diff options
Diffstat (limited to '32814-h/32814-h.htm')
| -rw-r--r-- | 32814-h/32814-h.htm | 1711 |
1 files changed, 1711 insertions, 0 deletions
diff --git a/32814-h/32814-h.htm b/32814-h/32814-h.htm new file mode 100644 index 0000000..560f2d9 --- /dev/null +++ b/32814-h/32814-h.htm @@ -0,0 +1,1711 @@ +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.0 Strict//EN" +"http://www.w3.org/TR/xhtml1/DTD/xhtml1-strict.dtd"> +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> +<meta http-equiv="Content-Type" content="text/html;charset=iso-8859-1" /> +<title>Sekunde durch Hirn</title> +<!-- AUTHOR="Melchior Vischer" --> + +<style type='text/css'> +body { margin-left: 10%; margin-right: 10%; } +h1 { text-align: center; margin-top: 5%; margin-bottom: 5%; } +h2 { text-align: center; margin-top: 5%; margin-bottom: 10%; page-break-before: always} +h3 { text-align: center; margin-top: 5%; margin-bottom: 2%; page-break-before: always} +p { margin-left: 0%; + margin-right: 0%; + margin-top: 0%; + margin-bottom: 0%; + text-align: justify; + text-indent: 4% + } +p.noindent { text-indent: 0%; } +p.right { text-indent: 0%; + text-align: right; + margin-left: 8%; margin-right: 4%; + margin-top: 0%; margin-bottom: 2%; + } +p.lyrics {text-align:left; + text-indent: 0%; + margin-left: 0%; margin-right: 0%; + margin-top: 0%; margin-bottom: 2%; + font-size: small; + } +p.signature {text-indent: 0%; + text-align: left; + margin-left: 0%; margin-right: 20%; + margin-top: 1%; margin-bottom: 2%; + font-size: small; + } +p.blockquote {text-indent: 0%; + margin-left: 8%; margin-right: 4%; + margin-top: 2%; margin-bottom: 2%; + } +p.center { text-indent: 0%; text-align: center; margin-top: 0%; margin-bottom: 0%; } +p.contents { text-indent: 0%; text-align: center; margin-top: 0%; margin-bottom: 2%; } +p.textbox { text-indent:0%; margin: 0% 20% 0% 20%; padding: 1% 1% 1% 1%; border: 1px solid; text-align:center;} + +p.firstwo { text-indent: 0% } +p.first { text-indent: 0%; } +p.first:first-letter { +float:left;font-size:50px;line-height:24px;padding-top:4px;padding-bottom:1px;padding-right:2px; +} + +a:link { text-decoration: none; color: rgb(10%,30%,60%); } +a:visited { text-decoration: none; color: rgb(10%,30%,60%); } +a:hover { text-decoration: underline; } +a:active { text-decoration: underline; } + +hr { margin-top: 0em; + margin-bottom: 0em; + margin-left: auto; + margin-right: auto; + clear: both; + color: black;} + + .hr50 { width: 50%; } +</style> +</head> + +<body> + + +<pre> + +The Project Gutenberg EBook of Sekunde durch Hirn, by Melchior Vischer + +This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with +almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or +re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included +with this eBook or online at www.gutenberg.org + + +Title: Sekunde durch Hirn + Ein unglaublich schnell rotierender Roman + +Author: Melchior Vischer + +Release Date: June 14, 2010 [EBook #32814] + +Language: German + +Character set encoding: ISO-8859-1 + +*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK SEKUNDE DURCH HIRN *** + + + + +Produced by Jens Sadowski + + + + + +</pre> + +<p class="center"><img src="images/title_small.jpg" alt="images/title_small.jpg"/></p> + +<h1 style="page-break-before:always"> +MELCHIOR VISCHER +</h1> + +<h1>SEKUNDE DURCH HIRN</h1> + +<p style="text-align:center;text-indent:0%;font-weight:bold"> +<i>Ein unheimlich schnell rotierender Roman</i> +</p> + +<p> </p> +<p> </p> +<p> </p> +<p> </p> +<p> </p> +<p> </p> +<p> </p> +<p> </p> + +<hr class="hr50" /> + +<p style="text-align:center;text-indent:0%;font-size:large;"> +PAUL STEEGEMANN VERLAG HANNOVER<br/> +LEIPZIG / WIEN / ZÜRICH +</p> + + +<p> </p> +<p> </p> + +<p style="page-break-before:always"> </p> +<p> </p> +<p> </p> + +<p style="text-indent:0%;font-size:small;margin-left: 20%; margin-right: 20%;"> +„. . . Kunst ist, wenn schon nicht ein Vorurteil, so doch immer eine +Privatansicht, stolzierte mir dieser bedenkliche Gedanke bedeutend +durch das wirre Straßennetz meines wassersüchtigen Hirns, ehe ich in +und durch Sumpf sank und mich übel vergurgelte . . .“ +</p> + +<p> </p> +<p class="lyrics" style="margin-left: 20%; margin-right: 20%;"> +„Versteck, du Narr,<br/> +Dein blutend Herz in Eis und Hohn . . .“ +</p> +<p style="margin-left: 20%; margin-right: 20%;font-size:small"><i>(Nietzsche)</i></p> + +<p> + +</p> +<h2 class="chapter">PRO UND EPILOG</h2><p> + +</p><p class="first">Ein unheimlich schnell rotierender Roman, steht unter dem +Titel. So mag es, obwohl nichts besonders unterstreichend, +bei Tag unter gewissen Blickpunkten erscheinen. + +</p><p>Gut denn: Roman. Doch unter den betäubenden Strahlen +einer Mitternachtssonne gelesen, scheint es erst zeitlich, dann +über-, zuletzt unzeithaft, schnittig, Stahl: Epos. + +</p><p>Und endlich unter dem embryonalen, ja komischen Gelicht +des ausgedörrten, beinah gekreuzigten Monds kriecht es vielleicht +höchst lächerlich als abgekicherter Schwank hervor. + +</p><p>Gescheit und blöde, erlogen und wahr, schief wie ein lauter +lungenblutender Traum, erhaben toll und toll erhaben, ganz +närrisch: Fastnachtsspiel. Bei der schreienden Fackel der +Selbstverbrennung jedoch, beweihraucht, martervoll ein Tedeum, +geschrillt in den katholisch ehrfürchtigen Ausklang +eines Gassenhauers: Aschermittwoch. + +</p><p>Aber Aschermittwoch mit Sonnenblumen. + +</p><p>Ich opfere dieses astronomische Punktierbuch, auch Bibel, +geschrieben in Prag zu einer Zeit, die molluskenhaft, ich +mathematisch wirklich nicht bestimmen kann, es sei denn +mittels ultravioletter Geometrie, jenen, von denen Karl Einstein +in Bebuquin sagt: „Zu wenig Leute haben den Mut +vollkommenen Blödsinn zu sagen. Häufig wiederholter +Blödsinn wird integrierendes Moment unseres Denkens“, darum +sage ich einmal wieder einen andren, durchaus neuartigen +Blödsinn. + +</p><p>In fünfzig Jahren oder in fünfzig Minuten ist dieser mein +guter Blödsinn bestimmt apodiktische Weisheit. + +</p> +<h2 class="chapter">DER ROMAN</h2><p> + +</p><p class="first">Jörg Schuh stand breit am Baugerüst, lachte zugleich mit +dem kreischen Ton des Stichels, kaute sein Brot und wußte, +daß er Stukkatör. Scharf war Wind in dieser Vogelperspektive. +Mit einem Aug am Gesims ornamentierend, +mit andrem aufs Pflaster vierzig Stock tief hinabblinzelnd +auf sonnbeklexten Asfalt, der grell herauf schrie. Trotzdem +straßerasendes Gemensch sehr winzig unten wimmelte, sah +er dennoch den großen Busen der Magd Hanne aus dem +Wolkenkratzer gegenüber Nr. 69. + +</p><p>Der Busen, der Bubusen ist prächtig plastisch, als hätte ihn +ein Stukkatör geformt! entriß sich ekstatischer Satz aus Jörgs +bewundernder Kehle mit oberhalb geilen Glotzaugen, die +überkegelten, Planke schaukelte, Kopf, Füße wankten quer +durcheinander, <i>Wind pfiff</i> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . + +</p><p class="tb"> + +</p><p class="first"><span style="float:left;font-size:xx-large;">(</span>kroloscho su krolo su su suuuuu huih — — — iiihh! die +Ewigkeit! in die Ewigkeit! Fahr mr Euer Gnadn? grüßte +spiegliger Zylinder gelbblauen Mannes einladend, billig, der +Kilometer drei Halsbrüche und neun Tode. Ich bin Ekstatiker +aufm Kubus, im letzten Leben war ich Mathematikprofessor +und da auf der großen Milchstraßn bin ich jetzt +Droschkenkutscher. Also fahr mr Euer Gnadn? — Nein +ich danke, ich nehme prinzipiell nur Taxameter! — Aber +ich hab Gummireifen an den Radln, oh Marke „Gigant“. — +Gehns in ein Bordell! — Bittäähh! + +</p><p class="tb"> + +</p><p class="first">Guten Abend Jörg, lachte es an sein eines Ohr, als er +apollenähnlich, kraftschenklig durch raketenhaft erleuchteten +Spiegelraum mit seitlichen Flüster- und Zeugungsecken +schritt, nun das gertenschlanke Mädchen eng an den +Neger gedrückt sah. Komm Jörg, schau zu, wie Du gemacht +wirst, roch es betrunken, wie nun Schwarz und Weiß in +kleines diwangeschmücktes Gemach torkelten, und das Weib +sich seufzend an den muskelharten Lenden des Mohrenathleten +rieb, so ein Mysterium abkeuchte. Auch die Porzellanteller, +die Zinnkrüge waren sehr schön. + +</p><p>Siehst Du, Jörg, das ist es. Schwarz traf ins Weiß. Darum +ist auch Dein andres Ohr schwarz. Das weiße ist dumm +wie der Acker Europa, hört nichts. Das schwarze hingegen +hört alles: Vergangnes und Zukünftiges, bis sich der Kreis +schließt. Es hört so genau, daß es weiß. Und vernimms: +es gibt keine Gerade, was grad deucht, ist Stück vom Kreis. +Darum ewiges Symbol die Schlange, deren Kopf den Schwanz +beißt, so sich frißt. Aber laß die Filosofie, Jörg, die ist nur +ein Käsezuber. Im besten Fall. Denn sonst fehlt auch +der Käse. + +</p><p>Als sie akterschöpft halb schläfrig lag, hüpfte der Nigger hinaus, +tanzte im elektrischen Lichtgewog vor bezechten Ministern, +griechischen und tschechischen Dirnen wilden Tanz, +daß alle im Halbkreis ineinanderverbogen den Urwald brüllen +hörten. Staunen goß über Fallobus herab: der Neger, der +hier nackt trampelte, daß ihm Schweiß bächefloß. Das war +Parföm für die schnuppernden Nasen der geilen Huren. +Und sie griffen sich selbst. Denn die Minister hatten ihre +Klemmer verloren. Fallobus wuchtete Beine durch Luft, +trat klitschend aufs Parkett, ließ Muskel, Geschlecht zucken, +war und verhieß: Stärke, Zeugung, Koloß, Kraft zur höchsten +Potenz. Und wieder brüllte Urwald. + +</p><p>Drinnen lag die Begattete und schlief fast glücklich. + +</p><p>Urwaldtanz und Urwaldsang umwob die ersten werdenden +Zellen Jörgs. Auch blökte der Kriegsminister wie ein Schaf. +Ein Schampanjerglas klirrte und löste seine Scherben in +Wohlgefallen über einen fraulichen Unterleib aus, der entblößt +herrlich gurrte. Damit nur nichts passiert, schrie der +Kriegsminister. Dann lassen sie halt ihre Kanone los. + +</p><p>Auf einen Flaschenrund leuchteten imaginäre Haare zwischen +Fleisch herab Warum grüßen denn nur die Pferde so devot? +Und man hörte einen Bach rieseln. + +</p><p>Der Nigger grinste bleckend Zähne. + +</p><p class="tb"> + +</p><p class="first">Nun schaute Jörg zu, wie er in Finsternis Zelle an Zelle +setzte: So ward. Überbald im siebenten Monat zerbrach +sie das gläserne Gefäß und die