Metall, das die Völker der Alten Welt kennen und
-bearbeiten lernten, war ohne Zweifel das Gold. Für die Ägypter
-kam als Fundort besonders das Bergland zwischen dem Nile und
-dem Roten Meer in Betracht. Auch Arabien war reich an Gold.
-An den Küsten des Roten Meeres wird wohl auch Salomos Goldland
-Ophir zu suchen sein.</p>
-
-<p>Eigentümlich ist dem ägyptischen Wesen, daß es vorwiegend
-auf das Praktische gerichtet war. Die alten Ägypter besaßen
-eine hochentwickelte Heilkunde; sie waren geschickt im Feldmessen
-und im Rechnen. Sie haben sich schon gut am Himmel
-zu orientieren verstanden. Die Sterne zu deuten, wie es die
-Babylonier taten, lag ihnen jedoch fern.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p015" id="Page_p015">[Pg p015]</a></span></p>
-
-
-<h3>Die babylonisch-assyrische Kultur.</h3>
-
-<p>Viel später als die Kultur der alten Ägypter ist diejenige
-der Babylonier auf Grund der archäologischen Durchforschung
-ihres Landes bekannt geworden. Auch hier lieferten die zwischen
-den Ruinen untergegangener Städte aufgehäuften oder verschütteten
-Trümmer eine bei weitem zuverlässigere und wertvollere
-Ausbeute als die auf uns gekommene, die Babylonier betreffende
-Literatur.</p>
-
-<p>Das älteste Volk Mesopotamiens, von dem wir Kenntnis besitzen,
-sind die Sumerer. Man nimmt an, daß sie zur mongolischen
-Rasse im weiteren Sinne gehörten. Es würde danach ein
-gewisser Zusammenhang zwischen der ältesten ostasiatischen und
-der ersten Kultur Vorderasiens bestanden haben. Der Beginn
-der letzteren wird bis in das 5. Jahrtausend v. Chr. zurückverlegt.</p>
-
-<p>Um das Jahr 3000 drang ein Volk semitischer Abstammung
-in Mesopotamien ein. Bis in jene Zeit hinauf besitzen wir geschriebene
-Urkunden, die allerdings über die Eroberung selbst
-nichts besagen<a name="FNanchor_34" id="FNanchor_34" href="#Footnote_34" class="fnanchor">34</a>. Wie in Ägypten entstanden zuerst einzelne
-kleine Reiche, die später vereinigt wurden. Als der älteste König
-des gesamten Babyloniens wird der um 2200 v. Chr. lebende
-Hammurabi genannt.</p>
-
-<p>Wie später in Europa das Lateinische, so blieb in Vorderasien
-das Sumerische als die Sprache des älteren Kulturvolkes
-lange Zeit erhalten und für wissenschaftliche Zwecke im Gebrauch.
-Die frühzeitige, hohe Entwicklung des geistigen Lebens der Babylonier
-erkennen wir daraus, daß dieses Volk sich schon gegen das
-Ende des dritten Jahrtausends v. Chr. mit grammatischen Studien,
-wichtigen Rechtsfragen und vor allem mit der aufmerksamen Erforschung
-der Himmelserscheinungen beschäftigte.</p>
-
-<p>Daß die Beziehungen des babylonischen Reiches bis nach
-Ägypten reichten, beweisen die erwähnten, aus dem 16. Jahrhundert
-v. Chr. stammenden Tell el-Amarna<a name="FNanchor_35" id="FNanchor_35" href="#Footnote_35" class="fnanchor">35</a>-Funde, unter denen sich<span class="pagenum"><a name="Page_p016" id="Page_p016">[Pg p016]</a></span>
-Briefe des Königs von Babylonien an den ägyptischen Herrscher
-Amenophis IV. befinden. Neben dem babylonischen und dem
-ägyptischen bestand in Kleinasien das Reich der Hettiter (Chatti)<a name="FNanchor_36" id="FNanchor_36" href="#Footnote_36" class="fnanchor">36</a>.
-Daß auch Griechenland mit dem alten Orient in engen Beziehungen
-stand, hat die neuere archäologische Forschung gleichfalls dargetan.
-Die Vermittlung erfolgte insbesondere durch die Phönizier,
-die bis zum Jahre 1300 v. Chr. im Besitz von Kreta waren und
-damals das Ägäische Meer beherrschten.</p>
-
-<p>Um 1300 v. Chr. eroberten die Assyrer das Zweistromland.
-Sie haben es durch ausgedehnte Bewässerungsanlagen gehoben,
-über die uns <span class="gesperrt">Herodot</span> berichtet hat<a name="FNanchor_37" id="FNanchor_37" href="#Footnote_37" class="fnanchor">37</a>. Nicht minder wurde
-die Wissenschaft gepflegt. Besonders seit der Zeit des Assyrerkönigs
-Assurbanipal oder Sardanapal (7. Jahrhundert v. Chr.)
-entwickelte sich die Astrologie zur astronomischen, auf steten und
-genauen Beobachtungen fußenden Wissenschaft. Mit der Entdeckung
-der Bibliothek dieses Königs gelangte auch ein großes
-babylonisches Werk über die Astrologie ans Tageslicht<a name="FNanchor_38" id="FNanchor_38" href="#Footnote_38" class="fnanchor">38</a>, das seitdem
-die wichtigste Quelle für die astronomischen Kenntnisse der
-älteren babylonischen Zeit bildet.</p>
-
-<p>Die in Ninive, Babylon und an anderen Stätten in neuerer Zeit
-durch die Ausgrabungen der Engländer, Amerikaner und neuerdings
-auch der Deutschen in großer Menge an das Tageslicht geförderten
-Schriftdenkmäler sind gebrannte Tontafeln, auf denen die
-Schriftzüge als keilförmige Eindrücke eingeritzt sind (s. <a href="#fig3">Abb. 3</a>).</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p017" id="Page_p017">[Pg p017]</a></span></p>
-
-<p>Ihre Entzifferung gelang erst, seitdem man (1835) mehrsprachige
-Texte entdeckte. Für diese Entzifferung und damit für
-die Erforschung der babylonischen und assyrischen Geschichte sind
-die Inschriften grundlegend gewesen, die sich in den Ruinen der
-persischen Königspaläste in Persepolis und Susa befinden. Heute
-sind Hunderttausende von Keilschrifttafeln zutage gefördert<a name="FNanchor_39" id="FNanchor_39" href="#Footnote_39" class="fnanchor">39</a>.
-Eine ganze Bibliothek entdeckte 1848 der englische Altertumsforscher
-<span class="gesperrt">Layard</span><a name="FNanchor_40" id="FNanchor_40" href="#Footnote_40" class="fnanchor">40</a>.</p>
-
-<p>Für die Kenntnis der ältesten Entwicklung der Mathematik
-sind die sogenannten »Nippurtexte« von großer Wichtigkeit. Sie
-umfassen etwa 50000 Keilschrifttafeln, die in dem Tempel zu
-Nippur aufbewahrt und durch amerikanische Ausgrabungen ans
-Tageslicht gefördert wurden. Die »Nippurtafeln« sind in der
-Zeit von 2200&ndash;1350 v. Chr. entstanden. In Nippur wurden, wie
-die Texte bezeugen, nicht nur Mathematik, sondern auch Astronomie
-und Heilkunde betrieben<a name="FNanchor_41" id="FNanchor_41" href="#Footnote_41" class="fnanchor">41</a>. Aus den gefundenen Multiplikationstafeln
-geht hervor, daß die Babylonier das Prinzip des
-Stellenwertes kannten, allerdings ohne sich der Null zu bedienen<a name="FNanchor_42" id="FNanchor_42" href="#Footnote_42" class="fnanchor">42</a>.</p>
-
-<p>Es ist anzunehmen, daß die Keilschrift in ähnlicher Weise
-aus einer hieroglyphischen oder Bilderschrift entstanden ist, wie
-es mit der hieratischen Schrift der Ägypter der Fall war. Durch
-Keilstriche wurden auch die Zahlen bezeichnet. Der Vertikalkeil
-<img src="images/pg17a.jpg" width="10" height="30" alt="Symbol: Keil mit dickem Ende oben" />
-bedeutete die Einheit. Zehn wurde durch zwei einen Winkel bildende
-Keile ausgedrückt <img src="images/pg17b.jpg" width="15" height="30" alt="Symbol: zwei am dicken Ende verbundene Keile" />
- und weitere Zahlen durch Nebeneinanderstellung
-dieser beiden Elemente gebildet. Für hundert war
-ein besonderes Zeichen, nämlich ein Vertikalkeil in Verbindung mit
-einem rechts davon stehenden Horizontalkeil im Gebrauch
-<img src="images/pg17c.jpg" width="40" height="30" alt="Symbol: Vertikalkeil neben nach rechts weisendem Keil" />
-.
-Größere Zahlen wurden meist durch Nebeneinanderstellen, aber
-auch durch Vervielfältigung gebildet, indem die Zahl links von dem
-Zeichen als Faktor auftrat. Tausend z. B. wurde
-<img src="images/pg17d.jpg" width="48" height="30" alt="Symbol: Keilwinkel, dann Vertikalkeil, dann Horizontalkeil nach rechts" />
-, also 10 mal
-hundert geschrieben. Tausend selbst wird wieder mit Koeffizienten
-versehen, um größere Zahlen auszudrücken, so daß z. B.
-<img src="images/pg17e.jpg" width="64" height="30" alt="Symbol: 2 Keilwinkel, dann Vertikalkeil, dann Horizontalkeil nach rechts" />
-nicht etwa 20 mal hundert, sondern 10 mal tausend, also 10000
-bedeutet. Es ist also eine Vervielfältigung von Einheiten verschiedener<span class="pagenum"><a name="Page_p018" id="Page_p018">[Pg p018]</a></span>
-dekadischer Ordnung, die uns bei den Babyloniern begegnet.
-Auch in der Bibel wird dieses Verfahren, in offenbarer
-Anlehnung an das babylonische, zur Abschätzung großer Mengen
-gebraucht<a name="FNanchor_43" id="FNanchor_43" href="#Footnote_43" class="fnanchor">43</a>.</p>
-
-<p>Die Keilschrifttafeln besaßen vor den Papyrusrollen den Vorzug,
-daß sie so gut wie unzerstörbar waren, zumal wenn sie gebrannt
-wurden.</p>
-
-<p>Ein sehr reiches Material förderte die Entdeckung der Bibliothek
-Assurbanipals (Sardanapals) durch <span class="gesperrt">Layard</span> (s. vor. Seite) zutage.
-Dieser König (668&ndash;626) unterhielt eine Bibliothek, für die
-er zahlreiche Werke anderer Archive, die bis auf das Jahr 1900
-v. Chr. zurückgehen, abschreiben ließ. Von dieser Sammlung sind
-etwa 25000 Tafeln auf uns gekommen. Sie sind die wichtigste
-Fundstelle der babylonisch-assyrischen Literatur. Für die Geschichte
-der Wissenschaften sind sie dadurch besonders wertvoll,
-daß sie manches Bruchstück mathematischer, medizinischer und
-astrologischer Werke enthalten. Bei der Eigenart und Unvollständigkeit
-dieser Urkunden kann es nicht wundernehmen, wenn
-sich im Beginn ihres Bekanntwerdens auch manche unhaltbare
-Kombination auf ihnen aufgebaut hat.</p>
-
-<p>Die Bibliothek Sardanapals befindet sich heute im Britischen
-Museum. Sie wurde besonders in den letzten Jahrzehnten des
-19. Jahrhunderts in Ninive ausgegraben und enthält allein etwa
-4000 Tafeln mit astrologischen Aufzeichnungen. Seitdem erkannte
-man mit Bestimmtheit, daß die Astrologie auf die Babylonier und
-die Assyrer zurückgeht, während man früher darüber nur die Nachrichten
-der griechisch-römischen Literatur (z. B. <span class="gesperrt">Diodor</span>, <span lang="la" xml:lang="la">Bibliotheca
-historica</span> 2, 29 u. f.) besaß. Die astrologischen Keilschriftfunde
-der Bibliothek Sardanapals sind die weitaus wichtigsten, die
-man kennen gelernt hat.</p>
-
-
-<h3>Die Mathematik der Babylonier.</h3>
-
-<p>Außer der dezimalen Schreibweise findet sich bei den Babyloniern
-eine andere, die auf dem Sexagesimalsystem beruht und
-mit der Teilung des Kreisumfanges durch Abtragen des Radius,
-sowie der Einteilung des Jahres in 360 Tage zusammenhängt. Die
-Auffindung und die Entzifferung von Keilschrifttafeln hat bewiesen,<span class="pagenum"><a name="Page_p019" id="Page_p019">[Pg p019]</a></span>
-daß das Sexagesimalsystem von den Babyloniern schon unter Berücksichtigung
-des Prinzips des Stellenwertes angewandt wurde.
-So enthält eine Tafel, die 1854 bei Senkereh gefunden wurde, die
-ersten 60 Quadratzahlen in folgender Anordnung:</p>
-
-
-<table summary="Quadratzahlen-Tafel">
-<tr>
- <td>&nbsp;</td>
- <td>1</td>
- <td>ist</td>
- <td>das</td>
- <td>Quadrat</td>
- <td>von</td>
- <td>1</td></tr>
-<tr>
- <td>&nbsp;</td>
- <td>4</td>
- <td class="tdc">»</td>
- <td class="tdc">»</td>
- <td class="tdc">»</td>
- <td class="tdc">»</td>
- <td>2</td>
- </tr>
-<tr>
- <td>&nbsp;</td>
- <td>9</td>
- <td class="tdc">»</td>
- <td class="tdc">»</td>
- <td class="tdc">»</td>
- <td class="tdc">»</td>
- <td>3</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr">Anstatt</td>
- <td> 64</td>
- <td class="tdc">»</td>
- <td class="tdc">»</td>
- <td class="tdc">»</td>
- <td class="tdc">»</td>
- <td>8 usw.</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr">heißt es aber<a name="FNanchor_44" id="FNanchor_44" href="#Footnote_44" class="fnanchor">44</a></td>
- <td>1 + 4</td>
- <td class="tdc">»</td>
- <td class="tdc">»</td>
- <td class="tdc">»</td>
- <td class="tdc">»</td>
- <td>8</td>
- </tr>
-<tr>
- <td>&nbsp;</td>
- <td>1 + 21</td>
- <td class="tdc">»</td>
- <td class="tdc">»</td>
- <td class="tdc">»</td>
- <td class="tdc">»</td>
- <td>9</td>
- </tr>
-<tr>
- <td>&nbsp;</td>
- <td>1 + 40</td>
- <td class="tdc">»</td>
- <td class="tdc">»</td>
- <td class="tdc">»</td>
- <td class="tdc">»</td>
- <td>10</td>
- </tr>
-</table>
-
-
-<p>Dies ist nur verständlich, wenn die 1 vor 4, 21 und 40 als
-sexagesimale Einheit höherer Ordnung, nämlich als 60 aufgefaßt
-wird.</p>
-
-<p>Ein anderes Täfelchen von Senkereh enthält die Kubikzahlen
-von 1 bis 32 unter Anwendung des Sexagesimalsystems und des
-Prinzips des Stellenwertes. Ob für fehlende Einheiten ein besonderes
-Symbol, also etwas, das der Null entspricht, gebraucht wurde,
-ist nicht ersichtlich, weil unter den Kubikzahlen von 1 bis 32 keine
-vorkommt, die nur aus Einheiten der ersten und dritten Stufe zusammengesetzt
-ist<a name="FNanchor_45" id="FNanchor_45" href="#Footnote_45" class="fnanchor">45</a>. Neben ganzen, nach dem Sexagesimalsystem
-gebildeten Zahlen kommen auch Sexagesimalbrüche vor.</p>
-
-<p>Während die Ägypter dem Zähler ihrer Brüche den konstanten
-Wert 1 beilegten, begegnet uns in den Brüchen der Babylonier
-der konstante Nenner 60 oder 3600 (60 × 60). Die Brüche <sup>1</sup>/<sub>2</sub>
-oder <sup>1</sup>/<sub>3</sub> wurden durch <sup>30</sup>/<sub>60</sub> oder <sup>20</sup>/<sub>60</sub> ausgedrückt und eine der
-Dezimalbruchform ähnliche Schreibweise benutzt<a name="FNanchor_46" id="FNanchor_46" href="#Footnote_46" class="fnanchor">46</a>.</p>
-
-<p>Das Sexagesimalsystem nahmen später die griechischen Astronomen
-an. Ihrem Beispiele folgten die Araber und das Mittelalter,
-bis endlich in der Neuzeit die dezimale Schreibweise
-aufkam.</p>
-
-<p>Die für die Geschichte der Mathematik so wichtigen Tafeln
-von Senkereh dürften etwa um dieselbe Zeit entstanden sein, in<span class="pagenum"><a name="Page_p020" id="Page_p020">[Pg p020]</a></span>
-der das mathematische Handbuch des <span class="gesperrt">Ahmes</span> in Ägypten verfaßt
-wurde.</p>
-
-<p>Die Rechenkunst der Chaldäer war, nicht nur nach den
-gefundenen Schriftdenkmälern, sondern auch nach griechischen
-Quellenschriften zu urteilen, eine uralte. So heißt es bei Theon
-von Smyrna<a name="FNanchor_47" id="FNanchor_47" href="#Footnote_47" class="fnanchor">47</a>, die Ägypter hätten bei der Untersuchung der
-Planetenbewegungen gezeichnet, die Chaldäer dagegen gerechnet,
-und von diesen beiden Völkern hätten die griechischen Astronomen
-die Anfänge ihrer Kenntnisse erhalten. Daß indessen auch die
-geometrischen Kenntnisse der Babylonier nicht gering waren, ist
-aus ihren Wandzeichnungen und ihrer hochentwickelten Baukunst
-&ndash; wandten sie doch bereits lange vor den Etruskern Bogengewölbe
-an &ndash; zu schließen. So findet sich die Sechsteilung des Kreises
-als bewußte geometrische Konstruktion; eine Tontafel geometrischen
-Inhalts enthält sogar die Dreiteilung des rechten Winkels. An
-die Sechsteilung des Kreises schloß sich ferner die Teilung des
-ganzen Kreisumfanges in 360 Grade.</p>
-
-
-<h3>Der Ursprung der Astronomie.</h3>
-
-<p>Nachdem wir die Anfänge der Mathematik kennen gelernt
-haben, wenden wir uns den frühesten naturwissenschaftlichen Problemen
-zu, an denen sich das mathematische Denken erproben
-sollte. Die am Himmel sich abspielenden Vorgänge waren es, die
-zuerst den Begriff einer gesetzmäßig verlaufenden Erscheinung aufkommen
-ließen. Es ist daher kein Zufall, daß man sich diesen
-Vorgängen vor allen anderen mit forschendem Blick zuwandte
-und daß die Astronomie neben der Mathematik zu den ersten Betätigungen
-des menschlichen Geistes gehört, die Anspruch auf den
-Namen einer Wissenschaft erheben können. Auch auf diesem
-Gebiete sind nicht etwa die Griechen die Urheber gewesen, sondern
-Hand in Hand mit der Entstehung der Mathematik entwickelte
-sich bei den Ägyptern und den Chaldäern, begünstigt
-durch die wolkenlose Atmosphäre des Niltals und Mesopotamiens,
-eine Summe von astronomischen Kenntnissen, die für die Griechen
-und die späteren Völker die Grundlage für jeden weiteren Fortschritt
-geworden sind.</p>
-
-<p>Die frühesten astronomischen Eindrücke, denen sich der Mensch
-selbst auf der tiefsten Stufe seiner Entwicklung nicht entzogen<span class="pagenum"><a name="Page_p021" id="Page_p021">[Pg p021]</a></span>
-haben kann, sind die scheinbare tägliche Bewegung der Gestirne, die
-im steten Wechsel sich wiederholenden Lichtgestalten des Mondes,
-sowie die scheinbare jährliche Bewegung der Sonne mit dem dadurch
-bedingten Kreislauf der Jahreszeiten gewesen. Einer etwas
-aufmerksameren Beobachtung konnte es nicht entgehen, daß die
-Mehrzahl der Sterne ihre Stellung zueinander nicht verändert,
-während die Sonne, der Mond und die bald in die Augen fallenden
-Wandelsterne an den Fixsternen vorüberziehen.</p>
-
-<p>So unterschieden schon die älteren ägyptischen Sternkundigen
-die »nimmer ruhenden« von den »sich nie <em class="gesperrt">rührenden</em>« <em class="gesperrt">Sternen</em>.
-Zu den ersteren zählten sie Jupiter, Saturn, Mars, den sie seiner
-Farbe wegen auch den Roten nannten, Merkur und Venus. Die
-Gruppierung der Sterne zu Sternbildern als erstes Mittel zur Orientierung
-am Fixsternhimmel rührt nicht, wie man früher annahm,
-von den Griechen her. Die Sternbilder entstanden vielmehr, wie
-die Astronomie überhaupt, im alten Orient.</p>
-
-<p>Ein aus dem ersten nachchristlichen Jahrhundert stammendes
-ägyptisches Verzeichnis der Planeten und Tierkreisbilder ist vor
-einigen Jahren bekannt geworden<a name="FNanchor_48" id="FNanchor_48" href="#Footnote_48" class="fnanchor">48</a>. Es lautet: Das Verzeichnis
-der fünf lebenden Sterne:</p>
-
-<ul>
-<li>Horus (Saturn)</li>
-<li>Horus, der Rote (Mars)</li>
-<li>Stern des Thot (Merkur)</li>
-<li>Gott des Morgensterns (Venus)</li>
-<li>Stern des Ammon (Jupiter).</li>
-</ul>
-
-
-<p>Die Tierkreisbilder werden genannt »Die zwölf Sterne für
-jeden der zwölf Monate«. Es gelang, die ägyptischen Benennungen
-für folgende Tierkreisbilder zu identifizieren: Wage, Stier, Zwillinge,
-Krebs (?), Löwe, Jungfrau, Schütze (?), Skorpion und Fische.</p>
-
-<p>Schon den ältesten Beobachtern mußte es auffallen, daß hervorragende
-Fixsterne bald in der Nähe der untergehenden Sonne
-gesehen werden, dann in ihren Strahlen verschwinden, um nach
-einiger Zeit vor der aufgehenden Sonne zu erscheinen, und schließlich
-wieder in der Nacht zu glänzen.</p>
-
-<p>So gelangte man zu der Erkenntnis, daß die Sonne im Laufe
-einer Periode, die sich mit demjenigen Zeitraum deckt, innerhalb<span class="pagenum"><a name="Page_p022" id="Page_p022">[Pg p022]</a></span>
-dessen sich die Jahreszeiten abspielen, einen Umlauf am Himmel
-vollendet. Diejenigen Sternbilder, durch welche sich das Tagesgestirn
-dabei hindurchbewegt, nannte man den Tierkreis.</p>
-
-<p>Unter allen Fixsternen schenkten die alten ägyptischen Astronomen
-dem Sirius die meiste Beachtung. Sie nannten ihn Sopd,
-woraus die Griechen Sothis gemacht haben. Mit dem heliakischen
-Aufgang<a name="FNanchor_49" id="FNanchor_49" href="#Footnote_49" class="fnanchor">49</a> des Sirius, der mit dem Beginn der Nilschwelle zusammenfiel,
-ließ man das Jahr anfangen. Man teilte es in zwölf
-Monate, von denen jeder dreißig Tage zählte<a name="FNanchor_50" id="FNanchor_50" href="#Footnote_50" class="fnanchor">50</a>. Sternwarten befanden
-sich in Dendera, Memphis und Heliopolis. Dort wurden
-alle deutlich sichtbaren Sterne aufgezeichnet und in ihrer Bewegung
-verfolgt. Von den auf diese Weise entstandenen Tafeln sind nur
-wenige Trümmer auf uns gelangt. Den Himmel stellte man sich,
-wie es später der Verfasser der biblischen Schöpfungsgeschichte
-getan, als eine die Erde umgebende Flüssigkeit vor. Auf dieser
-ließ man die Gestirne schwimmen. Dementsprechend sehen wir
-auf ägyptischen Denkmälern jedes Gestirn, durch seinen Genius
-in Menschen- oder Tiergestalt repräsentiert, in einer Barke hinter
-dem Sonnengott Osiris herfahren.</p>
-
-<p>Anfangs werden die Ägypter wie wohl alle Völker nach Monaten
-gerechnet haben. Daß sie so früh zu einem Sonnenjahr
-übergingen, hängt damit zusammen, daß die Nilschwellen, nach
-denen sich das Leben in Ägypten regelt, von dem Gang der Sonne
-abhängen. Das erste Anschwellen des Niles fiel Jahrtausende mit
-dem heliakischen Aufgang des Sirius, d. h. mit seinem Erscheinen
-in der Morgendämmerung zusammen<a name="FNanchor_51" id="FNanchor_51" href="#Footnote_51" class="fnanchor">51</a>. Mit dem Zeitpunkt, an
-dem der Sirius frühmorgens wieder sichtbar wurde, ließen die
-Ägypter ihr Kalenderjahr beginnen. Es zerfiel in drei Jahres<span class="pagenum"><a name="Page_p023" id="Page_p023">[Pg p023]</a></span>zeiten
-(Überschwemmung, Aussaat, Ernte) von je 4 Monaten zu
-30 Tagen. Nach Ablauf dieser 360 Tage wurden 5 Tage eingeschoben,
-bevor man das neue Jahr beginnen ließ. Da aber das
-Jahr nicht 365, sondern etwa 365<sup>1</sup>/<sub>4</sub> Tage umfaßt, so mußte sich
-der Frühaufgang des Sirius alle vier Jahre um einen Tag verschieben,
-und erst nach Ablauf von 4·365 Jahren fiel der Frühaufgang
-des Sirius wieder mit dem Beginn des bürgerlichen Jahres
-von 365 Tagen zusammen. Daß es sich so verhielt, erkennt man
-noch aus manchen Grabinschriften, die das bürgerliche und das
-Siriusneujahr nebeneinander aufweisen<a name="FNanchor_52" id="FNanchor_52" href="#Footnote_52" class="fnanchor">52</a>.</p>
-
-<p>Wie die astronomischen Elemente entstanden sind, hat gleichfalls
-die neuere archäologische Forschung dargetan. Die Astronomie
-wurde erst dadurch ermöglicht, daß zur Bestimmung von Winkeln
-und zur Ausbildung des Ziffernsystems und der Rechenkunst die
-Zeitmessung hinzutrat. Als die Erfinder eines Verfahrens, die Zeit
-genauer zu messen und einzuteilen, müssen die Babylonier gelten.
-Sie bedienten sich dazu der Wasseruhren (Klepshydren)<a name="FNanchor_53" id="FNanchor_53" href="#Footnote_53" class="fnanchor">53</a>.</p>
-
-<p>In dem Augenblicke, in dem sich der obere Rand der Sonnenscheibe
-am Horizonte zeigte, öffnete man ein mit Wasser gefülltes
-Gefäß, das durch Zufluß stets gefüllt blieb. Der Abfluß geschah
-tropfenweise in einen Behälter und dauerte solange, bis sich der
-untere Rand der Sonnenscheibe vom Horizonte löste. Von diesem
-Augenblicke an sammelte man das abtropfende Wasser in einem
-zweiten, größeren Behälter, bis die Sonne am folgenden Morgen
-wieder aufging. Die Wassermengen in dem kleineren und diejenige
-in dem größeren Behälter wurden genau gewogen. Sie ergaben
-nicht nur ein bestimmtes Zeitverhältnis, sondern mit einiger
-Genauigkeit auch das Verhältnis des scheinbaren Sonnendurchmessers
-zum ganzen Kreise. Waren die Wassermengen q und Q, so
-ergab (Q + q) : q = 360° : D für den Durchmesser D der Sonne den
-Wert von etwa einem halben Grad. Die Babylonier setzten deshalb
-das Verhältnis des Sonnendurchmessers zur Ekliptik = 1 : 720<a name="FNanchor_54" id="FNanchor_54" href="#Footnote_54" class="fnanchor">54</a>.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p024" id="Page_p024">[Pg p024]</a></span></p>
-
-<p>Genau würde dieses Verfahren ja nur unter dem Äquator gewesen
-sein. Da indessen die Schiefe der Sphäre im Lande der
-Chaldäer nicht allzu groß ist, so ergab sich ein für rohe Messungen
-genügendes Resultat<a name="FNanchor_55" id="FNanchor_55" href="#Footnote_55" class="fnanchor">55</a>. Aus den babylonischen Überlieferungen ist
-ferner ersichtlich, daß man das Sonnenjahr zu 365 Tagen rechnete
-und selbst die ungleich schnelle Bewegung der Sonne während
-eines Jahres bemerkte<a name="FNanchor_56" id="FNanchor_56" href="#Footnote_56" class="fnanchor">56</a>.</p>
-
-<p>Den Tag teilten die Chaldäer in 12 Doppelstunden. Die
-Doppelstunde wurde erhalten, indem man die Zeit, welche die
-Sonnenscheibe gebraucht, um am Himmel um ihren eigenen Durchmesser
-vorzurücken, und die man als Doppelminute bezeichnen
-kann, dem Sexagesimalsystem gemäß mit 60 multiplizierte.</p>
-
-<p>Dieses durch die Verbindung von Mathematik und Astronomie
-gewonnene System der Zeitmessung blieb für die Folge
-bestehen, so daß Babyloniens Kulturmission schon allein hieraus
-ersichtlich ist. Daß später der Zeitabschnitt, nach welchem man
-den Tag einteilte, und dementsprechend die Unterabteilungen jener
-Einheit, halbiert wurden, wodurch die heutige Stunde, Minute und
-Sekunde entstanden, ist von nebensächlicher Bedeutung.</p>
-
-<p>Die Astronomie wurde von den ältesten Völkern nicht nur
-ihres Nutzens halber gepflegt, sie war gleichzeitig Vorbedeutungslehre,
-so daß sie infolge der fatalistischen, von der Phantasie
-beherrschten Anlage der Orientalen sehr bald in Astrologie ausartete.
-Dazu kam, daß jene Wissenschaft besonders von der
-Priesterkaste gepflegt wurde, die sich bemühte, ihr Ansehen zu
-erhöhen, indem sie ihr Tun und Treiben mit dem Schleier des
-Übernatürlichen und Geheimnisvollen umgab.</p>
-
-<p>Die Anfänge der Astrologie, der man einen semitischen Ursprung
-zuzuschreiben hat, begegnen uns bei den Sumerern. Besonders
-der Venus schrieben sie Bedeutung zu. Auch die Symbole
-der Sonne und des Mondes kehren in ihren Urkunden wieder.
-Daneben findet sich oft eine Schlange, die vielleicht die Milchstraße
-vorstellen sollte. Die Anfänge einer wissenschaftlichen
-Astronomie entwickelten sich erst, nachdem der Stamm der Chaldäer
-um 1000 v. Chr. in Babylonien eingedrungen war. Von
-diesem Volksstamm ging der Name »Chaldäer« auf die babylonische
-Priesterschaft über. Wie diese Namensübertragung zu<span class="pagenum"><a name="Page_p025" id="Page_p025">[Pg p025]</a></span>stande
-kam, ist nicht bekannt<a name="FNanchor_57" id="FNanchor_57" href="#Footnote_57" class="fnanchor">57</a>. Man teilte jetzt, zwar immer mit
-dem Hauptzweck, die astrologischen Untersuchungen methodischer
-zu gestalten, Äquator und Ekliptik in 360 Grade, bediente sich
-der Tierkreiszeichen, verfolgte die Wandelsterne und sammelte
-zahlreiche Sternbeobachtungen, besonders seit der Regierung Nabonassars
-(747&ndash;734), die später die Astronomen Alexandriens benutzt
-haben, so daß sie uns noch heute im Almagest<a name="FNanchor_58" id="FNanchor_58" href="#Footnote_58" class="fnanchor">58</a> begegnen.
-Was vor dem chaldäischen Zeitalter an astronomischen Kenntnissen
-bestand, verdient nicht den Namen einer wissenschaftlichen
-Sternkunde. Daraus, daß man auf alten steinernen Urkunden mitunter
-ein Sternbild mit
-dem Bildnis einer Gottheit
-vereinigt findet, darf man
-keine allzuweit gehenden
-Schlüsse ziehen<a name="FNanchor_59" id="FNanchor_59" href="#Footnote_59" class="fnanchor">59</a>.</p>
-
-<p>Es kann nicht wundernehmen,
-daß uns unter
-den astrologischen Planetenbeobachtungen
-am
-häufigsten solche über die
-Venus begegnen. Ist sie
-doch, von Mond und Sonne
-abgesehen, das einzige Gestirn,
-das mitunter am
-Tage, selbst um Mittag,
-wahrgenommen wird. Die
-Annäherung der Venus
-an den Jupiter, den Mars
-und den Saturn, ihr Eintritt in den Hof des Mondes, ihr Verschwinden
-und ihre Wiederkehr galten als bedeutungsvolle Ereignisse.
-Daß die Venus als Abend- und als Morgenstern dasselbe
-Gestirn ist, wußten die Babylonier schon in der älteren Periode
-ihrer Astronomie, d. h. um 2000 v. Chr. (s. <a href="#fig3">Abb. 3</a>.)</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig3" id="fig3" href="images/abb3.jpg"><img width="300" height="116" src="images/abb3.jpg" alt="[Abb. 3]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 3. Keilschriftprobe.
-
-<div class="poem2">
-<div class="poem">
-<p>Dilbat ina sensi adi Istar kakkabi</p>
-<p>Dilbat ina âribi Bilit ili</p>
-</div>
-
-<p>Die Übersetzung lautet:</p>
-
-<div class="poem">
-<p>Die Delephat bei aufgehender Sonne ist die Istar unter den Sternen,</p>
-<p>Die Delephat bei untergehender Sonne ist die Beltis unter den Göttern.</p>
-</div>
-
-<p>Dies bedeutet, daß die Delephat, d.i. die Venus,
-als Morgenstern der Stern der Istar-Astarte und
-als Abendstern der Stern der Beltis-Baaltis ist.</p>
-
-<p class="right">
-(III. Rawlinson 53, 36. 37.)
-</p>
-</div>
-
-</div>
-</div>
-
-<p>An Fixsternen und Sternbildern zählen die Texte nach den
-bisherigen Feststellungen etwa 200 auf. Darunter begegnen uns
-schon früh als wichtigste gewisse Tierkreisbilder (Stier, Löwe,
-Zwillinge). Die Zuweisung von zwölf Tierkreisbildern an eben<span class="pagenum"><a name="Page_p026" id="Page_p026">[Pg p026]</a></span>soviel
-Regionen der Ekliptik findet sich indessen erst in späteren
-rein astronomischen Texten<a name="FNanchor_60" id="FNanchor_60" href="#Footnote_60" class="fnanchor">60</a>.</p>
-
-<p>Neben den Keilschrifttafeln (s. <a href="#fig4">Abb. 4</a>) sind auch die Darstellungen,
-die sich auf Grenzsteinen, Reliefs und Grabdenkmälern<a name="FNanchor_61" id="FNanchor_61" href="#Footnote_61" class="fnanchor">61</a>
-finden, zu erwähnen. Sie gehen bis ins 14. Jahrhundert zurück.</p>
-
-<p>Der hier wiedergegebene Grenzstein umfaßt 16 Symbole. Auf
-der dargestellten Seite befinden sich zu oberst die Venus, dann
-die Mondsichel und daneben die Sonne. Die linke Seite nimmt
-eine thronende Gottheit ein, zu deren
-Füßen ein Hund sitzt. In der Kopfhöhe
-sehen wir einen Skorpion und darunter in
-der Höhe der Arme eine Lampe.</p>
-
-<p>Regelmäßige Beobachtungen der Bahnen,
-welche die Planeten am Fixsternhimmel
-beschreiben, setzen erst um 750 ein. Später
-werden die fünf Planeten bestimmten Gottheiten
-zugeteilt und gelten als »Lenker der
-Schicksale«. Seitdem ist die Sternbeobachtung
-von Astrologie und Fatalismus
-beherrscht und allein diese Periode ist es,
-von der die alten Schriftsteller <span class="gesperrt">Herodot</span>
-(um 450 v. Chr.), <span class="gesperrt">Diodor</span> (um 45 v. Chr.),
-<span class="gesperrt">Plinius</span> (70 n. Chr.) berichten<a name="FNanchor_62" id="FNanchor_62" href="#Footnote_62" class="fnanchor">62</a>.</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig4" id="fig4" href="images/abb4.jpg"><img width="190" height="400" src="images/abb4.jpg" alt="[Abb. 4]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 4. Babylonischer Grenzstein.</div>
-</div>
-
-<p>Seit der Erschließung der Keilschriftfunde
-(die erste Übersetzung von Keilschrifttafeln
-astronomischen Inhalts erschien
-im Jahre 1874) wurde nachgewiesen,
-daß manche Namen von Sternbildern, in
-der ihnen von den Griechen und uns beigelegten
-Bedeutung, schon bei den Babyloniern
-vorkamen. In Mesopotamien aufgefundene Grenzsteine
-besitzen sogar graphische Darstellungen der Tierkreiszeichen, deren
-wir uns noch jetzt in Sternatlanten bedienen<a name="FNanchor_63" id="FNanchor_63" href="#Footnote_63" class="fnanchor">63</a>. Wie es noch
-heute geschieht, teilten die Chaldäer den Tierkreis in 12 Sternbilder
-ein. Unter diesen begegnen uns die Wage, der Widder,<span class="pagenum"><a name="Page_p027" id="Page_p027">[Pg p027]</a></span>
-der Stier, die Zwillinge, der Skorpion und der Schütze, die wir
-noch besitzen. Die übrigen Bilder haben sich geändert. Von
-Babylon hat sich die Zwölfteilung der Sonnenbahn dann nach
-Ägypten und nach Griechenland ausgebreitet. So wurde im Anfange
-des 19. Jahrhunderts in Dendera (Oberägypten) an der
-Decke eines Tempels eine Darstellung des Tierkreises aufgefunden,
-die in Paris aufbewahrt wird. Die Tierkreiszeichen sind hier
-den ägyptischen Bildern eingefügt (<a href="#fig5">Abb. 5</a>). Man schrieb diesem
-Dokumente anfangs ein sehr hohes Alter zu. Doch gilt es heute
-als ausgemacht, daß der Tierkreis von Dendera aus der Zeit der
-Römerherrschaft stammt. Man nimmt ferner an, daß die Griechen
-ihre Zeichen von den Chaldäern übernahmen und daß die Ägypter<span class="pagenum"><a name="Page_p028" id="Page_p028">[Pg p028]</a></span>
-die chaldäischen Zeichen mit ihren eigenen Bildern in Verbindung
-setzten.</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig5" id="fig5" href="images/abb5.jpg"><img width="300" height="299" src="images/abb5_t.jpg" alt="[Abb. 5]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 5. Der Tierkreis von Dendera.
-
-<div class="poem2">
-Wi&nbsp;=&nbsp;Widder; Str&nbsp;=&nbsp;Stier; Z&nbsp;=&nbsp;Zwillinge; K&nbsp;=&nbsp;Krebs; L&nbsp;=&nbsp;Löwe;
-J&nbsp;=&nbsp;Jungfrau; W&nbsp;=&nbsp;Wage; Sk&nbsp;=&nbsp;Skorpion; Sch&nbsp;=&nbsp;Schütze; Ste&nbsp;=&nbsp;Steinbock;
-Wt&nbsp;=&nbsp;Wasserträger; F&nbsp;=&nbsp;Fische.</div></div>
-</div>
-
-<p>Für die astrologische Richtung<a name="FNanchor_64" id="FNanchor_64" href="#Footnote_64" class="fnanchor">64</a> der ältesten Astronomie
-spricht ein chaldäisches Literaturdenkmal, das etwa zu derselben
-Zeit entstanden ist, als in Ägypten das älteste auf uns
-gelangte mathematische Lehrbuch geschrieben wurde (um 1700
-v. Chr.). Es handelt sich um einen mit astrologischen Prophezeiungen
-versehenen Vorbedeutungskalender, den die moderne Orientforschung
-entziffert hat<a name="FNanchor_65" id="FNanchor_65" href="#Footnote_65" class="fnanchor">65</a>. Dieser Kalender enthält Voraussagen
-von Finsternissen nebst Andeutungen, welche Ereignisse die Folge
-jener Finsternisse sein würden.</p>
-
-<p>In besonders hohem Grade werden ungewöhnliche, die Menschheit
-in abergläubische Furcht versetzende Himmelserscheinungen,
-wie Finsternisse und Kometen, die Aufmerksamkeit auf die Sternenwelt
-gerichtet haben. Bezüglich der Finsternisse und der Kometen
-wurden auch zuerst Aufzeichnungen gemacht. Sie reichen bei
-den Chinesen, den Ägyptern und den Chaldäern Jahrtausende
-vor den Beginn unserer Zeitrechnung zurück. Welcher Zeitraum
-mag verflossen sein, bis die Chaldäer endlich die Regel erkannten,
-daß die Wiederkehr der Finsternisse innerhalb 6585 Tagen erfolgt.
-Für das hohe Alter der orientalischen Astronomie spricht auch
-die Erzählung, daß <span class="gesperrt">Aristoteles</span><a name="FNanchor_66" id="FNanchor_66" href="#Footnote_66" class="fnanchor">66</a> die Begleiter Alexanders des
-Großen bat, in Babylon nach den alten astronomischen Beobachtungen
-der Chaldäer zu forschen. Daraufhin sollen denn auch
-Ziegel nach Griechenland gelangt sein, auf welchen Nachrichten
-über 2000 Jahre vor Alexander zurückreichende Beobachtungen
-eingegraben waren<a name="FNanchor_67" id="FNanchor_67" href="#Footnote_67" class="fnanchor">67</a>. Die chinesischen Nachrichten über Kometen
-reichen wahrscheinlich ebensoweit zurück. Und die astronomischen
-Jahrbücher der Ägypter endlich berichten von nicht weniger
-als 373 Sonnen- und 832 Mondfinsternissen, die vor Beginn der
-alexandrinischen Periode beobachtet wurden<a name="FNanchor_68" id="FNanchor_68" href="#Footnote_68" class="fnanchor">68</a>.</p>
-
-<p>Die Dauer eines Umlaufs der Sonne wurde in Ägypten wie
-in Babylon anfangs zu 12 Monaten, jeder zu 30 Tagen, also zu<span class="pagenum"><a name="Page_p029" id="Page_p029">[Pg p029]</a></span>
-360 Tagen gerechnet. Jeder Monat zerfiel in 3 Dekaden, das
-Jahr somit in 36 Dekaden, denen 36 hervorragende Einzelsterne
-und Sternbilder zugeteilt waren. Die Abweichung eines Zeitraums
-von nur 360 Tagen von dem tropischen, auf 365<sup>1</sup>/<sub>4</sub> Tagen sich
-belaufenden Jahre war jedoch so groß, daß sie schon in der
-ältesten Zeit auffallen mußte. Man schaltete daher nach jedem
-Jahre 5 Tage ein, die man »die übrigen Tage« nannte. Diese
-Änderung der Zeitrechnung erfolgte jedenfalls schon während des
-alten Reiches, ja sie wird von den Ägyptern selbst in die Zeit
-vor Mena zurückverlegt. Aber auch nach dieser Einrichtung bemerkten
-die Ägypter nach längerer Zeit, daß das Jahr zu kurz
-bemessen sei und infolgedessen eine Verschiebung der Feste eintrat.
-Diese Beobachtung führte dann zu einer 238 v. Chr. in
-Kraft tretenden Anordnung<a name="FNanchor_69" id="FNanchor_69" href="#Footnote_69" class="fnanchor">69</a>, nach welcher jedes vierte Jahr zu
-366 Tagen gerechnet werden sollte, »damit es nicht vorkommt,
-daß einige der öffentlichen Feste, die man im Winter begeht, dereinst
-im Sommer gefeiert werden«.</p>
-
-<p>Die Ägypter sind also dasjenige Volk, denen wir die Einrichtung
-des Schaltjahres verdanken. Die astronomischen Ratgeber,
-welche Cäsar bei seiner Kalenderverbesserung vom Jahre 46 v. Chr.
-zu Rate zog, kannten nämlich die in Ägypten getroffene Einrichtung.
-Dieser Umstand schmälert jedoch keineswegs das Verdienst
-Cäsars; ihm verdankt das Abendland die bis ins 16. Jahrhundert
-dauernde Feststellung seiner Zeitrechnung, die so sehr in Unordnung
-geraten war, daß im Jahre 46 v. Chr. nicht weniger als 85
-fehlende Tage eingeschaltet werden mußten.</p>
-
-<p>Bis in das 19. Jahrhundert beschränkte sich unser Wissen
-von der Astronomie des Altertums im wesentlichen auf dasjenige,
-was uns die Griechen davon übermittelten. Einen weit tieferen
-Einblick in die Entstehung der Astronomie hat uns die Entzifferung
-der Keilschriftfunde gebracht, in denen die Chaldäer ihre
-astronomischen Kenntnisse niedergelegt haben<a name="FNanchor_70" id="FNanchor_70" href="#Footnote_70" class="fnanchor">70</a>. Heute gilt als<span class="pagenum"><a name="Page_p030" id="Page_p030">[Pg p030]</a></span>
-sicher, daß die Babylonier den Äquator und die Ekliptik, die
-meisten Sternbilder des Tierkreises und der übrigen Regionen des
-Himmels, sowie die Wandelsterne festgestellt hatten und daß sie
-die Sterne systematisch beobachteten, lange bevor die Griechen
-dazu übergegangen waren<a name="FNanchor_71" id="FNanchor_71" href="#Footnote_71" class="fnanchor">71</a>.</p>
-
-<p>Zuerst wurde von der Keilschriftforschung Capella (ein Fixstern
-erster Größe im Fuhrmann) aus Abbildungen identifiziert.
-Dann geschah dasselbe für zahlreiche Sterne der Ekliptik. Sehr
-alt sind nicht nur die Tierkreiszeichen, die man auf Grenzsteinen
-aus dem 12. Jahrh. v. Chr. auffand, sondern auch die Einführung
-der etwa 30 Planeten- und Mondstationen, deren Gebrauch von
-Babylon wahrscheinlich nach Indien und nach China gewandert
-ist<a name="FNanchor_72" id="FNanchor_72" href="#Footnote_72" class="fnanchor">72</a>.</p>
-
-<p>Ferner begegnen uns schon in sehr alten Keilschrifttexten
-Namen für die Planeten. Sie sind mit bestimmten Gottheiten in
-Verbindung gesetzt, so Venus mit Istar (Astarte?), Mars mit dem
-Kriegsgott. Letztere Zuweisung begegnet uns bekanntlich fast
-immer wieder und ist aus der rötlichen Farbe des Gestirns erklärlich.</p>
-
-<p>Die Planetenbeobachtungen der Babylonier beschränken sich
-im wesentlichen auf die Angabe der Stellung zu den Sternbildern,
-der Oppositionen und der Kehrpunkte, sowie der heliakischen
-Auf- und Untergänge. Ein Beispiel<a name="FNanchor_73" id="FNanchor_73" href="#Footnote_73" class="fnanchor">73</a> ist folgendes: »Im 7. Jahre
-des Kambyses, am 22. Abu des Jahres 523 v. Chr. befand sich
-Jupiter im ersten Teile von Siru (der Jungfrau) im heliakischen
-Untergange.«</p>
-
-<p>Die Finsternisse und die Kometen wurden frühzeitig als Vorbedeutungszeichen
-von ganz besonderer Wichtigkeit betrachtet und
-aus diesem Grunde mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Es finden
-sich auch Berichte über die Stellung, die bestimmte Planeten
-während einer Finsternis einnahmen. Solche, aus astrologischem
-Interesse unternommenen Aufzeichnungen gehen außerordentlich weit
-zurück. Aus ihnen entwickelte sich ein regelmäßiger Beobachtungsdienst<a name="FNanchor_74" id="FNanchor_74" href="#Footnote_74" class="fnanchor">74</a>,
-der bis ins 8. Jahrhundert v. Chr. zurückreicht und sich<span class="pagenum"><a name="Page_p031" id="Page_p031">[Pg p031]</a></span>
-nach der Regierungszeit Sardanapals, während des neubabylonisch-chaldäischen
-Reiches, wie die jüngsten Aufschlüsse<a name="FNanchor_75" id="FNanchor_75" href="#Footnote_75" class="fnanchor">75</a> ergeben haben,
-zu hoher Blüte entfaltete.</p>
-
-<p>Das erwähnte, der Bibliothek Sardanapals entstammende
-astrologische Werk enthält<a name="FNanchor_76" id="FNanchor_76" href="#Footnote_76" class="fnanchor">76</a> Listen von Fixsternen, Angaben über
-Planeten, Kometen, Meteore, Verfinsterungen usw. Doch scheint
-weniger Wert auf die Tatsachen als auf die ihnen zugeschriebene
-Bedeutung gelegt zu sein<a name="FNanchor_77" id="FNanchor_77" href="#Footnote_77" class="fnanchor">77</a>. Seit 700 v. Chr. zeigt sich aber deutlich
-das Bestreben, die Bewegungen der Himmelskörper mit möglichster
-Genauigkeit räumlich und zeitlich zu verfolgen. Die Winkel
-werden bis auf 6 Minuten, der Zeitablauf bis auf <sup>3</sup>/<sub>4</sub> Minuten
-richtig bestimmt<a name="FNanchor_78" id="FNanchor_78" href="#Footnote_78" class="fnanchor">78</a>. Die Zeitunterschiede zwischen Sonnenuntergang
-und Mondaufgang wurden so genau ermittelt, daß die erhaltenen
-Angaben noch für die heutige Astronomie von Wert sind. Nach
-<span class="gesperrt">Kugler</span>, der sich um die Entzifferung der astronomischen Keilschrifttexte
-das größte Verdienst erworben hat, war es mit Hilfe
-dieser Texte möglich, einen Fehler aufzudecken, den die heutigen
-Berechnungen der Mondbewegung aufwiesen. Wie weit sich die
-Genauigkeit einer Bestimmung durch die, über lange Zeiträume
-fortgesetzte Beobachtung einer periodischen Bewegung steigern
-läßt, zeigt folgendes Beispiel. Die Babylonier ermittelten, daß
-der Mond in 669 Monaten 723<sup>32</sup>/<sub>360</sub> Umläufe am Fixsternhimmel
-zurücklegt<a name="FNanchor_79" id="FNanchor_79" href="#Footnote_79" class="fnanchor">79</a>. Daraus ergibt sich für die mittlere Dauer des synodischen
-Monats ein Wert von 29<sup>d</sup> 12<sup>h</sup> 44' 7,5''. Die heutige Astronomie
-berechnet den mittleren synodischen Monat zu 29<sup>d</sup> 12<sup>h</sup> 44' 2,9''.
-Die Abweichung beträgt also nur wenige Sekunden.</p>
-
-<p>Die mittlere tägliche Bewegung des Mondes, d. h. den Bogen,
-den dieses Gestirn durchschnittlich in 24 Stunden durchläuft, bestimmten
-die Babylonier<a name="FNanchor_80" id="FNanchor_80" href="#Footnote_80" class="fnanchor">80</a> zu 13° 10' 35''.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p032" id="Page_p032">[Pg p032]</a></span></p>
-
-<p>Mit gleicher Sorgfalt wurden die Bewegungen der Planeten
-verfolgt. Sie galten den Babyloniern gleich Mond und Sonne als
-göttliche Wesen und ihre Wanderung durch die Sternbilder des
-Tierkreises, den die Babylonier als das »himmlische Erdreich« bezeichneten,
-war ihrer Ansicht nach für die Geschichte der Erdbewohner
-von ausschlaggebender Bedeutung<a name="FNanchor_81" id="FNanchor_81" href="#Footnote_81" class="fnanchor">81</a>. Diesen mythologischen
-Grundzug der babylonischen Sternkunde hat schon <span class="gesperrt">Diodor</span>
-dargestellt. Er schreibt darüber:</p>
-
-<p>»Die Chaldäer<a name="FNanchor_82" id="FNanchor_82" href="#Footnote_82" class="fnanchor">82</a> behaupten, die Welt sei ihrem Wesen nach ewig,
-sie habe nie einen Anfang genommen und könne auch niemals
-untergehen; aber durch eine göttliche Vorsehung sei das All geordnet
-und ausgebildet worden, und noch seien alle Veränderungen
-am Himmel nicht Wirkungen des Zufalls, auch nicht innerer Gesetze,
-sondern einer bestimmten und unwandelbar gültigen Entscheidung
-der Götter. Über die Gestirne haben die Chaldäer seit
-langer Zeit Beobachtungen angestellt, und niemand hat genauer als
-sie die Bewegungen und die Kräfte der einzelnen Sterne erforscht.
-Daher wissen sie auch so vieles von der Zukunft den Leuten vorherzusagen.
-Am wichtigsten ist ihnen die Untersuchung über die
-Bewegungen der fünf Sterne, die man Planeten heißt. Sie nennen
-sie: &sbquo;Verkündiger&lsquo;. Dem, der bei uns Saturn heißt, geben sie
-als dem ausgezeichnetsten, dem sie die meisten und die bedeutendsten
-Weissagungen verdanken, den Namen &sbquo;Sonnenstern&lsquo;. Die
-vier andern aber haben bei ihnen dieselben Benennungen, wie bei
-unseren Sternkundigen: Mars, Venus, Merkur und Jupiter. Verkündiger
-nennen sie die Planeten deswegen, weil sie, während
-die anderen Sterne von ihrer ordentlichen Bahn nie abirren, allein
-ihre eigenen Bahnen gehen und eben damit die Zukunft andeuten
-und den Menschen die Gnade der Götter kund machen. Vorbedeutungen,
-sagen sie, könne man teils an dem Aufgang, teils an
-dem Untergang der Planeten erkennen, manchmal auch an ihrer
-Farbe, wenn man aufmerksam darauf achte. Bald seien es heftige
-Stürme, die sie anzeigen, bald ungewöhnlich nasse oder trockene<span class="pagenum"><a name="Page_p033" id="Page_p033">[Pg p033]</a></span>
-Witterung, zuweilen Erscheinungen von Kometen, Sonnen- und
-Mondfinsternissen, überhaupt Veränderungen jeder Art im Luftraum,
-welche Nutzen oder Schaden bringen für ganze Völker und
-Länder nicht nur, sondern auch für Könige und gemeine Leute.
-Dem Laufe der Planeten seien Sterne untergeordnet, welche &sbquo;beratende
-Götter&lsquo; heißen. Die eine Hälfte dieser Sterne führe die
-Aufsicht in dem Raum über der Erde, die andere unter der Erde.
-So überschauten sie, was unter den Menschen und was am Himmel
-vorgehe. Je nach 10 Tagen werde von den oberen zu den unteren
-einer der Sterne als Bote gesandt und ebenso wiederum einer von
-den unteren zu den oberen. Die Bewegung der untergeordneten
-Sterne sei fest bestimmt und gehe regelmäßig fort im ewigen
-Kreislauf. &sbquo;Fürsten der Götter&lsquo; gebe es zwölf, und jedem von
-ihnen gehöre ein Monat und eines der zwölf Zeichen des Tierkreises
-zu, durch welche die Bahn der Sonne, des Mondes und der
-fünf Planeten gehe. Dort vollende auch die Sonne ihren Kreis in
-einem Jahre, und der Mond durchlaufe dort seinen Weg in einem
-Monat.«</p>
-
-<p>Die chaldäischen Priester haben ihre astrologische Tätigkeit
-auch nach dem Beginn der Perserherrschaft eifrig fortgesetzt.
-Ähnlich wie die Mönche der späteren Zeit erblickten sie ihre
-Hauptaufgabe darin, daß sie das vorhandene Wissen durch Abschriften
-erhielten. Ihr Ansehen beruhte vor allem darauf, daß
-sie aus den Sternen Menschen- und Völkerschicksal verkündeten.
-Zu diesem Zwecke unterhielten sie in Verbindung mit den Tempeln
-Observatorien und an diesen wieder Schulen. Ihre Beobachtungen
-leiteten zu gewissen Zahlen, nach denen sie Finsternisse und Sternkonjunktionen
-berechneten. Solche Berechnungen sind noch auf
-Tontafeln erhalten, z. B. diejenige über die Mondfinsternis vom
-16. Juli 523, die in den Almagest übergegangen ist. Nach der
-herrschenden Anschauung sollten sich die Götter in den Gestirnen,
-besonders in den Planeten verkörpern und letztere die irdischen
-Vorgänge bestimmen. Es galt daher, für jede wichtige Handlung
-den richtigen Zeitpunkt zu bestimmen und ungünstige Konstellationen
-zu vermeiden. Eine Priesterschaft, die es wie die chaldäische
-verstand, diesen Glauben zu nähren, besaß dadurch Macht
-und Ansehen, sowie die Möglichkeit, sich reiche Mittel zu erwerben<a name="FNanchor_83" id="FNanchor_83" href="#Footnote_83" class="fnanchor">83</a>.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p034" id="Page_p034">[Pg p034]</a></span></p>
-
-<p>Bei den Planeten achteten die Chaldäer vor allem auf die
-gegenseitige Stellung, ihre Entfernung von Mond und Sonne, den
-Wechsel der Bewegungsrichtung und ihren Kehrpunkt. Man
-kann sich leicht vorstellen, mit welcher Spannung die alten Astronomen
-z. B. das Verschwinden der Venus in den Strahlen der
-Abendsonne (den heliakischen Untergang des Planeten) und ihr
-Wiederauftauchen kurz vor Sonnenaufgang (den heliakischen Aufgang
-der Venus) verfolgten.</p>
-
-<p>Die Beobachtungen der heliakischen Auf- und Untergänge
-bildeten das Fundament der Planetenkunde<a name="FNanchor_84" id="FNanchor_84" href="#Footnote_84" class="fnanchor">84</a>. Die Umlaufszeit eines
-Planeten ist bekanntlich diejenige Zeit, nach welcher der Planet,
-von der Sonne gesehen, wieder bei demselben Fixstern angelangt
-ist. Nun läßt sich wohl der geozentrische Ort des Planeten direkt
-beobachten, nicht aber der heliozentrische. Dagegen war man in
-der Lage, durch die Beobachtung der heliakischen Auf- und Untergänge
-wenigstens annähernd die Zeit zu bestimmen, die zwischen
-zwei Konjunktionen des Planeten mit der Sonne verläuft, d. h. die
-synodische Umlaufszeit zu ermitteln. Ließen sich die Konjunktionen
-selbst auch nicht beobachten, so nahmen die Planeten doch
-während der heliakischen Auf- oder Untergänge dieselbe relative
-Stellung zur Sonne ein.</p>
-
-<p>Um die Wanderung eines Planeten durch die Tierkreisbilder
-zu verfolgen, ist kein Gestirn geeigneter als Jupiter. Sein Durchgang
-zwischen den Hyaden und den Plejaden z. B. ist ein astronomisches
-Schauspiel, das sich den ältesten Beobachtern des
-Himmels einprägen mußte. Daß sich der Vorgang nach etwa 12
-und beim Saturn nach etwa 30 Jahren wiederholt, mußte frühzeitig
-auffallen. Während für diese beiden, von Sonne und Erde
-weit entfernten und außerhalb der Erdbahn befindlichen äußeren
-Planeten die Umlaufsbewegung, vom geozentrischen und vom heliozentrischen
-Standpunkte gesehen, sich annähernd decken, waren
-die Erscheinungen für Mars, Venus und Merkur ihrer Nähe wegen
-bedeutend verwickelter. Doch ergaben die beiden scheinbaren
-Stillstände, die Opposition des Mars und das Verschwinden in den
-Sonnenstrahlen auch für diese Planeten eine Periode von steter
-Wiederkehr und bestimmter Dauer.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p035" id="Page_p035">[Pg p035]</a></span></p>
-
-<p>Zur Seleucidenzeit gelangte man sogar zu Planeten-Ephemeriden.
-Für Saturn z. B. wurde eine Periode von 59 Jahren, für
-Venus eine solche von 8 Jahren ermittelt. Der Fehler in der
-ersteren belief sich auf etwa einen halben Grad. Die aus den
-Ephemeriden berechnete Bewegung der Venus wich von der beobachteten
-sogar nur um 5 Minuten ab<a name="FNanchor_85" id="FNanchor_85" href="#Footnote_85" class="fnanchor">85</a>.</p>
-
-<p>Venus galt mit Mond und Sonne als die Beherrscherin des
-Tierkreises. Die Symbole dieser Dreieinigkeit erscheinen seit dem
-14. Jahrhundert auf den Spitzen der Grenzsteine (s. <a href="#fig4">Abb. 4</a> auf
-S. 26)<a name="FNanchor_86" id="FNanchor_86" href="#Footnote_86" class="fnanchor">86</a>. Diese Bedeutung der Venus erklärt sich daraus, daß sie alle
-übrigen Planeten an Glanz weit übertrifft. Beeinflußt durch chaldäische
-Weisheit nennt daher <span class="gesperrt">Plinius</span> die Venus Nebenbuhlerin
-von Sonne und Mond, denn sie verbreite ein so helles Licht, daß
-es Schatten werfe.</p>
-
-<p>Mit gleicher Sorgfalt wie die Bewegung der Sonne haben die
-Babylonier auch die Mondbewegung verfolgt. Welch langer Zeitraum
-mag dazu gehört haben, bis ihre Aufzeichnungen jene
-Periode von 223 synodischen Monaten erkennen ließen, innerhalb
-deren der Mond bezüglich seiner Knoten und seiner Entfernung
-von der Erde fast zur selben Stellung zurückkehrt. Jene Periode
-von 18 Jahren und 11 Tagen bezeichneten die babylonischen
-Astronomen als Saros. Die Kenntnis dieser Periode ermöglichte
-ihnen die Voraussage von Finsternissen. Auch <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> handelt
-in seinem Almagest, dem bedeutendsten astronomischen Lehrbuch
-des Altertums, von dem wir später noch ausführlich handeln
-werden, von mehreren Mondfinsternissen, welche die Chaldäer aufzeichneten.
-Die älteste chaldäische Beobachtung einer Mondfinsternis,
-die <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> verwertete, datiert vom Jahre 721 v. Chr. Daß
-<span class="gesperrt">Ptolemäos</span> nicht auf noch ältere, zweifellos vorhandene chaldäische
-Daten zurückgriff, ist wohl daraus erklärlich, daß er den
-älteren Angaben keine hinreichende Genauigkeit zuschrieb<a name="FNanchor_87" id="FNanchor_87" href="#Footnote_87" class="fnanchor">87</a>. Die
-letzten chaldäischen Beobachtungen, die <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> erwähnt, gehören
-der Zeit um 240 v. Chr. an. Sie beziehen sich auf Vergleichungen
-von Merkur und Saturn in ihrer Stellung zu den
-Fixsternen. Um die erwähnte Zeit hatte indessen schon eine gegenseitige
-Durchdringung chaldäischer und griechischer Gelehrsamkeit
-stattgefunden. Schrieb doch schon um 280 v. Chr. der Babylonier<span class="pagenum"><a name="Page_p036" id="Page_p036">[Pg p036]</a></span>
-<span class="gesperrt">Berosos</span><a name="FNanchor_88" id="FNanchor_88" href="#Footnote_88" class="fnanchor">88</a> über die Geschichte seines Volkes ein Werk in
-griechischer Sprache, von dem leider nur Bruchstücke bei anderen
-Schriftstellern erhalten sind. Es ist das um so bedauerlicher, als
-das Werk manche Mitteilung über die Sternkunde der Chaldäer
-enthielt. Auch die jetzt durch die Keilschriftforschung erwiesene,
-offenbare Übereinstimmung der biblischen mit der babylonischen
-Schöpfungsgeschichte geht schon aus dem Bericht des <span class="gesperrt">Berosos</span>
-hervor<a name="FNanchor_89" id="FNanchor_89" href="#Footnote_89" class="fnanchor">89</a>.</p>
-
-<p>Von den Chaldäern wanderte auch das älteste astronomische
-Werkzeug, der Gnomon, nach dem Zeugnisse <span class="gesperrt">Herodots</span> nach
-Griechenland. Wann dies geschah, läßt sich mit Sicherheit nicht
-feststellen, zumal von alten Schriftstellern verschiedenen Personen
-(darunter <span class="gesperrt">Anaximander</span> um 550 v. Chr.) das Verdienst zugeschrieben
-wird, dieses wichtige Werkzeug in Griechenland eingeführt
-zu haben.</p>
-
-<p>Der Standpunkt, den die Astronomie bei den Chaldäern schließlich
-erreicht hatte, läßt sich in der Kürze wie folgt kennzeichnen<a name="FNanchor_90" id="FNanchor_90" href="#Footnote_90" class="fnanchor">90</a>:
-Beobachtungen, bei denen die Winkel bis auf 6' und die Zeit bis
-auf 40'' genau bestimmt waren, reichten bis ins 7. Jahrhundert v. Chr.
-zurück. Der Lauf der Sonne und die ungleiche Länge der Jahreszeiten
-waren bekannt. Vielleicht besaß man sogar eine rohe
-Kenntnis der Präzession der Nachtgleichen<a name="FNanchor_91" id="FNanchor_91" href="#Footnote_91" class="fnanchor">91</a>. Die Länge der<span class="pagenum"><a name="Page_p037" id="Page_p037">[Pg p037]</a></span>
-Monate hatte man mit einer Genauigkeit ermittelt, welche der von
-<span class="gesperrt">Hipparch</span> erreichten gleichkam. Der Begründung der Trigonometrie
-war durch eine Art Sehnenrechnung vorgearbeitet, so daß
-auch hierin die Chaldäer als die Vorläufer der Alexandriner, insbesondere
-des <span class="gesperrt">Hipparch</span>, gelten können. Endlich vermochte man
-mit Hilfe von Ephemeriden den Lauf des Mondes und der Sonne,
-sowie das Eintreten der Finsternisse mit ziemlicher Sicherheit anzugeben.</p>
-
-<p>Die besonders von <span class="gesperrt">Winckler</span> vertretene Annahme von dem
-hohen Alter der babylonischen Astronomie hat neuerdings <span class="gesperrt">Kugler</span>
-auf das richtige Maß zurückgeführt<a name="FNanchor_92" id="FNanchor_92" href="#Footnote_92" class="fnanchor">92</a>. Nach ihm gab es vor dem
-8. Jahrhundert noch keine Himmelsbeobachtungen von wissenschaftlicher
-Genauigkeit. Man kann den Babyloniern daher nach <span class="gesperrt">Kugler</span>
-auch nicht die Entdeckung der Präzession zuschreiben, wie es
-<span class="gesperrt">Winckler</span> (siehe Anm. 4 S. 36) getan hat.</p>
-
-<p>Erblicken wir das Ziel der Wissenschaft darin, daß man das
-Eintreten zukünftiger Erscheinungen mit einem gewissen Grade
-von Genauigkeit vorherzusagen vermag, so müssen wir zugeben,
-daß die Babylonier diese Stufe auf dem Gebiete der Astronomie
-schon erreicht hatten. Allem Anschein nach ruhte das astronomische
-Wissen eines <span class="gesperrt">Hipparch</span> und eines <span class="gesperrt">Ptolemäos</span>, an
-welche im 15. Jahrhundert <span class="gesperrt">Regiomontan</span> und <span class="gesperrt">Koppernikus</span> anknüpften,
-in letzter Linie auf den in Babylonien geschaffenen
-Grundlagen der Sternkunde<a name="FNanchor_93" id="FNanchor_93" href="#Footnote_93" class="fnanchor">93</a>.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Ptolemäos</span> beruft sich 13 mal auf babylonische Beobachtungen.
-Sie fallen alle in die Jahre 721&ndash;229 v. Chr. Die Astronomie
-hat danach wenigstens zum Teil ihren Weg nach Griechenland
-über Ägypten genommen<a name="FNanchor_94" id="FNanchor_94" href="#Footnote_94" class="fnanchor">94</a>. Auch ihre astronomischen Hilfsmittel
-verdankten die Griechen zum Teil den Babyloniern, wie sie auch
-die Ekliptiksternbilder, die Einteilung der Ekliptik in 360 Grade
-und anderes mehr übernahmen. Durch die Babylonier sind sie
-ferner mit der Sarosperiode (s. S. <a href="#Page_p035">35</a>), sowie mit der mittleren
-täglichen Geschwindigkeit des Mondes (13° 10' 36'') bekannt
-geworden.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p038" id="Page_p038">[Pg p038]</a></span></p>
-
-
-<h3>Die ersten Maße und Gewichte.</h3>
-
-<p>Über die von den alten Völkern gebrauchten Maße und Gewichte
-hat schon vor 80 Jahren <span class="gesperrt">Boeckh</span>, den man als den Begründer
-der vergleichenden Metrologie zu betrachten hat, eingehende Untersuchungen
-angestellt<a name="FNanchor_95" id="FNanchor_95" href="#Footnote_95" class="fnanchor">95</a>. <span class="gesperrt">Boeckh</span> kam zu dem Ergebnis, daß die
-meisten antiken Systeme von den Babyloniern herstammen, daß
-sich bei dieser Entwicklung indessen auch in einem nicht geringen
-Grade ägyptischer Einfluß geltend macht. Diese Auffassung hat
-denn auch die neuere archäologische Forschung bestätigt und
-wesentlich vertieft<a name="FNanchor_96" id="FNanchor_96" href="#Footnote_96" class="fnanchor">96</a>.</p>
-
-<p>Die Babylonier fanden nicht nur die Mittel zur Zeitmessung
-und ein Zeitmaß, das sich bis auf den heutigen Tag erhalten hat,
-sondern sie schufen, wie neuere archäologische Forschungen dargetan,
-auch ein Maß- und Gewichtssystem, das für das Altertum
-grundlegend wurde.</p>
-
-<p>Die Einheit für die Längenmessung, die Doppelelle, war
-992<sup>1</sup>/<sub>3</sub> mm lang. Dies Maß ist neuerdings auf Statuen bei Ausgrabungen
-entdeckt worden. Daß die babylonische Doppelelle und
-das Sekundenpendel fast übereinstimmen<a name="FNanchor_97" id="FNanchor_97" href="#Footnote_97" class="fnanchor">97</a>, ist wohl als Zufall aufzufassen.
-Dagegen hat man angenommen, daß die Gewichtseinheit,
-die Mine, wie das heutige Kilogramm nach einem bestimmten
-Grundsatz aus der Längeneinheit abgeleitet worden sei<a name="FNanchor_98" id="FNanchor_98" href="#Footnote_98" class="fnanchor">98</a>.</p>
-
-<p>Wird die Doppelelle nämlich in 10 Teile zerlegt und dieses
-Zehntel als Kantenlänge für einen Würfel gewählt, den man mit
-Wasser füllt, so kommt das Gewicht dieser Wassermasse einem
-Kilogramm sehr nahe, da ja die Doppelelle nur wenig von dem
-Meter abwich. Das Gewicht dieser Wassermasse stimmt mit der
-Mine (984 g) nahezu überein. Die Hälfte dieses Gewichtes, die
-leichte Mine von 492 g, war während des ganzen Altertums gebräuchlich<a name="FNanchor_99" id="FNanchor_99" href="#Footnote_99" class="fnanchor">99</a>.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p039" id="Page_p039">[Pg p039]</a></span></p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig6" id="fig6" href="images/abb6.jpg"><img width="300" height="193" src="images/abb6.jpg" alt="[Abb. 6]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 6. Altbabylonisches Gewichtsstück.
-Nach <span class="gesperrt">Layard</span>.</div>
-</div>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig7" id="fig7" href="images/abb7.jpg"><img width="300" height="245" src="images/abb7_t.jpg" alt="[Abb. 7]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 7. Wage, einem altägyptischen Totenbuche entnommen.</div>
-</div>
-
-<p>Mit der Anwendung des Hebels zum Abwägen von Waren,
-Heilmitteln usw. waren schon die ältesten Kulturvölker vertraut.
-Die Ausgrabungen in Mesopotamien
-haben zahlreiche,
-mitunter sehr handlich gestaltete
-(s. <a href="#fig6">Abb. 6</a>) Gewichtsstücke
-zutage gefördert. In
-Ägypten hat man nicht nur
-solche bis herab zu Stücken,
-die wenige Gramm anzeigen,
-sondern auch zahlreiche Abbildungen
-von Wagen (siehe
-<a href="#fig7">Abb. 7</a>) gefunden. Die ägyptischen
-Wagen waren sämtlich zweiarmig. An dem oberen Teile
-des Gestelles befand sich ein Lot, um die richtige Einstellung der
-Wage zu kontrollieren. Die Ägypter müssen es verstanden haben,
-schon ziemlich empfindliche Wagen herzustellen. Aus den Rezepten<span class="pagenum"><a name="Page_p040" id="Page_p040">[Pg p040]</a></span>
-des Papyrus Ebers geht nämlich hervor, daß man als kleinstes
-Gewichtsstück ein solches benutzte, das nur 0,71 g wog<a name="FNanchor_100" id="FNanchor_100" href="#Footnote_100" class="fnanchor">100</a>.</p>
-
-<p>Nach den bisher gewonnenen archäologischen Aufschlüssen
-haben sich die Ägypter der ungleicharmigen Wage noch nicht bedient.
-Daß die Ägypter aber mit der Wirkung des ungleicharmigen
-Hebels schon in grauer Vorzeit bekannt waren, beweisen die Wandgemälde
-Thebens.</p>
-
-<p>Die auf dem Prinzip des ungleicharmigen Hebels beruhende
-Schnellwage begegnet uns zuerst in Italien. Gut erhaltene Exemplare
-wurden in Etrurien und in Pompeji ausgegraben<a name="FNanchor_101" id="FNanchor_101" href="#Footnote_101" class="fnanchor">101</a>.</p>
-
-
-<h3>Die Anfänge der Metallurgie und anderer chemisch-technischer
-Gewerbe.</h3>
-
-<p>Nicht nur auf den Gebieten der Mathematik und der Astronomie,
-die wir bisher vorzugsweise gewürdigt haben, erlangten die
-Babylonier und die Ägypter im großen und ganzen die gleiche
-Stufe der Entwicklung, sondern auch im übrigen ist die Höhe
-des Wissens und der Kultur im allgemeinen bei den beiden uralten,
-unter fast gleichen Bedingungen lebenden und wohl auch
-stammverwandten Völkern fast dieselbe gewesen. So haben die
-neueren Forschungen erwiesen, daß die Babylonier wie die Ägypter
-Eisen herstellten und verarbeiteten. Schon <span class="gesperrt">Lepsius</span> hat darauf
-aufmerksam gemacht<a name="FNanchor_102" id="FNanchor_102" href="#Footnote_102" class="fnanchor">102</a>, daß auf den, auch in den Farben so wohlerhaltenen,
-ägyptischen Wandbildern der Kriegshelm blau gemalt
-ist. Im Grabe Rhamses des Dritten sind auch die Schwerter blau
-gemalt. In beiden Fällen kann es sich wohl nur um die Wiedergabe
-eiserner Waffen handeln. Gemalte Holzlanzen der ägyptischen
-Gräber tragen rote und blaue Spitzen. Wir erkennen
-daraus, daß neben Eisen auch Kupfer zur Herstellung von Waffen
-gebraucht wurde. Um den Granit in solch vollkommener Weise<span class="pagenum"><a name="Page_p041" id="Page_p041">[Pg p041]</a></span>
-zu bearbeiten, wie es ihre Sarkophage und Obelisken zeigen,
-mußten die Ägypter wohl auch schon mit dem Härten des Eisens
-vertraut sein<a name="FNanchor_103" id="FNanchor_103" href="#Footnote_103" class="fnanchor">103</a>.</p>
-
-<p>Neuerdings haben sowohl die ägyptischen als auch die babylonischen
-Ausgrabungen zahlreiche Beweisstücke für eine frühe Bekanntschaft
-mit dem Eisen zutage gefördert. Immerhin ist nach
-Ansicht der meisten Ägyptologen das Eisen im alten ägyptischen
-Reich noch sehr wenig in Gebrauch gewesen.</p>
-
-<p>Als älteste Spur dieses Metalls gilt ein in dem Mauerwerk
-der um 2500 errichteten Cheops-Pyramide gefundenes Eisenstück.
-Ähnliche Funde liegen aus anderen fast ebenso alten Pyramiden
-vor (<span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span>, Alchemie, 1919, S. 610).</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig8" id="fig8" href="images/abb8.jpg"><img width="300" height="158" src="images/abb8.jpg" alt="[Abb. 8]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 8. Gewinnung von Eisen nach altägyptischen Wandgemälden.</div>
-</div>
-
-<p>Sicher ist die Erfindung des Eisens nicht einem bestimmten
-Volke zuzuschreiben, sondern sie ist zu verschiedenen Zeiten überall
-dort erfolgt, wo leicht reduzierbare Eisenerze zur Verfügung standen.
-Das war nicht nur in Ägypten, sondern auch in Indien, Persien,
-Palästina und anderen Ländern der alten Kulturwelt der Fall.
-Eisenerz fehlte auch im mittleren und südlichen Afrika nicht, und
-es ist anzunehmen, daß man auch dort auf eine primitive Art der
-Eisengewinnung, die man selbst bei den Hottentotten antrifft, gekommen
-ist. Die Frage, ob etwa die Ägypter durch die Nubier
-oder durch die Bewohner Vorderasiens mit der Eisengewinnung
-bekannt geworden sind oder ob sie sie selbständig entdeckt
-haben, wird sich wohl kaum je mit Sicherheit entscheiden lassen
-trotz aller Kontroversen, die schon über diese Frage geführt
-wurden.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p042" id="Page_p042">[Pg p042]</a></span></p>
-
-<p>Die Art, wie die Ägypter Eisen herstellten, ist aus vorstehender
-Abbildung ersichtlich<a name="FNanchor_104" id="FNanchor_104" href="#Footnote_104" class="fnanchor">104</a>. Sie benutzten Blasebälge aus Leder, die
-mit den Füßen getreten wurden. Ein Arbeiter bediente zwei solcher
-Säcke, von denen abwechselnd der eine durch den Zug einer Schnur
-mit Luft gefüllt wurde, während sich der andere unter dem Druck
-des Fußes entleerte. Die gepreßte Luft gelangte in eine Feuerung,
-in welcher das Eisenerz unter der reduzierenden Wirkung eines
-Kohlenfeuers zu Eisen niedergeschmolzen wurde. Den altägyptischen
-ähnliche Blasebälge sind noch heutzutage im Innern Afrikas
-in Gebrauch. Daß auch die Babylonier Eisen herstellten und verarbeiteten,
-ist nicht nur durch keilschriftliche Aufzeichnungen, sondern
-auch durch Funde von Helmen, Panzern und Geräten erwiesen.</p>
-
-<p>Noch leichter als das Eisen aus seinen Erzen ließ sich das
-Kupfer aus Malachit erschmelzen. Zudem besaßen die alten
-Ägypter Fundstätten, an welchen dieses Metall vorkam. So betrieb
-dieses Volk bereits im 5. Jahrtausend v. Chr. auf der Insel Meroë
-einen umfangreichen Bergbau auf Kupfer<a name="FNanchor_105" id="FNanchor_105" href="#Footnote_105" class="fnanchor">105</a>.</p>
-
-<p>Metallisches Zink<a name="FNanchor_106" id="FNanchor_106" href="#Footnote_106" class="fnanchor">106</a> und reines Zinn waren zwar den beiden
-ältesten Kulturvölkern nicht bekannt<a name="FNanchor_107" id="FNanchor_107" href="#Footnote_107" class="fnanchor">107</a>, doch verstanden sie es, durch
-einen Zusatz von Erzen dieser Metalle, insbesondere von Galmei,
-beim Niederschmelzen der Kupfererze Bronze herzustellen, deren
-Verwendung zu Waffen, Schmucksachen und Geräten bis in die
-älteste Zeit hinaufreicht. Oft tragen auch die Bronzegegenstände
-Spuren einer Bearbeitung mit Stahl<a name="FNanchor_108" id="FNanchor_108" href="#Footnote_108" class="fnanchor">108</a>. Am frühesten sind Silber<span class="pagenum"><a name="Page_p043" id="Page_p043">[Pg p043]</a></span>
-und besonders Gold gewonnen und verarbeitet worden, da beide
-Metalle an vielen Orten gediegen vorkommen und ihres Glanzes
-und ihrer Beständigkeit wegen geschätzt wurden. Die Ägypter
-betrieben Goldbergwerke in Nubien. Sie kannten die Kunst des
-Vergoldens und schmolzen Gold in einem bestimmten Verhältnisse
-mit Silber zu einer Legierung zusammen. Die Ausbeute Nubiens
-an Gold soll sich zur Zeit Rhamses des Zweiten auf viele Millionen
-jährlich beziffert haben.</p>
-
-<p>Ein interessantes Schriftdenkmal aus jener Zeit ist ein Grubenriß,
-der sich auf einem in Turin bewahrten Papyros aus dem
-15. Jahrhundert v. Chr. befindet. Er stellt den Plan eines Tagebaues
-auf Gold in allen seinen Einzelheiten dar und ist das älteste
-Dokument dieser Art, das auf uns gekommen ist<a name="FNanchor_109" id="FNanchor_109" href="#Footnote_109" class="fnanchor">109</a>.</p>
-
-<p>Eine aus Kupfer hergestellte Wasserleitung weist ein um
-2500 v. Chr. entstandener Tempel auf, der in der Nähe des alten
-Memphis freigelegt wurde. Die Leitung hatte eine Länge von
-400 Metern. Die Röhren bestanden aus getriebenem Kupfer und
-besaßen etwa 4 cm Durchmesser und 1 mm Wandstärke<a name="FNanchor_110" id="FNanchor_110" href="#Footnote_110" class="fnanchor">110</a>. Die
-althergebrachte Meinung, daß der Name Kupfer von Cypern stamme,
-wird neuerdings angefochten. Das Kupfer wurde schon im Altertum
-auch in den Alpen und in Skandinavien gewonnen. Sein lateinischer
-Name »Cuprum« wurde wahrscheinlich von den Römern
-den nordischen Völkern entlehnt<a name="FNanchor_111" id="FNanchor_111" href="#Footnote_111" class="fnanchor">111</a>.</p>
-
-<p>Ein Beispiel von den Leistungen der alten Völker im Schmieden
-ist die berühmte Eisensäule in Delhi. Sie wiegt 11000 kg und
-hat ein Alter von etwa 2000 Jahren<a name="FNanchor_112" id="FNanchor_112" href="#Footnote_112" class="fnanchor">112</a>. Die Säule besteht aus
-sehr reinem Eisen und ist trotz des feuchten Klimas des Landes
-kaum verrostet. Die Reisenden des Mittelalters erwähnen sie unter
-Ausdrücken der größten Bewunderung. Sie ist etwa 7<sup>1</sup>/<sub>2</sub> m hoch
-und besitzt einen Durchmesser von <sup>1</sup>/<sub>2</sub> m.</p>
-
-<p>Hand in Hand mit der Gewinnung und der Verarbeitung der
-Metalle ging die Herstellung von Glas, Email, gefärbten Glaswaren<span class="pagenum"><a name="Page_p044" id="Page_p044">[Pg p044]</a></span>
-und von Erzeugnissen der Töpferei. Sowohl in Babylonien als
-in Ägypten war man mit diesen Gewerben vertraut. Die Glasflüsse
-und Emaillen wurden mit Kupferoxyd und mit Kobaltverbindungen
-rot und blau gefärbt. Daß man es auch in der Kunst
-des Schleifens weit gebracht hatte, beweist die Auffindung einer
-Linse durch <span class="gesperrt">Layard</span><a name="FNanchor_113" id="FNanchor_113" href="#Footnote_113" class="fnanchor">113</a> in den Ruinen Ninives. Diese Linse befindet
-sich im Britischen Museum; sie ist 0,2 Zoll dick und besitzt
-eine Brennweite von 4,2 Zoll. Welchem Zweck sie diente, läßt
-sich nicht angeben.</p>
-
-<p>Die Glasbereitung, deren Erfindung man mit Unrecht den
-Phöniziern zugeschrieben hat, wurde in Ägypten schon in der
-ältesten Zeit geübt. Als Materialien wurden Sand, Soda, Muschelschalen
-usw. verwendet. Das bekannte Relief von Beni Hassan
-stellt nicht, wie man früher annahm, Glasbläser, sondern
-wahrscheinlich Metallarbeiter vor. Das Blasen des Glases kam
-nämlich erst um den Beginn unserer Zeitrechnung auf. Anfangs
-wurden die Gläser über einem Tonkern geformt, oder man goß
-die flüssige Glasmasse in Tonmodelle, die man hin- und herschwenkte,
-um dem erkaltenden Glase die gewünschte Form zu
-geben<a name="FNanchor_114" id="FNanchor_114" href="#Footnote_114" class="fnanchor">114</a>. Eine ausführliche Darstellung über das Glas im Altertum
-verdankt man <span class="gesperrt">A. Kisa</span> (<span class="gesperrt">A. Kisa</span>, Das Glas im Altertume. 978 Seiten
-mit 395 Abbildungen im Text und zahlreichen Tafeln. Leipzig,
-K. W. Hiersemann 1908). <span class="gesperrt">Kisa</span> erwähnt ägyptische Glasfabriken,
-die zur Zeit Amenophis des Vierten in Tell el Amarna bestanden.
-Die Ägypter vertrieben ihre Erzeugnisse (z. B. Glasperlen) schon
-im Massenexport. Von Ägypten aus wurden die Phönizier und die
-übrigen Mittelmeervölker mit der Bereitung und der künstlerischen
-Verarbeitung des Glases bekannt.</p>
-
-<p>Von sonstigen chemisch-technischen Gewerben wurden nicht
-nur die Töpferei unter Anwendung von Email, sondern auch die
-Färberei mit Benutzung des Alauns als Beize ausgeübt. Als
-Mineralfarben gebrauchte man Zinnober und Eisenoxyd, wie sie
-die Natur darbietet. Mennige, Bleiweiß und Kienruß wurden
-künstlich hergestellt. Indem man die in Ägypten natürlich vorkommende
-Soda der Natronseen mit Öl behandelte, gelangte man
-zur Erfindung der Seife.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p045" id="Page_p045">[Pg p045]</a></span></p>
-
-
-<h3>Die Anfänge der Heilkunde.</h3>
-
-<p>Ein erstaunlich hohes Alter besitzt auch die Heilkunde.
-Manches ist darüber aus den in Ägypten gemachten Papyrusfunden
-und aus babylonischen Keilschrifttexten bekannt geworden, doch
-ist es oft nicht möglich, aus den Beschreibungen die Krankheiten
-wiederzuerkennen. Welche Entwicklung die Heilkunde in Ägypten
-genommen, das nebenbei als ein gesundes Land galt, erkennen
-wir aus den Angaben <span class="gesperrt">Herodots</span>. Er erzählt: »Die Heilkunde
-ist bei ihnen geteilt, jeder Arzt beschäftigt sich mit einer Art von
-Krankheit. Die einen sind Augenärzte, die anderen Ärzte für den
-Kopf, andere für die Zähne und wieder andere für nicht sichtbare
-Krankheiten«<a name="FNanchor_115" id="FNanchor_115" href="#Footnote_115" class="fnanchor">115</a>.</p>
-
-<p>Nicht nur das Bedürfnis, Krankheiten zu heilen, sondern auch
-der Brauch, Leichen zu mumifizieren, wird die Ägypter frühzeitig
-zur Beschäftigung mit dem Bau des menschlichen Körpers geführt
-haben, wenn auch religiöse Gründe einer, zu wissenschaftlichen
-Zwecken erfolgenden Zergliederung der Leichen im Altertum wie
-im Mittelalter recht hindernd im Wege standen.</p>
-
-<p>Das hohe Alter der babylonischen Heilkunde geht schon daraus
-hervor, daß die Gesetzessammlung Hammurabis auch von medizinischen
-Gebühren und von der Haftpflicht der Chirurgen handelt.
-Ein Paragraph<a name="FNanchor_116" id="FNanchor_116" href="#Footnote_116" class="fnanchor">116</a> bestimmt unter anderem, daß man einem
-Chirurgen, der das Auge eines Menschen öffne, um den Star zu
-operieren, beide Hände abhauen solle, wenn das Auge durch den
-chirurgischen Eingriff zerstört werde<a name="FNanchor_117" id="FNanchor_117" href="#Footnote_117" class="fnanchor">117</a>. Nicht minder barbarisch<span class="pagenum"><a name="Page_p046" id="Page_p046">[Pg p046]</a></span>
-waren die ägyptischen Vorschriften. Berichtet uns doch <span class="gesperrt">Diodor</span><a name="FNanchor_118" id="FNanchor_118" href="#Footnote_118" class="fnanchor">118</a>,
-daß Ärzte, wenn der Patient starb, Gefahr liefen, als Mörder bestraft
-zu werden. Da jene ältesten Ärzte ihre Heilmittel aus allen
-Naturreichen wählten, so waren Medizin und Naturkunde von vornherein
-aufs engste miteinander verschwistert. Die medizinischen
-Papyrusfunde zählen über 50 Pflanzen auf, die zu Heilzwecken
-gebraucht wurden. Daneben fanden auch Organe und Sekrete von
-Tieren, wie Herz, Leber, Blut, Galle usw., ferner Mineralien wie
-Kupfersalze und Natron Verwendung.</p>
-
-<p>Ein interessanter Abschnitt aus der Geschichte der Heilkunde
-ist auch die Behandlung der Zahnkaries. Die Babylonier nahmen
-an, daß das Hohlwerden der Zähne von Würmern herrühre, welche
-die Zähne ausnagen sollten. Eine Heilung erwartete man von
-Beschwörungsformeln. Diese Formeln verbreiteten sich nach
-Europa und erhielten sich dort bis ins Mittelalter. An die Stelle
-der Beschwörung oder neben diese trat aber schon sehr frühzeitig
-eine sachgemäße Behandlung der Krankheit. Man stillte den
-Schmerz mit giftigen Kräutern und füllte den hohlen Zahn mit
-Harz<a name="FNanchor_119" id="FNanchor_119" href="#Footnote_119" class="fnanchor">119</a>.</p>
-
-<p>Ein Keilschrifttext, der erkennen läßt, in welcher Art oft
-kosmogonische Vorstellungen mit Gebetformeln und Heilvorschriften
-vereinigt wurden, lautet folgendermaßen:</p>
-
-<div class="poem">
-<p>»Als Gott Anu schuf den Himmel,</p>
-<p>der Himmel schuf die Erde,</p>
-<p>die Erde schuf die Flüsse,</p>
-<p>die Flüsse schufen die Kanäle,</p>
-<p>die Kanäle schufen den Schlamm,</p>
-<p>der Schlamm schuf den Wurm.</p>
-<p>Da ging der Wurm; beim Anblick der Sonne weinte er.</p>
-<p>Vor das Angesicht des Gottes Ea kamen seine Tränen:</p>
-<p>Was gibst du mir zu meiner Speise?</p>
-<p>Was gibst du mir zu meinem Tranke?</p>
-<p>Ich gebe dir das Holz, das faul ist und die Frucht des Baumes.</p>
-<p>Was ist für mich faules Holz und die Frucht des Baumes?</p>
-<p>Laß mich nisten im Innern des Zahnes.</p>
-<p>Seine Höhlungen gib mir als Wohnung.</p><span class="pagenum"><a name="Page_p047" id="Page_p047">[Pg p047]</a></span>
-<p>Aus dem Zahne will ich saugen sein Blut.</p>
-<p>Weil du dies gesagt hast, Wurm,</p>
-<p>möge dich schlagen der Gott Ea</p>
-<p>mit der Stärke seiner Hände.</p>
-<p>Dies diene zur Beschwörung für den Schmerz der Zähne.</p>
-<p>Dabei sollst du Bilsenkraut pulvern und mit Baumharz zusammenkneten.</p>
-<p>Dies sollst du in den Zahn bringen, während du die Beschwörung dreimal hersagst<a name="FNanchor_120" id="FNanchor_120" href="#Footnote_120" class="fnanchor">120</a>.«</p>
-</div>
-
-<p>Daß sich durch das Zusammenleben in den oft stark bevölkerten
-Städten der alten Kulturwelt auch schon eine gewisse
-Wohnungs- und Volkshygiene herausbildete, darf als sichergestellt
-gelten. Die Erbauung der Städte erfolgte oft schon nach bestimmten
-Plänen. Einen Stadtplan von Ninive hat man auf einer
-Statue gefunden, deren Alter auf 5000 Jahre beziffert wird. Selbst
-Wasserleitungen und Kloaken begegnen uns schon bei den Babyloniern
-und bei den Ägyptern. Wahrscheinlich sind die Griechen,
-wie in so vielen anderen Dingen, auch hierin die Schüler dieser
-Völker gewesen. Bei den Assyrern gab es um 700 v. Chr. Städte
-mit geraden, gepflasterten Straßen, die sogar Bürgersteige aufwiesen<a name="FNanchor_121" id="FNanchor_121" href="#Footnote_121" class="fnanchor">121</a>.</p>
-
-<p>Welchen Umfang die Kenntnisse der Ägypter in medizinischen,
-botanischen und zoologischen Dingen besaßen, kann man kaum noch
-feststellen. Viele Einzelheiten lassen sich zwar aus Abbildungen
-und den auf uns gekommenen Papyrusfunden entnehmen. Wir
-wissen ferner, daß die angewandte Botanik in Ägypten und in
-Vorderasien ihren Ursprung genommen hat. So wurden in Ägypten
-drei Weizen- und zwei Gerstenarten, sowie die Hirse (Sorghum)
-gebaut<a name="FNanchor_122" id="FNanchor_122" href="#Footnote_122" class="fnanchor">122</a>. Auch betrieb man den Anbau des Rizinus, der Dattel
-und der Feige, des Weinstocks, der Linsen, Erbsen usw.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p048" id="Page_p048">[Pg p048]</a></span></p>
-
-<p>Das umfangreichste medizinische Schriftdenkmal ist der Papyrus
-Ebers. Er stammt aus Theben und wurde vermutlich
-um 1500 v. Chr. niedergeschrieben. Der Papyrus Ebers ist in
-der Hauptsache eine Sammlung von Rezepten (z. B. Rizinus gegen
-Verstopfung), Gebeten und Beschwörungsformeln für die verschiedensten
-Krankheiten. Er gestattet daher keinen Schluß auf den
-Stand der Medizin im allgemeinen. Obgleich wir keinen, die Chirurgie
-in gleicher Ausführlichkeit behandelnden Text besitzen,
-läßt sich aus den Beobachtungen gut geheilter Knochenbrüche und
-ähnlicher Dinge an Mumien wohl schließen, daß der Stand dieses,
-durch anatomische Kenntnisse bedingten medizinischen Wissenszweiges
-ein verhältnismäßig hoher gewesen ist<a name="FNanchor_123" id="FNanchor_123" href="#Footnote_123" class="fnanchor">123</a>.</p>
-
-<p>Die Bereitung der Arzneien erfolgte anfangs durch die Ärzte
-selbst. Indessen begegnen uns schon im alten Alexandrien und
-im alten Rom besondere Arzneibereiter. Die Einrichtung von
-Handapotheken geht bis in die älteste ägyptische Zeit zurück.
-Die ägyptische Sammlung des Berliner Museums besitzt eine aus
-dem Jahre 2000 v. Chr. stammende Handapotheke einer ägyptischen
-Königin. Diese Apotheke war laut geschriebener Widmung
-ein Geschenk. In den mit Pfropfen verschlossenen Alabastergefäßen
-befinden sich noch Wurzeln, die Heilzwecken dienten<a name="FNanchor_124" id="FNanchor_124" href="#Footnote_124" class="fnanchor">124</a>.</p>
-
-
-<h3>Erstes naturgeschichtliches Wissen.</h3>
-
-<p>Manchen Aufschluß über das Verhältnis der alten Ägypter
-zu der sie umgebenden Tier- und Pflanzenwelt erhalten wir aus
-den Wandgemälden der Gräber und den Verzierungen der den
-Toten mit ins Grab gegebenen Schminktafeln. Der Papyrus Ebers
-enthält auch einige Andeutungen über die Entwicklung des Skarabäus
-aus dem Ei, der Schmeißfliege aus der Larve, des Frosches<span class="pagenum"><a name="Page_p049" id="Page_p049">[Pg p049]</a></span>
-aus der Kaulquappe<a name="FNanchor_125" id="FNanchor_125" href="#Footnote_125" class="fnanchor">125</a>. Eine Fülle wohlerhaltener Abbildungen
-von Tieren und Pflanzen enthalten die aus dem alten Reiche (der
-V. Dynastie) stammenden Gräber des Ptahhotep und des Ti. Sie
-gehören der Nekropole des alten Memphis an und liegen in der
-Nähe der Stufenpyramide von Sakkara. Das Grab des Ptahhotep
-zeigt uns den Verstorbenen umgeben von seinen Windhunden und
-Schoßaffen. Diener sind mit dem Schlachten von Opfertieren beschäftigt,
-oder sie führen Jagdbeute herbei, wie Gazellen und
-Löwen. Die Jagdszenen enthalten manche Beobachtung aus dem
-Tierleben, z. B. einen Löwen, der einen vor Schreck gelähmten
-Ochsen überfällt. Ausführlich wird die Weingewinnung dargestellt.
-Die Bilder zeigen die Pflege des Weinstocks, die Traubenlese und
-das Keltern. Sehr früh verschwinden aus den Abbildungen die Darstellungen
-phantastischer Mischgestalten. Besonders die Schminktafeln
-(die alten Ägypter schminkten die Augenbrauen) zeigen, daß
-man schon von der ersten Dynastie an mit wenigen Ausnahmen
-nur wirklich beobachtete Tierformen zur Darstellung brachte<a name="FNanchor_126" id="FNanchor_126" href="#Footnote_126" class="fnanchor">126</a>.</p>
-
-<p>Mit dem Pferde sind die Ägypter und die Babylonier erst
-verhältnismäßig spät bekannt geworden. So enthält die Gesetzessammlung
-<span class="gesperrt">Hammurabis</span> zahlreiche Bestimmungen, in denen von
-Rindern, Eseln, Schafen und anderen Haustieren die Rede ist,
-aber keine, die das Pferd betreffen. Dieses ist allem Anschein
-nach erst zu Beginn des 2. Jahrtausends durch arische Stämme,
-die vom Aralsee her vordrangen, nach Vorderasien und Ägypten
-gelangt. Durch die Einführung des Pferdes kam der Streitwagen
-in Aufnahme, welcher der Kriegsführung ein ganz neues Aussehen
-verlieh.</p>
-
-<p>Den Übergang von Kulturpflanzen und Haustieren aus Asien
-nach Europa behandelt <span class="gesperrt">Victor Hehn</span> auf Grund der Angaben
-der griechischen und der römischen Schriftsteller. In seinem Buche
-konnten, als es 1870 zuerst erschien, die wesentlichsten Ergebnisse
-der ägyptologischen und assyriologischen Forschungen noch nicht
-berücksichtigt werden. Die neueren Auflagen des seinerzeit epochemachenden
-Buches von <span class="gesperrt">Hehn</span> haben sich darin nur wenig geändert.
-Es ist das Verdienst <span class="gesperrt">Hehns</span>, zuerst nachdrücklich darauf
-hingewiesen zu haben, daß die Fauna und die Flora der Kulturländer
-durch die Einwirkung des Menschen ganz wesentlich um<span class="pagenum"><a name="Page_p050" id="Page_p050">[Pg p050]</a></span>gestaltet
-wurden. Dabei bediente sich <span class="gesperrt">Hehn</span> indessen noch vorwiegend
-der rein philologischen Untersuchung. Daß z. B. das Huhn
-erst verhältnismäßig spät in Vorderasien und in Europa bekannt
-wurde, schließt <span class="gesperrt">Hehn</span> daraus, daß dieses Tier im Alten Testamente
-nicht erwähnt wird und sich auch nicht auf den ägyptischen
-Wandgemälden findet, die im übrigen alles, was den Haushalt der
-alten Ägypter betrifft, vor Augen führen. In bezug auf Italien
-kommt <span class="gesperrt">Hehn</span> zu dem allgemeinen Ergebnis, daß seine Pflanzenwelt
-unter dem Einfluß des Menschen immer mehr einen südlichen
-und asiatischen Charakter angenommen habe<a name="FNanchor_127" id="FNanchor_127" href="#Footnote_127" class="fnanchor">127</a>. Meldet doch
-<span class="gesperrt">Plinius</span>, daß z. B. der Kirschbaum erst durch <span class="gesperrt">Lucullus</span> von
-der pontischen Küste nach Italien verpflanzt sei.</p>
-
-<p>Die literarischen Belege und die Abbildungen von Pflanzen
-und Tieren finden eine wertvolle Ergänzung durch die Naturgegenstände
-selbst, die man in den alten Nekropolen Ägyptens gefunden
-und in dem großen Museum von Kairo vereinigt hat. Man findet
-dort zahlreiche Mumien von Hunden, Krokodilen, Fischen, Vögeln
-(besonders dem Ibis), Spitzmäusen, Bos africanus usw. Die Insekten
-sind besonders durch Skarabäen vertreten. Nicht minder
-zahlreich sind die Pflanzenreste.</p>
-
-<p>Die Ägypter gelangten auch zu chemischen Operationen, deren
-Ziel die Herstellung von Heilmitteln aus pflanzlichen Stoffen war.
-So ist bekannt geworden, daß sie in späterer Zeit zu diesem Zwecke
-die Destillation ausübten<a name="FNanchor_128" id="FNanchor_128" href="#Footnote_128" class="fnanchor">128</a> und sich dabei der von ihnen erfundenen
-Glasgefäße bedienten. In geringem Umfange fanden auch schon
-anorganische Stoffe, wie Eisenoxyd, Alaun usw., als Heilmittel
-Verwendung, so daß schon in den ältesten Zeiten ein gewisser
-Zusammenhang von chemischem Können mit der Pharmazie sich
-herausbildete<a name="FNanchor_129" id="FNanchor_129" href="#Footnote_129" class="fnanchor">129</a>.</p>
-
-<p>Der ägyptische Alaun galt als der beste (<span class="gesperrt">Plin.</span> 35, 184). Besondere
-Alaunwerke, die großen Gewinn abwarfen, bestanden nach
-<span class="gesperrt">Diodor</span> (V, 15) auf Lipara. Wie heute wurden mehrere Abarten
-unterschieden. Man benutzte Alaun nicht nur in der Heilkunde,
-sondern auch als Beize, zum Imprägnieren von Holz, um es vor
-Feuer zu schützen, zum Gerben (<span class="gesperrt">Plin.</span> XXXV, 190), also zu vielen
-Zwecken, denen er noch jetzt dient.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p051" id="Page_p051">[Pg p051]</a></span></p>
-
-
-<h3>Die alte Kultur Süd- und Ostasiens.</h3>
-
-<p>Nachdem wir das Entstehen der ersten Wurzeln von Kultur
-und Wissenschaft in Vorderasien und Ägypten geschildert haben,
-erübrigt noch eine kurze Betrachtung der in Indien und in China
-entstandenen Elemente. Die Bedeutung der Inder für die Entwicklung
-der Wissenschaften ist erst auf Grund der neueren
-Sanskritforschung in das rechte Licht gerückt worden, wenn auch
-noch manche Zweifel und Unklarheiten geblieben sind. Erst seit
-der Begründung der neueren vergleichenden Sprachforschung ist
-man zu der Erkenntnis gelangt, daß die Inder mit den Griechen,
-Römern und Germanen eines Stammes sind. Welches die Heimat
-des vermuteten indogermanischen Urvolkes war, wird sich wohl nie
-ermitteln lassen. Soviel dürfen wir indessen annehmen, daß es sich
-um ein Hirtenvolk handelte, das innerhalb eines gemäßigten Klimas
-erstarkt war und infolgedessen zu wandern begann. Der neue Boden
-mußte aber nicht nur der Natur, sondern auch einer auf niedriger
-Stufe stehenden Urbevölkerung abgerungen werden. So drangen
-die Inder mit ihren Rossen und Rindern von Nordwesten her,
-einige Jahrtausende vor Beginn unserer Zeitrechnung, in die
-nach ihnen benannte Halbinsel ein. Zunächst setzten sie sich im
-Gebiete des Indus fest und drängten von hier aus die dunklen
-Urbewohner nach Süden und in die Gebirge zurück.</p>
-
-<p>Während der ersten Stufen, welche die Entwicklung in Indien
-durchlief, wird keine oder nur eine geringe Fühlung mit den
-Mittelmeervölkern bestanden haben. Indes schon mit dem ersten
-Aufdämmern der Geschichte ist ein Verkehr Indiens mit dem
-Westen wie mit China nachweisbar, so daß der frühere Glaube an
-die völlige Abgeschlossenheit der süd- und ostasiatischen Kultur
-einer anderen Auffassung hat weichen müssen. In der allerersten
-Zeit war es der Handel, der eine Verbindung herstellte und dabei
-den Seeweg bevorzugte. Auf diesem Wege gelangten die Erzeugnisse
-Indiens nach dem Arabischen Meerbusen und von dort den
-Euphrat und Tigris hinauf. Selbst die Ostküste des entfernten
-Ägyptens unterhielt lebhafte Handelsbeziehungen zu Indien. Und
-in späterer Zeit durchfuhren selbst römische Schiffe das Rote
-Meer und den Indischen Ozean, in welchem sich die Seefahrer
-den regelmäßigen Wechsel der Monsunwinde zunutze machten<a name="FNanchor_130" id="FNanchor_130" href="#Footnote_130" class="fnanchor">130</a>.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p052" id="Page_p052">[Pg p052]</a></span></p>
-
-<p>Einem Austausch der Waren wird zu allen Zeiten ein Austausch
-des Wissens parallel gegangen sein. Ein weiteres kräftiges
-Ferment für eine wechselseitige Befruchtung waren ferner die
-Ausbreitung der Religionen und die Eroberungszüge. So entstanden
-später infolge des Alexanderzuges an den Grenzen Indiens
-griechische Königreiche, die einen regen Austausch auch geistiger
-Erzeugnisse zwischen den Bewohnern der Mittelmeerländer und
-Südasiens vermittelten. Zur römischen Kaiserzeit und während
-der byzantinischen Periode fand sogar ein Verkehr zwischen den
-indischen und den westlichen Höfen durch Gesandtschaften statt.
-Ja, unter Kaiser Antoninus ist sogar eine römische Gesandtschaft
-am chinesischen Hofe erschienen<a name="FNanchor_131" id="FNanchor_131" href="#Footnote_131" class="fnanchor">131</a>.</p>
-
-<p>Für die Geschichte der Wissenschaften kommt insbesondere
-der Einfluß in Betracht, den die Inder auf medizinischem und
-astronomisch-mathematischem Gebiete auf die westlich von ihnen
-wohnenden Völker ausgeübt haben. Besaßen doch später die Araber
-nicht nur in Galen, sondern nicht minder in den Indern Lehrmeister
-in der Anatomie und Chirurgie. Unter den Naturerzeugnissen
-Indiens befand sich ferner mancher Stoff, der von den Bewohnern
-als heilkräftig erkannt und anderen Völkern übermittelt
-wurde. So hatten sich bei Alexander<a name="FNanchor_132" id="FNanchor_132" href="#Footnote_132" class="fnanchor">132</a> geschickte indische Ärzte
-eingefunden, die sich besonders auf die Heilung von Schlangenbissen
-verstanden. Als ein Beweis für das Alter der indischen
-Medizin mag auch gelten, daß die Ärzte bei den Indern in hoher
-Achtung standen<a name="FNanchor_133" id="FNanchor_133" href="#Footnote_133" class="fnanchor">133</a>.</p>
-
-<p>Unter den späteren astronomisch-mathematischen Schriftstellern
-der Inder sind besonders <span class="gesperrt">Aryabhatta</span> (um 500 n. Chr.)
-und <span class="gesperrt">Brahmagupta</span> (um 600 n. Chr.) zu nennen. Bei der Beurteilung
-ihrer Leistungen ist indessen zu berücksichtigen, daß
-in den Werken der Sanskritliteratur, die vor <span class="gesperrt">Aryabhatta</span> entstanden,
-auch griechische Einflüsse auf die indische Wissenschaft
-nachweisbar sind. Hatte es doch lange den Anschein, als ob
-manche Lehren älterer Sanskritwerke von den Griechen stammen<a name="FNanchor_134" id="FNanchor_134" href="#Footnote_134" class="fnanchor">134</a>.
-Doch wird neuerdings den Erzeugnissen der Sanskritliteratur eine
-größere Selbständigkeit zuerkannt.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p053" id="Page_p053">[Pg p053]</a></span></p>
-
-<p>Die ältesten Schriften der indischen Literatur sind die <span class="gesperrt">Vedas</span>.
-In ihnen spiegelt sich das religiöse und soziale Leben der Inder
-wieder; sie enthalten aber auch die ersten Anfänge der Wissenschaften,
-die sich bei diesem merkwürdigen Volke zumeist im
-engsten Zusammenhange mit religiösen Gebräuchen und Empfindungen
-entwickelt haben. In höchst eigenartiger Weise hat z. B.
-der Opferdienst die Entwicklung der indischen Mathematik beeinflußt.
-Die Gestaltung der Altäre war nämlich nach der Ansicht
-der Inder für den Erfolg des Opfers von der allergrößten Bedeutung.
-So heißt es in einer Vorschrift: »Wer die himmlische Welt
-zu erlangen wünscht, schichte den Altar in Gestalt eines Falken.«
-Diese Aufgabe setzt aber eine bedeutende Kenntnis der Flächengeometrie
-voraus, da sämtliche Steine einer Schicht polyedrisch
-gestaltet und lückenlos aneinander gefügt die Figur des Falken
-ergeben mußten. Erhöht wurde die Schwierigkeit dadurch, daß
-die zweite Schicht, die gleich der ersten etwa zweihundert Steine
-enthielt, eine andere Anordnung aufweisen und dennoch als Ganzes
-die erste Schicht decken mußte. Dabei war jedes Formverhältnis
-von entscheidender Wichtigkeit, da es nach der Auffassung der
-Inder Segen oder Unheil bringen konnte<a name="FNanchor_135" id="FNanchor_135" href="#Footnote_135" class="fnanchor">135</a>.</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig9" id="fig9" href="images/abb9.jpg"><img width="200" height="198" src="images/abb9.jpg" alt="[Abb. 9]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 9. Geometrische Konstruktionen der Inder.</div>
-</div>
-
-<p>Die Schrift über die Altäre ist nach der Ansicht des Herausgebers
-(<span class="gesperrt">Bürk</span>, s. unten) im 4. oder 5. Jahrhundert v. Chr., wenn
-nicht früher, verfaßt worden. Durch ihre, beim Bau der Altäre
-geübte Technik sind die Inder wahrscheinlich auch mit dem Satze
-vom Quadrat der Hypothenuse schon vor dem 5. Jahrhundert v. Chr.
-bekannt geworden. Damit ist jedoch nicht
-etwa gesagt, daß sie den allgemeinen
-Beweis des pythagoreischen Lehrsatzes
-gefunden hätten. Wir dürfen nämlich
-nicht vergessen, daß auch die unmittelbare
-geometrische Anschauung sehr oft
-die Quelle neuer Wahrheiten gewesen ist.
-So finden wir, daß bei gewissen indischen
-Altären vier Quadrate (<a href="#fig9">Abb. 9</a>) sich zu
-einem größeren Quadrat ergänzen. Die
-vier Diagonalen der kleineren Quadrate
-ergeben ein neues, über der Hypothenuse AC des gleichseitigen
-rechtwinkligen Dreiecks ABC errichtetes Quadrat. Hier beweist<span class="pagenum"><a name="Page_p054" id="Page_p054">[Pg p054]</a></span>
-die unmittelbare Anschauung die Gültigkeit des pythagoreischen
-Lehrsatzes für diesen besonderen Fall. In der von <span class="gesperrt">Bürk</span> veröffentlichten
-indischen Quelle<a name="FNanchor_136" id="FNanchor_136" href="#Footnote_136" class="fnanchor">136</a> heißt es demnach in weiterer Verallgemeinerung:
-»Die Diagonale eines Rechtecks bringt beides
-hervor, was die längere und die kürzere Seite des Rechtecks jede
-für sich hervorbringen<a name="FNanchor_137" id="FNanchor_137" href="#Footnote_137" class="fnanchor">137</a>.«</p>
-
-<p>Die früher wohl geltende Meinung, daß die indische Geometrie
-in der Hauptsache griechischen Ursprungs sei, kann also
-heute, nach der Veröffentlichung wichtiger indischer Quellen<a name="FNanchor_138" id="FNanchor_138" href="#Footnote_138" class="fnanchor">138</a>, nicht
-mehr aufrecht erhalten werden<a name="FNanchor_139" id="FNanchor_139" href="#Footnote_139" class="fnanchor">139</a>.</p>
-
-<p>Unter den rechtwinkligen rationalen Dreiecken waren den
-Indern im 8. vorchristlichen Jahrhundert z. B. diejenigen bekannt,
-deren Seiten sich verhalten wie:</p>
-
-<p class="m2">
-3 : 4 : 5<br />
-5 : 12 : 13<br />
-8 : 15 : 17.
-</p>
-
-<p>Um einen rechten Winkel abzustecken, bediente man sich, wie
-in Ägypten und später in Griechenland, des Verfahrens des Seilspannens.
-Die Seitenlängen, welche die Inder dabei benutzten,
-verhielten sich in der Regel wie 15 : 36 : 39<a name="FNanchor_140" id="FNanchor_140" href="#Footnote_140" class="fnanchor">140</a>, entsprachen also
-gleichfalls dem pythagoreischen Lehrsatz. Trotz alledem bleibt es
-wahrscheinlich, daß erst die Griechen von den zahlreichen, bekannt
-gewordenen Einzelfällen zu dem allgemeinen, früher dem Pythagoras
-zugeschriebenen, geometrischen Satz gelangt sind.</p>
-
-<p>Auch für eine annähernde Quadratur des Kreises findet sich<a name="FNanchor_141" id="FNanchor_141" href="#Footnote_141" class="fnanchor">141</a>
-bei den alten Indern eine Regel. Handelt es sich darum, einen
-dem Quadrate ABCD flächengleichen Kreis zu finden, so wird
-ME = AM und zwar senkrecht zu AB gezogen (<a href="#fig10">Abb. 10</a>). Zu
-MG wird NG = (<sup>1</sup>/<sub>3</sub>)GE hinzugefügt. Mit der so erhaltenen Strecke<span class="pagenum"><a name="Page_p055" id="Page_p055">[Pg p055]</a></span>
-MN als Radius wird dann der Kreis um M geschlagen. In der
-indischen Vorschrift heißt es: »Soviel wie (an den Ecken) verloren
-geht, kommt (die Segmente) hinzu.«</p>
-
-<p>Von jeher haben die Inder als ein besonders für die Arithmetik
-beanlagtes Volk gegolten. Ist es doch ihr Verdienst, das
-Positionssystem und seine irrtümlich als arabisch bezeichneten Ziffern
-erfunden zu haben. Wie uns die Tafeln von <span class="gesperrt">Senkereh</span><a name="FNanchor_142" id="FNanchor_142" href="#Footnote_142" class="fnanchor">142</a> beweisen,
-besaßen die Babylonier ein Positionssystem, das sexagesimal
-war, aber die Null entbehrte. Die späteren Inder entwickelten
-durch Einführung der Null und
-der dekadischen Einheiten die
-heutige Positionsarithmetik, die
-dann dem Abendlande durch
-die Araber übermittelt wurde.</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig10" id="fig10" href="images/abb10.jpg"><img width="187" height="200" src="images/abb10.jpg" alt="[Abb. 10]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 10. Die Quadratur des Kreises
-bei den Indern.</div>
-</div>
-
-<p>Je mehr die archäologischen
-Forschungen uns mit dem Wissen
-des alten Orients bekannt machen,
-um so mehr befestigt sich die
-Überzeugung, daß in einer drei-
-bis viertausend Jahre zurückliegenden
-Zeit die Babylonier,
-die Inder und die Ägypter einen
-gemeinsamen Besitz an Kenntnissen
-besaßen. Ohne Zweifel
-sind jene ersten Kulturvölker
-unabhängig voneinander in den Besitz mancher Wahrheit gelangt.
-Doch hat gewiß auch ein viel regerer Austausch der Kenntnisse
-stattgefunden als man bisher angenommen hat<a name="FNanchor_143" id="FNanchor_143" href="#Footnote_143" class="fnanchor">143</a>.</p>
-
-<p>Für die engen Beziehungen, die zwischen Babylon und Ägypten
-bestanden, fehlt es nicht an Beweisen<a name="FNanchor_144" id="FNanchor_144" href="#Footnote_144" class="fnanchor">144</a>. Als ein Zeichen, daß
-der babylonische Einfluß auch nach Indien, ja selbst bis China
-reichte, kann die Tatsache betrachtet werden, daß die indischen
-und die chinesischen Quellen die Dauer des längsten Tages auf
-14<sup>h</sup> 24' angeben, ein Wert, der für Babylon bis auf eine Minute
-zutrifft<a name="FNanchor_145" id="FNanchor_145" href="#Footnote_145" class="fnanchor">145</a>.</p>
-
-<p>Während die wechselseitige Beeinflussung des ältesten ägyptischen,
-babylonischen und indischen Wissens mehr vermutet als<span class="pagenum"><a name="Page_p056" id="Page_p056">[Pg p056]</a></span>
-im einzelnen nachgewiesen werden kann, sind die Beziehungen
-einerseits zwischen indischer, andererseits zwischen griechischer
-und arabischer Wissenschaft deutlich zu erkennen. Insbesondere
-hat zwischen Indern, Griechen und Arabern ein Austausch mathematischer
-und astronomischer Kenntnisse stattgefunden. Da wir
-auf die Inder in späteren Abschnitten nicht mehr zurückkommen
-werden, so soll an dieser Stelle noch einiges über die Entwicklung,
-die besonders die Rechenkunst bei den für die Arithmetik so
-gut beanlagten Indern genommen hat, ins Auge gefaßt werden.</p>
-
-<p>Unbestritten ist das Verdienst der Inder, die neuen Zahlzeichen
-und die Null geschaffen und das Ziffernrechnen unter Anwendung
-des Stellenwertes zu hoher Ausbildung gebracht zu haben.
-Das Rechnen mit der Null ist schon zur Zeit des <span class="gesperrt">Brahmagupta</span>
-in Gebrauch gewesen. Auch die Schreibweise für die Brüche und
-die Bruchrechnung weichen von den heute geltenden Regeln kaum
-ab. Zwar fehlte der Bruchstrich, doch wurde der Zähler schon
-über den Nenner gestellt. Bei gemischten Brüchen kamen die
-Ganzen in eine dritte, noch höhere Stufe; 2<sup>3</sup>/<sub>4</sub> schrieb man z. B. <sup>2</sup>/<sub>3</sub>/<sub>4</sub>.
-Das Multiplizieren der Brüche lehrt <span class="gesperrt">Brahmagupta</span> mit folgenden
-Worten: »Das Produkt aus den Zählern teile durch das
-Produkt aus den Nennern.« Bei den indischen Mathematikern
-finden sich ferner Regeldetriaufgaben mit direktem, indirektem
-und zusammengesetztem Ansatz. Letztere werden in mehrere einfache
-Regeldetriaufgaben zerlegt. Es sind sogar besondere Kunstausdrücke
-für die Regeldetri-Rechnung in Gebrauch<a name="FNanchor_146" id="FNanchor_146" href="#Footnote_146" class="fnanchor">146</a>.</p>
-
-<p>Wie die Inder durch Einführung der Null und des Positionssystems
-den größten Fortschritt für die Arithmetik schufen, so erwarben
-sie sich für die Algebra kein geringeres Verdienst durch
-die Einführung der Begriffe positiv und negativ. Sogar die Erläuterung
-dieser Begriffe durch die Worte Schulden und Vermögen, ja
-ihre Erklärung durch Vorwärts- und Rückwärtsschreiten auf einer
-gegebenen Strecke war ihnen schon geläufig. Wollte man eine
-Zahl als negativ bezeichnen, so wurde ein Punkt darüber gesetzt.
-Selbst bei den Gleichungen wurden negative Lösungen, welche
-<span class="gesperrt">Diophant</span> (350 n. Chr.) noch für unstatthaft erklärte, zugelassen.</p>
-
-<p>Was die arithmetischen und die geometrischen Reihen, die
-Quadrat- und die Kubikzahlen anbelangt, so konnten die Griechen
-in dieser Hinsicht von den Indern wenig lernen. Letzteres Volk<span class="pagenum"><a name="Page_p057" id="Page_p057">[Pg p057]</a></span>
-schuf jedoch die Kombinationslehre und die Anfangsgründe der
-Algebra. Ferner gelangte man in Indien dadurch über die Lehre
-von den Potenzen einen Schritt hinaus, daß man für die irrationale
-Quadratwurzel eine Bezeichnung einführte. An das Erheben in die
-2. und die 3. Potenz schlossen die Inder als Umkehrungen dieser
-Operationen das Ausziehen der Quadrat- und der Kubikwurzel.
-Hierbei bedienten sie sich schon der binomischen Formeln für
-(a + b)<sup>2</sup> und (a + b)<sup>3</sup>. Ja, ihre Art, die Wurzeln zu finden, stimmte
-soweit mit dem heutigen Verfahren überein, daß bei ihnen selbst
-das Abteilen der zu radizierenden Zahl zu je zwei oder drei Stellen
-nicht fehlte.</p>
-
-<p>Auf dem Gebiete der Algebra entwickelten die Inder vor allem
-die Lehre von den Gleichungen verschiedenen Grades. Für die
-unbekannte Größe wird ein Zeichen gebraucht. Als ein Beispiel
-zugleich für die poetische Form, in welche die Inder solche Aufgaben
-einkleideten, diene folgendes: Von einem Schwarm Bienen
-läßt <sup>1</sup>/<sub>4</sub> sich auf einer Blume nieder, <sup>2</sup>/<sub>3</sub> fliegt zu einer anderen
-Blume, eine Biene bleibt übrig, indem sie gleichsam durch den
-lieblichen Duft beider Blumen angezogen in der Luft schwebt.
-Sage mir, reizendes Weib, die Anzahl der Bienen.</p>
-
-<p>Noch bedeutender waren die Leistungen der Inder in der
-Theorie der Zahlen, doch würde ein näheres Eingehen auf diese
-Seite der Mathematik zu weit von dem Zwecke dieses Buches
-entfernen, das die Mathematik nur insoweit berücksichtigen will,
-als sie für die Entwicklung der Naturwissenschaften von Bedeutung
-gewesen ist. Für die Auflösung von kubischen Gleichungen
-findet sich bei den Indern wie bei <span class="gesperrt">Diophant</span> nur ein vereinzeltes
-Beispiel.</p>
-
-<p>Nicht uninteressant ist ein kurzer Überblick über den Umfang
-der indischen Arithmetik. Sie umfaßte zwanzig Operationen und
-acht Bestimmungen, die jedem Meister der Rechenkunst geläufig
-sein mußten<a name="FNanchor_147" id="FNanchor_147" href="#Footnote_147" class="fnanchor">147</a>. Zu den 4 Grundrechnungsarten, dem Potenzieren
-und dem Wurzelziehen traten 6 Operationen mit Brüchen und 5 als
-einfache und zusammengesetzte Regeldetri; ferner gab es eine
-Regel über den Tausch. Die Bestimmungen betrafen Mischungen,
-Flächen- und Körperinhalte, Zinsberechnung, Schattenrechnung usw.
-Nach <span class="gesperrt">Burkhardt</span> (Wie man vor Zeiten rechnete, Zeitschr. f. d.
-math. u. naturw. Unterr. 1905. 1. Heft) läßt sich annehmen, daß
-seit dem 5. Jahrhundert n. Chr. in Indien im wesentlichen ebenso<span class="pagenum"><a name="Page_p058" id="Page_p058">[Pg p058]</a></span>
-gerechnet wurde, wie heute bei uns. Auch steht fest, daß die
-Araber ihre Ziffern und ihre Rechenmethode von den Indern erhalten
-haben.</p>
-
-<p>Was man in den Sanskritwerken an geometrischen Lehren angetroffen
-hat, ist weniger bedeutend und nach <span class="gesperrt">Cantor</span> wohl zum
-Teil auf alexandrinischen Ursprung, insbesondere auf <span class="gesperrt">Heron</span> zurückzuführen<a name="FNanchor_148" id="FNanchor_148" href="#Footnote_148" class="fnanchor">148</a>.
-Davon, daß die Inder mit den Kegelschnitten bekannt
-gewesen, findet sich nirgends eine Andeutung. Dieser Teil der
-Geometrie ist ausschließlich griechischen Ursprungs. Dagegen blieb
-es den Indern als dem vorwiegend für die Arithmetik veranlagten
-Volke vorbehalten, die ersten allgemeinen Sätze der Kombinationslehre
-zu finden, eine Errungenschaft, zu der die Griechen, soweit
-unsere Kenntnis reicht, nicht durchgedrungen sind.</p>
-
-<p>Einen wesentlichen Fortschritt erfuhr die Trigonometrie bei
-den Indern, indem sie für die Sehne des Winkels deren Hälfte und
-somit den Sinus einführten. Es war dies ein Fortschritt, den erst
-die Araber in seiner vollen Bedeutung erkannten und zur Geltung
-brachten.</p>
-
-<p>Die erste indische Sinustabelle begegnet uns um 500 n. Chr.<a name="FNanchor_149" id="FNanchor_149" href="#Footnote_149" class="fnanchor">149</a>.
-Der Kreis hat dort wie bei den Babyloniern und den Alexandrinern
-360 gleiche Teile. Jeder Teil zerfällt in 60 kleinere Abschnitte
-(unsere Minuten), von denen der ganze Kreis also 60 · 360 = 21600
-enthält. Der Radius wird durch diese kleinsten Teile des Kreises
-gemessen. Nach einem von den Indern für das Verhältnis der
-Peripherie zum Durchmesser angenommenen Werte ergab sich für
-den Radius die Zahl 3448. Da der Sinus, als halbe Sehne des
-doppelten Winkels betrachtet, für 90° gleich dem Radius wird, so
-erscheint für 90° in der Tabelle jener Wert 3448. Für sin 60°
-wird 2978, für sin 30° wird 1719 angegeben.</p>
-
-<p>In bezug auf die Naturwissenschaften besaßen die Inder zwar
-zahlreiche Einzelkenntnisse. Zur Aufstellung naturwissenschaftlicher
-Lehrgebäude gelangten sie indessen ebensowenig wie die Babylonier
-oder die Ägypter. Diese Tat blieb vielmehr den Griechen vorbehalten.
-In physikalischer Hinsicht ist erwähnenswert, daß die
-Kenntnis des Brennglases und der Brennspiegel bei den Indern
-sehr weit zurückreicht. So erwähnt eins ihrer ältesten Bücher<a name="FNanchor_150" id="FNanchor_150" href="#Footnote_150" class="fnanchor">150</a>,
-daß getrockneter Mist sich entzünde, wenn man die Sonnenstrahlen<span class="pagenum"><a name="Page_p059" id="Page_p059">[Pg p059]</a></span>
-mittelst eines Steines oder Glases oder auch eines Metallgefäßes
-darauf werfe<a name="FNanchor_151" id="FNanchor_151" href="#Footnote_151" class="fnanchor">151</a>. Übrigens kannten die Griechen im Zeitalter des
-<span class="gesperrt">Aristoteles</span> gleichfalls schon die Feuererzeugung mit Hilfe eines
-durchsichtigen Steines<a name="FNanchor_152" id="FNanchor_152" href="#Footnote_152" class="fnanchor">152</a>. Auf Grund einiger Sanskritstellen hat
-man den alten Indern die Kenntnis des Schießpulvers zugeschrieben.
-So wird ein König aus dem dritten vorchristlichen Jahrhundert
-genannt, der »Feuerwerke« angeordnet habe. Daraus aber auf eine
-so frühzeitige Kenntnis der Inder zu schließen, erscheint doch
-recht gewagt<a name="FNanchor_153" id="FNanchor_153" href="#Footnote_153" class="fnanchor">153</a>.</p>
-
-<p>Daß die so überaus üppige Natur eines Landes wie Indien
-ein frühzeitiges Emporblühen der Pflanzenkunde und einer auf ihr
-beruhenden Heilkunde hervorrief, ist leicht erklärlich. In der
-Sanskritliteratur fehlt es daher nicht an Werken, die eine große
-Menge von Heilmitteln, Nahrungsmitteln und Giften anführen. Es
-ist jedoch nur selten möglich, die Art, um die es sich handelt,
-zu bestimmen. Am häufigsten wird Nelumbium speciosum, eine
-prächtige Seerose, erwähnt. Neben den Pflanzen wurden aber auch
-Metalle und Chemikalien von den alten Indern zu Heilzwecken verwendet.
-Am ausführlichsten berichtet über den Stand ihrer naturwissenschaftlichen
-und medizinischen Kenntnisse die Ayur-Veda
-<span class="gesperrt">Susrutas</span>. Das Werk umfaßt sechs Bücher, die sich im wesentlichen
-mit der Lehre von den Heilmitteln, der Anatomie, der Pathologie
-und der Therapie beschäftigen. Das Knochensystem des Menschen
-enthält nach <span class="gesperrt">Susrutas</span> Aufzählung 300 Knochen. In der Schule
-des <span class="gesperrt">Susruta</span> wurden schon Leichen zergliedert und in fließendem
-Wasser präpariert.</p>
-
-<p>Daraus erklärt sich die erstaunliche Höhe der anatomischen
-Kenntnisse, welche die Inder schon im 6. Jahrhundert v. Chr.
-besaßen<a name="FNanchor_154" id="FNanchor_154" href="#Footnote_154" class="fnanchor">154</a>. <span class="gesperrt">Susruta</span> war auch schon mit dem diabetischen Zucker
-bekannt, während die Beobachtung, daß der diabetische Harn
-auffallend süß ist, in Europa erst im 17. Jahrhundert gemacht
-wurde<a name="FNanchor_155" id="FNanchor_155" href="#Footnote_155" class="fnanchor">155</a>.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p060" id="Page_p060">[Pg p060]</a></span></p>
-
-<p>Unter den Heilmitteln<a name="FNanchor_156" id="FNanchor_156" href="#Footnote_156" class="fnanchor">156</a> erwähnt <span class="gesperrt">Susruta</span> Quecksilber, Silber,
-Arsen, Antimon, Blei, Eisen und Kupfer. Auch Alaun und Salmiak
-fanden sich im Arzneischatz der alten Inder. Wann die Ayur-Veda
-entstand, ist nicht sicher bekannt. Einige legen die Zeit ihrer
-Entstehung weit vor Christi Geburt. <span class="gesperrt">Susrutas</span> Werk erwähnt
-nicht weniger als 760 Heilmittel, die zum weitaus größten Teile aus
-dem Pflanzenreiche stammen<a name="FNanchor_157" id="FNanchor_157" href="#Footnote_157" class="fnanchor">157</a>.</p>
-
-<p>Wie die alten Babylonier, so operierten auch die Inder den Star.
-Nachrichten darüber reichen etwa bis zum Beginn unserer Zeitrechnung
-zurück. Die Operation wurde mit zwei Instrumenten
-ausgeführt. Das eine diente zum Öffnen des Augapfels; mit dem
-andern wurde die getrübte Linse entfernt<a name="FNanchor_158" id="FNanchor_158" href="#Footnote_158" class="fnanchor">158</a>.</p>
-
-<p>Weit isolierter als die indische Kultur, welche doch mit der
-griechischen und mit der arabischen Welt in mannigfache Berührung
-kam, blieb die chinesische. Nicht nur, daß China durch
-riesige Gebirge und weite, öde Länderstrecken von den Völkern
-Vorderasiens und der Mittelmeerländer getrennt war, es fehlte
-auch die Rassengemeinschaft, welche die Arier Indiens mit den
-Persern und den westlichen Indogermanen verband. Dennoch hat
-schon im Altertum der Handel eine Verbindung zwischen dem
-äußersten Osten Asiens und dem Mittelmeer geknüpft. Diese Verbindung
-erfolgte durch den Seeverkehr über den Indischen Ozean.
-China lieferte dem Westen besonders Seide und empfing dafür
-Edelmetall, Glasgegenstände und Bernstein. Durch die immer
-weitere Ausdehnung ihrer Eroberungszüge kamen das römische und
-das chinesische Reich am Kaspischen Meere einander nahe. Sogar
-der Einfluß der in Vorderasien entstandenen Nestorianersekte hat
-sich bis nach China ausgedehnt. Ein in Singanfu errichtetes Denkmal
-mit chinesischer und syrischer Inschrift gibt uns davon Kunde<a name="FNanchor_159" id="FNanchor_159" href="#Footnote_159" class="fnanchor">159</a>.
-Trotzdem hat keine andere Kultur der alten Welt so wenig Einflüsse
-von außen erfahren und so wenig wiederum nach außen gewirkt
-wie diejenige Chinas, so daß dieses Land für die Entwicklung,<span class="pagenum"><a name="Page_p061" id="Page_p061">[Pg p061]</a></span>
-welche die Wissenschaften genommen haben, kaum in Betracht
-kommt. Zwar hat sich das Interesse seiner Bewohner frühzeitig
-mathematischen und astronomischen Dingen zugewandt, ein wenn
-auch unvollkommenes Verfahren des Buchdrucks wurde erfunden,
-und eine Literatur entstand, die der arabischen an Umfang wohl
-gleich kam. Die gewerblichen Erzeugnisse übertrafen oft diejenigen
-der westlichen Völker. Dennoch war der Einfluß nach
-außen sehr gering. Selbst eine so wichtige Erfindung wie diejenige
-des Kompasses, die in China erfolgte, blieb den Mittelmeervölkern
-über ein Jahrtausend unbekannt.</p>
-
-<p>Für das hohe Alter der Astronomie bei den Chinesen spricht
-die frühzeitige Erwähnung von Kometen- und Planetenkonjunktionen
-in ihrer Literatur. Als Europa mit der Literatur der Inder näher
-bekannt wurde, erstaunte man über das hohe Alter der astronomischen
-Tafeln dieses Volkes. Das gleiche gilt von den Chinesen,
-deren astronomische Literatur zu Beginn des 18. Jahrhunderts durch
-Jesuiten, die in China Aufnahme gefunden hatten, bekannt wurde.
-Es zeigte sich, daß die Astronomie dort schon um 1000 v. Chr.
-eine nicht geringe Höhe erreicht hatte. Indessen ist ihre weitere
-Entwicklung nur sehr langsam gewesen<a name="FNanchor_160" id="FNanchor_160" href="#Footnote_160" class="fnanchor">160</a>. So geht z. B. ein Kometenverzeichnis
-bis auf das Jahr 2296 v. Chr. zurück<a name="FNanchor_161" id="FNanchor_161" href="#Footnote_161" class="fnanchor">161</a>. Ferner
-erwähnt einer der Jesuiten, welche die Chinesen mit der europäischen
-Astronomie bekannt machten<a name="FNanchor_162" id="FNanchor_162" href="#Footnote_162" class="fnanchor">162</a>, eine von den Chinesen aufgezeichnete
-Planetenkonjunktion vom Jahre 2461 v. Chr.<a name="FNanchor_163" id="FNanchor_163" href="#Footnote_163" class="fnanchor">163</a>. Es ist
-jedoch wahrscheinlich, daß es sich dabei nicht um eine wirkliche
-Beobachtung, sondern nur um eine rückwärts berechnete astronomische
-Erscheinung gehandelt hat. Mit dem Gnomon waren die
-Chinesen schon um 1100 v. Chr. bekannt. Sie ermittelten daran
-die Schiefe der Ekliptik, bestimmten die Dauer des Jahres zu<span class="pagenum"><a name="Page_p062" id="Page_p062">[Pg p062]</a></span>
-365<sup>1</sup>/<sub>4</sub> Tagen<a name="FNanchor_164" id="FNanchor_164" href="#Footnote_164" class="fnanchor">164</a> und kannten schon die regelmäßige Wiederkehr der
-Finsternisse. Es kam vor, daß man Astronomen mit dem Tode
-bestrafte, wenn sie eine Finsternis nicht richtig vorhergesagt hatten.
-Ein Fall dieser Art soll sich schon um 2000 v. Chr. zugetragen
-haben<a name="FNanchor_165" id="FNanchor_165" href="#Footnote_165" class="fnanchor">165</a>.</p>
-
-<p>Daß Ostasien auch während des Mittelalters mit der übrigen
-Kulturwelt Beziehungen unterhielt, beweist uns das Auftauchen
-alchemistischer Bestrebungen in China um 800 n. Chr. Die chinesischen
-Quellen lassen erkennen, daß auch die theoretischen Vorstellungen,
-denen die Alchemisten im Reiche der Mitte huldigten,
-von den Arabern stammen<a name="FNanchor_166" id="FNanchor_166" href="#Footnote_166" class="fnanchor">166</a>.</p>
-
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p063" id="Page_p063">[Pg p063]</a></span></p>
-
-
-
-
-<h2>2. Die Entwicklung der Wissenschaften
-bei den Griechen bis zum Zeitalter des
-Aristoteles.</h2>
-
-
-<p>Manche von den in Vorderasien und Unterägypten entstandenen
-Grundlagen der Wissenschaften wurden nebst anderen Kulturelementen
-von den Phöniziern aufgenommen, welche sie, als das
-wichtigste Handelsvolk der alten Welt, den übrigen Anwohnern
-des Mittelmeeres überbrachten. Bei den Griechen, die mit der am
-Nil und am Euphrat entstandenen Kultur später auch in unmittelbare
-Fühlung kamen, fielen diese aus dem Orient stammenden Ansätze
-auf den fruchtbarsten Boden. Sie wurden nicht etwa nur aufgenommen,
-sondern als das Fundament für geradezu bewundernswerte
-Neuschöpfungen verwendet. Die Phönizier verbreiteten als
-das wichtigste Mittel für jede weitere Entfaltung wissenschaftlicher
-Tätigkeit auch die Buchstabenschrift<a name="FNanchor_167" id="FNanchor_167" href="#Footnote_167" class="fnanchor">167</a>, die sich aus den,
-Silben und ganze Wörter bezeichnenden Hieroglyphen entwickelt
-hatte. Erst nachdem dies geschehen, vermochte man mit klarem
-Bewußtsein das Abstrakte von den Dingen zu trennen und auf
-solche Weise zur Ausbildung systematisch geordneter Wissenschaften
-vorzudringen<a name="FNanchor_168" id="FNanchor_168" href="#Footnote_168" class="fnanchor">168</a>.</p>
-
-<p>Eine wichtige Rolle spielten in dieser Übermittlung der orientalischen
-Kulturelemente auch die Bewohner Kretas und Vorder<span class="pagenum"><a name="Page_p064" id="Page_p064">[Pg p064]</a></span>asiens.
-Auf die letzteren hat Babylonien Jahrtausende eine tiefe
-Wirkung ausgeübt. In religiöser Hinsicht hat dieser Einfluß besonders
-stark auf das Judentum und damit weiterhin auf die Entwicklung
-des Christentums gewirkt.</p>
-
-<p>Das Neue an der phönizischen Schrift bestand darin, daß sie
-für jeden Konsonanten und für jeden Vokal ein besonderes Zeichen
-besaß. Die ältesten in dieser Schrift verfaßten Urkunden begegnen
-uns um das Jahr 950.</p>
-
-<p>Sobald die Griechen aus dem Dunkel der Sage in das Licht
-der Geschichte treten, zeigt sich uns bei ihnen das Bestreben, die
-Welt der Erscheinungen nicht bloß betrachtend in sich aufzunehmen,
-sondern sie auch in ihrem ursächlichen Zusammenhange
-zu begreifen. Dies geschah einmal dadurch, daß sie die Anfänge
-der mathematischen Erkenntnis auf die Naturvorgänge anwandten.
-Zum anderen aber auch, indem sie, weit über alles Maß hinausschreitend,
-sofort den letzten Grund des Geschehens zu begreifen
-trachteten. Und zwar erfolgten diese ersten Regungen des wissenschaftlichen
-Denkens nicht im eigentlichen Hellas, sondern in den
-ionischen Kolonien. Letztere nahmen zwischen der asiatischen
-Welt und dem jungfräulichen Boden Griechenlands eine vermittelnde
-Stellung ein. Auch hatten sie schon einige Jahrhunderte
-vor dem Beginn der Philosophie und der Naturwissenschaften ihre
-Blütezeit auf dem Gebiete der Dichtkunst erlebt.</p>
-
-
-<h3>Der Beginn der griechischen Naturwissenschaft.</h3>
-
-<p>Als der erste Grieche, der in den beiden soeben gekennzeichneten
-Richtungen wirkte, gilt <span class="gesperrt">Thales</span> von Milet. Obgleich
-von ihm herrührende Werke nicht auf uns gekommen sind und
-er seine Lehren wahrscheinlich auch nur mündlich überliefert hat,
-sind uns doch letztere, sowie seine Entdeckungen und sein
-Lebensgang durch die Aufzeichnungen alter Schriftsteller hinlänglich
-bekannt geworden, um uns ein ungefähres Bild von
-<span class="gesperrt">Thales</span><a name="FNanchor_169" id="FNanchor_169" href="#Footnote_169" class="fnanchor">169</a> machen zu können.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p065" id="Page_p065">[Pg p065]</a></span></p>
-
-<p><span class="gesperrt">Thales</span> wurde um 640 v. Chr. geboren, wirkte also zu der
-Zeit, als Athen durch <span class="gesperrt">Solon</span> die Grundlagen seiner Verfassung
-erhielt. Darin, daß <span class="gesperrt">Thales</span> in Ägypten gewesen und dort mit
-der Priesterkaste, damals die Hüterin aller mathematischen und
-astronomischen Kenntnisse, in Berührung getreten sei, stimmen
-alle Berichte überein. »<span class="gesperrt">Thales</span>, der nach Ägypten ging«, so wird
-uns erzählt, »brachte zuerst die Geometrie nach Hellas. Vieles
-entdeckte er selbst, von vielem aber überlieferte er die Anfänge
-seinen Nachfolgern«<a name="FNanchor_170" id="FNanchor_170" href="#Footnote_170" class="fnanchor">170</a>. An anderer Stelle heißt es von ihm: »Er
-beobachtete den Himmel, musterte die Sterne und sagte öffentlich
-allen Miletern vorher, daß am Tage Nacht eintreten, die Sonne
-sich verbergen und der Mond sich davorlegen werde<a name="FNanchor_171" id="FNanchor_171" href="#Footnote_171" class="fnanchor">171</a>.«</p>
-
-<p>Die älteste Auffassung, die uns bezüglich der Finsternisse
-begegnet, ist die, daß der Sonne oder dem Monde durch irgendeine
-fremde Macht Gewalt angetan würde. Es erscheint zweifelhaft,
-ob die Babylonier schon einen wirklichen Einblick in den
-Vorgang besaßen. Seine natürliche Ursache erkannten wohl erst
-die Griechen. Nach einigen war es <span class="gesperrt">Anaxagoras</span>, nach anderen
-waren es die Pythagoreer, denen die Astronomie diesen Fortschritt
-verdankte<a name="FNanchor_172" id="FNanchor_172" href="#Footnote_172" class="fnanchor">172</a>.</p>
-
-<p>Die Vorausbestimmung des <span class="gesperrt">Thales</span> ist nicht etwa eine solche
-im heutigen Sinne. Sie erfolgte nämlich nicht durch Messen und
-Rechnen, sondern beruhte ausschließlich auf der Beobachtung derjenigen
-Periode, innerhalb deren die Finsternisse regelmäßig wiederkehren.
-Jene Periode war den Babyloniern nicht entgangen. Sie
-befanden sich im Besitz von Aufzeichnungen, die sich über Jahrhunderte
-erstreckten und einen Zeitraum von 6585 Tagen bezüglich
-der regelmäßigen Wiederkehr der Finsternisse erkennen ließen.
-Innerhalb dieses 223 Monate umfassenden Zeitraums, den die
-Babylonier Saros nannten<a name="FNanchor_173" id="FNanchor_173" href="#Footnote_173" class="fnanchor">173</a>, kehrt nämlich der Mond fast genau
-in dieselbe Stellung zur Erde und zur Sonne zurück. Allerdings
-machte man auch die Erfahrung, daß sich der Saros, insbeson<span class="pagenum"><a name="Page_p066" id="Page_p066">[Pg p066]</a></span>dere
-für die Voraussage der Sonnenfinsternisse, nicht immer bewährte<a name="FNanchor_174" id="FNanchor_174" href="#Footnote_174" class="fnanchor">174</a>.</p>
-
-<p>Auch bei der Benennung der fünf Planeten hat sich anscheinend
-der sehr früh einsetzende (s. S. <a href="#Page_p030">30</a>) babylonische Einfluß
-geltend gemacht. Die alten griechischen Namen bezeichneten
-nämlich Eigenschaften (Mars hieß der Feurige, Jupiter der Leuchtende
-usw.). Seit dem 4. vorchristlichen Jahrhundert bedient man
-sich dagegen folgender Namen:</p>
-
-<table summary="Planeten">
-<tr>
- <td>Stern</td>
- <td>des Hermes (Merkur),</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdc">»</td>
- <td>der Aphrodite (Venus),</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdc">»</td>
- <td>des Ares (Mars),</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdc">»</td>
- <td>des Zeus (Jupiter),</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdc">»</td>
- <td>des Kronos (Saturn).</td>
- </tr>
-</table>
-
-<p>Die kurze Bezeichnung Hermes, Aphrodite usw. kam erst später
-auf. Es ist anzunehmen, daß hierin die Griechen den Babyloniern
-gefolgt sind, die gleichfalls die Planeten ihren Hauptgöttern geweiht
-hatten. Mit einigen Elementen des babylonischen Wissens sind nach
-neuerer Annahme schon die Pythagoreer bekannt gewesen<a name="FNanchor_175" id="FNanchor_175" href="#Footnote_175" class="fnanchor">175</a>.</p>
-
-<p>Wie unentwickelt im übrigen die astronomischen Vorstellungen
-der Griechen zur Zeit des <span class="gesperrt">Thales</span> noch waren, geht daraus hervor,
-daß nach den ihm zugeschriebenen Lehren die Erde eine
-vom Okeanos umflossene Scheibe ist, über die sich der Himmel
-wie eine Kristallglocke wölbt. Unter solchen Umständen konnte
-noch nicht einmal von einer Kreisbewegung der Gestirne die Rede
-sein. In Übereinstimmung mit dieser Lehre nahm man zur Zeit
-des <span class="gesperrt">Thales</span> an, die Sterne sänken bei ihrem Untergange in den
-Ozean und schwömmen in diesem am Rande der Scheibe entlang
-zu ihren Aufgangspunkten zurück.</p>
-
-<p>Auf <span class="gesperrt">Thales</span> werden ferner von den Griechen, die über die
-Mathematik geschrieben haben, einige der wichtigsten geometrischen
-Sätze zurückgeführt, so der Satz von der Gleichheit der
-Winkel an der Grundlinie eines gleichschenkeligen Dreiecks, sowie
-der Satz, daß ein Dreieck durch eine Seite und die anliegenden<span class="pagenum"><a name="Page_p067" id="Page_p067">[Pg p067]</a></span>
-Winkel bestimmt ist. Mit Hilfe dieses Satzes wurde z. B. die
-Entfernung der Schiffe vom Lande ermittelt.</p>
-
-<p>Bezüglich der geometrischen Kenntnisse des <span class="gesperrt">Thales</span> läßt sich
-jedoch nicht mehr entscheiden, wieviel Eigenes und wieviel von
-den Ägyptern Entlehntes darunter ist. Eine bekannte Anwendung
-der Mathematik ist seine Schattenmessung. Es ist dies ein Verfahren,
-die Höhe hervorragender Gegenstände zu bestimmen.
-<span class="gesperrt">Thales</span> soll dadurch die Bewunderung seiner Zeitgenossen erregt
-haben. Das Verfahren bestand darin<a name="FNanchor_176" id="FNanchor_176" href="#Footnote_176" class="fnanchor">176</a>, daß er zu der Zeit, wenn
-Schatten und Höhe
-der Körper gleich
-sind, was er an einem
-Stock ermittelte, den
-Schatten des betreffenden
-Gegenstandes,
-z. B. einer Pyramide,
-maß, womit dann auch
-sofort die Höhe des
-Gegenstandes gefunden
-war.</p>
-
-<p>Mit dem Gnomon,
-einem Werkzeug,
-das zur Bestimmung
-des Mittags
-aus der Schattenlänge
-diente, sollen die Griechen
-durch <span class="gesperrt">Anaximander</span>
-von Milet,
-den bedeutendsten Schüler des <span class="gesperrt">Thales</span>, bekannt geworden sein.
-<span class="gesperrt">Anaximander</span> (610&ndash;546 v. Chr.) hat nach <span class="gesperrt">Strabon</span> auch die erste
-Karte der Welt, soweit damals die Länderkenntnis reichte, entworfen<a name="FNanchor_177" id="FNanchor_177" href="#Footnote_177" class="fnanchor">177</a>.</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig11" id="fig11" href="images/abb11.jpg"><img width="300" height="299" src="images/abb11.jpg" alt="[Abb. 11]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 11. Radkarte der Erde.</div>
-</div>
-
-<p>Sein Landsmann <span class="gesperrt">Hekataeos</span> (geb. um 550), der weite Reisen
-gemacht hatte, soll die neue Kunst in solchem Maße entwickelt
-haben, daß er Erstaunen erregte. <span class="gesperrt">Hekataeos</span> verfaßte eine Erdbeschreibung,
-der er eine Weltkarte beigab. Er gilt als der älteste
-griechische Geograph und der Vorgänger <span class="gesperrt">Herodots</span>. Erhalten
-ist von den Karten jener Zeit nichts mehr. Sie glichen wahrscheinlich
-den Radkarten des früheren Mittelalters (<a href="#fig11">Abb. 11</a>), d. h.<span class="pagenum"><a name="Page_p068" id="Page_p068">[Pg p068]</a></span>
-sie waren lediglich rohe Orientierungen ohne jeden wissenschaftlichen
-Wert, so daß sie den Spott <span class="gesperrt">Herodots</span> herausforderten.</p>
-
-<p>Die Beschäftigung mit naturwissenschaftlichen Dingen, zu
-welcher <span class="gesperrt">Thales</span> bei den Ioniern allen Nachrichten zufolge den
-Anstoß gab &ndash; nennt ihn doch <span class="gesperrt">Aristoteles</span> den »Beginner« der
-philosophischen Naturforschung<a name="FNanchor_178" id="FNanchor_178" href="#Footnote_178" class="fnanchor">178</a> &ndash; rief nun auch ein Streben
-nach einer ursächlichen Erklärung der gesamten Erscheinungswelt
-hervor. Eine auf den letzten Gründen fußende Erklärung ist seitdem
-das Ziel der Philosophie gewesen, ohne daß sie, wie es in
-der Natur der Sache liegt, jemals zu einer befriedigenden Lösung
-eines so weit gespannten Problems gelangt wäre. Was die Frage
-nach dem Ursprung der griechischen Philosophie anlangt, so neigt
-ihr hervorragendster Geschichtsschreiber, <span class="gesperrt">Zeller</span>, zu der Ansicht,
-daß sie selbständig geworden und nicht orientalischer Herkunft
-sei<a name="FNanchor_179" id="FNanchor_179" href="#Footnote_179" class="fnanchor">179</a>. »Wenn es je ein Volk gegeben«, sagt <span class="gesperrt">Zeller</span>, »das seine
-Wissenschaft selbst zu erzeugen imstande war, so waren es die
-Griechen«.</p>
-
-<p>Dem ersten Ausdruck für ihre Weltanschauung begegnen wir
-bei den Dichtern. Insbesondere war es der im 8. Jahrhundert
-v. Chr. lebende <span class="gesperrt">Hesiod</span>, der in den »Werken und Tagen« die
-Frage nach der Weltentstehung aufwarf. Für <span class="gesperrt">Hesiod</span> war die
-Weltentstehungslehre wesentlich Götterlehre. Kosmogonie und
-Theogonie waren in jenem Zeitalter noch zu einer in mystisches
-Gewand gekleideten Einheit verschmolzen. <span class="gesperrt">Thales</span> und seinen
-unmittelbaren Nachfolgern, die sich über den Begriff des Stoffes
-kaum zu erheben vermochten, genügte dann die Annahme, daß
-alle Dinge auf einen einzigen Urstoff zurückzuführen seien. Als
-solcher dünkte dem <span class="gesperrt">Thales</span> nichts geeigneter als das Wasser,
-weil es ihm, nach seinen Eigenschaften zu urteilen, zwischen der
-Erde und der Luft zu stehen schien. Eine Stütze fand diese
-Lehre in gewissen Beobachtungen. Wurde doch z. B. Ägypten,
-woher viele Anschauungen des <span class="gesperrt">Thales</span> stammten, als ein Erzeugnis
-des Niles angesehen. Entwickelten sich nicht ferner aus der
-feuchten Erde die Pflanzen? Selbst als man später genauer beobachten
-lernte, hat jene Lehre immer wieder Anhänger gefunden.
-<span class="gesperrt">Van Helmont</span>, ein hervorragender Forscher des 17. Jahrhunderts,
-war noch in ihr befangen. Erst <span class="gesperrt">Lavoisier</span> und <span class="gesperrt">Scheele</span>, die
-an der Schwelle der neuesten Zeit stehen, vermochten den Glauben<span class="pagenum"><a name="Page_p069" id="Page_p069">[Pg p069]</a></span>
-an die Umwandlung des Wassers in Erde, der stets wieder auf
-mangelhafte Beobachtungen gestützt wurde, durch einwandfreie
-Versuche endgültig zu widerlegen.</p>
-
-<p>Das Streben nach einer Erklärung der Welt in ihrer Beziehung
-zum Menschen hat seit der Zeit des <span class="gesperrt">Thales</span> nicht aufgehört,
-die hervorragendsten Geister zu beschäftigen. Hier ist es
-nur insofern von Belang, als die Ergebnisse des philosophischen
-Denkens einen Einfluß auf die weitere Entwicklung der Naturwissenschaften
-ausgeübt haben. Letztere steckten sich alsbald das
-bescheidenere, aber erreichbare Ziel, einen Einblick in den gesetzmäßigen
-Zusammenhang der Erscheinungen zu gewinnen. In dem
-Maße, wie man dieses Ziel ins Auge faßte, hat sich die Beseitigung
-phantastischer Auswüchse vollzogen, wie sie in der
-Alchemie und Astrologie z. B. zum Ausdruck kamen, und in
-eben demselben Maße näherte sich die Wissenschaft ihrer jetzigen
-Gestalt.</p>
-
-<p>Mit der ionischen Naturphilosophie trat »ein neues Element
-in das geistige Leben der Menschheit«. Es begegnen uns zum
-ersten Male wissenschaftliche Persönlichkeiten mit eigenen Überzeugungen,
-die durch angestrengte Geistesarbeit zu ihren Ergebnissen
-gelangen. Für die weitere Entwicklung echter Wissenschaft
-war ein solches Hervortreten der Individualität die unerläßliche
-Voraussetzung<a name="FNanchor_180" id="FNanchor_180" href="#Footnote_180" class="fnanchor">180</a>.</p>
-
-<p>Die rein philosophische Betrachtungsweise besitzt trotz der
-Nachteile, die ihr gegenüber der exakten Forschung innewohnen,
-doch unleugbar das Verdienst, die empirischen Wissenschaften
-ununterbrochen angeregt zu haben. Manche philosophische Ansicht,
-welche das griechische Altertum entwickelte, beeinflußte bis
-in die neuere Zeit hinein die Naturwissenschaften. So hat sich
-z. B. das Bestreben, die Mannigfaltigkeit der Stoffe auf einen
-einzigen Urstoff zurückzuführen, bis auf unsere Tage erhalten.
-Zuerst wurde von den ionischen Philosophen eine der bekannten
-Materien, wie die Luft oder das Wasser, zu einem solchen Urstoff
-gestempelt. Später faßte <span class="gesperrt">Aristoteles</span> Luft, Wasser, Erde und
-Feuer als die verschiedenen Erscheinungsformen eines und desselben
-Urprinzips auf. Infolgedessen hielt man eine Verwandlung
-der bekannten Stoffe ineinander für möglich. Und so war es besonders
-die aristotelische Philosophie, auf die sich im Mittelalter
-das Bemühen, unedle Metalle in edle überzuführen, stützen konnte.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p070" id="Page_p070">[Pg p070]</a></span></p>
-
-<p>Die Lehre von den Elementen ist ihrem Ursprung nach auf
-<span class="gesperrt">Empedokles</span> aus Agrigent (um 440 v. Chr.) zurückzuführen.
-Für ihn waren die Urstoffe ewig, selbständig und nicht auseinander
-ableitbar. Durch zwei bewegende Kräfte, die Freundschaft
-und den Streit, den <span class="gesperrt">Heraklit</span> den Vater aller Dinge nannte,
-wurden die Elemente gemischt und zu Dingen gestaltet. Die Entmischung
-sollte in der Weise erfolgen, daß die Teilchen des einen
-Stoffes sich unsichtbar von den Teilchen des anderen ablösen.
-Auf diesem Wege ließ <span class="gesperrt">Empedokles</span> auch die Sinnesempfindungen
-entstehen<a name="FNanchor_181" id="FNanchor_181" href="#Footnote_181" class="fnanchor">181</a>.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Empedokles</span> wußte sich auch über die Naturdinge im besonderen
-manche zutreffende oder doch beachtenswerte Meinung
-zu bilden. So nahm er anstatt des Zentralfeuers, um das die
-Pythagoreer die Erde kreisen ließen, einen feurig-flüssigen Erdkern
-an, von dem die heißen Quellen und die Vulkane ihre Wärme
-erhalten sollten. Das unterirdische Feuer sollte ferner die Gebirge
-emporgehoben haben. Aus großen, auf Sizilien gefundenen
-Knochen schloß <span class="gesperrt">Empedokles</span> auf die vorgeschichtliche Existenz
-eines Riesengeschlechts. Seine Ansichten entwickelte er in einem
-Gedicht »Von der Natur«. Leider sind davon nur wenige Bruchstücke
-erhalten. Diese lassen indes erkennen, daß <span class="gesperrt">Empedokles</span>
-auch über die Natur der Pflanze nachgedacht hat. Letztere erklärte
-er für beseelt. Als Zeichen der Beseelung deutete er allerdings
-Erscheinungen, die man heute mechanisch erklärt, wie das
-Erzittern, das Ausstrecken der Zweige und das kräftige Zurückschnellen
-gebogener Äste. Auch die Behauptung, daß die
-Pflanzen zweierlei Geschlecht besäßen, wird auf <span class="gesperrt">Empedokles</span>
-zurückgeführt. Selbst die später oft wiederkehrende Lehre von
-den periodischen Weltumbildungen begegnet uns schon bei diesem
-Philosophen. Man darf deshalb<a name="FNanchor_182" id="FNanchor_182" href="#Footnote_182" class="fnanchor">182</a> aus den vorhandenen Bruchstücken
-altgriechischer Philosophie schließen, daß eine der wichtigsten
-Annahmen der neueren Geologie, die Lehre nämlich,
-daß unser Erdball eine Reihe von Umwandlungen erlitten, bei
-denen Tiere und Pflanzen untergingen, um sich in anderen
-Arten wieder zu erneuern, als Ahnung schon im Altertum vorhanden
-war<a name="FNanchor_183" id="FNanchor_183" href="#Footnote_183" class="fnanchor">183</a>.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p071" id="Page_p071">[Pg p071]</a></span></p>
-
-<p>»Der Tatsachen, auf die man sich dabei stützte, waren vielleicht
-nicht viele, um so schärfer war aber der Blick, der schon
-das Richtige traf«<a name="FNanchor_184" id="FNanchor_184" href="#Footnote_184" class="fnanchor">184</a>.</p>
-
-
-<h3>Erster Versuch einer Erklärung der Natur aus den
-Prinzipien der Mechanik.</h3>
-
-<p>Hatte man zuerst die Stoffumwandlungen, denen man auf
-Schritt und Tritt begegnete, als ein Entstehen und Vergehen aufgefaßt,
-so waren es Philosophen, welche lehrten, daß alle Veränderung
-auf ein Mischen und Entmischen zurückzuführen sei, und
-daß dabei der Stoff selbst weder sich bilde noch vernichtet werde.
-Dem philosophischen Denken entsprang ferner die Vorstellung, daß
-der Stoff aus kleinsten Teilchen bestehe, durch deren Umlagerung
-jenes Mischen und Entmischen bedingt sei &ndash; beides Grundsätze,
-deren sich die Forschung bemächtigte, um sie als Leitsterne
-bei ihren, auf die denkende Erfassung der Natur gerichteten Bemühungen
-zu verwerten.</p>
-
-<p>Die angedeutete Durchführung der mechanischen Naturerklärung
-vollzog sich im Anschluß an die Lehren des <span class="gesperrt">Empedokles</span>
-durch die Atomisten genannten Philosophen <span class="gesperrt">Leukipp</span> und <span class="gesperrt">Demokrit</span>.
-Ihre Anschauungen lassen sich in folgende Sätze fassen:
-Das All ist anfangslos und auf keine Weise von irgend jemandem
-geschaffen. Überhaupt ist alles seit ewigen Zeiten in der Notwendigkeit
-begründet, sowohl was war, als auch was ist und was
-sein wird<a name="FNanchor_185" id="FNanchor_185" href="#Footnote_185" class="fnanchor">185</a>. Das Weltall besteht aus qualitativ gleichen Teilchen,
-den Atomen, die ihrer Form nach verschieden sind und ihre Lage
-gegeneinander ändern. Damit letzteres möglich ist, muß der Raum
-im übrigen leer sein. Die Atome sind ewig und unzerstörbar.
-Aus Nichts wird nichts. Nichts kann vernichtet werden. Jede
-Veränderung besteht nur in der Verbindung und in der Trennung
-der Atome. Aus der Zahl, der Gestalt, dem Zusammentreffen
-und der Trennung der Atome geht die Mannigfaltigkeit der Dinge
-hervor. Die Vorgänge in der Natur hängen nicht von den Launen
-übernatürlicher Wesen ab, sondern sind ursächlich bedingt; nichts
-geschieht zufällig<a name="FNanchor_186" id="FNanchor_186" href="#Footnote_186" class="fnanchor">186</a>. Die Bewegung der Atome ist seit Anbeginn
-vorhanden, sie hat zur Bildung unzähliger Welten geführt. Außer
-den Atomen und dem leeren Raum gibt es nichts. Eine Schwäche<span class="pagenum"><a name="Page_p072" id="Page_p072">[Pg p072]</a></span>
-dieser atomistischen Lehre, die ihr auch heute noch anhaftet, liegt
-darin, daß nach ihr auch das Seelische aus Atomen, und zwar
-aus Atomen feinerer Art bestehen soll, welche die gröberen Körperatome
-durchdringen, sehr beweglich sind und auf diese Weise
-die Erscheinungen des Lebens hervorrufen. So wurden z. B. die
-Empfindungen des Süßen, Herben, Scharfen daraus erklärt, daß
-die Atome teils kugelig, teils kantig, teils zackig seien. Die Wahrnehmung,
-sowie überhaupt jede Wirkung der Dinge aufeinander
-sind nach <span class="gesperrt">Demokrit</span> durch Ausströmung und Einströmung bedingt.
-Aus diesem Grunde mußten die Körper zwischen den
-Atomen Poren haben. Die Zahl der Atome ist unendlich groß
-und ihre Form unendlich verschieden. Qualitativ sind sie jedoch
-einander völlig gleich. Bei ihrer Bewegung durch den unendlichen
-Raum stoßen sie aufeinander. Dadurch entstehen Wirbel, aus
-denen die Weltkörper hervorgehen. Letztere entstehen und vergehen
-und sind in ihrer Zahl gleichfalls unbegrenzt. Diese Lehre
-von der Weltenbildung<a name="FNanchor_187" id="FNanchor_187" href="#Footnote_187" class="fnanchor">187</a> wurde im 18. Jahrhundert durch <span class="gesperrt">Kant</span>
-und durch <span class="gesperrt">Laplace</span> zu neuem Leben erweckt. Sie hat auch
-<span class="gesperrt">Giordano Bruno</span> zu seinen Spekulationen über die Unendlichkeit
-der Welten angeregt.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Demokrit</span> wurde um 460 v. Chr. in der ionischen Kolonie
-Abdera geboren und starb um 370. Er sammelte auf vielen Reisen
-zahlreiche Kenntnisse. »Ich habe«, sagt er, »unter allen Menschen
-meiner Zeit die größten Länderstrecken durchwandert, das Entfernteste
-erforscht, die meisten Länder gesehen und kundige Menschen
-gehört.« Von seinen zahlreichen Schriften ist leider nur wenig erhalten
-geblieben. Soviel läßt sich jedoch erkennen, daß er in systematischen
-Werken, sowie in Einzelabhandlungen das ganze Gebiet
-menschlichen Wissens zu umspannen gesucht hat. Er schrieb nicht
-nur über Sternkunde, Medizin, Ackerbau, Technologie, Kriegskunst
-wie viele andere vor ihm, sondern von ihm rührt auch der erste
-Versuch einer wissenschaftlichen Zoologie, Botanik und Mineralogie
-her<a name="FNanchor_188" id="FNanchor_188" href="#Footnote_188" class="fnanchor">188</a>. Gefördert und bereichert hat <span class="gesperrt">Demokrit</span> die Wissenschaften
-im einzelnen kaum in erheblichem Maße. Ihn als den größten
-Naturforscher des Altertums zu bezeichnen, ist daher nicht berechtigt.
-In der Astronomie haben ihn <span class="gesperrt">Oenopides</span> und <span class="gesperrt">Meton</span>
-übertroffen. Hielt er doch an der Scheibengestalt der Erde fest,
-so daß er in seinen kosmischen Vorstellungen weit unter <span class="gesperrt">Platon</span><span class="pagenum"><a name="Page_p073" id="Page_p073">[Pg p073]</a></span>
-stand. Auch die Mathematik hat er trotz zahlreicher mathematischer
-Schriften nicht wesentlich gefördert. Trotzdem muß
-man bedauern, daß von seinen Werken nur geringe Bruchstücke<a name="FNanchor_189" id="FNanchor_189" href="#Footnote_189" class="fnanchor">189</a>
-übrig geblieben sind. <span class="gesperrt">Demokrit</span> war ohne Zweifel der größte
-Polyhistor (d. h. kein bloßer Vielwisser) vor <span class="gesperrt">Aristoteles</span>. Letzterer
-rühmt von ihm, daß er überall die natürlichen Ursachen aufgesucht
-und vieles früher Vernachlässigte festgestellt habe. Trotz
-seiner materialistischen Weltanschauung war <span class="gesperrt">Demokrit</span> nach den
-Zeugnissen der Alten eine edle, reichbegabte, für Wahrheit und
-Wissenschaft begeisterte Natur.</p>
-
-<p>Hatte <span class="gesperrt">Demokrit</span> die von <span class="gesperrt">Leukipp</span> (um 500. v. Chr.) herrührende
-atomistische Lehre in ein System gebracht, so ist für
-ihre Weiterverbreitung besonders <span class="gesperrt">Epikur</span> tätig gewesen. Während
-des römischen Zeitalters wurde sie dann durch <span class="gesperrt">Lucretius Carus</span>
-(um 50 v. Chr.) in einem »Über die Natur der Dinge« betitelten
-Lehrgedicht<a name="FNanchor_190" id="FNanchor_190" href="#Footnote_190" class="fnanchor">190</a> dargestellt.</p>
-
-<p>Am meisten Schwierigkeiten machte es diesen als Atomisten bezeichneten
-Philosophen, die zweckmäßige Beschaffenheit der Naturerzeugnisse,
-die auch <span class="gesperrt">Demokrit</span> nach einer Stelle des <span class="gesperrt">Aristoteles</span>
-bewundert haben soll, ohne die Mitwirkung einer Zwecktätigkeit,
-sondern lediglich aus der Notwendigkeit zu erklären. <span class="gesperrt">Aristoteles</span>
-(Physik II, 8) wirft die Frage auf, »ob die Natur nur
-infolge einer blinden Notwendigkeit oder nach Zwecken handle«.
-Falle doch auch der Regen nicht etwa, damit das Getreide wächst,
-sondern weil die aufsteigenden Dünste sich verdichten. Daß das
-Getreide dann wächst, treffe sich nur so nebenbei. »Könnte nicht«,
-fragt <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, »dasselbe von allen Naturerzeugnissen gelten
-und könnten beispielsweise die Vorderzähne nicht zufällig scharf
-und die Backenzähne zufällig stumpf sein. Dann wäre der Dienst,
-den sie uns leisten, eine unbeabsichtigte Folge dieses Zufalls und
-dem Zusammentreffen ähnlich, das zwischen der Verdichtung der<span class="pagenum"><a name="Page_p074" id="Page_p074">[Pg p074]</a></span>
-Dämpfe und dem Wachsen des Getreides besteht. Diejenigen
-Wesen nun, bei denen sich alles so traf, wie wenn es zu einem
-Zwecke entstanden wäre, blieben erhalten, dagegen ging unter und
-geht noch fortwährend zugrunde, was der Zufall nicht zweckmäßig
-gebildet hat«. <span class="gesperrt">Aristoteles</span> weist diese Einwendungen, die man,
-wie er sagt, machen könnte, zurück. Nach ihm gibt es überall
-einen Zweck (»ein Weswegen«) in dem, was von Natur geschieht.
-In ihr herrsche der Zweck ebenso wie in der Kunst.</p>
-
-<p>Wie sich die Atomisten die Welt ohne eine Zwecke setzende
-Tätigkeit entstanden dachten, ersieht man aus einigen Stellen des
-<span class="gesperrt">Lukrez</span>, so insbesondere aus folgenden Versen<a name="FNanchor_191" id="FNanchor_191" href="#Footnote_191" class="fnanchor">191</a>:</p>
-
-<div class="poem">
-<p>»Sage mir ferner, woher ist gekommen den Göttern das Vorbild</p>
-<p>Der zu erzeugenden Dinge, ja selbst der Begriff nur des Menschen;</p>
-<p>Daß sie wußten und sahen im Geiste, was schaffen sie wollten.</p>
-<p>Woher erhielten sie jemals von Kräften der Urstoffe Kenntnis,</p>
-<p>Was durch veränderte Ordnung sie alles zu leisten vermöchten,</p>
-<p>Hätte Natur nicht selbst eine Probe des Schaffens gegeben?</p>
-<p>Denn gar viele der Urkörper pflegten seit ewigen Zeiten</p>
-<p>Durch ihr eignes Gewicht und durch Stöße von außen getrieben,</p>
-<p>Sich zu bewegen und mischen auf alle nur mögliche Weise</p>
-<p>Und zu versuchen, was sie für Verbindungen schaffen wohl könnten,</p>
-<p>Wenn sie bald so, bald anders sich zueinander gesellten.</p>
-<p>Ist da wohl zu verwundern, daß endlich sie nun auch in solche</p>
-<p>Lage gerieten und auch in solche Bewegungen kamen,</p>
-<p>Durch die das ganze All jetzt besteht und stets sich erneuert?«</p>
-</div>
-
-<p>Und etwas später<a name="FNanchor_192" id="FNanchor_192" href="#Footnote_192" class="fnanchor">192</a>:</p>
-
-<div class="poem">
-<p>»Denn nicht haben Atome nach reiflich erwogenem Plane</p>
-<p>Jedes zur richtigen Stell' sich begeben mit rechnendem Geiste,</p>
-<p>Wahrlich auch nicht durch Verträge bestimmt eines jeden Bewegung.«</p>
-</div>
-
-<p>Den Gedanken, daß die Natur oft neue Arten schaffe, die
-wieder untergehen, wenn sie sich nicht erhalten können, hat nach
-dem Wiederaufleben der Wissenschaften zuerst <span class="gesperrt">Cardanus</span> ausgesprochen<a name="FNanchor_193" id="FNanchor_193" href="#Footnote_193" class="fnanchor">193</a>.
-Er tat dies in Anlehnung an die durch <span class="gesperrt">Lukrez</span> verbreiteten<span class="pagenum"><a name="Page_p075" id="Page_p075">[Pg p075]</a></span>
-Lehren <span class="gesperrt">Demokrits</span> und <span class="gesperrt">Epikurs</span>. Es ergibt sich somit
-ein ununterbrochener Zusammenhang zwischen den schon im Altertum
-ausgesprochenen Vorahnungen der Deszendenztheorie und ihrer
-wissenschaftlichen Gestaltung durch <span class="gesperrt">Lamarck</span> und <span class="gesperrt">Darwin</span>. Übte
-doch die um 1715 entstandene Schrift <span class="gesperrt">de Maillets</span> einen bedeutenden
-Einfluß auf die Entwicklung der evolutionistischen Ideen
-aus, der sich besonders ein Jahrhundert später bei <span class="gesperrt">Lamarck</span>
-bemerklich machte (s. i. IV. Bande). Wie <span class="gesperrt">Cardanus</span> ist aber
-auch <span class="gesperrt">de Maillet</span> sehr wahrscheinlich durch die aus dem Altertum
-stammenden Keime zur Aufstellung seiner Lehre veranlaßt
-worden<a name="FNanchor_194" id="FNanchor_194" href="#Footnote_194" class="fnanchor">194</a>.</p>
-
-<p>Mag man vom philosophischen Standpunkte aus der mechanischen
-Welterklärung Wert beilegen oder sie für überwunden
-halten, man wird immer die vorurteilsfreie und konsequente Denkweise
-ihrer Schöpfer anerkennen müssen. Besteht doch auch heute
-das Bestreben der Forschung darin, Qualität auf Quantität zurückzuführen
-und in der Meßbarkeit einer Erscheinung ihre Erklärung
-zu finden. »Wer weiß, daß erst durch diese Methode die großen
-Triumphe der Naturwissenschaft errungen wurden, wird die Größe
-des demokritischen Gedankens zu würdigen wissen. Die atomistische
-Theorie ist zwar ein Gewebe von Hypothesen. Und doch haben
-wir kein besseres Netz, um die Naturerscheinungen für unser Verständnis
-einzufangen«<a name="FNanchor_195" id="FNanchor_195" href="#Footnote_195" class="fnanchor">195</a>. Die atomistische Lehre hat ein sonderbares
-Schicksal erlitten. Auf das Zeitalter, in dem sie entstanden
-war, hat sie nur einen geringen Einfluß ausgeübt. Erst 2000 Jahre
-später wurde sie durch <span class="gesperrt">Gassendi</span> und besonders durch <span class="gesperrt">Dalton</span>
-wieder ins Leben gerufen. Seitdem hat sie die größte wissenschaftliche
-Bedeutung erlangt, weil die Mechanik der Atome allen
-Naturerscheinungen zugrunde gelegt wurde<a name="FNanchor_196" id="FNanchor_196" href="#Footnote_196" class="fnanchor">196</a>.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p076" id="Page_p076">[Pg p076]</a></span></p>
-
-
-<h3>Der Beginn der idealistischen Weltanschauung.</h3>
-
-<p>Eine weitere Tat der alten Philosophie bestand in der Aufstellung
-und Durchführung des Zweckbegriffs an Stelle der von den
-Atomisten behaupteten bewußtlosen Notwendigkeit durch <span class="gesperrt">Anaxagoras</span>.
-Nach allem, was wir von ihm wissen, war <span class="gesperrt">Anaxagoras</span>
-einer der bedeutendsten Philosophen des Altertums. Er wurde
-um 500 v. Chr. in Kleinasien geboren und siedelte nach den
-Perserkriegen nach Athen über, wo er zu <span class="gesperrt">Perikles</span> in freundschaftliche
-Beziehungen trat. <span class="gesperrt">Anaxagoras</span> erblickte im Nachdenken
-über die Natur und das Geschehen seine Aufgabe und
-verpflanzte diese Art des Philosophierens nach Athen, das in der
-Folge zum Mittelpunkt des geistigen Lebens der Alten wurde.
-Seine Schrift über die Natur war zur Zeit des <span class="gesperrt">Sokrates</span> sehr
-verbreitet. Von dieser Schrift sind leider nur Fragmente erhalten
-geblieben<a name="FNanchor_197" id="FNanchor_197" href="#Footnote_197" class="fnanchor">197</a>.</p>
-
-<p>Wie <span class="gesperrt">Empedokles</span> geht <span class="gesperrt">Anaxagoras</span> von der Ansicht aus,
-daß alles Geschehen ein Gemischtwerden und eine Entmischung
-sei, wobei sich die Menge des Stoffes im Weltall weder mehre
-noch mindere. Die hierzu erforderliche bewegende Kraft erblickte
-er in einer vom Stoff gesonderten, freiwaltenden, selbst unbewegten
-Intelligenz. Diese nach Zwecken handelnde Intelligenz wird aber
-von ihm mehr vorausgesetzt als nachgewiesen. Daher werfen ihm
-<span class="gesperrt">Plato</span> und <span class="gesperrt">Aristoteles</span> vor, sein »&#957;&#959;&#8166;&#987;«<a name="FNanchor_198" id="FNanchor_198" href="#Footnote_198" class="fnanchor">198</a> habe ihm zur Erklärung
-nur als <span lang="la" xml:lang="la">deus ex machina</span> gedient.</p>
-
-<p>Aus dem Urzustande oder dem Chaos hat der »&#957;&#959;&#8166;&#987;« nach
-<span class="gesperrt">Anaxagoras</span> als ordnendes, nicht als schaffendes Prinzip das
-Universum entstehen lassen. Eine Erschaffung aus dem Nichts
-ist eine orientalische Vorstellung, welche dem griechischen Geiste
-wenig zusagte und uns daher bei den griechischen Philosophen
-kaum begegnet. Der »&#957;&#959;&#8166;&#987;« und die Urbestandteile der Dinge
-sind vielmehr von Anbeginn vorhanden. Es ist der philosophische
-Keim der Lehre von der Erhaltung von Stoff und Kraft, der uns
-hier begegnet. Der »&#957;&#959;&#8166;&#987;« versetzte die Masse in eine Art Wirbelbewegung,
-welche das Gleichartige zusammenführte und das Weltall
-in seiner jetzigen Verfassung entstehen ließ. Die später von <span class="gesperrt">Kant</span>
-und <span class="gesperrt">Laplace</span> entwickelte Nebularhypothese besagt, wie wir sehen<span class="pagenum"><a name="Page_p077" id="Page_p077">[Pg p077]</a></span>
-werden, im Grunde dasselbe. Nur daß die Neueren diese Vorstellungen
-von der alten geozentrischen Ansicht loslösten und sie
-vom Standpunkte der koppernikanischen Lehre entwickelten. Infolge
-der Wirbelbewegung trennen sich nach <span class="gesperrt">Anaxagoras</span> Äther,
-Luft, Wasser und Erde voneinander. Vom letzteren Elemente
-verharren einzelne Massen infolge der Wirbelbewegung im Äther,
-der ihnen Leuchtkraft verleiht und sie uns als Gestirne erscheinen
-läßt. Für diese Ansicht sprechen nach <span class="gesperrt">Anaxagoras</span> die vom
-Himmel fallenden Meteoriten, von denen er den 423 v. Chr. in
-Aegospotamoi (Thrazien) gefallenen erwähnt. Er meint, dieses
-Eisenstück, das bei Tageslicht auf die Erde herabgefallen sei<a name="FNanchor_199" id="FNanchor_199" href="#Footnote_199" class="fnanchor">199</a>,
-stamme von der Sonne, und mache es wahrscheinlich, daß letztere
-aus glühendem Eisen bestehe. Auch der Mond sei ein Weltkörper
-wie unsere Erde und besitze Berge und Täler, eine Vorahnung,
-deren Richtigkeit erst 2000 Jahre später durch Galilei erwiesen
-werden konnte<a name="FNanchor_200" id="FNanchor_200" href="#Footnote_200" class="fnanchor">200</a>. <span class="gesperrt">Anaxagoras</span> teilte das Schicksal vieler
-aufgeklärten Geister. Er wurde im hohen Alter als Gottesleugner
-ins Gefängnis geworfen und nur auf die Verwendung des <span class="gesperrt">Perikles</span>
-hin wieder in Freiheit gesetzt. Die Anklage stützte sich besonders
-darauf, daß <span class="gesperrt">Anaxagoras</span> die Sonne für einen glühenden Meteorstein
-erklärt hatte. Ihm, wie später dem <span class="gesperrt">Sokrates</span> und <span class="gesperrt">Aristoteles</span>,
-hat das atheniensische Volk mit Undank gelohnt.</p>
-
-<p>Erwies sich auch der auf <span class="gesperrt">Anaxagoras</span> zurückzuführende Begriff
-der Zweckmäßigkeit, der in den platonischen Ideen seine Fortbildung
-fand, während der späteren Entwicklungsstufen der Wissenschaft
-als unzureichend, so war er doch für die Naturforschung
-des Altertums von Bedeutung und bei dem Aufbau des das Wissen
-jener Zeit umfassenden, aristotelischen Lehrgebäudes das eigentlich
-Treibende.</p>
-
-<p>Hinderlich wurde die alte Philosophie der Wissenschaft zuweilen
-dadurch, daß sie sich mehr dichterisch schaffend als kritisch
-forschend verhielt. Man war zu leicht geneigt, das Wort für das
-Ding und den Begriff für das eigentliche Wesen des Dinges zu
-nehmen. »Durch die Wörter«, sagt daher <span class="gesperrt">Lange</span> in seiner Geschichte
-des Materialismus<a name="FNanchor_201" id="FNanchor_201" href="#Footnote_201" class="fnanchor">201</a> mit Recht, »ließen <span class="gesperrt">Sokrates</span>, <span class="gesperrt">Plato</span><span class="pagenum"><a name="Page_p078" id="Page_p078">[Pg p078]</a></span>
-und <span class="gesperrt">Aristoteles</span> sich täuschen. Wo ein Wort war, wurde ein
-Wesen vorausgesetzt. Gerechtigkeit z. B. mußte doch etwas bedeuten.
-Es mußte also Wesen geben, welche den Ausdrücken entsprechen.«</p>
-
-<p>In <span class="gesperrt">Platon</span> (427&ndash;347) erreichte die griechische Philosophie
-ihren Höhepunkt. Sein System gipfelt darin, daß er die Idee
-als die Ursache und den Zweck des Geschehens betrachtet und
-auf diese Weise das Geistige und die Körperwelt aus einem
-Prinzip ableitet. Obgleich <span class="gesperrt">Platon</span> wenig Eigenes auf dem Gebiete
-der Mathematik geschaffen hat und seine Neigung zu den
-Naturwissenschaften nur gering war, hat er dennoch diese beiden
-Wissensgebiete in nicht geringem Maße befruchtet. Groß war
-vor allen Dingen der persönliche Einfluß, den er als Gründer der
-atheniensischen Akademie auf seine Schüler ausübte. Zu ihnen
-zählten <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, <span class="gesperrt">Eudoxos</span> und <span class="gesperrt">Herakleides Pontikos</span>.
-<span class="gesperrt">Platon</span> selbst wurde besonders durch die Pythagoreer angeregt,
-mit deren Lehren er in Großgriechenland bekannt geworden war.
-Auch in Ägypten ist <span class="gesperrt">Platon</span> gewesen.</p>
-
-<p>Seine Ansichten über die Natur entwickelt <span class="gesperrt">Platon</span> in demjenigen
-seiner Dialoge, der den Titel »Timäos« führt. Diese Schrift
-ist in besonders hohem Grade durch mythische und pythagoreische
-Lehren beeinflußt. Nach <span class="gesperrt">Platon</span> besteht die Welt nicht seit
-Ewigkeit, wie der fast gleichzeitig lebende <span class="gesperrt">Demokrit</span> lehrte, sondern
-sie hat einen Beginn und einen Schöpfer. Ewig sind nur
-die Ideen, welche der Schöpfer, das ist das bewegende Prinzip,
-mit dem zunächst ungeformten Urgrund der materiellen Welt (etwa
-dem Chaos zu vergleichen) verbindet. Das Ergebnis ist nicht eine
-Unendlichkeit von Welten, sondern nur eine Welt, der die vollkommenste
-Gestalt, das ist die Kugelform, zukommt. Auch in
-den Einzelheiten weicht die platonische Auffassung in solchem
-Maße von der mechanischen ab, daß sie nicht die Grundlage der
-nach einer Erklärung aus mechanischen Prinzipien suchenden
-Naturwissenschaften werden konnte.</p>
-
-
-<h3>Die Begründung der griechischen Mathematik.</h3>
-
-<p>In gleichem Maße, wie die ersten philosophischen Bestrebungen
-anregend auf die Forschung gewirkt haben, war dies auch hinsichtlich
-der Mathematik der Fall. Zur vollen Erkenntnis der Wahrheit,
-daß nur durch die Vereinigung des mathematischen Verfahrens
-mit der experimentellen Forschungsweise Aussicht auf eine Lösung<span class="pagenum"><a name="Page_p079" id="Page_p079">[Pg p079]</a></span>
-der naturwissenschaftlichen Probleme vorhanden ist, sollte jedoch
-erst die neuere Zeit gelangen. Es ist ein wesentlicher Mangel der
-Alten, welche die Mathematik wohl zu handhaben wußten, daß sie
-sich nicht in gleichem Maße für die Ausübung des Experiments
-befähigt zeigten. Mannigfache Gründe sind hierfür ins Feld geführt
-worden. Einer der wichtigsten bestand wohl in dem Überschätzen
-der reinen Geistestätigkeit gegenüber jeder Beschäftigung
-mit materiellen Dingen. Auch der Umstand, daß die Ausübung
-gewerblichen Schaffens eines freien Mannes unwürdig galt und in
-die Hand der Sklaven gelegt wurde, war dem Entstehen der experimentellen
-Forschungsweise in hohem Grade hinderlich<a name="FNanchor_202" id="FNanchor_202" href="#Footnote_202" class="fnanchor">202</a>.</p>
-
-<p>Wenn wir die Entwicklung der Mathematik, die hier gleich
-den Ergebnissen der Philosophie nur soweit in Betracht kommt,
-wie sie die Naturwissenschaften beeinflußt hat, nach ihren ersten,
-an ägyptische und babylonische Elemente anknüpfenden Schritten
-weiter verfolgen, so richtet sich unser Blick von Ionien nach
-einem anderen Hauptsitz hellenischer Bildung, nämlich nach Großgriechenland.
-Hatte man den Wert der mathematischen Betrachtungsweise
-in Ionien überhaupt erst schätzen gelernt, so finden
-wir dort, bei <span class="gesperrt">Pythagoras</span> und seinen Anhängern eine beträchtliche
-Überschätzung derselben. Wichtig ist vor allem, daß auch
-im übrigen Griechenland Männer auftraten, die in der denkenden
-Betrachtung der Welt ihre Lebensaufgabe erblickten. Als einer
-der ersten wird uns <span class="gesperrt">Pythagoras</span> genannt. Da indes von seinem
-Leben fast nichts verlautet und auch keine von ihm herrührende
-Schrift auf uns gekommen ist, so tritt uns in <span class="gesperrt">Pythagoras</span> wie
-in <span class="gesperrt">Thales</span> eine sagenumwobene Gestalt entgegen. Ersterer galt
-lange als der eigentliche Begründer der griechischen Mathematik,
-während für <span class="gesperrt">Thales</span> und <span class="gesperrt">Anaximander</span> die Mathematik als
-Hilfswissenschaft zur Lösung astronomischer Aufgaben in Betracht
-kam. Heute ist das Urteil über die Bedeutung des <span class="gesperrt">Pythagoras</span>
-wesentlich eingeschränkt worden (s. S. <a href="#Page_p080">80</a>).</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p080" id="Page_p080">[Pg p080]</a></span></p>
-
-<p><span class="gesperrt">Pythagoras</span> wurde um 550 v. Chr. in Samos geboren. Über
-die Gründung seiner Schule gehen die Nachrichten sehr auseinander.
-Es läßt sich annehmen, daß er sich vorher gleich <span class="gesperrt">Thales</span> in
-Ägypten, vielleicht auch in Babylon<a name="FNanchor_203" id="FNanchor_203" href="#Footnote_203" class="fnanchor">203</a> aufgehalten hat. Auch in
-diesem Falle würde es sich also um eine Verpflanzung orientalischer
-Wissenschaft auf den, ihrer weiteren Entwicklung besonders günstigen
-Boden Griechenlands gehandelt haben.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Pythagoras</span> und seine Schüler gingen, mehr ahnend als in
-wirklicher Erkenntnis, von der Voraussetzung aus, daß eine durch
-Maß und Zahl bestimmte Gesetzmäßigkeit alles natürliche Geschehen
-beherrsche. In einseitiger Übertreibung dieses Gedankens erblickten
-sie dann in den Zahlen den ursächlichen Grund der Erscheinungswelt.
-»Den Pythagoreern,« sagt <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, »ward die Mathematik
-zur Philosophie.« Es handelte sich indessen bei ihnen mehr
-um bloße Zahlenmystik, als um die Pflege und Förderung exakter
-Wissenschaft. So bezogen sie die Sechs auf Belebung, die Sieben
-auf Gesundheit, die Acht auf Freundschaft usw. Diese Zahlenmystik
-der Pythagoreer ist zum Teil wohl auf akustische Versuche und
-das Nachdenken über das Wesen der Harmonie zurückzuführen.
-Man hatte bemerkt, daß der Ton einer Saite von bestimmter Spannung
-in die Oktave übergeht, wenn man die Länge der Saite auf
-die Hälfte herabsetzt, oder daß gleich gespannte und gleich dicke
-Saiten konsonierende Töne geben, wenn sich ihre Längen wie 1 : 2,
-2 : 3, 3 : 4, 4 : 5 verhalten. Den Grund dieser Erscheinung suchten
-die Pythagoreer nun in dem geheimnisvollen Wesen der Zahlen.
-Auch darin kam die Vorstellung von der Bedeutung der Harmonie
-zum Ausdruck, daß die von der pythagoreischen Schule
-beeinflußte Medizin Gesundheit als die Symmetrie gewisser
-Qualitäten wie Warm, Kalt, Trocken, Feucht usw. betrachtete,
-während Krankheit in der Störung dieser Symmetrie bestehen
-sollte<a name="FNanchor_204" id="FNanchor_204" href="#Footnote_204" class="fnanchor">204</a>.</p>
-
-<p>Auf die Pythagoreer werden zurückgeführt &ndash; wobei sich indes
-nicht unterscheiden läßt, was selbst gefunden und was an
-fremden Elementen aufgenommen wurde &ndash; die Sätze über die
-Winkelsumme im Dreieck, über die Kongruenz der Dreiecke, der
-sogenannte pythagoreische Lehrsatz, sowie die Kenntnis des goldenen
-Schnitts; ferner die ersten Kenntnisse der Stereometrie, insbesondere
-der fünf regelmäßigen Polyeder und der Kugel.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p081" id="Page_p081">[Pg p081]</a></span></p>
-
-<p>Zeugnisse für geometrische Entdeckungen des <span class="gesperrt">Pythagoras</span>
-enthält die Literatur des Altertums an etwa zwölf Stellen. Bei
-der Beurteilung der Zuverlässigkeit dieser Zeugnisse ist indessen
-zu berücksichtigen, daß die ältesten Angaben 500 Jahre, die Hauptquelle
-(<span class="gesperrt">Proklos</span>) sogar 1000 Jahre nach <span class="gesperrt">Pythagoras</span> niedergeschrieben
-wurden<a name="FNanchor_205" id="FNanchor_205" href="#Footnote_205" class="fnanchor">205</a>. <span class="gesperrt">Proklos</span>, der sich auf die beiden verloren
-gegangenen Schriften des <span class="gesperrt">Eudemos</span>, des ältesten Geschichtsschreibers
-der griechischen Mathematik<a name="FNanchor_206" id="FNanchor_206" href="#Footnote_206" class="fnanchor">206</a>, stützt, hat <span class="gesperrt">Pythagoras</span>
-nicht für den Entdecker des Begriffes der irrationalen Größen gehalten
-und ihm weder die Konstruktion der regulären Körper noch
-die Entdeckung des pythagoreischen Lehrsatzes zugeschrieben.
-Auch <span class="gesperrt">Zeller</span>, der Geschichtsschreiber der griechischen Philosophie,
-ist schon der althergebrachten Ansicht entgegengetreten, nach
-welcher <span class="gesperrt">Pythagoras</span> selbst als Mathematiker Hervorragendes geleistet
-haben soll. Das Ergebnis aller neueren Nachforschungen
-besteht darin, daß sich eine bestimmte Leistung auf dem Gebiete
-der Mathematik <span class="gesperrt">Pythagoras</span> mit Sicherheit überhaupt nicht zuweisen
-läßt.</p>
-
-<p>Die den Griechen im allgemeinen nachgerühmte Strenge der
-Beweisführung war bei den Pythagoreern noch wenig entwickelt.
-Sie verfuhren häufig noch induktiv und wußten das Allgemeine
-von den Einzelfällen noch nicht recht zu trennen. Immerhin
-kommt ihnen das Verdienst zu, daß sie die Mathematik von den
-Bedürfnissen des Lebens gesondert und sie als reine Wissenschaft
-aufgefaßt haben<a name="FNanchor_207" id="FNanchor_207" href="#Footnote_207" class="fnanchor">207</a>. Vor allem wurde die Lehre vom Dreieck durch
-<span class="gesperrt">Pythagoras</span> und seine Schule so vollständig entwickelt, daß<span class="pagenum"><a name="Page_p082" id="Page_p082">[Pg p082]</a></span>
-<span class="gesperrt">Euklid</span>, als er die mathematischen Kenntnisse der Griechen in
-seinen »Elementen« zusammenstellte, nur wenig hinzuzufügen
-brauchte. Daß die Winkel des Dreiecks zusammen zwei Rechte
-betragen, bewiesen die Pythagoreer, indem sie durch eine Ecke eine
-Parallele zur Gegenseite zogen<a name="FNanchor_208" id="FNanchor_208" href="#Footnote_208" class="fnanchor">208</a>. Auf den nach <span class="gesperrt">Pythagoras</span> benannten
-Satz wurde man wahrscheinlich dadurch geführt, daß man
-die aus Ägypten oder Babylon zu den Griechen gedrungene Erkenntnis,
-ein Dreieck sei rechtwinklig, wenn sich seine Seiten wie
-3 : 4 : 5 verhalten, mit dem arithmetischen Satze, daß 3<sup>2</sup> + 4<sup>2</sup> gleich 5<sup>2</sup>
-ist, zu verbinden wußte; wie denn überhaupt die Stärke der späteren
-Pythagoreer in der Anwendung der Zahlenlehre auf die Geometrie
-bestand. Auch den Satz, daß die drei Winkelhalbierenden eines
-Dreiecks sich in einem Punkte schneiden, haben die Pythagoreer
-gekannt und zur Auffindung des dem Dreieck eingeschriebenen
-Kreises verwertet<a name="FNanchor_209" id="FNanchor_209" href="#Footnote_209" class="fnanchor">209</a>. Eingehend haben sie sich ferner mit den
-regelmäßigen Polygonen und mit den fünf regelmäßigen Polyedern
-beschäftigt. Von letzteren waren der Würfel, das Tetraëder und
-das Oktaëder schon Gegenstand der orientalischen Mathematik gewesen.
-Das Ikosaëder und das Dodekaëder dagegen hat erst die
-pythagoreische Schule konstruiert. Alle fünf Körper legten die
-Pythagoreer ihren mystischen Welterklärungsversuchen zugrunde.
-Die Welt sollte die Form des Dodekaëders besitzen, die vier übrigen
-regulären Körper dagegen für die Teilchen der vier Grundstoffe,
-Feuer, Erde, Luft und Wasser, formbestimmend sein<a name="FNanchor_210" id="FNanchor_210" href="#Footnote_210" class="fnanchor">210</a>. Zu der
-Erkenntnis, daß es nur fünf reguläre Polyeder gibt, d. h. Körper,
-die von gleichen, gleichseitigen und gleichwinkligen Ebenen begrenzt
-sind, gelangte erst <span class="gesperrt">Euklid</span>.</p>
-
-<p>Wie für die Geometrie, so wurde damals auch in der Arithmetik
-eine Grundlage geschaffen, welche den raschen Aufschwung
-ermöglichte, den die Mathematik bald darauf in Griechenland erfuhr.
-Die Pythagoreer schufen die Begriffe der Prim- und der
-relativen Prim- oder teilerfremden Zahlen. Aus dem Orient übernahmen
-sie dann die Begriffe Quadrat- und Kubikzahl, mit denen
-die Babylonier schon im 3. Jahrtausend v. Chr. vertraut waren.
-Auch die Lehre von den Proportionen wurde von den Pythagoreern
-gepflegt, da die Proportionen sich für manche Aufgaben, die man
-heute durch Gleichungen löst, als besonders geeignet erwiesen.<span class="pagenum"><a name="Page_p083" id="Page_p083">[Pg p083]</a></span>
-Neben der arithmetischen (a - b = c - d) und der geometrischen
-(a : b = c : d) erregten auch die durch Gleichsetzung der inneren
-Glieder sich ergebenden stetigen Proportionen (a - b = b - c und
-a : b = b : c) die Aufmerksamkeit der pythagoreischen Schule.</p>
-
-<p>Auf den Begriff des Irrationalen wurden die Pythagoreer
-geführt, indem sie erkannten, daß die Diagonale und die Seite
-eines Quadrates kein gemeinschaftliches Maß besitzen. Die systematische
-Darstellung der Lehre von der Irrationalität erfolgte durch
-<span class="gesperrt">Euklid</span>. Er dehnt sie auf mehrfache Quadratwurzeln aus, behandelt
-aber nur solche Ausdrücke, die sich mit Zirkel und Lineal
-konstruieren lassen<a name="FNanchor_211" id="FNanchor_211" href="#Footnote_211" class="fnanchor">211</a>.</p>
-
-<p>Einige Jahrhunderte unausgesetzter Pflege der mathematischen
-Wissenschaften, mit denen sich auch die hervorragendsten unter den
-Philosophen, wie <span class="gesperrt">Platon</span> und <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, beschäftigten, genügte
-dann, um in den Werken des <span class="gesperrt">Apollonios</span> und des <span class="gesperrt">Archimedes</span>
-Leistungen allerersten Ranges heranreifen zu lassen. Besonders
-in der Hand des letzteren wurde die Mathematik zu einem Werkzeug,
-mit dem schon die Bewältigung mancher physikalischen Aufgabe
-gelang.</p>
-
-<p>In der Geschichte der griechischen Mathematik nimmt der um
-440 wirkende <span class="gesperrt">Hippokrates</span> von Chios eine vermittelnde Stellung
-zwischen der älteren Schule der Pythagoreer und den Mathematikern
-des 4. Jahrhunderts v. Chr. ein. <span class="gesperrt">Hippokrates</span> begründete eine
-strengere Beweisführung. Auch war er der erste, der ein mathematisches
-Lehrgebäude veröffentlichte<a name="FNanchor_212" id="FNanchor_212" href="#Footnote_212" class="fnanchor">212</a>. Am bekanntesten ist sein
-Satz von den Möndchen (Lunulae
-Hippokratis). Er lautet: Gegeben
-sei ein dem Halbkreise eingeschriebenes,
-gleichschenkliges, rechtwinkliges
-Dreieck. Errichtet man
-dann Halbkreise über den Katheten,
-so sind a und a<sub>'</sub> (die Lunulae)
-den Stücken b und b<sub>'</sub> flächengleich
-(<a href="#fig12">Abb. 12</a>). <span class="gesperrt">Hippokrates</span> hat ferner bewiesen, daß sich die Kreisflächen
-wie die Quadrate der zugehörigen Durchmesser verhalten.
-Auf ihn ist wahrscheinlich auch die Exhaustionsmethode zurückzuführen,
-die uns im Verfolg der weiteren Entwicklung der griechischen
-Mathematik noch wiederholt beschäftigen wird.</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig12" id="fig12" href="images/abb12.jpg"><img width="300" height="150" src="images/abb12.jpg" alt="[Abb. 12]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 12. Der Satz des Hippokrates.</div>
-</div>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p084" id="Page_p084">[Pg p084]</a></span></p>
-
-<p>Der Satz über die Lunulae ist deshalb von besonderem Interesse,
-weil er der erste gelungene Versuch ist, eine krummlinige
-Figur zu quadrieren. <span class="gesperrt">Hippokrates</span><a name="FNanchor_213" id="FNanchor_213" href="#Footnote_213" class="fnanchor">213</a> glaubte sogar, durch seinen
-Satz der Quadratur des Kreises einen Schritt näher gekommen zu
-sein. Seine auf die Lösung dieses Problems hinzielenden Versuche
-mußten indessen schon deshalb ergebnislos bleiben, weil, wie die
-neuere Mathematik bewiesen hat, die wahre Quadratur des Kreises
-nicht möglich ist. Des <span class="gesperrt">Hippokrates</span> Satz über die Lunulae
-war eine wichtige Verallgemeinerung des pythagoreischen Lehrsatzes.
-Letzterer beschränkte sich auf Quadrate. Das Hinzukommen
-des neuen Satzes ließ schon die Erkenntnis durchschimmern,
-daß, ganz allgemein, ähnliche Figuren über den
-Katheten zusammen einer ähnlichen Figur über der Hypotenuse
-flächengleich sind.</p>
-
-<p>Für die alte Mathematik besaßen drei Probleme eine treibende
-Kraft, wie wir sie für die Chemie in dem Problem der Metallverwandlung
-kennen lernen werden. Es waren dies die Quadratur
-des Kreises, die Verdopplung des Würfels oder das delische
-Problem und die Dreiteilung eines beliebigen Winkels. Alle
-drei Aufgaben waren so naheliegend und schienen so einfach
-zu sein. Und doch haben sie, soweit sie überhaupt lösbar sind,
-den größten Mathematikern kaum überwindbare Schwierigkeiten
-bereitet.</p>
-
-<p>Mit den Versuchen, die Quadratur des Kreises zu finden, beginnt
-die griechische Mathematik im 5. Jahrhundert v. Chr. reine
-Wissenschaft zu werden. Das Problem beschäftigt schon den
-<span class="gesperrt">Anaxagoras</span>. Es führt bereits um jene Zeit<a name="FNanchor_214" id="FNanchor_214" href="#Footnote_214" class="fnanchor">214</a> zum Exhaustionsverfahren,
-das <span class="gesperrt">Archimedes</span> weiter entwickelte und das als Vorstufe
-zur Integrationsmethode der neueren Mathematik betrachtet
-werden kann. Da eine vollkommene Lösung der Quadratur nicht
-gefunden werden konnte, so begnügte man sich bei der Exhaustionsmethode
-mit einer angenäherten Bestimmung. Man zeichnete in
-den Kreis zunächst ein Quadrat. Über den Seiten dieser Figur
-errichtete man die Seiten des dem Kreise eingeschriebenen Achtecks,
-darüber das eingeschriebene Sechszehneck und so fort, bis
-das schließlich erhaltene Vieleck von dem Kreise kaum noch abwich.
-Dieses Vieleck wurde dann nach den bekannten Verfahrungs<span class="pagenum"><a name="Page_p085" id="Page_p085">[Pg p085]</a></span>weisen
-der Elementarmathematik so oft in ein flächengleiches Vieleck
-von geringerer Seitenzahl umgeformt, bis man schließlich das
-dem Kreise annähernd flächengleiche Quadrat gefunden hatte. Ein
-derartiges konstruktives Verfahren war sehr umständlich und um
-so fehlerhafter, je größer die Zahl der vorgenommenen Konstruktionen
-war, da ja jede einzelne von dem wahren Werte mehr oder
-weniger abwich.</p>
-
-<p>Gleichfalls im 5. Jahrh. v. Chr. tauchte das delische Problem
-auf. Seinen Namen soll es daher erhalten haben, daß den Deliern
-durch ein Orakel befohlen wurde, einem würfelförmigen Altar
-den doppelten räumlichen Inhalt zu geben. Das Problem, mit dem
-sich alle bedeutenden griechischen Mathematiker, unter ihnen auch
-<span class="gesperrt">Hippokrates</span> von Chios und <span class="gesperrt">Platon</span> beschäftigt haben, führte zunächst
-zum Begriff der Kubikwurzel. Ist nämlich die Kante des
-gegebenen Würfels a, diejenige des gesuchten x, so ist x<sup>3</sup> = 2a<sup>3</sup>
-und x = a&#8731;2. Auf diesen Ausdruck kam schon <span class="gesperrt">Hippokrates</span>.
-Während aber für die Quadratwurzeln geometrische Konstruktionen
-gefunden werden konnten, versagte dieser Weg zunächst bei der
-Kubikwurzel<a name="FNanchor_215" id="FNanchor_215" href="#Footnote_215" class="fnanchor">215</a>. Die Gleichung x = a&#8731;2 bedeutet, daß die gesuchte
-Seite des doppelten Würfels die erste (x) von zwei mittleren Proportionalen
-(x und y) ist, die man in Form einer laufenden Proportion
-zwischen die einfache (a) und die doppelte Seite (2a) des
-gegebenen Würfels einschaltet. Ist nämlich</p>
-
-
-<p class="l1 m2">a : x = x : y = y : 2a, so ist<br />
-(1) a : x = x : y und<br />
-(2) x : y = y : 2a.
-</p>
-
-<p>Setzen wir den aus (2) ermittelten Wert für y, nämlich y =
-&#8730;(2ax) in Gleichung (1) ein, so erhalten wir a : x = x : &#8730;(2ax), daraus
-folgt:</p>
-
-<p class="m2">
-x<sup>2</sup> = a&#8730;(2ax)<br />
-x<sup>4</sup> = a<sup>2</sup> · 2ax<br />
-x<sup>3</sup> = 2a<sup>3</sup><br />
-x&nbsp;&nbsp; = a&#8731;2.
-</p>
-
-<p>Die Aufgabe war also gelöst, wenn es gelang den Wert x,
-ausgehend von der laufenden Proportion a : x = x : y = y : 2a, zu
-konstruieren. Geometrisch ist diese Proportion durch beistehende<span class="pagenum"><a name="Page_p086" id="Page_p086">[Pg p086]</a></span>
-Figur (<a href="#fig13">Abb. 13</a>) ausgedrückt: ABCD ist ein Rechteck. ACD
-und CDE sind rechtwinklige Dreiecke. Für die in der Figur mit
-a, b, x, y bezeichneten Stücke gelten dann nach einem bekannten
-Satz über die Proportionalität rechtwinkliger Dreiecke die Verhältnisse
-a : x = x : y und x : y = y : b<a name="FNanchor_216" id="FNanchor_216" href="#Footnote_216" class="fnanchor">216</a>.</p>
-
-<p>Spätere Mathematiker, unter denen vor allen <span class="gesperrt">Platons</span> Schüler
-<span class="gesperrt">Menächmos</span> (etwa 350 v. Chr.) zu nennen ist, gelangten durch
-die Beschäftigung mit dem delischen Problem über die Geometrie
-der Geraden und des Kreises hinaus zu den für die Astronomie
-und die Mechanik so überaus wichtigen, als Parabel, Ellipse und
-Hyperbel bezeichneten Kurven.</p>
-
-<p>Ausgehend von der schon <span class="gesperrt">Hippokrates</span>
-geläufigen Proportion
-a : x = x : y = y : b, in welcher b
-für den besonderen Fall der Würfelverdoppelung
-gleich 2a ist, erkannte
-<span class="gesperrt">Menächmos</span>, daß die aus jener
-Proportion folgenden Ausdrücke
-x<sup>2</sup> = ay und y<sup>2</sup> = bx zu einer
-neuen Kurve führen. Beide Ausdrücke
-sind nämlich in der Form
-gleich und enthalten daher auch
-die gleiche Forderung. Ins Geometrische
-übersetzt bedeuten sie
-nämlich, an eine Gerade ein Rechteck (ay) so anzutragen (&#960;&#945;&#961;&#945;&#946;&#8059;&#955;&#955;&#949;&#953;&#957;),
-daß der Inhalt einem Quadrate (x<sup>2</sup>) gleich ist.</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig13" id="fig13" href="images/abb13.jpg"><img width="196" height="200" src="images/abb13.jpg" alt="[Abb. 13]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 13. Konstruktion zur Lösung
-des delischen Problems.</div>
-</div>
-
-<p><span class="gesperrt">Menächmos</span> erkannte, daß der geometrische Ort für die
-Schnittpunkte aller, dieser Bedingung genügenden Rechtecke eine
-vom Kreise abweichende krumme Linie bildet, die später wegen
-des Antragens (&#960;&#945;&#961;&#945;&#946;&#959;&#955;&#8053;) des Rechteckes an die Gerade den Namen
-Parabel erhielt. Er zeigte weiter, daß sich der für die Würfelverdoppelung
-gesuchte Wert x als Schnittpunkt einer Parabel mit
-einer Hyperbel oder als Schnittpunkt zweier Parabeln ermitteln
-läßt. Doch würde ein weiteres Eingehen auf diese Konstruktionen
-hier zu weit führen. Jedenfalls steht fest, daß <span class="gesperrt">Menächmos</span> mit
-einer punktweisen Konstruktion beider Kurven und mit ihren
-Grundeigenschaften, ja sogar mit den Asymptoten der Hyperbel<span class="pagenum"><a name="Page_p087" id="Page_p087">[Pg p087]</a></span>
-bekannt war<a name="FNanchor_217" id="FNanchor_217" href="#Footnote_217" class="fnanchor">217</a>. Die Beziehung der von ihm untersuchten Kurven
-zur Kegeloberfläche hat <span class="gesperrt">Menächmos</span> wahrscheinlich noch nicht
-erkannt, jedenfalls gelangte er zu diesen Kurven, indem er sich
-bemühte, für einen arithmetischen Ausdruck den zugehörigen geometrischen
-Ort zu bestimmen<a name="FNanchor_218" id="FNanchor_218" href="#Footnote_218" class="fnanchor">218</a>.</p>
-
-<p>Auch die Aufgabe, einen Winkel in drei gleiche Winkel zu
-zerlegen, führte, wie das delische Problem, auf kubische Gleichungen
-und höhere Kurven. So gelang es um 400 v. Chr.<a name="FNanchor_219" id="FNanchor_219" href="#Footnote_219" class="fnanchor">219</a> die
-Dreiteilung des Winkels mit Hilfe der Quadratrix genannten Kurve
-auszuführen<a name="FNanchor_220" id="FNanchor_220" href="#Footnote_220" class="fnanchor">220</a>.</p>
-
-<p>Die Beschäftigung mit dem delischen Problem und den Kegelschnitten
-führte im Verlauf der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts
-v. Chr. auch zu einem tieferen Eindringen in die Wahrheiten der
-Stereometrie. Vor allem sehen wir <span class="gesperrt">Platon</span> und seine Schüler auf
-diesem Gebiete tätig. Auf den unbefriedigenden Zustand dieser
-Wissenschaft wies er mit folgenden Worten hin: »Hinsichtlich der
-Messungen von allem, was Länge, Breite und Höhe hat, legen die
-Griechen eine in allen Menschen von Natur vorhandene, aber ebenso
-lächerliche wie schmähliche Unwissenheit an den Tag«. <span class="gesperrt">Platon</span>
-gebührt aber auch das allgemeinere Verdienst, die mathematische
-Methode dadurch verbessert zu haben, daß er jeden Satz auf
-Vordersätze zurückführte, bis er endlich zu Axiomen und Definitionen
-als den, weitere Voraussetzungen entbehrenden Grundlagen
-der Mathematik gelangte. Auch die Erfindung des indirekten
-Beweisverfahrens wird <span class="gesperrt">Platon</span> zugeschrieben<a name="FNanchor_221" id="FNanchor_221" href="#Footnote_221" class="fnanchor">221</a>.</p>
-
-<p>Unter den stereometrischen Sätzen, welche die platonische
-Schule auffand, verdienen besonders zwei hervorgehoben zu werden.
-Es ist das der Satz von der Raumgleichheit der Pyramide mit
-dem dritten Teile des Prismas von gleicher Grundfläche und gleicher
-Höhe. Ferner erkannte man, daß Kugeln sich in bezug auf den
-Rauminhalt wie die dritten Potenzen ihrer Durchmesser verhalten<a name="FNanchor_222" id="FNanchor_222" href="#Footnote_222" class="fnanchor">222</a>.<span class="pagenum"><a name="Page_p088" id="Page_p088">[Pg p088]</a></span>
-Um jene Zeit scheint auch die Entdeckung stattgefunden zu haben,
-daß Ellipse, Parabel und Hyperbel wie der Kreis als Kurven auf
-der Kegeloberfläche (Kegelschnitte) entstehen, wenn man Ebenen
-in verschiedener Neigung zur Kegelachse durch den Kegel legt<a name="FNanchor_223" id="FNanchor_223" href="#Footnote_223" class="fnanchor">223</a>.</p>
-
-
-<h3>Die Anfänge der griechischen Astronomie<a name="FNanchor_224" id="FNanchor_224" href="#Footnote_224" class="fnanchor">224</a>.</h3>
-
-<p>Nicht so erfolgreich wie auf den Gebieten der Philosophie und
-der Mathematik sind die Griechen während dieser Periode in der
-Astronomie gewesen. Die Anfänge dieser Wissenschaft verdankten
-sie den Sternwarten Mesopotamiens, so die Kenntnis der Ekliptik,
-der Tierkreiszeichen, der Planetenreihe usw. Auch das Duodezimal-
-sowie das Sexagesimalsystem und die auf diesen Systemen beruhenden
-Maße gelangten über die ionischen Städte, welche dem
-babylonischen Einfluß weit geöffnet waren, nach Griechenland<a name="FNanchor_225" id="FNanchor_225" href="#Footnote_225" class="fnanchor">225</a>.
-Große Schwierigkeiten bereitete den Griechen ihre Zeitrechnung,
-der sie anfangs die Bewegung des Mondes zugrunde legten. Man
-sah dieses Gestirn in rascher Folge einen Wechsel von Lichtgestalten
-durchlaufen und gelangte dadurch zur Aufstellung des synodischen
-Monats, dessen Dauer 29 Tage 12 Stunden und 44 Minuten beträgt.
-Es ist nun sehr wahrscheinlich, daß der erste Versuch, die
-Rechnung nach Mond und Sonne zu regeln, zur Festsetzung eines
-Zeitraums von 12 Monaten zu 30 Tagen führte. Ein solcher Kalender
-konnte den Bedürfnissen jedoch nicht lange genügen, da
-er dem tatsächlichen Verlauf der himmlischen Bewegungen zu
-wenig entsprach. Der nächste Schritt bestand deshalb darin, daß
-man den Monat abwechselnd zu 29 und 30 Tagen rechnete. Dadurch
-wurde das Jahr aber auf 354 Tage verkürzt. Mit diesem
-Zeitabschnitt rechneten die Griechen, bis <span class="gesperrt">Solon</span> den bedeutenden
-Ausfall, den man erlitten, dadurch ausglich, daß er jedem zweiten
-Jahre einen vollen Monat von 30 Tagen zulegte. Auf das Jahr
-kamen also im Mittel (2 · 354 + 30)/<sub>2</sub> = 369 Tage, was noch immer eine
-starke Abweichung von der wirklichen Dauer bedeutete. Einer der<span class="pagenum"><a name="Page_p089" id="Page_p089">[Pg p089]</a></span>
-ersten, der sich (um 460 v. Chr.) bemühte, die Kalenderrechnung
-durch einen besseren Ausgleich zwischen dem Mondumlauf und dem
-Sonnenjahr zu regeln, war der Astronom <span class="gesperrt">Oenopides</span> auf Chios,
-zu dessen Schülern wahrscheinlich <span class="gesperrt">Hippokrates</span> von Chios zählte.
-<span class="gesperrt">Oenopides</span> setzte 730 Mond-Monate 59 Sonnen-Jahren gleich
-und kam so zu einer Jahreslänge von 365,373 Tagen. Er soll auch
-viel zur Übermittlung der ägyptischen und babylonischen Astronomie
-beigetragen und den aus gleichen Abschnitten bestehenden
-Tierkreis in Griechenland eingeführt haben. Auch dadurch hat
-er sich einen Namen gemacht, daß er die regelmäßig wiederkehrenden
-Nilschwellen auf kosmische Ursachen zurückführte.</p>
-
-<p>Die Verwirrung, in welche der Kalender der Griechen geraten
-war, hat ihr großer Lustspieldichter <span class="gesperrt">Aristophanes</span><a name="FNanchor_226" id="FNanchor_226" href="#Footnote_226" class="fnanchor">226</a> dadurch verspottet,
-daß er den Mond über einen solch unhaltbaren Zustand
-sich beklagen läßt. Erst dem atheniensischen Mathematiker <span class="gesperrt">Meton</span>
-gelang 433 v. Chr. die endgültige Beseitigung dieses Wirrsals. Er
-führte einen Zyklus ein, der 19 Jahre und innerhalb dieses Zeitraums
-125 »volle« und 110 »leere« Monate umfaßte, so daß das Jahr
-(125 · 30 + 110 · 29)/<sub>19</sub> = 365,263 Tage enthielt, während der wahre
-Wert des Sonnenjahres sich auf 365,242 Tage beläuft<a name="FNanchor_227" id="FNanchor_227" href="#Footnote_227" class="fnanchor">227</a>.</p>
-
-<p>Die Einteilung nach Stunden, für die sich bei <span class="gesperrt">Herodot</span> noch
-keine besondere Bezeichnung findet, scheint erst gegen das Ende
-des 4. vorchristlichen Jahrhunderts in Gebrauch gekommen zu sein.
-Vorher begnügte man sich damit, daß man aus der Schattenlänge
-des eigenen Körpers oder eines senkrechten Sonnenzeigers auf das
-Vorrücken der Tageszeit schloß<a name="FNanchor_228" id="FNanchor_228" href="#Footnote_228" class="fnanchor">228</a>.</p>
-
-<p>Zu einer annähernden Bestimmung des Sonnenjahres mußte
-man gelangen, sobald man zur genaueren Messung der Schattenlänge
-mit Hilfe des Gnomons überging. Man erkannte, daß die
-Mittagshöhen und damit die Tageslängen und die Jahreszeiten innerhalb
-einer Periode von 365<sup>1</sup>/<sub>4</sub> Tagen wiederkehren. Zu dieser Erkenntnis
-kam die Beobachtung, daß innerhalb derselben Periode<span class="pagenum"><a name="Page_p090" id="Page_p090">[Pg p090]</a></span>
-gewisse Fixsterne nacheinander in der Nähe der auf- oder untergehenden
-Sonne gesehen werden. Daraus schloß man, daß die
-stete Änderung in der Kulmination der Sonne daher rühre, daß
-dieses Gestirn im Laufe eines Jahres einen zum Himmelsäquator
-geneigten Kreis beschreibt. Um die Neigung dieses, als Ekliptik<a name="FNanchor_229" id="FNanchor_229" href="#Footnote_229" class="fnanchor">229</a>
-bezeichneten Kreises zu bestimmen, war es erforderlich, die größte
-und die geringste Mittagshöhe an einem Orte zu messen und das
-Mittel aus der Differenz dieser Höhen zu nehmen. Der erste
-Grieche, der die Schiefe der Ekliptik auf diesem Wege bestimmte,
-soll <span class="gesperrt">Anaximander</span> gewesen sein<a name="FNanchor_230" id="FNanchor_230" href="#Footnote_230" class="fnanchor">230</a>. Indes begegnen wir weit
-früheren Angaben. So fanden chinesische Astronomen schon um
-1100 v. Chr. für die Schiefe der Ekliptik ziemlich richtig den Wert
-von 23° 52'.</p>
-
-<p>Hinsichtlich der Beschaffenheit des Mondes gelangte man schon
-frühzeitig zu der Vorstellung, daß es sich um eine freischwebende,
-von der Sonne beleuchtete Kugel handele. Seine Flecken wurden
-von einigen als Unebenheiten, von anderen (wie <span class="gesperrt">Aristoteles</span>) als
-Spiegelbilder unserer Erdteile und Meere aufgefaßt. Schon <span class="gesperrt">Anaxagoras</span>
-hat sich die Frage vorgelegt, weshalb ein, der Erde so naher
-und vermutlich um vieles kleinerer Himmelskörper nicht zur Erde
-herunterfalle. Er trifft auch so ziemlich das Richtige, wenn er
-die Mondbewegung mit der Bewegung in einer Schleuder vergleicht,
-durch deren raschen Umschwung die Neigung zu fallen
-gleichfalls aufgehoben werde.</p>
-
-<p>Während die Entdeckung der größeren Planeten aus der Veränderung
-ihrer Stellung zu den Fixsternen auf den ersten Blick
-erfolgen mußte, setzte die Auffindung des Merkur, der sich im
-Mittel nur um 23 Grade von der Sonne entfernt und daher in
-höheren Breiten nur in der Dämmerung mit guten Augen wahrzunehmen
-ist, schon eine größere Aufmerksamkeit voraus. Auch
-der Saturn wird wegen seines langsamen Fortrückens erst verhältnismäßig
-spät als Wandelstern erkannt worden sein. Eine
-systematisch geordnete Reihe von Beobachtungen gehörte dazu, die
-Zeiten festzustellen, innerhalb deren die Planeten in ihre frühere
-Stellung zurückkehren. So gelangte man zu der Erkenntnis, daß
-Jupiter in 12, Saturn dagegen erst in 30 Jahren ihren Weg am
-Fixsternhimmel vollenden.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p091" id="Page_p091">[Pg p091]</a></span></p>
-
-<p>Größere Schwierigkeiten boten der Mars und die innerhalb
-der Erdbahn befindlichen Planeten Merkur und Venus dar. Da
-letztere beiden jedoch stets in der Nähe der Sonne erscheinen, so
-mußten sie der geozentrischen Vorstellung gemäß etwa dieselbe
-Umlaufszeit besitzen. Als Grund dieser sämtlichen Unterschiede
-nahm man einen verschieden großen Abstand der Himmelskörper
-von der im Mittelpunkte ruhend gedachten Erde an. Saturn,
-dessen Umlauf die längste Zeit erfordert, mußte dementsprechend
-auch am weitesten von der Erde entfernt sein, während der Mond,
-der zwölfmal in einem Jahre seinen Umlauf vollendet, als der dem
-Mittelpunkte am nächsten befindliche Himmelskörper galt. Man
-gelangte daher zu dieser Reihenfolge: Mond, Sonne, Merkur, Venus,
-Mars, Jupiter, Saturn.</p>
-
-<p>Die Pythagoreer legten sich zuerst die Frage nach dem Verhältnis
-der Abstände der Planeten vor. Sie bewegten sich hierbei
-jedoch auf dem Gebiet der bloßen Zahlenmystik. Da sie bei ihren
-akustischen Untersuchungen auf einfache Beziehungen zwischen
-den Längen harmonisch tönender Saiten gestoßen waren, hielten
-sie sich für berechtigt, auch am Himmel solche einfachen Verhältnisse
-ohne weiteres anzunehmen. So nahm später <span class="gesperrt">Platon</span> an,
-daß sich Mond, Sonne, Venus, Merkur, Mars, Jupiter, Saturn in
-Abständen von der Erde befänden, die sich wie 1 : 2 : 3 : 4 : 8 : 9 : 27
-verhielten<a name="FNanchor_231" id="FNanchor_231" href="#Footnote_231" class="fnanchor">231</a>. Durch das Obwalten solcher Beziehungen sollte dann,
-ähnlich wie im Reiche der Töne, eine Konsonanz entstehen. Man
-dachte sich nämlich, jeder Planet rufe als ein in rascher Bewegung
-befindlicher Körper einen Ton hervor, und dies verursache die
-Harmonie der Sphären. Über die Entfernung der Fixsterne, welche
-der äußersten der acht konzentrischen Sphären angehören sollten,
-läßt <span class="gesperrt">Platon</span> nichts verlauten.</p>
-
-<p>Derartige Spekulationen, so überflüssig sie auch nach der
-Entdeckung der tatsächlich obwaltenden Verhältnisse erscheinen
-mögen, sind für die Entwicklung der astronomischen Wissenschaft
-durchaus nicht ohne Belang gewesen. Sie waren es, die zu Versuchen
-anregten, die Richtigkeit der angenommenen Werte zu
-prüfen. Und wir werden sehen, auf welche Weise man in der
-nächstfolgenden, schon der Messung zugewandten Periode der
-griechischen Astronomie, der Lösung dieser Aufgabe näher kam.<span class="pagenum"><a name="Page_p092" id="Page_p092">[Pg p092]</a></span>
-Zu allen Zeiten hat der Weg der Forschung darin bestanden,
-daß auf einer gewissen Stufe der Erkenntnis Hypothesen ersonnen
-wurden, an welche sich die weiteren Versuche behufs einer Prüfung
-anschlossen. Auch als später <span class="gesperrt">Kepler</span> das Problem, das
-wir jetzt verlassen, wieder aufnahm, trat er mit der vorgefaßten
-Meinung an dasselbe heran, die Planeten müßten, wie so manches
-in der Natur, nach einfachen Verhältnissen geordnet sein. So ist
-das von den Pythagoreern aufgeworfene Problem bis in die neueste
-Zeit eine der fundamentalen Aufgaben geblieben, welche die Astronomie
-mit immer größerer Genauigkeit zu bewältigen strebt.
