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+The Project Gutenberg EBook of Chitra, by Rabindranath Tagore
+
+This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with
+almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or
+re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included
+with this eBook or online at www.gutenberg.org
+
+
+Title: Chitra
+ Ein Spiel in einem Aufzug
+
+Author: Rabindranath Tagore
+
+Translator: Elisabeth Wolff-Merck
+
+Release Date: November 21, 2013 [EBook #44246]
+
+Language: German
+
+Character set encoding: UTF-8
+
+*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK CHITRA ***
+
+
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+
+Produced by Norbert H. Langkau, Marc-Andre Seekamp and the
+Online Distributed Proofreading Team at http://www.pgdp.net
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+
+Anmerkungen zur Transkription: Im Original kursiv gedruckter Text ist
+mit _Unterstrich_ markiert.
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+
+ RABINDRANATH TAGORE
+
+ CHITRA
+
+ EIN SPIEL IN EINEM AUFZUG
+
+
+KURT WOLFF VERLAG
+LEIPZIG
+
+
+
+
+Einbandzeichnung von Walter Tiemann.
+Dritte unveränderte Auflage 1918.
+Die erste Auflage erschien 1914.
+
+
+
+
+_Berechtigte deutsche Übertragung von ELISABETH WOLFF-MERCK nach der
+von Rabindranath Tagore selbst veranstalteten englischen Ausgabe_
+
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+
+VORBEMERKUNG
+
+
+Dieses lyrische Drama wurde vor ungefähr 25 Jahren geschrieben. Es setzt
+die Kenntnis der hier folgenden Fabel aus dem Mahabharata voraus:
+
+Während der Wanderungen, die Arjuna in Erfüllung eines Bußgelübdes
+unternahm, kam er nach Manipur. Dort sah er Chitrāngadā, die schöne
+Tochter von Chitravāhana, dem König des Landes, und von ihrer Anmut
+überwältigt, bat er den König um ihre Hand. Chitravāhana fragte ihn
+nach seiner Herkunft. Auf die Antwort, er sei Arjuna der Pandara,
+erzählte der König ihm, daß einer seiner Ahnen, Prabhanjana vom
+königlichen Stamme von Manipur, lange kinderlos geblieben war. Um einen
+Erben zu erhalten, legte er sich strenge Bußübungen auf. Die Strenge
+seines Lebens fand Gnade vor Shiva, und der Gott gewährte ihm und jedem
+seiner Nachkommen ein Kind.
+
+Es geschah aber, daß das versprochene Kind stets ein Knabe war. Er,
+Chitravāhana, war der Erste, dem nur eine Tochter, Chitrāngadā, gewährt
+war, um das Geschlecht zu erhalten.
+
+Er hatte sie deshalb stets wie einen Sohn gehalten und zu seinem Erben
+gemacht. --
+
+Der König fährt in der Erzählung fort: »Der einzige Sohn, den sie
+gebären wird, muß der Erhalter meines Geschlechts sein, und diesen Sohn
+verlange ich als Kaufpreis für die Einwilligung in die Heirat. Wenn du
+willst, kannst du sie unter dieser Bedingung haben.« Arjuna gab das
+Versprechen, nahm Chitrāngadā zum Weibe und lebte mit ihr drei Jahre in
+ihres Vaters Hauptstadt. Als ihnen ein Sohn geboren wurde, umarmte er
+sie liebevoll, nahm Abschied von ihr und ihrem Vater und setzte seine
+Wanderung fort.
+
+
+
+
+PERSONEN
+
+
+ Götter:
+ _Madana_ (Eros).
+ _Vasanta_ (Lycoris).
+
+ Sterbliche:
+ _Chitra_, Tochter des Königs von Manipur.
+ _Arjuna_, ein Prinz aus dem Hause der
+ Kuru. Er ist aus der Kshatriya oder
+ Kriegerkaste und lebt während der
+ Handlung als Eremit einsam im Wald.
+
+ _Dorfleute_ aus einer abgelegenen Gegend
+ in Manipur.
+
+
+
+
+ERSTE SZENE
+
+IM TEMPEL
+
+
+_Chitra_
+
+Bist Du der Gott mit den fünf Pfeilen, der Gott der Liebe?
+
+_Madana_
+
+Ich war der Erstgeborene im Herzen des Schöpfers. Ich binde mit Fesseln
+des Schmerzes und erfülle mit Seligkeit das Leben der Menschen!
+
+_Chitra_
+
+Ich weiß, ich kenne jenen Schmerz und jene Fesseln! -- Und wer bist Du,
+mein Herr?
+
+_Vasanta_
+
+Ich bin sein Freund -- Vasanta -- der König der Jahreszeiten. Tod und
+Alter würden die Welt bis ins Mark zerfressen, folgte ich ihnen nicht,
+um sie beständig zu bekämpfen. Ich bin die Ewige Jugend.
+
+_Chitra_
+
+Ich beuge mich vor Dir, Vasanta, mein Herr.
+
+_Madana_
+
+Doch welch strenges Gelübde bindet Dich, schöne Fremde? Warum läßt Du
+Deine frische Jugend welken in Buße und Demütigung? Solch Opfer ist dem
+Dienst der Liebe fremd. Wer bist Du, und was ist Dein Gebet?
+
+_Chitra_
+
+Ich bin Chitra, die Tochter aus dem königlichen Hause von Manipur.
+Shivas göttliche Gnade versprach meinem königlichen Ahnherrn eine
+ununterbrochene Reihe männlicher Nachkommen. Aber das Wort des Gottes
+vermochte nicht, den Lebensfunken in meiner Mutter Leib zu wandeln, so
+unbezwingbar war meine Natur, obschon ich ein Weib bin.
+
+_Madana_
+
+Ich weiß, darum erzieht Dich Dein Vater wie einen Sohn. Er hat Dich
+gelehrt mit dem Bogen umzugehen und Dich in allen Pflichten eines Königs
+unterwiesen.
+
+_Chitra_
+
+Ja, darum trage ich männliches Gewand und habe die Abgeschiedenheit des
+Frauengemaches verlassen. Ich weiß nichts von Frauenlist, die die Herzen
+gewinnt. Meine starken Hände können den Bogen spannen, aber ich habe die
+Kunst des Liebesgottes nicht erlernt; das Spiel der Augen ist mir fremd.
+
+_Madana_
+
+Das erlernt sich von selbst, Du Schöne. Die Augen brauchen darin nicht
+unterrichtet zu werden. Das weiß der am besten, der von ihnen ins Herz
+getroffen wurde.
+
+_Chitra_
+
+Auf der Suche nach Wild wanderte ich eines Tages einsam durch den Wald
+am Ufer des Purna-Flusses. Mein Roß band ich an einen Stamm und drang
+in's dichte Gestrüpp, der Spur eines Wildes folgend. Ich fand einen
+schmalen, gewundenen Pfad, der sich durch das Dämmer verschlungener
+Zweige schlang. Die Blätter erzitterten vom Grillengezirp. Plötzlich
+erspähte ich auf meinem Weg einen Mann, der auf einem Lager trockenen
+Laubes ruhte. Hochmütig befahl ich ihm, mir Platz zu machen, aber es
+kümmerte ihn nicht. Da stach ich ihn verächtlich mit der scharfen Spitze
+meines Pfeils. Er sprang auf, stark und ebenmäßig an Wuchs, gleich einer
+Flamme, die plötzlich aus einem Aschenhaufen züngelt. Ein belustigtes
+Lächeln zuckte um seine Mundwinkel, vielleicht ob meines knabenhaften
+Anblicks. Da -- zum erstenmal in meinem Leben fühlte ich mich Weib und
+wußte, daß ein Mann vor mir stand.
