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authorRoger Frank <rfrank@pglaf.org>2025-10-15 05:05:40 -0700
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+The Project Gutenberg EBook of Gebete für Israeliten, by A. A. Wolff
+
+This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with
+almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or
+re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included
+with this eBook or online at www.gutenberg.org
+
+
+Title: Gebete für Israeliten
+
+Author: A. A. Wolff
+
+Release Date: November 16, 2006 [EBook #19823]
+
+Language: German
+
+Character set encoding: ISO-8859-1
+
+*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK GEBETE FÜR ISRAELITEN ***
+
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+
+Produced by Chuck Greif, Mrs. L. Buchsbaum and the Online
+Distributed Proofreading Team at http://www.pgdp.net
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+ Gebete für Israeliten
+ zum Gebrauche beim
+ Gottesdienste, im Hause und auf dem Friedhofe
+
+ von
+
+ Prof. Dr. A. A. Wolff,
+ Oberrabbiner in Kopenhagen.
+ R. v. D.
+
+ Fünfte vermehrte und verbesserte Auflage.
+ Frankfurt a. M.
+ Verlag von J. Kauffmann.
+ 1908.
+
+ Druck von M. Lehrberger & Co., Rödelheim.
+
+ * * * * *
+
+
+
+
+ Inhaltsverzeichnis.
+
+
+Zu Hause ehe man ins Gotteshaus geht
+Nach dem Eintritt ins Gotteshaus
+Desgleichen
+
+I. Gebete nach den vorgeschriebenen täglichen
+Gebeten zu lesen
+
+Allgemeines Morgengebet
+Allgemeines Abendgebet
+
+II. Gebete für jeden Tag der Woche
+
+Am Sonntag.
+
+Morgengebet
+Betrachtung über 1. B. M. 1, 3.-4.
+Abendgebet
+
+Am Montag.
+
+Morgengebet
+Betrachtung über 1. B. M. 1, 6.-8.
+Abendgebet
+
+Am Dienstag.
+
+Morgengebet
+Betrachtung über 1. B. M. 1, 9.-13.
+Abendgebet
+
+Am Mittwoch.
+
+Morgengebet
+Betrachtung über 1. B. M. 1, 14.-19.
+Abendgebet
+ Seite
+Am Donnerstag.
+
+Morgengebet
+Betrachtung über 1. B. M. 1, 20.-23.
+Abendgebet
+
+Am Freitag.
+
+Morgengebet
+Betrachtung über 1. B. M. 1, 24.-31.
+Abendgebet
+
+Am Sonnabend.
+
+Am Sabbat-Morgen
+Beim Ausheben der Thora am Sabbat
+Bei der Verkündigung des Neumondes
+Ein anderes Gebet bei der Verkündigung des Neumondes
+Am Sabbat-Nachmittag
+Am Neumondstage
+Am Sabbat-Abend
+
+III. Gebete an den Feiertagen
+
+Abendgebet an den drei Festen: Peßach, Schabuoth
+(Wochen-) und Succoth (Laubhüttenfest)
+Morgengebet für den ersten und zweiten Tag des
+Peßachfestes
+Ein anderes Gebet für den Peßachmorgen
+Morgengebet an den beiden letzten Tagen des Peßachfestes
+Morgengebet am Wochenfeste
+
+Am Neujahrsfest.
+
+Am Vorabend des Festes
+Am Neujahrstag
+Beim Schofarblasen
+
+Am großen Versöhnungsfeste.
+
+Zu Anfang des Abendgottesdienstes (Kol nidre)
+Zum Morgengottesdienst (Schacharis)
+Beim Mittagsgebet (Mussaph)
+Beim Nachmittagsgebet (Mincha)
+Zum Schlußgebet (Neïlah)
+
+Am Laubhüttenfest (Succoth)
+
+Desgleichen als Erntefest
+Am Schlußfeste (Schemini Azeres)
+Am Freudenfeste über die Thora (Simchas Thora)
+Am Feste der Tempelweihe (Chanuka, Lichterfest)
+Am Purimfest
+Am Tage der Zerstörung des Tempels (Tischoh b'ab)
+Schlußgebet beim Gottesdienste (Olenu)
+Die Hausfrau, wenn sie Chala nimmt
+Die Hausfrau, wenn sie die Sabbatlicher oder die
+Festlichter anzündet
+
+IV. Gelegenheitsgebete
+
+Am Geburtstage
+Am Verlobungstage
+Am Hochzeitstage
+In einer glücklichen Ehe, jährlich am Hochzeitstage
+In einer kinderlosen Ehe
+In der Schwangerschaft
+Vor der Niederkunft
+Nach der Niederkunft
+Bei der Beschneidung
+Eine Wöhnerin beim ersten Gang ins Gotteshaus
+Ebenso nach der Geburt eines totgeborenen Kindes
+Eine Ehegattin
+Eine Tochter für die Eltern
+Im Witwenstande
+Eine Waise
+Im Alter
+Bei der Fortreise von der Heimat
+Für einen Abwesenden, der auf der Reise ist
+Zusatz für ein Kind, das auf der Reise ist
+Gebete in jeder Art der Not und Seelenangst
+
+Gebete in Krankheit
+
+Eine Kranke
+In bedenklicher Krankheit
+Desgleichen in Bibelversen
+Vor einer gefährlichen Operation
+Fürbitte für einen Kranken
+Der Kinder Gebet für einen kranken Vater oder eine
+kranke Mutter
+Dankgebet nach überstandener Krankheit
+Gebet in einem Krankheitsfalle (Nach dem Hebräischen)
+Gebet für einen andern Kranken
+
+Gebete während einer ansteckenden Krankheit
+
+Bei Ausbreitung der Krankheit
+Gebet um Mut
+Tröstung
+Ergebenheit in Gottes Willen
+Gebet um das Morgen und Abendgebet im Gotteshause
+oder daheim zu beschließen
+Desgleichen
+
+Gebete auf dem Friedhofe
+
+Über die Sitte, die Grabstellen zu besuchen und dort
+zu beten
+Am Jahrestage des Todes eines der Eltern
+Desgleichen
+Am Grabe des Vaters am Jahrestage
+ " " der Mutter " "
+ " " eines Kindes
+ " " des Mannes
+ " " eines gefallenen Vaterlandsverteidigers
+ " " " Verwandten
+Am Ereb Rôsch Haschonoh
+
+Dankgebet bei Vollendung eines Werkes
+
+Anhang.
+
+Esehu Mekômon (Betrachtung über die Opfer)
+Bame Madlikin (Freitagabendbetrachtung)
+Pittum hak'tôres (Betrachtung zum Mussaphgebet)
+
+
+
+
+Zu Hause, ehe man ins Gotteshaus geht.
+
+»Israel! bereite dich vor, vor deinen
+Gott zu treten.«(Amos 4, 12.)
+
+
+Es dürstet meine Seele nach dir, o Gott, nach dir, dem lebendigen Gott,
+und ich will eilen nach deinem Heiligtume, wo dein Name angebetet wird,
+wo deine Gemeinde sich versammelt, um dich anzurufen, dir zu danken,
+dich zu loben und dich zu preisen. O! bereits auf dem Wege dahin läutere
+du meinen Sinn, heilige du meinen Geist, und zünde du in meiner Brust
+die Andachtsflamme an, die mich und meine Brüder an der heiligen, dir
+geweihten Stätte durchglühen soll. Denn wohl weiß ich, daß du, den die
+Himmel und aller Himmel Himmel nicht umfassen, nicht in dem Hause
+wohnest, das von Menschenhänden erbaut worden, daß du, dessen
+Herrlichkeit Himmel und Erde erfüllt, mir überall nahe bist, wo ich auch
+sein mag; wohl weiß ich, daß das fromme Gebet, welches meine Seele in
+meiner Einsamkeit stillen Kammer zu dir empor sendet, auch Gnade und
+Erhörung vor dir findet, aber auch dies weiß ich, daß der Geist des
+wahren Gebets, der nicht persönliches Wohl, sondern das Wohl und Heil
+aller sucht, der nicht bloß das Glück und die Wohlfahrt der Erde,
+sondern auch das Nahen des himmlischen Reiches erfleht, der nichts
+begehrt, nichts fordert, sondern nur im Glauben und in der Erkenntnis
+sein Höchstes findet und sein treues Bekenntnis dieses Glaubens vor
+aller Welt ablegen möchte;--ich weiß, daß dieser Geist des wahren Gebets
+mir fehlen würde, so dessen Flamme, die zuerst in der Mitte der
+Gottesgemeinde angefacht wurde, nicht auch in ihr stets Nahrung fände.
+Was ich glaube, und um was ich bete, und wonach mein Herz sich sehnt,
+soll ja nicht in meinem Innern verborgen bleiben, es soll ja auch als
+ein freudiges Zeugnis auf meinen Lippen hervortreten und vor der Welt,
+so wie vor anderen Glaubensbrüdern von mir als meines Lebens Schild und
+als ein köstlicher Schatz gepriesen werden. Ach, sind ja leider so
+viele, welche in Leichtsinn hinleben, so daß sie die Bande lösen, die
+sie mit der Gemeinde innigst verbinden sollten, und welche jedes
+Kennzeichen auslöschen, das sie an ihren väterlichen Glauben erinnern
+könnte; aber desto mehr will ich die Stätte aufsuchen, wo Israeliten
+sich sammeln, um dich in jüdischer Weise zu verehren. Schon dies, daß
+mein Gang nach dem Bethause gerichtet ist, schon dies soll ein Zeugnis
+sein, das ich vor der Welt ablege, daß ich zu dieser heiligen
+Gemeinschaft gehöre, und daß ich über den Spott und Hohn erhaben bin,
+womit jene, die sich die Weisen der Welt nennen, auf diejenigen sehen,
+die dich, o Ewiger, nach ihrer Väter Weise verehren. Und wie sehr wird
+nicht meine Andacht, meine fromme Sehnsucht durch den Gedanken erhöht:
+Ich stehe nicht allein mit meinem Gebet vor dir, stehe nicht allein mit
+der Glaubensschar, die sich da versammelt, sondern stehe mit dieser als
+ein Glied der ganzen Gemeinde Israels da; denn wunderbar hast du, o
+Herr, es so gefügt, daß meine Glaubensgenossen fast überall, in heißer
+wie in kalter Zone, da, wo ihnen die Sonne der Freiheit zulächelt, wie
+dort, wo sie unter Druck seufzen, daß sie fast überall sich doch vor dir
+zur selbigen Zeit und Stunde sammeln und dieselben bedeutungsvollen,
+Vertrauen und Demut atmenden Worte ihren Lippen entströmen lassen, so
+daß ein Laut in gemeinsamer Andacht und Seelenerhebung zu deinem Thron
+von dem ganzen jüdischen Volke emporsteigt. Nein, nicht allein stehe ich
+da; denn unzählige der hingeschwundenen Geschlechter erheben sich
+gleichsam vor meinem andächtigen Blick von ihren Ruhestätten, sowohl
+die, welche in unterirdischen Höhlen, als die, welche unter klarem
+Himmelszelte auf ihren Wanderungen dieselben Gebete gebetet, ja mit
+diesen auf den Lippen ihr Leben aushauchten, indem sie den Märtyrertod
+erlitten;--mit allen diesen fühle ich mich vereint, indem ich die Worte
+ausspreche, die prophetische Zungen verkündigt, die heilige, von deinem
+Geist beseelte Sänger gesungen, und die so viele Zeitalter hindurch uns
+unter so mannigfaltigen Versuchungen und Prüfungen die Reinheit unserer
+heiligen Lehre, sowie die Einfalt und Eintracht im Glauben in unsrer
+Mitte bewahrt haben.--O, so leite du denn meine Schritte, wenn ich in
+dein Haus wandere, so stärke du meinen Geist, daß er dort von solchen
+Vorsätzen erfüllt werde, solche Eindrücke empfange und bewahre, daß nie
+das innige Verlangen, dein Haus aufzusuchen, von mir weiche, und auch
+nicht die Überzeugung und Gewißheit mir verloren gehe, daß du an solch
+gemeinsamer Anbetung Wohlgefallen habest. Stärke du mich, o Gott, auf
+daß mein Glaube dem gleiche, der den Vater der Gläubigen beseelte, als
+er sein Opfer dir brachte, und gib mir Kraft, daß ich, wie er die
+Raubvögel,[1] die trüben Zweifel, die verkehrten Einwendungen
+verscheuche, wenn sie meine Andacht mir rauben wollen; laß darum mein
+Auge dort in deinem Hause nur auf das achten, was mich erheben und zur
+Andacht stimmen kann. Laß mich erkennen, daß du uns nach unserm Herzen
+und unsern Gesinnungen richtest, auf daß Frömmigkeit mich leite, Andacht
+mich entflamme, und meine Schritte dir wohlgefallen, wenn ich in
+zahlreicher Versammlung dich anbete;[2] ja sende mir, Vater im Himmel,
+dein Licht und deine Wahrheit, daß sie mich führen und leiten nach
+deinem heiligen Berge und zu deiner Wohnung.[3]
+
+Amen!
+
+[Fußnote 1: Buch Mosis 15.]
+
+[Fußnote 2: Ps. 26, 12.]
+
+[Fußnote 3: Ps. 43.]
+
+
+
+
+Nach dem Eintritt ins Gotteshaus.
+
+
+2. Wie überwältigt werde ich von Gefühlen des Dankes und der Ehrfurcht,
+indem ich an dieser Stätte weile, Gefühle des Dankes, daß du, o Gott, es
+dem Sohne des Staubes gestattest, sich zu dir zu erheben, daß du in
+deiner Liebe ihn selbst dazu aufgefordert »dein Antlitz zu suchen«, daß
+du uns eine Stätte gegeben hast, wo du deine Herrlichkeit unter uns
+thronen lassen willst.--O Unendlicher, welche Ehrfurcht durchbebet mich,
+daß ich, ein Kind des Staubes, Zutritt zu deinem Hause habe und mich
+dir, dem Allheiligen, nähern kann, daß ich vor dich alles bringen darf,
+was mein Herz beschwert, zu dir für mein Wohl und das Wohl der Meinen,
+für die Gläubigen und mit ihnen, ja für die ganze Menschheit beten kann!
+So hast du in deiner Güte uns gesegnet und uns erhoben. O, laß mich
+dieser deiner Gnade nimmer vergessen und laß mich während meines Betens
+stets eingedenk sein, vor wem ich stehe, auf daß du mich würdig findest,
+ein Träger deines Geistes zu sein. Entferne du von mir jeden fremden und
+unseligen Gedanken, daß weder die Lust der Welt noch ihr Schmerz den
+reinen Aufschwung der Seele hindere. O, daß alle, die mit mir hier
+versammelt sind, voll Demut dich in einem Geiste anbeten, und wir so
+eine echt israelitische, heilige Brudergemeinde bilden möchten, über
+welche du selbst »den Geist des Gebetes und der Gnade« ausgegossen!
+
+Amen!
+
+
+
+
+Ein anderes Gebet.
+
+
+3. So hast du, mein Gott, mich gestärkt und gewürdigt, dein Haus zu
+betreten, wo alles mir verkündigt:»Hier ist die Pforte des Herrn,
+Gerechte treten da ein;«[4] o, daß ich zu diesen mich zählen dürfte!
+Ach, daß dein Himmel mir offen stünde, wenn ich aus ganzer Seele dich im
+Gebete suche! O, gewähre mir Verzeihung, daß ich rein werde, erschaffe
+in mir ein reines Herz, verjünge ein festes Gemüt in meinem Innern, auf
+daß jedes Wort, das über meine Lippen geht, mich in heilige Gemeinschaft
+mit dir bringe! Erhebe mich über die Lust und den Schmerz der Welt,
+befreie mich von jeder Sorge und jedem Kummer, auf daß ich mich in dir
+und mit dir fühle, glückselig wie die Geister des Himmels in deiner
+Anbetung, und auf daß ich es mit ganzer Seele empfinde, »wie köstlich
+deine Huld den Menschenkindern ist, die im Schatten deiner Fittige sich
+bergen, auf daß ich an deines Hauses Segen mich labe und an dem Strome
+deiner Gnade mich erquicke«.[5] Laß mich auch diesen Segen mit hinaus
+aus diesem Hause nehmen, daß ich überall deine heilige Nähe fühle und
+überall dir zum Wohlgefallen lebe!
+
+Amen!
+
+[Fußnote 4: Ps. 118, 20.]
+
+[Fußnote 5: Ps. 36, 8. 9.]
+
+
+
+
+I. Gebete nach den vorgeschriebenen täglichen Gebeten zu lesen.
+
+
+
+
+
+Allgemeines Morgengebet.
+
+Dein, o Herr, ist der Tag. (Ps. 74, 16.)
+
+
+4. Alliebender Vater im Himmel! Wie kann ich dir genug für all deine
+Güte danken, die du mit jedem Morgen mir erneuerst. Deine Gnade hat über
+mich wiederum diese Nacht gewacht und mir in erquickendem Schlafe neue
+Kraft und Stärke geschenkt! Während viele sie in Kummer und Unruhe haben
+zubringen müssen, hast du über mich und die Meinigen gewacht! Gesund und
+froh grüße ich wiederum diese Morgenstunde und freue mich des Anblicks
+meiner Teuren und Lieben. O, ich bin zu gering für all die Gnade und für
+all die Treue, die du mir erweisest, und doch drängt es mich, dich
+anzuflehen, daß du auch heute mir deine Gnade und deinen Beistand
+schenkest. Laß auch diesen Tag mir Segen bringen und mich zu dir führen.
+Dir seien meine Gedanken alle geheiligt, in deinem Namen werde mein
+Tagewerk durchgeführt! Leite du mich mit deiner Hand, auf daß ich nicht
+strauchle und von deinen göttlichen Geboten nicht weiche, daß ich mit
+Gewissenhaftigkeit die Pflichten meines Berufes übe und stets eingedenk
+sei, daß du einst mich zur Rechenschaft ziehen wirst für jegliche
+Stunde, die versäumt worden. Läutere du darum mein Herz und breite über
+meine Seele den stillen Frieden aus, auf daß ich der Kämpfe nicht achte,
+die du uns in unserem Berufe auferlegst, und nicht ermatte unter den
+Mühen und Beschwerden, die mit diesem verbunden sind! Erneuere stets die
+Liebe zu dir in meinem Innern, auf daß ich dich suche und dir diene mit
+allen meinen Kräften! Laß mich unter meinen Mitmenschen mit einem
+liebenden Sinn wandeln, der niemanden beleidigt und der zum Verzeihen
+bereit ist, so daß ich sanftmütig und versöhnlich gegen jedermann sei,
+dem ich heute begegne! Gedenk, o Gott, daß ich Staub bin, und laß mich
+frei sein von schweren Prüfungen. So du aber in deiner Weisheit es für
+gut findest, solche über mich zu verhängen, dann halte du mich aufrecht
+mit deiner Rechten, und leite du mich mit deinem Rate, auf daß ich nicht
+wanke und nicht verzage.»Gott, mein Gott, leite meine Schritte nach
+deinem Worte, sei mein Schild, meine Zuflucht den ganzen Tag; Lob und
+Preis dir in aller Ewigkeit!«[6]
+
+Amen!
+
+
+
+
+Allgemeines Abendgebet.
+
+Dein, o Herr, ist auch die Nacht. (Ps. 74, 16.)
+
+
+5. Mein Gott! der Tag ist dahin; ich suche Erholung nach der Arbeit
+desselben, und bevor ich mich den Armen des Schlafes übergebe, führt mir
+die Stille der Nacht noch einmal alles vor die Seele, was ich heute
+gesehen und erlebt, alles, was ich heute getan und vollbracht habe. Ach!
+wie könnt' ich dir für die vielen Wohltaten genugsam danken, die du
+heute wiederum mir und allen denen, die mir lieb und teuer sind,
+erwiesen hast. Du hast nicht nur über meine Schritte gewacht, vor
+Gefahren mich beschirmt, zu meinem Werke mich gestärkt, und mit allem
+mich gesegnet, dessen ich bedarf, sondern du hast auch mit so mancher
+Gabe mich erfreut, mit so mancher Freude mich erquickt; aber auch selbst
+durch das, was mir für einen Augenblick Kummer und Schmerz verursachte,
+hast du mich zu dir hingezogen und mich innerlich glückselig gemacht. O!
+wie demütiget es mich, wenn ich alles dessen gedenke und dann vor meiner
+Seele alles das vorüberziehen lasse, was ich heute gedacht und getan.
+Wie oft habe ich nicht dein vergessen, wie oft wurde ich nicht von
+sündiger Lust erfüllt, für die meine Seele keinen Raum gehabt, wenn der
+Gedanke, daß du allgegenwärtig seiest, und daß du mein Inneres
+erforschest, mich ganz erfüllt hätte; ach, und wie wenig geben die
+Werke, die ich vollführt, wohl Zeugnis davon, daß ich von Liebe zu dir
+beseelt bin, die mich eifrig und treu in meinem Berufe, unverdrossen
+und liebevoll gegen meinen Nächsten hätte machen sollen. O, reuevoll
+schaue ich auf den verflossenen Tag zurück, und mit aufrichtiger Buße
+flehe ich um deine väterliche Vergebung. Ich will daher selbst, ehe mein
+Auge sich zum Schlafe schließt, allen denen vergeben, die mir zuwider
+gehandelt, und mich zu kränken und zu verletzen gesucht haben. Nimm du
+mich in deinen gnädigen Schutz, schenke mir und den Meinigen nächtliche
+Ruhe, daß wir durch einen ungestörten und erquickenden Schlaf für den
+kommenden Tag gestärkt werden, der dir durch einen gerechten und frommen
+Wandel geheiligt sein möge! Ja, laß die Nacht ihren erquickenden
+Schatten über alle ausbreiten, daß der Müde und Bekümmerte Kraft und
+Trost und der Gekränkte und Leidende Beruhigung und Stärkung in dem
+Segen des Schlafes finde; und jedem, der auf dem Schmerzenslager
+stöhnend klagt, der in Krankheit oder Bekümmernis ängstlich fragt:»Ist
+wohl die Nacht bald vorbei?«[7] dem führe lindernde Hoffnung, Geduld und
+inniges Vertrauen auf dich zu, auf dich, für den »die Nacht leuchtet
+gleich dem Tage!« Bewahre mich vor Gefahr und Unglück und laß mich nach
+der Erquickung der Nacht mit dem innigen Verlangen, dir zu dienen,
+erwachen!»In deine Hand befehle ich meinen Geist, du beschirmst mich,
+wahrhafter und gnädiger Gott!«[8]
+
+Amen!
+
+[Fußnote 6: Ps. 25, 5.]
+
+[Fußnote 7: Jes. 21, 11.]
+
+[Fußnote 8: Ps. 139, 12.]
+
+
+
+
+II. Gebete für jeden Tag der Woche.
+
+
+
+
+Am Sonntage.
+
+
+
+
+Morgengebet.
+
+
+6. Eine neue Woche hast du, o gnadenvoller Vater, für mich erscheinen
+lassen, und eine neue Zeit schenkst du mir wieder, um für mein Wohl zu
+leben und zu wirken. O, so beseele mich denn mit Ernst und Freudigkeit,
+auf daß ich das Werk vollführe, das du mir angewiesen. Laß mich die neue
+Woche damit beginnen, daß ich die heiligen Vorsätze ausführe, die ich
+gestern gefaßt habe, laß es mir trotz meiner Schwäche gelingen, durch
+meine Fürsorge und Arbeit das Wohl meiner Brüder zu fördern und zum
+Wohle der menschlichen Gesellschaft mitzuwirken. Verleihe mir vor allem
+deinen Beistand, daß ich denen ein gutes Beispiel gebe, in deren Mitte
+ich wirke; stärke mich, daß ich auf reinen Wandel achte, jedes meiner
+Worte wohl bedenke und auf jede meiner Handlungen wohl aufmerksam sei,
+und in der Freude wie im Schmerze mich als ein gottesfürchtiges und
+gottergebenes Kind zeige, das stets deinen Willen zu erfüllen sucht.
+Stehe mir zur Seite bei den Mühen und Arbeiten dieser Woche, daß die
+Mühsal des Tages mir zum Segen werde, und die Freuden, die du mir
+bereitest, mich unaufhörlich erinnern an den Dank, den ich dir schulde.
+Stärke mich, daß ich die Widerwärtigkeiten und Unannehmlichkeiten
+duldend ertrage und selbst denen mich liebevoll erweise, die mich in
+dieser Woche zu betrüben suchen. Lehre mich deine Weisheit anbeten und
+deine Güte auch in der schmerzlichen Stunde preisen, die dein Wille mir
+auferlegen sollte, und jede glückliche, freudenreiche Stunde im
+Irdischen erinnere mich an die Ewigkeit, der ich entgegengehe. Herr!»laß
+mit jedem Morgen mich deine Gnade erfahren; denn auf dich hoffe ich; tue
+mir den Weg kund, den ich zu wandern habe, denn es sehnt sich mein Herz
+nach dir!«[9]
+
+Amen.
+
+[Fußnote 9: Ps. 143, 8.]
+
+
+
+
+Betrachtung über 1. Buch Mosis 1, 3-4.
+
+
+7. Allmächtiger, allweiser Schöpfer! Am ersten Schöpfungstage nähert
+sich meine Seele dir und danket dir, daß du die Finsternis hast
+schwinden lassen und wiederum, wie einst, da du über die leblose Natur
+das: »Werde Licht!« riefst, mich von deinem Licht umstrahlt sein läßt,
+das allem um mich her Kraft spendet und Reiz verleiht. Ach Herr, mein
+Gott! du, der du so unendlich bist, der du dich hüllest in Licht wie in
+ein Gewand (Ps. 104), zerstreue du die Finsternis, die noch über so
+viele ausgebreitet ist, auf daß das Licht der Liebe die Herzen aller
+Lebenden erleuchte und erwärme! Hilf du mir, daß ich den Weg des Lichtes
+wandre, daß kein trüber Zweifel meine Seele umschleiere, keine
+Versuchung mich auf die dunkle Bahn des Lasters führe. Laß deine Gnade
+und Huld mir und den Meinigen zu teil werden, auf daß wir unser
+tägliches Brot finden und es in Freuden genießen. Erleuchte mich mit
+deinem Lichte und deiner Wahrheit, daß sie mich leiten, dich zu suchen,
+dir zu dienen mit allem, was ich in dieser Woche vornehme, daß keiner
+meiner Gedanken und keine meiner Taten das Licht des Tages zu scheuen
+nötig habe. Verschone mich und die Meinigen von großen Sorgen, die den
+Sinn beschweren, ihn niederdrücken und irre leiten. Und so zuweilen die
+Aussichten trübe sind, und Angst mein Herz beschleicht, dann laß mich
+eingedenk sein, daß du gnädig und barmherzig bist, und daß den Frommen
+ein Licht in der Finsternis aufstrahlt (Ps. 112); laß mich eingedenk
+sein, daß wir hienieden nicht das volle Licht schauen können, daß es
+aber in der Ewigkeit herrlich für diejenigen strahlen wird, die dich in
+Wahrheit anbeten. So nimm mich denn in deinen Schutz, und möge all mein
+Streben in dieser Woche dazu beitragen, daß ich einst würdig werde,
+dieses Licht zu schauen,--»sei mir gnädig, segne mich und laß das Licht
+deines Antlitzes mir leuchten!«[10]
+
+Amen!
+
+
+
+
+Abendgebet.
+
+
+8. Wiederum habe ich einen Tag verlebt, an welchem du mir so viele
+Beweise deiner väterlichen Fürsorge und deiner rettenden Gnade gegeben,
+daß ich tief fühle, was ich dir schulde, und es tief erkenne, wie wenig
+ich so viel Güte verdient habe. O! mein Gott, gehe nicht ins Gericht mit
+mir; denn vor dir ist kein Lebender gerecht, sondern vergib in deiner
+Langmut und Barmherzigkeit meine Sünden, meine Vergehen und Irrtümer,
+die ich mir im Laufe des Tages habe zu schulden kommen lassen. Erhöre
+meine Seufzer, die ich in Demut emporsende, auf daß ich getrost mich zur
+Ruhe legen, und nun zur Zeit, wo aller menschliche Beistand schlummert,
+auf deinen Schutz vertrauen kann. O du, vor dem die Nacht hell ist wie
+der Tag, sei du mein Beschützer in jeglicher Gefahr, das Licht meiner
+Seele in der schaurigen Finsternis, bewahre mich vor den Schrecknissen
+der Nacht, halte jegliche Krankheit von meinem Lager fern, und laß
+deinen Geist mich beseelen, auch wenn ich schlummere, auf daß ich neue
+Kraft gewinne, um die Kämpfe des Lebens zu bestehen, und gestärkt werde,
+deinen Willen zu erfüllen. Erbarme dich der Menschenkinder und laß bald
+die Nacht vor deinem himmlischen Lichte weichen, das Friede und Liebe
+auf der ganzen Erde verbreitet; halte deine Hand über die, die unter dem
+Dache meines Hauses schlafen, daß niemand sündige, niemand strauchle!
+Dir empfehle ich alle meine Lieben, nahe und ferne, laß mich in Frieden
+schlafen und wohl und gesund wieder erwachen, um dich zu loben und zu
+preisen, daß du warst die Hilfe meines Antlitzes, mein Schild, mein
+Gott.
+
+Amen!
+
+[Fußnote 10: Ps. 67, 2.]
+
+
+
+
+Am Montag.
+
+
+
+
+Morgengebet.
+
+
+9. So bin ich denn wieder erwacht, ich rege mich und lebe in dir, du
+Lebensspender, allgütiger Gott! Ach, mit welch drückenden Gedanken begab
+ich mich zur Ruhe! Kaum hoffte und erwartete ich, von den mannigfachen
+Sorgen befreit zu werden, die auf meinem Herzen lasteten und meine Seele
+so unruhig machten; aber du bereitetest mir einen erquickenden Schlaf,
+und mit den Schatten der Nacht, die vor dem Lichte des Morgens weichen,
+war alles, was mich drückte, verschwunden. Nun fühle ich mich wie neu
+geschaffen und schaue mit Vertrauen auf zu deiner unendlichen Güte, die
+über mich wachet. Unschlüssig war ich und fürchtete den kommenden Tag;
+aber siehe, es ist als ob du im Laufe der Nacht Entschlossenheit meiner
+Seele eingegeben hättest, daß ich mit neuer Lust und freudigem Mute
+heute wieder an mein Werk gehe. O, möchte doch mein Vertrauen auf dich
+nie wanken, o, möchte es mich doch auch heute zu meinem Werke begleiten,
+daß ich, was mir auch heute begegne, doch stets eingedenk bleibe und mit
+ergebenem Sinne erkenne, daß du der Herr bist, und daß du tuest, was gut
+in deinen Augen ist! Verleihe mir aber auch die Kraft, in meinem Streben
+und Wirken würdig zu bleiben, das Auge zu dir erheben zu dürfen, daß ich
+stets auf deine väterliche Hilfe und auf deinen Schutz vertraue, daß
+kein falsches Vertrauen sich in mein Herz schleiche, und daß ich nicht
+durch unermüdliches Jagen nach den vergänglichen Dingen, durch
+Eigennutz, Genußsucht oder Eitelkeit das Glück und den Segen verscherze,
+den du allen denen verheißen, die ihre Hoffnung auf dich setzen. So
+stärke mich denn, daß ich arbeite, ohne zu ermüden, daß ich mit
+dankbarem Sinn jede Freude genieße, die du mir schenktest, und ich zum
+Segen wirke! Laß mich nie Ärgernis und Anstoß verursachen, sondern in
+der Zeit als einen leben, der die Ewigkeit vor Augen hat! O, du ewiger
+Gott, sei mir gnädig, segne und bewahre mich! Ja, ich will nicht
+verzagen; denn meine Hilfe kommt von dir, der du geschaffen Himmel und
+Erde.
+
+Amen
+
+
+
+
+Betrachtung über 1. B. M. 1, 6-8.
+
+
+10. Allmächtiger Schöpfer, alliebender Gott! Ich danke dir, daß du mich
+wieder den zweiten Wochentag hast schauen lassen den Himmel, der sich
+noch über mir wölbt, wie du ihn einst am zweiten Schöpfungstage über die
+Erde ausgespannt hast. So leuchtete sofort deine Herrlichkeit über dem
+Staube, daß wir dadurch erinnert würden, daß die Seligkeit des Himmels
+das Ziel für den Erdenkampf sei, und in der Ruhe und in dem Frieden, der
+von dem sichtbaren Himmelsbogen widerstrahlt, spiegelt sich für den
+Menschen der selige Friede des unsichtbaren Himmels ab. Bei aller Not
+und Sorge des Lebens soll der Mensch zum Himmel empor schauen und dort
+die Tröstung und Erquickung suchen, die die Erde nicht zu gewähren
+vermag, und in den Versuchungen der Welt, in ihrem Kampf und Streit soll
+er von deinem Himmel Kraft und Freiheit holen. Aber darf auch ich wohl
+meinen Blick zum Himmel erheben?--O, nur der kann freudig empor in die
+Höhe sehen, der das tut, was dir wohlgefällig ist! Hab ich dieses getan?
+War ich stets eingedenk, daß ich überall in deinem Heiligtum bin, da
+überall der Himmel über mir ausgebreitet ist, der deine Herrlichkeit Tag
+für Tag verkündet? Habe ich mich wohl auf Geistesschwingen zum Himmel
+gehoben, während mein Fuß zur Erde gestellt war--leuchtete ein Himmel
+der Liebe aus meinem Auge, wenn ich mit meinen Menschenbrüdern
+verkehrte? O Gott, sei mit mir heute, daß ich jede Versuchung besiege,
+jede sündige Lust bezwinge, und daß jeder meiner Gedanken, jedes meiner
+Worte und jede meiner Taten von der Klarheit des Himmels widerscheine,
+daß mein Wandel dir wohlgefalle, und die Liebe des Himmels mich einst
+verkläre bei dir, du, mein Gott, dessen Huld so erhaben ist, wie der
+Himmel über der Erde, du, der du meine Sünden vergibst und mich krönest
+mit Barmherzigkeit und Gnade.[11]
+
+Amen!
+
+
+
+
+Abendgebet.
+
+
+11. Wie, o Gott, soll ich dir danken für alle Wohltaten, die du mir
+heute erwiesen? O, nicht nur, daß du in Gnade deine Hand über mich
+gehalten und mich das tägliche Brot für mich und die Meinigen hast
+finden lassen--nein, sieh in reichlichem Maße hast du mir dasselbe
+vergönnt, und vorzüglich danke ich dir für die besondere Tröstung und
+Ermunterung, die mich heute so unerwartet erquickt hat. Ach wie
+glücklich machte mich nicht der geringste Dank, den ich durch deine
+Gnade erntete und die Freude, die der eine und andere meiner Mitwanderer
+hier im Leben, mir, gewiß nach deiner gütigen Eingebung, bereitet hat.
+Nein! ich kann mich nicht in die Arme des Schlafes werfen, ohne dich um
+Vergebung zu bitten, daß ich so oft über die Bürden des Lebens und über
+den Undank und die Verkennung der Welt geseufzt habe! Sah ich nicht
+heute, wie hoch mein Herz sich freute und sich freuen mußte bei dem
+geringsten Dank, bei dem aufmunternden Lohne, den ich zuweilen erntete,
+und wie solch' selige Augenblicke gerade in Stunden der Ermüdung und
+Erschlaffung eintreten! Und wenn ich noch bedenke die himmlischen
+Augenblicke, in welchen es mir vergönnt war, die Hände der Schwachen,
+die Knie der Wankenden zu stärken, wo ich durch deinen Beistand es
+vermochte, zu trösten und zu beruhigen, durch meine Anerkennung der
+Wirksamkeit anderer imstande war, sie zu erneuetem Fleiße
+anzuspornen,--o, dann überströmt mein Herz von Dank und Freude; ich will
+nicht mehr klagen, ich will jede Stunde recht benutzen, um so meine
+Mitmenschen zu erfreuen, auf daß auch ihre Seelen Ruhe in dir finden.
+Stärke mich hierzu, o mein Gott, dazu empfehle ich meinen Geist deinem
+Schutze!
+
+Amen!
+
+[Fußnote 11: Ps. 103, 3.]
+
+
+
+
+Am Dienstag.
+
+
+
+
+Morgengebet.
+
+
+12. Allgütiger Gott! Nimm das Morgenopfer meines Herzens als Dank
+entgegen für die neuen Beweise deiner Gnade, die du mir in der
+verflossenen Nacht gegeben. Ach, wie viele haben diese nicht in Unruhe
+und Kummer verbracht, und von wie vieler Lager wurde nicht der Schlaf
+durch Angst und Sorge verscheucht; ich aber wurde verschont, die
+Meinigen hast du beschirmt! o, wie wenig habe ich doch so viele Gnade
+verdient! So manchen Morgen erwachte ich nur mit neuen Wünschen und
+vergaß es, wie sehr du mich bereits gesegnet, und wie vielen Dank ich
+dir schulde; doch heute steht deine Güte mir vor Augen, und o, wie
+glücklich macht mich dieser Gedanke! Ach, wie wenige fühlen doch das
+Gute, das sie unablässig von deiner Hand empfangen, und wie innig muß
+ich dir nicht danken, daß du durch deine heilige Lehre in mir die
+Erkenntnis deiner Wohltaten geweckt hast! Und wenn ich ganz von deiner
+göttlichen Lehre erfüllt wäre, o wie glücklich würde ich mich dann noch
+fühlen, welch ein Born der Freude würde da unaufhörlich aus derselben
+für mich fließen, selbst dann, wenn Kummer und Sorgen mich umgeben,
+welche Seligkeit würde ich dann nicht aus jedem Gebote schöpfen, das ich
+erfülle! O, du Ewiger! laß diesen Tag mich dem großen Ziele näher
+bringen, dem ich nachstreben soll! Sei mit mir in all meinen
+Bestrebungen, hilf mir in meiner Schwäche, erleuchte mich in meiner
+Unwissenheit, umgürte mich mit der Kraft des Willens, laß meine Seele
+alles in Klarheit schauen, mein Herz alles Edle und Heilige mit Wärme
+umfassen! Rüste mich aus mit Standhaftigkeit und lege an diesem Tage
+reichen Segen in meine Arbeit. Bewahre du, Ewiger, meinen Ausgang und
+meinen Eingang, o, entziehe mir nicht deine Barmherzigkeit, sondern laß
+deine Gnade und Treue mich stets beschirmen!
+
+Amen!
+
+
+
+
+Betrachtung über 1. B. M. 1, 9-13.
+
+
+13. Wie könnte ich wohl am dritten Tage der Woche mein Auge der
+Herrlichkeit des Tages öffnen, ohne dir für deine unendliche Güte zu
+danken, mit welcher du die Erde erfüllt hast und sie mit jedem Morgen
+aufs neue erfüllst? An diesem Tage, so ließest du uns in der
+Schöpfungsgeschichte verkünden, riefst du Gras, Kräuter und Bäume
+hervor, die Frucht und Samen tragen, jegliches nach seiner Art. So hast
+du, allgütiger Gott, für jedes lebende Geschöpf seinen Bedarf bereitet,
+bevor es noch ins Dasein gerufen war, so hast du auch an mich gedacht,
+bevor ich noch das Tageslicht schaute, hast liebevolle Wesen bestellt,
+die für mich sorgten, die mich kleideten und ernährten, mich erzogen und
+leiteten, und die Erde, sie ist voll deiner Gaben. O, wie könnte ich da
+verzagen und bekümmert fragen: woher soll ich Brot für meinen
+Lebensunterhalt nehmen? O, getrost bete ich zu dir: Gib mir und den
+Meinigen unser tägliches Brot, daß wir nie der Gabe eines Menschen
+bedürfen, erhalte uns in Genügsamkeit, daß wir in bescheidenem und
+prunklosem Wandel uns glücklich fühlen, jeglicher in seinem Berufe und
+jeglicher in seinem Stande. Wache über die Bedürftigen und Notleidenden
+und gewähre mir die Seligkeit, ihnen wie ein herrlicher Baum zu sein,
+der Schutz und Erquickung über sie ausbreitet, ja, laß mich wie ein Baum
+sein, der an den Wasserbächen deines göttlichen Wortes gepflanzt, reiche
+Früchte trägt, und dessen Blätter nie welken. Laß, o Herr, mein Streben
+und Wirken dir wohlgefällig sein und auch meinen Mitmenschen. Möchte
+mein Sinn von dem Licht aus der Höhe erfüllt werden, und meine Rede wie
+stärkende, erquickende Nahrung jedem sein, der darauf hört.--O, du, der
+du nie den Gerechten verläßt und es ihm nie an Brot mangeln läßt, erhöre
+mich und laß mich heute stark im Guten sein, errette mich von jeglicher
+Sünde, auf daß du auch über mein Werk heute wie bei der Schöpfung sagen
+könntest: »es war gut«,[12] gut für das zeitliche und gut für das ewige
+Leben.
+
+Amen!
+
+[Fußnote 12: Buch Moses 1, 12]
+
+
+
+
+Abendgebet.
+
+
+14. Der Tag ist dahin gegangen, o, so schnell, so sehr schnell bei
+Arbeit und Freude und unter deinem beschirmenden Segen, allbarmherziger
+Gott und Vater! Und nun, da mein Tagewerk zu Ende ist, so kommt mir so
+vieles in den Sinn, was ich vornehmen wollte, aber zu tun vergessen,
+vieles, mit dem ich mich beschäftigt habe, aber nicht auf die rechte
+Weise, so manches Wort, das ich gesprochen, das ich entweder lieber gar
+nicht ausgesprochen haben möchte, oder doch nicht so, wie ich es getan,
+mancher Mensch, dem ich begegnet, aber ohne darauf zu achten, wie
+nützlich er für mich und ich für ihn hätte sein können. Ach ich muß
+gestehen, wenn ich auch nur an eitlen Gewinn und eitle Lust denken
+wollte:--könnte ich meinen Tag aufs neue beginnen, so würde ich meine
+Zeit anders einteilen, so würde ich ganz anders mich verhalten; vieles,
+was geschehen, würde ich ungetan lassen, vieles, was unterlassen ist,
+würde ich zur Ausführung bringen--und wie viel mehr erst, wenn ich an
+das Werk meines Seelenheils denke. O, muß ich nicht fürchten, daß es
+einst, wenn mein ganzer Lebenstag dahingeschwunden ist, für mich so sein
+wird, wie in dieser Stunde, muß ich nicht, weil es noch Zeit ist,
+bestrebt sein, daß mein Lebenstag nicht vergeudet werde? Darum nähere
+ich mich dir, mein Gott, mit dem Gebete:»tue mir kund den Weg, den ich
+gehen soll, lehre mich nach deinem Willen handeln, dein gütiger Geist
+führe mich Tag und Nacht auf die rechte Bahn!«[13] Laß mich auch in
+dieser Nacht deine Güte erfahren, bewache, erquicke und segne sowohl
+mich, als alle die Meinigen, und laß die Ruhe der Nacht aufs neue mir
+Kraft schenken, um gegen alles zu kämpfen, was im Streite ist mit der
+hohen Bestimmung meines Daseins, mit dem Werk, das ich zu vollführen
+habe.»Herr! dein will ich gedenken, wenn ich auf meinem Lager liege,
+über dich sinne ich in den Nachtwachen, meine Seele hängt an dir, deine
+Rechte unterstützt mich.« Amen!
+
+[Fußnote 13: Ps. 143, 8. 9.]
+
+
+
+
+Am Mittwoch.
+
+
+
+
+Morgengebet.
+
+
+15.»Wenn ich auf meinem Lager bin, so denke ich an dich, o Gott, und
+wenn ich erwache, spreche ich von dir, denn du bist mir eine Hilfe, und
+im Schatten deiner Flügel fühle ich mich so sicher«,[14] früh suche ich
+darum dich, und meine Seele dürstet nach dir, mein Gott. Ach, möchte
+doch meine Seele dir anhängen, und möchte deine Rechte mich unterstützen
+den ganzen Tag und mich leiten und aufrecht halten, wo ich auch wandre,
+und mit wem ich auch verkehre. Ich möchte so gern mit Milde und Sanftmut
+unter meinen Brüdern wandern, aber feindlich Gesinnte, Haßerfüllte,
+Lieblose, denen ich begegne, könnten so leicht meinen Zorn aufflammen
+lassen; ich möchte so gerne einen innigen, festen Glauben an den Tag
+legen, aber Leichtsinnige und Gleichgültige könnten meinen Eifer kühlen,
+und Scheinheilige all meinem frommen Streben in den Weg treten; es wird
+so schwer, die heilige Flamme auf dem Altar des Herzens vom Morgen bis
+zum Abend rein und jedes fremde Feuer fern zu halten; es wird so schwer,
+einen schuldfreien und heitern Sinn zu bewahren; die Freuden, die deine
+Güte uns bereitet, so zu genießen, daß keine sündhafte Neigung oder Lust
+in die Seele dringe, und daß diejenigen, welche auf uns sehen, nicht in
+ihrem Urteile über uns irre geleitet werden; es ist so schwer,
+Freundlichkeit und Ernst, Nachsicht und Duldung mit unerschütterlicher
+Festigkeit im Glauben zu vereinen. Wie leicht artet nicht ein
+freundlicher, nachgiebiger Sinn zu einer eitlen Lust aus, den Menschen
+zu gefallen! Wenn ich den Beifall der Welt ernte, so macht es mich so
+hochmütig und stolz, und weniger vermag ich ihre Kälte, ihren Spott oder
+ihre Geringschätzung zu ertragen, sie erbittert meinen Geist und lähmt
+meine Kraft, und doch soll ich im Kampfe nicht schwanken und nicht
+verzagen. Sieh! darum bitte ich: Herr, lehre mich deine Wege erkennen
+und leite mich auf die rechten Pfade, nicht nur meiner selbst wegen,
+sondern auch derentwegen, die auf mich schauen, und mit denen ich heute
+verkehre, ja meiner Freunde und Verwandten und meiner Hausgenossen
+wegen. Möchte ich in der Freude sowohl als im Schmerze, den du in deiner
+Weisheit mir zusendest, mich als echter Israelit bewähren, der dein
+göttliches Gebot in seinem Herzen trägt, daß all mein Wirken auf Erden
+ein himmlisches Gepräge an sich trage und Zeugnis gebe von meinem
+Streben, an deinem Reiche zu bauen. Laß einen freundlichen himmlischen
+Strahl sowohl meine Lust als meine Arbeit beleuchten, laß den Tau des
+Himmels auch bei der Mühe und Hitze des Tages mich erquicken, in dem
+Kampfe des Lebens mich stärken und zu jeglicher Zeit mein Herz erfreuen!
+O, so verlaß mich nicht, mein Gott, sondern segne mich und die Meinen
+heute, laß mich nicht verzagen, wenn du mich väterlich züchtigest;
+sondern lege in meine Seele das rechte kindliche Vertrauen zu dir, und
+gib, daß mein Wandel der Lobgesang wird, womit ich unablässig dich
+preise.
+
+Amen!
+
+[Fußnote 14: Ps. 63, 7. 8.]
+
+
+
+
+Betrachtung über 1. Buch Mosis 1, 14-19.
+
+
+16. Herr, allweiser, allgütiger Schöpfer! Ich danke dir, daß du mich
+diesen vierten Tag der Woche hast erleben lassen, den Tag, der aus der
+Schöpfungszeit Zeugnis gibt von deiner unendlichen Weisheit und Macht,
+mit welcher du die Gestirne auf ihren Bahnen leitest, die Sonne, den
+Mond und die zahllosen leuchtenden Welten, daß sie mit himmlischem
+Glanze für uns leuchten, die Erde erwärmen und befruchten und in den
+dunklen Nächten Wege auf dem öden Meere zeigen, ja daß sie uns dienen,
+um unsere Wanderungstage zu zählen und unsere festlichen Zeiten zu
+bestimmen. Sieh, du hast ihnen Ziel und Grenze gesetzt, daß sie nicht
+von ihren Bahnen weichen, sondern jeder Himmelskörper seinem
+vorgeschriebenen Gesetz folgt und nicht hinein schreitet in den Kreis
+eines andern; wenn er verschwunden zu sein scheint, so leuchtet er in
+einer anderen Welt oder beginnt aufs neue seinen Lauf, um deine
+Herrlichkeit an dem unermeßlichen Himmelsgewölbe zu verkünden. O, mein
+Gott!»wenn ich anschaue den Himmel, deiner Hände Werk, den Mond und die
+Sterne, die du geschaffen,--was ist ein Sterblicher, daß du sein
+gedenkst und der Menschensohn, daß du auf ihn achtest?«[15] Und doch bin
+ja auch ich von dir bestimmt, ein Glied in der Kette des All zu sein,
+und auch meiner Bahn hast du Gesetz angeordnet, dem ich folgen soll, und
+das ich nicht überschreiten darf. Ach, wie oft habe ich gerade den Weg
+verlassen, der mir vorgezeichnet ward, wie oft unternahm ich nicht
+gerade das, wozu ich nicht berufen war, und durchkreuzte da die Bahn
+eines andern und richtete da Verwirrung an, wo ich über Gottes Ordnung
+und Gesetz wachen sollte! O! ich will darum zum Himmel empor schauen und
+zu seinem strahlenden Heere, daß ich von ihnen lerne, für meine Brüder
+zu leuchten, und sie mit der vollen Liebe meines Herzens zu erwärmen;
+daß ich vom Monde lerne, Erquickung, Trost und Friede in trübe und
+angstvolle Seelen zu bringen, von der Sonne, die für alle, auch für die
+Ungerechten aufgeht, lerne auch Sündern Mitleid zu zeigen und sie auf
+den rechten Weg zurückzubringen! Aber, o mein Gott! was vermag ich ohne
+deinen Beistand? Darum bitte ich dich: stärke mich in meinem Vorsatz,
+hilf mir, männlich gegen alle Versuchungen zu kämpfen, stehe mir bei,
+daß ich unermüdlich in der Erfüllung meines Berufes sei! Dein Geist und
+Wort zerstreue, der Sonne gleich, jede Wolke, die meine Umgebung
+verdunkeln will! Ja, all mein Tun und Wirken sei so, daß ich hoffen
+darf, einst, wenn ich meinen Lauf hienieden vollendet, einzugehen in das
+wahre himmlische Licht bei dir in der Ewigkeit.
+
+Amen!
+
+[Fußnote 15: Ps. 8, 4. 5.]
+
+
+
+
+Abendgebet.
