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diff --git a/37108-h/37108-h.htm b/37108-h/37108-h.htm new file mode 100644 index 0000000..79d83d3 --- /dev/null +++ b/37108-h/37108-h.htm @@ -0,0 +1,2392 @@ +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.0 Strict//EN" +"http://www.w3.org/TR/xhtml1/DTD/xhtml1-strict.dtd"> +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml" lang="de" xml:lang="de"> +<head> +<meta http-equiv="Content-Type" content="text/html;charset=utf-8"/> +<title>Gesänge und Inschriften, by Walt Whitman—A Project Gutenberg eBook</title> +<link rel="coverpage" href="images/title-page.jpg"/> +<style type="text/css"> +<!-- +p +{ + text-align: justify; + text-indent: 1.5em; +} + +p.center, +p.no-indent, +p.drop-cap, +#tnote p, +#tnote-bottom p +{ + text-indent: 0; +} + +h1, +h2, +h3 +{ + text-align: center; + clear: both; + font-weight: normal; +} + +h1 +{ + font-size: x-large; + margin: 1.5em auto; +} + +h2 +{ + font-size: large; + margin: 6em auto 1em auto; +} + +h3 +{ + margin: 1em auto; +} + +a:link, +a:visited +{ + text-decoration: none; +} + +ins +{ + text-decoration: none; + border-bottom: 1px dashed #add8e6; +} + +.gesperrt +{ + letter-spacing: 0.2em; + margin-right: -0.2em; +} + +em.gesperrt +{ + font-style: normal; + font-weight: normal; +} + +.small-caps +{ + font-variant: small-caps; +} + +.center +{ + text-align: center; +} + +.right +{ + text-align: right; +} + +.poetry +{ + text-align: left; +} + +.poetry .stanza +{ + margin: 1.5em 0; +} + +.poetry .line +{ + margin: 0; + padding-left: 2em; + text-indent: -2em; +} + +.poetry .indent4 +{ + margin-left: 2em; +} + +.footnote +{ + width: 90%; + margin: 1.5em 5%; +} + +a[title].pagenum +{ + position: absolute; + right: 3%; +} + +a[title].pagenum:after +{ + content: attr(title); + border: 1px solid silver; + display: inline; + font-size: x-small; + text-align: right; + color: #808080; + background-color: inherit; + font-style: normal; + padding: 1px 4px 1px 4px; + font-variant: normal; + font-weight: normal; + text-decoration: none; + text-indent: 0; + letter-spacing: 0; +} + +p.drop-cap:first-letter +{ + float: left; + font-size: 2.5em; + margin: -0.2em 0.1em -0.1em 0; +} + +#tnote, +#tnote-bottom +{ + max-width: 95%; + border: 1px dashed #808080; + background-color: #fafafa; + text-align: justify; + padding: 0 0.75em; + margin: 6em auto; +} + +#toc +{ + margin: auto; +} + +#toc .right +{ + padding-left: 3em; +} + +#corrections +{ + list-style-type: none; + margin: 0; + padding: 0; +} + +#corrections li +{ + margin: 0.5em 0.25em; +} + +#corrections .correction +{ + text-decoration: underline; +} + +@page +{ + margin: 0.25em; +} + +@media screen +{ + body + { + width: 80%; + max-width: 40em; + margin: auto; + } + + p + { + margin: 0.75em auto; + } + + #tnote + { + max-width: 26em; + } + + #tnote-bottom + { + max-width: 28em; + } + + .page-break + { + margin-top: 8em; + } +} + +@media screen, print +{ + .poetry + { + margin-left: 3em; + } +} + +@media print, handheld +{ + p + { + margin: 0; + } + + #tnote, + #tnote-bottom + { + background-color: white; + border: none; + width: 100%; + } + + #tnote p, + #tnote-bottom p + { + margin: 0.25em 0; + } + + #tnote .screen, + .pagenum + { + display: none; + } + + ins + { + border: none; + } + + a:link, + a:visited + { + color: black; + } + + #tnote, + #tnote-bottom, + h2, + .page-break + { + page-break-before: always; + } + + h3 + { + page-break-after: avoid; + } + + #tnote-bottom + { + page-break-after: always; + } +} + +@media handheld +{ + body + { + margin: 0; + padding: 0; + width: 95%; + } + + h3 + { + margin: 0.5em auto; + } + + .poetry .stanza + { + margin: 0.75em 0; + } + + .gesperrt + { + letter-spacing: 0; + margin-right: 0; + } + + em.gesperrt + { + font-style: italic; + } + + #corrections li + { + margin: 0; + } +} +--> +</style> +<!--[if lt IE 8]> +<style type="text/css"> +a[title].pagenum +{ + position: static; +} +</style> +<![endif]--> +</head> +<body> + + +<pre> + +The Project Gutenberg EBook of Gesänge und Inschriften, by Walt Whitman + +This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with +almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or +re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included +with this eBook or online at www.gutenberg.org + + +Title: Gesänge und Inschriften + +Author: Walt Whitman + +Translator: Gustav Landauer + +Release Date: August 16, 2011 [EBook #37108] + +Language: German + +Character set encoding: UTF-8 + +*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK GESÄNGE UND INSCHRIFTEN *** + + + + +Produced by Jana Srna and the Online Distributed +Proofreading Team at http://www.pgdp.net (This file was +produced from images generously made available by The +Internet Archive/American Libraries.) + + + + + + +</pre> + + + +<div id="tnote"> +<p class="center"><b>Anmerkungen zur Transkription:</b></p> +<p>Schreibweise und Interpunktion des Originaltextes wurden +übernommen; lediglich offensichtliche Druckfehler wurden +korrigiert. <span class="screen">Änderungen sind im Text +<ins title="so wie hier">so gekennzeichnet</ins>. Der +Originaltext erscheint beim Überfahren mit der Maus.</span> +Eine <a href="#tn-bottom">Liste der vorgenommenen Änderungen</a> +findet sich am Ende des Textes.</p> +<p>Das <a href="#Page_62">Inhaltsverzeichnis</a> befindet sich am +Ende des Buches.</p> +</div> + +<div class="page-break" style="text-align: right;"> +<img src="images/logo.png" width="100" height="100" alt=""/> +</div> + +<p class="center page-break">WALT WHITMAN</p> + +<h1>GESÄNGE UND INSCHRIFTEN</h1> + +<p class="center" style="line-height: 1.6em;"><small>ÜBERTRAGEN<br/> +VON</small><br/> +GUSTAV LANDAUER</p> + +<p class="center" style="margin-top: 6em; line-height: 1.4em;">KURT WOLFF VERLAG MÜNCHEN<br/> +1921</p> + +<h2><a class="pagenum" name="Page_5" title="5"> </a>WALT <ins title="WHITMANN">WHITMAN</ins></h2> + +<p class="drop-cap"><span class="small-caps">Die</span> Gestalt des Dichters Walt Whitman und alles was +er geschrieben hat mutet an, als ob Amerika, die Vereinigten +Staaten, auf die Goetheworte: »Amerika, du hast +es besser, Als unser alter Kontinent, der alte; Hast keine +verfallenen Schlösser, Und keine Basalte!« ein lautes: Ja, +ja, ja, so ist es! hätten über die See herüberrufen wollen. +Hat doch Whitman selbst oft genug von sämtlichen Dichtern +der Veruneinigten Staaten Europas, übrigens in Worten +größten Respektes, gesagt, daß sie der Vergangenheit und +dem Zeitalter des Feudalismus angehören, mit Ausnahme +des einen Goethe, der seine besondere Stellung dadurch +hat, daß er ein König ohne Land, ein Dichter ohne Nation +ist. Amerika ist für Walt Whitman das Reich der Zukunft, +der noch nicht fertigen, sondern erst zusammenwachsenden, +anschießenden Volksgemeinschaft.</p> + +<p>Es wäre nüchterne Kleinlichkeit, vielleicht auch so etwas +wie politische Eifersucht, wollte man dem Dichter einwenden, +solcher Standpunkt zeuge doch von gefährlichem, übertriebenem +Hochmut. Denn um Whitmans Selbstgefühl, +das er von sich und seinem Volke hat, zu verstehen, muß +man die Art Politik beiseite lassen; die wohnt etliche Stockwerke +tiefer als solche Kulturbetrachtung aus der Höhe +der wollenden Dichterphantasie. Whitman hat – wiewohl +er es nicht gerade so ausdrückt – von seinem Volke +das Gefühl, daß es ein neuer Beginn ist, frische, aus Völkermischung +entstandene Barbaren, die einen Abschnitt in die +Geschichte bringen. Man denke daran, wie die Germanen, +schon zu den Zeiten des Arminius, der sogar seinen Namen +<a class="pagenum" name="Page_6" title="6"> </a> +von der römischen gens Arminia genommen hat – wie +hieß er in Wahrheit? Gewiß nicht Hermann, aber vielleicht +Sigfrid? –, wie diese Germanen vielfach vertraut waren +mit der großen griechisch-römischen Kultur, und wie sie +doch, zumal als der neue Mythos, das Christentum, über +sie gekommen war, mit einer ganz neuen, primitiver scheinenden +Kultur anheben mußten. So sind für Whitman, +der in sich selbst die große, wilde, durch keinerlei Konvention +gebrochene Natur fühlt, die Amerikaner ein eben +erst werdendes neues Volk, Barbaren und Beginnende: und +den neuen, großen Glauben, die neue Kunst, die allem +großen Volke vorleuchten muß, will er selbst ihnen schaffen +helfen. Sein Selbstgefühl ist viel mehr ein Gefühl seines +Volks als seiner selbst; man darf sich durch das mystische +»Myself« (Ich) seiner Verse nicht irre machen lassen; er +hat es ganz klar empfunden und gesagt, daß er nur ein +erster, kleiner Beginn ist, ein früher Vorläufer eines amerikanisch-perikleischen +Zeitalters. Und er hat überdies immer +gemeint, daß Amerika nur den besonderen Beruf hat, ein +paar Schritte voraus zu sein, daß aber alle Völker der Erde +den nämlichen Weg gehen werden.</p> + +<p>Welchen Weg? Er sagt ihn uns in seinen »Trommelschlägen«, +die er während des Krieges ertönen ließ:</p> + +<div class="poetry"> +<div class="stanza"> +<div class="line">Seid nicht verzagt, Empfindung wird den Weg zur Freiheit bahnen jetzt;<br/></div> +<div class="line">Die sich lieben untereinander, sollen die Unbesieglichen werden.<br/></div> +<div class="line">… Dachtet ihr, Advokaten schüfen euch den Zusammenhalt?<br/></div> +<div class="line">Oder Verträge auf einem Papier? oder die Waffen?<br/></div> +<div class="line">Nein fürwahr, so ist weder die Welt, noch irgendein lebendes Ding zusammengewachsen.<br/></div> +</div> +</div> + +<p><a class="pagenum" name="Page_7" title="7"> </a>Seine »Demokratie« ist ein freies Volk tätiger Menschen, +die alle Hemmnisse des Kastengeistes hinter sich gelassen, +alle Gespinste überjährter Vergangenheit durchbrochen +haben; jeder auf seiner Scholle oder in seinem Handwerk, +an seiner Maschine, ein Mann für sich selbst. Whitman +vereint gleich Proudhon, mit dem er in vielem geistig verbunden +ist, konservativen und revolutionären Geist, Individualismus +und Sozialismus. Die Liebe aber zwischen den +Menschen, die noch notwendig dazu kommen muß, ist nach +seiner Lehre, für sein Künstlergefühl, keine vage, im allgemeinen +verschwimmende Menschenliebe; sie soll vielmehr, +wie die Liebe, die die Familie gegründet hat, vom +Geiste der Ausschließlichkeit beseelt sein, sie soll bestimmte +Menschen, Männer mit Männern, Frauen mit Frauen und +natürlich auch Männer mit Frauen zu neuen sozialen +Gruppen zusammenschließen. Das ist der Zusammenhang, +in dem die Kameradschaft, der Whitmans schönste und +innigste Gedichte gelten, mit all seinen Träumen von neuen +Lebens- und Volksgestalten steht. Es ist vergebliches Bemühen +modischer Pseudowissenschaft, in diesen Kameradschaftsgefühlen +irgend etwas Perverses oder Pathologisches +oder gar Degeneriertes finden zu wollen. Wir müssen +wieder lernen, daß starke Männer und starke Zeiten sentimental +sind; und daß schwächliche Zeiten und Generationen +es sind, die sich scheuen, sich rückhaltlos und inbrünstig +ihren Gefühlen, für das geliebte Weib, oder den +innig geliebten Freund, oder das Meer und die Landschaft +und das Weltall hinzugeben. Whitman war diese kosmische +Liebe und dieser Überschwang des Gefühls zu eigen; +und nur aus diesem Chaos und Abgrund der Innigkeit +kann, so ist sein Glaube, sein neues Volk erstehen. Auch +hier, ohne daß er je auf Parallelen aus ist oder nur an sie +<a class="pagenum" name="Page_8" title="8"> </a> +denkt, deutliche Anklänge an die Geisteswelt des Künstlervolkes, +der Griechen, und an ihre gesellschaftlichen Einrichtungen +und Gewöhnungen. Eine besondere Richtung +des Empfindens hat Whitman gehabt; daraus auf eine besondere +Veranlagung seiner Natur zu schließen, sei solchen +überlassen, die sich auf einer Zwischenstufe der Wissenschaft +befinden.</p> + +<p>Der besonderen Natur jeder gestaltenden Phantasie entspricht +es, daß in allem Gefühl und in allem Geformten die +Erotik lebt. Hätte Whitman so wie Faust das Evangelium +Johannis zu übersetzen unternommen, sein erster Satz hätte +wohl lauten müssen: »Im Anfang war das Gefühl.« Er betont +das Gefühl und damit die Poesie als den Anfang alles +Lebens und alles Volkes aber auch ganz bewußt, weil er +weiß, von welcher Seite her den Amerikanern die Gefahr +droht: »Was der amerikanischen Bevölkerung am gefährlichsten +ist,« sagt er, »das ist ein Übermaß von Wohlstand, +»Geschäft«, Weltlichkeit, Materialismus; was am meisten +fehlt … das ist ein warmes und glühendes Volksgefühl, +das alle Teile zu einem Ganzen vereinigen würde. Wer +anders als eine Schar erhabenster Dichter kann jene Gefahr +in Zukunft abwehren, diesen Mangel ausfüllen?