+
+_Madana_
+
+In glückbegünstigter Stunde verkünde ich Mann und Weib die erhabene
+Lehre: Erkennet einander. -- Was geschah dann?
+
+_Chitra_
+
+Voll Angst und Staunen fragte ich ihn: »Wer bist Du?« »Ich bin
+Arjuna«, sagte er, »aus dem großen Stamme der Kuru«. Ich stand wie
+versteinert und vergaß mich zu verneigen. War das wirklich Arjuna, der
+Abgott meiner Träume, der Einzige, Große! Schon lange kannte ich sein
+Gelöbnis, zwölf Jahre in Keuschheit zu leben. Mein junger Ehrgeiz hatte
+mich manchen Tag angestachelt, mit ihm eine Lanze zu brechen, ihn
+verkappt zum Zweikampf zu fordern und ihm meine Waffenkunst zu beweisen.
+Ach töricht Herz, wohin entfloh Dein Stolz? Könnt' ich meine Jugend mit
+ihren Sehnsüchten hingeben, um Staub zu sein unter Deinen Füßen,
+wahrlich eine köstliche Gnade dünkte mir das. Ich weiß nicht, in welchem
+Strudel der Empfindung ich mich verlor, als ich ihn plötzlich zwischen
+den Bäumen entschwinden sah! -- Du töricht Weib, du grüßtest ihn nicht
+und sprachest kein Wort, noch batest du ihn um Verzeihung, sondern
+standest wie ein ungeschickter Tölpel, während er verächtlich
+hinwegschritt!... Am nächsten Morgen legte ich meine Männerkleidung ab
+und schmückte mich mit Armbändern, Fußringen, einer Gürtelkette und
+einem Gewand aus purpurner Seide. Das ungewohnte Kleid schmiegte sich
+fest um meinen bebenden Leib; aber ich beschleunigte mein Suchen und
+fand Arjuna in Shiva's Waldtempel.
+
+_Madana_
+
+Vollende Deine Erzählung. Ich bin der herzgeborene Gott, und ich
+verstehe das Geheimnis dieser Triebe.
+
+_Chitra_
+
+Nur undeutlich vermag ich mich zu erinnern, was ich sagte, und was ich
+zur Antwort bekam. Heiß' mich nicht alles erzählen. Scham überwältigte
+mich wie ein Donnerschlag und konnte mich doch nicht zerschmettern, so
+durchaus hart bin ich, so männlich. Als ich heimwärts schritt, stachen
+mich seine letzten Worte wie glühende Nadeln ins Ohr: »Ich habe
+Keuschheit gelobt. Ich kann Dein Gemahl nicht sein!« O, um das Gelübde
+eines Mannes! Sicherlich weißt Du, o Gott der Liebe, daß zahllose
+Heilige und Weise den Preis ihrer lebenslangen Buße hingegeben haben um
+eines Weibes willen. Ich brach meinen Bogen entzwei und verbrannte meine
+Pfeile im Feuer. Ich haßte meinen starken, geschmeidigen Arm, gezeichnet
+vom Spannen des Bogens. O Liebe, Liebe, Du hast tief in den Staub
+gebeugt den nichtigen Stolz meiner männlichen Stärke, und all meine
+Manneszucht liegt zermalmt zu Deinen Füßen. Nun lehre mich Deine Gebote.
+Gib mir die Kraft der Schwachen und die Waffe der wehrlosen Hand.
+
+_Madana_
+
+Ich will Dein Freund sein. Ich will den weltenbezwingenden Arjuna vor
+Dein Angesicht bringen, ein Gefangener, der den Richtspruch seiner
+Empörung aus Deiner Hand empfangen soll.
+
+_Chitra_
+
+Stünde mir nur die Zeit zu Gebot, ich könnte allmählich sein Herz
+gewinnen und brauchte der Götter Hilfe nicht. Zur Seite würde ich ihm
+stehen als Gefährte, die wilden Rosse seines Kriegswagens lenken, die
+Freuden der Jagd mit ihm teilen. Zur Nacht hielt ich Wache am Eingang
+seines Zeltes und hülfe ihm, die großen Pflichten eines Kshatriya
+erfüllen, die Schwachen zu befreien und Recht zu sprechen, wo es not
+tut. Sicherlich käme der Tag, an dem er mich erblicken und verwundert
+fragen würde: »Wer ist dieser Knabe? Ist einer meiner Sklaven aus einem
+früheren Leben, meinen guten Taten gleich, mir gefolgt ins Diesseits?«
+Ich bin nicht das Weib, das seine Verzweiflung mit nächtlichen Tränen in
+einsamer Stille nährt, sie täglich hinter geduldigen Lächeln verbirgt,
+als Witwe geboren. Die Blüte meines Verlangens soll nicht in den Staub
+sinken, ehe sie zur Frucht gereift ist. Aber es ist die Arbeit eines
+Lebens, Verständnis zu finden und Ehre zu erlangen für sein eigenstes
+Ich. Darum bin ich an Deine Tür gekommen, Du, weltenüberwindende Liebe,
+und Du, Vasanta, jugendlicher Gott der Jahreszeiten, nimm von meinem
+jungen Körper die angeborene Ungerechtigkeit der Häßlichkeit. Für einen
+einzigen Tag mache mich wunderbar schön, so schön wie die mit einem Mal
+in meinem Herzen erblühte Liebe. Gib mir nur einen einzigen Tag
+makelloser Schönheit, und ich will einstehen für die Tage, die da
+kommen.
+
+_Madana_
+
+Prinzessin, Dein Gebet sei erhört!
+
+_Vasanta_
+
+Nicht nur für einen kurzen Tag, sondern für ein ganzes langes Jahr soll
+der Frühlingsblüten Lieblichkeit sich um Deine Glieder schmiegen.
+
+
+
+
+ZWEITE SZENE
+
+IM WALD
+
+
+_Arjuna_
+
+Träumte mir oder war Wirklichkeit, was ich am See sah? Im sinkenden
+Schatten des Abends saß ich auf moosigem Grund und dachte vergangener
+Jahre, als aus dem bergenden Dunkel der Blätter langsam eine Erscheinung
+trat in der vollkommenen Gestalt eines Weibes. Sie stand auf einem
+weißen, flachen Stein am Rande des Wassers. Es schien, als müsse das
+Herz der Erde sich weiten vor Freude unter ihren nackten weißen Füßen.
