summaryrefslogtreecommitdiff
path: root/old
diff options
context:
space:
mode:
authorRoger Frank <rfrank@pglaf.org>2025-10-15 05:25:20 -0700
committerRoger Frank <rfrank@pglaf.org>2025-10-15 05:25:20 -0700
commit69757bb6d3e87422dd1eadbbcd8bfbd75dd702b9 (patch)
treefb5c3eaa14fd9075428704e601b48508e06421b5 /old
initial commit of ebook 5322HEADmain
Diffstat (limited to 'old')
-rw-r--r--old/7woyz10.txt1536
-rw-r--r--old/7woyz10.zipbin0 -> 23485 bytes
2 files changed, 1536 insertions, 0 deletions
diff --git a/old/7woyz10.txt b/old/7woyz10.txt
new file mode 100644
index 0000000..893be24
--- /dev/null
+++ b/old/7woyz10.txt
@@ -0,0 +1,1536 @@
+The Project Gutenberg EBook of Woyzeck, by Georg Buchner
+(#2 in our series by Georg Buchner)
+
+Copyright laws are changing all over the world. Be sure to check the
+copyright laws for your country before downloading or redistributing
+this or any other Project Gutenberg eBook.
+
+This header should be the first thing seen when viewing this Project
+Gutenberg file. Please do not remove it. Do not change or edit the
+header without written permission.
+
+Please read the "legal small print," and other information about the
+eBook and Project Gutenberg at the bottom of this file. Included is
+important information about your specific rights and restrictions in
+how the file may be used. You can also find out about how to make a
+donation to Project Gutenberg, and how to get involved.
+
+
+**Welcome To The World of Free Plain Vanilla Electronic Texts**
+
+**eBooks Readable By Both Humans and By Computers, Since 1971**
+
+*****These eBooks Were Prepared By Thousands of Volunteers!*****
+
+
+Title: Woyzeck
+
+Author: Georg Buchner
+
+Release Date: March, 2004 [EBook #5322]
+[Yes, we are more than one year ahead of schedule]
+[This file was first posted on July 1, 2002]
+[Most recently updated August 4, 2002]
+
+Edition: 10
+
+Language: German
+
+Character set encoding: ASCII
+
+*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK, WOYZECK ***
+
+
+
+
+This eBook was prepared by Gunther Olesch from a Project Gutenberg of DE
+source file created by Erik Pischel.
+
+
+
+Woyzeck
+
+Georg Buechner
+
+
+
+Vorbemerkung
+
+Dieses Stueck ist ein Fragment. Es gibt keine einzig richtige
+Reihenfolge der einzelnen Szenen, denn sie sind weder nummeriert noch
+in Akte aufgeteilt.
+
+Die hier vorliegende Reihenfolge stimmt mit der Verfilmung mit
+Klaus Kinski in der Hauptrolle ueberein, vom Ende vielleicht einmal
+abgesehen.
+
+Das Stueck spielt in Darmstadt, die Figuren sprechen groesstenteils
+in dortigem Dialekt. Deshalb haben im Hochdeutschen grammatikalisch
+falsche Konstruktionen hier seine Richtigkeit.
+
+
+
+
+Personen
+
+Woyzeck
+Marie
+Hauptmann
+Doktor
+Tamboumajour
+Unteroffizier
+Andres
+Margret
+Budenbesitzer
+Marktschreier
+Alter Mann mit Leierkasten
+Jude
+Wirt
+Erster Handwerksbursch
+Zweiter Handwerksbursch
+Kaethe
+Narr Karl
+Grossmutter
+Erstes, zweites, drittes Kind
+erste, zweite Person
+Polizeikommissar
+
+Soldaten. Studenten. Burschen und Maedchen
+Kinder. Volk
+
+
+
+Woyzeck
+
+ Beim Hauptmann
+
+[Hauptmann auf dem Stuhl, Woyzeck rasiert ihn.]
+
+HAUPTMANN: Langsam, Woyzeck, langsam; eins nach dem andern! Er macht
+mir ganz schwindlig. Was soll ich dann mit den 10 Minuten anfangen,
+die Er heut zu frueh fertig wird? Woyzeck, bedenk Er, Er hat
+noch seine schoenen dreissig Jahr zu leben, dreissig Jahr! Macht
+dreihundertsechzig Monate! und Tage! Stunden! Minuten! Was will Er
+denn mit der ungeheuren Zeit all anfangen? Teil Er sich ein, Woyzeck!
+
+WOYZECK: Jawohl, Herr Hauptmann.
+
+HAUPTMANN: Es wird mir ganz angst um die Welt, wenn ich an die
+Ewigkeit denke. Beschaeftigung, Woyzeck, Beschaeftigung! Ewig: das ist
+ewig, das ist ewig - das siehst du ein; nur ist es aber wieder nicht
+ewig, und das ist ein Augenblick, ja ein Augenblick - Woyzeck, es
+schaudert mich, wenn ich denke, dass sich die Welt in einem Tag
+herumdreht. Was 'n Zeitverschwendung! Wo soll das hinaus? Woyzeck, ich
+kann kein Muehlrad mehr sehen, oder ich werd melancholisch.
+
+WOYZECK: Jawohl, Herr Hauptmann.
+
+HAUPTMANN: Woyzeck, Er sieht immer so verhetzt aus! Ein guter Mensch
+tut das nicht, ein guter Mensch, der sein gutes Gewissen hat. - Red er
+doch was Woyzeck! Was ist heut fuer Wetter?
+
+WOYZECK: Schlimm, Herr Hauptmann, schlimm: Wind!
+
+HAUPTMANN: Ich spuer's schon. 's ist so was Geschwindes draussen: so
+ein Wind macht mir den Effekt wie eine Maus. - [Pfiffig:] Ich glaub',
+wir haben so was aus Sued-Nord?
+
+WOYZECK: Jawohl, Herr Hauptmann.
+
+HAUPTMANN: Ha, ha ha! Sued-Nord! Ha, ha, ha! Oh, Er ist dumm, ganz
+abscheulich dumm! - [Geruehrt:] Woyzeck, Er ist ein guter Mensch
+--aber-- [Mit Wuerde:] Woyzeck, Er hat keine Moral! Moral, das ist,
+wenn man moralisch ist, versteht Er. Es ist ein gutes Wort. Er hat
+ein Kind ohne den Segen der Kirche, wie unser hocherwuerdiger Herr
+Garnisionsprediger sagt - ohne den Segen der Kirche, es ist ist nicht
+von mir.
+
+WOYZECK: Herr Hauptmann, der liebe Gott wird den armen Wurm nicht drum
+ansehen, ob das Amen drueber gesagt ist, eh er gemacht wurde. Der Herr
+sprach: Lasset die Kleinen zu mir kommen.
+
+HAUPTMANN: Was sagt Er da? Was ist das fuer eine kuriose Antwort? Er
+macht mich ganz konfus mit seiner Antwort. Wenn ich sag': Er, so mein'
+ich Ihn, Ihn -
+
+WOYZECK: Wir arme Leut - Sehn Sie, Herr Hauptmann: Geld, Geld! Wer
+kein Geld hat - Da setz einmal eines seinesgleichen auf die Moral
+in der Welt! Man hat auch sein Fleisch und Blut. Unsereins ist doch
+einmal unselig in der und der andern Welt. Ich glaub', wenn wir in
+Himmel kaemen, so muessten wir donnern helfen.
+
+HAUPTMANN: Woyzeck, Er hat keine Tugend! Er ist kein tugendhafter
+Mensch! Fleisch und Blut? Wenn ich am Fenster lieg', wenn's geregnet
+hat, und den weissen Struempfen nachseh', wie sie ueber die Gassen
+springen - verdammt, Woyzeck, da kommt mir die Liebe! Ich hab' auch
+Fleisch und Blut. Aber, Woyzeck, die Tugend! Die Tugend! Wie sollte
+ich dann die Zeit rumbringen? Ich sag' mir immer: du bist ein
+tugendhafter Mensch - [geruehrt:] -, ein guter Mensch, ein guter
+Mensch.
+
+WOYZECK: Ja, Herr Hauptmann, die Tugend - ich hab's noch nit so aus.
+Sehn Sie: wir gemeine Leut, das hat keine Tugend, es kommt nur so
+die Natur; aber wenn ich ein Herr waer und haett' ein' Hut und eine
+Uhr und eine Anglaise und koennt' vornehm rede, ich wollt' schon
+tugendhaft sein. Es muss was Schoenes sein um die Tugend, Herr
+Hauptmann. Aber ich bin ein armer Kerl!
+
+HAUPTMANN: Gut, Woyzeck. Du bist ein guter Mensch, ein guter Mensch.
+Aber du denkst zuviel, das zehrt; du siehst immer so verhetzt aus. -
+Der Diskurs hat mich ganz angegriffen. Geh jetzt, und renn nicht so;
+langsam, huebsch langsam die Strasse hinunter!
+
+
+
+ Freies Feld, die Stadt in der Ferne
+
+[Woyzeck und Andres schneiden Stecken im Gebuesch. Andres pfeift.]