+
+
+17. Allbarmherziger Vater! Auch diesen Tag habe ich unter deinem Schutz
+und Segen glücklich zu Ende gebracht und deiner Obhut meine Seele und
+meinen Leib anempfohlen; ja, in meinem Nachtgebet habe ich, wie es dem
+Israeliten geziemt, bevor ich mich zur Ruhe begab, mich zu dir zu
+erheben gesucht. Aber ach, je mehr ich mich selbst durchforschte, desto
+mehr werde ich innerlich betrübt, indem ich mich des Gedankens nicht
+erwehren kann, meine Aufgabe nicht erfüllt zu haben; denn ich habe das
+heilige Bekenntnis des Israeliten abgelegt:»daß du der einzige, ewige
+Gott bist«; aber habe ich auch heute dies in der Tat und in der Wahrheit
+bewiesen, daß es das Bedürfnis meines Herzens war, dir für alles zu
+danken, was mich erquickt, und deinen Namen zu preisen, und dich als den
+Einzigen, Alliebenden anzubeten, bei allem, was mir widerfahren? Und
+ich habe die Grundlage für die heiligsten Verpflichtungen meines Lebens
+ausgesprochen, »daß ich dich lieben soll mit ganzer Seele, mit ganzem
+Herzen, mit all meinem Vermögen«, aber wie oft hat nicht die Liebe zur
+Welt mich dich vergessen lassen, und wie wenig war ich bereit, aus Liebe
+zu dir alles zu opfern? Ja, in unerschütterlicher Liebe zu dir soll ich
+meinen Nächsten lieben; aber wie schwach glühte doch eine solche
+Liebesflamme in meinem Innern! Selbst wenn ich mich liebevoll gegen
+meine Mitmenschen zeigte, war es doch zuweilen eine Scheinliebe und
+nicht die heilige Flamme, die unaufhörlich auf dem Altar des Herzens
+brennen soll. Durch mein Wort und mein Beispiel soll ich den Meinigen
+(meinen Kindern, meinem Hausgesinde, meinen Freunden und meinen
+Angehörigen) dein Wort einschärfen, aber bald wurde ich durch Eitelkeit
+und Hochmut irre geleitet, bald verschloß Geiz, Zorn oder Neid das Herz
+und die Hand; denn das Feuer der Leidenschaft brennt in meiner Brust und
+betört meinen Geist. Und wenn ich sehe, wie wenig noch die Welt dich,
+den Einzigen, kennt und anbetet, und wie wenig Liebe zu dir in der
+Menschen Brust lebt, wie wenig sie sich in gegenseitiger Liebe äußert,
+ach, da muß ich fast verzagen; ich gedenke meiner Sünden und der Schlaf
+weicht von meinem Lager. Woher, o Gott, soll ich Kraft nehmen, um im
+Kampfe zu bestehen? Und doch--mein Nachtgebet hat mich ja belehrt, daß
+ein zerknirschtes Herz dir wohlgefällig ist, hat mich auch belehrt, auf
+wen ich meine Hoffnung setzen soll: Herr, auf dich allein!»Du stehst zu
+meiner Rechten: Wer wie du![16] so barmherzig, du bist meine Stärke[17]
+du bist mein Licht[18] und du bist mein Arzt[19] sowohl für Leib als
+Geist; deine Herrlichkeit umschwebt mich. Zuversichtlich spreche ich
+darum:»auf deine Hilfe hoffe ich, ja, ich warte in Geduld auf deine
+Hilfe und beuge mich in Demut vor dir, o Herr[20], der du über mich
+wachen und mich wecken wirst,
+
+Amen!
+
+[Fußnote 16: Michael]
+
+[Fußnote 17: Gavriel]
+
+[Fußnote 18: Uriel]
+
+
+
+
+Am Donnerstag.
+
+
+
+
+Morgengebet.
+
+
+18. Herr, mein Gott und Vater!»Du erneuerst jeden Morgen deine Güte
+gegen mich, und deine Barmherzigkeit ist unendlich.« Darum erhebe ich in
+der frühen Morgenstunde dankend meine Stimme zu dir, indem ich fühle und
+erkenne, daß deine wachende Vorsehung in den Stunden der Finsternis
+meinen Geist bewacht und mich aus dem Schlummer der Nacht zu neuem Leben
+geweckt hat. O! möchte doch auch mein besseres Wesen mit jedem Morgen
+sich erneuern, und möchte ich bei meinem Tagewerk nie verzagen, sondern
+es vollenden, ohne zu ermatten; möchte ich doch jeden Tag mit neuer Lust
+auf dein göttliches Wort lauschen und aus deiner heiligen Lehre
+Seligkeit schöpfen; möchten doch alle guten Kräfte, die du in mich
+gelegt, jeden Morgen sich erneuern, so daß ich nie müde werde, meinem
+Bruder zu helfen, ihn zu erquicken, zu trösten und zu unterstützen, nie
+müde werde, Sanftmut und Geduld gegen meine Freunde zu zeigen, und nie
+aufhöre, Gutes denen zu erweisen, die mich hassen, und diejenigen zu
+segnen, die mir fluchen; möchte doch ein liebevoller Geist jeden Tag in
+mir erneuert werden, daß ich demütig und liebevoll gegen die Armen, mild
+und nachsichtig gegen meine Diener mich zeige; ja, laß mich auch heute
+aufs neue Kraft gewinnen, um gegen die Sünde, meinen ärgsten Feind, zu
+kämpfen! Möge sich stets auch mein kindliches Vertrauen erneuern, mit
+dem ich meinen Weg deiner väterlichen Fürsorge empfehle! O, erhöre mich
+denn, Allgütiger! wenn ich dich bitte, mir die Ausführung dieses meines
+heiligen Vorsatzes zu erleichtern. Laß keine drückende Sorge mir die
+Freudigkeit in meinem täglichen Berufe rauben; stärke meinen Körper, daß
+meine Seele sich frei zu dir erheben kann;»entbiete mir deine Engel,
+mich zu behüten auf meinen Wegen, daß mein Fuß nicht strauchle;« laß in
+jeder zeitlichen Freude sich für meine Seele die ewige, selige Wonne
+abspiegeln und laß mich froh sein mit den Frohen! Segne, o Gott, Volk
+und Land, segne alle, die mir lieb und teuer sind! Leite mich nach
+deinem Rat, und nimm mich einst auf zur ewigen Seligkeit.
+
+Amen!
+
+[Fußnote 19: Rephael]
+
+[Fußnote 20: lyshu'atcha (Auf deine Hilfe u. s. w.)]
+
+
+
+
+Betrachtung über 1. Buch Mosis 1, 20-23.
+
+
+19. Mein Gott und Vater! Nimm mit Wohlgefallen meinen kindlichen Dank
+dafür entgegen, daß ich diese Nacht sicher unter deinem Schutz geruht
+habe und mich wieder umgeben sehe von deinen Wohltaten, von den
+unzähligen Geschöpfen, die du ins Leben gerufen, deren Anblick Ruhe in
+die geängstigte Seele mir senkt und mein Herz mit Bewunderung erfüllt.
+Heute ist ja der Tag, an dem in der Schöpfungszeit das Weltmeer mit
+einem unzähligen Gewimmel kleiner und großer Tiere sich füllte und die
+Luft mit dem zahllosen Geflügel, das unter der Wölbung des Himmels
+fliegt.»Alle erwarten ihre Nahrung von dir, und du sättigst sie mit
+allem Guten.«[21] O, wie kann ich da noch fürchten, daß du mich
+vergebens um deine guten Gaben vom Himmel beten lassen solltest, wenn
+ich nur treu arbeite, um sie zu gewinnen! Sieh', wie zahllos und wie
+mannigfaltig sind nicht die lebendigen Geschöpfe des Himmels und des
+Meeres, und doch bilden sie alle einen großen Einklang, um deine
+Herrlichkeit zu verkünden; ist nicht das geringste bunte Würmchen eben
+so wundervoll wie das starke Tier im Walde, und preisen nicht die
+Millionen Geschöpfe im Wassertropfen eben so sehr deine Allmacht und
+Wahrheit wie der Wallfisch im Meere? O, sollte ich da verstummen und
+nicht beständig meinen Lobgesang darbringen, sollte ich nicht durch mein
+Leben, durch mein Tun deine Herrlichkeit verkünden? Ach Herr! segne du
+mich, daß meine Gedanken geläutert werden, und meine Taten dir gefallen.
+Sieh, der Fisch schwimmt so lebensfroh im Meere, aber, wenn im nächsten
+Augenblick ein Fischer ihn heraufzieht, da erlischt das Leben, so weiß
+auch ich, daß der Fischer stets sein Netz und seine Angel nach den
+Menschenkindern auswirft, um sie von dir, der Quelle alles Lebens, fort
+und hin in den Tod zu führen; ach möchte ich doch der Lockspeise der
+Welt Widerstand entgegenzusetzen stark genug sein und mich von den
+lebenden Wassern nähren, die aus deiner himmlischen Lehre strömen! Laß
+mich deiner Liebe eingedenk sein, die meine Väter auf »Adlerfittigen«,
+getragen, und wenn die Sorge meinen Sinn umwölkt, wenn Leiden mich
+treffen und Feindschaft mich verfolgt, oder wenn Verführungen mich
+umringen, o, laß mich da auf die Vögel des Himmels sehen, die ihre Zeit
+kennen, und laß mich von ihnen lernen, daß der Tag kommen wird, wo ich
+dorthin zurückwandern werde, wo eine wärmere Sonne scheint, und Freude,
+Wonne und Herrlichkeit weilt bei dir in aller Ewigkeit.
+
+Amen!
+
+[Fußnote 21: Ps. 145, 15.]
+
+
+
+
+Abendgebet.
+
+
+20. Durch deinen Beistand, allgütiger Gott, habe ich wiederum meinen Tag
+zu Ende gebracht, und wie deine Güte mich heute vor jedem Unglück
+bewahrt hat, so wirst du mir auch Erquickung in meiner nächtlichen Ruhe
+verleihen. Im Schlaf will ich alle Mühe und Beschwerden, jeden Kummer
+und jeden Schmerz vergessen. So wird deine ewige Liebe nicht müde, mir
+Gutes zu erweisen, und doch erkenne ich dies so wenig. Ja, muß ich nicht
+in dieser Stunde deiner Güte danken, daß, während du die Stille der
+Nacht um mich her verbreitest und meinem müden Körper Ruhe schenkst, du
+auch alles Toben der Leidenschaft und der Angst und Sorge in meiner
+Brust verstummen läßt und meiner Seele Ruhe gibst? O »so wehet dein
+schützendes Panier in Liebe über meinem Haupte«,[22] und nur im
+Vertrauen auf diese Liebe wage ich es, dich zu bitten, mir Ruhe und
+Erholung in dieser Nacht zu schenken. Denn sollte ich Rechenschaft über
+das Werk des verschwundenen Tages ablegen, o, dann müßte ich ausrufen:
+»Herr! gehe nicht ins Gericht mit mir!«--Ach, die Stille auf Erden sagt
+mir:»Du wachest in deiner Wohnung!« Je weniger das Irdische meinen Geist
+zerstreut und meine Gedanken verwirret, desto tiefer fühle ich meinen
+Abstand von dir, doch ich weiß, du gedenkst, daß ich Staub bin und
+erbarmst dich über mich wie ein liebender Vater, ich weiß, daß du gern
+den Seufzer deines reuigen Kindes hörst und das erfüllst, was es
+begehret. O, so verlaß mich nicht, du Israels Hüter, in dieser Nacht.
+Breite aus das Banner deiner Liebe über mich (meine Gattin, meine
+Kinder, meine Eltern u. s. w.); bewahre unsere Stadt vor allen
+Schrecken, und erquicke mich mit einem ruhigen Schlafe, daß ich morgen
+mit erfrischter Kraft erwache zu deiner Ehre. Nimm auch deinen Geist
+nicht von mir, und laß mich noch lange Zeugnis ablegen, daß »deine Gnade,
+o Herr, von Ewigkeit zu Ewigkeit währt denen, die dich fürchten, und
+deine Huld ihren Kindeskindern«.
+
+Amen!
+
+[Fußnote 22: Hohelied 2, 4.]
+
+
+
+
+Am Freitag.
+
+
+
+
+Morgengebet.
+
+
+21.»Preise meine Seele den Herrn und vergiß nicht alle seine
+Wohltaten!« so will ich heute, am letzten Arbeitstage der Woche, den Dank
+meines Herzens vor dir, Alliebender, aussprechen. Denn du hast mich
+diese Morgenstunde schauen lassen, und die ganze Woche hindurch habe
+ichs erfahren, daß»du mir am Tage deine Güte entbietest und deine Liebe
+über mich des Nachts wacht«; ja! ein Tag bezeugt es dem andern, und die
+Nacht verkündet es der Nacht.--Jede Tat, die mir gelungen, jedes Wort,
+das mich erfreut, jede Kraft zur Arbeit, die ich in mir gefühlt, und
+jeder Lohn, den ich empfangen, war ein unverdienter Segen aus deiner
+Hand, und selbst dann, wenn meine Seele in Sorge, Mißmut und in
+Bekümmernis eingehüllt war, wenn ich seufzte über andere und über mich
+selbst klagte, über Mangel an Kraft in der Stunde der Sorge, die du über
+mich verhängt, oder die ich mit meinem trauernden Bruder trug, selbst
+dann warst du, o Gott! mir ja nahe mit deinem Trost, und ich fühlte
+deinen Geist, wie er bei mir weilte, und die Nacht mit all ihrer
+Dunkelheit schien dem hellen Tage gleich für meine Seele, die von deiner
+unendlichen Liebe berührt wurde. O Ewiger! wie soll ich dir für alles
+dieses danken, nun da die Woche bald zu Ende ist? Muß nicht das
+Bewußtsein, daß ich nicht in deinen Augen gewesen, was ich sein sollte,
+schwer auf meinem Herzen lasten? Ja, so schnell schwand die Woche
+hin, »eine kurze Spanne Zeit sind meine Tage vor dir, und mein Leben ist
+wie nichts«, so schnell schwand die Woche hin, daß ich meine
+Vergänglichkeit fühlen und die Pilgerzeit auf Erden, die du mir
+zugemessen, benutzen muß. Ja, Herr, ich setze meine Hoffnung auf dich;
+befreie mich von all meinen Sünden, leite du mich, daß ich am letzten
+Arbeitstage der Woche zu deinem Wohlgefallen lebe, daß ich heute demütig
+ergeben und dankbar gegen dich sei, liebevoll und versöhnlich gegen
+meinen Nächsten mich zeige und mich als treuer und fleißiger Arbeiter in
+deinem Dienst bewähre, wie es dem ziemet, der nach deinem Namen genannt
+ist. (5. B. M. 28, 10.) Ja, möchte ich mit Recht noch Jude genannt
+werden, daß das Zepter nicht aus meiner Hand weiche, ich vielmehr
+Herrschaft über alle bösen Mächte gewinne, die um mich her ihr Lager
+aufschlagen, so daß die Gleichgültigkeit der Welt mich nicht schlaff und
+lässig in deinem Dienst mache, und ihr Widerstand oder ihr Spott mich
+nicht in meinem Glauben erschüttern; o, laß mich die Woche damit
+schließen, daß ich den Kampf gegen den Verführer in meiner eigenen Brust
+bestehe, daß der Name Israelit, Kämpfer für das Göttliche, mir mit Recht
+gegeben sei, und mir seliger Lohn werde, wenn ich vom Kampfplatz der
+Erde zu ewiger Sabbatruhe im Himmel abgerufen werde.
+
+Amen!
+
+
+
+
+Betrachtung über 1. Buch Mosis 1, 24-31.
+
+
+22. Dir, ewiger Quell des Lebens, dir danke ich am letzten Arbeitstage
+dieser Woche, daß du mich so wunderbar erschaffen, und daß du mich bis
+zu dieser Stunde so treu und sicher bewahrt hast! Dieser Tag war es ja,
+an dem du in der Schöpfungszeit alle lebenden Tiere auf der Erde
+geschaffen und zuletzt den Menschen, daß er herrsche über die Fische des
+Meeres und die Vögel des Himmels und alles, was da lebt und sich regt
+auf Erden. Ja, du hast den Menschen verherrlicht, indem du kund getan,
+daß er nach deinem Bild und dir ähnlich geschaffen ist;»nur um ein
+Geringes hast du ihn den Engeln nachgesetzt, und mit Ehre und Würde hast
+du ihn gekrönt.«[23] Von dir erhielt ich die Kraft des Geistes, mich
+über die Vergänglichkeit zu erheben und die Macht, mir die Erde
+untertänig zu machen, sie zu verschönen und zu verherrlichen, aber auch
+Macht, um die irdischen Begierden und die wilden Lüste des Fleisches in
+mir zu bezwingen. O, mein Gott, ich kann Herrscher sein über den rauhen,
+widerstrebenden Erdboden, über die wildesten Tiere, die in der Wüste
+rasen, über die zügellosen, lieblosen Naturen in der Menschenwelt und
+über die unbändigen Leidenschaften, die hier in meiner eigenen Brust
+sich regen! Ja, ich bin in deinem Bilde geschaffen, ich kann denken,
+glauben und beten und im Geiste mich zu dir emporschwingen; ich kann die
+Macht der Begierden brechen, mit Liebe jeden widerstrebenden Geist
+besiegen, mit Selbstverleugnung und Versöhnlichkeit jede lieblose
+Gesinnung bezwingen, und mit Gedanken der Ewigkeit, die in meine
+Seele--dein Ebenbild--niedergelegt sind, kann ich Ruhe und Frieden in
+angstvollen Stunden und unter schweren Schicksalen gewinnen.--Aber, o
+mein Gott! je höher du mich erhöhet hast, desto tiefer werde ich
+gedemütigt, und sehe beschämt auf alles, was ich in der verflossenen
+Woche getan und gedacht habe. Nicht war ich in meinem Denken, Sprechen
+und Streben so wie es dem geziemt, der in deinem Bilde geschaffen; ich
+habe es ausgelöscht, so daß es kaum noch kenntlich, daß kaum noch in mir
+wahrzunehmen ist, daß ich das Meisterwerk deiner Schöpfung bin. O, möge
+dieser Gedanke neue Kraft meinem Geiste verleihen, und sei du selbst mit
+mir, daß ich als Ebenbild des ewigen Vaters aller Geister nicht meinen
+Sinn auf eitles Streben richte, nicht an den leeren Freuden der Erde
+hänge und nicht von zeitlichen Bekümmernissen geängstigt werde! Möchte
+ich mit echter Liebe die heiligen Bande, die mich mit meiner Familie
+(meinem Gatten, meiner Gattin, meinen Freunden usw.) vereinen, noch
+fester knüpfen, daß ich sanftmütig und geduldig unter meinen Mitmenschen
+wandere. Laß mich eingedenk sein, daß das Leben, wie der heutige Tag,
+nur eine Vorbereitung zur Sabbatruhe, jener seligen Ruhezeit bei dir,
+ist, und daß daher von mir unermüdliche, beständige Arbeit und
+Wachsamkeit gefordert wird. Und wenn ich zweifeln sollte, weil ich nicht
+die Frucht des Fleißes und den Segen der frommen Tat schaue, o, dann laß
+mich erkennen, daß der Lohn erst nach vollendeter Arbeit genossen werden
+soll, wenn der Sabbat sich einstellt. O du, der du mich geschaffen hast
+zu deiner Verherrlichung, hilf du mir auch, daß ich dir aufrichtig diene
+und mein Lebenswerk vollende, und daß ich vorwärts schreite von Kraft zu
+Kraft, bis ich einst gewürdigt werde, zu schauen dein Antlitz in der
+Ewigkeit.
+
+Amen!
+
+[Fußnote 23: Ps. 8, 6.]
+
+
+
+
+Abendgebet.
+
+
+23. Alliebender Vater! Schau wieder auf dein Kind, das seinen Dank
+stammeln will, daß du es diesen heiligen Abend hast erleben und diesen
+herrlichen Tag hast sehen lassen, der das Ziel der sechs Schöpfungstage
+war, daß dein vollendetes Werk von uns geschaut, und deine Allmacht von
+dem Wesen angebetet werden sollte, das du in deinem Ebenbild geschaffen.
+Und so der Mensch im Laufe der Woche dieses dein Bild entheiligt hat,
+suche er an diesem Tage es wieder zu heiligen und Seelenfrieden und Ruhe
+nach der Anstrengung der Tage zu finden, und hebe seinen Blick vom
+Staube empor zu dir! O, mein Gott! Wie soll ich alle deine Güte preisen
+und von deiner Gnade sprechen, die über mir gewaltet hat? Wer bin ich,
+und was ist mein Haus, daß du mich der Sabbatfeier teilhaftig werden
+läßt, die du zur Heiligung des Menschen eingesetzt hast! O, möchte ich
+doch mit dem rechten Geist erfüllt werden, den heiligen Tag nach deinem
+Willen zu feiern. Schenke mir und den Meinigen volle Erquickung diese
+Nacht, daß wir sicher ruhen, und daß unsre Seele gestärkt werde, die
+himmlische Wonne zu genießen, die aus dem beseligenden Quell des Sabbats
+strömt, daß unsre Seele Ruhe und Frieden finde in dir, o Gott und
+Erlöser.
+
+Amen!
+
+
+
+
+Am Sonnabend.
+
+
+
+
+Am Sabbat-Morgen.
+
+
+24. Jeden Morgen fühlte ich den Drang, mich dir, Allgütiger, zu nähern,
+mit jedem neu erscheinenden Tage habe ich dir mein Dankopfer
+dargebracht;--und je mehr ich dadurch zu einem Leben in dir und mit dir
+geheiligt worden, je mehr ich dadurch gelernt, mitten unter den
+täglichen Arbeiten mich festlich gestimmt zu fühlen, desto mehr wird
+mein Inneres auch in dieser heiligen Morgenstunde zu dir emporgehoben.
+Ja, wenn ich alle Tage der Woche den Dank meines Herzens ausgesprochen
+für die zeitlichen Güter, die du mir schenktest, um wie viel mehr muß
+ich diesen an diesem Tag verkünden, den du zum Heil und zur Heiligung
+unseres Geistes bestimmt und zur Erinnerung deines Namens eingesetzt
+hast, und den du dadurch geheiligt, daß du ihn ein Bundeszeichen
+nanntest zwischen dir, dem Unendlichen, und Israel, deinem treuen
+Diener. An diesem Tage kann und soll ich jegliches Erdenjoch von mir
+werfen, von jeder drückenden Last dieser Welt mich befreien und über
+jeglichen Kummer und Schmerz des Lebens mich erheben; an diesem Tag soll
+alles in mir von höherer Freude erfüllt sein, und alles um mich her
+himmlische Wonne atmen, ja in Wahrheit ein seliger Tag! Dazu hast du uns
+ja deine heilige Lehre (Thora) gegeben, daß wir darin an diesem Tage
+lesen und forschen, damit wir in Gotteserkenntnis wachsen und in allen
+guten Gesinnungen gestärkt werden, damit wir das Leben in dir erneuern
+und in deiner Wahrheit beharren. O, so verleihe mir deine Gnade und
+bewahre mich vor vorsätzlicher und unvorsätzlicher Entweihung dieses
+Tages, laß deinen Geist auf mir ruhen, auf daß ich all die Herrlichkeit
+deiner göttlichen Lehre schaue und begreife, und stärke mich, daß ich
+den Sabbat auf die rechte Weise feiere und auch im Herzen meines Bruders
+rechten Sabbatsinn erwecke!--Ich will in meinem eignen Hause unter
+meinen Hausgenossen zeigen, daß ich das himmlische Kleinod zu schätzen
+weiß, welches ich im Sabbat besitze, auf daß sie sehen, wie glücklich
+und froh es mich macht. Und diesen Sinn will ich in der andächtigen
+Versammlung der Gemeinde zu stärken suchen, wo dein Name für die
+Herrlichkeit dieses Tages gepriesen wird. O Ewiger, laß diesen Tag um
+mich her Frieden und Freude ausbreiten; laß ihn jeglichem Kranken
+Erquickung und allen Betrübten Trost bringen, laß ihn die Irrenden auf
+den Pfad der Seligkeit führen, und laß ihn mich in einen immer innigeren
+Verkehr mit dir bringen und mir Seelenruhe und himmlischen Frieden
+schenken, der dem gleicht, welchen diejenigen jenseits genießen, die
+nach einem frommen Wandel hienieden von dir in die Wohnung der Seligen
+gerufen werden.
+
+Amen!
+
+
+
+
+Beim Ausheben der Thora am Sabbat.
+
+
+25. Dein, o Herr, ist alle Größe; was unser Auge und unser Gedanke
+durchmessen kann, ist nichts vor dir. Dein, o Herr, ist alle Macht; alle
+Wesen und alle Welten sind von deinem Willen abhängig, dir dienen alle
+Kräfte der Natur und gehorchen deinem Winke. Dein, o Herr, ist alle
+Herrlichkeit; der Himmel und die Erde und alles, was sie schmücket, ist
+dein Werk. Dein, o Herr, ist alle Majestät, die sich offenbaret in den
+Wolken droben, auf der Feste der Erde und in den Fluten des Meeres. Du
+bist König, dein ist die Herrschaft von Ewigkeit zu Ewigkeit. Erhebet
+den Ewigen, unsern Gott, und beuget euch zum Staube vor ihm; denn er ist
+heilig. Erhebet den Ewigen, unsern Gott, und beuget euch vor dem Berge
+seiner Herrlichkeit; denn heilig ist der Ewige, unser Gott.
+
+O Vater der Barmherzigkeit! Erbarme dich des Volkes deiner Treuen,
+gedenke deines Bundes mit den festen Säulen der Glaubenstreue. Hüte
+unsere Seele vor bösen Stunden; laß an uns nicht herannahen böse
+Begierde und Versuchung, sei immerdar unser Retter aus Gefahren und
+erfülle die Wünsche unseres Herzens, so sie dir angenehm sind.
+
+Amen!
+
+
+
+
+
+Bei der Verkündigung des Neumondes.[24]
+
+
+26. Gott, Schöpfer und Herr der Welt! Gib, daß der kommende neue Monat
+uns langes Leben und Segen, Ruhe und Friede, Glück und Wohlfahrt bringe.
+Gewähre uns Nahrung und Unterhalt aus deiner vollen, offenen und milden
+Hand und bewahre uns vor jeder Sorge und jeder Not. Erhalte uns in Liebe
+und Anhänglichkeit zu dir, und lasse uns größer werden an Tugend und
+Weisheit. Behüte uns in deiner Gnade vor allen bösen Zufällen, und
+erfülle die frommen Wunsche unseres Herzens, wenn sie zu unserm Heile
+sind.
+
+Amen!
+
+[Fußnote 24: Neumondsgebet siehe S. 36.]
+
+
+
+
+Ein anderes Gebet bei der Verkündigung des Neumondes.
+
+
+27. Mein Gott! Laß mich den Anfang und das Ende des kommenden Monats
+erleben in Kraft und Gesundheit! Sende mir (meinen Eltern) deinen
+Beistand, daß ich (sie) an ihm für meine (ihre) Bedürfnisse zu sorgen
+vermag (vermögen) in Redlichkeit und Ehren! Halte fern von mir und den
+Meinigen Gefährdung und Beschämung! Mögen die Wünsche meines Herzens in
+ihm erfüllet werden, so sie dir, o Herr, wohlgefallen. Dein Reich der
+Wahrheit und der Liebe werde im Laufe desselben gefördert, auf daß die
+Zeit der frohen Verheißung immer näher an uns heranrücke: ein Vater im
+Himmel, eine Bruderfamilie auf Erden!
+
+Amen!
+
+
+
+
+Am Sabbat-Nachmittag.
+
+
+28. Laß mich abermals dir danken, o du Allgütiger, für diesen schönen
+Tag, den du der Ruhe geweiht hast, und an dem meine ganze Seele in dir
+Ruhe finden soll. Keine Sorge und kein Schmerz beunruhigen mich; denn
+dieser Tag erinnert mich ja daran, daß du die Welt aus nichts
+erschaffen, und er verkündigt mir deine Allmacht und deine Weisheit: wie
+sollte ich da mich nicht getrost deiner Leitung und Führung
+überlassen?--Du bist ja mit mir, was sollte ich da fürchten? Und kann
+nicht auch das mich über den Sklavensinn der Welt emporheben, daß ich
+gedenke, daß du uns aus dem Sklavenjoche Ägyptens befreit hast, auf daß
+wir deine Diener wurden? Ja, in dir soll meine Seele Ruhe finden, und
+sie soll aus der Fülle deiner Liebe schöpfen, auf daß ich einen jeden
+hoch schätzen lerne, der in deinem Bilde geschaffen worden, daß auch
+seine Seele heute Erquickung finde. Ja, selbst die vernunftlosen Tiere
+sollen heute Ruhe genießen. In dir ruhen soll meine Seele, und du hast
+mich ja selbst gelehrt, wie deine Ruhe recht gefeiert werde; denn am
+Sabbat ertönte ja dein Wort vom Sinai, durch welches das Reich des
+Lichtes weithin über die Erde sich ausbreitete. Ja, und wenn ich auch
+heute nichts an irdischen Schätzen gewinne, welch ein großer Reichtum
+ist mir doch im Sabbat zuteil geworden! Ist er es ja, der meine Seele
+von der Mühe des Lebens befreit, ein wahres Bild des ewigen Sabbats, an
+dem der Geist eine heilige, himmlische Ruhe in dir genießen soll.--O,
+mein Dank steige zu Gott empor! und du mein Gott, »durchforsche mich und
+prüfe meine Gedanken, und bin ich auf schlechtem Wege, so leite du mich
+auf den rechten Pfad hin«, auf daß ich dir in aller Ewigkeit danke.
+Gepriesen werde dein Name, Hallelujah!
+
+Amen!
+
+
+
+
+Am Neumondstage.
+
+
+29. Du Gnadenreicher! Den ersten Tag eines jeden Monats hast du--wie
+unsere frommen Väter uns gelehrt--zur Sündenvergebung bestimmt, und
+ehemals, als noch auf Zion der heilige Tempel prangte, wurden an diesem
+Tage Sühnopfer dargebracht, und der Reumütige fand Vergebung. Der Tempel
+steht nicht mehr, und Opfer sind nicht mehr der Ausdruck unserer Reue
+und Hingebung, aber unser Gebet ist uns geblieben, der Dienst des
+Herzens, der an allen Orten dir wohlgefällig ist. So nimm denn das
+Opfer meines Herzens wohlgefällig auf, erhöre das Flehen, womit ich mich
+am heutigen Tage reuevoll dir nahe, und vergib mir meine Sünden, die ich
+im verflossenen Monat gegen dich und meine Nebenmenschen begangen habe.
+Ich erkenne, o Herr! daß ich von meiner Bestimmung abgewichen bin, wenn
+ich gefehlt habe; ich sehe es ein, daß früher oder später Vorwurf und
+Kummer mein ganzes Leben verbittern müßten, und fasse darum den festen
+Vorsatz, mit dem neuen Monate meinen Lebenswandel ganz so einzurichten,
+wie es dein heiliges Gesetz befiehlt. O Vater, der du an Reue und Buße
+Wohlgefallen hast, stehe mir bei, daß ich jederzeit über mein Herz
+wache, daß ich immer mehr Wahrheit und Tugend erstrebe und alle meine
+Gedanken und Handlungen richte auf das eine Ziel: heilig zu werden, wie
+du heilig bist.--Wache über mich und alle meine Angehörigen auch in
+diesem Monate, auf daß er uns werde zur Freude und Wonne, zum Segen und
+Frieden.
+
+Amen!
+
+
+
+
+Sabbat-Abend.
+
+
+30. Alliebender Vater! Der herrliche Tag, mit welchem die Woche
+schließt, ist zu Ende, und ehe ich mich zur Ruhe niederlege, um wieder
+zur Arbeit der kommenden Woche gestärkt zu werden, durchforsche ich nun
+mein Inneres, ob der heutige Tag auch heilige Eindrücke auf mich
+zurückgelassen und mich in Wahrheit dir näher gebracht hat. O! du hast
+mich heute so mannigfaltig gesegnet, an Leib wie an Geist, und deine
+Güte hat mir sowohl irdisches als himmlisches Manna bereitet! Ich
+schöpfte ja aus dem Quell deiner Liebe durch alles, was ich von der
+milden Hand der Natur empfangen, durch alles, was ich in dem Kreis
+meines eigenen Hauses genossen, durch das festliche Mahl und noch mehr
+in der Andachtsstunde durch dein göttliches Wort. Aber ach, mein Gott!
+habe ich dir in Wahrheit all meinen Dank gezollt? Wie manchen Vorwand
+habe ich benutzt, um mich allem zu entziehen, wozu mich der Tag rufen
+sollte; wie ließ ich doch kleinliche Sorgen und Freuden mich davon
+abhalten, dich und dein Haus aufzusuchen; warum hatte ich Zeit zu allem,
+und nicht zu dem, was der Sabbat mir auferlegt? Und selbst im Verkehr
+mit dir--wie lau war gleichwohl meine Andacht, wie zerstreut waren meine
+Gedanken, während ich deinen Namen anrief; wie wenig wurde ich beim
+Hören deiner Worte entflammt! Verzeihe mir, o ewiger Vater, und entziehe
+mir deine Gnade nicht! Auch den frommen Vorsatz rechnest du ja dem
+schwachen Menschen als Tugend an, auch der gute Wille gilt ja vor dir
+als eine wohlgefällige Tat! Gib du mir Kraft, diese zu vollführen,
+erneue in mir mit der neuen Woche einen festen Geist, und lege eine neue
+liebreiche Gesinnung in mein Herz, ein neues inniges Verlangen, dir
+anzugehören! Bewahre mich und die Meinigen in dieser Nacht und stärke
+mich, daß ich morgen neu gestärkt zu dem Werk eile, das du mir
+angewiesen für die Tage meiner irdischen Wallfahrt, laß deine Huld und
+Gnade mir zuteil werden, daß ich mich vorbereite zu einem seligen Ende.
+
+Amen!
+
+
+
+
+III. Gebete an den Feiertagen.
+
+
+
+
+Abendgebet an den drei Festen: Peßach, Schabuoth (Wochen-) und Succoth
+(Laubhüttenfest).
+
+
+31. Allgütiger und allheiliger Gott! Ich danke dir, daß du mich diesen
+Abend hast erleben lassen, daß ich wiederum ein heiliges Fest feiern
+kann, welches mich erinnert, wie du in deiner Weisheit den Kreislauf der
+Zeiten geordnet und wie du, o Allmächtiger! alles zu seiner Zeit
+geschaffen hast,--ein Fest, das mir deine mächtigen Wunder der Tage der
+Vergangenheit ins Gedächtnis ruft, deine Wohltaten gegen unsere Väter,
+wie du ihnen Hilfe sandtest, sie leitetest und führtest, Wohltaten, die
+sowohl das Heil Israels als auch das der Menschheit überhaupt gefördert
+haben. Ich danke dir, daß du mich dieses heilige Fest hast erleben
+lassen, das meine Gotteserkenntnis bewähren, meinen Glaubensbund
+erneuern und mich in demselben befestigen soll, und das mich an deine
+ewigen Verheißungen erinnert, die du an jede Festzeit geknüpft hast. Ja,
+ich danke dir, daß du, das unvollkommene Wesen des Menschen
+berücksichtigend, dieses dein Fest eingesetzt hast, damit die heilige
+Glaubensflamme in uns allen lebendig erhalten werde. O, möchte doch
+alles sowohl in mir als um mich her das heilige Festgewand anlegen,
+möchte ich in dieser Nacht mich von deinem väterlichen Schutze
+umschattet fühlen, möchte ich sowohl, als alle, die mir angehören, von
+dem seligen Gefühl ergriffen werden, mit welchen das Fest jeden erfüllen
+sollte. Bewahre mich und meine Lieben vor allem, was den Frieden der
+Nacht und des Festes stören könnte, und laß mich morgen in der
+versammelten Gemeinde festliche Freude und festliche Erbauung mit all
+denen genießen, die dich suchen, deine Güte empfinden und dich anbeten,
+dich, der du »in Gnade und Barmherzigkeit festliche Erinnerungstage für
+deine Wunder eingesetzt hast«,[25] O sprich zu mir:»Du bist mein Diener,
+von dem ich gepriesen werde.«[26] Gepriesen sei dein Name in Ewigkeit.
+
+Amen!
+
+[Fußnote 25: Ps. 111, 4.]
+
+[Fußnote 26: Jes. 49, 3.]
+
+
+
+
+Morgengebet für den ersten und zweiten Tag des Peßachfestes.
+
+
+32. Mit Dank erhebe ich mein Herz zu dir, o Ewiger, daß du in der
+kalten, dunkeln Nacht des Winters mir Schutz gewesen bist, daß die
+Winterzeit nun dahingegangen, und milde Lüfte mich wieder anwehen.
+Alles, was im Schlummer gelegen, ist wiederum erwacht, die gefesselt
+gewesene Natur ist wieder befreit. O, mein Gott, rührt sich wohl auch in
+mir dieses neue Leben? Bin auch ich frei geworden und wandre nicht mehr
+in der schmählichen Knechtschaft der Welt? Hat nicht die himmlische Saat
+in meiner Brust auch im Schlafe gelegen vor der Kälte der Welt, wie die
+Saat des Ackers vor dem Winterfrost? Habe ich wohl in den vielen langen
+Nächten nach dem himmlischen Lichte in deinem heiligen Gesetze gesucht,
+in stiller Zurückgezogenheit über dein Wort geforscht und die dunkle
+Tiefe meines eigenen Herzens bei dem klaren Lichte deiner Lehre
+untersucht? Oder habe ich vielmehr durch allerlei irdische Lust und
+Freude nur noch mehr jedes höhere Gefühl in mir in Schlaf versenkt und
+durch die Menge weltlicher Zerstreuungen den klaren Funken von deinem
+Geiste, der in mir noch geglommen, völlig ausgelöscht? Habe ich nicht
+manchmal Kälte und Unwetter nur als Vorwand vorgeschützt, um dein Haus
+nicht zu besuchen? O! dieses Fest ist es, das mir solche mahnende
+Erinnerungen gibt. An diesem Tage war es ja, daß du unsere Väter aus dem
+Joche Ägyptens erlöstest, daß ihr Geist von dem Sklavensinne befreit
+ward, und sie anfingen, als freies Volk zu leben und sich als solches zu
+fühlen, daß sie sich dazu erhoben, deine Diener zu sein. Im Glauben an
+dich traten sie ihre große Wanderung durch die Erdenwüste an, damit sie,
+dem Lichte gleich, in der Finsternis der Welt leuchten sollten, um
+sowohl in den Freuden als auch in den Leiden des irdischen Lebens,
+deinen Namen zu verehren und anzubeten, und das Lamm zu sein, welches
+seine Unschuld und Reinheit bewahrt und gerne das Opfer der Welt sein
+will, aber auch selbst der Priester ist, der es darbringt, um das Werk
+zu vollbringen, das du Israel aufgetragen: dein Reich auszubreiten, und
+es zu befestigen. O, ich fühle, wie weit entfernt ich noch davon bin,
+ein würdiges Glied in Israels Gemeinde, wie weit entfernt davon, dein
+freigeborner Sohn zu sein, der das Joch der Welt abgeworfen, und dein
+Diener, der sich von jedem Joche des Vorurteils frei gemacht und weder
+von dem hohlen Wesen des Unglaubens, noch von den Irrtümern des
+Aberglaubens gefesselt ist. Ach, der Sauerteig der Sünde füllt noch
+meine Brust, und Eitelkeit, Wollust und Habsucht betören mich. O, möchte
+ich doch, indem ich den Sauerteig aus meinem Hause forträume, auch
+meinen Sinn läutern! Ja, ich will an diesem Feste meinen Lebenstag aufs
+neue beginnen und mich selbst wieder zum Glauben erwecken. Ich will die
+Erinnerungen aus den Tagen meiner Kindheit auffrischen, da fromme Eltern
+an diesem Feste die gute Saat in meine Seele ausstreuten; ich will mir
+Israels wunderbare Leitung wieder vor die Seele rufen, von der Zeit an,
+da es durch deine kräftige Hand, o Gott! aus Ägypten geführt worden, bis
+auf diesen Tag, um immer mehr zu erkennen, daß es unter deiner
+väterlichen Obhut steht, daß es aber noch nicht seinen hohen Beruf
+erfüllt und daß jedes Mitglied der Gemeinde Israels dir und seinem hohen
+Berufe sein Leben und seine Kraft weihen soll. Aber was ich auch
+will,--nichts vermag ich doch ohne deinen gnädigen Beistand. Dein Geist
+sei mit mir und den Meinigen in dieser festlichen Zeit, daß wir sie
+feiern zu deinem Wohlgefallen, zur Verherrlichung deines Namens.
+
+Amen!
+
+
+
+
+Ein anderes Gebet für den Peßachmorgen.
+
+
+33. Wie lange auch der Winter gewährt, wie viele Sehnsuchtsseufzer in
+den dunkeln Nächten zu deinem Himmel emporgestiegen, so habe ich doch
+unter deinem Schutze, Allbarmherziger, den Anbruch der milden Jahreszeit
+erlebt. So gedenke ich auch heute, daß durch deine Güte auf gleiche
+Weise vor Jahrtausenden die Morgenröte der Freiheit für das
+Menschengeschlecht anbrach. Du beriefest Israel, deinen Erstgeborenen,
+eine Gemeinde zu deiner Anbetung zu bilden, damit die Nacht des
+Heidentums nach und nach verschwinde, und alle Unterdrückung aufhöre.
+Ja, lange hatten meine Vorfahren in Druck und Elend geschmachtet und
+viele hatten schon jede Hoffnung auf Rettung aufgegeben, ja, hatten
+schon aufgegeben den Glauben an die Verheißungen, die ihnen von
+Geschlecht zu Geschlecht überliefert waren; doch die Stunde der
+Errettung kam, und sie kam früher, als selbst die Gläubigsten geahnt
+hatten, sie kam in der tiefsten Finsternis der Nacht.--O, ich sehe wohl,
+noch seufzt die Welt unter dem Joche der Knechtschaft, noch bekämpfen
+Völker einander mit blutigen Waffen, noch herrschen die Schrecken des
+Krieges und noch werden wir von Eigennutz getrieben. Menschenfurcht hält
+noch den Geist gebunden und völlig machen wir uns zu Sklaven törichter
+Eitelkeit, und Gold und Ehre und Macht sind die Götzen, die die Menge
+anbetet, und Laster und Leidenschaften üben eine mächtige Herrschaft
+aus, sowohl über das ganze Menschengeschlecht, als über jeden Einzelnen.
+Doch du, »dessen Name von Ewigkeit zu Ewigkeit währt, und der du unser
+Erlöser bist«, du wirst dennoch endlich die Erlösung kommen lassen, so
+gewiß, als du sie verheißen hast. Du wirst die Zeit kommen lassen, in
+der »alle in Freundschaft mit einander wohnen, die Schwerter zu
+Pflugscharen schmieden werden und das Kind mit der Schlange
+spielet«,[27] da das Gift der Sünde von ihr genommen sein wird. Diese
+Hoffnung soll das Fest in meiner Brust erneuern, und ich weiß, daß auch
+mir ein wenig Kraft verliehen worden, in deinem Dienste für das Kommen
+deines Reiches zu arbeiten. O, Herr! laß mich denn das Joch brechen, das
+noch auf mir lastet, laß mich von Hochmut und sündiger Lust gereinigt
+werden, und laß mich erkennen, daß nichts auf Erden mir als Eigentum
+angehört, sondern daß mein Besitz ein anvertrautes Gut, ein Darlehen von
+dir ist. Um nun von diesem Bewußtsein durchdrungen zu werden, wird ja
+auch in Israel jede erste Gabe des Lebens dir geheiligt, deshalb gehört
+dir ja die erste Erntefrucht des Jahres, und brachten eben ja am
+heutigen Tage unsere Väter das heilige Omer als Opfer der Erstlinge dir
+dar. So will ich denn gedenken, daß alles eine unverdiente Gabe aus
+deiner Hand ist, und wie sehr ich auch dafür gearbeitet habe, so ist
+doch nur der Genuß, wie von dem eines nur zur Benutzung anvertrauten
+Gutes mir davon gestattet, die Seele aber darf nicht daran hängen; denn
+es ist ja alles eitel und nichtig, die Seele aber schufst du für das
+Ewige, und der hat schon jetzt das ewige Leben, der nur an dir festhält.
+Gib, o du mein himmlischer Vater, daß ich in solcher Hoffnung an diesem
+Feste wachse und wecke sie bei allen meinen Brüdern, ja laß die
+zuversichtliche Erwartung bald das Menschengeschlecht erfüllen, daß
+einst der Tag erscheine, »da der Herr einzig sein wird und sein Name
+einzig.« Amen!
+
+[Fußnote 27: Jes. 2, 4; Micha 4, 1--3, Jes. 11, 8.]
+
+
+
+
+Morgengebet an den beiden letzten Tagen des Peßachfestes.
+
+(2. B. M. 24, 15.)
+
+
+34. Wo ist wohl die Wohnung eines Frommen, in der man nicht heute mit
+Freuden Siegesgesänge anstimmt:»die Rechte des Herrn ist erhaben, die
+Rechte des Herrn hat das Siegeswerk vollbracht!« O, auch mein Haus soll
+von Siegesgesang erschallen und von Dank für deine wunderbare Hilfe, da
+Israel so kurz nach der Befreiungsstunde, am Rande des Verderbens
+stehend, nur im Aufblick zu dir, im Gebete, Mut und Rettung fand. Auch
+hier in meinem Hause soll ein Dankfest gefeiert werden, dafür, daß du an
+diesem Tage »den Glauben an dich und an Moses, deinen Diener, in den
+Herzen unserer Väter befestigt hast. Und hat es nicht auch in meinem
+eignen Leben so manche Stunde der Gefahr gegeben, in der ich oder einer
+der Meinigen gleichsam über einem Abgrunde schwebte, so manchen
+angstvollen Augenblick, in welchem ich verzagte und nicht fest in meinem
+Glauben war? Doch du halfst mir und du stärktest meinen schwachen
+Glauben! O, indem ich dir nun danke, will ich auch nicht vergessen an
+diesem Dankfest denen zu danken, die du als Werkzeug gewählt hast, mir
+zu helfen, mich zu stärken und zu trösten oder auch zu belehren. Wenn so
+viele, weit entfernt solches anzuerkennen, undankbar sind, so will ich
+in der Feststunde mir aufs neue die Pflicht der Dankbarkeit und
+Erkenntlichkeit ins Gedächtnis rufen, will auf meinen Vater (meine
+Mutter, meine Gattin, meine Kinder usw.) mit Dank für all das Gute, das
+mir von seiner (ihrer) Hand zuteil geworden, hinblicken und will mit
+Tränen der Dankbarkeit aller meiner Wohltäter gedenken, wenn sie auch
+schon im Grabe schlummern; ja, derer will ich gedenken, die mich als
+Kind in ihre zärtlichen Arme geschlossen und meine Jugend geleitet
+haben; meines Lehrers, der meinen Geist erleuchtet und mir den Weg des
+Lebens gezeigt hat, und aller, die mir jemals Rat erteilt und mit ihrem
+Beistande mich in meinem Berufe unterstützt haben. Gib mir, o, Ewiger,
+Gelegenheit und Kraft, ihnen allen meinen Dank durch die Tat beweisen zu
+können! Und wenn ich so viele teure Wesen vermisse, denen ich nichts von
+der Schuld meiner Dankbarkeit habe abtragen können, wenn vielleicht
+einer meiner Brüder gerade zur Festzeit den Verlust eines Freundes,
+eines Gönners oder Helfers beklagt, wenn der eine oder andere sich
+einsam und verlassen fühlt, o! so laß in seiner wie in meiner Seele das
+trostreiche Wort laut ertönen:»Stehe still und sieh die Hilfe des
+Herrn!« Denn du, o Herr, bist ewig und immer, und ewig lenkst du meinen
+Weg. Dir will ich stets aus ganzem Herzen danken, und deinen Namen will
+ich ehren in aller Ewigkeit.
+
+Amen!
+
+
+
+
+Morgengebet am Wochenfeste.
+
+
+35. Ewiger, hochgepriesener, einziger Gott!--O! wie könnte ich heute
+deinen heiligen Namen aussprechen, ohne dir zugleich dafür zu danken,
+daß du den Menschenkindern dich offenbart und deinen heiligen Willen
+ihnen kund getan hast. Du hast ja zu ewigem Angedenken daran dieses Fest
+der Gesetzgebung und der Offenbarung eingesetzt! Deine größte Liebe
+gegen die Sterblichen zeigtest du an jenem Tage, da du uns deinen
+väterlichen Willen kund getan, da du das Himmlische dem Geschlechte der
+Erde offenbartest, daß wir es erkennen und des himmlischen Reiches
+teilhaftig werden. Auch ich bin dazu berufen und kann zu den Glücklichen
+und Seligen gezählt werden; auch für mich hast du deine Worte verkündet.
+Ja, ihre Herrlichkeit leuchtet der ganzen Welt; obschon unbewußt lebt,
+und atmet sie in derselben, und würde sie ohne dein ewigstrahlendes
+Licht in Finsternis eingehüllt sein. So soll denn der Unglauben eben so
+wenig wie der Aberglauben Herrschaft über mich gewinnen. Aber ach! wenn
+ich mich im Lichte deines geoffenbarten Wortes prüfe, muß ich da nicht
+beschämt bekennen, daß es in mir oft verdunkelt worden und nicht in
+voller Kraft in all meinem Denken und Tun widerstrahlte? Nahm ich nicht
+oft den Schein für die Wahrheit und Menschenklugheit und Blendwerk oder
+meine eigenen törichten Meinungen für Gotteserkenntnis, und Vorurteil
+für Überzeugung?--War ich wohl fest in deinem Gesetze zu allen Zeiten,
+daß es mit Flammenschrift auf den Tafeln meines Herzens eingeschrieben
+stand als ein ewiges Bundeszeugnis, als ein Zeugnis meiner Treue und
+meines Strebens, dich und deinen Willen immer klarer zu erkennen? War
+ich nicht zuweilen hartnäckig und rühmte mich da der Festigkeit, oder
+hielt ich nicht zuweilen die Zweifel, die sich in meiner Brust erhoben
+und das Schwanken meines Geistes für Fortschritt? Darum bitte ich dich,
+du, »dessen Wort ewig ist, dessen Wahrheit fest steht von Geschlecht zu
+Geschlecht«, o, leite meine Schritte auf die Bahn deines Wortes, daß ich
+nie davon weiche, weder zur Rechten noch zur Linken, und laß nicht die
+Sünde und das Verderben Macht über mich gewinnen! Laß mich erkennen,
+daß »der Mensch nicht vom Brote allein lebt, sondern von allem dem, was
+aus deinem Munde kommt«,[28] und wecke in mir ein beständiges Verlangen
+nach diesem Lebensbrot, daß deine Zeugnisse mein ewiges Erbteil seien,
+meines Herzens wahre Freude, meiner Seele Seligkeit.