+Mir deuchte, die zarte Umhüllung ihres Körpers wollte sich in Verzückung
+auflösen in Luft, wie der goldene Frühnebel vom schneeigen Gipfel des
+östlichen Berges schmilzt. Sie beugte sich über den schimmernden Spiegel
+des Teiches und erblickte ihr Antlitz darin. Sie schrak zurück und stand
+still, dann lächelte sie, löste mit einer nachlässigen Bewegung des
+linken Arms ihr Haar, das bis zu ihren Füßen zur Erde niederglitt. Sie
+entblößte ihre Brust und betrachtete ihre makellos geformten Arme
+erfüllt von Zärtlichkeit für ihren Körper. Sie neigte den Kopf und sah
+ihre süße, blühende Jugend und das zarte Erröten ihrer flaumigen Haut.
+Sie strahlte in freudiger Überraschung. So würde die weiße Lotosblume
+den ganzen Tag über sich staunen, könnte sie des Morgens beim Erwachen,
+ihren Hals beugen und ihr Abbild im Wasser sehn. Aber einen Augenblick
+später wich das Lächeln von ihrem Antlitz, und ein Schatten von Trauer
+stieg in ihren Augen auf. Sie band ihre Haarflechten auf, zog den
+Schleier um ihre Schultern und schritt leise seufzend hinweg, wie ein
+schöner Abend, der in Nacht versinkt. Die erhabene Erfüllung aller
+Sehnsucht schien sich mir in einem Blitz geoffenbart zu haben und
+verlosch dann ... Aber wer bewegt die Türe?
+
+(Chitra tritt ein, in Frauenkleidern.)
+
+Ah! sie ist's! Stille mein Herz!...
+
+Fürchte nichts, Herrin! Ich bin ein Kshatriya.
+
+_Chitra_
+
+Edler Herr, Du bist mein Gast. Ich wohne in diesem Tempel. Ich weiß
+nicht, wie ich Dir Gastfreundschaft erzeigen kann.
+
+_Arjuna_
+
+Schöne Frau, Dein Anblick allein ist die höchste Gastfreundschaft. Wenn
+Du mir's nicht verdenken willst, möchte ich Dich etwas fragen.
+
+_Chitra_
+
+Es sei Dir gewährt.
+
+_Arjuna_
+
+Welch strenges Gelübde hält Dich in diesen einsamen Tempelmauern
+gefangen und beraubt die Sterblichen Deines lieblichen Anblickes?
+
+_Chitra_
+
+Ich hege einen geheimen Wunsch in meinem Herzen, für dessen Erfüllung
+ich täglich Gebete zu Shiva sende.
+
+_Arjuna_
+
+Ach, was kannst Du verlangen, die Du das Verlangen der ganzen Welt bist?
+Von dem östlichen Hügel, auf dessen Gipfel die Morgensonne zuerst ihren
+feurigen Fuß setzt, bis ans Ende des Abendlands bin ich gewandert. Ich
+habe das Köstlichste, Schönste und Größte der Erde gesehen. Mein Wissen
+soll Dein sein, nur sage mir, was oder wen Du suchst.
+
+_Chitra_
+
+Ihn, den ich suche, ihn kennen alle.
+
+_Arjuna_
+
+Wer mag dieser Liebling der Götter sein, der Dein Herz gefangen nahm?
+
+_Chitra_
+
+Er ist der Größte aller Helden, ein Sproß des höchsten Herrscherhauses.
+
+_Arjuna_
+
+Herrin, opfere nicht diesen Schatz von Schönheit, der Dein ist, auf dem
+Altar eines falschen Ruhmes. Unwahres Gerücht verbreitet sich von Mund
+zu Mund, wie der Nebel im frühen Morgendämmer ehe die Sonne aufgeht.
+Sage mir, wer ist der erhabene Held aus höchstem königlichem Stamm?
+
+_Chitra_
+
+Einsiedler, der Ruhm andrer Männer erfüllt Dich mit Neid. Weißt Du
+nicht, daß der Ruhm des königlichen Hauses der Kuru über die ganze Welt
+verbreitet ist?
+
+_Arjuna_
+
+Das Haus der Kuru!
+
+_Chitra_
+
+Und hast Du nie den größten Namen dieses weitgerühmten Hauses gehört?
+
+_Arjuna_
+
+Laß ihn mich von Deinen eigenen Lippen hören.
+
+_Chitra_
+
+Arjuna, der Welteroberer. Ich habe diesen unsterblichen Namen von den
+Lippen der Menge abgelesen und ihn sorgfältig in meinem Herzen
+verborgen. Einsiedler, was blickst Du so verwirrt drein? Trägt dieser
+Name nur trügerischen Glanz? Sag es, und ich will nicht zögern, den
+Schrein meines Herzens aufzubrechen und den falschen Edelstein in den
+Staub zu werfen.
+
+_Arjuna_
+
+Ob auch sein Name und Ruhm, sein Mut und seine Tapferkeit wahr oder
+falsch sind, um des Mitleids willen verbanne ihn nicht aus Deinem
+Herzen, denn er kniet zu Deinen Füßen -- in diesem Augenblick.
+
+_Chitra_
+
+Du, Arjuna!
+
+_Arjuna_
+
+Ja, der bin ich, ein vor Liebe verschmachteter Bettler an deiner Tür.
+
+_Chitra_
+
+So ist es nicht wahr, daß Arjuna das Gelübde zwölf Jahre langer
+Keuschheit getan hat?
+
+_Arjuna_
+
+Du hast meinen Schwur gelöst wie der Mond den nächtlichen Schwur der
+Dunkelheit.
+
+_Chitra_
+
+Scham über Dich! Was sahst du in mir, das Dich Deinem eigenen Ich
+untreu werden ließ? Wen suchst du in diesen dunklen Augen, in diesen
+milchweißen Armen, wenn Du sie mit dem Preis Deiner Ehre zu bezahlen
+bereit bist? Nicht mein wahres Selbst, das weiß ich. Wahrlich das kann
+nicht Liebe sein, nicht des Mannes tiefste Ehrfurcht vor dem Weib! Wehe,
+daß der Körper, diese zerbrechliche Hülle, uns blendet, das Licht der
+unsterblichen Seele zu schauen! Ja, Arjuna, nun weiß ich gewiß, falsch
+ist der Ruhm Deines Heldentums.
+
+_Arjuna_
+
+O, ich fühle wie eitel der Ruhm ist und der Stolz der Tapferkeit! Alles
+scheint Traum. Du allein bist vollkommen, Du bist der Reichtum der Welt,
+das Ende aller Armut, das Ziel alles Strebens, das Weib! Andere Frauen
+gibt's, langsam und schwer zu erkennen, aber Dich einen Augenblick lang
+zu sehn, heißt höchste Vollendung schauen, jetzt und in Ewigkeit.
+
+_Chitra_
+
+Ach nicht ich bin's, nicht ich, Arjuna! Es ist das Trugbild eines
+Gottes. Geh', geh' mein Held, geh'. Frei' nicht die Lüge, opfre dein
+großes Herz nicht einer Täuschung. Geh'.
+
+
+
+
+DRITTE SZENE
+
+IM TEMPEL
+
+
+_Chitra_
+
+Nein, unmöglich ist's den brennenden Blick der hungrigen Seele
+auszuhalten, der mit Händen dich umklammert, zu fühlen, wie das Herz
+sich müht, die Fesseln zu sprengen, und den wilden Schrei, der sich ihm
+entringen will -- und den Liebenden dann hinweg zu senden wie einen
+Bettler! Unmöglich ist's!