-Hatten die Chaldäer und die Ägypter die Himmelserscheinungen
-in Jahrhunderte umfassenden Beobachtungsreihen nur aufgezeichnet
-und dadurch das wertvollste, den Griechen zu Gebote stehende
-Material für eine weitere Entwicklung der Astronomie geschaffen,
-so ging das jüngere, der Ergründung der Ursachen mit regem
-Geiste zustrebende Volk zuerst zu einer <em class="gesperrt">Erklärung</em> dieser Erscheinungen
-über. Einen besonderen Anreiz bot diese Aufgabe den
-Schülern <span class="gesperrt">Platons</span>, der in seinem Timäos die Frage nach der
-Entstehung und der Anordnung des Weltgebäudes aufgeworfen
-hatte. Mehr aus philosophischen als aus deutlich erkannten astronomischen
-Gründen war man gleich den Pythagoreern geneigt, der
-Erde keine das All beherrschende, zentrale Stellung zuzuschreiben.
-Dieser Gedanke wurde von <span class="gesperrt">Platons</span> Schüler <span class="gesperrt">Herakleides Pontikos</span>
-weiter verfolgt und zu einer heliozentrischen Theorie erweitert,
-welche besonders durch <span class="gesperrt">Aristarch von Samos</span> im 3. Jahrhundert
-v. Chr. ausgebildet wurde.</p>
-
-<p>Über die Anfänge der heliozentrischen Weltanschauung, die
-bis in die Schule des <span class="gesperrt">Pythagoras</span> und <span class="gesperrt">Platons</span> zurückreichen,
-haben insbesondere die Forschungen <span class="gesperrt">Boeckhs</span><a name="FNanchor_232" id="FNanchor_232" href="#Footnote_232" class="fnanchor">232</a> und <span class="gesperrt">Schiaparellis</span><a name="FNanchor_233" id="FNanchor_233" href="#Footnote_233" class="fnanchor">233</a>
-Licht verbreitet. Es ist früher wohl behauptet worden,
-daß <span class="gesperrt">Pythagoras</span> selbst schon die Bewegung der Erde gelehrt
-habe. Für die Ansicht, daß <span class="gesperrt">Pythagoras</span> eine andere als die
-im frühen griechischen Altertum herrschende geozentrische Ansicht
-gelehrt habe, spricht jedoch nichts Sicheres. Dagegen müssen wir
-annehmen, daß die Lehre von der Kugelgestalt der Erde in der
-pythagoreischen Schule schon galt, als sie in Griechenland noch<span class="pagenum"><a name="Page_p093" id="Page_p093">[Pg p093]</a></span>
-unbekannt war<a name="FNanchor_234" id="FNanchor_234" href="#Footnote_234" class="fnanchor">234</a>. Früher als die Erde stellte man sich den Himmel
-als eine Kugel vor, an deren Oberfläche die Sterne angeheftet
-seien. Als man jedoch bemerkte, daß der Mond, die Sonne und
-die Planeten an den Sternbildern vorüberziehen und die Planeten
-mitunter für kurze Zeit von dem Monde verdeckt werden, da
-konnte man sich der Erkenntnis nicht verschließen, daß die Entfernungen
-der Himmelskörper von der Erde verschieden seien.
-Den Versuch, die Bewegung und die gegenseitige Stellung der
-Himmelskörper in ihrem Verhältnis zur Erde zu erklären, machten
-unter den Griechen zuerst die Pythagoreer. Unter ihnen war es
-der im 5. Jahrhundert lebende <span class="gesperrt">Philolaos</span>, dem wir die ersten
-schriftlichen Aufzeichnungen über diese, für die weitere Entwicklung
-der Weltanschauung grundlegenden Lehren verdanken. Man
-hat es hier keineswegs mit bloßen Phantasieerzeugnissen zu tun.
-Mit Recht sagt daher <span class="gesperrt">Schiaparelli</span>: »Das System des <span class="gesperrt">Philolaos</span>
-ist nicht die Frucht einer ungeordneten Einbildung, sondern es
-ist aus der Tendenz entstanden, die Daten der Beobachtung mit
-einem prästabilierten Prinzip über die Natur der Dinge in Übereinstimmung
-zu bringen«<a name="FNanchor_235" id="FNanchor_235" href="#Footnote_235" class="fnanchor">235</a>: Dieses Prinzip war die in der pythagoreischen
-Schule entstandene Lehre von der Harmonie, die überall,
-also auch im Kosmos, herrschen sollte.</p>
-
-<p>Bei der Wichtigkeit der durch <span class="gesperrt">Philolaos</span> übermittelten
-Lehren für das Verständnis der von <span class="gesperrt">Platon</span>, von <span class="gesperrt">Herakleides</span>
-und <span class="gesperrt">Aristarch</span> entwickelten Ansichten wollen wir an der Hand
-der von <span class="gesperrt">Boeckh</span> herausgegebenen Bruchstücke uns ein Bild von
-diesen frühesten kosmologischen Vorstellungen zu machen suchen;
-letztere führten in ihrer weiteren Entwicklung schon im Altertum
-zu einer heliozentrischen Weltansicht.</p>
-
-<p>Nach <span class="gesperrt">Philolaos</span> gibt es nur eine Welt, den Kosmos, und
-dieser besitzt die Gestalt einer Kugel<a name="FNanchor_236" id="FNanchor_236" href="#Footnote_236" class="fnanchor">236</a>. In der Mitte des Alls
-befindet sich das Zentralfeuer. Die Peripherie wird von dem unbegrenzten
-Olymp gebildet, der seiner Natur nach ebenfalls Feuer
-ist, wenn wir dieses völlig farblose Feuer auch nicht wahrnehmen
-können. Nur durch die Sonne, die an sich ein dunkler, glasartiger
-Körper ist, wird das Feuer des Olymps so modifiziert, daß<span class="pagenum"><a name="Page_p094" id="Page_p094">[Pg p094]</a></span>
-wir es wahrnehmen. Vielleicht ist man durch die Milchstraße zu
-der Annahme eines alles umschließenden feurigen Olymps geführt
-worden. Zwischen dem letzteren und dem Zentralfeuer bewegen
-sich zehn göttliche Körper, nämlich die Fixsternsphäre, die fünf
-Planeten, dann die Sonne, unter ihr der Mond, wie man aus den
-Verfinsterungen der Sonne schließen mußte, dann die Erde und
-endlich, dem Zentralfeuer zunächst, die Gegenerde. Während
-<span class="gesperrt">Platon</span> im »Timäos« die Erde als den Mittelpunkt bezeichnet, wird
-also bei <span class="gesperrt">Philolaos</span> &ndash; und zwar zuerst &ndash; der Erde eine Bewegung
-zugeschrieben. Erde und Gegenerde bewegen sich in
-24 Stunden um das Zentralfeuer. Daraus erklärt sich die tägliche
-Umdrehung des Fixsternhimmels. Die Gegenerde ist im
-Grunde genommen die den Bewohnern des Mittelmeeres entgegengesetzte
-Hemisphäre. Denken wir uns diese Hemisphäre von der
-den Griechen bekannten losgelöst und das Zentralfeuer, das man
-später in den Mittelpunkt der Erde versetzte, gleichfalls in den
-Weltraum hinausverlegt, so erkennen wir, daß <span class="gesperrt">Philolaos</span> mit
-seiner Erde und Gegenerde und ihrer gleichlaufenden täglichen
-Bewegung um das Zentralfeuer die scheinbare tägliche Bewegung
-des Fixsternhimmels begreiflich gemacht hat.</p>
-
-<p>Bei einer solchen Bewegung bekommen wir die Gegenerde
-natürlich nie zu sehen, ebensowenig wie wir die der unseren entgegengesetzte
-Hemisphäre von unserem Standort aus erblicken
-können. Indem sich die Gegenerde innerhalb der Erdbahn um
-das Zentralfeuer bewegt, und zwar so, daß sich die Gegenerde
-stets zwischen der Erde und dem Zentralfeuer befindet, bekommen
-wir die weit außerhalb des Systems »Zentralfeuer, Gegenerde, Erde«
-befindliche Sonne während dieser parallelen und konzentrisch erfolgenden
-Bewegung der Erde und der Gegenerde so lange nicht
-zu sehen, als wir uns auf der von der Sonne abgekehrten Seite
-befinden. Wir sind dann im Schatten der Gegenerde, die uns
-das Sonnenlicht während der Hälfte des Tages genau so verbirgt,
-wie es in Wirklichkeit die aus der Vereinigung von Erde und
-Gegenerde hervorgehende Erdkugel tut.</p>
-
-<p>Derjenige, der an Stelle der täglichen Bewegung um ein
-Zentralfeuer die tägliche Rotation unseres Planeten um seine Achse
-setzte und damit die Annahme der Gegenerde und jenes Zentrums
-überflüssig machte, war <span class="gesperrt">Herakleides Pontikos</span>. <span class="gesperrt">Herakleides</span><span class="pagenum"><a name="Page_p095" id="Page_p095">[Pg p095]</a></span><a name="FNanchor_237" id="FNanchor_237" href="#Footnote_237" class="fnanchor">237</a>
-ging aber noch einen Schritt weiter, indem er die Sonne schon
-als Mittelpunkt für die Bewegungen der beiden inneren Planeten,
-Merkur und Venus, ansprach. Diese Vorstellung hat später bekanntlich
-<span class="gesperrt">Tycho</span> auf alle Planeten mit alleiniger Ausnahme der
-Erde ausgedehnt<a name="FNanchor_238" id="FNanchor_238" href="#Footnote_238" class="fnanchor">238</a>.</p>
-
-<p>Die Annahme, daß Merkur und Venus sich um die Sonne
-bewegen, entsprang der Beobachtung, daß beide Planeten sich nur
-wenig von der Sonne entfernen, nämlich Merkur im Mittel 23°,
-Venus höchstens 48°. Daher sagt auch <span class="gesperrt">Vitruv</span>: »Merkur und
-Venus haben, da sie sich um die Sonne als Mittelpunkt ihres
-Laufes bewegen, ihre Stillstände und Rückläufe in die Sonnenstrahlen
-eingetaucht«<a name="FNanchor_239" id="FNanchor_239" href="#Footnote_239" class="fnanchor">239</a>. Auch <span class="gesperrt">Platon</span> beschäftigt sich mit diesem
-Problem, und zwar im »Timäos«. Nach ihm setzte Gott den Mond
-in den ersten Kreis um die Erde, die Sonne dagegen in den zweiten
-Kreis. Von Merkur und Venus heißt es dort<a name="FNanchor_240" id="FNanchor_240" href="#Footnote_240" class="fnanchor">240</a>, sie seien in die
-Kreise gesetzt worden, »welche an Schnelligkeit sich zwar mit dem
-Kreislauf der Sonne gleich bewegen, jedoch eine diesem entgegengesetzte
-Wirksamkeit erlangt haben. Deswegen holen die
-Sonne, Merkur und Venus auf gleiche Weise einander ein und
-werden voneinander eingeholt.« Mit solchen dunklen Andeutungen
-war das Problem der Stillstände und Rückläufe indessen nicht
-gelöst. Eine Theorie, die sich diesen Erscheinungen schon besser
-anpaßte, gab <span class="gesperrt">Eudoxos</span> durch die Annahme von »homozentrischen
-Sphären«. Vermittelst dieser Theorie gelang es, die Bewegungen
-des Jupiter und des Saturn vom geozentrischen Standpunkte aus
-begreiflich zu machen.</p>
-
-<p>Da die Hypothese des <span class="gesperrt">Herakleides Pontikos</span> eine Erklärung
-für das Verhalten von Merkur und Venus gab, während
-die Theorie der homozentrischen Sphären hier versagte, lag es
-nahe, zu untersuchen, ob die Hypothese des <span class="gesperrt">Herakleides</span> sich nicht
-auf die äußeren Planeten ausdehnen ließe. So gelangte man zu
-dem System, das später <span class="gesperrt">Tycho</span> annahm. Mond und Sonne be<span class="pagenum"><a name="Page_p096" id="Page_p096">[Pg p096]</a></span>wegen
-sich danach um die Erde, während die sämtlichen Planeten
-gleichzeitig die Sonne umkreisen.</p>
-
-<p>Alle übrigen Gestirne betrachtete man wohl als Gesteinsmassen,
-welche durch die Schnelligkeit des Umschwungs erglühten.
-So dachten <span class="gesperrt">Demokrit</span> und <span class="gesperrt">Anaxagoras</span>, während andere sie
-für Öffnungen des Himmelsgewölbes hielten, aus denen das äußerste
-Element, das Feuer, hervorbrechen sollte. Später sah man die
-Fixsterne als Weltkörper an, die ihrem Wesen nach der Sonne
-und dem Monde gleich seien. Nach <span class="gesperrt">Herakleides Pontikos</span>
-(s. vorige Seite) endlich war jedes Gestirn wie das unsere eine
-Welt für sich.</p>
-
-<p>Daß die Fixsterne sich in verschiedener Entfernung von uns
-befinden könnten, vermutete man im Altertum noch kaum<a name="FNanchor_241" id="FNanchor_241" href="#Footnote_241" class="fnanchor">241</a>. Es
-herrschte vielmehr die Vorstellung, daß sämtliche Fixsterne einer
-Sphäre angehörten<a name="FNanchor_242" id="FNanchor_242" href="#Footnote_242" class="fnanchor">242</a>. <span class="gesperrt">Platon</span> und <span class="gesperrt">Herakleides</span> waren dagegen
-der Ansicht, daß das Weltall unendlich und ebenso wie jedes
-einzelne Gestirn beseelt sei.</p>
-
-<p>Gleichzeitig mit den ersten Beobachtungen und Spekulationen
-über die Himmelskörper beginnt die Frage nach der Beschaffenheit
-unseres irdischen Wohnsitzes den forschenden Geist zu beschäftigen.
-Lange dauerte es, bis man sich von dem Eindruck,
-daß die Erde eine kreisförmige Scheibe sei, losgerungen hatte.
-<span class="gesperrt">Homer</span> und <span class="gesperrt">Hesiod</span> waren noch darin befangen. Letzterer läßt
-die Sonne während der Nacht im Ozean nach Osten schwimmen,
-wo sie sich frühmorgens wieder erhebt. Der Himmel selbst ist
-nach ihm ein Gewölbe von solcher Höhe, daß ein schwerer Gegenstand
-von dort neun Tage und neun Nächte fällt, bis er die Erde
-erreicht.</p>
-
-<p>Die Überzeugung, daß die um das Mittelmeer gelegenen
-Länder nur einen kleinen Teil der Erde ausmachen, hatte schon
-vor <span class="gesperrt">Aristoteles</span> Platz gegriffen. So sagt <span class="gesperrt">Platon</span> im Phaedon<a name="FNanchor_243" id="FNanchor_243" href="#Footnote_243" class="fnanchor">243</a>:
-»Die Erde ist groß. Wir haben davon nur einen kleinen Teil
-um das Mittelmeer herum inne, während andere Menschen viele
-andere ähnliche Räume bewohnen.« In derselben Schrift heißt es,
-die Erde schwebe in der reinen Himmelsluft oder dem Äther und
-sei, von ferne betrachtet, einem Balle ähnlich.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p097" id="Page_p097">[Pg p097]</a></span></p>
-
-
-<h3>Der Ursprung der Zoologie und der Botanik.</h3>
-
-<p>Während die Mathematik, die Philosophie und die Astronomie
-bei den Griechen der voraristotelischen Zeit schon deutlich als besondere
-Wissenszweige hervortreten, ist dies bezüglich der Botanik
-und der Zoologie noch kaum der Fall. Den Pflanzen wandte man
-sich aus medizinischem und landwirtschaftlichem Interesse zu. So
-erzählt uns <span class="gesperrt">Theophrast</span>, den wir als einen der frühesten botanischen
-Schriftsteller kennen lernen werden, von den Rhizotomen
-(Wurzelgräbern) und den Pharmakopolen (Arzneihändlern) der ersten
-griechischen Zeit. War das Ziel dieser Männer auch ein überwiegend
-praktisches und ihr Tun mit vielen abergläubischen Gebräuchen
-gemischt, so schufen sie doch die erste Quelle des Wissens,
-nämlich die empirische Grundlage, zu der dann später die Spekulation
-als zweites nicht weniger wichtiges Element hinzutreten
-mußte, um mit der Empirie vereint zu wahrer Wissenschaft heranzuwachsen<a name="FNanchor_244" id="FNanchor_244" href="#Footnote_244" class="fnanchor">244</a>.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Theophrast</span> sagt von den Rhizotomen, sie hätten vieles richtig
-bemerkt, vieles aber auch marktschreierisch übertrieben. Daß sie
-beim Ausgraben der Wurzeln auf den Flug der Vögel und den
-Stand der Sonne achteten, erschien <span class="gesperrt">Theophrast</span> als Torheit.</p>
-
-<p>Die Pflanzenkenntnis der Griechen und die Zahl der den
-Hirten, Jägern, Landleuten und den erwähnten Rhizotomen bekannten
-Pflanzen waren bei einer so vielseitigen, mehrere tausend
-Blütenpflanzen umfassenden Flora, wie sie Griechenland beherbergt,
-gewiß nicht unbedeutend. Einen Rückschluß gestattet uns der
-Sprachschatz jenes Zeitalters. In den homerischen Gesängen z. B.
-werden 63 Pflanzen erwähnt. In den hippokratischen Schriften
-finden sich 236 Pflanzennamen, und bei <span class="gesperrt">Theophrast</span>, dem Zeitgenossen
-des <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, begegnen uns gar 455, unter denen
-nur wenige sind, die nicht der Flora Griechenlands angehören.
-Die ältesten fragmentarischen Aufzeichnungen über botanische
-Dinge treffen wir bei dem Philosophen <span class="gesperrt">Empedokles</span>, dem Begründer
-der Lehre von den vier Elementen oder, wie er sich ausdrückte,
-den Wurzeln der Dinge<a name="FNanchor_245" id="FNanchor_245" href="#Footnote_245" class="fnanchor">245</a>. Vom wissenschaftlichen Standpunkte
-aus sind die Ansichten, welche <span class="gesperrt">Empedokles</span> über die<span class="pagenum"><a name="Page_p098" id="Page_p098">[Pg p098]</a></span>
-Natur der Pflanze äußert, nicht allzu hoch einzuschätzen. Er
-meint, unter allen lebenden Wesen seien zuerst die Bäume aus der
-Erde hervorgegangen. Seiner Lehre von der Allbeseelung der
-Natur entspricht die Meinung, daß die Pflanzen wie die Tiere
-Gefühle der Lust und Unlust, ja Einsicht und Verstand besäßen.
-»Wisse denn, alles erhielt Anteil an Sinn und Verständnis« ist
-ein Wort, das man dem Philosophen zuschreibt<a name="FNanchor_246" id="FNanchor_246" href="#Footnote_246" class="fnanchor">246</a>.</p>
-
-<p>Aus der Beseelung der Pflanzen erklärte <span class="gesperrt">Empedokles</span> Erscheinungen,
-die wir auf mechanische Ursachen zurückführen, wie
-das Erzittern, das Ausstrecken der Zweige gegen das Licht und
-das Emporschnellen herabgebogener Äste<a name="FNanchor_247" id="FNanchor_247" href="#Footnote_247" class="fnanchor">247</a>. Auch die ersten Keime
-der Lehre von den Geschlechtern der Pflanzen begegnen uns bei
-<span class="gesperrt">Empedokles</span>, wenn es sich bei ihm auch nur um eine dunkle
-Ahnung handelte. So berichtet <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, <span class="gesperrt">Empedokles</span> habe
-gemeint, auch die Bäume brächten Eier hervor. Und wie in dem
-Ei aus einem Teile das Tier entstände, das Übrige aber Nahrung
-sei, so entstehe auch aus einem Teile des Samens die Pflanze, das
-Übrige aber diene dem Keim und der ersten Wurzel als Nahrung<a name="FNanchor_248" id="FNanchor_248" href="#Footnote_248" class="fnanchor">248</a>.</p>
-
-<p>Auch anderen griechischen Philosophen werden Äußerungen
-über die Natur der Pflanzen zugeschrieben. Sie verdienen zum
-Teil Erwähnung, wenn wir uns von den Vorstellungen jener Männer
-auch kein solch abgerundetes Bild machen können, wie von denjenigen
-des <span class="gesperrt">Empedokles</span>. So soll auch <span class="gesperrt">Demokrit</span> aus Abdera
-über die Pflanzen geschrieben, und einer seiner Schüler soll bemerkt
-haben, daß die Blätter einer im Orient wachsenden Pflanze
-bei der Berührung zusammenfallen. Wahrscheinlich handelt es
-sich um eine dort wachsende Mimosenart. <span class="gesperrt">Anaxagoras</span> nennt
-die Sonne den Vater und die Erde die Mutter der Pflanzen. Auch
-soll er den Blättern das Vermögen zu atmen beigelegt haben.</p>
-
-<p>In fast noch engerer Beziehung als zu den Pflanzen befand
-sich der Mensch zur Tierwelt. Hier fesselten ihn nicht nur die
-Formen, sondern auch die den seinen oft so nahe verwandten Lebensäußerungen
-und der innere Bau, der bei den höheren Tieren so
-große Übereinstimmung mit dem Bau des menschlichen Körpers
-darbot. Vor allem waren es die Haustiere, an denen die ersten
-zoologischen Kenntnisse gewonnen wurden. Beim Schlachten und
-Opfern gewann man einen Einblick in die Anatomie dieser Ge<span class="pagenum"><a name="Page_p099" id="Page_p099">[Pg p099]</a></span>schöpfe.
-An Haustieren besaßen die Griechen vornehmlich das
-Rind, das Pferd, das Schaf, die Ziege, das Schwein und den Hund,
-auch wurden Hühner, Gänse, Enten und Tauben gehalten. Was
-die übrige Tierwelt anbetrifft, so blieben den Griechen die anthropomorphen
-Affen unbekannt. Dagegen kannten sie manche andere
-Affenart, wie die Paviane und die Makaken. Mit den großen
-Raubtieren wurde man besonders bekannt, nachdem <span class="gesperrt">Alexander</span>
-und später die Römer ein Weltreich gegründet hatten. So gelangten
-durch <span class="gesperrt">Pompejus</span> die ersten Tiger und schon um 200 v. Chr. die
-ersten Löwen nach Rom. Von den Waltieren war besonders der
-Delphin bekannt. Die Papageien erwähnt <span class="gesperrt">Aristoteles</span> als indische
-Vögel. Außer zahlreichen Arten der Knochenfische kannte man
-auch die Haifische und die Rochen, zumal den elektrischen Rochen,
-ziemlich genau. Von den Weichtieren hatten besonders die Tintenfische
-die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Die Kenntnis von
-den niederen Tieren blieb, vielleicht von den Insekten abgesehen,
-indessen auf einer niedrigen Stufe.</p>
-
-<p>Einer der ersten, der allgemeine Betrachtungen über das Wesen
-der Tierwelt anstellte, war wieder <span class="gesperrt">Empedokles</span>, mit dessen Ansichten
-über die Pflanzen wir uns soeben beschäftigt haben. <span class="gesperrt">Empedokles</span>
-suchte nämlich, bei der näheren Ausführung seiner Lehre
-von den vier Elementen, Bestandteile des Tierkörpers, wie das Fleisch,
-das Blut und die Knochen, auf eine Mischung jener vier Elemente
-zurückzuführen. Vom Rückgrat der Säugetiere meinte er, es sei
-bei der Entstehung in einzelne Wirbel zerbrochen<a name="FNanchor_249" id="FNanchor_249" href="#Footnote_249" class="fnanchor">249</a>. Unter den
-späteren Philosophen soll besonders <span class="gesperrt">Demokrit</span> Tierzergliederungen
-vorgenommen haben. Seine Ansichten finden bei <span class="gesperrt">Aristoteles</span> oft
-Erwähnung und zeugen mitunter von einer klaren Einsicht. Der
-Gegensatz zwischen <span class="gesperrt">Demokrit</span> und <span class="gesperrt">Aristoteles</span> geht besonders
-aus der Bemerkung des letzteren hervor, daß <span class="gesperrt">Demokrit</span> nie vom
-Zwecke gesprochen habe, sondern »alles, dessen sich die Natur
-bedient, auf die Notwendigkeit zurückführe«<a name="FNanchor_250" id="FNanchor_250" href="#Footnote_250" class="fnanchor">250</a>.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Demokrit</span> hat seine Ansichten über das Wesen des Organischen
-in einer besonderen Schrift entwickelt. Leider ist uns nur
-der Titel (Über die Ursachen der Tiere) bekannt<a name="FNanchor_251" id="FNanchor_251" href="#Footnote_251" class="fnanchor">251</a>.</p>
-
-<p>Bei den spekulativen Neigungen der Griechen kann es nicht
-Wunder nehmen, daß uns schon bei den ältesten griechischen<span class="pagenum"><a name="Page_p100" id="Page_p100">[Pg p100]</a></span>
-Philosophen Anklänge an die Deszendenztheorie begegnen<a name="FNanchor_252" id="FNanchor_252" href="#Footnote_252" class="fnanchor">252</a>. So
-lehrte <span class="gesperrt">Anaximander</span>, durch die Sonnenwärme seien im Schlamme
-zuerst blasige Gebilde entstanden. Daraus seien dann fischartige
-Geschöpfe hervorgegangen. Einige von ihnen seien auf das Land
-gekrochen. Die so bedingte Änderung der Lebensweise habe auch
-zu einer Umwandlung der Gestalt geführt. Auf diese Weise sollten
-zunächst die landbewohnenden Tiere und endlich der Mensch entstanden
-sein. Von letzterem nahm man an, daß er ursprünglich
-einem Fische ähnlich gewesen sei. Die gleichen Ansichten hat
-<span class="gesperrt">Demokrit</span> entwickelt. Auch <span class="gesperrt">Epikur</span> betrachtete alle Geschöpfe
-einschließlich des Menschen als Kinder der Erde, die nur stufenweise
-Verschiedenheiten aufweisen.</p>
-
-<p>Bei dem Römer <span class="gesperrt">Lucretius</span>, der in seinem Werke »<span lang="la" xml:lang="la">De natura
-rerum</span>« im wesentlichen die Ansichten der griechischen Naturphilosophen
-wiedergibt, finden sich gleichfalls Anklänge an die Selektionstheorie,
-unter anderm auch der Gedanke, daß das Unzweckmäßige
-untergehe<a name="FNanchor_253" id="FNanchor_253" href="#Footnote_253" class="fnanchor">253</a>. Derartige, gelegentlich geäußerte, später
-als zutreffend anerkannte Gedanken haben indessen mit der
-wissenschaftlichen Begründung der Deszendenztheorie nur wenig
-gemein. Letztere ist und bleibt eine Tat des 19. Jahrhunderts,
-für die in erster Linie <span class="gesperrt">Lamarck</span> und <span class="gesperrt">Darwin</span> in Betracht
-kommen.</p>
-
-<p>Daß <span class="gesperrt">Darwin</span> übrigens von den deszendenztheoretischen Ansichten
-des Altertums, zwar ohne sie genauer zu kennen, wußte,
-geht aus seinen eigenen Worten hervor, in denen er »von den
-auf seinen Gegenstand zu beziehenden Andeutungen in den Schriftstellern
-des klassischen Altertums« spricht.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p101" id="Page_p101">[Pg p101]</a></span></p>
-
-
-<h3>Erste Schritte zur Begründung der griechischen
-Heilkunde.</h3>
-
-<p>Zu den frühesten Ursachen, die zur Begründung der Naturwissenschaften
-führten, gehört auch das Bestreben, die Krankheiten
-des menschlichen Körpers zu heilen. Dieses Bestreben schärfte das
-Beobachtungsvermögen und lenkte den Blick auf die umgebende
-Natur, die man der Heilkunde dienstbar zu machen suchte. Bevor
-wir die erste Periode der Entwicklung der griechischen Wissenschaft
-verlassen und zu <span class="gesperrt">Aristoteles</span> und seine Schule übergehen,
-wollen wir daher einen kurzen Blick auf eine der wichtigsten Anwendungen
-der Naturwissenschaft, auf die Medizin, werfen. Es
-ist dies zum Verständnis des Folgenden um so wichtiger, als
-<span class="gesperrt">Aristoteles</span> aus einer alten Ärztefamilie hervorgegangen war und
-bei der Errichtung eines philosophischen und naturwissenschaftlichen
-Lehrgebäudes zum Teil auf medizinischen Anschauungen fußte.</p>
-
-<p>Aus dem Orient und Ägypten stammende Kenntnisse und
-Geheimlehren haben ohne Zweifel die griechische Heilkunde stark
-beeinflußt, ja sie bilden vielleicht die Grundlage, auf der sich die
-Heilkunde in Griechenland weiter entwickelte. Es blieb jedoch den
-Griechen vorbehalten, das Zauberwesen, das den Anfängen dieser
-Wissenschaft anhaftete, allmählich abzustreifen und auch hier nach
-unbefangener Erkenntnis und Verknüpfung der Tatsachen zu streben<a name="FNanchor_254" id="FNanchor_254" href="#Footnote_254" class="fnanchor">254</a>.
-Unter den älteren Ärzten ist besonders <span class="gesperrt">Alkmäon</span> von Kroton,
-ein Schüler des <span class="gesperrt">Pythagoras</span>, zu nennen<a name="FNanchor_255" id="FNanchor_255" href="#Footnote_255" class="fnanchor">255</a>. Er wird als der Begründer
-der Embryologie betrachtet und hat manche wertvolle
-anatomische und physiologische Beobachtung gemacht. Nach ihm
-wird jede Empfindung durch das Gehirn vermittelt und jede Bewegung
-von dort aus geleitet. <span class="gesperrt">Alkmäon</span> war der Hauptvertreter
-der im Einklang mit den Vorstellungen der Pythagoreer ausgebildeten
-Lehre, daß Gesundheit und Krankheit aus der harmonischen
-Mischung gewisser Qualitäten oder deren Störung zu erklären
-seien (s. S. <a href="#Page_p080">80</a>). Dieser Lehre liegt die uns sogleich begegnende
-Anschauung von den vier Temperamenten zugrunde, die auch auf
-richtiger Mischung beruhen sollten.</p>
-
-<p>Das wichtigste Dokument, das wir über die medizinische
-Wissenschaft der Griechen besitzen, ist die sog. hippokratische
-Büchersammlung. Wir begegnen dieser Sammlung seit der Be<span class="pagenum"><a name="Page_p102" id="Page_p102">[Pg p102]</a></span>gründung
-der großen Bibliotheken in Alexandrien. Als das Werk
-eines einzigen Mannes sind die hippokratischen Bücher nicht zu
-betrachten<a name="FNanchor_256" id="FNanchor_256" href="#Footnote_256" class="fnanchor">256</a>, wenn sich auch nicht in Abrede stellen läßt, daß
-<span class="gesperrt">Hippokrates</span> als Begründer der wissenschaftlichen Heilkunde, der
-zuerst das Zerstreute sammelte und zum Gesamtbild vereinigte, zu betrachten
-ist<a name="FNanchor_257" id="FNanchor_257" href="#Footnote_257" class="fnanchor">257</a>. Außer <span class="gesperrt">Hippokrates</span><a name="FNanchor_258" id="FNanchor_258" href="#Footnote_258" class="fnanchor">258</a>, der den Beinamen der Große
-erhielt, sind noch sechs andere Ärzte gleichen Namens aus der alten
-Literatur bekannt. Es kann daher nicht Wunder nehmen, wenn die
-Frage nach der Person des großen <span class="gesperrt">Hippokrates</span> wenig geklärt ist,
-zumal keine zuverlässige Biographie über ihn existiert. Daß nicht
-<span class="gesperrt">Hippokrates</span> allein der Verfasser der ihm zugeschriebenen Schriften
-sein kann, wird daraus geschlossen, daß sich in diesen Schriften<a name="FNanchor_259" id="FNanchor_259" href="#Footnote_259" class="fnanchor">259</a>
-nicht nur manche Widersprüche finden, sondern daß uns darin sogar
-eine Polemik der einzelnen Verfasser gegeneinander begegnet<a name="FNanchor_260" id="FNanchor_260" href="#Footnote_260" class="fnanchor">260</a>.</p>
-
-<p>Was die Anatomie anlangt, so stützt sich das in den hippokratischen
-Schriften enthaltene medizinische Wissen vorzugsweise auf
-die Untersuchung der Tiere; doch lagen auch für den Menschen
-insbesondere auf dem Gebiete der Osteologie zahlreiche Beobachtungen
-und Erfahrungen vor. Am wenigsten waren den Alten der
-Bau und die Aufgabe des Nervensystems bekannt. Als besondere
-Ausläufer dieses Systems entdeckte man wohl zuerst den Sehnerven,
-den Gehörnerven und den Trigeminus. Im übrigen wurden
-die Nerven und Sehnen zunächst zusammengeworfen. Empfindung
-und Bewegung hielt man für immanente Fähigkeiten. Als ihre
-Quelle galt das »Pneuma«, das vom Gehirn aus durch die Adern
-zu allen Teilen des Körpers fließen sollte<a name="FNanchor_261" id="FNanchor_261" href="#Footnote_261" class="fnanchor">261</a>.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p103" id="Page_p103">[Pg p103]</a></span></p>
-
-<p>Ein großer Fortschritt gegenüber der ältesten dämonologischen
-Auffassung der Krankheiten bestand darin, daß die hippokratischen
-Schriften die psychischen Störungen als Wirkungen körperlicher
-Krankheitszustände auffaßten. Letztere werden durch eine Störung
-des Gleichgewichtes zwischen den vier Flüssigkeiten (Humores)
-aufgefaßt, die den Körper bilden. Als solche galten das Blut, der
-Schleim, die gelbe und die schwarze Galle. Die Natur wird als
-heilbringender Faktor gewürdigt. Sie finde, heißt es von ihr, auch
-ohne Überlegung immer Mittel und Wege. Auch einer vernünftigen
-Prophylaxe wird das Wort geredet. Die Gicht wird z. B. auf
-Wohlleben zurückgeführt und Mäßigkeit und Unverdrossenheit
-hygienisch außerordentlich hoch gewertet. Als therapeutisches
-Mittel wird schon die Musik empfohlen. Von der Höhe der gesamten
-Auffassung, die uns in den hippokratischen Schriften begegnet,
-zeugt der Ausspruch: Das Kennen erzeugt die Wissenschaft,
-das Nichtwissen den Glauben. Jedoch war man sich der
-Grenzen des ärztlichen Könnens wohl bewußt und erkannte an,
-daß der beste Arzt die Natur selbst sei. Im Einklang damit war
-man in erster Linie bestrebt, den natürlichen Vorgang der Heilung
-zu unterstützen. An Amputationen wagte man sich noch nicht
-heran, da man das Unterbinden der Adern noch nicht verstand.
-Bekannt ist der Hippokratische Satz: »Was die Arzneimittel nicht
-heilen, heilt das Eisen. Was das Eisen nicht heilt, heilt das
-Feuer. Was endlich das Feuer nicht heilt, das ist überhaupt
-nicht zu heilen«<a name="FNanchor_262" id="FNanchor_262" href="#Footnote_262" class="fnanchor">262</a>.</p>
-
-<p>Unter den hippokratischen Schriften ist diejenige Ȇber die
-Diät« in zoologischer Hinsicht wichtig. Sie enthält nämlich unter
-den Nahrungsmitteln
-eine Aufzählung von etwa 50 Tieren in absteigender
-Reihenfolge. Auf die Säugetiere folgen die Land- und
-Wasservögel, die Fische, dann die Muscheltiere und endlich die
-Krebse. Reptilien und Insekten werden nicht erwähnt, weil sie
-nicht gegessen wurden. Dieses Tiersystem, das man wohl als das
-»koische« bezeichnet hat (etwa 410 v. Chr.), kann als ein Vorläufer
-des Aristotelischen Tiersystems, das uns im nächsten Abschnitt
-beschäftigen soll, betrachtet werden<a name="FNanchor_263" id="FNanchor_263" href="#Footnote_263" class="fnanchor">263</a>.</p>
-
-
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p104" id="Page_p104">[Pg p104]</a></span></p>
-
-
-
-
-<h2>3. Das aristotelische Zeitalter.</h2>
-
-
-<p>Für das griechische Volk war mit dem vierten vorchristlichen
-Jahrhundert schon eine Zeit des staatlichen Niederganges angebrochen.
-Kunst und Philosophie hatten gleichfalls ihre Blütezeit
-gehabt. Die wissenschaftliche Entwicklung tritt indessen jetzt in
-eine Phase, welche für die Folge von nicht geringerem Einfluß als
-die von den Griechen auf dem Gebiete des staatlichen Lebens und
-der künstlerischen Betätigung geschaffenen Vorbilder sein sollte.
-Es ist das wissenschaftliche, auf die Erfassung des Naturganzen
-in seinem Zusammenhange gerichtete Streben des Menschengeistes,
-das uns jetzt zum ersten Male in seiner vollen Bedeutung entgegentritt.
-Dieses Streben verkörpert sich in <span class="gesperrt">Aristoteles</span> und
-seinen Schülern. Mögen auch die Vorstellungen, welche diese
-Männer leiteten, mit den Prinzipien der heutigen Naturforschung
-oft nicht vereinbar erscheinen, so kann man dennoch das Grundlegende
-ihrer Tätigkeit und die Bedeutung, die sie nicht nur für
-das Altertum und für das Mittelalter, sondern auch für die Entstehung
-der neueren Naturwissenschaft besitzen, nicht in Abrede
-stellen.</p>
-
-
-<h3>Aristoteles.</h3>
-
-<p>In <span class="gesperrt">Aristoteles</span> begegnet uns eine der bedeutendsten Erscheinungen
-des Altertums, in der sich die Wissenschaft jenes Zeitraums
-gleichsam verkörperte<a name="FNanchor_264" id="FNanchor_264" href="#Footnote_264" class="fnanchor">264</a>. Er war der Sprößling einer griechischen
-Ärztefamilie<a name="FNanchor_265" id="FNanchor_265" href="#Footnote_265" class="fnanchor">265</a>, die am mazedonischen Hofe in hohem Ansehen
-stand. <span class="gesperrt">Aristoteles</span> wurde im Jahre 384 v. Chr. in Stagira,
-einer in der Nähe des Athos gelegenen griechischen Kolonie, geboren.
-Seine Erziehung lag, wie es damals häufiger der Fall war,
-in der Hand eines einzigen Mannes. Diesem bewahrte <span class="gesperrt">Aristoteles</span>
-eine Dankbarkeit, wie sie später ihm selbst wieder von seinem<span class="pagenum"><a name="Page_p105" id="Page_p105">[Pg p105]</a></span>
-großen Schüler <span class="gesperrt">Alexander</span> erwiesen wurde. Im übrigen fehlen
-über die Jugend und den Entwicklungsgang des <span class="gesperrt">Aristoteles</span>
-nähere Nachrichten. Doch darf man annehmen, daß er gemäß
-der in seiner Familie herrschenden Tradition für den ärztlichen
-Beruf bestimmt war und sich zunächst für diesen vorbereitete.
-Auf diesen Umstand wird vor allem der empirische Grundzug der
-aristotelischen Philosophie zurückzuführen sein.</p>
-
-<p>War das Wissen im 5. Jahrhundert noch im Besitze weniger
-hervorragender Geister, so wird es im vierten immer mehr zum Gemeingut
-der Gebildeten. Die Literatur wuchs an Umfang und an
-Spezialisierung. Schon in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts
-gab es kaum noch einen Gegenstand, über den nicht bereits
-Schriften erschienen wären<a name="FNanchor_266" id="FNanchor_266" href="#Footnote_266" class="fnanchor">266</a>.</p>
-
-<p>Der Brennpunkt des geistigen Lebens war um die Mitte des
-vierten vorchristlichen Jahrhunderts Athen. Hier hatte <span class="gesperrt">Sokrates</span>
-gelehrt und <span class="gesperrt">Platon</span> eine blühende Philosophenschule gegründet.
-Was Wunder, daß der begüterte und für die Wissenschaft begeisterte
-Jüngling seine Schritte zunächst dorthin lenkte. Im
-Jahre 367 trat er in die Akademie ein, an welcher <span class="gesperrt">Platon</span> lehrte.
-Er gehörte ihr bis zu dem 347 erfolgenden Tode des Meisters ununterbrochen
-an. <span class="gesperrt">Platon</span> soll <span class="gesperrt">Aristoteles</span> seines unermüdlichen
-Lernens halber den Leser genannt und ihn mit einem anderen
-Schüler mit den Worten verglichen haben, dieser bedürfe des
-Sporns, <span class="gesperrt">Aristoteles</span> dagegen des Zügels. Mit Recht ist <span class="gesperrt">Aristoteles</span>
-auch später als einer der fleißigsten Gelehrten bezeichnet
-worden, den die Geschichte der Wissenschaft kennt<a name="FNanchor_267" id="FNanchor_267" href="#Footnote_267" class="fnanchor">267</a>. Sein Ruf
-muß unterdessen ein hervorragender geworden sein. Es wird nämlich
-berichtet, daß König Philipp von Mazedonien, als er ihm im
-Jahre 343 die Erziehung seines im 14. Lebensjahre stehenden
-Sohnes übertrug, folgende Worte an <span class="gesperrt">Aristoteles</span> geschrieben
-habe: »Ich fühle mich den Göttern zu Dank verpflichtet, daß sie
-den Knaben zu Deiner Zeit geboren werden ließen. Denn von
-Dir erzogen, hoffe ich, soll er der Nachfolge auf meinem Throne
-würdig werden.« Und so wurde denn &ndash; ein Verhältnis, das einzig
-in der Geschichte dasteht &ndash; der bedeutendste Denker jener Zeit
-mit der Erziehung des größten Herrschers betraut.</p>
-
-<p>Über das Erziehungswerk selbst, das nur die ersten Jahre
-des mazedonischen Aufenthaltes unseres Philosophen (343&ndash;340)<span class="pagenum"><a name="Page_p106" id="Page_p106">[Pg p106]</a></span>
-umfaßte, fehlen nähere Nachrichten. Auch sind die Erzählungen,
-daß der königliche Schüler seinem Lehrer 800 Talente<a name="FNanchor_268" id="FNanchor_268" href="#Footnote_268" class="fnanchor">268</a>, sowie
-einen ganzen Trupp Leute zum Sammeln von Naturkörpern zur
-Verfügung gestellt habe, mindestens übertrieben. Soviel ist jedoch
-gewiß, daß <span class="gesperrt">Alexander</span> wohl zu schätzen wußte, was er dem
-<span class="gesperrt">Aristoteles</span> verdankte. Durch unverschuldete Umstände geriet
-letzterer gegen das Ende der Regierung <span class="gesperrt">Alexanders</span> in Ungnade.
-Nach Ablauf eines acht Jahre umfassenden Aufenthaltes in Mazedonien,
-der eine Zeit des Sammelns und der Vorbereitung gewesen
-ist, in welcher ihn der Gedanke, eine Enzyklopädie der Wissenschaften
-zu verfassen, jedenfalls schon beherrscht hat, kehrte <span class="gesperrt">Aristoteles</span>
-im Jahre 335 nach Athen zurück.</p>
-
-<p>Um eine solch umfassende wissenschaftliche Tätigkeit auszuüben,
-wie sie uns bei <span class="gesperrt">Aristoteles</span> begegnet, waren bedeutende
-Mittel erforderlich. Ob ihm diese durch die Gunst der mazedonischen
-Könige oder aus eigenem Vermögen zur Verfügung standen,
-läßt sich nicht mit Sicherheit entscheiden. Sehr wahrscheinlich
-trafen beide Umstände zusammen und ermöglichten es dem <span class="gesperrt">Aristoteles</span>,
-daß er, als erster unter den griechischen Philosophen,
-in den Besitz einer größeren Bibliothek gelangte. Die Herstellung
-von Büchern war damals eine mühselige und kostspielige Arbeit,
-und die Anzahl der Exemplare einer Schrift naturgemäß gering.
-Es ist daher begreiflich, daß bedeutende Summen dazu gehörten,
-um die Schriften seines Zeitalters sich in solchem Maße zugänglich
-zu machen, wie es <span class="gesperrt">Aristoteles</span> verstanden hat. Allein für
-die Werke eines Philosophen soll er drei Talente bezahlt haben<a name="FNanchor_269" id="FNanchor_269" href="#Footnote_269" class="fnanchor">269</a>.</p>
-
-<p>In Athen hat <span class="gesperrt">Aristoteles</span> im Lykeion, einem gymnastischen
-Spielen dienenden Gebäude der Stadt, unterrichtet. Nach der
-Gewohnheit des Meisters, dies im Auf- und Abwandeln zu tun,
-erhielt seine Schule den Namen der Peripatetiker. Während
-<span class="gesperrt">Alexander</span> die Welt eroberte, war <span class="gesperrt">Aristoteles</span> hier ein König
-im Reiche der Wissenschaften. Von seinen zahlreichen Schriften
-ist indes nur der kleinere, aber wichtigere Teil erhalten geblieben.</p>
-
-<p>Die Stellung des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> in dem antimazedonisch gesinnten
-Athen, wo er als Fremder und wegen seiner Beziehungen
-zu dem verhaßten großen Könige von manchem ungern gesehen
-wurde, ist während seines 13jährigen Aufenthalts in jener Stadt
-eine wenig angenehme gewesen. Als 323 v. Chr. die Kunde von<span class="pagenum"><a name="Page_p107" id="Page_p107">[Pg p107]</a></span>
-dem plötzlichen Tode <span class="gesperrt">Alexanders</span> eintraf und von den meisten
-als ein Zeichen zur Befreiung vom mazedonischen Joche begrüßt
-wurde, erhoben sich daher zahlreiche Neider und Widersacher
-gegen <span class="gesperrt">Aristoteles</span>. Er wurde der Lästerung der Götter geziehen,
-zog es aber vor, nicht eine Gerichtsverhandlung abzuwarten, sondern
-der ihm feindlich gesinnten Stadt den Rücken zu kehren,
-damit diese, wie er im Hinblick auf <span class="gesperrt">Sokrates</span> sagte, sich nicht
-zum zweiten Male an der Philosophie versündige. Wie richtig
-<span class="gesperrt">Aristoteles</span> seine Lage erkannt hatte, geht daraus hervor, daß
-der Areopag ihn bald darauf, trotz seiner Abwesenheit, zum Tode
-verurteilte. <span class="gesperrt">Aristoteles</span> hatte sich indessen nicht weit entfernt.
-Er war nach Euböa übergesiedelt in der Erwartung, durch einen
-Sieg der Mazedonier über die Athener nach seinem langjährigen
-Wohnsitz zurückgeführt zu werden. Diese Hoffnung sollte jedoch
-nicht in Erfüllung gehen, denn schon in dem auf das Ende
-<span class="gesperrt">Alexanders</span> folgenden Jahre, bevor man in Griechenland die
-frühere Ordnung wieder hergestellt hatte, setzte der Tod seinem
-reichen Leben ein Ziel.</p>
-
-<p>Die Schriften und die Bücher des großen Philosophen gingen
-zunächst in den Besitz seines Lieblingsschülers, des <span class="gesperrt">Theophrast</span>,
-über. Manches wird unvollendet gewesen und später ergänzt worden
-sein. <span class="gesperrt">Theophrast</span> hinterließ die Schriften wieder einem Schüler.
-Anderthalb Jahrhunderte blieben sie darauf verborgen. Endlich
-gelangten sie, nachdem <span class="gesperrt">Sulla</span> Athen erobert hatte, nach Rom,
-wo sie in zahlreichen Exemplaren abgeschrieben und verbreitet
-wurden. Daß dabei manches verunstaltet und verdorben wurde,
-unterliegt wohl keinem Zweifel. Die auf uns gekommenen Werke
-nehmen im Oktavformat fast 3800 Seiten in Anspruch<a name="FNanchor_270" id="FNanchor_270" href="#Footnote_270" class="fnanchor">270</a>. Davon
-ist indessen ein Teil als unecht zu betrachten<a name="FNanchor_271" id="FNanchor_271" href="#Footnote_271" class="fnanchor">271</a>.</p>
-
-<p>Eine gänzlich unverändert gebliebene Schrift des <span class="gesperrt">Aristoteles</span>
-gibt es sehr wahrscheinlich nicht. Auch bei einigen Hauptwerken
-handelt es sich wohl um Ausarbeitungen der Schüler. Dafür
-spricht unter anderem auch das Fehlen eines einheitlichen<span class="pagenum"><a name="Page_p108" id="Page_p108">[Pg p108]</a></span>
-Stiles. Andere Schriften sind bloße Entwürfe oder Zusammenstellungen
-von Auszügen. Dazu kommen von späteren Herausgebern
-herrührende Zusätze, die selten als solche kenntlich gemacht
-sind. Endlich fehlt es nicht an Werken, die zwar den
-Namen des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> tragen, die indessen als unecht oder nur
-zum geringen Teil als aristotelisch gelten. Unter diesen sei nur
-die von <span class="gesperrt">Nikolaos Damaskenos</span> im augusteischen Zeitalter herausgegebene
-Schrift »Über die Pflanzen« genannt. Über diesen Gegenstand
-gab es eine echte Schrift, die verloren ging (s. S. <a href="#Page_p138">138</a>). Auch
-eine mit Abbildungen versehene Schrift Ȇber die Zergliederung
-der Tiere« ist leider nicht auf uns gelangt.</p>
-
-
-<h3>Aristoteles als Philosoph und seine Stellung zur
-Naturwissenschaft.</h3>
-
-<p>Den breitesten Raum unter den Werken des <span class="gesperrt">Aristoteles</span>
-nehmen seine naturwissenschaftlichen Schriften ein. Sie betreffen
-das gesamte Universum von den allgemeinen Bedingungen der
-Körperwelt und dem Weltgebäude bis herab zur Beschreibung und
-Zergliederung der die Erde als Tiere und Pflanzen bevölkernden
-Einzelwesen. Folgende Schriften naturwissenschaftlichen Inhalts
-sind bei der nachfolgenden Darstellung des aristotelischen Lehrgebäudes
-vor allem in Betracht gezogen: »Die physikalischen Vorträge«,
-»Über das Weltgebäude«, »Über Entstehen und Vergehen«,
-»Die Meteorologie« und »Die mechanischen Probleme«<a name="FNanchor_272" id="FNanchor_272" href="#Footnote_272" class="fnanchor">272</a>. Unter den
-rein philosophischen Werken des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> verdient wegen ihrer
-Bedeutung für jeden Zweig besonderer Wissenschaft das später
-»Organon« genannte hervorgehoben zu werden. Es sind dies die
-von <span class="gesperrt">Aristoteles</span> zum ersten Male in ausführlicher Darstellung
-entwickelten Grundzüge der formalen Logik.</p>
-
-<p>Des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> Verdienst um die Naturwissenschaften ist
-ein doppeltes. Einmal hat er das zerstreute Einzelwissen seiner
-Vorgänger vereinigt und der Nachwelt durch eine außerordentlich
-fruchtbare schriftstellerische Tätigkeit überliefert. Zum andern
-beschränkte er sich keineswegs auf eine kritiklose Kompilation
-dieses Wissens. Vielmehr stellte er sich die gewaltige Aufgabe,
-aus philosophischen Prinzipien heraus ein System aller Wissenschaften
-zu entwickeln. Die Philosophie, das Streben nach
-Welterklärung, war also der Ausgangs- und der Angelpunkt,<span class="pagenum"><a name="Page_p109" id="Page_p109">[Pg p109]</a></span>
-aus dem bei ihm die Wissenschaft erwuchs. Denken und Welt
-in ihrem Gegensatz und in ihrer Wechselbeziehung wollte <span class="gesperrt">Aristoteles</span>
-begreifen und begreiflich machen. Die Philosophie,
-die bei <span class="gesperrt">Platon</span> noch voll poetischen Schwunges gewesen, wurde
-bei <span class="gesperrt">Aristoteles</span> nüchterne Betrachtung des Ichs mit seiner
-Denktätigkeit und seinen Anschauungsformen, sowie der Welt
-mit ihren Einzeldingen. In ihnen suchte er die Idee, welche bei
-<span class="gesperrt">Platon</span> über und hinter den Dingen stand, sowie die Zwecke nachzuweisen.
-Man kann <span class="gesperrt">Platon</span> den Vorwurf nicht ersparen, daß er
-die Wirklichkeit allzusehr vernachlässigte und an ihre Stelle ein
-System aus häufig inhaltsleeren Begriffen setzte, während <span class="gesperrt">Aristoteles</span>
-sich von der Überzeugung leiten ließ, daß wirkliche Erkenntnis
-nur aus der Erfahrung entspringen kann. <span class="gesperrt">Aristoteles</span>
-fordert daher, man solle »zuerst die Erscheinungen auffassen und
-dann erst die Ursachen angeben«.</p>
-
-<p>In der Befolgung des dialektischen Verfahrens, das er meisterhaft
-zu handhaben wußte, ist <span class="gesperrt">Aristoteles</span> ein Jünger des <span class="gesperrt">Sokrates</span>
-und des <span class="gesperrt">Platon</span>. Während indessen die Philosophie der
-letzteren vorzugsweise auf dem Boden der Dialektik wurzelte, sucht
-<span class="gesperrt">Aristoteles</span> das beobachtende Verfahren der Naturwissenschaft
-mit der Dialektik zu verknüpfen, was seine Lehrmeister nicht
-vermocht hatten. »Zwar gelang es ihm nicht, beide Elemente völlig
-ins Gleichgewicht zu bringen, doch hat er durch ihre Verknüpfung
-das Höchste unter den Griechen geleistet«<a name="FNanchor_273" id="FNanchor_273" href="#Footnote_273" class="fnanchor">273</a>. <span class="gesperrt">Sokrates</span> und <span class="gesperrt">Platon</span>
-hatten zuerst nach den Begriffen gefragt und die oft nur aus der
-Betrachtung des Sprachgebrauches und der herrschenden Meinung
-gewonnene Erkenntnis des Begriffes dem weiteren Forschen zugrunde
-gelegt, während <span class="gesperrt">Aristoteles</span> außer dem Begriff die bewegenden
-und stofflichen Ursachen ins Auge faßte. Er ist nicht
-nur ein scharfer Denker, sondern ein solch unermüdlicher Beobachter,
-daß ihm nicht selten ein übertriebener Empirismus zum
-Vorwurf gemacht worden ist. Die bei der Naturerklärung zu befolgenden
-Grundsätze finden sich bei ihm nicht zusammenhängend
-entwickelt, sondern in zahlreichen Einzelbemerkungen zerstreut.
-Aus ihnen läßt sich folgendes entnehmen: Stets hat der Erklärung
-die Beobachtung vorauszugehen. Daß man die Theorie auf die
-Erkenntnis des Einzelnen stützen müsse, wird häufiger betont. Von
-der Beobachtung wird verlangt, daß sie sorgfältig, umfassend und
-vor allem frei von jeder vorgefaßten Meinung sei. Handelt es<span class="pagenum"><a name="Page_p110" id="Page_p110">[Pg p110]</a></span>
-sich um die Beobachtungen anderer, so ist strenge Kritik anzulegen.
-Kurz, es begegnen uns bei <span class="gesperrt">Aristoteles</span> Grundsätze, wie
-sie die dem Empirismus huldigenden Philosophen der neueren Zeit,
-wie <span class="gesperrt">Bacon</span>, kaum besser entwickelt haben. Indessen entsprach
-dem Wollen, wie es auch bei <span class="gesperrt">Bacon</span> der Fall war, nicht das Vermögen.
-Es lassen sich dafür verschiedene Gründe anführen. Einmal
-waren die Hilfsmittel der wissenschaftlichen Forschung zur
-Zeit des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> noch sehr wenig entwickelt. Vor allem
-mangelte es auf fast allen Gebieten noch an der Möglichkeit einer
-schärferen Bestimmung der quantitativen Verhältnisse. <span class="gesperrt">Aristoteles</span>
-empfindet dies schon, wo er von der Wärme handelt. Von
-einer Vervollkommnung der Sinne und der dadurch zu ermöglichenden
-weitgehenden Schärfung der Beobachtung besaß er aber
-wohl keine auch nur dunkle Ahnung. Was für die Sinne nicht
-existierte, galt ihm noch als nicht vorhanden<a name="FNanchor_274" id="FNanchor_274" href="#Footnote_274" class="fnanchor">274</a>.</p>
-
-<p>In treffender Würdigung der aristotelischen Denkweise sagt
-<span class="gesperrt">Zeller</span>: »Da die griechische Wissenschaft mit der Spekulation
-angefangen hatte und die Erfahrungswissenschaften erst spät
-zu einiger Ausbildung gelangten, so war es natürlich, daß das
-dialektische Verfahren eines <span class="gesperrt">Sokrates</span> und <span class="gesperrt">Platon</span> einer strengeren
-Empirie den Rang ablief. Auch <span class="gesperrt">Aristoteles</span> hält sich zunächst
-an dies Verfahren, ja er bringt es theoretisch und praktisch
-zur Vollendung. Daß die Kunst der empirischen Forschung bei
-ihm eine gleichmäßige Ausbildung erfahren werde, ließ sich nicht
-erwarten. Und ebenso lag ihm eine schärfere Unterscheidung beider
-Methoden noch fern. Diese ist erst durch die höhere Entwicklung
-der Erfahrungswissenschaften und, von philosophischer Seite,
-durch die erkenntnistheoretischen Untersuchungen herbeigeführt
-worden, welche die neuere Zeit ins Leben gerufen hat.«</p>
-
-<p>Eine Reihe von Grundbegriffen oder Kategorien sind es, unter
-welche <span class="gesperrt">Aristoteles</span> sämtliche Gegenstände der denkenden Betrachtung
-einzugliedern suchte. Die wichtigsten sind Substanz,
-Quantität, Qualität, Lage, Wirken und Leiden. Als Endzweck
-der gesamten Natur erschien ihm der Mensch. Im Besitz der
-aristotelischen Philosophie und Wissenschaftslehre hat letzterer an
-dieser ihm zugewiesenen Stellung zwei Jahrtausende festgehalten,<span class="pagenum"><a name="Page_p111" id="Page_p111">[Pg p111]</a></span>
-bis man den Zweckbegriff durch den Begriff der mechanischen
-Kausalität ersetzte und den Menschen als ein Glied in der Kette
-der übrigen Wesen begreifen lernte.</p>
-
-
-<h3>Die Grundlehren der Mechanik bei Aristoteles.</h3>
-
-<p>Wir gehen nach dieser allgemeinen Charakteristik zu dem
-Verhältnis über, in welchem <span class="gesperrt">Aristoteles</span> zu den Einzelwissenschaften
-gestanden hat.</p>
-
-<p>Die Bedeutung der Mathematik hat er in seinen Schriften
-oft hervorgehoben, doch sind eigentliche mathematische Entwicklungen
-in ihnen nicht enthalten. Wohl aber bieten sie manche beachtenswerte
-Äußerung über schwierige Begriffe, wie über den
-Grenzbegriff und das Unendliche. »Stetig«, sagt <span class="gesperrt">Aristoteles</span>
-z. B., »ist ein Ding, wenn die Grenze eines jeden von zwei aufeinander
-folgenden Teilen, in der sie sich berühren, eine und die
-nämliche wird.« Er löste ferner das Paradoxon vom Durchlaufen
-unendlich vieler Raumpunkte in endlicher Zeit dadurch, daß er
-innerhalb der endlichen Zeit unendlich viele Zeitteilchen von unendlich
-kleiner Dauer annahm. Das Unendliche ist ferner für ihn
-nichts Wirkliches, sondern es gibt nur Endliches von beliebiger
-Größe und von beliebiger Kleinheit<a name="FNanchor_275" id="FNanchor_275" href="#Footnote_275" class="fnanchor">275</a>.</p>
-
-<p>Am meisten Erfolg hatte man auf dem Gebiete der Naturwissenschaft
-dort aufzuweisen, wo die rasch emporblühende Mathematik
-Anwendung finden konnte. Wie die ersten erfolgreichen
-Schritte auf dem Gebiete der Astronomie, so waren die Anfänge
-der Mechanik von dem Erreichen einer gewissen Stufe des mathematischen
-Denkens abhängig. Dem Verlauf der mechanischen
-Vorgänge angemessene Begriffe entwickeln sich daher weit später
-als das Vermögen, die Gesetze der Mechanik anzuwenden, ohne
-sich ihrer klar bewußt zu sein. Das letztere mußte nämlich schon
-bei der frühesten Ausübung jeder gewerblichen Tätigkeit eintreten.</p>
-
-<p>Mit den Grundfragen der Mechanik hat sich die griechische
-Philosophie schon in der vorsokratischen Zeit beschäftigt. Insbesondere
-wandte man sich den Problemen der Schwere und der
-Bewegung zu<a name="FNanchor_276" id="FNanchor_276" href="#Footnote_276" class="fnanchor">276</a>. Auch daß aus der Bewegung, infolge der damit
-verbundenen Reibung, Wärme hervorgeht, wurde frühzeitig erkannt.<span class="pagenum"><a name="Page_p112" id="Page_p112">[Pg p112]</a></span>
-<span class="gesperrt">Anaxagoras</span> wollte sogar das Licht der Gestirne aus diesem Vorgange
-herleiten (s. S. <a href="#Page_p077">77</a>).</p>
-
-<p>Zu den alltäglichsten Erscheinungen, die vor allem dazu angetan
-sind, das Nachdenken wachzurufen, gehört die Bewegung frei
-fallender Körper. Diese Erscheinung, von der ausgehend später
-<span class="gesperrt">Newton</span> zur Entdeckung des Weltgesetzes geführt wurde, faßte
-<span class="gesperrt">Aristoteles</span> irrig auf. Bezeichnend für seine ganze Geistesrichtung
-ist es, daß er nicht von der Erscheinung selbst, sondern
-von begrifflichen Festsetzungen ausging und bei diesen stehen blieb.
-Er betrachtet zunächst die Bewegung im allgemeinen und unterscheidet
-zwei Arten derselben, die begrenzte, geradlinige, und die
-unbegrenzte, kreisförmige. Letztere, als die angeblich vollkommenere,
-schreibt er den himmlischen Körpern zu. Die geradlinige
-Bewegung wird aus einem entweder zum Zentrum hin oder vom
-Zentrum fort gerichteten Streben der Körper erklärt, und so werden
-die Begriffe Leichtigkeit und Schwere abgeleitet. Die erstere Eigenschaft
-wird der Luft und dem Feuer, die zweite dem Wasser und
-der Erde, d. h. allen flüssigen und festen Körpern zugeschrieben.
-Aus diesen Erklärungen folgt nun für <span class="gesperrt">Aristoteles</span> mit zwingender
-Notwendigkeit, daß der schwerere Körper, weil sein Streben zum
-Zentrum ein größeres sei, sich schneller abwärts bewegen müsse
-als der leichtere. Hieraus wurde dann später geschlossen, daß die
-Körper genau in demselben Verhältnis schneller fielen, je größer
-ihr Gewicht sei, so daß beispielsweise ein hundertpfündiges Stück
-Eisen auch hundertmal so schnell zur Erde gelange wie ein solches
-von einem Pfund Gewicht. Jeder, ohne Voreingenommenheit angestellte
-Versuch, hätte diesen Schluß als unhaltbar dartun müssen.
-Trotzdem blieb er, wenn schon sich hin und wieder Zweifel regten,
-in Geltung, bis <span class="gesperrt">Galilei</span> ihn durch seine Fallversuche glänzend
-widerlegte.</p>
-
-<p>Man kann<a name="FNanchor_277" id="FNanchor_277" href="#Footnote_277" class="fnanchor">277</a> die Unterscheidung zwischen irdischen und himmlischen,
-sowie zwischen natürlichen und erzwungenen Bewegungen
-in erster Linie als das Hindernis ansehen, das der Entwicklung
-der Mechanik im Altertum und Mittelalter im Wege stand. Erst
-als diese Schranken fielen, war die Errichtung der neueren Mechanik
-möglich. Zu den Schwächen der antiken Mechanik rechnet
-auch der Umstand, daß man nicht zu einer klaren Vorstellung von
-dem Begriff des Beharrungsvermögens gelangte. Zwar finden sich<span class="pagenum"><a name="Page_p113" id="Page_p113">[Pg p113]</a></span>
-Ansätze<a name="FNanchor_278" id="FNanchor_278" href="#Footnote_278" class="fnanchor">278</a>, doch hielten alle Physiker an der Annahme fest, ein
-Körper könne sich unmöglich bewegen, wenn nicht eine äußere
-Kraft oder die ihm innewohnende Schwere und Leichtigkeit auf
-ihn wirkten<a name="FNanchor_279" id="FNanchor_279" href="#Footnote_279" class="fnanchor">279</a>. Den letzteren Begriff vermieden wenigstens die
-Atomisten, die alle Körper als schwer betrachteten.</p>
-
-<p>Über den Inhalt der mechanischen Lehren des <span class="gesperrt">Aristoteles</span>
-sei noch einiges im einzelnen mitgeteilt. Die Art der Darstellung
-besteht darin, daß der Philosoph an Erfahrungstatsachen eine Anzahl
-von Fragen anknüpft<a name="FNanchor_280" id="FNanchor_280" href="#Footnote_280" class="fnanchor">280</a>, die er selten auf mathematischem
-Wege, wie später mit so großem Erfolge <span class="gesperrt">Archimedes</span>, sondern
-meist, ausgehend von bestimmten Definitionen, durch dialektische
-Kunststücke zu lösen sucht. Den Stoff zu seinen Untersuchungen
-bieten ihm das Rad, der Hebel, das Ruder, die Zange, die Wage
-und andere bekannte Werkzeuge. Die Beantwortung der Fragen
-geschieht oft wieder in Frageform. So heißt es im 6. Kapitel:
-»Warum das an sich kleine Steuer, am Ende des Schiffes angebracht,
-eine so große Gewalt hat? Weil vielleicht das Steuer
-ein Hebel ist, die Last das Meer und der Steuermann das Bewegende«.</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig14" id="fig14" href="images/abb14.jpg"><img width="400" height="53" src="images/abb14.jpg" alt="[Abb. 14]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 14. Der Tragbalken bei Aristoteles.</div>
-</div>
-
-<p>Auffallend erscheint es <span class="gesperrt">Aristoteles</span> zunächst, daß eine große
-Last durch eine kleine Kraft bewegt werden kann, wie beim Hebel.
-Die an diesem Werkzeug sich das Gleichgewicht haltenden Lasten
-setzt <span class="gesperrt">Aristoteles</span> ganz richtig den Längen der Hebelarme umgekehrt
-proportional. Den Grund für dieses Gesetz findet er darin,
-daß die kleinere Last, ihrer größeren Entfernung vom Stützpunkt
-entsprechend, einen größeren Kreisbogen durchlaufen müsse. Auf
-den Hebel wird auch der Keil und der Tragbalken zurückgeführt.
-Letzteres geschieht (<a href="#fig14">Abb. 14</a>) durch folgende Erörterung: »Zwei
-Leute tragen auf einer Stange AB eine Last G.« Warum, fragt
-<span class="gesperrt">Aristoteles</span>, wird der am stärksten gedrückt, dem G am nächsten
-ist? AB sagt er darauf, wird hier gebraucht wie ein Hebel. »Der
-G nächste Träger bei A ist das Bewegte, der andere Träger bei<span class="pagenum"><a name="Page_p114" id="Page_p114">[Pg p114]</a></span>
-B ist das Bewegende. Und je weiter dieser von der Last entfernt
-ist, desto leichter bewegt er.« Den einarmigen Hebel hat <span class="gesperrt">Aristoteles</span>
-nicht als eine besondere Art betrachtet.</p>
-
-<p>Ein wichtiger Abschnitt des aristotelischen Werkes ist auch
-derjenige, der den Satz vom Parallelogramm der Bewegungen enthält.
-»Wenn etwas«, heißt es dort, »nach irgendeinem Verhältnis
-bewegt wird, so daß es eine Linie durchlaufen muß, so wird diese
-Gerade die Diagonale einer Figur sein, welche durch die nach dem
-gegebenen Verhältnis zusammengesetzten Linien bestimmt wird. Sei
-zum Beispiel das Verhältnis der Bewegung dasjenige, welches AB
-zu AC hat. Es werde also A nach B getrieben, AB aber nach
-CG. Ebenso gelangt in derselben Zeit A nach D, in welcher AD
-nach EF gelangt. Ist dann das Verhältnis
-der Bewegung in letzterem Falle dasselbe,
-d. h. verhält sich AD : AE wie AB : AC, so
-ist das kleine Parallelogramm dem größeren
-ähnlich; und es wird folglich die Diagonale
-AF in die Diagonale AG fallen.
-Hieraus wird also offenbar, daß ein auf der
-Diagonale nach zwei Richtungen bewegter
-Gegenstand notwendig in dem Verhältnis
-der Seiten bewegt wird. Ändern dagegen zwei Bewegungen in jedem
-Augenblick ihr Verhältnis, so kann der Körper unmöglich eine
-geradlinige, sondern er muß eine krummlinige Bewegung durchlaufen.«
-Auch der Satz, daß die Bewegung im Kreise aus zwei
-Bewegungen, die nach dem Mittelpunkt und in der Richtung der
-Tangente erfolgen, zusammengesetzt gedacht werden kann, ist auf
-<span class="gesperrt">Aristoteles</span> zurückzuführen. Ferner hat sich <span class="gesperrt">Aristoteles</span> mit
-dem Problem des Stoßes beschäftigt, das erst durch <span class="gesperrt">Wallis</span>, <span class="gesperrt">Wren</span>
-und <span class="gesperrt">Huygens</span> seine Lösung finden sollte. Er stellt nämlich die
-Frage, weshalb ein geringer Stoß auf einen Keil viel ausrichten
-könne, während ein gegen den gleichen Keil ausgeübter Druck nur
-wenig leiste<a name="FNanchor_281" id="FNanchor_281" href="#Footnote_281" class="fnanchor">281</a>.</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig15" id="fig15" href="images/abb15.jpg"><img width="200" height="119" src="images/abb15.jpg" alt="[Abb. 15]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 15. Der Satz vom Parallelogramm
-der Bewegungen.</div>
-</div>
-
-<p>In exakt-wissenschaftlicher Hinsicht sind dem <span class="gesperrt">Aristoteles</span>
-noch zwei Verdienste zuzuschreiben. Einmal war er wohl einer
-der ersten, der seine Erörterungen durch Zeichnungen zu unterstützen
-suchte. Ferner befindet sich bei ihm der Keim zu dem
-Gedanken, die in Beziehung zu setzenden Größen mit Buchstaben
-zu bezeichnen.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p115" id="Page_p115">[Pg p115]</a></span></p>
-
-
-<h3>Die Anfänge der Akustik und der Optik.</h3>
-
-<p>Ein anderes Gebiet, das sich gleichfalls schon im Altertum
-der exakten Behandlung zugänglich erwies, war die Akustik. So
-hatten z. B. die Pythagoreer erkannt, daß die Längen von gleich
-dicken und in gleichem Maße gespannten Saiten, wenn sich Konsonanzen
-ergeben sollen, in einem einfachen Verhältnis stehen
-müssen. Dieses Verhältnis fanden sie für die Oktave gleich 1 : 2.
-Und zwar geschah dies mit Hilfe eines Monochords. Der
-Apparat besaß die Einrichtung, daß eine Saite über einen
-Steg geführt und durch Gewichte beliebig gespannt werden
-konnte. In dieser Vorrichtung begegnet uns der erste Apparat,
-vermittelst dessen auf experimentellem Wege ein Naturgesetz
-gefunden wurde. Auch bei <span class="gesperrt">Aristoteles</span> finden wir einige zutreffende
-Vorstellungen über akustische Vorgänge. <span class="gesperrt">Aristoteles</span>
-schreibt z. B. der Luft die vermittelnde Rolle bei den Schallerscheinungen
-zu und führt die letzteren auf Schwingungen zurück,
-die sich bis zu unserem Ohre fortpflanzen. »Ein Ton«,
-sagt er, »entsteht nicht dadurch, daß der tönende Körper der
-Luft, wie einige glauben, eine gewisse Form einprägt, sondern
-dadurch, daß er die Luft auf eine angemessene Weise in Bewegung
-setzt. Die Luft wird dabei zusammengedrückt und auseinandergezogen
-und durch die Stöße des tönenden Körpers immer
-wieder fortgestoßen, so daß sich der Schall nach allen Richtungen
-ausbreitet.« Auch das Echo wurde von <span class="gesperrt">Aristoteles</span> ganz richtig
-als ein Reflex erkannt.</p>
-
-<p>Die gleiche Anschauung, die er sich vom Schall gebildet,
-übertrug <span class="gesperrt">Aristoteles</span> auf das Gebiet der Optik. Vor ihm hatte
-sich die wunderliche Vorstellung entwickelt, das Sehen sei eine
-Art Tasten, bei dem das Auge sich aktiv verhalte und sozusagen
-Fühlfäden nach den Körpern hin erstrecke. Nach den ältesten Ansichten
-ist das Auge sogar feuriger Natur. Auch bei den Indern
-begegnen wir dieser Meinung. So schreibt <span class="gesperrt">Susruta</span> der Linse,
-die häufig als das Hauptorgan des Auges betrachtet wurde, ewiges
-Feuer zu<a name="FNanchor_282" id="FNanchor_282" href="#Footnote_282" class="fnanchor">282</a>. In Übereinstimmung damit betrachteten die ältesten
-griechischen Philosophen, wie die Pythagoreer, das Sehen als eine
-heiße Ausdünstung, die vom Auge nach dem wahrgenommenen
-Gegenstande strömen sollte.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p116" id="Page_p116">[Pg p116]</a></span></p>
-
-<p><span class="gesperrt">Aristoteles</span> wendet dagegen ein<a name="FNanchor_283" id="FNanchor_283" href="#Footnote_283" class="fnanchor">283</a>, daß man dann auch während
-der Nacht zum Sehen befähigt sein müsse. Ähnlich wie beim
-Schall die Luft zur Übermittlung erforderlich sei, setze auch die
-Lichtempfindung zwischen dem Auge und dem gesehenen Gegenstande
-ein Medium voraus, das die Wirkung zu übertragen vermöge.
-Das Innere des Auges ist ferner nach <span class="gesperrt">Aristoteles</span> deshalb
-durchsichtig, weil sich der Sitz des Sehvermögens auf der
-hinteren Seite befinde. Auch an eine Erklärung der Farben wagt
-sich <span class="gesperrt">Aristoteles</span>. Sie sollen aus der Mischung von Weiß und
-Schwarz, die er als Grundfarben bezeichnet, hervorgehen, ein Gedanke,
-der später oft wiederkehrte. Er wendet sich dann gegen die
-Annahme, die Farben seien Ausflüsse der farbigen Körper. »Man
-muß nicht annehmen,« fügt er hinzu, »daß alles durch Berührung
-empfunden wird. Sondern es ist besser zu sagen, die Empfindung
-des Sehens erfolge durch eine Bewegung des Mittels zwischen dem
-Auge und dem Gesehenen.« Es begegnet uns also hier schon im
-Keime der Widerstreit zwischen der Emanations- und der Vibrationstheorie,
-der sich durch das 17. und 18. Jahrhundert hindurchzog
-und erst im 19. entschieden wurde<a name="FNanchor_284" id="FNanchor_284" href="#Footnote_284" class="fnanchor">284</a>. Trotz mancher Unrichtigkeiten,
-die sich bei <span class="gesperrt">Aristoteles</span> finden, hat kaum ein anderer
-Denker des Altertums solch klare Vorstellungen über optische Dinge
-entwickelt, wie er. Daher knüpft selbst <span class="gesperrt">Goethe</span> in seiner Schrift
-»Zur Farbenlehre« wieder an ihn an und gibt dort eine Darstellung
-der aristotelischen Ansichten über das Licht und die Farben<a name="FNanchor_285" id="FNanchor_285" href="#Footnote_285" class="fnanchor">285</a>.</p>
-
-<p>Erwähnt sei noch, daß die von den Atomisten (<span class="gesperrt">Leukipp</span>,
-<span class="gesperrt">Demokrit</span>) geschaffenen optischen Vorstellungen einen Rückschritt
-bedeuteten. Die Atomisten fielen eigentlich in die alten
-Vorstellungen zurück. Sie kehrten das Verhältnis aber um und
-ließen Abbilder der Dinge von den Gegenständen sich loslösen
-und ins Auge strömen. Mit beiden Anschauungen brach <span class="gesperrt">Aristoteles</span>,
-indem er die Bedeutung des Mediums für den Vorgang
-des Sehens erkannte. Im Mittelalter glaubte man von jeder
-physikalischen Erklärung absehen zu dürfen, da die Seele keiner
-äußeren Beihilfe bedürfe<a name="FNanchor_286" id="FNanchor_286" href="#Footnote_286" class="fnanchor">286</a>. Man nahm vielmehr beim Sehen eine<span class="pagenum"><a name="Page_p117" id="Page_p117">[Pg p117]</a></span>
-unvermittelte Fernwirkung an und schuf damit einen Begriff, der
-lange dazu dienen mußte, einen aus mechanischen Prinzipien nicht
-zu erklärenden Vorgang wenigstens mit einem Worte zu verbinden.</p>
-
-<p>Obgleich die Beschäftigung mit Fragen der Mechanik, der
-Optik und der Akustik ganz besonders zu wissenschaftlichen Beobachtungen
-und zu Versuchen anregt, finden wir bei <span class="gesperrt">Aristoteles</span>,
-wie fast überall im Altertum, nur geringe Ansätze nach dieser
-Richtung. Stets wird an die Meinungen früherer angeknüpft, darauf
-werden Tatsachen der gewöhnlichen Erfahrung herangezogen
-und daraus auf dialektischem Wege, unter Gedankensprüngen und
-logischen Kunstgriffen, ein Ergebnis gewonnen, das sich dem
-herrschenden System anpaßt, oft aber auch auf eine bloße Worterklärung
-hinausläuft. Das Ergebnis der so geübten Spekulation
-sucht <span class="gesperrt">Aristoteles</span> mitunter wieder durch neue Beispiele aus der
-Erfahrung zu stützen. Das Unzulängliche seines Verfahrens scheint
-ihm indessen manchmal selbst zum Bewußtsein gekommen zu sein.
-So sagt er an einer Stelle: »Noch sind die Erscheinungen nicht
-hinreichend erforscht. Wenn sie es aber dereinst sein werden, ist
-der Beobachtung mehr zu trauen, als der Spekulation und letzterer
-nur insoweit, als sie mit den Erscheinungen Übereinstimmendes
-ergibt.«</p>
-
-
-<h3>Das Himmelsgebäude nach Aristoteles.</h3>
-
-<p>Auf dem Gebiete der Astronomie hat <span class="gesperrt">Aristoteles</span> den soeben
-erwähnten Grundsatz, den im übrigen erst die neuere Naturforschung
-zur vollen Geltung brachte, auch hin und wieder befolgt<a name="FNanchor_287" id="FNanchor_287" href="#Footnote_287" class="fnanchor">287</a>.
-Andererseits verleugnet er in seinem, von diesem Gebiete
-handelnden Werke an manchen Stellen die an ihm gewohnte
-Denkart nicht. So bemüht er sich, aus Vernunftgründen darzutun,
-daß es nur ein Himmelsgewölbe geben könne und daß das Universum
-ohne Ursprung und unvergänglich sei. Sehr klar ist seine
-Zusammenstellung der Gründe für die Kugelgestalt der Erde. Der
-betreffende Abschnitt möge hier in etwas freierer Wiedergabe
-folgen<a name="FNanchor_288" id="FNanchor_288" href="#Footnote_288" class="fnanchor">288</a>: »Daß die Erde eine Kugel ist, ergibt sich auch aus der
-Sinneswahrnehmung. Bei den Mondfinsternissen ist nämlich die
-abgrenzende Linie, welche der Schatten der Erde zeigt, immer gekrümmt.
-Ferner ist durch das Erscheinen der Sterne nicht bloß
-augenfällig, daß die Erde rund ist, sondern auch, daß sie nicht<span class="pagenum"><a name="Page_p118" id="Page_p118">[Pg p118]</a></span>
-eben groß sein kann. Wenn wir nämlich nur eine geringe Ortsveränderung
-gegen Süden oder Norden vornehmen, so zeigen die
-Sterne über unserem Haupte eine große Veränderung, denn einige
-Sterne werden in Ägypten gesehen, hingegen in den nördlichen
-Ländern nicht. Und diejenigen Sterne, welche in den nördlichen
-Gegenden immerwährend am Himmel stehen, gehen in den südlichen
-unter. Folglich ist die Erde nicht nur kugelförmig, sondern
-auch nicht groß, denn sonst würde sich bei einer nur so geringen
-Ortsveränderung nicht die beschriebene Erscheinung zeigen. Es
-ist daher nicht unglaublich, daß die Gegend um die Säulen des
-Herkules mit jener von Indien zusammenhängt und daß es auf
-diese Weise nur ein Meer gibt. Ferner behaupten die Mathematiker,
-daß der Umfang der Erde etwa 400000 Stadien betrage. Auch
-daraus würde folgen, daß die Erde nicht nur kugelförmig, sondern
-im Vergleich zu den übrigen Gestirnen nicht groß ist.«</p>
-
-<p>Gleichzeitig mit der Lehre von der Kugelgestalt der Erde
-entstand die Vorstellung, daß es Antipoden geben müsse. Schon
-die Pythagoreer sollen dies angenommen haben<a name="FNanchor_289" id="FNanchor_289" href="#Footnote_289" class="fnanchor">289</a>. Als der »Erfinder«
-des Wortes Antipoden wird <span class="gesperrt">Platon</span> genannt. Daß die
-Erde in ihrem ganzen Umfange bewohnt sei, wird indessen nicht
-etwa als Tatsache, sondern nur als nicht zu umgehende Annahme
-hingestellt.</p>
-
-<p>Von eigener Beobachtung eines seltenen astronomischen Ereignisses
-zeugt folgende Stelle, die gleichfalls im Wortlaute mitgeteilt
-sei<a name="FNanchor_290" id="FNanchor_290" href="#Footnote_290" class="fnanchor">290</a>: »Wir haben nämlich gesehen, wie der Mond einmal
-halbkreisförmig war und <em class="gesperrt">unter</em> dem Mars vorüberging. Letzterer
-verschwand an der dunklen Hälfte des Mondes und kam an der
-beleuchteten wieder hervor. In gleicher Weise berichten solches,
-auch bezüglich der übrigen Gestirne, diejenigen, die schon seit
-einer sehr langen Reihe von Jahren Beobachtungen angestellt
-haben, nämlich die Ägypter und die Babylonier, von denen wir
-viele beglaubigte Nachrichten betreffs eines jeden Gestirns besitzen.«</p>
-
-<p>Die Kugelform legt <span class="gesperrt">Aristoteles</span> nicht nur der Erde, sondern
-auch dem Himmelsgewölbe bei. Letzteres müsse notwendig kugelförmig
-sein, denn die Kugel sei sowohl für das Wesen des Universums
-die am meisten ansprechende, als auch von Natur aus<span class="pagenum"><a name="Page_p119" id="Page_p119">[Pg p119]</a></span>
-die ursprünglich erste Form<a name="FNanchor_291" id="FNanchor_291" href="#Footnote_291" class="fnanchor">291</a>. Für die Welt nimmt <span class="gesperrt">Aristoteles</span>
-räumliche Begrenzung an. Die Gestirne seien aus Äther gebildet,
-dessen Bewegung die kreisförmige sei, während den irdischen
-Elementen die geradlinige zukomme. Die fünf Planeten, die Sonne
-und der Mond sollen, wie schon <span class="gesperrt">Eudoxos</span> behauptet, jeder in
-seiner eigenen Sphäre bewegt werden. An diesen Sphären, unter
-denen man sich konzentrische, die im Mittelpunkte ruhende
-Erde umgebende Kugelschalen vorstellte, sind diese sieben Weltkörper
-befestigt, während die Fixsterne eine gemeinsame Sphäre
-besitzen und ihre gegenseitige Lage innerhalb dieser Sphäre nicht
-ändern.</p>
-
-<p>Astrologische Vorstellungen kommen in den Schriften des
-<span class="gesperrt">Aristoteles</span> nicht vor. Zwar hatte <span class="gesperrt">Platon</span> die Ansicht vertreten,
-daß die Gestirne göttliche Wesen seien. <span class="gesperrt">Aristoteles</span>
-teilte diese Ansicht, sowie die Lehre von der Sterndeutung jedoch
-nicht, wenn auch den Griechen damals schon die astronomischen
-und die astrologischen Lehren der Chaldäer bekannt waren.
-Auch <span class="gesperrt">Eudoxos</span>, der sich zur Zeit <span class="gesperrt">Platons</span> eingehend mit
-der Astronomie befaßte, verhielt sich diesen Lehren gegenüber
-ablehnend. Erst in der späteren, als hellenistisch bezeichneten
-Periode wurde die Astrologie zu einer herrschenden geistigen
-Strömung.</p>
-
-<p>Um die Ungleichheiten in der Bewegung der Planeten zu erklären,
-hatte schon <span class="gesperrt">Eudoxos</span>, der Begründer der Theorie der
-homozentrischen Sphären, für jeden Wandelstern mehrere Sphären
-eingeführt. Für jedes dieser Gestirne mußte, da es wie die Fixsterne
-auf- und unterging, eine der Fixsternbewegung entsprechende
-Sphäre angenommen werden. Eine zweite, deren größter Kreis
-in die Ekliptik fiel, bewegte den Planeten dann entgegengesetzt
-zur täglichen Drehung, also von West nach Ost, in einer
-Zeit, innerhalb welcher der Planet den Tierkreis durchläuft.
-Weitere Sphären waren zur Erklärung der Stillstände und der
-zeitweiligen Rückwärtsbewegung von Ost nach West nötig. Für
-den Mond und für die Sonne waren gleichfalls zwei Sphären nicht
-ausreichend. Im ganzen benötigte <span class="gesperrt">Eudoxos</span> zur Darstellung der
-Bewegungen der Himmelskörper 27 Sphären. Zu diesen fügte
-<span class="gesperrt">Kalippos</span> 7 und <span class="gesperrt">Aristoteles</span> noch 22 weitere hinzu. Dadurch
-wurde der Mechanismus so verwickelt, daß man ihn endlich aufgab
-und durch die Epizyklentheorie ersetzte.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p120" id="Page_p120">[Pg p120]</a></span></p>
-
-<p>Eine Rekonstruktion der Anschauungen des <span class="gesperrt">Eudoxos</span> verdanken
-wir <span class="gesperrt">Schiaparelli</span><a name="FNanchor_292" id="FNanchor_292" href="#Footnote_292" class="fnanchor">292</a>. Es handelt sich bei der Annahme
-der Sphären um keine mystischen Ungereimtheiten, sondern um
-eine kinetische Hilfsvorstellung zur möglichst genauen Beschreibung
-der beobachteten Vorgänge. Man darf bei der Beurteilung älterer
-Hypothesen nie vergessen, daß auch unsere modernen Theorien
-im Grunde genommen solche Hilfsvorstellungen sind, die mit dem
-Fortschreiten der Wissenschaft oft durch neue Vorstellungen verdrängt
-werden. Man darf ferner wohl annehmen, daß <span class="gesperrt">Eudoxos</span>
-selbst seine Hilfsvorstellung als das betrachtete, was sie war, und
-daß erst Spätere seinen homozentrischen Sphären Wirklichkeit beigemessen
-haben. Bezeichnend ist auch der Ausdruck, der bei den
-alten Schriftstellern oft wiederkehrt, daß man für die Bewegung
-der Himmelskörper Theorien aufgestellt habe, »um die Erscheinungen
-zu retten«, d. h. sie mit einer, den Verstand befriedigenden,
-kinetischen Darstellung in Einklang zu bringen. Hielt man an
-dem Grundsatz fest, am Himmel seien nur gleichmäßige und
-kreisförmige Bewegungen möglich, so boten die Sphärentheorie
-und später die Epizyklentheorie eine Lösung der den alten Astronomen
-gestellten Aufgabe, die dem damaligen Stande des Wissens
-entsprach.</p>
-
-<p>Die Vorstellung, die Erde und der Himmel seien kugelförmig,
-führte schon im Altertum zur Verfertigung von Globen. Zuerst
-begegnen uns Himmelsgloben. Ein solcher ist uns in dem »<span class="gesperrt">Farnesischen</span>
-Globus« erhalten geblieben. Er wird im Nationalmuseum
-zu Neapel aufbewahrt und bildet die Marmorkugel, welche
-der »<span class="gesperrt">Farnesische</span> Atlas« trägt. Dieser Globus ist vermutlich
-eine Nachbildung einer von <span class="gesperrt">Eudoxos</span> hergestellten Sphäre. Auf
-dem <span class="gesperrt">Farnesischen</span> Globus sind die Sternbilder in reliefartiger
-Darstellung gemeißelt. Nach der Lage des Frühlingspunktes zu
-urteilen, stammt das Kunstwerk aus dem 3. vorchristlichen Jahrhundert.
-Später haben die Araber, unter Benutzung der griechischen
-Sternverzeichnisse, in der Anfertigung von Himmelsgloben Hervorragendes
-geleistet. Von solchen aus dem 13. Jahrhundert stammenden
-Globen sind mehrere erhalten<a name="FNanchor_293" id="FNanchor_293" href="#Footnote_293" class="fnanchor">293</a>. Die Verfertigung von Erdgloben
-kam erst im Zeitalter der Entdeckungen auf, als sich der
-geographische Gesichtskreis über die gesamte Erde auszudehnen<span class="pagenum"><a name="Page_p121" id="Page_p121">[Pg p121]</a></span>
-begann<a name="FNanchor_294" id="FNanchor_294" href="#Footnote_294" class="fnanchor">294</a>. Die von den Himmelskörpern ausgehende Wärme und ihr
-Licht führt <span class="gesperrt">Aristoteles</span> darauf zurück, daß »die Luft unterhalb
-der Sphäre erhitzt wird«. »Denn,« fügt er hinzu, »von Natur
-aus versetzt Bewegung sowohl Hölzer als auch Steine und Eisen
-in Feuerhitze<a name="FNanchor_295" id="FNanchor_295" href="#Footnote_295" class="fnanchor">295</a>.« Aber nicht nur die Erde und das Himmelsgewölbe
-sind nach <span class="gesperrt">Aristoteles</span> kugelförmig, sondern er legt
-diese Form den Gestirnen ganz allgemein bei<a name="FNanchor_296" id="FNanchor_296" href="#Footnote_296" class="fnanchor">296</a>. Die Ansicht,
-letztere müßten eine Art Sphärenmusik erzeugen, kann er nicht
-teilen. Denn übermäßiges Geräusch, meint er, zerstöre selbst die
-widerstandsfähigsten Körper<a name="FNanchor_297" id="FNanchor_297" href="#Footnote_297" class="fnanchor">297</a>. Bei der Erklärung des Flimmerns
-fällt er in die an anderer Stelle von ihm bestrittene Sehtheorie
-zurück. Er meint nämlich, die Planeten besäßen ein ruhiges Licht,
-weil sie nahe seien und der »Blick sie deshalb in seiner vollen
-Kraft erreiche«. »Hingegen auf die Fixsterne gerichtet,« fährt
-er fort, »wankt der Blick wegen der Länge des Abstandes, daher
-flimmern die am Himmel fest eingefügten Sterne, die Planeten
-aber nicht<a name="FNanchor_298" id="FNanchor_298" href="#Footnote_298" class="fnanchor">298</a>.«</p>
-
-<p>Was endlich die Kometen anbetrifft, so rechnete <span class="gesperrt">Aristoteles</span>
-sie nicht zu den Himmelskörpern, sondern er hielt sie für Gebilde
-der irdischen Atmosphäre. Welchen Wert man dieser Meinung
-beilegte und wie sehr die Kometen das allgemeine Interesse
-fesselten, geht daraus hervor, daß noch am Ende des 17. Jahrhunderts
-in manchen Ländern kein Professor angestellt wurde,
-wenn er nicht öffentlich erklärte, daß er außer mit den übrigen
-Grundsätzen des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> auch mit dessen Ansichten über die
-Kometen einverstanden sei<a name="FNanchor_299" id="FNanchor_299" href="#Footnote_299" class="fnanchor">299</a>.</p>
-
-<p>Bis auf <span class="gesperrt">Aristoteles</span> zurückzuverfolgen ist auch eine andere
-Lehre (orientalischen Ursprungs), die in ihren letzten Konsequenzen
-das paradoxeste Erzeugnis des menschlichen Geistes darstellt, die
-Lehre von der steten Wiederkehr<a name="FNanchor_300" id="FNanchor_300" href="#Footnote_300" class="fnanchor">300</a>. <span class="gesperrt">Aristoteles</span> spricht an
-einigen Stellen seiner Werke den Gedanken aus, ähnlich der Bewegung
-der Gestirne vollziehe sich alles irdische Geschehen periodisch
-in stetem Kreislauf. So finde z. B. auch ein steter Wechsel zwischen<span class="pagenum"><a name="Page_p122" id="Page_p122">[Pg p122]</a></span>
-Meer und Land statt<a name="FNanchor_301" id="FNanchor_301" href="#Footnote_301" class="fnanchor">301</a>. Spätere Philosophen, so die <span class="gesperrt">Stoiker</span>,
-waren schon, wie später <span class="gesperrt">Nietzsche</span>, in maßloser Übertreibung
-eines an sich richtigen Gedankens, auf die sonderbare Lehre gekommen,
-daß in großen Weltperioden in steter Folge selbst
-das Einzelwesen in seiner ganz bestimmten Individualität, z. B.
-ein bestimmtes Dorf, ein <span class="gesperrt">Sokrates</span> usw. mit allen gleichzeitigen
-Wesen, Dingen und Erscheinungen wiederkehren müsse<a name="FNanchor_302" id="FNanchor_302" href="#Footnote_302" class="fnanchor">302</a>. Erklärlich
-wird dieser Irrgang des menschlichen Geistes daraus, daß für
-die Gestirne, denen man einen maßgebenden Einfluß auf alles
-Werden und Vergehen zuschrieb, eine Rückkehr in die Anfangsstellung
-angenommen wurde. Sobald diese erreicht sei, sollten
-sich alle Geschehnisse in der gleichen Folge von neuem abspielen.
-Man unternahm es sogar, auf Grund der vorhandenen Beobachtungen
-die Rückkehr der Planeten in dasselbe Ortsverhältnis zu
-berechnen. <span class="gesperrt">Aristarch</span> hatte dafür einen Zeitablauf von 2484
-Jahren angenommen. Andere hatten Jahrmillionen herausgerechnet.
-Unter den Neueren hat sich selbst <span class="gesperrt">Tycho</span> mit der Berechnung
-dieses »annus mundanus« genannten Zeitraumes befaßt und 25816
-Jahre gefunden. Ganz aufgegeben wurde dieser Gedanke wohl
-erst, als man erkannte, daß die Zahl der Planeten weit größer
-ist, als bisher angenommen war.</p>
-
-<p>Zu den astronomischen Grundlagen der Lehre von der steten
-Wiederkehr ist auch <span class="gesperrt">Hipparchs</span> Entdeckung der Präzession der
-Nachtgleichen zu rechnen. Sie führte gleichfalls auf eine Periode
-von etwa 25000 Jahren, die als platonisches Jahr bezeichnet wurde.
-(Siehe a. spät. Stelle.)</p>
-
-<p>Außer den astronomischen kommen auch geophysische Grundlagen
-für diese Lehre in Betracht, indem man die regelmäßige
-Wiederkehr gewaltiger Überflutungen oder auch von Perioden gesteigerter
-vulkanischer Tätigkeit voraussetzte. Gewöhnlich wurden
-diese Ereignisse in der Art miteinander verbunden, daß man die
-irdischen Katastrophen an die periodisch wiederkehrenden astronomischen
-Erscheinungen knüpfte<a name="FNanchor_303" id="FNanchor_303" href="#Footnote_303" class="fnanchor">303</a>.</p>
-
-<p>Um die regelmäßige Wiederkehr der Überflutungen zu erklären,
-dachte man sich entweder die Erde von Adern und Spalten<span class="pagenum"><a name="Page_p123" id="Page_p123">[Pg p123]</a></span>
-durchzogen, die das Wasser in sich aufnehmen und sich wieder
-leeren sollten, oder man nahm an, daß sich in den oberen Schichten
-der Atmosphäre die Luft in Wasser verwandele. Zu den Anhängern
-dieser Auffassung gehörte <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, der sich mit den
-meteorologischen Erscheinungen eingehend beschäftigte.</p>
-
-
-<h3>Die Grundzüge der physischen Erdkunde und der
-Geologie.</h3>
-
-<p>In seinen vier Büchern über die Meteorologie beschreibt
-und erörtert <span class="gesperrt">Aristoteles</span> das Auftreten der Kometen und der
-Sternschnuppen, welche er als Erzeugnisse unserer Atmosphäre
-betrachtet, die Gestalt und die Höhe der Wolken, die Bildung
-von Tau, Eis, Schnee, die Entstehung der Winde und des
-Gewitters usw.</p>
-
-<p>Im ersten Buche<a name="FNanchor_304" id="FNanchor_304" href="#Footnote_304" class="fnanchor">304</a> spricht <span class="gesperrt">Aristoteles</span> von Erscheinungen,
-die wohl nur dahin gedeutet werden können, daß es sich um das
-Nordlicht handelt. Er erzählt, daß man in klaren Nächten mitunter
-Schlünde erblicke, die blutigrote Fackeln hinauszuschleudern
-schienen. Die Erscheinung mache den Eindruck, als ob sie von
-einem weit entfernten Brande herrühre. Weniger bestimmt lassen
-sich einige bei <span class="gesperrt">Plinius</span> und <span class="gesperrt">Seneca</span> vorkommende Stellen auf
-das Nordlicht deuten.</p>
-
-<p>Erdbeben werden nach <span class="gesperrt">Aristoteles</span> durch eingeschlossene
-Luft erzeugt. Sehr ausführlich wird vom Regenbogen gehandelt.
-<span class="gesperrt">Aristoteles</span> sucht diese Erscheinung einzig aus der Reflexion des
-Lichtes abzuleiten. Die Wassertröpfchen, meint er, seien Spiegelchen,
-die indessen infolge ihrer Kleinheit nicht die Form, sondern
-nur die Farbe des leuchtenden Gegenstandes, gemischt mit ihrer
-eigenen Farbe, zurückwürfen. Dem Regenbogen werden nur die
-drei Farben rot, grün und violett zugeschrieben. Doch zeige
-sich zwischen rot und grün eine fahle Farbe (das Gelb). Auch
-die Beziehung des Regenbogens zur Sonnenhöhe wird erörtert
-und es wird erwähnt, daß es um Mittag im Sommer in Griechenland
-keinen Regenbogen gebe. Den Mondregenbogen, sagt <span class="gesperrt">Aristoteles</span>,
-habe er in 50 Jahren nur zweimal beobachtet. Die Erscheinung
-sei so selten, weil sie nur bei Vollmond eintrete. Auch
-der künstliche Regenbogen, der sich im zerstäubten Wasser zeigt,
-findet Erwähnung.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p124" id="Page_p124">[Pg p124]</a></span></p>
-
-<p>Die ersten geologischen Vorstellungen begegneten uns schon
-bei <span class="gesperrt">Thales</span> und bei <span class="gesperrt">Empedokles</span> (s. S. <a href="#Page_p070">70</a>). Bei dem mit vielen
-Teilen der Erde bekannt gewordenen <span class="gesperrt">Demokrit</span> hatten diese
-Vorstellungen eine erstaunliche Höhe erreicht. Man kann das
-aus der auf <span class="gesperrt">Demokrit</span> zurückgehenden Darstellung schließen,
-welche <span class="gesperrt">Aristoteles</span> über die geologischen Vorgänge gibt. Seine
-Worte lauten<a name="FNanchor_305" id="FNanchor_305" href="#Footnote_305" class="fnanchor">305</a>: »Nicht immer sind dieselben Orte der Erde feucht
-oder trocken, sondern sie verändern sich je nach dem Entstehen
-und dem Verschwinden der Flüsse. Ebenso verändert sich das
-Verhältnis des festen Landes zum Meere. Wo festes Land ist,
-da wird Meer, und wo jetzt Meer ist, da entsteht wiederum festes
-Land<a name="FNanchor_306" id="FNanchor_306" href="#Footnote_306" class="fnanchor">306</a>. Man muß annehmen, daß dies periodenweise geschieht<a name="FNanchor_307" id="FNanchor_307" href="#Footnote_307" class="fnanchor">307</a>.</p>
-
-<p><em class="gesperrt">Da die ganze natürliche Entstehung eines Landes
-allmählich und in Zeiträumen vor sich geht, die im Vergleich
-mit unserem Leben außerordentlich lang sind, so
-bemerken wir nichts davon<a name="FNanchor_308" id="FNanchor_308" href="#Footnote_308" class="fnanchor">308</a>.</em></p>
-
-<p>Ägypten z. B. scheint immer trockner geworden zu sein. Das
-ganze Land muß wohl als eine Anschwemmung des Niles betrachtet
-werden. Ähnlich verhält es sich mit Argos. Vor alters war diese
-Landschaft sumpfig und fast unbewohnt. Heute dagegen ist sie
-angebaut. Was von dieser engbegrenzten Gegend gilt, das geschieht
-auch bei ganzen Ländern. Einige nehmen an, daß die
-Ursache solcher Vorgänge eine Veränderung des ganzen Himmelsgebäudes
-ist, als sei dies dem Wechsel unterworfen. Oder man
-behauptet, das Meer nehme ab, indem es austrockne. Dabei übersieht
-man, daß gleichzeitig Teile der Erde trocken werden, während
-das Meer andere überflutet<a name="FNanchor_309" id="FNanchor_309" href="#Footnote_309" class="fnanchor">309</a>.«</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p125" id="Page_p125">[Pg p125]</a></span></p>
-
-<p>Die Annahme, daß die Menge des Meeres geringer werde
-und das Meer schließlich ganz verschwinden müsse, rührt von
-<span class="gesperrt">Demokrit</span> her. Letzterer ist zu dem großartigen Gedanken,
-daß die Konfiguration der Erdoberfläche sich im Lauf der geologischen
-Perioden ändere, schon vor <span class="gesperrt">Aristoteles</span> gelangt<a name="FNanchor_310" id="FNanchor_310" href="#Footnote_310" class="fnanchor">310</a>. Auch
-die Ansicht, daß die geologischen Änderungen auf kosmologische
-Ursachen zurückzuführen seien, rührt von <span class="gesperrt">Demokrit</span> her. <span class="gesperrt">Aristoteles</span>
-verwirft sie, weil er den Himmel als den Ort des unveränderlichen
-Seins betrachtet. Wir sehen aus alledem, daß <span class="gesperrt">Demokrits</span>
-Naturauffassung in vielem höher steht als diejenige des <span class="gesperrt">Aristoteles</span>
-und sich der unseren nähert, denn die Einwirkung kosmischer
-Vorgänge auf die säkularen Änderungen der Erdoberfläche
-wird heute nicht mehr in Abrede gestellt. Ferner entspricht <span class="gesperrt">Demokrits</span>
-Annahme einer steten Verringerung der auf der Erde befindlichen
-Wassermenge den heutigen geologischen Vorstellungen. Das
-Ende dieses Vorgangs würde darin bestehen, daß alles Wasser
-durch die Verwitterung und andere Veränderungen der Gesteine
-gebunden ist.</p>
-
-<p>Daß das Meer nicht etwa dadurch verschwindet, daß es sich
-durch die Sonne in Dampf verwandelt, war <span class="gesperrt">Demokrit</span> ganz klar,
-denn er wußte, daß das Wasser des Meeres immer wieder in
-Gestalt von Regen auf die Erde herabfällt. Dies ist aus seiner
-Erklärung der Nilüberschwemmungen ersichtlich<a name="FNanchor_311" id="FNanchor_311" href="#Footnote_311" class="fnanchor">311</a>.</p>
-
-<p>Es ist anzunehmen, daß <span class="gesperrt">Demokrits</span> ganz klare Lehre vom
-Kreislauf des Wassers der von <span class="gesperrt">Aristoteles</span> gegebenen Dar<span class="pagenum"><a name="Page_p126" id="Page_p126">[Pg p126]</a></span>stellung
-zugrunde gelegen hat. Sie lautet: »Einige behaupten,
-daß die Flüsse nicht allein in das Meer fließen, sondern auch
-aus demselben.« Das Wasser des Meeres verdampfe und steige
-nach oben. Dort werde es durch Abkühlung wieder verdichtet
-und falle infolgedessen wieder zur Erde herunter<a name="FNanchor_312" id="FNanchor_312" href="#Footnote_312" class="fnanchor">312</a>.</p>
-
-<p>Für das Entstehen der ersten geologischen Anschauungen ist
-der Umstand von großer Bedeutung gewesen, daß das Land, in
-dem das älteste Kulturvolk der Ägypter wohnte, alle Anzeichen
-dafür darbot, daß es sich in langsamer, stetiger Änderung befindet.
-Die Erinnerungen und Aufzeichnungen der Ägypter umfaßten
-einen Zeitraum von Jahrtausenden, der wohl erkennen ließ,
-daß sich das Land am unteren Lauf des Niles fortgesetzt nach
-Norden ausdehnte<a name="FNanchor_313" id="FNanchor_313" href="#Footnote_313" class="fnanchor">313</a>. Die salzigen Seen auf der Landenge von
-Suez konnten kaum anders denn als Überbleibsel des Meeres gedeutet
-werden. Auf das allmähliche Emportauchen Ägyptens aus
-dem Meere wiesen auch die in seinen gebirgigen Teilen sich
-findenden Versteinerungen hin. Trotzdem ist es erstaunlich, daß
-man auf Grund von einer immerhin nur geringen Summe von
-Beobachtungen im Altertum schon zu einer so klaren Einsicht in
-die geologischen Vorgänge gelangt ist, wie sie uns bei <span class="gesperrt">Eratosthenes</span>,
-bei <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, der allerdings nur berichtet, und
-ganz besonders bei <span class="gesperrt">Demokrit</span> begegnet. Es läßt sich nicht
-verkennen, daß diese antiken Anfänge der geologischen Wissenschaft
-auf ihre eigentliche Begründung im 16. und 17. Jahrhundert
-von nicht geringem Einfluß gewesen sind, wie an späterer
-Stelle gezeigt werden soll. Dieser Einfluß geht so weit, daß
-zwischen den am klarsten von <span class="gesperrt">Demokrit</span> entwickelten Lehren
-des Altertums eine besonders durch <span class="gesperrt">Aristoteles</span> vermittelte Wirkung
-auf die Geologie der Neuzeit nachzuweisen ist.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p127" id="Page_p127">[Pg p127]</a></span></p>
-
-
-<h3>Die vier aristotelischen Elemente.</h3>
-
-<p>Am Schlusse seiner »Meteorologie« handelt <span class="gesperrt">Aristoteles</span> von
-den vier Elementen. Ausführlichere Darlegungen über diesen
-Gegenstand enthält die Schrift über »Entstehen und Vergehen«.
-Daß nur vier Elemente möglich seien, beweist <span class="gesperrt">Aristoteles</span> auf
-spekulativem Wege. Seine Ausführungen sind für die Beurteilung
-der aristotelischen Denkweise so bezeichnend, daß wir auf sie
-etwas näher eingehen wollen<a name="FNanchor_314" id="FNanchor_314" href="#Footnote_314" class="fnanchor">314</a>.</p>
-
-<p>Es gibt, meint er, vier Grundempfindungen: warm, kalt, feucht
-und trocken. Diese Empfindungen werden paarweise vereint wahrgenommen.
-Mathematisch betrachtet, können sich sechs solcher
-Vereinigungen (sechs Kombinationen zu zwei) bilden. Doch sind
-zwei als sich widersprechend unmöglich, nämlich die Vereinigung
-warm und kalt und die Vereinigung feucht und trocken. Es bleiben
-folglich nur vier Gegensätze bestehen, und dementsprechend sind
-nur vier Elemente möglich. Dem Gegensatz kalt und trocken entspricht
-die Erde, kalt und feucht das Wasser, warm und feucht
-die Luft, warm und trocken das Feuer. Durch die Mischung
-dieser vier Elemente entstehen nun nach <span class="gesperrt">Aristoteles</span> sämtliche
-irdischen Stoffe<a name="FNanchor_315" id="FNanchor_315" href="#Footnote_315" class="fnanchor">315</a>. Ferner kommt jedem Element sein bestimmter
-»natürlicher« Ort zu, gegen den hin es sich bewegt.</p>
-
-<p>Die Materie setzt <span class="gesperrt">Aristoteles</span> als gegeben voraus. Sie kann
-nicht etwa aus dem Nichts entstehen, auch sich nicht vermehren
-oder sich vermindern<a name="FNanchor_316" id="FNanchor_316" href="#Footnote_316" class="fnanchor">316</a>. Sie ist vielmehr nur der Veränderung
-fähig. Veränderungen werden dadurch hervorgerufen, daß Un<span class="pagenum"><a name="Page_p128" id="Page_p128">[Pg p128]</a></span>gleichartiges
-oder Gegensätzliches aufeinander wirkt. Dies setzt
-Berührung voraus. Letztere braucht nicht immer eine unmittelbare
-zu sein. Es kann vielmehr auch eine Vermittlung durch
-eine Zwischensubstanz stattfinden, von der jeder Teil den zunächst
-liegenden in Bewegung setzt. In letzter Linie beruht jede Veränderung,
-einerlei ob sie qualitativ oder quantitativ ist, auf Bewegungen.
-Ist ein Körper einmal in Bewegung, so ist kein Grund
-denkbar, daß er stillstehen sollte, wenn er keinen Widerstand
-findet. Indes auch das Ruhende widerstrebt und verharrt an
-seinem Orte<a name="FNanchor_317" id="FNanchor_317" href="#Footnote_317" class="fnanchor">317</a>.</p>
-
-<p>In all diesen Sätzen begegnen uns schon Keime und Vorahnungen,
-die sich später ganz oder teilweise bewahrheiten sollten.
-Der Andeutung des Gesetzes von der Erhaltung der Materie trat
-auch schon eine Vorahnung des Energiegesetzes zur Seite. Sie
-begegnet uns in dem Ausspruch, daß die in der Natur vorhandene
-Bewegung weder entstehen noch vergehen könne<a name="FNanchor_318" id="FNanchor_318" href="#Footnote_318" class="fnanchor">318</a>. Man darf
-indessen nicht außer Acht lassen, daß <span class="gesperrt">Aristoteles</span> mitunter rein
-zufällig das Richtige trifft. So, wenn er sagt, die Luft bestehe
-aus zwei Bestandteilen. In der Nähe des Erdbodens herrsche
-nämlich ein feuchter und kühler, in der Höhe dagegen ein trockner
-und warmer vor.</p>
-
-<p>Für das Entstehen gibt es nach <span class="gesperrt">Aristoteles</span> drei Ursachen,
-den Stoff, als das dem Werden zugrunde Liegende, die Form als
-Zweck und die Bewegung als Veranlassung. Die den Stoff gestaltende
-Form ist nach <span class="gesperrt">Aristoteles</span> für die Lebewesen mit dem,
-was wir Seele nennen, einerlei. Die Artunterschiede der Seele
-sollen die Stufenreihe der Lebewesen bestimmen. Die niedrigste<span class="pagenum"><a name="Page_p129" id="Page_p129">[Pg p129]</a></span>
-Seelenstufe ist die vegetative. Sie beschränkt sich auf die Nahrungsaufnahme
-und die Fortpflanzung und ist in den Pflanzen
-wirksam. Die Tierseele ist außerdem der Empfindung fähig, zu
-welcher bei dem Menschen noch die Vernunft hinzutritt. Der Mensch
-selbst erscheint dem <span class="gesperrt">Aristoteles</span> als Zweck und Mittelpunkt der
-ganzen Schöpfung. In ihm gelangt das göttliche Empfinden zum
-Bewußtsein<a name="FNanchor_319" id="FNanchor_319" href="#Footnote_319" class="fnanchor">319</a>. Die Seele ist indessen für <span class="gesperrt">Aristoteles</span> nichts für
-sich Bestehendes. Sondern sie ist an den Stoff gebunden, ohne
-selbst körperlich zu sein. Sie ist es, welche aus dem Stoff den
-Leib aufbaut und bewirkt, daß letzterer zweckmäßig eingerichtet ist.</p>
-
-<p>Die Lehre von den vier Elementen genügte schon den Hippokratikern
-und auch <span class="gesperrt">Platon</span>, um daraus die Entstehung der Krankheiten
-abzuleiten. Da der Körper aus Erde, Feuer, Luft und
-Wasser zusammengesetzt sei, so müsse ein Zuviel oder Zuwenig
-von einem dieser Grundstoffe, sowie eine Veränderung ihres Sitzes
-Aufruhr, d. h. Krankheit, zur Folge haben.</p>
-
-<p>Auch <span class="gesperrt">Aristoteles</span> führt einige Krankheiten auf ein Übermaß
-an Feuchtigkeit, andere auf ein Zuviel an Wärme zurück.
-In den Lungen häufen sich nach ihm mit zunehmendem Alter
-erdige Bestandteile an, durch die das Feuer endlich erlischt und
-der Tod eintritt.</p>
-
-<p>Die Elemente sind bei <span class="gesperrt">Aristoteles</span> nicht etwa Grundstoffe
-im heutigen Sinne. Andererseits verwirft er aber auch den Hylozoismus
-der ionischen Naturphilosophen (»daß nur Eines, z. B.
-Luft, das Sämtliche sei, ist nicht möglich«)<a name="FNanchor_320" id="FNanchor_320" href="#Footnote_320" class="fnanchor">320</a>. <span class="gesperrt">Aristoteles</span> ist
-der Ansicht, daß es »eine Substanz der sinnlich wahrnehmbaren
-Körper gibt, die aber immer mit einer Gegensätzlichkeit verbunden
-ist, aus welcher die sogenannten Elemente entstehen«<a name="FNanchor_321" id="FNanchor_321" href="#Footnote_321" class="fnanchor">321</a>.</p>
-
-
-<h3>Die Begründung der Zoologie.</h3>
-
-<p>Während die Mathematik und die Astronomie schon vor dem
-Auftreten des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> die ersten Stufen ihrer Entwicklung
-zurückgelegt hatten und in zielbewußter Weise die Lösung bestimmter
-Aufgaben anstrebten, war das Gleiche bezüglich der beschreibenden
-Naturwissenschaften noch nicht der Fall. Zwar
-waren die Grundlagen auch auf diesem Gebiete wie auf dem<span class="pagenum"><a name="Page_p130" id="Page_p130">[Pg p130]</a></span>jenigen
-der Astronomie in der sich unmittelbar aufdrängenden
-Beobachtung gegeben. Dem <span class="gesperrt">Aristoteles</span> und seiner Schule blieb
-indes die erste denkende Erfassung und die systematische Gestaltung
-der noch wenig zusammenhängenden naturgeschichtlichen
-Einzelkenntnisse vorbehalten.</p>
-
-<p>Das wichtigste zoologische Werk des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> ist seine
-Tierkunde<a name="FNanchor_322" id="FNanchor_322" href="#Footnote_322" class="fnanchor">322</a>. Es ist ein grundlegendes Werk und das bedeutendste
-zoologische Buch des Altertums. Es enthält nicht nur Beschreibungen
-der Tiere, sondern es geht auch auf den Bau und die Verrichtungen
-der Organe, sowie auf die Entwicklung und die Lebensweise
-ein. Eine kurze Betrachtung möge uns eine Probe von dem
-Wissen des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> und der Art, wie er seinen Gegenstand
-behandelt, bieten. Begonnen wird mit der Beschreibung des
-menschlichen Körpers. Zur Erforschung der inneren Organe mußte
-jedoch das Tier dienen, da man sich noch nicht an die Zergliederung
-menschlicher Leichen heranwagte. Die anatomischen Kenntnisse
-des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> sind infolgedessen noch gering.</p>
-
-<p>Das Herz, von dem er sagt, es enthalte von allen Eingeweiden
-allein Blut, ist ihm auch allein das Organ, in dem das Blut bereitet
-wird<a name="FNanchor_323" id="FNanchor_323" href="#Footnote_323" class="fnanchor">323</a>. Vom Herzen aus läßt er diese Flüssigkeit sich
-durch den ganzen Körper verbreiten, ohne jedoch damit die Vorstellung
-von einem Kreislauf zu verbinden<a name="FNanchor_324" id="FNanchor_324" href="#Footnote_324" class="fnanchor">324</a>. Das Blut ist ihm
-ferner der Träger der dem Menschen eingepflanzten Wärme. Die
-Aufgabe der Atmung soll darin bestehen, diese Wärme auf das
-richtige Maß herabzumindern. Man darf sich nicht wundern, daß
-die Anschauungen des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> noch so weit von den heute
-als richtig erkannten und jedermann geläufigen abweichen. Denn<span class="pagenum"><a name="Page_p131" id="Page_p131">[Pg p131]</a></span>
-gerade die Erforschung der Vorgänge, die sich in den Lebewesen
-abspielen, hat den späteren Jahrhunderten die größten Schwierigkeiten
-gemacht, so daß wir selbst zurzeit noch kaum zu einem befriedigenden
-Einblick in den Zusammenhang dieser Vorgänge gelangt
-sind. Die Aufdeckung eines solchen Zusammenhanges ist
-nämlich vor allem von den Fortschritten der Chemie und der Physik
-abhängig gewesen, Wissenschaften, die zur Zeit des <span class="gesperrt">Aristoteles</span>
-erst im Keime vorhanden waren. So konnte, um hier nur eins zu
-erwähnen, der Vorgang der Atmung und der Entstehung tierischer
-Wärme erst richtig gedeutet werden, nachdem man die Zusammensetzung
-und die Rolle der atmosphärischen Luft erkannt hatte.
-Und dies geschah erst gegen das Ende des 18. Jahrhunderts, an
-der Schwelle des letzten Abschnittes der Geschichte der Naturwissenschaften.
-Es ist Verdienst genug, daß <span class="gesperrt">Aristoteles</span> die
-Fragen nach den Verrichtungen, sowie nach der Entwicklung der
-organischen Wesen<a name="FNanchor_325" id="FNanchor_325" href="#Footnote_325" class="fnanchor">325</a> gestellt und dadurch späteren Geschlechtern
-den Anlaß geboten hat, die Erforschung dieser Dinge weiter zu
-betreiben. So ist die Entwicklung des Hühnchens im Ei ein
-Problem, das schon <span class="gesperrt">Aristoteles</span> beschäftigte. Die eingehendere
-Untersuchung wurde indes erst 2000 Jahre später wieder aufgenommen
-und erst in neuester Zeit, auf Grund der Vervollkommnung
-aller Hilfsmittel, zu einem gewissen Abschluß geführt.</p>
-
-<p>Mit Recht mag es dagegen Verwunderung erregen, daß <span class="gesperrt">Aristoteles</span>
-nicht nur die niederen, sondern selbst höher entwickelte
-Tiere durch Urzeugung entstehen ließ. Es begegnet uns auch
-hier wieder ein Problem, das wir durch den Verlauf der Jahrhunderte
-in seinen Wandlungen verfolgen werden, bis es endlich
-im neuesten Zeitalter seine Lösung gefunden hat. Zwar ist es
-begreiflich, wenn <span class="gesperrt">Aristoteles</span> Läuse aus Fleisch und Wanzen
-aus tierischen Feuchtigkeiten herleitet. Man höre aber, welch
-sonderbare Vorstellungen er sich über die Entstehung der Aale
-gebildet hat: »Sie legen«, sagt er<a name="FNanchor_326" id="FNanchor_326" href="#Footnote_326" class="fnanchor">326</a>, »keine Eier. Und man hat
-noch nie in ihnen einen der Fortpflanzung dienenden Teil entdecken
-können. Es gibt sumpfige Teiche, in denen sie wieder entstehen,
-wenn auch das Wasser und der Schlamm herausgeschafft
-sind, sobald diese Teiche wieder durch den Regen gefüllt werden.<span class="pagenum"><a name="Page_p132" id="Page_p132">[Pg p132]</a></span>
-Die Aale gehen nämlich aus Regenwürmern hervor, die sich von
-selbst aus dem Schlamme bilden.« Zur Entschuldigung mag es
-demgegenüber dienen, daß die Fortpflanzung der Aale bis in
-die neueste Zeit hinein ein dunkles Gebiet der Zoologie gewesen
-ist.</p>
-
-<p>Keineswegs nahm aber <span class="gesperrt">Aristoteles</span> die Urzeugung für die
-niederen Tiere als den einzigen Weg der Entstehung an. So sagt
-er von den Insekten ausdrücklich, sie zeugten, entständen aber
-auch spontan. Die Urzeugung war ihm und späteren Zoologen
-ein Glaubenssatz, um aus der Verlegenheit, in die man häufig durch
-Unkenntnis der obwaltenden Verhältnisse geraten war, herauszukommen.
-Über den Vorgang der Entwicklung selbst läßt <span class="gesperrt">Aristoteles</span>
-sich in seiner Schrift über die Zeugung und Entwicklung
-der Tiere mit folgenden zutreffenden Worten aus: »Entweder entstehen
-alle Teile des Tieres auf einmal; oder sie entstehen nacheinander
-wie die Maschen eines Netzes. Daß letzteres geschieht,
-ist deutlich. Denn man sieht, daß manche Teile schon vorhanden
-sind, andere aber noch nicht. Es ist unzweifelhaft, daß man sie
-nicht nur etwa ihrer Kleinheit wegen nicht sieht. Obgleich die
-Lunge nämlich einen größeren Umfang hat als das Herz, so zeigt
-sie sich doch später als dieses<a name="FNanchor_327" id="FNanchor_327" href="#Footnote_327" class="fnanchor">327</a>«.</p>
-
-<p>Bezüglich der anatomischen Kenntnisse des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> sei
-hervorgehoben, daß er die schneckenförmige Gestalt des inneren
-Ohres und die Verbindung zwischen dem Gehörorgan und der
-Mundhöhle kannte. Vom Innern des Auges, sagt er, es bestehe aus
-einer Flüssigkeit, welche das Sehen vermittle. Um diese sei eine
-schwarze und außerhalb der letzteren eine weiße Haut vorhanden.
-Beim Gehirn unterscheidet er die stärkere, dem Schädel anliegende
-Haut von der schwächeren, welche das Gehirn unmittelbar umschließt<a name="FNanchor_328" id="FNanchor_328" href="#Footnote_328" class="fnanchor">328</a>.</p>
-
-<p>Auch die Drüsen der Verdauungsorgane hat <span class="gesperrt">Aristoteles</span>
-im ganzen richtig beschrieben und sie sogar bei einigen Wirbellosen
-gekannt. Ferner hat er seine Schriften durch Zeichnungen
-erläutert und soll hierin vorbildlich gewesen sein. Andererseits
-wußte <span class="gesperrt">Aristoteles</span> Nerven und Sehnen noch nicht scharf genug
-zu unterscheiden. Die Bedeutung der Muskeln war ihm noch
-nicht bekannt. Er führte vielmehr die Bewegungen der Glieder<span class="pagenum"><a name="Page_p133" id="Page_p133">[Pg p133]</a></span>
-auf die Tätigkeit der Sehnen zurück und betrachtete das Fleisch
-als das Organ für die Empfindung.</p>
-
-<p>Es sind etwa 500 Tierformen, die <span class="gesperrt">Aristoteles</span> in den auf
-uns gelangten Schriften erwähnt; doch lassen sich diese Formen
-nicht sämtlich identifizieren. So werden zwar mehrere Arten von
-Vierhändern unterschieden, mit den menschenähnlichen Affen war
-man zur Zeit des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> jedoch noch nicht bekannt<a name="FNanchor_329" id="FNanchor_329" href="#Footnote_329" class="fnanchor">329</a>. Auch
-wußte man sehr wenig von den niederen Tieren. Doch bewältigt
-und beherrscht <span class="gesperrt">Aristoteles</span> die ihm bekannten Formen, &ndash; und
-das ist sein wesentlichstes Verdienst &ndash;, indem er sie in ein der
-Natur entsprechendes, wissenschaftliches System gliedert, das erst
-durch <span class="gesperrt">Cuvier</span> im Beginn des 19. Jahrhunderts eine wesentliche
-Verbesserung gefunden hat. Es erscheint deshalb gerechtfertigt,
-auf diesen ersten und auch gleich so wohlgelungenen Versuch eines
-natürlichen Systems der Tiere etwas näher einzugehen.</p>
-
-<p>Zunächst teilte <span class="gesperrt">Aristoteles</span> das gesamte Tierreich in Bluttiere
-und Blutlose. Ging er auch hierbei von der unrichtigen Annahme
-aus, daß die rote Farbe ein notwendiges Kennzeichen des
-Blutes sei, so decken sich doch tatsächlich seine beiden großen
-Gruppen, wie wir aus ihrer weiteren Einteilung erkennen, mit
-unseren heutigen Wirbeltieren und Wirbellosen. Die Bluttiere
-zerfallen bei <span class="gesperrt">Aristoteles</span> in lebendig gebärende Vierfüßler (Säugetiere),
-Vögel, eierlegende Vierfüßler (unsere heutigen Klassen der
-Reptilien und Amphibien, zu denen er ganz richtig trotz des
-Fehlens der Gliedmaßen, wegen ihrer sonstigen Beschaffenheit,
-die, Schlangen rechnet) und in die von den Fischen scharf abgesonderten
-Waltiere. Für letztere gibt er an, daß sie durch
-Lungen atmen und lebendig gebären. »Die lebendig gebärenden
-Vierfüßler«, sagt <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, »sind fast alle dicht behaart. Sie
-sind ferner entweder vielzehig wie der Löwe, der Hund und der
-Panther, oder zweihufig wie Schaf, Ziege und Hirsch. Oder sie
-besitzen nur einen Huf wie das Pferd. Den Tieren, welche Hörner
-tragen, hat die Natur meist zwei Hufe verliehen. Ein Einhufer
-mit Hörnern ist uns niemals zu Gesicht gekommen. Auch im
-Gebiß weichen die Tiere untereinander und vom Menschen vielfach
-ab. Zähne besitzen alle lebendig gebärenden Vierfüßler. Und
-zwar haben sie in beiden Kiefern entweder zusammenhängende<span class="pagenum"><a name="Page_p134" id="Page_p134">[Pg p134]</a></span>
-Zahnreihen oder unterbrochene. Allen Hörnertragenden fehlen
-nämlich die Vorderzähne im Oberkiefer. Doch gibt es auch Arten
-mit unvollkommenen Zahnreihen ohne Hörner, wie das Kamel.
-Manche haben Hauzähne, z. B. der Eber. Ferner gibt es Tiere
-mit Reißzähnen, wie der Löwe, Panther und Hund. Hauzähne
-und Hörner zugleich besitzt kein Tier. Auch kommen nicht Reißzähne
-neben Hauzähnen und Hörnern vor.«</p>
-
-<p>Obgleich <span class="gesperrt">Aristoteles</span> hier manche Mitteilungen und Verallgemeinerungen
-über die Zähne und den Bau der Füße bei den
-Säugetieren macht, gelangt er doch nicht etwa zur Aufstellung
-von Ordnungen oder Unterordnungen im heutigen Sinne. Bei den
-Vögeln indessen unterscheidet er die Ordnung der Raubvögel von
-den Ordnungen der Schwimm- und der Stelzvögel. Besonders gekennzeichnet
-wird die Gruppe der Vögel noch durch folgende Bemerkungen:
-»Sie allein unter allen Tieren sind zweibeinig wie der
-Mensch, sie haben weder Hände noch Vorderfüße, sondern Flügel.
-Das sind Organe, welche dieser Tierklasse eigentümlich sind. Alle
-haben mehrspaltige Füße. In der Regel sind die Zehen getrennt.
-Bei den Schwimmvögeln aber sind die gegliederten, deutlich gesonderten
-Zehen durch Schwimmhäute verbunden. Die Vögel,
-welche hoch fliegen, haben sämtlich vier Zehen, von denen meistens
-drei nach vorn und eine nach hinten gestellt sind. Einige haben
-zwei nach vorn und zwei nach hinten gerichtete Zehen.«</p>
-
-<p>Für seine fünfte und letzte Gruppe, die Fische nämlich, hebt
-er das Vorhandensein von Kiemen und Flossen hervor<a name="FNanchor_330" id="FNanchor_330" href="#Footnote_330" class="fnanchor">330</a>. Auch
-ist ihm bekannt, daß nicht nur die Waltiere, sondern auch gewisse
-Haie lebendige Junge zur Welt bringen. Ja, er zeigt sich
-mit Verhältnissen in der Entwicklung der Haie vertraut, welche erst
-in neuerer Zeit ihre Bestätigung gefunden haben. So erzählt er, daß
-es unter den Haien eierlegende und lebendig gebärende gäbe, und
-unter den letzteren auch solche, bei denen der Fötus mit dem
-Uterus wie bei den Säugetieren durch einen Mutterkuchen verbunden
-sei (s. <a href="#fig16">Abb. 16</a>). Diese Tatsache wurde erst im 19. Jahrhundert
-durch <span class="gesperrt">Johannes Müller</span> an <span lang="la" xml:lang="la">Mustela laevis</span> wieder entdeckt<a name="FNanchor_331" id="FNanchor_331" href="#Footnote_331" class="fnanchor">331</a>.</p>
-
-<p>Unter den Blutlosen (Wirbellosen) gelten ihm als die entwickeltsten
-die Kopffüßler (Tintenfische), mit deren Bau und<span class="pagenum"><a name="Page_p135" id="Page_p135">[Pg p135]</a></span>
-Lebensweise er sich eingehend befaßt. »Sie besitzen«, sagt er,
-»Füße, die sich am Kopf befinden, einen Mantel, der das Innere
-umschließt, und Flossen rings um den Mantel. Es sind acht mit
-Saugnäpfen versehene Füße vorhanden. Einige Arten, wie die
-Sepien, haben außerdem zwei lange Fangarme. Mit diesen ergreifen
-sie die Nahrung und führen sie zum Maule. Bei Sturm
-befestigen sie diese Arme wie Anker an einem Felsen und lassen
-sich so von den Wogen hin und hertreiben. Auf die Füße folgt
-bei allen der Kopf, in dessen Mitte sich das mit zwei Zähnen
-versehene Maul befindet. Darüber liegen die großen Augen, und
-zwischen diesen eine knorpelige Masse, welche das Gehirn einschließt.«</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig16" id="fig16" href="images/abb16.jpg"><img width="300" height="228" src="images/abb16_t.jpg" alt="[Abb. 16]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 16. Der Embryo des glatten Hais des Aristoteles.<br/>
-
-Dp, der Mutterkuchen in Verbindung mit dem Uterus<a name="FNanchor_332" id="FNanchor_332" href="#Footnote_332" class="fnanchor">332</a>.</div>
-</div>
-
-<p>Dann folgen die Krebse, von <span class="gesperrt">Aristoteles</span> Weichschalige genannt.
-Die dritte Gruppe bilden die Kerbtiere. <span class="gesperrt">Aristoteles</span>
-begreift darunter sämtliche Tiere mit geringeltem Körper, also
-nicht nur die Insekten, sondern auch die Spinnen, die Tausendfüßler
-und die Gliederwürmer. Er hebt hervor, daß der Körper aller
-Insekten in drei Abschnitte zerfällt, den Kopf, den Körperteil, welcher
-Magen und Darm enthält, und drittens den dazwischen liegenden
-Abschnitt, dem bei anderen Tieren Brust und Rücken entsprechen.
-»Außer den Augen«, fährt <span class="gesperrt">Aristoteles</span> fort, »haben die Insekten
-kein deutliches Sinnesorgan. Manche besitzen einen Stachel, der sich
-entweder innerhalb des Körpers befindet, wie bei den Bienen und<span class="pagenum"><a name="Page_p136" id="Page_p136">[Pg p136]</a></span>
-Wespen, oder außerhalb, wie beim Skorpion<a name="FNanchor_333" id="FNanchor_333" href="#Footnote_333" class="fnanchor">333</a>. Letzterer ist allein
-unter allen Insekten lang geschwänzt; ferner besitzt er Scheren.
-Einige Insekten haben über den Augen Fühler, z. B. die Schmetterlinge
-und die Käfer. Im Innern findet sich ein Darm, der in
-der Regel bis zum After gerade verläuft, mitunter aber auch gewunden
-ist.«</p>
-
-<p>Bei den Insekten fesseln <span class="gesperrt">Aristoteles</span> besonders der Bau und
-die Lebensweise der Honigbiene. Er erwähnt, daß sie das Bienenbrot
-an den Schenkeln einträgt und den Honig in ihre Zellen speit.
-Er erzählt von dem Bau der Waben, den Maden und Puppen und
-kennt die Herkunft, sowie die Rolle, die das sogenannte Vorwachs
-besitzt, so daß wir vor <span class="gesperrt">Swammerdam</span>, welcher durch die Anwendung
-des Mikroskops und durch die Befolgung der Grundsätze
-der neueren Naturforschung zu einem weit tieferen Einblick befähigt
-war, kaum eine gleich gute Schilderung dieses wichtigen
-Insektes antreffen.</p>
-
-<p>Die vierte Gruppe, ausgezeichnet durch harte Schalen, die
-einen weichen ungegliederten Körper umschließen, bilden die
-Schnecken und die Muscheln, die von <span class="gesperrt">Aristoteles</span> als Schaltiere
-zusammengefaßt werden. Der fünften und letzten Gruppe, den
-Seewalzen, Seesternen und Schwämmen, wird eine vermittelnde
-Stellung zwischen dem Tier- und Pflanzenreiche zugewiesen.</p>
-
-<p>Viele Betrachtungen, die <span class="gesperrt">Aristoteles</span> in seinen zoologischen
-Schriften anstellt, lassen erkennen, daß er, wenn auch vom teleologischen
-Standpunkt, doch schon von dem Gedanken geleitet
-wird, den die neuere Biologie als Erhaltungsmäßigkeit bezeichnet.
-Das Wort soll ausdrücken, daß Lebensweise, Aufenthaltsort und
-Einrichtung eines Tieres einander entsprechen. Nicht minder stehen
-aber die einzelnen Organe zueinander und zum Gesamtbau in einem
-gewissen Verhältnis, das <span class="gesperrt">Cuvier</span>, der größte Zoologe der Neuzeit,
-als die Korrelation der Organe bezeichnet hat. In welchem Maße
-<span class="gesperrt">Cuvier</span> und die neuere Biologie hierin mit <span class="gesperrt">Aristoteles</span> übereinstimmen,
-lassen z. B. dessen Betrachtungen über die Zähne erkennen.
-Sie lauten<a name="FNanchor_334" id="FNanchor_334" href="#Footnote_334" class="fnanchor">334</a>: »Die Zähne haben die Tiere im allgemeinen zur Zerkleinerung
-der Nahrung, dann aber auch als Waffen zu Angriff
-und Abwehr. Von denen, die sie zu Schutz und Trutz besitzen,<span class="pagenum"><a name="Page_p137" id="Page_p137">[Pg p137]</a></span>
-haben einige Hauer wie der Eber, andere scharf ineinander greifende
-Zähne. Die Stärke dieser Tiere beruht auf ihren Zähnen. Diese
-müssen also scharf sein und zweckmäßig ineinander greifen, damit
-sie sich nicht durch gegenseitige Reibung abstumpfen. Ferner
-haben die spitzzähnigen ein weit geschlitztes Maul. Da nämlich
-ihre Wehr im Beißen besteht, haben sie ein weites Maul nötig,
-denn sie werden mit um so mehr Zähnen und um so stärker beißen,
-je weiter das Maul geschlitzt ist<a name="FNanchor_335" id="FNanchor_335" href="#Footnote_335" class="fnanchor">335</a>.«</p>
-
-<p>Auch über die Ernährung der Tiere wie über diejenige der
-Pflanzen hatte sich <span class="gesperrt">Aristoteles</span> schon Vorstellungen gebildet,
-die viel Zutreffendes enthalten. Sämtliche Bestandteile des
-Körpers läßt er durch die Umwandlung der aufgenommenen
-Nahrungsmittel entstehen<a name="FNanchor_336" id="FNanchor_336" href="#Footnote_336" class="fnanchor">336</a>. Für einzelne Substanzen wie das Fett,
-die Galle usw. gebe es wahrscheinlich auch bestimmte Nährstoffe.
-Diese sollen aus dem Blute durch die Wandungen der Adern
-hindurchsickern und auf diese Weise an den Ort gelangen, wo sie
-abgeschieden werden. Das Fett entstehe aus mehliger und süßer
-Nahrung, die sich leicht in Fett umwandele. Als die wichtigste
-Ausscheidung des Blutes betrachtet <span class="gesperrt">Aristoteles</span> den Samen. Er
-enthalte neben Wasser und Erde vor allem den warmen, lebenerregenden
-Luftgeist, das Pneuma (s. S. <a href="#Page_p102">102</a>). Wie sich die Erde
-in ein Mineral verwandeln könne, so verwandele die im Samen enthaltene
-Erde sich in einen Menschen. Tiere mit starken Knochen
-läßt <span class="gesperrt">Aristoteles</span> aus einem besonders erdhaltigen Samen hervorgehen.
-Seele und Körper der Lebewesen bilden nach ihm eine
-Einheit, allerdings nur in dem Sinne, daß der Körper das Organ
-der Seele ist<a name="FNanchor_337" id="FNanchor_337" href="#Footnote_337" class="fnanchor">337</a>. Dafür spreche auch, daß manche Tiere, die man
-zerschneide, in jedem ihrer Teile weiterleben.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p138" id="Page_p138">[Pg p138]</a></span></p>
-
-
-<h3>Aristoteles über die Pflanzen.</h3>
-
-<p>In seinem Bestreben, das gesamte Wissen seiner Zeit vom
-Standpunkte des Philosophen zu sammeln, zu prüfen und systematisch
-zu gliedern, konnte <span class="gesperrt">Aristoteles</span> auch an der Pflanzenwelt nicht
-achtlos vorübergehen. Leider ist indessen seine diesem Gegenstande
-gewidmete »Theorie der Pflanzen« verloren gegangen. Was
-wir an Ansichten des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> über die Natur der Pflanzen
-kennen, sind vereinzelte, aber immerhin zahlreiche Äußerungen des
-Philosophen, die sich in seinen übrigen Werken zerstreut finden<a name="FNanchor_338" id="FNanchor_338" href="#Footnote_338" class="fnanchor">338</a>.
-Von besonderem Interesse ist, was <span class="gesperrt">Aristoteles</span> über die Verwandtschaft
-der Tiere mit den Pflanzen sagt<a name="FNanchor_339" id="FNanchor_339" href="#Footnote_339" class="fnanchor">339</a>. Die Natur geht
-allmählich vom Unbeseelten zum Beseelten über. Auf die unbeseelten
-Dinge läßt sie zunächst die Pflanzen folgen. Unter diesen unterscheide
-sich die eine von der anderen darin, daß sie teils mehr,
-teils weniger Anteil am Leben zeige. Vergleiche man die Pflanzen
-mit den leblosen Dingen, so seien erstere wie beseelt, dagegen erscheine
-die Pflanze im Vergleich zum Tiere wie unbeseelt. Und
-doch sei der Übergang zwischen Pflanze und Tier ununterbrochen.
-Denn bei einigen Wesen des Meeres könne man zweifeln, ob sie
-Tiere oder Pflanzen seien. Auch über die Teilbarkeit der Pflanzen
-und der Tiere stellt <span class="gesperrt">Aristoteles</span> Betrachtungen an<a name="FNanchor_340" id="FNanchor_340" href="#Footnote_340" class="fnanchor">340</a>. »Nimmt
-man von einer Zahl«, sagt er, »eine Zahl weg, so bleibt eine
-andere Zahl. Die Pflanzen dagegen und viele Tiere bleiben bestehen,
-wenn man sie teilt.« Die niederen Tiere und die Pflanzen
-stimmen, wie <span class="gesperrt">Aristoteles</span> richtig hervorhebt, eben darin überein,
-daß ihnen die Einheit der Organisation fehlt. Infolgedessen
-können abgetrennte Teile des Organismus fortleben und sich zu
-selbständigen Wesen entwickeln<a name="FNanchor_341" id="FNanchor_341" href="#Footnote_341" class="fnanchor">341</a>. Auch darin seien sie einander
-ähnlich, daß bei beiden der Hauptzweck die Fortpflanzung
-sei und alle Einrichtungen sich auf diesen Zweck zurückführen
-ließen.</p>
-
-<p>Auch über die Ernährung der Pflanzen hat <span class="gesperrt">Aristoteles</span>
-nachgedacht. Die Wurzeln nennt er ein Analogon des Mundes, da<span class="pagenum"><a name="Page_p139" id="Page_p139">[Pg p139]</a></span>
-beide die Nahrung einnehmen<a name="FNanchor_342" id="FNanchor_342" href="#Footnote_342" class="fnanchor">342</a>. Die Erde enthalte eine für die
-Pflanze zubereitete Nahrung und diene ihr sozusagen als Bauch,
-während die Tiere gleichsam die Erde als Inhalt des Darms in sich
-trügen, aus dem sie, wie die Pflanzen mit den Wurzeln, mit etwas
-Ähnlichem die Nahrung aufnehmen müßten<a name="FNanchor_343" id="FNanchor_343" href="#Footnote_343" class="fnanchor">343</a>. Wem fällt bei dieser
-originellen, im Grunde aber richtigen Auffassung des Philosophen
-nicht die so treffende Benennung der Darmzotten als innere
-Wurzeln des Tieres ein? Ein ähnliches Verhältnis, wie für die
-Ernährung von Tier und Pflanze, nimmt <span class="gesperrt">Aristoteles</span> für die
-Entwicklung an. Er sagt nämlich: »Wie sich die Gewächse
-des Bodens bedienen, so bedienen sich die Embryonen des
-Uterus«<a name="FNanchor_344" id="FNanchor_344" href="#Footnote_344" class="fnanchor">344</a>.</p>
-
-<p>Was die Entstehung anbetrifft, so wird auch für die Pflanzen
-angenommen, daß sie entweder aus Samen oder von selbst entständen.
-Letzteres geschehe, wenn die Erde oder Pflanzenteile
-faulten. Was endlich die Sexualität anlangt, so meint <span class="gesperrt">Aristoteles</span>,
-bei den Pflanzen sei das Männliche und das Weibliche nicht getrennt;
-sie zeugten daher aus sich selbst. Das Gleiche finde gewissermaßen
-bei den Tieren statt. Denn wenn sie zeugen wollten,
-so werde sozusagen ein Tier aus zweien. Die Tiere seien somit
-gleichsam Pflanzen, in denen das Männliche und das Weibliche
-voneinander geschieden sei. Aus den zerstreuten Bemerkungen des
-<span class="gesperrt">Aristoteles</span> erkennen wir somit, daß das Nachdenken über
-botanische Dinge rege geworden war und manche wertvolle Beobachtung
-und Verallgemeinerung vorlag. Der erste, dem wir ein
-zusammenhängendes Werk über die Pflanzen verdanken, ist denn
-auch ein Schüler des großen Philosophen, <span class="gesperrt">Theophrast</span>. Dieser
-nimmt der Botanik gegenüber eine ähnliche Bedeutung ein, wie
-sie <span class="gesperrt">Aristoteles</span> für die Zoologie besitzt.</p>
-
-
-<h3>Theophrast begründet die Botanik.</h3>
-
-<p>Über das Leben des <span class="gesperrt">Theophrast</span> sind wir besonders durch
-<span class="gesperrt">Diogenes Laertios</span> und durch <span class="gesperrt">Plutarch</span> unterrichtet. Doch
-sind seine Lebensumstände wenig bekannt und durch Sagen und
-Übertreibungen verdunkelt. <span class="gesperrt">Theophrast</span> wurde 371 v. Chr. zu
-Eresos auf der Insel Lesbos geboren. Er widmete sich der Philosophie.
-Und zwar schloß er sich zuerst an die Atomisten (<span class="gesperrt">Leukipp</span>),<span class="pagenum"><a name="Page_p140" id="Page_p140">[Pg p140]</a></span>
-dann an <span class="gesperrt">Platon</span> und schließlich an <span class="gesperrt">Aristoteles</span> an. <span class="gesperrt">Theophrast</span>
-nannte man ihn seiner Beredsamkeit wegen<a name="FNanchor_345" id="FNanchor_345" href="#Footnote_345" class="fnanchor">345</a>.</p>
-
-<p>Nach dem Tode des <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, dessen Lieblingsschüler und
-langjähriger Freund er war, übernahm <span class="gesperrt">Theophrast</span> die Führung
-der von <span class="gesperrt">Aristoteles</span> in Athen gegründeten Philosophenschule, die
-er zur höchsten Blüte brachte. <span class="gesperrt">Theophrast</span> genoß in Athen das
-größte Ansehen. Sein Ruhm drang auch ins Ausland, so daß
-<span class="gesperrt">Ptolemäos der Lagide</span> ihn nach Alexandrien zu ziehen suchte.
-Wie sehr man <span class="gesperrt">Theophrast</span> in seinem Vaterlande schätzte, geht
-auch aus folgender Erzählung hervor. <span class="gesperrt">Theophrast</span> wurde des
-Mangels an Religion beschuldigt. Man gab indessen dieser Klage
-nicht nur keine Folge, sondern es fehlte nicht viel, daß der Kläger
-selbst in den Anklagezustand gesetzt wurde<a name="FNanchor_346" id="FNanchor_346" href="#Footnote_346" class="fnanchor">346</a>.</p>
-
-<p>War <span class="gesperrt">Theophrast</span> auch nicht an schöpferischer Kraft mit
-<span class="gesperrt">Aristoteles</span> zu vergleichen, so überragte er ihn durch den Umfang
-seiner naturwissenschaftlichen Einzelkenntnisse. Auf die Beobachtung
-zahlreicher Einzelfälle, wodurch man allein zur Bildung
-richtiger Begriffe gelangen könne, legte er den größten Wert. Wo
-<span class="gesperrt">Theophrast</span> nur fremde Beobachtungen zu Gebote stehen, verhält
-er sich durchaus kritisch und macht aus etwaigem Zweifel
-kein Hehl. Sein Fleiß war unermüdlich und begleitete ihn bis
-ins höchste Alter. Sterbend klagte er noch im Hinblick auf das
-Aufhören seiner wissenschaftlichen Tätigkeit über die Kürze des
-menschlichen Lebens<a name="FNanchor_347" id="FNanchor_347" href="#Footnote_347" class="fnanchor">347</a>. Das Altertum pries auch seine Umgangsformen.
-<span class="gesperrt">Cicero</span> läßt ihn sagen, die rauhe Tugend allein mache
-keineswegs die Glückseligkeit aus. Er galt ferner als einer der
-bedeutendsten Redner, der vortrefflich und wohlberechnet seine
-Worte mit seinen Gebärden und seinem Mienenspiel in Einklang
-zu bringen wußte.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p141" id="Page_p141">[Pg p141]</a></span></p>
-
-<p>Von einem ganz ungewöhnlichen Fleiße legt auch die Zahl
-seiner Schriften Zeugnis ab<a name="FNanchor_348" id="FNanchor_348" href="#Footnote_348" class="fnanchor">348</a>. Leider sind die wichtigsten verloren
-gegangen. Sie erstreckten sich auf Mathematik, Astronomie, Botanik,
-Mineralogie und alle Teile des von <span class="gesperrt">Aristoteles</span> gegründeten
-philosophischen Systems. <span class="gesperrt">Theophrast</span> starb 286 v. Chr. Er ist
-also 85 Jahre alt geworden. Seiner Schule soll er einen Pflanzengarten
-und eine Halle, in welcher der Unterricht stattfinden sollte,
-vermacht haben<a name="FNanchor_349" id="FNanchor_349" href="#Footnote_349" class="fnanchor">349</a>.</p>
-
-<p>Außer dem botanischen Hauptwerk, dessen neun Bücher vollständig
-auf uns gekommen sind, und mit dessen Inhalt wir uns
-im nachfolgenden in der Hauptsache bekannt machen wollen, verfaßte
-<span class="gesperrt">Theophrast</span> noch eine Schrift »Von den Ursachen der
-Pflanzen«. Sie ist leider nur unvollständig vorhanden. Die Schrift
-von den Ursachen der Pflanzen (&#960;&#949;&#961;&#8054; &#966;&#965;&#964;&#8182;&#957; &#945;&#7984;&#964;&#8055;&#945;&#953;) verhielt sich
-zur Geschichte der Pflanzen ähnlich wie die mehr philosophischen
-zu den beschreibenden Büchern, die <span class="gesperrt">Aristoteles</span> über die Tierkunde
-verfaßt hatte<a name="FNanchor_350" id="FNanchor_350" href="#Footnote_350" class="fnanchor">350</a>.</p>
-
-<p>Vor <span class="gesperrt">Aristoteles</span> hatte man sich den Gewächsen, soweit sie
-nicht dem unmittelbaren Unterhalt von Mensch und Tier dienten,
-vorzugsweise aus medizinischem Interesse zugewandt. Das Sammeln
-der Pflanzen und ihre Verarbeitung zu heilkräftigen Säften wurde
-berufsmäßig von den schon erwähnten Rhizotomen (Wurzelschneidern)
-betrieben. Es waren dies die Vorläufer unserer heutigen
-Pharmazeuten. Jetzt wandte sich das wissenschaftliche Interesse
-neben der Tierwelt auch dem Pflanzenreiche zu. Wenn wir von
-der verloren gegangenen Schrift des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> über die Theorie
-der Pflanzen absehen, lieferte <span class="gesperrt">Theophrast</span> die erste, eingehende
-Bearbeitung der den Griechen bekannten Gewächse unter Berücksichtigung
-ihrer Lebensbedingungen, sowie der allgemeinen Morphologie.
-Die Schrift, auf die wir jetzt näher eingehen wollen, führt
-den Titel: Naturgeschichte der Gewächse<a name="FNanchor_351" id="FNanchor_351" href="#Footnote_351" class="fnanchor">351</a>.</p>
-
-<p>Was beim Lesen dieses Buches zunächst auffällt, ist das Fehlen
-genauer Beschreibungen, die erst später in immer höherem Grade<span class="pagenum"><a name="Page_p142" id="Page_p142">[Pg p142]</a></span>
-als das nächstliegende Ziel der botanischen Wissenschaft erkannt
-wurden. Oft fehlt eine Beschreibung der zur Besprechung gelangenden
-Pflanze ganz, da <span class="gesperrt">Theophrast</span> sie als den Lesern hinreichend
-bekannt voraussetzt. In anderen Fällen beschränkt er
-sich darauf, augenfällige Eigentümlichkeiten hervorzuheben, so daß
-es später oft schwer, ja manchmal unmöglich gewesen ist, selbst
-nachdem man die Flora Griechenlands genauer kennen gelernt hatte,
-die Identität der einzelnen Pflanzen festzustellen. Als gegen den
-Ausgang des Mittelalters die Botanik eine Weiterentwicklung erfuhr,
-war man zunächst in der Vorstellung befangen, alle Pflanzen, über
-welche die Alten, insbesondere der später zu erwähnende <span class="gesperrt">Dioskurides</span>
-geschrieben, seien auch im westlichen Europa zu finden.
-Erst nachdem man sich lange in dieser Richtung abgemüht und
-nur in wenigen Fällen etwas erreicht hatte, weil man der geographischen
-Verbreitung der Gewächse noch nicht die gebührende
-Beachtung schenkte, ging man zur möglichst genauen Beschreibung
-der Pflanzen über. So entstanden die Kräuterbücher der ersten
-neueren Botaniker. Die Schwierigkeit, die von den Alten beschriebenen
-Pflanzen zu identifizieren, wurde noch durch den Umstand
-vergrößert, daß sich die Flora der in Betracht kommenden
-Länder im Laufe der Jahrtausende durch Wanderungen, durch
-klimatische Änderungen und ganz besonders durch die Einwirkung
-des Menschen geändert hatte<a name="FNanchor_352" id="FNanchor_352" href="#Footnote_352" class="fnanchor">352</a>.</p>
-
-<p>Das den Griechen zur Zeit des <span class="gesperrt">Theophrast</span> floristisch
-bekannt gewordene Gebiet war ein sehr beträchtliches. War man
-doch durch die Züge <span class="gesperrt">Alexanders</span> des Großen auch mit Persien,
-Baktrien und Indien bekannt geworden, während man schon vorher
-über die in Vorderasien und Ägypten vorkommenden Pflanzen vieles
-erfahren hatte. Allerdings lernten die Griechen auf ihren Eroberungszügen
-die Naturkörper zunächst mehr im Vorübergehen
-kennen und achteten fast nur auf das, was auf den fremden
-Märkten ihr Erstaunen hervorrief<a name="FNanchor_353" id="FNanchor_353" href="#Footnote_353" class="fnanchor">353</a>.</p>
-
-<p>Ein neues Licht haben die Untersuchungen <span class="gesperrt">Bretzls</span> auf die
-botanischen Ergebnisse des Alexanderzuges geworfen<a name="FNanchor_354" id="FNanchor_354" href="#Footnote_354" class="fnanchor">354</a>. Das grie<span class="pagenum"><a name="Page_p143" id="Page_p143">[Pg p143]</a></span>chische
-Heer wurde von Gelehrten begleitet. Ihre Aufzeichnungen
-bildeten einen Teil dessen, was man heute das »Generalstabswerk«
-über den indischen Feldzug nennen würde. Dieses Werk ist leider
-verloren, doch sind Auszüge in <span class="gesperrt">Theophrasts</span> Geschichte der
-Pflanzen<a name="FNanchor_355" id="FNanchor_355" href="#Footnote_355" class="fnanchor">355</a> übergegangen. Von den fremden Vegetationsbildern,
-welche <span class="gesperrt">Theophrast</span> genauer schildert und mit der Vegetation der
-Länder des östlichen Mittelmeeres vergleicht, ist vor allem die
-Mangroveformation des persischen Golfes zu nennen. <span class="gesperrt">Theophrast</span>
-gibt eine genaue Beschreibung der eigenartigen Pflanzen jener
-Formation. Er schildert die Lebensweise der Mangrovegewächse,
-die auf Stelzenwurzeln weit über das Meeresufer hinauswachsen, so
-richtig, daß neuere Reisende, wie <span class="gesperrt">Schweinfurth</span>, seine Angaben
-nur bestätigen konnten. Einen »Glanzpunkt« nennt <span class="gesperrt">Bretzl</span> die
-Beschreibung, welche <span class="gesperrt">Theophrast</span> vom indischen Feigenbaum gegeben,
-der mit seinen, von den Ästen her in die Erde eindringenden,
-Stützwurzeln einem Walde gleicht. Daß es sich bei den Stützen,
-welche die fast horizontal sich ausbreitenden Äste in den Boden
-hinabsenden, um eigentliche Wurzeln handelt, erkannte schon <span class="gesperrt">Theophrast</span>,
-wie er auch das Bambusrohr als eine Schilfart erkennt
-und das vom Rande her einreißende Blatt der Banane sehr zutreffend
-mit den Schwungfedern eines Vogels vergleicht.</p>
-
-<p>Wahrscheinlich sind die Griechen auch mit der Baumwolle erst
-nach den Zügen <span class="gesperrt">Alexanders</span> genauer bekannt geworden, während
-in Ägypten die Baumwollweberei schon früh anzutreffen war. Durch
-die Beobachtungen, die man auf dem Alexanderzuge anstellte,
-wurden die Griechen auch mit der Tatsache vertraut, daß gewisse
-Pflanzen Bewegungen ausführen, wie man sie bisher nur bei den
-Tieren kannte. Es handelt sich um die periodischen Bewegungen
-der Blattfiedern von <span lang="la" xml:lang="la">Tamarindus indica</span>. Diese Bewegungen werden
-in ihren einzelnen Stadien so genau beschrieben, daß sie bis zum
-Beginn der neueren physiologischen Untersuchungen über diesen
-Gegenstand die beste Schilderung sind, die wir über den Pflanzenschlaf
-besitzen. Die betreffende Stelle lautet bei <span class="gesperrt">Theophrast</span><a name="FNanchor_356" id="FNanchor_356" href="#Footnote_356" class="fnanchor">356</a>:
-»Der Baum besitzt zahlreiche Fiederblättchen. Sie legen sich
-während der Nacht leise zusammen. Bei Sonnenaufgang öffnen
-sie sich, und um Mittag entfaltet sich der Baum völlig. Am Nachmittage
-ziehen sich die Blättchen allmählich wieder zusammen und<span class="pagenum"><a name="Page_p144" id="Page_p144">[Pg p144]</a></span>
-in der Nacht schließt sich die Pflanze wieder. Man sagt dort zu
-Lande, sie schlafe.«</p>
-
-<p>Dadurch, daß die Griechen die Pflanzenwelt vom Mittelmeerbecken
-bis in die tropischen Gebiete Asiens kennen lernten, wurden
-sie nicht nur mit gewissen Grundtatsachen der Pflanzengeographie,
-sondern auch schon mit einigen wichtigen, pflanzengeographischen
-Gesetzen bekannt, so daß es nicht ganz zutreffend ist, die Anfänge
-dieser Wissenschaft auf <span class="gesperrt">A. v. Humboldt</span> zurückzuführen. Die Erscheinung,
-daß die Flora ihren Charakter mit der Erhebung des
-Bodens über das Meer ändert, hatten die Griechen schon in ihrer
-Heimat beobachtet. Sie hatten dort bemerkt, daß sich an die Mittelmeerflora
-mit ihren immergrünen Gewächsen zunächst eine Laubwaldregion,
-darüber Nadelholzwälder und noch höher hinauf eine
-Region anschloß, die wir heute als alpin bezeichnen würden.
-Die gleiche Erscheinung nahmen sie noch deutlicher wahr, als sie
-an den Fuß der Berge gelangten, die Indien vom Rumpf des
-asiatischen Kontinentes trennen. Dort herrschte noch die tropische
-Flora mit ihren Palmen und Bananen in reicher Fülle. Unmittelbar
-darüber erblickten die Griechen Pflanzen, die sie an diejenigen
-der Mittelmeerländer erinnerten. Dann folgten wieder Laubhölzer,
-Nadelhölzer und alpine Pflanzen. Einen ähnlichen Wechsel der
-Flora nahmen sie wahr, als sie die Pflanzen nördlicher Landstriche
-mit denen südlicher verglichen. Dieser Vergleich drängte sich
-ihnen nicht nur in Europa, sondern auch in Asien auf. Auch hier
-fanden sie in den nördlicher gelegenen Teilen die mächtigen dunklen
-Nadelholzwaldungen wieder, die sie als charakteristisch für das
-mittlere Europa betrachtet hatten.</p>
-
-<p>In <span class="gesperrt">Theophrasts</span> »Geschichte der Pflanzen« überwiegt das
-praktische Interesse häufig das wissenschaftliche. Die Beschreibung
-gewisser technischer Verrichtungen, wie der Gewinnung von
-Holzkohle, Pech, Harz und Spezereien, ferner der Verwendung
-der Holzarten, insbesondere aber der Wirkung von Pflanzen auf
-den menschlichen Körper, nehmen dementsprechend einen breiten
-Raum ein<a name="FNanchor_357" id="FNanchor_357" href="#Footnote_357" class="fnanchor">357</a>. Aber auch von der geographischen Verbreitung, den
-Krankheiten, der Lebensdauer, dem Einfluß des Klimas, sowie
-der Ernährung der Pflanzen ist die Rede. Daß dabei zu einer
-Zeit, in der man kaum beobachten, geschweige denn mit Pflanzen
-experimentieren gelernt hatte, manche irrtümliche Ansicht aus<span class="pagenum"><a name="Page_p145" id="Page_p145">[Pg p145]</a></span>gesprochen
-wird, ist leicht begreiflich. So führt <span class="gesperrt">Theophrast</span>
-die Erscheinung, daß die Bäume, wenn sie dicht gedrängt stehen,
-keinen kräftigen Wuchs aufweisen, sondern dünn und lang werden,
-nicht auf den Einfluß des Lichtes, sondern auf Mangel an Nahrung
-zurück. An Krankheiten der Pflanzen erwähnt er den Wurmstich,
-den Rost des Getreides und den Honigtau. Letzteren leitet er
-aus einem zu großen Feuchtigkeitsgehalt der Pflanzen ab, während
-es sich in der Tat um Ausscheidungen von Blattläusen handelt.
-Als eine Wirkung des Klimas betrachtet <span class="gesperrt">Theophrast</span> die Erscheinung,
-daß in heißen Ländern der jährliche Laubfall bei
-Pflanzen unterbleibt, die in den Mittelmeerländern ihr Laub im
-Winter verlieren. Dies sei z. B. bei dem Feigenbaum und dem
-Weinstock der Fall<a name="FNanchor_358" id="FNanchor_358" href="#Footnote_358" class="fnanchor">358</a>.</p>
-
-<p>Als Ernährungsorgane werden nicht nur die Wurzeln, sondern
-auch die Blätter betrachtet. Die Ernährung soll auf beiden
-Flächen durch Einsaugung vor sich gehen. Das Wachstum der
-Blätter und das Ansetzen der Früchte stehen, wie <span class="gesperrt">Theophrast</span>
-sehr richtig bemerkt, in solchem Verhältnis, daß, wenn der eine
-Vorgang stattfindet, der andere zurückgehalten wird<a name="FNanchor_359" id="FNanchor_359" href="#Footnote_359" class="fnanchor">359</a>. Auch die
-Möglichkeit, daß sich die eine Pflanzenart in eine andere umwandele,
-ein häufig wiederkehrender Irrtum, wird bei <span class="gesperrt">Theophrast</span>
-erörtert. So sagt er: »Die wilde Minze soll sich in Gartenminze
-umändern, auch soll sich der Weizen in Lolch verwandeln.« Von
-der Sexualität der Pflanzen vermochte er sich ebensowenig wie das
-übrige Altertum eine klare Vorstellung zu machen. Doch erwähnt
-er, daß man bei den Dattelpalmen das Ansetzen von Früchten
-dadurch fördere, daß man die stauberzeugenden Zweige über die
-fruchttragenden hänge:</p>
-
-<p>»Manche Bäume«, sagt er, »werfen ihre Früchte vor der Reife
-ab, wogegen man auch Anstalten trifft. Bei den Datteln besteht
-das Hilfsmittel darin, daß man die männliche Blüte der weiblichen
-nähert, denn jene macht, daß die Früchte dauern und reif werden.
-Es geschieht dies aber auf folgende Weise: Blüht die männliche
-Pflanze, so schneidet man die Blütenscheide ab und schüttelt sie
-mit dem Staube auf die weibliche Frucht. Wird diese so behandelt,
-so dauert sie aus und fällt nicht ab.« Anknüpfend an diese und
-ähnliche Beobachtungen der Alten begründete in der neueren Zeit
-<span class="gesperrt">Camerarius</span> die Lehre von der Sexualität der Pflanzen.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p146" id="Page_p146">[Pg p146]</a></span></p>
-
-<p>Ein Verdienst erwarb sich <span class="gesperrt">Theophrast</span> auch durch die
-begriffliche Bestimmung, sowie die Morphologie der wichtigsten
-Pflanzenorgane. Z. B. begegnet uns bei ihm der Begriff des gefiederten
-Blattes, das man bis dahin für einen Zweig gehalten
-hatte. Dagegen gelang es ihm nicht, eine naturgemäße Einteilung
-des Pflanzenreichs zu schaffen und damit das zu leisten, was <span class="gesperrt">Aristoteles</span>
-für die Zoologie getan. <span class="gesperrt">Theophrast</span> unterscheidet Bäume,
-Sträucher, Stauden und Kräuter und spricht innerhalb dieser vier
-Gruppen wieder von zahmen und wilden Pflanzen. So überschreibt
-er z. B. ein Kapitel: »Von den wilden Bäumen«, während er ein
-anderes mit den Worten beginnt: »Jetzt soll von den Gewächsen
-der Flüsse, Sümpfe und Teiche die Rede sein.« Immerhin werden
-bei seiner Einteilung der Kräuter mitunter natürliche Gruppen
-angedeutet. Endlich verdanken wir dem <span class="gesperrt">Theophrast</span> auch eine
-Reihe wertvoller Mitteilungen über den Bau und die Entwicklung
-der Pflanzen. Sie erscheinen ihm als lebende Wesen, welche als
-Voraussetzungen des Lebens Wärme und Feuchtigkeit in sich
-bergen. Daher ist er auch bemüht, eine Ähnlichkeit im Bau der
-Pflanzen und der Tiere nachzuweisen. Als innere Teile der Pflanzen
-unterscheidet er Rinde, Holz und Mark. Diese Teile seien aus
-Fasern, Adern, Fleisch und Saft gebildet. Das Fleisch entspricht
-dem, was wir heute als Parenchym oder Grundgewebe bezeichnen.
-Die Fasern sind dagegen die Gefäßbündel. <span class="gesperrt">Theophrast</span> bemerkt
-sogar, daß sie mitunter regelmäßig angeordnet, bei anderen
-Pflanzen, wie den Gräsern und Palmen, dagegen unregelmäßig im
-Fleisch (Grundgewebe) zerstreut seien.</p>
-
-<p>Auch über die Entwicklung der Pflanzen finden sich bei
-<span class="gesperrt">Theophrast</span> einige Beobachtungen. Er weist darauf hin, daß
-der Keim sowohl Wurzel als Stamm enthält<a name="FNanchor_360" id="FNanchor_360" href="#Footnote_360" class="fnanchor">360</a>, und daß die Wurzel
-zuerst aus dem Samen hervorbricht. Darauf entwickle sich der
-Stamm, dessen erste Blätter durch einfachere Gestalt von den
-späteren abwichen. Treffend wird ferner bemerkt, daß das Winklige
-und die Gliederung mit dem Fortschreiten der Entwicklung zunehmen<a name="FNanchor_361" id="FNanchor_361" href="#Footnote_361" class="fnanchor">361</a>.
-Daß uns die Botanik bei <span class="gesperrt">Theophrast</span> sofort als eine
-ziemlich entwickelte Wissenschaft entgegentritt, darf uns nicht
-in Erstaunen setzen, denn ohne Zweifel konnte <span class="gesperrt">Theophrast</span>
-auf Vorgänger fußen, die er zum Teil auch erwähnt<a name="FNanchor_362" id="FNanchor_362" href="#Footnote_362" class="fnanchor">362</a>. Neben<span class="pagenum"><a name="Page_p147" id="Page_p147">[Pg p147]</a></span>
-<span class="gesperrt">Theophrast</span> wären zwar noch einige Mitglieder der peripatetischen
-Schule zu nennen, die sich mit Botanik beschäftigt haben. Da
-sich aber nicht viel mehr als ihre Namen und die Titel ihrer
-Schriften erhielten, wollen wir uns mit dem weiteren Schicksal
-der botanischen Wissenschaft erst wieder befassen, wenn sie uns
-bei den Römern von neuem begegnen wird.</p>
-
-<p>Wie für die Tiere so sahen die Griechen auch für die Pflanzen,
-als eine besondere Art der Vermehrung, die Urzeugung an. Man
-nahm sie nicht nur für kleinere Pflanzen, sondern mitunter selbst
-für Bäume in Anspruch. <span class="gesperrt">Theophrast</span> war dieser Ansicht gegenüber
-indes schon skeptisch. Er suchte angebliche Fälle von Urzeugung
-auf die Verbreitung der Samen durch Regengüsse, Vögel,
-Überschwemmungen oder durch den Wind zurückzuführen. Auch
-darauf weist er hin, daß manche Samen ihrer geringen Größe
-wegen leicht übersehen werden. Die Fortpflanzung durch Samen
-erklärt er für die gewöhnliche. Der Pflanzensamen sei dem tierischen
-Ei zu vergleichen. Beide enthielten die erste Nahrung des Keimes
-in sich. Daß aber Urzeugung insbesondere bei kleineren Pflanzen
-vorkomme, stellt er nicht in Abrede. Er nimmt vielmehr an, daß
-Pflanzen sowohl wie Tiere bei der Zersetzung von Stoffen unter
-dem Einfluß von Feuchtigkeit und Wärme entstehen können.</p>
-
-
-<h3>Theophrast als der Begründer der Mineralogie.</h3>
-
-<p>Auch die dritte der beschreibenden Naturwissenschaften, die
-Mineralogie, fand ihre erste Bearbeitung in demselben Zeitalter,
-in welchem die Zoologie und die Botanik ins Leben gerufen
-wurden. Dies geschah gleichfalls durch <span class="gesperrt">Theophrast</span>, und zwar
-in seinem Werke »Über die Steine«<a name="FNanchor_363" id="FNanchor_363" href="#Footnote_363" class="fnanchor">363</a>. Jedoch handelt es sich
-hier in noch höherem Grade wie in der Botanik um eine Zusammenstellung
-von chemischen und mineralogischen Einzelkenntnissen,
-in deren Besitz man durch die Ausübung hüttenmännischer
-Prozesse gelangt war. Mit dem Eisen war man schon in der
-mykenischen Zeit bekannt. Obgleich Griechenland reich an Eisenerz
-war, benutzte man das Metall anfangs nur zu Schmuckgegenständen
-(z. B. zu Ringen). Nachdem man es härten gelernt hatte, diente
-es auch zur Herstellung von Waffen. Bei <span class="gesperrt">Homer</span> ist meist von
-Bronze die Rede, doch wird das Eisen auch öfters erwähnt<a name="FNanchor_364" id="FNanchor_364" href="#Footnote_364" class="fnanchor">364</a>.<span class="pagenum"><a name="Page_p148" id="Page_p148">[Pg p148]</a></span>
-Auch das Silbererz des Laurions wurde seit recht frühen Zeiten
-abgebaut. Die dortigen Bergwerke besaßen ausgedehnte Schächte
-und Stollen mit Holzzimmerung. Ihre reichen Erträgnisse ermöglichten
-es Athen, zur Abwehr der Perser, Rüstungen von einem
-Umfange zu betreiben, wie sie sich ein solch kleiner Staat sonst
-schwerlich hätte auferlegen können. Es handelte sich am Laurion
-um silberhaltige Bleierze, aus denen man zunächst, wie es noch
-heute geschieht, durch Rösten und darauffolgendes Niederschmelzen
-das rohe Blei gewann. Ein der Treibarbeit entsprechendes Verfahren
-lieferte dann, infolge der Oxydation des Bleies zu Glätte,
-das Silber<a name="FNanchor_365" id="FNanchor_365" href="#Footnote_365" class="fnanchor">365</a>.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Theophrast</span> hebt bei der Besprechung der Mineralien hervor,
-daß sie sich besonders in der Farbe und im Gewichte unterscheiden.
-Zu den Mineralien rechnet er auch die Korallen, die im
-Meere entständen. Ferner erwähnt er ein Mineral, das wie der
-Bernstein Holz, indessen auch Erz und Eisen anziehe. <span class="gesperrt">Theophrast</span>
-nennt es Lynkurion. Es ist nicht aufgeklärt, welchen
-Stoff er damit gemeint hat. Manchen Mineralien wurden auch
-heilkräftige Wirkungen zugeschrieben. So wurde der Rauch von
-Gagat, einer sehr bituminösen Braunkohle, eingeatmet, um epileptische
-Anfälle zu bekämpfen. Malachitpulver diente als Mittel
-gegen gewisse Erkrankungen der Augen usw.<a name="FNanchor_366" id="FNanchor_366" href="#Footnote_366" class="fnanchor">366</a>.</p>
-
-<p>Als dasjenige Volk, das als erstes in den Mittelmeerländern
-Bergbau betrieben haben soll, werden seit alters die Phönizier
-bezeichnet. Sie waren es, die in dem an Erzen reichsten Lande
-des alten Europas, in Spanien, den Metallreichtum durch Betriebe
-größeren Umfangs aufschlossen. In der griechischen Literatur ist
-von Bergwerken zuerst bei <span class="gesperrt">Herodot</span> die Rede. Bei <span class="gesperrt">Homer</span>
-findet sich jedenfalls noch keine Andeutung<a name="FNanchor_367" id="FNanchor_367" href="#Footnote_367" class="fnanchor">367</a>.</p>
-
-<p>Genauere Kenntnis über den Bergbau im Altertum hat man
-erhalten, seitdem man den Betrieb verlassener alter Bergwerke in
-Spanien und am Laurion wieder aufnahm. Es geschah dies um<span class="pagenum"><a name="Page_p149" id="Page_p149">[Pg p149]</a></span>
-die Mitte des 19. Jahrhunderts. Am Laurion hat man zahlreiche
-Tagebaue und Stollen, sowie an 2000 Schächte wieder aufgedeckt.
-Man fand auch die Geräte, welche die Alten beim Bergbau benutzten,
-z. B. Grubenlampen, eiserne Hämmer, Meißel, Brechstangen
-usw. Die Schächte gehen bis über hundert Meter in die
-Tiefe. Ein weiteres Eindringen wird die Ansammlung von Grubenwasser
-verhindert haben. Auch in Ton geformte Nachbildungen,
-die sich auf den Betrieb beziehen, hat man ausgegraben. Diese
-archäologischen Funde ergänzen die erhaltene Literatur in solchem
-Maße, daß wir uns von dem bis in das 7. vorchristliche Jahrhundert
-zurückreichenden Bergbau und Hüttenbetrieb der Athener
-ein zutreffendes und deutliches Bild machen können<a name="FNanchor_368" id="FNanchor_368" href="#Footnote_368" class="fnanchor">368</a>.</p>
-
-
-<h3>Einfluß und Dauer des aristotelischen Lehrgebäudes.</h3>
-
-<p>Wir haben uns in diesem Abschnitt insbesondere ein Bild
-von den Leistungen des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> und desjenigen, der vor
-allem auf dem Gebiete der Naturwissenschaften in seine Fußtapfen
-trat, des <span class="gesperrt">Theophrast</span>, gemacht. Bevor wir uns dem alexandrinischen
-Zeitalter zuwenden, sei noch ein Wort über die Bedeutung
-des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> gesagt. Sein Einfluß hat sich auf 2000 Jahre
-erstreckt, und jedes Zeitalter hat, wenn auch in sehr verschiedener
-Weise, zu ihm, wie zu der griechischen Philosophie und Naturwissenschaft
-überhaupt, Stellung nehmen müssen. Die Schätzung,
-welche sie gefunden haben, ist eine recht wechselnde gewesen, je
-nach dem Standpunkt, den die Beurteiler einnahmen. Während
-des größten Teiles des Mittelalters galt <span class="gesperrt">Aristoteles</span> als unanfechtbare
-Autorität. Noch <span class="gesperrt">Dante</span> erkennt ihn voll an und nennt
-ihn <span lang="it" xml:lang="it">il maestro di color che sanno</span><a name="FNanchor_369" id="FNanchor_369" href="#Footnote_369" class="fnanchor">369</a>. Der Ansturm, der sich zu
-Beginn der neueren Zeit gegen <span class="gesperrt">Aristoteles</span> erhob, betraf
-weniger ihn selbst als seine mittelalterlichen Anhänger und Ausleger,
-die manchen eigenen Irrtum durch seine Autorität zu decken
-suchten.</p>
-
-<p>Ein scharfer Gegensatz zu <span class="gesperrt">Aristoteles</span> entstand erst mit
-dem immer konsequenter werdenden Bemühen, die Natur aus
-mechanischen Prinzipien zu erklären, unter Beseitigung des Zweck<span class="pagenum"><a name="Page_p150" id="Page_p150">[Pg p150]</a></span>begriffs,
-der in der aristotelischen Philosophie dasjenige ist, um
-das sich alles dreht. Aufs Schärfste verurteilt wurde demgemäß
-<span class="gesperrt">Aristoteles</span> im Jahrhundert der Aufklärung, der Zeit der französischen
-Materialisten und des <span lang="fr" xml:lang="fr">l'homme machine</span>. Es gehörte damals
-zum guten Ton, von den nutzlosen Hirngespinsten des
-<span class="gesperrt">Aristoteles</span> zu reden, ohne seine Schriften gelesen zu haben.
-Eine Ausnahme bildete damals <span class="gesperrt">Cuvier</span>, der ihm für seine Leistungen
-auf zoologischem Gebiete geradezu Bewunderung zollte. Mit der
-Überwindung des reinen Materialismus durch das erneute Emporblühen
-der Philosophie stellte sich ein Rückschlag ein. Es war vor
-allem <span class="gesperrt">Hegel</span><a name="FNanchor_370" id="FNanchor_370" href="#Footnote_370" class="fnanchor">370</a>, der den großen Stagiriten wieder anerkannte:
-»<span class="gesperrt">Aristoteles</span> ist,« sagt <span class="gesperrt">Hegel</span>, »in die ganze Masse des realen
-Universums eingedrungen und hat ihre Zerstreuung dem Begriffe
-untergeordnet.« Ziehen wir von diesem Ausspruch <span class="gesperrt">Hegels</span> soviel
-ab, daß wir für die Tat das Wollen setzen, so ist die Bedeutung
-des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> richtig erfaßt. In ihm begegnet uns ein Mensch,
-der sich die Erklärung des Weltganzen und der Natur im einzelnen
-zum Ziele machte und diese Aufgabe in umfassender Weise
-zu lösen suchte. Ihn dabei an dem Maßstabe des modernen
-Naturforschers zu messen, wie es in England<a name="FNanchor_371" id="FNanchor_371" href="#Footnote_371" class="fnanchor">371</a> geschehen, ist nicht
-gerecht.</p>
-
-<p>Durch <span class="gesperrt">Aristoteles</span> wurde zum ersten Male ein Lehrgebäude
-errichtet, das die Ergebnisse der Beobachtung und der Erfahrung,
-zwar unter allzu starker Hervorhebung bloßer Denkbegriffe, indes
-unter Vermeidung religiöser, mystischer und nationaler Vorurteile,
-umfaßt. In diesem allgemein wissenschaftlichen Grundzug
-liegt die Bedeutung und die treibende Kraft seiner Lehre. Das
-war es, was <span class="gesperrt">Aristoteles</span> die Wirkung für alle Zeiten und auf
-alle Völker sicherte.</p>
-
-<p>Ganz abgesehen von dieser allgemeinen Bedeutung des <span class="gesperrt">Aristoteles</span>
-wird man zugeben müssen, daß in seinen Werken eine
-Menge von Einzelkenntnissen zusammengestellt und gesichtet sind.
-Mit Recht nennen daher die Herausgeber<a name="FNanchor_372" id="FNanchor_372" href="#Footnote_372" class="fnanchor">372</a> der Tierkunde des
-<span class="gesperrt">Aristoteles</span> dieses bedeutendste naturwissenschaftliche Werk des
-Altertums eine »Biologie der gesamten Tierwelt, gegründet auf
-eine große Menge von Einzelkenntnissen, belebt durch den groß<span class="pagenum"><a name="Page_p151" id="Page_p151">[Pg p151]</a></span>artigen
-Gedanken, alles tierische Leben als einen Teil des Weltalls
-in allen seinen unendlichen Abwandlungen zu einem einheitlichen
-Gemälde zusammenzufassen, und erfüllt von der Weltanschauung,
-für die Gesetze des natürlichen Geschehens einen vernünftigen
-Endzweck vorauszusetzen.«</p>
-
-<p>Auch für die Entstehung der Geschichte der Wissenschaften
-als einer besonderen Disziplin ist <span class="gesperrt">Aristoteles</span> grundlegend gewesen.
-Er war es, der z. B. <span class="gesperrt">Eudemos</span> zur Abfassung seiner
-Geschichte der Mathematik anregte (s. S. <a href="#Page_p081">81</a>) und andere seiner
-Schüler veranlaßte, dasselbe für die Heilkunde und die Physik
-zu unternehmen.</p>
-
-
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p152" id="Page_p152">[Pg p152]</a></span></p>
-
-
-
-
-<h2>4. Das alexandrinische Zeitalter.</h2>
-
-
-<p>Wir haben uns in den ersten Abschnitten diejenige Periode
-in ihren Grundzügen vergegenwärtigt, in der die Keime der Naturwissenschaften
-entstanden, eine Periode, die in der zusammenfassenden,
-systematisierenden Tätigkeit des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> ihren
-Höhepunkt erreichte. Frühzeitig traten uns geistige Regungen in
-den ionischen Kolonien entgegen, wo die Berührung des Griechentums
-mit der älteren, orientalischen Kultur besonders innig war.
-Zu Hauptsitzen der Wissenschaft wurden darauf Athen und die
-blühenden Städte Unteritaliens, dort durch <span class="gesperrt">Aristoteles</span> und seine
-Schule, hier durch die Pythagoreer.</p>
-
-<p>Wie <span class="gesperrt">Alexander</span> durch gewaltige Machtentfaltung die Welt,
-so hatte <span class="gesperrt">Aristoteles</span> das gesamte Wissen seiner Zeit zu umspannen
-gesucht. Zu einer dauernden Beherrschung der übrigen
-Völker waren die Griechen indessen nicht imstande. Mit dem
-Tode des großen Eroberers zerfiel auch sein Reich. Anders gestalteten
-sich die Dinge auf dem Gebiete der Wissenschaft. Hier
-kann wohl von einer das Altertum überdauernden Herrschaft
-der Griechen die Rede sein. Sie wurden die Lehrer der alten
-Völker, während Rom die Rolle der Weltbeherrscherin zufiel.</p>
-
-<p>Bei den Griechen hatte die persönliche Eigenart eine bisher
-unerreichte Bedeutung erlangt, doch war die Schaffenskraft dieses
-Volkes nicht mehr die frühere, nachdem es seine politische Selbständigkeit
-verloren hatte. Zwar machte sich diese Schwächung
-mehr auf dem Gebiete der Kunst, vor allem auf dem der Dichtkunst,
-und weniger auf dem Gebiete der Wissenschaften bemerkbar.
-Doch zeigte sich hier eine andere, eigenartige Erscheinung.
-Während des nationalen und wirtschaftlichen Niederganges, der
-im Mutterlande selbst, schon im dritten Jahrhundert, eintrat,
-wurde nämlich das gelehrte Griechentum kosmopolitisch. Der
-Hauptsitz griechischer Weisheit wurde gleichzeitig von Athen nach
-Alexandrien verlegt, das durch seine günstige Lage, seinen Reichtum,
-sowie durch das Interesse, das die ägyptischen Herrscher<span class="pagenum"><a name="Page_p153" id="Page_p153">[Pg p153]</a></span>
-bekundeten, besonders geeignet war, die weitere Pflege der Wissenschaften
-zu übernehmen.</p>
-
-<p>Sehr eng gestalteten sich seit der Hellenisierung Vorderasiens
-auch die schon seit Jahrhunderten vorhandenen Beziehungen der
-griechischen zur babylonischen Wissenschaft. Die Griechen rechneten
-sich den Besuch der Tempelschulen Babylons geradezu
-als Ehre an. Besonders rege war dieser Verkehr unter der Herrschaft
-der Seleukiden und der Ptolemäer.</p>
-
-<p>Die Herrschaft über Ägypten war nach dem Tode <span class="gesperrt">Alexanders</span>
-(323 v. Chr.) in die Hände des <span class="gesperrt">Ptolemäos Lagi</span> übergegangen.
-Dieser Fürst, dessen Geschlecht den ägyptischen Thron inne hatte,
-bis im Jahre 30 v. Chr. das Land römische Provinz wurde, zog
-viele griechische Gelehrte, insbesondere aus Athen, an seinen Hof.
-Er wurde dadurch der Begründer der alexandrinischen Akademie,
-die berufen war, die Wissenschaft durch eine Reihe von Jahrhunderten
-zu fördern und sie für die nachfolgenden Zeiten zu erhalten.
-Die äußeren Einrichtungen für jene gelehrte Körperschaft
-fanden ihre Vollendung durch <span class="gesperrt">Ptolemäos Philadelphos</span>. Letzterer
-errichtete ein prächtiges Gebäude, das den Gelehrten Wohnungen
-und Räume zur Ausübung ihrer Tätigkeit bot. Auch
-gründete er die berühmte alexandrinische Bibliothek. In einem
-in der Nähe des Königsschlosses gelegenen Garten wurden Tiere
-aus den tropischen Regionen Afrikas, darunter auch riesige
-Schlangen, unterhalten.</p>
-
-<p>Der dritte <span class="gesperrt">Ptolemäos</span>, welcher den Beinamen <span class="gesperrt">Euergetes</span>
-führte (247&ndash;222 v. Chr.), hat der Bibliothek den Bücherschatz
-hinzugefügt, den einst <span class="gesperrt">Aristoteles</span> und <span class="gesperrt">Theophrast</span> besaßen<a name="FNanchor_373" id="FNanchor_373" href="#Footnote_373" class="fnanchor">373</a>.
-In späteren Zeiten umfaßte die große Bibliothek des alexandrinischen
-Museums etwa 400000 Rollen. Dazu kam noch eine zweite
-Büchersammlung im Serapeion. Bei der Belagerung Alexandriens
-durch <span class="gesperrt">Cäsar</span> (47 v. Chr.) wurden die dort befindlichen Bücherschätze,
-die <span class="gesperrt">Cäsar</span> nach Rom zu schaffen beabsichtigte, teilweise
-zerstört. Später wurden sie durch Einverleibung der pergamenischen
-Bibliothek um 200000 Rollen bereichert<a name="FNanchor_374" id="FNanchor_374" href="#Footnote_374" class="fnanchor">374</a>.</p>
-
-<p>Fast sämtliche Gelehrte der alten Zeit, von denen noch
-die Rede sein wird, gehörten entweder der alexandrinischen Aka<span class="pagenum"><a name="Page_p154" id="Page_p154">[Pg p154]</a></span>demie
-an, oder standen mit ihr in mehr oder weniger enger
-Fühlung. Im allgemeinen ist das Wirken dieser Männer indes
-nicht mehr grundlegend, sondern auf die Erhaltung und die Fortentwicklung
-aller während des Altertums gewonnenen Ansätze
-gerichtet gewesen. Ihre Arbeiten betrafen dementsprechend nicht
-nur die Mathematik und die Naturwissenschaften, sondern das
-ganze Gebiet des damaligen Wissens, von der Philosophie und
-anderen Gebieten des reinen Denkens bis zu der Beschäftigung
-mit den konkretesten Dingen, gehörte zu ihrem Bereich. Häufig
-beschränkten sie sich auf bloßes Kommentieren der vorhandenen
-Schriften, wie es bezüglich der Zoologie und der Botanik der Fall
-war. Wo aber das deduktive Verfahren Anwendung finden konnte,
-wie auf dem Gebiete der reinen Mathematik, fand eine Fortentwicklung
-der übermittelten Keime statt. Auch einige Teilgebiete
-der Physik erfuhren eine namhafte Förderung. Vor allem gilt dies
-von der Physik der Gase. In der späteren alexandrinischen Zeit
-begegnen uns endlich die Anfänge der Alchemie und somit die
-Wurzeln der chemischen Wissenschaft.</p>
-
-<p>Als Mathematiker sind unter den Mitgliedern der alexandrinischen
-Akademie besonders <span class="gesperrt">Euklid</span>, <span class="gesperrt">Apollonios</span> und <span class="gesperrt">Diophant</span>
-zu nennen. Als Astronomen wirkten <span class="gesperrt">Hipparch</span> und <span class="gesperrt">Ptolemäos</span>,
-während die Physik durch <span class="gesperrt">Ktesibios</span> und <span class="gesperrt">Heron</span> gefördert wurde.</p>
-
-
-<h3>Die Begründung eines Systems der Mathematik.</h3>
-
-<p>Zu den frühesten Mitgliedern der alexandrinischen Schule
-gehört <span class="gesperrt">Euklid</span> (<span class="gesperrt">Eukleides</span>), dessen Name eng mit der Geschichte
-der Mathematik verbunden ist, einer Wissenschaft, die nicht etwa
-erst in der neueren Zeit, sondern auch schon im Altertum in hohem
-Grade das Emporblühen der Naturwissenschaften bedingt hat. Die
-Lebensumstände <span class="gesperrt">Euklids</span> sind wenig bekannt. Bezüglich seines
-Geburtsortes, sowie seines Studienganges schwanken die Angaben<a name="FNanchor_375" id="FNanchor_375" href="#Footnote_375" class="fnanchor">375</a>.
-Sicher ist, daß <span class="gesperrt">Euklid</span> zu Beginn der Ptolemäerzeit, also um
-300 v. Chr., in Alexandrien gelebt hat. Dem <span class="gesperrt">Ptolemäos Lagi</span>
-gegenüber, der das mathematische Studium erleichtert zu sehen
-wünschte, soll er den bekannten Ausspruch: »Es gibt keinen
-Königsweg zur Mathematik!« getan haben.</p>
-
-<p>Unter den auf uns gekommenen Werken <span class="gesperrt">Euklids</span> nehmen
-die »Elemente« den ersten Platz ein. Sie wurden wegen ihrer<span class="pagenum"><a name="Page_p155" id="Page_p155">[Pg p155]</a></span>
-Vollständigkeit und ihrer strengen Beweisführung in solchem Grade
-als mustergültig anerkannt, daß sie bis in die neueste Zeit hinein
-sehr oft dem Anfangsunterricht zugrunde gelegt wurden. In seine
-»Elemente« hat <span class="gesperrt">Euklid</span> im wesentlichen das damals bekannte
-mathematische Wissen aufgenommen und es, wo dies noch nicht
-geschehen war, auf strenge Beweise gestützt. Das Werk umfaßt
-die Geometrie der Ebene und des Raumes und geht auch auf die
-Lehre von den Zahlen, als der Grundlage allen Messens, ein.</p>
-
-<p>Eine genauere Inhaltsangabe der 13 Bücher, in welche die
-»Elemente« <span class="gesperrt">Euklids</span> zerfallen, findet sich bei <span class="gesperrt">Cantor</span> (Gesch. d.
-Mathematik Bd. I. S. 221&ndash;252)<a name="FNanchor_376" id="FNanchor_376" href="#Footnote_376" class="fnanchor">376</a>. Das 1. Buch handelt von den
-Linien, Dreiecken und Parallelogrammen. Den Abschluß bildet
-der pythagoreische Lehrsatz. Das 2. Buch gipfelt in der Aufgabe,
-für jede gegebene, geradlinige Figur ein gleich großes Quadrat
-zu zeichnen. Im folgenden Buch wird dann die Lehre vom Kreise
-behandelt. Das vierte handelt von den ein- und umgeschriebenen
-Vielecken. Die Konstruktion des Fünfecks macht die Anwendung
-des goldenen Schnitts erforderlich. Das 6. Buch ist dadurch besonders
-fesselnd, daß uns darin die erste Lösung einer Maximum-Aufgabe
-begegnet. Es wird nämlich gezeigt, daß x(a - x)
-seinen größten Wert erhält, wenn x = a/2 wird.</p>
-
-<p>Im 7., 8. und 9. Buche findet sich die Lehre von den Zahlen.
-Begonnen wird mit teilerfremden Zahlen und solchen, die ein gemeinsames
-Maß besitzen. Die Auffindung geschieht wie heute
-durch fortgesetzte Teilung des letztmaligen Divisors durch den
-erhaltenen Rest. Ferner werden die Proportionen und die Primzahlen
-untersucht und z. B. bewiesen, daß es unendlich viele Primzahlen
-gibt. Dann lehrt <span class="gesperrt">Euklid</span> die Summierung der geometrischen
-Reihe und befaßt sich mit Untersuchungen über irrationale Zahlen.
-Das 12. Buch handelt von der Pyramide, dem Kegel, dem Zylinder
-und der Kugel. <span class="gesperrt">Euklid</span> läßt den Zylinder durch Drehung eines
-Rechtecks um eine feststehende Seite und den Kegel, sowie die
-Kugel durch eine entsprechende Drehung eines Dreiecks bzw.
-eines Halbkreises entstehen. Er erwähnt zwar, daß sich die Inhalte
-von Kugeln wie die Kuben ihrer Durchmesser verhalten, den Inhalt
-der Kugel vermochte jedoch erst <span class="gesperrt">Archimedes</span> zu bestimmen. Auch
-findet sich bei <span class="gesperrt">Euklid</span> schon die Bemerkung, daß man durch den<span class="pagenum"><a name="Page_p156" id="Page_p156">[Pg p156]</a></span>
-schrägen Schnitt eines Zylinders oder eines Kegels eine wie ein
-Schild aussehende Kurve (die Ellipse) erhalte<a name="FNanchor_377" id="FNanchor_377" href="#Footnote_377" class="fnanchor">377</a>.</p>
-
-<p>Das 13. Buch endlich handelt von den Polyedern, die sich
-aus regelmäßigen Vielecken bilden lassen. Es schließt mit der
-Bemerkung, daß es nur fünf regelmäßige Polyeder geben könne,
-nämlich das Tetraeder, das Oktaeder und das Ikosaeder, die von
-Dreiecken begrenzt sind, den Würfel und das von Fünfecken eingeschlossene
-Dodekaeder<a name="FNanchor_378" id="FNanchor_378" href="#Footnote_378" class="fnanchor">378</a>.</p>
-
-<p>Die Klarheit und die strenge Form der Beweisführung, die
-<span class="gesperrt">Euklid</span> geschaffen, sind den späteren griechischen Mathematikern
-eigen geblieben. Doch fehlt ihnen meist noch der Sinn für eine allgemeinere
-Fassung der Probleme. Soviel Fälle bezüglich der Lage
-von Linien in einer Aufgabe möglich sind, soviel Probleme waren
-auch für die griechische Mathematik vorhanden<a name="FNanchor_379" id="FNanchor_379" href="#Footnote_379" class="fnanchor">379</a>. Daher sehen
-wir oft ihre hervorragendsten Schöpfer sämtliche, mitunter sehr
-zahlreichen Fälle eines Problems erledigen, ohne durch eine Erweiterung
-der Begriffe zu allgemeineren Sätzen zu gelangen. Daß
-der neueren Mathematik in dieser Hinsicht gelang, was der griechischen
-versagt blieb, liegt daran, daß erst in der viel später
-entstehenden Verknüpfung der Geometrie mit der Algebra ein
-Mittel zur allgemeineren Lösung mathematischer Aufgaben gewonnen
-wurde.</p>
-
-<p>Die Bedeutung der <span class="gesperrt">Euklid</span>ischen »Elemente« wird durch
-folgende Worte treffend gekennzeichnet: »Was der Alexandriner
-<span class="gesperrt">Euklid</span> um 300 vor Beginn unserer Zeitrechnung schrieb, ist auch
-heute in Form und Inhalt der eiserne Bestand der Schulmathematik.
-Nur wenig Zusätze sind dem Euklidischen System eingegliedert
-worden. Stolzer als ein Denkmal von Stein, schärfer
-und reiner in der Linienführung als irgend ein Kunstwerk, hat es
-sich der Jetztzeit erhalten. Was der junge Grieche durchdenken,
-lernen und üben mußte, das arbeitet mit gleicher Andacht heute
-der strebsame Schüler durch<a name="FNanchor_380" id="FNanchor_380" href="#Footnote_380" class="fnanchor">380</a>.«</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Euklid</span> hatte das mathematische Wissen seiner Zeit in ein
-System gebracht<a name="FNanchor_381" id="FNanchor_381" href="#Footnote_381" class="fnanchor">381</a>. Er hatte zwar viel Eigenes hinzugefügt. Der<span class="pagenum"><a name="Page_p157" id="Page_p157">[Pg p157]</a></span>
-weitere Ausbau und die Erschließung neuer Gebiete erfolgte jedoch
-durch <span class="gesperrt">Archimedes</span>. In ihm begegnet uns der genialste
-Mathematiker des Altertums. Zwischen <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, dem Hauptrepräsentanten
-des vorigen Zeitabschnitts, und <span class="gesperrt">Archimedes</span> liegt
-ein Zeitraum von etwa hundert Jahren. Dieser Zeitraum ist geschichtlich
-dadurch von Bedeutung, daß seit dem Eroberungszuge
-<span class="gesperrt">Alexanders</span> der Orient mit den Völkern des Mittelmeeres in die
-engste Fühlung kam, während gleichzeitig ein neues Reich, dasjenige
-der Römer, zunächst das westliche Mittelmeerbecken, später
-aber die gesamte alte Kulturwelt zu umfassen strebte. Eine ähnliche
-Expansivkraft entfaltete auf dem Gebiete der Kunst und der
-Wissenschaft das Griechentum, das überall, im fernen Orient, in
-Ägypten, in Italien, ja selbst an den Küsten des westlichen Mittelmeeres
-seine Stützpunkte fand. Griechentum und Römerherrschaft
-sollten dann im Verlaufe der nächsten Jahrhunderte die Bindemittel
-abgeben, welche die so verschiedenartigen Völker Südeuropas,
-Vorderasiens und Nordafrikas bis zu einem gewissen Grade zu
-einer staatlichen, geistigen und Handelsgemeinschaft verband,
-einer Gemeinschaft, welche den Boden für die so überraschend
-schnelle, alles bezwingende Ausbreitung des Christentums bereiten
-half.</p>
-
-
-<h3>Das Leben und die Bedeutung des Archimedes.</h3>
-
-<p>Bevor wir uns mit dem weiteren Ausbau der reinen und der
-angewandten Mathematik durch <span class="gesperrt">Archimedes</span> beschäftigen, wollen
-wir uns in aller Kürze die bisherige Entwicklung der Mathematik
-vergegenwärtigen und dann einen Blick auf die Lebensverhältnisse
-des großen Mathematikers werfen.</p>
-
-<p>Überwog im 4. Jahrhundert v. Chr. noch der philosophierende,
-auf die Entwicklung von umfassenden Lehrsystemen gerichtete
-Grundzug des griechischen Geistes, so tritt uns in dem auf
-<span class="gesperrt">Alexander den Großen</span> folgenden Zeitabschnitt mehr die Richtung
-auf das Empirische und Nützliche, in Verbindung mit einer
-raschen Entwicklung der Mathematik und einer Beschränkung der
-Spekulation auf ein bescheideneres Maß, entgegen. Neben den
-Forderungen des praktischen Lebens (Handel, Vermessungen usw.)<span class="pagenum"><a name="Page_p158" id="Page_p158">[Pg p158]</a></span>
-waren es drei Probleme der reinen Wissenschaft, welche die Mathematik
-bei den Griechen schon vor <span class="gesperrt">Archimedes</span><a name="FNanchor_382" id="FNanchor_382" href="#Footnote_382" class="fnanchor">382</a> auf eine ungewöhnliche
-Höhe gebracht hatten. Es waren dies die Quadratur
-des Kreises, die Würfelverdoppelung und die Dreiteilung des Winkels.
-So hatten die vergeblichen Versuche, den Kreis zu quadrieren,
-<span class="gesperrt">Hippokrates</span> zur Auffindung des Satzes geführt, der noch jetzt
-unter dem Namen der Lunulae (kleine Monde) Hippokratis bekannt
-ist. <span class="gesperrt">Hippokrates</span><a name="FNanchor_383" id="FNanchor_383" href="#Footnote_383" class="fnanchor">383</a> hatte mit Hilfe des erweiterten pythagoreischen
-Lehrsatzes bewiesen, daß sich zwei von krummen Linien begrenzte
-Flächen auf ein aus geraden Linien gebildetes Flächenstück
-zurückführen lassen<a name="FNanchor_384" id="FNanchor_384" href="#Footnote_384" class="fnanchor">384</a>. Die Würfelverdoppelung oder das Delische
-Problem forderte, die Seite (a) eines Würfels zu finden, der doppelt
-so groß ist wie ein gegebener Würfel. Anders ausgedrückt, wenn
-x<sup>3</sup> = 2a<sup>2</sup> gegeben ist, soll x durch Konstruktion gefunden werden.
-Das Bemühen, dies Problem zu lösen, wurde durch die Auffindung
-einer Anzahl neuer Kurven (Cissoide, Konchoide, Kegelschnitte)
-belohnt. Auch das Problem der Dreiteilung des Winkels führte
-zur Auffindung neuer, bestimmte Eigenschaften aufweisender und
-auf Grund derselben konstruierbarer, krummer Linien. Eine Zusammenfassung
-der mathematischen Kenntnisse der Griechen erfolgte
-durch <span class="gesperrt">Euklid</span>, von dem zu Beginn des vorigen Abschnitts die
-Rede gewesen ist.</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig17" id="fig17" href="images/abb17.jpg"><img width="300" height="170" src="images/abb17_t.jpg" alt="[Abb. 17]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 17.
-Vorrichtung zum Heben großer Lasten.</div>
-</div>
-
-<p>Über <span class="gesperrt">Archimedes</span> ist wenig Zuverlässiges bekannt. Er wurde
-um 287 v. Chr. in Syrakus geboren, gehört also in die für Sizilien so
-bewegte Zeit der großen Entscheidungskämpfe, welche Rom und
-Karthago um die Weltherrschaft führten. Die Geschichtsschreiber
-dieser Periode, <span class="gesperrt">Livius</span>, <span class="gesperrt">Polybios</span> und <span class="gesperrt">Plutarch</span>, sind es auch,
-denen wir die meisten Nachrichten über <span class="gesperrt">Archimedes</span> verdanken.
-Was diese und andere über ihn erzählen, setzt sich indessen zum
-großen Teil aus Anekdoten zusammen, mit denen das Altertum das
-Leben seiner berühmten Männer, insbesondere seiner hervorragenden
-Denker, auszuschmücken liebte. <span class="gesperrt">Archimedes</span> war nach <span class="gesperrt">Plutarch</span><a name="FNanchor_385" id="FNanchor_385" href="#Footnote_385" class="fnanchor">385</a>
-ein Verwandter <span class="gesperrt">Hierons</span> II., des Tyrannen von Syrakus. Sein Vater
-war Astronom und machte ihn sehr früh mit astronomischen Be<span class="pagenum"><a name="Page_p159" id="Page_p159">[Pg p159]</a></span>obachtungen
-vertraut. <span class="gesperrt">Archimedes</span> lebte, ohne ein öffentliches
-Amt zu bekleiden, ganz der Wissenschaft. Eine Zeitlang hielt er
-sich in Ägypten auf. Dort war nach dem Tode <span class="gesperrt">Alexanders
-des Großen</span> in der alexandrinischen Akademie, zu der man
-<span class="gesperrt">Archimedes</span> rechnen kann, eine Stätte hellenischer Weisheit
-emporgeblüht, die berufen war, in den nachfolgenden Jahrhunderten
-die Fackel der Wissenschaft hochzuhalten. Die alexandrinische
-Schule soll deshalb auch noch in einem späteren Abschnitt
-Gegenstand der Betrachtung sein. In Alexandrien zählte <span class="gesperrt">Archimedes</span>
-zu den Schülern des Mathematikers <span class="gesperrt">Konon</span>. Diesem soll
-<span class="gesperrt">Archimedes</span> auch nach seiner Rückkehr nach Syrakus, wo er den
-größten Teil seines Lebens zubrachte, Schriften zur Durchsicht
-geschickt haben, auch stand er mit ihm in regelmäßigem brieflichen
-Verkehr. Seine Beziehungen zu den syrakusanischen Machthabern
-veranlaßten ihn, sein außerordentliches Geschick in mechanischen
-Dingen auf die Vervollkommnung der Schleuderwerkzeuge
-und anderer Kriegsgeräte zu verwenden. Die Alten schrieben
-<span class="gesperrt">Archimedes</span> die Erfindung zahlreicher Maschinen zu. Unter
-diesen werden der Flaschenzug und die Archimedische Schraube
-genannt. Letztere findet noch heute in Ägypten zum Bewässern
-der dem Nil benachbarten Ländereien Verwendung. Bei manchen
-Angaben, insbesondere denjenigen, die sich auf die von <span class="gesperrt">Archimedes</span>
-geleitete Verteidigung seiner Vaterstadt beziehen, ist es
-nicht leicht, Wahrheit und Irrtum voneinander zu scheiden. <span class="gesperrt">Archimedes</span>
-dürfte z. B. wohl selbst die Wirkung der Brennspiegel besser
-gekannt haben als die späteren Schriftsteller, die ihm das Unmögliche
-zuschrieben, er habe die Schiffe der Belagerer mit Brenn<span class="pagenum"><a name="Page_p160" id="Page_p160">[Pg p160]</a></span>spiegeln
-in Brand gesetzt. Es wird ferner erzählt, <span class="gesperrt">Hieron</span> habe
-ihn aufgefordert, vermittelst einer geringen Kraft eine große Last
-zu bewegen. Dies habe <span class="gesperrt">Archimedes</span> zur Erfindung des Flaschenzuges
-geführt, mit dem er dann vor den Augen des erstaunten
-Königs eine schwer beladene Triëre ohne Anstrengung an das
-Land zog. Vielleicht hat <span class="gesperrt">Archimedes</span> auch zu diesem Zwecke
-die Schraube ohne Ende in Verbindung mit einer Zahnradübersetzung
-benutzt<a name="FNanchor_386" id="FNanchor_386" href="#Footnote_386" class="fnanchor">386</a>, einen Apparat, den uns die vorstehende Abbildung
-vorführt.</p>
-
-<p>Große Bewunderung erregte ferner eine Art Planetarium, das
-<span class="gesperrt">Archimedes</span> konstruierte. Im Mittelpunkt befand sich die Erde.
-Mond, Sonne und Planeten wurden durch einen, wahrscheinlich
-hydraulisch betriebenen, Mechanismus um den Zentralkörper herumgeführt.
-<span class="gesperrt">Cicero</span> erwähnt dieses Kunstwerk, das als Vorbild für
-die im Mittelalter (z. B. an der Uhr des Straßburger Münsters)
-entstandenen Planetarien diente<a name="FNanchor_387" id="FNanchor_387" href="#Footnote_387" class="fnanchor">387</a>.</p>
-
-<p>Ausführlicher lauten die Berichte über die letzten Lebensjahre
-des <span class="gesperrt">Archimedes</span>, da sie in die Zeit der Belagerung von
-Syrakus fallen. Hierbei hat <span class="gesperrt">Archimedes</span>, den Nachrichten der
-Geschichtsschreiber<a name="FNanchor_388" id="FNanchor_388" href="#Footnote_388" class="fnanchor">388</a> zufolge, eine wichtige Rolle gespielt und
-schließlich ein trauriges Ende gefunden. Auch bezüglich der über
-diese Begebenheit auf uns gelangten Nachrichten sind Wahrheit
-und Dichtung vermengt. Der zweite punische Krieg, der über das
-Schicksal Siziliens entscheiden sollte, hatte im Jahre 218 v. Chr.
-mit einem Siegeslauf Hannibals begonnen, wie ihn die Welt seit
-den Tagen Alexanders nicht gesehen. Bald jedoch wandte sich
-das Glück, und während Hannibal sich nur durch geschickte Züge
-in Italien zu halten wußte, brachten die Römer eine Stadt Siziliens
-nach der andern zu Fall, bis sich endlich die ganze Insel in ihren
-Händen befand. Am meisten Schwierigkeiten bereitete dem römischen
-Feldherrn <span class="gesperrt">Marcellus</span> die Stadt Syrakus. Daß sie viele<span class="pagenum"><a name="Page_p161" id="Page_p161">[Pg p161]</a></span>
-Monate der Belagerung zu trotzen vermochte, wird vor allem den
-Verteidigungsmaßregeln des <span class="gesperrt">Archimedes</span> zugeschrieben. Wurfmaschinen
-von ganz hervorragender Wirkung und Treffsicherheit,
-die nach <span class="gesperrt">Plutarch</span> Steinblöcke von Zentnerschwere auf große
-Entfernung schleuderten, schreckten die Stürmenden zurück. Dem
-Angriff der Flotte suchte man mit Feuerbränden zu begegnen.
-Spätere Berichterstatter haben daraus die erwähnte, völlig unglaubwürdige
-Erzählung gemacht, <span class="gesperrt">Archimedes</span> habe die Schiffe
-der Belagerer mit Hilfe von Hohlspiegeln in Brand gesetzt.</p>
-
-<p>Als endlich die Römer Syrakus einnahmen und die Soldaten,
-voll Wut über die erlittenen Mühsale und Verluste, ein furchtbares
-Gemetzel anstellten, zählte <span class="gesperrt">Archimedes</span> zu den Opfern.
-Über sein Ende, das <span class="gesperrt">Marcellus</span> sehr betrübt haben soll, lauten
-die Berichte verschieden. Am bekanntesten ist die Erzählung,
-<span class="gesperrt">Archimedes</span> sei, in Nachdenken über ein mathematisches Problem
-versunken, von einem römischen Soldaten niedergestoßen worden.
-Seine letzten Worte sollen »<span lang="la" xml:lang="la">Noli turbare circulos meos</span>« gelautet
-haben. Das Grab des Gelehrten wurde mit einem Stein geschmückt,
-in den die von dem Zylinder eingeschlossene Kugel eingemeißelt
-war. So soll <span class="gesperrt">Archimedes</span> es selbst gewünscht haben,
-ein Zeichen, welchen Wert er auf seine Entdeckung legte, daß
-der Inhalt der Kugel zum Inhalt des umschließenden Zylinders
-sich wie 2 : 3 verhält. Dieses Grabmal, das <span class="gesperrt">Marcellus</span> errichten
-ließ, wurde später von <span class="gesperrt">Cicero</span> in einem sehr vernachlässigten Zustande
-wieder aufgefunden und der Vergessenheit entrissen<a name="FNanchor_389" id="FNanchor_389" href="#Footnote_389" class="fnanchor">389</a>.</p>
-
-<p>Seine Bewunderung für den größten Mathematiker des Altertums
-hat <span class="gesperrt">Cicero</span> in die Worte gekleidet, <span class="gesperrt">Archimedes</span> habe mehr<span class="pagenum"><a name="Page_p162" id="Page_p162">[Pg p162]</a></span>
-Genie besessen, als mit der menschlichen Natur verträglich zu sein
-scheine<a name="FNanchor_390" id="FNanchor_390" href="#Footnote_390" class="fnanchor">390</a>. An Vielseitigkeit und Genialität kann ihm unter den
-Neueren vielleicht nur <span class="gesperrt">Gauß</span> an die Seite gestellt werden<a name="FNanchor_391" id="FNanchor_391" href="#Footnote_391" class="fnanchor">391</a>.</p>
-
-<p>Die Probleme, welche etwa 100 Jahre nach <span class="gesperrt">Aristoteles</span>
-den <span class="gesperrt">Archimedes</span> beschäftigten, betrafen insbesondere das Gebiet
-der Statik. Sie wurden nach echt naturwissenschaftlichem Verfahren,
-d. h. gestützt auf Versuche und mathematische Ableitung
-und deshalb mit dem besten Erfolge, behandelt. Seine Werke
-sind daher als das hervorragendste Erzeugnis des griechischen
-Geistes auf exaktem Gebiete zu bezeichnen. Es scheint kein Zufall
-zu sein, daß diese Werke nicht in dem vorwiegend der Kunst
-und der Philosophie zugewandten Mutterlande, sondern in Großgriechenland
-entstanden sind, wo der Handel blühte und eine
-gewisse, die forschende Tätigkeit begünstigende Nüchternheit des
-Verstandes vorherrschte.</p>
-
-
-<h3>Die griechische Mathematik erreicht in Archimedes
-und in Apollonios ihren Höhepunkt.</h3>
-
-<p>Die wissenschaftliche Bedeutung des <span class="gesperrt">Archimedes</span><a name="FNanchor_392" id="FNanchor_392" href="#Footnote_392" class="fnanchor">392</a> ist in
-gleicher Weise auf den Gebieten der reinen Mathematik und der
-Mechanik zu suchen. Außer dem soeben erwähnten, wichtigen Satze
-über den Inhalt der Kugel und des sie umschließenden Zylinders,
-deren Oberflächenverhältnis er gleichfalls auffand, lieferte <span class="gesperrt">Archimedes</span>
-eine Arbeit über die Kreismessung, die eine Berechnung
-der Zahl &#960; enthält. Diese Arbeit ist, sowohl nach ihrer Bedeutung
-für die Entwicklung der Geometrie, als auch für die Geschichte
-der Rechenkunst, von Wichtigkeit. Sein Verfahren ist das in der
-elementaren Geometrie noch jetzt gelehrte. Ausgehend von dem
-Satze, daß der Umfang des Kreises kleiner als der Umfang des
-umschriebenen und größer als derjenige des eingeschriebenen regel<span class="pagenum"><a name="Page_p163" id="Page_p163">[Pg p163]</a></span>mäßigen
-Vielecks ist, berechnet <span class="gesperrt">Archimedes</span> als Grenzwerte für
-&#960; die Zahlen 3,141 und 3,142. Es sind dies die Werte, die sich für
-den Umfang des ein- und umgeschriebenen regelmäßigen 96-Ecks
-ergeben. Das erwähnte Verfahren wird als Exhaustionsverfahren
-bezeichnet, könnte aber auch die Integrationsmethode der alten
-Mathematik genannt werden. Aus dem Bestreben, bei derartigen
-Aufgaben die Grenzwerte beliebig nahe zu rücken, ohne dazu
-umständliche, zeitraubende Berechnungen nötig zu haben, ist im
-17. Jahrhundert die Infinitesimalrechnung erwachsen.</p>
-
-<p>Auch mit isoperimetrischen Problemen, d. h. Aufgaben, bei
-denen es sich um die Bestimmung größter oder kleinster Werte
-handelt, beschäftigte sich schon das Altertum. So war schon vor
-<span class="gesperrt">Aristoteles</span> bekannt, daß der Kreis unter allen Flächen gleichen
-Umfangs den größten Flächeninhalt und die Kugel unter allen
-Körpern von gleicher Oberfläche den größten Rauminhalt besitzt<a name="FNanchor_393" id="FNanchor_393" href="#Footnote_393" class="fnanchor">393</a>.</p>
-
-<p>Das Exhaustionsverfahren wurde von den Alten nicht nur auf
-krummlinige Figuren, sondern auch auf Flächen und auf Raumgebilde
-angewandt. Das Verfahren lief stets darauf hinaus, den
-Unterschied zwischen der zu messenden Linie, Fläche oder Raumgröße
-und den diesen Formen sich nähernden, leicht zu berechnenden
-Hilfsgebilden immer kleiner zu machen. Man erhielt eine
-noch größere Sicherheit, wenn man zwei Hilfsgebilde, z. B. das
-ein- und umgeschriebene Polygon beim Kreise, wählte und auf
-diese Weise zwei Grenzwerte für die zu messende Größe ermittelte.
-Was den Inhalt des Kreises anbetrifft, so bewies <span class="gesperrt">Archimedes</span>,
-daß er gleich demjenigen eines rechtwinkeligen Dreiecks ist, dessen
-eine Kathete gleich dem Halbmesser und dessen andere gleich dem
-Umfang des Kreises ist.</p>
-
-<p>Die Behandlung ebener Figuren wurde von <span class="gesperrt">Archimedes</span> jedoch
-über das Gebiet der elementaren Mathematik hinausgeführt,
-indem er den Inhalt der Parabel und der Ellipse berechnen lehrte
-und die Eigenschaften von Kurven höherer Ordnung, wie der Spiralen,
-ermittelte. Mit Hilfe der soeben besprochenen Exhaustionsmethode
-wies <span class="gesperrt">Archimedes</span> z. B. nach, daß das Parabelsegment
-<sup>4</sup>/<sub>3</sub> eines Dreiecks von gleicher Grundlinie und Höhe beträgt. Für
-die Ellipse zeigte er, daß sich ihre Fläche zur Fläche eines mit
-der großen Achse als Durchmesser geschlagenen Kreises wie die
-kleine Achse zur großen Achse verhält usw. Die merkwürdigste<span class="pagenum"><a name="Page_p164" id="Page_p164">[Pg p164]</a></span>
-Schrift über die Kurven ist sein Buch von den Schneckenlinien.
-Die nach ihm als archimedische Spirale bezeichnete Schneckenlinie
-definiert er mit folgenden Worten: »Wenn eine gerade Linie
-in einer Ebene um einen ihrer Endpunkte, der unbeweglich bleibt,
-mit gleichförmiger Geschwindigkeit sich dreht, und wenn gleichzeitig
-in der bewegten Linie ein Punkt vom unbewegten Endpunkte
-aus sich gleichförmig bewegt, so beschreibt dieser Punkt eine
-Schneckenlinie.« Eine derartige, zuerst bei <span class="gesperrt">Hippias</span> anzutreffende
-Verbindung von zwei bestimmt gekennzeichneten Bewegungen stellte
-eine nicht geringe Bereicherung der Wissenschaft dar<a name="FNanchor_394" id="FNanchor_394" href="#Footnote_394" class="fnanchor">394</a>.</p>
-
-<p>Auch gelang es <span class="gesperrt">Archimedes</span>, durch ein ähnliches Verfahren,
-wie er es beim Kreise und bei der Parabel anwandte, die Quadratur
-der Schneckenlinie zu finden. Sogar das Tangentenproblem
-vermochte er für diese Kurve zu lösen, indem er zeigte,
-wie die Berührungslinie an irgend einen ihrer Punkte gezogen
-werden kann.</p>
-
-<p>Daß <span class="gesperrt">Archimedes</span> sich schon einer Methode bediente, die in
-ihrem Wesen unserem heutigen Integrationsverfahren entsprach, läßt
-sich noch deutlicher, als aus den hier besprochenen Werken, aus der
-vor kurzem durch <span class="gesperrt">Heiberg</span> entdeckten Methodenlehre (Ephodion)
-ersehen<a name="FNanchor_395" id="FNanchor_395" href="#Footnote_395" class="fnanchor">395</a>. Es hat den Anschein, als ob <span class="gesperrt">Archimedes</span> die im Ephodion
-enthaltene Infinitesimalmethode gewissermaßen nur zu seinem
-Privatgebrauch entwickelt hätte, weil die Anwendung der Unendlichkeitsbegriffe
-bei den Mathematikern, welche die Einwände der
-Philosophen fürchteten, verpönt war. Als vollgültig wurde für die
-hier in Betracht kommenden Probleme nur das Exhaustionsverfahren
-angesehen. In dieses kleidete <span class="gesperrt">Archimedes</span>, offenbar der
-herrschenden Schule zuliebe, Sätze, die er zunächst ausgehend
-von der Mechanik oder mit Hilfe seiner Infinitesimalmethode gefunden
-hatte. Als Beispiel dafür verdient der Satz vom Zylinder<span class="pagenum"><a name="Page_p165" id="Page_p165">[Pg p165]</a></span>huf
-genannt zu werden<a name="FNanchor_396" id="FNanchor_396" href="#Footnote_396" class="fnanchor">396</a>. Für diesen gibt <span class="gesperrt">Archimedes</span> einen
-mechanischen Beweis, einen Beweis nach dem Exhaustionsverfahren
-und einen solchen mit Hilfe seiner jetzt bekannt gewordenen Infinitesimalmethode.
-Letztere bestand darin, daß er die Flächen
-auf Gerade und die Körper auf Flächen zurückführte, wie es unter
-den neueren Mathematikern zuerst <span class="gesperrt">Cavalieri</span> getan. Erläutert
-wird die neue Methode unter anderem an dem Satz vom Flächeninhalt
-des Parabelsegments und an mehreren Sätzen über Volum-
-und Schwerpunktsbestimmungen.</p>
-
-<p>Ein Buch des <span class="gesperrt">Archimedes</span> über das Siebeneck im Kreise
-und ein anderes über die Berührung von Kreisen sind leider verlorengegangen.
-Von hervorragender Wichtigkeit sind die erhalten
-gebliebenen archimedischen Schriften über die Kugel und
-den Zylinder. Es wird darin bewiesen, daß die Kugeloberfläche
-dem Vierfachen ihres größten Kreises gleich ist (O = 4 r<sup>2</sup> &#960;).
-Ferner wird die Oberfläche der Kalotte oder des Kugelabschnittes
-berechnet. Und endlich wird gezeigt, daß ein Zylinder, der zur
-Grundfläche einen größten Kreis der Kugel, zur Höhe aber den
-Durchmesser der Kugel hat, mit anderen Worten, daß ein der
-Kugel umschriebener Zylinder seinem Inhalt nach sich zur Kugel
-selbst wie 3 : 2 verhält. Die Oberfläche dieses Zylinders fand
-<span class="gesperrt">Archimedes</span> gleich dem Anderthalbfachen der Kugeloberfläche.
-Die betreffende Figur hat nicht nur auf seinem Grabstein Platz
-gefunden. Sie erhielt sich auch auf Münzen der Stadt Syrakus.</p>
-
-<p>Seine Untersuchungen über die Kugel führten <span class="gesperrt">Archimedes</span>
-endlich noch auf die Rotationskörper, welche durch die Umdrehung
-von Kegelschnitten entstehen, seine Konoide und Sphäroide. Auch
-in diesen Fällen bediente er sich der Exhaustionsmethode, indem
-er die zu kubierenden Körper in Scheiben von gleicher Dicke zerlegte
-und die ein- und umgeschriebenen Zylinder summierte. Die
-erhaltenen Summen stellen Grenzwerte dar, die sich dem zu ermittelnden
-Rauminhalt um so mehr nähern, je geringer der Abstand
-der Schnitte ist.</p>
-
-<p>Über die Kegelschnitte hatte schon <span class="gesperrt">Euklid</span> geschrieben.
-Doch hat sich um die Begründung dieses Gegenstandes keiner
-unter den alexandrinischen Mathematikern ein so großes Verdienst
-erworben wie <span class="gesperrt">Apollonios</span> von Pergä. Er war ein Zeitgenosse
-von <span class="gesperrt">Archimedes</span> und <span class="gesperrt">Eratosthenes</span>. Seine Werke entstanden
-in der Zeit von 240&ndash;200 v. Chr. Erhalten ist nur das bedeu<span class="pagenum"><a name="Page_p166" id="Page_p166">[Pg p166]</a></span>tendste,
-als &#954;&#969;&#957;&#953;&#954;&#8049; (Kegelschnitte) bezeichnete Werk. In diesem
-zeigte <span class="gesperrt">Apollonios</span>, daß die als Ellipse, Parabel und Hyperbel
-bezeichneten Kurven auf der Oberfläche eines Kegels entstehen,
-wenn durch letzteren Ebenen gelegt werden. Auch das schwierige
-Gebiet der Asymptoten, die sich den Ästen der Hyperbel nähern,
-ohne sie zu schneiden, hat <span class="gesperrt">Apollonios</span> erschlossen. Seine acht
-Bücher über die Kegelschnitte<a name="FNanchor_397" id="FNanchor_397" href="#Footnote_397" class="fnanchor">397</a> erregten nicht nur bei den Zeitgenossen,
-sondern auch bei den späteren Geschlechtern die größte
-Bewunderung, wenn auch von einigen Verkleinerern dem <span class="gesperrt">Apollonios</span>
-mit Unrecht vorgeworfen wurde, daß er sich zu sehr auf
-die von <span class="gesperrt">Euklid</span> und <span class="gesperrt">Archimedes</span> geschaffenen, indes verlorengegangenen
-Vorarbeiten über diesen Gegenstand gestützt habe<a name="FNanchor_398" id="FNanchor_398" href="#Footnote_398" class="fnanchor">398</a>.
