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If you are not located in the United States, you'll have -to check the laws of the country where you are located before using this ebook. - -Title: Geld und Erfahrung - -Author: Max Eyth - -Annotator: Carl Müller-Rastatt - -Illustrator: Theodor Herrmann - -Release Date: October 30, 2015 [EBook #50344] - -Language: German - -Character set encoding: UTF-8 - -*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK GELD UND ERFAHRUNG *** - - - - -Produced by The Online Distributed Proofreading Team at -http://www.pgdp.net - - - - - - - - - - Anmerkungen zur Transkription - - - Im Original gesperrter Text ist +so dargestellt+. - - Im Original in Antiqua gesetzter Text ist ~so dargestellt~. - - Im Original kursiver Text ist _so dargestellt_. - - Weitere Anmerkungen zur Transkription finden sich am Ende des - Buches. - - - - - Hausbücherei - - 32 - - - - - Hausbücherei - - der Deutschen Dichter-Gedächtnis-Stiftung - - 32. Band - - [Illustration] - - Hamburg-Großborstel - Verlag der Deutschen Dichter-Gedächtnis-Stiftung - 1910 - - 11.-20. Tausend - - - - - Geld und Erfahrung - - von - - Max Eyth - - Mit einem Bildnis Eyths, einer Einleitung - von ~Dr.~ +Carl Müller+-Rastatt und Bildern - von +Theodor Herrmann+ in Hamburg - - [Illustration] - - Hamburg-Großborstel - Verlag der Deutschen Dichter-Gedächtnis-Stiftung - 1910 - - 11.-20. Tausend - - - - -[Illustration] - - - - -Inhalt - - - Seite - - Einleitung von ~Dr.~ Carl Müller-Rastatt 5-- 10 - - +Max Eyth:+ Geld und Erfahrung 11--176 - -[Illustration] - -Für die Abdruckserlaubnis dieser Erzählung schulden wir der Deutschen -Verlagsanstalt in Stuttgart Dank. Die Erzählung ist dem zweiten Bande -des Max Eythschen Werkes »Hinter Pflug und Schraubstock« entnommen. - -[Illustration] - - Ein Bild Max Eyths ist hinter Seite 4 eingeheftet. - -[Illustration] - -Ein ausführliches Verzeichnis der früher erschienenen Bände der -»Hausbücherei« sowie der »Volksbücher« befindet sich am Schluß des -Bandes. - -[Illustration] - -[Illustration: M. Eyth] - - - - -[Illustration] - - - - -Einleitung. - - -+Geld und Erfahrung!+ Man kennt das Geschichtchen von den beiden -Männern, die zusammen ein Geschäft begründeten. Der eine brachte das -nötige Geld dazu mit, der andere die Erfahrung. Als aber ein paar Jahre -ins Land gegangen waren und die beiden sich wieder trennten, da hatten -sie die Rollen getauscht: der das Geld mitgebracht hatte, der hatte -jetzt die Erfahrung; aber der andere hatte das Geld. - -Das Geschichtchen ist eines von denen, die ewig neu bleiben und -die sich in der Welt immer wieder abspielen. Umsonst ist der Tod, -und Erfahrung gewinnt man nicht, ohne Lehrgeld dafür zu zahlen. Es -hilft nichts, daß man darüber klagt und jammert. Man wird am besten -damit fertig, wenn man gute Miene zum bösen Spiel macht und sich mit -fröhlichem Humor in sein Schicksal findet. Das haben wenige so gut -verstanden wie +Max Eyth+. Sein ganzes Jünglings- und Mannesalter ist -ein einziges Sammeln von Erfahrungen gewesen, und er hat sie alle -redlich bezahlen müssen. Aber statt sich darüber zu grämen, hat er aus -all seinen Erlebnissen lustige und unterhaltsame Geschichten gemacht, -von denen dieses Buch eine treffliche Probe gibt. - -Es gibt Schriftsteller, die sich ihre Bücher zusammenfabeln, weil sie -uns recht absonderliche Dinge erzählen wollen, ohne Rücksicht darauf, -ob sie wahr sind oder nicht. Und es gibt andere, die sich ihre Bücher -zusammenträumen, während sie irgendwo in der schlichten Alltäglichkeit -sitzen und sich heimlich hinaussehnen in Abenteuer, in fremde Länder -und zu fremden Menschen. Max Eyth hat nicht gefabelt und nicht -geträumt: er hat erlebt. Und das, was er erlebt hat, hat er mit klarem -Auge und fröhlichem Wesen beobachtet und dann niedergeschrieben, andern -zur Belehrung und zur Freude. - -+Max Eyth+ ist im Jahr 1836 im Pfarrhaus des Städtchens Kirchheim -unter Teck geboren worden. Die Kunst, mit der Feder umzugehen, war ihm -von seinen Eltern überkommen, die sich beide dichterisch betätigten. -Daneben hatte er schon in seinen Kinderjahren besonderes Interesse an -praktischen Dingen, an Maschinen. Und so entschied er sich dafür, das -Stuttgarter Polytechnikum zu besuchen, um Maschinenbauer zu werden. -Das war damals, wo die Maschinen erst ganz allmählich anfingen, die -Bedeutung zu gewinnen, die sie jetzt in der Welt haben, noch ein kühnes -Unterfangen. Aber Max Eyth hat Zeit seines Lebens frischen Wagemut -besessen und darauf vertraut, daß dem Kühnen das Glück lächelt und der -Erfolg hold ist. Mit diesem Wagemut begann er sein Studium: mit diesem -Wagemut beschloß er, als es glücklich beendet war, ins Ausland zu -ziehen und sich draußen den Wind um die Nase wehen zu lassen. - -Der Anfang war nicht vielversprechend. Er zog rheinabwärts und klopfte -in all den großen Fabriken an, die sich links und rechts des schönen -Stroms aufgetan hatten. Aber auf seine Frage nach einer Anstellung fand -er von Mainz bis Antwerpen nur ein Achselzucken. Und es beweist seine -Energie, daß er nicht reumütig umkehrte, sondern über See nach England -ging, um dort sein Heil zu versuchen. Auch hier wiederholte sich -zunächst, was er auf seiner Rheinfahrt erlebt hatte: Monat für Monat -wurde er abgewiesen, wo er anklopfte. Endlich aber kam der Tag, an dem -sein Ausharren belohnt wurde: sein guter Stern führte ihn mit +John -Fowler+ zusammen, einem der größten englischen Maschinenfabrikanten, -der hauptsächlich Dampfpflüge baute. - -Fowler berief Eyth in seine Fabrik. Ein Schraubstock, an dem er -arbeiten sollte, und dreißig Schilling Wochenlohn: viel war es -nicht, was dem jungen Ingenieur geboten wurde. Aber er griff rasch -entschlossen zu und hatte es nicht zu bereuen. Bald fand er an -den Dampfpflügen Gefallen und Fowler an ihm. Auf der Londoner -Weltausstellung hatte er schon als Vertreter der Firma die dort -arbeitenden Dampfpflüge zu leiten. Da er sich dabei ausgezeichnet -bewährte, entsandte man ihn im Anschluß daran nach Ägypten. Halim -Pascha, der Oheim des damaligen Vizekönigs des Pyramidenlandes, -einer der größten Grundbesitzer in der ungeheuren Nilebene, wollte -seine Güter besser ausnützen, als dies bei der bis dahin üblichen, -altväterlichen Weise des Ackerbaues möglich war. Er bestellte bei -Fowler ein paar Dampfpflüge und Eyth wurde ausersehen, sie ins Nildelta -zu bringen, dort aufzustellen und aus der eingeborenen Bevölkerung die -nötige Bedienungsmannschaft heranzubilden. - -Es war keine Kleinigkeit, die hier gestellte Aufgabe in einem -halb zivilisierten Lande zu lösen. Aber Eyth fand sich in die -fremdländischen Verhältnisse so glücklich hinein und stand so wacker -seinen Mann, daß Halim Pascha ihm den Antrag machte, als Oberingenieur -ganz in seine Dienste zu treten. Eyth ging darauf ein und blieb vier -Jahre in Ägypten. - -Dann trat er wieder in die Dienste der Fowlerschen Fabrik, aber -nicht, um in England hinter Zeichentisch und Schraubstock zu sitzen, -sondern um das in Ägypten begonnene Wanderleben weiter fortzusetzen. -Zunächst sandte man ihn in die Vereinigten Staaten von Nordamerika, -um hier den Dampfpflug einzuführen. Es war bald nach der Beendigung -des Sezessionskrieges und der Niederwerfung der Südstaaten, als er -den Boden der Neuen Welt betrat. Wie es ihm dort erging, das hat er -in »Geld und Erfahrung« ebenso anschaulich wie humorvoll geschildert. -Der Kontrast zwischen Nord- und Südstaatlern, das übertriebene -Selbstgefühl des Nordamerikaners, sein Drang, Geld zu »machen« um -jeden Preis, kurz, das ganze, seltsam zusammengesetzte Wesen tritt -uns in der Geschichte lebenswahr entgegen. Und Eyth verhehlt dabei -nicht, wie er, der so stolz war, in Ägypten sich durchgesetzt zu haben, -dieser amerikanischen Art zunächst ziemlich hilflos gegenübersteht, -wie er erst allmählich sie begreift und festen Boden unter die Füße -bekommt. Schließlich gelang es ihm auch hier, seinem Auftrag gerecht -zu werden. Aber schon harrten seiner neue Aufgaben in der alten Welt. -In Deutschland, Österreich, Belgien hatte er zunächst tätig zu sein. -Dann ging er mit seinen Pflügen ins Innere des heiligen Rußland, das er -verließ, um Fowlers Maschinen in Rumänien einzubürgern. Von Rumänien -zog er nach Italien, und weiter übers Mittelmeer in die heißen Gefilde -Algiers. Dann beorderte man ihn in die Türkei, die er nur verließ, um -nach Westindien zu fahren. Als seine Aufgabe da erfüllt war, schickte -Fowler ihn nach Peru und von dort wieder nordwärts nach Kalifornien. -Wahrlich, ein buntes, wechselvolles Wanderleben. Und er lebte es nicht -in gemütlichem Behagen als Vergnügungsreisender: wohin er ging, folgte -ihm als treue Reisegefährtin die Arbeit. - -Aber nach zwanzig Jahren solcher Tätigkeit war seine Wanderlust -befriedigt. Er gab seine Stellung bei Fowler auf und kehrte nach -Deutschland zurück. Freilich war er nicht der Mann dazu, sich hier -ruhig auf die Bärenhaut zu legen: Erstens gründete er die große -Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft, deren Leitung ihm bis 1896 -oblag. Und dann ging er jetzt daran, was er erlebt und erfahren -hatte, schriftstellerisch festzuhalten und andern mitzuteilen. Damit -beschäftigte er sich, bis ihn am 25. August 1906 der Tod abberief. - -Eyths Erzählungen dürfen also nicht als freie Erfindungen -angesehen werden. Er hat in ihnen nur Bruchstücke seines eigenen, -abwechslungsreichen Lebens aufgefangen und dargestellt. Er hat -sich aber nicht damit begnügt, die Wirklichkeit so peinlich treu -wiederzugeben, wie etwa ein Photograph es tun würde, sondern er -hat jedes Stück in einheitlichen Fluß gebracht und geschickt -abgerundet, wie ein Maler die darzustellende Landschaft abrundet. Und -er hat seine Erlebnisse nicht rein sachlich, trocken und nüchtern -heruntererzählt, sondern er hat die Erzählung mit seinem köstlichen, -herzerquickenden Humor gewürzt. Er sieht all die kleinen Schwächen und -Absonderlichkeiten der Menschen, mit denen er zu tun hat. Aber sie -machen ihn nicht zum Griesgram und nicht zum bissigen Spötter. Er freut -sich an ihnen und möchte die Menschen gar nicht ohne sie sehen. Er -lacht über sie ein gesundes, herzhaftes Lachen und weiß uns dies Lachen -durch seine Darstellung mitzuteilen. Seine Bücher sind voll gesunder -Lebenskraft und Lebensfreude. Das macht sie dem Leser lieb und wert, -und das ist der Grund, daß sie eine so große Verbreitung gefunden haben. - - +Hamburg.+ - - +~Dr.~ Carl Müller-Rastatt.+ - - - - -1. Im Süden - - -[Illustration] - -»Passen Sie auf, Mister Eyth, wenn ich Ihnen die Geschichte noch nicht -erzählt haben sollte: Vor drei Jahren begegnete mir im Broadway in -New York ein junger Engländer, frisch und grün, wie sie die Alte Welt -manchmal noch liefert. Er hatte schon drei Wochen in der Metropole der -Neuen verbummelt und darüber nachgedacht, wie er es angreifen könne, -sein Glück zu machen, und hatte sogar mich darüber befragt, obgleich -ich damals so wenig wie jetzt danach aussah, als ob ich das Problem -gelöst hätte. Ein Bürschchen aus guter Familie, dem seine Mama tausend -Pfund in die Tasche gesteckt hatte, um ihm den Anfang zu erleichtern. -Er strahlte vor Vergnügen, als ich ihn zum zweitenmal sah. Er hatte -einen entfernten Vetter gefunden, der Amerika seit fünfundzwanzig -Jahren kannte und schon ein halber Yankee geworden sein mußte, scharf -und hell wie ein Eingeborener. Sie wollten sich assoziieren, ein -Agenturgeschäft gründen, Zucker, Baumwolle, Tabak verkaufen -- was weiß -ich! Mein Engländer hatte das Geld, der entfernte Vetter die Erfahrung. -Das mußte gehen! In fünf Jahren konnten sie Millionen verdient haben! --- Zwei Jahre darauf begegnete ich ihm wieder, fast am gleichen Fleck; -aber er war traurig. ›Nun, wie geht's mit der Agentur?‹ frage ich. -- -›Mittelmäßig‹, sagt er zögernd. -- ›Was!‹ rufe ich, ›Ihr Vetter mit der -Erfahrung und Sie mit dem Geld -- das mußte ja gehen!‹ -- ›Wir haben -uns gestern getrennt, mein Partner und ich‹, -- erklärte er seufzend. -›Jetzt hat +er+ das Geld und +ich+ die Erfahrung!‹ -- Passen Sie auf, -Mister Eyth, daß ich mit Ihnen in kurzer Zeit nicht etwas Ähnliches -erlebe. Seit dem Krieg sind wir alle zweimal so scharf geworden als vor -fünf Jahren.« - -»Gehört habe ich die Geschichte schon, aber nicht von Ihnen«, sagte -ich lachend. »Doch bange machen gilt nicht. Ein Mensch, der in Ägypten -vier Jahre lang unter Mamelucken und Eunuchen gepumpt und dampfgepflügt -hat und aus dem großen Baumwollkrach vor zwei Jahren lebendig -herausgekrochen kommt, ist so grün nicht mehr wie Ihr Engländer. -Die Griechen und Armenier von Alexandrien sind keine schlechten -Lehrmeister.« - -»Mag sein«, nickte der Oberst, indem er nachdenklich an seinem -zweiten Frühstücksei herumknusperte. »Ich wünsche Ihnen alles Glück -zu Ihrem Glauben und Ihrer Schlauheit und wollte nur, der nächste -Dampfer brächte auch mir einen Dampfpflug, der achttausend Golddollar -wert wäre. Ich wollte ihn geschwind genug losgeschlagen haben, unter -Kostpreis, wenn nötig.« - -Wir saßen beim Frühstück an einem der grünen Tischchen im Garten -des deutschen Restaurants und Biersalons von Breitling, in der -Tschapatulastraße von New Orleans, Louisiana. Der Garten war eine -Schöpfung nach Erinnerungen Breitlings aus seiner deutschen Heimat -und bestand aus sechs Tischchen und einem alten, knorrigen, schlecht -belaubten Hickorybaum, an dem als natürlicher Festschmuck zerlumpte -Fetzen hängenden Mooses klunkerten. Der Baum stammte ersichtlich -aus der Zeit, in der der Mississippi an dieser Stelle noch wildes -Swampland anzuschwemmen pflegte, und stand jetzt trübselig zwischen -vier hohen Backsteinmauern, die ihm und uns den stets willkommenen -Schatten gaben. Die Luft war dumpf und schwül; doch war man sozusagen -im Freien. Die Mittagsglut, welche über die große Stadt hereinzog, war -morgens um acht Uhr noch nicht bis in diesen Winkel gedrungen, so daß -schon seit vierzehn Tagen, seitdem ich in der Nähe wohnte, mir diese -Frühstücksstunde zu den angenehmeren des Tags gehörte. Breitlings -Figur, die seinem Namen, sonderlich von hinten, Ehre machte, und eine -zerrissene, etwas bierbefleckte »Gartenlaube« sorgten dafür, daß man -sich halb in Deutschland fühlen konnte. - -Auch der Oberst, den ich hier kennen gelernt hatte, trug dazu bei. -Es war ein großer, hagerer, vierzigjähriger Mann, dem man allerdings -ansah, daß er einiges erlebt hatte. Schmettkow, Herr von Schmettkow -erlaube ich mir ihn aus Rücksicht für seine Familie zu nennen. Er -erzählte gerne von seinen leichteren Jugendstreichen, die er in die -Zeit verlegte, in welcher er Rittmeister in der preußischen Garde zu -Berlin gewesen sein wollte. Dies hatte wohl seine Richtigkeit; ich -hatte wenigstens keinen Grund, daran zu zweifeln. Dagegen beobachtete -er ein tiefes Schweigen darüber, wie es kam, daß er aufgehört hatte, -es zu sein. Nach seiner eignen, etwas unzusammenhängenden Lebensskizze -befand er sich plötzlich in Amerika, den üblichen Kampf ums Dasein -fechtend, und zwar von der Pike auf; und von was für einer Pike! Der -Ausbruch des Bürgerkriegs fand ihn bei Baltimore als Buchhalter einer -Baumwollplantage, auf der Südseite der Sezessionsgrenze. Politische -Grundsätze beeinflußten ihn sichtlich wenig. Er focht mit als braver -Soldat und biederer Landsknecht, wo ihn der Zufall hingestellt -hatte, und schied als Oberst von seinem nur noch aus vierundzwanzig -Mann, meist Majoren, bestehenden Regiment, als die große Sache der -Aristokratie des Südens zusammenbrach. Bei Atlanta, im letzten Gefecht, -in dem sich das Regiment auszeichnete, hatte er einen Sergeanten der -föderierten Armee unter Sherman samt der Kompagnie, welche dieser -zufällig befehligte, beim Frühstück überrascht und gefangen genommen, -oder vielleicht richtiger gesagt: er hatte Breitlings Frühstück -gefangen genommen und diesen, der ihm sofort wieder entwischte, -hierdurch unangenehm überrascht. Die beiden Herren konnten sich über -den Hergang der Waffentat nie völlig einigen. Breitling war nach dem -Friedensschluß mit andern politischen Kräften gen Süden gewandert und -besaß nach kurzer amtlicher Tätigkeit als Steuereinnehmer genügende -Mittel, seinen Biersalon in der Tschapatulastraße zu eröffnen. Dort -überraschte ihn Oberst von Schmettkow zum zweitenmal, den ein rauhes -Schicksal ebenfalls nach Louisiana verschlug. Es war hohe Zeit, denn -der Oberst, einer der wenigen Deutschen, die auf der verlorenen Seite -des großen Bürgerkriegs gefochten hatten, war dem Versinken nahe. -Breitling hatte ein gutes, dickes Herz und zwei Töchterchen von elf und -neun Jahren, die während der Kriegsjahre in ihren Elementarkenntnissen -etwas zurückgeblieben waren. Das paßte vortrefflich. Der Oberst wurde -Haus- und Mädchenschullehrer, hatte bereits sechs höhere Töchter und -bei Breitling freie Kost gefunden. Das Dameninstitut befand sich im -Tanzsalon hinter der Bierwirtschaft. Wo der Herr Professor wohnte, -wußte niemand. Aber seine Schnurrbartspitzen hoben sich aufs neue, und -der auf »Ä« gestimmte Ton des einstigen Offiziers vom Tempelhofer Feld -klang leise und gedämpft wieder durch. Ganz war er ja auch im größten -Elend nicht verschwunden, denn er war hörbar waschecht. - -Ich selbst hatte vor zwei Wochen das Sankt Charleshotel verlassen -und war in eine Privatwohnung in der benachbarten Tschapatulastraße -übergesiedelt. Es war mir im Gasthof etwas zu unruhig geworden. Ein -Senator von Alabama hatte am Hotelschenktisch nach dem Mittagsmahl -im ruhigsten Gespräch sechs Schritte von mir einen Richter aus -Texas niedergeschossen. Man hatte zwar den toten Richter sofort auf -die benachbarte Polizeistation und den Senator, nach einem kleinen -Wortwechsel mit den Umstehenden, nach seinem Zimmer gebracht. Auch -ließ man dessen Tür von zwei nach und nach herbeigeholten Schutzleuten -zur allgemeinen Genugtuung der ängstlicheren Hotelbewohner streng -bewachen, nachdem der Senator kurz zuvor durch das Fenster abgereist -war. Da ich diesen Herrn aus Alabama persönlich nicht kannte, mit -ihm also auch nicht sympathisieren konnte, dagegen mit dem Richter, -der gleichzeitig großer Grundbesitzer war, schon mehrere Cocktails -getrunken und intime Beziehungen betreffs der Dampfkultur in Texas -angeknüpft hatte, ärgerte mich dieser Zwischenfall lebhaft und -veranlaßte, neben anderm, meinen Umzug nach der Tschapatulastraße. Auch -fand ich, daß meine augenblickliche Beschäftigung, das Warten auf den -englischen Frachtdampfer »Wild-West«, in einer Privatwohnung ebenso -wirkungsvoll gefördert werden konnte als in dem in ganz Louisiana, -wenn auch nicht wegen seiner Billigkeit, berühmten Sankt Charleshotel. -Meinen anderweitigen leiblichen Bedürfnissen genügte das Nachbarhaus, -Breitlings Restaurant und Biersalon, vollständig. Und so genoß ich -nach etlichen bewegten Reisewochen in unerwarteter Weise eine kleine, -wohlverdiente Ruhepause während meines ersten Aufenthalts in der -Crescent City, der »Mondsichelstadt«, wie der poetische Amerikaner New -Orleans zu nennen liebt, und konnte mir Land und Leute ansehen, ehe ich -mit ihnen handgemein werden sollte. - -Das heutige Frühstück war der letzte Takt dieser Pause. Ich hatte schon -gestern abend einen Zettel von General Longstreet, dem Haupt der jungen -Firma Longstreet, Owen & Co., erhalten, der mich benachrichtigte, daß -der »Wilde Westen« signalisiert sei und an der Barre, der achtzig -Meilen entfernten Mündung des Mississippi, nur auf die Flut warte, um -heraufzukommen. Ich segnete meine Sterne und war schon in einem kleinen -Arbeitsfieber, ohne etwas Greifbares tun zu können; denn es war hohe -Zeit, daß ich meines Dampfpflugs habhaft wurde, wenn ausgeführt werden -sollte, was ich mit Longstreet geplant hatte. - -»Nur kühl!« rief mein Oberst, indem er auf die Uhr und die zwei -internen Zöglinge seines Dameninstituts sah, die am Nachbartisch Lotto -spielten. »Und passen Sie auf! Die Geschichte mit Ihrem Obersten in -Washington -- wie heißt er?« - -»Olcott, Oberst Olcott, Kongreßmitglied aus Ohio«, antwortete ich mit -Betonung, um meinen schwankenden Glauben zu stärken. - -»Ich möchte vor allen Dingen wissen,« fragte sich Schmettkow -nachdenklich, »ob er schon Pulver gerochen hat, Ihr Oberst, oder nur -das riecht, das Sie mitbringen. Die Geschichte gefällt mir nur halb.« - -»Aber sie kann kaum schief gehen, so wie sie jetzt eingeleitet ist«, -meinte ich zuversichtlich. - -»Es kann in Washington alles schief gehen, seitdem die große Sache -schief gegangen ist«, versetzte der Oberst mit einiger Wärme. »Sie -kennen die Yankees noch nicht. Ein Kongreßmitglied in Washington! -Guter Gott! Ehe Sie sich umsehen, hat man Ihnen die Augen von Ihrem -Wassersüppchen geschöpft. Vollends ein Kongreßmann, den man Ihnen in -der Quäker-City angehängt hat, in der Sie am Sonntag in Gegenwart von -sechshunderttausend Mitmenschen verdursten können! Lieber Herr Eyth, es -mag ziemlich heiß sein in Ihrem Ägypten, aber Sie sind trotzdem grüner -geblieben, als Sie es selbst ahnen. Passen Sie mal auf!« - -»Hexen können Sie hier auch nicht«, meinte ich, etwas verstimmt. »Ich -sehe wirklich nicht ein, wie --« - -»Einsehen! Das ist gar nicht nötig. Das Einsehen kommt immer erst -später. Sie werden Ihr Lehrgeld bezahlen wie jeder andre. Zum Glück -haben Sie, wie es scheint, einen soliden Kassierer im Hintergrund. -Lernen Sie wenigstens +den+ benutzen! -- Übrigens gebe ich zu, um Sie -nicht zu ärgern, daß Sie die Sache nicht ganz ungeschickt angegriffen -haben. Wenn Sie so fortfahren, werde ich Ihnen auch künftig gewogen -bleiben.« - -Er sagte dies im Ton gutmütiger Bevormundung, den wir bei unsern -abendlichen Schachpartien unter dem Hickorybaum gegenseitig -gebrauchten, um eine drohende Niederlage zu beschönigen. Die Sache -aber, um die es sich handelte, war die folgende: - -Ich war vor zwei Monaten mit dem Auftrag der Fowlerschen Fabrik ans -Land gestiegen, unsre Dampfpflüge in Amerika einzuführen. Das war fast -die einzige Weisung, die ich mitbrachte. Man steht mit einer solchen -Aufgabe etwas zweifelnd am Strande eines neuen Weltteils; doch scheint -der Zeitpunkt, aus der Ferne gesehen, nicht ungünstig. Die Südstaaten, -die nach dem furchtbaren Krieg und nach der Befreiung der Sklaven in -irgendwelcher Weise weiterleben mußten, hatten sich irgendwie den neuen -Verhältnissen anzupassen. Für die Sklavenarbeit auf den Plantagen mußte -ein Ersatz gefunden werden. Hier konnte die Dampfkraft eingreifen und -nach der blutigen eine friedliche Revolution einleiten; wieder aufbauen -helfen, was jene zerstört hatte. Ich war nicht ohne einige Begeisterung -bei diesem Gedanken, wenn auch sehr seekrank, über den Atlantischen -Ozean gekommen und suchte so rasch als möglich Angriffspunkte für -meine Aufgabe zu finden. Leicht fand ich es nicht -- nach einigen -Wochen --, einen Weltteil zu erschließen; man mußte offenbar an die -Arbeit im kleinen und einzelnen gehen. Doch hatte die Firma Fowler -Freunde und sogar Verwandte in New York und Philadelphia, ein Haus, das -»in Blei« groß geworden war und zur alten Aristokratie der Quäkerstadt -gehörte. Hier fand ich wenigstens Ratschläge, auf die ich mich -verlassen konnte. - -Eins wurde mir sofort klar: mit einem Eingangszoll von fünfundvierzig -Prozent des Maschinenwertes, der für jeden Dampfpflug viertausend -Dollar in Gold, siebentausend Dollar in Papier jener Tage -ausmachte, war die Einführung der Dampfkultur von England aus eine -augenscheinliche Unmöglichkeit. Dieses Verhältnis mußte vor allen -Dingen geändert werden. Mit einem Brief der Gebrüder Tatham, meiner -Berater in Philadelphia, ging ich nach Washington und stellte mich am -Schenktisch des Hotels Villard einem Herrn Oberst Olcott vor. Ich fand -in ihm einen klugen, energischen Mann, der im Tone biederer Offenheit -den kitzlichsten Verhandlungen den wohltuenden Schein der Ehrlichkeit -zu geben wußte. »Der Zweck heiligt die Mittel« war für ihn ein über -alle Zweifel erhabener Grundsatz. Es schien ihm völlig ausgeschlossen -zu sein, daß in unsrer Zeit noch Menschen geboren werden könnten, die -in diesem Punkt nicht völlig kapitelfest waren. Was aber die Heiligkeit -des Zwecks anbelangt, so kam es eben hauptsächlich darauf an, wieviel -dabei zu verdienen war. - -Ein gemeinsames Frühstück, zu dem ich mir erlaubte, ihn sofort -einzuladen, genügte, ihm das Wesen und die Vorzüge eines Fowlerschen -Dampfpflugs zu erklären, ein Mittagsmahl, ihn von der Notwendigkeit -der Einführung und Verbreitung dieses großartigen Fortschritts auf dem -Gebiet der landwirtschaftlichen Technik zu überzeugen. Mit Papieren -aller Art war ich wohl vorbereitet. Ein begeisterter Aufsatz, noch -im Manuskript, stellte fest, daß namentlich der wirtschaftliche -Wiederaufbau des Südens, dem durch die Sklavenbefreiung die Hauptquelle -von Kraft und Arbeit entzogen worden war, nur durch Fowlers Dampfpflüge -möglich sei, die in Ägypten in der Hand halbwilder Fellachin Wunder -geschaffen hätten und in Indien -- hier dichtete ich beträchtlich --- die vertrockneten Riesenflächen entlang des Ganges in blühende -Teegärten zu verwandeln in Begriff stünden. Ist es nicht die -patriotische Pflicht einer erleuchteten Gesetzgebung, fragte ich in -einem Wald von Ausrufungszeichen, die Einführung eines derartigen -menschenbeglückenden Apparates mit allen zu Gebot stehenden Mitteln zu -fördern? jeden Schritt freudig zu begrüßen, der den von ihren Irrtümern -befreiten, aber heute daniederliegenden Bruderstaaten ihre materielle -Wohlfahrt wiedergibt und sie gleichzeitig dem Fluch einer sündhaften -Ausbeutung der Menschenkraft entzieht? Darf nicht erwartet werden, daß -die weitsichtige Vertretung des größten Volkes unsrer Zeit mit Freuden -das einzige Hindernis entfernt, das der Erreichung dieses herrlichen -Zieles Schwierigkeiten bereitet, und ohne Verzug die Abschaffung -oder wenigstens die zeitweise Aufhebung eines Prohibitivzolls auf -Dampfpflüge beschließen wird? - -»Sehr gut!« sagte Olcott, als ich ihm mein Memorandum vorgelesen hatte; -»was bezahlen Sie dafür?« - -Obgleich selbst nicht Amerikaner, war ich in einen patriotischen -Schwung geraten, dem ich so rasch als möglich Einhalt tun mußte, um -antworten zu können. - -»Wofür?« fragte ich, ein wenig nach Luft schnappend, um Zeit zu -gewinnen. - -»Nun -- für das Spezialgesetz, für die Aufhebung des Zolls auf -Dampfpflüge, sagen wir auf ein Jahr.« - -»Sagen wir auf fünf Jahre«, schlug ich vor, nach Fassung ringend. - -»Gut! Nehmen wir an auf fünf Jahre. Wieviel?« - -Ich schwieg. So nahe hatte ich mir das Ziel nicht gedacht. Das schien -ja über alles Erwarten einfach zu sein. Aber die Frage kam mir doch mit -gar zu betäubender Wucht über den Kopf. - -Olcott sah mich verwundert an. Nach einer Pause bemerkte er: - -»Ihr Dampfpflug mag vortrefflich sein. Das müssen Sie am besten wissen. -Auch was Sie da auf Ihrem Papier haben, ist nicht übel. Jedenfalls -läßt sich etwas damit machen. Aber Sie glauben doch wohl selbst nicht, -daß man eine wertvolle Verordnung wie die, die Sie brauchen, durch den -Kongreß drückt ohne Schmiermaterial. Da hat man zunächst alle möglichen -Kosten: Druckkosten, Trinkkosten, Reisekosten, Konferenzkosten, -Reklamekosten -- alle möglichen Kosten, die sich nicht spezifizieren -lassen! -- Doch kommen wir zum Geschäft -- Zeit ist Geld -- Wieviel?« - -So rasch ging es nun doch nicht, wie ich es voreiligerweise vermutet -hatte. Die Verhandlungen dauerten drei Tage. Ich wand und krümmte mich, -so gut ich konnte; Olcott hatte viel Geduld mit mir. Am zweiten Tag -war ich nahe daran, in einem Anfall heiligen Zorns abzureisen; er half -mir selbst meinen Koffer wieder auspacken. Ich sei furchtbar grün; das -sei kein Wunder, meinte er, mich entschuldigend, bei meiner kurzen -Anwesenheit in diesem großen und freien Lande; aber ich sei sichtlich -ehrlich. Beides würde sich wohl mit der Zeit geben; dann könne noch ein -tüchtiger Mann aus mir werden. Jedenfalls werde er meine Laufbahn mit -großer Teilnahme verfolgen. Ich habe ihm vorläufig viel Spaß gemacht. -Das einzige, was er bedaure, sei, daß ich mit ihm auf politischem -Gebiet nicht ganz übereinzustimmen scheine. Dann formulierte er den -zehnten Vorschlag eines Abkommens, das ihm die Dampfkultur Amerikas -zinspflichtig machen sollte. - -Schließlich waren wir am Ziel; wo ein Wille ist, findet sich ein -Weg. »Oberst Olcott verpflichtet sich,« lautete die geheimnisvolle -Vereinbarung, »nach Kräften dahin zu wirken, daß der Kongreß der -Vereinigten Staaten von Nordamerika innerhalb der nächsten zwölf -Monate die zollfreie Einfuhr von Dampfpflügen auf eine Reihe von -Jahren, jedoch nicht unter drei, zum Gesetz erhebt. Für die hierdurch -entstehenden Geschäftskosten und Bemühungen erhält Oberst Olcott von -der durch Herrn Eyth vertretenen Firma zunächst zur Einleitung der -erforderlichen Schritte tausend Dollar bar, sodann 7½ Prozent von -jedem unter dem Gesetz eingeführten Dampfpflug, bis die erhaltene -Summe zehntausend Dollar beträgt, und später 2½ Prozent bis zur -Wiedereinführung des gesetzlichen Normalzolls für landwirtschaftliche -Maschinen.« Damit konnten wir beide zufrieden sein. Ich oder vielmehr -Olcott hatte mich überzeugt, daß man auch in der größten der Republiken -dem Lande nicht umsonst Wohltaten erweisen kann. Ich fühlte eine -gewisse Dankbarkeit gegen den Biedermann, der mit seinem offenen -Lächeln der ganzen Verhandlung jeden bösen Schein abzustreifen gewußt -hatte und mit Eifer an die Arbeit zu gehen versprach. Wir schieden -an den Marmorstufen des Kapitols mit lebhaften Versicherungen -gegenseitiger Hochachtung. Mir jedenfalls war es um tausend Dollar -leichter zumute, was auch aus der Sache weiter werden sollte. - -»Und seitdem haben Sie nichts mehr von Ihrem Oberst und Gesetzgeber -gehört?« lachte Schmettkow etwas verächtlich, nachdem ich ihm die -Geschichte zu meiner eignen Beruhigung beim dritten Male etwas -ausführlicher mitgeteilt hatte. »Na, das wird schon kommen. Mit tausend -Dollar ist mein Herr Kamerad im Norden nicht zufrieden. Ich kenne meine -Pappenheimer.« - -»Wir werden ja sehen,« meinte ich etwas kleinlaut; »unter tausend -Dollar konnte ich wohl kaum erwarten, mit dieser Aufgabe durch -Washington zu kommen. So weit kennen glücklicherweise auch meine -englischen Freunde das Land. Im übrigen soll mich das alles wenig -kümmern, wenn ich in ein paar Tagen meinen Dampfpflug zwischen die -Finger bekomme. Dann sollen die Herren Amerikaner schon die Augen -aufmachen.« - -»Na, na!« machte der Oberst, in dessen Seele der Stolz des werdenden -Yankees mit dem Ärger, in Amerika zu sein, in fortwährendem Kampfe lag. -Wir hatten, wie es die Unsitte des Landes will, halb deutsch, halb -englisch gesprochen und kaum bemerkt, daß sich auch am Nachbartisch -jemand niedergelassen und zu frühstücken begonnen hatte: ein älterer, -gutmütig aussehender Herr mit einem furchtbaren Knotenstock. - -»Na, na!« sagte auch der neue Gast, sichtlich bestrebt, deutsch zu -sprechen, fuhr aber dann sogleich auf englisch fort: »Entschuldigen Sie -mich, Gentlemen; ich bin Mister Lawrences Bruder; Mister Lawrence, -Magnoliaplantage, Plagueminegrafschaft, Louisiana -- Sie kennen ihn?« -- - -Wir kannten nichts von all dem, glaubten ihm aber aufs Wort. Der Mann -hatte ein so ehrliches, zutrauliches Aussehen, nahm seinen Knotenstock, -ein wunderbares Naturerzeugnis, zwischen die Knie, stützte sein Kinn -darauf und sah uns freundlich an. - -»Dampfpflüge!« fuhr er nach einer Pause fort, »Dampfpflüge -- das -interessiert mich. Wir haben in diesem großen Land Dampfpflüge in -Menge. In Vicksburg läuft einer seit drei Jahren -- in Cincinnati -- in -Chikago --« - -»Mein lieber Herr!« sagte ich etwas erregt, denn er hatte mich an -einer wunden Stelle berührt, »das geht nicht! Ich bin noch nicht -lange in Ihrem großen und ruhmgekrönten Land, aber eins weiß ich: den -amerikanischen Dampfpflug, von dem mir jedermann erzählt, hat noch -niemand gesehen. Haben Sie ihn schon gesehen?« - -»In Baltimore ist einer,« fuhr Herrn Lawrences Bruder ausweichend, -aber eifrig fort, »in Saint Louis hat erst vor wenig Wochen ein -außerordentlich talentvoller Milchhändler einen Pflug erfunden, der mit -dem Wind segelt. Warten Sie ein wenig; sehen Sie, hier!« -- Er zog aus -seinem geräumigen Rock ein großes, blaues Heft hervor, nachdem er sechs -kleine Tüten, die mit Zuckerproben gefüllt waren, auf den Tisch gelegt -hatte. Das blaue Heft enthielt zahllose, in kreuz und quer eingeklebte -Zeitungsausschnitte, unter denen er eifrig nach dem gewünschten -segelnden Pflug suchte. - -»Haben Sie ihn gesehen?« fragte ich hartnäckig. »Nein? -- Nun will ich -Ihnen erzählen, wie es mir in diesem großen und erleuchteten Land damit -ging. Auf der Überfahrt von Liverpool nach Boston sagte mir die ganze -Schiffsgesellschaft, soweit sie amerikanisch war, daß es bei ihnen -von Dampfpflügen wimmeln müsse. Ein Herr aus Boston meinte, in seiner -Vaterstadt seien allein drei, wahrscheinlich in vollem Gang, denn er -erinnere sich, schon als Schuljunge davon gehört zu haben. Ich hielt -mich zwei Tage auf, um sie zu finden. Niemand wußte etwas davon. Aber -in Philadelphia sei ein blühendes Geschäft, das sie fabriziere. Ich -interessiere mich ein wenig dafür; es ist mein Handwerk. Ich gehe also -nach Philadelphia und finde mit Müh' und Not die Adresse eines Herrn -in New York, der einmal mit einem englischen Geschäft korrespondiert -habe, um sich einen kommen zu lassen. Es wurde nichts daraus wegen -des hohen Eingangszolls. Aber in Cincinnati sei ein Mister Fox; der -mache amerikanische Dampfpflüge, hauptsächlich fürs Präriepflügen, -höre ich in der Metropole der Welt. Ich gehe nach Cincinnati. Mister -Fox war tot. In einem Schuppen fand ich eine alte Straßenlokomotive, -die seiner armen Schwester gehörte und aussah, als ob sie Noah gebaut -hätte. Pflüge wolle ich sehen? Nein, das sei nicht zum Pflügen; das -sei ein Lastwagen mit Dampfbetrieb, erklärte mir die Schwester. Aber -in Chikago: dort werden für die Maisfelder von Illinois Hunderte von -Dampfpflügen gebaut. Ich war auf dem Weg nach dem Süden, aber ich ließ -mich's nicht verdrießen: ich gehe nach Chikago. Die Firma Thompson & -Smith, von der ich in Cincinnati gehört hatte, war bankrott. Einen -Dampfpflug habe sie nie gebaut. Dagegen habe allerdings Mister Thompson -einen erfunden, der zehn Morgen in drei Minuten aufbreche. Nur der -Bankrott sei ungeschickterweise dazwischen gekommen, die epochemachende -Erfindung auszuführen. Jetzt sei er in Kalifornien, um das Geschäft -fortzusetzen. Dort werde eigentlich nur noch mit amerikanischen -Dampfpflügen gearbeitet. So werde es in Louisiana wahrscheinlich auch -sein, namentlich in New Orleans, seitdem die Sklavenarbeit aufgehört -habe. Hier bin ich jetzt, Mister Lawrence,« schloß ich, ganz warm -von meinem Bericht, »und Sie schicken mich nach Vicksburg. Bei Gott, -es ist ein großes Land, Ihr Amerika! Aber die Geschichte von seinen -Dampfpflügen fängt an, etwas monoton zu werden.« - -Lawrence tat, als ob er mir nicht zugehört hätte, und suchte eifrig in -seinem blauen Heft. - -»Sehen Sie hier!« rief er triumphierend. »Vicksburg, den 2. November -1866 -- na nu! Das ist eigentlich etwas andres, aber nicht weniger -interessant, und zeigt Ihnen, was unsre Erfinder leisten. Ein Land -mit solchen geistigen Kräften ist nicht umzubringen, darauf können -Sie wetten! Hören Sie zu. ›Vicksburg, den 2. November. Wir vernehmen -mit Vergnügen, daß es einem unsrer Mitbürger, einem genialen jungen -Erfinder, Mr. Hodgekiß, nach langem Studium und kostspieligen Versuchen -gelungen ist, einen Dampfneger zu konstruieren. Derselbe kann -bereits Holz sägen, Maiskolben raspeln und Zuckerrohr kauen. In der -gegenwärtigen verzweifelten Lage unsers Südens ist diese Erfindung von -der höchsten Bedeutung. Der Neger ist gegen ein Eintrittsgeld von 50 -Cents zu New York, 218 Fultonstreet, zu sehen. Der geniale Erfinder ist -nunmehr eifrig damit beschäftigt, auch ein Dampfmaultier anzufertigen, -teilt uns jedoch in der liebenswürdigsten Weise mit, daß dies eine -sehr viel schwierigere Aufgabe sei als die von ihm bereits glücklich -gelöste. Es wird dies jedermann, auch der Nicht-Techniker, begreifen, -wenn man bedenkt, daß ein Maultier gewöhnlich vier artikulierte Beine -in Bewegung setzen muß, während der Neger nur zweibeinig ist. Mr. -Hodgekiß ist übrigens noch nicht zweiundzwanzig Jahre alt und im -Begriff, sich mit der reizenden Miß Evelin Sharp aus Warrenton zu -verheiraten. Er geht mit dem Plane um, auf Grund seiner Erfindungen -eine Dampfneger- und -maultier-Aktiengesellschaft mit beschränkter -Haftpflicht zu gründen, worauf wir Kapitalisten und Freunde der -Regeneration des Südens besonders aufmerksam machen.‹« - -»Wieviel Aktien haben Sie genommen?« fragte Oberst von Schmettkow -Herrn Lawrence, der sich siegreich umsah. - -»Vorläufig noch keine«, sagte Lawrence, ohne eine Miene zu verziehen. -»Mein Bruder befindet sich augenblicklich im Norden und will sich den -Neger erst ansehen. Das ist jetzt nicht mehr so einfach als früher. Sie -wissen, mein Bruder ist ein vortrefflicher Geschäftsmann und läßt sich -nicht leicht einseifen. Man muß sich mit den Yankees in acht nehmen. -Auch in der guten alten Zeit haben wir keine Neger gekauft, ohne sie -anzusehen. Und wenn Sie uns Ihren Dampfpflug zeigen, wer weiß, dann -läßt mein Bruder am Ende den Dampfneger fahren und läuft Ihnen nach. Es -sollte mich freuen, Mister -- Mister -- wie heißen Sie?« - -Ich befriedigte seine Neugierde. - -Wir schüttelten uns heftig die Hände, während ich mich zum Fortgehen -anschickte. »Mister Lawrences Bruder« gefiel mir, obgleich mir noch -nicht ganz klar war, was ich aus ihm machen sollte. Jedenfalls war -er ein lebender Beweis der Zuträglichkeit des Klimas von Louisiana, -über das man mir in der Ferne viel Böses gesagt hatte. Sein breites -Gesicht lachte harmlos, seine Äuglein blinzelten listig hinter -den roten Wangen und unter den struppigen weißen Augenbrauen. Ein -kindlicher Glaube an die unbegrenzten Möglichkeiten des menschlichen -Fortschritts schien der leitende Gedanke, die Poesie seines Lebens -zu sein und ihn häufig, nach Art der Poesie, in etwas nebelhafte -Regionen zu entführen. Wenn jedoch von Dollars die Rede war, hatte -er plötzlich festen Grund unter den Füßen. Er hoffte, mich wieder -zu sehen. Wenn mein Dampfpflug ankäme, wolle er der erste sein, der -seinen Ruhm in der Crescent City verkündige. Und seinen Bruder wolle er -mitbringen! »Sie wissen, wir haben dreitausend Acker Land in Zucker. -Das ist kein Kinderspiel ein Jahr nach dem Krieg, wenn alles die Arme -hängen läßt und die verfluchten Reisesäckler[1] dem Süden den letzten -Blutstropfen aussaugen. -- General Longstreet, sagten Sie? Sie gehen -zu General Longstreet? Das ist ein Mann, wie er sein soll, Mister -Eyth, unser bester Soldat und heute der ehrlichste Baumwollmakler in -ganz Louisiana. Ich werde Sie begleiten. Es ist mir eine Ehre, Sie zu -General Longstreet zu begleiten.« - -»Passen Sie auf!« flüsterte mir Schmettkow zu, der sich's zur -Lebensaufgabe gemacht zu haben schien, mich vor den üblichen Gefahren -des Landes zu schützen. - -Dann gingen wir in die glühende Helle der Kanalstraße hinaus. - -[Illustration] - - - - -2. Eine Generalversammlung - - -Die Geschäftszimmer der Firma Longstreet, Owen & Co. in der -Jacksonstraße bestanden aus zwei geräumigen, hellen Gemächern mit dem -freundlichen Ausblick auf einen etwas verwilderten Garten, in welchem -Palmetten, Kaktusbirnen und Aloes in der weißen Vormittagssonne -schimmerten. Er mußte vor fünf Jahren ein prachtvolles Bild südlicher -Pflanzenüppigkeit geboten haben. Jetzt schien er sich selbst überlassen -zu sein, und seine Lianen machten ernstlich Anstalt, über das Haus -wegzukriechen, um sich dessen Straßenfront anzusehen. Im äußeren, -größeren Zimmer hausten die zwei jungen Owen, von denen der eine -Major, der andre Kapitän genannt wurde. Dies waren sichtlich keine -bloßen Ehrentitel: der Major hinkte infolge eines Schusses im Bein, -der Kapitän hatte einen tiefen Säbelhieb in der im übrigen rosigen -Wange. Das zweite, kleinere Gelaß war das Geschäftszimmer des Generals -Longstreet, den Freund und Feind im Süden mit sichtlicher Hochachtung -die rechte Hand des Generals Lee zu nennen pflegten, seitdem Longstreet -selbst nur noch eine linke hatte. Seine eigne Rechte lag auf dem -Schlachtfeld bei Chattanooga begraben. Alle drei waren jetzt ehrsame -Baumwollmakler und Generalagenten für alles mögliche, was der Süden -brauchen oder nicht brauchen konnte, auch für unsre Dampfpflüge. Ich -selbst bin ein Mann des Friedens, und als mich der junge Owen mit der -liebenswürdigen Höflichkeit des Südländers bat, ein wenig zu warten, -da sich General Beauregard und General Taylor augenblicklich bei -General Longstreet befänden, wurde es mir doch etwas schwül in dieser -kriegerischen Umgebung, trotz der Baumwollproben, die auf allen Tischen -und Gesimsen umherstanden. Doch so ist nun einmal das amerikanische -Leben. Gestern standen die drei Männer, die im Nebenzimmer das Sinken -der Baumwollpreise besprachen, an der Spitze von Armeen und schrieben -in blutigen Schriftzügen an der Geschichte der Neuen Welt. Beauregard -hatte zur Eröffnung des großen Bürgerkriegs die ersten Schüsse bei -Fort Sumter abgefeuert, Taylor war vier blutige Jahre lang der -Soldatenliebling aller Damen Louisianas gewesen, und Longstreet, eine -mächtige, echt ritterliche Gestalt, hatte bis zum bitteren Ende beim -Appomatox-Courthouse mit seiner verstümmelten Rechten an der Seite -seines großen Chefs gefochten, wobei ihm die beiden Owen als seine -persönlichen Adjutanten zur Seite standen. Der Kapitän hatte mir schon -davon erzählt, wie es ihm und den Tausenden seiner halbverhungerten -und halbverbluteten Kameraden am Abend bei der Übergabe der Armee, -die den furchtbaren Krieg beendete, zumute gewesen war, wie ihm und -allen andern eine Zentnerlast vom Herzen gefallen sei, an der sie -seit Monaten geschleppt hatten, und wie er in der nächsten halben -Stunde sein armes, halbtotes Pferd um 32000 Dollar in konföderiertem -Papiergeld verkauft und ein Paar Stiefel um 430 Dollar gekauft habe. -So stand es damals um Stiefel, Pferde und Geld. -- Etwas besser war's -nun doch schon geworden. Taylor war Präsident des kleinen versumpften -Kanals, der von New Orleans nach dem Pont Chartrin führt, Beauregard -geschäftlicher Leiter einer im Bau begriffenen Bahn nach Texas, -Longstreet und seine einstigen Adjutanten Baumwollhändler. Der Major -war nicht anwesend. Er sagte mir, sein jüngerer Bruder sei auch in -kaufmännischen Dingen noch heute Longstreets rechte Hand. »Lauter -rechte Hände,« dachte ich, »und doch ist die ›große Sache‹ schief -gegangen.« - -Während mein neuer Freund Lawrence sofort in lebhaftem Gespräch -mit dem jungen Owen seine Zuckertüten aus der Tasche holte, sie -auf den Tisch schüttete und ihn für die herrlichen Kristalle der -Magnoliaplantage zu begeistern suchte, öffnete sich die Tür des -Nebenzimmers, und Longstreets breites, treuherziges Soldatengesicht -winkte mir zu, einzutreten. Die beiden andern Heerführer standen -um ein Tischchen und zupften mit jener langsamen, sachverständigen -Handbewegung Baumwollflocken auseinander, die bewies, daß sie wußten, -was sie taten. Jedes Gewerbe hat gewisse zünftige Bewegungen, an denen -sich die Eingeweihten sofort erkennen: man weiß, wie der richtige -Getreidehändler das Korn von einer Hand in die andre rollen läßt, der -Zuckersieder den zähflüssigen Zucker zwischen Daumen und Zeigefinger -ausspinnt und der Gastwirt seinen Kaviar empfiehlt, indem er Daumen -und Zeigefinger zusammendrückt und mit halbgeschlossenen Augen den -Mund zuspitzt, als ob er küssen oder pfeifen wollte. So wußte ich nun -auch, daß sämtliche drei Generale aus Familien stammten, die große -Baumwollplantagen besessen hatten. - -Longstreet stellte mich vor: »Herr Eyth, Ingenieur und Vertreter der -berühmten Firma John Fowler & Co. aus Leeds in England; Herr Eyth -ist im Begriff, Gentlemen, einen Ersatz für unsre Neger in Louisiana -einzuführen, so daß die farbigen Gentlemen sich in Zukunft mit größerer -Ruhe der Anfertigung unsrer neuen Konstitution widmen können.« - -Beauregard, ein schweigsamer Mann mit weißen Haaren, machte ein -finsteres Gesicht und zeigte keine Lust, auf Longstreets Witzchen -einzugehen. Der kleine, elastische General Taylor dagegen lachte. - -»Was hilft das Zähneknirschen, Beauregard?« sagte er munter. »Wir -sind geschlagen. Darüber ist kein Zweifel. Man muß sehen, wie man -sich daran gewöhnt. -- Waren Sie schon in unserm Abgeordnetenhaus?« -wandte er sich an mich. »Dorthin müssen Sie gehen. Alles schwarz. So -etwas hat man nicht gesehen, seit sich der Erdball um die Sonne dreht. -Mein Plantagenhufschmied, der mich seinerzeit dreizehnhundert Dollars -kostete, ist erster Schriftführer. Aber reden sollten Sie den Mann -hören! Alle sechs Wochen erhöhen die Herren in namentlicher Abstimmung -ihre Tagegelder. Bis jetzt war dies ihre einzige gesetzgeberische -Tätigkeit. Aber reden muß man sie hören. O Jerusalem!« ... - -»Mittlerweile müssen wir jetzt danach sehen, wie man Maulesel -beschlägt«, meinte Longstreet, »und den Boden aufreißt, Kanalschiffe -durch die alten Swamps schleppt und Schienen im Sand von Texas begräbt. -Das ist Beauregards Spezialität. -- Sie also wollen uns pflügen helfen, -Herr Eyth?« - -»Ich hoffe so, General«, antwortete ich mit erwachender Zuversicht -und fühlte mich den drei Helden des großen Bürgerkriegs mit jeder -Minute menschlich näher. »Der Dampf hat schon größere Schwierigkeiten -überwunden.« - -»Sie scheinen einen guten Glauben an den Dampf zu haben«, meinte -Beauregard grimmig. »Vor fünf Jahren ging mir's ähnlich: mit dem -Pulverdampf!« - -»Wenn einmal die erste Lokomotive über seine ›Texasstrandlinie‹ läuft, -wird sein Glaube wieder lebendig werden«, sagte Taylor tröstend. -»Nehmen Sie ihm ein paar hundert Aktien ab, Herr Eyth, wenn Sie den -alten Bären lachen sehen wollen. Ich habe leider mit dem größeren -Teil meines Vermögens meinen Salon tapezieren lassen: alles echte -konföderierte Tausenddollarnoten, die die Yankees für uns fabrizierten. -Das müssen Sie sich ansehen, ehe Sie uns verlassen. Verstehen Sie etwas -von Kanalschiffahrt? Ich nicht; und ein unbehagliches Gefühl ist es für -einen Soldaten und Kanaldirektor.« - -Als in diesem Augenblick Major Owen eintrat, verabschiedeten sich die -Herren mir gegenüber mit allgemeinem Händeschütteln, untereinander -mit halb militärischen Grüßen und kaum bemerkbaren Blicken, die -jedoch erraten ließen, daß sich unter der Oberfläche einer zu lauten -Heiterkeit manches regte, das der Fremde nicht zu sehen brauchte. - -»Galgenhumor!« sagte Longstreet, von der Tür zurückkommend, mit einem -leichten Schatten auf seinem guten, wohlwollenden Gesicht. »Taylor -hat sein ganzes, großes Vermögen endgültig verloren. Er hat zwei -Schwestern, vor fünf Jahren die ersten Damen von New Orleans, die -eine Nähschule anfangen wollen, um zu leben. Übrigens geht es uns -allen nicht viel besser. Doch es wird wieder anders kommen! Bei Gott, -schlechter kann's nicht werden! -- Ihr Schiff, der ›Wilde Westen‹, muß -jeden Augenblick hier sein, Herr Eyth. Der Major ist auf dem Zollamt, -um den Betrag des Zolls festzustellen. Er hofft, Ihren Pflug um -fünfzehnhundert Dollars hereinzubekommen. Natürlich muß er erklären, -daß die ganze Sendung aus rohem Gußeisen besteht. Das wird ihm um so -leichter, als er noch nichts davon gesehen hat und einen Dampfpflug von -einem Bienenkorb nicht unterscheiden kann, wenigstens zollamtlich. Sie -sehen, wir haben schon einiges von unsern nordischen Freunden gelernt. -Im schlimmsten Fall müßten Sie allerdings beschwören, daß die Angaben -meines Geschäftsteilhabers ihre Richtigkeit haben.« - -Ich schnappte nach Luft. Jedermann kannte Longstreet als einen -Ehrenmann ohne Furcht und Tadel, und seine treuherzigen blauen Augen -sahen so kindlich in die Welt hinaus, daß ihm der größte europäische -Spitzbube aufs Wort geglaubt hätte. - -»Aber, General, das geht wirklich etwas zu weit«, stotterte ich. -»Gußeisen! Seit zehn Jahren trompeten wir in Wort und Schrift in alle -Welt hinaus, daß wir den besten Stahl an Stelle jedes Stückchens -Gußeisen anwenden, das durch Stahl zu ersetzen ist. Ich habe erst -gestern einen Zeitungsartikel an den ›New Orleans Picayune‹ gesandt, in -dem ich mit Nachdruck darauf hinweise.« - -»Und ist das alles, was Sie da geschrieben haben, so ganz wörtlich -zu nehmen?« fragte Longstreet, indem er mich zutraulich anblinzelte. -»Sehen Sie, lieber Herr Eyth, Sie müssen sich in unsre Sitten einleben. -Geschworen wird bei uns das Blaue vom Himmel herunter; an das müssen -Sie sich vor allen Dingen gewöhnen. Auf dem hiesigen Zollamt werden -an guten Tagen etliche fünfzig Eide geleistet. Schweinefleisch, -Baumwollballen, Stockfische, Seidenkleider, Guß- und Schmiedeeisen, -alles, was die Barre passiert, wird im Namen des allmächtigen Gottes -für das erklärt, was es meist nicht ist. Die ganze Union ist entlang -ihrer zwölftausend Meilen langen Grenze von einem Schnellfeuer von -Meineiden beschützt, die jahraus jahrein ununterbrochen, außer am -Sabbat, gen Himmel knallen. Das verlangt die Konstitution dieses -großen und erleuchteten Landes und gehört zum Segen des Schutzzolls. -Sie sehen, wir sind ein religiöses und gesetzliebendes Volk, seitdem -wir wieder zur glorreichen, unteilbaren Republik gehören und ein -Rudel Schwarzer unsre Gesetze macht. Auch uns, den alten Herren von -Louisiana, wird es nicht immer ganz leicht, im neuen Fahrwasser zu -schwimmen, das kann ich Ihnen unter der Hand versichern.« - -Major Owen trat ein, ein noch junger, hübscher Mann, dem man übrigens -die Strapazen einer harten Zeit deutlich ansah, und bei dem unter -der höflich lächelnden Oberfläche häufiger als bei Longstreet der -verhaltene Grimm, die kochende Bitterkeit gegen die Verhältnisse -durchbrach, in denen wir lebten. Der kurze Gruß der beiden zeigte -deutlich die soldatischen Beziehungen der kaum vergangenen Zeit und -zugleich von seiten des jüngeren Mannes eine fast schwärmerische -Verehrung für den älteren. Man weiß in langen Friedenszeiten so viel -von der Verrohung zu erzählen, die der Krieg mit sich bringt. Mitten im -Kampf und oft genug nach demselben sieht man nicht selten auch Blüten -und Früchte andrer Art. - -Nein, es sei nichts mit den 1500 Dollars, berichtete der Major. Der -Zolldirektor, ein regelrechter Reisesackpolitiker aus dem Norden, -bestehe auf dem vollen Zoll von 4200 Dollars in Gold, wenn ich nicht -vielleicht bereit sei, andre Überredungskünste in Bewegung zu setzen. - -»Wieviel?« fragte ich. Diese Form der Frage begann mir schon geläufiger -zu werden. - -»Ich denke, mit 500 Dollars ließe sich der Gußeisenzoll erreichen«, -sagte der Major nachdenklich. »Das wären noch immer 2200 Dollars in -Ihre Tasche. Aber bei Jupiter! das müssen Sie selbst regeln, Herr Eyth. -Ich habe die Spitzbubengeschichte satt.« - -»Und ich bin für eine solche Verhandlung noch nicht lange genug in -Ihrem großen und erleuchteten Lande gewesen!« rief ich in einer -Aufwallung moralischer Entrüstung, die beide Herren höchlich belustigte. - -»Aber Sie kommen doch aus der Türkei oder aus Ägypten«, meinte -Longstreet nach einer Pause. - -»Wohl wahr, und ich überlege selbst gelegentlich, worin eigentlich -der Unterschied liegt. Das tröstliche Wort Bakschisch erklärt ihn -vielleicht teilweise. Dort, einem schmunzelnden Effendi gegenüber, -hat man das Gefühl, als sei dies alles, wie es der Schöpfer gewollt -hat, als habe man es mit einer andern Gattung von Säugetieren zu tun, -die nun einmal nicht leben können, wenn sie nicht geschmiert werden. -Hier, im Verkehr mit Herren in schwarzen Sonntagshosen, mit einem -Gesicht ernst und ehrenfest und wie aus Holz geschnitzt, finde ich den -richtigen Ton noch nicht.« - -»Das wird kommen, Herr Eyth,« meinte Longstreet, »ich fürchte, das -wird rasch genug kommen. Eine im Grunde aufrichtige Natur wie Sie -findet sich bei uns bald zurecht. Man muß uns nur verstehen. Sie haben -noch keinen Begriff davon, mit welcher Ehrlichkeit unsre Spitzbuben -zu Werke gehen. Lesen Sie die Verhandlungen, in denen der große Boß -des Tammanyrings, Mister Tweed, in New York seit ein paar Wochen -glänzt. Sie kommen gerade zur rechten Zeit hierher. Wir wissen das -alles schon seit fünf Jahren: für Sie ist es eine gute Anfangslektion. -Bitte, beachten Sie die Ehrlichkeit, mit der der Mann seine fünfzig -Millionen aus dem Steuerbeutel der New Yorker gestohlen hat. Keine -Intriguen wie in der alten, verrotteten Welt, aus der Sie kommen, -keine Heimlichkeiten, keine Hintertreppengemeinheiten. Alles offen und -geradeaus, was man auf beiden Seiten des Wassers ›~fair play~‹ nennt. -›Ich greife in die Stadtkasse und hole mir eine Million heraus -- -ungezählt. Sie, Mister Schatzmeister, drücken die Augen zu und erhalten -hierfür dreimalhunderttausend Dollars. Abgemacht?‹ sagt der eine. -- -›Abgemacht!‹ sagt der andre. Das war die Formel für alle Geschäfte des -großen Mannes, der New York bis gestern regierte. Möglich, daß er jetzt -ins Zuchthaus wandert. Alle zwölf Jahre schüttelt sich das unglaublich -faule Volk der wirklich achtbaren Leute, und das Geschmeiß fällt ab. -Wahrscheinlicher ist aber, daß er das Geschäft nach einigen Monaten -wieder aufnimmt. Ein andrer, wenn nicht er, tut es sicher.« - -Ich erzählte, was ich mit Olcott in Washington vereinbart hatte. - -»Sehr schön,« sagte Longstreet, »für einen Anfang sogar recht brav -gemacht! -- Olcott? -- Olcott? -- Ich erinnere mich des Namens. -- -Major, wissen Sie, wo wir einem Olcott begegnet sind?« - -»Wenn es der Artilleriehauptmann ist, der uns bei Chattanooga -gegenüberstand,« sagte Owen, »so ist es wenigstens ein braver Soldat. -Der Mann stand bei seinen zerschossenen Kanonen, bis der letzte -Artillerist am Boden lag. James Olcott. Ich ließ mir den Namen von ein -paar Gefangenen sagen, die zu seiner Batterie gehört hatten. Er selber -entwischte uns schließlich doch.« - -»James Olcott!« rief ich erfreut, »das stimmt! Da glauben Sie wohl -auch, daß ich an den richtigen Mann geraten bin, der unsre Sache -ehrlich vertreten wird?« - -»Was das betrifft,« meinte Longstreet gedehnt, »warten wir's ab! -Bei Chattanooga hätte ich dem Mann mein Vermögen samt Weib und Kind -anvertraut, in Washington würde ich keinen roten Cent an ihn wagen. -Für den Augenblick hilft uns Ihr Freund jedenfalls nichts. Sie müssen -sich entscheiden: entweder bleibt der Pflug unter Zollverschluß, bis -der Kongreß zu einer Entscheidung kommt -- das mag sechs Wochen dauern -oder sechs Monate oder sechs Jahre, kein Mensch kann es wissen -- oder -Sie entschließen sich, die 4200 Dollars zu zahlen. Einen dritten Ausweg -sehe ich nicht, wenn Sie dem Zolldirektor keinen Privatbesuch machen -mögen. Was wollen Sie tun?« - -»Aber so viel Geld habe ich nicht hier«, bemerkte ich sorgenvoll. - -»Natürlich, doch das ist einfach!« tröstete Longstreet. »Ein Wechsel -auf Ihre Freunde in London regelt die Sache in drei Minuten.« - -Kapitän Owens rosiges Gesicht sah zu der sich leise öffnenden Tür -herein: - -»Kann Sie Mister Lawrence sprechen, General? Der Bruder des Mister -Lawrence von der Magnoliaplantage. Es betrifft den Dampfpflug.« - -»Sicherlich!« rief Longstreet fröhlich. »Wie geht es Ihnen, Mister -Lawrence?« Mister Lawrence stand nämlich schon mitten im Zimmer, den -Hut auf dem Hinterkopf, beide Hände auf dem Knotenstock, die stämmigen -Beinchen ausgespreizt wie eine kleine Kopie des Kolosses von Rhodos, -und lächelte uns der Reihe nach verständnisvoll an. - -»Wie geht es Ihnen, General?« rief er eifrig. »Ich bin Mister -Lawrences Bruder von Magnoliaplantage, Plagueminegrafschaft; Sie -wissen, General? Ein guter Südländer in der Zeit der Sezession. Aber -wir müssen mit den Wölfen heulen und schließlich auch dampfpflügen, -wenn unsre farbigen Herren es wünschen. Übrigens bin ich im Ausschuß -der Landwirtschaftsgesellschaft von Louisiana und habe Ihnen einen -Vorschlag zu machen.« - -»Was, sind Sie noch nicht bankrott?« fragte Longstreet verwundert. - -»Die Landwirtschaftsgesellschaft? Noch nicht, im Gegenteil! Wir haben -bloß kein Geld. Aber hier, dieser Gentleman aus der Alten Welt hat -mir eine Idee eingegeben, aus der sich etwas machen läßt. Wir haben -unsern Ausstellungspark vor der Stadt, einen prächtigen Platz. Die -Herren Owen kennen ihn; Rennbahn, Tribüne, alles. Wir machen den -nötigen Lärm, dafür lassen Sie mich sorgen. Herr Eyth läßt dort seinen -Dampfpflug laufen, und die ganze Welt strömt zusammen, das Weltwunder -anzustaunen. Überall hört man vom Dampfpflug; kein Mensch hat das Ding -je gesehen. Das muß ziehen. Die Landwirtschaftsgesellschaft nimmt das -Eintrittsgeld; Sie, General, haben die Ehre, den Süden zum zweitenmal -zu retten; das heißt« -- Lawrence wurde sichtlich verlegen -- »das -heißt zum erstenmal, und Mister Eyth verkauft ungezählte Apparate an -die Yankees, die unsre Plantagen in Besitz genommen haben und nicht -wissen, was sie jetzt weiter tun sollen.« - -»Und die Kosten?« fragte ich nicht ganz ohne Bedenken, obgleich -Lawrences Plan wie ein Lichtstrahl in das zweifelhafte Dunkel fiel, -in dem ich bis jetzt gelebt hatte. Denn auch ich wußte kaum, wie ich -weiterkommen sollte. »Es kostet ein rundes Sümmchen, Herr Lawrence, den -großen Apparat, sagen wir, eine Woche lang auf Ihrem Ausstellungsplatz -in Gang zu erhalten.« - -»Ganz einfach!« sprudelte mein neuer Freund. »Die -Landwirtschaftsgesellschaft von Louisiana schreibt einen glänzenden -Preis für den besten Dampfpflug aus. Sie erhalten den Preis, den wir -aus den Eintrittsgeldern bezahlen. Was kostet der Rummel, wenn wir acht -Tage arbeiten?« - -»Ich denke, ich sollte mindestens 500 Dollars haben, um die Kosten -zu decken«, sagte ich, mit höchst unnötiger Gewissenhaftigkeit -kopfrechnend. - -»Sagen wir 750!« meinte Lawrence. »Gut! Morgen schreibt unser Komitee -einen Preis von 750 Dollars aus; dafür lassen Sie mich sorgen.« - -»Sie können nichts Gescheiteres tun, als ja sagen, Herr Eyth«, sagte -Longstreet, sichtlich erstaunt über mein Zaudern. »Mister Lawrences -Bruder ist ein praktischer Mann, das sieht man auf den ersten Blick. --- Ich gratuliere Ihnen, Herr Lawrence! Sie sind ein würdiges -Ausschußmitglied unsrer großen Landwirtschaftsgesellschaft von -Louisiana!« - -»Wann kann die Prüfung losgehen, Mister Eyth?« fragte Lawrence, ohne -des Generals Komplimente zu beachten, indem er seinen Hut noch weiter -auf den Hinterkopf schob, der vor Eifer zu dampfen schien. - -Das war der rasche Pulsschlag des amerikanischen Lebens, der uns -langsame Europäer manchmal fast betäubt. Ich hatte, wie es schien, -zehn Sekunden Zeit, mir alles zu überlegen. Der Pflug, in etlichen -fünfzig gewaltigen Kisten, schwamm noch wohlverpackt und unverzollt auf -dem Mississippi. Ich wußte nicht, ob der unentbehrliche Monteur und -Dampfpflüger mitgekommen war, ohne den es nahezu unmöglich war, eine -öffentliche Vorstellung mit dem neuen Apparat und einer Bemannung von -völlig unerfahrenen Heizern und Pflügern zu geben. Dann, wer weiß, in -welch unpflügbarem Zustand sich der gerühmte Ausstellungspark befand, -in dem das Experiment stattfinden sollte. Doch es war nicht mein erster -rascher Entschluß. Frisch gewagt ist halb gewonnen, und die vierzehn -Tage Wartens in der schwülen Luft des Mississippideltas hatten mich ein -wenig ungeduldig und tatendurstig gemacht. - -»Haben Sie ein Wechselformular zur Hand?« fragte ich. - -Major Owen reichte mir die Feder; das Papier lag bereits säuberlich -ausgeschrieben auf des Generals Schreibtisch, der es in wundersam -wackligen, nach links fallenden Schriftzügen mit seiner noch -vorhandenen Hand ausgefüllt hatte, während wir uns unterhielten. Ich -unterzeichnete das Dokument, demzufolge die Herren John Fowler & Co. -sich verpflichteten, vierzehn Tage nach Sicht dem Überbringer 4200 -Dollars in Gold auszuzahlen. - -Der Major verabschiedete sich mit dem kleinen Zettel, um ihn zu -versilbern. Es war keine Zeit zu verlieren. Ein Junge stand im äußeren -Bureau mit der Nachricht, daß der »Wilde Westen« soeben am Fuße der -Tschapatulastraße anlege. Der Kapitän wolle wissen, was mit den fünfzig -Maschinenkisten geschehen solle, die sofort ausgeladen werden müßten, -da der Pflug als Deckladung verschifft sei. - -Und damit hatte ich ja meinen Pflug und konnte die Neue Welt fünfzehn -Zoll tief aufbrechen, wann und wo ich wollte! - -[Illustration] - - - - -3. Die erste Großmacht unsrer Zeit - - -Herrn Lawrences Bruder nahm seinen Knotenstock unter den Arm und rieb -sich die Hände vor Vergnügen, als wir Longstreets Bureau verließen. -»Sehen Sie, das freut mich!« rief er noch unter der Türe. »Seit sechs -Monaten gebe ich mir alle erdenkliche Mühe, den Dampfnigger hierher -zu bekommen. Aber der Kerl will zu viel Geld und verlangt dazu noch -Vorausbezahlung. Das geht nicht. Der Erfinder ist kein Südländer, -darauf können Sie wetten, und wenn er zehnmal in Vicksburg geboren -wäre. Ein kniffiger Yankee, ohne Zweifel, der kein Herz unter den -Rippen hat wie alle. Nun haben wir dafür einen Dampfpflug und Sie! Und -Sie -- Sie sind« -- er suchte offenbar nach einem schmeichelhaften -Ausdruck, doch was ihm einfiel, schien diesem löblichen Streben kaum -zu entsprechen, so kam schließlich nicht viel dabei heraus -- »Sie -sind ein vernünftiger Mensch, ein ganz vernünftiger Mensch! Wenn ich -etwas für Sie tun kann, Mister Eyth, rechnen Sie auf mich und auf -meinen Bruder, der in vierzehn Tagen zurückkommt. Sie müssen sich die -Magnoliaplantage ansehen, wenn Sie Land sehen wollen und Zucker. Haben -Sie die hiesigen Zeitungsredaktionen schon besucht?« - -»Nein. Wozu?« - -»Was! Sie haben die Redaktionen nicht besucht und einen Dampfpflug -am Fuß der Tschapatulastraße? Sie sind wohl nicht bei Trost! -- das -heißt -- verzeihen Sie -- Sie kennen dieses große Land noch zu wenig, -lieber Freund. Das erste ist, allen Redakteuren von New Orleans Ihre -Aufwartung zu machen. Es ist weitaus billiger als jeder andre Weg. Ich -werde Sie begleiten.« - -»Sehr gütig, Herr Lawrence,« versetzte ich, »aber ich wollte vor allen -Dingen nach meinen Kisten sehen und hauptsächlich auch nach meinem -Monteur, der im ›Wilden Westen‹ mitgekommen sein muß und sich nicht zu -helfen weiß.« - -»Das ist alles Nebensache«, erklärte mein hitziger Freund. »Die -Redaktionen müssen Sie besuchen, ohne eine Minute zu verlieren. -Ich werde Sie vorstellen. Und dann gehen wir zum Sekretär der -Landwirtschaftsgesellschaft. -- Donnerwetter!« -- er blieb stehen; -es schien ihm plötzlich etwas einzufallen -- »ich glaube, ich habe -Ihnen versprochen, daß die Gesellschaft morgen einen Preis von -siebenhundertfünfzig Dollars für den besten Dampfpflug aussetzen wird. -Wir müssen doch wohl eine Komiteesitzung abhalten.« - -Der Hickorystock setzte sich in Bewegung, Lawrence, flink wie ein -Wiesel, hinterher. Ich folgte fast willenlos: die kleine dicke -Verkörperung eines Wirbelwinds riß mich mit. Ich mußte mich zum -wenigsten vergewissern, ob es mit der Komiteesitzung ernst werden -würde, von deren doch noch sehr zweifelhaften Beschlüssen meine -nächsten Schritte abhingen. - -In der St. Charlesstraße fanden wir das übliche Gewimmel von Menschen -und Tieren. Es war kaum möglich, meinem übereifrigen Führer zu folgen. -Da plötzlich, hinter dem Rücken eines vierschrötigen Negers, war er -verschwunden, als hätte ihn vor meinen Augen die Erde verschlungen, -ohne sich zu öffnen. Ich stand etwas erschrocken und völlig ratlos -da, ging auf dem Fußsteig der Straße, vom Strom der Vorübergehenden -geschoben und gestoßen, zehn Schritte weiter, dann zehn Schritte -zurück und wiederholte dies mit wachsendem Staunen. Lawrence blieb -verschwunden. War die ganze Landwirtschaftsgesellschaft von Louisiana -samt ihrem Ausschußmitglied eine amerikanische Sinnestäuschung gewesen, -deren Bedeutung ich noch nicht begreifen konnte? - -Plötzlich hörte ich aus dem Dunkel eines kleinen Tunnels, der -unmittelbar von der Straße in ein altes, finsteres Gebäude führte, -die mir wohlbekannte Stimme: »Wo stecken Sie denn? Hier haust der -›Picayune‹! Kommen Sie! Schnell!« - -Ich stürzte mich erfreut in die stockfinstere Nacht, in der mein -wiedergefundener Freund völlig zu Hause zu sein schien, erwischte ihn -am Rockärmel und war entschlossen, ihn nicht mehr zu verlieren, bis der -Preis für den besten Dampfpflug schwarz auf weiß ausgeschrieben war. - -»Dies sind die Geschäftsräume des Picayune,« sagte er, mich an der -Wand des Tunnels vorwärtstreibend; »das älteste Blatt der Stadt. Die -größte Zeitung im Süden. Nehmen Sie sich in acht, was Sie sagen. Guter -Demokrat. Südliche Sympathien. Der Redakteur ist Oberst, hat in Texas -kommandiert, aber nicht viele Schlachten gewonnen. Mehr Federmann. Hier -sind wir!« - -Es dämmerte in der Wand, die sich teilweise auf meinen Rock übertragen -hatte. Seitlich ging es eine schmale, steile Treppe empor, die den -letzten Grad der Abnutzung erreicht zu haben schien, den eine Treppe -erreichen kann. Mehrere Herren kamen uns hastig entgegen; auch Arbeiter -mit Setzkästen. Es war nicht leicht, hinaufzudringen. Oben summten und -rasselten die Pressen. Dort in dem schwülen Halbdunkel eines großen, -niederen Saals wurden in allen Richtungen feuchte Zeitungsblätter -von wunderlich zuckenden und rollenden Maschinen in beängstigendem -Takte ausgespieen. Lawrence zog mich weiter, durch den Setzersaal. -Es war jetzt nicht an der Zeit, Maschinenbewegungen zu studieren. In -der kleinen, aber fürchterlichen Höhle, die wir ohne jede Zeremonie -betraten, hauste der Geist, der diese halbdämonische Welt regierte. - -Ein Räuberhauptmann, dem Aussehen nach, braun wie ein Mulatte, -mit gewaltigem Schnurrbart und einer imponierenden, unzweifelhaft -rötlichen Adlernase, maß uns während des energischen Händeschüttelns -mit schwarzen, stechenden Augen, machte jedoch gleichzeitig mit einer -nicht unhöflichen Bewegung zwei Stühle frei, indem er die Berge von -Manuskripten, Zeitungsschnipfeln und Fahnenabzügen, die sie bedeckten, -auf den Boden fegte. Dann deutete er uns mit einer riesigen Schere an, -Platz zu nehmen, wenn uns unser Leben lieb sei. - -»Mit was ist Ihnen gedient, Mister Lawrence?