Bäurin stieß Frau mit +Keim hinaus. Nun kam durch die Nacht der rotschlitzige +Sklavenaufseher und striemte mutterndes Weib, bis sich ihr +Blut mit dem Salz ihrer Tränen vermischte. So ward endlich +der Maure gerührt und barg über die Blasse den Mantel. +Immerhin freute der Heide sich bald über die dreizehn +Füchse, die sich gülden in seiner Hand drehten, als der +Portugiese doldige Frau wegschleppte. + +</p><p>Dann saß er dabei und hauchte der Mutter wärmend auf +die Scham, als er auf einer andalusischen Barke im Hafen +Lissabons zur Welt sich schrie. Drei Matrosen, wütend, +weil aus heißem Kartenspiel gerissen, stießen herbei, sahen +kreischendes Weib, das sich in Blut suhlte. Man griff Jörg, +dann die Mutter, die schon Augen geschlossen, steif +gekrampft so erkaltete. Schnell warf einer die Tote über +die Reeling. Der große Steuermann setzte Jörg die Bulle +an, ersoff ihm erstes Geschrei im Branntwein. + +</p><p>Die zwei Andern lachten endlos über die Scheckigkeit der +Ohren des Neugebornen: das eine weiß, das andre schwarz. + +</p><p class="tb"> + +</p><p class="first">Dann tobte Straße um ihn. Spielzeug war Kot. Labung +Prügel. Steuermanns Haus schnapste Budike. Pflegvater +selbst war auf See. Seine ihm unangetraute Frau Hafenhure. +Auch Zwischenhändlerin für feine Leute mit seltenen Genüssen. +Alles ist bei Coma zu haben, war Parole und Schild. +Doch am meisten pflog Coma am eignen Körper edles +Handwerk. Litt gern orkane Passion. Sie, gar massiv schnellte +sich besonders an massive Männer. Oft sah Jörg zwischen +zerschlagnen Fenstern wundersame Vorgänge, die Wärme +überprickelten. Einmal frug wissenwollender Knabe qualles +Weib: warum liegen immer die fremden Männer in Deiner +Stube? und fühlte schon den Schlag, der sein Gesicht benetzte. +Da frug er nicht mehr. Spielte weiter mit Kot und den +andren stinkenden Kindern der Gosse, sah einmal, und sah +einmal betroffen auf, als elegantes Gig von vornehmer sehr +schlanker Dame gezügelt, knapp vor mittagsöder Budike hielt, +energisch den Rappen bremste, vom Sitz mit leichter Lassobewegung +sprang, dabei ein kleines Weiß unter flutendem Rock +sehen ließ, doch nur für den Schwung eines Moments, schon +stand, beschattet durch livreeierten Diener vor dreckbeschmiertem +Jörg, dem mauloffnem Jungen mit Gerte gering +über Backe fuhr und tönte: Ich brauche einen jungen Athleten. +Die Coma handelt doch damit. Führ mich zu ihr! — Jörg faßte +durchaus nicht, schrie aber kreischend: die Königin! die Königin! +rannte damit weg. Ziehmutter Coma indes trat vor die +Tür, glänzte in Verneigerei, offerierte drinnen ihre Ware: +starke Burschen, die sie teils selbst schon erprobt. Drei +Goldstücke erlechzte Coma für angepriesnen Mann, auf +den die Wahl der Dame fiel. Für ein halbes gab sie noch +ihren Jörg darauf. Dann scholl Stimme durch das Gerümpel, +scharf: Jörg! — Halb scheu, halb dummfrech angeschlichen +ward Jörg geheißen, der Dame zu folgen. Der starke Mann +kommt abends um acht, betonte Coma. Mit der Königin soll +ich gehen? stürmte Jörg. Schaf! es ist Rahel, die Tochter des +erzreichen Börsianers. Sie bezahlt mir gut für Männer, die +etwas treffen, setzte sie noch klein für sich hinzu. + +</p><p class="tb"> + +</p><p class="first">Nun war Zeit umrahmt von Mayonnäs, kandierten Früchten +gebackenen Hühnern. Körper entlaust schwoll in guter +Wäsche. Spiegel warf Bild eines vornehmen Knaben. Jörg +hielt Rahels Haus für Traumland künftigen Paradieses. Wenn +nicht gerade schon jetzt Paradies, so doch immerhin Paradiesbett. +Wonne wars ihm, täglich gegen Abend zusammen +mit Rahel zu baden. Sie spielte mit ihm, doch wußte er +noch nicht, was es bedeute. Nur leicht dämmerte ihm erste +Geografie: Halbkugel, Gebirg, Bucht, Schlucht, Waldung, See +und wieder Bucht mit äquatorialer Wärme. Bei Nacht lag er +Wache vor Tür ihres Gemachs, wenn ein Mann über die +Schwelle in Schwüle getreten. Rahel liebte Abwechslung. +Aber viele rochen nach Fusel. Alle aber waren Hünen. +Erste Zeit blieb Jörg in Entwicklung zurück, deshalb wollte +ihn Rahel zum Eunuchen bestimmen. Dann aber schoß er +hoch. Bekam Muskelansätze. Brannte schon immer mit ihr +zu baden. Schon des Morgens genoß er davon im Geiste. +Es überkroch ihn etwas wie Wohlgefühl. Rahel leitete langsam +über. Und da entsann er sich dunkel, in der Budike +Ähnliches belauscht zu haben. Und er lernte gut: war Stier +an Wucht, doch geschmeidig, ausdauernd. Da trat Rahel +badentstiegen nackt zu Nacktheit sprechend, nochmals den +Jüngling Jörg kritisch überprüfend arabeskenhaften Ausspruch: +es wäre mir leid, soviel Talent und Kraft zu beschneiden. Nein, +Du paßt nicht zum Eunuchen, Du bist Künstler Deines leibbeseligenden, +ach, ganz wunderbaren Instruments, das Du +wie einen Meißel gebrauchst, sicher, straff, bestimmt. Wenn +Du schon kein Bildhauer wirst, so gewiß ein Frauentröster. +Du bist Goliath, mein Goliath! + +</p><p>Da trat Jörg ungemein fest auf, daß der Lüster erschrocken +von Decke niederbrach. Man hörte aber keinen Zerlärm, +denn er, Jörg, schrie wie Urwald. + +</p><p class="tb"> + +</p><p class="first">Auf einer Lustfahrt schwand Lissabon, portugiesische Küste +im Hintergrund, böende Winde trieben über Deck, dann +waren Elemente heimtückisch ruhig, bis es blies und nächtens +die edle Privatbarkasse in Gottergebenheit kenterte, Rahel +mit Anhang vergluckste im Gewog, Jörg allein schlug mit +Kraft das Wasser, wild, nun beharrlich lange, einen Tag hindurch, +den zweiten und spuckte sich abends an Land mit +Hafenlärm: Genua. + +</p><p>Fremd umklang ihn Sprache, sein portugiesisch Geschrei +blieb unverstanden. Doch Athletengestalt gefiel: ein Mann +kurzstirnig, berußt, dang ihn als Baggerer. Mit Genossen +im Schlamm von Hafenrinnen stehend, schleimte er genuesische +Laute nach, bald. Rammte die Pflöcke, platzte so +im Gestemm schier vor Kraft, Entzücken und Wasserzusammenlauf +auf zuschauende Schiffsdirnen, auch Kapitänsfrauen +abwälzend. Bekanntes profezeihtes Glück längst +seliger Rahel stülpte sich um seine Lenden. Die Herzogin +Giova sah Jörg von weitem, brach in Sehnsucht aus, ging +pralle Mannesmuskelkraft, Geschlecht sich stets erotisch +vermengt vor Augen verlangend heim, schickte noch nachts +ergebne Sbirren zum Hafenarm, wo sie vormittags den +Starken geschaut, ließ Jörg aufgreifen. Noch vor der Gleiche +lag er gefesselt zu ihren Füßen im sinnlichen, seltner Gerüche +durchdufteten Gemach und beugte Haupt in Erwartung +des Todes. Sie faßte jedoch geübt, vor Gier kaum +lächeln könnend, riß ihm die Kittel vom Leib. Ward verrückt +vom Geruch seines Schweißes, verschnob sich schier, lechzte, +trank, biß. In kleinem Zimmer hielt sie ihn tagsüber versteckt. +Einmal schmeckten ihm ihr Leib, ihre Lüste nicht mehr, +sprang auf, schlug klirrend durchs Fenster, fiel weh aufs +Kreuz, schon auf, über Parkmauer im Schwung, landeinwärts +lief. Früchte von Bäumen gerissen, ihm Nahrung. Durch +Staub, der weißlich durch alle Winde goß, an Klostereien +vorbei, Sbirren ausweichend, die scharlachrot bemützt auf +Heeresstraßen nach ihm suchten, endlich bei Sonnensunk +er laute breitdurchstraßte Stadt betrat. Einer Höklerin warf +er ins einfältige Gesicht Frage nach Namen dieses Orts: +Milano. — Gebrechlicher Mann frug plötzlich, kaum neben +ihm, mit hartem Italisch. Jörg schlug ein, ging mit Messer +Sebaldo, ranzte sich hin, schlief morgenzu, erwacht stand +als Holzschnitzer auf. Staunte noch über plötzliches Spaltel +in der Hand, das ungefüg Ritzen ins Holz querte. Schaute +auf, traf Sebaldos Blick, erinnerte sich, daß er gestern auf +Straße wegmüde von jenem Gütigen aufgegriffen, versprochen +hatte, Gottesschnitzerei zu lernen. Der Messer +war, so kramte er aus Rederei zusammen, nicht Mailänder +sondern war aus Deutschland ins Welsche zugewandert. +Jörg lernte schnell, zeigte Geschick, ja sogar Gefühl, fing +auch etliche deutsche Brocken auf, sang, war zufrieden. +Zumal ihm noch junges Weib des Messers Feierabend mit +Busen und andrem vergnügte. Nach Jahresablauf sauste +unerhoffte Freude über schwächlichen Messer Sebaldo hinweg: +seine Frau warf einen kräftigen Knaben ans Licht. +Da dem Gesell mütterliches Weib nicht behagte, auch er +nicht Ähnlichkeitstheorien in bezug auf Neugebornen für +später abwarten wollte, nahm er Abschied, ging seines Wegs, +ein Stück Hammelkeule als letzten, gar nicht so sentimentalen +Liebesgruß im Felleisen. + +</p><p>Alpenzu er schritt. + +</p><p class="tb"> + +</p><p class="first">Am St. Gotthard warf er seine beschmutzten Füße in das +Kloster, sagte, er sei vom Himmel gefallen, früher Abt +in Rom gewesen, jetzt hierher gekommen, um klösterliche +Küche zu inspizieren. Die Brüder schlugen die Mönchskutten +über ihre Scham und freuten sich sehr. Haha, dada, allelujah. +Zu beten vergaß man. In großer Küche rastete Jörg. O das +schön geputzte Messinggeschirr, die prachtvollen „Weck“gläser! +Nahm Kienholz von der Butte beim Herd, griff +Rundmesser, schnitzte schnell, sehr schnell ein Kruzifix. Da +fielen die Mönche nieder, kredenzten Wein, gelobten ob +des Wunders sich nunmehr zu kasteien mit Kastanien, aus +ihren Bäuchen, Faßbäuchen leere Schläuche zu machen. Denn +ein Abt ist vom Himmel gefallen. Mit einem Topf, gefüllt +von Quark. Jörg aß, aß, aß. Blieb. Aß. Doch da ihm die +Küchenmägde durch die Dauer der Klosterjahre, noch mehr +aber durch die guten Brüder schon zu arg verbraucht, die +einzige junge, kürzlich erst aufgenommen, er in einer Nacht +gesprengt, daß sie sich in Blut vergaß, machte er sich auf, +hielt sich zwanzig Hühner und fünfzig Falernerflaschen in +seinen Ranzen, nahm einen bedeutenden Kranz von zweihundert +Pasteten um den Hals, ging aus dem Kloster, von +den Mönchen Hosianna über Kopf und Rücken nachberufen +und von den Mägden schmerzlich bedauert, besser gesagt +betrauert. + +</p><p class="tb"> + +</p><p class="first">Auf der Landstraße östreichzu, hing sich ihm ein Mann +mit Boxkalfschuhen und Zylinder an: Kommis aus Wien. +Der Jüngling sprach ein wenig Italisch, auch hatte er d’ Annunzio +gelesen. Jörg griff dagegen Bissen von Deutsch auf +und schonglierte bald damit, daß der Kommis gut erstaunte. +Auf dem Weg tummelten sie Kurzweil. So steckten sie +einer Bauerndirne, die beladen mit Eierkorb ging, einen +ranzigen Fisch unter die jedenfalls keuschen steifgebügelten +Röcke, daß der Korb kippte, sie bedrääängt nach dem Herrn +Pfarrer schrie, Eier in klägliches Gemeng von Gelb zerbrachen. +Noch ganz Gebliebne haschten sie sich zu, gingen +gesittet weiter, filosofisch Lied frisch und freudig singend: +Beim Schwanewirt ist Musik, beim Schwanewirt ist Tanz! +Kutschen mit feinen Leuten als Insassen grüßten sie frech. +Hirsche sprangen durch die hochrote Au, ein mit Zyankali angepfropfter +Frosch zwinkerte unmerklich, aber aristokratisch +Als sie einmal jemand befrug, wer sie denn seien, sagten +sie imponierend stolz: wir sind zwei Professoren und suchen +den Punkt. Jawohl den Punkt! — Dann, es war schon im +Steiermärkischen, klopften sie Steine auf einen Wagen, der +mit Porzellan fuhr. Und alle Töpfe zerbrachen laut schreiend. +Es waren nächtliche Gefäße, bestimmt für den Freiherrn +von Pospischil, der an allem Möglichen litt, monatlich mindestens +dreihundert Stück solch nützlichen Geschirrs zerbrach. +Das Geld hiezu wurde bei den p. t. Untertanen von einer +k. k. Steuerbehörde noch zum Überprozent hereingebracht. +Dafür zogen alle Leute demütig, auch freudig ergriffen den +Hut, wenn sie den guten Freiherrn sahen. Manche Mädchen +sangen dazu: Lang leb unser gnädger Franz! + +</p><p>Jörg und dem Kommis war’s behaglich. Da bügelte sich +schon der Stefansdom in die Luft. Mit einem: wir san +woas! betraten sie walzerumtakte Stadt. Bei der Theres +herbergten sie. Knapp, ehe sie ihr Haus beschlüpften, fiel +Jörg vor einem Mann in kostbar verschnörkelter Kleidung +und schwarzem Tschako in die Knie. — Was machst denn +Jörg? — Ich dacht, das war der Herr Kaiser! — Kalb! das +war doch ner ä Briefträger! — Angegessen schliefen sie. +Früh war der Kommis weg. Auch Jörgs Felleisen und wenge +Sechserln. Dafür lag ein Zettel da, worauf stand: Behüt +Dich der Himmel. Ich fahre nach Ägypten, um mir den +Clemenceau zu besternen, zu bestaunen, wie er sich vor mir +erbrechen soll. Oha! — Jörg wollte sich schöne inhaltsreiche +Epistel auf Portugiesisch übersetzen, traf es nicht, hätte aber +trotzdem gern einen Regenschirm gehabt. Zum Aufspannen +bloß. Doch die Wirtin, die noch schwer an ihrem Busen +trug, erließ ihm für eine gute Arbeit lachend die Zeche, +sagte sichtlich bewegt: Komm bald wieder! — Da kannst +Du lange warten, Du Bottich, grunzte Jörg halb portugiesisch, +halb italisch bei sich, laut aber sagte er deutsch: Grüß Gott! + +</p><p class="tb"> + +</p><p class="first">Als er Hämmern hörte, trat er bei dem Steinmetz ein, +bat um Arbeit, bekam zugesagt. Abends schaute er am +Güterbahnhof zu, den Zügen, es rollte an, vorüber, wieder, +im Taumel der Sekunde tat er Sprung, fiel auf Säcke, fuhr, +duckte sich zurück in Wagen an Stationen. Nach dreißig +Stunden stockte Zug. Jörg turnte ab, spürte Nacht, rannte +gen fernes Licht. War an sächsischer Grenze. Sah im Trübschein +des Zollwächterhauses einen Karren mit Milch. Packte +eine Kanne, soff sie aus, schlief, morgens schritt er erzgebirglichen +Hang hinab ins Tal. + +</p><p class="tb"> + +</p><p class="first">Da er nichts Beßres wußte, ging er von kleiner Stadt umdrängt +zum Gymnasium, schrieb sich dort zum Erstaunen +der Professoren und Schüler in die genaue Liste ein, +lächelte dann sanft, und bat um Empfehlung für ein moralisch +gediegnes Kosthaus. Er war genug schlechter Schüler, +aber Erfüllung aller Frauen der Stadt. Kannte die abgelegensten +Winkel. Das hielt man für sehr scharmant. Da er +zum Schluß fand, daß er überall vor und nach getaner, überaus +präziser Arbeit gut aß, ließ er endlich sein Schülertum, sagte +sich: Du bist schon über zwanzig! zog den Hut, ging auf +seinen Mathematikprofessor, der durch feiertägliche Straße +lustwandelte, zu und erkühnte sich barsch diese Frage: Was +ist ein Punkt? — Betroffner ältrer Mann leierte Nervenschwach, +ganz blaß den pythagoräischen Lehrsatz ab, meinte +aber die Schlacht bei Austerlitz, dabei voll Inbrunst an das +Kaiserbild im sonntäglichen verlassnen Klassenzimmer denkend. +Jörg drauf fest und klar: Ich bin aus Religion durchgefallen, +Sie aber sind ein Trottel, fragens Ihre Frau! ging +sieggewiß ab und bekam von wartend lauschenden Jungfraun, +auch Ehegattinnen sämtlicher Mittelschullehrer der +Stadt Zigaretten, ja sogar diverse Spezialitäten geschenkt. +Er konnte sich jetzt schon elegant verbeugen. + +</p><p class="tb"> + +</p><p class="first">Nachdem er in einem Krawattengeschäft Freund des dortigen +Ladenjünglings Naz Propper gewesen, war unterdes +schon der Winter hereingebrochen und böte stark durch +die Thermenstadt, in der früher Göthe vorübergehend +gewohnt, die Johannes dem Täufer gewidmet war, beßres +Wahrzeichen der Stadt aber wäre wohl statt eines Denkmals +auf den Syrakuspilger Seume eine Statue des herrlichen +Jünglings Naz Propper gewesen. Jörg wußte aber diese +Freundschaft wirklich nicht gebührend zu schätzen, sondern +trieb mit der ganzen Weiberkolonne zum Erzgebirge. Dort +rodelte er. Auch lief Schi. Blieb draußen, feierte mit ehrbaren +Fraun und Mädchen Sylvester bei einer Henny-Porten-Leinwand. +Die Betten waren sehr elastisch. Machte +um die Zwölferstunde komische Gebärden und schrie: + +</p><p>Ich bitte nicht drängen meine Damen! + +</p><p class="tb"> + +</p><p class="first">Zur Sommerszeit war Jörg Matador der Sportplätze und +schoß wahre Parafrasen im Fußball, daß alle entzückt +schrien: Oooo! Jörg! riefs übers Feld, Jörg! hallte es wider. +Nach Spiel vom Publikum begafft, umjubelt, von Fraun +herausgetragen und schenkelbeklopft, das war sein Leben. +Da entschloß sich Jörg, einem allgemein dringendem Wunsche +entgegenkommend, liebenswürdig, seine Biografie vom +Stapel zu lassen und kündigte daher einen Vortrag an, betitelt: + +</p><p class="center"> +MEIN WERDEGANG + + +</p><p class="center"> +Ein Evangelium der Kraft + + +</p><p class="firstwo">Ah! seufzten alle Turnlehrer der Stadt und strichen sich +ihre besemmelten Bärte, das riecht nach etwas. Gegen das +verzückte Wonnegeschrei der Damenwelt war das aber noch +gar nichts. Abends war der Saal ausverkauft. Jörg trat heiter +lächelnd zum Podium, nachdem Glocke schon elfmal zur +Ruhe getönt. Doch ehe er beginnen konnte, stand vorn, +natürlich in der ersten Sesselreihe Fräulein DDr. Bathseba +Schur empor, die, da sie auf Medizindoktorat auch noch +das der Filosofie zugetürmt hatte, so 24 Jahre alt, für den +Horizont des Spießbürgers im allgemeinen und für die kleine +Stadt mit Naz Propper im besondren immerhin ein Fänomen +war, zur schärfsten Betonung ihres Ausnahmemenschenweibtums +Haare kurz geschnitten, angenehm illustriert +mit behorntem Klemmer auf süßlicher Nase, nebenberuflich +Heraldikerin, stand also energisch auf und fragte: + +</p><p>Ehe wir Ihre Biografie vernehmen, haben wir ein Recht +zu wissen, wie Sie heißen? + +</p><p>Jörg sagte mit einer ungeheuer jovialen Verbeugung: + +</p><p>Ich heiße § §. + +</p><p>Wie bitte? Paragraf Paragraf! + +</p><p>Ah! da sind Sie wohl der Embryo Ihres Jahrtausends? + +</p><p>Nein, nur der Zeitgenoß meines und <i>Ihres</i> Jahrhunderts! +Man lachte ob der Antwort und verzieh ihm alles. Auch +wurden die Lichter ausgedreht, schon damit das sehr gescheite +Fräulein DDr. medizinische Studien befaßlich betreiben +konnte. Hurra! + +</p><p class="tb"> + +</p><p class="first">Die Folge jenes Abends war, daß sich Jörg mit dem vielgescheiten +Fräulein DDr. Bathseba Schur verlobte, einen +Tag drauf schon den veilchenblauen Bund der Ehe schloß. +Schwierigkeiten sind unter feinen Leuten nicht am Platze. +Da Bathseba in der Hochzeitsnacht, zu der ihre beglückliche +Mutter besonders massives Kolossalbett beigestellt, ihren +neuen, ach sehr kräftigen Mann aus einem sentimental kuhischen +Gefühl heraus unter Absingung alter Tempelmelodie +beschneiden wollte, gab er ihr eine Maulschelle, die nach +Autobus roch, daß ihr der Klemmer vom rudimentären Sattel +der Nase glitt, sie zumindest ein Doktorat im Schauer des +Ereignisses vergaß. Er lief erregt durch den Raum, fühlte +Kälte trotz der Jägerwäsche, als aber liebe trübe Bathseba +in verzweifelnder Kopflosigkeit kein andres Mittel mehr +wußte als sich ganz zu entkleiden, nackt und phallushungrig +auf ihr lechzendes Passivum wies, da heulte er erst recht +auf, stürzte weg. Im Lauf riß er die Marmortafel unten vor +der Haustür mit der schön gelockten Nachtglocke stürmisch +ab, daß der wilde Jäger Wuotan schier erschrak, sah plötzlich +rückwärts bekanntes Doppeldreieck, rannte, rannte, +rannte, trat schweißübertüncht, lungehüpfend in muffigen +Wartesaal kleiner Bahnstation, verschwand im Zug, der bald +anschob. Fuhr Tag und Nacht, bis ihn die weiße Einsamkeit +Lapplands begrüßte. Als ihn erster Eskimo blöd bestierte, +fragte er sich erst, d. h. fand er nun Zeit zu Fragen: Wie +bin ich eigentlich hierhergekommen? Er blickte auf zum +Äther, sah dort groß, grau im Gewölk die Initialen des +Korsen Napoleon. Dazu hörte er auf einmal wie von sehr +fern: Puppchen, Du bist mein Augenstern! So ins Leere +gewissenhaft gestarrt, waren gleich Renntiere gut zu ihm, +er begriff hier erst voll und ganz Franz Marc’s Tierlegende, +Verwandtschaft des Menschen mit Tier, die schon längst +vergessen, ja Brüderlichkeit, wäre nicht Mensch bösartiger, +fuhren nachdenkenden Gast an Hütte im schiefen Eisgebirg. +Trotzdem Jörg nur einen pepitanen Sommeranzug trug, fühlte +er durchaus keine Kälte, sondern stürzte, als er niedrigen +Raum betrat, mit einer nicht alltäglichen Brunst über das +frische derbe Weib, das ihrem Kind eben die Zitzen gab. +Während der wilden Begattung, Spaß nach einer Bathseba +Schur diese Wasserfallablenkung, stand der Besitzer dieses +Weibes erfreut lächelnd dabei, und als beide matt, von so +viel Erfrischung matt, kroch er an Jörg, leckte ihm bedankbarlich +die schöne fette Hand. Jörg platzte sich inmitten der +Felle auf brüllte: Hier herrscht noch die freie, primitive große +Lust der Zeugung. Da Da! Hier ist die Mutter aller Kultur. +Woher ich komme, aus dem verfluchten Westen, dort grinst +nur strafbare Exhibition statt Kultur. Da Da! Ich fühle mich +so stark, daß ich eine ganze Erde zeugen