+
+Amen!
+
+[Fußnote 28: 5. Buch Mosis 8, 3.]
+
+36. Heute, da ich der höchsten und heiligsten Gabe gedenke, mit welcher
+du, mein Gott, vom Sinai aus deine Menschenkinder begnadigt hast,--wie
+danke ich dir da, daß ich Israels Glauben bekenne! Wie hilflos und
+verlassen würde ich sein, wollte ich Licht und Leitung bei den Weisen
+der Welt suchen, die so oft einander widersprechen, und von denen der
+eine niederreißt, was der andere als ein unerschütterliches Gebäude
+aufgerichtet. Ja, ich danke dir, mein Gott, daß ich ein Israelit bin,
+und ich die heiligen Stammväter und alle Propheten, die du mit deinem
+heiligen Geiste erfülltest, zu Leitsternen für mich auf meiner Bahn
+habe, und daß du auch für mich das Wort leuchten ließest, welches du
+selbst in deiner Gnade kund getan hast, das Wort, das felsenfest allen
+Stürmen der Zeit Widerstand geleistet, und das der Spott der
+Leichtsinnigen, die Geringschätzung der Weltlichgesinnten nicht zu
+erschüttern vermocht hat. Ja, wohl muß ich meines Glaubens wegen
+zuweilen Kummer und Beschwerden erdulden, und wo ich als ernster
+Israelit nach deinem Gesetze und deiner Lehre wandern will, da werde ich
+oft von außen und von innen von Feinden bedrängt;»denn die, welche an
+deinem Worte festhalten und in seinem reinen Geiste wandern, müssen oft
+unter Kedars Hütten wohnen, unter denen, die den himmlischen Frieden
+hassen.« Aber du läßt mich die Wahrheit deiner himmlischen Lehre
+erkennen, und nicht weltliche Freuden und nicht irdische Bande sind es,
+die mich an sie binden; denn du hast sie als Preis für mannigfältige
+Kämpfe gegeben, und gerade unter diesen soll sie ihre Gotteskraft
+beweisen. O, so stärke mich denn, wie du unsere Vorfahren gestärkt, daß
+ich dieses Kleinod wie meinen Augapfel bewahre und es auf die kommenden
+Geschlechter vererbe. Laß seine Herrlichkeit immer mehr mir strahlen,
+und laß mich darin unablässig für mich und für alle die Meinigen Leben
+und Licht, Trost und Frieden finden.
+
+Amen!
+
+
+
+
+Am Neujahrsfest (Rosch Haschana).
+
+
+
+
+Am Vorabend des Festes.
+
+
+37. Herr, unveränderlicher, ewiglebender Gott! sieh gnadenvoll nieder
+auf dein Kind, das kaum sich aufrecht zu erhalten vermag unter den
+wechselnden Gefühlen, die es an diesem heiligen Abend überwältigen, der
+das hingeschwundene Jahr von dem neuen trennt, welches sich aufzurollen
+beginnt. Denn erscheine ich mir doch fast selbst ein Wunder, wenn ich
+mir alles in Erinnerung zurückrufe, was mir in dem dahingeschwundenen
+Jahre widerfahren und begegnet: Freuden und Sorgen, Erquickungen und
+Bekümmernisse, Leiden und Momente des Glücks. Ja, jede Stunde, jeder
+Augenblick gab das Zeugnis, daß du mich auf den Armen deiner Liebe
+trägst, daß deine Huld mich umschwebt. Und ach! wie wenig habe ich all
+dieser Güte entsprochen, wie oft verzagte ich, und wie oft strauchelte
+ich! Und sehe ich hin auf die vielen Wünsche und Erwartungen, die sich
+nun in meiner Brust regen, und die ich nun vor dir für die kommende Zeit
+aussprechen will, o Herr und Vater, wo soll ich da beginnen und wo
+enden? O du, der du den Gedanken kennst, ehe er noch ausgesprochen wird,
+du weißt ja, wessen ich bedarf, und was zu meinem Wohle und dem Wohle
+der Meinen dienen kann. Darum empfehle ich mich deinem gnädigen Schutze
+und bitte nur um dieses: laß mich mit dem hingeschwundenen Jahre auch
+aller meiner Sünden ledig werden, und laß für mich ein Jahr beginnen,
+welches in Wahrheit ein neues ist, ein Jahr, in welchem ich mehr und
+mehr deine Weisheit, Gerechtigkeit und Liebe erkenne, ein Jahr, das von
+Anfang bis zum Ende Zeugnis gebe von meinem eifrigen Streben, dir zu
+gefallen, und von meiner Hingebung an deine väterliche Leitung. Und so
+will ich denn getrost das neue Jahr antreten, denn ich weiß, daß du,
+Allgütiger, mir nahe bist, und daß du mein Gebet erhörest.
+
+Amen!
+
+
+
+
+Neujahrstag.
+
+
+38.»Lobsinge dem Herrn meine Seele und vergiß nicht, was er dir Gutes
+getan hat«, das ist mein erster Gedanke, mein erstes Gefühl an diesem
+Tage. Und dieses Sinnen taucht nicht in meinem Innern auf, ohne daß
+meine ganze Seele sich zu der Bitte erhebt:»Mein Gott, vergib mir meine
+Sünden!« Denn ich weiß es gar wohl, daß ich alle Zeit vor deinem
+Angesichte stehe, und daß dein Auge mir folgt auf allen meinen Wegen.
+Aber heute, da ich so vieler Wohltaten mich erinnere, die du in einer
+langen Reihe von Tagen mir erwiesen hast, wie oft du meine Seele mit
+Freude erfülltest, mir Stunden schenktest, in denen ich mich so
+glücklich fühlte, wie oft du mir halfst bei meiner Arbeit, mich
+erfreutest durch den Anblick meiner Lieben, durch die Umgebung
+liebevoller Herzen und froher, freundlicher Gesichter, mich stärktest in
+schweren Augenblicken, mich Trost und Linderung finden ließest unter
+Schmerz und Sorge, ja mir so oft helfend zur Seite standest, mich, wenn
+die Versuchung mir nahte, und ich nahe daran war zu wanken, aufrecht
+hieltest in meiner Schwäche--heute muß ich die Last aller meiner Sünden
+um vieles schwerer fühlen, und all meine Schuld tritt mir vor die Seele.
+Jeder Tag, jede Stunde des verflossenen Jahres klagt mich ob meiner
+Versäumnisse an; wie oft habe ich nicht meine Pflicht vergessen, meinen
+Beruf als Mensch, als Israelit! Heute, da ich nicht nur so viele deiner
+Wohltaten gegen mich vergessen habe, sondern auch so manchen sündigen
+Gedanken, so manche unrechte Tat, die ich mir habe zuschulden kommen
+lassen, heute fühle ich es mit Furcht und Beben, daß ich von dir
+gerichtet werden soll, dir, dem Allwissenden, der all mein Tun und
+Lassen kennt, dem auch die verborgensten Gedanken meines Herzens
+offenbar sind und dessen Auge die Tat sieht, die keinen irdischen Zeugen
+hatte; o ja, heute erkenne ich vollkommen, wie ich all deiner Güte und
+Barmherzigkeit nicht wert gewesen bin. Und stehe ich nicht heute vor
+einer unbekannten Zukunft? Wie zahlreich sind meine Wünsche, wie
+mannigfaltig meine Hoffnungen, die ich an die kommenden Tage knüpfe, und
+wie erbebe ich bei dem Gedanken, was sie vielleicht für mich oder für
+diejenigen in ihrem Schoße bergen, die ich mehr noch liebe als mich
+selbst! O, wie konnte ich wohl der Zukunft vertrauensvoll entgegen
+sehen, wenn nicht deine Verzeihung mir würde auf meinem neuen Wege. O
+Allgütiger! Nimm mich und die Meinen in deine treue Hut, laß deine Gnade
+mir leuchten in dem neuen Jahre, unterstütze mich darin, daß ich das
+Gute übe, hilf mir, jede sündige Lust zu überwinden. Halte fern von mir
+jede Versuchung, und wenn du mir Kämpfe auferlegst, so verleihe du mir
+auch die Kraft, siegreich aus ihnen hervorzugehen, und stärke mich, Haß
+und Neid, Rachsucht und der Sinne Lust zu bezwingen durch eine innige
+Liebe zu dir. Erneuere du selbst in mir das feste Vertrauen auf deine
+Hülfe, daß ich fest stehen möge im Glauben, und lehre mich, an jedem
+Tage mit neuen Liedern dir zu lobsingen, und deinen heiligen Namen zu
+preisen.
+
+Amen!
+
+39.»Herr Gott, tausend Jahre sind ja vor dir, wie der Tag, der gestern
+vergangen ist, aber unsere Tage fahren dahin wie Rauch und verschwinden
+wie Schatten«,[29] und ehe wir es merken, stehen wir vor den Pforten der
+Ewigkeit. So haben wir, ich und die Meinen, heute wiederum ein Jahr
+zurückgelegt, wir stehen an der Schwelle eines neuen, und wir wissen
+nicht, wie viele unter uns am heutigen Tage vielleicht zum letzten Male
+die Neujahrssonne aufgehen sehen. O, mein Vater, ich habe so viele, die
+meinem Herzen wert und teuer sind, und denen ich so gerne noch eine
+Weile meine volle Liebe erweisen möchte, o, erhalte du sie doch am Leben
+und schenke ihnen Freude und Segen! Erhalte am Leben (meine alten
+Eltern, meinen teuren Vater, meine geliebte Mutter, meinen guten treuen
+Gatten usw.) breite deine schirmende Hand aus über (meinen Großvater,
+meine Großmutter, meinen Bruder, meine Schwester, Geschwister,
+Wohltäter, Freunde usw.) O, himmlischer Vater, von ganzem Herzen bete
+ich auch zu dir für die, welche ich mit mütterlicher Liebe umfasse: o,
+laß meine Söhne und Töchter leben, und laß dieses Jahr ihnen Glück und
+Frieden bringen, führe du sie den richtigen Weg, daß auch meine Seele
+sich darüber freuen möge; verleihe du ihnen Kraft und Gesundheit; laß
+sie erzogen werden und aufwachsen in deiner Furcht und Erkenntnis, dir
+zum Wohlgefallen und den Menschen.--Allerbarmer! auch für mich wage ich
+zu beten, wie sehr ich auch erkenne, daß ich sündenbelastet bin. O,
+verleihe du mir Stärke! Solltest du in diesem Jahre meiner Seele
+gebieten, zu dir einzukehren, so laß sie dahinziehen in Frieden, ist es
+aber dein Wille, mir noch ein Lebensjahr zu schenken, so laß es zum
+Segen für mich werden. Ja, solltest du es mir vergönnen, die Tage zu
+erleben, »da des Hauses Wächter erzittern, die Stützen sich beugen und
+der Blick umdunkelt wird!«[30] »so verwirf mich nicht, mein Gott, in
+meinem hohen Alter und verlaß mich nicht, wenn mein Haar grau wird und
+meine Kräfte abnehmen!«[31] Und wenn die Freude an dieser Welt mir
+schwindet, so laß du die Freude an dir und die Sehnsucht nach deinem
+Himmel um so stärker in meinem Innern werden. Ach Herr! stärke mich, daß
+weder Glück noch Unglück, weder Freud noch Leid mich von dir entfernen
+möge, daß alles dazu diene, mich meiner Vollendung näher zu bringen, und
+daß auch ich dereinst ein freundliches Andenken hinterlassen möge, und
+mein Gedächtnis in Segen bleibe.
+
+Amen!
+
+[Fußnote 29: Ps. 90.]
+
+
+
+
+Beim Schofarblasen.
+
+
+40. Dir, o allmächtiger und liebreicher Gott, will ich huldigen als dem
+König der Welt! Deshalb ruft mich heute Schofars (der Posaunen) Schall
+auf zum Kampfe wider den Feind, der in meiner eignen Brust hauset,
+siehe, alle die verflossenen Zeiten mit ihren denkwürdigen Begebenheiten
+ziehen an meiner Seele vorüber, indem mein Ohr auf diese Töne lauscht.
+Im Geiste sehe ich des Widders Horn vom Gebüsch festgehalten, mich daran
+erinnernd, wie jener Patriarch die schwere Prüfung bestanden. Ach Herr,
+wie oft seufzte ich doch, selbst bei dem Geringsten das mich heimsuchte;
+wie werde ich bestehen, wenn du beschlossen haben solltest, meine Treue
+auf gleiche Art zu prüfen? Und im Geiste höre ich gleichsam das Wort des
+Bundes, wie es verkündigt wird unter Posaunenschall, und ich erbebe;
+denn mit zerknirschtem Herzen muß ich es bekennen: Ich habe deinen
+heiligen Bund nicht gehalten. Es ist mir, als ob der Propheten gewaltige
+Stimme, ihre Warnungsrufe und Ermahnungen, ihre Predigt zur Buße und
+Umkehr und die Verkündigung des mahnenden Gerichts in dieser Stunde an
+mein Ohr dringe, und ich erbebe. O Ewiger! laß diese Töne mich aus
+meinem Schlummer wecken, laß sie mich mit Reue erfüllen über die Tage
+der Vergangenheit, welche ich nicht für das ewige Leben benutzt habe,
+aber auch zugleich mit dem Trost, daß du als ein huldreicher Herr mit
+Erbarmen auf deinen bußfertigen Diener herabschauen, und daß du, ein
+gütiger Vater, dein reuiges Kind in Liebe wieder zu Gnaden aufnehmen
+wirst. Stärke mich in der Prüfungszeit, laß mich widerstehen allen
+Versuchungen der Welt, laß mich siegen über die sündige Lust und
+verachten den Spott der Ungläubigen. Ja, laß diese Stunde gnadenbringend
+sein für mein Herz und meine Seele, daß ich von dieser Zeit an wandern
+möge in dem Lichte deines Angesichtes.
+
+Amen!
+
+[Fußnote 30: Koheleth 12, 3. ff.]
+
+[Fußnote 31: Ps. 71. 9.]
+
+
+
+
+Am großen Versöhnungsfeste (Jom hakippurim).
+
+
+
+
+Zu Anfang des Abendgottesdienstes (Kol nidre).
+
+
+41. Barmherziger Vater! Wie erbebt mein Herz, wie zittert meine Seele,
+da ich mich dir an diesem heiligen Abend nahe, da des Himmels Tore sich
+vor dem bußfertigen Sünder, der um Versöhnung bittet, auftun. So will
+ich denn mit all meinen Gedanken dich suchen und bei dir weilen, und mit
+aufrichtigen Worten der Reue deine Verzeihung mir erflehen. Ach Herr!
+Treten nicht meine Gedanken und Reden vor deinem Richterstuhle wider
+mich auf? Wer vermöchte alle sündigen Gedanken zählen, die in meiner
+Seele aufgestiegen; und wie oft hatten nicht unlautere, habsüchtige,
+rachgierige Wünsche und Begierden in meiner Brust sich geregt! Es
+tauchen verlangende Gedanken in meinem Herzen auf, vor denen ich selbst
+erschrecken muß, und doch habe ich ihnen damals Raum gegeben, anstatt
+sie zu verscheuchen, und habe so oft meine Seele mit ihnen
+befleckt!--Herr! Herr! Wie könnte ich wohl ohne Erröten meine Gedanken
+jetzt zu dir erheben, und wie darf ich es wagen, meine Lippen jetzt zum
+Gebet zu öffnen, da ich doch weiß, wie oft dieselben Lippen sich schon
+zur Schmeichelei oder zum Spott, zu Verleumdung, Hohn und Kränkung
+öffneten! O ewiger Richter! Ich habe leichtsinnige, zweideutige,
+heuchlerische, falsche, verführerische und unlautere Worte geredet,
+Worte die dich und dein Gesetz schmähten! Ich habe unüberlegt
+Versprechungen gemacht, die ich nicht gehalten habe! Ach ich erinnere
+mich in dieser Stunde nicht nur der leeren Versprechungen, die ich
+meinen Nächsten gegeben, sondern ich denke auch daran, wie oft ich
+gelobt habe, mein Leben dir, mein Gott, zu weihen, und in Zucht und
+Rechtschaffenheit vor dir zu wandeln, wie oft ich gelobt habe, deine
+Gebote zu halten, und mich und mein ganzes Wirken zu heiligen, und daß
+ich, ach, nicht minder oft mein Gelübde dir gebrochen habe! Darf da
+derselbe Mund nun wagen, um Gnade zu bitten, der so oft die Sprache, die
+Gabe deiner Gnade mißbraucht hat? Ach, ich will an die Pforte deiner
+Gnade anpochen und um Eingang flehen, und sieh! die Schlüssel, welche du
+mir gabst, des Himmels Tore mir zu öffnen, und mir den Weg zu dir zu
+bahnen: »Gedanken und Worte«, die treten anklagend wider mich auf. O! so
+vergib mir vor allen Dingen, was ich bis auf diese Stunde in Gedanken
+und Worten gesündigt! Sieh, Allgütiger, die tiefe Trauer, welche mich
+ergreift, und verbirg die Menge meiner Sünden unter dem Mantel deines
+Erbarmens: reinige meine Seele von unlauteren Gedanken und laß die Glut
+der Andacht hier in deinem Heiligtum alles Unlautere meines Geistes
+verzehren! Laß meines Herzens Angst und Reue »eine glühende Kohle von
+deinem heiligen Altar« sein, die meinen Mund berührt, während mich deine
+Zusage tröstet:»Siehe! diese hat deine Lippen berührt, dein Vergehen ist
+getilgt, und deine Sünde soll gesühnt sein!«[32] Vergib mir jedes
+übereilte Wort, das ich gesagt habe, und lehre mich von dieser Stunde
+an, meine lose Zunge zügeln; vergib mir die unbedachten Versprechungen,
+die ich gegeben habe, und erfülle mich mit der Gewißheit, daß du ein
+huldvoller Vater bist, der seinen Kindern gerne vergibt. Ja laß mich dir
+danken, daß du mich diesen Tag hast erleben lassen, und laß mich ihn vom
+Abend bis zum Abend dazu benutzen, durch Gebet und Buße in innerliche
+Gemeinschaft mit dir zu treten.
+
+Amen!
+
+
+
+
+Zum Morgengottesdienst (Schacharis).
+
+
+42.»Herr! Herr! allmächtiger, barmherziger und gnädiger Gott,
+langmütiger und von großer Güte und Treue, der die Liebe bewahrt bis ins
+tausendste Geschlecht, Übertretungen und Sünden vergibt und doch nichts
+ungestraft läßt!«[33] Du unerschöpflicher Quell der Gnade! ich beuge
+mich vor dir in den Staub und bete deinen Namen mit unendlichem Danke
+an, denn du hast mir diesen Tag zur Rettung meiner Seele geschenkt. Was
+wäre ich doch, und wie sollte ich die schwere Bürde aller meiner Sünden
+tragen können, wenn du nicht diesen heiligen Tag dazu bestimmt hättest,
+sie von mir zu nehmen, von meinen Übertretungen mich zu reinigen und
+meine Schuld zu sühnen, oder wie könnte ich mich davor retten, tiefer
+und tiefer zu sinken, wenn ich nicht durch Fasten, Gebet und Buße am
+heutigen Tage an alle meine Sündenschuld erinnert würde, und deine
+liebende Vaterstimme mich heute nicht von meinem Irrweg zurückriefe und
+mir den Tag des Gerichts vor Augen stellte, der einst für jeden
+Sterblichen erscheinen wird, aber mir auch zugleich wiederum deine Gnade
+zeigte, die gerne verzeiht und mir zuruft, daß ich, »dich suchen und
+leben soll«. Wohl weiß ich, o Gott, daß du stets alle meine Wege
+schaust, und daß deine Stimme mich ohne Unterlaß zu warnen sucht, aber
+das ist ja gerade mein Vergehen, daß ich darauf nicht achte. Ja gewiß,
+meiner Sünden Menge würde zuletzt allen Frieden und jegliche Ruhe aus
+meiner Brust verjagen, sie würde mich tiefer und tiefer ins Verderben
+stürzen und niemals zur Prüfung meiner selbst kommen lassen, wenn du
+nicht diesen großen Sabbat[34] eingesetzt hättest, der meiner Seele den
+heiligsten Frieden und die seligste Ruhe verschaffen soll. Siehe, indem
+ich diesen heiligen Tag in deinem Heiligtum zubringe, so werde ich daran
+erinnert, daß ich selbst heilig sein soll, denn du, o Gott, bist heilig
+und in deinem Lichte soll ich mich, meinen Sinn und meinen Wandel
+läutern.--Ach, Herr, wenn ich alle meine Versündigungen bekennen wollte,
+wo sollte ich da anfangen und wo aufhören? O! so oft ich an diesem Tage
+mit der Gemeinde das Sündenbekenntnis (Viduj) widerhole, so laß mich
+tief in das Innere meines Herzens schauen und mich selbst prüfen, ob die
+Sünden mich nicht in ihr Garn gelockt haben. Laß mich untersuchen, ob
+ich auch unverrückbar ein sittlich heiliges Ziel bei all meinem Tun und
+Handeln vor Augen habe, das ich vor den Menschen dereinst zeigen und mir
+selber auch gegenüber stellen darf, wenn ich im Gebete vor deinem
+Angesicht stehe. Schaue gnädig auf die Tränen meiner Reue herab, und laß
+die Zerknirschung meines Herzens dir ein angenehmes Sühnopfer sein.
+Schenke mir deine Verzeihung für jedes Mal, daß ich meine Pflicht als
+Mensch (als Mutter, Tochter, Schwester, Verwandte usw.), als Israelitin
+versäumt habe, vergib mir, daß ich so oft die Menschen mehr als dich
+gefürchtet habe, verzeihe mir, daß ich rasch zur Lust der Welt und
+zögernd zu deinem Dienste, daß ich eifrig zum Schlechten und langsam zum
+Guten, verschwenderisch für den Genuß und geizig für Wohltaten gewesen
+bin. Gerechter Gott! Verfahre nicht mit mir nach meinen Sünden, sondern
+nach deiner großen Barmherzigkeit welche gern vergibt. Ja, erbarme dich
+über mich und hilf mir in deiner Liebe, daß ich an diesem Tage der
+Versöhnung von neuem geheiligt werde; führe du mich selbst zurück auf
+deinem Wege, daß ich zum Guten und zur Wahrheit Umkehr halten möge, denn
+du bist Herr, mein Gott.
+
+Amen!
+
+[Fußnote 32: Jesaias, Kap. 6.]
+
+[Fußnote 33: 2. Buch Mosis, 34, 6. ff.]
+
+[Fußnote 34: Schabbos Schabboßaun.]
+
+
+
+
+Beim Mittagsgebet (Mussaph).
+
+
+43. Je länger ich heute in deinem Haus verweile, Allheiliger, je mehr
+ich mich selbst betrachte, indem die Quelle jeder Sinneslust gehemmt
+ist, und das Brausen der Leidenschaften in meiner Brust erstirbt, je
+klarer ich mir bewußt werde, daß ich hier vor deinem ewigen
+Richterstuhle stehe, wo nicht nur die Sünden, welche alle Welt sieht und
+verurteilt, mir vorgehalten werden, sondern wo eine jede sündige
+Neigung, jede gottlose Begierde, jedes unnütze Wort, ja selbst die
+geringste Versäumnis in der Ausübung des Guten, die ich mir habe zu
+schulden kommen lassen, als Zeugen gegen mich auftreten, mich ohne
+Schonung vor dich zu Gericht bringen, dem alles offenbar ist, und mich
+meiner Selbsttäuschung entreißen, die meinen Geist sonst gefangen hält,
+um so mehr muß ich wieder und wieder dein Erbarmen anflehen: O, vergib,
+vergib mir, Allbarmherziger, wende mir deine Gnade wieder zu, daß ich in
+meinen Sünden nicht verderben muß! Aber darf ich mein Angesicht wohl zu
+dir erheben und deine Verzeihung mir erflehen, so lange noch die Stimme
+eines gekränkten Bruders meine Stimme übertönt, und so lange dies mein
+Herz noch nicht erfüllt ist mit »der Liebe, welche alle Vergehen
+zudeckt«?[35] Über wie manchen habe ich nicht in Blindheit und
+Leidenschaft ein ungerechtes Urteil gefällt, wie oft habe ich meines
+Nächsten Absicht verkannt, wie oft ihm feindlich entgegengestrebt! Herr!
+soweit ich meiner eigenen Lieblosigkeit Sünde kenne, will ich mich
+bestreben das Meinige zu tun, um meines Bruders, meiner Schwester
+Verzeihung zu erlangen, aber, ach, wie viel habe ich nicht vergessen,
+wie manche sind nicht von mir geschieden, ohne daß ich damals ihre
+Verzeihung erhielt oder sie jetzt noch erhalten könnte. So laß mich denn
+vor deinem Angesicht für mein Vergehen, das ich gegen diese begangen
+habe, Abbitte tun. Dein ewiger Geist, der in ihnen wirkt, tilge meine
+Schuld in ihrem Andenken. Und mich, o Herr, mich erfülle du mit dem
+reinen Geiste der Versöhnung. O, ich will allen Groll und allen Haß aus
+meiner Seele ausmerzen! Ich will jede Kränkung für nicht geschehen
+erachten und jedes Versehen gegen mich verzeihen, und wenn jemand auch
+noch so schlecht gegen mich und die Meinigen gehandelt hätte, und wer
+versucht hat, mir zu schaden und meine Ehre zu beflecken, ja, Herr,
+selbst meinem Todfeinde, ich will ihnen allen verzeihen, und sollte es
+mir schwer fallen, so will ich mich daran erinnern, daß gegen mich sich
+doch keiner so schwer vergangen hat, als ich mich gegen dich,
+Allgütiger, versündigt habe, und daß ich doch auf deine Verzeihung
+hoffe, weil du meine Schwäche kennst, und will mir ins Bewußtsein rufen,
+daß meines Bruders Versehen gegen mich auch aus derselben Quelle der
+Schwäche und des bösen Willens fließen. Ich will eingedenk sein dessen,
+was unsere Weisen sagen, daß wir von dir mit demselben Maß gemessen
+werden, mit dem wir andere messen und andere richten, und daß[36] des
+Menschen schönster Schmuck darin besteht, alle Verschuldung zu übersehen
+und zu vergessen!--O gnadenreicher Richter! so schaue denn herab auf
+meine Seele, die erfüllt ist mit Gefühlen der Vergebung, in der ein
+himmlischer Friede wohnt, den kein bitteres Gefühl gegen irgend einen
+Menschen mehr stört! Erhöre du auch meine Bitte um Vergebung meiner
+Sünden und erfülle meinen Geist mit der beseligenden Verkündigung:
+»Heute sollen deine Übertretungen getilgt werden und du sollst rein sein
+von allen deinen Sünden wider den Ewigen.«[37] Mit diesem Trost will ich
+mich heute vor dir in den Staub niederwerfen, vor dir, der du selbst
+verzeihst und gerne die Vergehen tilgst.
+
+Amen!
+
+[Fußnote 35: Spr. Sal. 10, 13.]
+
+
+
+
+Beim Nachmittagsgebet (Mincha[38]).
+
+
+44. Hilf, o Ewiger, denn der Frommen Anzahl ist geschwunden und der
+Gläubigen sind wenig, erhöre mein Gebet für die Sünder, welche frech
+ihr Haupt erheben, und vergib die schweren Übertretungen, die so
+zahlreich und häufig sind. Ach, der Himmel umdunkelt sich vor meinen
+Blicken, wenn ich daran denke, wie schamlos Wollust und Unmäßigkeit
+auftreten und die jungen Seelen bestricken, wie sie die schönsten
+Verhältnisse vergiften, das Wohl der Familien untergraben und so manche
+den wilden, unmäßigen Lüsten zum Opfer fallen lassen, während sie
+zugleich ihre Laster unter beschönigenden Namen verbergen, oder wenn ich
+an den Trotz gedenke, mit dem man deine Gebote übertritt, dein mildes
+himmlisches Joch verhöhnt, ja sich sogar rühmt, es abgeworfen, und dafür
+das Joch auf sich genommen zu haben, welches die Welt in ihrer
+Verderbnis geschmiedet hat! O du, mein Gott, dessen Barmherzigkeit kein
+Ende nimmt, ich bitte dich: Vergib meinen Brüdern ihren Abfall und ihre
+Schuld, gehe nicht mit ihnen ins Gericht und strafe uns nicht in deinem
+Zorn um ihrer Übertretung willen! Und doch, darf ich wohl eine Fürbitte
+für die Sünder zu dir emporsenden, ohne daß mich mein eigenes Gewissen
+als Teilnehmer an ihren Vergehen anklagt? Wie oft bin ich es vielleicht
+gewesen, der Veranlassung zum Sündigen gab, oder habe ich stets
+hinreichend meine Abscheu vor dem Laster zu erkennen gegeben und all den
+Kummer sehen lassen, von dem ich ergriffen wurde, wenn die Sünde ohne
+Erröten auftrat? War meine Betrübnis nicht viel größer über den
+geringsten Verlust an zeitlichen Gütern, als darüber, daß sich die
+Frechheit und die Ruchlosigkeit meinen Blicken darstellten, oder daß ich
+sah, wie eine Menschenseele verloren ging! Entflammte mein Zorn nicht
+weit mehr über die geringste Beleidigung, die mir widerfuhr, als wenn
+ich Zeuge war, wie dein Name und dein Haus entweiht wurden! Ach,
+Herr, »flossen Tränenströme aus meinen Augen, weil deine Gesetze nicht
+beobachtet wurden? Wurde ich von Kummer verzehrt, weil deine Worte
+vergessen wurden?[39] Habe ich freimütig dich und deine Lehre bekannt,
+wenn der Gottlosen Hohn mich mit Schmerz erfüllte?« O, es ist so schwer,
+ohne Fehler zu wandeln, selbst wenn auch der Edlen und Heiligen Beispiel
+mir stets voranleuchtet, wenn meine Augen jederzeit sehen, allenthalben,
+was dir verhaßt ist, und mein Ohr beständig hört, was Sinne und Gedanken
+irreleitet und stört. O du, »der du dich über uns erbarmest, wie ein
+Vater über seine Kinder«, laß deine Gnade groß sein gegen die sündige
+Welt und hilf mir, mit Sorgfalt alles zu vermeiden, was mir zu einer
+Schlinge werden könnte. Errette mich bei den ernsten und heiligen
+Erinnerungen dieses Tages, o Herr, errette auch (meine Kinder, meine
+Angehörigen, meine Verwandten und Freunde, meine Dienstboten), daß kein
+sündiger Umgang sie von dir entfernen möge.»Läutere mich, o Allgütiger,
+erforsche mein Herz, prüfe meine Gedanken, sieh, ob der Weg, den ich
+wandle, zum Verderben, führt, und leite mich auf den Weg zur
+Ewigkeit!«[40] Möchten alle Sünder bedenken, wie nahe ihnen ihr Ende
+ist, wie bald das Leben ihnen verronnen, daß sie zur Zerknirschung
+geführt werden und zu dir umkehren möchten.»Verwirf mich nicht vor
+deinem Angesichte, und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir, sondern
+laß mich deiner Gnade wieder froh werden, und schenke mir einen neuen
+und willigen Geist, daß ich den Übertretern deine Wege kund tue, und die
+Sünder sich zu dir bekehren möchten.«[41]
+
+[Fußnote 36: Spr. Sal. 19. 11.]
+
+[Fußnote 37: 3. B. M. 16, 30.]
+
+[Fußnote 38: Nach dem Thora-Lesen, 3 B. Mos. 18]
+
+[Fußnote 39: Ps. 119, 139.]
+
+[Fußnote 40: Ps. 139, 23.]
+
+[Fußnote 41: Ps. 51.]
+
+
+
+
+Zum Schlußgebet (Neïlah).
+
+
+45. Vater, barmherziger Vater im Himmel! Es ist die letzte Stunde des
+heiligen Tages, welche jetzt naht. O, daß doch meine ganze Seele in
+diesem Augenblick sich von der Erde hin zu dir erheben möchte, als ob
+des Lebens letzte Stunde mir erschienen sei. Mit Gebet und Buße habe ich
+nun heute die Gelüste und Begierden meines Leibes besiegt, und doch, wie
+leicht ist nicht die Sehnsucht nach des Lebens Lust selbst mitten in
+meiner Andacht bei mir wach geworden, und selbst während ich reuevoll
+meine Sünden bekannte, konnte das Verlangen nach ihnen in meiner Brust
+nicht erstickt werden; ja, ja, vielleicht hat mich sogar der Wunsch
+erfüllt, daß dieser Tag schon überstanden sein möchte, gerade als ob
+dieser Tag an sich durch Fasten und Buße mir Ablaß für meine Sünden
+verschaffen könnte, und als ob ich alsdann frei wieder den Weg meiner
+alten Verirrungen betreten könnte, wenn er geendet habe. O, laß mich
+deshalb noch einmal aus allen meinen Kräften meine Gedanken und mein
+Inneres läutern, und laß meine heißen Tränen die Aufrichtigkeit meiner
+Reue bezeugen und dir ein angenehmes Sühnopfer sein, mit dem ich meines
+Herzens Gelübde besiegele, daß ich dich stets vor Augen haben will, und
+daß die Erinnerung an diesen Tag mit unverlöschbarer Schrift in die
+Tafeln meines Herzens eingegraben und mir nahe sein soll in jeder Stunde
+der Versuchung.--Herr! Zürne mir nicht, daß ich noch dieses letzte Mal
+zu dir bete; die Schatten des Abends breiten sich schon aus, und die
+dunklen Schatten meiner Sünden verfolgen mich; ich will sie verjagen und
+noch einmal meine Schuld bekennen, ich will an die Türe deiner Gnade
+anklopfen und deinen Namen anrufen, du einziger, ewiglebender Gott! Ich
+will mich unter dieser Anrufung dir heiligen mit Leib und Seele, und
+ich gelobe feierlichst, mich selbst in Liebe zu opfern. O, laß mich
+deiner Gnade Stimme vernehmen:»Ich, ich selbst tilge deine Übertretungen
+und will deine Sünden vergessen«[42] O laß meine Seele beim Ende dieses
+Tages mit heiliger Freude erfüllt sein, daß sie jubeln könne:»Selig,
+selig ist der, dem seine Übertretung vergeben und dessen Sünde getilgt
+ist! Selig ist der Mensch, dem der Herr seine Schuld nicht anrechnet,
+und selig der Geist, den der Herr von der Last seiner Sünden befreit
+hat!«[43]--Ja, laß meine erlöste Seele deinen Namen in alle Ewigkeit
+lobpreisen, du, mein Herr und mein Gott.
+
+Amen!
+
+
+
+
+Am Laubhüttenfest (Succoth).
+
+
+46. Herrscher der Welt, der du die Liebe bist! Heute erinnere ich mich,
+wie wunderbar du unsere Väter durch die Wüste führtest, da du sie in
+Hütten wohnen ließest, und vertrauensvoll rufe ich aus:»Der Herr ist
+mein Hirte, mir wird nichts mangeln«[44] O, Dank sei dir gebracht, daß
+du mir dieses Freudenfest verliehen hast, das mich jedes Jahr in der
+Zuversicht bestärken soll, niemals vor der unbekannten Zukunft mich zu
+ängstigen, und niemals mich von den mannigfachen Sorgen überwältigen zu
+lassen, die ja oft in den Menschenherzen auftauchen. Denn meine Hütte
+ist in deinem Namen erbaut, und wenn ich auch jetzt nichts sähe als die
+öde Wildnis, so weiß ich doch, daß du dein Manna herniederfallen lassen
+kannst, daß du mir alles, dessen ich bedarf, verleihen und daß du deinen
+Schatten ausbreiten kannst über meine Wohnung. Und, wenn auch Stürme
+tosen und sie umzustürzen drohen, so will ich doch mit frohem Mute
+durch die Wölbung der Laubhütte zu deinem Himmel aufschauen, der seine
+Strahlen in meine Wohnung hernieder sendet und ich will mein Vertrauen
+auf dich setzen, der gerade unter den brausenden Stürmen die Saaten
+reifen läßt und den Bäumen die Kraft gibt, Frucht zu tragen, und der da
+will, daß auch der innere Mensch unter den Stürmen der Geschicke und der
+Zeit reifen und Kraft gewinnen soll, edle Frucht zu tragen. Aber auch
+daran will ich heute denken, daß gerade dieses Fest dazu eingesetzt ist,
+mich an die Pflicht zu erinnern, auch eine gebührende Sorge für meinen
+Körper zu hegen, und ich will froh sein, daß ich mich zu einem Glauben
+bekenne, der nicht von mir fordert, daß ich mein Fleisch mit
+selbstverursachten Martern peinige oder mir jede Freude versage, die du
+auf meinem Wege mir erblühen läßt, noch daß ich ganz der Welt entsagen
+und abgeschieden von ihr leben soll; nein, vielmehr einen Glauben, der
+gerade will und mich durch diese Feier dazu auffordert, daß ich die
+Freuden der Erde mit meinen Verwandten und Freunden genießen soll und
+mich »freuen all des Guten, das du mir gegeben hast«, so daß jeder
+sinnliche Genuß dadurch geheiligt wird, daß er in dir genossen wird und
+so, daß ich mich selber bei allem, was meinen Leib erquickt und freut,
+in deinem Dienste fühle, als einer, der dein heiliges Gebot erfüllt. So
+gib denn du, mein Gott, daß so selbst jede irdische Lust, die du mir
+bereitest, mich dir näher führen und daß ich, indem mein Vertrauen auf
+dich gekräftigt wird, erfahren möge, daß»wer auf dich baut, mit Gnade
+umgeben werden und sein Haus und seine Hütte in Frieden stehen
+soll«.[45]
+
+Amen!
+
+[Fußnote 42: Jes. 43, 25.]
+
+[Fußnote 43: Ps. 32.]
+
+[Fußnote 44: Ps. 23, 1.]
+
+[Fußnote 45: Ps. 32, 10.]
+
+
+
+
+Am Laubhüttenfest als Erntefest.[46]
+
+
+47. Ewiger, der du sowohl in der Höhe als in der Tiefe die verborgenen
+Quellen öffnest und aus unerschöpflicher Fülle Segen niederströmen läßt
+über alle Geschöpfe, dir bringen jetzt alle ihren Dank, weil ihre
+Vorratskammern wiederum gefüllt sind,--wie könnte ich da allein
+schweigen? Sollte ich dir meinen Dank nicht bringen, der du deine milde
+Hand aufgetan und allem, was lebt, seine Nahrung gegeben hast? Nein, und
+wenn auch alle Welt schwiege, ich müßte doch in dieser Stunde die Stimme
+meiner Dankbarkeit erheben, denn du hast ja selber dieses Fest in deiner
+Güte dazu geweiht, daß es in der Brust des Israeliten die Stimme des
+Dankes wecken soll, auf daß, wie unsere Väter in der Wüste jeden Tag der
+Woche, so auch wir jetzt zu diesen festlichen Stunden erkennen, daß das
+Brot vom Himmel kommt, und daß wir nicht sein sollen wie diejenigen,
+welche über die Gabe den allgütigen Geber vergessen. Und kann ich auch
+nicht wie der Landmann zur Erntezeit, in meine Scheuern gehen, um den
+reichen Segen zu sehen, so hast du doch mir und den Meinen eine nicht
+minder reiche Ernte verliehen. Die Tat, welche ich vollführe, der Beruf,
+den ich erfülle, das ist ja der Acker, den ich pflüge und besäe, und wie
+reich hast du mich ernten lassen! Und hätte ich auch nur wenig geerntet,
+flossen auch die Quellen der Nahrung nur spärlich, so ist doch selbst
+dieses Geringe eine unverdiente Gabe aus deiner Hand. Aufs neue wird mir
+die Gewißheit, daß du deinen Bund hältst, »daß Saat und Ernte niemals
+aufhören und der Fleißige gesegnet werden soll.« Wieder habe ich
+tausende von Erquickungen empfangen, und jede einzelne von ihnen lehrte
+mich, daß, »wenn auch junge Löwen schmachten und hungern, so soll doch
+denen, die dich von ganzem Herzen suchen, nichts Gutes mangeln«.[47] So
+will ich mich denn heute in diesem Troste freuen, und ich will meine
+Freude erhöhen, indem ich Freude nah und fern verbreite, und meinen Dank
+will ich dir dadurch beweisen, daß ich jedem meiner Brüder und jeder
+meiner Schwestern mit freundlichem Angesicht, mit mildem, wohltätigem
+Sinn entgegenkommen will, daß auch ihr Dank für alles, womit du uns
+gesegnet hast, zu dir aufsteige. Nun bitte ich dich, allen schöne,
+festliche Tage zu bereiten, ich bitte dich, Frieden und Freude über mich
+und mein Haus auszubreiten, daß es von deinem Lob beständig widerhallen
+möge. Geheiliget sei dein Name!
+
+Amen!
+
+[Fußnote 46: Einsammlungsfest 2. Mos. 23, 16, 34. 22.--5. Mos. 16, 13.]
+
+48. Dir danke ich, o mein Gott, daß dein Name nahe ist, und daß, der du
+deine hohe Wohnung dir im Himmel erbaut hast, du auch deinen Bund auf
+Erden gegründet und deine Hütte unter den Kindern der Menschen
+aufgeschlagen hast, daß auch mein Leben in der Gemeinschaft der Frommen
+geheiligt wird. Denn heute ist es ja das Fest, welches du dereinst
+angeordnet hast, um dem gemeinsamen Leben der Gläubigen Nahrung zu
+geben, und noch jetzt ist es diesem Zweck geweiht; und wie vormals alle
+diejenigen an ihm vereinigt wurden, welche in zahlreichen Scharen zur
+heiligen Stadt hinzogen, deinen Namen zu preisen und deiner Lehre zu
+lauschen, auf daß sie neu belebt würden und mit des Glaubens heiligen
+Gaben in ihre Häuser heimkehrten, also umschlingt dasselbe Fest noch
+immer mit einem heiligen Band alle diejenigen, die über die weite Erde
+zerstreut und zersplittert sind, aber eine geistige Gemeinschaft sich
+bewahrt haben. Es verbindet uns alle als Brüder im Glauben, die wenig
+Begabten mit den an Kenntnis Reichen, und die, welche durch ihre frommen
+und edlen Handlungen sich einen Namen und guten Ruf erworben haben, mit
+denen, die nur wenig vollführt, aber doch zur Gründung des Himmelreiches
+auf Erden mitgewirkt haben, wenn sie nur treu geblieben sind und sich
+dem heiligen Bund von ganzem Herzen angeschlossen haben. Es sind ja
+nicht nur die Mächtigen und Großen, die hie und da nur spärlich zu
+finden sind, durch welche die Aufgabe, die du deinem Volke gestellt
+hast, erfüllt werden soll; auch nicht allein diejenigen, welche die
+Menschen dazu bestellt haben, deinen Weinberg zu hüten und zu pflegen,
+nein, es sind auch diejenigen, welche mit geringen Kräften Stein auf
+Stein zu dem heiligen Bau tragen, die Geringen, welche in einfältiger
+Frömmigkeit das Ihrige zu seinem Wachstum beitragen, und überall sich
+finden, wo der Lebensstrom deiner Lehre fließt, gleich der
+unansehnlichen Weide, die an jedem Strom wächst und die ganze Erde
+ziert, während die Palme nur ein Schmuck der südlichen Länder ist. O
+Gott, laß auch mich ein lebendiges Glied in diesem Bunde sein, mich, der
+ich mit ganzem Herzen mich deiner Gemeinde anschließe; und kann ich auch
+nichts Großes wirken, so erfülle mich doch mit der freudigen Gewißheit,
+daß selbst durch das Wenige, welches ich beizutragen vermag, das Ganze
+und Große auch gefördert werde. Stärke mich in dem Vorsatz, mit
+Bereitwilligkeit mein Scherflein für alles zu geben, was zum Bedarf der
+Gemeinde sowohl, wie deines Hauses dient, und für alles, was die
+Gemeinschaft mit dir fördert. Und Herr, mit Sorgfalt will ich alles
+vermeiden, was Zwistigkeit erregen könnte, und was dazu dienen möchte,
+das Band zu lösen, welches uns alle in einem Gedanken und in einem Sinne
+vereinen soll. Laß nun dieses Fest über mich und die Meinigen seine
+erquickenden Schatten breiten, daß ich von seiner Freude gesättigt
+werde, als von dem Vorgeschmack der Seligkeit.
+
+Amen!
+
+[Fußnote 47: Ps. 31, 11.]
+
+
+
+
+Am Schlußfeste (Schemini Azeres).
+
+
+49. Ewiger Gott! Das Fest und die Natur vereinen sich, um mir zu
+predigen;»Alles ist eitel, alles ist ganz eitel!«[48] Wohin ich jetzt
+meine Blicke wende, überall in der Natur treten mir die Zeichen der
+Vergänglichkeit entgegen. Die Schönheit der Ebene ist geschwunden, der
+Schmuck der Fluren ist dahingewelkt, auf dürre, welke Blätter tritt mein
+Fuß, und ich fühle mich tief von dem Gedanken ergriffen:»Des Menschen
+Leben ist wie Gras, er blüht wie eine Blume des Feldes, ein Wind fährt
+darüber hin und sie ist nicht mehr und ihre Stätte kennt man nicht
+länger;«[49] bald welkt die Schönheit des Lebens dahin, ach, gar bald
+werde ich dastehen wie ein entlaubter Baum, von dem Blatt nach Blatt
+herunterfällt. Und wird mir nicht dasselbe von diesem heiligen
+Schlußfest gepredigt, das mich daran erinnern soll, wie bald meine Tage
+zu Ende sind und mein Tagewerk abgeschlossen werden soll? Noch einmal
+will ich mich in dir und vor deinem Angesichte freuen, o Ewiger, und in
+meiner Seele alle die beseligenden Eindrücke sammeln, welche diese
+vielen Festtage auf mich gemacht haben, und ich will mich hüten, daß ich
+nichts von der mir noch vergönnten Zeit verliere. So will ich mich denn
+beeilen, ehe des Lebens Winter herannaht und die Kräfte mir versagen,
+das zu vollführen, wozu ich berufen worden bin, und ich will die wenigen
+Tage, welche mir zugemessen sind, noch mehr dazu benutzen, ein Leben zu
+führen, dir angenehm und den Menschen segenbringend. Mein himmlischer
+Vater! Nimm das Opfer meines Herzens gnädig an, das fromme Gelübde, daß
+ich in dem Vergänglichen das Ewige erfassen will, damit ich einst, wenn
+du mich rufst, ein Schlußfest bei dir in Seligkeit und ewiger Freude
+feiern möge.
+
+Amen!
+
+
+[Fußnote 48: Prediger Sal. 1, 2.]
+
+[Fußnote 49: Ps. 103, 15-16.]
+
+
+
+
+Am Freudenfeste über die Thora (Simchas Thora).
+
+
+50.»Das Gras verdorrt und die Blumen welken dahin, aber dein Wort, o
+Gott, bleibt in alle Ewigkeit.«[50] Das ist mein Freudenruf, mein Psalm,
+mein Lobgesang, mit dem ich mich dir am heutigen Tage, an dem Israel die
+heilige Thora beendigt und von neuem wieder beginnt, nahe. Alles
+Irdische vergeht, nur dein Wort besteht in Ewigkeit, und die, welche es
+uns verkündigt haben, leben ewig in unserer Erinnerung. Das flammende
+Wort, welches Moses Lippen entströmte, ist die unvergängliche
+Richtschnur unseres Lebens, ein ewiges, das aller Zeiten Stürme doch
+nicht zu vernichten vermochten. O Vater, ich danke dir, daß dieses Wort
+des Lebens noch mein Eigentum ist, und daß ich es rein und unverfälscht
+besitze, wie es ursprünglich lautete. Ich danke dir, daß du mir den
+Zugang zu demselben eröffnet hast, ja, du hast es ja einem jeden
+Israeliten zur Pflicht gemacht, sich recht vertraut damit zu machen, in
+seine Tiefen einzudringen und Leben und Geist daraus zu schöpfen, die
+Wahrheit darin zu suchen, zur Liebe dadurch erwärmt zu werden, und
+Trost und selige Hoffnung darin zu finden. Ich danke dir, daß du in den
+24 Büchern der heiligen Schrift (Thora, Nebiim und Kethubim) auch mir
+die reine Quelle des Lebens für alle Zeiten und Geschlechter hast
+strömen lassen. Und indem ich dir für deine geschriebene Lehre danke,
+sende ich auch meinen Dank für die mündliche zu dir empor, welche uns
+den Inhalt der Schrift erst verstehen und richtig erfassen läßt. O, mein
+Gott, wie oft habe ich nicht dieses dein Wort gering geachtet, wie oft
+eine Gelegenheit versäumt, darin belehrt zu werden oder die Zeit
+verschlafen, da ich seiner Verkündigung lauschen sollte, während ich
+meine beste Zeit für Schriften vergeudete, welche den Geist beflecken
+und Herz wie Sinn verderben! O lehre du selbst mich den Schatz hüten,
+den du mir geschenkt hast, daß ich in Zukunft möchte sagen können:»Ich
+hasse Fabel und Tand, aber ich liebe deine Lehre!«[51] Die langen
+Winterabende will ich dir weihen, indem ich bei deinem heiligen Wort
+verweile, ich will aufmerken auf die mündlichen Auslegungen desselben
+und dahin eilen, wo ich es in lebendiger Verkündigung hören kann, daß
+meine Seele errettet werde.[52] Ich will ein waches Auge über alle die
+Meinigen haben, daß sie nicht die giftigen Bücher lesen, welche ihre
+Gedanken beflecken und will sie den Wert deines Wortes erkennen lassen,
+welches uns von dem Irdischen zum Himmlischen emporhebt. Nun breite du
+deinen Frieden über mich und die Meinigen aus, den Frieden, welcher
+denen versprochen ist, die dein Wort lieben, daß ich niemals straucheln
+möge und meine Seele in dir lebe und dich in alle Ewigkeit preise.[53]
+
+Amen!