« Nur ein +großes Volk, meint er, kann große Dichter haben; aber +vorher muß die Poesie es sein, die das große Volk gestaltet, +»künstlerischen Charakter, Geistigkeit und Würde« ihm +verleiht.</p> + +<p>Der Dichter also, der Walt Whitman in seinem Gefühl +von sich selbst und seiner Aufgabe sein will, ist Priester, +Prophet, Schöpfer. Daß er außerordentliche Gewalt auf +sein Volk und die geistige Macht seines Volkes – und +derer, die in fremden Völkern als einzelne zu seinem Volke +gehören – ausgeübt hat und weiter übt, ist sicher. Wie +<a class="pagenum" name="Page_9" title="9"> </a> +die Geschichte weiter geht, ob sein kühnstes Verkünden +so Wirklichkeit wird, wie Phantasie und Wollen sich irgend +erfüllen können, indem sie eine Wirklichkeit, die nicht +genau gerade so aussieht, räumlich schaffen helfen, das +kann keiner heute sagen. Aber das ist gewiß, daß er Amerikas +größter Dichter und ein innig starker Lyriker für uns +alle ist; und daß er der Lyrik eine neue Form und ein ungeheures +neues Stoffgebiet – alle Tatsächlichkeiten der körperlichen +und geistigen Welt – gegeben hat.</p> + +<div class="poetry"> +<div class="stanza"> +<div class="line">Ich glaube, ein Grashalm ist nichts Geringeres, als das Tagwerk der Sterne.<br/></div> +</div> +</div> + +<p>In diesem Sinne hat er sein erstes Gedichtbuch (1855) +»Grashalme« genannt und hat dann im Lauf von mehr als +dreißig Jahren sein ganzes dichterisches Werk in immer +neuen Auflagen in dieses Buch, sein Buch, das er selbst +ist, eingefügt.</p> + +<p>Whitman, geboren am 31. Mai 1819 als Sohn eines +Zimmermanns und Hausbauers im Staate New York, hat +einen typisch amerikanischen Lebenslauf gehabt, bis recht +spät der Dichter aus ihm herausbrach; er besuchte die +Volksschule, war eine Art Laufbursche erst bei einem +Rechtsanwalt, dann einem Arzt, wurde Setzerlehrling und, +im Alter von neunzehn Jahren, Dorfschullehrer. Dann +gründet er ein Wochenblatt, reist als Setzer und Journalist +vielfach im Lande hin und her und wird schließlich +Zimmermann wie sein Vater in Brooklyn. Vorher hatte er +vielerlei Aufsätze, auch kleine und größere Novellen veröffentlicht. +Während er Zimmermann war – aber nicht +gerade durch die körperliche Arbeit, sondern durch die +Muße; man beklagte sich wohl in der Familie über sein +vieles Spazierengehen und Herumliegen – kam das Neue +<a class="pagenum" name="Page_10" title="10"> </a> +über ihn: auf einmal und zugleich der neue Geist, die neue +Form, und mit dem Unendlichkeitsgefühl auch der Unendlichkeitsstoff. +Später, während des Krieges, ist er drei Jahre +lang freiwilliger Krankenpfleger, wobei er den Kranken +durch sein Geplauder und durch sein teilnahmsvolles +schweigendes Bei-ihnen-Sitzen, durch seine Liebe und die +suggestive Kraft seiner Person – alle seine Bilder zeigen, +daß die Innigkeit, die Versunkenheit und die Mitteilsamkeit +seines Wesens sich auch in seiner Leiblichkeit gestaltet +hatte – am meisten Gutes tat. Eine Zeitlang bekleidete er +dann einen untergeordneten Posten in einem Ministerium, +wobei er der Maßreglung um seiner Gedichte willen nicht +entging; 1873 erlitt er den ersten Schlaganfall, war aber +noch lange in starker geistiger Kraft tätig; lebte von den +Erträgnissen seiner Schriften und Unterstützungen des +Kreises, der sich mehr und mehr an ihn schloß; in Camden, +New Jersey, ist er am 26. März 1892 gestorben.</p> + +<p>Im Alter von über dreißig Jahren also ist Whitman zu +seiner Dichterkraft gekommen; was er vorher geschrieben, +hat kaum eine Beziehung zu dem Wesen, das nun herauskam. +Einer, der langsam reift und über den es dann noch +mit vehementer Plötzlichkeit kommt, ist er. Das Vorwort, +das er 1855 seinem Buche mitgab, vereinigte die Reife des +Mannes, der wie eingewachsen auf seinem Platze steht, mit +der blutjungen Hingerissenheit des Beginnenden. »Der +reichste Mann ist der, der aller Pracht, die er sieht, Gleichartiges +aus dem größeren Vorrat seines eigenen Selbst entgegenstellt.« +Das ist seine erste Entdeckung, zu der erst +später Einflüsse von Fichte und Hegel gekommen sind, +während, wie Bertz in einem übrigens ungenießbaren Buch +richtig zeigt, Emerson schon damals eingewirkt hat: daß +der Mensch in seinem Ich, in seiner Geistigkeit die ganze +<a class="pagenum" name="Page_11" title="11"> </a> +Welt trägt, daß die Welt nur eine unendliche Fülle von +Mikrokosmen ist, eine Pluralität und Unzähligkeit von +»Identitäten«, von selbstbewußten Kreuzungspunkten der +Weltenströme. Was er also den Amerikanern als Religion +des Geist- und Universalgefühls bringt, ist eine neue Form +der ewigen Lehre der Philosophen und Mystiker von Indien +über die christliche Mystik zu den Magikern der Renaissancezeit +und weiter über Berkeley und Fichte bis in unsere Tage: +der heute sogenannte Monismus dagegen hat nur schwache +Ähnlichkeit mit dieser Erkenntnis. Am meisten Verwandtschaft +hat Whitmans Lehre noch mit dem nicht entsagungsvollen, +sondern freudig dem vollen Leben zugewandten +magischen Pantheismus, wie er sich in der Renaissance von +Nicolaus Cusanus her bei Paracelsus, Agrippa von Nettesheim +und ähnlichen Geistern gebildet hatte. Der viele +Aberglaube bei diesen darf unsere Vergleichung nicht +stören; das war ihre gerade erst von ihnen geschaffene +Natur»wissenschaft«, wie Whitman in unserer Natur»wissenschaft« +und Technik schwelgt. Ja, sogar in der +Form findet man bei jenen Magiern der Renaissance – die +Whitman kaum gekannt haben wird – Verwandtes; so +hat Agrippa von Nettesheim ein gewaltiges Motto zu seinem +Buch »Von der Eitelkeit der Wissenschaften«<a name="FNanchor_1" href="#Footnote_1" class="fnanchor">(1)</a>, das nach +Geist und Form völlig whitmanisch ist. Ich führe es +hier an:</p> + +<div class="poetry"> +<div class="stanza"> +<div class="line">Unter Göttern bleibt keiner ungezaust von Momus.<br/></div> +<div class="line">Unter Heroen jagt nach jedweden Ungeheuern Herkules.<br/></div> +<div class="line">Unter Dämonen wütet der König der Unterwelt Pluton gegen alle Schatten.<br/></div> +<a class="pagenum" name="Page_12" title="12"> </a><div class="line">Unter Philosophen lacht über alles Demokritus.<br/></div> +<div class="line">Dagegen weint über das Ganze Heraklitus.<br/></div> +<div class="line">Nichts weiß von gar nichts Pyrrhon.<br/></div> +<div class="line">Und alles zu wissen dünkt sich Aristoteles.<br/></div> +<div class="line">Verächter des Ganzen ist Diogenes.<br/></div> +<div class="line">Von all dem nichts fehlt hier Agrippa. (Whitmans Myself, Ich.)<br/></div> +<div class="line">Verachtet, weiß, weiß nicht, weint, lacht, wütet, jagt, zaust alles.<br/></div> +<div class="line">Selbst Philosoph, Dämon, Heros, Gott und die ganze Welt.<br/></div> +</div> +</div> + +<div class="footnote"> +<p><a name="Footnote_1" href="#FNanchor_1" class="label">(1)</a> +In zwei Bänden bei Georg Müller, München deutsch erschienen, +von Fritz Mauthner neu herausgegeben. +</p> +</div> + +<p>Aber auch mit uralten indischen Gedichten berührt sich +Whitman aufs engste, die ja durchaus nicht alle mit dem +Gefühl, daß das Ich eine Weltidentität sei, den Pessimismus +oder die Weltflucht verbanden; wie man denn in Amerika +gleich sagte, diese Gedichte Whitmans seien wie ein Konglomerat +aus der »Bhagavad-Gita« und dem »New York +Herald«. Das war sehr witzig, aber sehr falsch, denn die +»Bhagavad-Gita« enthält das, was man da den »New York +Herald« nennt, nämlich die kataloghafte Aufzählung der +konkreten Tatsächlichkeiten der ganzen Welt, schon völlig +selbst in sich, und die Dinge, die das indische Gedicht aufzählt, +um ein Bild von der unendlichen Mannigfaltigkeit +zu geben, waren einmal ebenso modern, wie die Welt der +Technik, der Natur und Kultur, die Whitman in seine +Gedichte aufnimmt.</p> + +<p>Nichts drängt sich beim Lesen dieser Gedichte so auf, +wie das Gefühl der Unmittelbarkeit, der gänzlichen Abwesenheit +der literarischen Reminiszenz oder irgendwelchen +Alexandrinismus. Obwohl Whitman viel gelesen hat, war +er doch gar kein Leser und Zusammenleser, nahm nur das +in sich auf, was schon vorher in ihm war. Darum ist es +<a class="pagenum" name="Page_13" title="13"> </a> +so überaus wahr, was er in seinen »Grashalmen« dem Leser +als Abschiedswort sagt:</p> + +<div class="poetry"> +<div class="stanza"> +<div class="line">Camerado, dies ist kein Buch,<br/></div> +<div class="line">Wer dies berührt, berührt einen Menschen …<br/></div> +</div> +</div> + +<p>Wie jeder echte Künstler hat auch Whitman die volle +Bewußtheit seines Schaffens, und das Beste, was ästhetisch-kritisch +über ihn zu sagen ist, sagt er uns selbst. Das Bezeichnende +an seiner Poesie ist ihre »suggestiveness«; ihre +Suggestivkraft, in der er, wie ein Dirigent eines Orchesters +nicht fürs Ohr, sondern fürs Auge, immer neues Gestaltengewoge +vor uns hinschweben läßt, uns die »Atmosphäre +des Themas oder Gedankens« gibt, in der dann unser +eigenes Erleben weiter dahinfliegt. Er ist ein Dichter von +ganz ungemeiner Sinnlichkeit und Gegenständlichkeit; er +scheint nur mit den Sinnen gedacht zu haben; auch seine +ganz im inneren Erlebnis versunkenen Abstraktionen bewahren +diesen konkreten Charakter. Auch wenn er das +Unsagbare sagen will, und wenn er sagen, fast stammeln +will, daß es unsäglich ist, schreit er wie aus tiefster Besinnung +zum Beginn des Gedichts etwa auf:</p> + +<div class="poetry"> +<div class="stanza"> +<div class="line">Das da ist in mir – ich weiß nicht, was es ist – doch ich weiß, es ist in mir<br/></div> +</div> +</div> + +<p class="no-indent">und schafft uns dadurch sofort die Stimmung des leibhaftigen +Erlebens.</p> + +<p>Daß übrigens die konkrete Aufzählung einzelner Wirklichkeiten, +die zu einem Ganzen gehören, selbst ohne Ausdruck +der Empfindung des Miterlebenden, wenn die angeführten +Tatsächlichkeiten nur von starker Sinnfälligkeit +erfüllt sind, wie ein Gedicht wirken kann, möchte ich an +einem Beispiel zeigen, mit dem ich schon ab und zu Freunde +hineingelegt habe. Wie mancher möchte das folgende für +<a class="pagenum" name="Page_14" title="14"> </a> +ein Gedicht Whitmans halten, das etwa den Titel »Nacht +im Feldlager« führen könnte:</p> + +<div class="poetry"> +<div class="stanza"> +<div class="line">Werda! der Schildwache vorm Zelt.<br/></div> +<div class="line">Werda! der Infanterieposten.<br/></div> +<div class="line">Werda! wenn die Runde kam.<br/></div> +<div class="line">Hin- und Wiedergehen der Schildwache.<br/></div> +<div class="line">Geklapper des Säbels auf dem Sporn.<br/></div> +<div class="line">Bellen der Hunde fern.<br/></div> +<div class="line">Knurren der Hunde nahe.<br/></div> +<div class="line">Krähen der Hähne.<br/></div> +<div class="line">Scharren der Pferde.<br/></div> +<div class="line">Schnauben der Pferde.<br/></div> +<div class="line">Häckerlingschneiden.<br/></div> +<div class="line">Singen, Diskurrieren und Zanken der Leute.<br/></div> +<div class="line">Kanonendonner.<br/></div> +<div class="line">Brüllen des Rindviehs.<br/></div> +<div class="line">Schreien der Maulesel.<br/></div> +</div> +</div> + +<p class="no-indent">So, in scheinbare Verse abgeteilt findet sich das bei Goethe. +Sind aber keine Verse, sondern ein Versuch, bei Gelegenheit +der Belagerung von Mainz, »die mannigfaltigen fern und nah +erregten Töne« »genau zu unterscheiden« und aufzuzeichnen. +Ich kenne manches »impressionistische« »Gedicht« manches +Modernen, das schlechter ist als dieser Tönekatalog Goethes.</p> + +<p>Daher, daß sein poetisches Empfinden, sein rhythmisches +Verklären und sein Wahrnehmen immer beieinander sind, +daher kommt es, daß es nichts in der Welt gibt, was sich +unter Whitmans Hand nicht zu Dichterischem wandelt, daß +er auch ganz und gar nicht auf die literarisch überlieferte +Mustertafel der Gleichnisse angewiesen ist, sondern ihm in +einer wahrhaft homerischen Fülle Neues und Ungewohntes +zum Bilde wird. Ist aber dieses Beisammenwohnen des +<a class="pagenum" name="Page_15" title="15"> </a> +Sehens und des Empfindens, des Denkens mit allen Gegenständen +der Welt nicht dasselbe, was er aus den Menschen +herausholen will: Liebe?</p> + +<div class="poetry"> +<div class="stanza"> +<div class="line">Denn wer hundert Meter ohne Liebe wandelt, der wandelt in seinem Totenhemd mit seinem eignen Begräbnis.