möchte. Da Da!!! — +Mann und Weib, die bang zugehört, verstanden fremde Laute +zwar nicht, fielen aber nieder, weinten auf seinen Unterleib +herab, denn sie hielten ihn für den Gott der Himmelswut. +Dann schlugen sie selbst ihre Nacktheit. Nächsten Tag +standen hundert Eskimoweiber draußen und baten um seine +Mannheit. Er bezwang sie alle in drei Nächten, leicht. Bei +Licht küßten sie seine Füße. Nur bedauerte er, daß hier +kein Telefon war. + +</p><p class="tb"> + +</p><p class="first">Dann schlief er lange, einmal, bolschewistische Träume spazierten +durch seinen Hirntopf. So sah er sich als Gründer +der Fabrik Unikum-Kleeblatt-Margarine. Wenn das schon +nichts auf sich hatte, so war es doch immerhin ein Urin-Chronometer. +Eben fand er die astrale Kurve, die über +Cézanne dreimal um Picasso sich wand, bei Arp und Hausmann, +assistiert von Klee endete. Auch Palmen fächelten. + +</p><p class="tb"> + +</p><p class="first">Ich schicke, ich Jörg, Serner und Tzara meinen intertellurischen +Gruß und freue mich schon auf die Kahnfahrt über +den Niagara. Wer spricht da Ich Jörg? Jörg bist Du, kein +Ich! Blick, wie Jörg über den Wasserschaum schnellt, der +Kahn kracht mitten in der Luft, zwischen Gebrüll und Gischt, +setzt sich dann zum Erstaunen aller Ur- und Blattpflanzen +wieder zusammen, steigt am Ufer aus, wirft drei Löwen, sechs +Leoparden, zweiundachtzig Pinseläffchen und eine Generälin +von der Heilsarmee zu Tode. Dann kamen Serner und Tzara, +begrüßten Jörg und alle drei wurden zum Präsidenten von +Amerika, Zentral- und Südstaaten mit inbegriffen, gewählt. +Eine Dreiheit eins. Das war noch nie da. Aber Da Da. +Neuer Präsident arbeitet keinen Völkerbund, auch keinen +Friedensvertrag aus, wohl aber verbot er das Waschen mit +der Sun-light-Seife. Eben wollte Jörg, freudig ergriffen für +Ovation oder gar Revolution danken, als ein Papagei, grün +mit blauem Schnabel, rosenrote Arie sang: Nun sei bedankt +mein süßer Schwan! + +</p><p class="tb"> + +</p><p class="first">Durch Jahrtausende glitt Jörg durch viele Zellkörperchen +zurück oder vor? weil er plötzlich vergaß, was Zeit sei, +und kroch in Nagasaki aus Blau des Himmels. Nicht Jörg +rief man ihn, sondern Hoku. Schwitzte als Kuli, trug vornehme +Herren, Beamte, Schogune. Einmal tropfte Prügel +auf sein Gesäß, er Hände schützend darüber haltend lief +durch Reisfelder, lang, bis knapp der Futschijama in sein beträntes +Gesicht leuchtete. Eine Stimme sang: weißt Du +denn nicht, daß Du einmal vor Jahrtausenden, oder wird +es erst sein? als blasser Mann von einem Haus fielst, daß +Dir der Schädel zerbrach und alle Atome schüttrer Hirnsubstanz +durch den Kosmos fegten? — Da besann sich Hoku, +klagte nicht mehr, rief aber durch den Schnee der Kirschblüten +fremden Laut: Jörg. + +</p><p class="tb"> + +</p><p class="first">Er war Maurer, hatte weißes Gesicht, dunklen Bart, fiel +vom Dach, brach sich Genick, stand auf und ritt auf +einem Silbergaul weiter als Student. Im Butzenscheibenhaus +er verschwand, sah im Vestibül eine große Fliege, schrie: +Fliege! schlagt sie tot! stürzte darnach, es schien ihm als +stünde er am Platz Notre Dame zu Paris, viele Leute fielen, +verfolgten die Fliege, fühlte er, die Fliege, Jörg selbst, die +Streiche, fiel hin, trat gleich drauf aus dem schlanken Gebäude, +leichten Druck wie von Büchern unterm Arm, der +Schofför verneigte sich tief, Auto nahm ihn auf. Erstaunt. +Sonst fuhr darin ja die berühmte Tragödin Mia Miu. Warm +wars innen. Kleiner Tisch pries solide Speisen aus. Vollständig +auf der Höhe der Zeit, wirklich erstklassiges Auto, +dräut der Winter noch so sehr. Da unkultiviertes Geschrei: +wüster Balkankopf schaute herein durch geschliffnen Glasesglast, +aufriß Tür, Bombe schwingend er sich plötzlich slawisch +devot entschuldigte: O verzeihen Sie, ich dachte, Sie sind +der Thronfolger von Österreich-Ungarn, der durchlauchtigste +Herr Erzherzog Esterhazy Bankerott! + +</p><p class="tb"> + +</p><p class="first">Das halt ich nicht aus! warf Jörg seine Arme, griff aber +nur den Busen des Eskimoweibs, erwachte aus höhnischen +Traumgesichten, fand sich da als Jörg. Er hatte seltsamerweis +Füße oben auf der Fellstatt, Kopf hing ihm unten. +Da stand er auf, schüttelte seine Mähne, rief: Frisör! Als +niemand erschien, befahl er den Schlitten zu richten, schrieb +schnell noch ein Buch über das Vorkommen der Beistriche +und Punkte bei den Romantikern, besonders zum Gebrauch +für Eskimos dargelegt, erläutert, mit Anmerkungen und Fußnoten +reichlich versehen, klopfte einer jeden von den abschiednehmenden +Urweibern eins leutselig auf die Scham, und +fuhr. In Hammerfest mietete er Boot, ruderte, schlug Winde +und Wasser, schrillte einmal als er fern portugiessche Küste +nach Wochen sah, schoß schon unterm Äquator, stieg in +Afrika ans Land, bölkte: Da da bin ich. + +</p><p class="tb"> + +</p><p class="first">Hier bedeutete Leben siedenden Kampf. Fletschende Nigger +wollten dem schmucken Mann aus Elfenbein die Haut +abziehen, er hob aber wuchtig seine Pranken und die plastischen +Negerköpfe sahen alle Feuer vom Himmel lodern. +Also verehrten sie ihn als Gott, Sonnengott. Das, was man +nicht verzehren kann, sieht der Mensch als Gottheit an. +So stand es in der Grammatik. Nur schmerzlich wars, daß +Jörg auch hier das Telefon vermißte. Doch Morsetelegrafie +verstand man. Besonders die Negerweiber, die sich, als sie +Jörg sahen, vor ihm unscheu, ganz dem Zweck der Sache entsprechend hinspreizten. Ein starker Mann ist überall gern +willkommen. Dieser Satz, vorgeahnt bei der Reichsgräfin +Motz-Flankenbusch in Berlin WW, wurde ihm hier inmitten +der Kannibalenweiber erst voll und gediegen bewußt. Zum +Zeitvertreib machte er aus Gummibäumen schöne Gegenstände, +die er gelegentlich den Fraun der Mitglieder der +Friedenskonferenz zu Paris überreichen wollte. + +</p><p class="tb"> + +</p><p class="first">Sonne scholl mächtig am Zenith, als er vor dem König und +sämtlichen Ministern des Kautschukstaates einen volkswirtschaftlichen +Vortrag hielt. Kannibalisch sprach er schon +besser als europäisch. Jörg erörterte sehr eingehend die +Relativitätstheorie mit besondrer Berücksichtigung des direkten +und allgemeinen Wahlrechts bei Fraun und bat zum +Schluß ein geehrtes Publikum Hedwig Courths Mahlers Werke +künftighin zu singen. Das verbat sich aber sofort der Königshäuptling +Tschampassa sehr energisch, da auf Jörgs soeben +entfloßnen Rat hin gleich alle Kannibalenweiber kräftig angefangen +hatten zu singen: Lori vergib! Als man die erregten +Fraun inbezug auf diese Originalhymne beschwichtigt, fuhr +Jörg fort in Rede. Allen Jungfraun ist Jungfernschaft und +Grafenheirat im Voraus garantiert, sogar patentiert D. R. P. +Nr. 606. Da stand ein Minister auf, trat an Jörg heran, sprach +etwas. Jörg kühl: Sie meinen das ist Patent für eine Bogenlampe? +Aber ist Bogenlampe und Jungfernschaft nicht einunddasselbe? +Der Minister machte eine zweideutige Bewegung, +die Jörg aber eindeutig auffaßte, meckerte beinah: Ich +verstehe jetzt Herr Minister. — Ich bitte, dafür beziehe ich +auch Gehalt. + +</p><p>Der Vortrag endete tief ergriffen. Sämtliche Negerfraun +sandten eine Begrüßungsdepesche an alle Dienstmädchen, +absolvierten Gymnasiastinnen und Hörerinnen der Filosofie +inbezug auf vorteilhafte Hebamme und Schriftstellerin H. C. M. +mit der ungeduldigen Schlußfrage: wann kommt denn schon +der nächste Roman? Umgehende Drahtantwort bitte unter: +Klub der Negerkünstlerinnen, Kautschukstaat, Afrika. + +</p><p class="tb"> + +</p><p class="first">Schon war Jörg nahe daran im Kautschukstaat eine Eierkonservierungsanstalt +m. b. H. zu gründen, als er mittels +eines Kranichs einer Ungemütlichkeit entfloh, nach Schina, +denn sonst hätte ihn ein hysterisches Negerweib beinah in +seine Mannheit gebissen, die ihm doch so teuer. In Schina +gestrandet, betrat er Schantung, weise Heimat Kungfutses. +Vor dem Tempel in Küfu drosch er nieder gleich Blitz, ward +so im Gelunger rückwärts achselberührt, nahm schon Huldigung +des gastlichen Würdenträgers entgegen, sprach +sonderbarerweis Schinesisch, erinnerte sich überhaupt nicht +mehr seiner weißgesichtigen Heimat, gelbte Gelb, hieß: +Lü Tschang. War kaiserlicher Statthalter, ging, als er hochbetagt +gestorben, bei seinem Begräbnis mit, war auch unter +den Zuschauern auf der Straße, von wo aus er den Leichenzug +ehrerbietig, fast demütig grüßte. Dann durch den Kopf +eines Mörders gefahren, der eben in allen Sprachen gescharfrichtert +wurde, nun sich in das blöde Lallen eines Neugebornen +versteckte. Als er in Rattengestalt durch schmutzige +Straße Pekings lief, ungeacht ihn aber alle als Gottheit beriefen, +da stank er sich aus, verging, schlüpfte durch Äther hinaus +in den Weltenraum, atmete erleichtert freie Zugluft, dann +auch nicht mehr dies, murmelnd: Jörg, Jörg! flog plötzlich +schneller, rutschte auf ausgestorbnes Land, das magisch wie +Castans Panoptikum schillerte: Mond. — Eben griff er mit +Händen um sich, als aus einem Krater mit vielen Bücklingen +ein Mann segelte, vor ihn hintauchte und sich griechischen +Lauts als Pythagoras vorstellte. Jörg hätte ihn kaum erkannt, +denn dieser anmutige Zellhaufen, einst so berühmt in der +Mathematik seines Mutterplaneten da unten, sah jetzt +unfaßbar verworren aus. So stand Pythagoras’ Nase beim +Hinterkopf, der Mund schwoll zwischen Gefüßwinkel wie frauliche +Schamheit. Freudig teilte ihm der Greis mit, daß er +der einzige Bewohner des Monds sei, jetzt von Glück aber +fast übertroff, da noch ein Lebewesen, was man so Lebewesen +nennt, angekommen sei, dem er längst bedrückendes +Geheimnis anvertrauen könne. Trotz mondlicher Kälte, die +Jörg unangenehm übereiste, schwitzte Pythagoras arg wie er +da sprach: Lieber Erdenfreund! Mein Lehrsatz ist falsch. +Hier habe ich erkannt, daß es heißen soll: der Kreis über +der Hypotenuse, r<sub>c</sub> = ½ c, ist gleich der Summe der Kreise, +r<sub>a</sub> = ½ a, r<sub>b</sub> = ½ b, über den beiden Katheten. Denn merke +Dir: alles ist Kreis, nie Quadrat. Quadrat ist unendlicher +Blödsinn zur Minuspotenz. Ich wollte diese Erkenntnis, Berichtigung +schon immer hinabsenden zu dem besoffnen Fragezeichen +oder Anfangsendpunkt, aber dieses tolle Gewürm +da unten fängt wohl meine Lichtstrahlen auf, glaubt, sie seien +vom Mars gefunkt, und telefoniert mir mit meinem falschen +Lehrsatz zurück, daß mir vor lauter Ärger die Nase nach +rückwärts, der Mund in die Knie gefallen ist. Komme ich +wieder dereinst nach irrationalen Jahren auf diesen intertellurischen +Fußball „Erde“ zurück, dann werde ich Billardkugelfabrikant. +Schabel schimel schum. — Mathematischer +Greis glotzte geometrische Zirkel vor sich hin. — Eine Frage +lieber Pythagoras: meinen Sie, daß es Erfolg haben könnte, +hier auf der Mondlandschaft eine Fabrik für Reformunterhosen +zu gründen? — Das wäre auch für Nichtwesen im +allgemeinen und für mondliche Bakterien im besonderen +zu unpraktisch. Schon wegen der gegenseitigen Anziehung. +Schabel schimel schum. — Da kehre ich also mittels Parabel +zur trunknen Erde wieder rück, sauste schon weg. Mond auch +zu rasend kalt. Vergiß nicht unten meinen Satz zu verbessern. — +Nein, durchaus nicht, seien Sie onbesorcht lieber Geometrieschonglör, +requiescat in pace oder Konserven sind die +beste Nahrung für terren Völkerbund, lieferbar zu 800 +Prozent, Verdienst 2. 