+
+(Madana und Vasanta treten auf.)
+
+Ach, Gott der Liebe, welch furchtbares Feuer hast Du in mich gesenkt!
+Ich verbrenne, versenge, was ich berühre.
+
+_Madana_
+
+Ich wünsche zu wissen, was in vergangener Nacht geschah.
+
+_Chitra_
+
+Auf ein Lager von Gras, übersät mit Frühlingsblüten, legte ich mich am
+Abend nieder und gedachte des wunderbaren Lobgesangs meiner Schönheit,
+den ich von Arjuna gehört. Tropfen nach Tropfen trank ich den Honig, den
+ich am Tage gesammelt, Vergangenes und Zukünftiges war vergessen. Ich
+fühlte mich der Blume verwandt: ihr sind nur flüchtige Stunden vergönnt,
+dem summenden Schmeicheln, dem Flüstern und Murmeln der Wälder zu
+lauschen. Dann muß sie die Augen vom Himmel wenden, ihr Haupt beugen und
+ihren Atem aushauchen im Staub, klaglos den kurzen Traum eines
+vollkommenen Augenblicks beenden, der nicht Vergangenheit noch Zukunft
+kennt.
+
+_Vasanta_
+
+Ein grenzenloses Leben voller Ruhm kann blühen und sich erschöpfen an
+einem Morgen.
+
+_Madana_
+
+Wie Ewigkeits-Sinn im kleinsten Bruchteil eines Liedes sein kann.
+
+_Chitra_
+
+Die südliche Brise wiegte mich in Schlaf. Von dem blühenden
+Malati-Hain über mir tropften schweigend Küsse auf mich nieder. Jede
+Blume wählte sich ein Lager zum Sterben, in meinem Haar, auf meiner
+Brust oder meinen Füßen. Ich schlief. Und in der Tiefe meines Schlafes
+war mir plötzlich, als ob ein durchdringender, gieriger Blick meinen
+Körper berühre, wie der spitzige, stechende Finger der Flamme. Ich
+sprang auf und sah den Einsiedler vor mir stehen. Der Mond war westwärts
+gewandert und lugte durch die Blätter, um das Wunder zu sehen, das durch
+göttliche Kunst in zerbrechlicher Menschlichkeit erstanden war. Die Luft
+war schwer, duftgeschwängert, die Stille der Nacht klang vom
+Grillengezirp, regungslos lag das Spiegelbild der Bäume auf dem See. Und
+mit seinem Stab in der Hand stand der Einsiedler groß, aufrecht und
+schweigend wie ein Baum des Waldes. Mir war, da ich die Augen aufschlug,
+als sei ich abgeschieden von aller Wirklichkeit des Lebens, und es
+vollziehe sich an mir eine Wiedergeburt im Land der Träume. Scham fiel
+von mir und glitt wie ein gelöstes Gewand auf meine Füße nieder. Ich
+hörte seinen Schrei -- »Geliebte, einzig Geliebte!« Und all' meine
+vergangenen, vergessenen Leben schmolzen zu einem und riefen ihm Antwort
+zu: »Nimm mich, nimm mich ganz zu eigen!« Und ich breitete meine Arme
+nach ihm aus. Der Mond sank hinter den Bäumen. Ein dunkler Vorhang
+bedeckte alles, Himmel und Erde, Zeit und Raum, Lust und Schmerz, Leben
+und Tod schmolzen in Eins in unsagbarer Verzückung.... Mit dem ersten
+Morgenstrahl, dem ersten Vogelzwitschern richtete ich mich auf und
+blieb, auf den linken Arm gestützt, sitzen. Der Einsiedler lag
+schlafend, ein unbekümmertes Lächeln krümmte sich um seine Lippen, wie
+der wachsende Mond am Morgen. Der Dämmerung rosiges Glühen fiel auf
+seine edle Stirn. Ich seufzte, stand auf und zog die breitblättrigen
+Lianen zusammen, um sein Gesicht vor der flutenden Sonne zu schützen.
+Ich schaute umher und sah die gleiche alte Erde. Ich erinnerte mich, was
+ich gewesen und rannte, rannte wie ein Reh, das seinen eigenen Schatten
+fürchtet, den Waldpfad entlang, den Stephali-Blumen bedeckten. Ich fand
+einen einsamen Winkel, setzte mich nieder, barg mein Gesicht in beiden
+Händen, um zu weinen und zu klagen. Doch meine Augen blieben tränenlos.
+
+_Madana_
+
+Weh über Dich, Tochter der Sterblichen! Ich stahl aus den göttlichen
+Speichern den duftenden Wein des Himmels, gab ihn, eine irdische Nacht
+gefüllt bis zum Rande, in Deine Hände, auf daß Du tränkest -- und immer
+hör' ich noch diesen Schrei der Qual!
+
+_Chitra_
+
+(bitter)
+
+Wer trank ihn? Des Lebens seltenste Erfüllung, erste Liebesumarmung bot
+man mir dar und entriß sie wieder meiner Sehnsucht? Diese erborgte
+Schönheit, die Falschheit, die mich umhüllt, sie werden von mir gleiten,
+wie Blüten im Wind entblättern, und die einzig sichtbare Erinnerung
+jener süßen Vereinigung mitnehmen, und voll Scham über seine Armut wird
+das Weib weinend sitzen -- Tag und Nacht. Gott der Liebe, diese
+verfluchte äußere Gestalt begleitet mich Tag und Nacht, wie ein Dämon,
+und beraubt mich allen Liebeslohnes -- all der Küsse, nach denen ich
+verschmachte.
+
+_Madana_
+
+Ach, umsonst war Deine einzige Nacht! Die Barke der Erfüllung kam in
+Sicht, aber die Wellen ließen sie das Ufer nicht berühren.
+
+_Chitra_
+
+Der Himmel war meinem Griff ganz nahe und ich vergaß für Augenblicke,
+daß ich ihn noch nicht erreicht hatte. Aber als ich des Morgens aus
+meinem Traum erwachte, fand ich im eigenen Körper die Rivalin. Nun ward
+mir die verhaßte Pflicht, sie täglich zu schmücken, zum Geliebten zu
+schicken und zu sehen, wie er sie liebkoste. O Gott, nimm Dein Geschenk
+zurück!
+
+_Madana_
+
+Aber wie willst Du vor Deinen Geliebten treten, wenn ich es von Dir
+nehme? Ist es nicht grausam, den Becher von seinen Lippen zu reißen,
+nachdem er kaum einen Zug der Lust getan? Wie ärgerlich wirst Du ihm
+sein?
+
+_Chitra_
+
+Und doch wäre es besser so. Ich will ihm meine wahrhaftige Gestalt zu
+erkennen geben, eine edlere Tat, als in dieser Maske zu leben. Wenn er
+mich auch verstößt und verschmäht, wenn er mein Herz auch bricht --
+schweigend will ich's tragen.