-Besteht doch eine grundlegende Neuerung des <span class="gesperrt">Apollonios</span> schon
-darin, daß er sich nicht wie seine Vorgänger auf den geraden
-Kegel beschränkte, sondern nachwies, daß alle Schnitte auch an
-dem schiefen Kegel hervorgebracht werden können. Auch war er
-der erste, welcher an den Kegelschnitten die Mehrzahl derjenigen
-Eigenschaften nachwies, die man heute aus den Gleichungen dieser
-Kurven ableitet. Der Inhalt seines Werkes ist der Hauptsache
-nach folgender. Zunächst wird der Kegel als die Oberfläche definiert,
-welche durch eine Linie entsteht, wenn man sie in einer
-Kreisperipherie herumführt, während diese Linie zugleich durch
-einen festen, außerhalb der Ebene des Kreises liegenden Punkt
-geht. Jeder Schnitt, welcher durch den festen Punkt geht, erzeugt
-ein Dreieck. Liegt in der Schnittebene auch die Verbindungsgrade
-zwischen dem Mittelpunkt des Kreises und dem festen Punkt,
-welcher die Spitze des Kegels bildet, so nennt man das entstandene
-Dreieck, weil es jene Verbindungsgrade oder die Achse enthält, ein
-Achsendreieck. Neue Schnittebenen liefern dann, je nach ihrer
-Richtung, die verschiedenen Kegelschnittkurven auf der Oberfläche
-des Kegels. Es werden sodann Betrachtungen über konjungierte<span class="pagenum"><a name="Page_p167" id="Page_p167">[Pg p167]</a></span>
-Durchmesser, über die Tangente an irgendeinen Punkt des Kegelschnittes,
-sowie über die Asymptoten der Hyperbel angestellt. Eingehend
-wird auch von denjenigen Punkten gehandelt, die wir heute
-als die Brennpunkte der Kegelschnitte bezeichnen. Bewiesen wird
-der wichtige Satz über die Gleichheit der Winkel, welche die
-Normallinie mit den beiden Brennstrahlen des Berührungspunktes
-bildet, sowie auch der Satz von der Konstanz der Summe, bzw.
-der Differenz der Brennstrahlen. Die betreffenden Abschnitte des
-Werkes enthalten also fast sämtliche grundlegenden Sätze der
-Lehre von den Kegelschnitten.</p>
-
-<p>Auf dem Satz, daß die Summe der Brennstrahlen gleich der
-großen Achse ist (r + r' = 2a), beruht bekanntlich die gebräuchliche
-Fadenkonstruktion der Ellipse. Dies Verfahren findet sich
-jedoch noch nicht bei <span class="gesperrt">Apollonios</span>, sondern es kam erst weit
-später auf. Hinsichtlich der Hyperbel sei bemerkt, daß man vor
-<span class="gesperrt">Apollonios</span> die Zusammensetzung der Kurve aus zwei Ästen
-nicht kannte, sondern die Untersuchungen immer nur an einem
-Ast anstellte. <span class="gesperrt">Apollonios</span> selbst führte den zweiten Ast noch
-unter einem besonderen Namen auf. Die Quadratur der Hyperbel
-gelang den alten Mathematikern nicht. Sie erfolgte erst, als im
-17. Jahrhundert neuere, die höhere Mathematik ausmachende Methoden
-gefunden waren.</p>
-
-<p>Den Höhepunkt des Werkes bildet das Buch, das von größten
-und kleinsten Werten handelt, die in Verbindung mit den Kegelschnitten
-auftreten<a name="FNanchor_399" id="FNanchor_399" href="#Footnote_399" class="fnanchor">399</a>. Insbesondere sind es Untersuchungen über
-die längsten und kürzesten Linien, die von irgendeinem Punkte
-der Ebene an einen Kegelschnitt gezogen werden können.</p>
-
-<p>Infinitesimalbetrachtungen, die sich schon bei <span class="gesperrt">Euklid</span> und
-<span class="gesperrt">Archimedes</span> finden, vermochten die Alten noch nicht zu einer
-allgemeinen Methode zu erweitern. Die alte Mathematik hat vielmehr
-in den Werken des <span class="gesperrt">Archimedes</span> und des <span class="gesperrt">Apollonios</span> das
-erreicht, was ohne den Besitz der Infinitesimalmethode und des
-analytischen Kalkuls, die erst im 16. und 17. Jahrhundert zu allgemeinerer
-Anwendung gelangten, zu erreichen möglich war<a name="FNanchor_400" id="FNanchor_400" href="#Footnote_400" class="fnanchor">400</a>. Mit
-der Lehre von den Kegelschnitten wurde für die spätere Entwicklung
-der Astronomie und der Mechanik eine wichtige Grundlage<span class="pagenum"><a name="Page_p168" id="Page_p168">[Pg p168]</a></span>
-geschaffen. Das gleiche gilt auch von der Trigonometrie, die aus
-den Bedürfnissen der Astronomie entsprang und von den späteren
-Alexandrinern begründet wurde. Wie wir später sehen werden,
-konnte <span class="gesperrt">Aristarch</span>, als er den Sonnenabstand aus gegebenen
-Stücken eines Dreiecks ohne die Hilfsmittel der Trigonometrie berechnete,
-die gesuchte Größe nur auf umständlichem Wege durch
-Näherungswerte bestimmen.</p>
-
-<p>Anhangsweise sei hier noch eine Schrift des <span class="gesperrt">Archimedes</span>
-erwähnt, die früher viel gelesen wurde und auch heute noch Beachtung
-verdient. Es ist dies seine »Sandesrechnung«. Zum Verständnis
-der in dieser Schrift gelösten Aufgabe müssen wir vorausschicken,
-daß die Griechen etwas unserem heutigen Ziffernsystem
-Entsprechendes noch nicht besaßen. Die Zahlen wurden
-durch Buchstaben bezeichnet. Größere Zahlen zu schreiben, war
-daher sehr unbequem, weil man das Prinzip des Stellenwertes, das
-erst durch Vermittlung der Araber aus dem Orient nach Europa
-gelangte, noch nicht kannte und auch noch kein Zeichen für die
-Null besaß. Es ist erstaunlich, wie weit es die Alten trotzdem in
-der Arithmetik gebracht haben. Wagte sich <span class="gesperrt">Archimedes</span> doch
-sogar an die geometrische Reihe 1, <sup>1</sup>/<sub>4</sub>, <sup>1</sup>/<sub>16</sub>, <sup>1</sup>/<sub>64</sub>..., deren Summe
-er gleich <sup>4</sup>/<sub>3</sub> fand. Sie diente ihm bei der Berechnung der Fläche
-des Parabelabschnittes. Auch vermochte er es schon, schwierige
-Quadratwurzeln zu berechnen<a name="FNanchor_401" id="FNanchor_401" href="#Footnote_401" class="fnanchor">401</a>.</p>
-
-<p>In der Sandesrechnung<a name="FNanchor_402" id="FNanchor_402" href="#Footnote_402" class="fnanchor">402</a> wird gezeigt, daß sich jede, noch
-so große Menge durch eine Zahl ausdrücken läßt. Indem <span class="gesperrt">Archimedes</span>
-die Abmessungen der aristarchischen Fixsternsphäre zugrunde
-legt, berechnet er, wieviel Sandkörner von bestimmter
-Größe darin Platz finden können. Die meisten Sternkundigen verstanden
-zur Zeit des <span class="gesperrt">Archimedes</span> unter dem Ausdruck Welt
-eine Kugel, deren Zentrum der Mittelpunkt der Erde und deren
-Radius eine gerade Linie zwischen den Mittelpunkten von Erde
-und Sonne ist. In seiner Schrift »Wider die Sternkundigen«, so erzählt
-uns <span class="gesperrt">Archimedes</span>, suchte nun <span class="gesperrt">Aristarch</span> von Samos zu
-beweisen, daß die Welt ein Vielfaches der oben bezeichneten Kugel
-ist. Er sei zu der Annahme gelangt, die Fixsterne samt der Sonne
-seien unbeweglich, die Erde aber werde in einer Kreislinie um die
-Sonne, die inmitten der Erdbahn stehe, herumgeführt. »Der Durchmesser
-der Fixsternkugel möge sich«, sagt <span class="gesperrt">Archimedes</span>, »zu dem<span class="pagenum"><a name="Page_p169" id="Page_p169">[Pg p169]</a></span>jenigen
-der Welt (in dem zuerst erwähnten Sinne) verhalten, wie
-der letztere zum Durchmesser der Erde.« Er behauptet dann, wenn
-es auch eine Sandkugel gäbe von der Größe dieser aristarchischen
-Fixsternsphäre, so lasse sich doch eine Zahl angeben, deren Größe
-selbst die Menge der Körner in der gedachten Kugel übertreffe.
-Nach einigen Voraussetzungen über den Umfang der Erde, das
-Größenverhältnis von Erde und Sonne, aus dem, nach Bestimmung
-des scheinbaren Sonnendurchmessers, die Entfernung der Sonne
-zu 10000 Erdhalbmessern ermittelt wird, berechnet <span class="gesperrt">Archimedes</span>
-die Zahl der Sandkörner, die innerhalb der Fixsternsphäre Platz
-finden, auf 10<sup>63</sup> oder 1000 Dezillionen.</p>
-
-
-<h3>Archimedes entwickelt die Prinzipien der Mechanik.</h3>
-
-<p>An hervorragenden Mathematikern besaß das Altertum keinen
-Mangel. Wir brauchen neben <span class="gesperrt">Archimedes</span> nur <span class="gesperrt">Euklid</span> und
-<span class="gesperrt">Apollonios</span> zu nennen. Es gab aber niemanden bis in die neuere
-Periode der Geschichte der Wissenschaften, der ähnliche Leistungen
-auf dem Gebiete der Mechanik vollbracht hätte wie <span class="gesperrt">Archimedes</span>.
-Letzterer muß als der Hauptbegründer dieser Wissenschaft bezeichnet
-werden. Es sind die wichtigsten Sätze vom Hebel,
-vom Schwerpunkt und aus der Hydrostatik, die uns bei <span class="gesperrt">Archimedes</span>,
-zum ersten Male klar ausgedrückt, begegnen. Die Gesetze
-vom gleicharmigen Hebel spricht <span class="gesperrt">Archimedes</span> in folgenden
-Worten aus:</p>
-
-<p>a) Gleich schwere Größen, in ungleichen Entfernungen wirkend,
-sind nicht im Gleichgewicht, sondern die in der größeren
-Entfernung wirkende sinkt.</p>
-
-<p>b) Ungleich schwere Größen sind, bei gleichen Entfernungen,
-nicht im Gleichgewicht, sondern die schwerere wird sinken.</p>
-
-<p>c) Wenn ungleich schwere Größen in ungleichen Entfernungen
-im Gleichgewicht sind, so befindet sich die schwerere in der kleineren
-Entfernung.</p>
-
-<p>d) Ungleiche Gewichte stehen im Gleichgewicht, sobald sie
-ihren Entfernungen umgekehrt proportional sind.</p>
-
-<p>An den letzten, das Hebelgesetz zum Ausdruck bringenden
-Satz knüpft sich das <span class="gesperrt">Archimedes</span> zugeschriebene Wort: »Gib
-mir einen Ort, wo ich mich hinstellen kann, und ich will die Erde
-bewegen<a name="FNanchor_403" id="FNanchor_403" href="#Footnote_403" class="fnanchor">403</a>.«</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p170" id="Page_p170">[Pg p170]</a></span></p>
-
-<p>Die Schwerpunktsbestimmungen dehnt <span class="gesperrt">Archimedes</span> im zweiten
-Teile der Abhandlung vom Gleichgewicht<a name="FNanchor_404" id="FNanchor_404" href="#Footnote_404" class="fnanchor">404</a> sogar auf das
-Parabelsegment aus, nachdem er zuvor die Quadratur der Parabel
-gelehrt hat. In den Büchern, die von den schwimmenden Körpern
-handeln, leitet er aus den Grundeigenschaften der Flüssigkeiten,
-nämlich der leichten Verschiebbarkeit ihrer Teilchen und der
-Druckfortpflanzung, eine Reihe von Sätzen ab, von denen die
-wichtigsten folgendermaßen lauten:</p>
-
-<p>a) Die Oberfläche einer jeden zusammenhängenden Flüssigkeit
-im Zustande der Ruhe ist sphärisch, und ihr Mittelpunkt fällt mit
-dem Mittelpunkt der Erde zusammen.</p>
-
-<p>b) Feste Körper, die bei gleichem Rauminhalt einerlei Gewicht
-mit einer Flüssigkeit haben, sinken, in diese eingetaucht, so weit ein,
-daß nichts von ihnen über die Oberfläche der Flüssigkeit hervorragt.</p>
-
-<p>c) Jeder feste Körper, der leichter ist als eine Flüssigkeit und
-in diese eingetaucht wird, sinkt so tief, daß die Masse der Flüssigkeit,
-die dem eingesunkenen Teil an Volumen gleich ist, ebensoviel
-wiegt wie der ganze Körper.</p>
-
-<p>d) Wenn Körper, die leichter sind als eine Flüssigkeit, in diese
-eingetaucht werden, so erheben sie sich wieder mit einer Kraft,
-die gleich ist dem Gewichte des dem Körper gleichen Volumens
-Flüssigkeit, vermindert um das Gewicht des Körpers selbst.</p>
-
-<p>e) Feste Körper, die bei gleichem Rauminhalt schwerer als eine
-Flüssigkeit sind und in diese eingetaucht werden, sinken, solange
-sie noch tiefer kommen können, und werden in der Flüssigkeit um
-so viel leichter, wie das Gewicht einer Masse Flüssigkeit von der
-Größe des eingetauchten Körpers beträgt.</p>
-
-<p>Das zuletzt erwähnte Gesetz, das archimedische Prinzip, ist
-für die Mechanik der Flüssigkeiten von derselben fundamentalen
-Bedeutung wie das Hebelgesetz für die Mechanik der festen Körper<a name="FNanchor_405" id="FNanchor_405" href="#Footnote_405" class="fnanchor">405</a>.
-Auf das nach ihm benannte hydrostatische Prinzip soll <span class="gesperrt">Archimedes</span>
-nach der Erzählung des <span class="gesperrt">Vitruv</span><a name="FNanchor_406" id="FNanchor_406" href="#Footnote_406" class="fnanchor">406</a> durch einen besonderen
-Anlaß gekommen sein. Danach hatte <span class="gesperrt">Hieron</span> aus einer abgewogenen
-Menge Gold einen Kranz anfertigen lassen. Als man ihm nun
-hinterbrachte, daß ein Teil des Goldes unterschlagen und durch<span class="pagenum"><a name="Page_p171" id="Page_p171">[Pg p171]</a></span>
-Silber ersetzt worden sei, wurde <span class="gesperrt">Archimedes</span> zu Rate gezogen,
-um den Betrug nachzuweisen. »Dieser, eifrig damit beschäftigt,«
-fährt <span class="gesperrt">Vitruv</span> fort, »kam zufällig in ein Bad. Als er dort in die
-gefüllte Wanne stieg, bemerkte er, daß das Wasser in gleichem
-Maße austrat, in welchem er seinen Körper in die Wanne niederließ.
-Sobald er auf den Grund dieser Erscheinung gekommen
-war, verweilte er nicht länger, sondern sprang, von Freude getrieben,
-aus dem Bad und rief, nackend seinem Hause zulaufend,
-mit lauter Stimme: &#917;&#8021;&#961;&#951;&#954;&#945;! &#949;&#8021;&#961;&#951;&#954;&#945;! (Ich habe es gefunden!).«</p>
-
-<p>Die Lösung des von <span class="gesperrt">Hieron</span> gestellten Problems, der sogenannten
-Kronenrechnung, erzählt <span class="gesperrt">Vitruv</span> mit folgenden Worten:
-»Dann soll <span class="gesperrt">Archimedes</span>, von jener Entdeckung ausgehend, zwei
-Klumpen von demselben Gewicht, das der Kranz besaß, den einen von
-Gold, den andern von Silber, hergestellt haben. Hierauf füllte er ein
-weites Gefäß bis zum obersten Rande mit Wasser und senkte dann
-den Silberklumpen hinein, worauf das Wasser in gleichem Maße
-ausfloß, wie der Klumpen in das Gefäß getaucht wurde. Nachdem
-er den Klumpen wieder herausgenommen hatte, füllte er das Wasser
-um so viel wieder auf, als es weniger geworden war, und maß
-dabei die zugegebene Menge. Daraus ergab sich, welches Gewicht
-Silber einem bestimmten Rauminhalt Wasser entspricht. Nachdem
-er dies erforscht hatte, senkte er den Goldklumpen in das volle
-Gefäß und füllte das verdrängte Wasser vermittelst eines Hohlmaßes
-nach. Es ergab sich, daß diesmal von dem Wasser um
-soviel weniger abgeflossen war, wie der Goldklumpen einen minder
-großen Rauminhalt besaß als ein Silberklumpen von gleichem Gewicht.
-Nachdem er hierauf das Gefäß abermals gefüllt und den
-Kranz selbst in das Wasser gesenkt hatte, fand er, daß mehr Wasser
-bei dem Kranze als bei dem gleichschweren Goldklumpen abfloß,
-und entzifferte aus dem, was mehr bei dem Kranze abfloß, die Beimischung
-an Silber und machte so die Unterschlagung offenbar.«</p>
-
-<p>Im weiteren Verlaufe seiner Abhandlung über das Schwimmen
-untersucht <span class="gesperrt">Archimedes</span> die Stabilität gewisser schwimmender
-Körper, wie des Kugelabschnitts und des parabolischen Konoids,
-wobei es ihm offenbar mehr auf eine Betätigung seines mathematischen
-Geschicks als auf eine Bereicherung der Mechanik ankam.</p>
-
-<p>Auch mit Schwerpunktsbestimmungen befaßte sich <span class="gesperrt">Archimedes</span>.
-So war ihm bekannt, daß der Punkt, in welchem sich zwei Seitenhalbierende
-treffen, der Schwerpunkt des Dreiecks ist. Überhaupt
-erweisen sich die mathematischen Hilfsmittel des <span class="gesperrt">Archimedes</span> den
-ihn beschäftigenden mechanischen Problemen gegenüber als der<span class="pagenum"><a name="Page_p172" id="Page_p172">[Pg p172]</a></span>
-überlegene Teil, während in der neueren Periode mitunter das umgekehrte
-Verhältnis obwaltete, so daß der von <span class="gesperrt">Leibniz</span> herrührende
-Ausspruch: »Wer in die Werke des <span class="gesperrt">Archimedes</span> eindringt, wird
-die Entdeckungen der Neueren weniger bewundern« wohl gerechtfertigt
-erscheint.</p>
-
-
-<h3>Fortschritte der Optik und Akustik.</h3>
-
-<p>Durch die bedeutenden Fortschritte der Mathematik wurden
-vor allem die Physik, die Astronomie und die mathematische Geographie
-gefördert. Die ältesten Ansichten über den Schall und
-über das Licht haben wir bei den Pythagoreern
-und bei <span class="gesperrt">Aristoteles</span> kennen gelernt.
-Den Alexandrinern, die ja besonders
-zur Zusammenfassung des Wissens neigten,
-verdanken wir die erste zusammenfassende
-Bearbeitung der Optik. Diese Bearbeitung
-wird dem <span class="gesperrt">Euklid</span> zugeschrieben. Sie erfolgte
-in zwei Büchern, der »Optik« und
-der »Katoptrik«, und ist wohl der erste Versuch,
-die Geometrie, unter Benutzung des
-Satzes von der geradlinigen Fortpflanzung
-des Lichtes und des Reflexionsgesetzes, auf
-die Erklärung der scheinbaren Größe, der
-Gestalt, der Spiegelung und anderer optischen
-Erscheinungen anzuwenden<a name="FNanchor_407" id="FNanchor_407" href="#Footnote_407" class="fnanchor">407</a>. Von Interesse
-ist der Satz<a name="FNanchor_408" id="FNanchor_408" href="#Footnote_408" class="fnanchor">408</a>, daß »von Hohlspiegeln,
-welche gegen die Sonne gehalten werden,
-Feuer erzeugt wird«. Doch wird irrtümlich
-behauptet, die Entzündung erfolge im Krümmungsmittelpunkt.</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig18" id="fig18" href="images/abb18.jpg"><img width="159" height="300" src="images/abb18.jpg" alt="[Abb. 18]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 18.
-Das Verhalten des Hohlspiegels
-nach Euklid<a name="FNanchor_410" id="FNanchor_410" href="#Footnote_410" class="fnanchor">410</a>.</div>
-</div>
-
-<p><span class="gesperrt">Euklid</span> sucht dies geometrisch durch obige Figur<a name="FNanchor_409" id="FNanchor_409" href="#Footnote_409" class="fnanchor">409</a> (<a href="#fig18">Abb. 18</a>)
-darzutun und bemerkt zu seiner Konstruktion: »Alle Strahlen, die
-von der Sonne (&#916;&#917;&#918;) aus durch das Zentrum &#920; des Spiegels (&#913;&#914;&#915;)<span class="pagenum"><a name="Page_p173" id="Page_p173">[Pg p173]</a></span>
-gehen, fallen in das Zentrum &#920; zurück. Durch diese Strahlen
-wird daher im Zentrum die Sonnenwärme gesammelt und infolgedessen
-ein dort befindlicher Körper entzündet.« Die Annahme,
-daß die Sonnenstrahlen parallel in den Hohlspiegel fallen, hätte
-<span class="gesperrt">Euklid</span> zur Auffindung des richtigen Verhältnisses leiten müssen.
-Den Irrtum <span class="gesperrt">Euklids</span> erkannte schon <span class="gesperrt">Apollonios</span><a name="FNanchor_411" id="FNanchor_411" href="#Footnote_411" class="fnanchor">411</a>.</p>
-
-<p>Die Spiegelung an Konkav- und Konvexspiegeln wird von
-<span class="gesperrt">Euklid</span> dahin erläutert, daß an ihnen, wie an ebenen Spiegeln, die
-Strahlen unter gleichen Winkeln zurückgeworfen werden. Zur Erläuterung
-dient folgende Abbildung<a name="FNanchor_412" id="FNanchor_412" href="#Footnote_412" class="fnanchor">412</a>. Auch mit einem der bekanntesten
-Versuche über die Brechung des Lichtes war <span class="gesperrt">Euklid</span>
-schon vertraut. Er berichtet darüber mit folgenden Worten<a name="FNanchor_413" id="FNanchor_413" href="#Footnote_413" class="fnanchor">413</a>:
-»Legt man einen Gegenstand auf den Boden eines Gefäßes und
-schiebt letzteres so weit zurück, daß der Gegenstand eben verschwindet,
-so wird dieser wieder sichtbar, wenn wir Wasser in
-das Gefäß gießen.«</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig19" id="fig19" href="images/abb19.jpg"><img width="300" height="80" src="images/abb19.jpg" alt="[Abb. 19]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 19. Die Spiegelung an einem Konkav- (links) und an einem
-Konvex-Spiegel (rechts) nach der Darstellung Euklids.</div>
-</div>
-
-<p>Wie die Geometrie von gewissen Grundsätzen ausgeht, die sich
-auf wenige Axiome zurückführen lassen, so geht auch die Optik
-<span class="gesperrt">Euklids</span> von einer Anzahl &ndash; es sind acht &ndash; Grunderfahrungen
-aus, aus denen <span class="gesperrt">Euklid</span> seine Theoreme durch geometrische Konstruktion
-ableitet. Die wichtigsten der von <span class="gesperrt">Euklid</span> hervorgehobenen
-optischen Grundtatsachen sind die folgenden: Die Lichtstrahlen<a name="FNanchor_414" id="FNanchor_414" href="#Footnote_414" class="fnanchor">414</a>
-sind gerade Linien. Die von den Strahlen eingeschlossene
-Figur ist ein Kegel, dessen Spitze im Auge liegt, während der
-Grundfläche dieses Kegels die Umgrenzung des gesehenen Gegenstandes
-entspricht. Unter größerem Winkel gesehene Gegen<span class="pagenum"><a name="Page_p174" id="Page_p174">[Pg p174]</a></span>stände
-erscheinen größer als unter kleinerem Winkel gesehene,
-oder die scheinbare Größe eines Gegenstandes hängt von dem
-Sehwinkel ab.</p>
-
-<p>Auch in der Katoptrik wird von bestimmten Erfahrungssätzen
-&ndash; es sind deren 7 &ndash; ausgegangen. Aus ihnen werden etwa
-30 Theoreme abgeleitet.</p>
-
-<p>Höchstwahrscheinlich sind die optischen Schriften <span class="gesperrt">Euklids</span>
-in sehr verdorbener Gestalt auf uns gekommen. Sie waren indes
-trotz mancher Mängel und Unrichtigkeiten bis zur Zeit <span class="gesperrt">Keplers</span>,
-der die Optik um ein Bedeutendes förderte, allgemein im Gebrauch.</p>
-
-<p>Auch mit akustischen Problemen hat man sich in Alexandrien
-befaßt. Hatten die Pythagoreer die Erscheinung der Konsonanz
-und Dissonanz von Tönen einfach als Tatsache hingenommen, so
-finden wir bei <span class="gesperrt">Euklid</span> zum ersten Male das Bestreben, sich von
-der Ursache dieser merkwürdigen Erscheinung Rechenschaft zu
-geben. Dissonanz ist für ihn die Unfähigkeit der Töne, sich zu
-mischen, wodurch der Klang für das Gehör rauh werde, während
-konsonierende Töne sich zu mischen vermöchten. <span class="gesperrt">Euklid</span> kommt
-damit vorahnend der später gegebenen Erklärung nahe<a name="FNanchor_415" id="FNanchor_415" href="#Footnote_415" class="fnanchor">415</a>.</p>
-
-
-<h3>Die Grundlagen der wissenschaftlichen Erdkunde.</h3>
-
-<p>Im engsten Zusammenhange mit dem Fortschreiten der gesamten
-Kultur, der politischen Entwicklung und den übrigen
-Wissenschaften erreichte in diesem Zeitalter die Erdkunde eine
-Höhe, die sie bis zum Beginn der Neuzeit nicht überschritten hat.
-Vor allem kommt für das alexandrinische Zeitalter in Betracht,
-daß das Verkehrs- und Nachrichtenwesen den damaligen Gelehrten
-schon ausgedehnte Reisen und weitreichende Erkundigungen gestattete.
-Die Bekanntschaft mit dem fernen Osten wurde der
-wissenschaftlichen Erdkunde durch den Alexanderzug erschlossen.
-Daß die auf diesem Zuge gesammelten Erfahrungen die Grundlagen
-der Pflanzengeographie entstehen ließen, haben wir schon
-an früherer Stelle gesehen. Afrika wurde seit der Ptolemäerzeit
-immer weiter von Ägypten aus erschlossen. Nach Norden hatte
-sich der geographische Gesichtskreis fast bis zum Lande der Mitternachtssonne
-erweitert.</p>
-
-<p>Mit den nördlichen Ländern Europas wurde das Altertum
-besonders durch die Reisen des Massiliers <span class="gesperrt">Pytheas</span>, eines Zeit<span class="pagenum"><a name="Page_p175" id="Page_p175">[Pg p175]</a></span>genossen
-<span class="gesperrt">Alexanders</span> des Großen, bekannt. <span class="gesperrt">Pytheas</span> unternahm
-eine Forschungsreise bis zur Nordspitze Britanniens. Die frühere
-Annahme, er sei bis nach Island vorgedrungen, hat man nicht
-aufrechterhalten können. Jedenfalls brachte er aber Kunde von
-der Erscheinung, daß im hohen Norden in der Mittsommerzeit
-die Sonne nicht untergehe. Im Zusammenhange damit erwähnt
-er das sagenhafte Thule<a name="FNanchor_416" id="FNanchor_416" href="#Footnote_416" class="fnanchor">416</a>.</p>
-
-<p>Der geographische Gesichtskreis der Alten hat sich also von
-der südlichen Halbkugel bis zum nördlichen Polarkreis erstreckt<a name="FNanchor_417" id="FNanchor_417" href="#Footnote_417" class="fnanchor">417</a>.
-Die Ergebnisse der alten Forschungsreisen waren besonders wertvoll,
-wo es sich, wie bei <span class="gesperrt">Pytheas</span>, um einen Mann handelte, der
-mit physikalischen und astronomischen Kenntnissen ausgerüstet
-war. Leider sind eigene Schriften von <span class="gesperrt">Pytheas</span> nicht erhalten und
-die von ihm gewonnenen Ergebnisse nur zum geringen Teil durch
-Fragmente bei anderen Schriftstellern bekanntgeworden<a name="FNanchor_418" id="FNanchor_418" href="#Footnote_418" class="fnanchor">418</a>.</p>
-
-<p>Verarbeitet wurde das reiche, durch die Züge <span class="gesperrt">Alexanders</span>
-und durch Entdeckungsreisen gleich derjenigen des <span class="gesperrt">Pytheas</span> gewonnene
-Material durch <span class="gesperrt">Dikaiarchos</span>, einen Schüler des <span class="gesperrt">Aristoteles</span>,
-und etwa ein halbes Jahrhundert später am umfassendsten
-durch <span class="gesperrt">Eratosthenes</span>. <span class="gesperrt">Dikäarch</span> schätzte die Breite der
-den Alten bekannten Welt von Meroë bis zum Polarkreis auf
-40000 Stadien. (Die Länge des attischen Stadiums belief sich auf
-177,6 Meter.) Die Längenausdehnung von den Säulen des Herkules
-(der Straße von Gibraltar) bis zur Mündung des Ganges
-wurde von ihm auf 60000 Stadien veranschlagt<a name="FNanchor_419" id="FNanchor_419" href="#Footnote_419" class="fnanchor">419</a>.</p>
-
-<p>Nach <span class="gesperrt">Dikäarch</span> (350&ndash;290) sollten die Säulen des Herkules,
-die Straße von Messina, die peloponnesische Halbinsel, die Südküste
-Kleinasiens und Indien auf dem nämlichen Breitenkreise
-liegen und dieser sollte die Ökumene, d. h. den als bewohnt angenommenen
-Teil der Erde, etwa halbieren. Die Orientierungsfehler,
-die <span class="gesperrt">Dikäarch</span> bei der Feststellung dieser Linie beging,
-waren also nicht unerheblich.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p176" id="Page_p176">[Pg p176]</a></span></p>
-
-<p>Von <span class="gesperrt">Dikäarch</span> rühren auch die ersten Höhenbestimmungen
-her, die über bloße Schätzungen hinausgingen. Anfangs hatten
-die Alten übertriebene Vorstellungen von der Höhe der Gebirge.
-So ließ <span class="gesperrt">Aristoteles</span> die Höhen des Kaukasusgebirges noch
-4 Stunden, nachdem die Sonne für den Fuß des Gebirges untergegangen
-war, in ihrem Lichte glänzen, und <span class="gesperrt">Plinius</span> schätzte
-die Alpen zehnmal zu hoch<a name="FNanchor_420" id="FNanchor_420" href="#Footnote_420" class="fnanchor">420</a>. Er hätte eine solche Übertreibung
-vermeiden können, wenn er die Werte mehr beachtet hätte, die
-<span class="gesperrt">Dikäarch</span> und nach ihm <span class="gesperrt">Eratosthenes</span> schon für bedeutende
-Höhen ermittelt hatte. So bestimmte <span class="gesperrt">Dikäarch</span> die Höhe des
-Pelion (1620 Meter) und die Höhe von Akrokorinth (575 Meter)
-annähernd richtig. Als allgemeines Ergebnis hob er schon hervor,
-daß solche Werte im Vergleich zum Durchmesser der Erde verschwindend
-klein seien. <span class="gesperrt">Dikäarch</span> ist wohl als der Begründer
-der mathematischen Erdkunde bezeichnet worden<a name="FNanchor_421" id="FNanchor_421" href="#Footnote_421" class="fnanchor">421</a>. Dieser Ehrentitel
-bleibt indessen besser dem etwa ein halbes Jahrhundert nach
-ihm lebenden <span class="gesperrt">Eratosthenes</span> vorbehalten.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Eratosthenes</span> wurde 275 v. Chr. in Kyrene geboren. <span class="gesperrt">Ptolemäos
-III Euergetes</span> berief ihn nach Alexandria und ernannte
-ihn zum Bibliothekar der großen alexandrinischen Bibliothek. Des
-<span class="gesperrt">Eratosthenes</span> Hauptwerk war seine »Erdbeschreibung«, das erste
-wissenschaftliche Werk über Geographie, das indes nur aus Bruchstücken
-bei <span class="gesperrt">Strabon</span> bekannt ist<a name="FNanchor_422" id="FNanchor_422" href="#Footnote_422" class="fnanchor">422</a>. Es zerfiel in drei Bücher.
-Das erste handelte von der physikalischen, das zweite von der
-mathematischen Geographie, während das dritte die Chorographie,
-d. h. die Beschreibung der einzelnen Länder, enthielt. Außerdem
-hat <span class="gesperrt">Eratosthenes</span> auch auf den Gebieten der Astronomie Hervorragendes
-geleistet. Vorhanden ist ferner ein Brief, in dem er
-sich mit dem berühmten delischen Problem der Verdoppelung des
-Würfels beschäftigt. Auch eine Regel zur Auffindung der Primzahlen
-rührt von ihm her. Im Jahre 220 v. Chr. soll <span class="gesperrt">Eratosthenes</span><span class="pagenum"><a name="Page_p177" id="Page_p177">[Pg p177]</a></span>
-in Alexandrien Armillen<a name="FNanchor_423" id="FNanchor_423" href="#Footnote_423" class="fnanchor">423</a> aufgestellt und damit den Abstand
-der Wendekreise zu <sup>11</sup>/<sub>83</sub> des Kreisumfanges, das sind 47,7
-Bogengrade, ermittelt haben.</p>
-
-<p>Nachdem man erkannt hatte, daß die Erde die Gestalt einer
-Kugel besitzt, lag der Gedanke nahe, die Größe dieser Kugel zu bestimmen.
-Der Ruhm, den richtigen Weg zu einer solchen Messung
-eingeschlagen und auf ihm ein, im Verhältnis zu den vorhandenen
-Mitteln annähernd richtiges, Ergebnis gefunden zu haben, gebührt
-gleichfalls dem <span class="gesperrt">Eratosthenes</span><a name="FNanchor_424" id="FNanchor_424" href="#Footnote_424" class="fnanchor">424</a>.</p>
-
-<p>Bei größerer Ausdehnung der Reisen mußte es den Alten auffallen,
-daß die täglichen Kreise, welche bekannte Sterne beschreiben,
-nicht überall die gleiche Neigung zur Ebene des Horizontes
-besitzen. Insbesondere konnte ihnen dies nicht lange bezüglich
-der Sonne verborgen bleiben. So wußte
-<span class="gesperrt">Eratosthenes</span>, daß dies Gestirn zur
-Zeit der Sommersonnenwende im südlichen
-Ägypten mittags durch den Zenit
-geht, während es in Alexandrien an
-diesem Tage einen südlich vom Zenit
-gelegenen Punkt durchläuft. Infolgedessen
-zeigte der Gnomon an dem
-Mittag jenes Tages in Syene<a name="FNanchor_425" id="FNanchor_425" href="#Footnote_425" class="fnanchor">425</a> keinen
-Schatten. Anknüpfend an diese, ihm
-bekannte Tatsache, ging <span class="gesperrt">Eratosthenes</span>
-bei der Lösung seiner Aufgabe von einigen Voraussetzungen aus,
-die zwar nicht ganz zutreffend sind, der Wahrheit aber doch
-so nahe kommen, daß bei dem nur rohen Verfahren, um das
-es sich hier handelt, das Ergebnis dadurch nicht wesentlich beeinflußt
-wird. Zunächst war dies die Annahme, daß die Erde
-eine vollkommene Kugel sei. Ferner, daß die genannten Städte
-auf demselben Meridian gelegen seien, während sie in Wahrheit
-einen Längenunterschied von mehreren Graden<a name="FNanchor_426" id="FNanchor_426" href="#Footnote_426" class="fnanchor">426</a> aufweisen.</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig20" id="fig20" href="images/abb20.jpg"><img width="300" height="230" src="images/abb20.jpg" alt="[Abb. 20]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 20. Das zum Messen
-der Sonnenhöhe dienende
-Instrument der Alten<a name="FNanchor_427" id="FNanchor_427" href="#Footnote_427" class="fnanchor">427</a>.</div>
-</div>
-
-<p>In A (<a href="#fig20">Abb. 20</a>) befindet sich das Instrument, das die Alten
-bei der Bestimmung der Sonnenhöhe gewöhnlich benutzten. Es
-<span class="pagenum"><a name="Page_p178" id="Page_p178">[Pg p178]</a></span>war dies eine halbkugelige Höhlung, aus deren Mitte sich ein
-Gnomon (GC) erhob. Dieses Werkzeug wurde so aufgestellt, daß
-der Gnomon senkrecht zum Horizonte stand, also die Verlängerung
-des Erdradius bildete. Der Winkel EDA (<a href="#fig21">Abb. 21</a>) ließ sich auf
-einer Gradeinteilung ablesen. Er war gleich dem zu messenden
-Bogen AB des Meridians (siehe <a href="#fig21">Abb. 21</a>). <span class="gesperrt">Eratosthenes</span> fand
-nun EDA gleich <sup>1</sup>/<sub>50</sub> des Kreisumfanges oder gleich 7° 12'. Er
-schätzte ferner die Strecke Syene-Alexandrien auf 5000 Stadien.
-Genauere Landesvermessungen gab es nämlich nur für das untere
-Ägypten, so daß <span class="gesperrt">Eratosthenes</span> auf die Angabe von Reisenden
-angewiesen war, welche die Entfernungen in Tagesmärschen aufgezeichnet
-hatten<a name="FNanchor_428" id="FNanchor_428" href="#Footnote_428" class="fnanchor">428</a>. Der Umfang der Erde ergab sich somit gleich
-5000 × 50 = 250000 Stadien, eine Größe, die sich in heutigem
-Maße auf etwa 45000 Kilometer beläuft, während der wahre
-Wert 40000 Kilometer beträgt<a name="FNanchor_429" id="FNanchor_429" href="#Footnote_429" class="fnanchor">429</a>. Diese wissenschaftliche Tat des
-<span class="gesperrt">Eratosthenes</span> erregte die Bewunderung des Altertums, das nur
-in den besprochenen Messungen des <span class="gesperrt">Aristarch</span> etwas Ähnliches
-aufzuweisen hatte.</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig21" id="fig21" href="images/abb21.jpg"><img width="300" height="189" src="images/abb21.jpg" alt="[Abb. 21]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 21. Die Gradmessung des
-Eratosthenes.</div>
-</div>
-
-<p>Das Nächstliegende wäre nun gewesen, die Gradmessung auf
-einem nicht lediglich abgeschätzten, sondern genauer gemessenen
-Teil des Meridians zu wiederholen. Eine solche Untersuchung
-gelangte jedoch erst viel später zur Ausführung.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p179" id="Page_p179">[Pg p179]</a></span></p>
-
-<p>Wie <span class="gesperrt">Dikäarch</span>, so hat auch <span class="gesperrt">Eratosthenes</span> die Messung
-der Erdoberfläche durch die Bestimmung der sie überragenden
-Höhen zu ergänzen gesucht. <span class="gesperrt">Eratosthenes</span> verfuhr dabei wie
-<span class="gesperrt">Dikäarch</span> auf trigonometrischem Wege und gelangte zu dem
-Ergebnis, daß es sich bei den höchsten von ihm gemessenen Berghöhen
-um Werte von etwa 10 Stadien handele.</p>
-
-
-<h3>Die Anfänge der heliozentrischen Lehre.</h3>
-
-<p>Daß schon während der ersten Periode der alexandrinischen
-Akademie die Astronomie zur Wissenschaft heranreifte, indem sie
-sich von der Spekulation der messenden Beobachtung zuwandte,
-ersehen wir vor allem aus den im dritten vorchristlichen Jahrhundert
-entstandenen Arbeiten der Alexandriner <span class="gesperrt">Aristyllos</span> und
-<span class="gesperrt">Timocharis</span>, sowie des mit der alexandrinischen Schule in enger
-Fühlung stehenden <span class="gesperrt">Aristarchos</span> von Samos. Dem letzteren
-gebührt das Verdienst, die heliozentrische Theorie in voller
-Klarheit entwickelt zu haben. Daran, daß die Erde im Mittelpunkt
-der Welt ruhe, haben zuerst die Pythagoreer gezweifelt.
-Unter ihnen entwickelte <span class="gesperrt">Philolaos</span> eine Theorie<a name="FNanchor_430" id="FNanchor_430" href="#Footnote_430" class="fnanchor">430</a>, nach der
-sich die Erde innerhalb eines Tages um ein Zentralfeuer drehe.
-Auf diese Weise wurde die tägliche Bewegung des Himmels als
-eine nur scheinbare erklärt. Sobald man das Zentralfeuer in die
-Mitte der Erdkugel verlegte, hatte man den einen Bestandteil der
-koppernikanischen Lehre, nämlich die Drehung unseres Weltkörpers
-um seine Achse, schon vorweggenommen.</p>
-
-<p>Der Kern dieser Lehre, die Umlaufsbewegung der Erde und
-der übrigen Planeten um die Sonne, läßt sich heute in seiner allmählichen
-Entwicklung zurückverfolgen. Den Ausgang bilden die
-Beobachtungen an Venus und Merkur. Sie führten, wie wir sahen<a name="FNanchor_431" id="FNanchor_431" href="#Footnote_431" class="fnanchor">431</a>,
-zu der Lehre des <span class="gesperrt">Herakleides Pontikos</span>, nach welcher diese
-Himmelskörper um die Sonne kreisen. Von dieser Lehre, die
-früher wohl den Ägyptern zugeschrieben wurde, hat <span class="gesperrt">Koppernikus</span>
-nach seinen eigenen Worten sehr wohl gewußt. Von hier aus
-konnte man leicht zu einer richtigen Auffassung des Weltsystems
-gelangen, wenn man die Sonne als Mittelpunkt der Bahnen
-auch der übrigen Planeten betrachtete. Sieht man von den
-heute schwer sicherzustellenden Spekulationen der Pythagoreer ab,<span class="pagenum"><a name="Page_p180" id="Page_p180">[Pg p180]</a></span>
-so war es vor allem <span class="gesperrt">Aristarch</span>, der die heliozentrische Weltansicht
-mit voller Klarheit aussprach. Ihn soll die Überzeugung,
-daß die Sonne weit größer als die Erde und der Mond sei, zur
-Aufstellung seines Systems geführt haben. Auch ohne eine Kenntnis
-der Gesetze der Dynamik fühlte <span class="gesperrt">Aristarch</span> sozusagen durch,
-daß es ungereimt sei, den Umlauf eines gewaltigen Weltkörpers
-um einen im Verhältnis winzig kleinen anzunehmen. <span class="gesperrt">Koppernikus</span>
-fügte zu diesem Grund noch den hinzu, daß die Sonne als
-Leuchte der Welt auch in deren Mitte gehöre<a name="FNanchor_432" id="FNanchor_432" href="#Footnote_432" class="fnanchor">432</a>.</p>
-
-<p>Bis zum Ende der ersten, etwa bis <span class="gesperrt">Aristoteles</span> reichenden
-Periode der griechischen Astronomie hatte die Spekulation überwuchert.
-Zum Glück traten jedoch in der alexandrinischen Schule,
-und im Zusammenhange mit dieser, Männer auf, die sich mit
-nüchternem Sinne der Erforschung der Himmelserscheinungen zuwandten.
-Die Astronomie ging damit von den durch mangelhafte
-Beobachtung gestützten Philosophemen zum messenden Verfahren
-über und erhob sich dadurch auf die Stufe einer Wissenschaft im
-strengen Sinne des Wortes. Als diejenigen unter den Griechen,
-die zuerst diesen Weg beschritten haben, sind die Alexandriner
-<span class="gesperrt">Aristyll</span> und <span class="gesperrt">Timocharis</span> und vor allem der schon erwähnte
-<span class="gesperrt">Aristarch</span> von Samos zu nennen. Mit der Forschertätigkeit dieser
-Männer heben zwei Probleme an, die seitdem den menschlichen
-Geist beschäftigt haben und mit immer größerer Schärfe ihrer
-Lösung zugeführt worden sind. Es sind dies die Topographie des
-Fixsternhimmels, d. h. die genaue Bestimmung möglichst vieler
-Sternörter, sowie die Ermittelung der Abmessungen der Erde
-und unseres Planetensystems, zunächst der Entfernung der Sonne
-und des Mondes. In welchem Maße die Ägypter und ganz besonders
-die Chaldäer den alexandrinischen Astronomen durch das
-Sammeln eines reichen, sich über lange Zeiträume erstreckenden
-Beobachtungsmaterials vorgearbeitet hatten, wurde an früherer
-Stelle dargetan.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Aristyll</span> und <span class="gesperrt">Timocharis</span>, die ihre Beobachtungen um das
-Jahr 300 v. Chr. anstellten, bedienten sich der Armillen, d. h. geteilter
-Kreise, von denen der eine in der Ebene des Äquators lag,
-während der andere um die Weltachse gedreht werden konnte. Mit
-Hilfe dieses Apparates bestimmten sie die Lage einzelner Sterne, indem
-sie ihre Deklination oder den Bogenabstand vom Äquator bis
-auf Bruchteile von Graden ermittelten und gleichzeitig den Ort der<span class="pagenum"><a name="Page_p181" id="Page_p181">[Pg p181]</a></span>
-Sterne auf den Frühlingspunkt bezogen. Das von ihnen herrührende
-Verzeichnis, das bis auf wenige Angaben verlorengegangen ist,
-gab 170 Jahre später <span class="gesperrt">Hipparch</span> die Möglichkeit, das Vorrücken
-der Nachtgleichen zu entdecken<a name="FNanchor_433" id="FNanchor_433" href="#Footnote_433" class="fnanchor">433</a>. <span class="gesperrt">Timocharis</span> bediente
-sich bei seinen astronomischen Beobachtungen auch der Stundenangaben.
-Die (babylonische) Zwölfteilung des Tages läßt sich
-bei den Griechen nicht vor <span class="gesperrt">Alexander</span> dem Großen nachweisen<a name="FNanchor_434" id="FNanchor_434" href="#Footnote_434" class="fnanchor">434</a>.
-Vorher richtete man sich im praktischen Leben nach
-der Länge des eigenen Schattens und verabredete z. B. eine Zusammenkunft
-für die Tageszeit, wann der Schatten 6 oder 8 Fuß
-lang sei.</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig22" id="fig22" href="images/abb22.jpg"><img width="300" height="147" src="images/abb22.jpg" alt="[Abb. 22]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 22. Aristarchs Verfahren, die Entfernung des Mondes und der Sonne
-zu bestimmen.</div>
-</div>
-
-<p>Über die Größenverhältnisse des Planetensystems hat <span class="gesperrt">Aristarch</span>
-die ersten Untersuchungen angestellt. Er war ohne Zweifel
-einer der bedeutendsten Astronomen seiner Zeit. Von seinem Leben
-ist indessen keine nähere Kunde auf uns gelangt. <span class="gesperrt">Aristarch</span>
-wurde um das Jahr 270 v. Chr. in Samos geboren. Das einzige,
-was von seinen Schriften erhalten blieb, sind Teile einer Abhandlung,
-die von der Größe und den Entfernungen des Mondes und
-der Sonne handelt<a name="FNanchor_435" id="FNanchor_435" href="#Footnote_435" class="fnanchor">435</a>. Die Abstände dieser Weltkörper von der
-Erde verhalten sich nach <span class="gesperrt">Aristarch</span> etwa wie 1 : 19, während
-das wahre Verhältnis annähernd 1 : 400 ist. Zu seinem Ergebnis
-gelangte <span class="gesperrt">Aristarch</span> durch folgende Überlegung. Erscheint von
-einem Punkte E der Erde (siehe <a href="#fig22">Abb. 22</a>) der Mond genau zur
-Hälfte von der Sonne beleuchtet, so bildet jener Punkt E mit
-den Mittelpunkten des Mondes und der Sonne ein rechtwinkliges<span class="pagenum"><a name="Page_p182" id="Page_p182">[Pg p182]</a></span>
-Dreieck, in welchem der Abstand des Mondes eine Kathete (ME)
-und die Entfernung der Sonne die Hypotenuse (ES) ist. Der
-Winkel bei E mißt nun nach <span class="gesperrt">Aristarch</span> 87°, während er in Wahrheit
-viel weniger von einem Rechten abweicht und sich auf 89° 50'
-beläuft. Das gesuchte Verhältnis, das <span class="gesperrt">Aristarch</span> auf mühsame
-Weise in die Grenzen 1 : 18 und 1 : 20 einschloß, ist gleich dem
-Cosinus des Winkels bei E, unter dem beide Weltkörper in dem
-angegebenen Falle von der Erde aus gesehen werden (EM : ES,
-siehe <a href="#fig22">Abb. 22</a>).</p>
-
-<p>Auch die Raumverhältnisse der Weltkörper berechnete <span class="gesperrt">Aristarch</span>.
-So fand er, daß der Mond etwa 25 (statt 48) mal so
-klein, die Sonne dagegen 300 (statt 1300000) mal so groß wie die
-Erde sei<a name="FNanchor_436" id="FNanchor_436" href="#Footnote_436" class="fnanchor">436</a>.</p>
-
-<p>Der Weg, auf dem <span class="gesperrt">Aristarch</span> seine Aufgabe zu lösen suchte,
-ist, theoretisch genommen, zwar richtig. Daß sich trotzdem ein
-Resultat ergab, das von dem heute gültigen Wert in solch erheblichem
-Maße abwich, ist aus mehreren Umständen zu erklären.
-Einmal war man zu jener Zeit noch nicht imstande, solch kleine
-Winkelunterschiede wie diejenigen, um die es sich hier handelt,
-zu messen. Zum andern aber besitzt die gesuchte Grenze zwischen
-dem beleuchteten und dem dunklen Teile des Mondes keine hinlängliche
-Schärfe. Immerhin verdiente <span class="gesperrt">Aristarch</span> in vollem Maße
-die Anerkennung, die ihm das Altertum dieser Bestimmung wegen
-zollte. Daß <span class="gesperrt">Aristarch</span> die heliozentrische Theorie 1<sup>1</sup>/<sub>2</sub> Jahrtausende
-vor <span class="gesperrt">Koppernikus</span> klar aussprach, geht auch aus einer
-Äußerung des <span class="gesperrt">Archimedes</span> hervor. Sie lautet: »<span class="gesperrt">Aristarch</span> gelangt
-zu der Annahme, die Fixsterne samt der Sonne seien unbeweglich.
-Die Erde aber werde in einer Kreislinie um die Sonne,
-die in der Mitte der Erdbahn stehe, herumgeführt<a name="FNanchor_437" id="FNanchor_437" href="#Footnote_437" class="fnanchor">437</a>.«</p>
-
-<p>Zu den Vorläufern des <span class="gesperrt">Koppernikus</span> ist auch der Pythagoreer
-<span class="gesperrt">Niketas</span> zu rechnen. Auf ihn führt <span class="gesperrt">Koppernikus</span> selbst
-die Anregung zurück, die ihn veranlaßte, den geozentrischen Stand<span class="pagenum"><a name="Page_p183" id="Page_p183">[Pg p183]</a></span>punkt
-aufzugeben. Von der Lehre des <span class="gesperrt">Niketas</span> gibt uns eine
-kurze Bemerkung Kunde, die sich bei <span class="gesperrt">Cicero</span> findet und auf die
-sich später <span class="gesperrt">Koppernikus</span> berufen hat. Sie lautet: »<span class="gesperrt">Niketas</span>
-aus Syrakus nimmt an, wie <span class="gesperrt">Theophrast</span> erzählt, daß der Himmel,
-die Sonne, der Mond und die Sterne stillstehen, und daß sich außer
-der Erde nichts im Weltall bewegt. Die Erde dreht sich um eine
-Achse. Dadurch scheint sich der Himmel zu bewegen.« Ohne
-Zweifel ist dies ein deutliches Zeugnis dafür, daß man im frühen
-Altertum, wenn auch nur vereinzelt, den Versuch gemacht hat,
-die scheinbare tägliche Umdrehung des Himmels aus einer Rotation
-der Erde zu erklären. Auch auf <span class="gesperrt">Plutarch</span> konnte sich
-<span class="gesperrt">Koppernikus</span> berufen, da <span class="gesperrt">Plutarch</span> in seiner Schrift »Von
-den Meinungen der Philosophen« die astronomischen Lehren des
-<span class="gesperrt">Philolaos</span> und des <span class="gesperrt">Herakleides Pontikos</span> erwähnt sowie an
-anderer Stelle auch auf die Ansichten <span class="gesperrt">Aristarchs</span> bezug genommen
-hat.</p>
-
-
-<h3>Fortschritte der messenden Astronomie.</h3>
-
-<p>Die bedeutendste Förderung während des vorchristlichen Abschnittes
-des alexandrinischen Zeitalters erfuhr die Astronomie
-durch <span class="gesperrt">Hipparch</span>. Seine wissenschaftliche Tätigkeit fällt etwa in
-die Zeit von 160&ndash;125 v. Chr. Von seinem Leben ist wenig bekannt.
-Er lebte in Rhodos, hielt sich wahrscheinlich aber auch
-in Ägypten auf<a name="FNanchor_438" id="FNanchor_438" href="#Footnote_438" class="fnanchor">438</a>. <span class="gesperrt">Hipparch</span> erleichterte die Arbeit des Astronomen
-vor allem dadurch, daß er als trigonometrisches Hilfsmittel
-eine Sehnentafel schuf. Sie enthielt für die Winkel im Kreise
-den Wert der zugehörigen Sehnen, in Teilen des Halbmessers ausgedrückt.
-Die Berechnung war sehr mühsam. Sie geschah, indem
-man von den Sehnen der Winkel 120°, 90°, 72°, 60°, 36°
-ausging. Diese Sehnen ließen sich als Seiten des regelmäßigen
-3-, 4-, 5-, 6- und 10-Ecks leicht in Teilen des Radius ausdrücken.
-Mit Hilfe des Pythagoreischen Lehrsatzes und eines Hilfssatzes<span class="pagenum"><a name="Page_p184" id="Page_p184">[Pg p184]</a></span>
-bestimmte man dann die Sehnen von halben Bogen, sowie die
-Sehnen von Bogensummen und Bogendifferenzen und gelangte so
-zu einer Tafel von zahlreichen Bogen nebst den entsprechenden
-Sehnen. Anfangs wies diese Tafel bedeutende Lücken auf, die
-man indessen durch Interpolation nach und nach ausfüllte. Erst
-von <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> wurden die Sehnen aller Winkel, nach halben
-Graden fortschreitend, mit hinreichender Genauigkeit bestimmt.
-Seine Tafel, die einen wesentlichen Teil des 1<sup>1</sup>/<sub>2</sub> Jahrtausende
-die Astronomie beherrschenden <span class="gesperrt">Ptolemäi</span>schen Werkes ausmachte,
-hat während jenes langen Zeitraumes den Astronomen
-an Stelle unserer heutigen trigonometrischen Tabellen große
-Dienste geleistet.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Ptolemäos</span> teilte den Radius in 60 Teile und führte diese
-Teilung sexagesimal weiter. Die Sehnen wurden dann für die verschiedenen
-Winkel in Sechzigsteln des Radius ausgedrückt. So
-wurden feststehende Verhältnisse gewonnen, da die absolute Größe
-des Radius und der Sehnen nicht in Betracht kam. Es kam auch
-vor, daß <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> mitunter statt der ganzen die halben Sehnen
-benutzte, doch blieb die konsequente Durchführung dieser Maßregel,
-die ja die Einführung der Sinusfunktion bedeutet haben
-würde, den Indern vorbehalten.</p>
-
-<p>Die Trigonometrie beschränkte sich bei den Alten auf das
-rechtwinklige Dreieck. Die Ausdehnung der trigonometrischen
-Funktionen auf Winkel von 90°-180° erfolgte erst durch die
-Araber, die auch die Trigonometrie des schiefwinkligen Dreiecks
-begründeten<a name="FNanchor_439" id="FNanchor_439" href="#Footnote_439" class="fnanchor">439</a>. Kamen solche Dreiecke für die alten Astronomen
-in Betracht, so wurden sie in rechtwinklige Dreiecke, die man berechnen
-konnte, zerlegt.</p>
-
-<p>Aus den Fortschritten, welche die Mathematik im alexandrinischen
-Zeitalter erfuhr, zog unter allen Wissenschaften die Astronomie
-auch weiterhin den größten Nutzen. Es begann für sie die
-Periode der systematischen, messenden Beobachtungen. Und wenn
-das Ergebnis auch noch nicht in der allgemeinen Annahme des
-wahren Weltsystems bestand, so gelangte man doch zur klaren
-Auffassung vieler, nur vermöge exakter Messung wahrnehmbarer
-Erscheinungen. Vor allem ist hier <span class="gesperrt">Hipparch</span> zu nennen, der
-für die Astronomie dieselbe Bedeutung besitzt, die <span class="gesperrt">Aristoteles</span>
-hinsichtlich der Zoologie und <span class="gesperrt">Archimedes</span> in bezug auf die
-Mechanik zugeschrieben werden muß.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p185" id="Page_p185">[Pg p185]</a></span></p>
-
-<p>Während der ersten Entwicklungsstadien der Astronomie hatte
-man sich darauf beschränkt, die Stellung der wichtigeren Fixsterne
-dadurch festzulegen, daß man am Himmel gewisse Figuren einzeichnete.
-Mitunter brachten diese Sternbilder auch äußerliche
-Ähnlichkeiten zum Ausdruck, wie z. B. beim Wagen.</p>
-
-<p>In die Blütezeit der alexandrinischen Schule fällt nun der
-Versuch einer genaueren, durch Winkelmessung ermittelten Ortsbestimmung
-der wichtigsten Fixsterne. Man bezog ihre Stellungen
-auf die Punkte, in denen die Ekliptik den Himmelsäquator schneidet,
-und bestimmte bei einer größeren Anzahl auch den Abstand
-vom Äquator bis auf Teile eines Grades. Ein solches, von <span class="gesperrt">Aristyll</span>
-und <span class="gesperrt">Timocharis</span> herrührendes Fixsternverzeichnis, das etwa 150
-Angaben umfaßte, befand sich in den Händen des <span class="gesperrt">Hipparch</span>,
-als plötzlich, im Jahre 134 v. Chr., ein seltenes astronomisches Ereignis,
-nämlich das Auftreten eines neuen Sternes erster Größe,
-eintrat<a name="FNanchor_440" id="FNanchor_440" href="#Footnote_440" class="fnanchor">440</a>. Bot aber die Fixsternregion, die <span class="gesperrt">Aristoteles</span> als den
-Ort des unwandelbaren Seins bezeichnet hatte, derartige plötzliche
-Veränderungen dar, so mußte sich in den Astronomen der
-Wunsch nach einer genauen Topographie des Himmels regen, um
-auf solche Weise späteren Zeiten eine stete Kontrolle zu ermöglichen.
-In den auf jenes Ereignis folgenden Jahren bestimmte
-deshalb <span class="gesperrt">Hipparch</span> etwa tausend Sternörter<a name="FNanchor_441" id="FNanchor_441" href="#Footnote_441" class="fnanchor">441</a>. <span class="gesperrt">Hipparch</span> löste
-dadurch nicht nur die gestellte Aufgabe, sondern er machte außerdem
-die wichtige Entdeckung, daß der Frühlings- und der Herbstpunkt
-ihre Lage langsam ändern. Für einen der hervorragendsten
-Sterne des Tierkreises, die Spica in der Jungfrau nämlich, ergab
-sich, daß er 6° vom Herbstpunkte entfernt war, während der
-170 Jahre früher gemessene Abstand 8° betrug. Die Breite der
-Fixsterne war dagegen unverändert geblieben. Dieses Vorrücken
-der Äquinoktialpunkte<a name="FNanchor_442" id="FNanchor_442" href="#Footnote_442" class="fnanchor">442</a> glaubte <span class="gesperrt">Hipparch</span> aus seinen und den<span class="pagenum"><a name="Page_p186" id="Page_p186">[Pg p186]</a></span>
-älteren Beobachtungen auf mindestens einen Grad für ein Jahrhundert,
-also auf 36'' für das Jahr ansetzen zu dürfen, während
-es in Wahrheit 50'' beträgt.</p>
-
-<p>Die Arbeiten, in denen <span class="gesperrt">Hipparch</span> von der Präzession der
-Nachtgleichen handelt, sind leider bis auf dasjenige, was der »Almagest«
-darüber bringt, verlorengegangen. Nach <span class="gesperrt">Tannery</span> beläuft
-sich der von <span class="gesperrt">Hipparch</span> gefundene Betrag des Vorrückens
-auf 1° 23' 25'' für das Jahrhundert<a name="FNanchor_443" id="FNanchor_443" href="#Footnote_443" class="fnanchor">443</a>. Auf die Entdeckung der
-Präzession gründet sich die Vorstellung von einem 26000 Jahre
-umfassenden Zeitraum (dem platonischen Jahr), der mit der Lehre
-von der steten Wiederkehr in Beziehung gebracht wurde. Auf diese
-Lehre abzielende Andeutungen finden sich schon bei <span class="gesperrt">Platon</span>, später
-auch bei <span class="gesperrt">Cicero</span>, <span class="gesperrt">Seneca</span> und anderen Schriftstellern des Altertums.
-Die Vorstellung, daß die Natur einem regelmäßig wiederkehrenden
-Wechsel unterliegt, hatte ja auch manches für sich. Die
-Kirchenväter verhielten sich jedoch ihr gegenüber ablehnend, weil
-sie den christlichen Vorstellungen nicht entsprach. Unter den
-Arabern finden sich dagegen wieder Anhänger der Lehre von der
-steten Wiederkehr<a name="FNanchor_444" id="FNanchor_444" href="#Footnote_444" class="fnanchor">444</a>.</p>
-
-<p>Auch daß sich die Erde in der Sonnennähe schneller bewegt
-als in der Sonnenferne, wurde von <span class="gesperrt">Hipparch</span> beobachtet, wenn
-er auch diese Bewegung auf unser Zentralgestirn übertrug, an
-dem sie ja scheinbar vorsichgeht. Da man im Altertum an der
-aristotelischen Voraussetzung festhielt, daß die Bewegung der
-Himmelskörper gleichförmig und in Kreisen erfolge, so erklärte
-<span class="gesperrt">Hipparch</span> die beobachtete Erscheinung aus der Epizyklentheorie,
-indem er die Sonne einen Kreis durchlaufen ließ, dessen Mittelpunkt
-sich auf einem größeren, um die Erde gespannten Kreise
-fortbewegen sollte.</p>
-
-<p>Die genauere Erforschung der scheinbaren Sonnenbewegung
-führte <span class="gesperrt">Hipparch</span> ferner zu der Entdeckung, daß die Länge
-des Jahres, d. h. der Zeit zwischen zwei Durchgängen des
-Sonnenzentrums durch den Frühlingspunkt, nicht, wie vor ihm
-angenommen, 365<sup>1</sup>/<sub>4</sub> Tage beträgt, sondern daß sie etwas
-kürzer ist<a name="FNanchor_445" id="FNanchor_445" href="#Footnote_445" class="fnanchor">445</a>.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p187" id="Page_p187">[Pg p187]</a></span></p>
-
-<p>Eine schärfere Bestimmung der Mond- und der Planetenbewegungen,
-wie sie am Himmelsgewölbe vorsichzugehen scheinen,
-hat <span class="gesperrt">Hipparch</span> gleichfalls in Angriff genommen. Die Lösung
-dieser Aufgabe gelang jedoch erst mehrere Jahrhunderte später
-dem <span class="gesperrt">Ptolemäos</span>, dessen Bedeutung für die astronomische Wissenschaft
-späterer Würdigung vorbehalten bleibt.</p>
-
-<p>Auch das durch die Zahlenmystik der Pythagoreer angeregte,
-schon von <span class="gesperrt">Aristarch</span> behandelte Problem, die Entfernungen und
-die Größe der Himmelskörper zu bestimmen, beschäftigte <span class="gesperrt">Hipparch</span>.
-Behufs der Lösung dieser Aufgabe führte er den Begriff
-der Parallaxe ein. Man versteht darunter den Winkel, unter dem
-der Erdhalbmesser von dem Gestirne aus erscheint, dessen Abstand
-gemessen werden soll. <span class="gesperrt">Hipparchs</span> Bestimmungen ergaben
-für die Entfernung des Mondes 59 Erdhalbmesser. Dieser Wert
-kommt der Wahrheit ziemlich nahe<a name="FNanchor_446" id="FNanchor_446" href="#Footnote_446" class="fnanchor">446</a>, während die von <span class="gesperrt">Hipparch</span>
-herrührenden Werte für die Entfernung und die Größe der Sonne
-von der Wirklichkeit erheblich abweichen.</p>
-
-<p>Die wichtigsten Lehren der antiken Astronomie wurden nach
-dem von <span class="gesperrt">Hipparch</span> gewonnenen Standpunkte von <span class="gesperrt">Geminos</span> zusammengestellt.
-<span class="gesperrt">Geminos</span> aus Rhodos lebte um 70 v. Chr. in
-Rom. Seine Einführung in die Astronomie (&#949;&#7984;&#963;&#945;&#947;&#969;&#947;&#8053;) wurde 1590
-unter dem Titel <span lang="la" xml:lang="la">Elementa astronomiae</span> herausgegeben<a name="FNanchor_447" id="FNanchor_447" href="#Footnote_447" class="fnanchor">447</a>. Sie zeugt
-von großer Sachkunde, ist frei von allem hergebrachten Aberglauben,
-kurz, durchaus wissenschaftlich gehalten. Einen entschieden
-ablehnenden Standpunkt nimmt <span class="gesperrt">Geminos</span> manchen herrschenden
-Lehren gegenüber ein. So spricht er sich z. B. dahin aus,
-daß die Hitze des Sommers nicht von dem Hundsstern (Sirius)
-abhänge, sondern in dem Stande der Sonne ihre Ursache habe.
-Für <span class="gesperrt">Geminos</span> liegen ferner die Fixsterne nicht sämtlich in einer
-Sphäre. Ihre Entfernung von der Erde werde wohl sehr verschieden
-sein. Es fehle uns nur an einem Mittel, diese Verschiedenheit
-wahrzunehmen. Das Werk des <span class="gesperrt">Geminos</span> hat späteren
-Zeiten als wertvolle Quelle für die antike Astronomie gedient.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p188" id="Page_p188">[Pg p188]</a></span></p>
-
-
-<h3>Die Anfänge der wissenschaftlichen Kartographie.</h3>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig23" id="fig23" href="images/abb23.jpg"><img width="300" height="285" src="images/abb23.jpg" alt="[Abb. 23]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 23. Breitenbestimmung mit dem Gnomon.</div>
-</div>
-
-<p>Die geschilderten Fortschritte der Astronomie trugen dazu
-bei, daß auch die Geographie immer mehr einen wissenschaftlichen
-Grundzug erhielt. Dies sprach sich vor allem darin aus, daß man
-sich der astronomischen Ortsbestimmung zu bedienen anfing. Anfangs
-waren die geographischen Karten bloße Itinerarien, d. h. sie
-wurden auf Grund der von den Reisenden angegebenen Wegelängen
-und der eingeschlagenen Himmelsrichtung entworfen. Während
-<span class="gesperrt">Eratosthenes</span> bei seiner Bearbeitung der Länderkunde sich auf
-die Angabe der Polhöhe
-eines Ortes oder einer
-Landschaft beschränkte,
-führte <span class="gesperrt">Hipparch</span> die
-Bestimmung nach geographischer
-Länge und
-Breite ein. Um die Breite
-eines Ortes zu finden,
-brauchte man nur die
-Höhe der Sonne um
-Mittag während der Zeit
-der Tag- und Nachtgleiche
-zu ermitteln und
-den so erhaltenen Winkel
-von 90° abzuziehen.
-Dazu bediente man sich
-des Gnomons. Bei diesen
-Messungen, die bis auf 1&ndash;2 Bogenminuten genau erfolgten, begingen
-die alten Astronomen einen Fehler von 16 Bogenminuten,
-ein Wert, der dem Halbmesser der Sonne gleichkommt. Den
-Ursprung dieses Fehlers erläutert <a href="#fig23">Abb. 23</a>. Sie läßt erkennen,
-daß aus dem Schatten als Höhenwinkel der Winkel BDA resultiert,
-während die wahre Sonnenhöhe BCA ist<a name="FNanchor_448" id="FNanchor_448" href="#Footnote_448" class="fnanchor">448</a>. <span class="gesperrt">Hipparch</span>
-teilte den Äquator in 360 Grade. Als Anfangsmeridian wählte er
-denjenigen, welcher die Insel Rhodos schneidet, da er hier einen
-Teil seiner Beobachtungen angestellt hatte. Während die Breite,
-nachdem man ihren Zusammenhang mit der Polhöhe erkannt, leicht
-bestimmt werden konnte, machte die Feststellung der Länge<span class="pagenum"><a name="Page_p189" id="Page_p189">[Pg p189]</a></span>
-Schwierigkeiten. Diese wurden noch im Zeitalter <span class="gesperrt">Newtons</span> lebhaft
-empfunden und erst durch die immer weiter gehende Vervollkommnung
-der Chronometer gehoben. Auch <span class="gesperrt">Hipparch</span> brachte
-eine Art von chronometrischem Verfahren in Vorschlag. Unter
-der Voraussetzung, daß der Eintritt einer Himmelserscheinung,
-z. B. der Beginn einer Mondfinsternis, von allen Bewohnern eines
-Erdteils in demselben Augenblick gesehen wird, sollte die Zeit
-des Eintritts für verschiedene Orte festgestellt und aus dem Unterschied
-der Ortszeiten der Unterschied der Längen berechnet werden.</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig24" id="fig24" href="images/abb24.jpg"><img width="400" height="154" src="images/abb24.jpg" alt="[Abb. 24]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 24. Stereographische und orthographische Projektion.</div>
-</div>
-
-<p>Für die kartographische Darstellung bediente sich <span class="gesperrt">Hipparch</span>
-zur Abbildung des Himmels der stereographischen<a name="FNanchor_449" id="FNanchor_449" href="#Footnote_449" class="fnanchor">449</a>, zur Abbildung
-von Ländern meist der orthographischen Projektion. Bei der ersten
-Projektionsart wird eine Ebene zwischen das Auge und die abzubildende
-krumme Fläche gebracht. Jeder Strahl, der einen Punkt
-der letzteren mit dem Auge verbindet, schneidet jene Ebene. Infolgedessen
-projizieren sich die Punkte der krummen Fläche in
-der Weise auf die Ebene, daß das Auge von dem Bilde auf der
-Ebene denselben Eindruck bekommt, den es von der krummen
-Fläche, z. B. der Halbkugel des Himmels, erhält. Bei der orthographischen
-Projektion dagegen wird von jedem Punkte der darzustellenden
-krummen Fläche eine Senkrechte auf die Projektionsebene
-gefällt. Das Bild auf dieser macht also den Eindruck, den
-die krumme Fläche einem weit entfernten Auge bietet.</p>
-
-
-<h3>Die Begründung einer Physik der Gase und der
-Flüssigkeiten.</h3>
-
-<p>Während die Astronomie und die Geographie sich mächtig
-entwickelten und im 2. Jahrhundert nach dem Beginn der christ<span class="pagenum"><a name="Page_p190" id="Page_p190">[Pg p190]</a></span>lichen
-Zeitrechnung innerhalb derselben alexandrinischen Akademie
-durch <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> eine zweite Blütezeit erlebten, schien die
-wissenschaftliche Mechanik nach den hoffnungsvollen Anfängen,
-die man dem <span class="gesperrt">Archimedes</span> verdankte, zum Stillstande verurteilt
-zu sein, obgleich sich auch diese Wissenschaft für die Anwendung
-des durch die Mathematik gebotenen, deduktiven Verfahrens so
-sehr eignete. Abgesehen von der Schwerpunktsbestimmung körperlicher
-Gebilde &ndash; <span class="gesperrt">Archimedes</span> hatte sich hierbei auf Flächen beschränkt
-&ndash; machte die theoretische Mechanik kaum wesentliche
-Fortschritte. Jene Bestimmungen rühren von <span class="gesperrt">Pappos</span> von Alexandrien
-her, der im 4. nachchristlichen Jahrhundert lebte und somit
-einer späteren Periode angehört.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Pappos</span> befaßte sich nach dem Vorbilde des <span class="gesperrt">Archimedes</span>
-auch mit der Untersuchung von Rotationskörpern und kam dabei
-auf einen wichtigen allgemeinen Satz, der später unter dem Namen
-der <span class="gesperrt">Guldin</span>schen Regel bekannt geworden ist. <span class="gesperrt">Pappos</span> fand
-nämlich, daß der Inhalt eines Rotationskörpers aus der Fläche der
-sich drehenden Figur und dem von ihrem Schwerpunkt beschriebenen
-Kreise berechnet werden kann. Diese Regel wurde im Laufe
-der Jahrhunderte vergessen und von <span class="gesperrt">Guldin</span> (1577&ndash;1643), nach
-dem sie heute die <span class="gesperrt">Guldin</span>sche Regel genannt wird, von neuem
-gefunden.</p>
-
-<p>Weit mehr als um die Fortbildung der theoretischen hat man
-sich während der alexandrinischen Zeit um die der praktischen
-Mechanik bemüht. Man versah z. B. die Wasseruhren mit einer
-Zeigervorrichtung und erfand die Feuerspritze<a name="FNanchor_450" id="FNanchor_450" href="#Footnote_450" class="fnanchor">450</a>. Diese besaß,
-nach einem im 18. Jahrhundert aufgefundenen, aus der römischen
-Kaiserzeit herstammenden Exemplar<a name="FNanchor_451" id="FNanchor_451" href="#Footnote_451" class="fnanchor">451</a> zu urteilen, schon im Altertum
-eine im wesentlichen der heutigen entsprechende Einrichtung.
-(<a href="#fig25">Abb. 25</a>.)</p>
-
-<p>Auch gewann man damals einige Kenntnis von der Natur der
-Gase und der Dämpfe. Besonders verdient um dieses Gebiet
-machte sich <span class="gesperrt">Heron</span> von Alexandrien, dessen Name noch heute
-in einem bekannten Apparat unserer physikalischen Sammlungen,
-dem Heronsball, fortlebt<a name="FNanchor_452" id="FNanchor_452" href="#Footnote_452" class="fnanchor">452</a>. <span class="gesperrt">Herons</span> Tätigkeit fällt vielleicht um
-das Jahr 100 v. Chr. Doch ist die Frage, welchem Zeitalter er<span class="pagenum"><a name="Page_p191" id="Page_p191">[Pg p191]</a></span>
-eigentlich angehört hat, noch immer nicht mit Bestimmtheit gelöst.
-Näheres über diese »Heronische Frage« enthält die Einleitung der
-unten erwähnten Ausgabe der Werke <span class="gesperrt">Herons</span> (s. S. <a href="#Page_p192">192</a> Anm. 4).
-Sein Verdienst bestand darin, daß er zahlreiche Erfindungen der
-alten Physiker und Techniker zusammenstellte und dadurch die
-Entwicklung, welche die Physik seit dem 16. Jahrhundert nahm,
-in hohem Grade befruchtete. Von eigenen Erfindungen <span class="gesperrt">Herons</span>
-ist in seinen Schriften kaum die Rede. Seine »Pneumatik« ist
-das erste auf uns gelangte Werk<a name="FNanchor_453" id="FNanchor_453" href="#Footnote_453" class="fnanchor">453</a>, das sich mit Versuchen über
-die Eigenschaften der Luft und der gespannten Dämpfe beschäftigt.
-Daß <span class="gesperrt">Heron</span> auf diesem Gebiete zahlreiche Vorgänger
-besaß, ist daraus ersichtlich, daß er seine »Pneumatik« mit
-folgenden Worten beginnt: »Die Beschäftigung mit Luft- und
-Wasserkünsten ist von den alten Philosophen und Mathematikern
-hoch geschätzt worden. Es ist daher notwendig, das seit alters
-darüber Bekannte in gehörige Ordnung zu bringen ...«</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig25" id="fig25" href="images/abb25.jpg"><img width="300" height="250" src="images/abb25_t.jpg" alt="[Abb. 25]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 25. Die Feuerspritze nach Heron.</div>
-</div>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p192" id="Page_p192">[Pg p192]</a></span></p>
-
-<p>Unter den Vorläufern <span class="gesperrt">Herons</span> ist als einer der frühesten,
-der uns bekanntgeworden ist, <span class="gesperrt">Ktesibios</span> von Alexandrien zu
-nennen (um 140 v. Chr.).</p>
-
-<p>Letzterer fand einen Nachahmer in <span class="gesperrt">Philon</span> von Byzanz. Bei
-ihm findet sich schon die Beschreibung des Heronsballs, der also
-eigentlich als Philonsball bezeichnet werden müßte<a name="FNanchor_454" id="FNanchor_454" href="#Footnote_454" class="fnanchor">454</a>. Auch das
-Thermoskop begegnet uns schon bei <span class="gesperrt">Philon</span><a name="FNanchor_455" id="FNanchor_455" href="#Footnote_455" class="fnanchor">455</a>. <span class="gesperrt">Philons</span> »Pneumatik«
-und <span class="gesperrt">Herons</span> »Mechanik« waren bis vor kurzem nur in
-spärlichen Fragmenten bekannt. Da entdeckte man, daß arabische
-Übersetzungen der griechischen Texte existieren. So wurde man<a name="FNanchor_456" id="FNanchor_456" href="#Footnote_456" class="fnanchor">456</a>
-1894 mit der »Mechanik« <span class="gesperrt">Herons</span> und 1897 mit der »Pneumatik«
-des <span class="gesperrt">Philon</span> von Byzanz bekannt. Die Gesamtausgabe der Werke
-<span class="gesperrt">Herons</span> ist für die Geschichte der Mathematik sowie der reinen
-und der angewandten Naturwissenschaften von großer Bedeutung.
-Das Automatenwerk <span class="gesperrt">Herons</span> ist auch kunstgeschichtlich von
-Wichtigkeit, da es manchen Aufschluß über die antiken Bühneneinrichtungen
-gibt<a name="FNanchor_457" id="FNanchor_457" href="#Footnote_457" class="fnanchor">457</a>. <span class="gesperrt">Heron</span> beschreibt in seiner »Pneumatik«
-eine große Anzahl von Apparaten, welche durch erwärmte Luft
-oder Dampf in Bewegung gesetzt werden. Die Abbildungen, von
-denen wir einige hier wiedergeben, rühren nicht von <span class="gesperrt">Heron</span> selbst,
-sondern von einem späteren Herausgeber her<a name="FNanchor_458" id="FNanchor_458" href="#Footnote_458" class="fnanchor">458</a>.</p>
-
-<p>Handelt es sich zum Teil auch um physikalische Spielereien,
-so begegnet uns doch manches, was den Anstoß zu späteren Erfindungen
-gegeben hat. Insbesondere gilt dies von einem Apparat,
-bei dem der Dampf in derselben Weise einen Körper in drehende
-Bewegung versetzt, wie es das ausströmende Wasser bei den
-Reaktionsrädern bewirkt. Die Maschine <span class="gesperrt">Herons</span> (<a href="#fig26">Abb. 26</a>) besteht
-aus einem Kessel, von dem zwei senkrechte Röhren ausgehen.
-Zwischen ihnen befindet sich eine drehbare Halbkugel mit
-zwei Ansätzen, aus welchen der in die Halbkugel geleitete Dampf<span class="pagenum"><a name="Page_p193" id="Page_p193">[Pg p193]</a></span>
-in tangentialer Richtung entweicht. Dadurch wird die Kugel in
-Drehung versetzt.</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig26" id="fig26" href="images/abb26.jpg"><img width="300" height="214" src="images/abb26_t.jpg" alt="[Abb. 26]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 26. Heron verwendet den Dampf zum Betriebe einer maschinellen
-Einrichtung.</div>
-</div>
-
-<p>Den nach ihm benannten Ball (s. <a href="#fig27">Abb. 27</a>) beschreibt <span class="gesperrt">Heron</span>
-in folgender Weise: »In die Öffnung
-eines Gefäßes wird eine Röhre eingelötet,
-die fast bis auf den Boden
-reicht und in eine enge Mündung
-ausläuft. Durch eine seitliche Öffnung
-gießen wir Wasser in das
-Gefäß. Darauf blasen wir in diese
-Öffnung hinein, während wir auf
-die enge Mündung der senkrechten
-Röhre den Finger legen. Schließen
-wir dann die seitliche Öffnung und
-nehmen wir den Finger von der
-senkrechten Röhre fort, so wird
-in ihr das Wasser durch die
-hineingeblasene, zusammengepreßte
-Luft emporgetrieben.«</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig27" id="fig27" href="images/abb27.jpg"><img width="214" height="300" src="images/abb27.jpg" alt="[Abb. 27]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 27. Der Heronsball.</div>
-</div>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p194" id="Page_p194">[Pg p194]</a></span></p>
-
-<p>Endlich sei hier noch <span class="gesperrt">Herons</span> Abbildung des Hebers wiedergegeben
-(s. <a href="#fig28">Abb. 28</a>). »Befindet sich«, sagt <span class="gesperrt">Heron</span> in seiner Erläuterung
-dieses Apparates, »die Hebermündung in gleicher Höhe
-mit dem Wasserspiegel, so wird der Heber, obgleich er voll Wasser
-ist, nicht fließen, sondern gefüllt bleiben. Es ist nämlich, wie bei
-einer Wage, das Wasser in diesem Falle im Gleichgewicht, indem
-es bestrebt ist, auf der Seite &#952;&#946; sich zu heben und auf Seite &#946;&#947;
-sich zu senken. Ist aber die äußere Mündung des Hebers niedriger
-als der Wasserspiegel, so fließt das
-Wasser aus, da das in dem Abschnitte
-&#954;&#946; befindliche Wasser, das
-schwerer ist als das in &#946;&#952;, letzteres
-überwältigt und anzieht.«</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig28" id="fig28" href="images/abb28.jpg"><img width="179" height="300" src="images/abb28.jpg" alt="[Abb. 28]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 28. Herons Abbildung
-eines Hebers.</div>
-</div>
-
-<p>Was die Natur der Luft betrifft,
-so meint <span class="gesperrt">Heron</span>, daß sie aus Teilchen
-bestehe, die wie die Körnchen des
-Sandes durch leere Zwischenräume
-getrennt seien. Dies beweise zumal
-der Umstand, daß sich noch Luft in
-eine Kugel zu der darin vorhandenen
-füllen lasse, was darauf beruhe, daß
-die neuen Luftteilchen an Stelle der
-leeren Räume treten. Wolle man
-annehmen, die Luft fülle den vorhandenen
-Raum ganz aus, so würde
-eine Kugel beim Hineinbringen einer
-weiteren Luftmenge platzen müssen.
-Gäbe es keine Vakua, fügt <span class="gesperrt">Heron</span>
-noch hinzu, so könnten weder Licht noch Wärme durch Wasser
-oder andere Flüssigkeiten dringen. Wenn nämlich die Flüssigkeit
-keine Poren hätte, die Strahlen also mit Gewalt ins Wasser
-drängen, so müßten volle Gefäße überlaufen<a name="FNanchor_459" id="FNanchor_459" href="#Footnote_459" class="fnanchor">459</a>. Jeder Körper besteht
-deshalb, nach <span class="gesperrt">Heron</span>, aus kleinen Teilchen und dazwischen
-befindlichen leeren Räumen. Ein kontinuierliches Vakuum sei dagegen
-ohne Mitwirkung einer äußeren Kraft nicht möglich<a name="FNanchor_460" id="FNanchor_460" href="#Footnote_460" class="fnanchor">460</a>. Daß
-die Luft ein Körper ist, beweist <span class="gesperrt">Heron</span>, indem er ein leeres
-Gefäß umgekehrt ins Wasser taucht. Auch bemerkt er, die
-Luft habe eine eigentümliche Spannkraft, indem sie sich, wie<span class="pagenum"><a name="Page_p195" id="Page_p195">[Pg p195]</a></span>
-ein trockener Schwamm, nach dem Zusammendrücken wieder
-ausdehne.</p>
-
-<p>Zu welch überraschenden Kunststücken man diese Kenntnisse
-zu verwerten wußte, zeigt uns die, durch nebenstehende Abbildung
-(<a href="#fig29">29</a>) erläuterte, auf der Ausdehnung und der Zusammenziehung
-der Luft beruhende Vorrichtung.</p>
-
-<p>Wird auf dem Altar E ein Feuer angezündet, so treibt die
-erwärmte Luft infolge ihrer Ausdehnung das Wasser, das sich in
-der Kugel P befindet, in das
-aufgehängte, mit einem Drehwerk
-verbundene Gefäß M.
-Letzteres sinkt infolge seiner
-Gewichtszunahme und öffnet
-die Tür. Nach dem Erkalten
-der Luft strömt das Wasser
-durch die Röhre L nach P
-zurück, und die Tür wird
-durch das Gegengewicht D
-geschlossen, während das
-Gefäß M in seine frühere
-Lage zurückkehrt.</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig29" id="fig29" href="images/abb29.jpg"><img width="263" height="300" src="images/abb29.jpg" alt="[Abb. 29]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 29.
-Herons Automat zum Öffnen der Tempel<a name="FNanchor_461" id="FNanchor_461" href="#Footnote_461" class="fnanchor">461</a>.</div>
-</div>
-
-<p>Sowohl eine Beschreibung
-in <span class="gesperrt">Herons</span> »Pneumatica«,
-als auch die archäologischen
-Funde liefern den
-Beweis, daß man im späteren
-Altertum schon Orgeln mit Klaviaturen besaß, die man wie
-unsere heutigen Orgeln und Klaviere benutzte (<a href="#fig30">Abb. 30</a>). Sie wurden
-durch Wasser betrieben, mit dessen Hilfe man die Luft in einem
-Kasten zusammenpreßte (Wasserorgel oder hydraulus). Eine aus
-Ton verfertigte Orgel wurde vor einiger Zeit in Karthago aufgefunden.
-Sie läßt außer den Einrichtungen, die zur Herstellung
-des Luftstromes dienen, drei Reihen von Orgelpfeifen und eine
-Klaviatur erkennen<a name="FNanchor_462" id="FNanchor_462" href="#Footnote_462" class="fnanchor">462</a>.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p196" id="Page_p196">[Pg p196]</a></span></p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig30" id="fig30" href="images/abb30.jpg"><img width="261" height="300" src="images/abb30_t.jpg" alt="[Abb. 30]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 30. Wasserorgel oder hydraulus.</div>
-</div>
-
-<p><span class="gesperrt">Heron</span> bringt ferner eine Beschreibung der Feuerspritze,
-deren Rekonstruktion in <a href="#fig25">Abb. 25</a> wiedergegeben wurde (s. S. <a href="#Page_p191">191</a>).
-Seine Beschreibung lautet: »Es seien &#945;&#946;&#947;&#948; und &#949;&#950;&#951;&#952; zwei
-bronzene Stiefel, deren Inneres für zwei Kolben ausgedrechselt ist.
-Die Kolben müssen luftdicht in die Stiefel passen. Letztere seien
-durch das an beiden Enden offene Rohr &#958;&#959;&#948;&#950; miteinander verbunden.
-Außerhalb der Stiefel, aber innerhalb dieses Rohres, sollen
-Klappenventile &#960; und &#961; derart angebracht sein, daß sie sich nach
-der Außenseite öffnen können. Die Stiefel sollen auch auf dem
-Boden runde Löcher haben, die mit kleinen, geschliffenen Scheibchen
-bedeckt werden. Letztere sind durch Stifte und Häkchen
-so angebracht, daß sie sich wohl auf- und abbewegen, aber sich
-nicht von den Öffnungen seitlich entfernen können. Mit den Kolben
-seien Kolbenstangen und ein Querbalken verbunden. Mit dem
-Rohre, das die beiden Stiefel verbindet, stehe ein vertikales Steigrohr
-in Verbindung. Dieses verzweige sich bei &#987; zu einem Doppelarm,
-der zu einer drehbaren Mündung führt<a name="FNanchor_463" id="FNanchor_463" href="#Footnote_463" class="fnanchor">463</a>.« Die beschriebene<span class="pagenum"><a name="Page_p197" id="Page_p197">[Pg p197]</a></span>
-Vorrichtung stimmt also mit der heutigen Feuerspritze überein,
-nur daß der Windkessel fehlt.</p>
-
-<p>Ein Teil der zahlreichen, in <span class="gesperrt">Herons</span> »Pneumatica« beschriebenen
-Versuche stammt von <span class="gesperrt">Philon</span> von Byzanz, der gleich <span class="gesperrt">Heron</span>
-ein Schüler des <span class="gesperrt">Ktesibios</span> war. Da einige von diesen Versuchen
-eine grundlegende Bedeutung haben, so seien sie hier angeführt.
-So stellte <span class="gesperrt">Philon</span> ein Thermoskop her, das auf der Ausdehnung
-der Luft durch die Wärme beruhte. In eine Bleikugel a wurde
-das doppelt gebogene Rohr b (s. <a href="#fig31">Abb. 31</a>) luftdicht eingefügt. Das
-andere Ende des Rohres mündete unter
-Wasser. Brachte man die Bleikugel in
-die Sonne, so strömte die Luft durch b
-aus. Wurde dagegen die Bleikugel abgekühlt,
-so gelangte Wasser durch b in
-die Kugel a<a name="FNanchor_464" id="FNanchor_464" href="#Footnote_464" class="fnanchor">464</a>.</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig31" id="fig31" href="images/abb31.jpg"><img width="300" height="144" src="images/abb31.jpg" alt="[Abb. 31]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 31. Philons Thermoskop.</div>
-</div>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig32" id="fig32" href="images/abb32.jpg"><img width="149" height="300" src="images/abb32.jpg" alt="[Abb. 32]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 32. Philons Saugkerze.</div>
-</div>
-
-<p>Die Abbildung <a href="#fig32">32</a> zeigt uns <span class="gesperrt">Philons</span> Saugkerze. In dem
-Gefäße a befindet sich Wasser und eine brennende Kerze. Über
-diese wird d gestülpt<a name="FNanchor_465" id="FNanchor_465" href="#Footnote_465" class="fnanchor">465</a>. »Man wird«, sagt <span class="gesperrt">Philon</span>, »bald das
-Wasser aufwärtssteigen sehen. Dies geschieht, weil die in d enthaltene
-Luft durch die Bewegung des Feuers verflüchtigt wird.
-Das Wasser steigt empor, je nach der Quantität Luft, welche verflüchtigt
-wird.« Daß stets nur eine gewisse Menge Luft verschwindet,
-entging also der Beobachtung des alten Physikers.
-Immerhin begegnet uns hier schon derselbe Versuch, den im
-18. Jahrhundert <span class="gesperrt">Scheele</span> und andere anstellten, um zu beweisen,
-daß die Luft aus zwei verschiedenen Gasen zusammengesetzt ist.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p198" id="Page_p198">[Pg p198]</a></span></p>
-
-
-<h3>Weitere Fortschritte der Mechanik.</h3>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig33" id="fig33" href="images/abb33.jpg"><img width="266" height="300" src="images/abb33.jpg" alt="[Abb. 33]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 33. Herons Flaschenzug.</div>
-</div>
-
-<p><span class="gesperrt">Heron</span> hat auch über die Mechanik der festen Körper ein
-Werk geschrieben, das lange als verloren galt und nur auszugsweise
-durch den späteren Alexandriner <span class="gesperrt">Pappos</span> (um 300 n. Chr.)
-erhalten geblieben ist<a name="FNanchor_466" id="FNanchor_466" href="#Footnote_466" class="fnanchor">466</a>. Wie <span class="gesperrt">Pappos</span> mitteilt, hat <span class="gesperrt">Heron</span> in
-diesem Werk die fünf Potenzen behandelt, nämlich den Hebel, das
-Rad an der Welle, den Keil, die Schraube und den Flaschenzug.
-So wird, um ein Beispiel zu bringen, der Flaschenzug mit folgenden
-Worten beschrieben: »Wenn wir eine Last aufziehen wollen, so
-müssen wir an einem daran gebundenen Seil mit einer Kraft ziehen,
-welche der Last gleich ist. Wenn wir aber das eine Ende des
-Seils an einem festen Ort anbinden und das andere Ende um eine
-an der Last befestigte Rolle legen, so werden wir die Last leichter
-bewegen. Und wenn wir an dem festen Ort eine zweite Rolle anbringen
-und das Seil auch um diese legen, werden wir die Last<span class="pagenum"><a name="Page_p199" id="Page_p199">[Pg p199]</a></span>
-noch leichter bewegen. Aber wir bringen nicht die einzelnen
-Rollen an dem festen Ort, sondern, um ihre Achse drehbar, in
-einem hölzernen Gehäuse an, das wir eine Flasche nennen, und
-binden diese Flasche mit einem Seile an den festen Ort. Diejenigen
-Rollen, die mit der Last verbunden werden sollen, schließen
-wir in eine andere, der ersten gleiche Flasche ein<a name="FNanchor_467" id="FNanchor_467" href="#Footnote_467" class="fnanchor">467</a>. Je zahlreicher
-die Rollen, desto leichter läßt sich die Last heben.« An
-anderer Stelle löst <span class="gesperrt">Heron</span> die Aufgabe, durch Zahnradübertragungen
-vermöge der Kraft 5 die Last 1000 zu heben (s. <a href="#fig17">Abb. 17</a>)<a name="FNanchor_468" id="FNanchor_468" href="#Footnote_468" class="fnanchor">468</a>.</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig34" id="fig34" href="images/abb34.jpg"><img width="224" height="300" src="images/abb34.jpg" alt="[Abb. 34]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 34. Herons Wegmesser<a name="FNanchor_469" id="FNanchor_469" href="#Footnote_469" class="fnanchor">469</a>.</div>
-</div>
-
-<p>Durch eine ähnliche Übertragung finden wir schon bei <span class="gesperrt">Heron</span>
-das Prinzip des Taxameters gelöst. Seine Einrichtung ist aus
-<a href="#fig34">Abb. 34</a> ersichtlich. An der Nabe des
-Rades befindet sich ein Stift, der das
-horizontale, mit 8 Speichen versehene
-Rad EZ jedesmal um eine Speiche
-weiter dreht. Einer Umdrehung des
-Rades EZ entspricht eine Fortbewegung
-des über EZ befindlichen Zahnrades
-um einen Zahn. Die Übertragung erfolgt
-durch das Schneckengewinde über
-EZ. Diese Übertragung wiederholt
-sich so oft, daß eine Umdrehung des
-letzten Zeigers mehrere tausend Umdrehungen
-des Wagenrades oder auch
-direkt den zurückgelegten Weg in
-Stadien anzeigt<a name="FNanchor_470" id="FNanchor_470" href="#Footnote_470" class="fnanchor">470</a>.</p>
-
-<p>Neuerdings ist die Mechanik <span class="gesperrt">Herons</span> nach einer arabischen
-Handschrift in französischer Übersetzung herausgegeben worden<a name="FNanchor_471" id="FNanchor_471" href="#Footnote_471" class="fnanchor">471</a>.
-<span class="gesperrt">Heron</span> bringt nicht nur die Beschreibung und die Theorie der
-fünf einfachen Maschinen, sondern er beschäftigt sich auch eingehend
-mit Schwerpunktsbestimmungen. So findet er den Schwer<span class="pagenum"><a name="Page_p200" id="Page_p200">[Pg p200]</a></span>punkt
-des Dreiecks als den Schnittpunkt der Mitteltransversalen,
-die sich im Verhältnis 2 : 1 teilen. Um den Schwerpunkt des unregelmäßigen
-Vierecks zu finden, zerlegt er es durch eine Diagonale
-in zwei Dreiecke, verbindet deren Schwerpunkte und teilt
-dann diese Verbindungslinie im umgekehrten Verhältnis der Gewichte
-dieser Dreiecke.</p>
-
-<p>Beim Hebel und beim Flaschenzug untersucht <span class="gesperrt">Heron</span> das Verhältnis
-des Kraftweges zum Lastwege oder das der Zeiten, welche
-die Last, je nach dem Kraftgewinn, zum Emporsteigen auf eine
-bestimmte Höhe gebraucht. Er gelangt dabei zu dem Gesetz, das
-wir heute als die goldene Regel der Mechanik bezeichnen. Die
-Fassung, welche er diesem Gesetz gibt, lautet: »Das Verhältnis
-der Zeiten ist gleich dem umgekehrten Verhältnis der bewegenden
-Kräfte<a name="FNanchor_472" id="FNanchor_472" href="#Footnote_472" class="fnanchor">472</a>.« Nicht so klar ist <span class="gesperrt">Heron</span> die Theorie der Schraube und
-des Keiles geworden. Hier vermag er das Verhältnis von Kraft
-zu Last nicht anzugeben. Es rührt dies daher, daß er Keil und
-Schraube nicht auf die schiefe Ebene zurückführt, sondern sich vergeblich
-abmüht, sie aus der Hebelwirkung zu erklären. Die schiefe
-Ebene wird von ihm nicht zu den einfachen Maschinen gerechnet
-und gleichfalls in ihrer Wirkung noch nicht richtig erkannt<a name="FNanchor_473" id="FNanchor_473" href="#Footnote_473" class="fnanchor">473</a>.</p>
-
-
-<h3>Die wissenschaftlichen Grundlagen der
-Vermessungskunde.</h3>
-
-<p>Eine besondere Würdigung verdienen noch <span class="gesperrt">Herons</span> Bemühungen
-um die Ausgestaltung der Feldmeßkunst. <span class="gesperrt">Heron</span> verfaßte
-eine Schrift »Über die Dioptra«<a name="FNanchor_474" id="FNanchor_474" href="#Footnote_474" class="fnanchor">474</a>. Es ist das ein Meßapparat, in
-dem wir das Urbild des heutigen Theodolithen erblicken müssen.
-Eine Rekonstruktion des interessanten Instrumentes ist in nebenstehender
-Abbildung wiedergegeben<a name="FNanchor_475" id="FNanchor_475" href="#Footnote_475" class="fnanchor">475</a>. Die Hauptteile waren die
-auf dem Stativ ruhende Platte &#913;&#914; und das Zahnrad &#915;&#916;, welches<span class="pagenum"><a name="Page_p201" id="Page_p201">[Pg p201]</a></span>
-durch die Archimedische Schraube &#917;&#918; in Bewegung gesetzt wurde
-und dadurch eine Drehung des ganzen Instrumentes um eine vertikale
-Achse ermöglichte. Eine zweite Archimedische Schraube befand
-sich über &#922;&#923;.
-Man erkennt, daß sie
-die Aufgabe hatte,
-vermittelst des vertikal
-gestellten, halbkreisförmigen
-Zahnrades die
-oberste, mit dem Visierlineal
-versehene Platte
-um eine horizontale
-Achse zu drehen. Da
-die Platte nicht unmittelbar
-auf dem halbkreisförmigen
-Zahnrade
-aufsaß, sondern an
-eine rechteckige Fortsetzung
-des letzteren
-angeschlossen war, so
-konnte die Drehung
-um die horizontale
-Achse vermittelst der
-oberen Archimedischen
-Schraube so lange fortgesetzt
-werden, bis die
-große Platte eine senkrechte
-Stellung eingenommen
-hatte. Es
-ließ sich somit jeder
-Horizontal- und jeder
-Höhenwinkel mit Hilfe
-dieses Apparates messen,
-so daß die Dioptra
-zur Lösung von Aufgaben
-der Feldmeßkunst vortrefflich geeignet war. Die Einstellungen
-wurden durch Wasserwage und Bleisenkel vermittelt.
-Ferner besaß das Diopterlineal, um auch kleinere Winkel noch
-ablesen zu können, eine bedeutende Länge.</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig35" id="fig35" href="images/abb35.jpg"><img width="154" height="300" src="images/abb35_t.jpg" alt="[Abb. 35]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 35. Herons Winkelmeßapparat.</div>
-</div>
-
-<p>Von den zahlreichen Aufgaben, für welche <span class="gesperrt">Heron</span> in seiner
-Schrift das einzuschlagende Meß- und Berechnungsverfahren an<span class="pagenum"><a name="Page_p202" id="Page_p202">[Pg p202]</a></span>gibt,
-seien hier nur einige erwähnt. Die wichtigste Aufgabe war
-die Aufnahme eines Feldes von beliebiger Umgrenzung. <span class="gesperrt">Heron</span>
-verfuhr dabei wie folgt: Zunächst wurde ein großes Rechteck so
-abgesteckt, daß es innerhalb der Umgrenzung lag (siehe <a href="#fig36">Abb. 36</a>).
-Dann wurde für viele Punkte der Umgrenzung der senkrechte
-Abstand von der zugewandten Seite des großen Rechtecks gemessen.
-Auf diese Weise wurde der außerhalb des Rechtecks
-liegende Teil des zu messenden Feldes in kleinere Abschnitte von
-möglichst regelmäßiger Form zerlegt, deren Flächeninhalt leicht
-annähernd ausgemessen werden konnte.</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig36" id="fig36" href="images/abb36.jpg"><img width="300" height="205" src="images/abb36_t.jpg" alt="[Abb. 36]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 36. Herons Vermessung eines Feldes.</div>
-</div>
-
-<p>Ein Blick auf die Abbildung lehrt uns, daß <span class="gesperrt">Heron</span> hier mit
-rechtwinkligen Koordinaten arbeitet, und daß er die umgrenzende
-Linie recht genau in den Plan einzeichnen konnte, wenn er nur
-recht viele Senkrechte von den Punkten der Linie aus nach den
-Rechteckseiten errichtete und ausmaß.</p>
-
-<p>Weiter zeigt <span class="gesperrt">Heron</span>, wie man die Breite eines Flusses ermittelt,
-ohne ihn zu überschreiten. In einem andern Abschnitt
-wird die Aufgabe gelöst, ein Feld mit Hilfe eines Planes wieder
-abzustecken, wenn die Umfriedigung mit Ausnahme weniger Grenzsteine
-verlorengegangen ist<a name="FNanchor_476" id="FNanchor_476" href="#Footnote_476" class="fnanchor">476</a>. Ein Abschnitt (30) entwickelt die<span class="pagenum"><a name="Page_p203" id="Page_p203">[Pg p203]</a></span>
-<span class="gesperrt">Heron</span>sche Formel für die Fläche eines Dreiecks, dessen drei
-Seiten gegeben sind. Sie lautet:</p>
-
-<p class="m2">&#8710; = &#8730;(((a + b + c)/2) · ((a + b - c)/2) · ((a + c - b)/2) · ((b + c - a)/2)))
-</p>
-
-<p>Ob <span class="gesperrt">Heron</span> diese Formel selbst gefunden oder anderen entlehnt
-hat, ist nicht bekannt. Auch weiß man nicht, wie groß sein Anteil
-an der Konstruktion der Dioptra ist. Sicherlich bestand die
-Feldmeßkunst in Ägypten schon Jahrtausende vor <span class="gesperrt">Heron</span>. Doch
-waren ihre Regeln zum Teil recht mangelhaft, so daß man<a name="FNanchor_477" id="FNanchor_477" href="#Footnote_477" class="fnanchor">477</a> annimmt,
-daß <span class="gesperrt">Heron</span>, auf den Arbeiten seiner Vorgänger fußend,
-ein amtliches, zahlreiche Verbesserungen aufweisendes Lehrbuch
-der Feldmeßkunst lieferte. Dieses hat dann auch den Römern
-als Handbuch gedient. Stand doch bei diesem Volke die Vermessungskunde,
-wie bei dem praktischen Grundzuge der Römer
-nicht anders zu erwarten ist, in hoher Blüte. Wie hätte
-sich z. B. die Anlage ausgedehnter Wasserleitungen ermöglichen
-lassen, wenn die Kunst des Nivellierens, für welche man sich
-ebenfalls der Dioptra bediente, den Römern nicht geläufig gewesen
-wäre.</p>
-
-<p>Während der griechische Text der »Dioptra« schon seit 1858
-bekannt ist, entdeckte man erst 1896 <span class="gesperrt">Herons</span> »Metrika«, ein Werk,
-das seit dem 6. Jahrhundert verschollen war. Die »Metrika«
-<span class="gesperrt">Herons</span><a name="FNanchor_478" id="FNanchor_478" href="#Footnote_478" class="fnanchor">478</a> stellen ein Handbuch dar, das eine Anweisung zur Teilung
-und Berechnung von Flächen enthält, während die »Dioptra«<a name="FNanchor_479" id="FNanchor_479" href="#Footnote_479" class="fnanchor">479</a>
-<span class="gesperrt">Herons</span> die Beschreibung der wichtigsten geodätischen Hilfsmittel
-und eine Anzahl von Aufgabenbeispielen lieferte.</p>
-
-<p>Zu den Aufgaben, deren Lösung <span class="gesperrt">Heron</span> bringt, gehört außer
-den Nivellierungen auch die Absteckung von Geraden zwischen zwei
-Punkten, von denen der eine nicht vom andern aus gesehen werden
-kann. Die Aufgabe war schon im Altertum praktisch wichtig,
-z. B. wenn es galt, einen Tunnel durch einen Berg zu graben.
-Daß die alten Ingenieure schon Tunnelbauten von beträchtlicher
-Länge ausführten, beweist die im Jahre 1884 erfolgte Freilegung
-eines Tunnels von etwa 1000 m Länge durch den Kastroberg
-(auf Samos).</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p204" id="Page_p204">[Pg p204]</a></span></p>
-
-<p>Wie <span class="gesperrt">Heron</span> die Aufgabe löste, einen Berg zu durchstechen,
-wenn die Mündungspunkte des Durchstichs gegeben sind, zeigt
-uns <a href="#fig37">Abb. 37</a>. Wir sehen, daß er sich auch hierbei wieder eines
-Systems von rechtwinkligen Koordinaten bediente.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Heron</span> schließt seine Darstellung mit den zuversichtlichen
-Worten: »Wird der Tunnel auf diese Weise hergestellt, so werden
-sich die Arbeiter von beiden Seiten treffen.«</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig37" id="fig37" href="images/abb37.jpg"><img width="300" height="235" src="images/abb37.jpg" alt="[Abb. 37]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 37. Herons Tunnelaufgabe.</div>
-</div>
-
-<p>Der Tunnel durch den Kastroberg ist durch deutsche Forschungen
-wieder entdeckt worden. Er hatte den Zweck, eine jenseits
-des Berges befindliche Quelle mit der Stadt zu verbinden.
-Diese Anlage, die <span class="gesperrt">Herodot</span> als ein Wunderwerk preist, entstand
-zur Zeit des <span class="gesperrt">Polykrates</span>. Sie verdient auch deshalb Bewunderung,
-weil die Arbeit ja ohne die modernen Sprengmittel
-geleistet werden mußte<a name="FNanchor_480" id="FNanchor_480" href="#Footnote_480" class="fnanchor">480</a>.</p>
-
-<p>Ein weiteres Beispiel für den Tunnelbau der Alten bietet der
-noch jetzt vorhandene Abfluß (Emissar) des Albaner Sees. Dieser
-Abflußkanal ist ein Stollen von 1200 m Länge. Seine Breite beträgt
-1<sup>1</sup>/<sub>2</sub> m, seine Höhe 2&ndash;3 m<a name="FNanchor_481" id="FNanchor_481" href="#Footnote_481" class="fnanchor">481</a>. Als eine Ingenieurarbeit
-größeren Umfangs ist aus der griechischen Geschichte die Trockenlegung
-des Kopaissees unter <span class="gesperrt">Alexander</span> dem Großen zu erwähnen<a name="FNanchor_482" id="FNanchor_482" href="#Footnote_482" class="fnanchor">482</a>.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p205" id="Page_p205">[Pg p205]</a></span></p>
-
-<p>Bei <span class="gesperrt">Heron</span> begegnen uns auch die ersten Anweisungen darüber,
-wie man sich beim Bergbau unter der Erde zu orientieren
-hat. Aus diesen Anfängen hat sich, besonders seit dem Zeitalter
-<span class="gesperrt">Agricolas</span>, des Begründers der neueren Mineralogie (16. Jahrhundert),
-die Markscheidekunst entwickelt.</p>
-
-<p>Durch <span class="gesperrt">Herons</span> Schriften wird man am besten mit dem konkreten
-Messen und Rechnen seiner Zeit und mit den damals gebräuchlichen
-Maßen bekannt. Für das kaufmännische Rechnen
-fehlt es leider an einer ähnlichen Überlieferung<a name="FNanchor_483" id="FNanchor_483" href="#Footnote_483" class="fnanchor">483</a>. Doch begegnet
-uns bei <span class="gesperrt">Heron</span> die schon im alten Ägypten gepflegte
-Verteilungs- und Gesellschaftsrechnung. Bekannt ist beispielsweise
-<span class="gesperrt">Herons</span> Brunnenaufgabe. Es wird darin nach der Zeit
-gefragt, innerhalb deren durch mehrere Röhren ein Behälter mit
-Wasser gefüllt werden kann, wenn man die Füllzeit für jede
-einzelne Röhre kennt.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Heron</span> hat auch eine Katoptrik geschrieben. Sie läßt uns
-erkennen, daß schon im Altertum die Ansicht bestand, daß die
-Natur nichts vergeblich tue. Von diesem Prinzip ausgehend, wurde
-die gradlinige Ausbreitung des Lichtes erklärt. Die gleiche Betrachtungsweise
-leitete <span class="gesperrt">Heron</span> bei dem Nachweise, daß der Weg,
-den das einfallende und das reflektierte Licht zurücklegt, nur
-dann ein Minimum ist, wenn der Einfallswinkel gleich dem Reflexionswinkel
-ist<a name="FNanchor_484" id="FNanchor_484" href="#Footnote_484" class="fnanchor">484</a>.</p>
-
-
-<h3>Naturbeschreibung und Heilkunde
-im alexandrinischen Zeitalter.</h3>
-
-<p>Bei der Beurteilung der Schriften eines <span class="gesperrt">Ptolemäos</span>, <span class="gesperrt">Euklid</span>
-und <span class="gesperrt">Heron</span> läßt es sich schwer entscheiden, was diese Männer
-auf den von ihnen behandelten Gebieten Eigenes, Neues geschaffen,
-und was sie ihren Zeitgenossen und Vorgängern entlehnt haben.
-Es kann indessen auch gar nicht die Aufgabe der hier gebotenen,
-zusammenhängenden Darstellung einer Geschichte der Wissenschaften
-sein, im einzelnen Prioritätsansprüche gegeneinander abzuwägen.
-Diese, in der Regel wenig fruchtbringende Aufgabe muß<span class="pagenum"><a name="Page_p206" id="Page_p206">[Pg p206]</a></span>
-der historischen Einzelforschung überlassen bleiben, eine Einschränkung,
-die hier auch gleich für die Behandlung späterer
-Perioden der Wissenschaft gemacht sei. Für uns ist es viel wichtiger,
-in den jeweiligen Stand der Kenntnisse einzudringen und
-den logischen Zusammenhang, die bedingenden Ursachen aufzuweisen.
-Für diesen Zweck war die etwas ausführlichere Darstellung,
-die wir den genannten drei alexandrinischen Gelehrten gewidmet
-haben, von Wert.</p>
-
-<p>Während die Astronomie, die Mathematik und einige Zweige
-der Physik von den Alexandrinern sehr gepflegt und gefördert
-wurden, wandten sie den beschreibenden Naturwissenschaften eine
-geringere Anteilnahme zu. Vielleicht ist dies in der kommentatorischen
-Gelehrsamkeit der Alexandriner begründet. Bestand doch
-ihre Hauptaufgabe darin, Handschriften zu vergleichen, zu erläutern
-und zu ergänzen. So sagt <span class="gesperrt">Plinius</span> von ihnen: »In den
-Schulen sitzen und Vorträge anhören, war angenehmer, als durch
-Einöden zu gehen und Tag für Tag neue Pflanzen zu suchen<a name="FNanchor_485" id="FNanchor_485" href="#Footnote_485" class="fnanchor">485</a>.«
-Als selbständige Wissenschaft hörte die Botanik auf. Sie bestand
-in der alexandrinischen Schule nur noch als ein Zweig der Heilkunde,
-als Heilmittellehre, weiter. Es war deshalb von Bedeutung
-für die Entwicklung der Botanik, daß auch die Geographen dieses
-Zeitalters der Pflanzenwelt ihre Aufmerksamkeit zuwandten. Vor
-allem ist hier <span class="gesperrt">Strabon</span> als der größte unter den Geographen der
-spätalexandrinischen Schule zu nennen. Wenn dieser Mann auch
-nicht selbst Pflanzenkenner war, so nahm er doch die Pflanzen-
-und die Tierwelt als Gegenstand seiner Wissenschaft mit Recht
-in Anspruch, so daß seit <span class="gesperrt">Strabons</span> Auftreten die Bedeutung der
-Botanik für die allgemeine Erdkunde stets gewürdigt worden ist.</p>
-
-<p>In höherem Maße als die Botanik wurde die Anatomie bei
-den Alexandrinern gepflegt. An erster Stelle sind hier <span class="gesperrt">Herophilos</span>
-(um 300 v. Chr.) und <span class="gesperrt">Erasistratos</span><a name="FNanchor_486" id="FNanchor_486" href="#Footnote_486" class="fnanchor">486</a> (um 280 v. Chr.) zu
-nennen. Von <span class="gesperrt">Herophilos</span>, einem der bedeutendsten Ärzte des
-Altertums<a name="FNanchor_487" id="FNanchor_487" href="#Footnote_487" class="fnanchor">487</a>, rührt die erste eingehendere Untersuchung des Auges
-her, während <span class="gesperrt">Erasistratos</span> die blutführenden Venen von den,
-nach damaliger Ansicht, mit Pneuma gefüllten Arterien unterschied.<span class="pagenum"><a name="Page_p207" id="Page_p207">[Pg p207]</a></span>
-<span class="gesperrt">Erasistratos</span> war auch nahe daran, den Kreislauf des Blutes
-zu erkennen. Er scheiterte nur an dem soeben erwähnten Irrtum,
-daß die Arterien das Pneuma (den Luftgeist) enthielten. Andererseits
-erkannte er ganz richtig das Herz als den Ausgangspunkt
-der Gefäße, sowie das Gehirn als die Ursprungsstelle der Nerven.
-Vor allem wurde die Anatomie dadurch auf eine sichere Grundlage
-gestellt, daß man die Sehnen von den Nerven unterschied
-und letztere als die Organe der Empfindung sowie die Muskeln
-als die Werkzeuge der Bewegung kennenlernte. Allerdings waren
-die Alexandriner in ihren Mitteln nicht sehr wählerisch, da sie
-selbst vor Vivisektionen an Menschen nicht zurückscheuten<a name="FNanchor_488" id="FNanchor_488" href="#Footnote_488" class="fnanchor">488</a>.</p>
-
-
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p208" id="Page_p208">[Pg p208]</a></span></p>
-
-
-
-
-<h2>5. Die Naturwissenschaften bei den Römern.</h2>
-
-
-<p>Weit später als in Griechenland und in dem von Griechen
-bewohnten Süden Italiens entwickelte sich eine höhere geistige
-Kultur in Mittelitalien. Die Hauptmasse der Bevölkerung dieses
-Teiles der Apenninenhalbinsel war in vorgeschichtlichen Zeiten,
-als ein den Hellenen und Kelten verwandtes Volk, über die
-Alpen eingedrungen. Sie war dort zunächst mit den Etruskern,
-einem Volk, dessen Abstammung zweifelhaft ist, in Berührung getreten.
-Erst weit später machte sich der Einfluß der in Süditalien
-bestehenden griechischen Ansiedelungen auf die mittelitalischen
-Völkerschaften geltend. Es geschah dies erst, nachdem letztere
-unter der Führung Roms eine staatliche Einigung erfahren hatten.</p>
-
-<p>Während man sich in den unserer Zeitrechnung vorangehenden
-Jahrhunderten in der Stille des alexandrinischen Gelehrtentempels
-die Welt zu erkennen mühte, hatte man sie von Mittelitalien
-aus durch die Gewalt der Waffen unterjocht. Griechenland
-war schon länger als ein Jahrhundert römische Provinz, als im
-Jahre 30 v. Chr. Ägypten dasselbe Schicksal ereilte. Die politische
-Umgestaltung dieses Landes vollzog sich jedoch allmählich, da der
-römische Einfluß sich schon lange vor jenem Zeitpunkt in stetig
-wachsendem Maße geltendgemacht hatte. Diese Umgestaltung
-war daher auch für die Wissenschaften nicht von solch einschneidender
-Bedeutung, wie später das Hereinbrechen entfesselter, barbarischer
-Horden. In dem Maße nämlich, wie die Römer das dem
-Osten sein geistiges Gepräge verleihende Griechenland politisch
-überwanden, nahmen sie den Inhalt der griechischen Bildung in sich
-auf. Sie wurden die Herren, aber zugleich die Schüler der Griechen.
-Auch aus den reichen literarischen Schöpfungen der Semiten und
-der Ägypter vermochten die Römer zu schöpfen<a name="FNanchor_489" id="FNanchor_489" href="#Footnote_489" class="fnanchor">489</a>. Meister sind
-sie auf dem Gebiete der Kunst und Wissenschaft indessen nicht
-geworden. Weit mehr entsprach ihrem ganzen Sinne sowie ihren
-Bedürfnissen eine Fortentwicklung der Technik. Auf diesem Felde<span class="pagenum"><a name="Page_p209" id="Page_p209">[Pg p209]</a></span>
-haben sie, wie die großartigen Überreste ihrer Werke noch heute
-bezeugen, die Griechen zweifelsohne übertroffen. Doch erfuhr die
-wissenschaftliche Grundlage der Technik, die Mechanik nämlich,
-durch die Römer keinen wesentlichen Fortschritt. Wurde auch
-während der Kaiserzeit Rom, nachdem es zum politischen Mittelpunkt
-der Welt geworden, neben Alexandria mehr und mehr zu
-einem Sitz der Wissenschaften, so kann man doch von einem römischen
-Zeitalter der letzteren nicht sprechen. Darüber, sich die
-Elemente der griechischen Bildung anzueignen, sind die Römer
-kaum hinausgekommen, während in dem römisch gewordenen
-Alexandria ein neuer, bedeutender Aufschwung die ersten Jahrhunderte
-unserer Zeitrechnung ausfüllt.</p>
-
-<p>Als der Hellenismus etwa um die Zeit des zweiten punischen
-Krieges das römische Geistesleben zu durchdringen begann, hatte
-die römische Literatur noch keine Schöpfung von einiger Bedeutung
-aufzuweisen. Ein mit wissenschaftlichen Dingen sich befassendes
-Prosaschrifttum fehlte ihr bis zu dem angegebenen Zeitpunkt
-noch fast gänzlich. Was auf diesem Gebiete vorhanden
-war, betraf lediglich die Grundlagen des Rechtswesens, die Führung
-von Chroniken, den Kultus und die engeren Bedürfnisse des praktischen
-Lebens. Vom größten Einfluß auf die Literatur des
-römischen Volkes wurde seine Berührung mit den Griechen, zunächst
-mit den Kolonien Süditaliens und später mit dem griechischen
-Mutterlande. Eingeleitet wurde die Berührung zwischen
-Römer- und Griechentum durch den Handel. Zu einer innigeren
-Durchdringung kam es jedoch erst durch den kriegerischen Zusammenstoß,
-der die römischen Heere in die griechischen Kolonien
-und nach Hellas führte und umgekehrt zahlreiche Griechen sowie
-griechische Kunst- und Wissensschätze nach Rom gelangen ließ.
-Diese Umwälzungen begannen im 3. vorchristlichen Jahrhundert
-mit dem tarentinischen (282&ndash;272) und dem ersten punischen
-Kriege (264&ndash;241). Um 200 folgte die Besiegung Makedoniens,
-und wenige Jahrzehnte später wurde durch <span class="gesperrt">Aemilius Paulus</span>
-dem einst dem römischen an Umfang und Bedeutung gleichen
-makedonischen Reiche durch die Schlacht bei Pydna (168 v. Chr.)
-ein Ende bereitet. Zahlreiche Geiseln, zumeist vornehmen und gebildeten
-hellenischen Familien entsprossen, kamen infolge dieses
-Sieges nach Rom. Eins der wertvollsten Beutestücke, welche der
-Sieger heimbrachte, war die Bibliothek des makedonischen Königs.
-Infolge dieser Geschehnisse bildete sich in Rom ein stetig wachsender
-Kreis von Freunden griechischer Bildung, die voll Bewunde<span class="pagenum"><a name="Page_p210" id="Page_p210">[Pg p210]</a></span>rung
-den Vorträgen nach Rom gewanderter Rhetoren und Philosophen
-lauschten. Aus dieser geistigen Verbrüderung trat mit
-immer größerer Deutlichkeit das Bestreben hervor, durch die Vereinigung
-der realen römischen Macht mit dem Inhalt des griechischen
-Geisteslebens innerhalb eines einzigen Staatsgebildes ein von
-den bisherigen engen nationalen Schranken befreites Weltbürgertum
-entstehen zu lassen.</p>
-
-<p>Unter den Männern, die sich gegen diese Entwicklung
-stemmten, ohne sie jedoch nur im geringsten hemmen zu können,
-ist besonders <span class="gesperrt">Marcus Portius Cato</span> zu nennen. Dem Haß, mit
-dem er in jeder Sitzung des Senats die Zerstörung Karthagos
-forderte, kam seine Erbitterung gegen griechische Bildung und
-griechisches Geistesleben gleich. Aus dieser Stellungnahme erwuchsen
-<span class="gesperrt">Catos</span> »Unterweisungen«, ein Werk, das eine Art Enzyklopädie
-darstellte und zeigen sollte, daß die ältere römische
-Literatur es mit der besonders ihrer Neuheit wegen so hoch eingeschätzten
-griechischen wohl aufnehmen könne. Von <span class="gesperrt">Catos</span>
-»Unterweisungen« sind nur einige Fragmente erhalten geblieben.
-Dagegen besitzen wir in seinem Buche über die Landwirtschaft
-(De agricultura) das älteste auf unsere Zeit gekommene Werk des
-lateinischen Prosaschrifttums. Es ist eine der wichtigsten Quellen
-für die an späterer Stelle ausführlich zu besprechende »Naturgeschichte«
-des <span class="gesperrt">Plinius</span> gewesen.</p>
-
-<p>Von dem die Hellenen beherrschenden Streben, im Einzelnen
-das Allgemeine, die Idee zu finden, gingen die Römer später zu
-einem mehr empirischen, oft unkritischen Beobachten des Äußerlichen
-über und gelangten auf diesem Wege mitunter zu Plattheiten,
-wie sie uns bei <span class="gesperrt">Cicero</span> begegnen, der da meinte, die
-Naturwissenschaft suche entweder nach Dingen, die niemand wissen
-könne, oder nach solchen, die niemand zu wissen brauche. Es
-sind manche Vermutungen darüber ausgesprochen worden, weshalb
-die Römer das von den Griechen begonnene Werk nicht fortgesetzt
-haben, so daß auf die Begründung der Wissenschaften unmittelbar
-ihr weiterer Ausbau gefolgt wäre. Die einen erblicken die
-Ursache dieser Erscheinung in dem Fehlen der experimentellen
-Forschungsweise, obgleich doch, wie wir sahen, die Ansätze zu
-einer solchen in der Blütezeit der alexandrinischen Periode wohl
-vorhanden waren. Andere meinen, die Römer, welche zwar die
-berufenen Erben der Griechen gewesen seien, hätten bei ihrer Aufgabe,
-die Welt zuerst zu erobern und sie dann zu beherrschen,
-weder Zeit noch Sinn für die Beschäftigung mit wissenschaftlichen<span class="pagenum"><a name="Page_p211" id="Page_p211">[Pg p211]</a></span>
-Dingen gehabt. Auch den Mangel an Werkzeugen für die wissenschaftliche
-Arbeit, wie sie die neuere Zeit in Fülle hervorbrachte,
-hat man dafür verantwortlich machen wollen, daß die Wissenschaft
-nach ihrer Begründung zunächst keine wesentlichen Fortschritte
-aufwies.</p>
-
-<p>Die Einflüsse, welche die in Frage stehenden sowie ähnliche
-Erscheinungen in der Entwicklung der Zivilisation und des Geisteslebens
-herbeigeführt haben, sind für uns, die wir solch entlegene
-Zeiten durch ein sehr getrübtes Medium erblicken, nicht mehr
-scharf erkennbar. Jedenfalls haben hier nicht nur eine oder einige
-der genannten Ursachen mitgespielt, sondern es hat ein Zusammenwirken
-zahlreicher Umstände stattgefunden. Die natürlichen Anlagen,
-die auch bei nahe verwandten Völkern nicht immer die
-gleichen sind, sowie die Macht der politischen und der religiösen
-Verhältnisse werden jedenfalls hierbei in erster Linie den Ausschlag
-gegeben haben. So war<a name="FNanchor_490" id="FNanchor_490" href="#Footnote_490" class="fnanchor">490</a> »die ganze Geistesanlage der
-Römer nach wesentlich anderen Gebieten gerichtet als dem der
-reinen Wissenschaft«. Und selbst als Rom Weltreich geworden,
-betonte <span class="gesperrt">Cicero</span>, daß die griechischen Mathematiker auf dem Gebiete
-der reinen Geometrie das Glänzendste geleistet, während
-sich die Römer nur auf die Ausübung des Rechnens und des Ausmessens
-beschränkt hätten<a name="FNanchor_491" id="FNanchor_491" href="#Footnote_491" class="fnanchor">491</a>.</p>
-
-
-<h3>Meßkunst und Astronomie bei den Römern.</h3>
-
-<p>Die Römer hielten die Feldmeßkunst für wenigstens eben so
-alt wie Rom. Sie wurde zuerst von Priestern ausgeübt, um das
-zu den Tempeln gehörende Land abzugrenzen. In der Kaiserzeit
-war die Feldmeßkunst sehr entwickelt. Wer sie ausüben wollte,
-mußte eine Schule durchmachen und eine Prüfung ablegen<a name="FNanchor_492" id="FNanchor_492" href="#Footnote_492" class="fnanchor">492</a>.</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig38" id="fig38" href="images/abb38.jpg"><img width="224" height="300" src="images/abb38.jpg" alt="[Abb. 38]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 38.
-Der Meßapparat der Römer.</div>
-</div>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig39" id="fig39" href="images/abb39.jpg"><img width="204" height="300" src="images/abb39.jpg" alt="[Abb. 39]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 39. Die Rekonstruktion der Groma.</div>
-</div>
-
-<p>Die ersten Kenntnisse in der Feldmeßkunst verdankten die
-Römer sehr wahrscheinlich den Etruskern. Als Meßapparat benutzten
-sie ein Winkelkreuz, das aus zwei in der horizontalen
-Ebene sich schneidenden Linealen bestand. Eine Abbildung dieses
-Apparates wurde auf dem Grabe eines römischen Feldmessers gefunden<a name="FNanchor_493" id="FNanchor_493" href="#Footnote_493" class="fnanchor">493</a>.
-An den Enden der Lineale befanden sich Lote. Die<span class="pagenum"><a name="Page_p212" id="Page_p212">[Pg p212]</a></span>
-alten Italer vermochten mit Hilfe dieses Instrumentes, der Groma,
-und der Meßstange schon die Breite eines Flusses von einem Ufer
-aus zu bestimmen, ohne den Fluß zu überschreiten. Für diese
-Aufgabe war sogar eine bestimmte Bezeichnung im Gebrauch<a name="FNanchor_494" id="FNanchor_494" href="#Footnote_494" class="fnanchor">494</a>.
-Das erwähnte, von den Römern benutzte Winkelmeßinstrument
-haben neuere Ausgrabungen
-ans Licht
-gebracht. Die nebenstehende
-Abbildung <a href="#fig38">38</a>
-stellt ein bei der
-Limesforschung<a name="FNanchor_495" id="FNanchor_495" href="#Footnote_495" class="fnanchor">495</a> entdecktes
-Exemplar dar. Die Abbildung
-<a href="#fig39">39</a> zeigt uns eine Rekonstruktion.
-Das Instrument<a name="FNanchor_496" id="FNanchor_496" href="#Footnote_496" class="fnanchor">496</a>
-der Römer bedeutet gegen <span class="gesperrt">Herons</span> Dioptra einen Rückschritt.
-Sie benutzten es zur Festlegung der Nord-Süd-Linie und<span class="pagenum"><a name="Page_p213" id="Page_p213">[Pg p213]</a></span>
-zum Abstecken rechter Winkel. Als Nivellierlineal bedienten sie
-sich einer Art Kanalwage. Besonders fand die Groma Verwendung,
-wenn es sich darum handelte, eine Niederlassung oder eine
-Flur durch ein System rechtwinklig sich schneidender Wege einzuteilen.</p>
-
-<p>Einen Aufschwung erfuhr die Mathematik zur Zeit <span class="gesperrt">Cäsars</span>.
-Es zeigten sich die Anfänge einer eigenen mathematischen Literatur,
-wie denn auch <span class="gesperrt">Cäsar</span> selbst als Schriftsteller auf mathematischem
-Gebiete tätig gewesen ist. Hat doch <span class="gesperrt">Plinius</span> ein von
-<span class="gesperrt">Cäsar</span> verfaßtes und »De astris« betiteltes Werk vielfach als Quelle
-für das XVIII. Buch seiner »Naturgeschichte« benutzt. <span class="gesperrt">Cäsar</span>
-hatte sich zwei große Aufgaben auf dem Gebiete der angewandten
-Mathematik gestellt. Er wollte den in die größte Verwirrung geratenen
-römischen Kalender verbessern und eine Vermessung des
-ganzen römischen Reiches ins Werk setzen.</p>
-
-<p>Bis zum Jahre 46 v. Chr. hatte man in Rom nach Mondjahren
-gerechnet und durch ziemlich regelloses Einschieben von Schaltmonaten
-den Kalender den Jahreszeiten anzupassen gesucht. Der
-Fehler war indessen schließlich so groß geworden, daß um die Zeit
-<span class="gesperrt">Cäsars</span> der Tag der Frühlingsnachtgleiche 85 Tage vor die wirkliche
-Nachtgleiche, also mitten in den Winter fiel. Nach der Rückkehr
-von dem ägyptischen Feldzug (47 v. Chr.) regelte <span class="gesperrt">Cäsar</span> den
-Kalender unter Mitwirkung des alexandrinischen Astronomen <span class="gesperrt">Sosigenes</span>.
-Es gelangte die Zeitrechnung zur Einführung, von der
-uns das Dekret von Kanopus schon Kunde gibt<a name="FNanchor_497" id="FNanchor_497" href="#Footnote_497" class="fnanchor">497</a>. Das Jahr wurde
-nämlich in der Folge zu 365 Tagen gerechnet und im 4. Jahre,
-jedesmal vor dem 24. Februar, dem dies <span lang="la" xml:lang="la">sextus ante calendas
-Martis</span>, ein Tag als <span lang="la" xml:lang="la">bissextus</span> (daher auch <span lang="la" xml:lang="la">annus bissextilis</span>) eingeschaltet.</p>
-
-<p>Die von <span class="gesperrt">Cäsar</span> geplante Vermessung des römischen Reiches
-ist wahrscheinlich auch durch alexandrinische Gelehrte angeregt
-worden. Die Verpachtung der Provinzen, die Heereszüge und die
-Ausdehnung der Kriegs- und Handelsflotte ließen diese Arbeit als
-dringend erforderlich erscheinen. Da <span class="gesperrt">Cäsar</span> indessen vorzeitig
-durch Mörderhand hinweggerafft wurde, blieb die Ausführung dem
-<span class="gesperrt">Augustus</span> vorbehalten. Die Vermessung, welche der <span class="gesperrt">Augustus</span>
-nahestehende Feldherr und Staatsmann <span class="gesperrt">Agrippa</span> leitete, wurde
-nach fast dreißigjähriger Arbeit im Jahre 20 v. Chr. beendet und
-besaß für Italien, Griechenland und Ägypten einen ziemlich hohen<span class="pagenum"><a name="Page_p214" id="Page_p214">[Pg p214]</a></span>
-Grad von Genauigkeit, während andere Länder nur durch Leute,
-die man Dimensoren nannte, ausgeschritten wurden. Ihr Ergebnis
-war eine gewaltige Karte, welche in einer für diesen Zweck errichteten
-Säulenhalle »der Welt die Welt als Schauspiel« darbot<a name="FNanchor_498" id="FNanchor_498" href="#Footnote_498" class="fnanchor">498</a>.
-Neuerdings sind Zweifel darüber entstanden, ob diese auch wohl
-nach <span class="gesperrt">Agrippa</span> benannte Karte auf Grund genauerer Messungen
-entworfen wurde. Indessen, selbst wenn es unentschieden bleibt,
-welchen Wert die Karte besessen, so ist <span class="gesperrt">Agrippas</span> Unternehmen
-doch ohne Zweifel das Vorbild für spätere, den <span lang="la" xml:lang="la">orbis terrarum</span>
-umfassende Karten gewesen. Von diesen ist noch heute ein Exemplar
-erhalten, das offenbar für strategische Zwecke gedient hat.
-Es ist unter dem Namen der Tabula Peutingeriana bekannt, enthält
-die Heerstraßen für das ganze römische Reich und befindet sich
-in Wien<a name="FNanchor_499" id="FNanchor_499" href="#Footnote_499" class="fnanchor">499</a>. <a href="#fig40">Abb. 40</a> zeigt den Teil, der die Balkanhalbinsel darstellt.</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig40" id="fig40" href="images/abb40.jpg"><img width="300" height="251" src="images/abb40_t.jpg" alt="[Abb. 40]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 40. Peutingers Karte (Balkanhalbinsel).</div>
-</div>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p215" id="Page_p215">[Pg p215]</a></span></p>
-
-<p>Die ganze Karte (<a href="#fig40">Abb. 40</a> stellt ein Stück aus der Mitte dar),
-besteht aus einer Rolle von 11 Pergamentblättern und ist etwa
-7 m lang und 0,3 m hoch. Die eigentümliche Verzerrung in der
-Richtung Ost-West ist aus der Rollenform zu erklären. Bei dem
-Entwurf trat nämlich offenbar der kartographische Gesichtspunkt
-hinter dem rein praktischen, eine bequeme Übersicht über die
-Wege zu haben, zurück. Durch die hakenförmigen Unterbrechungen
-der Wege (Itinerarien) sind die Stationen angedeutet. Ihre Entfernungen
-sind durch Zahlen bezeichnet. Meist handelt es sich
-um römische Meilen, das sind 1000 Schritte (milia passuum) oder
-1482 m<a name="FNanchor_500" id="FNanchor_500" href="#Footnote_500" class="fnanchor">500</a>.</p>
-
-<p>Mit astronomischen Dingen haben sich die Römer erst verhältnismäßig
-spät und meist nur aus praktischen Gründen beschäftigt.
-Mit den Sonnenuhren wurden sie<a name="FNanchor_501" id="FNanchor_501" href="#Footnote_501" class="fnanchor">501</a> erst um die Mitte
-des 3. vorchristlichen Jahrhunderts, mit den Wasseruhren etwa
-ein Jahrhundert später bekannt, während die Chaldäer sich der
-Sonnenuhren schon 750 v. Chr. bedienten<a name="FNanchor_502" id="FNanchor_502" href="#Footnote_502" class="fnanchor">502</a>.</p>
-
-
-<h3>Die Pflege der »Ingenieurmechanik«.</h3>
-
-<p>Wie die Mathematik und die Astronomie, so wurde auch die
-Mechanik bei den Römern weniger ihrer selbst, als ihres praktischen
-Nutzens wegen gepflegt. Es erwuchs ein Gebiet, das die
-Bezeichnung Ingenieurkunst oder Ingenieurmechanik verdient und
-bei den Römern zu hoher Blüte gedieh<a name="FNanchor_503" id="FNanchor_503" href="#Footnote_503" class="fnanchor">503</a>.</p>
-
-<p>Einen guten Einblick in die Ingenieurmechanik der Römer
-erhält man durch das den wenig zutreffenden Titel »Über die
-Architektur« tragende Werk <span class="gesperrt">Vitruvs</span><a name="FNanchor_504" id="FNanchor_504" href="#Footnote_504" class="fnanchor">504</a>. <span class="gesperrt">M. Vitruvius Pollio</span>
-lebte zur Zeit des <span class="gesperrt">Augustus</span>. Er befaßte sich besonders mit dem
-Bau von Kriegsmaschinen und wurde von <span class="gesperrt">Augustus</span> mit der Leitung
-des Bauwesens betraut. Eine kurze Inhaltsangabe des Werkes
-von <span class="gesperrt">Vitruv</span> möge uns den damaligen Stand des Wissens erläutern.<span class="pagenum"><a name="Page_p216" id="Page_p216">[Pg p216]</a></span>
-<span class="gesperrt">Vitruv</span> beginnt damit, daß er für den Ingenieur eine vielseitige
-wissenschaftliche Ausbildung verlangt. Er soll nicht nur in der
-Mathematik bewandert, sondern auch mit den Grundzügen des
-Rechtes und mit der Heilkunde vertraut sein. Komme doch
-letztere schon in Frage, wenn es sich um die Wahl passender und
-gesunder Bauplätze handle.</p>
-
-<p>Sehr zutreffend ist auch, was <span class="gesperrt">Vitruv</span> über das Verhältnis
-zwischen Theorie und Praxis sagt: »Diejenigen, die ohne Wissenschaft
-nur nach mechanischer Fertigkeit strebten, haben sich durch
-ihre Arbeiten niemals maßgebenden
-Einfluß erwerben können. Umgekehrt
-scheinen diejenigen, die sich
-lediglich auf die Wissenschaft verlassen
-haben, dem Schatten nachgejagt
-zu sein. Nur die, welche
-Theorie und Praxis gründlich beherrschen,
-haben die volle Rüstung,
-um das Ziel, das sie sich gesteckt
-haben, zu erreichen.«</p>
-
-<p>Die in diesen Worten ausgesprochene
-Mahnung
-gilt bis
-auf den heutigen
-Tag<a name="FNanchor_505" id="FNanchor_505" href="#Footnote_505" class="fnanchor">505</a>.</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig41" id="fig41" href="images/abb41.jpg"><img width="300" height="289" src="images/abb41_t.jpg" alt="[Abb. 41]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 41. Römisches Hebezeug<a name="FNanchor_506" id="FNanchor_506" href="#Footnote_506" class="fnanchor">506</a>.</div>
-</div>
-
-<p>Im zweiten
-Buche bespricht
-<span class="gesperrt">Vitruv</span> die Baumaterialien.
-Geschildert
-wird das Brennen und das Löschen des Kalkes. Auch
-die Puzzolanerde, die mit Kalk vermischt für Wasserbauten Verwendung
-fand, wird erwähnt. Dann folgen Angaben über den
-Bau von Häusern, Tempeln, Bädern usw. In einem Abschnitte
-über die Wandmalerei werden als geeignete Farben Zinnober,
-Kupfergrün und Ocker genannt. Das achte Buch handelt von den
-Quellen und der Anlage von Wasserleitungen. Erwähnung finden<span class="pagenum"><a name="Page_p217" id="Page_p217">[Pg p217]</a></span>
-auch bittere Quellen und Erdölquellen sowie der Asphaltsee bei
-Babylon, welcher das Bindematerial für die dortigen Bauten lieferte.
-Im neunten Buche ist besonders von physikalischen und astronomischen
-Dingen die Rede, während das letzte von Pumpwerken, Feuerspritzen
-und anderen Maschinen handelt. Von den praktisch-physikalischen
-Instrumenten ist die Schnellwage, die auch heute noch
-den Namen der römischen Wage führt, wohl dasjenige, das die Römer
-selbständig erfunden haben und schon in der altrömischen Zeit anwandten<a name="FNanchor_507" id="FNanchor_507" href="#Footnote_507" class="fnanchor">507</a>.
-<a href="#fig42">Abb. 42</a> zeigt uns zwei in Pompeji entdeckte Schnellwagen.
-Sie werden, wie die Mehrzahl der in Pompeji gemachten
-Funde, im Nationalmuseum in Neapel aufbewahrt. Die Erfindung
-der römischen Wage reicht mindestens bis
-in das 3. Jahrhundert v. Chr. zurück. Das
-Laufgewicht wurde sehr oft künstlerisch gestaltet,
-indem man diesem Teil der Wage
-die Form einer Frucht (Granatapfel) oder
-einer Büste (Merkur) gab.</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig42" id="fig42" href="images/abb42.jpg"><img width="187" height="300" src="images/abb42.jpg" alt="[Abb. 42]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 42. Römische
-Schnellwagen.</div>
-</div>
-
-<p>Die Leistungen der Römer gingen auf
-den Gebieten der Architektur und der Ingenieurkunst
-(Brückenbau, Schiffsbau, Anlage
-von Wasserleitungen, Heerstraßen, kriegstechnischen
-Arbeiten) jedenfalls über das
-rein handwerksmäßige Schaffen hinaus. Diese
-Leistungen setzen nämlich wissenschaftlich
-und praktisch vorgebildete Architekten und
-Ingenieure voraus. Besondere Schulen, wie sie für Philosophie,
-Rhetorik, Jurisprudenz und Medizin bestanden, gab es für die
-Ingenieure zwar nicht. Wer das Ingenieurfach ergreifen wollte,
-wurde in jugendlichem Alter einem Fachmann in die Lehre
-gegeben. Voraussetzung für die Erlernung der Ingenieurkunst
-waren Kenntnisse in der Mathematik, der Optik, der Astronomie,
-der Geschichte und im Rechtswesen. Während der Kaiserzeit
-wirkten in Rom neben den Lehrern für Rhetorik, Heilkunde
-usw. auch solche, die in der Mechanik und in der Architektur
-unterrichteten. Für Gehalt und Lehrsäle sorgte der Staat.
-Auch befreite er wohl die Väter, die ihre Söhne die Ingenieurkunst
-erlernen lassen wollten, von der Zahlung der Steuern. Die
-gleiche Vergünstigung erhielten Ingenieure, die sich als Lehrer in<span class="pagenum"><a name="Page_p218" id="Page_p218">[Pg p218]</a></span>
-ihrem Fache auszeichneten. Wie sehr man die Bedeutung der
-Ingenieure zu würdigen wußte, beweist folgende Stelle aus einem
-Briefe, den Kaiser <span class="gesperrt">Konstantin</span> (323&ndash;337) an einen seiner Statthalter
-richtete. Sie lautet: »Wir brauchen möglichst viele Ingenieure.
-Da es an solchen mangelt, veranlasse zu diesem Studium
-Personen, die ungefähr 18 Jahre alt sind und die zur allgemeinen
-Bildung nötigen Wissenschaften bereits kennengelernt haben. Befreie
-die Eltern von den Steuern und gewähre den Schülern ausreichende
-Mittel<a name="FNanchor_508" id="FNanchor_508" href="#Footnote_508" class="fnanchor">508</a>.«</p>
-
-<p>Die Mechanik hatte also, wo es sich um praktische Anwendungen
-handelte, zur Zeit der Alexandriner und der Römerherrschaft
-schon manche Frucht gezeitigt. Anders stand es um die
-Mechanik als wissenschaftliche Disziplin. Welch unvollkommene
-Vorstellungen in mechanischen Dingen die meisten Schriftsteller
-des Altertums hegten, davon läßt sich manches Beispiel nachweisen.
-So erzählt <span class="gesperrt">Plinius</span> folgende Fabel von dem Schiffshalter (<span lang="la" xml:lang="la">Echineis
-remora</span>), einem Fisch des Mittelmeeres, der eine Anzahl Saugnäpfe
-auf der Stirn trägt, mit denen er sich an Schiffen und anderen
-Gegenständen festhält: »Mögen die Stürme wüten und die Wogen
-rasen, dieses kleine Geschöpf spottet ihrer Wut, zähmt ihre Kraft
-und zwingt ein Schiff zu stehen, während kein Tau und kein Anker
-dazu imstande sind. Und zwar hemmt es den Ansturm und bezwingt
-es die Elemente nicht durch eigene Arbeit oder Gegenwirkung,
-sondern einzig und allein dadurch, daß es sich anhängt.«</p>
-
-<p>Eine solche Unklarheit herrschte also bezüglich eines so einfachen
-mechanischen Begriffes, daß ein Schriftsteller wie <span class="gesperrt">Plinius</span>,
-lange nachdem die ersten erfolgreichen Schritte auf dem Gebiete
-der Mechanik durch <span class="gesperrt">Archimedes</span> getan waren, derartige Fabeln
-ohne Widerspruch aufnahm. Hierin zeigt sich aber auch, daß
-<span class="gesperrt">Archimedes</span> auf das physikalische Denken der auf ihn folgenden
-Jahrhunderte einen nur geringen Einfluß ausgeübt hat. Das volle
-Verständnis für seine Werke sowie die Fähigkeit, an das von ihm
-Geleistete anzuknüpfen und darauf weiterzubauen, scheint in den
-nächsten anderthalb Jahrtausenden mit geringen Ausnahmen gefehlt
-zu haben.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p219" id="Page_p219">[Pg p219]</a></span></p>
-
-
-<h3>Die Literatur während der Kaiserzeit.</h3>
-
-<p>Die Literatur eines Volkes ist stets nicht nur von seiner Eigenart
-und fremden Einflüssen, sondern auch von dem Gange der
-politischen Entwicklung in hohem Grade abhängig gewesen. Diese
-Abhängigkeit war im Altertum weit größer als in der Neuzeit, in
-der das geistige Leben weniger an nationale Schranken gebunden
-ist und die Freiheit der Einzelpersönlichkeit erheblich zugenommen
-hat. Wie im alten Athen, in Alexandria und in anderen wissenschaftlichen
-Mittelpunkten, so war auch im kaiserlichen Rom die
-Stellung, welche das Oberhaupt des Staates zu Kunst und Wissenschaft
-einnahm, für das Gedeihen dieser Gebiete von großer Bedeutung.
-Schon <span class="gesperrt">Augustus</span>, der die kaiserliche Gewalt begründete,
-brachte der Literatur Interesse und Verständnis entgegen.
-Hat er sich doch selbst als Dichter und als Prosaschriftsteller
-versucht. <span class="gesperrt">Augustus</span> wußte auch in vollem Maße zu würdigen,
-daß die Literatur der staatlichen Macht, von der sie abhängt, entweder
-dienstbar gemacht oder durch eine verkehrte Behandlung
-in einen Gegensatz zur Staatsgewalt gebracht werden kann, wodurch
-die letztere stets mehr oder minder Abbruch erleidet.</p>
-
-<p>Auf die reiche Entfaltung der römischen Literatur im Augusteischen
-Zeitalter folgten unter der Herrschaft des finsteren <span class="gesperrt">Tiberius</span>
-und des dem Cäsarenwahn verfallenen <span class="gesperrt">Caligula</span> Jahrzehnte,
-die weniger günstig waren. Der lähmende Druck, der
-damals auf allen Kreisen lastete, machte sich auch auf dem Gebiete
-des geistigen Schaffens fühlbar. Er wich erst, als nach dem
-Tode <span class="gesperrt">Neros</span> mit <span class="gesperrt">Vespasian</span> ein milder Herrscher den Kaiserthron
-bestieg, auf den ihm &ndash; leider nur für wenige Jahre &ndash; sein
-Sohn <span class="gesperrt">Titus</span> folgte. <span class="gesperrt">Plinius</span> stand zu beiden in naher Beziehung,
-insbesondere zu <span class="gesperrt">Titus</span>. Zwar ist dieser erst in dem Jahre zur
-Regierung gekommen, in dem <span class="gesperrt">Plinius</span> starb. Doch hat <span class="gesperrt">Titus</span>
-schon bei Lebzeiten seines Vaters wie im Staats- so auch im wissenschaftlichen
-Leben einen bedeutenden Einfluß ausgeübt. Während
-<span class="gesperrt">Vespasian</span> noch in erster Linie Kriegsmann war, hatte sich <span class="gesperrt">Titus</span>
-mit der gelehrten Bildung seines Zeitalters schon in dem Maße
-befreundet, daß er, wie <span class="gesperrt">Plinius</span> berichtet, ein Gedicht über das
-Erscheinen eines Kometen verfaßte.</p>
-
-<p>Ein Erzeugnis dieses für die Literatur so günstigen Zeitalters
-der Kaiser aus dem Hause der Flavier ist die »Naturgeschichte«
-des <span class="gesperrt">Plinius</span>. Sie ist das umfassendste Denkmal, das wir von den
-naturwissenschaftlichen Kenntnissen der Römer besitzen und ent<span class="pagenum"><a name="Page_p220" id="Page_p220">[Pg p220]</a></span>hält
-zahlreiche Angaben, die ohne die gewissenhaften Aufzeichnungen
-des <span class="gesperrt">Plinius</span> verlorengegangen wären. Sie wurde, wie aus
-der Vorrede zu entnehmen ist, im 77. oder 78. Jahre n. Chr. vollendet.</p>
-
-
-<h3>Plinius.</h3>
-
-<p><span class="gesperrt">Cajus Plinius Secundus Major</span> wurde im Jahre 23 n. Chr.
-zu Como geboren. Er empfing den Beinamen Major (der Ältere),
-um ihn von seinem gleichfalls als Schriftsteller bekanntgewordenen
-Neffen gleichen Namens, der den Zusatz Minor (der Jüngere) erhielt,
-zu unterscheiden. <span class="gesperrt">Plinius</span> kam frühzeitig nach Rom, wo
-er sich den <span class="gesperrt">Pomponius Mela</span> zum Vorbild erkor. Dieser hatte
-es verstanden, mit einer verantwortungsvollen amtlichen Tätigkeit
-eine große Vorliebe zum literarischen Schaffen zu verbinden. Hierin
-ist ihm <span class="gesperrt">Plinius</span> gefolgt. Gleich <span class="gesperrt">Pomponius Mela</span> war er militärischer
-Befehlshaber. Von <span class="gesperrt">Vespasian</span> wurde er häufig als Berater
-zu den Regierungsgeschäften herangezogen. In jüngeren
-Jahren hat ihn der Kriegsdienst auch nach Germanien geführt.
-Obgleich er höhere Ämter bekleidete und stets im Drange der
-Geschäfte lebte, fand <span class="gesperrt">Plinius</span> doch Muße, das Wissen seiner Zeit
-in einem Sammelwerke zu umspannen. In der an <span class="gesperrt">Titus</span> gerichteten
-Widmung sagt er von seinem Unternehmen: »Der Weg, den
-ich wandeln werde, ist unbetreten; keiner von uns, keiner von den
-Griechen hat es unternommen, allein das Ganze der Natur zu behandeln.
-Gelingt mir mein Unternehmen nicht, so ist es doch
-großartig und schön, danach gestrebt zu haben.«</p>
-
-<p>Die »Naturgeschichte« wird um 77 n. Chr. ziemlich abgeschlossen
-gewesen sein. Da ihr Verfasser bald darauf plötzlich
-aus seiner Tätigkeit herausgerissen wurde, so erfolgte die Herausgabe
-durch seinen Neffen, den schon erwähnten <span class="gesperrt">Plinius Secundus
-Minor</span>. Offenbar hat dieser nur wenig an dem Werk geändert.
-Er nennt es<a name="FNanchor_509" id="FNanchor_509" href="#Footnote_509" class="fnanchor">509</a> ein »weitläufiges gelehrtes Werk, das nicht minder
-mannigfaltig wie die Natur selbst ist«.</p>
-
-<p>Bekannt ist das tragische Ende des <span class="gesperrt">Plinius</span>. Als er sich im
-Jahre 79 n. Chr. in der Nähe von Neapel aufhielt, begann plötzlich
-jener furchtbare Ausbruch des Vesuvs, durch den Herculanum
-und Pompeji vernichtet wurden. Der unerschrockene Römer ließ
-sich nicht abhalten, der Stätte des Verderbens zuzueilen; mag ihn
-nun Pflichtgefühl oder Wißbegierde dazu getrieben haben. Nach<span class="pagenum"><a name="Page_p221" id="Page_p221">[Pg p221]</a></span>
-der Landung ist er dann der Wut der entfesselten Elemente zum
-Opfer gefallen.</p>
-
-<p>Die Katastrophe selbst hat der jüngere <span class="gesperrt">Plinius</span> in einem an
-den Geschichtsschreiber <span class="gesperrt">Tacitus</span> gerichteten Briefe geschildert.
-Aus diesem mögen einige Stellen hier Platz finden:</p>
-
-<p>»Du bittest mich, dir den Tod meines Oheims zu schildern,
-eines Mannes, der das Glück hatte, große Taten zu vollbringen
-und herrliche Bücher zu schreiben. Ein wunderbares Geschick
-fügte es, daß er beim Untergange einer herrlichen Landschaft den
-Tod fand. Sein Andenken wird jedoch ewig leben.</p>
-
-<p>Mein Onkel befand sich mit der Flotte, die er als Admiral
-befehligte, bei Misenum. Am 22. August meldete man ihm, daß
-sich eine Wolke von ungewöhnlicher Gestalt zeige. Sie hatte das
-Aussehen einer Pinie, deren Stamm sich himmelhoch erhebt und
-deren Zweige sich schirmartig ausbreiten. Mit dem Eifer eines
-Naturforschers, der etwas zu untersuchen wünscht, befahl mein
-Oheim, sogleich ein Schiff zur Abfahrt bereit zu machen. Noch
-bevor er es bestiegen, erhielt er einen am Fuße des Vesuvs geschriebenen
-Brief, in dem er um Hilfe gebeten wurde. Infolgedessen
-mußte die ganze Flotte auslaufen. Mein Oheim steuerte
-auf dem Admiralsschiff kühn der Gefahr entgegen und beobachtete
-vom Verdeck aus den Verlauf der furchtbaren Erscheinung. Gleichzeitig
-diktierte er seine Beobachtungen einem Schreiber. Als man
-sich der Unglücksstätte näherte, fiel die Asche immer dichter und
-heißer auf die Schiffe. Sogar Stücke von Bimsstein und Lava
-mengten sich darunter. Man landete in Stabiae. Unterdessen
-wurde es Nacht. Vom Vesuv brachen die Flammen hoch empor.
-Gleichzeitig bebte die Erde, so daß das Haus, in dem sich <span class="gesperrt">Plinius</span>
-mit seiner Begleitung aufhielt, ins Wanken geriet. Man verließ
-das Haus, nachdem sich jeder zum Schutze gegen den Steinregen
-ein Kissen über den Kopf gebunden hatte. Als man dem Schwefelqualm
-und der Feuersglut zu entkommen suchte, sank <span class="gesperrt">Plinius</span>
-plötzlich erschöpft nieder. Einmal gelang es ihm noch, sich mit
-Hilfe zweier Sklaven wieder aufzurichten. Dann brach er sterbend
-zusammen.«</p>
-
-<p>Auch über die Persönlichkeit und die Arbeitsweise seines
-Onkels hat der jüngere <span class="gesperrt">Plinius</span> einiges mitgeteilt<a name="FNanchor_510" id="FNanchor_510" href="#Footnote_510" class="fnanchor">510</a>. Was ihn danach
-auszeichnete, war ein unglaublicher Fleiß. Er schlief nur
-wenig und aß auch nur wenig, und zwar nach der Sitte der Väter<span class="pagenum"><a name="Page_p222" id="Page_p222">[Pg p222]</a></span>
-ganz einfach. Auch auf seinen Reisen studierte er unermüdlich.
-Dabei hatte er seinen Schreiber stets neben sich.</p>
-
-<p>Die literarische Fruchtbarkeit des <span class="gesperrt">Plinius</span> war eine ganz ungewöhnliche.
-Außer der »Naturgeschichte« hat er noch eine Reihe
-anderer Werke geschrieben, die indessen verlorengegangen oder
-nur in Fragmenten, d. h. als Bestandteile anderer Werke, erhalten
-geblieben sind. So verfaßte <span class="gesperrt">Plinius</span> während seines Aufenthaltes
-in Germanien ein Werk, das von den Kriegen handelt, welche die
-Römer auf germanischem Boden geführt haben.</p>
-
-
-<h3>Die Quellen des Plinius.</h3>
-
-<p>Aus nicht weniger als 2000 Werken hat <span class="gesperrt">Plinius</span> den Stoff
-für seine »Naturgeschichte« geschöpft. Seine Leistung verdient
-um so größere Anerkennung, als er nur die Stunden, die ihm die
-Geschäfte übrig ließen, also besonders, wie er selbst erzählt, die
-Nacht, auf sein Werk verwenden konnte. Ohne <span class="gesperrt">Plinius</span> würden
-wir von manchen Schriften keine Kenntnis besitzen. Andererseits
-muß aber betont werden, daß <span class="gesperrt">Plinius</span> sich nicht auf die Stufe
-selbständigen Forschens und Denkens erhebt. Er bringt sogar
-manches, was er offenbar nicht einmal richtig verstanden hat. Oft
-wird Wahres und Falsches von ihm miteinander vermengt. Man
-gewinnt den Eindruck, daß <span class="gesperrt">Plinius</span> sein Wissen weniger aus
-der Natur, sondern vorzugsweise aus Büchern geschöpft hat, was
-bei einem Manne, der schon einen Spaziergang als Zeitvergeudung
-betrachtete, nicht wundernehmen kann.</p>
-
-<p>Das Verzeichnis der Quellen, aus denen <span class="gesperrt">Plinius</span> nach seiner
-Angabe schöpfte, umfaßt 146 römische und 327 fremde Schriftsteller.
-Unter diesen befinden sich viele, deren Schriften ganz
-verlorengegangen sind und von denen man auch nicht einmal die
-Namen wüßte, wenn <span class="gesperrt">Plinius</span> sie nicht unter seinen Gewährsmännern
-aufzählte.</p>
-
-<p>Unter den römischen Schriftstellern, auf welchen <span class="gesperrt">Plinius</span>
-fußt, ist vor allem <span class="gesperrt">Marcus Terentius Varro</span> (116&ndash;27 v. Chr.)
-zu nennen. Er hat eine ganze Anzahl von Wissenschaften enzyklopädisch
-bearbeitet. Seine Schriften sind das Vorbild für die
-im Mittelalter so häufig anzutreffenden Werke über die »sieben
-freien Künste« gewesen<a name="FNanchor_511" id="FNanchor_511" href="#Footnote_511" class="fnanchor">511</a>. Wie <span class="gesperrt">Cato</span>, so bemühte sich auch
-<span class="gesperrt">Varro</span>, den alten Wissensschatz zu sammeln und ihn der ein<span class="pagenum"><a name="Page_p223" id="Page_p223">[Pg p223]</a></span>dringenden
-griechischen Literatur gegenüber in seiner Selbständigkeit
-und in seinem wahren Werte hervortreten zu lassen. Unter
-den <span class="gesperrt">Varro</span>nischen Schriften, die <span class="gesperrt">Plinius</span> benutzt hat, ist vor
-allem das Werk über die Landwirtschaft zu nennen (<span lang="la" xml:lang="la">Rerum rusticarum
-libri III</span>). <span class="gesperrt">Varro</span> handelt darin vom Ackerbau, von der
-Viehzucht, den Bienen, den Fischen und dem Wild. Wenn sich
-<span class="gesperrt">Varro</span> auch an <span class="gesperrt">Cato</span> (s. S. <a href="#Page_p210">210</a>) anlehnt, so entwickelt er doch
-überall ein sicheres, auf reicher Erfahrung und umspannendem
-Wissen gegründetes Urteil. Von besonderem Interesse ist eine
-Stelle<a name="FNanchor_512" id="FNanchor_512" href="#Footnote_512" class="fnanchor">512</a>, in der man eine Art Vorwegnahme der Bazillentheorie
-erblicken kann. <span class="gesperrt">Varro</span> vermutet nämlich, in sumpfigen Gegenden
-entstünden Lebewesen, die so winzig seien, daß man sie nicht sehen
-könne. Diese Geschöpfe sollen nach ihm durch den Mund und
-die Nase in den Körper eindringen und schwere Krankheiten verursachen.</p>
-
-<p>Der Wert solcher mit unseren heutigen Anschauungen sich
-teilweise deckenden Vorstellungen wird von philologischer Seite
-oft überschätzt. <span class="gesperrt">Varros</span> Meinung ist für die Begründung der
-modernen Bazillentheorie sicherlich belanglos gewesen, eben so
-wenig wie die Ansichten <span class="gesperrt">Epikurs</span><a name="FNanchor_513" id="FNanchor_513" href="#Footnote_513" class="fnanchor">513</a> <span class="gesperrt">Lamarck</span> oder <span class="gesperrt">Darwin</span>
-zur Aufstellung ihrer Theorien veranlaßten. Trotzdem haben
-divinatorische Eingebungen, wie sie uns in der Entwicklung der
-Wissenschaften so oft begegnen, ein Anrecht darauf, in der Geschichte
-des menschlichen Geistes genannt zu werden. Ihr Wert
-ist unbestritten. Nur darf man sie in ihrer Bedeutung nicht derart
-überschätzen, daß man sie mit sicheren neuzeitlichen Forschungsergebnissen
-in Parallele zu stellen sucht.</p>
-
-<p>Unter den medizinischen Schriftstellern, die <span class="gesperrt">Plinius</span> den
-Stoff für seine der Heilkunde gewidmeten Bücher geliefert haben,
-ist neben <span class="gesperrt">Hippokrates</span>, <span class="gesperrt">Erasistratos</span> und vielen anderen besonders
-<span class="gesperrt">Cornelius Celsus</span> (etwa 35 v. Chr. bis etwa 45 n. Chr.)
-zu nennen. Ähnlich wie <span class="gesperrt">Varro</span> und schon lange vor ihm <span class="gesperrt">Cato</span>
-suchte <span class="gesperrt">Celsus</span> das Wissen seiner Zeit in einer Enzyklopädie zusammenzufassen.
-Sie erhielt den Titel »Artes«. Erhalten geblieben
-ist nur der Teil, der von der Heilkunde handelt. Auf diesem
-Gebiete vermochte es <span class="gesperrt">Celsus</span>, ohne selbst Arzt zu sein, auf
-Grund von Erfahrungen eigene Anschauungen zu entwickeln. Als
-griechische Quellen hat <span class="gesperrt">Celsus</span> neben den <span class="gesperrt">Hippokrati</span>schen<span class="pagenum"><a name="Page_p224" id="Page_p224">[Pg p224]</a></span>
-hauptsächlich die alexandrinischen Schriften benutzt. Mit diesen
-und den Schriften <span class="gesperrt">Galens</span> hat man das medizinische Buch
-des <span class="gesperrt">Celsus</span> auf eine Linie zu stellen<a name="FNanchor_514" id="FNanchor_514" href="#Footnote_514" class="fnanchor">514</a>. Es behandelt in klarer,
-schmuckloser Darstellung zunächst die Lebensweise, darauf die
-Krankheiten und endlich deren Heilung durch Arzneien und chirurgische
-Eingriffe<a name="FNanchor_515" id="FNanchor_515" href="#Footnote_515" class="fnanchor">515</a>. So beschreibt <span class="gesperrt">Celsus</span> das Verfahren des
-Unterbindens, das die <span class="gesperrt">Hippokrati</span>schen Schriften noch nicht erwähnen,
-wenn man auch schon sehr früh blutstillende Mittel, die
-verklebend oder zusammenziehend wirkten, benutzte. Derartige
-Mittel finden nämlich schon bei <span class="gesperrt">Homer</span> Erwähnung<a name="FNanchor_516" id="FNanchor_516" href="#Footnote_516" class="fnanchor">516</a>.</p>
-
-<p>Sehr zutreffend hat <span class="gesperrt">Celsus</span> unter anderem die Krankheiten
-der Leber und des Magens beschrieben. Das von ihm bei diesen
-Krankheiten empfohlene Heilverfahren und seine Begründung auf
-diätetischen Regeln ist selbst heute noch von Wert<a name="FNanchor_517" id="FNanchor_517" href="#Footnote_517" class="fnanchor">517</a>.</p>
-
-<p>Einer etwas späteren Zeit als <span class="gesperrt">Celsus</span> gehört <span class="gesperrt">Asklepiades</span>
-an. Er war hellenischer Herkunft<a name="FNanchor_518" id="FNanchor_518" href="#Footnote_518" class="fnanchor">518</a> und lebte im Anfang des
-1. Jahrhunderts v. Chr. in Rom. <span class="gesperrt">Asklepiades</span> wirkte dort zuerst
-als Lehrer der Beredsamkeit. Später erwarb er sich als Arzt
-große Anerkennung. Er wird als der Erfinder der Tracheotomie
-genannt. Anklänge an die moderne Zellentheorie enthält seine
-Lehre, daß die Lebewesen aus einer sehr großen Zahl von Körperchen
-zusammengesetzt seien. Sie sollten sich in steter Bewegung
-und Veränderung befinden und beim Menschen durch
-ihr Verhalten und ihre Beschaffenheit Gesundsein und Krankheit
-bedingen.</p>
-
-<p>Auch den als Schöpfer der Äneïde bekannten <span class="gesperrt">Virgil</span> erwähnt
-<span class="gesperrt">Plinius</span> als Quelle für eine Anzahl seiner Bücher. In einer
-»Georgika« genannten Dichtung schildert und preist nämlich <span class="gesperrt">Virgil</span>
-das Leben auf dem Lande. In der Hauptsache handeln die
-»Georgika« vom Ackerbau, der Baumpflege, der Viehzucht und<span class="pagenum"><a name="Page_p225" id="Page_p225">[Pg p225]</a></span>
-der Imkerei. Das Leben der Bienen wird anschaulich und in der
-fesselnden Sprache des Dichters geschildert.</p>
-
-<p>Von den zahlreichen ausländischen Schriftstellern, die <span class="gesperrt">Plinius</span>
-als seine Quellen nennt, seien hier nur folgende genannt: <span class="gesperrt">Thales</span>,
-<span class="gesperrt">Aristoteles</span>, <span class="gesperrt">Theophrast</span>, <span class="gesperrt">Demokrit</span>, <span class="gesperrt">Hipparch</span>, <span class="gesperrt">Herophilos</span>,
-<span class="gesperrt">Eudoxos</span>, <span class="gesperrt">Pytheas</span>, <span class="gesperrt">Juba</span> usw. <span class="gesperrt">Juba</span> war nach Besiegung
-seines Vaters als Geisel aus Numidien nach Rom gekommen.
-Dort widmete er sich ganz den Wissenschaften. Auch <span class="gesperrt">Plutarch</span>
-und andere Schriftsteller gehen häufig auf <span class="gesperrt">Juba</span> zurück, von dessen
-Schriften nur noch Fragmente erhalten sind.</p>
-
-<p>Die Frage nach den Quellen, die <span class="gesperrt">Plinius</span> benutzte, hat eine
-umfangreiche Literatur hervorgerufen. Insbesondere hat man das
-Verhältnis eingehend erörtert, in dem <span class="gesperrt">Plinius</span> zu <span class="gesperrt">Aristoteles</span>,
-zu <span class="gesperrt">Cato</span> und zu <span class="gesperrt">Varro</span> steht<a name="FNanchor_519" id="FNanchor_519" href="#Footnote_519" class="fnanchor">519</a>.</p>
-
-<p>Als Schriftsteller, dem besonders die Rolle eines Vermittlers
-zwischen <span class="gesperrt">Plinius</span> und der griechischen Literatur zuzuschreiben
-ist, wird <span class="gesperrt">Juba</span> betrachtet. Letzterer ging auf <span class="gesperrt">Aristoteles</span> und
-<span class="gesperrt">Theophrast</span> zurück und hatte für <span class="gesperrt">Plinius</span> hinsichtlich der griechischen
-Literatur etwa die Bedeutung, die <span class="gesperrt">Varro</span> für ihn bezüglich
-der römischen besaß.</p>
-
-<p>Gebricht der »Naturgeschichte« des <span class="gesperrt">Plinius</span> auch die Einheitlichkeit
-des Aufbaues, so ist doch eine vom Allgemeinen zum
-Einzelnen fortschreitende Gliederung des Stoffes nicht zu verkennen.
-<span class="gesperrt">Plinius</span> beginnt seine Darstellung mit der Schilderung
-des Weltgebäudes sowie den Erscheinungen, die uns das Luftmeer
-und die Oberfläche der Erde im allgemeinen darbieten.
-Darauf folgt das Wesentlichste aus der Geographie und der Völkerkunde.
-Im Anschluß daran werden die Tiere, beginnend mit den
-Säugetieren und schließend mit den Insekten, behandelt. Es folgen
-die Bücher über die Pflanzen sowie über die dem Pflanzenreich
-entstammenden Heilmittel und ihre Wirkungen. Den Schluß bilden
-die Bücher mineralogischen Inhalts. Den Edelsteinen sowie
-den Mineralfarben sind je ein besonderes Buch gewidmet. In den
-letzten Büchern wird die Verwendung der Metalle und der Gesteine
-zu künstlerischen Zwecken eingehend unter Aufzählung zahlreicher
-hervorragender Kunstwerke geschildert<a name="FNanchor_520" id="FNanchor_520" href="#Footnote_520" class="fnanchor">520</a>.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p226" id="Page_p226">[Pg p226]</a></span></p>
-
-<p>Unter den Geographen, auf die sich <span class="gesperrt">Plinius</span> stützte, ist vor
-allem <span class="gesperrt">Pomponius Mela</span>, ein Zeitgenosse des Kaisers <span class="gesperrt">Claudius</span>,
-zu nennen. Seine »Chorographie« (Ortskunde) entstand wahrscheinlich
-um das Jahr 43 n. Chr. Sie ist das älteste römische Werk
-über Geographie, das uns erhalten geblieben ist<a name="FNanchor_521" id="FNanchor_521" href="#Footnote_521" class="fnanchor">521</a>. <span class="gesperrt">Pomponius</span>
-beschreibt, den Küsten folgend, die Länder und enthält über die
-mathematische Geographie, mit der <span class="gesperrt">Plinius</span> sein Werk anhebt,
-fast nichts.</p>
-
-
-<h3>Die »Naturgeschichte« des Plinius.</h3>
-
-<p>Wir gehen jetzt zu <span class="gesperrt">Plinius</span> selbst über. In seiner »Naturgeschichte«,
-die 37 Bücher umfaßt, stellt er sich die Aufgabe, das
-in den zahlreichen erwähnten Quellen zerstreute Wissen seiner Zeit
-zu sammeln und zu sichten. Durch die mühevolle Lösung dieser
-Aufgabe hat er sich ein großes Verdienst erworben, wenn er auch
-oft kritiklos zusammenträgt und den Stoff nicht immer beherrscht.
-So hält er beispielsweise die fabelhaftesten Nachrichten über afrikanische
-Völker für erwähnenswert. Er berichtet von einem dieser
-Volksstämme, seine Angehörigen besäßen keine Köpfe, sondern
-trügen Mund und Augen auf der Brust. Der Grundgedanke,
-welcher das Werk durchzieht, ist der, daß die Natur des Menschen
-wegen alles erzeugt zu haben scheine. Die beschriebenen Naturkörper
-werden daher kaum als solche, sondern vorzugsweise in
-ihrer Beziehung zum Menschen betrachtet<a name="FNanchor_522" id="FNanchor_522" href="#Footnote_522" class="fnanchor">522</a>. Über den Menschen
-selbst spricht er sich in folgenden, für ihn charakteristischen
-Worten aus: »Die anderen Tiere fühlen sich sogleich im Besitz
-ihres Wesens. Nur der Mensch kann nichts ohne Unterweisung.
-Er allein kennt Ehrgeiz, Habsucht, sorgt für sein Grab, ja sogar
-für die Zukunft nach seinem Tode. Keinem Geschöpf raubt die
-Angst so die Besinnung. Bei keinem wird die Wut heftiger. Alle
-anderen Tiere leben mit ihresgleichen in Frieden. Die Löwen
-kämpfen trotz ihrer Wildheit nicht gegeneinander, ebensowenig<span class="pagenum"><a name="Page_p227" id="Page_p227">[Pg p227]</a></span>
-die Seeungeheuer. Aber fürwahr, dem Menschen schafft das größte
-Leid der Mensch«<a name="FNanchor_523" id="FNanchor_523" href="#Footnote_523" class="fnanchor">523</a>.</p>
-
-<p>Daß <span class="gesperrt">Plinius</span> übrigens sich des öfteren auch mit den Gegenständen
-selbst bekannt machte und sich eine eigene Meinung bildete,
-geht aus verschiedenen Stellen seines Werkes hervor. Manches von
-den Dingen, über die er berichtet, wird ihm auch das vielgestaltige
-Leben der Kaiserzeit ganz von selbst aufgedrängt haben. Gar
-manches Tier, das er beschreibt, wurde zur Befriedigung der Schaulust,
-für die Arena oder für den Gaumen aus den entferntesten
-Teilen des Orbis antiquus nach der Welthauptstadt gebracht.
-Ähnlich stand es mit den Pflanzen. Erzählt doch <span class="gesperrt">Plinius</span> von
-einem botanischen Garten<a name="FNanchor_524" id="FNanchor_524" href="#Footnote_524" class="fnanchor">524</a>, den ein römischer Gelehrter unterhielt,
-um die Wirkungen der Kräuter kennen zu lernen. Unter
-seiner Anleitung ist <span class="gesperrt">Plinius</span> mit zahlreichen heilkräftigen Pflanzen
-bekannt geworden.</p>
-
-<p>Zu der Lehre von der Kugelgestalt der Erde ist die Ansicht
-getreten, daß das Menschengeschlecht viel weiter verbreitet sei,
-als man früher glaubte, ja, daß es Gegenfüßler geben müsse.
-»Die Wissenschaft und die Meinung des großen Haufens«, sagt
-<span class="gesperrt">Plinius</span><a name="FNanchor_525" id="FNanchor_525" href="#Footnote_525" class="fnanchor">525</a>, »befinden sich in gewaltigem Widerspruch. Jener
-zufolge wird die Erde ringsum von Menschen bewohnt, so daß
-sie mit den Füßen gegeneinander stehen und den Himmel alle
-gleichmäßig über dem Scheitel haben. Nach der anderen Meinung
-fragt man, weshalb denn die Antipoden nicht abfielen.
-Als ob nicht die Gegenfrage zur Hand wäre, warum jene sich
-nicht verwundern, daß wir nicht abfallen. Am meisten aber
-sträubt sich der große Haufe, wenn man ihm glaublich machen
-will, daß auch das Wasser gewölbt sei. Und doch ist nichts
-augenfälliger, denn überall bilden hängende Tropfen sich zu kleinen
-Kugeln.«</p>
-
-<p>Aus der Tatsache, daß der längste Tag in Alexandrien 14,
-in Italien 15 und in Britannien 17 Stunden hat, folgert <span class="gesperrt">Plinius</span>,
-daß die dem Pol benachbarten Länder im Sommer 24 Stunden
-Tag, zur Zeit des Wintersolstitiums dagegen eben so lange Nacht
-haben müssen<a name="FNanchor_526" id="FNanchor_526" href="#Footnote_526" class="fnanchor">526</a>. Bei <span class="gesperrt">Plinius</span> finden wir unter den Beweisen für
-die Krümmung der Erdoberfläche auch die Erscheinung angeführt,<span class="pagenum"><a name="Page_p228" id="Page_p228">[Pg p228]</a></span>
-daß auf dem Meere zuerst der Mast der Schiffe und erst später
-der Rumpf sichtbar wird.</p>
-
-<p>Während zur Zeit der römischen Weltherrschaft die Lehre
-von der Kugelgestalt der Erde zu einem Gemeingut der Gebildeten
-geworden war, hat man vereinzelt auch schon eine richtige Auffassung
-vom Verhältnis der Sonne zu den Planeten gehegt. Infolgedessen
-blieben die bei den Griechen entstandenen Keime der
-heliozentrischen Lehre bei den späteren Schriftstellern nicht unbeachtet.
-<span class="gesperrt">Koppernikus</span> konnte seine Lehre daher unmittelbar an
-die aus dem Altertum überlieferten Anschauungen anknüpfen<a name="FNanchor_527" id="FNanchor_527" href="#Footnote_527" class="fnanchor">527</a>.</p>
-
-<p>Dem Monde und sogar den Fixsternen, denen wir heute keine
-nachweisbaren Einflüsse auf irdische Vorgänge beimessen, schrieben
-die Römer, wie wir aus der »Naturgeschichte« des <span class="gesperrt">Plinius</span> ersehen,
-solche zu. So heißt es dort<a name="FNanchor_528" id="FNanchor_528" href="#Footnote_528" class="fnanchor">528</a>: »Daß beim Aufgang des Hundes
-der Einfluß dieses Gestirns auf die Erde in der weitesten Ausdehnung
-empfunden wird, wer wüßte das nicht? Bei seinem Aufgang
-schäumt das Meer, der Wein wird unruhig in den Kellern
-und die Sümpfe beginnen zu gären.« Daß der Mond bei der Erregung
-von Ebbe und Flut eine wichtige Rolle spielt, hatte man
-wohl erkannt, doch erklärte man diese Erscheinung in einem
-durchaus mystischen Sinne, indem man den Mond als das Gestirn
-des Odems ansah. Daher sollten sich bei der Annäherung des
-Mondes alle Körper füllen. <span class="gesperrt">Plinius</span> behauptet sogar, daß bei
-zunehmendem Monde die Muscheln größer würden. Ja, auch das
-Blut im menschlichen Körper mehre und mindere sich wie das
-Licht dieses Gestirnes<a name="FNanchor_529" id="FNanchor_529" href="#Footnote_529" class="fnanchor">529</a>. »Ebbe und Flut des Meeres«, sagt
-<span class="gesperrt">Plinius</span>, »haben bei aller Abwechslung doch ihre Ursache nur
-in der Sonne und in dem Monde. Indessen treten die Gezeiten
-nie wieder zu derselben Stunde ein wie am Tage zuvor, weil sie
-dem gierigen Gestirn, das alle Tage an einer anderen Stelle aufgeht,
-gewissermaßen dienstbar sind. Bei Vollmond ist die Flut
-am heftigsten. Auch tritt die Flut zwei Stunden später ein, als
-sich der Mond aus der Mittagslinie abwärts senkt, da die Wirkungen
-aller Erscheinungen am Himmel erst später zur Erde gelangen,
-als die Erscheinungen selbst stattfinden. Die offene, große
-Fläche des Meeres empfindet die Macht des weithin wirkenden<span class="pagenum"><a name="Page_p229" id="Page_p229">[Pg p229]</a></span>
-Gestirns nachdrücklicher als engbegrenzte Räume. Daher werden
-weder Seen noch Flüsse auf solche Weise in Bewegung versetzt<a name="FNanchor_530" id="FNanchor_530" href="#Footnote_530" class="fnanchor">530</a>.«</p>
-
-<p>Die Zahl der Sterne, welche die Astronomen mit Namen bezeichnet
-hatten, gibt <span class="gesperrt">Plinius</span> auf 1600 an<a name="FNanchor_531" id="FNanchor_531" href="#Footnote_531" class="fnanchor">531</a>. Sie sollen aus dem
-das All umgebenden Feuer entstanden sein und werden nach ihm
-von der belebenden, alle Räume durchdringenden Luft, die sich
-dem Feuer am nächsten befindet, in der Schwebe gehalten. Von
-der Luft getragen, ruht die Erde, verbunden mit dem Wasser als
-viertem Element, im Raume. Zwischen der Erde und dem Himmelsgewölbe
-schweben der Mond, die Sonne und die fünf Planeten.
-Ihrer Bewegung wegen würden diese wohl Irrsterne genannt, obgleich
-keine weniger irrten als gerade sie.</p>
-
-<p>Das ist in großen Zügen das Weltbild, das sich das Altertum
-gebildet. In dieser Vorstellung gab es keinen Raum mehr für die
-anthropomorphen Götter der früheren Zeit, an denen das Volk
-unter der Führung der Priester festhielt. Ein unüberwindlicher
-Zwiespalt zwischen Wissen und Glauben war somit auch im Altertum
-das Ergebnis der ganzen geistigen Entwicklung. Dem Fortschreiten
-der Erkenntnis hat sich indessen stets der religiöse Glaube
-anzupassen gesucht. So hat im Altertum der Gang der Wissenschaft
-einer neuen, monotheistischen Gestaltung der Religion vorgearbeitet.
-Hatten in dem gewonnenen Weltbilde die vielen Gottheiten
-der früheren Zeit keinen Raum mehr, so mußte, wie <span class="gesperrt">Plinius</span>
-es ausdrückt, die Welt selbst als Gottheit gelten. Dem
-pantheistischen Standpunkte des <span class="gesperrt">Plinius</span> entspricht seine Auffassung,
-daß, wenn man von einer Gottheit rede, damit nur die
-Natur gemeint sein könne. Von der Auffassung, die Welt sei ein
-Ganzes, zu dem Glauben, daß die Welt zwar nicht Gott selbst,
-wohl aber die Kundgebung eines einzigen Gottes sei, war aber
-nur ein Schritt. Und dieser führte in dem Zeitalter, von dem
-wir handeln, zur Begründung des Monotheismus. Weil der alte
-Götterglaube für den Gebildeten überwunden war, fehlte es an
-einem innerlichen Verhältnis zwischen Gott-Natur und dem Menschen.
-Daher das Unbefriedigte und der pessimistische Grundzug,
-welcher der christlichen Religion in jener Zeit den geeignetsten
-Boden bereitete. Bezeichnet es doch <span class="gesperrt">Plinius</span> als den einzigen
-Trost gegenüber der Unvollkommenheit des Daseins, daß der
-Mensch diesem Dasein jederzeit freiwillig entsagen könne.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p230" id="Page_p230">[Pg p230]</a></span></p>
-
-<p>Auf dem Gebiete der beschreibenden Naturwissenschaften
-finden wir bei <span class="gesperrt">Plinius</span> einen Rückgang gegen <span class="gesperrt">Aristoteles</span>
-und <span class="gesperrt">Theophrast</span>. Manche zoologische Mitteilung älterer Schriftsteller,
-die <span class="gesperrt">Aristoteles</span> in das Gebiet der Fabel verwiesen hatte,
-nimmt <span class="gesperrt">Plinius</span> unbedenklich wieder auf. Von einem systematischen
-Aufbau der Zoologie und der Botanik ist bei ihm nicht
-die Rede. Bezüglich der letzteren bleibt er weit hinter <span class="gesperrt">Theophrast</span>
-zurück, da er bei der Einteilung der Pflanzen den reinen
-Nützlichkeitsstandpunkt vertritt. Er unterscheidet nämlich Arzneipflanzen,
-Spezereien usw. Eine richtige Auffassung finden wir hingegen
-bei <span class="gesperrt">Plinius</span> bezüglich derjenigen Tiere, die <span class="gesperrt">Aristoteles</span>
-»Blutlose« genannt hatte. »Daß die Insekten kein Blut haben«,
-sagt er, »gebe ich zu, doch besitzen sie dafür eine gewisse Lebensfeuchtigkeit,
-die für sie Blut ist.«</p>
-
-<p>Seine der Botanik gewidmeten Bücher beginnen mit den
-Bäumen. Nicht etwa, daß er in ihnen die höchste Stufe pflanzlicher
-Organisation erblickt hätte, sondern weil sie zuerst die einfachsten
-Bedürfnisse des Menschen befriedigten. Zunächst bespricht
-er (12. und 13. Buch) die bemerkenswerteren fremden Bäume
-nach ihrem geographischen Vorkommen. Dann handelt er vom
-Weinstock, vom Ölbaum und von den Obstbäumen. Ein Buch
-ist den Zierpflanzen und den Bienenpflanzen gewidmet. Letztere
-unterscheidet er in empfehlenswerte und in solche, die den Honig
-verderben.</p>
-
-<p>Am ausführlichsten werden die Arzneipflanzen behandelt.
-<span class="gesperrt">Plinius</span> ist dabei von dem Gedanken durchdrungen, daß auch
-das unscheinbarste Kraut seine, wenn auch oft noch verborgenen,
-Heilkräfte haben müsse. Wie hier, so ist auch an den übrigen
-Stellen der »Naturgeschichte« der leitende Gedanke der, daß die
-Natur alles um des Menschen willen erzeugt habe. Das Nützlichkeitsprinzip
-beherrscht also die Darstellung, die dementsprechend
-oft recht trocken ist und nicht selten auf eine bloße
-Aufzählung hinausläuft. Stellenweise erhebt sie sich jedoch auch
-zu rhetorischem Schwung, zumal wo <span class="gesperrt">Plinius</span> seine stoische Weltanschauung
-durchblicken läßt oder, wo er sich als <span lang="la" xml:lang="la">laudator temporis
-acti</span>, d. h. als Lobredner auf die gute alte Zeit, zu erkennen
-gibt.</p>
-
-<p>Die Hauptquelle für die botanischen Kenntnisse des <span class="gesperrt">Plinius</span>
-ist <span class="gesperrt">Theophrast</span>. So entnahm er z. B. <span class="gesperrt">Theophrast</span> die Schilderung
-der indischen Pflanzenwelt. Doch geschah es ohne tieferes
-Urteil und Verständnis. Das Feine und Exakte ist zumeist ver<span class="pagenum"><a name="Page_p231" id="Page_p231">[Pg p231]</a></span>wischt
-und kaum merklich hebt sich bei <span class="gesperrt">Plinius</span> dieser Teil aus der
-Menge der übrigen Einzelheiten ab<a name="FNanchor_532" id="FNanchor_532" href="#Footnote_532" class="fnanchor">532</a>. Eigene Beobachtungen kann
-<span class="gesperrt">Plinius</span> in Anbetracht seiner oben erwähnten Lebensweise nicht
-oft gemacht haben. Wenn er gelegentlich in seinem Werke von
-Erfahrungen spricht, so ist damit wohl in den meisten Fällen ihm
-mündlich zuteil gewordene Auskunft gemeint. Die Zahl der bei
-<span class="gesperrt">Plinius</span> vorkommenden Pflanzen ist eine recht beträchtliche. Sie
-beläuft sich auf nahezu tausend, etwa das Doppelte der bei
-<span class="gesperrt">Dioskurides</span> aufgezählten Arten<a name="FNanchor_533" id="FNanchor_533" href="#Footnote_533" class="fnanchor">533</a>. Es entspricht das zwar dem
-enzyklopädischen Grundsatz des <span class="gesperrt">Plinius</span>, verdient aber immerhin
-Beachtung, wenn wir bedenken, daß <span class="gesperrt">Linné</span> den Pflanzenreichtum
-der ganzen Erde auf nur 10000 Arten schätzte.</p>
-
-<p>Auch über die Wirkung, welche die »Naturgeschichte« des
-<span class="gesperrt">Plinius</span> auf die Nachwelt ausgeübt, und über die Würdigung, die
-das Werk erfahren hat, mögen hier einige Bemerkungen Platz
-finden. Hatte doch die »Naturgeschichte« für die gesamten nachchristlichen
-Jahrhunderte bis zum Wiederaufleben der Wissenschaften
-eine Bedeutung wie nur wenige Bücher. Sie war die
-wichtigste Quelle für jede Belehrung über naturwissenschaftliche
-und viele andere Dinge. Dies dauerte so lange, bis man das
-eigene Beobachten und Forschen höher als Autorität und Bücherweisheit
-einschätzen lernte und damit die Grundlagen für einen
-Neubau der Naturwissenschaften zu schaffen begann.</p>
-
-<p>Daß die Elemente des alten Wissens nicht nur manches wertvolle
-Stück für diesen Neubau lieferten, sondern auch durch ihre
-Unzulänglichkeit den Anstoß zur Weiterentwicklung gegeben haben,
-wird bei der Beurteilung der antiken Schriften oft vergessen. Daher
-rührt es, daß das Urteil je nach der Stellung, die man einnimmt,
-außerordentlich schwankend und widerspruchsvoll ist. Es
-gilt das von <span class="gesperrt">Plinius</span> nicht minder wie von <span class="gesperrt">Theophrast</span>, <span class="gesperrt">Aristoteles</span>
-und viele andere. Man hat sie bald hoch gepriesen, bald
-herabgesetzt, selten aber sie nach Gebühr gewürdigt.</p>
-
-<p>Selbst ein <span class="gesperrt">Cuvier</span> und ein <span class="gesperrt">Buffon</span>, Forscher, die zu den
-bedeutendsten der Neuzeit zählen, haben <span class="gesperrt">Plinius</span> ihre Anerkennung
-nicht versagt. So schreibt <span class="gesperrt">Buffon</span> in seiner großen »Naturgeschichte«,
-der er ein Wort des <span class="gesperrt">Plinius</span> voranstellt, über diesen:
-»Sein Werk umfaßt nicht nur die Tiere, die Pflanzen und die<span class="pagenum"><a name="Page_p232" id="Page_p232">[Pg p232]</a></span>
-Mineralien, sondern auch die Erd- und Himmelskunde, die Medizin,
-die Entwicklung des Handels und der Künste, kurz alle Wissenschaften.
-Erstaunlich ist, wie bewandert <span class="gesperrt">Plinius</span> sich auf allen
-Gebieten zeigt. Erhabenheit der Gedanken und Schönheit des
-Ausdrucks vereinigen sich bei ihm mit tiefer Gelehrsamkeit.«</p>
-
-<p>Auch <span class="gesperrt">A. v. Humboldt</span>, der uns im 2. Bande seines »Kosmos«
-eine Geschichte der physischen Weltanschauung hinterließ, hat für
-<span class="gesperrt">Plinius</span> Worte der Anerkennung. Er bezeichnet die »Naturgeschichte«,
-dem das Altertum nichts Ähnliches an die Seite zu
-stellen habe, als das großartige Unternehmen einer Weltbeschreibung.
-Trotz aller Mängel des Werkes habe dem Verfasser ein
-einziges großes Bild vorgeschwebt. Man möchte hinzufügen, daß
-<span class="gesperrt">Plinius</span> für seine Zeit das versucht hat, was <span class="gesperrt">v. Humboldt</span> im
-»Kosmos« anstrebte. Und wenn <span class="gesperrt">Plinius</span> selbst sein Werk als
-eine Enzyklopädie bezeichnete, so ist zu bedenken, daß dieses Wort
-seit dem Altertum seine Bedeutung gewechselt hat. Es bedeutete
-nämlich etwa soviel wie »Vollkreis und Inbegriff der allgemeinen
-Wissenschaften«<a name="FNanchor_534" id="FNanchor_534" href="#Footnote_534" class="fnanchor">534</a>, während man heute eine Art Wörter- und
-Nachschlagebuch darunter versteht. Neuere geschichtliche Darstellungen,
-deren Verfasser die »Naturgeschichte« vielleicht nicht
-einmal genauer kennen, haben <span class="gesperrt">Plinius</span> mitunter als enzyklopädischen
-Vielschreiber und geistlosen Kompilator abgetan. Dabei verfielen
-sie selbst in den Fehler, zu Nachbetern der absprechenden
-Urteile zu werden, die um die Mitte des 19. Jahrhunderts über
-das Altertum und seine Schriftsteller (besonders von naturwissenschaftlicher
-Seite) in Umlauf gesetzt wurden. Heute ist dagegen
-eine sachlichere Würdigung der geschichtlichen Entwicklung im
-Entstehen begriffen, so daß man es wohl allgemein ablehnen würde,
-wenn jemand <span class="gesperrt">Plinius</span> oder <span class="gesperrt">Aristoteles</span> an dem Maße eines
-neueren Forschers messen wollte. Um den richtigen Maßstab zu
-gewinnen, müssen wir sie aus der Zeit, die sie erzeugt hat, zu verstehen
-suchen und ihre Werke mit denen der nämlichen oder einer
-noch naheliegenden Periode vergleichen. Dabei richtet sich der
-Blick zunächst auf die christliche und die arabische Literatur des
-Mittelalters. Und wenn man die »Naturgeschichte« des <span class="gesperrt">Plinius</span> mit
-einem Erzeugnis jener Literatur, das das gleiche Ziel verfolgt, z. B.
-mit dem »Buch der Natur« des <span class="gesperrt">Konrad Megenberg</span>, vergleicht,
-dann erscheint das Werk des Römers in einer ganz anderen und
-vor allem in der richtigen Beleuchtung.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p233" id="Page_p233">[Pg p233]</a></span></p>
-
-<p>Der Anerkennung, die man der »Naturgeschichte« des <span class="gesperrt">Plinius</span>
-während des ganzen Mittelalters zollte, entspricht es, daß aus diesem
-Zeitraum eine große Zahl von Handschriften &ndash; es sind nicht
-weniger als zweihundert &ndash; auf uns gelangt sind. Von den älteren
-ist allerdings keine einzige vollständig. Sie sind sogar oft sehr
-fragmentarisch. Sämtliche neueren Handschriften lassen übrigens
-erkennen, daß sie auf einen Archetyp (d. h. die nämliche alte
-Vorlage) zurückzuführen sind.</p>
-
-
-<h3>Fortschritte der Anatomie und der Heilkunde.</h3>
-
-<p>Für die Beschäftigung mit den Tieren und den Pflanzen waren
-bei den Römern, wie in der alexandrinischen Akademie, an erster
-Stelle medizinische und landwirtschaftliche Gesichtspunkte maßgebend.
-Wichtig war es auch, daß man sich über die Bedenken
-hinwegsetzte, die bis dahin von einem Eindringen in den Bau und
-die Verrichtungen des menschlichen Körpers abgehalten hatten.
-Schon bald nach <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, dessen anatomisches Wissen, wie
-wir sahen, wenigstens in bezug auf den Menschen, noch gering
-war, unterschied man Arterien und Venen. Auch bemerkte man,
-daß ihre Verzweigungen dicht nebeneinander liegen. Da man die
-Arterien jedoch beim Zerschneiden des toten Körpers leer fand,
-so glaubte man, daß es ihre Aufgabe sei, im lebenden Organismus
-Luft zu führen. Zu einer zwar noch mit vielen Unrichtigkeiten
-durchsetzten Vorstellung von der Bewegung des Blutes, deren
-wahren Verlauf erst <span class="gesperrt">Harvey</span> im 17. Jahrhundert erkannte, kam
-der römische Arzt <span class="gesperrt">Galen</span><a name="FNanchor_535" id="FNanchor_535" href="#Footnote_535" class="fnanchor">535</a> (131&ndash;201 n. Chr.). <span class="gesperrt">Galen</span> wurde in
-Pergamon geboren. Er empfing seine Ausbildung in Griechenland,
-übte aber die ärztliche Kunst in Rom aus (von 164&ndash;201
-n. Chr.) und hielt dort auch Vorlesungen über Anatomie, für die
-er schätzenswerte Beiträge auf Grund zootomischer Untersuchungen
-lieferte.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Galen</span> erkannte die Anatomie und die Physiologie als die
-Grundlagen der Heilkunde und bemühte sich schon, physiologische
-Fragen auf experimentellem Wege zu entscheiden<a name="FNanchor_536" id="FNanchor_536" href="#Footnote_536" class="fnanchor">536</a>. Die Bewegung
-des Blutes schildert er folgendermaßen, wobei wir uns der heutigen<span class="pagenum"><a name="Page_p234" id="Page_p234">[Pg p234]</a></span>
-Bezeichnungweise bedienen wollen<a name="FNanchor_537" id="FNanchor_537" href="#Footnote_537" class="fnanchor">537</a>: »Durch die Venen gelangt
-das Blut zum rechten Teile des Herzens. Mittels der Wärme des
-Herzens werden die noch brauchbaren Teile von den unbrauchbaren
-geschieden. Die letzteren werden durch die Lungenarterie
-zu den Lungen geführt und beim Ausatmen entfernt, während
-gleichzeitig die Lungen Pneuma aus der Atmosphäre anziehen<a name="FNanchor_538" id="FNanchor_538" href="#Footnote_538" class="fnanchor">538</a>.
-Das Pneuma gelangt durch die Lungenvenen zum linken Herzen,
-verbindet sich hier mit dem Blut, das durch die Herzscheidewand
-treten sollte, und wird alsdann durch die Aorta in alle Teile des
-Körpers und endlich wieder in die Venen zurückgeführt.«</p>
-
-<p>Von dem großen Kreislauf des Blutes hatte <span class="gesperrt">Galen</span><a name="FNanchor_539" id="FNanchor_539" href="#Footnote_539" class="fnanchor">539</a> also
-schon eine Vorstellung, während ihm unbekannt blieb, daß die
-ganze Masse des Blutes nach Vollendung dieses Kreislaufs durch
-die Lungen getrieben wird. An die Stelle einer richtigen Auffassung
-von der Rolle des Luftsauerstoffs, die erst durch die fortschreitende
-Einsicht in den chemischen Prozeß ermöglicht wurde,
-tritt bei <span class="gesperrt">Galen</span> die Annahme des mystischen Pneumas. Darunter
-dachte man sich nicht die Luft selbst, sondern ein ihr innewohnendes,
-belebendes Prinzip.</p>
-
-<p>Über die Fortschritte, welche die Anatomie zur Zeit der
-Römerherrschaft erfahren, gibt uns das Werk <span class="gesperrt">Galens</span> die beste
-Auskunft<a name="FNanchor_540" id="FNanchor_540" href="#Footnote_540" class="fnanchor">540</a>. Es verdient auch deshalb besondere Beachtung, weil
-es die einzige ausführliche, aus dem Altertum vorhandene Dar<span class="pagenum"><a name="Page_p235" id="Page_p235">[Pg p235]</a></span>stellung
-der Anatomie ist. <span class="gesperrt">Galen</span> beginnt mit der Anatomie des
-Gehirns und der daraus entspringenden Nervenpaare. Es folgt
-die Beschreibung des Auges, der Zunge und der Lippen. Die
-Bewegung wird aus dem Verhalten der Muskeln erklärt, von denen
-<span class="gesperrt">Galen</span> angibt, daß sie sich zusammenziehen und wieder erschlaffen<a name="FNanchor_541" id="FNanchor_541" href="#Footnote_541" class="fnanchor">541</a>.
-Zu sehr wichtigen physiologischen Ergebnissen gelangte
-<span class="gesperrt">Galen</span>, weil er sich als einer der ersten des vivisektorischen
-Versuchs bediente. So finden wir in seinem Buche die Wirkungen
-geschildert, welche das Durchschneiden des Glossopharyngeus
-(Zungenschlundkopfnerv), des Seh- und des Gehörnerven zur
-Folge hat. Besonders fesselnd sind die an dem Zungenschlundkopfnerven
-vorgenommenen Experimente. <span class="gesperrt">Galen</span> erwähnt, daß
-sich auf jeder Seite der Zunge zwei Nerven befinden. Schneide
-man das eine Paar durch, so sei die ganze Zunge der willkürlichen
-Bewegung beraubt, während die Durchschneidung nur eines
-dieser Nerven nur die Hälfte der Zunge lähme<a name="FNanchor_542" id="FNanchor_542" href="#Footnote_542" class="fnanchor">542</a>. Das zweite
-Nervenpaar, sagt <span class="gesperrt">Galen</span> weiter, vereinige sich nicht mit den
-Muskeln, sondern verteile sich in der Decke der Zunge und vermittle
-die Empfindung. »Der Nerv bringt die Geschmacksempfindung
-vom Gehirn herab«, heißt es bei ihm.</p>
-
-<p>Hervorzuheben ist auch <span class="gesperrt">Galens</span> Beschreibung des Lidhebemuskels
-und ganz besonders seine anatomische Untersuchung der<span class="pagenum"><a name="Page_p236" id="Page_p236">[Pg p236]</a></span>
-Nerven und Muskeln des Kehlkopfs, eine Untersuchung, bei der
-es ihm vor allem auf die Feststellung des Wesens der Stimmbildung
-ankam.</p>
-
-<p>Ein Buch <span class="gesperrt">Galens</span> handelt von den Venen und den Arterien,
-ein zweites von den Fortpflanzungsorganen. Auch der <span class="gesperrt">Fötus</span> mit
-seinen Hüllen und die Plazenta (Mutterkuchen) werden beschrieben.</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig43" id="fig43" href="images/abb43.jpg"><img width="300" height="148" src="images/abb43_t.jpg" alt="[Abb. 43]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 43. Chirurgische Instrumente.</div>
-</div>
-
-<p>Ist es für die Entwicklung der Medizin von großer Bedeutung,
-daß ein <span class="gesperrt">Galen</span> in einem umfassenden Lehrgebäude das
-Ganze der griechischen Heilkunde zur Darstellung brachte, so ist es
-von rein wissenschaftlichem Standpunkt das <em class="gesperrt">Verfahren Galens</em>,
-das unser höchstes Interesse beansprucht. War er es doch, der
-zuerst in größerem Umfange durch seine an lebenden Tieren ausgeführten
-Untersuchungen sich der Erforschung der Verrichtungen
-des Organismus zuwandte. Mit Recht verdient deshalb <span class="gesperrt">Galen</span>
-als der Begründer der experimentellen Physiologie bezeichnet zu
-werden<a name="FNanchor_543" id="FNanchor_543" href="#Footnote_543" class="fnanchor">543</a>. In welchem Grade die Heilkunde schon durch die
-Leistungen der Mechaniker gefördert wurde, zeigen uns die aus
-dem Altertum erhaltenen ärztlichen Bestecke (<a href="#fig43">Abb. 43</a>). Erwähnt
-sei noch, daß <span class="gesperrt">Galen</span>, wie Jahrhunderte vor ihm die Verfasser der
-hippokratischen Schriften, auf die hygienisch-diätetische Seite der
-Heilkunde großen Wert legte. <span class="gesperrt">Galen</span> hat eingehend seine Ansichten
-über die Wirkung der Luft und der Nahrungsmittel ent<span class="pagenum"><a name="Page_p237" id="Page_p237">[Pg p237]</a></span>wickelt
-und auch Schlaf und Wachen, Ruhe, Bewegung und Gemütszustände
-vom ärztlichen Standpunkte aus gewürdigt. In dieser
-prophylaktischen Richtung folgte ihm im Mittelalter die Schule
-von Salerno<a name="FNanchor_544" id="FNanchor_544" href="#Footnote_544" class="fnanchor">544</a>.</p>
-
-<p>Erst dadurch, daß <span class="gesperrt">Galen</span> zu einem im ganzen richtigen Verständnis
-des Wesens der Muskeln, Sehnen und Nerven gelangte,
-wurde die Heilkunde auf die Stufe einer Wissenschaft emporgehoben.
-Vor allem war es die Chirurgie, die aus der gewonnenen
-Einsicht in den anatomischen Bau des Körpers Nutzen zog. Die
-Zoologie und die Botanik büßten dagegen im Vergleich zu der
-Behandlung, die <span class="gesperrt">Aristoteles</span> und <span class="gesperrt">Theophrast</span> diesen Gebieten
-angedeihen ließen, an Wissenschaftlichkeit ein und wurden nur
-noch mit Rücksicht auf das medizinische Bedürfnis gefördert.
-So entstand, kurz bevor <span class="gesperrt">Plinius</span> schrieb, die Arzneimittellehre
-des <span class="gesperrt">Dioskurides</span><a name="FNanchor_545" id="FNanchor_545" href="#Footnote_545" class="fnanchor">545</a>. In ihr finden wir etwa 600 Pflanzen erwähnt,
-die indes so oberflächlich beschrieben sind, daß es meist
-schwer hält, die Arten sicher zu erkennen.</p>
-
-<p>Bei den Bearbeitern der Schriften des <span class="gesperrt">Dioskurides</span> finden
-wir nämlich als einen Grundzug, der uns bei allen naturwissenschaftlichen
-Schriftstellern des Mittelalters begegnet, daß man
-dem Wort eine fast größere Bedeutung zuschrieb als dem Dinge
-selbst. Genaue Überlieferung der Namen, möglichst vollständige
-Aufzählung der Synonyme, der volkstümlichen und der Geheimbezeichnungen
-nehmen in jenen Schriften den ersten Platz ein.
-Ja, es gab Schriftsteller, deren Hauptgegenstand die Nomenklatur
-der Pflanzen und im Anschluß daran angestellte Betrachtungen
-über Besonderheiten der Grammatik und der Synonymik war<a name="FNanchor_546" id="FNanchor_546" href="#Footnote_546" class="fnanchor">546</a>.
-Die Botanik berücksichtigte <span class="gesperrt">Dioskurides</span> nur insoweit, als es<span class="pagenum"><a name="Page_p238" id="Page_p238">[Pg p238]</a></span>
-sein Zweck erforderte. Die bei manchem seiner Vorgänger übliche
-alphabetische Anordnung der Pflanzen verwarf er, um sie nach
-ihm natürlich erscheinenden Gruppen zusammenzustellen. Doch
-begegnete ihm dabei mancher Mißgriff. Freilich ist es schwer,
-zu entscheiden, was er selbst gefunden und was er seinen Vorgängern
-entlehnt hat.</p>
-
-<p>Das Werk des <span class="gesperrt">Dioskurides</span> blieb für das gesamte Mittelalter
-und noch darüber hinaus von großer Bedeutung. »Was einer
-späteren Zeit«, sagt <span class="gesperrt">Meyer</span> in seiner Geschichte der Botanik<a name="FNanchor_547" id="FNanchor_547" href="#Footnote_547" class="fnanchor">547</a>,
-»<span class="gesperrt">Linnés</span> Systema naturae wurde, das war für jene Zeit die Arzneimittellehre
-des <span class="gesperrt">Dioskurides</span>; nur mit dem Unterschiede, daß man
-auf <span class="gesperrt">Linnés</span> Werk fortzubauen nicht lange säumte, auf dem des
-<span class="gesperrt">Dioskurides</span> dagegen wie auf einem Ruhekissen schlummerte.«
-Indessen galt <span class="gesperrt">Dioskurides</span> nicht nur für das Mittelalter als unanfechtbare
-Autorität auf dem erwähnten Gebiete, sondern noch die
-Begründer der neueren Botanik knüpften im Anfange des 16. Jahrhunderts
-vielfach an ihn an. Sie waren dabei von dem Bemühen
-geleitet, die von <span class="gesperrt">Dioskurides</span> beschriebenen Pflanzen wieder aufzufinden,
-wodurch die Liebe zur Natur zu neuem Leben erweckt
-wurde.</p>
-
-<p>Während die Griechen sich auf dem Gebiete der Pflanzenkunde
-mehr als Theoretiker erwiesen, haben die Römer, ihrem auf
-das Nützliche gerichteten Sinne entsprechend, vorzugsweise die angewandte
-Botanik gefördert<a name="FNanchor_548" id="FNanchor_548" href="#Footnote_548" class="fnanchor">548</a>. Eine Anregung dazu empfingen sie
-von den Karthagern. Dort entstand schon im 6. Jahrhundert v. Chr.,
-also lange vor den griechischen Georgikern, <span class="gesperrt">Magos</span> Werk über die
-Landwirtschaft, das der römische Senat später ins Lateinische übersetzen
-ließ. Die Bedeutung der Karthager auf diesem Gebiete ist
-wohl auf ihre Abhängigkeit von der phönizischen Kultur zurückzuführen<a name="FNanchor_549" id="FNanchor_549" href="#Footnote_549" class="fnanchor">549</a>.
-Der Sinn für die Pflanzenkunde wurde bei den Römern
-auch dadurch gefördert, daß sie sich mit besonderer Vorliebe dem
-Gartenbau zuwandten. So kamen bei ihnen auch die Fensterbeete
-auf, welche die jungen Pflanzen vor Kälte schützten, aber durch
-ihre Marienglasscheiben die Sonnenstrahlen hindurchließen<a name="FNanchor_550" id="FNanchor_550" href="#Footnote_550" class="fnanchor">550</a>.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p239" id="Page_p239">[Pg p239]</a></span></p>
-
-<p>Berühmt waren die Gärten, welche Kaiser <span class="gesperrt">Hadrian</span> bei seinem
-Landsitz in Tibur, dem heutigen Tivoli, unterhielt. Auch die
-Landsitze, mit denen die römischen Großen die felsigen Gestade des
-Mittelmeers umsäumten, erhielten reichen gärtnerischen Schmuck.
-Die römischen Gärten wiesen jedoch auch manche Künsteleien auf,
-so daß sich Stimmen erhoben, die, wie z. B. <span class="gesperrt">Horaz</span>, die Rückkehr
-zur Natur predigten.</p>
-
-<p>Eins der besten Werke über die Landwirtschaft verfaßte
-<span class="gesperrt">M. Portius Cato</span>, der durch sein Bemühen, die Römer zur Einfachheit
-und Sittenreinheit zurückzuführen, bekannt gewordene
-Zensor. Das Werk<a name="FNanchor_551" id="FNanchor_551" href="#Footnote_551" class="fnanchor">551</a> beginnt mit dem Lobe des Landbaues
-und enthält Vorschriften über die Obstzucht, den Anbau des
-Getreides und die Pflege anderer nützlicher Gewächse<a name="FNanchor_552" id="FNanchor_552" href="#Footnote_552" class="fnanchor">552</a>. Wir
-haben es schon als eine der Quellen, aus denen <span class="gesperrt">Plinius</span> schöpfte,
-gewürdigt.</p>
-
-
-<h3>Die Botanik als Hilfswissenschaft der Heilkunde.</h3>
-
-<p>Vom medizinischen Standpunkte aus hat sich auch der als
-Anatom und Arzt zu großer Berühmtheit gelangte <span class="gesperrt">Galen</span> mit den
-Pflanzen beschäftigt. Auf seinen Reisen, die ihn nach Griechenland,
-Kleinasien, Ägypten und Palästina führten, bemühte er
-sich, alle Pflanzen, denen man Heilwirkungen zuschrieb, an ihrem
-natürlichen Standorte zu beobachten und zu sammeln. Welchen
-Wert man diesem Gegenstande beimaß, geht auch daraus hervor,
-daß die römischen Kaiser jener Zeit Kräutersammler auf
-Kreta unterhielten, weil die Arzneipflanzen dieser Insel besonders
-hoch geschätzt waren. <span class="gesperrt">Galen</span> bekämpfte diese Meinung und
-vertrat die Ansicht, daß Italien ebenso wirksame Arzneipflanzen
-beherberge.</p>
-
-<p>Durch manchen archäologischen Fund ist unsere Zeit mit
-den Pflanzen selbst bekannt geworden, mit denen sich das Altertum
-beschäftigte. Zu jenen, welche die Mumiensärge Ägyptens
-lieferten, sind vor allem die pflanzlichen Reste getreten, die bei
-der Ausgrabung Pompejis zutage gefördert wurden. Sie sind im<span class="pagenum"><a name="Page_p240" id="Page_p240">[Pg p240]</a></span>
-Nationalmuseum in Neapel aufbewahrt und zum Teil so gut erhalten,
-daß sie identifiziert werden konnten<a name="FNanchor_553" id="FNanchor_553" href="#Footnote_553" class="fnanchor">553</a>.</p>
-
-<p>Ein besonderes Interesse, das mitunter selbst gekrönte Häupter
-beherrschte, wandte man im Altertum der Erforschung giftiger
-Pflanzen zu. König <span class="gesperrt">Attalos</span> von Pergamon, so erzählt uns
-<span class="gesperrt">Plutarch</span><a name="FNanchor_554" id="FNanchor_554" href="#Footnote_554" class="fnanchor">554</a>, baute giftige Gewächse an, wie Bilsenkraut, Nieswurz,
-Schierling, Sturmhut, und machte ein besonderes Studium daraus,
-ihre Säfte kennen zu lernen und zu sammeln. Überhaupt wetteiferte
-Pergamon eine Zeitlang in der Pflege der Wissenschaften
-mit Alexandrien.</p>
-
-
-<h3>Die römische Naturauffassung bei Lukrez
-und Seneca.</h3>
-
-<p>Außer <span class="gesperrt">Plinius</span> sind insbesondere noch zwei andere römische
-Schriftsteller zu nennen, die über die Naturwissenschaften geschrieben
-haben, <span class="gesperrt">Lukrez</span> und <span class="gesperrt">Seneca</span>. <span class="gesperrt">Lucretius Carus</span> (er
-starb 55 v. Chr.) hat seine naturphilosophischen, auf <span class="gesperrt">Epikur</span> zurückgreifenden
-Anschauungen in einem Lehrgedicht entwickelt, das
-manche beachtenswerte Stelle enthält. Es führt den Titel »De
-rerum natura«, wurde unter den literarischen Erzeugnissen der voraugusteischen
-Zeit hoch geschätzt und ist sowohl der Form als dem
-Inhalt nach griechischen Mustern entlehnt. Als seine Quellen nennt
-<span class="gesperrt">Lukrez</span> neben <span class="gesperrt">Empedokles</span>, dem »herrlichsten Schatz des gabenreichen
-sizilischen Eilands«, vor allem <span class="gesperrt">Epikur</span>. Aus den Schriften
-dieses Mannes, welcher »die anderen Weisen überstrahle wie die
-Sonne die Sterne verdunkle, habe er die goldenen Worte entnommen«,
-welche uns sein Lehrgedicht biete. Eine dankbare Aufgabe
-für einen Dichter war es wohl kaum, die mechanische Weltanschauung
-poetisch zu entwickeln. Um so mehr verdient die Art,<span class="pagenum"><a name="Page_p241" id="Page_p241">[Pg p241]</a></span>
-wie <span class="gesperrt">Lukrez</span> sie löste und durch die er den Kranz der Musen
-davontrug, unsere Bewunderung. Es ist nicht nur die Schönheit
-der Gleichnisse und die lebensvolle Schilderung gewaltiger Naturerscheinungen,
-die uns in seinem Werke fesselt, sondern vor allem
-die Genialität der auf der Ablehnung alles Götter- und Aberglaubens
-beruhenden Lebensauffassung. Bezüglich seiner Auffassung
-der Naturvorgänge<a name="FNanchor_555" id="FNanchor_555" href="#Footnote_555" class="fnanchor">555</a> müssen wir uns hier auf einige Andeutungen
-beschränken.</p>
-
-<p>Nichts entsteht aus nichts, sagt <span class="gesperrt">Lukrez</span> mit <span class="gesperrt">Demokrit</span> und
-<span class="gesperrt">Epikur</span>, wenn selbst die Götter es wollten. Sondern die Natur
-erzeugt stets das eine aus dem andern. Die Dinge läßt <span class="gesperrt">Lukrez</span>
-aus unendlich feinen Teilchen bestehen. Sonst sei z. B. das allmähliche
-Dünnerwerden der im Gebrauch befindlichen, metallenen
-Gegenstände ganz unerklärlich. Da bei absoluter Raumerfüllung
-Bewegung unmöglich sei, so müsse man annehmen, die Teilchen
-seien nicht dicht zusammengedrängt, sondern durch leere Zwischenräume
-geschieden. Alles sei ferner schwer. Im leeren Raume
-müsse selbst die Flamme schwer sein. Ihr Emporsteigen sei dadurch
-bedingt, daß der Lufthauch sie trotz ihrer natürlichen
-Schwere in die Höhe treibe, wie ja auch das schwere Holz im
-Wasser emporschnelle. Schall, Licht und Wärme sind für <span class="gesperrt">Lukrez</span>
-körperliche Ausflüsse. Sonderbar ist seine, dem <span class="gesperrt">Epikur</span> entlehnte
-Bildertheorie. Wir nehmen nach ihr die Dinge wahr, indem sich
-dünne Häutchen von ihrer Oberfläche lösen und durch die Lüfte zu
-unserem Auge schwimmen. Die magnetischen Erscheinungen werden
-gleichfalls aus der Annahme erklärt, daß feine Teilchen von
-dem Magneten ausströmen. Selbst den Blitz läßt <span class="gesperrt">Lukrez</span> aus
-glatten und winzigen Teilchen bestehen.</p>
-
-<p>Eine Andeutung des Gesetzes von der Erhaltung des Stoffes
-und der Kraft kann man in folgenden Zeilen erblicken:</p>
-
-<div class="poem">
-<p>»Denn er (der Stoff) vermehrt sich nie, noch vermindert er sich durch Zerstörung,</p>
-<p>Ferner war die Bewegung, die jetzt in den Urelementen</p>
-<p>Herrscht, schon von jeher da, und so wird sie auch künftig noch da sein. &ndash;</p>
-<p>Denn kein Platz ist vorhanden, nach welchem die Teile des Urstoffs</p>
-<p>Könnten entfliehen, kein Platz, von wo aus erneuerte Kräfte<span class="pagenum"><a name="Page_p242" id="Page_p242">[Pg p242]</a></span></p>
-<p>Brächen herein, die Natur und Bewegung der Dinge zu ändern<a name="FNanchor_556" id="FNanchor_556" href="#Footnote_556" class="fnanchor">556</a>.«</p>
-</div>
-
-<p>Interessant ist, wie <span class="gesperrt">Lukrez</span> das Verhältnis von Empfindung
-und Materie erörtert. Er schreibt die Empfindung nämlich nicht
-den Atomen, sondern nur ihrer Zusammenfassung zu. Denn, so
-meint er, die Menschenatome könnten doch nicht weinen und lachen.
-Indem er das tut, erhebt sich <span class="gesperrt">Lukrez</span> über den krassen Materialismus
-der demokritischen Lehre. Des weiteren bringt er bemerkenswerte
-Anschauungen über Gegenstände der physikalischen
-Geographie. So erklärt er den gleichmäßigen Bestand des Meeres
-als eine Folge des Kreislaufs des Wassers. Nach seiner Annahme
-gelangt das Wasser aus dem Meere auf unterirdischem Wege in
-die Gebirge zurück<a name="FNanchor_557" id="FNanchor_557" href="#Footnote_557" class="fnanchor">557</a> und speist dort unter Abgabe des Salzgehaltes
-die Quellen. Die Erdbeben werden darauf zurückgeführt,
-daß die Erde mit Höhlungen, Strömen, Sümpfen und geborstenem
-Gestein ausgefüllt sei. Durch den Einsturz der Höhlen entständen
-Erschütterungen, die man als Erdbeben bezeichne.</p>
-
-<p>Nicht minder merkwürdig als die Schrift des <span class="gesperrt">Lukrez</span> sind
-die<a name="FNanchor_558" id="FNanchor_558" href="#Footnote_558" class="fnanchor">558</a> »<span lang="la" xml:lang="la">Quaestiones naturales</span>« des römischen Dichters und Philosophen
-<span class="gesperrt">Seneca</span>, der im Jahre 65 n. Chr. starb.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Seneca</span> meint, das Gesicht sei der trügerischste Sinn, da z. B.
-ein Ruder im Wasser wie gebrochen erscheine. Den Regenbogen
-hält er für das Spiegelbild der Sonne, denn einige Spiegel, sagt er,
-sind so beschaffen, daß sie die Gegenstände zu einer entsetzlichen
-Größe ausdehnen. Bei <span class="gesperrt">Seneca</span> findet sich auch die einzige Stelle,
-welche darauf hindeutet, daß die Alten das Prisma gekannt und
-das Spektrum beobachtet haben. <span class="gesperrt">Seneca</span> sagt nämlich, wenn man
-Glasstücke mit mehreren Kanten anfertige und die Sonnenstrahlen
-auf sie fallen lasse, so erblicke man die Farben des Regenbogens.
-Er erwähnt ferner mit Wasser gefüllte Glaskugeln und ihre Eigenschaft,
-dahinter befindliche Gegenstände vergrößert zu zeigen<a name="FNanchor_559" id="FNanchor_559" href="#Footnote_559" class="fnanchor">559</a>.
-Dafür, daß die Römer mit den optischen Eigenschaften geschliffener
-Gläser bekannt waren, soll auch eine Angabe des <span class="gesperrt">Plinius</span>
-sprechen. Es heißt dort, daß <span class="gesperrt">Nero</span> sich eines Smaragds bediente,<span class="pagenum"><a name="Page_p243" id="Page_p243">[Pg p243]</a></span>
-um besser sehen zu können. Dieser Stein sei konkav und dadurch
-geeignet gewesen, »die Sehstrahlen zu sammeln«<a name="FNanchor_560" id="FNanchor_560" href="#Footnote_560" class="fnanchor">560</a>. Man hat auch
-bei Ausgrabungen (so in Pompeji) linsenförmig geschliffene Gläser
-gefunden und nimmt an, daß sie als Brenngläser gedient haben.
-Auch bei den Ausgrabungen in Ninive hat man eine plankonvexe
-Linse aus Bergkristall entdeckt, die angeblich auch optischen
-Zwecken gedient hat<a name="FNanchor_561" id="FNanchor_561" href="#Footnote_561" class="fnanchor">561</a>.</p>
-
-<p>Der Schall ist für <span class="gesperrt">Seneca</span> ein Druck der Luft. Er begegnet
-sich in dieser, annähernd das Richtige treffenden Anschauung mit
-<span class="gesperrt">Vitruv</span>, der im Gegensatz zu dem, alles als Ausflüsse auffassenden
-<span class="gesperrt">Lukrez</span> den Schall als eine Lufterschütterung betrachtet. Diese
-Erschütterung läßt <span class="gesperrt">Vitruv</span> ähnlich entstehen, wie sich durch einen
-Stein im Wasser die Wellenkreise bilden. Nur entständen die
-Wellen beim Schall nicht allein in der Fläche, sondern sie dehnten
-sich auch in die Breite und in die Höhe (somit kugelförmig) aus.</p>
-
-<p>Im 3. Buche findet sich ein Anklang an den als Apokatastasis
-bezeichneten periodischen Wechsel. Die Erde sollte danach<a name="FNanchor_562" id="FNanchor_562" href="#Footnote_562" class="fnanchor">562</a> verbrennen,
-wenn alle Wandelsterne im Krebse zusammenkämen und
-somit eine gerade Linie bildeten. Dagegen würde eine allgemeine
-Überschwemmung eintreten, wenn sich diese Konstellation im Steinbock
-wiederhole.</p>
-
-<p>Die Höhe der Naturanschauung <span class="gesperrt">Senecas</span> zeigt sich besonders
-in den Ansichten, die er über die Kometen entwickelt<a name="FNanchor_563" id="FNanchor_563" href="#Footnote_563" class="fnanchor">563</a>. Seine
-Zeitgenossen, sagt er, seien der Meinung, die Kometen entständen
-aus verdichteter Luft. Er aber halte sie für »ewige Werke der
-Natur«, und zwar deshalb, weil auch ihnen ein Kreislauf eigen sei.</p>
-
-<p>Von Beobachtungsgabe und Scharfsinn zeugen auch die Ansichten,
-die <span class="gesperrt">Seneca</span> über die geologischen Erscheinungen entwickelt.
-Die Erdbeben werden teils auf den Einsturz von Höhlungen
-des Erdinnern, teils auf dort angesammelte Gase zurückgeführt.
-Die Vulkane stellen die Verbindung zwischen der Oberfläche und
-dem glutflüssigen Erdinnern her. Unter den Vulkanen, welche
-<span class="gesperrt">Seneca</span> aufzählt, findet der Vesuv keine Erwähnung, während
-<span class="gesperrt">Strabon</span> ihn wegen der in seiner Nähe sich findenden Schlacken
-als einen erloschenen Vulkan betrachtete. Manche Bemerkungen
-<span class="gesperrt">Senecas</span> über die lösende und die abtragende Tätigkeit des<span class="pagenum"><a name="Page_p244" id="Page_p244">[Pg p244]</a></span>
-Wassers und die Bildung von Ablagerungen stimmen mit den
-neueren geologischen Anschauungen gut überein und »verraten
-durchweg ein gesundes Urteil«<a name="FNanchor_564" id="FNanchor_564" href="#Footnote_564" class="fnanchor">564</a>. Auch <span class="gesperrt">Vitruv</span> äußert in seiner
-Schrift »<span lang="la" xml:lang="la">De architectura</span>« die Ansicht, daß in der Nähe des Vesuvs
-das Innere der Erde glühend sein müsse. Er schließt dies daraus,
-daß bei Bajae heiße Dämpfe aus dem Boden entweichen. <span class="gesperrt">Vitruv</span>
-erwähnt ferner auf Grund der Überlieferungen, daß die Glut des
-Erdinnern in alten Zeiten Ausbrüche des Vesuvs veranlaßt habe,
-daher rühre auch wohl der Bimsstein in der Nähe von Pompeji,
-der infolge der Hitze aus einem anderen Steine entstanden sei.