+
+[Fußnote 50: Jes. 40, 8.]
+
+[Fußnote 51: Ps. 119, 113, 163.]
+
+[Fußnote 52: Jes. 55, 3.]
+
+[Fußnote 53: Ps. 119, 175.]
+
+
+
+
+Am Feste der Tempelweihe (Chanuka, Lichterfest).
+
+
+51. Lieber Gott! Wie soll ich dir genugsam danken und dich preisen für
+all die Freude und all die Hoffnung, welche mir aus den Lichtern
+entgegenstrahlen, die wir in diesen Tagen zum Gedächtnis an den Kampf
+der Makkabäer anzünden, die für das höchste Gut, für den Glauben,
+stritten; zum Gedächtnis an den Sieg, welchen du sie gewinnen ließest,
+zum Gedächtnis an die Märtyrer, die um des Glaubens willen, und um das
+ewige Leben zu retten, freudig in den Tod gingen. So hast du Israel
+nicht nur dazu erkoren, deinen Bund zu schließen und deine Gotteslehre
+zu bewahren, sondern du hast es auch dazu gewürdigt, das erste Volk zu
+sein, welches ein Beispiel zur Nachahmung gegeben, für die höchsten und
+heiligsten Güter des Menschen, für die Freiheit des Glaubens und des
+Geistes zu kämpfen und alles Irdische zu verachten, wenn der Glaube in
+Gefahr schwebt, ja bereitwillig selbst lieber das Leben opfern, als die
+heilige Überzeugung aufzugeben. Das erzählt uns ja die Geschichte
+unseres Festes, wie unsere Väter in jenen Schreckenszeiten allen
+Drohungen und Verlockungen trotzten; wie sowohl Frauen als Männer,
+sowohl Greise als Kinder standhaft alle Marter ertrugen; wie sie den
+Scheiterhaufen bestiegen und selbst im Tode noch ihren Glauben
+bezeugten. Und wenn auch alles dem Glauben Israels den Untergang
+verkündete, so ging er doch durch deine allmächtige Hilfe gerade aus
+jenen Tagen siegreich hervor, und du hast aller Welt gezeigt, daß die
+Kraft des Geistes mächtiger ist, als gewaltige Heere. O Herr! Ich danke
+dir, daß die Zeit der blutigen Verfolgung um des Glaubens willen ein
+Ende genommen hat; aber ach, mein Gott! wie oft sind nicht Hohn und
+Spott weit schneidendere und giftigere Waffen, und selbst die
+Mutigsten, die sich nicht fürchten würden, für den Glauben in den Tod zu
+gehen, zittern vor der Verachtung der Welt und den Pfeilen des Spottes.
+Wie viele sind nicht dem Falle ausgesetzt durch die Schlinge, welche der
+Versucher ihrer Frömmigkeit legt, wenn er ihnen sowohl zuflüstert, als
+auch laut entgegenruft, daß sie noch in einer veralteten Lehre befangen
+sind, und wie muß es nicht mein Herz mit Sorgen und Bekümmernis
+erfüllen, wenn ich die Lässigkeit im Glauben sehe, die überall
+hervortritt und mich fast fürchten läßt, daß derselbe ganz auf Erden
+untergehen könnte.--Doch nein, nein! Indem ich der Zeit der Makkabäer
+gedenke, will ich mich zugleich daran erinnern, wie oft das Verderben
+gedroht hat, wie oft es geschienen, als ob das heilige Licht des
+Glaubens erlöschen sollte, und doch flammte es von neuem auf und
+strahlte nur um so klarer und heller. Ich will beim Anblick dieser
+Lichter meinen Eifer entflammen und meine Treue in deinem Dienste
+stärken, sowohl ich, wie auch mein Haus, ja, ich will auf die Fahne
+meines Lebens die Inschrift setzen:»Wer unter den Mächtigen kann sich
+vergleichen mit dir«, und sicher und ruhig werde ich im Glauben
+wandeln.»Ewiger, du bist mein Licht und meine Hilfe, wen sollte ich da
+wohl fürchten? Du bist die Kraft meines Lebens, vor wem sollte mir da
+wohl grauen? Höre mein Flehen, sei mir gnädig und erhöre mich.«[54]
+
+Amen!
+
+
+
+
+Am Purimfest.
+
+
+52.»Mein Mund lobsinge dem Herrn und preise ihn unter vielen, denn er
+steht zur Rechten des Unschuldigen, um ihn von denen zu erretten, die
+seine Seele richteten.«[55]
+
+»Du machst des Listigen Anschläge zu schanden, so daß sie keine Macht
+haben, ihre Absicht auszuführen, du fängst die Boshaften in ihrer
+eigenen Tücke und vereitelst die Pläne des Bösen.«[56] So errettetest du
+ja unsere Väter von Tod und Verderben, als der Mächtige die Unschuldigen
+anklagte und in gekränktem Hochmut einen Plan schmiedete, deine Treuen
+aus dem Lande zu vertilgen. Du, Israels Schirmherr, der niemals
+schlummert und niemals schläft, du ließest die Ruhe das Lager jenes
+Königs fliehen, du öffnetest sein Auge, den Anschlag des Verräters zu
+erkennen; ja du hattest schon zuvor das Mittel zur Errettung Israels
+bereit, jene fromme Seele, die ihr Leben opfern wollte, für das Heil
+ihres Volkes! So wurde selbst das schlimme Los uns zu Glück und Ehre, du
+ließest es zu Israels Rettung und Wohl fallen, und »die Sorge ward in
+Glück, der Kummer verwandelt in Freude.«--O, weshalb erschrecke ich da,
+wenn schlimme Nachricht mein Ohr erreicht, weshalb erbeben die Menschen,
+wenn von Ruchlosen Pläne gegen ihr Wohl geschmiedet werden? Du regierst
+ja alles, du lenkst jeden Anschlag zu seinem Ausgang und löst die
+Verwickelungen des Lebens, und die Schandtat des Bösen muß ebenso gut
+meinem Wohle dienen, als die Segnungen der Edlen und Frommen. So werde
+meine Seele denn froh in dir, und Freude umgebe mich diesen Tag. So weit
+ich vermag, will ich den Unterdrückten auch selber helfen, und meine
+Freude mir dadurch erhöhen, ich will mit meinen Gaben manchen Armen
+unterstützen, und mein Hallelujah soll den ganzen Tag vor dir
+erschallen.
+
+Amen!
+
+[Fußnote 54: Ps. 27.]
+
+[Fußnote 55: Ps. 109, 30.]
+
+53. Mein Gott! Mein Mund vermag nicht all den Dank und all die Freude
+auszudrücken, die mein Herz fühlt, so oft dieser Tag der Errettung
+wiederkehrt.»Wenn du nicht mit uns gewesen wärest, als die Menschen sich
+wider uns erhoben, so hätten die Gottlosen uns in ihrem Zorn
+verschlungen. Ihr Glück würde dann wie die Wellen in rasendem Sturm uns
+überflutet haben. Dir sei Lob und Preis, o Gott, der uns nicht zu einem
+Raub ihrer Zähne werden ließ. Wir entgingen unsern Verfolgern; denn
+unsere Hilfe ruht in dem Namen des Allmächtigen, der Himmel und Erde
+erschaffen hat.«[57]--Zu allen Zeiten und überall hast du, unser Vater,
+uns beschirmt; und dieser Tag ruft uns nicht nur den Sieg Israels über
+Haman ins Gedächtnis, sondern alle die Ereignisse, da deine Vorsehung
+unsere Väter errettet hat, da du ihre Betrübnis in Jubel, den Ruf ihrer
+Angst und ihres Schmerzes in Tränen der Freude und der Dankbarkeit
+verwandelt hast. Ja sicherlich, Herr unser Gott, Israel ist ein lebendes
+Zeugnis deiner ewigen Treue:»Die, welche auf dich hoffen, sollen niemals
+zu schanden werden.« Israel wurde verachtet und gedemütigt, aber sein
+Vertrauen auf dich war stärker als seine Leiden, und du hattest Mitleid
+mit seinem Schmerze; hellere und freundlichere Tage sind ja gefolgt auf
+die Zeit des Hasses und der Verfolgung. Allvaters Stimme hat den Geist
+aller seiner Kinder durchdrungen, ihre Herzen erreicht, und Israel
+findet überall unter den Nachkommen seiner Unterdrücker nunmehr Brüder.
+Ja, die Erinnerung an das, was unsere Väter gelitten haben, erhöht in
+unsern Herzen nur die Freude über unser Vaterland, das all unsere Wunden
+geheilt hat, all unsere Schmach getilgt und unserm Glauben seine
+Freiheit und seinen Glanz zurückgegeben hat. Gelobt seiest du, unser
+Gott, unser Erretter! O, daß doch das Bewußtsein all der Freuden, die
+wir in diesem unsern Geburtslande genießen, unsere Herzen zu
+brüderlicher und liebevoller Gesinnung gegen alle Menschen, unsere
+Brüder, erwecken möchte!--Sei gelobt, du Ewiger, unser Gott, für all die
+Wunder, welche du an unsern Vätern vollführt hast und für den ewigen
+Schutz, den du ihren Kindern angedeihen läßt.
+
+Amen!
+
+[Fußnote 56: Ijob. 5. 12, 13.]
+
+[Fußnote 57: Ps. 124.]
+
+
+
+
+Am Tage der Zerstörung des Tempels (Tischoh b'ab).
+
+
+54. O du, dessen Liebe ohne Ende ist und dessen Barmherzigkeit ohne
+Grenzen, heute werde ich erinnert an die Stunde, »da du Israels Schmuck
+vom Himmel zur Erde stürztest und am Tage der Heimsuchung den Schemel
+deiner Füße nicht achtetest,«[58] und meine Bitte wird von Wehmut
+erfüllt, und Sorgen erfassen mein Herz. Wie könnte es auch anders sein?
+Ist nicht das gerade das Große und Erhabene der heiligen Gedächtnistage
+meines Glaubens, daß ich nicht nur die glücklichen Zeiten, die Tage der
+Errettung, des Sieges und der Freude mir vor die Seele rufen soll,
+sondern auch jene, die ein trauriges Zeugnis für die Sünde und den
+Abfall der Väter ablegen, wie sie es selbst verschuldeten, daß du nicht
+einmal dein Heiligtum schontest, welches über alle Ebenen der Welt sein
+Licht verbreiten sollte, daß »Zion, von wo die Thora ausgehen sollte, wie
+ein Acker gepflügt wird, und daß Jerusalem, die Stätte, welche zur
+Verkündigung deines Namens geheiligt war, zu einem Steinhaufen
+wurde.«[59] Mit Sorgen stimme ich in die Klage des Propheten ein:»Unsere
+Väter haben gesündigt und sind nicht mehr, und wir tragen ihre
+Sünde.«[60] Sie hörten nicht auf den Ruf deiner Gnade, und vergebens
+zeigtest du ihnen deine Langmut; ja, sie gruben sich mit eigner Hand ihr
+Grab, indem sie gegen einander wüteten und sich durch eigenen Streit in
+die Hände ihrer Feinde gaben. Da wurde der heilige Bau zerschmettert und
+zermalmte in seinem Falle alle, die ihm anhingen. Ach Herr! Bitterlich
+weine ich über diesen Fall, und um so bitterer, weil die Sünden der
+damaligen Zeit noch immer unter uns herrschen. Aber »je mehr ich mir das
+Innerliche zu Herzen nehme, um so fester ist auch meine Hoffnung,«[61]
+und je tiefer meine Sorge ist, um so gewisser ist auch mein Vertrauen
+auf dich und deinen Trost. Ja, so gewiß, wie jenes Gotteswort in
+Erfüllung ging, welches dem sündigen Volke seinen Untergang verkündigte,
+und daß die Tage des Zornes kommen sollten, so gewiß wird auch jene Zeit
+erscheinen, wo es wieder zu Gnaden aufgenommen wird und sich erfüllt,
+was der Prophet verkündet:»Und in den letzten Tagen soll es geschehen,
+da soll der Tempelberg des Herrn über alle Höhen erhoben werden, und
+alle Völker sollen dahin strömen und sagen: Kommet! laßt uns
+hinaufziehen zu dem Herrn, zum Hause des Gottes Jakobs, auf daß er uns
+seine Wege lehre, daß wir in seinen Fußtapfen wandern mögen, und Freude
+soll über alle sich verbreiten, die in Sorgen leben ob seines
+Falles.«[62] Ewiger! stärke du mich in dieser meiner Hoffnung und laß
+mein Leben ein Zeugnis davon sein, daß ich Wahrheit und Frieden liebe.
+
+Amen!
+
+[Fußnote 58: Klagelieder 2, 1.]
+
+[Fußnote 59: Micha 3, 12.]
+
+[Fußnote 60: Klagelieder 5, 7.]
+
+[Fußnote 61: Klagelieder 3, 21.]
+
+[Fußnote 62: Micha 4.]
+
+
+
+
+Schlußgebet beim Gottesdienste (Olenu).
+
+
+55. Uns geziemt es dich zu loben und dich zu verehren, o Herr des
+Weltalls, und deine Größe und Herrlichkeit zu bezeugen, da du uns
+berufen hast, deine Worte und deine Taten in der Übung frommer Werke zu
+verkünden und dich durch unseren Lebenswandel zu heiligen. Darum
+verneigen wir uns ehrfurchtsvoll vor dir, und bekennen dich als den
+Herrn des Himmels und der Erde. Ja wir hoffen auf dich und glauben in
+fester und unerschütterlicher Treue, daß deine Größe und Allmacht, o
+Gott, immer mehr erkannt werde und sich sichtbar verbreite nach allen
+Richtungen der Erde, damit aller Irrtum hienieden verschwinde und alle
+Wesen erkennen, daß du nur allein Gott und Herr bist über alle
+erschaffenen Dinge. Alsdann werden alle Bewohner des Weltalls vor dir
+sich neigen und deiner Herrschaft sich willig unterwerfen, deinen Namen
+die Ehre geben und so den wahren Frieden allseitig hienieden begründen.
+So lehren ja auch deine Propheten mit ihrem hellen Seherblicke in die
+Zukunft.»Gottes Reich ist ein ewig dauerndes.« Und an anderer Stelle
+heißt es:»Und Gott wird König sein über die ganze Erde, alsdann wird
+der Ewige einzig sein und sein Name einzig.«!
+
+Amen!
+
+
+
+
+Die Hausfrau, wenn sie Chala nimmt.
+
+
+56. Wie du einst unsere Väter in der Wüste speistest und sie am Tage
+alles zum Unterhalte ihres Lebens finden ließest, dessen sie bedurften,
+so bist du, o mein Gott, mit meinem Gatten, (meines Hauses Versorger)
+gewesen und hast seinen Fleiß gesegnet, daß wir den Unterhalt unseres
+Lebens nicht entbehren. Bevor nun der heilige Tag beginnt, will ich nach
+Vorschrift auf bildliche Weise dir meinen Dank darbringen, und als ein
+echtes Weib Israels will ich unsern Glauben bekennen, daß selbst jeder
+sinnliche Genuß, den du uns gewährst, durch fromme Gedanken geheiligt
+werden soll. Denn du ließest es zum hohen Beruf des Weibes werden, den
+Segen des Glaubens in das schöne Heim zu bringen; ihr legtest du die
+Pflicht auf, das tägliche Brot zu heiligen. O, mein Gott, so laß es denn
+dir gedeckt sein, was ich bereite, und segne du unsers Lebens Brot.
+
+Amen!
+
+
+
+
+Die Hausfrau, wenn sie die Sabbatlichter oder die Festlichter anzündet.
+
+
+57. Freude soll alle Zeit in Israels Wohnungen leuchten; das
+israelitische Weib soll die Wolke der Bekümmernis zerstreuen, die sich
+zeitweilig über den Gatten ausbreitet und den häuslichen Kreis
+verdunkelt. Mit dem warmen und reinen Glauben in ihrer Brust soll sie
+trösten, ermuntern und erquicken. O! habe Dank, o Vater, daß ich jetzt
+wieder an meinen schönen und heiligen Beruf dadurch erinnert werde, daß
+ich die Sabbat-(Fest-)Lichter anzünde, durch aufopfernde Tätigkeit,
+Freude zu verbreiten und das Licht des Glaubens zu bewahren.
+
+Amen!
+
+
+
+IV. Gelegenheitsgebete.
+
+
+
+
+I. Am Geburtstage.
+
+
+Aus meines Herzens tiefstem Grunde sende ich heute mein Gebet zu dir
+empor, allgütiger Gott und Vater, dessen Huld und Gnade über mich
+gewacht und heute mich in mein (--) Lebensjahr treten läßt. Leben und
+Liebe hast du mir zuteil werden lassen und deine Vorsehung hat meinen
+Geist bewahrt. Ja, ich bin allzu schwach und zu geringe, um dir meinen
+Dank auszusprechen für jeden Segen, mit dem du mich begnadigt hast seit
+der Stunde, da ich zum ersten Male das Licht der Welt erblickte.--Es
+kommen heute meine Lieben mit ihren Glückwünschen mir entgegen, aber ach
+Herr, der du Herz und Nieren untersuchst, kann ich wohl diese Wünsche
+für meine Zukunft hören, ohne daß mein Herz mir Vorwürfe macht für die
+Zeiten, welche vergangen sind? Kann ich mir selbst Glück wünschen, weil
+ich älter geworden, wenn die Erfahrungen und Prüfungen des Lebens mich
+nicht weiser, besser und frommer gemacht? Wenn ich heute auf die
+dahingeschwundenen Geburtstage schaue, die ich bereits erlebt habe, und
+wenn ich an die vielen Hoffnungen denke, die sich an jene knüpften, an
+die Erwartungen, mit welchen meine Eltern mich umarmten, und ich da mich
+selbst frage: Habe ich diese Hoffnungen und Erwartungen erfüllt? Habe
+ich den Arbeitstag, den der Herr der Zeiten mir vergönnte, mit Eifer und
+im Dienste des Allheiligen angewendet, so daß ich auf seinen Beifall und
+auf seinen Lohn hoffen darf, wenn die Abendstunde kommt? O mein Gott,
+was darf ich dann antworten?--Sieh, du hast in diesem Jahre mir in
+deiner Gnade viel Freude gesendet, und in deiner Weisheit hast du mich
+mit Schmerzen heimgesucht,--alles, um mich zu erinnern, daß ich unter
+deiner väterlichen Leitung stehe, und daß ich nur ein Pilger bin, der
+einen mühsamen Weg zu wandern hat, bevor er die himmlische Heimat
+erreicht. Dunkel ist für mich der Weg, den ich noch zurückzulegen habe,
+aber du, dessen Auge mich geschaut vom Lebensanfang, und in dessen Buch
+alle meine Lebenstage verzeichnet waren, ehe ich noch da war,[63] nimm
+du mich ferner in deinen Schutz, beschirme und segne alle, die mir teuer
+sind, und bilde du mein Herz nach deinem Wohlgefallen! O, daß ich in der
+festen Überzeugung gestärkt werde, daß mir keine Bürde auferlegt wird,
+zu der du mir nicht auch die Kraft verleihest, sie zu tragen, und daß
+ich Tag und Nacht eingedenk sein möchte, daß alles Fleisch Gras ist, daß
+hingegen jegliche Tat auf Erden, selbst die geringste, eine Saat ist,
+die ihre Früchte in der Ewigkeit trägt; ja daß ich dessen stets
+eingedenk sein möchte, auf daß ich meine Hoffnung nicht auf das
+Vergängliche baue, und nimmer verzage und verzweifle unter
+Widerwärtigkeit und Unglück, sondern selbst in Leiden und Schmerzen mich
+dir dankbar zeige; daß die Überzeugung mich stets beselige, daß dein
+gütiger Geist mich überall leitet, segnet und stärkt, und daß deine Huld
+und Gnade mich erfüllt und bewahrt, auf daß ich dir treu bleibe im Leben
+und im Tode.--Ja, du bist der Gott meines Herzens, getrost übergebe ich
+mich deiner Hand und fürchte nichts, du, Herr, bist meine Stärke, dir
+lobsinge ich, du bist meine Hilfe und meine Zuflucht, in dir findet
+meine Seele Heil in aller Ewigkeit.
+
+Amen!
+
+
+
+
+II. Am Verlobungstage.
+
+
+Herr, du mein Fels, meine Zuflucht, leite du mich und führe du mich um
+deines Namens willen! Entschieden ist es heute worden, wem mein Herz
+angehört, an wen ich mein ferneres Geschick knüpfen, mit wem ich durchs
+Leben wandern soll. Allzu schwach bin ich, o Herr, und allzu
+kurzsichtig, um das Innere eines anderen Menschen zu durchschauen, oder
+um zu wissen, was in den kommenden Tagen zu meinem wahren Heil und Wohl
+dienen kann und soll, darum sende ich mein Gebet zu dir empor: O laß
+deinen Segen auf meiner Wahl ruhen! Gib, daß der, welcher mir heute sein
+Gelübde gegeben, solches nicht leichtsinnig getan haben möge, sondern
+zuvor, wie ich, zu Rat gegangen sei, nicht blos mit den Angehörigen,
+sondern vor allem mit dir, mein Gott. Laß die kommenden Tage von dir
+gesegnet sein, daß eine reine und lautere Liebe, die auf Gottesfurcht
+gegründet ist, in unsern Herzen Wurzel schlage. Ja, Allgütiger, du, der
+du mit so vieler Huld meinen Weg gebahnt und mich mit so vieler Gnade
+umgeben hast, laß diese Tage für mich eine Vorbereitungszeit sein, daß
+ich, wenn die Zeit nahet, vor deinen Augen würdig gefunden werde, den
+Bund der Ehe zu schließen. O, sei du mein Hirt und Leiter, und führe
+mich auf den rechten Weg um deines Namens willen.
+
+Amen!
+
+[Fußnote 63: Ps. 139, 16.]
+
+
+
+
+III. Am Hochzeitstage.
+
+
+Gekommen ist nun der Tag, an dem der Bund meines Herzens in deinem Namen
+besiegelt werden soll, du ewiger, alliebender Vater, der Tag, der das
+Weh und Wohl meiner ganzen Zukunft in seinem Schoße trägt. O, wie könnte
+ich mich wohl dem heiligen Augenblick nähern, wie könnte ich hintreten,
+um dem Auserwählten meines Herzens meine Hand zu reichen, ohne dir zuvor
+zu danken für all deine väterliche Güte gegen mich, für deinen Schutz
+bis auf diesen Tag, für die geliebten Wesen, mit welchen du mich bisher
+umgeben, und die mit Zärtlichkeit und Sorgfalt über mich gewacht und
+mich geleitet haben, ja, ohne dir dafür zu danken, daß du mich den hast
+finden lassen, mit dem ich die wechselnden Geschicke des Lebens teilen
+soll, ohne dir zu danken für die himmlische, beseligende Freude, die
+mich nun umströmt, da das Band der Ehe uns verbinden soll. Wie könnte
+ich wohl all deine Güte empfangen und bereits heute die heiligen
+Pflichten der Ehe übernehmen, die der Ehestand mir auferlegt, wenn ich
+nicht zuvor mit reuigem Sinne mein Herz vor dir ausschütte, ehe ich den
+wichtigsten und meine ganze Zukunft entscheidenden Schritt meines Lebens
+tun und dich um deine gnadenvolle Vergebung bitte. Wenn ich aber in
+dieser Stunde meinen Blick auf die hingeschwundene Zeit richte, o welche
+schwere Klage erhebt sich da in meiner eigenen Brust gegen mich!
+Sündenvoll waren meine Gedanken, und meine Taten, wie wenig konnten sie
+dir wohlgefallen. Habe ich wohl gelebt, wie ich sollte? Habe ich als
+Kind von ganzem Herzen Vater und Mutter geehrt? Habe ich die weisen
+Lehren meiner Lehrer befolgt? Habe ich als Israelitin in meiner Jugend
+an meinen Schöpfer gedacht und mit Wärme meinen Glauben umfaßt? O,
+vergib sowohl mir, Allgütiger, als der Seele, die nun mit der meinigen
+sich verbinden soll, jedes Vergehen und Versehen. Sieh auf uns in Gnade,
+wenn wir nun einander vor deinem Antlitze im Geiste gegenseitig das
+Gelübde der Treue geben, und laß deinen Segen mit diesem Bunde sein.
+Heilige unsere Liebe in der Liebe zu dir, daß wir, indem wir dich
+lieben, unsere gegenseitige Hingebung und Liebe nähren und stärken.
+Höre, o Gott, mein Gelübde, das ich hier ablege. In glücklichen, wie in
+trüben Tagen, will ich eine treue Gattin sein, die Geduld, Kraft und
+Selbstverleugnung zeigt, die als echte Israelitin durch den Glauben an
+dich stark ist, alles zu besiegen, auch sich selbst; stark ist, alles
+für den zu tragen und zu dulden, den ihre Seele auserkoren hat. Gib,
+daß wir, die von dieser Stunde ab mit einander wandern sollen, in
+Sanftmut und Milde einander begegnen, und uns gegenseitig unsere
+Schwächen in Liebe nachsehen! Ja, sei du mit uns, daß wir einander zum
+Heil und Segen werden, und daß durch diesen unsern Bund dein Name
+verherrlicht werde. Dazu hilfst du uns, o Gott.
+
+Amen!
+
+
+
+
+IV. In einer glücklichen Ehe.
+
+(Jährlich am Hochzeitstage.)
+
+
+Unendliche Liebe! Allgütiger Gott! Was kann wohl mit dem Glücke
+verglichen werden, das du mich hast finden lassen, indem du mir die
+Glückseligkeit meiner Ehe zuteil werden ließest!--Wo fände ich wohl ein
+irdisches Gut, das höheren Wert hätte, als das, welches du mir in meinem
+teuren Gatten verliehen hast, mit dem ich des Lebens Freuden und Leiden
+teile. Mit jedem Tage lerne ich mehr und mehr schätzen, was ich an ihm
+besitze, als Ratgeber und Helfer; wie versüßte er mir sogar des Lebens
+bittere Stunden, wie hielt er mich unter mancherlei Prüfungen aufrecht!
+O, mein Gott, jedes Jahr, das verfließt, knüpft uns noch fester an
+einander; in den freudigen, wie in den kummervollen Tagen bewahrheitet
+es sich immer mehr an uns, daß Liebe ein Paradies voll Segnungen ist,
+die so schön, so friedlich und freudenvoll. Ja, ich fühle alle
+Segnungen, die der Besitz eines treuen Gatten in sich schließt.
+Alliebender, wodurch habe ich so viel Glück verdient? Und doch soll auch
+dieses mich so beglückende Band einmal zerrissen werden, und dann wird
+die Stunde der Rechenschaft kommen, da du mich fragen wirst, ob ich die
+Zeit des Glücks auch dazu benützt habe, selbst geheiligt zu werden und
+die Seele zu heiligen, welche du mit mir vereinigt hast. Deshalb, o
+Ewiger, bitte ich dich, indem ich dir für all mein Glück danke, erhalte
+in uns denselben liebevollen treuen Sinn, laß uns die freundliche
+Fürsorge für einander verdoppeln, wie unsere innerliche Ergebenheit
+gegen einander, und gib mir Kraft, meinen teuren Ehegatten nicht nur zu
+beglücken, sondern auch zu veredeln und zu heiligen, daß wir, in
+Frömmigkeit vereint, dereinst in den Wohnungen der Seligen mit einander
+das Glück und den Frieden der Seligkeit genießen mögen. Wache über uns,
+daß wir einander in Hoffnung und Treue unter den Sorgen des Lebens
+stärken mögen, und daß wir in des Lebens frohen Tagen vor deinem
+Angesichte wandeln. Halte deine schirmende Hand über meinen geliebten
+Ehegatten, und laß mich ihm lange, lange noch Freude bereiten. Ewig
+danke ich dir, du reicher Gott voll Gnaden und mein allmächtiger
+Beschützer.
+
+Amen!
+
+
+
+
+V. In einer kinderlosen Ehe.
+
+
+Ewiger!»Kinder sind ja deine Himmelsgabe und Leibesfrucht eine Segnung,
+die von deiner Hand kommt!«[64] Wie sollte ich da nicht von ganzer Seele
+wünschen, mit Kindern gesegnet zu werden, die meines Herzens Freude sein
+und zu deiner Ehre erzogen werden sollten? O Herr! Wie der Vorzeit
+fromme Väter und Mütter bitte ich dich, mir diesen Segen zu verleihen,
+und mich noch Mutterfreuden genießen zu lassen. Aber wenn es in deinem
+unwandelbaren Rat beschlossen ist, mir dieses Glück zu versagen, so
+erfülle mein Herz mit innerlicher Ergebung in deinen Willen und mit
+vermehrter Liebe zu meinem Gatten, daß ich darin zehnfältigen Ersatz
+finde. Es sei ferne von mir, meinen Trost in dem Gedanken zu suchen,
+welch' eine schwere Bürde oft die Erziehung und die Versorgung der
+Kinder ist, wie viel Kummer sie nicht selten verursachen,--dient doch
+das gerade zu der Eltern Heil, o Herr! da diese erst aus der Mühe und
+Sorge, die ihnen ihre Kinder machen, erkennen, welchen Dank sie ihren
+Eltern schuldig sind.--In dieser meiner Sehnsucht nach Kindern will ich
+einen väterlichen Wink erkennen, den du mir gibst, die mir verliehenen
+irdischen Kräfte und Besitztümer zum Wohle derer anzuwenden, die in
+Bedrängnis sind. Ich will meinen Beistand der Kinderschar des Armen
+zuwenden, ich will ihnen zur Erkenntnis der heiligen Lehre förderlich
+sein, daß sie zur Rechtschaffenheit und Gottesfurcht aufwachsen, ich
+will den Verwaisten eine Mutter sein und reichen Beitrag spenden zum
+Besten jeder Wohltätigkeit, wie zu deinem heiligen Hause. Ich will in
+Frömmigkeit und Liebe wandeln, daß ich dadurch vielleicht eine Seele zur
+Tugend, zur Wahrheit und zum Glauben führen kann, daß sie geistig zu
+meinem Kinde werden möge. Ach Herr! Stärke mich in diesem Vorsatz und
+gib mir Kraft, ihn auszuführen, daß jene Worte, die du den Propheten
+verkündigen ließest, einst wie himmlischer Gesang vor meinen Ohren
+erschallen mögen:»So spricht der Herr zu den Unfruchtbaren, welche meine
+Sabbattage halten und wählen, was mir angenehm, und an meinem Bunde
+festhalten,--diesen will ich in meinem Hause und in meinen Mauern Hand
+und Namen geben, was da besser ist, als Söhne und Töchter; einen ewigen
+Namen gebe ich ihm, der nicht ausgetilgt werden soll.«[65] Ja, o Gott,
+gib mir einen ewigen Namen im Buche des Lebens, und ich fühle mich
+getröstet.
+
+Amen!
+
+[Fußnote 64: Psalm 127, 3.]
+
+[Fußnote 65: Es. 56, 5-10.]
+
+
+
+
+VI. In der Schwangerschaft.
+
+
+Heiliger, allmächtiger Schöpfer, allbarmherziger Vater im Himmel! Ich
+danke dir für die beseligende Hoffnung, mit der du mich begnadigt hast.
+Wie glücklich hast du mich gemacht, indem du mir des Weibes höchste
+Freude verliehest, die Gewißheit, daß ich Mutter werden soll! Siehe,
+schon hast du mir des Weibes höchste und heiligste Pflicht auferlegt,
+mütterliche Fürsorge für den noch Ungeborenen zu hegen. O, was vermag
+ich ohne dich! Erhöre deshalb mein Gebet: Laß auch für mich das Wort
+gesprochen sein, welches du einst Israel verkünden ließest: »Gesegnet
+sei die Frucht deines Leibes!«[66] Hüte du meine Schritte, daß das Kind,
+welches ich unter meinem Herzen trage, jeder Gefahr entgehen möge;
+beschirme mich um des Kindes willen, daß nicht Schrecken noch Angst,
+nicht Furcht noch Aufregung mir nahe. Stärke mich darin, über mich
+selbst zu wachen, daß nicht der Mutter Unvorsichtigkeit, törichter Genuß
+oder sündiger Wandel schon dem Ungeborenen schaden möge. Ja, je mehr ich
+mir bewußt bin, daß selbst meine Gedanken und Gefühle auf den Sprößling
+hier unter meinem Herzen ihre Wirkung ausüben, um so mehr bitte ich
+dich, mir dazu helfen zu wollen, daß ich mich selbst beherrschen
+möge.--O Herr! Durch Frömmigkeit will ich diese Tage heiligen, bis ich
+sie überstanden habe, durch Gebet und fromme Werke will ich meine Seele
+erheben und reinigen, und treulich will ich deine Wege wandeln.--Schenke
+du mir nun einen ruhigen Sinn, unerschütterlich im Vertrauen auf deine
+unendliche Vatergüte, daß ich fröhlichen, getrosten Mutes und guter
+Hoffnung der Stunde der Entscheidung entgegen gehe, in dem
+zuversichtlichen Glauben, daß»den, der sich auf dich verläßt, deine
+Gnade umgeben soll.«[67]
+
+Amen!
+
+[Fußnote 66: 5. Mos. 28, 3.]
+
+
+
+
+VII. Vor der Niederkunft.
+
+
+Lieber Gott, du Gott der Gnade! Siehe, die Zeit nähert sich, daß ich
+gebären soll, und ich weiß, daß du in deiner Weisheit meinem Geschlecht
+bestimmt hast, daß wir in Schmerzen gebären sollen; o, willig unterwerfe
+ich mich deinem Vaterwillen; doch bitte ich: Vergilt' mir nicht nach
+meinen Sünden, sondern laß dein Erbarmen über mich wachen; stärke mich,
+daß ich in Kraft gebären möge, sei mir nahe mit deiner Hilfe, daß mein
+Herz bald froh werde, wenn ich den Neugeborenen gesund und frisch
+erblicke. Laß mich deine freundliche Stimme hören, die mir zuruft:
+»fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir; bebe nicht, denn ich bin dein
+Gott; ich stärke dich, ich helfe dir und stütze dich mit meiner Rechten,
+ich selbst erlöse dich!«[68] Ja, Ewiger, du bist meine Stütze, meine
+feste Burg, meine Zuflucht in der Not, zu dir will ich mit Andacht
+aufschauen, daß du mir Kraft gebest, die Schmerzen der Geburt zu
+ertragen, du, meine ganze Hoffnung.
+
+Amen!
+
+[Fußnote 67: Ps. 32, 10.]
+
+[Fußnote 68: Jes. 41, 10. 43, 1.]
+
+
+
+
+VIII. Nach der Niederkunft.
+
+
+Laß den schwachen Dank der Beglückten zu deinem Thron aufsteigen, du
+Beschützer meines Lebens, mein geliebter Vater im Himmel! daß du mich
+erhört und dein starker Arm mich unterstützt hat.»Von meinem ganzen
+Herzen will ich dir danken und alle deine Wunder verkünden, ja ich will
+froh sein und mich freuen in dir, und deinen Namen will ich lobsingen,
+dem Namen des Allerhöchsten.« Amen!
+
+
+
+
+IX. Bei der Beschneidung.
+
+
+Sieben Schöpfungstage sind nun glücklich über dem Leben meines
+neugeborenen Knaben verronnen, und heute am achten soll es nach deinem
+unverbrüchlichen Gesetz, o du Allheiliger, »der du deinen Bund und dein
+Erbarmen denen bewahrst, die dich lieben und deine Gebote halten«, vor
+dich gebracht werden und das Siegel der Gnade durch die Beschneidung
+erhalten; heute soll er in den ewigen Gnadenbund aufgenommen werden, den
+du mit Abraham und seinen Nachkommen geschlossen hast, daß sie zum Segen
+werden sollen für alle Geschlechter der Erde und das himmlische Reich
+erwerben.--O, nimm dieses mein Kind gnädig an, daß es treu dem Bunde
+leben möge, laß den geringen und rasch verschwundenen Schmerz, den es
+erleiden soll, eine Erinnerung und ein Zeichen sein, daß das Hohe und
+Ewige nur durch Mühe und Schmerzen erreicht werden kann, daß der Mensch
+sich das Himmelreich nur erringen kann, indem er gegen die Lust des
+Fleisches streitet, und daß ein treuer Israelit bereit sein soll, mit
+Leben und Blut für seinen Glauben zu kämpfen, daß er deinen Namen
+heilige. Beschütze mein Kind von dieser Stunde an, daß es wohl gedeihen
+und kräftig wachsen möge, für das Zeitliche, wie für das Ewige gesegnet,
+dir zur Ehre und mir und meinem Gatten zur Freude.
+
+Amen!
+
+
+
+
+X. Eine Wöchnerin beim ersten Gang ins Gotteshaus.
+
+
+»Gehet ein zu Gottes Tor mit Danksagungen und in seinen Vorhof mit
+Lobsingen! Dankt ihm und preiset seinen Namen!« So ermahnt mich eine
+heilige Stimme, und es ist ja nur durch deine väterliche Güte, o Gott,
+daß ich heute wieder deinem Hause nahen kann. Hast du selbst ja geboten,
+daß jede glückliche Wöchnerin, nachdem sie ihre Gesundheit
+wiedergewonnen hat, deinem Altar mit Dank und Sühnopfer,[69] mit Gebet
+und frommen Gelübden sich nahen soll. Und wie sehr muß ich dir nicht
+danken, nicht nur für deine Gabe, für das Kind, das du mir geschenkt
+hast, sondern auch für deine Hilfe und deinen Beistand, für die Kraft,
+die du mir verliehen hast, alle Schmerzen zu ertragen, für deinen Schutz
+in der Stunde der Gefahr und für meine Genesung, daß ich wieder vor dein
+Angesicht treten kann und mit meinem Gatten dir meinen Dank zu bringen
+im Stande bin. O, womit habe ich doch so viel Gnade verdient! ach, hab'
+ich mich denn nicht oft und schwer gegen dich versündigt, bin ich nicht
+manches Mal verzagt und schwach in meinem Vertrauen auf dich gewesen;
+wie oft versäumte ich nicht meine Pflicht, die du mir auferlegt hast? O
+Herr, vergib mir und halte mich auch fernerhin in deiner väterlichen
+Gnade. Laß mich mein Kind deinem Schutze anbefehlen (bei einem Mädchen
+füge man hier hinzu: und wie es heute vor dir in deinem Hause genannt
+wird, so zeichne du es in das Buch des Lebens ein, daß seines Namens
+Unvergänglichkeit zu wahrem Schmuck und wahrer Ehre ihm gereiche); wache
+du über das Neugeborene, stärke du mich, an ihm die Mutterpflicht
+vollkommen zu erfüllen. Ja, mit mütterlicher Sorge will ich mein Kind
+pflegen und ihm meine ganze Obhut widmen, und gerne selbst Entbehrung
+auf mich nehmen zu seinem Wohlergehen. Segne, o Herr, auch das Streben
+meines Gatten, den Lebensunterhalt uns zu erwerben, und sobald die
+Schwingen des Geistes sich bei dem Säugling zu entfalten beginnen, so
+soll es unsere größte Sorge sein, ihn zum Guten zu lenken und ihn mit
+Abscheu gegen alles zu erfüllen, was böse ist, daß es bei Zeiten deinen
+Namen kennen lerne und in Gottesfurcht und Tugend aufwachse. Ewiger, dir
+will ich angehören; o, laß deinen Segen von deinem Hause zu meinem Herd
+mir folgen, und laß meinen häuslichen Kreis früh und spät von herzlichem
+Dank widerhallen für all das Glück, welches du mir zuerteilt hast.
+
+Amen!
+
+[Fußnote 69: 3. Mos. 12.]
+
+
+
+
+XI. Beim ersten Gang ins Gotteshaus nach der Geburt eines totgeborenen
+Kindes.
+
+
+Blicke gnädig herab, o, du allweiser und gerechter Schöpfer, auf deine
+Dienerin, die sich dir in Demut und Anbetung naht, um dir zu danken,
+weil du ihr das Leben erhalten, und ihr Stärke verliehen hast, daß sie
+wieder in die Versammlung der Gläubigen hat kommen können, um deinen
+Namen zu preisen. Ist mein Herz auch noch betrübt darüber, daß das Kind,
+welches ich zur Welt brachte, nicht des Lebens Tag gesehen hat, und
+meine so lange gehegte Hoffnung sich nicht erfüllte, so weiß ich doch,
+daß eine Israelitin deinen Namen lobt, magst du nur geben oder
+nehmen.[70] O, höre mich, Allerbarmer! Wenn ich durch eigene
+Unvorsichtigkeit es bewirkt habe, daß mein Kind hienieden nicht das
+Licht der Welt sehen sollte, o, so bedenke meine Schwäche und vergib
+mir; rechne mir es nicht als Sünde an, sondern schone meiner um deiner
+großen Barmherzigkeit willen. Aber war es in deiner unwandelbaren
+Weisheit so beschlossen, daß ich die Mutterfreuden ahnen, aber nicht
+genießen sollte, o, so lehre mich, mein Los in Geduld tragen, und flöße
+mir den Trost ein, daß dieses Kind in der Stunde, wo es zur Welt kommen
+sollte, bereits bestimmt war zu einem seligeren Zustand einzugehen, ohne
+den Kampf der Welt bestehen zu müssen, ohne ihre Sorge und Qual kennen
+zu lernen, und daß es dereinst in der Ewigkeit mir die Schmerzen
+erstatten soll, mit denen ich es getragen und geboren habe, ohne durch
+sein Leben beglückt zu werden. O Allgütiger, laß mit meines Herzens Dank
+meine Bitte um reichen Segen vereinen, laß die Freude wieder in meiner
+Seele erwachen, und laß mich Freude und Glück über meinen teuren Gatten
+ausbreiten.
+
+Amen!
+
+[Fußnote 70: Ijob. 1, 21.]
+
+
+
+
+XII. Eine Ehegattin.
+
+
+Allgütiger! du, dessen Antlitz in Gnade über alle leuchtet, die dich
+fürchten, o, blicke in Gnaden herab auf mich, daß ich in dem Lichte
+deines Angesichtes wandeln und von dir beschirmt werden möge.
+
+O! breite die Schwingen deiner Barmherzigkeit über meinen Gatten und
+meine Kinder aus. Sei mit ihm, den mein Herz liebt auf allen seinen
+Wegen, behüte ihn vor Krankheit, Schmerz und Kummer, erhalte ihm die
+Lust und Liebe zu seinem Geschäfte, und laß keine Sorgen ihm sein Leben
+verbittern. Lehre mich, ständig an dem Vorsatz festzuhalten, ihm ein
+freundliches Heim zu bereiten, so daß er am liebsten bei mir an unserm
+gemeinschaftlichen Herd verweile, und häuslicher Friede und Freude ihm
+von demselben entgegenstrahlen möge, und daß unser schönster Genuß der
+sei, mit unsern Kindern in freundlicher und milder Vertraulichkeit bei
+einander zu sitzen.
+
+Laß uns niemals die hohen und heiligen Pflichten vergessen, welche wir
+gegen die Kinder zu erfüllen haben, mit denen du uns gesegnet hast. O,
+laß uns nicht nur für ihre leibliche Wohlfahrt Sorge tragen, sondern in
+und durch unsere Gebete ihren Seelenfrieden deiner Obhut anbefehlen.
+Ach, lieber Vater im Himmel! das ist doch der Eltern heiligstes, aber
+auch zugleich schwerstes Wirken in der Brust ihrer Kinder die
+Gottesfurcht zu wecken und des Glaubens reine Flamme anzufachen, zu
+hüten und zu nähren. So hilf uns denn, daß wir uns fern von törichter
+Weichlichkeit halten, und daß wir mit Freundlichkeit und liebevollem
+Ernst ihnen die nötigen Ermahnungen und Erinnerungen geben, daß wir
+einträchtig einander bei dieser Arbeit in deinem Dienste uns zur Seite
+stehen mögen! Mit Tränen befehle ich dir meine Kinder, daß keines von
+ihnen mißraten möge, und mein Herz durch Sünde wider dich verwunde!
+Bewahre sie vor schlechten Freunden, und laß Vater und Mutter ihnen eine
+Leuchte sein, die ihnen auf ihren Wegen leuchte, daß sie nicht fallen;
+aber wenn sie im Gewirr des Lebens verführt werden, ach, so laß du die
+Erinnerung an uns sie wieder zurück auf deinen Weg führen! Herr, setze
+du eine Schutzwehr um unser Haus, daß es von keiner Schlechtigkeit
+befleckt werde. Laß deinen Namen über unsere Wohnung genannt sein zum
+Leben und zur Seligkeit.
+
+Amen!
+
+
+
+
+XIII. Eine Tochter für die Eltern.
+
+
+Unsichtbarer, alliebender Gott! Wie soll ich dir danken für die
+unendliche Liebe, die du mir bewiesen hast und mir noch jeden Augenblick
+erweist, und deren Strahlen sich in der Freundlichkeit und Liebe
+abspiegeln, womit mich die umfangen, welche mir das Leben gegeben haben.
+Ach ja, mein geliebter Vater, meine teure Mutter sind mir wie zwei
+Engel, denen du befohlen hast, daß sie mich hüten sollen auf dem Wege,
+daß sie mich auf ihren Armen tragen und alle meine Schritte bewahren
+sollen, die sowohl für mein zeitliches, wie für mein geistiges Wohl
+Sorge tragen. Welche Segnung hast du nicht durch sie über mich
+ausgebreitet, wo gibt es wohl Eltern, die mit größerer Obhut für ihre
+Kinder sorgen könnten? Versagen sie sich nicht alles, um mir nur Freude
+und Glück zu bereiten? O mein Gott! indem ich dafür meines Herzens
+wärmsten Dank emporsende, bitte ich dich zugleich: Belohne du sie für
+alles mit deinem reichsten Segen. Verleihe ihnen viele und lange
+Lebenstage, daß sie noch lange meines Lebens Schmuck und Ehre seien;
+bewahre ihnen die Gesundheit und bereite ihnen eine Fülle der Freude.
+Laß sie in der Liebe und in der Hingebung ihrer Söhne und Töchter Ersatz
+für alle Bekümmernisse eines Vaters und einer Mutter finden, Ersatz für
+jeden mühevollen Tag und jede schlaflose Nacht, die wir ihnen bereitet
+haben. O, möchte es auch in mein Los fallen, ihnen Freude zu bereiten!
+Stärke mich, auf einen jeden Wink ihrer Hand acht zu geben, in Liebe und
+Gehorsam auf ihre Warnungen und Ermahnungen zu hören, und nach meinem
+ganzen Vermögen ihnen Freude zu bereiten. Erleichtere ihnen jede Bürde,
+und gib, daß sie selbst in ihrem hohen Alter, glücklich im Schutz der
+Liebe ihrer Kinder und Kindeskinder lebend, dir für deine gnadenreiche
+Führung bei vollen Geisteskräften danken mögen.
+
+Amen!
+
+
+
+
+XIV. Im Witwenstande.
+
+
+Allerbarmer, du, »der du gerecht bist in allen deinen Wegen und
+barmherzig in allen deinen Handlungen,« blicke in Gnaden auf eine tief
+betrübte Seele herab, die ihre Zuflucht zu dir nimmt. Jetzt stehe ich,
+verlassen von dem, der meine Stütze, mein Trost und mein Ratgeber war;
+jetzt muß ich alle Bürden des Lebens allein tragen und den vermissen,
+der mich durch sein ermunterndes Wort stärken konnte, mich in der Hitze
+des Tages erquickte und, wenn das Dunkel der Nacht meinen Geist
+erschreckte, mir Licht verbreitete;--ach, meines Herzens Angst ist groß,
+und es wird mir schwer, kindliche Ergebung in deinen Willen zu zeigen.
+O, so errette du mich selbst aus meiner Not, lege den beseligenden Trost
+deines Wortes in meine Seele und zeige dich mir als den rechten Helfer.
+Sieh, hier bin ich mit den Kindern, die du mir gegeben hast, o, laß mich
+in Gnaden erfahren, daß du in Wahrheit »der Witwen Verteidiger und
+Beschützer und der Verwaisten Vater« bist! Stärke mich, daß ich unter den
+doppelten Verpflichtungen nicht erliege, die auf mir ruhen, sondern daß
+ich vielmehr mit Geduld »in fester Hoffnung und lebendigem Glauben für
+dein Haus sorge«, im Vertrauen darauf, daß die, »so mit Tränen säen,
+dereinst mit Freuden ernten« sollen. Erbarme dich meiner Kinder; hilf und
+rette, beschütze und segne uns. Ja, o Ewiger, »sei du meine Stärke,
+meine Burg und mein Fels, auf dich hoffe ich und mir ist geholfen.« Amen!
+
+
+
+
+XV. Eine Waise.
+
+
+Ewiger, gerechter Gott! hart ist die Prüfung, die du mir auferlegt hast,
+ich bin elend und verlassen; denn meinen Vater, den du mir zum treuen
+Führer und Versorger gabst und meine Mutter, deren Obhut und Liebe mich
+zu dir leiten sollte, ich sehe sie nicht mehr!--Ach, wo soll ich denn
+jetzt hingehen, wo Trost und Rat suchen? O, wie sehr habe ich mich nicht
+versündigt, daß ich das Glück, einen lieben Vater, eine liebe Mutter zu
+besitzen, nicht hinreichend zu würdigen wußte, und daß ich nicht dankbar
+genug war für alles, was du mir in ihnen gegeben hast. Ach, wie einsam
+und niedergeschlagen fühle ich mich jetzt! O, du selbst, Allgütiger!
+öffne du mir den Schatz deines Trostes! Noch hast du ja niemals eine
+Seele verlassen, welche dich nicht verließ, sondern du halfst dem
+Elenden, der dich um deinen Beistand bat, und auch mir wirst du helfen.
+Du verkündigst mir in deinem Worte, daß, »wenn auch Vater und Mutter
+mich verlassen haben, so willst du dich, mein ewiger Gott und Vater,
+doch meiner annehmen.« Leite mich denn und führe mich; laß im Geiste mich
+stets umschwebt fühlen von jenen geliebten und verklärten Seelen, und
+laß mich durch einen gottesfürchtigen Wandel ihr Andenken ehren und
+ihnen so den schuldigen Dank darbringen. Sei du nun selbst mein Vater,
+der mich auf den Armen seiner Liebe trägt und mir den Bedarf des Lebens
+spendet. O gib, daß die Menschen, die sich freundlich an Stelle meiner
+Eltern meiner annehmen, auch Sorge tragen für das Wohl meiner Seele,
+und vergilt du ihnen all das Gute, welches sie in deinem Namen mir
+erweisen. Wohne du in meinem Herzen, und lenke meinen Weg so, daß ich
+mit Recht mich dein Kind nennen kann, mein himmlischer Vater, das
+Wohlgefallen vor dir und in den Augen der Menschen findet. Erhöre mein
+und aller Waisen Gebet; o gnadenreicher Gott, du ewiger Helfer.