+
+_Vasanta_
+
+Hör' meinen Rat. Wenn die blumenerfüllte Jahreszeit vergangen, kommt
+der Herbst und mit ihm der Triumphzug der Früchte. Die Zeit wird kommen,
+da die überreife Blume des Leibes sich vergehend neigt. Dann wird Arjuna
+die bleibende fruchtgewordene Wahrheit aus Dir voll Glück hinnehmen. O
+Kind, geh' zurück zu Deiner rasenden Feier.
+
+
+
+
+VIERTE SZENE
+
+IM WALD
+
+
+_Chitra_
+
+Warum beobachtest Du mich, mein Krieger?
+
+_Arjuna_
+
+Ich sehe zu, wie Du den kleinen Kranz windest. Anmut und Geschick, die
+Zwillingsbrüder, spielen tanzend auf Deinen Fingerspitzen. Ich sehe zu
+und denke.
+
+_Chitra_
+
+Was denkst Du, Herr?
+
+_Arjuna_
+
+Ich denke, daß Du mit der gleichen schwebenden Berührung und Süßigkeit
+die Tage meiner Verbannung in einen unsterblichen Kranz windest, um mich
+zu meiner Heimkehr damit zu krönen.
+
+_Chitra_
+
+Heimkehr! Diese Liebe ist nichts für ein Heim!
+
+_Arjuna_
+
+Nichts für ein Heim?
+
+_Chitra_
+
+Nein, sprich nie davon. Nimm mit in Dein Heim das Bleibende, Starke.
+Laß die kleine wilde Blume an ihrem Geburtsort, laß sie dort in
+Schönheit sterben, wenn der Tag sich neigt, mit all den welkenden Blumen
+und den modernden Blättern. Nimm sie nicht mit in die Halle Deines
+Palastes, um sie dort auf den steinernen Boden zu werfen, der kein
+Erbarmen für Welken und Vergehen kennt.
+
+_Arjuna_
+
+Sieht so unsere Liebe aus?
+
+_Chitra_
+
+Ja, so und nicht anders! Was soll das Klagen? Was sich für müßige Tage
+schickt, sollte sie nicht überdauern. Lust wandelt sich in Schmerz, wenn
+ihr die Tür verschlossen ist, aus der sie scheiden soll. Nimm meine
+Liebe hin und halte sie, so lange sie währen darf. Laß nicht des Abends
+satte Zufriedenheit mehr fordern, als das morgendliche Verlangen ernten
+kann ... Der Tag ist vorüber. Nimm dies Blumengewinde. Ich bin müde.
+Nimm mich in Deine Arme, Geliebter, und laß alles eitle unzufriedene
+Gezänk verstummen in der süßen Vereinigung unserer Lippen.
+
+_Arjuna_
+
+Still, horch, Geliebte, der Klang der Gebetsglocken aus dem fernen
+Dorftempel gleitet auf der Abendluft über die schweigenden Wipfel.
+
+
+
+
+FÜNFTE SZENE
+
+IM TEMPEL
+
+
+_Vasanta_
+
+Ich kann nicht Schritt mit Dir halten, mein Freund! Ich bin müde. Schwer
+ist die Pflicht, das Feuer in Glut zu halten, das Du entzündet hast.
+Schlaf überkommt mich, der Fächer entfällt meiner Hand, und kalte Asche
+bedeckt die Glut. Ich fahre wieder auf aus meinem Schlummer und rette
+die träge Flamme, soweit es in meiner Macht steht. Aber so kann es nicht
+weiter gehen.
+
+_Madana_
+
+Ich weiß, Du bist unbeständig wie ein Kind. Ewig ruhelos ist Dein
+Spiel im Himmel und auf Erden. Was Du in langen Tagen aufgebaut mit
+endloser Sorge für jeden Bruchteil, in einem Augenblick zerstörst Du es
+wieder, ohne Bedauern. Aber unsere Arbeit ist heut vollendet.
+Freudengeflügelte Tage fliehen flüchtig dahin, und das sich neigende
+Jahr vergeht mit berückendem Blühen.
+
+
+
+
+SECHSTE SZENE
+
+IM WALD
+
+
+_Arjuna_
+
+Ich erwachte am Morgen und fand meine Träume in einen Edelstein
+verschmolzen. Ich hatte keinen Schrein, ihn darin zu verschließen, keine
+Königskrone, in die ich den Stein hätte fassen können, keine Kette hatte
+ich, ihn daran zu hängen, und doch brachte ich's nicht übers Herz, ihn
+wegzuweisen. So halte ich ihn, und mein Arm, der Arm eines Kshatriya,
+vergißt über müßigem Tun seine Pflicht.
+
+(Chitra tritt ein.)
+
+_Chitra_
+
+Sage mir Deine Gedanken, Herr!
+
+_Arjuna_
+
+Meine Gedanken sind heute auf die Jagd gerichtet. Sieh, wie der Regen
+in Strömen herniederstürzt und wild gegen den Berghang schlägt. Dunkle
+Wolkenschatten hängen schwer über dem Wald, und gleich der sorglosen
+Jugend überspringt der geschwollene Strom mit spöttischem Lachen alle
+Schranken. Stets gingen wir fünf Brüder an solchen Regentagen in den
+Wald von Chitraka, wilde Tiere zu jagen. Das waren schöne Zeiten. Unsre
+Herzen tanzten zum Trommelwirbel der grollenden Wolken. Der Wald hallte
+wider von den Schreien der Pfauen. Durch das Klatschen des Regens und
+das Rauschen des Wasserfalles konnte das ängstliche Wild unsre Schritte
+nicht hören. Die Leoparden ließen ihre Spuren in der nassen Erde zurück
+und verrieten so ihr Lager. War die Jagd vorüber, so forderten wir uns
+auf dem Heimweg gegenseitig heraus, reißende Ströme zu durchschwimmen.
+Ein ruheloser Geist wohnt in mir, ich habe Sehnsucht nach der Jagd.
+
+_Chitra_
+
+Erst erlege das Wild, das Du jetzt verfolgst. Bist Du gewiß, daß das
+verzauberte Tier, das Du jagst, unbedingt gefangen werden muß? Nein,
+noch nicht. Wie ein Traum entgleitet Dir das wilde Geschöpf, wenn es Dir
+am nächsten scheint. Sieh, wie der rasende Regen den Wind jagt und
+tausend Pfeile hinter ihm her sendet. Und doch bleibt der Wind frei und
+unbesiegt. So ist auch unser Waidwerk, Geliebter! Du jagst nach der
+schnellschreitenden Schönheit und versendest all Deine Pfeile nach ihr,
+und doch flieht dies zaubrische Wild stets frei und unberührt davon.
+
+_Arjuna_
+
+Hast Du kein Heim, Geliebte, wo liebende Herzen Deiner Rückkehr harren?
+Ein Heim, dem Du durch sanftes Dienen Lieblichkeit verliehst, und dessen
+Licht erlosch, als Du es für diese Wildnis verließest?
+
+_Chitra_
+
+Was fragst Du? Sind die Stunden der Lust vorbei, in denen es kein
+Denken gab? Weißt Du nicht, daß ich nur die bin, die Du vor Dir siehst?
+Mein Blick geht nicht über das Jetzt hinaus. Der Tau auf den Blättern
+der Kinsuka-Blüte hat weder Namen noch Schicksal, und gewährt keiner
+Frage Antwort. Sie, die Du liebst, gleicht jener vollkommenen Tauperle.