« fragte er, indem er mit -seiner Waffe nach der Wand wies, wo auf einem langen Papierstreifen in -roten Buchstaben der Zauberspruch »~Time is money!~«[2] prangte. Über -der Inschrift waren zwei sich kunstreich kreuzende Revolver angebracht, -der einzige Schmuck an den im übrigen kahlen Wänden. Man hatte den -Eindruck, daß man sich hier nicht am richtigen Ort für ein gemütliches -Plauderstündchen befand. - -»Ich wünsche, Ihnen diesen Gentleman vorzustellen,« sagte Lawrence -eifrig: »Mister Eyth, Mister Rawley; Mister Rawley, Mister Eyth, --- mit dessen Ankunft eine neue Zeit für unsern unglücklichen -Süden beginnen wird. Mister Eyth ist der Vertreter der größten und -berühmtesten englischen Fabrik für Dampfkulturgeräte: Dampfpflüge, -Dampfkultivatoren, Dampfeggen, Dampfwalzen, Dampfsäemaschinen, -Dampfzuckerrohrschneider und Dampfbaumwollpicker. Sie machen doch -auch Dampferntemaschinen jeder Art, Herr Eyth? -- versteht sich -- -natürlich!« -- wandte er sich an mich im Ton unerschütterlichen -Glaubens an seine Inspiration. »Kurzum, Mister Rawley, die Negerfrage -existiert nicht mehr, wenn wir Herrn Eyth in Louisiana aufnehmen, wie -er es verdient.« - -Rawley brummte mürrisch: »Hm! sehr angenehm! Immer noch lieber von -England als von jenseits des Potomaks. -- Sehr angenehm, Mister Eyth. -Ich nehme an, daß Ihr Dampfpflug uns besser hilft, als Ihre Landsleute -es getan haben. Ah so -- Sie sind kein Engländer; um so besser! -- -Wie gefällt Ihnen unser schönes Land in seinem jetzigen, jammervollen -Zustand? Nicht übel -- wie?« - -»Longstreet, der General, hat die Agentur für die Sache übernommen«, -fiel Lawrence ein. - -»Der General Longstreet, die rechte Hand von Lee? Das ist etwas andres! -Warum haben Sie das nicht gleich gesagt?« fragte Rawley, während sich -seine Räuberhauptmannszüge in etwas menschlichere Falten legten. -»Wir werden Sie mit Interesse beobachten, Mister Eyth! Wann soll es -losgehen?« - -»Was meinen Sie, Herr Rawley?« fragte ich, etwas Mut schöpfend. - -»Die Rettung des Südens, das Gepflüge«, versetzte der Redakteur. »Sie -geben doch ein Frühstück, um die Sache einzuleiten? Wir werden einen -Berichterstatter hinschicken, wenn ich nicht selbst kommen kann. Sie -wünschen ohne Zweifel eine redaktionelle Notiz schon vor dem Frühstück? -Natürlich! Wollen Sie die Gefälligkeit haben, mir einige Anhaltspunkte -zu geben. Wie alt sind Sie? verheiratet? glücklich verheiratet? Wo -wurden Sie erzogen? Bitte, teilen Sie mir alles mit, was zur Sache -gehört. General Longstreet ist mein Freund, ein Mann, den ich hoch -verehre. Nehmen wir einen Tropfen Rum -- echten Jamaika -- wie, Herr -Lawrence?« - -Sie winkten sich, verständnisinnig. Eine geschäftige Freundlichkeit -durchbrach endlich die rauhe Schale des Räuberhauptmanns. Es gelang -mir zwar nicht, seine Aufmerksamkeit von meinem ~curriculum vitae~ -auf die Vorzüge des Fowlerschen Doppelmaschinensystems zu übertragen. -Auch Lawrence half mit, meinem Jugendleben und meinen persönlichen -Wünschen und Hoffnungen auf den Grund zu kommen, und fügte, gegen -Rawley gewendet, von Zeit zu Zeit die Versicherung bei, daß ich von -Kindesbeinen an ein wirklicher Gentleman und ein unzweifelhafter -Demokrat -- im amerikanischen Sinne des Wortes -- gewesen sei. In -der Sklavenfrage halte ich noch jetzt »mit Zähnen und Klauen« an -den geheiligten Gesetzen unsrer Vorfahren fest. Dies brachte mir -jedesmal einen stummen, schmerzhaften Händedruck des Redakteurs ein, -der seinerzeit selbst fünf Neger besessen hatte. Dazwischen wurde -festgesetzt, daß Longstreet ein großes Frühstück geben müsse, zu dem -die gesamte zu rettende Gesellschaft Louisianas sowie die Vertreter -der Presse, in erster Linie aber des Picayune, einzuladen seien. -Daran werde sich das Pflügen in würdiger Weise anschließen. Bezahlen -werde ich es ja mit Vergnügen; eine solche Einführung des englischen -Dampfpflugs sei etwas mehr wert, sollte man denken, als ein paar -Dutzend Hummern und das erforderliche Zubehör. Ich selbst mußte dies -zugeben und bekämpfte mannhaft eine vorübergehende Trübung meiner -Stimmung. »Noch einen Tropfen Rum, Herr Eyth!« rief der finstere -Redakteur, indem er nach der steinernen Flasche griff, die neben seinem -Tintenfaß stand. »Nein? Das müssen Sie noch besser lernen, wenn Sie uns -retten wollen. Das oder Temperenzler werden. Dazwischen liegt nichts. -Adieu! Schicken Sie mir, was Sie gedruckt haben wollen, schon vor dem -Frühstück!« - -[Illustration] - -Wir gingen. Lawrence nahm im Tunnel den Knotenstock wieder unter den -Arm. Ich bemerkte es, weil er mich damit heftig in die Magengegend -stieß. Es war der Ausdruck seiner Befriedigung. Dann lief er weiter, -als ob er feurige Kohlen in den Stiefeln hätte. »Jetzt rasch, solange -wir noch warm sind, in die Konkurrenzbude!« sagte er, mehr für sich als -zu mir. Unser Ziel befand sich in derselben Straße, nur zwei »Blocks«, -zwei Häuserviertel, entfernt; ein prächtiger, noch im Bau begriffener -Palast, an dessen Steinfront der Titel der Zeitung: »~The Crescent City -News~« in goldenen, riesengroßen Buchstaben prangte. Eine prachtvolle -Marmortreppe, deren vergoldete Eisengeländer man anzuschrauben im -Begriff stand, führte in die hellen, luftigen Drucksäle. Alles glänzte -und funkelte hier, und selbst das Maschinengerassel hatte einen -schärferen Klang als beim Nachbar. Auch flogen die Abendzeitungen nicht -unordentlich aus allen Winkeln heraus wie dort. Ein schwarz gekleideter -Herr empfing uns an der Tür eines geräumigen Bureaus, wohlwollend und -würdig, so daß ich ihn für einen Geistlichen zu halten geneigt war. Es -war Herr Smithson, der erste Redakteur der »Crescent City News«. Er war -entzückt, Herrn Lawrence zu sehen, entzückt, daß Herr Lawrence mich -mitgebracht hatte, direkt aus England. Er rang mit meiner Hand, als ob -er sie aus dem Gelenke schütteln wollte. »Entzückt, Herr Eyth, Ihre -Bekanntschaft zu machen. Ein Deutscher aus England, höchst interessant! -Wie gefällt Ihnen dieses herrliche Land?« - -Mister Smithson bot uns zwei große, mit braunrotem Leder überzogene -Armstühle, aber keinen Rum an. Ich war ihm wahrhaft dankbar -dafür, Lawrence dagegen ließ seine Blicke fragend im Zimmer -umherschweifen: nirgends die Spur einer Flasche. Die Tatsache war -in die Augen springend: Smithson war nicht bloß ein Yankee, er war -ein Mäßigkeitsapostel. Zum erstenmal glaubte ich durchzufühlen, daß -Lawrences überwallendes Herz ein wenig sank. - -Der Redakteur dagegen blieb freudig erregt. »Dampfpflüge!« rief er, -mir nochmals die Hand schüttelnd, »und schon auf dem Wege! Sehr schön! -Im Begriff zu arbeiten; ausgezeichnet! Dem unglücklichen Neger, dem -bedrückten Mitbruder die Last der Arbeit abzunehmen, welch glücklicher -Gedanke; welch großes Ziel Ihres Wirkens, Herr Eyth! Die Rasse bedarf -der Erziehung; unter uns muß ich dies zugeben. Aber wie kann sie -erzogen werden, wenn sie nach wie vor vor den Pflug gespannt bleibt, -um der alten verkommenen Aristokratie des Landes Sklavendienste zu -leisten? Ich frage Sie, Herr Lawrence, als Mann den Mann, als Christ -den Christen: Wie wollen Sie den Neger erziehen, solange er am Pflug -zieht? Da kommt Herr Eyth mit seinem Dampfpflug, und die Sache ist -gemacht. Große Gesichtspunkte; ich halte mich an große Gesichtspunkte! -Nur indem wir an großen Gesichtspunkten festhalten, können wir -den fürchterlichen Bürgerkrieg zu einem Segen für unsern teuren -Süden ausgestalten. Nur so wird einem Volke von Brüdern die Kraft -wiederkehren, das sternbesäte Banner der Union über dem unteilbaren -Kontinent zu schwingen.« - -»Das war Mister Eyths Ansicht schon von Kindesbeinen an!« rief Lawrence -mit Überzeugung. - -Smithson drückte auch ihm die Hand. »Dampfpflüge!« fuhr er fort, fast -ohne Atem zu schöpfen. »Ich habe sie längst mit Spannung erwartet. -Allerdings habe ich noch nie einen gesehen, aber in unserm Norden, -in Philadelphia, in Cincinnati, in Chikago sind in diesem Augenblick -Hunderte im Gang! Meine Landsleute, Herr Eyth, sind ziemlich -erfinderisch und warten gewöhnlich nicht darauf, was Sie drüben in der -Alten Welt machen; -- Hunderte!« - -»Das heißt,« -- begann ich, bestrebt, ein paar Worte einzuschalten, kam -aber nicht weiter. - -»Das soll uns natürlich nicht hindern, den vortrefflichen Apparat -gebührend zu würdigen, den Sie uns bringen. Sie wünschen natürlich eine -präliminare, eine hervorragende präliminare Anzeige Ihrer Bestrebungen -im redaktionellen Teil der ›Crescent City News‹. Vortrefflich! Fünfzig -Cents die Zeile. Die Sache muß diesen Herren im Süden eindringlich ans -Herz gelegt werden. Wie alt sind Sie? Wo sind Sie geboren? Sind Sie -verheiratet?« - -Ich kämpfte abermals, und sichtlich ebenso vergebens, gegen diese -Art, die Dampfkultur dem Publikum näher zu bringen. Auch hier ließ -mich Lawrence völlig im Stich und hetzte den sprachseligen Redakteur -nur noch tiefer in seine Forschungen nach meinem Stammbaum und nach -andern Einzelheiten, die für ihn von Interesse gewesen wären, wenn ich -seine Tochter hätte heiraten wollen. Ich ergab mich schließlich und -erzählte ihm alles, was mir aus meinen Jugendjahren einfiel. Er schien -befriedigt. - -»Sehr schön! Höchst interessant!« rief er schließlich. Als ich selbst -im besten Zuge war und ihm die Herkunft meiner Mutter aus einer -Schweizer Adelsfamilie erklären wollte, glaubte er genug zu wissen und -steuerte plötzlich rückwärts. »General Longstreet steht an der Spitze -der Sache, wie Sie mir sagen; ein vortrefflicher Mann, der leider auf -die falsche Seite geraten ist. Nehmen Sie sich ein wenig in acht, -Herr Eyth, daß Ihr Dampfpflug nicht allzu konföderiert wird. Mister -Lawrence versteht mich; er kennt beide Seiten; ein vortrefflicher -Mann, Mister Lawrence! -- Also Longstreet wird ein großes Frühstück -geben, ehe Sie zu pflügen anfangen. Ausgezeichnet! Wir werden einen -Berichterstatter schicken, wenn ich nicht selbst kommen kann. Ich -hoffe, ich werde selbst kommen können! Doch möchte ich um Limonade -bitten; nur Limonade für mich! Adieu, Herr Eyth. ~Time is money!~ Die -Rechnung für die heutige redaktionelle Anzeige werde ich Ihnen schon -morgen zusenden können. Es war mir höchst angenehm! Adieu! Adieu!« - -Damit komplimentierte er uns durch die Druckerei. - -»Verfluchter Yankee!« brummte Lawrence schon auf der Prunktreppe. -»Trinkt nur Wasser und schwatzt wie ein altes Brunnenrohr. Vor -dem müssen Sie sich in acht nehmen, Herr Eyth: der regelrechte -Reisesackpolitikus. Aber es hilft nichts, wir brauchen sie alle, -solange sie mit Kind und Kegel auf unserm Land herumsitzen wie die -Heuschrecken. Uff! Mister Eyth, wenn Sie vor fünf Jahren zu uns -gekommen wären, hätten wir anders mit dem Herrn geredet. Aber wir -brauchen sie, Gott sei's geklagt, wir brauchen sie alle!« - -Lawrence schleppte mich weiter. Wir besuchten die hochdemokratische, -das heißt aristokratische »Biene«, die republikanischen »Louisiana -Times«, die neutralen, leicht nach Süden hängenden »Commercial News«. -Mein treuer Führer schien unermüdlich, bis sie alle wußten, wie alt -ich sei, wo ich geboren wurde und daß ich mich vorläufig nicht zu -verheiraten gedenke. Zuletzt kamen wir auch über die Kanalstraße, in -das alte französische Viertel der Stadt. Dort, vor einem unansehnlichen -Hause in der St. Louisstraße, blieb er stehen, wartete, bis ich ihn -erreicht hatte, denn er war mir gewöhnlich zehn Schritte voraus, und -sagte: - -»So! da können Sie allein hinaufgehen, Herr Eyth. Hier hausen Ihre -Landsleute, die ›Deutsche Zeitung‹. Ich muß jetzt nach meinem Komitee -und nach Ihrem Preis sehen. Die Sache bekommt Hände und Füße, wenn Sie -so noch ein paar Stunden fortmachen.« - -Er trocknete sich den Schweiß von der Stirne, und wahrhaftig, er -hatte das Recht dazu. Es war glühend heiß geworden. Sein Eifer hatte -mich jedoch angesteckt. Ich wußte jetzt, wie man Redakteure besucht, -und machte mir nichts daraus, auch meinen Landsleuten die offenbar -landesübliche Aufwartung zu machen. - -»Und glauben Sie wirklich, daß Sie das Preisausschreiben seitens Ihrer -Gesellschaft so rasch zustande bringen werden?« fragte ich Lawrence, -ehe wir uns trennten. Ich konnte meine Zweifel noch immer nicht los -werden; es ging alles so verblüffend geschwind. »Man muß doch wohl eine -Art Programm ausarbeiten, Bedingungen beraten, eine Prüfungskommission -aufstellen --« - -Er unterbrach mich: »Verlassen Sie sich darauf, Herr Eyth! Morgen früh -lesen Sie das Ausschreiben in allen Zeitungen. Was wetten Sie?« - -Dies zu hören, war mir außerordentlich lieb. Wenn ein Amerikaner so -fragt, ist ihm die Sache ernst. - -»Zehn Dollar!« sagte ich deshalb ohne langes Bedenken. - -»Sie scheinen kein großes Vertrauen in Ihre Zweifel zu haben«, -versetzte er lachend und fuhr dann mit einer gewissen Feierlichkeit -fort: »Gut, zehn gegen zehn; Sie lesen das Preisausschreiben morgen -in allen Zeitungen der Stadt, die täglich erscheinen. Eine ehrliche, -gradlinige Wette. Ich kann sie verlieren, wenn ein Drucker Dummheiten -macht oder ein Redakteur zu tief in die Whiskyflasche sieht, anders -nicht. In Hunderten wäre mir die Wette lieber gewesen.« - -Er machte mit einem Bleistift von einem halben Zentimeter Länge eine -Notiz auf eine seiner Zuckertüten und war schon um die Straßenecke -verschwunden, als ich die mit Papierfetzen reich geschmückte Treppe -der »Deutschen Zeitung« hinaufkletterte und mit einer Beilage um das -linke Bein oben anlangte. Es war alles etwas klebrig im Hause, trotz -der Hitze. In der Druckerei, die kleiner war als die andern, die ich -heute kennen gelernt hatte, standen die Maschinen still. Dagegen schien -eine Art Volksversammlung stattzufinden. An einen Setztisch gelehnt, -stand eine teutonische Gestalt von echtem Schrot und Korn, mit blonden, -wallenden Haaren, blauen Augen, einem mächtigen roten Bart. Auch der -Schnitt ihres Anzugs, namentlich die Weite der Beinkleider, verriet -etwas vom deutschen Studenten der älteren Generation, die noch Ideale -kannte. Der Herr schien mitten in einer Volksrede für fünftausend -Zuhörer zu schwimmen und ließ sich durch mich, der ich etwa der -sechzehnte war, nicht unterbrechen. - -»Ich wende mich an Sie, meine Herren«, rief er, »vertrauensvoll, -schmerzbewegt! Wir haben ein gemeinsames Ziel: unsre Grundsätze -der Wahrheit und Freiheit der deutschen Welt unsers großen neuen -Vaterlandes täglich zu verkündigen, das Panier der Gleichheit und -Brüderlichkeit, ohne Ansehen der Farbe unsrer Leser, im Süden -voranzutragen. Wir haben dieselben Freuden, dieselben Sorgen. Im -Schweiß unsers Angesichts haben wir wieder vierzehn Tage lang der -großen Sache gedient. Die Zahl unsrer Abonnenten ist um fünf gestiegen; -das Ergebnis des Straßenverkaufs hat jedoch bedauerlicherweise -abgenommen, da unser tätigster Austräger samt seinen Freitagsexemplaren -spurlos verschwunden ist; Fritz Kleile ist mit einem kleinen Vorschuß -aus unsrer Mitte geschieden, ich fürchte, für immer. Sie, meine Herren, -waren schon gestern berechtigt, den sauer verdienten Lohn für Ihr -aufopferungsvolles Wirken aus meiner Hand zu empfangen. Ich mußte Sie -auf heute vertrösten. Meine Herren, auch heute ist unsre Kasse« -- -der Redner hob ein Blechkästchen, das neben ihm stand, in die Höhe, -öffnete es feierlich und zeigte nach allen Seiten das glänzende Vakuum -seiner Innenseite -- »diese unsre Kasse ist leer! Wollen Sie sich -gefälligst selbst überzeugen«, fügte er in vertraulichem Tone bei, -indem er sich an seine nächsten Nachbarn, einen grimmigen alten Setzer -und zwei schmächtige zwölfjährige Jungen, wandte, die ihn hungrig -ansahen. - -»Aber wo der Teufel ist das Geld von gestern?« fragte einer der -fünfzehn, dessen trockene Kehle eigentümlich krächzende Laute -hervorbrachte. Der Mann war sichtlich übermäßig durstig. - -»Sie haben ein Recht, diese Frage aufzuwerfen, verehrter Freund!« -entgegnete der Redakteur mit einem mitleidigen Blick auf den Sprecher. -»Ich werde sie beantworten. Wir hatten das Unglück, gestern abend den -Besuch des Geschäftsführers unsres Papierlieferanten zu empfangen. Ich -stand vor der peinlichen Gewißheit, der heutigen Ausgabe der ›Deutschen -Zeitung von Louisiana‹ papierlos entgegensehen zu müssen. Ich hatte die -Wahl, den nicht ganz unberechtigten Forderungen des unerbittlichen, -ich darf sagen, herzlosen Geschäftsmenschen zu trotzen und damit uns -alle zu vernichten oder ihm den Inhalt unsrer Kasse einzuhändigen. Da -gedachte ich Ihrer Seelenstärke, meine Herren, gedachte der deutschen -Treue, die sich in schweren Zeiten seit zwei Jahrtausenden bewährt -hat. ›Besser,‹ sagte ich, ›noch einmal ohne Geld vor meinen Freunden -zu erscheinen als ohne Papier.‹ Und nun« -- der Ton des Redners wurde -um eine halbe Oktave tiefer, seine Stirne legte sich in Falten und -sein blonder Haarbusch schien in die Höhe zu steigen -- »und nun, -meine Leidensgenossen, frage ich Sie. Sie selber werden entscheiden. -In Ihre Hand lege ich das Panier unsrer großen Sache. Wollen Sie -- ja -oder nein -- wollen Sie nochmals zwei Wochen ungelohnt in alter Treue -Ihre Pflicht erfüllen? Oder wollen wir gemeinsam das sinkende Schiff -verlassen und jeder für sich an unbekanntem Strande eine zweifelhafte -Rettung suchen? Im ersteren Falle« -- er verfiel plötzlich wieder in -den gemütlichsten Gesprächston, in welchem er alle wichtigeren Teile -seiner Rede vorzutragen schien -- »im ersteren Falle bekommen Sie -vorläufig allerdings noch einmal nichts, aber es wird ohne Verzug -weitergedruckt. Im zweiten Falle schließe ich die Bude, und Sie -bekommen auch nichts.« - -»Weiterdrucken!« riefen die zwei hungrigen Jungen mit vor Begeisterung -glänzenden Augen. - -»Abstimmen!« stöhnte der Durstige. - -»Abstimmen!« riefen noch drei oder vier der Älteren, und so kam es -nach den besten Regeln eines in Trübsal geläuterten Parlamentarismus -zur namentlichen Abstimmung. »Herr Faktor Müller?« -- »Weiterdrucken!« --- »Herr Setzer Kunze?« -- »Der Teufel hole die ganze Bude samt dem -Herrn Redakteur; schließen!« -- »Der nächste?« -- »Weiterdrucken! -- -Weiterdrucken! -- Schließen! -- Weiterdrucken!« und so weiter. - -Die Abstimmung war rasch beendet. Der Redakteur tat einen tiefen, -theatralischen Atemzug und begann wieder: »Meine Herren und Freunde! -Das Ergebnis unsrer Abstimmung ist das erwartete. Die deutsche Treue -hat auch auf fremder Erde abermals glänzend gesiegt. Sieben Stimmen -sind für den Schluß der Bude, acht fürs Weiterdrucken. Die gute Sache -ist gerettet. Wie ein Phönix wird das Panier der ›Deutschen Zeitung von -Louisiana‹ aus der Asche dieser vorübergehenden Prüfung erstehen, und -Arm in Arm mit dem sternbesäten Banner dieses großen und freien Landes« --- er hielt plötzlich an, wie wenn ihm etwas Wichtiges eingefallen wäre --- »Meine Herren! Ich bitte die Herren Setzer, sich an ihre Plätze zu -begeben. Es ist die höchste Zeit, wenn die Abendzeitung rechtzeitig auf -die Straße kommen soll. Und, bei Gott, wir müssen heute abend etwas -Geld haben. Was eingeht, wird verteilt. Rasch an die Arbeit, meine -Kinder! -- Was wünschen Sie?« - -Das galt mir. Der kleine Bienenkorb war in einer halben Minute in -voller Tätigkeit. Der Redakteur, Herausgeber und Eigentümer der -»Deutschen Zeitung von Louisiana« trocknete sich den Schweiß von der -Stirne und gab mir vorsichtig die Hand. Ich war ein Landsmann. Sollte -ich gekommen sein, ihn anzupumpen? - -»Sie kommen in einem nicht ganz glücklichen Augenblick, verehrter -Herr!« sagte er, ohne jedoch im geringsten verlegen zu sein. »Das -nennen wir den Kampf ums Dasein. Er ist Ihnen vielleicht aus den -neuesten Schriften eines gewissen Darwin bekannt. Hier sehen Sie die -Theorien des großen Naturforschers ~in natura~.« - -»Es war mir höchst interessant, und ich wünsche Ihnen Glück zu Ihrem -Siege«, sagte ich höflich. »Ich verstehe und würdige Ihre freudige -Erregung, denn auch ich, Herr Doktor, --« - -Er nickte freundlich. - -»-- auch ich bin damit beschäftigt, im Kampf ums Dasein ein kleines -Gemetzel vorzubereiten.« - -»Was? Doch nicht hier bei uns?« rief der Redakteur. »Sie haben gehört, -wie es augenblicklich bei uns steht. Augenblicklich? Der Zustand ist -chronisch, Verehrtester. Ich kann Sie nicht brauchen!« - -»Vielleicht doch«, entgegnete ich zuversichtlich und erklärte ihm, um -was es sich handle. Jetzt erst schüttelte er mir die Hand nach gut -amerikanischer Art, und dann beide Hände wie ein Deutscher, der seinen -längst erwarteten Schutzengel gefunden hat. Um fünfzig Dollar wollte -er meinen Dampfpflug über alle Himmel erheben. Um die Hälfte, wenn ich -sofort bar bezahle. Zwei Artikel von je zwei Spalten, die ich morgen -selbst liefern könne, wenn ich wolle. Dies war in der Tat billig. Die -Zeitung hatte ohne Zweifel wenig Einfluß und keine Abonnenten. Aber --- wer weiß? -- ein geschickt geschriebener Artikel aus dem Süden -ging in andre Zeitungen über. Man war gegenwärtig in der ganzen Union -neugierig, was in New Orleans vorging. Ich legte fünfundzwanzig Dollar -auf den Tisch, lud den Redakteur zum kommenden Dampfpflugfrühstück ein -und hatte in Doktor Wurzler nach seiner Versicherung den treuesten -Freund gewonnen, den ich in diesem -- ebenfalls nach Doktor Wurzler -- -gottverfluchten Süden finden konnte. - -[Illustration] - - - - -4. Wolken - - -Mit all diesen Seitensprüngen war es spät am Tage und höchste Zeit -geworden, nach der Hauptsache zu sehen, von der alles andre abhing. -Ein hastiges Gabelfrühstück, Mittag- und Abendessen, in einheitlicher -Zusammensetzung, die eine Wirtschaft in der Kanalstraße bot, setzte -die menschliche Maschine wieder in arbeitsfähigen Zustand. Aber es war -fast Dämmerung, ehe ich auf die Levees einbog, um nach dem »Wilden -Westen« zu fahnden. Der gewaltige, halbkreisförmige Landungsplatz, den -der Mississippi gegen die Stadt hin ausgegraben und vertieft hat, lag -schon in seiner Feierabendstille vor mir. Für eingeborene Landratten -bleibt ein Seehafen, in welcher Form er sich auch darstellt, zeitlebens -ein Anblick, der das Blut in lebhaftere Wallung bringt. Der Bogen der -»Levees« von New Orleans, der zu einem großartigen Staden ausgebauten -Schutzdämme der Stadt, macht hiervon keine Ausnahme. Man sieht, wie -der gewaltige Strom schon hier, achtzig Meilen von der See, einen -großen Kontinent mit den Meeren aller Weltteile verbindet. Gegen Norden -reiht sich, enggedrängt, nur mit den Vorderteilen das Ufer berührend, -Boot an Boot: die phantastisch verzierten, schwimmenden Paläste -des Mississippi, des Missouri, des Ohio mit ihren Riesenrädern und -ihren barock gekrönten Doppelschornsteinen; dazwischen auch kleinere -Dampfer, unter ihrer Last von Baumwollballen und Zuckerfässern fast -versinkend. Nach Süden liegen die Seeschiffe, schwarze, wuchtige -Massen, die volle Breitseite gegen das Ufer gekehrt, haushoch aus dem -Wasser ragend, die roten Schraubenflügel, unheimlichen Seeungeheuern -gleichend, halb in der Luft, ihre stumpfen, trutzigen Kamine kaum über -der Brüstung sichtbar. Noch weiter unten liegen die Segelschiffe: -Schoner, Brigantinen und Dreimaster jeder Art und Größe, die mit ihren -Rahen und Tauen eine zierliche, wenn auch unentwirrbare Filigranarbeit -in den goldenen Abendhimmel zeichnen. Das sind die Gäste aus der -Havanna und New York, aus Rio und Quebek, aus Genua und Stockholm, aus -Liverpool und Southampton und vor allem aus der eignen Heimat, aus -Bremen und Hamburg. Auf den Levees selbst, der riesigen Holzplattform, -die sich in stattlicher Breite und mehrere Meilen lang zwischen Fluß -und Stadt hinzieht, liegen Hunderte von Zuckerfässern, Tausende von -Baumwollballen, Pyramide an Pyramide von Fäßchen mit gesalzenem -Schweinefleisch aus Kentucky und Illinois, Berge von Mais aus Illinois -und Missouri, alles hübsch geordnet und aufgestellt wie die Bataillone -einer Armee, die vor dem Abmarsch ins Feld ihre letzte Parade erwartet. -Dieses Bild beleben trotz der Abendstunde Gruppen von Negern, auf den -Ballen umherlungernd, unermüdlich schwatzend und lachend, und da und -dort ein paar Matrosen, die der Stadt zueilen, sichtlich entschlossen, -mit leeren Taschen und schwerem Kopfe zurückzukehren. Doch der Lärm der -Tagesarbeit war verstummt. Eine schwüle Stille lag über dem Ganzen, und -der Mond, eine blutrote Riesenscheibe, stieg hinter der Stadt zwischen -den Türmen der Kathedrale des heiligen Ludwig auf dem Jacksonsquare -langsam in die Höhe. - -Wo die Tschapatulastraße in den Landungsplatz einmündet, ragte -ein gewaltiger, pechschwarzer Dampfer über die kleineren Schiffe -heraus, die ihn umgaben, und sendete noch zarte Rauchwölkchen in -den Abendhimmel empor. Er hatte die schmucklosen, trotzigen Formen -englischer Frachtschiffe, die man überall auf den ersten Blick erkennt: -keinen Bogen, keine Krümmung, die nicht unbedingt erforderlich war, -keinen Farbenfleck, der seine dunkle Geschäftsjacke verunziert hätte. -Das war mein »Wilder Westen«; es war unmöglich, sich zu irren. - -[Illustration] - -Und in der Tat, am Fuß der haushohen Schiffswand, die fensterlos und -senkrecht von der Landungsplattform aufstieg, standen schon in wildem -Gewirr etliche dreißig wuchtige Kisten, ein Lokomotivkessel, ein -halbes Dutzend schmiedeeiserner, walzenförmiger Riesenräder, wie -sie auf dem leichten Bretterboden der Levees noch nie gesehen worden -waren. Der »Wilde Westen«, das war klar, ließ sich nicht viel Zeit. -Die Kisten und Räder gehörten mir; mein Dampfpflug war schon halb -ausgeladen. Da er als Deckladung herüberkam, war er das erste, was das -Schiff ans Land setzen mußte. In reiner Freude kletterte ich über die -Kisten und feierte ein kleines Wiedersehen; ich war zu Hause in diesem -zyklopischen Wirrwarr. - -»Hallo! Wer ist da drunten?« schallte plötzlich hoch über mir eine -scharfe Stimme, und ein Kopf erschien über der Schiffsbrüstung. »Wozu -krabbeln Sie auf den Kisten herum?« - -»Eigentümer der Kisten!« schrie ich hinauf. - -»Gut, daß Sie kommen!« rief es zurück. »Wir brauchen Platz. Morgen früh -müssen sie abgefahren sein.« - -»Na, so geschwind schießen die Preußen nicht!« rief ich hinauf, mich in -meinem Kistenheimatsgefühl ein wenig vergessend. - -»Was?« brüllte es herunter. - -»So schnell werden die Nigger von Louisiana nicht kutschieren«, -übersetzte ich dem Mann, der jetzt am Nachthimmel etwas deutlicher zu -sehen war. »Haben Sie einen Engländer mitgebracht, einen Monteur?« - -»Nicht daß ich wüßte«, war die Antwort. - -»Was!« schrie ich entsetzt, »keinen Monteur von Fowler aus Leeds? Einen -Passagier, James Parker. Sie +müssen+ einen Passagier mitgebracht -haben.« - -»Wir führen keine Passagiere. Nur manchmal -- aus Gefälligkeit -- -ausnahmsweise!« erklärte der Mann von oben. - -»Dann ausnahmsweise! Sie müssen James Parker an Bord haben! Den Mann, -der zu den Maschinen gehört!« Ich bestand darauf und fühlte, daß ich -zornig wurde. - -»Mein guter Herr,« rief es begütigend zurück, »ich bin der Zahlmeister -des ›Wilden Westens‹ und sollte es wissen. Wir haben ausnahmsweise -einen Methodistenpfarrer mitgenommen und seine zwei Töchter. Wenn Ihnen -mit diesen gedient ist -- aber sie sind aus Bradford.« - -»Also keinen Monteur, der zu den Kisten gehört?« rief ich nochmals -hinauf und fühlte, daß mich die Kraft meiner Lungen verließ. - -»Keinen Monteur!« tönte es wie aus weiter Ferne zurück. Der Kopf des -Zahlmeisters war verschwunden. - -Ich setzte mich und dachte nach. Also kein Monteur, kein Brief, keine -Erklärung nach der feierlichen Zusage, daß Parker mit den Kisten -ankommen solle! Was konnten sie in Leeds gedacht haben? Wußten sie doch -so gut als ich, daß kein einzelner Mann mit seinen zwei Händen einen -Doppelmaschinendampfpflug in Bewegung setzen kann, der sich vom ersten -Tag an wenigstens leidlich präsentieren sollte. Es handelte sich hier, -wenn der Himmel nicht eingriff, um eine physische Unmöglichkeit. - -Die Kisten um mich her, die jetzt der Mond grell beleuchtete, wuchsen -mit ihren schwarzen, viereckigen Schatten ins Ungeheure; um das offene, -rot angestrichene Feuerloch des ausgeladenen Kessels spielte ein -dämonisches Lächeln. Ich kochte vor Zorn. Was konnten sie in Leeds -gedacht haben? Mich so hinzusetzen! Aber ich kam nicht über die Frage -hinaus. Über mir begannen die Sterne zu funkeln, still und friedlich, -als ob hier unten alles in Ordnung wäre. Der reinste Hohn! - -»Was machen Sie da droben?« näselte jetzt eine grätige Yankeestimme -von unten, die zu einem herumlungernden Schutzmann gehörte, der -wahrscheinlich an der Nachtwache der Levees beteiligt war. - -»Luft schöpfen! Eigentümer!« brummte ich, ohne Anstrengung, so mürrisch -als möglich. - -»Gut, daß Sie kommen!« sagte auch dieser Mann. »Die Kisten müssen -morgen früh von der Levee abgefahren werden, Mister! Und so schnell als -möglich. Die Levees sind für Baumwolle gebaut, nicht für vierschrötige -Eisenklumpen wie diese Engländer.« -- Er klopfte entrüstet auf meine -Kisten. -- »Die Fundamentpfähle sind heute abend schon um drei Zoll -gesunken, sagt der Levee-Inspektor. Sie werden eine gesalzene Rechnung -bekommen, Mister Eigentümer! Wenn die Bohlen brechen, ist der Teufel -los.« - -Ich hütete mich, zu antworten, und schlüpfte lautlos von meiner -mondbeglänzten Höhe auf der andern Seite des Kistengebirgs in die Tiefe. - -Fünf Minuten später sah man entlang der finsteren Schattenseite der -Tschapatulastraße einen Mann, den Hut über die Augen gedrückt, mit -gesenktem Kopfe langsam seiner Wohnung zusteuern. Manchmal murmelte er -halblaut vor sich hin. Dann versank er wieder in stummes Nachdenken. -Der Mann war ich. - -Und ich fühlte nur eins: noch ehe ich heute einschlief, mußte ich -wissen, was am nächsten Morgen zu geschehen hatte. - -[Illustration] - - - - -5. Arbeitstage - - -Ein kurzer, tiefer Schlaf tat das übrige. - -Mit beiden Füßen sprang ich in den jungen Tag; ich wußte jetzt, was -zu tun war. Zuerst mußte Kapitän Owen aufgefunden werden. Die seine -war die einzige Adresse einer Privatwohnung in der Stadt, die ich -kannte. Auf dem Wege sang ich eine meiner Schlachthymnen, aber nur -und wiederholt, den ernsten Zeiten entsprechend, ihren dritten Vers: -»Und wenn die Welt voll Teufel wär'!« Er war mir schon als kleiner, -ahnungsloser Junge der liebste gewesen und hat mir im späteren Leben -mehr als einmal treulich gedient, wenn ich nicht mehr genau wußte, wo -hinaus? Warum auch nicht? Hatte ich nicht ein Recht zu dem Vers, so -gut als ein andrer? Stand ich nicht seit Jahren mitten in einer Art von -Bodenreformation, in der »der arg' böse Feind« oft genug sein Wesen -trieb? - -Sie sind im allgemeinen keine Langschläfer in New Orleans. Der frühe -Morgen ist der beste Teil des Tages an den Bayous des Mississippi. Doch -schlief Owen noch, als ich versuchte, ihm die Adresse der nächsten -besten Maschinenfabrik zu entlocken, und war, sich die Augen reibend, -über meinen Besuch nicht wenig erstaunt. Eine halbe Stunde später stand -ich in einem fast leeren Fabrikhof, der müde und lebenssatt aussah. Wie -alles in der Stadt, war das Geschäft halb bankrott und hatte keinen -Mangel an müßigen Arbeitern. Man ließ mir die Wahl. Nach weiteren -dreißig Minuten hatte ich zwei junge Monteure ausgesucht -- der eine -war allerdings, wie sich später herausstellte, ein gelernter Schneider ---, die mit Brechstangen, Hämmern und Meißeln bewaffnet hinter mir -drein liefen. Auf den Levees war alles schon voll Leben. Zuckerfässer -rollten hin und her, Baumwollballen flogen durch die Lüfte. Dampfer -rauchten und spieen Wasser und Feuer aus. Geschrei, Gerassel und -dröhnendes Gepolter auf dem hohlen Bretterboden in allen Richtungen. -Hunderte von Negern aller Schattierungen, darunter wahre Herkulesse, -rollten im Eifer der Arbeit lachend über die Ballen oder sprangen -singend hinter den Fässern her. Es wurde viel und kräftig geflucht; -aber auch des Herrn Lob erschallte in wundersamen Liedern unter Lachen -und Gejauchze. »Wir gehen alle über den Jordan -- o Jerusalem!« war ein -besonders beliebter Kehrreim der Ernstergesinnten. Den Schwarzen war -es in diesen Morgenstunden sichtlich wohler als ihren einstigen weißen -Herren. - -Auch auf dem Deck des »Wilden Westen« war schon alles in Bewegung. -Mein zweiter Kessel schwebte an einem kräftigen Schiffskranen hoch -in der Luft, machte eine elegante Schwenkung über Bord, als sei ihm -das Fliegen zeitlebens eine liebe Gewohnheit gewesen, und sank in der -nächsten Minute auf die krachende Levee nieder. In zehn Minuten hatte -ich sechs Neger, Jem, Jo, Jack, Kato, Alexander und Bucephalus, in -meine Dienste genommen. Neugierig und energisch machten sie sich daran, -die Deckel der Kisten aufzureißen, die ich den Monteuren bezeichnete, -und die blanken Stangen und Wellen, die schweren Lager und Ständer aus -den Spänen herauszuschälen, welche sich in gewaltigen Haufen um uns -auftürmten. Vor der Frühstücksstunde noch war mein Trüpplein im besten -Zuge; mir selbst begann es ganz leicht ums Herz zu werden. Dazu kam -noch »Lawrences Bruder«, der schon in der Ferne eine Zeitung in der -Luft schwenkte, als er den »Wilden Westen« und mich entdeckt hatte. - -»Sie haben verloren, Mister Eyth, Sie haben verloren!« rief er aus -weiter Ferne. »Geben Sie mir zehn Dollar und hören Sie zu!« - -Er kletterte auf eine der Kisten, setzte sich, entfaltete die nasse -Morgenzeitung und las: - -»›Die berühmte und stets auf das Wohl unsres Staates bedachte -Landwirtschaftsgesellschaft von Louisiana hat sich entschlossen, den -beträchtlichen Preis von siebenhundertundfünfzig Dollar für den besten -Dampfpflug zur Bearbeitung von Baumwoll- und Zuckerland auszusetzen. -Man hofft mit Recht, auf diese Weise der unglaublichen Not des Südens, -dem Mangel an Arbeitskräften jeder Art, für alle Zeiten abhelfen zu -können. Wie wir hören, soll sich bereits ein Bewerber für diesen -ansehnlichen Preis eingestellt und am Fuß der Tschapatulastraße seine -Vorbereitungen begonnen haben. Ehre einer Gesellschaft, die auch in -den schwersten Zeiten Mut und Tatkraft bewahrt, an dem Wiederaufbau -und der Wohlfahrt unsres glorreichen Südens weiterarbeiten zu können!‹ --- Wie gefällt Ihnen das? Sie brauchen die andern Zeitungen nicht -nachzusehen. Sie bringen alle denselben packenden Artikel, den ich -und unser Geschäftsführer noch gestern nacht ausgebrütet haben. Er -wollte zuerst nicht recht dran; die Komiteesitzung kann erst übermorgen -stattfinden, und so ist eigentlich noch nichts beschlossen. Merken Sie -allmählich, daß Sie in Amerika sind?« - -»Merken Sie, daß Sie auf einer englischen Maschine sitzen?« antwortete -ich vergnügt, indem ich gleichzeitig Bucephalus anwies, meinem Freund -eine Brechstange zwischen die Beine zu stoßen, denn er saß auf der -Kiste, die ich vor allen andern geöffnet haben wollte. Bucephalus -war energisch, aber etwas ungeschickt. Lawrence sprang deshalb mit -jugendlicher Behendigkeit in die Höhe, um dem gefährlichen Stoß zu -entgehen. - -»Und sehen Sie, da kommen Sie selbst!« rief er aus der Zeitung heraus, -seinen Knotenstock schwingend, ohne jedoch den Zwischenfall eines -weiteren Wortes zu würdigen. - -»Frühstück, Frühstück!« schrieen die Neger, während ein halbes -Dutzend Glocken und hundert heulende Dampfpfeifen entlang der ganzen -Levee einen infernalischen Lärm erhoben. Ein paar Stunden nüchterner -Morgenbeschäftigung mit dreiundfünfzig Kisten eines demontierten -Dampfpflugs verfehlen ihre appetiterregende Wirkung auch in einem -halbtropischen Lande nicht. Ich war deshalb mit den Negern völlig -einverstanden und bat Lawrence, mir Gesellschaft zu leisten. Er kannte -eine Wirtschaft in unmittelbarer Nähe, wo wir unter Schiffskapitänen, -Baumwollmaklern und Zuckerbörsenleuten rasch ein Tischchen und ein -»elegantes« Frühstück fanden. Als Beilage las er mir eifrig die -Morgenzeitungen vor, deren Inhalt, soweit er unsre Sache betraf, ihn -sichtlich mit dem erhebenden Gefühl der Vaterschaft beglückte. - -Der »Picayune« erzählte in Sperrdruck: - -»Wir hatten gestern das Vergnügen, den Besuch des Herrn Eyth, des -gentlemännlichen Vertreters der großen englischen Firma John Fowler & -Co. von Leeds und London, zu erhalten, der uns von dem Bruder unsres -großen Zuckerplantagenbesitzers, Herrn Henry Lawrence, freundlich -zugeführt wurde. Herr Eyth beabsichtigt, durch die Einführung der -weltberühmten Dampfpflüge seiner Firma, die alles bisher Dagewesene -übertreffen sollen, an der Regeneration des Südens mitzuwirken, und -wird damit voraussichtlich in wenigen Tagen im Ausstellungspark der -Landwirtschaftsgesellschaft von Louisiana den Anfang machen. General -Longstreet und die hervorragendsten Männer unsres Staats nehmen den -lebhaftesten Anteil an seiner Tätigkeit. Sein Pflug soll stündlich fünf -Acker des schwersten Zuckerbodens auf eine Tiefe umbrechen, die nach -der Versicherung unsres Freundes, Herrn Lawrence, von sechs Paar Ochsen -nicht erreicht wird. In liebenswürdigster Weise teilte uns Herr Eyth -mit, daß er ein Deutscher von Geburt und, im Gegensatz zur Mehrzahl -seiner übrigens hochachtbaren Landsleute, der Sache der Südstaaten -stets aufs wärmste zugetan gewesen sei. Hochinteressant finden wir, -daß Herr Eyth aus einer alten Schweizer Fürstenfamilie abstammt und -daß er in einem mittelalterlichen Männerkloster seines Vaterlandes -das Licht der Welt erblickte. Der letztere Punkt bedarf jedoch noch -der Aufklärung. Trotz dieser geheimnisvollen und hochromantischen -Vergangenheit scheint Herr Eyth ein lebhaftes Verständnis für die -modernen Verhältnisse unsres glorreichen Vaterlandes mit nicht -gewöhnlicher Geschäftsenergie zu verbinden. Unsre geschätzten -Leserinnen dürfte es jedoch mehr interessieren, zu vernehmen, daß Herr -Eyth durch keine zarten Bande an den alten Kontinent geknüpft ist und -nicht unweigerlich an den klösterlichen Grundsätzen seiner Jugend -festzuhalten gedenkt. Wir wünschen ihm in dieser und jeder andern -Beziehung einen erfolgreichen Aufenthalt in den wieder auflebenden -Golfstaaten.« - -»Das ist gut, das ist sehr gut für einen Anfang!« meinte Lawrence. »Sie -werden sehen, unsre schönen Kreolinnen werden sich nach Ihnen umsehen; -das kann nichts schaden. -- Weiter!« - -Er griff nach dem »Crescent City News«. Der Anfang des Artikels der -republikanischen Zeitung, den er mit raschem Kennerblick gefunden -hatte, war nahezu der gleiche. Auch hier war der Vertreter der großen -Firma von John Fowler & Co. vor allen Dingen »gentlemanly«, ein -Ausdruck südlichen Zeitungsstils, dem kaum jemand entgeht, und den ich -oben in der Not mit »gentlemännlich« zu übersetzen suchte. Geboren -war ich hier, nach meinen eignen liebenswürdigen Mitteilungen, in den -Tiefen des Schwarzwalds und der Rauhen Alb, wo mein Vater, »wenn wir -Herrn Eyth, der ein Deutscher ist, richtig verstanden haben, teils dem -Holzhandel, teils der schon von Tacitus erwähnten Jagd auf Bären und -Wölfe oblag. Schon von Jugend an hatte deshalb Herr Eyth eine fast -schwärmerische Zuneigung für das große Amerika, namentlich aber für -unsern lebenskräftigen Norden, der in dem soeben glorreich zu Ende -geführten Kampf seine Stärke und seinen gesunden Sinn zum Wohle des -Ganzen mit blutiger Energie bewährt hat. Die Jugendzeit, verbracht -in der finsteren Einsamkeit primitiver Wälder, mag auch die Ursache -gewesen sein, daß der übrigens nicht unsympathische Vertreter der -englischen Firma, dessen politische Ansichten im Gegensatz zu der in -England herrschenden bedauerlichen Stimmung durchaus korrekt zu sein -scheinen, sein Geschick noch nicht mit dem Rosenband einer glücklichen -Liebe umwunden hat. Eigentümlicher ist, daß die englische Firma es für -nötig hält, dem erfindungsreichen Amerika, das in nichts, somit auch -nicht in Dampfpflügen, hinter irgendwelchem Lande zurücksteht -- wir -machen nur auf die Dampfkulturgeräte in Pennsylvanien, in Ohio, in -Illinois und neuerdings auch in Kalifornien aufmerksam --, derartige -Apparate uns zusenden zu müssen glaubt. Ihre Nützlichkeit bleibe -hierbei unbestritten. Wir zweifeln keinen Augenblick, daß Herr Eyth, -dessen offener Blick uns sofort sympathisch berührte, mannigfach und -reichlich belehrt zu seinen englischen Freunden zurückkehren wird, und -wünschen ihm hierzu wie in jeder andern Beziehung den besten Erfolg.« - -»Ein verfluchter Yankee!« meinte Lawrence, ohne große Aufregung, -während ich, etwas grimmiger als er, ein Beefsteak von landesüblicher -Zähigkeit zersäbelte. Sämtliche sieben Morgenblätter brachten ähnliche -Aufsätze, so daß sich seitdem sieben verschiedene Städte um die Ehre -streiten können, meine Wiege beherbergt zu haben. Alle aber waren in -einem Punkte einig: daß meinem armen, unschuldigen Dampfpflug eine -hervorragende politische Rolle zukomme. Ein unverkennbarer, wenn auch -leichter Hang gegen den demokratischen Süden schien von der einen Seite -das höchste Lob, von der andern den schärfsten Tadel zu verdienen. -Nur mit Rücksicht auf das noch nicht ganz ausgesprochene pekuniäre -Verhalten des sympathischen Vertreters der Firma John Fowler & Co. -legten sich die kleineren Blätter noch einige Zurückhaltung auf. Das -Beefsteak aus Texas war wirklich zu zäh; ich warf Messer und Gabel weg -und stand auf. - -»Lieber Herr Eyth,« sagte Lawrence, der meine Verstimmung -kopfschüttelnd bemerkte, »an das müssen Sie sich gewöhnen, wenn es -Ihnen bei uns wohl werden soll. Es tut nicht weh, sobald man's gewöhnt -ist. Was Sie zu tun haben, ist, Ihren Pflug auszupacken. Je mehr man -über Sie schimpft, um so besser. Man wird auf Sie aufmerksam; das ist -alles, was Sie brauchen, und kostet Sie nichts. Übrigens läßt sich -die Sache auch sehr leicht in Ihrem Sinn regeln. Ich will Ihnen das -besorgen. Wieviel wollen Sie an die ›Crescent City News‹ rücken?« - -»Keinen roten Cent!« rief ich grimmig, indem ich unser Frühstück -bezahlte. - -»Sie sind aufgeregt!« meinte Lawrence begütigend. »Das ist nicht gut. -Kühl bleiben ist die erste Regel des Lebens, namentlich im Süden und -heutzutage. Wir wären alle besser dran, wenn wir sie vor fünf Jahren -mehr beherzigt hätten.« - -Ich ging wieder nach den Levees, dem »Wilden Westen« zu. Ein gewaltiger -Menschenhaufen umstand jetzt die Ausladestelle des Schiffs. Im Kern -des Knäuels schien es lebhaft zuzugehen. Meine sechs Neger hatten sich -auf die übereinandergetürmten Kisten geflüchtet und verteidigten ihre -günstige Stellung mit rühmlicher Hartnäckigkeit. Zoll- und Leveebeamte -waren die Angreifer. Das unparteiische Publikum begrüßte jede Wendung -des Wortgefechts mit lauten Lachsalven. - -»Herunter von den Kisten!« schrie ein bärtiger Mann, der in Reste einer -unbekannten Uniform gekleidet war. »Herunter, verdammte Nigger! Die -ganze Bagage muß in dreißig Minuten verschwunden sein. Nichts darf auf -den Levees ausgepackt werden. Fort mit dem Zeug!« - -Der aufgeregte Herr hatte eine Hilfstruppe von drei Mann in Zivil, -die nach den nackten Beinen meiner Neger griffen. Eine Brechstange, -welche zufällig auf die Finger eines der Angreifer fiel, veranlaßte die -heftige Fortsetzung des bloßen Wortgefechts. Ich drängte mich durch. - -»Hier ist unser Herr!« schrieen die Neger triumphierend. »Hurra für -Alt-Dixies Land!« - -Der Levee-Inspektor wandte sich zornig an mich. - -»Wissen Sie nicht, Mister, daß nichts auf den Levees montiert werden -darf?« fragte er mich mit ausgesprochener Unhöflichkeit. »Wollen Sie -Ihren Kram fortführen?« - -»Wollen +Sie+ ihn fortführen?« fragte ich mit völlig wiedergewonnener -Ruhe, seitdem ich die Zeitungen nicht mehr sah. »Soll ich ein paar -Kesselwagen und zwanzig Pferde auf Ihren Tanzboden bringen lassen und -die alten Bohlen durchbrechen?« - -Er starrte mich an. - -»Seien Sie vernünftig und lassen Sie mich machen«, fuhr ich zutraulich -fort. »Ich vermute, ich verstehe mein Geschäft besser als Sie. Zum -Vergnügen bleibe ich nicht hier. Ich bringe meine Sachen weg, so -schnell ich kann. Mehr kann auch ein Yankee nicht tun, soviel ich weiß.« - -»Aber es ist gegen das Gesetz; es darf auf den Levees nichts montiert -werden«, erklärte mein Gegner. - -»Was wollen Sie machen?« fragte ich ruhig. »Es gibt nur einen Weg, die -Sachen fortzuschaffen: ich montiere meine Maschinen, mache Dampf in den -Kesseln und fahre davon, wie es bis jetzt überall gehalten wurde. Haben -Sie noch nie von einem Dampfpflug gehört? Wenn Sie's besser wissen, -greifen Sie zu. Ich werde Ihnen sehr dankbar sein.« - -»Aber die Instruktionen, das Gesetz!« rief er, etwas kleinlauter. -»Donnerwetter, ich bin hier, um Ordnung zu halten.« - -»Was wollen Sie machen?« wiederholte ich. »Ich stelle die Ordnung auf -dem schnellsten Weg her, der überhaupt möglich ist. Sehen Sie das -nicht?« - -Er starrte mich aufs neue fragend an, dann die Kessel, dann die -dreiundfünfzig Kisten. - -»Was will ich machen?« fragte er endlich, sehr nachdenklich werdend. - -»Ich will Ihnen das andeuten!« antwortete ich und drückte ihm zwei -Fünfdollarscheine in die Hand. »Dort an der Ecke ist ein Biersalon. -Von dort aus können Sie die Fortschritte, die wir machen, genau -kontrollieren. Wenn Ihnen die Sache nicht flott genug zu gehen scheint, -so wenden Sie sich nur gütigst an mich. Wir wollen schon Ordnung -halten, Sie und ich.« - -Er lachte befriedigt. »Vorwärts, Jungen!« rief er seinen Hilfstruppen -zu. »Dieser Herr ist ein Gentleman. Guten Morgen, Sir!« - -Die vier Mann des Gesetzes marschierten in geradester Linie dem -angedeuteten Biersalon zu und erschienen erst am folgenden Morgen -wieder, um sich weitere Instruktionen zu holen, die mich fünf Dollars -täglich kosteten. »Billig!« meinte Lawrence. »Sie machen Fortschritte. -Aus Ihnen kann schon noch etwas werden.« - -Gegen Abend stand der erste der zwei Kessel auf seinen vier -Straßenrädern. Meine Negertruppe hatte sich auf zwölf Mann vermehrt, -die mit wachsendem Stolz ihr eignes Werk betrachtete. Auch die -Zeitungsartikel hatten sichtlich schon gewirkt. Wir bekamen Besuche von -Herren, denen der »Picayune« aus der hinteren Rocktasche sah, und die -viertelstundenlang still beobachtend unter meinen Kisten und Kasten -herumstöberten. Keiner versäumte, die Breite der mächtigen Fahrräder -mit den ausgespreizten Fingern beider Hände abzugreifen. Die meisten -zogen hierauf verstohlen einen Maßstab aus der Tasche, steckten ihn -aber rasch wieder ein, wenn sie bemerkten, daß sie beobachtet wurden. -Dann kamen sie gewöhnlich etwas verlegen an mich heran. - -»Dies soll wohl der neue englische Dampfpflug sein?« begann die -Unterhaltung. - -»Jawohl!« antwortete ich zuvorkommend. »In einigen Tagen werden Sie -deutlicher sehen, wie das alles zusammenhängt. Vorläufig sind es nur -zerbrochene Kisten.« - -»Ich denke, ich könnte wesentliche Verbesserungen in Vorschlag -bringen«, war fast regelmäßig die nächste Bemerkung, und dann, wenn -ich hierauf nicht einging, studierte der Mann mit dem Ausdruck -wohlwollenden Mitleids in seinem intelligenten Gesicht weiter. - -Einer derselben hatte in dieser Weise mehrere Stunden des Nachmittags -zugebracht, ehe er sich an mich wandte, ein Mann von mittleren Jahren, -in schwarzem Anzug, mit einem scharfen Yankeegesicht, das seinen -nördlichen Ursprung nicht verleugnete. Erst am Schluß der Arbeit, -als ich die Neger unsre Winden, Hebel und Brechstangen für die Nacht -zusammenstellen ließ, kam auch dieser Herr mit seinem: »Dies ist wohl -der neue englische Dampfpflug?« an mich heran. - -»Jawohl,« sagte ich, »in einigen Tagen werden Sie deutlicher --« - -Er unterbrach mich mit einem leisen, nicht unfeinen Lächeln um den -zusammengepreßten Mund. Er hatte meine Antwort wohl schon mehrmals -gehört und wollte mir die weitere Mühe ersparen. - -»Ich bin Maschinenbauer«, sagte er, »und habe eine Stellung bei den -städtischen Wasserwerken in Aussicht. Augenblicklich habe ich nichts zu -tun und Langeweile. Lassen Sie mich mitarbeiten.« - -»Aber ich habe die Leute, die ich gebrauche«, bemerkte ich. - -»Ohne Lohn«, antwortete er. »Ich habe genügend Geld und muß fünf Wochen -warten, ehe ich bei den Wasserwerken eintreten kann. Ihr Pflug würde -mich unterhalten.« - -»Sehr hübsch!« sagte ich, etwas mißtrauisch. »Sie wollen ihn wohl -verbessern?« - -Er lächelte wieder, kaum merklich. - -»Ich bin ein praktischer Maschinenbauer von Beruf«, versicherte er, -»und mit dem Verbessern nicht so rasch bei der Hand. Aber ich möchte -sehen, was sie im alten Land drüben zuwege gebracht haben, und will -dafür arbeiten. Versuchen Sie mich.« - -»Ich lasse niemand gerne umsonst für mich arbeiten; das bezahlt sich -nicht«, versetzte ich. »Und ich bin nicht in der Lage, Ihnen so viel -zu geben, als Sie, wie mir scheint, beanspruchen können. Die zwei -Monteure der Ankerwerke, die Sie hier sehen, werde ich zurücksenden, -sobald die Maschinen zusammengestellt sind. Dann will und werde ich mit -den Schwarzen auskommen. Ich kann Ihnen deshalb nicht mehr zahlen, als -ich einem dieser Leute gebe: zwei Dollars den Tag.« - -»Ganz vernünftig!« sagte der Amerikaner trocken. »Ich heiße Stone. -Morgen früh werde ich hier sein.« - -Der Mann in seiner ruhigen, geraden Weise gefiel mir wohl. Es gibt -doch auch in diesem kuriosen Lande vernünftige Menschen, überlegte -ich. Wenn sie Dampfpflügen lernen wollen, um so besser; Hunderte -müssen es lernen, ehe ich hier fertig sein kann. Geheimnisse gibt es -bei der Dampfpflügerei kaum. Die es gibt, lernt man nur in ein paar -Jahren harter Arbeit, zu der mir jeder Yankee willkommen sein soll. --- Der Horizont fing an sich ein wenig aufzuhellen und der Mut mir -fühlbar zu wachsen, als ich in der Abenddämmerung einen letzten Blick -über die Levees warf und den Schornstein der ersten meiner Maschinen -über die Baumwollballengebirge hervorragen sah. Ich hatte ihn bloß zu -diesem Zweck im letzten Augenblick noch aufstellen lassen. Es war unsre -Standarte, die ich auf dem Boden von Louisiana aufgepflanzt sah, und -die Hoffnungen, die ein solches Zeichen weckt, erfrischen, auch wenn -sie niemals in Erfüllung gehen. - -Die nächsten fünf Tage verliefen in gewohnter Arbeit, wenn auch in -etwas ungewohntem Geleise. Stone war eine große Errungenschaft und -arbeitete fleißig mit Kopf und Händen. Bei den Negern war die Neugierde -und der Eifer des ersten Tages allerdings rasch verdampft, aber die -gutmütige und gutwillige Kraft des Herrn Bucephalus und die naseweise -Intelligenz des kleinen Jem, der als der Schlauste der Bande die andern -mit komischer Überhebung kommandierte, förderte die Zusammenstellung -der Maschinen so, daß die Arbeit hinter dem üblichen Tempo nicht -zurückblieb. Der junge Owen besuchte uns gelegentlich, beschäftigte -sich aber allerdings ausschließlich mit dem geplanten Frühstück, -mit dem der erste englische Dampfpflug auf dem Boden der Südstaaten -seine rettende Tätigkeit beginnen sollte. Ich war hierfür von Herzen -dankbar und überließ ihm mit Freuden die ganze Sorge für diesen, wie -es schien, hochwichtigen Teil unsrer Aufgabe. -- Lawrence stattete -mir täglich zweimal seinen Besuch ab. Sein Bruder war noch immer im -Norden. Er selbst wohnte im Hause seiner Schwägerin, einer reichen -Kreolin, und war damit beschäftigt, Verkaufsverträge für den Zucker -der nächsten Ernte abzuschließen. Dies hielt ihn noch auf mehrere -Wochen in der Stadt zurück und gab ihm Zeit, sich dem Dampfpflug -zu widmen, den er mehr und mehr als seine Schöpfung ansah und mit -wachsendem Eifer unter seinen Schutz nahm. Seine Sonderaufgabe blieb -die Leitung der Presse. Der »Picayune« machte schon zum drittenmal -auf die bevorstehende Rettung des Südens aufmerksam, während die mir -persönlich weniger bekannte »Tribüne« laut auf die großartige Feier -hinwies, die bei dieser Gelegenheit im Ausstellungspark stattfinden -und voraussichtlich die ganze landbesitzende Aristokratie Louisianas -an festlicher Tafel vereinigen werde. Wohl zum erstenmal, nach langer, -bitterer Unterbrechung, dürfte in greifbarer Weise die Erinnerung an -den alten Glanz des Südens wieder auftauchen. Ohne indiskret zu sein, -glaubte die »Tribüne« darauf hinweisen zu können, daß Monsieur Mercier, -der ~Chef de cuisine~ des ersten Restaurants der Kanalstraße, seit -Wochen mit der Zusammenstellung eines exquisiten Menüs beschäftigt sei, -und daß eine schwere Sendung Sekt mit dem nächsten Dampfer von New York -erwartet werde; Nachrichten, die ich nicht ohne Besorgnis entgegennahm. -Nur die »Crescent City News« blieben weniger guter Laune und erzählten -von den riesigen Eisenmassen des englischen Dampfpflugs, »die unsre -herrlichen Levees am Fuß der Tschapatulastraße mit Zerstörung -bedrohten«. »Geduld!« meinte Lawrence, »bis wir den Redakteur bei -dem Eröffnungsschmaus gehabt haben. Er ist von Natur kein schlechter -Mensch, aber hungrig, wie alle Reisesackpolitiker.« -- Ich selbst kam -jeden Abend müde genug nach Hause und war mit der Arbeitsteilung, -die sich wie von selbst unter meinen unerwartet heranwachsenden -Mitarbeitern vollzogen hatte, höchlich befriedigt. Es kam sichtlich ein -gewisser Zug in die Sache; auch gewöhnt man sich's ab, in derartigen -Lagen allzu weit in die Zukunft sehen zu wollen. Jeder Tag bringt -schließlich von selbst seine Aufgabe und die Zeit deren Lösung. - -Auch den Geschäftsführer der Landwirtschaftsgesellschaft, Herrn Delano, -lernte ich in diesen Tagen kennen; einen spanisch aussehenden, kleinen, -gelbbraunen Herrn, der sehr elegant gekleidet war, sieben Ringe an -jeder Hand trug und durchbohrte Ohrläppchen besaß, die in seiner -Jugendzeit wohl auch mit Ringen geschmückt gewesen waren. Trotzdem -gefiel er mir nicht allzu sehr. Die Komiteesitzung seines Vereins hatte -mittlerweile stattgefunden und nach einer stürmischen Beratung den -Preis von 750 Dollars für den besten Dampfpflug nachträglich bewilligt. -Herr Lawrence hatte mit dem Austritt seines Bruders drohen müssen, der -im fernen Norden von der ganzen Sache natürlich nichts wußte, um die -Opposition der Herren zu überwinden, die mürrisch auf die völlige Ebbe -in der Gesellschaftskasse hinwiesen. Aber mein Freund hatte einen guten -Tropfen echten Yankeebluts in den Adern und damit ein unzerstörbares -Vertrauen in die Zukunft. - -»Kein Geld?« rief er; »Unsinn! wir brauchen kein Geld. Dieser gute -Eyth pflügt uns acht Tage lang im Ausstellungspark. Unser Herr Delano -rührt die Trommel, was er meisterlich versteht. Wir lassen uns fünfzig -Cents Eintrittsgeld bezahlen. Ganz Louisiana will den Dampfpflug sehen. -In zwei Tagen -- was! in einem halben Tag hat sich Eyth seinen Preis -selbst verdient. Alles übrige fließt in die Gesellschaftskasse.« - -»Und wenn der ganze Dampfpflug ein verflixter englischer Humbug ist?« -warf der mürrische Geschäftsführer ein. »Fragen Sie einmal im Bureau -der ›Crescent City News‹ nach, Herr Lawrence.« - -»Um so besser!« rief Lawrence, entrüstet über Delanos böswillige -Kurzsichtigkeit. »Dann will jedermann den englischen Humbug sehen; wir -brauchen keinen Preis zu bezahlen und das ganze Eintrittsgeld gehört -der Gesellschaft!« - -Die Opposition war vernichtet. Lawrences Vorschlag wurde einstimmig -angenommen, worauf er mir mit der größten Zutraulichkeit den Verlauf -der Verhandlung mitteilte. Er hatte die große Gabe, jedermann davon zu -überzeugen, daß er unter einer Decke mit mir stecke. »Da der Beschluß -schon zwei Tage zuvor in allen Zeitungen gestanden hat, war mir's doch -nicht unangenehm, daß wir durchdrangen«, schloß er seinen Bericht. -»Wann kann die Vorstellung losgehen, Herr Eyth?« - -Die zwei Straßenlokomotiven mit ihren Drahtseiltrommeln, ein -Sechsfurchenkippflug, ein Kultivator, eine Egge und zwei Wasserwagen -standen fast fertig um uns her, als mir Lawrence all dies erzählte. -Ich fuhr nun zum erstenmal mit ihm nach dem Ausstellungspark im Osten -der Stadt, um unser künftiges Schlachtfeld anzusehen. Etliche sechzig -Hektar leidlich flachen Landes waren dort von einem eleganten weißen -Zaun und einem tiefen Entwässerungskanal umgeben, über den eine -breite hölzerne Brücke führte. Da und dort standen malerische Gruppen -von Akazien und uralten Hickorybäumen, deren knorrige, teilweise -kahle Äste die wirren Guirlanden des »hängenden Mooses« schmückten, -das den Sumpflandschaften des Mississippis eigentümlich ist. Da und -dort staken aus dem Boden noch verkohlte Stämme und Wurzeln; ein -nicht unbedenklicher Anblick für einen Dampfpflüger. Ob der Boden, -der an vielen Stellen unter unsern Tritten fühlbar schwankte, meine -Maschinen tragen würde, mußte ebenfalls erst die Erfahrung zeigen. -Aber all diese Bedenken konnten das rollende Rad des Geschicks jetzt -nicht mehr aufhalten. Im stillen nagte eine viel schwerere Sorge an -meinem Herzen. Wie wird vor der ganzen Aristokratie Louisianas, von -der ich fortwährend hören mußte, das Pflügen gehen, mit nicht einem -Manne, außer mir selbst, der die Behandlung der Maschinen und die -notwendigsten Handgriffe bei ihrer Bedienung kannte? Wenigstens an drei -Punkten, die Hunderte von Metern auseinanderliegen: auf dem Pflug und -auf jeder der zwei Dampfmaschinen, war ein Mann dringend erforderlich, -der wußte, was er zu tun hatte, wenn nicht alles in Stücke gehen -sollte. Aber es wäre Wahnsinn gewesen, diese Sorgen meinen neuen -Freunden anzuvertrauen. Ihr Glaube mußte aufrecht erhalten werden, -solange noch eine Möglichkeit vorhanden war, in diesen herrlichen Park -hinein und mit heiler Haut wieder herauszukommen. Mit einer nagenden -Angst auf der Seele mutig zu lächeln, will gelernt sein. Ich hatte zum -Glück diese Kunst nicht zum erstenmal geübt. -- - -Die Herren, die meinen Pflug zu verbessern wünschten, hatten sich mit -der Zeit stetig vermehrt und waren unerschöpflich in ihren Vorschlägen. -Als ich am sechsten Tage die Kessel mit Wasser füllen ließ, und die -ersten weißen Rauchwölkchen schüchtern aus den Schornsteinen stiegen, -waren sie in Scharen versammelt und prophezeiten allerhand Unheil. Ich -hatte beschlossen, zuerst nur eine Maschine mit dem Pflug nach dem -Ausstellungsplatz zu führen und die zweite am folgenden Tag zu holen. -Deshalb nahm ich zunächst Stone und den kleinen Jem auf den Tender, -um ihnen den ersten Unterricht im Führen einer Straßenlokomotive -zu geben. Dies beleidigte Bucephalus aufs schwerste. Der riesige -Neger konnte nur durch das Versprechen getröstet werden, daß er am -folgenden Tage die zweite Maschine führen solle und heute mit einer -roten Flagge vorauslaufen dürfe, um uns die Straße frei zu halten. -Mit fast übermäßigem Eifer stellte er sich auf seinen Posten, wo er -seine Tätigkeit damit begann, an die sich ansammelnde, hundertköpfige -Volksmenge erklärende Anreden zu halten. Als aber nach einer Stunde, -die wir zur Dampfentwicklung brauchten, die Maschine ihre ersten -Bewegungen machte, und das Ungetüm langsam über die krachende Levee -hinschlich, erschrak er so heftig, daß er eine halbe Stunde lang -still, mit gesenktem Kopfe und in achtbarer Entfernung von der -Maschine voranging, ohne sich seiner führenden Stellung bewußt zu -werden. Später kam er wieder zu sich und begann aufs neue der Menge -zu predigen, wobei er alte Bibelsprüche und seine jüngst erworbenen, -noch etwas wirren technischen Kenntnisse wundersam zu mischen verstand. -Beim Einbiegen in die Kanalstraße liefen einige Droschkenpferde in -wildem Schrecken davon. Dies setzte die Stadtpolizei in Bewegung. Fünf -Dollars genügten auch hier, ihr wohlwollendes Interesse an uns zu -fesseln, so daß der brausende Festzug ohne Zwischenfall von Bedeutung -nach drei Stunden einer ermüdenden Fahrt mitten durch die große -Stadt im Ausstellungspark anlangte. Nur in der äußersten Vorstadt, -nicht weit von unserm Ziele, wo ich Jem seinen ersten Versuch machen -ließ, die Maschine allein zu steuern, hatten wir den Eckpfeiler -eines unbedeutenden Biersalons mitgenommen. Da sich jedoch infolge -dieser kleinen Verirrung die Kundschaft des Wirts für den Augenblick -verzehnfachte, fand derselbe zu unliebsamen Auseinandersetzungen weder -Zeit noch Lust. Die Sache wäre völlig unbemerkt geblieben, wenn nicht -am folgenden Morgen die »Crescent City News« eine Notiz gebracht -hätten, die bewies, daß der Redakteur noch immer hungrig war. Sie -lautete: - -»Der englische Dampfpflug begann gestern seine Tätigkeit damit, -den eleganten Biersalon des Herrn Henry Cooper an der Ecke der 42. -Avenue und der Show Park Road mitzunehmen. Menschenleben sind nicht -zu beklagen. Im Gegenteil. Die Frau des Gastwirts, eines unsrer -geschätztesten Mitbürger, die sich zur Zeit der Katastrophe im oberen -Stockwerk des mitgenommenen Hotels befand, soll unsrer großen Republik -fast gleichzeitig, wenn auch in etwas überstürzter Weise, einen -gesunden kleinen Mitbürger geschenkt haben. Wir wünschen dem achtbaren -Ehepaar von Herzen Glück zu dieser Wendung der Dinge, möchten es dem -unförmlichen englischen Dampfpflug aber trotzdem nahelegen, namentlich -mit Rücksicht auf unsre Damen, seine Tätigkeit für die Regeneration des -Südens in etwas weniger gewaltsamer Weise auszuüben.« - -Als wir am Abend des folgenden Tags mit der zweiten Maschine an dem -erschütterten Salon vorüberkamen, unterließ ich nicht, einzutreten, -um auch meinerseits der Familie meine Glückwünsche darzubringen. Ich -fand den Salon schon provisorisch genügend gestützt und in blühendem -Geschäftsschwung. Herr Cooper war vollständig befriedigt, denn meine -Maschinen brachten ihm Gäste, wie er sie in seiner bescheidenen -Trinkstube noch nicht gesehen hatte. Im übrigen versicherte er mir, -er sei kein Amerikaner, sondern ein Irländer, sei nie verheiratet -gewesen und denke nicht daran, es zu werden. Und da der Salon kein -zweites Stockwerk besaß, in dem das interessante Ereignis, von dem -die »Crescent City News« berichtete, hätte stattfinden können, so -mußten wir wohl annehmen, daß die Nachrichten auf einem kleinen -Mißverständnis beruhten. Erfreut hierüber trank ich mit meinem -auf diese Weise gewonnenen neuesten Freund zwei Gläschen seines -schauderhaften Whiskys und versprach, ihm auch künftig meine Kundschaft -zuzuwenden, sobald ich körperlich genügend gekräftigt sein würde. - -Doch eine weit größere Freude und Überraschung stand mir an jenem -sichtlich glückbringenden Tage bevor. Es war schon Abenddämmerung, -als Bucephalus mit seiner roten Flagge über die Holzbrücke des -Ausstellungsparks einzog. Er hatte nämlich selbst vorgezogen, -ständiger Bannerträger der Dampfkultur zu bleiben, nachdem ihm tags -zuvor der kleine Jem, schwärzer als je und halb gebrochen, die Leiden -eines Heizers geschildert hatte. Da bemerkte ich schon aus der Ferne -und mit wachsender Entrüstung auf der ersten Maschine, die gestern -unter einem Hickorybaum mitten im Park stehen geblieben war, eine -geheimnisvolle Gestalt. Der Mann hatte die die Maschine schützende -geteerte Leinwanddecke halb zurückgeschlagen und schien, auf dem -Tender knieend, in seine Arbeit versunken zu sein. Als wir näher -kamen, bemerkte ich sogar, daß der Werkzeugkasten vor der Rauchkammer -jener Maschine geöffnet war. Das war denn doch zu bunt, selbst für -die Neugier eines verbesserungssüchtigen Yankees. Ich gab Stone den -Anlaßhebel unsrer Maschine in die Hand, sprang ab und lief auf die -andre zu, um den Eindringling womöglich ~in flagranti~ abzufangen. -Er bemerkte mich nicht, so fleißig war er an der Arbeit, und mein -Erstaunen wuchs, als ich wahrnahm, daß der Mann damit beschäftigt war, -ein neues Wasserstandsglas einzusetzen, das er in dem Werkzeugkasten -gefunden haben mußte. Das alte war nämlich bei dem Zusammenstoß mit -dem Biersalon schon gestern zerbrochen. Unerklärlich! aber dennoch, -welche Unverschämtheit! Der Fremde kniete mit gesenktem Kopf vor der -Kesselwand, noch immer ohne aufzusehen. Ich sprang auf den Tender, -entschlossen, ihn an den Ohren zu packen, was auch aus der Begegnung -werden würde. Da, nicht eine Sekunde zu früh, hob er den Kopf auf. Ein -rundes, mir wohlbekanntes Gesicht mit treuherzigen blauen Augen, aber -mit der mir ebenso bekannten steinernen Ruhe, sah mir entgegen und -sprach: »Guten Abend, Sir!