+
+WOYZECK: Ja, Andres, der Platz ist verflucht. Siehst Du den lichten
+Streif da ueber das Gras hin, wo die Schwaemme so nachwachsen? Da
+rollt abends der Kopf. Es hob ihn einmal einer auf, er meint', es waer
+ein Igel: drei Tag und drei Naecht, er lag auf den Hobelspaenen. -
+[Leise:] Andres, das waren die Freimaurer! Ich hab's, die Freimaurer!
+
+ANDRES [singt]:
+ Sassen dort zwei Hasen,
+ frassen ab das gruene, gruene Gras...
+
+WOYZECK: Still: Hoerst du's, Andres? Hoerst du's? Es geht was!
+
+ANDRES:
+ Frassen ab das gruene, gruene Gras...
+ bis auf den gruenen Rasen.
+
+WOYZECK: Es geht hinter mir, unter mir. - [Stampft auf den Boden:]
+Hohl, hoerst Du? Alles hohl da unten! Die Freimaurer!
+
+ANDRES: Ich fuercht' mich.
+
+WOYZECK: 's ist so kurios still. Man moecht' den Atem halten. -
+Andres!
+
+ANDRES: Was?
+
+WOYZECK: Red was! - [Starrt in die Gegend.] - Andres, wie hell! Ueber
+der Stadt is alles Glut! Ein Feuer faehrt um den Himmel und ein Getoes
+herunter wie Posaunen. Wie's heraufzieht! - Fort! Sieh nicht hinter
+dich! - [Reisst ihn ins Gebuesch.]
+
+ANDRES [nach einer Pause]: Woyzeck, hoerst du's noch?
+
+WOYZECK: Still, alles still, als waer' die Welt tot.
+
+ANDRES: Hoerst du? Sie trommeln drin. Wir muessen fort!
+
+
+
+ Die Stadt
+
+[Marie mit ihrem Kind am Fenster. Margret. Der Zapfenstreich geht
+vorbei, der Tambourmajor voran.]
+
+MARIE [das Kind wippend auf dem Arm]: He, Bub! Sa ra ra ra! Hoerst? Da
+kommen Sie!
+
+MARGRET: Was ein Mann, wie ein Baum!
+
+MARIE: Er steht auf seinen Fuessen wie ein Loew.
+
+[Tambourmajor gruesst.]
+
+MARGRET: Ei, was freundliche Auge, Frau Nachbarin! So was is man an
+ihr nit gewoehnt.
+
+MARIE [singt]: Soldaten, das sind schoene Bursch ...
+
+MARGRET: Ihre Auge glaenze ja noch -
+
+MARIE: Und wenn! Trag Sie Ihr Aug zum Jud, und lass Sie sie putze;
+vielleicht glaenze sie noch, dass man sie fuer zwei Knoepfe verkaufen
+koennt.
+
+MARGRET: Was, Sie? Sie? Frau Jungfer! Ich bin eine honette Person,
+aber Sie, es weiss jeder, Sie guckt sieben Paar lederne Hose durch!
+
+MARIE: Luder! - [Schlaegt das Fenster durch.] - Komm, mei Bub! Was die
+Leute wolle. Bist doch nur ein arm Hurenkind und machst deiner Mutter
+Freud mit deim unehrlichen Gesicht! Sa! sa! - [Singt]
+ Maedel, was fangst Du jetzt an?
+ Hast ein klein Kind und kein' Mann!
+ Ei, was frag' ich danach?
+ Sing' ich die ganze Nacht
+ heio, popeio, mei Bu, juchhe!
+ Gibt mir kein Mensch nix dazu.
+
+[Es klopft am Fenster.]
+
+MARIE: Wer da? Bist du's, Franz? Komm herein!
+
+WOYZECK: Kann nit. Muss zum Verles'.
+
+MARIE: Hast du Stecken geschnitten fuer den Hauptmann?
+
+WOYZECK: Ja, Marie.
+
+MARIE: Was hast du, Franz? Du siehst so verstoert.
+
+WOYZECK [geheimnisvoll]: Marie, es war wieder was, viel - steht nicht
+geschrieben: Und sie, da ging ein Rauch vom Land, wie der Rauch vom
+Ofen?
+
+MARIE: Mann!
+
+WOYZECK: Es ist hinter mir hergangen bis vor die Stadt. Etwas, was
+wir nicht fassen, begreifen, was uns von Sinnen bringt. Was soll das
+werden?
+
+MARIE: Franz!
+
+WOYZECK: Ich muss fort. - Heut abend auf die Mess! Ich hab wieder
+gespart. - [Er geht.]
+
+MARIE: Der Mann! So vergeistert. Er hat sein Kind nicht angesehn!
+Er schnappt noch ueber mit den Gedanken! - Was bist so still, Bub?
+Furchtest dich? Es wird so dunkel; man meint, man waer' blind. Sonst
+scheint als die Latern herein. Ich halt's nit aus; es schauert mich! -
+[Geht ab.]
+
+
+
+ Buden. Lichter. Volk
+
+ALTER MANN [singt und Kind tanzt zum Leierkasten]:
+ Auf der Welt ist kein Bestand,
+ Wir muessen alle sterben,
+ das ist uns wohlbekannt.
+
+WOYZECK: Hei, Hopsa's! - Armer Mann, alter Mann! Armes Kind, junges
+Kind! Sorgen und Feste!
+
+MARIE: Mensch, sind noch die Narrn von Verstande, dann ist man selbst
+ein Narr. - Komische Welt! Schoene Welt!
+
+[Beide gehn weiter zum Marktschreier.]
+
+MARKTSCHREIER [vor seiner Bude mit seiner Frau in Hosen und einem
+kostuemierten Affen]: Meine Herren, meine Herren! Sehn Sie die
+Kreatur, wie sie Gott gemacht: nix, gar nix. Sehn Sie jetzt die Kunst:
+geht aufrecht, hat Rock und Hosen, hat ein' Saebel! Der Aff ist
+Soldat; s' ist noch nicht viel, unterste Stuf von menschliche
+Geschlecht. Ho! Mach Kompliment! So - bist Baron. Gib Kuss! - [Er
+trompetet:] Wicht ist musikalisch. - Meine Herren, hier ist zu sehen
+das astronomische Pferd und die kleine Kanaillevoegele. Sind Favorit
+von alle gekroente Haeupter Europas, verkuendigen den Leuten alles:
+wie alt, wieviel Kinder, was fuer Krankheit. Die Repraesentationen
+anfangen! Es wird sogleich sein Commencement von Commencement.
+
+WOYZECK: Willst Du?
+
+MARIE: Meinetwegen. Das muss schoen Ding sein. Was der Mensch Quasten
+hat! Und die Frau Hosen!
+
+[Beide gehn in die Bude.]
+
+TAMBOURMAJOR: Halt, jetzt! Siehst du sie! Was ein Weibsbild!
+
+UNTEROFFIZIER: Teufel! Zum Fortpflanzen von Kuerassierregimentern!
+
+TAMBOURMAJOR: Und zur Zucht von Tambourmajors!
+
+UNTEROFFIZIER: Wie sie den Kopf traegt! Man meint, das schwarze Haar
+muesst' sie abwaerts ziehn wie ein Gewicht. Und Augen -
+
+TAMBOURMAJOR: Als ob man in ein' Ziehbrunnen oder zu einem Schornstein
+hinunter guckt. Fort, hintendrein! -
+
+
+
+ Das Innere der hellerleuchteten Bude
+
+MARIE: Was Licht!
+
+WOYZECK: Ja, Marie, schwarze Katzen mit feurigen Augen. Hei, was ein
+Abend!
+
+DER BUDENBESITZER [ein Pferd vorfuehrend]: Zeig dein Talent! Zeig
+deine viehische Vernuenftigkeit! Beschaeme die menschliche Sozietaet!
+Meine Herren, dies Tier, was Sie da sehn, Schwanz am Leib, auf seine
+vier Hufe, ist Mitglied von alle gelehrt Sozietaet, ist Professor
+an unsre Universitaet, wo die Studente bei ihm reiten und schlagen
+lernen. - Das war einfacher Verstand. Denk jetzt mit der doppelten
+Raison! Was machst du, wann du mit der doppelten Raison denkst? Ist
+unter der gelehrten Societe da ein Esel? - [Der Gaul schuettelt den
+Kopf.] - Sehn Sie jetzt die doppelte Raison? Das ist Viehsionomik. Ja,
+das ist kein viehdummes Individuum, das ist ein Person, ein Mensch,
+ein tierischer Mensch - und doch ein Vieh, ein Bete. - [Das Pferd
+fuehrt sich ungebuehrlich auf.] - So, beschaeme die Societe. Sehn Sie,
+das Vieh ist noch Natur, unideale Natur! Lernen Sie bei ihm! Fragen
+Sie den Arzt, es ist sonst hoechst schaedlich! Das hat geheissen:
+Mensch, sei natuerlich! Du bist geschaffen aus Staub, Sand, Dreck.
+Willst du mehr sein als Staub, Sand, Dreck? - Sehn Sie, was Vernunft:
+es kann rechnen und kann doch nit an den Fingern herzaehlen.