+
+_Arjuna_
+
+Verbindet sie kein Band mit der Welt? Ist sie nur ein Stück Himmel, das
+ein lustspendender Gott unachtsam zur Erde fallen ließ?
+
+_Chitra_
+
+Ja.
+
+_Arjuna_
+
+Ach, darum ist mir immer, als müßte ich Dich verlieren. Mein Herz ist
+unbefriedigt, meine Gedanken friedlos. Komm näher zu mir, Unerreichbare!
+Ergib Dich und dulde die Fesseln, die da heißen: Name, Heim, Sippe. Laß
+mein Herz Dich ganz umschließen, und mit Dir leben in der ruhigen
+Sicherheit der Liebe.
+
+_Chitra_
+
+Warum mühst Du Dich vergebens, die Farben der Wolken, den Tanz der
+Wellen, den Duft der Blumen zu haschen und zu halten?
+
+_Arjuna_
+
+Herrin mein, glaube nicht, daß Du mit Luftgebilden die Liebe befriedigen
+kannst. Gib mir etwas, woran ich Halt finde, etwas, das die Lust
+überdauert, das sich im Leid bewährt.
+
+_Chitra_
+
+Mein Held, noch ist das Jahr nicht zu Ende, und schon bist Du müde!
+Ja, nun erkenne ich die himmlische Güte, die den Blumen ein kurzes Leben
+gab. Wäre ich mit den Blumen des letzten Frühlings verwelkt und
+gestorben, ich wäre mit Ehren dahingegangen. Doch meine Tage sind
+gezählt, Geliebter. Schone mich nicht, saug allen Honig aus mir, da Du
+voller Angst bist, daß Dein armes Herz wieder und wieder zurückkommt
+voll unerfüllter Wünsche und Begierden, gleich der durstigen Biene, wenn
+die Sommerblumen welk im Staub liegen.
+
+
+
+
+SIEBENTE SZENE
+
+IM TEMPEL
+
+
+_Madana_
+
+Heute ist Deine letzte Nacht.
+
+_Vasanta_
+
+Des Frühlings unerschöpfliche Schatzkammer wird morgen die Lieblichkeit
+Deines Körpers zurücknehmen. Die rosige Farbe Deiner Lippen wird in
+einem Asoka-Blütenpaar neu aufblühen, frei von der Erinnerung an Arjunas
+Küsse. In hundert duftenden Jasmin-Blumen wird der matte, weiße Glanz
+Deiner Haut auferstehen.
+
+_Chitra_
+
+O Götter, erhört mein Gebet! Laßt meine Schönheit in der letzten Stunde
+dieser Nacht am hellsten erstrahlen, wie das letzte Aufleuchten einer
+sterbenden Flamme.
+
+_Madana_
+
+Dein Wunsch sei Dir gewährt.
+
+
+
+
+ACHTE SZENE
+
+IM WALD
+
+
+_Die Dorfleute_
+
+Wer wird uns nun beschützen?
+
+_Arjuna_
+
+Was soll's, welche Gefahr droht Euch?
+
+_Die Dorfleute_
+
+Die Räuber kommen in Scharen aus den nördlichen Bergen, wie die Flut des
+Gebirgsstromes, die unser Dorf verheert.
+
+_Arjuna_
+
+Habt ihr keine Wächter in Eurem Königreich?
+
+_Die Dorfleute_
+
+Chitra, die Königstochter, war der Schrecken aller Bösen. Als sie noch
+in diesem glücklichen Lande weilte, kannten wir keine Furcht außer
+einer: sterben zu müssen. Nun ist Chitra auf einer Pilgerfahrt, und
+niemand kennt ihren Aufenthalt.
+
+_Arjuna_
+
+Ist der Hüter dieses Landes ein Weib?
+
+_Die Dorfleute_
+
+Ja, sie ist uns Vater und Mutter zugleich.
+
+(Die Dorfleute entfernen sich. Chitra tritt ein.)
+
+_Chitra_
+
+Warum sitzest Du hier so einsam?
+
+_Arjuna_
+
+Ich versuche mir vorzustellen, was für eine Frau die Prinzessin Chitra
+sein mag. Viele Menschen erzählen viele Geschichten von ihr.
+
+_Chitra_
+
+Ach, sie ist nicht schön, sie hat nicht meine schönen Augen, die dunkel
+sind wie der Tod. Mit ihrem Geschoß kann sie jede Scheibe durchbohren,
+nur nicht das Herz unsres Helden.
+
+_Arjuna_
+
+Sie sagen, an Tapferkeit sei sie ein Mann, und ein Weib an Zärtlichkeit.
+
+_Chitra_
+
+Und das gerade ist ihr größtes Unglück. Das Weib, das nur Weib ist, das
+mit seinem Lächeln, mit seinen Seufzern, und mit zarten Liebkosungen die
+Herzen der Männer einspinnt, ist allein glücklich. Was frommt ihr
+Weisheit und große Taten? Hättest Du die Prinzessin nur gestern sehen
+können, im Hof von Shivas Tempel, der am Waldpfad liegt, Du wärest
+vorübergegangen ohne sie eines Blickes zu würdigen. Bist Du denn
+weiblicher Schönheit so überdrüssig, daß Du in ihr männliche Kraft
+suchst?
+
+Aus grünen Blättern, feucht vom sprühenden Gischt des Wasserfalls, habe
+ich unser Bett zur Mittagsrast bereitet, in nachtdunkler Grotte. Die
+Kühle des weichen grünen Mooses, das dicht den tropfenden Stein bedeckt,
+küßt dort Deine Augen in Schlaf. Laß Dich dorthin geleiten.
+
+_Arjuna_
+
+Nein, heute nicht, Geliebte.
+
+_Chitra_
+
+Warum nicht heute?
+
+_Arjuna_
+
+Ich habe von einer Räuberhorde gehört, die in die Ebene gekommen ist.
+Ich muß gehen meine Waffen bereiten, um die erschreckten Dorfleute zu
+beschützen.
+
+_Chitra_
+
+Du brauchst Dich nicht um sie zu sorgen. Prinzessin Chitra hat starke
+Wächter an den Grenzpässen aufgestellt, ehe sie ihre Pilgerfahrt begann.
+
+_Arjuna_
+
+Nur für kurze Zeit laß mich das Kriegshandwerk eines Kshatriya üben.
+Mit neuem Ruhm will ich diesen müßigen Arm bedecken, damit er Deinem
+Haupt ein würdigeres Kissen sei.
+
+_Chitra_
+
+Doch, wenn ich mich weigere Dich gehen zu lassen, wenn meine Arme Dich
+umwunden halten? Würdest Du Dich roh von mir losreißen und mich
+verlassen? So geh! Aber wisse, daß die Liane -- einmal entzweigebrochen
+-- nie wieder zu einem Ganzen wird. Geh, wenn Dein Durst gestillt ist.
+Doch wenn nicht, denke daran, wie unbeständig die Göttin der Lust ist
+und daß sie nicht wartet auf den Menschen. Bleib noch eine Weile, Herr!