« Dann fuhr der Fremde in seinen Versuchen -fort, einen eigensinnigen kleinen Kautschukring über die neue Glasröhre -zu schlüpfen, die er an Stelle der zerbrochenen einschalten wollte. - -Es war Jem! Jem Parker, der Monteur und Dampfpflüger, den ich mit dem -»Wilden Westen« erwartet hatte. Er hatte sich in Schottland bei der -Aufstellung eines andern Dampfpflugs verspätet, wurde mit einem der -nächsten Schiffe nach New York geschickt und kam von dort über Land -mit der Bahn nach New Orleans. Er hatte heute früh nach viertägiger -Eisenbahnfahrt die Stadt erreicht, hatte sich nach dem Ausstellungspark -durchgefragt und dort die einsame Maschine gefunden. Und da er bei -näherer Betrachtung das zerbrochene Wasserstandsglas entdeckte und -der Werkzeugkastenschlüssel tags zuvor stecken geblieben war, hatte -er in aller Gemütsruhe angefangen, ein neues Glas einzusetzen, wie -wenn nicht viertausend Meilen zwischen seiner heutigen und seiner -letzten Beschäftigung lägen. Er habe gedacht, es werde schon jemand -kommen und nach ihm sehen. Das alles kam in kurzen, trockenen Sätzchen -heraus, ohne seine Arbeit zu unterbrechen. Jetzt saß das Glas zu seiner -Zufriedenheit an der richtigen Stelle; er probierte die Hahnen und -schüttelte, wegen des niederen Wasserstands, vorwurfsvoll den Kopf. -Dann richtete er sich auf, zog wortlos einen Brief aus der Jacke, die -er unter dem Rock trug, und gab ihn mir. Derselbe war von Herrn Fowler -in London und erklärte, wie es kam, daß Parker erst mit einem späteren -Schiff abgereist sei. Zwei Leute könne er mir zu seinem Bedauern -nicht schicken. Es seien alle verfügbaren, brauchbaren Kräfte vollauf -beschäftigt. Ich müsse mich mit Parker behelfen, so gut ich könne. -Ich habe mich in Ägypten ja auch schon in ähnlichen Lagen glücklich -herausgewunden. - -Dies war richtig; und zugleich war mir ein förmlicher Stein vom -Herzen gefallen. Stone und der kleine schwarze Jem, wenn sie auch -noch gelegentlich einen Biersalon umfahren mochten, waren anstellige -Leute. Nun hatte ich noch den weißen Jem, der das Handwerk verstand, -und mich. So konnte die Sache doch nicht völlig schief gehen und die -»Regeneration des Südens«, von der seit acht Tagen halb New Orleans -sprach, allen Ernstes beginnen. - -Seit ich Amerika betreten hatte, war ich nie so müd und wohlgemut nach -Hause gekommen als an jenem Abend, spielte zum erstenmal wieder ein -Schach mit Oberst Schmettkow und gewann's. - -[Illustration] - - - - -6. Ein Fest - - -Niemand hat übrige Zeit in Amerika. Lawrence, obgleich um eine volle -Generation der ältere der beiden, war ungeduldiger als selbst der junge -Owen, seitdem der letztere die Speisenfolge seines Gabelfrühstücks mit -Hilfe Monsieur Merciers und mehrerer Privatgelehrter auf diesem Gebiet -festgestellt hatte. Sie ließen mir kaum einige Stunden zu, wie es ihnen -schien, nutzlosen Proben meiner Maschinen. Delano, dem mürrischen -Geschäftsführer der Landwirtschaftsgesellschaft, wurde überdies um -seinen Park bange, als ich die erste Furche durch den jungfräulichen -Grasboden zog, der nie zuvor mehr als leise gekratzt worden war, und -mein Pflug den schwarzen Urschlamm des verschwundenen Sumpfwaldes -ans Tageslicht förderte. Nach seiner Ansicht sei es um so besser, -je weniger ich ihnen von meiner Kunst zeige, an der er nicht mehr -zweifelte, seitdem er im ersten Schrecken über das gespannte Drahtseil -gefallen war. So wurde der nächste Donnerstag, zwei Tage, nachdem der -Dampfpflug sein Arbeitsfeld erreicht hatte, für die Eröffnungsfeier -bestimmt. - -Das Programm war einfach. Zwischen zehn und elf Uhr sollten die -geladenen Gäste erwartet werden. Von elf Uhr an hatte ich eine halbe -Stunde lang den Pflug, eine weitere halbe Stunde den Kultivator laufen -zu lassen. Um zwölf Uhr mußte in dem Pavillon, der sich neben der -Rennbahn befand, das Gabelfrühstück bereit stehen. Um zwei Uhr sollte -das Publikum gegen ein Eintrittsgeld von einem Dollar zugelassen und -das Pflügen bis gegen Abend fortgesetzt werden. Am folgenden Tag -konnte die Presse sodann erklären, daß der Dampfpflug den seitens -der Landwirtschaftsgesellschaft von Louisiana ausgesetzten großen -Preis von 750 Dollar nach eingehender Prüfung errungen habe, und ich -sollte in der Freude meines Herzens drei Tage lang und mit häufigen -Ruhepausen, um den Park nicht allzusehr zu ruinieren, weiterpflügen. -Während dieser Zeit hatte die herbeiströmende Volksmenge ihre fünfzig -Cents an der Parktorkasse abzuliefern, teils um die Gesellschaft in die -Lage zu versetzen, mir möglichst schmerzlos 750 Dollar auszubezahlen, -teils um ihr selbst eine sorglosere Zukunft anzubahnen. Im ganzen ließ -sich gegen diesen Plan nichts einwenden. Er kostete mich ein, wie mir -schien, allzu üppiges Frühstück, verschaffte dagegen, wenn alles gut -ging, dem Dampfpflug, was er vor allen Dingen brauchte: eine tüchtige, -gut amerikanische Reklame. - -Die kurzen Versuche, die ich anstellen konnte, verliefen erträglich. -Der Pflug rannte nur zweimal in die Dampfmaschine, die Herrn Stone und -seinem Heizer Kato anvertraut werden mußte, während auf der andern -Lokomotive der weiße und der schwarze Jem als Lehrer und Schüler gut -miteinander auskamen; abgesehen davon, daß der schwarze sich laut und -lebhaft beschwerte, durch seinen Ehrgeiz in eine hervorragende Stellung -gedrängt worden zu sein, die unerwartet viel Mühe und Arbeit mit sich -brachte. Ich selbst saß mit Bucephalus auf dem Pflug und suchte ihm das -Steuern des Gerätes und den Begriff einer geraden Linie im allgemeinen -beizubringen. Der Mann hatte eine Riesenkraft und ließ sich mit großer -Gutmütigkeit an den Ohren ziehen, wenn er gar zu krumm dreinfuhr. -Ich tat dies zwar energisch, da er sonst nichts bemerkt hätte, aber -doch stets mit der Miene väterlichen Wohlwollens; denn es war von -der höchsten Bedeutung, meine rohen Hilfstruppen bei guter Laune zu -erhalten. Das erkannte Bucephalus auch grinsend an und hatte bald die -Genugtuung, mich wiederholt darauf aufmerksam zu machen, wie gerade -seine krummen Furchen ausfielen. -- Übrigens hielt ich es selbst für -gut, nicht allzuviele Proben abzuhalten. Jeder Augenblick, wenn das -böse Schicksal es wollte, konnte, während ich an einem Ende des Feldes -das Drahtseil regulierte oder dem mangelnden Wasserstand im Kessel -nachhalf, am andern Ende eine zerschmetternde Katastrophe herbeiführen -und uns unter Umständen auf Wochen und Monate das Handwerk legen. -Das wichtigste blieb zunächst, wenigstens mit heiler Haut und ganzen -Gliedern über das drohende Frühstück hinwegzukommen. - -Eine prachtvolle Frühlingssonne strahlte über dem lieblichen Park -mit seinen moosbehangenen Baumgruppen und den noch nicht verbrannten -Grasflächen, die in dem Untergrund des Mississippideltas reichlich -Wasser finden. Die beiden Maschinen standen kampfbereit an den Enden -eines dreihundert Meter langen Feldstücks und sandten weiße, senkrechte -Rauchsäulen friedlich in den blauen Himmel empor. Jem, Bucephalus, -Kato und ein halbes Dutzend weiterer Nigger, die als Extrahilfskräfte -im Wege standen, waren nicht nur infolge der Wichtigkeit des -Tages und ihrer eignen Person, sondern auch durch das Versprechen -eines königlichen Trinkgeldes, wenn alles gut gehe, in gehobener -Stimmung. Zwischen Stone und Parker war eine gewisse ehrgeizige -Wettbewerbstimmung entstanden, die sich in kleinen trockenen Neckereien -äußerte und mir im Interesse der Sache so wohl gefiel, daß ich sie bei -beiden heimlich schürte. Es war das instinktive Gefühl zwischen jung -und alt; zwischen Amerika und Europa. Beide waren stille, wortkarge -Leute und sich kaum bewußt, was sie reizte. Aber ich sah das Gefühl -deutlich in ihnen arbeiten, und in beiden arbeitete es für mich. -- -Im Pavillon hinter unserm Felde deckten sechs schwarze Kellner in -tadellosen Fräcken und weißen Halsbinden eine hufeisenförmige Tafel, -und geheimnisvolle, angenehm duftende Korbwagen fuhren durch das -Parktor. Lawrence hing seit dem frühen Morgen an meinen Fersen, und -Kapitän Owen erwartete in fieberhafter Aufregung den Champagnerwagen, -der irgendwo aufgehalten, wenn nicht umgeworfen worden war. - -Dann kamen in leichten, eleganten Kabrioletts und Buggies die -vornehmeren, in den maultierbespannten Tramwagen die einfacheren der -geladenen Gäste: Longstreet mit Beauregard, Taylor mit Burnside und -Jackson, leider nicht der berühmte Stonewall Jackson, der wenige Wochen -zuvor gestorben war. Auch General Lee hatte zum allgemeinen Bedauern -abgesagt. Doch fehlte es nicht an Generalen, Regimentskommandeuren, -Majoren und Kapitänen in verwirrender Menge; dann aber kamen auch große -Grundbesitzer vom oberen und unteren Mississippi und weltbekannte -Politiker aus der alten Zeit, die heute von ihren Erinnerungen lebten -und jeden einluden, sie mit ihnen aufzufrischen; kurz, es sammelte -sich rasch eine zahlreiche, fröhlich belebte Gesellschaft, in der sich -jedermann zu kennen schien und in deren Mitte der wackere Longstreet -den liebenswürdigen Wirt spielte, während mir Owen die Heldentaten -jedes einzelnen ins Ohr flüsterte. Auch unbekannte Gestalten erschienen -zur Genüge. Ich selbst hatte nur dafür gesorgt, daß Oberst Schmettkow -nicht fehlte und der teutonische Redakteur der »Deutschen Zeitung« -seine Einladung erhielt. An alles übrige ließ ich Owen denken, der -seinerseits vertrauensvoll auf meine Fähigkeit baute, mit einem -Check auf meine englischen Freunde am Tag der Abrechnung die kleinen -Schwierigkeiten auszugleichen, die etwa entstehen sollten. - -Alles sammelte sich in dem Felde, in welchem der Dampfpflug kampfbereit -aufgestellt war. Noch nie hatte dieser friedliche Träger der Kultur -ein so kriegerisches Publikum um sich gesehen. Die alten Haudegen des -großen Bürgerkriegs standen entlang dem ausgespannten Drahtseil und -sahen verständnisvoll, oder auch anders, in die tiefe Furche hinab, die -gestern abend noch gezogen worden war. Longstreet erklärte, mich von -Zeit zu Zeit zu Hilfe rufend, was er von der Sache wußte, sichtlich -bemüht, das Interesse dem Pflug zuzulenken; aber unwillkürlich -verirrte er sich samt seinen Freunden jeden Augenblick wieder in -die Erinnerungen an ein abenteuerliches Gefecht, in die Beurteilung -einer strategischen Bewegung und vor allem in die Betrachtung der -jammervollen politischen Lage der »alten und wahren« Herren des Landes. -Alle Stimmungen kamen zum lebhaften Ausdruck, vom Galgenhumor völliger -Hoffnungslosigkeit bis zur finsteren Entschlossenheit, sich knirschend -zermalmen zu lassen. Der Dampfpflug schien mit jeder Minute mehr vor -den Augen der ganzen Gesellschaft zu verschwinden. - -Da ließ ich pfeifen. Das Drahtseil schnellte in die Höhe und zog an. -Die lange Reihe der leidenschaftlich gestikulierenden Herren sprang -mit Entsetzen und militärischer Präzision auf die Seite. Der Pflug -setzte sich in Bewegung, die schweren, schwarzbraunen Schollen in -sechs glatten geradlinigen Reihen aufstellend. Dies brachte meine -Gäste zur Sache zurück. Eifrig liefen die meisten hinter dem Pfluge -her, nachdenklich maßen andre die Tiefe der Furche. Es ging in der Tat -nicht schlecht, wenn man den Umständen einigermaßen Rechnung trug. -Stone und Kato auf der fernen Maschine übertrafen sich selbst. Stolz -saß Bucephalus auf dem Pflug und steuerte ihn in sanftem Zickzack über -das Feld. Er war überglücklich, da er unter den Eingeladenen seinen -alten Herrn aus der Sklavenzeit entdeckt hatte und ihm die Geheimnisse -seiner neuen Würde, als erster Dampfpflüger Amerikas, auseinandersetzen -konnte. Nachdem der Pflug sechs- bis siebenmal auf und ab gefahren -war, ohne Schiffbruch zu leiden, näherte sich allerdings das Aussehen -der letzten Furche den Windungen eines durch ein Wiesental sich -hinschlängelnden Bächleins. General Burnside tröstete mich. Die Linie -erinnerte ihn lebhaft an seinen ersten Sieg: an die Schlachtlinie der -Föderierten bei Bull Run. Dank seiner südlichen Lebhaftigkeit hatte -General Taylor mittlerweile alles begriffen und hielt den Augenblick -für gekommen, tatkräftig einzugreifen. Er schob Bucephalus von seinem -Sitz, setzte sich auf das Geräte und erfaßte das Steuerrad. Dreißig -Schritte weit ging alles gut. Der Pflug blieb in seinem durch die -Furche gegebenen Geleise, und Taylor sah sich triumphierend um. Dann -aber nahm das Instrument plötzlich eine Wendung nach dem ungepflügten -Teil des Feldes und lief, als sei es verrückt geworden, trotz der -verzweifelten Steuerbewegungen des Generals, querfeldein. Kein Pfeifen -von Parkers Maschine half. Stone, dessen Maschine am andern Ende des -Feldes während der Katastrophe den Pflug zog, war mit seinem Feuer -beschäftigt und merkte zu spät, welches Unheil vor sich ging, so daß -er erst dazu kam, anzuhalten, als sich der General mit dem entlaufenen -Pflug mitten auf ungepflügtem Felde befand, hundert Schritte von dem -Platz, wo er hätte sein sollen. Er hatte allerdings eine merkwürdig -gerade Linie diagonal zur Pflugrichtung über das Feld gezogen. Beschämt -stieg er ab und betrachtete sein Werk. Seine alten Kriegskameraden -waren außer sich vor Vergnügen. Selbst der unehrerbietige Bucephalus, -der staunend dem Pflug nachgesehen hatte, lachte mit, daß sein roter -Mund das schwarze Gesicht von Ohr zu Ohr spaltete. Der Erfolg -- der -Heiterkeitserfolg des Dampfpflugs war großartig. Der ältere Owen, -der mehr Verständnis für die wahre Lage der Dinge zu haben schien -als alle andern, sagte leise zu mir: »Lassen Sie aufhören! -- Die -Schildkrötenbouillon wird sonst kalt!« Longstreet nahm Burnside unter -den Arm. Taylor wurde von den andern im Triumph herbeigeholt und als -preisgekrönter Dampfpflüger Louisianas fast auf den Händen getragen. -Alles strömte dem Gartenpavillon zu, wo sich das blinkende Hufeisen im -Nu gefüllt hatte und die Sektflaschen zu knallen begannen. - -Es ging hier noch brillanter als im Felde. Die Not der Zeit löste -sich fühlbar in dem warmen Sonnenschein, der durch den luftigen -kleinen Saal, und im perlenden Wein, der kühlend durch unsre Adern -strömte. Longstreet hielt eine prächtige kleine Rede: ernst, männlich, -geradeaus: Die große Sache sei verloren; wozu die Augen schließen und -die Hände sinken lassen? Die Männer seien noch da, die ehrlich für -sie geblutet hätten; sie würden sich nicht erdrücken lassen. Die alte -Kraft rege sich wieder und werde auf andern Feldern neue Siege bringen. -»Das Schwert ist in unsrer Hand zerbrochen«, schloß er. »In Gottes -Namen -- nehmen wir die Lage, die uns der Himmel geschickt hat. Es -lebe der Pflug!« Darauf verlangte es der Anstand, daß ich etwas sagte. -Der Staub der Pflugfurchen steckte mir noch in der Kehle und die Angst -vor dem jeden Augenblick möglichen Zusammenbruch der einen oder der -andern Maschine in der Seele; aber ich ließ getrost den Süden leben, -dessen tropische Lebenskraft schon mehr als einmal aus den Sümpfen -um den Mississippi ein Paradies geschaffen habe. Dann kamen andre, -weniger harmlos, manchmal bitter und zornig, manchmal allzu laut der -wiederkeimenden Hoffnung entgegenjubelnd. Der Pflug war vergessen. Die -politischen Phrasen rollten mächtig über die erhitzten Köpfe weg. Doch -fühlte ich mich ziemlich beruhigt, als ich unter den letzten, die das -Gartenhaus verließen, den Chefredakteur des »Picayune« Arm in Arm mit -seinem Feind, dem Chefredakteur der »Crescent City News«, bemerkte, -die abwechslungsweise versuchten, föderierte und konföderierte -Kriegslieder zweistimmig zu singen. Ein erstaunlicher Grad mangelhaften -musikalischen Sinns und der gute Wille, mit dem sie sich gegenseitig -unterstützten, ergab eine Verschmelzung von Dissonanzen, die das -Beste für die Zukunft hoffen ließ. Nur ein einziger Mißton trübte den -Schluß der schönen Feier. Meine zwei deutschen Freunde waren sich -in die Haare geraten. Oberst Schmettkow versuchte den Redakteur der -»Deutschen Zeitung« über die Irrtümer seiner politischen Auffassung des -Zustandes der Südstaaten aufzuklären. Doktor Wurzler machte vergebliche -Anstrengungen, den Obersten zu überzeugen, daß ein verunglückter -Jarde-Offizier von der Sache nichts verstehen könne. Sie wurden laut -und heftig, und nur mit Mühe konnte ich sie bewegen, in zwei getrennten -Trambahnwagen nach der Stadt zurückzukehren. - -[Illustration] - -[Illustration] - - - - -[Illustration] - - - - -7. Rettungspläne - - -Regen nach Sonnenschein -- können wir mehr fordern vom wechselnden -Leben? Aber allerdings, es brauchte nicht gerade ein Donnerwetter -zu sein, mit der Aussicht, in einen vierwöchentlichen Landregen -überzugehen. - -Am folgenden Morgen brachten die »Crescent City News« einen zornigen -Aufsatz über England und die heimtückische Art und Weise, wie John Bull -die Einführung der sonst nicht ganz nutzlosen Dampfkultur benutze, -um einer verderblichen und verlorenen Sache neue Lebenshoffnungen -einzuflößen, die nie in Erfüllung gehen können. Doppelt bedauerlich -sei, daß der in andrer Beziehung anständige und nicht unintelligente -Leiter des unförmlichen englischen Dampfpflugs sich zu Kundgebungen -mißbrauchen lasse, die einem förmlichen Wiedererwachen der alten -sezessionistischen Bestrebungen gleichkämen. Der Herr möge sich -nicht täuschen: neuer Wein, auch der, den er zu verzapfen wünsche, -lasse sich nicht in alte Schläuche füllen. Weder Dampf noch Sekt -werde die verbrauchten Männer einer verlorenen Partei zu neuem Leben -erwecken. Die Sezession sei tot. Den Dampfpflug an die tote Sezession -binden zu wollen, sei sicherlich das törichtste, was dieser fremde -Herr jemals versucht habe. Es wäre ihm vielleicht nützlich gewesen, -wenn er sich zuvor über die Verhältnisse des Südens etwas eingehender -belehrt hätte. Als charakteristisch sei zu erwähnen, wie ein gewisser, -in Louisiana sehr überschätzter General, der sich neuerdings mit -Kanalschiffahrt beschäftige, den Pflug quer über das Feld gesteuert -und das unglückselige englische Instrument in einer Lage stecken -gelassen habe, über die mehrere Sachverständige sich heute noch den -Kopf zerbrächen. Übrigens sei Wohlwollen und Gerechtigkeit auch -dem Gegner gegenüber stets der Grundsatz der »Crescent City News« -gewesen. Die Schriftleitung stehe deshalb nicht an, ihren Lesern die -vortreffliche Speisenfolge des Gabelfrühstücks mitzuteilen, das den -Kern der Eröffnungsfeier des englischen Dampfpflugs gebildet habe: -Schildkrötensuppe mit Heydsik usw. - -Der freundlicher gesinnte »Picayune« begann mit der Speisekarte, -brachte eine enthusiastische Beschreibung des Dampfpflugs, die kein -Mensch verstehen konnte, und war überzeugt, daß der erste Stein -zum Wiederaufbau des Südens gestern gelegt worden sei, »dank den -Männern,« schloß er, »die entschlossen den großen Aufgaben unsrer Zeit -entgegentreten und die Not der Gegenwart mit den glänzenden Waffen der -Zukunft zu bekämpfen wissen.« - -Da Lawrence, der energisch mitgekämpft hatte, ebenso wie Schmettkow -am folgenden Tag etwas unwohl waren, hörte ich von dem kleinen -Zeitungskrieg, der um meinen Dampfpflug entbrannt war, zunächst so -viel wie nichts. Die ruhigere, planmäßige Arbeit nahm ihren Fortgang. -Ich pflügte in den nächsten Tagen jeden Morgen und Abend für das -Fünfzigcentpublikum ein paar Stunden lang. Meine Leute kamen nach -und nach in Übung, es ging mit jedem Versuch etwas besser; nur der -Strom der erwarteten Volksmassen blieb aus. Der Geschäftsführer der -Landwirtschaftsgesellschaft war mein getreuester Zuschauer, und sein -Gesicht wurde nach jeder Vorstellung um einen Zoll länger. Am zweiten -Tag wurde der zweite Kassierer am Eingangstor als völlig überflüssig -eingezogen, und am dritten konnte auch der noch im Dienst stehende -seine Siesta, die um die Mittagsstunden in seinem kleinen Brathäuschen -verzeihlich war, über den Rest des Tages ausdehnen, ohne seine -Amtspflichten zu vernachlässigen. - -Am Abend dieses dritten Tages kam Lawrence mit Delano in ungewöhnlicher -Eile über das Feld, als ich soeben die Vorstellung, die wir den zwei -Söhnchen des eingeschlafenen Kassierers gegeben hatten, abzuschließen -im Begriff war. Man sah es dem Gang der beiden Herren an, daß sie -ein neuer, belebender Gedanke trug. Lawrence grüßte vergnügt, der -Geschäftsführer grämlich, und betrachtete sodann kopfschüttelnd -die beiden Knäblein, die eifrig auf dem stillstehenden Pflug -herumkletterten und nach Yankeejungenart versuchten, ob nicht da oder -dort eine Mutter loszuschrauben, eine Schraube abzudrehen war. - -»Nun, wie ging's heute, Herr Eyth? Mehr Publikum hier gewesen?« rief -Lawrence, als ob alles, was er sah, seine höchste Befriedigung erregt -hätte. - -»Sie sehen, welches Interesse die Bevölkerung an unserm Pfluge nimmt«, -antwortete ich, auf die zwei Jungen weisend, die wirklich eine -lose Mutter gefunden hatten und emsig an der Arbeit waren. »Heute -Vormittag war auch ein alter Herr hier, der sich ernstlich nach der -Leistungsfähigkeit der Maschinen erkundigte. Er brauche eine billige -Lokomobile zum Wasserpumpen, erzählte er mir.« - -»Der Kassierer behauptet, er müsse am Ostende des Platzes über den -Parkzaun gestiegen sein«, bemerkte Delano, die zwei Bürschchen mit -finsteren Blicken messend. »Das kann so nicht fortgehen, Herr Lawrence. -Wir müssen den Zaun am Ostende reparieren lassen. Wenn nur Geld in der -Kasse wäre! Guter Gott, wenn nur etwas Geld in der Kasse wäre!« - -»Man wird doch deshalb den Mut nicht sinken lassen!« rief Lawrence, -ohne den Geschäftsführer zu beachten. »Zweifellos haben wir den -richtigen Weg noch nicht gefunden, das gesamte Interesse des Südens -auf unsre Sache zu lenken, Herr Eyth. Die »Crescent City News« fahren -allerdings fort, Ihnen Opposition zu machen. Das ist gut; das regt an.« - -Er holte das widerwärtige Blatt aus der Tasche. - -»Mir scheint es eher abzuschrecken«, meinte ich. »Der Lump von -Redakteur schrieb gestern wieder ein paar Zeilen über den plumpen -englischen Dampfelefanten, der in blinder Arbeitswut unsern schönen -Ausstellungspark aufwühle.« - -»Sehr gut! Sehr gut!« rief Lawrence. »Sehen Sie, Herr Eyth, Sie -verstehen unsre Sprache noch nicht völlig. Das ist ja verzeihlich; aber -Sie sollten mit sich selber etwas Geduld haben. Wir müssen den Mann -bezahlen, wenn er verspricht, kräftiger zu schimpfen. Hören Sie einmal, -was der »Picayune« heute früh sagt. Es gefällt Ihnen vielleicht besser; -aber es ist nicht halb so wirksam.« - -Er zog eine zweite Zeitung hervor, setzte sich auf den Pflug und las -mit pathetischem Feuer: - -»Der glänzende Erfolg der großen englischen Erfindung, welche uns -einen Ersatz für die wohl für immer verlorene Arbeit unsrer farbigen -Mitbürger zu schaffen bestimmt ist, zieht täglich Tausende von -Schaulustigen nach dem Ausstellungspark der Landwirtschaftsgesellschaft -von Louisiana. Die Prüfungskommission dieses wahrhaft patriotischen -Vereins, bestehend aus den Herren Lawrence -- hier folgten -zehn weitere, mir völlig unbekannte Namen -- hat dem riesigen -Kulturinstrument einstimmig den ausgesetzten Ehrenpreis von 750 Dollar -zuerkannt. Wenn in Indien der Elefant am Pfluge des Rajahs Wunder der -Kraft und Klugheit verrichtet, so arbeitet in unserm erleuchteteren -Lande die elefantine Kraft des Dampfes an der neu erstehenden Wohlfahrt -unsres zu Boden getretenen Südens. Ein Volk, das im Handumdrehen -den Pflug mit dem Schwert zu vertauschen weiß, wie unser wackerer -Longstreet so wahr bemerkte, kann nicht untergehen.« - -»Wenn ich nur wüßte, wo ich die 750 Dollar auftreiben sollte, mit -denen mir das verehrliche Komitee seit acht Tagen in den Ohren liegt«, -brummte der Geschäftsführer. - -»Deshalb kommen wir zu Ihnen, Herr Eyth«, sagte Lawrence mit -wachsendem Frohsinn. »Die Elefantenidee hat gezündet; ich weiß es von -verschiedenen Seiten. Wenn Sie uns ein wenig die Hand bieten, so wird -sich alles zum besten wenden.« - -»Aber was kann ich mehr tun, als Ihren Park vierzehn Zoll tief -aufreißen?« fragte ich, ziemlich ratlos um mich blickend. »Wenn dies -Ihren ruhmbedeckten Süden nicht interessiert, so bleibt mir schließlich -nichts andres übrig, als ihn seinem Schicksal zu überlassen.« - -»Fangen Sie nicht auch an, die Flügel hängen zu lassen!« mahnte -Lawrence. »Das tut unser Geschäftsführer schon hinreichend für uns -alle. Aber hören Sie mir zu! Das Pflügen interessiert die Stadtleute -nicht; zugegeben! Die großen Gutsbesitzer sind keine Volksmasse; auch -kommen sie nicht in die Stadt. Sie haben kein Geld mehr, wie vor fünf -Jahren. Wir müssen es anders angreifen. Wenn Sie damit einverstanden -sind, lasse ich heute abend in alle Zeitungen eine Anzeige einrücken. -Ich habe sie schon im Entwurf in der Tasche. Hören Sie! Passen Sie auf, -Delano!« - -Er zog einen Bogen Papier aus der Brusttasche, auf dem in viel -korrigierter Schrift folgendes zu lesen war: - -»Große Sensation! Wettrennen der zwei Dampfelefanten John Bull -und Jonathan; John Bull, geritten von dem berühmten englischen -Dampfelefantenjockey Mister Jem Parker; Jonathan von dem amerikanischen -Gentlemanreiter Mister Eleazar Stone. An die gesamte Bevölkerung, -Damen und Herren, groß und klein, alt und jung der Staaten Louisiana, -Alabama, Mississippi und Texas! Nachdem die berühmten Dampfelefanten -John Bull und sein Bruder Jonathan während der vergangenen Woche in -gewaltiger Arbeit den Urgrund des Mississippitals aufgewühlt haben, -beabsichtigen diese gewandten und zu heiterem Spiel geneigten Tierchen -ihre angeborene Munterkeit in einem kleinen Wettlauf zum Ausdruck zu -bringen, der auf der Rennbahn des Parks der Landwirtschaftsgesellschaft -von Louisiana am Donnerstag, den 4. März, nachmittags fünf Uhr -stattfinden wird. Besondere Anziehung wird das Rennen dadurch ausüben, -daß der Elefant Jonathan von dem amerikanischen Amateur Mister Stone, -John Bull dagegen von dem berühmten englischen Berufsjockey Parker -gesteuert werden wird. Es sollen bereits beträchtliche Wetten auf den -Erfolg des einen oder andern der kühnen Reiter angeboten und angenommen -worden sein. Herr Stone stammt aus einer alten Familie Virginiens und -wird die Ehre des neuen Kontinents aufrecht zu erhalten wissen, während -Parker vor einigen Tagen aus England eintraf, so daß ihm die ganze -Geschicklichkeit und Erfahrung der älteren Kulturwelt zur Verfügung -steht. - -»Achtung, Bürger von Louisiana, Alabama, Texas und Mississippi, -Achtung! -- Der Riesenmammutwettkampf zweier Welten, in Arbeit und -Sport! Amerika gegen England! England gegen Amerika! Wer wird der -Sieger bleiben? Parkkassenöffnung um zwei Uhr. Eintritt einen Dollar. -Tribünenkarten drei Dollar.« - -Lawrence sah sich um, als habe er zu eigner Verwunderung das Ei des -Kolumbus auf den Kopf gestellt; die trüben Augen des Geschäftsführers -blitzten, eine hektische Röte war in seine gelben Wangen gestiegen. Mir -standen die Haare zu Berge. - -»Das ist ja aber rein unmöglich, mein lieber Herr Lawrence«, rief ich, -nach Luft schnappend. - -»Unmöglich?« schrie Lawrence stürmisch. »Unmöglich! Mein bester Gedanke -seit dreißig Jahren! Aber warum denn, mein lieber Herr Eyth?« - -Ich suchte mich zu fassen und ruhig zu sprechen. - -»Ich kann doch ganz unmöglich meinen Dampfpflug zu einem solchen -Karnevalsstreich, zu einer so verrückten Barnumiade hergeben.« - -»Ich bitte Sie! Barnum ist einer der geachtetsten Bürger unsrer -großen Republik. Ein Charakter! Ein Charakter, Herr Eyth! Er hat -kleiner angefangen als Sie und hat heute das größte Museum der Welt. -Er ist Millionen wert, Millionen, hat schon drei Kirchen gebaut, ist -dreifacher Kirchenältester in seinen eignen Gotteshäusern und kann sich -den Degen umschnallen, den Napoleon bei Waterloo verlor, wenn es ihm -beliebt. Ich bitte Sie, warum denn nicht?« - -»Meine Dampfpflugmaschinen -- wettrennen!« rief ich mit neu erwachendem -Entsetzen. »Die plumpen englischen Dampfelefanten, wie die ›Crescent -City News‹ sagen! Sie laufen ja keine vier Meilen in der Stunde, beim -besten Willen.« - -»Das ist ja eben das Pikante! Ein Elefantenwettrennen, ein -Dampfmammutwettrennen! Nichts von Ihren windigen Vollblutskniffen der -Alten Welt; keine brutale Tierquälerei ihrer barbarischen Vergangenheit --- das Ganze elegant, human, würdig -- Zukunftsmusik! Der ›Picayune‹ -wird jubeln; der ›Crescent City News‹-Redakteur wird sich die Haare -ausreißen. Die ganze Stadt wird auf unsrer Seite sein. Und diese -Reklame! Diese Reklame! Bedenken Sie doch!« - -»Vor der ganzen Welt werden wir dastehen wie blamierte Hanswurste«, -sagte ich düster, denn ich fühlte, daß etwas in mir nachgab, daß eine -Feder meines Innersten brechen wollte, die ich bis jetzt für stahlhart -gehalten hatte. Lawrence merkte es ebenfalls, setzte sich wieder auf -den Pflug, von dem er in der Hitze des Gefechts aufgesprungen war, und -fuhr ruhiger und eindringlich fort: - -»Sie verstehen dieses Land nicht. Sie können den mächtigen Strom des -Fortschritts nicht fassen, der uns über solch kleinliche Bedenken -wegträgt und uns größer gemacht hat als alle andern Nationen des -Erdballs. Aber Sie müssen einsehen, was ich Ihnen hier biete. Jetzt -sitzen Sie da vor zwei kleinen Jungen, die Sie auslachen. In ein paar -Tagen haben Sie fünfzigtausend Menschen hier, die Sie anstaunen.« - -»Ich glaube gar nicht, daß ich Jem Parker bewegen kann, den Narren zu -spielen,« brummte ich. - -»Dafür lassen Sie mich sorgen!« rief Lawrence freudig, denn er sah, wie -schwach ich wurde. »Sechs Glas Jamaikarum und fünfzig Dollar Trinkgeld! -Damit zieht er uns eine brennrote Jockeyjacke an. Stone, der ein Vater -von sieben Kindern ist und Professor an einem Technikum in Buffalo war, -will in grünem Spenzer und gelben Hosen antreten. Er denkt wie ich. -Aber wohlgemerkt, Sie müssen es ihn gewinnen lassen. Er repräsentiert -Amerika.« - -»Das ist ein weiterer Punkt«, warf ich ein. »Die beiden Maschinen -gleichen sich wie ein Ei dem andern und laufen genau gleichschnell. -Von einem Wettrennen ist also nicht die Rede.« - -»Kann man dies nicht machen wie man will?« fragte Lawrence, fast wieder -aufgebracht über meine Borniertheit. »Das wird mit Stone und Parker -ganz genau verabredet. Dreimal über die Bahn, denke ich mir; zuerst -Stone voraus; dann Parker voraus, immer weiter voraus, eine halbe -Bahnlänge zwischen beiden. Stone in Nöten -- Parker lachend. Dann auf -einmal Stone hinterher wie der Teufel, mit offenen Zylinderhähnen, -damit man sieht, daß sein Elefant sich anstrengt. Parker pustet -und keucht. Vergeblich. Fünfzig Schritte vom Ziel sind sie beide -Schornstein an Schornstein. Parker hat die Innenseite der Bahn; noch -immer kann er gewinnen -- aber in den letzten drei Sekunden, unter dem -donnernden Jubel von fünfzigtausend Menschen, siegt Amerika mit einer -Nasen- oder Rüssel- oder Kessellänge, ganz wie Sie wollen. Was sagen -Sie jetzt?« - -»Die einzige Rettung für uns alle!« stöhnte Delano, der mich ängstlich -betrachtete. Es mußte mit der Landwirtschaftsgesellschaft von Louisiana -in der Tat schlecht stehen. - -»Ich will mir's überlegen!« sagte ich zögernd und fühlte, wie die -scharfe Luft Amerikas mein Lungengewebe durchdrang und das schwere, -deutsche Blut rascher oxydierte. Die Empfindung steigender Wärme war -nicht unangenehm. Auch leichter fühlte ich mich, wie ein Ballon, -dem plötzlich mit weiteren fünfzig Kubikmetern Gas unter die Arme -gegriffen wird. - -»Und ich«, rief Lawrence, indem er mir rasch die Hand drückte, »laufe -auf die Redaktionen. Für die Morgenblätter wird es gerade noch Zeit -sein. Aus Ihnen, Herr Eyth, kann immer noch etwas werden. Ich gebe Sie -nicht ganz verloren. Adieu!« - -Er lief, den nächsten Weg über das gepflügte Feld nehmend, dem Parktor -zu und zwar so eifrig, daß er, über die mächtigen Furchen stolpernd, -zweimal auf die Knie fiel, ohne Zeit zu verlieren. - -Delano und ich sahen einander an, zaghaft, trübselig, ich noch immer -in einem unbeendeten Seelenkampf, in dem die Neue und die Alte Welt -miteinander rangen und mich qualvoll hin und her zerrten; Delano mich -mißtrauisch betrachtend, als ob er fürchtete, es könne doch noch alles -schief gehen. - -»Es ist gut, daß Sie sich entschieden haben«, sagte er endlich mit dem -ersten Lächeln auf seinem gelben Gesicht. »Wenn Sie nein gesagt hätten, -wäre ich morgen früh nach Kuba abgereist. Ohne die Gesellschaftskasse. -Die ist leer.« - -[Illustration] - - - - -8. Neue Hoffnung - - -Die »Crescent City News« waren besiegt, sogar vor dem großen Tage, auf -den Lawrence seine ganze Hoffnung setzte. Wie er dies zuwege gebracht -hatte, blieb ein Geheimnis. Die spaltenlangen Inserate, in denen das -kommende Wettrennen zur Anzeige kam, konnten den Stimmungswechsel kaum -hervorgebracht haben, dafür waren sie trotz der fetten Buchstaben nicht -groß genug. Aber die spitzen Bemerkungen über die plumpen Dampfpflüge -hörten plötzlich auf. Die löbliche Absicht, ein Wettrennen abzuhalten, -wurde laut und dankbar anerkannt, die beiden Dampfelefanten John Bull -und Jonathan in begeisterten Farben geschildert, ihre merkwürdige -äußerliche Ähnlichkeit nicht verschwiegen, jedoch darauf hingewiesen, -daß in ihrem Innern wesentliche Verschiedenheiten bestehen dürften. -Das Verhältnis von Heiz- und Rostfläche, vom Zylinderraum zum -Dampfraum im Kessel, eine künstliche Zugvorrichtung, ein heimlicher -Expansionsschieber, kurz das eigentliche Seelenleben beider Maschinen -lasse den Ausgang des Kampfes durchaus zweifelhaft erscheinen. Übrigens -komme es, wie bei jedem Rennen, doch auch wesentlich auf die Jockeys -an, und da Jonathan von dem berühmten Amerikaner Stone (grün und gelb), -John Bull von einem nicht minder hervorragenden Engländer, Jem Parker -(rot und blau) geritten werde -- der Berichterstatter entschuldigte -sich hier, daß er beim Anblick der eleganten Dampfrenner unwillkürlich -in die Sprache des Turfs verfalle --, so sei der Sieg des einen oder -des andern keineswegs eine leicht vorauszusehende Sache. An den -Schenktischen der Hotels und Salons von St. Charles- und Kanalstraße -sei das Wetten bereits in lebhaftem Gang. Im allgemeinen sei in -den Kanalstraßenrestaurants Jonathan der Favorite, während im St. -Charleshotel Wetten von zwei gegen eins auf John Bull, dessen Jockey -man größere Erfahrung zuschreibe, bereitwillig angenommen werden. - -Unser nutzloses Pflügen im Ausstellungspark wurde nicht wieder -aufgenommen. Das amerikanische Fieber, das den wohlakklimatisierten -Lawrence in einen jungen Mann voll Feuer und Energie verwandelt -hatte, packte auch mich mit jeder Stunde mehr. Am Morgen nach unsrer -Besprechung im Park, nachdem ich nicht ohne Herzbeklemmung die bekannte -Anzeige in fünf Zeitungen gesehen und mich an deren Aussehen ein wenig -gewöhnt hatte, schlug ich mit einer entschlossenen Aufwallung alle -Bedenken in den Wind. Ein Trost blieb mir ja immer: Louisiana war -viertausend Meilen vom würdevollen England entfernt. Wenn es nun einmal -sein mußte und mein ernster, ehrbarer Dampfpflug auf ein paar Stunden -den Narren spielen sollte, nun, dann lieber auch recht! -- General -Longstreet fand nichts Bedenkliches in der Sache. Im Gegenteil; er -lobte mich, daß ich Land und Volk so rasch begreifen lerne. Persönlich -wünsche er allerdings in diesem Fall mehr in den Hintergrund zu treten. -Um so tätiger waren seine jungen Geschäftsteilnehmer, die beiden Owen, -die das Wetten unter ihren Freunden in einen Schwung brachten, der mich -kleinen Anwandlungen von Gewissensbissen aussetzte. Lawrence lachte -mich aus: »Ist es unsre Aufgabe, dafür zu sorgen, daß die jungen Leute -ihr Geld in der Tasche behalten?« fragte er. »Ist es für das gemeine -Wohl von irgend welcher Bedeutung, in wessen Tasche des Volkes es -schließlich sitzen bleibt?« Ich mußte ihm recht geben. - -Parker machte keine Schwierigkeiten. In seiner trockenen Weise sagte -er: »Mister Fowler schickte mich hierher und befahl mir, zu tun, -was +Sie+ befehlen. Das sind meine Anweisungen. Wenn ich mit meiner -Maschine wettrennen soll, so wettrenne ich; das ist einfach!« -- Ich -klopfte ihm auf die Schulter und begann, etwas zögernd, von der roten -Jacke zu sprechen. Aber auch hier kam mir ein unerwarteter Zwischenfall -zu Hilfe. Der ruhige Jem hatte bereits die intime Bekanntschaft -einer jungen Dame gemacht, der hübschen, wenn auch etwas bronzierten -Tochter eines Handelsgärtners, der in der Nähe des Parks einen -stattlichen Bananen- und Orangenwald pflegte. Der Engländer teilte -die amerikanische Abneigung gegen leichte Farbenmischungen nicht, und -die junge Dame war Feuer und Flamme für den hübschen, kräftigen, wenn -auch stummen Liebhaber, dessen ehrliche Augen die besten Absichten -verrieten. Fräulein Sally war begeistert für die rote Jacke, half sie -anmessen und setzte Goldborten auf den Kragen. Ihr Jem sah prächtig -aus, wie ein Kakadu! Jetzt erst war sie wirklich überzeugt, eine -glückliche Frau zu werden. Er brummte, aber er war ein herziger Junge, -ihr Jem, wenn er die Kakadujacke anhatte. - -Die Ackergeräte blieben im Felde stehen, wo sie standen, verstaubt -und verachtet. Beide Dampfmaschinen dagegen wurden drei Tage lang -geputzt und geschmirgelt, daß sie in der Sonne blitzten. Auf der -Rückseite des Tenders und auf dem Deckel der Rauchkammer ließ ich durch -einen hervorragenden Künstler aus Deutschland, der drüben mehrere -Malerschulen besucht hatte und dementsprechend am Hungertuch nagte, die -eine mit den Worten »John Bull«, die andre mit dem Namen »Jonathan« -bemalen, so daß ich nun auch selbst wußte, welches die eine und -welches die andre war. Stone brachte auf eigne Kosten nationalfarbene, -besternte Tücher, mit welchen er Jonathan schmückte. John Bull fand -sich am Mittwoch nachmittag mit Guirlanden über und über bedeckt, in -denen sich reife Orangen besonders reizend ausnahmen. Das war Sallys -Werk. Ich selbst sorgte dafür, daß am Tender jeder Maschine zwei -Banner befestigt wurden: Parker erhielt die englische Union-Jack, die -er mit ruhigem Stolz aufsteckte, Stone die sternbesäte Flagge seiner -amerikanischen Heimat. Das eigentümliche Verhältnis beider war auch -nach längerem Zusammenarbeiten das gleiche geblieben. Sie sprachen -nicht viel und nicht höflich, wenn sie sich etwas zu sagen hatten, -aber die magnetische Antipathie, mit der sie sich betrachteten, war -im Wachsen. Parker verachtete Stone, Stone ärgerte sich über Parker. -Das geschah aus nationalem Instinkt. Hätten sie sich als Individuen -gegenübergestanden, so wäre das umgekehrte Verhältnis natürlicher -gewesen. Stone, der ältere, verhältnismäßig gebildetere Mann, hätte -Jem verachten, Jem sich über Stone ärgern sollen. Aber das unbewußte -Rassengefühl ist meist stärker als das bewußte Empfinden des einzelnen. -Zum Glück hatten sie bis jetzt nicht viel Gelegenheit gehabt, sich -aneinander zu reiben. Es ist dies schwierig, wenn jeder den ganzen Tag -an einem der beiden Enden eines vierhundert Meter langen Drahtseils -beschäftigt ist. - -Auch Delano hatte nun genügend zu tun und wurde deshalb etwas heiterer. -Er ließ die Tribüne abstäuben und stützen, da sie sich gefährlich -nach hinten neigte, und ein drittes Kassenhäuschen aufstellen. -Man sah, meine amerikanischen Freunde glaubten an die englischen -Elefanten. Ich selbst war sehr beschäftigt und warf kaum einen Blick -auf die Zeitungsnotiz, die mir Lawrence, der jetzt alle Taschen -voll Fahnenabzüge und Ausschnitte hatte, am Dienstag vor dem Rennen -auf die Maschine heraufreichte. Einen Augenblick später sprang ich -jedoch erregt zur Erde. Der Himmel klärte sich. Es regnet auch im -Mississippidelta nicht immer. Dann las ich mit gespannter, aber -freudiger Aufregung: - -»Washington, den 1. März 1867. Der unerwartete Schluß der Sitzungen des -Kongresses war in den letzten Tagen die Veranlassung, eine ganze Reihe -weniger bedeutender Vorlagen, namentlich auf wirtschaftlichem Gebiete, -zur Beratung zu bringen, die meist ohne längere Diskussion zur Annahme -kamen. Die sichtliche, die Arbeit fördernde Ermüdung der würdigen -Vertreter des souveränen Volkes mag hierbei ebenso kräftig mitgewirkt -haben wie die sachlichen Interessen, die von einzelnen Mitgliedern -mit Gewandtheit und Umsicht vertreten wurden. Namentlich war dies am -letzten Tage der Session der Fall, an dem die folgenden neun Anträge -die Zustimmung des hohen Hauses erhielten.« Dann folgte die Liste -von acht mir völlig gleichgültigen Bestimmungen, die sich auf die -Gewährung von Pensionen, die Bezahlung von Komitees, die Erhöhung von -Beiträgen zu verschiedenen Verkehrsunternehmungen bezogen. Dem neunten -Paragraphen sah man es fast an, wie hastig er im letzten Augenblick -noch angehängt worden war. Er lautete: - -Ferner wird beschlossen, daß Geräte und Maschinen, die zur Bearbeitung -des Bodens mittels Dampfkraft bestimmt sind, zoll- und steuerfrei -eingeführt werden können, und soll diese Zollbefreiung auf die Dauer -von drei Jahren festgesetzt sein. Auch soll die Bestimmung rückwirkende -Kraft besitzen und vom 1. Januar 1867 an Geltung haben. -- - -»So hat mein zweifelhafter Freund Olcott doch nicht umsonst gearbeitet, -und Schmettkow wird mir beschämt zugestehen müssen, daß auch im Norden -noch Menschen wohnen, auf die man sich verlassen kann!« rief ich -innerlich hocherfreut und schickte Stone in die Stadt, um noch zwei -Banner zu bestellen, mit denen ich Jonathans Schornstein schmücken -wollte. Die Sterne und Streifen waren nicht so schlimm, als ich seit -einigen Wochen zu fürchten begonnen hatte. - -Noch am gleichen Nachmittag, als meine zwei Renner blank und glänzend, -mit Kohlen, Wasser und Öl versorgt, hinter der geschmückten Tribüne -aufgestellt waren, fuhr ich nach dem Zollamt und überreichte dem -Generalzolldirektor von New Orleans den »Picayune« und die »Crescent -City News« mit ihren Telegrammen aus Washington. Der Herr, ein dünner, -schwarzgekleideter Yankee mit der Miene eines Kirchenältesten, schien -in eifrigem Geschäftsgespräch mit einem seiner Unterbeamten. Beide -hatten zerrissene Taschenbücher in der Hand und ließen sich durch -meinen Eintritt kaum stören. Zwei gegen eins auf Jonathan; so weit -wollte der Zolldirektor gehen, während der Assistent zögernd an seinem -Bleistift kaute. Beide Herren empfingen mich unwirsch, als ich eintrat, -und sehr höflich, als ich mich zu erkennen gab. Mit sichtlichem -Widerstreben entfernte sich der Assistent auf einen energischen Wink -seines Vorgesetzten. Ich zog den »Picayune« hervor und zeigte ihm den -dickunterstrichenen Paragraphen. - -»Sehr gut, sehr gut, Sir!« sagte er mit unerwarteter Zuvorkommenheit. -»Ich gratuliere Ihnen, Herr -- Herr Jed! Nebenbei: würden Sie -vielleicht die Güte haben, mir den Unterschied, die wesentlichen -inneren Eigenschaften von Jonathan und John Bull zu erklären? Ich -verstehe nicht viel von Dampfmaschinen, interessiere mich aber doch -außerordentlich für die Fortschritte der Technik. Die beiden Elefanten -seien äußerlich ziemlich ähnlich, habe ich mir von sachverständiger -Seite sagen lassen. Welchen -- ganz unter uns -- welchen halten Sie bei -einem Viereinhalbmeilen-Rennen für den leistungsfähigeren? Sie wissen, -die Bahn ist anderthalb Meilen lang.« - -Hier handelte es sich offenbar um ein unerwartet glückliches -Zusammentreffen von Umständen, das ich nicht ungenützt vorübergehen -lassen durfte. - -»Ich komme, verehrter Herr,« sagte ich, »um Sie auf den Paragraphen -bezüglich der rückwirkenden Kraft dieser Zollbestimmung aufmerksam zu -machen.« - -»Sehr interessant!« rief der Zöllner. »Ich höre, Jonathans Feuerbüchse -sei um zehn Zoll länger. Wenn dies der Fall ist, muß er ein verdammt -guter Dampfer sein --« - -»Wie Sie wissen,« unterbrach ich ihn mit großer Ruhe, »haben -wir, unsre Vertreter Longstreet, Owen & Co., in meinem Namen -viertausendzweihundert Dollar Zollgebühren für den Dampfpflug bezahlt, -der sich augenblicklich im Ausstellungspark befindet.« - -»Gewiß, gewiß! ich erinnere mich. Dagegen habe ich gehört, daß John -Bull größere Straßenräder hat. Das müßte man aber doch sehen, und mein -Sohn, den ich gestern nacht hinausschickte, konnte einen Unterschied -nicht mehr feststellen; es war allerdings schon dunkel. Niemand kann -mich nun hierüber so gut aufklären als Sie, mein werter Herr Jed. Ich -betrachte es als eine ganz besondere Vergünstigung, daß ich die Ehre -habe, Sie heute bei mir zu sehen.« - -»Nun denke ich,« fuhr ich mit Beharrlichkeit fort, »werden wir wohl -die viertausendzweihundert Dollar ohne weiteres zurückerhalten -können. Etwas Bargeld wäre mir augenblicklich nicht unangenehm, Herr -Generalzolldirektor! Jonathan frißt, wie Sie richtig vermuten, eine -erstaunliche Menge Kohlen.« - -»Sie glauben also auch, daß Jonathan, namentlich auf viereinhalb -Meilen, die Wahrscheinlichkeit für sich hat?« drängte der -Kirchenälteste. - -»Ich kann natürlich nichts Bestimmtes sagen, Sir«, sagte ich -zurückhaltend. »Jonathan ist ein feiner, junger Dampfelefant, dem ich -viel zutraue -- viel zutraue, Herr Direktor, und John Bull ist nicht -schlecht für sein Alter. Beide sind am gleichen Tage geboren. Es wäre -nicht ehrlich, wenn ich mehr plaudern wollte. Auch kann man ja nie -wissen, wie es geht. Der Zustand der Bahn, das Wetter, Wasser und -Kohle, die Jockeys, alles hat seinen Einfluß. Von den Elefanten als -Renner wissen wir alle nicht zuviel. Was die viertausendzweihundert -Dollar betrifft -- --« - -»Das genügt«, unterbrach mich der Direktor mit schlauem Augenblinzeln. -»Jonathan ist fein und jung. Sie sagen, Jonathan kann man viel -zutrauen. Mehr als einen Wink darf ich von Ihnen nicht verlangen. Ich -hoffe, Sie zu verstehen.« - -»Und was die viertausendzweihundert Dollar betrifft«, mahnte ich, -zutraulich lächelnd, als ob wir jetzt unter einer Decke steckten. - -»Ja, sehen Sie,« sagte der Kirchenälteste mit der wohlwollendsten -Freundlichkeit, »das ist so eine Sache! Das Geld werden Sie ohne -Zweifel bekommen, namentlich -- namentlich wenn Jonathan gewinnt. Aber -ich muß doch erst Weisungen von Washington haben; direkte Anweisung. So -geschwind wie mit Ihren Dampfelefanten geht es in den Regierungsbureaux -gewöhnlich doch nicht. Besuchen Sie mich in einer Woche wieder, Herr -Jed. Da soll die Summe auf dem Tisch liegen, wenn der ›Picayune‹ nicht -gelogen hat; mein Wort darauf! -- Also Jonathan? Sie denken wirklich -Jonathan?« - -»Wie Sie sagen: ich denke Jonathan«, bestätigte ich halblaut, sinnend, -wie wenn ich meine eignen Gedanken belauschte, und dachte dabei an -das Orakel von Delphi. Dann verabschiedeten wir uns mit lebhaftem -Händeschütteln. Ich kann es nicht leugnen, so unerklärlich es ist: -noch nach Jahren meines amerikanischen Lebens machte dieses biedere -Händeschütteln einen gewissen Eindruck auf mich. - -In dem dunklen Gange vor der Tür kam der kleine, aber greisenhafte -Assistent aus einer Nische hervor. Er hatte auf mich gelauert und -schüttelte mir noch heftiger die Hand. - -»Sie kommen wegen des Zolls auf Ihren Dampfpflug«, sagte er leise und -eifrig. »Ich weiß, ich weiß! Ich las die Nachricht selbst heute früh -in den ›Crescent City News‹ und dachte sofort: hier gibt es etwas für -mich zu tun. Ohne mich geht das nämlich nicht. Er ist zäh wie ein -Hickorystock, wenn er herauszahlen soll« -- dabei deutete der Kleine -auf die Zimmertür des Großen. -- »Eine höchst wichtige Nachricht für -Ihr Geschäft. Gratuliere, gratuliere! Die viertausendzweihundert Dollar -werden Sie übrigens im Handumdrehen bekommen, wenn ich die Sache in -die Hand nehme, und das habe ich zu tun im Sinn, Mister Eyth! Nebenbei --- was halten Sie von John Bull? Ich glaube nicht, daß die beiden -Elefanten so verschieden sind, als sie aussehen. Sie sehen verschieden -aus, höre ich von sachverständiger Seite, aber nicht so verschieden, -daß man daraus seine Schlüsse ziehen könnte. Auf die Jockeys wird es -wohl ankommen -- unter uns --« - -»Die Jockeys sind allerdings auch bei wirklichen Elefanten ein -wichtiges Element«, sagte ich zustimmend. - -»Herr Eyth, ich heiße Smith und habe die Geldanweisungen -auszuschreiben. Es wird mir das größte Vergnügen machen, Ihnen gefällig -zu sein. Ich weiß, die Engländer lieben einen prompten Geschäftsgang; -ich war selbst drei Wochen in England. Und da John Bulls Jockey, -wie ich höre, ein Engländer ist und natürlich besser mit diesen -Dampfelefanten umzugehen weiß --« - -»So würde ich selbst vermuten,« unterbrach ich ihn entgegenkommend, -»daß John Bull die größere Wahrscheinlichkeit für sich hat, als Sieger -aus dem Rennen herauszukommen.« - -»Das genügt, das genügt!« rief der Kleine stürmisch. »Natürlich, es -wäre unrecht, Sie zu veranlassen, weiter aus der Schule zu schwatzen. -Aber kommen Sie nach dem Wettrennen wieder. Sie sollen Ihr Geld haben, -ehe wir ein Schnippchen schlagen. Mein Chef?« -- Herr Smith machte eine -unehrerbietige Grimasse -- »er läßt niemand in Ruhe, die alte Schraube! -Er hat mir bei unsrer letzten Wette meinen halben Jahresgehalt -abgeschwindelt, und ich bin ein verheirateter Mann mit einer kleinen -Familie von sieben. Diesmal soll er mir einmal bluten! -- John Bull; -natürlich! Sie werden es den Amerikaner nicht gewinnen lassen; das kann -ja ein Kind sehen. -- Diesmal soll er geschröpft werden. Besten Dank, -wertester Herr Eyth!« - -Er klopfte mit schneidiger Schärfe an die Zimmertür seines -Vorgesetzten. Ein freudiges Herein! der etwas krächzenden Stimme -des kirchenältesten Zöllners drang bis zu mir. Ich konnte noch auf -der Treppe an dem heiteren Ton ihres Gesprächs hören, wie sie beide -glaubten, sich gegenseitig in der Tasche zu haben. Ein schöneres -Verhältnis zwischen Vorgesetzten und Untergebenen konnte es doch wohl -kaum geben. Und hierfür, sagte ich mir mit heimlichem Stolze, sind mir -beide jetzt gleich dankbar. - -[Illustration] - - - - -9. Das Elefantenrennen - - -Ein kurzer, scharfer Regenguß, der in der Nacht gefallen war und die -Frühlingsregenzeit einleitete, konnte unsrer Rennbahn zwar nicht -sonderlich zuträglich sein, doch trocknete der sonnige Morgen die -Wege, die Tribüne und deren etwas spärliche Dekoration genügend, -so daß alles glänzte und prangte, wie es sich für einen großen -Tag geziemt. In der Stadt war für ein kundiges Auge eine gewisse -Bewegung deutlich erkennbar. Gruppen umstanden die Anschlagsäulen -und die Bretterwände der im Bau begriffenen Häuser, an denen sich -das von Lawrence gedichtete Plakat in Riesenbuchstaben breit machte: -»Unerhörte Sensation! Amerika gegen England; England gegen Amerika! Das -Mammutwettrennen der zwei Dampfelefanten Jonathan und John Bull« usw. -An Straßenecken wurden von zweifelhaften Gestalten Wetten angeboten und -angenommen. Gegen nachmittag war die Trambahnlinie in der Richtung des -Ausstellungsparks belagert, und von vier Uhr an hingen aufgeregte und -im allgemeinen fröhliche Menschen in lebensgefährlicher Weise an den -Geländern und Treppen der Wagen, von denen alle acht Minuten fünf und -sechs unmittelbar hintereinander nach Osten fuhren. - -Schon um elf Uhr hatten wir bei verschlossenen Türen im Parkpavillon -eine geheime Sitzung abgehalten: Lawrence, Delano, ich und die -zwei Elefantenjockeys Parker und Stone. Es handelte sich um genaue -Anweisungen für die beiden letztgenannten. Flüsternd ersuchte ich sie, -nachdem die Türen verriegelt waren, ihr heiliges Ehrenwort abzugeben, -daß nichts -- aber auch nichts! --, was sie in dieser feierlichen -Stunde hören sollten, jemals über ihre Lippen kommen werde. »~I will -be blown~,« sagte der Engländer bereitwillig, aber ernst, »wenn ich je -etwas ausplaudere.« -- »~I will be darned!~« schwur der Amerikaner. -Wörtlich übersetzt heißt das eine: »ich will geblasen«, das andre -»ich will gestopft sein« und ist in der Heimat der Betreffenden die -landesübliche Umschreibung für den Wunsch, in der untersten Hölle zu -braten. Ich konnte beruhigt fortfahren: - -»Sie wissen, meine Herren, daß, was wir heute zu tun haben, die Grenze -eines kleinen, heiteren Humbugs nicht überschreitet. Ich brauche Ihnen, -bei Ihrer Intelligenz, nicht mitzuteilen, daß unsre Elefanten keine -wirklichen Elefanten, unser Wettrennen kein wirkliches Wettrennen ist. -Herr Lawrence wird Ihnen vielleicht auseinandersetzen, wenn Sie dies -wünschen sollten, wie weit unser Vorgehen vom ethischen Standpunkte -aus haltbar ist. Ich überlasse ihm diesen Punkt, da derselbe -ausschließlich die Anschauungsweise der großen und erleuchteten Nation -betrifft, die wir heute zu erfreuen und zu belehren hoffen, und für -deren hervorragenden Vertreter ich ihn ansehe. Ich beschränke mich -darauf, Ihnen die Versicherung zu geben, daß Herr Lawrence in diesem -Punkte völlig beruhigt ist.« - -Stone nickte mit einem kaum merklichen Anflug eines Lächelns um seine -dünnen Lippen, Parker in stummem Staunen. - -»Die Sache ist also einfach die,« begann ich wieder in -geschäftsmäßigerem Ton, »Punkt halb fünf Uhr haben Sie sechs -Atmosphären Dampf im Kessel, Wasser und Kohle in Ordnung, alle Lager -gut geölt -- vergessen Sie das Bremsband auf der Hinterachse nicht, -Herr Stone --, kurz, die Maschine zur Abfahrt vollständig bereit zu -halten. Sie fahren dann vor die Tribüne, wo ich Ihnen Ihre Plätze -anweisen werde. Punkt fünf Uhr gibt Herr Delano ein Zeichen; er wird -einen Revolver abschießen, wenn ich recht weiß, und Sie, meine Herren, -fahren dann dreimal auf dem großen Ring herum. Keine Übereilung; keine -unnötige Anstrengung. Zuerst bitte ich Herrn Stone, vorauszufahren, -- -dann, nach etwa hundert Schritt, muß Parker ihn überholen und einen -ziemlichen Vorsprung beibehalten, bis bei der dritten Umfahrt, kurz vor -dem Ziel, Herr Stone ihn wieder einholt und eine halbe Minute, oder -besser nur ein paar Sekunden, vor Parker durchs Ziel fährt. Hier zum -Schluß müssen Sie natürlich ein wenig aufpassen, daß die Sache nicht -umgekehrt ausfällt. Sie haben mich verstanden?« - -Parkers rundes, harmloses Gesicht verdüsterte sich. »Aber« -- fing er -an. - -»Kein ›Aber‹, Parker,« sagte ich bestimmt, »Sie tun, wie ich Ihnen -sagte. Wir sind in Amerika und müssen den Herren Amerikanern zeigen, -daß ein englischer Gentleman höflich sein kann.« - -Stone lächelte mitleidig; Parker hing den Kopf. »Ich möchte mit Ihnen -allein sprechen«, murmelte er in sichtlicher Seelennot. - -Wir traten in eine Fensternische, und Jem flüsterte, während sein Kopf -purpurrot wurde: - -»Mir wäre es ja gleichgültig, Sir, wer am Schluß vorausfährt; aber -Sally -- ich habe Sally versprochen --« - -»Weibergeschichten! Dummheiten! Schämen Sie sich, Parker!« sagte ich -entrüstet. »Ich hoffe -- die Herren Fowler in England hoffen, daß Sie -Ihre Pflicht tun werden.« - -Er schwieg und schämte sich. Hiermit konnte die geheime Konferenz -geschlossen werden. Stone und Parker entfernten sich, um ihren -Maschinen, die hinter der Tribüne und einer provisorischen Zeltwand -friedlich nebeneinander rauchten, vor dem großen Kampfe die letzten -liebevollen Handreichungen angedeihen zu lassen und sich sodann in -den dunklen Hohlräumen der Tribüne in ihr schmuckes Jockeykostüm zu -werfen. Delano eilte in fieberhafter Stimmung nach den Kassenhäuschen -am Eingang, wo bereits zwei Kassierer auf ihre kommende Tätigkeit -warteten. Sie kam auch, mit jeder Viertelstunde sichtlich wachsend. Der -Ausstellungspark, sonst ein Bild tiefer, melancholischer Einsamkeit, -begann sich zu beleben. Lawrence strahlte wie eine zweite Sonne über -dem Platz, Freunde begrüßend, Fremde zurechtweisend. Es war sein Werk, -das sich ringsumher entwickelte, und er fühlte, daß die Augen von zwei -Weltteilen auf ihm ruhten. - -Die Tribüne füllte sich langsam; um die Barrieren des großen Rings -schloß sich ein Menschenring in Form einer dünnen riesigen Mondsichel, -deren Hörner sich bereits zu einem Kreis zusammenschlossen. Daß das -Sonntagspublikum der Stadt in Bewegung geraten könnte, hatte ich halb -und halb gehofft; daß aber auch die Aristokratie der Crescent City -erscheinen werde, war mehr, als ich erwartete. Longstreet kam -- -man hörte sein vergnügliches lautes Lachen schon von weitem --, der -ernste Beauregard, Taylor, unruhig wie ein Wiesel, nach allen Seiten -auf Jonathan und gegen John Bull wettend. Die Owens mit der jüngeren -Generation belebten das Innere des Rings und brachten ganze Scharen von -Damen in glänzenden Toiletten. Es gab doch noch schwarze leuchtende -Augen und blitzende Diamanten in der Stadt. Gelegentlich sah man Delano -mit einem Leinwandbeutel im Arm vom Eingangstor nach dem Pavillon -laufen. Es waren Geldsäcke, die er in Longstreets Bureau entlehnt -hatte. Er lachte förmlich, zum erstenmal seit dem Bürgerkriege, wie -mir Owen, ebenfalls lachend, versicherte. Eine heitere Aufregung -bemächtigte sich der Menge in steigendem Grade. Der improvisierte -Zeltverschlag, hinter dem in stoischer Ruhe die zwei Maschinen ihre -Rauchwolken zum Himmel sandten, war von hundert Jungen umdrängt, die -die Leinwandwände einzudrücken versuchten und von Zeit zu Zeit von -Bucephalus und dem schwarzen Jem mit entrüsteter Beredsamkeit verjagt -wurden. Es half wenig, da der eine eine riesige amerikanische, der -andre eine englische Kokarde trug, die sofort der Mittelpunkt jubelnder -Bewunderung wurden. - -So wurde es halb fünf Uhr. Aus einem Loch in der Rückwand der Tribüne -schlüpfte jetzt Stone in hellgrüner Jacke und gelben Beinkleidern und -marschierte, von dreißig Jungen geleitet, ernst, als ob er in einer -grünen Jacke geboren wäre, dem Maschinenzelt zu. Keine Muskel rührte -sich in seinem steinernen Gesicht. Er war der echte Jockey, der mit -zusammengebissenen Zähnen einem Kampf auf Leben und Tod entgegengeht. - -Vor dem Loch in der Tribüne wartete in sichtlicher Ungeduld eine -junge Dame in feuerrotem Seidenkleid und einem wogenden Federhut -von erstaunlicher Größe. Als Parker in seinem prachtvollen -Kakadugefieder, rot und blau, in der Öffnung erschien, wollte er -wieder zurückschlüpfen. Der große Junge war so rot wie seine Jacke. -Aber es half ihm nichts; die begeisterte Sally erfaßte ihn beim Arm, -zog ihn heraus und begleitete ihn stolz nach dem Maschinenzelt, wo sie -mit Bucephalus in ein entrüstetes Zwiegespräch geriet, der ihr rund -erklärte, daß hier Damen nicht zugelassen würden. - -Fünfzehn Minuten vor fünf öffneten sich die Zeltwände mit erfreulicher -Pünktlichkeit. Es ging alles wie am Schnürchen. Die beiden Elefanten -dampften keuchend und rasselnd, aber mit feierlichem Ernste, aus -der Hütte hervor und wälzten sich in den Ring, der Tribüne zu. Die -Aufregung wuchs; die Volksmenge umringte sie schreiend, manchmal -in jähem Schreck auseinanderstiebend, dann wieder sich gefährlich -zusammenballend. »Das ist Jonathan!« -- »Das ist John Bull!« erklärten -sie sich hundertstimmig. »Ein feiner Bursche, John Bull!« -- »Sehen -Sie, die Räder! diese Breite!« -- »Und wie Jonathan dampft! Das -heiß' ich ein paar Lungen!« -- »Aufpassen! Aus dem Weg!« -- »Vier -gegen drei auf Jonathan!« -- »Zwei gegen eins auf John Bull!« -- -»Hipp, hipp, hurra für Amerika!« -- »Zwei gegen eins auf Jonathan!« -So schwirrte es durcheinander, bis die beiden Maschinen vor der -Tribüne angelangt waren und nebeneinander zum Stillstand kamen. Der -kleine schwarze Jem, der bei Jonathan, und Bucephalus, welcher bei -John Bull Heizerdienste versah, grinsten sich an. Parker und Stone -lehnten auf ihren Steuerrädern und sahen ernst und schweigend auf die -brausende Volksmenge herab, die zögernd die Rennbahn freigab und, -heftig protestierend, von sechs Schutzleuten unter die Barrieren -durchgejagt wurde, wobei abgestreifte Zylinderhüte die Heiterkeit -wieder herstellten. Das Ganze schien einen durchaus würdigen Verlauf -nehmen zu wollen. Lawrence, der an alles zu denken schien, hatte selbst -für Komiteemitglieder gesorgt, die in amerikanischen und englischen -Schärpen um die Maschinen herumliefen, sichtlich ohne zu wissen, was -sie zu tun hatten, und dadurch dem Publikum zu denken gaben. - -Auf der Pavillonuhr schlug es fünf. Atemlos kam Delano aus der Richtung -des Kassentors herbei, eine riesige Pistole in der Hand. Er wechselte -mit Parker und Stone einige hastige Worte, um sicher zu sein, ob er das -Zeichen geben könne. Beide nickten. Fräulein Sally, die ihre nächste -Umgebung nur mit Mühe verhindern konnte, die Barriere zu überklettern, -rief ihrem Jem ermunternde Zärtlichkeiten zu. Dann knallte der -Schuß. Sally stieß einen gellenden Schrei aus, sank in die Arme -ihres Nachbars, raffte sich aber ebenso rasch wieder empor. Mit acht -offenen Zylinderhähnen, Dampf und Feuer speiend, beide Pfeifen schrill -trompetend, hatten sich die zwei Maschinen in Bewegung gesetzt. Das war -nicht der Augenblick für weibliche Schwächen. »Hurra, Jonathan!« -- -»Hurra, John Bull!« brüllte die beglückte Menge. »Vorwärts, vorwärts!« --- »Hurra, Jonathan!« -- »Amerika für immer!« -- »Hurra, Jonathan!« - -Der Start war untadelhaft; das Wettrennen hatte durchaus programmgemäß -begonnen. Beide Maschinen liefen in behaglicher Ruhe hintereinander her -die Rennbahn entlang. Da aber sämtliche Zylinderhähne geöffnet blieben -und sie demgemäß unter lautem Zischen Wolken von Wasser und Dampf -ausspieen, machten sie den Eindruck außerordentlicher Kraftanstrengung, -so daß das Publikum hochbefriedigt war. »Hurra, John!« -- »Vorwärts, -vorwärts, Jonathan!« schrie es in steigender Erregung. Ich wunderte -mich anfänglich, daß der England repräsentierende John Bull mindestens -ebenso viele brüllende Freunde zu haben schien als Jonathan. Aber -eine große Anzahl Wetten waren zugunsten Johns abgeschlossen worden. -Der schlauere Teil der Wettlustigen traute der Sache doch nicht ganz -und vermutete, daß ich, der Leiter und Besitzer der Elefanten, dem -Engländer geheime Vorteile verschaffen werde. Daß ich weder Engländer -noch Amerikaner, sondern »nur« -- wir schrieben, wie erwähnt, noch -nicht 1870 -- ein ehrlicher Deutscher war, wußten natürlich die -wenigsten. -- Eine schrille, den größeren Teil des Ringes beherrschende -Stimme leitete den Chor der Rotblauen. Es war Sally, die den -Tribünenaufgang erklettert hatte, auf dem ich selbst stand und mich -vergebens bemühte, unberechtigte, aber enthusiastische Zuschauer -hinunterzujagen. Sally sah mir mit ihren blitzenden, kohlschwarzen -Augen lachend ins Gesicht, ohne ihr Schreien einzustellen, und -klammerte sich fest ans Geländer an. Man sah, sie war entschlossen, -nicht zu weichen, ohne das Gebälke mitzunehmen. Ich kapitulierte ohne -weiteres. Diese Lungen! Ein gewaltiger Perlmutterknopf über ihrem -königlichen Busen sprang mit einem hörbaren Knall ab und flog in -großem Bogen in die untenstehende Volksmenge. »Hurra, Jonathan!« -- -»Hurra, Jem!« Ihre Gefühle für die Lokomotive mischten sich bereits -bis zur Unkenntlichkeit mit denen für den Lokomotivführer, und als die -Maschinen die Bahn zum erstenmal umkreist hatten und John Bull sechs -Maschinenlängen vor Jonathan durch das Ziel dampfte, kannte ihre Freude -und ihr Stolz keine Grenzen mehr. »Hurra, Jem! Hurra, Jem!« jubelte sie -dem Blauroten zu, der in stoischer Ruhe, den Anlaßhebel in der einen, -den Regulator in der andern Hand, auf seinem Tender stand und sich -sichtlich bemühte, die Freudenrufe seiner jungen tropischen Liebe nicht -zu hören. Zu unsern Füßen sahen Leute entrüstet herauf und suchten ihre -Chorführerin zu belehren, daß ihr Elefant nicht Jem heiße, sondern -John, John Bull. Aber nichts in der Welt hätte Sally irre gemacht. -»Hurra, Jem! Hurra, Jem!« - -[Illustration] - -Höhnend behandelte sie Jonathan, der eine halbe Minute später an uns -vorüberdampfte. Auch Stone sah ruhig und trocken, wie sich's geziemt, -von seiner Maschine herab. Das Brüllen der Grüngelben, aus dem schon -Angst und Zorn deutlich durchklang: »Vorwärts, Jonathan!« -- »Nicht -nachlassen, nicht nachlassen!« -- »Schneller!« -- »Hurra für Amerika!« --- »Schneller, schneller!« schien an seinem starren Yankeegesicht -abzuprallen wie ein tosender Gebirgsbach an einem Felsblock. Dagegen -konnte ich jetzt mit meinem Opernglas bemerken, daß der schwarze Jem, -sein Heizer, in sichtlicher Aufregung große Klumpen Kohle in das Feuer -warf und dazu zornig in das Feuerloch hineinschrie. Trotzdem erweiterte -sich die Entfernung zwischen den beiden Rennern mehr und mehr. - -»Donnerwetter, der Amerikaner verliert's!« sagte Longstreet, der -unmittelbar hinter mir auf der Tribüne stand, zu seinem Freund -Beauregard. Die Aufregung und das Geschrei der tausendköpfigen Menge -hatte seine bekannte, magnetische Wirkung. Selbst die beiden, damals -weltberühmten Generale der konföderierten Armee, die in blutigen -Schlachten kühl ihre Befehle gegeben hatten, begannen den Einfluß der -wunderlichen Nervenströmung zu fühlen, die in solchen Augenblicken -durch die schwüle, brausende Luft zieht. »Was wetten Sie, Beauregard, -der Amerikaner verliert's?« - -»Zwei gegen eins, in Zehndollarnoten«, sagte der andre trocken. »Vor -dem Krieg hätten wir mit Hundertdollarnoten gespielt, Longstreet, aber -es geht auch so.« - -»Und es geht ehrlich zu, da drunten?« fragte Longstreet, sich über -meine Schulter neigend. - -»So ehrlich wie irgendwo in diesem großen und erleuchteten Lande!« -antwortete ich, in der Hoffnung, er werde mich verstehen. »Es ist alles -aufs beste geordnet und geregelt, General!« - -Aber Longstreet war zu ehrlich für sein großes und erleuchtetes -Vaterland und verstand mich nicht. Die beiden notierten die Wette und -verfolgten jetzt das behagliche Elefantenrennen mit derselben Teilnahme -wie die Volksmasse unter uns, deren brausendes Geschrei mit den -Maschinen zum zweitenmal um den Ring lief. - -Jonathan, welcher keuchend schwarze Rauchwolken ausblies, war jetzt -über hundert Schritte hinter John Bull geblieben, mehr, als ich für -gut hielt. War nicht alles in Ordnung? Wollte Stone den Schlußeffekt -um so glänzender gestalten? Schon bewegte sich seine Maschine in einem -Sturm von Entrüstung entlang der Barriere. Höhnische Zurufe, zornige -Mahnungen, sein Vaterland nicht zu verraten, wurden ihm zugeschleudert. -Der schwarze Jem, in heftigem Wortwechsel mit seinem Vorgesetzten, warf -eine Schaufel Kohle nach der andern ins Feuer. Und wirklich, jetzt -endlich schien die Maschine sich aufzuraffen. Rasselnd und klappernd -brauste sie ihrer Genossin nach. Der Zwischenraum nahm sichtlich ab. -»Hurra, Jonathan! Hurra, Jonathan!« Die Grüngelben gewannen wieder Mut. - -Bei der zweiten Vorbeifahrt am Ziel war Jonathan eine halbe -Elefantenlänge voraus! Dies war gegen das verabredete Programm. Als sie -aneinander vorübergefahren waren, hatte Parker seinem Kollegen zornige -Blicke zugeworfen. Stone sah nach der andern Seite, als ob er allein -in der Welt wäre. Die beiden Heizer dagegen, der schwarze Jem und -Bucephalus, hatten ein lebhaftes Zwiegespräch eröffnet, sobald sie sich -hören konnten. - -»Glaubst du in den Himmel zu kommen mit deinem Gekeuch, du großer -Maulesel?« erkundigte sich Jem. - -»Wir alle gehen über den Jordan, o Jerusalem!« sang Bucephalus mit -lauter Stimme, indem er das alte Baptistennegerlied benutzte, um -seinen schwarzen Mitbruder außer sich zu bringen. Aber auch er -tanzte vor Wut auf dem Tender, als seine Maschine wirklich langsam -zurückblieb. Es war für den Augenblick nicht zu ändern. Parkers Dampf -war um etwas gesunken, während bei Stone beide Sicherheitsventile -abbliesen wie toll. Der weiße Jem unterbrach die nutzlosen Wutausbrüche -seines Heizers mit einer gelinden Ohrfeige und stieß ihm den Kopf gegen -das Feuerloch. Diesen Wink billigte der Schwarze und begann wie wütend -Kohlen in die Feuerbüchse zu schaufeln. - -Sally war zum erstenmal seit Beginn des Rennens still geworden und -starrte mit weit aufgerissenen Augen dem Unheil entgegen, das ihren -Jem betroffen hatte. Jetzt riß sie ihren prachtvollen Federhut vom -Kopf und schwenkte ihn an den Bändern wie ein Rad in der Luft, um -den Geliebten aufzumuntern. »Hurra, Jem! Schnell, schnell! Vorwärts! -Hurra!