+Warum? Kann sich nur nit ausdruecken, nur nit explizieren, ist ein
+verwandelter Mensch. Sag den Herren, wieviel Uhr ist es! Wer von den
+Herren und Damen hat ein Uhr? ein Uhr?
+
+UNTEROFFIZIER: Eine Uhr? - [Zieht grossartig und gemessen eine Uhr aus
+der Tasche:] Da, mein Herr!
+
+MARIE: Das muss ich sehn. - [Sie klettert auf den ersten Platz;
+Unteroffizier hilft ihr.]
+
+TAMBOURMAJOR: Das ist ein Weibsbild.
+
+
+
+ Mariens Kammer
+
+MARIE [sitzt, ihr Kind auf dem Schoss, ein Stueckchen Spiegel in
+der Hand]: Der andre hat ihm befohlen, und er hat gehen muessen! -
+[Bespiegelt sich:] Was die Steine glaenzen! Was sind's fuer? Was hat
+er gesagt? - - Schlaf, Bub! Drueck die Augen zu, fest! - [Das Kind
+versteckt die Augen hinter den Haenden.] - Noch fester! Bleib so -
+still, oder er holt dich! - [Singt:]
+ Maedel, mach's Ladel zu
+ 's kommt e Zigeunerbu,
+ fuehrt dich an deiner Hand
+ fort ins Zigeunerland.
+[Spiegelt sich wieder.] - 's ist gewiss Gold! Wie wird mir's beim
+Tanzen stehen? Unsereins hat nur ein Eckchen in der Welt und ein
+Stueck Spiegel, und doch hab ich ein' so roten Mund als die grossen
+Madamen mit ihrem Spiegeln von oben bis unten und ihren schoenen
+Herrn, die ihnen die Haend kuessen. Ich bin nur ein arm Weibsbild!
+- [Das Kind richtet sich auf.] - Still, Bub, die Augen zu! Das
+Schlafengelchen! Wie's an der Wand laeuft. - [Sie blinkt ihm mit dem
+Glas:] Die Auge zu, oder es sieht dir hinein, dass du blind wirst!
+
+[Woyzeck tritt herein, hinter sie. Sie faehrt auf, mit den Haenden
+nach den Ohren.]
+
+WOYZECK: Was hast du?
+
+MARIE: Nix.
+
+WOYZECK: Unter deinen Fingern glaenzt's ja.
+
+MARIE: Ein Ohrringlein; hab's gefunden.
+
+WOYZECK: Ich hab' so noch nix gefunden, zwei auf einmal!
+
+MARIE: Bin ich ein Mensch?
+
+WOYZECK: 's ist gut, Marie. - Was der Bub schlaeft! Greif ihm unters
+Aermchen, der Stuhl drueckt ihn. Die hellen Tropfen stehn ihm auf der
+Stirn; alles Arbeit unter der Sonn, sogar Schweiss im Schlaf. Wir
+arme Leut! - Da ist wieder Geld, Marie; die Loehnung und was von meim
+Hauptmann.
+
+MARIE: Gott vergelt's, Franz.
+
+WOYZECK: Ich muss fort. Heut abend, Marie! Adies!
+
+MARIE [allein, nach einer Pause]: Ich bin doch ein schlechter Mensch!
+Ich koennt' mich erstechen. - Ach, was Welt! Geht doch alle zum
+Teufel, Mann und Weib! Vorige Seite Naechste Seite
+
+
+
+ Beim Doktor
+
+[Woyzeck. Der Doktor.]
+
+DOKTOR: Was erleb' ich, Woyzeck? Ein Mann von Wort!
+
+WOYZECK: Was denn, Herr Doktor?
+
+DOKTOR: Ich hab's gesehn, Woyzeck; er hat auf die Strass gepisst, an
+die Wand gepisst, wie ein Hund. - Und doch drei Groschen taeglich und
+die Kost! Woyzeck, das ist schlecht; die Welt wird schlecht, sehr
+schlecht!
+
+WOYZECK: Aber, Herr Doktor, wenn einem die Natur kommt.
+
+DOKTOR: Die Natur kommt, die Natur kommt! Die Natur! Hab' ich nicht
+nachgewiesen, dass der Musculus constrictor vesicae dem Willen
+unterworfen ist? Die Natur! Woyzeck, der Mensch ist frei, in dem
+Menschen verklaert sich die Individualitaet zur Freiheit. - Den Harn
+nicht halten koennen! - [Schuettelt den Kopf, legt die Haende auf den
+Ruecken und geht auf und ab.] - Hat Er schon seine Erbsen gegessen,
+Woyzeck? Nichts als Erbsen, cruciferae, merk Er sich's! Es gibt eine
+Revolution in der Wissenschaft, ich sprenge sie in die Luft. Harnstoff
+0,10, salzsaures Ammonium, Hyperoxydul - Woyzeck, muss Er nicht wieder
+pissen? Geh Er einmal hinein und probier Er's!
+
+WOYZECK: Ich kann nit, Herr Doktor.
+
+DOKTOR [mit Affekt]: Aber an die Wand pissen! Ich hab's schriftlich,
+den Akkord in der Hand! - Ich hab's gesehen, mit diesen Augen
+gesehen; ich steckt' grade die Nase zum Fenster hinaus und liess die
+Sonnenstrahlen hineinfallen, um das Niesen zu beobachten. - [Tritt auf
+ihn los:] Nein, Woyzeck, ich aergre mich nicht; Aerger ist ungesund,
+ist unwissenschaftlich. Ich bin ruhig, ganz ruhig; mein Puls hat
+seine gewoehnlichen sechzig, und ich sag's Ihm mit der groessten
+Kaltbluetigkeit. Behuete, wer wird sich ueber einen Menschen aergern,
+ein' Mensch! Wenn es noch ein Proteus waere, der einem krepiert! Aber,
+Woyzeck, Er haette nicht an die Wand pissen sollen -
+
+WOYZECK: Sehn Sie, Herr Doktor, manchmal hat einer so 'en Charakter,
+so 'ne Struktur. - Aber mit der Natur ist's was anders, sehn Sie; mit
+der Natur - [er kracht mit den Fingern] -, das is so was, wie soll ich
+sagen, zum Beispiel ...
+
+DOKTOR: Woyzeck, Er philosophiert wieder.
+
+WOYZECK [vertraulich]: Herr Doktor, haben Sie schon was von der
+doppelten Natur gesehn? Wenn die Sonn in Mattag steht und es ist, als
+ging' die Welt in Feuer auf, hat schon eine fuerchterliche Stimme zu
+mir geredt!
+
+DOKTOR: Woyzeck, Er hat eine Aberratio.
+
+WOYZECK [legt den Finger auf die Nase]: Die Schwaemme, Herr Doktor,
+da, da steckt's. Haben Sie schon gesehn, in was fuer Figuren die
+Schwaemme auf dem Boden wachsen? Wer das lesen koennt!
+
+DOKTOR: Woyzeck, Er hat die schoenste Aberratio mentalis partialis,
+die zweite Spezies, sehr schoen ausgepraegt. Woyzeck, Er kriegt
+Zulage! Zweite Spezies: fixe Idee mit allgemein vernuenftigem Zustand.
+- Er tut noch alles wie sonst? Rasiert seinen Hauptmann?
+
+WOYZECK: Jawohl.
+
+DOKTOR: Isst seine Erbsen?
+
+WOYZECK: Immer ordentlich, Herr Doktor. Das Geld fuer die Menage
+kriegt meine Frau.
+
+DOKTOR: Tut seinen Dienst?
+
+WOYZECK: Jawohl.
+
+DOKTOR: Er ist ein interessanter Kasus. Subjekt Woyzeck, Er kriegt
+Zulage, halt Er sich brav. Zeig Er seinen Puls. Ja.
+
+
+
+ Mariens Kammer
+
+[Marie. Tambourmajor.]
+
+TAMBOURMAJOR: Marie!
+
+MARIE [ihn ansehennd, mit Ausdruck]: Geh einmal vor dich hin! Ueber
+die Brust wie ein Rind und ein Bart wie ein Loew. So ist keiner! - Ich
+bin stolz vor allen Weibern!
+
+TAMBOURMAJOR: Wenn ich am Sonntag erst den grossen Federbusch hab' und
+die weisse Handschuh, Donnerwetter! Der Prinz sagt immer: Mensch, Er
+ist ein Kerl.
+
+MARIE [spoettisch]: Ach was! - [Tritt vor ihn hin:] Mann!
+
+TAMBOURMAJOR: Und du bist auch ein Weibsbild! Sapperment, wir wollen
+eine Zucht Tambourmajors anlegen. He? - [Er umfasst sie.]
+
+MARIE [verstimmt]: Lass mich!
+
+TAMBOURMAJOR: Wild Tier!
+
+MARIE [heftig]: Ruehr mich an!
+
+TAMBOURMAJOR: Sieht dir der Teufel aus den Augen?
+
+MARIE: Meinetwegen! Es ist alles eins!
+
+
+
+ Strasse
+
+[Hauptmann. Doktor. Hauptmann keucht die Strasse herunter, haelt an;
+keucht, sieht sich um.]