<br/></div> +</div> +</div> + +<p>Die Form Whitmans, die so wenig improvisierte Begeisterungsrede +ist, wie ein impressionistisches Bild, das den +Eindruck der Augenblicklichkeit schafft, mit ein paar Pinselhieben +hingeworfen wird, ist ein streng rhythmisches Gefüge, +das aber nur das Gesetz des Tempos anerkennt, im +übrigen sich durch keine Traditionen der Poetik binden +läßt. Das Chaotische und Massenhafte, das nicht objektiv +gebändigt dargestellt werden sollte, sondern in aller Gegenständlichkeit +immer ein Erleben der Empfindung, ein Ausfluß +der Subjektivität ist, hat zu dieser Form geführt, die +wie ein gewaltig fortreißendes Heraussprechen und Herausbrechen +aus einem Erleben wirkt, das mehr als ein schmales, +isoliertes Menschen-Ich ist, das vielmehr alles, was draußen +vorgefunden wird, aus der eigenen Universalität herausgeholt +zu haben scheint.</p> + +<p>Eines Tages, in der Zeit, als er die Kriegsverwundeten +pflegte, schrieb Whitman in sein Tagebuch: »Es ist seltsam: +solange ich bei den entsetzlichsten Szenen zugegen bin, +Sterben, Operationen, ekelhafte Wunden (vielleicht voller +Maden), bleibe ich ruhig und fest und energisch, wenn auch +mein Mitgefühl sehr erregt ist; aber oft, stundenlang nachher, +vielleicht wenn ich zu Hause bin oder allein spazieren +gehe, wird es mir schlecht, und ich zittere tatsächlich, wenn +ich mich an den bestimmten Fall wieder erinnere.« Das +hat er nur so aufgeschrieben, um die Tatsache zu verzeichnen; +es ist ihm nichts dabei eingefallen, was die +<a class="pagenum" name="Page_16" title="16"> </a> +Tatsache zum Sinnbild gemacht hätte. Aber es kann einem +dabei seine ganze Natur und die ganze und besondere +Größe seines Dichtertums aufgehen. Denn daß die Erlebnisse, +wenn sie schon vorbei sind, auf einmal mit verstärkter +Wucht wiederkehren, daß die Erinnerungen mit der vollen +Kraft des Erlebens auf ihn einstürmen, das ist ein Zeichen +seiner manchmal bis ins Visionäre gesteigerten Phantasie, +ebenso wie sein Verhalten in der Mitte des Geschehnisses +von seiner unverbrüchlichen Sachlichkeit, seiner geborenen +Tapferkeit, seiner beherrschten Menschenliebe Kunde gibt.</p> + +<h2><a class="pagenum" name="Page_17" title="17"> </a>DAS SELBST SING ICH</h2> + +<div class="poetry"> +<div class="stanza"> +<div class="line"><em class="gesperrt">Das Selbst</em> sing ich, schlechtweg den Einzelmenschen,<br/></div> +<div class="line">Doch äußere dazu das Wort Demokratisch, das Wort En- masse.<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">Physiologie sing ich von Kopf zu Fuß,<br/></div> +<div class="line">Nicht Physiognomie noch Hirn allein ist würdig der Muse, falls völlige Form die würdigste ist,<br/></div> +<div class="line">Das Weibliche sing ich gleichen Rangs mit dem Männlichen.<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">Weiten des Lebens, Gluten, Drang und Macht,<br/></div> +<div class="line">Freudig um freieste Tat, erstanden aus Gottesrecht,<br/></div> +<div class="line">Den modernen Menschen sing ich.<br/></div> +</div> +</div> + +<h2><a class="pagenum" name="Page_18" title="18"> </a>ALS ICH SCHWEIGEND BRÜTETE</h2> + +<div class="poetry"> +<div class="stanza"> +<div class="line">Als ich schweigend brütete,<br/></div> +<div class="line">Von meinen Gedichten nicht loskam, erwägend, verweilend,<br/></div> +<div class="line">Erhob sich vor mir ein Gespenst unheimlichen Anblicks,<br/></div> +<div class="line">Furchtbar in Schönheit, Alter und Macht,<br/></div> +<div class="line">Geist von Dichtern alter Lande,<br/></div> +<div class="line">Als werfe es auf mich seine Augen wie Flamme,<br/></div> +<div class="line">Und mit dem Finger auf viele unsterbliche Dichtungen deutend,<br/></div> +<div class="line">Und drohender Stimme <em class="gesperrt">Was singst du?</em> sprach es,<br/></div> +<div class="line"><em class="gesperrt">Weißt du nicht, daß es für Sänger, die dauern, ein Thema nur gibt?</em><br/></div> +<div class="line"><em class="gesperrt">Und das ist das Thema des Kriegs, das Glück der Schlachten,</em><br/></div> +<div class="line"><em class="gesperrt">Die Zeugung vollkommner Soldaten.</em><br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line"><em class="gesperrt">Sei's drum</em>, gab ich zur Antwort,<br/></div> +<div class="line"><em class="gesperrt">Ich, hoffärtger Schatten, singe auch Krieg, längern und größern, als je einer war,</em><br/></div> +<div class="line"><em class="gesperrt">Angehoben in meinem Buch mit wechselndem Glück,</em><br/></div> +<div class="line"><em class="gesperrt">Mit Flucht, Vormarsch und Rückzug, vertagtem und schwankendem Sieg,</em><br/></div> +<div class="line"><em class="gesperrt">(Sicherm doch, dünkt mich, oder so gut wie sicherm, am Ende,) das Schlachtfeld die Welt,</em><br/></div> +<div class="line"><em class="gesperrt">Um Leben und Tod, um den LEIB und um die ewige SEELE,</em><br/></div> +<div class="line"><em class="gesperrt">Siehe, auch ich bin gekommen im Singen des Schlachtgesangs,</em><br/></div> +<div class="line"><em class="gesperrt">Ich vor allem bringe tapfre Soldaten hervor.</em><br/></div> +</div> +</div> + +<h2><a class="pagenum" name="Page_19" title="19"> </a>IN ENGEN SCHIFFEN ZUR SEE</h2> + +<div class="poetry"> +<div class="stanza"> +<div class="line">In engen Schiffen zur See,<br/></div> +<div class="line">Endloses Blau ringsum gedehnt,<br/></div> +<div class="line">Mit pfeifenden Winden, Musik der Wogen, breiter, herrischer Wogen,<br/></div> +<div class="line">Oder einsam winziges Boot, Boje auf weiten Gewässern,<br/></div> +<div class="line">Das froh, vertrauend, weiße Segel spreitend,<br/></div> +<div class="line">Den Äther spaltet im Schaum und Glitzern des Tags, oder unter wechselnden Sternen zur Nacht,<br/></div> +<div class="line">Von Matrosen, jungen und alten, wie's kommt, sei ich, Nachklang vom Land, gelesen,<br/></div> +<div class="line">In voller Beziehung endlich.<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line"><em class="gesperrt">Hier sind unsre Gedanken, Seefahrergedanken,</em><br/></div> +<div class="line"><em class="gesperrt">Hier liegt nicht Land bloß, Festland vor</em>, mag dann ihre Rede gehen,<br/></div> +<div class="line"><em class="gesperrt">Der Himmel wölbt sich hier, wir spüren das wogende Deck untern Füßen,</em><br/></div> +<div class="line"><em class="gesperrt">Wir spüren das lange Pulsieren, Ebbe und Flut endloser Regung,</em><br/></div> +<div class="line"><em class="gesperrt">Die Töne des niegesehen Geheimen, die weiten schweifenden Zeichen und Reize der Salzwelt, die flüssigen Laute und Silben,</em><br/></div> +<div class="line"><em class="gesperrt">Der Duft, das leise Knarren des Tauwerks, das Maß der Schwermut,</em><br/></div> +<div class="line"><em class="gesperrt">Ohne Grenzen die Sicht, weit und verdämmernd der Horizont, alles ist hier,</em><br/></div> +<div class="line"><em class="gesperrt">Und das ist Meeresgedicht.</em><br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">Dann wanke nicht, mein Buch, erfülle dein Geschick,<br/></div> +<div class="line">Du nicht ein Nachklang nur des Lands allein,<br/></div> +<a class="pagenum" name="Page_20" title="20"> </a><div class="line">Du auch wie ein einsam winziges Boot, das den Äther spaltet, unbekannter Bestimmung, doch immer vertrauend.<br/></div> +<div class="line">Genosse jeglichen Schiffs, das fährt, fahr zu!<br/></div> +<div class="line">Bring ihnen meine Liebe gefaltet (liebe Matrosen, ich falte sie hier in jedes Blatt für euch;)<br/></div> +<div class="line">Spute dich, Buch! spreite weiß deine Segel, mein Kahn, dwars durch die herrischen Wogen,<br/></div> +<div class="line">Sing zu, fahr zu, trag über das endlose Blau von mir zu jedem Meer<br/></div> +<div class="line">Diesen Sang für Matrosen und all ihre Schiffe.<br/></div> +</div> +</div> + +<h2><a class="pagenum" name="Page_21" title="21"> </a>AN FREMDE LANDE</h2> + +<div class="poetry"> +<div class="stanza"> +<div class="line">Ich höre, ihr suchet etwas, um diesen Knoten zu lösen, die Neue Welt,<br/></div> +<div class="line">Und Amerika zu erklären, seine athletische Demokratie,<br/></div> +<div class="line">Also nehmt hier meine Gedichte, daß sie euch zeigen, was ihr begehrt.<br/></div> +</div> +</div> + +<h2><a class="pagenum" name="Page_22" title="22"> </a>AN EINEN HISTORIKER</h2> + +<div class="poetry"> +<div class="stanza"> +<div class="line">Du, der Geschwundenes feiert,<br/></div> +<div class="line">Der das Äußre erforscht hat, die Oberflächen der Rassen, des Lebens, das sich zur Schau gestellt hat,<br/></div> +<div class="line">Der vom Menschen gehandelt hat als Geschöpf von Politik, Gemengen, Herrschern und Priestern,<br/></div> +<div class="line">Ich, Sasse der <ins title="Alleghanyberge">Alleghenyberge</ins>, der von ihm handelt, wie er an sich ist im eigenen Recht,<br/></div> +<div class="line">Den Puls des Lebens drückend, das sich selten zur Schau gestellt hat (die große Pracht des Menschen in sich),<br/></div> +<div class="line">Der Sänger der Persönlichkeit, zeichnend, was erst noch kommen soll,<br/></div> +<div class="line">Ich entwerfe die Geschichten der Zukunft.<br/></div> +</div> +</div> + +<h2><a class="pagenum" name="Page_23" title="23"> </a>DEN STAATEN</h2> + +<div class="poetry"> +<div class="stanza"> +<div class="line">Den Staaten oder einem von ihnen, oder jeglicher Stadt in den Staaten, <em class="gesperrt">Widerstrebt viel, gehorcht wenig</em>,<br/></div> +<div class="line">Einmal fragloser Gehorsam, zumal völlig geknechtet,<br/></div> +<div class="line">Einmal völlig geknechtet, erlangt kein Volk oder Staat, keine Stadt dieser Erde je ihre Freiheit wieder.<br/></div> +</div> +</div> + +<h2><a class="pagenum" name="Page_24" title="24"> </a>AN EINE SÄNGERIN</h2> + +<div class="poetry"> +<div class="stanza"> +<div class="line">Da, nimm dies Geschenk,<br/></div> +<div class="line">Ich hab es für einen Helden bewahrt, Mann der Rede, oder General,<br/></div> +<div class="line">Für einen, der der guten alten Sache diente, der großen Idee, dem Fortschritt und der Freiheit des Menschengeschlechts,<br/></div> +<div class="line">Einem tapfern Despotentrotzer, kühnen Empörer;<br/></div> +<div class="line">Und nun seh ich, was ich bewahrte, ist dein just ebensogut wie eines.<br/></div> +</div> +</div> + +<h2><a class="pagenum" name="Page_25" title="25"> </a>SCHLIESST EURE TÜREN NICHT</h2> + +<div class="poetry"> +<div class="stanza"> +<div class="line">Schließt eure Türen nicht vor mir, stolze Bibliotheken,<br/></div> +<div class="line">Denn was in all euren Fächern, voll wie sie sind, fehlte und doch am meisten not tut, bringe ich,<br/></div> +<div class="line">Aus dem Krieg heraus, der anhebt, hab ich ein Buch gemacht,<br/></div> +<div class="line">Nichts die Worte, alles in meinem Buch die Bahn,<br/></div> +<div class="line">Ein besonderes Buch, abseits vom Rest und nicht vom Verstand erfaßt,<br/></div> +<div class="line">Doch ihr, sprachlose Abgründe ihr, werdet jegliche Seite durchdringen.<br/></div> +</div> +</div> + +<h2><a class="pagenum" name="Page_26" title="26"> </a>KÜNFTIGE DICHTER</h2> + +<div class="poetry"> +<div class="stanza"> +<div class="line">Künftige Dichter! Musiker, Sänger, Redner der Zukunft!<br/></div> +<div class="line">Nicht heut ist's an dem, mich zu rechtfertigen und gut zu sagen, wer ich sei,<br/></div> +<div class="line">Doch ihr, ein neues Geschlecht, Ursprüngliche, Ringer, Bürger des Kontinents, größer als je geschaut,<br/></div> +<div class="line">Wacht auf! denn ihr müßt mich rechtfertigen.<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">Ich selbst schreibe nur ein oder zwei andeutende Worte für das, was kommt,<br/></div> +<div class="line">Ich trete nur kurz vor zu Schwung und in Hast zurück in die Dunkelheit.<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">Ich bin ein Mann, der im Schlendern, ohne so recht zu halten, zufälligen Blick euch zuwirft und dann sein Antlitz wendet,<br/></div> +<div class="line">Der euch Beweis und Erklärung vertraut,<br/></div> +<div class="line">Die Hauptsache euch vermacht.<br/></div> +</div> +</div> + +<h2><a class="pagenum" name="Page_27" title="27"> </a>AN DICH</h2> + +<div class="poetry"> +<div class="stanza"> +<div class="line">Fremder, wenn du mich flüchtig streifst und Lust hast, zu mir zu sprechen, warum solltest du nicht zu mir sprechen?<br/></div> +<div class="line">Und warum sollt ich nicht sprechen zu dir?<br/></div> +</div> +</div> + +<h2><a class="pagenum" name="Page_28" title="28"> </a>AUSGEHEND VON PAUMANOK</h2> + +<h3>1.