+Sage mir die unruhigen Gedanken, die Dich quälen. Wer nahm heute Deine
+Seele gefangen? War es Chitra?
+
+_Arjuna_
+
+Ja, es ist Chitra. Mich nimmt wunder, um welches Gelübdes willen sie
+auf die Pilgerfahrt gegangen ist. Was mangelt ihr?
+
+_Chitra_
+
+Was ihr mangelt? Ja, hat sie denn je etwas besessen, die Unglückliche?
+Es sind ja ihre eigensten Fähigkeiten, die sie mit Gefängnismauern
+umschließen und ihr Frauenherz in einer kahlen Zelle gefangen halten.
+Verdunkelt ist diese Frau und unerfüllt. Ihre Weibesliebe muß sich mit
+einem Lumpenkleide bescheiden, denn Schönheit blieb ihr versagt. Sie
+gleicht dem Geist eines freudlosen Morgens. Sie sitzt auf steinigem
+Berggipfel und dunkle Wolken haben ihr Licht ausgelöscht. Frag mich
+nicht nach ihrem Leben. Seine Geschichte klingt dem Ohr des Mannes nicht
+lieblich.
+
+_Arjuna_
+
+Ich brenne danach, alles von ihr zu hören. Ich bin wie ein Wanderer, der
+um Mitternacht an eine fremde Stadt kommt. Kuppeln, Türme und
+Gartenbäume sehen verschwommen und schattenhaft aus, und durch die
+Stille des Schlafes tönt hin und wieder das dumpfe Klagen des Meeres.
+Und er harrt sehnsüchtig auf den Morgen, der ihm alle die fremden Wunder
+offenbaren soll. O, erzähle mir ihre Geschichte.
+
+_Chitra_
+
+Was ist da mehr zu erzählen?
+
+_Arjuna_
+
+Meine Einbildung zaubert mir sie vor, wie sie auf weißem Rosse reitet,
+in der Linken die Zügel haltend und in der rechten Hand den Bogen,
+gleich der Liebesgöttin, die frohe Hoffnung spendet. Mit wilder Liebe
+schützt sie ihre säugenden Jungen wie eine wachsame Löwin. Auch des
+Weibes Arme, die nichts anderes als ungefesselte Kraft schmückt, sind
+schön! Mein Herz ist ruhelos, Du Liebliche, wie eine Schlange, die aus
+langem Winterschlaf erwacht. Komm, laß uns miteinander auf schnellen
+Rossen dahineilen, Seite an Seite, wie Zwillingsgestirne, die leuchtend
+den Raum durchmessen. Heraus aus diesem dunklen, grünen, einschläfernden
+Gefängnis, komm hervor unter der feuchten, duftenden, berauschenden
+Decke, die den Atem benimmt!
+
+_Chitra_
+
+Arjuna, sag mir die Wahrheit: wenn ich mich jetzt plötzlich durch
+einen Zauber dieser wollüstigen Weichheit entledigen könnte, diesen
+zarten Schmelz der Schönheit abstreifte, der vor der derben, gesunden
+Berührung der Welt schaudert, und das alles von meinem Körper
+herunterrisse wie geborgtes Gewand -- könntest Du das ertragen? Wenn ich
+mich aufrichte, grade und stark, mit der Kraft eines mutigen Herzens,
+und die Listen und Künste der kriechenden Schwachheit verächtlich von
+mir weise, wenn ich mein Haupt erhebe, wie die hohe, junge Bergtanne,
+und mich nicht länger im Staub winde, wie die Liane, -- werde ich dann
+Gnade finden vor den Augen des Mannes? Nein, nein, Du könntest es nicht
+ertragen. Es ist besser, ich verstreue um mich all die zierlichen
+Spielereien flüchtiger Jugend und warte auf Dich in Geduld. Ist's Dir
+gefällig zurückzukehren, so will ich Dir lächelnd aus dem Becher dieses
+schönen Leibes den Wein der Lust schenken. Hast Du genug davon und bist
+Du müde, so will ich mich demütig und dankbar in den Winkel
+zurückziehen, den man mir gelassen hat. Wie gefiele es Deiner
+Heldenseele, hoffte die Gespielin der Nacht Deine Gefährtin am Tage zu
+sein? Wie, wenn der linke Arm die Last des stolzen rechten mit zu tragen
+lernte?
+
+_Arjuna_
+
+Ich werde Dich niemals richtig erkennen. Eine Göttin, verborgen in
+einem goldenen Heiligenbild scheinst Du mir. Ich kann Dich nicht
+berühren, ich kann Dir Deine unschätzbaren Gaben nicht vergelten. Und so
+bleibt meine Liebe unvollkommen. Aus der rätselhaften Tiefe Deiner
+traurigen Augen, aus Deinen spielerischen Worten, die ihre eigene
+Bedeutung verspotten, erhasche ich manchmal den Schimmer eines Wesens,
+das die schmachtende Anmut seines Körpers vernichten möchte. In der
+reinen Flamme des Leides, verborgen hinter des Lächelns zartem Schleier,
+sehnt es sich wieder zu erstehen. Ein Trugbild, erscheint uns die
+Wahrheit zuerst, in einer Verkleidung tritt sie vor den Geliebten hin.
+Aber es kommt eine Zeit, da sie Schleier und Schmuck abwirft und
+dasteht, bekleidet mit nackter Hoheit. Ich verzehre mich nach diesem
+letzten Du, nach jener einfachsten, wahrsten Klarheit. Was bedeuten die
+Tränen, mein Lieb? Warum verbirgst Du Dein Gesicht in den Händen? Hab
+ich Dir weh getan, mein Liebling? Vergiß, was ich sagte. Ich will mit
+der Gegenwart zufrieden sein. Wie der Vogel Geheimnis aus unsichtbarem,
+dunkelm Nest zu mir kommt, musikerfüllte Botschaft bringend, so komm Du
+zu mir und laß mich jeden Augenblick der Schönheit erleben. Laß mich und
+meine Hoffnung ewig am Ufer der Erfüllung sitzen und so meine Tage
+beschließen.
+
+
+
+
+NEUNTE SZENE
+
+IM WALD
+
+
+_Chitra_
+
+(in einen Mantel gehüllt.)
+
+Mein Herr, hast Du den Becher bis zur Neige geleert? Ist dies wirklich
+das Ende? Nein, wenn alles getan, so bleibt doch noch Eins, mein letztes
+Opfer, das ich zu Deinen Füßen darbringe. Aus dem himmlischen Garten
+brachte ich Blumen von unvergleichlicher Schönheit, Dich zu ehren, Gott
+meines Herzens.
+
+Ich will die Blumen aus dem Tempel hinauswerfen, wenn sie verwelkt sind
+und die heilige Handlung vorüber.
+
+(Sie nimmt ihren Mantel ab und trägt Männerkleidung wie am Anfang.)
+
+Nun laß Deinen Knecht Gnade finden vor Deinen Augen.