+
+HAUPTMANN: Herr Doktor, rennen Sie nicht so! Rudern Sie mir Ihrem
+Stock nicht so in der Luft! Sie hetzen sich ja hinter dem Tod drein.
+Ein guter Mensch, der sein gutes Gewissen hat, geht nicht so schnell.
+Ein guter Mensch - [Er erwischt den Doktor am Rock:] Herr Doktor,
+erlauben Sie, dass ich ein Menschenleben rette!
+
+DOKTOR: Pressiert, hh, pressiert!
+
+HAUPTMANN: Herr Doktor, ich bin so schwermuetig, ich habe so was
+Schwaermerisches; ich muss immer weinen, wenn ich meinen Rock an der
+Wand haengen sehen -.
+
+DOKTOR: Hm! Aufgedunsen, fett, dicker Hals: apoplektische
+Konstitution. Ja, Herr Hauptmann, Sie koennen eine Apoplexia cerebri
+kriegen; Sie koennen sie aber vielleicht auch nur auf der einen Seite
+bekommen und auf der einen gelaehmt sein, oder aber Sie koennen im
+besten Fall geistig gelaehmt werden und nur fort vegetieren: das sind
+so ohgefaehr Ihre Aussichten auf die naechsten vier Wochen! Uebrigens
+kann ich Sie versichern, dass Sie einen von den interessanten Faellen
+abgeben, und wenn Gott will, dass Ihre Zunge zum Teil gelaehmt wird,
+so machen wir unsterbliche Experimente.
+
+HAUPTMANN: Herr Doktor, erschrecken Sie mich nicht! Es sind schon
+Leute am Schreck gestorben, am blossen hellen Schreck. - Ich sehe
+schon die Leute mit den Zitronen in den Haenden; aber sie werden
+sagen, er war ein guter Mensch, ein guter Mensch - Teufel Sargnagel!
+
+DOKTOR [haelt ihm den Hut hin]: Was ist das, hh? - Das ist ein
+Hohlkopf, geehrtester Herr Exerzierzagel!
+
+HAUPTMANN [macht eine Falte]: Was ist das, Herr Doktor? - Das ist
+Einfalt, bester Herr Sargnagel! Haehaehae! Aber nichts fuer ungut! Ich
+bin ein guter Mensch, aber ich kann auch, wenn ich will, Herr Doktor,
+haehaehae, wenn ich will ... - [Woyzeck kommt und will vorbeieilen]
+- He, Woyzeck, was hetzt Er sich so an uns vorbei. Bleib er doch,
+Woyzeck! Er laeuft ja wie ein offnes Rasiermesser durch die Welt, man
+schneidt sich an Ihm; Er laeuft, als haett er ein Regiment Kastrierte
+zu rasieren und wuerde gehenkt ueber dem laengsten Haar noch vor dem
+Verschwinden. Aber, ueber die langen Baerte - was wollt' ich doch
+sagen? Woyzeck: die langen Baerte ...
+
+DOKTOR: Ein langer Bart unter dem Kinn, schon Plinius spricht davon,
+man muesst es den Soldaten abgewoehnen ...
+
+HAUPTMANN [faehrt fort]: Ha, ueber die langen Baerte! Wie is, Woyzeck,
+hat Er noch nicht ein Haar aus einem Bart in seiner Schuessel
+gefunden? He, Er versteht mich doch? Ein Haar eines Menschen, vom Bart
+eines Sapeurs, eines Unteroffiziers, eines - eines Tambourmajors? He,
+Woyzeck? Aber Er hat eine brave Frau. Geht Ihm nicht wie andern.
+
+WOYZECK: Jawohl! Was wollen Sie sagen, Herr Hauptmann?
+
+HAUPTMANN: Was der Kerl ein Gesicht macht! ... Vielleicht nun auch
+nicht in der Suppe, aber wenn Er sich eilt und um die Eck geht, so
+kann er vielleicht noch auf ein Paar Lippen eins finden. Ein Paar
+Lippen, Woyzeck. Kerl, Er ist ja kreideweiss!
+
+WOYZECK: hh, ich bin ein armer Teufel - und hab's sonst nichts auf der
+Welt. hh, wenn Sie Spass machen -
+
+HAUPTMANN: Spass ich? Dass dich Spass, Kerl!
+
+DOKTOR: Den Puls, Woyzeck, den Puls! - Klein, hart, huepfend,
+unregelmaessig.
+
+WOYZECK: hh, die Erd is hoellenheiss - mir eiskalt, eiskalt - Die
+Hoelle is kalt, wollen wir wetten. - - Unmoeglich! Mensch! Mensch!
+Unmoeglich!
+
+HAUPTMANN: Kerl, will Er - will Er ein paar Kugeln vor den Kopf haben?
+Er ersticht mich mit seinen Augen, und ich mein' es gut mit Ihm, weil
+Er ein guter Mensch ist, Woyzeck, ein guter Mensch.
+
+DOKTOR: Gesichtsmuskeln starr, gespannt, zuweilen huepfend. Haltung
+aufgeregt, gespannt.
+
+WOYZECK: Ich geh'. Es is viel moeglich. Der Mensch! Es is viel
+moeglich. - Wir haben schoen Wetter, hh. Sehn Sie, so ein schoener,
+fester, grauer Himmel; man koennte Lust bekommen, ein' Kloben
+hineinzuschlagen und sich daran zu haengen, nur wegen des
+Gedankenstriches zwischen Ja und wieder Ja - und Nein. hh, Ja und
+Nein? Ist das Nein am Ja oder das Ja am Nein schuld? Ich will darueber
+nachdenken. - [Geht mit breiten Schritten ab, erst langsamer, dann
+immer schneller.]
+
+HAUPTMANN: Mir wird ganz schwindlig vor den Menschen. Wie schnell!
+Der lange Schlingel greift aus, als laeuft der Schatten von einem
+Spinnbein, und der Kurze, das zuckelt. Der Lange ist der Blitz und der
+Kleine der Donner. Haha ... Grotesk! grotesk!
+
+
+
+ Mariens Kammer
+
+[Marie. Woyzeck.]
+
+WOYZECK [sieht sie starr an und schuettelt den Kopf]: Hm! Ich seh'
+nichts, ich seh nichts. O man muesst's sehen, man muesst's greifen
+koenne mit Faeusten!
+
+MARIE [verschuechtert]: Was hast du, Franz? - Du bist hirnwuetig,
+Franz.
+
+WOYZECK: Eine Suende, so dick und so breit - es stinkt, dass man die
+Engelchen zum Himmel hinausraeuchern koennt'! Du hast ein' roten Mund,
+Marie. Keine Blase drauf? Wie, Marie, du bist schoen wie die Suende -
+kann die Totsuende so schoen sein?
+
+MARIE: Franz, du redest im Fieber!
+
+WOYZECK: Teufel! - Hat er da gestanden? So? So?
+
+MARIE: Dieweil der Tag lang und die Welt alt is, koennen viele
+Menschen an einem Platz stehen, einer nach dem andern.
+
+WOYZECK: Ich hab ihn gesehn!
+
+MARIE: Man kann viel sehn, wenn man zwei Auge hat und nicht blind is
+und die Sonn scheint.
+
+WOYZECK: Mensch! - [Geht auf sie los.]
+
+MARIE: Ruehr mich an, Franz! Ich haett' lieber ein Messer in den Leib
+als deine Hand auf meiner. Mein Vater hat mich nit anzugreifen gewagt,
+wie ich zehn Jahre alt war, wenn ich ihn ansah.
+
+WOYZECK: Weib! - Nein, es muesste was an dir sein! Jeder Mensch ist
+ein Abgrund; es schwindelt einem, wenn man hinabsieht. - Es waere!
+Sie geht wie die Unschuld. Nun, Unschuld, du hast ein Zeichen an dir.
+Weiss ich's? Weiss ich's? Wer weiss es? - [Er geht.]
+
+
+
+ Die Wachstube.
+
+[Woyzeck. Andres.]
+
+ANDRES [singt]:
+ Frau Wirtin hat ne brave Magd,
+ sie sitzt im Garten Tag und Nacht,
+ sie sitzt in ihrem Garten ...
+
+WOYZECK: Andres!
+
+ANDRES: Nu?
+
+WOYZECK: Schoen Wetter.
+
+ANDRES: Sonntagswetter - Musik vor der Stadt. Vorhin - sind die
+Weibsbilder hinaus; die Mensche dampfe, das geht!
+
+WOYZECK [unruhig]: Tanz, Andres, sie tanze!
+
+ANDRES: Im Roessel und in Sternen.
+
+WOYZECK: Tanz, Tanz!
+
+ANDRES: Meinetwege.
+ Sitzt in ihrem Garten,
+ bis dass das Gloecklein zwoelfe schlaegt,
+ und passt auf die Solda-aten.
+
+WOYZECK: Andres, ich hab' kei Ruh.
+
+ANDRES: Narr!
+
+WOYZECK: Ich muss hinaus. Es dreht sich mir vor den Augen. Tanz, Tanz!