600%, dann nicht zu vergessen das +Geheimnis aller Planetenwelten, die es ihren regierenden +Sonnen zuflüstern: Busoform wirkt enorm. — Schabel +schimel schum, schreien Sie nicht so! + +</p><p class="tb"> + +</p><p class="first">Auf Erde gelandet griff Jörg Knochen, schaute auf: neuer +Balkan war um ihn mit großmannsüchtigen Natiönchen, +Stimmgewirr heiser, ungefüg, immerhin slawischer Umkreis +beflaggt, buntklecksig, Festorkane bei Zunderbeleuchtung +mit Minusvaluta als Stundenregent: Prag. Gilbe Funzel +am umseuchten Himmelbett Europa. Die Stadt der Brüllaffen +und Flöhe, der Korruption, des neueuropäischen Bazillus +idioticus militaris, auch der Angelpunkt sämtlicher +Wimpel einer westlichen Welt mit Salvarsanbehandlung, +Zentrale der Schieber, die mit Staatsbankerott Hausse trieben, +der verstopften Kanalisation, der schnellsten Elektrischen +der Welt und Stadt der sechstausend Minister. Jedermann +ist, war oder wird Minister. Dafür geht es dem Volk +glänzend. Es bekommt Uniformen umsonst, schön poliert, +darf neun Jahre lang schießen, wenn auch nur mit Erbsen, +und sich am Roulettespiel Austria rediviva beteiligen. Das +alles für eine gute Krone mit Löwenstempel, die in Zürich +auszugeben als internationales Wagnis gilt, da Du vom +schweizer Schandarm sofort verhaftet wirst. Krenwürstel +tragen die Fraun an den Ohren neben böhmschen Brillanten. +Auch ist man manchmal sehr ernst: dann wird +hierzulande, Buchtenlande ein Schenie mit I geboren. Das +A singen geigen gurren alle Leute dazu, kommt die Rechnung +zur Bezahlung. Jörg lag erstaunt noch auf holprigem +Pflaster, als er urgroßes Tüü hörte, schrill in sein armes +Ohr, das noch vom Mond träumte, und ihn bald ein ministrielles +Auto überfahren hätte. Da stand er todesmutig +auf, waghalsig, brüllte: Ich danke! floh weg. Das Volk, anfangs +dumm, heulte dann freudig auf: Hurra! der HERR Kaiser +ist zurückgekehrt, nun gibt’s wieder Kreuzersemmeln! Überetliche +Soldaten standen stramm. Vom Hradschin herab +dröhnte innerster Seele des Volks entgegenkommend ergebne +Hymne auf das Haus Habsburg. Klosettdeckel, hermetisch +verschließbar, auch schön bronziert wie manche Kandelaber +dieser liebenswürdigen Stadt wurden verteilt. Durch beblumte +Straßen schritt, nachdem vorher stark geböllert, pariserisch +elegant, durch und durch echter Rasta, habsburgischer Vertrauensmann +Ritter Dr. Karl Starkhand in grünspanrostiger +Rüstung, in der er noch vor kurzem nach Rußland ausgezogen, +um dort Präsident zu werden. Da es aber in diesem Lande +seltsam brenzlich roch, auch bolschewistische Popoprügel noch +brennend schmerzte, war jener Rasta auf französischem Kriegsschiff +mit Schaumrollen und Yohimbintabletten, tief beladen, +ergriffen zurückgekehrt, wurde hier sofort zum Berichterstatter +höchst eigner Zeitung und zum Verwalter seiner Milliarden +gewählt. Es war ein schöner Akt und geschah unter frenetischem +Gebrüll. Auch Kanarienvögel bellten, während sämtliche +Nähmaschinen seufzten. Jörg gurgelte wie Mundwasser +wütend: Wie werde ich energisch oder hier will ich nicht +neuer Herkules sein, der Saustall ist zu weitschweifig! ließ +Duft und entwich nach Madrid. + +</p><p class="tb"> + +</p><p class="first">In Spaniens Hauptstadt tausend Schock Zigaretten, daß er +doch immer an Eier dachte, eingekauft, raste er nach +Valljadolid. Hier am Grabe Kolumbus’ riß er Knie nieder, +schrie zum erstenmal kein Schalksnarr, kein Spötter, ernst, groß: +WEIL ICH DIE MENSCHHEIT LIEBE, MUSS ICH DIE +MENSCHEN HASSEN. + +</p><p class="tb"> + +</p><p class="first">Über Italien schnellzugte Jörg nach Südtirol, aß in Bozen +gute Birnen. Stieß auf sonngeschmückter Straße an faßgeformten +Mann mit überroter Kutte. Ölig lächelte Glattrasierter, +bat Jörg um Almosen, sagend, er sei Minoritenpriester. + +</p><p>Minoritenpriester? Warst Du nicht jener Pfaff, der in Wien +im Kaffeehaus stank? Doch nein, Du warst ja der Verruchte, +obgleich gesalbt, der dem Heiland rostige Nägel +durch Glieder schlug. + +</p><p>Nicht gerade jener, doch ist mir Kristus bekannt. + +</p><p>Also bist Du ein Jude. Her Dein Herz! damit ich Dir es +entschlitze! + +</p><p>Jetzt nach zwei Jahrtausenden noch Sühne? + +</p><p>Doch schon goß semitisch Blut übers Pflaster. Und Lächeln +stob noch, als er, Jörg, wissend, einen Kristen getötet zu +haben, entfloh. Wer? Spitze grelle Lacher ballten sich noch +hoch. Und die Gosse heulte. Und die Gosse schrie. + +</p><p>Reklame bot frech „ANNA BLUME“ an. + +</p><p class="tb"> + +</p><p class="first">Jörg unvermutet in Fiume angekommen, saß im Kaffee, +dachte an Thomas von Aquino, dann an Grünewald, zuletzt +an Gauguin, nun Kokotte ihn mit Blicken überflammte, +endlich er sie frug nach Namen und mehr. Sie, statt Antwort, +flötete: Es ist sehr zum Wundern, daß jetzt so wenig +Leute an Trichinen sterben, nicht? — Allerdings! schrie +Jörg, da jetzt zu viel Granatenauflauf gegessen wird. Mit +Muse trank er seine Hammelkeule, jawohl trank, bannte +Eros aus dem krokusnen Umkreis, erinnerte sich schmunzelnd +der Schlacht bei Ronzevalles, stieß laut ins Horn Olifant, +als sich der Kellner heranpirschte, das Schnupftuch aufhob, +übrigens ihm das Zündholz bereit hielt. Nachher legte Jörg +seine Hände blau vor sich hin, dachte halb an den Busen +der Gegenüberkokotte, halb an den schönen Flimmer der +Milchstraße, die zum Saturn führt, als klitschnaß das Licht +ausstob und Finsternis durch den Raum peitschte. Schließlich +ist unter Umständen Magenerweiterung, wennschon +keine Krankheit, so doch ein Faulheitsübel. Und Stromschnellen +sind auch nicht büchen. + +</p><p class="tb"> + +</p><p class="first">Früh nahm ihn D-Zug in seine Arme, fächelte ihn in Budapest +auf den Boulevard. Ernst antrat Jörg die Beamtin, +boste ihm auf Madjarisch zu: Sie müssen sich am ganzen +Körper rasieren lassen! — Wozu? — Nicht gesprochen! +und schon schwamm Jörg im Bassin, beschaut, bekitzelt von +vielen nackten Mädchen. Er sprudelte, da gab man ihm +eine Rakete ins Maul, freute sich am Feuerwerk. Als er +aufwachte, befand er sich in Berlin, hörte soeben die elektrische +Klingel. + +</p><p class="tb"> + +</p><p class="first">Japan hat letzten Endes auch seinen Mikado. Und Jörg +Schuh legte seine Hände porzellangrün vor sich hin, wartete +glommen Blicks. Kaum gepocht, trat otto-ernst bei ihm +ein, auf Kopf den Gamshut, jodelnd, juchzend, sonst aber +wundersam nackt, nur rückwärts im geehrten Steiß stak ihm +prachtvoller Blumenstrauß. Wahrscheinlich Symbol eines +Werdegangs. Ich bin nämlich auf Freiersfüßen, meinte eingetretner +gediegner Dichter. — Da kann ich Ihnen gute +Pommersche Gänse empfehlen, haben zumeist das Doktorat +aus Germanistik, schreiben Lyrik, Tagebücher, auch Dramen. +Wenn Sie aber eine besondre Spezies von gescheuten Damen +kennen lernen wollen, lieber otto-ernst, dann pilgern Sie +glatt mal nach Prag. Dort brüten, ja legen die Doktorweibsen +herrlich, unermüdlich Eier. Laufen Sie hin, diese +Guten werden gerne mit Ihnen turnen. — Ja Turnlehrer bin +ich noch immer, bölkte o. e. stolz. — Na also! + +</p><p class="tb"> + +</p><p class="first">Beim Prälaten unterm Stadtbahnbogen Friedrichstraße propellierte +Jörg seine dekorierten Zähne in etliche Filets, +schwomm das alles zu Bier, spielte über die weiße Rutschtafel +des Tischtuchs zu dem Wesen hinüber, das er mit +Frage bekollerte: Haben Sie schon einmal eine ganghofersche +Nudelsuppe so gut verdaut wie ich mein Eisbein +in Schelee? Und die vielen andren Romane, bald Miljö, +bald Liebesromane auch der andren Autoren und Autorinnen, +o die lieben Zuckerbrezeln. Im Ernst genommen, +das ist die Liebe. Schließlich ist zwischen Penis und Vagina +gar kein Unterschied, zumal wenn sie süß beseufzerlich +beisammen sind, beide bestehen aus Fleisch, wenn auch +geometrische Form etwas verschieden, riechen nach Mysterium, +das nur eine Reibung mit Knallgasentzündung ist. +Haben Sie denn das noch immer nicht verdaut, da es fort +bei Ihnen als Neuheit wirkt, originelles Original will ich nicht +sagen, haben noch immer nicht verdaut? — Da quoll der +dort drüben, Frosch mit innrer Marmeladebeleuchtung, giftig +auf, platzte und schmiß armen Jörg die Hure von Babylon +an den Kopf, daß er alle Pyramiden Ägyptens wimmern +hörte. Das ist aber auch ein feines Benehmen, aber ein +sehr feines, schellte Jörg, lief in Straßentrubel hinaus, +verlangte stürmisch eine Notleine. So einen Redner haben +wir schon lange gesucht, schrien einige wild, von einer politischen +Partei, tatzten ihm ihre Pranken aufs Schultergelenk, +führten ihn auf einer Bahre unwiderredlich zum Parlament. +Abgeordneter Jörg Schuh verbeugte sich schon vor rasend +beifallklatschendem Haus. Herr Hannibal Hagen Liefke war +eitel Sonnenblume. + +</p><p class="tb"> + +</p><p class="first">Ich bin der Abt vom Berge, begrüßte Jörg das Parlament, +komme soeben vom Mann im Mond und bringe Euch +seine freundlichen Grüße, Telegramme und das Offert, seine +Hosenträger zu kaufen, die er selbst erzeugt, Marke „Herkules“ +bitte. Damit, d. h. wenn