-<span class="gesperrt">Vitruv</span> erwähnt auch, daß es Quellen gäbe, die vermöge ihrer
-Säure Blasensteine aufzulösen vermöchten, wie der Essig die Eierschalen
-löse<a name="FNanchor_565" id="FNanchor_565" href="#Footnote_565" class="fnanchor">565</a>.</p>
-
-
-<h3>Chemische Kenntnisse und ihre Anwendungen.</h3>
-
-<p>Über die mineralogischen und die chemischen Kenntnisse der
-Römer erfahren wir manches durch <span class="gesperrt">Plinius</span><a name="FNanchor_566" id="FNanchor_566" href="#Footnote_566" class="fnanchor">566</a>. Eingehender befaßt
-sich dieser mit dem Glase. Er schildert seine Herstellung
-aus Sand, Soda (Nitrum) und Muschelschalen<a name="FNanchor_567" id="FNanchor_567" href="#Footnote_567" class="fnanchor">567</a>. Auch ist ihm
-bekannt, daß man mit Kugeln aus Glas oder Kristall sowie mit
-kugeligen, mit Wasser gefüllten Glasgefäßen in der Sonne Hitze
-erzeugen kann<a name="FNanchor_568" id="FNanchor_568" href="#Footnote_568" class="fnanchor">568</a>. Die Römer stellten sogar Treibhäuser mit gläsernen
-Wänden her, um auf diese Weise frühzeitig frisches Gemüse
-zu erhalten. Aus Glas verfertigte Spiegel finden gleichfalls schon
-bei <span class="gesperrt">Plinius</span> Erwähnung. Neuere Ausgrabungen haben solche auch
-zutage gefördert. Der Belag dieser antiken Spiegel besteht bald
-aus reinem Blei<a name="FNanchor_569" id="FNanchor_569" href="#Footnote_569" class="fnanchor">569</a>, bald aus anderen Metallen.</p>
-
-<p>Auch über die wichtigsten Farbstoffe und ihre Verwendung
-berichtet <span class="gesperrt">Plinius</span>. Er erwähnt den Krapp und den Indigo, mit
-denen man die Wolle färbte. Wie man in Indien den Indigo ge<span class="pagenum"><a name="Page_p245" id="Page_p245">[Pg p245]</a></span>winnt,
-ist ihm indessen nicht bekannt. Am weitesten hatten es
-in der Kunst zu färben nach <span class="gesperrt">Plinius</span> die Ägypter gebracht. Er
-erzählt von ihnen, daß sie die Stoffe vor dem Färben mit besonderen
-Flüssigkeiten (Beizen) behandelten.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Plinius</span> kannte auch schon die Seife. Er erzählt, daß sie
-von den Galliern und den Germanen durch Kochen von Talg mit
-Pflanzenasche hergestellt werde. Wahrscheinlich wurde die Aschenlauge
-durch Zusatz von Kalk kaustisch gemacht<a name="FNanchor_570" id="FNanchor_570" href="#Footnote_570" class="fnanchor">570</a>.</p>
-
-<p>Mancherlei über die chemischen Kenntnisse zur Zeit der
-Römerherrschaft erfahren wir auch durch die um 75 n. Chr. entstandene
-Arzneimittellehre des <span class="gesperrt">Dioskurides</span>. So spricht dieser
-vom Verzinnen von Kesseln<a name="FNanchor_571" id="FNanchor_571" href="#Footnote_571" class="fnanchor">571</a>. Daß gewisse Mineralien beim
-Übergießen mit Essig Gas entwickeln, war im Altertum bekannt.
-<span class="gesperrt">Plinius</span> knüpft daran die Bemerkung, der Essig sei stärker als
-das Feuer, denn er bezwinge Felsen, die dem Feuer Widerstand
-leisteten<a name="FNanchor_572" id="FNanchor_572" href="#Footnote_572" class="fnanchor">572</a>.</p>
-
-
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p246" id="Page_p246">[Pg p246]</a></span></p>
-
-
-
-
-<h2>6. Der Ausgang der antiken Wissenschaft.</h2>
-
-
-<p>In die Zeit der römischen Weltherrschaft fällt eine nochmalige
-Blüteperiode der alexandrinischen Akademie. Die mit ihr
-verbundene große Bibliothek war zwar im Jahre 47 v. Chr. zum
-größten Teile vernichtet worden. Als Ersatz dafür gelangten zahlreiche
-Rollen der pergamenischen Bibliothek nach Alexandrien
-(s. S. <a href="#Page_p153">153</a>). Eine zweite kleinere Bibliothek befand sich dort im
-Serapeion. Sie wurde gegen das Ende des 4. Jahrhunderts bei
-einem von den Christen hervorgerufenen Aufstand zerstört. Trotzdem
-blieb Alexandrien noch lange über das 4. nachchristliche Jahrhundert
-hinaus die bedeutendste Hochschule des Orients<a name="FNanchor_573" id="FNanchor_573" href="#Footnote_573" class="fnanchor">573</a>.</p>
-
-
-<h3>Das ptolemäische Weltsystem.</h3>
-
-<p>Als ruhmvollster Name unter den alexandrinischen Gelehrten
-der nachchristlichen Jahrhunderte leuchtet uns derjenige des
-<span class="gesperrt">Ptolemäos</span> entgegen. Mit seinen Verdiensten um die Fortentwicklung
-der Astronomie und der Geographie haben wir uns zunächst
-zu beschäftigen.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Ptolemäos</span> lebte im 2. Jahrhundert n. Chr. in Alexandrien.
-Er hat sich als Mathematiker, Astronom, Physiker und Geograph
-die größten Verdienste erworben. Wahrscheinlich ist er in Ptolemais
-in Oberägypten geboren. Im übrigen ist über sein Leben fast nichts
-bekannt. <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> hat zahlreiche Schriften verfaßt, die zum Teil
-im Original, zum Teil in arabischer oder in lateinischer Sprache erhalten
-geblieben sind. Die wichtigsten sind die »Erdbeschreibung«,
-der »Almagest« (das astronomische Hauptwerk) und die »Optik«.</p>
-
-<p>Das Weltsystem des <span class="gesperrt">Aristarch</span> war zwar ein glücklicher Einfall
-gewesen; die heliozentrische Auffassung allein vermochte jedoch<span class="pagenum"><a name="Page_p247" id="Page_p247">[Pg p247]</a></span>
-noch nicht, der genaueren Beschreibung der sich am Himmel abspielenden
-Vorgänge eine sichere Grundlage zu bieten. Dies
-System konnte daher im Altertum keine allgemeine Geltung finden,
-zumal es an den mechanischen Begriffen fehlte, welche damit in
-Einklang gebracht werden mußten. So erhob <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> den
-später auch <span class="gesperrt">Koppernikus</span> und <span class="gesperrt">Galilei</span> gegenüber gemachten,
-von letzterem aber entkräfteten Einwand, daß eine Drehung der
-Erde um ihre Achse die Ablenkung eines senkrecht in die Höhe
-geworfenen Körpers zur Folge haben müßte. Ferner galt der von
-<span class="gesperrt">Aristoteles</span> herrührende Satz, daß die Bewegungen der Himmelskörper,
-weil die letzteren göttlich und ewig seien, gleichmäßig und
-im Kreise vor sich gehen müßten, dem <span class="gesperrt">Ptolemäos</span>, wie dem gesamten
-Altertum, als eine unumstößliche Wahrheit. Zwar hatte
-es den Anschein, als ob sich die Planeten, sowie die Sonne und
-der Mond am Fixsternhimmel bald schneller, bald langsamer bewegten;
-erstere schienen sogar zeitweilig stillzustehen und sich
-bald vor-, bald rückwärts zu bewegen.</p>
-
-<p>Die Unregelmäßigkeit der jährlichen Sonnenbewegung machte
-sich dem <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> vor allem darin bemerkbar, daß die Sonne
-178 Tage und 18 Stunden gebraucht, um im Verlaufe des Winterhalbjahres
-vom Herbstpunkt zum Frühlingspunkt zu gelangen,
-während sie die andere Hälfte der Ekliptik, also den Weg vom
-Frühlings- zum Herbstpunkt, in weit längerer Zeit, nämlich in
-186 Tagen und 11 Stunden, zurücklegt<a name="FNanchor_574" id="FNanchor_574" href="#Footnote_574" class="fnanchor">574</a>. Diese als die erste Ungleichheit
-bezeichnete Unregelmäßigkeit entspringt, wie wir heute
-wissen, daraus, daß die Himmelskörper sich nicht in Kreisen, sondern
-in Ellipsen bewegen. Die zweite Ungleichheit, die nur bei den
-Planeten auftritt, wird dadurch hervorgerufen, daß wir unsere Beobachtungen
-von der Erde aus anstellen, die sich ihrerseits wieder
-um die Sonne bewegt. Dieser Umstand ist es, der die scheinbaren
-Stillstände und Rückgänge der Planeten verursacht. Auch daß an
-dem Monde eine als Evektion bezeichnete Ungleichheit in die Erscheinung
-tritt, bemerkte <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> schon<a name="FNanchor_575" id="FNanchor_575" href="#Footnote_575" class="fnanchor">575</a>. Wir führen sie heute
-auf Störungen zurück, welche die Mondbewegung durch die Sonne
-erleidet. Sie ist die bedeutendste unter den Unregelmäßigkeiten der
-Mondbewegung und erreicht einen Betrag von mehr als einem Grad.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p248" id="Page_p248">[Pg p248]</a></span></p>
-
-<p>Schon <span class="gesperrt">Platon</span> hatte es als die wichtigste Aufgabe der Astronomie
-bezeichnet, die beobachteten, scheinbar unregelmäßigen Bewegungen
-auf gleichförmige zurückzuführen, da, wie er sagte,
-keine Ursache dafür vorhanden sei, daß die himmlischen Körper
-sich anders als gleichförmig bewegen sollten. Der erste, der
-eine Lösung der von <span class="gesperrt">Platon</span> gestellten Aufgabe versuchte, war
-sein Schüler <span class="gesperrt">Eudoxos</span> von Knidos. Er bediente sich dazu der
-Theorie der homozentrischen Sphären; und es gelang ihm so, die
-zweite Ungleichheit als ein gesetzmäßig bestimmtes Bewegungsphänomen
-darzustellen. Nach <span class="gesperrt">Eudoxos</span> ist jeder Planet auf einer
-rotierenden Sphäre befestigt. Die Pole dieser Sphäre liegen in
-einer zweiten Sphäre, die ebenfalls um eine Achse rotiert. Es
-kam nun darauf an, die Geschwindigkeiten jener Sphären und die
-Lage ihrer Achsen so zu wählen, daß dadurch dem tatsächlichen
-Verlauf der Erscheinungen möglichst Rechnung getragen wurde.
-Zu diesem Zwecke mußten für den Mond und für die Sonne je
-drei und für jeden Planeten vier Sphären angenommen werden.
-Am besten gelang es auf diese Weise, die Bewegungen der entfernteren
-Planeten Saturn und Jupiter gewissermaßen in eine Regel
-zu fassen. Die größten Schwierigkeiten bereitete der Mars, an
-dem später <span class="gesperrt">Tycho</span> und <span class="gesperrt">Kepler</span> den wahren Ablauf der Planetenbewegungen
-nach endlosen Mühen entdecken sollten.</p>
-
-<p>Um die Theorie mit den Erscheinungen in besseren Einklang
-zu bringen, wurde später die Zahl der Sphären noch vermehrt<a name="FNanchor_576" id="FNanchor_576" href="#Footnote_576" class="fnanchor">576</a>.
-Einen anderen Weg schlugen <span class="gesperrt">Hipparch</span> und <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> ein.
-Sie benutzten zur Auflösung der ersten Ungleichheit exzentrische
-Kreise und zur Bewältigung der zweiten Ungleichheit den Epizykel<a name="FNanchor_577" id="FNanchor_577" href="#Footnote_577" class="fnanchor">577</a>.
-<span class="gesperrt">Hipparch</span> erklärte die Erscheinung, daß die Sonne auf
-ihrer jährlichen Bahn eine größte und eine geringste Geschwindigkeit
-annimmt, indem er die Erde aus dem Mittelpunkt rückte und
-die Sonne um sie in gleichförmiger Bewegung einen exzentrischen
-Kreis beschreiben ließ. Die Größe der Exzentrizität ließ sich nun
-leicht so wählen, daß damit dem Verlauf der Erscheinungen Rechnung
-getragen wurde. Die Annahme von exzentrischen Kreisen
-hatte aber nicht einmal die Bewegung des Mondes, geschweige
-denn diejenige der Planeten zu erklären vermocht. <span class="gesperrt">Ptolemäos</span>
-griff deshalb einen Gedanken auf, den der Mathematiker <span class="gesperrt">Apollonios</span>
-geäußert hatte, und nahm zwei oder mehr Kreisbewegungen<span class="pagenum"><a name="Page_p249" id="Page_p249">[Pg p249]</a></span>
-zu Hilfe. Zur Erklärung diene <a href="#fig44">Abb. 44</a>. Es sei E die Erde, um
-die mit einem Radius R = Mm ein exzentrischer Kreis gezogen
-ist. Auf letzterem bewegt sich indes nicht der in Frage kommende
-Himmelskörper, sondern der Mittelpunkt der Kreisbahn p q t s,
-in der erst der Planet mit gleichförmiger Geschwindigkeit sich
-bewegt. Diese Kreisbahn wird der Epizykel, die Theorie daher
-die Epizyklentheorie genannt. Es ist ersichtlich, daß der
-Himmelskörper, von der Erde gesehen, sich in p rascher bewegt
-als in t, wo seine Bewegung derjenigen des Epizykels entgegengesetzt
-ist. Auch ist klar, daß
-trotz der gleichförmig gedachten
-Bewegung, mit deren Annahme der
-Forderung <span class="gesperrt">Platons</span> Genüge geleistet
-war, scheinbare Stillstände und Rückgänge
-eintreten können. Es kam nur
-darauf an, das Verhältnis von r und
-ME zu R, sowie die Umlaufszeiten
-um M und m so zu wählen, daß dem
-Verlauf der Erscheinungen durch die
-hypothetischen Bewegungen Genüge
-geleistet war und erstere aus den angenommenen
-Verhältnissen berechnet
-werden konnten. Stimmten dann die
-Berechnungen mit neuen, auf Grund
-der Rechnung angestellten Beobachtungen
-nicht überein, so führte
-man einen dritten Epizykel ein, dessen Mittelpunkt den Kreis
-p q t s beschrieb. Durch eine Verknüpfung derartiger Kreisbewegungen
-läßt sich offenbar jede, nach einem bestimmten Gesetze
-auf beliebiger Bahn ablaufende Bewegung darstellen.</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig44" id="fig44" href="images/abb44.jpg"><img width="223" height="300" src="images/abb44.jpg" alt="[Abb. 44]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 44. Zur Erläuterung der
-Epizyklentheorie.</div>
-</div>
-
-<p><span class="gesperrt">Ptolemäos</span> wandte die Epizyklentheorie zunächst auf die Erklärung
-der Mondbewegung an. Daß die Entfernung des Mondes
-von der Erde beträchtlichen Schwankungen unterworfen ist, hatte
-sich ihm aus der Tatsache ergeben, daß der scheinbare Durchmesser
-des Mondes nach seinen Beobachtungen zwischen 31<sup>1</sup>/<sub>3</sub> und
-35<sup>1</sup>/<sub>3</sub> Minuten schwankt. <span class="gesperrt">Aristoteles</span> hatte also recht, wenn er
-behauptete, »daß derselbe Diskus, bei sich gleichbleibender Entfernung
-vom Auge, den Mond bald bedecke, bald nicht«.</p>
-
-<p>Um die Ungleichheiten des Mondumlaufes zu erklären, ließ
-<span class="gesperrt">Ptolemäos</span> das Gestirn einen Epizykel beschreiben, der sich
-innerhalb eines Zeitraumes vollziehen sollte, in welchem der Mond<span class="pagenum"><a name="Page_p250" id="Page_p250">[Pg p250]</a></span>
-zu demselben Endpunkte seiner großen Bahnachse zurückkehrt.
-Der Mittelpunkt dieses Epizykels umlief die Erde in einem Kreislauf,
-der gegen die Ekliptik, der Neigung der Mondbahn entsprechend,
-schief gerichtet war. Die Zeitdauer dieses Kreislaufs
-währte bis zur Rückkehr zu den Knoten, den Punkten, in denen
-die Ekliptik und die Mondbahn sich schneiden. Auf diese Weise
-erzielte <span class="gesperrt">Ptolemäos</span>, daß sich Rechnung und Beobachtung, wenigstens
-für den damaligen Stand der astronomischen Wissenschaft,
-in etwa deckten.</p>
-
-<p>Dasselbe Ziel suchte <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> bezüglich der Planetenbewegung
-unter Zuhilfenahme der Epizyklen und der exzentrischen
-Kreise zu erreichen. Doch waren die Schwierigkeiten hier fast
-noch größer.</p>
-
-<p>So lange man die Epizyklentheorie als bloße Hilfshypothese
-ansah und benutzte, ließ sich gegen sie nichts einwenden. Wir
-bedienen uns noch heute zur Beschreibung von Naturvorgängen
-mancher Fiktionen, die dem Fortschritt der Erkenntnis nur dann
-gefährlich werden, wenn wir uns daran gewöhnen, in ihnen den
-wahren Grund der Erscheinungen zu erblicken. Erinnert sei nur
-an die Annahme magnetischer und elektrischer Fluida, an deren
-wirkliches Vorhandensein kein Physiker glaubt, obgleich sie einer
-elementaren Beschreibung der magnetischen und der elektrischen
-Vorgänge zugrunde gelegt werden. Mit der zunehmenden Kompliziertheit
-solcher Hypothesen wird indes ihre Anwendung immer
-mehr erschwert. So trug schon aus dieser Ursache die Epizyklentheorie
-den Keim des Todes in sich, wenn auch ihre Herrschaft
-noch lange dauern sollte. Denn selbst <span class="gesperrt">Koppernikus</span> war, nachdem
-er die Sonne, wie er sich ausdrückt, auf ihren königlichen
-Thron in die Mitte der sie umkreisenden Gestirne gesetzt hatte,
-sofort gezwungen, sich der Epizykel wieder als Hilfskonstruktion
-zu bedienen, weil er an der Vorstellung einer kreisförmigen Bewegung
-der Planeten festhielt.</p>
-
-<p>Zwar kam bei Annahme der heliozentrischen Lehre die sogenannte
-zweite Ungleichheit in Fortfall, da sie ja daraus entsprang,
-daß man die Erde als den Mittelpunkt der Bewegungen
-betrachtete. Anders stand es mit der ersten Ungleichheit, welche
-daraus hervorgeht, daß die Himmelskörper sich nicht in Kreisen,
-sondern in Ellipsen bewegen. Da <span class="gesperrt">Koppernikus</span> an die Möglichkeit
-einer anderen als der kreisförmigen Bewegung noch gar nicht
-dachte, so blieb ihm zur Erklärung der ersten Ungleichheit nichts
-anderes übrig, als auf sie die Epizyklentheorie anzuwenden. Das<span class="pagenum"><a name="Page_p251" id="Page_p251">[Pg p251]</a></span>
-astronomische und das trigonometrische Wissen seiner Zeit legte
-<span class="gesperrt">Ptolemäos</span>, nachdem es durch ihn eine beträchtliche Vermehrung
-erfahren, in einem Lehrbuche nieder, das von den Arabern Almagest<a name="FNanchor_578" id="FNanchor_578" href="#Footnote_578" class="fnanchor">578</a>
-genannt wurde und dem gesamten Mittelalter in astronomischer
-Hinsicht als ein Evangelium galt.</p>
-
-<p>Das Bedürfnis nach einer Verbesserung der von <span class="gesperrt">Ptolemäos</span>
-mitgeteilten Planetentafeln machte sich schon im Mittelalter geltend.
-Um das Jahr 1250 berief daher König <span class="gesperrt">Alfons</span> von Kastilien
-eine Anzahl Gelehrter, welche neue astronomische Tafeln, die sogenannten
-alfonsinischen, entwarfen, die einen wesentlichen Fortschritt
-gegenüber denjenigen des <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> bedeuteten. An der
-Epizyklentheorie wurde indes trotz ihrer wachsenden Kompliziertheit
-nicht gerüttelt, was <span class="gesperrt">Alfons</span> zu dem Ausspruch veranlaßt
-haben soll, die Welt wäre einfacher geworden, wenn Gott ihn bei
-ihrer Erschaffung zu Rate gezogen hätte.</p>
-
-<p>Außer der vorstehend skizzierten, dem damaligen Standpunkte
-der Astronomie genügenden Epizyklentheorie finden wir im Almagest
-die schon von den älteren alexandrinischen Astronomen
-sowie von <span class="gesperrt">Hipparch</span> in Angriff genommene Bestimmung der Fixsternörter
-fortgesetzt<a name="FNanchor_579" id="FNanchor_579" href="#Footnote_579" class="fnanchor">579</a>. Das von <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> entworfene Verzeichnis<a name="FNanchor_580" id="FNanchor_580" href="#Footnote_580" class="fnanchor">580</a>
-umfaßt 1022 Sterne, die nach ihrer Lage innerhalb der
-von den Griechen angenommenen Sternbilder, sowie nach Länge
-und Breite bestimmt sind.</p>
-
-<p>Auch die Untersuchung der von <span class="gesperrt">Hipparch</span> entdeckten und
-ihrer Größe nach gleich etwa einem Grad für das Jahrhundert an<span class="pagenum"><a name="Page_p252" id="Page_p252">[Pg p252]</a></span>gegebenen
-Präzession der Tag- und Nachtgleichen wurde von <span class="gesperrt">Ptolemäos</span>
-wieder aufgenommen. Eine Bestätigung dieser Erscheinung
-war nämlich sehr wichtig, da <span class="gesperrt">Hipparch</span> sich nur auf die wenig genauen
-Beobachtungen der älteren Alexandriner stützen konnte.</p>
-
-<p>Bevor wir die Schilderung der astronomischen Verdienste des
-<span class="gesperrt">Ptolemäos</span> beenden, sei noch einiges aus dem Inhalt des Almagest
-mitgeteilt, woraus sich der Standpunkt, den die Sternkunde
-in Alexandrien erreicht hatte, ermessen läßt. Die Erde
-ist eine Kugel. Sie befindet sich in der Mitte des Himmels,
-kann aber im Vergleich zu den Himmelsräumen nur als ein
-Punkt betrachtet werden. Während die Erde unbeweglich feststeht,
-bewegen sich die Gestirne in kreisförmigen Bahnen. Dies
-sind die Sätze, welche an der Spitze des Werkes stehen. Die
-Länge des Jahres wird im Almagest zu 365 Tagen 5 Stunden
-und 55 Minuten angegeben. Die Erde ist 39 mal so groß wie
-der Mond, während die Sonne den Mond 6600 mal an Größe übertreffen
-sollte. Bezüglich der Entfernungen wird angegeben, daß
-der Mond 59, die Sohne dagegen 1210 Erdhalbmesser von uns
-entfernt sei.</p>
-
-<p>Die Abstände der Gestirne von der Erde regeln sich nach
-<span class="gesperrt">Ptolemäos</span> folgendermaßen: Auf den Mond folgt zunächst Merkur,
-dann Venus und darauf die Sonne. Die weitere Reihenfolge ist
-Mars, Jupiter und Saturn. Auf diese sieben Wandelsterne, deren
-Zahl erst durch <span class="gesperrt">Herschels</span> Entdeckung des Uranus vermehrt
-wurde, folgen die Fixsterne.</p>
-
-<p>An die Beschreibung dieses seinen Namen tragenden Weltsystems
-schließt sich eine Darstellung der Grundzüge der ebenen
-und der sphärischen Trigonometrie, der wichtigsten Hilfswissenschaft
-der Astronomen.</p>
-
-
-<h3>Hilfswissenschaften der Astronomie.</h3>
-
-<p>Die astronomischen Leistungen des <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> wurden dadurch
-ermöglicht, daß die beiden wichtigsten Hilfswissenschaften
-der Astronomie, die Mathematik und die Meßkunde, bedeutende
-Fortschritte aufzuweisen hatten. Die wichtigste Vorarbeit auf dem
-Gebiete der Mathematik lieferte der Astronom <span class="gesperrt">Menelaos</span> von
-Alexandrien, dessen Sternbeobachtungen im Almagest Erwähnung
-finden. <span class="gesperrt">Menelaos</span> verfaßte ein Werk über die Berechnung der
-Sehnen, das verloren ging, und ein zweites, »Sphärik« genannt,
-welches die Grundzüge der sphärischen Trigonometrie entwickelte,<span class="pagenum"><a name="Page_p253" id="Page_p253">[Pg p253]</a></span>
-indessen nur in Übersetzungen bekannt geworden ist<a name="FNanchor_581" id="FNanchor_581" href="#Footnote_581" class="fnanchor">581</a>. <span class="gesperrt">Menelaos</span>
-bringt schon den Satz, daß in jedem sphärischen Dreieck die
-Summe der drei Winkel größer als zwei Rechte ist. Er zeigt, daß
-gleichen Seiten desselben sphärischen Dreiecks gleiche, ungleichen
-Seiten ungleiche Winkel gegenüberliegen, und zwar den größeren
-Seiten die größeren Winkel. Sein Werk enthält die wichtigsten
-Sätze über die Kongruenz sphärischer Dreiecke, ferner diejenigen
-Sätze über Transversalen im ebenen und im sphärischen Dreieck,
-die man noch jetzt als die Sätze des <span class="gesperrt">Menelaos</span> bezeichnet.
-<span class="gesperrt">Ptolemäos</span> vollendete, was <span class="gesperrt">Hipparch</span> und <span class="gesperrt">Menelaos</span> auf dem
-Gebiete der ebenen und der sphärischen Trigonometrie begonnen
-hatten. Er gab dieser Wissenschaft für den astronomischen Gebrauch
-eine Form, die sich, wie seine Lehre, länger als ein Jahrtausend
-erhalten hat.</p>
-
-<p>Als der letzte unter den großen Mathematikern des Altertums
-ist <span class="gesperrt">Diophant</span> von Alexandrien zu nennen. Dieser schrieb ein Werk
-über Arithmetik, das etwa zur Hälfte erhalten geblieben ist<a name="FNanchor_582" id="FNanchor_582" href="#Footnote_582" class="fnanchor">582</a>. Er
-betitelte es &#7936;&#961;&#953;&#952;&#956;&#951;&#964;&#953;&#954;&#8049; und erschloß damit ein bisher kaum betretenes
-Gebiet.</p>
-
-<p>Bei <span class="gesperrt">Diophant</span> begegnen uns schon gewisse Zeichen und Abkürzungen,
-während vor ihm die Rechnungen zumeist nur durch
-Worte auseinandergesetzt wurden und höchstens gewisse Fachausdrücke
-(wie bei den alten Ägyptern) wiederkehren. Für die Unbekannte
-(unser x) gebrauchte <span class="gesperrt">Diophant</span> z. B. das Sigma, &#962;, den einzigen
-griechischen Buchstaben, der keine bestimmte Zahl bedeutete.
-Für die zweite Potenz lautet sein Zeichen &#948;<sup>&#8166;</sup> (&#948;&#8059;&#957;&#945;&#956;&#8055;&#962; = Quadrat),
-für die dritte k<sup>&#8166;</sup> (&#954;&#8059;&#946;&#959;&#962; = Würfel). Für die sechste Potenz schrieb
-<span class="gesperrt">Diophant</span> &#954;<sup>&#8166;</sup> &#954;<sup>&#8166;</sup>. Höhere Potenzen kommen bei ihm nicht vor.
-Für die Subtraktion verwendet er ein besonderes Zeichen (&#8916; =
-umgekehrtes &#968;). Zu addierende Größen dagegen werden ohne ein
-Zeichen nebeneinander gestellt. Selbst ein Gleichheitszeichen
-(&#953; als Abkürzung von &#7988;&#963;&#959;&#953;, gleich) fehlt nicht<a name="FNanchor_583" id="FNanchor_583" href="#Footnote_583" class="fnanchor">583</a>. Diese Beispiele
-zeigen zur Genüge, daß uns bei <span class="gesperrt">Diophant</span> schon ein Verfahren
-begegnet, das seine hervorragenden Erfolge erklärlich macht.
-Ein wesentlicher Mangel der diophantischen Algebra besteht
-darin, daß sie den Gegensatz von positiv und negativ noch<span class="pagenum"><a name="Page_p254" id="Page_p254">[Pg p254]</a></span>
-nicht kennt. Dies hat darin seinen Grund, daß <span class="gesperrt">Diophant</span> nur
-Differenzen bildet, bei welchen der Minuend größer als der Subtrahend
-ist. Eine größere Zahl von einer kleineren abzuziehen,
-die algebraische Operation, die ja zum Begriff der negativen Zahl
-geführt hat, erschien ihm als etwas Unmögliches. Führte die
-Lösung einer Gleichung auf negative Werte, so erklärte <span class="gesperrt">Diophant</span>
-einen derartigen Fall für unzulässig. Eine Rolle spielte diese Beschränkung
-besonders bei der Auflösung quadratischer Gleichungen,
-mit der <span class="gesperrt">Diophant</span> sich sehr vertraut zeigt. Bei ihm begegnet
-uns auch die erste kubische Gleichung. Doch bleibt der Fall
-vereinzelt. Auch ließ sich die betreffende Gleichung auf einen
-niedrigeren Grad reduzieren<a name="FNanchor_584" id="FNanchor_584" href="#Footnote_584" class="fnanchor">584</a>. <span class="gesperrt">Diophant</span> gibt die Lösung, ohne
-jedoch sein Verfahren anzudeuten.</p>
-
-<p>Was <span class="gesperrt">Diophant</span> vor allem auszeichnet, ist die Art, in der
-er sich bei fast allen Problemen von den Einzelfällen loslöst und
-sich zur allgemeineren Betrachtung erhebt.</p>
-
-<p>Die Stellung, die <span class="gesperrt">Diophant</span> in der Entwicklung der Wissenschaften
-einnimmt, ist infolgedessen eine ganz einzigartige. Einmal
-treten uns seine Schöpfungen, die von allem, was vor ihnen liegt,
-so sehr verschieden sind, ganz unvermittelt entgegen. »Eine ganz
-andere Luft weht in den Schriften dieses Arithmetikers als in
-denjenigen der klassischen Geometer«<a name="FNanchor_585" id="FNanchor_585" href="#Footnote_585" class="fnanchor">585</a>. Und wie es an nachweisbaren
-Vorstufen und Vorläufern fehlt, so mangelt es in dem
-auf <span class="gesperrt">Diophant</span> folgenden Jahrtausend auch an Mathematikern,
-die das von ihm Begonnene fortgesetzt hätten. Erst zu Beginn
-der neueren Periode vermochte man an <span class="gesperrt">Diophant</span> anzuknüpfen
-und eine höhere Mathematik zu schaffen, deren wichtigstes Element,
-wie bei <span class="gesperrt">Diophant</span>, allgemeine Zahlen, für sich betrachtet
-und in ihrer Beziehung zu geometrischen und physikalischen
-Größen, sind.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Diophant</span> lebte vermutlich im 3. nachchristlichen Jahrhundert,
-jedenfalls ist aber sein Werk später als die Schriften
-des <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> verfaßt. Auf die Entwicklung der alten Astronomie
-hat es keinen Einfluß ausgeübt<a name="FNanchor_586" id="FNanchor_586" href="#Footnote_586" class="fnanchor">586</a>.</p>
-
-<p>Die Förderung, welche die Meßkunde bei den Vorgängern
-des <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> erfahren hatte, wußte dieser sich nicht weniger als<span class="pagenum"><a name="Page_p255" id="Page_p255">[Pg p255]</a></span>
-die mathematischen Fortschritte zunutze zu machen. Im Jugendzeitalter
-der Astronomie wird man wohl die Entfernungen am
-Himmelsgewölbe nach Mondbreiten abgeschätzt und dabei wahrscheinlich
-zwei um ein Scharnier drehbare Stäbe, in deren Treffpunkt
-sich das Auge des Beobachters befand, gebraucht haben.
-Die Alexandriner benutzten zwei Arten von Winkelmeßinstrumenten.
-Bei der einen kam eine geradlinige, bei der anderen die
-Kreisteilung in Anwendung. Zur ersten Art gehört das parallaktische
-Lineal, auch Regula Ptolemaica genannt, das <span class="gesperrt">Ptolemäos</span>
-im Almagest beschreibt. Es
-besteht aus einem lotrecht und
-drehbar aufgestellten Stabe,
-um dessen oberen Endpunkt
-sich ein gleich langer Stab
-mit Dioptern, zum Anvisieren
-des Gestirnes, bewegen ließ.
-Am unteren Ende des senkrechten
-Stabes war ein dritter
-drehbarer Stab mit Längseinteilung
-angebracht. Dieser
-Stab ließ sich in einer Rille
-des Diopterlineals verschieben.
-Bei jeder Höhenmessung
-konnte die Lage des Diopterlineals
-auf der Gradeinteilung
-des zweiten beweglichen
-Lineals abgelesen und danach
-der entsprechende Winkel aus der Sehnentafel entnommen
-werden.</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig45" id="fig45" href="images/abb45.jpg"><img width="254" height="300" src="images/abb45.jpg" alt="[Abb. 45]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 45. Das parallaktische Lineal.</div>
-</div>
-
-<p>Indessen bediente sich <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> nach dem Beispiel von
-<span class="gesperrt">Aristyll</span> und <span class="gesperrt">Timocharis</span> (300 v. Chr.) auch der mit Gradeinteilung
-versehenen, miteinander verbundenen Kreise, der sogenannten
-Armillen. <span class="gesperrt">Eratosthenes</span> hatte 220 v. Chr. in Alexandrien Armillen
-von bedeutender Größe errichtet und vermittelst dieser Instrumente
-den Abstand der Wendekreise zu <sup>11</sup>/<sub>83</sub> des Kreisumfanges
-bestimmt. Eine der von <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> benutzten Armillen zeigt
-uns die Abbildung <a href="#fig46">46</a><a name="FNanchor_587" id="FNanchor_587" href="#Footnote_587" class="fnanchor">587</a> auf S. <a href="#Page_p256">256</a>. Sie bestand aus einem aus
-Kupfer oder Bronze verfertigten Ring, der in 360 Grade geteilt
-war. Der Ring war in senkrechter Lage auf einer Säule errichtet<span class="pagenum"><a name="Page_p256" id="Page_p256">[Pg p256]</a></span>
-und fiel mit dem Meridian zusammen. Diesem Ringe war ein
-zweiter drehbarer Ring mit zwei diametral gegenüber befindlichen
-Vorsprüngen eingepaßt. Wollte man z. B. die Mittagshöhe der
-Sonne messen, so wurde der innere Ring gedreht, bis der Schatten
-des einen Vorsprunges auf den anderen Vorsprung fiel. Eine
-Armillarsphäre (Ringkugel) bestand aus zwei festverbundenen,
-rechtwinklig zueinander stehenden Kreisen, von denen der eine in
-der Ebene des Meridians, der andere in der Ebene des Himmelsäquators
-lag. In dem Meridiankreis war ein dritter Kreis drehbar
-angebracht, dessen Drehachse
-mit der Weltachse zusammenfiel.
-In diesem dritten Kreise
-befand sich, konzentrisch
-und verschiebbar, ein vierter.
-Durch Diopter wurde ein Anvisieren
-ermöglicht, während
-Gradeinteilungen ein Ablesen
-der Deklination und des
-Stundenwinkels gestatteten.
-Dem Instrument lag also der
-Gedanke zugrunde, die an
-der Himmelskugel erkannten
-Kreise und Kreisbewegungen
-im kleinen nachzubilden. Zum
-Messen von Winkeln diente
-auch wohl der astronomische
-Ring oder das Astrolabium<a name="FNanchor_588" id="FNanchor_588" href="#Footnote_588" class="fnanchor">588</a>.
-Es bestand aus zwei konzentrischen, gegeneinander verschiebbaren
-Ringen, die mit je zwei gegenüberstehenden Dioptern versehen
-waren. Wollte man Horizontalwinkel messen, so wurde der Ring
-hingelegt. Handelte es sich um das Messen von Höhenwinkeln,
-so hing man ihn auf.</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig46" id="fig46" href="images/abb46.jpg"><img width="263" height="300" src="images/abb46.jpg" alt="[Abb. 46]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 46. Solstitial-Armille des Ptolemäos.
-Schematische Skizze nach dem Almagest.</div>
-</div>
-
-<p>Außer den Armillen benutzte <span class="gesperrt">Ptolemäos</span>, wie die chaldäischen
-Astronomen, auch aus Stein verfertigte Mauerquadranten,
-die in der Ebene des Meridians errichtet waren.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p257" id="Page_p257">[Pg p257]</a></span></p>
-
-<p>Wir erkennen, daß schon bei den frühesten astronomischen
-Beobachtungen der Forscher wesentlich auf die Geschicklichkeit des
-Mechanikers angewiesen war. Die Entwicklung der Astronomie ist
-daher mit der steten Vervollkommnung und mit der wachsenden
-Genauigkeit der Meßwerkzeuge Hand in Hand gegangen<a name="FNanchor_589" id="FNanchor_589" href="#Footnote_589" class="fnanchor">589</a>. Schon
-die Herstellung der Ringinstrumente, welche die Alexandriner benutzten,
-erforderte eine hervorragende Fertigkeit. »Noch jetzt«,
-so lautet das Urteil eines hervorragenden Kenners der Präzisionsmechanik,
-»würde nur von einem geschickten, mit einer Drehbank
-ausgerüsteten Arbeiter die auch nur für primitive Beobachtungen
-genügende Genauigkeit solcher Meßinstrumente zu erwarten sein«<a name="FNanchor_590" id="FNanchor_590" href="#Footnote_590" class="fnanchor">590</a>.</p>
-
-<p>Die für die Astronomie gleich wichtige Zeitbestimmung erfolgte,
-wie es schon bei den Chaldäern geschah, durch Wassermessung.
-Schon im 5. Jahrhundert v. Chr. begnügte man sich
-nicht mehr mit einer Abschätzung der Tagesstunden aus der
-Länge des Schattens, sondern man baute Wasseruhren (Klepsydren).
-Ja sogar solche mit Weckvorrichtung begegnen uns schon im
-4. vorchristlichen Jahrhundert<a name="FNanchor_591" id="FNanchor_591" href="#Footnote_591" class="fnanchor">591</a>. Die hierbei Verwendung findenden
-Instrumente vervollkommnete der um 270 v. Chr. lebende
-Alexandriner <span class="gesperrt">Ktesibios</span>, der auch als der Erfinder der Feuerspritze,
-der Wasserorgeln usw. genannt wird, und der in <span class="gesperrt">Heron</span>
-einen Fortsetzer seiner Arbeiten fand. Damit die Öffnung, durch
-welche das Wasser bei seinen Uhren strömte, unverändert blieb,
-stellte <span class="gesperrt">Ktesibios</span> diese Öffnung nicht in gewöhnlichem Metall,
-sondern in Gold oder Edelstein her. Ferner sorgte er für ein
-konstantes Niveau des Wassers in dem Abflußgefäß, damit in
-gleichen Zeiten stets gleiche Mengen ausströmten. Mitunter wurden
-durch das ausströmende Wasser Gegenstände gehoben, die ihre
-Bewegung wieder auf ein Räder- oder Zeigerwerk übertrugen.</p>
-
-
-<h3>Fortschritte der Geographie.</h3>
-
-<p>Wie durch <span class="gesperrt">Hipparch</span>, so erfuhr auch durch <span class="gesperrt">Ptolemäos</span>
-die Geographie eine bedeutende Förderung. Das von letzterem<span class="pagenum"><a name="Page_p258" id="Page_p258">[Pg p258]</a></span>
-um 140 n. Chr. geschaffene Lehrbuch<a name="FNanchor_592" id="FNanchor_592" href="#Footnote_592" class="fnanchor">592</a> dieser Wissenschaft genoß,
-gleich dem Almagest, bis gegen das Ende des Mittelalters eine
-unbestrittene Herrschaft. Durch beide Schriften ist <span class="gesperrt">Ptolemäos</span>
-einer der großen Lehrer für alle Zeiten geworden, da an den
-»Almagest« und die »Geographie« die großen Entdeckungen anknüpften,
-welche die Neuzeit auf astronomischem und geographischem
-Gebiete gemacht hat. Wie der »Almagest«, so enthält auch die
-»Geographie« eine erstaunliche Fülle von Tatsachen. Nicht weniger
-als 5000 Punkte des damals bekannten Teiles der Erdoberfläche
-werden nämlich in der »Geographie« nach Länge und Breite angegeben.
-Und zwar sind nicht nur Städte, sondern auch Flußmündungen,
-Berge und andere bemerkenswerte Orte berücksichtigt.
-Die Ermittelung der Breite geschah mit einer solchen Genauigkeit,
-daß die nach <span class="gesperrt">Ptolemäos'</span> Angaben entworfenen Karten in meridionaler
-Richtung nur geringe Verzerrungen aufweisen. <span class="gesperrt">Ptolemäos</span>
-selbst hat Anleitungen für die Ortsbestimmung und das Entwerfen
-von Karten gegeben. Die den alten Handschriften seiner Geographie
-beigegebenen Karten (10 über Europa, 5 über Afrika und
-12 über Asien) entstammen indessen erst dem 6. Jahrhundert,
-wenn sie auch zweifellos auf antike Vorlagen zurückgehen. »Sie
-sind«, sagt <span class="gesperrt">Ritter</span><a name="FNanchor_593" id="FNanchor_593" href="#Footnote_593" class="fnanchor">593</a>, »die Grundlage aller neueren Landkarten
-geworden. Ohne sie würden die unserigen schwerlich ihren jetzigen
-Grad von Vollkommenheit erlangt haben.«</p>
-
-<p>Das bei den Alten übliche Verfahren der Längenbestimmung
-wurde schon erörtert<a name="FNanchor_594" id="FNanchor_594" href="#Footnote_594" class="fnanchor">594</a>. Es lieferte sehr unvollkommene Ergebnisse<a name="FNanchor_595" id="FNanchor_595" href="#Footnote_595" class="fnanchor">595</a>.
-Auch wechselte man schon im Altertum mit der Lage
-des Nullmeridians. So rechnete <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> nicht nach dem
-durch die Insel Rhodos gezogenen Meridian, sondern er verlegte
-den Anfang der Zählung nach den »glücklichen Inseln«
-des äußersten Westens. Diese Einrichtung bot den Vorzug, daß
-für die in Betracht kommenden Gegenden der Erde die Unter<span class="pagenum"><a name="Page_p259" id="Page_p259">[Pg p259]</a></span>scheidung
-zwischen westlicher und östlicher Länge in Wegfall
-kam.</p>
-
-<p>Bei der kartographischen Darstellung des ihm bekannten
-Teiles der Erdoberfläche konnte <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> ihre Krümmung
-nicht mehr unberücksichtigt lassen. Es galt daher, eine Methode
-zu benutzen, welche Teile einer Kugelfläche in der Ebene zu
-zeichnen ermöglichte. Diese Aufgabe löste <span class="gesperrt">Ptolemäos</span>, indem
-er eine Projektionsart empfahl, die grundlegend für die weitere
-Entwicklung der Kartographie gewesen ist.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Marinus</span> von Tyrus, der Vorgänger des <span class="gesperrt">Ptolemäos</span>, hatte
-die Parallel- und die Längenkreise sämtlich als gerade Linien und
-die letzteren parallel zueinander gezeichnet. Die Längengrade
-wurden dadurch für die nördlichen Gegenden der Erde viel zu
-groß, was <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> durch sein Projektionsverfahren zu vermeiden
-suchte. <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> erläutert es mit folgenden Worten:
-»Es wird richtig sein, zwar die Meridiane als gerade Linien zu
-zeichnen, die Breitengrade dagegen als Stücke von Kreisen, die
-um ein und dasselbe Zentrum gezogen sind. Dieses wird senkrecht
-über den Nordpol gedacht. Von dort aus wird man die
-Meridiane als gerade Linien zeichnen müssen, damit die annähernde
-Ähnlichkeit mit der Kugelfläche gesichert wird. Dies geschieht
-dadurch, daß die Meridiane senkrecht zu den Breitenkreisen
-bleiben und in dem gemeinsamen Pole zusammenlaufen«<a name="FNanchor_596" id="FNanchor_596" href="#Footnote_596" class="fnanchor">596</a>.</p>
-
-<p>Während der mathematische Teil der Erdkunde infolge der
-bedeutenden Fortschritte der Astronomie sehr gefördert wurde,
-blieb auch die physische Erdkunde nicht zurück. Von großem
-Einfluß war hier die Erweiterung des Gesichtskreises durch die
-römischen Eroberungszüge und der dadurch bedingte kosmopolitische
-Zug, welcher die gesamte Erde als Wohnsitz des Menschen
-aufzufassen lehrte. Insbesondere spricht sich dieser Zug in <span class="gesperrt">Strabon</span>
-aus, von dessen Erdbeschreibung <span class="gesperrt">Humboldt</span><a name="FNanchor_597" id="FNanchor_597" href="#Footnote_597" class="fnanchor">597</a> sagt, sie übertreffe
-an Mannigfaltigkeit und Großartigkeit alle geographischen Arbeiten<span class="pagenum"><a name="Page_p260" id="Page_p260">[Pg p260]</a></span>
-des Altertums. <span class="gesperrt">Strabon</span> läßt Inseln und ganze Kontinente, in
-Übereinstimmung mit den Ansichten der heutigen Geologen, durch
-vulkanische Kräfte emporgehoben werden. »Nicht nur kleine
-Inseln können gehoben werden«, heißt es bei <span class="gesperrt">Strabon</span><a name="FNanchor_598" id="FNanchor_598" href="#Footnote_598" class="fnanchor">598</a>, »sondern
-auch große, ja selbst Festland«. Von Sizilien sagt er, man
-möchte es »nicht für ein Bruchstück Italiens halten, sondern vermuten,
-es sei durch das Feuer des Ätna aus der Tiefe emporgehoben
-worden«. Doch erörtert <span class="gesperrt">Strabon</span> auch die Möglichkeit,
-daß Sizilien durch ein Erdbeben von Italien getrennt worden sei.
-Als Beweis, daß Inseln auf vulkanischem Wege entstehen, führt
-er an, daß sich im Jahre 196 v. Chr. in der Nähe von Thera, dem
-heutigen Santorin, unter Feuererscheinung eine Insel von 12 Stadien
-Umfang erhoben habe. Wie Sizilien, so betrachtete <span class="gesperrt">Strabon</span> auch
-Capri und andere der Küste benachbarte Inseln als frühere Teile
-des Festlandes, während inmitten des Meeres gelegene Inseln, wie
-jene Neubildung in der Nähe Theras, durch vulkanische Tätigkeit
-entstanden sein sollten.</p>
-
-<p>Bei <span class="gesperrt">Strabon</span> begegnet uns übrigens auch zuerst die Ansicht,
-daß die Vulkane Sicherheitsventile der Erde seien. Die Alten
-wollten nämlich beobachtet haben, daß Sizilien in Zeiten einer
-erhöhten Tätigkeit der in der Nähe dieser Insel liegenden Vulkane
-und des Ätna weniger unter Erdbeben zu leiden habe.</p>
-
-<p>Auch die Versteinerungen werden von <span class="gesperrt">Strabon</span> richtig gedeutet.
-So tritt er bei der Besprechung der linsenförmigen
-Nummuliten des Kalksteins, aus dem die Pyramiden von Gizeh
-erbaut sind, der Meinung entgegen, daß es sich hier um erhärtete
-Überreste von den Speisen der Erbauer handeln könne. Schon
-<span class="gesperrt">Eratosthenes</span> habe erwähnt, daß Tausende von Stadien vom
-Meere entfernt Schnecken und Muscheln gefunden würden<a name="FNanchor_599" id="FNanchor_599" href="#Footnote_599" class="fnanchor">599</a>. Man
-müsse daher annehmen, daß einst große Teile des Festlandes für
-eine gewisse Zeit überschwemmt gewesen und dann wieder trocken
-geworden seien. Der Boden des Meeres sei ferner uneben wie die
-Oberfläche des Landes und das Meer infolgedessen von verschiedener
-Tiefe.</p>
-
-<p>Als Beweis für eine außerordentliche, in historischer Zeit erfolgte
-Verschiebung der Meeresküste erwähnt <span class="gesperrt">Strabon</span> von einer
-früheren Seestadt südlich der Pomündung, daß sie 90 Stadien vom
-Ufer entfernt liege. Seit jener Zeit ist diese Küste bekanntlich<span class="pagenum"><a name="Page_p261" id="Page_p261">[Pg p261]</a></span>
-um einen weiteren erheblichen Betrag meerwärts hinausgeschoben
-worden, so daß Ravenna, das z. B. zur Zeit <span class="gesperrt">Strabons</span> noch Seestadt
-war, jetzt sieben Kilometer von der Küste entfernt liegt.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Strabon</span> besitzt auch bezüglich der erodierenden Tätigkeit
-des Wassers, der Ursache von Ebbe und Flut, sowie der Abnahme
-der Temperatur mit der Erhebung richtige Vorstellungen. Er
-ahnt sogar das Vorhandensein einer zweiten Kontinentalmasse
-neben der von Europa, Asien und Afrika gebildeten, wenn er sagt:
-»Es ist wohl möglich, daß in demselben gemäßigten Erdgürtel,
-welcher durch das Atlantische Meer geht, außer der von uns bewohnten
-Welt noch eine andere oder selbst mehrere liegen.«
-<span class="gesperrt">Columbus</span> ließ sich dagegen von der Vorstellung leiten, daß eine
-Fahrt nach Westen unmittelbar zu den östlichen Gestaden des
-asiatischen Festlandes führen müsse.</p>
-
-<p>Auch bei den Römern war man auf dem Gebiete der physikalischen
-Geographie gegen den Ausgang des Altertums zu ziemlich
-klaren Vorstellungen gelangt. So verdankt man dem <span class="gesperrt">Vitruvius</span><a name="FNanchor_600" id="FNanchor_600" href="#Footnote_600" class="fnanchor">600</a>
-eine im ganzen richtige Theorie der Quellenbildung nebst einer
-darauf beruhenden Anweisung zur Auffindung von Quellen, während
-<span class="gesperrt">Seneca</span><a name="FNanchor_601" id="FNanchor_601" href="#Footnote_601" class="fnanchor">601</a> die durch das Wasser auf der Erdoberfläche hervorgerufenen
-Veränderungen recht gut schildert und die Springfluten
-darauf zurückführt, daß bei ihnen außer dem Monde auch die
-Sonne zur Wirkung gelangt.</p>
-
-<p>Nicht gering waren ferner die Kenntnisse auf dem Gebiete
-der Länderkunde während der letzten Jahrhunderte vor Beginn
-unserer Zeitrechnung. Was die Kenntnis der einzelnen Länder
-anbelangt, so ergänzt die Erdbeschreibung <span class="gesperrt">Strabons</span> in glücklicher
-Weise diejenige des <span class="gesperrt">Ptolemäos</span>. <span class="gesperrt">Strabon</span> hat mehr die europäischen,
-<span class="gesperrt">Ptolemäos</span> dagegen mehr die asiatischen Länder berücksichtigt.
-Nur in bezug auf das nördliche und östliche Germanien
-ist der Bericht des <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> wieder als der reichhaltigere
-zu bezeichnen. »<span class="gesperrt">Ptolemäos</span> eröffnete«, sagt <span class="gesperrt">Ranke</span><a name="FNanchor_602" id="FNanchor_602" href="#Footnote_602" class="fnanchor">602</a>,
-»durch seine Beschreibung der Länder jenseits des Rheines und
-der Donau gleichsam eine neue Welt.« Er zerstörte ferner den
-Wahn, daß das Kaspische Meer in das Weltmeer münde und<span class="pagenum"><a name="Page_p262" id="Page_p262">[Pg p262]</a></span>
-wies die Abgeschlossenheit jenes Beckens nach. Seine Darstellung
-stützte <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> besonders auf die geographischen Kenntnisse
-der Phönizier und auf die Berichte, welche ihm der Karawanenhandel
-zuführte. Auch die Züge Alexanders, die gewaltige Ausdehnung
-der Römerherrschaft, sowie die Reisen, welche die damaligen
-Geographen im Gefolge der Heere, der Statthalter und
-Gesandtschaften unternahmen, hatten eine Fülle von Material
-geliefert. So wußte man z. B. über Indien zur Zeit des <span class="gesperrt">Ptolemäos</span>
-viel mehr als zur Zeit <span class="gesperrt">Mercators</span> am Schlusse des 16. Jahrhunderts<a name="FNanchor_603" id="FNanchor_603" href="#Footnote_603" class="fnanchor">603</a>.</p>
-
-<p>Nach <span class="gesperrt">Herodots</span> Erzählung (IV, 42) ließ der ägyptische König
-<span class="gesperrt">Necho</span> um 600 v. Chr. phönizische Schiffer vom Roten Meere aus
-Afrika umsegeln und durch die Straße von Gibraltar nach Ägypten
-zurückkehren. Die Fahrt soll 3 Jahre gedauert haben. <span class="gesperrt">Herodots</span>
-Erzählung ist oft angezweifelt worden. Soviel ist indes gewiß,
-daß im Altertum der Äquator überschritten wurde. Denn die
-Schiffer sagten aus, bei ihrer Fahrt um Lybien herum nach Westen
-habe die Sonne um Mittag zur rechten Hand, also im Norden,
-gestanden. <span class="gesperrt">Herodot</span> fügt dieser Angabe hinzu, er könne das
-nicht glauben; vielleicht gäbe es andere, die es glauben könnten.
-Diese Erzählung <span class="gesperrt">Herodots</span> hat man als einen Beweis dafür betrachtet,
-daß die Fahrt wirklich stattgefunden hat<a name="FNanchor_604" id="FNanchor_604" href="#Footnote_604" class="fnanchor">604</a>.</p>
-
-<p>Die Quelle, aus welcher <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> bei der Abfassung
-seiner, acht Bücher umfassenden, Geographie besonders schöpfte,
-waren die Reiseberichte des <span class="gesperrt">Marinus</span> aus Tyrus<a name="FNanchor_605" id="FNanchor_605" href="#Footnote_605" class="fnanchor">605</a>. In den phönizischen
-Häfen besaß man auf Grund des ausgedehnten Handels,
-der von dort aus getrieben wurde, eine ausgedehnte Kenntnis
-aller von phönizischen Schiffen besuchten Länder, Inseln und
-Meere. Nach diesem Material entwarf <span class="gesperrt">Marinus</span> eine Karte, die
-sich unter dem Namen der Tyrischen Weltkarte in der Bibliothek
-zu Alexandrien befand.</p>
-
-<p>Die Längen- und die Breitengrade waren bei <span class="gesperrt">Marinus</span> gerade
-Linien, die sich unter rechten Winkeln schnitten. Für den
-damals bekannten Teil der Erde (30.-40. Breitengrad) ergab diese
-Projektionsart, die man wohl als die »platte« bezeichnet, ein Netz
-von Rechtecken. Für den Äquator als mittleren Breitengrad
-würde das Netz aus Quadraten bestanden haben.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p263" id="Page_p263">[Pg p263]</a></span></p>
-
-<p><span class="gesperrt">Marinus</span> von Tyrus wurde durch seine Plattkarte der Begründer
-der mathematischen Geographie. Er ging von einem
-Gradkreuz aus, das er aus dem Meridian und dem Breitenparallel
-von Rhodos (36°) bildete und zu einem Netz rechtwinklig sich
-schneidender Linien erweiterte.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Ptolemäos</span> sagt von <span class="gesperrt">Marinus</span>, auf dessen Arbeiten er sich
-besonders stützt, dieser habe einen so großen Reichtum an Nachrichten
-der Alten und der Neueren zusammengebracht und so viele
-Reiseberichte und Werke berücksichtigt, wie keiner seiner Vorgänger.
-Dementsprechend sind auch die Angaben, die <span class="gesperrt">Ptolemäos</span>
-von den asiatischen Ländern macht, weit reichhaltiger als diejenigen,
-welche durch die römischen Geographen auf uns gekommen
-sind. So nennt <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> viele Städte, Flüsse und
-Berge der Insel Ceylon (Taprobane), von der <span class="gesperrt">Plinius</span> kaum etwas
-zu erzählen weiß. <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> kennt auch die Sundainseln.
-Vorderindien ist ihm so gut bekannt, daß er von 39 Orten nicht
-nur die Lage, sondern auch die Dauer des längsten Tages nach
-genaueren Beobachtungen angibt. Die Flüsse und Berge Indiens,
-die er nennt, sind den Europäern bis ins 16. Jahrhundert hinein
-unbekannt geblieben.</p>
-
-<p>Die geographischen Kenntnisse der Phönizier, auf denen
-<span class="gesperrt">Ptolemäos</span> fußte, erstreckten sich also keineswegs nur auf die
-Meere und die Küsten, sondern auch auf das Innere der Kontinente.
-Sogar der Weg über Land vom Euphrat über Baktrien
-und ein hohes Gebirge, das sich bis nach China erstrecke, wird
-beschrieben<a name="FNanchor_606" id="FNanchor_606" href="#Footnote_606" class="fnanchor">606</a>.</p>
-
-
-<h3>Weitere Fortschritte der Physik.</h3>
-
-<p>Wir haben die Fortschritte, welche die Astronomie und die
-mit ihr emporblühende Geographie in den ersten nachchristlichen
-Jahrhunderten erlebten, als die wichtigsten wissenschaftlichen Ereignisse
-an die Spitze dieses Zeitraumes gestellt. Es gilt jetzt,
-der Naturlehre und der Naturbeschreibung, die weniger hervortreten,
-eine kurze Darstellung zu widmen. Die Mechanik hatte
-in der vorchristlichen Zeit in <span class="gesperrt">Archimedes</span> und in <span class="gesperrt">Heron</span> ihren
-Höhepunkt erreicht. Als ihr Hauptvertreter während des jetzt zu<span class="pagenum"><a name="Page_p264" id="Page_p264">[Pg p264]</a></span>
-schildernden Zeitraumes ist der Alexandriner <span class="gesperrt">Pappos</span> zu nennen,
-der sich auch um die Weiterbildung der Mathematik verdient gemacht
-hat. <span class="gesperrt">Pappos</span> lebte gegen das Ende des 3. Jahrhunderts
-n. Chr. Sein auf uns gekommenes Werk besteht aus 8 Büchern
-und führt den Namen »Die Sammlung«<a name="FNanchor_607" id="FNanchor_607" href="#Footnote_607" class="fnanchor">607</a>. Besonders das letzte
-Buch bringt geometrisch begründete Lehren der Mechanik, wie die
-Lehre vom Schwerpunkt und von der schiefen Ebene. Es behandelt
-auch die Aufgabe, eine gegebene Last durch eine gegebene Kraft
-mit Hilfe von Zahnrädern zu bewegen, deren Durchmesser in gewissen
-Verhältnissen stehen. Das 7. Buch des <span class="gesperrt">Pappos</span> enthält
-jenen wichtigen Satz, der unter dem Namen der <span class="gesperrt">Guldin</span>schen
-Regel erst im 17. Jahrhundert wieder allgemeiner bekannt wurde,
-den Satz nämlich, daß der Inhalt eines Rotationskörpers gleich
-dem Produkt aus der rotierenden Fläche und dem Wege ihres
-Schwerpunktes ist. Erwähnt sei ferner noch, daß sich bei <span class="gesperrt">Pappos</span>
-in solch ausgedehntem Maße die Verwendung von Buchstaben zur
-Bezeichnung allgemeiner Zahlen findet, wie bei keinem Schriftsteller
-vor ihm, so daß uns bei <span class="gesperrt">Pappos</span> schon die Elemente der
-Buchstabenrechnung begegnen.</p>
-
-<p>Von der Förderung der Optik und der Akustik während der
-ersten Blütezeit der alexandrinischen Schule wurde an früherer
-Stelle gehandelt. Bemerkenswert ist, daß die Optik auch während
-der zweiten Blütezeit erheblich gefördert wurde. Und zwar geschah
-dies durch denselben <span class="gesperrt">Ptolemäos</span>, dessen Verdienste auf
-dem Gebiete der Astronomie und der Geographie wir soeben als
-so hervorragend anerkannt haben<a name="FNanchor_608" id="FNanchor_608" href="#Footnote_608" class="fnanchor">608</a>. Wir finden nämlich bei
-<span class="gesperrt">Ptolemäos</span> einen der merkwürdigsten Ansätze zu der dem Altertum
-im übrigen nur wenig geläufigen induktiven Behandlung einer
-physikalischen Erscheinung.</p>
-
-<p>Es handelt sich um die Ablenkung, die ein Lichtstrahl beim
-Übergange aus einem Mittel in ein zweites von anderer Dichte
-erfährt, während das Licht sich in ein- und derselben Substanz<span class="pagenum"><a name="Page_p265" id="Page_p265">[Pg p265]</a></span>
-geradlinig fortpflanzt. Selbst der frühesten Beobachtung konnte
-es nicht entgehen, daß diese Brechung um so größer ist, je
-schräger das Licht die Grenzfläche zwischen beiden Mitteln trifft.
-Der erste Schritt auf dem Wege des induktiven Verfahrens mußte
-darin bestehen, daß man die Erscheinung messend verfolgte und
-für eine Reihe von Einfallswinkeln die Größe der entsprechenden
-Brechungswinkel durch den Versuch bestimmte. Letzteres geschah
-durch <span class="gesperrt">Ptolemäos</span>. Mit einem für diesen Zweck verfertigten
-Werkzeug maß er für die Einfallswinkel von 10°, 20°, 30° usw.
-die zugehörigen Brechungswinkel. Sein Apparat bestand aus einer
-Scheibe, die in Grade geteilt war und bis zum Mittelpunkt in
-Wasser tauchte (<a href="#fig47">Abb. 47</a>). Das Verfahren
-war folgendes: Ein Lichtstrahl
-BC wurde durch eine Marke B
-des über dem Wasserspiegel MN befindlichen
-Scheibenstückes nach dem
-Mittelpunkte C der Scheibe geleitet.
-An dieser Stelle fand beim Eintritt
-in das Wasser die Brechung statt.
-Der gebrochene Strahl CD setzte
-seinen Weg unter Wasser fort, bis
-er den Umfang der Scheibe in einem
-auf der Gradeinteilung abzulesenden
-Punkt D wieder traf. Die Werte, welche <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> auf solche
-Weise erhielt, sind in folgender Tabelle zusammengestellt:</p>
-
-
-
-<table summary="Einfallswinkel">
-<tr>
- <td class="tdc">Einfallswinkel (&#945;)</td>
- <td class="tdc td2">Brechungswinkel (&#946;)</td>
- <td>&nbsp;</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdc">10°</td>
- <td class="td1">8°</td>
- <td>(statt </td>
- <td class="tdr">7° 29')</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdc">20°</td>
- <td class="td2">15° 30'</td>
- <td>( »</td>
- <td class="tdr">14° 51')</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdc">30°</td>
- <td class="td2">22° 30'</td>
- <td>( »</td>
- <td class="tdr">22° &ndash;)</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdc">40°</td>
- <td class="td2">29°</td>
- <td>( »</td>
- <td class="tdr">28° 49')</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdc">50°</td>
- <td class="td2">35°</td>
- <td>( »</td>
- <td class="tdr">34° &nbsp;&nbsp;3')</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdc">60°</td>
- <td class="td2">40° 30'</td>
- <td>( »</td>
- <td class="tdr">40° 30')</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdc">70°</td>
- <td class="td2">45° 50'</td>
- <td>( »</td>
- <td class="tdr">44° 48')</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdc">80°</td>
- <td class="td2">50°</td>
- <td>( »</td>
- <td class="tdr">47° 36')</td>
- </tr>
-</table>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig47" id="fig47" href="images/abb47.jpg"><img width="300" height="271" src="images/abb47.jpg" alt="[Abb. 47]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 47. Ptolemäos mißt die
-Brechungswinkel.</div>
-</div>
-
-<p>Der Brechungsexponent für den Übergang des Lichtes aus
-Luft in Wasser ergibt sich daraus gleich 1,31, während dieser
-Wert nach neueren Messungen 1,33 beträgt<a name="FNanchor_609" id="FNanchor_609" href="#Footnote_609" class="fnanchor">609</a>. Das Ergebnis war<span class="pagenum"><a name="Page_p266" id="Page_p266">[Pg p266]</a></span>
-also im Hinblick auf die Art des Verfahrens recht genau, ein Beweis,
-daß eins der wichtigsten Erfordernisse der exakten Forschung,
-die Schärfe der Messung nämlich, dem <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> nicht mangelte.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Ptolemäos</span> benutzte sein Ergebnis auch zur Erklärung einer
-astronomischen Erscheinung. Er schloß nämlich, daß der Lichtstrahl
-auch beim Durchgange durch die Atmosphäre eine Brechung
-erleidet, die vom Zenith nach dem Horizont allmählich zunimmt
-und unter dem Namen der atmosphärischen Refraktion bekannt
-ist. Diese Refraktion machte sich ihm z. B. dadurch bemerklich,
-daß er die Poldistanz eines Gestirnes beim Auf- und Untergang
-kleiner fand als zur Zeit der oberen Kulmination.</p>
-
-<p>Nach dem Messen besteht der nächste Schritt auf dem Wege
-des induktiven Verfahrens in dem Auffinden einer gesetzmäßigen
-Beziehung zwischen den gegebenen und den gefundenen Größen.
-<span class="gesperrt">Ptolemäos</span> hat auch diesen Schritt auf dem Gebiete der Physik
-zu machen versucht. Wenn es ihm auch nicht gelang, die gefundenen
-Beziehungen auf einen mathematischen Ausdruck zurückzuführen,
-so sprach er doch das Grundgesetz der Dioptrik dahin
-aus, daß der Lichtstrahl beim Übergänge aus einem dünneren in
-ein dichteres Mittel zum Einfallslote hin gebrochen wird. Er
-findet es sogar wahrscheinlich, daß für je zwei Stoffe stets ein
-bestimmtes Verhältnis zwischen dem Einfalls- und Brechungswinkel
-obwaltet.</p>
-
-<p>Nachdem das Problem der Brechung soweit gefördert war, hat
-es lange geruht. Zwar beschäftigte es die gerade auf dem Gebiete
-der Optik sehr tätigen Araber<a name="FNanchor_610" id="FNanchor_610" href="#Footnote_610" class="fnanchor">610</a>. Doch gelangten diese nicht
-wesentlich über <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> hinaus. Auch <span class="gesperrt">Johann Kepler</span>
-hat sich damit befaßt, indem er nach einem später zu beschreibenden
-Verfahren Messungen über die Brechung anstellte und den
-Begriff des Grenzwinkels einführte. Seine Lösung fand das Problem
-indes erst im 17. Jahrhundert durch <span class="gesperrt">Snellius</span>, den wir als
-den Entdecker des Brechungsgesetzes kennen lernen werden.</p>
-
-<p>Erwähnung verdient auch des <span class="gesperrt">Damianos</span> Schrift über die
-Optik<a name="FNanchor_611" id="FNanchor_611" href="#Footnote_611" class="fnanchor">611</a>. Über die Lebensumstände <span class="gesperrt">Damians</span> ist nichts Näheres
-bekannt. Seine Schrift über die Optik ist jedenfalls später als
-diejenige des <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> verfaßt. Eigentümlich ist die Begründung,
-welche <span class="gesperrt">Damian</span> über die optischen Ansichten der Griechen<span class="pagenum"><a name="Page_p267" id="Page_p267">[Pg p267]</a></span>
-bringt. Es sollen hier deshalb einige Stellen in freier Übersetzung
-Platz finden:</p>
-
-<p>»Die Gestalt unserer Augen, die nicht wie die übrigen Sinneswerkzeuge
-hohl und dadurch für die Aufnahme von irgend etwas
-eingerichtet, sondern kugelförmig sind, beweist, daß eine Ausstrahlung
-von uns ausgeht. Daß diese Ausstrahlung Licht ist,
-das zeigen die von den Augen aufleuchtenden Blitze. Bei den
-Nachttieren erscheinen die Augen bei Nacht sogar leuchtend.
-Noch deutlicher wird diese Ansicht, wenn wir die Gleichartigkeit
-unseres Sehorgans mit der Sonne dargelegt haben werden.</p>
-
-<p>Da die Sehstrahlen, die von unserem Auge ausgehen, möglichst
-schnell zu dem sichtbaren Gegenstande gelangen sollen, so
-müssen sie sich in gerader Linie bewegen. Und ferner, wenn sie
-davon möglichst viel erfassen sollen, werden sie in Kreisform
-darauf losgehen. Denn alles was den lebenden Wesen nützlich
-ist, pflegt die Natur zu tun. Um die sichtbaren Gegenstände in
-Kreisform zu treffen, müssen die Sehstrahlen entweder die Gestalt
-eines Zylinders oder eines Kegels haben. Ein Zylinder kann
-nicht in Betracht kommen, weil dann nicht Gegenstände erfaßt
-werden könnten, die größer als das Auge sind. Die Sehstrahlen
-haben daher die Gestalt eines Kegels.</p>
-
-<p>Die geradlinige Fortbewegung des Sehstrahls, seine Zurückwerfung
-und seine in große Entfernung reichende und <em class="gesperrt">zeitlos</em>
-sich vollziehende Fortbewegung: Dies alles kann man auch an
-den Sonnenstrahlen beobachten. Auch vermag unser Sehstrahl
-durch diejenigen Gegenstände, durch welche die Sonnenstrahlen
-hindurchdringen, wie Glas und Wasser, gleichfalls seinen Weg
-zu nehmen.«</p>
-
-<p>Nach der Betrachtung der Fortschritte, die sich besonders
-unter der Mitwirkung des <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> auf dem Gebiete der Astronomie,
-der Geographie und der Physik vollzogen, wollen wir uns
-in großen Zügen den Besitz vergegenwärtigen, über den das Altertum
-während der römisch-alexandrinischen Periode in den übrigen
-Zweigen der Naturwissenschaften verfügte.</p>
-
-<p>Während die Mechanik, die Optik und die Akustik ihre
-Grundlagen erhielten, blieb man auf den Gebieten der Wärme,
-des Magnetismus und der Elektrizität bei einigen rohen Beobachtungen
-und dunklen Deutungen stehen. Der Magnetstein und seine
-Eigenschaft, das Eisen anzuziehen, waren schon dem frühesten
-griechischen Altertum bekannt. Da man der Seele das Vermögen,<span class="pagenum"><a name="Page_p268" id="Page_p268">[Pg p268]</a></span>
-etwas zu bewegen, zuschrieb, glaubte man, daß der Magnet, ähnlich
-wie das Tier und die Pflanze, beseelt sei<a name="FNanchor_612" id="FNanchor_612" href="#Footnote_612" class="fnanchor">612</a>.</p>
-
-<p>Auch die Eigenschaft des Magneten, durch andere Stoffe hindurch
-zu wirken, konnte nicht lange verborgen bleiben. So erzählt
-<span class="gesperrt">Lukrez</span>, der in seinem Werke »De rerum natura« die magnetischen
-Erscheinungen mit behaglicher Breite schildert: »Ich sah
-eiserne Spän' aufkochen und wallen in ehernen Schalen, wenn der
-magnetische Stein denselbigen untergelegt ward«<a name="FNanchor_613" id="FNanchor_613" href="#Footnote_613" class="fnanchor">613</a>. Auch die bei
-Uneingeweihten das größte Staunen erregenden, schon <span class="gesperrt">Platon</span>
-bekannten Ketten, welche aus eisernen, magnetisch gemachten
-Ringen bestanden, die nicht ineinander griffen, sondern sich nur
-berührten, beschreibt <span class="gesperrt">Lukrez</span>. Er wagt sich sogar an eine Erklärung
-der magnetischen Erscheinungen. Wie von manchen Körpern,
-so sollen auch vom Magneten Teilchen ausströmen, welche
-die benachbarte Luft zurückdrängen. Infolgedessen »stürzen urplötzlich
-des Eisens Stoffe sich hin nach dem Leeren, und also
-geschieht es«<a name="FNanchor_614" id="FNanchor_614" href="#Footnote_614" class="fnanchor">614</a>. Daß der Magnet zwei Pole besitzt, und zwischen
-diesen eine Indifferenzzone liegt, scheint den Alten entgangen zu
-sein<a name="FNanchor_615" id="FNanchor_615" href="#Footnote_615" class="fnanchor">615</a>. Auch die Richtkraft kannten sie nicht, während die Chinesen
-mit ihr schon vor Beginn unserer Zeitrechnung vertraut
-waren.</p>
-
-<p>Die Grunderscheinung der Reibungselektrizität ist den alten
-Völkern jedenfalls bekannt geworden, sobald sie durch den Handel
-in den Besitz des Bernsteins gelangten, da dieser in besonders
-auffallender Weise nach dem Reiben leichte Körperchen anzieht.
-So sagt <span class="gesperrt">Plinius</span>: Ȇbrigens zieht Bernstein, wenn er durch
-Reiben mit den Fingern Lebenswärme erhalten hat, trockene
-Blätter, Spreu und Bast gerade so an wie der Magnet das Eisen«<a name="FNanchor_616" id="FNanchor_616" href="#Footnote_616" class="fnanchor">616</a>.<span class="pagenum"><a name="Page_p269" id="Page_p269">[Pg p269]</a></span>
-Den Bernstein nannten die Alten Elektrum. Aus diesem Worte
-ist die Bezeichnung »Elektrizität« für die am Bernstein zuerst
-beobachtete Eigenschaft entstanden.</p>
-
-<p>Auch an anderen Stoffen scheinen die Alten jene Eigenschaft
-gelegentlich bemerkt zu haben<a name="FNanchor_617" id="FNanchor_617" href="#Footnote_617" class="fnanchor">617</a>, doch ahnten sie keinen Zusammenhang
-zwischen ihr und dem Gewitter. Zwar erblickten die Philosophen
-in dem Blitz und dem Donner nicht mehr, wie das in den
-Anschauungen einer heidnischen Naturreligion befangene Volk,
-das Geschoß und die Stimme des Zeus. Man war aber auch
-noch weit entfernt von einer richtigen Deutung der Erscheinung.
-<span class="gesperrt">Anaximander</span> z. B. hielt den Blitz für die in den Wolken verdichtete
-Luft, die plötzlich mit Geräusch hervorbreche.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Plinius</span> spricht vom Blitz und vom Donner mit folgenden
-Worten: »Bricht der Wind aus einer größeren Höhlung einer
-herabgedrückten Wolke hervor, so nennt man ihn Orkan. Hat
-sich der Wind in dem Augenblicke, in dem er die Wolke durchbrach,
-entzündet, so ist er ein Blitz. Daß man den Blitz eher
-sieht, als man den Donner hört, obgleich sie zugleich entstehen,
-ist gewiß nicht zu verwundern, da das Licht schneller ist als der
-Schall. Blitz und Donner erfolgen gleichzeitig, so hat es die Natur
-geordnet«<a name="FNanchor_618" id="FNanchor_618" href="#Footnote_618" class="fnanchor">618</a>.</p>
-
-<p>Auch mit den stillen elektrischen Entladungen, die man als
-Elmsfeuer bezeichnet, waren die Alten wohl bekannt. <span class="gesperrt">Plinius</span>
-beschreibt die Erscheinung folgendermaßen: »Es entstehen sogar
-auch Sterne zu Wasser und zu Lande. Ich selbst sah bei dem
-nächtlichen Wachtdienst der Soldaten auf den Speeren außerhalb
-des Walles einen Lichtschein von dieser Gestalt haften. Auch
-auf die Rahen und andere Teile der Schiffe setzen sich dergleichen
-Sterne mit einem eigentümlichen, vernehmbaren Ton, wobei sie,
-wie Vögel, ihren Sitz oft wechseln«<a name="FNanchor_619" id="FNanchor_619" href="#Footnote_619" class="fnanchor">619</a>.</p>
-
-<p>Aus manchen Literaturstellen und antiken Einrichtungen (vergoldete
-Spitzen von Tempeln, mit Kupfer beschlagene Stangen)
-glaubte man schließen zu dürfen, daß die alten Völker schon Blitzableiter
-verwendet hätten. Aus der Kritik des vorhandenen Materials
-ergibt sich jedoch, daß von einer <em class="gesperrt">bewußten</em> Anwendung von Blitzableitern
-vor <span class="gesperrt">Benjamin Franklin</span> nicht die Rede sein kann<a name="FNanchor_620" id="FNanchor_620" href="#Footnote_620" class="fnanchor">620</a>.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p270" id="Page_p270">[Pg p270]</a></span></p>
-
-<p>Auch das Phänomen der tierischen Elektrizität war den Alten
-wohl bekannt. Es entzog sich aber gleichfalls ihrer Einsicht.
-Gelang doch eine Erklärung der atmosphärischen Erscheinungen
-aus den Gesetzen der Reibungselektrizität erst im 18. Jahrhundert,
-während ein Verständnis der Gesetze der tierischen Elektrizität
-erst in der neuesten Periode, nach der Entdeckung des Galvanismus,
-anbrach. »Dem Zitterrochen steht ein gefährliches Gift zu
-Gebote«, schreibt der griechische Verfasser eines im 2. Jahrhundert
-n. Chr. entstandenen Werkes<a name="FNanchor_621" id="FNanchor_621" href="#Footnote_621" class="fnanchor">621</a>, »von Natur ist er schwach und so
-langsam, daß es aussieht, als könne er nur kriechen. Er besitzt
-auf jeder Seite ein Gewebe, das denjenigen, der es berührt, sogleich
-jeder Kraft beraubt, sein Blut erstarren macht und seine
-Glieder lähmt.« <span class="gesperrt">Plinius</span> ahnt schon, daß man es hier mit einem
-Vorgang ganz eigener Art zu tun hat, wenn er sagt<a name="FNanchor_622" id="FNanchor_622" href="#Footnote_622" class="fnanchor">622</a>: »Der Zitterrochen
-lähmt selbst aus der Ferne, sobald er nur mit der Lanze
-berührt wird, den stärksten Arm. Man ersieht daraus, daß es
-unsichtbare Kräfte gibt.« Daß auch der menschliche Körper wie
-die Lanze diese eigentümliche Wirkung fortzuleiten vermag, ist
-zwar eine Entdeckung der neueren Zeit, doch erwähnt ein anderer
-Schriftsteller des Altertums, daß schon Erschütterung eintritt,
-wenn man Wasser aus einem Gefäß, in dem sich ein Zitterrochen
-befindet, auf die Hand oder den Fuß gieße<a name="FNanchor_623" id="FNanchor_623" href="#Footnote_623" class="fnanchor">623</a>.</p>
-
-<p>Die Heilkunde versäumte nicht, aus dieser merkwürdigen Erscheinung
-Nutzen zu ziehen. So finden wir bei <span class="gesperrt">Galen</span> berichtet,
-daß er einem an Kopfschmerzen leidenden Menschen einen lebenden
-Zitterrochen genähert, und daß dieser sich als schmerzstillendes
-Mittel erwiesen habe<a name="FNanchor_624" id="FNanchor_624" href="#Footnote_624" class="fnanchor">624</a>. <span class="gesperrt">Avicenna</span> (<span class="gesperrt">Ibn Sina</span>), der
-arabische Bearbeiter der Schriften <span class="gesperrt">Galens</span>, wiederholt diese
-Angabe.</p>
-
-
-<h3>Die Anfänge der Chemie.</h3>
-
-<p>Erfreute sich die Physik im Altertum wenigstens auf einigen
-ihrer Gebiete schon einer wissenschaftlichen Behandlung, so war
-dies bezüglich der Chemie noch nicht der Fall. Hier konnte ein
-Einblick in das Wesen der Erscheinungen nur auf Grund zahlreicher,
-zielbewußter Versuche erlangt werden, und einer solchen<span class="pagenum"><a name="Page_p271" id="Page_p271">[Pg p271]</a></span>
-Forschungsrichtung erwies sich die ältere Periode wenig geneigt.
-Was wir über die Anfänge der Chemie berichten können, ist, daß
-man durch die Heilkunde und durch die Gewerbe, insbesondere
-den Hüttenbetrieb, allmählich mit einer Anzahl von chemischen
-Vorgängen bekannt wurde, ohne daß es gelang, eine Verknüpfung
-dieser Vorgänge unter sich oder mit anderen Gruppen von Erscheinungen
-zu finden. Alle Erklärungen, die man für die stofflichen
-Veränderungen aufstellte, hatten nur den Wert bloßer
-Philosopheme, zu deren Prüfung man noch keine Mittel besaß.</p>
-
-<p>Den größten Einfluß auf die weitere Beschäftigung mit chemischen
-Dingen hat wohl jene Lehre gehabt, welche die Welt auf
-einen einzigen Urstoff zurückführte, der sich den Sinnen in vier
-Erscheinungsformen, als Feuer, Erde, Luft und Wasser, offenbaren
-sollte. Im Einklang mit dieser Lehre stand auch das gegen den
-Ausgang des Altertums auftretende Bestreben, unedle Metalle in
-edle zu verwandeln, ein Problem, das während des ganzen Mittelalters
-als Ziel und Zweck der Chemie betrachtet wurde.</p>
-
-<p>Die Kenntnis und die Verwendung der Metalle war im Altertum
-schon eine recht ausgedehnte. Blei z. B., das gleich dem
-Eisen sich nur selten als solches findet und aus Bleiglanz dargestellt
-wurde, fand schon im alten Rom zu Wasserleitungsröhren
-Verwendung. Zinn und Zink waren nicht in reinem Zustande,
-sondern nur als Bestandteile von Legierungen bekannt. Diese
-wurden erhalten, indem man Zinnstein oder den zinkhaltigen
-Galmei den Kupfererzen bei ihrer Verhüttung zusetzte. Auch die
-Gewinnung des Quecksilbers durch Erhitzen von Zinnober mit
-Eisen war schon dem Altertum geläufig.</p>
-
-<p>Die Darstellung von chemischen Präparaten, soweit sie nicht
-durch bloße Oxydation entstehen, war kaum möglich, so lange man
-sich nicht im Besitze der Mineralsäuren befand. Mit ihrer Darstellung
-waren die Alten jedoch noch nicht vertraut. Die einzige
-ihnen bekannte Säure war eine organische, die Essigsäure.</p>
-
-<p>Die Tatsache, daß Marmor und Kalkstein beim Glühen eine
-neue Substanz liefern, die, mit Wasser in Verbindung gebracht,
-ein vorzügliches Baumaterial abgibt, wußte man indes wohl zu
-verwerten. In der späteren Römerzeit finden wir auch Zement in
-Anwendung, ohne den manches gewaltige Bauwerk nicht ausführbar
-gewesen wäre. Auch daß der gebrannte Kalk die Soda
-ätzender macht, war schon im Altertum bekannt<a name="FNanchor_625" id="FNanchor_625" href="#Footnote_625" class="fnanchor">625</a>. Dagegen blieb<span class="pagenum"><a name="Page_p272" id="Page_p272">[Pg p272]</a></span>
-die chemische Natur gasförmiger Substanzen in Dunkel gehüllt.
-Zwar bemerkte man, daß bei der Gärung und an manchen Stellen
-der Erde ein Gas auftritt, das zur Atmung nicht geeignet ist. Es
-kam jedoch niemandem in den Sinn, in dieser Luftart ein von der
-natürlichen Luft verschiedenes Gas zu erkennen.</p>
-
-<p>Einen gewaltigen Anstoß zur Beschäftigung mit stofflichen
-Veränderungen rief der Gedanke hervor, durch geeignete Behandlung
-könne aus unedlen Metallen Edelmetall gewonnen werden.
-Eine gewissermaßen theoretische Grundlage fand dieses Streben in
-den Lehren des <span class="gesperrt">Platon</span> und des <span class="gesperrt">Aristoteles</span>. Das alchemistische
-Problem begegnet uns schon in den ersten Jahrhunderten n. Chr.
-in Ägypten bei Gelehrten der alexandrinischen Schule. Es stützte
-sich auf die, während einer langen vorhergehenden Periode rein
-empirisch erworbenen, nicht unbeträchtlichen Kenntnisse über die
-Metalle, ihre Gewinnung und ihre wichtigsten Legierungen.</p>
-
-<p>Auch für die Folgezeit kann man wohl sagen, daß die Geschichte
-der Alchemie und diejenige der Metallurgie im wesentlichen
-zusammenfallen<a name="FNanchor_626" id="FNanchor_626" href="#Footnote_626" class="fnanchor">626</a>. Die Ägypter unterschieden nach <span class="gesperrt">Lepsius</span>
-in ihren Inschriften acht mineralische Erzeugnisse, die sie für besonders
-wertvoll hielten. Es waren vor allem das Gold, die als
-Elektrum bezeichnete Legierung von Gold und Silber, das Silber
-und der Lapis lazuli.</p>
-
-<p>Bei den ersten Alchemisten spielte das Blei eine große Rolle.
-Da man aus dem Rohblei Silber abzuscheiden vermochte, glaubte
-man, das Blei sei für die Erzeugung von anderen Metallen hervorragend
-geeignet. Zinn findet sich zwar in den Bronzen der
-alten Ägypter. Wahrscheinlich kannten sie das reine Zinn aber
-nicht<a name="FNanchor_627" id="FNanchor_627" href="#Footnote_627" class="fnanchor">627</a>. Auch das Quecksilber, das seiner merkwürdigen Eigenschaften
-wegen bei den Alchemisten die größte Rolle spielte, war
-den alten Ägyptern wohl noch nicht bekannt. Es kam erst bei
-den Griechen und Römern in Gebrauch. <span class="gesperrt">Plinius</span> nennt es eine
-beständige Flüssigkeit und ein Gift für alles<a name="FNanchor_628" id="FNanchor_628" href="#Footnote_628" class="fnanchor">628</a>.</p>
-
-<p>Nachdem durch lange Zeiträume chemische, vor allem metallurgische
-Einzelkenntnisse gesammelt waren, begegnet uns bald nach
-Beginn der christlichen Zeitrechnung die bestimmte, als Alchemie<span class="pagenum"><a name="Page_p273" id="Page_p273">[Pg p273]</a></span>
-bezeichnete Richtung, deren Ziel die Umwandlung unedler Stoffe
-in edle Metalle war. Die älteste ägyptische Handschrift, die uns
-davon Kenntnis gibt, stammt aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. Die
-Alchemie tritt uns darin in Verbindung mit der Astrologie entgegen.
-Darauf deutet auch hin, daß dem Gold die Sonne, dem
-Silber der Mond und den übrigen Metallen die Planeten entsprachen.</p>
-
-<p>Aus der Beobachtung, daß man durch Zusammenschmelzen
-unedler Metalle dem Golde und dem Silber ähnliche Legierungen
-erhält, daß aus Rohblei durch geeignete Behandlung wirkliches
-Silber und aus Amalgam Gold abgeschieden werden kann, hatte
-sich nämlich die Annahme von der Möglichkeit, unedle Metalle
-in edle zu verwandeln, gebildet. Bei dem Mangel an Einsicht in
-den chemischen Prozeß hielt man die genannten Vorgänge für
-wirkliche Umwandlungen der Stoffe. Da man nun durch Verbesserung
-der hüttenmännischen Betriebe eine größere Ausbeute
-erzielte, so lag der Gedanke nahe, ob nicht durch geeignete Behandlung
-das gesamte Rohmaterial in edles Metall verwandelt
-werden könne. Die Periode, in welcher die Erforschung stofflicher
-Veränderungen von diesem Bestreben geleitet wurde, hat man als
-das Zeitalter der Alchemie bezeichnet.</p>
-
-<p>Die ersten alchemistischen Regungen begegneten uns schon
-bei den Alexandrinern. Aus dem 3. nachchristlichen Jahrhundert
-sind nämlich Schriften alexandrinischen Ursprungs bekannt geworden,
-die sich mit dem Problem der Metallveredelung beschäftigen<a name="FNanchor_629" id="FNanchor_629" href="#Footnote_629" class="fnanchor">629</a>.
-Von den Gelehrten des unterjochten Ägyptens und den
-nestorianischen Schulen Vorderasiens ging zweifelsohne für die
-Araber der Antrieb aus, sich mit dem gleichen Problem zu befassen.
-Schon das Wort Chemie deutet vielleicht darauf hin. Es
-ist nämlich gleichlautend mit einer alten Benennung Ägyptens.
-Wie <span class="gesperrt">Plutarch</span> berichtet, haben die Bewohner dieses Land der<span class="pagenum"><a name="Page_p274" id="Page_p274">[Pg p274]</a></span>
-schwarzen Farbe seines Erdreichs wegen chêmi genannt. Auch die
-Bezeichnung »schwarze Kunst« würde dadurch vielleicht ihre Erklärung
-finden.</p>
-
-<p>Nach neueren philologischen Untersuchungen ist diese Ableitung
-zweifelhaft geworden. Man ist heute geneigt, mit <span class="gesperrt">Zosimos</span>,
-einem alchemistischen Schriftsteller des 4. nachchristlichen
-Jahrhunderts, das Wort Chemie von <span class="gesperrt">Chemes</span> abzuleiten, den
-<span class="gesperrt">Zosimos</span> als den Verfasser des ersten chemischen Buches bezeichnet.
-Eine dritte Auffassung geht dahin, daß das Wort &#967;&#8059;&#956;&#945;,
-welches »Metallguß« bedeutet, das Stammwort für »Chemie« sei<a name="FNanchor_630" id="FNanchor_630" href="#Footnote_630" class="fnanchor">630</a>.
-Bei diesem Stande der ganzen Frage wird man sich also wohl
-dahin entscheiden müssen, daß der Ursprung des Wortes Chemie
-völlig dunkel ist.</p>
-
-<p>Die alexandrinischen Gelehrten, sowie auch später die Araber,
-die sich mit chemischen Vorgängen befaßten, ließen sich in ihren
-Anschauungen von den Theorien leiten, die <span class="gesperrt">Platon</span> und <span class="gesperrt">Aristoteles</span>
-über die Natur der Materie entwickelt hatten.</p>
-
-<p>Die praktische Grundlage, auf der sich die Alchemie erhob,
-war neben der hüttenmännischen Gewinnung der Metalle, vor allem
-die Verarbeitung der Edelmetalle zu Schmuckgegenständen. In
-dieser Industrie regte sich seit den frühesten Zeiten das Bestreben,
-Minderwertiges an die Stelle von Wertvollem zu setzen und auf diese
-Weise den Käufer zu übervorteilen. Man erreichte dies entweder
-dadurch, daß man dem Golde und dem Silber andere Metalle beimengte
-oder daß man Metalle und Legierungen oberflächlich färbte,
-um ihnen ein dem Golde oder dem Silber ähnliches Aussehen zu
-verleihen. Als ein Mittel dieser Art diente zum Beispiel die Verbindung
-des Arsens mit dem Schwefel, die in der Mineralogie
-noch heute den Namen Auripigment führt. Auch das Quecksilber,
-mit dem man in Kleinasien und durch den von den Karthagern in
-Spanien betriebenen Bergbau bekannt wurde, fand zur Herstellung
-von Legierungen und oberflächlichen Veränderungen schon lange
-vor dem Beginn der christlichen Zeitrechnung Verwendung. Wenn
-man all diese Praktiken, an die sich bald gewisse Vorstellungen
-und Spekulationen anschlossen, schon mit dem Namen Chemie
-belegen will, so geht die chemische Wissenschaft in ihren Anfängen
-bis tief ins Altertum zurück. Das Bekanntwerden mit
-Stoffen, welche die Metalle oberflächlich veränderten, führte ganz
-von selbst zum Suchen nach einem, die gewünschten Verände<span class="pagenum"><a name="Page_p275" id="Page_p275">[Pg p275]</a></span>rungen
-hervorrufenden Universalmittel. So entstand die Lehre
-vom »Stein der Weisen«, dem man, ohne ihn gefunden zu haben,
-später immer neue Wirkungen beilegte, insbesondere diejenige,
-Krankheiten zu heilen und das Leben zu verlängern<a name="FNanchor_631" id="FNanchor_631" href="#Footnote_631" class="fnanchor">631</a>.</p>
-
-<p>Eine wichtige Rolle spielte bei jenen Veränderungen das
-Quecksilber. Es ist begreiflich, daß ein so sonderbares Metall
-bei seiner Entdeckung angestaunt wurde und die Phantasie erregte.
-Welch universelle Bedeutung man dem Quecksilber zuschrieb,
-beweist die Stelle eines Briefes aus dem 4. nachchristlichen
-Jahrhundert<a name="FNanchor_632" id="FNanchor_632" href="#Footnote_632" class="fnanchor">632</a>. Sie lautet: »Was ich lernen möchte, lehre
-es mich. Das ist das Werk, das Du kannst, die Transmutation.
-Das Quecksilber nimmt doch auf jede Art das Aussehen aller
-Körper an. Es bleicht alle Körper und zieht ihre Seelen an,
-nimmt sie durch Sieden in sich und bemächtigt sich ihrer. Ist
-es doch dazu geeignet, weil es in sich selbst die Prinzipien alles
-Flüssigen enthält. Wenn es die Transmutation durchgemacht hat,
-bereitet es alle Farbenwechsel vor. Es bildet den feststehenden
-Grund, während doch die Farben keine eigentliche Grundlage
-haben. Das Quecksilber wird, indem es seinen eigenen Grund
-verliert, ein abänderungsfähiges Etwas, und zwar abänderungsfähig
-durch die auf die metallischen Körper ausgeübten Behandlungen.«</p>
-
-<p>Die hellenistischen Schriftsteller nennen als den Begründer
-der Alchemie den <span class="gesperrt">Hermes Trismegistos</span> (den Dreimalgrößten)<a name="FNanchor_633" id="FNanchor_633" href="#Footnote_633" class="fnanchor">633</a>.
-Es ist das eine durchaus mystische, auch wohl mit einem der
-ägyptischen Hauptgötter (<span class="gesperrt">Ptah</span>, <span class="gesperrt">Thot</span>) identifizierte Persönlichkeit.
-Dem <span class="gesperrt">Hermes</span> wurden zahllose Werke (20000 und mehr) zugeschrieben.
-Ausdrücke wie hermetische Kunst, hermetischer Verschluß,
-hermetische Bücher erinnern noch heute an ihn. Auch
-Tafeln wurden auf <span class="gesperrt">Hermes</span> zurückgeführt. Unter ihnen trug die
-berühmteste die Überschrift: De operatione solis, d. h. vom Machen
-der Sonne (des Goldes). Von dem mystischen Inhalt dieser im
-Mittelalter hochgeschätzten Tafel geben folgende Zeilen eine Vorstellung:
-»Wie alle Dinge wurden aus Einem, so sind auch alle
-Dinge geboren aus diesem einen Dinge. Sein Vater ist die Sonne,
-seine Mutter der Mond. Der Wind trug es in seinem Bauche.<span class="pagenum"><a name="Page_p276" id="Page_p276">[Pg p276]</a></span>
-Seine Nährerin ist die Erde. Du scheide das Erdige vom Feurigen,
-die dunstartigen Teile von den dichten, so gewinnst du das Rühmlichste
-der ganzen Welt«<a name="FNanchor_634" id="FNanchor_634" href="#Footnote_634" class="fnanchor">634</a>.</p>
-
-<p>Bestimmtere, wenn auch nur spärliche Überreste werden auf
-einen alexandrinischen Schriftsteller namens <span class="gesperrt">Zosimos</span> zurückgeführt.
-Er war in Panopolis (Oberägypten) geboren und lebte
-um 300 n. Chr. <span class="gesperrt">Zosimos</span> ist ohne Zweifel auf die Entwicklung
-der Alchemie von großem Einfluß gewesen. In einem umfangreichen
-Werke stellte er die Kenntnisse seiner Vorgänger und
-seine eigenen Erfahrungen zusammen. Doch handelt es sich zumeist
-um kaum verständliche, in mystischen Ausdrücken niedergelegte
-Rezepte. Nach <span class="gesperrt">Zosimos</span>
-waren diese Rezepte in Ägypten
-entstanden. Sie befanden sich
-im Besitz der Priesterschaft und
-wurden auf das strengste geheimgehalten.
-Wer in die alchemistische
-Kunst eindringen
-wollte, mußte eine Reihe von
-sittlichen Vorbedingungen erfüllen.
-Er mußte reinen Sinnes
-und frei von Habgier sein. Er
-mußte sich ferner aus tiefster
-Seele in seinen Gegenstand versenken
-können<a name="FNanchor_635" id="FNanchor_635" href="#Footnote_635" class="fnanchor">635</a>. Erfolg hatte
-nur, wer nach Erkenntnis strebte,
-nicht aber der Ungelehrte oder gar derjenige, der von unlauterer
-Gesinnung erfüllt war. Eine weitere Vorbedingung bestand darin,
-daß man »die richtige Zeit und die glücklichen Augenblicke«
-wählte. Um sie herbeizuführen, waren nicht nur Beschwörungen,
-Zaubermittel und Gebete, sondern auch die Mitwirkung der Planeten
-erforderlich.</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig48" id="fig48" href="images/abb48.jpg"><img width="298" height="300" src="images/abb48.jpg" alt="[Abb. 48]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 48. Von Zosimos geschilderter
-Destillierapparat.</div>
-</div>
-
-<p>Jene Werke des <span class="gesperrt">Zosimos</span>, die in Bruchstücken durch syrische
-Manuskripte bekannt geworden sind, enthalten manches über die
-von den Alchemisten benutzten Apparate, wie Öfen, Destilliervorrichtungen
-usw.</p>
-
-<p>Was die planetarischen Einflüsse betrifft, so stützt sich <span class="gesperrt">Zosimos</span>
-besonders auf <span class="gesperrt">Hermes Trismegistos</span>. Die wirksamste<span class="pagenum"><a name="Page_p277" id="Page_p277">[Pg p277]</a></span>
-Sphäre sollte diejenige des Merkur sein, weil der Schattenkegel
-der Erde gerade bis zu ihm reiche<a name="FNanchor_636" id="FNanchor_636" href="#Footnote_636" class="fnanchor">636</a>.</p>
-
-<p>An einer Stelle beschreibt <span class="gesperrt">Zosimos</span>, wie sich erhitztes Quecksilber
-und Schwefel zu Zinnober vereinigen, der zunächst eine
-schwarze Masse bilde, die erst beim Sublimieren rot werde. Wird
-Zinnober mit gewissen Zutaten in einem geschlossenen Gefäß erhitzt,
-so steigt aus dem Zinnober das Quecksilber als »Silberwasser«
-oder »göttliches Wasser« empor. Es ist ein furchtbar
-giftiges, in der Hitze nicht festzuhaltendes Pneuma, das beim
-Abkühlen seinen »flüchtigen Schwung« verliert und sich an dem
-Deckel des Gefäßes in Form von Tropfen festsetzt<a name="FNanchor_637" id="FNanchor_637" href="#Footnote_637" class="fnanchor">637</a>.</p>
-
-<p>Die von <span class="gesperrt">Zosimos</span> im Anschluß an <span class="gesperrt">Hermes</span> entwickelte Lehre
-von dem Einfluß der Planeten auf das Gelingen des »heiligen
-Werkes« findet sich im 5. Jahrhundert bei dem Neuplatoniker
-<span class="gesperrt">Olympiodor</span> zu einem System entwickelt<a name="FNanchor_638" id="FNanchor_638" href="#Footnote_638" class="fnanchor">638</a>. Er schrieb nämlich
-jedes von den sieben Metallen den den Alten gleichfalls nur in
-der heiligen Siebenzahl bekannten Planeten zu. Das Gold entsprach
-bei ihm der Sonne, das</p>
-
-<ul>
-<li>Silber dem Monde,</li>
-<li>Kupfer der Venus,</li>
-<li>Eisen dem Mars,</li>
-<li>Zinn dem Jupiter,</li>
-<li>Quecksilber dem Merkur,</li>
-<li>Blei dem Saturn.</li>
-</ul>
-
-<p>Das Gestirn sowie das entsprechende Metall erhielten dasselbe
-Zeichen<a name="FNanchor_639" id="FNanchor_639" href="#Footnote_639" class="fnanchor">639</a>. Diese mystischen Beziehungen zwischen der Alchemie
-und der Astrologie wurden später von den Arabern mit Vorliebe
-weiter gepflegt.</p>
-
-<p>Man hat sich bemüht, durch archäologische Nachforschungen
-in Ägypten Stätten nachzuweisen, wo man chemische Prozesse<span class="pagenum"><a name="Page_p278" id="Page_p278">[Pg p278]</a></span>
-ausübte, sozusagen die Laboratorien jenes ersten alchemistischen
-Zeitalters und die in diesen Stätten zur Anwendung kommenden
-Gerätschaften. Der Erfolg ist bisher nur ein geringer gewesen.
-So beschreibt <span class="gesperrt">Berthelot</span> nach den Angaben <span class="gesperrt">Masperos</span> eine
-Stätte, die an eine Grabkammer stößt und die, nach allen Anzeichen
-zu urteilen, während des 6. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung
-als Laboratorium gedient hat. Die Wände jener Stätte
-waren angeräuchert, und am Boden befand sich ein Herd aus
-Bronze und allerlei Gerät aus Bronze, Alabaster und anderen
-Mineralien.</p>
-
-<p>Unter den noch vorhandenen Überresten der alchemistischen
-Literatur sind vor allem die Schriften, die fälschlich unter dem
-Namen <span class="gesperrt">Demokrits</span> gehen, und zwei in Theben in Ägypten aufgefundene
-Papyrusurkunden zu nennen.</p>
-
-<p>Das Werk des <span class="gesperrt">Pseudo-Demokrit</span> ist ursprünglich wohl um
-200 v. Chr. in Ägypten entstanden; es enthielt eine Zusammenfassung
-des gesamten chemisch-technischen Wissens jener Zeit<a name="FNanchor_640" id="FNanchor_640" href="#Footnote_640" class="fnanchor">640</a>,
-aber noch nicht Alchemistisches (nach <span class="gesperrt">v. Lippmann</span>). Unter den
-aus dieser Quelle stammenden Bearbeitungen ist vor allem ein umfangreiches
-Werk zu nennen, das sich »Demokrits Physik und
-Mystik« betitelt. Was davon auf uns gekommen ist, erweist sich
-als lückenhaft und entstellt. Der Neuzeit wurden die pseudo-demokritischen
-Lehren genauer erst im 16. Jahrhundert bekannt<a name="FNanchor_641" id="FNanchor_641" href="#Footnote_641" class="fnanchor">641</a>.</p>
-
-<p>Aus den erhaltenen Fragmenten geht hervor, daß »Demokrits
-Physik und Mystik« besonders über Gold, Silber, Perlen, Edelsteine
-und Purpur handelte. Ein Beispiel möge uns einen Begriff
-von dem Inhalt geben. Es lautet<a name="FNanchor_642" id="FNanchor_642" href="#Footnote_642" class="fnanchor">642</a>: »Nimm Quecksilber, fixiere
-es mit Magnesia. Wirf die weiße Erde auf Kupfer. Wirfst du
-gelbes Silber darauf, so erhältst du Gold. Die Natur besiegt die
-Natur.«</p>
-
-<p>Der demokritische Spruch:</p>
-
-<div class="poem">
-<p>Eine Natur vergewaltigt die andere,</p>
-<p>Eine Natur besiegt die andere</p>
-</div>
-
-<p>ist für die Goldmacherkunst durch alle Jahrhunderte das Leitwort
-geblieben.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p279" id="Page_p279">[Pg p279]</a></span></p>
-
-<p>Ein ganz neues Licht haben die Papyrusfunde der thebanischen
-Ausgrabungen auf die Vorgeschichte der Alchemie geworfen.
-Diese Funde wurden 1828 beim Aufdecken eines Grabes gemacht.
-Sie gelangten mit zahlreichen anderen Papyrusrollen nach Europa,
-fanden aber erst neuerdings Beachtung. Die in Leyden befindliche
-Urkunde wurde 1885 und die Stockholmer 1913 veröffentlicht.
-Beide Papyri stammen aus dem 3. Jahrhundert n. Chr.
-und enthalten im wesentlichen Vorschriften, welche die Verfälschung
-der edlen Metalle, das Färben mit Purpur und Waid (<span lang="la" xml:lang="la">Isatis
-tinctoria</span>), sowie die Edelsteine und Perlen betreffen. So enthält
-der Stockholmer Papyrus Anweisungen, den Perlen den verloren
-gegangenen Glanz wiederzugeben. Andere Vorschriften betreffen
-die Anfertigung von Perlen aus Glimmer und anderem minderwertigen
-Material. Sie werden als »besser als die echten« angepriesen.</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig49" id="fig49" href="images/abb49.jpg"><img width="300" height="171" src="images/abb49_t.jpg" alt="[Abb. 49]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 49. Eine Probe aus dem Stockholmer Papyrus.</div>
-</div>
-
-<p>Von der Herstellung goldähnlicher Legierungen handeln Rezepte,
-denen nachgerühmt wird, daß selbst Fachmänner über die
-Herkunft des Erzeugnisses getäuscht würden<a name="FNanchor_643" id="FNanchor_643" href="#Footnote_643" class="fnanchor">643</a>. Die erste Seite
-des berühmten Stockholmer Papyrus ist in <a href="#fig49">Abb. 49</a> teilweise wiedergegeben.
-Sie betrifft, wie aus der Überschrift hervorgeht, die Darstellung
-des Silbers (&#7944;&#961;&#947;&#8059;&#961;&#959;&#965; &#960;&#959;&#8055;&#951;&#963;&#953;&#962;) und beginnt mit den Worten:
-&#967;&#945;&#955;&#954;&#8057;&#957; &#964;&#8056;&#957; &#922;&#8059;&#960;&#961;&#953;&#959;&#957; &#964;&#8056;&#957; &#7972;&#948;&#951; &#949;&#7984;&#961;&#954;&#945;&#963;&#956;&#8051;&#957;&#959;&#962; ...</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p280" id="Page_p280">[Pg p280]</a></span></p>
-
-<p>Die Übersetzung der hier gebotenen Textprobe lautet folgendermaßen:</p>
-
-<p>»Schön bearbeitetes und abgeputztes Kupfer tauche in ein
-scharfes Alaunbad und laß es drei Tage darin erweichen. Dann
-schmilz es zusammen mit einer Mine (= 43,6 g) Erz aus chiischer
-Erde, nachdem Du kapadokisches Salz und kristallinischen Alaun
-zu 200 Drachmen<a name="FNanchor_644" id="FNanchor_644" href="#Footnote_644" class="fnanchor">644</a> beigemischt hast. Schmilz es sorgsam, und es
-wird kostbar sein. Dazu gib nicht mehr als 20 Drachmen schönen
-und reinen Silbers; das wird die ganze Mischung unlöslich erhalten.«</p>
-
-<p>Den Ausgangspunkt für die Legierungen bildet meist das
-Kupfer. Es wird durch Arsen-, Blei- oder Zinnverbindungen zu
-Silber geweißt (der Vorgang wird &#955;&#949;&#8059;&#954;&#969;&#963;&#953;&#962; genannt). Die oberflächliche
-Vergoldung des Kupfers erfolgt durch Quecksilber (Feuervergoldung).
-Auch die im Mittelalter wieder anzutreffende Vorschrift,
-Blattgold in Eiweiß zu verteilen und mit dieser Tinte
-Manuskripte anzufertigen, findet sich unter den Rezepten.</p>
-
-<p>Wieder andere Abschnitte betreffen die Vermehrung (Verdoppelung,
-Verdreifachung) des Silbers<a name="FNanchor_645" id="FNanchor_645" href="#Footnote_645" class="fnanchor">645</a>.</p>
-
-<p>Die Ausführungen über Farbstoffe und Färberei, die sich im
-Stockholmer Papyrus befinden, lassen den hohen Stand erkennen,
-den die chemische Technik dieser Gebiete schon im Altertum
-erreicht hatte. Die zum Färben bestimmte Wolle wird durch
-Waschen und Kochen unter Zusatz von Seifenwurzel, Kalkwasser
-oder Sodalösung gereinigt. Dann wird die Wolle gebeizt, wozu
-in der Hauptsache Alaun oder alaunhaltige Mineralien genommen
-werden. Die Farbstoffe wie auch die übrigen Materialien werden
-vor dem Gebrauch geprüft. Und zwar prüft man das Aussehen,
-das Verhalten beim Zerreiben, zu Lösungsmitteln usw. Endlich
-folgt die Auflösung, die Erzielung bestimmter Nuancen und das
-Färben selbst. Gefärbt wird fast nur Wolle, und zwar mit syrischem
-Kermes (Scharlach), Krapp, Schöllkraut und Purpur. Die
-Indigo enthaltende Waidpflanze diente zum Blaufärben. Durch
-geeignete Mischungen von Waid und Kermes erzielte man täuschende
-Nachahmungen von Purpur. Die betreffende Vorschrift<span class="pagenum"><a name="Page_p281" id="Page_p281">[Pg p281]</a></span>
-schließt mit den Worten: »Du wirst sehen, der Purpur wird unbeschreiblich
-schön.«</p>
-
-<p>Zu den wenigen Vorgängern, welche die Verfasser des Leydener
-und des Stockholmer Papyrus flüchtig anführen, gehört
-auch der oben erwähnte <span class="gesperrt">Pseudo-Demokritos</span>.</p>
-
-<p>Die Anfänge der Chemie lassen schon zwei Einflüsse erkennen,
-die ihre Entwicklung bis in die neuere Zeit bestimmt haben. Es
-war dies erstens das Bestreben, die entdeckten Tatsachen und ersonnenen
-Verfahrungsweisen geheim zu halten, und zweitens die
-Verknüpfung dieses Gebietes mit Magie und Mystik. Erklärlich
-wird dies daraus, daß die chemischen Vorgänge in ganz besonderem
-Maße den Charakter des Rätselhaften und Wunderbaren
-tragen und erst nach langem Forschen wissenschaftlich erfaßbar
-wurden. Ferner handelte es sich um Gebiete, auf denen Gewinnsucht,
-Aberglaube und Betrug seit alters eine große Rolle spielten.
-Begegnet uns doch die Verwendung gold- und silberähnlicher
-Legierungen zu Zwecken der Falschmünzerei schon im frühen
-Altertum.</p>
-
-<p>Die Geheimhaltung der Vorschriften wird schon im Stockholmer
-Papyrus verlangt und die so viel spätere <span lang="la" xml:lang="la">Mappae clavicula</span>
-stellt den Eid der Geheimhaltung sogar an die Spitze. Durch die
-Geheimhaltung wollte der Chemiker nicht nur seine Kenntnisse,
-sondern vor allem auch sich selbst persönlich schützen. Drohten
-ihm doch Anfeindungen von der Kirche, von den Regierenden und
-der besonders abergläubischen Masse. Wie die Chemie seit den
-Tagen der Renaissance aus diesen Fesseln befreit und in der Neuzeit
-zu einer führenden Stellung auf dem Gebiet der Wissenschaften
-und der Technik emporgehoben wurde, soll Gegenstand
-der späteren Betrachtungen sein.</p>
-
-
-<h3>Der Übergang vom Altertum zum Mittelalter.</h3>
-
-<p>Mit der zweiten Blüteperiode der alexandrinischen Schule
-und dem mehr kommentierenden Verhalten, das die Folgezeit den
-Naturwissenschaften entgegenbrachte, ist die Entwicklung, welche
-diese Wissenschaften im Altertum erfuhren, beendet. Es trat
-nunmehr eine lange Zeit des Stillstandes, ja des Verlustes an
-manchem erworbenen Besitz ein, die sich etwa mit demjenigen
-Zeitraum deckt, den man in der Weltgeschichte als das Mittelalter
-bezeichnet. Erst im 13. Jahrhundert mehren sich, abgesehen
-von vereinzelten, insbesondere bei den Syrern und den Arabern<span class="pagenum"><a name="Page_p282" id="Page_p282">[Pg p282]</a></span>
-anzutreffenden Bestrebungen, auf die wir näher eingehen werden,
-die Anzeichen, die auf ein Wiederaufleben der Wissenschaften
-schließen lassen. Und erst, nachdem man das Studium der alten
-Literatur auf allen Gebieten aufgenommen, nachdem in Italien
-und den benachbarten Ländern im 15. und 16. Jahrhundert die
-Kunst geblüht, nachdem endlich der geographische Gesichtskreis
-sich über die ganze Erde ausgedehnt, sowie die allgemeine Kultur
-sich beträchtlich gehoben hatte, sehen wir mit dem Anfange des
-17. Jahrhunderts eine neue Blüte der Naturwissenschaften anheben,
-welche dem geistigen Leben der letztverflossenen Jahrhunderte den
-Stempel aufgedrückt hat. Ja, dieser neue Aufschwung ist so eng
-mit der gesamten Kultur unseres Zeitalters verknüpft, daß ein
-abermaliger Verfall der Wissenschaften zugleich das Ende dieser
-Kultur bedeuten würde. Man hat viel nach den Gründen der Erscheinung
-gesucht, daß die Wissenschaft und die Kultur des Altertums
-untergegangen sind und das menschliche Geschlecht während
-eines Zeitraums von tausend Jahren fast dem Stillstande verfallen
-war. Ist doch unsere Zeit von dem Gefühl beherrscht, daß sich
-die Menschheit auf der Bahn, die sie seit dem Ausgang des Mittelalters
-eingeschlagen hat, in einem unaufhaltsamen Fortschritt zu
-weiterer Erkenntnis und höherer Gesittung befindet. Ein wichtiger
-Grund, der diesem Gefühle Sicherheit verleiht, besteht darin,
-daß die neuere Wissenschaft eine gewaltige Technik ins Leben
-rief, wie sie das Altertum, während dessen das gewerbliche Schaffen
-wesentlich auf der Stufe eines noch nicht von wissenschaftlichen
-Grundsätzen durchdrungenen Handwerks verblieb, nicht kannte.
-Dadurch, daß sich in der Neuzeit der Mensch auf dem Wege des
-experimentellen Verfahrens zum Herren der Naturkräfte machte,
-erfuhr die Wissenschaft eine weit innigere Verschmelzung mit der
-gesamten Kultur, als dies im Altertum der Fall gewesen.</p>
-
-<p>Es hat nicht an Verkleinerern der wissenschaftlichen Leistungen
-des Altertums gefehlt<a name="FNanchor_646" id="FNanchor_646" href="#Footnote_646" class="fnanchor">646</a>. Man darf jedoch nicht vergessen,<span class="pagenum"><a name="Page_p283" id="Page_p283">[Pg p283]</a></span>
-daß im Altertum mangels jedweder Vorarbeit überall erst die
-Grundlagen geschaffen werden mußten. Mag man auch zugeben,
-daß die Alten auf den Gebieten der Mathematik, der Dichtkunst
-und der Philosophie mehr leisteten als auf demjenigen der Naturwissenschaften,
-so kann sie deshalb doch kein Vorwurf treffen.
-Ihre Beobachtungen konnten nicht weiter gehen, als die unbewaffneten
-Sinne reichen. Und das bloße Nachdenken auf Grund
-einer nur oberflächlichen, nicht durch besondere Hilfsmittel geschärften
-Beobachtung, sowie der Mangel einer induktiven Forschungsweise
-mußten auf manchen Irrweg führen. Eine rühmliche
-Ausnahme machten wieder die Araber, unter denen sich auch bedeutende
-Experimentatoren befanden. Erst als gegen das Ende
-des Mittelalters allgemeiner das Bewußtsein durchbrach, »daß
-bloßes Spekulieren nichts helfe, daß nicht nur die Tatsachen, sondern
-auch ihre Gründe erkundet werden müßten«, erstand eine im
-modernen Sinne ausgeübte Forschung<a name="FNanchor_647" id="FNanchor_647" href="#Footnote_647" class="fnanchor">647</a>.</p>
-
-<p>Es ist ferner zu bedenken, daß es im Altertum an einem folgerichtig
-durchgeführten Verfahren der wissenschaftlichen Forschung
-noch gebrach. Ihr Wesen ist damit noch lange nicht erschöpft,
-daß man von der Erfahrung ausgeht, wie es im Altertum schon
-viele forderten. Es besteht vielmehr darin, daß der Forscher seine
-Vorstellungen, die aus der Untersuchung der Erfahrungswelt entspringen,
-unausgesetzt und möglichst vollkommen den Tatsachen
-anzupassen sucht. Den Alten fehlte es nicht an solchen Vorstellungen,
-wohl aber fehlte es noch an der Einsicht, daß nur der
-unausgesetzte Vergleich der Ideen mit den Erscheinungen, die Abänderung
-der Idee, ihre deduktive Gestaltung, ihr Ersatz durch
-eine neue Vorstellung, wenn die alte nicht genügt, das Wesen der
-Naturwissenschaft ausmachen. Hat sich doch gerade das Festhalten
-an einer Idee einem Vorurteil zuliebe als das größte
-Hemmnis für den Fortschritt erwiesen.</p>
-
-<p>Die erwähnten Mängel des Altertums gehören zu den Ursachen,
-daß politische und religiöse Umwälzungen von solchem
-Umfang eintraten, wie sie der neueren Kulturwelt, der vielleicht
-andere Gefahren drohen, hoffentlich erspart bleiben werden. Es
-war der durch eine jahrhundertlange Zersetzung vorbereitete, durch
-den Ansturm der germanischen Stämme herbeigeführte Zerfall des<span class="pagenum"><a name="Page_p284" id="Page_p284">[Pg p284]</a></span>
-Römerreiches, sowie die Überwindung des Heidentums &ndash; oder der
-angesichts der Unhaltbarkeit des Götterglaubens eingetretenen Indifferenz
-&ndash; durch das Christentum und den Islam. Von diesen
-wirkte das erstere mehr innerlich, indes nachhaltiger, während der
-Islam, das Feuer und das Schwert mit dem Bekehrungseifer<a name="FNanchor_648" id="FNanchor_648" href="#Footnote_648" class="fnanchor">648</a> verbindend,
-unmittelbar in die Geschicke eines großen Teiles der
-Welt eingriff. Mit dem zunächst zersetzenden Wirken all dieser
-Einflüsse beginnt für die allgemeine Geschichte wie für die Geschichte
-der Wissenschaften das Mittelalter, dem wir uns jetzt
-zuwenden wollen.</p>
-
-
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p285" id="Page_p285">[Pg p285]</a></span></p>
-
-
-
-
-<h2>7. Der Verfall der Wissenschaften
-zu Beginn des Mittelalters.</h2>
-
-
-<p>Der tiefste Eingriff, den die Entwicklung der allgemeinen
-Kultur und der Wissenschaft erlitt, bestand in der Vernichtung
-des römischen Weltreichs durch die germanischen Völker. Die
-meisten Städte wurden zerstört. An die Stelle des Städtewesens,
-das in Griechenland und in Italien zu hoher Blüte gelangt war
-und allein die feineren, auf Kunst und Wissenschaft gerichteten
-Kräfte zu entwickeln vermochte, trat wieder eine mehr ländliche,
-den geistigen Bestrebungen abholde Lebensweise. Die Bevölkerung
-der Städte, wie diejenige der Mittelmeerländer im allgemeinen,
-verminderte sich trotz des Zuflusses von neuen, erobernd einbrechenden
-Völkermassen. Unermeßlich waren auch die Verluste
-an den seit Jahrhunderten aufgespeicherten Schätzen der Kunst
-und Wissenschaft. Hatte doch Rom z. B. zu Beginn des 5. nachchristlichen
-Jahrhunderts, von den ältesten Zeiten abgesehen,
-noch nie einen Feind in seinen Mauern beherbergt. Zwar hatten
-blutige Kämpfe in seinen Straßen getobt, doch waren Verwüstung
-und Plünderung bis dahin von Rom ferngehalten worden. Das
-erste Ereignis dieser Art erfolgte durch <span class="gesperrt">Alarich</span> und seine
-Westgoten im Jahre 410. »Ungeheuer war der Eindruck auf
-die Zeitgenossen. Die römische Welt zuckte von Riesenschmerz
-überwältigt zusammen«<a name="FNanchor_649" id="FNanchor_649" href="#Footnote_649" class="fnanchor">649</a>. Auf diese erste Verwüstung folgten
-andere, weit schlimmere. Nicht nur Rom, sondern auch andere
-Zentren der geistigen und künstlerischen Bestrebungen wurden
-von solchen Ereignissen heimgesucht. Unter diesen Verhältnissen
-war der Zerfall des gewaltigen römischen Weltreichs unausbleiblich.
-Der Historiker, der es liebt, seinen Einteilungen in die
-Augen springende Ereignisse zugrunde zu legen, läßt daher das
-Mittelalter mit dem Eintritt der Völkerwanderung oder mit der
-Errichtung der ersten germanischen Herrschaft auf italischem<span class="pagenum"><a name="Page_p286" id="Page_p286">[Pg p286]</a></span>
-Boden beginnen. In der Geschichte der Wissenschaften hat man
-wohl nach ähnlichen, epochemachenden Ereignissen gesucht und
-die Auflösung der Philosophenschule zu Athen oder die Eroberung
-Alexandriens durch die Araber im Jahre 642 als solche betrachtet
-(so <span class="gesperrt">Heller</span> in seiner Gesch. der Physik). Man darf jedoch nicht
-vergessen, daß auf diesem Gebiet die Ereignisse geräuschlos vor
-sich gehen, daß es wohl von den Katastrophen der Weltgeschichte
-beeinflußt wird, aber niemals den Charakter einer ruhigen Entwicklung
-verleugnet.</p>
-
-<p>Der Geist der zweiten alexandrinischen Blüteperiode war um
-das Jahr 600 längst erloschen. Die alexandrinischen Gelehrten
-verstanden die alten Schätze, von denen das meiste schon vernichtet
-war, kaum noch zu hüten. Seitdem moralische Fäule auf
-der einen und das der Welt mit ihrem Wissen abgewandte Christentum
-auf der anderen Seite das Leben immer mehr durchdrangen,
-also schon eine ganze Reihe von Jahrzehnten vor dem endgültigen
-Siege des germanischen Elementes, fanden auch in Rom die Wissenschaften
-nicht mehr die frühere Pflege. Rom und Alexandrien
-wurden Hauptsitze der christlichen Kirche. Und diese kehrte
-sich, da es ihr Ziel war, die antiken Elemente zu überwinden und
-neue an deren Stelle zu setzen, in mißverstandener Auslegung der
-heiligen Schriften auch gegen die antike Wissenschaft. Das Verhältnis
-der Seele zu Gott und gar nichts anderes sollte erkannt
-werden; dies allein hielt man für erkennbar. Der Verstand dagegen
-galt als machtlos. Nur die durch Gottes Gnade geschehene
-Offenbarung sollte imstande sein, die Menschen zu erleuchten<a name="FNanchor_650" id="FNanchor_650" href="#Footnote_650" class="fnanchor">650</a>.
-»Forschung«, sagt <span class="gesperrt">Tertullian</span><a name="FNanchor_651" id="FNanchor_651" href="#Footnote_651" class="fnanchor">651</a>, »ist nach dem Evangelium nicht
-mehr vonnöten«. Und <span class="gesperrt">Eusebius</span> meint von den Naturforschern
-seiner Zeit: »Nicht aus Unkenntnis der Dinge, die sie bewundern,
-sondern aus Verachtung ihrer nutzlosen Arbeit denken wir gering
-von ihrem Gegenstande und wenden unsere Seele der Beschäftigung
-mit besseren Dingen zu.« Konnten doch diese Kirchenväter der
-ältesten christlichen Zeit selbst Meinungen heidnischer Philosophen
-für ihre Ansicht ins Feld führen, wie diejenige des <span class="gesperrt">Sokrates</span>,
-der die menschliche Seele mit ihren inneren Zuständen für den
-einzigen, des Nachdenkens würdigen Gegenstand erklärt hatte.</p>
-
-<p>Mit einem wahren Ingrimm wandten sich die ersten christlichen
-Gelehrten gegen den von <span class="gesperrt">Leukipp</span>, <span class="gesperrt">Demokrit</span> und <span class="gesperrt">Epikur</span><span class="pagenum"><a name="Page_p287" id="Page_p287">[Pg p287]</a></span>
-herrührenden Versuch einer mechanischen Welterklärung.
-»Es wäre mir besser«, ruft <span class="gesperrt">Augustinus</span> aus, »ich hätte den
-Namen <span class="gesperrt">Demokrits</span> nie vernommen!« Die Atomisten werden als
-blinde und bedauernswerte Menschen bezeichnet. Besonders eifert
-gegen sie der alexandrinische Bischof <span class="gesperrt">Dionysios der Große</span> in
-seiner Schrift »Über die Natur«<a name="FNanchor_652" id="FNanchor_652" href="#Footnote_652" class="fnanchor">652</a>. Die Mitteilungen, welche <span class="gesperrt">Dionysios</span>
-über die Lehren der Atomisten macht, dienen trotz ihrer
-polemischen Richtung als wertvolle Quelle über diesen wichtigen
-Abschnitt der griechischen Philosophie.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Dionys</span> bekämpft die Atomisten vor allem, indem er die
-Zweckmäßigkeit der Welt betont und für das Kunstwerk, als
-das sie dem Menschen erscheint, in Gott den Künstler und
-Schöpfer erblickt. Kann doch nicht einmal, so etwa lauten einige
-seiner Ausführungen, ein Kleid oder ein Haus von selbst entstehen,
-sondern es bedarf dazu einer geregelten Leitung. Und nun soll
-das große, aus Erde und Himmel bestehende Haus, der Kosmos,
-die Ordnung selbst, aus dem Chaos geworden sein. Zu den Gestirnen
-übergehend, sagt er: »Aber wenn auch jene Elenden es
-nicht wollen, so ist es doch, wie die Gerechten glauben, der große
-Gott, der sie gemacht hat und durch seine Worte ihre Bahn leitet.«
-Weder der Bau der menschlichen Organe und ihr Zusammenwirken,
-noch weniger aber die geistige Tätigkeit sind, wie <span class="gesperrt">Dionys</span>
-ausführt, mit der Atomenlehre vereinbar. Der Philosoph könne
-seine Vernunft doch nicht von den vernunftlosen Atomen erhalten
-haben.</p>
-
-<p>Während <span class="gesperrt">Dionys</span> der mechanischen Naturerklärung gegenüber
-den Standpunkt des eifernden Theologen einnimmt und mit
-Gründen ficht, die sich der wissenschaftlichen Erörterung entziehen,
-erhebt <span class="gesperrt">Lactantius</span> gegen die atomistische Lehre physikalische
-und philosophische Einwürfe. <span class="gesperrt">Lactantius</span> fragt, woher denn
-jene Teilchen stammen sollten und wie sich ihr Dasein beweisen
-lasse, da niemand sie gesehen oder gefühlt habe. Aber, selbst
-das Vorhandensein der Atome zugegeben, würden diese leichten
-und runden Teilchen doch keinen Zusammenhang äußern und
-feste Körper bilden können. Wolle man, um dieser Schwierigkeit
-zu begegnen, den Atomen Ecken und Haken beilegen, so habe<span class="pagenum"><a name="Page_p288" id="Page_p288">[Pg p288]</a></span>
-man keine Atome mehr, da solche Hervorragungen doch abgetrennt
-werden könnten. Das Bemühen, die Gesetzmäßigkeit des
-Geschehens zu erklären oder es auch nur zu verfolgen, wurde
-abgelehnt. Und dieser Standpunkt, den die Kirche einnahm, hat
-sich, mit wenigen Zugeständnissen an die Fortschritte der Wissenschaft,
-durch lange Zeiträume in ihr erhalten. »Je mehr<a name="FNanchor_653" id="FNanchor_653" href="#Footnote_653" class="fnanchor">653</a> die
-Macht der christlichen Lehre fortschreitet, um so mehr schwindet
-das Verständnis für die kausale Erklärungsweise. Das Wunder
-reicht überall aus. Was also sollen die Bemühungen, Erklärungen
-aufzufinden?«</p>
-
-<p>Dies Verhalten, das die Kirchenlehrer der naturwissenschaftlichen
-Erklärungs- und Betrachtungsweise gegenüber einnahmen,
-ist bei dem Ansehen, das ihre Schriften bis in die neuere Zeit genossen
-haben, für die weitere Entwicklung von schlimmen Folgen
-gewesen. Es erregte auch sehr oft den Fanatismus der Menge,
-die sich keineswegs mit dem Streit der Meinungen begnügte,
-sondern nicht nur gegen die Wissenschaft, sondern auch gegen
-ihre Denkmäler und Schätze zu Felde zog. So wurde z. B., lange
-bevor die Araber Alexandrien einnahmen, in dieser Stadt, unter
-der Führung eines christlichen Patriarchen, die wertvolle Bibliothek
-des Serapeions den Flammen überliefert. Schon im 3. Jahrhundert
-hatte ein Patriarch die Gelehrten der alexandrinischen
-Akademie vertrieben. Unter Kaiser <span class="gesperrt">Julian</span> durften sie zurückkehren.
-Indessen unter <span class="gesperrt">Theodosios</span> begann die Verfolgung von
-neuem. Damals war es, daß der Patriarch <span class="gesperrt">Theophilos</span> sich von
-dem Kaiser die Erlaubnis erwirkte, das Serapeion zerstören zu
-dürfen. Mit dem gleichen Unverstand, wie gegen die weltliche
-Wissenschaft, verfuhren die ersten Bekenner des neuen Glaubens
-auch gegen die von den Alten überlieferte Heilkunde. Krankheit
-wurde mit Gebet und Beschwörung bekämpft oder gar als eine
-Strafe Gottes betrachtet, in die man sich willenlos fügen müsse,
-während glückliche Heilungen als Teufelswerk galten.</p>
-
-<p>Sogar die Lehre von der Kugelgestalt der Erde, eine Lehre,
-die auf ein Alter von Jahrhunderten zurückblicken konnte und die
-allein die geographische Ortsbestimmung ermöglicht hatte, ging im
-Mittelalter, nachdem Kirchenväter wie <span class="gesperrt">Lactantius</span> sie verdammt
-hatten, verloren oder wurde wenigstens durch mystische Vorstellungen
-verdunkelt. So begegnen wir der Ansicht, daß die Erde<span class="pagenum"><a name="Page_p289" id="Page_p289">[Pg p289]</a></span>
-ein Hügel sei, um den sich die Sonne im Laufe eines Tages bewege.
-<span class="gesperrt">Augustin</span> sprach sich gegen die Existenz von Antipoden
-aus, weil ein Geschlecht dieser Art in der heiligen Schrift unter
-den Abkömmlingen Adams nicht aufgeführt werde. Bei <span class="gesperrt">Rhabanus
-Maurus</span> besitzt die Erde eine radförmige Gestalt und wird
-vom Ozean umflossen. Welcher Rückschritt gegenüber den Astronomen
-der alexandrinischen Schule! Befanden sich die Gelehrten
-des frühen Mittelalters mit ihrer Weltauffassung doch fast wieder
-auf dem naiven Standpunkt, den <span class="gesperrt">Hesiod</span> im 8. Jahrhundert v. Chr.
-einnahm. Erst seit dem 8. nachchristlichen Jahrhundert etwa
-schrieb man der Erde die Gestalt einer Kugel zu. In einer Hinsicht
-wirkten die Kirchenväter übrigens auch Gutes. Sie verhielten
-sich nämlich im allgemeinen den astrologischen Lehren
-gegenüber, die während der Kaiserzeit das astronomische Wissen
-verdunkelt hatten, ablehnend. Dies geschah zwar weniger aus
-wissenschaftlicher Überzeugung, sondern weil es frevelhaft sei,
-Menschen- und Völkerschicksal aus den Sternen erkennen zu
-wollen<a name="FNanchor_654" id="FNanchor_654" href="#Footnote_654" class="fnanchor">654</a>.</p>
-
-<p>In demselben Maße bildungsfeindlich wie die ersten Christen,
-wenn auch aus anderen Gründen, verhielt sich die zweite Macht,
-die von der Welt auf den Trümmern der Antike Besitz ergriffen
-hatte, das Germanentum. Seine Träger waren Volksstämme, die
-erst von dem Augenblicke an, in dem sie mit der alten Kultur
-in Berührung kamen, in das Licht der Geschichte traten. Ihnen
-galten nicht nur die zivilisierten Bewohner des südlichen Europas,
-sondern auch deren Geisteserzeugnisse zunächst als feindliche
-Mächte. So erzählt <span class="gesperrt">Prokop</span> von den Goten, die nach den
-langen Wirren der Völkerwanderung in Italien zuerst wieder geordnete
-Verhältnisse schufen, sie seien der Ansicht gewesen, daß
-derjenige, der die Rute des Lehrers gefürchtet, keinem Schwert
-und keinem Speer mehr festen Blickes begegnen könne.</p>
-
-<p>Bedenkt man nun, daß diese beiden Mächte, das Christentum
-und das Germanentum, das eine geistig, das andere physisch, von
-dem abendländischen Teil der alten Welt Besitz ergriffen, während
-bald darauf im Morgenlande der Islam mit ähnlichen Tendenzen
-ins Leben trat, so läßt es sich begreifen, daß die im Altertum
-gegründete Wissenschaft in dem Geistesleben des Mittelalters zu<span class="pagenum"><a name="Page_p290" id="Page_p290">[Pg p290]</a></span>nächst
-keinen Platz fand. Man wird vielmehr darüber staunen,
-daß diese Wissenschaft Kraft genug besaß, nicht gänzlich unterzugehen,
-sondern unter der Asche fortzuglimmen, bis sie, seit dem
-13. Jahrhundert etwa, von neuem entfacht wurde.</p>
-
-<p>Einer Fortentwicklung der vom Altertum geschaffenen Anfänge
-wirkte nicht nur das geschilderte Streben entgegen, welches
-dem Christentum und dem Germanentum zu Beginn ihres Auftretens
-innewohnte, es brach auch eine Summe von Geschehnissen
-über die alte Welt herein, die an Furchtbarkeit nicht ihresgleichen
-hatten und das südliche Europa in einen Trümmerhaufen verwandelten,
-so daß dort der Wohlstand, der doch bis zu einem
-gewissen Grade die Vorbedingung aller Kunst und Wissenschaft
-ist, vernichtet wurde.</p>
-
-<p>Während sich das oströmische Reich einer gewissen Beständigkeit
-erfreute, wurde der Westen ein Spielball der germanischen
-Stämme. Auf die Verwüstung durch die Goten folgte der Einfall
-der Vandalen, die überall Ruinen als die Spur ihrer Züge
-zurückließen. »Sie zerstörten alles«, berichtet der Chronist von
-ihnen, »was sie fanden. Die Pest konnte nicht verheerender sein.
-Auch wütete eine fürchterliche Hungersnot, so daß die Überlebenden
-die Körper der Gestorbenen verzehrten.« Es klingt kaum
-glaublich, wenn uns die Geschichtsschreiber jener Zeiten erzählen,
-daß man Festungen durch den Leichengeruch zur Übergabe zwang,
-indem man die Gefangenen vor den Wällen niedermetzelte.</p>
-
-<p>Fast zur selben Zeit, als die Vandalen Rom plünderten, wurde
-Oberitalien durch die Hunnen verwüstet, deren Zug durch die von
-<span class="gesperrt">Aëtius</span> gewonnene Schlacht bei Châlons nach Süden abgelenkt
-worden war. Nach diesen völkermordenden Kriegen nahmen todbringende
-Seuchen von dem aus vielen Wunden blutenden Europa
-Besitz. Vielleicht war infolge der vorhergegangenen Ereignisse
-eine allgemeine Schwächung der europäischen Menschheit eingetreten
-und dadurch der Pest der Boden bereitet worden. Zum
-ersten Male hatte diese Geißel unter <span class="gesperrt">Marc Aurel</span> ihren Zug
-durch das römische Reich gehalten und weit mehr Opfer gefordert,
-als die Seuchen der Neuzeit. Nach dem von <span class="gesperrt">Prokop</span>, dem Geheimschreiber
-<span class="gesperrt">Belisars</span>, hinterlassenen Bericht wütete sie volle
-50 Jahre im ganzen römischen Reiche dermaßen, daß in Italien
-stellenweise die Weinstöcke und das Getreide vermoderten, weil
-es an Arbeitskräften fehlte.</p>
-
-<p>Allmählich erhoben sich indes aus der Verworrenheit und
-der Verwüstung, welche die ersten Jahrhunderte des Mittelalters<span class="pagenum"><a name="Page_p291" id="Page_p291">[Pg p291]</a></span>
-kennzeichnen und das Erlahmen des wissenschaftlichen Geistes
-begreiflich erscheinen lassen, gefestigte Verhältnisse. Rom war
-dadurch, daß es im 5. Jahrhundert in den Besitz der kirchlichen
-Vorherrschaft gelangt war, wieder, wenn auch in anderem Sinne
-als im Altertum, zum geachteten Mittelpunkt des Abendlandes
-und die römische Sprache zur Weltsprache geworden. <span class="gesperrt">Benedikt</span>
-von Nursia hatte im Anfang des 6. Jahrhunderts das Klosterwesen
-in Westeuropa begründet. Der Gedanke, sich um der
-Erfüllung religiöser Pflichten willen von der Welt zurückzuziehen,
-ist orientalischen Ursprungs und schon dem Heidentum
-des Orients geläufig. Er ergriff mit besonderer Macht die ersten
-Christen, welche die Satzungen der neuen Religion mit den Forderungen
-und Schwierigkeiten des Lebens nicht in Einklang zu
-bringen vermochten. So sehen wir bald nach der Ausbreitung
-des Christentums Tausende sich in entlegene Teile Syriens und
-Ägyptens zurückziehen. Es entstand ein von bestimmten Regeln
-abhängiges Mönchstum, das für jene Zeiten eine berechtigte Erscheinung
-war und die Erhaltung der geistigen Kultur begünstigte.
-Schon um die Mitte des 4. Jahrhunderts verbreitete sich das
-Mönchswesen besonders durch den Bischof <span class="gesperrt">Basilius den Großen</span>
-in Kleinasien und auf der Balkanhalbinsel. Bald fand es auch
-im weströmischen Reiche Eingang, wo namentlich <span class="gesperrt">Augustinus</span>
-für diese Form des religiösen Lebens den Boden bereitet hatte.
-<span class="gesperrt">Benedikt</span> von Nursia gebührt das Verdienst, daß er zuerst die
-umherschweifenden, zuchtlosen, dem Mönchstum ergebenen Scharen
-zum Zusammenleben und zu geordneter Tätigkeit zwang. Die Beschäftigung
-mit den Wissenschaften bezeichnete er als eine der
-wichtigsten Pflichten seines Ordens. »Den Klöstern«, sagt <span class="gesperrt">Lindner</span><a name="FNanchor_655" id="FNanchor_655" href="#Footnote_655" class="fnanchor">655</a>,
-»verdanken wir alles oder das weitaus meiste, was von
-antik-lateinischen Schriften und selbst von den alten germanischen
-auf uns gekommen ist, sie haben den Rückweg zum Altertum offen
-gehalten.«</p>
-
-<p>Zwar, das Studium der nicht philosophischen Schriften des
-Altertums wurde von den kirchlichen Machthabern nur ungern
-gesehen. So begegnet uns um 1200 ein Verbot<a name="FNanchor_656" id="FNanchor_656" href="#Footnote_656" class="fnanchor">656</a>, welches den
-Mönchen das Lesen naturwissenschaftlicher Schriften als sündhaft
-untersagte. Im ganzen war jedoch die Tätigkeit der Orden auf die<span class="pagenum"><a name="Page_p292" id="Page_p292">[Pg p292]</a></span>
-Erhaltung der alten Schriftwerke und die Ausbreitung der Bildung
-gerichtet, so daß die Benediktiner mit Recht den Wahlspruch »<span lang="la" xml:lang="la">Ex
-scholis omnis nostra salus</span>« führten.</p>
-
-<p>Auch im politischen Leben Italiens machte die Brandung,
-welche dort Jahrhunderte gewütet, endlich einer ruhigen Entwicklung
-Platz. Während der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts
-herrschten hier die Ostgoten. Unter ihrem großen König <span class="gesperrt">Theoderich</span>
-(475&ndash;526), der eine Verschmelzung des germanischen mit
-dem römischen Element herbeizuführen suchte, erlebte das Land
-sogar einen kurzen Aufschwung. Der wissenschaftliche Sinn wurde
-von neuem lebendig, die Schulen blühten und die Gelehrten
-wurden wieder geachtet<a name="FNanchor_657" id="FNanchor_657" href="#Footnote_657" class="fnanchor">657</a>. In diesem Zeitraum verdienen besonders
-<span class="gesperrt">Cassiodor</span> und <span class="gesperrt">Boëthius</span> Erwähnung.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Cassiodor</span> wurde in Süditalien geboren und war um 500
-<span class="gesperrt">Theoderichs</span> Geheimschreiber und Ratgeber. Nach der Besiegung
-der Ostgoten durch die Byzantiner zog er sich in die klösterliche
-Einsamkeit zurück. Durch ihn und <span class="gesperrt">Benedikt</span> von Nursia, der
-im Jahre 529 das Kloster zu Monte Cassino bei Neapel gestiftet
-hatte, wurde an Stelle der früheren Beschaulichkeit der Mönche
-rege Tätigkeit als oberster Grundsatz hingestellt. Unermüdlich
-wurden in schöner Schrift die im Besitze der Klöster befindlichen
-Werke auf Pergament übertragen und so neben manchem Wertlosen
-doch auch das Wertvolle der Nachwelt erhalten. <span class="gesperrt">Cassiodor</span>
-selbst empfiehlt das Abschreiben von Büchern den Mönchen
-als die verdienstlichste Arbeit. Seine letzte Schrift verfaßte er
-im 93. Lebensjahre. Er hinterließ 12 Bücher Briefe<a name="FNanchor_658" id="FNanchor_658" href="#Footnote_658" class="fnanchor">658</a> und eine
-Enzyklopädie<a name="FNanchor_659" id="FNanchor_659" href="#Footnote_659" class="fnanchor">659</a> der sogenannten sieben freien Künste (Grammatik,
-Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Musik, Geometrie und Astronomie).
-Indessen handelt es sich für ihn nicht um eine ausführliche Darstellung
-dieser Wissenszweige, sondern mehr um eine Aufzählung
-derjenigen griechischen und lateinischen Schriftsteller, deren Studium
-dem Anfänger zu empfehlen sei.</p>
-
-<p>Das Urbild derartiger, im Mittelalter so häufigen Sammelwerke
-über die freien Künste rührt von <span class="gesperrt">Marcus Terentius Varro</span>
-her, der im 1. Jahrhundert v. Chr. lebte und neun Wissenschaften
-enzyklopädisch behandelte<a name="FNanchor_660" id="FNanchor_660" href="#Footnote_660" class="fnanchor">660</a>. Außer den genannten hatte<span class="pagenum"><a name="Page_p293" id="Page_p293">[Pg p293]</a></span>
-er nämlich auch die Medizin und die Baukunst in Betracht
-gezogen.</p>
-
-<p>Der in einer Geschichte der Wissenschaften Erwähnung verdienende
-Genosse <span class="gesperrt">Cassiodors</span> war der aus altem römischen Geschlecht
-entstammende <span class="gesperrt">Boëthius</span>. Nachdem er in seiner Vaterstadt
-die höchsten Ämter bekleidet, fiel er in Ungnade und wurde
-nach längerer Gefangenschaft enthauptet. Im Kerker entstand
-seine berühmte Schrift »Über die Tröstungen der Philosophie«,
-ein Werk, das in viele Sprachen übersetzt wurde<a name="FNanchor_661" id="FNanchor_661" href="#Footnote_661" class="fnanchor">661</a>. <span class="gesperrt">Boëthius</span>
-machte das Studium der griechischen Schriftsteller wieder zugänglich,
-indem er sie in das Lateinische übersetzte und erläuterte.
-<span class="gesperrt">Cassiodor</span>, der Geschichtsschreiber der Ostgotenzeit, hat der Nachwelt
-eine Stelle aus einem Briefe <span class="gesperrt">Theoderichs</span> an <span class="gesperrt">Boëthius</span> aufbewahrt,
-welche den König wie den Empfänger in gleicher Weise
-ehrt. »In deinen Übertragungen«, heißt es in diesem Schreiben,
-»wird die Astronomie des <span class="gesperrt">Ptolemäos</span>, sowie die Geometrie des
-<span class="gesperrt">Euklid</span> lateinisch gelesen. <span class="gesperrt">Platon</span>, der Erforscher göttlicher
-Dinge, und <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, der Logiker, streiten in der Sprache
-Roms. Auch <span class="gesperrt">Archimedes</span>, den Mechaniker, hast du lateinisch
-wiedergegeben. Welche Wissenschaften und Künste auch das
-fruchtbare Griechenland erzeugte, Rom empfing sie in vaterländischer
-Sprache durch deine Vermittlung«<a name="FNanchor_662" id="FNanchor_662" href="#Footnote_662" class="fnanchor">662</a>.</p>
-
-<p>Lieblingsgebiete des <span class="gesperrt">Boëthius</span> waren die Musik und die
-Akustik. Er stellte zahlreiche Versuche mit dem Monochord und
-mit Pfeifen an und schrieb ein Werk über die Musik<a name="FNanchor_663" id="FNanchor_663" href="#Footnote_663" class="fnanchor">663</a>, in dem
-manche klare Anschauung entwickelt ist. Wichtiger ist dieses
-Buch dadurch, daß wir uns nach ihm eine gewisse Vorstellung
-von der Tonkunst des Altertums und des früheren Mittelalters
-machen können. Auch der Astronomie und der Physik brachten
-die gebildeteren Goten, geschichtlichen Berichten zufolge, ein
-großes Interesse entgegen.</p>
-
-<p>Leider sollte dieser hoffnungsvolle Ansatz, den der italische
-Boden gezeitigt, noch in der Blüte geknickt werden. Ebenso
-rasch, wie das Ostgotenreich emporgekommen war, wurde es durch
-die furchtbaren Kriege, welche der oströmische Kaiser gegen die
-Ostgoten führte, wieder hinweggefegt. Zehn Jahre später fiel das
-verwüstete Italien in die Hände der Langobarden. Einen ähn<span class="pagenum"><a name="Page_p294" id="Page_p294">[Pg p294]</a></span>lichen
-Aufschwung, wie zur Zeit der Ostgoten, hat es unter der,
-Jahrhunderte dauernden Herrschaft dieses Volkes nicht wieder
-erlebt. Doch fand in dieser verhältnismäßig ruhigen Zeit eine
-allmähliche Verschmelzung des germanischen Elementes mit dem
-römischen statt, wodurch die Vorbedingung für eine höhere Kultur
-geschaffen wurde.</p>
-
-<p>Neben <span class="gesperrt">Cassiodor</span> und <span class="gesperrt">Boëthius</span> verdient für dieses Zeitalter
-der Bischof <span class="gesperrt">Isidor</span> von Sevilla erwähnt zu werden. Er
-wurde im Jahre 570 in Cartagena geboren und starb 636. In
-einem, aus 20 Büchern bestehenden Werk, das den Titel »Origines«
-(die Ursprünge) führt, gab er, wie es <span class="gesperrt">Cassiodor</span> und
-<span class="gesperrt">Martianus Capella</span> getan, eine Art Enzyklopädie der Wissenschaften
-heraus. Die »Origines« berücksichtigen nicht nur die
-freien Künste, das Trivium (Grammatik, Rhetorik und Dialektik)
-und das Quadrivium (Arithmetik, Musik, Geometrie und Astronomie),
-sondern auch die Medizin, die Naturgeschichte, die Geographie
-usw. Das Werk verdrängte die Enzyklopädien des <span class="gesperrt">Cassiodor</span>
-und des <span class="gesperrt">Martianus Capella</span> und war neben <span class="gesperrt">Plinius</span> und
-<span class="gesperrt">Aristoteles</span> bis gegen das Ende des Mittelalters für alle späteren
-Sammelwerke die wichtigste Fundgrube. Es führt auch wohl den
-Titel »Die Etymologien« (<span lang="la" xml:lang="la">Libri originum seu etymologiarum</span>). Dementsprechend
-finden wir für alle Gegenstände die Etymologien des
-Namens an die Spitze gestellt, ja oft allein gegeben. In den
-meisten Fällen waren die Wortableitungen jedoch sehr willkürlich
-und wertlos.</p>
-
-<p>Männer, wie die Genannten, haben das Vorhandene nicht vermehrt,
-sondern, wie <span class="gesperrt">Plinius</span>, als literarische Sammler gewirkt.
-Als solche sind sie aber für die Erhaltung des Wissens und des
-wissenschaftlichen Interesses für das ganze Mittelalter von Bedeutung
-gewesen. Fast allen lag daran, die Beschäftigung mit
-den Wissenschaften in weitere Kreise zu tragen, indem sie für die
-Verbreitung und Verbesserung des Schulwesens wirkten. Das ist
-nicht nur <span class="gesperrt">Cassiodor</span> und <span class="gesperrt">Rhabanus Maurus</span>, sondern auch
-<span class="gesperrt">Isidor</span> von Sevilla nachzurühmen.</p>
-
-<p>Wie die Klöster zu Mittelpunkten literarischer Beschäftigung
-wurden, so fand in ihnen auch, zumal in den sich erst der Kultur
-erschließenden germanischen Ländern, die Heilkunde eine Stätte.
-Die Mönche bereiteten Arzneien nicht nur für ihren eigenen Gebrauch,
-sondern auch für die Bewohner der Umgegend. Die
-heilbringenden Kräuter wurden in besonderen Gärten im Schutze
-der Klostermauern gezogen. Genauere Angaben besitzt man über<span class="pagenum"><a name="Page_p295" id="Page_p295">[Pg p295]</a></span>
-den Kräutergarten des Klosters St. Gallen, aus dem schon im
-9. Jahrhundert die benachbarten Dörfer mit Arzneien versorgt
-wurden. Von den zahlreichen Kräutern, die man in St. Gallen
-zu diesem Zwecke zog, seien beispielsweise Salbei, Raute, Minze
-und Fenchel genannt. Ein selbständiges Apothekenwesen entwickelte
-sich im germanischen Kulturbereich erst im späteren
-Mittelalter<a name="FNanchor_664" id="FNanchor_664" href="#Footnote_664" class="fnanchor">664</a>. Im Altertum hatte der Arzt die Arzneien in der
-Regel selbst bereitet.</p>
-
-
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p296" id="Page_p296">[Pg p296]</a></span></p>
-
-
-
-
-<h2>8. Das arabische Zeitalter.</h2>
-
-
-<p>Ein neuer Anlaß zur Beschäftigung mit der Wissenschaft des
-Altertums sollte im Abendlande nicht mehr, wie zur Zeit <span class="gesperrt">Theoderichs</span>,
-auf eigenem Boden ersprießen, sondern von einem orientalischen
-Volke ausgehen, das bis dahin kaum eine Rolle gespielt
-hatte. Diese Erscheinung ist eine der merkwürdigsten, die uns
-in der Entwicklung der Wissenschaften begegnet, weshalb wir ihr
-eine etwas eingehendere Betrachtung schenken müssen. Während
-das Christentum die abendländischen Völker durchdrang, bemächtigte
-sich der Islam des gesamten Orients. Die Ausbreitung der
-neuen Lehre erfolgte durch Feuer und Schwert und ging Hand
-in Hand mit der Errichtung eines Weltreiches durch die Araber.
-Auch die letzteren traten, wie die ersten Bekenner des Christentums,
-den vorhandenen Bildungselementen zunächst feindlich gegenüber.
-Von fanatischem Eifer verblendet, soll der Kalif <span class="gesperrt">Omar</span> dem
-arabischen Feldherrn, der Alexandrien eroberte, den Befehl zur
-Vernichtung der noch vorhandenen Bücherschätze mit den Worten
-gegeben haben: »Wenn diese Bücher das enthalten, was im Koran
-steht, so sind sie unnütz, wenn sie etwas anderes enthalten, so
-sind sie schädlich. Sie sind deshalb in beiden Fällen zu verbrennen.«</p>
-
-<p>Nach anderen Nachrichten<a name="FNanchor_665" id="FNanchor_665" href="#Footnote_665" class="fnanchor">665</a> soll dieses Wort bei der Eroberung
-Persiens gefallen sein. Bei diesem Ausspruch und manchen
-anderen, geschichtlichen Persönlichkeiten zugeschriebenen Worten
-ist der Nachweis, daß es sich um eine verbürgte Äußerung han<span class="pagenum"><a name="Page_p297" id="Page_p297">[Pg p297]</a></span>delt,
-in vielen Fällen nicht zu erbringen. Wenn sie trotzdem, wie
-beispielsweise <span class="gesperrt">Galileis</span> Wort: »Und sie bewegt sich doch«, in der
-Geschichte der Wissenschaften Erwähnung finden, so geschieht
-dies, weil sie häufig Personen, Zeitverhältnisse oder geistige Strömungen
-vortrefflich kennzeichnen.</p>
-
-<p>Wie groß der Verlust an Bücherschätzen infolge der von den
-Arabern zu Beginn ihres Auftretens bewiesenen Zerstörungswut
-gewesen ist, läßt sich nicht mehr ermessen. Diese Verluste begannen
-übrigens in Alexandria schon weit früher, nämlich zur
-Zeit der Belagerung durch <span class="gesperrt">Julius Caesar</span>. Unter <span class="gesperrt">Kleopatra</span>
-wurden sie jedoch durch die Erwerbung der pergamenischen
-Bibliothek ausgeglichen. Die Zerstörung des Serapeions fand
-unter <span class="gesperrt">Theodosios</span> statt. Es wurde jedoch soviel gerettet, daß
-eine neue Bibliothek gegründet werden konnte. Mit den etwa
-noch vorhanden gewesenen Überresten an literarischen Schätzen
-scheinen dann die Araber bei der Eroberung Alexandriens nicht
-allzu glimpflich umgegangen zu sein, wenn auch die Nachrichten
-über den von ihnen bewiesenen Vandalismus ohne Zweifel
-stark übertrieben sind<a name="FNanchor_666" id="FNanchor_666" href="#Footnote_666" class="fnanchor">666</a>. Im allgemeinen waren die Bekenner des
-Islams nämlich duldsamer als die Christen. Während letztere
-die Unterworfenen zur Bekehrung zwangen und keine Religion
-neben der christlichen anerkannten, war der Islam mehr darauf
-bedacht, zu herrschen. Die Christen behielten unter dieser Herrschaft
-ihre Glaubensfreiheit, ja selbst ihre Kirchen und Klöster.
-Der Islam ließ den unterworfenen Völkern mehr ihre Eigenart.
-Auch behielten die von ihm unterjochten Städte als Mittelpunkte
-des geistigen Lebens und eines größeren Wohlstandes ihre Bedeutung,
-während das Abendland durch die Germanen einer mehr
-ländlichen, naturalwirtschaftlichen Lebensweise anheimfiel. Die
-Kultur des Morgenlandes erlitt daher durch den Islam in ihrer
-Entwicklung keine solch gewaltsame Unterbrechung, wie sie das
-Abendland erfuhr. Die morgenländische Kultur des Mittelalters
-verdient auch die Bezeichnung einer arabischen weniger ihrer Eigenart
-wegen als dem Umstande, daß die Sprache der Araber die
-herrschende wurde. Mit dieser Erkenntnis fällt auch die Paradoxie,
-die darin liegen würde, wenn man einem bis dahin unbekannten
-Nomadenvolke alle Schöpfungen, welche der Orient im
-Mittelalter hervorbrachte, zuschreiben wollte.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p298" id="Page_p298">[Pg p298]</a></span></p>
-
-<p>Die Araber verstanden es vortrefflich, dasjenige, was die unterjochten
-Völker an Kulturelementen besaßen, zu sammeln und zu
-sichten. Nachdem sie in der kurzen Zeit vom Auftreten <span class="gesperrt">Mohammeds</span>
-bis zum Beginn des 8. Jahrhunderts Syrien, Palästina,
-Ägypten, Persien, Nordafrika und Spanien erobert hatten, nahmen
-sie die Bildungselemente, die sie in diesen Ländern vorfanden, in
-sich auf, um sie später den abendländischen Völkern zu übermitteln.
-Den letzteren blieb es vorbehalten, auf diesen Grundlagen
-erfolgreich weiter zu bauen, was die Araber nur in bescheidenem
-Maße vermocht hatten. Es ist ein Verdienst der arabischen
-Literatur, wichtige Teile der griechischen Wissenschaft erhalten
-und sie durch das Dunkel des Mittelalters in die neuere Zeit hinüber
-gerettet zu haben.</p>
-
-<p>Nach dem Untergange der alten Kultur wurden die Wissenschaften
-in Syrien und Persien in griechisch-christlichen und
-jüdischen Schulen gepflegt. Als die Araber diese Länder eroberten,
-fanden sie dort ein reiches geistiges Leben vor<a name="FNanchor_667" id="FNanchor_667" href="#Footnote_667" class="fnanchor">667</a>. Wahrscheinlich
-ist aber bei dem ersten Anprall die ältere Literatur jener Länder
-zum Teil vernichtet worden, so daß man sich bei dem erwachenden
-Interesse für wissenschaftliche Dinge veranlaßt sah, auf die
-griechischen Originale zurückzugehen, woraus sich z. B. das später
-zu erwähnende Verhalten des Kalifen <span class="gesperrt">Al Mamûn</span> erklärt<a name="FNanchor_668" id="FNanchor_668" href="#Footnote_668" class="fnanchor">668</a>. Mit
-dem Übersetzen ging das Kommentieren Hand in Hand. So soll
-<span class="gesperrt">Ibn Sina</span> (Avicenna, 980&ndash;1037) die Schriften des <span class="gesperrt">Aristoteles</span>
-in 20 Bänden kommentiert haben. Seine Arbeit ging verloren,
-doch blieb sein Kommentar zu den aristotelischen Schriften über
-die Tiere in lateinischer Übersetzung (von <span class="gesperrt">Michael Scotus</span>) erhalten.</p>
-
-<p>Trotz aller Verfolgungen, denen die griechische Wissenschaft
-ausgesetzt gewesen, fanden sich also im Orient doch noch zahlreiche,
-wertvolle Überreste. Vor allem war es die zur Zeit der
-Eroberungskriege der Araber in Syrien und Persien verbreitete
-christliche Sekte der Nestorianer, die sich um die Erhaltung
-dieser Überreste ein großes Verdienst erworben hatte<a name="FNanchor_669" id="FNanchor_669" href="#Footnote_669" class="fnanchor">669</a>. Seit dem<span class="pagenum"><a name="Page_p299" id="Page_p299">[Pg p299]</a></span>
-Zeitalter <span class="gesperrt">Alexanders</span> hatten sich viele Griechen in den bedeutenderen
-Städten Syriens und Persiens niedergelassen und ihr Wissen
-und ihre Sprache in Vorderasien verbreitet. Mit dem Griechentum
-berührte sich dort alsbald das jüdische Element. Beide wurden
-nach Beginn unserer Zeitrechnung durch die Ausbreitung des
-christlichen Glaubens noch enger verbunden. Der den Griechen
-eigene Drang, überall, wo sie in fremden Ländern sich niederließen,
-als Lehrer ihrer neuen Landsleute aufzutreten, empfing
-dadurch eine neue Anregung. Die Schulen wurden christlich, behielten
-aber ihre Richtung auf die Pflege und Verbreitung der weltlichen
-Wissenschaft, getreu dem Geiste des Griechentums, bei.</p>
-
-<p>Als Sitz einer Akademie sei Edessa erwähnt. Dort entstand
-auch eine bedeutende Bibliothek. Vom 5. Jahrhundert etwa an
-wurden die Werke des <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, sowie griechische Schriften
-über Medizin, Mathematik, Astronomie usw. ins Syrische übertragen.
-Die Syrer sind als die unmittelbaren Schüler der Griechen
-zu betrachten. Eine nennenswerte Förderung der Wissenschaften
-scheint durch die Syrer aber nicht stattgefunden zu haben. Ihr
-Hauptverdienst besteht darin, daß sie die Kenntnisse und Anschauungen
-der Alten den Arabern übermittelten. Die in Mesopotamien
-entstandenen Nestorianerschulen blühten vom 5. bis ins
-11. Jahrhundert. Und hier war es, wo die Elemente der antiken
-Wissenschaft, darunter auch diejenigen der Alchemie, den Arabern
-bekannt wurden, durch die sie dann nach Spanien und darauf zu
-den übrigen Ländern Europas gelangten. Durch die Beschäftigung
-mit chemischen Vorgängen sind die syrischen Gelehrten Mesopotamiens
-vielleicht auf die Erfindung des sogenannten griechischen
-Feuers gelangt, das seit dem Ende des 7. Jahrhunderts bei Belagerungen
-und in Seeschlachten benutzt wurde<a name="FNanchor_670" id="FNanchor_670" href="#Footnote_670" class="fnanchor">670</a>.</p>
-
-<p>Das griechische Feuer wurde im Jahre 678 durch einen Syrer
-in Konstantinopel eingeführt und bestand vermutlich aus einer
-Mischung von leichtflüchtigen Erdölen, Asphalt und gebranntem
-Kalk. Letzterer bewirkte, daß sich die Masse beim Zusammen<span class="pagenum"><a name="Page_p300" id="Page_p300">[Pg p300]</a></span>treffen
-mit Wasser entzündete. Die Verwendung von Salpeter zu
-Zündsätzen, Raketen usw. ist hingegen erst weit später anzusetzen<a name="FNanchor_671" id="FNanchor_671" href="#Footnote_671" class="fnanchor">671</a>.</p>
-
-<p>Von den syrischen Handschriften, die sich mit chemischen
-Dingen beschäftigen, sind noch mehrere erhalten und durch <span class="gesperrt">Berthelot</span>
-ihrem Inhalt nach bekannt geworden. Es gehört dahin
-eine Aufzählung<a name="FNanchor_672" id="FNanchor_672" href="#Footnote_672" class="fnanchor">672</a> der Metalle, der sieben Erden, der zwölf als
-Amulette dienenden Steine und einer Anzahl zum Färben des
-Glases dienender Mineralien. Als Amulette, denen man Zauberkräfte
-zuschrieb, galten z. B. der Amethyst (gegen Trunkenheit)
-und der Bernstein (gegen die Gelbsucht). Eine zweite syrische
-Handschrift<a name="FNanchor_673" id="FNanchor_673" href="#Footnote_673" class="fnanchor">673</a> kann als das älteste methodische Buch über Chemie
-betrachtet werden. Seine Abschnitte sind überschrieben: Die Bearbeitung
-des Kupfers, des Quecksilbers, des Bleies, des Eisens usw.
-Die syrische Alchemie besteht in der Hauptsache aus der Übersetzung
-griechischer Quellenschriften. In der erwähnten Aufzählung
-finden sich dem Namen jedes Metalls der Name eines bestimmten
-Planeten und einer bestimmten Gottheit beigefügt.</p>
-
-<p>Dogmatische Streitigkeiten riefen einen Gegensatz zwischen
-den syrischen, an der Lehre des Bischofs <span class="gesperrt">Nestorios</span><a name="FNanchor_674" id="FNanchor_674" href="#Footnote_674" class="fnanchor">674</a> festhaltenden
-Christen und der Hierarchie von Alexandrien und
-Byzanz hervor. Die Bedrückung, welche die in Syrien an den
-Schulen wirkenden Gelehrten infolgedessen erfuhren, veranlaßte
-diese Männer, sich in den persischen Christengemeinden, und
-zwar besonders in Mesopotamien, niederzulassen und dort im
-5. Jahrhundert neue Pflanzstätten zu gründen<a name="FNanchor_675" id="FNanchor_675" href="#Footnote_675" class="fnanchor">675</a>. Dadurch wurden
-die Nestorianer die Vermittler zwischen dem Osten und dem
-Westen der alten Welt. Die in Indien entstandenen Wissenselemente
-fanden nämlich in Persien Eingang und wurden später
-den Arabern und durch sie Europa übermittelt.</p>
-
-<p>Als in Bagdad unter <span class="gesperrt">Almansur</span> das Kalifat allen Glanz des
-Morgenlandes um sich verbreitete, wurden die Nestorianer, sowie<span class="pagenum"><a name="Page_p301" id="Page_p301">[Pg p301]</a></span>
-andere griechische Gelehrte an den Hof gezogen und damit betraut,
-die in ihrem Besitz befindlichen Wissensschätze ins Arabische
-zu übertragen. Die mohammedanischen Machthaber scheint dabei
-zuerst mehr eine Art von Sammeleifer als ein Verständnis für die
-Bedeutung des Errungenen geleitet zu haben. So wird z. B. berichtet,
-daß <span class="gesperrt">Harun al Raschid</span>, der zur Zeit <span class="gesperrt">Karls des Großen</span>
-lebende Kalif aus dem Hause des Omejaden, sich von den griechischen
-Kaisern alles ausgebeten habe, was ihr Land an philosophischen
-Werken besaß. Die Stellung, welche die Araber diesen
-Werken gegenüber einnahmen, war zunächst die blinde Achtung
-gegenüber der Autorität. Wie der Koran in der Religion und im
-Leben, so dienten die vorhandenen, insbesondere die griechischen
-Vorbilder ihnen als unbedingte Richtschnur für das Studium der
-Wissenschaften. Bei diesem Grundzug ihres Wesens war zwar
-ein wesentlicher Fortschritt nicht zu erwarten, doch hatte die von
-ihnen geübte Überschätzung das Gute im Gefolge, daß ihre Literatur
-in erster Linie der Erhaltung der gewonnenen Geistesschätze
-diente. Darauf und weniger auf dem Inhalt an eigenen Gedanken
-beruht die weltgeschichtliche Bedeutung der arabischen Literatur<a name="FNanchor_676" id="FNanchor_676" href="#Footnote_676" class="fnanchor">676</a>.</p>
-
-<p>Die Begierde, Bücher zu sammeln, war in den Ländern, in
-denen die arabische Kultur aufblühte, allgemein. So gab es in
-Bagdad angeblich über hundert Buchhandlungen, und viele Privatleute
-besaßen größere Bibliotheken. Es entstanden sogar gelehrte
-Gesellschaften, wie sie uns im Abendlande erst mit dem Wiederaufleben
-der Wissenschaften zu Beginn der neueren Zeit begegnen.
-Auch der Mittelstand war in den Städten bemüht, sich die Elemente
-der Bildung anzueignen, für deren Ausbreitung Schulen sorgten.
-Während in Rom zur Kaiserzeit etwa 30 öffentliche Bibliotheken
-vorhanden waren, bestanden in Bagdad deren weit mehr. Die
-Lehrer, die an den mohammedanischen Schulen wirkten, wurden
-vom Staate besoldet. Legten sie ihrem Vortrage auch meist Bücher
-zugrunde, so gestaltete sich der Unterricht, der meist das theologische
-und das juristische Gebiet betraf, doch zu einem belehrenden
-Gespräch mit den Schülern. Er befand sich also auf einer
-hohen Stufe. Als weiteres Ausbildungsmittel waren ausgedehnte
-Studienreisen üblich. Solche Reisen gaben wieder den Anlaß zur
-Entstehung vortrefflicher geographischer Werke. Mit offenem
-Blicke schildern ihre Verfasser nicht nur die topographischen,
-sondern auch die klimatologischen Verhältnisse der besuchten<span class="pagenum"><a name="Page_p302" id="Page_p302">[Pg p302]</a></span>
-Länder, sowie ihre Erzeugnisse. Ja, wir besitzen arabische Berichte,
-die uns sogar über den Zustand von Mainz, Fulda und
-anderen deutschen Städten des frühen Mittelalters wertvolle Aufschlüsse
-geben.</p>
-
-<p>Auch das Interesse für mechanische Dinge war bei den
-Arabern nicht gering. So übersandte, wie <span class="gesperrt">Einhard</span> berichtet,
-<span class="gesperrt">Harun al Raschid</span> <span class="gesperrt">Karl dem Großen</span> unter den zur Krönungsfeier
-bestimmten Geschenken eine Wasseruhr, die ein Zeigerwerk
-besaß und die Stunden dadurch ankündete, daß eine Metallkugel
-in ein aus Erz gefertigtes Becken fiel<a name="FNanchor_677" id="FNanchor_677" href="#Footnote_677" class="fnanchor">677</a>.</p>
-
-<p>Tatsache ist, daß die Präzisionsmechanik bei den Arabern
-einen hohen Grad der Ausbildung erreicht hatte und daß sie bei
-der Herstellung von verschiedenen Arten der Wasseruhren »ein
-fabelhaftes Talent an den Tag legten«<a name="FNanchor_678" id="FNanchor_678" href="#Footnote_678" class="fnanchor">678</a>.</p>
-
-<p>Nicht minder groß war die Vorliebe, welche der Sohn und
-Nachfolger <span class="gesperrt">Haruns</span>, der Kalif <span class="gesperrt">Al Mamûn</span>, für die Wissenschaft
-bekundete. Er errichtete in Bagdad eine Sternwarte und gründete
-in zahlreichen Städten seines Reiches Schulen und Bibliotheken.
-Hatte schon <span class="gesperrt">Harun</span> eigene Übersetzer angestellt, so gründete sein
-Nachfolger zu diesem Zwecke ein förmliches Institut, zu dem eine
-große Anzahl, der verschiedenen Sprachen kundiger, Gelehrten
-vereinigt wurden. In Syrien, Armenien und Ägypten wurden durch
-besondere Abgesandte Bücher aufgekauft. Vor allem übertrug
-man sämtliche Werke des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> und des <span class="gesperrt">Galen</span>. Auch
-<span class="gesperrt">Euklid</span>, <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> und <span class="gesperrt">Hippokrates</span> lernte man kennen.
-Selbst aus dem Persischen und dem Indischen wurde eifrig übersetzt.
-Nach einem erfolgreichen Kriege gegen den byzantinischen
-Kaiser legte <span class="gesperrt">Al-Mamûn</span> letzterem die Bedingung auf, ihm von
-sämtlichen, in den Bibliotheken des griechischen Reiches befindlichen
-Werken je ein Exemplar zu überlassen, damit diese Werke
-ins Arabische übertragen würden. Darunter befand sich auch das
-oben erwähnte astronomische Hauptwerk des <span class="gesperrt">Ptolemäos</span>, das in
-der Folge Almagest genannt wurde.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p303" id="Page_p303">[Pg p303]</a></span></p>
-
-
-<h3>Mathematische Geographie und Astronomie bei den
-Arabern.</h3>
-
-<p>Die Araber haben oft bewiesen, daß sie sich den Alten gegenüber
-nicht bloß rezeptiv verhalten wollten. So wurde z. B. die
-Messung eines Breitengrades zur Bestimmung des Erdumfanges
-unter <span class="gesperrt">Al Mamûn</span> wieder vorgenommen und zwar, ohne daß man
-sich an das von den Griechen geschaffene Verfahren klammerte<a name="FNanchor_679" id="FNanchor_679" href="#Footnote_679" class="fnanchor">679</a>.
-Ein wesentlicher Fortschritt dem <span class="gesperrt">Eratosthenes</span> gegenüber lag
-bei diesem Unternehmen nämlich darin, daß die zugrunde gelegte
-Strecke nicht in Tagereisen ausgedrückt, sondern in der Richtung
-des Meridians mit Hilfe der Meßschnur ausgemessen wurde. Man
-fand die Länge des Grades gleich 56
-und bei einer zweiten Messung gleich
-56<sup>2</sup>/<sub>3</sub> arabischen Meilen<a name="FNanchor_680" id="FNanchor_680" href="#Footnote_680" class="fnanchor">680</a> oder gleich
-etwa 113040 m, woraus sich der Erdumfang
-zu 40700 km berechnet.</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig50" id="fig50" href="images/abb50.jpg"><img width="252" height="300" src="images/abb50.jpg" alt="[Abb. 50]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 50. Albirunis Bestimmung
-des Erdumfanges.</div>
-</div>
-
-<p><span class="gesperrt">Albiruni</span> (um 1000) berichtet
-über das eingeschlagene Verfahren mit
-folgenden Worten<a name="FNanchor_681" id="FNanchor_681" href="#Footnote_681" class="fnanchor">681</a>: »Man wähle einen
-Ort in einer ebenen Wüste und bestimme
-dessen Breite. Dann ziehe
-man die Mittagslinie und schreite längs
-derselben nach dem Polarstern. Miß
-den Weg in Ellen. Dann miß die
-Breite des zweiten Ortes. Ziehe die
-Breite des ersten davon ab und dividiere
-die Differenz durch den Abstand der Orte in Parasangen.
-Das Resultat, multipliziert mit 360, ergibt den Umfang der Erde
-in Parasangen.«</p>
-
-<p>Von Interesse ist ein zweites Verfahren, das <span class="gesperrt">Albiruni</span> zur
-Ermittlung des Erdumfanges anwandte. Es besteht darin, daß man
-einen hohen Berg besteigt, der sich in der Nähe des Meeres befindet,
-und von hier aus durch Beobachtung des Sonnenunterganges
-den Winkel &#945;, d. h. die Depression (<a href="#fig50">Abb. 50</a>) bestimmt. <span class="gesperrt">Albiruni</span>
-zeigt dann weiter, wie man aus diesem Winkel und der<span class="pagenum"><a name="Page_p304" id="Page_p304">[Pg p304]</a></span>
-Höhe des Berges den Radius der Erde durch trigonometrische
-Rechnung ermittelt. Eine solche Bestimmung hat er wirklich
-ausgeführt. Er hat in Indien einen Berg, der 652 Ellen über
-das Meer emporragt, bestiegen und den Winkel gemessen, den die
-nach dem Horizont gerichtete Sehlinie mit der Horizontalen auf
-dem Gipfel bildet. Dieser Winkel wurde mit Hilfe des Astrolabs
-gefunden und belief sich auf 34'. Aus diesem Werte und der
-Höhe des Berges wurde der Radius und die Länge eines Grades
-berechnet. Die Berechnung ergab für den Umfang der Erde etwa
-5600 Meilen<a name="FNanchor_682" id="FNanchor_682" href="#Footnote_682" class="fnanchor">682</a>, das sind 41550 km.</p>
-
-<p>Auf Befehl des <span class="gesperrt">Al Mamûn</span>, der die erwähnte Gradmessung
-in der Nähe des Roten Meeres anstellen ließ, wurde auch die
-Schiefe der Ekliptik mit großer Genauigkeit ermittelt. Der gefundene
-Wert belief sich auf 23° 35'. Heute beträgt er 23° 27'.
-Die Änderung beläuft sich also in einem Jahrhundert auf etwa 48''.</p>
-
-<p>Die Astronomie fand bei den Arabern eine zusammenfassende
-Bearbeitung durch den unter <span class="gesperrt">Al Mamûn</span> lebenden <span class="gesperrt">Alfragani</span>
-oder <span class="gesperrt">Alfergani</span>. Dem Werk, das <span class="gesperrt">Melanchthon</span> 1537 unter dem
-Titel <span lang="la" xml:lang="la">»Alfragani rudimenta astronomiae«</span> aus dem Nachlaß <span class="gesperrt">Regiomontans</span>
-herausgab, lag zwar der Almagest zugrunde, es zeigt
-aber, daß sein Verfasser ein fleißiger Astronom war, der die
-Methoden seiner Vorgänger zu verbessern suchte. Auch beschrieb
-<span class="gesperrt">Alfragani</span> die zu seiner Zeit gebrauchten astronomischen Instrumente.
-Er stellte seine Beobachtungen auf der von <span class="gesperrt">Al Mamûn</span>
-errichteten Sternwarte an und wurde dabei häufig von dem Kalifen
-unterstützt.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Alfragani</span> wurde weit übertroffen durch den etwa ein Jahrhundert
-später lebenden <span class="gesperrt">Al Battani</span> (Albategnius haben ihn seine
-Übersetzer genannt). <span class="gesperrt">Al Battani</span> war prinzlichen Geblütes und
-hat sich nicht nur um die Astronomie, sondern auch um die Einführung
-der trigonometrischen Funktionen große Verdienste erworben.
-Seine Beobachtungen, die er etwa von 880&ndash;910 anstellte,
-wurden von den Arabern als die genauesten gepriesen. <span class="gesperrt">Albattani</span>
-hat viele Angaben des <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> nachgeprüft und verbessert.
-Das von ihm verfaßte Werk »Über die Bewegung der Sterne« erschien
-in lateinischer Übersetzung und mit Zusätzen <span class="gesperrt">Regiomontans</span>
-im Jahre 1537. Aus diesem Werke ist die Bezeichnung
-Sinus, für das Verhältnis der halben Sehne zum Radius, in
-die mathematische Literatur aller Völker übergegangen. Die mit<span class="pagenum"><a name="Page_p305" id="Page_p305">[Pg p305]</a></span>
-der Anwendung der ganzen Sehnen verknüpfte rechnerische Unbequemlichkeit,
-welche der Almagest aufwies, kam damit in Fortfall.
-Die trigonometrischen Sätze nehmen ferner bei <span class="gesperrt">Albattani</span> mehr
-den Charakter für die Rechnung bestimmter Formeln an. Aus
-sin &#945;/<sub>cos &#945;</sub> = D wird sin &#945; = D/<sub>&#8730;(1 + D<sup>2</sup>)</sub> berechnet und &#945; dann in den
-Sinustafeln aufgefunden. Auch der Bruch cos &#945;/<sub>sin &#945;</sub> wird einer Rechnung
-zugrunde gelegt. Bedeutet nämlich &#945; die Höhe der Sonne
-über dem Horizont und ist h die Höhe eines Schattenmessers,
-l die Länge des Schattens,
-dann ist l/<sub>h</sub> = cos &#945;/<sub>sin &#945;</sub> = ctg &#945;;
-oder l = h cotg &#945;.</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig51" id="fig51" href="images/abb51.jpg"><img width="300" height="111" src="images/abb51.jpg" alt="[Abb. 51]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 51. Trigonometrische Berechnungen.</div>
-</div>
-
-<p><span class="gesperrt">Albattani</span> berechnete
-danach die Länge von l bei
-einer bestimmten Höhe von
-h (= 12) für &#945; = 1°, 2°, 3°
-usw. Er erhielt auf diese Weise eine kleine Tabelle für die
-Kotangenten der ganzen Winkel.</p>
-
-<p>Die Trigonometrie erscheint als eines der Gebiete, das die
-Araber nicht nur wegen ihrer Beziehung zur Astronomie, sondern
-auch seiner selbst wegen mit Vorliebe
-angebaut haben. Auf die
-Tangensfunktion mußte schon <span class="gesperrt">Albattani</span>
-kommen, als er den Stab h
-horizontal in der Wand AB befestigte
-und das Verhältnis der
-Schattenlänge l zu der Länge des
-Stabes h zur Bestimmung des Winkels
-&#945; benutzte. Daß sich die Tangensfunktion
-zur Berechnung von
-Dreiecken vorzüglich eignet, wurde
-bald nach <span class="gesperrt">Albattani</span> erkannt<a name="FNanchor_683" id="FNanchor_683" href="#Footnote_683" class="fnanchor">683</a>.</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig52" id="fig52" href="images/abb52.jpg"><img width="300" height="276" src="images/abb52.jpg" alt="[Abb. 52]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 52. Einführung der Tangensfunktion.</div>
-</div>
-
-<p>Ihren Höhepunkt erreichte die Trigonometrie der Araber um
-1250 in dem Werke »Über die Figur der Schneidenden«. Es wird
-darin das rechtwinklige und, ausgehend vom Sinussatz, das schiefwinklige
-Dreieck behandelt. Auch die Trigonometrie des schief<span class="pagenum"><a name="Page_p306" id="Page_p306">[Pg p306]</a></span>winkligen
-sphärischen Dreiecks wird in dem genannten Werke
-in den Grundzügen entwickelt. Der weitere Ausbau der Trigonometrie,
-vor allem die Formulierung des so wichtigen Cosinussatzes,
-erfolgte erst einige hundert Jahre später, als im Abendlande die
-Wissenschaften wieder auflebten, durch <span class="gesperrt">Regiomontan</span>.</p>
-
-<p>Wir haben an früherer Stelle den hohen Grad von Kunstfertigkeit
-erwähnt, den die alexandrinischen Mechaniker bei der
-Herstellung astronomischer Meßinstrumente, insbesondere der Astrolabien,
-bewiesen. In dieser Kunst war die praktische Astronomie
-der Araber derjenigen der Griechen mindestens ebenbürtig, wenn
-nicht gar überlegen<a name="FNanchor_684" id="FNanchor_684" href="#Footnote_684" class="fnanchor">684</a>. Neben den ringförmigen Astrolabien benutzten
-die Araber als Meßwerkzeuge auch Quadranten und Halbkreise,
-ferner parallaktische Lineale und Instrumente, welche die
-trigonometrischen Funktionen, wie den Sinus und den Sinus versus,
-anzeigten<a name="FNanchor_685" id="FNanchor_685" href="#Footnote_685" class="fnanchor">685</a>. Die Einführung dieser Funktionen in die Astronomie
-ist an den Namen <span class="gesperrt">Al Battanis</span> (Albategnius) geknüpft, der in
-den Jahren 882&ndash;910 seine Beobachtungen anstellte und Tabellen
-entwarf<a name="FNanchor_686" id="FNanchor_686" href="#Footnote_686" class="fnanchor">686</a>. Auf Grund der astronomischen Beobachtungen der
-arabischen Sternwarten in Damaskus und Bagdad wurde eine
-Revision der ptolemäischen Tafeln vorgenommen<a name="FNanchor_687" id="FNanchor_687" href="#Footnote_687" class="fnanchor">687</a>.</p>
-
-<p>Die Blüte der arabischen Wissenschaft war keine kurze, wie
-man hin und wieder behauptet hat, denn ein Jahrhundert später
-begegnen wir wieder einem hervorragenden Astronomen <span class="gesperrt">Ibn Junis</span>
-(gestorben 1008), der in Kairo auf Befehl des Kalifen <span class="gesperrt">Al Hâkim</span>
-wertvolle astronomische Tafeln über die Bewegung der Sonne,
-des Mondes und der Planeten anfertigte. Auch dort stand den
-Astronomen eine mit großer Freigebigkeit eingerichtete Sternwarte
-zu Gebote. Auf Grund der Sternverzeichnisse verstand man es, vortreffliche
-Himmelsgloben aus Silber oder Kupfer anzufertigen, von
-denen einige erhalten geblieben sind. Eine weitgehende Genauigkeit
-der Winkelmessung suchte man dadurch zu erreichen, daß
-man den mit der Gradeinteilung versehenen Instrumenten gewaltige
-Dimensionen gab. So soll ein in Bagdad aufgestellter
-Sextant, mit dem man im Jahre 992 die Schiefe der Ekliptik<span class="pagenum"><a name="Page_p307" id="Page_p307">[Pg p307]</a></span>
-maß, einen Radius von 58 Fuß gehabt und einzelne Sekunden angezeigt
-haben. Auch das Verfahren, zum Messen der Kulmination
-bestimmte Instrumente fest im Meridian aufzustellen, indem man
-Mauerquadranten errichtete, treffen wir bei den Arabern. Sogar
-ein Instrument mit einem Horizontalkreis, über dem zwei
-Quadranten drehbar angebracht waren, findet man bei ihnen
-in Gebrauch. Dieses Instrument, dem später <span class="gesperrt">Tychos</span> Azimutalquadrant
-im wesentlichen entsprach, ermöglichte es, von zwei Gestirnen
-gleichzeitig Azimut und Höhe zu bestimmen. Jene »drehenden
-Quadranten« der Araber und <span class="gesperrt">Tychos</span> Instrument sind grundlegend
-für die Konstruktion des heutigen Theodoliten gewesen.</p>
-
-<p>Die Astronomie, die immer mehr in Astrologie ausartete, die
-Mathematik und die auf geometrischer Grundlage beruhende Optik,
-ferner auch die Chemie in ihrem ersten, von mystischen Vorstellungen
-durchwebten Gewande, waren die Gebiete, denen sich
-die Araber mit Vorliebe zuwandten. Auf diesen haben sie, zumal
-was die, wenn auch nicht ihrem Ursprunge, so doch ihrer ersten
-Entwicklung nach vorwiegend arabische Wissenschaft der Chemie
-betrifft, anerkennenswerte Leistungen aufzuweisen.</p>
-
-<p>Eine Anregung zur Beschäftigung mit der Mathematik empfingen
-die Araber nicht nur durch die griechischen Schriften, die
-von einem vorzugsweise für die Geometrie veranlagten Volke herrührten,
-sondern in nicht geringerem Maße von den Indern, die
-sich durch ihre rechnerische Begabung auszeichneten. Von den
-letzteren erhielten sie, soweit die vorliegenden, noch mangelhaften
-Angaben zu schließen gestatten, vermutlich auch das auf dem
-Stellenwert beruhende Ziffernsystem, das wir noch heute als das
-arabische bezeichnen, weil die Araber es den abendländischen
-Völkern übermittelt haben. Auch die Algebra, soweit sie indischen
-Ursprungs ist, erfuhr durch die Araber eine wesentliche
-Fortbildung.</p>
-
-<p>Von den griechischen Mathematikern ist <span class="gesperrt">Euklid</span> für die Entwicklung
-der Mathematik bei den Arabern von großem Einfluß
-gewesen. Zur Weiterentwicklung der Arithmetik wurden sie besonders
-durch die Übernahme des indischen Ziffernsystems angeregt.
-Die indischen Zahlzeichen verbreiteten sich übrigens schon
-sehr früh von Alexandrien aus nach Rom<a name="FNanchor_688" id="FNanchor_688" href="#Footnote_688" class="fnanchor">688</a>.</p>
-
-<p>Bevor wir auf die Weiterentwicklung der Mathematik durch
-die Araber näher eingehen, sei noch erwähnt, daß gegen den Aus<span class="pagenum"><a name="Page_p308" id="Page_p308">[Pg p308]</a></span>gang
-des Mittelalters das westliche Europa, wahrscheinlich gleichfalls
-durch Vermittlung dieses Volkes, in den Besitz der in Ostasien
-erfundenen Bussole und sehr wahrscheinlich auch des Schießpulvers
-gelangt ist. Eine Nachricht über die Bussole begegnet uns
-in einer chinesischen Schrift aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. Dort
-wird der Magnet als ein Stein bezeichnet, mit dem man der Nadel
-Richtung gebe<a name="FNanchor_689" id="FNanchor_689" href="#Footnote_689" class="fnanchor">689</a>. Ferner ist nachgewiesen, daß die Chinesen schon
-im 12. Jahrhundert n. Chr. mit der Erscheinung der magnetischen
-Deklination bekannt waren. Die betreffende Stelle der chinesischen
-Literatur lautet<a name="FNanchor_690" id="FNanchor_690" href="#Footnote_690" class="fnanchor">690</a>: »Wenn man die Spitze einer Nadel mit dem
-Magnetstein bestreicht, so zeigt sie nach Süden, jedoch nicht genau,
-sondern etwas nach Osten. Die Abweichung beträgt etwa <sup>1</sup>/<sub>24</sub> des
-Kreisumfanges (also etwa 15°).«</p>
-
-<p>Daß die Bussole durch den Schiffer <span class="gesperrt">Flavio Gioja</span> aus Amalfi
-erfunden oder in Europa bekannt geworden sei, hat sich als eine
-der vielen, in der Geschichte der Wissenschaften vorkommenden
-Legenden erwiesen. Es unterliegt keinem Zweifel, daß man mit
-dem Gebrauche der Magnetnadel in Europa lange vor dem im
-14. Jahrhundert lebenden <span class="gesperrt">Gioja</span> bekannt war. So erwähnt ein
-provenzalisches, im 12. Jahrhundert entstandenes Buch<a name="FNanchor_691" id="FNanchor_691" href="#Footnote_691" class="fnanchor">691</a>, daß der
-Schiffer, wenn er weder Mond noch Sterne sehen könne, sich nach
-der Magnetnadel richte. Auch in einer um 1180 entstandenen
-Schrift<a name="FNanchor_692" id="FNanchor_692" href="#Footnote_692" class="fnanchor">692</a> heißt es, die Eisennadel erlange durch die Berührung mit<span class="pagenum"><a name="Page_p309" id="Page_p309">[Pg p309]</a></span>
-dem Magneten die Fähigkeit, nach Norden zu zeigen, was für den
-Schiffer wichtig sei. <span class="gesperrt">Gioja</span> gebührt vielleicht das Verdienst, daß
-er die Nadel mit der Windrose verbunden und damit für den Gebrauch
-geeigneter gemacht hat<a name="FNanchor_693" id="FNanchor_693" href="#Footnote_693" class="fnanchor">693</a>. Ob die Bussole in Europa selbständig
-erfunden ist oder durch die Vermittlung der Araber von
-Ostasien nach dort gelangte, ließ sich bisher nicht mit Sicherheit
-nachweisen. Letztere Annahme ist aber bei dem regen Handelsverkehr,
-den die Länder des Islams mit Indien und China unterhielten,
-die wahrscheinlichere<a name="FNanchor_694" id="FNanchor_694" href="#Footnote_694" class="fnanchor">694</a>.</p>
-
-<p>Interessant ist auch, wie sich die Anbringung der Magnetnadel
-allmählich immer praktischer gestaltete. Zuerst ließ man
-die Nadel schwimmen. So heißt es an einer Stelle<a name="FNanchor_695" id="FNanchor_695" href="#Footnote_695" class="fnanchor">695</a> in dem 1232
-verfaßten »Buche des Schatzes der Kaufleute in Kenntnis der
-Steine«: »Wenn die Nacht so dunkel ist, daß die Kapitäne keinen
-Stern wahrnehmen können, um sich zu orientieren, so füllen sie
-ein Gefäß mit Wasser und stellen dieses im Innern des Schiffes,
-gegen den Wind geschützt, auf; dann nehmen sie eine Nadel und
-stecken sie in einen Strohhalm, derart, daß beide ein Kreuz bilden.
-Dieses werfen sie auf das in dem erwähnten Gefäß befindliche
-Wasser und lassen es auf dessen Oberfläche schwimmen. Hierauf
-nehmen sie einen Magneten, nähern ihn der Wasseroberfläche und
-geben ihrer Hand eine Drehung. Dabei dreht sich die Nadel auf
-der Wasseroberfläche; dann ziehen sie ihre Hände plötzlich und
-rasch zurück, worauf die Nadel nach zwei Punkten, nämlich Nord
-und Süd, zeigt.«</p>
-
-<p>Die nächste Verbesserung bestand darin, daß man den
-Magneten auf einer Nadel schweben ließ. Die Verbindung des
-Magneten mit der Windrose, die man auf solche Weise beweglich
-machte, erfolgte wahrscheinlich im 14. Jahrhundert. Seine Vollendung
-erhielt der Kompaß, als ihn <span class="gesperrt">Cardanus</span> (im 16. Jahrhundert)
-mit der nach ihm benannten Aufhängung versah<a name="FNanchor_696" id="FNanchor_696" href="#Footnote_696" class="fnanchor">696</a>.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p310" id="Page_p310">[Pg p310]</a></span></p>
-
-<p>Wie mit der Bussole verhält es sich wahrscheinlich auch mit
-dem Schießpulver, das in China weit früher als in Europa bekannt
-war. Die älteste Nachricht, welche die europäische Literatur über
-das Pulver aufweist, enthält wohl das Manuskript des <span class="gesperrt">Marcus
-Graecus</span><a name="FNanchor_697" id="FNanchor_697" href="#Footnote_697" class="fnanchor">697</a>. Es gibt an, man solle Schwefel, Kolophonium oder
-Kohle und Salpeter zusammenreiben und mit dieser Mischung lange
-Röhren füllen. Zünde man die Mischung dann an, so flögen die
-Röhren in die Luft oder sie würden mit donnerähnlichem Knall
-zerplatzen.</p>
-
-<p>Nach <span class="gesperrt">M. Graecus</span> wurden 1 Teil Kolophonium, 1 Teil Schwefel,
-6 Teile Salpeter gepulvert, mit Öl gebunden und dann in ein Rohr
-gefüllt. Nach einer anderen dort mitgeteilten Vorschrift wurden
-1 Teil Schwefel, 2 Teile Linden- oder Weidenkohle und 6 Teile
-Salpeter gepulvert und zur Füllung einer Art Rakete benutzt, um
-»fliegendes Feuer« herzustellen<a name="FNanchor_698" id="FNanchor_698" href="#Footnote_698" class="fnanchor">698</a>. Derartige Raketen wurden auch
-gegen feindliche Schiffe geschleudert, um sie in Brand zu stecken<a name="FNanchor_699" id="FNanchor_699" href="#Footnote_699" class="fnanchor">699</a>.</p>
-
-
-<h3>Die Rechenkunst der Araber.</h3>
-
-<p>Zur Beschäftigung mit der Mathematik gelangten die Araber
-dadurch, daß ihnen die Schriften der Griechen und der Inder
-bekannt wurden. <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> und <span class="gesperrt">Euklid</span>, <span class="gesperrt">Apollonios</span>, <span class="gesperrt">Heron</span>
-und <span class="gesperrt">Diophant</span> wurden in zahlreichen arabischen Übersetzungen
-verbreitet<a name="FNanchor_700" id="FNanchor_700" href="#Footnote_700" class="fnanchor">700</a>. Welche Rolle hierbei christlich-griechische Schulen
-spielten, die unter dem Einfluß der Sekte der Nestorianer in Syrien
-entstanden waren, haben wir schon erwähnt. Im 8. Jahrhundert
-gelangte ein Auszug aus dem Werke des Inders <span class="gesperrt">Brahmagupta</span>
-nach Bagdad. Dieser Auszug wurde um 820 durch <span class="gesperrt">Mohammed
-ibn Musa Alchwarizmi</span> einer Umarbeitung unterzogen.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p311" id="Page_p311">[Pg p311]</a></span></p>
-
-<p><span class="gesperrt">Ibn Musa</span> (<span class="gesperrt">ben Musa</span>), der bekannteste arabische Mathematiker,
-lebte unter <span class="gesperrt">Al Mamûn</span>. Er war nicht nur an der Herausgabe
-indischer Werke, sondern auch an einer Neubearbeitung
-der ptolemäischen Tafeln, sowie an der erwähnten arabischen
-Gradmessung beteiligt<a name="FNanchor_701" id="FNanchor_701" href="#Footnote_701" class="fnanchor">701</a>. Ferner schrieb <span class="gesperrt">Ibn Musa</span> über die
-Rechenkunst und die Algebra. Ein Übersetzer des Buches über
-die Rechenkunst hat aus <span class="gesperrt">Alchwarizmi</span> den Namen <span class="gesperrt">Algorithmus</span>
-gemacht, der noch jetzt für jedes zur Regel gewordene Rechnungsverfahren
-benutzt wird.</p>
-
-<p>Den Ziffern wird von <span class="gesperrt">Ibn Musa</span> nach indischem Vorbild ein
-Stellenwert beigelegt. Übersteigt beim Addieren die Summe der
-Ziffern 9, so sollen die Zehner der folgenden Stelle zugerechnet
-und an der ursprünglichen Stelle nur das geschrieben werden, was
-unter 10 übrig ist. »Bleibt nichts übrig«, fährt <span class="gesperrt">Ibn Musa</span> fort,
-»so setze den Kreis (die Null), damit die Stelle nicht leer sei.
-Der Kreis muß sie einnehmen, damit nicht durch das Leersein
-die Zahl der Stellen vermindert und die zweite für die erste gehalten
-wird«<a name="FNanchor_702" id="FNanchor_702" href="#Footnote_702" class="fnanchor">702</a>.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Ibn Musas</span> Werk über die »Algebra« ist das erste, das
-diese Bezeichnung trägt. Das Wort Algebra bedeutet soviel wie
-Ergänzung und bezieht sich auf die Auflösung der Gleichungen.
-Das Verfahren der Ergänzung (Algebr) besteht darin, daß man,
-um die negativen Glieder aus einer Gleichung zu entfernen, auf
-beiden Seiten die gleichen, positiven Werte hinzufügt.</p>
-
-<p>Das Buch war weniger für den wissenschaftlichen als für den
-praktischen Gebrauch bestimmt. Dies geht auch aus folgenden
-Worten hervor, mit denen <span class="gesperrt">Ibn Musa</span> sein Buch einleitet: »Die
-Liebe zu den Wissenschaften, durch die Gott den <span class="gesperrt">Al Mamûn</span>,
-den Beherrscher der Gläubigen, ausgezeichnet hat, und seine
-Freundlichkeit gegen die Gelehrten haben mich ermuntert, ein
-kurzes Werk über Rechnungen durch Ergänzung und Reduktion
-zu schreiben. Hierbei beschränke ich mich auf das Leichteste
-und das, was die Menschen am meisten bei Teilungen, Erbschaften,
-Handelsgeschäften, Ausmessung von Ländereien usw. gebrauchen.«</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Ibn Musa</span> unterscheidet sechs Arten von Gleichungen, die
-in heutiger Schreibweise folgendermaßen lauten würden:</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p312" id="Page_p312">[Pg p312]</a></span></p>
-
-<p class="m2">
-bx = c<br />
-ax<sup>2</sup> = c<br />
-x<sup>2</sup> + bx = c<br />
-x<sup>2</sup> = bx + c<br />
-x<sup>2</sup> + c = bx<br />
-ax<sup>2</sup> = bx
-</p>
-
-<p>Für die Gleichung x<sup>2</sup> + c = bx gibt er die Lösung:</p>
-
-<p class="m2">
-x = <sup>b</sup>/<sub>2</sub> ± &#8730;((<sup>b</sup>/<sub>2</sub>)<sup>2</sup> - c).
-</p>
-
-<p>Er erwähnt, daß die Aufgabe für den Fall, daß c > (<sup>b</sup>/<sub>2</sub>)<sup>2</sup> unmöglich
-sei. Auch die Regel de tri, und zwar nach indischen
-Mustern, ist in dem Werke behandelt, das nicht nur für die
-arabische, sondern auch für die Entwicklung der abendländischen
-Mathematik von großer Wichtigkeit gewesen ist.</p>
-
-
-<h3>Die Ausbreitung der arabischen Wissenschaft.</h3>
-
-<p>Nach der Eroberung Spaniens errichteten die Araber das
-Kalifat zu Cordova, das für den westlichen Teil ihres Reiches eine
-ähnliche Bedeutung erhielt, wie sie Bagdad für den Osten besaß.
-Handel und Gewerbe gelangten zu hoher Blüte. Prächtige Bauten
-entstanden. Neue Pflanzen, vor allem die Dattelpalme, wurden
-verbreitet. In Spanien war es, wo die Berührung der abendländischen
-Christenheit mit der Wissenschaft des Islams vorzugsweise
-stattfand. Von hier erfolgte die Wiederbelebung der gelehrten
-Studien in den christlichen Ländern, die im 9. und 10. Jahrhundert
-die griechischen Schriftsteller in arabischer Übersetzung und kommentiert
-von arabischen Gelehrten, wie <span class="gesperrt">Avicenna</span> und <span class="gesperrt">Averroes</span>,
-kennen lernten.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Avicenna</span> (<span class="gesperrt">Ibn Sina</span> lautet sein arabischer Name) lebte von
-980&ndash;1037 in Persien. Als Philosoph schließt er sich an <span class="gesperrt">Alfarabi</span>
-an, welcher die platonische und die aristotelische Philosophie
-zu übermitteln gesucht und der Astrologie diejenige Form
-gegeben hat, die sie durch das ganze Mittelalter behielt<a name="FNanchor_703" id="FNanchor_703" href="#Footnote_703" class="fnanchor">703</a>. <span class="gesperrt">Avicenna</span>
-befaßte sich besonders mit der Medizin. Was seine Zeit<span class="pagenum"><a name="Page_p313" id="Page_p313">[Pg p313]</a></span>
-auf diesen Gebieten an Kenntnissen besaß, vereinigte er in einem
-großen Werk, dem Kanon<a name="FNanchor_704" id="FNanchor_704" href="#Footnote_704" class="fnanchor">704</a>.</p>
-
-<p>Die Bedeutung des <span class="gesperrt">Averroes</span> (<span class="gesperrt">Ibn Roschd</span>, 1120&ndash;1198)
-besteht vor allem darin, daß er die Werke des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> dem
-arabischen und christlichen Mittelalter zugänglich machte. Seine
-Verehrung für diesen Philosophen war so groß, daß er behauptete,
-die Welt sei erst durch die Geburt des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> vollständig
-geworden. Trotzdem kann man <span class="gesperrt">Averroes</span> eine gewisse Selbstständigkeit
-bei seinem Philosophieren nicht absprechen<a name="FNanchor_705" id="FNanchor_705" href="#Footnote_705" class="fnanchor">705</a>. Seine
-ganze Naturauffassung trägt einen, man könnte fast sagen, modernen
-Grundzug. Gott und die Materie sind danach ewig. Eine
-Schöpfung aus dem Nichts, die beliebte Vorstellung orientalisch-christlicher
-Mystik, ist undenkbar. Das Geistige ist dasjenige,
-was die Materie bewegt und ihre Form bestimmt. Auch die
-menschliche Seele ist nichts anderes als die formbestimmende
-Kraft unseres Seins. Daß die Kirche solche Lehren als ketzerisch
-verwarf, läßt sich wohl denken. Es ist sogar wahrscheinlich, daß
-man die Naturanschauung des <span class="gesperrt">Averroes</span>, weil sie mit den physikalischen
-Lehren des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> verknüpft wurde, durch das
-zeitweilige Verbot der physikalischen Schriften dieses Philosophen
-zu bekämpfen suchte.</p>
-
-<p>Für die hohe Blüte der Wissenschaft unter der westarabischen
-Herrschaft spricht auch, daß in Cordova um das Jahr 900 eine
-hohe Schule mit einer Bibliothek von mehreren hunderttausend
-Bänden entstand. Ähnliches wurde in anderen, unter der maurischen
-Herrschaft durch Handel und Wohlstand emporblühenden
-Plätzen, wie Granada, Toledo und Salamanca, geschaffen. Aus
-allen Teilen des übrigen Westeuropas zogen Wißbegierige an diese
-Stätten, denen man daheim nichts an die Seite zu stellen hatte.
-Nachdem die Araber in Süditalien Fuß gefaßt hatten, wußte der
-hochsinnige Staufenkaiser <span class="gesperrt">Friedrich II.</span> auch dort arabische Weisheit
-wohl zu schätzen. Auf seine Anregung wurde der Almagest
-nach einer arabischen Handschrift ins Lateinische übersetzt. Den
-Naturwissenschaften wandte dieser Kaiser, gleichfalls auf arabischen
-Quellen, jedoch auch auf eigenen Beobachtungen fußend, ein großes
-Interesse zu. So entstand sein Werk über die Jagd mit Vögeln,
-in dem er an manchen Stellen den zoologischen Betrachtungen<span class="pagenum"><a name="Page_p314" id="Page_p314">[Pg p314]</a></span>
-eine anatomische Begründung zu geben wußte<a name="FNanchor_706" id="FNanchor_706" href="#Footnote_706" class="fnanchor">706</a>. Das Buch enthält
-eine gute Beschreibung des Vogelskeletts, sowie eine Anatomie
-der Eingeweide. Es handelt von den mechanischen Bedingungen
-des Fliegens, den Wanderungen der Vögel usw. Die Anleitung
-zur anatomischen Untersuchung des Vogels verdankte der Kaiser
-wohl den Gelehrten der medizinischen Schule zu Salerno.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Friedrich II.</span> soll auch als erster Herrscher die Zerlegung
-menschlicher Leichen gestattet haben, weil er von der Überzeugung
-durchdrungen war, daß nur dadurch eine Förderung der Heilkunde
-zu erwarten sei.</p>
-
-
-<h3>Optik und Mechanik bei den Arabern.</h3>
-
-<p>Wie schon erwähnt, wurde neben der Mathematik und der
-Astronomie besonders die auf geometrischer Grundlage beruhende
-Optik von den Arabern gepflegt. Das auf diesem Gebiete teils
-gesammelte, teils erworbene Wissen ist uns am vollständigsten in
-dem Werke des im 11. Jahrhundert in Spanien lebenden Physikers
-<span class="gesperrt">Alhazen</span> (<span class="gesperrt">Ibn al Haitam</span>) übermittelt worden<a name="FNanchor_707" id="FNanchor_707" href="#Footnote_707" class="fnanchor">707</a>. Dieses Werk
-stand in hohem Ansehen und verdient es, daß wir uns mit seinem
-Inhalt etwas eingehender beschäftigen, um uns einen Begriff von
-den damaligen Kenntnissen zu verschaffen. Zunächst handelt <span class="gesperrt">Alhazen</span>
-von dem Organ des Sehens. Zwar hatten sich schon die
-Alexandriner mit dem Bau des Auges befaßt. Die Beschreibung,
-die uns <span class="gesperrt">Alhazen</span> liefert, ist jedoch die erste, die den Namen einer
-anatomischen verdient. Die noch heute gebräuchlichen Bezeichnungen
-für die Hauptteile des Auges, wie Humor vitreus (Glaskörper),
-Cornea (Hornhaut), Retina (Netzhaut) usw. gehen auf <span class="gesperrt">Alhazens</span>
-Optik zurück.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p315" id="Page_p315">[Pg p315]</a></span></p>
-
-<p>Das Verhältnis von Linse und Netzhaut in seiner Bedeutung
-für das Zustandekommen des Bildes zu erkennen, blieb allerdings
-späteren Untersuchungen vorbehalten. Wie aus der beistehenden,
-der Ausgabe <span class="gesperrt">Risners</span> entnommenen Abbildung ersichtlich ist,
-verlegte <span class="gesperrt">Alhazen</span> die Linse in die Mitte des Auges. Dorthin
-sollten alle, die vordere Wölbung des Auges senkrecht treffenden
-Strahlen gelangen. Nur diese Strahlen vermitteln nach seiner Annahme
-das deutliche Sehen und werden von der Linse empfunden<a name="FNanchor_708" id="FNanchor_708" href="#Footnote_708" class="fnanchor">708</a>.
-Die Gesamtheit dieser Strahlen bildet die Sehpyramide. Ihre
-Spitze liegt also im Mittelpunkte des Auges, während ihre Grundfläche
-die Oberfläche des gesehenen Gegenstandes ist.</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig53" id="fig53" href="images/abb53.jpg"><img width="300" height="177" src="images/abb53_t.jpg" alt="[Abb. 53]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 53. Alhazens Darstellung des Auges.</div>
-</div>
-
-<p>Im 2. Buche werden die 22 Eigenschaften untersucht, welche
-das Auge an den Körpern unterscheide, nämlich Licht, Farbe,
-Entfernung, Gestalt, Größe, Zahl, Bewegung, Ruhe, Durchsichtigkeit
-usw.</p>
-
-<p>Das Licht braucht nach <span class="gesperrt">Alhazens</span> Annahme zu seiner Fortpflanzung
-Zeit. Auch den optischen Täuschungen widmet er eine
-Betrachtung<a name="FNanchor_709" id="FNanchor_709" href="#Footnote_709" class="fnanchor">709</a>.</p>
-
-<p>In der Behandlung der Reflexion und der Brechung, denen
-das Werk der Hauptsache nach gewidmet ist, zeigt sich ein Fort<span class="pagenum"><a name="Page_p316" id="Page_p316">[Pg p316]</a></span>schritt
-den Griechen gegenüber<a name="FNanchor_710" id="FNanchor_710" href="#Footnote_710" class="fnanchor">710</a>. Nicht nur ebene, sondern
-auch sphärische, zylindrische und konische Konkav- und Konvexspiegel
-werden zur Erzeugung von Bildern herangezogen und Lage
-und Größe der letzteren bestimmt. Für sämtliche untersuchten
-Spiegel fand <span class="gesperrt">Alhazen</span> das Reflexionsgesetz bestätigt. Er kennt
-die Lage des Brennpunktes, den <span class="gesperrt">Euklid</span> noch in den Krümmungsmittelpunkt
-verlegt hatte. Auch mit der Tatsache, daß nicht alle
-Strahlen in einem und demselben Punkte vereinigt werden, zeigt
-sich <span class="gesperrt">Alhazen</span> vertraut. Seine Messungen an der Brennkugel
-führten zu dem Ergebnis, daß bei jeder glatten, durchsichtigen
-Kugel aus Glas oder einer ähnlichen Masse die Strahlen in einer
-Entfernung von der Kugel vereinigt werden, die etwa ein Viertel
-des Durchmessers beträgt. Selbst die Eigenschaft des Rotationsparaboloids,
-die vom Brennpunkte ausgehenden Strahlen parallel
-zu reflektieren, wird erörtert. In <span class="gesperrt">Alhazens</span> Optik<a name="FNanchor_711" id="FNanchor_711" href="#Footnote_711" class="fnanchor">711</a> wird ferner auf
-die Erscheinung hingewiesen, daß ein aus durchsichtigem Material
-verfertigtes Kugelsegment die Gegenstände größer erscheinen läßt.</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig54" id="fig54" href="images/abb54.jpg"><img width="300" height="297" src="images/abb54.jpg" alt="[Abb. 54]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 54. Alhazen untersucht die
-Brechung.</div>
-</div>
-
-<p>Hatte <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> gefunden, daß jedem Einfallswinkel ein
-bestimmter Brechungswinkel entspricht, so fügte <span class="gesperrt">Alhazen</span> die Erkenntnis
-hinzu, daß der einfallende und der gebrochene Strahl mit
-dem Einfallslot in einer Ebene liegen. Die ältere Annahme, daß
-das Verhältnis zwischen dem Einfalls-
-und dem Brechungswinkel ein konstantes
-sei, erkennt <span class="gesperrt">Alhazen</span> nur
-für kleine Werte als richtig an.
-Bei seinen Untersuchungen über die
-Brechung des Lichtes bediente er
-sich eines Apparates, der dem von
-<span class="gesperrt">Ptolemäos</span> (siehe S. <a href="#Page_p265">265</a>) benutzten
-entspricht. Er nahm eine kreisförmige
-Scheibe aus Kupfer, die einen
-Rand mit Gradeinteilung besaß (siehe
-<a href="#fig54">Abb. 54</a>). In dem Rande befand sich
-eine Öffnung c. Eine zweite Öffnung
-(d) war in einer nahe der Mitte der Scheibe gelegenen Platte angebracht.
-Dieser Apparat wurde bis zum Mittelpunkt in die Flüssigkeit
-getaucht. Fiel dann ein Lichtstrahl durch die beiden Öffnungen
-c und d, so traf er die Flüssigkeit im Mittelpunkt der<span class="pagenum"><a name="Page_p317" id="Page_p317">[Pg p317]</a></span>
-Scheibe, auf deren Rand der Einfallswinkel und der Brechungswinkel
-abgelesen werden konnten.</p>
-
-<p>Aus der Spiegelung und der Brechung erklärt <span class="gesperrt">Alhazen</span>
-einige wichtige astronomische Erscheinungen. So wird die Dämmerung
-auf die Reflexion des Lichtes zurückgeführt. Die Tatsache,
-daß die Dämmerung nur so lange dauert, bis die Sonne
-sich 19° unter dem Horizont befindet, gibt <span class="gesperrt">Alhazen</span> ein Mittel
-an die Hand, die Höhe unserer Atmosphäre zu bestimmen<a name="FNanchor_712" id="FNanchor_712" href="#Footnote_712" class="fnanchor">712</a>. Es
-sei M, so führt er aus,
-die äußerste Luftschicht,
-welche den Strahl SM
-noch zu reflektieren vermag,
-und A der Ort des
-Beobachters. Der Winkel
-<span class="gesperrt">HMS</span>, den der Sonnenstrahl
-<span class="gesperrt">SM</span> mit dem Horizont
-bildet, beträgt dann
-19°. Nach dem Reflexionsgesetz
-ist nun <span class="gesperrt">&#8737;BMC</span>
-= <span class="gesperrt">&#8737;AMC</span>. Da ferner
-die Summe der drei
-Winkel bei M = 180° ist, so ergibt sich für den Winkel <span class="gesperrt">AMC</span>
-der Wert (180° - 19°)/<sub>2</sub> = 80° 30'. Da die Seite <span class="gesperrt">AC</span> = r bekannt
-ist, so ist das rechtwinklige Dreieck ACM bestimmt. Die gesuchte
-Höhe ergibt sich, wenn man aus den gegebenen Stücken die Hypotenuse
-<span class="gesperrt">MC</span> berechnet (<span class="gesperrt">MC</span> = r : sin 80° 30') und davon r abzieht.
-<span class="gesperrt">MD</span> = h ist also = (r : sin 80° 30') - r. Diese Größe beträgt nach
-der Berechnung <span class="gesperrt">Alhazens</span> 52000 Schritt (5&ndash;6 Meilen), während
-wir dafür 10 Meilen annehmen<a name="FNanchor_713" id="FNanchor_713" href="#Footnote_713" class="fnanchor">713</a>.</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig55" id="fig55" href="images/abb55.jpg"><img width="300" height="190" src="images/abb55.jpg" alt="[Abb. 55]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 55. Alhazen bestimmt die Höhe der
-Atmosphäre.</div>
-</div>
-
-<p>Gegen diese Berechnung läßt sich ein Einwand erheben, den
-<span class="gesperrt">Alhazen</span> selbst schon hätte machen können. Er wußte nämlich,
-daß ein Lichtstrahl, der schräg in die Atmosphäre einfällt, keine
-gerade Linie beschreibt, sondern, da er auf immer dichtere, das
-Licht in wachsendem Maße brechende Schichten trifft, einen
-krummen Weg nimmt. Diese, mit dem Namen der astronomischen
-Refraktion bezeichnete Erscheinung war schon dem <span class="gesperrt">Ptolemäos</span>
-bekannt. Man führte sie im Altertum jedoch nicht auf die zu<span class="pagenum"><a name="Page_p318" id="Page_p318">[Pg p318]</a></span>nehmende
-Dichte der Atmosphäre, sondern auf die in ihr enthaltenen
-Dünste zurück. Das Funkeln der Sterne rührt nach <span class="gesperrt">Alhazen</span>
-von raschen Änderungen in der Atmosphäre her, während
-die Erscheinung, daß Mond und Sonne in der Nähe des Horizontes
-abgeplattet erscheinen, aus der astronomischen Refraktion
-erklärt wird.</p>
-
-<p>Außer der »Optik« gibt es auch eine kleinere Abhandlung
-<span class="gesperrt">Alhazens</span>, in der er von der Durchsichtigkeit und über die
-Natur des Lichtes handelt. Sie beginnt mit folgenden Worten<a name="FNanchor_714" id="FNanchor_714" href="#Footnote_714" class="fnanchor">714</a>:
-»Die Behandlung des &sbquo;Was&lsquo; des Lichtes gehört zu den Naturwissenschaften.
-Aber die Behandlung des &sbquo;Wie&lsquo;, der Strahlung
-des Lichtes, bedarf der mathematischen Wissenschaften wegen der
-Linien, auf denen sich das Licht ausbreitet. Ebenso verhält es
-sich mit den durchsichtigen Körpern, in die das Licht eindringt.
-Die Behandlung des &sbquo;Was&lsquo; ihrer Durchsichtigkeit gehört
-zu den Naturwissenschaften und die Behandlung des &sbquo;Wie&lsquo;, der
-Ausbreitung des Lichtes in ihnen, zu den mathematischen Wissenschaften.«
-Von Interesse sind auch die in dieser Schrift entwickelten
-Ansichten über den Grad der Durchsichtigkeit, für die
-es nach <span class="gesperrt">Alhazen</span> keine Grenzen gibt.</p>
-
-<p>Durch <span class="gesperrt">Alhazen</span> wurde man besonders auf die vergrößernde
-Kraft gläserner Kugelsegmente aufmerksam<a name="FNanchor_715" id="FNanchor_715" href="#Footnote_715" class="fnanchor">715</a>. Es ist sehr wohl
-möglich, daß sein Hinweis auf die Herstellung von Brillen geführt
-hat. Wenn sich <span class="gesperrt">Alhazen</span> auch auf die antiken Optiker stützt,
-so ragt er über <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> als den letzten und bedeutendsten,
-den wir erwähnt haben, doch hinaus. Während die frühere Geschichtsschreibung
-<span class="gesperrt">Alhazen</span> nur gering einschätzte<a name="FNanchor_716" id="FNanchor_716" href="#Footnote_716" class="fnanchor">716</a>, ist sein Verdienst
-und die Selbständigkeit, die er in vielen Teilen seiner
-Schriften zeigt, durch die neuere Forschung gewürdigt worden<a name="FNanchor_717" id="FNanchor_717" href="#Footnote_717" class="fnanchor">717</a>.</p>
-
-<p>Neben der Optik wurde auch die Mechanik von den Arabern
-gepflegt. So begegnen uns bei ihnen genauere Bestimmungen der
-spezifischen Gewichte. Eine aus dem 12. Jahrhundert herrührende
-Tabelle<a name="FNanchor_718" id="FNanchor_718" href="#Footnote_718" class="fnanchor">718</a> enthält folgende Werte:</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p319" id="Page_p319">[Pg p319]</a></span></p>
-
-<table summary="Spezifische Gewichte">
-<tr>
- <td>Gold</td>
- <td>19,05</td>
- <td>(statt</td>
- <td>19,26</td>
- <td>nach</td>
- <td>neuerer</td>
- <td>Bestimmung</td>
- <td>),</td>
- </tr>
-<tr>
- <td>Quecksilber</td>
- <td>13,56</td>
- <td>(&nbsp;&nbsp;»</td>
- <td>13,59</td>
- <td class="tdc">»</td>
- <td class="tdc">»</td>
- <td class="tdc">»</td>
- <td>),</td>
- </tr>
-<tr>
- <td>Kupfer</td>
- <td>8,66</td>
- <td>(&nbsp;&nbsp;»</td>
- <td>8,85</td>
- <td class="tdc">»</td>
- <td class="tdc">»</td>
- <td class="tdc">»</td>
- <td>),</td>
- </tr>
-<tr>
- <td>Blei</td>
- <td>11,32</td>
- <td>(&nbsp;&nbsp;»</td>
- <td>11,35</td>
- <td class="tdc">»</td>
- <td class="tdc">»</td>
- <td class="tdc">»</td>
- <td>),</td>
- </tr>
-<tr>
- <td>Seewasser</td>
- <td>1,041</td>
- <td>(&nbsp;&nbsp;»</td>
- <td>1,027</td>
- <td class="tdc">»</td>
- <td class="tdc">»</td>
- <td class="tdc">»</td>
- <td>),</td>
- </tr>
-<tr>
- <td>Blut</td>
- <td>1,033</td>
- <td>(&nbsp;&nbsp;»</td>
- <td>1,045</td>
- <td class="tdc">»</td>
- <td class="tdc">»</td>
- <td class="tdc">»</td>
- <td>).</td>
- </tr>
-</table>
-
-<p>Die Bestimmungen erfolgten vermittelst der Wage oder eines
-Gefäßes, das die von einer gewogenen Menge des zu untersuchenden
-Körpers verdrängte Menge Wassers zu finden gestattet. Für
-Flüssigkeiten bediente man sich des Aräometers, das schon die
-späteren Alexandriner zu diesem Zwecke benutzten<a name="FNanchor_719" id="FNanchor_719" href="#Footnote_719" class="fnanchor">719</a>.</p>
-
-<p>Die Wägungen waren schon recht genau. Bei einem Gesamtgewicht
-von mehr als zwei Kilogramm wurden noch 0,06 g angezeigt<a name="FNanchor_720" id="FNanchor_720" href="#Footnote_720" class="fnanchor">720</a>.</p>
-
-<p>Diese Leistungen der Araber verdienen um so mehr Bewunderung,
-wenn man bedenkt, daß zur selben Zeit das christliche Abendland
-meist noch von scholastischen Zänkereien erfüllt war. So
-befindet sich z. B. in dem Hauptwerk des <span class="gesperrt">Thomas von Aquino</span><a name="FNanchor_721" id="FNanchor_721" href="#Footnote_721" class="fnanchor">721</a>
-unter mehreren hundert Kapiteln nur ein einziges, das von den
-»natürlichen Wirkungen der Dinge« handelt, während sich eine
-ganze Anzahl mit der Nahrung, der Verdauung und dem Schlaf
-der Engel beschäftigen. Derselbe <span class="gesperrt">Thomas von Aquino</span>, den die
-Scholastiker als ihren großen Meister verehrten, erklärte das
-Streben nach Erkenntnis der Dinge für Sünde, soweit es nicht
-auf die Erkenntnis Gottes abziele<a name="FNanchor_722" id="FNanchor_722" href="#Footnote_722" class="fnanchor">722</a>.</p>
-
-
-<h3>Die Chemie im arabischen Zeitalter.</h3>
-
-<p>Große Verdienste haben sich die Araber auch um die Entwicklung
-der Chemie erworben. Zwar wurde man schon lange
-vor ihnen durch hüttenmännisches und gewerbliches Schaffen mit
-einer Reihe stofflicher Veränderungen vertraut. Auch empfingen
-zweifelsohne die Araber die erste Anregung zu ihrer Beschäftigung
-mit der Chemie in Syrien, Mesopotamien und Ägypten, wo man<span class="pagenum"><a name="Page_p320" id="Page_p320">[Pg p320]</a></span>
-zahlreiche Erfahrungen gesammelt hatte. Bei den späteren Alexandrinern
-und den Arabern finden wir indes die Beschäftigung
-mit den stofflichen Veränderungen losgelöst von den alltäglichen
-Nützlichkeitszwecken und in den Dienst eines Strebens gestellt,
-das einen Ansporn verlieh, wie es kein rein wissenschaftliches
-Interesse in höherem Grade vermocht hätte.</p>
-
-<p>Zahlreiche, aus dem Orient stammende, chemische Kenntnisse
-gelangten durch die Araber nach Spanien. Von hier aus wurden
-sie dem christlichen Abendlande übermittelt, wo sie einen besonders
-günstigen Boden fanden. Seit dem 13. Jahrhundert stand
-infolgedessen die alchimistische Kunst in Frankreich, in Deutschland
-und in England in Blüte. Eine nicht geringe Zahl von
-Kenntnissen, die sich auf das Verhalten und die Verarbeitung der
-Metalle beziehen, war zweifelsohne im Abendlande selbst aus dem
-Altertum ins Mittelalter hinüber gerettet worden. Man darf daher
-die Rolle, welche die Araber gespielt haben, auch nicht zu hoch
-einschätzen. So existiert noch heute ein Manuskript aus der Zeit
-<span class="gesperrt">Karls des Großen</span><a name="FNanchor_723" id="FNanchor_723" href="#Footnote_723" class="fnanchor">723</a>, das den Titel »<span lang="la" xml:lang="la">Compositiones ad tingenda</span>«
-führt und Vorschriften über das Färben von Mosaiken und Häuten,
-über das Vergolden, das Löten usw. enthält. Unter den Manuskripten
-des 10. Jahrhunderts ist man ferner mit einem größeren Werke
-über Färberei (<span lang="la" xml:lang="la">Mappae clavicula</span>) bekannt geworden, das nach
-<span class="gesperrt">Berthelot</span> keine Spur von arabischer Beeinflussung zeigt. Die
-Vorschriften, welche diese abendländischen Schriften des Mittelalters
-enthalten, sind vielmehr oft wörtlich den griechischen Alchemisten
-entnommen. Die <span lang="la" xml:lang="la">Mappae clavicula</span> enthält nämlich Vorschriften,
-die mit solchen der kürzlich bekannt gewordenen antiken
-chemischen Urkunden (des Leydener und des Stockholmer Papyrus,
-s. S. <a href="#Page_p279">279</a>) wörtlich übereinstimmen. Die frühere Meinung, daß man
-es in der Alchemie ausschließlich mit einer Schöpfung der Araber
-zu tun habe, hat sich somit als unhaltbar erwiesen. Trotzdem ist
-das Verdienst der Araber auf dem Gebiete der Alchemie nicht
-gering einzuschätzen. Sie haben diese Wissenschaft, wie sie ihnen
-aus dem Altertum überkommen war, nicht nur erhalten und verbreitet,
-sie haben sie auch fortgeführt und wesentlich bereichert.</p>
-
-<p>Bereits im 8. und 9. Jahrhundert erlangte die arabische Literatur
-über Alchemie einen bedeutenden Umfang. Etwas später
-haben die schon erwähnten arabischen Gelehrten (s. S. <a href="#Page_p312">312</a>) <span class="gesperrt">Alfarabi</span>
-und <span class="gesperrt">Avicenna</span> neben vielem anderen auch über Alchemie<span class="pagenum"><a name="Page_p321" id="Page_p321">[Pg p321]</a></span>
-geschrieben. <span class="gesperrt">Avicenna</span>, den spätere Alchemisten als einen ihrer
-Gewährsmänner ausgaben, erklärte, Gold und Silber entständen
-unter dem Einfluß des Mondes und der Sonne aus den Dünsten
-der Erde mit allen ihren besonderen Eigenschaften, die kein Mensch
-künstlich nachzuahmen vermöge. Auch den astrologischen Lehren
-gegenüber hat sich <span class="gesperrt">Avicenna</span> skeptisch verhalten<a name="FNanchor_724" id="FNanchor_724" href="#Footnote_724" class="fnanchor">724</a>.</p>
-
-<p>Über die chemischen Einzelkenntnisse der Araber erfahren
-wir manches aus dem um 975 von <span class="gesperrt">Abu Mansur</span> verfaßten »Buch
-der pharmakologischen Grundsätze«<a name="FNanchor_725" id="FNanchor_725" href="#Footnote_725" class="fnanchor">725</a>. <span class="gesperrt">Abu Mansur</span> erwähnt z. B.