+Wird sie heisse Haend habe! Verdammt, Andres!
+
+ANDRES: Was willst du?
+
+WOYZECK: Ich muss fort, muss sehen.
+
+ANDRES: Du Unfried! Wegen dem Mensch?
+
+WOYZECK: Ich muss hinaus, 's is so heiss dahie.
+
+
+
+ Wirtshaus
+
+[Die Fenster offen, Tanz. Baenke vor dem Haus. Bursche.]
+
+ERSTER HANDSWERKSBURSCH:
+ Ich hab' ein Hemdlein an, das ist nicht mein;
+ meine Seele stinkt nach Branndewein -
+
+ZWEITER HANDWERKSBURSCH: Bruder, soll ich dir aus Freundschaft ein
+Loch in die Natur machen? Vorwaerts! Ich will ein Loch in die Natur
+maehen! Ich bin auch ein Kerl, du weisst - ich will ihm alle Floeh am
+Leib totschlagen.
+
+ERSTER HANDWERKSBURSCH: Meine Seele, meine Seele stinkt nach
+Branndewein! - Selbst das Geld geht in Verwesung ueber!
+Vergissmeinnicht, wie ist diese Welt so schoen! Bruder, ich muss ein
+Regenfass voll greinen vor Wehmut. Ich wollt', unsre Nasen waeren zwei
+Bouteillen, und wir koennten sie uns einander in den Hals giessen.
+
+ANDRE [im Chor]:
+ Ein Jaeger aus der Pfalz
+ ritt einst durch einen gruenen Wald.
+ Halli, hallo, ha lustig ist die Jaegerei
+ allhier auf gruener Heid.
+ Das Jagen is mei Freud.
+
+[Woyzeck stellt sich ans Fenster. Marie und der Tambourmajor tanzen
+vorbei, ohne ihm zu bemerken.]
+
+WOYZECK: Er! Sie! Teufel!
+
+MARIE [im Vorbeitanzen]: Immer zu, imer zu -
+
+WOYZECK [erstickt]: Immer zu - immer zu! - [Faehrt heftig auf und
+sinkt zurueck auf die Bank:] Immer zu, immer zu! - [Schlaegt die
+Haende ineinander:] Dreht euch. waelzt euch! Warum blaest Gott nicht
+die Sonn aus, dass alles in Unzucht sich uebereinanderwaelzt, Mann
+und Weib, Mensch und Vieh?! Tut's am hellen Tag, tut's einem auf den
+Haenden wie die Muecken! - Weib! Das Weib is heiss, heiss! - Immer zu,
+immer zu! - [Faehrt auf:] Der Kerl, wie er an ihr herum greift, an
+ihrem Leib! Er, er hat sie - wie ich zu Anfang. - [Er sinkt betaeubt
+zusammen.]
+
+ERSTER HANDWERKSBURSCH [predigt auf dem Tisch]: Jedoch, wenn ein
+Wandrer, der gelehnt steht an dem Strom der Zeit oder aber sich die
+goettliche Weisheit beantwortet und sich anredet: Warum ist der
+Mensch? Warum ist der Mensch? - Aber wahrlich, ich sage euch: Von was
+haette der Landmann, der Weissbinder, der Schuster, der Arzt leben
+sollen, wenn Gott den Menschen nicht geschaffen haette? Von was haette
+der Schneider leben sollen, wenn er dem Menschen nicht die Empfindung
+der Scham eingepflanzt haette, von was der Soldat, wenn er ihm nicht
+mit dem Beduerfnis sich totzuschlagen ausgeruestet haette? Darum
+zweifelt nicht - ja, ja, es ist lieblich und fein, aber alles Irdische
+ist uebel, selbst das Geld geht in Verwesung ueber. Zum Beschluss,
+meine geliebten Zuhoerer, lasst uns noch uebers Kreuz pissen, damit
+ein Jud stirbt!
+
+[Unter allgemeinem Gejohle erwacht Woyzech und rast davon.]
+
+
+
+ Freies Feld
+
+WOYZECK: Immer zu! Immner zu! Hisch, hasch! So gehn die Geigen und die
+Pfeifen. - Immer zul Immer zu! - Still, Musik! Was spricht da unten?
+- Recht sich gegen den Boden: Ha, was, was sagt ihr? Lauterl Lauter!
+Stich, stich die Zickwolfin tot? - Stich, stich die Zickwolfin tot!
+- Soll ich! Muss ich? Hoer' ich's da auch? - Sagt's der Wind auch? -
+Hoer' ich's immer, immer zu: stich tot, tot!
+
+
+
+ Ein Zimmer in der Kaserne
+
+[Nacht. Andres und Woyzech in einem Bett.]
+
+WOYZECK [leise]: Andres!
+
+[Andres murmelt im Schlaf.]
+
+WOYZECK [schuettelt Andres]: He, Andres! Andres!
+
+ANDRES: Na was is?
+
+WOYZECK: Ich kann nit schlafen! Wenn ich die Aug zumach', dreht
+sich's immer, und ich hoer' die Geigen, immer zu, immer zu. Und dann
+spricht's aus der Wand. Hoerst du nix?
+
+ANDRES: Ja - lass sie tanze! Einer is mued, und dann Gott behuet uns,
+amen.
+
+WOYZECK: Es redt lmmer: stich! stich! und zieht mir zwischen den Augen
+wie ein Messer -
+
+ANDRES: Schlaf, Narr! - [Er schlaeft wieder ein.]
+
+WOYZECK: Immer zu! Immer zu!
+
+
+
+ Der Hof des Doktors
+
+[Studenten und Woyzeck unten, der Doktor am Dachfenster.]
+
+DOKTOR: Meine Herren, ich bin auf dern Dach wie David, als er
+die Bathseba sah; aber ich sehe nichts als die culs de Paris der
+Maedchenpension im Garten trocknen. Meine Herren, wir sind an der
+wichtigen Frage ueber das Verhaeltnis des Subjekts zum Objekt.
+Wenn wir nur eins von den Dingen nehmen, worin sich die organische
+Selbstaffirmation des Goettlichen, auf einem so hohen Standpunkte,
+manifestiert, und ihre Verhaeltnisse zum Raum, zur Erde, zum
+Planetarischen untersuchen, meine Herren, wenn ich diese Katze zum
+Fenster hinauswerfe: wie wird diese Wesenheit sich zum centrum
+gravitationis gemaess ihrem eigenen Instinkt verhalten? - He, Woyzeck
+- [bruellt] -, Woyzeck!
+
+WOYZECK [faengt die Katze auf]: Herr Doktor, sie beisst!
+
+DOKTOR: Kerl, Er greift die Bestie so zaertlich an, als waer's seine
+Grossmutter. - [Er kommt herunter.]
+
+WOYZECK: Herr Doktor, ich hab's Zittern.
+
+DOKTOR [ganz erfreut]: Ei, ei! Schoen, Woyzeck! - Reibt sich die
+Haende. [Er nimmt die Katze:] Was seh' ich, meine Herren, die neue
+Spezies Hasenlaus, eine schoene Spezies ... - [Er zieht eine Lupe
+heraus, die Katze laeuft fort.] - Meine Herren, das Tier hat keinen
+wissenschaftlichen Instinkt ... Die koennen dafuer was anders sehen.
+Sehen Sie: der Mensch, seit einem Vierteljahr isst er nichts als
+Erbsen; bemerken Sie die Wirkung, fuehlen Sie einmal: Was ein
+ungleicher Puls! Der und die Augen!
+
+WOYZECK: Herr Daktor, es wird mir dunkel! - [Er setzt sich.]
+
+DOKTOR: Courage, Woyzeck! Noch ein paar Tage, und dann ist's fertig.
+Fuehlen Sie, meine Herren, fuehlen Sie! - [Sie betasten ihm Schlaefe,
+Puls und Busen.] - Apropos, Woyzeck, beweg den Herren doch einmal die
+Ohren! Ich hab' es Ihnen schon zeigen wollen, zwei Muskeln sind bei
+ihm taetig. Allons, frisch!
+
+WOYZECK: Ach, Herr Doktor!
+
+DOKTOR: Bestie, sall ich dir die Ohren bewegen? Willst du's machen wie
+die Katze? So, meine Herren! Das sind so Uebergaenge zum Esel, haeufig
+auch die Folge weiblicher Erziehung und die Muttersprache. Wieviel
+Haare hat dir die Mutter zum Andenken schon ausgerissen aus
+Zaertlichkeit? Sie sind dir ja ganz duenn geworden seit ein paar
+Tagen. Ja, die Erbsen, meine Herren!
+
+
+
+ Kasernenhof
+
+WOYZECK: Hast nix gehoert?
+
+ANDRES: Er is da, noch mit einem Kameraden.
+
+WOYZECK: Er hat was gesagt.
+
+ANDRES: Woher weisst du's? Was soll ich's sagen? Nu, er lachte, und
+dann sagt er: Ein koestlich Weibsbild! Die hat Schenkel, und alles so
+heiss!
+
+WOYZECK [ganz kalt]: So, hat er das gesagt? Von was hat mir doch hat
+nacht getraeumt? War's nicht von einem Messer? Was man doch naerrische
+Traeume hat!