+
+Ich bin nicht schön und vollkommen wie die Blumen, mit denen ich Dich
+ehrte. Ich bin voller Schuld und Fehler. Auf der großen Heerstraße der
+Welt bin ich ein Wanderer, meine Kleider sind beschmutzt, und Dornen
+haben meine Füße blutig gerissen. Wie könnte ich schön sein wie die
+Blumen, voll unbefleckter Lieblichkeit, für die kurze Dauer eines
+Augenblicks? Die Gabe, die ich Dir voll Stolz darbringe, ist das Herz
+eines Weibes. Darinnen ist eingeschlossen aller Schmerz und alle Lust,
+alle Hoffnung, alle Furcht, alle Scham einer Erdentochter.
+
+Hier ist der Uranfang der Liebe, von hier aus ringt sie nach
+Unsterblichkeit. Im Herzen des Weibes liegt eine große und erhabene
+Unvollkommenheit. Nun, da die Anbetung der Schönheit vorüber, nimm
+diesen
+
+(auf sich zeigend)
+
+als Deinen Knecht für kommende Tage.
+
+Ich bin Chitra, die Königstochter. Vielleicht erinnerst Du Dich des
+Tages, als in Shivas Tempel ein Weib zu Dir trat, behangen mit Putz und
+Schmuck. Die Schamlose kam und warb um Dich wie ein Mann. Du stießest
+sie zurück, und Du tatest wohl daran. Herr, jenes Weib -- bin ich. Sie
+diente mir als Maske. Damals verlieh mir die göttliche Gnade für ein
+Jahr die strahlendste Gestalt, die je einem Sterblichen wurde. Mit der
+Last jenes Betruges beschwerte ich meines Helden Herz. Dies Weib kann
+ich nicht sein.
+
+Ich bin Chitra. Keine Göttin bin ich, die man anbetet, aber auch nicht
+ein Gegenstand allgemeinen Mitleids, den man achtlos abschüttelt wie ein
+Insekt. Wenn Du mich würdig findest, Dir zur Seite zu stehen, wenn ich
+die großen Pflichten Deines Lebens teilen darf -- dann wirst Du mein
+wahres Wesen erkennen. Wenn Dein Kind, das ich in meinem Schoß nähre,
+ein Sohn sein wird, will ich es lehren, ein zweiter Arjuna zu werden.
+Wenn die Zeit kommt, werde ich ihn zu Dir senden, und Du wirst endlich
+mein eigenstes Ich erkennen. Heute kann ich Dir nur Chitra darbringen,
+die Tochter eines Königs.
+
+_Arjuna_
+
+Geliebte, mein Leben ist vollkommen erfüllt.
+
+ENDE
+
+
+
+
+ANMERKUNGEN
+
+
+Zu Seite:
+
+ 5: _Pandava_ (so für Pandaṟa zu lesen). Das Königsgeschlecht, von
+ dem das Mahābhārata handelt, stammt von _Kuru_ ab; ein Zweig
+ derselben sind die Pāṇḍavas, fünf Brüder (S. 50), zu denen der
+ Held Arjuna gehört. Dieser stammt also auch aus dem Hause der
+ Kurus. (S. 9.)
+
+ 35: _Malati-Hain._ Mālati ist der großblütige Jasmin.
+
+ 38: _Stephali-Blüten_; lies _Sh_ephali. Śephālikā ist der Strauch
+ vitex negundo, dessen Blüten in Vasavadatta Abt. IV mit
+ Zinnoberkügelchen verglichen werden.
+
+ 53: _Kinsuka-Blüte._ Der Kiṃśuka, Butea frondosa, ist ein
+ stattlicher Baum, dessen Zweige im Frühjahr mit großen
+ scharlachroten Schmetterlingsblüten bedeckt sind. Die schöne Blüte
+ ist aber geruchlos.
+
+ 56: _Asoka-Blüten._ Der Aśokabaum, Jonesia Asoka, hat rote Blüten.
+ Er spielt in der indischen Dichtung eine große Rolle. Aśoka
+ bedeutet »Kummerlos.«
+
+ * * * * *
+
+Tagore's Dichtung entspricht nicht dem Sinn der Sage. Er sagt S. 6 von
+Chitrā's Vater: »er hatte sie deshalb stets wie einen Sohn gehalten und
+zu seinem Erben gemacht«. Der Text in Protap Chandra Roys Übersetzung
+lautet: I have duly made her a _Putrikā_. _putrikā_ ist ein juristischer
+Ausdruck und bezeichnet eine Tochter, die mangels eines Sohnes (_putra_)
+die Familie ihres Vaters, nicht ihres Gatten fortpflanzen soll. Für
+letzteren bedeutet also die Eingehung einer solchen Ehe den Verzicht auf
+die Fortpflanzung seiner Familie. Tagore hat dies offenbar nicht gewußt
+und macht daher aus _putrikā_ eine Tochter, die als Sohn (_putra_)
+erzogen wird! Das Epos kennt eine Sage, wo eine Prinzessin für einen
+Prinz ausgegeben und als solcher erzogen wird (die Geschichte von
+_Śikhandin_). Diese Reminiszenz mag sich bei dem Dichter mit dem
+Sagenstoff, auf den er in der Vorrede hinweist, verschmolzen haben.
+
+ * * * * *
+
+Für die Anmerkungen ist die Übersetzerin dem Sanskritisten der Bonner
+Universität, Herrn Geheimrat Prof. Dr. Jacobi, zu Dank verpflichtet.
+
+
+
+
+
+End of the Project Gutenberg EBook of Chitra, by Rabindranath Tagore
+
+*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK CHITRA ***
+
+***** This file should be named 44246-0.txt or 44246-0.zip *****
+This and all associated files of various formats will be found in:
+ http://www.gutenberg.org/4/4/2/4/44246/
+
+Produced by Norbert H. Langkau, Marc-Andre Seekamp and the
+Online Distributed Proofreading Team at http://www.pgdp.net
+
+
+Updated editions will replace the previous one--the old editions
+will be renamed.
+
+Creating the works from public domain print editions means that no
+one owns a United States copyright in these works, so the Foundation
+(and you!) can copy and distribute it in the United States without
+permission and without paying copyright royalties. Special rules,
+set forth in the General Terms of Use part of this license, apply to
+copying and distributing Project Gutenberg-tm electronic works to
+protect the PROJECT GUTENBERG-tm concept and trademark. Project
+Gutenberg is a registered trademark, and may not be used if you
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+research. They may be modified and printed and given away--you may do
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+
+
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+*** START: FULL LICENSE ***
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+
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+things that you can do with most Project Gutenberg-tm electronic works
+even without complying with the full terms of this agreement. See
+paragraph 1.C below. There are a lot of things you can do with Project
+Gutenberg-tm electronic works if you follow the terms of this agreement
+and help preserve free future access to Project Gutenberg-tm electronic
+works. See paragraph 1.E below.
+
+1.C. The Project Gutenberg Literary Archive Foundation ("the Foundation"
+or PGLAF), owns a compilation copyright in the collection of Project
+Gutenberg-tm electronic works. Nearly all the individual works in the
+collection are in the public domain in the United States. If an
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+
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+License terms from this work, or any files containing a part of this
+work or any other work associated with Project Gutenberg-tm.
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+To learn more about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation
+and how your efforts and donations can help, see Sections 3 and 4
+and the Foundation information page at www.gutenberg.org
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+
+Section 3. Information about the Project Gutenberg Literary Archive
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+
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+501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the
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