+
+Amen!
+
+
+
+
+XVI. Im Alter.
+
+
+Treuer, ewig lebendiger Gott, »der den Müden Kraft verleiht und dem
+Ohnmächtigen große Stärke,« du, der versprochen hat, bis zum Alter mit
+uns zu sein, o, du hast gnädig diese Zusage für mich gehalten, und ich
+bringe dir meinen Dank, »daß du mich von meiner Jugend an geleitet und
+mich mit Barmherzigkeit und Gnade umgeben hast, bis ich alt geworden
+bin.--O, verlaß mich denn nun auch jetzt nicht, da ich fühle, daß meine
+Kräfte schwinden und meine Sinne stumpf werden.»Erinnere dich der Sünden
+und Übertretungen meiner Jugend nicht, aber gedenke meiner nach deinem
+Erbarmen um deiner Liebe willen.«[71] Verleihe mir Kraft, die Bürden des
+Alters mit Geduld zu tragen, und laß mich durch fromme Ergebung für
+alle, die um mich her wohnen, eine lebendige Ermahnung sein. Und je
+schwächer meines Leibes Augen werden, um so mehr laß mich den Blick nach
+Innen wenden, daß ich mein Inneres läutere und in den Gedanken an dich
+Ruhe gewinne. Ja, laß es mir in den paar Tagen, die mir noch zugemessen
+sind, glücken, dem jüngeren Geschlecht ein gutes Beispiel zu geben, daß
+die Worte, welche ich rede, zur Verherrlichung deines Namens dienen
+mögen, und die Handlungen, welche ich vollbringe, ein Zeugnis seien der
+Reinheit und Treue meines Glaubens und der Liebe in meinem Herzen. Und
+stärke so mich in des Lebens letztem Streit, daß ich dann deutlich den
+Ruf deiner Liebe vernehme:»Fürchte nichts, denn ich erlöse dich; ich
+rufe dich bei deinem Namen, denn du bist mein,« und daß ich noch mit
+meinem letzten Atemzug deinen Namen bekennen und preisen möge.
+
+Amen!
+
+[Fußnote 71: Ps. 25, 7.]
+
+
+
+
+XVII. Bei der Fortreise von der Heimat.
+
+
+Allgütiger Gott, der du unsere Schritte lenkst und einem jeden Menschen
+seinen Weg bahnst, laß mich in deinem Namen diese Reise antreten und
+beendigen. Sei du in deiner Gnade mein Begleiter, daß ich sicher wandern
+und Ziel und Zweck erreichen möge. Beschütze mich auf meinem Wege, daß
+mich kein Unheil treffe, entferne jede Gefahr von mir, jedes Hindernis,
+daß ich meine Reise gesund und rasch zurücklege, daß ich ungestört
+ausziehen und in Frieden wieder heimkehren könne. Aber während ich in
+der Ferne bin, nimm du meine Lieben (meinen Vater, Mutter, meinen Mann,
+meine Kinder usw.) in deinen Schutz, daß ich sie in Freuden wieder
+umarmen kann, wenn ich zurückgekehrt bin. Deine Rechte leite mich, wo
+ich auch gehe, und dein Gotteswort sei mir ein leuchtender Stern auf
+meinem Pfade. Es preise dich mein Mund und stimme froh an als
+Wanderlied:»Gottes Name ist eine feste Burg, in ihm pilgert der Fromme
+und ist geschützt.«[72]
+
+Amen!
+
+[Fußnote 72: Spr. Sal. 18, 10.]
+
+
+
+
+XVIII. Für einen Abwesenden, der auf der Reise ist.
+
+
+Lieber Gott! Mit Vertrauen wende ich mich an dich, um dich um deinen
+Schutz für den zu bitten, mit dem meine Seele so fest verbunden ist, für
+meinen teuren Gatten (meinen Vater usw.), der so fern von seiner Heimat
+ist. Wie meine Gedanken bei ihm verweilen, so wache du über ihn auf
+allen seinen Wegen; wenn er reist und wenn er sich ausruht, so sei du
+sein Beschützer und sein Schirmer, schütze ihn vor des Tages Hitze und
+den Gefahren der Nacht, halte jedes Übel fern von ihm und laß all sein
+Vorhaben gelingen. Führe du, von dem allein alle Hilfe und aller Segen
+kommt, ihn glücklich zurück, und wir wollen dich einmütig preisen und
+dir danken, du Gott der Barmherzigkeit, mein Schild, auf den ich mich
+verlasse.
+
+Amen!
+
+
+
+
+XIX. Wenn ein Kind auf Reisen ist, füge man hinzu:
+
+
+Ewiger, du, vor dessen Angesicht meine Väter gewandelt sind, du, der du
+bis auf diesen Tag mein Hüter gewesen bist, segne du mein Kind auf
+seinem Wege und laß deinen Engel ihn (sie) leiten, daß er (sie)
+Wohlgefallen vor deinen und der Menschen Augen finden möge. Führe ihn
+(sie) sicher und ruhig, wo er (sie) vielleicht einen gefährlichen Weg
+wandelt, laß ihn (sie) an Kenntnis, Einsicht und nützlicher Erfahrung
+wachsen, daß sein (ihr) Werk gesegnet werde. Lenke seinen (ihren) Fuß
+auf den Pfad der Frommen, wo Leben und Wahrheit ist, daß er (sie) nicht
+auf den Weg des Unrechts gerate, und daß er (sie) den Versuchungen und
+Verführungen entgehe, die seine (ihre) Tugend und seinen (ihren)
+Glauben bedrohen. Laß seinen (ihren) Gedanken oft die Erinnerungen und
+Ermahnungen vorschweben, die ich ihm (ihr) gegeben habe, lenke oft seine
+(ihre) Schritte in dein Haus, daß er (sie) in der Versammlung der
+Gemeinde dich anbete und das Bekenntnis seines (ihres) Glaubens
+erneuere, daß meine Seele dereinst, sei es hier auf Erden oder dort in
+der Ewigkeit, Freude an ihm (ihr) habe.»Auf dich, o Gott, setze ich alle
+meine Hoffnung, du wirst mich erhören.« Amen!
+
+
+
+
+XX. Gebete in jeder Art der Not und Seelenangst.
+
+(Heimlicher Kummer, Verfolgung, Verleumdung, Untreue der Freunde und
+Anfechtungen.)
+
+
+1. O, Gott der Liebe, der du so oft meine Gebete erhört hast, verstoße
+mich nicht von deinem Angesichte, wenn ich in heimlicher Bekümmernis und
+Betrübnis mich zu dir wende. Du allein kennst meine Sorge; du kennst die
+Angst, die mich erdrücken will, und du weißt, was es ist, das mich
+quält. Du weißt, unter welcher Bürde mein Herz seufzt, und du bist Zeuge
+meiner Tränen, die ich heimlich weine; denn du bist es ja, der selber
+mir diese Prüfung geschickt hat. O du, mein Gott, »auf den ich von Jugend
+an meine Sorge geworfen habe,« sei du dann auch mein Trost und hilf mir.
+Sei mir nicht ferne, sondern komm und stehe mir bei, o Herr, mein
+Helfer, daß ich dir danken möge, wenn die Betrübnis von meiner leidenden
+Seele wieder gewichen ist.
+
+Amen!
+
+2.»Wie lange, Herr, willst du mich so ganz vergessen? Wie lange willst
+du dein Angesicht vor mir verbergen? Wie lange soll ich in meiner Seele
+sorgen und tägliche Trauer in meinem Herzen fühlen?«[73] Vergebens
+wende ich mich zur Rechten und vergebens zur Linken; ach Herr, mein
+Gott, die Menschen sind nur schlechte Tröster, die fassen meinen Schmerz
+nicht und wollen meine Klagen nicht hören, ja, selbst die, auf deren
+Freundschaft ich rechnete, sind mir untreu geworden, und ihre Gunst und
+Hingebung war nur auf flüchtigem Sand gebaut. O du, der du ewig derselbe
+bist, »mein Herz bringt vor dich dein eigen Wort.«»Suche mein
+Angesicht!« Nun suche ich dein Angesicht, Herr, und du hast ja gelobt,
+daß du den nicht verlassen willst, der dir vertraut, und daß du deine
+Hand nicht von ihm ziehen willst; o, so laß mich deine väterliche Liebe
+zu mir auch in der Züchtigung erkennen, und »ich will schweigen und
+meinen Mund nicht auftun, denn du bist es ja, der es getan hat.«[74]
+Ja »ich will stille sein und auf dich hoffen und dadurch wahre Stärke
+gewinnen.«[75] O, so zeige mir deine Gnade wieder; sprich zu mir:»Ich
+bin bei dir in der Not; fürchte dich nicht, zage nicht, denn ich bin
+dein Gott, ich stärke und erhalte dich.« Amen!
+
+[Fußnote 73: Ps. 13, 1-2.]
+
+[Fußnote 74: Ps. 27, 8.]
+
+[Fußnote 75: Ps. 39, 9.]
+
+3. Ewiger,[76] du bist mein Licht und meine Seligkeit, vor wem sollte
+ich mich da fürchten? Du bist meines Lebens Kraft, o Herr, vor wem
+sollte mir wohl grauen? Laß nur meine Feinde sich wider mich erheben und
+wider meine Seele stürmen; denn sie werden stürzen. Wenn auch rings um
+mich her Heere lagern, so soll mein Herz doch nicht verzagen; denn du
+birgst mich in deiner Hütte in der schlimmen Zeit, und du öffnest deine
+feste Burg mir als Zufluchtsstätte, daß ich ruhig und sicher leben kann
+trotz aller Gefahr. Böse Zungen erheben sich wider mich und suchen mit
+ihren giftigen Pfeilen mich zu treffen; aber du, o Gott, bist mein
+Schild, so daß ich frei mein Haupt erheben kann, und du willst mich zu
+Ehren bringen. O, so laß mich denn deine Gnade im Land der Lebenden
+erfahren; laß mich ruhig meinen Weg wandeln und erfülle meine Seele mit
+Geduld, daß ich auf dich vertraue, daß ich nicht verzage, und daß auch
+dieses Ungemach meinem Geist zum Frommen und zur Rettung diene.»Laß
+jedes unfreundliche Urteil, das über mich gefällt wird, jede Verkennung,
+die mich trifft, eine ernstliche Erinnerung daran sein, daß ich einst
+zur Rechenschaft gefordert werden soll, so daß ich Selbstprüfung über
+meinen Sinn und meinen Wandel anstelle; laß mich einen Beweis darin
+sehen, »daß ich Wohlgefallen vor deinen Augen gefunden habe,« und stärke
+mich so in der sicheren Hoffnung, »daß du mich hier auf Erden erhältst
+und mich einst zu ewiger Seligkeit bei dir erheben wirst.«[77]
+
+Amen!
+
+[Fußnote 76: Nach Ps. 27.]
+
+[Fußnote 77: Ps. 41, 12-13.]
+
+4. Trübe Gedanken umdunkeln meine Seele, und Angst und Verwirrung
+überkommen mich. Ach Herr, was hab' ich doch getan, daß ich keinen
+Frieden finden kann? Es ist, als wenn am Tage böse Geister mich bei
+allen meinen Handlungen verfolgten und als ob sie bei Nacht mein stilles
+Lager umschwebten und sich eindrängten, wenn ich meine Seele zu dir
+erheben will. Vergebens kämpfe ich, alle die bösen und schrecklichen
+Vorstellungen zu verjagen, aber es gibt nichts, das mich erretten
+kann.»O, so erhöre du mein Flehen, und laß mein banges Seufzen nicht
+unerhört von dir zurückkehren,« du, Allmächtiger, denn du allein nur
+kannst alle meine Plagen enden. O, sei mir nicht ferne, sondern gib mir
+durch deinen Geist Kraft, diesen finstern und bösen Gedanken zu
+widerstehen. Auf dich setze ich meine ganze Hoffnung, ach, laß sie nicht
+zu schanden werden, sondern laß das Licht deines Angesichtes mir
+leuchten, wenn die bösen Stunden kommen, daß ich mich von deiner
+Vaterliebe umgeben fühle und errettet werde.
+
+Amen!
+
+
+
+
+XXI. Gebete in Krankheit.
+
+
+
+Eine Kranke.
+
+
+1. Ewiger, der du lauter Erbarmen und Wahrheit bist, gar vielfach sind
+die Wege, auf denen du den Menschen zu dir ziehst, wenn wir nur wüßten,
+uns ihrer mit Nutzen zu bedienen. Lange hast du in deiner Güte mir
+gesunde Tage geschenkt; ach, vielleicht habe ich dir nicht genugsam
+dafür gedankt; vielleicht habe ich die Kräfte meines Körpers nicht
+gebraucht, wie ich sollte, und habe nicht geachtet der Seufzer und
+Klagen der Leidenden, daß ich ihnen zur Hilfe eilte und ihre Not
+linderte; vielleicht achtete ich die eitlen Güter zu hoch;--siehe, da
+führst du mich jetzt andere Wege. Krankheit hat meinen Leib ergriffen
+und in Schmerzen liege ich danieder auf meinem Lager und wälze mich hin
+und her in der schlaflosen Nacht und finde am Tage keine Ruhe. Du, der
+du nur das Gute willst, hast mich vielleicht von Krankheit heimsuchen
+lassen, damit ich, der in den Zerstreuungen der Welt sich verlor, mein
+eigenes Herz läutere und prüfe und auf des Schmerzes hartem Lager lernen
+sollte, dich zu suchen. Siehe des Fiebers Glut, die mich verzehrt, soll
+mich vielleicht an meine Lauheit und Kälte in deinem Dienste erinnern,
+in dem Beruf, den ich erfüllen sollte, in der Anbetung deines Namens,
+und der brennende Durst meiner Zunge an die Versäumnis, die ich mir zu
+schulden kommen ließ, daß ich nicht täglich den Labetrunk aus der
+reichen Quelle deines Wortes schöpfte. Der eiskalte Schauer, der mich
+schüttelt, soll vielleicht die glühende Leidenschaft strafen, mit der
+ich die Befriedigung meiner Fleischeslust suchte, und diese Schwäche und
+Ohnmacht soll meine Härte gegen die Schwachen und Bedrängten strafen,
+denen ich keine hilfreiche Hand reichte; mein Bedürfnis nach der Pflege
+und den Beistand anderer soll meine Seele mit Scham über all mein
+törichtes Selbstvertrauen und meinen eitlen Stolz erfüllen, mit denen
+ich geringschätzend auf andere herabsah. O Herr, ich unterwerfe mich mit
+Ergebung deinem Willen und bitte nur: Gehe nicht hart mit mir ins
+Gericht, sondern laß mich deine Gnade erfahren. Habe ich mich
+versündigt, und ich verdiene deine Züchtigung, o, so erbarme dich über
+mich, wie ein Vater, der sein Kind züchtigt; flöße mir den Trost
+ein, »daß der Herr mich wohl züchtigt, aber mich nicht dem Tode
+überliefert.«[78] Mache du selbst, o mein Vater, mein Krankenlager zu
+einer Schule der Weisheit für mich und laß durch die Leiden meines
+Leibes meine Seele genesen. Herr, ich werfe mich in deine Arme, stärke
+mich, lehre mich mein Inneres läutern und mich mit meinem ganzen Herzen
+zu dir zu wenden; schenke sowohl mir Geduld in den Stunden der
+Schmerzen, als auch denen, die mich freundlich pflegen;»vergib mir alle
+meine Sünden, und laß mich deine Gnade wieder schauen, die so groß ist
+über den Staubgeborenen,« und ein Wandel, der dir gefällt, soll Zeugnis
+davon sein, daß die Krankheit mich auf den rechten Weg zurückgeführt
+hat, wie er in den Tagen der Gesundheit von denen betreten werden soll,
+die »dich suchen und lieben.« Amen!
+
+[Fußnote 78: Ps. 118, 18.]
+
+
+
+
+Besonders in bedenklicher Krankheit.
+
+
+2. Alliebender, ewiger Vater, du, »der alle Sünden vergibt und alle
+Krankheiten heilt,«[79] auf mein Krankenlager niedergestreckt, sende ich
+meine Gebete hinauf zu dir, o, sende mir Linderung und stehe mir bei in
+der Stunde der Gefahr! Du, »der kein Wohlgefallen an dem Tod des Sünders
+findet, sondern darin, daß er auf seinem Wege umkehre und lebe«, o, laß
+es dein Wille sein, mir die Gaben der Gesundheit wieder zu geben, daß
+ich noch in dem Lande der Lebenden wirken möge. Ach, ich bitte dich
+nicht wegen meiner, nein, vielmehr um derer willen, die so innig an mir
+hängen, und deren Herzen bluten würden, wenn du mich abriefest. (Ich
+bitte dich um meines geliebten Gatten willen, um meiner unmündigen
+Kinder willen, ich bitte dich um meiner alten Eltern willen, um der
+heiligen Pflichten willen, die ich zu vollführen habe, errette mich!)
+Ich weiß, daß die Menschen nichts vermögen, und daß alle irdische Kunst
+und Wissenschaft nichts nützt, wenn du nicht, o himmlischer Arzt, die
+Genesung von oben sendest. Ach, so laß es dir denn gefallen, mich zu
+retten; o, sei mir gnädig und heile meine Seele; denn ich habe wider
+dich gesündigt![80] Sollen meine Leiden noch lange währen, so sei du mir
+nahe mit deinem Geiste, laß ihn am Tage über mich schweben und mir
+Stärkung und Kühlung zufächeln und laß ihn in der Nacht um mich sein,
+daß fromme Gedanken mir die Stunden der Dunkelheit verkürzen, und die
+Schmerzen durch die Gewißheit, daß sie die Mittel meiner Seelenrettung
+seien, gelindert werden. Aber sollte es der Wille deiner
+unerforschlichen Weisheit sein, mich abzurufen, o, so erfülle meine
+Seele mit Gedanken der Ewigkeit und stärke mich in meinem letzten Kampf
+durch die Gewißheit des Trostes, daß du mein Leben an dem Grabe erlösen
+und mich mit Gnade und Barmherzigkeit[81] krönen willst, daß du, der du
+alles versorgst, was da lebt, in deiner Fürsorge dich der Meinen
+annehmen und sie in den Schutz deiner Fittige nehmen mögest. Herr tue
+mit mir nach deinem Willen!»Heile mich und ich bin geheilt, hilf mir und
+mir ist geholfen, denn du bist mein Hort.«[82] Du wirst mich erlösen,
+Herr, du treuer Gott.
+
+Amen!
+
+[Fußnote 79: Ps. 103, 3.]
+
+[Fußnote 80: Ps. 41, 5.]
+
+[Fußnote 81: Ps. 103, 4.]
+
+[Fußnote 82: Jer. 17, 14.]
+
+
+
+
+Bei derselben Veranlassung in Bibelversen.
+
+
+3. Aus der Tiefe ruf ich zu dir, o Herr, neige dein Ohr meinem Rufe, du
+Ewiger, höre meine Klage und mein Flehen. Schwer ruht deine Hand auf
+mir, und meine Schmerzen suchen mich heim alle Zeit; von Angst und
+Seufzer wird mein Fleisch verzehrt. Am Tage verschmachte ich, und viele
+leidenvolle Nächte fallen in mein Los; o Allerbarmer, sieh meinen Jammer
+und mein Elend. Wie Mutterlose, niedergeschlagen und verlassen, stehen
+meine Kinder um mein Lager, und ich sehe Tränen die Wangen meines Gatten
+netzen, wie sehr er es auch vor mir verbirgt. Ach Herr, warum so lange?
+Am Tage rufe ich zu dir, aber ich bekomme keine Antwort und in der Nacht
+höre ich nicht auf zu flehen. Wie ein Sklave, der nach Schatten seufzt
+und wie ein Taglöhner, der sich nach der Ruhe des Abends sehnt, habe ich
+Monate (Wochen) in Kampf und Schmerzen zugebracht. O Herr, lindre meine
+Not und mein Leiden! Sollte keine Heilkraft in Gilead sein, du ewiger
+Arzt, daß ich errettet würde? Ja, gewiß, wer auf dich hofft, ist nicht
+verlassen! Du wirst in deiner Güte mich stützen und alle meine Krankheit
+heben. Du hast mich ja so oft große Bedrängnis, Angst und Not schauen
+lassen und mich doch aufs neue belebt und mich aus dem Abgrund der Erde
+emporgezogen. Ja, ich sagte in meiner Qual: Ich bin vor deinen Augen
+verstoßen; aber du hörtest meine verborgene Stimme, da ich zu dir rief,
+und du tröstetest mich wieder. Und wenn auch noch mehr Weinen uns
+bevorsteht, so werden ich und die Meinen am Ende doch deine Hilfe
+erfahren, und »die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten.« Ja, du
+wirst mich von aller Sorge befreien, unter den Frommen hienieden oder
+bei den Verklärten dort; ja, ich soll deine Taten verkünden!
+
+Amen!
+
+
+
+
+Vor einer gefährlichen Operation.
+
+
+4. Mein Gott, meine Stärke und meine Hoffnung!»Du, in dessen Hand die
+Seelen aller Lebenden und der Geist ist, der das Fleisch eines jeden
+Menschen belebt, « du hast mir heute eine Stunde gesandt, voller
+Schmerzen und Gefahr, in der versucht werden soll, mir meine Gesundheit
+zurück zu gewinnen, (in der ich ein Glied meines Körpers verlieren soll,
+um wo möglich mir dadurch das Leben zu erhalten), o, sei mir denn mit
+deiner Liebe in diesen Augenblicken nahe. Stärke meinen Mut und lehre
+mich den schwersten Schmerz in dem Gedanken ertragen, daß du es bist,
+der »sowohl Wunden schlägt als auch sie verbindet,« daß deine Weisheit es
+also beschlossen hat und es deshalb zu meinem Heile dienen soll. Ach,
+daß du mich deines Beistandes und Trostes in diesem Kampfe würdig
+hieltest! Vergib mir, o, vergib mir alle meine Sünden, (hier lese man
+das Sündenbekenntsis, Oschamnu), laß meine Seele zu dieser Stunde sich
+mit aller Welt versöhnen und laß mich alle Bitterkeit aus meinem Herzen
+tilgen! Laß mich erfahren, daß»nur eine kleine Stunde über deinen Zorn
+verrinnt, aber das Leben deine Lust ist. Du verläßt den Menschen nur
+eine kurze Weile, aber du nimmst dich seiner mit großem Erbarmen wieder
+an.« Rufe mir ins Gedächtnis, wie viele sich den schwersten Martern
+unterworfen, um deinen Namen zu heiligen, und durch ihren festen Glauben
+sich die Herrschaft über den Schmerz errungen haben, wie viele Mut und
+Standhaftigkeit in den herbsten Leiden zeigten und unter deinem Segen
+für ihre fromme Standhaftigkeit durch eine freundliche Zukunft belohnt
+worden sind. Laß die Liebe und das Vertrauen zu dir, Allgütiger und
+Allbarmherziger, mich keinen Augenblick verlassen; laß deine Rechte mich
+halten. Nun wohlan denn! in deinem Namen!»In deine Hände befehle ich
+meinen Geist« mit meinem irdischen Leibe. Gott ist mit mir, ich fürchte
+mich nicht! Schéma Jisroel Adônai Elôhenu Adônai Echod!--Höre Israel,
+der Herr unser Gott ist ein einziger Gott! Gelobt sei er in alle
+Ewigkeit!
+
+Amen!
+
+
+
+
+Fürbitte für einen Kranken.
+
+
+5. Herr! du selber hast gesagt:»Rufe mich an in der Not, so will ich
+dich erretten, und du sollst mich preisen.« O, laß denn das Gebet meines
+bekümmerten Herzens zu dir aufsteigen. Bei dir sollte ich wohl Stärke
+finden unter der schweren Krankheit, die meinen lieben... (hier wird
+der Name des Kranken genannt) an das Lager fesselt. Wohl weiß ich, daß
+deine Wege nicht unsere Wege und daß die Ratschlüsse deiner Weisheit
+unerforschlich sind und verborgen unserer Kurzsichtigkeit, und daß auch
+diese Schmerzen, unter denen der Teure leidet, von dir gesandt sind;
+aber ich weiß auch, daß du gnädig auf die herniederblickst, die in ihrer
+Angst zu dir rufen, und daß die Tränen, die meinen Augen entströmen, dir
+nicht mißfallen.--Du, der du selbst uns hast verkünden lassen, daß du
+unser Arzt sein willst, wenn wir auf deinen Wegen wandeln, o, vergib dem
+Kranken alle seine Übertretungen, tilge das Andenken seiner Sünden und
+laß es dein Willen sein, daß mein....... wieder rasch geheilt werden und
+noch lange leben möge zur Verherrlichung deines Namens. Lindre sein
+(ihr) Leiden und laß ihn (sie) Erquickung und Ruhe finden. Erhöre die
+Gebete, die er (sie) zu dir sendet und schenke mir ihn (sie) wieder, daß
+ich dir danken möge, mein Helfer und Gott.
+
+Amen!
+
+
+
+
+Der Kinder Gebet für einen kranken Vater oder eine kranke Mutter.[83]
+
+
+6.»Erhöre, o Gott, mein heißes Gebet, und schweige nicht zu meinen
+Tränen,«[84] siehe den Kummer meiner Seele und mein angsterfülltes Herz!
+Denn ach, die Güter meines Lebens sind in steter Gefahr, mein Vater
+(meine Mutter) liegt auf dem Krankenbette!--O Herr, welche Wehmut erfaßt
+mich, da ich ihn (sie) leiden sehe, wie graut mir vor dem Gedanken ihn
+(sie) zu verlieren.»Strafe mich nicht in deinem Zorn und züchtige mich
+nicht in deinem Groll,«[85] sondern vergib mir alle meine Sünden und
+sende mir Hilfe von deinem Himmel. O Herr nimm meinen Vater (meine
+Mutter) nicht von mir. Vergib mir alles, worin ich mich gegen ihn (sie)
+vergangen habe, und laß ihn (sie) noch den Tag erleben, wo ich ihm (ihr)
+meine ganze kindliche Liebe und Hingebung beweisen kann. O Herr, errette
+ihn (sie) um deines heiligen Namens willen, »du, mein Gott, der ein Gott
+der Errettung ist, der Herr, der Ewige, der vom Tode errettet,«[86] und
+erfülle so für mich (und meine Geschwister) deine Zusage, daß dein Name
+nicht von uns weichen und der Bund deines Friedens dem Geschlechte der
+Frommen erhalten werden soll.
+
+Amen!
+
+[Fußnote 83: Dieses Gebet kann auch von einer Gattin für den Gatten bei
+dessen Krankheit gebetet werden, wenn die Worte darnach verändert
+werden.]
+
+[Fußnote 84: Ps. 39, 13.]
+
+[Fußnote 85: Ps. 6, 3.]
+
+[Fußnote 86: Ps. 68, 21.]
+
+
+
+
+Dankgebet nach einer überstandenen Krankheit.
+
+
+7.»Wie soll ich dir danken, o Herr, für alle deine Wohltaten,«[87] daß
+du nicht nach meinen Sünden mit mir verfahren und mir nicht nach meinen
+Missetaten vergolten, sondern dich über mich erbarmt hast, wie ein Vater
+sich über seine Kinder erbarmt? Wie soll ich dir danken, daß du meine
+Stütze in all meiner Schwäche warst!»Siehe, ich kam der Pforte des Todes
+nahe; da rief ich zu dir, und du sandtest mir dein Wort und heiltest
+mich.«[88] O, laß den geringen Dank meines Herzens für jede Linderung,
+für jede Tröstung und Erquickung als ein Rauchopfer zu dir
+emporsteigen.»Ja, Du gabst mich dem Leben zurück, und alle Tage meines
+Lebens will ich dir dafür danken, indem ich demütig deine Wege wandle
+und stetig mir vergegenwärtigen will, daß du es gewesen, der mich aus
+dieser Gefahr und Seelenangst errettet hast.« Verleihe mir deinen
+Beistand zur Erfüllung meiner Gelübde, daß ich mein Leben deinem Dienste
+weihe (und der Erziehung meiner Kinder in deiner Furcht) und deinen
+Namen und deine Güte vor meinem Geschlechte preise. Laß mich stets mit
+einem dankbaren Sinn mich aller Hilfe, Teilnahme und Tröstungen
+erinnern, welche treue Verwandte und Freunde mir auf meinem Krankenlager
+zuteil werden ließen, und alle Freundlichkeit und Sorgfalt und Geduld,
+die selbst bezahlte Diener mir bewiesen. Jetzt habe ich vollkommen das
+Weh der Krankheit kennen gelernt; jetzt verstehe ich den Schmerz der
+Armen, welche auf dem Siechbette seufzen; ach wollest du, o Gott, mir
+deinen Geist und deine Kraft mir dazu verleihen, sie zu pflegen, ihren
+sinkenden Mut aufrecht zu halten und ihre Hoffnung durch dein Wort zu
+beleben! O, Allbarmherziger, laß meine Krankheit meinen Geist geläutert
+und mich von den Sünden gereinigt haben, daß ich auch ferner deines
+väterlichen Schutzes würdig sein möge! Behüte du meine Wege, und niemals
+wird meine Seele aufhören, dir Lob und Dank und Preis zu bringen.
+
+Amen!
+
+[Fußnote 87: Ps. 103, 31.]
+
+[Fußnote 88: Ps. 107, 17-22.]
+
+
+
+
+Gebet für Kranke. (Nach dem Hebräischen)
+
+In einem Krankheitsfalle bete man folgende Schriftstellen:
+
+Ein Leidender,
+wenn er verschmachtet und seine Klage ausschüttet vor dem Herrn.
+
+(Ps. 102, 1.)
+
+
+8. Herr! o höre mein Gebet und laß meine Klage vor dich kommen; verbirg
+dein Angesicht nicht vor mir, sondern neige dein Ohr mir zu in der
+Stunde der Not, und erhöre mich rasch an dem Tage, da ich zu dir rufe.
+Ja, zu dir, o Herr, bete ich; demütig flehe ich zu dir; o, sei du auch
+mein Schild, erhebe mein Haupt und erhöre mich von deinem heiligen
+Berge. O, höre mich, wenn ich bete, du mein gerechter Gott, der mich in
+der Not errettet, sei mir gnädig und erhöre mein Gebet. Lausche meiner
+wehmütigen Klage, o mein König und Gott, denn zu dir bete ich. In meiner
+Not rufe ich zum Herrn, bete zu meinem Gott, und er hört meine Stimme
+von seinem hohen Himmel; meine demütige Bitte erreicht sein Ohr. Ja,
+höre meine Stimme, o Herr, nun ich dich anrufe, sei mir gnädig, und
+erhöre mich. Ich rufe zu Gott und der Herr errettet mich. Höre, o Herr,
+meinen Ruf und lausche meinem Gebet. Sei mir gnädig, o Herr, den ganzen
+Tag rufe ich zu dir; erfülle die Seele deines Dieners mit Freude, denn
+zu dir, o Herr, erhebt sich mein Geist, und du, o Herr, bist gut und
+gnädig und erbarmst dich über den, der dich anruft. Mit lauter Stimme
+bete ich zum Herrn, und ich schütte vor ihm meine Klage aus und erzähle
+ihm meine Drangsale. Herr, du kennst mein Sehnen und mein Seufzer ist
+dir nicht verborgen, o erinnere dich nicht meiner Jugendsünden, sondern
+sei gnadenreich gegen mich um deiner Güte willen, o Herr! Reinige mich
+von meinen Sünden, läutere mich von meiner Schuld. Ja, gedenke nicht der
+Sünden meiner Vorzeit, sondern laß dein Erbarmen mir rasch zuteil
+werden, denn ich bin sehr elend. Um deines Namens willen, o Herr, vergib
+mir meine Sünden, denn sie sind sehr schwer, und wolltest du nach der
+Sünde bestrafen, o Herr, wer könnte da vor dir bestehen? Behandle uns
+nicht nach unserer Schuld und strafe uns nicht nach unserer Sünde. Und
+zeugen unsere Sünden wider uns, o Herr, so achte nicht darauf, um deines
+Namens willen, denn ich kenne meine Sünden und bin bekümmert ob der
+Schuld meiner Vergehen. Errette mich von den Folgen aller meiner
+Übertretungen, daß ich nicht zum Spott der Toren werde. Ich bitte, o
+Herr, sei mir gnädig, heile meine Seele, denn ich habe wider dich
+gesündigt; sei mir gnädig in deiner Barmherzigkeit und tilge meine
+Schuld in deinem unendlichen Erbarmen, denn ich bekenne meine Schuld und
+habe stets meine Sünden vor Augen. Ja, so wende dein Angesicht von
+meiner Schuld ab und tilge meine Sünde. Ich muß erliegen unter meiner
+Sündenschuld, aber vergib du sie mir, denn du Allbarmherziger vergibst
+die Schuld und vernichtest nicht; so manches Mal hast du deinen Zorn
+besänftigt, o, so laß deinen Groll denn auch über mich nicht entflammen!
+Hilf mir, errettender Gott, um der Ehre deines Namens willen. Hätte ich
+auch Unrechtes in meinem Herzen gedacht, in dem Wahn, daß du es nicht
+wissest, du, der Allwissende, o Gott, so höre doch nur auf meine betende
+Stimme: Strafe mich nicht in deinem Zorn, o Herr, denn ich welke dahin;
+heile mich Herr, denn meine Glieder werden matt und meine Seele ist gar
+müde! Ach Herr! Wie lange soll es währen? Wende dich wieder zu mir, o
+Herr! Rette meine Seele, hilf mir um deiner Gnade willen, meine Augen
+schauen mit Sehnsucht aus nach deiner Hilfe, nach der Vergebung deiner
+Gnade; o laß dein Erbarmen sich mir nahen, o Herr, sende mir die Hilfe,
+die du versprochen hast. Ich will wieder umkehren zu dem Herrn, denn er
+verwundet wohl, aber er heilt auch wieder, und wie er verletzt, so
+verbindet er auch. Ja, du, o Herr, bist barmherzig und gnädig, schenke
+deinem Diener Kraft und hilf dem Kinde deiner Dienerin. Schütze mich vor
+Not, umgib mich mit dem Jubel der Errettung. Vertraue dem Herrn auf
+ewig, denn der Herr ist der ewige Fels. Der Herr gibt seinem Volk den
+Sieg und segnet es mit Frieden. Gott der Heerscharen! Glücklich ist der
+Mensch, der sein Vertrauen auf dich setzt; Herr, errette mich, mein
+König! erhöre mich, wenn ich zu dir rufe. Herr der Welt! Ich weiß, daß
+dein Urteil gerecht ist: Du hast mich vor deinen Richterstuhl gerufen,
+aber ich bin nicht rein vor dir, und keiner kann mich vor dir
+rechtfertigen. Aber du willst meine schlafende Seele retten, daß sie
+sich wende zu dir; o siehe ich trete vor dich im Vertrauen auf deine
+heilige Zusage, daß ich durch Gebet mir Linderung und Errettung bereiten
+soll, um gerechtfertigt vor deinen Richterstuhl treten zu können. O,
+wende du in deiner großen Gnade das strenge Urteil von mir ab und
+befiehl dem Engel des Verderbens, daß seine Hand von mir ablasse! Vergib
+mir alle meine Schuld in deiner großen Barmherzigkeit, denn ich halte
+Umkehr und tue Buße und sehe vollkommen meine Schuld ein und bereue sie
+von ganzer Seele. Siehe, mein Herz wird von Scham erfüllt und mein
+Angesicht wird rot vor Beschämung, denn ich habe gar sehr gesündigt, und
+deshalb eile ich, zu dir zurückzukehren. Schaue denn, o Herr, meine Not
+an und rechne sie mir zur Versöhnung; o, wache über mich und alle Meinen
+und sprich: Es sei genug! Im Namen des Ewigen! Laß doch meine Leiden ihr
+Ende nehmen und wende mein Los zum Guten und sende mir und allen Kranken
+in Israel baldige Heilung. Zeige mir ein Zeichen der Errettung und
+erbarme dich über mich um deiner Gnade willen, denn deine Barmherzigkeit
+ist so hoch wie der Himmel, und deine Treue reicht weiter, denn die
+Wolken gehen. O Herr! Ewig will ich dir dann danken und deine Wunder
+verkünden. Ich beuge mich in Demut vor dir, und ehre deinen Namen.
+Gelobt seist du, o Herr, in aller Ewigkeit.
+
+Amen!
+
+
+
+
+Betet man für einen andern, so füge man hinzu:
+
+
+Erbarme dich über meinen kranken (Gatten, Sohn usw.), denn du bist
+barmherzig und gnädig, und sende ihm (ihr) und allen Kranken in Israel
+vollkommene Genesung. Herr, zeige mir ein Zeichen der Errettung zum
+Guten, erbarme dich über mich um deines Namens willen, denn deine Güte
+und Treue reichen hinauf zum Himmel und so weit die Wolken gehen. Ewig
+will ich dir dann danken und alle deine Wunder verkünden. Gelobt seist
+du, o Herr, in aller Ewigkeit[89].
+
+Amen!
+
+
+
+
+XXII. Gebete während einer ansteckenden Krankheit.
+
+ Gebt dem Herrn, Eurem Gott, die Ehre, bevor er es finster werden
+ läßt, und bevor eure Füße anstoßen gegen die dunkle Höhe. (Jer. 13,
+ 16.)
+
+
+1. Allmächtiger Gott! Du erinnerst uns Menschenkinder daran, daß wir
+Staub und Asche sind; denn über unsere Stadt ist die schlimme Zeit
+hereingebrochen, von der es heißt: « Das Volk soll geängstigt werden und
+umhergehen wie Blinde, weil es gegen mich gesündigt hat«(Zeph. 1, 17).
+Ach, schon hören wir das Seufzen der Angst und bemerken die Zeichen des
+Schreckens auf dem Antlitz vieler Leute, während unser Inneres bebt und
+fragt: wer kann oder wird uns doch retten? Wir tappen umher in der
+Finsternis, die sich über uns gelagert hat.--O du, dessen Barmherzigkeit
+ohne Ende ist, dessen Güte sich mit jedem Morgen erneuert, sieh unsere
+Bekümmernis, öffne unsere Augen und lehre uns begreifen, daß du es bist,
+der Allbarmherzige, der diese Zeit über uns geschickt hat, auf daß wir
+unsere Ohnmacht erkennen und uns überzeugen, daß du dich gegen dein
+sündiges Kind als ein lieber Vater zeigst, der es wieder in Gnaden
+annehmen will. Sende uns deinen Geist, daß diese Zeit der Heimsuchung zu
+unserer Heiligung diene; denn ach, wir müssen bekennen, daß wir dich
+lange nicht über alles in der Welt geliebt haben, wie wir es dir
+schulden. Nicht auf dich haben wir unser Vertrauen gesetzt, sondern auf
+vergängliche Dinge, auf schwache Menschen. Eitelkeit und Habsucht,
+Hochmut und Haß, Neid und Wollust beherrschen uns. O lieber Gott, laß
+uns deine Güte in dieser schlimmen Schickung erkennen, daß sie uns
+läutere und reinige, und laß sie auch mich also rühren, daß ich zu dir
+wieder mit getrostem Mute aufschauen kann, wie ein Kind zu seinem Vater,
+in der Gewißheit, »daß du mich nur strafst, aber nicht auch dem Tode
+hingibst.« O du, der du gut bist und gerne vergibst, der du Erbarmen
+gegen den zeigst, der dich anruft, o vergib mir meine Sünden und laß
+mich deine Vaterstimme hören, die mir zuruft:»Du bist nicht verlassen,
+ich bin bei dir in der Not, ich will mich über dich erbarmen und will
+dich aus derselben erlösen!« Erschaffe in mir ein reines Herz und einen
+neuen, beständigen Geist erneuere in meinem Innern. Du, der du mein
+Vater bist, mein ewiger Erlöser, gelobt sei dein Name.
+
+Amen!
+
+[Fußnote 89: Ps. 57, 11. 108, 2.]
+
+
+
+
+Gebet um Mut.
+
+ Wenn ich mitten in Angst wandere, so erquickst du mich. (Ps. 138,
+ 1.)
+
+
+2.»Zu dir, o Gott, rufe ich, und bete, o, laß mein Seufzen nicht
+unerhört zurückkehren.« Dich suche ich auf in dieser Zeit der Not und
+nach dir strecke ich meine Hand aus in der Nacht, wenn nichts meine
+bange Seele erquicken will, denn rings um mich her verbreitet der Tod
+seine Schrecken, und der Mut verläßt mich. O, mein Vater, du bist bisher
+mit mir gewesen, verlaß mich auch jetzt nicht, sondern erneuere in mir
+deine gnadenreiche Verheißung:»Fürchte dich nicht, denn ich bin bei dir
+in der Not; verzage nicht, ich bin dein Helfer; ich stärke dich und
+behüte dich, ich unterstütze dich mit der Hand meiner
+Gerechtigkeit.« Flöße mir Mut ein, daß ich, umringt von den Schrecknissen
+des Todes, sicher ausrufen möge:»Der Herr ist mit mir, deshalb fürchte
+ich nichts!« O, nicht nur um meinetwillen sondern auch für die, welche
+verzagt und in des Todes Ängsten wandeln, bitte ich dich: gib mir Mut,
+daß ich sie in ihrer Furcht beruhigen, daß ich zur Hilfe eilen könne, wo
+jemand niedersinken will, und daß ich ihre angsterfüllten Herzen stärken
+könne.--Ich bitte um Mut und Kraft für die, deren Beruf es ist, die
+Kranken zu besuchen, daß sie auf dich vertrauen und es erfahren, wie »du
+ihren Mut und ihre Kraft vermehrst, daß sie gehen und nicht ermatten,
+daß sie laufen und nicht müde werden!« Wir sind ja in deiner Hand, wie
+sehr wir auch bedroht sind, und nichts kann uns widerfahren, ohne daß es
+von dir geschickt ist, und niemand stirbt, bevor seine Zeit verflossen,
+die du ihm zugemessen hast! Soll ich da Furcht hegen in den bösen Tagen,
+in denen meine Treue ja recht geprüft werden soll, wenn ich glaube, daß
+es ein weiser und liebevoller Lenker ist, dessen Augen offen sind über
+den Wegen aller Menschenkinder, und der über Leben und Gesundheit eines
+jeden wacht; wenn ich glaube, daß « wir einen Gott haben, der da hilft, und
+den Herrn, der vom Tode errettet!« O, Herr, vergib mir meine sündige
+Schwäche, laß mich schöpfen aus der Quelle des Lebens, aus der
+Gottesfurcht und den Schlingen des Todes entgehen. So sei denn ruhig,
+meine Seele; weshalb bist du so niedergebeugt und stürmst in mir? Warte
+auf den Herrn, denn ich soll ihm noch danken, daß er mein Helfer war! O
+Herr, stärke mich, durch Unerschrockenheit deinen Namen zu verherrlichen
+und ihn vor den kommenden Geschlechtern zu preisen. Zeige dich gütig
+gegen mich, daß ich leben möge und deine Gebote halte.
+
+Amen!
+
+
+
+
+
+Tröstung.
+
+ Gott, wir hören deine Stimme durch die Welt erschallen--und
+ beben:--o Ewiger, erhalte deine Geschöpfe, denke im Zorn daran,
+ dich zu erbarmen, bevor die Jahre verrinnen, daß der Himmel mit
+ deiner Herrlichkeit erfüllt und die Erde deines Ruhmes werde. (Hab.
+ 3.)
+
+
+3. Der Herr ist meine Stärke, mein Schild! Auf ihn hofft mein Herz, und
+mir ist geholfen; deshalb freut sich mein Geist, und auch meine Glieder
+wohnen in Sicherheit. Wenn auch ein Unwetter rast, und giftige Dünste
+sich ausbreiten, mein Herz fürchtet sich doch nicht, denn der Herr
+stillt das brausende Meer und das Getöse der verheerenden Wogen. Ja, du,
+Herr! hältst deine Hand über mich, daß kein Übel mich vernichte, wie
+groß und gewaltig es auch sei. In deiner Hand, o Ewiger, ruhen ja meine
+Lebenstage; welche Gefahr kann mir wohl drohen, wenn du mein Felsen
+bist, an dem ich mich festhalte? Du bist ja mein Hirt, dessen Stab mich
+leitet; du birgst mich in deiner Hütte zu der schlimmen Zeit und
+bewahrst mich und alle die Meinigen vor Krankheit und Plage; denn wenn
+du auch im Himmel thronst, so schaust du doch mit holdem Vaterblick auf
+deine Menschenkinder herab. Du scheinst sie wohl für eine kleine Stunde
+zu verlassen, aber wendest dich ihnen bald in deiner großen
+Barmherzigkeit wieder zu. Deshalb will ich auf dich bauen, daß du mich
+wie mit einer Mauer von Feuerflammen umgibst und mich errettest, daß ich
+alle deine Wundertaten verkünden kann.
+
+Amen!
+
+
+
+
+Ergebenheit in Gottes Willen.
+
+ Und sie riefen zum Herrn in ihrer Not, und er half ihnen aus ihrer
+ Angst. (Ps. 107, 13.)
+
+
+4. Umgeben von den Schrecknissen des Todes, umringt von den Ängsten der
+Drangsale und der Betrübnis, sucht mein bekümmertes Herz dich, du Herr
+des Lebens und des Todes, der die Stunde bestimmt hat, in der wir von
+hier scheiden sollen, und ich bete zu dir, daß du meine Seele mit
+Ergebung in deinen Willen erfüllen mögest, so daß ich vertrauensvoll
+mich dir hingebe und spreche:»Siehe, hier bin ich, Allgütiger, tue mit
+mir, wie dir am besten scheint!«(1. Sam. 15, 26.) Ach rings um mich her
+rast ja die verheerende Krankheit, und der kalte Flügelschlag des Todes
+trifft so viele, die noch so frisch und froh ins Leben dreinschauen; er
+schont weder das Alter, noch die kraftvolle Jugend. Was kann da mein
+Herz stärken, wenn es verzagen und verzweifeln will, als nur allein der
+Gedanke, daß meine Zukunft, mein Schicksal in deiner lieben Hand ruht?
+Du hast mir das Leben verliehen, und in deiner Macht steht es, dasselbe
+wieder zurückzunehmen, aber gewiß wirst du es nicht tun, ohne daß auch
+darin deine Liebe, deine Gnade sich mir offenbart.»Herr, in deine Hand
+befehle ich meinen Geist; du wirst mich erlösen, wenn du es für gut
+findest, du wahrhaftiger, getreuer Gott!«--Mit Sorgfalt will ich mich
+vor allem hüten, wodurch ich leichtsinnig mein Leben in Gefahr bringen
+könnte, und will suchen, dasselbe durch Mäßigkeit, durch Ordnung in
+meinem Lebenswandel, durch einen wohlzufriedenen und ruhigen Sinn und
+durch die Kunst und Klugheit des Arztes zu beschützen. Aber ich will
+auch bereit sein, von hier zu scheiden und mich deshalb im Geiste mit
+allen versöhnen, die irgendwie mich gekränkt oder beleidigt haben, und
+ich will alle äußeren und inneren Angelegenheiten meines Lebens ordnen
+und eine innige Gemeinschaft mit dir suchen, daß ich nicht unvorbereitet
+vor dein Angesicht treten möge, wenn du mich zur Ewigkeit rufen
+solltest.--Allgütiger! deinem Schutze und deiner Leitung befehle ich
+mich und diejenigen, welche mir lieb und teuer sind. Dir überantworte
+ich mein und ihr zeitweiliges und ewiges Wohl, und mein Herz ist ruhig
+und gefaßt. Weshalb sollte mir vor dem Tode und seiner vernichtenden
+Hand grauen? Mein Leben und meine Seligkeit ist ja in deiner Hand und
+wird von deiner Liebe behütet, die stärker ist als der Tod. Deshalb
+verzage nicht, meine Seele, sondern befiehl dem Herrn deine Wege und
+hoffe auf ihn, denn er wird's wohl machen.
+
+Amen!
+
+
+
+
+Gebet um das Morgen-und Abendgebet im Gotteshause oder daheim zu
+beschließen.
+
+
+5. Herrscher der Welt! Ewiger, barmherziger Gott, der voll Güte und
+Erbarmen ist, und in dessen Hand die Seelen aller Lebendigen ruhen, o,
+gehe nicht ins Gericht mit uns, denn kein Menschenkind kann sich vor dir
+rechtfertigen. Wie sollen wir, o Allmächtiger, unsere Schuld abbitten,
+und womit uns vor dir verantworten? Wenn du uns unsere Sünde anrechnen
+willst, wer könnte da vor deinem Zorn bestehen, aber erhöre uns um
+deines heiligen Namens willen und blicke gnädig vom Himmel auf uns
+nieder und laß mein und aller Gebete, die in dieser Zeit zu dir
+aufsteigen, dir angenehm sein wie das reinste Rauchopfer, welches uns in
+früheren Tagen deine Versöhnung und Errettung gewann. Vergib und
+verzeihe diesem Volke seine Sünden in deinem großen Erbarmen, o du, der
+du allen denen nahe bist, die dich in Wahrheit anrufen! Neige dein Ohr
+unserer heißen Bitte und wende jede Krankheit und Seuche von uns ab;
+errette alle, die in dieser Stadt und diesem Lande wohnen von Pest und
+Plage! Laß deine Barmherzigkeit über uns alle, nah und fern, wachen, und
+sende deinen Engel vor uns her, daß wir unerschrocken im Vertrauen auf
+dich wandeln, und keine Plage sich unserer Wohnung nähere; heile uns, so
+sind wir geheilt, hilf uns, so ist uns geholfen, denn du allein bist
+unser Ruhm und unsere Zuflucht. Allerbarmer, treuer Arzt, alliebender
+Vater! verbirg dein Angesicht nicht vor uns, sondern lausche in unserer
+Not auf unsern Angstruf; schweige nicht zu unsern Tränen und züchtige
+uns nicht in deinem Zorne; suche uns nicht heim in deinem Grimme, verlaß
+uns nicht in unserem Kummer, verwirf uns nicht, wenn unsere Kräfte
+schwinden, sondern erinnere dich deiner unendlichen Güte und behalte
+zurück das schlimme Verhängnis; stärke die Schwachen, daß unsere Herzen
+mit Mut erfüllt werden, und sei uns gnädig um deines heiligen Namens
+willen. O, eile uns zu Hilfe, daß wir nicht unter dem Drucke der Leiden
+erliegen, befreie uns von allem Bösen, und laß uns nicht unerhört von
+deinem Angesichte gehen, sondern laß dein Antlitz uns in Gnade leuchten,
+auf daß ich und wir alle uns deiner Hilfe freuen und durch deine Rettung
+froh werden mögen.