</h3> + +<div class="poetry"> +<div class="stanza"> +<div class="line">Ausgehend vom fischförmigen Paumanok, wo ich geboren bin,<br/></div> +<div class="line">Wohlgezeugt, und erzogen von einer vollendeten Mutter,<br/></div> +<div class="line">Wandrer bisher in vielen Landen, Freund des Pflasters und Volksgedrängs;<br/></div> +<div class="line">Siedler in meiner Stadt Manahatta oder auf Savannen des Südens,<br/></div> +<div class="line">Oder Soldat im Lager oder mit Ranzen und Flinte, oder Gräber in Kalifornien,<br/></div> +<div class="line">Oder ruppig daheim in Dakotas Wäldern, Wildbret zur Nahrung, der Trunk aus dem Quell,<br/></div> +<div class="line">Oder zurückgezogen zu Sinnen und Grübeln in tiefer Verborgenheit,<br/></div> +<div class="line">Fern vom Gerassel der Mengen Pausen der Wonnen einlegend,<br/></div> +<div class="line">Vertraut mit dem frisch freien Spender Missouri dem Strömenden, vertraut dem gewaltigen Niagara,<br/></div> +<div class="line">Vertraut mit den Büffelherden, die dort in den Ebenen grasen, dem zottig breitbrüstigen Stier,<br/></div> +<div class="line">Mit Erde, Felsen, Maiblumen bekannt, Sterne, Regen, Schnee mein Staunen,<br/></div> +<div class="line">Fertig mit dem Lauschen auf Spottvogelweisen und der Ergründung des Bergfalkenflugs,<br/></div> +<div class="line">Im Ohr noch den unvergleichlichen Ruf der Einsiedeldrossel von Sumpfzedern im Morgengraun,<br/></div> +<div class="line">Rühr ich, einsamer Sänger des Westens, die Trommel für eine neue Welt.<br/></div> +</div> +</div> + +<h3>2.</h3> + +<div class="poetry"> +<div class="stanza"> +<div class="line">Americanos! Erobrer! Marken der Menschheit!<br/></div> +<div class="line">Vorderste! Marken der Zeit! Freiheit! Massen!<br/></div> +<div class="line">Für euch ein Programm von Gesängen.<br/></div> +<a class="pagenum" name="Page_29" title="29"> </a><div class="line">Präriengesänge,<br/></div> +<div class="line">Gesänge des langgestreckten Mississippi und hinab zur mexikanischen See,<br/></div> +<div class="line">Gesänge von Ohio, Indiana, Illinois, <ins title="Jowa">Iowa</ins>, Wisconsin und Minnesota,<br/></div> +<div class="line">Gesänge entspringend im Mittelpunkt Kansas und von da gleichgerichtet nach allen Seiten,<br/></div> +<div class="line">Schießend in feurigen Pulsen ohn Ende, überall Leben zu wecken.<br/></div> +</div> +</div> + +<h3>3.</h3> + +<div class="poetry"> +<div class="stanza"> +<div class="line">Nimm meine Blätter, Amerika, nimm sie Süd und nimm sie Nord,<br/></div> +<div class="line">Heißt sie überall willkommen, denn sie sind eure eigenen Sprossen,<br/></div> +<div class="line">Schließt einen Ring um sie, Ost und West, denn sie möchten um euch einen Ring schließen,<br/></div> +<div class="line">Und ihr Vorgänger geht freundlich mit ihnen um, denn sie sind freundlich zu euch.<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">Ich drang in alte Zeiten,<br/></div> +<div class="line">Ich saß forschend zu Füßen der großen Meister,<br/></div> +<div class="line">Jetzt wenn's sein könnt o möchten die Meister wiederkehren und mich erforschen.<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">Im Namen unsrer Staaten soll ich die Antike verschmähen?<br/></div> +<div class="line">Nein doch, sie sind der Antike Kinder, gekommen, um sie zu rechtfertigen.<br/></div> +</div> +</div> + +<h3>4.</h3> + +<div class="poetry"> +<div class="stanza"> +<div class="line">Gestorbene Dichter, Philosophen, Priester,<br/></div> +<div class="line">Märtyrer, Künstler, Erfinder, begrabne Regierungen,<br/></div> +<div class="line">Sprachgestalter an andern Küsten,<br/></div> +<div class="line">Einstmals gewaltige Völker, nun verfallen, abberufen oder vernichtet,<br/></div> +<a class="pagenum" name="Page_30" title="30"> </a><div class="line">Ich trau mich nicht weiter, eh ich dankbar gut geschrieben, was zu uns von euch her geschwommen kam,<br/></div> +<div class="line">Ich hab es durchlaufen, bewundre es willig, (eine Weile hingegeben,)<br/></div> +<div class="line">Glaube, daß nichts je größer sein kann, nichts mehr Verdienst haben als es hat,<br/></div> +<div class="line">Betrachte es alles gespannt lange Zeit, geb dann ihm den Abschied,<br/></div> +<div class="line">Ich stehe an meiner Stelle hier im eigenen Tag.<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">Hier Volk aus Frauen und Männern,<br/></div> +<div class="line">Hier der Welt Erbschaft und Erbinschaft, hier die Flamme der Stoffe,<br/></div> +<div class="line">Hier Geistigkeit Übersetzerin, frei-anerkannte,<br/></div> +<div class="line">Immerstrebende, sichtbarer Formen Finale,<br/></div> +<div class="line">Erfüllerin, lang Erharrte, zur rechten Zeit nun Kommende,<br/></div> +<div class="line">Ja, hier naht meine Herrin die Seele.<br/></div> +</div> +</div> + +<h3>5.</h3> + +<div class="poetry"> +<div class="stanza"> +<div class="line">Die Seele,<br/></div> +<div class="line">Nun und immer und nun und immer – länger als braune und feste Scholle – länger als Wasser ebbt und flutet.<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">Ich will die Gedichte der Stoffe machen, denn ich glaube, sie werden die geistigsten Dichtungen sein,<br/></div> +<div class="line">Und ich will die Gedichte von meinem Leib und der Sterblichkeit machen,<br/></div> +<div class="line">Denn mich dünkt, so beschaffe ich mir die Gedichte von meiner Seele und Unsterblichkeit.<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">Ich will ein Lied für diese Staaten machen, daß kein einziger Staat unter keinen Umständen einem anderen Staat unterworfen sein kann,<br/></div> +<a class="pagenum" name="Page_31" title="31"> </a><div class="line">Und ich will ein Lied machen, daß Einvernehmen und Art bei Tag und Nacht sein soll zwischen all diesen Staaten und zwischen je zweien von ihnen,<br/></div> +<div class="line">Und ich will ein Lied machen für die Ohren des Präsidenten, voller Waffen mit drohenden Spitzen,<br/></div> +<div class="line">Und hinter den Waffen zahllose mißvergnügte Gesichter;<br/></div> +<div class="line">Und ein Lied mach ich von dem Einen, der aus allen gebildet ist, dessen Haupt über allen ist,<br/></div> +<div class="line">Dem krallenbewehrten funkelnden Einen,<br/></div> +<div class="line">Kriegerisch entschiedenen Einen, der allumfassend über allen ist,<br/></div> +<div class="line">(So hoch sonstwer das Haupt trägt, dies Haupt ist über allen.)<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">Ich will unsre Zeitgenossen anerkennen,<br/></div> +<div class="line">Ich will der ganzen Geographie des Erdballs spürend nachgehn und jegliche Stadt groß oder klein geziemend grüßen,<br/></div> +<div class="line">Und Gewerbe! Ich will in meine Gedichte setzen, daß in euch Heldentum ist zu Wasser und Land,<br/></div> +<div class="line">Und ich will alles Heldentum melden von amerikanischem Standpunkt aus.<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">Ich will das Lied der Kameradschaft singen,<br/></div> +<div class="line">Ich will zeigen, was diese allein schließlich kitten muß,<br/></div> +<div class="line">Ich glaube, diese sollen ihr eigenes Bild männlicher Liebe finden, das sie an mir bewähren,<br/></div> +<div class="line">Ich will drum lodernd das Feuer aus mir flammen lassen, das gedroht hat, mich zu verzehren,<br/></div> +<div class="line">Ich will forttun, was dies schwelende Feuer zu lang niedergehalten hat,<br/></div> +<div class="line">Ich will ihm zügellos Freiheit lassen,<br/></div> +<div class="line">Ich will das Evangelium-Gedicht von Kameraden und Liebe schreiben,<br/></div> +<a class="pagenum" name="Page_32" title="32"> </a><div class="line">Denn wer wenn nicht ich soll Liebe verstehn mit all ihrem Leid und Lust?<br/></div> +<div class="line">Und wer wenn nicht ich soll Dichter der Kameraden sein?<br/></div> +</div> +</div> + +<h3>6.</h3> + +<div class="poetry"> +<div class="stanza"> +<div class="line">Ich bin der Gläubige, baue auf Gaben, Alter, Rassen,<br/></div> +<div class="line">Ich entsteige dem Volk in seinem eigenen Geist,<br/></div> +<div class="line">Was hier singt, ist unbedingter Glaube.<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">Omnes! omnes! mögen andre wegsehn, wovon sie wollen,<br/></div> +<div class="line">Ich mache auch das Gedicht vom Bösen, ich huldige auch diesem Teil,<br/></div> +<div class="line">Ich bin selbst just so böse wie gut und wie mein Volk ist – und ich sage, es gibt in der Tat nichts Böses,<br/></div> +<div class="line">(Oder wenn's derlei gibt, so sag ich, es ist just so bedeutend für euch, das Land oder mich wie irgendwas sonst.)<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">Ich auch, Nachfolger vieler und Vorgänger vieler, bin Stifter einer Religion, ich begebe mich auf den Kampfplatz,<br/></div> +<div class="line">(Kann sein, ich bin bestimmt, die hellsten Rufe da auszustoßen, des Siegers gellendes Jauchzen,<br/></div> +<div class="line">Wer weiß? es mag noch aus mir dringen und über alles steigen.)<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">Kein Ding ist für sich selber da,<br/></div> +<div class="line">Ich sage, die ganze Erde und alle Sterne am Himmel sind um der Religion willen da.<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">Ich sage, keiner ist noch je halb fromm genug gewesen,<br/></div> +<div class="line">Keiner hat noch je halb genug verehrt oder angebetet,<br/></div> +<div class="line">Keiner hat angefangen zu denken, wie göttlich er selber ist, und wie sicher die Zukunft ist.<br/></div> +<a class="pagenum" name="Page_33" title="33"> </a><div class="line">Ich sage, die wirkliche und dauernde Größe dieser Staaten muß ihre Religion sein,<br/></div> +<div class="line">Sonst gibt es keine wirkliche und dauernde Größe;<br/></div> +<div class="line">(Charakter nicht noch Leben des Namens wert ohne Religion,<br/></div> +<div class="line">Kein Land, kein Mann oder Weib ohne Religion.)<br/></div> +</div> +</div> + +<h3>7.</h3> + +<div class="poetry"> +<div class="stanza"> +<div class="line">Als ich in Alabama meinen Morgengang machte,<br/></div> +<div class="line">Sah ich, wie das Weibchen des Spötters auf seinem Nest im Dornstrauch auf seiner Brut saß.<br/></div> +<div class="line">Ich sah auch das Männchen,<br/></div> +<div class="line">Ich blieb stehn, um es ganz nahe zu hören, wie es die Kehle blähte und fröhlich sang.<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">Und als ich so stand, kam es mir, daß, warum er wirklich sang, nicht dort allein zu finden war,<br/></div> +<div class="line">Nicht bloß für sein Weibchen oder für sich und nicht für alles, was das Echo zurückrief,<br/></div> +<div class="line">Sondern zart, verborgen, weither von drüben,<br/></div> +<div class="line">Ererbtes Gebot und heimliche Schenkung den Neugebornen.<br/></div> +</div> +</div> + +<h3>8.</h3> + +<div class="poetry"> +<div class="stanza"> +<div class="line">Demokratie! Nah bei dir bläht sich nun eine Kehle auf und singt fröhlich ihr Lied.<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">Ma femme! für den fernen Nachwuchs und unsern eignen,<br/></div> +<div class="line">Für die zu uns gehörigen und die da kommen sollen,<br/></div> +<div class="line">Will ich jauchzend, um für sie bereit zu sein, nun Jubellieder hinausschmettern stärkre und stolzere als je auf Erden gehört worden sind.<br/></div> +<a class="pagenum" name="Page_34" title="34"> </a><div class="line">Ich will die Lieder der Leidenschaft dichten, um ihnen ihren Weg zu bereiten,<br/></div> +<div class="line">Und eure Lieder, verstoßne Verbrecher, denn ich banne euch sanften Blicks in meine Verse und nehme euch mit mir so gut wie die andern.<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">Ich will das wahre Gedicht der Reichen dichten,<br/></div> +<div class="line">Für Körper und Geist alles zu holen, was haftet und Fortgang hat und nicht vom Tode verworfen wird;<br/></div> +<div class="line">Ich will Egoismus ausströmen und zeigen, wie er in allem steckt, und ich will der Sänger der Persönlichkeit sein,<br/></div> +<div class="line">Und ich will zeigen, daß Mann und Weib beide einander gleich sind,<br/></div> +<div class="line">Und des Geschlechts Organe und Akte! zieht euch in mir zusammen, denn ich bin gewillt, von euch mit tapferer heller Stimme zu künden und euern Ruhm zu melden,<br/></div> +<div class="line">Und ich will zeigen, daß hier Unvollkommenheit heute nicht ist und künftig nicht sein kann,<br/></div> +<div class="line">Und ich will zeigen, daß alles, was irgendwen trifft, schöne Ergebnisse zeitigen mag,<br/></div> +<div class="line">Und ich will zeigen, daß nichts Schöneres zustoßen kann als der Tod,<br/></div> +<div class="line">Und ich will einen Faden durch meine Gedichte spinnen, daß Zeit und Begebenheiten ein Ganzes sind,<br/></div> +<div class="line">Und daß alle Dinge des Weltalls völlige Wunder sind, eins so tief wie das andre.