« Der Chor der Blauroten, der etwas schwächer geworden war, -brauste unter diesem Gefühlssturm seiner Führerin wieder auf, die sich -durch das Hutschwenken rasch Platz verschafft hatte und jetzt auf der -Tribünentreppe eine hervorragende Stellung einnahm. Aber Jonathan -gewann noch immer. Fünf Minuten mußten vergehen, ehe Parker Dampf genug -hatte, um das verlorene Terrain wiederzugewinnen. - -Nun aber war es an mir, etwas bange zu werden. Mein Opernglas war gut, -so daß ich die Bewegungen der zwei Leute auf jeder Maschine genau -beobachten und fast sehen konnte, was sie sich sagten. Es war klar, -sowohl Stone als Parker hatte das Programm völlig vergessen. Vielleicht -hatte der erstere den Hohn seiner Landsleute nicht länger ertragen -können, vielleicht war der Stoizismus Parkers den leidenschaftlichen -Ausbrüchen seiner hitzigen Geliebten erlegen. Tatsache war: die -Maschinen liefen nicht mehr hintereinander her, wie es der Würde eines -braven Dampfpflugs entspricht; sie stießen zornige Rauchwolken aus, sie -rannten, sie suchten sich zu überholen. Beide Maschinenführer hatten -die eine Hand auf den Sicherheitsventilhebeln -- ein böses Zeichen --, -die erregbaren Heizer drohten sich mit den Kohlenschaufeln und stimmten -jauchzend in das Geschrei der Menge ein. -- Das Wettrennen war ernst -geworden, und von allen Beteiligten wußte eigentlich nur Parker genau, -was er tat. Wenn es so fortging, konnte der Spaß jeden Augenblick mit -einer Katastrophe enden, und die Zeichen mehrten sich, daß wir einem -tragischen Ende entgegentrieben. - -Auch der Himmel hatte sich plötzlich verdüstert. Eine schwarze -Regenwolke trieb mitten durch den Sonnenschein über den Park hin, eine -im März gewöhnliche Erscheinung des Klimas von Louisiana. Das helle -Bild lag plötzlich in tiefem Schatten, und eine Minute später schüttete -der Himmel Wasser in Strömen auf die Rennbahn. Doch dauerte der -sündflutartige Guß nur zwei Minuten lang, dann glänzte die Abendsonne -wieder durch das dampfende Gewölke, und alles strahlte und funkelte in -frischen Farben. - -Auf die Volksmenge hatte das gewohnte Zwischenspiel kaum einen -merklichen Eindruck gemacht. Lachend wurden tausend triefende -Regenschirme wieder zugeklappt und der gefüllte Rand von hundert -Hüten dem zu nahe stehenden Nachbar in den Nacken geschüttet. Dagegen -hatten die Elefanten mit einer neuen und jedem, außer mir und Parker, -unerwarteten Schwierigkeit zu kämpfen. Während des Regens war John -Bull wieder vorgeeilt und hatte Jonathan um zwanzig Schritte überholt. -Beide rangen jetzt mit allen Mitteln um den Sieg. Sie waren noch -hundert Schritte vom Ziel, aber auf dem nassen Rasen, auf dem der -kurze stürmische Regen da und dort kleine Seen zurückgelassen hatte, -glitten und glitschten jetzt die Triebräder in hilflosem Eifer. Auch -die Vorderräder, durch deren Stellung die Maschine gesteuert wird, -hatten keinen Halt mehr und schlüpften nach rechts oder links mit -unberechenbarer Willkür. Die wuchtigen Lokomotiven schwankten hin und -her wie Betrunkene, blieben stecken, schossen vorwärts, versuchten sich -quer zur Bahn zu stellen. Es war ein tolles Ringen mit den Elementen, -die sich gegen beide Renner gleichmäßig verschworen hatten. - -Da hielt Parker plötzlich still und sprang von seiner Maschine, -Bucephalus ihm nach. Zischend heulte der gepreßte Dampf durch die -sich weit öffnenden Sicherheitsventile. Stone, wenn auch mühselig -und in unregelmäßigen Stößen sich fortbewegend, fuhr an der stehenden -Maschine vorüber. England brüllte vor Wut; Amerika brach in brausenden -Siegesjubel aus. Sally verlor den zweiten Perlmutterknopf über dem -gepreßten Herzen: »Vorwärts, Jem! Vorwärts! O Jerusalem, vorwärts!« - -Parker, der noch hundert Meter der überfluteten Rennbahn vor sich -sah, war nicht stehen geblieben, um Luft zu schöpfen, und verstand -sein Geschäft. Mit aller Macht, aber stumm drauf los arbeitend, den -willigen, aber ungeschickten Bucephalus nur mit Rippenstößen anleitend, -seine rotblaue Jacke mit Schmutz und Lehm bedeckend, befestigte -er an den Triebradreifen ein halbes Dutzend sogenannter »Sporen«, -gewaltige eiserne Schaufeln, die, in den Boden einhauend, auch auf -nassem, schlüpfrigem Felde die Maschine vorwärts bringen. Stone hatte -trotz seiner Nöte sechzig Schritte Vorsprung gewonnen, ehe Parker mit -dieser Arbeit fertig war. Er war nur noch vierzig Schritte vom Ziel, -aber seine Maschine, kaum mehr steuerbar, die Räder handhoch mit Lehm -bedeckt, taumelte hilflos hin und her. Jetzt sprang Parker wieder auf -den Tender, ließ die Dampfpfeife spielen, und stolz und ruhig hieb sich -die Maschine vorwärts. - -Das Geschrei wurde betäubend. John Bull klatschte mit einer Sicherheit -durch das Wasser, als sei er darin geboren. Sally warf ihren Federhut -in die Luft, der einen wild gestikulierenden, achtbaren Geistlichen -unter ihr zudeckte. »Hurra, Jem! Hurra, Jem!« So dampfte Parker an uns -vorüber. Noch zwanzig Schritte, und England hatte gesiegt. - -Doch plötzlich stockte auch John Bull wieder. Die Hinterräder drehten -sich, aber die Maschine ging nicht vorwärts. Auf einen Augenblick wurde -die tausendstimmige Menge fast still; das Interesse war aufs höchste -gestiegen. Wasser spritzte nach allen Seiten; große Klumpen Erde flogen -in die Luft. Die Nächststehenden stoben entsetzt auseinander; sie -wußten nicht, was vorging. Ich wußte es nur zu gut: Parkers Maschine -war auf eine besonders weiche Stelle geraten; die Sporen, anstatt -einzuhauen und die Maschine vorwärts zu treiben, warfen den Boden nach -hinten und begannen nach den besten Regeln der Kunst der Maschine ihr -eignes Grab zu graben. Parker sprang wieder herab und riß Bucephalus -mit. Beide hoben mit Anstrengung aller Kräfte, Bucephalus laut heulend -vor Wut, ein Stück der nächstgelegenen Barriere aus dem Boden und -warfen das gewonnene Gebälk unter die Räder. Aber es half nichts. -Knirschend, alles zermalmend arbeiteten die Sporen das Holz in die -tiefer und tiefer werdende Grube. Die Maschine sank -- sank! -- Der -Schornstein neigte sich wie zum Sterben. Im nächsten Augenblick saß der -Tender auf dem Boden, und alle weiteren Versuche, vorwärts zu kommen, -waren zu Ende. - -Und langsam, bedächtig, durch nichts entmutigt, kroch Stones Maschine -hinterher. Jetzt passierte sie Parker. »Hipp, hipp, hurra!« schrie -der kleine Jem, ganz außer sich vor Freude, obgleich ihm Bucephalus -ein Stück Kohle an den Kopf warf. Glitschend und gleitend, oft fast -quer über die Bahn stehend, quälte sich Jonathan weiter. Drei Minuten -brauchte er zu den letzten zehn Schritten. Aber keuchend und röchelnd, -platschend und scheinbar halb schwimmend, über und über mit Schmutz -bedeckt, glitt er endlich durch das heiß erkämpfte Ziel. - -Jonathan hatte gewonnen -- programmgemäß. - -Stone sprang ab. »Hurra für Amerika!« schrie er laut und schwenkte -feierlich seine Mütze. »Hurra für Amerika!« heulten tausend Stimmen -in dem rasch sich füllenden Ring. Dreißig Schritte davon stand Parker -trotzig und stumm neben seiner versunkenen Maschine und versuchte -vergeblich, sich Sallys zu erwehren, die laut schluchzend an seinem -Halse hing. - -[Illustration] - - - - -10. Hans im Glück - - -Leider verläuft nicht alles programmgemäß unter diesem wechselnden Mond. - -Die drei folgenden Tage waren der Aufgabe gewidmet, meist unter -strömendem Regen, die beiden Maschinen aus dem Sumpf herauszuschleppen, -in den sich der Ausstellungspark der Landwirtschaftsgesellschaft von -Louisiana verwandelte. Dabei galt es, nicht bloß die Maschinen, sondern -auch den Mut meiner farbigen Hilfstruppe aufrecht zu erhalten, die an -derartige Zwischenfälle nicht gewöhnt war und in den entscheidenden -Augenblicken mehrfach davonzulaufen drohte. Nur fröhliches, -persönliches Zugreifen konnte hier eine schwere Katastrophe verhindern. -Nachdem wir mehrere Klafter Holz in dem schwarzen Untergrund des -Mississippideltas begraben und den Weg von der Rennbahn zum Parktor in -den Zustand des Chaos vor der Scheidung von Wasser und Feste verwandelt -hatten; nachdem schließlich auch die Holzbrücke, welche über den -den Park umgebenden Kanal führt, unter der Last John Bulls zermalmt -zusammengebrochen war -- ein großartiger Augenblick für die nicht -unmittelbar Beteiligten -- und wir uns selbst täglich zweimal mit einer -klebrigen Schichte aus den Urbestandteilen der Schöpfung überzogen -hatten, standen endlich am Abend des dritten Tages die beiden berühmt -gewordenen Renner erschöpft und mannigfach zerstoßen und verwundet auf -dem festen Straßendamm, der nach der Stadt führt. - -Während ich so drei harte Tage lang mit den Mächten der Unterwelt rang -und mich damit tröstete, daß in dem einsamen, sturmgepeitschten Park -wenigstens keine Seele diesen Kampf mit ansah, erschienen glänzende -Beschreibungen des großen Rennens in der Presse der Stadt. Selbst -die »Crescent City News« erklärten sich für überwunden. Wenn in der -Alten Welt, sagten sie, der plumpe indische Elefant den Pflug einer -modernden Kultur mühselig durch den entkräfteten Boden schleppe, so -mache die Neue Welt in unsrer Zeit, der Zeit des Fortschritts und der -Intelligenz, sich die Arbeit des Dampfes nutzbar. An Stelle der rohen -tierischen Kraft trete der Genius der Menschheit und schaffe sich aus -Kohle und Wasser die Diener seiner Macht. Für seine Bedürfnisse, für -sein Wohlergehen, für seinen Genuß, ja selbst für jene Verbindung -von höchster Arbeitsleistung und höchstem Genuß, die in jedem Sport -zum Ausdruck komme, dienen ihm heute wunderbare, selbstersonnene -Werkzeuge. Das Wettrennen der beiden Dampfelefanten Jonathan und John -Bull sei ein Beweis dieser jedes Herz mit freudigem Stolz erfüllenden -Tatsache. Dann folgte eine lange, etwas konfuse Beschreibung des großen -Ereignisses, in welcher meist richtige Sportausdrücke, meist falsche -maschinentechnische Erörterungen und die dem Konversationslexikon -entnommene Zoologie des Elefanten wundersam gemischt waren. Einen -kleinen Stoßseufzer konnte zum Schluß die Schriftleitung des Blattes -nicht unterdrücken: daß die zwei Elefanten von England importiert -seien, sei zwar bedauerlich, aber, bei Licht betrachtet, nebensächlich. -Hier erst, auf amerikanischem Boden, sei ihnen Gelegenheit gegeben -worden, ihre Kraft im Dienste der Menschheit völlig zu entwickeln, und -doppelt erfreulich sei es, daß dies mit dem Sieg des zäh ausdauernden, -froh einherbrausenden Jonathan über den schwerfälligen John Bull -geendet habe. Während jener spielend das Ziel erreichte, habe sich -dieser unter dem Jubel einer tausendstimmigen Volksmenge mit den -hinterlistig benutzten Radsporen sein eignes Grab gegraben. - -Der glänzend geschriebene Artikel ging durch alle Zeitungen von Alaska -bis Texas. Noch zwei Wochen später bekam ich ihn aus entlegenen Wald- -und Prairiegegenden zugesandt, mit dem gedruckten Winke, mich doch auf -die »Bluff Creek Times« oder den »Jacksonville Herald« zu abonnieren, -die in so aufopferungsvoller Weise meine Bestrebungen unterstützten. -Ich war für die Zeit meines irdischen Daseins mit -- allerdings -brüchigem -- Packpapier überreichlich versorgt. - -Was aber nun? Todmüde und mit Schmutz bedeckt war ich am Abend -des dritten Tags nach dem Rennen nach Hause gekommen. Der ganze -Apparat stand gerettet, aber wie ein großes Fragezeichen, -dazu nach europäischen Begriffen völlig polizeiwidrig auf der -muschelgepflasterten Chaussee drei Kilometer vor der Stadt. Parker, -Stone und die schwarze Gesellschaft brauchten, so gut wie ich, zunächst -ein paar Ruhetage. Soweit war die Sache gut. Aber was dann? - -Doch die Welt steht nicht still, wenn wir selbst keinen Weg mehr sehen. -Während ich, alle Fragen und Sorgen des Daseins vergessend, noch in -tiefem Schlafe lag, war ein ereignisvoller Tag angebrochen. - -Mein erster Gang galt dem Hauptzollamt und seinem Direktor. Der Herr -empfing mich mit einer Herzlichkeit, welche keiner der mir bekannten -europäischen Zollbeamten, deren Herzlichkeit gemäßigt zu sein pflegt, -auch nur entfernt erreicht hätte. - -»Sehr angenehm, Herr Eyth! Entzückt, Sie zu sehen, Herr Eyth!« rief -er mir entgegen, indem er gleichzeitig seinen Assistenten aus dem -Zimmer jagte, der ein Gesicht schnitt wie die letzten Regennächte gegen -zwei Uhr morgens. »Ich gratuliere Ihnen zum Sieg Jonathans! Das wird -Ihr Glück machen; ich bin fest überzeugt, das muß Ihr Glück machen. -Mein Assistent hat zwar ein verteufeltes Häufchen Geld verloren; der -wird Ihnen nicht gratulieren. Aber er hat mir die Wette förmlich -aufgedrängt. Geschieht ihm recht, dem Querkopf! Er konnte sich doch -denken, daß ich Elefanten besser beurteilen kann als er. Ich und Sie, -Herr Eyth! Ha, ha!« - -Er lachte mit einer Stimme, die dem Klang eines zersprungenen -Zinntellers nicht unähnlich war. - -»Sie haben wohl Nachrichten von Washington, Herr Generaldirektor?« -bemerkte ich, um etwas rascher zur Sache zu kommen. - -»Von Washington, Herr Eyth?« fragte er, mich groß ansehend. »Alle -Zeitungen sind voll! Natürlich, auch dort. Es soll mich nicht wundern, -wenn Sie bald Anträge bekommen, mit Ihren Doppelelefanten in allen -größeren Städten der Union aufzutreten. Bei Zeus, das wäre keine -schlechte Spekulation. Wie ich sage: alle Zeitungen sind voll! Der Sieg -des amerikanischen Dampfrenners Jonathan -- Mister Harris, bringen Sie -uns doch die neuesten Zeitungen von Washington!« - -»Ich meinte eigentlich unsre Zollangelegenheiten«, warf ich ein. - -»Ach -- das!« rief der Direktor mit einem leichten Schatten auf den -mehr und mehr in Leder übergehenden Zügen. »Gewiß! Ich habe für -Sie telegraphiert. Soeben Antwort erhalten; interessant -- etwas -unerklärlich.« - -»Weshalb? Die Sache schien mir doch ziemlich einfach«, bemerkte ich. - -»In der Hauptsache ist alles in Ordnung, gewiß!« versetzte der Zollmann -mit unangenehmem Zaudern. »Sie bekommen die viertausendzweihundert -Dollars zurück, die Sie für den Pflug bezahlt haben. Ich garantierte -Ihnen dies schon vor dem Rennen. Kongreßbeschluß unzweifelhaft und ganz -klar. Sie müssen sie zurückbekommen.« - -»Sehr schön«, sagte ich freudig. »Können Sie mir gleich eine Anweisung -ausstellen? Bargeld wäre mir augenblicklich nicht unangenehm. -Elefantenrennen kosten runde Sümmchen.« - -»Bringen auch hübsch Geld«, lachte der Direktor mit einem Wink auf die -Tür, hinter der der Assistent verschwunden war. »Ja, ja, Herr Eyth, die -Sache ist ganz in Ordnung. Sie sollen die viertausendzweihundert Dollar -zurückerhalten. Aber --« - -»Was aber?« drängte ich ungeduldig. - -»Der Generalzolldirektor von Washington schreibt mir, daß am Tage nach -dem Kongreßbeschluß einer Ihrer Freunde die ganze Summe für Sie in -Washington erhoben habe.« - -»Olcott!« rief ich, während mein ganzes Innere von einem elektrischen -Gedankenblitz erhellt wurde. - -»Oberst Olcott. Wissen Sie es schon?« bestätigte der Direktor. »Sie -sehen, daß sich alles bei uns ziemlich prompt und flink abwickelt. Ein -andres Tempo als in Ihrer alten Heimat, das müssen Sie zugeben. Oberst -Olcott, einer unsrer schneidigsten Kongreßleute -- ich gratuliere Ihnen -dazu, daß Sie mit +dem+ befreundet sind. Ich habe schon öfter von ihm -gehört und wollte, er wäre mein Freund!« - -»Und dagegen ist nichts zu machen?« fragte ich halb betäubt. - -»Zu machen? Was wollen Sie dagegen machen?« fragte der Direktor. »Ich -gratuliere Ihnen zu Ihrem Freund, und Sie wollen etwas dagegen machen?« - -»Aber das Geld sollte nicht Olcott, sondern ich erheben! Olcott hatte -nicht entfernt die Berechtigung --« - -»Was, ist er nicht Ihr Freund?« - -»Gewiß, aber wie bekomme ich jetzt das Geld von dem Obersten?« fragte -ich, aufs tiefste beunruhigt. - -»Ja, das ist eine ganz andre Sache, lieber Herr Eyth«, versetzte der -Direktor und preßte einen leisen, dünnen Pfiff durch seine schmalen -Lippen. »Dies geht das Zollamt eigentlich nichts an. Ich würde ihm -schreiben.« - -»Donnerwetter!« rief ich mit überwallendem Gefühl, »das will ich auch. -Einen gepfefferten Brief!« - -»Freilich, es wird seine Häkchen haben. Ich würde mit dem Pfeffer -vorläufig recht sorgfältig umgehen«, sagte mein Berater sehr -nachdenklich. »Ein Kongreßmann, der vierundzwanzig Stunden nach der -Annahme einer derartigen Verordnung viertausendzweihundert Dollars -aus der Hauptzollamtskasse gabelt und für seinen Freund in die Tasche -steckt, versteht das Geschäft. Aber schreiben Sie nur. Ich würde ihm -sehr höflich schreiben. Und wenn er nicht antwortet, telegraphieren -Sie, am sichersten mit bezahlter Antwort. Die Herren haben nicht immer -bar Geld bei der Hand.« - -Er lachte vergnügt mit seiner dünnen, zersprungenen Stimme und schob -mich höflich zur Tür hinaus. Ich war selbst in Eile. Der Brief an -Olcott brannte mir unter den Fersen. Diese Unverschämtheit! - -Eine Stunde später war die Epistel im Briefkasten, leidlich gesalzen, -trotz der Warnung des Direktors, und ich auf dem Wege nach dem -Bureau der Landwirtschaftsgesellschaft von Louisiana. Das Ereignis -des Morgens hatte mich aufgeweckt. Ich wollte wenigstens zunächst -die siebenhundertundfünfzig Dollar sichern -- meinen Ehrenpreis für -den besten Dampfpflug, den ich mir wettrennend redlich verdient -hatte. ›Wer weiß,‹ dachte ich, ›ob mein zweiter Freund Delano mit dem -bescheidenen Betrag nicht schon auf dem Wege nach der Havanna ist!‹ - -Doch nein, Delano war noch in Amt und Würden. Seine trübselige Stimmung -hatte ihn allerdings wieder erfaßt; auch war er gelber als je und -empfing mich mit dem hoffnungslosen Lächeln, das ihm eigen war. Ich -begrüßte ihn mit künstlicher Fröhlichkeit. Es war für meine Zwecke -notwendig, seinen Mut aufzurichten. - -»Ich besuche Sie hauptsächlich, Verehrtester, um Ihnen zu den -glänzenden Einnahmen Glück zu wünschen, die uns der Donnerstag gebracht -hat«, log ich, mit derselben Absicht, munter. Es machte mir nicht die -geringsten moralischen Bedenken, denn Delano durchschaute mich, trotz -seines trüben Blicks, ohne alle Schwierigkeit, und ich wußte dies. - -»Glänzende Einnahmen!« stöhnte er. »Wenn Sie nur wüßten! Es reichte -gerade, um die dringendsten Schulden zu bezahlen, wenn wir weiter -existieren wollen. Fünf Minuten vor Ihnen war ein Mann hier, der -die zweite Anzahlung für die Holzbrücke haben wollte, die Sie uns -zusammengefahren haben. Sieht das wie Kredit aus? Ah, dieser Krieg, -dieser Krieg! Das war anders vor fünf Jahren, und ich fürchte, selbst -Ihr Dampfpflug wird uns nicht herausreißen.« - -»Fassen Sie Mut, Herr Delano«, sagte ich mit steigender Besorgnis; -»selbst in den alten Sklavenzeiten haben Sie sicherlich nie -einen besseren Tag gehabt als den letzten Donnerstag. Sie müssen -fünfzigtausend Dollar eingenommen haben, nach dem Gesicht zu urteilen, -mit dem Sie abends in Ihrer Gelddroschke saßen. Seinen Ehrenpreis hat -der Dampfpflug zehnmal verdient.« - -»Mein Gesicht!« rief Delano mit schmerzlicher Entrüstung. »Kann ich -dafür, daß ich mit einer heiteren Miene geboren wurde? Sie täuschen -sich bitter. Mein Gesicht wird noch mein Tod sein. Alle Welt zieht mich -mit meinem vergnügten Gesicht auf, wenn ich vor Sorgen zusammenbreche. -Dieser Krieg hat uns alle ruiniert. Nichts aus der guten alten Zeit -ist übrig geblieben als mein Gesicht; glauben Sie mir das. Aber daraus -Schlüsse zu ziehen auf unsre Kasseneinnahmen, das ist grausam!« - -Delano war offenbar kein Freund seines Rasierspiegels. Er hätte sich -sonst besser kennen müssen. Ich suchte jetzt ohne Umschweife auf mein -Ziel loszugehen. - -»Jedenfalls wird es Ihnen Vergnügen machen, mir meinen Ehrenpreis -auszuhändigen. Ich wenigstens könnte mir keinen größeren Genuß -für den Generalsekretär einer Landwirtschaftsgesellschaft denken. -Siebenhundertundfünfzig Dollar ist wahrhaftig ein bescheidenes -Sümmchen, alles in Betracht gezogen! Mir selbst liegt eigentlich mehr -an der Ehre. Es ist der erste Preis, den unser Dampfpflug in Amerika -erringt.« - -»Das freut mich, Herr Eyth, das freut mich in der Tat«, sagte Delano -mit ungewohnter Wärme. »Ich dachte mir's übrigens sogleich, daß Ihnen -die Ehre genüge. Die Sache wird in der ganzen Welt Aufsehen erregen und -Ihnen tausendfältige Früchte bringen, davon bin ich fest überzeugt.« - -»Ich auch. Aber doch wäre mir's lieb, wenn Sie mir, der Ordnung wegen, -die siebenhundertundfünfzig Dollars einhändigen wollten, Herr Delano!« -drängte ich mit einer Deutlichkeit, die nichts zu wünschen übrig ließ. - -»Und an die Parkwege, die Sie uns zerfahren haben, denken Sie nicht, -Herr Eyth«, entgegnete Delano vorwurfsvoll. »Sie hätten gestern unser -Rennkomitee schimpfen hören sollen über den Zustand, in den Sie den -großen Ring versetzt haben. Was glauben Sie wohl, was es uns kosten -wird, die Löcher und Gruben, die Berge und Täler wieder einzuebnen, die -Ihre Elefanten auf meinem Rasen angelegt haben? Von den zwei Klaftern -Holz will ich gar nicht sprechen, die ich für Sie anfahren ließ und die -spurlos versunken sind. Sagen Sie einmal, wie ging das denn eigentlich -zu? wie machten Sie es? Der Erdboden in Louisiana hat doch kein Loch, -so daß zwei Klafter Holz spurlos unten durchfallen könnten?« - -Unser Gespräch nahm eine bedenkliche Wendung. Ich fühlte, daß ich -zornig wurde. Je düsterer ich aber dreinsah, um so heiterer wurde -Delano, während er mir die Not der letzten drei Tage mit wachsender -Beredsamkeit vorhielt. Zum Glück trat in diesem Augenblick Lawrence -ein, guter Dinge und voller Geschäfte, wie immer. Ich weihte ihn sofort -in unser Gespräch ein, während Delano wieder gelb und traurig wurde. - -»Natürlich! selbstverständlich!« rief mein Freund und Gönner, »Ihren -Ehrenpreis müssen Sie haben. Die Landwirtschaftsgesellschaft von -Louisiana läßt sich nicht lumpen; dafür stehe ich Ihnen, ich, Mister -Lawrences Bruder! Machen Sie keine Umstände, Delano! Heraus mit der -Kasse!« - -Mit allen Anzeichen hoffnungsloser Gebrochenheit wandte sich Delano -zögernd nach dem Kassenschrank. Auf dem Wege machte er einen letzten -Versuch, sich an die zwei Klafter Holz anzuklammern, und wollte von -Lawrence wissen, wie zwei ganze Kubikmeter wertvoller Hickoryscheiter -spurlos verschwinden können. Lachend half ihm Lawrence den Schrank -öffnen und erklärte, daß sie beide nichts von Elefanten verstünden. -Dann zählten sie siebenhundertundfünfzig Dollar in Papierscheinen -auf den Tisch, wobei Delano mit der peinlichsten Vorsicht, Lawrence -mit jugendlicher Unbesonnenheit darauf los arbeitete. Ich hatte in -meinem ganzen Leben eine solche Lumpensammlung nicht gesehen. Ein -halbes Dutzend völlig entwerteter konföderierter Papiere wurde von -Lawrence mit ehrlicher Entrüstung auf den Boden geworfen und von Delano -sorgfältig wieder aufgehoben. - -»Aber das ist ja lauter Stadtgeld«, sagte ich, als die beiden Herren -fertig zu sein schienen und Lawrence mich triumphierend heranwinkte, -um die Kolonnen zu bewundern, die er mit militärischer Präzision -aufgestellt hatte. - -»Stadtgeld!« rief er, mich mit einem Anflug von Verstimmung ansehend. -Delano brach in ein bitteres Lachen aus. - -»Guter Gott!« rief er, »Herr Eyth wünscht ohne Zweifel Golddollars zu -sehen; Golddollars in New Orleans.« - -»Das nicht«, entgegnete ich etwas niedergeschlagen. »Aber Greenbacks, -Unionsgeld glaube ich beanspruchen zu dürfen. Das steht wahrhaftig -schlecht genug. Bedenken Sie, meine Herren, meine Dampfelefanten -fressen gute englische Pfunde, und nicht wenige.« - -Delano und Lawrence sahen sich an, Lawrence etwas verlegen, Delano mit -dem Mephistogesicht aus der Papiergeldszene im zweiten Teil des Faust, -boshaft, höhnisch und voll Profits. - -»Ihr Stadtgeld nimmt kein Mensch außerhalb New Orleans,« fuhr ich fort, -»und auch hier weiß niemand, was er in der Hand hat. Vorige Woche waren -Ihre Kommunalwahlen. Die Zeitungen sagen, daß die ›Crescent City‹ nun -auch mit ihrem Tweed gesegnet sei, wie das glückliche New York.[3] -Am Tag nach der Entscheidung fiel das Stadtgeld um zwanzig Prozent, -gestern wieder um fünf. Siebenhundertundfünfzig Dollar sind heute -keine dreihundertundfünfzig Dollars in Gold wert, keine fünfhundert -in Greenbacks! Ich glaubte mit einer achtbaren, zahlungsfähigen -Körperschaft zu tun zu haben, Herr Lawrence, als wir unser Abkommen -besprachen.« - -Meine Stimme zitterte vor innerer Bewegung. - -»Achtbar ohne allen Zweifel,« antwortete Delano für ihn mit einiger -Schärfe, »zahlungsfähig, lieber Herr Eyth, solvent, wie Sie noch -entdecken werden, ist nichts in der Welt, in der Sie sich seit -einiger Zeit bewegen. Glauben Sie, wir haben Golddollars am Parktor -eingenommen? Glauben Sie, die achtbaren Bürger dieses blühenden -Gemeinwesens haben sich verdammte Greenbacks gekauft, um Ihre Elefanten -ansehen zu können? Waren übrigens, wenn ich mir die Frage erlauben -darf, diese Elefanten echte Elefanten, oder, unter uns, auch nur halb -so echt, als unser Stadtgeld echtes Geld ist? Wir bezahlen in dem Geld, -das wir empfingen. Wenn Sie klug sind, machen Sie es bei der nächsten -Gelegenheit auch so. Nebenbei -- zahlen Sie Ihre Nigger in englischen -Sovereigns?« - -Der Geschäftsführer war warm geworden, und ich schwieg. Ich schweige -immer, wenn die Währungsfrage in irgendwelcher Form auftaucht. Auch -wäre es nicht weise gewesen, um siebenhundertundfünfzig Dollars mit -der Landwirtschaftsgesellschaft von Louisiana in ernstlichen Streit zu -geraten, wenn man an den Ufern des Mississippi dampfpflügen will. - -»Delano hat recht«, sagte Lawrence begütigend und klopfte mir tröstend -auf die Schulter. »Man muß das Leben nehmen, wie man es findet. Auch -die Menschen. Auch das Geld. Packen Sie die Papierpäckchen zusammen, -Herr Eyth. Gehen Sie in Frieden, und preisen Sie mit uns den Herrn, -der das alles geschaffen hat. -- Bei Gott, Mann!« rief er plötzlich, -als ob ihn der glücklichste Gedanke beseelt hätte, »bei der nächsten -Kommunalwahl steigt der Plunder wieder um fünfzig Prozent. Das geht wie -die Wassereimer in einem Ziehbrunnen, seitdem die Reisesäckler unsern -Staat regieren. Packen Sie ein, Sie Glücksvogel!« - -Es war sichtlich das klügste, was ich tun konnte. Delano gab mir -mit großer Zuvorkommenheit ein mächtiges Kuvert, das ich mit -meinem ungefähr um die Hälfte geschwundenen Sieges- und Ehrenpreis -vollstopfte. Es war noch immer ein sehr ansehnliches Paket. Dann -unterzeichnete ich eine Empfangsbescheinigung, die der Geschäftsführer -seufzend in den Kassenschrank legte, und verabschiedete mich von den -Herren mit dem unbehaglichen Gefühl, den amerikanischen Verhältnissen -vielleicht doch noch nicht ganz gewachsen zu sein. - -Nachdenklich ging ich die schöne Kanalstraße hinunter, ohne sie zu -sehen. Anstatt ruhiger zu werden, fühlte ich, wie mein Zorn wuchs und -sich langsam gegen mich selbst wendete. Als ich um die Ecke in die St. -Charlesstraße biegen wollte, stieß ich mit Oberst Schmettkow zusammen, -der in seinem abgeschabten Schulmeistersröcklein mit gewohnter -Sorglosigkeit daher geschlendert kam. Es war mir lieb. Er war, soweit -ich ihn kannte, eine ehrliche Haut und ein Landsmann. Ich brauchte -jemand, um mein Herz auszuschütten, jemand, mit dem ich über Amerika -schimpfen konnte, und der Oberst war hierzu wie geschaffen. Wir gingen -langsam die St. Charlesstraße entlang und taten es. - -Ich erzählte ihm, was ich erlebt hatte. Er wurde mit einemmal sehr -nachdenklich, tiefsinniger, als ich ihn je gesehen hatte. Er ließ mich -sogar fünf Minuten lang sprechen, ohne mir zu widersprechen. Auch das -war noch nie vorgekommen, denn trotz all der bunten Erlebnisse, die -sein Gesicht gefurcht und seine Haare gebleicht hatten, war er doch -immer noch ein halber Berliner. Plötzlich blieb er stehen. - -»Herr Eyth!« sagte er, war dann wieder still und atmete, wie wenn es -ihm schwer würde, weiter zu sprechen. Ich sah ihn verwundert an; es -wurde auch mir etwas unbehaglich. Einen so tiefen Eindruck hatte ich -mit meinem leidvollen Bericht kaum hervorzubringen gehofft. Nach einer -qualvollen Pause begann er mit gedämpfter Stimme aufs neue: - -»Herr Eyth, wollen Sie mir --« - -So kam es endlich! Ich hatte es schon längst erwartet. - -»Herr Eyth, wollen Sie ein altes Menschenleben retten?« - -»Eine meiner Liebhabereien, Oberst!« antwortete ich, in dem Bestreben, -die Schärfe des Angriffs durch einen schlechten Witz zu mildern. - -»Ohne Scherz«, fuhr Schmettkow rasch fort; seine Worte überstürzten -sich jetzt. »Gestern abend begegnete ich dem Kapitän eines deutschen -Schoners, der morgen nach Bremen absegelt. Ein braver Kerl, der aus -Danzig stammt und die Schmettkows kennt. Er will mich für achtzig -Dollars -- Greenbacks -- mitnehmen. Ich habe einige Schulden hier, die -bezahlt sein wollen: zweihundertundfünfzig Dollars bei unserm Wirt -in der Tschapatulastraße, ungefähr fünfzig Dollars in dem deutschen -Zigarrenladen an der Ecke dort, fünfundsiebzig bei meinem Schneider. -Man sieht mir das nicht an. Die Leute sollen nicht glauben, ich habe -sie um ihr Geld gebracht. Die Schulden müssen bezahlt werden, ehe -ich abreise. Dann, das werden Sie einsehen, Herr Eyth, muß ich mich -ein wenig ausstatten, Kleider, Koffer kaufen; ich kann nicht wie ein -fechtender Handwerksbursche in Bremen ankommen. Hundert Dollars laufen -Ihnen hierbei wie Wasser durch die Finger.« - -Er schwieg und rechnete, in der Stille, mit aller Macht. Dabei stieg -seine Aufregung. - -»Ungefähr siebenhundert Dollars -- Stadtgeld, Herr Eyth, nur Stadtgeld --- muß ich haben. Sobald ich deutschen Boden berühre, bin ich gerettet. -Ich habe reiche Verwandte, die mich nicht stecken lassen, wenn sie mich -wieder sehen. Mein Onkel, wenn er noch lebt, ist Rittergutsbesitzer -bei Bromberg. Alte Streiche sind längst vergessen. An alte Zeiten -denkt er noch. Ist er tot, so hat mein Vetter das Gut, dem fünfhundert -Dollars von jeher eine Prise Tabak waren, wie mir seinerzeit auch. Mein -Bruder muß jetzt Generalleutnant sein, zum mindesten. Sie müssen nicht -glauben, daß ich bettle; so weit hat es noch kein Schmettkow gebracht. -Drei Tage nach meiner Ankunft in Bremen schicke ich Ihnen fünfhundert -Dollars in Gold. Leihen Sie mir die siebenhundertundfünfzig Lumpen, die -Sie in der Tasche haben. Sie machen ein gutes Geschäft, und Sie retten -einen Mann, der nicht schlechter ist als andre, aber am Zugrundegehen. -Der Schoner heißt ›Die Hoffnung‹, Kapitän Petersen; wie das stimmt!« - -Seine Stimme bebte. Er faßte meine Hand; die seine war heiß und naß. -Daß es ihm ernst war mit meinem Geld, war nicht zweifelhaft; er keuchte -fast, indem er fortfuhr: - -»Was riskieren Sie, wenn ich mein heiliges Ehrenwort gebe, daß die -Summe mit der nächsten Post Ihnen zurückgeschickt wird? Fünfhundert -Dollars in Gold; die kleine Differenz ist unter Freunden nicht -erwähnenswert. Wollen Sie? Sie schinden sich die Haut ab für diese -Engländer; tun Sie einmal ein gutes Werk für einen Deutschen. Wollen -Sie?« - -Wir standen vor einem der eleganten Austernsalons der Charlesstraße. -Er zog mich am Arm hinein und rief dem Austernmann zu, uns Tinte -und Papier zu geben. Dann, leiser und dringender, setzte er seine -Auseinandersetzungen fort: wie er sich fünfzehn Jahre lang in Amerika -herumgeschlagen, bald im Elend, bald in ehrenhaften Verhältnissen, -gleich tausend andern, die dazu bestimmt scheinen, aus unerklärlichen -Gründen im Leben auf keinen grünen Zweig zu kommen; wie er jetzt -in seinem achtundvierzigsten Jahr als Oberst und Schulmeister sich -ermatten fühle und wisse, daß er auf Stroh sterben werde, wenn es noch -länger so weitergehe. Da sende ihm der Himmel diese Möglichkeit! - -Wieder drückte er mir die Hand. Seine matten Augen glänzten; seine -etwas rote Nase glühte. Was mich aber mehr als alles bewegte, -war die geheime Angst, die aus seinen zitternden Gesichtszügen -sprach; die Sorge, ob es ihm gelingen werde, mich bis zum Jasagen -hinaufzuschrauben, denn ich hatte noch immer nicht zugestimmt. - -Er nahm den großen weißen Bogen, den ihm der Wirt reichte, und schrieb -leise murmelnd, aber mit großer Gewandtheit eine Schuldverschreibung, -indem er mich von Zeit zu Zeit ansah. Sie lautete: - -New Orleans, den 14. März 1867. Der Unterzeichnete bekennt sich zum -Empfang eines Anlehens von siebenhundertundfünfzig Dollars in New -Orleans Stadtgeld zum heutigen Kurse von fünfundvierzig Prozent und -verpflichtet sich, in Bezahlung dieser Schuld drei Tage nach seiner -Ankunft in Bremen fünfhundert Dollars in Gold an Herrn Ingenieur Eyth -zu New Orleans, Tschapatulastraße Nr. 21, abzusenden. - -»Genügt uns das?« fragte er, aufblickend und mich mit einer Miene -ansehend, wie wenn ich der Schuldner und er der Gläubiger werden sollte. - -Ich hatte meinen Entschluß gefaßt. - -»Sie brauchen das Geld nicht hierher zu schicken«, sagte ich. -»Senden Sie nicht fünfhundert Dollars, sondern den richtigen Betrag, -dreihundertsiebenunddreißig Dollars fünfzig Cents an meinen Vater in -Württemberg, mit dem ich die Sache dann leicht regeln kann.« - -»Sehr gut, sehr gut!« rief er, fröhlich aufatmend, bestellte zwei -Dutzend Austern der besten Sorte und eine Flasche englisches Stout, -öffnete das Paket, das ich ihm überreicht hatte, nahm zwei Dollars -heraus und bezahlte die Zeche. Wir aßen plaudernd die prachtvollen -Seetiere des Golfs. Dann unterzeichnete er die Schuldverschreibung mit -fester Hand und einer Handschrift, die an energischer Entschlossenheit -von keiner Keilschrift übertroffen wird. Ich steckte das wertvolle -Schriftstück sorgfältig in meine Brusttasche, an Stelle des -beschwerlichen Pakets. Erklärlicherweise war er jetzt etwas in Eile. Er -mußte vor Abend Schulden bezahlen, Koffer und Ausstattung einkaufen, -das Dameninstitut auflösen! So schied ich von Oberst von Schmettkow -mit einem warmen Händedruck an der Tür des Austernsalons. Ich habe -ihn nie wieder gesehen, auch nie mehr von ihm gehört; weder von -ihm noch von den dreihundertsiebenunddreißig Dollars in Gold, eine -Summe, die ich so gewissenhaft ausgerechnet hatte. Möglich, daß die -»Hoffnung« untergegangen ist oder aus andern Gründen nie in Bremen -ankam. Zur Ehre des Menschengeschlechts habe ich das schon längst als -selbstverständlich angenommen. - -Es war ziemlich spät am Tage geworden, als ich selbst nach -Hause kam; noch nachdenklicher als zuvor. Ich legte Schmettkows -Schuldverschreibung in ein geheimes Fach meines Blechkoffers neben -die Kopie meines Briefs an Olcott. Noch nie und nirgends, seit dem -ersten Kanonenschuß bei Fort Sumter, lagen ein föderierter und ein -konföderierter Oberst so friedlich und einträchtig beisammen wie diese -beiden. Und was mich anbelangt, so war das friedliche Zusammenwirken -der zwei Herren von gleich erfreulichem Erfolg für sie. Eine -geheimnisvolle Ahnung sagte mir dies schon in jener Dämmerstunde; -ich fühlte mich deshalb so ziemlich wie Hans im Glück in modern -umgearbeiteter Auflage, nur etwas weniger vergnügt. Was sollte nun aber -werden? Wie sollte die Sache weiter gehen? Wo konnte ich, für teures -Geld, meinen Pflug einsetzen? Es war offenbar nicht so leicht, als -ich mir vorgestellt hatte, diesen starren Kontinent aufzureißen. Ich -sammelte allerdings Erfahrungen in erstaunlichem Grad, und keine von -den billigen. Aber das Ergebnis war vorläufig nicht ermutigend, es war -nicht zu verhehlen. - -Ich war müde -- schon amerikamüde! -- und starrte wohl eine Stunde lang -über die Dächer der Nachbarhäuser hinweg in den glänzenden Abendhimmel, -die ungelesenen »Crescent City News« auf den Knien, ohne Ziel und -Zweck, denn ich wußte wirklich nicht, was dabei herauskommen sollte. -Doch ist es manchmal auch gut, die Ruder sinken zu lassen und ruhig zu -warten, bis sich das müde Segel wieder rührt. - -Da klopfte es. Ich schreckte auf, denn ich war halb eingeschlafen in -trübseliger Erschöpfung. »Herein!« - -Es war Lawrence, munter und quecksilbern wie immer -- wurde dieser Mann -nie müde? --, und hinter ihm ein Fremder, ein großer, stattlicher Herr, -der wie gewohnheitsmäßig sich bückte, um zur Tür hereinzukommen und, -gut amerikanisch, erst den Hut abnahm, als er mitten im Zimmer stand. - -»Frederic, hier ist Herr Eyth!« sagte der kleine Lawrence. »Herr -Eyth, ich bringe Ihnen meinen Bruder, Herrn Frederic Lawrence von -Magnoliaplantage.« - -Es wäre nicht leicht gewesen, unähnlichere Brüder zu finden. Herr -Lawrence der Ältere war eine schöne, imponierende Gestalt mit schwarzen -Haaren, gebräuntem Gesicht und hellen, durchdringenden Augen, elegant -gekleidet, sehr bestimmt in seinem Auftreten und klug und klar in dem, -was er sagte. Man hatte das Gefühl, jemand vor sich zu haben, der -wußte, was er wollte, und es gewöhnlich auch bekam. Der Mann gefiel mir -auf den ersten Blick. - -»Freut mich, Sie kennen zu lernen«, sagte er, mir die Hand schüttelnd. -»Ich kam gestern aus dem Norden zurück und sah heute Ihren Dampfpflug -vor dem Ausstellungspark. In Baltimore hatte ich schon von den -Dampfelefanten gelesen und hielt sie für einen Humbug. Natürlich. -Aber ich muß sagen, die Art, wie Sie die Maschinen aus dem Sumpf -herausgezogen haben, in den Sie den Park verwandelt haben, hat mir -imponiert. Damit läßt sich bei uns etwas machen. Ich bin jetzt -überzeugt, daß Ihre Maschinen mehr können als wettrennen. Der Park -sieht aus, wie wenn sich hundert Riesenschweine drin herumgewälzt -hätten. Meine Glückwünsche, Herr Eyth!« - -Er lachte ermunternd. Ich wußte kaum, sollte ich es für Spott -oder Ernst nehmen, und sagte ausweichend: »Leider finden Sie mich -augenblicklich in einiger Verlegenheit, ein weiteres Feld der Tätigkeit -für meine Elefanten zu finden.« - -»Deshalb komme ich zu Ihnen, Herr Eyth«, sagte Frederic. »Schon in -Baltimore, wo ich von dem Wettrennen las und nachträglich von dem -Pflügen hörte -- der Unsinn läuft immer flinker als der Sinn --, war es -meine Absicht, Sie aufzusuchen. Für einen bloßen Schwindel sah mir die -Sache selbst von der Ferne zu groß aus. Aber fix war es von Ihnen, das -Wettrennen zu veranstalten. Man muß Lärm machen in unserm großen Land, -wenn man gehört werden will; ob die Trommel rot oder blau lackiert ist, -die Sie benutzen, tut nichts zur Sache.« - -»Den Lärm verdanke ich Ihrem Bruder, Herr Lawrence,« bemerkte ich, -»ganz allein Ihrem Herrn Bruder. Und ich beginne zu glauben, daß ich -ihm mehr zu danken habe, als ich ahnte.« - -»Fangen Sie an zu begreifen?« lachte Henry, sich vergnügt die Hände -reibend. »Es ist einfach phänomenal, Frederic, wie langsam die -Deutschen sind. Er fängt an zu begreifen!« - -»Kurz, ich habe Ihnen einen Vorschlag zu machen«, fuhr Lawrence der -Ältere fort, ohne sich um seinen Bruder zu kümmern, was diesem ganz -natürlich vorkam. »Sie packen Ihren ganzen Apparat morgen zusammen und -bringen ihn nach der Magnoliaplantage, sechzig Meilen stromabwärts. -Ich stelle Ihnen einen Flußdampfer zur Verfügung. Drunten finden Sie -tausend Acker Ratoons[4], in denen Sie pflügen können, solange Sie Lust -haben. Ebensolange sind Sie mein Gast. Ihre Leute finden ein bequemes -Unterkommen auf dem Gut. Alle Auslagen bezahle ich. Wenn mir nach einem -Monat Ihr Pflügen gefällt, so behalte ich den Pflug und bin und bleibe -der erste Dampfpflüger in Louisiana. Was kostet er?« - -»Magnolia liegt im besten Zuckerdistrikt des Staats«, fuhr er fort, -als ob er mich überreden müßte. »Eine stolze Plantage, Sir, trotz -des Kriegs. Aber nur eine von fünfzig, entlang dem Strom. Und alle -wissen nicht mehr, wie sie pflügen sollen, seitdem die Schwarzen in -die Stadt zu laufen anfangen. Ein Feld für Sie, ein kolossales Feld. -Aber den Anfang müssen Sie bei mir machen. Ich biete Ihnen, was ich -vernünftigerweise bieten kann.« - -Ob ich einschlug?! - -Es wurde wie Sonnenschein um mich her, trotz der Dämmerung. Hurra! -sagte ich im tiefsten Innern und war kaum imstande, es nicht laut zu -rufen. Endlich kommt die ehrliche, einfache Ochsenarbeit, um die ich -seit einem Monat kämpfe! Dem Himmel sei's getrommelt und gepfiffen; das -Elefantenrennen hat ein Ende! - - -[Illustration: Ende gut -- Alles gut.] - - Buchdruckerei Richard Hahn (H. Otto), Leipzig. - - - - - Fußnoten - - - [1] Carpet-baggers -- politische Intriganten, die nach der - Sklavenbefreiung aus den Nordstaaten in die Südstaaten reisten, um - dort im Trüben zu fischen. - - (Anm. der Stiftung.) - - [2] Zeit ist Geld. - - [3] Der Gauner Tweed beutete damals die New Yorker Stadtverwaltung - furchtbar aus. - - [4] Zuckerrohrschößling, der aus der Wurzel des abgeschnittenen - Rohrs wächst. - - - - -[Illustration: ~F 1506b X 10~: 100.000] - -Deutsche Dichter-Gedächtnis-Stiftung. - -Die Stiftung ist ein rein gemeinnütziges Unternehmen unter Ausschluß -aller privaten Erwerbsinteressen. Ihr Zweck ist, »hervorragenden -Dichtern durch Verbreitung ihrer Werke ein Denkmal im Herzen des -deutschen Volkes zu setzen« und durch Verbreitung guter Bücher der -schlechten Literatur den Boden abzugraben. Seit dem Jahre 1903 verteilt -sie alljährlich an eine stetig wachsende Zahl von Volksbibliotheken -sorgfältig ausgewählte Zusammenstellungen guter volkstümlicher Bücher. -Bis Ende 1909 wurden 245.954 Bücher an Volksbibliotheken verteilt. - -Die Auflage der von der Stiftung herausgegebenen Sammlungen -»Hausbücherei« und »Volksbücher« betrug bis Oktober 1910: 1.220.000 -Exemplare. - -Abzüge des +Werbeblatts+, des letzten Jahresberichts, auch des -Aufrufs und der Satzungen usw. werden von der Kanzlei der Deutschen -Dichter-Gedächtnis-Stiftung in Hamburg-Großborstel gern unentgeltlich -übersandt. - -Die Stiftung erbittet jährliche oder einmalige Beiträge. +Für Beiträge -von 2 Mk.+ an gewährt die Stiftung durch Übersendung eines Einzelbandes -ihrer »Hausbücherei« oder »Volksbücher« Gegenleistung. - - -Gute und billige Bücher - -Unter den mancherlei billigen Sammlungen, die in den letzten Jahren -zur Verbreitung guter Literatur geschaffen wurden, zeichnen sich die -Bücher der Deutschen Dichter-Gedächtnis-Stiftung durch sorgfältige -literarische Auswahl und ausgezeichnete Ausstattung aus: holzfreies -Papier, schönen und großen Druck, abwaschbaren, geschmackvollen -Einband. Diese Eigenschaften haben in Verbindung mit dem äußerst -billigen Preise den beiden Sammlungen der Stiftung schnell große -Verbreitung verschafft. - -Bisher sind erschienen: - - - Hausbücherei - - (gebunden, jeder Band 1 Mark) - - Bd. 1. +Heinrich von Kleist+: Michael Kohlhaas. Mit Bild - Kleists. 7 Vollbilder von Ernst Liebermann. Einleitung - von ~Dr.~ Ernst Schultze. _11.-20. Taus._ 170 S. - - Bd. 2. +Goethe+: Götz von Berlichingen. Mit Bild Goethes. - Einleitung v. ~Dr.~ W. Bode. _6.-10. Taus._ 178 S. - - Bd. 3. +Deutsche Humoristen.+ _1. ~Bd.~_: Ausgew. humor. Erzählungen - v. P. Rosegger, W. Raabe, Fr. Reuter und - A. Roderich. _40.-45. Taus._ 221 S. - - Bd. 4. +Deutsche Humoristen.+ _2. ~Bd.~_: Cl. Brentano, E. - Th. A. Hoffmann, H. Zschokke. _20.-25. Taus._ 222 S. - - Bd. 5. +Deutsche Humoristen.+ _3. ~Bd.~_: Hans Hoffmann, - Otto Ernst, Max Eyth, Helene Böhlau. _30.-35. T._ - 196 S. - - Bd. 6/7. +Balladenbuch.+ _1. ~Bd.~_: Neuere Dichter. _16.-20. T._ - 498 S. 2 Mark. - - Bd. 8. +Herm. Kurz+: Der Weihnachtsfund. Eine Volkserzählung. - Mit Bild Kurz'. Einleitung v. Prof. Sulger-Gebing. - _6.-10. Taus._ 209 S. - - Bd. 9. +Novellenbuch.+ _1. ~Bd.~_: C. F. Meyer, E. v. Wildenbruch, - Fr. Spielhagen, Detl. v. Liliencron. _26.-35. Taus._ - 194 S. - - Bd. 10. +Novellenbuch.+ _2. ~Bd.~_ (Dorfgeschichten): E. Wichert, - H. Sohnrey, W. v. Polenz, R. Greinz. _16.-20. T._ 199 S. - - Bd. 11. +Schiller+: Philosophische Gedichte. Ausgew. u. eingel. v. - Prof. E. Kühnemann. Mit Bild Schillers. _6.-10. T._ - 230 S. - - Bd. 12/13. +Schiller+: Briefe. Ausgew. und eingel. von Prof. - E. Kühnemann. Mit 2 Bildern Schillers. 2 Bände - in 1 Bande. _6.-10. Taus._ 226 u. 302 S. 2 Mark. - - Bd. 14. +Novellenbuch.+ _3. ~Bd.~_ (Geschichten aus deutscher - Vorzeit): A. Schmitthenner, J. J. David, W. Hauff. - _11.-20. Taus._ 246 S. - - Bd. 15. +Novellenbuch.+ _4. ~Bd.~_ (Seegeschichten): Joachim - Nettelbeck, W. Hauff, Hans Hoffmann, W. Jensen, - Wilh. Poeck, Johs. Wilda. _16.-20. Taus._ 179 S. - - Bd. 16. Auswahl aus den Dichtungen +Eduard Mörikes+. - Herausgeg. u. eingel. v. Dr. J. Loewenberg-Hamburg. - Mit Bild u. Silhouette Mörikes. _11.-20. Taus._ 235 S. - - Bd. 17. +Heine-Buch.+ Eine Auswahl aus Heinrich Heines - Dichtungen. Herausgeg. und eingel. von Otto Ernst-Hamburg. - Mit Bild Heines. _6.-10. Taus._ 203 S. - - Bd. 18 u. 19. +Goethes+ ausgewählte Briefe. Herausgeg. u. - eingel. v. Dr. Wilh. Bode-Weimar. Mit Bildern Goethes. - 2 Bände. _11.-15. Taus._ 169 u. 197 S. - - Bd. 20/21. +Deutsches Weihnachtsbuch.+ Eine Sammlung - der schönsten u. beliebtesten Weihnachtsdichtungen in - Poesie u. Prosa. _16.-20. Taus._ 413 S. 2 Mark. - - Bd. 22. +Novellenbuch.+ _5. ~Bd.~_ (Frauennovellen): Cl. Viebig, - L. v. Strauß u. Torney, Lou Andreas-Salomé, M. R. - Fischer. _11.-20. Taus._ 198 Seiten. - - Bd. 23. +Novellenbuch.+ _6. ~Band.~_ (Kindheitsgeschichten): - A. Schmitthenner, H. Aeckerle, M. Lienert, M. v. Rentz, - Hans Land, A. Bayersdorfer, Ch. Niese, Th. Mann. - _11.-20. Taus._ 199 S. - - Bd. 24. +Novellenbuch.+ _7. ~Bd.~_ (Kriegsgeschichten): Carl - Beyer, H. v. Kleist, W. v. Conrady, M. v. La Roche, - D. v. Liliencron, Th. Fontane. _11.-20. Taus._ 177 S. - - Bd. 25/26. +Balladenbuch.+ _2. ~Bd.~_: Ältere Dichter. _6.-10. T._ - 518 S. 2 Mark. - - Bd. 27. +Karl Immermann+: Preußische Jugend zur Zeit - Napoleons. Herausgeg. u. eingeleitet von ~Dr.~ Wilhelm - Bode-Weimar. Mit Bild Immermanns und 3 Bildern - Magdeburgs. _6.-10. Taus._ 171 Seiten. - - Bd. 28. +Martin Luther als deutscher Klassiker+, nebst - einer Einführung von ~Dr.~ Eugen Lessing. Mit Bild - Luthers. 176 Seiten. _6.-10. Taus._ - - Bd. 29/30. +Deutsche Humoristen.+ _4. ~und~ 5. ~Bd.~_ (Humoristische - Gedichte.) 351 Seiten. 2 Mark. _6.-10. Taus._ - - Bd. 31. +Deutsche Humoristen.+ _6. ~Bd.~_: E. Th. A. Hoffmann, - B. v. Arnim, Fr. Th. Vischer, A. Bayersdorfer, Henry - F. Urban, Ludw. Thoma. 160 S. _11.-20. Taus._ - - Bd. 32. +Max Eyth+: Geld und Erfahrung (humoristische Erzählung). - Mit Original-Illustrationen von Th. Herrmann - und Einleitung von ~Dr.~ C. Müller-Rastatt, - Hamburg. 176 Seiten. _6.-10. Taus._ - - Bd. 33. +Ludwig Uhland+: Ausgewählte Balladen und Romanzen. - Mit Einleitung von K. Küchler, Altona, und - Illustrationen von H. Schroedter, Karlsruhe. 160 S. - - Bd. 34. +J. J. David+: Ruzena Capek. Cyrill Wallenta. - Mit Einleitung von A. v. Weilen und Bild Davids. - 146 S. - - Bd. 35. +Ludwig Finckh+: Rapunzel. Mit Bild L. Finckhs - und Einleitung von M. Lang. 159 S. - - Bd. 36. +Grethe Auer+: Marraksch. Mit Bild Gr. Auers und - Einleitung von Dr. H. Bloesch. 192 S. - - - Geschenkausgaben - -+in prächtigem, biegsamem Einband+ mit Goldschnitt sind +zum Preise von -je 4 Mark+ hergestellt von: - - Bd. 6/7 (rot, Ganzleder) - Bd. 12/13 (grün, Ganzleder) - Bd. 18/19 (grau, Ganzleder) - Bd. 20/21 (weiß, Dermatoid) - Bd. 25/26 (rot, Ganzleder) - Bd. 29/30 (rot, Ganzleder). - -Schillerbuch, enth. Einltg. über Schillers Leben, die Glocke, Balladen, -Tell. Mit Bild Schillers. 346 S. _21.-30. T._ Geb. 1 M. - - - Volksbücher. - -Heft 1. 50 Gedichte v. +Goethe+. 95 S. Geh. 20, geb. 50 Pf. _11.-20. T._ - -Heft 2. +Schiller+: Tell. _11.-20. T._ 19 S. Geh. 30, geb. 60 Pf. - -Heft 3. +Schiller+: Balladen. _31.-40. T._ 108 S. Geh. 20, geb. 50 Pf. - -Heft 4. +Schiller+: Wallensteins Lager. Die Piccolomini. 215 S. Geh. -30, geb. 60 Pf. _11.-20. T._ - -Heft 5. +Schiller+: Wallensteins Tod. 222 S. Geh. 30, geb. 60 Pf. -_11.-20. T._ - -_Heft 4 und 5 in einen Band gebunden 1 Mark._ _11.-20. T._ - -Heft 6. +Brentano+: Die Geschichte vom braven Kasperl u. dem schönen -Annerl. Ill. v. W. Schulz. 59 S. Geh. 15, geb. 40 Pf. _11.-20. T._ - -Heft 7. +E. Th. A. Hoffmann+: Das Fräulein von Scuderi. 113 S. Geh. 20, -geb. 50 Pf. - -Heft 8. +Fr. Halm+: Die Marzipanliese. Die Freundinnen. Ill. v. H. -Amberg. 124 S. Geh. 20, geb. 50 Pf. _11.-20. T._ - -Heft 9. +Fritz Reuter+: Woans ick tau 'ne Fru kamm. 61 S. Geh. 15, geb. -40 Pf. _11.-20. T._ - -Heft 10. +Max Eyth+: Der blinde Passagier. Ill. v. Th. Herrmann. -_21.-30. T._ 68 S. Geh. 20, geb. 50 Pf. - -Heft 11. +Marie von Ebner-Eschenbach+: Die Freiherren von Gemperlein. -_11.-20. T._ 82 S. Geh. 20, geb. 50 Pf. - -Heft 12. +Wilhelm Jensen+: Über der Heide. _11.-20. T._ 127 S. Geh. 25, -geb. 55 Pf. - -Heft 13. +Ernst Wichert+: Der Wilddieb. 144 S. Geh. 30, geb. 60 Pf. -_11.-20. T._ - -Heft 14. +Levin Schücking+: Die drei Großmächte. Illustr. v. H. -Schroedter. 96 S. Geh. 25, geb. 55 Pf. _11.-20. T._ - -Heft 15. +Ludwig Anzengruber+: Der Erbonkel u. andere Geschichten. -_11.-20. T._ 86 S. Geh. 25, geb. 55 Pf. - -Heft 16. +Helene Böhlau+: Kußwirkungen. _11.-20. T._ 68 S. Geh. 20, -geb. 50 Pf. - -Heft 17. +Ilse Frapan-Akunian+: Die Last. _11.-20. T._ 87 S. Geh. 25, -geb. 55 Pf. - -Heft 18. +H. v. Kleist+: Die Verlobung in St. Domingo. Das Erdbeben in -Chili. Der Zweikampf. 142 S. Geh. 30, geb. 60 Pf. - -Heft 19. +Peter Rosegger+: Der Adlerwirt von Kirchbrunn. 139 S. Geh. -30, geb. 60 Pf. _11.-20. T._ - -Heft 20. +Ernst Zahn+: Die Mutter. _11.-20. T._ 66 S. Geh. 20, geb. 50 -Pf. - -Heft 21. +E. J. Groth+: Die Kuhhaut (Humoreske). Mit Illustr. v. Gg. O. -Erler. 40 S. Geh. 15, geb. 40 Pf. _11.-20. T._ - -Heft 22. +A. Schmitthenner+: Die Frühglocke. Mit Illustr. v. Wilh. -Schulz. ~11.-20. T.~ 64 S. Geh. 20, geb. 50 Pf. - -Heft 23. +G. Freytag+: Karl d. Große. -- Friedrich Barbarossa. -Minnesang und Minnedienst zur Hohenstaufenzeit. 80 S. Geh. 25, geb. 55 -Pf. - -Heft 24. +Fr. Spielhagen+: Hans u. Grete. Mit Illustr. v. Th. Herrmann. -_11.-20. T._ 174 S. Geh. 40, geb. 75 Pf. - -Heft 25. +St. v. Kotze+: Geschichten aus Australien. 88 S. Geh. 25, -geb. 55 Pf. - -Heft 26. +Paul Heyse+: Andrea Delfin. 136 S. Geh. 30, geb. 60 Pf. - -Heft 27. +H. Villinger+: Leodegar, der Hirtenschüler. Mit Ill. v. H. -Eichrodt. 72 S. Geh. 20, geb. 50 Pf. - -Heft 28. +Otto Ludwig+: Aus dem Regen in die Traufe. Ill. v. H. -Schroedter. 123 S. Geh. 25, geb. 55 Pf. - -Heft 29. +Richard Huldschiner+: Fegefeuer. Mit Buchschmuck v. H. -Amberg. 250 S. Geh. 70 Pf., geb. 1 Mark. - -Heft 30. +Franz Grillparzer+: Weh dem, der lügt! 132 S. Geh. 25, geb. -55 Pf. - - - Druck von Grimme & Trömel in Leipzig. - - - - - Weitere Anmerkungen zur Transkription - - - Offensichtlich fehlerhafte Zeichensetzung wurde stillschweigend - korrigiert. - - Sofern nicht unter den Korrekturen aufgeführt, wurde die - Originalschreibweise beibehalten. - - Korrekturen (das korrigierte Wort ist in {} eingeschlossen): - - S. 18: ihnen → Ihnen - Vollends ein Kongreßmann, den man {Ihnen} - - S. 31: Jaksonstraße → Jacksonstraße - in der {Jacksonstraße} bestanden aus zwei geräumigen - - S. 49: vorwärtsreibend → vorwärtstreibend - mich an der Wand des Tunnels {vorwärtstreibend} - - S. 77: ihnen → Ihnen - Wie gefällt {Ihnen} das? - - S. 88: aufgeflanzt → aufgepflanzt - auf dem Boden von Louisiana {aufgepflanzt} sah - - S. 97: Ueberraschung → Überraschung - Doch eine weit größere Freude und {Überraschung} stand mir - - S. 101: Dampfflug → Dampfpflug - nachdem der {Dampfpflug} sein Arbeitsfeld erreicht hatte - - S. 107: zur → zu - das schwarze Gesicht von Ohr {zu} Ohr spaltete - - S. 129: mußte → müßte - Das {müßte} man aber doch sehen - - S. 150: Nöten → Nöte - Stone hatte trotz seiner {Nöte} sechzig - - S. 154: jäh → zäh - mit dem Sieg des {zäh} ausdauernden - - S. 157: Sie → sie - Sie müssen {sie} zurückbekommen - - - - - -End of the Project Gutenberg EBook of Geld und Erfahrung, by Max Eyth - -*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK GELD UND ERFAHRUNG *** - -***** This file should be named 50344-0.txt or 50344-0.zip ***** -This and all associated files of various formats will be found in: - http://www.gutenberg.org/5/0/3/4/50344/ - -Produced by The Online Distributed Proofreading Team at -http://www.pgdp.net - -Updated editions will replace the previous one--the old editions will -be renamed. - -Creating the works from print editions not protected by U.S. copyright -law means that no one owns a United States copyright in these works, -so the Foundation (and you!) can copy and distribute it in the United -States without permission and without paying copyright -royalties. 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You may copy it, give it away or re-use it under the terms of -the Project Gutenberg License included with this eBook or online at -www.gutenberg.org. If you are not located in the United States, you'll have -to check the laws of the country where you are located before using this ebook. - -Title: Geld und Erfahrung - -Author: Max Eyth - -Annotator: Carl Müller-Rastatt - -Illustrator: Theodor Herrmann - -Release Date: October 30, 2015 [EBook #50344] - -Language: German - -Character set encoding: UTF-8 - -*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK GELD UND ERFAHRUNG *** - - - - -Produced by The Online Distributed Proofreading Team at -http://www.pgdp.net - - - - - - -</pre> - - -<div class="transnote"> - -<p class="h2">Anmerkungen zur Transkription</p> - -<p>Im Original gesperrter Text ist <em class="gesperrt">so dargestellt</em>.</p> - -<p>Im Original in Antiqua gesetzter Text ist <em class="antiqua">so dargestellt</em>.</p> - -<p>Im Original kursiver Text ist <i>so dargestellt</i>.</p> - -<p>Weitere Anmerkungen zur Transkription finden sich am -<a href="#tnextra">Ende des Buches</a>.</p> -</div> - -<p class="h2"> -Hausbücherei<br /> -32 -</p> -<hr class="chap" /> - -<div class="chapter"> -<p class="h2"> -Hausbücherei</p> -<p class="center p2"> -der Deutschen Dichter-Gedächtnis-Stiftung</p> -<p class="center p2"> -32. Band</p> - -<div class="figcenter"> -<img src="images/signet.png" alt="Signet" /> -</div> -<p class="center p2"> -Hamburg-Großborstel<br /> -Verlag der Deutschen Dichter-Gedächtnis-Stiftung<br /> -1910 -<br /> -11.-20. Tausend<br /> -</p> -<hr class="chap" /> -</div> - -<div class="chapter"> -<h1> -Geld und Erfahrung</h1> -<p class="center"> -von</p> -<p class="h2"> -Max Eyth</p> -<p class="smblock"> -Mit einem Bildnis Eyths, einer Einleitung -von <em class="antiqua">Dr.</em> <em class="gesperrt">Carl Müller</em>-Rastatt und Bildern -von <em class="gesperrt">Theodor Herrmann</em> in Hamburg</p> -<div class="figcenter"> -<img src="images/signet.png" alt="Signet" /> -</div> -<p class="center p2"> -Hamburg-Großborstel<br /> -Verlag der Deutschen Dichter-Gedächtnis-Stiftung<br /> -1910<br /> -11.-20. Tausend -</p> -<hr class="chap" /> -</div> - -<div class="chapter"> -<h2 id="Inhalt"> -<img src="images/rule1.png" alt="" /><br /> -Inhalt</h2> -</div> - -<table summary="Inhalt"> -<tr> -<td></td> -<td class="tdr">Seite</td> -</tr> -<tr> -<td>Einleitung von <em class="antiqua">Dr.</em> Carl Müller-Rastatt</td> - <td class="tdr"><a href="#Einleitung">5–10</a></td> -</tr> -<tr> -<td><em class="gesperrt">Max Eyth:</em> Geld und Erfahrung</td> - <td class="tdr"><a href="#Im_Sueden">11–176</a></td> -</tr> -</table> - -<div class="figcenter"> -<img src="images/tb.png" alt="" /> -</div> - -<p>Für die Abdruckserlaubnis dieser Erzählung schulden wir -der Deutschen Verlagsanstalt in Stuttgart Dank. Die -Erzählung ist dem zweiten Bande des Max Eythschen -Werkes »Hinter Pflug und Schraubstock« entnommen.</p> - -<div class="figcenter"> -<img src="images/tb.png" alt="" /> -</div> - -<p class="smblock">Ein Bild Max Eyths ist -hinter Seite 4 eingeheftet.</p> - -<div class="figcenter"> -<img src="images/tb.png" alt="" /> -</div> - -<p>Ein ausführliches Verzeichnis der früher erschienenen -Bände der »Hausbücherei« sowie der »Volksbücher« -befindet sich am Schluß des Bandes.</p> - -<div class="figcenter"> -<img src="images/rule1.png" alt="" /> -</div> - -<hr class="chap" /> - -<div class="figcenter"> -<img src="images/illu-005.jpg" alt="M. Eyth" /> -</div> -<hr class="chap" /> - -<p><span class="pagenum"><a id="Seite_5">[5]</a></span></p> - -<div class="chapter"> -<h2 id="Einleitung"> -<img src="images/rule1.png" alt="" /><br /> -Einleitung.</h2> -</div> - -<p><em class="gesperrt">Geld und Erfahrung!</em> Man kennt das -Geschichtchen von den beiden Männern, die zusammen -ein Geschäft begründeten. Der eine brachte -das nötige Geld dazu mit, der andere die Erfahrung. -Als aber ein paar Jahre ins Land gegangen -waren und die beiden sich wieder trennten, da -hatten sie die Rollen getauscht: der das Geld mitgebracht -hatte, der hatte jetzt die Erfahrung; aber -der andere hatte das Geld.</p> - -<p>Das Geschichtchen ist eines von denen, die -ewig neu bleiben und die sich in der Welt immer -wieder abspielen. Umsonst ist der Tod, und Erfahrung -gewinnt man nicht, ohne Lehrgeld dafür -zu zahlen. Es hilft nichts, daß man darüber klagt -und jammert. Man wird am besten damit fertig, -wenn man gute Miene zum bösen Spiel macht und -sich mit fröhlichem Humor in sein Schicksal findet. -Das haben wenige so gut verstanden wie <em class="gesperrt">Max -Eyth</em>. Sein ganzes Jünglings- und Mannesalter -ist ein einziges Sammeln von Erfahrungen gewesen, -und er hat sie alle redlich bezahlen müssen. Aber -statt sich darüber zu grämen, hat er aus all seinen -Erlebnissen lustige und unterhaltsame Geschichten -gemacht, von denen dieses Buch eine treffliche -Probe gibt.</p> - -<p>Es gibt Schriftsteller, die sich ihre Bücher zusammenfabeln,<span class="pagenum"><a id="Seite_6">[6]</a></span> -weil sie uns recht absonderliche Dinge -erzählen wollen, ohne Rücksicht darauf, ob sie wahr -sind oder nicht. Und es gibt andere, die sich ihre -Bücher zusammenträumen, während sie irgendwo -in der schlichten Alltäglichkeit sitzen und sich heimlich -hinaussehnen in Abenteuer, in fremde Länder -und zu fremden Menschen. Max Eyth hat nicht -gefabelt und nicht geträumt: er hat erlebt. Und -das, was er erlebt hat, hat er mit klarem Auge -und fröhlichem Wesen beobachtet und dann niedergeschrieben, -andern zur Belehrung und zur Freude.</p> - -<p><em class="gesperrt">Max Eyth</em> ist im Jahr 1836 im Pfarrhaus -des Städtchens Kirchheim unter Teck geboren worden. -Die Kunst, mit der Feder umzugehen, war -ihm von seinen Eltern überkommen, die sich beide -dichterisch betätigten. Daneben hatte er schon in -seinen Kinderjahren besonderes Interesse an praktischen -Dingen, an Maschinen. Und so entschied er -sich dafür, das Stuttgarter Polytechnikum zu besuchen, -um Maschinenbauer zu werden. Das war -damals, wo die Maschinen erst ganz allmählich -anfingen, die Bedeutung zu gewinnen, die sie jetzt -in der Welt haben, noch ein kühnes Unterfangen. -Aber Max Eyth hat Zeit seines Lebens frischen -Wagemut besessen und darauf vertraut, daß dem -Kühnen das Glück lächelt und der Erfolg hold ist. -Mit diesem Wagemut begann er sein Studium: -mit diesem Wagemut beschloß er, als es glücklich -beendet war, ins Ausland zu ziehen und sich -draußen den Wind um die Nase wehen zu lassen.</p> - -<p><span class="pagenum"><a id="Seite_7">[7]</a></span></p> - -<p>Der Anfang war nicht vielversprechend. Er -zog rheinabwärts und klopfte in all den großen -Fabriken an, die sich links und rechts des schönen -Stroms aufgetan hatten. Aber auf seine Frage -nach einer Anstellung fand er von Mainz bis Antwerpen -nur ein Achselzucken. Und es beweist seine -Energie, daß er nicht reumütig umkehrte, sondern -über See nach England ging, um dort sein Heil -zu versuchen. Auch hier wiederholte sich zunächst, -was er auf seiner Rheinfahrt erlebt hatte: Monat -für Monat wurde er abgewiesen, wo er anklopfte. -Endlich aber kam der Tag, an dem sein Ausharren -belohnt wurde: sein guter Stern führte ihn mit -<em class="gesperrt">John Fowler</em> zusammen, einem der größten englischen -Maschinenfabrikanten, der hauptsächlich -Dampfpflüge baute.</p> - -<p>Fowler berief Eyth in seine Fabrik. Ein -Schraubstock, an dem er arbeiten sollte, und dreißig -Schilling Wochenlohn: viel war es nicht, was dem -jungen Ingenieur geboten wurde. Aber er griff -rasch entschlossen zu und hatte es nicht zu bereuen. -Bald fand er an den Dampfpflügen Gefallen und -Fowler an ihm. Auf der Londoner Weltausstellung -hatte er schon als Vertreter der Firma die dort -arbeitenden Dampfpflüge zu leiten. Da er sich -dabei ausgezeichnet bewährte, entsandte man ihn -im Anschluß daran nach Ägypten. Halim Pascha, -der Oheim des damaligen Vizekönigs des Pyramidenlandes, -einer der größten Grundbesitzer in -der ungeheuren Nilebene, wollte seine Güter besser<span class="pagenum"><a id="Seite_8">[8]</a></span> -ausnützen, als dies bei der bis dahin üblichen, -altväterlichen Weise des Ackerbaues möglich war. -Er bestellte bei Fowler ein paar Dampfpflüge und -Eyth wurde ausersehen, sie ins Nildelta zu bringen, -dort aufzustellen und aus der eingeborenen Bevölkerung -die nötige Bedienungsmannschaft heranzubilden.</p> - -<p>Es war keine Kleinigkeit, die hier gestellte -Aufgabe in einem halb zivilisierten Lande zu lösen. -Aber Eyth fand sich in die fremdländischen Verhältnisse -so glücklich hinein und stand so wacker -seinen Mann, daß Halim Pascha ihm den Antrag -machte, als Oberingenieur ganz in seine Dienste zu -treten. Eyth ging darauf ein und blieb vier Jahre -in Ägypten.</p> - -<p>Dann trat er wieder in die Dienste der -Fowlerschen Fabrik, aber nicht, um in England -hinter Zeichentisch und Schraubstock zu sitzen, sondern -um das in Ägypten begonnene Wanderleben -weiter fortzusetzen. Zunächst sandte man ihn in -die Vereinigten Staaten von Nordamerika, um -hier den Dampfpflug einzuführen. Es war bald -nach der Beendigung des Sezessionskrieges und -der Niederwerfung der Südstaaten, als er den -Boden der Neuen Welt betrat. Wie es ihm dort -erging, das hat er in »Geld und Erfahrung« ebenso -anschaulich wie humorvoll geschildert. Der Kontrast -zwischen Nord- und Südstaatlern, das übertriebene -Selbstgefühl des Nordamerikaners, sein Drang, -Geld zu »machen« um jeden Preis, kurz, das<span class="pagenum"><a id="Seite_9">[9]</a></span> -ganze, seltsam zusammengesetzte Wesen tritt uns in -der Geschichte lebenswahr entgegen. Und Eyth -verhehlt dabei nicht, wie er, der so stolz war, in -Ägypten sich durchgesetzt zu haben, dieser amerikanischen -Art zunächst ziemlich hilflos gegenübersteht, -wie er erst allmählich sie begreift und festen Boden -unter die Füße bekommt. Schließlich gelang es -ihm auch hier, seinem Auftrag gerecht zu werden. -Aber schon harrten seiner neue Aufgaben in der -alten Welt. In Deutschland, Österreich, Belgien -hatte er zunächst tätig zu sein. Dann ging er mit -seinen Pflügen ins Innere des heiligen Rußland, -das er verließ, um Fowlers Maschinen in Rumänien -einzubürgern. Von Rumänien zog er nach -Italien, und weiter übers Mittelmeer in die heißen -Gefilde Algiers. Dann beorderte man ihn in die -Türkei, die er nur verließ, um nach Westindien zu -fahren. Als seine Aufgabe da erfüllt war, schickte -Fowler ihn nach Peru und von dort wieder nordwärts -nach Kalifornien. Wahrlich, ein buntes, -wechselvolles Wanderleben. Und er lebte es nicht -in gemütlichem Behagen als Vergnügungsreisender: -wohin er ging, folgte ihm als treue Reisegefährtin -die Arbeit.</p> - -<p>Aber nach zwanzig Jahren solcher Tätigkeit -war seine Wanderlust befriedigt. Er gab seine -Stellung bei Fowler auf und kehrte nach Deutschland -zurück. Freilich war er nicht der Mann dazu, -sich hier ruhig auf die Bärenhaut zu legen: Erstens -gründete er die große Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft,<span class="pagenum"><a id="Seite_10">[10]</a></span> -deren Leitung ihm bis 1896 oblag. -Und dann ging er jetzt daran, was er erlebt und -erfahren hatte, schriftstellerisch festzuhalten und andern -mitzuteilen. Damit beschäftigte er sich, bis ihn -am 25. August 1906 der Tod abberief.</p> - -<p>Eyths Erzählungen dürfen also nicht als freie -Erfindungen angesehen werden. Er hat in ihnen -nur Bruchstücke seines eigenen, abwechslungsreichen -Lebens aufgefangen und dargestellt. Er hat sich -aber nicht damit begnügt, die Wirklichkeit so peinlich -treu wiederzugeben, wie etwa ein Photograph -es tun würde, sondern er hat jedes Stück in einheitlichen -Fluß gebracht und geschickt abgerundet, -wie ein Maler die darzustellende Landschaft abrundet. -Und er hat seine Erlebnisse nicht rein sachlich, -trocken und nüchtern heruntererzählt, sondern -er hat die Erzählung mit seinem köstlichen, herzerquickenden -Humor gewürzt. Er sieht all die -kleinen Schwächen und Absonderlichkeiten der Menschen, -mit denen er zu tun hat. Aber sie machen -ihn nicht zum Griesgram und nicht zum bissigen -Spötter. Er freut sich an ihnen und möchte die -Menschen gar nicht ohne sie sehen. Er lacht über -sie ein gesundes, herzhaftes Lachen und weiß uns -dies Lachen durch seine Darstellung mitzuteilen. -Seine Bücher sind voll gesunder Lebenskraft und -Lebensfreude. Das macht sie dem Leser lieb und -wert, und das ist der Grund, daß sie eine so große -Verbreitung gefunden haben.</p> - -<p> -<em class="gesperrt">Hamburg.</em></p> -<p class="right"> -<em class="gesperrt"><em class="antiqua">Dr.</em> Carl Müller-Rastatt.</em> -</p> - -<hr class="chap" /> - -<div class="chapter"> -<p><span class="pagenum"><a id="Seite_11">[11]</a></span></p> - -<h2 id="Im_Sueden">1. Im Süden</h2> -</div> - -<p> -<img src="images/illu-013.png" alt="" /> -</p> - -<p class="pkap1">»Passen Sie auf, Mister Eyth, wenn ich Ihnen -die Geschichte noch nicht erzählt haben sollte: Vor -drei Jahren begegnete mir im Broadway in New -York ein junger Engländer, frisch und grün, wie -sie die Alte Welt manchmal noch liefert. Er hatte -schon drei Wochen in der Metropole der Neuen -verbummelt und darüber nachgedacht, wie er es -angreifen könne, sein Glück zu machen, und hatte -sogar mich darüber befragt, obgleich ich damals so -wenig wie jetzt danach aussah, als ob ich das Problem -gelöst hätte. Ein Bürschchen aus guter Familie, -dem seine Mama tausend Pfund in die -Tasche gesteckt hatte, um ihm den Anfang zu erleichtern. -Er strahlte vor Vergnügen, als ich ihn -zum zweitenmal sah. Er hatte einen entfernten -Vetter gefunden, der Amerika seit fünfundzwanzig<span class="pagenum"><a id="Seite_12">[12]</a></span> -Jahren kannte und schon ein halber Yankee geworden -sein mußte, scharf und hell wie ein Eingeborener. -Sie wollten sich assoziieren, ein Agenturgeschäft -gründen, Zucker, Baumwolle, Tabak verkaufen -– was weiß ich! Mein Engländer hatte -das Geld, der entfernte Vetter die Erfahrung. Das -mußte gehen! In fünf Jahren konnten sie Millionen -verdient haben! – Zwei Jahre darauf begegnete -ich ihm wieder, fast am gleichen Fleck; -aber er war traurig. ›Nun, wie geht's mit der -Agentur?‹ frage ich. – ›Mittelmäßig‹, sagt er -zögernd. – ›Was!‹ rufe ich, ›Ihr Vetter mit der -Erfahrung und Sie mit dem Geld – das mußte -ja gehen!‹ – ›Wir haben uns gestern getrennt, -mein Partner und ich‹, – erklärte er seufzend. -›Jetzt hat <em class="gesperrt">er</em> das Geld und <em class="gesperrt">ich</em> die Erfahrung!‹ -– Passen Sie auf, Mister Eyth, daß ich mit Ihnen -in kurzer Zeit nicht etwas Ähnliches erlebe. Seit -dem Krieg sind wir alle zweimal so scharf geworden -als vor fünf Jahren.«</p> - -<p>»Gehört habe ich die Geschichte schon, aber -nicht von Ihnen«, sagte ich lachend. »Doch bange -machen gilt nicht. Ein Mensch, der in Ägypten -vier Jahre lang unter Mamelucken und Eunuchen -gepumpt und dampfgepflügt hat und aus dem -großen Baumwollkrach vor zwei Jahren lebendig -herausgekrochen kommt, ist so grün nicht mehr wie -Ihr Engländer. Die Griechen und Armenier von -Alexandrien sind keine schlechten Lehrmeister.