+
+ANDRES: Wohin, Kamerad?
+
+WOYZECK: Meim Offizier Wein holen. - Aber, Andres, sie war dach ein
+einzig Maedel.
+
+ANDRES: Wer war?
+
+WOYZECK: Nix. Adies! - [Ab.]
+
+
+
+ Wirtshaus
+
+[Tambourmajor. Woyzeck. Leute.]
+
+TAMBOURMAJOR: Ich bin ein Mann! - [Schlaegt sich auf die Brust:] Ein
+Mann, sag' ich. Wer will was? Wer kein be- soffner Herrgott ist, der
+lass sich von mir. Ich will ihn die Nas ins Arschloch pruegeln! Ich
+will - [Zu Woyzeck:] Du Kerl, sauf! Ich wollt' die Welt waer' Schnaps,
+Schnaps - der Mann muss saufen! - [Woyzech pfeift.] - Kerl, soll ich
+dir die Zung aus dem Hals ziehn und sie um den Leib herumwickeln? -
+Sie ringen, Woyzeck verliert. - Soll ich dir noch so viel Atem lassen
+als 'en Altweiberfurz, soll ich? - [Woyzech setzt sich erschoepft
+zitternd auf eine Bank.] - Der Kerl soll dunkelblau pfeifen.
+ Branndewein, das ist mein Leben;
+ Branndwein gibt Courage!
+
+EINE: Der hat sein Fett.
+
+ANDRE: Er blut'.
+
+WOYZECK: Eins nach dem andern.
+
+
+
+ Kramladen
+
+[Woyzeck. Der Jude.]
+
+WOYZECK: Das Pistolchen ist zu teuer.
+
+JUDE: Nu, kauft's oder kauft's nit, was is?
+
+WOYZECK: Was kost' das Messer?
+
+JUDE: 's ist ganz grad. Wollt Ihr Euch den Hals mit abschneiden? Nu,
+was is es? Ich geb's Euch so wohlfeil wie ein andrer. Ihr sollt Euern
+Tod wohifeil haben, aber doch nit umsonst. Was is es? Er soll ein
+oekonomischer Tod haben.
+
+WOYZECK: Das kann mehr als Brot schneiden -
+
+JUDE: Zwee Grosche.
+
+WOYZECK: Da! - Geht ab.
+
+JUDE: Da! Als ob's nichts waer! Und es is doch Geld. - Du Hund!
+
+
+
+ Mariens Kammer
+
+NARR [liegt und erzaehlt sich Maerchen an den Fingern]: Der hat die
+goldne Kron, der Herr Koenig ... Morgen hol' ich der Frau Koenigin ihr
+Kind ... Blutwurst sagt: komm, Leber- wurst ...
+
+MARIE [blaettert in der Bibel]: "Und ist kein Betrug in seinem Munde
+erfunden": ... Herrgott, Herrgott! Sieh mich nicht an! - [Blaettert
+weiter:] "Aber die Pharisaeer brachten ein Weib zu ihm, im Ehebruch
+begriffen, und stelleten sie ins Mittel dar ... Jesus aber sprach:
+So verdamme ich dich auch nicht. Geh hin und suendige hinfort nicht
+mehr!" - [Schlaegt die Haende zusammen:] Hergott! Hergott! Ich kann
+nicht! - Herrgott, gib mir nur so viel, dass ich beten kann. - [Das
+Kind draengt sich an sie.] - Das Kind gibt mir einen Stich ins Herz.
+- [Zum Narrn:] Karl! Das bruest' sich in der Sonne! - [Narr nimmt
+das Kind und wird still.] - Der Franz ist nit gekommen, gestern nit,
+heut nit. Es wird heiss hier! - [Sie macht das Fenster auf und liest
+wieder:] "Und trat hinten zu seinen Fuessen und weinete, und fing an,
+seine Fuesse zu netzen mit Traenen und mit den Haaren ihres Hauptes
+zu trocknen, und kuessete seine Fuesse und salbete sie mit Salbe
+..." [Schlaegt sich auf die Brust:] Alles tot! Heiland! Heiland! ich
+moechte dir die Fuesse salben! -
+
+
+
+ Kaserne
+
+[Andres. Woyzeck kramt in seinen Sachen.]
+
+WOYZECK: Das Kamisolchen, Andres, ist nit zur Montur: du kannst's
+brauchen, Andres.
+
+ANDRES [ganz starr, sagt zu allem]: Jawohl.
+
+WOYZECK: Das Kreuz meiner Schwester und das Ringlein.
+
+ANDRES: Jawohl.
+
+WOYZECK: Ich hab' auch noch ein Heiligen, zwei Herze und schoen Gold -
+es lag in meiner Mutter Bibel, und da steht:
+ Herr, wie dein Leib war rot und wund,
+ so lass mein Herz sein aller Stund.
+Mein Mutter fuehlt nur noch, wenn ihr die Sonn auf die Haend scheint -
+das tut nix.
+
+ANDRES: Jawohl.
+
+WOYZECK [zieht ein Papier hervor]: Friedrich Johann Franz Woyzeck,
+Wehrmann, Fuesilier im 2. Regiment, 2. Bataillion 4. Kompanie, geboren
+Mariae Verkuendigung, den 20. Juli. - Ich bin heut alt 30 Jahr, 7
+Monat und 12 Tage.
+
+ANDRES: Franz, du kommst ins Lazarett. Armer, du musst Schnaps trinken
+und Pulver drin, das toet' das Fieber.
+
+WOYZECK: Ja, Andres, wenn ein Schreiner die Hobelspaene sammelt, es
+weiss niemand, wer seinen Kopf drauflegen wird.
+
+
+
+ Strasse
+
+[Marie mit Maedchen vor der Haustuer, Grossmutter; spaeter Woyzeck]
+
+MAEDCHEN:
+ Wie scheint die Sonn am Lichtmesstag
+ und steht das Korn im Bluehn.
+ Sie gingen wohl die Wiese hin,
+ sie gingen zu zwein und zwein.
+ Die Pfeifer gingen voran,
+ die Geiger hinterdrein,
+ sie hatten rote Socken an ...
+
+ERSTES KIND: Das ist nit schoen.
+
+ZWEITES KIND: Was willst du auch immer!
+
+ERSTES KIND: Marie, sing du uns!
+
+MARIE: Ich kann nit.
+
+ERSTES KIND: Warum?
+
+MARIE: Darum.
+
+ZWEITES KIND: Aber warum darum?
+
+DRITTES KIND: Grossmutter, erzaehl!
+
+GROSSMUTTER: Kommt, ihr kleinen Krabben! - Es war einmal ein arm Kind
+und hatt' kein Vater und keine Mutter, war alles tot, und war niemand
+mehr auf der Welt. Alles tot, und es is hingangen und hat gesucht Tag
+und Nacht. Und weil auf der Erde niemand mehr war, wollt's in Himmel
+gehn, und der Mond guckt es so freundlich an; und wie es endlich zum
+Mond kam, war's ein Stueck faul Holz. Und da is es zur Sonn gangen,
+und wie es zur Sonn kam, war's ein verwelkt Sonneblum. Und wie's zu
+den Sternen kam, waren's kleine goldne Muecken, die waren angesteckt,
+wie der Neuntoeter sie auf die Schlehen steckt. Und wie's wieder auf
+die Erde wollt, war die Erde ein umgestuerzter Hafen. Und es war ganz
+allein. Und da hat sich's hingesetzt und geweint, und da sitzt es noch
+und is ganz allein.
+
+WOYZECK [erscheint]: Marie!
+
+MARIE [erschreckt]: Was is?
+
+WOYZECK: Marie, wir wollen gehn. 's is Zeit.
+
+MARIE: Wohin?
+
+WOYZECK: Weiss ich's?
+
+
+
+ Waldsaum am Teich
+
+[Marie und Woyzeck.]
+
+MARIE: Also dort hinaus is die Stadt. 's is finster.
+
+WOYZECK: Du sollst noch bleiben. Komm, setz dich!
+
+MARIE: Aber ich muss fort.
+
+WOYZECK: Du wirst dir die Fuesse nit wund laufe.
+
+MARIE: Wie bist du nur auch!
+
+WOYZECK: Weisst du auch, wie lang es jetzt is, Marie?
+
+MARIE: Am Pfingsten zwei Jahr.
+
+WOYZECK: Weisst du auch, wie lang es noch sein wird?
+
+MARIE: Ich muss fort, das Nachtessen richten.
+
+WOYZECK: Friert's dich, Marie? Und doch bist du warm. Was du heisse
+Lippen hast! Heiss, heissen Hurenatem! Und doch moecht' ich den Himmel
+geben, sie noch einmal zu kuessen. - Friert's dich? Wenn man kalt is,
+so friert man nicht mehr. Du wirst vom Morgentau nicht frieren.
+
+MARIE: Was sagst du?
+
+WOYZECK: Nix.
+
+[Schweigen.]
+
+MARIE: Was der Mond rot aufgeht!
+
+WOYZECK: Wie ein blutig Eisen.