jeder von uns sie trägt, +haben wir unsre Valuta heraus. Dem Herrn Finanzminister +empfehle ich unbedingt zehn Paar dieser Hosenträger anzulegen. +Dazu würde als gemäßigtes Kostüm sich ein Reiherhut +mit Pantoffelschnallen sehr gut machen Übrigens: +war das neue Wahlgesetz nicht sehr gut? Konnte nicht jeder +Republikaner am denkwürdigen Wahltage unbesorgt seine +kalte Schale löffeln, trotzdem das K. d. W. gesperrt war. +Trägt nicht Pater Südekum einen wundervollen Frack? +Wahrlich, wäre ich nicht Schuh, ich möchte Wilhelm sein! +Ich bitte, beifalln Sie nicht. Und dürfen wir uns gefallen +lassen, daß unsre besten Patrioten, die Schieber von der +Regierung mit Steuern belegt werden? Wo doch Melchior +Vischers dada-Spiele die Wohlfeilsten sind, was wir derzeit +haben. Auch wollen mehrere Operettenkomponisten, Gründer +und stille Teilhaber prunkvoller Weltbuffs, langverdienten +Professorentitel erhalten. Man könnte ihn ja dem Weingartner +oder dem Muck ruhig entziehen. Kann uns die Regierung +auf alle Fragen, welch pyramidale Fragen, eine befriedigende +Antwort geben? Nein, das kann sie nicht, aber ich kann +eine Antwort geben. Also bin ich die Regierung. Schon +schrien alle Kopfebenen: Es lebe Präsident Jörg Schuh! — +Ich danke für die Illumination. — Zuguterletzt hatte man ja +schon seit langem nicht mehr eine so klare präzise gedankentiefe, +ja kosmoserschütternde Rede im Parlament +gehört, wie eben jetzt die Jörgs. Zur Begrüßung stellten +sich alle Tippmamsells in Reih und Glied, legten ihre Blusen +ab und zeigten ihre gemischten Brüste. Da freute sich das +ganze Haus und jauchzte: schließlich können wir auch das +Hintre vertragen, oh wir halten was aus! Da ließen geistreiche +Diener die Fenstervorhänge herab, damit keusches +Dunkel ekstatische Insassen überstülpe. Löwen brüllten +enorm, da die Menagerie ganz in der Nähe. + +</p><p class="tb"> + +</p><p class="first">Vor dem Volk zeigte sich Jörg gemessen, ja majestätisch. +Das ist endlich einmal ein Präsident! Helles Entzücken +blütenschneete auf ihn herab, als er sich als Athlet entpuppte. +Stemm Kraft Bemm. Da hörten alle Kapitalistenfraun, +auch Autogattinnen so eigen, doch so wonnig einen +Vogel irgendwo piepen. Die Muskulatur ist ganz prachtvoll. +Auch die Nässe in untren Regionen. Dazu noch das +Konzeptpapier. Und die schön gedrechselte Haarlocke. Und +der Mops mit himmelblauem Seidenbändchen. + +</p><p>Aaaach! + +</p><p class="tb"> + +</p><p class="first">Das war die Pirsch. Glockenblumen verneigten sich. Parföm +geißelte Luft, die brüllte. Jörg gefiels in seiner Position +so gut, daß er sprang wie Hirsch zur Brunstzeit, murrte, +endlich verstopften Afters nach Brasilien schlotete. Dort +bewunderte er den Körper eines Aufgehängten, verglich +ihn mit Weisgerbers Sebastian und stoßseufzerte: Gut, +daß es noch Semmeln gibt! + +</p><p class="tb"> + +</p><p class="first">Am Kap Horn zog er sich aus und ließ seinen Leib im +Winde wehn. Ah! stöhnte erschauernd eine U. S. A. +Miß, Tochter des kilometerschweren Petroleummagnaten, +die eben auf schwanener Jacht vorübersegelte. Sie legte +an, griff mit nervigen Lawn-Tennishänden sich selbst betastenden +Jörg, gischtete schamwehen Schrei durch stürmische +Luft, zog äußerst männlichen Mann in hygiänische +Kajüte. Man war schon im Golf von Mexiko, als Jörg, straff, +in Nankinghosen das Deck betrat, die Miß währenddem +lag noch schwach, die Hände breitete, Gruß ins sternengebannerte +Chikago, vive Bendäda Hecht! voraussandte. +Dort von Sippe der Miß hoheitsvoll begrüßt, schenkte man +ihm zwei Klistierspritzen. Schwämme sind manchmal ungesund. +Die Miß freute sich schon auf Abend: venetianische +Nacht bei mattrosa Ampelbeleuchtung. Damenstrümpfe haben +auch eine Biologie, ebenso wie Battistwäsche nach +unten. Man kann sogar sagen, sie haben Geruch. Und darauf +kommt es heute an. Geruch erzeugt Kolonien. + +</p><p class="tb"> + +</p><p class="first">Bonbons sind nicht nur süß wie Benzin zum Beispiel, sondern +auch Töchter von amerikanischen Petroleumkönigen. +Zumal wenn ihre Hände durch vielerlei Sport geübt sind. +Das war für Jörg ein Lueskatorsparkfest. Aber schließlich +war er ja kein Tapezierer. So glitschte er auf einen Äroplan +und fuhr wolkenquer dem antiquarischen Appetitsbrötchen +Europa zu. Über London ließ er beglückt Wasser, +sang: God save the King! Unten rief man: Zeppelin wirft +flüssige Bomben! sofort eilte der Luftverteidigungsminister +Woprschalek herbei, schrie: panove, panove! Es kamen +aber nur Schusterbuben mit rotzbezapften Nasen. Die Lords +knabberten Abführpillen. Aber eine Jungfer, nur eine Jungfer +sah mit Fernrohr, woher troff der Wasserstrahl. Da betete +sie: gesegnet sei dieser Strahl, denn viele Fraungefäße +sind gedörrt und güst! dann bei sich: was heut alles vorkommt. +— Unterdessen war Jörgs Äro schon weg, schoß +wie getroffner Vogel nieder auf Helgoland, wo gerade +Frau v. Tirpitz ihre Eier sonnte, währenddem die beiden +Herren Ebert und Noske sich in prachtvoller Badebüx fotografieren +ließen. Die Dame war unmutig ob der Störung. +Jungfraun und andre Mädchen wetzten vor Vergnügen, +Schauer ihre Badeanzüge. Der Äro brannte noch, als Jörg +sich verbeugte und schwieg: Ich bin ein Künstler! — Aber +womit? rülpste eine zehnjährige Göhre, die schon zwölf +Jahre verheiratet war und fünfzehn Mutter. + +</p><p class="tb"> + +</p><p class="first">Jörg Schuh, Jörg Schuh, hieß er denn nicht einmal Jörg +Schuh? Nein, ich heiße ja noch Jörg Schuh. Hab etwas +gelernt, kann etwas, bin etwas, wenn auch nur imaginär. +Odol reinigt die Zähne, jawohl. Für alles gibt es Heilmittel, die +nicht wirken, aber nur für die Kunst nicht. Es klangen vom +Dom die Glocken, bis der Strick riß. Da schrie Jörg — — + +</p><p class="tb"> + +</p><p class="center"> +REKLAMETAFEL: + + +</p><p class="firstwo"><i>Lachen Sie nicht meine Herrschaften, Sie wissen nicht, ob +Sie sich selbst belachen.</i> Dann aber lache ich. Wer sagt +Ihnen, daß ein Quadrat immer und überall ein Quadrat +bleibt. Lachen Sie, lachen Sie! + +</p><p class="tb"> + +</p><p class="firstwo">— — — <i>denn er war plötzlich Stukkatör.</i> Und da hat ihm +einmal einer gesagt, er sei mehr als das, er sei Künstler. +Da schaute Jörg auf, blinzelte leicht, erzählte Traum, den +er einmal in der Steppe geträumt, zuvor gab er aber +ein wenig Geometrie: Sehen Sie, ich machte mich einst +auf, die Gerade zu verfolgen bis zu ihren Endpunkten, +ich lief, schnellte, flog von Erde über Sonne zum Saturn +jenseits der Zeit, durch andre Weltenräume, endlich jenseits +des Raums, bis ich nach Myriaden hoch zur Myriadesten +Erdenjahren wieder die Erde betrat, und da fand ich: es +gibt überhaupt keine Gerade, es gibt nur Kreis. Das ist +das letzte Geheimnis des Alls. Doch niemand will es glauben, +sie lachen, sie lachen alle, lachen. Nun zum Traum: Ich +saß an einem Sumpf und dachte an die Hure Kunst. Da +fiel vom Himmel Blitz, zischte tief. — Schön! sagte ich. +— Scheußlich quakte ein Frosch. Und doch haben wir +beide Gemeinsames, beide leben wir, jener vielleicht viereckig, +ich aber rund, vielleicht. Plötzlich drehte sich irgendwo +in meinem Gehirnkino eine Kurbel. Ich sah anders. Schuppen +fielen: durch Jahrtausende sah ich frei: Kunst ist, wenn +schon nicht ein Vorurteil, so doch immer eine Privatansicht, +stolzierte mir dieser bedenkliche Gedanke bedeutend durch +das wirre Straßennetz meines wassersüchtigen Hirns, ehe +ich in und durch Sumpf sank und mich übel vergurgelte, +daß ich noch Jahrhunderte lang daran mich erbrach. Ein +Äro, von französischem Siegesoffizier begattet, vergewaltigte +Luft. Ein Vogel sang. Und ein Frosch zwitscherte. + +</p><p class="tb"> + +</p><p class="first">Kroolookroooloookroooolooooschüüschüüschüüschüüüdadadaadaadaaadaaa Löwe, ririririririilülülülühihihihihiiiii +Pferd, poupoupouuou taktakpoooouuuubooooboooooou +Hund, schaulschaulschaulsususuu Hirsch, eieieiiiinöööööiöööiöööiiööööi—ööi—iööi Vogel, schief, quer, prasselnd wie Unwetter +töteten endlich gefundne ichthyosaurische Urlaute die +ganzen blöden Sprachen verkommener Erdkugel. Ich bin verrückt +meinen Sie? O nein! meine Umwelt ist nur blödsinnig, +zivilisiert, beschmiert, daher ich seltsam. Besonders seltsam +pietätvollen gesunden dicken Leuten und Turnlehrern. <i>Wir +wollen die Kultur zertrümmern, auch den bürgerlichen +Wahnsinn, der oft so schön gefärbt und in Saffianleder +gebunden, wir gehen bis zum äußersten Ende, dorthin, wo +schon die große Freiheit grenzt:</i> Ursein. Wir trümmern, +trümmern, und da da vom Grund auf, zuerst also kröch lackierte +Sprache, daß nur übrig bleibt das einzige große DADA. — +Huelsenbeck, Baader und Schwitters seid gegrüßt. Wir haben +kein Erbarmen. Wir zeigen die Gescheitheit und prrr die +Vernunft von ihrer Kehrseite. Wankt, wankt. An dem Sonnenmondtag, +an dem die Kultur mit dem schamlosen Bastard +Zivilisation zusammengekracht, da will ich dann hinknien +auf Meer Ebne Wüste, Hände in reine weite Luft strecken, +rufen wild stark groß: + +</p><p>WIR SIND WIEDER JUNG! + +</p><p class="tb"> + +</p><p class="first">Ganz noch im Fall, Stockwerk 40, 36, 22, 9, 3, 2 sah Jörg +windschnellenden Kopfs noch lang breit in sein Hirn +leuchten quere Tafeln mit Goldbuchstaben + +</p><p class="tb"> + +</p><p class="center"> +</p><p class="textbox"> +EIER EIER EIER UND BUTTERGESCHÄFT EIER UND<br /> +BUTTERGESCHÄFT + + +</p><p class="tb"> + +</p><p class="firstwo">O die Henne! gack, gack, Ei, Ei, Henne entgackerte Ei, das +Hanne die Magd aus Korb gerade jetzt verlor, nicht wissend, +daß es Jörgs Gehirn. Ei getschte auf Asfalt, entbrach sich +zur Dotter, mischte sich schleimig mit Dreck und verging.<span style="font-size:xx-large;">)</span> + +</p><p class="tb"> + +</p><p class="firstwo">. . . . . . . . . . . . . . . <i>Wind pfiff und Jörg lag am Pflaster +zerbrochenen Kopfs und Genicks.