+
+Amen!
+
+ Danach lese man abwechselnd 2 von folgenden Psalmen Davids. 6. 20.
+ 23. 25. 27. 30. 32. 33. 34. 38. 41. 88. 86. 90. 91. 102. 103. 116.
+ 118. 121. 130. 143.
+
+
+
+
+Ein anderes Gebet, um die Morgen-und Abendandacht zu beschließen.
+
+
+6. Alliebender Vater! getreuer Gott, der du in deiner Langmut uns unsere
+Sünden vergibst und alle unsere Krankheiten heilst, der du unser Leben
+vom Grabe errettest und uns mit Güte und Barmherzigkeit krönst, o, neige
+dein Ohr meinem und aller Gebet in dieser Zeit der Heimsuchung und sende
+Heilung für mein zerknirschtes Herz! In Demut bekenne ich vor dir, daß
+meine Sünden groß und zahlreich sind, ach, und daß keiner von uns vor
+dir würde bestehen können, wenn du uns unsere Schuld anrechnen wolltest;
+aber du vergiltst uns nicht nach unseren Missetaten! Denn so hoch der
+Himmel über der Erde ist, so hoch erhebt sich deine Gnade über uns; du
+erbarmst dich ja über uns, wie sich ein Vater über seine Kinder erbarmt,
+o laß denn deine Güte mit uns sein und zeige uns das Zeichen der
+Errettung! Hilf uns unter allen schlimmen Heimsuchungen, unter all den
+schweren Schickungen und Strafgerichten, welche du über die Welt
+verhängst; sei uns nahe, während wir beten, zerteile die dunkle Wolke,
+die sich über uns gelagert hat, und entferne von uns jede Krankheit und
+Plage, ja errette uns von der bösen Seuche, die sich über so viele Lande
+verbreitet hat! O, nimm dieses Unheil fort von deiner Erde und laß das
+Verderben unsere Wohnung nicht erreichen; befreie uns von aller Angst,
+vor der Pest, die im Dunkel einherschleicht, und vor der Plage, die in
+der hellen Mittagsstunde Verderben bringt. Erfülle an uns deine
+Zusage, »daß du denjenigen Speise und Trank segnen und von denen jede
+Krankheit abwenden willst, die dir dienen! Und sind wir auch nicht
+würdig, erhört zu werden, o, so tue es um der Unmündigen und Säuglinge
+willen, die dein Reich auf Erden befestigen sollen, und die nicht
+gesündigt haben! O, siehe unsere Reue, höre auf unser Seufzen, und laß
+es uns erfahren, daß du keine schlimme Krankheit über uns kommen lassen
+willst, wenn wir deiner Stimme gehorchen und tun, was recht vor deinen
+Augen ist und deine Gebote halten, denn du, Allwissender, Ewiger, bist
+unser Arzt! O, so heile denn mein zerknirschtes Herz, heile die Wunden
+aller! Erbarme dich über alle diejenigen, welche von Bekümmernis, Leiden
+oder Schmerzen ergriffen sind, sei allen denen nahe, die da krank sind,
+unterstütze sie auf ihrem Lager, laß sie gesunden, verlängere die Zahl
+ihrer Tage und schenke ihnen wieder ein freudenreiches Jahr! Laß die
+Stimmen des Frohsinnes in unserem Lande wieder laut werden, laß die
+Stunde der Freude aufs neue für diese Stadt erscheinen, daß wir in dein
+Haus eilen und dir Dankopfer für die Errettung, die du uns gesandt hast,
+darbringen können. Schenke mir und schenke uns allen Leben und Kraft,
+deinen Namen zu preisen und zu bekennen, daß auch dieser bittere Kelch
+zu unserm Seelenfrieden gedient, uns vom Verderben gerettet hat; denn »du
+warfst alle unsere Sünden hinter uns.« O, laß die Worte meines Mundes,
+die Gedanken meines Herzens dir gefallen, Herr, mein Erretter.
+
+Amen!
+
+
+
+
+XXIII. Gebete auf dem Friedhof.
+
+Über die Sitte, die Grabstellen zu besuchen und dort zu beten.
+
+»Siehe, ich lege dir Leben und Tod vor, wähle das Leben!«(5. B.
+ Mos. 30, 15. 19)
+
+ So lauten die Worte der Schrift: Wähle das Leben, denn alle Lehren
+ und Gebote in der heiligen Thora gehen nur auf das Leben (Ezech.
+ 20, 11.), und des Glaubens Kraft soll sich für das Leben und in
+ demselben wirksam zeigen.
+
+
+Diese Worte geben uns den Grund dafür an, warum der Israelit seine
+Heiligtümer nicht auf Grabeswölbungen baut, nicht das Tote zum Grund für
+die Saat des Glaubens wählt und keinen Reliquien-Dienst kennt; und wie
+hoch er auch den entseelten Leichnam achtet, als die Hülle, die einst
+gewürdigt gewesen ist, den göttlichen Geist zu tragen, so daß die
+Geringschätzung einer Leiche als Gotteslästerung bezeichnet wird
+(Berachoth 19), so verbietet seine Religion doch, eine Leiche zur Schau
+zu stellen oder Prunk mit derselben zu entfalten, um der Eitelkeit
+Nahrung zu geben, wenn die Verwesung schon davon zeugt, daß sie eine
+Beute des Grabes ist.
+
+Bei jedem Todesfall soll das Gefühl von dem Ernst des Lebens und seinem
+raschen Entschwinden bei uns geweckt werden, so daß wir aufs neue unser
+Dasein zur nützlichen Wirksamkeit unter den Menschen heiligen, zu einem
+heiligen Wandel vor dem Unsichtbaren, und wenn man auch die Stätten
+bezeichnen soll, wo teure Entschlafene ruhen (Ezech. 39, 15.), so soll
+es doch nicht durch kostbare Denkmäler geschehen; denn gute Werke sind
+die schönsten Monumente, welche die Hinterbliebenen für die Verklärten
+errichten und edle Handlungen die schönsten Blumen, die auf ihren
+Grabeshügeln gepflanzt werden.[90]
+
+[Fußnote 90: Wenn man in der späteren Zeit auch auf jüdischen
+Friedhöfen prachtvolle Grabmäler, sogar mit heidnischen Sinnbildern
+geschmückt, hervorragen sieht, so kann man nur beklagen, daß der
+erhabene Geist der jüdischen Religion so wenig erkannt wird; denn dieser
+gebietet einen bescheidenen Wandel im Leben, um wie viel mehr verbietet
+er also das Entgegengesetzte im Grabe. Man muß beklagen, daß die
+Kurzsichtigen nicht einsehen wollen, daß alle diese Denkmäler zuletzt
+verwittern werden, so daß niemand die Stätte mehr kennt, wo sie
+gestanden haben. Wie viel besser, wenn die Summen, welche darauf
+verwendet worden sind, zu Wohltaten gespendet worden wären. Und ist es
+auch nur eine geringe Summe, so könnte doch die Rente davon einer armen
+Familie jährlich eine frohe Woche verschaffen, und da würden
+Freudentränen als dankbare Beweise dem Gedächtnisse eines längst
+Entschlafenen fließen.]
+
+Wenn es demnach eine uralte Sitte ist, an gewissen Tagen im Jahre die
+Gräber zu besuchen, besonders, wenn der Tag wiederkehrt, an dem man
+einen seiner Verwandten verloren hat, oder wenn Sorgen und Bekümmernis
+unsern Sinn darniederdrücken,[91] so ist es eine Selbstfolge, daß eine
+jede abergläubische Vorstellung davon fern gehalten werden muß, jene
+schwärmerischen Gedanken, als ob man mit den Toten verkehren oder sie
+sogar anbeten könne, was ganz und gar wider die Grundsätze unserer
+erhabenen Religion streitet (5. Mos. 18, 9. 11.); denn die, denen Gott
+sich offenbart hat, heißt es bei den Propheten (Jes. 8, 19.), die sollen
+sich zu ihm wenden, der einen jeden erhört, der ihn in Wahrheit anruft,
+und nicht die Toten für die Lebenden fragen.
+
+[Fußnote 91: Cir. Taanith. Fol. 16 u. 23, wonach in älteren Zeiten die
+ganze Gemeinde in Zeiten der Bedrängnis, z. B. bei Mißernte, in
+Kriegszeiten, u. s. w. sich auf dem Friedhofe zum Gebet versammelte.]
+
+Nein! Ganz andere Gesichtspunkte sind es, von denen aus der Besuch der
+Gräber bei den Juden verstanden und begriffen werden soll. Zuerst und
+vor allen Dingen soll er den Namen Gottes heiligen und es laut
+verkünden, daß der Allgütige gerecht ist, wie unerforschlich auch seine
+Wege sind. Dort legt er, wenn einer seiner Lieben zur Erde getragen
+wird, das Bekenntnis ab, daß des Allmächtigen Schöpfers Werk vollkommen
+und alle seine Wege gerecht sind (5. Mos. 32, 4). Je mehr es uns in dem
+schweren Augenblick, wo der Leichnam eines unserer Lieben versenkt wird,
+vorkommen könnte, als ob manches Menschen Dasein unvollendet geblieben
+sei, und wir in der Bitterkeit des Schmerzes versucht werden könnten,
+Gottes Gerechtigkeit zu bezweifeln, destomehr sollen wir unsere wahre
+Ergebenheit in Gottes Willen, unsern unverrückbaren Glauben beweisen,
+und indem wir der künftigen Welt gedenken, es bekennen, daß der Herr
+gerecht ist. Und diesen Glauben sollen wir jedesmal stärken, da wir die
+Gräber besuchen.
+
+Sowohl das Leben als der Tod scheinen uns in Wahrheit rätselhaft. Wir
+sehen hier nicht nur Menschen jeden Alters und Standes bestattet, und
+scheinen oft Grund zu der Frage zu haben, weshalb es diesen oder jenen
+treffen mußte, sondern wir sehen auch solche, deren Wirksamkeit uns von
+der größten Wichtigkeit zu sein schien, in der Blüte der Jugend
+fortgerissen, während die, welche nach unserer Meinung für die Welt ganz
+entbehrlich waren, erst hochbetagt zu den Ihrigen versammelt wurden.
+Mütter wurden von den Kindern fortgerissen, während diese noch der
+mütterlichen Pflege bedürftig waren, und die Hoffnung der Zukunft, die
+lebendige Jugend, ging den Weg alles Fleisches, während schwächliche
+Greise erst spät ihr Haupt zur Ruhe legten. Aber je rätselhafter hier
+uns alles erscheint, desto innerlicher sollen wir das Wort des Glaubens
+erfassen, daß der Herr wohl wunderbar in seinem Rate ist, aber doch
+herrlich in seiner Tat, und daß das, was er geschaffen hat, vollkommen
+ist, und das, was uns als gestorben erscheint, begonnen hat, seiner
+Vollendung entgegenzugehen. Denn beide Welten stehen in Verbindung mit
+einander; das ewige Leben nimmt seinen Anfang schon mit diesem, und was
+der Unerforschliche bestimmt, muß gerecht sein.
+
+Bereits hier auf Erden nimmt das ewige Leben seinen Anfang, und gerade
+dieser Gedanke ist es, der dadurch lebendig in uns werden soll, daß wir
+die Grabstellen der Entschlafenen besuchen,[92] wo aller Stolz und alle
+Eitelkeit uns verlassen sollen und die Macht der Sinnlichkeit gebrochen
+wird. Nur allzu leicht vergessen wir unsere wahre Bestimmung im Taumel
+des Lebens, allzu leicht betrachten wir Reichtum, Ehre und Vergnügungen
+als die Güter, welche wir zumeist erstreben sollen, als ob sie uns
+niemals entfliehen würden, aber hier auf dem Friedhof:
+
+»Hier zeiget deutlich uns das Grab,
+Wie Glanz und Reichtum nichts als Staub,
+Der Jugend Blüten fallen ab,
+Und Weltenruhm welkt hin wie Laub!«
+
+Hier sehen wir wie schnell alle Herrlichkeit verschwindet,
+wie der Ehrgeizige mitten in seinem hochstrebenden Vorhaben
+gehemmt wird, und die stolzesten Pläne im Nu
+vernichtet sind. Und hier, wo Groß und Klein gleich sind,
+(Ijob 3, 19.), wo wir erfahren, daß deren Namen im
+Dunkeln verborgen bleiben (Pred. 6, 14.), die mit Eitelkeit
+kommen und im Finstern gehen, hier beschließen
+wir, im Licht zu wandeln und nach einem guten Namen
+zu streben (Pred. 7, 1.), denn der Mensch in all seiner
+Herrlichkeit ist nichts, wenn er nicht durch seine Taten
+und Handlungen darnach strebt, das ewige Leben zu erreichen.
+
+[Fußnote 92: Der Friedhof wird deshalb nicht nur das Haus der
+Gräber (Beit Hakvarot]) sondern auch das Haus der Lebenden (Beit Hachayim)
+(Beit Olam)] genannt oder das Haus der Ewigkeit.]
+
+Und zu einem solchen Streben soll der Gang nach
+den Gräbern uns entflammen. Wir sind die Arbeiter, die
+der Herr in seinen Weinberg gestellt, daß sie ihr Tagewerk
+verrichten sollen; ob wir früh oder spät davon abberufen
+werden, das ist nicht unsere Sache, nur das ist unsere
+Sache, daß wir vollführen, so viel wir vermögen. Aber
+der Tag ist kurz, und die Arbeit ist groß (Ijob 7, 1-6),
+und nur allzu oft glauben wir, daß noch Zeit genug ist,
+zur Tätigkeit und zur Umkehr. O, hier werden wir erinnert,
+wie viele Menschen in ihrer Blütezeit starben,
+wie wenige auch nur einen Teil ihres Berufes haben
+erfüllen können, wie wenige, deren Arbeit für die Zeit
+genügte, die ihnen zugemessen war; hier werden wir daran
+erinnert, daß das irdische Leben dahinfährt wie ein Schatten,
+und wir werden zu eifriger Tätigkeit ermuntert, die Zeit
+zu benutzen, ehe sie verronnen ist.
+
+Wie viel tragen hierzu nicht die Gedanken an den
+frommen und wohltätigen Wandel der Verklärten bei!
+Wohl sollen wir uns im Leben nach Vorbildern umschauen
+und ihnen nachzuahmen suchen; aber so lange die Hülle
+des Staubes die Seele umgibt, bemerken wir nur zu leicht
+die Mängel, die an jener kleben. Erst wenn wir die
+irdische Gestalt nicht mehr sehen, dann steht die lautere
+Tugend der Heimgegangenen, ihrer Seele reiner Adel klar
+vor unseren Blicken; rein ist jetzt unsere Liebe zu ihnen,
+und mit größerer Liebe umfassen wir am Grabe die Teuren,
+über deren Gegenwart wir uns noch freuen können, und
+wir erfahren in Wahrheit, »daß das Gedächtnis der Frommen
+zum Segen ist.« Denn unser Sinn weilt nicht nur
+bei den auf dem Friedhof schlummernden Abgeschiedenen,
+sondern auch bei den schon längst Heimgegangenen, bei allen
+Vätern und Müttern, den Propheten und Märtyrern, den
+Lehrern und Führern, die einstmals gelebt haben und deren
+Andenken uns heilig ist. Nicht als ob wir an sie dächten,
+wie an Heilige, die angebetet werden sollten, denn des
+größten Propheten Moses Grab wurde gerade verborgen,
+damit es nicht ein Gegenstand abergläubischer Anbetung
+und Wallfahrt werde, sondern wir gedenken ihrer hier,
+um uns ins Gedächtnis zu rufen, wie sie für die Wahrheit
+gelitten und gestritten haben, um uns zu erinnern an die
+Verfolgungen, die sie um des Glaubens willen geduldet
+haben, wir gedenken ihrer, weil ihr Leben ein Zeugnis
+für die Unsterblichkeit ablegt. Hier erinnern wir uns auch
+der Liebe, welche die Heimgegangenen zu uns hegten, während
+sie noch in der Hülle des Staubes wandelten, einer Liebe,
+die gewiß im Reich der Ewigkeit erhöht werden muß, die
+bei uns die Überzeugung eines Wiedersehens jenseits des
+Grabes weckt, und Balsam in das wunde Herz träufelt.
+Ja, der Gang zum Grabe soll uns besonders Tröstung
+und Frieden verschaffen, wenn der Weg des Lebens rauh
+wird, wenn irdisches Weh uns ergreift und unsre Seele
+Ruhe sucht.
+
+
+
+
+Am Jahrestage des Todes eines der Eltern.
+
+
+1. Herr des Lebens und des Todes, der du dem
+Menschen das Leben gibst und ihn zur bestimmten Zeit und
+Stunde wieder abrufst, hier stehe ich vor dir an dieser
+Stätte, die eines der teuersten Güter meines Lebens in
+sich birgt; hier liegen meines teuren Vaters (meiner
+geliebten Mutter) Gebeine; hier schläfst du den ewigen
+Schlaf, du, dem (der) ich meines Lebens ganzes Glück
+schulde, du meines Herzens schönster Schmuck, meiner Seele
+kostbarster Schatz. O! erst jetzt, da ich dich für immer
+vermisse, fühle ich, was du mir gewesen bist, was ich für
+dich hätte sein sollen, o, wie oft habe ich schon als Kind
+deine treue Liebe verkannt, mit Undank dir deine freundliche
+Fürsorge vergolten. Siehe, deshalb will ich hier an deinem
+Grabe meine Reue vor Gott aussprechen, daß er mir
+vergeben möge, so ich gegen dich gefehlt habe, will ihn
+bitten, daß er über deine Asche Frieden walten lassen möge,
+und ihm geloben, daß ich, da ich dich verloren habe, noch
+nach deinem Tode die Pflichten kindlicher Liebe gegen dich
+dadurch erfüllen will, daß ich deinen Namen stets in Ehren
+halte. O Gott! stärke du mich, daß ich fest am Glauben
+halte, daß ich als frommer und gottesfürchtiger Israelit
+(meinen..........) im Himmel Freude bereiten
+möge, verleihe mir Kraft, daß ich mir ein reines Herz
+bewahre, um das Andenken (meines....) durch gute
+Werke und durch gottgefällige Handlungen zu verewigen.
+Und wenn du mich einst aus diesem Leben abrufst, laß
+mich dann ohne Scham vor die Seele treten können, die
+jetzt bei dir weilt. Dazu sei dieser Todestag mir eine Triebfeder,
+o himmlischer Vater, gewähre mir, was ich von dir
+erbitte, o Gott. Ich bete für die Errettung der Seele meines
+gestorbenen (.........), laß ihn (sie) in den
+Bund des Lebens aufgenommen sein, laß den frommen
+Entschluß, den ich heute fasse, dir wohlgefallen und nimm
+mich einst in Gnaden auf.
+
+Amen!
+
+
+
+
+Ein anderes Gebet bei derselben Veranlassung.
+
+
+2. Herr, o allgütiger Vater im Himmel, hier bei
+diesem stillen, bescheidenen Grabeshügel, der die Asche
+eines so teuern Verwandten bedeckt, hier erhebe ich, dein
+schwaches, sterbliches Kind, mein zerknirschtes Herz zu
+deinem Himmel, wo die unsterblichen Seelen, deren Staub
+hier ruht, wie die Sterne leuchten. O Gott der Liebe!
+gedenke mit väterlichem Erbarmen der Seele, an deren
+Scheiden dieser Tag mich mit so tief innerlicher Wehmut
+erinnert. Noch schwebt mir die wehevolle Stunde vor, da
+du diese teure Seele (meinen Vater, meine Mutter) von
+mir riefst. Ach, wie ganz anders war doch mein Leben,
+da sie noch als mein leuchtendes Vorbild hier auf Erden
+wandelten; wie manche Freude haben sie mir bereitet!
+Wie oft stärkten sie mich durch ihren weisen Rat! O!
+ich erinnere mich ferner, welche Hoffnung (der liebe Vater,
+die gute Mutter) auf mich setzte, wie ich voll Hoffnung
+zu ihm, (ihr) aufschaute, wie ich darnach strebte, seines
+(ihres) Alters Stütze zu sein, und wie er (sie) so rasch von
+meiner Seite hinweggerissen wurde, ehe diese Hoffnungen noch
+in Erfüllung gehen konnten. Doch mein Glaube lehrt mich, daß,
+was du Allmächtiger tust, gerecht, weise und heilbringend ist,
+er belebt mich mit der Hoffnung auf ein Wiedersehen jenseits
+des Grabes, wo mir offenbar werden soll, daß des Menschen
+höheres Hoffen erfüllt wird. O, vergönne mir denn heute,
+daß ich mich deinem Throne nähere und dich um Kraft dazu
+anflehe, daß es mir glücke, auf meiner Pilgerreise etwas zu
+wirken, das von dem frommen Geist zeugen möge, den der
+Heimgegangene in meiner Seele gepflegt hat. Stehe mir
+bei, daß ich die Gaben, welche du mir verliehen hast, dazu
+anwende, durch meine Handlungen dem Verklärten ein ewiges
+Angedenken in der Gemeinde zu gründen. O, Herr leite
+mich, daß meine Wege dir gefallen mögen, und nimm
+mich zuletzt mit Ehren auf.
+
+Amen!
+
+
+
+
+Am Grabe des Vaters, am Jahrestage seines Todes.
+
+
+3. An diesem Tage, der mich so lebhaft an die Sorge
+erinnert, die mein Herz erfüllte, als du zur Ewigkeit abgerufen
+wurdest und nur der Gedanke an die Unsterblichkeit,
+den du, mein heimgegangener Vater, mir eingeprägt hast,
+mir Trost verleihen konnte,--an diesem Tage nahe ich
+mich deinem Staube, um meinem niemals genügend ausgesprochenen
+Dank zu äußern, den ich dir für all deine
+väterliche Fürsorge, die du mir mit so vieler Aufopferung
+bewiesen hast, schuldig bin. Der alliebende Vergelter wird
+dort gewiß deine Seele dafür belohnen, und sie wird
+himmlische Freude und Glückseligkeit in dem Bewußtsein
+finden, daß dein Kind darnach strebt, den Weg der Frommen
+zu gehen, auf dem es die Vollkommenheit erreichen kann.
+Dein Andenken soll mir deshalb stets heilig und unvergeßlich
+sein; oft will ich der guten Lehre, der liebevollen
+Ermahnungen und nützlichen Warnungen mich erinnern,
+die ich aus deinem Munde empfangen habe. Wenn die
+Versuchung kommen sollte, will ich mich damit wider sie
+kräftigen und sie besiegen, daß ich mich frage: entspricht
+deine Handlung wohl der frommen Weisung, die du von
+deinem Vater erhalten, stimmt sie mit seinem rühmlichen
+und wohltätigen Wandel überein? Würde er sie billigen
+können und ihr seine Zustimmung verleihen? Würdest du
+ihn nicht damit betrübt und das Herz verwundet haben,
+welches stets für dein Wohl schlug? Ja, geliebter Entschlafener!
+Dein Leben soll mir ein leuchtendes Vorbild
+auf meiner irdischen Laufbahn sein. Ich will der unerschütterlichen
+Standhaftigkeit gedenken, mit der du an
+deinem Glauben hieltest, der innigen Teilnahme, mit der
+du dich in der Schar der Betenden einfandest, der Sparsamkeit,
+die du bewiesest, wenn es die Genüsse des Lebens
+galt, und der Freigebigkeit, womit du den Bedrängten
+halfest. O, du Allmächtiger im Himmel! der du gewiß
+der Seele meines verstorbenen Vaters das Reich der Ewigkeit
+aufgetan hast, laß auch meinen Wandel mehr und mehr
+dazu beitragen, daß sie froh werde, dein Angesicht in voller
+Klarheit zu schauen; erhöre die verklärte Seele, wenn sie
+vor deinem Thron ihre Fürbitte für mich niederlegt.
+Zeige du mir den Weg des Lebens, denn bei dir ist die
+Quelle des Lebens, in deinem Lichte sollen wir Licht
+und Seligkeit schauen in Ewigkeit.
+
+Amen!
+
+
+
+
+Am Grabe der Mutter, am Jahrestage ihres Todes.
+
+
+4. Mutter! Liebe Mutter! Das Kind, welches du
+einst unter deinem Herzen getragen und das du so treulich
+mit innigster Liebe gepflegt hast, als du noch unter den
+Sterblichen wandeltest, dieses dein Kind kommt an diesem
+heiligen Gedächtnistage zu deinem Grabe, indem Tränen
+der Wehmut und der Liebe seine Augen füllen. O, daß
+dein Geist dorten wahrnehme die dankbaren Gefühle, die
+mich in diesem Augenblick durchströmen. Ach, wie wenig
+war ich doch imstande, meine kindliche Erkenntlichkeit dir
+zu beweisen; kaum verstand ich die mütterliche Liebe zu
+schätzen. Aber seit ich dich nicht mehr habe, habe ich erst
+recht die Größe meines Verlustes kennen gelernt, seit der
+Zeit, da du nicht mehr auf Erden wandelst, werde ich
+täglich daran erinnert, wie viel Dank ich deiner mütterlichen
+Fürsorge schulde, wie du Selbstverleugnung übtest,
+um das Glück und Wohl deines Kindes zu fördern. Ich
+weiß nicht, wie ich meine Schuld bezahlen soll, außer daß
+ich mich bestrebe so zu leben, daß ein Jeder, der meinen
+Wandel auf Erden sieht, ausrufen muß:»Heil dem Weibe,
+das ihn geboren hat,« und daß ich so deinen Namen mit
+Ruhm verewige. Deine Seele sei ein unsichtbarer Engel,
+der mich stets umschwebe, mich von Sünden und Lastern
+fern halte, und mich stets an die heilige Andacht erinnere,
+mit welcher du in deinem Heim, wie im Gotteshause zu
+dem Herrn betetest, sodaß mein Herz dadurch fromm
+und mein Sinn milde werde.--Und du, himmlischer
+Vater, der so gerne die Gebete seiner Kinder erhört, o!
+erhöre mich, wenn ich bete: schenke meiner heimgegangenen
+Mutter dort, wo nur Liebe und Friede herrscht, jene
+beseligende Wonne, die du deinen Heiligen bereitet hast,
+zu denen auch sie ja sicher zählt, daß sie es wissen, wenn
+ihre Nachkommen in Reinheit und Frömmigkeit vor dir
+wandeln. Stärke mich dazu, daß ich einst, wenn die Bande
+des Staubes fallen, und der Geist zu dir emporsteigt,
+mit heiliger Freude einer seligen Wiedervereinigung mit
+meiner verklärten Mutter und allen Edlen, die bei dir
+sind, gewiß sein kann. Dein Name sei gepriesen in aller
+Ewigkeit.
+
+Amen!
+
+
+
+
+Am Grabe eines Kindes.
+
+
+5. Allweiser! du, dessen Gedanken weit hinausreichen
+über die unseren, vergib, wenn mein betrübtes Herz hier
+am Grabe eines geliebten Kindes seufzt, an das meine
+Seele so fest geknüpft, das meines Lebens Stolz, Freude
+und Hoffnung war. Ach, so oft ich mich seiner Asche
+nähere, werden die traurigen Betrachtungen erneuert, die
+sein Verlust verursachte; ach, welch freudige Aussichten
+wurden durch seinen Tod vernichtet, welche Hoffnungen
+mit ihm bestattet! Doch es ist deine Weisheit, erhabenes
+Wesen, das ich anbete; du weißt ja besser, als die schwachen
+Sterblichen, was zu ihrem Heile dient. Die fernste Zukunft
+liegt ja vor deinem Blicke offen da, und du kennst die
+Tage deiner Frommen, wenn sie zum ewigen Erbe und
+Lohn erfüllt sind. (Ps. 36, 18.) Du wolltest vielleicht
+meinen so früh heimgegangenen Liebling vor großen Gefahren
+und Versuchungen, vor unzähligen Beschwerden
+bewahren. Wohl rinnen meine Tränen bei dem Gedanken,
+daß ich niemals mehr hier auf der Erde dem begegnen soll,
+was meine Augenweide war, aber ich will in dem Gedanken
+Trost suchen, daß die Unschuldigen, welche früh sterben,
+doch lange gelebt haben; denn ihre Prüfungszeit war bald
+vorüber, ihre Seele gefiel dem Ewigen, deshalb beeilte
+er sich, dieselbe von dem sündigen Leib zu befreien und sie
+dorthin zu versetzen, wo sie besser der Vollkommenheit
+entgegenreisen kann. Ich will Trost in der Überzeugung
+finden, daß ich durch Ergebenheit in deinen Willen deinen
+Namen heiligen soll, du Heiliger!--O, mein geliebtes
+Kind, sehe ich dich auch nicht mehr um mich, ewig will
+ich dich doch mein nennen und in der Hoffnung leben, daß
+ich dich einst verklärt unter den Engeln in der Ewigkeit
+wiedersehen werde. O, wenn ich nur nichts versäumt
+habe in der Ausbildung deines unvergänglichen Geistes!
+(Dein frühzeitiger Tod soll mich noch mehr bestimmen,
+deine Geschwister nicht nur für die Welt, sondern auch
+für den Himmel zu erziehen, indem ich in ihrem Herzen
+den Glauben befestige und so dieselben zur Seligkeit vorbereite.)
+O Herr! vergib mir, wenn ich je meine mütterlichen
+Pflichten vergessen habe, und laß die teure Seele, die jetzt
+bei dir ist, schon mehr und mehr deinem Reiche entgegenreisen!
+Erhöre mich, o himmlischer Vater, und laß Trost,
+Ruhe und Seligkeit mein Inneres erfüllen, so daß ich freudig
+deinen Namen in aller Ewigkeit preisen kann.
+
+Amen!
+
+
+
+
+Eine Witwe am Grabe ihres Mannes.
+
+
+6. Friede sei mit deinem Staube, du meines Lebens
+leitender Stern, du meiner Kinder Versorger und
+Führer![93] Ach, wenn auch viele Tage verflossen sind, seit der Allweise
+in seinem unerforschlichen Ratschluß dich von mir rief,
+so fühle ich doch jedesmal, wenn ich mich deiner Ruhestätte
+nähere, meinen tiefen Schmerz und erinnere mich mit süßer
+Wehmut unseres glücklichen Zusammenlebens, von dem
+Augenblick an, da du mir freundlich entgegen lächeltest und
+den Frühling meines Lebens mir verherrlichtest, da deine
+Gedanken nur darauf zielten, mir Glück und Frieden zu
+bereiten, für das Wohl unserer Kinder zu sorgen, bis zu
+der Stunde, da dein Auge brach, und das Licht, das mein
+Haus erhellte, verdunkelt wurde, und Sorge und Bekümmernis
+für meine Kleinen mein Herz überwältigten.
+O, ich kann nicht ohne Tränen fragen: weshalb, o Herr,
+sollte er mir genommen werden? Aber gerade dieser Schmerz
+über deinen Verlust löst sich in dem seligen Bewußtsein
+auf, daß du mir nahe bist! Ja, ich habe, ich besitze dich
+noch. In meines Herzens Tiefe schließe ich dich ein, denn
+das, was uns vereinigt hat, ist unsterblich. Das leibliche
+Auge sieht dich nicht mehr, aber mein geistiges Auge erblickt
+dich noch, und es ist mir, als ob deine ermunternde
+Stimme mich stärke. Zeige du mich hin zu ihm, der den
+Witwen ein Führer und den Vaterlosen ein Vater ist,
+der die heimsucht, welche er liebt, und dessen Wege all zu
+erhaben sind, als daß wir Sterbliche sie verstehen könnten,
+die aber sicherlich zum Guten führen. Ja, Allheiliger!
+Stärke mich zur Ergebung in deinen heiligen Willen,
+gieße Balsam in mein wundes Herz, vergib mir meine
+Sünden und erbarme dich über meine Kinder. Gib mir
+Kraft sie zu allem Guten zu erziehen, und wecke du in
+ihrem Innern eine fromme Denkungsart, daß sie dir um
+Wohlgefallen, mir zur Freude und meinem heimgegangenen
+Gatten zum rühmlichen Gedächtnis werden möchten.
+Beschirme die Tage meiner Zukunft und gedenke stets der
+teuren Seele, deren Verlust ich beweine, zum Guten und
+zur ewigen Glückseligkeit.
+
+Amen!
+
+[Fußnote 93: Wenn sie keine Kinder hat, muß natürlich alles, was darauf
+hindeutet, aus diesem Gebet weggelassen werden.]
+
+
+
+
+Am Grabe eines gefallenen Vaterlandsverteidigers.
+
+
+7. Mit Ehrfurcht und Dankbarkeit nahe ich mich diesem
+Grabe, o Ewiger! wo der Staub dessen ruht, der heldenmütig
+sein Leben geopfert hat, um des Vaterlands Recht
+und Wohlfahrt zu schützen. O, Allgerechter, wie sein Andenken
+ewig teuer ist und sein muß für einen jeden, der
+es aufrichtig mit seinem Volke und Vaterlande meint, und
+wie seine Ruhestätte allezeit von den Tränen heiligster
+Erinnerung benetzt werden wird, so belohne du ihn dort
+für seine fromme Tat, wo allein wahre Treue und Aufopferung
+für die Mitmenschen vollkommen belohnt werden
+kann. Ja, du, der du hier schlummerst, du hast es gezeigt,
+daß, so kostbar auch das Gut des Lebens ist, doch noch ein
+höheres Gut vorhanden ist, für das man jenes hingeben
+muß. Du täuschtest das Vertrauen nicht, das man in der
+Stunde der Gefahr auf dich setzte; unerschrocken tratest du
+dem Tode entgegen, und welch süße Bande dich auch fesselten,
+du rissest dich von ihnen los und kämpftest mit Mut und
+Kraft, wie die Helden des Altertums, sicher, daß nur
+der vergängliche Teil des Menschen überwunden werden
+und fallen kann, der unvergängliche aber siegen muß. An
+deinem Grabe soll sich die Jugend für Vaterlandsliebe
+begeistern, soll der Mut in den Söhnen des Landes entflammt
+werden, ja, hier will ich mich begeistern, jedes Opfer, das
+in meinen Kräften steht, für das Vaterland, für die Brüder,
+für die Gemeinde zu bringen. Hier will ich lernen, für
+meinen Glauben zu dulden und zu streiten, hier will ich
+als ein treuer Bürger lernen, alles zu bekämpfen, was dem
+Wohle des Vaterlandes schaden kann, und als ein wahrhafter
+Diener Gottes in jedem Kampfe für mein himmlisches
+Vaterland bis zum Letzten ausharren. Hilf du mir, Allheiliger,
+daß meine Seele den Tod der Gerechten sterben
+und mein Ende dem der Frommen gleichen möge. Sei
+mit mir, Allgegenwärtiger, und laß meinen Wandel dir
+stets wohlgefallen.
+
+Amen!
+
+
+
+
+Beim Grabe eines Verwandten.
+
+(Nach einem älteren hebräischen Gebet.)
+
+
+8. Hier an dieser Stätte, wo der Gedanke an ihn,
+der zum Tode wie zum Leben führt, in unserm Innern
+lebendig wird, hier erhebe ich meinen Geist zu dem Unendlichen
+und sage: mein Gott, du mein teuerstes Gut, das
+mir über alles geht, nächst dir strebt meine Sehnsucht nach
+jenen wahrhaft Frommen, welche jetzt die Erde deckt, und
+hier weilt die Asche eines mir teuren Körpers;
+
+Mutter oder Großmutter
+am Grabe
+eines Kindes:
+
+Siehe, ich deine Mutter, welche
+dich (geboren), gepflegt und geliebt
+hat, mit treuer mütterlicher Sorge
+mit inniger Zuneigung,
+
+ * * * * *
+
+Kinder oder Enkel
+am Grabe der Eltern
+oder der Großeltern:
+
+Siehe, ich deine Tochter (Enkelin),
+die durch die heiligen Banden
+des Blutes mit dir verbunden ist;
+
+ * * * * *
+
+Am Grabe eines
+Ehegatten:
+
+Siehe, ich, deine treue Gattin,
+welche dich innigst liebt!
+
+ * * * * *
+
+Am Grabe eines
+Bruders oder eines
+sonstigen Angehörigen:
+
+Siehe, ich deine Schwester,
+(Schwiegertochter, Freundin, Schülerin
+usw.)
+
+ * * * * *
+
+besuche deinen Grabeshügel! Ehre sei Gott in der Höhe!
+Friede mit deinem Staub! Die Freude der Seligkeit mit
+deiner Seele! Innige Liebe zu dir, die eben so warm ist,
+als damals, wo du noch am Leben warst, durchdringt mich,
+führte mich hierher zu deiner Ruhestätte, wo ich vor dem
+Gott der Geister meine Seele ausschütten und ihn bitten
+will, dir gnädig zu sein und deine Seele im Eden im Verein
+mit deiner Stammväter verklärten Seelen zu erfreuen,
+daß du in Seligkeit das ewige Gut genießen mögest, das
+Er seinen Frommen vorbehalten hat. Mögest du von dem
+Tau der Seligkeit im ewigen Leben erquickt werden, wie
+der Tau des Himmels die Pflanze erquickt.--Und sollte
+in jenem Leben die Liebe, welche einst dein Herz bewegt
+hat, denn aufhören können? Nein, so innig, wie ich deiner
+gedenke, und wie meine Gebete für deine Seligkeit aufsteigen,
+eben so innig gedenkt deine Seele der meinigen,
+wünscht mir alles Gute und betet für meine Wohlfahrt zu
+dem Allerbarmer. O, daß unsere gemeinsamen Gebete ihm
+wohlgefallen möchten, und er in seiner Güte alles Böse von
+mir und allen deinen Angehörigen abwenden wollte. Gott
+der Liebe! du, in dessen Hand die Seelen aller Toten und
+Lebendigen stehen, erhöre unsere Gebete, die zum Throne
+deiner Herrlichkeit aufsteigen, segne mich, daß ich ein dir
+wohlgefälliges Leben führen möge, zur Ehre und zum Ruhm
+für den, dessen ich heute gedenke, und daß ich also glücklich
+hier auf Erden sei und einst selig werde dort in der
+Ewigkeit, wenn ich in das göttliche Reich bei dir aufgenommen
+werde, mein Vater und mein Richter.
+
+Amen!
+
+
+
+
+Am legten Tage im Jahre. (Ereb Rôsch Haschonoh.)
+
+Herr! tue mir mein Ende kund, und was das Maß meiner Tage
+sei, daß ich erkenne, wie vergänglich ich bin.
+
+
+10. Nach uralter heiliger Sitte besuche ich am letzten
+Tage des Jahres die Stätte, wo viele Grabhügel an
+längst vergangene Geschlechter und die frisch aufgeworfenen
+an die Teuren erinnern, die in diesem Jahre entschlafen
+sind. Wie könnte ich wohl an diesem Tag, der so lebhaft
+den Gedanken an des Lebens Vergänglichkeit erweckt, und
+der mich dazu auffordert, Rechenschaft darüber abzulegen,
+wie weit ich mich der erhabenen Bestimmung meines
+Lebens genähert habe und in Glauben und Tugend vor
+dem Herrn gewandelt bin,--wo könnte ich besser eine
+erhebende, versöhnende Stunde zubringen, als hier, wo
+ich meinen Blick auf diejenigen richte, welche in diesen
+Gräbern ruhen, ach, zum Teil solche, die nach dem Eitlen
+jagten und ihre Befriedigung in dem Zeitlichen suchten,
+und die nun Moder bedeckt, oder wenn ich am Grabe
+derjenigen weile, welche in ihrem vergänglichen Leben das
+Ewige suchten und nun die Fülle der Freude bei dem
+Unendlichen genießen. Ach Herr, da fragt mein Geist:
+unter welchen von diesen werde ich einst gefunden werden,
+wenn des Lebens letzter Tag gekommen ist? Hier trete
+ich deshalb hervor und ergreife das Ewige; denn hier,
+wo ich von Tod und Moder umgeben bin, verliert alles
+Gold seinen Schein, alle Ehre ihre Strahlen, alles Ansehen
+bei den Menschen seine Macht, alle Schönheit ihren
+Zauber, alle Sinneslust ihren Reiz; hier fühle ich tief,
+daß meinen Tagen ein Ziel gesetzt ist, daß ich von hier
+fort muß, und meine Tage wie ein Schatten sind. Ach
+sollten sie wirklich dahin schwinden, ohne etwas Licht über
+meinen irdischen Wandel zu verbreiten, ohne daß sie ein
+Andenken zum Segen hinterließen?--Ach, der Strom
+der Zeit eilt so rasch dahin und reißt auf seinem schnellen
+Wege alles mit sich fort, was mir teuer und wert ist!
+Wie manche Freunde habe ich schon verloren, wie mancher
+ging fort im Jugendalter, wie mancher, der sein Ende
+noch nicht erwartete, und heute ruft mir die Erinnerung
+daran zu: auch deine Stunde kann unerwartet kommen;
+willst du unvorbereitet vor den Allerheiligsten treten?
+Ja, ich will heute mit Tränen eurer in der Ewigkeit
+gedenken, die meines Lebens Ehre und Schmuck waren,
+eurer, meine Eltern usw. (ob euer Staub nun hier ruht,
+oder weit entfernt in fremder Erde); Jahre sind darüber
+hingegangen, seit ich euch verloren habe, und die Hoffnung
+auf Wiedersehen war mein einziger Trost; aber habe
+ich auch so gelebt, daß der Gedanke an eine Wiedervereinigung
+mit euch mich mit himmlischer Freude erfüllen
+kann? Könnte ich euch mit einem sündhaften Sinn gegenübertreten,
+mit einem unreinen Herzen mich der ewigen
+Klarheit nähern, welche die Frommen umgibt? O! indem
+ich euch heute meine Tränen der Erinnerung weihe, will
+ich über meine Sünden weinen, will ich im Vorausgefühl
+meines endlichen Heimganges alles abwerfen, was mich
+als Menschen entwürdigt, was mir nicht ziemt als Israelit;
+ich will die Ketten brechen, welche mich an das Zeitliche
+fesseln und den Wahn bannen, als sei das, was die Welt
+mir bietet, etwas Beständiges, und ich will mich bestreben,
+dir anzuhangen, du Ewiger und Unwandelbarer!--Allerbarmer!
+vergib mir meine Sünden und meine Übertretungen
+und stärke mich in meinem frommen Vorsatz,
+behüte mich vor einem jeden Fehltritt, der Beschämung
+über meine Tage bringen könnte; schirme mich wider jede
+Versuchung, daß weder Eitelkeit noch Habsucht, noch Ehrgeiz
+Macht über mich gewinne, sondern daß ich, geleitet
+von deiner heiligen Lehre, so rein werden möge, als ich
+an dem Tage war, da ich geboren wurde. Laß die frommen
+Handlungen meiner teuren Seligen meine Fürsprecher
+sein vor deinem heiligen Throne, auf daß meine Gebete
+für das neue Jahr erhört werden. Laß, o Quell der
+Liebe, meine (meines Gatten, meiner Kinder usw.) Buße
+dir wohlgefallen und verleihe uns ein Jahr voll Segen
+und Glück, ein Jahr, in dem deine Versprechungen an
+Israel zu seinem und der ganzen Menschheit Heil sich
+erfüllen mögen. Bewahre mich und die Meinen vor
+Drangsal und Not, vor Armut und Schande, auf daß wir
+mit freiem Geiste dir dienen können. Laß mich und meine
+Lieben erfahren, »daß ich noch deine Segnungen im Lande
+der Lebenden sehen soll«(Ps. 27, 15.), »daß ich noch in
+dem Lichte der Lebendigen vor deinem Angesichte wandeln
+soll«(Ps. 56, 14.). Deine Gnade sei mit mir und allen, welche
+dich mit einem treuen Herzen anbeten, daß wir auf unserer
+Pilgerreise noch viel Gutes wirken können und ein Wohlgefallen
+bei dir finden in alle Ewigkeit.
+
+Amen!
+
+
+
+
+XXIV. Schluß
+
+
+
+
+Dankgebet bei Vollendung eines Werkes.
+
+
+Ewiger, allgütiger Gott! Wie ich in deinem Namen
+diese Arbeit begonnen habe, so laß mich sie auch damit
+schließen, daß ich zu dir aufschaue und dir meinen Dank
+für deinen Beistand darbringe. Du warst es ja, der die
+Gedanken in meine Seele legte, und dein allmächtiger
+Schutz hielt meine Kraft aufrecht, es war dein Geist, der
+mich trieb, so daß ich stets mit Freudigkeit und Lust zur
+Arbeit schritt. O, wie oft verzagte ich, wie oft erfüllte
+sich meine Seele mit Furcht, daß ich mein Vorhaben nicht
+zu vollenden vermögen würde, und siehe, da hörte ich
+gleichsam eine erweckende Stimme von oben; mein Geist
+belebte sich aufs neue, und du erfreutest mein Herz dadurch,
+daß meine Arbeit gedieh und vorwärts schritt.--O, nimm
+mein Dankopfer an;»denn es stammt ja alles von dir,
+und was ich selbst von dir empfangen habe, das gebe ich
+dir wieder zurück.«[94] Nun erhöre du denn mein Gebet,
+daß du diesem Werke dein Siegel aufdrücken wollest, auf
+daß es für viele zu einem Segen werde. Gelobt seist du,
+o Herr, in Ewigkeit.
+
+Amen!
+
+[Fußnote 94: 1. Chron. 29, 14]
+
+
+
+
+XXV. Anhang.
+
+
+
+
+Esehu Mekômon.
+
+(Betrachtung über die Opfer, anstatt einer Übersetzung).
+
+
+Meine Gedanken, o Herr, weilen bei den Opfergesetzen,
+welche du unsern Vätern gabst, und mein
+Herz wird voll des Dankes, indem ich deine Gnade erkenne,
+daß du durch diese deine Gebote hast Israel fest an
+dich knüpfen wollen; mögen sie deshalb mir auch zur
+Richtschnur dienen bei der Anbetung deines heiligen
+Namens. Wenn nun gleichwohl auch bei mir der tiefere
+Sinn verborgen ist, und ich die göttlichen Geheimnisse
+nicht zu erforschen vermag, die mit den Opfern, welche
+du befahlst, verbunden sind, und nicht ergründen kann,
+weshalb du sie mit so vielen Vorschriften anordnetest,
+und wie sie dazu dienen sollen, den Sohn des Staubes
+mit dir, dem Unendlichen, zu vereinen, ihn deiner Gnade
+gewiß zu machen, denn »dir gehört das Verborgene, o
+Ewiger, aber was du offenbart hast, ist für uns«,[95] und
+wie herrlich ist nicht das, was uns offenbart worden ist!
+Wenn ich all der Scheußlichkeit gedenke, die mit der Opfermahlzeit
+der Heiden verbunden war, durch welche sie ihre
+Schuld sühnen wollten, wie sie von dem Blute des Opfers
+tranken und sich zu Wollust und Blutdurst reizten, wie
+sie Menschenleben opferten, während sie das Tier als
+heilig betrachteten, o, wie könnte ich da wohl anders, als
+erkennen, daß bei Israels Opfer alles nur dazu dienen
+sollte, die Reinheit des Glaubes zu beschützen, Sittlichkeit
+und Gerechtigkeit zu wahren und alles fern zu halten,
+was Sinnenlust und törichten Aberglauben fördern könnte.
+Deshalb verbotest du in deiner Weisheit jeden Gebrauch
+des Blutes, verbotest jedem, der unrein war, zu opfern,
+deshalb konnte eine absichtlich begangene Sünde nicht
+durch ein Opfer gesühnt werden, deshalb mußten die Vergehen
+wider den Nächsten erst gut gemacht werden, bevor
+das Opfer gebracht werden konnte. Ja, du lehrtest uns,
+daß ein Opfer für sich allein nichts nützt, wenn es
+nicht in Wahrheit von einem innern frommen Sinne zeugt,
+und du und deine Propheten straften die, welche da
+meinten, daß sie durch Darbringung eines Opfers allein
+geheiligt werden könnten. Du ließest deine Propheten
+verkündigen, »daß Gehorsam besser als Opfer ist«,[96] daß
+»Opfer bei einem sündigen Wandel dir zuwider sind«,[97]
+daß du Wohlgefallen an der Liebe findest, und nicht am
+Opfer, und »daß die Erkenntnis deiner mehr ist, als
+Brandopfer.«[98]
+
+[Fußnote 95: 5. Mos. 29, 28.]
+
+[Fußnote 96: 1. Sam. 15, 22. Ps. 40, 7. Spr. Sal. 21, 3.]
+
+[Fußnote 97: Spr. Sal. 15, 8. Es. 11-17 Jer 6, 21. Amos 5, 22.]
+
+[Fußnote 98: Hos. 6, 6]
+
+Aber besonders sind es die täglichen Opfer,
+welche den Männern der großen Synode[99] zum Muster
+dienten bei der Anordnung des »Morgen-und Abendgottesdienstes«,
+deren ich gedenken soll, und während ich
+mich an ihr Wesen und an ihre Bedeutung erinnere, erwecke
+ich in meinem Innern eine wahrhafte Erbauung
+und die Sehnsucht darnach, dich beständig und richtig
+durch meine Gebete zu verehren. Da tritt mir denn zuerst
+der Gedanke entgegen, daß es--ein Opfer war, und
+daß mein Gebet deshalb auch ein Opfer sein soll. Ja,
+ich will im Gebet mich selbst zum Opfer darbringen,
+will mich mit all meinen Wünschen, meinen Gelüsten und
+Sehnen, mit all meiner Furcht und all meinem Hoffen
+ganz und ohne Rückhalt dir hingeben, und wie das tägliche
+Opfer ganz dargebracht wurde, so will ich jeden
+Morgen und jeden Abend, wenn ich zu dir bete, mich
+dir auch ganz hingeben und mich völlig deinem Willen
+unterordnen.[100]
+
+[Fußnote 99: Ansche keneseth hagdolo (ecclesia magna) setzten im Hinblick
+auf die ständigen Opfer das Schacharith--, Mincha--, und
+Maarib Gebet für jeden Tag, das Mussaph--Gebet für Sabbat-und
+Festtage und das Neïlah--Gebet für den Versöhnungstag ein.]