+
+MARIE: Was hast du vor, Franz, du bist so blass. - [Er holt mit dem
+Messer aus.] - Franz halt ein! Um des Himmels willen, Hilfe, Hilfe!
+
+WOYZECK [sticht drauflos:] Nimm das und das! Kannst du nicht sterben?
+So! So! - Ha, sie zuckt noch; noch nicht? Noch nicht? Immer noch.
+- [Stoesst nochmals zu.] - Bist du tot! Tot! Tot! - [Er laesst das
+Messer fallen und laeuft weg.]
+
+
+
+ Das Wirtshaus
+
+WOYZECK: Tanzt alle, immer zu! Schwitzt und stinkt! Er holt euch doch
+einmal alle! - [Singt:]
+ Ach. Tochter, lieb Tochter
+ was hast du gedenkt,
+ dass du dich an die Landkutscher
+ und die Fuhrleut hasst gehenkt.
+[Er tanzt:] So, Kaethe, setz dich! Ich hab' heiss heiss! - [Er zieht
+den Rock aus.] - Es ist einmal so, der Teufel holt die eine und laesst
+die andre laufen. Kaethe, du bist heiss! War- um denn? Kaethe, du
+wirst auch noch kalt werden. Sei vernuenftig. - Kannst du nicht
+singen?
+
+KAETHE [singt]:
+ Ins Schwabenland, das mag ich nicht,
+ und lange Kleider trag' ich nicht,
+ denn lange Kleider, spitze Schuh,
+ die kommen keiner Dienstmagd zu.
+
+WOYZECK: Nein, keine Schuh, man kann auch ohne Schuh in die Hoell
+gehn.
+
+KAETHE [singt]:
+ O pfui mein Schatz, das war nicht fein,
+ behalt dein Taler und schlaf allein.
+
+WOYZECK: Ja, wahrhaftig, ich moecte mich nicht blutig machen.
+
+KAETHE: Aber was hast du an deiner Hand?
+
+WOYZECK: Ich? Ich?
+
+KAETHE: Rot! Blut!
+
+[Es stellen sich Leute um sie.]
+
+WOYZECK: Blut? Blut?
+
+WIRT: Uu - Blut!
+
+WOYZECK: Ich glaub', ich hab' mich geschnitten, da an der rechten
+Hand.
+
+WIRT: Wie kommt's aber an den Ellenbogen?
+
+WOYZECK: Ich hab's abgewischt.
+
+WIRT: Was, mit der rechten Hand an den rechten Ellenbogen Ihr seid
+geschickt!
+
+NARR: Und da hat der Ries gesagt: Ich riech', ich riech'
+Menschenfleisch. Puh, das stinkt schon!
+
+WOYZECK: Teufel, was wollt ihr? Was geht's euch an? Platz, oder der
+erste - Teufel! Meint ihr, ich haett' jemand umgebracht? Bin ich ein
+Moerder? Was gafft ihr? Guckt euch selbst an! Platz da! - [Er laeuft
+hinaus.]
+
+
+
+ Am Teich
+
+WOYZECK [allein]: Das Messer? Wo ist das Messer? Ich hab' es da
+gelassen. Es verraet mich! Naeher, noch naeher! Was is das fuer ein
+Platz? Was hoer' ich? Es ruehrt sich was. Still. - Da in der Naehe.
+Marie? Ha, Marie! Still. Alles still! Was bist du so bleich, Marie?
+Was hast du eine rote Schnur um den Hals? Bei wem hast du das Halsband
+verdient mit deinen Suenden? Du warst schwarz davon, schwarz! Hab' ich
+dich gebleicht? Was haengen deine Haare so wild? Hast du deine Zoepfe
+heute nicht geflochten? ... - Das Messer, das Messer! Hab' ich's? So!
+- [Er laeuft zum Wasser.] So, da hinunter! - [Er wirft das Messer
+hinein.] - Es taucht in das dunkle Wasser wie ein Stein. - Nein, es
+liegt zu weit vorn, wenn sie sich baden. - [Er geht in den Teich und
+wirft weit.] - So, jetzt - aber im Sommer, wenn sie tauchen nach
+Muscheln? - Bah, es wird rostig, wer kann's erkennen. - Haett' ich es
+zerbrochen! - - Bin ich noch blutig? Ich muss mich waschen. Da ein
+Fleck, und da noch einer ...
+
+[Es kommen Leute.]
+
+ERSTE PERSON: Halt!
+
+ZWEITE PERSON: Hoerst du? Still! Dort!
+
+ERSTE: Uu! Da! Was ein Ton!
+
+ZWEITE: Es ist das Wasser, es ruft: Schon lang ist niemand ertrunken.
+Fort! Es ist nicht gut, es zu hoeren!
+
+ERSTE: Uu! Jetzt wieder! - Wie ein Mensch, der stirbt!
+
+ZWEITE: Es ist unheimlich! So dunstig, allenthalben Nebelgrau - und
+das Summen der Kaefer wie gesprungne Glocken. Fort!
+
+ERSTE: Nein. zu deutlich, zu laut! Da hinauf! Komm mit!
+
+
+
+
+*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK, WOYZECK ***
+
+This file should be named 7woyz10.txt or 7woyz10.zip
+Corrected EDITIONS of our eBooks get a new NUMBER, 7woyz11.txt
+VERSIONS based on separate sources get new LETTER, 7woyz10a.txt
+
+Project Gutenberg eBooks are often created from several printed
+editions, all of which are confirmed as Public Domain in the US
+unless a copyright notice is included. Thus, we usually do not
+keep eBooks in compliance with any particular paper edition.
+
+We are now trying to release all our eBooks one year in advance
+of the official release dates, leaving time for better editing.
+Please be encouraged to tell us about any error or corrections,
+even years after the official publication date.
+
+Please note neither this listing nor its contents are final til
+midnight of the last day of the month of any such announcement.
+The official release date of all Project Gutenberg eBooks is at
+Midnight, Central Time, of the last day of the stated month. A
+preliminary version may often be posted for suggestion, comment
+and editing by those who wish to do so.
+
+Most people start at our Web sites at:
+http://gutenberg.net or
+http://promo.net/pg
+
+These Web sites include award-winning information about Project
+Gutenberg, including how to donate, how to help produce our new
+eBooks, and how to subscribe to our email newsletter (free!).
+
+
+Those of you who want to download any eBook before announcement
+can get to them as follows, and just download by date. This is
+also a good way to get them instantly upon announcement, as the
+indexes our cataloguers produce obviously take a while after an
+announcement goes out in the Project Gutenberg Newsletter.
+
+http://www.ibiblio.org/gutenberg/etext04 or
+ftp://ftp.ibiblio.org/pub/docs/books/gutenberg/etext04
+
+Or /etext03, 02, 01, 00, 99, 98, 97, 96, 95, 94, 93, 92, 92, 91 or 90
+
+Just search by the first five letters of the filename you want,
+as it appears in our Newsletters.
+
+
+Information about Project Gutenberg (one page)
+
+We produce about two million dollars for each hour we work. The
+time it takes us, a rather conservative estimate, is fifty hours
+to get any eBook selected, entered, proofread, edited, copyright
+searched and analyzed, the copyright letters written, etc. Our
+projected audience is one hundred million readers. If the value
+per text is nominally estimated at one dollar then we produce $2
+million dollars per hour in 2002 as we release over 100 new text
+files per month: 1240 more eBooks in 2001 for a total of 4000+
+We are already on our way to trying for 2000 more eBooks in 2002
+If they reach just 1-2% of the world's population then the total
+will reach over half a trillion eBooks given away by year's end.
+
+The Goal of Project Gutenberg is to Give Away 1 Trillion eBooks!
+This is ten thousand titles each to one hundred million readers,
+which is only about 4% of the present number of computer users.
+
+Here is the briefest record of our progress (* means estimated):
+
+eBooks Year Month
+
+ 1 1971 July
+ 10 1991 January
+ 100 1994 January
+ 1000 1997 August
+ 1500 1998 October
+ 2000 1999 December
+ 2500 2000 December
+ 3000 2001 November
+ 4000 2001 October/November
+ 6000 2002 December*
+ 9000 2003 November*
+10000 2004 January*
+
+
+The Project Gutenberg Literary Archive Foundation has been created
+to secure a future for Project Gutenberg into the next millennium.
+
+We need your donations more than ever!
+
+As of February, 2002, contributions are being solicited from people
+and organizations in: Alabama, Alaska, Arkansas, Connecticut,
+Delaware, District of Columbia, Florida, Georgia, Hawaii, Illinois,
+Indiana, Iowa, Kansas, Kentucky, Louisiana, Maine, Massachusetts,
+Michigan, Mississippi, Missouri, Montana, Nebraska, Nevada, New
+Hampshire, New Jersey, New Mexico, New York, North Carolina, Ohio,
+Oklahoma, Oregon, Pennsylvania, Rhode Island, South Carolina, South
+Dakota, Tennessee, Texas, Utah, Vermont, Virginia, Washington, West
+Virginia, Wisconsin, and Wyoming.
+
+We have filed in all 50 states now, but these are the only ones
+that have responded.