</i> + +</p><p class="tb"> + +</p><p class="firstwo">NB. — Für sentimentale, damit alles auch ein Ende habende +Leute mit seufzend ergriffnen Kinoseelen sei noch der gediegen +gute und nicht unbedeutende Schluß erwähnt, damit +es halbwegs nach dispositionaler Erzählung stinke: + +</p><p>Wachmann wackelte zur Unglücksstelle, riß dem Toten die +Messingnummer von Brust, glotzte darauf: Nr. 96. Herbeigelaufner +Polier sah im Arbeitsbuch der Baufirma nach +unter besagter Nummer, fand dort den Namen: Jörg Schuh, +Stukkatör, Geburtsort unbekannt, heimatlos, Alter zwischen +zwanzig und sechstausend Erdlebensjahre, sonstige Merkzeichen: +seltsam eingedrückte Schläfen, wie bei altägyptischen +Mumien. So. — Bahre ward herbeigebracht, Jörg weggeschafft +auf Klinik zur Beschau. Der Professor sprach: Bitte, +nicht lachen meine Herren und Damen! Es krallt nieder eine +Variation von Büchners „Wozzek“: Ein guter Tod, ein echter +Tod, ein schöner Tod, so schön, als man ihn nur verlangen kann. +Wir haben schon lange keinen so schönen gehabt — — — +ein ausgezeichneter Fall! Ich bitte wie deutlich meine Hörer +und noch mehr Hörerinnen, wie deutlich: <i>Hirn ist strahlenförmig</i> +der Schädelkapsel entspritzt und hängt gallert +traubenhaft, doldig als schöner Kranz um Kopfperiferie. Ein +schöner Fall, ein fei — — — + +</p><p> </p> + +<p style="text-indent:0%"> +Nun kommt der Strich. Furchtbar schräg und plötzlich, der +Strich. Erst einer quer <img src="images/quer.jpg" alt="images/quer.jpg"/>, dann einer lang <img src="images/lang.jpg" alt="images/lang.jpg"/>, gibt +zusammen o schwinget ihr Rauchfässer ein +</p> + +<p> </p> + +<p class="center"><img src="images/kreuz.jpg" alt="images/kreuz.jpg"/></p> + +<p> + +</p> + + + + + + + +<pre> + + + + + +End of the Project Gutenberg EBook of Sekunde durch Hirn, by Melchior Vischer + +*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK SEKUNDE DURCH HIRN *** + +***** This file should be named 32814-h.htm or 32814-h.zip ***** +This and all associated files of various formats will be found in: + https://www.gutenberg.org/3/2/8/1/32814/ + +Produced by Jens Sadowski + +Updated editions will replace the previous one--the old editions +will be renamed. + +Creating the works from public domain print editions means that no +one owns a United States copyright in these works, so the Foundation +(and you!) can copy and distribute it in the United States without +permission and without paying copyright royalties. Special rules, +set forth in the General Terms of Use part of this license, apply to +copying and distributing Project Gutenberg-tm electronic works to +protect the PROJECT GUTENBERG-tm concept and trademark. Project +Gutenberg is a registered trademark, and may not be used if you +charge for the eBooks, unless you receive specific permission. If you +do not charge anything for copies of this eBook, complying with the +rules is very easy. You may use this eBook for nearly any purpose +such as creation of derivative works, reports, performances and +research. They may be modified and printed and given away--you may do +practically ANYTHING with public domain eBooks. Redistribution is +subject to the trademark license, especially commercial +redistribution. + + + +*** START: FULL LICENSE *** + +THE FULL PROJECT GUTENBERG LICENSE +PLEASE READ THIS BEFORE YOU DISTRIBUTE OR USE THIS WORK + +To protect the Project Gutenberg-tm mission of promoting the free +distribution of electronic works, by using or distributing this work +(or any other work associated in any way with the phrase "Project +Gutenberg"), you agree to comply with all the terms of the Full Project +Gutenberg-tm License (available with this file or online at +https://gutenberg.org/license). + + +Section 1. General Terms of Use and Redistributing Project Gutenberg-tm +electronic works + +1.A. By reading or using any part of this Project Gutenberg-tm +electronic work, you indicate that you have read, understand, agree to +and accept all the terms of this license and intellectual property +(trademark/copyright) agreement. If you do not agree to abide by all +the terms of this agreement, you must cease using and return or destroy +all copies of Project Gutenberg-tm electronic works in your possession. +If you paid a fee for obtaining a copy of or access to a Project +Gutenberg-tm electronic work and you do not agree to be bound by the +terms of this agreement, you may obtain a refund from the person or +entity to whom you paid the fee as set forth in paragraph 1.E.8. + +1.B. "Project Gutenberg" is a registered trademark. It may only be +used on or associated in any way with an electronic work by people who +agree to be bound by the terms of this agreement. There are a few +things that you can do with most Project Gutenberg-tm electronic works +even without complying with the full terms of this agreement. See +paragraph 1.C below. There are a lot of things you can do with Project +Gutenberg-tm electronic works if you follow the terms of this agreement +and help preserve free future access to Project Gutenberg-tm electronic +works. See paragraph 1.E below. + +1.C. The Project Gutenberg Literary Archive Foundation ("the Foundation" +or PGLAF), owns a compilation copyright in the collection of Project +Gutenberg-tm electronic works. Nearly all the individual works in the +collection are in the public domain in the United States. If an +individual work is in the public domain in the United States and you are +located in the United States, we do not claim a right to prevent you from +copying, distributing, performing, displaying or creating derivative +works based on the work as long as all references to Project Gutenberg +are removed. Of course, we hope that you will support the Project +Gutenberg-tm mission of promoting free access to electronic works by +freely sharing Project Gutenberg-tm works in compliance with the terms of +this agreement for keeping the Project Gutenberg-tm name associated with +the work. You can easily comply with the terms of this agreement by +keeping this work in the same format with its attached full Project +Gutenberg-tm License when you share it without charge with others. + +1.D. The copyright laws of the place where you are located also govern +what you can do with this work. Copyright laws in most countries are in +a constant state of change. If you are outside the United States, check +the laws of your country in addition to the terms of this agreement +before downloading, copying, displaying, performing, distributing or +creating derivative works based on this work or any other Project +Gutenberg-tm work. The Foundation makes no representations concerning +the copyright status of any work in any country outside the United +States. + +1.E. Unless you have removed all references to Project Gutenberg: + +1.E.1. The following sentence, with active links to, or other immediate +access to, the full Project Gutenberg-tm License must appear prominently +whenever any copy of a Project Gutenberg-tm work (any work on which the +phrase "Project Gutenberg" appears, or with which the phrase "Project +Gutenberg" is associated) is accessed, displayed, performed, viewed, +copied or distributed: + +This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with +almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or +re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included +with this eBook or online at www.gutenberg.org + +1.E.2. If an individual Project Gutenberg-tm electronic work is derived +from the public domain (does not contain a notice indicating that it is +posted with permission of the copyright holder), the work can be copied +and distributed to anyone in the United States without paying any fees +or charges. If you are redistributing or providing access to a work +with the phrase "Project Gutenberg" associated with or appearing on the +work, you must comply either with the requirements of paragraphs 1.E.1 +through 1.E.7 or obtain permission for the use of the work and the +Project Gutenberg-tm trademark as set forth in paragraphs 1.E.8 or +1.E.9. + +1.E.3. If an individual Project Gutenberg-tm electronic work is posted +with the permission of the copyright holder, your use and distribution +must comply with both paragraphs 1.E.1 through 1.E.7 and any additional +terms imposed by the copyright holder. Additional terms will be linked +to the Project Gutenberg-tm License for all works posted with the +permission of the copyright holder found at the beginning of this work. + +1.E.4. Do not unlink or detach or remove the full Project Gutenberg-tm +License terms from this work, or any files containing a part of this +work or any other work associated with Project Gutenberg-tm. + +1.E.5. Do not copy, display, perform, distribute or redistribute this +electronic work, or any part of this electronic work, without +prominently displaying the sentence set forth in paragraph 1.E.1 with +active links or immediate access to the full terms of the Project +Gutenberg-tm License. + +1.E.6. You may convert to and distribute this work in any binary, +compressed, marked up, nonproprietary or proprietary form, including any +word processing or hypertext form. However, if you provide access to or +distribute copies of a Project Gutenberg-tm work in a format other than +"Plain Vanilla ASCII" or other format used in the official version +posted on the official Project Gutenberg-tm web site (www.gutenberg.org), +you must, at no additional cost, fee or expense to the user, provide a +copy, a means of exporting a copy, or a means of obtaining a copy upon +request, of the work in its original "Plain Vanilla ASCII" or other +form. Any alternate format must include the full Project Gutenberg-tm +License as specified in paragraph 1.E.1. + +1.E.7. Do not charge a fee for access to, viewing, displaying, +performing, copying or distributing any Project Gutenberg-tm works +unless you comply with paragraph 1.E.8 or 1.E.9. + +1.E.8. You may charge a reasonable fee for copies of or providing +access to or distributing Project Gutenberg-tm electronic works provided +that + +- You pay a royalty fee of 20% of the gross profits you derive from + the use of Project Gutenberg-tm works calculated using the method + you already use to calculate your applicable taxes. The fee is + owed to the owner of the Project Gutenberg-tm trademark, but he + has agreed to donate royalties under this paragraph to the + Project Gutenberg Literary Archive Foundation. Royalty