+
+[Fußnote 100: Taanith 27. Sanhedrin 43.]
+
+Jenes Opfer konnte von keinem dargebracht werden,
+der nicht vollständig rein war, der nicht durch seinen
+Willen alle störenden Gedanken zu beherrschen und unangefochten
+von der äußeren Welt, ganz mit seiner vollen
+Seele sich der heiligen Handlung hinzugeben vermochte;
+denn das Opfer wurde verworfen, wenn nicht sein eigentlicher
+Zweck, die rechte Andacht, den Opfernden erfüllte.
+So will denn auch ich mich zuvor prüfen, ob ich rein bin,
+ob ich würdig bin, vor dich, den Allheiligen hinzutreten,
+will deshalb zuvor Buße tun, will mich von allen weltlichen
+Gedanken losreißen, will die tierischen Triebe in
+mir töten und den irdischen Sinn abwerfen, jedesmal
+da ich vor dich hintrete, da ich vor deinem Angesicht in
+meinem, wie in der ganzen Gemeinde Namen erscheine.
+
+Denn das tägliche Opfer wurde ja im Namen der
+ganzen israelitischen Gemeinde gebracht und sollte dazu
+dienen, was man so oft vergißt, für all das Gute zu
+danken, das beständig in so reicher Fülle dem Menschen
+zuteil wird; dir dafür zu danken, daß du über ihn in
+der Nacht wachtest und ihm neues Leben schenktest, wenn
+des Morgens Licht ihn auf seinem Lager weckte, und daß
+du ihn den ganzen Tag alles finden läßt, dessen er bedarf.
+Dieses Opfer sollte in Israels Heiligtum ein Lamm sein,
+das dir als Dankopfer dargebracht wurde, der du
+durch den Schlummer der Nacht alle gestärkt,
+und wiederum am Abend, wenn es dunkelt als Dankopfer
+für den glücklich verlebten Tag.
+
+Und es war begleitet von einem Speiseopfer,
+wohl um für das Brot zu danken, welches der Mensch
+wiederum gefunden hatte, für Kraft und Schönheit
+des Körpers, was durch das Öl bezeichnet wurde, für
+die Gabe und den Vorzug des Geistes, was
+bildlich der Wein andeutete. So will auch ich, o Herr,
+jeden Morgen und jeden Abend deiner Wundertaten
+eingedenk sein und dir danken, weil du meinen Geist und
+meinen Körper erhältst, so will auch ich dir für alle zeitlichen
+Güter, die du mir verleihst, für die Sonne,
+welche ihre Strahlen auf meinen Weg sendet, für den
+erquickenden Schatten der Nacht, wie für das
+himmlische Licht, das Wort des Lebens, welches du
+mir gegeben hast, das Dankopfer meines Gebets darbringen.
+
+Aber das tägliche Opfer war ja auch ein Sühnopfer,
+welches täglich für die Gesamtheit Israels,
+wie für den Einzelnen, dargebracht werden sollte, nicht
+offenbare Vergehungen, sondern für diejenigen, deren der
+Mensch sich schuldig macht, ohne daß er sie sich zur Sünde
+anrechnet, und so sollte täglich das Bewußtsein der
+Sünde in der Brust des Israeliten geweckt werden.
+Dein, o Herr! ist der Tag und dein, o Herr! ist die
+Nacht, und beständig sollen wir dich vor Augen haben;
+unsere Arbeit wie unsere Ruhe soll von dem Gedanken
+an dich begleitet sein. Aber, wenn der Schlummer der
+Nacht uns in seine Arme schließen will, bevor der Schlaf
+unsere Sinne und Gedanken gebunden hält, da denken
+wir nicht an dich, da benutzen wir die ruhigen Augenblicke
+nicht dazu, dich zu erkennen und zu suchen; und in
+des Tages geschäftigem Treiben richten sich nicht die Gedanken
+auf dich, und wir vergessen es, deiner zu gedenken.
+Deshalb soll am Morgen ein Opfer gebracht werden
+für die Sünde der Nacht und am Abend für des
+Tages Sünde. Aber außerdem kann die ganze Gemeinde
+auch dem nicht entgehen, daß sie beständig sündigt,
+und jede einzelne Seele ist mitschuldig der Sündenschuld
+der großen Gesamtheit, und wer sich für unschuldig hält
+wie ein Lamm, ist sündig. Aber was ehemals das
+tägliche Opfer für mich wirkte, das soll jetzt durch mein
+tägliches Gebet erreicht werden, daß ich nicht in Leichtsinn
+wandeln möge, sondern das Bewußtsein der Sünde in
+mir wecke, die Erkenntnis dessen, wie weit meine Gedanken
+und Handlungen, meine Arbeit und meine Ruhe,
+im Großen wie im Kleinen von der Pflicht Israels abweichen,
+sodaß ich jeden Morgen und jeden Abend aufs
+neue geheiligt werde und den Vorsatz fasse, deinem Dienste
+zu leben, o Herr! ob ich nun meinen Erwerb mir
+suche, oder danach trachte, meines Hauses oder
+meines Namens Ansehen zu erweitern, oder ob ich
+in Freude und Frohsinn weile, wo der Wein des
+Menschen Herz erfreut.
+
+Und endlich sollte das tägliche Opfer von Beständigkeit
+im Glauben und in Gottergebenheit ein
+Zeugnis sein, und jeden Morgen und jeden Abend sollten
+Israels Kinder die Lebendigkeit dieses Glaubens zu erkennen
+geben, ob nun das Glück ihnen zulächelte oder ob
+Unglück sie in das Dunkel der Nacht hüllte. Ebenso
+will auch ich es früh und spät an den Tag
+legen, daß, welches Schicksal du mir auch sendest, ich
+stets mit Vertrauen mich dir nähern will und es soll
+stets nach Vorschrift am Morgen und am Abend geschehen;
+und indem ich mich an die heilige Ordnung binde, will
+ich den Geist des Gebetes in mir wecken und bewahren.
+Denn wenn auch die Pflicht zu beten, das Opfer des
+Herzens darzubringen, nicht an Ort oder Zeit gebunden
+ist, sondern wir stets und überall beten sollen, so oft wir
+uns dazu gedrungen fühlen, so sollen wir doch zu den
+festgesetzten Zeiten beten, wenn auch unser Herz uns nicht
+dazu drängt, weil wir sonst in dem Gewirre der Welt
+vielleicht niemals dazu veranlaßt würden. Aber gerade
+durch das tägliche Gebet, dadurch, daß wir mit aller
+Kraft unseres Willens darnach streben, von dem Geiste
+des Gebetes durchdrungen zu werden, sollen wir die
+Unlust zum Gebete überwinden, die Hindernisse besiegen,
+welche sich zwischen dich und uns stellen, o Gott, und
+den Geist der Welt ertöten, der uns den höchsten Schatz
+unserer Seele rauben will,--die Anbetung deines
+Wesens.
+
+So will ich denn dir mein tägliches Opfer darbringen,
+mein Gott, will meinen Willen dir ergeben, will jeden
+Morgen meinen Dank zu dir aufsteigen lassen und mich
+deiner Leitung anvertrauen und mich jeden Abend sorglos
+deiner Führung hingeben. Ich will Kränkungen ertragen,
+will das Schlechte nicht vergelten, das mir zugefügt wird,
+will um deinen Schutz bitten für alle, die auf Erden
+wandeln, will darnach streben von jeder sündigen Lust
+mich zu reinigen, will fest in meinem Glauben verharren,
+und will, wenn auch die Menge der Versuchungen mich
+umringt, wie manchen Kampf ich auch zu bestehen habe,
+meine Standhaftigkeit als Israelit zeigen, der nicht
+nach dem Lohne und der Ehre der Welt trachtet, sondern
+allein darnach strebt, dir wohlzugefallen und der gewiß
+ist, daß du den errettest, der dir beständig dient.[101]
+
+[Fußnote 101: Dan. 6, 27.]
+
+
+
+
+XXVI. Freitagabendbetrachtung.
+
+
+
+
+Bame madlikin.
+
+(Eine Betrachtung anstatt der Übersetzung.)
+
+
+Der letzte Tag in dieser Woche nähert sich seinem Ende und wieder
+schließt mit ihm ein Abschnitt meines Lebens ab, in dem ich deine Güte
+erfahren habe, du, mein Schöpfer, während ich meiner häuslichen
+Tätigkeit oblag. Die heilige Stunde ist nahe, mit welcher der Sabbat
+beginnt, der dazu da ist und da sein soll, eine heilige Ruhe in dir zu
+suchen und zu finden, indem ich auf das hinblicke, was du für mich
+vollführst hast, und indem ich prüfe, was ich vollbracht, und mit
+welcher Gesinnung ich gehandelt habe.
+
+O, schaue ich hin auf deine Liebe und Güte gegen mich in den sechs
+verflogenen Tagen, wie kann ich da Worte finden dir zu danken, der du
+wiederum das Werk der Schöpfung vor meinen Augen erneuert hast, der du
+am Tage deine Gnade über mich ausströmen und mich bei Nacht in deinem
+Schatten weilen ließest und der du mich mit so unendlich vielen
+Gnadenbeweisen, Wohltaten und Segnungen überschüttest hast, daß ich sie
+nicht zu zählen vermag! Du hast dich über mich erbarmt, mich jeden Tag
+zu meiner Tätigkeit gestärkt und hast mich durch so vieles erfreut; Du
+warst in trüben Stunden meine Kraft und mein Schild und du hieltest mich
+aufrecht im Unglück. O Herr! Ich bin nicht wert so großer Güte; denn
+gedenke ich meiner Aufgabe, die mir in diesen Tagen der Arbeit zu
+vollführen auferlegt war,--ach, wie oft war ich da nicht schlaff und
+nachlässig; wie oft vergaß ich nicht in meiner Tätigkeit zu dir
+aufzuschauen, zu wirken und zu schaffen, wie einer, der sich in deinem
+Dienste fühlt, der bei all seinem Tun dich stets vor Augen hat, daß er
+den rechten Weg nicht verliere und dir wohlgefalle. Ich weiß, daß ich
+leben soll, um das Wohl meiner Mitmenschen zu fördern und mit
+liebevollem Sinne ihnen Wohltaten zu erweisen; ach, und ich erkenne wie
+viel eigennützige und eitle Zwecke mich noch gebunden halten. Als
+Israelitin soll ich, was auch mein Beruf sei, beweisen, daß ich von
+einem Glauben beseelt bin, der voll Ergebung und Geduld ist, und deshalb
+ein Leben führen, das allen denen, die mir nahe stehen,
+heilbringend sei,--aber wie wenig schwebte solch ein Ziel mir bei all
+meinem Wirken vor!
+
+Wohl habe ich in der vergangenen Woche Zeit gefunden zu allem, was mein
+Herz begehrte, aber habe nicht, so wie ich sollte, mich bestrebt, mich
+als ein Glied der Genossenschaft zu beweisen, welche dein offenbartes
+Wort bewahren und das Licht, das göttliche Licht, der Welt leuchtend
+erhalten soll, und wenn ich auch einige flüchtige Augenblicke dazu
+anwandte, so konnte das doch nur wenig bedeuten für den, welchem die
+Sorge für die Bedürfnisse des Lebens keine Zeit lassen, frei zu atmen
+und an deine heiligen Wahrheiten zu denken. O Herr, deshalb bete ich zu
+dir: laß den heiligen Sabbat mir anbrechen, daß er meiner Seele Frieden
+bringe, auf daß ich deine unendliche Güte erkennen möge und aufs neue zu
+allem Guten erglühen und dazu beseelt werden möge, im Verein mit deinen
+wahren Anbetern dir zu dienen, den Glauben zu pflegen, zu fördern, was
+der Gesamtheit zum besten dient, mich allem fern zu halten, was den
+Israeliten entheiligt und mit neuer Lust aus der Quelle des Lebens zu
+schöpfen, in deinem Wort zu forschen, daß es mich in deiner Wahrheit
+stärke und wie eine reine Flamme voller Klarheit über die Erde
+leuchte und mich auf meinem Pilgerwege begleite, bis ich es in
+Herrlichkeit aufleuchten sehe, wenn die ewige Sabbatruhe kommt, wo
+seliger Friede und himmlische Ruhe mich bei dir erwarten!
+
+Amen!
+
+
+
+
+XXVII. Betrachtung zum Mussaphgebet.
+
+ (Das Nachfolgende ist ein Abschnitt aus dem Talmud (Tractat
+ Kritôth), welches die Art und Weise behandelt, in der das
+ Rauchopfer zubereitet wird. Anstatt einer wortgetreuen Übersetzung
+ wird folgendes Gebet gegeben).
+
+Pittum hak'tôres.
+
+
+So nähert sich denn die Zeit des Verweilens in deinem Hause ihrem Ende,
+und die angeordneten Gebete haben wir verrichtet; aber ach, wie mancher
+Augenblick weckte nicht einen Gedanken in uns, der wider den Geist des
+wahren Gebetes stritt! Wie oft regten sich nicht sündige Gefühle in
+unserer Brust; wie oft störten wir durch unser Benehmen nicht die
+Andacht anderer, wie oft wankten wir nicht beim Gebet im Glauben an
+Erhörung; wie oft ärgerten wir uns nicht über die Herrlichkeit und den
+Glanz der Gottlosen und ließen den Nächsten, ließen den Abgefallenen aus
+unserm Gebete ausgeschlossen sein, so daß unsere Anbetung dir nicht zum
+Wohlgefallen sein konnte! Deshalb, o Allerbarmer, wollen wir des
+Rauchopfers gedenken, das vormals im Heiligtum dir zu einem
+wohlgefälligen Dufte dargebracht wurde, auf daß es alles Widerliche vom
+Opfer entferne. Wir wollen uns an die vier Hauptbestandteile des
+Räucherwerks erinnern, daß jede Andachtsträne, die heute floß, wie ein
+Balsamtropfen sein, jeden bekümmerten Sinn heilen und von wahrer
+und innerlicher Buße hervorgerufen sein möge; daß des Herzens harte
+Schale zermalmt werde, und wir keinen Zweifel nähren mögen, daß du
+das Gebet eines zerknirschten Herzens[102] nicht verachtest. Und wir
+wollen uns erinnern, daß man dem Weihrauch auch Galban, eine
+Substanz von unangenehmen Geruch, zusetzte, eine Erinnerung für uns
+daran, daß du selbst die Tiefgefallenen erhörst, welche bereuend ihre
+Gebete in das Gebet der Gemeinde mischen, ja eine Erinnerung daran, daß
+unsere eigene, fromme Erbauung[103] dadurch vermehrt wird, wenn wir
+diese in unser Gebet einschließen, wenn wir uns selbst zu ihnen rechnen
+und in Demut deinen Namen anflehen; eine Versicherung, daß wenn wir auch
+eine Stunde vergaßen, daß wir vor dir stehen und andachtslos hier
+weilten, du uns doch vergeben willst, wenn wir mit heiligem Sinne kommen
+und unsere Gebete wie Weihrauch zu dir aufsteigen lassen, und wenn
+wir noch zum Schluß recht innig unsern Geist zu dir erheben. O,
+Allheiliger, erhöre uns und laß unser Gebet vor dir wie ein Rauchopfer
+ein.[104]
+
+Amen!
+
+[Fußnote 102: Ps. 51, 19.]
+
+[Fußnote 103: Kritôth Fol. 6, 66.]
+
+[Fußnote 104: Ps. 141, 2.]
+
+
+
+
+
+End of the Project Gutenberg EBook of Gebete für Israeliten, by A. A. Wolff
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+in paragraph 1.F.3, this work is provided to you 'AS-IS' WITH NO OTHER
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+
+Project Gutenberg-tm is synonymous with the free distribution of
+electronic works in formats readable by the widest variety of computers
+including obsolete, old, middle-aged and new computers. It exists
+because of the efforts of hundreds of volunteers and donations from
+people in all walks of life.
+
+Volunteers and financial support to provide volunteers with the
+assistance they need, is critical to reaching Project Gutenberg-tm's
+goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will
+remain freely available for generations to come. In 2001, the Project
+Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure
+and permanent future for Project Gutenberg-tm and future generations.
+To learn more about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation
+and how your efforts and donations can help, see Sections 3 and 4
+and the Foundation web page at http://www.pglaf.org.
+
+
+Section 3. Information about the Project Gutenberg Literary Archive
+Foundation
+
+The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit
+501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the
+state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal
+Revenue Service. The Foundation's EIN or federal tax identification
+number is 64-6221541. Its 501(c)(3) letter is posted at
+http://pglaf.org/fundraising. Contributions to the Project Gutenberg
+Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent
+permitted by U.S. federal laws and your state's laws.
+
+The Foundation's principal office is located at 4557 Melan Dr. S.
+Fairbanks, AK, 99712., but its volunteers and employees are scattered
+throughout numerous locations. Its business office is located at
+809 North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887, email
+business@pglaf.org. Email contact links and up to date contact
+information can be found at the Foundation's web site and official
+page at http://pglaf.org
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+For additional contact information:
+ Dr. Gregory B. Newby
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+ gbnewby@pglaf.org
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+
+Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg
+Literary Archive Foundation
+
+Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide
+spread public support and donations to carry out its mission of
+increasing the number of public domain and licensed works that can be
+freely distributed in machine readable form accessible by the widest
+array of equipment including outdated equipment. Many small donations
+($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt
+status with the IRS.
+
+The Foundation is committed to complying with the laws regulating
+charities and charitable donations in all 50 states of the United
+States. Compliance requirements are not uniform and it takes a
+considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up
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+where we have not received written confirmation of compliance. To
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+methods and addresses. Donations are accepted in a number of other
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+
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+works.
+
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+concept of a library of electronic works that could be freely shared
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+
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+unless a copyright notice is included. Thus, we do not necessarily
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+
+
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+including how to make donations to the Project Gutenberg Literary
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+ The Project Gutenberg eBook of Gebete für Israeliten, von Prof. Dr. A. A. Wolff.
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+<pre>
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+The Project Gutenberg EBook of Gebete für Israeliten, by A. A. Wolff
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+This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with
+almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or
+re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included
+with this eBook or online at www.gutenberg.org
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+
+Title: Gebete für Israeliten
+
+Author: A. A. Wolff
+
+Release Date: November 16, 2006 [EBook #19823]
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+Language: German
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+Character set encoding: ISO-8859-1
+
+*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK GEBETE FÜR ISRAELITEN ***
+
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+
+Produced by Chuck Greif, Mrs. L. Buchsbaum and the Online
+Distributed Proofreading Team at http://www.pgdp.net
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+<div class="center"><img src="images/cover.jpg" alt="Cover" /></div>
+<h1>
+Gebete f&uuml;r Israeliten</h1>
+<h4>zum Gebrauche beim</h4>
+<h2>Gottesdienste, im Hause und auf dem Friedhofe</h2>
+
+<h4>von</h4>
+
+<h3>Prof. Dr. A. A. Wolff</h3>
+<p class="center">Oberrabbiner in Kopenhagen.
+R. v. D.</p>
+
+<p class="center">F&uuml;nfte vermehrte und verbesserte Auflage.<br />
+<br /><br />
+<b>Frankfurt a. M.</b><br /><br />
+Verlag von J. Kauffmann.<br />
+1908.</p>
+
+<p class="center">Druck von M. Lehrberger &amp; Co., R&ouml;delheim.</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+
+<h2>Gebete f&uuml;r Israeliten.</h2>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+
+
+
+<h2>Inhaltsverzeichnis.</h2>
+<table summary="toc" cellspacing="2" cellpadding="2">
+<tr><td align="left"><a href="#Zu_Hause_ehe_man_ins_Gotteshaus_geht"><b>Zu Hause, ehe man ins Gotteshaus geht.</b></a></td></tr>
+<tr><td align="left"><a href="#Nach_dem_Eintritt_ins_Gotteshaus"><b>Nach dem Eintritt ins Gotteshaus.</b></a></td></tr>
+<tr><td align="left"><a href="#Ein_anderes_Gebet"><b>Ein anderes Gebet.</b></a></td></tr>
+<tr><td align="left"><a href="#I_Gebete_nach_den_vorgeschriebenen_taglichen_Gebeten_zu_lesen"><br /><b>I. Gebete nach den vorgeschriebenen t&auml;glichen Gebeten zu lesen.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Allgemeines_Morgengebet"><br /><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Allgemeines Morgengebet.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Allgemeines_Abendgebet"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Allgemeines Abendgebet.</b></a></td></tr>
+<tr><td align="left"><a href="#II_Gebete_fur_jeden_Tag_der_Woche"><br /><b>II. Gebete f&uuml;r jeden Tag der Woche.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Am_Sonntage"><br /><b>Am Sonntag.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Morgengebet1"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Morgengebet.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Betrachtung_uber_1_Buch_Mosis_1_3-4"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Betrachtung &uuml;ber 1. Buch Mosis 1, 3-4.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Abendgebet1"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Abendgebet.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Am_Montag"><b>Am Montag.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Morgengebet2"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Morgengebet.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Betrachtung_uber_1_B_M_1_6-8"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Betrachtung &uuml;ber 1. B. M. 1, 6-8.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Abendgebet2"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Abendgebet.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Am_Dienstag"><b>Am Dienstag.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Morgengebet3"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Morgengebet.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Betrachtung_uber_1_B_M_1_9-13"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Betrachtung &uuml;ber 1. B. M. 1, 9-13.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Abendgebet3"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Abendgebet.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Am_Mittwoch"><b>Am Mittwoch.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Morgengebet4"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Morgengebet.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Betrachtung_uber_1_Buch_Mosis_1_14-19"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Betrachtung &uuml;ber 1. Buch Mosis 1, 14-19.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Abendgebet4"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Abendgebet.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Am_Donnerstag"><b>Am Donnerstag.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Morgengebet5"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Morgengebet.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Betrachtung_uber_1_Buch_Mosis_1_20-23"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Betrachtung &uuml;ber 1. Buch Mosis 1, 20-23.</b></a></td></tr>
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+<tr><td><a href="#Am_Sonnabend"><b>Am Sonnabend.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Am_Sabbat-Morgen"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Am Sabbat-Morgen.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Beim_Ausheben_der_Thora_am_Sabbat"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Beim Ausheben der Thora am Sabbat.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Bei_der_Verkundigung_des_Neumondes24"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Bei der Verk&uuml;ndigung des Neumondes.[24]</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Ein_anderes_Gebet_bei_der_Verkundigung_des_Neumondes"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Ein anderes Gebet bei der Verk&uuml;ndigung des Neumondes.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Am_Sabbat-Nachmittag"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Am Sabbat-Nachmittag.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Am_Neumondstage"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Am Neumondstage.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Sabbat-Abend"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Sabbat-Abend.</b></a></td></tr>
+<tr><td align="left"><a href="#III_Gebete_an_den_Feiertagen"><br /><b>III. Gebete an den Feiertagen.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Abendgebet_an_den_drei_Festen_Pessach_Schabuoth_Wochen-_und_Succoth"><br /><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Abendgebet an den drei Festen: Pe&szlig;ach, Schabuoth (Wochen-) und Succoth</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Morgengebet_fur_den_ersten_und_zweiten_Tag_des_Pessachfestes"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Morgengebet f&uuml;r den ersten und zweiten Tag des Pe&szlig;achfestes.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Ein_anderes_Gebet_fur_den_Pessachmorgen"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Ein anderes Gebet f&uuml;r den Pe&szlig;achmorgen.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Morgengebet_an_den_beiden_letzten_Tagen_des_Pessachfestes"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Morgengebet an den beiden letzten Tagen des Pe&szlig;achfestes.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Morgengebet_am_Wochenfeste"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Morgengebet am Wochenfeste.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Am_Neujahrsfest_Rosch_Haschana"><b>Am Neujahrsfest (Rosch Haschana).</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Am_Vorabend_des_Festes"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Am Vorabend des Festes.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Neujahrstag"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Neujahrstag.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Beim_Schofarblasen"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Beim Schofarblasen.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Am_grossen_Versohnungsfeste_Jom_hakippurim"><b>Am gro&szlig;en Vers&ouml;hnungsfeste (Jom hakippurim).</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Zu_Anfang_des_Abendgottesdienstes_Kol_nidre"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Zu Anfang des Abendgottesdienstes (Kol nidre).</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Zum_Morgengottesdienst_Schacharis"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Zum Morgengottesdienst (Schacharis).</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Beim_Mittagsgebet_Mussaph"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Beim Mittagsgebet (Mussaph).</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Beim_Nachmittagsgebet_Mincha38"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Beim Nachmittagsgebet (Mincha[38]).</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Zum_Schlussgebet_Neilah"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Zum Schlu&szlig;gebet (Ne&iuml;lah).</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Am_Laubhuttenfest_Succoth"><b>Am Laubh&uuml;ttenfest (Succoth).</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Am_Laubhuttenfest_als_Erntefest46"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Am Laubh&uuml;ttenfest als Erntefest.[46]</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Am_Schlussfeste_Schemini_Azeres"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Am Schlu&szlig;feste (Schemini Azeres).</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Am_Freudenfeste_uber_die_Thora_Simchas_Thora"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Am Freudenfeste &uuml;ber die Thora (Simchas Thora).</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Am_Feste_der_Tempelweihe_Chanuka_Lichterfest"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Am Feste der Tempelweihe (Chanuka, Lichterfest).</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Am_Purimfest"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Am Purimfest.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Am_Tage_der_Zerstorung_des_Tempels_Tischoh_bab"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Am Tage der Zerst&ouml;rung des Tempels (Tischoh b'ab).</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Schlussgebet_beim_Gottesdienste_Olenu"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Schlu&szlig;gebet beim Gottesdienste (Olenu).</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Die_Hausfrau_wenn_sie_Chala_nimmt"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Die Hausfrau, wenn sie Chala nimmt.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Die_Hausfrau_wenn_sie_die_Sabbatlichter_oder_die_Festlichter_anzundet"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Die Hausfrau, wenn sie die Sabbatlichter oder die Festlichter anz&uuml;ndet.</b></a></td></tr>
+<tr><td align="left"><a href="#I_Am_Geburtstage"><br /><b>IV. Gelegenheitsgebete.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#I_Am_Geburtstage"><br /><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Am Geburtstage.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#II_Am_Verlobungstage"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Am Verlobungstage.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#III_Am_Hochzeitstage"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Am Hochzeitstage.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#IV_In_einer_glucklichen_Ehe"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;In einer gl&uuml;cklichen Ehe.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#V_In_einer_kinderlosen_Ehe"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;In einer kinderlosen Ehe.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#VI_In_der_Schwangerschaft"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;In der Schwangerschaft.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#VII_Vor_der_Niederkunft"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Vor der Niederkunft.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#VIII_Nach_der_Niederkunft"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Nach der Niederkunft.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#IX_Bei_der_Beschneidung"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Bei der Beschneidung.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#X_Eine_Wochnerin_beim_ersten_Gang_ins_Gotteshaus"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Eine W&ouml;chnerin beim ersten Gang ins Gotteshaus.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#XI_Beim_ersten_Gang_ins_Gotteshaus_nach_der_Geburt_eines_totgeborenen"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Beim ersten Gang ins Gotteshaus nach der Geburt eines totgeborenen</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#XII_Eine_Ehegattin"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Eine Ehegattin.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#XIII_Eine_Tochter_fur_die_Eltern"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Eine Tochter f&uuml;r die Eltern.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#XIV_Im_Witwenstande"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Im Witwenstande.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#XV_Eine_Waise"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Eine Waise.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#XVI_Im_Alter"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Im Alter.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#XVII_Bei_der_Fortreise_von_der_Heimat"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Bei der Fortreise von der Heimat.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#XVIII_Fur_einen_Abwesenden_der_auf_der_Reise_ist"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;F&uuml;r einen Abwesenden, der auf der Reise ist.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#XIX_Wenn_ein_Kind_auf_Reisen_ist_fuge_man_hinzu"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Wenn ein Kind auf Reisen ist, f&uuml;ge man hinzu:</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#XX_Gebete_in_jeder_Art_der_Not_und_Seelenangst"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Gebete in jeder Art der Not und Seelenangst.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#XXI_Gebete_in_Krankheit"><b>Gebete in Krankheit.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Besonders_in_bedenklicher_Krankheit"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Besonders in bedenklicher Krankheit.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Bei_derselben_Veranlassung_in_Bibelversen"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Bei derselben Veranlassung in Bibelversen.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Vor_einer_gefahrlichen_Operation"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Vor einer gef&auml;hrlichen Operation.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Furbitte_fur_einen_Kranken"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;F&uuml;rbitte f&uuml;r einen Kranken.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Der_Kinder_Gebet_fur_einen_kranken_Vater_oder_eine_kranke_Mutter83"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Der Kinder Gebet f&uuml;r einen kranken Vater oder eine kranke Mutter.[83]</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Dankgebet_nach_einer_uberstandenen_Krankheit"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Dankgebet nach einer &uuml;berstandenen Krankheit.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Gebet_fur_Kranke_Nach_dem_Hebraischen"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Gebet f&uuml;r Kranke. (Nach dem Hebr&auml;ischen)</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Betet_man_fur_einen_andern_so_fuge_man_hinzu"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Betet man f&uuml;r einen andern, so f&uuml;ge man hinzu:</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#XXII_Gebete_wahrend_einer_ansteckenden_Krankheit"><b>Gebete w&auml;hrend einer ansteckenden Krankheit.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Gebet_um_Mut"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Gebet um Mut.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Trostung"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Tr&ouml;stung.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Ergebenheit_in_Gottes_Willen"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Ergebenheit in Gottes Willen.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Gebet_um_das_Morgen-und_Abendgebet_im_Gotteshause_oder_daheim_zu"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Gebet um das Morgen-und Abendgebet im Gotteshause oder daheim zu</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Ein_anderes_Gebet_um_die_Morgen-und_Abendandacht_zu_beschliessen"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Ein anderes Gebet, um die Morgen-und Abendandacht zu beschlie&szlig;en.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#XXIII_Gebete_auf_dem_Friedhof"><b>Gebete auf dem Friedhof.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Am_Jahrestage_des_Todes_eines_der_Eltern"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Am Jahrestage des Todes eines der Eltern.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Ein_anderes_Gebet_bei_derselben_Veranlassung"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Ein anderes Gebet bei derselben Veranlassung.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Am_Grabe_des_Vaters_am_Jahrestage_seines_Todes"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Am Grabe des Vaters, am Jahrestage seines Todes.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Am_Grabe_der_Mutter_am_Jahrestage_ihres_Todes"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Am Grabe der Mutter, am Jahrestage ihres Todes.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Am_Grabe_eines_Kindes"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Am Grabe eines Kindes.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Eine_Witwe_am_Grabe_ihres_Mannes"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Eine Witwe am Grabe ihres Mannes.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Am_Grabe_eines_gefallenen_Vaterlandsverteidigers"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Am Grabe eines gefallenen Vaterlandsverteidigers.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Beim_Grabe_eines_Verwandten"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Beim Grabe eines Verwandten.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Am_legten_Tage_im_Jahre_Ereb_Rosch_Haschonoh"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Am legten Tage im Jahre. (Ereb R&ocirc;sch Haschonoh.)</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#XXIV_Schluss"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Schlu&szlig;</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Dankgebet_bei_Vollendung_eines_Werkes"><b>Dankgebet bei Vollendung eines Werkes.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#XXV_Anhang"><b>Anhang.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Esehu_Mekomon"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Esehu Mek&ocirc;mon.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#XXVI_Freitagabendbetrachtung"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Freitagabendbetrachtung.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#Bame_madlikin"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Bame madlikin.</b></a></td></tr>
+<tr><td><a href="#XXVII_Betrachtung_zum_Mussaphgebet"><b>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Betrachtung zum Mussaphgebet.</b></a></td></tr>
+</table>
+<hr style="width: 65%;" />
+
+<p><span class='pagenum'><a name="Page_1" id="Page_1">[Pg 1]</a></span></p>
+<h2><a name="Zu_Hause_ehe_man_ins_Gotteshaus_geht" id="Zu_Hause_ehe_man_ins_Gotteshaus_geht"></a><b>Zu Hause, ehe man ins Gotteshaus geht.</b></h2>
+
+<p class="r">
+&raquo;Israel! bereite dich vor, vor deinen<br />
+Gott zu treten.&laquo; (Amos 4, 12.)<br />
+</p>
+
+
+<p>Es d&uuml;rstet meine Seele nach dir, o Gott, nach dir, dem lebendigen Gott,
+und ich will eilen nach deinem Heiligtume, wo dein Name angebetet wird,
+wo deine Gemeinde sich versammelt, um dich anzurufen, dir zu danken,
+dich zu loben und dich zu preisen. O! bereits auf dem Wege dahin l&auml;utere
+du meinen Sinn, heilige du meinen Geist, und z&uuml;nde du in meiner Brust
+die Andachtsflamme an, die mich und meine Br&uuml;der an der heiligen, dir
+geweihten St&auml;tte durchgl&uuml;hen soll. Denn wohl wei&szlig; ich, da&szlig; du, den die
+Himmel und aller Himmel Himmel nicht umfassen, nicht in dem Hause
+wohnest, das von Menschenh&auml;nden erbaut worden, da&szlig; du, dessen
+Herrlichkeit Himmel und Erde erf&uuml;llt, mir &uuml;berall nahe bist, wo ich auch
+sein mag; wohl wei&szlig; ich, da&szlig; das fromme Gebet, welches meine Seele in
+meiner Einsamkeit stillen Kammer zu dir empor sendet, auch Gnade und
+Erh&ouml;rung vor dir findet, aber auch dies wei&szlig; ich, da&szlig; der Geist des
+wahren Gebets, der nicht pers&ouml;nliches Wohl, sondern das Wohl und Heil
+aller sucht, der nicht blo&szlig; das Gl&uuml;ck und die Wohlfahrt der Erde,
+sondern auch das Nahen des himmlischen Reiches erfleht, der nichts
+begehrt, nichts fordert, sondern nur im Glauben und in der Erkenntnis
+sein H&ouml;chstes findet und sein treues Bekenntnis dieses Glaubens vor
+aller Welt ablegen m&ouml;chte;&mdash;ich wei&szlig;, da&szlig; dieser Geist des wahren Gebets
+mir fehlen w&uuml;rde, so dessen Flamme, die zuerst in der Mitte der
+Gottesgemeinde angefacht wurde, nicht auch in ihr stets Nahrung f&auml;nde.
+Was ich glaube, und um was ich bete, und wonach mein Herz sich sehnt,
+soll ja nicht in meinem Innern verborgen bleiben, es soll ja auch als
+ein freudiges Zeugnis auf meinen<span class='pagenum'><a name="Page_2" id="Page_2">[Pg 2]</a></span> Lippen hervortreten und vor der Welt,
+so wie vor anderen Glaubensbr&uuml;dern von mir als meines Lebens Schild und
+als ein k&ouml;stlicher Schatz gepriesen werden. Ach, sind ja leider so
+viele, welche in Leichtsinn hinleben, so da&szlig; sie die Bande l&ouml;sen, die
+sie mit der Gemeinde innigst verbinden sollten, und welche jedes
+Kennzeichen ausl&ouml;schen, das sie an ihren v&auml;terlichen Glauben erinnern
+k&ouml;nnte; aber desto mehr will ich die St&auml;tte aufsuchen, wo Israeliten
+sich sammeln, um dich in j&uuml;discher Weise zu verehren. Schon dies, da&szlig;
+mein Gang nach dem Bethause gerichtet ist, schon dies soll ein Zeugnis
+sein, das ich vor der Welt ablege, da&szlig; ich zu dieser heiligen
+Gemeinschaft geh&ouml;re, und da&szlig; ich &uuml;ber den Spott und Hohn erhaben bin,
+womit jene, die sich die Weisen der Welt nennen, auf diejenigen sehen,
+die dich, o Ewiger, nach ihrer V&auml;ter Weise verehren. Und wie sehr wird
+nicht meine Andacht, meine fromme Sehnsucht durch den Gedanken erh&ouml;ht:
+Ich stehe nicht allein mit meinem Gebet vor dir, stehe nicht allein mit
+der Glaubensschar, die sich da versammelt, sondern stehe mit dieser als
+ein Glied der ganzen Gemeinde Israels da; denn wunderbar hast du, o
+Herr, es so gef&uuml;gt, da&szlig; meine Glaubensgenossen fast &uuml;berall, in hei&szlig;er
+wie in kalter Zone, da, wo ihnen die Sonne der Freiheit zul&auml;chelt, wie
+dort, wo sie unter Druck seufzen, da&szlig; sie fast &uuml;berall sich doch vor dir
+zur selbigen Zeit und Stunde sammeln und dieselben bedeutungsvollen,
+Vertrauen und Demut atmenden Worte ihren Lippen entstr&ouml;men lassen, so
+da&szlig; ein Laut in gemeinsamer Andacht und Seelenerhebung zu deinem Thron
+von dem ganzen j&uuml;dischen Volke emporsteigt. Nein, nicht allein stehe ich
+da; denn unz&auml;hlige der hingeschwundenen Geschlechter erheben sich
+gleichsam vor meinem and&auml;chtigen Blick von ihren Ruhest&auml;tten, sowohl
+die, welche in unterirdischen H&ouml;hlen, als die, welche unter klarem
+Himmelszelte<span class='pagenum'><a name="Page_3" id="Page_3">[Pg 3]</a></span> auf ihren Wanderungen dieselben Gebete gebetet, ja mit
+diesen auf den Lippen ihr Leben aushauchten, indem sie den M&auml;rtyrertod
+erlitten;&mdash;mit allen diesen f&uuml;hle ich mich vereint, indem ich die Worte
+ausspreche, die prophetische Zungen verk&uuml;ndigt, die heilige, von deinem
+Geist beseelte S&auml;nger gesungen, und die so viele Zeitalter hindurch uns
+unter so mannigfaltigen Versuchungen und Pr&uuml;fungen die Reinheit unserer
+heiligen Lehre, sowie die Einfalt und Eintracht im Glauben in unsrer
+Mitte bewahrt haben.&mdash;O, so leite du denn meine Schritte, wenn ich in
+dein Haus wandere, so st&auml;rke du meinen Geist, da&szlig; er dort von solchen
+Vors&auml;tzen erf&uuml;llt werde, solche Eindr&uuml;cke empfange und bewahre, da&szlig; nie
+das innige Verlangen, dein Haus aufzusuchen, von mir weiche, und auch
+nicht die &Uuml;berzeugung und Gewi&szlig;heit mir verloren gehe, da&szlig; du an solch
+gemeinsamer Anbetung Wohlgefallen habest. St&auml;rke du mich, o Gott, auf
+da&szlig; mein Glaube dem gleiche, der den Vater der Gl&auml;ubigen beseelte, als
+er sein Opfer dir brachte, und gib mir Kraft, da&szlig; ich, wie er die
+Raubv&ouml;gel,<a name="FNanchor_1_1" id="FNanchor_1_1"></a><a href="#Footnote_1_1" class="fnanchor">[1]</a> die tr&uuml;ben Zweifel, die verkehrten Einwendungen
+verscheuche, wenn sie meine Andacht mir rauben wollen; la&szlig; darum mein
+Auge dort in deinem Hause nur auf das achten, was mich erheben und zur
+Andacht stimmen kann. La&szlig; mich erkennen, da&szlig; du uns nach unserm Herzen
+und unsern Gesinnungen richtest, auf da&szlig; Fr&ouml;mmigkeit mich leite, Andacht
+mich entflamme, und meine Schritte dir wohlgefallen, wenn ich in
+zahlreicher Versammlung dich anbete;<a name="FNanchor_2_2" id="FNanchor_2_2"></a><a href="#Footnote_2_2" class="fnanchor">[2]</a> ja sende mir, Vater im Himmel,
+dein Licht und deine Wahrheit, da&szlig; sie mich f&uuml;hren und leiten nach
+deinem heiligen Berge und zu deiner Wohnung.<a name="FNanchor_3_3" id="FNanchor_3_3"></a><a href="#Footnote_3_3" class="fnanchor">[3]</a></p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+<p><span class='pagenum'><a name="Page_4" id="Page_4">[Pg 4]</a></span></p>
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Nach_dem_Eintritt_ins_Gotteshaus" id="Nach_dem_Eintritt_ins_Gotteshaus"></a><b>Nach dem Eintritt ins Gotteshaus.</b></h2>
+
+
+<p>2. Wie &uuml;berw&auml;ltigt werde ich von Gef&uuml;hlen des Dankes und der Ehrfurcht,
+indem ich an dieser St&auml;tte weile, Gef&uuml;hle des Dankes, da&szlig; du, o Gott, es
+dem Sohne des Staubes gestattest, sich zu dir zu erheben, da&szlig; du in
+deiner Liebe ihn selbst dazu aufgefordert &raquo;dein Antlitz zu suchen&laquo;, da&szlig;
+du uns eine St&auml;tte gegeben hast, wo du deine Herrlichkeit unter uns
+thronen lassen willst.&mdash;O Unendlicher, welche Ehrfurcht durchbebet mich,
+da&szlig; ich, ein Kind des Staubes, Zutritt zu deinem Hause habe und mich
+dir, dem Allheiligen, n&auml;hern kann, da&szlig; ich vor dich alles bringen darf,
+was mein Herz beschwert, zu dir f&uuml;r mein Wohl und das Wohl der Meinen,
+f&uuml;r die Gl&auml;ubigen und mit ihnen, ja f&uuml;r die ganze Menschheit beten kann!
+So hast du in deiner G&uuml;te uns gesegnet und uns erhoben. O, la&szlig; mich
+dieser deiner Gnade nimmer vergessen und la&szlig; mich w&auml;hrend meines Betens
+stets eingedenk sein, vor wem ich stehe, auf da&szlig; du mich w&uuml;rdig findest,
+ein Tr&auml;ger deines Geistes zu sein. Entferne du von mir jeden fremden und
+unseligen Gedanken, da&szlig; weder die Lust der Welt noch ihr Schmerz den
+reinen Aufschwung der Seele hindere. O, da&szlig; alle, die mit mir hier
+versammelt sind, voll Demut dich in einem Geiste anbeten, und wir so
+eine echt israelitische, heilige Brudergemeinde bilden m&ouml;chten, &uuml;ber
+welche du selbst &raquo;den Geist des Gebetes und der Gnade&laquo; ausgegossen!</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Ein_anderes_Gebet" id="Ein_anderes_Gebet"></a><b>Ein anderes Gebet.</b></h2>
+
+
+<p>3. So hast du, mein Gott, mich gest&auml;rkt und gew&uuml;rdigt, <span class='pagenum'><a name="Page_5" id="Page_5">[Pg 5]</a></span>dein Haus zu
+betreten, wo alles mir verk&uuml;ndigt:&raquo;Hier ist die Pforte des Herrn,
+Gerechte treten da ein;&laquo;<a name="FNanchor_4_4" id="FNanchor_4_4"></a><a href="#Footnote_4_4" class="fnanchor">[4]</a> o, da&szlig; ich zu diesen mich z&auml;hlen d&uuml;rfte!
+Ach, da&szlig; dein Himmel mir offen st&uuml;nde, wenn ich aus ganzer Seele dich im
+Gebete suche! O, gew&auml;hre mir Verzeihung, da&szlig; ich rein werde, erschaffe
+in mir ein reines Herz, verj&uuml;nge ein festes Gem&uuml;t in meinem Innern, auf
+da&szlig; jedes Wort, das &uuml;ber meine Lippen geht, mich in heilige Gemeinschaft
+mit dir bringe! Erhebe mich &uuml;ber die Lust und den Schmerz der Welt,
+befreie mich von jeder Sorge und jedem Kummer, auf da&szlig; ich mich in dir
+und mit dir f&uuml;hle, gl&uuml;ckselig wie die Geister des Himmels in deiner
+Anbetung, und auf da&szlig; ich es mit ganzer Seele empfinde,&raquo;wie k&ouml;stlich
+deine Huld den Menschenkindern ist, die im Schatten deiner Fittige sich
+bergen, auf da&szlig; ich an deines Hauses Segen mich labe und an dem Strome
+deiner Gnade mich erquicke&laquo;.<a name="FNanchor_5_5" id="FNanchor_5_5"></a><a href="#Footnote_5_5" class="fnanchor">[5]</a> La&szlig; mich auch diesen Segen mit hinaus
+aus diesem Hause nehmen, da&szlig; ich &uuml;berall deine heilige N&auml;he f&uuml;hle und
+&uuml;berall dir zum Wohlgefallen lebe!</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="I_Gebete_nach_den_vorgeschriebenen_taglichen_Gebeten_zu_lesen" id="I_Gebete_nach_den_vorgeschriebenen_taglichen_Gebeten_zu_lesen"></a>I. Gebete nach den vorgeschriebenen t&auml;glichen Gebeten zu lesen.</h2>
+
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Allgemeines_Morgengebet" id="Allgemeines_Morgengebet"></a>Allgemeines Morgengebet.</h2>
+
+<p>
+Dein, o Herr, ist der Tag. (Ps. 74, 16.)<br />
+</p>
+
+
+<p>4. Alliebender Vater im Himmel! Wie kann ich dir genug f&uuml;r all deine
+G&uuml;te danken, die du mit jedem Morgen mir erneuerst. Deine Gnade hat &uuml;ber
+mich wiederum diese Nacht gewacht und mir in erquickendem Schlafe neue<span class='pagenum'><a name="Page_6" id="Page_6">[Pg 6]</a></span>
+Kraft und St&auml;rke geschenkt! W&auml;hrend viele sie in Kummer und Unruhe haben
+zubringen m&uuml;ssen, hast du &uuml;ber mich und die Meinigen gewacht! Gesund und
+froh gr&uuml;&szlig;e ich wiederum diese Morgenstunde und freue mich des Anblicks
+meiner Teuren und Lieben. O, ich bin zu gering f&uuml;r all die Gnade und f&uuml;r
+all die Treue, die du mir erweisest, und doch dr&auml;ngt es mich, dich
+anzuflehen, da&szlig; du auch heute mir deine Gnade und deinen Beistand
+schenkest. La&szlig; auch diesen Tag mir Segen bringen und mich zu dir f&uuml;hren.
+Dir seien meine Gedanken alle geheiligt, in deinem Namen werde mein
+Tagewerk durchgef&uuml;hrt! Leite du mich mit deiner Hand, auf da&szlig; ich nicht
+strauchle und von deinen g&ouml;ttlichen Geboten nicht weiche, da&szlig; ich mit
+Gewissenhaftigkeit die Pflichten meines Berufes &uuml;be und stets eingedenk
+sei, da&szlig; du einst mich zur Rechenschaft ziehen wirst f&uuml;r jegliche
+Stunde, die vers&auml;umt worden. L&auml;utere du darum mein Herz und breite &uuml;ber
+meine Seele den stillen Frieden aus, auf da&szlig; ich der K&auml;mpfe nicht achte,
+die du uns in unserem Berufe auferlegst, und nicht ermatte unter den
+M&uuml;hen und Beschwerden, die mit diesem verbunden sind! Erneuere stets die
+Liebe zu dir in meinem Innern, auf da&szlig; ich dich suche und dir diene mit
+allen meinen Kr&auml;ften! La&szlig; mich unter meinen Mitmenschen mit einem
+liebenden Sinn wandeln, der niemanden beleidigt und der zum Verzeihen
+bereit ist, so da&szlig; ich sanftm&uuml;tig und vers&ouml;hnlich gegen jedermann sei,
+dem ich heute begegne! Gedenk, o Gott, da&szlig; ich Staub bin, und la&szlig; mich
+frei sein von schweren Pr&uuml;fungen. So du aber in deiner Weisheit es f&uuml;r
+gut findest, solche &uuml;ber mich zu verh&auml;ngen, dann halte du mich aufrecht
+mit deiner Rechten, und leite du mich mit deinem Rate, auf da&szlig; ich nicht
+wanke und nicht verzage.&raquo;Gott, mein Gott, leite meine Schritte nach
+deinem Worte, sei<span class='pagenum'><a name="Page_7" id="Page_7">[Pg 7]</a></span> mein Schild, meine Zuflucht den ganzen Tag; Lob und
+Preis dir in aller Ewigkeit!&laquo;<a name="FNanchor_6_6" id="FNanchor_6_6"></a><a href="#Footnote_6_6" class="fnanchor">[6]</a></p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Allgemeines_Abendgebet" id="Allgemeines_Abendgebet"></a>Allgemeines Abendgebet.</h2>
+
+<p>
+Dein, o Herr, ist auch die Nacht. (Ps. 74, 16.)<br />
+</p>
+
+
+<p>5. Mein Gott! der Tag ist dahin; ich suche Erholung nach der Arbeit
+desselben, und bevor ich mich den Armen des Schlafes &uuml;bergebe, f&uuml;hrt mir
+die Stille der Nacht noch einmal alles vor die Seele, was ich heute
+gesehen und erlebt, alles, was ich heute getan und vollbracht habe. Ach!
+wie k&ouml;nnt' ich dir f&uuml;r die vielen Wohltaten genugsam danken, die du
+heute wiederum mir und allen denen, die mir lieb und teuer sind,
+erwiesen hast. Du hast nicht nur &uuml;ber meine Schritte gewacht, vor
+Gefahren mich beschirmt, zu meinem Werke mich gest&auml;rkt, und mit allem
+mich gesegnet, dessen ich bedarf, sondern du hast auch mit so mancher
+Gabe mich erfreut, mit so mancher Freude mich erquickt; aber auch selbst
+durch das, was mir f&uuml;r einen Augenblick Kummer und Schmerz verursachte,
+hast du mich zu dir hingezogen und mich innerlich gl&uuml;ckselig gemacht. O!
+wie dem&uuml;tiget es mich, wenn ich alles dessen gedenke und dann vor meiner
+Seele alles das vor&uuml;berziehen lasse, was ich heute gedacht und getan.