<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">Ich will nicht Gedichte schreiben in bezug auf Teile,<br/></div> +<div class="line">Sondern ich will Gedichte, Gesänge, Gedanken schreiben in bezug auf Zusammen,<br/></div> +<div class="line">Und ich will nicht in bezug auf einen Tag singen, sondern in bezug auf alle Tage,<br/></div> +<a class="pagenum" name="Page_35" title="35"> </a><div class="line">Und ich will kein Gedicht machen noch den geringsten Teil eines Gedichts, der nicht Bezug auf die Seele hat,<br/></div> +<div class="line">Weil ich die Gegenstände des Weltalls beschaut habe und finde, es gibt keinen und nicht das geringste Stückchen von einem, das nicht Bezug auf die Seele hat.<br/></div> +</div> +</div> + +<h3>9.</h3> + +<div class="poetry"> +<div class="stanza"> +<div class="line">Hat einer begehrt, die Seele zu sehen?<br/></div> +<div class="line">Sieh, deine eigne Gestalt und Haltung, Personen, Wesen, Tiere, die Bäume, die fliehenden Ströme, die Felsen und Wüsten.<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">Alle halten geistige Lust und lassen sie wieder los;<br/></div> +<div class="line">Wie kann der wahre Leib je sterben und je begraben sein?<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">Von deinem wahren Leib und jedermanns und jedenweibs wahrem Leib<br/></div> +<div class="line">Entrinnt Stück für Stück den Händen der Leichenwäscher und birgt sich in passenden Sphären,<br/></div> +<div class="line">Und nimmt mit, was ihm zugewachsen vom Augenblick der Geburt bis zur Stunde des Todes.<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">So gut wie die Lettern, die der Setzer gefügt hat, den Druck, die Bedeutung, den Sinn wiederholen,<br/></div> +<div class="line">Kehrt eines Manns Wesen und Leben oder eines Weibs Wesen und Leben in Leib und Seele zurück,<br/></div> +<div class="line">Unbekümmert vor dem Tod und nachher.<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">Siehe, der Leib umschließt die Bedeutung und ist der Sinn und umschließt die Seele und ist sie;<br/></div> +<div class="line">Wer du auch seist, wie göttlich und stolz ist dein Leib und jedes Stück von ihm!<br/></div> +</div> +</div> + +<h3><a class="pagenum" name="Page_36" title="36"> </a>10.</h3> + +<div class="poetry"> +<div class="stanza"> +<div class="line">Mit mir, doch fest verbunden, doch vorwärts eile, eile.<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">Für dein Leben hänge an mir,<br/></div> +<div class="line">(Zureden müßte man mir vielleicht oft, eh ich bereit, mich dir wirklich zu geben, aber was liegt daran?<br/></div> +<div class="line">Muß nicht oft der Natur zugeredet werden?)<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">Kein gezierter dolce affetuoso ich,<br/></div> +<div class="line">Bärtig, sonnverbrannt, graunackig, störrisch hab ich erreicht,<br/></div> +<div class="line">Daß man, komm ich daher, mit mir um die echten Preise des Weltalls ringt,<br/></div> +<div class="line">Denn solche biete ich jedem, der standhält, sie zu gewinnen.<br/></div> +</div> +</div> + +<h3>11.</h3> + +<div class="poetry"> +<div class="stanza"> +<div class="line">O trauter Camerado! O endlich du und ich, und nichts als wir.<br/></div> +<div class="line">O nun ein Wort zum Weiterschreiten, zwecklos klar!<br/></div> +<div class="line">O Überschwengliches – beweislos, wild, Musik!<br/></div> +<div class="line">O sieghaft oben bin ich – so auch du;<br/></div> +<div class="line">O Hand in Hand – o heilsame Lust – o Neuer, der Liebe und Sehnsucht gewonnen!<br/></div> +<div class="line">O fest verbunden zu eilen – zu eilen, vorwärts zu eilen mit mir.<br/></div> +</div> +</div> + +<h2><a class="pagenum" name="Page_37" title="37"> </a>DER GRUNDSTEIN ALLER METAPHYSIK</h2> + +<div class="poetry"> +<div class="stanza"> +<div class="line">Und nun, meine Herrn,<br/></div> +<div class="line">Geb ich Ihnen ein Wort zur Erinnerung und zur Besinnung,<br/></div> +<div class="line">Als Grundstein und als Finale für jegliche Metaphysik.<br/></div> +<div class="line indent4">(So zu den Studenten der alte Professor<br/></div> +<div class="line indent4">Am Schluß seines überfüllten Kollegs.)<br/></div> +<div class="line">Hab nun die neuen und die antiken, Systeme der Griechen und Deutschen erforscht,<br/></div> +<div class="line">Hab Kant erforscht und gedeutet, Fichte und Schelling und Hegel,<br/></div> +<div class="line">Gedeutet die Lehre Platons, und Sokrates größer als Platon,<br/></div> +<div class="line">Und habe den, der größer, als Sokrates suchte und deutete, Christus den Göttlichen lange erforscht,<br/></div> +<div class="line">Und nun blicke ich heute zurück auf all diese griechischen und deutschen Systeme,<br/></div> +<div class="line">Sehe alle die Philosophen, christliche Kirchen und Richtungen seh ich,<br/></div> +<div class="line">Unterirdisch aber und hell sehe ich Sokrates, und unterirdisch Christus den Göttlichen seh ich,<br/></div> +<div class="line">Die Liebe des Menschen zum Kameraden, das Band zwischen Freund und Freund,<br/></div> +<div class="line">Des wohlgeborgenen Gatten und Weibs, von Kindern und Eltern,<br/></div> +<div class="line">Von Stadt zu Stadt und Land zu Land.<br/></div> +</div> +</div> + +<h2><a class="pagenum" name="Page_38" title="38"> </a>ICH SAH IN LOUISIANA EINE EICHE WACHSEN –</h2> + +<div class="poetry"> +<div class="stanza"> +<div class="line">Ich sah in Louisiana eine Eiche wachsen,<br/></div> +<div class="line">Ganz allein stand sie und das Moos hing von ihren Ästen,<br/></div> +<div class="line">Ohne Genossen wuchs sie und äußerte immergrün dunkel und froh ihre Blätter,<br/></div> +<div class="line">Und ihr Anblick, rauh, stark, unbiegsam, rüstig, gemahnte mich an mich selbst,<br/></div> +<div class="line">Nur daß ich staunte, wie sie ihr Laub froh äußern konnte, da sie allein stand, ohne den nahen Freund, denn ich wußte, ich könnte es nicht,<br/></div> +<div class="line">Und ich brach einen Zweig, der etliche Blätter trug, und spann etwas Moos darum,<br/></div> +<div class="line">Und nahm ihn mit, und in meinem Zimmer hab' ich ihn aufgehängt,<br/></div> +<div class="line">Nicht daß ich Erinnerung an meine lieben Freunde brauchte,<br/></div> +<div class="line">(Denn ich glaube, schließlich denk ich kaum an andres als an sie,)<br/></div> +<div class="line">Aber er bleibt mir ein seltsames Zeichen, er mahnt mich an mannhafte Liebe,<br/></div> +<div class="line">Trotz allem und obwohl der Eichbaum dort in Louisiana grünt einsam für sich in weitem Flachland,<br/></div> +<div class="line">Und seiner Lebtag froh sein Laub herausstrahlt ohne Freund und Liebenden bei sich,<br/></div> +<div class="line">Weiß ich sehr wohl, ich könnte es nicht.<br/></div> +</div> +</div> + +<h2><a class="pagenum" name="Page_39" title="39"> </a>SALUT AU MONDE!</h2> + +<div class="poetry"> +<div class="stanza"> +<div class="line">Du, wer du auch bist!<br/></div> +<div class="line">Du Tochter oder Sohn Englands!<br/></div> +<div class="line">Du aus den gewaltigen slawischen Stämmen und Reichen! <ins title="du">Du</ins> Russe in Rußland!<br/></div> +<div class="line">Du Dunkelsproß, schwarzer Afrikaner mit göttlicher Seele, Breiter, Schmalköpfiger, edel Gebauter, stolzer Bestimmung, auf gleichem Fuß mit mir!<br/></div> +<div class="line">Du Norweger! Schwede! Däne! Isländer! Preuße Du!<br/></div> +<div class="line">Du Spanier aus Spanien! Du Portugiese!<br/></div> +<div class="line">Du französisches Weib und Franzose aus Frankreich!<br/></div> +<div class="line">Du Belgier! Du Freiheitsfreund in den Niederlanden! (Stamm, dem ich selber entsprossen;)<br/></div> +<div class="line">Du handfester Österreicher! Lombarde! Ungar! Du Böhme! Steirischer Bauer!<br/></div> +<div class="line">Du Nachbar der Donau!<br/></div> +<div class="line">Du Arbeitsmann vom Rhein, von der Elbe oder der Weser! Du Arbeitsfrau auch!<br/></div> +<div class="line">Du Sardinier! Du Bayer! Schwabe! Sachse! Wallache! Bulgare!<br/></div> +<div class="line">Du Römer! Neapolitaner! Du Grieche!<br/></div> +<div class="line">Du geschmeidiger Matador in der Arena von Sevilla!<br/></div> +<div class="line">Du Bergbewohner, der gesetzlos auf dem Taurus oder Kaukasus haust!<br/></div> +<div class="line">Du Hirt Bokharas, der seine Stuten weidet und Hengste züchtet!<br/></div> +<div class="line">Du schöner Perser, der im vollen Galopp im Sattel Pfeile nach dem Ziele schießt!<br/></div> +<div class="line">Du Chinese und Chinesin aus China! Tartar der Tartarei!<br/></div> +<div class="line">Ihr Frauen der Erde im Dienst eures Amtes!<br/></div> +<div class="line">Du Jude, der im hohen Alter durch alle Gefahren durch pilgert, um einst auf Palästinas Boden zu stehen!<br/></div> +<div class="line">Ihr andern Juden, die in allen Ländern auf ihren Messias warten!<br/></div> +<a class="pagenum" name="Page_40" title="40"> </a><div class="line">Du sinnender Armenier, der an einem Euphratstrom brütet! Du Starrer unter den Ruinen von Ninive! Du Araratbesteiger!<br/></div> +<div class="line">Du müder Pilger, der sich fortschleppt, um das ferne Funkeln der Minarete von Mekka zu grüßen!<br/></div> +<div class="line">Ihr Scheiks auf der Stecke von Suez nach Bab-el-Mandeb, Gebieter eurer Familien und Stämme!<br/></div> +<div class="line">Ihr Ölbaumpflanzer, die ihre Früchte hegen auf den Feldern von Nazareth, Damaskus oder am See Tiberias!<br/></div> +<div class="line">Du tibetanischer Kaufmann im weiten Innern, oder in den Läden von Lassa feilschend!<br/></div> +<div class="line">Du japanischer Mann oder Frau! Bewohner Madagaskars, Ceylons, Sumatras, Borneos!<br/></div> +<div class="line">All ihr Festlandbewohner in Asien, Afrika, Europa, Australien, wo eure Stätte sei!<br/></div> +<div class="line">Alle ihr auf den zahllosen Eiländern der Inselmeere!<br/></div> +<div class="line">Und ihr in den fernen Jahrhunderten, wo ihr mich hört!<br/></div> +<div class="line">Und du jeglicher und allenthalben, den ich nicht bezeichne, doch den ich mit einschließe!<br/></div> +<div class="line">Heil euch! Willkommen euch allen, von mir und Amerika dargebracht!<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">Jeder von uns unvermeidlich,<br/></div> +<div class="line">Jeder von uns grenzenlos – jeder mit seinem oder ihrem Recht auf die Erde,<br/></div> +<div class="line">Jeder von uns mit dem Anspruch auf das ewige Erbe der Erde,<br/></div> +<div class="line">Jeder hienieden so göttlich wie irgendeiner hienieden.<br/></div> +</div> +</div> + +<h2><a class="pagenum" name="Page_41" title="41"> </a>LIED DER LANDSTRASSE</h2> + +<h3>1.</h3> + +<div class="poetry"> +<div class="stanza"> +<div class="line">Und nun von Stund an erklär ich mich frei von Schranken und eingebildeten Linien,<br/></div> +<div class="line">Ich gehe, wohin ich will, mein eigener Herr völlig und gänzlich,<br/></div> +<div class="line">Ich höre auf andre und prüfe gut, was sie sagen,<br/></div> +<div class="line">Breche ab, empfange, suche, betrachte,<br/></div> +<div class="line">Freundwillig, jedoch unbeugsamen Willens, der Krücken entratend, die mich stützen wollen.<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">Ich atme die Weiten des Raums ein,<br/></div> +<div class="line">Ost und West sind mein, und Nord und Süd sind mein.<br/></div> +<div class="line">Ich bin weiter, besser als ich vermeint,<br/></div> +<div class="line">Ich wußte nicht, daß ich so gütig sei.<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">Alles erscheint mir nun schön,<br/></div> +<div class="line">Männern und Fraun kann ich immerzu sagen, ihr waret so gut zu mir, ich wäre grad so zu euch.<br/></div> +<div class="line">Kraft will ich sammeln für mich und für euch, wenn ich wandre,<br/></div> +<div class="line">Unter Männer und Fraun will ich mich streun, wenn ich wandre,<br/></div> +<div class="line">Neue Lust und Herbheit will ich aus ihnen schütteln,<br/></div> +<div class="line">Verleugnet mich einer, so solls mich nicht stören,<br/></div> +<div class="line">Nimmt mich einer auf, ob Mann ob Frau, so sei er gesegnet und wolle mich segnen.<br/></div> +</div> +</div> + +<h3>2.</h3> + +<div class="poetry"> +<div class="stanza"> +<div class="line">Erschienen jetzt tausend vollkommene Männer, es sollt mich nicht wundern,<br/></div> +<div class="line">Erschienen jetzt tausend schöne Frauengestalten, ich würde nicht staunen.