-die Anwendung des Gipsverbandes bei Knochenbrüchen, ein Verfahren,
-das die neuere Medizin erst im 19. Jahrhundert wieder
-aufnahm. Trinkbares Wasser, heißt es an einer anderen Stelle
-des Buches, läßt sich durch Destillation von Meerwasser in ähnlicher
-Weise bereiten, wie man Rosenwasser destilliert.</p>
-
-<p>Hatte man die Schwefelverbindungen des Arsens (Realgar und
-Auripigment) schon im Altertum unterschieden, so bringt uns das
-Buch <span class="gesperrt">Abu Mansurs</span> eine der ersten Nachrichten über den weißen
-Arsenik. Die Arsenikverbindungen werden als flüchtig und giftig,
-aber als heilkräftig bezeichnet. Das Gleiche wird beim Quecksilber
-hervorgehoben, das in Form von Salbe gegen Ungeziefer empfohlen
-wird. Die mineralischen Säuren finden dagegen bei <span class="gesperrt">Abu Mansur</span>
-noch keine Erwähnung. Es ist daher wohl anzunehmen, daß sie zu
-seiner Zeit noch nicht dargestellt waren. Die Salpetersäure und das
-Königswasser begegnen uns in der Literatur des Mittelalters zuerst
-im 13. Jahrhundert<a name="FNanchor_726" id="FNanchor_726" href="#Footnote_726" class="fnanchor">726</a>. Diese chemischen Agentien können auch
-nicht viel früher bekannt geworden sein, weil der Salpeter dem
-Altertum unbekannt war und erst um 1200 durch die Araber als
-»Salz von China« nach Europa gelangte. In China selbst ist dieses
-Salz zu explosiven Mischungen wahrscheinlich nicht schon vor Beginn
-unserer Zeitrechnung, sondern erst viel später angewendet
-worden<a name="FNanchor_727" id="FNanchor_727" href="#Footnote_727" class="fnanchor">727</a>.</p>
-
-<p>Durch die Araber wurde auch der Anbau des Zuckerrohrs
-von Indien nach den westlichen Kulturländern verbreitet. Das<span class="pagenum"><a name="Page_p322" id="Page_p322">[Pg p322]</a></span>
-Zuckerrohr hatte man durch den Zug <span class="gesperrt">Alexanders des Großen</span>
-kennen gelernt. Die Bereitung des festen Zuckers wurde erst
-mehrere hundert Jahre n. Chr. erfunden<a name="FNanchor_728" id="FNanchor_728" href="#Footnote_728" class="fnanchor">728</a>. Seit etwa 750 n. Chr.
-wurde das Zuckerrohr in Ägypten angebaut. Bald nach der Entdeckung
-Amerikas wurde es nach St. Domingo verpflanzt. So
-sehen wir, wie die Ausbreitung einer Pflanze, die uns eine der
-wichtigsten organischen Verbindungen liefert, aufs engste mit dem
-Gange der geschichtlichen Ereignisse verknüpft ist.</p>
-
-<p>Technisch und wissenschaftlich von großer Wichtigkeit, aber
-auch von unheilvollen Folgen war die früher den arabischen Chemikern
-und Ärzten zugeschriebene Entdeckung, daß sich durch
-Destillation aus dem Wein der berauschende Stoff dieses Getränkes
-absondern läßt. Später nannte man ihn <span class="gesperrt">Al-kohol</span> und nahm
-ihn zum größten Unsegen für die Menschheit unter die Arzneimittel
-auf<a name="FNanchor_729" id="FNanchor_729" href="#Footnote_729" class="fnanchor">729</a>. Insbesondere wurde der Alkohol als Vorbeugungsmittel
-gegen die großen Seuchen (Pest, schwarzer Tod) betrachtet,
-die im Mittelalter Europa heimsuchten.</p>
-
-<p>Als der bedeutendste arabische Schriftsteller des alchemistischen
-Zeitalters hat lange Zeit <span class="gesperrt">Geber</span> gegolten, der während der
-ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts gelebt haben soll. Er wurde als
-der Verfasser einer Anzahl Schriften genannt, die in lateinischer
-Übersetzung auf uns gekommen seien<a name="FNanchor_730" id="FNanchor_730" href="#Footnote_730" class="fnanchor">730</a>. Diese Schriften, insbesondere
-das »<span lang="la" xml:lang="la">Summa perfectionis magisterii</span>« betitelte Hauptwerk,
-sind in der Form, in der sie sich erhalten haben, im christlichen
-Europa etwa seit dem 13. Jahrhundert bekannt. Nach den Untersuchungen<a name="FNanchor_731" id="FNanchor_731" href="#Footnote_731" class="fnanchor">731</a>
-<span class="gesperrt">Berthelots</span> und <span class="gesperrt">Steinschneiders</span> sind <span class="gesperrt">Gebers</span>
-Person und seine Bedeutung in geschichtlicher Hinsicht sehr in
-Dunkel gehüllt. Diejenigen arabischen Originalschriften, als deren
-Verfasser er allenfalls angesehen werden kann, enthalten nämlich
-wenig von dem Inhalt der später unter seinem Namen gehenden
-lateinischen Übersetzungen. Eine Probe aus einer dieser Schriften
-hat <span class="gesperrt">Berthelot</span> mitgeteilt<a name="FNanchor_732" id="FNanchor_732" href="#Footnote_732" class="fnanchor">732</a>. Danach handelt es sich meist<span class="pagenum"><a name="Page_p323" id="Page_p323">[Pg p323]</a></span>
-um marktschreierische Anpreisungen und unklare Darstellungen.
-<span class="gesperrt">Geber</span> empfiehlt in seinen Schriften, seine Mitteilungen geheim
-zu halten. Er beruft sich oft auf seinen religiösen Standpunkt
-als Muselmann, um dem etwaigen Verdacht, daß er übertreibe
-oder schwindele, zu begegnen. Die Metalle vergleicht <span class="gesperrt">Geber</span> mit
-lebenden Wesen, wie es schon die alexandrinischen Alchemisten
-taten. Auch begegnet uns bei ihm die Lehre, daß jedes Ding
-neben seinen äußeren, erkennbaren noch geheime (okkulte) Eigenschaften
-habe. So sagt er »Das Blei ist im Äußeren kalt und
-trocken und im Innern warm und feucht, während das Gold
-warm und feucht ist im Äußern, dagegen kalt und trocken im
-Innern«. Dem entspricht die Anschauung, die uns bei <span class="gesperrt">Rhases</span>
-begegnet, nach der das Kupfer in seinen verborgenen Eigenschaften
-Silber sei. Wem es gelänge, die rote Farbe aus dem
-Kupfer auszuscheiden, der führe es in das Silber, das es seiner
-verborgenen Natur nach sei, zurück. Eine kurze Darstellung des
-Inhalts der Pseudo-<span class="gesperrt">Geber</span>schen Schriften<a name="FNanchor_733" id="FNanchor_733" href="#Footnote_733" class="fnanchor">733</a> wird am besten über
-das Ziel und den Umfang der chemischen Kenntnisse des späteren
-Mittelalters belehren, wenn sich auch, in Anbetracht der großen
-Unvollständigkeit, in der die Literatur des Mittelalters durchforscht
-ist, nicht sicher feststellen läßt, wieviel die Verfasser jener
-Schriften selbständig gefunden und was sie früheren Schriftstellern
-entlehnt haben.</p>
-
-<p>Die wichtigste Tatsache, die uns in den Pseudo-<span class="gesperrt">Geber</span>schen
-Werken begegnet, ist die, daß man mit der Salpetersäure, der
-Schwefelsäure und dem Königswasser bekannt ist, während sich
-das Altertum nur im Besitz der Essigsäure befand. Die erstgenannten
-Säuren erhielt man durch Erhitzen von Salzen und Salzgemischen,
-eine Darstellungsart, die für die Schwefelsäure bis zur
-Erfindung des englischen Verfahrens die einzige blieb. Salpeter<span class="pagenum"><a name="Page_p324" id="Page_p324">[Pg p324]</a></span>säure
-erhielt man durch Erhitzen eines Gemenges von Salpeter
-und Vitriol. Ein Zusatz von Salmiak zur Salpetersäure lieferte
-das Königswasser, dessen Eigenschaft, das Gold, den König der
-Metalle, aufzulösen, den Alchemisten nicht entging. Die Herstellung
-einer solchen Lösung hatte man lange angestrebt, weil
-man sich von ihr die Heilung aller Krankheiten versprach.</p>
-
-<p>Auf Grund der Kenntnis der Mineralsäuren konnte sich nun
-eine Chemie entwickeln, die auf nassem Wege verfuhr, während
-man bis dahin vorzugsweise eine Chemie der Schmelzprozesse betrieben
-hatte. So gelangte man durch Auflösen von Silber und
-anderen Metallen in Salpetersäure zum Höllenstein und vielen
-Salzen, welche den Alten, wie z. B. die Salze des Quecksilbers,
-nicht bekannt waren. Es bedarf kaum der Erwähnung, daß die
-erhaltenen Verbindungen zunächst sehr unrein waren. Doch kannte
-man auch schon die wichtigsten Verrichtungen, die auf eine Reindarstellung
-der gewonnenen Präparate abzielten. Es waren dies
-außer der Destillation, die man schon bei den Alexandrinern erwähnt
-findet, vor allem das Umkristallisieren, die Sublimation
-und das Filtrieren. Auch Wasserbäder und Öfen zu chemischem
-Gebrauch finden sich in den Pseudo-<span class="gesperrt">Geber</span>schen Werken beschrieben<a name="FNanchor_734" id="FNanchor_734" href="#Footnote_734" class="fnanchor">734</a>.</p>
-
-<p>Mit dem chemischen Verhalten der Metalle waren die Verfasser
-jener Werke weit besser als das Altertum bekannt; sie
-stellten z. B. aus den Metallen eine Reihe von Sauerstoffverbindungen
-her. So finden wir bei ihnen die erste Nachricht über
-die Gewinnung des Quecksilberoxyds<a name="FNanchor_735" id="FNanchor_735" href="#Footnote_735" class="fnanchor">735</a>, einer Substanz, die in der
-späteren Entwicklung der Chemie die größte Rolle gespielt hat.
-Nicht nur mit Sauerstoff, sondern auch mit Schwefel wußte man
-die Metalle zu verbinden. Die entstandenen Sulfide fand man
-schwerer als das zur Verwendung kommende Metall, während man
-unrichtigerweise annahm, daß mit der Oxydation eine Verminderung
-des Stoffes verbunden sei.</p>
-
-<p>Auch in der Kenntnis der Verbindungen der Leichtmetalle
-war man in dieser Periode einen Schritt weiter gekommen. Pottasche
-wurde durch Verbrennen von Weinstein, Soda nach dem
-bis zur Einführung des Leblancprozesses üblichen Verfahren (Einäschern
-von Seepflanzen) dargestellt. Durch einen Zusatz von Kalk<span class="pagenum"><a name="Page_p325" id="Page_p325">[Pg p325]</a></span>
-machte man die Lösungen dieser beiden Salze ätzend und erhielt
-so Kalilauge und Natronlauge<a name="FNanchor_736" id="FNanchor_736" href="#Footnote_736" class="fnanchor">736</a>. Letztere dienten zur Auflösung
-von Schwefel, der aus der alkalischen Lösung durch Säuren in
-feinster Verteilung als Schwefelmilch wieder ausgefällt wurde<a name="FNanchor_737" id="FNanchor_737" href="#Footnote_737" class="fnanchor">737</a>.</p>
-
-<p>Die chemischen Einzelkenntnisse suchte man auch unter den
-Gesichtspunkt einer Theorie (sie ist durch <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span> in seiner
-»Alchemie« als alexandrinisch nachgewiesen) zu bringen, die bei dem
-damals noch herrschenden Mangel an Einsicht in den chemischen
-Prozeß die Wahrheit allerdings noch gänzlich verfehlte. Die Metalle
-hielt man für Gemenge von Quecksilber und Schwefel<a name="FNanchor_738" id="FNanchor_738" href="#Footnote_738" class="fnanchor">738</a>. Der
-Schwefel (Sulphur) war in den Metallen, wie in den brennbaren
-Substanzen überhaupt, der Träger der Brennbarkeit. Er sollte den
-Metallen auch die Farbe verleihen. Mercurius (Quecksilber) dagegen
-galt als derjenige Grundbestandteil, der die Schmelzbarkeit, den
-Glanz und die Dehnbarkeit bedingte. Unter dem Sulphur und
-dem Mercurius der Alchemisten muß man sich indessen nicht den
-gemeinen Schwefel und das gewöhnliche Quecksilber vorstellen.
-Diese Elemente bestanden nur vorwiegend aus Sulphur, beziehungsweise
-Mercurius, waren aber nicht damit identisch. Der gemeine
-Schwefel und der Sulphur der Alchemisten verhielten sich
-vielmehr zueinander etwa wie die Steinkohle und das Element
-Kohlenstoff. In den edlen Metallen sollte Mercurius überwiegen.
-Durch Abänderung des Verhältnisses dieser vermeintlichen Bestandteile
-konnten die Metalle ineinander übergeführt werden. So
-nahm das Kupfer eine Stelle zwischen Gold und Silber ein. Es
-mußte sich daher leicht in das eine oder in das andere umwandeln
-lassen. Durch Erhitzen mit Galmei<a name="FNanchor_739" id="FNanchor_739" href="#Footnote_739" class="fnanchor">739</a> wurde es dem Golde, durch
-Zusammenschmelzen mit Arsenik dem Silber angenähert. Die auf
-solche Weise herbeigeführte Änderung der roten Farbe in Gelb
-und Weiß hielt man für den Beginn des Überganges in ein anderes<span class="pagenum"><a name="Page_p326" id="Page_p326">[Pg p326]</a></span>
-Metall<a name="FNanchor_740" id="FNanchor_740" href="#Footnote_740" class="fnanchor">740</a>. Zinn war reiner und enthielt mehr Mercurius als Blei.
-Daß letzteres sich durch Zusatz von Quecksilber in Zinn umwandeln
-lasse, galt als Tatsache. Bei allem weiteren Herumprobieren
-verfolgte man das Ziel, zunächst einen Stoff herzustellen,
-mit dem die Metallverwandlung völlig gelingen sollte. Diesen
-hypothetischen Stoff nannte man den Stein der Weisen. Die
-späteren Alchemisten des christlichen Abendlandes legten ihm die
-wunderbarsten Wirkungen bei. Da sie, wie auch die späteren
-arabischen Alchemisten im wesentlichen den gleichen, soeben entwickelten
-Ansichten huldigten und da zunächst auch keine bedeutende
-Vermehrung der Einzelkenntnisse stattfand, so kann von einem
-nennenswerten Fortschritt der Chemie im weiteren Verlaufe dieser
-Periode kaum die Rede sein. Vielmehr fand zwischen den beiden
-Pseudowissenschaften, der Alchemie und der Astrologie, eine immer
-größere Verschmelzung unter gleichzeitiger Durchtränkung mit
-mystischen Elementen statt.</p>
-
-<p>Die Frage, woher das in den Pseudo-<span class="gesperrt">Geber</span>schen Schriften
-enthaltene Wissen stammt, das uns in ihnen gegen das Ende des
-13. Jahrhunderts »in völliger Vollendung und demnach als das
-Ergebnis einer längeren Entwicklung« entgegentritt, gehört auch
-heute noch zu den dunkelsten in der Geschichte der Chemie<a name="FNanchor_741" id="FNanchor_741" href="#Footnote_741" class="fnanchor">741</a>.</p>
-
-
-<h3>Die Pflege der Naturbeschreibung und der Heilkunde.</h3>
-
-<p>Wir wenden uns jetzt den Verdiensten zu, die sich die Araber
-um die Erhaltung der alten naturgeschichtlichen Schriften erworben
-haben. Von einem wesentlichen Fortschritt auf dem Gebiete der
-Zoologie und der Botanik kann im Zeitalter dieses Volkes nicht
-die Rede sein, zumal die Araber vor anatomischen Untersuchungen
-geradezu einen Abscheu hegten. Auf dem Gebiete der menschlichen
-Anatomie beschränkten sie sich daher ganz auf <span class="gesperrt">Aristoteles</span><span class="pagenum"><a name="Page_p327" id="Page_p327">[Pg p327]</a></span>
-und <span class="gesperrt">Galen</span>, während sie sich bei der Beschäftigung mit
-der Tier- und Pflanzenwelt, wie das spätere Altertum, vorzugsweise
-von dem Bestreben leiten ließen, den Schatz der Heilmittel kennen
-zu lernen und zu vermehren.</p>
-
-<p>Von dem gleichen Standpunkt aus wandten die Araber den
-Mineralien ihr Interesse zu. Ein Bild von den mineralogischen
-Kenntnissen und Anschauungen der Araber erhält man aus der
-im 13. Jahrhundert entstandenen Kosmographie des <span class="gesperrt">Ibn Mahmud
-al Qazwini</span><a name="FNanchor_742" id="FNanchor_742" href="#Footnote_742" class="fnanchor">742</a>. Danach entstehen die durchsichtigen Mineralien
-aus Flüssigkeiten, die übrigen aus der Mischung des Wassers mit
-der Erde. Das Wasser soll ebenso zu Stein werden, wie sich
-Wasser aus der Luft verdichtet. »Wenn es möglich ist«, sagt
-<span class="gesperrt">Al Qazwini</span>, »daß das Wasser Luftform annimmt, so muß es
-auch möglich sein, daß es die Form des Wassers ablegt und diejenige
-der Erde annimmt.« Die Besprechung im einzelnen wird
-mit der Bemerkung eingeleitet, daß nicht alle, sondern nur die
-wunderbarsten Eigenschaften der Mineralien beschrieben werden
-sollen. Unter diesen Eigenschaften sind vor allem Heil- und
-Zauberwirkungen verstanden. So heißt es vom Bleiglanz: »<span class="gesperrt">Aristoteles</span>
-sagt: Dies ist ein bekannter Stein, der in vielen Gruben
-gewonnen wird. Es ist ein bleihaltiges Mineral; als Augenpulver
-ist es gut für die Augen, es verschönt sie und beseitigt das
-Fließen der Tränen.« Die Eigenschaften des Bergkristalls werden
-mit folgenden Worten beschrieben: »Der Bergkristall ist eine Art
-Glas, nur daß er härter ist. Die Könige benutzen Gefäße aus
-Bergkristall auf Grund der Überzeugung, daß das Trinken daraus
-gesund sei.«</p>
-
-<p>Die Darstellung des roten Quecksilberoxyds durch längeres
-Erhitzen des Quecksilbers war bekannt. Die entstehende rote
-Masse wurde indessen für künstlichen Zinnober gehalten. Der
-natürliche Zinnober entstehe dagegen durch die Vereinigung von
-Quecksilber und Schwefel im Innern der Erde. Unter den Eigenschaften
-des Alauns wird erwähnt, daß er Blutungen zum Stillstand
-bringe. Weiter heißt es: »Wenn die Färber ein Kleid
-färben wollen, tauchen sie es zuvor in Alaun. Die Farbe geht
-dann nie wieder weg.« Besondere Zauberkräfte wurden dem Amethyst
-beigelegt: »Das ist ein Stein, der das Feuer auslöscht,<span class="pagenum"><a name="Page_p328" id="Page_p328">[Pg p328]</a></span>
-wenn er darin liegt. Legt man ihn unter die Zunge und trinkt
-ein berauschendes Getränk darüber weg, so steigen die Dünste
-nicht zu Kopf, und man wird nicht betrunken.« Interessant ist,
-daß das Bohren mit Diamanten schon Erwähnung findet. Die
-Werkleute befestigen nach <span class="gesperrt">Al Qazwini</span> Stücke des Diamanten
-an den Rand des Bohrers und bohren damit die harten Steine.
-Mit einem auf geeignete Weise gefaßten Diamanten dringt ferner
-der Arzt in die Harnröhre ein, um steinige Konkretionen zu zerbröckeln.
-Vom Magneten wird berichtet: »Im indischen Ozean
-befindet sich eine Insel aus diesem Mineral. Wenn die Schiffe in
-die Nähe gelangen und etwas an ihnen aus Eisen ist, so fliegt es
-wie ein Vogel fort und heftet sich an den Magneten.« Die Kosmographie
-<span class="gesperrt">Al Qazwinis</span> gestattet auch einen Einblick in die zoologischen
-Kenntnisse und Anschauungen der Araber. Auch auf
-diesem Gebiete sind die letzteren im wesentlichen nur die Vermittler
-zwischen dem Altertum und der neueren Zeit gewesen.
-Selbständige Leistungen und neue Auffassungen lassen sich in
-den auf uns gekommenen arabischen Schriften zoologischen Inhalts
-kaum nachweisen, wenn es auch an einzelnen zutreffenden Bemerkungen
-nicht fehlt. So sagt <span class="gesperrt">Al Qazwini</span> an einer Stelle, jedes
-Tier besitze die Glieder, die zu seinem Körper stimmen und solche
-Gelenke, welche zu seinen Bewegungen passen. Auch sei die Haut
-so beschaffen, wie es der Schutz der Tiere erfordere.</p>
-
-<p>Die Einzelkenntnis der Tierformen erhielt durch die Araber
-eine bedeutende Erweiterung, da sich ihre Forschungsreisen nach
-China, Südasien, Ostafrika, ja selbst bis Sumatra und Java erstreckten.
-Wie in den zur Zeit des Mittelalters im Abendlande
-entstandenen zoologischen Schriften<a name="FNanchor_743" id="FNanchor_743" href="#Footnote_743" class="fnanchor">743</a>, so nahmen auch in den
-Kosmographien der Araber die Tierfabeln einen großen Raum ein.
-Die Erzählung von dem Walfisch, der für eine Insel gehalten wird,
-an welcher die Schiffe landen, begegnet uns mit der Abänderung,
-daß die Rolle dieses Tieres bei den Arabern eine riesige Seeschildkröte
-einnimmt.</p>
-
-<p>Neben den arabischen Bearbeitungen der Naturgeschichte der
-Tiere sind die Übersetzungen der Werke des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> und
-des <span class="gesperrt">Galen</span> zu nennen. <span class="gesperrt">Ibn Sina</span> (Avicenna), der zu Beginn des
-11. Jahrhunderts lebte, soll sämtliche Schriften des <span class="gesperrt">Aristoteles</span>
-in 20 Bänden erläutert haben. Ein Kommentar zu den von
-<span class="gesperrt">Aristoteles</span> verfaßten Büchern über die Tiere hat sich in latei<span class="pagenum"><a name="Page_p329" id="Page_p329">[Pg p329]</a></span>nischer
-Übersetzung erhalten<a name="FNanchor_744" id="FNanchor_744" href="#Footnote_744" class="fnanchor">744</a>. Auch <span class="gesperrt">Ibn Roschd</span> (Averroes),
-der gleich <span class="gesperrt">Avicenna</span> für die Philosophie des Mittelalters von
-hervorragender Bedeutung war, schrieb Kommentare zu den naturgeschichtlichen
-Schriften des <span class="gesperrt">Aristoteles</span>.</p>
-
-<p>Rein botanische Werke entstanden bei den Arabern ebensowenig
-wie bei den auf <span class="gesperrt">Theophrast</span> folgenden griechischen Schriftstellern.
-Die Pflanzenkunde verfolgte auch bei ihnen fast ausschließlich
-praktische Zwecke, indem sie als Heilmittelkunde, Ackerbau
-oder Gartenbaulehre auftrat. Gleichzeitig schleppte sie dabei
-einen immer mehr anschwellenden, auf Nomenklatur und Synonymik
-hinauslaufenden Wust philologischer Gelehrsamkeit mit sich.
-Von den Schriften griechischen Ursprungs wurde besonders <span class="gesperrt">Dioskurides</span>
-ins Arabische übersetzt und kommentiert. Zu allgemeineren
-Betrachtungen über die Pflanze hat sich wohl nur <span class="gesperrt">Avicenna</span>
-erhoben. Letzterer unterschied drei Stufen der Beseelung:
-die Pflanzen-, die Tier- und die Menschenseele. Der Pflanzenseele
-schrieb er eine ernährende, eine auf das Wachstum gerichtete
-und eine erzeugende Kraft zu.</p>
-
-<p>Unter den auf Landwirtschaft bezüglichen arabischen Schriften
-ist das Werk von <span class="gesperrt">Ibn Alawwâm</span> zu nennen, von dem noch
-mehrere vollständige Handschriften vorhanden sind. Es entstand
-im 12. Jahrhundert in Spanien und handelt vom Boden, von der
-Düngung und der Bewässerung, ferner von der Baumzucht, vom
-Getreide- und vom Gartenbau<a name="FNanchor_745" id="FNanchor_745" href="#Footnote_745" class="fnanchor">745</a>. Am genauesten wird über die
-Baumzucht berichtet. Zahlreiche Arten der Veredelung werden
-beschrieben und zum Teil durch Abbildungen erläutert. Ein besonderer
-Abschnitt handelt von dem Alter der Bäume. Viele, die
-Pflanzen und ihre Verbreitung betreffenden Mitteilungen finden
-sich auch in der umfangreichen geographischen Literatur der
-Araber zerstreut.</p>
-
-<p>Im 14. Jahrhundert ragt das Reisewerk <span class="gesperrt">Ibn Batutas</span>, das
-demjenigen <span class="gesperrt">Marco Polos</span> an die Seite gestellt werden kann,
-hervor<a name="FNanchor_746" id="FNanchor_746" href="#Footnote_746" class="fnanchor">746</a>. Sein Verfasser bereiste nicht nur die Mittelmeerländer,
-sondern gelangte auch nach Indien und China. Es wird manche
-Pflanze der bereisten Länder beschrieben und ihre Verwendung
-gewürdigt. Doch hat <span class="gesperrt">Ibn Batuta</span> seine Kenntnisse mehr auf<span class="pagenum"><a name="Page_p330" id="Page_p330">[Pg p330]</a></span>
-den Marktplätzen als in der freien Natur gesammelt, so daß der
-botanische Inhalt des Werkes dem geographischen gegenüber an
-Bedeutung zurücktritt.</p>
-
-<p>Endlich ist noch zu erwähnen, daß im Anschluß an die Chemie
-und die Botanik auch die Heilkunde bei den Arabern eifrig gefördert
-wurde. Sie knüpften dabei an die ihnen von den Griechen
-(<span class="gesperrt">Galen</span>) und von den Indern übermittelten Kenntnisse an. Was
-sie neu schufen, war insbesondere die Pharmazie, die im 8. Jahrhundert,
-in enger Verbindung mit der Chemie, in den arabischen
-Ländern zuerst als selbständige Wissenschaft aufkam<a name="FNanchor_747" id="FNanchor_747" href="#Footnote_747" class="fnanchor">747</a>. Auch auf
-den Gebieten der Krankenpflege, des Hospitalwesens und der Heilmittellehre
-ist manches auf die Araber zurückzuführen. Da ihnen
-ihre Satzungen die Zergliederung von Leichen verboten, blieben
-sie hinsichtlich der Anatomie auf <span class="gesperrt">Galen</span> angewiesen. Daß die
-Chirurgie bei ihnen dennoch Fortschritte machte, ist auf indische
-Einflüsse zurückzuführen. Die Bearbeitung, welche <span class="gesperrt">Galens</span> Schriften
-durch <span class="gesperrt">Ibn Sina</span> (Avicenna) erfuhr, erschien um das Jahr 1000
-unter dem Namen des »Kanon« und blieb für das Mittelalter maßgebend,
-bis <span class="gesperrt">Paracelsus</span> die Werke <span class="gesperrt">Avicennas</span> den Flammen
-übergab. Auch auf dem Gebiete der Augenheilkunde haben sich
-die Araber Verdienste erworben. Zwar fußten sie auf der von
-den Griechen geschaffenen Grundlage. Doch versahen sie diesen
-Teil der Medizin »mit eigenen Zutaten« und gestalteten ihn »nach
-eigenem Plan«<a name="FNanchor_748" id="FNanchor_748" href="#Footnote_748" class="fnanchor">748</a>.</p>
-
-<p>Nachdem die arabische Kultur ihren anregenden Einfluß auf
-das christliche Abendland ausgeübt hatte, ging sie einem raschen
-Verfall entgegen. Das mächtige Kalifat von Bagdad löste sich in
-eine Anzahl kleinerer Reiche auf. Durch den im 13. Jahrhundert
-daherbrausenden mongolischen Völkerstrom wurden aber auch sie
-vernichtet. »Bis heute hat sich der Orient von den Schlägen
-jener grausigen Zeit noch nicht wieder erholen können<a name="FNanchor_749" id="FNanchor_749" href="#Footnote_749" class="fnanchor">749</a>.« Ähnlich
-erging es der maurischen Herrschaft in Spanien. Die kleinen
-Reiche mohammedanischen Bekenntnisses, die sich dort gebildet<span class="pagenum"><a name="Page_p331" id="Page_p331">[Pg p331]</a></span>
-hatten, wurden durch die von Norden her vordringende christliche
-Bevölkerung unterjocht. Dadurch wurde über die blühende Halbinsel
-zunächst der Fluch der Verödung gebracht. Die fanatische
-Zerstörungswut, welche die ersten Christen, wie auch die Araber
-im Beginn ihrer Laufbahn an den Schätzen der Wissenschaft ausließen,
-schien wieder aufgelebt zu sein. Als nach der Vereinigung
-von Kastilien und Aragon Granada fiel, ging z. B. die dortige
-große Bibliothek mit ihren Hunderttausenden von Bänden in
-Flammen auf, ein unersetzlicher Verlust, da sie zahlreiche arabische
-Ausgaben der alten Schriftsteller enthielt. Nach der durch
-die Mongolen herbeigeführten Vernichtung der arabischen Kultur
-in Vorderasien fand die arabische Wissenschaft zwar Zufluchtsstätten
-in Syrien und in Ägypten. Die arabische Literatur bildete
-aber seitdem kein Ganzes mehr, sondern sie fristete nur noch in
-den einzelnen Ländern ein Sonderdasein<a name="FNanchor_750" id="FNanchor_750" href="#Footnote_750" class="fnanchor">750</a>. Die Astronomie sank
-zu einer Art Küsterdienst an den Moscheen herab. Die Naturwissenschaften
-endeten in Zauberspuk und Spielereien. Schließlich
-gerieten Syrien und Ägypten in die Hände der osmanischen Sultane.
-Ein Glück war es noch immerhin, daß die Osmanen während
-der Blüte ihrer Herrschaft im Gegensatz zu den sinnlos wütenden
-Mongolen die Pflege der geistigen Güter nicht vernachlässigten.
-<span class="gesperrt">Muhammed</span>, der Eroberer Konstantinopels, hat sich sogar eingehender
-mit wissenschaftlichen Dingen beschäftigt. Doch hatte
-damals der Orient schon längst die Führung auf den Gebieten
-des geistigen Lebens an den Occident, vor allem an Italien, abgetreten.</p>
-
-<p>Indessen nicht nur die Befehdung durch andere Staaten brachte
-die Entwicklung der arabischen Kultur zum Stillstand. Es fehlte
-ihr vielmehr, gleich allen übrigen, dem Orient entsprungenen
-älteren Kulturen, an innerer Kraft, um dauernd Neues aus sich
-hervorzubringen. So kam es, daß mit dem Nachlassen des arabischen
-Einflusses gegen das Ende des Mittelalters der Orient
-aufhörte, in der allgemeinen Geistesentwicklung eine Rolle zu
-spielen. Die Führung ging vielmehr um jenen Zeitpunkt auf das
-Abendland mit seinen in Italien, Deutschland, England und Frankreich
-nach der Völkerwanderung seßhaft gewordenen Bewohnern
-germanischer Abstammung über.</p>
-
-
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p332" id="Page_p332">[Pg p332]</a></span></p>
-
-
-
-
-<h2>9. Die Wissenschaften unter dem Einfluß
-der christlich-germanischen Kultur.</h2>
-
-
-<p>Während die arabische Wissenschaft und Literatur vom 9. bis
-zum 12. Jahrhundert einen fast ununterbrochenen Aufschwung
-nahm, finden wir während dieses Zeitraums im Abendlande nur
-unbedeutende Reste einer früheren Epoche und nur selten neue
-verheißungsvolle Ansätze. Was dort an Kenntnissen und an Kunstübung
-vorhanden war, kann in der Hauptsache nur als ein Überbleibsel
-der römischen Kulturwelt gelten, dem die germanischen
-Völker zunächst wenig hinzuzufügen wußten. Kennzeichnend für
-diese gesamte Periode in der Entwicklung des westlichen Europas
-ist das Übergewicht der religiösen Vorstellungen auf geistigem
-Gebiete und dasjenige der Kirche im gesamten öffentlichen Leben
-gegenüber allen anderen Regungen und Institutionen. Alle Wissenschaften
-sollten zur Erhöhung der Ehre Gottes beitragen. In
-Wahrheit dienten sie der Kirche und ihren Machthabern. Die
-sieben freien Künste oder das Trivium und das Quadrivium umfaßten
-die Summe des damaligen gelehrten Wissens unter jenem
-einen und einzigen Gesichtspunkt. Grammatik trieb man, um die
-Kirchensprache zu verstehen, Rhetorik, um sie anwenden zu können.
-Die Arithmetik offenbarte in mystischer Deutung die Geheimnisse
-der Zahlen. Die Hauptaufgabe der Astronomie bestand darin,
-den kirchlichen Kalender festzustellen. Auch die unter den sieben
-freien Künsten aufgeführte Musik verleugnete nicht ihren kirchlichen
-Charakter. Was man im Mittelalter anfangs an astronomischen
-Kenntnissen besaß, waren nur spärliche Reste der griechisch-römischen
-Literatur über diesen Gegenstand. Zumal die germanischen
-Völker hatten nichts Eigenes auf dem Gebiete der Astronomie
-geschaffen. Erst durch die Berührung mit den Arabern trat hierin
-eine Änderung ein.</p>
-
-<p>Daß die Araber schon so frühzeitig wissenschaftliche astronomische
-Kenntnisse besaßen, liegt daran, daß sie bald nach ihrem
-Auftreten in der Geschichte mit dem wichtigsten astronomischen<span class="pagenum"><a name="Page_p333" id="Page_p333">[Pg p333]</a></span>
-Werk des Altertums, dem Almagest, bekannt geworden waren.
-Dadurch wurden sie in die Lage gesetzt, die vorbildliche griechische
-Wissenschaft fortzuführen und wesentlich zu bereichern.</p>
-
-<p>Die nördlichen Länder Europas, die sich im frühen Mittelalter
-der Kultur erschlossen, lernten die Astronomie dagegen durch
-das wissenschaftlich ganz unbedeutende Werk des <span class="gesperrt">Martianus
-Capella</span> kennen, das man dem Unterrichte im Quadrivium zugrunde
-legte. Es vermittelte einige Kenntnisse über die Sternbilder,
-die Planeten, die Sphärenharmonie, die Jahreszeiten usw.,
-gab aber nirgends eine Begründung, sondern überall nur Zusammenfassungen.
-Außerdem wurde man mit einfachen astrologischen
-Texten griechischen Ursprungs durch lateinische Vermittlung
-bekannt. Das selbstgewonnene Wissen war so geringfügig, daß man
-nicht einmal zu Begriffen wie den Äquinoktien und den Solstitien
-gelangt war<a name="FNanchor_751" id="FNanchor_751" href="#Footnote_751" class="fnanchor">751</a>. Neben <span class="gesperrt">Martianus Capella</span> war <span class="gesperrt">Plinius</span> in Geltung.
-Auf diese beiden stützten sich besonders <span class="gesperrt">Isidor</span> von Sevilla
-und <span class="gesperrt">Rhabanus Maurus</span>.</p>
-
-<p>Erst nach und nach begann, von den Arabern angefacht, ein
-wissenschaftlicher Geist sich in den nördlichen Ländern Europas
-auszubreiten. Unter seinem Einfluß entstanden die Schriften des
-gleich zu erwähnenden <span class="gesperrt">Gerbert</span>, des späteren Papstes Sylvester II.
-(940&ndash;1003). Auch ging man damals unter Benutzung der im Altertum
-geschaffenen Armillen und Astrolabien zu eigenen messenden
-Beobachtungen über. Auch mit der Sonnenuhr wurde der germanische
-Kulturkreis erst durch die Alten bekannt. Zuerst geschah
-dies in England und Irland im 7. Jahrhundert. In Deutschland
-verfertigte <span class="gesperrt">Gerbert</span> die erste Sonnenuhr für <span class="gesperrt">Otto III.</span> Er
-schrieb auch ein Buch über diesen Gegenstand. Erst seit dem
-15. Jahrhundert wurden in Deutschland die zahlreichen Sonnenuhren
-an Burgen und an Kirchen angebracht, die oft noch heute
-erhalten sind. Sie bestanden aus einer vertikalen Scheibe mit
-einem Gnomon, der mit ihr einen Winkel von 45° bildete.</p>
-
-<p>Auch die Wagen, darunter die Schnellwagen, die in der
-Merowingerzeit aufkamen und heute noch als Grabbeilagen gefunden
-werden, lassen schon durch die Form erkennen, daß sie
-nach römischem Vorbild geschaffen waren.</p>
-
-<p>Während das wissenschaftliche Denken in den Ländern einer
-neuen, auf den Trümmern der Antike sich entwickelnden germa<span class="pagenum"><a name="Page_p334" id="Page_p334">[Pg p334]</a></span>nischen
-Kultur nur in engster Anlehnung an die vom Altertum
-empfangenen spärlichen Dokumente erfolgte, verhielt es sich mit
-den im Mittelalter emporblühenden Gewerben wesentlich anders.
-Auf diesem Boden waren es nicht selten die Kelten, deren Erbe
-die Germanen übernahmen und selbständig vermehrten. Dies galt
-z. B. vom Bergbau, den die Kelten vor dem Eindringen der Germanen
-in Mitteleuropa schon auf eine ziemlich hohe Stufe gebracht
-hatten. In der Salzgewinnung trat kaum ein Rückgang ein. In der
-frühesten Zeit gewann man Salz, indem man nach dem Zeugnis
-römischer Schriftsteller brennendes Holz mit dem Wasser salzhaltiger
-Quellen übergoß. Um den Besitz solcher Quellen führten
-germanische Stämme nicht selten untereinander Kämpfe. Später
-dampfte man die Soole in irdenen Töpfen ein; schließlich kam der
-Pfännereibetrieb auf. Seit der Zeit der Merowinger wurde Salz
-in zahlreichen größeren Betrieben gewonnen.</p>
-
-<p>Bergbauliche Überreste, welche den Abbau der Erze bezeugen,
-reichen bis in die vorgeschichtliche Zeit zurück. Nach
-<span class="gesperrt">Tacitus</span> erzeugte Deutschland indessen nur wenig Eisen und
-weder Gold noch Silber. Urkundlich bezeugt wird der Abbau
-von Eisenerzlagern erst seit dem 8. Jahrhundert, so der auf dem
-Wetzlarer Gebiet im Jahre 780. Er reicht indessen viel weiter
-zurück. Auch Gold wird man früh in den Flüssen der Alpen
-durch Waschen gewonnen haben. Zunächst gab es nur Tagebau.
-Tiefbau war erst mit der Einrichtung größerer Betriebe möglich,
-und im 12. Jahrhundert war man mit der Herstellung von Schächten
-und Stollen schon ziemlich vertraut.</p>
-
-<p>Das Ausschmelzen der Metalle aus den Erzen setzte die Gewinnung
-von Holzkohle voraus. Mit ihrer Hilfe wurden die Eisenerze
-in Vertiefungen oder auf besonderen Herden niedergeschmolzen.
-Man erhielt durch diesen, als Rennarbeit bezeichneten Prozeß, der
-anfangs durch Gebläse mit Handbetrieb unterhalten wurde, sogenannte
-Luppen von schmiedbarem Eisen. Indem man die Vertiefung,
-um die Flamme zusammenzuhalten, mit einer ringförmigen
-Mauer versah und diese nach und nach erhöhte, entstanden die
-Hochöfen, die uns in ihrer Urgestalt etwa zu Beginn des 15. Jahrhunderts
-begegnen. Ihr Erzeugnis war das kohlenstoffreiche Gußeisen,
-das erst durch weitere hüttenmännische Prozesse in Schmiedeeisen
-umgewandelt werden mußte.</p>
-
-<p>Mit dem Abbau von Silber, Kupfer, Zinn und Blei wurde
-man in Mitteleuropa erst verhältnismäßig spät bekannt. Der
-Goslarer Bergbau auf Silber und Blei begann unter <span class="gesperrt">Otto dem<span class="pagenum"><a name="Page_p335" id="Page_p335">[Pg p335]</a></span>
-Ersten</span><a name="FNanchor_752" id="FNanchor_752" href="#Footnote_752" class="fnanchor">752</a>. Zinn wurde in Böhmen etwa seit dem 13. Jahrhundert
-abgebaut. Um diese Zeit besaß der Silberbergbau in Mitteleuropa
-schon eine große Ausdehnung. Er wurde nicht nur am Harz,
-sondern auch in der Gegend von Meißen, in Freiberg, im Jura
-und in den Alpen betrieben.</p>
-
-<p>Zwischen diesen Anfängen der metallurgischen Technik und
-der Wissenschaft bestand zunächst nur eine sehr geringe Fühlung.
-Erst seit dem 15. Jahrhundert, nachdem <span class="gesperrt">Agricola</span> seine gelehrten
-Werke über den Bergbau geschrieben hatte, begannen die Gelehrten
-sich diesem für das Emporblühen der neueren Naturwissenschaft
-so wichtigen Gebiete menschlicher Tätigkeit zuzuwenden.</p>
-
-<p>Die Elemente der Bildung, welche die Römer nach Frankreich,
-England und Deutschland gebracht hatten, waren durch die Ereignisse
-der Völkerwanderung zum größten Teile vernichtet worden.
-Als nach der Beendigung der Wanderungen in Deutschland und
-im nördlichen Gallien das Reich der Franken entstand, und die
-Ausbreitung des Christentums durch diese politische Schöpfung
-sehr gefördert wurde, befanden sich die genannten Länder daher
-wieder im Zustande tiefer Unkultur. Der Gefahr einer Zersplitterung
-entging das neue Reich dadurch, daß es in die Hände
-der Pippiniden gelangte. Diese setzten der Überschwemmung Westeuropas
-durch die Araber einen Damm entgegen und begründeten
-eine christlich-germanische Bildung in ihrem, sich immer gewaltiger
-ausdehnenden Reiche. Durch die tatkräftige, persönliche Anteilnahme,
-die <span class="gesperrt">Karl der Große</span> trotz seiner zahlreichen Kriege für
-die Wissenschaft bekundete, kam die geistige Entwicklung des
-Abendlandes in etwas schnelleren Fluß. Insbesondere scheint sich
-nach der Eroberung Italiens in dem Kaiser der Wunsch geregt
-zu haben, seinem eigenen Lande literarische Hilfsmittel zuzuführen
-und dadurch das Wissen zu fördern. Auch von Britannien her wurde
-die gelehrte Bildung in Deutschland während jenes Zeitalters
-günstig beeinflußt. <span class="gesperrt">Gregor der Große</span> hatte um 600 nach diesem
-entlegenen Lande eine Anzahl Benediktinermönche gesandt, und
-diese hatten dort durch Urbarmachen des Bodens und Milderung
-der Sitten große Aufgaben gelöst, daneben aber auch die Pflege der
-Wissenschaften nicht verabsäumt. Nachdem diese Mönche sich auf
-solche Weise im nördlichen Europa einen Stützpunkt geschaffen,
-traten sie belehrend und bekehrend unter den germanischen
-Stämmen Mitteleuropas auf. Der hervorragendste unter ihnen<span class="pagenum"><a name="Page_p336" id="Page_p336">[Pg p336]</a></span>
-war <span class="gesperrt">Winfried</span> oder <span class="gesperrt">Bonifazius</span><a name="FNanchor_753" id="FNanchor_753" href="#Footnote_753" class="fnanchor">753</a>. Seine Schüler gründeten die
-Klosterschule zu Fulda. Ein anderer britischer Mönch, <span class="gesperrt">Alkuin</span>,
-unterwies den Kaiser in gelehrten Dingen. Und so kam es, daß
-dieser, von dem günstigen Einfluß der Mönche auf die besiegten
-Völker überzeugt, die Wirksamkeit dieser Männer nach Kräften
-förderte. Gelehrte Ausländer wurden an den Hof gezogen und
-eine Art Akademie gebildet, die indessen fast ausschließlich aus
-Briten bestand. Die Schulen sollten nach der Absicht <span class="gesperrt">Karls</span>
-nicht ausschließlich der Erziehung der Geistlichen dienen, sondern
-Bildung in weitere Kreise tragen.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Alkuin</span> wurde berufen, eine Palastschule zu leiten. Sie umfaßte
-Schüler sehr verschiedenen Alters und Standes, die der
-Kaiser für leitende Stellungen ausersehen hatte. Auf <span class="gesperrt">Alkuin</span> ist
-wahrscheinlich auch die Anordnung zurückzuführen, daß die Geistlichen
-ein bestimmtes Maß von wissenschaftlichen Kenntnissen
-haben sollten.</p>
-
-<p>Den Gedanken, allgemeine Volksschulen zu gründen, hat der
-Kaiser indessen noch nicht gehegt. Die Klosterschulen zu Fulda,
-zu St. Gallen und Corvey wurden zu wissenschaftlichen Pflanzstätten
-ihrer Zeit und ihres Landes. Der gelehrte Leiter der
-ersteren, <span class="gesperrt">Rhabanus Maurus</span>, welcher den Ehrennamen primus
-Germaniae praeceptor erhielt, hinterließ ein Sammelwerk<a name="FNanchor_754" id="FNanchor_754" href="#Footnote_754" class="fnanchor">754</a>, das
-unter anderem einen Abriß der Naturkunde bietet. Man erkennt,
-daß dieses Wissen weit geringer war als dasjenige des Altertums.
-Der Abriß des <span class="gesperrt">Rhabanus Maurus</span> enthält nämlich nichts
-Eigenes, sondern fußt auf den Schriften der Alten, deren Inhalt
-in verdorbener Darstellung wiedergegeben wird.</p>
-
-<p>Sein Werk verfaßte <span class="gesperrt">Rhabanus Maurus</span> in der Absicht, wie
-er sagt, nach Art der Alten über die Natur der Dinge und den
-Ursprung ihrer Benennungen zu schreiben. Daraus wird die
-vorwiegend grammatisch-philologische Behandlung erklärlich, die
-nicht nur seinen Vorgängern anhaftete, sondern bis in die
-neuere Zeit hinein überwog. Dadurch, daß <span class="gesperrt">Rhabanus Maurus</span>
-ferner alle Dinge in Beziehung zur biblischen Überlieferung
-brachte, kam in sein Werk jener mystisch-allegorische Zug, der
-fast alle Schriften des Mittelalters kennzeichnet. Die erste Hälfte
-handelt von Gott, den Engeln, vom christlichen Leben und Gebräuchen.
-Im zweiten Teile ist von der Astronomie, der Geo<span class="pagenum"><a name="Page_p337" id="Page_p337">[Pg p337]</a></span>graphie,
-der Medizin und anderen Wissenschaften die Rede. Ein
-Buch handelt in neun Kapiteln vom Ackerbau, vom Getreide, von
-den Hülsenfrüchten, vom Weinstock, von den Bäumen, von den
-aromatischen Kräutern und vom Gemüse. Es sind im ganzen etwa
-hundert Pflanzen, die nach ihrem Vorkommen und ihren Eigenschaften
-betrachtet werden.</p>
-
-<p>Ein Seitenstück zu diesem botanischen Buche bildet das »<span lang="la" xml:lang="la">Capitulare
-de villis et cortis imperialibus</span>«, eine ausführliche Verordnung
-über die Verwaltung der kaiserlichen Güter. Es finden sich darin
-unter anderem auch die Pflanzen verzeichnet, die in den Gärten
-des Kaisers gezogen werden sollten. Das <span lang="la" xml:lang="la">Capitulare de villis</span> ist
-eine der wichtigsten Quellen für die agrarischen Verhältnisse der
-Karolingischen Zeit.</p>
-
-<p>Vorgeschrieben war z. B. der Bau von Krapp und Waid zum
-Färben, sowie der Anbau der Kardendistel, die bei der Bereitung
-des Tuches benutzt wurde. An Bäumen sollten die kaiserlichen
-Domänen neben Apfel-, Birn- und Kirschbäumen auch Kastanien,
-Pfirsiche, Mandel- und Maulbeerbäume, den Lorbeer und den
-Nußbaum ziehen.</p>
-
-<p>Als das Frankenreich zerfiel und Kriege ohne Ende zwischen
-den neu entstandenen Reichen, sowie Fehden im Innern und zur
-Abwehr von außen herandrängender Feinde herrschten, wurden
-die geringen wissenschaftlichen Ansätze welche insbesondere die
-Regierung des großen Kaisers gezeitigt hatte, zum größten Teile
-wieder vernichtet. Vieles ist gänzlich verloren gegangen, anderes
-besaß nicht mehr die Kraft zu weiterer Entfaltung, weil das geistige
-Interesse durch den Wetteifer, der zwischen der Theologie
-und der scholastischen Philosophie entbrannte, völlig in Anspruch
-genommen wurde.</p>
-
-<p>Erwähnenswert für die Zeit zwischen <span class="gesperrt">Karl dem Großen</span> und
-<span class="gesperrt">Albertus Magnus</span> ist <span class="gesperrt">Hildegard</span>, die Äbtissin des Klosters zu
-Disibodenberg, die meist als <span class="gesperrt">Hildegard von Bingen</span> bezeichnet
-wird. Sie ist die Verfasserin von vier Büchern »<span lang="la" xml:lang="la">Physica</span>«. Ihr
-Werk enthält nicht nur die ersten Anfänge vaterländischer Tier-
-und Pflanzenkunde, sondern es bietet überraschenderweise eine,
-nicht allein aus <span class="gesperrt">Dioskurides</span> geschöpfte, sondern auch aus der
-Überlieferung des Volkes hervorgegangene Heilmittellehre.</p>
-
-<p>Die »<span lang="la" xml:lang="la">Physica</span>« wurden um 1150 geschrieben und enthalten viel
-Selbstbeobachtetes. In der Hauptsache bieten sie eine Flora und
-Fauna des Nahegebietes. Die Deutung der beschriebenen Arten,
-für welche die zu jener Zeit beim Volke üblichen Namen gebraucht<span class="pagenum"><a name="Page_p338" id="Page_p338">[Pg p338]</a></span>
-werden, ist meist nicht leicht und häufig unsicher<a name="FNanchor_755" id="FNanchor_755" href="#Footnote_755" class="fnanchor">755</a>. <span class="gesperrt">Hildegard</span>
-hat fast alle heutigen Obstarten, vor allem aber die im »<span lang="la" xml:lang="la">Capitulare</span>«
-aufgezählten Pflanzen berücksichtigt und erweist sich weniger von
-den Alten beeinflußt als zahlreiche Verfasser späterer botanischer
-Bücher.</p>
-
-<p>Auf das Zeitalter <span class="gesperrt">Karls des Großen</span> folgte eine Periode,
-in welcher das Abendland fast ausschließlich in der Bekämpfung
-des Orients aufging. Dann erst setzte eine stetige Aufwärtsbewegung
-ein. Zwar hatten die Kreuzzüge dem westlichen
-Europa manche Wunde geschlagen; sie hatten aber auch den
-Gesichtskreis in ähnlicher Weise erweitert, wie es zur Zeit des
-Griechentums die Züge Alexanders bewirkt hatten. Waren ferner
-in den vorhergehenden Jahrhunderten geistige Anregungen besonders
-von den mohammedanischen Bewohnern Spaniens ausgegangen,
-so kam man jetzt mit der während des Stillstandes der
-germanischen Völker ihre Blütezeit erlebenden islamitischen Kultur
-auch vom südlichen Italien her in Berührung. Dieser Einfluß erstreckte
-sich nicht nur auf den Norden der Halbinsel, sondern er
-wurde, zum Teil infolge der Romfahrten, auch auf den nördlich der
-Alpen gelegenen Teil Europas ausgedehnt. Auch von Byzanz und
-dem Orient selbst gelangten mannigfache Anregungen nach Mittel-
-und Westeuropa.</p>
-
-<p>Wir haben im vorhergehenden Abschnitt erfahren, daß die
-Araber die von den Griechen und den Indern empfangenen Kenntnisse
-nicht nur zu erhalten, sondern auch weiterzuentwickeln und
-mit ihren eigenen Geistesschöpfungen zu einer gewaltigen Literatur
-zu verschmelzen verstanden. Diese arabische Literatur war
-während des späteren Mittelalters, wenn auch meist in lateinischer
-Übersetzung, im Abendlande die herrschende. Da der Hauptgegenstand
-der arabischen oder aus arabischen Quellen entstandenen
-Schriften neben der Heilkunde die Astronomie und die
-Mathematik war, so ist es begreiflich, daß sich zu Beginn der
-Renaissance das Abendland zunächst diesen Wissenschaften zuwandte.</p>
-
-<p>Die erste Bekanntschaft mit den von den Arabern gehüteten
-Geistesschätzen machte das Abendland in dem seit 711 im mo<span class="pagenum"><a name="Page_p339" id="Page_p339">[Pg p339]</a></span>hammedanischen
-Besitze befindlichen Spanien. Dorthin strömten
-aus Frankreich, England und Mitteleuropa wissensdurstige Männer
-in großer Zahl, um die erworbenen Kenntnisse später ihrer Heimat
-zuzuführen. Unter diesen Männern seien <span class="gesperrt">Gerbert</span>, der spätere
-Papst <span class="gesperrt">Sylvester der Zweite</span> und <span class="gesperrt">Gerhard von Cremona</span>
-genannt.</p>
-
-<p>Durch <span class="gesperrt">Gerbert</span> (940&ndash;1003) und seine Schüler lernte man
-unsere heutigen, noch jetzt arabisch genannten Ziffern kennen<a name="FNanchor_756" id="FNanchor_756" href="#Footnote_756" class="fnanchor">756</a>.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Gerhard von Cremona</span> (1114&ndash;1187) lieferte die erste Übersetzung
-des Almagest, jenes von <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> verfaßten Hauptwerks
-der Astronomie, das dieser Wissenschaft im Altertum und
-im Mittelalter ihre Bahnen vorgezeichnet hat<a name="FNanchor_757" id="FNanchor_757" href="#Footnote_757" class="fnanchor">757</a>.</p>
-
-<p>Auch die Elemente <span class="gesperrt">Euklids</span> wurden aus dem Arabischen
-übersetzt<a name="FNanchor_758" id="FNanchor_758" href="#Footnote_758" class="fnanchor">758</a>. Das mathematische Werk <span class="gesperrt">Ibn Musas</span> und die arabischen
-Schriften, die sich auf <span class="gesperrt">Aristoteles</span> bezogen, wurden
-durch <span class="gesperrt">Johannes von Sevilla</span> (um 1150) in lateinischer Übersetzung
-den Abendländern zugänglich gemacht. Von der aristotelischen
-Philosophie empfing man allerdings nur einen höchst verderbten
-Abklatsch. Dies wird begreiflich, wenn man bedenkt,
-daß das griechische Original zuerst ins Arabische, dann ins Castilianische
-und endlich ins Lateinische übersetzt, und daß ferner
-manche schwierige Stelle nicht verstanden und infolgedessen unrichtig
-wiedergegeben wurde.</p>
-
-<p>Nach Italien gelangten die mathematischen Kenntnisse der
-Araber um das Jahr 1200 durch <span class="gesperrt">Leonardo von Pisa</span><a name="FNanchor_759" id="FNanchor_759" href="#Footnote_759" class="fnanchor">759</a>. Die
-Geschichte dieses Mannes und seines mathematischen Werkes zeigt
-uns, wie eng die Entwicklung und die Ausbreitung der Wissenschaften
-mit den jeweiligen Kulturzuständen verbunden sind. <span class="gesperrt">Leonardos</span>
-Vaterstadt Pisa war um 1200, infolge der im Zeitalter der
-Kreuzzüge entstandenen Beziehungen zum Orient, die mächtigste
-Handelsstadt Italiens geworden. Ihr Reichtum hatte mitgewirkt,
-um die ersten, noch heute jeden Besucher entzückenden Schöpfungen
-der neueren italienischen Kunst entstehen zu lassen. Der
-Handel entsprang praktischen Bedürfnissen und verfolgte materielle
-Ziele. Er suchte daher jeden geistigen Fortschritt, insbesondere
-auf dem Gebiete der Mathematik, unmittelbar nutz<span class="pagenum"><a name="Page_p340" id="Page_p340">[Pg p340]</a></span>bringend
-zu machen. Zu diesem Zwecke studierte <span class="gesperrt">Leonardo</span>,
-der Sohn eines Pisaner Handelsherrn, auf seinen Geschäftsreisen,
-die ihn nach Sizilien, Griechenland, Ägypten und Syrien führten,
-die in jenen Ländern gebräuchlichen Rechnungsweisen. So entstand
-um 1200 das mathematische Hauptwerk des Mittelalters,
-<span class="gesperrt">Leonardos</span> »<span lang="la" xml:lang="la">Liber abaci</span>«, mit dem die Geschichte der Mathematik
-wohl einen neuen Zeitabschnitt beginnen läßt<a name="FNanchor_760" id="FNanchor_760" href="#Footnote_760" class="fnanchor">760</a>.</p>
-
-<p>In der Einleitung sagt <span class="gesperrt">Leonardo</span>, die früheren Methoden
-seien ihm, verglichen mit derjenigen der Inder, als ebensoviele
-Irrtümer erschienen. Er habe daher das indische Verfahren seinem
-Werke zugrunde gelegt, habe eigenes hinzugefügt, auch manches
-aus der geometrischen Kunst des <span class="gesperrt">Euklid</span> verwendet, damit das
-Geschlecht der Lateiner hinfort nicht mehr unwissend in diesen
-Dingen befunden werde<a name="FNanchor_761" id="FNanchor_761" href="#Footnote_761" class="fnanchor">761</a>.</p>
-
-<p>Die ersten Abschnitte handeln von den Grundoperationen mit
-ganzen Zahlen und Brüchen. Zum ersten Male begegnet uns der
-Bruchstrich, der auch als Zeichen für die Division gebraucht wird.
-An die ägyptische Bruchrechnung erinnert die im <span lang="la" xml:lang="la">Liber abaci</span>
-vorkommende Zerlegung von Brüchen in eine Summe von Stammbrüchen.
-Die weiteren Abschnitte befassen sich mit Regel de tri,
-Gesellschafts- und Mischungsrechnung, Potenzen und Wurzeln und
-endlich mit den Aufgaben der »Algebra und Almukabala«, d. h.
-der Lehre von den Gleichungen, die im engen Anschluß an <span class="gesperrt">Ibn
-Musa</span> behandelt werden. Im einzelnen enthält das Buch <span class="gesperrt">Leonardos</span>
-auch manches, was dem Verfasser angehört; vor allem
-ist dieser Herr über den von ihm behandelten Stoff, den er in
-eigener, sicherer Auffassung seinen Landsleuten übermittelt.</p>
-
-<p>Gleichzeitig mit den mathematischen wurden auch naturwissenschaftliche
-Kenntnisse von den Arabern dem Abendlande übermittelt.
-Infolgedessen treten hier zu Beginn des 12. Jahrhunderts
-Männer auf, die sich der Alchemie und der von den Arabern
-besonders gepflegten Optik widmeten. Unter ihnen sind vor allem
-<span class="gesperrt">Albertus Magnus</span> und <span class="gesperrt">Roger Bacon</span> zu nennen, mit denen
-wir uns noch eingehend beschäftigen werden. Nach dem Vorbild
-der Araber wurde ferner die Heilkunde im 12. Jahrhundert in
-Salerno wieder zu einer Wissenschaft erhoben, während die Behandlung
-der Krankheiten in den christlichen Ländern bis dahin
-vorzugsweise eine Domäne des frommen Aberglaubens gewesen war.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p341" id="Page_p341">[Pg p341]</a></span></p>
-
-<p>Auf dem Gebiete der Optik verdient vor allem <span class="gesperrt">Vitello</span>
-(Witelo) Erwähnung. Er stammte aus Polen und schrieb in der
-zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts ein Werk über Optik, in dem
-er die Lehren <span class="gesperrt">Alhazens</span> in Verbindung mit den von <span class="gesperrt">Euklid</span>
-und <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> herrührenden Sätzen vortrug. <span class="gesperrt">Vitellos</span> Werk
-wurde wiederholt gedruckt<a name="FNanchor_762" id="FNanchor_762" href="#Footnote_762" class="fnanchor">762</a>. Es gehört zu den umfangreichsten,
-die über Optik geschrieben sind, enthält aber wenig Eigenes.
-Später hat <span class="gesperrt">Kepler</span> seine optischen Untersuchungen an <span class="gesperrt">Vitello</span>
-angeknüpft und sie in einem »Zusätze zu Vitello« betitelten Werk
-veröffentlicht<a name="FNanchor_763" id="FNanchor_763" href="#Footnote_763" class="fnanchor">763</a>.</p>
-
-<p>Vergegenwärtigen wir uns, daß um 1200 der große, von den
-älteren Völkern geschaffene Schatz von Anregungen und Keimen,
-die nur der Weiterentwicklung harrten, den romanischen und
-den germanischen Völkern durch die Verbreitung der arabischen
-Literatur zugänglich gemacht war, so läßt es sich begreifen, daß
-dieser Zeitpunkt von der neueren historischen Forschung wohl
-als ein Markstein in der Geschichte der Wissenschaften hingestellt
-worden ist<a name="FNanchor_764" id="FNanchor_764" href="#Footnote_764" class="fnanchor">764</a>.</p>
-
-<p>Von nicht geringem Einfluß war auch die Erweiterung des
-geographischen Gesichtskreises durch die Reisen<a name="FNanchor_765" id="FNanchor_765" href="#Footnote_765" class="fnanchor">765</a> des Venezianers
-<span class="gesperrt">Marco Polo</span>. <span class="gesperrt">Marco Polo</span> gelangte bis nach Peking und im
-Süden bis nach Sumatra. Er brachte viele Jahre (1275&ndash;1292)
-im Dienste eines mongolischen Fürsten zu und richtete seine Aufmerksamkeit
-auf alles, was ihm in den fremden Ländern begegnete.
-Seine Mitteilungen erstrecken sich auf sämtliche drei Naturreiche.
-Er erwähnt zahlreiche Edelsteine und Halbedelsteine. Durch ihn
-wurde erst allgemein bekannt, daß sich die Steinkohle als Brennstoff
-verwenden läßt. Auch auf das Petroleum, die Tusche, das
-Porzellan lenkte er die Aufmerksamkeit. Aus dem Pflanzenreich
-erwähnt <span class="gesperrt">Marco Polo</span> zahlreiche Drogen, Arzneimittel, aromatische
-Stoffe, Farbhölzer, den Indigo usw. Die Verarbeitung des Bambus,
-der Baumwolle und der Seide werden geschildert. Zahlreich sind
-auch die Mitteilungen über die Fauna des ganzen asiatischen Kontinents.
-Die Angaben erstrecken sich auf das Zebu, den Yack,<span class="pagenum"><a name="Page_p342" id="Page_p342">[Pg p342]</a></span>
-verschiedene Pferderassen, Elefant, Rhinozeros, Moschustier, menschenähnliche
-Affen, Tiger, Schlangen usw. Von den Angaben
-über die Vogelwelt interessiert besonders die Erwähnung eines
-Riesenvogels auf Madagaskar, dessen Flügel sechzehn Schritt gespannt
-haben sollen<a name="FNanchor_766" id="FNanchor_766" href="#Footnote_766" class="fnanchor">766</a>.</p>
-
-<p>Von großer Bedeutung für die Entwicklung der Wissenschaften
-in dieser wie in jeder anderen Periode war auch das Emporblühen
-des Handels. Der Handel hob sich insbesondere durch die enge
-Fühlung, in die Italien, Deutschland und Frankreich sowohl unter
-sich wie mit dem Morgenlande traten. Mit dem Handel blühte
-das Städtewesen empor. Der in den Städten sich mehrende Wohlstand
-weckte die Teilnahme weiterer Kreise an geistigen Dingen.
-Reiche Städte haben auch stets die Wissenschaften im wohlverstandenen
-eigenen Interesse begünstigt. Gegen den Ausgang des
-Mittelalters entwickelten sich solche Städte besonders in Italien,
-wo in erster Linie Venedig, Pisa, Florenz und Genua zu nennen
-sind. Sie besaßen staatliche Macht und führten, wenn auch unter
-gegenseitiger Befehdung, durch das Streben, ihren Einfluß weithin
-auszudehnen, zur regsten Entfaltung aller gewerblichen, kommerziellen
-und künstlerischen Tätigkeit. In hoher Blüte stand z. B.
-die Kunst Metalle zu gießen und Glas zu formen. Etwas später
-entstanden im Norden städtische Gemeinwesen, die nicht nur
-Handelsemporien, sondern gleichzeitig die Pflegestätten eines ganz
-neuen Geistes waren. Die gewaltige Hansa und der rheinische
-Städtebund sind hier vor allem zu nennen. »Es ist«, sagt <span class="gesperrt">Ranke</span>,
-»eine prächtige, lebensvolle Entwicklung, die sich damit anbahnt.
-Die Städte bilden eine Weltmacht, an welche die bürgerliche Freiheit
-und die großen Staatsbildungen anknüpfen«<a name="FNanchor_767" id="FNanchor_767" href="#Footnote_767" class="fnanchor">767</a>. Als fernere
-Umstände, die für die gesamte Entwicklung von Bedeutung
-waren, sind das Schwinden der Sklaverei, der Übergang von der<span class="pagenum"><a name="Page_p343" id="Page_p343">[Pg p343]</a></span>
-Natural- zur Geldwirtschaft<a name="FNanchor_768" id="FNanchor_768" href="#Footnote_768" class="fnanchor">768</a> und endlich, vor allem für das Gebiet
-der Geisteskultur, die Einführung der Papiererzeugung in
-Europa zu nennen, alles Geschehnisse des 13. Jahrhunderts, in
-dem somit eine ganze Reihe von Grundlagen für die gegen das
-Ende des Mittelalters vor sich gehende Neugestaltung des staatlichen
-und geistigen Lebens geschaffen wurde. Gleichzeitig begegnen
-uns der erste große Dichter der Neuzeit in <span class="gesperrt">Dante</span> und
-die ersten vorurteilsfreieren Denker des christlichen Abendlandes
-in <span class="gesperrt">Albertus Magnus</span> und <span class="gesperrt">Roger Bacon</span>, deren Leben und
-Wirken uns in den nächsten Abschnitten am besten in die Denkweise
-und die wissenschaftlichen Bemühungen dieses Zeitraumes
-einführen werden. Auch die bildnerische Kunst erlebte im 13. und
-14. Jahrhundert ihre Wiedergeburt. Zunächst geschah dies auf
-dem Boden Italiens. Es braucht nur an die Schöpfungen <span class="gesperrt">Nicolo
-Pisanos</span> und <span class="gesperrt">Giottos</span> erinnert zu werden<a name="FNanchor_769" id="FNanchor_769" href="#Footnote_769" class="fnanchor">769</a>, deren Erzeugnisse
-auf dem Gebiete der Bildhauerkunst und der Malerei noch heute
-in ergreifender Weise Zeugnis von der Gewalt jener künstlerischen
-Regungen des 13. und 14. Jahrhunderts ablegen, die auch in den
-zahlreichen gotischen Domen jenes Zeitraums ihren unvergänglichen
-Ausdruck fanden.</p>
-
-
-<h3>Die Wiederbelebung der alten Literatur.</h3>
-
-<p>Die Schwelle des 13. Jahrhunderts bedeutet nach <span class="gesperrt">Chamberlains</span>
-Ausdruck den Zeitpunkt, an dem »die Menschheit unter
-der Führung der Germanen« ein neues geistiges Leben begann.
-Aus diesem Grunde hält dieser Verherrlicher der Kulturmission
-des Germanentums es für angezeigt, das Jahr 1200 als
-die Grenzscheide zwischen dem Mittelalter und der neueren Zeit
-zu betrachten. Jedenfalls erscheint es berechtigt, den Beginn der
-Renaissance bis an die Schwelle des 13. Jahrhunderts zurückzuverlegen.</p>
-
-<p>Auch auf dem Gebiete des Bildungswesens fand die neue Zeit
-ihren Ausdruck. Hochschulen nach dem Muster der arabischen
-gelehrten Schulen entstanden in Neapel, Salerno und Bologna,
-darauf in Paris, Oxford und Cambridge. Im 14. Jahrhundert
-folgte Deutschland mit der Gründung der Universitäten zu Prag,<span class="pagenum"><a name="Page_p344" id="Page_p344">[Pg p344]</a></span>
-Wien und Heidelberg. Zwar waren auch sie anfangs vorwiegend
-Stätten scholastischen Gezänks. Die Gelehrten waren jedoch vom
-klösterlichen Zwange befreit worden, ein Umstand, der für die
-Folge von großer Bedeutung war. Um der Beengung zu entgehen,
-welche die Kirche während des Mittelalters jeder wissenschaftlichen
-Betätigung auferlegte, erfand man den Satz von der zwiefachen
-Wahrheit. Man verstand darunter die Lehre, es könne etwas in
-kirchlichen Dingen als wahr gelten, was in der Wissenschaft als
-falsch bewiesen sei. Dieselbe Person durfte somit, je nachdem sie
-sich auf den Standpunkt des Philosophen oder des Theologen stellte,
-ein und dieselbe Ansicht für richtig halten und sie in demselben
-Atemzuge verdammen<a name="FNanchor_770" id="FNanchor_770" href="#Footnote_770" class="fnanchor">770</a>.</p>
-
-<p>Man darf dieses auf den ersten Blick ganz unmoralisch erscheinende
-Verhalten nicht allzusehr verurteilen. Gilt doch auch
-heute noch für manchen der Satz, daß Glauben und Wissen als
-unvereinbare Gebiete scharf zu trennen sind, während man sich
-auf der anderen Seite bemüht, beide miteinander zu versöhnen.
-Man muß daher den zuerst in Paris und in Padua aufkommenden
-Satz von der zwiefachen Wahrheit als den ersten Versuch der
-Forschung ansehen, sich aus den Banden der Kirche zu befreien.
-Diese Lehre ist, sagt einer ihrer Beurteiler<a name="FNanchor_771" id="FNanchor_771" href="#Footnote_771" class="fnanchor">771</a>, »ein Denkmal des
-forschenden Geistes, sich ein freies, weites Gebiet zu verschaffen«.
-Insbesondere gelangte der Geist der wiederauflebenden Wissenschaften
-in zwei Männern zum Ausdruck, deren Lebensumstände
-und Verdienste uns zunächst beschäftigen sollen. Es waren dies
-<span class="gesperrt">Albertus Magnus</span> in Deutschland und sein Zeitgenosse <span class="gesperrt">Roger
-Bacon</span> in England.</p>
-
-<p>Beide Männer gehören dem 13. Jahrhundert an. Es war die
-Zeit des großen Staufenkaisers Friedrichs des Zweiten und seines
-vergeblichen Ringens mit dem Papsttum. In das 13. Jahrhundert
-fallen einerseits die letzten Kreuzzüge und das Umsichgreifen der
-von fanatischen Mönchen geübten Ketzergerichte, während auf der
-anderen Seite Handel und Gewerbe, sowie die Schulen aufzublühen
-begannen. Auch auf dem Gebiete des geistigen Werdens war
-diese Zeit erfüllt von Gegensätzen. Bis gegen das 13. Jahrhundert<span class="pagenum"><a name="Page_p345" id="Page_p345">[Pg p345]</a></span>
-hatte im Mittelalter ausschließlich die Macht der Kirche und ihrer
-Dogmen gegolten. Die philosophischen Schriften des Altertums,
-insbesondere die Logik des <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, hatten Geltung, weil sie
-spitzfindigen, theologischen Streitigkeiten zu dienen vermochten.
-Was indessen die naturwissenschaftlichen Werke des <span class="gesperrt">Aristoteles</span>
-anbetraf, so war fast jede Erinnerung an sie verloren gegangen.
-Auch die Auffassung von der Natur war zu einem Zerrbilde geworden.
-Hatten die älteren Kirchenväter sie zum Teil noch als
-einen Spiegel göttlicher Weisheit angesehen, so hatte später eine
-geradezu verächtliche Vorstellung Platz gegriffen. Die Natur erschien
-dem Menschen des eigentlichen Mittelalters im trüben
-Widerschein einer Teufelslehre, geeignet, ihn mit Sinnenlust zu
-umstricken und von seiner, im Überirdischen ruhenden Bestimmung
-abzulenken.</p>
-
-<p>Man kann sich vorstellen, welchen Eindruck auf ein so geartetes
-Geschlecht das überraschend schnell erfolgende Bekanntwerden
-der naturgeschichtlichen Schriften des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> zu
-Beginn des 13. Jahrhunderts ausüben mußte. In lateinischer, teils
-aus dem Arabischen, teils aus griechischen Originalen geschöpfter
-Übersetzung, verbreiteten sie sich bald über das ganze Abendland.
-Mit den griechischen Originalen war man im Verlauf der späteren
-Kreuzzüge in Konstantinopel und an anderen Orten des Orients
-bekannt geworden<a name="FNanchor_772" id="FNanchor_772" href="#Footnote_772" class="fnanchor">772</a>. Wie ganz anders stellte sich in diesen, die
-Gemüter wie eine neue Offenbarung ergreifenden Werken die Welt
-dar. Sie war hier nicht die Inkarnation des Bösen und die Quelle
-der Verdammnis, sondern »ein wunderbar harmonisches, ineinander
-greifendes Geflecht vernünftiger Zwecke und Mittel«<a name="FNanchor_773" id="FNanchor_773" href="#Footnote_773" class="fnanchor">773</a>, deren Erforschung
-als die würdigste Aufgabe des denkenden Menschen hingestellt
-wurde. Daß die Kirche der geschilderten Bewegung der
-Geister gegenüber nicht gleichgültig blieb, läßt sich denken. So
-verfügte sie z. B. im Jahre 1209 in Paris, daß bei Strafe der
-Exkommunikation weder die naturwissenschaftlichen Schriften des
-<span class="gesperrt">Aristoteles</span>, noch die Kommentare dazu, sei es öffentlich, sei es
-insgeheim, gelesen werden dürften.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p346" id="Page_p346">[Pg p346]</a></span></p>
-
-
-<h3>Albertus Magnus.</h3>
-
-<p>Ein Mann war es vor allem, in welchem die Naturphilosophie
-des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> einen begeisterten Vertreter fand. Das war
-<span class="gesperrt">Albertus Magnus</span>. Das Bild seines Lebens und Wirkens wird
-uns deshalb am besten in den geschilderten Zeitraum zu versetzen
-vermögen.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Albertus Magnus</span>, dessen eigentlicher Name <span class="gesperrt">Albert von
-Bollstätt</span> lautet, wurde zu Beginn des 13. Jahrhunderts in einem
-schwäbischen Städtchen geboren<a name="FNanchor_774" id="FNanchor_774" href="#Footnote_774" class="fnanchor">774</a>. Er empfing seine Vorbildung
-in Padua. Später lehrte er an der Dominikanerschule zu Köln,
-zeitweilig auch an der Universität in Paris, wo sein Orden einige
-Lehrstühle besetzen durfte. In die Zeit seines Kölner Aufenthaltes
-fallen die Ausschachtungsarbeiten zur Fundamentierung des
-Domes. In Paris fand er einen solchen Zulauf, daß kein Gebäude
-die Schar seiner Hörer zu fassen vermochte. An Wissensdrang fehlte
-es im 13. Jahrhundert also nicht, wohl aber an einem würdigen
-Gegenstand zur Befriedigung dieses Dranges. Handelte es sich
-doch nur um Schriftwerke, die durch Übersetzungen bekannt
-wurden. Ihr Inhalt war es, welcher das damalige Wissen ausmachte.
-Jede selbständige Regung wurde durch einen Autoritätsglauben
-niedergehalten, wie ihn kein Zeitalter in solchem Grade
-wieder besessen hat. Verfolgung und Tod trafen denjenigen, der sich
-gegen diesen Autoritätsglauben, der alles mit Blindheit geschlagen
-zu haben schien, auflehnte. Man darf daher auch von <span class="gesperrt">Albertus
-Magnus</span> nicht allzuviel Eigenes erwarten, wenn er auch zu den
-hervorragendsten Gelehrten gehört, die uns in der Geschichte
-des Mittelalters begegnen. Ihm ist es vor allem zu danken, daß
-man auf dem Gebiete der Naturwissenschaften wieder an die
-Schriften des Altertums anknüpfte. Und zwar begann man auf
-den griechischen Texten zu fußen, die zum Teil um diese Zeit
-schon von Konstantinopel aus in das Abendland gelangten, während
-man vorher die arabischen Bearbeitungen in das Lateinische übertragen
-hatte, eine zwiefache Hinüberleitung, durch welche der Inhalt
-entstellt und unrichtig übermittelt worden war.</p>
-
-<p>Was man vor <span class="gesperrt">Albertus Magnus</span> an Kenntnissen über die
-Tier- und Pflanzenwelt besaß, verdiente kaum noch den Namen<span class="pagenum"><a name="Page_p347" id="Page_p347">[Pg p347]</a></span>
-einer Zoologie und Botanik. Einiges Interesse brachte man zwar
-den in der Bibel erwähnten Geschöpfen entgegen, die in dem
-»Physiologus«, einem sehr verbreiteten, in vielen Bearbeitungen
-vorhandenen Buche, behandelt wurden<a name="FNanchor_775" id="FNanchor_775" href="#Footnote_775" class="fnanchor">775</a>. Es enthielt indessen die
-unglaublichsten Fabeln. Trotzdem erfüllte der Physiologus fast
-1000 Jahre die Rolle eines elementaren zoologischen Lehrbuches<a name="FNanchor_776" id="FNanchor_776" href="#Footnote_776" class="fnanchor">776</a>,
-wenn auch nicht eines solchen in unserem Sinne, da er in den Schulen
-in erster Linie zu religiös erbaulichen Zwecken benutzt wurde<a name="FNanchor_777" id="FNanchor_777" href="#Footnote_777" class="fnanchor">777</a>.
-Berücksichtigt sind besonders Säugetiere und Vögel, ferner einige
-Reptilien und Amphibien und nur ein Geschöpf aus der Reihe der
-Gliedertiere, nämlich die Ameise. An Pflanzen kommen der Feigenbaum,
-der Schierling und die Nießwurz in Betracht. Auch einige
-Mineralien werden erwähnt; es sind der Diamant, der Achat, der
-»indische Stein«, welcher die Wassersucht heilen sollte, und die
-feuerbringenden Steine.</p>
-
-<p>Noch dürftiger erscheint dieser Inhalt, wenn man bedenkt,
-daß der Physiologus nicht etwa eine einigermaßen vollständige
-Schilderung der erwähnten Geschöpfe enthält, sondern meist nur
-Hinweise auf Bibelstellen, einzelne Züge aus der Lebensweise, Erzählungen
-und Fabeln. So wird vom Panther erzählt, daß er bunt
-sei, nach der Sättigung drei Tage schlafe, dann mit Gebrüll erwache
-und einen so angenehmen Geruch verbreite, daß alle Tiere
-zu ihm kämen; nur der Drache sei sein Feind. Der Prophet
-<span class="gesperrt">Hosea</span> sage: Ich werde wie ein Löwe sein dem Hause Juda und
-wie ein Panther dem Hause Ephraim usw. An die meisten Tierfabeln
-werden moralische Bemerkungen geknüpft. Von den Affen
-heißt es, man fange sie, indem man sie veranlasse, sich die
-Augen mit Leim zu verschmieren. So jage uns der Teufel mit
-dem Leim der Sünde. Wie der Biber sich die Hoden abbeiße,
-wenn man ihn verfolge, so solle der Mensch seine bösen Leidenschaften
-austilgen usw. Auch bloße Fabelwesen, wie die Sirenen
-und das in der Bibel mehrfach erwähnte Einhorn, bilden einen
-Gegenstand verschiedener Ausgaben des Physiologus. Welch gewaltiger
-Abstand zwischen dem mittelalterlich-kirchlichen Natur<span class="pagenum"><a name="Page_p348" id="Page_p348">[Pg p348]</a></span>wissen
-und demjenigen der Blütezeit des griechischen Geisteslebens
-bestand, braucht nach dieser Probe nicht weiter ausgeführt
-zu werden.</p>
-
-<p>Der älteste Physiologus entstand im 2. Jahrhundert n. Chr.
-in Alexandrien. Auf dieser griechischen Schrift beruhen eine Anzahl
-orientalischer Bearbeitungen der biblischen Zoologie. <span class="gesperrt">Albertus
-Magnus</span> schöpfte aus einem lateinischen Physiologus, der
-auch ins Althochdeutsche und andere nordische Sprachen übersetzt
-wurde. In erster Linie ist aber das zoologische Werk
-<span class="gesperrt">Alberts</span>, das in 26 Bücher zerfällt, eine Wiedergabe der zoologischen
-Schriften des <span class="gesperrt">Aristoteles</span>. Indessen verraten insbesondere
-die letzten Bücher eine größere Selbständigkeit. Auch die
-Naturgeschichte des gleichfalls dem 13. Jahrhundert angehörenden
-<span class="gesperrt">Thomas von Cantimpré</span> hat <span class="gesperrt">Albert</span> benutzt, doch ist
-dasjenige, was er selbst uns bietet, weit durchgearbeiteter. Daß
-sich bei ihm noch die alten anatomischen Unrichtigkeiten des
-<span class="gesperrt">Aristoteles</span> finden, darf nicht wundernehmen. So nennt er
-gleichfalls die Sehnen Nerven und legt ihnen die eigentliche
-bewegende Kraft bei. Er läßt sie aus dem Herzen entspringen,
-während er von den eigentlichen Nerven noch keine Vorstellung
-hat<a name="FNanchor_778" id="FNanchor_778" href="#Footnote_778" class="fnanchor">778</a>.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Albertus Magnus</span> hat eine sehr umfangreiche literarische
-Tätigkeit entfaltet<a name="FNanchor_779" id="FNanchor_779" href="#Footnote_779" class="fnanchor">779</a>. Eine allerdings nur mangelhafte Ausgabe
-seiner sämtlichen Werke rührt von <span class="gesperrt">Jammy</span> her; sie erschien in
-21 Foliobänden im Jahre 1651. Der 2., 5. und 6. Band enthalten
-die naturwissenschaftlichen Schriften. Der 2. Band enthält neben
-einer Wiedergabe der aristotelischen Physik die Grundzüge der
-Himmelskunde und fünf Bücher über die Mineralien. Bemerkenswert
-ist, daß <span class="gesperrt">Albert</span> die Milchstraße für eine Anhäufung kleiner
-Sterne hielt, sowie seine Meinung, das Erscheinen der Kometen
-könne nicht mit den Geschicken einzelner Menschen verknüpft
-sein. Der 5. Band bringt Geographisches, sowie die sieben Bücher
-über die Pflanzen. Hervorgehoben sei eine Äußerung über die
-Antipoden. Nur rohe Unwissenheit, meint <span class="gesperrt">Albertus</span>, könne behaupten,
-daß diejenigen fallen müßten, die uns die Füße zu<span class="pagenum"><a name="Page_p349" id="Page_p349">[Pg p349]</a></span>kehrten.
-Der 6. Band der Gesamtausgabe endlich umfaßt die
-26 zoologischen Bücher.</p>
-
-<p>Das Verdienst <span class="gesperrt">Alberts</span> besteht darin, daß er über alle Dinge,
-über die er aristotelische Schriften kannte, ausführlich schrieb.
-Dabei leiteten ihn einerseits offener Sinn und liebevolle Hingabe
-an die Natur. Andererseits beengte ihn das Streben, die Naturauffassung
-des Altertums mit den Dogmen der katholischen Kirche
-in Einklang zu bringen. Aus dieser Abhängigkeit sich zur Freiheit
-des Denkens durchzuringen, war ihm nicht gegeben. Den
-Vortrag der aristotelischen Lehren wußte <span class="gesperrt">Albertus</span> mit seinen
-eigenen Ansichten in der Weise zu vereinigen, daß er zunächst
-dem <span class="gesperrt">Aristoteles</span> folgt und dann jedesmal hinzufügt, er wolle
-eine Disgression einschalten. Als eine solche ist das ganze zweite
-Buch der Botanik zu betrachten<a name="FNanchor_780" id="FNanchor_780" href="#Footnote_780" class="fnanchor">780</a>. Es beginnt mit den Worten:
-»Das alles &ndash; nämlich den Inhalt des ersten Buches &ndash; haben die
-alten Naturforscher begründet. Doch scheint das etwas verworren
-zu sein. Ich werde daher von neuem beginnen und die allgemeine
-Botanik nach der Ordnung der Natur geben.«</p>
-
-<p>Daß <span class="gesperrt">Albertus</span> auch auf anderen Gebieten nach Selbständigkeit
-strebte<a name="FNanchor_781" id="FNanchor_781" href="#Footnote_781" class="fnanchor">781</a>, bezeugen die Worte, mit denen er die spezielle Botanik
-einleitet. Sie lauten: »Was ich hier schreibe, habe ich teils
-selbst erfahren, teils verdanke ich es Leuten, von denen ich überzeugt
-bin, daß sie nur das vorbringen, was sie selbst erfahren
-haben.« Bei dem Wissen von den Einzelwesen handele es sich
-allein um Erfahrung, da hier Vernunftschlüsse nicht möglich seien.
-Trotzdem finden sich, besonders bei der Beschreibung der Tiere,
-dem Geist der Zeit entsprechend, manche alten Fabeln wieder.</p>
-
-<p>Sein Werk über die Pflanzen schrieb <span class="gesperrt">Albert</span> in Anlehnung
-an eine Schrift<a name="FNanchor_782" id="FNanchor_782" href="#Footnote_782" class="fnanchor">782</a>, die damals für aristotelisch gehalten wurde.
-Es umfaßt sieben umfangreiche Bücher und gehört zu den bedeutendsten
-älteren Werken botanischen Inhalts. Von <span class="gesperrt">Aristoteles</span>,
-dem Begründer der Botanik, bis auf die Zeit <span class="gesperrt">Alberts
-des Großen</span> war diese Wissenschaft immer tiefer gesunken;
-mit <span class="gesperrt">Albert</span> erstand sie »wie der Phönix aus seiner Asche«<a name="FNanchor_783" id="FNanchor_783" href="#Footnote_783" class="fnanchor">783</a>.<span class="pagenum"><a name="Page_p350" id="Page_p350">[Pg p350]</a></span>
-Zuerst befaßt sich <span class="gesperrt">Albert</span> mit den Grundzügen der allgemeinen
-Botanik. Insbesondere beschäftigt er sich mit der Frage, ob
-die Pflanze beseelt ist. Sie ist es, führt er aus, gleich jedem
-Körper, der sich aus eigener Kraft bewegt. Ohne jene Bewegung
-sei kein Wachstum, keine Ernährung und keine Fortpflanzung
-möglich. Auf diese Funktionen beschränke sich indes
-die Tätigkeit der Pflanzenseele. Diesem geringen Umfang ihrer
-Tätigkeit entspreche auch die geringe äußere Verschiedenheit der
-Pflanzenteile, sowie das Vermögen der Pflanze, aus jedem ihrer
-Teile wie aus dem Samen neues zu erzeugen.</p>
-
-<p>Bemerkenswert sind auch die Äußerungen <span class="gesperrt">Alberts</span> über den
-Schlaf der Pflanzen. Wenn die Pflanze während des Winters infolge
-der Kälte zusammengezogen und ihr Saft und ihre Wärme
-nach innen zurückgedrängt seien, so schlafe sie. Daß einige
-Pflanzen ihre Blüten abends zusammenlegen und bei Tagesanbruch
-wieder öffnen, wird auch als Schlaf gedeutet.</p>
-
-<p>Bezüglich der Sexualität räumt <span class="gesperrt">Albert</span> den Pflanzen nur
-eine sehr entfernte Ähnlichkeit mit den Tieren ein. Das Wachstum
-der Pflanzen, so meint er im Hinblick auf die Eiche, die Zeder
-und andere Bäume, scheine wie das der Mineralien an kein bestimmtes
-Maß gebunden zu sein. Das Fehlen der Sinnes- und
-der Bewegungsorgane, durch die sich das höhere tierische Leben
-bekunde, sei der Grund, weshalb die Wurzel, als Mund der
-Pflanze, in die Erde gesenkt sei. Ströme die Nahrung nicht von
-selbst herbei, umgäbe sie die Wurzel nicht unablässig, so könne
-die Pflanze gar keine Nahrung zu sich nehmen. Würde ferner
-die geringe Eigenwärme der Pflanze nicht von außen durch die
-Sonnenwärme unterstützt, so würde jene allein nicht hinreichen,
-den eingesogenen Nahrungsstoff zu verdauen und zum Wachstum
-und zur Fortpflanzung geeignet zu machen.</p>
-
-<p>Da also die Pflanze ihre Nahrung auf weit einfachere Weise
-zu sich nimmt und in sich verteilt wie das Tier, so hat sie nach
-<span class="gesperrt">Albert</span> weder Adern, noch einen Magen, sondern nur Poren, wie
-sie auch das Tier unsichtbar auf seiner ganzen Oberfläche besitze.
-<span class="gesperrt">Alberts</span> Kenntnisse in der speziellen Botanik, die er im 6. Buche
-bekundet, sind nicht gering. Doch teilt er mit vielen Schriftstellern
-des Altertums den Glauben an eine Umwandlung der Pflanzen. So
-sollen sich infolge des Alterns oder infolge mehr oder weniger guter
-Nahrung die Getreidearten ineinander umwandeln können. Auch entständen
-durch die Fäulnis einer Pflanze andere Arten. So überziehe
-sich ein kränkelnder Baum mit Parasiten, namentlich mit Misteln.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p351" id="Page_p351">[Pg p351]</a></span></p>
-
-<p><span class="gesperrt">Alberts</span> Darstellung der allgemeinen Botanik ist der erste
-Versuch einer solchen. Denn was er in der Schrift des <span class="gesperrt">Nikolaos</span>
-vorfand, hat sein Unternehmen eher ungünstig beeinflußt als gefördert.
-Es verstrichen Jahrhunderte, bevor ein zweites, dem
-seinigen vergleichbares Werk erschien. »Die Fehler des letzteren
-verschuldete sein Zeitalter, die Vorzüge gehören ihm allein an«<a name="FNanchor_784" id="FNanchor_784" href="#Footnote_784" class="fnanchor">784</a>.
-In seiner speziellen Botanik handelt <span class="gesperrt">Albert</span> von den Bäumen und
-Sträuchern, den Stauden und Kräutern. Die Anordnung ist die
-alphabetische. Die Schärfe der Beobachtungen ist anzuerkennen.
-Beschreibungen von einer Genauigkeit, wie sie uns im Altertum
-nicht begegnet, widmete er z. B. der Esche und der Erle, dem
-Mohn, dem Borretsch und der Rose.</p>
-
-<p>Seit <span class="gesperrt">Albertus Magnus</span> war man auch bestrebt, die von den
-Alten beschriebenen Pflanzen wieder aufzufinden. Dies Bemühen
-war jedoch nur von geringem Erfolg, da einmal die vorhandenen
-Beschreibungen meist nicht hinlänglich genau waren, um danach
-die Arten feststellen zu können, und da man ferner, ohne Berücksichtigung
-der geographischen Verbreitung, die Pflanzen Griechenlands
-und Kleinasiens in Mitteleuropa suchte. Immerhin war es
-ein großer Fortschritt, daß man sich mit den Naturkörpern wieder
-unmittelbar zu beschäftigen begann. Die Wiederbelebung der beschreibenden
-Naturwissenschaften war in erster Linie die Folge
-eines solchen Bemühens. Dieses führte weiterhin zur Anlegung von
-botanischen Gärten und zur Herausgabe von Kräuterbüchern, den
-ersten botanischen Dingen, die uns an der Schwelle der neueren
-Zeit begegnen.</p>
-
-<p>Von <span class="gesperrt">Albert dem Großen</span> bis zur zweiten Hälfte des
-15. Jahrhunderts waren die Fortschritte auf dem Gebiete der
-Botanik im übrigen nur gering<a name="FNanchor_785" id="FNanchor_785" href="#Footnote_785" class="fnanchor">785</a>. Manche Nachricht über neue
-Pflanzen gelangte aus den durch die Kreuzzüge dem Abendlande
-erschlossenen Ländern nach Europa, jedoch ohne daß dadurch
-die wissenschaftliche Einsicht wesentlich gefördert worden wäre.
-Auch durch die Reisen <span class="gesperrt">Marco Polos</span> in Ostasien erfuhr die
-spezielle Pflanzenkenntnis eine nicht unbeträchtliche Erweiterung,
-wenn es sich naturgemäß in den Mitteilungen dieses Mannes auch<span class="pagenum"><a name="Page_p352" id="Page_p352">[Pg p352]</a></span>
-in erster Linie um solche Pflanzen handelte, die für den Handel
-in Betracht kamen.</p>
-
-<p>Wie die botanischen, so enthalten auch die zoologischen Schriften
-des <span class="gesperrt">Albertus</span> zahlreiche Angaben über eigene Beobachtungen.
-Insbesondere gilt dies von der deutschen Tierwelt. Es finden sich
-z. B. recht gute Schilderungen des Maulwurfs, der Spitzmaus, des
-Eichhörnchens und des Igels. <span class="gesperrt">Albert</span> führt fast alle deutschen
-Nager auf und zeichnet das Treiben des Eichhörnchens ganz musterhaft.
-Sehr zutreffend beschreibt er auch das Gebiß der Nagetiere.
-Erwähnung findet auch der Eisbär. Vom Walroß wird erzählt, daß
-es lange Eckzähne besitze, und daß man seine Haut zu Riemen
-zerschneide, die in Deutschland in den Handel kämen. Ferner
-wird der Grönlandwal beschrieben und sein Fang geschildert. Die
-Robben und die Delphine bezeichnet <span class="gesperrt">Albert</span> als »Säugetiere mit
-festen Knochen, lebenden Jungen und einer Luftröhre«. Er fügt
-hinzu: »Die Angaben der Alten übergehe ich, denn sie stimmen
-mit denen erfahrener Leute nicht überein.« Über die Gliedertiere
-macht <span class="gesperrt">Albertus</span> sogar die Angabe, daß sich beim Krebs
-und Skorpion ein dem Rückenmark entsprechender Strang findet,
-der auf der Bauchseite durch den Körper läuft. Das Treiben
-des Ameisenlöwen schildert er mit folgenden Worten: »Der
-Ameisenlöwe ist nicht vorher eine Ameise, wie viele sagen.
-Denn ich habe oft beobachtet und habe es häufig Freunden gezeigt,
-daß dieses Tier Zeckengestalt hat. Es versteckt sich im
-Sande und gräbt darin eine halbkugelförmige Höhle, in deren Pol
-sein Mund ist. Läuft nun eine Ameise futtersuchend darüber, so
-fängt und frißt er sie. Dem haben wir oft zugesehen«<a name="FNanchor_786" id="FNanchor_786" href="#Footnote_786" class="fnanchor">786</a>.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Albertus Magnus</span> war auch einer der ersten, der sich in
-Deutschland auf dem Gebiete der Chemie schriftstellerisch betätigte,
-ohne sich jedoch über die Araber zu erheben. Daß unedle
-Metalle sich in edle verwandeln lassen, war für ihn eine
-ausgemachte Sache. Dies geht aus dem von ihm verfaßten Werk
-»<span lang="la" xml:lang="la">De rebus metallicis et mineralibus</span>« mit Bestimmtheit hervor.
-<span class="gesperrt">Albertus</span> glaubte auch an die Darstellbarkeit eines Elixiers, das<span class="pagenum"><a name="Page_p353" id="Page_p353">[Pg p353]</a></span>
-imstande sei, allen Metallen die schönste Goldfarbe zu verleihen.
-Er warnte zwar vor scheinbaren Umwandlungen, indessen wurden
-durch das hohe Ansehen, das er genoß, die alchemistischen Bestrebungen
-gefördert<a name="FNanchor_787" id="FNanchor_787" href="#Footnote_787" class="fnanchor">787</a>.</p>
-
-<p>Auszüge aus dem Werke »<span lang="la" xml:lang="la">De rebus metallicis et mineralibus</span>«
-sind durch <span class="gesperrt">Kopp</span> bekannt geworden<a name="FNanchor_788" id="FNanchor_788" href="#Footnote_788" class="fnanchor">788</a>. Aus ihnen geht hervor,
-daß es sich bei <span class="gesperrt">Albertus Magnus</span> zum Teil um rein aristotelische,
-zum Teil um arabische Meinungen und Anschauungen
-handelt. Er nimmt an, daß die Metalle wie alles aus den vier
-Elementen zusammengesetzt sind. Bestehen sie auch zunächst aus
-Schwefel und Quecksilber, so ist ersterer doch wieder aus Luft
-und Feuer, das Quecksilber dagegen aus Wasser und Erde entstanden.</p>
-
-
-<h3>Roger Bacon.</h3>
-
-<p>Ein fast noch höheres Interesse als der »<span lang="la" xml:lang="la">Doctor universalis</span>«,
-wie man <span class="gesperrt">Albertus Magnus</span> nannte, beansprucht <span class="gesperrt">Roger Bacon</span>,
-der »Doctor mirabilis«. Seine Schriften umfassen nicht nur die
-Naturbeschreibung, die Chemie und die Physik, sondern alle
-Wissenszweige, insbesondere auch die Philosophie und die Theologie.
-Der englische Franziskanermönch <span class="gesperrt">Roger Bacon</span> ist ferner
-einer der ersten in der Reihe der Märtyrer, welche die Geschichte
-seit der Zeit des Wiederauflebens der Wissenschaften
-aufzuweisen hat.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Roger Bacon</span> wurde im Jahre 1214 geboren<a name="FNanchor_789" id="FNanchor_789" href="#Footnote_789" class="fnanchor">789</a>. Er studierte
-in Paris und dann in Oxford, wo er später ein Lehramt bekleidete.
-Von großem Einfluß auf die Entwicklung <span class="gesperrt">Bacons</span> war <span class="gesperrt">Petrus
-Peregrinus</span>, der in Paris lehrte und als Experimentator gerühmt
-wurde. <span class="gesperrt">Bacon</span> sagt von ihm, was dunkel sei, ziehe <span class="gesperrt">Peregrinus</span>
-als Meister des Experiments ans Tageslicht<a name="FNanchor_790" id="FNanchor_790" href="#Footnote_790" class="fnanchor">790</a>. Auch daß dieser
-für seine Zeit seltene Mann keine Wortgefechte liebte, sondern
-Beweise und Tatsachen verlangte, war für <span class="gesperrt">Peregrinus</span> charakteristisch
-und für <span class="gesperrt">Bacon</span>, der das Wort »<span lang="la" xml:lang="la">Scientia experimentalis</span>«<span class="pagenum"><a name="Page_p354" id="Page_p354">[Pg p354]</a></span>
-prägte, von bestimmendem Einfluß<a name="FNanchor_791" id="FNanchor_791" href="#Footnote_791" class="fnanchor">791</a>. Schon <span class="gesperrt">Gerbert</span><a name="FNanchor_792" id="FNanchor_792" href="#Footnote_792" class="fnanchor">792</a> hatte
-übrigens die Beschäftigung mit der Natur als Gegengewicht
-gegen die scholastischen Streitereien empfohlen. <span class="gesperrt">Bacon</span> tat dasselbe,
-indes mit größerem Nachdruck<a name="FNanchor_793" id="FNanchor_793" href="#Footnote_793" class="fnanchor">793</a>. Als Quellen für seine
-Naturlehre benutzte <span class="gesperrt">Bacon</span> die Griechen (<span class="gesperrt">Aristoteles</span>, <span class="gesperrt">Euklid</span>,
-<span class="gesperrt">Ptolemäos</span>), die Römer (<span class="gesperrt">Plinius</span>, <span class="gesperrt">Boëthius</span>, <span class="gesperrt">Cassiodor</span>) und
-die Araber. Unter den letzteren sind vor allem <span class="gesperrt">Avicenna</span> (<span class="gesperrt">Ibn
-Sina</span>) und <span class="gesperrt">Al Farabi</span> zu nennen. Das Werk des letzteren, das
-eine Art Enzyklopädie darstellt, hatte <span class="gesperrt">Gerhard von Cremona</span>
-unter dem Titel »<span lang="la" xml:lang="la">Liber de scientiis</span>« ins Lateinische übersetzt.
-<span class="gesperrt">Bacon</span> besaß nicht nur die umfassende Gelehrsamkeit eines <span class="gesperrt">Albertus
-Magnus</span>, sondern er zeichnete sich vor diesem durch
-größere Klarheit und Freiheit des Denkens aus. In seiner Schrift
-über die Nichtigkeit der Magie<a name="FNanchor_794" id="FNanchor_794" href="#Footnote_794" class="fnanchor">794</a> bekämpfte <span class="gesperrt">Bacon</span> den Glauben
-an die Zauberei. Den Anhängern dieses Glaubens verdankte er
-selbst gegen das Ende seines Lebens eine zehnjährige Kerkerhaft.
-Sehr wahrscheinlich hat jedoch die Anklage auf Zauberei seinem
-Orden nur als Vorwand gedient, um ihn daran zu hindern, daß
-er fortfuhr, gegen die kirchlichen Mißstände zu eifern. Besaß
-doch <span class="gesperrt">Bacon</span> die Kühnheit, auf eine Reformation der Kirche an
-Haupt und Gliedern, sowie auf eine kritische Behandlung der
-heiligen Schrift auf Grund der Urtexte zu dringen.</p>
-
-<p>Daß die Menschen in früheren Jahrhunderten nicht viel anders
-gewesen sind als heute, lassen folgende Stellen aus <span class="gesperrt">Bacons</span>
-»<span lang="la" xml:lang="la">Compendium studii theologiae</span>« erkennen: »Das Haupthindernis
-für das Studium der Weisheit ist die unermeßliche Verderbnis,
-die in allen Ständen herrscht. Der ganze Klerus ist dem Hochmut,
-der Unzucht und der Habsucht ergeben. Wo Kleriker zusammenkommen,
-geben sie dem Laien Ärgernis. Die Fürsten und
-Herren drücken und plündern sich gegenseitig und richten das<span class="pagenum"><a name="Page_p355" id="Page_p355">[Pg p355]</a></span>
-ihnen untertänige Volk durch Krieg und Steuern zugrunde. In
-den Königreichen geht man nur auf Vergrößerung aus. Man
-kümmert sich nicht darum, ob etwas mit Recht oder mit Unrecht
-erreicht wird, wenn man nur seinen Plan durchsetzt. Die oberen
-Stände dienen nur dem Bauch und den fleischlichen Lüsten. Das
-Volk wird durch dies schlechte Beispiel aufgereizt und zu Haß
-und Treubruch veranlaßt, oder es wird durch das schlechte Beispiel
-der Großen verdorben. Unzucht und Genußsucht sind
-schlimmer, als man es schildern kann. Bei den Kaufleuten
-herrschen List, Betrug, maßlose Falschheit usw.« So sieht <span class="gesperrt">Bacons</span>
-Sittengemälde aus dem 14. Jahrhundert aus.</p>
-
-<p>Was <span class="gesperrt">Bacon</span> anstrebte, war eine freiere Gestaltung des religiösen
-Lebens. Und zwar geschah dies fast zur selben Zeit, als
-die Albigenser Südfrankreichs ihren Abfall von der Kirche schwer
-büßen mußten. Wenn <span class="gesperrt">Bacons</span> Mahnung auch verhallte und nicht
-imstande war, einen Sturm zu entfesseln, wie ihn z. B. das Auftreten
-eines <span class="gesperrt">Huß</span> zur Folge hatte, so verdient <span class="gesperrt">Bacon</span> doch unter
-den Vorboten der Reformationsbewegung genannt zu werden. Daß
-er sich der Autorität des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> nicht unbedingt unterwarf,
-war für die damalige Zeit ein nicht geringeres Verbrechen.</p>
-
-<p>Andererseits vermag auch <span class="gesperrt">Bacon</span> es nicht, sich gänzlich von
-den Fesseln der griechischen Philosophie und der mittelalterlichen
-Theologie zu befreien. So hält er mit <span class="gesperrt">Aristoteles</span> an dem Glauben
-fest, daß die Welt räumlich begrenzt sei. Er sucht auch dialektisch
-zu beweisen, daß es nicht mehrere Welten oder gar eine
-unendliche Welt geben könne. Erst viel später, bei <span class="gesperrt">Giordano
-Bruno</span>, tritt uns der Begriff des unendlichen Alls entgegen. Wie
-<span class="gesperrt">Aristoteles</span>, so weist auch <span class="gesperrt">Bacon</span> mit dialektischen Gründen die
-Lehre vom Vakuum zurück, das die von <span class="gesperrt">Aristoteles</span> bekämpften
-Anhänger der Atomenlehre als notwendige Voraussetzung für die
-Bewegung der Atome angenommen hatten<a name="FNanchor_795" id="FNanchor_795" href="#Footnote_795" class="fnanchor">795</a>. Als Herrin der
-Wissenschaften gilt <span class="gesperrt">Bacon</span> nicht die Philosophie, sondern die
-Theologie. Wenn ein Wissen, meint er, der heiligen Schrift widerspricht,
-so ist es irrig<a name="FNanchor_796" id="FNanchor_796" href="#Footnote_796" class="fnanchor">796</a>. Innerhalb dieser Beschränkung verlangt
-er eine Erneuerung der Wissenschaften und eine Begründung der
-Naturwissenschaften auf Beobachtung und Versuch. Manches, was
-später, im 16. Jahrhundert, sein Namensvetter <span class="gesperrt">Francis Bacon</span><span class="pagenum"><a name="Page_p356" id="Page_p356">[Pg p356]</a></span>
-gesagt hat, klingt an die schon von <span class="gesperrt">Roger Bacon</span> ausgesprochenen
-Mahnungen und Forderungen an. »Diejenigen, die in den Wissenschaften
-neue Bahnen einschlugen«, sagt <span class="gesperrt">Roger Bacon</span><a name="FNanchor_797" id="FNanchor_797" href="#Footnote_797" class="fnanchor">797</a>, »hatten
-alle Zeit mit Widerspruch und Hindernissen zu kämpfen. Doch
-erstarkte die Wahrheit und wird erstarken bis zu den Tagen des
-Antichrist.« Für die Wissenschaft gibt es nach <span class="gesperrt">Bacon</span> drei Wege,
-die Erfahrung, das Experiment und den Beweis. Insbesondere
-wird die Mathematik gepriesen, aber auch der Sprache, als dem
-formalen Ausdruck des Denkens, wird die größte Bedeutung beigelegt.
-So heißt es bei ihm: »Wir müssen bedenken, daß Worte
-den größten Eindruck ausüben. Fast alle Wunder sind durch das
-Wort vollbracht worden. In den Worten äußert sich die höchste
-Begeisterung. Deshalb haben Worte, welche tief gedacht, lebhaft
-empfunden, gut berechnet und mit Nachdruck gesprochen werden,
-eine bedeutende Gewalt.«</p>
-
-<p>Selbst wenn man annimmt, daß <span class="gesperrt">Bacons</span> Wissen vollständig
-auf den alten Schriftstellern und den Arabern beruhe, muß man
-doch zugeben<a name="FNanchor_798" id="FNanchor_798" href="#Footnote_798" class="fnanchor">798</a>, daß er kein bloßer Kompilator war, sondern das
-Vorhandene zu prüfen, sich anzueignen und selbständig wiederzugeben
-verstand. Sein Hauptverdienst bleibt aber, daß er zu den
-ersten Männern zählt, die auf den Weg des eigenen Forschens
-im Gegensatz zum Autoritätsglauben, hingewiesen haben, wenn es
-ihm selbst auch noch an Mitteln gebrach, diesen Weg unbeirrt zu
-verfolgen. Aus diesem Mangel an Befriedigung eines vorhandenen
-Dranges entspringt eine gewisse Sehnsucht, die sich darin ausspricht,
-daß <span class="gesperrt">Bacons</span> Schriften mit häufigen Ausblicken auf eine
-größere Herrschaft des Menschen über die Natur erfüllt sind<a name="FNanchor_799" id="FNanchor_799" href="#Footnote_799" class="fnanchor">799</a>.
-Dieser Grundzug seines Wesens wird uns im 17. Jahrhundert bei
-seinem Namensvetter <span class="gesperrt">Franz Bacon</span> wieder begegnen. Und es
-erscheint nicht ausgeschlossen, daß letzterer <span class="gesperrt">Roger</span> mehr zu verdanken
-hat, als er durchblicken läßt<a name="FNanchor_800" id="FNanchor_800" href="#Footnote_800" class="fnanchor">800</a>. Man kann dies als wahrscheinlich
-annehmen, ohne damit den späteren <span class="gesperrt">Bacon</span> etwa des
-Plagiats bezichtigen zu wollen.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p357" id="Page_p357">[Pg p357]</a></span></p>
-
-<p><span class="gesperrt">Bacons</span> Hauptwerk führt den Titel »<span lang="la" xml:lang="la">Opus majus</span>«. Es wurde
-1267 vollendet und von <span class="gesperrt">Bacon</span> dem Papste<a name="FNanchor_801" id="FNanchor_801" href="#Footnote_801" class="fnanchor">801</a> gewidmet<a name="FNanchor_802" id="FNanchor_802" href="#Footnote_802" class="fnanchor">802</a>. Im
-ersten Teil des <span lang="la" xml:lang="la">Opus majus</span> spricht <span class="gesperrt">Bacon</span> von den Hauptursachen
-der herrschenden Unwissenheit. Als solche gelten ihm die Eitelkeit
-und der Autoritätsglaube, die althergebrachten Vorurteile und
-die zahlreichen unrichtigen und unzulänglichen Begriffe. Der zweite
-Abschnitt bietet einen Überblick über die Fundamente, welche die
-Griechen und die Araber geschaffen. Im Mittelpunkte dieser Darstellung
-steht selbstverständlich <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, von dem in freimütiger
-Kritik gezeigt wird, daß seine Schriften weder erschöpfend
-noch frei von Fehlern seien. Um die bisherigen Leistungen
-würdigen zu können, fordert <span class="gesperrt">Bacon</span> im dritten Abschnitt das
-Studium der Urtexte an Stelle des bis dahin üblichen Lesens
-lateinischer und arabischer Übersetzungen. Vor allem stellt er
-diese Forderung in bezug auf die Bibel und die Schriften des
-<span class="gesperrt">Aristoteles</span> auf. Der vierte Abschnitt handelt von der Mathematik,
-einschließlich der Astronomie und ihrer Anwendungen.
-<span class="gesperrt">Bacon</span> erkannte die Fehlerhaftigkeit des julianischen Kalenders
-und machte dem Oberhaupt der Kirche Verbesserungsvorschläge.
-Der julianische Kalender, so führt er aus, rechne das Jahr zu
-365<sup>1</sup>/<sub>4</sub> Tagen. Es sei aber erwiesen, daß es kürzer sei und in
-130 Jahren ein Tag zuviel gerechnet werde.</p>
-
-<p>Der nächste Abschnitt, der sich auf <span class="gesperrt">Alhazen</span> stützt, handelt
-von der Optik. Die Reflexionen durch parabolische Spiegel, sowie
-die Anatomie und Physiologie des Auges sind so klar und
-treffend dargestellt, daß diese Abschnitte besonders den fortgeschrittenen
-Standpunkt <span class="gesperrt">Bacons</span> erkennen lassen. Den eigentlichen
-Vorgang des Sehens verlegt er in das Gehirn, mit der Begrün<span class="pagenum"><a name="Page_p358" id="Page_p358">[Pg p358]</a></span>dung,
-daß sich nur so die Vereinigung der in den beiden Augen
-entstehenden Sinneseindrücke zu einer einzigen Wahrnehmung erklären
-lasse<a name="FNanchor_803" id="FNanchor_803" href="#Footnote_803" class="fnanchor">803</a>.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Bacons</span> optische Kenntnisse gingen über diejenigen <span class="gesperrt">Alhazens</span>
-hinaus. So ist <span class="gesperrt">Bacon</span> die sphärische Aberration bekannt,
-d. h. die Tatsache, daß Strahlen, die parallel der Achse einfallen,
-sich nur dann in einem Punkte schneiden, wenn sie den
-Spiegel in gleichem Abstände vom optischen Mittelpunkte treffen.
-Auch mit der Brennkugel<a name="FNanchor_804" id="FNanchor_804" href="#Footnote_804" class="fnanchor">804</a> und den Konvexspiegeln befaßt er
-sich in Anlehnung an <span class="gesperrt">Alhazen</span>. Ferner untersucht <span class="gesperrt">Bacon</span>, ob
-der Brennpunkt eines Hohlspiegels im Kugelmittelpunkte oder im
-Halbierungspunkte des Radius liegt. Er entscheidet sich für das
-letztere, also für die richtige Ansicht, und bemerkt ganz zutreffend,
-eigentlich könne nicht von einem Punkte der Strahlenvereinigung
-die Rede sein, sondern nur von einer kleinen Stelle. Damit ist
-schon das Wesen der Katakaustik angedeutet<a name="FNanchor_805" id="FNanchor_805" href="#Footnote_805" class="fnanchor">805</a>.</p>
-
-<p>Von der Fata morgana heißt es, sie werde von manchen für
-eine teuflische Gaukelei gehalten, während sie aus natürlichen Ursachen
-zu erklären sei. <span class="gesperrt">Bacon</span> beschreibt ferner die Instrumente
-zur Bestimmung des Durchmessers von Mond und Sonne. Die
-Größe der Erde stehe zur Größe des Himmels und der übrigen
-Gestirne in gar keinem Verhältnis. So sei die Sonne 170 mal so
-groß wie die Erde. Auch die Milchstraße bestehe aus vielen,
-zusammengedrängten Sternen, deren Licht sich mit dem der Sonne
-mische. Ebbe und Flut sollen dadurch zustande kommen, daß die
-Mondstrahlen beim senkrechten Auffallen die Dünste aufsaugen,
-auf deren Anwesenheit auch das Funkeln der Sterne zurückgeführt
-wird. Die Erscheinung, daß eine Flutwelle auch auf der dem
-Monde entgegengesetzten Seite der Erde entsteht, erklärt <span class="gesperrt">Bacon</span>
-auf folgende Weise. Er nimmt an, die Fixsternsphäre sei fest;
-daher werfe sie die Strahlen des Mondes zurück. Diese reflektierten
-Strahlen treffen dann die dem Monde entgegengesetzte
-Seite der Erde und rufen dort dieselbe Erscheinung hervor, die
-sie beim direkten Einfallen erzeugen. Nach dieser Vorstellung
-sind der Fixsternhimmel und somit die Welt räumlich begrenzt.<span class="pagenum"><a name="Page_p359" id="Page_p359">[Pg p359]</a></span>
-Hatte doch auch <span class="gesperrt">Aristoteles</span> angenommen, daß die Fixsterne
-ihr Licht von der Sonne erhalten. Der Gedanke von der Unendlichkeit
-des Weltalls und der Vielzahl der Sonnen- und Weltsysteme
-konnte erst nach der Begründung des Kopernikanischen
-Systems aufkommen.</p>
-
-<p>Der Regenbogen wird von <span class="gesperrt">Bacon</span> in Anlehnung an <span class="gesperrt">Aristoteles</span>
-und <span class="gesperrt">Avicenna</span> zu erklären gesucht. Daß der Regenbogen
-verschwindet, sobald die Sonne sich 42° über den Horizont erhebt,
-ist <span class="gesperrt">Bacon</span> bekannt. Für das runde Sonnenbildchen, das
-entsteht, wenn die Sonne durch unregelmäßige Öffnungen in dunkle
-Räume scheint, kann er keine Erklärung finden. Das Licht erfordert
-nach seiner Meinung Zeit und besteht nicht in einer Absonderung
-von Teilchen, da sonst die leuchtenden Substanzen wie
-der Moschus sich verflüchtigen müßten. Zur Erläuterung der Art,
-wie das Licht sich fortpflanzt, führt <span class="gesperrt">Bacon</span> folgenden, schon <span class="gesperrt">Alhazen</span>
-bekannten Versuch an. Werden drei Lichter vor die enge
-Öffnung eines Schirmes gestellt, so kreuzen sich die Strahlen in
-dieser Öffnung. <span class="gesperrt">Bacon</span> betrachtete dies als einen Beweis dafür,
-daß sich die Spezies, d. h. dasjenige, worin er die Natur des Lichtes
-erblickte, nicht vermischen. Wir würden dafür heute sagen, daß
-die Lichtstrahlen, ohne sich gegenseitig zu stören, durch einen
-Punkt hindurchgehen.</p>
-
-<p>Der sechste Abschnitt ist der Wissenschaft vom Experiment
-gewidmet. Er beginnt mit den Worten: »Ohne eigene Erfahrung
-(Versuche) ist keine tiefere Erkenntnis möglich«<a name="FNanchor_806" id="FNanchor_806" href="#Footnote_806" class="fnanchor">806</a>. Das Experiment
-wird hier schon als das wichtigste Mittel hingestellt, die
-Theorie zu stützen und sie zu neuen Folgerungen zu führen. Den
-Schluß des Werkes (7. Teil) bilden Betrachtungen über die Aufgabe
-der Wissenschaft, die Menschheit nicht nur zur Erkenntnis,
-sondern auch zu höheren sittlichen Zielen zu leiten. Von besonderem
-Interesse ist die Stellung, die <span class="gesperrt">Bacon</span> der Mathematik gegenüber
-einnimmt. Er nennt sie das Tor und den Schlüssel der übrigen
-Wissenschaften. Die mathematischen Grundwahrheiten sind seiner
-Meinung nach dem Menschen eingeboren. Nur durch die Mathematik
-können wir zur vollen Wahrheit gelangen<a name="FNanchor_807" id="FNanchor_807" href="#Footnote_807" class="fnanchor">807</a>. In den übrigen
-Wissenschaften herrscht umso weniger Irrtum und Zweifel, je
-mehr wir sie auf die Mathematik zu gründen verstehen<a name="FNanchor_808" id="FNanchor_808" href="#Footnote_808" class="fnanchor">808</a>.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p360" id="Page_p360">[Pg p360]</a></span></p>
-
-<p><span class="gesperrt">Bacons</span> Schriften sind von phantastischen Ausblicken in die
-Zukunft erfüllt. So schreibt er: »Es können Wasserfahrzeuge gemacht
-werden, welche rudern ohne Menschen, so daß sie, während
-ein einziger Mensch sie regiert, mit einer größeren Schnelligkeit
-dahinfahren, als wenn sie voll schiffbewegender Leute wären.
-Auch können Wagen gebaut werden, die ohne Tiere mit einem
-unermeßlichen Ungestüm in Bewegung gesetzt werden«<a name="FNanchor_809" id="FNanchor_809" href="#Footnote_809" class="fnanchor">809</a>. Wie
-<span class="gesperrt">Bacon</span> sich indessen die Ausführung dieser Gedanken dachte, gibt
-er nicht an. Es würde daher verfehlt sein, wollte man solchen Aussprüchen,
-wie es wohl geschehen ist, eine weitergehende Bedeutung
-beimessen.</p>
-
-<p>Ferner finden sich Bemerkungen, auf Grund deren man <span class="gesperrt">Bacon</span>
-die Priorität hinsichtlich der Erfindung des Fernrohres zugeschrieben
-hat. Da aber nicht erwiesen ist, daß Versuche oder auch nur eine
-klare Einsicht in die Grundzüge der Konstruktion vorlagen, so
-sind solche Ansprüche, die von englischer Seite herrühren, zurückzuweisen,
-ohne daß hierdurch die Bedeutung des eigenartigen
-Mannes eine Schmälerung erlitte. <span class="gesperrt">Bacon</span> konnte in Wirklichkeit
-nicht einmal mit dem Gebrauch der Brillen bekannt sein. Diese
-kamen wahrscheinlich erst um 1280 auf<a name="FNanchor_810" id="FNanchor_810" href="#Footnote_810" class="fnanchor">810</a>. Wohl die erste handschriftliche
-Erwähnung findet sich in einem Briefe vom Jahre 1299.
-Jemand sagt dort, daß er ohne Brille, die vor kurzem zum Besten
-alter Leute mit geschwächtem Sehvermögen erfunden sei, weder
-lesen noch schreiben könne.</p>
-
-<p>Gleich allen seinen Zeitgenossen, war <span class="gesperrt">Bacon</span> in dem Glauben
-an die Möglichkeit der Metallveredelung befangen, wie er auch
-von dem Gedanken durchdrungen war, daß die Gestirne einen
-Einfluß auf die Erde und das Schicksal der Menschen ausüben.</p>
-
-<p>Die astrologischen Lehren, zu denen das 13. Jahrhundert im
-Anschluß an das Altertum und an das frühe Mittelalter gelangt
-war, finden sich daher bei <span class="gesperrt">Bacon</span> in großer Ausführlichkeit entwickelt.
-Die Astrologie hatte damals ihren Höhepunkt erreicht.<span class="pagenum"><a name="Page_p361" id="Page_p361">[Pg p361]</a></span>
-Später büßte sie an überzeugender Kraft ein, bis sie im 17. Jahrhundert
-aus der gelehrten Bildung ganz verschwand. Man muß
-sich eigentlich wundern, daß sich bei einem im übrigen so hervorragenden
-Geist wie <span class="gesperrt">Bacon</span> keine Zweifel regten. Da die astrologischen
-Lehren besonders geeignet sind, den Geist des Mittelalters
-zu kennzeichnen, soll noch einiges daraus in der ihnen von
-<span class="gesperrt">Bacon</span> gegebenen Fassung Platz finden.</p>
-
-<p>Die Astrologen teilten den Himmel in zwölf »Häuser«. Jeder
-Planet (Mond und Sonne eingerechnet) hat ein »Haus«, in dem
-er erschaffen ist. Der Löwe ist das Haus der Sonne, der Krebs
-das des Mondes, die Jungfrau dasjenige des Merkur usw. Jedem
-der fünf Planeten ist außerdem noch eins der fünf übrigen Häuser
-zugeteilt. Jupiter und Venus sind Glückssterne, Mars und Saturn
-Unglückssterne.</p>
-
-<p>Von großem Einfluß sind die Konjunktionen der Planeten,
-d. h. ihr Zusammentreffen in einem und demselben Hause. Solche
-Konjunktionen zeigen Thronwechsel, Hungersnot und ähnliche Ereignisse
-an. Sie wirken auch auf den einzelnen Menschen. Zwar
-sollen sie nicht den Willen bestimmen. Wohl aber sollen die
-Himmelskräfte den Körper und, bei dem engen Zusammenhang
-von Leib und Seele, auch letztere beeinflussen.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Bacon</span> schloß sich auch den orientalischen Lehren an, nach
-welchen bestimmte Planeten über gewissen Reichen dominieren, z. B.
-Saturn über Indien, Jupiter über Babylon, Merkur über Ägypten,
-der Mond über Asien. Vielleicht ist es auf astrologische Vorstellungen
-zurückzuführen, daß der Halbmond das Abzeichen der
-Türkei geworden ist.</p>
-
-<p>Was den chemischen Inhalt der <span class="gesperrt">Bacon</span>ischen Schriften<a name="FNanchor_811" id="FNanchor_811" href="#Footnote_811" class="fnanchor">811</a> anbetrifft,
-so verdient hervorgehoben zu werden, daß <span class="gesperrt">Bacon</span> ein Gemenge
-erwähnt, dessen Entzündung eine furchtbare Erschütterung
-hervorbringe. Als einen Bestandteil dieses Gemenges nennt er
-Salpeter<a name="FNanchor_812" id="FNanchor_812" href="#Footnote_812" class="fnanchor">812</a>. Offenbar haben wir es hier mit dem Schießpulver zu
-tun, das um diese Zeit von Ostasien her seinen Weg nach Europa<span class="pagenum"><a name="Page_p362" id="Page_p362">[Pg p362]</a></span>
-gefunden hatte. Es wurde zuerst in Bergwerken zum Sprengen
-gebraucht<a name="FNanchor_813" id="FNanchor_813" href="#Footnote_813" class="fnanchor">813</a>. Seit dem 14. Jahrhundert führte das Pulver eine Umwälzung
-in der Art der Kriegsführung herbei, die von großem
-Einfluß auf die politische Gestaltung Europas wurde<a name="FNanchor_814" id="FNanchor_814" href="#Footnote_814" class="fnanchor">814</a>.</p>
-
-<p>Gewissermaßen gehört <span class="gesperrt">Bacon</span> auch zu den geistigen Urhebern
-der großen Entdeckungsreisen. Er vertrat nämlich die
-Ansicht, Asien erstrecke sich so weit nach Osten, daß seine östliche
-Küste durch eine kurze Fahrt über den atlantischen Ozean
-erreicht werden könne. Diese Ansicht <span class="gesperrt">Bacons</span> nebst ihrer Begründung
-nahm <span class="gesperrt">Pierre d'Ailly</span> in sein »Imago mundi« betiteltes
-Werk<a name="FNanchor_815" id="FNanchor_815" href="#Footnote_815" class="fnanchor">815</a> auf. Und es ist bekannt, daß <span class="gesperrt">Columbus</span> später insbesondere
-auch durch das Lesen dieses Werkes zu seiner Fahrt
-nach Westen angeregt wurde<a name="FNanchor_816" id="FNanchor_816" href="#Footnote_816" class="fnanchor">816</a>.</p>
-
-<p>Aus allem geht hervor, daß wir es in <span class="gesperrt">Bacon</span> mit einem hochbedeutenden
-Menschen zu tun haben, der in der Entwicklung der
-Wissenschaften eine hervorragende Rolle gespielt und die Bewunderung,
-die man ihm gezollt, verdient hat<a name="FNanchor_817" id="FNanchor_817" href="#Footnote_817" class="fnanchor">817</a>. <span class="gesperrt">Bacon</span> ist einer der
-wenigen, das Dunkel des christlichen Mittelalters durchdringenden
-Sterne. Daß er sich nicht völlig von den Vorurteilen seiner Zeit
-frei zu machen wußte, darf die Anerkennung, die wir ihm spenden
-müssen, nicht beeinträchtigen.</p>
-
-
-<h3>Auswüchse des mitteltalterlichen Denkens.</h3>
-
-<p>Auf dem Gebiete der Wissenschaften tritt die Eigenart des
-Mittelalters besonders in den Bestrebungen der Astrologen und
-der Alchemisten zutage. Astrologie und Alchemie sind Wörter,
-bei deren Klang man sich sofort in jene Zeit, von der wir handeln,<span class="pagenum"><a name="Page_p363" id="Page_p363">[Pg p363]</a></span>
-zurückversetzt fühlt. Nicht nur die mit diesen Namen bezeichneten
-Pseudowissenschaften, sondern mitunter auch Magie und
-Nekromantie waren damals Gegenstand von Universitätsvorlesungen.</p>
-
-<p>Die größten alchemistischen Torheiten bezüglich der Wirkung
-der Materia prima oder des Steins der Weisen gingen von <span class="gesperrt">Raymundus
-Lullus</span> aus. <span class="gesperrt">Lullus</span>, der <span lang="la" xml:lang="la">Doctor illuminatissimus</span>, wurde
-um 1230 geboren. Seine Schriften, oder vielmehr was an solchen
-unter seinem Namen ging, fanden besonders im 14. Jahrhundert
-zahlreiche Leichtgläubige. Als eine Ausgeburt der Phantasie des
-<span class="gesperrt">Lullus</span> begegnet uns seine Lehre von der Multiplikation. Der
-Stein der Weisen verwandelt danach zunächst die 1000fache Menge
-Quecksilber in Materia prima. Und dies konnte mehrfach wiederholt
-werden, bis nach einer gewissen Abschwächung der verwandelnden
-Kraft die Materia prima die 1000fache Menge Quecksilber
-in reines Gold verwandelte. In Anbetracht derartiger Übertreibungen
-des alchemistischen Gedankens kann es nicht wundernehmen,
-wenn er sich zu dem Ausspruch verstieg: »<span lang="la" xml:lang="la">Mare tingerem,
-si Mercurius esset</span>« (das Meer würde ich in Gold verwandeln, wenn
-es aus Quecksilber bestände).</p>
-
-<p>Unter den Auswüchsen und Irrungen, die uns im Mittelalter
-begegnen, sind neben der Alchemie, der Astrologie und der Magie
-der Hexenglauben zu nennen. Auch von dieser so unheilvollen,
-in der Hand des kirchlichen Fanatismus oft zur furchtbarsten
-Geißel<a name="FNanchor_818" id="FNanchor_818" href="#Footnote_818" class="fnanchor">818</a> gewordenen Verirrung wurde die Menschheit durch das
-Emporkommen einer naturwissenschaftlichen Weltanschauung in
-Jahrhunderte dauerndem Kampf befreit. Zu den ersten, die den
-Kampf gegen die Astrologie aufnahmen, zählt der in der zweiten
-Hälfte des 15. Jahrhunderts lebende <span class="gesperrt">Pico von Mirandola</span>.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Pico von Mirandola</span> gehörte den humanistischen Gelehrten
-an, die im allgemeinen der Astrologie zugetan waren, da letztere
-ja dem späteren Altertum entsprungen war. Gehörte doch selbst
-<span class="gesperrt">Melanchthon</span> zu ihren Anhängern, während <span class="gesperrt">Luther</span> sich von
-den Sterndeutereien abwandte und sie für grobe Lügen erklärte,
-denen gegenüber man bei seinem einfachen Verstande bleiben
-müsse. Aus diesem heraus ist auch <span class="gesperrt">Pico von Mirandolas</span> Einspruch
-hervorgegangen. Will man sich von der Trüglichkeit aller
-Wahrsagerei überzeugen, so frage man die Sterndeuter und die<span class="pagenum"><a name="Page_p364" id="Page_p364">[Pg p364]</a></span>
-Handlinienbeschauer zu gleicher Zeit und sehe, wie sie einander
-widersprechen. Ihre Wetterprophezeiungen sind nicht minder unzuverlässig.
-So und ähnlich lauten seine Gründe. Daß der Himmel
-die allgemeine Ursache des irdischen Geschehens sei, erkennt <span class="gesperrt">Pico</span>
-an. Alles Besondere müsse aber aus den nächstliegenden Ursachen
-erklärt werden.</p>
-
-<p>Über das Unheil, das die astrologische Lehre anrichtete, sagt
-<span class="gesperrt">Pico</span>, sie zerstöre die Philosophie, verfälsche die Heilkunde, untergrabe
-die Religion, erzeuge den Aberglauben, begünstige die Abgötterei,
-verunreinige die Sitten, verleumde den Himmel und mache
-den Menschen zum unglücklichen Sklaven von Vorurteilen und
-Verführern.</p>
-
-<p>Schon ein Jahrhundert vor <span class="gesperrt">Pico</span> hat einer der größten unter
-den Humanisten, <span class="gesperrt">Francesco Petrarca</span>, den Kampf gegen die
-Astrologie, die Magie und andere Ausflüsse des Aberglaubens geführt.
-Sein Bemühen war jedoch nicht minder erfolglos gewesen
-wie dasjenige seines Nachfolgers. Beide Männer haben indessen
-das Verdienst, daß sie den späteren Geschlechtern die Waffen in
-diesem Kampfe geschmiedet haben<a name="FNanchor_819" id="FNanchor_819" href="#Footnote_819" class="fnanchor">819</a>.</p>
-
-<p>Mit ähnlichen überzeugenden Gründen, wie <span class="gesperrt">Pico von Mirandola</span>
-die Astrologie, bekämpfte der Arzt <span class="gesperrt">Jacob Weyer</span> den
-Hexenglauben und die damit im Zusammenhange stehenden Verfolgungen.
-Er wies z. B. nach, daß das Alpdrücken eine Folge
-körperlicher Zustände sei und nicht etwa durch einen Dämon veranlaßt
-werde. Er erkannte die Rolle, welche die Phantasie, sowie
-die Neigung der Frauen zur Hysterie beim Zustandekommen abergläubischer
-Vorstellungen spielt. Doch fand er nur wenig Anhänger
-und zahlreiche Widersacher. Die angeblichen Hexen wurden
-noch bis in das 18. Jahrhundert hinein von Geistlichen, Inquisitoren
-und der fanatisierten Menge verfolgt und verbrannt.</p>
-
-<p>Das Heilmittel für all diese Gebrechen der Zeit konnten nur
-die Naturwissenschaften sein. Sie waren zwar auf dem Marsche.
-Um die Beseitigung von Aberglauben und Vorurteilen, sowie um
-Anerkennung als Bildungsmittel für die breite Masse des Volkes
-mußten sie aber noch lange, ja selbst bis auf den heutigen Tag
-ringen.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p365" id="Page_p365">[Pg p365]</a></span></p>
-
-
-<h3>Die Naturwissenschaften im 14. Jahrhundert.</h3>
-
-<p>Von den naturwissenschaftlichen Kenntnissen und Vorstellungen,
-die um die Mitte des 14. Jahrhunderts herrschten, erhält
-man ein in mancher Hinsicht zutreffendes Bild durch <span class="gesperrt">Megenbergs</span>
-Buch der Natur.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Konrad von Megenberg</span> wurde um 1309 in der Maingegend
-geboren. Er empfing seine Vorbildung in Deutschland
-und Paris, wo er den Doktorgrad erwarb. Darauf lehrte er in
-Wien und schließlich wirkte er als Kanonikus in Regensburg.
-Dort schrieb er sein Werk, das er um 1350 bekannt gab<a name="FNanchor_820" id="FNanchor_820" href="#Footnote_820" class="fnanchor">820</a>. Er
-starb in Jahre 1374.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Megenbergs</span> Hauptquelle ist eine von <span class="gesperrt">Thomas von Cantimpré</span>
-um 1250 verfaßte Schrift: Über die Natur der Dinge (<span lang="la" xml:lang="la">De
-naturis rerum</span>). Sie bietet eine Übersicht über das damalige Wissen
-von den lebenden und den leblosen Naturgegenständen. Und zwar
-ist <span class="gesperrt">Cantimprés</span> Buch das erste Werk dieser Art, welches das
-Mittelalter hervorbrachte<a name="FNanchor_821" id="FNanchor_821" href="#Footnote_821" class="fnanchor">821</a>. In zwanzig Büchern behandelt <span class="gesperrt">Thomas</span>
-die Anatomie des Menschen, die Tiere, die Pflanzen, die Metalle
-und Edelsteine, die vier Elemente und das Himmelsgewölbe mit
-den sieben Planeten. Das Werk ist indessen nicht auf eigene
-Anschauung gegründet, sondern aus den verschiedensten Schriftstellern
-geschöpft. Am meisten benutzt sind <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, <span class="gesperrt">Galen</span><span class="pagenum"><a name="Page_p366" id="Page_p366">[Pg p366]</a></span>
-und <span class="gesperrt">Plinius</span>. Aber auch <span class="gesperrt">Theophrast</span>, <span class="gesperrt">Isidor von Sevilla</span>
-und die Kirchenväter werden herangezogen.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Megenbergs</span> Buch der Natur lehnt sich so eng an die besprochene
-Schrift des <span class="gesperrt">Thomas</span> an, daß es als eine gekürzte und
-dem Fortschritt des seitdem verflossenen Jahrhunderts Rechnung
-tragende deutsche Bearbeitung bezeichnet werden kann<a name="FNanchor_822" id="FNanchor_822" href="#Footnote_822" class="fnanchor">822</a>. Doch
-hat <span class="gesperrt">Megenberg</span>, wie er ausdrücklich bemerkt, wenn ihn das Buch
-des <span class="gesperrt">Thomas</span> im Stiche ließ, auch andere Bücher benutzt. Dabei
-ist er durchaus kein bloßer Kompilator. Er weist sogar manches,
-was <span class="gesperrt">Thomas</span> unbeanstandet aufnimmt, als unglaubwürdig zurück.
-Daß er trotzdem an Wunder, Zauberei und Beschwörungen glaubt,
-muß man auf Rechnung des Geistes seiner Zeit setzen. So ist
-das Buch <span class="gesperrt">Megenbergs</span> eins der geeignetsten Zeugnisse für das
-vor dem Wiederaufleben der Wissenschaften selbst bei aufgeklärten
-Männern anzutreffende Fühlen und Denken. Einige Mitteilungen
-aus dem Inhalt des Buches mögen dies des Näheren dartun.</p>
-
-<p>Der erste Abschnitt betrifft den Menschen. Es sind die Lehren
-des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> und des <span class="gesperrt">Galen</span>, die uns hier in derjenigen
-Gestalt begegnen, die sie durch spätere Schriftsteller erfahren
-haben<a name="FNanchor_823" id="FNanchor_823" href="#Footnote_823" class="fnanchor">823</a>. Das Gehirn soll von Natur kalt, das Herz dagegen warm
-sein. Das Gehirn liege oberhalb des Herzens, damit seine Kälte
-durch die Wärme des Herzens gemildert werden könne. Die Natur
-lasse zuerst das Herz entstehen und danach das Gehirn. Vom
-Auge heißt es, es sei von dünnen Häuten umgeben. Diese umschlössen
-die kristallinische Feuchtigkeit, auf welcher die Sehkraft
-beruhe. Der Sehnerv wird als eine hohle Ader bezeichnet, deren
-Aufgabe es sei, den Augen die eigentliche geistige Sinnestätigkeit
-zuzuführen. Man sieht, es sind verworrene Vorstellungen, aus
-denen nicht ersichtlich ist, wie sich <span class="gesperrt">Megenberg</span> den Vorgang
-des Sehens eigentlich denkt. Über das Herz und die Lungen
-äußert er sich mit folgenden Worten: Das Herz ist das erste
-Lebendige und das letzte Organ, das stirbt. Es besitzt zwei
-Kammern, eine rechte und eine linke. Sie bergen das Blut und<span class="pagenum"><a name="Page_p367" id="Page_p367">[Pg p367]</a></span>
-die besonderen Geister, welche das Leben bedingen. Die Geister
-und das Blut strömen durch die Adern vom Herzen zu den übrigen
-Organen hin. Das Herz ist der Lunge angelagert, weil die weiche
-Lunge durch ihre Tätigkeit, Luft aufzunehmen, das Herz kühl
-halten kann, so daß es nicht in seiner eigenen Hitze erstickt.
-Eine genauere Unterscheidung zwischen Adern, Nerven und Sehnen
-findet auch bei <span class="gesperrt">Megenberg</span> noch nicht statt.</p>
-
-<p>Der zweite Abschnitt handelt »von den Himmeln und den
-sieben Planeten«. Außerhalb des Firmaments, an dem die Fixsterne
-befestigt sind, unterscheidet <span class="gesperrt">Megenberg</span> noch zwei Sphären,
-den Wälzer und den Feuerhimmel. Nach innen folgen die sieben
-Planetenhimmel, von denen jeder nur einen Stern trägt. Alles
-bewegt sich in verschiedenen Zeiträumen um den Mittelpunkt
-der Welt, die Erde. Jeder Planet hat seine besonderen Eigenschaften
-und Wirkungen. So ist Jupiter warm und trocken. Deshalb
-macht er das Erdreich fruchtbar und bringt ein gutes Jahr,
-wenn er in seiner vollen Kraft und günstigsten Stellung scheint.
-Mars ist heiß und trocken; daher erhitzt er der Menschen Herz
-und macht sie zornig. Der Sonne werden fünfzehn Eigenschaften
-zugeschrieben, die dann in allegorischer Weise auf die heilige
-Jungfrau bezogen werden.</p>
-
-<p>Hinsichtlich der Kometen begegnen wir einer Auffassung, die
-von <span class="gesperrt">Aristoteles</span> bis zu <span class="gesperrt">Tychos</span> und <span class="gesperrt">Keplers</span> Zeiten die herrschende
-blieb. Ein Komet ist danach kein eigentlicher Stern, sondern
-ein »Feuer, das im obersten Luftreich brennt«. Genährt wird
-dieses Feuer durch fettigen, der Erde entstammenden Dunst. Die
-Dauer des Kometen hängt davon ab, wie lange dieser Dunst in
-hinreichender Menge nachströmt. Betrachtete man die Kometen
-als atmosphärische Erscheinungen, so war die Annahme, daß sie
-auf die Erde eine tiefere Wirkung als die Gestirne ausüben, ganz
-folgerichtig. Der Komet muß für das Land, dem er den Schweif
-zukehrt »ein Hungerjahr bringen, weil dem Boden dort die Feuchtigkeit
-entzogen wird«. Die Milchstraße endlich wird ganz zutreffend
-auf »zahlreiche, nahe beieinander befindliche Sterne zurückgeführt,
-deren Schein vereint leuchtet«.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Megenberg</span> bespricht dann die atmosphärischen Vorgänge.
-Der Wind wird nicht etwa als eine Bewegung der Luft in ihrer
-ganzen Masse aufgefaßt, sondern als ein »angesammelter irdischer
-Dunst« betrachtet, der sich durch die Luft bewegt. Aus dem
-irdischen fetten Dunst, der gegen die Wolken stößt, sucht
-<span class="gesperrt">Megenberg</span> auch Blitz und Donner zu erklären. Die Kraft des<span class="pagenum"><a name="Page_p368" id="Page_p368">[Pg p368]</a></span>
-Anpralls bewirke die Entzündung, d. h. den Blitz. Der Regenbogen
-endlich wird als eine Spiegelung des Sonnenlichtes in den
-Wolken aufgefaßt. Durch die Annahme von Dünsten im Innern
-der Erde wird, unter Zurückweisung alter Fabeleien, auch das
-Erdbeben erklärt. Auf die in den Höhlen der Gebirge befindlichen
-Dünste sollen die Gestirne, besonders Mars und Jupiter in der
-Art wirken, daß sie ihren Andrang gegen die Wände der einschließenden
-Hohlräume vermehren. Dadurch komme eine Erschütterung
-der Erde zustande. <span class="gesperrt">Megenberg</span> berichtet dann über
-ein starkes Erdbeben, das 1348 in den Alpen und in Süddeutschland
-verspürt wurde. In demselben Jahre wurde Europa durch
-den schwarzen Tod heimgesucht, das »größte Sterben, das je nach
-oder vielleicht auch vor Christi Geburt dagewesen«. Allein in
-Wien seien an dieser Seuche 40000 Menschen in wenigen Monaten
-zugrunde gegangen. <span class="gesperrt">Megenberg</span> ist nun geneigt, zwischen dem
-Erdbeben und jener Krankheit einen ursächlichen Zusammenhang
-anzunehmen. Bei dem Erdbeben entweiche nämlich giftiger Dunst
-aus dem Innern der Erde. Das Weltbild, das sich das Mittelalter
-nach dem Vorgange der Alten geschaffen und wie es uns in
-<span class="gesperrt">Megenbergs</span> Schrift entgegentritt, wird durch eine Schilderung
-der Tiere, der Pflanzen und der wichtigsten anorganischen Naturkörper
-vervollständigt. Auf die Beschreibung des Tieres im allgemeinen,
-die ganz im Geiste und oft in wörtlicher Übereinstimmung
-mit <span class="gesperrt">Aristoteles</span> gehalten ist, folgen Mitteilungen über
-das Aussehen und die Lebensweise der einzelnen Geschöpfe. Von
-einer systematischen Einteilung nach irgend welchen wissenschaftlichen
-Gesichtspunkten ist dabei noch keine Rede. Die Anordnung
-ist vielmehr die alphabetische. Auch wird über manches
-Tierwunder berichtet, das sich später als eine Ausgeburt der
-Phantasie älterer Schriftsteller erwiesen hat. So wird auch die
-alte Geschichte des Physiologus von dem Walfisch, dessen Rücken
-für eine Insel gehalten wird, wieder aufgefrischt. Manche Bemerkung
-über einheimische Tiere beruht auf eigener Beobachtung
-oder wenigstens auf der Beobachtung Mitlebender. Doch
-fehlen auch nicht Angaben alter Schriftsteller, die ohne Nachprüfung
-aufgenommen werden, so heißt es beim Pferde, <span class="gesperrt">Aristoteles</span>
-sage, aus dem Haare dieses Tieres entstehe im Wasser
-ein Wurm. Nicht selten wird aber derartigen Mitteilungen ein
-treuherziges: »Das glaube ich nicht« hinzugefügt, so der Erzählung
-des <span class="gesperrt">Plinius</span>, daß der Luchs durch eine Wand zu sehen
-vermöge.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p369" id="Page_p369">[Pg p369]</a></span></p>
-
-<p>Die nächsten Abschnitte handeln &ndash; gleichfalls in alphabetischer
-Folge &ndash; von den Bäumen und von den Kräutern. Die
-Beschreibungen beschränken sich auf den äußeren Habitus der
-ganzen Pflanze und das Aussehen der Früchte. Im Mittelpunkt
-der Darstellung stehen die physiologischen Wirkungen, die von
-den Pflanzen ausgehen. Zur Erklärung dieser wunderbaren Wirkungen
-genügt nach <span class="gesperrt">Megenberg</span> jedoch nicht die Mischung der
-in den Kräutern enthaltenen Elemente, sondern er nimmt daneben
-den Einfluß der Gestirne an. Oft komme auch der Einfluß der
-heiligen Worte in Betracht, mit denen man Gott anrufe, und durch
-die man die Kräuter beschwöre und segne, wie man ja auch das
-Weihwasser einsegne.</p>
-
-<p>Durch den göttlichen Willen haben auch die Steine wunderbare
-Eigenschaften und Kräfte, vor allem besitzen sie einen segenbringenden
-Einfluß. Manche Mineralien sind giftwidrig, ja sie
-zeigen sogar durch Ausschwitzungen an, ob sich Gift in der Nähe
-befindet. Der Karneol besänftigt den Zorn und stillt Blutungen.
-Offenbar wurde ihm seit jeher diese Eigenschaft seiner roten Farbe
-wegen zugeschrieben. Auch bei den übrigen Mineralien werden die
-Eigenschaften ganz obenhin erwähnt, dagegen um so ausführlicher
-wird ihre Verwendung zu Amuletten gewürdigt, ohne daß <span class="gesperrt">Megenberg</span>
-Zweifel an der Richtigkeit der an die Mineralien sich knüpfenden,
-damals herrschenden, abergläubischen Vorstellungen kamen.</p>
-
-<p>Wir haben das Buch der Natur etwas eingehender gewürdigt,
-weil eine derartige Probe lehrreicher ist als lange Betrachtungen
-über den Geist des Mittelalters. Erst wenn wir uns den geistigen
-Besitz und das Fühlen und Denken jener Zeit an einem Schriftsteller
-wie <span class="gesperrt">Megenberg</span> oder <span class="gesperrt">Thomas von Cantimpré</span> vergegenwärtigt
-haben, können wir den Umschwung ermessen, der mit dem
-Wiederaufleben der Wissenschaften eintrat und der neueren mit
-<span class="gesperrt">Koppernikus</span>, <span class="gesperrt">Galilei</span> und <span class="gesperrt">Kepler</span> anhebenden Naturforschung
-den Weg bereiten half.</p>
-
-
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p370" id="Page_p370">[Pg p370]</a></span></p>
-
-
-
-
-<h2>10. Das Wiederaufleben der Wissenschaften.</h2>
-
-
-<p>Bis zur Beendigung der Kreuzzüge hatte Westeuropa unter
-einer überwiegend kirchlichen Führung gestanden. Probleme religiöser
-und scholastisch-philosophischer Art nahmen während dieser
-Zeit das Denken vorzugsweise in Anspruch. Das nunmehr eintretende
-Sinken der Hierarchie hatte zur Folge, daß man sich auch
-anderen Gegenständen zuwandte.</p>
-
-<p>Es sind vor allem zwei mächtige neue Bewegungen von nie
-versiegender Wirkung, welche die europäische Menschheit gegen
-den Ausgang des Mittelalters ergreifen, die Wiederbelebung des
-klassischen Altertums und die durch die Entdeckungsreisen erfolgende
-Ausdehnung des geographischen Gesichtskreises über die
-gesamte Erde.</p>
-
-<p>Vorbereitet wurde der große geistige Umschwung, dessen Vorboten
-bis in das 13. Jahrhundert zurückreichen, durch einen wirtschaftlichen
-Vorgang, nämlich durch das Emporblühen des Städtewesens.
-Vor allem sind hier Pisa, Florenz, Venedig und Genua
-zu nennen. Diese waren durch den Handel zu Wohlstand und
-Macht und schließlich sogar zu einer meerbeherrschenden Stellung
-gelangt. Die Berührung mit sämtlichen Völkern des Mittelmeeres,
-das Emporblühen der Kunst und der Gewerbe, kurz die Erweiterung
-des gesamten Gesichtskreises brachten es mit sich, daß an
-diesen Stätten die Nacht des Mittelalters zuerst der Morgenröte
-eines neuen, besseren Tages wich.</p>
-
-<p>Die ältere Geschichtsschreibung liebte es, die Renaissance als
-ein fast blitzartiges Aufleuchten hinzustellen, wodurch das tiefe
-Dunkel des Mittelalters verscheucht und von Italien aus das
-übrige Europa allmählich erhellt worden sei. Es war dies die
-besonders durch <span class="gesperrt">Burkhardt</span><a name="FNanchor_824" id="FNanchor_824" href="#Footnote_824" class="fnanchor">824</a> vertretene Anschauung. <span class="gesperrt">Burkhardt</span>
-stand noch allzusehr unter dem Einflüsse <span class="gesperrt">Vasaris</span>, des<span class="pagenum"><a name="Page_p371" id="Page_p371">[Pg p371]</a></span>
-frühesten Geschichtsschreibers der Renaissance. <span class="gesperrt">Vasari</span><a name="FNanchor_825" id="FNanchor_825" href="#Footnote_825" class="fnanchor">825</a>, der
-um die Mitte des 16. Jahrhunderts schrieb, stand offenbar den
-von ihm geschilderten Begebenheiten zeitlich noch zu nahe, um
-ein zutreffendes, allgemeines Urteil fällen zu können. Auch war
-er bestrebt, die von ihm behandelte Epoche der vorangehenden
-Zeit gegenüber in hellem Glanze hervortreten zu lassen<a name="FNanchor_826" id="FNanchor_826" href="#Footnote_826" class="fnanchor">826</a>.</p>
-
-<p>Die neuesten Forschungen über die Entwicklung des geistigen
-Lebens und der Kunst lassen immer deutlicher erkennen, daß
-sich zwischen Mittelalter und Renaissance keine scharfe Grenze
-ziehen läßt. Vielmehr reicht die Bewegung, die wir mit dem
-Worte Renaissance kennzeichnen, in ihren Anfängen bis in das
-13. Jahrhundert zurück. Auch war sie keineswegs auf den Boden
-Italiens beschränkt. Erlebte sie auch dort ihre höchste Blüte,
-so begegnet uns die Wiedergeburt der Künste und der Wissenschaften
-doch auch in Frankreich, in Deutschland und den
-Niederlanden. Und zwar lassen sich auch in diesen Ländern das
-Streben nach selbständiger Auffassung und eine dadurch bedingte
-Abkehr von der bisherigen Denkweise, gewissermaßen eine
-allmähliche Umwertung der Werte, bis in das 13. Jahrhundert zurückverfolgen.
-Dennoch darf man, im Gegensatz zur älteren historischen
-Schule (<span class="gesperrt">Burkhardt</span>, <span class="gesperrt">Voigt</span>, <span class="gesperrt">Libri</span>) nicht so weit gehen,
-die Renaissance »als das Resultat und die feinste Blüte des Mittelalters«
-zu bezeichnen<a name="FNanchor_827" id="FNanchor_827" href="#Footnote_827" class="fnanchor">827</a>. Ist doch die Renaissance, die wenn auch
-lange vorbereitete, allmähliche Überwindung derjenigen Momente,
-welche das christliche Mittelalter kennzeichnen. Als diese im
-geistigen Leben des Mittelalters überwiegenden Momente werden
-stets gelten müssen: erstens die Unterordnung der wissenschaftlichen
-und künstlerischen Betätigung unter den Einfluß der Kirche,
-ferner die Herrschaft der Autorität des geschriebenen Wortes und
-drittens die Abkehr von realistischer und die Versenkung in die
-spiritualistische Denkweise.</p>
-
-<p>Die Wiederbelebung der römischen und der griechischen Literatur
-erfolgte seit dem 14. Jahrhundert in immer größerem Umfange
-und führte zu einer wachsenden Vertiefung in den Geist
-der Antike. Es entstand die Richtung, die man als den Humanismus
-bezeichnet. Brachte sie den Naturwissenschaften auch keinen<span class="pagenum"><a name="Page_p372" id="Page_p372">[Pg p372]</a></span>
-unmittelbaren Gewinn, so bewirkte sie doch, daß mit den erwähnten
-mittelalterlichen Elementen, welche das Denken bisher
-gefangen hielten, gebrochen und für die Behandlung und die
-Darstellung wissenschaftlicher Gegenstände Vorbilder gewonnen
-wurden. Es wurde, wie ein hervorragender Geschichtsschreiber der
-Periode des Humanismus sagt<a name="FNanchor_828" id="FNanchor_828" href="#Footnote_828" class="fnanchor">828</a>, »die vergessene Tiefe der Vorzeit
-heraufbeschworen und diese in ihren edelsten Schöpfungen noch
-einmal durchlebt«. Das Land, wo der Humanismus seine erste
-Blüte erlebte, war Italien. Dort waren nämlich die Scholastik,
-die romantische Poesie und die gotische Baukunst nie zur vollständigen
-Herrschaft gelangt und immer noch eine Erinnerung an
-das Altertum übrig geblieben, die endlich im 15. Jahrhundert alle
-Geister ergriff und der Literatur ein neues Leben einhauchte<a name="FNanchor_829" id="FNanchor_829" href="#Footnote_829" class="fnanchor">829</a>.</p>
-
-<p>Auf dem Boden Italiens hatte die Berührung der antiken Welt
-mit dem germanischen Elemente vorzugsweise stattgefunden. War
-Italien dabei auch von vielen Völkern zertreten worden, so hatten
-sich doch manche Reste und Vermächtnisse der alten Kultur in
-die neue Zeit hinübergerettet. Die führenden Männer, denen wir
-die Wiederbelebung dieser Keime verdanken, waren vor allem
-<span class="gesperrt">Petrarka</span> und <span class="gesperrt">Boccaccio</span>. In den Beginn der großen literarischen
-Epoche, welche diese Männer verkörpern, gehört der bewundertste
-Dichter der italienischen Nation, <span class="gesperrt">Dante</span>. Geboren
-wurde <span class="gesperrt">Dante</span> 1265 in Florenz; er starb im Jahre 1321. <span class="gesperrt">Dante</span>
-hat zwar von den besten römischen Dichtern, wie <span class="gesperrt">Horaz</span>, <span class="gesperrt">Ovid</span>
-und <span class="gesperrt">Vergil</span>, manche Anregung empfangen, doch gehört er noch
-nicht zu den Erneuerern der alten Literatur. Seine Bildung beruht
-vielmehr noch vorzugsweise auf dem Trivium und dem Quadrivium
-der mittelalterlichen Philosophen. Der Geist, der aus
-<span class="gesperrt">Dante</span> spricht, ist aus der Vereinigung der Scholastik mit der
-provenzalischen Romantik hervorgegangen. Und diesen Geist verrät
-auch sein geniales Meisterwerk, die göttliche Komödie. Sie ist
-nicht nur als ein hervorragendes Werk der Dichtkunst, sondern
-auch als eine Fundgrube für den Stand der Kenntnisse zu Beginn
-des 14. Jahrhunderts zu schätzen<a name="FNanchor_830" id="FNanchor_830" href="#Footnote_830" class="fnanchor">830</a>. Es war nicht viel mehr als
-eine dunkle Ahnung, mit der <span class="gesperrt">Dante</span> das Wesen der Antike er<span class="pagenum"><a name="Page_p373" id="Page_p373">[Pg p373]</a></span>faßte,
-in ihre Tiefen ist er noch nicht eingedrungen. Das geschah
-erst durch <span class="gesperrt">Francesco Petrarka</span><a name="FNanchor_831" id="FNanchor_831" href="#Footnote_831" class="fnanchor">831</a>.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Petrarkas</span> Vater besaß einige Schriften <span class="gesperrt">Ciceros</span>. Sie und
-die Dichtungen <span class="gesperrt">Vergils</span>, die das Mittelalter nie vergessen hatte,
-kamen dem jungen <span class="gesperrt">Petrarka</span> in die Hände und wurden von
-ihm weniger des Inhalts als des Wohllauts der Sprache und des
-beredten Ausdrucks wegen mit Begeisterung gelesen. Da man
-nur einen kleinen Teil der Schriften <span class="gesperrt">Ciceros</span> besaß &ndash; die Briefe
-z. B. waren in Vergessenheit geraten &ndash;, so begann <span class="gesperrt">Petrarka</span>,
-als er heranwuchs, nach den verschollenen Werken des von ihm so
-hoch verehrten Schriftstellers zu suchen. Sein Umherstöbern in
-alten Klosterbibliotheken wurde mit Erfolg belohnt. Er selbst begab
-sich ans Abschreiben und wußte zahlreiche Männer in den
-Dienst seiner Bestrebungen zu stellen. Nach Spanien, Frankreich,
-Deutschland und Britannien, ja selbst nach Griechenland sandte er
-die Aufforderung, nach bestimmten, verschollenen Schriften zu
-forschen. Oft fügte er seinen Bitten und Mahnungen auch Geldbeträge
-bei. Die Schriften der Alten wurden aber nicht nur gesammelt
-und vervielfältigt, man betrachtete sie auch als Muster für
-den Ausdruck und bemühte sich, den eigenen Ausdruck danach
-zu vervollkommnen.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Petrarka</span> wandte sein Interesse nicht nur den Literaturwerken,
-sondern auch allen übrigen antiken Überresten, wie Bauwerken,
-Münzen usw. zu, an denen der Boden Italiens so reich ist. Auch
-auf die griechische Kultur lenkten <span class="gesperrt">Petrarka</span> und seine Nachfolger
-die Aufmerksamkeit des Abendlandes. Zwar fehlte es im
-14. Jahrhundert zunächst noch sehr an der Kenntnis der griechischen
-Sprache. Hierin trat aber eine Änderung nach dem Fall
-Konstantinopels ein, da viele griechische Flüchtlinge infolge dieses
-Ereignisses sich nach Italien wandten. Der treueste und eifrigste
-Jünger <span class="gesperrt">Petrarkas</span> war <span class="gesperrt">Giovanni Boccaccio</span>. Der Eifer von
-den alten Schätzen zu sammeln, was noch zu retten war, wurde
-fast durch die Besorgnis übertroffen, daß es schon zu spät sein
-möchte. Daß diese Besorgnis sehr gerechtfertigt war, beweist
-<span class="gesperrt">Boccaccios</span> Bericht über seinen Besuch der Bibliothek zu Monte
-Cassino. Er fand sie in einem vernachlässigten Raume und weder
-durch Schlösser noch durch Türen abgesperrt. Als er die Codices
-öffnete, bemerkte er Verstümmelungen aller Art. Weinend vor
-Unwillen verließ er den Raum. Seine Frage, warum man die herr<span class="pagenum"><a name="Page_p374" id="Page_p374">[Pg p374]</a></span>lichen
-Schätze so schmählich behandle, wurde von den Mönchen
-dahin beantwortet, daß man das herausgeschnittene Pergament zu
-Psaltern und Breven verwende, die an Frauen und Kinder verkauft
-würden<a name="FNanchor_832" id="FNanchor_832" href="#Footnote_832" class="fnanchor">832</a>. Und das geschah in Monte Cassino, einer Pflanzstätte
-der Gelehrsamkeit.</p>
-
-
-<h3>Die Wissenschaften im Zeitalter des Humanismus.</h3>
-
-<p>Auf die Zeit des Beginns des Humanismus folgte seine Ausbreitung.
-Sie geschah besonders durch Wanderlehrer und durch
-die Gründung von Gelehrtenrepubliken nach platonischem Muster.
-Es ist als eine große Tat der ersten Humanisten zu betrachten,
-daß sie die Fürsten, vor allem die Mediceer, ja den gesamten
-Adel des Landes, aber nicht minder das wohlhabende Bürgertum
-der italienischen Stadtrepubliken für ihre Bemühungen zu
-begeistern wußten. Dies war um so schwieriger, als ja zu jener
-Zeit die beweglichen Lettern noch nicht der Wissenschaft Flügel
-verliehen hatten, sondern die gehobenen literarischen Schätze
-noch durch Abschreiben vervielfältigt werden mußten. Per Humanismus
-fand auch an den Universitäten und bei den kirchlichen
-Machthabern eine Heimstätte. Vor allem war es Papst <span class="gesperrt">Nikolaus</span>
-V., der nach mediceischem Vorbilde große Mittel für
-literarische Bestrebungen hergab. Auf seine Anregung hin wandte
-man sich besonders der griechischen Literatur zu. An Stelle der
-alten scholastischen Bearbeitungen traten jetzt im Abendlande die
-wirklichen aristotelischen und platonischen Schriften. Papst <span class="gesperrt">Nikolaus</span>,
-dem es in erster Linie auf das Sammeln der Bücher ankam,
-der Begründer der großen, dem Ansehen des Papsttums
-entsprechenden vatikanischen Bibliothek, zog viele griechische Gelehrte
-nach Rom und ließ nach dem Fall Konstantinopels durch
-reisende Händler zahlreiche Bücher in Griechenland und in Kleinasien
-aufkaufen. Seitdem die humanistischen Bestrebungen durch
-<span class="gesperrt">Nikolaus V.</span> ihren Mittelpunkt in Rom gefunden hatten, dehnte
-sich ihr Einfluß auch nördlich von den Alpen aus. Mit den Gelehrten
-waren zahlreiche griechische Texte, darunter z. B. die Werke
-des <span class="gesperrt">Archimedes</span>, von Konstantinopel nach Italien gelangt. Der
-Humanismus erlebte jetzt nicht nur hier die Zeit seiner höchsten
-Blüte, sondern auch im übrigen Europa, vor allem in Deutschland,<span class="pagenum"><a name="Page_p375" id="Page_p375">[Pg p375]</a></span>
-wo er durch den Kardinal <span class="gesperrt">Nicolaus von Cusa</span> besonders Eingang
-fand, sowie in England.</p>
-
-<p>Hatte Papst <span class="gesperrt">Nikolaus V.</span> die humanistischen Studien mehr
-aus Liebhaberei und in der Absicht gefördert, Rom zum Mittelpunkt
-auch für die geistigen Bestrebungen zu machen, so bestieg
-bald nach ihm in <span class="gesperrt">Pius II.</span><a name="FNanchor_833" id="FNanchor_833" href="#Footnote_833" class="fnanchor">833</a> ein wirklicher Humanist den päpstlichen
-Stuhl. Er wandte sich der Geographie und der Geschichte
-zu, suchte beide Wissenschaften in Beziehung zu setzen und
-schuf eine Kosmographie, die auch <span class="gesperrt">Columbus</span> angeregt hat<a name="FNanchor_834" id="FNanchor_834" href="#Footnote_834" class="fnanchor">834</a>.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Pius II.</span> verdient um so mehr Anerkennung, als die übrigen
-Humanisten dem wissenschaftlichen Vermächtnis des Altertums
-zunächst wenig Interesse und Verständnis entgegenbrachten. Mathematik,
-Naturwissenschaften und Medizin, kurz, strengere Wissenschaften
-fanden nur geringe Beachtung. Der Humanismus war
-herrschende Mode geworden und diese verlangte schöngeistige
-Leistungen. Das größte Gewicht wurde bei allem literarischen
-Schaffen auf die Form gelegt, und durch dieses Bestreben erlangte,
-wiederum unter der Führung <span class="gesperrt">Petrarkas</span> und <span class="gesperrt">Boccaccios</span>, die
-heimatliche Sprache eine solche Vollendung, daß <span class="gesperrt">Galilei</span> und
-seine Schüler es vorzogen, in der Sprache ihres Landes zu schreiben,
-während in Deutschland und den übrigen Ländern unter den
-Gelehrten kaum jemand daran dachte, sich einer anderen Sprache
-als der lateinischen zu bedienen.</p>
-
-<p>Trotz aller Bestrebungen der Päpste, Rom zum Mittelpunkt
-der humanistischen Bestrebungen zu machen, gebührt Florenz der
-Ruhm, nicht nur die Wiege, sondern in der Folge auch der bedeutendste
-Hort des Humanismus gewesen zu sein. Die Geschicke
-von Florenz hingen während des gesamten 15. Jahrhunderts auf
-das Engste mit der über ungemessene Reichtümer verfügenden,
-gleichzeitig aber für Kunst und Wissenschaft begeisterten Familie
-der Mediceer zusammen. In <span class="gesperrt">Cosmo</span> und in seinem Enkel
-<span class="gesperrt">Lorenzo</span>, dem »Prächtigen«, fanden die Künstler und die Gelehrten
-Gönner, die ihren Bestrebungen nicht nur eine jederzeit
-offene Hand, sondern auch ein volles Verständnis entgegenbrachten.
-<span class="gesperrt">Cosmo</span> selbst war der Stifter einer Akademie, in
-der sich die geistig und künstlerisch hervorragenden Männer aneinanderschlossen.
-Dem Beispiele der Päpste und der Mediceer
-folgte, wie nicht anders zu erwarten, alles, was Anspruch auf<span class="pagenum"><a name="Page_p376" id="Page_p376">[Pg p376]</a></span>
-Reichtum und vornehme Herkunft machte. Auch die Frauen
-nahmen einen hervorragenden Anteil an dieser Bewegung, die ihre
-Kehrseite leider in den politischen und sittlichen Zuständen des
-damaligen Italiens fand. Die Freude, welche jene Bewegung in
-ihrer Lebensfülle hervorruft, wandelt sich in Anbetracht mancher
-Ergebnisse der neueren Geschichtsforschung mitunter in das Gefühl
-des Schauderns, während die älteren Schilderer jenes Zeitalters
-jene Kehrseite zu wenig beachteten und in dem Gemälde,
-das sie uns von der Renaissance entwarfen, nur die lichten Seiten
-hervortreten ließen<a name="FNanchor_835" id="FNanchor_835" href="#Footnote_835" class="fnanchor">835</a>.</p>
-
-<p>Es war für die weitere Entwicklung des geistigen Lebens von
-der größten Bedeutung, daß mit dem Einsetzen der humanistischen
-Strömung die Erfindung des Buchdrucks und die Errichtung der
-ersten Universitäten auf deutschem Boden zusammenfielen. Das
-Universitätswesen war im 13. Jahrhundert in Spanien, Italien,
-Frankreich und England herangeblüht. In Deutschland fehlte es
-zwar nicht an Privat-, Pfarr- und Stadtschulen, eine weitergehende
-wissenschaftliche Bildung und akademische Würden konnten aber
-nur im Auslande erlangt werden. Eine Änderung trat erst ein,
-als <span class="gesperrt">Karl IV.</span>, gestützt auf Erfahrungen, die er selbst in Paris gemacht
-hatte, die erste deutsche Universität in Prag (1348) begründete.
-Noch in demselben Jahrhundert wurden die Universitäten
-zu Wien (1365) und Heidelberg (1386) ins Leben gerufen.
-Auch die norddeutschen Städte wollten nicht zurückstehen. Unter
-ihnen sind vor allem Köln und Erfurt zu nennen, weil sie
-gleichfalls noch im 14. Jahrhundert in ihren Mauern Hochschulen
-gründeten.</p>
-
-<p>Die wissenschaftliche Bedeutung dieser Institute war, mit
-heutigem Maßstabe gemessen, allerdings noch gering. Ihre wichtigste
-Aufgabe erblickten sie in der Vorbildung der Geistlichkeit. Im
-Zusammenhange damit war im Universitätswesen der geistliche
-Einfluß der überwiegende. Die freie Forschung sollte sich an diesen
-Stätten erst allmählich und mit Überwindung des hartnäckigsten
-Widerstandes entwickeln. Im 15. Jahrhundert und weit darüber
-hinaus übte Hand in Hand mit der Kirche die scholastische
-Philosophie eine fast unbestrittene, jedes freiere Geistesleben einengende
-Herrschaft aus. Der Universitätsunterricht regte nicht
-zum Forschen an, sondern er vermittelte wesentlich durch Diktate
-und Disputierübungen Wortglauben und Autoritätsdünkel.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p377" id="Page_p377">[Pg p377]</a></span></p>
-
-<p>Durch das Eindringen des Humanismus in Deutschland wurden
-die deutschen Universitäten wesentlich gehoben. Sie übernahmen
-die Pflege jener neuen Richtung, wodurch ein freierer Zug in die
-bisherigen Stätten scholastischen Gezänkes, theologischer Disputierwut
-und Unduldsamkeit kam. Am erfreulichsten trat dieser günstige
-Einfluß in der Um- und Fortbildung des Unterrichts in die Erscheinung.
-Man schuf bessere Lehrbücher, ersetzte das Diktieren
-und Auswendiglernen durch fleißige Lektüre der durch bessere
-Textkritik geläuterten, alten Schriften und kehrte mit offenerem
-Blick zu den Erscheinungen zurück, die Natur- und Menschenleben
-darboten. Auch das Emporblühen einer volkstümlichen Kunst
-wirkte in dem Deutschland des 15. Jahrhunderts befreiend und
-fördernd<a name="FNanchor_836" id="FNanchor_836" href="#Footnote_836" class="fnanchor">836</a>. Erlebte doch Deutschland damals in <span class="gesperrt">Albrecht Dürer</span>
-eine Verbindung von Kunst und Wissenschaft, wie wir sie in Italien
-an <span class="gesperrt">Lionardo da Vinci</span> bewundern.</p>
-
-<p>Die hervorragendsten unter den Humanisten Mitteleuropas
-waren <span class="gesperrt">Agricola</span>, <span class="gesperrt">Erasmus von Rotterdam</span>, dem wir die
-erste griechische Ausgabe des Neuen Testaments verdanken,
-<span class="gesperrt">Reuchlin</span>, der die hebräischen Studien ins Leben rief, und
-<span class="gesperrt">Melanchthon</span>. Letzterer entfaltete eine ähnliche Tätigkeit wie
-<span class="gesperrt">Rhabanus Maurus</span> und hat deshalb in der Geschichte des
-Bildungswesens gleichfalls den Ehrentitel eines Praeceptor Germaniae
-erhalten. Er setzte sich vor allem das Ziel, in der
-Philosophie eine Reformation durch das Zurückgehen auf die
-echten Schriften des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> zu bewirken, wie sie Luther in
-der Theologie dadurch herbeizuführen suchte, daß er einzig und
-allein das reine Evangelium als die wahre Quelle des religiösen
-Glaubens hinstellte<a name="FNanchor_837" id="FNanchor_837" href="#Footnote_837" class="fnanchor">837</a>.</p>
-
-<p>In Deutschland wurde <span class="gesperrt">Wittenberg</span> zum Mittelpunkt des
-Humanismus. Von hier ging auch, durch letzteren gefördert, diejenige
-freiere Gestaltung des religiösen Lebens aus, die für das
-mittlere und nördliche Europa einen Aufschwung von nie gesehenem
-Umfang einleiten sollte. Hatte doch bis dahin die hierarchische
-Gewalt nicht nur die Normen für den Glauben, sondern alle
-weltlichen Einrichtungen und Anschauungen beherrscht. Daß
-diese Gewalt ins Wanken geriet, mußte nicht nur in den Zuständen
-jener Zeit, sondern auch im Reiche der Gedanken eine
-unermeßliche Veränderung hervorbringen<a name="FNanchor_838" id="FNanchor_838" href="#Footnote_838" class="fnanchor">838</a>. Zu diesen beiden<span class="pagenum"><a name="Page_p378" id="Page_p378">[Pg p378]</a></span>
-Elementen, der Renaissance, die erst wieder »das Auge für den
-Menschen und für die Dinge öffnete«<a name="FNanchor_839" id="FNanchor_839" href="#Footnote_839" class="fnanchor">839</a> und als das Grundelement
-bezeichnet werden muß, und zu der Reformation trat die Naturwissenschaft
-hinzu, um im Verein mit ihnen die Weltanschauung
-und die Welt von Grund aus umzugestalten. An die Stelle der
-Lehre wurde die Forschung und an die Stelle des Himmels die
-veredelte Weltlichkeit gesetzt. Die Verheißung lautete nicht mehr
-»Unsterblichkeit«, sondern »ewiger Ruhm«<a name="FNanchor_840" id="FNanchor_840" href="#Footnote_840" class="fnanchor">840</a>.</p>
-
-<p>Der Angriff des Humanismus gegen die Scholastik ging besonders
-von <span class="gesperrt">Erasmus von Rotterdam</span> aus. Er machte den
-Kampf gegen die Scholastiker der Klöster und der Universitäten
-zu seiner Lebensaufgabe. Sein »Lob der Narrheit« ist voll Spott
-und Bitterkeit gegen die Fesseln, welche die Philosophie und die
-Theologie jener Zeit beengten und jede freie Regung erstickten<a name="FNanchor_841" id="FNanchor_841" href="#Footnote_841" class="fnanchor">841</a>.
-Das Büchlein, das in zahllosen Auflagen erschien und in viele
-Sprachen übersetzt wurde, hat besonders dazu beigetragen, dem
-16. Jahrhundert eine antiklerikale Richtung zu geben<a name="FNanchor_842" id="FNanchor_842" href="#Footnote_842" class="fnanchor">842</a>. Mit dem
-populären Angriff verband <span class="gesperrt">Erasmus</span> den gelehrten. Wie die
-Humanisten Italiens forderte er, man solle die Wissenschaften aus
-den Schriften des Altertums erlernen, so die Naturgeschichte aus
-<span class="gesperrt">Plinius</span>, die Erdbeschreibung aus <span class="gesperrt">Platon</span>, die Gottesgelehrtheit
-nicht aus den Kirchenvätern, sondern aus dem neuen Testamente,
-usw. Es war also noch kein Kampf gegen den Autoritätsglauben,
-der mit den Humanisten anhob, sondern zunächst nur ein Zurückgehen
-auf ursprüngliche, reinere Quellen. Indes schon diese
-Wandlung, obgleich so maßvoll in ihren Zielen, ging nicht ohne
-den heftigsten Widerstand von seiten der kirchlichen Scholastiker
-vor sich.</p>
-
-<p>Mit welcher Erbitterung gekämpft wurde, zeigt uns der
-Lebensgang eines <span class="gesperrt">Hutten</span>. Daß es den Führern an Siegeszuversicht
-und an Begeisterung für die große Sache nicht fehlte,
-bekundet uns derselbe <span class="gesperrt">Hutten</span> durch sein Wort: »O Jahrhundert,
-die Studien blühen, die Geister erwachen; es ist eine Lust zu
-leben«<a name="FNanchor_843" id="FNanchor_843" href="#Footnote_843" class="fnanchor">843</a>. Dieses Erwachen der Geister machte sich zunächst<span class="pagenum"><a name="Page_p379" id="Page_p379">[Pg p379]</a></span>
-weniger durch Neuschöpfungen geltend, als dadurch, daß man den
-Unterricht naturgemäßer gestaltete und auf wertvolleren Grundlagen
-errichtete, sowie vor allem dadurch, daß das ausschließlich
-kirchliche Denken, die »hierarchische Weltansicht«, wenn auch
-nicht gebrochen, so doch eingeschränkt und daneben wenigstens
-die Duldung anders gearteter Ansichten erkämpft wurde.</p>
-
-<p>Fast unvermittelt schloß sich an das Zeitalter des Humanismus
-für die Naturwissenschaften die Periode an, die auch den
-alten Schriftstellern keine unbedingte Autorität zuerkannte, mit
-dem Glauben brach und an seine Stelle die freie, unabhängige
-Forschung setzte. Diese Periode wird in Deutschland vor allem
-durch <span class="gesperrt">Koppernikus</span> und durch <span class="gesperrt">Paracelsus</span>, sowie durch die
-Begründung der neueren Naturbeschreibung (<span class="gesperrt">Brunfels</span>, <span class="gesperrt">Bock</span>,
-<span class="gesperrt">Gesner</span> und <span class="gesperrt">Agricola</span>) eröffnet. Mit dem Wirken dieser
-Männer werden wir uns in den nächsten Abschnitten eingehend
-zu befassen haben.</p>
-
-<p>Die Wiederbelebung der Wissensschätze des Altertums kam
-auf naturwissenschaftlichem Gebiete vor allem der Astronomie zu
-gute, für welche selbst die Kirche immer ein, wenn auch zunächst
-nur praktisches, Interesse bewiesen hatte. Kleriker wie Laien
-waren nämlich ängstlich darauf bedacht, eine Verschiebung der
-Fasttage auf profane Tage, wie sie jede Unvollkommenheit des
-Kalenders mit sich bringen mußte, zu vermeiden. So waren, um
-ein Beispiel zu erwähnen, die Begleiter <span class="gesperrt">Magelhaens</span> in hohem
-Grade bestürzt, als sich nach der ersten Weltumsegelung bei
-ihrem Eintreffen in Spanien aus der Schiffsrechnung ergab, daß
-man um einen Tag hinter dem Kalender zurückgeblieben war und
-infolgedessen zu unrechter Zeit gefastet hatte. Anfangs glaubte
-man an einen Irrtum, bis man die Notwendigkeit einer solchen
-Erscheinung einsah und infolgedessen später die Datumsgrenze
-einführte<a name="FNanchor_844" id="FNanchor_844" href="#Footnote_844" class="fnanchor">844</a>.</p>
-
-
-<h3>Nicolaus von Cusa.</h3>
-
-<p>Bei der Wiederbelebung der naturwissenschaftlichen Forschung
-spielte in diesem Zeitalter der Kardinal <span class="gesperrt">Nicolaus von Cusa</span> eine
-bedeutende Rolle. Wie einst <span class="gesperrt">Roger Bacon</span>, so machte er<a name="FNanchor_845" id="FNanchor_845" href="#Footnote_845" class="fnanchor">845</a> Vorschläge
-zur Verbesserung des Kalenders, sowie der alfonsinischen
-Tafeln, ohne jedoch damit durchzudringen. <span class="gesperrt">Nicolaus von Cusa</span><span class="pagenum"><a name="Page_p380" id="Page_p380">[Pg p380]</a></span>
-wurde im Jahre 1401 zu Cues an der Mosel als Sohn eines armen
-Fischers geboren. Seiner Begabung wegen fand er Unterstützung,
-studierte in Padua und zeichnete sich durch große, mit gewandtem
-Wesen vereinigte Gelehrsamkeit aus. In päpstlichem Auftrage
-reiste er nach Konstantinopel und brachte von dort wertvolle griechische
-Manuskripte nach Italien. Hier war er auch mit dem
-fast gleichaltrigen <span class="gesperrt">Paolo Toscanelli</span> (geb. 1397 zu Florenz) bekannt
-geworden, welcher, durch die alten Schriftsteller angeregt,
-die beobachtende Astronomie auf europäischem Boden zu neuem
-Leben erweckte. <span class="gesperrt">Toscanelli</span> hatte im Dome zu Florenz einen
-Gnomon angebracht, mit dem er die Kulmination der Sonne auf
-die Sekunde genau zu ermitteln vermochte. Die Einrichtung bestand
-in einer Platte, die sich 270 Fuß über dem Boden des
-Domes befand. Sie besaß eine Öffnung, durch welche ein Sonnenstrahl
-auf den Boden fiel. <span class="gesperrt">Nicolaus von Cusa</span> zählte zu den
-Schülern <span class="gesperrt">Toscanellis</span>, der auch eine, leider verloren gegangene,
-Seekarte entwarf. Sie ist sehr wahrscheinlich von <span class="gesperrt">Behaim</span> bei
-der Anfertigung seines Globus verwertet worden. Zur Zeit <span class="gesperrt">Toscanellis</span>
-kamen wahrscheinlich auch die ersten in Kupfer gestochenen
-Karten auf. Daran schlossen sich noch vor Ablauf des
-15. Jahrhunderts die ersten in Holz geschnittenen und gedruckten
-Karten<a name="FNanchor_846" id="FNanchor_846" href="#Footnote_846" class="fnanchor">846</a>.</p>
-
-<p>In Italien wurde <span class="gesperrt">Nicolaus von Cusa</span> mit den aristotelischen
-Schriften im griechischen Original bekannt, und zwar geschah dies
-zu einer Zeit, als man in Deutschland nur die arabisch-lateinischen
-Bearbeitungen des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> kannte. Die Folge war, daß
-<span class="gesperrt">Nicolaus</span> sich um die Ausbreitung des Humanismus in seiner
-deutschen Heimat sehr verdient gemacht hat. Im Verein mit dem
-Papste <span class="gesperrt">Nicolaus</span> V. bemühte er sich, griechische Werke durch
-Übersetzung ins Lateinische zugänglicher zu machen. So hat er
-an der Herausgabe des <span class="gesperrt">Archimedes</span> auf Grund des griechischen
-Originals hervorragenden Anteil genommen. Bei seiner Beschäftigung
-mit Mathematik, Mechanik und Astronomie knüpfte er
-überall an <span class="gesperrt">Euklid</span>, <span class="gesperrt">Archimedes</span> und andere alte Schriftsteller
-an. Er war es auch, der zuerst unter den Neueren die eingewurzelte
-Ansicht, daß die Erde der Mittelpunkt der Welt sei, er<span class="pagenum"><a name="Page_p381" id="Page_p381">[Pg p381]</a></span>schütterte.
-Nach seiner Lehre ist sie ein Gestirn und befindet
-sich, wie alles in der Natur, in Bewegung.</p>
-
-<p>Gleich einer Stelle aus dem Dialog des <span class="gesperrt">Galilei</span> mutet es
-uns an, wenn <span class="gesperrt">Nicolaus von Cusa</span><a name="FNanchor_847" id="FNanchor_847" href="#Footnote_847" class="fnanchor">847</a> schreibt: »Es ist jetzt klar,
-daß die Erde sich wirklich bewegt, wenn wir es gleich nicht bemerken,
-da wir die Bewegung nur durch den Vergleich mit etwas
-Unbeweglichem wahrnehmen.« Auf den Gedanken, daß die Fixsterne
-ein solches Unbewegliches sind, kam <span class="gesperrt">Nicolaus von Cusa</span>
-indessen nicht. Er würde sonst den Kern der koppernikanischen
-Lehre vorweg genommen haben. »Wüßte jemand nicht,« so fährt
-er fort, »daß das Wasser fließt und sähe er das Ufer nicht, wie
-würde er, wenn er in einem auf dem Wasser dahingleitenden
-Schiffe steht, bemerken, daß das Schiff sich bewegt? Da es daher
-jedem, er mag auf der Erde, der Sonne oder einem anderen Sterne
-sich befinden, vorkommen wird, als stände er im unbeweglichen
-Mittelpunkte, während alles um ihn her sich bewege, so würde er
-in der Sonne, im Monde, im Mars stehend, immer wieder andere
-Pole angeben.«</p>
-
-<p>Die Bewegung der Erde um die Sonne hat <span class="gesperrt">Nicolaus von
-Cusa</span> indessen noch nicht gelehrt. Auch gründen sich seine Behauptungen
-oft mehr auf allgemeine Überlegungen, denn auf Beobachtungen
-und mathematische Schlüsse. Blieb somit sein System<a name="FNanchor_848" id="FNanchor_848" href="#Footnote_848" class="fnanchor">848</a>
-auch weit von der Wahrheit entfernt, so wurde doch zum erstenmal
-an der durch tausendjähriges Bestehen geheiligten Autorität des
-<span class="gesperrt">Ptolemäos</span> gerüttelt und der großen Umwälzung, die 100 Jahre
-später durch <span class="gesperrt">Koppernikus</span> auf dem Gebiete der Astronomie eintrat,
-vorgearbeitet<a name="FNanchor_849" id="FNanchor_849" href="#Footnote_849" class="fnanchor">849</a>.</p>
-
-<p>Auch um die Kartographie hat <span class="gesperrt">Nicolaus von Cusa</span> sich
-Verdienste erworben. Sogar der Versuch, eine Weltkarte zu
-entwerfen, rührt von ihm her. Er bediente sich dabei der
-Kegelprojektion. Seine Karte, die während der Renaissance<span class="pagenum"><a name="Page_p382" id="Page_p382">[Pg p382]</a></span>zeit
-sehr geschätzt wurde, ist noch in mehreren Exemplaren erhalten<a name="FNanchor_850" id="FNanchor_850" href="#Footnote_850" class="fnanchor">850</a>.</p>
-
-<p>Auch mit mechanischen Dingen hat sich <span class="gesperrt">Nicolaus von
-Cusa</span> beschäftigt. So erdachte er zur Bestimmung der Tiefe
-eines Gewässers ein Bathometer. Eine leichte Kugel sollte mit
-einem Gewichte beschwert und dadurch zum Untersinken gebracht
-werden. Beim Berühren des Bodens sollte sich das Gewicht
-loslösen und die Kugel emporsteigen. Aus dem für beide
-Bewegungen erforderlichen Zeitaufwand konnte man dann die Tiefe
-des Gewässers berechnen. <span class="gesperrt">Nicolaus von Cusa</span> ist einer der
-ersten gewesen, der verlangte, man solle bei allen Untersuchungen
-messend verfahren. Er knüpft diese Bemerkung an seine Betrachtungen
-über die Wage<a name="FNanchor_851" id="FNanchor_851" href="#Footnote_851" class="fnanchor">851</a> und erläutert sie durch Beispiele.
-So heißt es, man könne leicht feststellen, ob die Pflanzen ihre
-Nahrung aus der Luft oder aus dem Boden bekämen. Man
-brauche nur die Samen und die erforderliche Menge Erde abzuwägen
-und die Wägung nach dem Heranwachsen der Pflanze zu
-wiederholen. Solche Anregungen blieben jedoch zunächst noch
-vereinzelt. Sie wurden oft von denen, die sie aussprachen, nicht
-einmal verfolgt. So sollten noch zwei Jahrhunderte verfließen,
-bis <span class="gesperrt">Stephan Hales</span> als der Erste die Methode des Wägens und
-des Messens in ausgedehnten Versuchsreihen auf pflanzenphysiologische
-Vorgänge anwandte.</p>
-
-
-<h3>Lionardo da Vinci.</h3>
-
-<p>Ein ähnliches Verhältnis wie zwischen dem <span class="gesperrt">Cusaner</span> und
-<span class="gesperrt">Koppernikus</span> begegnet uns auf dem Boden Italiens zwischen
-<span class="gesperrt">Lionardo da Vinci</span> und <span class="gesperrt">Galilei</span>. <span class="gesperrt">Lionardo da Vinci</span> wurde
-im Jahre 1452 in der Nähe von Florenz geboren. (Er starb 1519.)
-Da er frühzeitig künstlerische Begabung zeigte, führte ihn sein
-Vater einem Meister zu, bei dem er malen und modellieren, sowie
-Metall gießen und Gold schmieden lernte. Ein späterer Kunsthistoriker<a name="FNanchor_852" id="FNanchor_852" href="#Footnote_852" class="fnanchor">852</a>
-erzählt, <span class="gesperrt">Lionardo</span> sei die Darstellung einer kleinen
-Nebenfigur auf dem Gemälde dieses Meisters in solchem Grade
-gelungen, daß letzterer sich verschworen habe, keinen Pinsel mehr<span class="pagenum"><a name="Page_p383" id="Page_p383">[Pg p383]</a></span>
-anzurühren, weil ihn ein Knabe übertroffen. Im beginnenden
-Mannesalter entwickelte <span class="gesperrt">Lionardo</span> eine Vielseitigkeit sondergleichen.
-Er vereinigte mit körperlichen Vorzügen ungewöhnliche
-Verstandesschärfe und Genialität des künstlerischen Wirkens. Als
-Architekt, Bildhauer und Maler hat er Werke von unübertroffener
-Schönheit geschaffen<a name="FNanchor_853" id="FNanchor_853" href="#Footnote_853" class="fnanchor">853</a>.</p>
-
-<p>Der Herzog <span class="gesperrt">Ludwig Sforza</span> zog <span class="gesperrt">Lionardo</span> nach Mailand.
-Den Anlaß dazu bot ein Sieg, den letzterer als Violinspieler in
-einem musikalischen Wettstreit errungen hatte. Und wie lohnte
-der Künstler die fürstliche Gunst! Er beteiligte sich mit Eifer
-an dem Bau des Mailänder Domes und gründete, indem er schon
-damals seine Vorliebe für die mathematisch-naturwissenschaftliche
-Richtung bekundete, eine Art Akademie. Auch die Schöpfung
-des Abendmahles, jenes Kolossalgemäldes, durch das sich <span class="gesperrt">Lionardo</span>
-mit <span class="gesperrt">Raphael</span> und <span class="gesperrt">Michel Angelo</span> auf eine Stufe stellte,
-fällt in die Zeit seines Aufenthalts in Mailand.</p>
-
-<p>Später sehen wir <span class="gesperrt">Lionardo da Vinci</span> an verschiedenen
-Orten seines Vaterlandes als Ingenieur und Architekt mit Arbeiten
-großen Umfangs, wie Kanalbauten<a name="FNanchor_854" id="FNanchor_854" href="#Footnote_854" class="fnanchor">854</a>, der Anlage von Befestigungswerken,
-sowie der Anfertigung von Maschinen aller
-Art &ndash; selbst Flugmaschinen fehlen nicht &ndash; beschäftigt. Aus
-dieser, auf das Praktische gerichteten Tätigkeit erklärt es sich,
-daß er viel über mechanische Probleme nachgedacht und Schriften
-darüber verfaßt hat, die allerdings infolge ungünstiger Umstände
-die Entwicklung der Wissenschaften wenig beeinflußt und erst in
-neuerer Zeit ihre Würdigung gefunden haben<a name="FNanchor_855" id="FNanchor_855" href="#Footnote_855" class="fnanchor">855</a>. Diese Aufzeichnungen
-enthalten nämlich manche bemerkenswerten Ansätze, die
-zu den Arbeiten <span class="gesperrt">Galileis</span> hinüberleiten.</p>
-
-<p>Zwölf Codices von <span class="gesperrt">Lionardos</span> Manuskripten werden in der
-Bibliothek der französischen Akademie aufbewahrt. Vorher befanden
-sie sich in der Ambrosianischen Bibliothek zu Mailand.
-Von dort wurden sie 1796 von den Franzosen nach Paris gebracht,
-wo sie <span class="gesperrt">Venturi</span> eingehend studierte. Er bezeichnete die
-dreizehn Folianten mit den Buchstaben A bis N. Im Jahre 1815
-erhielt die Ambrosiana den Codex atlanticus (N), der sich be<span class="pagenum"><a name="Page_p384" id="Page_p384">[Pg p384]</a></span>sonders
-mit technischen Dingen befaßt, zurück. Mit der Veröffentlichung
-dieses wertvollen Nachlasses wurde erst 1881 begonnen:
-<span lang="fr" xml:lang="fr">Les manuscrits de <span class="gesperrt">Lionarde de Vinci</span>, publiés en facsimilés
-avec transcription littérale, traduction française</span> etc. Im
-Druck erschienen war vor dem Ende des 19. Jahrhunderts nur
-<span class="gesperrt">Lionardos</span> Abhandlung über die Malkunst (1651).</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Lionardos</span> wissenschaftliche und technische Bedeutung wurde
-anfangs kaum beachtet. Erst nachdem <span class="gesperrt">Libri</span> und <span class="gesperrt">Venturi</span> darauf
-hingewiesen hatten, fand <span class="gesperrt">Lionardo</span> auch auf diesen Gebieten die
-verdiente Anerkennung, die allerdings nicht selten in ein kritikloses
-Überschätzen ausartete<a name="FNanchor_856" id="FNanchor_856" href="#Footnote_856" class="fnanchor">856</a>.</p>
-
-<p>Unter den alten Schriftstellern, auf welchen <span class="gesperrt">Lionardo da
-Vinci</span> fußt, ist besonders <span class="gesperrt">Heron</span> zu nennen. Er findet sich im
-Codex Atlanticus auch zitiert. <span class="gesperrt">W. Schmidt</span> wies darauf hin,
-daß manche Ausführungen <span class="gesperrt">Lionardos</span> augenfällig mit solchen
-der <span class="gesperrt">Heron</span>schen Pneumatik übereinstimmen (Math. Bibl. [3.] III.
-180&ndash;187).</p>
-
-<p>Eine genauere Untersuchung über die Quellen, welche <span class="gesperrt">Lionardo</span>
-benutzt hat, verdankt man dem französischen Physiker
-<span class="gesperrt">P. Duhem</span> (<span lang="fr" xml:lang="fr">Études sur <span class="gesperrt">Léonard de Vinci</span>, ceux qu'il a lus et
-ceux qui l'ont lu.</span> Paris 1906.). Danach hat <span class="gesperrt">da Vinci</span> weit mehr
-gelesen, als es den Anschein hat. Er zitiert nämlich sehr selten.
-Infolgedessen kann man seine Quellen nur schwer ermitteln.</p>
-
-<p>Nach <span class="gesperrt">Duhem</span> (<span lang="fr" xml:lang="fr">Études sur <span class="gesperrt">Léonard de Vinci</span>, Troisième
-série</span>. Paris 1913) und nach den »<span lang="fr" xml:lang="fr">Origines de la Statique</span>« (2 Bde.
-Paris 1905/6) desselben Verfassers hat die Scholastik auf dem
-Gebiete der Mechanik weit mehr geleistet als man bisher anzunehmen
-geneigt war. <span class="gesperrt">Duhem</span> kommt zu dem Ergebnis, daß die
-dynamischen Lehren, die im 14. Jahrhundert insbesondere von
-französischen Scholastikern ausgingen, die Grundlagen gebildet
-haben, auf der <span class="gesperrt">Galilei</span> und seine unmittelbaren Vorgänger weiter
-arbeiten konnten. Bei der Beurteilung der Ergebnisse <span class="gesperrt">Duhems</span>
-darf aber nicht vergessen werden, daß der französische Historiker
-dazu neigt, dasjenige besonders hoch einzuschätzen, was für das
-eigene Land und Volk als rühmlich gelten kann. Unter den Scholastikern,
-die zu richtigen dynamischen Vorstellungen gelangten, ist
-auch <span class="gesperrt">Albert von Sachsen</span> zu nennen. Er erkannte etwa 1368,
-daß der freie Fall ein Beispiel für die gleichförmig beschleunigte<span class="pagenum"><a name="Page_p385" id="Page_p385">[Pg p385]</a></span>
-Bewegung sei. Man darf dabei aber nicht vergessen, daß es den
-Scholastikern mehr um spekulative Definitionen als um die Untersuchung
-physikalischer Vorgänge zu tun war<a name="FNanchor_857" id="FNanchor_857" href="#Footnote_857" class="fnanchor">857</a>.</p>
-
-<p>Auf dem Gebiete der Mechanik stützte sich <span class="gesperrt">Lionardo</span> auf
-<span class="gesperrt">Heron</span>, <span class="gesperrt">Vitruv</span> und auf die mittelalterlichen Lehrbücher des
-<span class="gesperrt">Jordanus Nemorarius</span> und anderer. Die Lehre vom Erdschwerpunkt
-und die Gleichgewichtstheorie der Meere läßt sich
-auf <span class="gesperrt">Albert von Sachsen</span> zurückführen, den <span class="gesperrt">Lionardo</span> auch
-gelegentlich zitiert. Bezüglich der Erklärung von Ebbe und Flut
-stützt sich <span class="gesperrt">Lionardo</span> auf den Scholastiker <span class="gesperrt">Themon</span>. Andererseits
-hat <span class="gesperrt">Lionardo</span> aber auch einen nachweisbaren Einfluß auf
-<span class="gesperrt">Roberval</span>, <span class="gesperrt">Cardano</span>, <span class="gesperrt">Palissy</span> und andere ausgeübt<a name="FNanchor_858" id="FNanchor_858" href="#Footnote_858" class="fnanchor">858</a>.</p>
-
-<p>Bekannt ist <span class="gesperrt">Lionardos</span> Ausspruch, daß die Mechanik das
-Paradies der mathematischen Wissenschaften sei, weil man durch
-die Mechanik erst zu den Früchten dieser Wissenschaften gelange.
-<span class="gesperrt">Lionardo da Vinci</span> handelt aber auch nach diesem Ausspruch,
-dessen Bedeutung erst die nächsten Jahrhunderte in vollem Maße
-gewürdigt haben. So untersucht er die Wirkung des Hebels für
-den Fall, daß die Kräfte in beliebiger Richtung auf ihn wirken.
-Die Rolle und das Rad an der Welle werden auf den Hebel zurückgeführt.
-Seine auf das Praktische gerichtete Tätigkeit brachte
-es mit sich, daß er theoretisch und durch Versuche den Einfluß
-untersuchte, den der Reibungswiderstand auf die Bewegung der
-Maschinen ausübt. Es sind die ersten genaueren Untersuchungen
-dieser Art, die uns bei <span class="gesperrt">Lionardo</span> begegnen. Ferner werden der
-freie Fall und der Fall auf der schiefen Ebene in Betracht gezogen,
-wenn auch hier <span class="gesperrt">Galilei</span> die erschöpfende Behandlung vorbehalten
-blieb. In einigen Äußerungen <span class="gesperrt">Lionardos</span> lassen sich
-schon die Keime des Trägheits- und des Energiegesetzes erkennen;
-so, wenn er sagt, jedes Ding »trachte in seinem gegebenen
-Zustande zu verharren« oder der bewegte Körper besitze
-»Wirkungsfähigkeit« und »wuchte in der Richtung seiner Bewegung«.</p>
-
-<p>Für die einfachen Maschinen sprach <span class="gesperrt">Lionardo</span> schon das
-Prinzip aus, daß die im Gleichgewicht befindlichen Kräfte sich<span class="pagenum"><a name="Page_p386" id="Page_p386">[Pg p386]</a></span>
-umgekehrt wie die virtuellen Geschwindigkeiten verhalten<a name="FNanchor_859" id="FNanchor_859" href="#Footnote_859" class="fnanchor">859</a>. Seine
-klare Auffassung des Beharrungsvermögens bezeugen folgende
-Sätze<a name="FNanchor_860" id="FNanchor_860" href="#Footnote_860" class="fnanchor">860</a>: »Keine vernunftlose Sache bewegt sich von selbst.«
-»Jeder Impuls neigt zu ewiger Dauer.«</p>
-
-<p>Ferner stellt <span class="gesperrt">Lionardo</span> die Möglichkeit des Perpetuum mobile<a name="FNanchor_861" id="FNanchor_861" href="#Footnote_861" class="fnanchor">861</a>
-in Abrede und entwickelt unter Ablehnung aller Wunder-
-und Geheimkräfte, insbesondere der scholastischen <span lang="la" xml:lang="la">qualitates occultae</span>,
-den Kraftbegriff in einem fast modernen Sinne. So heißt
-es bei <span class="gesperrt">Lionardo da Vinci</span>: »Kraft ist Ursache der Bewegung und
-die Bewegung ist die Ursache der Kraft«. Wenn er letztere eine
-geistige Wesenheit nennt, die sich mit den schweren Körpern verbinde,
-so erläutert er dies mit folgenden Worten: »Geistig, sage
-ich, weil in ihr unsichtbares
-Leben ist, weil der Körper, in
-dem sie geboren wird, weder in
-der Form noch im Gewichte
-wächst. Die berührte Saite
-einer Laute bewegt ein wenig
-eine andere gleiche Saite von
-gleicher Stimme einer anderen
-Laute. Du wirst dies sehen
-durch Auflegen eines Strohhalmes
-auf die zweite Saite<a name="FNanchor_862" id="FNanchor_862" href="#Footnote_862" class="fnanchor">862</a>.«</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig56" id="fig56" href="images/abb56.jpg"><img width="300" height="212" src="images/abb56.jpg" alt="[Abb. 56]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 56. Lionardos Hygrometer.</div>
-</div>
-
-<p>Beobachtungen, die <span class="gesperrt">Lionardo</span> beim Wägen hygroskopischer
-Substanzen machte, führten ihn zur Konstruktion eines, wenn
-auch noch recht unvollkommenen Hygrometers. An den Enden
-eines zweiarmigen Hebels brachte er zwei gleich schwere Kugeln<span class="pagenum"><a name="Page_p387" id="Page_p387">[Pg p387]</a></span>
-an, von denen die eine mit Wachs, die zweite dagegen mit Baumwolle
-überzogen war. Nahm die Feuchtigkeit der Luft zu, so
-sank die zweite Kugel. Der Ausschlag konnte auf einer ringförmigen
-Skala abgelesen werden.</p>
-
-<p>Ein Seitenstück zu diesem Feuchtigkeitsmesser ist der von
-<span class="gesperrt">Lionardo</span> abgebildete und beschriebene Windmesser<a name="FNanchor_863" id="FNanchor_863" href="#Footnote_863" class="fnanchor">863</a>. Er besteht
-aus einem mit Gradeinteilung versehenen Quadranten, der,
-wie aus der Abbildung ersichtlich ist, mit einer beweglichen Platte
-verbunden wird. Diese wird durch den Wind gehoben, so daß
-man die jeweilige Stärke
-des Windes auf der Gradeinteilung
-ablesen kann.
-Die gleiche Einrichtung
-besaß das fast 200 Jahre
-später erfundene Pendelanemometer
-<span class="gesperrt">Hookes</span>, der
-bisher als der Erfinder
-dieses Instrumentes galt<a name="FNanchor_864" id="FNanchor_864" href="#Footnote_864" class="fnanchor">864</a>.</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig57" id="fig57" href="images/abb57.jpg"><img width="300" height="257" src="images/abb57.jpg" alt="[Abb. 57]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 57. Lionardos Windmesser.</div>
-</div>
-
-<p>Auch die Theorie der
-Reibung und das schwierige
-Gebiet der Festigkeitslehre<a name="FNanchor_865" id="FNanchor_865" href="#Footnote_865" class="fnanchor">865</a>
-beschäftigten <span class="gesperrt">Lionardo
-da Vinci</span>, der auf
-fast allen Gebieten der
-Naturwissenschaft Anschauungen entwickelte, die ihn als einen
-seine Zeit und deren Denken überragenden Geist erkennen lassen.</p>
-
-<p>So spricht er sich über die Rolle, welche die Luft bei der
-Verbrennung und der Atmung spielt, mit folgenden Worten aus:
-»Wo eine Flamme entsteht, da erzeugt sich ein Luftstrom um sie.
-Dieser dient dazu, die Flamme zu erhalten. Das Feuer zerstört
-ohne Unterlaß die Luft, durch die es unterhalten wird. Sobald
-die Luft nicht geeignet ist, die Flamme zu unterhalten, kann
-in ihr kein Geschöpf leben. Die Flamme disponiert zuerst die
-Materie, aus der sie entsteht, und kann sich dann davon ernähren.
-Indem sie Nahrung für die Flamme wird, formt sie sich in sie<span class="pagenum"><a name="Page_p388" id="Page_p388">[Pg p388]</a></span>
-um.« Daß <span class="gesperrt">Lionardo</span> mit diesen Erklärungen fast überall den
-wahren Sachverhalt traf, setzt geradezu in Erstaunen. Um das
-Zuströmen der Luft zu erhöhen und dadurch die Leuchtkraft zu
-vergrößern, erfand <span class="gesperrt">Lionardo</span> den Lampenzylinder. Auch die Idee
-des Fallschirmes, »mit dem sich ein Mensch aus beliebiger Höhe
-herunterlassen könne«, ist auf <span class="gesperrt">Lionardo</span> zurückzuführen. Der
-Gedanke wurde erst dreihundert Jahre später verwirklicht<a name="FNanchor_866" id="FNanchor_866" href="#Footnote_866" class="fnanchor">866</a>.</p>
-
-<p>Auf die Versteinerungen und andere geologische Dinge, z. B.
-die Entstehung der Schichten durch Ablagerung, sowie auf mineralogische
-Fragen war <span class="gesperrt">Lionardo</span> gelegentlich der Wasserbauten,
-die er als Ingenieur ausführte, aufmerksam geworden.</p>
-
-<p>Die Versteinerungen, die man, entgegen den Lehren der Alten,
-immer noch meist für Naturspiele hielt, wurden von ihm als Überreste
-von Lebewesen gedeutet.</p>
-
-<p>Um <span class="gesperrt">Lionardo</span> voll zu würdigen, muß man bedenken, daß er
-einem vom Mystizismus noch ganz durchdrungenen Zeitalter angehörte.
-So mußte er in seinen Betrachtungen über die Versteinerungen
-besonders die Ansicht zurückweisen, daß die Versteinerungen
-als Naturspiele unter dem Einfluß der Sterne hervorgebracht
-seien. Auch zwei andere Vorstellungen seiner Zeit, die
-Quadratur des Zirkels und das Perpetuum mobile, bekämpfte
-<span class="gesperrt">Lionardo</span> schon mit wissenschaftlichen Gründen.</p>
-
-<p>Seine Tätigkeit als Künstler hat ihn veranlaßt, sich eingehend
-mit anatomischen Studien zu befassen. Zu diesem Zwecke setzte
-er sich mit einem Arzte in Verbindung<a name="FNanchor_867" id="FNanchor_867" href="#Footnote_867" class="fnanchor">867</a>. Die Frucht der gemeinsamen
-Tätigkeit des Künstlers und des Naturforschers sind etwa
-800 Bilder, die wir als die ersten, naturgetreuen anatomischen
-Zeichnungen ansprechen müssen<a name="FNanchor_868" id="FNanchor_868" href="#Footnote_868" class="fnanchor">868</a>. Sie betreffen vor allem das
-Knochen- und das Muskelsystem. Doch sind auch Abbildungen der
-inneren Organe (Herz, Leber usw.) vorhanden.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Lionardo</span> war wohl der erste, der sich eingehender mit Untersuchungen
-über die Mechanik des Körpers beschäftigte. Er studierte
-die Beugung und Streckung der Glieder, sowie das Gehen ganz
-im Sinne der heutigen Physiologie. Ferner setzte er auseinander,
-wie die Beschäftigung auf die Haltung wirkt, und welche Muskeln
-beim Werfen, Heben, Tragen usw. in Betracht kommen. Mit Vor<span class="pagenum"><a name="Page_p389" id="Page_p389">[Pg p389]</a></span>liebe
-belehrte er sich und seine Schüler auf dem Fechtboden über
-die verschiedenen Bewegungen des Körpers. Aus künstlerischem
-Drange hat sich <span class="gesperrt">Lionardo</span> auch mit der Anatomie des Pferdes
-beschäftigt<a name="FNanchor_869" id="FNanchor_869" href="#Footnote_869" class="fnanchor">869</a>.</p>
-
-<p>Eine der wichtigsten unter den wissenschaftlichen Grundlagen
-der Kunst hat <span class="gesperrt">Lionardo</span> erst geschaffen. Das ist die Lehre von
-der Perspektive, um die sich außer ihm auch die Brüder <span class="gesperrt">van Eyck</span>
-und <span class="gesperrt">Battista Alberti</span> verdient gemacht haben. Daß die Alten
-mit den Lehren der Perspektive nicht vertraut waren, haben schon
-<span class="gesperrt">Lessing</span><a name="FNanchor_870" id="FNanchor_870" href="#Footnote_870" class="fnanchor">870</a> und <span class="gesperrt">Lambert</span> nachgewiesen. <span class="gesperrt">Lambert</span> pries <span class="gesperrt">Lionardo</span>
-als »den ersten, der an die Verfeinerung der Malkunst und
-an die Perspektive gedacht« habe. Dem Verfahren lag folgender
-Gedanke zugrunde. Bringt man zwischen das Auge und den
-Gegenstand, den man perspektivisch richtig zeichnen will, eine
-durchsichtige Tafel, so wird jeder Lichtstrahl die Tafel in einem
-bestimmten Punkte schneiden. Die Gesamtheit dieser Schnittpunkte
-gibt uns das perspektivische Bild, und die Lehre von der
-Perspektive läuft darauf hinaus, wie man ein solches Bild zeichnet,
-ohne die zur Erläuterung dienende Tafel zu benutzen.</p>
-
-<p>Vom Auge handelt <span class="gesperrt">Lionardo</span> eingehender im Manuskript D<a name="FNanchor_871" id="FNanchor_871" href="#Footnote_871" class="fnanchor">871</a>.
-Seine Ausführungen betreffen die Größe des Gesichtswinkels und
-den Vorgang des Sehens. Aus Versuchen wird geschlossen, daß
-der Gesichtssinn seinen Sitz in den Endigungen des Sehnerven
-habe (Manuskript D. S. 3). Zu dieser Erkenntnis war übrigens
-auch schon <span class="gesperrt">Roger Bacon</span> gelangt. Im Manuskript C wird die
-Lehre vom Schatten durch viele Zeichnungen erläutert. Hier wie
-überall finden sich nur Ansätze. Ihre Bedeutung liegt darin, daß<span class="pagenum"><a name="Page_p390" id="Page_p390">[Pg p390]</a></span>
-stets experimentell und geometrisch verfahren, und daß jedes Problem
-frei von vorgefaßten Meinungen in Angriff genommen wird.</p>
-
-<p>Bemerkenswert sind auch <span class="gesperrt">Lionardos</span> gelegentliche Äußerungen
-über astronomische Gegenstände. Von der Erde heißt es,
-sie müsse den Bewohnern des Mondes und anderer Gestirne als
-Himmelskörper erscheinen, auch befinde sie sich nicht im Mittelpunkt
-der Sonnenbahn, ebensowenig wie sie die Mitte des Weltalls
-einnehme. »Die Erde«, heißt es an einer Stelle<a name="FNanchor_872" id="FNanchor_872" href="#Footnote_872" class="fnanchor">872</a>, »ist ein Stern
-ähnlich wie der Mond.« Und ferner: »Mache Gläser, um den
-Mond groß zu sehen«<a name="FNanchor_873" id="FNanchor_873" href="#Footnote_873" class="fnanchor">873</a>.</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig58" id="fig58" href="images/abb58.jpg"><img width="300" height="214" src="images/abb58.jpg" alt="[Abb. 58]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 58. Lionardos Erläuterung des Sehens<a name="FNanchor_874" id="FNanchor_874" href="#Footnote_874" class="fnanchor">874</a>.</div>
-</div>
-
-<p>Das Sehen führt <span class="gesperrt">Lionardo</span> darauf zurück, daß das Auge
-nach Art einer Camera obscura Bilder hervorbringe. Er erläutert
-dies in folgender Weise:
-»Man lasse durch eine
-kleine Öffnung (<a href="#fig58">Abb. 58</a>,
-M) das Bild eines beleuchteten
-Gegenstandes
-in ein dunkles Zimmer
-treten. Dann fange man
-dieses Bild auf einem
-weißen Papier, das man
-in dem dunklen Raum
-nahe der Öffnung anbringt,
-auf. Man wird
-dann den Gegenstand
-auf dem Papier in seiner wirklichen Gestalt und Farbe sehen, aber
-viel kleiner und umgekehrt. Es sei ABCDE der von der Sonne erleuchtete
-Gegenstand. ST sei der Schirm, der die Strahlen auffängt.
-Weil die Strahlen gerade sind, wird der von A ausgehende nach K,
-der von E ausgehende nach F gelangen. Dasselbe findet bei der
-Pupille statt«. Dazu bemerkt er noch beim Studium der Natur des
-Auges<a name="FNanchor_875" id="FNanchor_875" href="#Footnote_875" class="fnanchor">875</a>: »Hier sind die Figuren, die Farben, alle Wirkungen des
-Weltalls in einem Punkt gesammelt, und dieser Punkt ist ein
-solches Wunder! O staunenswerte Notwendigkeit! Du zwingst mit
-deinem Gesetz alle Wirkungen, auf kürzestem Wege an ihren Ursachen
-teilzuhaben. Schreibe in deiner Anatomie, wie in dem<span class="pagenum"><a name="Page_p391" id="Page_p391">[Pg p391]</a></span>
-winzigen Raume des Auges das Bild der sichtbaren Dinge wiedergeboren
-wird und sich in seiner Ausdehnung wiederherstellt«.</p>
-
-<p>Ähnlich tief empfunden zeigt sich die Darstellung <span class="gesperrt">Lionardos</span>
-an vielen Stellen seiner Aufzeichnungen. Man wird an die später
-von <span class="gesperrt">Fechner</span> entwickelten Anschauungen erinnert, wenn man bei
-<span class="gesperrt">Lionardo da Vinci</span> liest, die Erde sei gleichsam ein organisches
-Wesen, das Meer ihr Herz und das Wasser ihr Blut. Und wenn
-er schließlich das Wasser als den »Kärrner der Natur« bezeichnet,
-so dürfte der moderne Geologe kaum einen treffenderen Ausdruck
-für die Rolle des flüssigen Elementes finden.</p>
-
-<p>Die Sonne hielt <span class="gesperrt">Lionardo</span> für einen sehr heißen Weltkörper.
-Auch wußte er das sogenannte aschfarbene Licht des Mondes,
-das wir neben der leuchtenden Sichel wahrnehmen, aus dem
-Wiederschein des von der Sonne auf die Erde gelangenden Lichtes
-zu erklären<a name="FNanchor_876" id="FNanchor_876" href="#Footnote_876" class="fnanchor">876</a>.</p>
-
-<p>Leider haben sich die Aufzeichnungen <span class="gesperrt">Lionardo da Vincis</span>
-nirgends zu einer abgeschlossenen, in sich abgerundeten Leistung
-verdichtet. Es sind meist geistreiche, treffende Einzeleinfälle, die
-erst die neuere Zeit voll Staunen über die Eigenart des Menschen,
-dem sie entstammen, der Vergessenheit entrissen hat. Die
-gelehrte Zunft würde ihn wohl schwerlich verstanden und gewürdigt
-haben. Für sie galt in erster Linie die Autorität, die
-<span class="gesperrt">Lionardo</span> mit den Worten geißelt: »Wer sich auf die Autorität
-beruft, verwendet nicht seinen Geist, sondern sein Gedächtnis«.
-»Das Experiment irrt nie«, ruft er den Zeitgenossen zu,
-»sondern es irren nur eure Urteile«. Auf den Weg, den seiner
-Meinung nach die Forschung zu gehen hat, weist <span class="gesperrt">Lionardo</span> mit
-folgenden Worten hin: »Der Interpret der Wunderwerke der
-Natur ist die Erfahrung. Sie täuscht niemals; es ist nur unsere
-Auffassung, die zuweilen sich selbst täuscht. Wir müssen die
-Erfahrung in der Verschiedenheit der Fälle und der Umstände
-solange zu Rate ziehen, bis wir daraus eine allgemeine Regel
-ziehen können. Wenngleich die Natur mit der Ursache beginnt
-und mit dem Experiment endet, so müssen wir doch den entgegengesetzten
-Weg verfolgen, d. h. wir beginnen mit dem Experiment
-und müssen mit diesem die Ursache untersuchen«<a name="FNanchor_877" id="FNanchor_877" href="#Footnote_877" class="fnanchor">877</a>.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p392" id="Page_p392">[Pg p392]</a></span></p>
-
-<p>Diese Worte bekunden, daß <span class="gesperrt">Lionardo</span> schon ein Jahrhundert
-vor <span class="gesperrt">Francis Bacon</span> die Induktion für die allein sichere Methode
-der Naturwissenschaft hielt. Auf Grund dieser Erkenntnis vermochte
-er es, einen bewunderungswürdig tiefen Einblick in die Natur zu
-tun. Die Vorstellungen, zu denen er gelangte, blieben leider
-in seinen Manuskripten vergraben, sonst würde sein Einfluß auf
-die Entwicklung der neueren Naturwissenschaft ein ganz anderer
-gewesen sein, worauf schon <span class="gesperrt">A. v. Humboldt</span> hinwies.</p>
-
-<p>Haben Männer wie <span class="gesperrt">Lionardo da Vinci</span><a name="FNanchor_878" id="FNanchor_878" href="#Footnote_878" class="fnanchor">878</a> und <span class="gesperrt">Nicolaus
-von Cusa</span> auch keine derartigen Grundlagen für die weitere Entwicklung
-geschaffen, wie <span class="gesperrt">Koppernikus</span> und <span class="gesperrt">Galilei</span>, welche das
-zur Ausführung brachten, wozu jenen das volle Vermögen fehlte,
-so erkennen wir doch aus der Betrachtung, die wir ihnen widmeten,
-daß das Wirken der großen Begründer der Wissenschaft
-kein unvermitteltes ist und keineswegs mit dem bisher Erstrebten
-und Erreichten außer Beziehung steht. Jene Großen haben häufig
-das, was ihre Zeitgenossen zwar ahnten, aber nur unvollkommen
-zum Ausdruck zu bringen vermochten, in voller Klarheit erfaßt
-und so begründet, daß es zum unveräußerlichen Besitz der Menschheit
-wurde. Auf dieser Errungenschaft bauten dann bescheidenere
-Kräfte weiter, bis ihr unverdrossenes Mühen, das für den Fortgang
-der Entwicklung aber unumgänglich nötig ist und nicht gering
-geachtet werden darf, wieder einem der Großen auf dem
-Gebiete der Wissenschaft den Weg geebnet. So hatte auch die
-Astronomie, bevor <span class="gesperrt">Koppernikus</span> sein Wirken begann, in Deutschland
-eine besondere Pflege durch <span class="gesperrt">Peurbach</span> und <span class="gesperrt">Regiomontan</span>
-gefunden. Diese Männer, die ihrerseits wieder an die Alten
-anknüpften, haben <span class="gesperrt">Koppernikus</span> besonders dadurch vorgearbeitet,
-daß sie die Beobachtungskunst förderten.</p>
-
-
-<h3>Das Wiedererwachen
-der astronomischen Wissenschaft.</h3>
-
-<p>Die Astronomie war zwar durch <span class="gesperrt">Cusa</span> und <span class="gesperrt">Toscanelli</span> zu
-neuem Leben erweckt worden. An Einsicht und an Kenntnissen
-standen diese Männer jedoch tief unter <span class="gesperrt">Hipparch</span> und <span class="gesperrt">Ptolemäos</span>.
-Die astronomische Wissenschaft mußte zunächst wieder auf diejenige
-Höhe gebracht werden, die sie im Altertum zur Zeit der
-Alexandriner besaß. Daß dies geschah, war vor allem das Ver<span class="pagenum"><a name="Page_p393" id="Page_p393">[Pg p393]</a></span>dienst
-<span class="gesperrt">Peurbachs</span>, des Begründers der beobachtenden und rechnenden
-Astronomie im Abendlande<a name="FNanchor_879" id="FNanchor_879" href="#Footnote_879" class="fnanchor">879</a>. <span class="gesperrt">Georg Peurbach</span> wurde
-im Jahre 1423 in Oberösterreich geboren. Als Zwanzigjähriger war
-er in Rom mit <span class="gesperrt">Nicolaus von Cusa</span> in Berührung gekommen.
-Um 1450 kehrte er nach Wien, wo er studiert hatte, zurück und
-erhielt dort den Lehrstuhl für Astronomie und Mathematik.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Peurbach</span> übersetzte den Almagest. Er erkannte, daß eine
-Verbesserung der vorhandenen Planetentafeln die erste Bedingung
-für jeden weiteren
-Fortschritt der Astronomie
-sei. Die Abweichungen,
-die sich
-zwischen den alfonsinischen
-Tafeln<a name="FNanchor_880" id="FNanchor_880" href="#Footnote_880" class="fnanchor">880</a> und
-<span class="gesperrt">Peurbachs</span> Beobachtungen
-ergaben,
-erreichten für den
-Mars z. B. Werte
-von mehreren Graden.
-Auch die trigonometrischen
-Tafeln des
-Almagest erfuhren
-durch <span class="gesperrt">Peurbach</span> eine
-wesentliche Verbesserung,
-indem er statt
-der Sehne den Sinus
-einführte und eine
-Berechnung für alle Werte von 10 zu 10 Sekunden unter Zugrundelegung
-eines Radius von 60000 Einheiten lieferte.</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig59" id="fig59" href="images/abb59.jpg"><img width="298" height="300" src="images/abb59_t.jpg" alt="[Abb. 59]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 59. Peurbachs <span lang="la" xml:lang="la">Quadratum geometricum</span><a name="FNanchor_881" id="FNanchor_881" href="#Footnote_881" class="fnanchor">881</a>.</div>
-</div>
-
-<p>Für seine astronomischen Messungen benutzte <span class="gesperrt">Peurbach</span> das
-»<span lang="la" xml:lang="la">Quadratum geometricum</span>« (s. <a href="#fig59">Abb. 59</a>). Dies ist ein quadratischer
-Rahmen, an dem ein bewegliches Lineal mit Dioptervorrichtungen<span class="pagenum"><a name="Page_p394" id="Page_p394">[Pg p394]</a></span>
-angebracht ist. Die Seiten des Quadrats waren in 120 Abschnitte
-eingeteilt. Auf diese Weise ließ sich die Tangente des
-beobachteten Winkels mit ziemlicher Genauigkeit ablesen.</p>
-
-<p>Mit dem Almagest, dem Hauptwerk der griechischen Astronomie,
-war das Abendland zuerst durch die im 10. und 11. Jahrhundert in
-Spanien entstandenen arabischen Hochschulen bekannt geworden.
-Der Almagest, die Schriften des <span class="gesperrt">Euklid</span> und des <span class="gesperrt">Aristoteles</span>
-wurden von hier aus den Hochschulen des christlichen Abendlandes
-in lateinischer Übersetzung zugänglich. Durch diese Übertragung
-und die Vermengung mit Zutaten aller Art hatte der ursprüngliche
-Text natürlich manche Änderung erlitten und dadurch viel
-von seinem Werte eingebüßt. Auch die Astronomie der Griechen
-hatte durch die Araber keine wesentliche Förderung, dagegen
-eine Vermengung mit astrologischen Zutaten erfahren und
-so an wissenschaftlichem Gehalt Einbuße erlitten. Es war daher
-ein wichtiges Ereignis, daß im 15. Jahrhundert das astronomische
-Werk des <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> von Griechenland nach Italien
-gelangte. <span class="gesperrt">Peurbach</span> war zwar auf das griechische Manuskript
-aufmerksam geworden<a name="FNanchor_882" id="FNanchor_882" href="#Footnote_882" class="fnanchor">882</a>. Er benutzte aber dennoch den aus dem
-Arabischen ins Lateinische übersetzten minderwertigen Text, da er
-die griechische Sprache nicht verstand. Erst sein begabter Schüler,
-sein Nachfolger auf dem Wiener Lehrstuhl, <span class="gesperrt">Johann Müller</span> aus
-Königsberg<a name="FNanchor_883" id="FNanchor_883" href="#Footnote_883" class="fnanchor">883</a>, genannt <span class="gesperrt">Regiomontanus</span> (1436&ndash;1476) fußte auf
-dem griechischen Text des Almagest. Er gab im Jahre 1475
-neue Tafeln heraus, die nicht nur für die Astronomie, sondern
-auch für die Entdeckungsreisen jener Zeit ein wichtiges Hilfsmittel
-wurden.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Regiomontan</span> war ferner in Deutschland einer der ersten,
-der das Studium der Algebra förderte. Auch soll er die alte Hypothese
-von der Erdbewegung, die ihm schon wenigstens 60 Jahre vor
-<span class="gesperrt">Koppernikus</span> zu gleicher Zeit mit <span class="gesperrt">Cusa</span> »in den Sinn gekommen
-sei, zum besseren Verständnis der Astronomie wieder hervorgeholt
-haben«<a name="FNanchor_884" id="FNanchor_884" href="#Footnote_884" class="fnanchor">884</a>. In mechanischen Dingen, erzählt sein Biograph<a name="FNanchor_885" id="FNanchor_885" href="#Footnote_885" class="fnanchor">885</a> weiter,<span class="pagenum"><a name="Page_p395" id="Page_p395">[Pg p395]</a></span>
-war er einer der ersten, der »eine künstliche Einrichtung mit
-Rädern, durch welche die eigentliche Bewegung der Sterne wiedergegeben
-wurde, zu vieler Verwunderung anfertigte«. Ferner stellte
-<span class="gesperrt">Regiomontan</span> einen parabolischen Brennspiegel von fünf Fuß
-Durchmesser aus Metall her. <span class="gesperrt">Regiomontans</span> Tafeln wurden von
-ihm als »Ephemeriden« bezeichnet. Sie erschienen 1473, umfaßten
-den Zeitraum von 1474&ndash;1560 und enthielten für Sonne und Mond
-die Längen- und außerdem für den Mond die Breitenangaben.