«</p> - -<p>»Mag sein«, nickte der Oberst, indem er nachdenklich<span class="pagenum"><a id="Seite_13">[13]</a></span> -an seinem zweiten Frühstücksei herumknusperte. -»Ich wünsche Ihnen alles Glück zu -Ihrem Glauben und Ihrer Schlauheit und wollte -nur, der nächste Dampfer brächte auch mir einen -Dampfpflug, der achttausend Golddollar wert wäre. -Ich wollte ihn geschwind genug losgeschlagen haben, -unter Kostpreis, wenn nötig.«</p> - -<p>Wir saßen beim Frühstück an einem der grünen -Tischchen im Garten des deutschen Restaurants und -Biersalons von Breitling, in der Tschapatulastraße -von New Orleans, Louisiana. Der Garten war -eine Schöpfung nach Erinnerungen Breitlings aus -seiner deutschen Heimat und bestand aus sechs -Tischchen und einem alten, knorrigen, schlecht belaubten -Hickorybaum, an dem als natürlicher Festschmuck -zerlumpte Fetzen hängenden Mooses klunkerten. -Der Baum stammte ersichtlich aus der Zeit, -in der der Mississippi an dieser Stelle noch wildes -Swampland anzuschwemmen pflegte, und stand jetzt -trübselig zwischen vier hohen Backsteinmauern, die -ihm und uns den stets willkommenen Schatten -gaben. Die Luft war dumpf und schwül; doch war -man sozusagen im Freien. Die Mittagsglut, welche -über die große Stadt hereinzog, war morgens um -acht Uhr noch nicht bis in diesen Winkel gedrungen, -so daß schon seit vierzehn Tagen, seitdem ich in der -Nähe wohnte, mir diese Frühstücksstunde zu den -angenehmeren des Tags gehörte. Breitlings Figur, -die seinem Namen, sonderlich von hinten, Ehre -machte, und eine zerrissene, etwas bierbefleckte<span class="pagenum"><a id="Seite_14">[14]</a></span> -»Gartenlaube« sorgten dafür, daß man sich halb -in Deutschland fühlen konnte.</p> - -<p>Auch der Oberst, den ich hier kennen gelernt -hatte, trug dazu bei. Es war ein großer, hagerer, -vierzigjähriger Mann, dem man allerdings ansah, -daß er einiges erlebt hatte. Schmettkow, Herr von -Schmettkow erlaube ich mir ihn aus Rücksicht für -seine Familie zu nennen. Er erzählte gerne von -seinen leichteren Jugendstreichen, die er in die Zeit -verlegte, in welcher er Rittmeister in der preußischen -Garde zu Berlin gewesen sein wollte. Dies hatte -wohl seine Richtigkeit; ich hatte wenigstens keinen -Grund, daran zu zweifeln. Dagegen beobachtete er -ein tiefes Schweigen darüber, wie es kam, daß er -aufgehört hatte, es zu sein. Nach seiner eignen, -etwas unzusammenhängenden Lebensskizze befand -er sich plötzlich in Amerika, den üblichen Kampf ums -Dasein fechtend, und zwar von der Pike auf; und -von was für einer Pike! Der Ausbruch des -Bürgerkriegs fand ihn bei Baltimore als Buchhalter -einer Baumwollplantage, auf der Südseite -der Sezessionsgrenze. Politische Grundsätze beeinflußten -ihn sichtlich wenig. Er focht mit als braver -Soldat und biederer Landsknecht, wo ihn der Zufall -hingestellt hatte, und schied als Oberst von -seinem nur noch aus vierundzwanzig Mann, meist -Majoren, bestehenden Regiment, als die große Sache -der Aristokratie des Südens zusammenbrach. Bei -Atlanta, im letzten Gefecht, in dem sich das Regiment -auszeichnete, hatte er einen Sergeanten der<span class="pagenum"><a id="Seite_15">[15]</a></span> -föderierten Armee unter Sherman samt der Kompagnie, -welche dieser zufällig befehligte, beim Frühstück -überrascht und gefangen genommen, oder vielleicht -richtiger gesagt: er hatte Breitlings Frühstück -gefangen genommen und diesen, der ihm sofort -wieder entwischte, hierdurch unangenehm überrascht. -Die beiden Herren konnten sich über den Hergang -der Waffentat nie völlig einigen. Breitling war nach -dem Friedensschluß mit andern politischen Kräften -gen Süden gewandert und besaß nach kurzer amtlicher -Tätigkeit als Steuereinnehmer genügende -Mittel, seinen Biersalon in der Tschapatulastraße -zu eröffnen. Dort überraschte ihn Oberst von -Schmettkow zum zweitenmal, den ein rauhes Schicksal -ebenfalls nach Louisiana verschlug. Es war -hohe Zeit, denn der Oberst, einer der wenigen -Deutschen, die auf der verlorenen Seite des großen -Bürgerkriegs gefochten hatten, war dem Versinken -nahe. Breitling hatte ein gutes, dickes Herz und -zwei Töchterchen von elf und neun Jahren, die -während der Kriegsjahre in ihren Elementarkenntnissen -etwas zurückgeblieben waren. Das paßte -vortrefflich. Der Oberst wurde Haus- und Mädchenschullehrer, -hatte bereits sechs höhere Töchter und -bei Breitling freie Kost gefunden. Das Dameninstitut -befand sich im Tanzsalon hinter der Bierwirtschaft. -Wo der Herr Professor wohnte, wußte -niemand. Aber seine Schnurrbartspitzen hoben sich -aufs neue, und der auf »Ä« gestimmte Ton des -einstigen Offiziers vom Tempelhofer Feld klang<span class="pagenum"><a id="Seite_16">[16]</a></span> -leise und gedämpft wieder durch. Ganz war er ja -auch im größten Elend nicht verschwunden, denn -er war hörbar waschecht.</p> - -<p>Ich selbst hatte vor zwei Wochen das Sankt -Charleshotel verlassen und war in eine Privatwohnung -in der benachbarten Tschapatulastraße -übergesiedelt. Es war mir im Gasthof etwas zu -unruhig geworden. Ein Senator von Alabama -hatte am Hotelschenktisch nach dem Mittagsmahl -im ruhigsten Gespräch sechs Schritte von mir einen -Richter aus Texas niedergeschossen. Man hatte -zwar den toten Richter sofort auf die benachbarte -Polizeistation und den Senator, nach einem kleinen -Wortwechsel mit den Umstehenden, nach seinem -Zimmer gebracht. Auch ließ man dessen Tür von -zwei nach und nach herbeigeholten Schutzleuten zur -allgemeinen Genugtuung der ängstlicheren Hotelbewohner -streng bewachen, nachdem der Senator kurz -zuvor durch das Fenster abgereist war. Da ich -diesen Herrn aus Alabama persönlich nicht kannte, -mit ihm also auch nicht sympathisieren konnte, dagegen -mit dem Richter, der gleichzeitig großer -Grundbesitzer war, schon mehrere Cocktails getrunken -und intime Beziehungen betreffs der Dampfkultur -in Texas angeknüpft hatte, ärgerte mich -dieser Zwischenfall lebhaft und veranlaßte, neben -anderm, meinen Umzug nach der Tschapatulastraße. -Auch fand ich, daß meine augenblickliche Beschäftigung, -das Warten auf den englischen Frachtdampfer -»Wild-West«, in einer Privatwohnung ebenso wirkungsvoll<span class="pagenum"><a id="Seite_17">[17]</a></span> -gefördert werden konnte als in dem in -ganz Louisiana, wenn auch nicht wegen seiner Billigkeit, -berühmten Sankt Charleshotel. Meinen -anderweitigen leiblichen Bedürfnissen genügte das -Nachbarhaus, Breitlings Restaurant und Biersalon, -vollständig. Und so genoß ich nach etlichen bewegten -Reisewochen in unerwarteter Weise eine kleine, -wohlverdiente Ruhepause während meines ersten -Aufenthalts in der Crescent City, der »Mondsichelstadt«, -wie der poetische Amerikaner New Orleans -zu nennen liebt, und konnte mir Land und Leute -ansehen, ehe ich mit ihnen handgemein werden sollte.</p> - -<p>Das heutige Frühstück war der letzte Takt -dieser Pause. Ich hatte schon gestern abend einen -Zettel von General Longstreet, dem Haupt der -jungen Firma Longstreet, Owen & Co., erhalten, -der mich benachrichtigte, daß der »Wilde Westen« -signalisiert sei und an der Barre, der achtzig Meilen -entfernten Mündung des Mississippi, nur auf die -Flut warte, um heraufzukommen. Ich segnete meine -Sterne und war schon in einem kleinen Arbeitsfieber, -ohne etwas Greifbares tun zu können; denn -es war hohe Zeit, daß ich meines Dampfpflugs -habhaft wurde, wenn ausgeführt werden sollte, was -ich mit Longstreet geplant hatte.</p> - -<p>»Nur kühl!« rief mein Oberst, indem er auf -die Uhr und die zwei internen Zöglinge seines -Dameninstituts sah, die am Nachbartisch Lotto -spielten. »Und passen Sie auf! Die Geschichte mit -Ihrem Obersten in Washington – wie heißt er?«</p> - -<p><span class="pagenum"><a id="Seite_18">[18]</a></span></p> - -<p>»Olcott, Oberst Olcott, Kongreßmitglied aus -Ohio«, antwortete ich mit Betonung, um meinen -schwankenden Glauben zu stärken.</p> - -<p>»Ich möchte vor allen Dingen wissen,« fragte -sich Schmettkow nachdenklich, »ob er schon Pulver -gerochen hat, Ihr Oberst, oder nur das riecht, das -Sie mitbringen. Die Geschichte gefällt mir nur -halb.«</p> - -<p>»Aber sie kann kaum schief gehen, so wie sie -jetzt eingeleitet ist«, meinte ich zuversichtlich.</p> - -<p>»Es kann in Washington alles schief gehen, -seitdem die große Sache schief gegangen ist«, versetzte -der Oberst mit einiger Wärme. »Sie kennen -die Yankees noch nicht. Ein Kongreßmitglied in -Washington! Guter Gott! Ehe Sie sich umsehen, -hat man Ihnen die Augen von Ihrem Wassersüppchen -geschöpft. Vollends ein Kongreßmann, -den man <span id="corr018">Ihnen</span> in der Quäker-City angehängt hat, -in der Sie am Sonntag in Gegenwart von sechshunderttausend -Mitmenschen verdursten können! -Lieber Herr Eyth, es mag ziemlich heiß sein in -Ihrem Ägypten, aber Sie sind trotzdem grüner geblieben, -als Sie es selbst ahnen. Passen Sie -mal auf!«</p> - -<p>»Hexen können Sie hier auch nicht«, meinte -ich, etwas verstimmt. »Ich sehe wirklich nicht ein, -wie –«</p> - -<p>»Einsehen! Das ist gar nicht nötig. Das Einsehen -kommt immer erst später. Sie werden Ihr -Lehrgeld bezahlen wie jeder andre. Zum Glück haben<span class="pagenum"><a id="Seite_19">[19]</a></span> -Sie, wie es scheint, einen soliden Kassierer im Hintergrund. -Lernen Sie wenigstens <em class="gesperrt">den</em> benutzen! – -Übrigens gebe ich zu, um Sie nicht zu ärgern, daß -Sie die Sache nicht ganz ungeschickt angegriffen -haben. Wenn Sie so fortfahren, werde ich Ihnen -auch künftig gewogen bleiben.«</p> - -<p>Er sagte dies im Ton gutmütiger Bevormundung, -den wir bei unsern abendlichen Schachpartien -unter dem Hickorybaum gegenseitig gebrauchten, -um eine drohende Niederlage zu beschönigen. Die -Sache aber, um die es sich handelte, war die -folgende:</p> - -<p>Ich war vor zwei Monaten mit dem Auftrag -der Fowlerschen Fabrik ans Land gestiegen, unsre -Dampfpflüge in Amerika einzuführen. Das war -fast die einzige Weisung, die ich mitbrachte. Man -steht mit einer solchen Aufgabe etwas zweifelnd am -Strande eines neuen Weltteils; doch scheint der -Zeitpunkt, aus der Ferne gesehen, nicht ungünstig. -Die Südstaaten, die nach dem furchtbaren Krieg -und nach der Befreiung der Sklaven in irgendwelcher -Weise weiterleben mußten, hatten sich irgendwie -den neuen Verhältnissen anzupassen. Für -die Sklavenarbeit auf den Plantagen mußte ein -Ersatz gefunden werden. Hier konnte die Dampfkraft -eingreifen und nach der blutigen eine friedliche -Revolution einleiten; wieder aufbauen helfen, -was jene zerstört hatte. Ich war nicht ohne einige -Begeisterung bei diesem Gedanken, wenn auch sehr -seekrank, über den Atlantischen Ozean gekommen<span class="pagenum"><a id="Seite_20">[20]</a></span> -und suchte so rasch als möglich Angriffspunkte für -meine Aufgabe zu finden. Leicht fand ich es nicht -– nach einigen Wochen –, einen Weltteil zu erschließen; -man mußte offenbar an die Arbeit im -kleinen und einzelnen gehen. Doch hatte die Firma -Fowler Freunde und sogar Verwandte in New -York und Philadelphia, ein Haus, das »in Blei« -groß geworden war und zur alten Aristokratie der -Quäkerstadt gehörte. Hier fand ich wenigstens Ratschläge, -auf die ich mich verlassen konnte.</p> - -<p>Eins wurde mir sofort klar: mit einem Eingangszoll -von fünfundvierzig Prozent des Maschinenwertes, -der für jeden Dampfpflug viertausend Dollar -in Gold, siebentausend Dollar in Papier jener Tage -ausmachte, war die Einführung der Dampfkultur -von England aus eine augenscheinliche Unmöglichkeit. -Dieses Verhältnis mußte vor allen Dingen geändert -werden. Mit einem Brief der Gebrüder -Tatham, meiner Berater in Philadelphia, ging ich -nach Washington und stellte mich am Schenktisch -des Hotels Villard einem Herrn Oberst Olcott vor. -Ich fand in ihm einen klugen, energischen Mann, -der im Tone biederer Offenheit den kitzlichsten Verhandlungen -den wohltuenden Schein der Ehrlichkeit -zu geben wußte. »Der Zweck heiligt die Mittel« -war für ihn ein über alle Zweifel erhabener Grundsatz. -Es schien ihm völlig ausgeschlossen zu sein, -daß in unsrer Zeit noch Menschen geboren werden -könnten, die in diesem Punkt nicht völlig kapitelfest -waren. Was aber die Heiligkeit des Zwecks<span class="pagenum"><a id="Seite_21">[21]</a></span> -anbelangt, so kam es eben hauptsächlich darauf an, -wieviel dabei zu verdienen war.</p> - -<p>Ein gemeinsames Frühstück, zu dem ich mir -erlaubte, ihn sofort einzuladen, genügte, ihm das -Wesen und die Vorzüge eines Fowlerschen Dampfpflugs -zu erklären, ein Mittagsmahl, ihn von der -Notwendigkeit der Einführung und Verbreitung -dieses großartigen Fortschritts auf dem Gebiet der -landwirtschaftlichen Technik zu überzeugen. Mit -Papieren aller Art war ich wohl vorbereitet. Ein -begeisterter Aufsatz, noch im Manuskript, stellte fest, -daß namentlich der wirtschaftliche Wiederaufbau des -Südens, dem durch die Sklavenbefreiung die Hauptquelle -von Kraft und Arbeit entzogen worden war, -nur durch Fowlers Dampfpflüge möglich sei, die in -Ägypten in der Hand halbwilder Fellachin Wunder -geschaffen hätten und in Indien – hier dichtete ich -beträchtlich – die vertrockneten Riesenflächen entlang -des Ganges in blühende Teegärten zu verwandeln -in Begriff stünden. Ist es nicht die patriotische -Pflicht einer erleuchteten Gesetzgebung, -fragte ich in einem Wald von Ausrufungszeichen, -die Einführung eines derartigen menschenbeglückenden -Apparates mit allen zu Gebot stehenden Mitteln -zu fördern? jeden Schritt freudig zu begrüßen, der -den von ihren Irrtümern befreiten, aber heute daniederliegenden -Bruderstaaten ihre materielle Wohlfahrt -wiedergibt und sie gleichzeitig dem Fluch einer -sündhaften Ausbeutung der Menschenkraft entzieht? -Darf nicht erwartet werden, daß die weitsichtige<span class="pagenum"><a id="Seite_22">[22]</a></span> -Vertretung des größten Volkes unsrer Zeit mit -Freuden das einzige Hindernis entfernt, das der -Erreichung dieses herrlichen Zieles Schwierigkeiten -bereitet, und ohne Verzug die Abschaffung oder -wenigstens die zeitweise Aufhebung eines Prohibitivzolls -auf Dampfpflüge beschließen wird?</p> - -<p>»Sehr gut!« sagte Olcott, als ich ihm mein -Memorandum vorgelesen hatte; »was bezahlen Sie -dafür?«</p> - -<p>Obgleich selbst nicht Amerikaner, war ich in -einen patriotischen Schwung geraten, dem ich so -rasch als möglich Einhalt tun mußte, um antworten -zu können.</p> - -<p>»Wofür?« fragte ich, ein wenig nach Luft -schnappend, um Zeit zu gewinnen.</p> - -<p>»Nun – für das Spezialgesetz, für die Aufhebung -des Zolls auf Dampfpflüge, sagen wir auf -ein Jahr.«</p> - -<p>»Sagen wir auf fünf Jahre«, schlug ich vor, -nach Fassung ringend.</p> - -<p>»Gut! Nehmen wir an auf fünf Jahre. Wieviel?«</p> - -<p>Ich schwieg. So nahe hatte ich mir das Ziel -nicht gedacht. Das schien ja über alles Erwarten -einfach zu sein. Aber die Frage kam mir doch mit -gar zu betäubender Wucht über den Kopf.</p> - -<p>Olcott sah mich verwundert an. Nach einer -Pause bemerkte er:</p> - -<p>»Ihr Dampfpflug mag vortrefflich sein. Das -müssen Sie am besten wissen. Auch was Sie da<span class="pagenum"><a id="Seite_23">[23]</a></span> -auf Ihrem Papier haben, ist nicht übel. Jedenfalls -läßt sich etwas damit machen. Aber Sie -glauben doch wohl selbst nicht, daß man eine wertvolle -Verordnung wie die, die Sie brauchen, durch -den Kongreß drückt ohne Schmiermaterial. Da -hat man zunächst alle möglichen Kosten: Druckkosten, -Trinkkosten, Reisekosten, Konferenzkosten, -Reklamekosten – alle möglichen Kosten, die sich -nicht spezifizieren lassen! – Doch kommen wir zum -Geschäft – Zeit ist Geld – Wieviel?«</p> - -<p>So rasch ging es nun doch nicht, wie ich es -voreiligerweise vermutet hatte. Die Verhandlungen -dauerten drei Tage. Ich wand und krümmte mich, -so gut ich konnte; Olcott hatte viel Geduld mit -mir. Am zweiten Tag war ich nahe daran, in -einem Anfall heiligen Zorns abzureisen; er half -mir selbst meinen Koffer wieder auspacken. Ich -sei furchtbar grün; das sei kein Wunder, meinte -er, mich entschuldigend, bei meiner kurzen Anwesenheit -in diesem großen und freien Lande; aber ich -sei sichtlich ehrlich. Beides würde sich wohl mit -der Zeit geben; dann könne noch ein tüchtiger -Mann aus mir werden. Jedenfalls werde er meine -Laufbahn mit großer Teilnahme verfolgen. Ich -habe ihm vorläufig viel Spaß gemacht. Das einzige, -was er bedaure, sei, daß ich mit ihm auf -politischem Gebiet nicht ganz übereinzustimmen -scheine. Dann formulierte er den zehnten Vorschlag -eines Abkommens, das ihm die Dampfkultur -Amerikas zinspflichtig machen sollte.</p> - -<p><span class="pagenum"><a id="Seite_24">[24]</a></span></p> - -<p>Schließlich waren wir am Ziel; wo ein Wille -ist, findet sich ein Weg. »Oberst Olcott verpflichtet -sich,« lautete die geheimnisvolle Vereinbarung, -»nach Kräften dahin zu wirken, daß der Kongreß -der Vereinigten Staaten von Nordamerika innerhalb -der nächsten zwölf Monate die zollfreie Einfuhr -von Dampfpflügen auf eine Reihe von Jahren, -jedoch nicht unter drei, zum Gesetz erhebt. Für -die hierdurch entstehenden Geschäftskosten und Bemühungen -erhält Oberst Olcott von der durch Herrn -Eyth vertretenen Firma zunächst zur Einleitung der -erforderlichen Schritte tausend Dollar bar, sodann -7½ Prozent von jedem unter dem Gesetz eingeführten -Dampfpflug, bis die erhaltene Summe -zehntausend Dollar beträgt, und später 2½ Prozent -bis zur Wiedereinführung des gesetzlichen Normalzolls -für landwirtschaftliche Maschinen.« Damit -konnten wir beide zufrieden sein. Ich oder vielmehr -Olcott hatte mich überzeugt, daß man auch -in der größten der Republiken dem Lande nicht -umsonst Wohltaten erweisen kann. Ich fühlte eine -gewisse Dankbarkeit gegen den Biedermann, der -mit seinem offenen Lächeln der ganzen Verhandlung -jeden bösen Schein abzustreifen gewußt hatte -und mit Eifer an die Arbeit zu gehen versprach. -Wir schieden an den Marmorstufen des Kapitols -mit lebhaften Versicherungen gegenseitiger Hochachtung. -Mir jedenfalls war es um tausend Dollar -leichter zumute, was auch aus der Sache weiter -werden sollte.</p> - -<p><span class="pagenum"><a id="Seite_25">[25]</a></span></p> - -<p>»Und seitdem haben Sie nichts mehr von -Ihrem Oberst und Gesetzgeber gehört?« lachte -Schmettkow etwas verächtlich, nachdem ich ihm die -Geschichte zu meiner eignen Beruhigung beim dritten -Male etwas ausführlicher mitgeteilt hatte. »Na, -das wird schon kommen. Mit tausend Dollar ist -mein Herr Kamerad im Norden nicht zufrieden. -Ich kenne meine Pappenheimer.«</p> - -<p>»Wir werden ja sehen,« meinte ich etwas kleinlaut; -»unter tausend Dollar konnte ich wohl kaum -erwarten, mit dieser Aufgabe durch Washington zu -kommen. So weit kennen glücklicherweise auch -meine englischen Freunde das Land. Im übrigen -soll mich das alles wenig kümmern, wenn ich in -ein paar Tagen meinen Dampfpflug zwischen die -Finger bekomme. Dann sollen die Herren Amerikaner -schon die Augen aufmachen.«</p> - -<p>»Na, na!« machte der Oberst, in dessen Seele -der Stolz des werdenden Yankees mit dem Ärger, -in Amerika zu sein, in fortwährendem Kampfe lag. -Wir hatten, wie es die Unsitte des Landes will, -halb deutsch, halb englisch gesprochen und kaum -bemerkt, daß sich auch am Nachbartisch jemand -niedergelassen und zu frühstücken begonnen hatte: -ein älterer, gutmütig aussehender Herr mit einem -furchtbaren Knotenstock.</p> - -<p>»Na, na!« sagte auch der neue Gast, sichtlich -bestrebt, deutsch zu sprechen, fuhr aber dann sogleich -auf englisch fort: »Entschuldigen Sie mich, -Gentlemen; ich bin Mister Lawrences Bruder;<span class="pagenum"><a id="Seite_26">[26]</a></span> -Mister Lawrence, Magnoliaplantage, Plagueminegrafschaft, -Louisiana – Sie kennen ihn?« –</p> - -<p>Wir kannten nichts von all dem, glaubten -ihm aber aufs Wort. Der Mann hatte ein so ehrliches, -zutrauliches Aussehen, nahm seinen Knotenstock, -ein wunderbares Naturerzeugnis, zwischen -die Knie, stützte sein Kinn darauf und sah uns -freundlich an.</p> - -<p>»Dampfpflüge!« fuhr er nach einer Pause fort, -»Dampfpflüge – das interessiert mich. Wir haben -in diesem großen Land Dampfpflüge in Menge. -In Vicksburg läuft einer seit drei Jahren – in -Cincinnati – in Chikago –«</p> - -<p>»Mein lieber Herr!« sagte ich etwas erregt, -denn er hatte mich an einer wunden Stelle berührt, -»das geht nicht! Ich bin noch nicht lange in Ihrem -großen und ruhmgekrönten Land, aber eins weiß -ich: den amerikanischen Dampfpflug, von dem mir -jedermann erzählt, hat noch niemand gesehen. Haben -Sie ihn schon gesehen?«</p> - -<p>»In Baltimore ist einer,« fuhr Herrn Lawrences -Bruder ausweichend, aber eifrig fort, »in Saint -Louis hat erst vor wenig Wochen ein außerordentlich -talentvoller Milchhändler einen Pflug erfunden, -der mit dem Wind segelt. Warten Sie ein wenig; -sehen Sie, hier!« – Er zog aus seinem geräumigen -Rock ein großes, blaues Heft hervor, nachdem er -sechs kleine Tüten, die mit Zuckerproben gefüllt -waren, auf den Tisch gelegt hatte. Das blaue Heft -enthielt zahllose, in kreuz und quer eingeklebte<span class="pagenum"><a id="Seite_27">[27]</a></span> -Zeitungsausschnitte, unter denen er eifrig nach dem -gewünschten segelnden Pflug suchte.</p> - -<p>»Haben Sie ihn gesehen?« fragte ich hartnäckig. -»Nein? – Nun will ich Ihnen erzählen, -wie es mir in diesem großen und erleuchteten Land -damit ging. Auf der Überfahrt von Liverpool nach -Boston sagte mir die ganze Schiffsgesellschaft, soweit -sie amerikanisch war, daß es bei ihnen von -Dampfpflügen wimmeln müsse. Ein Herr aus Boston -meinte, in seiner Vaterstadt seien allein drei, wahrscheinlich -in vollem Gang, denn er erinnere sich, -schon als Schuljunge davon gehört zu haben. Ich -hielt mich zwei Tage auf, um sie zu finden. Niemand -wußte etwas davon. Aber in Philadelphia -sei ein blühendes Geschäft, das sie fabriziere. Ich -interessiere mich ein wenig dafür; es ist mein Handwerk. -Ich gehe also nach Philadelphia und finde -mit Müh' und Not die Adresse eines Herrn in New -York, der einmal mit einem englischen Geschäft -korrespondiert habe, um sich einen kommen zu -lassen. Es wurde nichts daraus wegen des hohen -Eingangszolls. Aber in Cincinnati sei ein Mister -Fox; der mache amerikanische Dampfpflüge, hauptsächlich -fürs Präriepflügen, höre ich in der Metropole -der Welt. Ich gehe nach Cincinnati. Mister -Fox war tot. In einem Schuppen fand ich eine -alte Straßenlokomotive, die seiner armen Schwester -gehörte und aussah, als ob sie Noah gebaut hätte. -Pflüge wolle ich sehen? Nein, das sei nicht zum -Pflügen; das sei ein Lastwagen mit Dampfbetrieb,<span class="pagenum"><a id="Seite_28">[28]</a></span> -erklärte mir die Schwester. Aber in Chikago: dort -werden für die Maisfelder von Illinois Hunderte -von Dampfpflügen gebaut. Ich war auf dem Weg -nach dem Süden, aber ich ließ mich's nicht verdrießen: -ich gehe nach Chikago. Die Firma Thompson -& Smith, von der ich in Cincinnati gehört -hatte, war bankrott. Einen Dampfpflug habe sie -nie gebaut. Dagegen habe allerdings Mister Thompson -einen erfunden, der zehn Morgen in drei Minuten -aufbreche. Nur der Bankrott sei ungeschickterweise -dazwischen gekommen, die epochemachende -Erfindung auszuführen. Jetzt sei er in Kalifornien, -um das Geschäft fortzusetzen. Dort werde eigentlich -nur noch mit amerikanischen Dampfpflügen gearbeitet. -So werde es in Louisiana wahrscheinlich -auch sein, namentlich in New Orleans, seitdem die -Sklavenarbeit aufgehört habe. Hier bin ich jetzt, -Mister Lawrence,« schloß ich, ganz warm von -meinem Bericht, »und Sie schicken mich nach Vicksburg. -Bei Gott, es ist ein großes Land, Ihr -Amerika! Aber die Geschichte von seinen Dampfpflügen -fängt an, etwas monoton zu werden.«</p> - -<p>Lawrence tat, als ob er mir nicht zugehört -hätte, und suchte eifrig in seinem blauen -Heft.</p> - -<p>»Sehen Sie hier!« rief er triumphierend. -»Vicksburg, den 2. November 1866 – na nu! -Das ist eigentlich etwas andres, aber nicht weniger -interessant, und zeigt Ihnen, was unsre Erfinder -leisten. Ein Land mit solchen geistigen Kräften ist<span class="pagenum"><a id="Seite_29">[29]</a></span> -nicht umzubringen, darauf können Sie wetten! -Hören Sie zu. ›Vicksburg, den 2. November. Wir -vernehmen mit Vergnügen, daß es einem unsrer -Mitbürger, einem genialen jungen Erfinder, Mr. -Hodgekiß, nach langem Studium und kostspieligen -Versuchen gelungen ist, einen Dampfneger zu konstruieren. -Derselbe kann bereits Holz sägen, Maiskolben -raspeln und Zuckerrohr kauen. In der gegenwärtigen -verzweifelten Lage unsers Südens ist diese -Erfindung von der höchsten Bedeutung. Der Neger -ist gegen ein Eintrittsgeld von 50 Cents zu New -York, 218 Fultonstreet, zu sehen. Der geniale Erfinder -ist nunmehr eifrig damit beschäftigt, auch ein -Dampfmaultier anzufertigen, teilt uns jedoch in der -liebenswürdigsten Weise mit, daß dies eine sehr -viel schwierigere Aufgabe sei als die von ihm bereits -glücklich gelöste. Es wird dies jedermann, -auch der Nicht-Techniker, begreifen, wenn man bedenkt, -daß ein Maultier gewöhnlich vier artikulierte -Beine in Bewegung setzen muß, während der Neger -nur zweibeinig ist. Mr. Hodgekiß ist übrigens noch -nicht zweiundzwanzig Jahre alt und im Begriff, -sich mit der reizenden Miß Evelin Sharp aus -Warrenton zu verheiraten. Er geht mit dem Plane -um, auf Grund seiner Erfindungen eine Dampfneger- -und -maultier-Aktiengesellschaft mit beschränkter -Haftpflicht zu gründen, worauf wir Kapitalisten -und Freunde der Regeneration des Südens besonders -aufmerksam machen.‹«</p> - -<p>»Wieviel Aktien haben Sie genommen?« fragte<span class="pagenum"><a id="Seite_30">[30]</a></span> -Oberst von Schmettkow Herrn Lawrence, der sich -siegreich umsah.</p> - -<p>»Vorläufig noch keine«, sagte Lawrence, ohne -eine Miene zu verziehen. »Mein Bruder befindet -sich augenblicklich im Norden und will sich den -Neger erst ansehen. Das ist jetzt nicht mehr so -einfach als früher. Sie wissen, mein Bruder ist ein -vortrefflicher Geschäftsmann und läßt sich nicht leicht -einseifen. Man muß sich mit den Yankees in acht -nehmen. Auch in der guten alten Zeit haben wir -keine Neger gekauft, ohne sie anzusehen. Und -wenn Sie uns Ihren Dampfpflug zeigen, wer weiß, -dann läßt mein Bruder am Ende den Dampfneger -fahren und läuft Ihnen nach. Es sollte mich freuen, -Mister – Mister – wie heißen Sie?«</p> - -<p>Ich befriedigte seine Neugierde.</p> - -<p>Wir schüttelten uns heftig die Hände, während -ich mich zum Fortgehen anschickte. »Mister Lawrences -Bruder« gefiel mir, obgleich mir noch nicht -ganz klar war, was ich aus ihm machen sollte. -Jedenfalls war er ein lebender Beweis der Zuträglichkeit -des Klimas von Louisiana, über das -man mir in der Ferne viel Böses gesagt hatte. -Sein breites Gesicht lachte harmlos, seine Äuglein -blinzelten listig hinter den roten Wangen und unter -den struppigen weißen Augenbrauen. Ein kindlicher -Glaube an die unbegrenzten Möglichkeiten des -menschlichen Fortschritts schien der leitende Gedanke, -die Poesie seines Lebens zu sein und ihn -häufig, nach Art der Poesie, in etwas nebelhafte<span class="pagenum"><a id="Seite_31">[31]</a></span> -Regionen zu entführen. Wenn jedoch von Dollars -die Rede war, hatte er plötzlich festen Grund unter -den Füßen. Er hoffte, mich wieder zu sehen. Wenn -mein Dampfpflug ankäme, wolle er der erste sein, -der seinen Ruhm in der Crescent City verkündige. -Und seinen Bruder wolle er mitbringen! »Sie -wissen, wir haben dreitausend Acker Land in Zucker. -Das ist kein Kinderspiel ein Jahr nach dem Krieg, -wenn alles die Arme hängen läßt und die verfluchten -Reisesäckler<a id="FNAnker_1_1"></a><a href="#Fussnote_1_1" class="fnanchor">1</a> dem Süden den letzten Blutstropfen -aussaugen. – General Longstreet, sagten -Sie? Sie gehen zu General Longstreet? Das ist -ein Mann, wie er sein soll, Mister Eyth, unser bester -Soldat und heute der ehrlichste Baumwollmakler in -ganz Louisiana. Ich werde Sie begleiten. Es ist mir -eine Ehre, Sie zu General Longstreet zu begleiten.«</p> - -<p>»Passen Sie auf!« flüsterte mir Schmettkow zu, -der sich's zur Lebensaufgabe gemacht zu haben schien, -mich vor den üblichen Gefahren des Landes zu schützen.</p> - -<p>Dann gingen wir in die glühende Helle der Kanalstraße -hinaus.</p> - -<div class="figcenter"> -<img src="images/rule2.png" alt="" /> -</div> - -<hr class="chap" /> - -<div class="chapter"> -<h2 id="Eine_Generalversammlung">2. Eine Generalversammlung</h2> -</div> - -<p>Die Geschäftszimmer der Firma Longstreet, -Owen & Co. in der <span id="corr031">Jacksonstraße</span> bestanden aus -zwei geräumigen, hellen Gemächern mit dem freundlichen<span class="pagenum"><a id="Seite_32">[32]</a></span> -Ausblick auf einen etwas verwilderten Garten, -in welchem Palmetten, Kaktusbirnen und Aloes in -der weißen Vormittagssonne schimmerten. Er mußte -vor fünf Jahren ein prachtvolles Bild südlicher -Pflanzenüppigkeit geboten haben. Jetzt schien er -sich selbst überlassen zu sein, und seine Lianen -machten ernstlich Anstalt, über das Haus wegzukriechen, -um sich dessen Straßenfront anzusehen. -Im äußeren, größeren Zimmer hausten die zwei -jungen Owen, von denen der eine Major, der -andre Kapitän genannt wurde. Dies waren sichtlich -keine bloßen Ehrentitel: der Major hinkte infolge -eines Schusses im Bein, der Kapitän hatte -einen tiefen Säbelhieb in der im übrigen rosigen -Wange. Das zweite, kleinere Gelaß war das Geschäftszimmer -des Generals Longstreet, den Freund -und Feind im Süden mit sichtlicher Hochachtung -die rechte Hand des Generals Lee zu nennen -pflegten, seitdem Longstreet selbst nur noch eine -linke hatte. Seine eigne Rechte lag auf dem -Schlachtfeld bei Chattanooga begraben. Alle drei -waren jetzt ehrsame Baumwollmakler und Generalagenten -für alles mögliche, was der Süden brauchen -oder nicht brauchen konnte, auch für unsre Dampfpflüge. -Ich selbst bin ein Mann des Friedens, -und als mich der junge Owen mit der liebenswürdigen -Höflichkeit des Südländers bat, ein wenig -zu warten, da sich General Beauregard und General -Taylor augenblicklich bei General Longstreet befänden, -wurde es mir doch etwas schwül in dieser<span class="pagenum"><a id="Seite_33">[33]</a></span> -kriegerischen Umgebung, trotz der Baumwollproben, -die auf allen Tischen und Gesimsen umherstanden. -Doch so ist nun einmal das amerikanische Leben. -Gestern standen die drei Männer, die im Nebenzimmer -das Sinken der Baumwollpreise besprachen, -an der Spitze von Armeen und schrieben in blutigen -Schriftzügen an der Geschichte der Neuen Welt. -Beauregard hatte zur Eröffnung des großen Bürgerkriegs -die ersten Schüsse bei Fort Sumter abgefeuert, -Taylor war vier blutige Jahre lang der -Soldatenliebling aller Damen Louisianas gewesen, -und Longstreet, eine mächtige, echt ritterliche Gestalt, -hatte bis zum bitteren Ende beim Appomatox-Courthouse -mit seiner verstümmelten Rechten an -der Seite seines großen Chefs gefochten, wobei ihm -die beiden Owen als seine persönlichen Adjutanten -zur Seite standen. Der Kapitän hatte mir schon -davon erzählt, wie es ihm und den Tausenden -seiner halbverhungerten und halbverbluteten Kameraden -am Abend bei der Übergabe der Armee, die -den furchtbaren Krieg beendete, zumute gewesen -war, wie ihm und allen andern eine Zentnerlast -vom Herzen gefallen sei, an der sie seit Monaten -geschleppt hatten, und wie er in der nächsten halben -Stunde sein armes, halbtotes Pferd um 32 000 -Dollar in konföderiertem Papiergeld verkauft und -ein Paar Stiefel um 430 Dollar gekauft habe. -So stand es damals um Stiefel, Pferde und Geld. -– Etwas besser war's nun doch schon geworden. -Taylor war Präsident des kleinen versumpften<span class="pagenum"><a id="Seite_34">[34]</a></span> -Kanals, der von New Orleans nach dem Pont -Chartrin führt, Beauregard geschäftlicher Leiter -einer im Bau begriffenen Bahn nach Texas, Longstreet -und seine einstigen Adjutanten Baumwollhändler. -Der Major war nicht anwesend. Er sagte -mir, sein jüngerer Bruder sei auch in kaufmännischen -Dingen noch heute Longstreets rechte Hand. »Lauter -rechte Hände,« dachte ich, »und doch ist die ›große -Sache‹ schief gegangen.«</p> - -<p>Während mein neuer Freund Lawrence sofort -in lebhaftem Gespräch mit dem jungen Owen seine -Zuckertüten aus der Tasche holte, sie auf den Tisch -schüttete und ihn für die herrlichen Kristalle der -Magnoliaplantage zu begeistern suchte, öffnete sich -die Tür des Nebenzimmers, und Longstreets breites, -treuherziges Soldatengesicht winkte mir zu, einzutreten. -Die beiden andern Heerführer standen um -ein Tischchen und zupften mit jener langsamen, -sachverständigen Handbewegung Baumwollflocken -auseinander, die bewies, daß sie wußten, was sie -taten. Jedes Gewerbe hat gewisse zünftige Bewegungen, -an denen sich die Eingeweihten sofort -erkennen: man weiß, wie der richtige Getreidehändler -das Korn von einer Hand in die andre -rollen läßt, der Zuckersieder den zähflüssigen Zucker -zwischen Daumen und Zeigefinger ausspinnt und -der Gastwirt seinen Kaviar empfiehlt, indem er -Daumen und Zeigefinger zusammendrückt und mit -halbgeschlossenen Augen den Mund zuspitzt, als ob -er küssen oder pfeifen wollte. So wußte ich nun<span class="pagenum"><a id="Seite_35">[35]</a></span> -auch, daß sämtliche drei Generale aus Familien -stammten, die große Baumwollplantagen besessen -hatten.</p> - -<p>Longstreet stellte mich vor: »Herr Eyth, Ingenieur -und Vertreter der berühmten Firma John -Fowler & Co. aus Leeds in England; Herr Eyth -ist im Begriff, Gentlemen, einen Ersatz für unsre -Neger in Louisiana einzuführen, so daß die farbigen -Gentlemen sich in Zukunft mit größerer Ruhe der -Anfertigung unsrer neuen Konstitution widmen -können.«</p> - -<p>Beauregard, ein schweigsamer Mann mit weißen -Haaren, machte ein finsteres Gesicht und zeigte keine -Lust, auf Longstreets Witzchen einzugehen. Der -kleine, elastische General Taylor dagegen lachte.</p> - -<p>»Was hilft das Zähneknirschen, Beauregard?« -sagte er munter. »Wir sind geschlagen. Darüber -ist kein Zweifel. Man muß sehen, wie man sich -daran gewöhnt. – Waren Sie schon in unserm -Abgeordnetenhaus?« wandte er sich an mich. »Dorthin -müssen Sie gehen. Alles schwarz. So etwas -hat man nicht gesehen, seit sich der Erdball um die -Sonne dreht. Mein Plantagenhufschmied, der mich -seinerzeit dreizehnhundert Dollars kostete, ist erster -Schriftführer. Aber reden sollten Sie den Mann -hören! Alle sechs Wochen erhöhen die Herren in -namentlicher Abstimmung ihre Tagegelder. Bis -jetzt war dies ihre einzige gesetzgeberische Tätigkeit. -Aber reden muß man sie hören. O Jerusalem!« ...</p> - -<p>»Mittlerweile müssen wir jetzt danach sehen,<span class="pagenum"><a id="Seite_36">[36]</a></span> -wie man Maulesel beschlägt«, meinte Longstreet, -»und den Boden aufreißt, Kanalschiffe durch die -alten Swamps schleppt und Schienen im Sand von -Texas begräbt. Das ist Beauregards Spezialität. -– Sie also wollen uns pflügen helfen, Herr Eyth?«</p> - -<p>»Ich hoffe so, General«, antwortete ich mit -erwachender Zuversicht und fühlte mich den drei -Helden des großen Bürgerkriegs mit jeder Minute -menschlich näher. »Der Dampf hat schon größere -Schwierigkeiten überwunden.«</p> - -<p>»Sie scheinen einen guten Glauben an den -Dampf zu haben«, meinte Beauregard grimmig. -»Vor fünf Jahren ging mir's ähnlich: mit dem -Pulverdampf!«</p> - -<p>»Wenn einmal die erste Lokomotive über seine -›Texasstrandlinie‹ läuft, wird sein Glaube wieder -lebendig werden«, sagte Taylor tröstend. »Nehmen -Sie ihm ein paar hundert Aktien ab, Herr Eyth, -wenn Sie den alten Bären lachen sehen wollen. -Ich habe leider mit dem größeren Teil meines -Vermögens meinen Salon tapezieren lassen: alles -echte konföderierte Tausenddollarnoten, die die -Yankees für uns fabrizierten. Das müssen Sie -sich ansehen, ehe Sie uns verlassen. Verstehen Sie -etwas von Kanalschiffahrt? Ich nicht; und ein unbehagliches -Gefühl ist es für einen Soldaten und -Kanaldirektor.«</p> - -<p>Als in diesem Augenblick Major Owen eintrat, -verabschiedeten sich die Herren mir gegenüber -mit allgemeinem Händeschütteln, untereinander mit<span class="pagenum"><a id="Seite_37">[37]</a></span> -halb militärischen Grüßen und kaum bemerkbaren -Blicken, die jedoch erraten ließen, daß sich unter -der Oberfläche einer zu lauten Heiterkeit manches -regte, das der Fremde nicht zu sehen brauchte.</p> - -<p>»Galgenhumor!« sagte Longstreet, von der Tür -zurückkommend, mit einem leichten Schatten auf -seinem guten, wohlwollenden Gesicht. »Taylor hat -sein ganzes, großes Vermögen endgültig verloren. -Er hat zwei Schwestern, vor fünf Jahren die ersten -Damen von New Orleans, die eine Nähschule anfangen -wollen, um zu leben. Übrigens geht es uns -allen nicht viel besser. Doch es wird wieder anders -kommen! Bei Gott, schlechter kann's nicht werden! -– Ihr Schiff, der ›Wilde Westen‹, muß jeden -Augenblick hier sein, Herr Eyth. Der Major ist -auf dem Zollamt, um den Betrag des Zolls festzustellen. -Er hofft, Ihren Pflug um fünfzehnhundert -Dollars hereinzubekommen. Natürlich muß er erklären, -daß die ganze Sendung aus rohem Gußeisen -besteht. Das wird ihm um so leichter, als er -noch nichts davon gesehen hat und einen Dampfpflug -von einem Bienenkorb nicht unterscheiden -kann, wenigstens zollamtlich. Sie sehen, wir haben -schon einiges von unsern nordischen Freunden gelernt. -Im schlimmsten Fall müßten Sie allerdings -beschwören, daß die Angaben meines Geschäftsteilhabers -ihre Richtigkeit haben.«</p> - -<p>Ich schnappte nach Luft. Jedermann kannte -Longstreet als einen Ehrenmann ohne Furcht und -Tadel, und seine treuherzigen blauen Augen sahen<span class="pagenum"><a id="Seite_38">[38]</a></span> -so kindlich in die Welt hinaus, daß ihm der größte -europäische Spitzbube aufs Wort geglaubt hätte.</p> - -<p>»Aber, General, das geht wirklich etwas zu -weit«, stotterte ich. »Gußeisen! Seit zehn Jahren -trompeten wir in Wort und Schrift in alle Welt -hinaus, daß wir den besten Stahl an Stelle jedes -Stückchens Gußeisen anwenden, das durch Stahl -zu ersetzen ist. Ich habe erst gestern einen Zeitungsartikel -an den ›New Orleans Picayune‹ gesandt, -in dem ich mit Nachdruck darauf hinweise.«</p> - -<p>»Und ist das alles, was Sie da geschrieben -haben, so ganz wörtlich zu nehmen?« fragte Longstreet, -indem er mich zutraulich anblinzelte. »Sehen -Sie, lieber Herr Eyth, Sie müssen sich in unsre -Sitten einleben. Geschworen wird bei uns das -Blaue vom Himmel herunter; an das müssen Sie -sich vor allen Dingen gewöhnen. Auf dem hiesigen -Zollamt werden an guten Tagen etliche fünfzig Eide -geleistet. Schweinefleisch, Baumwollballen, Stockfische, -Seidenkleider, Guß- und Schmiedeeisen, alles, -was die Barre passiert, wird im Namen des allmächtigen -Gottes für das erklärt, was es meist -nicht ist. Die ganze Union ist entlang ihrer zwölftausend -Meilen langen Grenze von einem Schnellfeuer -von Meineiden beschützt, die jahraus jahrein -ununterbrochen, außer am Sabbat, gen Himmel -knallen. Das verlangt die Konstitution dieses großen -und erleuchteten Landes und gehört zum Segen -des Schutzzolls. Sie sehen, wir sind ein religiöses -und gesetzliebendes Volk, seitdem wir wieder zur<span class="pagenum"><a id="Seite_39">[39]</a></span> -glorreichen, unteilbaren Republik gehören und ein -Rudel Schwarzer unsre Gesetze macht. Auch uns, -den alten Herren von Louisiana, wird es nicht -immer ganz leicht, im neuen Fahrwasser zu -schwimmen, das kann ich Ihnen unter der Hand -versichern.«</p> - -<p>Major Owen trat ein, ein noch junger, hübscher -Mann, dem man übrigens die Strapazen einer -harten Zeit deutlich ansah, und bei dem unter der -höflich lächelnden Oberfläche häufiger als bei Longstreet -der verhaltene Grimm, die kochende Bitterkeit -gegen die Verhältnisse durchbrach, in denen -wir lebten. Der kurze Gruß der beiden zeigte -deutlich die soldatischen Beziehungen der kaum vergangenen -Zeit und zugleich von seiten des jüngeren -Mannes eine fast schwärmerische Verehrung für -den älteren. Man weiß in langen Friedenszeiten -so viel von der Verrohung zu erzählen, die der -Krieg mit sich bringt. Mitten im Kampf und oft -genug nach demselben sieht man nicht selten auch -Blüten und Früchte andrer Art.</p> - -<p>Nein, es sei nichts mit den 1500 Dollars, berichtete -der Major. Der Zolldirektor, ein regelrechter -Reisesackpolitiker aus dem Norden, bestehe -auf dem vollen Zoll von 4200 Dollars in Gold, -wenn ich nicht vielleicht bereit sei, andre Überredungskünste -in Bewegung zu setzen.</p> - -<p>»Wieviel?« fragte ich. Diese Form der Frage -begann mir schon geläufiger zu werden.</p> - -<p>»Ich denke, mit 500 Dollars ließe sich der<span class="pagenum"><a id="Seite_40">[40]</a></span> -Gußeisenzoll erreichen«, sagte der Major nachdenklich. -»Das wären noch immer 2200 Dollars in -Ihre Tasche. Aber bei Jupiter! das müssen Sie -selbst regeln, Herr Eyth. Ich habe die Spitzbubengeschichte -satt.«</p> - -<p>»Und ich bin für eine solche Verhandlung noch -nicht lange genug in Ihrem großen und erleuchteten -Lande gewesen!« rief ich in einer Aufwallung moralischer -Entrüstung, die beide Herren höchlich belustigte.</p> - -<p>»Aber Sie kommen doch aus der Türkei oder -aus Ägypten«, meinte Longstreet nach einer Pause.</p> - -<p>»Wohl wahr, und ich überlege selbst gelegentlich, -worin eigentlich der Unterschied liegt. Das -tröstliche Wort Bakschisch erklärt ihn vielleicht teilweise. -Dort, einem schmunzelnden Effendi gegenüber, -hat man das Gefühl, als sei dies alles, wie -es der Schöpfer gewollt hat, als habe man es mit -einer andern Gattung von Säugetieren zu tun, die -nun einmal nicht leben können, wenn sie nicht geschmiert -werden. Hier, im Verkehr mit Herren in -schwarzen Sonntagshosen, mit einem Gesicht ernst -und ehrenfest und wie aus Holz geschnitzt, finde -ich den richtigen Ton noch nicht.«</p> - -<p>»Das wird kommen, Herr Eyth,« meinte Longstreet, -»ich fürchte, das wird rasch genug kommen. -Eine im Grunde aufrichtige Natur wie Sie findet -sich bei uns bald zurecht. Man muß uns nur verstehen. -Sie haben noch keinen Begriff davon, mit -welcher Ehrlichkeit unsre Spitzbuben zu Werke<span class="pagenum"><a id="Seite_41">[41]</a></span> -gehen. Lesen Sie die Verhandlungen, in denen der -große Boß des Tammanyrings, Mister Tweed, in -New York seit ein paar Wochen glänzt. Sie -kommen gerade zur rechten Zeit hierher. Wir wissen -das alles schon seit fünf Jahren: für Sie ist es -eine gute Anfangslektion. Bitte, beachten Sie die -Ehrlichkeit, mit der der Mann seine fünfzig Millionen -aus dem Steuerbeutel der New Yorker gestohlen -hat. Keine Intriguen wie in der alten, verrotteten -Welt, aus der Sie kommen, keine Heimlichkeiten, -keine Hintertreppengemeinheiten. Alles -offen und geradeaus, was man auf beiden Seiten -des Wassers ›<em class="antiqua">fair play</em>‹ nennt. ›Ich greife in die -Stadtkasse und hole mir eine Million heraus – -ungezählt. Sie, Mister Schatzmeister, drücken die -Augen zu und erhalten hierfür dreimalhunderttausend -Dollars. Abgemacht?‹ sagt der eine. – -›Abgemacht!‹ sagt der andre. Das war die Formel -für alle Geschäfte des großen Mannes, der New -York bis gestern regierte. Möglich, daß er jetzt ins -Zuchthaus wandert. Alle zwölf Jahre schüttelt sich -das unglaublich faule Volk der wirklich achtbaren -Leute, und das Geschmeiß fällt ab. Wahrscheinlicher -ist aber, daß er das Geschäft nach einigen Monaten -wieder aufnimmt. Ein andrer, wenn nicht er, tut -es sicher.«</p> - -<p>Ich erzählte, was ich mit Olcott in Washington -vereinbart hatte.</p> - -<p>»Sehr schön,« sagte Longstreet, »für einen Anfang -sogar recht brav gemacht! – Olcott? –<span class="pagenum"><a id="Seite_42">[42]</a></span> -Olcott? – Ich erinnere mich des Namens. – Major, -wissen Sie, wo wir einem Olcott begegnet sind?«</p> - -<p>»Wenn es der Artilleriehauptmann ist, der -uns bei Chattanooga gegenüberstand,« sagte Owen, -»so ist es wenigstens ein braver Soldat. Der Mann -stand bei seinen zerschossenen Kanonen, bis der letzte -Artillerist am Boden lag. James Olcott. Ich ließ -mir den Namen von ein paar Gefangenen sagen, -die zu seiner Batterie gehört hatten. Er selber entwischte -uns schließlich doch.«</p> - -<p>»James Olcott!« rief ich erfreut, »das stimmt! -Da glauben Sie wohl auch, daß ich an den richtigen -Mann geraten bin, der unsre Sache ehrlich -vertreten wird?«</p> - -<p>»Was das betrifft,« meinte Longstreet gedehnt, -»warten wir's ab! Bei Chattanooga hätte ich dem -Mann mein Vermögen samt Weib und Kind anvertraut, -in Washington würde ich keinen roten -Cent an ihn wagen. Für den Augenblick hilft uns -Ihr Freund jedenfalls nichts. Sie müssen sich entscheiden: -entweder bleibt der Pflug unter Zollverschluß, -bis der Kongreß zu einer Entscheidung -kommt – das mag sechs Wochen dauern oder -sechs Monate oder sechs Jahre, kein Mensch kann -es wissen – oder Sie entschließen sich, die 4200 -Dollars zu zahlen. Einen dritten Ausweg sehe ich -nicht, wenn Sie dem Zolldirektor keinen Privatbesuch -machen mögen. Was wollen Sie tun?«</p> - -<p>»Aber so viel Geld habe ich nicht hier«, bemerkte -ich sorgenvoll.</p> - -<p><span class="pagenum"><a id="Seite_43">[43]</a></span></p> - -<p>»Natürlich, doch das ist einfach!« tröstete Longstreet. -»Ein Wechsel auf Ihre Freunde in London -regelt die Sache in drei Minuten.«</p> - -<p>Kapitän Owens rosiges Gesicht sah zu der sich -leise öffnenden Tür herein:</p> - -<p>»Kann Sie Mister Lawrence sprechen, General? -Der Bruder des Mister Lawrence von der Magnoliaplantage. -Es betrifft den Dampfpflug.«</p> - -<p>»Sicherlich!« rief Longstreet fröhlich. »Wie -geht es Ihnen, Mister Lawrence?« Mister Lawrence -stand nämlich schon mitten im Zimmer, den Hut -auf dem Hinterkopf, beide Hände auf dem Knotenstock, -die stämmigen Beinchen ausgespreizt wie eine -kleine Kopie des Kolosses von Rhodos, und lächelte -uns der Reihe nach verständnisvoll an.</p> - -<p>»Wie geht es Ihnen, General?« rief er eifrig. -»Ich bin Mister Lawrences Bruder von Magnoliaplantage, -Plagueminegrafschaft; Sie wissen, General? -Ein guter Südländer in der Zeit der Sezession. -Aber wir müssen mit den Wölfen heulen und schließlich -auch dampfpflügen, wenn unsre farbigen Herren -es wünschen. Übrigens bin ich im Ausschuß der -Landwirtschaftsgesellschaft von Louisiana und habe -Ihnen einen Vorschlag zu machen.«</p> - -<p>»Was, sind Sie noch nicht bankrott?« fragte -Longstreet verwundert.</p> - -<p>»Die Landwirtschaftsgesellschaft? Noch nicht, -im Gegenteil! Wir haben bloß kein Geld. Aber -hier, dieser Gentleman aus der Alten Welt hat mir -eine Idee eingegeben, aus der sich etwas machen<span class="pagenum"><a id="Seite_44">[44]</a></span> -läßt. Wir haben unsern Ausstellungspark vor der -Stadt, einen prächtigen Platz. Die Herren Owen -kennen ihn; Rennbahn, Tribüne, alles. Wir machen -den nötigen Lärm, dafür lassen Sie mich sorgen. -Herr Eyth läßt dort seinen Dampfpflug laufen, -und die ganze Welt strömt zusammen, das Weltwunder -anzustaunen. Überall hört man vom Dampfpflug; -kein Mensch hat das Ding je gesehen. Das -muß ziehen. Die Landwirtschaftsgesellschaft nimmt -das Eintrittsgeld; Sie, General, haben die Ehre, -den Süden zum zweitenmal zu retten; das heißt« -– Lawrence wurde sichtlich verlegen – »das heißt -zum erstenmal, und Mister Eyth verkauft ungezählte -Apparate an die Yankees, die unsre Plantagen in -Besitz genommen haben und nicht wissen, was sie -jetzt weiter tun sollen.«</p> - -<p>»Und die Kosten?« fragte ich nicht ganz ohne -Bedenken, obgleich Lawrences Plan wie ein Lichtstrahl -in das zweifelhafte Dunkel fiel, in dem ich -bis jetzt gelebt hatte. Denn auch ich wußte kaum, -wie ich weiterkommen sollte. »Es kostet ein rundes -Sümmchen, Herr Lawrence, den großen Apparat, -sagen wir, eine Woche lang auf Ihrem Ausstellungsplatz -in Gang zu erhalten.«</p> - -<p>»Ganz einfach!« sprudelte mein neuer Freund. -»Die Landwirtschaftsgesellschaft von Louisiana schreibt -einen glänzenden Preis für den besten Dampfpflug -aus. Sie erhalten den Preis, den wir aus den -Eintrittsgeldern bezahlen. Was kostet der Rummel, -wenn wir acht Tage arbeiten?«</p> - -<p><span class="pagenum"><a id="Seite_45">[45]</a></span></p> - -<p>»Ich denke, ich sollte mindestens 500 Dollars -haben, um die Kosten zu decken«, sagte ich, mit -höchst unnötiger Gewissenhaftigkeit kopfrechnend.</p> - -<p>»Sagen wir 750!« meinte Lawrence. »Gut! -Morgen schreibt unser Komitee einen Preis von -750 Dollars aus; dafür lassen Sie mich sorgen.«</p> - -<p>»Sie können nichts Gescheiteres tun, als ja -sagen, Herr Eyth«, sagte Longstreet, sichtlich erstaunt -über mein Zaudern. »Mister Lawrences -Bruder ist ein praktischer Mann, das sieht man -auf den ersten Blick. – Ich gratuliere Ihnen, -Herr Lawrence! Sie sind ein würdiges Ausschußmitglied -unsrer großen Landwirtschaftsgesellschaft -von Louisiana!«</p> - -<p>»Wann kann die Prüfung losgehen, Mister -Eyth?« fragte Lawrence, ohne des Generals Komplimente -zu beachten, indem er seinen Hut noch -weiter auf den Hinterkopf schob, der vor Eifer zu -dampfen schien.</p> - -<p>Das war der rasche Pulsschlag des amerikanischen -Lebens, der uns langsame Europäer manchmal -fast betäubt. Ich hatte, wie es schien, zehn Sekunden -Zeit, mir alles zu überlegen. Der Pflug, in etlichen -fünfzig gewaltigen Kisten, schwamm noch wohlverpackt -und unverzollt auf dem Mississippi. Ich wußte -nicht, ob der unentbehrliche Monteur und Dampfpflüger -mitgekommen war, ohne den es nahezu unmöglich -war, eine öffentliche Vorstellung mit dem neuen -Apparat und einer Bemannung von völlig unerfahrenen -Heizern und Pflügern zu geben. Dann,<span class="pagenum"><a id="Seite_46">[46]</a></span> -wer weiß, in welch unpflügbarem Zustand sich der -gerühmte Ausstellungspark befand, in dem das -Experiment stattfinden sollte. Doch es war nicht -mein erster rascher Entschluß. Frisch gewagt ist -halb gewonnen, und die vierzehn Tage Wartens -in der schwülen Luft des Mississippideltas hatten -mich ein wenig ungeduldig und tatendurstig gemacht.</p> - -<p>»Haben Sie ein Wechselformular zur Hand?« -fragte ich.</p> - -<p>Major Owen reichte mir die Feder; das Papier -lag bereits säuberlich ausgeschrieben auf des -Generals Schreibtisch, der es in wundersam wackligen, -nach links fallenden Schriftzügen mit seiner -noch vorhandenen Hand ausgefüllt hatte, während -wir uns unterhielten. Ich unterzeichnete das Dokument, -demzufolge die Herren John Fowler & Co. -sich verpflichteten, vierzehn Tage nach Sicht dem -Überbringer 4200 Dollars in Gold auszuzahlen.</p> - -<p>Der Major verabschiedete sich mit dem kleinen -Zettel, um ihn zu versilbern. Es war keine Zeit -zu verlieren. Ein Junge stand im äußeren Bureau -mit der Nachricht, daß der »Wilde Westen« soeben -am Fuße der Tschapatulastraße anlege. Der Kapitän -wolle wissen, was mit den fünfzig Maschinenkisten -geschehen solle, die sofort ausgeladen werden -müßten, da der Pflug als Deckladung verschifft sei.</p> - -<p>Und damit hatte ich ja meinen Pflug und -konnte die Neue Welt fünfzehn Zoll tief aufbrechen, -wann und wo ich wollte!</p> - -<div class="figcenter"> -<img src="images/rule2.png" alt="" /> -</div> - -<hr class="chap" /> - -<div class="chapter"> -<p><span class="pagenum"><a id="Seite_47">[47]</a></span></p> - -<h2 id="Die_erste_Grossmacht_unsrer_Zeit">3. Die erste Großmacht unsrer Zeit</h2> -</div> - -<p>Herrn Lawrences Bruder nahm seinen Knotenstock -unter den Arm und rieb sich die Hände vor -Vergnügen, als wir Longstreets Bureau verließen. -»Sehen Sie, das freut mich!« rief er noch unter -der Türe. »Seit sechs Monaten gebe ich mir alle -erdenkliche Mühe, den Dampfnigger hierher zu bekommen. -Aber der Kerl will zu viel Geld und -verlangt dazu noch Vorausbezahlung. Das geht -nicht. Der Erfinder ist kein Südländer, darauf -können Sie wetten, und wenn er zehnmal in Vicksburg -geboren wäre. Ein kniffiger Yankee, ohne -Zweifel, der kein Herz unter den Rippen hat wie -alle. Nun haben wir dafür einen Dampfpflug und -Sie! Und Sie – Sie sind« – er suchte offenbar -nach einem schmeichelhaften Ausdruck, doch was -ihm einfiel, schien diesem löblichen Streben kaum -zu entsprechen, so kam schließlich nicht viel dabei -heraus – »Sie sind ein vernünftiger Mensch, ein -ganz vernünftiger Mensch! Wenn ich etwas für Sie -tun kann, Mister Eyth, rechnen Sie auf mich und -auf meinen Bruder, der in vierzehn Tagen zurückkommt. -Sie müssen sich die Magnoliaplantage ansehen, -wenn Sie Land sehen wollen und Zucker. -Haben Sie die hiesigen Zeitungsredaktionen schon -besucht?«</p> - -<p>»Nein. Wozu?«</p> - -<p>»Was! Sie haben die Redaktionen nicht besucht -und einen Dampfpflug am Fuß der Tschapatulastraße?<span class="pagenum"><a id="Seite_48">[48]</a></span> -Sie sind wohl nicht bei Trost! – das -heißt – verzeihen Sie – Sie kennen dieses große -Land noch zu wenig, lieber Freund. Das erste ist, -allen Redakteuren von New Orleans Ihre Aufwartung -zu machen. Es ist weitaus billiger als -jeder andre Weg. Ich werde Sie begleiten.«</p> - -<p>»Sehr gütig, Herr Lawrence,« versetzte ich, -»aber ich wollte vor allen Dingen nach meinen -Kisten sehen und hauptsächlich auch nach meinem -Monteur, der im ›Wilden Westen‹ mitgekommen -sein muß und sich nicht zu helfen weiß.«</p> - -<p>»Das ist alles Nebensache«, erklärte mein -hitziger Freund. »Die Redaktionen müssen Sie besuchen, -ohne eine Minute zu verlieren. Ich werde -Sie vorstellen. Und dann gehen wir zum Sekretär -der Landwirtschaftsgesellschaft. – Donnerwetter!« -– er blieb stehen; es schien ihm plötzlich etwas -einzufallen – »ich glaube, ich habe Ihnen versprochen, -daß die Gesellschaft morgen einen Preis -von siebenhundertfünfzig Dollars für den besten -Dampfpflug aussetzen wird. Wir müssen doch wohl -eine Komiteesitzung abhalten.«</p> - -<p>Der Hickorystock setzte sich in Bewegung, Lawrence, -flink wie ein Wiesel, hinterher. Ich folgte -fast willenlos: die kleine dicke Verkörperung eines -Wirbelwinds riß mich mit. Ich mußte mich zum -wenigsten vergewissern, ob es mit der Komiteesitzung -ernst werden würde, von deren doch noch sehr -zweifelhaften Beschlüssen meine nächsten Schritte abhingen.</p> - -<p><span class="pagenum"><a id="Seite_49">[49]</a></span></p> - -<p>In der St. Charlesstraße fanden wir das übliche -Gewimmel von Menschen und Tieren. Es -war kaum möglich, meinem übereifrigen Führer zu -folgen. Da plötzlich, hinter dem Rücken eines vierschrötigen -Negers, war er verschwunden, als hätte -ihn vor meinen Augen die Erde verschlungen, ohne -sich zu öffnen. Ich stand etwas erschrocken und völlig -ratlos da, ging auf dem Fußsteig der Straße, vom -Strom der Vorübergehenden geschoben und gestoßen, -zehn Schritte weiter, dann zehn Schritte zurück -und wiederholte dies mit wachsendem Staunen. -Lawrence blieb verschwunden. War die ganze Landwirtschaftsgesellschaft -von Louisiana samt ihrem Ausschußmitglied -eine amerikanische Sinnestäuschung -gewesen, deren Bedeutung ich noch nicht begreifen -konnte?</p> - -<p>Plötzlich hörte ich aus dem Dunkel eines -kleinen Tunnels, der unmittelbar von der Straße -in ein altes, finsteres Gebäude führte, die mir wohlbekannte -Stimme: »Wo stecken Sie denn? Hier -haust der ›Picayune‹! Kommen Sie! Schnell!«</p> - -<p>Ich stürzte mich erfreut in die stockfinstere Nacht, -in der mein wiedergefundener Freund völlig zu -Hause zu sein schien, erwischte ihn am Rockärmel -und war entschlossen, ihn nicht mehr zu verlieren, -bis der Preis für den besten Dampfpflug schwarz -auf weiß ausgeschrieben war.</p> - -<p>»Dies sind die Geschäftsräume des Picayune,« -sagte er, mich an der Wand des Tunnels <span id="corr049">vorwärtstreibend</span>; -»das älteste Blatt der Stadt. Die größte<span class="pagenum"><a id="Seite_50">[50]</a></span> -Zeitung im Süden. Nehmen Sie sich in acht, was -Sie sagen. Guter Demokrat. Südliche Sympathien. -Der Redakteur ist Oberst, hat in Texas kommandiert, -aber nicht viele Schlachten gewonnen. Mehr -Federmann. Hier sind wir!«</p> - -<p>Es dämmerte in der Wand, die sich teilweise -auf meinen Rock übertragen hatte. Seitlich ging -es eine schmale, steile Treppe empor, die den letzten -Grad der Abnutzung erreicht zu haben schien, den -eine Treppe erreichen kann. Mehrere Herren kamen -uns hastig entgegen; auch Arbeiter mit Setzkästen. -Es war nicht leicht, hinaufzudringen. Oben summten -und rasselten die Pressen. Dort in dem schwülen -Halbdunkel eines großen, niederen Saals wurden -in allen Richtungen feuchte Zeitungsblätter von -wunderlich zuckenden und rollenden Maschinen in -beängstigendem Takte ausgespieen. Lawrence zog -mich weiter, durch den Setzersaal. Es war jetzt -nicht an der Zeit, Maschinenbewegungen zu studieren. -In der kleinen, aber fürchterlichen Höhle, -die wir ohne jede Zeremonie betraten, hauste der -Geist, der diese halbdämonische Welt regierte.</p> - -<p>Ein Räuberhauptmann, dem Aussehen nach, -braun wie ein Mulatte, mit gewaltigem Schnurrbart -und einer imponierenden, unzweifelhaft rötlichen -Adlernase, maß uns während des energischen -Händeschüttelns mit schwarzen, stechenden Augen, -machte jedoch gleichzeitig mit einer nicht unhöflichen -Bewegung zwei Stühle frei, indem er die Berge -von Manuskripten, Zeitungsschnipfeln und Fahnenabzügen,<span class="pagenum"><a id="Seite_51">[51]</a></span> -die sie bedeckten, auf den Boden fegte. -Dann deutete er uns mit einer riesigen Schere an, -Platz zu nehmen, wenn uns unser Leben lieb sei.</p> - -<p>»Mit was ist Ihnen gedient, Mister Lawrence?« -fragte er, indem er mit seiner Waffe nach der Wand -wies, wo auf einem langen Papierstreifen in roten -Buchstaben der Zauberspruch »<em class="antiqua">Time is money!</em>«<a id="FNAnker_2_2"></a><a href="#Fussnote_2_2" class="fnanchor">2</a> -prangte. Über der Inschrift waren zwei sich kunstreich -kreuzende Revolver angebracht, der einzige -Schmuck an den im übrigen kahlen Wänden. Man -hatte den Eindruck, daß man sich hier nicht am richtigen -Ort für ein gemütliches Plauderstündchen befand.</p> - -<p>»Ich wünsche, Ihnen diesen Gentleman vorzustellen,« -sagte Lawrence eifrig: »Mister Eyth, -Mister Rawley; Mister Rawley, Mister Eyth, – -mit dessen Ankunft eine neue Zeit für unsern unglücklichen -Süden beginnen wird. Mister Eyth ist -der Vertreter der größten und berühmtesten englischen -Fabrik für Dampfkulturgeräte: Dampfpflüge, -Dampfkultivatoren, Dampfeggen, Dampfwalzen, -Dampfsäemaschinen, Dampfzuckerrohrschneider und -Dampfbaumwollpicker. Sie machen doch auch Dampferntemaschinen -jeder Art, Herr Eyth? – versteht -sich – natürlich!« – wandte er sich an mich im -Ton unerschütterlichen Glaubens an seine Inspiration. -»Kurzum, Mister Rawley, die Negerfrage -existiert nicht mehr, wenn wir Herrn Eyth in -Louisiana aufnehmen, wie er es verdient.«</p> - -<p>Rawley brummte mürrisch: »Hm! sehr angenehm!<span class="pagenum"><a id="Seite_52">[52]</a></span> -Immer noch lieber von England als von -jenseits des Potomaks. – Sehr angenehm, Mister -Eyth. Ich nehme an, daß Ihr Dampfpflug uns -besser hilft, als Ihre Landsleute es getan haben. -Ah so – Sie sind kein Engländer; um so besser! -– Wie gefällt Ihnen unser schönes Land in seinem -jetzigen, jammervollen Zustand? Nicht übel – wie?«</p> - -<p>»Longstreet, der General, hat die Agentur für -die Sache übernommen«, fiel Lawrence ein.</p> - -<p>»Der General Longstreet, die rechte Hand von -Lee? Das ist etwas andres! Warum haben Sie -das nicht gleich gesagt?« fragte Rawley, während -sich seine Räuberhauptmannszüge in etwas menschlichere -Falten legten. »Wir werden Sie mit Interesse -beobachten, Mister Eyth! Wann soll es losgehen?«</p> - -<p>»Was meinen Sie, Herr Rawley?« fragte ich, -etwas Mut schöpfend.</p> - -<p>»Die Rettung des Südens, das Gepflüge«, -versetzte der Redakteur. »Sie geben doch ein Frühstück, -um die Sache einzuleiten? Wir werden einen -Berichterstatter hinschicken, wenn ich nicht selbst -kommen kann. Sie wünschen ohne Zweifel eine -redaktionelle Notiz schon vor dem Frühstück? Natürlich! -Wollen Sie die Gefälligkeit haben, mir -einige Anhaltspunkte zu geben. Wie alt sind Sie? -verheiratet? glücklich verheiratet? Wo wurden Sie -erzogen? Bitte, teilen Sie mir alles mit, was zur -Sache gehört. General Longstreet ist mein Freund, -ein Mann, den ich hoch verehre. Nehmen wir einen<span class="pagenum"><a id="Seite_53">[53]</a></span> -Tropfen Rum – echten Jamaika – wie, Herr -Lawrence?«</p> - -<p>Sie winkten sich, verständnisinnig. Eine geschäftige -Freundlichkeit durchbrach endlich die rauhe -Schale des Räuberhauptmanns. Es gelang mir -zwar nicht, seine Aufmerksamkeit von meinem <em class="antiqua">curriculum -vitae</em> auf die Vorzüge des Fowlerschen -Doppelmaschinensystems zu übertragen. Auch Lawrence -half mit, meinem Jugendleben und meinen -persönlichen Wünschen und Hoffnungen auf den -Grund zu kommen, und fügte, gegen Rawley gewendet, -von Zeit zu Zeit die Versicherung bei, daß -ich von Kindesbeinen an ein wirklicher Gentleman -und ein unzweifelhafter Demokrat – im amerikanischen -Sinne des Wortes – gewesen sei. In der -Sklavenfrage halte ich noch jetzt »mit Zähnen und -Klauen« an den geheiligten Gesetzen unsrer Vorfahren -fest. Dies brachte mir jedesmal einen -stummen, schmerzhaften Händedruck des Redakteurs -ein, der seinerzeit selbst fünf Neger besessen hatte. -Dazwischen wurde festgesetzt, daß Longstreet ein -großes Frühstück geben müsse, zu dem die gesamte -zu rettende Gesellschaft Louisianas sowie die Vertreter -der Presse, in erster Linie aber des Picayune, -einzuladen seien. Daran werde sich das Pflügen in -würdiger Weise anschließen. Bezahlen werde ich es -ja mit Vergnügen; eine solche Einführung des englischen -Dampfpflugs sei etwas mehr wert, sollte -man denken, als ein paar Dutzend Hummern und -das erforderliche Zubehör. Ich selbst mußte dies<span class="pagenum"><a id="Seite_54">[54]</a></span> -zugeben und bekämpfte mannhaft eine vorübergehende -Trübung meiner Stimmung. »Noch einen -Tropfen Rum, Herr Eyth!« rief der finstere Redakteur, -indem er nach der steinernen Flasche griff, die -neben seinem Tintenfaß stand. »Nein? Das müssen -Sie noch besser lernen, wenn Sie uns retten wollen. -Das oder Temperenzler werden. Dazwischen liegt -nichts. Adieu! Schicken Sie mir, was Sie gedruckt -haben wollen, schon vor dem Frühstück!«</p> - -<p><span class="pagenum"><a id="Seite_55">[55]</a></span></p> -<div class="figcenter"> -<img src="images/illu-057.png" alt="" /> -</div> - -<p>Wir gingen. Lawrence nahm im Tunnel den -Knotenstock wieder unter den Arm. Ich bemerkte -es, weil er mich damit heftig in die Magengegend -stieß. Es war der Ausdruck seiner Befriedigung. -Dann lief er weiter, als ob er feurige Kohlen in -den Stiefeln hätte. »Jetzt rasch, solange wir noch -warm sind, in die Konkurrenzbude!« sagte er, mehr -für sich als zu mir. Unser Ziel befand sich in derselben -Straße, nur zwei »Blocks«, zwei Häuserviertel, -entfernt; ein prächtiger, noch im Bau begriffener -Palast, an dessen Steinfront der Titel der -Zeitung: »<em class="antiqua">The Crescent City News</em>« in goldenen, -riesengroßen Buchstaben prangte. Eine prachtvolle -Marmortreppe, deren vergoldete Eisengeländer man -anzuschrauben im Begriff stand, führte in die hellen, -luftigen Drucksäle. Alles glänzte und funkelte hier, -und selbst das Maschinengerassel hatte einen schärferen -Klang als beim Nachbar. Auch flogen die -Abendzeitungen nicht unordentlich aus allen Winkeln -heraus wie dort. Ein schwarz gekleideter Herr -empfing uns an der Tür eines geräumigen Bureaus,<span class="pagenum"><a id="Seite_56">[56]</a></span> -wohlwollend und würdig, so daß ich ihn für einen -Geistlichen zu halten geneigt war. Es war Herr -Smithson, der erste Redakteur der »Crescent City -News«. Er war entzückt, Herrn Lawrence zu -sehen, entzückt, daß Herr Lawrence mich mitgebracht -hatte, direkt aus England. Er rang mit -meiner Hand, als ob er sie aus dem Gelenke -schütteln wollte. »Entzückt, Herr Eyth, Ihre Bekanntschaft -zu machen. Ein Deutscher aus England, -höchst interessant! Wie gefällt Ihnen dieses herrliche -Land?«</p> - -<p>Mister Smithson bot uns zwei große, mit -braunrotem Leder überzogene Armstühle, aber -keinen Rum an. Ich war ihm wahrhaft dankbar -dafür, Lawrence dagegen ließ seine Blicke fragend -im Zimmer umherschweifen: nirgends die Spur -einer Flasche. Die Tatsache war in die Augen -springend: Smithson war nicht bloß ein Yankee, -er war ein Mäßigkeitsapostel. Zum erstenmal -glaubte ich durchzufühlen, daß Lawrences überwallendes -Herz ein wenig sank.</p> - -<p>Der Redakteur dagegen blieb freudig erregt. -»Dampfpflüge!« rief er, mir nochmals die Hand -schüttelnd, »und schon auf dem Wege! Sehr schön! -Im Begriff zu arbeiten; ausgezeichnet! Dem unglücklichen -Neger, dem bedrückten Mitbruder die -Last der Arbeit abzunehmen, welch glücklicher Gedanke; -welch großes Ziel Ihres Wirkens, Herr -Eyth! Die Rasse bedarf der Erziehung; unter uns -muß ich dies zugeben. Aber wie kann sie erzogen<span class="pagenum"><a id="Seite_57">[57]</a></span> -werden, wenn sie nach wie vor vor den Pflug gespannt -bleibt, um der alten verkommenen Aristokratie -des Landes Sklavendienste zu leisten? Ich -frage Sie, Herr Lawrence, als Mann den Mann, -als Christ den Christen: Wie wollen Sie den Neger -erziehen, solange er am Pflug zieht? Da kommt -Herr Eyth mit seinem Dampfpflug, und die Sache -ist gemacht. Große Gesichtspunkte; ich halte mich -an große Gesichtspunkte! Nur indem wir an -großen Gesichtspunkten festhalten, können wir den -fürchterlichen Bürgerkrieg zu einem Segen für -unsern teuren Süden ausgestalten. Nur so wird -einem Volke von Brüdern die Kraft wiederkehren, -das sternbesäte Banner der Union über dem unteilbaren -Kontinent zu schwingen.«</p> - -<p>»Das war Mister Eyths Ansicht schon von -Kindesbeinen an!« rief Lawrence mit Überzeugung.</p> - -<p>Smithson drückte auch ihm die Hand. »Dampfpflüge!« -fuhr er fort, fast ohne Atem zu schöpfen. -»Ich habe sie längst mit Spannung erwartet. Allerdings -habe ich noch nie einen gesehen, aber in -unserm Norden, in Philadelphia, in Cincinnati, in -Chikago sind in diesem Augenblick Hunderte im -Gang! Meine Landsleute, Herr Eyth, sind ziemlich -erfinderisch und warten gewöhnlich nicht darauf, -was Sie drüben in der Alten Welt machen; – -Hunderte!«</p> - -<p>»Das heißt,« – begann ich, bestrebt, ein paar -Worte einzuschalten, kam aber nicht weiter.</p> - -<p>»Das soll uns natürlich nicht hindern, den<span class="pagenum"><a id="Seite_58">[58]</a></span> -vortrefflichen Apparat gebührend zu würdigen, den -Sie uns bringen. Sie wünschen natürlich eine -präliminare, eine hervorragende präliminare Anzeige -Ihrer Bestrebungen im redaktionellen Teil -der ›Crescent City News‹. Vortrefflich! Fünfzig -Cents die Zeile. Die Sache muß diesen Herren -im Süden eindringlich ans Herz gelegt werden. -Wie alt sind Sie? Wo sind Sie geboren? Sind -Sie verheiratet?