<br/></div> +<a class="pagenum" name="Page_42" title="42"> </a><div class="line">Ich sehe jetzt in das Geheimnis, wo die besten Menschen herkommen.<br/></div> +<div class="line">Sie wachsen in freier Luft, haben Essen und Schlaf mit der Erde.<br/></div> +<div class="line">Hier ist Raum für große persönliche Tat.<br/></div> +<div class="line">(So eine Tat ergreift die Herzen des ganzen Menschengeschlechtes,<br/></div> +<div class="line">Was ihr an Stärke und Willen entströmt, reißt alle Gesetze um und spottet aller Autorität und aller Reden gegen sie.)<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">Hier ist die Prüfung der Weisheit,<br/></div> +<div class="line">Weisheit wird nicht letztlich in Schulen geprüft,<br/></div> +<div class="line">Weisheit ist nicht übertragbar von dem, der sie hat, auf den, der sie nicht hat,<br/></div> +<div class="line">Weisheit entstammt der Seele, ist keines Beweises fähig, ihr eigner Beweis,<br/></div> +<div class="line">Paßt auf alle Stufen und Gegenstände und Eigenschaften und ist genügsam,<br/></div> +<div class="line">Ist die Gewißheit der Wirklichkeit und Unsterblichkeit der Dinge, und der Trefflichkeit aller Dinge;<br/></div> +<div class="line">Etwas ist im Strom der sichtbaren Dinge, das sie aus der Seele hervorruft.<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">Jetzt überprüf ich Philosophien und Religionen,<br/></div> +<div class="line">Sie mögen gut sein für Vorlesungssäle, doch nicht im geringsten unter den massigen Wolken, an eilenden Strömen und in der Landschaft.<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">Hier ist Verwirklichung,<br/></div> +<div class="line">Hier ist der Mensch aus dem Kernholz geschnitten – er bewährt, was er in sich hat,<br/></div> +<div class="line">Das Gestern, das Morgen, die Herrlichkeit und die Liebe – sind sie nicht in euch, so seid ihr nicht in ihnen.<br/></div> +<a class="pagenum" name="Page_43" title="43"> </a><div class="line">Nur der Kern jeder Sache ernährt;<br/></div> +<div class="line">Wo ist der Mann, der euch und mir die Schalen abstreift?<br/></div> +<div class="line">Wo ist der Mann, der euch und mir Masken und Hüllen zerreißt?<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">Hier ist Zusammenhalt, künstlich gedrechselter nicht, sondern spontaner;<br/></div> +<div class="line">Wißt ihr, was es heißt, im Vorbeigehn von Fremden geliebt zu werden?<br/></div> +<div class="line">Kennt ihr die Sprache der zugeworfenen Blicke?<br/></div> +</div> +</div> + +<h3>3.</h3> + +<div class="poetry"> +<div class="stanza"> +<div class="line">Allons! Durch Streit und Krieg!<br/></div> +<div class="line">Genanntes Ziel ist unwiderruflich.<br/></div> +<div class="line">Sind die vergangenen Kämpfe geglückt?<br/></div> +<div class="line">Was ist geglückt? Du? Dein Volk? Die Natur?<br/></div> +<div class="line">Nun höre mich wohl – es liegt im Wesen der Dinge, daß aus jedem genossenen Glück, gleichviel wie es heiße, etwas hervorkommt, das größeren Streit notwendig macht.<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">Mein Ruf ist der Kriegsruf, ich nähre tatkräftigen Aufstand,<br/></div> +<div class="line">Wer mit mir geht, muß in Waffen gehn,<br/></div> +<div class="line">Wer mit mir geht, kennt schmale Kost, Armut, scharfe Feinde, Abtrünnigkeit.<br/></div> +</div> +</div> + +<h2><a class="pagenum" name="Page_44" title="44"> </a>ICH SITZE UND SCHAUE</h2> + +<div class="poetry"> +<div class="stanza"> +<div class="line">Ich sitze und blicke nach allen Qualen der Welt aus, und nach jeder Unterdrückung und Schmach,<br/></div> +<div class="line">Ich höre verhohlenes, krampfhaftes Schluchzen von jungen Menschen in Selbstquälerei, die in Reue sind nach geschehenen Taten,<br/></div> +<div class="line">Ich sehe im niederen Leben die Mutter von ihren Kindern mißhandelt, sterbend, vernachlässigt, ausgemergelt, verzweifelt,<br/></div> +<div class="line">Ich sehe das Weib vom Gatten mißhandelt, ich sehe den niederträchtigen Verführer der jungen Frauen,<br/></div> +<div class="line">Ich sehe das Nagen der Eifersucht und unerwiderter Liebe, mit Mühe zurückgedrängt, ich sehe diese Gesichte auf Erden,<br/></div> +<div class="line">Ich sehe die Werke der Schlacht, der Seuche, der Tyrannei, ich sehe Märtyrer und Gefangene,<br/></div> +<div class="line">Ich gewahre Hungersnot auf dem Meer, ich gewahre Seeleute, die Lose werfen, wer von ihnen getötet werden soll, um den andern das Leben zu retten,<br/></div> +<div class="line">Ich gewahre Schimpf und Verachtung von anmaßenden Herren Arbeitern zugeworfen, den Armen, und Negern, und dergleichen,<br/></div> +<div class="line">Nach allem – nach all der Gemeinheit und Todesnot ohne Ende halt ich im Sitze Ausschau,<br/></div> +<div class="line">Sehe, höre und schweige.<br/></div> +</div> +</div> + +<h2><a class="pagenum" name="Page_45" title="45"> </a>ALS ICH LAG, MEINEN KOPF IN DEINEM SCHOSS, CAMERADO</h2> + +<div class="poetry"> +<div class="stanza"> +<div class="line">Als ich lag, meinen Kopf in deinem Schoß, Camerado,<br/></div> +<div class="line">Die Beichte wiederhol ich, die ich dir machte, was ich zu dir und der Luft gesagt, wiederhol ich,<br/></div> +<div class="line">Ich weiß, ich bin ruhlos und mache andre ruhlos,<br/></div> +<div class="line">Ich weiß, meine Worte sind gefährliche Waffen und tödlich,<br/></div> +<div class="line">(Wahrlich, ich bin der echte Krieger,<br/></div> +<div class="line">Nicht der dort ist's mit dem Bajonett und nicht der rotgestreifte Artillerist.)<br/></div> +<div class="line">Denn ich befehde Frieden, Sicherheit und alle festen Gesetze, um sie zu stürzen,<br/></div> +<div class="line">Ich bin entschlossener, da alle mich abwiesen, als ich je wäre, wenn sie mich grüßten,<br/></div> +<div class="line">Ich achte nicht und hab nie geachtet auf Erfahrung, Vorsicht, Mehrheit oder Verlachen,<br/></div> +<div class="line">Und die Drohung sogenannter Hölle ist wenig für mich oder nichts,<br/></div> +<div class="line">Und die Lockung sogenannten Himmels ist wenig für mich oder nichts;<br/></div> +<div class="line">Lieber Camerado! Ich bekenne, ich habe dich mit mir gerissen und reiße dich noch, und weiß nicht, nach welchem Ziel,<br/></div> +<div class="line">Oder ob wir siegreich sein werden, oder schmählich zu Boden geschlagen.<br/></div> +</div> +</div> + +<h2><a class="pagenum" name="Page_46" title="46"> </a>LEB WOHL, SOLDAT –</h2> + +<div class="poetry"> +<div class="stanza"> +<div class="line">Leb wohl, Soldat,<br/></div> +<div class="line">Mann rauhen Feldzugs (den wir teilten),<br/></div> +<div class="line">Der schnelle Marsch, das Lagerleben,<br/></div> +<div class="line">Der heiße Streit feindlicher Fronten, das lange Hinziehn,<br/></div> +<div class="line">Die roten Schlachten mit ihrem Gemetzel, die Wut, das wilde, gräßliche Spiel,<br/></div> +<div class="line">Alles zeugt von tapferen und männlichen Herzen, von Zeiten, die du und deinesgleichen gefüllt,<br/></div> +<div class="line">Mit Krieg und Kriegsgepräge.<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">Leb wohl, Kamerad,<br/></div> +<div class="line">Dein Amt ist aus, – ich aber, kriegerischer,<br/></div> +<div class="line">Ich und dies mein streitendes Herz,<br/></div> +<div class="line">Wir stehen noch im eignen Feldzug,<br/></div> +<div class="line">Auf unbegangnen Wegen voller Gefahren und Hinterhalte,<br/></div> +<div class="line">Fechten in Niederlagen und Krisen, oft betrogen,<br/></div> +<div class="line">Und immer im Marsch, vorwärts marsch, den Krieg zu Ende, drauf,<br/></div> +<div class="line">Wir prägen wildere, schwerere Schlachten.<br/></div> +</div> +</div> + +<h2><a class="pagenum" name="Page_47" title="47"> </a>WENDE DICH, FREIHEIT –</h2> + +<div class="poetry"> +<div class="stanza"> +<div class="line">Wende dich, Freiheit, denn der Krieg ist zu Ende,<br/></div> +<div class="line">Von ihm und jedem, der künftig ausbricht, nicht mehr zweifelnd, entschlossen, die Welt ausfegend,<br/></div> +<div class="line">Wende dich ab von nach hinten schauenden Ländern, die Abzüge des Gewesenen häufen,<br/></div> +<div class="line">Von den Sängern, die nachschleifend den Ruhm des Gewesenen singen,<br/></div> +<div class="line">Von den Liedern feudaler Welt, Königstriumphen, Sklaven und Kasten,<br/></div> +<div class="line">Hin zu der Welt und den Siegen, die bevorstehn und kommen, gib die Rückwärtswelt auf,<br/></div> +<div class="line">Gib den Sängern des Bisher den Laufpaß, gib ihnen das schleifende Gestern,<br/></div> +<div class="line">Doch was bleibt, bleibe deinen Sängern, künftige Kriege gehen um dich,<br/></div> +<div class="line">(O, wie die Kriege des Gestern dir so recht die Wege gebahnt, und die Kriege von heute bahnen sie auch;)<br/></div> +<div class="line">Wende dich denn getrost, o Freiheit – wende dein Tod nicht kennendes Antlitz,<br/></div> +<div class="line">Zukunftwärts, wo das Morgen, größer als alles Gestern,<br/></div> +<div class="line">Rasch und sicher wartet auf dich.<br/></div> +</div> +</div> + +<h2><a class="pagenum" name="Page_48" title="48"> </a>HEIMKEHR DER HELDEN</h2> + +<div class="poetry"> +<div class="stanza"> +<div class="line">Ich war bei der Heimkehr der Helden dabei,<br/></div> +<div class="line">(Doch die trefflichsten Helden sehen wir nie mehr,<br/></div> +<div class="line">Die sah ich nicht an dem Tag.)<br/></div> +<div class="line">Ich sah die endlosen Korps, ich sah den Zug der Armeen,<br/></div> +<div class="line">Ich sah sie nahn, defilieren in Divisionen,<br/></div> +<div class="line">Nordwärts fluten sodann, nach vollbrachtem Werk, und in Haufen von Riesenlagern kampieren.<br/></div> +<div class="line">Keine Paradesoldaten – jung und doch Veteranen,<br/></div> +<div class="line">Müde, gebräunt, stattlich und stark, <ins title="Bauern-und">Bauern- und</ins> Handwerkerschlag,<br/></div> +<div class="line">Gestählt in vielen Schlachten und schwitzenden Märschen,<br/></div> +<div class="line">Abgehärtet auf manchem schwer erkämpften blutigen Feld.<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">Pause – die Heere warten,<br/></div> +<div class="line">Zahllos in Haufen aufgestellte Eroberer warten,<br/></div> +<div class="line">Es wartet die Welt, und dann – sanft wie sinkende Nacht, sicher wie Morgengraun,<br/></div> +<div class="line">Schmelzen sie hin, verschwinden.<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">Jauchzt, o Lande, siegreiche Lande!<br/></div> +<div class="line">Nicht euerm Sieg dort auf den roten schaudernden Feldern,<br/></div> +<div class="line">Jauchzt euerm Sieg hier und von nun an.<br/></div> +<div class="line">Schmelzt, ihr Heere, schmelzt fort – zergeht, Soldaten in Uniform,<br/></div> +<div class="line">Löst euch endgültig auf, legt die tödlichen Waffen nieder,<br/></div> +<div class="line">Andre Waffen und Felder von nun an für euch, ob Süden, ob Norden,<br/></div> +<div class="line">Heilsamere Kriege, holde Kriege, lebenspendende Kriege.<br/></div> +</div> +</div> + +<h2><a class="pagenum" name="Page_49" title="49"> </a>DER MYSTISCHE TROMPETER</h2> + +<h3>1.</h3> + +<div class="poetry"> +<div class="stanza"> +<div class="line">Horch, welch wilder Musikant, welch seltsamer Trompeter<br/></div> +<div class="line">Unsichtbar heute Nacht in Lüften schwebt und tolle Weisen schmettert.<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">Ich höre dich, Trompeter, scharf lauschend vernehm ich dein Spiel,<br/></div> +<div class="line">Jetzt um mich strömend, wirbelnd wie ein Sturm,<br/></div> +<div class="line">Jetzt leise, unterdrückt, jetzt in der Ferne verloren.<br/></div> +</div> +</div> + +<h3>2.</h3> + +<div class="poetry"> +<div class="stanza"> +<div class="line">Komm näher, Körperloser, vielleicht erklingt in dir<br/></div> +<div class="line">Ein toter Komponist, vielleicht erdrückte dich<br/></div> +<div class="line">Ein hohes Streben, ungeformtes Wollen,<br/></div> +<div class="line">Chaotisch drängten sich Klangwogen, Ozeane stiegen,<br/></div> +<div class="line">Daß nun dein Geist ekstatisch sich mir neigt und dröhnend schütternd seine Rhythmenflut<br/></div> +<div class="line">Vertrauensvoll in meine, meine Ohren gießt,<br/></div> +<div class="line">Daß ich sie übersetze.<br/></div> +</div> +</div> + +<h3>3.