-Ferner boten sie ein Verzeichnis der für die Zeit von 1475&ndash;1530
-zu erwartenden Finsternisse.</p>
-
-<p>Große Verdienste hat sich <span class="gesperrt">Regiomontan</span> auch um die Trigonometrie,
-die wichtigste Hilfswissenschaft der Astronomie, erworben.
-Er war es, der die Tangensfunktion, mit welcher die Araber
-gleichfalls schon vertraut waren, im Abendlande einführte. Ein
-weiterer Fortschritt bestand darin, daß er sich der dezimalen
-Teilung bediente, indem er für seine Tangententafeln den Radius
-r = 100000 zugrunde legte. Unzweifelhaft schöpfte <span class="gesperrt">Regiomontan</span>
-bei seiner Darstellung der Trigonometrie auch aus arabischen
-Quellen. Doch ist der Zusammenhang im einzelnen nicht mehr
-nachzuweisen, da er in der Darstellung wie in der Fortbildung des
-empfangenen Wissenstoffes sehr selbständig verfuhr. Sein trigonometrisches
-Hauptwerk »De triangulis« entstand 1464. Durch
-letzteres lernte das Abendland den Sinussatz und die Tangensfunktion
-kennen. Auch entwickelte <span class="gesperrt">Regiomontan</span> als erster darin
-den allgemeinen sphärischen Cosinussatz.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Regiomontans</span> Tafeln waren in den Händen von <span class="gesperrt">Bartholomäos
-Diaz</span>, sowie in denen <span class="gesperrt">Vasco da Gamas</span> auf seinem
-Wege nach Ostindien. Sie halfen <span class="gesperrt">Columbus</span> den neuen Weltteil
-entdecken. <span class="gesperrt">Amerigo Vespucci</span> benutzte sie, um 1499
-Längenbestimmungen in Südamerika auszuführen. So sehen wir,
-wie dasjenige, was der stille Gelehrte in einsamen Nachtwachen
-erdacht und erforscht, die kühnen Seefahrer und Konquistadoren
-befähigte, dem europäischen Teil der Menschheit die Erde in ihrem
-ganzen Umfange zu erschließen. Trotz der schon um das Jahr 1200
-erfolgten Einführung des Kompasses wagten nämlich die Portugiesen,
-selbst nachdem Heinrich der Seefahrer die Entdeckungsreisen
-organisiert hatte, zunächst nicht, von der Küstenschiffahrt
-abzugehen. Viele Jahre kamen ihre Fahrzeuge nicht über Kap
-Bojador hinaus, weil man dort ein Riff sah, dessen Brandung
-sich weit hinaus ins Meer erstreckte. Dem Ungewissen, das die
-Wasserwüste des atlantischen Ozeans in sich barg, vermochte man<span class="pagenum"><a name="Page_p396" id="Page_p396">[Pg p396]</a></span>
-erst zu begegnen, nachdem die Astronomie der Schiffahrt die zur
-Ortsbestimmung geeigneten Hilfsmittel verliehen hatte.</p>
-
-<p>Zu diesen gehörte in erster Linie der Kreuz- oder Jakobsstab
-(siehe <a href="#fig60">Abb. 60</a>), ein Werkzeug, das zum Messen von Winkeln
-auf bewegter See geeigneter war als die von <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> und
-<span class="gesperrt">Koppernikus</span> benutzten Instrumente, unter denen das mit Kreisteilung
-versehene Astrolabium<a name="FNanchor_886" id="FNanchor_886" href="#Footnote_886" class="fnanchor">886</a> und das parallaktische Lineal an
-erster Stelle zu nennen sind<a name="FNanchor_887" id="FNanchor_887" href="#Footnote_887" class="fnanchor">887</a>. Der Kreuz- oder Jakobsstab mit
-verschiebbarem Querriegel, den <span class="gesperrt">Regiomontan</span> benutzte, besaß
-eine Länge von 2<sup>1</sup>/<sub>2</sub> Metern. Seine Anwendung hat man bis ins
-14. Jahrhundert zurück verfolgen können. Waren die erwähnten
-Meßinstrumente fest aufgestellt und von hinlänglicher Größe, so
-ließen sich ziemlich scharfe Messungen damit anstellen. <span class="gesperrt">Tycho</span>,
-dessen Arbeiten infolge ihrer Genauigkeit die Entdeckungen <span class="gesperrt">Keplers</span>
-erst ermöglichten, berichtet, an seinen Astrolabien noch eine
-sechstel Bogenminute abgelesen zu haben.</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig60" id="fig60" href="images/abb60.jpg"><img width="300" height="64" src="images/abb60_t.jpg" alt="[Abb. 60]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 60. Der Kreuzstab<a name="FNanchor_888" id="FNanchor_888" href="#Footnote_888" class="fnanchor">888</a>.</div>
-</div>
-
-<p>Wahrscheinlich hat der Nürnberger <span class="gesperrt">Martin Behaim</span> (1459
-bis 1506), dem man den ersten neueren Erdglobus verdankt, den
-Kreuzstab nach Portugal gebracht und letzteren zu Messungen auf
-bewegter See empfohlen<a name="FNanchor_889" id="FNanchor_889" href="#Footnote_889" class="fnanchor">889</a>. Aus Abbildung <a href="#fig61">61</a> ersehen wir den<span class="pagenum"><a name="Page_p397" id="Page_p397">[Pg p397]</a></span>
-Gebrauch dieses Instrumentes. Der Querstab a wurde so lange
-verschoben, bis das am Ende des Längsstabes b befindliche Auge
-die beiden Gegenstände, deren Winkelabstand gefunden werden
-sollte, über die Enden von a anvisierte; b trug eine Skala, von
-der man unmittelbar die jeder Stellung entsprechenden Winkel
-ablesen konnte. Mit einiger Zuverlässigkeit vermochte man indes
-um diese Zeit nur die geographische Breite zu bestimmen. Hinsichtlich
-der Länge mußte man sich mit einem Abschätzen begnügen.
-Die enge Beziehung,
-in welche zu
-Beginn des neueren
-Zeitalters die Astronomie
-zur Nautik trat,
-war beiden Gebieten
-sehr förderlich. Während
-der nächsten Jahrhunderte
-wurde die
-Mitarbeit der Astronomen
-außerdem durch
-hohe Belohnungen angeregt,
-welche die Schiffahrt treibenden Nationen auf die Lösung
-praktisch wichtiger Aufgaben setzten. Geister ersten Ranges, wie
-<span class="gesperrt">Galilei</span> und <span class="gesperrt">Euler</span>, verschmähten es nicht, ihre Arbeit in den
-Dienst dieser Sache zu stellen.</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig61" id="fig61" href="images/abb61.jpg"><img width="300" height="186" src="images/abb61.jpg" alt="[Abb. 61]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 61. Schematische Erläuterung des Kreuzstabes.</div>
-</div>
-
-<p>Den ersten, noch erhaltenen Globus, fertigte <span class="gesperrt">Behaim</span> 1492
-an<a name="FNanchor_890" id="FNanchor_890" href="#Footnote_890" class="fnanchor">890</a>. Erhalten sind auch noch Globen aus den Jahren 1515,
-1520 und 1532. <span class="gesperrt">Mercator</span> machte aus der Herstellung vorzüglicher
-Erd- und Himmelsgloben schon ein Gewerbe. Zu seinen
-Abnehmern gehörten Kaiser Karl V. und andere Fürsten. Von
-<span class="gesperrt">Mercator</span> herrührende Globen finden sich noch in Duisburg,
-Nürnberg, Weimar und Wien<a name="FNanchor_891" id="FNanchor_891" href="#Footnote_891" class="fnanchor">891</a>.</p>
-
-<p>Das Duisburger Museum, das sich bemüht, die Werke <span class="gesperrt">Mercators</span>
-entweder im Original oder in Nachbildungen zu erwerben,
-besitzt einen von ihm verfertigten Erd- und Himmelsglobus. Sie
-wurden 1908 bei einem toskanischen Edelmann gefunden und gelangten
-durch Kauf in den Besitz des Museums. Der Erdglobus<span class="pagenum"><a name="Page_p398" id="Page_p398">[Pg p398]</a></span>
-stammt aus dem Jahre 1541, der andere ist 1551 hergestellt. Auf
-ihm sind die Sternbilder farbenprächtig ausgeführt. Während
-die früheren Globen aus Holz oder Metall verfertigt waren, benutzte
-<span class="gesperrt">Mercator</span> eine Mischung aus Gips, Sägespänen und Leim,
-die er auf eine aus Stäben hergestellte Hohlkugel auftrug.</p>
-
-<p>Die Anregung zu den Entdeckungsreisen ist nicht nur auf
-die Fortschritte der Astronomie und die Bedürfnisse des Handels,
-sondern auch auf die Lektüre der alten Schriftsteller zurückzuführen.
-Insbesondere gilt dies von <span class="gesperrt">Columbus</span>. Die von den
-Alten herrührenden Nachrichten, welche die allmähliche Ausdehnung
-ihres geographischen Horizontes erkennen lassen, waren
-ihm durch das Weltbuch <span class="gesperrt">Alliacos</span><a name="FNanchor_892" id="FNanchor_892" href="#Footnote_892" class="fnanchor">892</a> geläufig geworden. Je weiter
-die Alten die östlichen Grenzen Asiens hinaus verlegt hatten, um
-so größer war die Wahrscheinlichkeit, daß eine Fahrt nach Westen
-bald zu bewohnten Ländern führen würde.</p>
-
-<p>Dieser Gedanke erfüllte außer <span class="gesperrt">Columbus</span> besonders den
-italienischen Astronomen <span class="gesperrt">Toscanelli</span>, dessen Lieblingsprojekt die
-Verbindung Europas und Asiens auf dem Seewege nach Westen
-war. <span class="gesperrt">Toscanelli</span> war der Meinung, daß die asiatische Küste
-höchstens 120 Längengrade von Lissabon entfernt sein könne. Er
-stand mit <span class="gesperrt">Columbus</span> in Briefwechsel und hat ihn in einem
-Schreiben vom 25. VI. 1474 von der Durchführbarkeit des Gedankens,
-der ihn erfüllte, zu überzeugen gewußt. Nach allem, was
-an eigenen und fremden Überlegungen, von denen sich <span class="gesperrt">Columbus</span>
-leiten ließ, bekannt geworden, muß man seine Entdeckungsreisen
-über die früheren Unternehmungen dieser Art stellen. Welche
-Schwierigkeiten es zu überwinden galt, braucht hier nicht des
-näheren erörtert zu werden. Erinnert sei nur an die Versammlung
-zu Salamanca, welche den Plan des <span class="gesperrt">Columbus</span> prüfen sollte.
-Was mag letzterer wohl empfunden haben, als man ihm entgegenhielt,
-wenn es auch gelingen sollte, zu den seiner Ansicht nach
-vorhandenen Gegenfüßlern hinunter zu fahren, so würde es doch
-unmöglich sein, wieder nach Spanien hinauf zu gelangen?</p>
-
-<p>Daß sich trotz des gelehrten, am Buchstaben klebenden Dünkels,
-der nicht etwa nur diese Versammlung erfüllte, das Neue
-siegreich Bahn brach, ist vor allem der Erfindung der Buchdrucker<span class="pagenum"><a name="Page_p399" id="Page_p399">[Pg p399]</a></span>kunst,
-sowie dem Umstande zu verdanken, daß man im Latein
-eine Weltsprache besaß, die einen raschen Austausch der Gedanken
-zwischen den Angehörigen aller Völker ermöglichte.</p>
-
-<p>Es war um 1450, als <span class="gesperrt">Gutenberg</span> das erste, mit beweglichen
-Lettern hergestellte Buch herausgab. In Paris, in Nürnberg und
-an anderen Orten entstanden darauf große Druckereien, die für
-die damalige gelehrte Welt arbeiteten. Mit der Ausbreitung des
-Buchdruckes verringerte sich allmählich der Abstand zwischen
-dem zunftmäßigen Gelehrten- und dem Laientum. Die Errungenschaften
-des Forschens und Denkens wurden immer mehr zu einem
-Gemeingut.</p>
-
-<p>Eins der glänzendsten Beispiele für die Vereinigung geistigen
-und gewerblichen Schaffens und für das Zusammengehen des gebildeten
-Bürgertums mit Künstlern und Gelehrten bot vor allem
-Nürnberg, wo vorübergehend auch <span class="gesperrt">Regiomontan</span> und <span class="gesperrt">Behaim</span>
-wirkten. Für <span class="gesperrt">Regiomontan</span> errichtetete ein Nürnberger Kaufherr
-mit fürstlicher Freigebigkeit eine Sternwarte, die von hervorragenden
-Mechanikern mit Astrolabien, Armillarsphären und anderen
-astronomischen Instrumenten ausgerüstet wurde. Öffentliche
-Vorträge belebten das Interesse für die Mathematik und die Naturwissenschaften.
-Eine im Jahre 1470, kurz vor der Ankunft <span class="gesperrt">Regiomontans</span>
-in Nürnberg gegründete Druckerei wurde bald die bedeutendste
-in Deutschland<a name="FNanchor_893" id="FNanchor_893" href="#Footnote_893" class="fnanchor">893</a>. <span class="gesperrt">Behaim</span> übermittelte die gewonnenen
-astronomischen Kenntnisse den seefahrenden Völkern. Er hielt
-sich von 1480&ndash;1484 in Portugal auf, zur Zeit, als auch <span class="gesperrt">Columbus</span>
-dort weilte, und stand den Portugiesen bei ihren Unternehmungen
-zur Seite. Es ist sehr wahrscheinlich, daß <span class="gesperrt">Diaz</span>, <span class="gesperrt">Columbus</span>
-und <span class="gesperrt">da Gama</span> ihm die Bekanntschaft mit den Ephemeriden
-<span class="gesperrt">Regiomontans</span>, sowie manche Belehrung über die Kunst, nach
-der Beobachtung der Sterne zu segeln, verdanken<a name="FNanchor_894" id="FNanchor_894" href="#Footnote_894" class="fnanchor">894</a>.</p>
-
-<p>Man darf jedoch neben den gelehrten Deutschen, die hier,
-wie so oft in der Entwicklung der Wissenschaften, wohl den Gedanken,
-aber nicht die Tat brachten, den Portugiesen <span class="gesperrt">Pedro
-Nunez</span> aus Coimbra nicht vergessen. Er war es, der zuerst ein
-Werk schuf, in dem die Nautik auf wissenschaftliche Grundlagen<span class="pagenum"><a name="Page_p400" id="Page_p400">[Pg p400]</a></span>
-gestellt wurde (<span lang="la" xml:lang="la">De arte atque ratione navigandi</span>). Er war es ferner,
-der die Genauigkeit der Ablesung an den astronomischen Instrumenten
-verbesserte. Der Nonius wird nach ihm fälschlich so benannt.
-Der Erfinder dieser Einrichtung ist <span class="gesperrt">Pierre Vernier</span>
-(1580&ndash;1637).</p>
-
-
-<h3>Die Wiederbelebung der Naturbeschreibung.</h3>
-
-<p>Auch die beschreibenden Naturwissenschaften, die Zoologie
-und die Botanik, erfuhren gegen den Anfang des Mittelalters
-manche Förderung. Das Wiederaufleben der alten Literatur, insbesondere
-das Bekanntwerden mit den zoologischen Schriften des
-<span class="gesperrt">Aristoteles</span>, den man vorher ja nur aus arabischen und lateinischen
-Bearbeitungen kannte, war auch hier von Einfluß. Noch
-wichtiger war es aber, daß man sich immer mehr mit offenen
-Sinnen der eigenen Beobachtung zuwandte und nach naturgetreuer
-Darstellung des Gesehenen strebte. Erinnert sei nur an die oben
-erwähnten anatomischen Abbildungen <span class="gesperrt">Lionardo da Vincis</span>. Die
-Ausdehnung des geographischen Gesichtskreises führte dazu, daß
-man schon gegen den Ausgang des Mittelalters mit zahlreichen
-neuen Tieren und Pflanzen bekannt wurde. Das Wiederaufleben
-des wissenschaftlichen Sinnes machte sich auf dem Gebiete der
-Botanik nicht nur durch die zunehmende Neigung für eigenes
-Beobachten, sondern auch durch das allmähliche Zurücktreten der
-Rücksicht auf die Nutzanwendung der Pflanzen geltend. Das Beobachtungsvermögen
-wurde insbesondere durch zwei Umstände gefördert.
-Es waren dies die Einrichtung botanischer Gärten und
-die Anfertigung von Herbarien.</p>
-
-<p>Den ersten botanischen Garten der neueren Zeit legte ein
-venetianischer Arzt<a name="FNanchor_895" id="FNanchor_895" href="#Footnote_895" class="fnanchor">895</a> im Jahre 1333 an, nachdem ihm die Republik
-dazu einen wüsten Platz überlassen hatte. Der erste Universitätsgarten
-begegnet uns in Padua. Er wurde 1545 gegründet.
-Einige Jahre später folgte Pisa. Und noch während des 16. Jahrhundert
-ahmten viele Universitäten des übrigen Europas das von
-Italien gegebene Beispiel nach<a name="FNanchor_896" id="FNanchor_896" href="#Footnote_896" class="fnanchor">896</a>.</p>
-
-<p>Nicht minder wichtig für die Erweckung selbsttätiger Beobachtung
-und Forschung war das Aufkommen der Herbarien. Ein
-eigentlicher Erfinder dieser Einrichtung läßt sich wohl nicht an<span class="pagenum"><a name="Page_p401" id="Page_p401">[Pg p401]</a></span>geben.
-Die ersten Nachrichten über umfangreichere Sammlungen
-getrockneter Pflanzen stammen aus dem 16. Jahrhundert<a name="FNanchor_897" id="FNanchor_897" href="#Footnote_897" class="fnanchor">897</a>. Die
-älteste Anweisung zur Einrichtung von Herbarien begegnet uns
-nach <span class="gesperrt">Meyer</span> (Gesch. der Botanik. Bd. IV. S. 267) indes erst zu
-Beginn des 17. Jahrhunderts. »Im Winter«, heißt es dort, »muß
-man, da fast alle Pflanzen umkommen, die Wintergärten betrachten.
-So nenne ich die Bücher, in denen man getrocknete Pflanzen, auf
-Papier geklebt, verwahrt.«</p>
-
-<p>Ein weiteres Mittel, die Beobachtung anzuregen, war das Abbilden
-von Pflanzen und anderen Naturkörpern. Zwar, das Altertum
-hatte sich dieses Mittels ebenso bedient wie der Pflanzengärten.
-Kennt man doch noch heute mit Abbildungen versehene
-Ausgaben des <span class="gesperrt">Dioskurides</span>, die aus dem 6. Jahrhundert stammen.
-Während des Mittelalters hatte die philologische Gelehrsamkeit
-und der Autoritätsglauben indessen die Wissenschaft in solchem
-Maße überwuchert, daß die Kunst, das Studium der Natur durch
-Abbildungen zu fördern, erst wieder zu neuem Leben erweckt
-werden mußte.</p>
-
-<p>Zu den ältesten gedruckten Büchern mit Abbildungen von
-Naturkörpern gehört auch <span class="gesperrt">Konrad Megenbergs</span> »Buch der
-Natur«, auf das wir schon an anderer Stelle eingegangen sind.
-<span class="gesperrt">Megenbergs</span> Buch enthält in Holzschnitt hergestellte, charakteristische
-Abbildungen von Säugetieren, Vögeln, Bäumen und
-Kräutern, unter denen sich z. B. <span lang="la" xml:lang="la">Ranunculus acris, Viola odorata,
-Convallaria majalis</span> und andere recht gut erkennen lassen. Allerdings
-fehlt es bei der Beschreibung der Meeresungeheuer, der
-wunderlichen Menschen und anderer Dinge nicht an Abbildungen,
-die nur als fratzenhafte Phantasieerzeugnisse gelten können.</p>
-
-<p>Erwähnenswert ist auch der gegen 1485 erschienene »<span lang="la" xml:lang="la">Ortus
-sanitatis</span>« (Garten der Gesundheit), der zahlreiche, oft nachträglich
-kolorierte Abbildungen enthält, von denen manche der Natur ziemlich
-nahe kommen, während die Abbildungen exotischer Pflanzen
-meist erfunden sind<a name="FNanchor_898" id="FNanchor_898" href="#Footnote_898" class="fnanchor">898</a>.</p>
-
-<p>Wir haben hiermit die Betrachtung desjenigen Zeitabschnitts
-beendet, in dem das Wiederaufleben der Wissenschaften an<span class="pagenum"><a name="Page_p402" id="Page_p402">[Pg p402]</a></span>hob.
-Zwar stützte man sich noch auf allen Gebieten auf die seit
-der Mitte des 15. Jahrhunderts aus reinerer Quelle fließenden
-Kenntnisse der Alten. Doch gab man sich nicht mehr wie früher
-gänzlich der Autorität gefangen. Selbstbeobachten, eigenes Forschen
-wurde in den hervorragendsten Köpfen dieses Zeitalters
-zum Losungswort. Und wenn auch noch kein neues Gebäude der
-Wissenschaften erstand, so wurde doch auf allen Gebieten mit den
-Vorarbeiten begonnen und die Tätigkeit des nachfolgenden Zeitalters
-erst ermöglicht, dessen Aufgabe es war, die Fundamente
-der neueren Naturwissenschaft zu legen.</p>
-
-<p>Wenn wir uns die hier skizzierte Entwicklung vergegenwärtigen,
-welche die Wissenschaft seit ihrem Wiederaufleben im 14. und
-15. Jahrhundert genommen, so sehen wir, daß sie nicht mehr in
-solchem Maße wie früher von den Geschicken eines oder einiger
-Völker abhängt, sondern daß ihr Gang stetiger und weniger als
-bisher durch gewaltsame Ereignisse der äußeren Geschichte beeinflußt
-erscheint. Die Geschichte der Wissenschaften ist auch in
-der Folge nicht so eng mit dem Gange der Weltgeschichte verknüpft
-wie in den früheren Perioden, in denen wir häufig genötigt
-waren, das Verständnis der Wissenschaftsgeschichte durch Heranziehen
-der allgemeinen Geschichte zu erschließen.</p>
-
-
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p403" id="Page_p403">[Pg p403]</a></span></p>
-
-
-
-
-<h2>11. Die Begründung des heliozentrischen
-Weltsystems durch Koppernikus<a name="FNanchor_899" id="FNanchor_899" href="#Footnote_899" class="fnanchor">899</a>.</h2>
-
-
-<p>Das 16. Jahrhundert war auf allen Gebieten eine Zeit der
-Vorbereitung. Nur zögernd und langsam, gleichsam tastend, entwickelte
-sich während dieses Zeitraumes die neuere Methode der
-Naturforschung. Das 17. Jahrhundert bietet uns dagegen das
-Schauspiel eines nie vorher gesehenen Siegeslaufes unter der
-Führung eines <span class="gesperrt">Galilei</span>, <span class="gesperrt">Kepler</span> und <span class="gesperrt">Newton</span>. Nunmehr vollzog
-sich die innige Verschmelzung der Naturwissenschaften mit der
-Mathematik, sowie die Ausgestaltung einer streng induktiven Forschungsweise.
-Durch diese beiden Momente wurde ein Umschwung
-herbeigeführt, wie ihn die Geschichte der Wissenschaften nicht
-wieder erlebt hat.</p>
-
-<p>Das wichtigste Ereignis des 16. Jahrhunderts ist die Aufstellung
-des heliozentrischen Weltsystems durch <span class="gesperrt">Koppernikus</span> und
-die hierdurch herbeigeführte Umgestaltung des gesamten Weltbildes.
-<span class="gesperrt">Nicolaus Koppernikus</span> wurde am 19. Februar (alten
-Stils) des Jahres 1473 in Thorn geboren. Polen und Deutsche
-haben sich um den Ruhm gestritten, ihn zu den Ihren zählen zu
-dürfen. Ein solcher Streit ist müßig. <span class="gesperrt">Koppernikus</span> war einer
-der großen Geister, die durch ihr Wirken der Welt gehören.
-Tatsache ist, daß Thorn zur Zeit seiner Geburt unter polnischer
-Oberhoheit stand, im übrigen aber, was den gebildeten Teil der
-Bevölkerung anbetraf, eine deutsche Stadt war. Die Mutter des
-<span class="gesperrt">Koppernikus</span> ist deutscher Abkunft gewesen. Über die Stammeszugehörigkeit
-des Vaters läßt sich dagegen keine sichere Entscheidung
-treffen. Soviel ist jedoch gewiß, daß <span class="gesperrt">Koppernikus</span> selbst
-in seinem Fühlen und Denken ein Deutscher war und sich in allen<span class="pagenum"><a name="Page_p404" id="Page_p404">[Pg p404]</a></span>
-Dokumenten, die auf uns gelangt sind, wenn er nicht Latein schrieb,
-der deutschen Sprache bediente.</p>
-
-<p>Nachdem <span class="gesperrt">Koppernikus</span> das Vaterhaus verlassen, bereitete
-er sich in Krakau für den medizinischen Beruf vor. Bei der Vielseitigkeit,
-mit der man in früheren Jahrhunderten die Universitätsstudien
-betrieb, wurde er indes auch mit der Mathematik und mit
-der Astronomie vertraut. Auf letzterem Gebiete genoß die Universität
-Wien, wo <span class="gesperrt">Peurbach</span> und <span class="gesperrt">Regiomontan</span> gelehrt hatten,
-einen vorzüglichen Ruf. Dorthin begab sich deshalb nach Beendigung
-seiner medizinischen Studien der spätere Reformator der
-astronomischen Wissenschaft. Zum Glück für letztere war <span class="gesperrt">Koppernikus</span>
-nicht gezwungen, sofort dem ärztlichen Berufe nachzugehen.
-Er war nämlich dadurch günstig gestellt, daß sein Oheim
-mütterlicherseits, der Bischof von Ermeland, sich seiner annahm
-und ihm später eine Domherrenstelle des Frauenburger Kapitels
-verschaffte. Von 1495&ndash;1505 hielt sich <span class="gesperrt">Koppernikus</span> meist in
-Italien auf. Dort war im Zeitalter der Renaissance die Astronomie
-emporgeblüht. In Florenz war unter den Mediceern die
-erste Akademie nach platonischem Vorbild entstanden. Sternwarten
-wurden errichtet und Lehrstellen geschaffen. In Italien
-hatte auch <span class="gesperrt">Nicolaus von Cusa</span> seine Anregungen empfangen
-und sie von dort nach Deutschland verpflanzt. Diesem Vorbild
-folgte <span class="gesperrt">Koppernikus</span>, indem er sich in Italien fast ein Jahrzehnt
-in der praktischen Astronomie vervollkommnete. Doch ist aus
-diesem langen Abschnitt seines Lebens, der für die Entwicklung
-seiner wissenschaftlichen Vorstellungen ohne Zweifel von großer
-Bedeutung gewesen ist, sehr wenig bekannt geworden. Auch von
-den astronomischen Hilfsmitteln, deren sich <span class="gesperrt">Koppernikus</span> bediente,
-weiß man nur wenig. Jedenfalls besaßen sie keinen hohen Grad von
-Genauigkeit. Wie die astronomischen Instrumente im Zeitalter des
-<span class="gesperrt">Koppernikus</span> beschaffen waren, erfahren wir aus dem von dem
-Astronomen <span class="gesperrt">Apian</span><a name="FNanchor_900" id="FNanchor_900" href="#Footnote_900" class="fnanchor">900</a> um jene Zeit verfaßten »Instrument-Buch«.</p>
-
-<p>Der Gedanke, der seinem System zugrunde liegt, bemächtigte
-sich des <span class="gesperrt">Koppernikus</span>, sobald er in der Blütezeit des Mannes<span class="pagenum"><a name="Page_p405" id="Page_p405">[Pg p405]</a></span>alters
-selbständig forschend an die Natur herantrat. Diesen Gedanken
-zu verfolgen und zu begründen, erschien ihm als eine Aufgabe,
-wohl wert, sein ganzes übriges Leben in stiller Forscherarbeit
-ihr zu widmen. Seit der im Jahre 1505 erfolgten Rückkehr aus
-Italien bis zu seinem Tode am 24. Mai des Jahres 1543 blieb
-er deshalb, von einigen kleinen Reisen abgesehen, in seinem Bistum.
-Ein beschauliches Leben hat <span class="gesperrt">Koppernikus</span> jedoch in dieser
-Zurückgezogenheit nicht geführt. Die Zeit, welche ihm die mit
-dem Domherrnamt verbundenen Pflichten übrig ließen, war der
-Armenpraxis in Frauenburg und der sorgfältigen Ausarbeitung
-jenes großen Werkes gewidmet, in dem er seine Theorie, sowie
-die jahrelangen Beobachtungen, auf die er sie stützte, niedergelegt
-hat.</p>
-
-<p>Das für die neuere Astronomie grundlegende Hauptwerk des
-<span class="gesperrt">Koppernikus</span> erhielt den Titel Ȇber die Kreisbewegungen der
-Himmelskörper«. In der an den Papst gerichteten Vorrede wird
-der Anlaß zu dem Werke und seine Geschichte mitgeteilt. Wir
-erfahren daraus, daß die Schrift »bis in das vierte Jahrneunt
-hinein«<a name="FNanchor_901" id="FNanchor_901" href="#Footnote_901" class="fnanchor">901</a> verborgen blieb, bis sie zum Druck gelangte. Obgleich
-<span class="gesperrt">Koppernikus</span> um das Jahr 1530 den Ausbau der heliozentrischen
-Lehre beendet hatte, schwankte er, ob er mit seinen Ansichten
-an die Öffentlichkeit treten sollte. »Die Verachtung«, sagt er,
-»die ich wegen der Neuheit und der scheinbaren Widersinnigkeit
-meiner Meinung zu befürchten hatte, bewog mich fast, das
-fertige Werk beiseite zu legen.«</p>
-
-<p>Jedoch hatten befreundete Astronomen, sowie Geistliche, die
-sich mit Astronomie beschäftigten, Kenntnis von dem Werk erhalten.
-Ihrem Drängen nach Veröffentlichung setzte <span class="gesperrt">Koppernikus</span>
-nicht nur aus dem erwähnten Grunde anfangs Widerstand
-entgegen, sondern er zögerte auch, weil ihn der Wunsch beseelte,
-wirklich Besseres an die Stelle des Vorhandenen zu setzen. Kam
-es ihm doch vor allem darauf an, der beobachtenden Astronomie
-einen Dienst zu erweisen und ihr das neue Lehrgebäude in einem
-solch vollkommenen Zustande zu übermitteln, daß es an die Stelle des
-alten, mit den praktischen Bedürfnissen eng verwachsenen Systems
-treten konnte. Von einem völligen Gelingen blieb <span class="gesperrt">Koppernikus</span>,
-wie er wohl selbst am besten wußte, indes noch weit entfernt.
-Auch mochte er wohl ahnen, welchen Sturm sein Versuch entfesseln
-sollte. Galt es doch, einer seit Jahrtausenden geheiligten<span class="pagenum"><a name="Page_p406" id="Page_p406">[Pg p406]</a></span>
-Anschauung den Boden zu entziehen<a name="FNanchor_902" id="FNanchor_902" href="#Footnote_902" class="fnanchor">902</a> und an ihre Stelle eine
-neue Lehre zu setzen, welche der bisher den wesentlichsten Teil
-der Welt ausmachenden Erde eine nur bescheidene Stelle unter
-zahllosen Körpern gleichen, ja selbst höheren Ranges einräumte.
-Ganz zu geschweigen der Gefahr, der eine solche Neuerung ausgesetzt
-war, als ketzerisch verdammt zu werden.</p>
-
-<p>Erst ein Jahr vor seinem Tode vermochte man <span class="gesperrt">Koppernikus</span>
-zur Herausgabe seiner »Kreisbewegungen«<a name="FNanchor_903" id="FNanchor_903" href="#Footnote_903" class="fnanchor">903</a> zu bestimmen.
-<span class="gesperrt">Osiander</span>, welcher den in Nürnberg erfolgenden Druck des Buches
-überwachte, hielt es, ohne von <span class="gesperrt">Koppernikus</span> hierzu ermächtigt
-zu sein, für geraten, in einer besonderen Einleitung das Ganze als
-eine bloße Hypothese hinzustellen. Wenn die Wissenschaft Hypothesen
-ersinne, so beanspruche sie damit keineswegs, daß man nun
-auch davon überzeugt sei. Sie wolle nur eine Grundlage für ihre
-Berechnungen schaffen. Hypothesen brauchten also nicht einmal
-wahrscheinlich zu sein. Es genüge vielmehr, daß sie eine Rechnung
-ermöglichen, die zu den Beobachtungen paßt. Mit diesen
-Ausführungen hat <span class="gesperrt">Osiander</span> dasjenige, was wir heute als bloße
-Arbeitshypothese bezeichnen, durchaus richtig gekennzeichnet. Daß
-eine Abschwächung seiner Lehre jedoch durchaus nicht im Sinne
-des Verfassers lag, geht aus der von <span class="gesperrt">Koppernikus</span> herrührenden
-Vorrede deutlich genug hervor. Er sei, sagt er, entgegen der
-Meinung der Astronomen, ja beinahe gegen den gemeinen Menschenverstand
-dazu gekommen, sich eine Bewegung der Erde vorzustellen.
-Zu dieser Annahme habe ihn der Umstand veranlaßt,
-daß die Astronomen bei ihren Untersuchungen sich über die Bewegungen
-der Himmelskörper gar nicht einig seien und die Gestalt
-der Welt und die Symmetrie ihrer Teile bisher nicht hätten finden
-können. Man habe zur Erklärung der astronomischen Erscheinungen
-die verschiedensten Arten von Bewegungen angenommen.
-Die einen bedienten sich nur der konzentrischen, die anderen der
-exzentrischen und epizyklischen<a name="FNanchor_904" id="FNanchor_904" href="#Footnote_904" class="fnanchor">904</a> Kreise. Doch sei das Erstrebte<span class="pagenum"><a name="Page_p407" id="Page_p407">[Pg p407]</a></span>
-dadurch nicht erreicht worden. Endlich habe er durch viele und
-fortgesetzte Beobachtungen gefunden, daß, wenn die Bewegungen
-der übrigen Wandelsterne auf einen Kreislauf der Erde bezogen,
-und dieser dem Kreislauf jedes Gestirns zugrunde gelegt werde,
-nicht nur die Erscheinungen der Wandelsterne daraus folgten,
-sondern daß dann auch die Gesetze und Größen der Gestirne und
-ihre Bahnen so zusammenhingen, daß in keinem Teile des Systems
-ohne Verwirrung der übrigen Teile und des ganzen Weltalls irgend
-etwas geändert werden könne. Die Astronomen möchten die neue
-Lehre prüfen, und er zweifle nicht, daß sie ihm beipflichten würden.
-Damit aber Gelehrte und Ungelehrte sähen, daß er durchaus niemandes
-Urteil scheue, so wolle er sein Werk lieber dem Papste
-als irgend einem andern widmen.</p>
-
-<p>Die Anregung zu seinem System empfing <span class="gesperrt">Koppernikus</span> offenbar
-aus den Schriften der Alten. Nachdem er über die Unzulänglichkeit
-der bestehenden Theorien nachgedacht, durchforschte
-er alle Schriften, deren er habhaft werden konnte, um festzustellen,
-ob nicht irgend jemand einmal andere Ansichten als die
-herrschenden über die Bewegungen der Weltkörper geäußert habe.
-Da fand er denn zuerst bei <span class="gesperrt">Cicero</span>, daß <span class="gesperrt">Nicetas</span> geglaubt habe,
-die Erde bewege sich. Nachher fand er auch bei <span class="gesperrt">Plutarch</span>, daß
-andere ebenfalls dieser Meinung gewesen seien. Hierdurch veranlaßt,
-fing er an, über die Bewegung der Erde nachzudenken,
-obgleich diese Ansicht ihm zuerst selbst widersinnig zu sein schien.</p>
-
-<p>Indessen nicht nur unbestimmte Meinungen, sondern auch
-einen recht brauchbaren Ansatz zu seiner Theorie fand <span class="gesperrt">Koppernikus</span>
-bei den Alten vor. Es war ihm nämlich die Meinung einiger
-alten Schriftsteller begegnet, daß Venus und Merkur sich um die
-Sonne als ihren Mittelpunkt bewegten und deswegen von ihr nicht
-weiter fortgehen könnten, als es die Kreise ihrer Bahnen erlaubten.
-<span class="gesperrt">Koppernikus</span> nennt <span class="gesperrt">Martianus Capella</span> (5. Jahrhundert nach
-Chr. Geb.) als seinen Gewährsmann. Es heißt bei ihm: »Venus und
-Merkur bewegen sich nicht um die Erde, die nicht für alle Planetenbahnen
-den Mittelpunkt bildet, wenngleich sie unzweifelhaft der
-Mittelpunkt der Welt ist. Beide Planeten gehen zwar täglich auf
-und unter, sie bewegen sich aber um die Sonne. In dieser, die viel
-größer als die Erde ist, haben sie ihren Bahnmittelpunkt.«<span class="pagenum"><a name="Page_p408" id="Page_p408">[Pg p408]</a></span>
-<span class="gesperrt">Martianus Capella</span> verlegte gleich anderen Berichterstattern den Ursprung
-der erwähnten Lehre nach Ägypten. Neuere Forschungen
-haben jedoch den Beweis geliefert, daß sie auf <span class="gesperrt">Herakleides
-Pontikos</span>, einen Schüler <span class="gesperrt">Platons</span>, zurückzuführen ist<a name="FNanchor_905" id="FNanchor_905" href="#Footnote_905" class="fnanchor">905</a>. <span class="gesperrt">Herakleides</span>
-war auch darin ein Vorläufer des <span class="gesperrt">Koppernikus</span>, daß er
-die tägliche, scheinbare Bewegung der Himmelkugel aus einer
-Drehung der Erde von West nach Ost erklärte. Ihre Fortsetzung
-fanden diese Lehren durch <span class="gesperrt">Aristarch von Samos</span>. <span class="gesperrt">Aristarch</span><a name="FNanchor_906" id="FNanchor_906" href="#Footnote_906" class="fnanchor">906</a>
-setzte die Sonne, die er für 300 mal so groß wie die Erde hielt,
-in den Mittelpunkt und ließ die Erde sich in jährlichem Umlauf
-um die Sonne bewegen. Die heliozentrische Weltansicht war dem
-Altertum also wohl bekannt. Sie fand sogar den Beifall vieler,
-trug indes ihrem Urheber, ganz ähnlich, wie es später den ersten
-erklärten Anhängern des koppernikanischen Systems erging, von
-gegnerischer Seite eine Anklage wegen Gottlosigkeit ein. Doch
-konnte die heliozentrische Theorie im Altertum nicht recht Wurzel
-schlagen, da sie noch nicht imstande war, den Anforderungen der
-praktischen Astronomie zu genügen. Letztere erblickte ihre Aufgabe
-ja weniger darin, die beobachteten Bewegungen der Sonne,
-des Mondes und der Planeten zu erklären, als sie genau zu messen
-und im voraus zu bestimmen.</p>
-
-<p>Indem nun <span class="gesperrt">Koppernikus</span> von der Ansicht des <span class="gesperrt">Martianus
-Capella</span> ausging und Saturn, Jupiter und Mars auf denselben
-Mittelpunkt, die Sonne nämlich, bezog, gleichzeitig aber die große
-Ausdehnung der Bahnen der genannten Planeten berücksichtigte,
-die außer den Bahnen des Merkur und der Venus auch die der Erde
-umschließen, gelangte er zu seiner Erklärung der Planetenbewegung.
-Es stehe nämlich fest, führt er des weiteren aus, daß Saturn, Jupiter
-und Mars der Erde immer dann am nächsten seien, wenn sie des
-Abends aufgingen, d. h. wenn sie in Opposition zur Sonne ständen,
-oder die Erde sich zwischen ihnen und der Sonne befinde. Dagegen
-seien Mars und Jupiter am weitesten von der Erde entfernt, wenn
-sie des Abends untergingen, wir also die Sonne zwischen ihnen
-und der Erde hätten. Dies beweise hinreichend, daß der Mittelpunkt
-ihrer Bahn die Sonne und somit derselbe sei, um den
-auch Venus und Merkur kreisen. Da somit alle Planeten sich
-um einen Mittelpunkt bewegen, sei es notwendig, daß der Raum,
-der zwischen dem Kreise der Venus und dem des Mars übrig<span class="pagenum"><a name="Page_p409" id="Page_p409">[Pg p409]</a></span>
-bleibe, die Erde mit dem sie begleitenden Monde aufnehme. Er
-scheue sich daher nicht, zu behaupten, daß die Erde mit dem sie
-umkreisenden Monde zwischen den Planeten einen großen Kreis in
-jährlicher Bewegung um die Sonne durchlaufe. Auf solche Weise
-finde die Bewegung der Sonne in der Bewegung der Erde ihre
-Erklärung. Die Welt aber sei so groß, daß die Entfernung der
-Planeten von der Sonne, mit der Fixsternsphäre verglichen, verschwindend
-klein sei. Er halte dies alles für leichter begreiflich,
-als wenn der Geist durch eine fast endlose Menge von Kreisen
-verwirrt werde, was diejenigen herbeiführten, welche die Erde in
-den Mittelpunkt der Welt setzten.</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig62" id="fig62" href="images/abb62.jpg"><img width="293" height="300" src="images/abb62_t.jpg" alt="[Abb. 62]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 62. Das koppernikanische Weltsystem.<br />
-
-(Aus Koppernikus' Werk über die Bewegung der Weltkörper.)</div>
-</div>
-
-<p><span class="gesperrt">Koppernikus</span> bringt dann die vorstehend wiedergegebene
-Abbildung (<a href="#fig62">62</a>) seines Weltsystems und erläutert sie mit folgenden
-Worten: »Die erste und höchste von allen Sphären ist diejenige
-der Fixsterne, die sich selbst und alles übrige enthält und daher
-unbeweglich ist. Es folgt der äußerste Planet, Saturn<a name="FNanchor_907" id="FNanchor_907" href="#Footnote_907" class="fnanchor">907</a>, der in<span class="pagenum"><a name="Page_p410" id="Page_p410">[Pg p410]</a></span>
-30 Jahren seinen Lauf vollendet; hierauf Jupiter mit einem zwölfjährigen
-Umlauf; dann Mars, der in zwei Jahren seine Bahn beschreibt.
-Die vierte Stelle nimmt der jährliche Kreislauf ein, in
-dem die Erde mit der Mondbahn enthalten ist. An fünfter
-Stelle kreist Venus in neun Monaten. Den sechsten Platz nimmt
-Merkur ein, der in einem Zeitraum von 80 Tagen seinen Umlauf
-vollendet. In der Mitte aber von allem steht die Sonne. Denn
-wer möchte in diesem schönsten Tempel diese Leuchte an einen
-anderen oder besseren Ort setzen?«</p>
-
-<p>»So lenkt in der Tat die Sonne, auf dem königlichen Throne
-sitzend, die sie umkreisende Familie der Gestirne. Wir finden also
-in dieser Anordnung einen harmonischen Zusammenhang, wie er
-anderweitig nicht gefunden werden kann. Denn hier kann man
-bemerken, warum das Vor- und Zurückgehen beim Jupiter größer
-erscheint als beim Saturn und kleiner als beim Mars und wiederum
-bei der Venus größer als beim Merkur. Außerdem, warum Saturn,
-Jupiter und Mars, wenn sie des Abends aufgehen, der Erde näher
-sind als bei ihrem Verschwinden in den Strahlen der Sonne. Vorzüglich
-aber scheint Mars, wenn er des Nachts am Himmel steht,
-an Größe dem Jupiter gleich zu sein, während er bald darauf
-unter den Sternen zweiter Größe gefunden wird. Und dies alles
-ergibt sich aus derselben Ursache, nämlich aus der Bewegung der
-Erde. Daß aber an den Fixsternen nichts davon in die Erscheinung
-tritt, ist ein Beweis für die unermeßliche Entfernung dieser
-Sterne, eine Entfernung, welche selbst die Bahn der Erde oder
-das Abbild dieser Bahn am Himmel für unsere Augen verschwinden
-läßt<a name="FNanchor_908" id="FNanchor_908" href="#Footnote_908" class="fnanchor">908</a>.«</p>
-
-<p>Die Grundlagen seines Systems hat <span class="gesperrt">Koppernikus</span> am klarsten
-in einem »kurzen Abriß«<a name="FNanchor_909" id="FNanchor_909" href="#Footnote_909" class="fnanchor">909</a> niedergeschrieben, den er wahrscheinlich
-schon bald nach 1530 verfaßte. Er stellt diese Grundlagen
-in folgenden Sätzen zusammen:</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p411" id="Page_p411">[Pg p411]</a></span></p>
-
-
-
-<ol><li>Es gibt nur einen Mittelpunkt für die Gestirne und ihre Bahnen.</li>
-
-<li>Der Erdmittelpunkt ist nicht auch der Mittelpunkt für die
-Welt, sondern nur für die Mondbahn und für die Schwere.</li>
-
-<li>Alle Planeten bewegen sich um die im Mittelpunkte ihrer
-Bahnen stehende Sonne. In sie fällt also der Weltmittelpunkt.</li>
-
-<li>Der Abstand Erde &ndash; Sonne ist gegenüber dem Durchmesser
-des Fixsternhimmels verschwindend klein.</li>
-
-<li>Was als eine Bewegung am Himmel erscheint, leitet sich
-von einer Bewegung der Erde her. Sie dreht sich nämlich
-täglich völlig um ihre Axe. Dabei behalten ihre beiden
-Pole dauernd dieselbe Lage bei.</li>
-
-<li>Was uns als eine Bewegung der Sonne erscheint, leitet sich
-auch nicht von diesem Gestirn, sondern von der Erde und
-ihrer Bahn her, in der sie sich um die Sonne ebenso bewegt,
-wie die übrigen Planeten es tun.</li>
-
-<li>Das Vorschreiten und Zurückbleiben der Planeten ist nicht
-ihre eigene, sondern nur eine Folge der Erdbewegung.</li></ol>
-
-
-<p>Wie die ältere, so entsprach auch die neuere, von <span class="gesperrt">Koppernikus</span>
-entwickelte Theorie den Beobachtungen bei weitem nicht
-in dem Maße, als ihr Begründer anfangs hoffen mochte. Es lag
-das daran, daß er gleich den Alten daran festhielt, die Bewegung
-der Himmelskörper erfolge gleichmäßig und im Kreise. <span class="gesperrt">Aristoteles</span>
-hatte dies gelehrt. Für ihn und alle, die sich nach ihm
-mit der Astronomie befaßten, <span class="gesperrt">Koppernikus</span> eingeschlossen, war
-dies ein von vornherein feststehender Satz. Die Welt ist kugelförmig,
-die Erde ist gleichfalls kugelförmig, die Bewegung der
-Himmelskörper erfolgt gleichmäßig, ununterbrochen und im Kreise.
-So lauten die Überschriften der wichtigsten Abschnitte des koppernikanischen
-Werkes. Und warum verhält es sich so? Weil
-Kreis und Kugel die vollkommensten Formen sind und kein Grund
-für eine ungleichförmige Bewegung vorliegt, lautet die Antwort.
-Auch <span class="gesperrt">Kepler</span> war, wie wir sehen werden, anfangs in dem erwähnten
-Vorurteil befangen. Ihm gelang es aber, sich davon frei
-zu machen. Als er eingesehen, daß die Beobachtungen sich mit
-den hergebrachten Anschauungen nicht in Einklang bringen ließen,
-machte er die Annahme, daß sich die Planeten nicht in Kreisen,
-sondern in Ellipsen bewegen und daß ihre Bewegung ungleichförmig
-sei. Jetzt waren alle Widersprüche, in denen die heliozentrische
-Theorie sich den Beobachtungen gegenüber befand, gelöst,
-und diese Theorie damit erst lebensfähig geworden. Was
-ihr Begründer gut zu erklären wußte, waren vor allem das scheinbare
-Zurückgehen und Stillstehen der Planeten, sowie die Veränderungen
-in der scheinbaren Größe dieser Himmelskörper,<span class="pagenum"><a name="Page_p412" id="Page_p412">[Pg p412]</a></span>
-die besonders beim Mars beträchtlich sind. Zur Erklärung anderer
-Ungleichmäßigkeiten blieb jedoch nichts weiter übrig, als auf die
-Epizyklentheorie unter Beibehaltung der Sonne als Mittelpunkt
-des ganzen Systems zurückzugreifen.</p>
-
-<p>Wir erkennen, daß eine neue Wahrheit bei ihrer Entdeckung
-selten vollendet ist. Sie geht gewöhnlich nicht aus dem Hirn
-eines einzelnen, sondern als Errungenschaft des Geistes einer Zeit
-aus den Bemühungen mehrerer, oft sogar zahlreicher Forscher
-und Denker hervor.</p>
-
-
-<h3>Aufnahme und Ausbreitung der heliozentrischen
-Lehre.</h3>
-
-<p>Für die Richtigkeit seines Weltsystems konnte <span class="gesperrt">Koppernikus</span>
-noch keine schlagenden Beweise, sondern lediglich die größere
-Einfachheit ins Feld führen. Dem Einwand, daß die jährliche
-Bewegung der Erde sich in einer scheinbaren Veränderung der
-Fixsternörter offenbaren müsse, wußte er nur dadurch zu begegnen,
-daß er diese Himmelskörper in eine Entfernung versetzte, gegen
-welche der Durchmesser der Erdbahn verschwindend klein sei.
-Das Einzige, was <span class="gesperrt">Koppernikus</span> den Angriffen seiner Gegner
-gegenüberstellen konnte, waren Gründe der Vernunft. »Es ist«,
-sagt er, »wahrscheinlicher, daß die Erde sich um ihre Achse dreht,
-als daß alle Planeten mit ihren verschiedenen Entfernungen, alle
-herumschweifenden Kometen und das unendliche Heer der Fixsterne
-dieselbe regelmäßige vierundzwanzigstündige Bewegung um
-die Erde ausführen«.</p>
-
-<p>Eigentliche Beweise, sowohl für die Drehung als auch für den
-Umlauf der Erde, haben erst spätere Jahrhunderte gebracht und
-dadurch die koppernikanische Lehre auf den Rang einer unumstößlichen
-Wahrheit erhoben<a name="FNanchor_910" id="FNanchor_910" href="#Footnote_910" class="fnanchor">910</a>. Neben ihrer Einfachheit konnte
-<span class="gesperrt">Koppernikus</span> für seine Theorie wie <span class="gesperrt">Aristarch</span> auch den Umstand
-ins Feld führen, daß die Sonne der bei weitem größere
-Weltkörper sei. Das Größenverhältnis von Mond, Erde, Sonne
-ist nach <span class="gesperrt">Koppernikus</span> gleich 1 : 43 : 6937<a name="FNanchor_911" id="FNanchor_911" href="#Footnote_911" class="fnanchor">911</a>. Ferner nahm <span class="gesperrt">Koppernikus</span>
-die Entfernung der Sonne auf Grund von Beobachtungen,
-die nach dem von <span class="gesperrt">Aristarch</span> herrührenden Verfahren<span class="pagenum"><a name="Page_p413" id="Page_p413">[Pg p413]</a></span>
-angestellt wurden, zu 1197 Erdhalbmessern an. Auch dieses Ergebnis
-blieb weit hinter der Wahrheit zurück. Erst im 18. Jahrhundert
-fand man durch Messungen, welche die Vorübergänge
-der Venus vor der Sonnenscheibe zum Ausgang nahmen, einen
-zuverlässigen Wert für jenes Grundmaß der Astronomie. Dieser
-übertraf den von <span class="gesperrt">Koppernikus</span> angegebenen Wert fast um das
-Zwanzigfache.</p>
-
-<p>Das Erscheinen der »Kreisbewegungen«, deren erste Druckbogen
-<span class="gesperrt">Koppernikus</span> noch auf dem Sterbebette gelesen haben
-soll, veranlaßte durchaus nicht einen solchen Aufruhr unter den
-Geistern, wie man es in Anbetracht der Wichtigkeit der darin
-ausgesprochenen Ansichten wohl hätte erwarten können. Dies
-hatte mehrere Gründe. Die zeitgenössische Astronomie beachtete
-die Neuerung wenig. Einige dem <span class="gesperrt">Koppernikus</span> befreundete
-Astronomen ausgenommen, hielt man an der <em class="gesperrt">ptolemäischen</em>
-Lehre fest, zu der man überdies in jener Zeit, die noch keine
-Lehrfreiheit kannte, verpflichtet war. Ferner gaben die dem neuen
-System noch anhaftenden Unvollkommenheiten den berufsmäßigen
-Astronomen, denen der praktische Wert ausschlaggebend sein
-mußte, ein gewisses Recht, zunächst das Hergebrachte in Geltung
-zu belassen. Brachte doch das heliozentrische System dem rechnenden
-Astronomen zunächst kaum nennenswerte Vorteile. <span class="gesperrt">Koppernikus</span>
-hatte es verstanden, seine Neuerung in einer alles
-Polemische ausschließenden Weise vorzutragen und jedes Hinüberspielen
-auf das Gebiet biblischer und religiöser Anschauungen zu
-vermeiden. So kam es, daß auch die Kirche, die von einer astronomischen
-Neuerung wohl eine Verbesserung ihres Kalenders erhoffte,
-das Buch, dem ja sogar eine Widmung an den Papst voranging,
-duldete und dem Gegensatz kein Gewicht beilegte, in den
-es, vom Standpunkt des starren Wortglaubens aus betrachtet, zur
-biblischen Überlieferung trat.</p>
-
-<p>»Es scheint mir,« schrieb <span class="gesperrt">Koppernikus</span> in jener Widmung,
-»daß die Kirche aus meinen Arbeiten einigen Nutzen ziehen kann.
-War doch unter <span class="gesperrt">Leo</span> X. die Verbesserung des Kalenders nicht
-möglich, weil die Größe des Jahres und die Bewegung der Sonne
-und des Mondes nicht genau bestimmt waren. Ich habe gesucht,
-diese näher zu bestimmen. Was ich darin geleistet habe, überlasse
-ich dem Urteile Deiner Heiligkeit und der gelehrten Mathematiker.«
-Der großen Masse, selbst der Gebildeten, fehlte bei der damals
-herrschenden Unkenntnis in naturwissenschaftlichen Dingen durchaus
-das Vermögen, mit eigenem Urteil an die neue Lehre heran<span class="pagenum"><a name="Page_p414" id="Page_p414">[Pg p414]</a></span>zutreten.
-Deshalb läßt sich die Äußerung <span class="gesperrt">Luthers</span> wohl entschuldigen,
-der da meinte: »Der Narr will die ganze Astronomie
-umkehren. Aber die heilige Schrift sagt uns, daß Josua
-die Sonne stillstehen hieß und nicht die Erde.« Daran, daß diese
-Neuerung auf dem Gebiete der Astronomie der Kirche schaden,
-geschweige denn das religiöse Gefühl beeinträchtigen könnte, hat
-<span class="gesperrt">Luther</span> schwerlich gedacht. Etwas ängstlicher war schon <span class="gesperrt">Melanchthon</span>,
-der auch mehr Verständnis für das Unerhörte jener
-Neuerung besaß. Selbst ein eifriger Astrologe, hatte er das Gebäude
-der damaligen Astronomie in seinem Lehrbuch der Physik
-zur Darstellung gebracht. Die neue heliozentrische Ansicht hielt
-er für so gottlos, daß er sie zu unterdrücken empfahl<a name="FNanchor_912" id="FNanchor_912" href="#Footnote_912" class="fnanchor">912</a>. Auch
-der viel später lebende <span class="gesperrt">Francis Bacon</span>, den übertriebene Schilderungen
-als den Begründer der neueren Naturwissenschaft gefeiert
-haben, war ein erklärter Gegner des <span class="gesperrt">Koppernikus</span>, und zwar
-zu einer Zeit, als die Frage nach der Richtigkeit des heliozentrischen
-Systems die Geister bewegte. Erst damals, im Zeitalter
-<span class="gesperrt">Galileis</span>, nahm die Kirche zu dieser Frage entschieden Stellung
-und verbot die »Kreisbewegungen«. Der bezügliche Erlaß stammt
-aus dem Jahre 1616 und wurde amtlich erst 1822 wieder aufgehoben,
-nachdem sein Bestehen jedoch fast in Vergessenheit geraten war.
-Er lautet: »Die heilige Kongregation<a name="FNanchor_913" id="FNanchor_913" href="#Footnote_913" class="fnanchor">913</a> hat in Erfahrung gebracht,
-daß die falsche, der Heiligen Schrift völlig widersprechende Lehre
-der Pythagoreer, von der Bewegung der Erde, wie sie <span class="gesperrt">Koppernikus</span>
-und einige andere vorgetragen haben, gegenwärtig verbreitet
-und vielfach angenommen wird. Damit sich eine derartige Lehre
-nicht zum Schaden der katholischen Wahrheit ausbreitet, beschloß
-die heilige Kongregation daß die Bücher des <span class="gesperrt">Koppernikus</span> und
-alle anderen, die dasselbe lehren, bis zur Verbesserung zu ver<span class="pagenum"><a name="Page_p415" id="Page_p415">[Pg p415]</a></span>bieten
-sind. Sie werden daher alle durch diesen Erlaß verboten
-und verdammt.«</p>
-
-<p>Zu den ersten Anhängern der koppernikanischen Lehre gehörte
-der Dominikanermönch <span class="gesperrt">Giordano Bruno</span><a name="FNanchor_914" id="FNanchor_914" href="#Footnote_914" class="fnanchor">914</a>, <span class="gesperrt">Spinozas</span>
-Vorläufer in der Begründung einer pantheistischen Weltanschauung.
-Seinen divinatorischen Blicken erweiterte sich das Fixsterngewölbe
-zu einem in Raum und Zeit unendlichen Universum. <span class="gesperrt">Bruno</span> war
-auch der erste, der die Fixsterne als Sonnen und als Mittelpunkte
-ungezählter, dem unseren gleichartiger Planetensysteme ansah.</p>
-
-<p>Er hat manches intuitiv vorweggenommen, was erst spätere
-Zeiten auf Grund der Beobachtung sichergestellt haben. So nahm
-er an, daß nicht nur die Erde, sondern auch die Sonne um ihre
-Axe rotiere. Von der Erde behauptet er, daß sie an den Polen
-abgeplattet sein müsse. Die Präzession der Nachtgleichen erklärte
-er mit folgenden Werten: »Bei den unabsehbar mannigfaltig ineinandergreifenden
-Bewegungen der Weltkörper kann es nicht ausbleiben,
-daß auch die scheinbar festesten Punkte ihre gegenseitige
-Lage nach und nach verschieben. Die Erde wird also ihre Lage
-zum Himmelspol verändern<a name="FNanchor_915" id="FNanchor_915" href="#Footnote_915" class="fnanchor">915</a>«. Die Kometen betrachtete <span class="gesperrt">Bruno</span>
-als eine besondere Gattung der Planeten. Da die Kometen ganz
-ohne Regel erschienen, so sei auch die Zahl der unsere Sonne umkreisenden
-Planeten noch nicht festgestellt<a name="FNanchor_916" id="FNanchor_916" href="#Footnote_916" class="fnanchor">916</a>. Die Welten und die
-Weltsysteme endlich sind nach <span class="gesperrt">Bruno</span> stetigen Änderungen unterworfen.
-Ewig ist nur die der Welt zu Grunde liegende schaffende
-Energie. Darin spricht sich schon eine gewisse Ahnung des Gesetzes
-von der Erhaltung der Energie aus. <span class="gesperrt">Brunos</span> lange als Schwärmerei
-betrachtete Lehre von der Beseeltheit nicht nur der All-Materie,
-sondern auch der individuellen Beseeltheit der einzelnen Weltkörper
-hat neuerdings <span class="gesperrt">Fechner</span> zur Anerkennung zu bringen
-gesucht.</p>
-
-<p>Daß die Erde selbst ein lebendes Wesen ist, schloß <span class="gesperrt">Bruno</span>
-aus ihrer Bewegung und daraus, daß sie lebende Wesen hervorbringt.
-Auch die übrigen Weltkörper sind belebt und ein Schau<span class="pagenum"><a name="Page_p416" id="Page_p416">[Pg p416]</a></span>platz
-des Lebens. Daß sich letzteres in denselben Formen wie
-auf der Erde offenbart, darf man allerdings nicht annehmen.</p>
-
-<p>Man hat <span class="gesperrt">Bruno</span> als den ersten monistischen Philosophen der
-neueren Zeit zu betrachten. In seinen Schriften kam die geistige
-Eigenart der italienischen Renaissance besonders zum Ausdruck.
-Der Lebensauffassung jener Zeit entsprach auch seine, im Gegensatz
-zum Christentum stehende Lehre vom heroischen Affekt. Die
-neue astronomische Ansicht, die sich ihm und den Aufgeklärten
-unter seinen Zeitgenossen eröffnete, hat er im Sinne der »Schönheitsherrlichkeit
-der Welt« verwertet<a name="FNanchor_917" id="FNanchor_917" href="#Footnote_917" class="fnanchor">917</a>.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Giordano Brunos</span> Reformation des Himmels: <span lang="it" xml:lang="it">Lo spaccio</span>
-(Die Vertreibung) <span lang="it" xml:lang="it">della bestia trionfante</span> (verdeutscht und erläutert
-von <span class="gesperrt">L. Kuhlenbeck</span>, Leipzig 1889), ist eine Moralphilosophie,
-die an die Betrachtung der wichtigsten Sternbilder anknüpft. Die
-in italienischer Sprache erschienenen Werke <span class="gesperrt">Brunos</span> gab <span class="gesperrt">P. de
-Lagarde</span> (Göttingen 1888) heraus. Die astronomische Weltanschauung
-betrifft besonders das Werk <span lang="it" xml:lang="it">Del infinito Universo et de
-i mondi</span><a name="FNanchor_918" id="FNanchor_918" href="#Footnote_918" class="fnanchor">918</a>. Einige charakteristische Sätze aus diesem Werk mögen
-uns noch etwas eingehender mit <span class="gesperrt">Brunos</span> Vorstellungen bekannt
-machen: »In dem unermeßlichen zusammenhängenden Raum, der
-alles in sich hegt und trägt, gibt es unzählige, dieser Welt ähnliche
-Weltkörper. Von ihnen ist der eine nicht mehr in der Mitte
-des Universums als der andere. Als unendliches All ist es ohne
-Mitte und ohne Umfang. Wie um unsere Sonne sieben Wandelsterne
-kreisen, so gibt es weitere Sonnen, die Mittelpunkte für
-andere Planetensysteme sind. Jeder dieser Weltkörper dreht sich
-um sein eigenes Zentrum. Trotzdem erscheint er seinen Bewohnern
-als eine stillstehende Welt, um die sich alle übrigen Gestirne
-drehen. In Wahrheit gibt es so viel Welten wie wir Fixsterne
-sehen. Sie befinden sich alle in dem einen Himmel, dem einen
-Allumfasser, wie unsere Welt, die wir bewohnen.«</p>
-
-<p>Daß es unendlich viele Einzelwelten geben müsse, folgert
-<span class="gesperrt">Bruno</span> aus dem Wesen Gottes, dem er ein unendliches Können
-zuschreibt.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p417" id="Page_p417">[Pg p417]</a></span></p>
-
-
-<h3>Astronomie und wissenschaftliche Erdkunde.</h3>
-
-<p>In engster Beziehung zur Astronomie hat sich die wissenschaftliche
-Erdkunde, d. h. eine Erdkunde, die mehr sein wollte,
-als eine bloße Beschreibung der Länder und ihrer Erzeugnisse,
-entwickelt. Sie fand in dem auf <span class="gesperrt">Koppernikus</span> folgenden Zeitalter
-in Deutschland einen hervorragenden Vertreter in <span class="gesperrt">Gerhard
-Kremer</span> oder <span class="gesperrt">Mercator</span>, wie er sich selbst, nach damaliger
-Sitte seinen Namen latinisierend, nannte<a name="FNanchor_919" id="FNanchor_919" href="#Footnote_919" class="fnanchor">919</a> und in <span class="gesperrt">Sebastian
-Münster</span>.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Münster</span> verfaßte eine »Cosmographia, Beschreibung aller
-Länder«. Die darin enthaltenen Karten haben die Grundlage gebildet,
-von der die Kartographie in Deutschland ihren Ausgang
-nahm<a name="FNanchor_920" id="FNanchor_920" href="#Footnote_920" class="fnanchor">920</a>.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Mercator</span> wurde 1512 in einem flandrischen Städtchen geboren,
-wo sich seine, aus Jülich stammenden Eltern vorübergehend
-aufhielten. Als Arbeitsfeld wählte er, angeregt durch <span class="gesperrt">Gemma
-Frisius</span><a name="FNanchor_921" id="FNanchor_921" href="#Footnote_921" class="fnanchor">921</a>, mit dem er während seiner Studienzeit verkehrte, die
-mathematische Geographie, als deren Neubegründer er von vielen
-Seiten anerkannt wurde<a name="FNanchor_922" id="FNanchor_922" href="#Footnote_922" class="fnanchor">922</a>. Mit der Anfertigung von Landkarten,
-Globen und astronomischen Instrumenten erwarb sich <span class="gesperrt">Mercator</span>
-seinen Unterhalt. Von 1552 bis zu seinem 1594 erfolgenden Tode
-lebte er in Duisburg, wo er neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit
-mathematischen Unterricht am Gymnasium erteilte.</p>
-
-<p>Sein erstes größeres Werk war ein Erdglobus, auf dessen
-Verfertigung er ein und ein halbes Jahr verwendete. Zehn Jahre
-später (1551) lieferte <span class="gesperrt">Mercator</span> einen großen Himmelglobus. Zu
-seinen Verehrern zählte auch <span class="gesperrt">Karl V.</span> Dieser Monarch nahm
-an den Fortschritten der Astronomie und Geographie solch lebhaften
-Anteil, daß er während der Belagerung einer Festung mit
-<span class="gesperrt">Apianus</span> ein Gespräch über diese Wissenschaften führen konnte,
-während die Kugeln rechts und links von ihnen einschlugen.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p418" id="Page_p418">[Pg p418]</a></span></p>
-
-<p>Mit <span class="gesperrt">Apianus</span> und <span class="gesperrt">Mercator</span> beginnt für die Kartographie
-eine neue Zeit. Vor ihnen hatte man sich mit einem Abschätzen
-der Entfernungen und mit Itinerarien begnügt, sowie sich abgemüht,
-das neu erworbene Wissen mit dem des <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> in Einklang
-zu bringen. Jetzt entstanden Karten, die auf genaueren
-Vermessungen beruhten. Unter diesen sind vor allem <span class="gesperrt">Apians</span><a name="FNanchor_923" id="FNanchor_923" href="#Footnote_923" class="fnanchor">923</a>
-»Bayrische Landtafeln« zu nennen. Sie erschienen 1568 auf
-24 Blättern (Holzschnitt; Maßstab 1 : 144000) und gelten als das
-topograhische Meisterwerk des 16. Jahrhunderts. Kein Land wurde
-in jener Zeit mit gleicher Treue dargestellt.</p>
-
-<p>Was <span class="gesperrt">Apian</span> für ein engbegrenztes Stück der Erde leistete,
-strebte der belgische Geograph <span class="gesperrt">Ortelius</span><a name="FNanchor_924" id="FNanchor_924" href="#Footnote_924" class="fnanchor">924</a> für den gesamten Erdkreis
-an. In seinem »Theatrum orbis terrarum« (53 Karten in
-Kupferstich, Antwerpen 1570) schuf er ein Werk, das sich von
-<span class="gesperrt">Ptolemäos</span> freimachte. Die Mehrzahl jener von <span class="gesperrt">Ortelius</span> herausgegebenen
-53 Karten war nach den besten Arbeiten anderer Kartographen
-verfertigt.</p>
-
-<p>Fast zu selben Zeit (1569) vollendete <span class="gesperrt">Mercator</span> seine große
-Weltkarte. Es war dies ein für die Geschichte der Erdkunde
-und der Nautik hochbedeutsames Ereignis. Von diesem Zeitpunkt,
-sagt <span class="gesperrt">Mercators</span> Biograph, datiert die Reform der Kartographie,
-die kein zweites Werk von gleicher Bedeutung zu verzeichnen hat.
-Die Vorschriften, die <span class="gesperrt">Mercator</span> den Seefahrern für die Benutzung
-seiner Karte gab, gelten auch heute noch<a name="FNanchor_925" id="FNanchor_925" href="#Footnote_925" class="fnanchor">925</a>.</p>
-
-<p>Ein für jene Zeit großes Verdienst erwarb sich <span class="gesperrt">Mercator</span>
-dadurch, daß er die damals noch in hohem Ansehen stehende
-Geographie des <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> an Stelle der ungenauen Karten
-älterer Geographen mit Karten versah, die sich den Angaben des
-<span class="gesperrt">Ptolemäos</span> genau anschlossen. Eine Sammlung von Karten europäischer
-Länder vereint mit Karten einzelner Erdteile und Übersichten
-der ganzen Erde veranstaltete <span class="gesperrt">Mercator</span> mit seinem
-Sohne<a name="FNanchor_926" id="FNanchor_926" href="#Footnote_926" class="fnanchor">926</a>. Sie erschien 1595 unter dem von <span class="gesperrt">Mercator</span> gewählten<span class="pagenum"><a name="Page_p419" id="Page_p419">[Pg p419]</a></span>
-Titel »Atlas«<a name="FNanchor_927" id="FNanchor_927" href="#Footnote_927" class="fnanchor">927</a>, der seitdem für derartige Sammlungen gang und
-gäbe geblieben ist.</p>
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-<p>Die Grundsätze der Kartographie entwickelte <span class="gesperrt">Mercator</span><a name="FNanchor_928" id="FNanchor_928" href="#Footnote_928" class="fnanchor">928</a>
-so klar, wie es kein anderer vor ihm vermocht hatte. Er war der
-erste, der die Bedingungen, die jede Projektionsart voraussetzt,
-genauer untersuchte, und den Begriff der Konformität aufstellte,
-d. h. der Forderung, daß eine ebene Figur die größtmögliche
-Ähnlichkeit mit der Kugelfläche erhalten müsse. Da die Alten
-immer nur Teile der Erdoberfläche darzustellen hatten, und ihre
-Projektionsarten dieser Aufgabe anpaßten, war <span class="gesperrt">Mercator</span>, als es
-galt, die ganze Erde kartographisch darzustellen, vor eine ganz
-neue Aufgabe gestellt. Er löste sie durch das nach ihm benannte
-Verfahren in der trefflichsten, für den Gebrauch geeignetsten
-Weise. »Wenn,« sagt <span class="gesperrt">Mercator</span> in der Erläuterung, die er seiner
-Weltkarte hinzufügt, »von den vier Beziehungen, die zwischen zwei
-Orten in Ansehung ihrer gegenseitigen Lage stattfinden, nämlich
-Breitenunterschied, Längenunterschied, Richtung und Entfernung,
-auch nur zwei berücksichtigt werden, so treffen auch die übrigen
-genau zu, und es kann nach keiner Seite hin ein Fehler begangen
-werden, wie dies bei den gewöhnlichen Seekarten so vielfach und
-zwar um so mehr, je höher die Breiten sind, der Fall sein muß.«
-<span class="gesperrt">Mercator</span> erzielte diesen Vorteil dadurch, daß er die Erdoberfläche
-auf einen die Erde im Äquator berührenden Zylinder projizierte,
-dessen Achse der Erdachse parallel ist. Die Ausbreitung,
-welche dadurch die Längengrade nach den Polen hin erfahren,
-wird durch eine in demselben Verhältnis stattfindende Ausdehnung
-der Breitengrade ausgeglichen. Eine solche Karte ist winkeltreu,
-d. h. sie gibt die Winkel so wieder, wie sie auf der Erdoberfläche
-erscheinen; sie wahrt auch die Formähnlichkeit (Konformität) der
-Ländergestalten<a name="FNanchor_929" id="FNanchor_929" href="#Footnote_929" class="fnanchor">929</a> sie ist jedoch nicht flächentreu, da ihr Maßstab
-mit der Entfernung vom Äquator wächst.</p>
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-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p420" id="Page_p420">[Pg p420]</a></span></p>
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-<h2>12. Die ersten Ansätze zur Neubegründung
-der anorganischen Naturwissenschaften.</h2>
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-<p>Wie auf dem astronomischen, so machte sich auch auf den
-übrigen Gebieten der Naturwissenschaft während des 16. Jahrhunderts
-das Bestreben geltend, die Fesseln der Autorität zu
-sprengen und Beobachtung und Nachdenken an ihre Stelle zu
-setzen. Eine zweite epochemachende Tat, die sich derjenigen des
-<span class="gesperrt">Koppernikus</span> an die Seite stellen ließe, haben wir jedoch in
-dieser Periode nicht zu verzeichnen.</p>
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-<p>Als Physiker ist unter den Zeitgenossen des <span class="gesperrt">Koppernikus</span>
-vor allem <span class="gesperrt">Maurolykus</span> (1494&ndash;1575) zu nennen. Er lehrte in
-Messina und entstammte einer derjenigen Familien, die nach der
-Eroberung Konstantinopels diese Stadt verlassen hatten, um sich
-den Verfolgungen der Türken zu entziehen. <span class="gesperrt">Maurolykus</span> machte
-sich um die Mathematik verdient, indem er in einem umfangreichen
-Sammelwerke alles das zusammenfaßte, was er selbst an mathemathischem
-Wissen den griechischen und arabischen Schriftstellern
-verdankte. Ein besonderes Verdienst erwarb er sich durch die
-Herausgabe der archimedischen Werke, sowie von Schriften des
-<span class="gesperrt">Apollonios</span>, dessen Lehre von den Kegelschnitten durch ihn
-sogar erweitert wurde. Sein mathematisches Können betätigte
-<span class="gesperrt">Maurolykus</span> ferner auf dem Gebiete der Optik, das sich von
-jeher für die mathematische Behandlung besonders geeignet erwiesen
-hatte. Sein optisches Werk, das er Ȇber Licht und
-Schatten« betitelte<a name="FNanchor_930" id="FNanchor_930" href="#Footnote_930" class="fnanchor">930</a>, enthält manchen Fortschritt und viele Richtigstellungen
-früherer Irrtümer. <span class="gesperrt">Maurolykus</span> ist z. B. der erste
-Physiker, der die Wirkung der Linse im Auge erklärt, indem
-er dartut, daß sich die Strahlen hinter der Linse schneiden. Die
-Kurz- und Übersichtigkeit leitet er aus einem übermäßigen oder
-zu geringen Grad der Linsenkrümmung ab. Wenn er damit auch
-nicht ganz das Wesen der Sache traf, da man heute Unregel<span class="pagenum"><a name="Page_p421" id="Page_p421">[Pg p421]</a></span>mäßigkeiten
-in den Abmessungen des Augapfels als den Grund
-dieser Mängel betrachtet, so erschloß sich doch ein theoretisches
-Verständnis der Brillen, die schon seit dem 13. Jahrhundert im
-Gebrauch waren.</p>
-
-<p>Ein schönes Beispiel, wie verschieden ein und dasselbe Problem
-in aristotelischem Sinne und im Geiste der neueren, den wissenschaftlichen
-Grundsätzen sich erschließenden Zeit behandelt wurde,
-bietet die Erklärung des runden Sonnenbildchens. Es ist eine allbekannte
-Erscheinung, daß die Sonnenstrahlen, die durch eine
-unregelmäßig gestaltete Öffnung senkrecht auf eine ebene Fläche
-fallen, dort ein kreisförmiges Bild hervorrufen. Die Aristoteliker
-waren mit ihrer Erklärung, welche die Hohlheit des nicht durch
-genügende Induktion gestützten philosophischen Denkens treffend
-dartut, bald fertig. Sie schrieben die Erscheinung einer »Zirkularnatur«
-des Sonnenlichtes zu, setzten also an Stelle der Erklärung
-ein Wort, welches das bezeichnet, was zu erläutern ist. Geht man
-dagegen von der Tatsache aus, daß jeder Punkt der Sonnenoberfläche
-Licht aussendet und ein Bild von der Gestalt der Öffnung
-gibt, so werden die unzähligen Bilder, die sich teilweise decken,
-insgesamt ein Flächengebilde entstehen lassen, das sich als eine
-Projektion des leuchtenden Körpers darstellt. Daher muß das
-Bildchen bei einer Sonnenfinsternis, der Gestalt der Sonnenscheibe
-entsprechend, sichelförmig erscheinen, wie es die Beobachtung auch
-dartut<a name="FNanchor_931" id="FNanchor_931" href="#Footnote_931" class="fnanchor">931</a>.</p>
-
-<p>Die Erklärung des kreisförmigen Sonnenbildchens aus der
-»zirkulären Natur« des Sonnenlichtes ist ein treffendes Beispiel für
-das, was man eine »verborgene Qualität«, eine »<span lang="la" xml:lang="la">qualitas occulta</span>«
-genannt hat. Solch unbestimmte Begriffe führten die Aristoteliker
-während des ganzen Mittelalters, oft genug einer einzigen Erscheinung
-wegen, ein, wenn sie eine aus den Tatsachen entspringende
-Erklärung nicht zu geben vermochten.</p>
-
-<p>Etwas später fällt die Wirksamkeit des Italieners <span class="gesperrt">Johann
-Baptista Porta</span> (1538&ndash;1615). Dieser Mann ist typisch für
-diejenige Stufe einer Disziplin, auf der sie noch nicht zu
-strengerer Wissenschaftlichkeit gelangt ist. Wir finden bei <span class="gesperrt">Porta</span>
-und seinen Zeitgenossen, die sich mit physikalischen und chemischen
-Dingen beschäftigen, eine Verquickung von Richtigem und<span class="pagenum"><a name="Page_p422" id="Page_p422">[Pg p422]</a></span>
-Unrichtigem, von Klarheit mit Mystik und Aberglauben, die
-heute, nachdem das Niveau der gesamten Bildung ein so viel
-höheres geworden ist, eigentümlich anmutet. Das Streben dieser
-Männer nach größerer Einsicht ging ferner mit einem marktschreierischen
-Treiben Hand in Hand, durch das sie ihr eigenes
-Ansehen und das ihrer Wissenschaft den Zeitgenossen gegenüber
-heben wollten.</p>
-
-<p>Das Buch, in dem <span class="gesperrt">Porta</span>, ganz dem Geschmacke seiner
-Zeit entsprechend, die Naturwissenschaften behandelt, ist »Die
-natürliche Magie« betitelt<a name="FNanchor_932" id="FNanchor_932" href="#Footnote_932" class="fnanchor">932</a>. Es ähnelt in manchen Teilen einem
-modernen Zauberbuche, da es dem Verfasser nicht selten darauf
-ankommt, den Leser zu unterhalten oder durch das Überraschende
-der Erscheinung in Verwunderung zu setzen. Wichtig ist, daß
-<span class="gesperrt">Porta</span> in seinem Buche eine von ihm getroffene Verbesserung der
-Camera obscura beschreibt. Bis dahin hatte man bei diesem
-Apparat das Licht durch eine Öffnung auf einen dahinter befindlichen
-Schirm fallen lassen. <span class="gesperrt">Porta</span> brachte in der vergrößerten
-Öffnung eine Linse an, wodurch die Bilder bedeutend an Schärfe
-gewannen<a name="FNanchor_933" id="FNanchor_933" href="#Footnote_933" class="fnanchor">933</a>.</p>
-
-<p>Von Interesse ist ferner eine von <span class="gesperrt">Porta</span> herrührende Einrichtung,
-den Dampf zum Heben von Wasser zu benutzen. Das
-Wasser befindet sich in einem Gefäß; der Dampf drückt auf die<span class="pagenum"><a name="Page_p423" id="Page_p423">[Pg p423]</a></span>
-Oberfläche des Wassers und treibt es durch ein heberartiges, bis
-auf den Boden tauchendes Rohr aus dem Behälter heraus. Eine
-derartige Vorrichtung, die gegen das Dampfrad <span class="gesperrt">Herons</span> keinen
-wesentlichen Fortschritt bedeutet, als die erste Stufe der Dampfmaschine
-zu bezeichnen, ist nicht gerechtfertigt. Doch läßt sich
-nicht verkennen, daß man durch die von <span class="gesperrt">Heron</span> und <span class="gesperrt">Porta</span> beschriebenen
-Versuche mit der Wirkung gespannter Dämpfe vertraut
-wurde, und daß dadurch der Gedanke, diese Wirkung auf
-die einfachen Maschinen der Mechanik zu übertragen, allmählich
-heranreifte. Erst von diesem Fortschritt an, den wir später zu
-betrachten haben, kann von einer eigentlichen Dampfmaschine
-die Rede sein.</p>
-
-<p>Es zeigt sich hier wie auch bei <span class="gesperrt">Galilei</span> und anderen Forschern,
-daß die Physik der Gase und der Flüssigkeiten im 17. Jahrhundert
-besonders infolge der Anregungen ausgebaut wurde, die
-man dem Altertum in <span class="gesperrt">Herons</span> Schriften verdankte<a name="FNanchor_934" id="FNanchor_934" href="#Footnote_934" class="fnanchor">934</a>. So schuf
-<span class="gesperrt">Porta</span> eine »Pneumatik«, die zwar keine bloße Wiedergabe der
-»Pneumatik« <span class="gesperrt">Herons</span> ist, indessen auf ihn zurückgeht<a name="FNanchor_935" id="FNanchor_935" href="#Footnote_935" class="fnanchor">935</a>. Auch
-<span class="gesperrt">Schwenter</span> (s. folg. Seite) hat in seinen »Erquickstunden« manche
-Angaben <span class="gesperrt">Herons</span>, besonders diejenigen, die in <span class="gesperrt">Herons</span> Druckwerken
-enthalten sind, verwertet. Dasselbe gilt von <span class="gesperrt">Schott</span>, dem
-Freunde <span class="gesperrt">Guerickes</span>, und seiner 1657 erschienenen »<span lang="la" xml:lang="la">Mechanica
-hydraulico-pneumatica</span>«. Sogar <span class="gesperrt">de Caus</span>, dem die Franzosen die
-Erfindung der Dampfmaschine zuschreiben möchten, geht auf
-<span class="gesperrt">Heron</span> zurück<a name="FNanchor_936" id="FNanchor_936" href="#Footnote_936" class="fnanchor">936</a>. Selbst die Wasserkünste der fürstlichen Gärten
-des 17. Jahrhunderts sind teilweise den von <span class="gesperrt">Heron</span> ausgehenden
-Anregungen zu verdanken.</p>
-
-<p>Auch den magnetischen Erscheinungen wandte man jetzt eine
-größere Aufmerksamkeit zu. Indessen gerade dieses Gebiet wurde
-von <span class="gesperrt">Porta</span> und Männern verwandten Geistes noch außerordentlich
-mit Mystik und Aberglauben verwoben. Mit der Deklination, deren
-Größe <span class="gesperrt">Porta</span> für Italien gleich 9° östlich angibt, war man schon
-vor <span class="gesperrt">Columbus</span> bekannt geworden. Letzterer machte die Beobachtung,
-daß sich die Deklination (sie war damals im ganzen
-Gebiete des Mittelmeeres östlich) bei einer Reise nach Westen<span class="pagenum"><a name="Page_p424" id="Page_p424">[Pg p424]</a></span>
-verringerte und schließlich in eine westliche überging. Auf Grund
-dieser Erkenntnis suchte sich <span class="gesperrt">Columbus</span> auf seiner zweiten Reise,
-wenn die Schiffsrechnung unsicher war, durch einen Vergleich der
-Deklinationen zu orientieren. Es war dies der erste, später oft
-wiederholte Versuch, die Deklination zur Auffindung der geographischen
-Länge zu verwerten. Eine brauchbare Lösung des Längenproblems,
-das schon <span class="gesperrt">Hipparch</span> und <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> große Schwierigkeiten
-bereitet hatte, sollte jedoch nicht auf diesem Wege, sondern
-erst durch die Erfindung genauer Chronometer ermöglicht werden.
-Das zweite Element des tellurischen Magnetismus, die Erscheinung
-nämlich, daß die um eine horizontale Achse drehbare Nadel eine
-geneigte Lage einnimmt, hat zuerst der Engländer <span class="gesperrt">Norman</span> genauer
-beobachtet. Er gab im Jahre 1576 die Größe dieser, als
-Inklination bezeichneten Neigung für London zu 71° 50' an<a name="FNanchor_937" id="FNanchor_937" href="#Footnote_937" class="fnanchor">937</a>. Auf
-die wechselnde Intensität des Erdmagnetismus wurde man dann
-gegen das Ende des 18. Jahrhunderts aufmerksam, so daß erst
-seit dieser Zeit eine allseitige, auch das Quantitative in der Erscheinung
-berücksichtigende Kenntnis dieser Naturkraft Platz
-greifen konnte.</p>
-
-<p>Unter den Männern, die etwas später die Naturwissenschaften
-ganz im Geiste <span class="gesperrt">Portas</span> behandelten, ist <span class="gesperrt">Daniel
-Schwenter</span> zu nennen (geboren 1585; gestorben 1636 als Professor
-der Mathematik in Altdorf). Sein bekanntes Werk, »Die
-mathematischen und philosophischen Erquickstunden«<a name="FNanchor_938" id="FNanchor_938" href="#Footnote_938" class="fnanchor">938</a>, ist ein
-würdiges Seitenstück zu <span class="gesperrt">Portas</span> »<span lang="la" xml:lang="la">Magia naturalis</span>« und erscheint
-besonders geeignet, um den Standpunkt, den die Naturwissenschaften
-zumal in Deutschland vor der großen, durch <span class="gesperrt">Galilei</span>,
-<span class="gesperrt">Kepler</span> und ihre Mitarbeiter hervorgerufenen Umwälzung einnahmen,
-erkennen zu lassen.</p>
-
-<p>Bezeichnend ist zunächst, daß <span class="gesperrt">Schwenter</span> es für nötig hält,
-die Beschäftigung mit der Natur gegen den Vorwurf zu verteidigen,
-es handele sich dabei um eine unnütze, ja kindliche Tätigkeit.
-Ein Kind, sagt er, werfe wohl einen Stein ins Wasser und freue
-sich über die vielen Kreise. Das sei eine kindliche Freude. Die
-Ursache dieser Erscheinung nachzuweisen, sei dagegen kein Kinderwerk.
-Einige Beispiele mögen dartun, wie unzulänglich und un<span class="pagenum"><a name="Page_p425" id="Page_p425">[Pg p425]</a></span>bestimmt
-die Ansichten waren, die man an der Schwelle des 17. Jahrhunderts
-noch hegte. Wir werden dann den großen Fortschritt,
-den die Wissenschaft um jene Zeit durch die Begründung der
-induktiven Forschungsweise erfuhr, um so besser würdigen können.
-So ist das ganze Wissen <span class="gesperrt">Schwenters</span> über die Fallbewegung in
-folgenden Sätzen enthalten<a name="FNanchor_939" id="FNanchor_939" href="#Footnote_939" class="fnanchor">939</a>: »Wenn ein Körper fällt, so bewegt
-er sich um so geschwinder, je näher er der Erde kommt. Je höher
-der Körper herabfällt, eine um so größere Gewalt besitzt er. Denn
-alles was schwer ist, eilt nach der Philosophen Meinung unverhindert
-zu seinem natürlichen Ort, d. i. zum Zentrum der Erde,
-wie der Mensch, der in sein Vaterland zurückkehrt, um so begieriger
-ist, je näher er kommt, und daher um so mehr eilt. Dazu
-kommt noch eine andere natürliche Ursache. Die Luft nämlich,
-die von der Kugel zerteilt wird, eilt über der Kugel geschwind
-wieder zusammen und treibt sie immer stärker an. Was aber
-schon bewegt ist, läßt sich leichtlich weiter und geschwinder bewegen«.
-Ein Fortschritt dem <span class="gesperrt">Aristoteles</span> gegenüber ist in diesen
-Auffassungen nirgends zu bemerken. Im Gegenteil, man muß sie
-als rein aristotelisch bezeichnen. Nicht minder gilt dies von
-<span class="gesperrt">Schwenters</span> Auffassung der Wurfbewegung. Er setzt sie aus
-drei Bewegungen zusammen, die er als genötigte, als gemischte und
-als natürliche Bewegung bezeichnet. Danach treibt z. B. das Pulver
-die Kugel in einer genötigten Bewegung schräg aufwärts, bis der
-höchste Punkt der Flugbahn erreicht wird. Dann fängt, »nachdem
-eine solche gewalttätige Bewegung schier ihr Ende nehmen will,
-die gemischte Bewegung durch einen Bogen an«. Endlich gehe
-die Kugel in die natürliche Bewegung über und falle senkrecht
-auf die Erde. Aus dieser Theorie sucht <span class="gesperrt">Schwenter</span> die Erfahrungstatsache
-abzuleiten, daß die größte Schußweite bei einem Winkel
-von 45° erzielt wird.</p>
-
-<p>Interessant sind auch die Bemerkungen über den senkrechten
-Schuß. Er verleihe dem Geschoß weit mehr Gewalt als der horizontale
-Schuß, »weil das Feuer von Natur über sich begehre«.
-Wenn ferner das Geschütz in die Höhe gerichtet werde, so presse
-die Kugel das Pulver und widerstrebe der Gewalt des Pulvers
-auch mehr. Dadurch werde bewirkt, daß sich das Pulver gleichsam
-erzürne, ehe es die Kugel austreibe. Endlich werde eine schwere
-Kugel, welche widerstreben könne, viel weiter getrieben als eine
-leichte, z. B. eine solche von Holz, die nicht widerstreben könne.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p426" id="Page_p426">[Pg p426]</a></span></p>
-
-<p>Die Tatsache, daß die Kugel beim senkrechten Schuß in der
-Nähe des Geschützes wieder niederfällt, wird als Beweismittel gegen
-die koppernikanische Lehre verwertet<a name="FNanchor_940" id="FNanchor_940" href="#Footnote_940" class="fnanchor">940</a>: »So die Kugel 2 Minuten
-in der Luft bleibt, müßte indessen der Böller 30 deutsche Meilen
-gelaufen sein. Dies ist unmöglich, denn man würde dann keine
-Kugel mehr finden«. Die Koppernikaner, sagt <span class="gesperrt">Schwenter</span>, seien
-zwar der Ansicht, die Luft bewege sich mit der Erde und zwar
-mit der gleichen Geschwindigkeit wie die Erde. Die empor geworfene
-Kugel müsse daher von der Luft getrieben nicht weit von
-dem Böller niederfallen. »Es ist aber«, fügt <span class="gesperrt">Schwenter</span> hinzu,
-»nicht glaublich, ja unmöglich, daß die Luft imstande ist, eine
-schwere Kugel in solch kurzer Zeit 30 Meilen fortzutreiben.« Diese
-Schwierigkeit stand der Annahme des koppernikanischen Systems
-also noch 100 Jahre nach seiner Aufstellung im Wege. Sie konnte
-erst durch die allgemeine Anerkennung des Beharrungsgesetzes
-gehoben werden.</p>
-
-<p>In dem optischen Teil werden die Camera obscura, das Glasprisma,
-die Lichtbrechung und der Regenbogen abgehandelt. Trotzdem
-<span class="gesperrt">Schwenter</span> den letzteren auch an Springbrunnen und an mit
-Regentropfen bedeckten Spinnengeweben beobachtet hat, hält er
-ihn dennoch für ein übernatürliches Werk. Der Regenbogen ist
-für ihn »ein Spiegel, in dem der menschliche Verstand seine Unwissenheit
-am hellen Tage sehen kann«. Die Physiker hätten
-»durch ihr vielfältiges Nachsinnen nichts anderes darin gefunden,
-als daß sie noch das Wenigste, so in der Natur verborgen sei,
-ausspekuliert hätten«.</p>
-
-<p>Gelegentlich der von ihm für glaubwürdig gehaltenen Erzählung
-von den Brennspiegeln des <span class="gesperrt">Archimedes</span> bemerkt <span class="gesperrt">Schwenter</span>,
-daß man auch durch eine Anzahl flacher Spiegel Pulver entzünden
-könne, wenn man die Sonnenstrahlen durch die Spiegel sämtlich
-auf einen Punkt werfe.</p>
-
-<p>In dem Abschnitt, der von der Wärme handelt, beschreibt
-<span class="gesperrt">Schwenter</span> auch ein Instrument, mit dem man den Grad der
-Hitze und der Kälte messen könne. Er bringt in ein Gefäß mit
-langem Halse etwas Wasser und kehrt das Gefäß dann unter
-Wasser um, so daß die Flüssigkeit einen Teil des Halses füllt. Im
-Winter, sagt <span class="gesperrt">Schwenter</span>, steigt das Wasser hoch herauf, so daß
-es fast den ganzen Hohlraum füllt; im Sommer dagegen sinkt es
-tief herab.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p427" id="Page_p427">[Pg p427]</a></span></p>
-
-<p><span class="gesperrt">Schwenter</span> ist noch mit <span class="gesperrt">Porta</span> der Ansicht, daß sich das
-Wasser durch einen Heber über hohe Berge leiten lasse. Man
-solle, meint er, eine Röhre über den Berg legen und an der höchsten
-Stelle der Röhre einen Trichter anbringen. Verstopfe man
-dann die beiden Mündungen der Röhre, so könne man sie ganz
-mit Wasser füllen. Nach diesen Vorbereitungen sei es nur nötig,
-die Mündungen gleichzeitig zu öffnen. Das Wasser werde dann
-fort und fort aus dem Behälter, in den man die eine Mündung
-getaucht, durch die Röhre ausströmen, wenn nur die zweite
-Mündung tiefer gelegen sei. Jeder Versuch würde <span class="gesperrt">Porta</span> und
-<span class="gesperrt">Schwenter</span> gelehrt haben, daß über einen »Berg« von 10 Metern
-Höhe das Wasser nicht durch einen Heber geführt werden kann.</p>
-
-<p>Daß <span class="gesperrt">Schwenter</span> indessen fremde Angaben auch nachprüft,
-geht aus manchen Stellen seiner Schrift hervor. So hat ihm jemand
-mitgeteilt, das Wasser steige aus einem tiefer befindlichen
-Gefäß in ein höher gelegenes, wenn man beide Gefäße durch
-einen wollenen Faden verbinde. <span class="gesperrt">Schwenter</span> bemerkt dazu: »Ich
-finde durch den Versuch, daß diese Kunst nicht angeht, denn es
-ist damit wie mit einem Heber beschaffen. Das Wasser läuft
-nämlich nicht durch das wollene Band, wenn sein Ende nicht tiefer
-liegt als der Wasserspiegel, in den das andere Ende eintaucht«.</p>
-
-<p>Wir haben <span class="gesperrt">Schwenters</span> Werk etwas ausführlicher behandelt,
-nicht etwa, weil es die Wissenschaft durch neue Gedanken oder
-Entdeckungen bereichert hätte, sondern weil wenige von den in
-Deutschland zu Beginn des 17. Jahrhunderts verfaßten Schriften
-über das gesamte Gebiet der Naturlehre so geeignet sind, uns eine
-Vorstellung von dem Wissensstand und den Anschauungen zu
-geben, die damals herrschten. Im gleichen Sinne wie <span class="gesperrt">Porta</span> und
-<span class="gesperrt">Schwenter</span> wirkten während der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts
-in Deutschland <span class="gesperrt">Athanasius Kircher</span>, <span class="gesperrt">Kaspar Schott</span>
-und andere Männer. Sie alle waren Gelehrte von oft polyhistorischem
-Wissen, die uns wohl dickleibige, zur Beurteilung jener
-Zeit wichtige Folianten hinterlassen, die Wissenschaft selbst aber
-weder durch neue Ideen, noch durch Entdeckungen bereichert
-haben. Insbesondere der gelehrte Jesuit <span class="gesperrt">Kircher</span> verdient mehr
-als bloße Erwähnung.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Athanasius Kircher</span> wurde in der Nähe von Fulda im
-Jahre 1601 geboren. Er wirkte als Professor der Mathematik zunächst
-an der Universität Würzburg, später in Rom, wo er 1680
-starb. Von <span class="gesperrt">Kirchers</span> zahlreichen Schriften sind besonders drei
-hervorzuheben, weil sie uns einen Einblick in den damaligen Zu<span class="pagenum"><a name="Page_p428" id="Page_p428">[Pg p428]</a></span>stand
-der Naturwissenschaften gewähren. Es ist das Werk vom
-Licht und vom Schatten (<span lang="la" xml:lang="la">Ars magna lucis et umbrae</span> 1646), ferner
-ein Werk über den Magnetismus (<span lang="la" xml:lang="la">Magnes, sive de arte magnetica</span>
-1643) und drittens die für die Entwicklung der geologischen Vorstellungen
-wichtige Schrift über »Die unterirdische Welt« (<span lang="la" xml:lang="la">Mundus
-subterraneus</span> 1664).</p>
-
-<p>In dem optischen Werke <span class="gesperrt">Kirchers</span> wird u. a. schon auf die
-Fluoreszenz hingewiesen. <span class="gesperrt">Kircher</span> nahm sie an dem wässerigen
-Auszug wahr, den man aus einem mexikanischen Holz, dem »Nierenholz«,
-herstellt<a name="FNanchor_941" id="FNanchor_941" href="#Footnote_941" class="fnanchor">941</a>. Diese Lösung zeigte im auffallenden Lichte eine
-tiefblaue Farbe, während die Flüssigkeit beim Hindurchblicken
-farblos wie Brunnenwasser aussah. Unter Umständen erschien sie
-auch grün oder rötlich. Eine Erklärung dieser auffallenden Erscheinung
-vermochte <span class="gesperrt">Kircher</span> nicht zu geben.</p>
-
-<p>Sehr ausführlich handelt er von dem bononischen (Bologneser)
-Leuchtstein. Ein Alchemist hatte den in der Nähe von Bologna
-vorkommenden Schwerspat unter Beimengung reduzierender Mittel
-im Ofen erhitzt und wahrgenommen, daß der Rückstand im
-Dunkeln leuchtet, wenn er vorher von der Sonne beschienen
-wurde. Die Entdeckung<a name="FNanchor_942" id="FNanchor_942" href="#Footnote_942" class="fnanchor">942</a> erregte, wie begreiflich, das größte
-Aufsehen. Auch <span class="gesperrt">Galilei</span> beschäftigte sich damit. Er meinte,
-sie spreche deutlich gegen die Ansicht, daß das Licht eine unkörperliche
-Qualität sei, weil der Stein das Sonnenlicht aufnehme,
-als ob es ein Körper wäre, und es nach und nach wieder
-zurückgebe. <span class="gesperrt">Kircher</span> ist derselben Meinung. Er stellte den<span class="pagenum"><a name="Page_p429" id="Page_p429">[Pg p429]</a></span>
-Bologneser Stein her, indem er den Spat mit Eiweiß und Leinöl
-mischte und das Gemenge glühte.</p>
-
-<p>Überraschende Entdeckungen sind fast immer in ihrer Tragweite
-überschätzt und zu kühnen, nicht stichhaltigen Erklärungen
-verwertet worden. Dies gilt auch von dem Bologneser Leuchtstein.
-So schrieb <span class="gesperrt">Kircher</span> dem Auge die gleichen Eigenschaften
-zu, die dieser Stein besitzt, um die von ihm zuerst geschilderten
-physiologischen oder subjektiven Farben zu erklären. Gemeint
-ist die Erscheinung, daß das Auge, nachdem es längere Zeit auf
-farbige Gegenstände und dann auf eine weiße Fläche gerichtet
-wird, die Umrisse jener Gegenstände in gewissen Farben erblickt.
-Dies sollte daher rühren, daß das Auge, wie der Leuchtstein, das
-Licht einsauge und es allmählich wieder ausstrahle. Ein Zeitgenosse
-<span class="gesperrt">Kirchers</span> suchte sogar das graue Licht des von der
-Sonne nicht beleuchteten Teiles der Mondoberfläche durch die
-Annahme zu erklären, daß auch der Mond ein Bologneser
-Stein sei.</p>
-
-<p>Von gutem Beobachtungsvermögen zeugen <span class="gesperrt">Kirchers</span> Bemerkungen
-über den Farbenwechsel des Chamäleons. Er brachte
-das Tier auf weiße und rote Tücher und zeigte, daß sein Farbenwechsel
-dadurch beeinflußt wird.</p>
-
-<p>Bei <span class="gesperrt">Kircher</span> begegnet uns ferner eine genaue Beschreibung
-der <span lang="la" xml:lang="la">Laterna magica</span>. Man hat ihn daher als den Erfinder dieses
-Apparats bezeichnet, wahrscheinlich aber mit Unrecht<a name="FNanchor_943" id="FNanchor_943" href="#Footnote_943" class="fnanchor">943</a>. <span class="gesperrt">Kircher</span>
-bediente sich schon der transparenten Glasbilder. Ein erbauliches
-Beispiel für seinen theologischen Eifer möge nicht unerwähnt
-bleiben. Die Zauberlaterne erscheint ihm nämlich als ein vortreffliches
-Mittel, Gottlose durch Vorführung des Teufels auf den
-rechten Weg zurückzubringen.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Kirchers</span> Werk über den Magneten steht hinter der viel
-früher erschienenen, den gleichen Gegenstand behandelnden Schrift
-des Engländers <span class="gesperrt">Gilbert</span> weit zurück. Hervorzuheben ist <span class="gesperrt">Kirchers</span>
-Verfahren, mittelst der Wage die Tragkraft des Magneten zu bestimmen.
-Auch stellt er die durch Jesuitenmissionäre im Auslande
-gemachten Beobachtungen über Größe und Änderungen der Deklination
-in einer Tabelle zusammen. Wie kritiklos indessen auch
-auf diesem Gebiete <span class="gesperrt">Kircher</span> und <span class="gesperrt">Schwenter</span> häufig verfahren,
-geht daraus hervor, daß sie die alte Fabel, daß der Magnet durch
-gewisse Pflanzen seine Kraft verliere, ohne Nachprüfung aufnehmen.<span class="pagenum"><a name="Page_p430" id="Page_p430">[Pg p430]</a></span>
-Der Magnet verliert, sagt <span class="gesperrt">Schwenter</span>, durch Feuer und durch
-Knoblauch seine Kraft. »Wie die Erfahrung bezeugt« setzt er
-sogar hinzu.</p>
-
-<p>Wie <span class="gesperrt">Schwenter</span> handelt <span class="gesperrt">Kircher</span> im übrigen bei der Besprechung
-der magnetischen Erscheinungen oft von Spielereien,
-deren Schilderung mit starken Übertreibungen und Fabeln aller
-Art durchsetzt ist. Beide Schriftsteller erörtern beispielsweise die
-Möglichkeit, vermittelst des Magneten eine Art Telegraphie zu bewerkstelligen.
-Zwei Personen, von denen die eine in Paris, die
-andere in Rom sein könne, müsse man mit kräftigen Magneten
-ausrüsten. Bei genügender Stärke werde der eine Magnet auf den
-anderen zu wirken vermögen. Es sei dann nur erforderlich, unter
-jeder Nadel eine Scheibe mit Buchstaben anzubringen. Der
-Sprechende habe nur seine Nadel auf die verschiedenen Buchstaben
-einzustellen, um die Nadel des Empfängers zu den gleichen
-Einstellungen zu veranlassen. Kurz, es ist der Grundgedanke des
-Zeigertelegraphen, der uns hier entwickelt wird. Nur schade, daß
-das Mittel zur Übertragung nicht ausreichte. Das sah auch
-<span class="gesperrt">Schwenter</span> ein, denn er fügt hinzu: »Die Invention ist schön,
-aber ich achte nicht davor, daß ein Magnet solcher Tugend auf
-der Welt gefunden werde.«</p>
-
-<p>Das bedeutendste Ereignis der folgenden Periode ist die
-Begründung der Dynamik durch <span class="gesperrt">Galilei</span>. Auch dies geschah
-nicht unvermittelt. Fanden sich schon bei <span class="gesperrt">Lionardo da Vinci</span>
-klare, wenn auch noch nicht hinreichend durchgearbeitete Begriffe
-auf diesem Gebiete der Physik, z. B. bezüglich des Fallens über
-die schiefe Ebene<a name="FNanchor_944" id="FNanchor_944" href="#Footnote_944" class="fnanchor">944</a> vor, so mehren sich die Ansätze, je weiter wir
-uns dem Auftreten <span class="gesperrt">Galileis</span> nähern. Vor allem greift eine bessere,
-schon auf physikalischen Grundsätzen beruhende Auffassung der
-Wurfbewegung Platz. Man erkennt, daß die Bahn des geworfenen
-Körpers eine einzige krumme Linie ist, nicht aber aus geraden
-und krummen Stücken besteht, wie die Peripatetiker behaupteten,
-sowie daß die größte Wurfweite bei einem Elevationswinkel von
-45° erzielt wird<a name="FNanchor_945" id="FNanchor_945" href="#Footnote_945" class="fnanchor">945</a>. Auch die Meinung der Aristoteliker, daß
-ein Körper um so schneller falle, je schwerer er ist, wird schon<span class="pagenum"><a name="Page_p431" id="Page_p431">[Pg p431]</a></span>
-vor <span class="gesperrt">Galilei</span>, der sie glänzend widerlegt, durch den Italiener
-<span class="gesperrt">Tartaglia</span> erschüttert. Dieser lehrte, daß Körper von verschiedenem
-Gewicht beim freien Fall in gleichen Zeiten gleiche
-Strecken zurücklegen, sowie daß ein im Kreise geschwungener
-Gegenstand beim Aufhören der Zentralbewegung sich in tangentialer
-Richtung fortbewegt.</p>
-
-<p>Obwohl man solche Vorarbeiten als die Anzeichen des beginnenden
-Umschwunges hoch bewerten muß, ist doch erst <span class="gesperrt">Galilei</span>
-als der eigentliche Begründer der Dynamik zu betrachten, weil
-durch ihn wie mit einem Schlage fast alles beseitigt wurde, was
-jener Wissenschaft an Verschwommenheit und aristotelischer Betrachtungsweise
-noch anhaftete.</p>
-
-<p>Für die Chemie sollte ein entsprechender Fortschritt noch
-lange auf sich warten lassen. Zwar wurde er hier durch anerkennenswerte
-Leistungen weit mehr vorbereitet als die fast unvermittelt
-uns entgegentretenden Errungenschaften <span class="gesperrt">Galileis</span>. Die
-Umgestaltung zur exakten Wissenschaft vollzog sich aber trotzdem
-auf dem Gebiete der Chemie erst im Verlauf des 18. Jahrhunderts.
-Während nämlich die Grundlagen der Mathematik, der Astronomie
-und der Statik der neueren Epoche schon in wissenschaftlicher
-Gestalt vom Altertum überliefert wurden, war die Alchemie,
-deren Grundlagen zwar auch im Altertum, wenn auch erst in
-den letzten Jahrhunderten dieses Zeitraums entstanden, doch im
-wesentlichen ein Erzeugnis des Mittelalters und, dem Hange jener
-Zeit entsprechend, durch mystische Zusätze stark getrübt. Wie
-<span class="gesperrt">Roger Bacon</span> und <span class="gesperrt">Albertus Magnus</span> wandelten die Vertreter
-der Chemie zu Beginn der neueren Zeit noch ganz in den vom
-Mittelalter vorgezeichneten Bahnen. An den Stein der Weisen,
-dessen Herstellung nach wie vor das Hauptziel aller Bemühungen
-blieb, knüpfte man die abenteuerlichsten Hoffnungen. Der Stein
-sollte nicht nur, wie bei den älteren Alchemisten, beim Zusammenschmelzen
-mit unedlen Metallen Gold erzeugen, und zwar unbegrenzte
-Mengen, oder wenigstens 1000 × 1000 Teile, sondern er
-sollte auch das Leben verlängern, dem Alter die Jugend zurückgeben
-und alle Krankheiten heilen. Doch begegnen uns diese
-Vorstellungen auch schon in weit früherer Zeit<a name="FNanchor_946" id="FNanchor_946" href="#Footnote_946" class="fnanchor">946</a>.</p>
-
-<p>Von der Überzeugung, daß die Darstellung der Materia prima
-gelungen, und Gold mit ihrer Hilfe dargestellt sei, war man übrigens
-fest durchdrungen. Die Alchemie erlangte sogar eine gewisse poli<span class="pagenum"><a name="Page_p432" id="Page_p432">[Pg p432]</a></span>tische
-Bedeutung. An den Fürstenhöfen besaßen Männer, die
-sich angeblich im Besitze des Geheimnisses befanden, großen Einfluß.
-Nachdem z. B. die englische Regierung die Gelehrten und
-die Geistlichen aufgefordert hatte, die Hilfe Gottes zu erflehen,
-damit die Herstellung des Steins der Weisen endlich gelinge und
-man die Staatsschulden bezahlen könne<a name="FNanchor_947" id="FNanchor_947" href="#Footnote_947" class="fnanchor">947</a>, gedieh die Sache bald
-darauf schon weiter. Dasselbe Land nahm nämlich keinen Anstand,
-aus alchemistischem Golde geprägte Münzen in Umlauf zu
-bringen. Doch war man, zumal in den geschädigten Nachbarländern,
-aufgeklärt genug, um bald zu erkennen, daß es sich hier
-um eine arge Täuschung handelte<a name="FNanchor_948" id="FNanchor_948" href="#Footnote_948" class="fnanchor">948</a>.</p>
-
-<p>So bildete denn während des langen Zeitraums von mehr als
-einem Jahrtausend das Suchen nach Gold<a name="FNanchor_949" id="FNanchor_949" href="#Footnote_949" class="fnanchor">949</a> die treibende Kraft
-für die chemische Wissenschaft. Denn als eine Wissenschaft müssen
-wir die Chemie auf jener Entwicklungsstufe gelten lassen, wenn
-auch als eine rein empirisch betriebene. Wurden doch während
-dieses ausgedehnten Zeitraums eine unübersehbare Fülle von Tatsachen
-über das chemische Verhalten der Körper beobachtet, eine
-Unzahl neuer Verbindungen hergestellt, die wichtigsten chemischen
-Operationen ausgebildet, kurz eine breite Grundlage geschaffen,
-die für die spätere Errichtung eines Lehrgebäudes ganz unerläßlich
-war. Wir dürfen ferner bei der Beurteilung der Alchemisten
-nicht vergessen, daß viele von ihnen von einem heißen, wenn auch
-noch unklaren Streben nach dem Eindringen in die für sie mit
-dem tiefen Schleier des Geheimnisvollen und Unerklärlichen verhüllte
-Natur erfüllt waren und weiter, daß auch heute noch die
-Hoffnung auf materiellen Gewinn oder wenigstens auf Nutzen für
-das Gemeinwohl für sehr viele wissenschaftliche Unternehmungen,
-insbesondere für diejenigen, welche der Staat mit seinen Mitteln
-fördert, die wichtigste Triebfeder ist.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p433" id="Page_p433">[Pg p433]</a></span></p>
-
-<p>Zu den eifrigsten Beschützern der Alchemisten und der Astrologen
-gehörte der deutsche Kaiser <span class="gesperrt">Rudolf II.</span>, der auf den Lebensgang
-des großen <span class="gesperrt">Kepler</span> einen solch tiefgreifenden Einfluß ausgeübt
-hat. Als <span class="gesperrt">Rudolf II.</span> im Jahre 1612 starb, fand man in
-seinem Nachlaß große Mengen Gold und Silber, die als Erzeugnisse
-der alchemistischen Kunst betrachtet wurden. Wenige Jahre
-später berichtet <span class="gesperrt">van Helmont</span>, ein Mann, von dessen Ehrlichkeit
-in wissenschaftlichen Dingen wir überzeugt sein dürfen, der aber
-ein ganz unklarer Phantast war, daß es ihm gelungen sei, acht
-Unzen Quecksilber mit <sup>1</sup>/<sub>4</sub> Gran der gesuchten Substanz, die auf
-eine etwas mysteriöse Weise in seine Hände gelangt war, in Gold
-zu verwandeln.</p>
-
-<p>Unter den ersten, die sich von der Alchemie, wie auch von
-der Astrologie, abwandten, ist der an anderer Stelle wegen seiner
-Verdienste um die Geologie genannte Franzose <span class="gesperrt">Palissy</span> (1510
-bis 1590) zu nennen. Für seinen Zeitgenossen <span class="gesperrt">Rabelais</span> waren
-die Astrologen und die Alchemisten sogar ein unerschöpflicher
-Gegenstand beißenden Spottes. Etwa zur selben Zeit wandte sich
-auch <span class="gesperrt">Lionardo da Vinci</span> gegen die »lügnerische und verderbliche
-Kunst der Alchemie und ihre betrügerischen Anhänger«. Er bestritt,
-daß Schwefel und Quecksilber Bestandteile der Metalle seien
-und erklärte die künstliche Darstellung des Goldes für ebenso unmöglich
-wie die Quadratur des Kreises und das Perpetuum mobile<a name="FNanchor_950" id="FNanchor_950" href="#Footnote_950" class="fnanchor">950</a>.</p>
-
-<p>Daß die alchemistischen Bestrebungen stets von neuem Nahrung
-fanden, und sich bis in das 18. Jahrhundert<a name="FNanchor_951" id="FNanchor_951" href="#Footnote_951" class="fnanchor">951</a> hinein fortsetzen
-konnten, so daß wir auf sie noch zurückkommen müssen,
-darf unter solchen Umständen nicht wundernehmen. Die Chemie
-erhielt jedoch in dieser Periode, wenn sich ihr Gesamtcharakter
-zunächst auch wenig änderte, eine Anregung, die für ihre weitere
-Entwicklung von Bedeutung werden sollte. Als zweite wichtige,
-die Erzeugung des Steines der Weisen immer mehr in den Hintergrund
-drängende Aufgabe wurde es nämlich betrachtet, geeignete
-Präparate zum Heilen der Krankheiten herzustellen. Es beginnt
-damit das Zeitalter der medizinischen oder Jatrochemie.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p434" id="Page_p434">[Pg p434]</a></span></p>
-
-<p>Der Hauptvertreter der Jatrochemie war <span class="gesperrt">Paracelsus</span>. Dieser
-merkwürdige Mann, dessen Lebenslauf hier nicht eingehender betrachtet
-werden kann, wenn er auch ein Stück Kulturgeschichte
-zu entrollen geeignet ist, wurde im Jahre 1493 zu Einsiedeln in
-der Schweiz geboren. <span class="gesperrt">Theophrastus Paracelsus</span> (von Hohenheim)
-bekleidete eine Zeitlang eine Professur in Basel, führte jedoch
-im übrigen ein unstätes Leben, bis er 1541 gänzlich mittellos
-starb. Sein ganzes Auftreten kennzeichnet ihn als einen Vertreter
-des reformatorischen Geistes jener Zeit, der sich keineswegs
-auf das kirchliche Gebiet beschränkte. Insbesondere wandte
-sich <span class="gesperrt">Paracelsus</span> gegen die anerkannten wissenschaftlichen Autoritäten,
-die bislang auf dem Gebiete der Chemie und dem der Medizin
-gegolten hatten. <span class="gesperrt">Paracelsus</span> spricht es unumwunden aus, daß
-der wahre Zweck der Chemie nicht darin bestehe, Gold zu machen,
-sondern daß es ihre Aufgabe sei, Arzneien zu bereiten, die man
-bis dahin nach dem Vorgange <span class="gesperrt">Galens</span> fast ausschließlich dem
-Pflanzenreiche entnommen hatte. In etwas theatralischer Weise
-übergab <span class="gesperrt">Paracelsus</span>, als er seine Vorlesungen in Basel gegen
-alles Herkommen in deutscher Sprache eröffnete, ältere Werke,
-deren Inhalt er bekämpfte, den Flammen. Und zwar geschah dies,
-bald nachdem <span class="gesperrt">Luther</span> die Brücke dadurch hinter sich vernichtet
-hatte, daß er die päpstliche Bannbulle öffentlich verbrannte.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Paracelsus</span> hat bis vor kurzem als umherschweifender, dem
-Trunke ergebener Charlatan gegolten. Die neuere <span class="gesperrt">Paracelsus</span>forschung<a name="FNanchor_952" id="FNanchor_952" href="#Footnote_952" class="fnanchor">952</a>
-hat mit dieser Auffassung gebrochen. Der Wandertrieb
-des <span class="gesperrt">Paracelsus</span> ist aus einer gründlichen Abkehr vom
-herkömmlichen Bücherstudium und aus seinem Triebe zur Naturerkenntnis
-zu erklären. <span class="gesperrt">Paracelsus</span> begründet sein ihm oft zum
-Vorwurf gemachtes Verhalten mit folgenden Worten: »Mir ist not,
-daß ich mich verantworte von wegen meines Landfahrens. Daß
-ich so gar nirgends bleiblich bin, zeichnet den Weg derer, die
-den Büchern den Rücken wenden und in die Natur hinaustreten.
-Mein Wandern hat mir wohl erschlossen, daß keinem sein Meister
-im Haus wachset noch seinen Lehrer hinter dem Ofen hat. Die
-Künste sind nicht verschlossen in Eines Vaterland, sondern ausgeteilt
-durch die ganze Welt, sie sind nicht in einem Menschen
-oder an einem Ort, sie müssen zusammengeklaubt werden und gesucht,
-da sie sind. Die Kunst geht keinem nach, aber ihr muß
-nachgegangen werden. Wie mag hinter dem Ofen ein guter Kos<span class="pagenum"><a name="Page_p435" id="Page_p435">[Pg p435]</a></span>mographus
-wachsen oder ein Geograph?« An einer andern Stelle
-sagt er: »Die Weisheit ist eine Gabe Gottes. Da er sie hingibt,
-in demselbigen soll man sie suchen. Also auch da er die Kunst
-hinlegt, da soll sie gesucht werden ... Die Schrift wird erforschet
-durch ihre Buchstaben, die Natur aber von Land zu
-Land, so oft ein Land so oft ein Blatt. Also ist Codex Naturae,
-also muß man ihre Blätter umkehren«<a name="FNanchor_953" id="FNanchor_953" href="#Footnote_953" class="fnanchor">953</a>.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Paracelsus</span> verhielt sich den Anhängern <span class="gesperrt">Luthers</span> und
-<span class="gesperrt">Zwinglis</span> gegenüber ebenso ablehnend wie gegen das Papsttum
-und seine Lehre. Er stand über den kirchlichen Streitereien seiner
-Zeit. Seine Frömmigkeit war eine rein menschliche, sein Herz
-erfüllt von der Liebe zum Nächsten. Diese solle die Berufstätigkeit
-des Arztes durchdringen<a name="FNanchor_954" id="FNanchor_954" href="#Footnote_954" class="fnanchor">954</a>.</p>
-
-<p>Am größten ist der Einfluß des <span class="gesperrt">Paracelsus</span> auf die damalige,
-häufig nur auf verderbter Überlieferung der alten Literatur
-beruhende Heilkunde gewesen. Die Werke <span class="gesperrt">Galens</span>, das hervorragendste
-Erzeugnis der antiken Heilwissenschaft, hatten nämlich
-einen großen Umweg gemacht, um nach Mitteleuropa zu gelangen.
-Die Araber hatten sie überliefert. Die Erläuterungen waren vorzugsweise
-in Spanien und Italien entstanden, und schließlich waren
-<span class="gesperrt">Galens</span> Werke noch in jenes barbarische Latein übertragen, das
-vor dem Emporblühen des Humanismus die Schriftsprache der
-mitteleuropäischen Universitäten war. Als Lehrbuch wurde besonders
-der um das Jahr 1000 entstandene Kanon des <span class="gesperrt">Avicenna</span>
-(Ibn Sina) benutzt, ein umfangreiches Werk, welches das Ganze
-der antiken und frühmittelalterlichen Chemie und Medizin umfaßte<a name="FNanchor_955" id="FNanchor_955" href="#Footnote_955" class="fnanchor">955</a>.</p>
-
-<p>Diesem Zustande machte <span class="gesperrt">Paracelsus</span> durch sein kühnes
-Auftreten ein Ende. Er war es, der zuerst die in bloßer Buchgelehrsamkeit
-erstarrte Heilkunde wieder als reine Erfahrungswissenschaft
-auffassen lehrte<a name="FNanchor_956" id="FNanchor_956" href="#Footnote_956" class="fnanchor">956</a>. Im Verkehr mit Bergleuten, Handwerkern
-und den auf sich angewiesenen, der Natur noch unbefangen
-gegenüberstehenden Bewohnern einsamer Wälder und<span class="pagenum"><a name="Page_p436" id="Page_p436">[Pg p436]</a></span>
-Gebirge sammelte er seine Kenntnisse. Der Natur müsse man
-nachgehen von Land zu Land, und die Augen, die »an der Erfahrenheit
-Lust« hätten, seien die wahren Professoren. In <span class="gesperrt">Paracelsus</span>
-lebte ein tiefer Geist, der aber »von dem einen Punkte,
-den er ergriffen, die Welt erobern zu können meinte: viel zu weit
-ausgreifend, selbstgenügsam, trotzig und phantastisch«<a name="FNanchor_957" id="FNanchor_957" href="#Footnote_957" class="fnanchor">957</a>. Auf die
-wunderlichen medizinischen Vorstellungen des <span class="gesperrt">Paracelsus</span> näher
-einzugehen, nach denen z. B. eine schaffende Kraft alle Lebenstätigkeiten
-regelt, ihrerseits aber wieder in einem engen Zusammenhange
-mit den Gestirnen steht, verbietet sich von selbst. Die
-Verbindung der Heilkunde mit der Chemie ergibt sich nach
-<span class="gesperrt">Paracelsus</span> daraus, daß die Krankheiten auf Änderungen in der
-chemischen Zusammensetzung des Körpers zurückzuführen seien.
-Chemisch wirksame Mittel müßten also den normalen Zustand
-wieder herbeiführen können. Alle Krankheiten sind von diesem
-Gesichtspunkte aus entweder durch Zufuhr oder durch Beseitigung
-des im gegebenen Falle in Betracht kommenden Elementes heilbar.
-Fieber wird auf ein Überwiegen von Sulfur (Schwefel),
-Gicht auf die Ausscheidung von Mercurius (Quecksilber) zurückgeführt,
-Elemente, die nach der Lehre des <span class="gesperrt">Paracelsus</span> neben
-Sal (Salz) die Grundbestandteile aller Dinge sind. Kupfervitriol,
-Quecksilberchlorid, die schon vor <span class="gesperrt">Paracelsus</span> als Heilmittel empfohlenen
-Verbindungen des Antimons und zahlreiche andere, teils
-giftige, teils ungiftige Präparate wandern damit in das Arsenal
-der ärztlichen Heilmittel. Aus den oben genannten drei Elementen
-sind nach <span class="gesperrt">Paracelsus</span> alle Mineralien, Pflanzen und Tiere zusammengesetzt.
-Es ist im wesentlichen die alte, auf die aristotelischen
-Elemente zurückzuführende Lehre der Alchemisten. Der
-Sulfur war für <span class="gesperrt">Paracelsus</span> das Prinzip der Verbrennlichkeit, Mercurius
-bedingte die Verflüchtigung, Sal endlich galt als der feuerbeständige
-Anteil, der nach dem Verbrennen übrig bleibt.</p>
-
-<p>Seit dem Zeitalter der Jatrochemie entwickelt sich der Stand
-der chemisch vorgebildeten Pharmazeuten, aus dem manches für
-den weiteren Ausbau der Wissenschaft bedeutende Talent hervorgegangen
-ist. Waren doch seit dem Verschwinden der schwarzen
-Küche der Adepten bis gegen das Ende des 18. Jahrhunderts die
-Apotheken vorzugsweise diejenigen Stätten, von denen die praktische
-Beschäftigung mit der Chemie und die Fortbildung dieser
-Wissenschaft ihren Ausgang nahmen.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p437" id="Page_p437">[Pg p437]</a></span></p>
-
-<p>Schon Kaiser <span class="gesperrt">Friedrich II.</span> erließ eine Verordnung, nach
-der die Arznei genau nach Vorschrift des Arztes und zwar zu einem
-bestimmten Preise herzustellen war. In Deutschland entstanden die
-ersten eigentlichen Apotheken erst gegen die Mitte des 13. Jahrhunderts.
-Die Einrichtung breitete sich indessen nur langsam aus,
-denn die Gründung der ersten Apotheke in Berlin erfolgte erst
-im Jahre 1488. Weit später folgten die nordischen Länder
-(Schweden 1552)<a name="FNanchor_958" id="FNanchor_958" href="#Footnote_958" class="fnanchor">958</a>.</p>
-
-<p>Mit der Entwicklung der Chemie ist das Emporblühen der
-Mineralogie stets eng verknüpft gewesen. Um 1500 begegnet uns
-das erste, sogar deutsch geschriebene mineralogische Lehrbuch, das
-nicht ein bloßer Abklatsch der aus dem Altertum überkommenen
-Werke ist, sondern Selbständigkeit und Beobachtungsgabe verrät.
-Es führt den Namen »Bergbüchlein«<a name="FNanchor_959" id="FNanchor_959" href="#Footnote_959" class="fnanchor">959</a> und wurde dem lange Zeit
-als Verfasser zahlreicher chemischer Schriften geltenden <span class="gesperrt">Basilius
-Valentinus</span> zugeschrieben. Wir haben es indessen bei diesem
-nicht mit einer historischen, sondern mit einer erst später (um
-1600) erdichteten Persönlichkeit zu tun.</p>
-
-<p>Auch <span class="gesperrt">Paracelsus</span> schrieb über die Mineralien. Als der eigentliche
-Vater der neueren Mineralogie ist jedoch <span class="gesperrt">Georg Bauer</span> zu
-betrachten. Er wurde 1494 in Zwickau geboren, wo er auch einige
-Jahre als Rektor einer Schule vorstand, und nannte sich, nach
-der damaligen Gelehrtenmode seinen Namen latinisierend, <span class="gesperrt">Agricola</span>.
-Später studierte er in Leipzig und Italien Heilkunde und
-wirkte von 1527 an zuerst in Joachimstal, später in Chemnitz als
-Arzt. Er starb im Jahre 1555.</p>
-
-<p>Das Interesse für den Bergbau und das Hüttenwesen seiner
-Heimat bewogen <span class="gesperrt">Agricola</span>, die Zeit, welche der Beruf ihm übrig
-ließ, auf die Beobachtung jener Zweige der Gewerbtätigkeit zu
-verwenden und alles, was er vorfand, mit den mineralogischen<span class="pagenum"><a name="Page_p438" id="Page_p438">[Pg p438]</a></span>
-Kenntnissen der Alten, deren Schriften ihm bekannt waren, zu
-vergleichen. <span class="gesperrt">Agricolas</span> Aufmerksamkeit wurde auch dadurch auf
-die Mineralogie gelenkt, daß in der alten Literatur metallische
-Heilmittel erwähnt werden, deren man sich besonders bei äußeren
-Krankheiten bediente. Er sammelte daher alle mineralogischen
-Kenntnisse der Alten in der Hoffnung, damit seinen, im gewerblichen
-Leben stehenden Zeitgenossen nützen zu können. Zu seinem
-Erstaunen ward er aber gewahr, daß ohne jedes Zutun der zunftmäßigen
-Wissenschaft in den deutschen Gebirgsländern eine Kenntnis
-der Metalle, Mineralien und Gesteine, sowie der metallurgischen
-Prozesse entstanden war, die eine neue, den Alten fast
-unbekannte Welt bedeutete. Es galt nur, die Erfahrungen, Entdeckungen
-und Erfindungen, die man im Verlauf des Mittelalters
-gemacht hatte, in der Sprache der Gelehrten darzustellen, um so
-eine neue Wissenschaft den früheren anzureihen. »Dies getan zu
-haben und zwar mit eigener Einsicht und dem unabhängigen Eifer,
-der allein wissenschaftliche Erfolge zu sichern vermag, ist <span class="gesperrt">Agricolas</span>
-Verdienst. Er hatte das Glück, nicht Anfänge oder zweifelhafte
-Versuche, sondern erprobte und zusammenhängende Kenntnisse,
-beinahe Systeme der Mineralogie und der Metallurgie darbieten
-zu können, die eine Grundlage der späteren Studien geworden
-sind<a name="FNanchor_960" id="FNanchor_960" href="#Footnote_960" class="fnanchor">960</a>.«</p>
-
-<p>Als überzeugter Anhänger der Alchemie kann <span class="gesperrt">Agricola</span>
-nicht betrachtet werden. Jedenfalls sprach er sich offen gegen
-ihre Grundlehre aus, daß die Metalle aus Sulfur und Mercurius
-beständen. Auch äußerte er sich über die Möglichkeit
-der Metallverwandlung sehr zurückhaltend. Die Ergebnisse seiner
-Bemühungen legte <span class="gesperrt">Agricola</span> in mehreren Schriften nieder, die,
-wie <span class="gesperrt">Werner</span>, der Lehrer <span class="gesperrt">Alexanders von Humboldt</span> und <span class="gesperrt">Leopolds
-von Buch</span> dankbar anerkannte, das Fundament der Mineralogie
-bis zur neuesten, insbesondere durch die drei genannten
-Forscher begründeten Epoche dieser Wissenschaft gewesen sind.
-Das bedeutendste unter den Werken <span class="gesperrt">Agricolas</span> ist das erst im
-Jahre 1556 vier Monate nach dem Tode des Verfassers erschienene
-Bergwerksbuch<a name="FNanchor_961" id="FNanchor_961" href="#Footnote_961" class="fnanchor">961</a>. Es bietet ein vollständiges Bild des damaligen<span class="pagenum"><a name="Page_p439" id="Page_p439">[Pg p439]</a></span>
-Berg- und Hüttenwesens, sowie der Probierkunde und enthält zahlreiche
-treffliche Holzschnitte, die nicht nur die hüttenmännischen
-Prozesse, sondern auch geologische Einzelheiten, wie Erzgänge,
-Durchsetzungen, Verwerfungen usw. darstellen.</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig63" id="fig63" href="images/abb63.jpg"><img width="180" height="300" src="images/abb63_t.jpg" alt="[Abb. 63]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 63. Hüttenwerk nach Agricola.</div>
-</div>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p440" id="Page_p440">[Pg p440]</a></span></p>
-
-<p>Die Verwendung des Kompasses zu bergmännischen Zwecken
-wird in dem Buche zum ersten Male geschildert. <span class="gesperrt">Agricola</span> bringt
-auch eine Abbildung des bergmännischen Kompasses. Das Verfahren,
-mit seiner Hilfe Gruben anzulegen nennt er Marktscheidern.
-Etwas später begegnet uns die erste ausführliche Anleitung zu
-dieser Kunst<a name="FNanchor_962" id="FNanchor_962" href="#Footnote_962" class="fnanchor">962</a>.</p>
-
-<p>Die maschinellen Einrichtungen, die <span class="gesperrt">Agricola</span> beschreibt,
-unterscheiden sich nur wenig von den aus dem Altertum bekannten.
-Doch tritt schon deutlich das Bemühen hervor, an die Stelle der
-Menschenkraft diejenige der Tiere oder der unorganischen Natur
-zu setzen. Die Pumpen z. B. werden durch Wasserkraft betrieben,
-ebenso größere Hämmer, wie die aus <span class="gesperrt">Agricolas</span> Werk herrührende
-<a href="#fig63">Abb. 63</a> erkennen läßt. Die Ventilationsapparate werden durch
-den Wind in Bewegung gesetzt usw. Man faßte also im Mittelalter
-die großen Aufgaben, welche der Technik harrten, schon ins
-Auge, wenn auch die Lösungen, zu denen man gelangte, noch recht
-unvollkommen waren<a name="FNanchor_963" id="FNanchor_963" href="#Footnote_963" class="fnanchor">963</a>.</p>
-
-<p>Von den neueren metallurgischen Verfahrungsweisen erwähnt
-<span class="gesperrt">Agricola</span> auch den Amalgamationsprozeß, der für die Ausbeutung
-der neuentdeckten, an Gold und Silber reichen Länder Amerikas
-später eine solch große Bedeutung gewinnen sollte. Zwar war
-man schon im Altertum mit dem Verhalten des Quecksilbers gegen
-Gold und Silber bekannt. Die Verwendung des erstgenannten
-Metalles zur Gewinnung der Edelmetalle aus dem Muttergestein
-blieb jedoch der Neuzeit vorbehalten. Erfunden ist das Amalgamationsverfahren
-in Deutschland<a name="FNanchor_964" id="FNanchor_964" href="#Footnote_964" class="fnanchor">964</a>. In großem Maßstabe wurde
-es aber zuerst in Mexiko<a name="FNanchor_965" id="FNanchor_965" href="#Footnote_965" class="fnanchor">965</a> und in Peru<a name="FNanchor_966" id="FNanchor_966" href="#Footnote_966" class="fnanchor">966</a> angewandt. <span class="gesperrt">D'Acosta</span>
-beschrieb es in seiner Natur- und Sittengeschichte Indiens<a name="FNanchor_967" id="FNanchor_967" href="#Footnote_967" class="fnanchor">967</a>, die
-uns auch über die ersten Entdeckungen auf botanischem und zoologischem
-Gebiete Auskunft gibt. Das Silbererz wurde der Einwirkung
-von Kochsalz und Quecksilber ausgesetzt und das ge<span class="pagenum"><a name="Page_p441" id="Page_p441">[Pg p441]</a></span>wonnene
-Amalgam durch Erhitzen zerlegt. <span class="gesperrt">Agricola</span> bringt auch
-Mitteilungen über das Erdöl<a name="FNanchor_968" id="FNanchor_968" href="#Footnote_968" class="fnanchor">968</a>.</p>
-
-<p>Zu der Zeit, als <span class="gesperrt">Agricola</span> schrieb, glaubte man noch allgemein,
-die Welt sei noch heute im wesentlichen in dem Zustande, in dem
-Gott sie erschaffen habe. War es doch kein geringes Wagnis, dem
-in der Bibel enthaltenen Schöpfungsbericht zu widersprechen, an
-dem selbst die Gebildeten damals blindlings festhielten<a name="FNanchor_969" id="FNanchor_969" href="#Footnote_969" class="fnanchor">969</a>. Dem
-gegenüber vertrat <span class="gesperrt">Agricola</span> die Anschauung, daß die Gesteine und
-die Mineralien den Naturkräften ihren Ursprung verdanken. Durch
-welche Kräfte er sich die Berge entstanden denkt, schildert er
-mit folgenden Worten<a name="FNanchor_970" id="FNanchor_970" href="#Footnote_970" class="fnanchor">970</a>: »Da wir sehen, daß die Gänge durch
-das Gestein der Gebirge gehen, so muß ich zunächst die Entstehung
-der letzteren und darauf den Ursprung der Gänge auseinandersetzen.
-Die Hügel und die Berge werden durch zwei Ursachen
-hervorgebracht, nämlich durch den Andrang der Gewässer und
-durch die Kraft der Winde. Zerstört und aufgelöst werden die
-Hügel und die Berge durch drei Ursachen, denn zu den beiden
-soeben genannten kommt noch die innere Glut der Erde hinzu.</p>
-
-<p>Daß die Gewässer die meisten Berge erzeugen, liegt klar vor
-Augen. Sie spülen zunächst die weiche Erde fort. Dann reißen
-sie die härtere Erde weg und endlich wälzen sie die Steine herab.
-Indem sie auf diese Weise Höhlungen hervorrufen, bewirken sie
-in vielen Menschenaltern, daß das stehenbleibende Land bedeutend
-hervorragt. Von dem steilen Abhang solcher Hervorragungen
-werden dann durch häufige Regengüsse erdige Massen so lange
-abgelöst, bis sich ein steiler Abhang in einen geneigten verwandelt.«
-<span class="gesperrt">Agricola</span> schildert somit schon ganz zutreffend den talbildenden
-Vorgang, den man als Erosion bezeichnet, sowie die Abtragung
-der Gebirge. Hätte er schon eine Vorstellung von der gebirgs<span class="pagenum"><a name="Page_p442" id="Page_p442">[Pg p442]</a></span>bildenden
-Tätigkeit des Vulkanismus gehabt, so würden seine Anschauungen
-sich den heutigen noch mehr genähert haben. Er
-fährt dann fort: »Auch die Vertiefungen, die jetzt die Meere
-aufnehmen, waren einst nicht sämtlich vorhanden. An vielen
-Stellen war Land, bevor die Kraft der Winde das in der Brandung
-aufbrausende Meer in das Land hineintrieb. In gleicher Weise
-zerstört auch der Andrang der Gewässer die Hügel und die Berge
-vollständig. Obgleich all diese Veränderungen in großem Maße
-stattfinden, bemerkt man sie gewöhnlich nicht, da sie infolge der
-langen Zeiträume, die sie beanspruchen, aus dem Gedächtnis der
-Menschen schwinden.«</p>
-
-<p>Diese Worte erinnern an diejenigen des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> (S. <a href="#Page_p124">124</a>),
-den <span class="gesperrt">Agricola</span> an vielen Stellen seiner Schriften zitiert.</p>
-
-<p>Auch <span class="gesperrt">Avicenna</span> (S. <a href="#Page_p312">312</a>) hat eine Theorie der Entstehung
-der Gebirge gegeben, die mit derjenigen <span class="gesperrt">Agricolas</span> fast übereinstimmt,
-weil beide direkt oder durch Vermittlung auf dieselben
-alten Schriftsteller zurückgingen. Über die Ansichten <span class="gesperrt">Avicennas</span>
-berichtet <span class="gesperrt">Lyell</span><a name="FNanchor_971" id="FNanchor_971" href="#Footnote_971" class="fnanchor">971</a>.</p>
-
-<p>Danach erwähnt <span class="gesperrt">Avicenna</span> als Ursache der Gebirgsbildung
-die Erdbeben, durch die »Land erhoben wird und einen Berg
-bildet«. Eine weitere Ursache ist nach ihm wie nach <span class="gesperrt">Agricola</span>
-»die Aushöhlung durch Wasser, wodurch Hohlräume entstehen
-und bewirkt wird, daß das angrenzende Land hervorragt und ein
-Gebirge bildet«.</p>
-
-<p>Die zur Zeit des Wiederauflebens der Wissenschaften unter
-dem Einfluß der antiken Schriftsteller entstandenen geologischen
-Elemente fanden ihre Fortsetzung besonders durch <span class="gesperrt">Steno</span>, von
-dem an einer späteren Stelle die Rede sein wird.</p>
-
-<p>Ein Jahrzehnt vor dem Erscheinen des Bergwerksbuches veröffentlichte
-<span class="gesperrt">Agricola</span> sein grundlegendes Buch über die Mineralien<a name="FNanchor_972" id="FNanchor_972" href="#Footnote_972" class="fnanchor">972</a>.
-In diesem Werk begründete er das erste, auf den äußerlichen
-Kennzeichen beruhende Verfahren zum Bestimmen der
-Mineralien. Trotz aller Unvollkommenheiten verdient es doch Beachtung,
-weil die späteren Versuche von dem System <span class="gesperrt">Agricolas</span>
-ausgingen. <span class="gesperrt">Agricola</span> berücksichtigt Farbe, Glanz, Durchsichtigkeit,
-Geschmack, Geruch und die Wirkung auf den Tastsinn
-(Fettigkeit, Glätte, Rauhigkeit usw.). Ferner kommen für ihn
-als Mittel zur genauen Beschreibung der Mineralien die Zähig<span class="pagenum"><a name="Page_p443" id="Page_p443">[Pg p443]</a></span>keit,
-Biegsamkeit, Schwere und Spaltbarkeit in Betracht. Seine
-Angaben über die Gestalt der Mineralien sind noch sehr unbestimmt.
-Er unterscheidet tafelförmige, eckige (drei- bis sechseckige
-und vieleckige) und gewissen Gegenständen ähnliche Mineralien
-(pfeilförmig, sternförmig, linsenförmig usw.). Die Brauchbarkeit
-dieser Übersicht wurde für spätere Mineralogen dadurch
-erhöht, daß jedes der erwähnten Kennzeichen nicht nur angegeben,
-sondern durch typische Mineralien erläutert und auf diese Weise
-gute Vergleichspunkte geschaffen wurden.</p>
-
-<p>Schon während des Altertums hatte man die Versteinerungen
-von den Mineralien unterschieden und erstere ganz richtig als die
-Überreste organischer Wesen gedeutet. Im Mittelalter dagegen
-war man auf Grund der aristotelischen Lehre von der elternlosen
-Zeugung niederer Tiere zu der sonderbaren Vorstellung gelangt,
-daß die Versteinerungen einem im Erdinnern wirkenden Bildungstrieb,
-einer <span lang="la" xml:lang="la">vis plastica</span> oder <span lang="la" xml:lang="la">formativa</span>, ihren Ursprung verdankten<a name="FNanchor_973" id="FNanchor_973" href="#Footnote_973" class="fnanchor">973</a>.
-Es dauerte Jahrhunderte, bis die im 15. Jahrhundert wieder auflebende
-Wissenschaft sich von dieser Lehre frei zu machen wußte.
-Ihren letzten Ausläufern begegnen wir sogar noch um die Mitte
-des 18. Jahrhunderts. Nach <span class="gesperrt">Agricolas</span> Auffassung waren also
-die Versteinerungen Überreste von Organismen. Insbesondere macht
-<span class="gesperrt">Agricola</span> diesen Ursprung für fossiles Holz, Blattabdrücke, Knochen
-und die bekannten Fischabdrücke des Mannsfelder Kupferschiefers
-geltend. Dagegen hält er die in den Gesteinen eingeschlossenen
-Muscheln, Ammonshörner und Belemniten für »verhärtete
-Wassergemenge.«</p>
-
-<p>Auch in Frankreich und in Italien, wo es geringere Schwierigkeiten
-bot, die Ähnlichkeit fossiler Konchylien mit noch jetzt in
-den benachbarten Meeren lebenden Arten zu erkennen, neigten
-aufgeklärte Zeitgenossen <span class="gesperrt">Agricolas</span> der richtigen Annahme zu,
-daß die Versteinerungen organischen Ursprungs seien. Erst als die
-Geologie ihr Hauptziel in der Deutung des mosaischen Schöpfungsberichtes
-erblickte und die Versteinerungen für die wichtigsten
-Zeugen der Sintflut ausgab, fand diese Lehre allgemeinen Anklang.
-Die heute geltende Ansicht findet sich wohl zuerst bei <span class="gesperrt">Lionardo
-da Vinci</span> und vor allem bei dem in Verona lebenden Arzt <span class="gesperrt">Fracastoro</span><span class="pagenum"><a name="Page_p444" id="Page_p444">[Pg p444]</a></span>
-(1483&ndash;1553) ganz klar ausgesprochen. Als man in
-Verona, bei der Errichtung von Bauten, Muscheln aus dem Erdinnern
-zutage förderte, erklärte <span class="gesperrt">Fracastoro</span>, daß es sich hier weder
-um die Schöpfungen einer vis plastica noch um Zeugen der Sintflut
-handeln könne. Etwaige Beweisstücke einer allgemeinen Überflutung
-müßten nämlich, wie er ausführt, die Oberfläche der Erde
-bedecken, während die gefundenen Dokumente tief im Boden gefunden
-seien. Als einzige Annahme bleibe übrig, daß die Versteinerungen
-von Geschöpfen herrühren, die an der Stelle, wo
-sie sich befinden, früher gelebt haben und so erkennen lassen, daß
-das Meer einst dort wogte, wo jetzt festes Land ist.</p>
-
-<p>Um die Mitte des 16. Jahrhunderts begegnen uns auch die
-ersten, mit Abbildungen versehenen Werke über Versteinerungen,
-unter denen dasjenige <span class="gesperrt">Gesners</span>, des deutschen <span class="gesperrt">Plinius</span>, hervorzuheben
-ist<a name="FNanchor_974" id="FNanchor_974" href="#Footnote_974" class="fnanchor">974</a>. Allerdings gelangte auch er hinsichtlich der Versteinerungen
-zu keiner klaren Ansicht. Er vergleicht sie zwar mit
-Pflanzen und Tieren, ohne sie indessen bestimmt als Überreste
-organischer Wesen anzusprechen<a name="FNanchor_975" id="FNanchor_975" href="#Footnote_975" class="fnanchor">975</a>.</p>
-
-<p>Den Standpunkt <span class="gesperrt">Fracastoros</span> vertrat unter den Schriftstellern,
-die im 16. Jahrhundert über Gegenstände der Geologie
-schrieben, vor allem der Franzose <span class="gesperrt">Bernhard Palissy</span>. In einem,
-klares Denken und vorurteilsfreie Beobachtung bezeugenden Werke
-weist er darauf hin<a name="FNanchor_976" id="FNanchor_976" href="#Footnote_976" class="fnanchor">976</a>, daß manche Versteinerungen den noch jetzt
-lebenden Tieren und Pflanzen gleichen und offenbar an Orten
-entstanden sind, die früher vom Meere oder von süßem Wasser
-bedeckt waren<a name="FNanchor_977" id="FNanchor_977" href="#Footnote_977" class="fnanchor">977</a>.</p>
-
-<p>Die häufig anzutreffende Annahme, daß <span class="gesperrt">Lionardo da Vinci</span>,
-<span class="gesperrt">Fracastoro</span> und <span class="gesperrt">Palissy</span> lediglich durch eigenes, vorurteilsfreies
-Denken zu richtigen Vorstellungen über die Versteinerungen
-und den Wechsel von Meer und Land gekommen seien, ist nicht
-zutreffend. Auch diese Männer empfingen die Anregung zu ihren
-Spekulationen ganz offenbar aus den Schriften der Alten, besonders
-aus den Büchern des <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, welche der Neuzeit
-die Vorstellungen übermittelten, zu denen die griechischen Forscher,<span class="pagenum"><a name="Page_p445" id="Page_p445">[Pg p445]</a></span>
-besonders <span class="gesperrt">Demokrit</span>, in geologischen Dingen gelangt waren.
-<span class="gesperrt">Palissy</span> bedient sich in seinem »Discours admirable« betitelten
-Buche der Form des Dialogs. Seine eigenen Ansichten legt er der
-»Praxis«, die gegnerischen der »Theorie« in den Mund. Auf einen
-Einwurf der »Theorie« antwortet <span class="gesperrt">Palissy</span>: »Wie wäre es möglich,
-daß Holz sich in Stein verwandelt, wenn es sich nicht längere Zeit
-in mineralhaltigen Gewässern befunden hätte. Wären letztere nicht
-ebenso flüssig und fein wie die gewöhnlichen, so hätten sie nicht
-in das Holz eindringen und es in allen seinen Teilen durchtränken
-können, ohne ihm irgendwie seine ursprüngliche Form zu nehmen.
-Wie das Holz, so wurden auch die Muscheln in Stein verwandelt,
-ohne ihre Form zu verlieren«.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Palissy</span> war ein einfacher Töpfer. Er hatte indessen bei dem
-gelehrten <span class="gesperrt">Cardanus</span> gelesen, daß die Schalen der Muscheln an
-vielen Orten dadurch versteinert seien, daß die Substanz sich
-änderte, während die Form erhalten blieb<a name="FNanchor_978" id="FNanchor_978" href="#Footnote_978" class="fnanchor">978</a>. Wie es kommt, daß
-die versteinerten Organismen sich nicht nur an der Oberfläche der
-Erde finden, sondern das ganze Gebirge durchsetzen, schildert
-<span class="gesperrt">Palissy</span> zutreffend mit folgenden Worten: »Die versteinerten Organismen
-wurden an demselben Orte erzeugt, an dem wir sie finden
-und zwar zu einer Zeit, während sich an der Stelle der Felsen nur
-Schlamm und Wasser vorfand. Letzterer ist seitdem mit den
-Organismen versteinert. Und zwar versteinerten die Erde und der
-Schlamm durch dieselbe Kraft, die auch die Fossilien erzeugt
-hat, nämlich durch die alles durchdringenden Minerallösungen.«
-In einem Punkte urteilt <span class="gesperrt">Palissy</span> richtiger als <span class="gesperrt">Cardanus</span>. Letzterer
-glaubte nämlich mit den meisten Gelehrten seiner Zeit, soweit
-sie nicht die Versteinerungen für bloße Naturspiele oder
-»Schöpfungsübungen Gottes« hielten, die versteinerten Organismen
-seien Überbleibsel einer die gesamte Erde bis zu den Spitzen der
-Berge bedeckenden Flut, also gewissermaßen Zeugen der Sintflut.
-Gegen diese Ansicht wendet sich <span class="gesperrt">Palissy</span> mit dem Hinweis darauf,
-daß sich die Fossilien nicht nur an der Oberfläche der Erde befänden,
-sondern auch an den tiefsten Stellen, an die man durch
-das Ausbrechen der Steine gelange. »Durch welches Tor«, fragt
-er seine Gegner, »drang denn das Meer ein, um die Fossilien in
-das Innere der dichtesten Felsen zu tragen?«</p>
-
-
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p446" id="Page_p446">[Pg p446]</a></span></p>
-
-
-
-
-<h2>13. Die ersten Ansätze zur Neubegründung
-der organischen Naturwissenschaften.</h2>
-
-
-<p>Nicht nur für die anorganischen Naturwissenschaften, einschließlich
-der Mineralogie und der Geologie, wurden im 16. Jahrhundert
-Grundlagen geschaffen, auf denen sich mit Erfolg weiter
-bauen ließ, sondern das Gleiche gilt auch von den übrigen Gebieten
-der Naturbeschreibung, der Botanik, der Zoologie, sowie der Lehre
-vom Bau und von den Verrichtungen des menschlichen Körpers.
-Diese Gebiete wurden zunächst durch das Bekanntwerden der auf
-sie bezüglichen Schriften der Alten zu neuem Leben erweckt. Dann
-trat aber für sie noch ein zweiter günstiger Umstand hinzu. Infolge
-der Entdeckungsreisen und durch die daran sich anknüpfenden
-neuen Handelsverbindungen wurde nämlich die europäische Menschheit
-mit einer solchen Fülle neuer Naturerzeugnisse bekannt, wie
-es nie zuvor in gleichem Maße geschehen war.</p>
-
-
-<h3>Naturbeschreibung und Entdeckungsreisen.</h3>
-
-<p>Die Geschichte der Entdeckungsreisen gilt schon in der üblichen,
-mehr das Persönliche und Zufällige schildernden Darstellung
-als eine der fesselndsten Episoden der Weltgeschichte. Sie
-gewinnt aber außerordentlich an allgemeinem Interesse, wenn wir
-sie in ursächliche Beziehung zu dem Gange der wissenschaftlichen
-Entwicklung setzen. Letztere ist es, welche die Entdeckungsreisen
-bedingt hat, um andererseits durch sie auch wieder den gewaltigsten
-Impuls zu empfangen.</p>
-
-<p>Wir haben schon an anderer Stelle erfahren, daß die Schiffahrt
-gegen den Ausgang des Mittelalters durch die Einführung
-des Kompasses, sowie die Entwicklung der Astronomie und der
-auf astronomischen Prinzipien beruhenden nautischen Instrumente
-viel von ihren Gefahren und Zufälligkeiten verloren hatte. Infolgedessen
-vermochte die Nautik sich auch weitere Ziele zu stecken.
-Da der Verkehr zu Lande mit den südlichen und östlichen Teilen<span class="pagenum"><a name="Page_p447" id="Page_p447">[Pg p447]</a></span>
-Asiens, die ja schon im Altertum in den Gesichtskreis der Europäer
-getreten waren und für Europa gegen den Ausgang des Mittelalters
-immer mehr an Bedeutung gewannen, in hohem Grade
-mühsam, kostspielig und gefährlich war, so regte sich in weiterschauenden
-Männern der Gedanke, ob jene asiatischen Länder
-nicht durch eine Fahrt nach Westen oder durch eine Umschiffung
-Afrikas zu erreichen seien. Dieser Gedanke fand den günstigsten
-Boden in Portugal und Spanien, die durch ihre Lage mehr als
-Italien auf das offene Meer hinausgewiesen waren und durch das
-Übergewicht, das Venedig im Mittelmeere ausübte, auf neue Wege
-für ihren Handel hingedrängt wurden.</p>
-
-<p>In Portugal wurde dieses Streben besonders durch <span class="gesperrt">Heinrich</span>
-»<span class="gesperrt">den Seefahrer</span>«<a name="FNanchor_979" id="FNanchor_979" href="#Footnote_979" class="fnanchor">979</a> unterstützt. Um diesen scharten sich gelehrte
-und kühne Männer, unter anderen der Geograph und Astronom
-<span class="gesperrt">Martin Behaim</span><a name="FNanchor_980" id="FNanchor_980" href="#Footnote_980" class="fnanchor">980</a> aus Nürnberg. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts
-begann das Vordringen entlang der Westküste Afrikas.
-Das Auftauchen bewaldeter Vorgebirge zerstörte zunächst das
-mittelalterliche Vorurteil, daß in der Nähe des Äquators alles
-Leben von der Glut der Sonne versengt sei. Ferner bemerkte
-man, daß die Küste Afrikas immer weiter nach Osten zurückweicht,
-wodurch die Hoffnung, einen östlichen Seeweg nach Indien
-zu entdecken, neue Nahrung empfing. Durch <span class="gesperrt">Bartholomeo Diaz</span>,
-der 1486 die Südspitze des dunklen Erdteils erreichte, und durch
-<span class="gesperrt">Vasco da Gama</span>, der 1498 nach der Umschiffung Afrikas in Ostindien
-landete, wurde diese Hoffnung endlich verwirklicht. Rasch
-breiteten sich die Herrschaft und der Handel der Portugiesen über
-das südliche Asien und die im Südosten dieses Kontinentes gelegenen
-Inseln aus.</p>
-
-<p>Mit welcher Fülle von neuen Naturerzeugnissen die europäische
-Menschheit dadurch bekannt wurde, kann hier nur angedeutet
-werden. An den Küsten und auf den Inseln Ostafrikas
-fielen besonders die gewaltigen Dracaenen und der riesige Brotfruchtbaum
-(<span lang="la" xml:lang="la">Adansonia digitata</span>) auf. In Ceylon gelangte man in
-den Besitz der Zimtwälder. Man wurde mit der wunderbaren
-maledivischen Nuß, mit dem Gewürznelkenbaum und denjenigen
-Pflanzen bekannt, welche die Muskatnüsse, den Kampfer, Benzoe,
-Indigo, Strychnin usw. liefern. In nicht geringerem Maße wurde
-die Wissenschaft durch die Entdeckung zahlreicher neuer Tier<span class="pagenum"><a name="Page_p448" id="Page_p448">[Pg p448]</a></span>formen
-bereichert. Und der gelehrte <span class="gesperrt">Clusius</span> (geb. zu Arras 1526)
-unternahm es, das Wichtigste über die neuen fremdländischen
-Naturerzeugnisse zusammenzustellen<a name="FNanchor_981" id="FNanchor_981" href="#Footnote_981" class="fnanchor">981</a>. Bei <span class="gesperrt">Clusius</span> begegnen uns
-zum ersten Male, in Abbildungen und Beschreibungen, der fliegende
-Hund, der Molukkenkrebs, die gewaltigen, plumpen, zur Ordnung
-der Waltiere gehörenden Sirenen, der heute ausgestorbene Dodo,
-jener unbeholfene Vogel, den <span class="gesperrt">Vasco da Gama</span> auf den Mascarenen
-in so großer Menge antraf. Auch die Bewohner Amerikas,
-seine Faultiere, Gürteltiere und Kolibris und endlich die so abenteuerlich
-gestalteten Fische, die das Meer der Tropen beleben,
-schildert <span class="gesperrt">Clusius</span>.</p>
-
-<p>Den Portugiesen wurde der indische Handel durch die Niederländer
-entrissen, deren Seegeltung so machtvoll emporwuchs, nachdem
-sie das spanische Joch abgeschüttelt hatten. Die wissenschaftliche
-Erforschung der neuentdeckten Länder nahm unter diesem
-Volke, das auch daheim den regsten wissenschaftlichen Sinn bekundete,
-einen bedeutenden Aufschwung. War doch auch <span class="gesperrt">Clusius</span>
-ein Niederländer.</p>
-
-<p>Der Gedanke, durch eine Seefahrt nach Westen die Küsten
-Ost- und Südasiens zu erreichen, tauchte im Renaissancezeitalter
-zuerst in dem Florentiner Astronomen <span class="gesperrt">Toscanelli</span> (1397&ndash;1482)
-auf. Dieser Mann, der auch durch seine Einwirkung auf <span class="gesperrt">Nicolaus
-von Cusa</span> zum Wiederaufleben der Astronomie in Deutschland
-beigetragen hatte, wußte den großen Genuesen, dem Europa
-die Entdeckung der westlichen Hemisphäre verdankt, für seinen
-Gedanken zu erwärmen. Dennoch sollten zehn Jahre nach dem
-Tode <span class="gesperrt">Toscanellis</span> verfließen, bis <span class="gesperrt">Columbus</span> nach Überwindung
-zahlloser Schwierigkeiten in Westindien landete. Schon auf der
-ersten Reise wurde man mit dem Tabak, der Yamswurzel und
-dem Mais bekannt. Bald folgte die Entdeckung der Ananas, von
-Agave Americana, Theobroma Cacao, der Batate, der Sonnenblume,
-von Manihot und zahlreichen anderen, wichtigen und
-charakteristischen amerikanischen Pflanzen.</p>
-
-<p>Nachdem <span class="gesperrt">Cabot</span> (1497) das nordamerikanische Festland,
-<span class="gesperrt">Cabral</span> (1500) Brasilien entdeckt hatten, und <span class="gesperrt">Cortez</span> und <span class="gesperrt">Pizzaro</span>
-erobernd in das Innere des neuen Kontinentes eingedrungen waren,
-begann eine sorgfältige naturgeschichtliche Erforschung der entdeckten
-Länder. Vor allem waren es gelehrte Kleriker, die sich
-dieser Aufgabe mit Eifer und Erfolg widmeten. So schrieb der<span class="pagenum"><a name="Page_p449" id="Page_p449">[Pg p449]</a></span>
-Jesuit <span class="gesperrt">d'Acosta</span> eine »Natur- und Sittengeschichte der Indier«,
-in der auch die gewaltigen fossilen Knochen Südamerikas Erwähnung
-finden. <span class="gesperrt">d'Acosta</span> hielt sie für Überreste von Riesen
-und erörtert ganz ernsthaft die Frage, wie die Tiere Amerikas
-nach ihrem heutigen Wohnsitz gelangten, da sie doch in der Arche
-Noahs eingeschlossen gewesen seien.</p>
-
-<p>Mit noch größerem Eifer als den Pflanzen und den Tieren
-wandte man sich den Bodenschätzen der neu entdeckten Länder
-zu. In Mexiko und Peru wurde der Bergbau bald mit so großem
-Erfolge betrieben, daß die Einfuhr des dort gewonnenen Edelmetalls
-in Europa umgestaltend auf die wirtschaftlichen Verhältnisse
-dieses Erdteils wirkte. Auf die Erschließung des neuen
-Kontinentes folgte ein Austausch seiner Erzeugnisse mit denjenigen
-der alten Welt. So wird der Tabak schon 1559 in
-Portugal gebaut<a name="FNanchor_982" id="FNanchor_982" href="#Footnote_982" class="fnanchor">982</a>, um in Europa zunächst als Mittel gegen
-Geschwüre Verwendung zu finden. Zu den ersten, die ihn
-rauchten, gehörte der große Naturforscher <span class="gesperrt">Gesner</span>. Die neue
-Welt empfing dagegen u. a. den Kaffeebaum, das Zuckerrohr und
-die Obstarten.</p>
-
-<p>Hand in Hand mit der unendlichen Bereicherung, welche die
-Wissenschaft durch die Entdeckungsreisen erfuhr, ging ein Aufschwung
-der gesamten Kultur und eine Erweiterung des gesamten
-Gesichtskreises, wie ihn kein früheres oder späteres Zeitalter erfahren.
-Der Handel hörte auf, das Privilegium einiger mächtigen
-süd- und mitteleuropäischen Städte zu sein und wurde Welthandel.
-Die Mittelmeerländer waren nicht fürder eine Welt für sich, sondern
-die ganze Erde wurde zu einer Domäne der weißen Rasse.
-Und innerhalb dieser Rasse erlangte endlich immer mehr das
-germanische Element das Übergewicht. Waren doch die Völker
-germanischen Stammes den Romanen an Tatkraft überlegen, an
-Intelligenz mindestens gleichwertig, und endlich durch ihre Wohnsitze
-am offenen Weltmeer auf die Fortentwicklung des durch die
-Entdecker und Konquistadoren eröffneten Welthandels ganz besonders
-hingewiesen. Alles Momente, welche in Verbindung mit
-der im nördlichen Europa entstehenden Glaubens- und Gewissensfreiheit,
-die Verpflanzung der in Italien wiedergeborenen Wissenschaft
-nach Mittel- und Nordwesteuropa ganz besonders begünstigten.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p450" id="Page_p450">[Pg p450]</a></span></p>
-
-
-<h3>Die Erneuerung der Botanik.</h3>
-
-<p>Wir wenden uns nach diesen allgemeineren Ausführungen den
-organischen Naturwissenschaften im einzelnen zu. Daß man im
-Zeitalter der Renaissance und der Entdeckungsreisen die Augen
-öffnen lernte und die Fesseln des Autoritätsglaubens und der
-Büchergelehrsamkeit abstreifte, ist für die weitere Entwicklung
-der beschreibenden Naturwissenschaften von großem Einfluß gewesen.
-Waren diese Wissenszweige früher nur nebenbei und meist
-zu Heilzwecken gepflegt worden, so bot sich jetzt eine solche Fülle
-von neuem Material, daß die Tätigkeit derjenigen, die sich der
-Naturbeschreibung widmeten, dadurch vollauf in Anspruch genommen
-wurde. Damit trat die Beziehung dieser Fächer zur Heilkunde,
-ihrer eigenen Bedeutung gegenüber, allmählich zurück.</p>
-
-<p>Besonders für die Botanik trat im 16. Jahrhundert der Zeitpunkt
-ein, in dem dieser Wissenszweig sich über die Grenzen
-der Heilmittellehre hinaus entwickelte, da man die Pflanzen ihrer
-selbst wegen zu betrachten begann<a name="FNanchor_983" id="FNanchor_983" href="#Footnote_983" class="fnanchor">983</a>. Auch wurde mit dem lange
-herrschenden Vorurteil gebrochen, als hätten die Alten schon die
-ganze Fülle der Pflanzenwelt erschöpft. Der Trieb nach eigener
-wissenschaftlicher Betätigung äußerte sich auf botanischem Gebiete
-in diesem Zeitalter vor allem darin, daß eine Anzahl von Spezialfloren
-mit Abbildungen, die sogenannten Kräuterbücher, entstanden.
-In weiten Kreisen wurde diesen Erzeugnissen des emporblühenden
-Buchgewerbes Interesse entgegengebracht. Infolgedessen
-verwandten die Verleger die größte Sorgfalt auf die Ausstattung
-der Kräuterbücher mit musterhaften Abbildungen. Und in dem
-Maße, wie die Kunst des Holzschnittes auf diesem Gebiete Fortschritte
-machte, nahm auch die Fähigkeit des Beschreibens mit
-zutreffenden Worten einen Aufschwung. Infolge der wachsenden
-Pflanzenkenntnis und der Verschärfung der Beobachtung wurde
-aber auch die natürliche Verwandtschaft immer mehr durchgefühlt,
-so daß man häufig zur Vereinigung verwandter Arten zu Gattungen,
-ja selbst ähnlicher Gattungen zu familienähnlichen Gruppen gelangte.
-Einen Ansatz zu dieser Art von Systematik hatte zwar
-schon das Altertum zu verzeichnen, indem z. B. <span class="gesperrt">Theophrast</span> verschiedene
-Arten von Eichen, Fichten usw. zusammenfaßte. Da
-jedoch die allgemeine Botanik, abgesehen von dem vereinzelt gebliebenen
-Bemühen des <span class="gesperrt">Albertus Magnus</span>, keine Fortschritte<span class="pagenum"><a name="Page_p451" id="Page_p451">[Pg p451]</a></span>
-gemacht hatte, so verfuhr man bei diesen ersten Schritten an der
-Schwelle der Neuzeit mehr intuitiv, ohne imstande zu sein, die
-gewonnenen Begriffe durch klare Definitionen festzuhalten.</p>
-
-<p>Der im vorstehenden kurz gekennzeichnete Fortschritt der
-Botanik ist vor allem das Verdienst einiger deutschen Gelehrten,
-die man wohl als die Väter der Pflanzenkunde bezeichnet hat. Sie
-heißen <span class="gesperrt">Brunfels</span>, <span class="gesperrt">Bock</span> und <span class="gesperrt">Fuchs</span>. Mit demselben Rechte, mit
-dem man <span class="gesperrt">Agricola</span> den Vater der neueren Mineralogie genannt
-hat, kann man die Genannten als die Begründer der neueren
-Botanik bezeichnen. Ihre Kräuterbücher wurden dadurch veranlaßt,
-daß die kommentatorischen Bemühungen, die man auf
-die botanischen Werke der Alten verwendet hatte, aus mehreren
-Gründen gescheitert waren. Bei dem Glauben an die Unfehlbarkeit
-der Alten war man nämlich an ihre botanischen Schriften in
-der Meinung herangetreten, daß die darin abgehandelten Pflanzen
-das gesamte Pflanzenreich darstellten. Des weiteren suchte man
-die von den Alten beschriebenen Pflanzen, ohne von der geographischen
-Verbreitung eine klare Vorstellung zu besitzen, in
-Mitteleuropa, wo sie bei der bedeutenden Verschiedenheit der Floren
-Griechenlands und Deutschlands nur zum kleinsten Teil gefunden
-werden konnten. Erst als man die Unhaltbarkeit jener Voraussetzungen
-einsah, verlegte man sich auf das genaue Beschreiben
-derjenigen Gewächse, die man in der Heimat vorfand.</p>
-
-<p>An der Spitze der neueren Botaniker steht <span class="gesperrt">Otto Brunfels</span>.
-<span class="gesperrt">Brunfels</span> wurde um 1490 in der Nähe von Mainz geboren und
-empfing dort gelehrten Unterricht. Nachdem er einige Zeit ein
-Schulamt bekleidet, erwarb er die Würde eines Doktors der
-Medizin<a name="FNanchor_984" id="FNanchor_984" href="#Footnote_984" class="fnanchor">984</a>. Sein Hauptverdienst um die Botanik besteht darin,
-mit Hilfe eines hervorragenden Künstlers die erste Sammlung
-naturgetreuer, künstlerisch vollendeter Pflanzenabbildungen herausgegeben
-zu haben. Das Werk erschien unter dem Titel »<span lang="la" xml:lang="la">Herbarum
-vivae eicones</span>« im Jahre 1532. Es enthielt mehrere hundert Abbildungen
-in so sicheren Umrissen, daß die dargestellten Pflanzen<span class="pagenum"><a name="Page_p452" id="Page_p452">[Pg p452]</a></span>
-gar nicht verkannt werden konnten. Es handelte sich dabei in erster
-Linie um die wildwachsenden, häufiger vorkommenden Pflanzen der
-oberrheinischen Tiefebene.</p>
-
-<p>Der Text, den <span class="gesperrt">Brunfels</span> diesen Abbildungen beigegeben, ist
-von geringerem Wert. Er lehnt sich noch in der Hauptsache an
-die älteren Schriftsteller an und ist bestrebt, die heimatlichen
-Pflanzen mit den von <span class="gesperrt">Dioskurides</span>, <span class="gesperrt">Plinius</span> und <span class="gesperrt">Galen</span> beschriebenen
-zu identifizieren. <span class="gesperrt">Brunfels</span> gab seinem Kräuterbuche
-folgende Einrichtung. Unter jede Abbildung setzte er zuerst einen
-deutschen Namen. Hinzugefügt wurden dann die lateinischen und
-die griechischen Benennungen, sowie Angaben aus <span class="gesperrt">Theophrast</span>,
-<span class="gesperrt">Dioskurides</span>, <span class="gesperrt">Plinius</span> usw. Den Schluß bildeten Mitteilungen
-über die Wirkungen der Pflanzen.</p>
-
-<p>Gewisse Versuche, die heimatlichen Pflanzen naturgetreu abzubilden,
-wurden übrigens in Deutschland schon vor <span class="gesperrt">Brunfels</span>
-im 15. Jahrhundert gemacht. Vorbildlich war nach dieser Richtung
-vor allem die Kunst eines <span class="gesperrt">Albrecht Dürer</span> (1471&ndash;1528).
-Die Pflanzendarstellungen, die sich auf seinen Gemälden, sowie
-denjenigen mancher älteren deutschen Künstler finden, waren recht
-naturgetreu. <span class="gesperrt">Dürer</span> liebte es, auf seinen Bildern als Beiwerk
-Pflanzen und Tiere zu malen. Er folgte darin einem damals
-herrschenden Brauche. Im ganzen hat <span class="gesperrt">Dürer</span> etwa 180 verschiedene
-Pflanzen und Tiere dargestellt. Zumal im reiferen Alter
-des Künstlers zeigen diese Bilder, wie z. B. Veilchen, Pfingstrosen,
-Lilien usw., einen unübertrefflichen Grad von Naturwahrheit.
-»<span class="gesperrt">Dürer</span> gebührt daher in der Geschichte der naturkundlichen
-Illustration, die freilich erst geschrieben werden muß, ein dauernder
-Ehrenplatz«<a name="FNanchor_985" id="FNanchor_985" href="#Footnote_985" class="fnanchor">985</a>.</p>
-
-<p>Kunst und Wissenschaft wetteiferten somit darin, die Naturkunde
-wieder auf eigene Beobachtung zu gründen und sich von
-den überkommenen Schriften der Alten, die bis zum 15. Jahrhundert
-als einzige Quelle dem Studium zugrunde gelegt wurden,
-frei zu machen. Daß trotzdem der neueren Wissenschaft nur nach
-und nach die Flügel wuchsen, hat die verschiedensten Gründe.</p>
-
-<p>Ein Mitarbeiter des <span class="gesperrt">Brunfels</span> ist <span class="gesperrt">Hieronymus Bock</span><a name="FNanchor_986" id="FNanchor_986" href="#Footnote_986" class="fnanchor">986</a>.
-<span class="gesperrt">Bock</span> wurde 1498 in der Nähe von Zweibrücken geboren, studierte<span class="pagenum"><a name="Page_p453" id="Page_p453">[Pg p453]</a></span>
-alte Sprachen und wurde durch den Pfalzgrafen von Zweibrücken
-mit der Aufsicht über dessen Garten betraut. Zu gleicher Zeit
-bekleidete er die Stelle eines Lehrers. <span class="gesperrt">Bock</span> stellte botanische
-Wanderungen in der Eifel, dem Hunsrück, den Vogesen, dem
-Jura, den Schweizer Alpen an und beobachtete überall die dort
-wachsenden Pflanzen mit der größten Sorgfalt. Sein Fehler, dem
-jedoch sein Zeitgenosse <span class="gesperrt">Fuchs</span>, wie wir gleich hören werden, entgegentrat,
-bestand darin, daß er den von ihm aufgefundenen
-Pflanzen griechische und lateinische Namen der alten Botaniker
-beilegte, mit welchen diese ganz andere, in Südeuropa heimische
-Gewächse bezeichnet hatten.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Bock</span> wagt sogar den Versuch einer natürlichen Anordnung
-und stellt zum Beispiel die Lippenblüter, die Kompositen und die
-meisten Kreuzblüter zusammen. Das Werk, das ihn in der Geschichte
-der Botanik unsterblich gemacht hat, führt den Titel
-»New Kreutterbuch«<a name="FNanchor_987" id="FNanchor_987" href="#Footnote_987" class="fnanchor">987</a>. Es erschien zuerst im Jahre 1539, und
-zwar ohne Abbildungen, während die späteren Auflagen mit solchen
-versehen waren. Die Abbildungen <span class="gesperrt">Bocks</span> bleiben hinter denjenigen
-des <span class="gesperrt">Brunfels</span> zurück, dafür hat es aber <span class="gesperrt">Bock</span> in der Kunst des
-Beschreibens viel weiter gebracht als jener, so daß er sich den
-Ruhm erwarb, er vermöge in seinen Beschreibungen die Natur
-wirklich zu malen. Vor allem versteht es <span class="gesperrt">Bock</span>, den ganzen
-Habitus der Pflanze vortrefflich zu beschreiben, während er auf
-die Beschreibung der Blumen und Früchte geringere Sorgfalt verwendet.
-Auch berücksichtigt er keine Pflanze, die er nicht selbst
-gesehen, »soviel derselben im Teutschen Land ihm zu handen gestoßen«.
-Auch das Vorkommen und die Zeit des Blühens der beschriebenen
-Pflanzen findet man berücksichtigt. Ferner erklärt
-sich <span class="gesperrt">Bock</span> entschieden gegen die alphabetische Anordnung, durch
-welche ähnliche Pflanzen getrennt würden. Im ganzen hat <span class="gesperrt">Bock</span>
-sechshundert Pflanzen beschrieben.</p>
-
-<p>Als Probe möge hier seine Beschreibung der Ackerwinde
-(<span lang="la" xml:lang="la">Convolvulus arvensis</span>) und der Zaunwinde (<span lang="la" xml:lang="la">Convolvulus sepium</span>)
-Platz finden. Sie lautet: »Zwei gemeine Windenkräuter wachsen
-in unserem Land allenthalben mit weißen Schellen- oder Glockenblumen.
-Das größte sucht seine Wohnung gern bei den Zäunen,
-kriecht über sich, wickelt und windet sich. Das kleine Glockenkraut
-(<span lang="la" xml:lang="la">C. arvensis</span>) ist dem großen in der Wurzel, den runden<span class="pagenum"><a name="Page_p454" id="Page_p454">[Pg p454]</a></span>
-Stengeln, den Blättern und den Glocken gleich, in allen Dingen
-aber dünner und kürzer. Etliche Glockenblumen an diesem Gewächs
-werden ganz weiß, etliche schön leibfarben, mit braunroten
-Strömlein gemalt. Diese wachsen in dürren Wiesen und Gärten.
-Es schadet dadurch, daß es mit seinem Kriechen und Umwickeln
-andere Gartenkräuter zu Boden drückt. Auch ist es schwer auszurotten«.</p>
-
-<p>Die Anordnung der Pflanzen in den Kräuterbüchern war meist
-die alphabetische. Allmählich entwickelte sich aber auf Grund der
-zahllosen Einzelbeobachtungen das Gefühl für die Zusammengehörigkeit
-des Ähnlichen und damit die Voraussetzung zur Begründung
-eines natürlichen Systems. So wurden bald die Nadelhölzer,
-die Lippenblüter, die Korbblüter und andere Familien als
-natürliche Gruppen herausgefühlt, ein großer Fortschritt gegen
-die Einteilung in Bäume, Sträucher und Kräuter, der wir im
-Altertum zumeist begegnen. Das medizinische Element nahm
-jedoch in den Kräuterbüchern immer noch einen breiten Raum
-ein, wie es auch bei der Anlage botanischer Gärten maßgebend
-war. Naiv genug mutet uns noch manches in den Kräuterbüchern,
-diesen Erstlingserzeugnissen der neueren botanischen
-Wissenschaft an. So beginnt <span class="gesperrt">Bock</span> mit folgenden Worten:
-»Nach Erkundigung aller Geschrift erfindet sichs klar, daß der
-allmächtige Gott und Schöpfer der allererste Gärtner, Pflanzer
-und Baumann aller Gewächse ist.« Sodann wird <span class="gesperrt">Adam</span> als der
-zweite Botaniker gepriesen, weil er alle Pflanzen mit ihrem
-rechten Namen belegt habe. Auf ihn folgen die Botaniker <span class="gesperrt">Kain</span>,
-<span class="gesperrt">Noah</span> usw.</p>
-
-<p>Als dritter in der Reihe der Begründer der neueren Botanik
-ist der Bayer <span class="gesperrt">Leonhard Fuchs</span> zu nennen. Er wurde 1501
-geboren, studierte wie seine Vorgänger Medizin und alte Sprachen
-und gab im Jahre 1542 seine berühmte »<span lang="la" xml:lang="la">Historia stirpium</span>«, eine
-Beschreibung vieler in Deutschland wild wachsender Pflanzen
-heraus, zu denen noch etwa 100 Gartenpflanzen kamen. Das Werk
-stellt sich denjenigen von <span class="gesperrt">Bock</span> und <span class="gesperrt">Brunfels</span> als ebenbürtig
-an die Seite. <span class="gesperrt">Fuchs</span> war ein sehr gelehrter Mann. Seine eindringende
-Gelehrsamkeit ließ ihn die Mängel, die den arabischen
-Schriften über Medizin und Botanik und ihren lateinischen Nachahmungen
-anhafteten, klar erkennen. Er drang deshalb darauf,
-daß man in der Medizin auf die griechischen Urschriften, in der
-Botanik aber auf die Natur selbst zurückgehen solle. Letzteres
-erschien ihm als der einzige Ausweg, aus der Verwirrung heraus<span class="pagenum"><a name="Page_p455" id="Page_p455">[Pg p455]</a></span>zukommen,
-welche durch die Übertragung der alten Pflanzennamen
-auf die heimatlichen Gewächse entstanden war<a name="FNanchor_988" id="FNanchor_988" href="#Footnote_988" class="fnanchor">988</a>.</p>
-
-<p>Unter den Botanikern des 16. Jahrhunderts ist auch der
-Niederländer <span class="gesperrt">Dodonaeus</span> zu nennen, wie denn überhaupt die
-Niederländer frühzeitig unter den Neubegründern der Naturwissenschaften
-und der Philosophie hervorragten, eine Erscheinung die
-sicherlich in der geographischen Lage des Wohnsitzes und in der
-staatlichen und religiösen Entwicklung dieses Volkes begründet ist.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Dodonaeus</span> wurde 1517 in Mecheln geboren. Sein Hauptwerk<a name="FNanchor_989" id="FNanchor_989" href="#Footnote_989" class="fnanchor">989</a>,
-»Die Naturgeschichte der Gewächse«, erschien im Jahre
-1583. Was <span class="gesperrt">Dodonaeus</span> unter den zeitgenössischen Botanikern besonders
-hervorhob, war das bewußte Streben, eine wissenschaftliche
-Anordnung der Pflanzen zu finden. Zwar blieb es bei einem rohen
-Versuch, doch hat er viele Gattungen und Familien und manche
-wenig ins Auge fallende verwandtschaftliche Beziehungen der
-Pflanzen schon erkannt. Die Pflanzen, die er beschreibt, gehören
-teils der heimatlichen Flora an, teils sind sie den Gärten entnommen,
-die von den Niederländern schon damals sehr gepflegt
-und infolge der ausgedehnten Handelsbeziehungen dieses Volkes
-mit mancher seltenen Art versehen wurden<a name="FNanchor_990" id="FNanchor_990" href="#Footnote_990" class="fnanchor">990</a>. Selbst <span class="gesperrt">Dodonaeus</span>
-vergleicht noch die ihm vorliegenden Pflanzen mit den von den
-alten Schriftstellern erwähnten. Doch hindert ihn das nicht, seine
-eigenen Beschreibungen auf genaue und eingehende Beobachtungen
-zu stützen, so daß seine Beschreibungen ausführlicher als diejenigen
-irgendeines seiner Vorgänger ausgefallen sind.</p>
-
-<p>Weit vielseitiger und vorgeschrittener als die genannten Männer
-war der große Polyhistor <span class="gesperrt">Konrad Gesner</span>, ein Mann, der für<span class="pagenum"><a name="Page_p456" id="Page_p456">[Pg p456]</a></span>
-sein Zeitalter etwa die Bedeutung besaß, wie sie <span class="gesperrt">Albert dem
-Großen</span> für das 13. Jahrhundert beizumessen ist. <span class="gesperrt">Konrad
-Gesner</span> wurde im Jahre 1516 in Zürich als der Sohn eines
-armen Kürschners geboren. Er erhielt jedoch mit Unterstützung
-seines Oheims eine gute Schulbildung. Sein Oheim, der ein großer
-Gartenfreund war, erweckte auch in dem jungen <span class="gesperrt">Gesner</span> die
-Liebe zur Naturwissenschaft. <span class="gesperrt">Gesner</span> studierte in Straßburg
-und Paris Medizin und Naturwissenschaften. Bedenkt man, daß
-derselbe Mann auch praktischer Arzt war und eine Zeitlang eine
-Professur der griechischen Sprache bekleidete, so erhalten wir einen
-Begriff von der vielseitigen Gelehrsamkeit, die uns in der auf das
-Emporblühen des Humanismus folgenden Zeit so häufig begegnet.
-Seine Neigung zur universalen Bildung brachte ihn mit den mannigfaltigsten
-älteren und neueren Schriftwerken in Berührung<a name="FNanchor_991" id="FNanchor_991" href="#Footnote_991" class="fnanchor">991</a>. Zunächst
-verwaltete <span class="gesperrt">Gesner</span> ein Lehramt. Dann ließ er sich als
-Arzt in Zürich nieder, wo er gleichzeitig eine Professur für Philosophie
-bekleidete. Erst 1558 erhielt er die sichere und besser besoldete
-Professur für Naturgeschichte. Aber schon wenige Jahre
-später, im Dezember 1565 wurde er durch die Pest dahingerafft.</p>
-
-<p>Das Lebenswerk <span class="gesperrt">Gesners</span> ist eine große Naturgeschichte
-der Pflanzen und Tiere, ein Unternehmen, das Zeit und Kräfte des
-Einzelnen trotz unermüdlicher Arbeit bei weitem überstieg. Für
-die Naturgeschichte der Pflanzen hat <span class="gesperrt">Gesner</span> im wesentlichen
-nur die Abbildungen, etwa 1500 an der Zahl, gesammelt und gezeichnet
-oder zeichnen lassen. Das große Verdienst, das er sich
-trotzdem um die Botanik erworben hat, besteht darin, daß uns in
-seinen Abbildungen zum ersten Male genaue Zeichnungen der
-Blütenteile und der Früchte begegnen, die seine Vorgänger fast
-ganz vernachlässigt hatten<a name="FNanchor_992" id="FNanchor_992" href="#Footnote_992" class="fnanchor">992</a>.</p>
-
-<p>Aus <span class="gesperrt">Gesners</span> Briefen geht hervor, daß er diesen Teilen der
-Pflanze besonderen Wert beilegte, wenn es sich um die Verwandtschaft
-handelte. Er unterscheidet auch mit klaren Worten Gattungen
-und Arten. »Ich halte dafür«, sagt er, »daß es fast keine
-Pflanzen gibt, die nicht eine Gattung bilden, welche wieder in zwei
-oder mehr Arten zu teilen ist«<a name="FNanchor_993" id="FNanchor_993" href="#Footnote_993" class="fnanchor">993</a>. Auch der Begriff der Spielart
-begegnet uns schon bei <span class="gesperrt">Gesner</span>. Als ihm einst ein Zweig von<span class="pagenum"><a name="Page_p457" id="Page_p457">[Pg p457]</a></span>
-<span lang="la" xml:lang="la">Ilex aquifolium</span> gesandt wurde, dessen Blätter nur eine Spitze
-aufwiesen, bat er den Einsender festzustellen, ob diese Abweichung
-konstant sei oder nicht.</p>
-
-<p>Der Gedanke, medizinisch wertvolle und auch andere Pflanzen
-nicht, nur vom Zufall geleitet, im Freien zu suchen, sondern
-sie in Gärten anzubauen, um dadurch jederzeit über sie verfügen
-zu können, begegnet uns zu allen Zeiten. Von den Gärten,
-welche <span class="gesperrt">Theophrast</span> und <span class="gesperrt">Mithridates</span> unterhalten haben sollen,
-können wir uns keine Vorstellung mehr machen. Besser sind wir
-durch die Kapitularien über die Gärten zur Zeit <span class="gesperrt">Karls des Großen</span>
-unterrichtet<a name="FNanchor_994" id="FNanchor_994" href="#Footnote_994" class="fnanchor">994</a>. Von dem Kalifen <span class="gesperrt">Abdurrahman I.</span> wird erzählt,
-daß er einen botanischen Garten bei Cordova anlegen und ihn mit
-Gewächsen Asiens bepflanzen ließ<a name="FNanchor_995" id="FNanchor_995" href="#Footnote_995" class="fnanchor">995</a>. Die Gärten, die in Salerno
-und in Venedig im 14. Jahrhundert entstanden, dienten wohl nur
-medizinischen Zwecken. Den venetianischen Garten legte ein Arzt
-an, um »die für seine Kunst erforderlichen Kräuter zur Hand zu
-haben«<a name="FNanchor_996" id="FNanchor_996" href="#Footnote_996" class="fnanchor">996</a>. Ein im eigentlichen Sinne botanisches Forschungsmittel
-von höchstem Werte wurde aus solchen Gärten erst, als man sie
-seit der Mitte des 16. Jahrhunderts als ein notwendiges Lehrmittel
-der Universitäten zu betrachten anfing und gleichzeitig die Botanik
-über eine bloße Heilmittellehre hinaushob.</p>
-
-<p>Die ersten Universitätsgärten entstanden in Padua und Pisa<a name="FNanchor_997" id="FNanchor_997" href="#Footnote_997" class="fnanchor">997</a>.
-In Pisa waren es die Mediceer, die Land für einen solchen
-Garten zur Verfügung stellten und dafür sogar Samen und Pflanzen
-im fernen Orient sammeln ließen. Bald darauf erhielten auch
-Florenz und Bologna botanische Gärten. In Venedig sorgten die
-Cornaros und die Morosinis durch ihren weitverzweigten Handel
-und die Anlage von Gärten gleichfalls für die Belebung des botanischen
-Interesses. Nachdem die reichen italienischen Handelsstädte
-ein solch rühmliches Beispiel in der Pflege der mit ihren Interessen
-Hand in Hand gehenden Naturwissenschaft gegeben, wollten
-auch die übrigen Länder in der Betätigung dieses Sinnes nicht
-zurückstehen. So entstanden denn in Montpellier, in Bern, Basel,
-Straßburg, Antwerpen, Leipzig, Nürnberg und an manchen anderen
-Orten, teils in Verbindung mit Universitäten, teils aus privaten
-Mitteln, noch im 16. Jahrhundert Einrichtungen, die als botanische
-Gärten bezeichnet werden können.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p458" id="Page_p458">[Pg p458]</a></span></p>
-
-<p>Etwa zur selben Zeit begegnet uns zum erstenmale das Verfahren,
-Pflanzen zu pressen und in Herbarien auf Papier geklebt
-aufzubewahren. Das Herbarium <span class="gesperrt">Bauhins</span> (1550&ndash;1624) wird noch
-heute in Basel gezeigt<a name="FNanchor_998" id="FNanchor_998" href="#Footnote_998" class="fnanchor">998</a>. Als der Erfinder der Herbarien gilt
-<span class="gesperrt">Luca Ghini</span>, der von 1534&ndash;1544 in Bologna lehrte<a name="FNanchor_999" id="FNanchor_999" href="#Footnote_999" class="fnanchor">999</a>.</p>
-
-
-<h3>Die Erneuerung der Zoologie.</h3>
-
-<p>Wie auf botanischem, so regte sich auch auf zoologischem
-Gebiete das Bestreben, über das von den Alten überlieferte Maß
-an Kenntnissen hinauszuschreiten und die bekannten Tierformen,
-deren Zahl sich durch Entdeckungsreisen immerfort vergrößerte,
-auf Grund eigener Beobachtung zu beschreiben und mit möglichster
-Naturtreue darzustellen. So entstanden mehrere umfassende Werke,
-wie diejenigen des Schweizers <span class="gesperrt">Konrad Gesner</span> (1516&ndash;1565) und
-des Italieners <span class="gesperrt">Aldrovandi</span> (1522&ndash;1607).</p>
-
-<p>Weit größer als in der Botanik war <span class="gesperrt">Gesners</span> Einfluß auf
-die Entwicklung der Zoologie. Hier gebührt ihm das große Verdienst,
-zum ersten Male die zu seiner Zeit bekannten Tierformen
-vom Standpunkte des Naturforschers aus geschildert zu haben.
-Dies geschah in seiner großen, vom Jahre 1551 ab erschienenen
-Geschichte der Tiere (<span lang="la" xml:lang="la">Historiae animalium lib. V</span>). Von den fünf
-Foliobänden behandelt der erste die Säugetiere, der zweite die
-eierlegenden Vierfüßer, der dritte die Vögel und der vierte die
-Fische und Wassertiere. Ein fünfter, die Insekten behandelnder
-Band wurde aus <span class="gesperrt">Gesners</span> Nachlaß zusammengestellt. <span class="gesperrt">Gesner</span>,
-dem sein Vaterland das erste Naturalienkabinett verdankt, beschrieb
-in seinem Werke den äußeren Bau der Tiere unter Berücksichtigung
-ihres Vorkommens, ihrer Lebensweise, des Nutzens,
-den sie gewähren usw. Seine Anordnung ist die alphabetische,
-was in bezug auf Systematik gegen <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, der die großen
-natürlichen Gruppen, wie wir sahen, schon erkannt hatte, einen
-offenbaren Rückschritt bedeutet. Doch macht sich bei <span class="gesperrt">Gesner</span>
-das Bestreben geltend, die Zoologie von den gerade auf diesem
-Gebiete so sehr überwuchernden Fabeln zu reinigen. Letztere
-werden zwar gewissenhaft angeführt, doch geschieht dies nicht,
-ohne daß Bedenken dagegen erhoben werden.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p459" id="Page_p459">[Pg p459]</a></span></p>
-
-<p>Während <span class="gesperrt">Albert der Große</span> das zoologische Wissen im engen
-Anschluß an die dem Abendlande übermittelten naturwissenschaftlichen
-Schriften des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> wiederzugeben suchte, ging
-<span class="gesperrt">Gesners</span> Plan dahin, unter Einschränkung des in den mittelalterlichen
-Schriften überwuchernden, philologischen Verbalismus,
-alles was man zu seiner Zeit vom Tierreich wußte, zusammenfassend
-darzustellen. Gleichzeitig suchte er jede Tierform, die er zum
-Gegenstande seiner Betrachtung machte, unter Berücksichtigung
-der Medizin und der Kulturgeschichte zu schildern. War auch
-die Anordnung, die er innerhalb der großen, natürlichen, schon
-<span class="gesperrt">Aristoteles</span> geläufigen Gruppen befolgte, die alphabetische, so
-erkennt er doch selbst an, daß ein solches Verfahren sich nur
-aus Gründen der Bequemlichkeit empfiehlt und naturwissenschaftlich
-von keinem Wert sei. Jedes Geschöpf wird in <span class="gesperrt">Gesners</span>
-Geschichte der Tiere nach folgenden Gesichtspunkten behandelt.
-Der erste Abschnitt gilt der Nomenklatur. Der zweite ist der
-wertvollste; er betrifft das Vorkommen und bringt die Beschreibung
-des Tieres. Dann folgt eine Schilderung der biologischen
-Erscheinungen unter Berücksichtigung der Krankheiten. Hieran
-schließt sich eine Schilderung des seelischen Lebens, d. h. der
-dem Instinkt entspringenden Handlungen. Die folgenden Abschnitte
-handeln dann von dem Nutzen der Tiere, insbesondere
-ihrer Jagd, Haltung und Zähmung, ferner von ihrer Nahrung,
-den Heilmitteln, die sie etwa darbieten usw. Mitunter fehlen
-auch nicht die Fabeln, Wundergeschichten und Weissagungen,
-die man von jeher an manche Tierarten geknüpft hatte. Solche
-Mitteilungen gibt <span class="gesperrt">Gesner</span> indessen mehr der Vollständigkeit
-halber und nicht etwa kritiklos wie manche seiner Vorgänger.
-Dabei versäumt er selten, das Unwahrscheinliche zurückzuweisen
-oder wenigstens seinem Zweifel Ausdruck zu verleihen. Besteht
-doch der große Fortschritt, der sich bei <span class="gesperrt">Gesner</span> geltend macht,
-darin, daß er seine Beschreibungen nach planmäßiger Beobachtung
-abfaßte, während man vor ihm die eigene Beobachtung
-nur gelegentlich zur Bestätigung der überlieferten Angaben anwandte
-und diesen stets den ausschlaggebenden Wert beimaß.
-Ferner beschränkt sich <span class="gesperrt">Gesner</span> nicht auf eine Beschreibung des
-äußeren Körperbaues, sondern er geht auch auf anatomische Eigentümlichkeiten
-ein. Doch werden diese noch nicht durch Vergleichen
-in Beziehung gesetzt, so daß es an einer wissenschaftlichen
-Verwertung der anatomischen Kenntnisse zur festeren Begründung
-natürlicher Gruppen bei <span class="gesperrt">Gesner</span> noch fehlt.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p460" id="Page_p460">[Pg p460]</a></span></p>
-
-<p>In bezug auf die Abbildungen ragt sein Werk über alle früheren
-zoologischen Schriften hervor. Unter den Künstlern, die ihm zur
-Seite standen, ist <span class="gesperrt">Albrecht Dürer</span> zu nennen.</p>
-
-<p>Beruht das Werk <span class="gesperrt">Gesners</span> auch zum größten Teile auf der
-Verarbeitung des zu seiner Zeit vorhandenen zoologischen Wissens,
-so ist ihm deshalb doch nicht etwa der Vorwurf der bloßen
-Kompilation zu machen. »Das Talent zu einer solchen«, sagt
-<span class="gesperrt">Ranke</span><a name="FNanchor_1000" id="FNanchor_1000" href="#Footnote_1000" class="fnanchor">1000</a>, »ist nicht so häufig, wie man meint. Soll sie der
-Wissenschaft dienen, so muß sie nicht allein aus vielseitiger
-Lektüre hervorgehen, sondern auf echtem Interesse und eigener
-Kunde beruhen und durch feste Gesichtspunkte geregelt sein.
-Ein Talent dieser Art von der größten Befähigung war <span class="gesperrt">Konrad
-Gesner</span>«.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Gesner</span> ist als der früheste deutsche Zoologe zu bezeichnen.
-Sein Werk über das Tierreich<a name="FNanchor_1001" id="FNanchor_1001" href="#Footnote_1001" class="fnanchor">1001</a> ist die Grundlage für die neuere
-Zoologie geworden. <span class="gesperrt">Gesners</span> Grundsatz war, nichts zu wiederholen
-und nichts fortzulassen. Da ein einzelner die unermeßliche
-Arbeit nicht bewältigen konnte, setzte er zahlreiche einheimische
-und auswärtige Hilfskräfte in Bewegung. War somit
-auch sein Werk in erster Linie die Leistung eines geschickten,
-seinen Stoff beherrschenden Sammlers, so ist doch sein Nutzen
-für das Leben nicht minder wie für die Wissenschaft ein bedeutender
-gewesen. Dem Menschen hat <span class="gesperrt">Gesner</span> keinen Platz innerhalb
-des Tierreiches angewiesen.</p>
-
-<p>Auf dem Boden Italiens erstand <span class="gesperrt">Gesner</span> ein gleichstrebender
-Genosse in dem etwas jüngeren <span class="gesperrt">Aldrovandi</span>. Auch er versuchte
-eine enzyklopädische Darstellung der Tierkunde, die zwar
-im ganzen die Arbeit <span class="gesperrt">Gesners</span> nicht erreicht, in Hinsicht auf die
-anatomischen Verhältnisse und die Anordnung indessen einen Fortschritt
-darbietet<a name="FNanchor_1002" id="FNanchor_1002" href="#Footnote_1002" class="fnanchor">1002</a>. Den Versuch einer mehr systematischen, auf
-die großen aristotelischen Gruppen zurückgehenden Anordnung
-des Tierreichs hatte in der Zeit zwischen dem Erscheinen des
-<span class="gesperrt">Gesner</span>schen Werkes und desjenigen <span class="gesperrt">Aldrovandis</span> mit gutem<span class="pagenum"><a name="Page_p461" id="Page_p461">[Pg p461]</a></span>
-Erfolge der Engländer <span class="gesperrt">Edward Wotton</span> (geboren in Oxford
-1492) gemacht. Auf dieser Grundlage konnte <span class="gesperrt">Aldrovandi</span> fußen.
-<span class="gesperrt">Wotton</span> gab im Jahre 1552 eine Schrift Ȇber die Verschiedenheiten
-der Tiere«<a name="FNanchor_1003" id="FNanchor_1003" href="#Footnote_1003" class="fnanchor">1003</a> heraus, die nicht nur eine allgemeine
-Schilderung des tierischen Organismus und seiner Teile enthält,
-sondern auch eine auf den Grundzügen der natürlichen Verwandtschaft
-beruhende Übersicht bietet. Gleich <span class="gesperrt">Aristoteles</span> beginnt
-<span class="gesperrt">Wotton</span> die Reihe der blutführenden Tiere mit dem Menschen.
-Es begegnen uns die Gruppen der Einhufer, der Zweihufer und
-der Spaltfüßer. Die eierlegenden Vierfüßer werden mit den
-Schlangen zusammengefaßt. Die niederen Tiere werden in Insekten,
-Weichtiere (Kopffüßer), Krustentiere, Schaltiere und Pflanzentiere
-eingeteilt. Zu letzteren rechnet <span class="gesperrt">Wotton</span> schon die Seesterne,
-Medusen, Holothurien und Schwämme.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Wotton</span> machte also, im Anschluß allerdings an <span class="gesperrt">Aristoteles</span>,
-zum ersten Male unter den Neueren den Versuch einer naturgemäßen
-Einteilung des gesamten Tierreichs, und hierin folgte
-ihm <span class="gesperrt">Aldrovandi</span>, der im Jahre 1599 die Herausgabe seines
-großen zoologischen Werkes begann. Es sollte zwar die ganze
-Naturgeschichte umfassen, doch konnte <span class="gesperrt">Aldrovandi</span> selbst nur
-fünf Bände erscheinen lassen, nämlich drei Bände über die Vögel,
-einen Band über die Insekten und endlich einen Band über die
-»übrigen Blutlosen«. Die weiteren Bände wurden von anderen
-Zoologen herausgegeben.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Aldrovandi</span> konnte infolge der ausgedehnten Entdeckungsreisen
-seines Zeitalters manche Tierform berücksichtigen, die
-<span class="gesperrt">Gesner</span> noch nicht kannte, doch verfuhr er im allgemeinen mehr
-kompilatorisch und weniger kritisch als sein großer Vorgänger.
-Trotz seines Strebens nach besserer systematischer Gruppierung
-bringt er es noch fertig, die Fledermaus und den Strauß zu einer
-Abteilung der »Vögel mittlerer Natur« zu vereinigen, während
-schon <span class="gesperrt">Wotton</span> die Fledermäuse den Säugetieren zugerechnet
-hatte.</p>
-
-<p>Ein weiterer, wichtiger Fortschritt auf zoologischem Gebiete
-bestand darin, daß man sich nicht mehr auf das Beschreiben der
-äußeren Form beschränkte, sondern in den Bau der Tiere einzudringen
-suchte. Wir finden bei <span class="gesperrt">Aldrovandi</span> schon Abbildungen
-des Skeletts, der Muskulatur, sowie der Eingeweide. So wird z. B.
-das Skelett des Adlers abgebildet. Beim Huhn sind mehrere,<span class="pagenum"><a name="Page_p462" id="Page_p462">[Pg p462]</a></span>
-allerdings nur ungenaue Zeichnungen zur Erläuterung des inneren
-Baues beigegeben. Das Skelett der Fledermaus und des Straußes
-finden sich gleichfalls unter den Zeichnungen, die mitunter anatomische
-Einzelheiten, wie die Zunge mit ihrer Muskulatur
-beim Spechte, das Brustbein des Schwans und anderes mehr betreffen.
-Die Muskulatur wird bei mehreren Vögeln genauer beschrieben.</p>
-
-<p>Groß waren die Opfer, welche die Naturhistoriker jener Zeit
-mitunter bringen mußten, um ihre Pläne zu verwirklichen. So
-beschäftigte <span class="gesperrt">Aldrovandi</span>, wie er in der Vorrede mitteilt, zur
-Herstellung seiner Originalfiguren 30 Jahre einen Maler gegen ein
-Gehalt von 200 Goldstücken. Außerdem setzte er noch mehrere
-Zeichner und Holzschneider in Tätigkeit. Das Verdienst von
-Männern wie <span class="gesperrt">Gesner</span> und <span class="gesperrt">Aldrovandi</span> ist darum besonders
-hoch zu schätzen, weil sie zuerst Klarheit und Übersicht in dem
-immer mehr anschwellenden zoologischen Material zu schaffen
-suchten und in weiteren Kreisen ein lebhaftes Interesse für die
-Tierkunde und damit für die Naturkunde im allgemeinen erweckten.</p>
-
-
-<h3>Das Wiederaufleben der Anatomie.</h3>
-
-<p>Das Wiederaufleben der Anatomie läßt sich bis in das 13. Jahrhundert
-zurückverfolgen. Ein besonderes Interesse wandte der
-freigeistige Staufenkaiser <span class="gesperrt">Friedrich II.</span><a name="FNanchor_1004" id="FNanchor_1004" href="#Footnote_1004" class="fnanchor">1004</a> diesen Wissenszweigen
-zu. Er verfaßte eine Schrift über die Falken<a name="FNanchor_1005" id="FNanchor_1005" href="#Footnote_1005" class="fnanchor">1005</a>, ließ ausländische
-Tiere nach Europa kommen und gestattete die anatomische Untersuchung
-menschlicher Leichen. In den nachfolgenden Jahrhunderten
-wurden diese Zergliederungen zu medizinischen und rein
-wissenschaftlichen Zwecken immer häufiger ausgeübt. Wurde schon
-dadurch der Sinn für die Natur erschlossen und das Studium von
-der bloßen Buchgelehrsamkeit abgelenkt, so steigerte sich das
-Interesse für die Anatomie dadurch um ein Bedeutendes, daß
-nicht nur die Gelehrten, sondern auch die großen Künstler der
-Renaissance mit offenem Auge und frei von Vorurteilen in den
-Wunderbau des Organismus einzudringen suchten. Hier ist vor
-allem, als einer der größten unter ihnen, <span class="gesperrt">Lionardo da Vinci</span>
-zu nennen. Seine anatomischen Zeichnungen sind von einer derartigen
-Vollendung und Treue, daß sie alles bisher auf diesem<span class="pagenum"><a name="Page_p463" id="Page_p463">[Pg p463]</a></span>
-Gebiete Geleistete übertrafen. Die Zeit für eine Neubegründung
-der Anatomie, ohne Rücksicht auf die Autorität <span class="gesperrt">Galens</span>
-und aufgebaut auf selbständige Erforschung der Natur, war also
-gekommen. Diese Neubegründung erfolgte durch die Italiener
-<span class="gesperrt">Fallopio</span> (&#8224; 1562) und <span class="gesperrt">Eustachio</span> (&#8224; 1571)<a name="FNanchor_1006" id="FNanchor_1006" href="#Footnote_1006" class="fnanchor">1006</a>, vor allem aber
-durch den Niederländer <span class="gesperrt">Vesal</span>. Letzterer ist als der eigentliche
-Begründer der wissenschaftlichen Anatomie des Menschen
-zu nennen.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Andreas Vesal</span> (1514&ndash;1564) war der Sprößling einer aus
-Wesel stammenden deutschen Ärztefamilie. Er wurde in Brüssel
-geboren. Schon als Knabe wandte sich der spätere Professor
-der Anatomie und Chirurgie und Leibarzt Kaiser <span class="gesperrt">Karls V.</span> der
-anatomischen Untersuchung kleinerer Tiere zu. In den letzten
-Jahrhunderten des Mittelalters hatten zwar hin und wieder Zergliederungen
-menschlicher Leichen stattgefunden; man verfolgte
-dabei indes keinen anderen Zweck als den, die Lehren <span class="gesperrt">Galens</span>,
-der eine unbedingte Autorität genoß, als richtig zu bestätigen.
-Wie schwierig es selbst später war, sich Material zum Studium
-der Anatomie zu verschaffen, geht unter anderem daraus hervor,
-daß der junge <span class="gesperrt">Vesal</span>, um in den Besitz eines menschlichen Skeletts
-zu gelangen, einen Gehenkten mit Gefahr seines Lebens vom
-Galgen entwenden mußte.</p>
-
-<p>Ähnlich lagen die Verhältnisse in Deutschland. So galt es als
-eine Aufsehen erregende Neuerung, daß im Jahre 1526 ein Anatom
-einen menschlichen Kopf zergliederte<a name="FNanchor_1007" id="FNanchor_1007" href="#Footnote_1007" class="fnanchor">1007</a>. Es blieb aber zunächst
-bei solchen gelegentlichen Versuchen, die Anatomie auf die Untersuchung
-von Leichen zu gründen. Erst <span class="gesperrt">Vesal</span> brach gänzlich mit
-den alten Vorurteilen, indem er das Lehrgebäude der Anatomie
-von Grund aus und sogleich in fast unübertrefflicher Weise als
-reine Erfahrungswissenschaft errichtete.</p>
-
-<p>Sein großes Hauptwerk führt den Titel »Über den Bau des
-menschlichen Körpers«. Als es erschien, hatte <span class="gesperrt">Vesal</span> noch nicht
-das dreißigste Lebensjahr überschritten. Durch scharfe Erfassung
-und klare Wiedergabe des Gegenstandes, durch Ursprünglichkeit
-des Inhalts und Schönheit der sprachlichen Darstellung ragt sein<span class="pagenum"><a name="Page_p464" id="Page_p464">[Pg p464]</a></span>
-Werk weit über alle ähnlichen Erzeugnisse jener Periode hervor
-und erregte die höchste Bewunderung der späteren Jahrhunderte.
-Die meisterhaften Abbildungen des Werkes, die besonders zu
-seiner großen Verbreitung beitrugen, rühren von einem Schüler<a name="FNanchor_1008" id="FNanchor_1008" href="#Footnote_1008" class="fnanchor">1008</a>
-<span class="gesperrt">Tizians</span> her. Um dem Leser einen Begriff von ihrer naturgetreuen
-Ausführung zu geben, ist in der nachfolgenden Abbildung <a href="#fig64">64</a>
-eine der zahlreichen, das Muskelsystem betreffenden Tafeln wiedergegeben.</p>
-
-<p>Das Abhängigkeitsverhältnis, in das <span class="gesperrt">Vesal</span> zum Hofe <span class="gesperrt">Karls V.</span>
-geriet, hat ihn leider gehindert, seine Untersuchungen zu vollenden.
-Auch hatte er am Hofe von den Anhängern <span class="gesperrt">Galens</span>
-zu leiden<a name="FNanchor_1009" id="FNanchor_1009" href="#Footnote_1009" class="fnanchor">1009</a>.</p>
-
-<p>Im Beginn seiner Laufbahn hatte <span class="gesperrt">Vesal</span> mehrere Male in
-Padua die Anatomie nach <span class="gesperrt">Galen</span> vorgetragen, sich dann aber entschieden
-davon losgesagt. Seine wissenschaftliche Überzeugung
-über die anerkannte Autorität zu setzen, war damals kein geringes
-Wagnis. Freunde hatten ihn vor der Herausgabe seines großen
-Werkes gewarnt. Als es erschienen war, erhob sich zunächst ein
-Sturm der Entrüstung. Man erklärte <span class="gesperrt">Vesal</span> für einen wahnsinnigen
-Ketzer. Das Buch wurde der Inquisition vorgelegt. <span class="gesperrt">Vesal</span>
-verließ deshalb Italien. Später lebte er in Spanien als Leibarzt
-<span class="gesperrt">Philipp des Zweiten</span>. Schließlich wurde er, vielleicht infolge
-neuer Verfolgungen seitens der Inquisition, schwermütig<a name="FNanchor_1010" id="FNanchor_1010" href="#Footnote_1010" class="fnanchor">1010</a>.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Vesal</span> beschränkte sich keineswegs auf den Menschen, sondern
-er flocht zahlreiche Hinweise auf die Anatomie der Tiere in
-seine Darstellung ein. Es war das um so weniger zu verwundern,
-als er ja von der anatomischen Untersuchung der Tiere ausgegangen
-und sich erst später der Anatomie des Menschen zugewandt
-hatte. <span class="gesperrt">Vesals</span> Hauptwerk erschien 1543<a name="FNanchor_1011" id="FNanchor_1011" href="#Footnote_1011" class="fnanchor">1011</a>. Die sieben
-Bücher behandeln: 1. Das Skelett. 2. Bänder und Muskeln.
-3. Gefäße. 4. Nerven. 5. Eingeweide. 6. Herz. 7. Gehirn und
-Sinnesorgane.</p>
-
-<p>Große Verdienste um die Fortbildung der Anatomie auf der
-von <span class="gesperrt">Vesal</span> geschaffenen Grundlage hat sich auch <span class="gesperrt">Eustachio</span> erworben.
-Doch ist bezeichnend, daß dieser, obgleich auch ihm die<span class="pagenum"><a name="Page_p465" id="Page_p465">[Pg p465]</a><a name="Page_p466" id="Page_p466">[Pg p466]</a></span>
-Abweichungen seiner Befunde von den Angaben <span class="gesperrt">Galens</span> klar
-zutage lagen, lieber eine Veränderlichkeit des Körperbaues annehmen
-als der gefeierten Autorität des Altertums Abbruch tun
-wollte.</p>
-
-<div class="figcenter">
-<a name="fig64" id="fig64" href="images/abb64.jpg"><img width="183" height="300" src="images/abb64_t.jpg" alt="[Abb. 64]" /></a>
-<div class="caption">Abb. 64. Abbildung aus Vesals <span lang="la" xml:lang="la">De humani corporis fabrica</span>. 1543.<br />
-
-(Zweite, das Muskelsystem betreffende Tafel.)</div>
-</div>
-
-<p>Vor dem Auftreten eines <span class="gesperrt">Vesal</span> und <span class="gesperrt">Eustachio</span> waren bei
-dem großen Mangel auf eigener Anschauung beruhender anatomischer
-Kenntnisse erfolgreiche chirurgische Eingriffe kaum möglich.
-Erst nach der durch diese Männer bewirkten Erneuerung
-der Anatomie konnte sich aus den bis dahin üblichen, rohen, ja
-oft barbarischen Operationsverfahren eine auf wissenschaftlicher
-Grundlage beruhende Chirurgie entwickeln. Daß dies geschah,
-war vor allem das Verdienst von <span class="gesperrt">Ambroise Paré</span> (1517&ndash;1590),
-der sich den Ehrennamen eines Reformators dieses Zweiges der
-Medizin verdient hat.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Paré</span> war gleich <span class="gesperrt">Vesal</span> Militärchirurg und als solcher dem
-Stande der gelehrten Ärzte verhaßt, zumal er kein Latein verstand.
-Sein hervorragendes Buch über Schußwunden (1545) ist
-das erste in französischer Sprache geschriebene wissenschaftliche
-medizinische Werk<a name="FNanchor_1012" id="FNanchor_1012" href="#Footnote_1012" class="fnanchor">1012</a>. <span class="gesperrt">Paré</span> wandte bei Amputationen zuerst das
-Verfahren des Abbindens der Arterien an. Vor ihm hatte man
-sich der Cauterisation mittelst des Glüheisens bedient. Auch der
-Gebrauch des Bruchbandes ist auf <span class="gesperrt">Paré</span> zurückzuführen. Die
-Feindschaft der Ärztezunft wurde besonders heftig, als <span class="gesperrt">Paré</span> die
-Wirksamkeit einiger der gebräuchlichsten Arzneien anzweifelte.
-Trotzdem wurde <span class="gesperrt">Paré</span> vom Könige sehr geschätzt. Er soll einer
-der wenigen Hugenotten gewesen sein, die der König in der
-Bartholomäusnacht zu schonen befahl.</p>
-
-<p>Die Erkenntnis, daß sich ein volles Verständnis der Form
-erst durch das Studium ihrer Entwicklung erschließen läßt, begegnet
-uns gleichfalls schon im 16. Jahrhundert, wenn sich auch
-diese Erkenntnis erst in späteren Perioden, gestützt auf die Verschärfung,
-welche der Gesichtssinn durch das Mikroskop erfuhr,
-allseitig Bahn brechen konnte. So wird die Entwicklung des Hühnchens
-im Ei, ein Problem, das schon <span class="gesperrt">Aristoteles</span> beschäftigt
-hatte, zum Gegenstand eingehender Untersuchungen gemacht. Dies
-geschah durch den verdienten italienischen Anatomen <span class="gesperrt">Fabricio</span><a name="FNanchor_1013" id="FNanchor_1013" href="#Footnote_1013" class="fnanchor">1013</a>.