+
+As the requirements for other states are met, additions to this list
+will be made and fund raising will begin in the additional states.
+Please feel free to ask to check the status of your state.
+
+In answer to various questions we have received on this:
+
+We are constantly working on finishing the paperwork to legally
+request donations in all 50 states. If your state is not listed and
+you would like to know if we have added it since the list you have,
+just ask.
+
+While we cannot solicit donations from people in states where we are
+not yet registered, we know of no prohibition against accepting
+donations from donors in these states who approach us with an offer to
+donate.
+
+International donations are accepted, but we don't know ANYTHING about
+how to make them tax-deductible, or even if they CAN be made
+deductible, and don't have the staff to handle it even if there are
+ways.
+
+Donations by check or money order may be sent to:
+
+Project Gutenberg Literary Archive Foundation
+PMB 113
+1739 University Ave.
+Oxford, MS 38655-4109
+
+Contact us if you want to arrange for a wire transfer or payment
+method other than by check or money order.
+
+The Project Gutenberg Literary Archive Foundation has been approved by
+the US Internal Revenue Service as a 501(c)(3) organization with EIN
+[Employee Identification Number] 64-622154. Donations are
+tax-deductible to the maximum extent permitted by law. As fund-raising
+requirements for other states are met, additions to this list will be
+made and fund-raising will begin in the additional states.
+
+We need your donations more than ever!
+
+You can get up to date donation information online at:
+
+http://www.gutenberg.net/donation.html
+
+
+***
+
+If you can't reach Project Gutenberg,
+you can always email directly to:
+
+Michael S. Hart <hart@pobox.com>
+
+Prof. Hart will answer or forward your message.
+
+We would prefer to send you information by email.
+
+
+**The Legal Small Print**
+
+
+(Three Pages)
+
+***START**THE SMALL PRINT!**FOR PUBLIC DOMAIN EBOOKS**START***
+Why is this "Small Print!" statement here? You know: lawyers.
+They tell us you might sue us if there is something wrong with
+your copy of this eBook, even if you got it for free from
+someone other than us, and even if what's wrong is not our
+fault. So, among other things, this "Small Print!" statement
+disclaims most of our liability to you. It also tells you how
+you may distribute copies of this eBook if you want to.
+
+*BEFORE!* YOU USE OR READ THIS EBOOK
+By using or reading any part of this PROJECT GUTENBERG-tm
+eBook, you indicate that you understand, agree to and accept
+this "Small Print!" statement. If you do not, you can receive
+a refund of the money (if any) you paid for this eBook by
+sending a request within 30 days of receiving it to the person
+you got it from. If you received this eBook on a physical
+medium (such as a disk), you must return it with your request.
+
+ABOUT PROJECT GUTENBERG-TM EBOOKS
+This PROJECT GUTENBERG-tm eBook, like most PROJECT GUTENBERG-tm eBooks,
+is a "public domain" work distributed by Professor Michael S. Hart
+through the Project Gutenberg Association (the "Project").
+Among other things, this means that no one owns a United States copyright
+on or for this work, so the Project (and you!) can copy and
+distribute it in the United States without permission and
+without paying copyright royalties. Special rules, set forth
+below, apply if you wish to copy and distribute this eBook
+under the "PROJECT GUTENBERG" trademark.
+
+Please do not use the "PROJECT GUTENBERG" trademark to market
+any commercial products without permission.
+
+To create these eBooks, the Project expends considerable
+efforts to identify, transcribe and proofread public domain
+works. Despite these efforts, the Project's eBooks and any
+medium they may be on may contain "Defects". Among other
+things, Defects may take the form of incomplete, inaccurate or
+corrupt data, transcription errors, a copyright or other
+intellectual property infringement, a defective or damaged
+disk or other eBook medium, a computer virus, or computer
+codes that damage or cannot be read by your equipment.
+
+LIMITED WARRANTY; DISCLAIMER OF DAMAGES
+But for the "Right of Replacement or Refund" described below,
+[1] Michael Hart and the Foundation (and any other party you may
+receive this eBook from as a PROJECT GUTENBERG-tm eBook) disclaims
+all liability to you for damages, costs and expenses, including
+legal fees, and [2] YOU HAVE NO REMEDIES FOR NEGLIGENCE OR
+UNDER STRICT LIABILITY, OR FOR BREACH OF WARRANTY OR CONTRACT,
+INCLUDING BUT NOT LIMITED TO INDIRECT, CONSEQUENTIAL, PUNITIVE
+OR INCIDENTAL DAMAGES, EVEN IF YOU GIVE NOTICE OF THE
+POSSIBILITY OF SUCH DAMAGES.
+
+If you discover a Defect in this eBook within 90 days of
+receiving it, you can receive a refund of the money (if any)
+you paid for it by sending an explanatory note within that
+time to the person you received it from. If you received it
+on a physical medium, you must return it with your note, and
+such person may choose to alternatively give you a replacement
+copy. If you received it electronically, such person may
+choose to alternatively give you a second opportunity to
+receive it electronically.
+
+THIS EBOOK IS OTHERWISE PROVIDED TO YOU "AS-IS". NO OTHER
+WARRANTIES OF ANY KIND, EXPRESS OR IMPLIED, ARE MADE TO YOU AS
+TO THE EBOOK OR ANY MEDIUM IT MAY BE ON, INCLUDING BUT NOT
+LIMITED TO WARRANTIES OF MERCHANTABILITY OR FITNESS FOR A
+PARTICULAR PURPOSE.
+
+Some states do not allow disclaimers of implied warranties or
+the exclusion or limitation of consequential damages, so the
+above disclaimers and exclusions may not apply to you, and you
+may have other legal rights.
+
+INDEMNITY
+You will indemnify and hold Michael Hart, the Foundation,
+and its trustees and agents, and any volunteers associated
+with the production and distribution of Project Gutenberg-tm
+texts harmless, from all liability, cost and expense, including
+legal fees, that arise directly or indirectly from any of the
+following that you do or cause: [1] distribution of this eBook,
+[2] alteration, modification, or addition to the eBook,
+or [3] any Defect.
+
+DISTRIBUTION UNDER "PROJECT GUTENBERG-tm"
+You may distribute copies of this eBook electronically, or by
+disk, book or any other medium if you either delete this
+"Small Print!" and all other references to Project Gutenberg,
+or:
+
+[1] Only give exact copies of it. Among other things, this
+ requires that you do not remove, alter or modify the
+ eBook or this "small print!" statement. You may however,
+ if you wish, distribute this eBook in machine readable
+ binary, compressed, mark-up, or proprietary form,
+ including any form resulting from conversion by word
+ processing or hypertext software, but only so long as
+ *EITHER*:
+
+ [*] The eBook, when displayed, is clearly readable, and
+ does *not* contain characters other than those
+ intended by the author of the work, although tilde
+ (~), asterisk (*) and underline (_) characters may
+ be used to convey punctuation intended by the
+ author, and additional characters may be used to
+ indicate hypertext links; OR
+
+ [*] The eBook may be readily converted by the reader at
+ no expense into plain ASCII, EBCDIC or equivalent
+ form by the program that displays the eBook (as is
+ the case, for instance, with most word processors);
+ OR
+
+ [*] You provide, or agree to also provide on request at
+ no additional cost, fee or expense, a copy of the
+ eBook in its original plain ASCII form (or in EBCDIC
+ or other equivalent proprietary form).
+
+[2] Honor the eBook refund and replacement provisions of this
+ "Small Print!" statement.
+
+[3] Pay a trademark license fee to the Foundation of 20% of the
+ gross profits you derive calculated using the method you
+ already use to calculate your applicable taxes. If you
+ don't derive profits, no royalty is due. Royalties are
+ payable to "Project Gutenberg Literary Archive Foundation"
+ the 60 days following each date you prepare (or were
+ legally required to prepare) your annual (or equivalent
+ periodic) tax return. Please contact us beforehand to
+ let us know your plans and to work out the details.
+
+WHAT IF YOU *WANT* TO SEND MONEY EVEN IF YOU DON'T HAVE TO?
+Project Gutenberg is dedicated to increasing the number of
+public domain and licensed works that can be freely distributed
+in machine readable form.
+
+The Project gratefully accepts contributions of money, time,
+public domain materials, or royalty free copyright licenses.
+Money should be paid to the:
+"Project Gutenberg Literary Archive Foundation."
+
+If you are interested in contributing scanning equipment or
+software or other items, please contact Michael Hart at:
+hart@pobox.com
+
+[Portions of this eBook's header and trailer may be reprinted only
+when distributed free of all fees. Copyright (C) 2001, 2002 by
+Michael S. Hart. Project Gutenberg is a TradeMark and may not be
+used in any sales of Project Gutenberg eBooks or other materials be
+they hardware or software or any other related product without
+express permission.]
+
+*END THE SMALL PRINT! FOR PUBLIC DOMAIN EBOOKS*Ver.02/11/02*END*
+
diff --git a/old/7woyz10.zip b/old/7woyz10.zip
new file mode 100644
index 0000000..b473504
--- /dev/null
+++ b/old/7woyz10.zip
Binary files differ