</h3> + +<div class="poetry"> +<div class="stanza"> +<div class="line">Blase, Trompeter, frei und hell, ich folge,<br/></div> +<div class="line">Und wie dein Vorspiel heiter froh verfließt,<br/></div> +<div class="line">Schwindet die fressende Welt, die Straßen, die lärmenden Stunden des Tags,<br/></div> +<div class="line">Heilige Stille senkt sich wie Tau auf mich nieder,<br/></div> +<div class="line">Ich wandle in kühl erfrischender Nacht die Pfade des Paradieses,<br/></div> +<div class="line">Mir duftet das Gras, die feuchte Luft und die Rosen;<br/></div> +<div class="line">Dein Lied entfaltet den starr gefesselten Geist – befreit mich, läßt mich los,<br/></div> +<div class="line">Ich schwimme wohlig im Himmelssee.<br/></div> +</div> +</div> + +<h3><a class="pagenum" name="Page_50" title="50"> </a>4.</h3> + +<div class="poetry"> +<div class="stanza"> +<div class="line">Blase nur, Trompeter! und vor die sehenden Augen<br/></div> +<div class="line">Stell mir die alten Heiden, bring die feudale Welt.<br/></div> +<div class="line">Was Zaubers wirkt dein Spiel! es tauchen vor mir auf<br/></div> +<div class="line">Längst tote Herrn und Damen, Barone in ihren Schlössern, die Troubadoure singen,<br/></div> +<div class="line">Gewappnet ziehn Ritter dem Unrecht entgegen oder suchen den heiligen Gral;<br/></div> +<div class="line">Ich sehe Turniere und Streiter in schwerer Rüstung auf knirschenden Rossen,<br/></div> +<div class="line">Ich höre das Jauchzen, das Dröhnen von Hieben und Stichen;<br/></div> +<div class="line">Ich sehe der Kreuzzugsheere Getümmel – horch, wie die Zimbeln schallen,<br/></div> +<div class="line">Sieh dort den Zug der Mönche mit hoch erhobenem Kreuz.<br/></div> +</div> +</div> + +<h3>5.</h3> + +<div class="poetry"> +<div class="stanza"> +<div class="line">Blas nur Trompeter! und zum Thema<br/></div> +<div class="line">Nimm nun das Thema, das alle einschließt, lösend und bindend,<br/></div> +<div class="line">Liebe, den Takt der Welt, den Trost und die Tränen,<br/></div> +<div class="line">Mannes und Weibes Herz mit nichts als Liebe,<br/></div> +<div class="line">Kein andres Thema als Liebe, – knüpfende, hegende, allüberschwemmende Liebe.<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">O wie die unsterblichen Wesen sich um mich drängen!<br/></div> +<div class="line">Ich sehe den großen Vergaser ewig tätig, ich kenne die Flammen, die Heizer der Welt,<br/></div> +<div class="line">Glut und Röte, pochende Herzen der Liebenden,<br/></div> +<div class="line">So selig manche, und manche so still, dunkel, nahe dem Tode;<br/></div> +<div class="line">Liebe, außer der Liebenden nichts ist – Liebe, die Zeit und Raum überwindet,<br/></div> +<div class="line">Liebe, die Tag und Nacht ist – Liebe, die Sonne und Mond ist und Sterne,<br/></div> +<a class="pagenum" name="Page_51" title="51"> </a><div class="line">Liebe in Scharlach und Üppigkeit, duftkranke Liebe,<br/></div> +<div class="line">Keine Worte als Worte der Liebe, kein andres Denken als Liebe.<br/></div> +</div> +</div> + +<h3>6.</h3> + +<div class="poetry"> +<div class="stanza"> +<div class="line">Blas nur, Trompeter – beschwöre den Krieg.<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">Schnell rollt deinem Ruf ein murrendes Beben wie ferner Donner,<br/></div> +<div class="line">Sieh, die Bewaffneten eilen – sieh durch geballten Staub das Glitzern der Bajonette,<br/></div> +<div class="line">Da Kanoniere finsteren Blicks, und jetzt der rosige Blitz aus dem Rauch, ich höre den Krach der Geschütze;<br/></div> +<div class="line">Nicht Krieg allein – dein furchtbares Lied, wilder Spieler, bringt jegliches Schreckensgesicht,<br/></div> +<div class="line">Taten ruchloser Räuber, Plünderung, Mord – ich höre die Hilfeschreie!<br/></div> +<div class="line">Ich sehe scheiternde Schiffe auf hoher See, gewahre auf Deck und unter Deck die gräßlichen Szenen.<br/></div> +</div> +</div> + +<h3>7.</h3> + +<div class="poetry"> +<div class="stanza"> +<div class="line">Trompeter, mir ist ganz, als spieltest du auf mir,<br/></div> +<div class="line">Du schmelzest Herz und Hirn – rührst sie und ziehst und wandelst sie nach Laune;<br/></div> +<div class="line">Und jetzt erfüllt dein dumpfes Tönen mich mit Finsternis,<br/></div> +<div class="line">Du raubst das muntre Licht und jedes Hoffen,<br/></div> +<div class="line">Ich sehe die Getretnen, Unterjochten, Leidenden, Gedrückten des ganzen Erdenrunds,<br/></div> +<div class="line">Ich fühle meines Geschlechts Demütigung und maßlose Schmach, sie wird die meine,<br/></div> +<div class="line">Mein auch die Empörung der Menschheit, der Schimpf der Jahrhunderte, die zuschanden gemachten Fehden und Wüte,<br/></div> +<div class="line">Völlige Niederlage lastet auf mir – alles verloren – der Feind triumphiert,<br/></div> +<a class="pagenum" name="Page_52" title="52"> </a><div class="line">(Doch in den Trümmern steht wie ein Riese der Stolz, ungebrochen zum Äußersten,<br/></div> +<div class="line">Geduld, Entschlossenheit zum Äußersten.)<br/></div> +</div> +</div> + +<h3>8.</h3> + +<div class="poetry"> +<div class="stanza"> +<div class="line">Trompeter, nun zum Ende<br/></div> +<div class="line">Gewähre höhere Weise als bisher,<br/></div> +<div class="line">Sing meiner Seele zu, erneure ihr sehnendes Hoffen,<br/></div> +<div class="line">Rüttle den trägen Glauben empor, gib mir Vision der Zukunft,<br/></div> +<div class="line">Gib mir einmal ihr Bild und ihre Lust.<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">O froher, jauchzender, gipfelnder Sang!<br/></div> +<div class="line">Nicht aus der Erde quillt dir die Gewalt,<br/></div> +<div class="line">Siegsmärsche – der entjochte Mensch – der Überwinder,<br/></div> +<div class="line">Dem Weltengott des Weltenmenschen Hymnen – lauter Lust!<br/></div> +<div class="line">Die Menschheit neugeboren – die Welt vollkommen, lauter Lust!<br/></div> +<div class="line">Frauen und Männer gesund, unschuldig, weise – lauter Lust!<br/></div> +<div class="line">Lachende, rauschende Feste strotzend voll mit Lust!<br/></div> +<div class="line">Krieg, Elend, Kummer fort – Erde von Fäulnis rein – Lust einzig übrig!<br/></div> +<div class="line">Die Meere lusterfüllt – die Lüfte lauter Lust!<br/></div> +<div class="line">Lust! Lust! in Freiheit, Andacht, Liebe! Lust! Lust! Im Überschwang des Lebens!<br/></div> +<div class="line">Genug das bloße Sein! Genug zu atmen!<br/></div> +<div class="line">Lust! Lust! Überall Lust!<br/></div> +</div> +</div> + +<h2><a class="pagenum" name="Page_53" title="53"> </a>WANDL ICH DURCH DIE BREIT MAJESTÄTISCHEN TAGE</h2> + +<div class="poetry"> +<div class="stanza"> +<div class="line">Wandl ich durch die breit majestätischen Tage des Friedens,<br/></div> +<div class="line">(Denn der Krieg, der Blutstreit ist aus, und du, o grauenvolles Ideal,<br/></div> +<div class="line">Nach ruhmvollem Sieg gegen gewaltige Übermacht,<br/></div> +<div class="line">Folgst nun deiner Bahn, bald aber vielleicht dichteren Kriegen zu,<br/></div> +<div class="line">Vielleicht um bald in furchtbarere Kämpfe und Nöte zu treten,<br/></div> +<div class="line">Längere Feldzüge und Krisen, der Arbeit vor allen andern,)<br/></div> +<div class="line">So höre ich um mich den Lärm der Welt, Politik, Produktion,<br/></div> +<div class="line">Anerkannter Dinge Ankündigungen, <ins title="Wissenschaft">Wissenschaft,</ins> Technik,<br/></div> +<div class="line">Das erfreuliche Wachstum der Städte, die Flut der Erfindungen.<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">Ich sehe die Schiffe (sie dauern ein paar Jahre),<br/></div> +<div class="line">Die gewaltigen Fabriken mit Werkführern, Arbeitern,<br/></div> +<div class="line">Und höre all das akzeptiert und hab nichts dagegen.<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">Doch auch ich verkünde gediegene Dinge,<br/></div> +<div class="line">Politik, Wissenschaft, Technik, Schiffe, Städte, Fabriken sind nicht nichts,<br/></div> +<div class="line">Wie ein gewaltiger Zug, der Musik ferner Signale zuströmend, im Siegerschritt und Herrlicheres vor Augen,<br/></div> +<div class="line">Ersetzen sie Wirklichkeiten – alles ist, wie es sein soll.<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">Nun meine Wirklichkeiten;<br/></div> +<div class="line">Was sonst ist so wirklich wie meines?<br/></div> +<div class="line">Freiheit und göttliche Ausgleichung, jedes Sklaven Erlösung auf dem Antlitz der Erde,<br/></div> +<div class="line">Die entzückten Verheißungen und Lichtgebilde der Seher, die geistige Welt, zeitentrotzend diese Gesänge,<br/></div> +<div class="line">Und unsre Gesichte, die Gesichte der Dichter, die gediegensten Ankündigungen von allen.<br/></div> +</div> +</div> + +<h2><a class="pagenum" name="Page_54" title="54"> </a>HELLE MITTERNACHT</h2> + +<div class="poetry"> +<div class="stanza"> +<div class="line">Dies ist deine Stunde, o Seele, die freie Flucht ins Wortlose,<br/></div> +<div class="line">Weg von Büchern, weg von Kunst, der Tag gelöscht, der Unterricht aus,<br/></div> +<div class="line">Hebst du dich völlig empor, schweigend, schauend, deine liebsten Gegenstände betrachtend,<br/></div> +<div class="line">Nacht, Schlaf, Tod und die Sterne.<br/></div> +</div> +</div> + +<h2><a class="pagenum" name="Page_55" title="55"> </a>JAHRE DES MODERNEN</h2> + +<div class="poetry"> +<div class="stanza"> +<div class="line">Jahre des Modernen! Jahre des Unfertigen!<br/></div> +<div class="line">Euer Horizont erhebt sich, ich seh ihn schwinden für erhabnere Dramen,<br/></div> +<div class="line">Ich sehe nicht bloß Amerika, nicht bloß die Freiheitsnation, sondern andre Nationen bereit,<br/></div> +<div class="line">Ich sehe erschütternde Auftritte und Abgänge, neue Zusammenschlüsse, die Gemeinschaft der Rassen,<br/></div> +<div class="line">Ich seh diese Macht mit unwiderstehlicher Gewalt auf die Weltbühne treten,<br/></div> +<div class="line">(Haben die alten Mächte, die alten Kriege ihre Rolle gespielt? sind die Akte, die ihnen gemäß sind, zu Ende?)<br/></div> +<div class="line">Ich sehe die Freiheit, völlig gewappnet, siegreich und herrlich, links vom Gesetz und rechts vom Frieden geleitet,<br/></div> +<div class="line">Ungeheures Trio einig im Schritt gegen das Kastenwesen;<br/></div> +<div class="line">Was für geschichtlichen Schürzungen eilen wir zu?<br/></div> +<div class="line">Ich sehe Männer hin und wieder marschieren in raschen Millionen,<br/></div> +<div class="line">Ich sehe die Grenzen und Schranken der alten Aristokratien zertrümmert,<br/></div> +<div class="line">Ich sehe die Grenzsteine europäischer Könige entfernt,<br/></div> +<div class="line">Ich sehe den Tag, wo das Volk seine Grenzsteine setzt (alle andern verschwinden);<br/></div> +<div class="line">Nie wurden so scharfe Fragen gestellt wie heute,<br/></div> +<div class="line">Nie war der Durchschnittsmensch, seine Seele, energischer, näher an Gott,<br/></div> +<div class="line">Hört, wie er drängt und drängt und den Massen nicht Ruhe läßt!<br/></div> +<div class="line">Sein kühner Fuß ist allenthalben zu Land und See, den Stillen Ozean besiedelt er und die Inselmeere,<br/></div> +<div class="line">Mit dem Dampfer, dem elektrischen Telegraphen, der Zeitung, den Welthandels-Kriegsmaschinen,<br/></div> +<div class="line">Damit und mit den Fabriken in aller Welt verkettet er alle Länder zu <em class="gesperrt">einer</em> Geographie;<br/></div> +<a class="pagenum" name="Page_56" title="56"> </a><div class="line">Was für ein Flüstern, o Länder, läuft über euch weg, schlüpft unter den Meeren durch?<br/></div> +<div class="line">Sind alle Völker geeint? Soll der Erdball nur ein Herz noch haben?<br/></div> +<div class="line">Bildet sich Menschheit im großen? wahrlich, Tyrannen erzittern, Kronen verdüstern,<br/></div> +<div class="line">Ein neues Zeitalter setzt sich die störrische Erde, vielleicht allgemeinen heiligen Krieg,<br/></div> +<div class="line">Niemand weiß, was nächstens geschieht, solche Zeichen füllen Tage und Nächte;<br/></div> +<div class="line">Jahre der Prophetie! der Raum, wie ich vorwärts strebe und umsonst mich mühe, ihn zu durchdringen, ist voller Gespenster,<br/></div> +<div class="line">Ungeborene Taten, Dinge, die bevorstehn, werfen ihre Schatten um mich,<br/></div> +<div class="line">Diese unglaubliche Hast und Hitze, diese seltsam ekstatischen Fieberträume, o Jahre!<br/></div> +<div class="line">Eure Träume, o Jahre, wie durchbohren sie mich! (ich weiß nicht, schlaf ich oder wach ich;)<br/></div> +<div class="line">Das fertige Amerika und Europa verglimmen, fallen schattenhaft von mir ab,<br/></div> +<div class="line">Das Unfertige, riesenhafter als je, dringt auf mich, dringt auf mich ein.