payments + must be paid within 60 days following each date on which you + prepare (or are legally required to prepare) your periodic tax + returns. Royalty payments should be clearly marked as such and + sent to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation at the + address specified in Section 4, "Information about donations to + the Project Gutenberg Literary Archive Foundation." + +- You provide a full refund of any money paid by a user who notifies + you in writing (or by e-mail) within 30 days of receipt that s/he + does not agree to the terms of the full Project Gutenberg-tm + License. You must require such a user to return or + destroy all copies of the works possessed in a physical medium + and discontinue all use of and all access to other copies of + Project Gutenberg-tm works. + +- You provide, in accordance with paragraph 1.F.3, a full refund of any + money paid for a work or a replacement copy, if a defect in the + electronic work is discovered and reported to you within 90 days + of receipt of the work. + +- You comply with all other terms of this agreement for free + distribution of Project Gutenberg-tm works. + +1.E.9. If you wish to charge a fee or distribute a Project Gutenberg-tm +electronic work or group of works on different terms than are set +forth in this agreement, you must obtain permission in writing from +both the Project Gutenberg Literary Archive Foundation and Michael +Hart, the owner of the Project Gutenberg-tm trademark. Contact the +Foundation as set forth in Section 3 below. + +1.F. + +1.F.1. Project Gutenberg volunteers and employees expend considerable +effort to identify, do copyright research on, transcribe and proofread +public domain works in creating the Project Gutenberg-tm +collection. Despite these efforts, Project Gutenberg-tm electronic +works, and the medium on which they may be stored, may contain +"Defects," such as, but not limited to, incomplete, inaccurate or +corrupt data, transcription errors, a copyright or other intellectual +property infringement, a defective or damaged disk or other medium, a +computer virus, or computer codes that damage or cannot be read by +your equipment. + +1.F.2. LIMITED WARRANTY, DISCLAIMER OF DAMAGES - Except for the "Right +of Replacement or Refund" described in paragraph 1.F.3, the Project +Gutenberg Literary Archive Foundation, the owner of the Project +Gutenberg-tm trademark, and any other party distributing a Project +Gutenberg-tm electronic work under this agreement, disclaim all +liability to you for damages, costs and expenses, including legal +fees. YOU AGREE THAT YOU HAVE NO REMEDIES FOR NEGLIGENCE, STRICT +LIABILITY, BREACH OF WARRANTY OR BREACH OF CONTRACT EXCEPT THOSE +PROVIDED IN PARAGRAPH F3. YOU AGREE THAT THE FOUNDATION, THE +TRADEMARK OWNER, AND ANY DISTRIBUTOR UNDER THIS AGREEMENT WILL NOT BE +LIABLE TO YOU FOR ACTUAL, DIRECT, INDIRECT, CONSEQUENTIAL, PUNITIVE OR +INCIDENTAL DAMAGES EVEN IF YOU GIVE NOTICE OF THE POSSIBILITY OF SUCH +DAMAGE. + +1.F.3. LIMITED RIGHT OF REPLACEMENT OR REFUND - If you discover a +defect in this electronic work within 90 days of receiving it, you can +receive a refund of the money (if any) you paid for it by sending a +written explanation to the person you received the work from. If you +received the work on a physical medium, you must return the medium with +your written explanation. The person or entity that provided you with +the defective work may elect to provide a replacement copy in lieu of a +refund. If you received the work electronically, the person or entity +providing it to you may choose to give you a second opportunity to +receive the work electronically in lieu of a refund. If the second copy +is also defective, you may demand a refund in writing without further +opportunities to fix the problem. + +1.F.4. Except for the limited right of replacement or refund set forth +in paragraph 1.F.3, this work is provided to you 'AS-IS' WITH NO OTHER +WARRANTIES OF ANY KIND, EXPRESS OR IMPLIED, INCLUDING BUT NOT LIMITED TO +WARRANTIES OF MERCHANTIBILITY OR FITNESS FOR ANY PURPOSE. + +1.F.5. Some states do not allow disclaimers of certain implied +warranties or the exclusion or limitation of certain types of damages. +If any disclaimer or limitation set forth in this agreement violates the +law of the state applicable to this agreement, the agreement shall be +interpreted to make the maximum disclaimer or limitation permitted by +the applicable state law. The invalidity or unenforceability of any +provision of this agreement shall not void the remaining provisions. + +1.F.6. INDEMNITY - You agree to indemnify and hold the Foundation, the +trademark owner, any agent or employee of the Foundation, anyone +providing copies of Project Gutenberg-tm electronic works in accordance +with this agreement, and any volunteers associated with the production, +promotion and distribution of Project Gutenberg-tm electronic works, +harmless from all liability, costs and expenses, including legal fees, +that arise directly or indirectly from any of the following which you do +or cause to occur: (a) distribution of this or any Project Gutenberg-tm +work, (b) alteration, modification, or additions or deletions to any +Project Gutenberg-tm work, and (c) any Defect you cause. + + +Section 2. Information about the Mission of Project Gutenberg-tm + +Project Gutenberg-tm is synonymous with the free distribution of +electronic works in formats readable by the widest variety of computers +including obsolete, old, middle-aged and new computers. It exists +because of the efforts of hundreds of volunteers and donations from +people in all walks of life. + +Volunteers and financial support to provide volunteers with the +assistance they need are critical to reaching Project Gutenberg-tm's +goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will +remain freely available for generations to come. In 2001, the Project +Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure +and permanent future for Project Gutenberg-tm and future generations. +To learn more about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation +and how your efforts and donations can help, see Sections 3 and 4 +and the Foundation web page at https://www.pglaf.org. + + +Section 3. Information about the Project Gutenberg Literary Archive +Foundation + +The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit +501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the +state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal +Revenue Service. The Foundation's EIN or federal tax identification +number is 64-6221541. Its 501(c)(3) letter is posted at +https://pglaf.org/fundraising. Contributions to the Project Gutenberg +Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent +permitted by U.S. federal laws and your state's laws. + +The Foundation's principal office is located at 4557 Melan Dr. S. +Fairbanks, AK, 99712., but its volunteers and employees are scattered +throughout numerous locations. Its business office is located at +809 North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887, email +business@pglaf.org. Email contact links and up to date contact +information can be found at the Foundation's web site and official +page at https://pglaf.org + +For additional contact information: + Dr. Gregory B. Newby + Chief Executive and Director + gbnewby@pglaf.org + + +Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg +Literary Archive Foundation + +Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide +spread public support and donations to carry out its mission of +increasing the number of public domain and licensed works that can be +freely distributed in machine readable form accessible by the widest +array of equipment including outdated equipment. Many small donations +($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt +status with the IRS. + +The Foundation is committed to complying with the laws regulating +charities and charitable donations in all 50 states of the United +States. Compliance requirements are not uniform and it takes a +considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up +with these requirements. We do not solicit donations in locations +where we have not received written confirmation of compliance. To +SEND DONATIONS or determine the status of compliance for any +particular state visit https://pglaf.org + +While we cannot and do not solicit contributions from states where we +have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition +against accepting unsolicited donations from donors in such states who +approach us with offers to donate. + +International donations are gratefully accepted, but we cannot make +any statements concerning tax treatment of donations received from +outside the United States. U.S. laws alone swamp our small staff. + +Please check the Project Gutenberg Web pages for current donation +methods and addresses. Donations are accepted in a number of other +ways including including checks, online payments and credit card +donations. To donate, please visit: https://pglaf.org/donate + + +Section 5. General Information About Project Gutenberg-tm electronic +works. + +Professor Michael S. Hart was the originator of the Project Gutenberg-tm +concept of a library of electronic works that could be freely shared +with anyone. For thirty years, he produced and distributed Project +Gutenberg-tm eBooks with only a loose network of volunteer support. + + +Project Gutenberg-tm eBooks are often created from several printed +editions, all of which are confirmed as Public Domain in the U.S. +unless a copyright notice is included. Thus, we do not necessarily +keep eBooks in compliance with any particular paper edition. + + +Most people start at our Web site which has the main PG search facility: + + https://www.gutenberg.org + +This Web site includes information about Project Gutenberg-tm, +including how to make donations to the Project Gutenberg Literary +Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and how to +subscribe to our email newsletter to hear about new eBooks. + + +</pre> + +</body> +</html> |