«</p> - -<p>Ich kämpfte abermals, und sichtlich ebenso -vergebens, gegen diese Art, die Dampfkultur dem -Publikum näher zu bringen. Auch hier ließ mich -Lawrence völlig im Stich und hetzte den sprachseligen -Redakteur nur noch tiefer in seine Forschungen -nach meinem Stammbaum und nach -andern Einzelheiten, die für ihn von Interesse gewesen -wären, wenn ich seine Tochter hätte heiraten -wollen. Ich ergab mich schließlich und erzählte -ihm alles, was mir aus meinen Jugendjahren einfiel. -Er schien befriedigt.</p> - -<p>»Sehr schön! Höchst interessant!« rief er schließlich. -Als ich selbst im besten Zuge war und ihm -die Herkunft meiner Mutter aus einer Schweizer -Adelsfamilie erklären wollte, glaubte er genug zu -wissen und steuerte plötzlich rückwärts. »General -Longstreet steht an der Spitze der Sache, wie Sie -mir sagen; ein vortrefflicher Mann, der leider auf -die falsche Seite geraten ist. Nehmen Sie sich ein -wenig in acht, Herr Eyth, daß Ihr Dampfpflug -nicht allzu konföderiert wird. Mister Lawrence<span class="pagenum"><a id="Seite_59">[59]</a></span> -versteht mich; er kennt beide Seiten; ein vortrefflicher -Mann, Mister Lawrence! – Also Longstreet -wird ein großes Frühstück geben, ehe Sie zu -pflügen anfangen. Ausgezeichnet! Wir werden -einen Berichterstatter schicken, wenn ich nicht selbst -kommen kann. Ich hoffe, ich werde selbst kommen -können! Doch möchte ich um Limonade bitten; nur -Limonade für mich! Adieu, Herr Eyth. <em class="antiqua">Time is -money!</em> Die Rechnung für die heutige redaktionelle -Anzeige werde ich Ihnen schon morgen zusenden -können. Es war mir höchst angenehm! Adieu! -Adieu!«</p> - -<p>Damit komplimentierte er uns durch die -Druckerei.</p> - -<p>»Verfluchter Yankee!« brummte Lawrence schon -auf der Prunktreppe. »Trinkt nur Wasser und -schwatzt wie ein altes Brunnenrohr. Vor dem -müssen Sie sich in acht nehmen, Herr Eyth: der -regelrechte Reisesackpolitikus. Aber es hilft nichts, -wir brauchen sie alle, solange sie mit Kind und -Kegel auf unserm Land herumsitzen wie die Heuschrecken. -Uff! Mister Eyth, wenn Sie vor fünf -Jahren zu uns gekommen wären, hätten wir -anders mit dem Herrn geredet. Aber wir brauchen -sie, Gott sei's geklagt, wir brauchen sie alle!«</p> - -<p>Lawrence schleppte mich weiter. Wir besuchten -die hochdemokratische, das heißt aristokratische -»Biene«, die republikanischen »Louisiana Times«, -die neutralen, leicht nach Süden hängenden »Commercial -News«. Mein treuer Führer schien unermüdlich,<span class="pagenum"><a id="Seite_60">[60]</a></span> -bis sie alle wußten, wie alt ich sei, wo -ich geboren wurde und daß ich mich vorläufig nicht -zu verheiraten gedenke. Zuletzt kamen wir auch -über die Kanalstraße, in das alte französische Viertel -der Stadt. Dort, vor einem unansehnlichen Hause -in der St. Louisstraße, blieb er stehen, wartete, bis -ich ihn erreicht hatte, denn er war mir gewöhnlich -zehn Schritte voraus, und sagte:</p> - -<p>»So! da können Sie allein hinaufgehen, Herr -Eyth. Hier hausen Ihre Landsleute, die ›Deutsche -Zeitung‹. Ich muß jetzt nach meinem Komitee und -nach Ihrem Preis sehen. Die Sache bekommt -Hände und Füße, wenn Sie so noch ein paar Stunden -fortmachen.«</p> - -<p>Er trocknete sich den Schweiß von der Stirne, -und wahrhaftig, er hatte das Recht dazu. Es war -glühend heiß geworden. Sein Eifer hatte mich -jedoch angesteckt. Ich wußte jetzt, wie man Redakteure -besucht, und machte mir nichts daraus, -auch meinen Landsleuten die offenbar landesübliche -Aufwartung zu machen.</p> - -<p>»Und glauben Sie wirklich, daß Sie das -Preisausschreiben seitens Ihrer Gesellschaft so rasch -zustande bringen werden?« fragte ich Lawrence, -ehe wir uns trennten. Ich konnte meine Zweifel -noch immer nicht los werden; es ging alles so verblüffend -geschwind. »Man muß doch wohl eine -Art Programm ausarbeiten, Bedingungen beraten, -eine Prüfungskommission aufstellen –«</p> - -<p>Er unterbrach mich: »Verlassen Sie sich darauf,<span class="pagenum"><a id="Seite_61">[61]</a></span> -Herr Eyth! Morgen früh lesen Sie das Ausschreiben -in allen Zeitungen. Was wetten Sie?«</p> - -<p>Dies zu hören, war mir außerordentlich lieb. -Wenn ein Amerikaner so fragt, ist ihm die Sache -ernst.</p> - -<p>»Zehn Dollar!« sagte ich deshalb ohne langes -Bedenken.</p> - -<p>»Sie scheinen kein großes Vertrauen in Ihre -Zweifel zu haben«, versetzte er lachend und fuhr -dann mit einer gewissen Feierlichkeit fort: »Gut, -zehn gegen zehn; Sie lesen das Preisausschreiben -morgen in allen Zeitungen der Stadt, die täglich -erscheinen. Eine ehrliche, gradlinige Wette. Ich -kann sie verlieren, wenn ein Drucker Dummheiten -macht oder ein Redakteur zu tief in die Whiskyflasche -sieht, anders nicht. In Hunderten wäre mir -die Wette lieber gewesen.«</p> - -<p>Er machte mit einem Bleistift von einem halben -Zentimeter Länge eine Notiz auf eine seiner Zuckertüten -und war schon um die Straßenecke verschwunden, -als ich die mit Papierfetzen reich geschmückte -Treppe der »Deutschen Zeitung« hinaufkletterte und -mit einer Beilage um das linke Bein oben anlangte. -Es war alles etwas klebrig im Hause, trotz der -Hitze. In der Druckerei, die kleiner war als die -andern, die ich heute kennen gelernt hatte, standen -die Maschinen still. Dagegen schien eine Art Volksversammlung -stattzufinden. An einen Setztisch gelehnt, -stand eine teutonische Gestalt von echtem -Schrot und Korn, mit blonden, wallenden Haaren,<span class="pagenum"><a id="Seite_62">[62]</a></span> -blauen Augen, einem mächtigen roten Bart. Auch -der Schnitt ihres Anzugs, namentlich die Weite -der Beinkleider, verriet etwas vom deutschen Studenten -der älteren Generation, die noch Ideale -kannte. Der Herr schien mitten in einer Volksrede -für fünftausend Zuhörer zu schwimmen und ließ -sich durch mich, der ich etwa der sechzehnte war, -nicht unterbrechen.</p> - -<p>»Ich wende mich an Sie, meine Herren«, rief -er, »vertrauensvoll, schmerzbewegt! Wir haben ein -gemeinsames Ziel: unsre Grundsätze der Wahrheit -und Freiheit der deutschen Welt unsers großen -neuen Vaterlandes täglich zu verkündigen, das -Panier der Gleichheit und Brüderlichkeit, ohne Ansehen -der Farbe unsrer Leser, im Süden voranzutragen. -Wir haben dieselben Freuden, dieselben -Sorgen. Im Schweiß unsers Angesichts haben wir -wieder vierzehn Tage lang der großen Sache gedient. -Die Zahl unsrer Abonnenten ist um fünf -gestiegen; das Ergebnis des Straßenverkaufs hat -jedoch bedauerlicherweise abgenommen, da unser -tätigster Austräger samt seinen Freitagsexemplaren -spurlos verschwunden ist; Fritz Kleile ist mit einem -kleinen Vorschuß aus unsrer Mitte geschieden, ich -fürchte, für immer. Sie, meine Herren, waren -schon gestern berechtigt, den sauer verdienten Lohn -für Ihr aufopferungsvolles Wirken aus meiner -Hand zu empfangen. Ich mußte Sie auf heute -vertrösten. Meine Herren, auch heute ist unsre -Kasse« – der Redner hob ein Blechkästchen, das<span class="pagenum"><a id="Seite_63">[63]</a></span> -neben ihm stand, in die Höhe, öffnete es feierlich -und zeigte nach allen Seiten das glänzende Vakuum -seiner Innenseite – »diese unsre Kasse ist leer! -Wollen Sie sich gefälligst selbst überzeugen«, fügte er -in vertraulichem Tone bei, indem er sich an seine -nächsten Nachbarn, einen grimmigen alten Setzer -und zwei schmächtige zwölfjährige Jungen, wandte, -die ihn hungrig ansahen.</p> - -<p>»Aber wo der Teufel ist das Geld von gestern?« -fragte einer der fünfzehn, dessen trockene Kehle -eigentümlich krächzende Laute hervorbrachte. Der -Mann war sichtlich übermäßig durstig.</p> - -<p>»Sie haben ein Recht, diese Frage aufzuwerfen, -verehrter Freund!« entgegnete der Redakteur -mit einem mitleidigen Blick auf den Sprecher. -»Ich werde sie beantworten. Wir hatten das Unglück, -gestern abend den Besuch des Geschäftsführers -unsres Papierlieferanten zu empfangen. Ich stand -vor der peinlichen Gewißheit, der heutigen Ausgabe -der ›Deutschen Zeitung von Louisiana‹ papierlos -entgegensehen zu müssen. Ich hatte die Wahl, den -nicht ganz unberechtigten Forderungen des unerbittlichen, -ich darf sagen, herzlosen Geschäftsmenschen -zu trotzen und damit uns alle zu vernichten oder -ihm den Inhalt unsrer Kasse einzuhändigen. Da -gedachte ich Ihrer Seelenstärke, meine Herren, gedachte -der deutschen Treue, die sich in schweren -Zeiten seit zwei Jahrtausenden bewährt hat. ›Besser,‹ -sagte ich, ›noch einmal ohne Geld vor meinen Freunden -zu erscheinen als ohne Papier.‹ Und nun« –<span class="pagenum"><a id="Seite_64">[64]</a></span> -der Ton des Redners wurde um eine halbe Oktave -tiefer, seine Stirne legte sich in Falten und sein -blonder Haarbusch schien in die Höhe zu steigen – -»und nun, meine Leidensgenossen, frage ich Sie. -Sie selber werden entscheiden. In Ihre Hand lege -ich das Panier unsrer großen Sache. Wollen Sie -– ja oder nein – wollen Sie nochmals zwei -Wochen ungelohnt in alter Treue Ihre Pflicht erfüllen? -Oder wollen wir gemeinsam das sinkende -Schiff verlassen und jeder für sich an unbekanntem -Strande eine zweifelhafte Rettung suchen? Im -ersteren Falle« – er verfiel plötzlich wieder in den -gemütlichsten Gesprächston, in welchem er alle wichtigeren -Teile seiner Rede vorzutragen schien – »im -ersteren Falle bekommen Sie vorläufig allerdings -noch einmal nichts, aber es wird ohne Verzug -weitergedruckt. Im zweiten Falle schließe ich die -Bude, und Sie bekommen auch nichts.«</p> - -<p>»Weiterdrucken!« riefen die zwei hungrigen -Jungen mit vor Begeisterung glänzenden Augen.</p> - -<p>»Abstimmen!« stöhnte der Durstige.</p> - -<p>»Abstimmen!« riefen noch drei oder vier der -Älteren, und so kam es nach den besten Regeln -eines in Trübsal geläuterten Parlamentarismus zur -namentlichen Abstimmung. »Herr Faktor Müller?« -– »Weiterdrucken!« – »Herr Setzer Kunze?« – -»Der Teufel hole die ganze Bude samt dem Herrn -Redakteur; schließen!« – »Der nächste?« – »Weiterdrucken! -– Weiterdrucken! – Schließen! – Weiterdrucken!« -und so weiter.</p> - -<p><span class="pagenum"><a id="Seite_65">[65]</a></span></p> - -<p>Die Abstimmung war rasch beendet. Der Redakteur -tat einen tiefen, theatralischen Atemzug und -begann wieder: »Meine Herren und Freunde! Das -Ergebnis unsrer Abstimmung ist das erwartete. Die -deutsche Treue hat auch auf fremder Erde abermals -glänzend gesiegt. Sieben Stimmen sind für den -Schluß der Bude, acht fürs Weiterdrucken. Die -gute Sache ist gerettet. Wie ein Phönix wird das -Panier der ›Deutschen Zeitung von Louisiana‹ aus -der Asche dieser vorübergehenden Prüfung erstehen, -und Arm in Arm mit dem sternbesäten Banner -dieses großen und freien Landes« – er hielt plötzlich -an, wie wenn ihm etwas Wichtiges eingefallen -wäre – »Meine Herren! Ich bitte die Herren -Setzer, sich an ihre Plätze zu begeben. Es ist die -höchste Zeit, wenn die Abendzeitung rechtzeitig auf -die Straße kommen soll. Und, bei Gott, wir müssen -heute abend etwas Geld haben. Was eingeht, -wird verteilt. Rasch an die Arbeit, meine Kinder! -– Was wünschen Sie?«</p> - -<p>Das galt mir. Der kleine Bienenkorb war -in einer halben Minute in voller Tätigkeit. Der -Redakteur, Herausgeber und Eigentümer der »Deutschen -Zeitung von Louisiana« trocknete sich den -Schweiß von der Stirne und gab mir vorsichtig -die Hand. Ich war ein Landsmann. Sollte ich -gekommen sein, ihn anzupumpen?</p> - -<p>»Sie kommen in einem nicht ganz glücklichen -Augenblick, verehrter Herr!« sagte er, ohne jedoch -im geringsten verlegen zu sein. »Das nennen wir<span class="pagenum"><a id="Seite_66">[66]</a></span> -den Kampf ums Dasein. Er ist Ihnen vielleicht -aus den neuesten Schriften eines gewissen Darwin -bekannt. Hier sehen Sie die Theorien des großen -Naturforschers <em class="antiqua">in natura</em>.«</p> - -<p>»Es war mir höchst interessant, und ich wünsche -Ihnen Glück zu Ihrem Siege«, sagte ich höflich. -»Ich verstehe und würdige Ihre freudige Erregung, -denn auch ich, Herr Doktor, –«</p> - -<p>Er nickte freundlich.</p> - -<p>»– auch ich bin damit beschäftigt, im Kampf -ums Dasein ein kleines Gemetzel vorzubereiten.«</p> - -<p>»Was? Doch nicht hier bei uns?« rief der -Redakteur. »Sie haben gehört, wie es augenblicklich -bei uns steht. Augenblicklich? Der Zustand ist -chronisch, Verehrtester. Ich kann Sie nicht brauchen!«</p> - -<p>»Vielleicht doch«, entgegnete ich zuversichtlich -und erklärte ihm, um was es sich handle. Jetzt -erst schüttelte er mir die Hand nach gut amerikanischer -Art, und dann beide Hände wie ein Deutscher, -der seinen längst erwarteten Schutzengel gefunden -hat. Um fünfzig Dollar wollte er meinen -Dampfpflug über alle Himmel erheben. Um die -Hälfte, wenn ich sofort bar bezahle. Zwei Artikel -von je zwei Spalten, die ich morgen selbst liefern -könne, wenn ich wolle. Dies war in der Tat billig. -Die Zeitung hatte ohne Zweifel wenig Einfluß und -keine Abonnenten. Aber – wer weiß? – ein -geschickt geschriebener Artikel aus dem Süden ging -in andre Zeitungen über. Man war gegenwärtig -in der ganzen Union neugierig, was in New Orleans<span class="pagenum"><a id="Seite_67">[67]</a></span> -vorging. Ich legte fünfundzwanzig Dollar auf den -Tisch, lud den Redakteur zum kommenden Dampfpflugfrühstück -ein und hatte in Doktor Wurzler -nach seiner Versicherung den treuesten Freund gewonnen, -den ich in diesem – ebenfalls nach Doktor -Wurzler – gottverfluchten Süden finden konnte.</p> - -<div class="figcenter"> -<img src="images/rule2.png" alt="" /> -</div> - -<hr class="chap" /> - -<div class="chapter"> -<h2 id="Wolken">4. Wolken</h2> -</div> - -<p>Mit all diesen Seitensprüngen war es spät am -Tage und höchste Zeit geworden, nach der Hauptsache -zu sehen, von der alles andre abhing. Ein -hastiges Gabelfrühstück, Mittag- und Abendessen, -in einheitlicher Zusammensetzung, die eine Wirtschaft -in der Kanalstraße bot, setzte die menschliche Maschine -wieder in arbeitsfähigen Zustand. Aber es -war fast Dämmerung, ehe ich auf die Levees einbog, -um nach dem »Wilden Westen« zu fahnden. -Der gewaltige, halbkreisförmige Landungsplatz, den -der Mississippi gegen die Stadt hin ausgegraben -und vertieft hat, lag schon in seiner Feierabendstille -vor mir. Für eingeborene Landratten bleibt ein -Seehafen, in welcher Form er sich auch darstellt, -zeitlebens ein Anblick, der das Blut in lebhaftere -Wallung bringt. Der Bogen der »Levees« von -New Orleans, der zu einem großartigen Staden -ausgebauten Schutzdämme der Stadt, macht hiervon -keine Ausnahme. Man sieht, wie der gewaltige -Strom schon hier, achtzig Meilen von der See,<span class="pagenum"><a id="Seite_68">[68]</a></span> -einen großen Kontinent mit den Meeren aller Weltteile -verbindet. Gegen Norden reiht sich, enggedrängt, -nur mit den Vorderteilen das Ufer berührend, -Boot an Boot: die phantastisch verzierten, -schwimmenden Paläste des Mississippi, des Missouri, -des Ohio mit ihren Riesenrädern und ihren barock -gekrönten Doppelschornsteinen; dazwischen auch kleinere -Dampfer, unter ihrer Last von Baumwollballen -und Zuckerfässern fast versinkend. Nach Süden -liegen die Seeschiffe, schwarze, wuchtige Massen, -die volle Breitseite gegen das Ufer gekehrt, haushoch -aus dem Wasser ragend, die roten Schraubenflügel, -unheimlichen Seeungeheuern gleichend, halb -in der Luft, ihre stumpfen, trutzigen Kamine kaum -über der Brüstung sichtbar. Noch weiter unten -liegen die Segelschiffe: Schoner, Brigantinen und -Dreimaster jeder Art und Größe, die mit ihren -Rahen und Tauen eine zierliche, wenn auch unentwirrbare -Filigranarbeit in den goldenen Abendhimmel -zeichnen. Das sind die Gäste aus der -Havanna und New York, aus Rio und Quebek, -aus Genua und Stockholm, aus Liverpool und -Southampton und vor allem aus der eignen Heimat, -aus Bremen und Hamburg. Auf den Levees -selbst, der riesigen Holzplattform, die sich in stattlicher -Breite und mehrere Meilen lang zwischen -Fluß und Stadt hinzieht, liegen Hunderte von -Zuckerfässern, Tausende von Baumwollballen, Pyramide -an Pyramide von Fäßchen mit gesalzenem -Schweinefleisch aus Kentucky und Illinois, Berge<span class="pagenum"><a id="Seite_69">[69]</a></span> -von Mais aus Illinois und Missouri, alles hübsch -geordnet und aufgestellt wie die Bataillone einer -Armee, die vor dem Abmarsch ins Feld ihre letzte -Parade erwartet. Dieses Bild beleben trotz der -Abendstunde Gruppen von Negern, auf den Ballen -umherlungernd, unermüdlich schwatzend und lachend, -und da und dort ein paar Matrosen, die der Stadt -zueilen, sichtlich entschlossen, mit leeren Taschen und -schwerem Kopfe zurückzukehren. Doch der Lärm -der Tagesarbeit war verstummt. Eine schwüle -Stille lag über dem Ganzen, und der Mond, eine -blutrote Riesenscheibe, stieg hinter der Stadt zwischen -den Türmen der Kathedrale des heiligen Ludwig -auf dem Jacksonsquare langsam in die Höhe.</p> - -<p>Wo die Tschapatulastraße in den Landungsplatz -einmündet, ragte ein gewaltiger, pechschwarzer -Dampfer über die kleineren Schiffe heraus, die ihn -umgaben, und sendete noch zarte Rauchwölkchen -in den Abendhimmel empor. Er hatte die schmucklosen, -trotzigen Formen englischer Frachtschiffe, die -man überall auf den ersten Blick erkennt: keinen -Bogen, keine Krümmung, die nicht unbedingt erforderlich -war, keinen Farbenfleck, der seine dunkle -Geschäftsjacke verunziert hätte. Das war mein -»Wilder Westen«; es war unmöglich, sich zu irren.</p> - -<p><span class="pagenum"><a id="Seite_70">[70]</a></span></p> -<div class="figcenter"> -<img src="images/illu-072.png" alt="" /> -</div> - -<p>Und in der Tat, am Fuß der haushohen -Schiffswand, die fensterlos und senkrecht von der -Landungsplattform aufstieg, standen schon in wildem -Gewirr etliche dreißig wuchtige Kisten, ein Lokomotivkessel, -ein halbes Dutzend schmiedeeiserner,<span class="pagenum"><a id="Seite_71">[71]</a></span> -walzenförmiger Riesenräder, wie sie auf dem leichten -Bretterboden der Levees noch nie gesehen worden -waren. Der »Wilde Westen«, das war klar, ließ -sich nicht viel Zeit. Die Kisten und Räder gehörten -mir; mein Dampfpflug war schon halb ausgeladen. -Da er als Deckladung herüberkam, war er das -erste, was das Schiff ans Land setzen mußte. In -reiner Freude kletterte ich über die Kisten und -feierte ein kleines Wiedersehen; ich war zu Hause -in diesem zyklopischen Wirrwarr.</p> - -<p>»Hallo! Wer ist da drunten?« schallte plötzlich -hoch über mir eine scharfe Stimme, und ein Kopf -erschien über der Schiffsbrüstung. »Wozu krabbeln -Sie auf den Kisten herum?«</p> - -<p>»Eigentümer der Kisten!« schrie ich hinauf.</p> - -<p>»Gut, daß Sie kommen!« rief es zurück. -»Wir brauchen Platz. Morgen früh müssen sie -abgefahren sein.«</p> - -<p>»Na, so geschwind schießen die Preußen nicht!« -rief ich hinauf, mich in meinem Kistenheimatsgefühl -ein wenig vergessend.</p> - -<p>»Was?« brüllte es herunter.</p> - -<p>»So schnell werden die Nigger von Louisiana -nicht kutschieren«, übersetzte ich dem Mann, der -jetzt am Nachthimmel etwas deutlicher zu sehen -war. »Haben Sie einen Engländer mitgebracht, -einen Monteur?«</p> - -<p>»Nicht daß ich wüßte«, war die Antwort.</p> - -<p>»Was!« schrie ich entsetzt, »keinen Monteur -von Fowler aus Leeds? Einen Passagier, James<span class="pagenum"><a id="Seite_72">[72]</a></span> -Parker. Sie <em class="gesperrt">müssen</em> einen Passagier mitgebracht -haben.«</p> - -<p>»Wir führen keine Passagiere. Nur manchmal -– aus Gefälligkeit – ausnahmsweise!« erklärte -der Mann von oben.</p> - -<p>»Dann ausnahmsweise! Sie müssen James -Parker an Bord haben! Den Mann, der zu den -Maschinen gehört!« Ich bestand darauf und fühlte, -daß ich zornig wurde.</p> - -<p>»Mein guter Herr,« rief es begütigend zurück, -»ich bin der Zahlmeister des ›Wilden Westens‹ und -sollte es wissen. Wir haben ausnahmsweise einen -Methodistenpfarrer mitgenommen und seine zwei -Töchter. Wenn Ihnen mit diesen gedient ist – aber -sie sind aus Bradford.«</p> - -<p>»Also keinen Monteur, der zu den Kisten gehört?« -rief ich nochmals hinauf und fühlte, daß -mich die Kraft meiner Lungen verließ.</p> - -<p>»Keinen Monteur!« tönte es wie aus weiter -Ferne zurück. Der Kopf des Zahlmeisters war -verschwunden.</p> - -<p>Ich setzte mich und dachte nach. Also kein -Monteur, kein Brief, keine Erklärung nach der -feierlichen Zusage, daß Parker mit den Kisten ankommen -solle! Was konnten sie in Leeds gedacht -haben? Wußten sie doch so gut als ich, daß kein -einzelner Mann mit seinen zwei Händen einen -Doppelmaschinendampfpflug in Bewegung setzen -kann, der sich vom ersten Tag an wenigstens leidlich -präsentieren sollte. Es handelte sich hier, wenn<span class="pagenum"><a id="Seite_73">[73]</a></span> -der Himmel nicht eingriff, um eine physische Unmöglichkeit.</p> - -<p>Die Kisten um mich her, die jetzt der Mond -grell beleuchtete, wuchsen mit ihren schwarzen, viereckigen -Schatten ins Ungeheure; um das offene, -rot angestrichene Feuerloch des ausgeladenen Kessels -spielte ein dämonisches Lächeln. Ich kochte vor -Zorn. Was konnten sie in Leeds gedacht haben? -Mich so hinzusetzen! Aber ich kam nicht über die -Frage hinaus. Über mir begannen die Sterne zu -funkeln, still und friedlich, als ob hier unten alles -in Ordnung wäre. Der reinste Hohn!</p> - -<p>»Was machen Sie da droben?« näselte jetzt -eine grätige Yankeestimme von unten, die zu einem -herumlungernden Schutzmann gehörte, der wahrscheinlich -an der Nachtwache der Levees beteiligt war.</p> - -<p>»Luft schöpfen! Eigentümer!« brummte ich, -ohne Anstrengung, so mürrisch als möglich.</p> - -<p>»Gut, daß Sie kommen!« sagte auch dieser -Mann. »Die Kisten müssen morgen früh von der -Levee abgefahren werden, Mister! Und so schnell -als möglich. Die Levees sind für Baumwolle gebaut, -nicht für vierschrötige Eisenklumpen wie diese -Engländer.« – Er klopfte entrüstet auf meine -Kisten. – »Die Fundamentpfähle sind heute abend -schon um drei Zoll gesunken, sagt der Levee-Inspektor. -Sie werden eine gesalzene Rechnung bekommen, -Mister Eigentümer! Wenn die Bohlen -brechen, ist der Teufel los.«</p> - -<p>Ich hütete mich, zu antworten, und schlüpfte<span class="pagenum"><a id="Seite_74">[74]</a></span> -lautlos von meiner mondbeglänzten Höhe auf der -andern Seite des Kistengebirgs in die Tiefe.</p> - -<p>Fünf Minuten später sah man entlang der -finsteren Schattenseite der Tschapatulastraße einen -Mann, den Hut über die Augen gedrückt, mit gesenktem -Kopfe langsam seiner Wohnung zusteuern. -Manchmal murmelte er halblaut vor sich hin. Dann -versank er wieder in stummes Nachdenken. Der -Mann war ich.</p> - -<p>Und ich fühlte nur eins: noch ehe ich heute -einschlief, mußte ich wissen, was am nächsten Morgen -zu geschehen hatte.</p> - -<div class="figcenter"> -<img src="images/rule2.png" alt="" /> -</div> - -<hr class="chap" /> - -<div class="chapter"> -<h2 id="Arbeitstage">5. Arbeitstage</h2> -</div> - -<p>Ein kurzer, tiefer Schlaf tat das übrige.</p> - -<p>Mit beiden Füßen sprang ich in den jungen -Tag; ich wußte jetzt, was zu tun war. Zuerst -mußte Kapitän Owen aufgefunden werden. Die -seine war die einzige Adresse einer Privatwohnung -in der Stadt, die ich kannte. Auf dem Wege sang -ich eine meiner Schlachthymnen, aber nur und -wiederholt, den ernsten Zeiten entsprechend, ihren -dritten Vers: »Und wenn die Welt voll Teufel -wär'!« Er war mir schon als kleiner, ahnungsloser -Junge der liebste gewesen und hat mir im -späteren Leben mehr als einmal treulich gedient, -wenn ich nicht mehr genau wußte, wo hinaus? -Warum auch nicht? Hatte ich nicht ein Recht zu<span class="pagenum"><a id="Seite_75">[75]</a></span> -dem Vers, so gut als ein andrer? Stand ich nicht -seit Jahren mitten in einer Art von Bodenreformation, -in der »der arg' böse Feind« oft genug -sein Wesen trieb?</p> - -<p>Sie sind im allgemeinen keine Langschläfer in -New Orleans. Der frühe Morgen ist der beste -Teil des Tages an den Bayous des Mississippi. -Doch schlief Owen noch, als ich versuchte, ihm die -Adresse der nächsten besten Maschinenfabrik zu entlocken, -und war, sich die Augen reibend, über -meinen Besuch nicht wenig erstaunt. Eine halbe -Stunde später stand ich in einem fast leeren Fabrikhof, -der müde und lebenssatt aussah. Wie alles -in der Stadt, war das Geschäft halb bankrott und -hatte keinen Mangel an müßigen Arbeitern. Man -ließ mir die Wahl. Nach weiteren dreißig Minuten -hatte ich zwei junge Monteure ausgesucht – der -eine war allerdings, wie sich später herausstellte, -ein gelernter Schneider –, die mit Brechstangen, -Hämmern und Meißeln bewaffnet hinter mir drein -liefen. Auf den Levees war alles schon voll Leben. -Zuckerfässer rollten hin und her, Baumwollballen -flogen durch die Lüfte. Dampfer rauchten und -spieen Wasser und Feuer aus. Geschrei, Gerassel -und dröhnendes Gepolter auf dem hohlen Bretterboden -in allen Richtungen. Hunderte von Negern -aller Schattierungen, darunter wahre Herkulesse, -rollten im Eifer der Arbeit lachend über die Ballen -oder sprangen singend hinter den Fässern her. Es -wurde viel und kräftig geflucht; aber auch des<span class="pagenum"><a id="Seite_76">[76]</a></span> -Herrn Lob erschallte in wundersamen Liedern unter -Lachen und Gejauchze. »Wir gehen alle über den -Jordan – o Jerusalem!« war ein besonders beliebter -Kehrreim der Ernstergesinnten. Den Schwarzen war -es in diesen Morgenstunden sichtlich wohler als ihren -einstigen weißen Herren.</p> - -<p>Auch auf dem Deck des »Wilden Westen« war -schon alles in Bewegung. Mein zweiter Kessel -schwebte an einem kräftigen Schiffskranen hoch in -der Luft, machte eine elegante Schwenkung über -Bord, als sei ihm das Fliegen zeitlebens eine liebe -Gewohnheit gewesen, und sank in der nächsten -Minute auf die krachende Levee nieder. In zehn -Minuten hatte ich sechs Neger, Jem, Jo, Jack, -Kato, Alexander und Bucephalus, in meine Dienste -genommen. Neugierig und energisch machten sie -sich daran, die Deckel der Kisten aufzureißen, die -ich den Monteuren bezeichnete, und die blanken -Stangen und Wellen, die schweren Lager und -Ständer aus den Spänen herauszuschälen, welche -sich in gewaltigen Haufen um uns auftürmten. -Vor der Frühstücksstunde noch war mein Trüpplein -im besten Zuge; mir selbst begann es ganz leicht -ums Herz zu werden. Dazu kam noch »Lawrences -Bruder«, der schon in der Ferne eine Zeitung in -der Luft schwenkte, als er den »Wilden Westen« -und mich entdeckt hatte.</p> - -<p>»Sie haben verloren, Mister Eyth, Sie haben -verloren!« rief er aus weiter Ferne. »Geben Sie -mir zehn Dollar und hören Sie zu!«</p> - -<p><span class="pagenum"><a id="Seite_77">[77]</a></span></p> - -<p>Er kletterte auf eine der Kisten, setzte sich, -entfaltete die nasse Morgenzeitung und las:</p> - -<p>»›Die berühmte und stets auf das Wohl unsres -Staates bedachte Landwirtschaftsgesellschaft von -Louisiana hat sich entschlossen, den beträchtlichen -Preis von siebenhundertundfünfzig Dollar für den -besten Dampfpflug zur Bearbeitung von Baumwoll- -und Zuckerland auszusetzen. Man hofft mit Recht, -auf diese Weise der unglaublichen Not des Südens, -dem Mangel an Arbeitskräften jeder Art, für alle -Zeiten abhelfen zu können. Wie wir hören, soll -sich bereits ein Bewerber für diesen ansehnlichen -Preis eingestellt und am Fuß der Tschapatulastraße -seine Vorbereitungen begonnen haben. Ehre einer -Gesellschaft, die auch in den schwersten Zeiten Mut -und Tatkraft bewahrt, an dem Wiederaufbau und -der Wohlfahrt unsres glorreichen Südens weiterarbeiten -zu können!‹ – Wie gefällt <span id="corr077">Ihnen</span> das? -Sie brauchen die andern Zeitungen nicht nachzusehen. -Sie bringen alle denselben packenden Artikel, -den ich und unser Geschäftsführer noch gestern -nacht ausgebrütet haben. Er wollte zuerst nicht -recht dran; die Komiteesitzung kann erst übermorgen -stattfinden, und so ist eigentlich noch nichts -beschlossen. Merken Sie allmählich, daß Sie in -Amerika sind?«</p> - -<p>»Merken Sie, daß Sie auf einer englischen -Maschine sitzen?« antwortete ich vergnügt, indem -ich gleichzeitig Bucephalus anwies, meinem Freund -eine Brechstange zwischen die Beine zu stoßen, denn<span class="pagenum"><a id="Seite_78">[78]</a></span> -er saß auf der Kiste, die ich vor allen andern geöffnet -haben wollte. Bucephalus war energisch, -aber etwas ungeschickt. Lawrence sprang deshalb -mit jugendlicher Behendigkeit in die Höhe, um dem -gefährlichen Stoß zu entgehen.</p> - -<p>»Und sehen Sie, da kommen Sie selbst!« rief -er aus der Zeitung heraus, seinen Knotenstock -schwingend, ohne jedoch den Zwischenfall eines -weiteren Wortes zu würdigen.</p> - -<p>»Frühstück, Frühstück!« schrieen die Neger, -während ein halbes Dutzend Glocken und hundert -heulende Dampfpfeifen entlang der ganzen Levee -einen infernalischen Lärm erhoben. Ein paar Stunden -nüchterner Morgenbeschäftigung mit dreiundfünfzig -Kisten eines demontierten Dampfpflugs verfehlen -ihre appetiterregende Wirkung auch in einem halbtropischen -Lande nicht. Ich war deshalb mit den -Negern völlig einverstanden und bat Lawrence, mir -Gesellschaft zu leisten. Er kannte eine Wirtschaft in -unmittelbarer Nähe, wo wir unter Schiffskapitänen, -Baumwollmaklern und Zuckerbörsenleuten rasch ein -Tischchen und ein »elegantes« Frühstück fanden. -Als Beilage las er mir eifrig die Morgenzeitungen -vor, deren Inhalt, soweit er unsre Sache betraf, -ihn sichtlich mit dem erhebenden Gefühl der Vaterschaft -beglückte.</p> - -<p>Der »Picayune« erzählte in Sperrdruck:</p> - -<p>»Wir hatten gestern das Vergnügen, den Besuch -des Herrn Eyth, des gentlemännlichen Vertreters -der großen englischen Firma John Fowler & Co.<span class="pagenum"><a id="Seite_79">[79]</a></span> -von Leeds und London, zu erhalten, der uns -von dem Bruder unsres großen Zuckerplantagenbesitzers, -Herrn Henry Lawrence, freundlich zugeführt -wurde. Herr Eyth beabsichtigt, durch die -Einführung der weltberühmten Dampfpflüge seiner -Firma, die alles bisher Dagewesene übertreffen -sollen, an der Regeneration des Südens mitzuwirken, -und wird damit voraussichtlich in wenigen -Tagen im Ausstellungspark der Landwirtschaftsgesellschaft -von Louisiana den Anfang machen. General -Longstreet und die hervorragendsten Männer unsres -Staats nehmen den lebhaftesten Anteil an seiner -Tätigkeit. Sein Pflug soll stündlich fünf Acker des -schwersten Zuckerbodens auf eine Tiefe umbrechen, -die nach der Versicherung unsres Freundes, Herrn -Lawrence, von sechs Paar Ochsen nicht erreicht -wird. In liebenswürdigster Weise teilte uns Herr -Eyth mit, daß er ein Deutscher von Geburt und, -im Gegensatz zur Mehrzahl seiner übrigens hochachtbaren -Landsleute, der Sache der Südstaaten -stets aufs wärmste zugetan gewesen sei. Hochinteressant -finden wir, daß Herr Eyth aus einer -alten Schweizer Fürstenfamilie abstammt und daß -er in einem mittelalterlichen Männerkloster seines -Vaterlandes das Licht der Welt erblickte. Der -letztere Punkt bedarf jedoch noch der Aufklärung. -Trotz dieser geheimnisvollen und hochromantischen -Vergangenheit scheint Herr Eyth ein lebhaftes Verständnis -für die modernen Verhältnisse unsres glorreichen -Vaterlandes mit nicht gewöhnlicher Geschäftsenergie<span class="pagenum"><a id="Seite_80">[80]</a></span> -zu verbinden. Unsre geschätzten Leserinnen -dürfte es jedoch mehr interessieren, zu vernehmen, -daß Herr Eyth durch keine zarten Bande an den -alten Kontinent geknüpft ist und nicht unweigerlich -an den klösterlichen Grundsätzen seiner Jugend festzuhalten -gedenkt. Wir wünschen ihm in dieser und -jeder andern Beziehung einen erfolgreichen Aufenthalt -in den wieder auflebenden Golfstaaten.«</p> - -<p>»Das ist gut, das ist sehr gut für einen Anfang!« -meinte Lawrence. »Sie werden sehen, unsre -schönen Kreolinnen werden sich nach Ihnen umsehen; -das kann nichts schaden. – Weiter!«</p> - -<p>Er griff nach dem »Crescent City News«. -Der Anfang des Artikels der republikanischen Zeitung, -den er mit raschem Kennerblick gefunden -hatte, war nahezu der gleiche. Auch hier war der -Vertreter der großen Firma von John Fowler & Co. -vor allen Dingen »gentlemanly«, ein Ausdruck südlichen -Zeitungsstils, dem kaum jemand entgeht, und -den ich oben in der Not mit »gentlemännlich« zu -übersetzen suchte. Geboren war ich hier, nach meinen -eignen liebenswürdigen Mitteilungen, in den Tiefen -des Schwarzwalds und der Rauhen Alb, wo mein -Vater, »wenn wir Herrn Eyth, der ein Deutscher -ist, richtig verstanden haben, teils dem Holzhandel, -teils der schon von Tacitus erwähnten Jagd auf -Bären und Wölfe oblag. Schon von Jugend an -hatte deshalb Herr Eyth eine fast schwärmerische -Zuneigung für das große Amerika, namentlich aber -für unsern lebenskräftigen Norden, der in dem soeben<span class="pagenum"><a id="Seite_81">[81]</a></span> -glorreich zu Ende geführten Kampf seine -Stärke und seinen gesunden Sinn zum Wohle des -Ganzen mit blutiger Energie bewährt hat. Die -Jugendzeit, verbracht in der finsteren Einsamkeit -primitiver Wälder, mag auch die Ursache gewesen -sein, daß der übrigens nicht unsympathische Vertreter -der englischen Firma, dessen politische Ansichten -im Gegensatz zu der in England herrschenden -bedauerlichen Stimmung durchaus korrekt zu sein -scheinen, sein Geschick noch nicht mit dem Rosenband -einer glücklichen Liebe umwunden hat. Eigentümlicher -ist, daß die englische Firma es für nötig -hält, dem erfindungsreichen Amerika, das in nichts, -somit auch nicht in Dampfpflügen, hinter irgendwelchem -Lande zurücksteht – wir machen nur auf -die Dampfkulturgeräte in Pennsylvanien, in Ohio, -in Illinois und neuerdings auch in Kalifornien aufmerksam -–, derartige Apparate uns zusenden zu -müssen glaubt. Ihre Nützlichkeit bleibe hierbei unbestritten. -Wir zweifeln keinen Augenblick, daß -Herr Eyth, dessen offener Blick uns sofort sympathisch -berührte, mannigfach und reichlich belehrt zu -seinen englischen Freunden zurückkehren wird, und -wünschen ihm hierzu wie in jeder andern Beziehung -den besten Erfolg.«</p> - -<p>»Ein verfluchter Yankee!« meinte Lawrence, -ohne große Aufregung, während ich, etwas grimmiger -als er, ein Beefsteak von landesüblicher -Zähigkeit zersäbelte. Sämtliche sieben Morgenblätter -brachten ähnliche Aufsätze, so daß sich seitdem sieben<span class="pagenum"><a id="Seite_82">[82]</a></span> -verschiedene Städte um die Ehre streiten können, -meine Wiege beherbergt zu haben. Alle aber -waren in einem Punkte einig: daß meinem armen, -unschuldigen Dampfpflug eine hervorragende politische -Rolle zukomme. Ein unverkennbarer, wenn -auch leichter Hang gegen den demokratischen Süden -schien von der einen Seite das höchste Lob, von -der andern den schärfsten Tadel zu verdienen. Nur -mit Rücksicht auf das noch nicht ganz ausgesprochene -pekuniäre Verhalten des sympathischen Vertreters -der Firma John Fowler & Co. legten sich die -kleineren Blätter noch einige Zurückhaltung auf. -Das Beefsteak aus Texas war wirklich zu zäh; -ich warf Messer und Gabel weg und stand auf.</p> - -<p>»Lieber Herr Eyth,« sagte Lawrence, der meine -Verstimmung kopfschüttelnd bemerkte, »an das -müssen Sie sich gewöhnen, wenn es Ihnen bei uns -wohl werden soll. Es tut nicht weh, sobald man's -gewöhnt ist. Was Sie zu tun haben, ist, Ihren -Pflug auszupacken. Je mehr man über Sie schimpft, -um so besser. Man wird auf Sie aufmerksam; das -ist alles, was Sie brauchen, und kostet Sie nichts. -Übrigens läßt sich die Sache auch sehr leicht in -Ihrem Sinn regeln. Ich will Ihnen das besorgen. -Wieviel wollen Sie an die ›Crescent City News‹ -rücken?«</p> - -<p>»Keinen roten Cent!« rief ich grimmig, indem -ich unser Frühstück bezahlte.</p> - -<p>»Sie sind aufgeregt!« meinte Lawrence begütigend. -»Das ist nicht gut. Kühl bleiben ist die<span class="pagenum"><a id="Seite_83">[83]</a></span> -erste Regel des Lebens, namentlich im Süden und -heutzutage. Wir wären alle besser dran, wenn wir -sie vor fünf Jahren mehr beherzigt hätten.«</p> - -<p>Ich ging wieder nach den Levees, dem »Wilden -Westen« zu. Ein gewaltiger Menschenhaufen umstand -jetzt die Ausladestelle des Schiffs. Im Kern -des Knäuels schien es lebhaft zuzugehen. Meine -sechs Neger hatten sich auf die übereinandergetürmten -Kisten geflüchtet und verteidigten ihre günstige -Stellung mit rühmlicher Hartnäckigkeit. Zoll- -und Leveebeamte waren die Angreifer. Das unparteiische -Publikum begrüßte jede Wendung des -Wortgefechts mit lauten Lachsalven.</p> - -<p>»Herunter von den Kisten!« schrie ein bärtiger -Mann, der in Reste einer unbekannten Uniform -gekleidet war. »Herunter, verdammte Nigger! Die -ganze Bagage muß in dreißig Minuten verschwunden -sein. Nichts darf auf den Levees ausgepackt werden. -Fort mit dem Zeug!«</p> - -<p>Der aufgeregte Herr hatte eine Hilfstruppe -von drei Mann in Zivil, die nach den nackten -Beinen meiner Neger griffen. Eine Brechstange, -welche zufällig auf die Finger eines der Angreifer -fiel, veranlaßte die heftige Fortsetzung des bloßen -Wortgefechts. Ich drängte mich durch.</p> - -<p>»Hier ist unser Herr!« schrieen die Neger -triumphierend. »Hurra für Alt-Dixies Land!«</p> - -<p>Der Levee-Inspektor wandte sich zornig an mich.</p> - -<p>»Wissen Sie nicht, Mister, daß nichts auf den -Levees montiert werden darf?« fragte er mich mit<span class="pagenum"><a id="Seite_84">[84]</a></span> -ausgesprochener Unhöflichkeit. »Wollen Sie Ihren -Kram fortführen?«</p> - -<p>»Wollen <em class="gesperrt">Sie</em> ihn fortführen?« fragte ich mit -völlig wiedergewonnener Ruhe, seitdem ich die Zeitungen -nicht mehr sah. »Soll ich ein paar Kesselwagen -und zwanzig Pferde auf Ihren Tanzboden -bringen lassen und die alten Bohlen durchbrechen?«</p> - -<p>Er starrte mich an.</p> - -<p>»Seien Sie vernünftig und lassen Sie mich -machen«, fuhr ich zutraulich fort. »Ich vermute, -ich verstehe mein Geschäft besser als Sie. Zum -Vergnügen bleibe ich nicht hier. Ich bringe meine -Sachen weg, so schnell ich kann. Mehr kann auch -ein Yankee nicht tun, soviel ich weiß.«</p> - -<p>»Aber es ist gegen das Gesetz; es darf auf -den Levees nichts montiert werden«, erklärte mein -Gegner.</p> - -<p>»Was wollen Sie machen?« fragte ich ruhig. -»Es gibt nur einen Weg, die Sachen fortzuschaffen: -ich montiere meine Maschinen, mache Dampf in -den Kesseln und fahre davon, wie es bis jetzt überall -gehalten wurde. Haben Sie noch nie von einem -Dampfpflug gehört? Wenn Sie's besser wissen, -greifen Sie zu. Ich werde Ihnen sehr dankbar -sein.«</p> - -<p>»Aber die Instruktionen, das Gesetz!« rief er, -etwas kleinlauter. »Donnerwetter, ich bin hier, um -Ordnung zu halten.«</p> - -<p>»Was wollen Sie machen?« wiederholte ich. -»Ich stelle die Ordnung auf dem schnellsten Weg<span class="pagenum"><a id="Seite_85">[85]</a></span> -her, der überhaupt möglich ist. Sehen Sie das -nicht?«</p> - -<p>Er starrte mich aufs neue fragend an, dann -die Kessel, dann die dreiundfünfzig Kisten.</p> - -<p>»Was will ich machen?« fragte er endlich, -sehr nachdenklich werdend.</p> - -<p>»Ich will Ihnen das andeuten!« antwortete -ich und drückte ihm zwei Fünfdollarscheine in die -Hand. »Dort an der Ecke ist ein Biersalon. Von -dort aus können Sie die Fortschritte, die wir -machen, genau kontrollieren. Wenn Ihnen die Sache -nicht flott genug zu gehen scheint, so wenden Sie -sich nur gütigst an mich. Wir wollen schon Ordnung -halten, Sie und ich.«</p> - -<p>Er lachte befriedigt. »Vorwärts, Jungen!« rief -er seinen Hilfstruppen zu. »Dieser Herr ist ein -Gentleman. Guten Morgen, Sir!«</p> - -<p>Die vier Mann des Gesetzes marschierten in -geradester Linie dem angedeuteten Biersalon zu und -erschienen erst am folgenden Morgen wieder, um -sich weitere Instruktionen zu holen, die mich fünf -Dollars täglich kosteten. »Billig!« meinte Lawrence. -»Sie machen Fortschritte. Aus Ihnen kann schon -noch etwas werden.«</p> - -<p>Gegen Abend stand der erste der zwei Kessel -auf seinen vier Straßenrädern. Meine Negertruppe -hatte sich auf zwölf Mann vermehrt, die mit wachsendem -Stolz ihr eignes Werk betrachtete. Auch die -Zeitungsartikel hatten sichtlich schon gewirkt. Wir -bekamen Besuche von Herren, denen der »Picayune«<span class="pagenum"><a id="Seite_86">[86]</a></span> -aus der hinteren Rocktasche sah, und die viertelstundenlang -still beobachtend unter meinen Kisten -und Kasten herumstöberten. Keiner versäumte, die -Breite der mächtigen Fahrräder mit den ausgespreizten -Fingern beider Hände abzugreifen. Die -meisten zogen hierauf verstohlen einen Maßstab aus -der Tasche, steckten ihn aber rasch wieder ein, wenn -sie bemerkten, daß sie beobachtet wurden. Dann -kamen sie gewöhnlich etwas verlegen an mich -heran.</p> - -<p>»Dies soll wohl der neue englische Dampfpflug -sein?« begann die Unterhaltung.</p> - -<p>»Jawohl!« antwortete ich zuvorkommend. »In -einigen Tagen werden Sie deutlicher sehen, wie -das alles zusammenhängt. Vorläufig sind es nur -zerbrochene Kisten.«</p> - -<p>»Ich denke, ich könnte wesentliche Verbesserungen -in Vorschlag bringen«, war fast regelmäßig -die nächste Bemerkung, und dann, wenn ich hierauf -nicht einging, studierte der Mann mit dem Ausdruck -wohlwollenden Mitleids in seinem intelligenten -Gesicht weiter.</p> - -<p>Einer derselben hatte in dieser Weise mehrere -Stunden des Nachmittags zugebracht, ehe er sich -an mich wandte, ein Mann von mittleren Jahren, -in schwarzem Anzug, mit einem scharfen Yankeegesicht, -das seinen nördlichen Ursprung nicht verleugnete. -Erst am Schluß der Arbeit, als ich die -Neger unsre Winden, Hebel und Brechstangen für -die Nacht zusammenstellen ließ, kam auch dieser<span class="pagenum"><a id="Seite_87">[87]</a></span> -Herr mit seinem: »Dies ist wohl der neue englische -Dampfpflug?« an mich heran.</p> - -<p>»Jawohl,« sagte ich, »in einigen Tagen werden -Sie deutlicher –«</p> - -<p>Er unterbrach mich mit einem leisen, nicht unfeinen -Lächeln um den zusammengepreßten Mund. -Er hatte meine Antwort wohl schon mehrmals gehört -und wollte mir die weitere Mühe ersparen.</p> - -<p>»Ich bin Maschinenbauer«, sagte er, »und -habe eine Stellung bei den städtischen Wasserwerken -in Aussicht. Augenblicklich habe ich nichts zu tun -und Langeweile. Lassen Sie mich mitarbeiten.«</p> - -<p>»Aber ich habe die Leute, die ich gebrauche«, -bemerkte ich.</p> - -<p>»Ohne Lohn«, antwortete er. »Ich habe genügend -Geld und muß fünf Wochen warten, ehe -ich bei den Wasserwerken eintreten kann. Ihr -Pflug würde mich unterhalten.«</p> - -<p>»Sehr hübsch!« sagte ich, etwas mißtrauisch. -»Sie wollen ihn wohl verbessern?«</p> - -<p>Er lächelte wieder, kaum merklich.</p> - -<p>»Ich bin ein praktischer Maschinenbauer von -Beruf«, versicherte er, »und mit dem Verbessern -nicht so rasch bei der Hand. Aber ich möchte sehen, -was sie im alten Land drüben zuwege gebracht -haben, und will dafür arbeiten. Versuchen Sie mich.«</p> - -<p>»Ich lasse niemand gerne umsonst für mich -arbeiten; das bezahlt sich nicht«, versetzte ich. »Und -ich bin nicht in der Lage, Ihnen so viel zu geben, -als Sie, wie mir scheint, beanspruchen können.<span class="pagenum"><a id="Seite_88">[88]</a></span> -Die zwei Monteure der Ankerwerke, die Sie hier -sehen, werde ich zurücksenden, sobald die Maschinen -zusammengestellt sind. Dann will und werde ich -mit den Schwarzen auskommen. Ich kann Ihnen -deshalb nicht mehr zahlen, als ich einem dieser -Leute gebe: zwei Dollars den Tag.«</p> - -<p>»Ganz vernünftig!« sagte der Amerikaner -trocken. »Ich heiße Stone. Morgen früh werde -ich hier sein.«</p> - -<p>Der Mann in seiner ruhigen, geraden Weise -gefiel mir wohl. Es gibt doch auch in diesem -kuriosen Lande vernünftige Menschen, überlegte ich. -Wenn sie Dampfpflügen lernen wollen, um so besser; -Hunderte müssen es lernen, ehe ich hier fertig sein -kann. Geheimnisse gibt es bei der Dampfpflügerei -kaum. Die es gibt, lernt man nur in ein paar -Jahren harter Arbeit, zu der mir jeder Yankee -willkommen sein soll. – Der Horizont fing an sich -ein wenig aufzuhellen und der Mut mir fühlbar -zu wachsen, als ich in der Abenddämmerung einen -letzten Blick über die Levees warf und den Schornstein -der ersten meiner Maschinen über die Baumwollballengebirge -hervorragen sah. Ich hatte ihn -bloß zu diesem Zweck im letzten Augenblick noch -aufstellen lassen. Es war unsre Standarte, die ich -auf dem Boden von Louisiana <span id="corr088">aufgepflanzt</span> sah, und -die Hoffnungen, die ein solches Zeichen weckt, erfrischen, -auch wenn sie niemals in Erfüllung gehen.</p> - -<p>Die nächsten fünf Tage verliefen in gewohnter -Arbeit, wenn auch in etwas ungewohntem Geleise.<span class="pagenum"><a id="Seite_89">[89]</a></span> -Stone war eine große Errungenschaft und arbeitete -fleißig mit Kopf und Händen. Bei den Negern -war die Neugierde und der Eifer des ersten Tages -allerdings rasch verdampft, aber die gutmütige und -gutwillige Kraft des Herrn Bucephalus und die -naseweise Intelligenz des kleinen Jem, der als der -Schlauste der Bande die andern mit komischer Überhebung -kommandierte, förderte die Zusammenstellung -der Maschinen so, daß die Arbeit hinter dem üblichen -Tempo nicht zurückblieb. Der junge Owen -besuchte uns gelegentlich, beschäftigte sich aber allerdings -ausschließlich mit dem geplanten Frühstück, -mit dem der erste englische Dampfpflug auf dem -Boden der Südstaaten seine rettende Tätigkeit beginnen -sollte. Ich war hierfür von Herzen dankbar -und überließ ihm mit Freuden die ganze Sorge -für diesen, wie es schien, hochwichtigen Teil unsrer -Aufgabe. – Lawrence stattete mir täglich zweimal -seinen Besuch ab. Sein Bruder war noch immer -im Norden. Er selbst wohnte im Hause seiner -Schwägerin, einer reichen Kreolin, und war damit -beschäftigt, Verkaufsverträge für den Zucker der -nächsten Ernte abzuschließen. Dies hielt ihn noch -auf mehrere Wochen in der Stadt zurück und gab -ihm Zeit, sich dem Dampfpflug zu widmen, den er -mehr und mehr als seine Schöpfung ansah und mit -wachsendem Eifer unter seinen Schutz nahm. Seine -Sonderaufgabe blieb die Leitung der Presse. Der -»Picayune« machte schon zum drittenmal auf die -bevorstehende Rettung des Südens aufmerksam,<span class="pagenum"><a id="Seite_90">[90]</a></span> -während die mir persönlich weniger bekannte »Tribüne« -laut auf die großartige Feier hinwies, die -bei dieser Gelegenheit im Ausstellungspark stattfinden -und voraussichtlich die ganze landbesitzende -Aristokratie Louisianas an festlicher Tafel vereinigen -werde. Wohl zum erstenmal, nach langer, bitterer -Unterbrechung, dürfte in greifbarer Weise die Erinnerung -an den alten Glanz des Südens wieder -auftauchen. Ohne indiskret zu sein, glaubte die -»Tribüne« darauf hinweisen zu können, daß Monsieur -Mercier, der <em class="antiqua">Chef de cuisine</em> des ersten -Restaurants der Kanalstraße, seit Wochen mit der -Zusammenstellung eines exquisiten Menüs beschäftigt -sei, und daß eine schwere Sendung Sekt mit dem -nächsten Dampfer von New York erwartet werde; -Nachrichten, die ich nicht ohne Besorgnis entgegennahm. -Nur die »Crescent City News« blieben -weniger guter Laune und erzählten von den riesigen -Eisenmassen des englischen Dampfpflugs, »die unsre -herrlichen Levees am Fuß der Tschapatulastraße -mit Zerstörung bedrohten«. »Geduld!« meinte -Lawrence, »bis wir den Redakteur bei dem Eröffnungsschmaus -gehabt haben. Er ist von Natur -kein schlechter Mensch, aber hungrig, wie alle Reisesackpolitiker.« -– Ich selbst kam jeden Abend müde -genug nach Hause und war mit der Arbeitsteilung, -die sich wie von selbst unter meinen unerwartet -heranwachsenden Mitarbeitern vollzogen hatte, höchlich -befriedigt. Es kam sichtlich ein gewisser Zug -in die Sache; auch gewöhnt man sich's ab, in derartigen<span class="pagenum"><a id="Seite_91">[91]</a></span> -Lagen allzu weit in die Zukunft sehen zu -wollen. Jeder Tag bringt schließlich von selbst -seine Aufgabe und die Zeit deren Lösung.</p> - -<p>Auch den Geschäftsführer der Landwirtschaftsgesellschaft, -Herrn Delano, lernte ich in diesen Tagen -kennen; einen spanisch aussehenden, kleinen, gelbbraunen -Herrn, der sehr elegant gekleidet war, -sieben Ringe an jeder Hand trug und durchbohrte -Ohrläppchen besaß, die in seiner Jugendzeit wohl -auch mit Ringen geschmückt gewesen waren. Trotzdem -gefiel er mir nicht allzu sehr. Die Komiteesitzung -seines Vereins hatte mittlerweile stattgefunden -und nach einer stürmischen Beratung den -Preis von 750 Dollars für den besten Dampfpflug -nachträglich bewilligt. Herr Lawrence hatte mit -dem Austritt seines Bruders drohen müssen, der -im fernen Norden von der ganzen Sache natürlich -nichts wußte, um die Opposition der Herren zu -überwinden, die mürrisch auf die völlige Ebbe in -der Gesellschaftskasse hinwiesen. Aber mein Freund -hatte einen guten Tropfen echten Yankeebluts in -den Adern und damit ein unzerstörbares Vertrauen -in die Zukunft.</p> - -<p>»Kein Geld?« rief er; »Unsinn! wir brauchen -kein Geld. Dieser gute Eyth pflügt uns acht Tage -lang im Ausstellungspark. Unser Herr Delano -rührt die Trommel, was er meisterlich versteht. -Wir lassen uns fünfzig Cents Eintrittsgeld bezahlen. -Ganz Louisiana will den Dampfpflug sehen. In -zwei Tagen – was! in einem halben Tag hat sich<span class="pagenum"><a id="Seite_92">[92]</a></span> -Eyth seinen Preis selbst verdient. Alles übrige -fließt in die Gesellschaftskasse.«</p> - -<p>»Und wenn der ganze Dampfpflug ein verflixter -englischer Humbug ist?« warf der mürrische -Geschäftsführer ein. »Fragen Sie einmal im Bureau -der ›Crescent City News‹ nach, Herr Lawrence.«</p> - -<p>»Um so besser!« rief Lawrence, entrüstet über -Delanos böswillige Kurzsichtigkeit. »Dann will -jedermann den englischen Humbug sehen; wir brauchen -keinen Preis zu bezahlen und das ganze Eintrittsgeld -gehört der Gesellschaft!«</p> - -<p>Die Opposition war vernichtet. Lawrences -Vorschlag wurde einstimmig angenommen, worauf -er mir mit der größten Zutraulichkeit den Verlauf -der Verhandlung mitteilte. Er hatte die große -Gabe, jedermann davon zu überzeugen, daß er -unter einer Decke mit mir stecke. »Da der Beschluß -schon zwei Tage zuvor in allen Zeitungen -gestanden hat, war mir's doch nicht unangenehm, -daß wir durchdrangen«, schloß er seinen Bericht. -»Wann kann die Vorstellung losgehen, Herr Eyth?«</p> - -<p>Die zwei Straßenlokomotiven mit ihren Drahtseiltrommeln, -ein Sechsfurchenkippflug, ein Kultivator, -eine Egge und zwei Wasserwagen standen -fast fertig um uns her, als mir Lawrence all dies -erzählte. Ich fuhr nun zum erstenmal mit ihm -nach dem Ausstellungspark im Osten der Stadt, -um unser künftiges Schlachtfeld anzusehen. Etliche -sechzig Hektar leidlich flachen Landes waren dort -von einem eleganten weißen Zaun und einem tiefen<span class="pagenum"><a id="Seite_93">[93]</a></span> -Entwässerungskanal umgeben, über den eine breite -hölzerne Brücke führte. Da und dort standen malerische -Gruppen von Akazien und uralten Hickorybäumen, -deren knorrige, teilweise kahle Äste die -wirren Guirlanden des »hängenden Mooses« schmückten, -das den Sumpflandschaften des Mississippis -eigentümlich ist. Da und dort staken aus dem -Boden noch verkohlte Stämme und Wurzeln; ein -nicht unbedenklicher Anblick für einen Dampfpflüger. -Ob der Boden, der an vielen Stellen unter unsern -Tritten fühlbar schwankte, meine Maschinen tragen -würde, mußte ebenfalls erst die Erfahrung zeigen. -Aber all diese Bedenken konnten das rollende Rad -des Geschicks jetzt nicht mehr aufhalten. Im stillen -nagte eine viel schwerere Sorge an meinem Herzen. -Wie wird vor der ganzen Aristokratie Louisianas, -von der ich fortwährend hören mußte, das Pflügen -gehen, mit nicht einem Manne, außer mir selbst, -der die Behandlung der Maschinen und die notwendigsten -Handgriffe bei ihrer Bedienung kannte? -Wenigstens an drei Punkten, die Hunderte von -Metern auseinanderliegen: auf dem Pflug und auf -jeder der zwei Dampfmaschinen, war ein Mann -dringend erforderlich, der wußte, was er zu tun -hatte, wenn nicht alles in Stücke gehen sollte. -Aber es wäre Wahnsinn gewesen, diese Sorgen -meinen neuen Freunden anzuvertrauen. Ihr Glaube -mußte aufrecht erhalten werden, solange noch eine -Möglichkeit vorhanden war, in diesen herrlichen -Park hinein und mit heiler Haut wieder herauszukommen.<span class="pagenum"><a id="Seite_94">[94]</a></span> -Mit einer nagenden Angst auf der -Seele mutig zu lächeln, will gelernt sein. Ich hatte -zum Glück diese Kunst nicht zum erstenmal geübt. –</p> - -<p>Die Herren, die meinen Pflug zu verbessern -wünschten, hatten sich mit der Zeit stetig vermehrt -und waren unerschöpflich in ihren Vorschlägen. Als -ich am sechsten Tage die Kessel mit Wasser füllen -ließ, und die ersten weißen Rauchwölkchen schüchtern -aus den Schornsteinen stiegen, waren sie in -Scharen versammelt und prophezeiten allerhand -Unheil. Ich hatte beschlossen, zuerst nur eine Maschine -mit dem Pflug nach dem Ausstellungsplatz -zu führen und die zweite am folgenden Tag zu -holen. Deshalb nahm ich zunächst Stone und den -kleinen Jem auf den Tender, um ihnen den ersten -Unterricht im Führen einer Straßenlokomotive zu -geben. Dies beleidigte Bucephalus aufs schwerste. -Der riesige Neger konnte nur durch das Versprechen -getröstet werden, daß er am folgenden Tage die -zweite Maschine führen solle und heute mit einer -roten Flagge vorauslaufen dürfe, um uns die -Straße frei zu halten. Mit fast übermäßigem Eifer -stellte er sich auf seinen Posten, wo er seine Tätigkeit -damit begann, an die sich ansammelnde, hundertköpfige -Volksmenge erklärende Anreden zu -halten. Als aber nach einer Stunde, die wir zur -Dampfentwicklung brauchten, die Maschine ihre -ersten Bewegungen machte, und das Ungetüm langsam -über die krachende Levee hinschlich, erschrak -er so heftig, daß er eine halbe Stunde lang still,<span class="pagenum"><a id="Seite_95">[95]</a></span> -mit gesenktem Kopfe und in achtbarer Entfernung -von der Maschine voranging, ohne sich seiner führenden -Stellung bewußt zu werden. Später kam -er wieder zu sich und begann aufs neue der Menge -zu predigen, wobei er alte Bibelsprüche und seine -jüngst erworbenen, noch etwas wirren technischen -Kenntnisse wundersam zu mischen verstand. Beim -Einbiegen in die Kanalstraße liefen einige Droschkenpferde -in wildem Schrecken davon. Dies setzte die -Stadtpolizei in Bewegung. Fünf Dollars genügten -auch hier, ihr wohlwollendes Interesse an uns zu -fesseln, so daß der brausende Festzug ohne Zwischenfall -von Bedeutung nach drei Stunden einer ermüdenden -Fahrt mitten durch die große Stadt im -Ausstellungspark anlangte. Nur in der äußersten -Vorstadt, nicht weit von unserm Ziele, wo ich Jem -seinen ersten Versuch machen ließ, die Maschine -allein zu steuern, hatten wir den Eckpfeiler eines -unbedeutenden Biersalons mitgenommen. Da sich -jedoch infolge dieser kleinen Verirrung die Kundschaft -des Wirts für den Augenblick verzehnfachte, -fand derselbe zu unliebsamen Auseinandersetzungen -weder Zeit noch Lust. Die Sache wäre völlig unbemerkt -geblieben, wenn nicht am folgenden Morgen -die »Crescent City News« eine Notiz gebracht hätten, -die bewies, daß der Redakteur noch immer hungrig -war. Sie lautete:</p> - -<p>»Der englische Dampfpflug begann gestern seine -Tätigkeit damit, den eleganten Biersalon des Herrn -Henry Cooper an der Ecke der 42. Avenue und<span class="pagenum"><a id="Seite_96">[96]</a></span> -der Show Park Road mitzunehmen. Menschenleben -sind nicht zu beklagen. Im Gegenteil. Die -Frau des Gastwirts, eines unsrer geschätztesten -Mitbürger, die sich zur Zeit der Katastrophe im -oberen Stockwerk des mitgenommenen Hotels befand, -soll unsrer großen Republik fast gleichzeitig, -wenn auch in etwas überstürzter Weise, einen gesunden -kleinen Mitbürger geschenkt haben. Wir -wünschen dem achtbaren Ehepaar von Herzen Glück -zu dieser Wendung der Dinge, möchten es dem -unförmlichen englischen Dampfpflug aber trotzdem -nahelegen, namentlich mit Rücksicht auf unsre Damen, -seine Tätigkeit für die Regeneration des Südens in -etwas weniger gewaltsamer Weise auszuüben.«</p> - -<p>Als wir am Abend des folgenden Tags mit -der zweiten Maschine an dem erschütterten Salon -vorüberkamen, unterließ ich nicht, einzutreten, um -auch meinerseits der Familie meine Glückwünsche -darzubringen. Ich fand den Salon schon provisorisch -genügend gestützt und in blühendem Geschäftsschwung. -Herr Cooper war vollständig befriedigt, denn meine -Maschinen brachten ihm Gäste, wie er sie in seiner -bescheidenen Trinkstube noch nicht gesehen hatte. -Im übrigen versicherte er mir, er sei kein Amerikaner, -sondern ein Irländer, sei nie verheiratet gewesen -und denke nicht daran, es zu werden. Und -da der Salon kein zweites Stockwerk besaß, in -dem das interessante Ereignis, von dem die »Crescent -City News« berichtete, hätte stattfinden können, -so mußten wir wohl annehmen, daß die Nachrichten<span class="pagenum"><a id="Seite_97">[97]</a></span> -auf einem kleinen Mißverständnis beruhten. Erfreut -hierüber trank ich mit meinem auf diese Weise -gewonnenen neuesten Freund zwei Gläschen seines -schauderhaften Whiskys und versprach, ihm auch -künftig meine Kundschaft zuzuwenden, sobald ich -körperlich genügend gekräftigt sein würde.</p> - -<p>Doch eine weit größere Freude und <span id="corr097">Überraschung</span> -stand mir an jenem sichtlich glückbringenden -Tage bevor. Es war schon Abenddämmerung, als -Bucephalus mit seiner roten Flagge über die Holzbrücke -des Ausstellungsparks einzog. Er hatte -nämlich selbst vorgezogen, ständiger Bannerträger -der Dampfkultur zu bleiben, nachdem ihm tags -zuvor der kleine Jem, schwärzer als je und halb -gebrochen, die Leiden eines Heizers geschildert hatte. -Da bemerkte ich schon aus der Ferne und mit -wachsender Entrüstung auf der ersten Maschine, die -gestern unter einem Hickorybaum mitten im Park -stehen geblieben war, eine geheimnisvolle Gestalt. -Der Mann hatte die die Maschine schützende geteerte -Leinwanddecke halb zurückgeschlagen und -schien, auf dem Tender knieend, in seine Arbeit versunken -zu sein. Als wir näher kamen, bemerkte -ich sogar, daß der Werkzeugkasten vor der Rauchkammer -jener Maschine geöffnet war. Das war -denn doch zu bunt, selbst für die Neugier eines verbesserungssüchtigen -Yankees. Ich gab Stone den -Anlaßhebel unsrer Maschine in die Hand, sprang -ab und lief auf die andre zu, um den Eindringling -womöglich <em class="antiqua">in flagranti</em> abzufangen. Er bemerkte<span class="pagenum"><a id="Seite_98">[98]</a></span> -mich nicht, so fleißig war er an der Arbeit, und -mein Erstaunen wuchs, als ich wahrnahm, daß der -Mann damit beschäftigt war, ein neues Wasserstandsglas -einzusetzen, das er in dem Werkzeugkasten -gefunden haben mußte. Das alte war -nämlich bei dem Zusammenstoß mit dem Biersalon -schon gestern zerbrochen. Unerklärlich! aber dennoch, -welche Unverschämtheit! Der Fremde kniete mit -gesenktem Kopf vor der Kesselwand, noch immer -ohne aufzusehen. Ich sprang auf den Tender, entschlossen, -ihn an den Ohren zu packen, was auch -aus der Begegnung werden würde. Da, nicht eine -Sekunde zu früh, hob er den Kopf auf. Ein rundes, -mir wohlbekanntes Gesicht mit treuherzigen blauen -Augen, aber mit der mir ebenso bekannten steinernen -Ruhe, sah mir entgegen und sprach: »Guten Abend, -Sir!« Dann fuhr der Fremde in seinen Versuchen -fort, einen eigensinnigen kleinen Kautschukring über -die neue Glasröhre zu schlüpfen, die er an Stelle -der zerbrochenen einschalten wollte.</p> - -<p>Es war Jem! Jem Parker, der Monteur -und Dampfpflüger, den ich mit dem »Wilden Westen« -erwartet hatte. Er hatte sich in Schottland bei -der Aufstellung eines andern Dampfpflugs verspätet, -wurde mit einem der nächsten Schiffe nach New -York geschickt und kam von dort über Land mit -der Bahn nach New Orleans. Er hatte heute -früh nach viertägiger Eisenbahnfahrt die Stadt -erreicht, hatte sich nach dem Ausstellungspark -durchgefragt und dort die einsame Maschine gefunden.<span class="pagenum"><a id="Seite_99">[99]</a></span> -Und da er bei näherer Betrachtung das zerbrochene -Wasserstandsglas entdeckte und der Werkzeugkastenschlüssel -tags zuvor stecken geblieben war, hatte er -in aller Gemütsruhe angefangen, ein neues Glas -einzusetzen, wie wenn nicht viertausend Meilen -zwischen seiner heutigen und seiner letzten Beschäftigung -lägen. Er habe gedacht, es werde schon -jemand kommen und nach ihm sehen. Das alles -kam in kurzen, trockenen Sätzchen heraus, ohne -seine Arbeit zu unterbrechen. Jetzt saß das Glas -zu seiner Zufriedenheit an der richtigen Stelle; er -probierte die Hahnen und schüttelte, wegen des -niederen Wasserstands, vorwurfsvoll den Kopf. -Dann richtete er sich auf, zog wortlos einen Brief -aus der Jacke, die er unter dem Rock trug, und -gab ihn mir. Derselbe war von Herrn Fowler in -London und erklärte, wie es kam, daß Parker erst -mit einem späteren Schiff abgereist sei. Zwei Leute -könne er mir zu seinem Bedauern nicht schicken. -Es seien alle verfügbaren, brauchbaren Kräfte vollauf -beschäftigt. Ich müsse mich mit Parker behelfen, -so gut ich könne. Ich habe mich in Ägypten -ja auch schon in ähnlichen Lagen glücklich herausgewunden.</p> - -<p>Dies war richtig; und zugleich war mir ein -förmlicher Stein vom Herzen gefallen. Stone und -der kleine schwarze Jem, wenn sie auch noch gelegentlich -einen Biersalon umfahren mochten, waren -anstellige Leute. Nun hatte ich noch den weißen -Jem, der das Handwerk verstand, und mich. So<span class="pagenum"><a id="Seite_100">[100]</a></span> -konnte die Sache doch nicht völlig schief gehen und -die »Regeneration des Südens«, von der seit acht -Tagen halb New Orleans sprach, allen Ernstes beginnen.</p> - -<p>Seit ich Amerika betreten hatte, war ich nie -so müd und wohlgemut nach Hause gekommen als -an jenem Abend, spielte zum erstenmal wieder ein -Schach mit Oberst Schmettkow und gewann's.</p> - -<div class="figcenter"> -<img src="images/rule2.png" alt="" /> -</div> - -<hr class="chap" /> - -<div class="chapter"> -<h2 id="Ein_Fest">6. Ein Fest</h2> -</div> - -<p>Niemand hat übrige Zeit in Amerika. Lawrence, -obgleich um eine volle Generation der ältere -der beiden, war ungeduldiger als selbst der junge -Owen, seitdem der letztere die Speisenfolge seines -Gabelfrühstücks mit Hilfe Monsieur Merciers und -mehrerer Privatgelehrter auf diesem Gebiet festgestellt -hatte. Sie ließen mir kaum einige Stunden -zu, wie es ihnen schien, nutzlosen Proben meiner -Maschinen. Delano, dem mürrischen Geschäftsführer -der Landwirtschaftsgesellschaft, wurde überdies um -seinen Park bange, als ich die erste Furche durch -den jungfräulichen Grasboden zog, der nie zuvor -mehr als leise gekratzt worden war, und mein Pflug -den schwarzen Urschlamm des verschwundenen -Sumpfwaldes ans Tageslicht förderte. Nach seiner -Ansicht sei es um so besser, je weniger ich ihnen -von meiner Kunst zeige, an der er nicht mehr -zweifelte, seitdem er im ersten Schrecken über das<span class="pagenum"><a id="Seite_101">[101]</a></span> -gespannte Drahtseil gefallen war. So wurde der -nächste Donnerstag, zwei Tage, nachdem der <span id="corr101">Dampfpflug</span> -sein Arbeitsfeld erreicht hatte, für die Eröffnungsfeier -bestimmt.</p> - -<p>Das Programm war einfach. Zwischen zehn -und elf Uhr sollten die geladenen Gäste erwartet -werden. Von elf Uhr an hatte ich eine halbe Stunde -lang den Pflug, eine weitere halbe Stunde den -Kultivator laufen zu lassen. Um zwölf Uhr mußte -in dem Pavillon, der sich neben der Rennbahn befand, -das Gabelfrühstück bereit stehen. Um zwei -Uhr sollte das Publikum gegen ein Eintrittsgeld -von einem Dollar zugelassen und das Pflügen bis -gegen Abend fortgesetzt werden. Am folgenden -Tag konnte die Presse sodann erklären, daß der -Dampfpflug den seitens der Landwirtschaftsgesellschaft -von Louisiana ausgesetzten großen Preis von -750 Dollar nach eingehender Prüfung errungen -habe, und ich sollte in der Freude meines Herzens -drei Tage lang und mit häufigen Ruhepausen, um -den Park nicht allzusehr zu ruinieren, weiterpflügen. -Während dieser Zeit hatte die herbeiströmende -Volksmenge ihre fünfzig Cents an der Parktorkasse -abzuliefern, teils um die Gesellschaft in die -Lage zu versetzen, mir möglichst schmerzlos 750 -Dollar auszubezahlen, teils um ihr selbst eine sorglosere -Zukunft anzubahnen. Im ganzen ließ sich -gegen diesen Plan nichts einwenden. Er kostete -mich ein, wie mir schien, allzu üppiges Frühstück, -verschaffte dagegen, wenn alles gut ging, dem<span class="pagenum"><a id="Seite_102">[102]</a></span> -Dampfpflug, was er vor allen Dingen brauchte: -eine tüchtige, gut amerikanische Reklame.</p> - -<p>Die kurzen Versuche, die ich anstellen konnte, -verliefen erträglich. Der Pflug rannte nur zweimal -in die Dampfmaschine, die Herrn Stone und seinem -Heizer Kato anvertraut werden mußte, während -auf der andern Lokomotive der weiße und der -schwarze Jem als Lehrer und Schüler gut miteinander -auskamen; abgesehen davon, daß der schwarze -sich laut und lebhaft beschwerte, durch seinen Ehrgeiz -in eine hervorragende Stellung gedrängt worden -zu sein, die unerwartet viel Mühe und Arbeit mit -sich brachte. Ich selbst saß mit Bucephalus auf -dem Pflug und suchte ihm das Steuern des Gerätes -und den Begriff einer geraden Linie im allgemeinen -beizubringen. Der Mann hatte eine -Riesenkraft und ließ sich mit großer Gutmütigkeit -an den Ohren ziehen, wenn er gar zu krumm -dreinfuhr. Ich tat dies zwar energisch, da er sonst -nichts bemerkt hätte, aber doch stets mit der Miene -väterlichen Wohlwollens; denn es war von der -höchsten Bedeutung, meine rohen Hilfstruppen bei -guter Laune zu erhalten. Das erkannte Bucephalus -auch grinsend an und hatte bald die Genugtuung, -mich wiederholt darauf aufmerksam zu machen, wie -gerade seine krummen Furchen ausfielen. – Übrigens -hielt ich es selbst für gut, nicht allzuviele Proben -abzuhalten. Jeder Augenblick, wenn das böse -Schicksal es wollte, konnte, während ich an einem -Ende des Feldes das Drahtseil regulierte oder dem<span class="pagenum"><a id="Seite_103">[103]</a></span> -mangelnden Wasserstand im Kessel nachhalf, am -andern Ende eine zerschmetternde Katastrophe herbeiführen -und uns unter Umständen auf Wochen -und Monate das Handwerk legen. Das wichtigste -blieb zunächst, wenigstens mit heiler Haut und -ganzen Gliedern über das drohende Frühstück hinwegzukommen.