<br/></div> +</div> +</div> + +<h2><a class="pagenum" name="Page_57" title="57"> </a>STAUB TOTER SOLDATEN</h2> + +<div class="poetry"> +<div class="stanza"> +<div class="line">Staub toter Soldaten, ob Freunde, ob Feinde,<br/></div> +<div class="line">Wie ich rückwärts sinne und in Gedanken ein Lied summe,<br/></div> +<div class="line">Stellt sich der Krieg wieder ein, stellt eure Gestalten vor mich,<br/></div> +<div class="line">Stellt den Marsch der Armeen wieder her.<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">Geräuschlos wie Nebel und Dünste,<br/></div> +<div class="line">Heraus aus ihren Gräbern in Gräben,<br/></div> +<div class="line">Aus Friedhöfen in ganz Virginien und Tennessee,<br/></div> +<div class="line">In jeglicher Himmelsrichtung aus zahllosen Gruben hervor,<br/></div> +<div class="line">In schwebenden Wolken, großen Kolonnen, Gruppen selbzweit und -dritt oder vereinzelt kommen sie an,<br/></div> +<div class="line">Und sammeln sich schweigend um mich.<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">Nun keinen Ton, ihr Trompeter,<br/></div> +<div class="line">Nicht an der Spitze meiner Kavallerie die mutigen Rosse getummelt,<br/></div> +<div class="line">Im Schimmer gezogener Säbel, mit Karabinern am Bein, (oh, meine wackern Reiter!<br/></div> +<div class="line">Schöne Reiter mit Lohe im Antlitz! was führtet ihr für ein Leben,<br/></div> +<div class="line">Stolz in Wagnis und Lust.)<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">Keinen Ton auch, ihr Trommler, nicht beider Reveille im Morgengraun,<br/></div> +<div class="line">Nicht den langen Wirbel zum Lageralarm, selbst nicht gedämpften Trauerschall,<br/></div> +<div class="line">Nichts von euch diesmal, o Trommler, die ihr meine Kriegstrommeln truget.<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">Abseits aber von diesen und den Märkten des Glücks und der wandelnden Menge,<br/></div> +<a class="pagenum" name="Page_58" title="58"> </a><div class="line">Zieh ich eng Kameraden zu mir, nicht gesehn von den andern und stumm,<br/></div> +<div class="line">Die Erschlagnen, die sich erheben und noch einmal leben, lebend gewordenen Staub und Trümmer,<br/></div> +<div class="line">Und ich singe den Sang meiner stillen Seele im Namen aller toten Soldaten.<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">Bleiche Gesichter mit staunenden Augen, sehr liebe Freunde, tretet heran,<br/></div> +<div class="line">Dicht zu mir, doch redet nicht.<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">Gespenster zahlloser Verlornen,<br/></div> +<div class="line">Unsichtbar den andern werdet künftig meine Gefährten,<br/></div> +<div class="line">Begleitet mich immer – verlasst mich nicht, solange ich lebe.<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">Hold sind die blühenden Wangen der Lebenden – hold der melodische Klang redender Stimmen,<br/></div> +<div class="line">Doch hold, ach hold sind die stummen Augen der Toten.<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">Meine Gefährten, alles ist aus und lange vorbei,<br/></div> +<div class="line">Doch Liebe ist nicht aus, Freunde – und welche Liebe!<br/></div> +<div class="line">Duft, der von Schlachtfeldern steigt, aus dem Gestank sich erhebt.<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">Durchdufte meinen Gesang, Liebe, unsterbliche Liebe,<br/></div> +<div class="line">Gib mir das Gedächtnis der toten Soldaten zu baden,<br/></div> +<div class="line">Sie einzukleiden und süß zu salben und ganz zu decken mit zarter Pracht.<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<div class="line">Durchdufte alle – mach alle heil,<br/></div> +<div class="line">Mach diesen Staub nährend und blühend,<br/></div> +<div class="line">Löse sie alle, Liebe, und mache sie fruchtbar mit feinster Chemie.<br/></div> +</div> +<div class="stanza"> +<a class="pagenum" name="Page_59" title="59"> </a><div class="line">Gib mir Unerschöpflichkeit, mach mich zum Quell,<br/></div> +<div class="line">Daß ich Liebe aushauche, wo immer ich gehe, gleich ewig frischem Tau,<br/></div> +<div class="line">Für den Staub aller toten Soldaten, ob Freunde ob Feinde.<br/></div> +</div> +</div> + +<h2><a class="pagenum" name="Page_60" title="60"> </a>DANK IN HOHEM ALTER</h2> + +<div class="poetry"> +<div class="stanza"> +<div class="line">Dank im Alter, Dank, eh ich gehe,<br/></div> +<div class="line">Für Gesundheit, Mittagssonne, zarte Luft – für Leben, bloßes Leben,<br/></div> +<div class="line">Für köstliches, nie vergehndes Gedenken (an dich, lieb Mutter mein, Vater, an dich, Brüder, Schwestern, Freunde),<br/></div> +<div class="line">Für all meine Tage – nicht bloß des Friedens – für die Tage des Kriegs desgleichen,<br/></div> +<div class="line">Für holde Worte, Liebkosungen, Gaben aus fremden Ländern,<br/></div> +<div class="line">Für Obdach, Wein und Fleisch, für süßes Verstehen und Grüßen,<br/></div> +<div class="line">(Ihr fernen, verschwimmenden, unbekannten, ob jung oder alten, zahllosen, ungeschiednen geliebten Leser,<br/></div> +<div class="line">Wir sahn uns nie und werden's nie – doch unsre Seelen küssen einander, lang, fest und lang;)<br/></div> +<div class="line">Für Geschöpfe, Gruppen, Liebe, Taten, Worte, Bücher – für Farben, Formen,<br/></div> +<div class="line">Für all die tapfern, starken, hingegebnen herzhaften Männer, die vorwärts sprangen, der Freiheit zu helfen, allerorten, allerzeiten,<br/></div> +<div class="line">Für tapfrere, stärkere Männer, hingegebnere Männer, (besondern Lorbeer, eh ich gehe, den Erwählten des Lebenskriegs,<br/></div> +<div class="line">Den Lied- und Idee-Kanonieren – großen Artilleristen – den vordersten Führern, den Kapitänen der Seele;)<br/></div> +<div class="line">Als verabschiedeter Soldat nach beendigtem Kriege – als Wandrer aus Myriaden, zu dem langen Zug der Rückschau.<br/></div> +<div class="line">Dank – frohen Dank! – Dank des Soldaten, des Wanderers Dank!<br/></div> +</div> +</div> + +<h2><a class="pagenum" name="Page_62" title="62"> </a>INHALT</h2> + +<table id="toc" summary="Inhalt"> +<tr> + <td>Einleitung</td> + <td class="right"><a href="#Page_5">5</a></td> +</tr> +<tr> + <td>Das Selbst sing ich</td> + <td class="right"><a href="#Page_17">17</a></td> +</tr> +<tr> + <td>Als ich schweigend brütete</td> + <td class="right"><a href="#Page_18">18</a></td> +</tr> +<tr> + <td>In engen Schiffen zur See</td> + <td class="right"><a href="#Page_19">19</a></td> +</tr> +<tr> + <td>An fremde Lande</td> + <td class="right"><a href="#Page_21">21</a></td> +</tr> +<tr> + <td>An einen Historiker</td> + <td class="right"><a href="#Page_22">22</a></td> +</tr> +<tr> + <td>Den Staaten</td> + <td class="right"><a href="#Page_23">23</a></td> +</tr> +<tr> + <td>An eine Sängerin</td> + <td class="right"><a href="#Page_24">24</a></td> +</tr> +<tr> + <td>Schließt eure Türen nicht</td> + <td class="right"><a href="#Page_25">25</a></td> +</tr> +<tr> + <td>Künftige Dichter</td> + <td class="right"><a href="#Page_26">26</a></td> +</tr> +<tr> + <td>An Dich</td> + <td class="right"><a href="#Page_27">27</a></td> +</tr> +<tr> + <td>Ausgehend <ins title="vom">von</ins> Paumanok</td> + <td class="right"><a href="#Page_28">28</a></td> +</tr> +<tr> + <td>Der Grundstein aller Metaphysik</td> + <td class="right"><a href="#Page_37">37</a></td> +</tr> +<tr> + <td>Ich sah in Louisiana eine Eiche wachsen –</td> + <td class="right"><a href="#Page_38">38</a></td> +</tr> +<tr> + <td>Salut au monde!</td> + <td class="right"><a href="#Page_39">39</a></td> +</tr> +<tr> + <td>Lied der Landstraße</td> + <td class="right"><a href="#Page_41">41</a></td> +</tr> +<tr> + <td>Ich sitze und schaue</td> + <td class="right"><a href="#Page_44">44</a></td> +</tr> +<tr> + <td>Als ich lag, meinen Kopf in Deinem Schoß, Camerado</td> + <td class="right"><a href="#Page_45">45</a></td> +</tr> +<tr> + <td>Leb wohl, Soldat –</td> + <td class="right"><a href="#Page_46">46</a></td> +</tr> +<tr> + <td>Wende dich, <ins title="Freiheit">Freiheit –</ins></td> + <td class="right"><a href="#Page_47">47</a></td> +</tr> +<tr> + <td>Heimkehr der Helden</td> + <td class="right"><a href="#Page_48">48</a></td> +</tr> +<tr> + <td>Der mystische Trompeter</td> + <td class="right"><a href="#Page_49">49</a></td> +</tr> +<tr> + <td>Wandl ich durch die breit majestätischen Tage</td> + <td class="right"><a href="#Page_53">53</a></td> +</tr> +<tr> + <td>Helle Mitternacht</td> + <td class="right"><a href="#Page_54">54</a></td> +</tr> +<tr> + <td>Jahre des Modernen</td> + <td class="right"><a href="#Page_55">55</a></td> +</tr> +<tr> + <td>Staub toter Soldaten</td> + <td class="right"><a href="#Page_57">57</a></td> +</tr> +<tr> + <td>Dank in hohem Alter</td> + <td class="right"><a href="#Page_60">60</a></td> +</tr> +</table> + +<div id="tnote-bottom"> +<p class="center"><a name="tn-bottom"><b>Anmerkungen zur Transkription:</b></a></p> + +<p>Im folgenden werden alle geänderten Textstellen angeführt, +wobei jeweils zuerst die Stelle wie im Original, danach die geänderte Stelle +steht.</p> + +<ul id="corrections"> +<li><a href="#Page_5">Seite 5</a>:<br/> +WALT <span class="correction">WHITMANN</span><br/> +WALT <span class="correction">WHITMAN</span> +</li> +<li><a href="#Page_22">Seite 22</a>:<br/> +Ich, Sasse der <span class="correction">Alleghanyberge</span>, der von ihm handelt, wie er<br/> +Ich, Sasse der <span class="correction">Alleghenyberge</span>, der von ihm handelt, wie er +</li> +<li><a href="#Page_29">Seite 29</a>:<br/> +Gesänge von Ohio, Indiana, Illinois, <span class="correction">Jowa</span>, Wisconsin und<br/> +Gesänge von Ohio, Indiana, Illinois, <span class="correction">Iowa</span>, Wisconsin und +</li> +<li><a href="#Page_39">Seite 39</a>:<br/> +slawischen Stämmen und Reichen! <span class="correction">du</span> Russe in Rußland!<br/> +slawischen Stämmen und Reichen! <span class="correction">Du</span> Russe in Rußland! +</li> +<li><a href="#Page_48">Seite 48</a>:<br/> +stattlich und stark, <span class="correction">Bauern-und</span> Handwerkerschlag,<br/> +stattlich und stark, <span class="correction">Bauern- und</span> Handwerkerschlag, +</li> +<li><a href="#Page_53">Seite 53</a>:<br/> +Anerkannter Dinge Ankündigungen, <span class="correction">Wissenschaft</span> Technik,<br/> +Anerkannter Dinge Ankündigungen, <span class="correction">Wissenschaft,</span> Technik, +</li> +<li><a href="#Page_62">Seite 62</a>:<br/> +Ausgehend <span class="correction">vom</span> Paumanok<br/> +Ausgehend <span class="correction">von</span> Paumanok +</li> +<li><a href="#Page_62">Seite 62</a>:<br/> +Wende dich, <span class="correction">Freiheit</span><br/> +Wende dich, <span class="correction">Freiheit –</span> +</li> +</ul> +</div> + + + + + + + + +<pre> + + + + + +End of the Project Gutenberg EBook of Gesänge und Inschriften, by Walt Whitman + +*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK GESÄNGE UND INSCHRIFTEN *** + +***** This file should be named 37108-h.htm or 37108-h.zip ***** +This and all associated files of various formats will be found in: + http://www.gutenberg.org/3/7/1/0/37108/ + +Produced by Jana Srna and the Online Distributed +Proofreading Team at http://www.pgdp.net (This file was +produced from images generously made available by The +Internet Archive/American Libraries.) + + +Updated editions will replace the previous one--the old editions +will be renamed. + +Creating the works from public domain print editions means that no +one owns a United States copyright in these works, so the Foundation +(and you!) can copy and distribute it in the United States without +permission and without paying copyright royalties. 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Information about the Project Gutenberg Literary Archive +Foundation + +The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit +501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the +state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal +Revenue Service. The Foundation's EIN or federal tax identification +number is 64-6221541. Its 501(c)(3) letter is posted at +http://pglaf.org/fundraising. Contributions to the Project Gutenberg +Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent +permitted by U.S. federal laws and your state's laws. + +The Foundation's principal office is located at 4557 Melan Dr. S. +Fairbanks, AK, 99712., but its volunteers and employees are scattered +throughout numerous locations. Its business office is located at +809 North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887, email +business@pglaf.org. 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