-Er bemerkte auch, daß sich die Klappen der Venen nach dem
-Herzen zu öffnen. Diese Entdeckung hat nebst anderen, die<span class="pagenum"><a name="Page_p467" id="Page_p467">[Pg p467]</a></span>
-Organe des Kreislaufs betreffenden Beobachtungen<a name="FNanchor_1014" id="FNanchor_1014" href="#Footnote_1014" class="fnanchor">1014</a> einen der
-größten Fortschritte des 17. Jahrhunderts, die Entdeckung des
-Blutkreislaufs durch <span class="gesperrt">Harvey</span> nämlich, vorbereitet.</p>
-
-<p>Hiermit schließt der erste Teil dieser Schilderung, die von
-den Anfängen bis gegen den Ausgang des 16. Jahrhunderts geführt
-hat. Der zweite Band wird die Begründung der neueren
-Naturwissenschaft, die etwa mit der Schwelle des 17. Jahrhunderts
-anhebt, zur Darstellung bringen.</p>
-
-
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p468" id="Page_p468">[Pg p468]</a></span></p>
-
-
-
-
-<h2>Verzeichnis der im I. Bande enthaltenen Abbildungen.</h2>
-
-
-<table summary="Abbildungsverzeichnis">
-<tr>
- <td colspan="2" class="tdc bt bbstrong br">Figur</td>
- <td class="tdc bt bbstrong bl">aus</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig1">1</a>.</td>
- <td>Gleichschenkliges Dreieck</td>
- <td class="bl">&nbsp;</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig2">2</a>.</td>
- <td>Geometrische Elemente aus altägyptischen Verzierungen</td>
- <td class="bl">Cantor, Bd. I. 1880, S. 58, Abb. 6 u. 7.</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig3">3</a>.</td>
- <td>Keilschriftprobe</td>
- <td class="bl">&nbsp;</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig4">4</a>.</td>
- <td>Babylonischer Grenzstein</td>
- <td class="bl">&nbsp;</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig5">5</a>.</td>
- <td>Der Tierkreis von Dendera</td>
- <td class="bl">&nbsp;</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig6">6</a>.</td>
- <td>Altbabylonisches Gewicht</td>
- <td class="bl">nach Layard.</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig7">7</a>.</td>
- <td>Wage, einem altägyptischen Totenbuche entnommen</td>
- <td class="bl">Ibel, Die Wage im Altertum und Mittelalter.</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig8">8</a>.</td>
- <td>Gewinnung von Eisen nach altägyptischen Wandgemälden</td>
- <td class="bl">A. de Rochas, <span lang="la" xml:lang="la">Les origines de la science et ses premières applications</span>.</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig9">9</a>.</td>
- <td>Geometrische Konstruktionen der Inder</td>
- <td class="bl">&nbsp;</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig10">10</a>.</td>
- <td>Die Quadratur des Kreises bei den Indern</td>
- <td class="bl">&nbsp;</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig11">11</a>.</td>
- <td>Radkarte der Erde</td>
- <td class="bl">&nbsp;</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig12">12</a>.</td>
- <td>Der Satz des Hippokrates</td>
- <td class="bl">&nbsp;</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig13">13</a>.</td>
- <td>Konstruktion zur Lösung des delischen Problems</td>
- <td class="bl">Cantor, Geschichte der Mathematik. Bd. I. 1880. Fig. 34.</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig14">14</a>.</td>
- <td>Der Tragbalken des Aristoteles</td>
- <td class="bl">&nbsp;</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig15">15</a>.</td>
- <td>Der Satz vom Parallelogramm der Kräfte</td>
- <td class="bl">&nbsp;</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig16">16</a>.</td>
- <td>Der Embryo des glatten Hais des Aristoteles</td>
- <td class="bl">Claus, Lehrbuch der Zoologie. 1883. S. 677.</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig17">17</a>.</td>
- <td>Vorrichtung zum Heben großer Lasten</td>
- <td class="bl">Heronausgabe von Schmidt. Op. II. 1 Fig. 62.</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig18">18</a>.</td>
- <td>Das Verhalten des Hohlspiegels nach Euklid</td>
- <td class="bl">Euklidausgabe von Heiberg und Menge. Bd. 7.</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig19">19</a>.</td>
- <td>Die Spiegelung an einem Konkav- und einem Konvex-Spiegel nach der Darstellung Euklids</td>
- <td class="bl">desgl.</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig20">20</a>.</td>
- <td>Das zum Messen der Sonnenhöhe dienende Instrument der Alten</td>
- <td class="bl">Schaubach, Geschichte der griechischen Astronomie. Tab. III Fig. 2.</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig21">21</a>.</td>
- <td>Die Gradmessung des Eratosthenes</td>
- <td class="bl">&nbsp;</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig22">22</a>.</td>
- <td>Aristarchs Verfahren, die Entfernungen des Mondes und der Sonne zu bestimmen</td>
- <td class="bl">&nbsp;</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig23">23</a>.</td>
- <td>Breitenbestimmung mit dem Gnomon</td>
- <td class="bl">Peschel, Geschichte d. Erdkunde 1877. S. 44.</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig24">24</a>.</td>
- <td>Stereographische und orthographische Projektion</td>
- <td class="bl">&nbsp;</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig25">25</a>.</td>
- <td>Die Feuerspritze nach Heron</td>
- <td class="bl">Herons Pneumatik. Ausgabe v. Schmidt. Bd. I. Fig. 29.</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig26">26</a>.</td>
- <td>Heron verwendet den Dampf zum Betreiben einer maschinellen Einrichtung</td>
- <td class="bl">Herons Pneumatik. Ausgabe v. Schmidt</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig27">27</a>.</td>
- <td>Der Heronsball</td>
- <td class="bl">desgl.</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig28">28</a>.</td>
- <td>Herons Abbildung eines Hebers</td>
- <td class="bl">desgl.</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig29">29</a>.</td>
- <td>Herons Automat zum Öffnen der Tempel</td>
- <td class="bl">Mach, Prinzipien der Wärmelehre. Leipzig 1896. S. 5.</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig30">30</a>.</td>
- <td>Wasserorgel</td>
- <td class="bl">&nbsp;</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig31">31</a>.</td>
- <td>Philons Thermoskop</td>
- <td class="bl">Heronausgabe v. Schmidt. Fig. 115.</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig32">32</a>.</td>
- <td>Philons Saugkerze</td>
- <td class="bl">desgl.</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig33">33</a>.</td>
- <td>Herons Flaschenzug</td>
- <td class="bl">Opera omnia. Ausgabe v. Schmidt. Bd. II. S. 102.</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig34">34</a>.</td>
- <td>Herons Wegmesser</td>
- <td class="bl">&nbsp;</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig35">35</a>.</td>
- <td>Herons Winkelmeßapparat</td>
- <td class="bl">Jahrbuch des kaiserl. deutschen archäolog. Instituts. Bd. XIV 1899. 3. Heft.</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig36">36</a>.</td>
- <td>Herons Vermessung eines Feldes</td>
- <td class="bl">Herons Opera omnia. Ausgabe v. Schmidt.</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig37">37</a>.</td>
- <td>Herons Tunnelaufgabe</td>
- <td class="bl">desgl.</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig38">38</a>.</td>
- <td>Der Meßapparat der Römer</td>
- <td class="bl">Neue Jahrbücher f. d. klass. Altertum. Bd. 13 (1904).</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig39">39</a>.</td>
- <td>Die Rekonstruktion der Groma</td>
- <td class="bl">desgl.</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig40">40</a>.</td>
- <td>Peutingers Karte</td>
- <td class="bl">&nbsp;</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig41">41</a>.</td>
- <td>Römisches Hebezeug</td>
- <td class="bl">Gerland u. Traumüller, Geschichte der physikal. Experimentierkunst. 1899. Fig. 58.</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig42">42</a>.</td>
- <td>Römische Schnellwagen</td>
- <td class="bl">desgl.</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig43">43</a>.</td>
- <td>Chirurgische Instrumente</td>
- <td class="bl">&nbsp;</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig44">44</a>.</td>
- <td>Zur Erläuterung der Epizyklentheorie</td>
- <td class="bl">&nbsp;</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig45">45</a>.</td>
- <td>Das parallaktische Lineal</td>
- <td class="bl">Montucla, <span lang="fr" xml:lang="fr">Histoire des mathématiques</span>. Bd. I. S. 307.</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig46">46</a>.</td>
- <td>Solstitial-Armille des Ptolemäos</td>
- <td class="bl">Repsold, Zur Geschichte der astronomischen Meßwerkzeuge.</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig47">47</a>.</td>
- <td>Ptolemäos mißt die Brechungswinkel</td>
- <td class="bl">&nbsp;</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig48">48</a>.</td>
- <td>Destillierapparat</td>
- <td class="bl">&nbsp;</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig49">49</a>.</td>
- <td>Probe aus dem Stockholmer Papyrus</td>
- <td class="bl">&nbsp;</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig50">50</a>.</td>
- <td>Albirunis Bestimmung des Erdumfanges</td>
- <td class="bl">Archiv für Geschichte der Naturwissenschaften und der Technik. Bd. I. S. 66.</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig51">51</a>.</td>
- <td>Trigonometrische Berechnungen</td>
- <td class="bl">&nbsp;</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig52">52</a>.</td>
- <td>Einführung der Tangensfunktion</td>
- <td class="bl">&nbsp;</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig53">53</a>.</td>
- <td>Alhazens Darstellung des Auges</td>
- <td class="bl">Gerland u. Traumüller, Geschichte der physikal. Experimentierkunst. Fig. 62.</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig54">54</a>.</td>
- <td>Alhazen untersucht die Brechung</td>
- <td class="bl">Gerland u. Traumüller, Geschichte der physikal. Experimentierkunst. Fig. 65.</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig55">55</a>.</td>
- <td>Alhazen bestimmt die Höhe der Atmosphäre</td>
- <td class="bl">&nbsp;</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig56">56</a>.</td>
- <td>Lionardo da Vincis Hygrometer</td>
- <td class="bl">Gerland u. Traumüller. Fig. 99.</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig57">57</a>.</td>
- <td>Lionardos Windmesser</td>
- <td class="bl">&nbsp;</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig58">58</a>.</td>
- <td>Lionardos Erläuterung des Sehens</td>
- <td class="bl">&nbsp;</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig59">59</a>.</td>
- <td>Peurbachs Quadratum geometricum</td>
- <td class="bl">Repsold, Zur Geschichte der astronomischen Meßwerkzeuge. Fig. 7.</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig60">60</a>.</td>
- <td>Der Kreuzstab</td>
- <td class="bl">Repsold, a. a. O. Fig. 12.</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig61">61</a>.</td>
- <td>Schematische Erläuterung des Kreuzstabes</td>
- <td class="bl">&nbsp;</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig62">62</a>.</td>
- <td>Das Koppernikanische Weltsystem</td>
- <td class="bl">Aus Koppernikus Werk über die Bewegung der Weltkörper.</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig63">63</a>.</td>
- <td>Hüttenwerk nach Agricola</td>
- <td class="bl">&nbsp;</td>
- </tr>
-<tr>
- <td class="tdr"><a href="#fig64">64</a>.</td>
- <td>Das Muskelsystem darstellende Tafel</td>
- <td class="bl">Aus Vesals Werk: <span lang="la" xml:lang="la">De humani corporis fabrica</span>.</td>
- </tr>
-</table>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p471" id="Page_p471">[Pg p471]</a></span></p>
-
-
-
-
-<h2>Namen- und Sachverzeichnis.</h2>
-
-
-
-<p class="header">A.</p>
-<ul>
-<li>Abendstern, <a href="#Page_p025">25</a>.</li>
-
-<li>Aberration, sphärische, <a href="#Page_p358">358</a>.</li>
-
-<li>Abu Mansur, <a href="#Page_p321">321</a>.</li>
-
-<li>Acosta D', <a href="#Page_p440">440</a>, <a href="#Page_p449">449</a>.</li>
-
-<li>Ägyptische Bauwerke, <a href="#Page_p003">3</a>.</li>
-
-<li>Ägyptische Kultur, <a href="#Page_p002">2</a>.</li>
-
-<li>Äquinoktialpunkte, <a href="#Page_p036">36</a>.</li>
-
-<li>Agricola, <a href="#Page_p437">437</a>, <a href="#Page_p443">443</a>.</li>
-
-<li>Ahmes, <a href="#Page_p007">7</a>, <a href="#Page_p011">11</a>.</li>
-
-<li>Akustik, <a href="#Page_p115">115</a>.</li>
-
-<li>Alaun, <a href="#Page_p050">50</a>.</li>
-
-<li>Albattani, <a href="#Page_p304">304</a>, <a href="#Page_p306">306</a>.</li>
-
-<li>Albertus Magnus, <a href="#Page_p346">346</a>-<a href="#Page_p353">353</a>, <a href="#Page_p443">443</a>.</li>
-
-<li>Albiruni, <a href="#Page_p303">303</a>.</li>
-
-<li>Alchemie, <a href="#Page_p278">278</a>, <a href="#Page_p353">353</a>, <a href="#Page_p363">363</a>, <a href="#Page_p431">431</a>, <a href="#Page_p432">432</a>.</li>
-
-<li>Alchemistische Theorien, <a href="#Page_p325">325</a>.</li>
-
-<li>Aldrovandi, <a href="#Page_p460">460</a>, <a href="#Page_p461">461</a>.</li>
-
-<li>Alfarabi, <a href="#Page_p312">312</a>.</li>
-
-<li>Alfons von Kastilien, <a href="#Page_p251">251</a>.</li>
-
-<li>Alfragani, <a href="#Page_p304">304</a>.</li>
-
-<li>Algebra, <a href="#Page_p057">57</a>, <a href="#Page_p253">253</a>, <a href="#Page_p311">311</a>.</li>
-
-<li>Alhazen, <a href="#Page_p314">314</a>, <a href="#Page_p315">315</a>, <a href="#Page_p316">316</a>, <a href="#Page_p357">357</a>.</li>
-
-<li>Alkmäon, <a href="#Page_p101">101</a>.</li>
-
-<li>Alkohol, <a href="#Page_p322">322</a>.</li>
-
-<li>Alkuin, <a href="#Page_p336">336</a>.</li>
-
-<li>Alliaco, <a href="#Page_p398">398</a>.</li>
-
-<li>Almagest, <a href="#Page_p033">33</a>, <a href="#Page_p255">255</a>, <a href="#Page_p302">302</a>.</li>
-
-<li>Altäre, <a href="#Page_p053">53</a>.</li>
-
-<li>Altertum, Verfall, <a href="#Page_p283">283</a>.</li>
-
-<li>Amalgamationsprozeß, <a href="#Page_p440">440</a>.</li>
-
-<li>Amulette, <a href="#Page_p300">300</a>.</li>
-
-<li>Anatomie, <a href="#Page_p059">59</a>, <a href="#Page_p102">102</a>, <a href="#Page_p206">206</a>, <a href="#Page_p235">235</a>, <a href="#Page_p326">326</a>, <a href="#Page_p366">366</a>, <a href="#Page_p462">462</a>, <a href="#Page_p463">463</a>, <a href="#Page_p464">464</a>.</li>
-
-<li>Anaxagoras, <a href="#Page_p076">76</a>, <a href="#Page_p077">77</a>, <a href="#Page_p098">98</a>.</li>
-
-<li>Anaximander, <a href="#Page_p036">36</a>, <a href="#Page_p067">67</a>, <a href="#Page_p079">79</a>, <a href="#Page_p090">90</a>, <a href="#Page_p100">100</a>, <a href="#Page_p269">269</a>.</li>
-
-<li>Antipoden, <a href="#Page_p118">118</a>, <a href="#Page_p227">227</a>, <a href="#Page_p289">289</a>.</li>
-
-<li>Apianus, <a href="#Page_p404">404</a>, <a href="#Page_p418">418</a>.</li>
-
-<li>Apokatastasis, <a href="#Page_p243">243</a>.</li>
-
-<li>Apollonios, <a href="#Page_p248">248</a>.</li>
-
-<li>Apotheken, <a href="#Page_p048">48</a>, <a href="#Page_p060">60</a>, <a href="#Page_p437">437</a>.</li>
-
-<li>Arabische Kultur, <a href="#Page_p331">331</a>.</li>
-
-<li>Archimedes, <a href="#Page_p218">218</a>.</li>
-
-<li>Aristarch von Samos, <a href="#Page_p092">92</a>, <a href="#Page_p093">93</a>, <a href="#Page_p122">122</a>, <a href="#Page_p408">408</a>.</li>
-
-<li>Aristophanes, <a href="#Page_p089">89</a>.</li>
-
-<li>Aristoteles, <a href="#Page_p028">28</a>, <a href="#Page_p069">69</a>, <a href="#Page_p073">73</a>, <a href="#Page_p074">74</a>, <a href="#Page_p078">78</a>, <a href="#Page_p097">97</a>-<a href="#Page_p151">151</a>, <a href="#Page_p233">233</a>, <a href="#Page_p345">345</a>, <a href="#Page_p355">355</a>.</li>
-
-<li>Aristoteliker, <a href="#Page_p421">421</a>.</li>
-
-<li>Armillen, <a href="#Page_p255">255</a>, <a href="#Page_p256">256</a>.</li>
-
-<li>Arsenik, <a href="#Page_p321">321</a>.</li>
-
-<li>Aryabhatta, <a href="#Page_p052">52</a>, <a href="#Page_p058">58</a>.</li>
-
-<li>Arzneipflanzen, <a href="#Page_p230">230</a>.</li>
-
-<li>Asklepiades, <a href="#Page_p208">208</a>.</li>
-
-<li>Astrolabium, <a href="#Page_p306">306</a>, <a href="#Page_p396">396</a>.</li>
-
-<li>Astrologie, <a href="#Page_p016">16</a>, <a href="#Page_p024">24</a>, <a href="#Page_p031">31</a>, <a href="#Page_p364">364</a>.</li>
-
-<li>Astronomie, <a href="#Page_p020">20</a>, <a href="#Page_p332">332</a>, <a href="#Page_p393">393</a>.</li>
-
-<li>&ndash;, griechische, <a href="#Page_p080">80</a>.</li>
-
-<li>&ndash;, Ursprung, <a href="#Page_p020">20</a>.</li>
-
-<li>&ndash;, Wiedererwachen, <a href="#Page_p393">393</a>.</li>
-
-<li>Astronomische Meßwerkzeuge, <a href="#Page_p256">256</a>.</li>
-
-<li>&ndash;, Urkunden, <a href="#Page_p026">26</a>.</li>
-
-<li>Asymptoten, <a href="#Page_p086">86</a>.</li>
-
-<li>Atmosphäre, Höhe, <a href="#Page_p317">317</a>.</li>
-
-<li>Atome, <a href="#Page_p071">71</a>, <a href="#Page_p075">75</a>, <a href="#Page_p241">241</a>.</li>
-
-<li>Attalos, <a href="#Page_p240">240</a>.</li>
-
-<li>Aufgang, heliakischer, <a href="#Page_p022">22</a>.</li>
-
-<li>Auge, <a href="#Page_p315">315</a>, <a href="#Page_p389">389</a>, <a href="#Page_p420">420</a>.</li>
-
-<li>Augustin, <a href="#Page_p289">289</a>, <a href="#Page_p287">287</a>.</li>
-
-<li>Averroes, <a href="#Page_p313">313</a>.</li>
-
-<li>Avicenna, <a href="#Page_p270">270</a>, <a href="#Page_p312">312</a>, <a href="#Page_p321">321</a>, <a href="#Page_p435">435</a>, <a href="#Page_p442">442</a>, <a href="#Page_p443">443</a>.</li>
-</ul>
-
-<p class="header">B.</p>
-<ul>
-<li>Bacon, Francis, <a href="#Page_p414">414</a>.</li>
-
-<li>Bacon, Roger, <a href="#Page_p353">353</a>-<a href="#Page_p362">362</a>.</li>
-
-<li>Bartholomeo Diaz, <a href="#Page_p447">447</a>.</li>
-
-<li>Bäume, <a href="#Page_p230">230</a>.</li>
-
-<li>Baumzucht, <a href="#Page_p329">329</a>.</li>
-
-<li>Bazillentheorie, <a href="#Page_p223">223</a>.</li>
-
-<li>Behaim, <a href="#Page_p396">396</a>, <a href="#Page_p397">397</a>, <a href="#Page_p447">447</a>.</li>
-
-<li>Benedikt von Nursia, <a href="#Page_p271">271</a>.</li>
-
-<li>Bergbau, <a href="#Page_p334">334</a>, <a href="#Page_p437">437</a>, <a href="#Page_p440">440</a>.</li>
-
-<li>Bernstein, <a href="#Page_p268">268</a>.</li>
-
-<li>Berosos, <a href="#Page_p368">368</a>.</li>
-
-<li>Bessarion, <a href="#Page_p394">394</a>.</li>
-
-<li>Bibel, <a href="#Page_p018">18</a>.</li>
-
-<li>Bibliothek, alexandrinische, <a href="#Page_p297">297</a>.</li>
-
-<li>Bibliotheken, <a href="#Page_p301">301</a>, <a href="#Page_p302">302</a>.</li>
-
-<li>Blitzableiter, <a href="#Page_p269">269</a>.</li>
-
-<li>Blütenteile, <a href="#Page_p456">456</a>.</li>
-
-<li>Blutkreislauf, <a href="#Page_p234">234</a>.</li>
-
-<li>Boccaccio, <a href="#Page_p372">372</a>, <a href="#Page_p373">373</a>.</li>
-
-<li>Bock, <a href="#Page_p458">458</a>.</li>
-
-<li>Boëthius, <a href="#Page_p293">293</a>.</li>
-
-<li>Bologneser Leuchtstein, <a href="#Page_p429">429</a>.</li>
-
-<li>Botanik, Erneuerung, <a href="#Page_p450">450</a>.</li>
-
-<li>Botanische Gärten, <a href="#Page_p400">400</a>, <a href="#Page_p457">457</a>.</li>
-
-<li>Brahmagupta, <a href="#Page_p052">52</a>, <a href="#Page_p056">56</a>, <a href="#Page_p310">310</a>.</li>
-
-<li>Brechung, <a href="#Page_p260">260</a>, <a href="#Page_p265">265</a>, <a href="#Page_p316">316</a>.</li>
-
-<li>Brennglas, <a href="#Page_p058">58</a>.</li>
-
-<li>Brennkugel, <a href="#Page_p358">358</a>.</li>
-
-<li>Brennspiegel, <a href="#Page_p058">58</a>, <a href="#Page_p395">395</a>, <a href="#Page_p428">428</a>.</li>
-
-<li>Brillen, <a href="#Page_p318">318</a>, <a href="#Page_p360">360</a>.</li>
-
-<li>Bronze, <a href="#Page_p042">42</a>.</li>
-
-<li>Brüche, <a href="#Page_p019">19</a>.</li>
-
-<li>Brunfels, <a href="#Page_p451">451</a>, <a href="#Page_p452">452</a>.</li>
-
-<li>Brunnenaufgabe, <a href="#Page_p205">205</a>.</li>
-
-<li>Buffon, <a href="#Page_p231">231</a>.</li>
-
-<li>Bussole, <a href="#Page_p308">308</a>.</li>
-</ul>
-
-<p class="header">C.</p>
-<ul>
-<li>Caesar, <a href="#Page_p213">213</a>.</li>
-
-<li>Camera obscura, <a href="#Page_p423">423</a>, <a href="#Page_p426">426</a>.</li>
-
-<li>Capitulare de villis, <a href="#Page_p337">337</a>.</li>
-
-<li>Cardanus, <a href="#Page_p074">74</a>, <a href="#Page_p445">445</a>.</li>
-
-<li>Cassiodor, <a href="#Page_p292">292</a>.</li>
-
-<li>Cato, <a href="#Page_p210">210</a>, <a href="#Page_p239">239</a>.</li>
-
-<li>Celsus, <a href="#Page_p223">223</a>.</li>
-
-<li>Celtes, <a href="#Page_p214">214</a>.</li>
-
-<li>Chaldäer, <a href="#Page_p032">32</a>, <a href="#Page_p033">33</a>, <a href="#Page_p037">37</a>, <a href="#Page_p089">89</a>.</li>
-
-<li>Chemes, <a href="#Page_p274">274</a>.</li>
-
-<li>China, <a href="#Page_p060">60</a>.</li>
-
-<li>Chinesische Astronomie, <a href="#Page_p061">61</a>.</li>
-
-<li>Chirurgie, <a href="#Page_p048">48</a>, <a href="#Page_p466">466</a>.</li>
-
-<li>Chronometer, <a href="#Page_p424">424</a>.</li>
-
-<li>Cicero, <a href="#Page_p210">210</a>, <a href="#Page_p407">407</a>.</li>
-
-<li>Clusius, <a href="#Page_p448">448</a>.</li>
-
-<li>Columbus, <a href="#Page_p261">261</a>, <a href="#Page_p362">362</a>, <a href="#Page_p375">375</a>, <a href="#Page_p398">398</a>, <a href="#Page_p423">423</a>, <a href="#Page_p424">424</a>, <a href="#Page_p448">448</a>.</li>
-</ul>
-
-<p class="header">D.</p>
-
-<ul>
-<li>Damianos, <a href="#Page_p266">266</a>.</li>
-
-<li>Dämmerung, <a href="#Page_p317">317</a>.</li>
-
-<li>Dante, <a href="#Page_p372">372</a>.</li>
-
-<li>Datumsgrenze, <a href="#Page_p379">379</a>.</li>
-
-<li>De Caus, <a href="#Page_p423">423</a>.</li>
-
-<li>Deklination, <a href="#Page_p423">423</a>.</li>
-
-<li>Delisches Problem, <a href="#Page_p085">85</a>.</li>
-
-<li>Demokrit, <a href="#Page_p071">71</a>, <a href="#Page_p073">73</a>, <a href="#Page_p075">75</a>, <a href="#Page_p078">78</a>, <a href="#Page_p099">99</a>.</li>
-
-<li>Destillation, <a href="#Page_p050">50</a>, <a href="#Page_p321">321</a>.</li>
-
-<li>Destillierapparat, <a href="#Page_p276">276</a>.</li>
-
-<li>Deszendenzlehre, Keime, <a href="#Page_p100">100</a>.</li>
-
-<li>Diamanten, <a href="#Page_p328">328</a>.</li>
-
-<li>Dionysios der Große, <a href="#Page_p287">287</a>.</li>
-
-<li>Diophant, <a href="#Page_p056">56</a>, <a href="#Page_p057">57</a>, <a href="#Page_p253">253</a>, <a href="#Page_p254">254</a>.</li>
-
-<li>Dioptra, <a href="#Page_p201">201</a>, <a href="#Page_p203">203</a>.</li>
-
-<li>Dioskurides, <a href="#Page_p231">231</a>, <a href="#Page_p238">238</a>, <a href="#Page_p245">245</a>, <a href="#Page_p337">337</a>, <a href="#Page_p401">401</a>.</li>
-
-<li>Dodonaeus, <a href="#Page_p455">455</a>.</li>
-
-<li>Doppelelle, babylonische, <a href="#Page_p038">38</a>.</li>
-
-<li>Doppelstunden, <a href="#Page_p024">24</a>.</li>
-
-<li>Dreiecksberechnung, <a href="#Page_p011">11</a>.</li>
-
-<li>Dreiteilung eines Winkels, <a href="#Page_p084">84</a>.</li>
-
-<li>Dürer, <a href="#Page_p377">377</a>, <a href="#Page_p452">452</a>, <a href="#Page_p460">460</a>.</li>
-
-<li>Dynamik, Begründung, <a href="#Page_p430">430</a>.</li>
-</ul>
-
-<p class="header">E.</p>
-<ul>
-<li>Einhardt, <a href="#Page_p302">302</a>.</li>
-
-<li>Eisen, <a href="#Page_p041">41</a>.</li>
-
-<li>Ekliptik, Schiefe, <a href="#Page_p090">90</a>.</li>
-
-<li>Elemente, <a href="#Page_p070">70</a>, <a href="#Page_p436">436</a>.</li>
-
-<li>Ellipse, <a href="#Page_p087">87</a>.</li>
-
-<li>Elmsfeuer, <a href="#Page_p269">269</a>.</li>
-
-<li>Emissar, <a href="#Page_p204">204</a>.</li>
-
-<li>Empedokles, <a href="#Page_p070">70</a>, <a href="#Page_p076">76</a>, <a href="#Page_p097">97</a>-<a href="#Page_p099">99</a>.</li>
-
-<li>Entdeckungsreisen, <a href="#Page_p362">362</a>, <a href="#Page_p398">398</a>, <a href="#Page_p448">448</a>, <a href="#Page_p449">449</a>.</li>
-
-<li>Enzyklopädie, <a href="#Page_p292">292</a>.</li>
-
-<li>Ephemeriden, <a href="#Page_p395">395</a>.</li>
-
-<li>Epikur, <a href="#Page_p075">75</a>, <a href="#Page_p100">100</a>.</li>
-
-<li>Epizyklentheorie, <a href="#Page_p120">120</a>, <a href="#Page_p249">249</a>, <a href="#Page_p250">250</a>.</li>
-
-<li>Erasistratos, <a href="#Page_p206">206</a>, <a href="#Page_p233">233</a>.</li>
-
-<li>Erasmus v. Rotterdam, <a href="#Page_p378">378</a>.</li>
-
-<li>Eratosthenes, <a href="#Page_p255">255</a>.</li>
-
-<li>Erdbeben, <a href="#Page_p368">368</a>.</li>
-
-<li>Erde, Bewegung, <a href="#Page_p381">381</a>.</li>
-
-<li>&ndash;, Gestalt, <a href="#Page_p096">96</a>, <a href="#Page_p117">117</a>, <a href="#Page_p227">227</a>, <a href="#Page_p289">289</a>.</li>
-
-<li>Erdkern, <a href="#Page_p070">70</a>.</li>
-
-<li>Eudemos, <a href="#Page_p081">81</a>, <a href="#Page_p095">95</a>.</li>
-
-<li>Eudoxos, <a href="#Page_p078">78</a>, <a href="#Page_p119">119</a>, <a href="#Page_p120">120</a>, <a href="#Page_p248">248</a>.</li>
-
-<li>Euklid, <a href="#Page_p082">82</a>.</li>
-
-<li>Eutokios, <a href="#Page_p085">85</a>.</li>
-
-<li>Evektion, <a href="#Page_p247">247</a>.</li>
-
-<li>Exhaustionsmethode, <a href="#Page_p084">84</a>.</li>
-
-<li>Experimente, <a href="#Page_p079">79</a>, <a href="#Page_p235">235</a>, <a href="#Page_p356">356</a>, <a href="#Page_p359">359</a>, <a href="#Page_p391">391</a>.</li>
-
-</ul>
-
-<p class="header">F.</p>
-<ul>
-<li>Fabricio, <a href="#Page_p466">466</a>.</li>
-
-<li>Fallversuche, <a href="#Page_p412">412</a>.</li>
-
-<li>Farbenwechsel, <a href="#Page_p429">429</a>.</li>
-
-<li>Färber, <a href="#Page_p327">327</a>.</li>
-
-<li>Färberei, <a href="#Page_p280">280</a>, <a href="#Page_p320">320</a>.</li>
-
-<li>Fechner, <a href="#Page_p415">415</a>.</li>
-
-<li>Feldmeßkunst, <a href="#Page_p200">200</a>, <a href="#Page_p211">211</a>.</li>
-
-<li>Fernrohr, <a href="#Page_p360">360</a>.</li>
-
-<li>Feuervergoldung, <a href="#Page_p280">280</a>.</li>
-
-<li>Fibonacci, <a href="#Page_p339">339</a>.</li>
-
-<li>Finsternisse, <a href="#Page_p065">65</a>.</li>
-
-<li>Flaschenzug, <a href="#Page_p198">198</a>.</li>
-
-<li>Flavio Gioja, <a href="#Page_p308">308</a>.</li>
-
-<li>Fluorescenz, <a href="#Page_p428">428</a>.</li>
-
-<li>Fracastoro, <a href="#Page_p444">444</a>.</li>
-
-<li>Francesco Petrarca, <a href="#Page_p364">364</a>.</li>
-
-<li>Friedrich II., <a href="#Page_p313">313</a>, <a href="#Page_p437">437</a>, <a href="#Page_p462">462</a>.</li>
-
-<li>Fuchs, <a href="#Page_p454">454</a>.</li>
-
-</ul>
-
-<p class="header">G.</p>
-<ul>
-<li>Galen, <a href="#Page_p233">233</a>-<a href="#Page_p237">237</a>, <a href="#Page_p239">239</a>, <a href="#Page_p270">270</a>.</li>
-
-<li>Galle, <a href="#Page_p103">103</a>.</li>
-
-<li>Gas, <a href="#Page_p277">277</a>.</li>
-
-<li>Gassendi, <a href="#Page_p075">75</a>.</li>
-
-<li>Geber, <a href="#Page_p322">322</a>.</li>
-
-<li>Gebirgsbildung, <a href="#Page_p442">442</a>.</li>
-
-<li>Gegenerde, <a href="#Page_p094">94</a>.</li>
-
-<li>Geld, <a href="#Page_p014">14</a>.</li>
-
-<li>Geminos, <a href="#Page_p031">31</a>.</li>
-
-<li>Gemma Frisius, <a href="#Page_p417">417</a>.</li>
-
-<li>Geologie, <a href="#Page_p070">70</a>, <a href="#Page_p391">391</a>, <a href="#Page_p411">411</a>.</li>
-
-<li>Geometrie, <a href="#Page_p006">6</a>, <a href="#Page_p053">53</a>, <a href="#Page_p066">66</a>.</li>
-
-<li>Gerbert, <a href="#Page_p333">333</a>.</li>
-
-<li>Gerhard von Cremona, <a href="#Page_p338">338</a>.</li>
-
-<li>Germanentum, <a href="#Page_p290">290</a>.</li>
-
-<li>Gesner, <a href="#Page_p447">447</a>, <a href="#Page_p449">449</a>, <a href="#Page_p455">455</a>, <a href="#Page_p460">460</a>.</li>
-
-<li>Gewichte, <a href="#Page_p038">38</a>.</li>
-
-<li>Gewichtsstücke, <a href="#Page_p039">39</a>.</li>
-
-<li>Gewitter, <a href="#Page_p269">269</a>, <a href="#Page_p367">367</a>.</li>
-
-<li>Gezeiten, <a href="#Page_p358">358</a>.</li>
-
-<li>Gift, <a href="#Page_p240">240</a>.</li>
-
-<li>Gilbert, <a href="#Page_p424">424</a>.</li>
-
-<li>Giordano Bruno, <a href="#Page_p415">415</a>.</li>
-
-<li>Glas, <a href="#Page_p044">44</a>, <a href="#Page_p244">244</a>.</li>
-
-<li>Gleichungen, <a href="#Page_p009">9</a>, <a href="#Page_p056">56</a>, <a href="#Page_p254">254</a>, <a href="#Page_p311">311</a>, <a href="#Page_p340">340</a>.</li>
-
-<li>Globus, <a href="#Page_p120">120</a>, <a href="#Page_p397">397</a>, <a href="#Page_p417">417</a>.</li>
-
-<li>Gnomon, <a href="#Page_p036">36</a>, <a href="#Page_p061">61</a>, <a href="#Page_p067">67</a>, <a href="#Page_p089">89</a>, <a href="#Page_p380">380</a>.</li>
-
-<li>Gold, <a href="#Page_p043">43</a>.</li>
-
-<li>Gradmesser, <a href="#Page_p303">303</a>.</li>
-
-<li>Grenzstein, <a href="#Page_p026">26</a>.</li>
-
-<li>Groma, <a href="#Page_p212">212</a>.</li>
-
-<li>Guldinsche Regel, <a href="#Page_p264">264</a>.</li>
-
-</ul>
-
-<p class="header">H.</p>
-<ul>
-<li>Hammurabi, <a href="#Page_p045">45</a>.</li>
-
-<li>Harmonie, <a href="#Page_p080">80</a>.</li>
-
-<li>Harmonie der Sphären, <a href="#Page_p091">91</a>.</li>
-
-<li>Hartmann, <a href="#Page_p424">424</a>.</li>
-
-<li>Haustiere, <a href="#Page_p049">49</a>.</li>
-
-<li>Hebelgesetz, <a href="#Page_p113">113</a>.</li>
-
-<li>Heber, <a href="#Page_p194">194</a>, <a href="#Page_p427">427</a>.</li>
-
-<li>Hebezeug, römisches, <a href="#Page_p216">216</a>.</li>
-
-<li>Heilkunde, Anfänge, <a href="#Page_p045">45</a>, <a href="#Page_p101">101</a>, <a href="#Page_p236">236</a>, <a href="#Page_p294">294</a>, <a href="#Page_p314">314</a>, <a href="#Page_p330">330</a>, <a href="#Page_p435">435</a>.</li>
-
-<li>Heilmittel, <a href="#Page_p046">46</a>, <a href="#Page_p060">60</a>.</li>
-
-<li>Heilvorschriften, <a href="#Page_p046">46</a>.</li>
-
-<li>Hekataeos, <a href="#Page_p067">67</a>.</li>
-
-<li>Hellenismus, <a href="#Page_p209">209</a>.</li>
-
-<li>Helmont, van, <a href="#Page_p433">433</a>.</li>
-
-<li>Herakleides Pontikos, <a href="#Page_p078">78</a>, <a href="#Page_p092">92</a>, <a href="#Page_p093">93</a>, <a href="#Page_p094">94</a>, <a href="#Page_p096">96</a>.</li>
-
-<li>Heraklit, <a href="#Page_p070">70</a>.</li>
-
-<li>Herbarien, <a href="#Page_p401">401</a>, <a href="#Page_p458">458</a>.</li>
-
-<li>Hermes Trismegistos, <a href="#Page_p275">275</a>.</li>
-
-<li>Herodot, <a href="#Page_p006">6</a>, <a href="#Page_p036">36</a>, <a href="#Page_p045">45</a>, <a href="#Page_p089">89</a>, <a href="#Page_p262">262</a>.</li>
-
-<li>Heron, <a href="#Page_p058">58</a>, <a href="#Page_p193">193</a>, <a href="#Page_p205">205</a>, <a href="#Page_p257">257</a>.</li>
-
-<li>Herophilos, <a href="#Page_p206">206</a>, <a href="#Page_p233">233</a>.</li>
-
-<li>Herons Automaten, <a href="#Page_p195">195</a>.</li>
-
-<li>Herons Ball, <a href="#Page_p193">193</a>.</li>
-
-<li>Herons Dampfkugel, <a href="#Page_p193">193</a>.</li>
-
-<li>Heronsche Formel, <a href="#Page_p203">203</a>.</li>
-
-<li>Hesiod, <a href="#Page_p068">68</a>, <a href="#Page_p096">96</a>.</li>
-
-<li>Hettiter, <a href="#Page_p016">16</a>.</li>
-
-<li>Hexenglauben, <a href="#Page_p364">364</a>.</li>
-
-<li>Hieroglyphenschrift, <a href="#Page_p003">3</a>.</li>
-
-<li>Hildegard von Bingen, <a href="#Page_p337">337</a>.</li>
-
-<li>Himmelsgebäude, <a href="#Page_p118">118</a>.</li>
-
-<li>Himmelsgloben, <a href="#Page_p120">120</a>, <a href="#Page_p306">306</a>.</li>
-
-<li>Hipparch, <a href="#Page_p037">37</a>, <a href="#Page_p122">122</a>, <a href="#Page_p248">248</a>, <a href="#Page_p251">251</a>.</li>
-
-<li>Hippias von Elis, <a href="#Page_p087">87</a>.</li>
-
-<li>Hippokrates von Chios, <a href="#Page_p083">83</a>, <a href="#Page_p084">84</a>, <a href="#Page_p089">89</a>.</li>
-
-<li>Hippokrates aus Kos, <a href="#Page_p102">102</a>.</li>
-
-<li>Hochöfen, <a href="#Page_p234">234</a>.</li>
-
-<li>Höllenstein, <a href="#Page_p324">324</a>.</li>
-
-<li>Homer, <a href="#Page_p096">96</a>.</li>
-
-<li>Horaz, <a href="#Page_p239">239</a>.</li>
-
-<li>Humanismus, <a href="#Page_p372">372</a>, <a href="#Page_p374">374</a>.</li>
-
-<li>Humboldt, <a href="#Page_p232">232</a>.</li>
-
-<li>Hutten, <a href="#Page_p378">378</a>.</li>
-
-<li>Hüttenwesen, <a href="#Page_p437">437</a>.</li>
-
-<li>Hygrometer, <a href="#Page_p386">386</a>.</li>
-
-<li>Hyperbel, <a href="#Page_p086">86</a>, <a href="#Page_p087">87</a>.</li>
-
-</ul>
-
-<p class="header">J.</p>
-<ul>
-<li>Jahr, <a href="#Page_p088">88</a>.</li>
-
-<li>Jatrochemie, <a href="#Page_p433">433</a>, <a href="#Page_p434">434</a>.</li>
-
-<li>Ibn al Haitam, <a href="#Page_p314">314</a>.</li>
-
-<li>Ibn Alawwâm, <a href="#Page_p329">329</a>.</li>
-
-<li>Ibn Batuta, <a href="#Page_p329">329</a>.</li>
-
-<li>Ibn Junis, <a href="#Page_p306">306</a>.</li>
-
-<li>Ibn Musa, <a href="#Page_p311">311</a>.</li>
-
-<li>Ibn Roschd, <a href="#Page_p329">329</a>.</li>
-
-<li>Ibn Sina, <a href="#Page_p298">298</a>, <a href="#Page_p312">312</a>, <a href="#Page_p328">328</a>, <a href="#Page_p330">330</a>.</li>
-
-<li>Indien, <a href="#Page_p051">51</a>.</li>
-
-<li>Indigo, <a href="#Page_p245">245</a>.</li>
-
-<li>Ingenieur, <a href="#Page_p217">217</a>, <a href="#Page_p218">218</a>.</li>
-
-<li>Ingenieurmechanik, <a href="#Page_p013">13</a>, <a href="#Page_p215">215</a>.</li>
-
-<li>Inhaltsbestimmungen, <a href="#Page_p011">11</a>.</li>
-
-<li>Inklination, <a href="#Page_p424">424</a>.</li>
-
-<li>Insekten, <a href="#Page_p230">230</a>.</li>
-
-<li>Instrumente, chirurgische, <a href="#Page_p236">236</a>.</li>
-
-<li>Johannes von Sevilla, <a href="#Page_p339">339</a>.</li>
-
-<li>Jordanus Nemorarius, <a href="#Page_p430">430</a>.</li>
-
-<li>Irrationalität, <a href="#Page_p083">83</a>.</li>
-
-<li>Isidor von Sevilla, <a href="#Page_p294">294</a>.</li>
-
-<li>Islamitische Kultur, <a href="#Page_p338">338</a>.</li>
-
-<li>Jupiter, <a href="#Page_p034">34</a>.</li>
-
-</ul>
-
-<p class="header">K.</p>
-<ul>
-<li>Kaiserzeit, <a href="#Page_p219">219</a>.</li>
-
-<li>Kalender, <a href="#Page_p088">88</a>, <a href="#Page_p089">89</a>, <a href="#Page_p213">213</a>, <a href="#Page_p357">357</a>.</li>
-
-<li>Kanäle, <a href="#Page_p013">13</a>.</li>
-
-<li>Karl der Große, <a href="#Page_p335">335</a>.</li>
-
-<li>Karten, <a href="#Page_p380">380</a>.</li>
-
-<li>Kartographie, <a href="#Page_p259">259</a>, <a href="#Page_p381">381</a>, <a href="#Page_p417">417</a>, <a href="#Page_p419">419</a>.</li>
-
-<li>Katakaustik, <a href="#Page_p358">358</a>.</li>
-
-<li>Kegelschnitte, <a href="#Page_p086">86</a>.</li>
-
-<li>Keilschriftfunde, <a href="#Page_p016">16</a>, <a href="#Page_p017">17</a>, <a href="#Page_p025">25</a>.</li>
-
-<li>Kepler, <a href="#Page_p092">92</a>, <a href="#Page_p411">411</a>.</li>
-
-<li>Kirchenväter, <a href="#Page_p286">286</a>.</li>
-
-<li>Kircher, <a href="#Page_p427">427</a>-<a href="#Page_p429">429</a>.</li>
-
-<li>Knochenbrüche, <a href="#Page_p048">48</a>.</li>
-
-<li>Königswasser, <a href="#Page_p321">321</a>.</li>
-
-<li>Kombinationslehre, <a href="#Page_p057">57</a>.</li>
-
-<li>Kometen, <a href="#Page_p061">61</a>, <a href="#Page_p121">121</a>, <a href="#Page_p243">243</a>, <a href="#Page_p367">367</a>.</li>
-
-<li>Kompaß, <a href="#Page_p061">61</a>.</li>
-
-<li>Konformität, <a href="#Page_p419">419</a>.</li>
-
-<li>Konjunktionen, <a href="#Page_p034">34</a>, <a href="#Page_p361">361</a>.</li>
-
-<li>Koppernikus, <a href="#Page_p403">403</a>-<a href="#Page_p414">414</a>.</li>
-
-<li>Krankheiten, <a href="#Page_p101">101</a>.</li>
-
-<li>Kräuterbücher, <a href="#Page_p453">453</a>, <a href="#Page_p454">454</a>.</li>
-
-<li>Kreis, <a href="#Page_p005">5</a>, <a href="#Page_p007">7</a>.</li>
-
-<li>Kreta, <a href="#Page_p063">63</a>.</li>
-
-<li>Ktesibios, <a href="#Page_p257">257</a>.</li>
-
-<li>Kugel, <a href="#Page_p087">87</a>.</li>
-
-<li>Kulturpflanzen, <a href="#Page_p049">49</a>.</li>
-
-<li>Kupfer, <a href="#Page_p014">14</a>, <a href="#Page_p042">42</a>, <a href="#Page_p043">43</a>.</li>
-
-</ul>
-
-<p class="header">L.</p>
-<ul>
-<li>Lactantius, <a href="#Page_p287">287</a>, <a href="#Page_p288">288</a>.</li>
-
-<li>Länderkunde, <a href="#Page_p261">261</a>.</li>
-
-<li>Landwirtschaft, <a href="#Page_p238">238</a>.</li>
-
-<li>Längenbestimmungen, <a href="#Page_p395">395</a>.</li>
-
-<li>Längenproblem, <a href="#Page_p424">424</a>.</li>
-
-<li>Laterna magica, <a href="#Page_p429">429</a>.</li>
-
-<li>Leidener Papyros, <a href="#Page_p279">279</a>.</li>
-
-<li>Leonardo von Pisa, <a href="#Page_p339">339</a>.</li>
-
-<li>Leukipp, <a href="#Page_p071">71</a>, <a href="#Page_p073">73</a>.</li>
-
-<li>Levi ben Gerson, <a href="#Page_p396">396</a>.</li>
-
-<li><span lang="la" xml:lang="la">Liber abaci</span>, <a href="#Page_p340">340</a>.</li>
-
-<li>Licht, <a href="#Page_p318">318</a>.</li>
-
-<li>Lionardo da Vinci, <a href="#Page_p382">382</a>-<a href="#Page_p392">392</a>, <a href="#Page_p400">400</a>.</li>
-
-<li>Literatur, babylonisch-assyrische, <a href="#Page_p018">18</a>.</li>
-
-<li>Literatur, indische, <a href="#Page_p052">52</a>.</li>
-
-<li>Luca Ghini, <a href="#Page_p458">458</a>.</li>
-
-<li>Lucretius Carus, <a href="#Page_p074">74</a>, <a href="#Page_p100">100</a>, <a href="#Page_p240">240</a>, <a href="#Page_p242">242</a>, <a href="#Page_p268">268</a>.</li>
-
-<li>Luft, <a href="#Page_p194">194</a>.</li>
-
-<li>Lunulae Hippokratis, <a href="#Page_p083">83</a>.</li>
-
-<li>Luther, <a href="#Page_p414">414</a>.</li>
-
-</ul>
-
-<p class="header">M.</p>
-<ul>
-<li>Magie, <a href="#Page_p422">422</a>.</li>
-
-<li>Magnet, <a href="#Page_p268">268</a>, <a href="#Page_p429">429</a>, <a href="#Page_p430">430</a>.</li>
-
-<li>Mago, <a href="#Page_p238">238</a>.</li>
-
-<li>Marco Polo, <a href="#Page_p329">329</a>, <a href="#Page_p341">341</a>.</li>
-
-<li>Marcus Graecus, <a href="#Page_p310">310</a>.</li>
-
-<li>Marinus, <a href="#Page_p259">259</a>, <a href="#Page_p262">262</a>, <a href="#Page_p263">263</a>.</li>
-
-<li>Martianus Capella, <a href="#Page_p294">294</a>, <a href="#Page_p333">333</a>, <a href="#Page_p407">407</a>, <a href="#Page_p408">408</a>.</li>
-
-<li>Maschinen, <a href="#Page_p385">385</a>.</li>
-
-<li>Maße, <a href="#Page_p038">38</a>.</li>
-
-<li>Mathematik, Anfänge, <a href="#Page_p007">7</a>.</li>
-
-<li>&ndash;, griechische, <a href="#Page_p078">78</a>.</li>
-
-<li>Maurolykus, <a href="#Page_p420">420</a>, <a href="#Page_p421">421</a>.</li>
-
-<li>Mechanik, <a href="#Page_p111">111</a>, <a href="#Page_p218">218</a>, <a href="#Page_p385">385</a>.</li>
-
-<li>Mediceer, <a href="#Page_p375">375</a>.</li>
-
-<li>Megenberg, <a href="#Page_p232">232</a>, <a href="#Page_p365">365</a>, <a href="#Page_p368">368</a>, <a href="#Page_p369">369</a>, <a href="#Page_p401">401</a>.</li>
-
-<li>Melanchthon, <a href="#Page_p414">414</a>.</li>
-
-<li>Menächmos, <a href="#Page_p087">87</a>.</li>
-
-<li>Menelaos, <a href="#Page_p252">252</a>.</li>
-
-<li>Mensch, <a href="#Page_p226">226</a>.</li>
-
-<li>Mercator, <a href="#Page_p397">397</a>, <a href="#Page_p417">417</a>, <a href="#Page_p418">418</a>, <a href="#Page_p419">419</a>.</li>
-
-<li>Meßapparat, <a href="#Page_p212">212</a>.</li>
-
-<li>Metallurgie, Anfänge, <a href="#Page_p040">40</a>.</li>
-
-<li>Metallveredelung, <a href="#Page_p278">278</a>.</li>
-
-<li>Meteoriten, <a href="#Page_p077">77</a>.</li>
-
-<li>Metrologie, <a href="#Page_p038">38</a>.</li>
-
-<li>Milchstraße, <a href="#Page_p358">358</a>.</li>
-
-<li>Mine, <a href="#Page_p038">38</a>.</li>
-
-<li>Mineralien, <a href="#Page_p327">327</a>, <a href="#Page_p369">369</a>, <a href="#Page_p442">442</a>.</li>
-
-<li>Mineralogie, Neubegründung, <a href="#Page_p438">438</a>.</li>
-
-<li>Mönchstum, <a href="#Page_p291">291</a>.</li>
-
-<li>Mond, <a href="#Page_p037">37</a>, <a href="#Page_p088">88</a>, <a href="#Page_p090">90</a>.</li>
-
-<li>Mondbewegung, <a href="#Page_p031">31</a>, <a href="#Page_p035">35</a>.</li>
-
-<li>Monddistanzen, <a href="#Page_p404">404</a>.</li>
-
-<li>Mondfinsternis, <a href="#Page_p033">33</a>.</li>
-
-<li>Morgenstern, <a href="#Page_p025">25</a>.</li>
-
-<li>Musik, <a href="#Page_p293">293</a>.</li>
-
-<li>Münster, <a href="#Page_p417">417</a>.</li>
-
-</ul>
-
-<p class="header">N.</p>
-<ul>
-<li>Naturalienkabinett, <a href="#Page_p458">458</a>.</li>
-
-<li>Naturerklärung, <a href="#Page_p071">71</a>.</li>
-
-<li>&ndash; philosophie, <a href="#Page_p069">69</a>.</li>
-
-<li>Nestorianer, <a href="#Page_p299">299</a>, <a href="#Page_p300">300</a>.</li>
-
-<li>Nicetas, <a href="#Page_p407">407</a>.</li>
-
-<li>Nicolaus von Cusa, <a href="#Page_p379">379</a>, <a href="#Page_p382">382</a>.</li>
-
-<li>Nikolaus V., <a href="#Page_p374">374</a>.</li>
-
-<li>Nippurtafeln, <a href="#Page_p017">17</a>.</li>
-
-<li>Nonius, <a href="#Page_p400">400</a>.</li>
-
-<li>Norman, <a href="#Page_p424">424</a>.</li>
-
-<li>Null, <a href="#Page_p056">56</a>.</li>
-
-<li>Nullmeridian, <a href="#Page_p258">258</a>.</li>
-
-</ul>
-
-<p class="header">O.</p>
-<ul>
-<li>Obelisk, <a href="#Page_p014">14</a>.</li>
-
-<li>Observatorium, <a href="#Page_p005">5</a>.</li>
-
-<li>Oenopides, <a href="#Page_p089">89</a>.</li>
-
-<li>Olympiodor, <a href="#Page_p277">277</a>.</li>
-
-<li>Optik, <a href="#Page_p341">341</a>.</li>
-
-<li><span lang="la" xml:lang="la">Opus majus</span>, <a href="#Page_p357">357</a>.</li>
-
-<li>Osiander, <a href="#Page_p406">406</a>.</li>
-
-</ul>
-
-<p class="header">P.</p>
-<ul>
-<li>Paläontologie, Anfänge, <a href="#Page_p443">443</a>.</li>
-
-<li>Palissy, <a href="#Page_p438">438</a>, <a href="#Page_p444">444</a>, <a href="#Page_p445">445</a>.</li>
-
-<li>Pappos, <a href="#Page_p198">198</a>, <a href="#Page_p264">264</a>.</li>
-
-<li>Papyrus Ebers, <a href="#Page_p048">48</a>.</li>
-
-<li>&ndash; Rhind, <a href="#Page_p007">7</a>.</li>
-
-<li>Parabel, <a href="#Page_p086">86</a>, <a href="#Page_p087">87</a>.</li>
-
-<li>Paracelsus, <a href="#Page_p042">42</a>, <a href="#Page_p434">434</a>-<a href="#Page_p436">436</a>.</li>
-
-<li>Parallaktisches Lineal, <a href="#Page_p255">255</a>.</li>
-
-<li>Parallelogrammgesetz, <a href="#Page_p114">114</a>.</li>
-
-<li>Paré, <a href="#Page_p466">466</a>.</li>
-
-<li>Peregrinus, <a href="#Page_p353">353</a>.</li>
-
-<li>Perpetuum mobile, <a href="#Page_p386">386</a>.</li>
-
-<li>Perspektive, <a href="#Page_p389">389</a>.</li>
-
-<li>Petrarka, <a href="#Page_p372">372</a>, <a href="#Page_p373">373</a>.</li>
-
-<li>Peurbach, <a href="#Page_p393">393</a>.</li>
-
-<li>Peutingers Karte, <a href="#Page_p214">214</a>.</li>
-
-<li>Pflanzenabbildungen, <a href="#Page_p451">451</a>.</li>
-
-<li>&ndash; beschreibungen, <a href="#Page_p351">351</a>, <a href="#Page_p453">453</a>.</li>
-
-<li>&ndash; kenntnis, <a href="#Page_p047">47</a>, <a href="#Page_p059">59</a>, <a href="#Page_p097">97</a>.</li>
-
-<li>Pflanzen, Anordnung, <a href="#Page_p455">455</a>.</li>
-
-<li>&ndash;, Beseelung, <a href="#Page_p070">70</a>.</li>
-
-<li>&ndash;, Nahrung, <a href="#Page_p382">382</a>.</li>
-
-<li>&ndash;, Schlaf, <a href="#Page_p350">350</a>.</li>
-
-<li>&ndash;, Sexualität, <a href="#Page_p350">350</a>.</li>
-
-<li>Philolaos, <a href="#Page_p092">92</a>, <a href="#Page_p093">93</a>, <a href="#Page_p094">94</a>.</li>
-
-<li>Philon, <a href="#Page_p197">197</a>.</li>
-
-<li>Philons Saugkerze, <a href="#Page_p197">197</a>.</li>
-
-<li>Phönizier, <a href="#Page_p063">63</a>.</li>
-
-<li>Phosphoreszenz, <a href="#Page_p428">428</a>.</li>
-
-<li>Physiologie, <a href="#Page_p388">388</a>.</li>
-
-<li>Physiologus, <a href="#Page_p347">347</a>.</li>
-
-<li>Pico von Mirandola, <a href="#Page_p363">363</a>.</li>
-
-<li>Pierre d'Ailly, <a href="#Page_p362">362</a>.</li>
-
-<li>Pius II., <a href="#Page_p375">375</a>.</li>
-
-<li>Planeten, <a href="#Page_p032">32</a>, <a href="#Page_p034">34</a>, <a href="#Page_p066">66</a>, <a href="#Page_p090">90</a>, <a href="#Page_p091">91</a>, <a href="#Page_p114">114</a>, <a href="#Page_p247">247</a>, <a href="#Page_p248">248</a>, <a href="#Page_p251">251</a>.</li>
-
-<li>Platon, <a href="#Page_p078">78</a>, <a href="#Page_p085">85</a>, <a href="#Page_p092">92</a>, <a href="#Page_p095">95</a>, <a href="#Page_p096">96</a>, <a href="#Page_p102">102</a>, <a href="#Page_p118">118</a>, <a href="#Page_p119">119</a>, <a href="#Page_p248">248</a>, <a href="#Page_p268">268</a>.</li>
-
-<li>Plattkarte, <a href="#Page_p268">268</a>.</li>
-
-<li>Plinius, <a href="#Page_p206">206</a>, <a href="#Page_p210">210</a>, <a href="#Page_p218">218</a>, <a href="#Page_p220">220</a>-<a href="#Page_p232">232</a>, <a href="#Page_p239">239</a>, <a href="#Page_p244">244</a>, <a href="#Page_p245">245</a>, <a href="#Page_p268">268</a>, <a href="#Page_p270">270</a>.</li>
-
-<li>Plinius der Jüngere, <a href="#Page_p221">221</a>.</li>
-
-<li>Plutarch, <a href="#Page_p407">407</a>.</li>
-
-<li>Pneuma, <a href="#Page_p207">207</a>.</li>
-
-<li>Polyeder, reguläre, <a href="#Page_p082">82</a>.</li>
-
-<li>Pompeji, <a href="#Page_p240">240</a>, <a href="#Page_p243">243</a>.</li>
-
-<li>Pomponios Mela, <a href="#Page_p220">220</a>, <a href="#Page_p226">226</a>.</li>
-
-<li>Positionssystem, <a href="#Page_p056">56</a>.</li>
-
-<li>Präzession der Nachtgleichen, <a href="#Page_p122">122</a>, <a href="#Page_p252">252</a>, <a href="#Page_p415">415</a>.</li>
-
-<li>Projektionsart, <a href="#Page_p262">262</a>.</li>
-
-<li>Proklos, <a href="#Page_p081">81</a>.</li>
-
-<li>Prokop, <a href="#Page_p289">289</a>.</li>
-
-<li>Proportionen, <a href="#Page_p082">82</a>.</li>
-
-<li>Pseudo-Demokritos, <a href="#Page_p281">281</a>, <a href="#Page_p278">278</a>.</li>
-
-<li>&ndash; -Gebersche Schriften, <a href="#Page_p323">323</a>.</li>
-
-<li>Ptolemäos, <a href="#Page_p035">35</a>, <a href="#Page_p246">246</a>-<a href="#Page_p266">266</a>.</li>
-
-<li>Pyramiden, <a href="#Page_p004">4</a>, <a href="#Page_p012">12</a>, <a href="#Page_p087">87</a>.</li>
-
-<li>Pythagoras, <a href="#Page_p079">79</a>-<a href="#Page_p082">82</a>, <a href="#Page_p101">101</a>.</li>
-
-<li>Pythagoreer, <a href="#Page_p080">80</a>, <a href="#Page_p091">91</a>.</li>
-
-<li>Pythagoreischer Lehrsatz, <a href="#Page_p009">9</a>, <a href="#Page_p053">53</a>.</li>
-
-</ul>
-
-<p class="header">Q.</p>
-<ul>
-<li>Qazwini, <a href="#Page_p327">327</a>.</li>
-
-<li>Quadratrix, <a href="#Page_p087">87</a>.</li>
-
-<li><span lang="la" xml:lang="la">Quadratum geometricum</span>, <a href="#Page_p393">393</a>.</li>
-
-<li>Quadratur des Kreises, <a href="#Page_p054">54</a>, <a href="#Page_p084">84</a>.</li>
-
-<li>Quadrivium, <a href="#Page_p332">332</a>.</li>
-
-<li>Quecksilber, <a href="#Page_p272">272</a>.</li>
-
-<li>Quecksilberoxyd, <a href="#Page_p324">324</a>, <a href="#Page_p327">327</a>.</li>
-
-<li>Quellen, <a href="#Page_p242">242</a>.</li>
-</ul>
-
-
-<p class="header">R.</p>
-<ul>
-<li>Radkarte der Erde, <a href="#Page_p067">67</a>.</li>
-
-<li>Raymundus Lullus, <a href="#Page_p363">363</a>.</li>
-
-<li>Rechenkunst, <a href="#Page_p020">20</a>, <a href="#Page_p056">56</a>.</li>
-
-<li>Reformation, <a href="#Page_p355">355</a>, <a href="#Page_p377">377</a>.</li>
-
-<li>Refraktion, atmosphärische, <a href="#Page_p266">266</a>, <a href="#Page_p318">318</a>.</li>
-
-<li>Regenbogen, <a href="#Page_p359">359</a>, <a href="#Page_p428">428</a>.</li>
-
-<li>Regiomontanus, <a href="#Page_p394">394</a>, <a href="#Page_p395">395</a>, <a href="#Page_p399">399</a>.</li>
-
-<li>Reguläre Körper, <a href="#Page_p081">81</a>.</li>
-
-<li>Reihen, <a href="#Page_p009">9</a>, <a href="#Page_p056">56</a>.</li>
-
-<li>Renaissance, <a href="#Page_p334">334</a>, <a href="#Page_p371">371</a>.</li>
-
-<li>Rennarbeit, <a href="#Page_p334">334</a>.</li>
-
-<li>Rhabanus Maurus, <a href="#Page_p289">289</a>, <a href="#Page_p336">336</a>.</li>
-
-<li>Rhases, <a href="#Page_p323">323</a>.</li>
-
-<li>Römer, <a href="#Page_p208">208</a>.</li>
-
-<li>Rudolf II., <a href="#Page_p433">433</a>.</li>
-
-</ul>
-
-<p class="header">S.</p>
-<ul>
-<li>Salpeter, <a href="#Page_p300">300</a>.</li>
-
-<li>&ndash; säure, <a href="#Page_p321">321</a>, <a href="#Page_p323">323</a>.</li>
-
-<li>Salzgewinnung, <a href="#Page_p334">334</a>.</li>
-
-<li>Saros, <a href="#Page_p037">37</a>, <a href="#Page_p065">65</a>.</li>
-
-<li>Sehen, <a href="#Page_p116">116</a>, <a href="#Page_p315">315</a>, <a href="#Page_p389">389</a>, <a href="#Page_p390">390</a>.</li>
-
-<li>Sehstrahlen, <a href="#Page_p267">267</a>.</li>
-
-<li>Seife, <a href="#Page_p245">245</a>.</li>
-
-<li>Seilspannen, <a href="#Page_p054">54</a>.</li>
-
-<li>Seneca, <a href="#Page_p242">242</a>, <a href="#Page_p243">243</a>, <a href="#Page_p261">261</a>.</li>
-
-<li>Sexagesimalsystem, <a href="#Page_p018">18</a>.</li>
-
-<li>Sinus, <a href="#Page_p059">59</a>.</li>
-
-<li>Sirius, <a href="#Page_p022">22</a>.</li>
-
-<li>Snellius, <a href="#Page_p268">268</a>.</li>
-
-<li>Sonnenbewegung, <a href="#Page_p247">247</a>.</li>
-
-<li>&ndash; bildchen, <a href="#Page_p421">421</a>.</li>
-
-<li>&ndash; jahr, <a href="#Page_p022">22</a>.</li>
-
-<li>&ndash; uhren, <a href="#Page_p062">62</a>, <a href="#Page_p215">215</a>, <a href="#Page_p333">333</a>.</li>
-
-<li>Sosigenes, <a href="#Page_p213">213</a>.</li>
-
-<li>Spektrum, <a href="#Page_p242">242</a>.</li>
-
-<li>Spezifische Gewichte, <a href="#Page_p318">318</a>.</li>
-
-<li>Sphären, homozentrische, <a href="#Page_p118">118</a>.</li>
-
-<li>Sphärenmusik, <a href="#Page_p121">121</a>.</li>
-
-<li>Spiegel, parabolische, <a href="#Page_p357">357</a>.</li>
-
-<li>Spielart, <a href="#Page_p456">456</a>.</li>
-
-<li>Sumerer, <a href="#Page_p015">15</a>.</li>
-
-<li>Summierungsformel, <a href="#Page_p010">10</a>.</li>
-
-<li>Susruta, <a href="#Page_p059">59</a>, <a href="#Page_p064">64</a>, <a href="#Page_p115">115</a>.</li>
-
-</ul>
-
-<p class="header">Sch.</p>
-<ul>
-<li>Schall, <a href="#Page_p243">243</a>.</li>
-
-<li>Schaltjahr, <a href="#Page_p029">29</a>.</li>
-
-<li>Schattenmessung, <a href="#Page_p067">67</a>.</li>
-
-<li>Schießpulver, <a href="#Page_p059">59</a>, <a href="#Page_p310">310</a>, <a href="#Page_p361">361</a>.</li>
-
-<li>Schnellwagen, <a href="#Page_p217">217</a>.</li>
-
-<li>Schott, <a href="#Page_p427">427</a>.</li>
-
-<li>Schwenter, <a href="#Page_p424">424</a>, <a href="#Page_p427">427</a>.</li>
-</ul>
-
-<p class="header">St.</p>
-<ul>
-<li>Städtewesen, <a href="#Page_p342">342</a>.</li>
-
-<li>Stein der Weisen, <a href="#Page_p275">275</a>, <a href="#Page_p326">326</a>, <a href="#Page_p431">431</a>.</li>
-
-<li>Sterne, Zahl, <a href="#Page_p229">229</a>.</li>
-
-<li>Sternwarte, <a href="#Page_p399">399</a>.</li>
-
-<li>Stereometrie, <a href="#Page_p087">87</a>.</li>
-
-<li>Stockholmer Papyrus, <a href="#Page_p279">279</a>, <a href="#Page_p320">320</a>.</li>
-
-<li>Strabon, <a href="#Page_p206">206</a>, <a href="#Page_p259">259</a>, <a href="#Page_p260">260</a>.</li>
-</ul>
-
-<p class="header">T.</p>
-<ul>
-<li>Tacitus, <a href="#Page_p221">221</a>.</li>
-
-<li>Tafeln von Senkereh, <a href="#Page_p019">19</a>.</li>
-
-<li>Tartaglia, <a href="#Page_p431">431</a>.</li>
-
-<li>Telegraphen, <a href="#Page_p430">430</a>.</li>
-
-<li>Tell el Amarna-Tafeln, <a href="#Page_p016">16</a>.</li>
-
-<li>Thales, <a href="#Page_p064">64</a>, <a href="#Page_p065">65</a>, <a href="#Page_p067">67</a>, <a href="#Page_p079">79</a>.</li>
-
-<li>Theophrast, <a href="#Page_p097">97</a>, <a href="#Page_p107">107</a>, <a href="#Page_p230">230</a>.</li>
-
-<li>Thermoskop, <a href="#Page_p197">197</a>.</li>
-
-<li>Thomas von Cantimpré, <a href="#Page_p348">348</a>, <a href="#Page_p365">365</a>.</li>
-
-<li>Tiefenmesser, <a href="#Page_p382">382</a>.</li>
-
-<li>Tiere, Anordnung, <a href="#Page_p461">461</a>.</li>
-
-<li>&ndash;, Naturgeschichte, <a href="#Page_p459">459</a>, <a href="#Page_p460">460</a>.</li>
-
-<li>Tierfabeln, <a href="#Page_p328">328</a>, <a href="#Page_p347">347</a>.</li>
-
-<li>Tierformen, <a href="#Page_p328">328</a>.</li>
-
-<li>&ndash; kreis von Dendera, <a href="#Page_p027">27</a>.</li>
-
-<li>&ndash; kreisbilder, <a href="#Page_p025">25</a>, <a href="#Page_p036">36</a>.</li>
-
-<li>&ndash; system, koisches, <a href="#Page_p103">103</a>.</li>
-
-<li>&ndash; zeichnungen, <a href="#Page_p452">452</a>.</li>
-
-<li>Timäos, <a href="#Page_p095">95</a>, <a href="#Page_p102">102</a>.</li>
-
-<li>Töpferei, <a href="#Page_p044">44</a>.</li>
-
-<li>Toscanelli, <a href="#Page_p380">380</a>, <a href="#Page_p448">448</a>.</li>
-
-<li>Tragbalken, <a href="#Page_p113">113</a>.</li>
-
-<li>Transmutation, <a href="#Page_p275">275</a>.</li>
-
-<li>Treibhäuser, <a href="#Page_p244">244</a>.</li>
-
-<li>Trigonometrie, <a href="#Page_p004">4</a>, <a href="#Page_p037">37</a>, <a href="#Page_p058">58</a>, <a href="#Page_p253">253</a>, <a href="#Page_p305">305</a>, <a href="#Page_p395">395</a>.</li>
-
-<li>Trivium, <a href="#Page_p332">332</a>.</li>
-
-<li>Tunnelaufgabe, <a href="#Page_p204">204</a>.</li>
-
-<li>&ndash; bauten, <a href="#Page_p203">203</a>.</li>
-
-<li>Tycho, <a href="#Page_p095">95</a>, <a href="#Page_p122">122</a>.</li>
-
-<li>Tyrische Weltkarte, <a href="#Page_p262">262</a>.</li>
-
-</ul>
-
-<p class="header">U.</p>
-<ul>
-<li>Universitäten, <a href="#Page_p344">344</a>, <a href="#Page_p376">376</a>.</li>
-
-<li>Universum, unendliches, <a href="#Page_p416">416</a>.</li>
-
-<li>Untergang, heliakischer, <a href="#Page_p022">22</a>.</li>
-
-</ul>
-
-<p class="header">V.</p>
-<ul>
-<li>Variation, <a href="#Page_p250">250</a>.</li>
-
-<li>Varro, <a href="#Page_p222">222</a>, <a href="#Page_p223">223</a>, <a href="#Page_p292">292</a>.</li>
-
-<li>Vasari, <a href="#Page_p371">371</a>.</li>
-
-<li>Vasco da Gama, <a href="#Page_p447">447</a>.</li>
-
-<li>Vedas, <a href="#Page_p053">53</a>.</li>
-
-<li>Venus, <a href="#Page_p025">25</a>, <a href="#Page_p035">35</a>.</li>
-
-<li>Verbrennung, <a href="#Page_p387">387</a>.</li>
-
-<li>Vermessung des römischen Reiches, <a href="#Page_p213">213</a>.</li>
-
-<li>Vernier, <a href="#Page_p400">400</a>.</li>
-
-<li>Versteinerungen, <a href="#Page_p260">260</a>, <a href="#Page_p380">380</a>, <a href="#Page_p443">443</a>, <a href="#Page_p445">445</a>.</li>
-
-<li>Vesal, <a href="#Page_p366">366</a>, <a href="#Page_p463">463</a>.</li>
-
-<li>Vesuvausbruch, <a href="#Page_p221">221</a>.</li>
-
-<li>Virgil, <a href="#Page_p224">224</a>.</li>
-
-<li>Vitello, <a href="#Page_p341">341</a>.</li>
-
-<li>Vitruv, <a href="#Page_p095">95</a>, <a href="#Page_p215">215</a>, <a href="#Page_p216">216</a>, <a href="#Page_p244">244</a>, <a href="#Page_p261">261</a>.</li>
-
-<li>Vögel, <a href="#Page_p314">314</a>.</li>
-
-<li>Vulkane, <a href="#Page_p248">248</a>, <a href="#Page_p260">260</a>.</li>
-
-</ul>
-
-<p class="header">W.</p>
-<ul>
-<li>Wagen, <a href="#Page_p039">39</a>, <a href="#Page_p333">333</a>, <a href="#Page_p382">382</a>.</li>
-
-<li>Walfisch, <a href="#Page_p368">368</a>.</li>
-
-<li>Waltiere, <a href="#Page_p099">99</a>.</li>
-
-<li>Wasserbäder, <a href="#Page_p324">324</a>.</li>
-
-<li>&ndash; orgel, <a href="#Page_p196">196</a>.</li>
-
-<li>&ndash; uhren, <a href="#Page_p023">23</a>, <a href="#Page_p257">257</a>, <a href="#Page_p302">302</a>.</li>
-
-<li>Wegmesser, <a href="#Page_p199">199</a>.</li>
-
-<li>Weltanschauung, heliozentrische, <a href="#Page_p093">93</a>.</li>
-
-<li>&ndash; bild des Mittelalters, <a href="#Page_p367">367</a>.</li>
-
-<li>&ndash; entstehungslehre, <a href="#Page_p068">68</a>, <a href="#Page_p072">72</a>.</li>
-
-<li>&ndash; karte, <a href="#Page_p381">381</a>, <a href="#Page_p418">418</a>.</li>
-
-<li>&ndash; system, heliozentrisches, <a href="#Page_p402">402</a>, <a href="#Page_p409">409</a> bis <a href="#Page_p413">413</a>.</li>
-
-<li>Weyer, Jacob, <a href="#Page_p364">364</a>.</li>
-
-<li>Wiederkehr, stete, <a href="#Page_p121">121</a>.</li>
-
-<li>Windmesser, <a href="#Page_p387">387</a>.</li>
-
-<li>Winkelmeßinstrumente, <a href="#Page_p255">255</a>.</li>
-
-<li>Wirbelbewegung, <a href="#Page_p077">77</a>.</li>
-
-<li>Wissenschaften, ihr Verfall, <a href="#Page_p285">285</a>.</li>
-
-<li>Wohnungshygiene, <a href="#Page_p047">47</a>.</li>
-
-<li>Wotton, <a href="#Page_p461">461</a>.</li>
-
-<li>Wurfbewegung, <a href="#Page_p425">425</a>, <a href="#Page_p430">430</a>.</li>
-
-<li>Würfelverdoppelung, <a href="#Page_p085">85</a>.</li>
-
-<li>Wurzeln, <a href="#Page_p057">57</a>.</li>
-
-</ul>
-
-<p class="header">Z.</p>
-<ul>
-<li>Zahlenmystik, <a href="#Page_p080">80</a>.</li>
-
-<li>Zahnkaries, <a href="#Page_p046">46</a>.</li>
-
-<li>Zahnradübertragung, <a href="#Page_p199">199</a>.</li>
-
-<li>Zeitmessung, <a href="#Page_p023">23</a>.</li>
-
-<li>Zellentheorie, <a href="#Page_p224">224</a>.</li>
-
-<li>Zentralfeuer, <a href="#Page_p093">93</a>.</li>
-
-<li>Ziffernsystem, indisches, <a href="#Page_p305">305</a>.</li>
-
-<li>Zink, <a href="#Page_p042">42</a>, <a href="#Page_p271">271</a>.</li>
-
-<li>Zinn, <a href="#Page_p042">42</a>, <a href="#Page_p271">271</a>.</li>
-
-<li>Zitterrochen, <a href="#Page_p270">270</a>.</li>
-
-<li>Zoologie, Anfänge, <a href="#Page_p099">99</a>, <a href="#Page_p458">458</a>.</li>
-
-<li>Zosimos, <a href="#Page_p274">274</a>, <a href="#Page_p276">276</a>, <a href="#Page_p277">277</a>.</li>
-
-<li>Zucker, <a href="#Page_p322">322</a>.</li>
-
-<li>Zweckbegriff, <a href="#Page_p073">73</a>, <a href="#Page_p074">74</a>.</li>
-</ul>
-
-
-
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p478" id="Page_p478">[Pg p478]</a></span></p>
-
-
-
-
-<h2>Ergänzungen, Zusätze und Berichtigungen<a name="FNanchor_1015" id="FNanchor_1015" href="#Footnote_1015" class="fnanchor">1015</a>.</h2>
-
-<p>(Aufgenommen, soweit der Raum es erlaubte.)</p>
-
-
-<p>Zu S. <a href="#Page_p002">2</a>: In Anmerkung 2 muß es heißen »Siehe auch <span class="gesperrt">A. Wiedemann</span>
-(Wi)«.</p>
-
-<p>Zu S. <a href="#Page_p011">11</a>: Bezügl. der Dreiecksberechnung ist die Hypothese zu beachten,
-die <span class="gesperrt">M. Simon</span> in seiner Geschichte der Mathematik im Altertum 1909 auf
-S. 46 gibt. Danach würde es sich nicht um gleichschenklige, sondern um
-rechtwinklige Dreiecke handeln (Wü).</p>
-
-<p>Zu S. <a href="#Page_p014">14</a>: Über die ältere Geschichte der Metalle findet sich eine sehr
-ausführliche Darstellung in dem Anhang zur »Alchemie« von <span class="gesperrt">Lippmanns</span>.
-Kupfer wurde danach in Ägypten schon in der Steinzeit zu Geräten verwandt
-(S. 539). Silber und Eisen lernte man erst später kennen (Li).</p>
-
-<p>Zu S. <a href="#Page_p015">15</a>: Die Herkunft der Sumerer ist nicht sicher festgestellt. Sie
-sind nicht semitischen Ursprungs und hatten schon vor 3000 eine hohe Kulturstufe
-erreicht, u. a. besaßen sie eine ausgebildete Schrift, die Keilschrift (Li).</p>
-
-<p>Zu S. <a href="#Page_p019">19</a>: vergleiche man <span class="gesperrt">E. Hoppe</span>, Mathematik und Astronomie im
-klassischen Altertum S. 17 u. f. (Wü).</p>
-
-<p>Zu S. <a href="#Page_p019">19</a>: Es verdiente schon hier erwähnt zu werden, daß die Araber
-neben dem Sexagesimalsystem auch das Dezimalsystem benutzt haben (Wi).</p>
-
-<p>Zu S. <a href="#Page_p031">31</a> (Dauer des synodischen Monats): Die genaue Übereinstimmung
-beruht darauf, daß eine sehr große Anzahl von Umläufen genommen wurde
-und nicht etwa darauf, daß die Beobachtungen bis auf Sekunden genau waren.
-Es wäre wohl angebracht, hierauf besonders hinzuweisen (Wi).</p>
-
-<p>Zu S. <a href="#Page_p038">38</a>, unten: Die Übereinstimmung ist sicher Zufall. Sie rührt daher,
-daß die menschliche Elle rund <sup>1</sup>/<sub>2</sub> m lang ist. Die Assyriologen haben aber
-stets die Neigung zum Geheimnisvollen gehabt (Wi).</p>
-
-<p>Zu S. <a href="#Page_p043">43</a> Anm. 3: Man vergleiche damit die von derjenigen <span class="gesperrt">Wilsers</span> zum
-Teil abweichende Ansicht, die <span class="gesperrt">E. von Lippmann</span> in seiner »Alchemie« über
-die ältere Geschichte des Kupfers entwickelt. Die Meinungen der Forscher
-gehen hier, zumal was das Auftauchen von Kupfer in Nord- und Mitteleuropa
-betrifft, noch stark auseinander.</p>
-
-<p>Zu S. <a href="#Page_p050">50</a>, Anm. 2: Nach <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span> hat sich die Destillation aus
-unvollkommenen Anfängen entwickelt, so daß sich bestimmte Angaben über
-ihren Ursprung nicht machen lassen. Die ältesten Abbildungen und Beschreibungen
-von Destillierapparaten finden sich in Schriften, die angeblich
-im 1. Jahrh. n. Chr. entstanden sind (»Alchemie«, S. 46&ndash;48).</p>
-
-<p>Zu S. <a href="#Page_p060">60</a> (Ayur-Veda): Die Entstehung der Veden fällt in die Zeit von
-1500 bis 500 v. Chr. Das Wort Veda bedeutet das Wissen.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p479" id="Page_p479">[Pg p479]</a></span></p>
-
-<p>Zu S. <a href="#Page_p067">67</a>: Über seine Methode der Schattenmessung für beliebige Winkel
-vergleiche man <span class="gesperrt">E. Hoppe</span>, Math. u. Astr. i. klass. Altertum (Wü). Danach
-hat <span class="gesperrt">Thales</span> (nach <span class="gesperrt">Plutarch</span>) seinen Stab bei irgendeiner Sonnenhöhe in
-den Endpunkt des Schattens gesteckt und gelehrt, daß die Schattenlänge des
-Stabes sich zur Schattenlänge der Pyramide verhalte wie die Länge des Stabes
-zur Höhe der Pyramide.</p>
-
-<p>Zu S. <a href="#Page_p080">80</a>, unten: Näheres über die fünf regelmäßigen Körper (platonische
-Körper) siehe bei <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span> (Alchemie, S. 127).</p>
-
-<p>Zu S. <a href="#Page_p090">90</a>: Die früheren Angaben über die Schiefe der Ekliptik sind nach
-<span class="gesperrt">v. Lippmanns</span> Mitteilung vermutlich babylonischer Herkunft. Ob tatsächlich
-chinesische Astronomen schon um 1100 v. Chr. den ziemlich richtigen Wert
-von 23° 52' für die Schiefe der Ekliptik kannten, bleibe dahingestellt (Li).</p>
-
-<p>Zu S. <a href="#Page_p113">113</a>: Über die Frage der Echtheit der »mechanischen Probleme«
-siehe die Anm. auf S. <a href="#Page_p128">128</a>.</p>
-
-<p>Auf S. <a href="#Page_p115">115</a> heißt es richtiger 2 : 1 statt 1 : 2.</p>
-
-<p>Zu S. <a href="#Page_p116">116</a>: Das Wort Rückschritt ist hier nicht zeitlich zu nehmen, da
-<span class="gesperrt">Leukipp</span> und <span class="gesperrt">Demokrit</span> ihre Vorstellungen vor <span class="gesperrt">Aristoteles</span> entwickelten.</p>
-
-<p>Zu S. <a href="#Page_p123">123</a>: Das Nordlicht ist auch in unseren Zeiten, wenn auch sehr
-selten im südlichen Europa beobachtet worden.</p>
-
-<p>Zu S. <a href="#Page_p128">128</a>, Anm. 2: Mit Recht warnt auch <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span> davor, solchen
-Vorahnungen und Andeutungen einen zu hohen Wert beizumessen. »Ich
-stehe«, bemerkt er, »ihnen sehr skeptisch gegenüber, denn man kann im Altertum
-alles finden, positiv und negativ«.</p>
-
-<p>Zu S. <a href="#Page_p156">156</a>: Bezüglich des 14. und 15. Buches der »Elemente«, die nicht
-von <span class="gesperrt">Euklid</span> herrühren, findet man das Nähere in <span class="gesperrt">E. Hoppes</span> Mathematik
-und Astronomie im klassischen Altertum 1911, S. 314 u. f. (Wü).</p>
-
-<p>Zu S. <a href="#Page_p171">171</a> (<span class="gesperrt">Archimedi</span>sches Prinzip): Hierzu sind die Dissertationen
-von Th. <span class="gesperrt">Ibel</span>, Die Wage im Altertum und Mittelalter, Erlangen 1908 und
-von <span class="gesperrt">H. Bauerreiß</span> »Zur Geschichte des spezifischen Gewichtes im Altertum
-und Mittelalter«, Erlangen 1914 zu vergleichen (Wi).</p>
-
-<p>Zu S. <a href="#Page_p178">178</a>, Anm. 2: Nach <span class="gesperrt">Hoppe</span>, Math. u. Astr. i. klass. Altertum, S. 283,
-beläuft sich der Wert des griechischen Stadiums auf 185,136 m und derjenige
-des kleinen pharaonischen Stadiums auf 174,5 m. Siehe auch Decourdemanche,
-<span lang="fr" xml:lang="fr">Traité pr. d. poids et mesures</span>. 1909. p. 134 (Wü).</p>
-
-<p>Zu S. <a href="#Page_p183">183</a>, Anm. 1: Da der Hang zur Astrologie zu dem Bilde, das man
-sich im übrigen von <span class="gesperrt">Hipparch</span> als kühlem Forscher macht, wenig paßt, so
-hat man seine Beschäftigung mit astrologischen Dingen wohl angezweifelt.
-Sie kann aber heute für ihn wie auch für Ptolemäos als erwiesen betrachtet
-werden.</p>
-
-<p>Zu S. <a href="#Page_p189">189</a>: Ob <span class="gesperrt">Hipparch</span> die stereographische Projektion kannte, ist
-nach <span class="gesperrt">Hoppe</span>, Math. u. Astron. i. klass. Altertum nicht sicher (Wü). Siehe
-dort S. 325.</p>
-
-<p>Zu S. <a href="#Page_p200">200</a>: Schreibweise ist Theodolit. Die Herkunft des Wortes ist
-unbekannt.</p>
-
-<p>Zu S. <a href="#Page_p215">215</a>: Ausführliches über die Uhren findet sich bei <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span>
-und <span class="gesperrt">J. Würschmidt</span> (Wü).</p>
-
-<p>Zu S. <a href="#Page_p228">228</a>, Anm. 1: <span class="gesperrt">Günther</span> und mit ihm auch <span class="gesperrt">Würschmidt</span> und
-andere bevorzugen die Schreibweise Copernicus. Siehe indessen die Anm. 1
-auf S. <a href="#Page_p403">403</a>. Die erwünschte Einigung in solchen Dingen ist kaum herbei<span class="pagenum"><a name="Page_p480" id="Page_p480">[Pg p480]</a></span>zuführen,
-da in der gesamten Literatur die verschiedenen Schreibweisen nebeneinanderlaufen.</p>
-
-<p>Zu S. <a href="#Page_p251">251</a>, Anm. 1: Der <span class="gesperrt">Heiberg</span>sche Text ist dem von <span class="gesperrt">Halma</span> vorzuziehen
-(Wi).</p>
-
-<p>Zu S. <a href="#Page_p256">256</a>: Über die Geschichte des Astrolabs berichtet ausführlich
-<span class="gesperrt">Josef Frank</span> in den Sitzungsberichten der physikalisch-medizinischen Sozietät
-zu Erlangen (Bd. 50. 51. 1918/19). Die
-Abhandlung ist durch eine Anzahl Abbildungen
-erläutert.</p>
-
-<p>Das ursprünglich für die Aufnahme
-der Sterne bestimmte Instrument erhielt
-allmählich verschiedene Abänderungen,
-die alle als Astrolabien bezeichnet werden
-und sich in den älteren astronomischen
-Werken abgebildet finden.</p>
-
-<div class="figcenter">
-<img src="images/pg480_abb.jpg" width="255" height="300" alt="Einfachste Form eines
-Astrolabiums nach Peschel. (Gesch. d. Erdk. S. 386.)" />
-<div class="caption">Einfachste Form eines
-Astrolabiums nach <span class="gesperrt">Peschel</span>.<br />
-<span class="small">(Gesch. d. Erdk. S. 386.)</span></div>
-</div>
-
-
-<p>Zu S. <a href="#Page_p261">261</a>: Ob der Verfasser der
-Naturales quaestiones mit dem Tragöden
-<span class="gesperrt">Seneca</span> identisch ist, steht immer noch
-nicht fest (Li).</p>
-
-<p>Zu S. <a href="#Page_p264">264</a>, Anm. 2: Nach <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span>
-ist die »Optik« des <span class="gesperrt">Ptolemäos</span>
-vor <span class="gesperrt">Govi</span> wohl auch von anderen, z. B.
-<span class="gesperrt">Venturi</span>, bemerkt worden.</p>
-
-<p>Zu S. <a href="#Page_p271">271</a>: Über die Kenntnis und
-Verwendung von Zink und Zinn im Altertum
-siehe <span class="gesperrt">von Lippmanns</span> »Alchemie« v. S. 577&ndash;600.</p>
-
-<p>Zu S. <a href="#Page_p274">274</a>: Über die ersten Erwähnungen der Chemie und ihres Namens
-sowie über die Herkunft des Namens Chemie handelt <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span> sehr
-ausführlich in seiner »Alchemie« S. 282&ndash;314. Etwas Sicheres läßt sich danach
-über die Herkunft des Namens »Chemie« nicht feststellen.</p>
-
-<p>Auch <span class="gesperrt">v. Lippmann</span> gibt als älteste Quelle für das Vorkommen des
-Namens »Chemie« Zosimos an. Dieser gehört danach schon dem 3. Jahrhundert
-an. Er schrieb eine Anzahl griechischer Werke, die, wenn auch in entstellter
-Form, zum Teil noch erhalten sind und ausdrücklich die Chemie als Kunst
-des Gold- und Silbermachens erwähnen (Chem. Ztg. 1914, S. 685). Die Ableitung
-des Wortes Chemie von Chemes findet sich nach <span class="gesperrt">v. Lippmann</span> bei
-Zosimos jedoch nicht.</p>
-
-<p>Zu S. <a href="#Page_p275">275</a>: Ebenso unsicher wie die Ableitungen des Wortes »Chemie«
-sind alle Nachrichten über den »Stein der Philosophen« oder »der Weisen«.
-Nach <span class="gesperrt">von Lippmann</span> kommt diese Bezeichnung zuerst in Schriften vor, die
-wahrscheinlich im 1. nachchristlichen Jahrhundert entstanden sind (»Alchemie«
-S. 51).</p>
-
-<p>Zu S. <a href="#Page_p277">277</a>: Dunkel sind nach <span class="gesperrt">v. Lippmann</span> auch die mystischen Beziehungen
-zwischen der Alchemie und der Astrologie, wie sie sich in der auf
-S. <a href="#Page_p277">277</a> gegebenen Zusammenstellung der Metalle mit bestimmten Planeten
-ausgesprochen finden.</p>
-
-<p>Z. S. <a href="#Page_p303">303</a>: <span class="gesperrt">Al Biruni</span> (973&ndash;1048 etwa) war Mathematiker, Astronom und
-Geograph. Er hat besonders wissenschaftliche Beziehungen der arabischen
-Welt zu Indien vermittelt.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p481" id="Page_p481">[Pg p481]</a></span></p>
-
-<p>Meisterhaft schilderte <span class="gesperrt">Al Biruni</span> die Dämmerungserscheinungen, unter
-denen auch das Zodiakallicht deutlich erkennbar ist.</p>
-
-<p>Die kupferrote Mondfarbe, die bei einer totalen Mondfinsternis infolge
-des Erdscheins auftritt, vermochten weder <span class="gesperrt">Al Biruni</span> noch die übrigen arabischen
-Astronomen zu erklären. (Nach Meyerhofs Sammelbericht; S. S. 314.)</p>
-
-<p>Zu S. <a href="#Page_p304">304</a>: <span class="gesperrt">Albattanis</span> Werk wurde von <span class="gesperrt">Nallino</span> arabisch und lateinisch
-in trefflicher Bearbeitung herausgegeben (Wi).</p>
-
-<p>Z. S. <a href="#Page_p310">310</a>: Zu <span class="gesperrt">Marcus Graecus'</span> Schrift schreibt <span class="gesperrt">v. Lippmann</span>: »Sie
-ist erst um 1250 verfaßt. <span class="gesperrt">Berthelots</span> Angabe, <span class="gesperrt">Marcus Graecus</span> habe den
-Salpeter gekannt, ist ganz unhaltbar. <span class="gesperrt">Diels</span> ist ihm mit Unrecht gefolgt«. (Li.)</p>
-
-<p>Z. S. <a href="#Page_p310">310</a>, unten: Man kann ein ganzes Verzeichnis der Umschreibungen
-des Namens <span class="gesperrt">Alchwarizmi</span> zusammenstellen. <span class="gesperrt">Ruska</span> (Zur ältesten arabischen
-Algebra und Rechenkunst, Heidelberg 1917) führt etwa ein Dutzend solcher
-Umschreibungen an.</p>
-
-<p>Der vollständige Name lautet Muhammed ibn Musa Alchwarizmi.</p>
-
-<p>Z. S. <a href="#Page_p311">311</a>: Ausführlicher über <span class="gesperrt">Ibn Musa</span> handelt die Schrift von <span class="gesperrt">Ruska</span>:
-Zur ältesten arabischen Algebra und Rechenkunst, Heidelberg 1917 (Sitzungsber.
-d. Heidelb. Akad. d. Wissensch.).</p>
-
-<p>Nach <span class="gesperrt">Ruska</span> sind über die Grundlagen der arabischen Algebra viele
-sich ausschließende Ansichten geäußert worden. Eine genauere Vergleichung
-der Texte und der Übersetzungen war danach nötig. Eine Algebra im heutigen
-Sinne hat <span class="gesperrt">Ibn Musa</span> nicht geschrieben. Sein Buch will weiter nichts sein,
-als eine auf zahlreiche Musterbeispiele gestützte Einführung in das angewandte
-Rechnen (a. a. O. S. 7). Woher <span class="gesperrt">Ibn Musa</span> seinen Stoff hat, deutet
-er nirgends an.</p>
-
-<p>Die verschiedenen Übersetzungen der Ausdrücke algabr und almukabalah
-vermögen keine klare Vorstellung von ihrem mathematischen Sinn zu geben.
-<span class="gesperrt">Cantor</span> spricht von Wiederherstellung und Gegenüberstellung, <span class="gesperrt">Ruska</span> dagegen
-von Ergänzung und Ausgleichung. In dem Abschnitt, der von den sechs
-Formen der Gleichungen handelt, wird nämlich gesagt, daß jede andere
-Gleichung durch das erwähnte Verfahren auf eine der sechs Normalformen
-gebracht werden könne.</p>
-
-<p>Zu S. <a href="#Page_p314">314</a>: Bezüglich der Optik der Araber kommt der neueste Standpunkt
-in <span class="gesperrt">Meyerhofs</span> zusammenfassenden Abhandlungen zum Ausdruck (Wi):
-Siehe <span class="gesperrt">M. Meyerhof</span>, »Die Optik der Araber« i. d. Zeitschrift f. ophthalmologische
-Optik. Berlin, Verlag v. J. Springer 1920.</p>
-
-<p>Z. S. <a href="#Page_p314">314</a>: In Ergänzung der im vorliegenden Werk gegebenen Darstellung
-sei nach diesem Sammelbericht noch auf folgendes hingewiesen:</p>
-
-<p>Die Verfasser der seit dem 8. Jahrhundert in arabischer Sprache entstandenen
-Literatur waren zum allergeringsten Teile Araber, dagegen vorwiegend
-Perser, Syrer, Ägypter, Mesopotamier, und zwar nicht nur Mohammedaner,
-sondern auch Christen und Juden.</p>
-
-<p>Die bedeutendste optische Schrift der Araber, der Thesaurus Opticae
-des <span class="gesperrt">Alhazen</span> (Ibn al-Haitham) ist zwar seit dem 13. Jahrhundert der abendländischen
-Welt bekannt. Die genauere Erforschung der arabischen Optik auf
-Grund der Übersetzung der Urtexte erfolgte jedoch erst in den letzten Jahrzehnten
-und zwar auf ophthalmologischem Gebiete durch <span class="gesperrt">J. Hirschberg</span>, auf
-physikalischem durch <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span>. Leider ist der arabische Urtext der
-Optik <span class="gesperrt">Alhazens</span> trotz aller Bemühungen bisher noch nicht gefunden worden.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p482" id="Page_p482">[Pg p482]</a></span></p>
-
-<p>Die Lebensgeschichte <span class="gesperrt">Alhazens</span> ist von <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span> getreulich
-nach den arabischen Gelehrtenbiographien dargestellt worden. (Archiv f. d.
-Gesch. d. Naturw. u. d. Technik 1910. 3, S. 1&ndash;53.)</p>
-
-<p>Die Übersetzung ins Lateinische, welche der <span class="gesperrt">Risner</span>'schen Ausgabe zugrunde
-liegt, ist vermutlich im 13. Jahrhundert entstanden.</p>
-
-<p>Eine genauere Inhaltsangabe der 7 Bücher gibt <span class="gesperrt">M. Meyerhof</span> in seinem
-Sammelbericht in der Zeitschr. f. ophthalmolog. Optik. VIII (1920) Heft 3.</p>
-
-<p>Z. S. <a href="#Page_p315">315</a>: Bei der Darstellung der Anatomie des Auges stützt sich
-<span class="gesperrt">Alhazen</span> im wesentlichen auf <span class="gesperrt">Galen</span>. Wie er unterscheidet er 3 Feuchtigkeiten
-(Kammerwasser, Linse, Glaskörper) und 4 Häute. Die Linse verlegt
-auch <span class="gesperrt">Alhazen</span> in den Mittelpunkt des Auges.</p>
-
-<p>Z. S. <a href="#Page_p316">316</a>: Im Gegensatz zu den meisten Griechen und seinen arabischen
-Fachgenossen stellt <span class="gesperrt">Alhazen</span> vollbewußt die Theorie auf, daß das Sehen
-durch Strahlen zustande kommt, die in gerader Linie vom Gegenstande zum
-Auge hinziehen (<span class="gesperrt">Meyerhof</span>, a. a. O. S. 42).</p>
-
-<p>Z. S. <a href="#Page_p317">317</a>: Daß das Licht zu seiner Fortpflanzung Zeit gebraucht, glaubt
-<span class="gesperrt">Alhazen</span> daraus schließen zu dürfen, daß die Farben des Farbenkreisels (der
-schon <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> bekannt war) bei rascher Umdrehung nicht mehr einzeln
-unterschieden werden (a. a. O. S. 43).</p>
-
-<p>Z. S. <a href="#Page_p318">318</a>: Daß die Gestirne in der Nähe des Horizontes größer erscheinen
-als im Zenit erklärt <span class="gesperrt">Alhazen</span> als eine optische Täuschung. Diese entstehe
-dadurch, daß das Auge die Größe der Gegenstände nach derjenigen des Gesichtswinkels
-und der mutmaßlichen Entfernung schätzt. Letztere erscheint
-am Horizont wegen der dazwischen liegenden Gegenstände größer. Aus dem
-gleichen Grunde erscheine das Himmelsgewölbe abgeplattet (a. a. O. S. 45).</p>
-
-<p>Die erste Erwähnung der Dunkelkammer findet sich in der von <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span>
-übersetzten Schrift <span class="gesperrt">Alhazens</span> »Über die Gestalt des Schattens«. Es
-heißt dort nämlich: »Tritt das Licht der Sonne zur Zeit ihrer Verfinsterung
-aus einem engen runden Loche heraus und gelangt zu einer gegenüber
-liegenden Wand, so hat das Bild Sichelgestalt«. Den Beweis gibt <span class="gesperrt">Alhazen</span>
-durch eine ausführliche Abhandlung (Übersetzt v. <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span>). Sein
-Kommentator <span class="gesperrt">Kemal al-Din</span>, der etwa 300 Jahre später lebte, entwickelt
-die Theorie der Camera sehr eingehend. <span class="gesperrt">J. Würschmidt</span> nimmt an, daß die
-abendländischen Gelehrten die Erfahrungen der Araber über die Dunkelkammer
-übernahmen.</p>
-
-<p>Die Tatsache, daß bei einer Sonnenfinsternis hinter einer engen Öffnung
-ein sichelförmiges Bild der Sonne entsteht, war schon im Altertum bekannt.</p>
-
-<p>In seiner Schrift »Über Brennspiegel nach Kegelschnitten« (herausgegeben
-von <span class="gesperrt">J. L. Heiberg</span> und <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span>, Bibl. math. III. Folge, Bd. 10,
-Heft 3) erwähnt <span class="gesperrt">Alhazen</span> die Beobachtung der Alten, daß Spiegel von der
-Form eines Umdrehungsparaboloids alle Strahlen in einem Punkte vereinigen
-und wirksamer sind, als alle anderen Spiegel. Die Entdeckung soll von
-<span class="gesperrt">Diokles</span> um 350 v. Chr. gemacht worden sein. <span class="gesperrt">Alhazen</span> vermißt die theoretische
-Konstruktion, die er dann vollständig gibt. Indessen hatte schon
-<span class="gesperrt">Appollonios</span> die richtige Lage des Brennpunktes bei paraboloiden Hohlspiegeln
-festgestellt.</p>
-
-<p>Z. B. 318: Einen guten Überblick über den Stand, den die Augenheilkunde
-bei den Arabern erreicht hatte, gibt eine von <span class="gesperrt">C. Prüfer</span> und <span class="gesperrt">M. Meyerhof</span><span class="pagenum"><a name="Page_p483" id="Page_p483">[Pg p483]</a></span>
-in der Zeitschrift »Der Islam« (6. Jahrg. 3. Heft 1915) herausgegebene
-ausführliche Abhandlung über diesen Gegenstand.</p>
-
-<p>Z. S. <a href="#Page_p319">319</a>: Daraus, daß in dieser Tabelle der Alkohol fehlt, schließt
-von <span class="gesperrt">Lippmann</span>, daß man um 1120 den Alkohol noch nicht kannte. Nach
-ihm ist dieser gar keine arabische Entdeckung, sondern eine verhältnismäßig
-späte abendländische. Bisher war man allgemein der Ansicht, daß der
-Alkohol schon seit dem 9. Jahrhundert den Arabern bekannt gewesen sei.</p>
-
-<p>Über die Geschichte des Aräometers siehe auch <span class="gesperrt">v. Lippmanns</span> Abhandlung
-in der Chemiker-Zeitg. 1912, Nr. 68.</p>
-
-<p>Z. S. <a href="#Page_p319">319</a>: »Über Wagen bei den Arabern« handelt <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span>
-(Sitzsber. d. Phys. Mediz. Soziet. in Erlangen Bd. 37, 1905, S. 388 u. f.). <span class="gesperrt">Wiedemann</span>
-berichtet dort von der Verwendung physikalischer Kenntnisse zu
-allerhand Betrügereien. So stellte man Wagen her, deren Balken hohl war
-und etwas Quecksilber enthielt. In einem arabischen Werk, das eine Reihe
-von Taschenspielerkunststücken schildert, heißt es: »Soll das Gold leicht erscheinen,
-so läßt man das Quecksilber nach der Seite der Gewichte fließen«.
-Auch dadurch wurde betrogen, daß der Bankier einen Ring trug, in dem sich
-ein Magnetstein befand. Diesen brachte er beim Wägen in geeigneter Weise
-an die eiserne Zunge der Wage. Daß derartige Betrügereien recht alt waren,
-geht auch daraus hervor, daß schon der Koran dagegen eifert.</p>
-
-<p>Zu S. <a href="#Page_p318">318</a> und 327: <span class="gesperrt">Al Qazwini</span> und <span class="gesperrt">Al Khazini</span> sind zwei verschiedene
-arabische Schriftsteller. <span class="gesperrt">Al Khazini</span> lebte um 1130. Von ihm rühren
-die sehr genauen Bestimmungen einer Anzahl von spezifischen Gewichten her.
-<span class="gesperrt">Al Qazwini</span>, der Verfasser des Steinbuches, lebte etwa hundert Jahre später.
-Er schrieb eine große Erdbeschreibung: »Die Wunder der Schöpfung und die
-Denkmäler der Länder«. Sein vollständiger Name lautet: <span class="gesperrt">Zakarija ibn
-Muhammad ibn Mahmud al-Qazwini</span>.</p>
-
-<p>Die arabischen Steinbücher enthalten auch Vorschriften zur Gravierung
-von Planetenbildern auf die den einzelnen Planeten zugeteilten Steine. Bei
-jedem der sieben Planeten wird angegeben, bei welcher Konstellation das
-genau beschriebene Planetenbild in den dem Planeten geweihten Stein graviert
-werden soll und welche Wirkung das Amulett hat, wenn noch gewisse rituelle
-Vorschriften erfüllt werden. Dem Saturn entspricht ein Stein in einem Ring
-aus Blei, dem Mars ein Stein in einem Ring aus Eisen usw. Näheres
-bei <span class="gesperrt">J. Ruska</span>, Griechische Planetendarstellungen in arabischen Steinbüchern.
-(Sitzgsber. d. Heidelb. Akad. d. Wiss., Heidelberg 1919.)</p>
-
-<p>Zu S. <a href="#Page_p320">320</a>, 8. Z. v. oben: Neben Spanien verdient Sizilien Erwähnung, da
-auch von hier aus die arabische Wissenschaft dem Abendlande übermittelt
-wurde (Wi).</p>
-
-<p>Z. S. <a href="#Page_p322">322</a>: Über <span class="gesperrt">Geber</span> berichtet ausführlicher und dem Ergebnis der
-neuesten Forschungen entsprechend <span class="gesperrt">v. Lippmann</span> in seiner »Alchemie«.</p>
-
-<p>Zu S. <a href="#Page_p322">322</a>: Nach <span class="gesperrt">v. Lippmann</span> ist der Alkohol eine Erfindung des
-Abendlandes, die vermutlich erst im 11. Jahrhundert gemacht wurde und zwar
-wahrscheinlich in Italien (Alchemie 472). Das Wort »Kohol« bezeichnet ursprünglich
-ein sehr feines Pulver. Al ist der arabische Artikel. Näheres
-siehe bei <span class="gesperrt">v. Lippmann</span>, Chemiker-Zeitung 1913, S. 1313, ebd. 1917, S. 865.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p484" id="Page_p484">[Pg p484]</a></span></p>
-
-<p>Z. S. <a href="#Page_p325">325</a>: Es sei bemerkt, daß die Gleichungen unter 2) nur zur Erläuterung
-dienen. Die Salzsäure, durch die hier die Zerlegung bewirkt wird,
-war damals noch nicht bekannt.</p>
-
-<p>Z. S. <a href="#Page_p326">326</a>: Wunderbare Wirkungen wurden dem Stein der Weisen indessen
-auch schon von den frühesten griechischen Alchemisten beigelegt (Li).</p>
-
-<p>Zu S. <a href="#Page_p327">327</a>, unten: Es muß jedoch anerkannt werden, daß die Araber
-recht gute botanische Kenntnisse besaßen (Wi).</p>
-
-<p>Z. S. <a href="#Page_p330">330</a>: Über die medizinischen Kenntnisse bei den Arabern hat ausführlich
-G. Seidel in den Sitzungsber. d. phys. med. Sozietät in Erlangen berichtet
-(Bd. 47, S. 1915).</p>
-
-<p>Z. S. <a href="#Page_p352">352</a>: Die <span class="gesperrt">Albertus Magnus</span> zugeschriebenen, eigentlich alchemistischen
-Werke sind nach v. <span class="gesperrt">Lippmann</span> Fälschungen.</p>
-
-<p>Zu S. <a href="#Page_p390">390</a>: Inbezug auf die Optik <span class="gesperrt">Lionardos</span> sei auf <span class="gesperrt">Werners</span> in
-Erlangen erschienene Dissertation hingewiesen. <span class="gesperrt">Werner</span> weist nach, daß
-sich in den optischen Studien <span class="gesperrt">Lionardo da Vincis</span> zahlreiche Andeutungen
-finden, die auf seine Bekanntschaft mit den Schriften <span class="gesperrt">Alhazens</span> schließen
-lassen.</p>
-
-<p>Zu S. <a href="#Page_p401">401</a>: »Ortus« wird im Mittelalter häufig statt »Hortus« gebraucht.</p>
-
-
-
-<div class="footnotes"><h3>FOOTNOTES:</h3>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_1" id="Footnote_1" href="#FNanchor_1"><span class="label">[1]</span></a> <span class="gesperrt">Berthold</span> hat diese Arbeit nicht vollendet. Sie wurde später <span class="gesperrt">Gerland</span>
-(-1800) und <span class="gesperrt">Würschmidt</span> (1800&ndash;1900) übertragen.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_2" id="Footnote_2" href="#FNanchor_2"><span class="label">[2]</span></a> Die Verwandtschaft des Ägyptischen mit dem Semitischen wurde besonders
-durch <span class="gesperrt">Erman</span> dargetan, der die ältesten Verbalformen verglich und
-zahlreiche Übereinstimmungen auffand. Daß der altägyptische Typus von dem
-der Neger stark abweicht, hat <span class="gesperrt">Virchow</span> durch die Untersuchung der Königsmumien
-nachgewiesen (Ber. d. Berl. Akad. von 1888).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_3" id="Footnote_3" href="#FNanchor_3"><span class="label">[3]</span></a> Siehe auch <span class="gesperrt">Wiedemann</span>, Ägyptische Geschichte 1884. S. 22, sowie
-<span class="gesperrt">E. Meyer</span>, Geschichte des Altertums 1. Bd. 1909. S. 44.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_4" id="Footnote_4" href="#FNanchor_4"><span class="label">[4]</span></a> Näheres über den Namen und über die Geographie des alten Ägyptens
-findet man in <span class="gesperrt">Paulys</span> Realencykl. d. klass. Altertumswiss. Bd. I. S. 978.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_5" id="Footnote_5" href="#FNanchor_5"><span class="label">[5]</span></a> <span class="gesperrt">G. Maspero</span>, Gesch. d. morgenländischen Völker im Altertum. Leipzig
-1877. S. 63.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_6" id="Footnote_6" href="#FNanchor_6"><span class="label">[6]</span></a> So entstand z. B. aus der Eule <img src="images/pg3a.jpg" width="31" height="30" alt="Symbol: Eule" />,
-die in der Hieroglyphenschrift <i>m</i>
-bedeutet, das Zeichen
-<img src="images/pg3b.jpg" width="19" height="30" alt="Symbol: ähnlich einer 3" />
- (hieratisch) und schließlich
-<img src="images/pg3c.jpg" width="25" height="30" alt="Symbol: geschwungener, nach rechts geneigter Halbkreis" />
- (demotisch). Der demotischen
-Schrift bediente man sich in der griechisch-römischen Zeit besonders
-im Verkehr.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_7" id="Footnote_7" href="#FNanchor_7"><span class="label">[7]</span></a> Z. B. <span class="gesperrt">Athanasius Kircher</span> (1601&ndash;1680), der sich auch um die Naturwissenschaften
-verdient gemacht hat (s. a. anderen Stellen dieses Werkes).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_8" id="Footnote_8" href="#FNanchor_8"><span class="label">[8]</span></a> <span class="gesperrt">E. Meyer</span>, Geschichte des Altertums. 1909. I. Band. S. 54. Siehe
-auch an späterer Stelle dieses Bandes.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_9" id="Footnote_9" href="#FNanchor_9"><span class="label">[9]</span></a> Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft. 1904. S. 386.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_10" id="Footnote_10" href="#FNanchor_10"><span class="label">[10]</span></a> Nach <span class="gesperrt">Nissen</span> und <span class="gesperrt">Lockyer</span>. Siehe die Abhandlung <span class="gesperrt">Charliers</span> i. d.
-Zeitschr. der morgenl. Gesellschaft. 1904. S. 386 u. f. Danach wiederholte sich
-ähnliches bei den älteren christlichen Kirchen. Ihre Achse wurde mitunter
-gegen den Punkt des Horizontes gerichtet, an welchem die Sonne am Gedenktage
-des Heiligen der betreffenden Kirche unterging. <span class="gesperrt">Charlier</span> will auf diese
-Weise das Alter von Kirchen auf astronomischem Wege bestimmt haben.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_11" id="Footnote_11" href="#FNanchor_11"><span class="label">[11]</span></a> <span class="gesperrt">M. Cantor</span>, Vorlesungen über Geschichte der Mathematik. Bd. I
-(1880). S. 59.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_12" id="Footnote_12" href="#FNanchor_12"><span class="label">[12]</span></a> <span class="gesperrt">G. Maspero</span>, Geschichte der morgenländischen Völker im Altertum.
-Übersetzt von <span class="gesperrt">R. Pietschmann</span>. Leipzig 1877. S. 54.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_13" id="Footnote_13" href="#FNanchor_13"><span class="label">[13]</span></a> Um ihre Entzifferung hat sich zuerst <span class="gesperrt">Thomas Young</span> und später
-<span class="gesperrt">Champollion</span> die größten Verdienste erworben.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_14" id="Footnote_14" href="#FNanchor_14"><span class="label">[14]</span></a> <span class="gesperrt">Lepsius</span>, Denkmäler II. 50.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_15" id="Footnote_15" href="#FNanchor_15"><span class="label">[15]</span></a> In Tell el-Amarna in Mittelägypten.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_16" id="Footnote_16" href="#FNanchor_16"><span class="label">[16]</span></a> <span class="gesperrt">Herodot</span> II. 109.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_17" id="Footnote_17" href="#FNanchor_17"><span class="label">[17]</span></a> H. <span class="gesperrt">Hankel</span>, Die Entwicklung der Mathematik in den letzten Jahrhunderten.
-Tübingen 1869.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_18" id="Footnote_18" href="#FNanchor_18"><span class="label">[18]</span></a> Der Papyrus Rhind des Britischen Museums in London, den der
-Schreiber <span class="gesperrt">Ahmes</span> des Hyksoskönigs Ra-a-us verfaßte. Die Entstehung dieser
-Schrift fällt zwischen 1700 und 2000 v. Chr. Das Dokument wurde übersetzt
-und erläutert herausgegeben von <span class="gesperrt">Eisenlohr</span>, Leipzig 1877. Eine eingehende
-Besprechung seines Inhalts findet sich in M. <span class="gesperrt">Cantors</span> Vorlesungen über Geschichte
-der Mathematik. Leipzig 1880. Bd. I. S. 19&ndash;52.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_19" id="Footnote_19" href="#FNanchor_19"><span class="label">[19]</span></a> J. <span class="gesperrt">Tropfke</span>, Geschichte der Elementarmathematik. Bd. I. S. 52.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_20" id="Footnote_20" href="#FNanchor_20"><span class="label">[20]</span></a> <span class="gesperrt">Eisenlohr</span>, Ein mathematisches Handbuch der alten Ägypter (2. Ausgabe).
-S. 46&ndash;48.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_21" id="Footnote_21" href="#FNanchor_21"><span class="label">[21]</span></a> Schak im 38. und 40. Band der Zeitschrift für ägyptische Sprache.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_22" id="Footnote_22" href="#FNanchor_22"><span class="label">[22]</span></a> <span class="gesperrt">Cantor</span> im Archiv für Mathematik und Physik. 8. Bd. 1904.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_23" id="Footnote_23" href="#FNanchor_23"><span class="label">[23]</span></a> <span class="gesperrt">Cantor</span>, Vorlesungen über Gesch. d. Mathem. Bd. I (1880). S. 37.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_24" id="Footnote_24" href="#FNanchor_24"><span class="label">[24]</span></a> Näheres über das Verfahren und die erhaltenen Exemplare siehe bei
-<span class="gesperrt">Cantor</span>, Vorlesungen über Gesch. d. Mathem. Bd. I. S. 43&ndash;45; 109&ndash;112 usw.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_25" id="Footnote_25" href="#FNanchor_25"><span class="label">[25]</span></a> <span class="gesperrt">Cantor</span>, Bd. I. S. 46.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_26" id="Footnote_26" href="#FNanchor_26"><span class="label">[26]</span></a> <span class="gesperrt">Eisenlohr</span>, Papyrus. S. 125.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_27" id="Footnote_27" href="#FNanchor_27"><span class="label">[27]</span></a> <span class="gesperrt">Cantor</span>, Bd. I. S. 58. Abb. 6 u. 7.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_28" id="Footnote_28" href="#FNanchor_28"><span class="label">[28]</span></a> <span class="gesperrt">M. Cantor</span>, Vorlesungen über Gesch. d. Mathem. Bd. I. S. 59.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_29" id="Footnote_29" href="#FNanchor_29"><span class="label">[29]</span></a> <span class="gesperrt">Cantor</span>, a. a. O. Bd. I. S. 59. Siehe auch S. 9.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_30" id="Footnote_30" href="#FNanchor_30"><span class="label">[30]</span></a> Er lautet Seqt. Siehe <span class="gesperrt">Cantor</span>, Gesch. d. Mathem. Bd. I S. 52, sowie
-<span class="gesperrt">Eisenlohr</span>, a. a. O. S. 135 (Anm. 3).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_31" id="Footnote_31" href="#FNanchor_31"><span class="label">[31]</span></a> <span class="gesperrt">Tropfke</span>, Gesch. d. Elementarmathematik. Bd. I. S. 74.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_32" id="Footnote_32" href="#FNanchor_32"><span class="label">[32]</span></a> <span class="gesperrt">C. Merkel</span>, Die Ingenieurtechnik im Altertum. Berlin. J. Springer.
-1900. An dies größere Werk lehnen sich die »Bilder aus der Ingenieurtechnik«
-an, die <span class="gesperrt">Merkel</span> als 60. Bändchen der Sammlung »Aus Natur und Geisteswelt«
-veröffentlichte (B. G. Teubner. Leipzig 1904).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_33" id="Footnote_33" href="#FNanchor_33"><span class="label">[33]</span></a> Ist doch bekannt, welche Mühe es kostete, den Obelisken von Heliopolis
-auf dem Platze vor der Peterskirche in Rom mit Hilfe zahlreicher Göpel
-und Flaschenzüge aufzurichten. Dieser Obelisk ist eine einzige Steinmasse
-von über 300000 kg Gewicht. Näheres siehe bei <span class="gesperrt">Beck</span> in seinen Beiträgen
-zur Geschichte des Maschinenbaus. Berlin 1899. S. 192.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_34" id="Footnote_34" href="#FNanchor_34"><span class="label">[34]</span></a> Siehe »Der alte Orient.« I., herausgegeben von der vorderasiatischen
-Gesellschaft.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_35" id="Footnote_35" href="#FNanchor_35"><span class="label">[35]</span></a> Ort zwischen Kairo und Theben, wo eine Anzahl Keilschrifttafeln
-entdeckt wurden. Sie befinden sich zum Teil im Museum der vorderasiatischen
-Altertümer in Berlin. In einem der Briefe (um 1400 v. Chr.) findet sich
-die erste Erwähnung Jerusalems. Die Berliner Sammlung enthält auch zahlreiche
-Tafeln der ältesten babylonischen Zeit (3000 v. Chr.). Bei ihrer Auffindung
-waren die Schriftzüge durch Auflagerungen unkenntlich; nach Anwendung verschiedener Reinigungsverfahren traten sie mit voller Deutlichkeit
-hervor. Erwähnenswert ist auch ein sumerisch-babylonisches Wörterbuch.
-</p>
-<p>
-Von den Tell el-Amarna-Tafeln gelangten etwa 200 nach Berlin; die
-wertvollsten sind in London. Siehe auch <span class="gesperrt">C. Niebuhr</span>, Die Amarna-Zeit.
-»Der Orient« I. 2. Heft. Berlin 1899.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_36" id="Footnote_36" href="#FNanchor_36"><span class="label">[36]</span></a> Hettitische Schriftdenkmäler wurden in Nordsyrien und in Boghaz-Kiri
-(Kappadozien) gefunden. Sie bilden einen Teil der Berliner Sammlung vorderasiatischer
-Altertümer. Die Hettiter haben Bedeutendes auf dem Gebiete der
-Metallurgie geleistet. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß durch sie metallurgische
-Kenntnisse, z. B. die Art der Gewinnung des Eisens, nach Ägypten
-und nach Babylonien gelangt sind (<span class="gesperrt">E. Reyer</span>, Altorientalische Metallurgie.
-Zeitschrift der orientalischen Gesellschaft. 1884. S. 149).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_37" id="Footnote_37" href="#FNanchor_37"><span class="label">[37]</span></a> <span class="gesperrt">Merkel</span>, »Die Ingenieurtechnik des Altertums«, enthält darüber und
-über den Wasserbau der übrigen alten Völker (Chinesen, Griechen, Römer)
-das Nähere.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_38" id="Footnote_38" href="#FNanchor_38"><span class="label">[38]</span></a> <span class="gesperrt">F. X. Kugler</span>, Sternkunde und Sterndienst in Babel. Münster 1907.
-Der Inhalt der astrologischen Keilschriftfunde wurde im III. Bande des Londoner
-Inschriftenwerkes veröffentlicht. Die Übersetzung der astronomischen
-Keilschrifttafeln begann 1874.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_39" id="Footnote_39" href="#FNanchor_39"><span class="label">[39]</span></a> <span class="gesperrt">Bezold</span>, Ninive und Babylon, Monographien zur Weltgeschichte. 1903.
-Mit 102 Abbildungen.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_40" id="Footnote_40" href="#FNanchor_40"><span class="label">[40]</span></a> <span class="gesperrt">A. H. Layard</span>, <span lang="en" xml:lang="en">Niniveh and its remains</span> (1848).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_41" id="Footnote_41" href="#FNanchor_41"><span class="label">[41]</span></a> Die Nippurtexte wurden unter der Oberleitung <span class="gesperrt">Hilprechts</span> veröffentlicht:
-<span lang="en" xml:lang="en">The Babylonian expedition of the university of Pennsylvania,
-Philadelphia.</span></p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_42" id="Footnote_42" href="#FNanchor_42"><span class="label">[42]</span></a> Siehe S. 19.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_43" id="Footnote_43" href="#FNanchor_43"><span class="label">[43]</span></a> Beispiele führt <span class="gesperrt">Cantor</span> Bd. I. S. 71 in größerer Zahl an. So heißt
-es Samuel I. 18: Saul hat tausend geschlagen, David aber zehntausend. Und
-an anderer Stelle: Tausend mal tausend dienten ihm (Daniel 7. 10).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_44" id="Footnote_44" href="#FNanchor_44"><span class="label">[44]</span></a> Auf den Tafeln sind die Zahlen selbstverständlich ohne Zeichen nebeneinander
-gestellt.
-</p>
-<p>
-Unter den neubabylonischen Tafeln der Berliner Sammlung findet sich
-der Grundriß eines größeren Gebäudes. Auf diesem Grundriß sind die Abmessungen
-durch Zahlen nach dem Sexagesimalsystem verzeichnet, z. B.
-11 · 60 + 40 (= 700).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_45" id="Footnote_45" href="#FNanchor_45"><span class="label">[45]</span></a> Nach <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span> ist es sogar sehr unwahrscheinlich.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_46" id="Footnote_46" href="#FNanchor_46"><span class="label">[46]</span></a> Siehe auch <span class="gesperrt">Tropfke</span>, Geschichte der Elementarmathematik. Bd. I. S. 76.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_47" id="Footnote_47" href="#FNanchor_47"><span class="label">[47]</span></a> <span class="gesperrt">Theo Smyrnaeus</span> (ed. Ed. Hiller). Leipzig 1878. S. 177.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_48" id="Footnote_48" href="#FNanchor_48"><span class="label">[48]</span></a> <span class="gesperrt">Wilhelm Spiegelberg</span>, Orientalistische Literaturzeitung, 1902. S. 6.
-Es fand sich unter einer großen Menge Ostraka (durch Einritzen beschriebene
-Tonscherben), welche die Straßburger Bibliothek erwarb, und wurde von
-<span class="gesperrt">Spiegelberg</span> entziffert. Der Text ist demotisch.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_49" id="Footnote_49" href="#FNanchor_49"><span class="label">[49]</span></a> Geht ein Gestirn gleichzeitig mit der Sonne auf, so spricht man von
-seinem heliakischen oder Frühaufgang. Dabei ist der wahre Frühaufgang, der
-wohl ermittelt, aber nicht beobachtet werden kann, von dem sichtbaren
-Frühaufgang zu unterscheiden. Letzterer Zeitpunkt tritt ein, wenn das Gestirn
-schon etwas vor dem Aufgang der Sonne erscheint, so daß es in der Dämmerung
-wahrzunehmen ist. Der Zeitunterschied beläuft sich auf etwa 20 Tage.
-Ähnlich liegen die Verhältnisse beim heliakischen Untergang.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_50" id="Footnote_50" href="#FNanchor_50"><span class="label">[50]</span></a> Der Beginn der ersten ägyptischen Kalenderordnung wird in das Jahr
-4241 v. Chr. verlegt. (<span class="gesperrt">E. Meyer</span>, Ägypten zur Zeit der Pyramidenerbauer.
-Leipzig 1908. Sendschrift der deutschen Orientgesellschaft.)</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_51" id="Footnote_51" href="#FNanchor_51"><span class="label">[51]</span></a> Der Sirius (Sothis) galt daher als der Stern der Isis, welche die Überschwemmung
-dadurch bewirkte, daß sie, die große Naturgöttin, eine Träne in
-den Strom fallen ließ. Siehe auch die Abhandlung »Die Nilschwelle« von
-<span class="gesperrt">W. Capelle</span> in den neuen Jahrbüchern f. d. klass. Altertum. 1914. S. 317.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_52" id="Footnote_52" href="#FNanchor_52"><span class="label">[52]</span></a> Näheres über die Sothisperiode und andere im Altertum gebräuchliche
-Ären, d. h. der Einrichtung, die Jahre von einem allgemein anerkannten,
-festen Zeitpunkt ab zu rechnen, enthält <span class="gesperrt">Paulys</span> Real-Encycl. d. klass. Altertumswissensch.
-unter »Aera« (1898. S. 606).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_53" id="Footnote_53" href="#FNanchor_53"><span class="label">[53]</span></a> <span class="gesperrt">Ideler</span>, Über die Sternkunde der Chaldäer. Abhandlungen der Berliner
-Akad. d. Wissensch. 1814/15. S. 214.
-</p>
-<p>
-Wie die alten Astronomen hierbei verfuhren, hat <span class="gesperrt">Pappus</span> in seinem
-Kommentar zum V. Buche des Almagest geschildert.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_54" id="Footnote_54" href="#FNanchor_54"><span class="label">[54]</span></a> <span class="gesperrt">K. F. Ginzel</span>, Die astronomischen Kenntnisse der Babylonier. In den
-Beiträgen zur alten Geschichte. Bd. I (1902). S. 350.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_55" id="Footnote_55" href="#FNanchor_55"><span class="label">[55]</span></a> Vielleicht haben die Babylonier die Wasserwägung auf den Durchgang
-der Sonne durch den Meridian bezogen und so den durch die Schiefe der
-Sphäre bedingten Fehler vermieden.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_56" id="Footnote_56" href="#FNanchor_56"><span class="label">[56]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">K. F. Ginzel</span> a. a. O. S. 351.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_57" id="Footnote_57" href="#FNanchor_57"><span class="label">[57]</span></a> <span class="gesperrt">E. Meyer</span>, Geschichte des Altertums. Bd. III. 1901. S. 132.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_58" id="Footnote_58" href="#FNanchor_58"><span class="label">[58]</span></a> Arabischer Name des astronomischen Hauptwerkes von <span class="gesperrt">Ptolemäos</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_59" id="Footnote_59" href="#FNanchor_59"><span class="label">[59]</span></a> <span class="gesperrt">E. Meyer</span>, Geschichte des Altertums. Bd. I. S. 527.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_60" id="Footnote_60" href="#FNanchor_60"><span class="label">[60]</span></a> <span class="gesperrt">C. Bezold</span>, Die Astrologie der Babylonier in Bolls Sternglaube und
-Sterndeutung. B. G. Teubner, Leipzig. 1918. S. 9.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_61" id="Footnote_61" href="#FNanchor_61"><span class="label">[61]</span></a> So erscheinen die Plejaden in der Siebenzahl auf der Stele (Grabsäule)
-eines Königs des 7. vorchristlichen Jahrhunderts.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_62" id="Footnote_62" href="#FNanchor_62"><span class="label">[62]</span></a> <span class="gesperrt">E. Meyer</span>, Geschichte des Altertums. I (2). S. 369.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_63" id="Footnote_63" href="#FNanchor_63"><span class="label">[63]</span></a> <span class="gesperrt">Ginzel</span>, Die astronomischen Kenntnisse der Babylonier.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_64" id="Footnote_64" href="#FNanchor_64"><span class="label">[64]</span></a> Eine ausführliche Abhandlung von <span class="gesperrt">Rieß</span> über die Astrologie im Altertum
-enthält <span class="gesperrt">Paulys</span> Reallexik. d. klass. Altert. Bd. II (1896). S. 1802.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_65" id="Footnote_65" href="#FNanchor_65"><span class="label">[65]</span></a> <span class="gesperrt">A. H. Sayce</span>, <span lang="en" xml:lang="en">The astronomy and astrology of the Babylonians with
-translations.</span> London 1874. Siehe auch <span class="gesperrt">Cantor</span> I. S. 38 (3. Aufl. 1907).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_66" id="Footnote_66" href="#FNanchor_66"><span class="label">[66]</span></a> Nach <span class="gesperrt">Simplicius</span>, Kommentar zu Aristoteles »De coelo«.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_67" id="Footnote_67" href="#FNanchor_67"><span class="label">[67]</span></a> <span class="gesperrt">Wolf</span>, Geschichte der Astronomie. S. 10.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_68" id="Footnote_68" href="#FNanchor_68"><span class="label">[68]</span></a> <span class="gesperrt">H. Suter</span>, Die Geschichte der mathematischen Wissenschaften. Zürich
-1873. S. 18.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_69" id="Footnote_69" href="#FNanchor_69"><span class="label">[69]</span></a> <span class="gesperrt">R. Lepsius</span>, Das bilingue Dekret von Kanopus. Berlin 1866. Die
-betreffende Inschrift wurde von <span class="gesperrt">Lepsius</span> im Jahre 1866 in Unterägypten
-gefunden.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_70" id="Footnote_70" href="#FNanchor_70"><span class="label">[70]</span></a> Die aus dem Altertum auf uns überkommenen Nachrichten über die
-Astronomie der Babylonier hat <span class="gesperrt">Ideler</span> zusammengestellt: Über die Sternkunde
-der Chaldäer (Abhandlungen der Berliner Akademie d. Wissensch. v.
-1814/15).
-</p>
-<p>
-Die in <span class="gesperrt">Idelers</span> Schrift zusammengestellten und erläuterten Fragmente
-waren bis zur Entzifferung der Keilschriftfunde, also bis 1870 etwa, die wichtigste
-Quelle für die Geschichte der babylonischen Astronomie.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_71" id="Footnote_71" href="#FNanchor_71"><span class="label">[71]</span></a> <span class="gesperrt">F. Boll</span>, Astronomische Beobachtungen im Altertum. Neue Jahrbücher
-f. d. klass. Altert. 1917. S. 17.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_72" id="Footnote_72" href="#FNanchor_72"><span class="label">[72]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">Ginzel</span>, »Die astronomischen Kenntnisse der Babylonier und
-ihre kulturhistorische Bedeutung«; in den Beiträgen zur alten Geschichte
-(Klio). 1 Bd. (1901).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_73" id="Footnote_73" href="#FNanchor_73"><span class="label">[73]</span></a> Nach <span class="gesperrt">Ginzel</span> a. a. O. S. 191.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_74" id="Footnote_74" href="#FNanchor_74"><span class="label">[74]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">Ginzel</span> a. a. O. (Klio).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_75" id="Footnote_75" href="#FNanchor_75"><span class="label">[75]</span></a> »Was auf diesem Gebiete die Assyriologie geleistet, gehört zu den
-erstaunlichsten Ergebnissen der Altertumsforschung und bildet einen der
-größten Triumphe der Keilschriftenentzifferung« (<span class="gesperrt">Bezold</span>, Ninive und Babylon
-1903. S. 89). Unter den Männern, welche die Astronomie und die Keilschriftenkunde
-in einer Person vereinigen, ist besonders <span class="gesperrt">F. X. Kugler</span> zu nennen.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_76" id="Footnote_76" href="#FNanchor_76"><span class="label">[76]</span></a> Nach <span class="gesperrt">Kugler</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_77" id="Footnote_77" href="#FNanchor_77"><span class="label">[77]</span></a> <span class="gesperrt">F. X. Kugler</span>, Sternkunde und Sterndienst in Babel. Münster 1907.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_78" id="Footnote_78" href="#FNanchor_78"><span class="label">[78]</span></a> Nach <span class="gesperrt">Ginzel</span>, Die astronomischen Kenntnisse der Babylonier.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_79" id="Footnote_79" href="#FNanchor_79"><span class="label">[79]</span></a> <span class="gesperrt">Ginzel</span>, Die astronomischen Kenntnisse der Babylonier.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_80" id="Footnote_80" href="#FNanchor_80"><span class="label">[80]</span></a> Wie <span class="gesperrt">Geminos</span> mitteilt. Wann <span class="gesperrt">Geminos</span> lebte, ist nicht genau bekannt
-(100 v.-100 n. Chr.). Er stammte aus Rhodos und schrieb eine Einführung
-in die Astronomie (&#949;&#7984;&#963;&#945;&#947;&#969;&#947;&#8052; &#949;&#7984;&#962; &#964;&#8048; &#966;&#945;&#953;&#957;&#8057;&#956;&#949;&#957;&#945;). Eine Ausgabe mit
-deutscher Übersetzung veröffentlichte <span class="gesperrt">K. Manitius</span>. Leipzig 1898.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_81" id="Footnote_81" href="#FNanchor_81"><span class="label">[81]</span></a> Wie die Bewegung der Gestirne, so galt auch das Verhalten gewisser
-Tiere als Omen. In Babylon hat, nach dem Inhalt mancher Keilschrifttexte
-zu urteilen, der Skorpion in dieser Hinsicht eine Rolle gespielt, wie sie heute
-beim Volke noch der Spinne zugeschrieben wird. Aus dem Verhalten der
-Skorpione suchte man z. B. das Schicksal der Heere oder den Verlauf öffentlicher
-Angelegenheiten vorherzusagen. (Mitteilungen zur Gesch. d. Medizin
-und der Naturwissensch. 1906. S. 326.)</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_82" id="Footnote_82" href="#FNanchor_82"><span class="label">[82]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">Diodors</span> von Sizilien historische Bibliothek, übersetzt von
-<span class="gesperrt">J. F. Wurm</span>. Stuttgart 1827. Buch II. Kap. 30.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_83" id="Footnote_83" href="#FNanchor_83"><span class="label">[83]</span></a> Eingehender handelt von der kulturgeschichtlichen Bedeutung der
-babylonischen und der ägyptischen Priesterschaft <span class="gesperrt">E. Meyer</span> im 1. Bande (1,<sub>2</sub>)
-seiner Geschichte des Altertums.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_84" id="Footnote_84" href="#FNanchor_84"><span class="label">[84]</span></a> Nach <span class="gesperrt">Kugler</span>, Sternkunde und Sterndienst in Babel. Assyriologische,
-astronomische und, astralmythologische Untersuchungen. I. Buch: Entwicklung
-der babylonischen Planetenkunde von ihren Anfängen bis auf Christus.
-Münster 1907. S. 41.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_85" id="Footnote_85" href="#FNanchor_85"><span class="label">[85]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">Kugler</span>, Sternkunde und Sterndienst in Babel. Münster 1907.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_86" id="Footnote_86" href="#FNanchor_86"><span class="label">[86]</span></a> <span class="gesperrt">Kugler</span>, Im Bannkreis Babels. S. 57.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_87" id="Footnote_87" href="#FNanchor_87"><span class="label">[87]</span></a> <span class="gesperrt">Wolff</span>, Geschichte der Astronomie. S. 10.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_88" id="Footnote_88" href="#FNanchor_88"><span class="label">[88]</span></a> <span class="gesperrt">Berosos</span> war Priester in Babylon. Er gibt selbst an, daß er unter
-Alexander, dem Sohne Philipps, gelebt habe. Näheres siehe in <span class="gesperrt">Christ</span>, Geschichte
-der griechischen Literatur. 1889. S. 412.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_89" id="Footnote_89" href="#FNanchor_89"><span class="label">[89]</span></a> <span class="gesperrt">K. A. v. Zittel</span>, Geschichte der Geologie u. Paläontologie. 1899. S. 2.
-</p>
-<p>
-Die Aufzeichnungen des <span class="gesperrt">Berosos</span> (<span class="gesperrt">Christ</span>, a. a. O.) erregten bei den
-Juden und den Christen besonderes Interesse durch die mit der Bibel übereinstimmenden,
-jetzt auch durch Keilschrifttexte bestätigten Mythen von der
-Sündflut, dem Turmbau zu Babel usw.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_90" id="Footnote_90" href="#FNanchor_90"><span class="label">[90]</span></a> Nach <span class="gesperrt">Ginzel</span>, Das astronomische Wissen der Babylonier. (Klio. 1901.)</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_91" id="Footnote_91" href="#FNanchor_91"><span class="label">[91]</span></a> Nach einer von <span class="gesperrt">H. Winckler</span> aufgestellten, jedoch sehr fragwürdigen
-Ansicht. Nach <span class="gesperrt">Winckler</span> begann das babylonische Jahr mit dem
-Frühlingsäquinoktium. Nun wandern die Äquinoktialpunkte in 26000 Jahren
-durch den ganzen Tierkreis. Der Frühlingspunkt verweilt somit in jedem
-Tierkreisbild etwa 2000 Jahre. In Anbetracht des großen Zeitraums, über
-den sich die babylonischen Beobachtungen erstreckten, konnte die Wanderung
-der Äquinoktien den Babyloniern nach <span class="gesperrt">Winckler</span> nicht entgehen. Als ihre
-Beobachtungen, soweit Urkunden darüber vorliegen, begannen, befand sich der
-Frühlingspunkt im Stier. Im 8. Jahrhundert v. Chr. war die Frühjahrssonne
-in den Widder getreten, während sie jetzt schon in den Fischen steht. Damit
-hängt vielleicht zusammen, daß die Aufzählung der Sternbilder in dem bekannten
-Verse: <span lang="la" xml:lang="la">Sunt aries taurus</span> ... mit dem Widder beginnt. Daß die
-Namen der Tierkreisbilder zum Teil mit babylonischen Benennungen zusammenfallen, weist darauf hin, daß sie, wenn auch auf Umwegen, von den
-Babyloniern auf uns gelangt sind. (S. auch <span class="gesperrt">Bezold</span>, Ninive u. Babylon. 1903.)</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_92" id="Footnote_92" href="#FNanchor_92"><span class="label">[92]</span></a> <span class="gesperrt">F. H. Kugler</span>, Im Bannkreis Babels. Münster 1910.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_93" id="Footnote_93" href="#FNanchor_93"><span class="label">[93]</span></a> <span class="gesperrt">Ginzel</span>, Das astronomische Wissen der Babylonier (Klio. 1901. S. 209).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_94" id="Footnote_94" href="#FNanchor_94"><span class="label">[94]</span></a> Dies entspricht auch einer Angabe des <span class="gesperrt">Josephus</span> (Antiquit. I, 8).
-Siehe auch <span class="gesperrt">Kugler</span> a. a. O. S. 117.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_95" id="Footnote_95" href="#FNanchor_95"><span class="label">[95]</span></a> <span class="gesperrt">A. Boeckh</span>, Metrologische Untersuchungen über Gewichte, Münzfüße
-und Maße des Altertums in ihrem Zusammenhange. Berlin 1838.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_96" id="Footnote_96" href="#FNanchor_96"><span class="label">[96]</span></a> Siehe den Artikel »Gewichte« von <span class="gesperrt">Lehmann-Haupt</span> in Paulys Reallexikon
-der klass. Altertumskunde. Supplement-Bd. III. (1918.) S. 588&ndash;654.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_97" id="Footnote_97" href="#FNanchor_97"><span class="label">[97]</span></a> <span class="gesperrt">Lehmann</span> ist geneigt, hier eine absichtliche Verknüpfung anzunehmen.
-Beiträge zur alten Geschichte. Bd. I. (1902.) S. 355.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_98" id="Footnote_98" href="#FNanchor_98"><span class="label">[98]</span></a> <span class="gesperrt">C. F. Lehmann</span>, Über die Beziehungen zwischen Zeit- und Raummessung
-im babylonischen Sexagesimalsystem (Klio. Bd. I. S. 381 u. f.).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_99" id="Footnote_99" href="#FNanchor_99"><span class="label">[99]</span></a> Von anderer Seite wird bestritten, daß die alten Babylonier schon das
-Gewicht aus dem Längenmaß abgeleitet hätten und auf das Bedenkliche derartiger
-Spekulationen, wie sie <span class="gesperrt">Lehmann</span> und besonders <span class="gesperrt">Winckler</span> (s. S. 36)
-anstellten, hingewiesen. Siehe u. a. <span class="gesperrt">E. Meyer</span>, Geschichte d. Altertums.
-1909. S. 518.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_100" id="Footnote_100" href="#FNanchor_100"><span class="label">[100]</span></a> Das Medizinalgewicht, das der Verfasser des Papyrus Ebers seinen
-Rezepten als Einheit zugrunde legt, betrug nach <span class="gesperrt">F. Hultsch</span> (Griech. u. röm.
-Metr. 1882, S. 374 u. 376) ungefähr 6 g und das kleinste Gewicht namens
-pek 0,71 g. Vgl. <span class="gesperrt">R. Lepsius</span>, Abhandl. d. Berliner Akademie, 1871. S. 41&ndash;43
-und <span class="gesperrt">F. Chabas</span>, <span lang="fr" xml:lang="fr">Recherches sur les poids, mésures et monnaies des anc. Egypt.</span>
-Paris 1876. S. 21, 38.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_101" id="Footnote_101" href="#FNanchor_101"><span class="label">[101]</span></a> Näheres über die Geschichte der Wage, der Gewichte und des Wägens
-enthält die Schrift: <span class="gesperrt">Th. Ibel</span>, Die Wage im Altertum und Mittelalter. Erlangen
-1908.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_102" id="Footnote_102" href="#FNanchor_102"><span class="label">[102]</span></a> <span class="gesperrt">Lepsius</span>, Die Metalle in den ägyptischen Inschriften. Abhandl. d.
-Akademie d. Wissensch. zu Berlin. 1871. S. 111.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_103" id="Footnote_103" href="#FNanchor_103"><span class="label">[103]</span></a> <span class="gesperrt">A. Rössing</span>, Geschichte der Metalle. 1901.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_104" id="Footnote_104" href="#FNanchor_104"><span class="label">[104]</span></a> <span class="gesperrt">A. de Rochas</span>, <span lang="fr" xml:lang="fr">Les origines de la science et ses premières applications</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_105" id="Footnote_105" href="#FNanchor_105"><span class="label">[105]</span></a> <span class="gesperrt">Rössing</span>, Geschichte der Metalle. S. 11.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_106" id="Footnote_106" href="#FNanchor_106"><span class="label">[106]</span></a> Die erste schriftliche Erwähnung findet das Zink bei <span class="gesperrt">Paracelsus</span>.
-Er nannte es »ein gar fremdes Metall, sonderlich seltsamer als die anderen«.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_107" id="Footnote_107" href="#FNanchor_107"><span class="label">[107]</span></a> Neuerdings hat man Gegenstände aus ziemlich reinem Zinn in spätägyptischen
-Gräbern gefunden. Die Römer unterschieden es als <span lang="la" xml:lang="la">Plumbum candidum</span>
-von dem Blei, das sie als <span lang="la" xml:lang="la">Plumbum nigrum</span> bezeichneten.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_108" id="Footnote_108" href="#FNanchor_108"><span class="label">[108]</span></a> <span class="gesperrt">Rössing</span>, a. a. O. S. 3. In manchen untersuchten Bronzen ist das
-Zinn ganz oder zum Teil durch Antimon ersetzt. Entweder wurde dieses Metall
-in Form von Antimonerz bei der Verhüttung der Kupfererze zugesetzt oder
-man war im Altertum schon mit der Gewinnung des metallischen Antimons
-vertraut. Die letztere Ansicht vertritt <span class="gesperrt">Helm</span>. Siehe den Jahresbericht über
-die Fortschritte der klassischen Altertumswissenschaft 1902. III. S. 26&ndash;82.
-(<span class="gesperrt">Stadlers</span> Literaturbericht.)
-</p>
-<p>
-Einen bei den Ausgrabungen in Sakkara zutage geförderten Bronzebarren
-von der Form, wie ihn die alten Abbildungen zeigen, untersuchte <span class="gesperrt">Berthelot</span>
-(<span lang="fr" xml:lang="fr">Comptes Rendus</span> 1905. S. 183), <span lang="fr" xml:lang="fr">Quelques métaux trouvés dans les fouilles
-archéologiques en Egypte</span>. Dieser Barren enthielt 87,5% Kupfer und 11,47%
-Zinn. Der Rest bestand aus Blei und Patina.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_109" id="Footnote_109" href="#FNanchor_109"><span class="label">[109]</span></a> <span class="gesperrt">E. Gerland</span> im Archiv f. d. Gesch. d. Naturw. u. d. Technik. 1910. S. 304.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_110" id="Footnote_110" href="#FNanchor_110"><span class="label">[110]</span></a> Mitteilungen zur Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften.
-1909. S. 300.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_111" id="Footnote_111" href="#FNanchor_111"><span class="label">[111]</span></a> <span class="gesperrt">L. Wilser</span> in den Mitteilungen zur Geschichte der Medizin und der
-Naturwissenschaften. 1907. S. 487. Nach <span class="gesperrt">A. Ludwig</span> stammt das Wort aus
-dem Hebräischen (Zeitschr. f. d. Kunde des Morgenlandes. 1905. Bd. XIX.
-S. 239&ndash;240).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_112" id="Footnote_112" href="#FNanchor_112"><span class="label">[112]</span></a> <span class="gesperrt">Rössing</span>, Geschichte der Metalle. S. 14, sowie die Abhandlung Eisen
-und Stahl in Indien von Dr. <span class="gesperrt">E. Schultze</span> im Archiv f. d. Gesch. d. Naturw.
-u. d. Technik. 1910. S. 350.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_113" id="Footnote_113" href="#FNanchor_113"><span class="label">[113]</span></a> <span class="gesperrt">A. H. Layard</span>, <span lang="en" xml:lang="en">Niniveh and its remains</span>. London 1849.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_114" id="Footnote_114" href="#FNanchor_114"><span class="label">[114]</span></a> <span class="gesperrt">A. C. Kisa</span>, Die Erfindung des Glasblasens. Jahrbuch für Altertumskunde
-I. S. 1.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_115" id="Footnote_115" href="#FNanchor_115"><span class="label">[115]</span></a> <span class="gesperrt">Herodot</span> II. 84.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_116" id="Footnote_116" href="#FNanchor_116"><span class="label">[116]</span></a> <span class="gesperrt">Kodex Hammurabis.</span> Siehe Mitteilungen z. Geschichte d. Medizin
-u. d. Naturwissenschaften. 1903. Heft 1. S. 90. <span class="gesperrt">Hammurabi</span> (<span class="gesperrt">Chammurabi</span>)
-regierte von 1958&ndash;1916. Er hat die herrschenden Rechtsgrundsätze zusammengestellt.
-Das Gesetzbuch <span class="gesperrt">Hammurabis</span> wurde 1901 gefunden.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_117" id="Footnote_117" href="#FNanchor_117"><span class="label">[117]</span></a> Die Staroperation, der man bisher ein Alter von etwa 2000 Jahren zuschrieb,
-ist infolge dieser Erwähnung in der Gesetzessammlung <span class="gesperrt">Hammurabis</span>
-um weitere 2000 Jahre zurückzudatieren. Siehe <span class="gesperrt">H. Magnus</span>, Zur Kenntnis der
-im Gesetzbuche des <span class="gesperrt">Hammurabi</span> erwähnten Augenoperationen. Deutsche med.
-Wochenschrift. 1903. Nr. 23.
-</p>
-<p>
-Es läßt sich mit Bestimmtheit annehmen, daß diese Gesetze schon vor
-ihrer Kodifizierung durch lange Zeiträume hindurch Geltung besaßen. Der
-118. Paragraph der Sammlung <span class="gesperrt">Hammurabis</span> lautet:
-</p>
-<p>
-»Wenn ein Chirurg jemandem eine schwere Wunde mit dem kupfernen
-Skorpionpfriemen macht und den Menschen tötet oder den Star eines Menschen
-mit dem kupfernen Skorpionpfriemen öffnet und das Auge des Menschen wird
-zerstört, seine Hände soll man ihm abhauen.«</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_118" id="Footnote_118" href="#FNanchor_118"><span class="label">[118]</span></a> <span class="gesperrt">Diodor</span>, I. 82, 3.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_119" id="Footnote_119" href="#FNanchor_119"><span class="label">[119]</span></a> In einem altbabylonischen Texte wird Bilsenkraut als »die Pflanze,
-welche die Glieder lähmt« und »Fett vom Baume« (Harz) empfohlen. Mitteil.
-z. Gesch. d. Med. u. d. Naturwissensch. 1904. S. 221.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_120" id="Footnote_120" href="#FNanchor_120"><span class="label">[120]</span></a> <span class="gesperrt">F. v. Oefele</span>, Zwei medizinische Keilschrifttexte in Urschrift, Umschrift
-und Übersetzung. (Mitteil. zur Gesch. der Med. u. d. Naturwissensch.
-1904. S. 217 u. f.)</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_121" id="Footnote_121" href="#FNanchor_121"><span class="label">[121]</span></a> <span class="gesperrt">H. A. Nielsen</span>, Die Straßenhygiene im Altertum. Arch. f. Hygiene.
-Bd. 43 (1902). S. 85&ndash;115.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_122" id="Footnote_122" href="#FNanchor_122"><span class="label">[122]</span></a> Eine Liste der in Ägypten und in Palästina angebauten Pflanzen enthält
-die Abhandlung von <span class="gesperrt">Warburg</span>, »Geschichte und Entwicklung der angewandten
-Botanik« (Berichte der Deutschen botanischen Gesellschaft. 1901.
-S. 153). Für Ägypten kommen unter anderen in Betracht: drei Weizenarten,
-zwei Gerstenarten, Knoblauch, Porree, Schalotten, Lein, Papyrus, Ölbaum,
-Weinstock, Dattel, Feige, Melonen, Kürbis, Artischocke, Spargel, Rettich,
-Ackererbse, Pferdebohne, Linse, Kohl, Fenchel, Anis, Absynth, Schlafmohn,
-Rizinus, Granatapfel. Die meisten dieser Pflanzen wurden auch in Palästina
-angebaut, wo man auch schon das Pfropfen verstand. Als Werkzeuge sind
-der Pflug, die Egge, Sicheln, Hecheln und Dreschbretter nachgewiesen.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_123" id="Footnote_123" href="#FNanchor_123"><span class="label">[123]</span></a> Im Papyrus Ebers finden sich einige Andeutungen, die erkennen lassen,
-daß die alten Ägypter die Heilung von Wunden durch Nähte förderten. Die
-erste Beschreibung dieses Verfahrens findet sich bei <span class="gesperrt">Celsus</span>. Siehe <span class="gesperrt">Gurlts</span>
-Geschichte der Chirurgie, sowie <span class="gesperrt">Erhardt</span>, Die in der Chirurgie gebräuchlichen
-Nähte und Knoten in historischer Darstellung. (<span class="gesperrt">Volkmanns</span> klin. Vorträge
-Nr. 580/81.)</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_124" id="Footnote_124" href="#FNanchor_124"><span class="label">[124]</span></a> Tierärztliches Zentralblatt. 1903. Nr. 18.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_125" id="Footnote_125" href="#FNanchor_125"><span class="label">[125]</span></a> <span class="gesperrt">R. Burckhardt</span>, Geschichte d. Zoologie. S. 12. Leipzig, Göschensche
-Buchhandlung. 1907.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_126" id="Footnote_126" href="#FNanchor_126"><span class="label">[126]</span></a> <span class="gesperrt">Eduard Meyer</span>, Ägypten zur Zeit der Pyramidenerbauer. Leipzig
-1908. (Sendschrift der deutschen Orientgesellschaft.)</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_127" id="Footnote_127" href="#FNanchor_127"><span class="label">[127]</span></a> <span class="gesperrt">v. Hehn</span>, Kulturpflanzen und Haustiere in ihrem Übergange aus Asien.
-Berlin 1902. S. 520.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_128" id="Footnote_128" href="#FNanchor_128"><span class="label">[128]</span></a> <span class="gesperrt">Gerland</span> und <span class="gesperrt">Traumüller</span>, Geschichte der physikalischen Experimentierkunst.
-Engelmann, Leipzig 1899. S. 9.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_129" id="Footnote_129" href="#FNanchor_129"><span class="label">[129]</span></a> <span class="gesperrt">Meyer</span>, Geschichte der Chemie. S. 16.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_130" id="Footnote_130" href="#FNanchor_130"><span class="label">[130]</span></a> Ein ausführlicher Artikel über Industrie und Handel im Altertum
-findet sich im 9. Bande von Paulys Reallexikon, S. 1381&ndash;1535. Der Verfasser
-ist <span class="gesperrt">Gummerus</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_131" id="Footnote_131" href="#FNanchor_131"><span class="label">[131]</span></a> Von den Vorstellungen der Alten über Indien handelt sehr ausführlich
-<span class="gesperrt">Wecker</span> in Paulys Reallexik. d. klass. Altert. Bd. IX. (1914). S. 1264&ndash;1325.
-Die beste Darstellung der antiken Kenntnisse über Indien findet sich in der »Geographie«
-des <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> (s. a. spät. Stelle).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_132" id="Footnote_132" href="#FNanchor_132"><span class="label">[132]</span></a> Nach <span class="gesperrt">Arrian</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_133" id="Footnote_133" href="#FNanchor_133"><span class="label">[133]</span></a> <span class="gesperrt">Lassen</span>, Indische Altertumskunde. II. 511.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_134" id="Footnote_134" href="#FNanchor_134"><span class="label">[134]</span></a> <span class="gesperrt">Cantor</span>, I. 509.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_135" id="Footnote_135" href="#FNanchor_135"><span class="label">[135]</span></a> <span class="gesperrt">Bürk</span> in der Zeitschrift der Deutschen morgenländischen Gesellschaft.
-Bd. 55 u. 56.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_136" id="Footnote_136" href="#FNanchor_136"><span class="label">[136]</span></a> Kap. I. 4. in der Zeitschrift der Deutschen morgenländischen Gesellschaft.
-56. Bd. (1902.) S. 328.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_137" id="Footnote_137" href="#FNanchor_137"><span class="label">[137]</span></a> Die Konstruktion von Altären unter Verwendung rechtwinkliger Dreiecke,
-deren Seiten sich wie ganze Zahlen verhalten, geht vielleicht in das
-8. vorchristliche Jahrhundert zurück. Mitteil. z. Geschichte d. Medizin u. Naturwissenschaften.
-1906. S. 473.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_138" id="Footnote_138" href="#FNanchor_138"><span class="label">[138]</span></a> Vor allem des Apastamba Sulbasutra.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_139" id="Footnote_139" href="#FNanchor_139"><span class="label">[139]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">Zeuthens</span> Bemerkungen in der Biblioth. mathem. (3. Folge).
-V. 97&ndash;112.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_140" id="Footnote_140" href="#FNanchor_140"><span class="label">[140]</span></a> <span class="gesperrt">Cantor</span>, Über die älteste indische Mathematik. Arch. f. Math. und
-Physik. 1904.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_141" id="Footnote_141" href="#FNanchor_141"><span class="label">[141]</span></a> Ap. Sulb. Sutra. III. 2. Zeitschr. d. morgenl. Gesellsch. Bd. 55 u. 56.
-Abhandlung <span class="gesperrt">Bürks</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_142" id="Footnote_142" href="#FNanchor_142"><span class="label">[142]</span></a> Siehe S. 19.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_143" id="Footnote_143" href="#FNanchor_143"><span class="label">[143]</span></a> <span class="gesperrt">Cantor</span>, Über die älteste indische Mathematik i. Arch. f. Math. u.
-Phys. 8. Bd. (1904).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_144" id="Footnote_144" href="#FNanchor_144"><span class="label">[144]</span></a> Siehe S. 6.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_145" id="Footnote_145" href="#FNanchor_145"><span class="label">[145]</span></a> <span class="gesperrt">Cantor</span>, a. a. O. S. 71.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_146" id="Footnote_146" href="#FNanchor_146"><span class="label">[146]</span></a> <span class="gesperrt">Tropfke</span>, Geschichte der Elementarmathematik. Bd. I. S. 98.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_147" id="Footnote_147" href="#FNanchor_147"><span class="label">[147]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">Arneth</span>, Die Geschichte der reinen Mathematik. S. 143.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_148" id="Footnote_148" href="#FNanchor_148"><span class="label">[148]</span></a> <span class="gesperrt">Cantor</span>, Geschichte der Mathematik. Bd. I. S. 540.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_149" id="Footnote_149" href="#FNanchor_149"><span class="label">[149]</span></a> Sie findet sich bei <span class="gesperrt">Aryabhatta</span> (geb. 476 n. Chr.), dem ältesten indischen
-Astronomen, dessen Schriften auf unsere Zeit gekommen sind.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_150" id="Footnote_150" href="#FNanchor_150"><span class="label">[150]</span></a> Das Nirukta.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_151" id="Footnote_151" href="#FNanchor_151"><span class="label">[151]</span></a> <span class="gesperrt">Roth</span>, »Indische Feuerzeuge«. Zeitschrift der morgenländischen Gesellschaft.
-1889.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_152" id="Footnote_152" href="#FNanchor_152"><span class="label">[152]</span></a> <span class="gesperrt">Aristophanes</span>, Wolken. v. 766 u. f. <span class="gesperrt">Aristophanes</span> erzählt dort,
-ein Schuldner habe seinen Gläubiger dadurch geprellt, daß er die Wachstafel,
-welche die Forderung enthielt, mittelst einer der Linsen geschmolzen habe, die
-zum Erzeugen von Feuer gebraucht würden.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_153" id="Footnote_153" href="#FNanchor_153"><span class="label">[153]</span></a> Über die »Schießpulverfrage im alten Indien«, siehe die Mitteilungen
-zur Gesch. d. Med. u. d. Naturwissensch. 1905. S. 1 u. f.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_154" id="Footnote_154" href="#FNanchor_154"><span class="label">[154]</span></a> <span class="gesperrt">Hoernle</span>, <span lang="en" xml:lang="en">Studies in the Medicine of ancient India</span>. Oxford 1907.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_155" id="Footnote_155" href="#FNanchor_155"><span class="label">[155]</span></a> <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span>, Abhandlungen und Vorträge. 1906.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_156" id="Footnote_156" href="#FNanchor_156"><span class="label">[156]</span></a> <span class="gesperrt">Berendes</span>, Das Apothekenwesen, seine Entstehung und geschichtliche
-Entwicklung. Stuttgart 1907.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_157" id="Footnote_157" href="#FNanchor_157"><span class="label">[157]</span></a> Ein Sanskrittext, der sich gegen den Genuß des Fleisches, der gegohrenen
-Getränke und gegen die geschlechtliche Liebe wendet, findet sich in
-der Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft, Jahrg. 1907, in
-der Übersetzung wiedergegeben.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_158" id="Footnote_158" href="#FNanchor_158"><span class="label">[158]</span></a> <span class="gesperrt">S. Hirschberg</span>, Der Starstich der Inder. Zeitschr. f. prakt. Augenheilk.
-Januarheft 1909.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_159" id="Footnote_159" href="#FNanchor_159"><span class="label">[159]</span></a> <span class="gesperrt">Lindner</span>, Weltgeschichte. Bd. I. S. 413.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_160" id="Footnote_160" href="#FNanchor_160"><span class="label">[160]</span></a> Siehe auch <span class="gesperrt">W. Förster</span>, Die Astronomie des Altertums und Mittelalters.
-Berlin 1876.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_161" id="Footnote_161" href="#FNanchor_161"><span class="label">[161]</span></a> <span class="gesperrt">Wolff</span>, Geschichte der Astronomie. S. 11.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_162" id="Footnote_162" href="#FNanchor_162"><span class="label">[162]</span></a> Der Jesuitenorden, dem ja neben der Verteidigung auch die Verbreitung
-des katholischen Glaubens oblag, ließ sich schon im 16. Jahrhundert in
-den außereuropäischen Ländern nieder. In China gewann er besonderen Einfluß
-dadurch, daß er für die Kalenderrechnung, die dort sehr in Unordnung
-geraten war, eine Neuordnung auf astronomischer Grundlage schuf. Eine
-solche Neuordnung war deshalb sehr wichtig, weil man eine verworrene Zeitrechnung
-als ein ungünstiges Omen für die Verwaltung und damit die Zukunft
-des Staates ansah.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_163" id="Footnote_163" href="#FNanchor_163"><span class="label">[163]</span></a> <span class="gesperrt">Baden-Powell</span>, <span lang="en" xml:lang="en">History of natural philosophy</span>. London 1834.
-S. 11.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_164" id="Footnote_164" href="#FNanchor_164"><span class="label">[164]</span></a> Siehe auch <span class="gesperrt">H. Löschner</span>, Über Sonnenuhren. Beiträge zu ihrer Geschichte
-und Konstruktion nebst Aufstellung einer Fehlertheorie. Graz 1905.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_165" id="Footnote_165" href="#FNanchor_165"><span class="label">[165]</span></a> Mitteilungen zur Gesch. der Medizin und der Naturwissenschaften.
-1908. S. 351.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_166" id="Footnote_166" href="#FNanchor_166"><span class="label">[166]</span></a> Näheres enthält die Abhandlung <span class="gesperrt">R. Ehrenfelds</span> in den Mitteilungen
-zur Gesch. der Medizin und der Naturwissenschaften. 1908. S. 144 u. f.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_167" id="Footnote_167" href="#FNanchor_167"><span class="label">[167]</span></a> Auch <span class="gesperrt">H. Winckler</span> wendet sich in einer Abhandlung über die Bedeutung
-der Phönizier für die Kulturen des Mittelmeeres (Zeitschr. f. Sozialwissenschaft.
-1903. Bd. IV. Nr. 6 u. 7) gegen die Auffassung, als ob die Phönizier
-die Buchstabenschrift erfunden hätten. Er ist der Ansicht, daß sich
-das Verständigungsmittel geistigen Lebens an dessen Mittelpunkt entwickelt
-haben wird und die phönizische Schrift im Anschluß an die Keilschriftliteratur
-entwickelt ist. Übrigens haben auch die arischen Perser die zu monumentalen
-Inschriften beibehaltene Keilschrift zu einer Buchstabenschrift umgestaltet
-(<span class="gesperrt">L. Wilser</span> in den Mitteil. z. Gesch. d. Med. u. Naturwissensch. 1905. S 32).
-Die ältesten uns erhaltenen Inschriften im griechischen Alphabet und in
-griechischer Sprache gehen kaum über den Anfang des 7. vorchristlichen Jahrhunderts
-hinaus. Siehe <span class="gesperrt">Beloch</span>, Griechische Geschichte. Bd. I. 2. S. 2. 1913.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_168" id="Footnote_168" href="#FNanchor_168"><span class="label">[168]</span></a> <span class="gesperrt">K. Suter</span>, Geschichte der mathemat. Wissenschaften. Zürich 1878.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_169" id="Footnote_169" href="#FNanchor_169"><span class="label">[169]</span></a> Im Archiv für Geschichte der Philosophie (1902. S. 311) hat <span class="gesperrt">Peithmann</span>
-in einer Abhandlung über die Naturphilosophie vor Sokrates neuerdings
-die Anschauung zu begründen versucht, daß <span class="gesperrt">Thales</span> sich nicht als
-Philosoph, sondern nur als Astronom und Ingenieur verdient gemacht habe.
-Nach <span class="gesperrt">Peithmann</span> hat es den Anschein, daß erst Aristoteles den Thales unverdientermaßen
-zu einem Philosophen gemacht hat. Die Ansicht wird nach
-<span class="gesperrt">v. Lippmann</span> jedoch nicht allgemein anerkannt.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_170" id="Footnote_170" href="#FNanchor_170"><span class="label">[170]</span></a> <span class="gesperrt">Cantor</span>, Geschichte der Mathematik. Leipzig 1880. Bd. I. S. 113.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_171" id="Footnote_171" href="#FNanchor_171"><span class="label">[171]</span></a> A. a. O. S. 114.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_172" id="Footnote_172" href="#FNanchor_172"><span class="label">[172]</span></a> Ein Verzeichnis der von den antiken Schriftstellern erwähnten Finsternisse
-findet sich in <span class="gesperrt">Paulys</span> Reallexikon der klass. Altertumswiss. im 6. Bande
-auf S. 2352&ndash;2364. Dort findet sich auch (S. 2339&ndash;2364) ein ausführlicher,
-von <span class="gesperrt">Boll</span> verfaßter Beitrag über die Finsternisse. Die erste verbürgte Nachricht
-betrifft eine Mondfinsternis, die am 19. 3. 721 in Babylon beobachtet
-wurde.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_173" id="Footnote_173" href="#FNanchor_173"><span class="label">[173]</span></a> Siehe oben S. 35.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_174" id="Footnote_174" href="#FNanchor_174"><span class="label">[174]</span></a> <span class="gesperrt">Thales</span> hat die am 18. Mai 603 eingetretene große Sonnenfinsternis
-wahrscheinlich in Ägypten beobachtet. Er konnte deshalb damit rechnen,
-daß etwas mehr als 18 Jahre später eine neue Finsternis stattfinden würde.
-Sie fand denn auch am 22. Mai 585 statt (<span class="gesperrt">H. Diels</span>, Antike Technik. 1914.
-S. 3). Siehe auch <span class="gesperrt">J. Zech</span>, Astronomische Untersuchungen über die wichtigsten
-Finsternisse, welche von den Schriftstellern des Altertums erwähnt werden.
-Leipzig 1853.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_175" id="Footnote_175" href="#FNanchor_175"><span class="label">[175]</span></a> Neue Jahrbücher f. d. klass. Altertum. 1911. S. 5.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_176" id="Footnote_176" href="#FNanchor_176"><span class="label">[176]</span></a> Nach <span class="gesperrt">Plutarch</span>, Vol. III, pag. 174, ed. Didot, sowie nach <span class="gesperrt">Plinius</span>
-XXXVI. 12.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_177" id="Footnote_177" href="#FNanchor_177"><span class="label">[177]</span></a> <span class="gesperrt">A. Forbiger</span>, Handbuch der alten Geographie. I. 44.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_178" id="Footnote_178" href="#FNanchor_178"><span class="label">[178]</span></a> <span class="gesperrt">Aristot.</span>, Metaphys. I, 3.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_179" id="Footnote_179" href="#FNanchor_179"><span class="label">[179]</span></a> <span class="gesperrt">Zeller</span>, Die Philosophie der Griechen. Bd. I. (5. Aufl.) S. 35.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_180" id="Footnote_180" href="#FNanchor_180"><span class="label">[180]</span></a> <span class="gesperrt">E. Meyer</span>, Alte Geschichte. Bd. IV. 1901. S. 199.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_181" id="Footnote_181" href="#FNanchor_181"><span class="label">[181]</span></a> <span class="gesperrt">Zeller</span>, Die Philosophie der Griechen. 5. Aufl. Bd. I. S. 769.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_182" id="Footnote_182" href="#FNanchor_182"><span class="label">[182]</span></a> <span class="gesperrt">E. Meyer</span>, Geschichte der Botanik. Bd. I (1854). S. 45.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_183" id="Footnote_183" href="#FNanchor_183"><span class="label">[183]</span></a> <span class="gesperrt">Zeller</span>, Über die griechischen Vorgänger Darwins. Abhandlungen
-d. kgl. Akademie d. Wissensch. zu Berlin. 1878. S. 115.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_184" id="Footnote_184" href="#FNanchor_184"><span class="label">[184]</span></a> <span class="gesperrt">E. Meyer</span> a. a. O.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_185" id="Footnote_185" href="#FNanchor_185"><span class="label">[185]</span></a> So heißt es bei <span class="gesperrt">Plutarch</span>, Strom. VII. Dox. Gr. S. 581.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_186" id="Footnote_186" href="#FNanchor_186"><span class="label">[186]</span></a> S. auch <span class="gesperrt">Windelband</span>, Die Lehre vom Zufall. Berlin 1870.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_187" id="Footnote_187" href="#FNanchor_187"><span class="label">[187]</span></a> <span class="gesperrt">A. Brieger</span>, Die Urbewegung der Atome und die Weltentstehung
-bei Leukipp und Demokrit. Halle 1884.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_188" id="Footnote_188" href="#FNanchor_188"><span class="label">[188]</span></a> <span class="gesperrt">E. Meyer</span>, Alte Geschichte. Bd. V. 1902. S. 340.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_189" id="Footnote_189" href="#FNanchor_189"><span class="label">[189]</span></a> Gesammelt durch <span class="gesperrt">Mullach</span>, Berlin 1843. (Völlig veraltet; s. auch
-Diels' »Vorsokratiker«).
-</p>
-<p>
-Ist auch die Zahl der authentischen Fragmente nur klein, so sind wir
-über <span class="gesperrt">Demokrits</span> Lehren doch besser unterrichtet als über die Ansichten zahlreicher
-anderen Philosophen. Man hat mit Recht bemerkt, daß er eifriger
-ausgeschrieben als abgeschrieben wurde (<span class="gesperrt">F. A. Lange</span>, Gesch. d. Materialismus.
-1873. Bd. I. S. 11). Zumal durch <span class="gesperrt">Aristoteles</span> und durch <span class="gesperrt">Lukrez</span> sind
-wir mit <span class="gesperrt">Demokrits</span> Anschauungen ziemlich genau bekannt. Selbst in der
-Überlieferung erscheinen sie als »so klar und folgerichtig, daß sich das kleinste
-Bruchstück mit Leichtigkeit dem Ganzen einfügen läßt« (<span class="gesperrt">Lange</span>, a. a. O.).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_190" id="Footnote_190" href="#FNanchor_190"><span class="label">[190]</span></a> <span class="gesperrt">Lucretius Carus</span>, De rerum natura. S. an späterer Stelle dies. Buches.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_191" id="Footnote_191" href="#FNanchor_191"><span class="label">[191]</span></a> 5. Buch. 181&ndash;194.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_192" id="Footnote_192" href="#FNanchor_192"><span class="label">[192]</span></a> 5. Buch. 419 u. f.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_193" id="Footnote_193" href="#FNanchor_193"><span class="label">[193]</span></a> <span class="gesperrt">Cardanus</span>, <span lang="la" xml:lang="la">De subtilitate. lib. XI. (Cardani operum tom. III. Lugduni</span>
-1663. p. 549.) Auf diese Stelle machte mich <span class="gesperrt">Leopold Löwenheim</span> aufmerksam.
-Siehe auch die von ihm herausgegebene Schrift: Die Wissenschaft
-Demokrits und ihr Einfluß auf die moderne Naturwiss. Von <span class="gesperrt">Louis Löwenheim</span>.
-Berlin 1914.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_194" id="Footnote_194" href="#FNanchor_194"><span class="label">[194]</span></a> Über diese Zusammenhänge siehe auch die soeben erwähnte Schrift
-<span class="gesperrt">Löwenheims</span>.
-</p>
-<p>
-Über den Einfluß, den die demokritischen Anschauungen auf die weitere
-Entwicklung der Wissenschaften ausgeübt haben, wurden von <span class="gesperrt">Louis Löwenheim</span>
-eingehende Untersuchungen angestellt. <span class="gesperrt">Löwenheims</span> Arbeit ist bisher
-nur im Auszuge (s. S. 74 Anm. 2) veröffentlicht. Sie ist dem Verfasser
-nach dem Erscheinen seines Werkes durch den Sohn des verstorbenen
-Forschers im Manuskript zugestellt worden, um bei einer neuen Auflage
-berücksichtigt zu werden. Dies konnte an mehreren Stellen dieses Bandes
-geschehen.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_195" id="Footnote_195" href="#FNanchor_195"><span class="label">[195]</span></a> <span class="gesperrt">Fr. Schultze</span> in der Zeitschrift Kosmos. 1877. 8. u. 9. Heft.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_196" id="Footnote_196" href="#FNanchor_196"><span class="label">[196]</span></a> Siehe auch <span class="gesperrt">H. C. Liepmann</span>, Die Mechanik der Leukipp-Demokritischen
-Atome. Leipzig 1885.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_197" id="Footnote_197" href="#FNanchor_197"><span class="label">[197]</span></a> <span class="gesperrt">Schaubach</span>, <span lang="la" xml:lang="la">Anaxagorae fragmenta. Lipsiae</span> 1817. <span class="gesperrt">Mullachius</span>,
-<span lang="la" xml:lang="la">Fragm. phil. graec. Parisiis</span>. I u. II. 1860&ndash;1867. Vor allem aber <span class="gesperrt">Diels'</span>
-»Vorsokratiker«.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_198" id="Footnote_198" href="#FNanchor_198"><span class="label">[198]</span></a> D. h. Vernunft, hier Weltvernunft.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_199" id="Footnote_199" href="#FNanchor_199"><span class="label">[199]</span></a> Es besaß die Größe eines Mühlsteins und wird auch von <span class="gesperrt">Plutarch</span>
-und <span class="gesperrt">Plinius</span> erwähnt.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_200" id="Footnote_200" href="#FNanchor_200"><span class="label">[200]</span></a> <span class="gesperrt">Anaxagoras</span> nahm an, daß die Sonne mehrere Male so groß sei
-wie der Peloponnes und daß der Mond ihr an Größe etwa gleich komme.
-Letzterer sei wie die Erde ein Wohnsitz lebender Wesen.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_201" id="Footnote_201" href="#FNanchor_201"><span class="label">[201]</span></a> <span class="gesperrt">Lange</span>, Geschichte des Materialismus. Bd. I. S. 57.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_202" id="Footnote_202" href="#FNanchor_202"><span class="label">[202]</span></a> Man darf den hier gerügten Mangel der Alten aber auch nicht übertreiben,
-wie es z. B. <span class="gesperrt">Du Bois Reymond</span> (Kulturgeschichte und Naturwissenschaft)
-getan hat. Daß das Experiment auch im Altertum eine Rolle spielte,
-und zumal bei den Alexandrinern zu wichtigen Ergebnissen führte, darf nicht
-verkannt werden. Im Mittelalter waren insbesondere die Araber bemüht, die
-ihnen von den Griechen übermittelten Wissenschaften durch experimentelle
-Untersuchungen weiter auszubauen. Siehe auch <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span>, Über das
-Experiment im Altertum und Mittelalter (Unterrichtsblätter für Mathem. und
-Naturwissensch. 1906. Nr. 4&ndash;6).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_203" id="Footnote_203" href="#FNanchor_203"><span class="label">[203]</span></a> <span class="gesperrt">Cantor</span>, Geschichte der Mathematik. 1880. Bd. I. 128 u. 158.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_204" id="Footnote_204" href="#FNanchor_204"><span class="label">[204]</span></a> Näheres siehe bei <span class="gesperrt">Diels</span>, Antike Technik, S. 21.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_205" id="Footnote_205" href="#FNanchor_205"><span class="label">[205]</span></a> <span class="gesperrt">H. Vogt</span>, Die Geometrie des Pythagoras. Siehe Bibl. math. (3. Folge)
-9. Bd. S. 15 u. f. Danach sind neuerdings auch Zweifel erhoben, ob Pythagoras
-mit der Konstruktion der fünf regulären Körper schon vertraut gewesen. Auch
-mit dem Begriff des Irrationalen wurden die Griechen wahrscheinlich erst viel
-später bekannt.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_206" id="Footnote_206" href="#FNanchor_206"><span class="label">[206]</span></a> Die Griechen haben schon über die Entwicklung der Mathematik
-geschrieben. Eudemos, ein Schüler des Aristoteles, verfaßte eine Geschichte
-der Astronomie und der Geometrie, die bis auf wenige, auch die erwähnten
-Angaben über Thales enthaltende Bruchstücke verloren gegangen ist. Ferner
-schrieb Theophrast von Eresos eine Geschichte der Mathematik. Sie ist leider
-ganz verloren gegangen (<span class="gesperrt">Suter</span>, Geschichte der mathematischen Wissenschaften.
-1873. S. 21). Die Fragmente des Eudemos wurden von <span class="gesperrt">L. Spengel</span> gesammelt
-und herausgegeben: <span lang="la" xml:lang="la">Eudemi fragmenta, quae supersunt</span>. Berlin 1866. Zu
-erwähnen ist auch Menon. Er war gleichfalls ein Schüler des Aristoteles und
-schrieb eine Geschichte der Medizin. Die erhaltenen Bruchstücke veröffentlichte
-<span class="gesperrt">Diels</span> (Suppl. Arist. III, 1. Berlin 1893).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_207" id="Footnote_207" href="#FNanchor_207"><span class="label">[207]</span></a> <span class="gesperrt">Tropfke</span>, Geschichte der Mathematik. II. S. 5.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_208" id="Footnote_208" href="#FNanchor_208"><span class="label">[208]</span></a> <span class="gesperrt">Proclos</span>, ed. <span class="gesperrt">Friedlein</span>. S. 379.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_209" id="Footnote_209" href="#FNanchor_209"><span class="label">[209]</span></a> <span class="gesperrt">Tropfke</span>, II. 88.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_210" id="Footnote_210" href="#FNanchor_210"><span class="label">[210]</span></a> Nach Angaben von <span class="gesperrt">Platon</span> (Timäos) und <span class="gesperrt">Vitruv</span> (<span lang="la" xml:lang="la">De architectura</span>).
-Näheres siehe <span class="gesperrt">Tropfke</span>. II. 400.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_211" id="Footnote_211" href="#FNanchor_211"><span class="label">[211]</span></a> H. <span class="gesperrt">Vogt</span>, Die Entdeckungsgeschichte des Irrationalen. Biblioth. mathemat.
-10. Bd. S 97.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_212" id="Footnote_212" href="#FNanchor_212"><span class="label">[212]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">Paulys</span> Reallex. d. klass. Altert. Bd. VIII.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_213" id="Footnote_213" href="#FNanchor_213"><span class="label">[213]</span></a> Über Hippokrates siehe <span class="gesperrt">Brettschneider</span>, Die Geometrie und die
-Geometer vor Euklid. Leipzig 1870.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_214" id="Footnote_214" href="#FNanchor_214"><span class="label">[214]</span></a> Antiphon um 430 v. Chr. Siehe <span class="gesperrt">Cantor</span>, Vorlesungen zur Geschichte
-der Mathematik. I. 172. (1880.)</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_215" id="Footnote_215" href="#FNanchor_215"><span class="label">[215]</span></a> Die wichtigsten Mitteilungen über die verschiedenen Wege, wie die
-Alten das delische Problem lösten, verdanken wir dem <span class="gesperrt">Eutokios</span>, welcher
-die Schriften des <span class="gesperrt">Archimedes</span> kommentierte, <span class="gesperrt">Archimedes</span>, ed. <span class="gesperrt">Heiberg</span>,
-III., S. 104.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_216" id="Footnote_216" href="#FNanchor_216"><span class="label">[216]</span></a> Diese Konstruktion, welche Eutokios in seinen Erläuterungen zu
-<span class="gesperrt">Archimedes</span> bringt, wird <span class="gesperrt">Platon</span> zugeschrieben. <span class="gesperrt">Archimedes</span>, ed. <span class="gesperrt">Heiberg</span>,
-III., S. 66&ndash;70.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_217" id="Footnote_217" href="#FNanchor_217"><span class="label">[217]</span></a> Näheres bringt die von <span class="gesperrt">Cantor</span> (Bd. I. S. 199) nach Eutokios gegebene
-Darstellung der von Menächmos gefundenen Sätze.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_218" id="Footnote_218" href="#FNanchor_218"><span class="label">[218]</span></a> Ging man ähnlich wie bei der Ableitung der Parabel vor, stellte aber
-die Bedingung, daß von den an die Gerade anzutragenden Rechtecken stets ein
-Stück übrig bleibt, so ergab sich als geometrischer Ort die Ellipse (&#7952;&#955;&#955;&#949;&#8055;&#960;&#949;&#953;&#957;
-heißt übrig bleiben). Überragten dagegen die Rechtecke die Gerade, so ergab
-sich die Hyperbel (&#8017;&#960;&#949;&#961;&#946;&#8049;&#955;&#955;&#949;&#953;&#957; heißt überragen).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_219" id="Footnote_219" href="#FNanchor_219"><span class="label">[219]</span></a> Hippias von Elis.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_220" id="Footnote_220" href="#FNanchor_220"><span class="label">[220]</span></a> Näheres <span class="gesperrt">Cantor</span>, I. 167.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_221" id="Footnote_221" href="#FNanchor_221"><span class="label">[221]</span></a> <span class="gesperrt">Tropfke</span>, Geschichte der Elementarmathematik. Bd. II. S. 5.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_222" id="Footnote_222" href="#FNanchor_222"><span class="label">[222]</span></a> Beide Sätze werden Platons Schüler Eudoxos von Knidos zugeschrieben.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_223" id="Footnote_223" href="#FNanchor_223"><span class="label">[223]</span></a> Diese Entdeckung wird auf <span class="gesperrt">Aristaeos</span> (um 320 v. Chr.), der ebenfalls
-der platonischen Schule angehörte, zurückgeführt. Er soll auch das erste
-Werk über die Kegelschnitte geschrieben haben. <span class="gesperrt">Cantor</span> I, 211.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_224" id="Footnote_224" href="#FNanchor_224"><span class="label">[224]</span></a> Eine ausführliche Darstellung mit zahlreichen Literaturangaben enthält
-<span class="gesperrt">Paulys</span> Realenzykl. f. d. klass. Altertum in Bd. II. (1896.) S. 1828&ndash;1862. Sie
-rührt von <span class="gesperrt">Hultsch</span> her.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_225" id="Footnote_225" href="#FNanchor_225"><span class="label">[225]</span></a> <span class="gesperrt">F. Cumont</span>, Babylon und die griechische Astronomie. Neue Jahrbücher
-f. d. klass. Altertum. 1911. S. 1.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_226" id="Footnote_226" href="#FNanchor_226"><span class="label">[226]</span></a> <span class="gesperrt">Aristophanes</span>, Wolken. 615&ndash;619.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_227" id="Footnote_227" href="#FNanchor_227"><span class="label">[227]</span></a> Es ist wahrscheinlich, daß <span class="gesperrt">Meton</span> sich hierzu der Tabellen bediente,
-welche die Chaldäer Jahrhunderte vorher für die Mondbewegung und die
-Finsternisse entworfen hatten.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_228" id="Footnote_228" href="#FNanchor_228"><span class="label">[228]</span></a> Das Wichtigste über die Hilfsmittel, welche im Altertum für die Zeitmessung
-zur Verfügung standen, bringt die Realenzykl. d. klass. Altertumswiss.
-von <span class="gesperrt">Pauly-Wissowa-Kroll</span> (8. Bd. Sp. 2416&ndash;2433) in dem Beitrag »Horologium«
-von <span class="gesperrt">A. Rehm</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_229" id="Footnote_229" href="#FNanchor_229"><span class="label">[229]</span></a> Der Name Ekliptik (&#7953;&#954;&#955;&#949;&#953;&#960;&#964;&#953;&#954;&#8057;&#962; &#954;&#8059;&#954;&#955;&#959;&#962;) ist im Altertum erst spät in
-Gebrauch gekommen.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_230" id="Footnote_230" href="#FNanchor_230"><span class="label">[230]</span></a> Um 560 v. Chr. Siehe auch <span class="gesperrt">Darmstädter</span>, Handbuch der Geschichte
-der Naturwissenschaften.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_231" id="Footnote_231" href="#FNanchor_231"><span class="label">[231]</span></a> Derartigen Versuchen, die Abstände der Planeten in eine mathematische
-Regel zu fassen, begegnet man bis ins 18. Jahrhundert (Titiussche
-Regel; 1766).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_232" id="Footnote_232" href="#FNanchor_232"><span class="label">[232]</span></a> <span class="gesperrt">August Boeckh</span>, Philolaos des Pythagoreers Lehren nebst den
-Bruchstücken seines Werkes. Berlin, Vossische Buchhandlung. 1819.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_233" id="Footnote_233" href="#FNanchor_233"><span class="label">[233]</span></a> <span class="gesperrt">Schiaparelli</span>, Die Vorläufer des Kopernikus im Altertum. 1873.
-Übersetzt von <span class="gesperrt">Curtze</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_234" id="Footnote_234" href="#FNanchor_234"><span class="label">[234]</span></a> Dies gilt z. B. von Anaxagoras, der nach der Begründung der pythagoreischen
-Schule lebte.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_235" id="Footnote_235" href="#FNanchor_235"><span class="label">[235]</span></a> <span class="gesperrt">Schiaparelli</span>, a. a. O. S. 7.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_236" id="Footnote_236" href="#FNanchor_236"><span class="label">[236]</span></a> <span class="gesperrt">Platon</span> erklärte im »Timäos«: »Vom Ganzen, welches kugelförmig
-ist, zu behaupten, daß es einen Ort unten, den anderen oben habe, ziemt
-keinem Verständigen« (siehe »Timäos«, 62 u. 63).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_237" id="Footnote_237" href="#FNanchor_237"><span class="label">[237]</span></a> Er lebte etwa von 390&ndash;310 und war den Pythagoreern in mancher
-Hinsicht geistesverwandt. Er verfaßte zahlreiche Schriften, von denen nur
-die Titel und Fragmente bekannt sind. Letztere den Titeln zuzuweisen, ist
-schwierig und oft nicht möglich. Über <span class="gesperrt">Herakleides</span> siehe auch <span class="gesperrt">Gomperz</span>,
-Griechische Denker. I, 98.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_238" id="Footnote_238" href="#FNanchor_238"><span class="label">[238]</span></a> Siehe die spätere Darstellung und Abbildung des Tychonischen
-Systems.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_239" id="Footnote_239" href="#FNanchor_239"><span class="label">[239]</span></a> <span class="gesperrt">Vitruv</span>, <span lang="la" xml:lang="la">De architectura</span>. Von den meisten Schriftstellern wird der
-Ursprung dieser Lehre den Ägyptern zugeschrieben. <span class="gesperrt">Koppernikus</span> selbst
-kannte sie durch <span class="gesperrt">Martianus Capella</span> (siehe an späterer Stelle bei <span class="gesperrt">Koppernikus</span>).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_240" id="Footnote_240" href="#FNanchor_240"><span class="label">[240]</span></a> <span class="gesperrt">Platons</span> »Timäos«. 38.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_241" id="Footnote_241" href="#FNanchor_241"><span class="label">[241]</span></a> Siehe S. <a href="#Page_p093">93</a>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_242" id="Footnote_242" href="#FNanchor_242"><span class="label">[242]</span></a> Ein ausführlicher, von <span class="gesperrt">Boll</span> herrührender Beitrag über die Fixsterne
-findet sich in <span class="gesperrt">Paulys</span> Realenzyklopädie f. d. klass. Altert. VI. Bd.
-S. 2407&ndash;2431.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_243" id="Footnote_243" href="#FNanchor_243"><span class="label">[243]</span></a> <span class="gesperrt">Platons</span> Phaedon. cap. 58. Leipzig, Wilhelm Engelmann. 1852.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_244" id="Footnote_244" href="#FNanchor_244"><span class="label">[244]</span></a> <span class="gesperrt">Meyer</span>, Geschichte der Botanik. Bd. I. S. 5.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_245" id="Footnote_245" href="#FNanchor_245"><span class="label">[245]</span></a> Ausg. v. <span class="gesperrt">Sturz</span>, Vers 160&ndash;163. Seine Worte lauten: »Jetzt zuvörderst
-vernimm des Alls vierfältige Wurzeln: Feuer und Wasser und Erd' und des
-Äthers unendliche Höhe. Daraus ward, was da war, was da sein wird, oder
-was nun ist.«</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_246" id="Footnote_246" href="#FNanchor_246"><span class="label">[246]</span></a> <span class="gesperrt">Meyer</span>, Geschichte der Botanik. Bd. I. S. 51.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_247" id="Footnote_247" href="#FNanchor_247"><span class="label">[247]</span></a> <span class="gesperrt">Plut.</span> V. cap. 26.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_248" id="Footnote_248" href="#FNanchor_248"><span class="label">[248]</span></a> <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, <span lang="la" xml:lang="la">De gen. animalium</span>. Bd. I. S. 23.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_249" id="Footnote_249" href="#FNanchor_249"><span class="label">[249]</span></a> <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, <span lang="la" xml:lang="la">De part. anim.</span> I. S. 640a.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_250" id="Footnote_250" href="#FNanchor_250"><span class="label">[250]</span></a> <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, <span lang="la" xml:lang="la">De generatione animalium</span>. V. 8.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_251" id="Footnote_251" href="#FNanchor_251"><span class="label">[251]</span></a> <span class="gesperrt">Diogenes Laertius</span> IX. 47.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_252" id="Footnote_252" href="#FNanchor_252"><span class="label">[252]</span></a> <span class="gesperrt">E. Dacqué</span>, Der Deszendenzgedanke u. seine Geschichte. München 1903.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_253" id="Footnote_253" href="#FNanchor_253"><span class="label">[253]</span></a> Die auf <span class="gesperrt">Epikur</span> und <span class="gesperrt">Demokrit</span> zurückzuführenden Verse des <span class="gesperrt">Lucretius</span>
-lauten folgendermaßen:</p>
-
-<div class="poem">
-<p>Denn wer nur immer sich jetzo erfreut der belebenden Lüfte,</p>
-<p>Den hat entweder List oder Stärke beschützt oder Schnelle</p>
-<p>Seit seiner frühesten Jugend und so sein Geschlecht stets erhalten.</p>
-<p>Viele jedoch existieren, die unserem Schutz es verdanken,</p>
-<p>Daß sie erhalten blieben, dem sichern Verderben entrissen.</p>
-<p>&ndash; &ndash; &ndash; &ndash; &ndash; &ndash; &ndash; &ndash; &ndash; &ndash; &ndash; &ndash; &ndash; &ndash; &ndash; &ndash; &ndash; &ndash; &ndash; &ndash; &ndash; &ndash; &ndash;</p>
-<p>Denen jedoch von alledem nichts die Natur hat gegeben,</p>
-<p>Daß sie aus eigener Kraft vermochten ihr Leben zu fristen,</p>
-<p>Diese sind selber zur Beute geworden.</p>
-</div>
-
-</div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_254" id="Footnote_254" href="#FNanchor_254"><span class="label">[254]</span></a> <span class="gesperrt">E. Meyer</span>, Geschichte d. Altert. Bd. IV. 1901. S. 205.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_255" id="Footnote_255" href="#FNanchor_255"><span class="label">[255]</span></a> Über die den <span class="gesperrt">Alkmäon</span> betreffenden Fragmente siehe die Angaben
-von <span class="gesperrt">Meyer</span> in seiner Geschichte des Altertums Bd. IV. 1901. S. 207.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_256" id="Footnote_256" href="#FNanchor_256"><span class="label">[256]</span></a> <span class="gesperrt">Th. Beck</span>, Hippokrates' Erkenntnisse. Jena 1907.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_257" id="Footnote_257" href="#FNanchor_257"><span class="label">[257]</span></a> <span class="gesperrt">Platons</span> Protagoras. Kap. III.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_258" id="Footnote_258" href="#FNanchor_258"><span class="label">[258]</span></a> <span class="gesperrt">Hippokrates</span> aus Kos lebte um 400 v. Chr.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_259" id="Footnote_259" href="#FNanchor_259"><span class="label">[259]</span></a> Als <span lang="la" xml:lang="la">Corpus Hippocraticum</span> sind der Nachwelt etwa 100 griechische
-und 30 lateinische Schriften übermittelt worden. Mit völliger Sicherheit
-lassen sich nur wenige Bücher auf <span class="gesperrt">Hippokrates</span> selbst zurückführen. Man
-hat übrigens nie alle für echt gehalten. Näheres siehe in dem sehr ausführlichen
-Beitrag über Hippokrates in <span class="gesperrt">Paulys</span> Reallexik. d. klass. Altert. Bd. VIII
-(1913). S. 1801&ndash;1852.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_260" id="Footnote_260" href="#FNanchor_260"><span class="label">[260]</span></a> <span class="gesperrt">Beck</span>, Hippokrates' Erkenntnisse. Jena 1907. Das Werk enthält außer
-einer Untersuchung über die Entstehung und die Bedeutung der Hippokratischen
-Sammlung eine Auslese der wertvollsten Stellen mit Bezugnahme auf
-die moderne Heilkunde.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_261" id="Footnote_261" href="#FNanchor_261"><span class="label">[261]</span></a> <span class="gesperrt">Haeser</span>, Geschichte der Medizin. Bd. I (1875). S. 141.
-</p>
-<p>
-Nach den Ansichten, die <span class="gesperrt">Platon</span> im »Timäos« entwickelt, bewirkt das Herz
-die Verknüpfung der Adern. Es ist die Quelle des durch alle Glieder heftig
-herumgetriebenen Blutes. Zur Abkühlung des Herzens dienen die Lungen.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_262" id="Footnote_262" href="#FNanchor_262"><span class="label">[262]</span></a> In der lateinischen Fassung von <span class="gesperrt">Schiller</span> seinen »Räubern« als Motto
-vorangestellt: <span lang="la" xml:lang="la">Quae medicamenta non sanant, ferrum sanat. Quae ferrum non
-sanat, ignis sanat</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_263" id="Footnote_263" href="#FNanchor_263"><span class="label">[263]</span></a> R. <span class="gesperrt">Burckhardt</span>, Geschichte der Zoologie. S. 18.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_264" id="Footnote_264" href="#FNanchor_264"><span class="label">[264]</span></a> <span class="gesperrt">Stahr</span>, Das Leben des Aristoteles, als I. Teil von <span class="gesperrt">Stahrs</span> Aristotelia.
-Halle 1830.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_265" id="Footnote_265" href="#FNanchor_265"><span class="label">[265]</span></a> Sein Vater <span class="gesperrt">Nikomachos</span> war Leibarzt des Königs Amyntas von
-Mazedonien.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_266" id="Footnote_266" href="#FNanchor_266"><span class="label">[266]</span></a> <span class="gesperrt">E. Meyer</span>, Gesch. d. Altertums. V. Bd. 1902. S. 338.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_267" id="Footnote_267" href="#FNanchor_267"><span class="label">[267]</span></a> <span class="gesperrt">Zeller</span>, Die Philosophie der Griechen. Bd. II, 2. S. 172.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_268" id="Footnote_268" href="#FNanchor_268"><span class="label">[268]</span></a> Ein Talent hatte in Reichsmünze den Wert von etwa 4700 Mark.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_269" id="Footnote_269" href="#FNanchor_269"><span class="label">[269]</span></a> <span class="gesperrt">Zeller</span>, Die Philosophie der Griechen. Bd. II, 2. S. 33.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_270" id="Footnote_270" href="#FNanchor_270"><span class="label">[270]</span></a> <span class="gesperrt">Heller</span>, Geschichte der Physik. Bd. I. S. 48.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_271" id="Footnote_271" href="#FNanchor_271"><span class="label">[271]</span></a> Gedruckt wurden die Schriften des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> zuerst im Jahre 1473
-in Rom, und zwar in lateinischer Übersetzung. 1493 erschien die erste gedruckte
-griechische Ausgabe. Augenblicklich gilt als beste die im Auftrage
-der Berliner Akademie der Wissenschaften veranstaltete Ausgabe von <span class="gesperrt">Bekker</span>.
-Eine griechisch-deutsche (unvollendete) Ausgabe rührt von <span class="gesperrt">Prantl</span> her. Sie
-erschien in Leipzig bei Wilhelm Engelmann und wurde der hier gegebenen
-Darstellung der aristotelischen Lehren besonders zugrunde gelegt.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_272" id="Footnote_272" href="#FNanchor_272"><span class="label">[272]</span></a> Diese Schrift ist indessen als nichtaristotelisch erkannt.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_273" id="Footnote_273" href="#FNanchor_273"><span class="label">[273]</span></a> <span class="gesperrt">Zeller</span>, Die Philosophie der Griechen.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_274" id="Footnote_274" href="#FNanchor_274"><span class="label">[274]</span></a> Ein Beispiel dafür findet sich nach Eucken in de gener. et corr.
-(328,<sub>23</sub>). <span class="gesperrt">Aristoteles</span> meint dort, wenn ein großes Quantum mit einem sehr
-kleinen vereinigt werde, so entstehe keine Mischung, sondern das kleinere
-schlüge in das größere um. So werde ein Tropfen Wein in zehntausend Maß
-Wasser geradezu zu Wasser.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_275" id="Footnote_275" href="#FNanchor_275"><span class="label">[275]</span></a> Eine Zusammenstellung der auf die Mathematik bezüglichen Stellen
-hat schon <span class="gesperrt">Biancani</span> veröffentlicht: <span lang="la" xml:lang="la">Aristoteles loca mathematica</span>. 1615.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_276" id="Footnote_276" href="#FNanchor_276"><span class="label">[276]</span></a> <span class="gesperrt">E. Haas</span>, Grundfragen der antiken Dynamik (Archiv f. d. Geschichte
-d. Naturwiss. u. d. Technik. 1908. 1. Heft).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_277" id="Footnote_277" href="#FNanchor_277"><span class="label">[277]</span></a> Mit <span class="gesperrt">Haas</span> a. a. O. (Archiv f. d. Geschichte d. Naturwiss. u. Technik.
-1908. S. 47.)</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_278" id="Footnote_278" href="#FNanchor_278"><span class="label">[278]</span></a> Besonders bei <span class="gesperrt">Plutarch</span> und bei <span class="gesperrt">Lukrez</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_279" id="Footnote_279" href="#FNanchor_279"><span class="label">[279]</span></a> <span class="gesperrt">Haas</span> a. a. O. S. 44.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_280" id="Footnote_280" href="#FNanchor_280"><span class="label">[280]</span></a> Daher lautet der Titel des Werkes auch »Quaestiones mechanicae«.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_281" id="Footnote_281" href="#FNanchor_281"><span class="label">[281]</span></a> Mechanische Probleme. Ausg. von <span class="gesperrt">Poselger</span> 1881. S. 34.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_282" id="Footnote_282" href="#FNanchor_282"><span class="label">[282]</span></a> <span class="gesperrt">Haas</span>, Antike Lichttheorien (Archiv für Geschichte d. Philos. 20. Bd.
-1907. 3. Heft.)</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_283" id="Footnote_283" href="#FNanchor_283"><span class="label">[283]</span></a> <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, Über die Sinne. Kap. II.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_284" id="Footnote_284" href="#FNanchor_284"><span class="label">[284]</span></a> <span class="gesperrt">Wilde</span>, Über die Optik der Griechen. Berlin 1832.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_285" id="Footnote_285" href="#FNanchor_285"><span class="label">[285]</span></a> Die aristotelische Schrift über die Farben gilt allerdings nach neueren
-Untersuchungen als unecht.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_286" id="Footnote_286" href="#FNanchor_286"><span class="label">[286]</span></a> <span class="gesperrt">Haas</span>, a. a. O. S. 386.
-</p>
-<p>
-<span class="gesperrt">Platon</span> hatte die Lehre von den Sehstrahlen und den Abbildern zu einer
-Theorie der Zusammenstrahlung (Synergie) verschmolzen.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_287" id="Footnote_287" href="#FNanchor_287"><span class="label">[287]</span></a> <span class="gesperrt">Wolff</span>, Geschichte der Astronomie, S. 42.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_288" id="Footnote_288" href="#FNanchor_288"><span class="label">[288]</span></a> Nach der Ausgabe von <span class="gesperrt">Prantl</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_289" id="Footnote_289" href="#FNanchor_289"><span class="label">[289]</span></a> Nach <span class="gesperrt">Diog. Laertius</span> VIII, 26, der aber wenig zuverlässig ist.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_290" id="Footnote_290" href="#FNanchor_290"><span class="label">[290]</span></a> Nach der Übersetzung von <span class="gesperrt">Prantl</span>, <span class="gesperrt">Aristoteles'</span> vier Bücher über
-das Himmelsgebäude. Leipzig 1857. Verlag von W. Engelmann. S. 180&ndash;181.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_291" id="Footnote_291" href="#FNanchor_291"><span class="label">[291]</span></a> De coelo II, 4.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_292" id="Footnote_292" href="#FNanchor_292"><span class="label">[292]</span></a> <span class="gesperrt">Schiaparelli</span>, <span lang="it" xml:lang="it">Le sfere omocentriche di Eudosso, di Calippo e
-d'Aristotele</span>. Mailand 1876; deutsch von <span class="gesperrt">Horn</span>. Abhandl. z. Gesch. d. Math.
-1. Heft.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_293" id="Footnote_293" href="#FNanchor_293"><span class="label">[293]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">Wolff</span>, Geschichte der Astronomie. S. 195.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_294" id="Footnote_294" href="#FNanchor_294"><span class="label">[294]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">Martin Behaim</span>, 1492.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_295" id="Footnote_295" href="#FNanchor_295"><span class="label">[295]</span></a> De coelo II, 7.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_296" id="Footnote_296" href="#FNanchor_296"><span class="label">[296]</span></a> De coelo II, 8.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_297" id="Footnote_297" href="#FNanchor_297"><span class="label">[297]</span></a> De coelo II, 9.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_298" id="Footnote_298" href="#FNanchor_298"><span class="label">[298]</span></a> De coelo II, 8.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_299" id="Footnote_299" href="#FNanchor_299"><span class="label">[299]</span></a> <span class="gesperrt">Kaiser</span>, Der Sternenhimmel. Berlin 1850.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_300" id="Footnote_300" href="#FNanchor_300"><span class="label">[300]</span></a> Daß <span class="gesperrt">Nietzsche</span> dieser &#7936;&#960;&#959;&#954;&#945;&#964;&#8049;&#963;&#964;&#945;&#963;&#953;&#962; genannten Lehre einen besonderen
-Wert beilegte, ist bekannt genug.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_301" id="Footnote_301" href="#FNanchor_301"><span class="label">[301]</span></a> E. v. <span class="gesperrt">Lasaulx</span>, Die Geologie der Griechen und Römer. München
-1851. S. 32.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_302" id="Footnote_302" href="#FNanchor_302"><span class="label">[302]</span></a> Auch im Neuen Testament findet sich ein Anklang an diese Lehre
-(Apostelgeschichte 3. 21).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_303" id="Footnote_303" href="#FNanchor_303"><span class="label">[303]</span></a> S. <span class="gesperrt">Günther</span>, Die antike Apokatastasis. Sitzungsber. d. k. bayer. Akad.
-d. Wissensch. math. phys. Kl. 1916. S. 83&ndash;111.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_304" id="Footnote_304" href="#FNanchor_304"><span class="label">[304]</span></a> Kap. 4 u. 5.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_305" id="Footnote_305" href="#FNanchor_305"><span class="label">[305]</span></a> <span class="gesperrt">Arist.</span>, Meteor. I, 14.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_306" id="Footnote_306" href="#FNanchor_306"><span class="label">[306]</span></a> Ähnliche Anschauungen entwickelten auch <span class="gesperrt">Strabon</span> und <span class="gesperrt">Eratosthenes</span>.
-S. a. spät. Stelle. <span class="gesperrt">Strabon</span> knüpfte seine Theorien an seine Kenntnis
-der vulkanischen Erscheinungen an, während <span class="gesperrt">Eratosthenes</span> von der Beobachtung
-von Versteinerungen im Innern der Kontinente ausging.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_307" id="Footnote_307" href="#FNanchor_307"><span class="label">[307]</span></a> Die Begründung, die <span class="gesperrt">Aristoteles</span> hierfür gibt, sei übergangen. Er
-spricht von der Blütezeit und dem Alter der einzelnen Teile der Erdoberfläche.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_308" id="Footnote_308" href="#FNanchor_308"><span class="label">[308]</span></a> <span class="gesperrt">Aristoteles</span> führt dann des Näheren aus, weshalb die Erinnerung
-an solche Vorgänge selbst im Gedächtnis der Völker, die vor dem eindringenden
-Meere zurückwichen oder in neuentstandene Länder einwanderten, nicht festgehalten
-worden ist.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_309" id="Footnote_309" href="#FNanchor_309"><span class="label">[309]</span></a> <span class="gesperrt">Barthélemy St. Hilaire</span> erklärt diese Darlegungen des Aristoteles
-in der Vorrede zu seinem Werke »<span lang="fr" xml:lang="fr">Météorologie d'Aristote</span>«. Paris 1863, für
-geradezu bewunderungswürdig.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_310" id="Footnote_310" href="#FNanchor_310"><span class="label">[310]</span></a> <span class="gesperrt">Ovid</span> hat diesen Gedanken in seinen »Metamorphosen« in poetischer
-Form zum Ausdruck gebracht (XV, 260 u. f.). Es heißt dort:</p>
-
-<div class="poem">
-<p class="poem2">260 So auch hat gar oft sich gewendet der Gegenden Schicksal.</p>
-<p>Ich sah selber als Meer, was fester und trockener Boden</p>
-<p>Vormals war; ich sah aus Wogen gewordene Länder.</p>
-<p>Fern ab lagen vom Meer in der See einheimische Muscheln,</p>
-<p class="poem2">265 Und man entdeckte sogar auf Gebirgshöhen Anker der Vorzeit.</p>
-<p>Was erst Ebene war, das schuf der Gewässer Herabsturz</p>
-<p>Um zum Tal, und der Berg ward niedergeschwemmt in die Fläche.</p>
-<p>Vordem sumpfiges Land ist lechzend von trockenem Sande,</p>
-<p class="poem2">269 Während von stehendem Sumpf feucht ist, was früher gedürstet.</p>
-</div>
-
-<p>
-Zu 265: <span class="gesperrt">Pomponius Mela</span> berichtet, im Innern Numidiens seien »Reste
-von Schnecken, von den Fluten abgeschliffenes und von Strandsteinen nicht
-unterscheidbares Gestein, in Felsen haftende Anker(?), sowie andere Zeichen
-dafür gefunden worden, daß einst das Meer bis in diese Gegend gereicht habe«.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_311" id="Footnote_311" href="#FNanchor_311"><span class="label">[311]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">Diodori bibliotheca historica</span> I, 39. Dieser Darstellung der geologischen
-Ansichten <span class="gesperrt">Demokrits</span> ist die oben erwähnte Schrift <span class="gesperrt">Löwenheims</span> (siehe
-S. 75) zugrunde gelegt.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_312" id="Footnote_312" href="#FNanchor_312"><span class="label">[312]</span></a> <span class="gesperrt">Aristoteles</span> bemerkt an dieser Stelle, daß er es lächerlich finde,
-wenn einige annehmen, die Sonne werde durch die feuchten Dünste ernährt
-und mache deswegen ihren Umlauf, da ihr nicht immer dieselben Orte die
-Nahrung liefern könnten.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_313" id="Footnote_313" href="#FNanchor_313"><span class="label">[313]</span></a> So sagt <span class="gesperrt">Plutarch</span>: »Die Insel Pharos, die einst eine Tagfahrt von
-Ägypten entfernt war, ist jetzt ein Teil des Landes. Sie bewegte sich aber
-nicht an das Land heran, sondern das dazwischen liegende Meer wich vor
-dem, festes Land bildenden Flusse zurück.« Weiter bemerkt <span class="gesperrt">Plutarch</span>:
-»Ägypten war nämlich ein Meer. Daher findet man noch jetzt viele Muscheln
-in den Schächten und auf den Bergen. Alle Quellen und Brunnen haben
-salziges und bitteres Wasser als Rest des ehemaligen Meeres« (<span class="gesperrt">Plutarch</span>, »Über
-Isis und Osiris«, herausgegeben von Parthey, Berlin 1850. S. 70 u. 71).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_314" id="Footnote_314" href="#FNanchor_314"><span class="label">[314]</span></a> Auch <span class="gesperrt">Platon</span> entwickelte schon die Lehre von den vier Elementen,
-sowie Ansichten über die Stoffe, aus denen sich die Mineralien, die Pflanzen
-und die Tiere zusammensetzen. Alchemistische Vorstellungen begegnen uns
-bei <span class="gesperrt">Platon</span> und bei <span class="gesperrt">Aristoteles</span> noch nicht, dennoch sind ihre Lehren von
-der Natur der Stoffe von großem Einfluß auf die Entstehung der Alchemie
-gewesen. Näheres hierüber enthält die Abhandlung O. E. v. <span class="gesperrt">Lippmanns</span>,
-Chemisches und Physikalisches aus <span class="gesperrt">Platon</span> (Journal für praktische Chemie,
-Bd. 76. S. 513 u. f.). Siehe auch v. <span class="gesperrt">Lippmanns</span> Abhandlungen und Vorträge
-zur Gesch. d. Naturwiss. Bd. II, Leipzig 1913.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_315" id="Footnote_315" href="#FNanchor_315"><span class="label">[315]</span></a> Von den chemischen Kenntnissen des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> und seinen Vorstellungen
-handelt E. v. <span class="gesperrt">Lippmann</span> im Archiv für die Gesch. der Naturwiss.
-u. d. Technik. 1910. Bd. 2. S. 235&ndash;300.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_316" id="Footnote_316" href="#FNanchor_316"><span class="label">[316]</span></a> Nach der »Physik«, nach »Entstehen und Vergehen« und der Schrift
-»Über das Himmelsgebäude«. Die betreffenden Stellen hat O. E. v. <span class="gesperrt">Lippmann</span>
-im zweiten Bande des Archivs für die Gesch. d. Naturwissensch. u. d.
-Technik zusammengestellt. Dort findet man auf S. 235&ndash;300 eine große Zahl
-weiterer, die Hauptgedanken des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> wiedergebender Zitate.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_317" id="Footnote_317" href="#FNanchor_317"><span class="label">[317]</span></a> Mechanische Probleme. S. 9 u. 32. Die in dieser Schrift entwickelten
-allgemeinen Ansichten entsprechen denjenigen der älteren peripatetischen
-Schule. Trotzdem wird die Schrift nicht für echt aristotelisch gehalten, weil
-die Probleme und Lösungen im einzelnen auf praktische Anwendungen hinzielen.
-Dies gilt nämlich als unaristotelisch und entspricht mehr der Richtung
-<span class="gesperrt">Stratons</span>, der nach dem Tode des <span class="gesperrt">Theophrast</span> die Leitung der peripatetischen
-Schule übernommen hatte. Über grundlegende kritische und erklärende
-Ausgaben siehe <span class="gesperrt">Paulys</span> Reallex. der klass. Altertumswiss. II. Bd.
-(1896) S. 1012&ndash;1055 (Aristoteles).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_318" id="Footnote_318" href="#FNanchor_318"><span class="label">[318]</span></a> »Physik« VIII, 1 und »Metaphysik« XII, 6.
-</p>
-<p>
-Man darf solche Vorahnungen nicht zu hoch einschätzen, vor allem aber
-sie nicht den neuzeitlichen Ergebnissen wissenschaftlicher Forschung als gleichwertig
-zur Seite stellen. Andererseits läßt sich auch nicht in Abrede stellen,
-daß sie häufig durch die Jahrhunderte hindurch anregend und befruchtend
-gewirkt haben. Man vergleiche z. B. hierzu die Beziehungen des <span class="gesperrt">Koppernikus</span>
-zu den alten Schriftstellern.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_319" id="Footnote_319" href="#FNanchor_319"><span class="label">[319]</span></a> <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, Politik. I, 8.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_320" id="Footnote_320" href="#FNanchor_320"><span class="label">[320]</span></a> <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, Zwei Bücher über Entstehen und Vergehen. Übersetzung
-von <span class="gesperrt">Prantl.</span> Leipzig, W. Engelmann. 1857. S. 451.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_321" id="Footnote_321" href="#FNanchor_321"><span class="label">[321]</span></a> A. a. O. S. 437.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_322" id="Footnote_322" href="#FNanchor_322"><span class="label">[322]</span></a> <span class="gesperrt">Aristoteles'</span> Tierkunde, kritisch berichtigter Text mit deutscher
-Übersetzung, sachlicher und sprachlicher Erklärung und vollständigem Index
-von H. <span class="gesperrt">Aubert</span> und Fr. <span class="gesperrt">Wimmer</span>. 2 Bände. Mit 7 lithograph. Tafeln. Gr. 8.
-Leipzig, Verlag von Wilh. Engelmann. 1868.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_323" id="Footnote_323" href="#FNanchor_323"><span class="label">[323]</span></a> <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, Teile der Tiere. III, 4.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_324" id="Footnote_324" href="#FNanchor_324"><span class="label">[324]</span></a> Als Probe für die Art, wie <span class="gesperrt">Aristoteles</span> die anatomischen Verhältnisse
-betrachtet, möge folgende Stelle aus seiner Schrift über die Teile der
-Tiere dienen (<span class="gesperrt">Aristoteles</span>, Vier Bücher über die Teile der Tiere. Griechisch
-und Deutsch; herausgegeben von <span class="gesperrt">Franzius</span>. Leipzig, W. Engelmann. 1853):
-</p>
-
-<blockquote>
-
-<p>»Da das Blut eine Flüssigkeit ist, so muß notwendig ein Gefäß da
-sein, für welchen Zweck die Natur die Adern bildete. Für diese muß
-notwendig ein einziger Anfang sein. Denn, wenn es sein kann, ist einer
-besser als viele. Das Herz aber ist der Anfang der Adern, denn sie entspringen
-offenbar aus diesem, nicht aber gehen sie durch das Herz hindurch,
-und dessen Beschaffenheit als eines verwandten Teiles ist aderartig.«</p></blockquote>
-</div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_325" id="Footnote_325" href="#FNanchor_325"><span class="label">[325]</span></a> <span class="gesperrt">Aristoteles</span>, 5 Bücher von der Zeugung und Entwicklung der Tiere,
-übersetzt und erklärt von H. <span class="gesperrt">Aubert</span> und Fr. <span class="gesperrt">Wimmer</span>. Leipzig, Verlag von
-W. Engelmann. 1860.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_326" id="Footnote_326" href="#FNanchor_326"><span class="label">[326]</span></a> Nach einem von O. <span class="gesperrt">Lenz</span> in seiner Zoologie der Griechen und Römer
-mitgeteilten Auszug. S. dort S. 519.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_327" id="Footnote_327" href="#FNanchor_327"><span class="label">[327]</span></a> <span class="gesperrt">Lenz</span>, a. a. O. S. 137.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_328" id="Footnote_328" href="#FNanchor_328"><span class="label">[328]</span></a> Zwischen der von <span class="gesperrt">Aristoteles</span> erwähnten harten und weichen Haut
-(<span lang="la" xml:lang="la">dura</span> und <span lang="la" xml:lang="la">pia mater</span>) befindet sich noch die sehr zarte Spinnwebenhaut
-(Arachnoïdea).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_329" id="Footnote_329" href="#FNanchor_329"><span class="label">[329]</span></a> S. <span class="gesperrt">Günther</span>, Geschichte der antiken Naturwissenschaft. Handbuch
-der klass. Altertumswissensch. Bd. V. 1. Abt. S. 100. Selbst den Elefanten,
-der bald darauf zu Kriegszwecken in die Mittelmeerländer eingeführt wurde,
-kannte <span class="gesperrt">Aristoteles</span> nur vom Hörensagen (<span class="gesperrt">Beloch</span>, Griech. Geschichte).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_330" id="Footnote_330" href="#FNanchor_330"><span class="label">[330]</span></a> Er unterscheidet Knorpelfische (Haie) und Grätenfische.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_331" id="Footnote_331" href="#FNanchor_331"><span class="label">[331]</span></a> Vgl. J. <span class="gesperrt">Müller</span>, Über den glatten Hai des Aristoteles. Abhandl. der
-Berliner Akademie. 1840.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_332" id="Footnote_332" href="#FNanchor_332"><span class="label">[332]</span></a> <span class="gesperrt">Claus</span>, Lehrbuch der Zoologie. 1883. S. 677.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_333" id="Footnote_333" href="#FNanchor_333"><span class="label">[333]</span></a> Der Name Insekten, welcher heute die sechsfüßigen Arthropoden bezeichnet,
-wurde von <span class="gesperrt">Aristoteles</span> in viel weiterem Sinne gebraucht; er rechnete
-auch die Spinnentiere, sowie die Tausendfüßler und Eingeweidewürmer,
-kurz alle Geschöpfe mit Einschnitten rings um den Körper, zu den Insekten.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_334" id="Footnote_334" href="#FNanchor_334"><span class="label">[334]</span></a> Im dritten Buch der Schrift »Über die Teile der Tiere«.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_335" id="Footnote_335" href="#FNanchor_335"><span class="label">[335]</span></a> H. <span class="gesperrt">Stadler</span> zieht einen Vergleich mit dieser Betrachtungsweise des
-Aristoteles und derjenigen moderner Biologen (Biologie und Teleologie, in den
-neuen Jahrbüchern für das klass. Altert. 1910. S. 147). Als Beispiel führt er
-folgende Stelle aus dem Lehrbuch der Zoologie von <span class="gesperrt">Schmeil</span> an: »Schließt
-die Katze das Maul, so greifen die Zähne des Oberkiefers dicht an denen des
-Unterkiefers entlang. Da die Zähne aneinander vorbeigleiten, reiben sich ihre
-Kronen nicht ab, sie bleiben also stets scharf und schneidend, wie dies für
-ein Raubtier notwendig ist. Wenn die Katze gähnt, sieht man, daß ihr Maul
-weit gespalten ist. Sie vermag daher ihre Zähne tief in das Opfer einzuschlagen.«
-Ähnlich drückt sich auch <span class="gesperrt">Goethe</span> in seiner Metamorphose der
-Tiere aus (siehe <span class="gesperrt">Dannemann</span>, Aus der Werkstatt großer Forscher, 3. Aufl.
-W. Engelmann 1908. S. 4).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_336" id="Footnote_336" href="#FNanchor_336"><span class="label">[336]</span></a> Tierkunde I, 69.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_337" id="Footnote_337" href="#FNanchor_337"><span class="label">[337]</span></a> De anima. I, 4 u. 5.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_338" id="Footnote_338" href="#FNanchor_338"><span class="label">[338]</span></a> Eine Sammlung dieser Fragmente aristotelischer Pflanzenkunde gab
-<span class="gesperrt">Wimmer</span> heraus. Fr. <span class="gesperrt">Wimmer</span>, <span lang="la" xml:lang="la">phytologiae Aristotelicae fragmenta</span>. Breslau
-1838. Eine Übersetzung dieser Fragmente findet sich in E. <span class="gesperrt">Meyer</span>, Geschichte
-der Botanik, Bd. I. S. 94 u. f.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_339" id="Footnote_339" href="#FNanchor_339"><span class="label">[339]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">Histor. animal VIII. cap. 1.</span></p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_340" id="Footnote_340" href="#FNanchor_340"><span class="label">[340]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">De anima. cap. 6</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_341" id="Footnote_341" href="#FNanchor_341"><span class="label">[341]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">De part. animal. 4, 5</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_342" id="Footnote_342" href="#FNanchor_342"><span class="label">[342]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">De animalibus II. cap. 1</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_343" id="Footnote_343" href="#FNanchor_343"><span class="label">[343]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">De part. animal. II. cap. 3</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_344" id="Footnote_344" href="#FNanchor_344"><span class="label">[344]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">Politic. VII. cap. 16</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_345" id="Footnote_345" href="#FNanchor_345"><span class="label">[345]</span></a> <span class="gesperrt">Diogenes Laert.</span> 5, 38, 51.
-</p>
-<p>
-<span class="gesperrt">Diogenes Laertios</span> schrieb im 3. Jahrhundert n. Chr. »Zehn Bücher
-über das Leben, die Lehren und Aussprüche der in der Philosophie berühmten
-Männer«. Das Werk ist indessen nur oberflächlich und wenig
-zuverlässig.
-</p>
-<p>
-Von <span class="gesperrt">Plutarch</span> rührt eine Schrift her, die unter dem Titel »Über die
-Meinungen der Philosophen« bekannt ist. Wahrscheinlich ist das Vorhandene
-nur ein Auszug einer Schrift des <span class="gesperrt">Plutarch</span>.
-</p>
-<p>
-Trotz ihrer Unvollkommenheiten sind die erwähnten Schriften wichtige
-Quellen, weil sie über manches berichten, was anderweitig nicht mehr festgestellt
-werden kann.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_346" id="Footnote_346" href="#FNanchor_346"><span class="label">[346]</span></a> <span class="gesperrt">Diogenes</span> 39, 37.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_347" id="Footnote_347" href="#FNanchor_347"><span class="label">[347]</span></a> <span class="gesperrt">Cicero</span>, <span lang="la" xml:lang="la">tuscul. disput.</span> 3. 28.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_348" id="Footnote_348" href="#FNanchor_348"><span class="label">[348]</span></a> <span class="gesperrt">Diogenes</span> führt 227 Titel an.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_349" id="Footnote_349" href="#FNanchor_349"><span class="label">[349]</span></a> <span class="gesperrt">Zeller</span>, Philos. der Griechen. II. 2. S. 642.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_350" id="Footnote_350" href="#FNanchor_350"><span class="label">[350]</span></a> Über die Schriften des <span class="gesperrt">Theophrast</span> siehe auch <span class="gesperrt">W. Christ</span>, Griechische
-Literaturgeschichte. Nördlingen 1889. S. 435 u. f.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_351" id="Footnote_351" href="#FNanchor_351"><span class="label">[351]</span></a> <span class="gesperrt">Theophrast</span>, Naturgeschichte der Gewächse, übersetzt und erläutert
-von <span class="gesperrt">K. Sprengel</span>. 1822. Die Hauptausgabe seiner Werke rührt von <span class="gesperrt">Wimmer</span>
-her. Breslau und Leipzig 1842&ndash;1862. <span lang="la" xml:lang="la">Theophrasti Eresii Opera, quae supersunt,
-omnia</span>. &ndash; <span class="gesperrt">Theophrast</span> fußt auf Schriften anderer, die jedoch nicht
-auf uns gelangt sind.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_352" id="Footnote_352" href="#FNanchor_352"><span class="label">[352]</span></a> Eine Untersuchung über die einigermaßen sicher zu bestimmenden
-Pflanzen des <span class="gesperrt">Theophrast</span> findet sich in <span class="gesperrt">Sprengels</span> Geschichte der Botanik.
-I. S. 58&ndash;90.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_353" id="Footnote_353" href="#FNanchor_353"><span class="label">[353]</span></a> <span class="gesperrt">Strabon</span> sagt von den Nachrichten der Griechen über Indien: Was
-sie sahen, erkannten sie nur auf den Feldzügen im Vorbeigehen. Buch 15.
-Ausgabe von <span class="gesperrt">Grosskurd</span>. Bd. III. S. 108.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_354" id="Footnote_354" href="#FNanchor_354"><span class="label">[354]</span></a> <span class="gesperrt">H. Bretzl</span>, Botanische Forschungen des Alexanderzuges. Mit 11 Abb. und 4 Karten. Gedruckt mit Unterstützung der Kgl. Gesellschaft der Wissenschaften
-zu Göttingen. Leipzig, B. G. Teubner. 1903. 412 Seiten.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_355" id="Footnote_355" href="#FNanchor_355"><span class="label">[355]</span></a> &#7985;&#963;&#964;&#959;&#961;&#8055;&#945;&#953; &#964;&#8182;&#957; &#966;&#965;&#964;&#8182;&#957;.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_356" id="Footnote_356" href="#FNanchor_356"><span class="label">[356]</span></a> Hist. plant. IV. 7, 8. Siehe <span class="gesperrt">Bretzl</span> a. a. O. S. 121.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_357" id="Footnote_357" href="#FNanchor_357"><span class="label">[357]</span></a> Die Wirkung der Pflanzen auf den Menschen wird im 9. Buch geschildert,
-das aber gerade in diesen Teilen unecht ist (<span class="gesperrt">H. Stadler</span>, Neue
-Jahrbücher f. d. klass. Altertum. 1911. S. 86).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_358" id="Footnote_358" href="#FNanchor_358"><span class="label">[358]</span></a> Gesch. der Pflanzen. 1, 5.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_359" id="Footnote_359" href="#FNanchor_359"><span class="label">[359]</span></a> Von den Ursachen der Pflanzen. 2, 14.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_360" id="Footnote_360" href="#FNanchor_360"><span class="label">[360]</span></a> Gesch. d. Pflanzen. 8, 2.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_361" id="Footnote_361" href="#FNanchor_361"><span class="label">[361]</span></a> <span class="gesperrt">O. Warburg</span>, Berichte der Deutsch. bot. Gesellschaft XIX (1901).
-S. 153.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_362" id="Footnote_362" href="#FNanchor_362"><span class="label">[362]</span></a> Ursache d. Pflanzen. I. 5, 5.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_363" id="Footnote_363" href="#FNanchor_363"><span class="label">[363]</span></a> &#928;&#949;&#961;&#8054; &#955;&#8055;&#952;&#969;&#957;. <span lang="la" xml:lang="la"><span class="gesperrt">Theophrasti</span> Eresii Opera</span>. Griechisch und lateinisch
-von <span class="gesperrt">F. Wimmer</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_364" id="Footnote_364" href="#FNanchor_364"><span class="label">[364]</span></a> <span class="gesperrt">Beloch</span>, Griechische Geschichte. I, 1. S 212.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_365" id="Footnote_365" href="#FNanchor_365"><span class="label">[365]</span></a> <span class="gesperrt">Böckh</span>, Abhandlungen der Berliner Akademie. 1814/15. S. 104. Die
-von den Athenern aufgehäuften Schlacken enthalten noch 10% Blei und
-0,004% Silber; sie werden neuerdings wieder auf diese beiden Metalle verarbeitet.
-(Siehe <span class="gesperrt">Dammer</span>, Handbuch der chemischen Technologie. 1895.
-II. Band. S. 549.)</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_366" id="Footnote_366" href="#FNanchor_366"><span class="label">[366]</span></a> <span class="gesperrt">H. Fühner</span>, Beiträge zur Geschichte der Edelsteinmedizin. Berichte
-der Deutschen pharmazeutischen Gesellschaft. 1901. S. 435 u. f. 1902. S. 86 u. f.
-</p>
-<p>
-Siehe auch <span class="gesperrt">Lenz</span>, Mineralogie der alten Griechen und Römer. 1861.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_367" id="Footnote_367" href="#FNanchor_367"><span class="label">[367]</span></a> Siehe das Reallexikon der indogermanischen Altertumskunde von
-<span class="gesperrt">O. Schrader</span> unter »Bergwerk«.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_368" id="Footnote_368" href="#FNanchor_368"><span class="label">[368]</span></a> <span class="gesperrt">C. v. Ernst</span>, Über den Bergbau im Laurion. Berg- und Hüttenmännisches
-Jahrbuch der k. k. Bergakademien zu Leoben und Pribram. 1902.
-Die Abhandlung stützt sich auf das Gutachten Cordellas, der Jahrzehnte lang
-die Wiederaufnahme und den Betrieb der Bergwerke des Laurions leitete.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_369" id="Footnote_369" href="#FNanchor_369"><span class="label">[369]</span></a> Der Meister derjenigen, die Wissenschaft treiben.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_370" id="Footnote_370" href="#FNanchor_370"><span class="label">[370]</span></a> Auch in der neuesten Phase der Biologie begegnet uns eine Wiederbelebung
-aristotelischer Gedanken. Siehe an späterer Stelle (Bd. IV).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_371" id="Footnote_371" href="#FNanchor_371"><span class="label">[371]</span></a> <span class="gesperrt">J. Tyndall</span>, Religion und Wissenschaft. Autorisierte Übersetzung.
-Hamburg 1874.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_372" id="Footnote_372" href="#FNanchor_372"><span class="label">[372]</span></a> <span class="gesperrt">Aubert</span> und <span class="gesperrt">Wimmer</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_373" id="Footnote_373" href="#FNanchor_373"><span class="label">[373]</span></a> <span class="gesperrt">Cantor</span>, Vorlesungen über Geschichte der Mathematik. Bd. I. S. 223.
-Leipzig 1880.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_374" id="Footnote_374" href="#FNanchor_374"><span class="label">[374]</span></a> Genaueres über die alexandrinische Bibliothek und die übrigen Bibliotheken
-des Altertums findet man in <span class="gesperrt">Paulys</span> Reallexikon d. klass. Altertums.
-Bd. III (1899). S. 405 u. f.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_375" id="Footnote_375" href="#FNanchor_375"><span class="label">[375]</span></a> <span class="gesperrt">Euklid</span> ist oft mit einem Zeitgenossen <span class="gesperrt">Platons</span>, <span class="gesperrt">Euklid</span> von Megara,
-verwechselt worden.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_376" id="Footnote_376" href="#FNanchor_376"><span class="label">[376]</span></a> Vgl. auch <span class="gesperrt">Cantor</span>, Euklid und sein Jahrhundert (Leipzig 1867). Eine
-neuere Ausgabe sämtlicher Werke Euklids rührt von <span class="gesperrt">Heiberg</span> und <span class="gesperrt">Menge</span>
-her (Leipzig 1883&ndash;1896).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_377" id="Footnote_377" href="#FNanchor_377"><span class="label">[377]</span></a> <span class="gesperrt">Heiberg</span>, Euklidstudien. S. 88.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_378" id="Footnote_378" href="#FNanchor_378"><span class="label">[378]</span></a> Siehe die merkwürdige Anwendung, die später <span class="gesperrt">Kepler</span> von den fünf
-regelmäßigen Körpern zur Begründung einer astronomischen Lehre machte.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_379" id="Footnote_379" href="#FNanchor_379"><span class="label">[379]</span></a> <span class="gesperrt">H. Hankel</span>, Die Entwicklung der Mathematik in den letzten Jahrhunderten.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_380" id="Footnote_380" href="#FNanchor_380"><span class="label">[380]</span></a> <span class="gesperrt">Tropfke</span>, Gesch. d. Elementarmath. Bd. II. S. 3.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_381" id="Footnote_381" href="#FNanchor_381"><span class="label">[381]</span></a> Mehrere Handschriften enthalten noch ein 14. und 15. Buch. Sie werden indessen nicht <span class="gesperrt">Euklid</span>, sondern <span class="gesperrt">Hypsikles</span> von Alexandria (um 150&ndash;120)
-zugeschrieben. Wahrscheinlich rührt aber nur das erste Buch von ihm her.
-Beide handeln von den regelmäßigen Körpern. Näheres siehe bei <span class="gesperrt">Cantor</span>,
-Gesch. d. Math. I (1907). S. 358.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_382" id="Footnote_382" href="#FNanchor_382"><span class="label">[382]</span></a> Einen ausführlichen Beitrag über <span class="gesperrt">Archimedes</span> bringt <span class="gesperrt">Hultsch</span> in
-<span class="gesperrt">Paulys</span> Realenzykl. d. klass. Altert. Bd. II (1896). S. 507.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_383" id="Footnote_383" href="#FNanchor_383"><span class="label">[383]</span></a> <span class="gesperrt">Hippokrates</span> stammte aus Chios. Er lebte in der zweiten Hälfte
-des 5. vorchristlichen Jahrhunderts in Athen.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_384" id="Footnote_384" href="#FNanchor_384"><span class="label">[384]</span></a> Siehe S. 83.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_385" id="Footnote_385" href="#FNanchor_385"><span class="label">[385]</span></a> Nach <span class="gesperrt">Cantor</span> (Gesch. d. Mathem. Bd. I. S. 253) ist es wahrscheinlich,
-daß er von niederer Abkunft war.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_386" id="Footnote_386" href="#FNanchor_386"><span class="label">[386]</span></a> <span class="gesperrt">W. Schmidt</span>, Aus der antiken Mechanik (Jahrbuch für das klassische
-Altertum). Bd. 13 (1904). S. 329.
-</p>
-<p>
-Die Abbildung (<a href="#fig17">Abb. 17</a> S. 159) ist der Heronausgabe von <span class="gesperrt">Schmidt</span>
-entnommen (Op. II, 1. Fig. 62).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_387" id="Footnote_387" href="#FNanchor_387"><span class="label">[387]</span></a> <span class="gesperrt">O. Spieß</span>, Archimedes von Syrakus. Mitteilungen zur Geschichte der
-Mediz. u. Naturwiss. III. Bd. S. 230.
-</p>
-<p>
-Siehe auch <span class="gesperrt">Cicero</span>, De rep. I, 14 und die Abhandlung von <span class="gesperrt">F. Hultsch</span>,
-Über den Himmelsglobus des Archimedes, in Schlömilchs Zeitschr. H. XXII.
-A. 106&ndash;108.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_388" id="Footnote_388" href="#FNanchor_388"><span class="label">[388]</span></a> <span class="gesperrt">Polybios</span>, Geschichte. Übersetzt von <span class="gesperrt">Haakh</span>. Stuttgart 1868. 8. Buch.
-Kapitel 5&ndash;9. <span class="gesperrt">Plutarchos</span>: Marcellus 14&ndash;19.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_389" id="Footnote_389" href="#FNanchor_389"><span class="label">[389]</span></a> <span class="gesperrt">Cicero</span> erzählt diese Begebenheit (<span lang="la" xml:lang="la">Tusculanae disputationes V. 23</span>)
-mit folgenden Worten: »Als ich in Sizilien Quästor war, fand ich das Grab
-des <span class="gesperrt">Archimedes</span>, das die Syrakusaner selbst nicht kannten. Mir waren nämlich
-einige kleine Verse in der Erinnerung, die man auf dem Grabmal eingemeißelt
-hatte. Die Verse weisen darauf hin, daß sich an dem oberen Teile
-des Monumentes eine Kugel mit einem Zylinder befindet. Nun bemerkte ich
-unter den vielen Gräbern, die sich vor dem nach Agrigent führenden Tor befinden,
-eine kleine Säule, die nur wenig aus dem Gestrüpp hervorragte und
-auf der sich das Bild einer Kugel mit einem Zylinder befand. Sogleich sagte
-ich zu den Syrakusanern, von denen mich die vornehmsten begleiteten, dies
-sei das gesuchte Grabmal. Wir ließen den Platz mit Hacken erschließen
-und säubern. Darauf erschien auf der Vorderseite des Sockels jene Inschrift.
-Die vornehmste und einst so gelehrte Stadt Großgriechenlands besäße also
-keine Kenntnis von dem Grabe ihres größten Denkers, wenn nicht ein Fremder
-es ihren Bürgern gezeigt hätte.«</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_390" id="Footnote_390" href="#FNanchor_390"><span class="label">[390]</span></a> De republica I, 22.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_391" id="Footnote_391" href="#FNanchor_391"><span class="label">[391]</span></a> So urteilt auch <span class="gesperrt">H. Diels</span> in dem <span class="gesperrt">Archimedes</span> gewidmeten Abschnitt
-seines Buches »Antike Technik«.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_392" id="Footnote_392" href="#FNanchor_392"><span class="label">[392]</span></a> <span class="gesperrt">Archimedes'</span> von Syrakus vorhandene Werke. Aus dem Griechischen
-übersetzt und mit erläuternden und kritischen Anmerkungen begleitet von
-<span class="gesperrt">Ernst Nizze</span>. Stralsund 1824. Eine neuere Archimedesausgabe rührt von
-<span class="gesperrt">Heiberg</span> her. Sie erschien im Jahre 1880: <span class="gesperrt">J. L. Heiberg</span>, <span lang="la" xml:lang="la">Archimedis
-opera omnia cum comentariis Eutocii</span>. Leipzig, bei B. G. Teubner. Eine neue
-erweiterte Ausgabe erfolgte 1910.