</p> - -<p>Eine prachtvolle Frühlingssonne strahlte über -dem lieblichen Park mit seinen moosbehangenen -Baumgruppen und den noch nicht verbrannten Grasflächen, -die in dem Untergrund des Mississippideltas -reichlich Wasser finden. Die beiden Maschinen -standen kampfbereit an den Enden eines dreihundert -Meter langen Feldstücks und sandten weiße, senkrechte -Rauchsäulen friedlich in den blauen Himmel -empor. Jem, Bucephalus, Kato und ein halbes -Dutzend weiterer Nigger, die als Extrahilfskräfte -im Wege standen, waren nicht nur infolge der -Wichtigkeit des Tages und ihrer eignen Person, -sondern auch durch das Versprechen eines königlichen -Trinkgeldes, wenn alles gut gehe, in gehobener -Stimmung. Zwischen Stone und Parker -war eine gewisse ehrgeizige Wettbewerbstimmung -entstanden, die sich in kleinen trockenen Neckereien -äußerte und mir im Interesse der Sache so wohl gefiel, -daß ich sie bei beiden heimlich schürte. Es war das -instinktive Gefühl zwischen jung und alt; zwischen -Amerika und Europa. Beide waren stille, wortkarge -Leute und sich kaum bewußt, was sie reizte. Aber -ich sah das Gefühl deutlich in ihnen arbeiten, und<span class="pagenum"><a id="Seite_104">[104]</a></span> -in beiden arbeitete es für mich. – Im Pavillon -hinter unserm Felde deckten sechs schwarze Kellner -in tadellosen Fräcken und weißen Halsbinden eine -hufeisenförmige Tafel, und geheimnisvolle, angenehm -duftende Korbwagen fuhren durch das Parktor. -Lawrence hing seit dem frühen Morgen an -meinen Fersen, und Kapitän Owen erwartete in -fieberhafter Aufregung den Champagnerwagen, der -irgendwo aufgehalten, wenn nicht umgeworfen -worden war.</p> - -<p>Dann kamen in leichten, eleganten Kabrioletts -und Buggies die vornehmeren, in den maultierbespannten -Tramwagen die einfacheren der geladenen -Gäste: Longstreet mit Beauregard, Taylor mit -Burnside und Jackson, leider nicht der berühmte -Stonewall Jackson, der wenige Wochen zuvor gestorben -war. Auch General Lee hatte zum allgemeinen -Bedauern abgesagt. Doch fehlte es nicht -an Generalen, Regimentskommandeuren, Majoren -und Kapitänen in verwirrender Menge; dann aber -kamen auch große Grundbesitzer vom oberen und -unteren Mississippi und weltbekannte Politiker aus -der alten Zeit, die heute von ihren Erinnerungen -lebten und jeden einluden, sie mit ihnen aufzufrischen; -kurz, es sammelte sich rasch eine zahlreiche, -fröhlich belebte Gesellschaft, in der sich jedermann -zu kennen schien und in deren Mitte der wackere -Longstreet den liebenswürdigen Wirt spielte, während -mir Owen die Heldentaten jedes einzelnen ins Ohr -flüsterte. Auch unbekannte Gestalten erschienen zur<span class="pagenum"><a id="Seite_105">[105]</a></span> -Genüge. Ich selbst hatte nur dafür gesorgt, daß -Oberst Schmettkow nicht fehlte und der teutonische -Redakteur der »Deutschen Zeitung« seine Einladung -erhielt. An alles übrige ließ ich Owen denken, der -seinerseits vertrauensvoll auf meine Fähigkeit baute, -mit einem Check auf meine englischen Freunde am -Tag der Abrechnung die kleinen Schwierigkeiten -auszugleichen, die etwa entstehen sollten.</p> - -<p>Alles sammelte sich in dem Felde, in welchem -der Dampfpflug kampfbereit aufgestellt war. Noch -nie hatte dieser friedliche Träger der Kultur ein so -kriegerisches Publikum um sich gesehen. Die alten -Haudegen des großen Bürgerkriegs standen entlang -dem ausgespannten Drahtseil und sahen verständnisvoll, -oder auch anders, in die tiefe Furche -hinab, die gestern abend noch gezogen worden war. -Longstreet erklärte, mich von Zeit zu Zeit zu Hilfe -rufend, was er von der Sache wußte, sichtlich bemüht, -das Interesse dem Pflug zuzulenken; aber -unwillkürlich verirrte er sich samt seinen Freunden -jeden Augenblick wieder in die Erinnerungen an -ein abenteuerliches Gefecht, in die Beurteilung -einer strategischen Bewegung und vor allem in die -Betrachtung der jammervollen politischen Lage der -»alten und wahren« Herren des Landes. Alle -Stimmungen kamen zum lebhaften Ausdruck, vom -Galgenhumor völliger Hoffnungslosigkeit bis zur finsteren -Entschlossenheit, sich knirschend zermalmen zu -lassen. Der Dampfpflug schien mit jeder Minute mehr -vor den Augen der ganzen Gesellschaft zu verschwinden.</p> - -<p><span class="pagenum"><a id="Seite_106">[106]</a></span></p> - -<p>Da ließ ich pfeifen. Das Drahtseil schnellte -in die Höhe und zog an. Die lange Reihe der -leidenschaftlich gestikulierenden Herren sprang mit -Entsetzen und militärischer Präzision auf die Seite. -Der Pflug setzte sich in Bewegung, die schweren, -schwarzbraunen Schollen in sechs glatten geradlinigen -Reihen aufstellend. Dies brachte meine -Gäste zur Sache zurück. Eifrig liefen die meisten -hinter dem Pfluge her, nachdenklich maßen andre -die Tiefe der Furche. Es ging in der Tat nicht -schlecht, wenn man den Umständen einigermaßen -Rechnung trug. Stone und Kato auf der fernen -Maschine übertrafen sich selbst. Stolz saß Bucephalus -auf dem Pflug und steuerte ihn in sanftem -Zickzack über das Feld. Er war überglücklich, da -er unter den Eingeladenen seinen alten Herrn aus -der Sklavenzeit entdeckt hatte und ihm die Geheimnisse -seiner neuen Würde, als erster Dampfpflüger -Amerikas, auseinandersetzen konnte. Nachdem -der Pflug sechs- bis siebenmal auf und ab -gefahren war, ohne Schiffbruch zu leiden, näherte -sich allerdings das Aussehen der letzten Furche den -Windungen eines durch ein Wiesental sich hinschlängelnden -Bächleins. General Burnside tröstete -mich. Die Linie erinnerte ihn lebhaft an seinen -ersten Sieg: an die Schlachtlinie der Föderierten -bei Bull Run. Dank seiner südlichen Lebhaftigkeit -hatte General Taylor mittlerweile alles begriffen -und hielt den Augenblick für gekommen, tatkräftig -einzugreifen. Er schob Bucephalus von seinem Sitz,<span class="pagenum"><a id="Seite_107">[107]</a></span> -setzte sich auf das Geräte und erfaßte das Steuerrad. -Dreißig Schritte weit ging alles gut. Der -Pflug blieb in seinem durch die Furche gegebenen -Geleise, und Taylor sah sich triumphierend um. -Dann aber nahm das Instrument plötzlich eine -Wendung nach dem ungepflügten Teil des Feldes -und lief, als sei es verrückt geworden, trotz der -verzweifelten Steuerbewegungen des Generals, querfeldein. -Kein Pfeifen von Parkers Maschine half. -Stone, dessen Maschine am andern Ende des Feldes -während der Katastrophe den Pflug zog, war mit -seinem Feuer beschäftigt und merkte zu spät, welches -Unheil vor sich ging, so daß er erst dazu kam, anzuhalten, -als sich der General mit dem entlaufenen -Pflug mitten auf ungepflügtem Felde befand, hundert -Schritte von dem Platz, wo er hätte sein -sollen. Er hatte allerdings eine merkwürdig gerade -Linie diagonal zur Pflugrichtung über das Feld -gezogen. Beschämt stieg er ab und betrachtete sein -Werk. Seine alten Kriegskameraden waren außer -sich vor Vergnügen. Selbst der unehrerbietige Bucephalus, -der staunend dem Pflug nachgesehen hatte, -lachte mit, daß sein roter Mund das schwarze Gesicht -von Ohr <span id="corr107">zu</span> Ohr spaltete. Der Erfolg – -der Heiterkeitserfolg des Dampfpflugs war großartig. -Der ältere Owen, der mehr Verständnis für -die wahre Lage der Dinge zu haben schien als alle -andern, sagte leise zu mir: »Lassen Sie aufhören! -– Die Schildkrötenbouillon wird sonst kalt!« -Longstreet nahm Burnside unter den Arm. Taylor<span class="pagenum"><a id="Seite_108">[108]</a></span> -wurde von den andern im Triumph herbeigeholt -und als preisgekrönter Dampfpflüger Louisianas fast -auf den Händen getragen. Alles strömte dem Gartenpavillon -zu, wo sich das blinkende Hufeisen im Nu -gefüllt hatte und die Sektflaschen zu knallen begannen.</p> - -<p>Es ging hier noch brillanter als im Felde. -Die Not der Zeit löste sich fühlbar in dem warmen -Sonnenschein, der durch den luftigen kleinen Saal, -und im perlenden Wein, der kühlend durch unsre -Adern strömte. Longstreet hielt eine prächtige kleine -Rede: ernst, männlich, geradeaus: Die große Sache -sei verloren; wozu die Augen schließen und die -Hände sinken lassen? Die Männer seien noch da, -die ehrlich für sie geblutet hätten; sie würden sich -nicht erdrücken lassen. Die alte Kraft rege sich -wieder und werde auf andern Feldern neue Siege -bringen. »Das Schwert ist in unsrer Hand zerbrochen«, -schloß er. »In Gottes Namen – nehmen -wir die Lage, die uns der Himmel geschickt hat. -Es lebe der Pflug!« Darauf verlangte es der Anstand, -daß ich etwas sagte. Der Staub der Pflugfurchen -steckte mir noch in der Kehle und die Angst -vor dem jeden Augenblick möglichen Zusammenbruch -der einen oder der andern Maschine in der -Seele; aber ich ließ getrost den Süden leben, dessen -tropische Lebenskraft schon mehr als einmal aus -den Sümpfen um den Mississippi ein Paradies geschaffen -habe. Dann kamen andre, weniger harmlos, -manchmal bitter und zornig, manchmal allzu -laut der wiederkeimenden Hoffnung entgegenjubelnd.<span class="pagenum"><a id="Seite_109">[109]</a></span> -Der Pflug war vergessen. Die politischen Phrasen -rollten mächtig über die erhitzten Köpfe weg. Doch -fühlte ich mich ziemlich beruhigt, als ich unter den -letzten, die das Gartenhaus verließen, den Chefredakteur -des »Picayune« Arm in Arm mit seinem -Feind, dem Chefredakteur der »Crescent City News«, -bemerkte, die abwechslungsweise versuchten, föderierte -und konföderierte Kriegslieder zweistimmig -zu singen. Ein erstaunlicher Grad mangelhaften -musikalischen Sinns und der gute Wille, mit dem -sie sich gegenseitig unterstützten, ergab eine Verschmelzung -von Dissonanzen, die das Beste für die -Zukunft hoffen ließ. Nur ein einziger Mißton -trübte den Schluß der schönen Feier. Meine zwei -deutschen Freunde waren sich in die Haare geraten. -Oberst Schmettkow versuchte den Redakteur -der »Deutschen Zeitung« über die Irrtümer seiner -politischen Auffassung des Zustandes der Südstaaten -aufzuklären. Doktor Wurzler machte vergebliche -Anstrengungen, den Obersten zu überzeugen, daß -ein verunglückter Jarde-Offizier von der Sache nichts -verstehen könne. Sie wurden laut und heftig, und nur -mit Mühe konnte ich sie bewegen, in zwei getrennten -Trambahnwagen nach der Stadt zurückzukehren.</p> - -<div class="figcenter"> -<img src="images/rule2.png" alt="" /> -</div> - -<div class="figcenter"> -<img src="images/rule1.png" alt="" /> -</div> - -<hr class="chap" /> - -<div class="chapter"> -<p><span class="pagenum"><a id="Seite_110">[110]</a></span></p> - -<h2 id="Rettungsplaene"> -<img src="images/illu-112.png" alt="" /><br /> -7. Rettungspläne</h2> -</div> - -<p>Regen nach Sonnenschein – können wir mehr -fordern vom wechselnden Leben? Aber allerdings, -es brauchte nicht gerade ein Donnerwetter zu sein, -mit der Aussicht, in einen vierwöchentlichen Landregen -überzugehen.</p> - -<p>Am folgenden Morgen brachten die »Crescent -City News« einen zornigen Aufsatz über England -und die heimtückische Art und Weise, wie John -Bull die Einführung der sonst nicht ganz nutzlosen -Dampfkultur benutze, um einer verderblichen und -verlorenen Sache neue Lebenshoffnungen einzuflößen, -die nie in Erfüllung gehen können. Doppelt -bedauerlich sei, daß der in andrer Beziehung anständige -und nicht unintelligente Leiter des unförmlichen -englischen Dampfpflugs sich zu Kundgebungen -mißbrauchen lasse, die einem förmlichen Wiedererwachen -der alten sezessionistischen Bestrebungen<span class="pagenum"><a id="Seite_111">[111]</a></span> -gleichkämen. Der Herr möge sich nicht täuschen: -neuer Wein, auch der, den er zu verzapfen wünsche, -lasse sich nicht in alte Schläuche füllen. Weder -Dampf noch Sekt werde die verbrauchten Männer -einer verlorenen Partei zu neuem Leben erwecken. -Die Sezession sei tot. Den Dampfpflug an die -tote Sezession binden zu wollen, sei sicherlich das -törichtste, was dieser fremde Herr jemals versucht -habe. Es wäre ihm vielleicht nützlich gewesen, -wenn er sich zuvor über die Verhältnisse des Südens -etwas eingehender belehrt hätte. Als charakteristisch -sei zu erwähnen, wie ein gewisser, in Louisiana -sehr überschätzter General, der sich neuerdings mit -Kanalschiffahrt beschäftige, den Pflug quer über das -Feld gesteuert und das unglückselige englische Instrument -in einer Lage stecken gelassen habe, über -die mehrere Sachverständige sich heute noch den -Kopf zerbrächen. Übrigens sei Wohlwollen und -Gerechtigkeit auch dem Gegner gegenüber stets der -Grundsatz der »Crescent City News« gewesen. Die -Schriftleitung stehe deshalb nicht an, ihren Lesern -die vortreffliche Speisenfolge des Gabelfrühstücks -mitzuteilen, das den Kern der Eröffnungsfeier des -englischen Dampfpflugs gebildet habe: Schildkrötensuppe -mit Heydsik usw.</p> - -<p>Der freundlicher gesinnte »Picayune« begann -mit der Speisekarte, brachte eine enthusiastische Beschreibung -des Dampfpflugs, die kein Mensch verstehen -konnte, und war überzeugt, daß der erste -Stein zum Wiederaufbau des Südens gestern gelegt<span class="pagenum"><a id="Seite_112">[112]</a></span> -worden sei, »dank den Männern,« schloß er, -»die entschlossen den großen Aufgaben unsrer Zeit -entgegentreten und die Not der Gegenwart mit -den glänzenden Waffen der Zukunft zu bekämpfen -wissen.«</p> - -<p>Da Lawrence, der energisch mitgekämpft hatte, -ebenso wie Schmettkow am folgenden Tag etwas -unwohl waren, hörte ich von dem kleinen Zeitungskrieg, -der um meinen Dampfpflug entbrannt war, -zunächst so viel wie nichts. Die ruhigere, planmäßige -Arbeit nahm ihren Fortgang. Ich pflügte -in den nächsten Tagen jeden Morgen und Abend -für das Fünfzigcentpublikum ein paar Stunden -lang. Meine Leute kamen nach und nach in Übung, -es ging mit jedem Versuch etwas besser; nur der -Strom der erwarteten Volksmassen blieb aus. Der -Geschäftsführer der Landwirtschaftsgesellschaft war -mein getreuester Zuschauer, und sein Gesicht wurde -nach jeder Vorstellung um einen Zoll länger. Am -zweiten Tag wurde der zweite Kassierer am Eingangstor -als völlig überflüssig eingezogen, und am -dritten konnte auch der noch im Dienst stehende -seine Siesta, die um die Mittagsstunden in seinem -kleinen Brathäuschen verzeihlich war, über den -Rest des Tages ausdehnen, ohne seine Amtspflichten -zu vernachlässigen.</p> - -<p>Am Abend dieses dritten Tages kam Lawrence -mit Delano in ungewöhnlicher Eile über das Feld, -als ich soeben die Vorstellung, die wir den zwei -Söhnchen des eingeschlafenen Kassierers gegeben<span class="pagenum"><a id="Seite_113">[113]</a></span> -hatten, abzuschließen im Begriff war. Man sah -es dem Gang der beiden Herren an, daß sie ein -neuer, belebender Gedanke trug. Lawrence grüßte -vergnügt, der Geschäftsführer grämlich, und betrachtete -sodann kopfschüttelnd die beiden Knäblein, -die eifrig auf dem stillstehenden Pflug herumkletterten -und nach Yankeejungenart versuchten, ob -nicht da oder dort eine Mutter loszuschrauben, eine -Schraube abzudrehen war.</p> - -<p>»Nun, wie ging's heute, Herr Eyth? Mehr -Publikum hier gewesen?« rief Lawrence, als ob alles, -was er sah, seine höchste Befriedigung erregt hätte.</p> - -<p>»Sie sehen, welches Interesse die Bevölkerung -an unserm Pfluge nimmt«, antwortete ich, auf die -zwei Jungen weisend, die wirklich eine lose Mutter -gefunden hatten und emsig an der Arbeit waren. -»Heute Vormittag war auch ein alter Herr hier, -der sich ernstlich nach der Leistungsfähigkeit der -Maschinen erkundigte. Er brauche eine billige Lokomobile -zum Wasserpumpen, erzählte er mir.«</p> - -<p>»Der Kassierer behauptet, er müsse am Ostende -des Platzes über den Parkzaun gestiegen sein«, -bemerkte Delano, die zwei Bürschchen mit finsteren -Blicken messend. »Das kann so nicht fortgehen, -Herr Lawrence. Wir müssen den Zaun am Ostende -reparieren lassen. Wenn nur Geld in der Kasse -wäre! Guter Gott, wenn nur etwas Geld in der -Kasse wäre!«</p> - -<p>»Man wird doch deshalb den Mut nicht sinken -lassen!« rief Lawrence, ohne den Geschäftsführer<span class="pagenum"><a id="Seite_114">[114]</a></span> -zu beachten. »Zweifellos haben wir den richtigen -Weg noch nicht gefunden, das gesamte Interesse -des Südens auf unsre Sache zu lenken, Herr Eyth. -Die »Crescent City News« fahren allerdings fort, -Ihnen Opposition zu machen. Das ist gut; das -regt an.«</p> - -<p>Er holte das widerwärtige Blatt aus der Tasche.</p> - -<p>»Mir scheint es eher abzuschrecken«, meinte -ich. »Der Lump von Redakteur schrieb gestern -wieder ein paar Zeilen über den plumpen englischen -Dampfelefanten, der in blinder Arbeitswut unsern -schönen Ausstellungspark aufwühle.«</p> - -<p>»Sehr gut! Sehr gut!« rief Lawrence. »Sehen -Sie, Herr Eyth, Sie verstehen unsre Sprache noch -nicht völlig. Das ist ja verzeihlich; aber Sie sollten -mit sich selber etwas Geduld haben. Wir müssen -den Mann bezahlen, wenn er verspricht, kräftiger -zu schimpfen. Hören Sie einmal, was der »Picayune« -heute früh sagt. Es gefällt Ihnen vielleicht -besser; aber es ist nicht halb so wirksam.«</p> - -<p>Er zog eine zweite Zeitung hervor, setzte sich -auf den Pflug und las mit pathetischem Feuer:</p> - -<p>»Der glänzende Erfolg der großen englischen -Erfindung, welche uns einen Ersatz für die wohl -für immer verlorene Arbeit unsrer farbigen Mitbürger -zu schaffen bestimmt ist, zieht täglich Tausende -von Schaulustigen nach dem Ausstellungspark -der Landwirtschaftsgesellschaft von Louisiana. Die -Prüfungskommission dieses wahrhaft patriotischen -Vereins, bestehend aus den Herren Lawrence –<span class="pagenum"><a id="Seite_115">[115]</a></span> -hier folgten zehn weitere, mir völlig unbekannte -Namen – hat dem riesigen Kulturinstrument einstimmig -den ausgesetzten Ehrenpreis von 750 -Dollar zuerkannt. Wenn in Indien der Elefant -am Pfluge des Rajahs Wunder der Kraft und -Klugheit verrichtet, so arbeitet in unserm erleuchteteren -Lande die elefantine Kraft des Dampfes -an der neu erstehenden Wohlfahrt unsres zu Boden -getretenen Südens. Ein Volk, das im Handumdrehen -den Pflug mit dem Schwert zu vertauschen -weiß, wie unser wackerer Longstreet so wahr bemerkte, -kann nicht untergehen.«</p> - -<p>»Wenn ich nur wüßte, wo ich die 750 Dollar -auftreiben sollte, mit denen mir das verehrliche -Komitee seit acht Tagen in den Ohren liegt«, -brummte der Geschäftsführer.</p> - -<p>»Deshalb kommen wir zu Ihnen, Herr Eyth«, -sagte Lawrence mit wachsendem Frohsinn. »Die -Elefantenidee hat gezündet; ich weiß es von verschiedenen -Seiten. Wenn Sie uns ein wenig die -Hand bieten, so wird sich alles zum besten wenden.«</p> - -<p>»Aber was kann ich mehr tun, als Ihren -Park vierzehn Zoll tief aufreißen?« fragte ich, -ziemlich ratlos um mich blickend. »Wenn dies -Ihren ruhmbedeckten Süden nicht interessiert, so -bleibt mir schließlich nichts andres übrig, als ihn -seinem Schicksal zu überlassen.«</p> - -<p>»Fangen Sie nicht auch an, die Flügel hängen -zu lassen!« mahnte Lawrence. »Das tut unser Geschäftsführer -schon hinreichend für uns alle. Aber<span class="pagenum"><a id="Seite_116">[116]</a></span> -hören Sie mir zu! Das Pflügen interessiert die -Stadtleute nicht; zugegeben! Die großen Gutsbesitzer -sind keine Volksmasse; auch kommen sie nicht -in die Stadt. Sie haben kein Geld mehr, wie vor -fünf Jahren. Wir müssen es anders angreifen. -Wenn Sie damit einverstanden sind, lasse ich heute -abend in alle Zeitungen eine Anzeige einrücken. -Ich habe sie schon im Entwurf in der Tasche. -Hören Sie! Passen Sie auf, Delano!«</p> - -<p>Er zog einen Bogen Papier aus der Brusttasche, -auf dem in viel korrigierter Schrift folgendes -zu lesen war:</p> - -<p>»Große Sensation! Wettrennen der zwei -Dampfelefanten John Bull und Jonathan; John -Bull, geritten von dem berühmten englischen Dampfelefantenjockey -Mister Jem Parker; Jonathan von -dem amerikanischen Gentlemanreiter Mister Eleazar -Stone. An die gesamte Bevölkerung, Damen und -Herren, groß und klein, alt und jung der Staaten -Louisiana, Alabama, Mississippi und Texas! Nachdem -die berühmten Dampfelefanten John Bull und -sein Bruder Jonathan während der vergangenen -Woche in gewaltiger Arbeit den Urgrund des Mississippitals -aufgewühlt haben, beabsichtigen diese gewandten -und zu heiterem Spiel geneigten Tierchen -ihre angeborene Munterkeit in einem kleinen Wettlauf -zum Ausdruck zu bringen, der auf der Rennbahn -des Parks der Landwirtschaftsgesellschaft von -Louisiana am Donnerstag, den 4. März, nachmittags -fünf Uhr stattfinden wird. Besondere Anziehung<span class="pagenum"><a id="Seite_117">[117]</a></span> -wird das Rennen dadurch ausüben, daß -der Elefant Jonathan von dem amerikanischen -Amateur Mister Stone, John Bull dagegen von -dem berühmten englischen Berufsjockey Parker gesteuert -werden wird. Es sollen bereits beträchtliche -Wetten auf den Erfolg des einen oder andern -der kühnen Reiter angeboten und angenommen -worden sein. Herr Stone stammt aus einer alten -Familie Virginiens und wird die Ehre des neuen -Kontinents aufrecht zu erhalten wissen, während -Parker vor einigen Tagen aus England eintraf, -so daß ihm die ganze Geschicklichkeit und Erfahrung -der älteren Kulturwelt zur Verfügung steht.</p> - -<p>»Achtung, Bürger von Louisiana, Alabama, -Texas und Mississippi, Achtung! – Der Riesenmammutwettkampf -zweier Welten, in Arbeit und -Sport! Amerika gegen England! England gegen -Amerika! Wer wird der Sieger bleiben? Parkkassenöffnung -um zwei Uhr. Eintritt einen Dollar. -Tribünenkarten drei Dollar.«</p> - -<p>Lawrence sah sich um, als habe er zu eigner -Verwunderung das Ei des Kolumbus auf den Kopf -gestellt; die trüben Augen des Geschäftsführers -blitzten, eine hektische Röte war in seine gelben -Wangen gestiegen. Mir standen die Haare zu Berge.</p> - -<p>»Das ist ja aber rein unmöglich, mein lieber -Herr Lawrence«, rief ich, nach Luft schnappend.</p> - -<p>»Unmöglich?« schrie Lawrence stürmisch. »Unmöglich! -Mein bester Gedanke seit dreißig Jahren! -Aber warum denn, mein lieber Herr Eyth?«</p> - -<p><span class="pagenum"><a id="Seite_118">[118]</a></span></p> - -<p>Ich suchte mich zu fassen und ruhig zu sprechen.</p> - -<p>»Ich kann doch ganz unmöglich meinen Dampfpflug -zu einem solchen Karnevalsstreich, zu einer -so verrückten Barnumiade hergeben.«</p> - -<p>»Ich bitte Sie! Barnum ist einer der geachtetsten -Bürger unsrer großen Republik. Ein Charakter! -Ein Charakter, Herr Eyth! Er hat kleiner -angefangen als Sie und hat heute das größte -Museum der Welt. Er ist Millionen wert, Millionen, -hat schon drei Kirchen gebaut, ist dreifacher Kirchenältester -in seinen eignen Gotteshäusern und kann -sich den Degen umschnallen, den Napoleon bei -Waterloo verlor, wenn es ihm beliebt. Ich bitte -Sie, warum denn nicht?«</p> - -<p>»Meine Dampfpflugmaschinen – wettrennen!« -rief ich mit neu erwachendem Entsetzen. »Die -plumpen englischen Dampfelefanten, wie die ›Crescent -City News‹ sagen! Sie laufen ja keine vier -Meilen in der Stunde, beim besten Willen.«</p> - -<p>»Das ist ja eben das Pikante! Ein Elefantenwettrennen, -ein Dampfmammutwettrennen! Nichts -von Ihren windigen Vollblutskniffen der Alten -Welt; keine brutale Tierquälerei ihrer barbarischen -Vergangenheit – das Ganze elegant, human, -würdig – Zukunftsmusik! Der ›Picayune‹ wird -jubeln; der ›Crescent City News‹-Redakteur wird -sich die Haare ausreißen. Die ganze Stadt wird -auf unsrer Seite sein. Und diese Reklame! Diese -Reklame! Bedenken Sie doch!«</p> - -<p>»Vor der ganzen Welt werden wir dastehen<span class="pagenum"><a id="Seite_119">[119]</a></span> -wie blamierte Hanswurste«, sagte ich düster, denn -ich fühlte, daß etwas in mir nachgab, daß eine -Feder meines Innersten brechen wollte, die ich bis -jetzt für stahlhart gehalten hatte. Lawrence merkte -es ebenfalls, setzte sich wieder auf den Pflug, von -dem er in der Hitze des Gefechts aufgesprungen -war, und fuhr ruhiger und eindringlich fort:</p> - -<p>»Sie verstehen dieses Land nicht. Sie können -den mächtigen Strom des Fortschritts nicht fassen, -der uns über solch kleinliche Bedenken wegträgt -und uns größer gemacht hat als alle andern Nationen -des Erdballs. Aber Sie müssen einsehen, -was ich Ihnen hier biete. Jetzt sitzen Sie da vor -zwei kleinen Jungen, die Sie auslachen. In ein -paar Tagen haben Sie fünfzigtausend Menschen -hier, die Sie anstaunen.«</p> - -<p>»Ich glaube gar nicht, daß ich Jem Parker -bewegen kann, den Narren zu spielen,« brummte ich.</p> - -<p>»Dafür lassen Sie mich sorgen!« rief Lawrence -freudig, denn er sah, wie schwach ich wurde. »Sechs -Glas Jamaikarum und fünfzig Dollar Trinkgeld! -Damit zieht er uns eine brennrote Jockeyjacke an. -Stone, der ein Vater von sieben Kindern ist und -Professor an einem Technikum in Buffalo war, -will in grünem Spenzer und gelben Hosen antreten. -Er denkt wie ich. Aber wohlgemerkt, Sie -müssen es ihn gewinnen lassen. Er repräsentiert -Amerika.«</p> - -<p>»Das ist ein weiterer Punkt«, warf ich ein. -»Die beiden Maschinen gleichen sich wie ein Ei dem<span class="pagenum"><a id="Seite_120">[120]</a></span> -andern und laufen genau gleichschnell. Von einem -Wettrennen ist also nicht die Rede.«</p> - -<p>»Kann man dies nicht machen wie man will?« -fragte Lawrence, fast wieder aufgebracht über meine -Borniertheit. »Das wird mit Stone und Parker -ganz genau verabredet. Dreimal über die Bahn, -denke ich mir; zuerst Stone voraus; dann Parker -voraus, immer weiter voraus, eine halbe Bahnlänge -zwischen beiden. Stone in Nöten – Parker -lachend. Dann auf einmal Stone hinterher wie -der Teufel, mit offenen Zylinderhähnen, damit man -sieht, daß sein Elefant sich anstrengt. Parker pustet -und keucht. Vergeblich. Fünfzig Schritte vom Ziel -sind sie beide Schornstein an Schornstein. Parker -hat die Innenseite der Bahn; noch immer kann er -gewinnen – aber in den letzten drei Sekunden, -unter dem donnernden Jubel von fünfzigtausend -Menschen, siegt Amerika mit einer Nasen- oder -Rüssel- oder Kessellänge, ganz wie Sie wollen. -Was sagen Sie jetzt?«</p> - -<p>»Die einzige Rettung für uns alle!« stöhnte -Delano, der mich ängstlich betrachtete. Es mußte -mit der Landwirtschaftsgesellschaft von Louisiana in -der Tat schlecht stehen.</p> - -<p>»Ich will mir's überlegen!« sagte ich zögernd -und fühlte, wie die scharfe Luft Amerikas mein -Lungengewebe durchdrang und das schwere, deutsche -Blut rascher oxydierte. Die Empfindung steigender -Wärme war nicht unangenehm. Auch leichter fühlte -ich mich, wie ein Ballon, dem plötzlich mit weiteren<span class="pagenum"><a id="Seite_121">[121]</a></span> -fünfzig Kubikmetern Gas unter die Arme gegriffen -wird.</p> - -<p>»Und ich«, rief Lawrence, indem er mir rasch -die Hand drückte, »laufe auf die Redaktionen. Für -die Morgenblätter wird es gerade noch Zeit sein. -Aus Ihnen, Herr Eyth, kann immer noch etwas -werden. Ich gebe Sie nicht ganz verloren. Adieu!«</p> - -<p>Er lief, den nächsten Weg über das gepflügte -Feld nehmend, dem Parktor zu und zwar so eifrig, -daß er, über die mächtigen Furchen stolpernd, zweimal -auf die Knie fiel, ohne Zeit zu verlieren.</p> - -<p>Delano und ich sahen einander an, zaghaft, -trübselig, ich noch immer in einem unbeendeten -Seelenkampf, in dem die Neue und die Alte Welt -miteinander rangen und mich qualvoll hin und her -zerrten; Delano mich mißtrauisch betrachtend, als -ob er fürchtete, es könne doch noch alles schief gehen.</p> - -<p>»Es ist gut, daß Sie sich entschieden haben«, -sagte er endlich mit dem ersten Lächeln auf seinem -gelben Gesicht. »Wenn Sie nein gesagt hätten, -wäre ich morgen früh nach Kuba abgereist. Ohne -die Gesellschaftskasse. Die ist leer.«</p> - -<div class="figcenter"> -<img src="images/rule2.png" alt="" /> -</div> - -<hr class="chap" /> - -<div class="chapter"> -<h2 id="Neue_Hoffnung">8. Neue Hoffnung</h2> -</div> - -<p>Die »Crescent City News« waren besiegt, sogar -vor dem großen Tage, auf den Lawrence seine -ganze Hoffnung setzte. Wie er dies zuwege gebracht -hatte, blieb ein Geheimnis. Die spaltenlangen<span class="pagenum"><a id="Seite_122">[122]</a></span> -Inserate, in denen das kommende Wettrennen -zur Anzeige kam, konnten den Stimmungswechsel -kaum hervorgebracht haben, dafür waren -sie trotz der fetten Buchstaben nicht groß genug. -Aber die spitzen Bemerkungen über die plumpen -Dampfpflüge hörten plötzlich auf. Die löbliche -Absicht, ein Wettrennen abzuhalten, wurde laut -und dankbar anerkannt, die beiden Dampfelefanten -John Bull und Jonathan in begeisterten Farben -geschildert, ihre merkwürdige äußerliche Ähnlichkeit -nicht verschwiegen, jedoch darauf hingewiesen, daß -in ihrem Innern wesentliche Verschiedenheiten bestehen -dürften. Das Verhältnis von Heiz- und -Rostfläche, vom Zylinderraum zum Dampfraum im -Kessel, eine künstliche Zugvorrichtung, ein heimlicher -Expansionsschieber, kurz das eigentliche Seelenleben -beider Maschinen lasse den Ausgang des Kampfes -durchaus zweifelhaft erscheinen. Übrigens komme -es, wie bei jedem Rennen, doch auch wesentlich auf -die Jockeys an, und da Jonathan von dem berühmten -Amerikaner Stone (grün und gelb), John -Bull von einem nicht minder hervorragenden Engländer, -Jem Parker (rot und blau) geritten werde -– der Berichterstatter entschuldigte sich hier, daß -er beim Anblick der eleganten Dampfrenner unwillkürlich -in die Sprache des Turfs verfalle –, so -sei der Sieg des einen oder des andern keineswegs -eine leicht vorauszusehende Sache. An den Schenktischen -der Hotels und Salons von St. Charles- -und Kanalstraße sei das Wetten bereits in lebhaftem<span class="pagenum"><a id="Seite_123">[123]</a></span> -Gang. Im allgemeinen sei in den Kanalstraßenrestaurants -Jonathan der Favorite, während im -St. Charleshotel Wetten von zwei gegen eins auf -John Bull, dessen Jockey man größere Erfahrung -zuschreibe, bereitwillig angenommen werden.</p> - -<p>Unser nutzloses Pflügen im Ausstellungspark -wurde nicht wieder aufgenommen. Das amerikanische -Fieber, das den wohlakklimatisierten Lawrence -in einen jungen Mann voll Feuer und Energie -verwandelt hatte, packte auch mich mit jeder Stunde -mehr. Am Morgen nach unsrer Besprechung im -Park, nachdem ich nicht ohne Herzbeklemmung die -bekannte Anzeige in fünf Zeitungen gesehen und -mich an deren Aussehen ein wenig gewöhnt hatte, -schlug ich mit einer entschlossenen Aufwallung alle -Bedenken in den Wind. Ein Trost blieb mir ja -immer: Louisiana war viertausend Meilen vom -würdevollen England entfernt. Wenn es nun einmal -sein mußte und mein ernster, ehrbarer Dampfpflug -auf ein paar Stunden den Narren spielen -sollte, nun, dann lieber auch recht! – General -Longstreet fand nichts Bedenkliches in der Sache. -Im Gegenteil; er lobte mich, daß ich Land und -Volk so rasch begreifen lerne. Persönlich wünsche -er allerdings in diesem Fall mehr in den Hintergrund -zu treten. Um so tätiger waren seine jungen -Geschäftsteilnehmer, die beiden Owen, die das -Wetten unter ihren Freunden in einen Schwung -brachten, der mich kleinen Anwandlungen von Gewissensbissen -aussetzte. Lawrence lachte mich aus:<span class="pagenum"><a id="Seite_124">[124]</a></span> -»Ist es unsre Aufgabe, dafür zu sorgen, daß die -jungen Leute ihr Geld in der Tasche behalten?« -fragte er. »Ist es für das gemeine Wohl von -irgend welcher Bedeutung, in wessen Tasche des -Volkes es schließlich sitzen bleibt?« Ich mußte -ihm recht geben.</p> - -<p>Parker machte keine Schwierigkeiten. In -seiner trockenen Weise sagte er: »Mister Fowler -schickte mich hierher und befahl mir, zu tun, was -<em class="gesperrt">Sie</em> befehlen. Das sind meine Anweisungen. -Wenn ich mit meiner Maschine wettrennen soll, so -wettrenne ich; das ist einfach!« – Ich klopfte ihm -auf die Schulter und begann, etwas zögernd, von -der roten Jacke zu sprechen. Aber auch hier kam -mir ein unerwarteter Zwischenfall zu Hilfe. Der -ruhige Jem hatte bereits die intime Bekanntschaft -einer jungen Dame gemacht, der hübschen, wenn -auch etwas bronzierten Tochter eines Handelsgärtners, -der in der Nähe des Parks einen stattlichen -Bananen- und Orangenwald pflegte. Der Engländer -teilte die amerikanische Abneigung gegen -leichte Farbenmischungen nicht, und die junge Dame -war Feuer und Flamme für den hübschen, kräftigen, -wenn auch stummen Liebhaber, dessen ehrliche -Augen die besten Absichten verrieten. Fräulein -Sally war begeistert für die rote Jacke, half sie -anmessen und setzte Goldborten auf den Kragen. -Ihr Jem sah prächtig aus, wie ein Kakadu! Jetzt -erst war sie wirklich überzeugt, eine glückliche -Frau zu werden. Er brummte, aber er war ein<span class="pagenum"><a id="Seite_125">[125]</a></span> -herziger Junge, ihr Jem, wenn er die Kakadujacke -anhatte.</p> - -<p>Die Ackergeräte blieben im Felde stehen, wo -sie standen, verstaubt und verachtet. Beide Dampfmaschinen -dagegen wurden drei Tage lang geputzt -und geschmirgelt, daß sie in der Sonne blitzten. -Auf der Rückseite des Tenders und auf dem Deckel -der Rauchkammer ließ ich durch einen hervorragenden -Künstler aus Deutschland, der drüben -mehrere Malerschulen besucht hatte und dementsprechend -am Hungertuch nagte, die eine mit den -Worten »John Bull«, die andre mit dem Namen -»Jonathan« bemalen, so daß ich nun auch selbst -wußte, welches die eine und welches die andre -war. Stone brachte auf eigne Kosten nationalfarbene, -besternte Tücher, mit welchen er Jonathan -schmückte. John Bull fand sich am Mittwoch nachmittag -mit Guirlanden über und über bedeckt, in -denen sich reife Orangen besonders reizend ausnahmen. -Das war Sallys Werk. Ich selbst sorgte -dafür, daß am Tender jeder Maschine zwei Banner -befestigt wurden: Parker erhielt die englische Union-Jack, -die er mit ruhigem Stolz aufsteckte, Stone -die sternbesäte Flagge seiner amerikanischen Heimat. -Das eigentümliche Verhältnis beider war auch nach -längerem Zusammenarbeiten das gleiche geblieben. -Sie sprachen nicht viel und nicht höflich, wenn sie -sich etwas zu sagen hatten, aber die magnetische -Antipathie, mit der sie sich betrachteten, war im -Wachsen. Parker verachtete Stone, Stone ärgerte<span class="pagenum"><a id="Seite_126">[126]</a></span> -sich über Parker. Das geschah aus nationalem -Instinkt. Hätten sie sich als Individuen gegenübergestanden, -so wäre das umgekehrte Verhältnis -natürlicher gewesen. Stone, der ältere, verhältnismäßig -gebildetere Mann, hätte Jem verachten, Jem -sich über Stone ärgern sollen. Aber das unbewußte -Rassengefühl ist meist stärker als das bewußte -Empfinden des einzelnen. Zum Glück hatten sie -bis jetzt nicht viel Gelegenheit gehabt, sich aneinander -zu reiben. Es ist dies schwierig, wenn jeder -den ganzen Tag an einem der beiden Enden eines -vierhundert Meter langen Drahtseils beschäftigt ist.</p> - -<p>Auch Delano hatte nun genügend zu tun und -wurde deshalb etwas heiterer. Er ließ die Tribüne -abstäuben und stützen, da sie sich gefährlich nach -hinten neigte, und ein drittes Kassenhäuschen aufstellen. -Man sah, meine amerikanischen Freunde -glaubten an die englischen Elefanten. Ich selbst -war sehr beschäftigt und warf kaum einen Blick -auf die Zeitungsnotiz, die mir Lawrence, der jetzt -alle Taschen voll Fahnenabzüge und Ausschnitte -hatte, am Dienstag vor dem Rennen auf die Maschine -heraufreichte. Einen Augenblick später sprang -ich jedoch erregt zur Erde. Der Himmel klärte -sich. Es regnet auch im Mississippidelta nicht -immer. Dann las ich mit gespannter, aber freudiger -Aufregung:</p> - -<p>»Washington, den 1. März 1867. Der unerwartete -Schluß der Sitzungen des Kongresses war -in den letzten Tagen die Veranlassung, eine ganze<span class="pagenum"><a id="Seite_127">[127]</a></span> -Reihe weniger bedeutender Vorlagen, namentlich -auf wirtschaftlichem Gebiete, zur Beratung zu -bringen, die meist ohne längere Diskussion zur Annahme -kamen. Die sichtliche, die Arbeit fördernde -Ermüdung der würdigen Vertreter des souveränen -Volkes mag hierbei ebenso kräftig mitgewirkt haben -wie die sachlichen Interessen, die von einzelnen Mitgliedern -mit Gewandtheit und Umsicht vertreten -wurden. Namentlich war dies am letzten Tage -der Session der Fall, an dem die folgenden neun -Anträge die Zustimmung des hohen Hauses erhielten.« -Dann folgte die Liste von acht mir völlig -gleichgültigen Bestimmungen, die sich auf die Gewährung -von Pensionen, die Bezahlung von Komitees, -die Erhöhung von Beiträgen zu verschiedenen -Verkehrsunternehmungen bezogen. Dem -neunten Paragraphen sah man es fast an, wie -hastig er im letzten Augenblick noch angehängt -worden war. Er lautete:</p> - -<p>Ferner wird beschlossen, daß Geräte und Maschinen, -die zur Bearbeitung des Bodens mittels -Dampfkraft bestimmt sind, zoll- und steuerfrei eingeführt -werden können, und soll diese Zollbefreiung -auf die Dauer von drei Jahren festgesetzt sein. -Auch soll die Bestimmung rückwirkende Kraft besitzen -und vom 1. Januar 1867 an Geltung haben. –</p> - -<p>»So hat mein zweifelhafter Freund Olcott doch -nicht umsonst gearbeitet, und Schmettkow wird mir -beschämt zugestehen müssen, daß auch im Norden -noch Menschen wohnen, auf die man sich verlassen<span class="pagenum"><a id="Seite_128">[128]</a></span> -kann!« rief ich innerlich hocherfreut und schickte -Stone in die Stadt, um noch zwei Banner zu bestellen, -mit denen ich Jonathans Schornstein schmücken -wollte. Die Sterne und Streifen waren nicht so -schlimm, als ich seit einigen Wochen zu fürchten -begonnen hatte.</p> - -<p>Noch am gleichen Nachmittag, als meine zwei -Renner blank und glänzend, mit Kohlen, Wasser -und Öl versorgt, hinter der geschmückten Tribüne -aufgestellt waren, fuhr ich nach dem Zollamt und -überreichte dem Generalzolldirektor von New Orleans -den »Picayune« und die »Crescent City News« -mit ihren Telegrammen aus Washington. Der Herr, -ein dünner, schwarzgekleideter Yankee mit der Miene -eines Kirchenältesten, schien in eifrigem Geschäftsgespräch -mit einem seiner Unterbeamten. Beide -hatten zerrissene Taschenbücher in der Hand und -ließen sich durch meinen Eintritt kaum stören. Zwei -gegen eins auf Jonathan; so weit wollte der Zolldirektor -gehen, während der Assistent zögernd an -seinem Bleistift kaute. Beide Herren empfingen -mich unwirsch, als ich eintrat, und sehr höflich, als -ich mich zu erkennen gab. Mit sichtlichem Widerstreben -entfernte sich der Assistent auf einen energischen -Wink seines Vorgesetzten. Ich zog den -»Picayune« hervor und zeigte ihm den dickunterstrichenen -Paragraphen.</p> - -<p>»Sehr gut, sehr gut, Sir!« sagte er mit unerwarteter -Zuvorkommenheit. »Ich gratuliere Ihnen, -Herr – Herr Jed! Nebenbei: würden Sie vielleicht<span class="pagenum"><a id="Seite_129">[129]</a></span> -die Güte haben, mir den Unterschied, die -wesentlichen inneren Eigenschaften von Jonathan -und John Bull zu erklären? Ich verstehe nicht -viel von Dampfmaschinen, interessiere mich aber -doch außerordentlich für die Fortschritte der Technik. -Die beiden Elefanten seien äußerlich ziemlich ähnlich, -habe ich mir von sachverständiger Seite sagen -lassen. Welchen – ganz unter uns – welchen -halten Sie bei einem Viereinhalbmeilen-Rennen für -den leistungsfähigeren? Sie wissen, die Bahn ist -anderthalb Meilen lang.«</p> - -<p>Hier handelte es sich offenbar um ein unerwartet -glückliches Zusammentreffen von Umständen, -das ich nicht ungenützt vorübergehen lassen durfte.</p> - -<p>»Ich komme, verehrter Herr,« sagte ich, »um -Sie auf den Paragraphen bezüglich der rückwirkenden -Kraft dieser Zollbestimmung aufmerksam zu -machen.«</p> - -<p>»Sehr interessant!« rief der Zöllner. »Ich -höre, Jonathans Feuerbüchse sei um zehn Zoll -länger. Wenn dies der Fall ist, muß er ein verdammt -guter Dampfer sein –«</p> - -<p>»Wie Sie wissen,« unterbrach ich ihn mit großer -Ruhe, »haben wir, unsre Vertreter Longstreet, Owen -& Co., in meinem Namen viertausendzweihundert -Dollar Zollgebühren für den Dampfpflug bezahlt, -der sich augenblicklich im Ausstellungspark befindet.«</p> - -<p>»Gewiß, gewiß! ich erinnere mich. Dagegen -habe ich gehört, daß John Bull größere Straßenräder -hat. Das <span id="corr129">müßte</span> man aber doch sehen, und<span class="pagenum"><a id="Seite_130">[130]</a></span> -mein Sohn, den ich gestern nacht hinausschickte, -konnte einen Unterschied nicht mehr feststellen; es -war allerdings schon dunkel. Niemand kann mich -nun hierüber so gut aufklären als Sie, mein werter -Herr Jed. Ich betrachte es als eine ganz besondere -Vergünstigung, daß ich die Ehre habe, Sie -heute bei mir zu sehen.«</p> - -<p>»Nun denke ich,« fuhr ich mit Beharrlichkeit -fort, »werden wir wohl die viertausendzweihundert -Dollar ohne weiteres zurückerhalten können. Etwas -Bargeld wäre mir augenblicklich nicht unangenehm, -Herr Generalzolldirektor! Jonathan frißt, wie Sie -richtig vermuten, eine erstaunliche Menge Kohlen.«</p> - -<p>»Sie glauben also auch, daß Jonathan, namentlich -auf viereinhalb Meilen, die Wahrscheinlichkeit -für sich hat?« drängte der Kirchenälteste.</p> - -<p>»Ich kann natürlich nichts Bestimmtes sagen, -Sir«, sagte ich zurückhaltend. »Jonathan ist ein -feiner, junger Dampfelefant, dem ich viel zutraue -– viel zutraue, Herr Direktor, und John Bull ist -nicht schlecht für sein Alter. Beide sind am gleichen -Tage geboren. Es wäre nicht ehrlich, wenn ich -mehr plaudern wollte. Auch kann man ja nie -wissen, wie es geht. Der Zustand der Bahn, das -Wetter, Wasser und Kohle, die Jockeys, alles hat -seinen Einfluß. Von den Elefanten als Renner -wissen wir alle nicht zuviel. Was die viertausendzweihundert -Dollar betrifft – –«</p> - -<p>»Das genügt«, unterbrach mich der Direktor -mit schlauem Augenblinzeln. »Jonathan ist fein<span class="pagenum"><a id="Seite_131">[131]</a></span> -und jung. Sie sagen, Jonathan kann man -viel zutrauen. Mehr als einen Wink darf ich -von Ihnen nicht verlangen. Ich hoffe, Sie zu verstehen.«</p> - -<p>»Und was die viertausendzweihundert Dollar -betrifft«, mahnte ich, zutraulich lächelnd, als ob wir -jetzt unter einer Decke steckten.</p> - -<p>»Ja, sehen Sie,« sagte der Kirchenälteste mit -der wohlwollendsten Freundlichkeit, »das ist so eine -Sache! Das Geld werden Sie ohne Zweifel bekommen, -namentlich – namentlich wenn Jonathan -gewinnt. Aber ich muß doch erst Weisungen von -Washington haben; direkte Anweisung. So geschwind -wie mit Ihren Dampfelefanten geht es in -den Regierungsbureaux gewöhnlich doch nicht. Besuchen -Sie mich in einer Woche wieder, Herr Jed. -Da soll die Summe auf dem Tisch liegen, wenn -der ›Picayune‹ nicht gelogen hat; mein Wort -darauf! – Also Jonathan? Sie denken wirklich -Jonathan?«</p> - -<p>»Wie Sie sagen: ich denke Jonathan«, bestätigte -ich halblaut, sinnend, wie wenn ich meine eignen -Gedanken belauschte, und dachte dabei an das -Orakel von Delphi. Dann verabschiedeten wir uns -mit lebhaftem Händeschütteln. Ich kann es nicht -leugnen, so unerklärlich es ist: noch nach Jahren -meines amerikanischen Lebens machte dieses biedere -Händeschütteln einen gewissen Eindruck auf mich.</p> - -<p>In dem dunklen Gange vor der Tür kam -der kleine, aber greisenhafte Assistent aus einer<span class="pagenum"><a id="Seite_132">[132]</a></span> -Nische hervor. Er hatte auf mich gelauert und -schüttelte mir noch heftiger die Hand.</p> - -<p>»Sie kommen wegen des Zolls auf Ihren -Dampfpflug«, sagte er leise und eifrig. »Ich weiß, -ich weiß! Ich las die Nachricht selbst heute früh in -den ›Crescent City News‹ und dachte sofort: hier -gibt es etwas für mich zu tun. Ohne mich geht -das nämlich nicht. Er ist zäh wie ein Hickorystock, -wenn er herauszahlen soll« – dabei deutete der -Kleine auf die Zimmertür des Großen. – »Eine -höchst wichtige Nachricht für Ihr Geschäft. Gratuliere, -gratuliere! Die viertausendzweihundert Dollar -werden Sie übrigens im Handumdrehen bekommen, -wenn ich die Sache in die Hand nehme, und das -habe ich zu tun im Sinn, Mister Eyth! Nebenbei -– was halten Sie von John Bull? Ich glaube -nicht, daß die beiden Elefanten so verschieden sind, -als sie aussehen. Sie sehen verschieden aus, höre -ich von sachverständiger Seite, aber nicht so verschieden, -daß man daraus seine Schlüsse ziehen -könnte. Auf die Jockeys wird es wohl ankommen -– unter uns –«</p> - -<p>»Die Jockeys sind allerdings auch bei wirklichen -Elefanten ein wichtiges Element«, sagte ich -zustimmend.</p> - -<p>»Herr Eyth, ich heiße Smith und habe die -Geldanweisungen auszuschreiben. Es wird mir das -größte Vergnügen machen, Ihnen gefällig zu sein. -Ich weiß, die Engländer lieben einen prompten -Geschäftsgang; ich war selbst drei Wochen in England.<span class="pagenum"><a id="Seite_133">[133]</a></span> -Und da John Bulls Jockey, wie ich höre, -ein Engländer ist und natürlich besser mit diesen -Dampfelefanten umzugehen weiß –«</p> - -<p>»So würde ich selbst vermuten,« unterbrach -ich ihn entgegenkommend, »daß John Bull die -größere Wahrscheinlichkeit für sich hat, als Sieger -aus dem Rennen herauszukommen.«</p> - -<p>»Das genügt, das genügt!« rief der Kleine -stürmisch. »Natürlich, es wäre unrecht, Sie zu -veranlassen, weiter aus der Schule zu schwatzen. -Aber kommen Sie nach dem Wettrennen wieder. -Sie sollen Ihr Geld haben, ehe wir ein Schnippchen -schlagen. Mein Chef?« – Herr Smith machte -eine unehrerbietige Grimasse – »er läßt niemand -in Ruhe, die alte Schraube! Er hat mir bei -unsrer letzten Wette meinen halben Jahresgehalt -abgeschwindelt, und ich bin ein verheirateter Mann -mit einer kleinen Familie von sieben. Diesmal -soll er mir einmal bluten! – John Bull; natürlich! -Sie werden es den Amerikaner nicht gewinnen -lassen; das kann ja ein Kind sehen. – Diesmal -soll er geschröpft werden. Besten Dank, wertester -Herr Eyth!«</p> - -<p>Er klopfte mit schneidiger Schärfe an die -Zimmertür seines Vorgesetzten. Ein freudiges -Herein! der etwas krächzenden Stimme des kirchenältesten -Zöllners drang bis zu mir. Ich konnte -noch auf der Treppe an dem heiteren Ton ihres -Gesprächs hören, wie sie beide glaubten, sich gegenseitig -in der Tasche zu haben. Ein schöneres Verhältnis<span class="pagenum"><a id="Seite_134">[134]</a></span> -zwischen Vorgesetzten und Untergebenen -konnte es doch wohl kaum geben. Und hierfür, -sagte ich mir mit heimlichem Stolze, sind mir beide -jetzt gleich dankbar.</p> - -<div class="figcenter"> -<img src="images/rule2.png" alt="" /> -</div> - -<hr class="chap" /> - -<div class="chapter"> -<h2 id="Das_Elefantenrennen">9. Das Elefantenrennen</h2> -</div> - -<p>Ein kurzer, scharfer Regenguß, der in der Nacht -gefallen war und die Frühlingsregenzeit einleitete, -konnte unsrer Rennbahn zwar nicht sonderlich zuträglich -sein, doch trocknete der sonnige Morgen -die Wege, die Tribüne und deren etwas spärliche -Dekoration genügend, so daß alles glänzte und -prangte, wie es sich für einen großen Tag geziemt. -In der Stadt war für ein kundiges Auge eine -gewisse Bewegung deutlich erkennbar. Gruppen -umstanden die Anschlagsäulen und die Bretterwände -der im Bau begriffenen Häuser, an denen sich das -von Lawrence gedichtete Plakat in Riesenbuchstaben -breit machte: »Unerhörte Sensation! Amerika gegen -England; England gegen Amerika! Das Mammutwettrennen -der zwei Dampfelefanten Jonathan und -John Bull« usw. An Straßenecken wurden von -zweifelhaften Gestalten Wetten angeboten und angenommen. -Gegen nachmittag war die Trambahnlinie -in der Richtung des Ausstellungsparks belagert, -und von vier Uhr an hingen aufgeregte und im -allgemeinen fröhliche Menschen in lebensgefährlicher -Weise an den Geländern und Treppen der Wagen,<span class="pagenum"><a id="Seite_135">[135]</a></span> -von denen alle acht Minuten fünf und sechs unmittelbar -hintereinander nach Osten fuhren.</p> - -<p>Schon um elf Uhr hatten wir bei verschlossenen -Türen im Parkpavillon eine geheime Sitzung abgehalten: -Lawrence, Delano, ich und die zwei Elefantenjockeys -Parker und Stone. Es handelte sich -um genaue Anweisungen für die beiden letztgenannten. -Flüsternd ersuchte ich sie, nachdem die -Türen verriegelt waren, ihr heiliges Ehrenwort -abzugeben, daß nichts – aber auch nichts! –, was -sie in dieser feierlichen Stunde hören sollten, jemals -über ihre Lippen kommen werde. »<em class="antiqua">I will be blown</em>,« -sagte der Engländer bereitwillig, aber ernst, »wenn -ich je etwas ausplaudere.« – »<em class="antiqua">I will be darned!</em>« -schwur der Amerikaner. Wörtlich übersetzt heißt -das eine: »ich will geblasen«, das andre »ich will -gestopft sein« und ist in der Heimat der Betreffenden -die landesübliche Umschreibung für den Wunsch, -in der untersten Hölle zu braten. Ich konnte beruhigt -fortfahren:</p> - -<p>»Sie wissen, meine Herren, daß, was wir -heute zu tun haben, die Grenze eines kleinen, heiteren -Humbugs nicht überschreitet. Ich brauche -Ihnen, bei Ihrer Intelligenz, nicht mitzuteilen, daß -unsre Elefanten keine wirklichen Elefanten, unser -Wettrennen kein wirkliches Wettrennen ist. Herr -Lawrence wird Ihnen vielleicht auseinandersetzen, -wenn Sie dies wünschen sollten, wie weit unser -Vorgehen vom ethischen Standpunkte aus haltbar -ist. Ich überlasse ihm diesen Punkt, da derselbe<span class="pagenum"><a id="Seite_136">[136]</a></span> -ausschließlich die Anschauungsweise der großen und -erleuchteten Nation betrifft, die wir heute zu erfreuen -und zu belehren hoffen, und für deren hervorragenden -Vertreter ich ihn ansehe. Ich beschränke -mich darauf, Ihnen die Versicherung zu -geben, daß Herr Lawrence in diesem Punkte völlig -beruhigt ist.«</p> - -<p>Stone nickte mit einem kaum merklichen Anflug -eines Lächelns um seine dünnen Lippen, Parker -in stummem Staunen.</p> - -<p>»Die Sache ist also einfach die,« begann ich -wieder in geschäftsmäßigerem Ton, »Punkt halb -fünf Uhr haben Sie sechs Atmosphären Dampf im -Kessel, Wasser und Kohle in Ordnung, alle Lager -gut geölt – vergessen Sie das Bremsband auf -der Hinterachse nicht, Herr Stone –, kurz, die -Maschine zur Abfahrt vollständig bereit zu halten. -Sie fahren dann vor die Tribüne, wo ich Ihnen -Ihre Plätze anweisen werde. Punkt fünf Uhr gibt -Herr Delano ein Zeichen; er wird einen Revolver -abschießen, wenn ich recht weiß, und Sie, meine -Herren, fahren dann dreimal auf dem großen Ring -herum. Keine Übereilung; keine unnötige Anstrengung. -Zuerst bitte ich Herrn Stone, vorauszufahren, -– dann, nach etwa hundert Schritt, muß -Parker ihn überholen und einen ziemlichen Vorsprung -beibehalten, bis bei der dritten Umfahrt, -kurz vor dem Ziel, Herr Stone ihn wieder einholt -und eine halbe Minute, oder besser nur ein paar -Sekunden, vor Parker durchs Ziel fährt. Hier zum -Schluß müssen Sie natürlich ein wenig aufpassen,<span class="pagenum"><a id="Seite_137">[137]</a></span> -daß die Sache nicht umgekehrt ausfällt. Sie haben -mich verstanden?«</p> - -<p>Parkers rundes, harmloses Gesicht verdüsterte -sich. »Aber« – fing er an.</p> - -<p>»Kein ›Aber‹, Parker,« sagte ich bestimmt, -»Sie tun, wie ich Ihnen sagte. Wir sind in Amerika -und müssen den Herren Amerikanern zeigen, -daß ein englischer Gentleman höflich sein kann.«</p> - -<p>Stone lächelte mitleidig; Parker hing den -Kopf. »Ich möchte mit Ihnen allein sprechen«, -murmelte er in sichtlicher Seelennot.</p> - -<p>Wir traten in eine Fensternische, und Jem -flüsterte, während sein Kopf purpurrot wurde:</p> - -<p>»Mir wäre es ja gleichgültig, Sir, wer am -Schluß vorausfährt; aber Sally – ich habe Sally -versprochen –«</p> - -<p>»Weibergeschichten! Dummheiten! Schämen -Sie sich, Parker!« sagte ich entrüstet. »Ich hoffe -– die Herren Fowler in England hoffen, daß Sie -Ihre Pflicht tun werden.«</p> - -<p>Er schwieg und schämte sich. Hiermit konnte -die geheime Konferenz geschlossen werden. Stone -und Parker entfernten sich, um ihren Maschinen, -die hinter der Tribüne und einer provisorischen -Zeltwand friedlich nebeneinander rauchten, vor dem -großen Kampfe die letzten liebevollen Handreichungen -angedeihen zu lassen und sich sodann in den dunklen -Hohlräumen der Tribüne in ihr schmuckes Jockeykostüm -zu werfen. Delano eilte in fieberhafter -Stimmung nach den Kassenhäuschen am Eingang, -wo bereits zwei Kassierer auf ihre kommende<span class="pagenum"><a id="Seite_138">[138]</a></span> -Tätigkeit warteten. Sie kam auch, mit jeder -Viertelstunde sichtlich wachsend. Der Ausstellungspark, -sonst ein Bild tiefer, melancholischer Einsamkeit, -begann sich zu beleben. Lawrence strahlte -wie eine zweite Sonne über dem Platz, Freunde -begrüßend, Fremde zurechtweisend. Es war sein -Werk, das sich ringsumher entwickelte, und er -fühlte, daß die Augen von zwei Weltteilen auf ihm -ruhten.</p> - -<p>Die Tribüne füllte sich langsam; um die Barrieren -des großen Rings schloß sich ein Menschenring -in Form einer dünnen riesigen Mondsichel, -deren Hörner sich bereits zu einem Kreis zusammenschlossen. -Daß das Sonntagspublikum der Stadt -in Bewegung geraten könnte, hatte ich halb und -halb gehofft; daß aber auch die Aristokratie der -Crescent City erscheinen werde, war mehr, als ich -erwartete. Longstreet kam – man hörte sein vergnügliches -lautes Lachen schon von weitem –, der -ernste Beauregard, Taylor, unruhig wie ein Wiesel, -nach allen Seiten auf Jonathan und gegen John -Bull wettend. Die Owens mit der jüngeren Generation -belebten das Innere des Rings und brachten -ganze Scharen von Damen in glänzenden Toiletten. -Es gab doch noch schwarze leuchtende Augen und -blitzende Diamanten in der Stadt. Gelegentlich sah -man Delano mit einem Leinwandbeutel im Arm -vom Eingangstor nach dem Pavillon laufen. Es -waren Geldsäcke, die er in Longstreets Bureau entlehnt -hatte. Er lachte förmlich, zum erstenmal seit -dem Bürgerkriege, wie mir Owen, ebenfalls lachend,<span class="pagenum"><a id="Seite_139">[139]</a></span> -versicherte. Eine heitere Aufregung bemächtigte sich -der Menge in steigendem Grade. Der improvisierte -Zeltverschlag, hinter dem in stoischer Ruhe die zwei -Maschinen ihre Rauchwolken zum Himmel sandten, -war von hundert Jungen umdrängt, die die Leinwandwände -einzudrücken versuchten und von Zeit -zu Zeit von Bucephalus und dem schwarzen Jem -mit entrüsteter Beredsamkeit verjagt wurden. Es -half wenig, da der eine eine riesige amerikanische, -der andre eine englische Kokarde trug, die -sofort der Mittelpunkt jubelnder Bewunderung -wurden.</p> - -<p>So wurde es halb fünf Uhr. Aus einem Loch -in der Rückwand der Tribüne schlüpfte jetzt Stone -in hellgrüner Jacke und gelben Beinkleidern und -marschierte, von dreißig Jungen geleitet, ernst, als -ob er in einer grünen Jacke geboren wäre, dem -Maschinenzelt zu. Keine Muskel rührte sich in -seinem steinernen Gesicht. Er war der echte Jockey, -der mit zusammengebissenen Zähnen einem Kampf -auf Leben und Tod entgegengeht.</p> - -<p>Vor dem Loch in der Tribüne wartete in sichtlicher -Ungeduld eine junge Dame in feuerrotem -Seidenkleid und einem wogenden Federhut von -erstaunlicher Größe. Als Parker in seinem prachtvollen -Kakadugefieder, rot und blau, in der Öffnung -erschien, wollte er wieder zurückschlüpfen. Der große -Junge war so rot wie seine Jacke. Aber es half -ihm nichts; die begeisterte Sally erfaßte ihn beim -Arm, zog ihn heraus und begleitete ihn stolz nach -dem Maschinenzelt, wo sie mit Bucephalus in ein<span class="pagenum"><a id="Seite_140">[140]</a></span> -entrüstetes Zwiegespräch geriet, der ihr rund erklärte, -daß hier Damen nicht zugelassen würden.</p> - -<p>Fünfzehn Minuten vor fünf öffneten sich die -Zeltwände mit erfreulicher Pünktlichkeit. Es ging -alles wie am Schnürchen. Die beiden Elefanten -dampften keuchend und rasselnd, aber mit feierlichem -Ernste, aus der Hütte hervor und wälzten -sich in den Ring, der Tribüne zu. Die Aufregung -wuchs; die Volksmenge umringte sie schreiend, -manchmal in jähem Schreck auseinanderstiebend, -dann wieder sich gefährlich zusammenballend. »Das -ist Jonathan!« – »Das ist John Bull!« erklärten -sie sich hundertstimmig. »Ein feiner Bursche, John -Bull!« – »Sehen Sie, die Räder! diese Breite!« -– »Und wie Jonathan dampft! Das heiß' ich -ein paar Lungen!« – »Aufpassen! Aus dem Weg!« -– »Vier gegen drei auf Jonathan!« – »Zwei -gegen eins auf John Bull!« – »Hipp, hipp, hurra -für Amerika!« – »Zwei gegen eins auf Jonathan!« -So schwirrte es durcheinander, bis die -beiden Maschinen vor der Tribüne angelangt waren -und nebeneinander zum Stillstand kamen. Der -kleine schwarze Jem, der bei Jonathan, und Bucephalus, -welcher bei John Bull Heizerdienste versah, -grinsten sich an. Parker und Stone lehnten auf -ihren Steuerrädern und sahen ernst und schweigend -auf die brausende Volksmenge herab, die zögernd -die Rennbahn freigab und, heftig protestierend, von -sechs Schutzleuten unter die Barrieren durchgejagt -wurde, wobei abgestreifte Zylinderhüte die Heiterkeit -wieder herstellten. Das Ganze schien einen<span class="pagenum"><a id="Seite_141">[141]</a></span> -durchaus würdigen Verlauf nehmen zu wollen. -Lawrence, der an alles zu denken schien, hatte -selbst für Komiteemitglieder gesorgt, die in amerikanischen -und englischen Schärpen um die Maschinen -herumliefen, sichtlich ohne zu wissen, was sie zu tun -hatten, und dadurch dem Publikum zu denken gaben.</p> - -<p>Auf der Pavillonuhr schlug es fünf. Atemlos -kam Delano aus der Richtung des Kassentors herbei, -eine riesige Pistole in der Hand. Er wechselte -mit Parker und Stone einige hastige Worte, um -sicher zu sein, ob er das Zeichen geben könne. -Beide nickten. Fräulein Sally, die ihre nächste -Umgebung nur mit Mühe verhindern konnte, die -Barriere zu überklettern, rief ihrem Jem ermunternde -Zärtlichkeiten zu. Dann knallte der -Schuß. Sally stieß einen gellenden Schrei aus, -sank in die Arme ihres Nachbars, raffte sich aber -ebenso rasch wieder empor. Mit acht offenen Zylinderhähnen, -Dampf und Feuer speiend, beide -Pfeifen schrill trompetend, hatten sich die zwei -Maschinen in Bewegung gesetzt. Das war nicht -der Augenblick für weibliche Schwächen. »Hurra, -Jonathan!« – »Hurra, John Bull!« brüllte die -beglückte Menge. »Vorwärts, vorwärts!« – »Hurra, -Jonathan!« – »Amerika für immer!« – »Hurra, -Jonathan!«</p> - -<p>Der Start war untadelhaft; das Wettrennen -hatte durchaus programmgemäß begonnen. Beide -Maschinen liefen in behaglicher Ruhe hintereinander -her die Rennbahn entlang. Da aber sämtliche Zylinderhähne -geöffnet blieben und sie demgemäß<span class="pagenum"><a id="Seite_142">[142]</a></span> -unter lautem Zischen Wolken von Wasser und -Dampf ausspieen, machten sie den Eindruck außerordentlicher -Kraftanstrengung, so daß das Publikum -hochbefriedigt war. »Hurra, John!« – »Vorwärts, -vorwärts, Jonathan!« schrie es in steigender Erregung. -Ich wunderte mich anfänglich, daß der -England repräsentierende John Bull mindestens -ebenso viele brüllende Freunde zu haben schien als -Jonathan. Aber eine große Anzahl Wetten waren -zugunsten Johns abgeschlossen worden. Der schlauere -Teil der Wettlustigen traute der Sache doch nicht -ganz und vermutete, daß ich, der Leiter und Besitzer -der Elefanten, dem Engländer geheime Vorteile -verschaffen werde. Daß ich weder Engländer -noch Amerikaner, sondern »nur« – wir schrieben, -wie erwähnt, noch nicht 1870 – ein ehrlicher -Deutscher war, wußten natürlich die wenigsten. – -Eine schrille, den größeren Teil des Ringes beherrschende -Stimme leitete den Chor der Rotblauen. -Es war Sally, die den Tribünenaufgang erklettert -hatte, auf dem ich selbst stand und mich vergebens -bemühte, unberechtigte, aber enthusiastische Zuschauer -hinunterzujagen. Sally sah mir mit ihren blitzenden, -kohlschwarzen Augen lachend ins Gesicht, ohne -ihr Schreien einzustellen, und klammerte sich fest -ans Geländer an. Man sah, sie war entschlossen, -nicht zu weichen, ohne das Gebälke mitzunehmen. -Ich kapitulierte ohne weiteres. Diese Lungen! -Ein gewaltiger Perlmutterknopf über ihrem königlichen -Busen sprang mit einem hörbaren Knall ab -und flog in großem Bogen in die untenstehende<span class="pagenum"><a id="Seite_144">[144]</a></span> -Volksmenge. »Hurra, Jonathan!« – »Hurra, -Jem!« Ihre Gefühle für die Lokomotive mischten -sich bereits bis zur Unkenntlichkeit mit denen für -den Lokomotivführer, und als die Maschinen die -Bahn zum erstenmal umkreist hatten und John -Bull sechs Maschinenlängen vor Jonathan durch -das Ziel dampfte, kannte ihre Freude und ihr -Stolz keine Grenzen mehr. »Hurra, Jem! Hurra, -Jem!« jubelte sie dem Blauroten zu, der in stoischer -Ruhe, den Anlaßhebel in der einen, den Regulator -in der andern Hand, auf seinem Tender stand und -sich sichtlich bemühte, die Freudenrufe seiner jungen -tropischen Liebe nicht zu hören. Zu unsern Füßen -sahen Leute entrüstet herauf und suchten ihre Chorführerin -zu belehren, daß ihr Elefant nicht Jem -heiße, sondern John, John Bull. Aber nichts in -der Welt hätte Sally irre gemacht. »Hurra, Jem! -Hurra, Jem!«</p> - -<p><span class="pagenum"><a id="Seite_143">[143]</a></span></p> -<div class="figcenter"> -<img src="images/illu-145.png" alt="" /> -</div> - -<p>Höhnend behandelte sie Jonathan, der eine -halbe Minute später an uns vorüberdampfte. Auch -Stone sah ruhig und trocken, wie sich's geziemt, -von seiner Maschine herab. Das Brüllen der Grüngelben, -aus dem schon Angst und Zorn deutlich -durchklang: »Vorwärts, Jonathan!« – »Nicht -nachlassen, nicht nachlassen!« – »Schneller!« – -»Hurra für Amerika!« – »Schneller, schneller!« -schien an seinem starren Yankeegesicht abzuprallen -wie ein tosender Gebirgsbach an einem Felsblock. -Dagegen konnte ich jetzt mit meinem Opernglas -bemerken, daß der schwarze Jem, sein Heizer, in -sichtlicher Aufregung große Klumpen Kohle in das<span class="pagenum"><a id="Seite_145">[145]</a></span> -Feuer warf und dazu zornig in das Feuerloch -hineinschrie. Trotzdem erweiterte sich die Entfernung -zwischen den beiden Rennern mehr und mehr.</p> - -<p>»Donnerwetter, der Amerikaner verliert's!« -sagte Longstreet, der unmittelbar hinter mir auf -der Tribüne stand, zu seinem Freund Beauregard. -Die Aufregung und das Geschrei der tausendköpfigen -Menge hatte seine bekannte, magnetische Wirkung. -Selbst die beiden, damals weltberühmten -Generale der konföderierten Armee, die in blutigen -Schlachten kühl ihre Befehle gegeben hatten, begannen -den Einfluß der wunderlichen Nervenströmung -zu fühlen, die in solchen Augenblicken durch -die schwüle, brausende Luft zieht. »Was wetten -Sie, Beauregard, der Amerikaner verliert's?«</p> - -<p>»Zwei gegen eins, in Zehndollarnoten«, sagte der -andre trocken. »Vor dem Krieg hätten wir mit Hundertdollarnoten -gespielt, Longstreet, aber es geht auch so.«</p> - -<p>»Und es geht ehrlich zu, da drunten?« fragte -Longstreet, sich über meine Schulter neigend.</p> - -<p>»So ehrlich wie irgendwo in diesem großen -und erleuchteten Lande!« antwortete ich, in der -Hoffnung, er werde mich verstehen. »Es ist alles -aufs beste geordnet und geregelt, General!«</p> - -<p>Aber Longstreet war zu ehrlich für sein großes -und erleuchtetes Vaterland und verstand mich nicht. -Die beiden notierten die Wette und verfolgten jetzt -das behagliche Elefantenrennen mit derselben Teilnahme -wie die Volksmasse unter uns, deren brausendes -Geschrei mit den Maschinen zum zweitenmal -um den Ring lief.</p> - -<p><span class="pagenum"><a id="Seite_146">[146]</a></span></p> - -<p>Jonathan, welcher keuchend schwarze Rauchwolken -ausblies, war jetzt über hundert Schritte -hinter John Bull geblieben, mehr, als ich für gut -hielt. War nicht alles in Ordnung? Wollte Stone -den Schlußeffekt um so glänzender gestalten? Schon -bewegte sich seine Maschine in einem Sturm von -Entrüstung entlang der Barriere. Höhnische Zurufe, -zornige Mahnungen, sein Vaterland nicht zu verraten, -wurden ihm zugeschleudert. Der schwarze -Jem, in heftigem Wortwechsel mit seinem Vorgesetzten, -warf eine Schaufel Kohle nach der andern -ins Feuer. Und wirklich, jetzt endlich schien die -Maschine sich aufzuraffen. Rasselnd und klappernd -brauste sie ihrer Genossin nach. Der Zwischenraum -nahm sichtlich ab. »Hurra, Jonathan! Hurra, Jonathan!« -Die Grüngelben gewannen wieder Mut.</p> - -<p>Bei der zweiten Vorbeifahrt am Ziel war -Jonathan eine halbe Elefantenlänge voraus! Dies -war gegen das verabredete Programm. Als sie -aneinander vorübergefahren waren, hatte Parker -seinem Kollegen zornige Blicke zugeworfen. Stone -sah nach der andern Seite, als ob er allein in der -Welt wäre. Die beiden Heizer dagegen, der schwarze -Jem und Bucephalus, hatten ein lebhaftes Zwiegespräch -eröffnet, sobald sie sich hören konnten.</p> - -<p>»Glaubst du in den Himmel zu kommen mit -deinem Gekeuch, du großer Maulesel?« erkundigte -sich Jem.</p> - -<p>»Wir alle gehen über den Jordan, o Jerusalem!« -sang Bucephalus mit lauter Stimme, indem<span class="pagenum"><a id="Seite_147">[147]</a></span> -er das alte Baptistennegerlied benutzte, um seinen -schwarzen Mitbruder außer sich zu bringen. Aber -auch er tanzte vor Wut auf dem Tender, als seine -Maschine wirklich langsam zurückblieb. Es war -für den Augenblick nicht zu ändern. Parkers -Dampf war um etwas gesunken, während bei Stone -beide Sicherheitsventile abbliesen wie toll. Der -weiße Jem unterbrach die nutzlosen Wutausbrüche -seines Heizers mit einer gelinden Ohrfeige und -stieß ihm den Kopf gegen das Feuerloch. Diesen -Wink billigte der Schwarze und begann wie wütend -Kohlen in die Feuerbüchse zu schaufeln.</p> - -<p>Sally war zum erstenmal seit Beginn des -Rennens still geworden und starrte mit weit aufgerissenen -Augen dem Unheil entgegen, das ihren -Jem betroffen hatte. Jetzt riß sie ihren prachtvollen -Federhut vom Kopf und schwenkte ihn an den -Bändern wie ein Rad in der Luft, um den Geliebten -aufzumuntern. »Hurra, Jem! Schnell, schnell! -Vorwärts! Hurra!« Der Chor der Blauroten, der -etwas schwächer geworden war, brauste unter diesem -Gefühlssturm seiner Führerin wieder auf, die sich -durch das Hutschwenken rasch Platz verschafft hatte -und jetzt auf der Tribünentreppe eine hervorragende -Stellung einnahm. Aber Jonathan gewann noch -immer. Fünf Minuten mußten vergehen, ehe Parker -Dampf genug hatte, um das verlorene Terrain -wiederzugewinnen.</p> - -<p>Nun aber war es an mir, etwas bange zu -werden. Mein Opernglas war gut, so daß ich die<span class="pagenum"><a id="Seite_148">[148]</a></span> -Bewegungen der zwei Leute auf jeder Maschine -genau beobachten und fast sehen konnte, was sie -sich sagten. Es war klar, sowohl Stone als Parker -hatte das Programm völlig vergessen. Vielleicht -hatte der erstere den Hohn seiner Landsleute nicht -länger ertragen können, vielleicht war der Stoizismus -Parkers den leidenschaftlichen Ausbrüchen -seiner hitzigen Geliebten erlegen. Tatsache war: die -Maschinen liefen nicht mehr hintereinander her, wie -es der Würde eines braven Dampfpflugs entspricht; -sie stießen zornige Rauchwolken aus, sie rannten, -sie suchten sich zu überholen. Beide Maschinenführer -hatten die eine Hand auf den Sicherheitsventilhebeln -– ein böses Zeichen –, die erregbaren -Heizer drohten sich mit den Kohlenschaufeln und -stimmten jauchzend in das Geschrei der Menge ein. -– Das Wettrennen war ernst geworden, und von -allen Beteiligten wußte eigentlich nur Parker genau, -was er tat. Wenn es so fortging, konnte der -Spaß jeden Augenblick mit einer Katastrophe enden, -und die Zeichen mehrten sich, daß wir einem tragischen -Ende entgegentrieben.</p> - -<p>Auch der Himmel hatte sich plötzlich verdüstert. -Eine schwarze Regenwolke trieb mitten durch den -Sonnenschein über den Park hin, eine im März -gewöhnliche Erscheinung des Klimas von Louisiana. -Das helle Bild lag plötzlich in tiefem Schatten, -und eine Minute später schüttete der Himmel Wasser -in Strömen auf die Rennbahn. Doch dauerte der -sündflutartige Guß nur zwei Minuten lang, dann<span class="pagenum"><a id="Seite_149">[149]</a></span> -glänzte die Abendsonne wieder durch das dampfende -Gewölke, und alles strahlte und funkelte in frischen -Farben.</p> - -<p>Auf die Volksmenge hatte das gewohnte -Zwischenspiel kaum einen merklichen Eindruck gemacht. -Lachend wurden tausend triefende Regenschirme -wieder zugeklappt und der gefüllte Rand -von hundert Hüten dem zu nahe stehenden Nachbar -in den Nacken geschüttet. Dagegen hatten die Elefanten -mit einer neuen und jedem, außer mir und -Parker, unerwarteten Schwierigkeit zu kämpfen. -Während des Regens war John Bull wieder vorgeeilt -und hatte Jonathan um zwanzig Schritte -überholt. Beide rangen jetzt mit allen Mitteln um -den Sieg. Sie waren noch hundert Schritte vom -Ziel, aber auf dem nassen Rasen, auf dem der -kurze stürmische Regen da und dort kleine Seen -zurückgelassen hatte, glitten und glitschten jetzt die -Triebräder in hilflosem Eifer. Auch die Vorderräder, -durch deren Stellung die Maschine gesteuert -wird, hatten keinen Halt mehr und schlüpften nach -rechts oder links mit unberechenbarer Willkür. Die -wuchtigen Lokomotiven schwankten hin und her -wie Betrunkene, blieben stecken, schossen vorwärts, -versuchten sich quer zur Bahn zu stellen. Es war -ein tolles Ringen mit den Elementen, die sich gegen -beide Renner gleichmäßig verschworen hatten.</p> - -<p>Da hielt Parker plötzlich still und sprang von -seiner Maschine, Bucephalus ihm nach. Zischend -heulte der gepreßte Dampf durch die sich weit öffnenden<span class="pagenum"><a id="Seite_150">[150]</a></span> -Sicherheitsventile. Stone, wenn auch mühselig -und in unregelmäßigen Stößen sich fortbewegend, -fuhr an der stehenden Maschine vorüber. England -brüllte vor Wut; Amerika brach in brausenden -Siegesjubel aus. Sally verlor den zweiten Perlmutterknopf -über dem gepreßten Herzen: »Vorwärts, -Jem! Vorwärts! O Jerusalem, vorwärts!«</p> - -<p>Parker, der noch hundert Meter der überfluteten -Rennbahn vor sich sah, war nicht stehen -geblieben, um Luft zu schöpfen, und verstand sein -Geschäft. Mit aller Macht, aber stumm drauf los -arbeitend, den willigen, aber ungeschickten Bucephalus -nur mit Rippenstößen anleitend, seine rotblaue -Jacke mit Schmutz und Lehm bedeckend, befestigte -er an den Triebradreifen ein halbes Dutzend -sogenannter »Sporen«, gewaltige eiserne Schaufeln, -die, in den Boden einhauend, auch auf nassem, -schlüpfrigem Felde die Maschine vorwärts bringen. -Stone hatte trotz seiner <span id="corr150">Nöte</span> sechzig Schritte Vorsprung -gewonnen, ehe Parker mit dieser Arbeit -fertig war. Er war nur noch vierzig Schritte vom -Ziel, aber seine Maschine, kaum mehr steuerbar, -die Räder handhoch mit Lehm bedeckt, taumelte -hilflos hin und her. Jetzt sprang Parker wieder -auf den Tender, ließ die Dampfpfeife spielen, und -stolz und ruhig hieb sich die Maschine vorwärts.</p> - -<p>Das Geschrei wurde betäubend. John Bull -klatschte mit einer Sicherheit durch das Wasser, -als sei er darin geboren. Sally warf ihren Federhut -in die Luft, der einen wild gestikulierenden,<span class="pagenum"><a id="Seite_151">[151]</a></span> -achtbaren Geistlichen unter ihr zudeckte. »Hurra, -Jem! Hurra, Jem!« So dampfte Parker an uns -vorüber. Noch zwanzig Schritte, und England -hatte gesiegt.</p> - -<p>Doch plötzlich stockte auch John Bull wieder. -Die Hinterräder drehten sich, aber die Maschine -ging nicht vorwärts. Auf einen Augenblick wurde -die tausendstimmige Menge fast still; das Interesse -war aufs höchste gestiegen. Wasser spritzte nach -allen Seiten; große Klumpen Erde flogen in die -Luft. Die Nächststehenden stoben entsetzt auseinander; -sie wußten nicht, was vorging. Ich wußte -es nur zu gut: Parkers Maschine war auf eine -besonders weiche Stelle geraten; die Sporen, anstatt -einzuhauen und die Maschine vorwärts zu -treiben, warfen den Boden nach hinten und begannen -nach den besten Regeln der Kunst der Maschine -ihr eignes Grab zu graben. Parker sprang -wieder herab und riß Bucephalus mit. Beide -hoben mit Anstrengung aller Kräfte, Bucephalus -laut heulend vor Wut, ein Stück der nächstgelegenen -Barriere aus dem Boden und warfen das gewonnene -Gebälk unter die Räder. Aber es half -nichts. Knirschend, alles zermalmend arbeiteten die -Sporen das Holz in die tiefer und tiefer werdende -Grube. Die Maschine sank – sank! – Der Schornstein -neigte sich wie zum Sterben. Im nächsten -Augenblick saß der Tender auf dem Boden, und -alle weiteren Versuche, vorwärts zu kommen, waren -zu Ende.</p> - -<p><span class="pagenum"><a id="Seite_152">[152]</a></span></p> - -<p>Und langsam, bedächtig, durch nichts entmutigt, -kroch Stones Maschine hinterher. Jetzt passierte -sie Parker. »Hipp, hipp, hurra!« schrie der kleine -Jem, ganz außer sich vor Freude, obgleich ihm -Bucephalus ein Stück Kohle an den Kopf warf. -Glitschend und gleitend, oft fast quer über die Bahn -stehend, quälte sich Jonathan weiter. Drei Minuten -brauchte er zu den letzten zehn Schritten. Aber -keuchend und röchelnd, platschend und scheinbar -halb schwimmend, über und über mit Schmutz bedeckt, -glitt er endlich durch das heiß erkämpfte Ziel.</p> - -<p>Jonathan hatte gewonnen – programmgemäß.</p> - -<p>Stone sprang ab. »Hurra für Amerika!« -schrie er laut und schwenkte feierlich seine Mütze. -»Hurra für Amerika!« heulten tausend Stimmen -in dem rasch sich füllenden Ring. Dreißig Schritte -davon stand Parker trotzig und stumm neben seiner -versunkenen Maschine und versuchte vergeblich, sich -Sallys zu erwehren, die laut schluchzend an seinem -Halse hing.</p> - -<div class="figcenter"> -<img src="images/rule2.png" alt="" /> -</div> - -<hr class="chap" /> - -<div class="chapter"> -<h2 id="Hans_im_Glueck">10. Hans im Glück</h2> -</div> - -<p>Leider verläuft nicht alles programmgemäß -unter diesem wechselnden Mond.</p> - -<p>Die drei folgenden Tage waren der Aufgabe -gewidmet, meist unter strömendem Regen, die beiden -Maschinen aus dem Sumpf herauszuschleppen, in -den sich der Ausstellungspark der Landwirtschaftsgesellschaft<span class="pagenum"><a id="Seite_153">[153]</a></span> -von Louisiana verwandelte. Dabei galt -es, nicht bloß die Maschinen, sondern auch den -Mut meiner farbigen Hilfstruppe aufrecht zu erhalten, -die an derartige Zwischenfälle nicht gewöhnt -war und in den entscheidenden Augenblicken mehrfach -davonzulaufen drohte. Nur fröhliches, persönliches -Zugreifen konnte hier eine schwere Katastrophe -verhindern. Nachdem wir mehrere Klafter -Holz in dem schwarzen Untergrund des Mississippideltas -begraben und den Weg von der Rennbahn -zum Parktor in den Zustand des Chaos vor der -Scheidung von Wasser und Feste verwandelt hatten; -nachdem schließlich auch die Holzbrücke, welche über -den den Park umgebenden Kanal führt, unter der -Last John Bulls zermalmt zusammengebrochen war -– ein großartiger Augenblick für die nicht unmittelbar -Beteiligten – und wir uns selbst täglich zweimal -mit einer klebrigen Schichte aus den Urbestandteilen -der Schöpfung überzogen hatten, standen -endlich am Abend des dritten Tages die beiden berühmt -gewordenen Renner erschöpft und mannigfach -zerstoßen und verwundet auf dem festen Straßendamm, -der nach der Stadt führt.</p> - -<p>Während ich so drei harte Tage lang mit den -Mächten der Unterwelt rang und mich damit tröstete, -daß in dem einsamen, sturmgepeitschten Park wenigstens -keine Seele diesen Kampf mit ansah, erschienen -glänzende Beschreibungen des großen Rennens in -der Presse der Stadt. Selbst die »Crescent City -News« erklärten sich für überwunden. Wenn in<span class="pagenum"><a id="Seite_154">[154]</a></span> -der Alten Welt, sagten sie, der plumpe indische -Elefant den Pflug einer modernden Kultur mühselig -durch den entkräfteten Boden schleppe, so -mache die Neue Welt in unsrer Zeit, der Zeit des -Fortschritts und der Intelligenz, sich die Arbeit des -Dampfes nutzbar. An Stelle der rohen tierischen -Kraft trete der Genius der Menschheit und schaffe -sich aus Kohle und Wasser die Diener seiner Macht. -Für seine Bedürfnisse, für sein Wohlergehen, für -seinen Genuß, ja selbst für jene Verbindung von -höchster Arbeitsleistung und höchstem Genuß, die in -jedem Sport zum Ausdruck komme, dienen ihm -heute wunderbare, selbstersonnene Werkzeuge. Das -Wettrennen der beiden Dampfelefanten Jonathan -und John Bull sei ein Beweis dieser jedes Herz -mit freudigem Stolz erfüllenden Tatsache. Dann -folgte eine lange, etwas konfuse Beschreibung des -großen Ereignisses, in welcher meist richtige Sportausdrücke, -meist falsche maschinentechnische Erörterungen -und die dem Konversationslexikon entnommene -Zoologie des Elefanten wundersam gemischt -waren. Einen kleinen Stoßseufzer konnte -zum Schluß die Schriftleitung des Blattes nicht -unterdrücken: daß die zwei Elefanten von England -importiert seien, sei zwar bedauerlich, aber, -bei Licht betrachtet, nebensächlich. Hier erst, auf -amerikanischem Boden, sei ihnen Gelegenheit gegeben -worden, ihre Kraft im Dienste der Menschheit -völlig zu entwickeln, und doppelt erfreulich sei -es, daß dies mit dem Sieg des <span id="corr154">zäh</span> ausdauernden,<span class="pagenum"><a id="Seite_155">[155]</a></span> -froh einherbrausenden Jonathan über den schwerfälligen -John Bull geendet habe. Während jener -spielend das Ziel erreichte, habe sich dieser unter -dem Jubel einer tausendstimmigen Volksmenge mit -den hinterlistig benutzten Radsporen sein eignes Grab -gegraben.</p> - -<p>Der glänzend geschriebene Artikel ging durch -alle Zeitungen von Alaska bis Texas. Noch zwei -Wochen später bekam ich ihn aus entlegenen Wald- -und Prairiegegenden zugesandt, mit dem gedruckten -Winke, mich doch auf die »Bluff Creek Times« -oder den »Jacksonville Herald« zu abonnieren, die -in so aufopferungsvoller Weise meine Bestrebungen -unterstützten. Ich war für die Zeit meines irdischen -Daseins mit – allerdings brüchigem – Packpapier -überreichlich versorgt.</p> - -<p>Was aber nun? Todmüde und mit Schmutz -bedeckt war ich am Abend des dritten Tags nach -dem Rennen nach Hause gekommen. Der ganze -Apparat stand gerettet, aber wie ein großes Fragezeichen, -dazu nach europäischen Begriffen völlig -polizeiwidrig auf der muschelgepflasterten Chaussee -drei Kilometer vor der Stadt. Parker, Stone und -die schwarze Gesellschaft brauchten, so gut wie ich, -zunächst ein paar Ruhetage. Soweit war die Sache -gut. Aber was dann?</p> - -<p>Doch die Welt steht nicht still, wenn wir selbst -keinen Weg mehr sehen. Während ich, alle Fragen -und Sorgen des Daseins vergessend, noch in tiefem -Schlafe lag, war ein ereignisvoller Tag angebrochen.</p> - -<p><span class="pagenum"><a id="Seite_156">[156]</a></span></p> - -<p>Mein erster Gang galt dem Hauptzollamt und -seinem Direktor. Der Herr empfing mich mit einer -Herzlichkeit, welche keiner der mir bekannten europäischen -Zollbeamten, deren Herzlichkeit gemäßigt -zu sein pflegt, auch nur entfernt erreicht hätte.</p> - -<p>»Sehr angenehm, Herr Eyth! Entzückt, Sie -zu sehen, Herr Eyth!« rief er mir entgegen, indem -er gleichzeitig seinen Assistenten aus dem Zimmer -jagte, der ein Gesicht schnitt wie die letzten Regennächte -gegen zwei Uhr morgens. »Ich gratuliere -Ihnen zum Sieg Jonathans! Das wird Ihr Glück -machen; ich bin fest überzeugt, das muß Ihr Glück -machen. Mein Assistent hat zwar ein verteufeltes -Häufchen Geld verloren; der wird Ihnen nicht -gratulieren. Aber er hat mir die Wette förmlich -aufgedrängt. Geschieht ihm recht, dem Querkopf! -Er konnte sich doch denken, daß ich Elefanten -besser beurteilen kann als er. Ich und Sie, Herr -Eyth! Ha, ha!«</p> - -<p>Er lachte mit einer Stimme, die dem Klang -eines zersprungenen Zinntellers nicht unähnlich war.</p> - -<p>»Sie haben wohl Nachrichten von Washington, -Herr Generaldirektor?« bemerkte ich, um etwas -rascher zur Sache zu kommen.</p> - -<p>»Von Washington, Herr Eyth?« fragte er, -mich groß ansehend. »Alle Zeitungen sind voll! -Natürlich, auch dort. Es soll mich nicht wundern, -wenn Sie bald Anträge bekommen, mit Ihren -Doppelelefanten in allen größeren Städten der -Union aufzutreten. Bei Zeus, das wäre keine<span class="pagenum"><a id="Seite_157">[157]</a></span> -schlechte Spekulation. Wie ich sage: alle Zeitungen -sind voll! Der Sieg des amerikanischen Dampfrenners -Jonathan – Mister Harris, bringen Sie -uns doch die neuesten Zeitungen von Washington!«</p> - -<p>»Ich meinte eigentlich unsre Zollangelegenheiten«, -warf ich ein.</p> - -<p>»Ach – das!« rief der Direktor mit einem -leichten Schatten auf den mehr und mehr in Leder -übergehenden Zügen. »Gewiß! Ich habe für Sie -telegraphiert. Soeben Antwort erhalten; interessant -– etwas unerklärlich.«</p> - -<p>»Weshalb? Die Sache schien mir doch ziemlich -einfach«, bemerkte ich.</p> - -<p>»In der Hauptsache ist alles in Ordnung, gewiß!« -versetzte der Zollmann mit unangenehmem -Zaudern. »Sie bekommen die viertausendzweihundert -Dollars zurück, die Sie für den Pflug bezahlt -haben. Ich garantierte Ihnen dies schon vor dem -Rennen. Kongreßbeschluß unzweifelhaft und ganz -klar. Sie müssen <span id="corr157">sie</span> zurückbekommen.«</p> - -<p>»Sehr schön«, sagte ich freudig. »Können Sie -mir gleich eine Anweisung ausstellen? Bargeld wäre -mir augenblicklich nicht unangenehm. Elefantenrennen -kosten runde Sümmchen.«</p> - -<p>»Bringen auch hübsch Geld«, lachte der Direktor -mit einem Wink auf die Tür, hinter der der -Assistent verschwunden war. »Ja, ja, Herr Eyth, -die Sache ist ganz in Ordnung. Sie sollen die viertausendzweihundert -Dollar zurückerhalten. Aber –«</p> - -<p>»Was aber?« drängte ich ungeduldig.</p> - -<p><span class="pagenum"><a id="Seite_158">[158]</a></span></p> - -<p>»Der Generalzolldirektor von Washington -schreibt mir, daß am Tage nach dem Kongreßbeschluß -einer Ihrer Freunde die ganze Summe für -Sie in Washington erhoben habe.«</p> - -<p>»Olcott!« rief ich, während mein ganzes Innere -von einem elektrischen Gedankenblitz erhellt wurde.</p> - -<p>»Oberst Olcott. Wissen Sie es schon?« bestätigte -der Direktor. »Sie sehen, daß sich alles -bei uns ziemlich prompt und flink abwickelt. Ein -andres Tempo als in Ihrer alten Heimat, das -müssen Sie zugeben. Oberst Olcott, einer unsrer -schneidigsten Kongreßleute – ich gratuliere Ihnen -dazu, daß Sie mit <em class="gesperrt">dem</em> befreundet sind. Ich habe -schon öfter von ihm gehört und wollte, er wäre -mein Freund!«</p> - -<p>»Und dagegen ist nichts zu machen?« fragte -ich halb betäubt.</p> - -<p>»Zu machen? Was wollen Sie dagegen machen?« -fragte der Direktor. »Ich gratuliere Ihnen zu -Ihrem Freund, und Sie wollen etwas dagegen -machen?«</p> - -<p>»Aber das Geld sollte nicht Olcott, sondern -ich erheben! Olcott hatte nicht entfernt die Berechtigung –«</p> - -<p>»Was, ist er nicht Ihr Freund?«</p> - -<p>»Gewiß, aber wie bekomme ich jetzt das Geld -von dem Obersten?« fragte ich, aufs tiefste beunruhigt.</p> - -<p>»Ja, das ist eine ganz andre Sache, lieber -Herr Eyth«, versetzte der Direktor und preßte einen<span class="pagenum"><a id="Seite_159">[159]</a></span> -leisen, dünnen Pfiff durch seine schmalen Lippen. -»Dies geht das Zollamt eigentlich nichts an. Ich -würde ihm schreiben.«</p> - -<p>»Donnerwetter!« rief ich mit überwallendem -Gefühl, »das will ich auch. Einen gepfefferten -Brief!«</p> - -<p>»Freilich, es wird seine Häkchen haben. Ich -würde mit dem Pfeffer vorläufig recht sorgfältig -umgehen«, sagte mein Berater sehr nachdenklich. -»Ein Kongreßmann, der vierundzwanzig Stunden -nach der Annahme einer derartigen Verordnung -viertausendzweihundert Dollars aus der Hauptzollamtskasse -gabelt und für seinen Freund in die -Tasche steckt, versteht das Geschäft. Aber schreiben -Sie nur. Ich würde ihm sehr höflich schreiben. -Und wenn er nicht antwortet, telegraphieren Sie, -am sichersten mit bezahlter Antwort. Die Herren -haben nicht immer bar Geld bei der Hand.«</p> - -<p>Er lachte vergnügt mit seiner dünnen, zersprungenen -Stimme und schob mich höflich zur Tür -hinaus. Ich war selbst in Eile. Der Brief an -Olcott brannte mir unter den Fersen. Diese Unverschämtheit!</p> - -<p>Eine Stunde später war die Epistel im Briefkasten, -leidlich gesalzen, trotz der Warnung des -Direktors, und ich auf dem Wege nach dem Bureau -der Landwirtschaftsgesellschaft von Louisiana. Das -Ereignis des Morgens hatte mich aufgeweckt. Ich -wollte wenigstens zunächst die siebenhundertundfünfzig -Dollar sichern – meinen Ehrenpreis für den besten<span class="pagenum"><a id="Seite_160">[160]</a></span> -Dampfpflug, den ich mir wettrennend redlich verdient -hatte. ›Wer weiß,‹ dachte ich, ›ob mein zweiter -Freund Delano mit dem bescheidenen Betrag nicht -schon auf dem Wege nach der Havanna ist!‹</p> - -<p>Doch nein, Delano war noch in Amt und -Würden. Seine trübselige Stimmung hatte ihn -allerdings wieder erfaßt; auch war er gelber als -je und empfing mich mit dem hoffnungslosen Lächeln, -das ihm eigen war. Ich begrüßte ihn mit künstlicher -Fröhlichkeit. Es war für meine Zwecke notwendig, -seinen Mut aufzurichten.</p> - -<p>»Ich besuche Sie hauptsächlich, Verehrtester, -um Ihnen zu den glänzenden Einnahmen Glück zu -wünschen, die uns der Donnerstag gebracht hat«, -log ich, mit derselben Absicht, munter. Es machte -mir nicht die geringsten moralischen Bedenken, denn -Delano durchschaute mich, trotz seines trüben Blicks, -ohne alle Schwierigkeit, und ich wußte dies.</p> - -<p>»Glänzende Einnahmen!« stöhnte er. »Wenn -Sie nur wüßten! Es reichte gerade, um die -dringendsten Schulden zu bezahlen, wenn wir weiter -existieren wollen. Fünf Minuten vor Ihnen war -ein Mann hier, der die zweite Anzahlung für die -Holzbrücke haben wollte, die Sie uns zusammengefahren -haben. Sieht das wie Kredit aus? Ah, -dieser Krieg, dieser Krieg! Das war anders vor -fünf Jahren, und ich fürchte, selbst Ihr Dampfpflug -wird uns nicht herausreißen.«</p> - -<p>»Fassen Sie Mut, Herr Delano«, sagte ich -mit steigender Besorgnis; »selbst in den alten<span class="pagenum"><a id="Seite_161">[161]</a></span> -Sklavenzeiten haben Sie sicherlich nie einen besseren -Tag gehabt als den letzten Donnerstag. Sie müssen -fünfzigtausend Dollar eingenommen haben, nach dem -Gesicht zu urteilen, mit dem Sie abends in Ihrer -Gelddroschke saßen. Seinen Ehrenpreis hat der -Dampfpflug zehnmal verdient.«</p> - -<p>»Mein Gesicht!« rief Delano mit schmerzlicher -Entrüstung. »Kann ich dafür, daß ich mit einer -heiteren Miene geboren wurde? Sie täuschen sich -bitter. Mein Gesicht wird noch mein Tod sein. -Alle Welt zieht mich mit meinem vergnügten Gesicht -auf, wenn ich vor Sorgen zusammenbreche. -Dieser Krieg hat uns alle ruiniert. Nichts aus der -guten alten Zeit ist übrig geblieben als mein Gesicht; -glauben Sie mir das. Aber daraus Schlüsse -zu ziehen auf unsre Kasseneinnahmen, das ist -grausam!«</p> - -<p>Delano war offenbar kein Freund seines Rasierspiegels. -Er hätte sich sonst besser kennen müssen. -Ich suchte jetzt ohne Umschweife auf mein Ziel -loszugehen.</p> - -<p>»Jedenfalls wird es Ihnen Vergnügen machen, -mir meinen Ehrenpreis auszuhändigen. Ich wenigstens -könnte mir keinen größeren Genuß für den -Generalsekretär einer Landwirtschaftsgesellschaft denken. -Siebenhundertundfünfzig Dollar ist wahrhaftig -ein bescheidenes Sümmchen, alles in Betracht gezogen! -Mir selbst liegt eigentlich mehr an der Ehre. -Es ist der erste Preis, den unser Dampfpflug in -Amerika erringt.«</p> - -<p><span class="pagenum"><a id="Seite_162">[162]</a></span></p> - -<p>»Das freut mich, Herr Eyth, das freut mich -in der Tat«, sagte Delano mit ungewohnter Wärme. -»Ich dachte mir's übrigens sogleich, daß Ihnen die -Ehre genüge. Die Sache wird in der ganzen Welt -Aufsehen erregen und Ihnen tausendfältige Früchte -bringen, davon bin ich fest überzeugt.«</p> - -<p>»Ich auch. Aber doch wäre mir's lieb, wenn -Sie mir, der Ordnung wegen, die siebenhundertundfünfzig -Dollars einhändigen wollten, Herr Delano!« -drängte ich mit einer Deutlichkeit, die nichts zu -wünschen übrig ließ.</p> - -<p>»Und an die Parkwege, die Sie uns zerfahren -haben, denken Sie nicht, Herr Eyth«, entgegnete -Delano vorwurfsvoll. »Sie hätten gestern unser -Rennkomitee schimpfen hören sollen über den Zustand, -in den Sie den großen Ring versetzt haben. -Was glauben Sie wohl, was es uns kosten wird, -die Löcher und Gruben, die Berge und Täler wieder -einzuebnen, die Ihre Elefanten auf meinem Rasen -angelegt haben? Von den zwei Klaftern Holz will -ich gar nicht sprechen, die ich für Sie anfahren ließ -und die spurlos versunken sind. Sagen Sie einmal, -wie ging das denn eigentlich zu? wie machten -Sie es? Der Erdboden in Louisiana hat doch kein -Loch, so daß zwei Klafter Holz spurlos unten durchfallen -könnten?«</p> - -<p>Unser Gespräch nahm eine bedenkliche Wendung. -Ich fühlte, daß ich zornig wurde. Je düsterer -ich aber dreinsah, um so heiterer wurde Delano, -während er mir die Not der letzten drei Tage mit<span class="pagenum"><a id="Seite_163">[163]</a></span> -wachsender Beredsamkeit vorhielt. Zum Glück trat -in diesem Augenblick Lawrence ein, guter Dinge -und voller Geschäfte, wie immer. Ich weihte ihn -sofort in unser Gespräch ein, während Delano wieder -gelb und traurig wurde.</p> - -<p>»Natürlich! selbstverständlich!« rief mein Freund -und Gönner, »Ihren Ehrenpreis müssen Sie haben. -Die Landwirtschaftsgesellschaft von Louisiana läßt -sich nicht lumpen; dafür stehe ich Ihnen, ich, Mister -Lawrences Bruder! Machen Sie keine Umstände, -Delano! Heraus mit der Kasse!«</p> - -<p>Mit allen Anzeichen hoffnungsloser Gebrochenheit -wandte sich Delano zögernd nach dem Kassenschrank. -Auf dem Wege machte er einen letzten -Versuch, sich an die zwei Klafter Holz anzuklammern, -und wollte von Lawrence wissen, wie zwei ganze -Kubikmeter wertvoller Hickoryscheiter spurlos verschwinden -können. Lachend half ihm Lawrence den -Schrank öffnen und erklärte, daß sie beide nichts -von Elefanten verstünden. Dann zählten sie siebenhundertundfünfzig -Dollar in Papierscheinen auf den -Tisch, wobei Delano mit der peinlichsten Vorsicht, -Lawrence mit jugendlicher Unbesonnenheit darauf -los arbeitete. Ich hatte in meinem ganzen Leben -eine solche Lumpensammlung nicht gesehen. Ein -halbes Dutzend völlig entwerteter konföderierter -Papiere wurde von Lawrence mit ehrlicher Entrüstung -auf den Boden geworfen und von Delano -sorgfältig wieder aufgehoben.</p> - -<p>»Aber das ist ja lauter Stadtgeld«, sagte ich,<span class="pagenum"><a id="Seite_164">[164]</a></span> -als die beiden Herren fertig zu sein schienen und -Lawrence mich triumphierend heranwinkte, um die -Kolonnen zu bewundern, die er mit militärischer Präzision -aufgestellt hatte.</p> - -<p>»Stadtgeld!« rief er, mich mit einem Anflug -von Verstimmung ansehend. Delano brach in ein -bitteres Lachen aus.</p> - -<p>»Guter Gott!« rief er, »Herr Eyth wünscht -ohne Zweifel Golddollars zu sehen; Golddollars in -New Orleans.«</p> - -<p>»Das nicht«, entgegnete ich etwas niedergeschlagen. -»Aber Greenbacks, Unionsgeld glaube ich -beanspruchen zu dürfen. Das steht wahrhaftig schlecht -genug. Bedenken Sie, meine Herren, meine Dampfelefanten -fressen gute englische Pfunde, und nicht wenige.«</p> - -<p>Delano und Lawrence sahen sich an, Lawrence -etwas verlegen, Delano mit dem Mephistogesicht -aus der Papiergeldszene im zweiten Teil -des Faust, boshaft, höhnisch und voll Profits.</p> - -<p>»Ihr Stadtgeld nimmt kein Mensch außerhalb -New Orleans,« fuhr ich fort, »und auch hier weiß -niemand, was er in der Hand hat. Vorige Woche -waren Ihre Kommunalwahlen. Die Zeitungen -sagen, daß die ›Crescent City‹ nun auch mit ihrem -Tweed gesegnet sei, wie das glückliche New York.<a id="FNAnker_3_3"></a><a href="#Fussnote_3_3" class="fnanchor">3</a> -Am Tag nach der Entscheidung fiel das Stadtgeld -um zwanzig Prozent, gestern wieder um fünf. -Siebenhundertundfünfzig Dollar sind heute keine<span class="pagenum"><a id="Seite_165">[165]</a></span> -dreihundertundfünfzig Dollars in Gold wert, keine -fünfhundert in Greenbacks! Ich glaubte mit einer -achtbaren, zahlungsfähigen Körperschaft zu tun zu -haben, Herr Lawrence, als wir unser Abkommen -besprachen.«</p> - -<p>Meine Stimme zitterte vor innerer Bewegung.</p> - -<p>»Achtbar ohne allen Zweifel,« antwortete Delano -für ihn mit einiger Schärfe, »zahlungsfähig, -lieber Herr Eyth, solvent, wie Sie noch entdecken -werden, ist nichts in der Welt, in der Sie sich seit -einiger Zeit bewegen. Glauben Sie, wir haben -Golddollars am Parktor eingenommen? Glauben -Sie, die achtbaren Bürger dieses blühenden Gemeinwesens -haben sich verdammte Greenbacks gekauft, -um Ihre Elefanten ansehen zu können? -Waren übrigens, wenn ich mir die Frage erlauben -darf, diese Elefanten echte Elefanten, oder, unter -uns, auch nur halb so echt, als unser Stadtgeld -echtes Geld ist? Wir bezahlen in dem Geld, das -wir empfingen. Wenn Sie klug sind, machen Sie es -bei der nächsten Gelegenheit auch so. Nebenbei – -zahlen Sie Ihre Nigger in englischen Sovereigns?«</p> - -<p>Der Geschäftsführer war warm geworden, und -ich schwieg. Ich schweige immer, wenn die Währungsfrage -in irgendwelcher Form auftaucht. Auch wäre -es nicht weise gewesen, um siebenhundertundfünfzig -Dollars mit der Landwirtschaftsgesellschaft von -Louisiana in ernstlichen Streit zu geraten, wenn -man an den Ufern des Mississippi dampfpflügen will.</p> - -<p>»Delano hat recht«, sagte Lawrence begütigend<span class="pagenum"><a id="Seite_166">[166]</a></span> -und klopfte mir tröstend auf die Schulter. »Man -muß das Leben nehmen, wie man es findet. Auch -die Menschen. Auch das Geld. Packen Sie die -Papierpäckchen zusammen, Herr Eyth. Gehen Sie -in Frieden, und preisen Sie mit uns den Herrn, -der das alles geschaffen hat. – Bei Gott, Mann!« -rief er plötzlich, als ob ihn der glücklichste Gedanke -beseelt hätte, »bei der nächsten Kommunalwahl -steigt der Plunder wieder um fünfzig Prozent. Das -geht wie die Wassereimer in einem Ziehbrunnen, -seitdem die Reisesäckler unsern Staat regieren. -Packen Sie ein, Sie Glücksvogel!«</p> - -<p>Es war sichtlich das klügste, was ich tun -konnte. Delano gab mir mit großer Zuvorkommenheit -ein mächtiges Kuvert, das ich mit meinem ungefähr -um die Hälfte geschwundenen Sieges- und -Ehrenpreis vollstopfte. Es war noch immer ein -sehr ansehnliches Paket. Dann unterzeichnete ich -eine Empfangsbescheinigung, die der Geschäftsführer -seufzend in den Kassenschrank legte, und verabschiedete -mich von den Herren mit dem unbehaglichen -Gefühl, den amerikanischen Verhältnissen -vielleicht doch noch nicht ganz gewachsen zu sein.</p> - -<p>Nachdenklich ging ich die schöne Kanalstraße -hinunter, ohne sie zu sehen. Anstatt ruhiger zu -werden, fühlte ich, wie mein Zorn wuchs und sich -langsam gegen mich selbst wendete. Als ich um -die Ecke in die St. Charlesstraße biegen wollte, -stieß ich mit Oberst Schmettkow zusammen, der in -seinem abgeschabten Schulmeistersröcklein mit gewohnter<span class="pagenum"><a id="Seite_167">[167]</a></span> -Sorglosigkeit daher geschlendert kam. Es -war mir lieb. Er war, soweit ich ihn kannte, eine -ehrliche Haut und ein Landsmann. Ich brauchte -jemand, um mein Herz auszuschütten, jemand, mit -dem ich über Amerika schimpfen konnte, und -der Oberst war hierzu wie geschaffen. Wir -gingen langsam die St. Charlesstraße entlang und -taten es.</p> - -<p>Ich erzählte ihm, was ich erlebt hatte. Er -wurde mit einemmal sehr nachdenklich, tiefsinniger, -als ich ihn je gesehen hatte. Er ließ mich sogar -fünf Minuten lang sprechen, ohne mir zu widersprechen. -Auch das war noch nie vorgekommen, -denn trotz all der bunten Erlebnisse, die sein Gesicht -gefurcht und seine Haare gebleicht hatten, war -er doch immer noch ein halber Berliner. Plötzlich -blieb er stehen.</p> - -<p>»Herr Eyth!« sagte er, war dann wieder still -und atmete, wie wenn es ihm schwer würde, weiter -zu sprechen. Ich sah ihn verwundert an; es wurde -auch mir etwas unbehaglich. Einen so tiefen Eindruck -hatte ich mit meinem leidvollen Bericht kaum -hervorzubringen gehofft. Nach einer qualvollen Pause -begann er mit gedämpfter Stimme aufs neue:</p> - -<p>»Herr Eyth, wollen Sie mir –«</p> - -<p>So kam es endlich! Ich hatte es schon längst -erwartet.</p> - -<p>»Herr Eyth, wollen Sie ein altes Menschenleben -retten?«</p> - -<p>»Eine meiner Liebhabereien, Oberst!« antwortete<span class="pagenum"><a id="Seite_168">[168]</a></span> -ich, in dem Bestreben, die Schärfe des Angriffs -durch einen schlechten Witz zu mildern.</p> - -<p>»Ohne Scherz«, fuhr Schmettkow rasch fort; -seine Worte überstürzten sich jetzt. »Gestern abend -begegnete ich dem Kapitän eines deutschen Schoners, -der morgen nach Bremen absegelt. Ein braver -Kerl, der aus Danzig stammt und die Schmettkows -kennt. Er will mich für achtzig Dollars – Greenbacks -– mitnehmen. Ich habe einige Schulden -hier, die bezahlt sein wollen: zweihundertundfünfzig -Dollars bei unserm Wirt in der Tschapatulastraße, -ungefähr fünfzig Dollars in dem deutschen Zigarrenladen -an der Ecke dort, fünfundsiebzig bei meinem -Schneider. Man sieht mir das nicht an. Die Leute -sollen nicht glauben, ich habe sie um ihr Geld gebracht. -Die Schulden müssen bezahlt werden, ehe -ich abreise. Dann, das werden Sie einsehen, Herr -Eyth, muß ich mich ein wenig ausstatten, Kleider, -Koffer kaufen; ich kann nicht wie ein fechtender -Handwerksbursche in Bremen ankommen. Hundert -Dollars laufen Ihnen hierbei wie Wasser durch die -Finger.«</p> - -<p>Er schwieg und rechnete, in der Stille, mit -aller Macht. Dabei stieg seine Aufregung.</p> - -<p>»Ungefähr siebenhundert Dollars – Stadtgeld, -Herr Eyth, nur Stadtgeld – muß ich haben. Sobald -ich deutschen Boden berühre, bin ich gerettet. -Ich habe reiche Verwandte, die mich nicht stecken -lassen, wenn sie mich wieder sehen. Mein Onkel, -wenn er noch lebt, ist Rittergutsbesitzer bei Bromberg.<span class="pagenum"><a id="Seite_169">[169]</a></span> -Alte Streiche sind längst vergessen. An alte -Zeiten denkt er noch. Ist er tot, so hat mein -Vetter das Gut, dem fünfhundert Dollars von -jeher eine Prise Tabak waren, wie mir seinerzeit -auch. Mein Bruder muß jetzt Generalleutnant -sein, zum mindesten. Sie müssen nicht glauben, -daß ich bettle; so weit hat es noch kein Schmettkow -gebracht. Drei Tage nach meiner Ankunft in Bremen -schicke ich Ihnen fünfhundert Dollars in Gold. -Leihen Sie mir die siebenhundertundfünfzig Lumpen, -die Sie in der Tasche haben. Sie machen ein -gutes Geschäft, und Sie retten einen Mann, der -nicht schlechter ist als andre, aber am Zugrundegehen. -Der Schoner heißt ›Die Hoffnung‹, Kapitän -Petersen; wie das stimmt!«</p> - -<p>Seine Stimme bebte. Er faßte meine Hand; -die seine war heiß und naß. Daß es ihm ernst -war mit meinem Geld, war nicht zweifelhaft; er -keuchte fast, indem er fortfuhr:</p> - -<p>»Was riskieren Sie, wenn ich mein heiliges -Ehrenwort gebe, daß die Summe mit der nächsten -Post Ihnen zurückgeschickt wird? Fünfhundert Dollars -in Gold; die kleine Differenz ist unter Freunden -nicht erwähnenswert. Wollen Sie? Sie schinden -sich die Haut ab für diese Engländer; tun Sie -einmal ein gutes Werk für einen Deutschen. Wollen -Sie?«</p> - -<p>Wir standen vor einem der eleganten Austernsalons -der Charlesstraße. Er zog mich am Arm -hinein und rief dem Austernmann zu, uns Tinte<span class="pagenum"><a id="Seite_170">[170]</a></span> -und Papier zu geben. Dann, leiser und dringender, -setzte er seine Auseinandersetzungen fort: wie er -sich fünfzehn Jahre lang in Amerika herumgeschlagen, -bald im Elend, bald in ehrenhaften Verhältnissen, -gleich tausend andern, die dazu bestimmt -scheinen, aus unerklärlichen Gründen im Leben auf -keinen grünen Zweig zu kommen; wie er jetzt in -seinem achtundvierzigsten Jahr als Oberst und -Schulmeister sich ermatten fühle und wisse, daß er -auf Stroh sterben werde, wenn es noch länger so -weitergehe. Da sende ihm der Himmel diese Möglichkeit!</p> - -<p>Wieder drückte er mir die Hand. Seine matten -Augen glänzten; seine etwas rote Nase glühte. Was -mich aber mehr als alles bewegte, war die geheime -Angst, die aus seinen zitternden Gesichtszügen sprach; -die Sorge, ob es ihm gelingen werde, mich bis -zum Jasagen hinaufzuschrauben, denn ich hatte noch -immer nicht zugestimmt.</p> - -<p>Er nahm den großen weißen Bogen, den ihm -der Wirt reichte, und schrieb leise murmelnd, aber -mit großer Gewandtheit eine Schuldverschreibung, -indem er mich von Zeit zu Zeit ansah. Sie lautete:</p> - -<p>New Orleans, den 14. März 1867. Der -Unterzeichnete bekennt sich zum Empfang eines -Anlehens von siebenhundertundfünfzig Dollars in -New Orleans Stadtgeld zum heutigen Kurse von -fünfundvierzig Prozent und verpflichtet sich, in Bezahlung -dieser Schuld drei Tage nach seiner Ankunft -in Bremen fünfhundert Dollars in Gold an<span class="pagenum"><a id="Seite_171">[171]</a></span> -Herrn Ingenieur Eyth zu New Orleans, Tschapatulastraße -Nr. 21, abzusenden.</p> - -<p>»Genügt uns das?« fragte er, aufblickend und -mich mit einer Miene ansehend, wie wenn ich der -Schuldner und er der Gläubiger werden sollte.</p> - -<p>Ich hatte meinen Entschluß gefaßt.</p> - -<p>»Sie brauchen das Geld nicht hierher zu -schicken«, sagte ich. »Senden Sie nicht fünfhundert -Dollars, sondern den richtigen Betrag, dreihundertsiebenunddreißig -Dollars fünfzig Cents an meinen -Vater in Württemberg, mit dem ich die Sache -dann leicht regeln kann.«</p> - -<p>»Sehr gut, sehr gut!« rief er, fröhlich aufatmend, -bestellte zwei Dutzend Austern der besten -Sorte und eine Flasche englisches Stout, öffnete -das Paket, das ich ihm überreicht hatte, nahm -zwei Dollars heraus und bezahlte die Zeche. Wir -aßen plaudernd die prachtvollen Seetiere des Golfs. -Dann unterzeichnete er die Schuldverschreibung mit -fester Hand und einer Handschrift, die an energischer -Entschlossenheit von keiner Keilschrift übertroffen -wird. Ich steckte das wertvolle Schriftstück sorgfältig -in meine Brusttasche, an Stelle des beschwerlichen -Pakets. Erklärlicherweise war er jetzt etwas -in Eile. Er mußte vor Abend Schulden bezahlen, -Koffer und Ausstattung einkaufen, das Dameninstitut -auflösen! So schied ich von Oberst von -Schmettkow mit einem warmen Händedruck an -der Tür des Austernsalons. Ich habe ihn nie -wieder gesehen, auch nie mehr von ihm gehört;<span class="pagenum"><a id="Seite_172">[172]</a></span> -weder von ihm noch von den dreihundertsiebenunddreißig -Dollars in Gold, eine Summe, die ich so -gewissenhaft ausgerechnet hatte. Möglich, daß die -»Hoffnung« untergegangen ist oder aus andern -Gründen nie in Bremen ankam. Zur Ehre des -Menschengeschlechts habe ich das schon längst als -selbstverständlich angenommen.</p> - -<p>Es war ziemlich spät am Tage geworden, als -ich selbst nach Hause kam; noch nachdenklicher als -zuvor. Ich legte Schmettkows Schuldverschreibung -in ein geheimes Fach meines Blechkoffers neben -die Kopie meines Briefs an Olcott. Noch nie und -nirgends, seit dem ersten Kanonenschuß bei Fort -Sumter, lagen ein föderierter und ein konföderierter -Oberst so friedlich und einträchtig beisammen -wie diese beiden. Und was mich anbelangt, so -war das friedliche Zusammenwirken der zwei Herren -von gleich erfreulichem Erfolg für sie. Eine geheimnisvolle -Ahnung sagte mir dies schon in jener -Dämmerstunde; ich fühlte mich deshalb so ziemlich -wie Hans im Glück in modern umgearbeiteter Auflage, -nur etwas weniger vergnügt. Was sollte -nun aber werden? Wie sollte die Sache weiter -gehen? Wo konnte ich, für teures Geld, meinen -Pflug einsetzen? Es war offenbar nicht so leicht, -als ich mir vorgestellt hatte, diesen starren Kontinent -aufzureißen. Ich sammelte allerdings Erfahrungen -in erstaunlichem Grad, und keine von den billigen. -Aber das Ergebnis war vorläufig nicht ermutigend, -es war nicht zu verhehlen.</p> - -<p><span class="pagenum"><a id="Seite_173">[173]</a></span></p> - -<p>Ich war müde – schon amerikamüde! – und -starrte wohl eine Stunde lang über die Dächer der -Nachbarhäuser hinweg in den glänzenden Abendhimmel, -die ungelesenen »Crescent City News« auf -den Knien, ohne Ziel und Zweck, denn ich wußte -wirklich nicht, was dabei herauskommen sollte. -Doch ist es manchmal auch gut, die Ruder sinken -zu lassen und ruhig zu warten, bis sich das müde -Segel wieder rührt.</p> - -<p>Da klopfte es. Ich schreckte auf, denn ich -war halb eingeschlafen in trübseliger Erschöpfung. -»Herein!«</p> - -<p>Es war Lawrence, munter und quecksilbern -wie immer – wurde dieser Mann nie müde? –, -und hinter ihm ein Fremder, ein großer, stattlicher -Herr, der wie gewohnheitsmäßig sich bückte, um -zur Tür hereinzukommen und, gut amerikanisch, -erst den Hut abnahm, als er mitten im Zimmer -stand.</p> - -<p>»Frederic, hier ist Herr Eyth!« sagte der kleine -Lawrence. »Herr Eyth, ich bringe Ihnen meinen -Bruder, Herrn Frederic Lawrence von Magnoliaplantage.«</p> - -<p>Es wäre nicht leicht gewesen, unähnlichere -Brüder zu finden. Herr Lawrence der Ältere war -eine schöne, imponierende Gestalt mit schwarzen -Haaren, gebräuntem Gesicht und hellen, durchdringenden -Augen, elegant gekleidet, sehr bestimmt in -seinem Auftreten und klug und klar in dem, was -er sagte. Man hatte das Gefühl, jemand vor sich<span class="pagenum"><a id="Seite_174">[174]</a></span> -zu haben, der wußte, was er wollte, und es gewöhnlich -auch bekam. Der Mann gefiel mir auf -den ersten Blick.</p> - -<p>»Freut mich, Sie kennen zu lernen«, sagte er, -mir die Hand schüttelnd. »Ich kam gestern aus -dem Norden zurück und sah heute Ihren Dampfpflug -vor dem Ausstellungspark. In Baltimore -hatte ich schon von den Dampfelefanten gelesen und -hielt sie für einen Humbug. Natürlich. Aber ich -muß sagen, die Art, wie Sie die Maschinen aus -dem Sumpf herausgezogen haben, in den Sie den -Park verwandelt haben, hat mir imponiert. Damit -läßt sich bei uns etwas machen. Ich bin jetzt überzeugt, -daß Ihre Maschinen mehr können als wettrennen. -Der Park sieht aus, wie wenn sich hundert -Riesenschweine drin herumgewälzt hätten. Meine -Glückwünsche, Herr Eyth!«</p> - -<p>Er lachte ermunternd. Ich wußte kaum, sollte -ich es für Spott oder Ernst nehmen, und sagte -ausweichend: »Leider finden Sie mich augenblicklich -in einiger Verlegenheit, ein weiteres Feld der -Tätigkeit für meine Elefanten zu finden.«</p> - -<p>»Deshalb komme ich zu Ihnen, Herr Eyth«, -sagte Frederic. »Schon in Baltimore, wo ich von -dem Wettrennen las und nachträglich von dem -Pflügen hörte – der Unsinn läuft immer flinker -als der Sinn –, war es meine Absicht, Sie aufzusuchen. -Für einen bloßen Schwindel sah mir die -Sache selbst von der Ferne zu groß aus. Aber fix -war es von Ihnen, das Wettrennen zu veranstalten.<span class="pagenum"><a id="Seite_175">[175]</a></span> -Man muß Lärm machen in unserm großen Land, -wenn man gehört werden will; ob die Trommel -rot oder blau lackiert ist, die Sie benutzen, tut -nichts zur Sache.«</p> - -<p>»Den Lärm verdanke ich Ihrem Bruder, Herr -Lawrence,« bemerkte ich, »ganz allein Ihrem Herrn -Bruder. Und ich beginne zu glauben, daß ich ihm -mehr zu danken habe, als ich ahnte.«</p> - -<p>»Fangen Sie an zu begreifen?« lachte Henry, -sich vergnügt die Hände reibend. »Es ist einfach -phänomenal, Frederic, wie langsam die Deutschen -sind. Er fängt an zu begreifen!«</p> - -<p>»Kurz, ich habe Ihnen einen Vorschlag zu -machen«, fuhr Lawrence der Ältere fort, ohne sich -um seinen Bruder zu kümmern, was diesem ganz -natürlich vorkam. »Sie packen Ihren ganzen -Apparat morgen zusammen und bringen ihn nach -der Magnoliaplantage, sechzig Meilen stromabwärts. -Ich stelle Ihnen einen Flußdampfer zur Verfügung. -Drunten finden Sie tausend Acker Ratoons<a id="FNAnker_4_4"></a><a href="#Fussnote_4_4" class="fnanchor">4</a>, in -denen Sie pflügen können, solange Sie Lust haben. -Ebensolange sind Sie mein Gast. Ihre Leute finden -ein bequemes Unterkommen auf dem Gut. Alle -Auslagen bezahle ich. Wenn mir nach einem Monat -Ihr Pflügen gefällt, so behalte ich den Pflug und -bin und bleibe der erste Dampfpflüger in Louisiana. -Was kostet er?«</p> - -<p>»Magnolia liegt im besten Zuckerdistrikt des -Staats«, fuhr er fort, als ob er mich überreden -müßte. »Eine stolze Plantage, Sir, trotz des Kriegs. -Aber nur eine von fünfzig, entlang dem Strom. -Und alle wissen nicht mehr, wie sie pflügen sollen, -seitdem die Schwarzen in die Stadt zu laufen anfangen. -Ein Feld für Sie, ein kolossales Feld. -Aber den Anfang müssen Sie bei mir machen. Ich -biete Ihnen, was ich vernünftigerweise bieten kann.«</p> - -<p>Ob ich einschlug?!</p> - -<p>Es wurde wie Sonnenschein um mich her, trotz -der Dämmerung. Hurra! sagte ich im tiefsten Innern -und war kaum imstande, es nicht laut zu rufen. -Endlich kommt die ehrliche, einfache Ochsenarbeit, -um die ich seit einem Monat kämpfe! Dem Himmel -sei's getrommelt und gepfiffen; das Elefantenrennen -hat ein Ende!</p> - -<div class="figcenter"> -<img src="images/illu-178.png" alt="Ende gut – alles gut." /> -</div> - -<p class="center p2"> -Buchdruckerei Richard Hahn (H. Otto), Leipzig.<br /> -</p> -<hr class="chap" /> - -<div class="footnotes"> -<h2>Fußnoten</h2> -<div class="footnote"> - -<p><a id="Fussnote_1_1"></a><a href="#FNAnker_1_1"><span class="label">1</span></a> Carpet-baggers – politische Intriganten, die nach der -Sklavenbefreiung aus den Nordstaaten in die Südstaaten reisten, -um dort im Trüben zu fischen. -</p> -<p class="right"> -(Anm. der Stiftung.) -</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a id="Fussnote_2_2"></a><a href="#FNAnker_2_2"><span class="label">2</span></a> Zeit ist Geld.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a id="Fussnote_3_3"></a><a href="#FNAnker_3_3"><span class="label">3</span></a> Der Gauner Tweed beutete damals die New Yorker -Stadtverwaltung furchtbar aus.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a id="Fussnote_4_4"></a><a href="#FNAnker_4_4"><span class="label">4</span></a> Zuckerrohrschößling, der aus der Wurzel des abgeschnittenen -Rohrs wächst.</p></div> - -</div> - -<hr class="chap" /> - -<div class="chapter"> -<div class="figleft"> -<img src="images/signet.png" alt="" /> -<div class="caption"><em class="antiqua">F 1506b X 10</em>: 100.000</div> -</div> - -<p class="h2"><img src="images/tb.png" alt="" />Deutsche Dichter-Gedächtnis-Stiftung.</p> - -<p>Die Stiftung ist ein rein gemeinnütziges Unternehmen -unter Ausschluß aller privaten Erwerbsinteressen. -Ihr Zweck ist, »hervorragenden -Dichtern durch Verbreitung ihrer Werke ein -Denkmal im Herzen des deutschen Volkes zu -setzen« und durch Verbreitung guter Bücher der -schlechten Literatur den Boden abzugraben. Seit dem Jahre -1903 verteilt sie alljährlich an eine stetig wachsende Zahl von -Volksbibliotheken sorgfältig ausgewählte Zusammenstellungen -guter volkstümlicher Bücher. Bis Ende 1909 wurden 245.954 -Bücher an Volksbibliotheken verteilt.</p> - -<p>Die Auflage der von der Stiftung herausgegebenen -Sammlungen »Hausbücherei« und »Volksbücher« betrug bis -Oktober 1910: 1.220.000 Exemplare.</p> - -<p>Abzüge des <em class="gesperrt">Werbeblatts</em>, des letzten Jahresberichts, auch -des Aufrufs und der Satzungen usw. werden von der Kanzlei -der Deutschen Dichter-Gedächtnis-Stiftung in Hamburg-Großborstel -gern unentgeltlich übersandt.</p> - -<p>Die Stiftung erbittet jährliche oder einmalige Beiträge. -<em class="gesperrt">Für Beiträge von 2 Mk.</em> an gewährt die Stiftung durch -Übersendung eines Einzelbandes ihrer »Hausbücherei« oder -»Volksbücher« Gegenleistung.</p> - -<p class="h2">Gute und billige Bücher</p> - -<p>Unter den mancherlei billigen Sammlungen, die in den -letzten Jahren zur Verbreitung guter Literatur geschaffen -wurden, zeichnen sich die Bücher der Deutschen Dichter-Gedächtnis-Stiftung -durch sorgfältige literarische Auswahl und -ausgezeichnete Ausstattung aus: holzfreies Papier, schönen -und großen Druck, abwaschbaren, geschmackvollen Einband. -Diese Eigenschaften haben in Verbindung mit dem äußerst -billigen Preise den beiden Sammlungen der Stiftung schnell -große Verbreitung verschafft.</p> -</div> - -<p>Bisher sind erschienen:</p> - -<p class="h2"> -Hausbücherei</p> -<p class="center"> -(gebunden, jeder Band 1 Mark) -</p> - -<div class="hang"> - -<p>Bd. 1. <em class="gesperrt">Heinrich von Kleist</em>: Michael Kohlhaas. Mit Bild -Kleists. 7 Vollbilder von Ernst Liebermann. Einleitung -von <em class="antiqua">Dr.</em> Ernst Schultze. <i>11.-20. Taus.</i> 170 S.</p> - -<p>Bd. 2. <em class="gesperrt">Goethe</em>: Götz von Berlichingen. Mit Bild Goethes. -Einleitung v. <em class="antiqua">Dr.</em> W. Bode. <i>6.-10. Taus.</i> 178 S.</p> - -<p>Bd. 3. <em class="gesperrt">Deutsche Humoristen.</em> <i>1. <em class="antiqua">Bd.</em></i>: Ausgew. humor. Erzählungen -v. P. Rosegger, W. Raabe, Fr. Reuter und -A. Roderich. <i>40.-45. Taus.</i> 221 S.</p> - -<p>Bd. 4. <em class="gesperrt">Deutsche Humoristen.</em> <i>2. <em class="antiqua">Bd.</em></i>: Cl. Brentano, E. -Th. A. Hoffmann, H. Zschokke. <i>20.-25. Taus.</i> 222 S.</p> - -<p>Bd. 5. <em class="gesperrt">Deutsche Humoristen.</em> <i>3. <em class="antiqua">Bd.</em></i>: Hans Hoffmann, -Otto Ernst, Max Eyth, Helene Böhlau. <i>30.-35. T.</i> -196 S.</p> - -<p>Bd. 6/7. <em class="gesperrt">Balladenbuch.</em> <i>1. <em class="antiqua">Bd.</em></i>: Neuere Dichter. <i>16.-20. T.</i> -498 S. 2 Mark.</p> - -<p>Bd. 8. <em class="gesperrt">Herm. Kurz</em>: Der Weihnachtsfund. Eine Volkserzählung. -Mit Bild Kurz'. Einleitung v. Prof. Sulger-Gebing. -<i>6.-10. Taus.</i> 209 S.</p> - -<p>Bd. 9. <em class="gesperrt">Novellenbuch.</em> <i>1. <em class="antiqua">Bd.</em></i>: C. F. Meyer, E. v. Wildenbruch, -Fr. Spielhagen, Detl. v. Liliencron. <i>26.-35. Taus.</i> -194 S.</p> - -<p>Bd. 10. <em class="gesperrt">Novellenbuch.</em> <i>2. <em class="antiqua">Bd.</em></i> (Dorfgeschichten): E. Wichert, -H. Sohnrey, W. v. Polenz, R. Greinz. <i>16.-20. T.</i> 199 S.</p> - -<p>Bd. 11. <em class="gesperrt">Schiller</em>: Philosophische Gedichte. Ausgew. u. eingel. v. -Prof. E. Kühnemann. Mit Bild Schillers. <i>6.-10. T.</i> -230 S.</p> - -<p>Bd. 12/13. <em class="gesperrt">Schiller</em>: Briefe. Ausgew. und eingel. von Prof. -E. Kühnemann. Mit 2 Bildern Schillers. 2 Bände -in 1 Bande. <i>6.-10. Taus.</i> 226 u. 302 S. 2 Mark.</p> - -<p>Bd. 14. <em class="gesperrt">Novellenbuch.</em> <i>3. <em class="antiqua">Bd.</em></i> (Geschichten aus deutscher -Vorzeit): A. Schmitthenner, J. J. David, W. Hauff. -<i>11.-20. Taus.</i> 246 S.</p> - -<p>Bd. 15. <em class="gesperrt">Novellenbuch.</em> <i>4. <em class="antiqua">Bd.</em></i> (Seegeschichten): Joachim -Nettelbeck, W. Hauff, Hans Hoffmann, W. Jensen, -Wilh. Poeck, Johs. Wilda. <i>16.-20. Taus.</i> 179 S.</p> - -<p>Bd. 16. Auswahl aus den Dichtungen <em class="gesperrt">Eduard Mörikes</em>. -Herausgeg. u. eingel. v. Dr. J. Loewenberg-Hamburg. -Mit Bild u. Silhouette Mörikes. <i>11.-20. Taus.</i> 235 S.</p> - -<p>Bd. 17. <em class="gesperrt">Heine-Buch.</em> Eine Auswahl aus Heinrich Heines -Dichtungen. Herausgeg. und eingel. von Otto Ernst-Hamburg. -Mit Bild Heines. <i>6.-10. Taus.</i> 203 S.</p> - -<p>Bd. 18 u. 19. <em class="gesperrt">Goethes</em> ausgewählte Briefe. Herausgeg. u. -eingel. v. Dr. Wilh. Bode-Weimar. Mit Bildern Goethes. -2 Bände. <i>11.-15. Taus.</i> 169 u. 197 S.</p> - -<p>Bd. 20/21. <em class="gesperrt">Deutsches Weihnachtsbuch.</em> Eine Sammlung -der schönsten u. beliebtesten Weihnachtsdichtungen in -Poesie u. Prosa. <i>16.-20. Taus.</i> 413 S. 2 Mark.</p> - -<p>Bd. 22. <em class="gesperrt">Novellenbuch.</em> <i>5. <em class="antiqua">Bd.</em></i> (Frauennovellen): Cl. Viebig, -L. v. Strauß u. Torney, Lou Andreas-Salomé, M. R. -Fischer. <i>11.-20. Taus.</i> 198 Seiten.</p> - -<p>Bd. 23. <em class="gesperrt">Novellenbuch.</em> <i>6. <em class="antiqua">Band.</em></i> (Kindheitsgeschichten): -A. Schmitthenner, H. Aeckerle, M. Lienert, M. v. Rentz, -Hans Land, A. Bayersdorfer, Ch. Niese, Th. Mann. -<i>11.-20. Taus.</i> 199 S.</p> - -<p>Bd. 24. <em class="gesperrt">Novellenbuch.</em> <i>7. <em class="antiqua">Bd.</em></i> (Kriegsgeschichten): Carl -Beyer, H. v. Kleist, W. v. Conrady, M. v. La Roche, -D. v. Liliencron, Th. Fontane. <i>11.-20. Taus.</i> 177 S.</p> - -<p>Bd. 25/26. <em class="gesperrt">Balladenbuch.</em> <i>2. <em class="antiqua">Bd.</em></i>: Ältere Dichter. <i>6.-10. T.</i> -518 S. 2 Mark.</p> - -<p>Bd. 27. <em class="gesperrt">Karl Immermann</em>: Preußische Jugend zur Zeit -Napoleons. Herausgeg. u. eingeleitet von <em class="antiqua">Dr.</em> Wilhelm -Bode-Weimar. Mit Bild Immermanns und 3 Bildern -Magdeburgs. <i>6.-10. Taus.</i> 171 Seiten.</p> - -<p>Bd. 28. <em class="gesperrt">Martin Luther als deutscher Klassiker</em>, nebst -einer Einführung von <em class="antiqua">Dr.</em> Eugen Lessing. Mit Bild -Luthers. 176 Seiten. <i>6.-10. Taus.</i></p> - -<p>Bd. 29/30. <em class="gesperrt">Deutsche Humoristen.</em> <i>4. <em class="antiqua">und</em> 5. <em class="antiqua">Bd.</em></i> (Humoristische -Gedichte.) 351 Seiten. 2 Mark. <i>6.-10. Taus.</i></p> - -<p>Bd. 31. <em class="gesperrt">Deutsche Humoristen.</em> <i>6. <em class="antiqua">Bd.</em></i>: E. Th. A. Hoffmann, -B. v. Arnim, Fr. Th. Vischer, A. Bayersdorfer, Henry -F. Urban, Ludw. Thoma. 160 S. <i>11.-20. Taus.</i></p> - -<p>Bd. 32. <em class="gesperrt">Max Eyth</em>: Geld und Erfahrung (humoristische Erzählung). -Mit Original-Illustrationen von Th. Herrmann -und Einleitung von <em class="antiqua">Dr.</em> C. Müller-Rastatt, -Hamburg. 176 Seiten. <i>6.-10. Taus.</i></p> - -<p>Bd. 33. <em class="gesperrt">Ludwig Uhland</em>: Ausgewählte Balladen und Romanzen. -Mit Einleitung von K. Küchler, Altona, und -Illustrationen von H. Schroedter, Karlsruhe. 160 S.</p> - -<p>Bd. 34. <em class="gesperrt">J. J. David</em>: Ruzena Capek. Cyrill Wallenta. -Mit Einleitung von A. v. Weilen und Bild Davids. -146 S.</p> - -<p>Bd. 35. <em class="gesperrt">Ludwig Finckh</em>: Rapunzel. Mit Bild L. Finckhs -und Einleitung von M. Lang. 159 S.</p> - -<p>Bd. 36. <em class="gesperrt">Grethe Auer</em>: Marraksch. Mit Bild Gr. Auers und -Einleitung von Dr. H. Bloesch. 192 S.</p> -</div> - -<p class="center large"> -Geschenkausgaben -</p> - -<p><em class="gesperrt">in prächtigem, biegsamem Einband</em> mit Goldschnitt sind -<em class="gesperrt">zum Preise von je 4 Mark</em> hergestellt von:</p> - -<p class="smblock"> -Bd. 6/7 (rot, Ganzleder)<br /> -Bd. 12/13 (grün, Ganzleder)<br /> -Bd. 18/19 (grau, Ganzleder)<br /> -Bd. 20/21 (weiß, Dermatoid)<br /> -Bd. 25/26 (rot, Ganzleder)<br /> -Bd. 29/30 (rot, Ganzleder).<br /> -</p> - -<p><span class="large">Schillerbuch</span>, enth. Einltg. über Schillers Leben, die Glocke, -Balladen, Tell. Mit Bild Schillers. 346 S. <i>21.-30. T.</i> Geb. 1 M.</p> - -<p class="h2"> -Volksbücher.</p> - -<p>Heft 1. 50 Gedichte v. <em class="gesperrt">Goethe</em>. -95 S. Geh. 20, geb. 50 Pf. -<i>11.-20. T.</i></p> - -<p>Heft 2. <em class="gesperrt">Schiller</em>: Tell. -<i>11.-20. T.</i> 19 S. Geh. 30, geb. -60 Pf.</p> - -<p>Heft 3. <em class="gesperrt">Schiller</em>: Balladen. -<i>31.-40. T.</i> 108 S. Geh. 20, geb. -50 Pf.</p> - -<p>Heft 4. <em class="gesperrt">Schiller</em>: Wallensteins -Lager. Die Piccolomini. 215 S. -Geh. 30, geb. 60 Pf. <i>11.-20. T.</i></p> - -<p>Heft 5. <em class="gesperrt">Schiller</em>: Wallensteins -Tod. 222 S. Geh. 30, geb. -60 Pf. <i>11.-20. T.</i></p> - -<p><i>Heft 4 und 5 in einen Band -gebunden 1 Mark.</i> <i>11.-20. T.</i></p> - -<p>Heft 6. <em class="gesperrt">Brentano</em>: Die Geschichte -vom braven Kasperl u. -dem schönen Annerl. Ill. v. W. -Schulz. 59 S. Geh. 15, geb. 40 Pf. -<i>11.-20. T.</i></p> - -<p>Heft 7. <em class="gesperrt">E. Th. A. Hoffmann</em>: -Das Fräulein von Scuderi. -113 S. Geh. 20, geb. 50 Pf.</p> - -<p>Heft 8. <em class="gesperrt">Fr. Halm</em>: Die Marzipanliese. -Die Freundinnen. Ill. -v. H. Amberg. 124 S. Geh. 20, -geb. 50 Pf. <i>11.-20. T.</i></p> - -<p>Heft 9. <em class="gesperrt">Fritz Reuter</em>: Woans -ick tau 'ne Fru kamm. 61 S. -Geh. 15, geb. 40 Pf. <i>11.-20. T.</i></p> - -<p>Heft 10. <em class="gesperrt">Max Eyth</em>: Der -blinde Passagier. Ill. v. Th. Herrmann. -<i>21.-30. T.</i> 68 S. Geh. -20, geb. 50 Pf.</p> - -<p>Heft 11. <em class="gesperrt">Marie von Ebner-Eschenbach</em>: -Die Freiherren -von Gemperlein. <i>11.-20. T.</i> 82 S. -Geh. 20, geb. 50 Pf.</p> - -<p>Heft 12. <em class="gesperrt">Wilhelm Jensen</em>: -Über der Heide. <i>11.-20. T.</i> 127 -S. Geh. 25, geb. 55 Pf.</p> - -<p>Heft 13. <em class="gesperrt">Ernst Wichert</em>: Der -Wilddieb. 144 S. Geh. 30, geb. -60 Pf. <i>11.-20. T.</i></p> - -<p>Heft 14. <em class="gesperrt">Levin Schücking</em>: -Die drei Großmächte. Illustr. -v. H. Schroedter. 96 S. Geh. -25, geb. 55 Pf. <i>11.-20. T.</i></p> - -<p>Heft 15. <em class="gesperrt">Ludwig Anzengruber</em>: -Der Erbonkel u. andere -Geschichten. <i>11.-20. T.</i> 86 S. -Geh. 25, geb. 55 Pf.</p> - -<p>Heft 16. <em class="gesperrt">Helene Böhlau</em>: -Kußwirkungen. <i>11.-20. T.</i> 68 S. -Geh. 20, geb. 50 Pf.</p> - -<p>Heft 17. <em class="gesperrt">Ilse Frapan-Akunian</em>: -Die Last. <i>11.-20. T.</i> 87 S. -Geh. 25, geb. 55 Pf.</p> - -<p>Heft 18. <em class="gesperrt">H. v. Kleist</em>: Die Verlobung -in St. Domingo. Das -Erdbeben in Chili. Der Zweikampf. -142 S. Geh. 30, geb. 60 Pf.</p> - -<p>Heft 19. <em class="gesperrt">Peter Rosegger</em>: -Der Adlerwirt von Kirchbrunn. -139 S. Geh. 30, geb. 60 Pf. -<i>11.-20. T.</i></p> - -<p>Heft 20. <em class="gesperrt">Ernst Zahn</em>: Die -Mutter. <i>11.-20. T.</i> 66 S. Geh. -20, geb. 50 Pf.</p> - -<p>Heft 21. <em class="gesperrt">E. J. Groth</em>: Die Kuhhaut -(Humoreske). Mit Illustr. -v. Gg. O. Erler. 40 S. Geh. 15, -geb. 40 Pf. <i>11.-20. T.</i></p> - -<p>Heft 22. <em class="gesperrt">A. Schmitthenner</em>: -Die Frühglocke. Mit Illustr. v. -Wilh. Schulz. <em class="antiqua">11.-20. T.</em> 64 S. -Geh. 20, geb. 50 Pf.</p> - -<p>Heft 23. <em class="gesperrt">G. Freytag</em>: Karl d. -Große. – Friedrich Barbarossa. -Minnesang und Minnedienst zur -Hohenstaufenzeit. 80 S. Geh. 25, -geb. 55 Pf.</p> - -<p>Heft 24. <em class="gesperrt">Fr. Spielhagen</em>: -Hans u. Grete. Mit Illustr. v. -Th. Herrmann. <i>11.-20. T.</i> 174 S. -Geh. 40, geb. 75 Pf.</p> - -<p>Heft 25. <em class="gesperrt">St. v. Kotze</em>: Geschichten -aus Australien. 88 S. -Geh. 25, geb. 55 Pf.</p> - -<p>Heft 26. <em class="gesperrt">Paul Heyse</em>: -Andrea Delfin. 136 S. Geh. 30, -geb. 60 Pf.</p> - -<p>Heft 27. <em class="gesperrt">H. Villinger</em>: Leodegar, -der Hirtenschüler. Mit Ill. -v. H. Eichrodt. 72 S. Geh. 20, -geb. 50 Pf.</p> - -<p>Heft 28. <em class="gesperrt">Otto Ludwig</em>: -Aus dem Regen in die Traufe. -Ill. v. H. Schroedter. 123 S. -Geh. 25, geb. 55 Pf.</p> - -<p>Heft 29. <em class="gesperrt">Richard Huldschiner</em>: -Fegefeuer. Mit Buchschmuck -v. H. Amberg. 250 S. Geh. 70 Pf., -geb. 1 Mark.</p> - -<p>Heft 30. <em class="gesperrt">Franz Grillparzer</em>: -Weh dem, der lügt! 132 S. -Geh. 25, geb. 55 Pf.</p> - -<hr class="tb" /> - -<p class="center"> -Druck von Grimme & Trömel in Leipzig.<br /> -</p> - -<hr class="chap" /> - -<div class="chapter"> -<div class="transnote" id="tnextra"> - -<p class="h2">Weitere Anmerkungen zur Transkription</p> - -<p>Offensichtlich fehlerhafte Zeichensetzung wurde stillschweigend korrigiert.</p> - -<p>Sofern nicht unter den Korrekturen aufgeführt, wurde die Originalschreibweise -beibehalten.</p> - -<p>Das Ganzseitenbild auf S. 143 musste zwischen die Seiten 144 und 145 verschoben -werden.</p> - -<p>Korrekturen:</p> - -<div class="corr"> -<p> -S. 18: ihnen → Ihnen<br /> -Vollends ein Kongreßmann, den man <a href="#corr018">Ihnen</a></p> -<p> -S. 31: Jaksonstraße → Jacksonstraße<br /> -in der <a href="#corr031">Jacksonstraße</a> bestanden aus zwei geräumigen</p> -<p> -S. 49: vorwärtsreibend → vorwärtstreibend<br /> -mich an der Wand des Tunnels <a href="#corr049">vorwärtstreibend</a></p> -<p> -S. 77: ihnen → Ihnen<br /> -Wie gefällt <a href="#corr077">Ihnen</a> das?</p> -<p> -S. 88: aufgeflanzt → aufgepflanzt<br /> -auf dem Boden von Louisiana <a href="#corr088">aufgepflanzt</a> sah</p> -<p> -S. 97: Ueberraschung → Überraschung<br /> -Doch eine weit größere Freude und <a href="#corr097">Überraschung</a> stand mir</p> -<p> -S. 101: Dampfflug → Dampfpflug<br /> -nachdem der <a href="#corr101">Dampfpflug</a> sein Arbeitsfeld erreicht hatte</p> -<p> -S. 107: zur → zu<br /> -das schwarze Gesicht von Ohr <a href="#corr107">zu</a> Ohr spaltete</p> -<p> -S. 129: mußte → müßte<br /> -Das <a href="#corr129">müßte</a> man aber doch sehen</p> -<p> -S. 150: Nöten → Nöte<br /> -Stone hatte trotz seiner <a href="#corr150">Nöte</a> sechzig</p> -<p> -S. 154: jäh → zäh<br /> -mit dem Sieg des <a href="#corr154">zäh</a> ausdauernden</p> -<p> -S. 157: Sie → sie<br /> -Sie müssen <a href="#corr157">sie</a> zurückbekommen</p> -</div> -</div> -</div> - - - - - - - -<pre> - - - - - -End of the Project Gutenberg EBook of Geld und Erfahrung, by Max Eyth - -*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK GELD UND ERFAHRUNG *** - -***** This file should be named 50344-h.htm or 50344-h.zip ***** -This and all associated files of various formats will be found in: - http://www.gutenberg.org/5/0/3/4/50344/ - -Produced by The Online Distributed Proofreading Team at -http://www.pgdp.net - -Updated editions will replace the previous one--the old editions will -be renamed. - -Creating the works from print editions not protected by U.S. copyright -law means that no one owns a United States copyright in these works, -so the Foundation (and you!) can copy and distribute it in the United -States without permission and without paying copyright -royalties. Special rules, set forth in the General Terms of Use part -of this license, apply to copying and distributing Project -Gutenberg-tm electronic works to protect the PROJECT GUTENBERG-tm -concept and trademark. Project Gutenberg is a registered trademark, -and may not be used if you charge for the eBooks, unless you receive -specific permission. If you do not charge anything for copies of this -eBook, complying with the rules is very easy. You may use this eBook -for nearly any purpose such as creation of derivative works, reports, -performances and research. They may be modified and printed and given -away--you may do practically ANYTHING in the United States with eBooks -not protected by U.S. copyright law. Redistribution is subject to the -trademark license, especially commercial redistribution. - -START: FULL LICENSE - -THE FULL PROJECT GUTENBERG LICENSE -PLEASE READ THIS BEFORE YOU DISTRIBUTE OR USE THIS WORK - -To protect the Project Gutenberg-tm mission of promoting the free -distribution of electronic works, by using or distributing this work -(or any other work associated in any way with the phrase "Project -Gutenberg"), you agree to comply with all the terms of the Full -Project Gutenberg-tm License available with this file or online at -www.gutenberg.org/license. - -Section 1. General Terms of Use and Redistributing Project -Gutenberg-tm electronic works - -1.A. By reading or using any part of this Project Gutenberg-tm -electronic work, you indicate that you have read, understand, agree to -and accept all the terms of this license and intellectual property -(trademark/copyright) agreement. If you do not agree to abide by all -the terms of this agreement, you must cease using and return or -destroy all copies of Project Gutenberg-tm electronic works in your -possession. If you paid a fee for obtaining a copy of or access to a -Project Gutenberg-tm electronic work and you do not agree to be bound -by the terms of this agreement, you may obtain a refund from the -person or entity to whom you paid the fee as set forth in paragraph -1.E.8. - -1.B. "Project Gutenberg" is a registered trademark. It may only be -used on or associated in any way with an electronic work by people who -agree to be bound by the terms of this agreement. There are a few -things that you can do with most Project Gutenberg-tm electronic works -even without complying with the full terms of this agreement. See -paragraph 1.C below. 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You may convert to and distribute this work in any binary, -compressed, marked up, nonproprietary or proprietary form, including -any word processing or hypertext form. However, if you provide access -to or distribute copies of a Project Gutenberg-tm work in a format -other than "Plain Vanilla ASCII" or other format used in the official -version posted on the official Project Gutenberg-tm web site -(www.gutenberg.org), you must, at no additional cost, fee or expense -to the user, provide a copy, a means of exporting a copy, or a means -of obtaining a copy upon request, of the work in its original "Plain -Vanilla ASCII" or other form. Any alternate format must include the -full Project Gutenberg-tm License as specified in paragraph 1.E.1. - -1.E.7. Do not charge a fee for access to, viewing, displaying, -performing, copying or distributing any Project Gutenberg-tm works -unless you comply with paragraph 1.E.8 or 1.E.9. - -1.E.8. 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INDEMNITY - You agree to indemnify and hold the Foundation, the -trademark owner, any agent or employee of the Foundation, anyone -providing copies of Project Gutenberg-tm electronic works in -accordance with this agreement, and any volunteers associated with the -production, promotion and distribution of Project Gutenberg-tm -electronic works, harmless from all liability, costs and expenses, -including legal fees, that arise directly or indirectly from any of -the following which you do or cause to occur: (a) distribution of this -or any Project Gutenberg-tm work, (b) alteration, modification, or -additions or deletions to any Project Gutenberg-tm work, and (c) any -Defect you cause. - -Section 2. Information about the Mission of Project Gutenberg-tm - -Project Gutenberg-tm is synonymous with the free distribution of -electronic works in formats readable by the widest variety of -computers including obsolete, old, middle-aged and new computers. It -exists because of the efforts of hundreds of volunteers and donations -from people in all walks of life. - -Volunteers and financial support to provide volunteers with the -assistance they need are critical to reaching Project Gutenberg-tm's -goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will -remain freely available for generations to come. In 2001, the Project -Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure -and permanent future for Project Gutenberg-tm and future -generations. To learn more about the Project Gutenberg Literary -Archive Foundation and how your efforts and donations can help, see -Sections 3 and 4 and the Foundation information page at -www.gutenberg.org - - - -Section 3. Information about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation - -The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit -501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the -state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal -Revenue Service. The Foundation's EIN or federal tax identification -number is 64-6221541. Contributions to the Project Gutenberg Literary -Archive Foundation are tax deductible to the full extent permitted by -U.S. federal laws and your state's laws. - -The Foundation's principal office is in Fairbanks, Alaska, with the -mailing address: PO Box 750175, Fairbanks, AK 99775, but its -volunteers and employees are scattered throughout numerous -locations. Its business office is located at 809 North 1500 West, Salt -Lake City, UT 84116, (801) 596-1887. Email contact links and up to -date contact information can be found at the Foundation's web site and -official page at www.gutenberg.org/contact - -For additional contact information: - - Dr. Gregory B. Newby - Chief Executive and Director - gbnewby@pglaf.org - -Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg -Literary Archive Foundation - -Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide -spread public support and donations to carry out its mission of -increasing the number of public domain and licensed works that can be -freely distributed in machine readable form accessible by the widest -array of equipment including outdated equipment. Many small donations -($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt -status with the IRS. - -The Foundation is committed to complying with the laws regulating -charities and charitable donations in all 50 states of the United -States. Compliance requirements are not uniform and it takes a -considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up -with these requirements. We do not solicit donations in locations -where we have not received written confirmation of compliance. To SEND -DONATIONS or determine the status of compliance for any particular -state visit www.gutenberg.org/donate - -While we cannot and do not solicit contributions from states where we -have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition -against accepting unsolicited donations from donors in such states who -approach us with offers to donate. - -International donations are gratefully accepted, but we cannot make -any statements concerning tax treatment of donations received from -outside the United States. U.S. laws alone swamp our small staff. - -Please check the Project Gutenberg Web pages for current donation -methods and addresses. 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