-</p>
-<p>
-<span class="gesperrt">Eutokios</span>, der einen Teil der Archimedischen Schriften kommentierte,
-lebte zur Zeit <span class="gesperrt">Justinians</span> (um 550 n. Chr.).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_393" id="Footnote_393" href="#FNanchor_393"><span class="label">[393]</span></a> Nach <span class="gesperrt">Simplicius</span>. Siehe auch die Abhandlung von <span class="gesperrt">W. Schmidt</span>
-über Isoperimetrie im Altertum (Bibl. math. 1901. S. 5).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_394" id="Footnote_394" href="#FNanchor_394"><span class="label">[394]</span></a> <span class="gesperrt">Hippias</span> von Elis lebte um 420 v. Chr. Seine unter dem Namen der
-Quadratrix bekannte Linie ließ <span class="gesperrt">Hippias</span> durch die Verbindung einer drehenden
-mit einer fortschreitenden Bewegung entstehen. Mit Hilfe dieser Linie
-hoffte man zur Quadratur des Kreises zu gelangen. Näheres bei <span class="gesperrt">Cantor</span>,
-Gesch. d. Math. I (1907). S. 197.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_395" id="Footnote_395" href="#FNanchor_395"><span class="label">[395]</span></a> <span class="gesperrt">Heiberg</span> entdeckte sie in einem in Konstantinopel aufbewahrten
-Palimpsest und veröffentlichte sie in der Zeitschrift »Hermes«. Berlin 1907.
-S. 235 u. f.
-</p>
-<p>
-In der neuen Archimedesausgabe von <span class="gesperrt">Heiberg</span> (1913) findet sich die
-»Methodenlehre« mit lateinischer Übersetzung (Bd. II. S. 427). Eine deutsche
-Übersetzung veröffentlichte <span class="gesperrt">Heiberg</span> mit <span class="gesperrt">Zeuthen</span> in der Bibl. mathem.
-III. Folge. VII (1907). S. 322 u. f.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_396" id="Footnote_396" href="#FNanchor_396"><span class="label">[396]</span></a> <span class="gesperrt">Heiberg</span>, a. a. O. S. 302.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_397" id="Footnote_397" href="#FNanchor_397"><span class="label">[397]</span></a> Des <span class="gesperrt">Apollonios</span> Schrift über die Kegelschnitte wurde 1861 in
-deutscher Bearbeitung von <span class="gesperrt">H. Balsam</span> herausgegeben. Die in der Ursprache
-erhaltenen Schriften gab <span class="gesperrt">Heiberg</span> heraus (Leipzig 1891&ndash;1893). Das Werk
-über die Kegelschnitte umfaßt 8 Bücher. Die ersten vier sind in der Ursprache,
-Buch 5&ndash;7 in arabischer Übersetzung erhalten. Das achte dagegen
-ist verlorengegangen. Eine gute Bearbeitung rührt von dem englischen Astronomen
-<span class="gesperrt">Halley</span> her (1710), der das Werk unter Beifügung des griechischen
-Textes, soweit er vorhanden war, ins Lateinische übersetzte und verlorengegangene
-Teile zu rekonstruieren suchte.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_398" id="Footnote_398" href="#FNanchor_398"><span class="label">[398]</span></a> Die ersten Ansätze zur Erforschung der Kegelschnitte finden sich
-schon bei dem im 4. Jahrhundert v. Chr. lebenden <span class="gesperrt">Menächmos</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_399" id="Footnote_399" href="#FNanchor_399"><span class="label">[399]</span></a> Das 5. Buch.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_400" id="Footnote_400" href="#FNanchor_400"><span class="label">[400]</span></a> Daß <span class="gesperrt">Archimedes</span> bei Volum- und Flächenbestimmungen sich schon
-einer dem Verfahren <span class="gesperrt">Cavalieris</span> entsprechenden Infinitesimalmethode bediente,
-und zwar neben den üblichen Beweisverfahren, hat die Entdeckung
-des »Ephodion« bewiesen (s. S. 164).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_401" id="Footnote_401" href="#FNanchor_401"><span class="label">[401]</span></a> <span class="gesperrt">Tropfke</span>, Geschichte der Elementarmathematik. I. S. 253.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_402" id="Footnote_402" href="#FNanchor_402"><span class="label">[402]</span></a> Eine gekürzte Wiedergabe enthält <span class="gesperrt">Dannemann</span>, Aus der Werkstatt
-großer Forscher. Verlag von Wilhelm Engelmann. Leipzig 1908. S. 10.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_403" id="Footnote_403" href="#FNanchor_403"><span class="label">[403]</span></a> &#948;&#8057;&#962; &#956;&#959;&#953; &#960;&#959;&#8166; &#963;&#964;&#8182; &#954;&#945;&#8054; &#954;&#953;&#957;&#8182; &#964;&#8052;&#957; &#947;&#8052;&#957; (<span class="gesperrt">Pappus</span> VIII, 11, ed. <span class="gesperrt">Hultsch</span>).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_404" id="Footnote_404" href="#FNanchor_404"><span class="label">[404]</span></a> Archimedes' Werke. Ausgabe von <span class="gesperrt">Nizze</span>. S. 26 ff.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_405" id="Footnote_405" href="#FNanchor_405"><span class="label">[405]</span></a> Die erwähnten hydrostatischen Grundgesetze finden sich in <span class="gesperrt">Archimedes</span>'
-erstem Buch von den schwimmenden Körpern. Siehe die Archimedesausgabe
-von <span class="gesperrt">Nizze</span>. S. 225&ndash;228.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_406" id="Footnote_406" href="#FNanchor_406"><span class="label">[406]</span></a> <span class="gesperrt">Vitruvius</span>, <span lang="la" xml:lang="la">de architectura</span> IX. Übersetzt von <span class="gesperrt">V. Reber</span>. Stuttgart
-1865.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_407" id="Footnote_407" href="#FNanchor_407"><span class="label">[407]</span></a> <span class="gesperrt">Euklids</span> Optik und Katoptrik wurde 1557 zu Paris griechisch und
-lateinisch herausgegeben. Eine neuere Ausgabe von <span class="gesperrt">Gregory</span> erschien im
-Jahre 1703. Die Hauptausgabe rührt von <span class="gesperrt">Heiberg</span> und <span class="gesperrt">Menge</span> her. Bibl.
-Teubn. 1883.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_408" id="Footnote_408" href="#FNanchor_408"><span class="label">[408]</span></a> 30. Theorem der Katoptrik <span class="gesperrt">Euklids</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_409" id="Footnote_409" href="#FNanchor_409"><span class="label">[409]</span></a> <span class="gesperrt">Euklids</span> Optik und Katoptrik findet sich im 7. Bande der Gesamtausgabe
-von <span class="gesperrt">Heiberg</span> und <span class="gesperrt">Menge</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_410" id="Footnote_410" href="#FNanchor_410"><span class="label">[410]</span></a> Gesamtausgabe Bd. 7. S. 343. Siehe auch die Abhandlung von <span class="gesperrt">Würschmidt</span>
-in den Commemoration Essays, Oxford 1914.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_411" id="Footnote_411" href="#FNanchor_411"><span class="label">[411]</span></a> <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span>, Über das Experiment im Altertum und Mittelalter
-(Vortrag).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_412" id="Footnote_412" href="#FNanchor_412"><span class="label">[412]</span></a> Gesamtausgabe Bd. 7.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_413" id="Footnote_413" href="#FNanchor_413"><span class="label">[413]</span></a> 7. Erfahrungssatz der Katoptrik.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_414" id="Footnote_414" href="#FNanchor_414"><span class="label">[414]</span></a> Eigentlich müßte man Sehstrahlen sagen, da nach der Vorstellung
-<span class="gesperrt">Euklids</span> die Strahlen aus dem Auge kommen.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_415" id="Footnote_415" href="#FNanchor_415"><span class="label">[415]</span></a> Von <span class="gesperrt">Smith</span> und <span class="gesperrt">Helmholtz</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_416" id="Footnote_416" href="#FNanchor_416"><span class="label">[416]</span></a> Nach <span class="gesperrt">Stadler</span> handelt es sich hier nicht um eine Insel, sondern um
-Skandinavien (Jahrbücher f. d. klass. Altert. 1911. S. 86). Auch Island oder
-die Shetlandsinseln galten wohl für Thule. Siehe <span class="gesperrt">Peschels</span> Geschichte der
-Erdkunde. 1877. S. 2.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_417" id="Footnote_417" href="#FNanchor_417"><span class="label">[417]</span></a> Genauere Angaben über die räumliche Begrenzung der griechischen
-und der römischen Erdkunde enthält der erste Abschnitt von <span class="gesperrt">Peschels</span> Geschichte
-der Erdkunde.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_418" id="Footnote_418" href="#FNanchor_418"><span class="label">[418]</span></a> Die von ihm erhaltenen Fragmente gab M. <span class="gesperrt">Fuhr</span> heraus. Darmstadt
-1841.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_419" id="Footnote_419" href="#FNanchor_419"><span class="label">[419]</span></a> <span class="gesperrt">Beloch</span>, Griechische Geschichte. Bd. III. 1. Abt. S. 476 (1904).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_420" id="Footnote_420" href="#FNanchor_420"><span class="label">[420]</span></a> <span class="gesperrt">Plin.</span> lib. II. cap. 65. <span class="gesperrt">Plinius</span> verweist an dieser Stelle auch auf die
-Angaben <span class="gesperrt">Dikäarchs</span>.
-</p>
-<p>
-Aus der Angabe des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> würde sich für den Kaukasus eine
-Höhe von etwa 70000 m ergeben haben.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_421" id="Footnote_421" href="#FNanchor_421"><span class="label">[421]</span></a> A. <span class="gesperrt">Gercke</span> und E. <span class="gesperrt">Norden</span>, Einleitung in die Altertumswissenschaft.
-II. Bd. S. 314. B. G. Teubner. 1912.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_422" id="Footnote_422" href="#FNanchor_422"><span class="label">[422]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">Bernhardy</span>, Eratosthenica, Berlin 1822, eine Sammlung von
-Bruchstücken der Schriften des Eratosthenes. <span class="gesperrt">Eratosthenes</span> starb um 194
-v. Chr. <span class="gesperrt">Bernhardys</span> Schrift ist veraltet. Doch fehlt eine neuere zusammenhängende
-Darstellung aller Fragmente. Ferner H. <span class="gesperrt">Berger</span>, Die geographischen
-Fragmente des Eratosthenes. Leipzig 1880.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_423" id="Footnote_423" href="#FNanchor_423"><span class="label">[423]</span></a> Siehe S. 180.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_424" id="Footnote_424" href="#FNanchor_424"><span class="label">[424]</span></a> Siehe auch <span class="gesperrt">Günther</span>, Die Erdmessung des Eratosthenes (in der
-Deutschen Rundschau für Geographie und Statistik. III. Band).</p></div>
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-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_425" id="Footnote_425" href="#FNanchor_425"><span class="label">[425]</span></a> 3 Am ersten Nilkatarakt, fast unter dem nördlichen Wendekreis gelegen
-(das heutige Assuan).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_426" id="Footnote_426" href="#FNanchor_426"><span class="label">[426]</span></a> Alexandria liegt um 3° 14' westlich von Syene.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_427" id="Footnote_427" href="#FNanchor_427"><span class="label">[427]</span></a> Das Skaphium. Siehe <span class="gesperrt">Schaubach</span>, Geschichte der griechischen Astronomie.
-Tab. III. Fig. 2.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_428" id="Footnote_428" href="#FNanchor_428"><span class="label">[428]</span></a> S. <span class="gesperrt">Cantor</span>, Bd. I. S. 283.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_429" id="Footnote_429" href="#FNanchor_429"><span class="label">[429]</span></a> Näheres siehe bei <span class="gesperrt">Lepsius</span>, Das Stadium und die Gradmessung des
-Eratosthenes auf Grundlage der ägyptischen Maße, in der Zeitschrift für
-ägyptische Sprache u. Altertumskunde. 1877. 1. Heft. S. 3&ndash;8. Nach <span class="gesperrt">Lepsius</span>
-kann es keinem Zweifel unterliegen, daß das Stadium des <span class="gesperrt">Eratosthenes</span>
-eine Länge von 180 Metern besaß. A. a. O. S. 7. Dies war die Länge des
-griechischen Stadiums. Das ägyptische Stadium belief sich auf 179 Meter.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_430" id="Footnote_430" href="#FNanchor_430"><span class="label">[430]</span></a> Siehe S. <a href="#Page_p093">93</a>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_431" id="Footnote_431" href="#FNanchor_431"><span class="label">[431]</span></a> Siehe S. <a href="#Page_p095">95</a>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_432" id="Footnote_432" href="#FNanchor_432"><span class="label">[432]</span></a> <span class="gesperrt">Koppernikus</span>, De revolutionibus I, 10.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_433" id="Footnote_433" href="#FNanchor_433"><span class="label">[433]</span></a> Siehe an späterer Stelle dieses Bandes.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_434" id="Footnote_434" href="#FNanchor_434"><span class="label">[434]</span></a> G. <span class="gesperrt">Bilfinger</span>, Die antiken Stundenangaben. Stuttgart 1888. S. 74.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_435" id="Footnote_435" href="#FNanchor_435"><span class="label">[434]</span></a> <span class="gesperrt">Aristarchos</span>, Über die Größen und Entfernungen der Sonne und des Mondes. Übersetzt und erläutert von A. <span class="gesperrt">Nokk</span>. Als Beilage zu dem
-Freiburger Lyzeumsprogramm von 1854.
-</p>
-<p>
-<span class="gesperrt">Aristarchs</span> Schrift wurde durch eine 1488 erschienene lateinische Übersetzung
-bekannt. Den griechischen Text hat erst 1688 <span class="gesperrt">Wallis</span> nach einem
-Manuskript veröffentlicht. Erneut wurde der griechische Text dann 1856 durch
-E. <span class="gesperrt">Nizze</span> herausgegeben. Eine Ausgabe des griechischen Textes mit deutscher
-Übersetzung wird von K. <span class="gesperrt">Manitius</span> vorbereitet.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_436" id="Footnote_436" href="#FNanchor_436"><span class="label">[436]</span></a> <span class="gesperrt">Aristarch</span>, Über die Größen usw., Lehrsatz 15&ndash;18.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_437" id="Footnote_437" href="#FNanchor_437"><span class="label">[437]</span></a> Des <span class="gesperrt">Archimedes</span> Sandesrechnung (<span class="gesperrt">Dannemann</span>, Aus der Werkstatt
-großer Forscher. S. 13).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_438" id="Footnote_438" href="#FNanchor_438"><span class="label">[438]</span></a> Über <span class="gesperrt">Hipparch</span> handelt ein Artikel von A. <span class="gesperrt">Rehm</span> in der Realenzyklopädie
-des klassischen Altertums von <span class="gesperrt">Pauly-Wissowa-Kroll</span>. 8. Bd.
-Sp. 1666&ndash;1681.
-</p>
-<p>
-<span class="gesperrt">Hipparchs</span> »Geographische Fragmente« wurden von H. <span class="gesperrt">Berger</span> gesammelt
-und bearbeitet; eine weitere Sammlung von Fragmenten liegt bisher
-nicht vor. Daß sich wissenschaftliche Bedeutung wohl mit astrologischen Vorstellungen
-vereinigen läßt, hat <span class="gesperrt">Hipparch</span> ähnlich wie später <span class="gesperrt">Kepler</span> bewiesen.
-Im Original erhalten ist von <span class="gesperrt">Hipparch</span> nur ein Jugendwerk von
-geringerer Bedeutung (&#932;&#8182;&#957; &#7944;&#961;&#945;&#964;&#959;&#8166; &#954;&#945;&#8054; &#917;&#8016;&#948;&#8057;&#958;&#959;&#965; &#966;&#945;&#953;&#957;&#959;&#956;&#8051;&#957;&#969;&#957; &#7952;&#958;&#951;&#947;&#951;&#963;&#8051;&#969;&#957; &#946;&#953;&#946;&#955;&#8055;&#945;).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_439" id="Footnote_439" href="#FNanchor_439"><span class="label">[439]</span></a> J. <span class="gesperrt">Tropfke</span>, Geschichte der Elementarmathematik. Bd. II. S. 223.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_440" id="Footnote_440" href="#FNanchor_440"><span class="label">[440]</span></a> Der neue Stern trat, wie auch aus chinesischen Berichten hervorgeht,
-im Sternbilde des Skorpions auf.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_441" id="Footnote_441" href="#FNanchor_441"><span class="label">[441]</span></a> <span class="gesperrt">F. Boll</span>, Die Sternkataloge des Hipparch und des Ptolemäos (Bibl.
-math. Jahrg. 1901. S. 185). Nach <span class="gesperrt">Boll</span> umfaßte <span class="gesperrt">Hipparchs</span> Katalog
-850 Sterne.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_442" id="Footnote_442" href="#FNanchor_442"><span class="label">[442]</span></a> Die Erscheinung erklärt sich daraus, daß die Erdachse innerhalb eines
-Zeitraums von etwa 26000 Jahren einen Kegelmantel beschreibt. Infolgedessen
-ändert der Himmelsäquator, der sich als eine Projektion des Erdäquators
-darstellt, gleichfalls seine Lage innerhalb derselben Periode. Der
-Vorgang wird als Präzession oder Vorrücken der Nachtgleichen bezeichnet,
-weil dabei der Frühlings- und der Herbstpunkt langsam ihren Ort im Sinne
-der täglichen Umdrehung ändern.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_443" id="Footnote_443" href="#FNanchor_443"><span class="label">[443]</span></a> Mitteilungen zur Gesch. d. Mediz. u. d. Naturwissenschaften. Nr. 53
-(1913). S. 431.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_444" id="Footnote_444" href="#FNanchor_444"><span class="label">[444]</span></a> Siehe auch S. <a href="#Page_p121">121</a> dieses Bandes.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_445" id="Footnote_445" href="#FNanchor_445"><span class="label">[445]</span></a> <span class="gesperrt">Hipparch</span> nahm die Dauer des tropischen Jahres zu 365 Tagen
-5 Stunden 55' an, während sie in Wahrheit 365 Tage 5 Stunden 48' 51''
-beträgt.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_446" id="Footnote_446" href="#FNanchor_446"><span class="label">[446]</span></a> Die mittlere Entfernung zwischen den Mittelpunkten von Mond und
-Erde beträgt 60,27 Halbmesser des Erdäquators oder 384400 km.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_447" id="Footnote_447" href="#FNanchor_447"><span class="label">[447]</span></a> Durch den in Jever geborenen <span class="gesperrt">Hildericus</span>. Eine spätere Ausgabe
-besorgte 1819 <span class="gesperrt">Halma</span> im Anschluß an seine Ptolemäosausgabe.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_448" id="Footnote_448" href="#FNanchor_448"><span class="label">[448]</span></a> Genaueres über diese Messungen siehe in <span class="gesperrt">Peschels</span> Geschichte der
-Erdkunde. München 1877. S. 43&ndash;45.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_449" id="Footnote_449" href="#FNanchor_449"><span class="label">[449]</span></a> Die stereographische Projektion wurde auch von <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> empfohlen.
-Ob <span class="gesperrt">Hipparch</span> sie kannte, ist nach <span class="gesperrt">Hoppe</span> nicht sicher.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_450" id="Footnote_450" href="#FNanchor_450"><span class="label">[450]</span></a> Die Erfindung der Feuerspritze wird dem <span class="gesperrt">Ktesibios</span> (um 150 v. Chr.)
-zugeschrieben. Siehe <span class="gesperrt">Vitruvius</span>, <span lang="la" xml:lang="la">De architectura</span> X, 7.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_451" id="Footnote_451" href="#FNanchor_451"><span class="label">[451]</span></a> 1795 in der Nähe von Civitavecchia ausgegraben.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_452" id="Footnote_452" href="#FNanchor_452"><span class="label">[452]</span></a> Einen sehr ausführlichen Artikel über <span class="gesperrt">Heron</span> enthält <span class="gesperrt">Paulys</span> Realenzyklopädie
-f. d. klass. Altert. Bd. VIII (1913). S. 992&ndash;1080.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_453" id="Footnote_453" href="#FNanchor_453"><span class="label">[453]</span></a> Herons von Alexandria <span lang="la" xml:lang="la">Pneumatica et Automata</span>. Griechisch und
-deutsch herausgegeben von <span class="gesperrt">Wilhelm Schmidt</span>. Teubner, Leipzig 1899.
-</p>
-<p>
-<span class="gesperrt">Herons</span> »Pneumatik« wurde 1575 durch <span class="gesperrt">Commandinus</span> aus dem
-Griechischen ins Lateinische übersetzt und im Druck herausgegeben (<span lang="la" xml:lang="la">Heronis
-Alexandrini Spiritualium liber. A <span class="gesperrt">Federico Commandino</span> Urbinate. Ex
-Graeco nuper in Latinum conversus. Urbini 1575</span>). Der Urtext wurde zuerst
-1693 von <span class="gesperrt">Thévenot</span> veröffentlicht.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_454" id="Footnote_454" href="#FNanchor_454"><span class="label">[454]</span></a> <span class="gesperrt">W. Schmidt</span>, Aus der antiken Mechanik. Neue Jahrbücher für das
-klassische Altertum. Bd. 13 (1904). S. 329.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_455" id="Footnote_455" href="#FNanchor_455"><span class="label">[455]</span></a> <span class="gesperrt">W. Schmidt</span>, Die Geschichte des Thermoskops (Abhandl. z. Gesch.
-d. Mathem. Bd. VIII. S. 161&ndash;173).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_456" id="Footnote_456" href="#FNanchor_456"><span class="label">[456]</span></a> Durch <span class="gesperrt">Carra de Vaux</span>. Dieser gilt jedoch als wenig zuverlässig.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_457" id="Footnote_457" href="#FNanchor_457"><span class="label">[457]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">Heronis Alexandrini Opera quae supersunt omnia</span>. Leipzig, B. G.
-Teubner. Bd. I: Druckwerke und Automatentheater, griechisch und deutsch
-herausgegeben von <span class="gesperrt">W. Schmidt</span>. 1899. Bd. II: Herons Mechanik und Katoptrik,
-herausgegeben und erläutert von <span class="gesperrt">L. Nix</span> und <span class="gesperrt">W. Schmidt</span>. 1901.
-Bd. III: Herons Vermessungslehre und Dioptra, griechisch und deutsch von
-<span class="gesperrt">H. Schoene</span>. 1903.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_458" id="Footnote_458" href="#FNanchor_458"><span class="label">[458]</span></a> <span class="gesperrt">Baldo v. Urbino</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_459" id="Footnote_459" href="#FNanchor_459"><span class="label">[459]</span></a> Ausgabe von <span class="gesperrt">Schmidt</span>. S. 24.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_460" id="Footnote_460" href="#FNanchor_460"><span class="label">[460]</span></a> Ausgabe von <span class="gesperrt">Schmidt</span>. S. 29.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_461" id="Footnote_461" href="#FNanchor_461"><span class="label">[461]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">Heronis Alexandrini spiritualium liber</span>. Amstelodami 1680. Siehe auch
-<span class="gesperrt">Mach</span>, Die Prinzipien der Wärmelehre. Leipzig 1896. S. 5.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_462" id="Footnote_462" href="#FNanchor_462"><span class="label">[462]</span></a> Das »Klavier« der alten Römer (Mitteil. zur Geschichte d. Medizin u.
-Naturwiss. 1905. S. 342). Der Bau der Wasserorgeln hat sich während des
-Mittelalters im oströmischen Reich erhalten, so daß die Konstruktion nicht,
-wie man früher annahm, gegen den Ausgang des Mittelalters von neuem entdeckt
-werden mußte.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_463" id="Footnote_463" href="#FNanchor_463"><span class="label">[463]</span></a> <span class="gesperrt">Schmidt</span>, a. a. O. S. 133.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_464" id="Footnote_464" href="#FNanchor_464"><span class="label">[464]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">Heronis Alexandrini opera</span>, ed. <span class="gesperrt">Schmidt</span>. S. 475.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_465" id="Footnote_465" href="#FNanchor_465"><span class="label">[465]</span></a> Ausgabe von <span class="gesperrt">Schmidt</span>. Abb. 115.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_466" id="Footnote_466" href="#FNanchor_466"><span class="label">[466]</span></a> Pappi Alexandrini collectionis lib. VIII, ed. <span class="gesperrt">F. Hultsch</span>. Berlin
-1878. Über die vor kurzem entdeckte arabische Bearbeitung der Mechanik
-<span class="gesperrt">Herons</span> siehe die folgende Seite.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_467" id="Footnote_467" href="#FNanchor_467"><span class="label">[467]</span></a> Ausgabe von <span class="gesperrt">Schmidt</span>. Bd. II. S. 102.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_468" id="Footnote_468" href="#FNanchor_468"><span class="label">[468]</span></a> <span class="gesperrt">Papp</span>. Kap. X. Heron, Opera omnia, Ausgabe v. <span class="gesperrt">Schmidt</span>. Bd. II.
-1. Teil. S. 259.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_469" id="Footnote_469" href="#FNanchor_469"><span class="label">[469]</span></a> <span class="gesperrt">Diels</span>, Ant. Technik, Abb. 28.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_470" id="Footnote_470" href="#FNanchor_470"><span class="label">[470]</span></a> Näheres über derartige antike Automaten enthält <span class="gesperrt">Diels'</span> Antike Technik
-im 3. Abschnitt. Leipzig, B. G. Teubner. 1914.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_471" id="Footnote_471" href="#FNanchor_471"><span class="label">[471]</span></a> Von <span class="gesperrt">Carra de Vaux</span> im <span lang="fr" xml:lang="fr">Journal asiatique</span> X, 1&ndash;2. Von dem griechischen
-Text sind nur einige Fragmente vorhanden. Bd. II der Opera omnia
-(Ausg. v. <span class="gesperrt">Schmidt</span>) enthält die Übersetzung der Mechanik nach der arabischen
-Bearbeitung dieser Schrift <span class="gesperrt">Herons</span>. Die Katoptrik wurde nach einem
-lateinischen Text übersetzt.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_472" id="Footnote_472" href="#FNanchor_472"><span class="label">[472]</span></a> Journal asiatique IX, 2. S. 264 u. f.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_473" id="Footnote_473" href="#FNanchor_473"><span class="label">[473]</span></a> Eine gute Übersicht über das physikalische Wissen <span class="gesperrt">Herons</span> bietet
-die Programmabhandlung von <span class="gesperrt">F. Knauff</span>, Sophiengymnasium, Berlin.
-Ostern 1900.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_474" id="Footnote_474" href="#FNanchor_474"><span class="label">[474]</span></a> Der griechische Text wurde 1858 von <span class="gesperrt">Venturi</span> und <span class="gesperrt">Vincent</span> mit
-französischer Übersetzung herausgegeben, und zwar in den <span lang="fr" xml:lang="fr">Notices et extraits
-des manuscrits de la bibliothèque impériale XIX</span>, 2. Paris 1858. Dioptra
-heißt etwa Sehrohr oder Instrument zum Visieren durch zwei sich gegenüberstehende
-Öffnungen (siehe die <a href="#fig35">Abb. 35</a>).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_475" id="Footnote_475" href="#FNanchor_475"><span class="label">[475]</span></a> Sie rührt von <span class="gesperrt">Hermann Schöne</span> her und wurde im Jahrbuch des
-Kaiserl. deutschen archäolog. Institutes (Bd. XIV. 1899. Heft 3) veröffentlicht.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_476" id="Footnote_476" href="#FNanchor_476"><span class="label">[476]</span></a> Siehe Abschn. 25 des <span class="gesperrt">Heron</span>schen Werkes sowie <span class="gesperrt">Cantor</span>, Geschichte
-der Mathematik. Bd. I. S. 324.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_477" id="Footnote_477" href="#FNanchor_477"><span class="label">[477]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">Cantor</span>, Geschichte der Mathematik. I (1907). S. 382 u. f.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_478" id="Footnote_478" href="#FNanchor_478"><span class="label">[478]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">Heronis Alexandrini Opera, quae supersunt omnia</span>. Ausgabe von
-<span class="gesperrt">Schmidt</span>. Bd. I-III. Leipzig 1889, 1900, 1903. Die »Metrika« finden sich
-im III. Bande; sie wurden von <span class="gesperrt">R. Schöne</span> 1896 entdeckt.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_479" id="Footnote_479" href="#FNanchor_479"><span class="label">[479]</span></a> Siehe S. 200. Anm. 3.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_480" id="Footnote_480" href="#FNanchor_480"><span class="label">[480]</span></a> <span class="gesperrt">Diels</span>, Antike Technik. S. 9.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_481" id="Footnote_481" href="#FNanchor_481"><span class="label">[481]</span></a> <span class="gesperrt">E. Merkel</span>, Die Ingenieurtechnik im Altertum. 1899. S. 151.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_482" id="Footnote_482" href="#FNanchor_482"><span class="label">[482]</span></a> <span class="gesperrt">F. Zink</span>, Die Entwicklung der Entwässerungen mit offenen Gräben und Drainagen von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. &ndash; Drainierungsanlagen
-mit Tonröhren wurden in Babylonien schon um 1900 v. Chr. hergestellt.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_483" id="Footnote_483" href="#FNanchor_483"><span class="label">[483]</span></a> <span class="gesperrt">Tropfke</span>, Geschichte der Elementarmathematik. Bd. I. S. 98.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_484" id="Footnote_484" href="#FNanchor_484"><span class="label">[484]</span></a> <span class="gesperrt">Haas</span>, Antike Lichttheorien, im Archiv für Geschichte d. Philosophie.
-20. Bd. (1907). S. 356.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_485" id="Footnote_485" href="#FNanchor_485"><span class="label">[485]</span></a> <span class="gesperrt">Meyer</span>, Geschichte der Botanik. Bd. I. S. 215.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_486" id="Footnote_486" href="#FNanchor_486"><span class="label">[486]</span></a> Einen ausführlichen Beitrag über <span class="gesperrt">Erasistratos</span> enthält <span class="gesperrt">Paulys</span> Realenzyklopädie
-f. d. klass. Altertum. Bd. VI (1909). S. 333. Er rührt von <span class="gesperrt">Wellmann</span>
-her.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_487" id="Footnote_487" href="#FNanchor_487"><span class="label">[487]</span></a> Wie <span class="gesperrt">Diels</span> (Antike Technik, S. 24) angibt, maß <span class="gesperrt">Herophilos</span> den
-Puls seiner Kranken mit Hilfe einer Taschenwasseruhr.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_488" id="Footnote_488" href="#FNanchor_488"><span class="label">[488]</span></a> <span class="gesperrt">Haeser</span>, Geschichte der Medizin. Bd. I. S. 233.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_489" id="Footnote_489" href="#FNanchor_489"><span class="label">[489]</span></a> <span class="gesperrt">Lindner</span>, Weltgeschichte. Bd. I. S. 26.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_490" id="Footnote_490" href="#FNanchor_490"><span class="label">[490]</span></a> Nach einem Ausspruch <span class="gesperrt">Cantors</span> (Gesch. d. Math. Bd. I. S. 45).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_491" id="Footnote_491" href="#FNanchor_491"><span class="label">[491]</span></a> <span class="gesperrt">Cicero</span>, <span lang="la" xml:lang="la">Tuscul. disput. Lib.</span> I. 2, 5.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_492" id="Footnote_492" href="#FNanchor_492"><span class="label">[492]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">Cantor</span>, Röm. Agrimensoren. Leipzig 1875.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_493" id="Footnote_493" href="#FNanchor_493"><span class="label">[493]</span></a> Die betreffende Grabschrift wurde im XIV. Bande der II. Serie der
-Abhandlungen der Turiner Akademie veröffentlicht.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_494" id="Footnote_494" href="#FNanchor_494"><span class="label">[494]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">Cantor</span>, Bd. I. S. 456.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_495" id="Footnote_495" href="#FNanchor_495"><span class="label">[495]</span></a> In der Nähe von Regensburg.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_496" id="Footnote_496" href="#FNanchor_496"><span class="label">[496]</span></a> Näheres siehe bei <span class="gesperrt">Schmidt</span>, Neue Jahrbücher f. d. klassische Altertum.
-Bd. 13 (1904). S. 329. Ferner Bibl. math. 3. Folge. 4. Bd. Die Frage, ob
-die römischen Feldmesser von <span class="gesperrt">Heron</span> abhängig waren, wird von <span class="gesperrt">Schmidt</span>
-außer Betracht gelassen.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_497" id="Footnote_497" href="#FNanchor_497"><span class="label">[497]</span></a> Siehe S. 4 dieses Bandes.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_498" id="Footnote_498" href="#FNanchor_498"><span class="label">[498]</span></a> <span class="gesperrt">Plinius</span>, Hist. nat. III. 2.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_499" id="Footnote_499" href="#FNanchor_499"><span class="label">[499]</span></a> Ihr früherer Besitzer hieß <span class="gesperrt">Peutinger</span>. Er lebte im Anfang des
-16. Jahrhunderts in Augsburg und erhielt die Karte von <span class="gesperrt">Konrad Celtes</span>,
-der sie 1500 aufgefunden hatte. Entworfen wurde die Karte im Jahre 375
-n. Chr. <span class="gesperrt">Celtes</span> war einer der bedeutendsten Humanisten Deutschlands. Er
-bevorzugte die Realien des Altertums gegenüber den literarischen Erzeugnissen.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_500" id="Footnote_500" href="#FNanchor_500"><span class="label">[500]</span></a> Eine neuere Ausgabe der Karte mit Erläuterungen rührt von <span class="gesperrt">K. Miller</span>
-her. Stuttgart 1916.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_501" id="Footnote_501" href="#FNanchor_501"><span class="label">[501]</span></a> <span class="gesperrt">Plinius</span>, VII. 60. Siehe auch <span class="gesperrt">Bilfinger</span>, Die antiken Stundenangaben.
-Stuttgart 1888. S. 75.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_502" id="Footnote_502" href="#FNanchor_502"><span class="label">[502]</span></a> <span class="gesperrt">H. Löschner</span>, Über Sonnenuhren. Beiträge zu ihrer Geschichte und
-Konstruktion. Graz 1905. Das Buch enthält zahlreiche Quellenangaben.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_503" id="Footnote_503" href="#FNanchor_503"><span class="label">[503]</span></a> <span class="gesperrt">C. Merkel</span>, Die Ingenieurmechanik im Altertum. Mit 261 Abbild.
-Springer, Berlin 1903.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_504" id="Footnote_504" href="#FNanchor_504"><span class="label">[504]</span></a> <span class="gesperrt">Vitruvius</span>, Zehn Bücher über die Architektur. Übersetzt von
-<span class="gesperrt">Reber</span>. Stuttgart 1865.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_505" id="Footnote_505" href="#FNanchor_505"><span class="label">[505]</span></a> Beherzigenswert sind die Worte, welche <span class="gesperrt">Diels</span> an sie knüpft, wenn
-er sagt, es sei der Archimedische Punkt der Pädagogik, in der Jugend weltoffene
-Anschauung und praktische Fertigkeit, verbunden mit Wissen und
-wissenschaftlicher Einsicht, zu wecken (Antike Technik, 1914. S. 32).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_506" id="Footnote_506" href="#FNanchor_506"><span class="label">[506]</span></a> <span class="gesperrt">Terquem</span>, <span lang="fr" xml:lang="fr">La science romaine à l'époque d'Auguste</span>. Paris 1885.
-S. 75. Fig. 9.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_507" id="Footnote_507" href="#FNanchor_507"><span class="label">[507]</span></a> <span class="gesperrt">Gerland</span> und <span class="gesperrt">Traumüller</span>, Geschichte der physikalischen Experimentierkunst.
-S. 56. Leipzig 1899. W. Engelmann.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_508" id="Footnote_508" href="#FNanchor_508"><span class="label">[508]</span></a> <span class="gesperrt">C. Köhne</span>, Die Ausbildung der Ingenieure in der römischen Kaiserzeit.
-Mitteil. z. Gesch. d. Medizin u. d. Naturw. 1907. S. 17.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_509" id="Footnote_509" href="#FNanchor_509"><span class="label">[509]</span></a> Epistol. III, 5.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_510" id="Footnote_510" href="#FNanchor_510"><span class="label">[510]</span></a> Epistol. III, 5.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_511" id="Footnote_511" href="#FNanchor_511"><span class="label">[511]</span></a> Siehe Abschnitt 7 dieses Bandes.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_512" id="Footnote_512" href="#FNanchor_512"><span class="label">[512]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">Rerum rustic. libri tres.</span> I. 12, 2.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_513" id="Footnote_513" href="#FNanchor_513"><span class="label">[513]</span></a> Siehe S. 100 dieses Bandes.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_514" id="Footnote_514" href="#FNanchor_514"><span class="label">[514]</span></a> <span class="gesperrt">Haeser</span>, Lehrbuch der Gesch. d. Medizin. Jena 1875. 1. Bd. S. 254.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_515" id="Footnote_515" href="#FNanchor_515"><span class="label">[515]</span></a> <span class="gesperrt">Cornelius Celsus</span>, Über die Grundfragen der Medizin, als 3. Band
-von <span class="gesperrt">Voigtländers</span> Quellenbüchern herausgegeben von Dr. <span class="gesperrt">Th. Meyer-Steineg</span>.
-<span class="gesperrt">Celsus</span> war kein Arzt, wenn er auch eins der besten medizinischen
-Werke geschrieben hat. Er wurde wahrscheinlich in Verona geboren
-und starb in Rom.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_516" id="Footnote_516" href="#FNanchor_516"><span class="label">[516]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">Heeger</span>, Zur Geschichte der Blutstillung im Altertum und
-Mittelalter (Wiener klin. Wochenschrift 1910. S. 1006 u. 1079). Über <span class="gesperrt">Parés</span>
-Verfahren der Arterienunterbindung siehe später.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_517" id="Footnote_517" href="#FNanchor_517"><span class="label">[517]</span></a> <span class="gesperrt">Pron</span>, <span lang="fr" xml:lang="fr">Les maladies de l'estomac et du foie et leur traitement dans
-Celse. La France Médic. 1910.</span> S. 374.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_518" id="Footnote_518" href="#FNanchor_518"><span class="label">[518]</span></a> Seine Vaterstadt war Prusa in Bithynien.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_519" id="Footnote_519" href="#FNanchor_519"><span class="label">[519]</span></a> <span class="gesperrt">Montigny</span>, Quaestiones in <span lang="la" xml:lang="la">Plinii nat. hist. de animalibus libros</span>. 1844,
-und <span class="gesperrt">Müntzer</span>, Beiträge zur Quellenkritik der Naturgesch. des Plinius. 1897.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_520" id="Footnote_520" href="#FNanchor_520"><span class="label">[520]</span></a> In einem <span class="gesperrt">Plinius</span> gewidmeten Bande der »Klassiker der Naturwissenschaft
-und Technik«, die bei Eugen Diederichs in Jena erscheinen, habe ich
-dasjenige aus der »Naturgeschichte« zusammengestellt, was besonders geeignet ist, von dem wissenschaftlichen Geist des Altertums, soweit er sich in <span class="gesperrt">Plinius</span>
-spiegelt, und den Errungenschaften jener Zeit ein Bild zu geben. Die Herausgabe
-ist durch den Krieg verzögert worden, wird aber voraussichtlich im
-nächsten Jahre erfolgen.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_521" id="Footnote_521" href="#FNanchor_521"><span class="label">[521]</span></a> Eine Handschrift, nach der die übrigen angefertigt wurden, findet sich
-im Vatikan. Ein von Dr. <span class="gesperrt">H. Philipp</span> herrührender Auszug erschien als
-11. und 31. Band von Voigtländers Quellenbüchern.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_522" id="Footnote_522" href="#FNanchor_522"><span class="label">[522]</span></a> Als Beispiel diene der 6. Abschnitt von <span class="gesperrt">Dannemann</span>, Aus der Werkstatt
-großer Forscher. Leipzig, W. Engelmann. 1908.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_523" id="Footnote_523" href="#FNanchor_523"><span class="label">[523]</span></a> <span class="gesperrt">Plinius</span>, VII. 1.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_524" id="Footnote_524" href="#FNanchor_524"><span class="label">[524]</span></a> Einen ausführlichen Artikel über Gartenbau im allgemeinen enthält
-<span class="gesperrt">Paulys</span> Realenzyklopädie f. d. klass. Altert. im VII. Bande auf S. 768&ndash;841.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_525" id="Footnote_525" href="#FNanchor_525"><span class="label">[525]</span></a> <span class="gesperrt">Plinius</span>, Naturgeschichte. II. 65.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_526" id="Footnote_526" href="#FNanchor_526"><span class="label">[526]</span></a> <span class="gesperrt">Plinius</span>, Naturgeschichte. II. 75.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_527" id="Footnote_527" href="#FNanchor_527"><span class="label">[527]</span></a> <span class="gesperrt">Koppernikus</span> erwähnt, er habe bei <span class="gesperrt">Cicero</span> und <span class="gesperrt">Plutarch</span> gelesen,
-daß die heliozentrische Lehre im Altertum Anhänger gefunden habe. <span class="gesperrt">Copernicus</span>,
-De revolutionibus (Ausg. v. <span class="gesperrt">Curtze</span>). S. 6.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_528" id="Footnote_528" href="#FNanchor_528"><span class="label">[528]</span></a> <span class="gesperrt">Plinius</span>, Naturgeschichte. II. 40.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_529" id="Footnote_529" href="#FNanchor_529"><span class="label">[529]</span></a> A. a. O. II. 99.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_530" id="Footnote_530" href="#FNanchor_530"><span class="label">[530]</span></a> A. a. O. II. 97.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_531" id="Footnote_531" href="#FNanchor_531"><span class="label">[531]</span></a> A. a. O. XI. 3.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_532" id="Footnote_532" href="#FNanchor_532"><span class="label">[532]</span></a> Nach <span class="gesperrt">H. Bretzl</span>, Die botanischen Forschungen des Alexanderzuges.
-Leipzig 1903. Siehe auch S. 142 dieses Bandes.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_533" id="Footnote_533" href="#FNanchor_533"><span class="label">[533]</span></a> <span class="gesperrt">E. Meyer</span>, Geschichte der Botanik. 4 Bände. 1854.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_534" id="Footnote_534" href="#FNanchor_534"><span class="label">[534]</span></a> <span class="gesperrt">v. Humboldt</span>, Kosmos. Bd. II. 1847. S. 230.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_535" id="Footnote_535" href="#FNanchor_535"><span class="label">[535]</span></a> <span class="gesperrt">Galen</span> fußte besonders auf <span class="gesperrt">Erasistratos</span>, einem der bedeutendsten
-Anatomen der vorchristlichen Zeit (geb. 280 v. Chr.), der auch den Bau des
-Gehirns untersucht haben soll. Sein Zeitgenosse <span class="gesperrt">Herophilos</span> lieferte eine
-genaue Beschreibung des Auges.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_536" id="Footnote_536" href="#FNanchor_536"><span class="label">[536]</span></a> <span class="gesperrt">A. Hirsch</span>, Geschichte d. Medizin. S. 10.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_537" id="Footnote_537" href="#FNanchor_537"><span class="label">[537]</span></a> <span class="gesperrt">H. Haeser</span>, Lehrbuch d. Gesch. d. Medizin. Jena 1853. Bd. I. S. 154.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_538" id="Footnote_538" href="#FNanchor_538"><span class="label">[538]</span></a> <span class="gesperrt">Galen</span> meint, daß man den belebenden Bestandteil der Luft, den er
-als Pneuma bezeichnet, später noch entdecken werde.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_539" id="Footnote_539" href="#FNanchor_539"><span class="label">[539]</span></a> <span class="gesperrt">Galen</span> war ein außerordentlich fruchtbarer und vielseitiger Schriftsteller.
-Man kennt (nach <span class="gesperrt">Christ</span>, Geschichte der griech. Literatur, S. 630)
-mehr als 350 <span class="gesperrt">Galen</span>sche Schriften, von denen 118 echte und 45 zweifelhafte
-erhalten sind. Die meisten sind medizinischen Inhalts. Geschätzt war vor
-allem eine kurz gefaßte Therapeutik (&#964;&#8051;&#967;&#957;&#951; &#7984;&#945;&#964;&#961;&#953;&#954;&#8053;), die im Mittelalter unter
-dem Namen »Mikrotechnikum« bekannt war. Außerdem hat <span class="gesperrt">Galen</span> auch
-Schriften philosophischen und grammatischen Inhalts verfaßt, z. B. Kommentare
-zu <span class="gesperrt">Platons</span> »Timaeos«, zu <span class="gesperrt">Aristoteles</span> und zu <span class="gesperrt">Theophrast</span>. Die
-Hauptausgabe der <span class="gesperrt">Galen</span>schen Schriften ist die Aldina (1525; ed. <span class="gesperrt">Chartrier</span>,
-Paris 1679). Eine ausführliche Darstellung der Bedeutung <span class="gesperrt">Galens</span> enthält
-<span class="gesperrt">Paulys</span> Realenzyklopädie des klass. Altert. Bd. VII. S. 578&ndash;591.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_540" id="Footnote_540" href="#FNanchor_540"><span class="label">[540]</span></a> <span class="gesperrt">Galenos.</span> Sieben Bücher Anatomie des Galen. &#913;&#925;&#913;&#932;&#927;&#924;&#921;&#922;&#937;&#925;
-&#917;&#915;&#935;&#917;&#921;&#929;&#919;&#931;&#917;&#937;&#925; &#914;&#921;&#914;&#923;&#921;&#927;&#925; &#920; - &#917;&#921;. Zum ersten Male veröffentlicht nach
-den Handschriften einer <span class="gesperrt">arabischen Übersetzung</span> des 9. Jahrh. n. Chr.,
-ins Deutsche übertragen und kommentiert von Dr. med. <span class="gesperrt">Max Simon</span>.
-I. Band: <span class="gesperrt">Arabischer Text</span>. Einleitung zum Sprachgebrauch, Glossar mit
-2 Faksimiletafeln. LXXXI u. 362 S. gr. 8<sup>o</sup> u. 2 Tafeln. II. Band: <span class="gesperrt">Deutscher Text</span>.
-Kommentar, Einleitung zur Anatomie des <span class="gesperrt">Galen</span>. Sach- und Namenregister. &ndash; Leipzig,
-J. C. Hinrichs, 1906. LXVIII u. 366 S. gr. 8<sup>o</sup>.
-</p>
-<p>
-Die ersten 8 Bücher von <span class="gesperrt">Galens</span> Anatomie und ein Stück des 9. Buches
-sind im griechischen Urtext bekannt. In ihnen werden die Gliedmaßen, Kopf,
-Hals, Rumpf, die Organe der Verdauung und die Atmungswerkzeuge beschrieben.
-Das 9.-15. Buch, die <span class="gesperrt">Simon</span> nach der arabischen Handschrift
-herausgegeben hat, waren bisher so gut wie unbekannt. Das 9. Buch bringt
-die Beschreibung des Gehirns. Im 10. werden die Augen, die Zunge und die
-Speiseröhre, im 11. der Kehlkopf, im 12. die Geschlechtsorgane beschrieben.
-Buch 13 handelt von den Gefäßen, Buch 14 und 15 von den Nerven. Es
-handelt sich in diesen sieben Büchern fast überall um eigene anatomische
-Untersuchungen am lebenden und toten Tiere, wobei stets auf den Menschen
-bezuggenommen wird. An manchen Stellen wird der berühmte alexandrinische
-Anatom <span class="gesperrt">Erasistratos</span> zitiert. Ausdrücklich wird gefordert, daß jeder, der
-über Anatomie liest, es nicht versäumen solle, die einzelnen Dinge am Tierkörper
-mit eigenen Augen anzusehen.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_541" id="Footnote_541" href="#FNanchor_541"><span class="label">[541]</span></a> Bd. II der Ausgabe von <span class="gesperrt">Simon</span>. S. 45.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_542" id="Footnote_542" href="#FNanchor_542"><span class="label">[542]</span></a> Bd. II der Ausgabe von <span class="gesperrt">Simon</span>. S. 94.
-</p>
-<p>
-Der häufig anzutreffende Zusatz <span class="gesperrt">Klaudios</span> zu <span class="gesperrt">Galenos</span> ist nicht
-berechtigt. Der große Arzt ist nicht <span class="gesperrt">Klaudios Galenos</span>, sondern nur
-<span class="gesperrt">Galenos</span> zu benennen. Siehe Mitteil. zur Gesch. d. Med. u. d. Naturwissenschaft.
-1902. S. 3.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_543" id="Footnote_543" href="#FNanchor_543"><span class="label">[543]</span></a> <span class="gesperrt">H. Haeser</span>, Geschichte der Medizin. Bd. I (1875). S. 364.
-</p>
-<p>
-Unter anderem hat <span class="gesperrt">Galen</span> schon versucht, sich eine Vorstellung von
-dem Sitz der einzelnen Funktionen des Gehirns zu machen, indem er die Gehirnmasse
-schichtenweise abtrug. Siehe <span class="gesperrt">Falk</span>, Galens Lehre vom Nervensystem.
-Leipzig 1871.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_544" id="Footnote_544" href="#FNanchor_544"><span class="label">[544]</span></a> Näheres siehe <span class="gesperrt">Gerster-Braunfels</span>, Abriß der Geschichte der Jatrohygiene
-vom Altertum durchs deutsche Mittelalter bis zur Neuzeit.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_545" id="Footnote_545" href="#FNanchor_545"><span class="label">[545]</span></a> <span class="gesperrt">Dioskorides</span> lebte im 1. Jahrhundert n. Chr. Die authentische
-Namensform ist <span class="gesperrt">Dioskurides</span>; <span class="gesperrt">Dioskorides</span> ist aber die allgemein übliche.
-Er war Grieche und besuchte als Arzt im Gefolge römischer Heere viele
-Länder. Seine Werke wurden griechisch und lateinisch von <span class="gesperrt">Sprengel</span> herausgegeben.
-Leipzig 1829. (Diese Ausgabe ist völlig überholt durch die neuere
-von <span class="gesperrt">Wellmann</span>.) Sie sind in vielen Handschriften erhalten. Berühmt ist der
-mit Abbildungen versehene Kodex der Wiener Bibliothek aus dem 6. Jahrhundert,
-der in Konstantinopel für Maximilian II. erworben wurde. (Siehe
-<span class="gesperrt">W. Christ</span>, Geschichte der griechischen Literatur. München 1889. S. 629.) Zu
-beachten ist auch der Artikel über <span class="gesperrt">Dioskorides</span> von <span class="gesperrt">M. Wellmann</span> in
-<span class="gesperrt">Pauly-Wissowas</span> Realenzyklopädie. V. 1131.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_546" id="Footnote_546" href="#FNanchor_546"><span class="label">[546]</span></a> <span class="gesperrt">E. Meyer</span>, Geschichte der Botanik. Bd. II. S. 113.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_547" id="Footnote_547" href="#FNanchor_547"><span class="label">[547]</span></a> Bd. II. S. 94.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_548" id="Footnote_548" href="#FNanchor_548"><span class="label">[548]</span></a> <span class="gesperrt">O. Warburg</span>, Geschichte der angewandten Botanik (Berichte der
-Deutsch. bot. Gesellsch. XIX [1901]. S. 159).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_549" id="Footnote_549" href="#FNanchor_549"><span class="label">[549]</span></a> <span class="gesperrt">Warburg</span>, a. a. O. &ndash; Das Wichtigste über den Ackerbau bei den
-alten Völkern enthält der Artikel »Ackerbau« in <span class="gesperrt">Paulys</span> Realenzyklopädie
-der klass. Altertumswiss. 1894. S. 261 u. f.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_550" id="Footnote_550" href="#FNanchor_550"><span class="label">[550]</span></a> <span class="gesperrt">Seneca</span> erwähnt solche Beete als neuere Erfindung.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_551" id="Footnote_551" href="#FNanchor_551"><span class="label">[551]</span></a> <span class="gesperrt">Cato</span>, <span lang="la" xml:lang="la">De re rustica</span>. Eine treffliche Ausgabe rührt von <span class="gesperrt">Keil</span> (1892)
-her. <span class="gesperrt">Cato</span> starb 149 v. Chr.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_552" id="Footnote_552" href="#FNanchor_552"><span class="label">[552]</span></a> Auch <span class="gesperrt">Marcus Terentius Varro</span>, der zur Zeit <span class="gesperrt">Ciceros</span> lebte,
-schrieb ein Buch über die Landwirtschaft. Näheres siehe unter den Quellen
-des <span class="gesperrt">Plinius</span>. <span class="gesperrt">Varros</span> »De re rustica« wurde 1884 gleichfalls von <span class="gesperrt">Keil</span>
-herausgegeben.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_553" id="Footnote_553" href="#FNanchor_553"><span class="label">[553]</span></a> <span class="gesperrt">L. Wittmack</span>, Die in Pompeji gefundenen pflanzlichen Reste.
-<span class="gesperrt">Englers</span> Botanische Jahrbücher. 33. Bd. (1903). S. 38&ndash;63. Identifiziert wurden
-unter anderem: <span lang="la" xml:lang="la">Allium Cepa, Amygdalus communis, Castanea vesca, Corylus
-Avellana, Iuglans regia, Lens esculenta, Olea europaea, Panicum italicum,
-Panicum miliaceum, Phoenix dactylifera, Pinus Picea, Pisum sativum, Prunus
-persica, Triticum vulgare, Vicia Faba, Vitis vinifera</span>.
-</p>
-<p>
-Es handelt sich bei diesen Resten um Samen und Früchte.
-</p>
-<p>
-Auf den Wandgemälden Pompejis sind etwa 50 Pflanzen dargestellt,
-die sich identifizieren ließen, während dies bei manchen nicht möglich war.
-<span class="gesperrt">Comes</span>, Darstellung der Pflanzen in den Malereien von Pompeji. Stuttgart
-1895.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_554" id="Footnote_554" href="#FNanchor_554"><span class="label">[554]</span></a> <span class="gesperrt">Plutarch</span>, <span lang="la" xml:lang="la">Vita Demetrii</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_555" id="Footnote_555" href="#FNanchor_555"><span class="label">[555]</span></a> <span class="gesperrt">Vergil</span> widmete <span class="gesperrt">Lukrez</span> die Worte: »<span lang="la" xml:lang="la">Felix, qui potuit rerum cognoscere
-causas</span>«, ein Ausspruch, der später auf <span class="gesperrt">Newton</span> angewandt wurde. Siehe
-<span class="gesperrt">Vergils</span> Georgica II, 490.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_556" id="Footnote_556" href="#FNanchor_556"><span class="label">[556]</span></a> Lucretius. Deutsch von <span class="gesperrt">Max Seydel</span>. München, R. Oldenbourg, 1881.
-2. Gesang, V. 258 u. f.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_557" id="Footnote_557" href="#FNanchor_557"><span class="label">[557]</span></a> Nach <span class="gesperrt">Vitruv</span> dagegen werden die Quellen durch das in den Boden
-sickernde Regenwasser gespeist.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_558" id="Footnote_558" href="#FNanchor_558"><span class="label">[558]</span></a> allerdings wohl vielfach interpolierten.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_559" id="Footnote_559" href="#FNanchor_559"><span class="label">[559]</span></a> Quaest. natur. 1, 6.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_560" id="Footnote_560" href="#FNanchor_560"><span class="label">[560]</span></a> <span class="gesperrt">Plinius</span>, Hist. nat. 37, 5. Diese Stelle ist jedoch unklar und ihre
-Deutung nur unsicher.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_561" id="Footnote_561" href="#FNanchor_561"><span class="label">[561]</span></a> <span class="gesperrt">Poggendorffs</span> Ergänzungsband 4. S. 452.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_562" id="Footnote_562" href="#FNanchor_562"><span class="label">[562]</span></a> Nach einer Mitteilung des <span class="gesperrt">Berosos</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_563" id="Footnote_563" href="#FNanchor_563"><span class="label">[563]</span></a> <span class="gesperrt">Seneca</span>, Quaestiones VII. 22 u. 23.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_564" id="Footnote_564" href="#FNanchor_564"><span class="label">[564]</span></a> <span class="gesperrt">A. v. Zittel</span>, Geschichte der Geologie und Paläontologie. 1899. S. 10.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_565" id="Footnote_565" href="#FNanchor_565"><span class="label">[565]</span></a> <span class="gesperrt">Vitruv</span>, <span lang="la" xml:lang="la">De architectura</span> 8, 3.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_566" id="Footnote_566" href="#FNanchor_566"><span class="label">[566]</span></a> Die chemischen Kenntnisse des <span class="gesperrt">Plinius</span> in <span class="gesperrt">E. v. Lippmanns</span> Abhandlungen
-u. Vorträge zur Geschichte der Naturwissenschaften. Leipzig 1906.
-Im 2. Bande der Abhandlungen und Vorträge von <span class="gesperrt">Lippmanns</span> (Leipzig 1913)
-findet sich in der zweiten Abteilung Wichtiges über die chemischen und physikalischen
-Kenntnisse der Griechen zusammengestellt.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_567" id="Footnote_567" href="#FNanchor_567"><span class="label">[567]</span></a> <span class="gesperrt">Plinius</span> 36, <sub>64</sub>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_568" id="Footnote_568" href="#FNanchor_568"><span class="label">[568]</span></a> <span class="gesperrt">Plinius</span> 36, <sub>66</sub> u. <sub>67</sub>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_569" id="Footnote_569" href="#FNanchor_569"><span class="label">[569]</span></a> Jahresbericht über die Fortschr. d. klass. Altertumswiss. 1902. Bd. III.
-S. 26&ndash;82 (<span class="gesperrt">Stadlers</span> Bericht).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_570" id="Footnote_570" href="#FNanchor_570"><span class="label">[570]</span></a> <span class="gesperrt">E. v. Meyer</span>, Geschichte der Chemie. 1914. S. 17.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_571" id="Footnote_571" href="#FNanchor_571"><span class="label">[571]</span></a> <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span>, Abhandlungen u. Vorträge z. Gesch. d. Naturwissenschaften.
-Leipzig 1906. S. 56.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_572" id="Footnote_572" href="#FNanchor_572"><span class="label">[572]</span></a> Die bekannten Erzählungen über das »Auflösen« der glühend gemachten
-Felsen mit Essig durch <span class="gesperrt">Hannibal</span>, u. dgl., gehen jedoch nach <span class="gesperrt">v. Lippmann</span>
-auf die rein abergläubische Vorstellung zurück, daß der Essig von äußerster
-Kälte sei und daß deshalb das Zusammentreffen dieses Extrems mit der Glut
-des Feuers auch ganz außergewöhnliche Wirkungen bedinge.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_573" id="Footnote_573" href="#FNanchor_573"><span class="label">[573]</span></a> Über die alexandrinischen Bücherschätze und deren Schicksale siehe
-auch <span class="gesperrt">Ritschel</span>, Breslau 1838, sowie <span class="gesperrt">F. Schemmel</span>, Die Hochschule von
-Alexandrien im 4. u. 5. Jahrh. n. Chr. Neue Jahrbücher f. d. klass. Altertum.
-1909. S. 438. Nach der dort gegebenen Darstellung wurde die große Bibliothek
-mit ihren 400000 Bänden erst 272 n. Chr. zerstört.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_574" id="Footnote_574" href="#FNanchor_574"><span class="label">[574]</span></a> <span class="gesperrt">Johannes Frischauf</span>, Grundriß der theoretischen Astronomie und
-der Geschichte der Planetentheorien. 2. Auflage. Leipzig 1903. S. 104. Die
-Änderung der Geschwindigkeit der scheinbaren Sonnenbewegung erklärt sich
-daraus, daß die Erde im Winter der Sonne näher ist als im Sommer.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_575" id="Footnote_575" href="#FNanchor_575"><span class="label">[575]</span></a> <span class="gesperrt">Frischauf</span>, a. a. O. S. 103.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_576" id="Footnote_576" href="#FNanchor_576"><span class="label">[576]</span></a> Durch <span class="gesperrt">Kalippos</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_577" id="Footnote_577" href="#FNanchor_577"><span class="label">[577]</span></a> Der exzentrische, mit dem Epizykel verbundene Kreis wurde als der
-deferierende Kreis bezeichnet.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_578" id="Footnote_578" href="#FNanchor_578"><span class="label">[578]</span></a> Aus dem arabischen Artikel und dem ersten Wort des griechischen
-Titels (&#7969; &#956;&#949;&#947;&#8055;&#963;&#964;&#951; &#963;&#8059;&#957;&#964;&#945;&#958;&#953;&#962;) entstanden. Die Übersetzung ins Arabische fand
-spätestens um 827 statt. Seit dem 12. Jahrhundert wurde der Almagest wiederholt
-ins Lateinische übertragen. Eine ungenügende Ausgabe des griechischen
-Textes nebst einer Übersetzung ins Französische veranstaltete <span class="gesperrt">Halma</span> (2 Bde.,
-Paris 1813&ndash;1816). Eine griechisch-lateinische Ausgabe besorgten <span class="gesperrt">Wilberg</span>
-und <span class="gesperrt">Grashof</span>, Essen 1838&ndash;1845. Unter den neueren Schriftstellern, die den
-Almagest zugänglich gemacht haben, ist neben <span class="gesperrt">Heiberg</span> besonders <span class="gesperrt">Manitius</span>
-zu nennen (Des Claudius Ptolemaeus Handbuch der Astronomie. Aus dem
-Griechischen übersetzt und mit erklärenden Anmerkungen versehen von <span class="gesperrt">Karl
-Manitius</span>. Leipzig 1912. B. G. Teubner).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_579" id="Footnote_579" href="#FNanchor_579"><span class="label">[579]</span></a> Die Zahl der mit bloßem Auge sichtbaren Fixsterne beläuft sich auf
-4-5000. <span class="gesperrt">Hipparch</span> stellte das erste wissenschaftliche Fixsternverzeichnis
-mit Angabe der Positionen und der Größenverhältnisse auf.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_580" id="Footnote_580" href="#FNanchor_580"><span class="label">[580]</span></a> Es bildet das 7. Buch des Almagest und wurde 1795, übersetzt und
-erläutert, herausgegeben von <span class="gesperrt">J. E. Bode</span>: J. E. Bode, Claudius Ptolemäus' Beobachtung
-und Beschreibung der Gestirne. Berlin 1795.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_581" id="Footnote_581" href="#FNanchor_581"><span class="label">[581]</span></a> Die beste Ausgabe rührt von <span class="gesperrt">Halley</span> her. Sie erschien in Oxford
-im Jahre 1758.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_582" id="Footnote_582" href="#FNanchor_582"><span class="label">[582]</span></a> Eine lateinische Übersetzung von <span class="gesperrt">Xylander</span> (Basel 1575) vermittelte
-zuerst die Kenntnis von <span class="gesperrt">Diophants</span> Werken.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_583" id="Footnote_583" href="#FNanchor_583"><span class="label">[583]</span></a> <span class="gesperrt">M. Cantor</span>, Geschichte der Mathematik. Bd. I. S. 402.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_584" id="Footnote_584" href="#FNanchor_584"><span class="label">[584]</span></a> <span class="gesperrt">Diophant</span>, lib. VI. 19. Näheres siehe <span class="gesperrt">Cantor</span>, I. S. 407.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_585" id="Footnote_585" href="#FNanchor_585"><span class="label">[585]</span></a> <span class="gesperrt">H. Hankel</span>, Die Entwicklung der Mathematik in den letzten Jahrhunderten.
-S. 10.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_586" id="Footnote_586" href="#FNanchor_586"><span class="label">[586]</span></a> Die erste brauchbare Ausgabe rührt von <span class="gesperrt">Halley</span> her. Sie erschien
-in Oxford im Jahre 1758.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_587" id="Footnote_587" href="#FNanchor_587"><span class="label">[587]</span></a> Aus <span class="gesperrt">Repsold</span>, Zur Geschichte der astronomischen Meßwerkzeuge. 1908.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_588" id="Footnote_588" href="#FNanchor_588"><span class="label">[588]</span></a> D. h. Sternfasser. Über noch vorhandene Astrolabien gibt der Bericht
-über die Ausstellung im South Kensington Museum (Berlin 1877. S. 394 u. f.)
-Auskunft.
-</p>
-<p>
-Nach dem Almagest (V, 1) war das von <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> benutzte Astrolab
-eine Art Armillarsphäre, da es aus einem System teils fester, teils beweglicher,
-mit Absehen (Dioptern) versehener Ringe bestand.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_589" id="Footnote_589" href="#FNanchor_589"><span class="label">[589]</span></a> Im einzelnen hat dies neuerdings <span class="gesperrt">Repsold</span> dargetan. S. S. 256.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_590" id="Footnote_590" href="#FNanchor_590"><span class="label">[590]</span></a> <span class="gesperrt">Repsold</span>, a. a. O. S. 6.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_591" id="Footnote_591" href="#FNanchor_591"><span class="label">[591]</span></a> <span class="gesperrt">Diels</span>, Antike Technik. S. 25. In dem noch erhaltenen Turm der
-Winde in Athen befand sich eine Wasseruhr, während außen eine Sonnenuhr
-und eine Wetterfahne angebracht waren. Unter dem Gesimse sind die acht
-Hauptwinde allegorisch dargestellt. Auf sie zeigt der Pfeil der Wetterfahne
-je nach der Richtung des herrschenden Windes.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_592" id="Footnote_592" href="#FNanchor_592"><span class="label">[592]</span></a> Herausgegeben von <span class="gesperrt">Nobbe</span>. 3 Bde., Leipzig 1843&ndash;1845. Eine deutsche
-Übersetzung findet sich im 1. Bande der »alten Geographie« von <span class="gesperrt">Georgii</span>
-(Stuttgart 1838) auf dem Titel als Anhang angekündigt, ist aber nie erschienen.
-Eine Übersetzung der Kapitel 21&ndash;24 findet sich im Jahresbericht des Kgl.
-Gymnasiums zu Chemnitz von 1909. Sie rührt von <span class="gesperrt">Th. Schöne</span> her.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_593" id="Footnote_593" href="#FNanchor_593"><span class="label">[593]</span></a> <span class="gesperrt">C. Ritter</span>, Geschichte der Erdkunde u. d. Entdeckungen. Berlin 1861.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_594" id="Footnote_594" href="#FNanchor_594"><span class="label">[594]</span></a> Siehe S. <a href="#Page_p189">189</a>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_595" id="Footnote_595" href="#FNanchor_595"><span class="label">[595]</span></a> So hatte <span class="gesperrt">Marinus</span> die Längenausdehnung der den Alten bekannten
-Welt (von den glückseligen Inseln bis zur Südostküste Chinas) auf 225° angegeben.
-<span class="gesperrt">Ptolemäos</span> beschränkte diese Ausdehnung auf 180°. Ihr tatsächlicher
-Wert ist 140°.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_596" id="Footnote_596" href="#FNanchor_596"><span class="label">[596]</span></a> Siehe die Abhandlung von <span class="gesperrt">Th. Schöne</span> über »Die Gradnetze des
-Ptolemäos im ersten Buche seiner Geographie.« Chemnitz 1909 (Programmbeilage
-des Kgl. Gymnasiums).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_597" id="Footnote_597" href="#FNanchor_597"><span class="label">[597]</span></a> <span class="gesperrt">Strabons</span> Erdbeschreibung, übersetzt von <span class="gesperrt">Forbiger</span>, Stuttgart
-1856&ndash;1862. Eine neuere Ausgabe veranstaltete <span class="gesperrt">Meineke</span>, Leipzig 1866.
-</p>
-<p>
-Siehe <span class="gesperrt">A. v. Humboldt</span>, <span lang="fr" xml:lang="fr">Examen critique de l'histoire de la géographie</span>. I.
-152&ndash;154. <span class="gesperrt">Strabon</span> war griechischer Abstammung, lebte indes meist in Rom.
-Er wurde 63 v. Chr. geboren und lernte einen großen Teil des römischen
-Weltreichs durch eigene Anschauung kennen; er schrieb in griechischer
-Sprache.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_598" id="Footnote_598" href="#FNanchor_598"><span class="label">[598]</span></a> Im 3. Abschnitt seines I. Buches.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_599" id="Footnote_599" href="#FNanchor_599"><span class="label">[599]</span></a> <span class="gesperrt">Eratosthenes</span> erblickte auch in den Salzseen der Landenge von Suez
-den Beweis dafür, daß diese Landenge früher vom Meere bedeckt war.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_600" id="Footnote_600" href="#FNanchor_600"><span class="label">[600]</span></a> <span class="gesperrt">Vitruvius</span>, <span lang="la" xml:lang="la">De architectura</span> VIII, 1.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_601" id="Footnote_601" href="#FNanchor_601"><span class="label">[601]</span></a> <span class="gesperrt">Seneca</span>, <span lang="la" xml:lang="la">Naturales quaestiones</span> III, 5 und 28. <span class="gesperrt">Seneca</span>, römischer
-Dichter und Philosoph, lebte von 4 v. Chr. bis 65 n. Chr. Eine Übersetzung
-seiner Werke veranstalteten <span class="gesperrt">Moser</span> und <span class="gesperrt">Pauly</span>, Stuttgart 1828&ndash;1855. Eine
-neuere Ausgabe rührt von <span class="gesperrt">Haase</span> her (Teubner, 1893 und 1895).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_602" id="Footnote_602" href="#FNanchor_602"><span class="label">[602]</span></a> <span class="gesperrt">L. v. Ranke</span>, Weltgeschichte III, 313.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_603" id="Footnote_603" href="#FNanchor_603"><span class="label">[603]</span></a> <span class="gesperrt">O. Peschel</span>, Geschichte der Erdkunde. S. 12.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_604" id="Footnote_604" href="#FNanchor_604"><span class="label">[604]</span></a> <span class="gesperrt">C. Ritter</span>, Gesch. der Erdkunde und Entdeckungen. Berlin 1861.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_605" id="Footnote_605" href="#FNanchor_605"><span class="label">[605]</span></a> <span class="gesperrt">Marinus</span> aus Tyrus lebte im 2. Jahrhundert n. Chr. kurz vor <span class="gesperrt">Ptolemäos</span>.
-Er bemühte sich, für jeden Ort die Länge und die Breite festzustellen.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_606" id="Footnote_606" href="#FNanchor_606"><span class="label">[606]</span></a> Die in den auf uns gekommenen Handschriften »der Geographie«
-enthaltenen Karten rühren allerdings nicht von <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> selbst, sondern
-von einem jüngeren Zeitgenossen her, der die vorhandenen Karten einer
-Durchsicht und Verbesserung unterzog.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_607" id="Footnote_607" href="#FNanchor_607"><span class="label">[607]</span></a> Eine Ausgabe mit lateinischer Übersetzung gab <span class="gesperrt">Fr. Hultsch</span> heraus.
-Berlin 1875&ndash;1878. Im Jahre 1871 erschien das VII. und VIII. Buch mit
-deutscher Übersetzung von <span class="gesperrt">Gerhardt</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_608" id="Footnote_608" href="#FNanchor_608"><span class="label">[608]</span></a> Über die eigentümlichen Schicksale der »Optik« des <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> berichtet
-<span class="gesperrt">Wilde</span> in seiner Geschichte der Optik, Bd. I. S. 51 u. f. Danach war
-das Werk <span class="gesperrt">Roger Bacon</span>, <span class="gesperrt">Regiomontan</span> und auch noch zu Anfang des
-17. Jahrhunderts bekannt. Dann galt es lange als verloren, bis es vor einigen
-Jahrzehnten in einer lateinischen Übersetzung aus dem Arabischen wiederentdeckt
-wurde. Eine kritische Ausgabe besorgte <span class="gesperrt">Gilberto Govi</span>: <span lang="it" xml:lang="it">L'ottica
-di Claudio Tolemeo</span>. Torino 1885.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_609" id="Footnote_609" href="#FNanchor_609"><span class="label">[609]</span></a> Die Werte in Klammern sind aus dem Brechungsindex n = 1,3335
-berechnet (nach <span class="gesperrt">J. Hirschberg</span>, Zeitschr. f. Psychologie u. Physiologie der
-Sinnesorgane. XVI. S. 331).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_610" id="Footnote_610" href="#FNanchor_610"><span class="label">[610]</span></a> <span class="gesperrt">Alhazen</span> im 7. Buche seiner Optik. Siehe an späterer Stelle dieses
-Bandes.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_611" id="Footnote_611" href="#FNanchor_611"><span class="label">[611]</span></a> Sie wurde griechisch und deutsch von <span class="gesperrt">R. Schöne</span> herausgegeben
-(Berlin 1897).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_612" id="Footnote_612" href="#FNanchor_612"><span class="label">[612]</span></a> So heißt es bei <span class="gesperrt">Aristoteles</span> (de anima I. 2): »Auch <span class="gesperrt">Thales</span> scheint
-die Seele für etwas Bewegendes gehalten zu haben, da er von dem Magneten
-sagt, daß er eine Seele besitze, weil er das Eisen bewegt.«</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_613" id="Footnote_613" href="#FNanchor_613"><span class="label">[613]</span></a> <span class="gesperrt">Lukrez</span> VI, v. 1043&ndash;1044. <span class="gesperrt">Lukrez</span> lebte von 98 bis 55 v. Chr. Seine
-aus sechs Büchern bestehende Schrift »De rerum natura« befaßt sich mit den
-Grundlehren der Physik, der Psychologie und der Ethik. Von den Ausgaben
-sei hier diejenige <span class="gesperrt">Lachmanns</span> erwähnt. 4. Aufl. Berlin 1871. Eine Übersetzung
-rührt von <span class="gesperrt">Seydel</span> (München 1881) her.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_614" id="Footnote_614" href="#FNanchor_614"><span class="label">[614]</span></a> <span class="gesperrt">Lukrez</span> VI, v. 1005&ndash;1006.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_615" id="Footnote_615" href="#FNanchor_615"><span class="label">[615]</span></a> Eingehend berichtet über die Kenntnisse der Alten auf dem Gebiete
-der magnetischen und elektrischen Erscheinungen unter Anführung zahlreicher
-Literaturstellen <span class="gesperrt">A. v. Urbanitzky</span> im 34. Bande der Elektrotechnischen Bibliothek.
-Wien, A. Hartlebens Verlag, 1887.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_616" id="Footnote_616" href="#FNanchor_616"><span class="label">[616]</span></a> <span class="gesperrt">Plinius</span>, Naturgeschichte, Buch 37, Kap. 12.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_617" id="Footnote_617" href="#FNanchor_617"><span class="label">[617]</span></a> So erwähnt <span class="gesperrt">Theophrast</span> in seinem Buche über die Steine einen Edelstein,
-welcher durch Reiben elektrisch werde.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_618" id="Footnote_618" href="#FNanchor_618"><span class="label">[618]</span></a> <span class="gesperrt">Plinius</span>, Naturgeschichte, Buch 2, Kap. 50 u. 55.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_619" id="Footnote_619" href="#FNanchor_619"><span class="label">[619]</span></a> <span class="gesperrt">Plinius</span>, Naturgeschichte, Buch 2, Kap. 37.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_620" id="Footnote_620" href="#FNanchor_620"><span class="label">[620]</span></a> <span class="gesperrt">R. Hennig</span> im Archiv f. Gesch. d. Naturw. u. Technik. Bd. II. Heft 1.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_621" id="Footnote_621" href="#FNanchor_621"><span class="label">[621]</span></a> <span class="gesperrt">Oppian</span>, <span lang="la" xml:lang="la">de piscat.</span> 2. 43.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_622" id="Footnote_622" href="#FNanchor_622"><span class="label">[622]</span></a> <span class="gesperrt">Plinius</span>, 32, 1 u. 2.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_623" id="Footnote_623" href="#FNanchor_623"><span class="label">[623]</span></a> <span class="gesperrt">Aelian</span>, 9, 14.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_624" id="Footnote_624" href="#FNanchor_624"><span class="label">[624]</span></a> Galeni opera, ed. <span class="gesperrt">C. S. Kühne</span>. Bd. XII. S. 365.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_625" id="Footnote_625" href="#FNanchor_625"><span class="label">[625]</span></a> <span class="gesperrt">Meyer</span>, Gesch. d. Chemie. S. 16.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_626" id="Footnote_626" href="#FNanchor_626"><span class="label">[626]</span></a> Siehe auch <span class="gesperrt">Berthelot</span>, <span lang="fr" xml:lang="fr">Les origines de l'Alchimie</span>. Paris 1885. <span class="gesperrt">Berthelot</span>
-gilt als einseitig und durch neuere Forschungen, vor allem die <span class="gesperrt">v. Lippmanns</span>,
-überholt.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_627" id="Footnote_627" href="#FNanchor_627"><span class="label">[627]</span></a> Neuerdings hat man Gegenstände aus ziemlich reinem Zinn in ägyptischen
-Gräbern gefunden.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_628" id="Footnote_628" href="#FNanchor_628"><span class="label">[628]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">Liquor aeternus, venenum rerum omnium</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_629" id="Footnote_629" href="#FNanchor_629"><span class="label">[629]</span></a> Der Urtext dieser Schriften nebst französischer Übersetzung wurde
-von <span class="gesperrt">Berthelot</span> in den Jahren 1887 und 1888 unter dem Titel »<span lang="fr" xml:lang="fr">Collection
-des anciens alchimistes grecs</span>« veröffentlicht.
-</p>
-<p>
-<span class="gesperrt">Berthelot</span> (Die Chemie im Altertum u. Mittelalter. Deutsch von <span class="gesperrt">Kalliwoda</span>
-und <span class="gesperrt">Strunz</span>. 1909. S. 5) hat Texte griechischer Chemiker, sowie diejenigen
-von syrischen und arabischen veröffentlicht und zugänglich gemacht,
-darunter auch Handschriften, die bis dahin in den Bibliotheken von Paris,
-London und Leyden vergraben und vergessen waren.
-</p>
-<p>
-Etwas anders, wie auf dieser Seite angegeben, stellt sich der Beginn der
-Alchemie nach <span class="gesperrt">v. Lippmann</span> dar. Näheres darüber siehe im Anhange und
-in <span class="gesperrt">v. Lippmanns</span> »Alchemie«.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_630" id="Footnote_630" href="#FNanchor_630"><span class="label">[630]</span></a> <span class="gesperrt">Diels</span>, Antike Technik. S. 111.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_631" id="Footnote_631" href="#FNanchor_631"><span class="label">[631]</span></a> Siehe die hiervon abweichende Meinung <span class="gesperrt">v. Lippmanns</span> in dessen
-»Alchemie«.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_632" id="Footnote_632" href="#FNanchor_632"><span class="label">[632]</span></a> <span class="gesperrt">Berthelot</span> a. a. O. S. 20.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_633" id="Footnote_633" href="#FNanchor_633"><span class="label">[633]</span></a> Einen Beitrag über <span class="gesperrt">Hermes Trismegistos</span> enthält <span class="gesperrt">Paulys</span> Realenzyklopädie
-d. klass. Altert. im VIII. Bande auf S. 792&ndash;822.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_634" id="Footnote_634" href="#FNanchor_634"><span class="label">[634]</span></a> <span class="gesperrt">Kopp</span>, Beiträge zur Geschichte der Alchemie. S. 377.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_635" id="Footnote_635" href="#FNanchor_635"><span class="label">[635]</span></a> <span class="gesperrt">Berthelot</span>, <span lang="fr" xml:lang="fr">Collection des anciens alchemistes grecs</span>. Paris 1888.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_636" id="Footnote_636" href="#FNanchor_636"><span class="label">[636]</span></a> <span class="gesperrt">Berthelot</span>, <span lang="fr" xml:lang="fr">Collection des anciens alchemistes grecs</span>. II. 272 u. 274.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_637" id="Footnote_637" href="#FNanchor_637"><span class="label">[637]</span></a> <span class="gesperrt">Berthelot</span>, Collect. II. 276.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_638" id="Footnote_638" href="#FNanchor_638"><span class="label">[638]</span></a> Eine ihm zugeschriebene Abhandlung führt den Titel: »Der alexandrinische
-Philosoph über Zosimos, Hermes und die Philosophen.«</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_639" id="Footnote_639" href="#FNanchor_639"><span class="label">[639]</span></a> In ähnlicher Weise wurden die 12 Edelsteine, die man unterschied,
-den 12 Tierkreisbildern zugeteilt. »Alle irdischen Dinge und alles irdische
-Geschehen waren in himmlischen Vorbildern vorgezeichnet« (<span class="gesperrt">M. Berthelot</span>,
-Die Chemie im Altertum u. Mittelalter. Deutsch von <span class="gesperrt">Kalliwoda</span> u. <span class="gesperrt">Strunz</span>.
-1909. XV). Nach <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span> sind manche der von <span class="gesperrt">Berthelot</span> herrührenden
-Angaben einseitig und unzuverlässig. Siehe <span class="gesperrt">v. Lippmanns</span>
-»Alchemie«.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_640" id="Footnote_640" href="#FNanchor_640"><span class="label">[640]</span></a> Die in syrischer Sprache übermittelten Lehren <span class="gesperrt">Demokrits</span> sind in
-einigen in England befindlichen Manuskripten vorhanden. Näheres darüber
-siehe in <span class="gesperrt">E. v. Lippmanns</span> Entstehung und Ausbreitung der Alchemie. Berlin
-1919. S. 40 u. f.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_641" id="Footnote_641" href="#FNanchor_641"><span class="label">[641]</span></a> <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span>, Alchemie. S. 31.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_642" id="Footnote_642" href="#FNanchor_642"><span class="label">[642]</span></a> Ausführlicher bei <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span>, Alchemie. S. 32.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_643" id="Footnote_643" href="#FNanchor_643"><span class="label">[643]</span></a> Stockholmer Papyrus (Ausg. v. <span class="gesperrt">Lagercrantz</span>). S. 4.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_644" id="Footnote_644" href="#FNanchor_644"><span class="label">[644]</span></a> Eine Drachme = 4<sup>1</sup>/<sub>2</sub> g.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_645" id="Footnote_645" href="#FNanchor_645"><span class="label">[645]</span></a> Eine genaue Analyse des Inhalts beider Papyri gibt <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span>
-in seiner Alchemie auf S. 1&ndash;26. Nach <span class="gesperrt">Diels</span>, Antike Technik S. 21, läuft
-die Vermehrung der Metalle nicht etwa lediglich auf Betrug, sondern ursprünglich
-auf die Vorstellung hinaus, daß das Metall sich ähnlich vermehren
-lassen müsse wie ein in die Erde gepflanztes Samenkorn.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_646" id="Footnote_646" href="#FNanchor_646"><span class="label">[646]</span></a> So sagt <span class="gesperrt">H. v. Mohl</span> in einer 1863 gehaltenen Rede von den Alten:
-»Sie blieben in den Naturwissenschaften auf einer durchaus kindlichen Stufe
-und bieten ein Beispiel dafür, daß der höchste philosophische Scharfsinn unfähig
-ist, in den Naturwissenschaften etwas zu leisten, wenn er sich nicht auf
-die genaue Erforschung der Körper stützt.« Wie <span class="gesperrt">Mohl</span>, so urteilten die
-meisten Naturforscher während des größten Teiles des 19. Jahrhunderts. Erst
-in den letzten Jahrzehnten, nachdem der Sinn für die Geschichte der Wissenschaften
-bei ihren Vertretern lebendiger wurde, ist man anderer Ansicht geworden.
-Und der ganze Gang unserer bisherigen Betrachtung hat zur Genüge gezeigt, daß ein Urteil, wie dasjenige <span class="gesperrt">v. Mohls</span>, in seiner Allgemeinheit
-wenigstens, nicht zutrifft.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_647" id="Footnote_647" href="#FNanchor_647"><span class="label">[647]</span></a> <span class="gesperrt">Lindner</span>, Weltgeschichte. I. 34.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_648" id="Footnote_648" href="#FNanchor_648"><span class="label">[648]</span></a> Dieser richtete sich nur gegen die Heiden, nicht aber gegen Christen,
-Juden und Parsen (Bem. von <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span>).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_649" id="Footnote_649" href="#FNanchor_649"><span class="label">[649]</span></a> <span class="gesperrt">Lindner</span>, Weltgeschichte seit der Völkerwanderung. I. 96.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_650" id="Footnote_650" href="#FNanchor_650"><span class="label">[650]</span></a> <span class="gesperrt">K. Lasswitz</span>, Geschichte der Atomistik. Bd. I. S. 12.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_651" id="Footnote_651" href="#FNanchor_651"><span class="label">[651]</span></a> <span class="gesperrt">Tertullian</span>, <span lang="la" xml:lang="la">De praescr. haeretic. cap. 7</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_652" id="Footnote_652" href="#FNanchor_652"><span class="label">[652]</span></a> Bedeutende Fragmente dieser Schrift sind als Bestandteile der Werke
-von <span class="gesperrt">Eusebius</span> auf uns gekommen (Ausgabe von <span class="gesperrt">Dindorf</span>, Leipzig 1867.
-Bd. II. S. 321). Eine Übersetzung dieser Fragmente enthält: <span class="gesperrt">Georg Roch</span>,
-Die Schrift des alexandrinischen Bischofs Dionysios des Großen »Über die
-Natur«. Leipzig 1882.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_653" id="Footnote_653" href="#FNanchor_653"><span class="label">[653]</span></a> So sagt <span class="gesperrt">Lasswitz</span> in seiner trefflichen Darstellung der Atomistik im
-Mittelalter (<span class="gesperrt">K. Lasswitz</span>, Gesch. d. Atomistik. Bd. I. S. 29).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_654" id="Footnote_654" href="#FNanchor_654"><span class="label">[654]</span></a> Nach <span class="gesperrt">v. Lippmann</span> bestritten die Kirchenväter, daß die Sterne die
-Ereignisse bewirken. Daß letztere dagegen durch die Bewegungen der Gestirne
-angezeigt würden, hielt man wohl für möglich.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_655" id="Footnote_655" href="#FNanchor_655"><span class="label">[655]</span></a> <span class="gesperrt">Lindner</span>, Weltgeschichte. Bd. I. S. 305.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_656" id="Footnote_656" href="#FNanchor_656"><span class="label">[656]</span></a> Erlassen auf der Kirchenversammlung zu Paris vom Jahre 1209. Siehe
-auch <span class="gesperrt">v. Humboldts</span> Kosmos II. S. 31, sowie die bezügliche Anmerkung.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_657" id="Footnote_657" href="#FNanchor_657"><span class="label">[657]</span></a> <span class="gesperrt">Libri</span>, <span lang="fr" xml:lang="fr">Histoire des sciences mathématiques en Italie</span>. Bd. I. S. 82.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_658" id="Footnote_658" href="#FNanchor_658"><span class="label">[658]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">Variarum (epistolarum) libri XII</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_659" id="Footnote_659" href="#FNanchor_659"><span class="label">[659]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">De artibus ac disciplinis liberalium literarum</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_660" id="Footnote_660" href="#FNanchor_660"><span class="label">[660]</span></a> Siehe den Abschnitt über die Quellen des <span class="gesperrt">Plinius</span>, S. 222 dies. Bds.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_661" id="Footnote_661" href="#FNanchor_661"><span class="label">[661]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">De consolatione philosophiae</span>. Herausgeg. von <span class="gesperrt">Peiper</span> 1871.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_662" id="Footnote_662" href="#FNanchor_662"><span class="label">[662]</span></a> <span class="gesperrt">Cassiodorus</span>, Varia I. 45.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_663" id="Footnote_663" href="#FNanchor_663"><span class="label">[663]</span></a> <span class="gesperrt">Boëthius</span>, Fünf Bücher über Musik. Deutsch von <span class="gesperrt">Oscar Paul</span>,
-Leipzig 1880.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_664" id="Footnote_664" href="#FNanchor_664"><span class="label">[664]</span></a> Siehe an späterer Stelle dieses Bandes.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_665" id="Footnote_665" href="#FNanchor_665"><span class="label">[665]</span></a> Ich verdanke darüber Herrn Prof. <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span> folgende Bemerkung:
-Es scheint, als ob ein Ereignis, das sich in Persien abgespielt hat, auf
-Ägypten übertragen wurde. <span class="gesperrt">Ibn Khaldun</span>, ein arabischer Historiker, bemerkt:
-Wir wissen, daß die Mohammedaner bei der Eroberung Persiens eine
-Unzahl von Büchern vorfanden und daß ihr Feldherr <span class="gesperrt">Saad Ibn Abi Waggâs</span>
-beim Kalifen <span class="gesperrt">Omar</span> anfragte, ob diese Bücher mit der Beute an die Gläubigen zu
-verteilen seien. <span class="gesperrt">Omar</span> antwortete: »Wirf sie ins Wasser. Enthalten sie etwas,
-was zur Wahrheit führt, so haben wir von Gott, was uns noch besser dahin
-leitet. Enthalten sie aber Falsches, so sind wir derselben ledig.« Infolge dieses
-Befehles vernichtete man die Bücher durch Wasser oder Feuer.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_666" id="Footnote_666" href="#FNanchor_666"><span class="label">[666]</span></a> Genaueres über das wechselnde Schicksal der in Alexandrien aufbewahrten
-Bücherschätze siehe bei <span class="gesperrt">Ritschl</span>, S. 188, Anm. 1.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_667" id="Footnote_667" href="#FNanchor_667"><span class="label">[667]</span></a> <span class="gesperrt">Wüstenfeld</span>, Die Akademien der Araber und ihre Lehrer. Göttingen
-1837.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_668" id="Footnote_668" href="#FNanchor_668"><span class="label">[668]</span></a> S. 304.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_669" id="Footnote_669" href="#FNanchor_669"><span class="label">[669]</span></a> Die Nestorianer waren um 450 aus dem byzantinischen Reich vertrieben
-worden. Durch sie wurden die Araber mit den syrischen Übersetzungen
-astrologischer und alchemistischer Schriften bekannt. Eine selbständige
-alchemistische Literatur als Fortsetzung der griechischen und syrischen schufen die Araber wohl erst während der Herrschaft der Abbasiden (750&ndash;1258).
-Man kann wohl mit <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span> (Alchemie S. 357) annehmen, daß die
-Araber, sobald sie auf das Treiben der Goldmacher aufmerksam wurden, sich
-der Alchemie nicht aus wissenschaftlichem Interesse zuwandten, sondern weil
-sie durch die Aussicht auf Gewinn dazu verlockt wurden.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_670" id="Footnote_670" href="#FNanchor_670"><span class="label">[670]</span></a> <span class="gesperrt">M. Berthelot</span>, Die Chemie im Altertum und im Mittelalter. Herausgegeben
-von <span class="gesperrt">E. Kalliwoda</span> und <span class="gesperrt">F. Strunz</span>. Leipzig und Wien 1909. <span class="gesperrt">Berthelots</span>
-Buch ist nach <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span> zum Teil wenig zuverlässig.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_671" id="Footnote_671" href="#FNanchor_671"><span class="label">[671]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">v. Lippmann</span>, Über das Feuerbuch des <span class="gesperrt">Marcus Graecus</span> in
-der »Alchemie«. 1919. S. 477 u. f.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_672" id="Footnote_672" href="#FNanchor_672"><span class="label">[672]</span></a> Das Manuskript befindet sich im Britischen Museum. Näheres siehe
-in <span class="gesperrt">v. Lippmanns</span> »Alchemie«.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_673" id="Footnote_673" href="#FNanchor_673"><span class="label">[673]</span></a> Sie befindet sich in Cambridge. Siehe <span class="gesperrt">Berthelot</span> a. a. O. S. 43.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_674" id="Footnote_674" href="#FNanchor_674"><span class="label">[674]</span></a> <span class="gesperrt">Nestorios</span> war in Syrien geboren. Er war ein Anhänger des
-<span class="gesperrt">Anastasios</span>, dessen Lehre für Ketzerei erklärt wurde.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_675" id="Footnote_675" href="#FNanchor_675"><span class="label">[675]</span></a> Unter diesen ist die Schule zu Nisibis zu nennen und die Akademie
-von Dschondisabur, die bereits im 6. Jahrhundert in hoher Blüte stand.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_676" id="Footnote_676" href="#FNanchor_676"><span class="label">[676]</span></a> <span class="gesperrt">Meyer</span>, Geschichte der Botanik. Bd. III. S. 107.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_677" id="Footnote_677" href="#FNanchor_677"><span class="label">[677]</span></a> <span class="gesperrt">Heller</span>, Geschichte der Physik. 1882. Bd. I. S. 160.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_678" id="Footnote_678" href="#FNanchor_678"><span class="label">[678]</span></a> Über die Zeiteinteilung und den Uhrenbau der Araber haben <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span>
-und <span class="gesperrt">F. Hauser</span> eine sehr ausführliche Darstellung gegeben: Über die
-Uhren im Bereich der islamischen Kultur. E. Harras, Halle 1915. 272 S.
-&ndash; Nach <span class="gesperrt">Wiedemann</span> und <span class="gesperrt">Hauser</span> ist <span class="gesperrt">Einhards</span> Erzählung nicht ganz
-zutreffend.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_679" id="Footnote_679" href="#FNanchor_679"><span class="label">[679]</span></a> <span class="gesperrt">S. Günther</span>, Studien zur Geschichte der mathematischen und physikalischen
-Geographie. 1877. S. 59.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_680" id="Footnote_680" href="#FNanchor_680"><span class="label">[680]</span></a> <span class="gesperrt">Peschel</span>, Geschichte der Erdkunde. 1877. S. 122.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_681" id="Footnote_681" href="#FNanchor_681"><span class="label">[681]</span></a> <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span>, Bestimmungen des Erdumfanges von <span class="gesperrt">Al Beruni</span>
-(Archiv für Geschichte der Naturwiss. u. der Technik). I. Bd. (1908). S. 66.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_682" id="Footnote_682" href="#FNanchor_682"><span class="label">[682]</span></a> <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span> a. a. O. S. 69.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_683" id="Footnote_683" href="#FNanchor_683"><span class="label">[683]</span></a> <span class="gesperrt">Abul Wafa</span> (940&ndash;998). Siehe <span class="gesperrt">v. Braunmühl</span>, Vorlesungen über Geschichte
-der Trigonometrie. S. 55.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_684" id="Footnote_684" href="#FNanchor_684"><span class="label">[684]</span></a> <span class="gesperrt">Repsold</span>, Zur Geschichte der astronomischen Meßwerkzeuge. Leipzig
-1908. S. 11.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_685" id="Footnote_685" href="#FNanchor_685"><span class="label">[685]</span></a> <span class="gesperrt">Sédillot</span>, <span lang="fr" xml:lang="fr">Mémoire sur les instrumens astronomiques des Arabes.</span>
-Paris 1841.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_686" id="Footnote_686" href="#FNanchor_686"><span class="label">[686]</span></a> <span class="gesperrt">C. Brockelmann</span>, Geschichte der arabischen Literatur. 1898/1902.
-Bd. I. S. 222.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_687" id="Footnote_687" href="#FNanchor_687"><span class="label">[687]</span></a> <span class="gesperrt">C. Brockelmann</span>, Bd. I. S. 220.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_688" id="Footnote_688" href="#FNanchor_688"><span class="label">[688]</span></a> <span class="gesperrt">C. Brockelmann</span>, Gesch. d. arabischen Literatur. Bd. I (1898). S. 215.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_689" id="Footnote_689" href="#FNanchor_689"><span class="label">[689]</span></a> <span class="gesperrt">Klaproth</span>, <span lang="fr" xml:lang="fr">Sur l'invention de la Boussole</span>. 1834.
-</p>
-<p>
-Neuere Untersuchungen verlegen die chinesischen Angaben über den
-Kompaß bis ins 4. Jahrhundert v. Chr. zurück. Siehe <span class="gesperrt">E. Gerland</span>, Der Kompaß
-bei den Arabern und im christlichen Mittelalter. Die Chinesen benutzten
-den Kompaß zuerst bei Landreisen; auf Seereisen wurde er wohl nicht vor
-dem 3. Jahrhundert n. Chr. gebraucht.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_690" id="Footnote_690" href="#FNanchor_690"><span class="label">[690]</span></a> <span class="gesperrt">Heller</span>, Geschichte der Physik. Bd. I. S. 210.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_691" id="Footnote_691" href="#FNanchor_691"><span class="label">[691]</span></a> <span lang="fr" xml:lang="fr">La Bible</span> von <span class="gesperrt">Guyot de Provins</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_692" id="Footnote_692" href="#FNanchor_692"><span class="label">[692]</span></a> Von <span class="gesperrt">Alexander Neckam</span>. Die betreffende Stelle lautet: <span lang="la" xml:lang="la">»Nautae
-enim mare legentes, cum beneficium claritatis solis in tempore nubilo non
-sentiunt, aut etiam cum caligine nocturnarum tenebrarum mundus obvolvitur,
-et ignorant in quem mundi cardinem prova tendat, acum super magnetem
-ponunt, quae circulariter circumvolvitur usque dum ejus motu cessante cuspis
-ipsius septentrionalem plagam respiciat.«</span> Siehe <span class="gesperrt">Hellmann</span>, Die Anfänge der
-magnetischen Beobachtungen. Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu
-Berlin. Bd. 32. Berlin 1907. In der Übersetzung lautet die Stelle: »Wenn
-die Seeleute bei nebligem Wetter die Sonne nicht sehen oder bei Nacht nicht
-wissen, nach welcher Himmelsrichtung das Schiff sich bewegt, so bringen sie
-eine Nadel über einem Magneten an. Diese dreht sich so lange, bis ihre Spitze,
-nachdem die Nadel zur Ruhe gekommen ist, nach Norden zeigt.«</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_693" id="Footnote_693" href="#FNanchor_693"><span class="label">[693]</span></a> <span class="gesperrt">A. Breusing</span>, Flavio Gioja und der Schiffskompaß. In der Zeitschr.
-d. Gesellsch. f. Erdkunde zu Berlin. Bd. IV. 1869.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_694" id="Footnote_694" href="#FNanchor_694"><span class="label">[694]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span>, Zur Geschichte des Kompasses bei den Arabern.
-Verhandl. d. Deutschen physik. Gesellschaft zu Berlin. 1907. Bd. 9. S. 764&ndash;773.
-<span class="gesperrt">Wiedemann</span> gibt darin unter anderem eine Stelle aus dem Jahre 1232 an,
-aus der hervorgeht, daß man dem Eisen durch Reiben mit dem Magnetstein
-die Eigenschaft gab, sich in die Nord-Südrichtung einzustellen.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_695" id="Footnote_695" href="#FNanchor_695"><span class="label">[695]</span></a> Nach der Übersetzung von <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_696" id="Footnote_696" href="#FNanchor_696"><span class="label">[696]</span></a> Von den Verbesserungen, welche der Kompaß in der neuesten Zeit
-erfuhr, wird an späterer Stelle die Rede sein.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_697" id="Footnote_697" href="#FNanchor_697"><span class="label">[697]</span></a> Das Manuskript befindet sich in Paris.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_698" id="Footnote_698" href="#FNanchor_698"><span class="label">[698]</span></a> <span class="gesperrt">Marcus Graecus</span>, <span lang="la" xml:lang="la">Liber ignium</span>. <span class="gesperrt">Berthelot</span>, <span lang="fr" xml:lang="fr">Chimie au moyen âge.</span>
-Bd. I. S. 108.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_699" id="Footnote_699" href="#FNanchor_699"><span class="label">[699]</span></a> Näheres darüber siehe bei <span class="gesperrt">Diels</span>, Antike Technik. S. 97 u. f. Die
-obige nach <span class="gesperrt">Diels</span>, der wieder <span class="gesperrt">Berthelot</span> gefolgt ist, gegebene Darstellung
-wird von <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span> bestritten. (Siehe dessen Abhandlungen und Vorträge
-Bd. I.) Nach <span class="gesperrt">v. Lippmann</span> ist <span class="gesperrt">Marcus Graecus</span>' Schrift erst um
-1250 verfaßt. Siehe auch die neueste Schrift von <span class="gesperrt">Ruska</span> über diesen Gegenstand.
-Näheres siehe im Anhang des vorliegenden Bandes und in <span class="gesperrt">v. Lippmanns</span>
-»Alchemie« S. 477 u. f.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_700" id="Footnote_700" href="#FNanchor_700"><span class="label">[700]</span></a> So pflegte <span class="gesperrt">Ibn al Haitam</span> (<span class="gesperrt">Alhazen</span>) in jedem Jahre den Euklid und
-den Almagest abzuschreiben, um von dem Erlös zu leben. Siehe <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span>,
-Ibn al Haitam, ein arabischer Gelehrter. Leipzig 1906. S. 152.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_701" id="Footnote_701" href="#FNanchor_701"><span class="label">[701]</span></a> Die Übersetzung wurde 1857 in der Bibliothek zu Cambridge entdeckt
-und bildet das I. Heft der von dem Fürsten <span class="gesperrt">Boncompagni</span> herausgegebenen
-<span lang="it" xml:lang="it">Trattati d'aritmetica</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_702" id="Footnote_702" href="#FNanchor_702"><span class="label">[702]</span></a> <span lang="it" xml:lang="it">Trattati d'aritmetica</span> I. 8.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_703" id="Footnote_703" href="#FNanchor_703"><span class="label">[703]</span></a> <span class="gesperrt">Alfarabi</span> verfaßte eine enzyklopädische Darstellung der Wissenschaften,
-die arabisch und in lateinischen Übersetzungen erhalten ist (De
-scientiis). Näheres enthält die Abhandlung von <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span>, Beiträge
-zur Geschichte der Naturwissenschaften. XI. Erlangen 1907. (Sitzungsberichte
-der physikalisch-medizinischen Sozietät in Erlangen. 39. Bd.)</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_704" id="Footnote_704" href="#FNanchor_704"><span class="label">[704]</span></a> Dieser erschien, ins Lateinische übersetzt, im Druck zuerst in Venedig
-im Jahre 1493.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_705" id="Footnote_705" href="#FNanchor_705"><span class="label">[705]</span></a> <span class="gesperrt">E. Renan</span>, <span lang="fr" xml:lang="fr">Averroes et l'Averroisme</span>. Paris 1852.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_706" id="Footnote_706" href="#FNanchor_706"><span class="label">[706]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">Reliqua librorum Friderici II. imperatoris de arte venandi cum avibus</span>.
-Ed. <span class="gesperrt">J. G. Schneider</span>. T. I. II. Lipsiae 1788/89. Siehe auch <span class="gesperrt">Carus</span>, Geschichte
-der Zoologie. München 1872. S. 206, und <span class="gesperrt">Burkhardt</span>, Geschichte
-der Zoologie. Leipzig 1907. S. 45.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_707" id="Footnote_707" href="#FNanchor_707"><span class="label">[707]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">Opticae thesaurus Alhazeni Arabis libri VII, nunc primum editi a
-<span class="gesperrt">Frederico Risnero</span>. Basileae 1572</span>. Vergleiche auch <span class="gesperrt">Schnaase</span>, Die Optik
-Alhazens. Programm des Friedrichs-Gymnasiums zu Stargard. 1889. <span class="gesperrt">Alhazens</span>
-vollständiger Name lautet Abû Alî Muhammed ben el Hasan ibn el
-Haitam el Basri. Eine arabische, mit Abbildungen versehene Handschrift
-seines Werkes wird in Leyden aufbewahrt. <span class="gesperrt">Risners</span> Übersetzung ist eine
-gekürzte, indes getreue Wiedergabe des Originals.
-</p>
-<p>
-Über eine spätere arabische Bearbeitung von <span class="gesperrt">Alhazens</span> Optik hat
-<span class="gesperrt">E. Wiedemann</span> ausführlich berichtet. Siehe das Archiv f. d. Geschichte d.
-Naturwiss. u. d. Technik. 1912. S. 1&ndash;53.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_708" id="Footnote_708" href="#FNanchor_708"><span class="label">[708]</span></a> Diese Ansicht begründet er fälschlich damit, daß die Zerstörung der
-Linse eine Vernichtung der Sehkraft zur Folge habe, während die Verletzungen
-anderer Teile des Auges seiner Meinung nach eine solche Wirkung nicht
-hervorbringen.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_709" id="Footnote_709" href="#FNanchor_709"><span class="label">[709]</span></a> Im 3. Buche seiner Optik.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_710" id="Footnote_710" href="#FNanchor_710"><span class="label">[710]</span></a> Siehe auch <span class="gesperrt">Schnaases</span> »Alhazen« in den Schriften der Danziger
-Gesellschaft. N. Folge. Bd. VII. S. 140.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_711" id="Footnote_711" href="#FNanchor_711"><span class="label">[711]</span></a> Optic. Thes. VII. 48.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_712" id="Footnote_712" href="#FNanchor_712"><span class="label">[712]</span></a> In einem Anhange zum Optic. Thesaur.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_713" id="Footnote_713" href="#FNanchor_713"><span class="label">[713]</span></a> <span class="gesperrt">Alhazen</span> nahm den Erdumfang gleich 4800 (statt 5400) Meilen an.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_714" id="Footnote_714" href="#FNanchor_714"><span class="label">[714]</span></a> Zeitschr. d. morgenl. Gesellsch. 1882. <span class="gesperrt">Baarmann,</span> »Über das Licht«
-von <span class="gesperrt">Ibn al Haitam</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_715" id="Footnote_715" href="#FNanchor_715"><span class="label">[715]</span></a> Optic. Thesaur. VII. 48. Siehe auch <span class="gesperrt">Schnaase</span>, »Alhazen«, in den
-Schriften der Danziger Natf. Gesellschaft. N. Folge. Bd. VII. S. 140.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_716" id="Footnote_716" href="#FNanchor_716"><span class="label">[716]</span></a> <span class="gesperrt">Montucla</span> z. B.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_717" id="Footnote_717" href="#FNanchor_717"><span class="label">[717]</span></a> Besonders durch <span class="gesperrt">Schnaase</span> und <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_718" id="Footnote_718" href="#FNanchor_718"><span class="label">[718]</span></a> Die Tabelle findet sich bei <span class="gesperrt">Al Khazini</span> her, der im Jahre 1137
-ein die »Wage der Weisheit« betiteltes Buch verfaßte. Siehe <span class="gesperrt">Wiedemanns</span>
-Annalen. Bd. 20. S. 539.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_719" id="Footnote_719" href="#FNanchor_719"><span class="label">[719]</span></a> Näheres siehe <span class="gesperrt">Gerland</span> und <span class="gesperrt">Traumüller</span>, Geschichte der physikalischen
-Experimentierkunst. Leipzig, Wilh. Engelmann. 1899. S. 71 u. f.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_720" id="Footnote_720" href="#FNanchor_720"><span class="label">[720]</span></a> <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span>, Über das Experiment im Altertum und Mittelalter
-(Vortrag).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_721" id="Footnote_721" href="#FNanchor_721"><span class="label">[721]</span></a> Starb 1274.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_722" id="Footnote_722" href="#FNanchor_722"><span class="label">[722]</span></a> Summa theologiae. Venet. 1593. T. XI. p. 407.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_723" id="Footnote_723" href="#FNanchor_723"><span class="label">[723]</span></a> In der Bibliothek zu Lucca. Siehe <span class="gesperrt">Berthelot</span> a. a. O. S. 28.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_724" id="Footnote_724" href="#FNanchor_724"><span class="label">[724]</span></a> <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span>, Alchemie. S. 405.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_725" id="Footnote_725" href="#FNanchor_725"><span class="label">[725]</span></a> Eine Übersetzung erschien in den »Historischen Studien«, Jahrg. 1893.
-Einen Auszug brachte <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span> unter der Überschrift »Chemie
-vor tausend Jahren« in der Zeitschrift f. angewandte Chemie. 1901. H. 26;
-siehe auch dessen Abhandlungen und Vorträge.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_726" id="Footnote_726" href="#FNanchor_726"><span class="label">[726]</span></a> Näheres siehe bei <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span>, Abhandlungen und Vorträge zur
-Geschichte der Naturwissenschaften. Leipzig 1906. S. 139.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_727" id="Footnote_727" href="#FNanchor_727"><span class="label">[727]</span></a> <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span> a. a. O. S. 132.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_728" id="Footnote_728" href="#FNanchor_728"><span class="label">[728]</span></a> Nach <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span> (a. a. O. S. 263) in der Zeit zwischen 300 und
-600 n. Chr. Geb.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_729" id="Footnote_729" href="#FNanchor_729"><span class="label">[729]</span></a> Über die Ergebnisse der neuesten Untersuchungen, die <span class="gesperrt">v. Lippmann</span>
-hierüber angestellt hat, siehe den Anhang dieses Bandes.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_730" id="Footnote_730" href="#FNanchor_730"><span class="label">[730]</span></a> Deutsche Ausgaben erschienen 1710 in Erfurt und 1751 in Wien.
-Eine Aufzählung der Schriften <span class="gesperrt">Gebers</span> siehe bei <span class="gesperrt">Wüstenfeld</span>, Geschichte
-der arabischen Ärzte und Naturforscher. 1840. S. 12 u. 13.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_731" id="Footnote_731" href="#FNanchor_731"><span class="label">[731]</span></a> Siehe auch <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span> in der Zeitschrift f. angewandte Chemie.
-1901. H. 26.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_732" id="Footnote_732" href="#FNanchor_732"><span class="label">[732]</span></a> <span class="gesperrt">Berthelot</span> a. a. O. S. 61.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_733" id="Footnote_733" href="#FNanchor_733"><span class="label">[733]</span></a> Die wichtigsten sind die »<span lang="la" xml:lang="la">Summa perfectionis magisterii</span>«, die Schrift
-»<span lang="la" xml:lang="la">de inventione veritatis</span>« und die »<span lang="la" xml:lang="la">Alchimia Geberi</span>«. In der letzteren wird
-die Zubereitung der Salpetersäure und des Königswassers beschrieben. Nach
-<span class="gesperrt">Berthelot</span> ist es unrichtig, wenn man annimmt, die genauere Kenntnis
-unserer Mineralsäuren und ihrer Salze sei auf die arabischen Autoren des
-12. und 13. Jahrhunderts zurückzuführen. Vielmehr wurden die »komplizierten
-und umständlichen Darstellungsmethoden von damals erst im lateinischen
-Abendland im Laufe des 14. und 15. Jahrhunderts entwirrt«.
-</p>
-<p>
-Die Ergebnisse der Forschungen <span class="gesperrt">Berthelots</span> erscheinen in neuester
-Zeit durch die von <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span> in seiner »Alchemie« über <span class="gesperrt">Geber</span> veröffentlichten
-Untersuchungen in mancher Hinsicht anfechtbar. Siehe den Anhang
-des vorliegenden Bandes.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_734" id="Footnote_734" href="#FNanchor_734"><span class="label">[734]</span></a> Siehe auch die Abhandlung von <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span>, Über chemische
-Apparate bei den Arabern; erschienen in <span class="gesperrt">Diergart</span>, Beiträge aus der Geschichte
-der Chemie.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_735" id="Footnote_735" href="#FNanchor_735"><span class="label">[735]</span></a> <span class="gesperrt">H. Kopp</span>, Geschichte der Chemie. Bd. I. S. 53.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_736" id="Footnote_736" href="#FNanchor_736"><span class="label">[736]</span></a> Na<sub>2</sub>CO<sub>3</sub> + Ca(OH)<sub>2</sub> = 2 NaOH + CaCO<sub>3</sub>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_737" id="Footnote_737" href="#FNanchor_737"><span class="label">[737]</span></a>
-</p>
-
-<p>
-6 KOH + 12 S = K<sub>2</sub>S<sub>2</sub>O<sub>3</sub> + 2 K<sub>2</sub>S<sub>5</sub> + 3 H<sub>2</sub>O<br />
-K<sub>2</sub>S<sub>2</sub>O<sub>3</sub> + 2 HCl = 2 KCl + SO<sub>2</sub> + S + H<sub>2</sub>O<br />
-K<sub>2</sub>S<sub>5</sub> + 2 HCl = 2 KCl + H<sub>2</sub>S + 4 S.
-</p>
-</div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_738" id="Footnote_738" href="#FNanchor_738"><span class="label">[738]</span></a> In den echten Schriften <span class="gesperrt">Gebers</span> ist nach <span class="gesperrt">Berthelot</span> diese Theorie
-noch nirgends erwähnt (a. a. O. S. 65).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_739" id="Footnote_739" href="#FNanchor_739"><span class="label">[739]</span></a> Die Kenntnis des metallischen Zinks läßt sich nicht weiter als bis
-gegen den Ausgang des Mittelalters zurückverfolgen. Nach <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span>
-(siehe dessen »Alchemie«) ist das metallische Zink sogar erst in der Neuzeit
-bekannt geworden. Die Legierung von Kupfer und Zink, das Messing, war
-dagegen schon zur römischen Kaiserzeit bekannt. Mitteil. z. Gesch. d. Med.
-u. d. Naturwissensch. 1903. S. 150 u. 174.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_740" id="Footnote_740" href="#FNanchor_740"><span class="label">[740]</span></a> Zur Erläuterung diene folgende von <span class="gesperrt">Berthelot</span> (a. a. O. S. 66) wiedergegebene
-Stelle: »Das Kupfer wird von einem trüben und dicken Quecksilber
-und einem trüben und roten Schwefel erzeugt. &ndash; Das Zinn wird von einem
-klaren Quecksilber, das kurze Zeit mit einem weißen und klaren Schwefel
-gekocht wird, erzeugt. Wenn die Kochung von langer Dauer ist, gewinnt
-man Silber usw. Diese Erzeugung der Metalle wird im Schoß der Erde allerdings
-in dem langen Zeitraum von hundert Jahren vollendet, aber die Kunst
-kann die Vollendung abkürzen. Sie wird also in einigen Stunden oder in
-einigen Minuten in Erfüllung gehen.«</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_741" id="Footnote_741" href="#FNanchor_741"><span class="label">[741]</span></a> <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span>, Alchemie. 1919. S. 487. Ferner <span class="gesperrt">Stillmann</span> und
-<span class="gesperrt">Sudhoff</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_742" id="Footnote_742" href="#FNanchor_742"><span class="label">[742]</span></a> Eine unvollendet gebliebene Übersetzung wurde nach der <span class="gesperrt">Wüstenfeld</span>schen
-Textausgabe von <span class="gesperrt">H. Ethé</span> im Jahre 1868 herausgegeben. Den
-Abschnitt, der von den Steinen handelt, hat (1895) <span class="gesperrt">J. Ruska</span> übersetzt und
-erläutert. Er wurde hier zugrunde gelegt.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_743" id="Footnote_743" href="#FNanchor_743"><span class="label">[743]</span></a> Siehe über den »Physiologus« an späterer Stelle.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_744" id="Footnote_744" href="#FNanchor_744"><span class="label">[744]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">Carus</span>, Geschichte der Zoologie. S. 173.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_745" id="Footnote_745" href="#FNanchor_745"><span class="label">[745]</span></a> <span class="gesperrt">Meyer</span>, Geschichte der Botanik. Bd. III. S. 263.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_746" id="Footnote_746" href="#FNanchor_746"><span class="label">[746]</span></a> Ins Englische übersetzt von <span class="gesperrt">S. Lee</span>. London 1829.
-</p>
-<p>
-Ins Französische von <span class="gesperrt">Defremerie</span> u. <span class="gesperrt">Sanguinetti</span>. Paris 1854. Neue
-Aufl. ebd. 1913.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_747" id="Footnote_747" href="#FNanchor_747"><span class="label">[747]</span></a> Näheres enthält: <span class="gesperrt">Berendes</span>, Das Apothekenwesen, seine Entstehung
-und geschichtliche Entwicklung. Stuttgart 1907. S. 61.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_748" id="Footnote_748" href="#FNanchor_748"><span class="label">[748]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">Hirschberg</span>, Über das älteste arabische Lehrbuch der Augenheilkunde
-(Berichte der Berliner Akademie der Wissenschaften. 1903).
-</p>
-<p>
-Ferner <span class="gesperrt">J. Hirschberg</span>, Geschichte der Augenheilkunde. Zweites Buch.
-1. Abteil. Geschichte der Augenheilkunde bei den Arabern. Leipzig, W. Engelmann.
-1905.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_749" id="Footnote_749" href="#FNanchor_749"><span class="label">[749]</span></a> <span class="gesperrt">C. Brockelmann</span>, Gesch. d. arab. Literatur. Bd. II (1902). S. 3.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_750" id="Footnote_750" href="#FNanchor_750"><span class="label">[750]</span></a> <span class="gesperrt">C. Brockelmann</span> a. a. O. Bd. II. S. 6.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_751" id="Footnote_751" href="#FNanchor_751"><span class="label">[751]</span></a> <span class="gesperrt">F. Boll</span> im Reallexikon der germanischen Altertumskunde von <span class="gesperrt">Hoops</span>
-(1911&ndash;1918) unter »Astronomie«.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_752" id="Footnote_752" href="#FNanchor_752"><span class="label">[752]</span></a> <span class="gesperrt">Hoops</span>, Reallexikon des german. Altertums.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_753" id="Footnote_753" href="#FNanchor_753"><span class="label">[753]</span></a> Er wurde 754 in Friesland erschlagen und in Fulda beigesetzt.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_754" id="Footnote_754" href="#FNanchor_754"><span class="label">[754]</span></a> De Universo libri. XXII.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_755" id="Footnote_755" href="#FNanchor_755"><span class="label">[755]</span></a> <span class="gesperrt">L. Geisenheyner</span>, Über die Physika der heiligen Hildegard und die
-in ihr enthaltene älteste Naturgeschichte des Nahegaues. Berichte über die
-Versammlungen des Botan. und des Zoolog. Vereins f. Rheinland-Westfalen.
-1911. Bonn. Vgl. auch die Veröffentlichungen von <span class="gesperrt">Ch. Singer</span>, Oxford (siehe
-Mitteil. z. Gesch. d. Med. 1919. S. 338).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_756" id="Footnote_756" href="#FNanchor_756"><span class="label">[756]</span></a> <span class="gesperrt">Tropfke</span>, Geschichte der Elementarmathematik. Bd. I. S. 13.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_757" id="Footnote_757" href="#FNanchor_757"><span class="label">[757]</span></a> Vgl. <span class="gesperrt">H. Würschmidt</span>, Archiv f. Gesch. d. Mathem. 1913.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_758" id="Footnote_758" href="#FNanchor_758"><span class="label">[758]</span></a> Durch den englischen Mönch <span class="gesperrt">Atelhart</span> um 1120.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_759" id="Footnote_759" href="#FNanchor_759"><span class="label">[759]</span></a> Auch <span class="gesperrt">Fibonacci</span> oder <span class="gesperrt">Bonacci</span> genannt. Fibonacci bedeutet Sohn
-Bonaccis (<span lang="la" xml:lang="la">filius Bonacci</span>).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_760" id="Footnote_760" href="#FNanchor_760"><span class="label">[760]</span></a> <span class="gesperrt">Cantor</span>, Bd. II. S. 3.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_761" id="Footnote_761" href="#FNanchor_761"><span class="label">[761]</span></a> Eine ausführliche Inhaltsangabe des <span lang="la" xml:lang="la">Liber abaci</span> gibt <span class="gesperrt">Cantor</span> in seiner
-Geschichte der Mathematik. Bd. II. S. 7&ndash;32.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_762" id="Footnote_762" href="#FNanchor_762"><span class="label">[762]</span></a> Am bekanntesten ist die Ausgabe von <span class="gesperrt">F. Risner</span>. Basel 1572.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_763" id="Footnote_763" href="#FNanchor_763"><span class="label">[763]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">Ad Vitellonem Paralipomena, quibus astronomiae pars optica traditur.</span>
-Francof. 1604.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_764" id="Footnote_764" href="#FNanchor_764"><span class="label">[764]</span></a> So auch von <span class="gesperrt">Cantor</span> in seiner großen Geschichte der Mathematik.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_765" id="Footnote_765" href="#FNanchor_765"><span class="label">[765]</span></a> Die Reisen des Venezianers <span class="gesperrt">Marco Polo</span> im 13. Jahrhundert. Zum
-ersten Male vollständig nach den besten Ausgaben deutsch mit einem Kommentar,
-von <span class="gesperrt">Aug. Bürck</span>. Leipzig 1845.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_766" id="Footnote_766" href="#FNanchor_766"><span class="label">[766]</span></a> Reste und Eier riesiger, ausgestorbener Vögel sind bekanntlich später
-in Madagaskar gefunden worden (Äpyornis). Ein Auszug über die zoologischen
-Angaben <span class="gesperrt">Marco Polos</span> findet sich in <span class="gesperrt">Carus</span>, Geschichte der Zoologie.
-München 1872. S. 197 u. f.
-</p>
-<p>
-Unter dem Titel »Chemisches bei Marco Polo« hat <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span>
-eine Abhandlung in der Zeitschrift für angewandte Chemie veröffentlicht.
-1908. 34. Heft.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_767" id="Footnote_767" href="#FNanchor_767"><span class="label">[767]</span></a> Die Gründung der Städte bedeutet eine der fruchtbarsten Errungenschaften
-des Mitteltalters. Dadurch erfolgte eine Loslösung der Arbeit von
-der Scholle. Vor der Entwicklung der Städtefreiheiten besaß im Mittelalter
-niemand Rechte und ausgiebige Lebensquellen, der nicht mit der Scholle verknüpft
-war. Siehe <span class="gesperrt">Grupp</span> im 2. Bande seiner Kulturgeschichte d. Mittelalters.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_768" id="Footnote_768" href="#FNanchor_768"><span class="label">[768]</span></a> Der älteste bekannt gewordene Geldwechsel stammt aus dem Jahre
-1207. Siehe <span class="gesperrt">Grupp</span>, Kulturgeschichte d. Mittelalters. 1894. Bd. II. S. 56. Im
-Orient waren Wechsel, Geldanweisungen und Abrechnungsanstalten weit älter.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_769" id="Footnote_769" href="#FNanchor_769"><span class="label">[769]</span></a> Beide gehören der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts an.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_770" id="Footnote_770" href="#FNanchor_770"><span class="label">[770]</span></a> Diese Lehre war aber nicht allgemein angenommen. (Bemerkung von
-<span class="gesperrt">Würschmidt</span>.)</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_771" id="Footnote_771" href="#FNanchor_771"><span class="label">[771]</span></a> <span class="gesperrt">M. Maywald</span>, Die Lehre von der zwiefachen Wahrheit, ein Beitrag
-zur Geschichte der scholastischen Philosophie. Berlin 1861. Siehe auch
-<span class="gesperrt">J. Tyndall</span>, Religion und Wissenschaft, sowie <span class="gesperrt">Langes</span> Geschichte des
-Materialismus.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_772" id="Footnote_772" href="#FNanchor_772"><span class="label">[772]</span></a> <span class="gesperrt">Jourdain</span>, Geschichte der aristotelischen Schriften im Mittelalter,
-übersetzt von <span class="gesperrt">Ad. Stahr</span>. Halle 1831.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_773" id="Footnote_773" href="#FNanchor_773"><span class="label">[773]</span></a> <span class="gesperrt">Meyer</span>, Geschichte der Botanik. Bd. IV. S.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_774" id="Footnote_774" href="#FNanchor_774"><span class="label">[774]</span></a> In Lauingen. Als Geburtsjahr ist neuerdings mit großer Wahrscheinlichkeit
-das Jahr 1207 nachgewiesen (<span class="gesperrt">Enders</span> im Histor. Jahrbuch der Görresgesellschaft.
-1910. S. 293).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_775" id="Footnote_775" href="#FNanchor_775"><span class="label">[775]</span></a> Siehe auch <span class="gesperrt">Peters</span>, Der griechische Physiologus und seine orientalischen
-Übersetzungen. Berlin 1898. Das genannte Werk enthält auch eine
-Geschichte der merkwürdigen Schrift.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_776" id="Footnote_776" href="#FNanchor_776"><span class="label">[776]</span></a> <span class="gesperrt">M. Goldstaub</span>, Der Physiologus und seine Weiterbildung, besonders
-in der lateinischen und byzantinischen Literatur. Philologus, 1901. Supplementband
-8, 3.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_777" id="Footnote_777" href="#FNanchor_777"><span class="label">[777]</span></a> <span class="gesperrt">H. Stadler</span>, Neue Jahrbücher f. d. klass. Altertum. 1911. S. 86.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_778" id="Footnote_778" href="#FNanchor_778"><span class="label">[778]</span></a> <span class="gesperrt">Carus</span>, Geschichte der Zoologie. S. 231.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_779" id="Footnote_779" href="#FNanchor_779"><span class="label">[779]</span></a> Eingehender wird <span class="gesperrt">Albertus Magnus</span> gewürdigt in <span class="gesperrt">E. Meyer</span>, Geschichte
-der Botanik. Bd. IV. S. 9&ndash;84. Vgl. auch <span class="gesperrt">Fellner</span>, Albertus Magnus
-als Botaniker. Wien 1881.
-</p>
-<p>
-Eine kritische Ausgabe der botanischen Schriften rührt von <span class="gesperrt">E. Meyer</span>
-und <span class="gesperrt">K. Jessen</span> her: <span lang="la" xml:lang="la">Alberti Magni de vegetabilibus libri</span> VII. Berlin 1867.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_780" id="Footnote_780" href="#FNanchor_780"><span class="label">[780]</span></a> <span class="gesperrt">H. Stadler</span>, Albertus Magnus als selbständiger Naturforscher (Forschungen
-zur Geschichte Bayerns. Bd. 14. S. 95&ndash;114).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_781" id="Footnote_781" href="#FNanchor_781"><span class="label">[781]</span></a> <span class="gesperrt">H. Stadler</span> a. a. O.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_782" id="Footnote_782" href="#FNanchor_782"><span class="label">[782]</span></a> Des <span class="gesperrt">Nikolaos Damaskenos</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_783" id="Footnote_783" href="#FNanchor_783"><span class="label">[783]</span></a> <span class="gesperrt">E. Meyer</span>, Geschichte der Botanik. Bd. IV. S. 40.
-</p>
-<p>
-Anzuerkennen waren jedoch die Verdienste der Araber um die Botanik.
-(Bem. von <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span>.)</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_784" id="Footnote_784" href="#FNanchor_784"><span class="label">[784]</span></a> <span class="gesperrt">E. Meyer</span>, Geschichte der Botanik.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_785" id="Footnote_785" href="#FNanchor_785"><span class="label">[785]</span></a> Auch nach <span class="gesperrt">Warburg</span> (Berichte der Deutschen botan. Gesellschaft.
-1901. S. 153) hat das Mittelalter weder für die wissenschaftliche, noch für die
-angewandte Botanik neue Bahnen erschlossen, wenn auch die Araber auf dem
-Gebiete der Heilmittellehre manche neue Tatsache fanden.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_786" id="Footnote_786" href="#FNanchor_786"><span class="label">[786]</span></a> Nach <span class="gesperrt">H. Stadler</span>, Albertus Magnus von Cöln als Naturforscher und
-das Kölner Autogramm seiner Tiergeschichte. Leipzig 1908.
-</p>
-<p>
-Nach der Kölner Handschrift, welche nach <span class="gesperrt">Stadler</span> von den vorhandenen
-Handschriften die beste ist, hat der Genannte eine Ausgabe der Tiergeschichte
-des <span class="gesperrt">Albertus Magnus</span> veranstaltet: Albertus Magnus, De animalibus
-libri XXVI. Nach der Cölner Urschrift. Erster Band, Buch I-XII
-enthaltend. Münster i. W., Aschendorff. 1916.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_787" id="Footnote_787" href="#FNanchor_787"><span class="label">[787]</span></a> Die <span class="gesperrt">Albertus Magnus</span> zugeschriebenen, eigentlich alchemistischen
-Werke sind nach <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span> als Fälschungen zu betrachten.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_788" id="Footnote_788" href="#FNanchor_788"><span class="label">[788]</span></a> <span class="gesperrt">Kopp</span>, Beiträge z. Geschichte der Chemie. 3, 64 u. f.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_789" id="Footnote_789" href="#FNanchor_789"><span class="label">[789]</span></a> Das Geburtsjahr steht nicht fest. Die Angaben schwanken zwischen
-1210 und 1214. Doch nimmt man wohl meist 1214 an. (Feier in Oxford 1914.
-Vgl. »Die Roger Bacon-Commem.«.)</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_790" id="Footnote_790" href="#FNanchor_790"><span class="label">[790]</span></a> <span class="gesperrt">Sebastian Vogl</span>, Die Physik Roger Bacons. Inaug.-Dissertation.
-Erlangen 1906.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_791" id="Footnote_791" href="#FNanchor_791"><span class="label">[791]</span></a> Von <span class="gesperrt">Peregrinus</span> ist noch eine Schrift über den Magneten erhalten.
-<span class="gesperrt">Peregrinus</span> unterschied die Pole des Magneten und wies die Anziehung der
-ungleichnamigen Pole nach.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_792" id="Footnote_792" href="#FNanchor_792"><span class="label">[792]</span></a> <span class="gesperrt">Gerbert</span> war in Frankreich geboren. Er besuchte die arabischen
-Hochschulen in Sevilla und Cordova und wurde im Jahre 999 zum Papst gewählt;
-als solcher führte er den Namen <span class="gesperrt">Sylvester II.</span></p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_793" id="Footnote_793" href="#FNanchor_793"><span class="label">[793]</span></a> <span class="gesperrt">Vogl</span> a. a. O.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_794" id="Footnote_794" href="#FNanchor_794"><span class="label">[794]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">Epistola de secretis artis et naturae operibus atque nullitate magiae.</span>
-1260. Eine Ausgabe dieser Schrift erschien im Jahre 1542 in Paris.
-</p>
-<p>
-Ausführlich über <span class="gesperrt">Bacon</span> handelt <span class="gesperrt">Siebert</span>, Roger Bacon, sein Leben
-und seine Philosophie. Marburg 1861.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_795" id="Footnote_795" href="#FNanchor_795"><span class="label">[795]</span></a> <span class="gesperrt">Bacon</span>, <span lang="la" xml:lang="la">Opus tert. cap. 43</span>. Siehe auch <span class="gesperrt">K. Werner</span>, Die Kosmologie
-und allgemeine Naturlehre des Roger Baco. Wien 1879.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_796" id="Footnote_796" href="#FNanchor_796"><span class="label">[796]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">Opus majus cap. 1.</span></p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_797" id="Footnote_797" href="#FNanchor_797"><span class="label">[797]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">Opus majus cap. 13.</span></p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_798" id="Footnote_798" href="#FNanchor_798"><span class="label">[798]</span></a> <span class="gesperrt">Vogl</span>, Die Physik Roger Bacons.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_799" id="Footnote_799" href="#FNanchor_799"><span class="label">[799]</span></a> <span class="gesperrt">Bacon</span> erklärt die Förderung des geistigen und materiellen Wohlseins
-als Zweck sämtlicher Wissenschaften. Doch gibt es nach <span class="gesperrt">Bacon</span> ein
-noch höheres Ziel, das er in dem Wort ausspricht: »<span lang="la" xml:lang="la">Humana nihil valent nisi
-applicentur ad divina</span>« (<span lang="la" xml:lang="la">Opus majus p.</span> 108).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_800" id="Footnote_800" href="#FNanchor_800"><span class="label">[800]</span></a> <span class="gesperrt">Döring</span>, Die beiden Bacon (Archiv für Geschichte der Philosophie.
-1904. S. 341).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_801" id="Footnote_801" href="#FNanchor_801"><span class="label">[801]</span></a> <span class="gesperrt">Clemens</span> IV.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_802" id="Footnote_802" href="#FNanchor_802"><span class="label">[802]</span></a> Eine Neuausgabe veranstaltete <span class="gesperrt">J. H. Bridges</span>. London 1897&ndash;1909.
-3 Bände. Das Werk enthält den lateinischen Text und eine ausführliche
-Analyse jedes Kapitels in englischer Sprache, ferner eine Einleitung über das
-Leben und die Bedeutung <span class="gesperrt">Bacons</span>.
-</p>
-<p>
-Eine ältere unzuverlässige Ausgabe wurde von <span class="gesperrt">Jebb</span> (London 1733)
-herausgegeben.
-</p>
-<p>
-Zur Feier des 700. Geburtstags <span class="gesperrt">Bacons</span> erschien 1914 ein Erinnerungsband,
-der Abhandlungen über <span class="gesperrt">Bacons</span> wissenschaftliche Tätigkeit und Bedeutung
-enthält (Oxford, Clarendon press, 1914). Genannt seien: <span class="gesperrt">F. Picavet</span>
-(Paris), <span lang="fr" xml:lang="fr">La place de Roger Bacon parmi les philosophes du XIII<sup>e</sup> siècle</span>. &ndash;
-<span class="gesperrt">E. Smith</span> (New York), <span lang="en" xml:lang="en">The place of R. Bacon in the history of mathematics</span>.
-&ndash; <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span> (Erlangen), R. Bacon und seine Verdienste um die Optik.
-&ndash; <span class="gesperrt">Pierre Duhem</span> (Bordeaux), <span lang="fr" xml:lang="fr">Roger Bacon et l'horreur du vide</span>. &ndash; <span class="gesperrt">Pattison
-Muir</span> (Cambridge), <span lang="en" xml:lang="en">Roger Bacon, his relations to alchemie and chemistry</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_803" id="Footnote_803" href="#FNanchor_803"><span class="label">[803]</span></a> »<span lang="la" xml:lang="la">Visio non completur in oculis, sed in nervo</span>« heißt es bei ihm (<span lang="la" xml:lang="la">Opus
-majus V cap. 2</span>).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_804" id="Footnote_804" href="#FNanchor_804"><span class="label">[804]</span></a> Die Brennkugel erwähnen schon <span class="gesperrt">Aristoteles</span> und <span class="gesperrt">Plinius</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_805" id="Footnote_805" href="#FNanchor_805"><span class="label">[805]</span></a> <span class="gesperrt">J. Würschmidt</span>, Roger Bacons Art des wissenschaftlichen Arbeitens,
-dargestellt nach seiner Schrift »De speculis« (Roger Bacon Commemoration
-Essays IX).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_806" id="Footnote_806" href="#FNanchor_806"><span class="label">[806]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">Sine experientia nihil sufficienter sciri potest</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_807" id="Footnote_807" href="#FNanchor_807"><span class="label">[807]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">Opus majus IV cap. 3</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_808" id="Footnote_808" href="#FNanchor_808"><span class="label">[808]</span></a> Ein Wort, das lebhaft an <span class="gesperrt">Kants</span> späteren, oft zitierten Ausspruch
-erinnert.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_809" id="Footnote_809" href="#FNanchor_809"><span class="label">[809]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">De secretis operibus artis et naturae</span>, cap. 4.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_810" id="Footnote_810" href="#FNanchor_810"><span class="label">[810]</span></a> Als Erfinder wird ein <span class="gesperrt">Salvino degli Armati</span> in Florenz genannt.
-Nach anderer Nachricht ist <span class="gesperrt">Alexander de Spina</span> als Erfinder der Brillen
-zu betrachten. Beide Angaben sind unrichtig. Soviel ist jedoch sicher, daß
-die ersten Brillen in Italien gemacht wurden und daß dies gegen das Ende
-des 13. Jahrhunderts geschah (<span class="gesperrt">Wilde</span>, Optik. Bd. I. S. 96).
-</p>
-<p>
-Daß der geschliffene Smaragd, mittels dessen <span class="gesperrt">Nero</span> die Zirkusspiele
-besah, ein Spiegel war, hat schon <span class="gesperrt">Lessing</span> nachzuweisen gesucht: <span class="gesperrt">Lessing</span>,
-Antiquarische Briefe. 45. Die Erzählung kommt bei <span class="gesperrt">Plinius</span> vor (Nat. hist.
-XXXVII. S. 84. Sillig).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_811" id="Footnote_811" href="#FNanchor_811"><span class="label">[811]</span></a> Sie werden neuerdings als nicht echt betrachtet (<span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span>).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_812" id="Footnote_812" href="#FNanchor_812"><span class="label">[812]</span></a> Nach einer Untersuchung von <span class="gesperrt">H. W. L. Hime</span> (R. B. Essays, Oxford
-1914) hat er aus Salpeter, Kohlenpulver und Schwefel eine explosible Mischung
-wohl zufällig hergestellt und die Explosion des Gemisches beobachtet. Die
-Zusammensetzung des Gemisches hat er anagrammatisch mitgeteilt, wohl um
-das Geheimnis nicht allgemein zugänglich zu machen und Schwierigkeiten bei
-der kurz zuvor gegründeten Inquisition wegen dieser gefährlichen Kunst zu
-vermeiden. (<span class="gesperrt">J. Würschmidt</span>, Mon.-Hefte f. d. nat. Unterr. 1915, 264.)</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_813" id="Footnote_813" href="#FNanchor_813"><span class="label">[813]</span></a> Nach <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span> ist dies jedoch nicht zutreffend.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_814" id="Footnote_814" href="#FNanchor_814"><span class="label">[814]</span></a> Die Feuerwaffe wurde sehr wahrscheinlich in Deutschland erfunden.
-Ihr Erfinder ist nicht bekannt. Sicher ist nur, daß sich die neue Erfindung
-im 14. Jahrhundert schnell durch ganz Europa bis nach Asien verbreitete.
-<span class="gesperrt">Ariost</span> wütet im »Orlando furioso« gegen die »verruchte, dumme Teufelskunst«,
-von der er sagt:
-</p>
-<div class="poem">
-<p>»Durch dich ging jeder Waffenruhm verloren,</p>
-<p>Die Ritterehre ward zum eitlen Dunst!«</p>
-</div>
-</div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_815" id="Footnote_815" href="#FNanchor_815"><span class="label">[815]</span></a> Das Buch war eine der Enzyklopädien des Mittelalters. Es entstand
-im Anfang des 15. Jahrhunderts. <span class="gesperrt">Columbus</span> wurde dadurch mit der Ansicht
-des <span class="gesperrt">Aristoteles</span> und des <span class="gesperrt">Strabon</span> bekannt, daß die Ostküste Asiens durch
-eine Fahrt nach Westen zu erreichen sein müsse.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_816" id="Footnote_816" href="#FNanchor_816"><span class="label">[816]</span></a> <span class="gesperrt">Tschackert</span>, Peter von Ailly. Gotha 1877. S. 335.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_817" id="Footnote_817" href="#FNanchor_817"><span class="label">[817]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">K. Werner</span>, Die Kosmologie und allgemeine Naturlehre des
-Roger Baco. Wien 1879.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_818" id="Footnote_818" href="#FNanchor_818"><span class="label">[818]</span></a> »Seit die Inquisition ihre Ketzerverfolgungen anfing und seit fanatische
-Pfaffenwut alle selbständigen Gedanken auszurotten trachtete, fielen vier Jahrhunderte
-lang zahlreiche Schlachtopfer in ganz Europa.« <span class="gesperrt">M. Carrierre</span>, Die
-philosophische Weltanschauung der Reformationszeit. Stuttg. 1847. S. 87.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_819" id="Footnote_819" href="#FNanchor_819"><span class="label">[819]</span></a> Näheres über <span class="gesperrt">Pico von Mirandola</span> siehe bei <span class="gesperrt">M. Carrierre</span>, Die
-philosophische Weltanschauung der Reformationszeit. 1847.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_820" id="Footnote_820" href="#FNanchor_820"><span class="label">[820]</span></a> Es wurde 1862 nach den Handschriften von <span class="gesperrt">Fr. Pfeiffer</span> veröffentlicht.
-Die neueste auszugsweise Bearbeitung rührt von <span class="gesperrt">H. Schulz</span> her:
-<span class="gesperrt">Conrad von Megenberg</span>, Das Buch der Natur. Die erste Naturgeschichte
-in deutscher Sprache. In neuhochdeutscher Sprache bearbeitet und mit Anmerkungen
-versehen von <span class="gesperrt">H. Schulz</span>. Greifswald 1897.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_821" id="Footnote_821" href="#FNanchor_821"><span class="label">[821]</span></a> Es sind noch zahlreiche Handschriften vorhanden, so in Breslau,
-Wolfenbüttel, Gotha, Paris, London usw. Siehe <span class="gesperrt">Carus</span>, Geschichte der Zoologie.
-S. 214.
-</p>
-<p>
-Über das Verhältnis <span class="gesperrt">Konrads von Megenbergs</span> zu <span class="gesperrt">Thomas</span> schreibt
-<span class="gesperrt">H. Stadler</span> bei der Besprechung der ersten Auflage dieses Werkes in den
-Neuen Jahrbüchern f. d. klass. Altert. 1911. S. 86: »Es ist natürlich bei
-<span class="gesperrt">Konrad von Megenberg</span> nicht an eine direkte Benutzung des <span class="gesperrt">Aristoteles</span>,
-<span class="gesperrt">Galen</span>, <span class="gesperrt">Plinius</span> oder gar des <span class="gesperrt">Theophrast</span>, den kein mittelalterlicher
-Autor wirklich kennt, zu denken, sondern alle diese Autorenzitate <span class="gesperrt">Megenbergs</span>
-stammen aus <span class="gesperrt">Thomas von Cantimpré</span>.« Es existieren neben den
-vollständigen Handschriften (in Paris und München) des Werkes dieses Autors
-gekürzte. »Eine Handschrift letzterer Form übersetzte <span class="gesperrt">Konrad</span> und fügte
-gelegentlich eine naive Kritik, eine erweiterte Moralisation und auch einige
-wenige sachliche Bemerkungen hinzu.«</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_822" id="Footnote_822" href="#FNanchor_822"><span class="label">[822]</span></a> Daß es eine große Verbreitung fand, beweisen die zahlreichen Handschriften,
-die sich noch heute besonders in Süddeutschland finden. Auch erschien
-es bis 1500 sechsmal im Druck.
-</p>
-<p>
-<span class="gesperrt">Megenbergs</span> »Buch der Natur« ist eine Übersetzung des <span class="gesperrt">Thomas
-von Cantimpré</span> und darf nicht als selbständige Arbeit betrachtet werden
-(<span class="gesperrt">H. Stadler</span>, <span class="gesperrt">Albertus Magnus</span>, <span class="gesperrt">Thomas von Cantimpré</span> und <span class="gesperrt">Vinzenz
-von Beauvais</span>, Natur und Kultur. 1906. S. 86&ndash;90).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_823" id="Footnote_823" href="#FNanchor_823"><span class="label">[823]</span></a> Siehe Ausgabe von <span class="gesperrt">Schulz</span>, Vorrede. VI.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_824" id="Footnote_824" href="#FNanchor_824"><span class="label">[824]</span></a> <span class="gesperrt">J. Burkhardt</span>, Die Kultur der Renaissance in Italien. <span class="gesperrt">Derselbe</span>,
-Geschichte der Renaissance in Italien.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_825" id="Footnote_825" href="#FNanchor_825"><span class="label">[825]</span></a> <span class="gesperrt">Giorgio Vasari</span>, <span lang="it" xml:lang="it">Vite di più eccellente pittori, scultori ed architetti.</span>
-Florenz 1550. Dasselbe deutsch 1832&ndash;1849. 6 Bände.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_826" id="Footnote_826" href="#FNanchor_826"><span class="label">[826]</span></a> <span class="gesperrt">W. Goetz</span>, Mittelalter und Renaissance. Historische Zeitschrift. Bd. 98
-(1907). S. 30.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_827" id="Footnote_827" href="#FNanchor_827"><span class="label">[827]</span></a> <span class="gesperrt">W. Goetz</span> a. a. O. S. 50.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_828" id="Footnote_828" href="#FNanchor_828"><span class="label">[828]</span></a> <span class="gesperrt">G. Voigt</span> im Vorwort zu seinem Werke: Die Wiederbelebung des
-klassischen Altertums. Berlin 1859.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_829" id="Footnote_829" href="#FNanchor_829"><span class="label">[829]</span></a> <span class="gesperrt">Ranke</span>, Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. I.
-S. 174 u. f.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_830" id="Footnote_830" href="#FNanchor_830"><span class="label">[830]</span></a> Siehe auch <span class="gesperrt">Libri</span>, <span lang="fr" xml:lang="fr">Histoire des sciences mathématiques en Italie</span>.
-Bd. II. S. 173.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_831" id="Footnote_831" href="#FNanchor_831"><span class="label">[831]</span></a> <span class="gesperrt">G. Voigt</span>, Die Wiederbelebung des klassischen Altertums. Berlin 1859.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_832" id="Footnote_832" href="#FNanchor_832"><span class="label">[832]</span></a> <span class="gesperrt">G. Voigt</span> nach <span class="gesperrt">Benvenuti Insolensis</span> Comment. in <span class="gesperrt">Dantes</span>
-Comoed.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_833" id="Footnote_833" href="#FNanchor_833"><span class="label">[833]</span></a> Auch unter dem Namen <span class="gesperrt">Enea Silvio</span> bekannt.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_834" id="Footnote_834" href="#FNanchor_834"><span class="label">[834]</span></a> <span class="gesperrt">Lindner</span>, Weltgeschichte. Bd. IV. S. 277.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_835" id="Footnote_835" href="#FNanchor_835"><span class="label">[835]</span></a> <span class="gesperrt">Lindner</span>, Weltgeschichte. Bd. IV. S. 291.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_836" id="Footnote_836" href="#FNanchor_836"><span class="label">[836]</span></a> <span class="gesperrt">Lindner</span>, Weltgeschichte. Bd. IV. S. 314.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_837" id="Footnote_837" href="#FNanchor_837"><span class="label">[837]</span></a> <span class="gesperrt">Lange</span>, Geschichte des Materialismus. Bd. I. S. 189.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_838" id="Footnote_838" href="#FNanchor_838"><span class="label">[838]</span></a> <span class="gesperrt">J. Ranke</span>, Die Geschichte des Zeitalters d. Reformation. Bd. IV. S. 4.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_839" id="Footnote_839" href="#FNanchor_839"><span class="label">[839]</span></a> <span class="gesperrt">A. Harnack</span>, Geschichte d. Akademie d. Wissensch. zu Berlin. S. 3.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_840" id="Footnote_840" href="#FNanchor_840"><span class="label">[840]</span></a> <span class="gesperrt">A. Harnack</span> a. a. O. S. 3.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_841" id="Footnote_841" href="#FNanchor_841"><span class="label">[841]</span></a> Das »Lob der Narrheit« (<span lang="la" xml:lang="la">Encomium moriae</span>) fand in <span class="gesperrt">Holbein</span> einen
-seiner Bedeutung würdigen Illustrator.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_842" id="Footnote_842" href="#FNanchor_842"><span class="label">[842]</span></a> <span class="gesperrt">Ranke</span> a. a. O. S. 178.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_843" id="Footnote_843" href="#FNanchor_843"><span class="label">[843]</span></a> Das Wort, mit dem <span class="gesperrt">Hutten</span> sein Denkschreiben an den Humanisten
-<span class="gesperrt">Pirkheimer</span> schloß.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_844" id="Footnote_844" href="#FNanchor_844"><span class="label">[844]</span></a> <span class="gesperrt">Peschel</span>, Geschichte der Erdkunde. 1877. S. 386.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_845" id="Footnote_845" href="#FNanchor_845"><span class="label">[845]</span></a> Auf dem Konzil zu Basel im Jahre 1437.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_846" id="Footnote_846" href="#FNanchor_846"><span class="label">[846]</span></a> Das Original der ersten gedruckten Karte von Deutschland befindet
-sich im Germanischen Museum in Nürnberg. Die Karte (1491) rührt von
-<span class="gesperrt">Nicolaus von Cusa</span> her. Die erste in Holz geschnittene Karte (Weltkarte)
-stammt aus dem Jahre 1475.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_847" id="Footnote_847" href="#FNanchor_847"><span class="label">[847]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">De docta ignorantia</span>. II. 1 u. 2.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_848" id="Footnote_848" href="#FNanchor_848"><span class="label">[848]</span></a> Nach diesem System wurde der Erde eine dreifache Bewegung beigelegt,
-diejenige um ihre Achse, um zwei im Äquator befindliche Pole und
-die Bewegung um die Weltpole.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_849" id="Footnote_849" href="#FNanchor_849"><span class="label">[849]</span></a> Über »<span class="gesperrt">Nicolaus von Cusa</span> und seine Beziehungen zur mathematischen
-und physischen Geographie« äußert sich <span class="gesperrt">Günther</span> in den Jahrbüchern
-über die Fortschritte der Mathematik (Jahrg. 1899) mit folgenden Worten:
-»Er zertrümmerte die Kristallsphären der Griechen, verkündete die Wesensgleichheit
-der Erde mit anderen Weltkörpern, lehrte die Bewegung der Erde
-und entwarf als erster unter den Neueren eine Landkarte in richtigem geometrischen
-Netz.«</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_850" id="Footnote_850" href="#FNanchor_850"><span class="label">[850]</span></a> <span class="gesperrt">Max Jacobi</span>, Das Weltgebäude des Kardinals Nicolaus von Cusa.
-Ein Beitrag zur Geschichte der Naturphilosophie und Kosmologie in der Frührenaissance.
-Berlin 1904.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_851" id="Footnote_851" href="#FNanchor_851"><span class="label">[851]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">De staticis experimentis dialogus</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_852" id="Footnote_852" href="#FNanchor_852"><span class="label">[852]</span></a> <span class="gesperrt">Vasari</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_853" id="Footnote_853" href="#FNanchor_853"><span class="label">[853]</span></a> <span class="gesperrt">Lindner</span>, Weltgeschichte. Bd. IV. S. 288.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_854" id="Footnote_854" href="#FNanchor_854"><span class="label">[854]</span></a> Er schuf den Kanal von Martesano, welcher den Tessin mit der Adda
-verbindet.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_855" id="Footnote_855" href="#FNanchor_855"><span class="label">[855]</span></a> <span class="gesperrt">Libri</span>, <span lang="fr" xml:lang="fr">Histoire des sciences mathématiques en Italie</span>. T. III. <span class="gesperrt">Dühring</span>,
-Kritische Geschichte der allgemeinen Prinzipien der Mechanik. Berlin 1873.
-S. 12 ff.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_856" id="Footnote_856" href="#FNanchor_856"><span class="label">[856]</span></a> Vgl. <span class="gesperrt">H. Grothe</span>, Leonardo da Vinci als Ingenieur und Philosoph.
-Berlin 1874.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_857" id="Footnote_857" href="#FNanchor_857"><span class="label">[857]</span></a> <span class="gesperrt">H. Wieleitner</span>, Das Gesetz vom freien Fall in der Scholastik, bei
-Descartes und Galilei. Mitteilungen zur Gesch. d. Medizin u. d. Naturwiss.
-Nr. 58. S. 488.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_858" id="Footnote_858" href="#FNanchor_858"><span class="label">[858]</span></a> Siehe auch <span class="gesperrt">Fritz Schuster</span>, Zur Mechanik Leonardo da Vincis
-(Hebelgesetz, Rolle, Tragfähigkeit von Ständern und Trägern). In.-Diss. Erlangen
-1915. 153 Seiten.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_859" id="Footnote_859" href="#FNanchor_859"><span class="label">[859]</span></a> Siehe auch <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span> in der Zeitschrift f. Naturwissensch.
-72. Bd. S. 291. Siehe auch dessen Abhandlungen u. Vorträge.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_860" id="Footnote_860" href="#FNanchor_860"><span class="label">[860]</span></a> Eine Zusammenstellung der wichtigsten Sätze aus dem großen, von
-der französischen Akademie herausgegebenen Manuskriptenwerk <span class="gesperrt">Lionardo
-da Vincis</span> hat <span class="gesperrt">Marie Herzfeld</span> unter dem Titel »Leonardo da Vinci, der
-Denker, Forscher und Poet« herausgegeben. Jena 1906.
-</p>
-<p>
-Das Buch <span class="gesperrt">M. Herzfelds</span> enthält 745 Notizen <span class="gesperrt">Lionardos</span>, die nach
-bestimmten Gesichtspunkten geordnet sind: Über die Wissenschaft; Von
-der Natur, ihren Kräften und Gesetzen; Sonne, Mond und Erde; Menschen,
-Tiere und Pflanzen; Philosophische Gedanken; Aphorismen, Allegorien; Entwürfe
-zu Briefen; Allegorische Naturgeschichte; Fabeln; Schöne Schwänke;
-Prophezeiungen. Bei jeder Notiz ist auf die betreffende Manuskriptstelle hingewiesen.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_861" id="Footnote_861" href="#FNanchor_861"><span class="label">[861]</span></a> Auch gegen die alchemistischen Bestrebungen wendet sich <span class="gesperrt">Lionardo</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_862" id="Footnote_862" href="#FNanchor_862"><span class="label">[862]</span></a> Manuskript A. Fol. 22 v.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_863" id="Footnote_863" href="#FNanchor_863"><span class="label">[863]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">F. M. Feldhaus</span>, Leonardo, der Techniker u. Erfinder. E. Diederichs,
-Jena 1913. Mit 9 Tafeln und 131 Abbildungen im Text. S. 118.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_864" id="Footnote_864" href="#FNanchor_864"><span class="label">[864]</span></a> <span class="gesperrt">L. Darmstädter</span>, Handbuch zur Geschichte der Naturwissenschaften
-u. der Technik. Berlin 1908. S. 136. Dort wird das Jahr 1667 als das Jahr
-der Erfindung angegeben.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_865" id="Footnote_865" href="#FNanchor_865"><span class="label">[865]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">F. M. Feldhaus</span>, Leonardo, der Techniker und Erfinder.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_866" id="Footnote_866" href="#FNanchor_866"><span class="label">[866]</span></a> Durch <span class="gesperrt">Lenormand</span> im Jahre 1783.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_867" id="Footnote_867" href="#FNanchor_867"><span class="label">[867]</span></a> <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span>, da Vinci (Abhandl. u. Vortr. 1906. S. 346).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_868" id="Footnote_868" href="#FNanchor_868"><span class="label">[868]</span></a> Eingehender handelt von der »Anatomie des Lionardo da Vinci«
-<span class="gesperrt">M. Roth</span> im Archiv für Anatomie u. Physiologie. Jahrg. 1907. Anat. Abteil.
-Suppl.-Bd. S. 1&ndash;122.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_869" id="Footnote_869" href="#FNanchor_869"><span class="label">[869]</span></a> Mit den biologischen Kenntnissen und Anschauungen <span class="gesperrt">Lionardo da
-Vincis</span> befaßt sich <span class="gesperrt">de Toni</span> in seiner Schrift <span lang="it" xml:lang="it">»La Biologia in Leonardo da
-Vinci«. Discorso letto nell' adunanza solenne del R. Istituto Veneto, il
-24 maggio 1903.</span> <span class="gesperrt">De Toni</span> erblickt den Ausgang der zahllosen Studien
-<span class="gesperrt">Lionardos</span> in der Künstlernatur, die sich in die Gegenstände vertieft, um
-sie der Wirklichkeit entsprechend darzustellen. In <span class="gesperrt">Lionardos</span> anatomischen
-Tafeln sind nach <span class="gesperrt">de Toni</span> die Muskeln stellenweise so genau abgebildet, wie
-in den besten modernen Werken.
-</p>
-<p>
-Das gleiche Thema behandelt <span class="gesperrt">M. Holl</span> in der Inaugurationsrede »Ein
-Biologe aus der Wende des 15. Jahrhunderts«. Graz 1905. <span class="gesperrt">Holl</span> weist besonders
-auf die methodischen Grundsätze <span class="gesperrt">Lionardos</span> hin und erwähnt als
-solche seine vergleichende Methode, die Anwendung des Experiments, die Bezugnahme
-auf die Funktionen des Organismus und die Altersveränderung der
-Organe usw.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_870" id="Footnote_870" href="#FNanchor_870"><span class="label">[870]</span></a> Im »Laokoon« und in den »Briefen antiquarischen Inhalts«.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_871" id="Footnote_871" href="#FNanchor_871"><span class="label">[871]</span></a> <span lang="fr" xml:lang="fr">Les manuscrits de <span class="gesperrt">Léonard de Vinci</span></span>. Paris 1881.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_872" id="Footnote_872" href="#FNanchor_872"><span class="label">[872]</span></a> Manuskript F. Fol. 69.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_873" id="Footnote_873" href="#FNanchor_873"><span class="label">[873]</span></a> Manuskript CA. Fol. 190v.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_874" id="Footnote_874" href="#FNanchor_874"><span class="label">[874]</span></a> <span class="gesperrt">Gerland</span> u. <span class="gesperrt">Traumüller</span>, Abb. 100.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_875" id="Footnote_875" href="#FNanchor_875"><span class="label">[875]</span></a> Manuskript CA. Fol. 345v. in der Übersetzung von <span class="gesperrt">M. Herzfeld</span>
-auf S. 42.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_876" id="Footnote_876" href="#FNanchor_876"><span class="label">[876]</span></a> Nach <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span> hat <span class="gesperrt">Lionardo da Vinci</span> sehr viel von den
-Arabern übernommen und ist sein schriftlicher Nachlaß zum großen Teile
-eine Sammlung von Notizen.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_877" id="Footnote_877" href="#FNanchor_877"><span class="label">[877]</span></a> Manuskript E. Fol. 55 v.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_878" id="Footnote_878" href="#FNanchor_878"><span class="label">[878]</span></a> <span class="gesperrt">Max Jacobi</span>, Nicolaus von Cusa und Lionardo da Vinci, zwei Vorläufer
-des Nicolaus Coppernicus. Altpr. Monatsschr. Bd. 39. Heft 3 u. 4.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_879" id="Footnote_879" href="#FNanchor_879"><span class="label">[879]</span></a> Einen Vorläufer besaß <span class="gesperrt">Peurbach</span> in <span class="gesperrt">Johann von Gmunden</span> (1380
-bis 1442), der vor <span class="gesperrt">Peurbach</span> an der Wiener Hochschule lehrte und wohl als
-der Vater der deutschen Astronomie bezeichnet wurde. Nach <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span>
-erhob die Universität Protest gegen diese erstmalige Einrichtung einer
-Professur für Mathematik. Dieser Protest wurde aber durch den einsichtigen
-Kaiser <span class="gesperrt">Maximilian</span> I. abschlägig beschieden.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_880" id="Footnote_880" href="#FNanchor_880"><span class="label">[880]</span></a> <span class="gesperrt">Alfons X. von Kastilien</span> hatte um 1250 die ptolemäischen Planetentafeln
-durch neue Tafeln ersetzen lassen.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_881" id="Footnote_881" href="#FNanchor_881"><span class="label">[881]</span></a> <span class="gesperrt">Repsold</span>, Zur Gesch. der astronomischen Meßwerkzeuge. W. Engelmann,
-Leipzig 1907. Abt. 7. &ndash; Vgl. hierzu <span class="gesperrt">Gerbert</span> (<span class="gesperrt">J. Würschmidt</span>, Archiv f. Gesch.
-d. Math. 1919), der gleichfalls sich des Quadratum geometr. bediente.
-Er hatte es zweifellos von den Arabern übernommen.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_882" id="Footnote_882" href="#FNanchor_882"><span class="label">[882]</span></a> Die Anregung empfing <span class="gesperrt">Peurbach</span> durch den großen Humanisten
-<span class="gesperrt">Bessarion</span> (um 1500), durch dessen Vermittlung zahlreiche Werke aus Konstantinopel
-nach Italien gelangten.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_883" id="Footnote_883" href="#FNanchor_883"><span class="label">[883]</span></a> Es handelt sich um einen kleinen Ort dieses Namens in Unterfranken.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_884" id="Footnote_884" href="#FNanchor_884"><span class="label">[884]</span></a> So berichtet <span class="gesperrt">Doppelmayr</span> in seinem Werk »Historische Nachrichten«
-von den Nürnberger Mathematicis und Künstlern. 1730. S. 22.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_885" id="Footnote_885" href="#FNanchor_885"><span class="label">[885]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">Doppelmayr</span> a. a. O.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_886" id="Footnote_886" href="#FNanchor_886"><span class="label">[886]</span></a> Ein mit Gradteilung und Dioptern versehener Ring, in dem sich
-eine drehbare, gleichfalls mit Dioptern versehene Scheibe befindet. Eine derartige
-Vorrichtung wurde schon von <span class="gesperrt">Hipparch</span> zum Messen von Winkeln
-benutzt.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_887" id="Footnote_887" href="#FNanchor_887"><span class="label">[887]</span></a> <span class="gesperrt">Montucla</span>, <span lang="fr" xml:lang="fr">Histoire des mathémat. Paris. An VII. Tome I. p. 307</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_888" id="Footnote_888" href="#FNanchor_888"><span class="label">[888]</span></a> <span class="gesperrt">Repsold</span>, Zur Gesch. der astronomischen Meßwerkzeuge. W. Engelmann,
-Leipzig 1907.
-</p>
-<p>
-Als Erfinder des Jakobsstabes gilt der Astronom <span class="gesperrt">Levi ben Gerson</span>.
-Er hat dadurch (1325) ein bequemes Mittel für Ortsbestimmungen auf See
-geschaffen.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_889" id="Footnote_889" href="#FNanchor_889"><span class="label">[889]</span></a> <span class="gesperrt">Breusing</span> in der Zeitschrift für Erdkunde. Berlin 1868. Über <span class="gesperrt">Behaims</span>
-Globus, sowie andere Globen aus dem Zeitalter der großen Entdeckungsreisen
-siehe: <span class="gesperrt">Matteo Fiorini</span>, Erd- und Himmelsgloben, ihre Geschichte
-und Konstruktion; frei bearbeitet von <span class="gesperrt">S. Günther</span>. Leipzig 1895.
-Kapitel V. Globen fertigten auch schon die Araber an, z. B. <span class="gesperrt">Edrisi</span> im
-12. Jahrhundert.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_890" id="Footnote_890" href="#FNanchor_890"><span class="label">[890]</span></a> Eine Abbildung enthält das Werk von <span class="gesperrt">Ghillany</span>: »Geschichte des
-Seefahrers M. Behaim«. Nürnberg 1853.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_891" id="Footnote_891" href="#FNanchor_891"><span class="label">[891]</span></a> Plastische Darstellungen der Erde fertigte man übrigens auch schon
-im Altertum an (s. <span class="gesperrt">Peschels</span> Gesch. d. Erdk. 1877. S. 51), und die Araber
-stellten Himmelsgloben her.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_892" id="Footnote_892" href="#FNanchor_892"><span class="label">[892]</span></a> <span class="gesperrt">Pierre d'Ailly</span> (<span class="gesperrt">Petrus de Alliaco</span>) lebte von 1350 bis 1420. Er
-war ein hoher kirchlicher Würdenträger. In seinem Weltbuch (<span lang="la" xml:lang="la">Imago mundi</span>)
-findet sich die antike, von <span class="gesperrt">Roger Bacon</span> wiederholte Ansicht, Asien erstrecke
-sich so weit nach Osten, daß seine Küste von Spanien aus in wenigen Tagen
-zu erreichen sei (<span class="gesperrt">Tschackert</span>, Peter von Ailly. Gotha 1877. S. 335).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_893" id="Footnote_893" href="#FNanchor_893"><span class="label">[893]</span></a> <span class="gesperrt">Doppelmayr</span>, Historische Nachrichten von den Nürnberger Mathematikern
-und Künstlern. 1730.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_894" id="Footnote_894" href="#FNanchor_894"><span class="label">[894]</span></a> <span class="gesperrt">E. F. Apelt</span>, Die Reformation der Sternkunde von N. v. Cusa bis auf
-Kepler. Jena 1852. S. 58. <span class="gesperrt">Behaims</span> Verdienst um die Entwicklung und die
-Übermittelung der wissenschaftlichen Nautik wird heute geringer eingeschätzt.
-Siehe die Mitteilungen z. Geschichte d. Medizin u. d. Naturwiss. Nr. 60. S. 21.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_895" id="Footnote_895" href="#FNanchor_895"><span class="label">[895]</span></a> <span class="gesperrt">E. Meyer</span>, Geschichte d. Botanik. Bd. IV. S. 255. Zoologische Gärten
-finden sich schon bei den Arabern (<span class="gesperrt">E. Wiedemann</span>).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_896" id="Footnote_896" href="#FNanchor_896"><span class="label">[896]</span></a> Der Leydener Garten wurde 1577, der Heidelberger 1593 eingerichtet.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_897" id="Footnote_897" href="#FNanchor_897"><span class="label">[897]</span></a> <span class="gesperrt">E. Meyer</span>, Geschichte der Botanik. Bd. IV. S. 273, ist geneigt, den
-Italiener <span class="gesperrt">Luca Ghini</span>, der in Bologna lehrte, als den Erfinder der Herbarien
-zu betrachten.
-</p>
-<p>
-In Leyden ist noch ein Herbarium von <span class="gesperrt">Rauwolf</span> vorhanden, der 1573
-in den Orient reiste. (Mitteilung von <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span>.)</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_898" id="Footnote_898" href="#FNanchor_898"><span class="label">[898]</span></a> <span class="gesperrt">E. Meyer</span>, Geschichte der Botanik. Bd. IV. S. 284.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_899" id="Footnote_899" href="#FNanchor_899"><span class="label">[899]</span></a> Es ist archivalisch festgestellt, daß der Name <span class="gesperrt">Koppernigk</span> lautete.
-Das Titelblatt des 1543 in Nürnberg gedruckten Werkes enthält zwar den
-Namen <span class="gesperrt">Copernicus</span>. Es scheint hier aber ein Versehen des Herausgebers
-(Rheticus) vorzuliegen. Die richtige Schreibweise würde <span class="gesperrt">Coppernicus</span> oder
-<span class="gesperrt">Koppernikus</span> lauten. Siehe <span class="gesperrt">Max Jacobi</span>, »Koppernikus oder Kopernikus«.
-Artikel in der »Täglichen Rundschau« v. 14. 8. 1907.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_900" id="Footnote_900" href="#FNanchor_900"><span class="label">[900]</span></a> <span class="gesperrt">Apian</span> lebte von 1495&ndash;1552. Er wurde von Kaiser <span class="gesperrt">Karl V.</span> hoch
-geschätzt und verfertigte für diesen eine Maschine, durch deren Bewegung
-man den Lauf der Planeten darstellen konnte. Auch empfahl er dunkle
-Gläser zur Beobachtung der Sonne, in der Hoffnung, auf diese Weise den
-Vorübergang von Venus und Merkur sehen zu können. Auch der Vorschlag,
-die Monddistanzen zum Bestimmen der geographischen Länge zu benutzen,
-rührt von <span class="gesperrt">Apian</span> her (Cosmographia § 5).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_901" id="Footnote_901" href="#FNanchor_901"><span class="label">[901]</span></a> Anspielung auf das <span class="gesperrt">Horaz</span>ische <span lang="la" xml:lang="la">nonumque prematur in annum</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_902" id="Footnote_902" href="#FNanchor_902"><span class="label">[902]</span></a> »Dem Reformator«, sagt <span class="gesperrt">Schiaparelli</span> (Die Vorläufer des Koppernikus
-im Altertum, S. 87), »der ein wesentlich neues Weltschema zur Geltung
-bringen wollte, konnte es nicht genügen, nur eine allgemeine Idee auseinanderzusetzen,
-sondern ihm fiel die Pflicht zu, seine Idee bis zu demselben Grade
-der Vollendung auszuarbeiten, bis zu dem <span class="gesperrt">Ptolemäos</span> die seinige gebracht
-hatte.«</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_903" id="Footnote_903" href="#FNanchor_903"><span class="label">[903]</span></a> <span class="gesperrt">Nicolai Copernici Torinensis</span>, <span lang="la" xml:lang="la">De revolutionibus orbium coelestium,
-libri VI</span>. Eine Übersetzung von <span class="gesperrt">C. L. Menzzer</span> hat der Koppernikus-Verein
-zu Thorn im Jahre 1879 herausgegeben.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_904" id="Footnote_904" href="#FNanchor_904"><span class="label">[904]</span></a> In dem Bestreben, die ungleichförmig erscheinenden Bewegungen der
-Planeten auf gleichförmige Bewegungen zurückzuführen, nahm man an, diese
-Himmelskörper beschrieben Kreise, deren Mittelpunkt sich gleichzeitig der
-Peripherie eines zweiten Kreises entlang bewege; die so entstandenen Linien
-nennt man Epizyklen.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_905" id="Footnote_905" href="#FNanchor_905"><span class="label">[905]</span></a> Siehe S. <a href="#Page_p180">180</a> u. f. d. Bds.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_906" id="Footnote_906" href="#FNanchor_906"><span class="label">[906]</span></a> <span class="gesperrt">Schiaparelli</span>, Die Vorläufer des Koppernikus im Altertum, übersetzt
-von <span class="gesperrt">M. Curtze</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_907" id="Footnote_907" href="#FNanchor_907"><span class="label">[907]</span></a> Die außerhalb des Saturn befindlichen Planeten Uranus und Neptun
-wurden erst 1781, beziehungsweise 1846 entdeckt.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_908" id="Footnote_908" href="#FNanchor_908"><span class="label">[908]</span></a> Die hierin liegende Schwierigkeit wurde erst von <span class="gesperrt">Bessel</span> gehoben,
-der nachwies, daß die Fixsterne in der Tat infolge der jährlichen Bewegung
-der Erde ihren Ort, wenn auch in sehr geringem Maße, verändern.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_909" id="Footnote_909" href="#FNanchor_909"><span class="label">[909]</span></a> Die Schrift galt lange als verschollen. Sie wurde erst im 19. Jahrhundert
-wieder entdeckt und (1878) herausgegeben. Näheres siehe in dem von
-<span class="gesperrt">A. Kistner</span> herrührenden Bd. 39 von Voigtländers Quellenbüchern.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_910" id="Footnote_910" href="#FNanchor_910"><span class="label">[910]</span></a> Die Drehung der Erde wurde durch Fallversuche, sowie den <span class="gesperrt">Foucault</span>schen
-Pendelversuch nachgewiesen, während die Fortbewegung im Raume
-aus der Aberration und der Fixsternparallaxe geschlossen wurde.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_911" id="Footnote_911" href="#FNanchor_911"><span class="label">[911]</span></a> Anstatt 1 : 49 : 1300000.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_912" id="Footnote_912" href="#FNanchor_912"><span class="label">[912]</span></a> In seiner, sechs Jahre nach dem Tode des <span class="gesperrt">Koppernikus</span> veröffentlichten
-Schrift »<span lang="la" xml:lang="la">Initia doctrinae physicae</span> 1549« (Die Anfangsgründe der Naturlehre)
-beschuldigt <span class="gesperrt">Melanchthon</span> den <span class="gesperrt">Koppernikus</span>, daß er lediglich zur
-Befriedigung seiner Eitelkeit Irrlehren, die schon das Altertum als bloße Gedankenspiele
-erkannt habe, verbreitete (<span class="gesperrt">L. Prowe</span>, Nicolaus Coppernicus.
-Bd. I, 2. S. 232). In den späteren Auflagen seiner »Naturlehre« hat <span class="gesperrt">Melanchthon</span>
-diesen Vorwurf zwar abgeschwächt, den ablehnenden Standpunkt
-gegen die heliozentrische Lehre aber beibehalten. <span class="gesperrt">Melanchthon</span> ließ sich
-von der Überzeugung leiten, daß auch in den Fragen der Naturwissenschaft die
-Bibel maßgebend sei. Siehe die Abhandlung von <span class="gesperrt">E. Wohlwill</span>: »Melanchthon
-und Copernicus«. Mitteil. z. Gesch. d. Med. u. d. Naturw. 1904. S. 260 u. f.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_913" id="Footnote_913" href="#FNanchor_913"><span class="label">[913]</span></a> Die kirchliche Behörde, der das Zensoramt oblag und die mißliebige
-Bücher auf den Index, d. h. das Verzeichnis der verbotenen Bücher setzte.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_914" id="Footnote_914" href="#FNanchor_914"><span class="label">[914]</span></a> <span class="gesperrt">Giordano Bruno</span> wurde zu Nola im Jahre 1548 geboren. Er durchwanderte
-lehrend Europa, geriet jedoch mit den herrschenden kirchlichen
-Dogmen in Widerspruch und wurde, weil er nicht widerrufen wollte, 1600
-von der Inquisition zu Rom den Flammen übergeben. Siehe <span class="gesperrt">Landsbeck</span>,
-Bruno, der Märtyrer der neuen Weltanschauung. Leipzig 1890.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_915" id="Footnote_915" href="#FNanchor_915"><span class="label">[915]</span></a> De Immenso. L. III. c. 5.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_916" id="Footnote_916" href="#FNanchor_916"><span class="label">[916]</span></a> Wie klein erscheint <span class="gesperrt">Hegel</span> dagegen, der aus spekulativen Gründen
-annahm, daß es nicht mehr als 7 Planeten geben <span class="gesperrt">könne</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_917" id="Footnote_917" href="#FNanchor_917"><span class="label">[917]</span></a> <span class="gesperrt">Dilthey</span>, G. Bruno und Spinoza. Archiv der Philosophie. 1894.
-S. 269 u. f.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_918" id="Footnote_918" href="#FNanchor_918"><span class="label">[918]</span></a> Übersetzt von <span class="gesperrt">Kuhlenbeck</span> 1893.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_919" id="Footnote_919" href="#FNanchor_919"><span class="label">[919]</span></a> <span class="gesperrt">Breusing</span>, Gerhard Kremer, genannt Merkator, der deutsche Geograph.
-Duisburg 1869.
-</p>
-<p>
-<span class="gesperrt">H. Averdunk</span> und <span class="gesperrt">J. Müller-Reinhard</span>, Gerhard Mercator und die
-Geographen unter seinen Nachkommen. J. Perthes, Gotha 1914. VIII u. 188 S.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_920" id="Footnote_920" href="#FNanchor_920"><span class="label">[920]</span></a> Die »Kosmographie« erschien 1544 in Basel (zuletzt 1628). Sie kam
-auch lateinisch (1550), französisch, italienisch usw. heraus.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_921" id="Footnote_921" href="#FNanchor_921"><span class="label">[921]</span></a> Professor der Medizin und der Astronomie in Löwen; lebte von 1535
-bis 1577.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_922" id="Footnote_922" href="#FNanchor_922"><span class="label">[922]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">Breusings</span> zitierte Schrift S. 35.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_923" id="Footnote_923" href="#FNanchor_923"><span class="label">[923]</span></a> <span class="gesperrt">Philipp Apian</span> (1531&ndash;1589), Sohn des Astronomen <span class="gesperrt">Peter Apian</span>
-(zu deutsch <span class="gesperrt">Bienewitz</span>).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_924" id="Footnote_924" href="#FNanchor_924"><span class="label">[924]</span></a> 1526&ndash;1598.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_925" id="Footnote_925" href="#FNanchor_925"><span class="label">[925]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">Nova et aucta orbis terrae descriptio ad usum navigantium emendata
-accommodata. Duisburgi mense Augusto</span>, 1569. Auf 8 Blättern, im ganzen
-1,26 m hoch und 2 m breit. Die Karte wurde nach den Originalen in der
-Stadtbibliothek zu Breslau im Jahre 1891 von der Gesellschaft für Erdkunde
-in Berlin herausgegeben.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_926" id="Footnote_926" href="#FNanchor_926"><span class="label">[926]</span></a> <span class="gesperrt">Rumold Mercator.</span></p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_927" id="Footnote_927" href="#FNanchor_927"><span class="label">[927]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">Atlas sive cosmographicae meditationes de Fabrica mundi et fabricati
-figura. Duysburgi Clivorum 1595</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_928" id="Footnote_928" href="#FNanchor_928"><span class="label">[928]</span></a> In seiner Schrift »Über die geographische Kunst«.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_929" id="Footnote_929" href="#FNanchor_929"><span class="label">[929]</span></a> Die Bedingung der Konformität aufgestellt zu haben, gilt gewöhnlich
-als ein Verdienst <span class="gesperrt">Lamberts</span> (siehe a. a. St.). <span class="gesperrt">Mercator</span> spricht sie aber
-fast mit denselben Worten aus. Die Bedingung der Konformität ist dann
-erfüllt, wenn das Verhältnis zwischen den Breiten- und Längengraden überall
-auf der Karte gewahrt bleibt.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_930" id="Footnote_930" href="#FNanchor_930"><span class="label">[930]</span></a> <span class="gesperrt">Maurolykus</span>, <span lang="la" xml:lang="la">De lumine et umbra</span>. Venedig 1575.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_931" id="Footnote_931" href="#FNanchor_931"><span class="label">[931]</span></a> Die Erklärung des <span class="gesperrt">Maurolykus</span> beruht gleichfalls auf der geradlinigen
-Fortpflanzung des Lichtes; jeder Punkt der Öffnung wird dabei als die Spitze
-eines von der Sonne ausgehenden Strahlenkegels betrachtet, der auf der
-andern Seite der Öffnung seine Fortsetzung findet.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_932" id="Footnote_932" href="#FNanchor_932"><span class="label">[932]</span></a> <span class="gesperrt">J. P. Portae Neapolitani</span>, Magia naturalis. 1553 (nicht mehr vorhanden).
-1560. 1589.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_933" id="Footnote_933" href="#FNanchor_933"><span class="label">[933]</span></a> Eine Beschreibung der schon viel älteren Lochkamera findet sich auch
-bei <span class="gesperrt">Lionardo da Vinci</span>. Sie lautet: »Wenn die Bilder von beleuchteten
-Gegenständen durch ein kleines Loch in ein sehr dunkles Zimmer fallen, so
-sieht man diese Bilder im Innern des Zimmers auf weißem Papier, das in
-einiger Entfernung von dem Loche aufgestellt ist, in voller Form und Farbe.
-Sie sind aber in der Größe verringert und stehen auf dem Kopfe.« Die
-Umkehrung des Bildes leitete <span class="gesperrt">Lionardo da Vinci</span> ganz richtig von dem
-Gang der Lichtstrahlen ab.
-</p>
-<p>
-Von früheren abendländischen Gelehrten haben sich <span class="gesperrt">Vitello</span>, <span class="gesperrt">Peckham</span>
-und <span class="gesperrt">Roger Bacon</span> mit der Abbildung der Sonne durch verschieden gestaltete
-Öffnungen beschäftigt; im 14. Jahrhundert hat sich <span class="gesperrt">Levi ben Gerson</span> der
-Camera obscura zu Beobachtungen bei Sonnen- und Mondfinsternissen bedient,
-<span class="gesperrt">Maurolykus</span> im 15. Jahrhundert eine genügend richtige Abbildung der Sonne
-durch eine enge Öffnung gegeben.
-</p>
-<p>
-Von den arabischen Gelehrten hat schon <span class="gesperrt">Alkindi</span> (750&ndash;800) den
-Strahlengang für den Fall der Lochkamera untersucht, dann haben der große
-<span class="gesperrt">Ihn al Haitam</span> und sein ebenfalls bedeutender Kommentator <span class="gesperrt">Kamâl al
-Dîn</span> die Theorie ausführlich entwickelt. (<span class="gesperrt">J. Würschmidt</span>, Zeitschr. f. math.
-u. naturwiss. Unters. 1915, 466.)</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_934" id="Footnote_934" href="#FNanchor_934"><span class="label">[934]</span></a> <span class="gesperrt">W. Schmidt</span>, Heron von Alexandrien im 17. Jahrhundert. In den
-Abhandlungen z. Gesch. d. Mathem. 8. Heft (1898). S. 195.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_935" id="Footnote_935" href="#FNanchor_935"><span class="label">[935]</span></a> <span class="gesperrt">Porta</span>, <span lang="la" xml:lang="la">Pneumaticorum libri tres</span>. Neapoli 1601.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_936" id="Footnote_936" href="#FNanchor_936"><span class="label">[936]</span></a> Seine Vorrichtung, mit Hilfe gespannter Dämpfe Wasser zu heben,
-kann noch nicht als Dampfmaschine bezeichnet werden. Außerdem ist es
-zweifelhaft, ob <span class="gesperrt">de Caus</span> ein Franzose oder ein Deutscher war.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_937" id="Footnote_937" href="#FNanchor_937"><span class="label">[937]</span></a> <span class="gesperrt">Gilbert</span>, <span lang="la" xml:lang="la">De magnete</span>. I, 1. Von dem Deutschen <span class="gesperrt">Georg Hartmann</span>
-(1489&ndash;1564) rührt eine noch ältere, aber ganz ungenaue Beobachtung der Inklination
-her (9 Grad anstatt etwa 70 Grad).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_938" id="Footnote_938" href="#FNanchor_938"><span class="label">[938]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">Deliciae physico-mathematicae</span>. Nach dem Tode <span class="gesperrt">Schwenters</span> erschienen.
-Eine Übersetzung rührt von <span class="gesperrt">Harsdörffer</span> her.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_939" id="Footnote_939" href="#FNanchor_939"><span class="label">[939]</span></a> A. a. O. 3. Teil XIX.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_940" id="Footnote_940" href="#FNanchor_940"><span class="label">[940]</span></a> A. a. O. 11. Teil XVIII.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_941" id="Footnote_941" href="#FNanchor_941"><span class="label">[941]</span></a> Dieses Holz hatten Jesuiten in Mexiko kennen gelernt; es wurde Nierenholz
-(<span lang="la" xml:lang="la">lignum nephriticum</span>) genannt, weil man es gegen Nieren- und Blasenkrankheiten
-anwandte.
-</p>
-<p>
-Ausführlicher hat <span class="gesperrt">G. Berthold</span> über die Geschichte der Fluoreszenz in
-<span class="gesperrt">Poggendorffs</span> Annalen der Physik und Chemie, Bd. 158 (1876) S. 620, berichtet.
-Danach rührt die älteste Nachricht über die Fluoreszenz eines Aufgusses
-des <span lang="la" xml:lang="la">lignum nephriticum</span> von <span class="gesperrt">Monardes</span> (16. Jahrh.) her. Auch <span class="gesperrt">Boyle</span>,
-<span class="gesperrt">Grimaldi</span>, <span class="gesperrt">Newton</span> und andere haben sich mit dem Phänomen beschäftigt.
-<span class="gesperrt">Newton</span> hat zuerst den Aufguß in homogenem Lichte untersucht. Eingehender
-geschah dies durch <span class="gesperrt">E. Wünsch</span> (Versuche und Beobachtungen über die Farben.
-Leipzig 1792). Bei <span class="gesperrt">Musschenbroek</span> findet sich die Bemerkung, daß Erdöl
-dieselbe Erscheinung zeige wie der Aufguß des Nierenholzes (<span lang="la" xml:lang="la">Introductio ad
-philos. nat.</span> 1762. Bd. II. S. 739). <span class="gesperrt">Goethe</span> beschrieb sie an dem Aufguß der
-frischen Rinde der Roßkastanie (Nachträge zur Farbenlehre. Nr. 10). Da indessen
-die Erklärung dieser Erscheinung nicht gelang, geriet sie in Vergessenheit,
-bis sie um die Mitte des 19. Jahrhunderts zum Gegenstande sehr eingehender
-Experimentaluntersuchungen gemacht wurde. (Siehe Bd. IV.)</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_942" id="Footnote_942" href="#FNanchor_942"><span class="label">[942]</span></a> Sie soll um 1630 erfolgt sein.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_943" id="Footnote_943" href="#FNanchor_943"><span class="label">[943]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">Wilde</span>, Geschichte der Optik. Bd. I. S. 294.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_944" id="Footnote_944" href="#FNanchor_944"><span class="label">[944]</span></a> Schon im 13. Jahrhundert versuchte der Deutsche <span class="gesperrt">Jordanus Nemorarius</span>,
-mechanische Probleme auf dynamischem Wege zu lösen (<span lang="la" xml:lang="la">Liber Jordani
-Nemorarii de ponderibus</span>. Herausgegeben von <span class="gesperrt">Peter Apian</span>, 1533).
-Näheres siehe <span class="gesperrt">Gerland</span> und <span class="gesperrt">Traumüller</span>, Geschichte der physikalischen Experimentierkunst.
-Leipzig, W. Engelmann. 1899. S. 78 u. f.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_945" id="Footnote_945" href="#FNanchor_945"><span class="label">[945]</span></a> <span class="gesperrt">Tartaglia</span>, <span lang="it" xml:lang="it">Nuova scienza</span> (Venedig 1537).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_946" id="Footnote_946" href="#FNanchor_946"><span class="label">[946]</span></a> Nach <span class="gesperrt">v. Lippmann</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_947" id="Footnote_947" href="#FNanchor_947"><span class="label">[947]</span></a> Dies geschah im Jahre 1423.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_948" id="Footnote_948" href="#FNanchor_948"><span class="label">[948]</span></a> Übrigens betrieb Karl VII. von Frankreich, dem die Engländer den
-Thron zugunsten ihres Königs Heinrich VI. streitig machten, dieselbe Art
-von Falschmünzerei.
-</p>
-<p>
-Siehe auch <span class="gesperrt">H. Schelenz</span>: »Hermes und seine Kunst, Alchemie in England«.
-Pharmazeutische Post. Wien 1902. Nr. 6. Danach wurde im Jahre 1440
-einer englischen Firma sogar das Privileg zur Herstellung von künstlichem
-Gold gegeben. Doch sank dadurch der Wert der englischen Goldmünzen um
-die Hälfte. Nach <span class="gesperrt">v. Lippmann</span> handelte es sich um gefälschte Münzen.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_949" id="Footnote_949" href="#FNanchor_949"><span class="label">[949]</span></a> Es lehrte, sagt <span class="gesperrt">Chamberlain</span> treffend, schärfer beobachten, verdoppelte
-die Erfindungsgabe, flößte die kühnsten Hypothesen ein und schenkte
-endlose Ausdauer und Todesverachtung (<span class="gesperrt">Chamberlain</span>, Grundlagen. S. 756).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_950" id="Footnote_950" href="#FNanchor_950"><span class="label">[950]</span></a> Siehe in <span class="gesperrt">v. Lippmanns</span> Werk »Die Alchemie« (1919) den Abschnitt,
-der von der Alchemie nach 1300 handelt (S. 495 u. f.).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_951" id="Footnote_951" href="#FNanchor_951"><span class="label">[951]</span></a> Vereinzelt selbst bis ins 19. Jahrhundert. So entstand 1894 in Paris
-eine <span lang="fr" xml:lang="fr">Société hermétique</span> und bald darauf eine <span lang="fr" xml:lang="fr">Société alchimique</span>. Fristeten
-diese Regungen ihr Dasein immer wieder durch ihre Verbindung mit Mystik
-und Okkultismus, so erhielten sie neue Nahrung durch die Umwandlungen, die
-man am Radium und den radioaktiven Stoffen entdeckte.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_952" id="Footnote_952" href="#FNanchor_952"><span class="label">[952]</span></a> Besonders die Studien <span class="gesperrt">Sudhoffs</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_953" id="Footnote_953" href="#FNanchor_953"><span class="label">[953]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">F. Strunz</span>, Theophrastus Paracelsus, sein Leben und seine Persönlichkeit.
-Ein Beitrag zur Geistesgeschichte der deutschen Renaissance.
-Leipzig, E. Diederichs. 1903.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_954" id="Footnote_954" href="#FNanchor_954"><span class="label">[954]</span></a> Siehe <span class="gesperrt">E. Sudhoffs</span> Bericht über die neuesten Wertungen <span class="gesperrt">Hohenheims</span>
-in den Mitteil. z. Gesch. d. Medizin u. Naturwiss. 1904. S. 475.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_955" id="Footnote_955" href="#FNanchor_955"><span class="label">[955]</span></a> Im Druck erschien es zuerst 1493 und zuletzt in Basel in fünf Bänden
-1523, also kurz bevor <span class="gesperrt">Paracelsus</span> dort auftrat.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_956" id="Footnote_956" href="#FNanchor_956"><span class="label">[956]</span></a> Voll Selbstbewußtsein sprach er einst das Wort: »Engländer, Franzosen,
-Italiener, ihr mir nach, nicht ich euch!«</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_957" id="Footnote_957" href="#FNanchor_957"><span class="label">[957]</span></a> <span class="gesperrt">Strunz</span> a. a. O.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_958" id="Footnote_958" href="#FNanchor_958"><span class="label">[958]</span></a> Über die Anfänge des Apothekenwesens im frühen Mittelalter siehe
-S. 294 d. Bds.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_959" id="Footnote_959" href="#FNanchor_959"><span class="label">[959]</span></a> Es wurde im Jahre 1505 veröffentlicht. Der Titel lautet: »Ein wolgeordnet
-vñ nutzlich büchlin wie man Bergwerck s&#367;chen und finden sol / von
-allerley Metall / mit seinen figuren / nach gelegenheyt, des gebijrges / artlych
-angezeygt / Mit anhangenden Bercknamen / den anfahenden Bergleuten vast
-dienstlich.« In dem Buch spricht »Daniel der Bergner stendig / zum jungen
-Knappjo«. Einen Abdruck dieses seltenen Werkes hat die »Zeitschrift für
-Bergrecht« in Band XXVI gebracht.
-</p>
-<p>
-Siehe die Besprechung von <span class="gesperrt">O. Vogel</span> in den Mitteilungen z. Gesch. d.
-Medizin u. d. Naturwiss. 1909. S. 299. Ferner <span class="gesperrt">W. Jacobi</span>, Das älteste Lehrbuch
-für den Bergbau. Der Erzbergbau. 1909. Heft 3. S. 52.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_960" id="Footnote_960" href="#FNanchor_960"><span class="label">[960]</span></a> <span class="gesperrt">Beckmann</span>, Geschichte der Erfindungen. Bd. III.
-</p>
-<p>
-Siehe auch <span class="gesperrt">Ranke</span>, Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation.
-Bd. V. S. 348.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_961" id="Footnote_961" href="#FNanchor_961"><span class="label">[961]</span></a> <span class="gesperrt">Agricolas</span> Bergwerksbuch. Übersetzt von <span class="gesperrt">Bechius</span> 1621. Vgl. auch
-<span class="gesperrt">Agricolas</span> mineralogische Schriften, übersetzt und mit Anmerkungen von
-<span class="gesperrt">E. Lehmann</span>. Freiburg 1816. Der Titel des Originalwerkes lautet: De re
-metallica libri XII. 1556. Ein Jahr nach dem Erscheinen von <span class="gesperrt">Agricolas</span>
-»De re metallica« wurde eine deutsche Übersetzung von <span class="gesperrt">Ph. Beck</span> unter dem
-Titel »Vom Bergwerk XII Bücher« herausgegeben. Sie erlebte mehrere Auflagen
-(1580, 1621). Eine neuere deutsche Übersetzung gibt es nicht, wohl
-aber eine vorzügliche englische vom Jahre 1912 (<span class="gesperrt">O. Vogel</span>, Stahl und Eisen.
-Jahrg. 1916. S. 405).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_962" id="Footnote_962" href="#FNanchor_962"><span class="label">[962]</span></a> Vom Marktscheiden, kurzer und gründlicher Unterricht durch <span class="gesperrt">E. Reinhard</span>.
-Erfurt 1574.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_963" id="Footnote_963" href="#FNanchor_963"><span class="label">[963]</span></a> Über die Anregungen, die der Bergbau im Laufe der Kulturgeschichte
-der Naturwissenschaft und der Technik gegeben hat, berichtete <span class="gesperrt">E. Gerland</span>
-im Archiv für Geschichte der Naturwissensch. u. der Technik. Jahrg. 1910.
-S. 301 u. f.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_964" id="Footnote_964" href="#FNanchor_964"><span class="label">[964]</span></a> <span class="gesperrt">Lindner</span>, Gesch. Bd. IV. S. 431.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_965" id="Footnote_965" href="#FNanchor_965"><span class="label">[965]</span></a> Seit 1566.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_966" id="Footnote_966" href="#FNanchor_966"><span class="label">[966]</span></a> Seit 1574.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_967" id="Footnote_967" href="#FNanchor_967"><span class="label">[967]</span></a> <span lang="es" xml:lang="es">Historia natural y moral de las Indias</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_968" id="Footnote_968" href="#FNanchor_968"><span class="label">[968]</span></a> Näheres siehe in den Mitteilungen z. Gesch. d. Med. u. d. Naturwiss.
-Nr. 59. S. 592.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_969" id="Footnote_969" href="#FNanchor_969"><span class="label">[969]</span></a> Diejenigen Stellen der Bibel, welche der Entwicklung der Geologie
-besonders hinderlich waren, lauten nach der Ausgabe von <span class="gesperrt">E. Kautzsch</span>, Die
-Heilige Schrift des Alten Testaments, 1896, S. 1 und S. 750:
-</p>
-<p>
-Da sprach Gott: Es sammle sich das Wasser unterhalb des Himmels an
-einem Ort, so daß das Trockne sichtbar wird. Und so geschah es, und Gott
-nannte das Trockne Erde, die Ansammlung der Gewässer aber nannte er
-Meer. (Die Schöpfung der Welt. Text S. 1.)
-</p>
-<p>
-Ehe die Berge geboren, und die Erde und der Erdkreis &sbquo;hervorgebracht
-wurden&lsquo; und von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du, o Gott. (Text S. 750. Ps. 90.)</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_970" id="Footnote_970" href="#FNanchor_970"><span class="label">[970]</span></a> <span class="gesperrt">Agricola</span>, <span lang="la" xml:lang="la">De ortu et causis subterraneorum. Basileae 1546. Liber
-tertius, p. 36</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_971" id="Footnote_971" href="#FNanchor_971"><span class="label">[971]</span></a> <span lang="en" xml:lang="en">Principles of geology</span>. 11. Aufl. Bd. I. London 1872. S. 27&ndash;28.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_972" id="Footnote_972" href="#FNanchor_972"><span class="label">[972]</span></a> <span class="gesperrt">Georgius Agricola</span>, <span lang="la" xml:lang="la">De natura fossilium</span>. Basel 1546.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_973" id="Footnote_973" href="#FNanchor_973"><span class="label">[973]</span></a> Als Begründer dieser irrigen Ansicht ist <span class="gesperrt">Avicenna</span> (980&ndash;1037) zu
-betrachten. Auch <span class="gesperrt">Albertus Magnus</span> huldigte ihr. Doch meinte er, Tiere
-und Pflanzen könnten auch wohl an solchen Orten zu Stein erhärten, wo eine
-steinmachende Kraft vorhanden sei. (<span class="gesperrt">Zittel</span>, Geschichte d. Geol. u. Paläont.
-1899. S. 15.)</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_974" id="Footnote_974" href="#FNanchor_974"><span class="label">[974]</span></a> <span class="gesperrt">Konrad Gesner</span>, <span lang="la" xml:lang="la">De omni rerum fossilium genere</span>. 1565.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_975" id="Footnote_975" href="#FNanchor_975"><span class="label">[975]</span></a> <span class="gesperrt">Zittel</span>, Geschichte der Geologie und Paläontologie. 1899. S. 18.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_976" id="Footnote_976" href="#FNanchor_976"><span class="label">[976]</span></a> <span class="gesperrt">Palissy</span>, <span lang="fr" xml:lang="fr">Discours admirable de la nature des eaux et fontaines, des
-métaux, des sels et salines, des pierres, des terres, du feu et des émaux.</span>
-Paris 1580. Nach <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span> wird seine Originalität neuerdings stark
-bezweifelt.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_977" id="Footnote_977" href="#FNanchor_977"><span class="label">[977]</span></a> <span class="gesperrt">Zittel</span>, a. a. O. S. 22.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_978" id="Footnote_978" href="#FNanchor_978"><span class="label">[978]</span></a> Nach <span class="gesperrt">Löwenheim</span> stimmen <span class="gesperrt">Palissy</span> und <span class="gesperrt">Cardanus</span> mitunter fast
-wörtlich überein. Siehe S. 74 u. 75.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_979" id="Footnote_979" href="#FNanchor_979"><span class="label">[979]</span></a> Den jüngsten Sohn König <span class="gesperrt">Johanns des Ersten</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_980" id="Footnote_980" href="#FNanchor_980"><span class="label">[980]</span></a> Siehe S. <a href="#Page_p399">399</a>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_981" id="Footnote_981" href="#FNanchor_981"><span class="label">[981]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">Exoticorum libri X</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_982" id="Footnote_982" href="#FNanchor_982"><span class="label">[982]</span></a> <span class="gesperrt">Sprengel</span>, Geschichte der Botanik. Bd. I. S. 352.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_983" id="Footnote_983" href="#FNanchor_983"><span class="label">[983]</span></a> <span class="gesperrt">E. Meyer</span>, Geschichte der Botanik. Bd. IV. S. 290.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_984" id="Footnote_984" href="#FNanchor_984"><span class="label">[984]</span></a> Eine ausführliche Schilderung des Lebenslaufes von <span class="gesperrt">Brunfels</span> und
-seiner Verdienste um die Botanik enthält die Abhandlung von <span class="gesperrt">F. W. E. Roth</span>:
-»Otto Brunfels, 1489&ndash;1534, ein deutscher Botaniker«. Botanische Zeitung
-1901. S. 191 u. f. <span class="gesperrt">Brunfels</span> trat als Kartäusermönch mit den bedeutendsten
-Humanisten, darunter mit <span class="gesperrt">Ulrich von Hutten</span>, in Verbindung. Mit Hilfe
-des letzteren entfloh <span class="gesperrt">Brunfels</span> dem Kloster, um offen als Lutheraner aufzutreten.
-Später wirkte er als Lehrer am Gymnasium in Straßburg. Er starb
-im Jahre 1534, nachdem er einige Jahre vorher die medizinische Doktorwürde
-erworben hatte.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_985" id="Footnote_985" href="#FNanchor_985"><span class="label">[985]</span></a> <span class="gesperrt">S. Killermann</span>, Dürers Pflanzen- und Tierzeichnungen und ihre Bedeutung
-für die Naturgeschichte. Heft 119 der Studien zur deutschen Kunstgeschichte.
-Mit 22 Tafeln. Straßburg 1910.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_986" id="Footnote_986" href="#FNanchor_986"><span class="label">[986]</span></a> <span class="gesperrt">Brunfels</span> lernte, wahrscheinlich im Jahre 1533, die Sammlungen
-<span class="gesperrt">Bocks</span> kennen und veranlaßte ihn zur Herausgabe des Kräuterbuches.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_987" id="Footnote_987" href="#FNanchor_987"><span class="label">[987]</span></a> <span class="gesperrt">Hieronymus Bock</span> (1498&ndash;1554), New Kreuterbuch von Underscheidt,
-Würkung und Namen der Kreuter, so in teutschen Landen wachsen.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_988" id="Footnote_988" href="#FNanchor_988"><span class="label">[988]</span></a> Einige der von <span class="gesperrt">Fuchs</span> zum ersten Male abgebildeten deutschen Arten
-seien hier aufgezählt: <span lang="la" xml:lang="la">Ligustrum vulgare, Salvia pratensis, Hordeum vulgare,
-Avena sativa, Convolvulus arvensis, Lysimachia Nummularia, Cyclamen europaeum,
-Lilium candidum, Paris quadrifolia, Daphne Merzereum, Saponaria
-officinalis, Euphorbia Cyparissias, Prunus spinosa, Clematis Vitalba, Ranunculus
-acris, Digitalis purpurea, Genista tinctoria, Orchis Morio, Equisetum arvense,
-Pteris aquilina</span> usw.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_989" id="Footnote_989" href="#FNanchor_989"><span class="label">[989]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">Dodonaei stirpium historiae pemptades sex sive libri XXX. Antwerpiae,
-ex officina Christophori Plantini, 1583, in fol</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_990" id="Footnote_990" href="#FNanchor_990"><span class="label">[990]</span></a> Von der Einführung amerikanischer Pflanzen handelt <span class="gesperrt">S. Killermann</span>
-in der Naturwiss. Wochenschrift. 1909. S. 193. Danach ist der Mais in der
-ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts nach Europa gekommen. Die <span lang="la" xml:lang="la">Agave americana</span>
-wurde nach <span class="gesperrt">Caesalpin</span> 1561 eingeführt. Weitere Angaben finden sich
-über <span lang="la" xml:lang="la">Nicotiana tabacum, Solanum tuberosum, Capsicum annuum</span> usw.
-</p>
-<p>
-Mitgebracht hat den Mais übrigens schon <span class="gesperrt">Columbus</span>, wie er (nach
-<span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span>) selbst bezeugt.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_991" id="Footnote_991" href="#FNanchor_991"><span class="label">[991]</span></a> <span class="gesperrt">E. Meyer</span>, Geschichte der Botanik. Bd. III. S. 325.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_992" id="Footnote_992" href="#FNanchor_992"><span class="label">[992]</span></a> <span class="gesperrt">Conradi Gesneri</span>, <span lang="la" xml:lang="la">Opera botanica</span>. 2 Bde. Nürnberg 1751&ndash;1771.
-Dieser Nachlaß <span class="gesperrt">Gesners</span> wurde also erst lange nach seinem Tode herausgegeben
-(durch <span class="gesperrt">Schmiedel</span>).</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_993" id="Footnote_993" href="#FNanchor_993"><span class="label">[993]</span></a> <span class="gesperrt">E. Meyer</span>, Geschichte der Botanik. Bd. IV. S. 334.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_994" id="Footnote_994" href="#FNanchor_994"><span class="label">[994]</span></a> Siehe S. <a href="#Page_p337">337</a>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_995" id="Footnote_995" href="#FNanchor_995"><span class="label">[995]</span></a> <span class="gesperrt">A. v. Humboldt</span>, Kosmos. Bd. II. S. 256.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_996" id="Footnote_996" href="#FNanchor_996"><span class="label">[996]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">Pro herbis necessariis artis suae</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_997" id="Footnote_997" href="#FNanchor_997"><span class="label">[997]</span></a> 1540 und 1547.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_998" id="Footnote_998" href="#FNanchor_998"><span class="label">[998]</span></a> <span class="gesperrt">E. Meyer</span>, Geschichte der Botanik. Bd. IV. S. 270.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_999" id="Footnote_999" href="#FNanchor_999"><span class="label">[999]</span></a> <span class="gesperrt">H. Schelenz</span>, Über Kräutersammlungen und das älteste deutsche
-Herbarium. Verhandlungen der Versammlung deutscher Naturforscher und
-Ärzte. 1906. II. 2.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_1000" id="Footnote_1000" href="#FNanchor_1000"><span class="label">[1000]</span></a> L. <span class="gesperrt">Ranke</span>, Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. 5. Bd.
-4. Aufl. S. 346.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_1001" id="Footnote_1001" href="#FNanchor_1001"><span class="label">[1001]</span></a> <span class="gesperrt">Conradi Gesneri</span>, <span lang="la" xml:lang="la">Historiae animalium libri, opus philosophis, medicis,
-grammaticis, philologis, poetis et omnibus rerum linguarumque variarum
-studiosis utilissimum simul jucundissimumque</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_1002" id="Footnote_1002" href="#FNanchor_1002"><span class="label">[1002]</span></a> <span class="gesperrt">Ulisse Aldrovandi</span> wurde 1522 in Bologna geboren. Er gründete
-dort 1567 einen botanischen Garten. Sein Nachfolger in der Leitung dieses
-Gartens war der Botaniker <span class="gesperrt">Caesalpin</span>. <span class="gesperrt">Aldrovandi</span>, Opera omnia. 13 Bde.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_1003" id="Footnote_1003" href="#FNanchor_1003"><span class="label">[1003]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">De differentiis animalium</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_1004" id="Footnote_1004" href="#FNanchor_1004"><span class="label">[1004]</span></a> Nach <span class="gesperrt">Dantes</span> Inferno ruht Friedrich II. in einem feurigen Grabe.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_1005" id="Footnote_1005" href="#FNanchor_1005"><span class="label">[1005]</span></a> Siehe S. <a href="#Page_p313">313</a>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_1006" id="Footnote_1006" href="#FNanchor_1006"><span class="label">[1006]</span></a> <span class="gesperrt">Eustachio</span> lieferte unter anderem eine genaue Untersuchung des
-Gehörorgans und entdeckte dabei den Steigbügel (um 1546). Hammer und
-Amboß waren schon früher aufgefunden (um 1480). <span class="gesperrt">Haeser</span>, Geschichte der
-Medizin. Bd. II. S. 61.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_1007" id="Footnote_1007" href="#FNanchor_1007"><span class="label">[1007]</span></a> <span class="gesperrt">L. v. Ranke</span>, Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation.
-Bd. V. S. 345.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_1008" id="Footnote_1008" href="#FNanchor_1008"><span class="label">[1008]</span></a> Namens <span class="gesperrt">Johann Stephan von Calcar</span>. Jedoch ist dessen Autorschaft
-nicht sichergestellt. Siehe Mitteilungen z. Geschichte d. Medizin u. d.
-Naturwiss. 1903. S. 282.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_1009" id="Footnote_1009" href="#FNanchor_1009"><span class="label">[1009]</span></a> <span class="gesperrt">Sprengel</span>, Geschichte der Arzneikunde. Bd. III. § 46&ndash;78.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_1010" id="Footnote_1010" href="#FNanchor_1010"><span class="label">[1010]</span></a> <span class="gesperrt">Wunderlich</span>, Geschichte der Medizin. Stuttgart 1859. S. 70.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_1011" id="Footnote_1011" href="#FNanchor_1011"><span class="label">[1011]</span></a> <span lang="la" xml:lang="la">De humani corporis fabrica libri</span> VII. Basel 1543.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_1012" id="Footnote_1012" href="#FNanchor_1012"><span class="label">[1012]</span></a> <span class="gesperrt">Wunderlich</span>, Geschichte der Medizin. Stuttgart 1859.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_1013" id="Footnote_1013" href="#FNanchor_1013"><span class="label">[1013]</span></a> <span class="gesperrt">Fabricio ab Aquapendente</span> (1537&ndash;1619), <span lang="la" xml:lang="la">De formatione ovi</span>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_1014" id="Footnote_1014" href="#FNanchor_1014"><span class="label">[1014]</span></a> Zum Beispiel, daß die Herzscheidewand, durch die <span class="gesperrt">Galen</span> das Blut
-aus dem rechten in den linken Ventrikel hindurchtreten ließ, undurchdringlich
-ist.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Footnote_1015" id="Footnote_1015" href="#FNanchor_1015"><span class="label">[1015]</span></a> Sie rühren zum größten Teile von <span class="gesperrt">E. Wiedemann</span> (Wi), <span class="gesperrt">E. v. Lippmann</span>
-(Li) und <span class="gesperrt">J. Würschmidt</span> (Wü) her.</p>
-
-
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p485" id="Page_p485">[Pg p485]</a></span></p></div></div>
-
-
-
-
-<h2>Einige Auszüge aus den Besprechungen der ersten
-Auflage.</h2>
-
-
-<p>Des Verfassers Grundriß einer Geschichte der Naturwissenschaften hat
-in zweiter Auflage <span class="gesperrt">G. W. A. Kahlbaum</span> (I, 160 und III, 75) in anerkennendster
-Weise besprochen und zugleich die Gefühle ausgesprochen, die angesichts
-der Erfolge dieses Werkes jeden Historiker der Naturwissenschaften beseelen
-müssen. Aus den gleichen Gründen begrüßen wir es heute freudigst, daß
-unser Gesellschaftsmitglied und Mitarbeiter den zweiten Teil dieses Buches
-zu einem vierbändigen Werke ausgestalten will und davon bereits den ersten
-Band vorzulegen vermag.</p>
-
-<p class="adsr">(H. Stadler in den Mitteilungen zur Geschichte der Medizin
-und der Naturwissenschaften, Bd. X, 2. Heft.)</p>
-
-
-<p class="p2">Der soeben erschienene 2. Band dieses großen Werkes behandelt die Zeit
-von Galilei bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts, also jene Epoche, in welcher
-die Grundlagen der neueren Naturwissenschaften gelegt wurden. Auch in
-diesem Bande hat sich der Verfasser mit Erfolg bemüht, eine Darstellung zu
-schaffen, die nicht nur dem Historiker dient, sondern für jeden anregend ist,
-der sich überhaupt für die Naturwissenschaften interessiert.</p>
-
-
-<p class="adsr">(Kölnische Zeitung, 20. Februar 1911.)</p>
-
-
-<p class="p2">Ähnlich wie <span class="gesperrt">Cantors</span> Vorlesungen über Geschichte der Mathematik ein
-»standard work« allerersten Ranges bleiben werden, so wird auch <span class="gesperrt">Dannemanns</span>
-Werk von bleibendem Wert sein, das für den Geschichtsforscher wie
-für den Mediziner, für den Lehrer wie für den Techniker großen Nutzen haben
-und dessen Lektüre für jeden, der sich für die Naturwissenschaften interessiert,
-eine Quelle hohen Genusses bilden wird.</p>
-
-<p class="adsr">(Monatsschrift für höhere Schulen, 1911, 6. Heft.)</p>
-
-<p class="p2">Man weiß nicht, was man mehr bewundern soll, die überraschende Belesenheit
-des Autors oder seine Gabe, selbst die schwierigsten Probleme wissenschaftlicher
-Forschung nicht nur dem Kenner, sondern auch dem interessierten
-Laien leichtfaßlich in ernst-vornehmer Form vorzutragen.</p>
-
-<p class="adsr">(Pharmazeutische Zeitung, 1911, Nr. 13.)</p>
-
-
-<p class="p2">Besonders dankenswert erscheint, wie <span class="gesperrt">Dannemann</span> in allen diesen
-Wissenschaften die verbindenden großen Gedanken herauszuschälen weiß, die
-im hohen Maße geeignet sind, die Vertreter der einzelnen naturwissenschaftlichen
-Disziplinen vor Einseitigkeit zu bewahren.</p>
-
-<p class="adsr">(Ärztliche Rundschau, 1910, XX. Jahrgang, Nr. 47.)</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p486" id="Page_p486">[Pg p486]</a></span></p>
-
-
-<p class="p2">Dem Techniker, dem Lehrer, dem Arzte, jedem, der sich lebhafter für
-Naturwissenschaften interessiert, vor allem also auch unseren Studierenden,
-dürfte das Buch eine unerschöpfliche Quelle des Genusses und der Anregung
-sein. Einen ganz besonderen Wert besitzt das Werk dadurch, daß es gewissermaßen
-den Rahmen für <span class="gesperrt">Ostwalds</span> Klassiker der exakten Wissenschaften
-abgibt und so die Beziehungen aufweist, durch welche die einzelnen Gebiete
-sich gegenseitig beeinflußt haben.</p>
-
-<p>Für die Hebung der Kultur unseres Volkes kann dieses Buch, das die
-Wissenschaft und ihre Erfolge als etwas Werdendes vorstellt, von größtem
-Nutzen sein, da es die Erfolge fortschrittlichen Denkens gegenüber den
-Schwächen dogmatischer Gesinnung aufs deutlichste vergegenwärtigt.</p>
-
-<p class="adsr">(Prometheus, 26. November 1910, XXII. Jahrgang.)</p>
-
-
-<p class="p2"><span lang="fr" xml:lang="fr">L'ouvrage me paraît excellent; il a d'ailleurs une qualité inappréciable;
-c'est de n'avoir pas d'équivalent.</span></p>
-
-<p class="adsr">(<span lang="fr" xml:lang="fr">Revue générale des Sciences</span>. Paris 15. III. 1912.)</p>
-
-
-<p class="p2">Das Gesamtwerk, dessen Inhalt durch gute Register und Literaturverzeichnisse
-übersichtlich zusammengehalten wird, liegt nun, auch in äußerlich
-schönem Gewande, vollständig vor; es gehört fraglos zu den <span class="gesperrt">besten, bestgeschriebenen,
-originellsten und nutzbringendsten der neueren
-naturwissenschaftlichen Literatur</span> und ist mehr als jedes andere geeignet,
-den immer unheilvoller hervortretenden Folgen der völligen Zersplitterung
-unter den Naturforschern abzuhelfen und deren allgemeine Fortbildung
-wieder zu heben. Es gereicht dem Verfasser zur Ehre, nicht minder aber
-auch der ganzen deutschen Literatur.</p>
-
-<p class="adsr">(Prof. Dr. <span class="gesperrt">E. O. von Lippmann</span> in der Chemiker-Zeitung 1913.)</p>
-
-
-<p class="p2">Seit Jahren empfehle ich meinen Hörern in der einführenden Vorlesung
-über experimentelle Chemie das <span class="gesperrt">Dannemann</span>sche ausgezeichnete, noch nicht
-nach Gebühr verbreitete Werk »Die Naturwissenschaften in ihrer Entwicklung
-und in ihrem Zusammenhange«.</p>
-
-<p class="adsr">(Dr. <span class="gesperrt">A. Stock</span>, Prof. a. d. Univ. Berlin und am Kaiser-Wilh.-Inst.
-Dahlem, in d. Monatsschrift f. d. chem. u. biol. Unterr. 1920.)</p>
-
-<hr class="hr45" />
-
-<p class="p4 small center">Druck von Breitkopf &amp; Härtel in Leipzig.</p>
-
-
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p487" id="Page_p487">[Pg p487]</a></span></p>
-
-
-<p class="center large p4">Von dem Verfasser erschienen ferner:</p>
-
-<p><span class="large bold">Leitfaden für die Übungen im chemischen Unterricht
-der oberen Klassen höherer Lehranstalten.</span> 6. Aufl. B. G. Teubner, Leipzig 1920.</p>
-
-<hr class="hr45" />
-
-<p><span class="large bold">Aus der Werkstatt großer Forscher.</span> 430 Seiten.
-3. Aufl. Leipzig 1908. Wilhelm Engelmann.</p>
-
-<p class="center">Gebunden M. 9.&ndash; und 50% V.-T.-Z.</p>
-
-<p class="small">»Es sei jeder, der sich bisher noch nicht mit diesem vortrefflichen
-Werke bekannt gemacht hat, darauf hingewiesen, die sehr wertvolle
-Bekanntschaft nicht länger hinauszuschieben.«</p>
-
-<p class="adsr small">(Prof. Dr. <b>Wilh. Ostwald</b>.)</p>
-
-<hr class="hr45" />
-
-<p><span class="large bold">Der naturwissenschaftliche Unterricht auf
-praktisch-heuristischer Grundlage.</span> Hannover
-1907. Hahnsche Buchhandlung. Geh. M. 6.&ndash;, geb. M. 6.80.</p>
-
-<p class="small">»Das Werk entwickelt in recht überzeugender Weise die Bedeutung
-und die Grundzüge des praktisch-heuristischen Verfahrens.
-&ndash; Der Arbeit kann das Verdienst nicht vorenthalten werden, mit
-Gründlichkeit und Energie für eine gute Sache eingetreten zu sein.«</p>
-
-<p class="adsr small">(<b>J. Norrenberg</b>,
-in der <b>Zeitschrift für lateinloses Schulwesen 1908</b>.)</p>
-
-<hr class="hr45" />
-
-
-<p><span class="large bold">Naturlehre für höhere Lehranstalten, auf
-Schülerübungen gegründet.</span> Hannover 1908. Hahnsche
-Buchhandlung.</p>
-
-<p class="small">»Der Verfasser hat so alle Momente vereinigt, die zur Erteilung
-eines zeitgemäßen Unterrichts von Belang sind und zwar
-so, daß zu dem neuen Plane ein Übergang von dem bestehenden
-her möglich ist.«</p>
-
-<p class="adsr small">(<b>Deutsche Literaturzeitung. 1909, Nr. 5.</b>)</p>
-
-<hr class="hr45" />
-
-<p><span class="large bold">Handbuch für den physikalischen Unterricht.</span>
-J. Beltz, Langensalza 1919.</p>
-
-<p class="small">»Was in diesem Buche gesagt wird, faßt alle lebenskräftigen
-Reformgedanken der letzten Jahre in geschickter Weise zusammen.«</p>
-
-<p class="adsr small">(<b>R. Winderlich</b>,
-i. d. <b>Ztschr. f. d. math. u. naturw. Unterr.</b>)</p>
-
-
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Page_p488" id="Page_p488">[Pg p488]</a></span></p>
-
-
-
-
-<p class="center p4">VERLAG VON WILHELM ENGELMANN IN LEIPZIG</p>
-
-
-<p class="p2"><span class="large bold">Geschichte der physikalischen Experimentierkunst</span>
-von Prof. Dr. <b>E. Gerland</b> und Prof. Dr. <b>F. Traumüller</b>. Mit 425 Abbildungen zum größten Teil in Wiedergabe nach
-den Originalwerken. (XVI und 442 Seiten, gr. 8.)</p>
-
-<p class="center">
-Geheftet M. 14.&ndash;. &emsp;In Halbfranz gebunden M. 17.&ndash;.
-</p>
-
-<p class="underline smaller">Aus den Besprechungen:</p>
-
-<p class="small">»Das treffliche Buch darf weder in der Bibliothek einer mittleren
-oder höheren Lehranstalt, noch in der eines Experimentalphysikers
-fehlen.«</p>
-
-
-<p class="adsr small">(Monatshefte f. Mathematik und Physik. 1900. Heft 1.)</p>
-
-<p class="small">»Eine eingehende Kenntnis der Geschichte der Physik läßt den
-Lehrer erst den wahren Wert der einzelnen Tatsachen, Begriffe
-und Theorien erkennen, liefert ihm überaus dankbare Mittel, den
-Unterricht kräftig zu beleben, und macht ihn auf die Schwierigkeiten
-aufmerksam, die der menschliche Geist bei dem ersten Eindringen
-in die einzelnen Gebiete der Physik zu überwältigen hat.
-Das vorliegende Werk erschließt in trefflicher Weise ein neues
-und wichtiges Gebiet der Geschichte der Physik; es darf in der
-Hausbibliothek keines Lehrers fehlen, dem sein Unterricht und
-die ihm anvertraute wissensdurstige Jugend am Herzen liegt.«</p>
-
-<p class="adsr small">(<b>Hahn-Machenheimer,
-Zeitschr. f. d. physik. u. chem. Unterricht. März 1900. Heft 2.</b>)</p>
-
-<hr class="hr45" />
-
-<p><span class="large bold">Zur Geschichte der astronomischen Meßwerkzeuge</span>
-von Purbach bis Reichenbach 1450&ndash;1830
-von <b>Joh. A. Repsold</b>. 1. Band. Mit 171 Abbildungen (VIII
-und 132 Seiten gr. 8). M. 16.&ndash;.</p>
-
-<p class="underline smaller">Aus den Besprechungen:</p>
-
-<p class="small">»Das Buch, das sich überall als eine reiche Quelle der Belehrung
-über die Zweckdienlichkeit und die sachgemäße Verwendung
-der Instrumente, sowie über die Vorteile und Nachteile der einzelnen
-Konstruktionen darbietet, wird gewiß nicht verfehlen einen
-dauernden, großen Nutzen für die Wissenschaft zu stiften.«</p>
-
-<p class="adsr small">(<b>Astronomische Nachrichten, Bd. 177, Nr. 6.</b>)</p>
-
-<p class="small">»Ein höchst interessantes, lehrreiches Werk ist es, das der Verfasser,
-der wie kein anderer dazu berufen war, es zu schreiben,
-den Mechanikern und Astronomen darbietet.«</p>
-
-<p class="small adsr">(<b>Zeitschrift für Instrumentenkunde. XXVIII. Jahrg., Sept. 1908.</b>)</p>
-
-
-<p class="small p2 center">Auf vorstehende Preise 50% Verleger-Teuerungszuschlag.</p>
-
-
-<div class="tnote p2">
-<p class="bold">Bei der Transkription vorgenommene Änderungen und weitere Anmerkungen:</p>
-
-<p>In der Legende zu <a href="#fig5">Abb. 5</a>: in "Ste = Steinbock;" das "e" ergänzt (da Abkürzung so im Bild enthalten).</p>
-
-<p>In "Die Art, wie die Ägypter Eisen herstellten, ist aus vorstehender
-Abbildung ersichtlich" stand "darstellten" statt "herstellten".</p>
-
-<p>Statt Boncompagni stand Boncampagni.</p>
-
-<p>in "woher das in den Pseudo-<span class="gesperrt">Geber</span>schen Schriften
-enthaltene Wissen stammt, das uns in ihnen gegen das Ende des
-13. Jahrhunderts »in völliger Vollendung und demnach als das
-Ergebnis einer längeren Entwicklung« entgegentritt": « hinter "entgegentritt" entfernt.</p>
-
-<p>In "Nur durch die Mathematik
-können wir zur vollen Wahrheit gelangen": "zur" war "zu".</p>
-
-<p>In "die Renaissance »als das Resultat und die feinste Blüte des Mittelalters«
-zu bezeichnen": « nach "Mittelalters" hinzugefügt.</p>
-
-<p>In "Von anderer Seite wird bestritten, daß die alten Babylonier schon das
-Gewicht aus dem Längenmaß abgeleitet hätten" stand "Zeit" statt "Seite".</p>
-
-<p>In "König <span class="gesperrt">Attalos</span> von Pergamon, so erzählt uns
-<span class="gesperrt">Plutarch</span>[1016], baute giftige Gewächse an": "an" hinzugefügt.</p>
-
-<p>In "Eine Ausgabe mit lateinischer Übersetzung gab <span class="gesperrt">Fr. Hultsch</span> heraus.
-Berlin 1875&ndash;1878" stand als Enddatum 1875 statt 1878.</p>
-
-<p>In "Die Stellung, welche die Araber diesen
-Werken gegenüber einnahmen," Komma hinter "Araber" entfernt.</p>
-
-<p>In "Man
-fand die Länge des Grades gleich 56
-und bei einer zweiten Messung gleich
-56<sup>2</sup>/<sub>3</sub> arabischen Meilen[1017] oder gleich
-etwa 113040 m, woraus sich der Erdumfang
-zu 40700 km berechnet." stand bei der letzten Angabe "m" statt "km", was aber nicht zur dargestellten Berechnung passt.</p>
-
-<p>In "Die
-neue astronomische Ansicht, die sich ihm und den Aufgeklärten
-unter seinen Zeitgenossen eröffnete, hat er im Sinne der »Schönheitsherrlichkeit
-der Welt« verwertet" fehlte das beendende Anführungszeichen, ergänzt hinter "Welt".</p>
-
-<p>Fußnote 772: Seitenzahl im Original nicht lesbar.</p>
-
-<p>Anführungszeichen eingefügt vor: "Der
-G nächste Träger bei A ist das Bewegte, der andere Träger bei
-B ist das Bewegende.", um Zitat zu vervollständigen.</p>
-
-<p>Anführungszeichen eingefügt vor: "Man lasse durch eine
-kleine Öffnung (Abb. 58,
-M) das Bild eines beleuchteten
-Gegenstandes
-in ein dunkles Zimmer
-treten.", um Zitat zu vervollständigen.</p>
-</div>
-
-
-
-
-
-
-
-
-<pre>
-
-
-
-
-
-End of the Project Gutenberg EBook of Die Naturwissenschaften in ihrer
-Entwicklung und in ihrem Zusammenhange, by Friedrich Dannemann
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-*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE NATURWISSENSCHAFTEN IN ***
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-Section 2. Information about the Mission of Project Gutenberg-tm
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-Project Gutenberg-tm is synonymous with the free distribution of
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-exists because of the efforts of hundreds of volunteers and donations
-from people in all walks of life.
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-Volunteers and financial support to provide volunteers with the
-assistance they need are critical to reaching Project Gutenberg-tm's
-goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will
-remain freely available for generations to come. In 2001, the Project
-Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure
-and permanent future for Project Gutenberg-tm and future
-generations. To learn more about the Project Gutenberg Literary
-Archive Foundation and how your efforts and donations can help, see
-Sections 3 and 4 and the Foundation information page at
-www.gutenberg.org
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-Section 3. Information about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation
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-The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit
-501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the
-state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal
-Revenue Service. The Foundation's EIN or federal tax identification
-number is 64-6221541. Contributions to the Project Gutenberg Literary
-Archive Foundation are tax deductible to the full extent permitted by
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-The Foundation's principal office is in Fairbanks, Alaska, with the
-mailing address: PO Box 750175, Fairbanks, AK 99775, but its
-volunteers and employees are scattered throughout numerous
-locations. Its business office is located at 809 North 1500 West, Salt
-Lake City, UT 84116, (801) 596-1887. Email contact links and up to
-date contact information can be found at the Foundation's web site and
-official page at www.gutenberg.org/contact
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-For additional contact information:
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- Dr. Gregory B. Newby
- Chief Executive and Director
- gbnewby@pglaf.org
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-Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg
-Literary Archive Foundation
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-Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide
-spread public support and donations to carry out its mission of
-increasing the number of public domain and licensed works that can be
-freely distributed in machine readable form accessible by the widest
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-International donations are gratefully accepted, but we cannot make
-any statements concerning tax treatment of donations received from
-outside the United States. U.S. laws alone swamp our small staff.
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-Please check the Project Gutenberg Web pages for current donation
-methods and addresses. Donations are accepted in a number of other
-ways including checks, online payments and credit card donations. To
-donate, please visit: www.gutenberg.org/donate
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-Section 5. General Information About Project Gutenberg-tm electronic works.
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-Professor Michael S. Hart was the originator of the Project
-Gutenberg-tm concept of a library of electronic works that could be
-freely shared with anyone. For forty years, he produced and
-distributed Project Gutenberg-tm eBooks with only a loose network of
-volunteer support.
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-Project Gutenberg-tm eBooks are often created from several printed
-editions, all of which are confirmed as not protected by copyright in
-the U.S. unless a copyright notice is included. Thus, we do not
-necessarily keep eBooks in compliance with any particular paper
-edition.
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-Most people start at our Web site which has the main PG search
-facility: www.gutenberg.org
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-This Web site includes information about Project Gutenberg-tm,
-including how to make donations to the Project Gutenberg Literary
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