+Wie oft habe ich nicht dein vergessen, wie oft wurde ich nicht von
+s&uuml;ndiger Lust erf&uuml;llt, f&uuml;r die meine Seele keinen Raum gehabt, wenn der
+Gedanke, da&szlig; du allgegenw&auml;rtig seiest, und da&szlig; du mein Inneres
+erforschest, mich ganz erf&uuml;llt h&auml;tte; ach, und wie wenig geben die
+Werke, die ich vollf&uuml;hrt, wohl Zeugnis davon, da&szlig; ich von Liebe zu dir
+beseelt bin, die mich eifrig und treu in meinem Berufe,<span class='pagenum'><a name="Page_8" id="Page_8">[Pg 8]</a></span> unverdrossen
+und liebevoll gegen meinen N&auml;chsten h&auml;tte machen sollen. O, reuevoll
+schaue ich auf den verflossenen Tag zur&uuml;ck, und mit aufrichtiger Bu&szlig;e
+flehe ich um deine v&auml;terliche Vergebung. Ich will daher selbst, ehe mein
+Auge sich zum Schlafe schlie&szlig;t, allen denen vergeben, die mir zuwider
+gehandelt, und mich zu kr&auml;nken und zu verletzen gesucht haben. Nimm du
+mich in deinen gn&auml;digen Schutz, schenke mir und den Meinigen n&auml;chtliche
+Ruhe, da&szlig; wir durch einen ungest&ouml;rten und erquickenden Schlaf f&uuml;r den
+kommenden Tag gest&auml;rkt werden, der dir durch einen gerechten und frommen
+Wandel geheiligt sein m&ouml;ge! Ja, la&szlig; die Nacht ihren erquickenden
+Schatten &uuml;ber alle ausbreiten, da&szlig; der M&uuml;de und Bek&uuml;mmerte Kraft und
+Trost und der Gekr&auml;nkte und Leidende Beruhigung und St&auml;rkung in dem
+Segen des Schlafes finde; und jedem, der auf dem Schmerzenslager
+st&ouml;hnend klagt, der in Krankheit oder Bek&uuml;mmernis &auml;ngstlich fragt:&raquo;Ist
+wohl die Nacht bald vorbei?&laquo;<a name="FNanchor_7_7" id="FNanchor_7_7"></a><a href="#Footnote_7_7" class="fnanchor">[7]</a> dem f&uuml;hre lindernde Hoffnung, Geduld und
+inniges Vertrauen auf dich zu, auf dich, f&uuml;r den &raquo;die Nacht leuchtet
+gleich dem Tage!&laquo; Bewahre mich vor Gefahr und Ungl&uuml;ck und la&szlig; mich nach
+der Erquickung der Nacht mit dem innigen Verlangen, dir zu dienen,
+erwachen!&raquo;In deine Hand befehle ich meinen Geist, du beschirmst mich,
+wahrhafter und gn&auml;diger Gott!&laquo;<a name="FNanchor_8_8" id="FNanchor_8_8"></a><a href="#Footnote_8_8" class="fnanchor">[8]</a></p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="II_Gebete_fur_jeden_Tag_der_Woche" id="II_Gebete_fur_jeden_Tag_der_Woche"></a>II. Gebete f&uuml;r jeden Tag der Woche.</h2>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Am_Sonntage" id="Am_Sonntage"></a>Am Sonntage.</h2>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Morgengebet1" id="Morgengebet1"></a>Morgengebet.</h2>
+
+
+<p>6. Eine neue Woche hast du, o gnadenvoller Vater, f&uuml;r mich erscheinen
+lassen, und eine neue Zeit schenkst du<span class='pagenum'><a name="Page_9" id="Page_9">[Pg 9]</a></span> mir wieder, um f&uuml;r mein Wohl zu
+leben und zu wirken. O, so beseele mich denn mit Ernst und Freudigkeit,
+auf da&szlig; ich das Werk vollf&uuml;hre, das du mir angewiesen. La&szlig; mich die neue
+Woche damit beginnen, da&szlig; ich die heiligen Vors&auml;tze ausf&uuml;hre, die ich
+gestern gefa&szlig;t habe, la&szlig; es mir trotz meiner Schw&auml;che gelingen, durch
+meine F&uuml;rsorge und Arbeit das Wohl meiner Br&uuml;der zu f&ouml;rdern und zum
+Wohle der menschlichen Gesellschaft mitzuwirken. Verleihe mir vor allem
+deinen Beistand, da&szlig; ich denen ein gutes Beispiel gebe, in deren Mitte
+ich wirke; st&auml;rke mich, da&szlig; ich auf reinen Wandel achte, jedes meiner
+Worte wohl bedenke und auf jede meiner Handlungen wohl aufmerksam sei,
+und in der Freude wie im Schmerze mich als ein gottesf&uuml;rchtiges und
+gottergebenes Kind zeige, das stets deinen Willen zu erf&uuml;llen sucht.
+Stehe mir zur Seite bei den M&uuml;hen und Arbeiten dieser Woche, da&szlig; die
+M&uuml;hsal des Tages mir zum Segen werde, und die Freuden, die du mir
+bereitest, mich unaufh&ouml;rlich erinnern an den Dank, den ich dir schulde.
+St&auml;rke mich, da&szlig; ich die Widerw&auml;rtigkeiten und Unannehmlichkeiten
+duldend ertrage und selbst denen mich liebevoll erweise, die mich in
+dieser Woche zu betr&uuml;ben suchen. Lehre mich deine Weisheit anbeten und
+deine G&uuml;te auch in der schmerzlichen Stunde preisen, die dein Wille mir
+auferlegen sollte, und jede gl&uuml;ckliche, freudenreiche Stunde im
+Irdischen erinnere mich an die Ewigkeit, der ich entgegengehe. Herr!&raquo;la&szlig;
+mit jedem Morgen mich deine Gnade erfahren; denn auf dich hoffe ich; tue
+mir den Weg kund, den ich zu wandern habe, denn es sehnt sich mein Herz
+nach dir!&laquo;<a name="FNanchor_9_9" id="FNanchor_9_9"></a><a href="#Footnote_9_9" class="fnanchor">[9]</a></p>
+
+<p class="amen">Amen.</p>
+<p><span class='pagenum'><a name="Page_10" id="Page_10">[Pg 10]</a></span></p>
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Betrachtung_uber_1_Buch_Mosis_1_3-4" id="Betrachtung_uber_1_Buch_Mosis_1_3-4"></a>Betrachtung &uuml;ber 1. Buch Mosis 1, 3-4.</h2>
+
+
+<p>7. Allm&auml;chtiger, allweiser Sch&ouml;pfer! Am ersten Sch&ouml;pfungstage n&auml;hert
+sich meine Seele dir und danket dir, da&szlig; du die Finsternis hast
+schwinden lassen und wiederum, wie einst, da du &uuml;ber die leblose Natur
+das:&raquo;Werde Licht!&laquo; riefst, mich von deinem Licht umstrahlt sein l&auml;&szlig;t,
+das allem um mich her Kraft spendet und Reiz verleiht. Ach Herr, mein
+Gott! du, der du so unendlich bist, der du dich h&uuml;llest in Licht wie in
+ein Gewand (Ps. 104), zerstreue du die Finsternis, die noch &uuml;ber so
+viele ausgebreitet ist, auf da&szlig; das Licht der Liebe die Herzen aller
+Lebenden erleuchte und erw&auml;rme! Hilf du mir, da&szlig; ich den Weg des Lichtes
+wandre, da&szlig; kein tr&uuml;ber Zweifel meine Seele umschleiere, keine
+Versuchung mich auf die dunkle Bahn des Lasters f&uuml;hre. La&szlig; deine Gnade
+und Huld mir und den Meinigen zu teil werden, auf da&szlig; wir unser
+t&auml;gliches Brot finden und es in Freuden genie&szlig;en. Erleuchte mich mit
+deinem Lichte und deiner Wahrheit, da&szlig; sie mich leiten, dich zu suchen,
+dir zu dienen mit allem, was ich in dieser Woche vornehme, da&szlig; keiner
+meiner Gedanken und keine meiner Taten das Licht des Tages zu scheuen
+n&ouml;tig habe. Verschone mich und die Meinigen von gro&szlig;en Sorgen, die den
+Sinn beschweren, ihn niederdr&uuml;cken und irre leiten. Und so zuweilen die
+Aussichten tr&uuml;be sind, und Angst mein Herz beschleicht, dann la&szlig; mich
+eingedenk sein, da&szlig; du gn&auml;dig und barmherzig bist, und da&szlig; den Frommen
+ein Licht in der Finsternis aufstrahlt (Ps. 112); la&szlig; mich eingedenk
+sein, da&szlig; wir hienieden nicht das volle Licht schauen k&ouml;nnen, da&szlig; es
+aber in der Ewigkeit herrlich f&uuml;r diejenigen strahlen wird, die dich in
+Wahrheit anbeten. So nimm mich denn in deinen Schutz, und m&ouml;ge all mein
+Streben in dieser Woche dazu beitragen, da&szlig;<span class='pagenum'><a name="Page_11" id="Page_11">[Pg 11]</a></span> ich einst w&uuml;rdig werde,
+dieses Licht zu schauen,&mdash;&raquo;sei mir gn&auml;dig, segne mich und la&szlig; das Licht
+deines Antlitzes mir leuchten!&laquo;<a name="FNanchor_10_10" id="FNanchor_10_10"></a><a href="#Footnote_10_10" class="fnanchor">[10]</a></p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Abendgebet1" id="Abendgebet1"></a>Abendgebet.</h2>
+
+
+<p>8. Wiederum habe ich einen Tag verlebt, an welchem du mir so viele
+Beweise deiner v&auml;terlichen F&uuml;rsorge und deiner rettenden Gnade gegeben,
+da&szlig; ich tief f&uuml;hle, was ich dir schulde, und es tief erkenne, wie wenig
+ich so viel G&uuml;te verdient habe. O! mein Gott, gehe nicht ins Gericht mit
+mir; denn vor dir ist kein Lebender gerecht, sondern vergib in deiner
+Langmut und Barmherzigkeit meine S&uuml;nden, meine Vergehen und Irrt&uuml;mer,
+die ich mir im Laufe des Tages habe zu schulden kommen lassen. Erh&ouml;re
+meine Seufzer, die ich in Demut emporsende, auf da&szlig; ich getrost mich zur
+Ruhe legen, und nun zur Zeit, wo aller menschliche Beistand schlummert,
+auf deinen Schutz vertrauen kann. O du, vor dem die Nacht hell ist wie
+der Tag, sei du mein Besch&uuml;tzer in jeglicher Gefahr, das Licht meiner
+Seele in der schaurigen Finsternis, bewahre mich vor den Schrecknissen
+der Nacht, halte jegliche Krankheit von meinem Lager fern, und la&szlig;
+deinen Geist mich beseelen, auch wenn ich schlummere, auf da&szlig; ich neue
+Kraft gewinne, um die K&auml;mpfe des Lebens zu bestehen, und gest&auml;rkt werde,
+deinen Willen zu erf&uuml;llen. Erbarme dich der Menschenkinder und la&szlig; bald
+die Nacht vor deinem himmlischen Lichte weichen, das Friede und Liebe
+auf der ganzen Erde verbreitet; halte deine Hand &uuml;ber die, die unter dem
+Dache meines Hauses schlafen, da&szlig; niemand s&uuml;ndige, niemand strauchle!
+Dir empfehle ich alle meine Lieben, nahe und<span class='pagenum'><a name="Page_12" id="Page_12">[Pg 12]</a></span> ferne, la&szlig; mich in Frieden
+schlafen und wohl und gesund wieder erwachen, um dich zu loben und zu
+preisen, da&szlig; du warst die Hilfe meines Antlitzes, mein Schild, mein
+Gott.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Am_Montag" id="Am_Montag"></a>Am Montag.</h2>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Morgengebet2" id="Morgengebet2"></a>Morgengebet.</h2>
+
+
+<p>9. So bin ich denn wieder erwacht, ich rege mich und lebe in dir, du
+Lebensspender, allg&uuml;tiger Gott! Ach, mit welch dr&uuml;ckenden Gedanken begab
+ich mich zur Ruhe! Kaum hoffte und erwartete ich, von den mannigfachen
+Sorgen befreit zu werden, die auf meinem Herzen lasteten und meine Seele
+so unruhig machten; aber du bereitetest mir einen erquickenden Schlaf,
+und mit den Schatten der Nacht, die vor dem Lichte des Morgens weichen,
+war alles, was mich dr&uuml;ckte, verschwunden. Nun f&uuml;hle ich mich wie neu
+geschaffen und schaue mit Vertrauen auf zu deiner unendlichen G&uuml;te, die
+&uuml;ber mich wachet. Unschl&uuml;ssig war ich und f&uuml;rchtete den kommenden Tag;
+aber siehe, es ist als ob du im Laufe der Nacht Entschlossenheit meiner
+Seele eingegeben h&auml;ttest, da&szlig; ich mit neuer Lust und freudigem Mute
+heute wieder an mein Werk gehe. O, m&ouml;chte doch mein Vertrauen auf dich
+nie wanken, o, m&ouml;chte es mich doch auch heute zu meinem Werke begleiten,
+da&szlig; ich, was mir auch heute begegne, doch stets eingedenk bleibe und mit
+ergebenem Sinne erkenne, da&szlig; du der Herr bist, und da&szlig; du tuest, was gut
+in deinen Augen ist! Verleihe mir aber auch die Kraft, in meinem Streben
+und Wirken w&uuml;rdig zu bleiben, das Auge zu dir erheben zu d&uuml;rfen, da&szlig; ich
+stets auf deine v&auml;terliche Hilfe und auf deinen Schutz vertraue, da&szlig;
+kein falsches Vertrauen sich in mein Herz schleiche, und da&szlig; ich nicht
+durch unerm&uuml;dliches<span class='pagenum'><a name="Page_13" id="Page_13">[Pg 13]</a></span> Jagen nach den verg&auml;nglichen Dingen, durch
+Eigennutz, Genu&szlig;sucht oder Eitelkeit das Gl&uuml;ck und den Segen verscherze,
+den du allen denen verhei&szlig;en, die ihre Hoffnung auf dich setzen. So
+st&auml;rke mich denn, da&szlig; ich arbeite, ohne zu erm&uuml;den, da&szlig; ich mit
+dankbarem Sinn jede Freude genie&szlig;e, die du mir schenktest, und ich zum
+Segen wirke! La&szlig; mich nie &Auml;rgernis und Ansto&szlig; verursachen, sondern in
+der Zeit als einen leben, der die Ewigkeit vor Augen hat! O, du ewiger
+Gott, sei mir gn&auml;dig, segne und bewahre mich! Ja, ich will nicht
+verzagen; denn meine Hilfe kommt von dir, der du geschaffen Himmel und
+Erde.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Betrachtung_uber_1_B_M_1_6-8" id="Betrachtung_uber_1_B_M_1_6-8"></a>Betrachtung &uuml;ber 1. B. M. 1, 6-8.</h2>
+
+
+<p>10. Allm&auml;chtiger Sch&ouml;pfer, alliebender Gott! Ich danke dir, da&szlig; du mich
+wieder den zweiten Wochentag hast schauen lassen den Himmel, der sich
+noch &uuml;ber mir w&ouml;lbt, wie du ihn einst am zweiten Sch&ouml;pfungstage &uuml;ber die
+Erde ausgespannt hast. So leuchtete sofort deine Herrlichkeit &uuml;ber dem
+Staube, da&szlig; wir dadurch erinnert w&uuml;rden, da&szlig; die Seligkeit des Himmels
+das Ziel f&uuml;r den Erdenkampf sei, und in der Ruhe und in dem Frieden, der
+von dem sichtbaren Himmelsbogen widerstrahlt, spiegelt sich f&uuml;r den
+Menschen der selige Friede des unsichtbaren Himmels ab. Bei aller Not
+und Sorge des Lebens soll der Mensch zum Himmel empor schauen und dort
+die Tr&ouml;stung und Erquickung suchen, die die Erde nicht zu gew&auml;hren
+vermag, und in den Versuchungen der Welt, in ihrem Kampf und Streit soll
+er von deinem Himmel Kraft und Freiheit holen. Aber darf auch ich wohl
+meinen Blick zum Himmel erheben?&mdash;O, nur der kann freudig empor in die
+H&ouml;he sehen, der das tut, was dir wohlgef&auml;llig ist! Hab ich dieses getan?
+War ich stets eingedenk, da&szlig; ich &uuml;berall in deinem Heiligtum<span class='pagenum'><a name="Page_14" id="Page_14">[Pg 14]</a></span> bin, da
+&uuml;berall der Himmel &uuml;ber mir ausgebreitet ist, der deine Herrlichkeit Tag
+f&uuml;r Tag verk&uuml;ndet? Habe ich mich wohl auf Geistesschwingen zum Himmel
+gehoben, w&auml;hrend mein Fu&szlig; zur Erde gestellt war&mdash;leuchtete ein Himmel
+der Liebe aus meinem Auge, wenn ich mit meinen Menschenbr&uuml;dern
+verkehrte? O Gott, sei mit mir heute, da&szlig; ich jede Versuchung besiege,
+jede s&uuml;ndige Lust bezwinge, und da&szlig; jeder meiner Gedanken, jedes meiner
+Worte und jede meiner Taten von der Klarheit des Himmels widerscheine,
+da&szlig; mein Wandel dir wohlgefalle, und die Liebe des Himmels mich einst
+verkl&auml;re bei dir, du, mein Gott, dessen Huld so erhaben ist, wie der
+Himmel &uuml;ber der Erde, du, der du meine S&uuml;nden vergibst und mich kr&ouml;nest
+mit Barmherzigkeit und Gnade.<a name="FNanchor_11_11" id="FNanchor_11_11"></a><a href="#Footnote_11_11" class="fnanchor">[11]</a></p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Abendgebet2" id="Abendgebet2"></a>Abendgebet.</h2>
+
+
+<p>11. Wie, o Gott, soll ich dir danken f&uuml;r alle Wohltaten, die du mir
+heute erwiesen? O, nicht nur, da&szlig; du in Gnade deine Hand &uuml;ber mich
+gehalten und mich das t&auml;gliche Brot f&uuml;r mich und die Meinigen hast
+finden lassen&mdash;nein, sieh in reichlichem Ma&szlig;e hast du mir dasselbe
+verg&ouml;nnt, und vorz&uuml;glich danke ich dir f&uuml;r die besondere Tr&ouml;stung und
+Ermunterung, die mich heute so unerwartet erquickt hat. Ach wie
+gl&uuml;cklich machte mich nicht der geringste Dank, den ich durch deine
+Gnade erntete und die Freude, die der eine und andere meiner Mitwanderer
+hier im Leben, mir, gewi&szlig; nach deiner g&uuml;tigen Eingebung, bereitet hat.
+Nein! ich kann mich nicht in die Arme des Schlafes werfen, ohne dich um
+Vergebung zu bitten, da&szlig; ich so oft &uuml;ber die B&uuml;rden des Lebens und &uuml;ber
+den Undank<span class='pagenum'><a name="Page_15" id="Page_15">[Pg 15]</a></span> und die Verkennung der Welt geseufzt habe! Sah ich nicht
+heute, wie hoch mein Herz sich freute und sich freuen mu&szlig;te bei dem
+geringsten Dank, bei dem aufmunternden Lohne, den ich zuweilen erntete,
+und wie solch' selige Augenblicke gerade in Stunden der Erm&uuml;dung und
+Erschlaffung eintreten! Und wenn ich noch bedenke die himmlischen
+Augenblicke, in welchen es mir verg&ouml;nnt war, die H&auml;nde der Schwachen,
+die Knie der Wankenden zu st&auml;rken, wo ich durch deinen Beistand es
+vermochte, zu tr&ouml;sten und zu beruhigen, durch meine Anerkennung der
+Wirksamkeit anderer imstande war, sie zu erneuetem Flei&szlig;e
+anzuspornen,&mdash;o, dann &uuml;berstr&ouml;mt mein Herz von Dank und Freude; ich will
+nicht mehr klagen, ich will jede Stunde recht benutzen, um so meine
+Mitmenschen zu erfreuen, auf da&szlig; auch ihre Seelen Ruhe in dir finden.
+St&auml;rke mich hierzu, o mein Gott, dazu empfehle ich meinen Geist deinem
+Schutze!</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Am_Dienstag" id="Am_Dienstag"></a>Am Dienstag.</h2>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Morgengebet3" id="Morgengebet3"></a>Morgengebet.</h2>
+
+
+<p>12. Allg&uuml;tiger Gott! Nimm das Morgenopfer meines Herzens als Dank
+entgegen f&uuml;r die neuen Beweise deiner Gnade, die du mir in der
+verflossenen Nacht gegeben. Ach, wie viele haben diese nicht in Unruhe
+und Kummer verbracht, und von wie vieler Lager wurde nicht der Schlaf
+durch Angst und Sorge verscheucht; ich aber wurde verschont, die
+Meinigen hast du beschirmt! o, wie wenig habe ich doch so viele Gnade
+verdient! So manchen Morgen erwachte ich nur mit neuen W&uuml;nschen und
+verga&szlig; es, wie sehr du mich bereits gesegnet, und wie vielen Dank ich
+dir schulde; doch heute steht deine G&uuml;te mir vor Augen, und o, wie
+gl&uuml;cklich macht mich dieser Gedanke! Ach, wie<span class='pagenum'><a name="Page_16" id="Page_16">[Pg 16]</a></span> wenige f&uuml;hlen doch das
+Gute, das sie unabl&auml;ssig von deiner Hand empfangen, und wie innig mu&szlig;
+ich dir nicht danken, da&szlig; du durch deine heilige Lehre in mir die
+Erkenntnis deiner Wohltaten geweckt hast! Und wenn ich ganz von deiner
+g&ouml;ttlichen Lehre erf&uuml;llt w&auml;re, o wie gl&uuml;cklich w&uuml;rde ich mich dann noch
+f&uuml;hlen, welch ein Born der Freude w&uuml;rde da unaufh&ouml;rlich aus derselben
+f&uuml;r mich flie&szlig;en, selbst dann, wenn Kummer und Sorgen mich umgeben,
+welche Seligkeit w&uuml;rde ich dann nicht aus jedem Gebote sch&ouml;pfen, das ich
+erf&uuml;lle! O, du Ewiger! la&szlig; diesen Tag mich dem gro&szlig;en Ziele n&auml;her
+bringen, dem ich nachstreben soll! Sei mit mir in all meinen
+Bestrebungen, hilf mir in meiner Schw&auml;che, erleuchte mich in meiner
+Unwissenheit, umg&uuml;rte mich mit der Kraft des Willens, la&szlig; meine Seele
+alles in Klarheit schauen, mein Herz alles Edle und Heilige mit W&auml;rme
+umfassen! R&uuml;ste mich aus mit Standhaftigkeit und lege an diesem Tage
+reichen Segen in meine Arbeit. Bewahre du, Ewiger, meinen Ausgang und
+meinen Eingang, o, entziehe mir nicht deine Barmherzigkeit, sondern la&szlig;
+deine Gnade und Treue mich stets beschirmen!</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Betrachtung_uber_1_B_M_1_9-13" id="Betrachtung_uber_1_B_M_1_9-13"></a>Betrachtung &uuml;ber 1. B. M. 1, 9-13.</h2>
+
+
+<p>13. Wie k&ouml;nnte ich wohl am dritten Tage der Woche mein Auge der
+Herrlichkeit des Tages &ouml;ffnen, ohne dir f&uuml;r deine unendliche G&uuml;te zu
+danken, mit welcher du die Erde erf&uuml;llt hast und sie mit jedem Morgen
+aufs neue erf&uuml;llst? An diesem Tage, so lie&szlig;est du uns in der
+Sch&ouml;pfungsgeschichte verk&uuml;nden, riefst du Gras, Kr&auml;uter und B&auml;ume
+hervor, die Frucht und Samen tragen, jegliches nach seiner Art. So hast
+du, allg&uuml;tiger Gott, f&uuml;r jedes lebende Gesch&ouml;pf seinen Bedarf bereitet,
+bevor es noch ins Dasein gerufen war, so hast du auch an mich gedacht,<span class='pagenum'><a name="Page_17" id="Page_17">[Pg 17]</a></span>
+bevor ich noch das Tageslicht schaute, hast liebevolle Wesen bestellt,
+die f&uuml;r mich sorgten, die mich kleideten und ern&auml;hrten, mich erzogen und
+leiteten, und die Erde, sie ist voll deiner Gaben. O, wie k&ouml;nnte ich da
+verzagen und bek&uuml;mmert fragen: woher soll ich Brot f&uuml;r meinen
+Lebensunterhalt nehmen? O, getrost bete ich zu dir: Gib mir und den
+Meinigen unser t&auml;gliches Brot, da&szlig; wir nie der Gabe eines Menschen
+bed&uuml;rfen, erhalte uns in Gen&uuml;gsamkeit, da&szlig; wir in bescheidenem und
+prunklosem Wandel uns gl&uuml;cklich f&uuml;hlen, jeglicher in seinem Berufe und
+jeglicher in seinem Stande. Wache &uuml;ber die Bed&uuml;rftigen und Notleidenden
+und gew&auml;hre mir die Seligkeit, ihnen wie ein herrlicher Baum zu sein,
+der Schutz und Erquickung &uuml;ber sie ausbreitet, ja, la&szlig; mich wie ein Baum
+sein, der an den Wasserb&auml;chen deines g&ouml;ttlichen Wortes gepflanzt, reiche
+Fr&uuml;chte tr&auml;gt, und dessen Bl&auml;tter nie welken. La&szlig;, o Herr, mein Streben
+und Wirken dir wohlgef&auml;llig sein und auch meinen Mitmenschen. M&ouml;chte
+mein Sinn von dem Licht aus der H&ouml;he erf&uuml;llt werden, und meine Rede wie
+st&auml;rkende, erquickende Nahrung jedem sein, der darauf h&ouml;rt.&mdash;O, du, der
+du nie den Gerechten verl&auml;&szlig;t und es ihm nie an Brot mangeln l&auml;&szlig;t, erh&ouml;re
+mich und la&szlig; mich heute stark im Guten sein, errette mich von jeglicher
+S&uuml;nde, auf da&szlig; du auch &uuml;ber mein Werk heute wie bei der Sch&ouml;pfung sagen
+k&ouml;nntest: &raquo;es war gut&laquo;,<a name="FNanchor_12_12" id="FNanchor_12_12"></a><a href="#Footnote_12_12" class="fnanchor">[12]</a> gut f&uuml;r das zeitliche und gut f&uuml;r das ewige
+Leben.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Abendgebet3" id="Abendgebet3"></a>Abendgebet.</h2>
+
+
+<p>14. Der Tag ist dahin gegangen, o, so schnell, so sehr schnell bei
+Arbeit und Freude und unter deinem<span class='pagenum'><a name="Page_18" id="Page_18">[Pg 18]</a></span> beschirmenden Segen, allbarmherziger
+Gott und Vater! Und nun, da mein Tagewerk zu Ende ist, so kommt mir so
+vieles in den Sinn, was ich vornehmen wollte, aber zu tun vergessen,
+vieles, mit dem ich mich besch&auml;ftigt habe, aber nicht auf die rechte
+Weise, so manches Wort, das ich gesprochen, das ich entweder lieber gar
+nicht ausgesprochen haben m&ouml;chte, oder doch nicht so, wie ich es getan,
+mancher Mensch, dem ich begegnet, aber ohne darauf zu achten, wie
+n&uuml;tzlich er f&uuml;r mich und ich f&uuml;r ihn h&auml;tte sein k&ouml;nnen. Ach ich mu&szlig;
+gestehen, wenn ich auch nur an eitlen Gewinn und eitle Lust denken
+wollte:&mdash;k&ouml;nnte ich meinen Tag aufs neue beginnen, so w&uuml;rde ich meine
+Zeit anders einteilen, so w&uuml;rde ich ganz anders mich verhalten; vieles,
+was geschehen, w&uuml;rde ich ungetan lassen, vieles, was unterlassen ist,
+w&uuml;rde ich zur Ausf&uuml;hrung bringen&mdash;und wie viel mehr erst, wenn ich an
+das Werk meines Seelenheils denke. O, mu&szlig; ich nicht f&uuml;rchten, da&szlig; es
+einst, wenn mein ganzer Lebenstag dahingeschwunden ist, f&uuml;r mich so sein
+wird, wie in dieser Stunde, mu&szlig; ich nicht, weil es noch Zeit ist,
+bestrebt sein, da&szlig; mein Lebenstag nicht vergeudet werde? Darum n&auml;here
+ich mich dir, mein Gott, mit dem Gebete:&raquo;tue mir kund den Weg, den ich
+gehen soll, lehre mich nach deinem Willen handeln, dein g&uuml;tiger Geist
+f&uuml;hre mich Tag und Nacht auf die rechte Bahn!&laquo;<a name="FNanchor_13_13" id="FNanchor_13_13"></a><a href="#Footnote_13_13" class="fnanchor">[13]</a> La&szlig; mich auch in
+dieser Nacht deine G&uuml;te erfahren, bewache, erquicke und segne sowohl
+mich, als alle die Meinigen, und la&szlig; die Ruhe der Nacht aufs neue mir
+Kraft schenken, um gegen alles zu k&auml;mpfen, was im Streite ist mit der
+hohen Bestimmung meines Daseins, mit dem <span class='pagenum'><a name="Page_19" id="Page_19">[Pg 19]</a></span>Werk, das ich zu vollf&uuml;hren
+habe.&raquo;Herr! dein will ich gedenken, wenn ich auf meinem Lager liege,
+&uuml;ber dich sinne ich in den Nachtwachen, meine Seele h&auml;ngt an dir, deine
+Rechte unterst&uuml;tzt mich.&laquo; Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Am_Mittwoch" id="Am_Mittwoch"></a>Am Mittwoch.</h2>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Morgengebet4" id="Morgengebet4"></a>Morgengebet.</h2>
+
+
+<p>15.&raquo;Wenn ich auf meinem Lager bin, so denke ich an dich, o Gott, und
+wenn ich erwache, spreche ich von dir, denn du bist mir eine Hilfe, und
+im Schatten deiner Fl&uuml;gel f&uuml;hle ich mich so sicher&laquo;,<a name="FNanchor_14_14" id="FNanchor_14_14"></a><a href="#Footnote_14_14" class="fnanchor">[14]</a> fr&uuml;h suche ich
+darum dich, und meine Seele d&uuml;rstet nach dir, mein Gott. Ach, m&ouml;chte
+doch meine Seele dir anh&auml;ngen, und m&ouml;chte deine Rechte mich unterst&uuml;tzen
+den ganzen Tag und mich leiten und aufrecht halten, wo ich auch wandre,
+und mit wem ich auch verkehre. Ich m&ouml;chte so gern mit Milde und Sanftmut
+unter meinen Br&uuml;dern wandern, aber feindlich Gesinnte, Ha&szlig;erf&uuml;llte,
+Lieblose, denen ich begegne, k&ouml;nnten so leicht meinen Zorn aufflammen
+lassen; ich m&ouml;chte so gerne einen innigen, festen Glauben an den Tag
+legen, aber Leichtsinnige und Gleichg&uuml;ltige k&ouml;nnten meinen Eifer k&uuml;hlen,
+und Scheinheilige all meinem frommen Streben in den Weg treten; es wird
+so schwer, die heilige Flamme auf dem Altar des Herzens vom Morgen bis
+zum Abend rein und jedes fremde Feuer fern zu halten; es wird so schwer,
+einen schuldfreien und heitern Sinn zu bewahren; die Freuden, die deine
+G&uuml;te uns bereitet, so zu genie&szlig;en, da&szlig; keine s&uuml;ndhafte Neigung oder Lust
+in die Seele dringe, und da&szlig; diejenigen, welche auf uns sehen, nicht in
+ihrem Urteile &uuml;ber uns irre geleitet werden; es ist so schwer,
+Freundlichkeit und Ernst, Nachsicht und Duldung mit<span class='pagenum'><a name="Page_20" id="Page_20">[Pg 20]</a></span> unersch&uuml;tterlicher
+Festigkeit im Glauben zu vereinen. Wie leicht artet nicht ein
+freundlicher, nachgiebiger Sinn zu einer eitlen Lust aus, den Menschen
+zu gefallen! Wenn ich den Beifall der Welt ernte, so macht es mich so
+hochm&uuml;tig und stolz, und weniger vermag ich ihre K&auml;lte, ihren Spott oder
+ihre Geringsch&auml;tzung zu ertragen, sie erbittert meinen Geist und l&auml;hmt
+meine Kraft, und doch soll ich im Kampfe nicht schwanken und nicht
+verzagen. Sieh! darum bitte ich: Herr, lehre mich deine Wege erkennen
+und leite mich auf die rechten Pfade, nicht nur meiner selbst wegen,
+sondern auch derentwegen, die auf mich schauen, und mit denen ich heute
+verkehre, ja meiner Freunde und Verwandten und meiner Hausgenossen
+wegen. M&ouml;chte ich in der Freude sowohl als im Schmerze, den du in deiner
+Weisheit mir zusendest, mich als echter Israelit bew&auml;hren, der dein
+g&ouml;ttliches Gebot in seinem Herzen tr&auml;gt, da&szlig; all mein Wirken auf Erden
+ein himmlisches Gepr&auml;ge an sich trage und Zeugnis gebe von meinem
+Streben, an deinem Reiche zu bauen. La&szlig; einen freundlichen himmlischen
+Strahl sowohl meine Lust als meine Arbeit beleuchten, la&szlig; den Tau des
+Himmels auch bei der M&uuml;he und Hitze des Tages mich erquicken, in dem
+Kampfe des Lebens mich st&auml;rken und zu jeglicher Zeit mein Herz erfreuen!
+O, so verla&szlig; mich nicht, mein Gott, sondern segne mich und die Meinen
+heute, la&szlig; mich nicht verzagen, wenn du mich v&auml;terlich z&uuml;chtigest;
+sondern lege in meine Seele das rechte kindliche Vertrauen zu dir, und
+gib, da&szlig; mein Wandel der Lobgesang wird, womit ich unabl&auml;ssig dich
+preise.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Betrachtung_uber_1_Buch_Mosis_1_14-19" id="Betrachtung_uber_1_Buch_Mosis_1_14-19"></a>Betrachtung &uuml;ber 1. Buch Mosis 1, 14-19.</h2>
+
+
+<p>16. Herr, allweiser, allg&uuml;tiger Sch&ouml;pfer! Ich danke dir, da&szlig; du mich
+diesen vierten Tag der Woche hast<span class='pagenum'><a name="Page_21" id="Page_21">[Pg 21]</a></span> erleben lassen, den Tag, der aus der
+Sch&ouml;pfungszeit Zeugnis gibt von deiner unendlichen Weisheit und Macht,
+mit welcher du die Gestirne auf ihren Bahnen leitest, die Sonne, den
+Mond und die zahllosen leuchtenden Welten, da&szlig; sie mit himmlischem
+Glanze f&uuml;r uns leuchten, die Erde erw&auml;rmen und befruchten und in den
+dunklen N&auml;chten Wege auf dem &ouml;den Meere zeigen, ja da&szlig; sie uns dienen,
+um unsere Wanderungstage zu z&auml;hlen und unsere festlichen Zeiten zu
+bestimmen. Sieh, du hast ihnen Ziel und Grenze gesetzt, da&szlig; sie nicht
+von ihren Bahnen weichen, sondern jeder Himmelsk&ouml;rper seinem
+vorgeschriebenen Gesetz folgt und nicht hinein schreitet in den Kreis
+eines andern; wenn er verschwunden zu sein scheint, so leuchtet er in
+einer anderen Welt oder beginnt aufs neue seinen Lauf, um deine
+Herrlichkeit an dem unerme&szlig;lichen Himmelsgew&ouml;lbe zu verk&uuml;nden. O, mein
+Gott!&raquo;wenn ich anschaue den Himmel, deiner H&auml;nde Werk, den Mond und die
+Sterne, die du geschaffen,&mdash;was ist ein Sterblicher, da&szlig; du sein
+gedenkst und der Menschensohn, da&szlig; du auf ihn achtest?&laquo;<a name="FNanchor_15_15" id="FNanchor_15_15"></a><a href="#Footnote_15_15" class="fnanchor">[15]</a> Und doch bin
+ja auch ich von dir bestimmt, ein Glied in der Kette des All zu sein,
+und auch meiner Bahn hast du Gesetz angeordnet, dem ich folgen soll, und
+das ich nicht &uuml;berschreiten darf. Ach, wie oft habe ich gerade den Weg
+verlassen, der mir vorgezeichnet ward, wie oft unternahm ich nicht
+gerade das, wozu ich nicht berufen war, und durchkreuzte da die Bahn
+eines andern und richtete da Verwirrung an, wo ich &uuml;ber Gottes Ordnung
+und Gesetz wachen sollte! O! ich will darum zum Himmel empor schauen und
+zu seinem strahlenden Heere, da&szlig; ich von ihnen lerne, f&uuml;r meine Br&uuml;der
+zu leuchten,<span class='pagenum'><a name="Page_22" id="Page_22">[Pg 22]</a></span> und sie mit der vollen Liebe meines Herzens zu erw&auml;rmen;
+da&szlig; ich vom Monde lerne, Erquickung, Trost und Friede in tr&uuml;be und
+angstvolle Seelen zu bringen, von der Sonne, die f&uuml;r alle, auch f&uuml;r die
+Ungerechten aufgeht, lerne auch S&uuml;ndern Mitleid zu zeigen und sie auf
+den rechten Weg zur&uuml;ckzubringen! Aber, o mein Gott! was vermag ich ohne
+deinen Beistand? Darum bitte ich dich: st&auml;rke mich in meinem Vorsatz,
+hilf mir, m&auml;nnlich gegen alle Versuchungen zu k&auml;mpfen, stehe mir bei,
+da&szlig; ich unerm&uuml;dlich in der Erf&uuml;llung meines Berufes sei! Dein Geist und
+Wort zerstreue, der Sonne gleich, jede Wolke, die meine Umgebung
+verdunkeln will! Ja, all mein Tun und Wirken sei so, da&szlig; ich hoffen
+darf, einst, wenn ich meinen Lauf hienieden vollendet, einzugehen in das
+wahre himmlische Licht bei dir in der Ewigkeit.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Abendgebet4" id="Abendgebet4"></a>Abendgebet.</h2>
+
+
+<p>17. Allbarmherziger Vater! Auch diesen Tag habe ich unter deinem Schutz
+und Segen gl&uuml;cklich zu Ende gebracht und deiner Obhut meine Seele und
+meinen Leib anempfohlen; ja, in meinem Nachtgebet habe ich, wie es dem
+Israeliten geziemt, bevor ich mich zur Ruhe begab, mich zu dir zu
+erheben gesucht. Aber ach, je mehr ich mich selbst durchforschte, desto
+mehr werde ich innerlich betr&uuml;bt, indem ich mich des Gedankens nicht
+erwehren kann, meine Aufgabe nicht erf&uuml;llt zu haben; denn ich habe das
+heilige Bekenntnis des Israeliten abgelegt:&raquo;da&szlig; du der einzige, ewige
+Gott bist&laquo;; aber habe ich auch heute dies in der Tat und in der Wahrheit
+bewiesen, da&szlig; es das Bed&uuml;rfnis meines Herzens war, dir f&uuml;r alles zu
+danken, was mich erquickt, und deinen Namen zu preisen, und dich als den
+Einzigen, Alliebenden anzubeten, bei allem,<span class='pagenum'><a name="Page_23" id="Page_23">[Pg 23]</a></span> was mir widerfahren? Und
+ich habe die Grundlage f&uuml;r die heiligsten Verpflichtungen meines Lebens
+ausgesprochen,&raquo;da&szlig; ich dich lieben soll mit ganzer Seele, mit ganzem
+Herzen, mit all meinem Verm&ouml;gen&laquo;, aber wie oft hat nicht die Liebe zur
+Welt mich dich vergessen lassen, und wie wenig war ich bereit, aus Liebe
+zu dir alles zu opfern? Ja, in unersch&uuml;tterlicher Liebe zu dir soll ich
+meinen N&auml;chsten lieben; aber wie schwach gl&uuml;hte doch eine solche
+Liebesflamme in meinem Innern! Selbst wenn ich mich liebevoll gegen
+meine Mitmenschen zeigte, war es doch zuweilen eine Scheinliebe und
+nicht die heilige Flamme, die unaufh&ouml;rlich auf dem Altar des Herzens
+brennen soll. Durch mein Wort und mein Beispiel soll ich den Meinigen
+(meinen Kindern, meinem Hausgesinde, meinen Freunden und meinen
+Angeh&ouml;rigen) dein Wort einsch&auml;rfen, aber bald wurde ich durch Eitelkeit
+und Hochmut irre geleitet, bald verschlo&szlig; Geiz, Zorn oder Neid das Herz
+und die Hand; denn das Feuer der Leidenschaft brennt in meiner Brust und
+bet&ouml;rt meinen Geist. Und wenn ich sehe, wie wenig noch die Welt dich,
+den Einzigen, kennt und anbetet, und wie wenig Liebe zu dir in der
+Menschen Brust lebt, wie wenig sie sich in gegenseitiger Liebe &auml;u&szlig;ert,
+ach, da mu&szlig; ich fast verzagen; ich gedenke meiner S&uuml;nden und der Schlaf
+weicht von meinem Lager. Woher, o Gott, soll ich Kraft nehmen, um im
+Kampfe zu bestehen? Und doch&mdash;mein Nachtgebet hat mich ja belehrt, da&szlig;
+ein zerknirschtes Herz dir wohlgef&auml;llig ist, hat mich auch belehrt, auf
+wen ich meine Hoffnung setzen soll: Herr, auf dich allein!&raquo;Du stehst zu
+meiner Rechten: Wer wie du!<a name="FNanchor_16_16" id="FNanchor_16_16"></a><a href="#Footnote_16_16" class="fnanchor">[16]</a> so barmherzig, du bist meine St&auml;rke<a name="FNanchor_17_17" id="FNanchor_17_17"></a><a href="#Footnote_17_17" class="fnanchor">[17]</a>
+du bist mein Licht<a name="FNanchor_18_18" id="FNanchor_18_18"></a><a href="#Footnote_18_18" class="fnanchor">[18]</a> und<span class='pagenum'><a name="Page_24" id="Page_24">[Pg 24]</a></span> du bist mein Arzt<a name="FNanchor_19_19" id="FNanchor_19_19"></a><a href="#Footnote_19_19" class="fnanchor">[19]</a> sowohl f&uuml;r Leib als
+Geist; deine Herrlichkeit umschwebt mich. Zuversichtlich spreche ich
+darum:&raquo;auf deine Hilfe hoffe ich, ja, ich warte in Geduld auf deine
+Hilfe und beuge mich in Demut vor dir, o Herr<a name="FNanchor_20_20" id="FNanchor_20_20"></a><a href="#Footnote_20_20" class="fnanchor">[20]</a>, der du &uuml;ber mich
+wachen und mich wecken wirst,</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Am_Donnerstag" id="Am_Donnerstag"></a>Am Donnerstag.</h2>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Morgengebet5" id="Morgengebet5"></a>Morgengebet.</h2>
+
+
+<p>18. Herr, mein Gott und Vater!&raquo;Du erneuerst jeden Morgen deine G&uuml;te
+gegen mich, und deine Barmherzigkeit ist unendlich.&laquo; Darum erhebe ich in
+der fr&uuml;hen Morgenstunde dankend meine Stimme zu dir, indem ich f&uuml;hle und
+erkenne, da&szlig; deine wachende Vorsehung in den Stunden der Finsternis
+meinen Geist bewacht und mich aus dem Schlummer der Nacht zu neuem Leben
+geweckt hat. O! m&ouml;chte doch auch mein besseres Wesen mit jedem Morgen
+sich erneuern, und m&ouml;chte ich bei meinem Tagewerk nie verzagen, sondern
+es vollenden, ohne zu ermatten; m&ouml;chte ich doch jeden Tag mit neuer Lust
+auf dein g&ouml;ttliches Wort lauschen und aus deiner heiligen Lehre
+Seligkeit sch&ouml;pfen; m&ouml;chten doch alle guten Kr&auml;fte, die du in mich
+gelegt, jeden Morgen sich erneuern, so da&szlig; ich nie m&uuml;de werde, meinem
+Bruder zu helfen, ihn zu erquicken, zu tr&ouml;sten und zu unterst&uuml;tzen, nie
+m&uuml;de werde, Sanftmut und Geduld gegen meine Freunde zu zeigen, und nie
+aufh&ouml;re, Gutes denen zu erweisen, die mich hassen, und diejenigen zu
+segnen, die mir fluchen; m&ouml;chte doch ein liebevoller Geist jeden Tag in
+mir erneuert werden, da&szlig; ich dem&uuml;tig und liebevoll gegen die Armen, mild
+und nachsichtig gegen<span class='pagenum'><a name="Page_25" id="Page_25">[Pg 25]</a></span> meine Diener mich zeige; ja, la&szlig; mich auch heute
+aufs neue Kraft gewinnen, um gegen die S&uuml;nde, meinen &auml;rgsten Feind, zu
+k&auml;mpfen! M&ouml;ge sich stets auch mein kindliches Vertrauen erneuern, mit
+dem ich meinen Weg deiner v&auml;terlichen F&uuml;rsorge empfehle! O, erh&ouml;re mich
+denn, Allg&uuml;tiger! wenn ich dich bitte, mir die Ausf&uuml;hrung dieses meines
+heiligen Vorsatzes zu erleichtern. La&szlig; keine dr&uuml;ckende Sorge mir die
+Freudigkeit in meinem t&auml;glichen Berufe rauben; st&auml;rke meinen K&ouml;rper, da&szlig;
+meine Seele sich frei zu dir erheben kann;&raquo;entbiete mir deine Engel,
+mich zu beh&uuml;ten auf meinen Wegen, da&szlig; mein Fu&szlig; nicht strauchle;&laquo; la&szlig; in
+jeder zeitlichen Freude sich f&uuml;r meine Seele die ewige, selige Wonne
+abspiegeln und la&szlig; mich froh sein mit den Frohen! Segne, o Gott, Volk
+und Land, segne alle, die mir lieb und teuer sind! Leite mich nach
+deinem Rat, und nimm mich einst auf zur ewigen Seligkeit.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Betrachtung_uber_1_Buch_Mosis_1_20-23" id="Betrachtung_uber_1_Buch_Mosis_1_20-23"></a>Betrachtung &uuml;ber 1. Buch Mosis 1, 20-23.</h2>
+
+
+<p>19. Mein Gott und Vater! Nimm mit Wohlgefallen meinen kindlichen Dank
+daf&uuml;r entgegen, da&szlig; ich diese Nacht sicher unter deinem Schutz geruht
+habe und mich wieder umgeben sehe von deinen Wohltaten, von den
+unz&auml;hligen Gesch&ouml;pfen, die du ins Leben gerufen, deren Anblick Ruhe in
+die ge&auml;ngstigte Seele mir senkt und mein Herz mit Bewunderung erf&uuml;llt.
+Heute ist ja der Tag, an dem in der Sch&ouml;pfungszeit das Weltmeer mit
+einem unz&auml;hligen Gewimmel kleiner und gro&szlig;er Tiere sich f&uuml;llte und die
+Luft mit dem zahllosen Gefl&uuml;gel, das unter der W&ouml;lbung des Himmels
+fliegt.&raquo;Alle erwarten ihre Nahrung von dir, und du s&auml;ttigst sie mit
+allem Guten.&laquo;<a name="FNanchor_21_21" id="FNanchor_21_21"></a><a href="#Footnote_21_21" class="fnanchor">[21]</a> O, wie kann ich<span class='pagenum'><a name="Page_26" id="Page_26">[Pg 26]</a></span> da noch f&uuml;rchten, da&szlig; du mich
+vergebens um deine guten Gaben vom Himmel beten lassen solltest, wenn
+ich nur treu arbeite, um sie zu gewinnen! Sieh', wie zahllos und wie
+mannigfaltig sind nicht die lebendigen Gesch&ouml;pfe des Himmels und des
+Meeres, und doch bilden sie alle einen gro&szlig;en Einklang, um deine
+Herrlichkeit zu verk&uuml;nden; ist nicht das geringste bunte W&uuml;rmchen eben
+so wundervoll wie das starke Tier im Walde, und preisen nicht die
+Millionen Gesch&ouml;pfe im Wassertropfen eben so sehr deine Allmacht und
+Wahrheit wie der Wallfisch im Meere? O, sollte ich da verstummen und
+nicht best&auml;ndig meinen Lobgesang darbringen, sollte ich nicht durch mein
+Leben, durch mein Tun deine Herrlichkeit verk&uuml;nden? Ach Herr! segne du
+mich, da&szlig; meine Gedanken gel&auml;utert werden, und meine Taten dir gefallen.
+Sieh, der Fisch schwimmt so lebensfroh im Meere, aber, wenn im n&auml;chsten
+Augenblick ein Fischer ihn heraufzieht, da erlischt das Leben, so wei&szlig;
+auch ich, da&szlig; der Fischer stets sein Netz und seine Angel nach den
+Menschenkindern auswirft, um sie von dir, der Quelle alles Lebens, fort
+und hin in den Tod zu f&uuml;hren; ach m&ouml;chte ich doch der Lockspeise der
+Welt Widerstand entgegenzusetzen stark genug sein und mich von den
+lebenden Wassern n&auml;hren, die aus deiner himmlischen Lehre str&ouml;men! La&szlig;
+mich deiner Liebe eingedenk sein, die meine V&auml;ter auf &raquo;Adlerfittigen&laquo;,
+getragen, und wenn die Sorge meinen Sinn umw&ouml;lkt, wenn Leiden mich
+treffen und Feindschaft mich verfolgt, oder wenn Verf&uuml;hrungen mich
+umringen, o, la&szlig; mich da auf die V&ouml;gel des Himmels sehen, die ihre Zeit
+kennen, und la&szlig; mich von ihnen lernen, da&szlig; der Tag kommen wird, wo ich
+dorthin zur&uuml;ckwandern werde, wo eine w&auml;rmere Sonne scheint, und Freude,
+Wonne und Herrlichkeit weilt bei dir in aller Ewigkeit.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+<p><span class='pagenum'><a name="Page_27" id="Page_27">[Pg 27]</a></span></p>
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Abendgebet5" id="Abendgebet5"></a>Abendgebet.</h2>
+
+
+<p>20. Durch deinen Beistand, allg&uuml;tiger Gott, habe ich wiederum meinen Tag
+zu Ende gebracht, und wie deine G&uuml;te mich heute vor jedem Ungl&uuml;ck
+bewahrt hat, so wirst du mir auch Erquickung in meiner n&auml;chtlichen Ruhe
+verleihen. Im Schlaf will ich alle M&uuml;he und Beschwerden, jeden Kummer
+und jeden Schmerz vergessen. So wird deine ewige Liebe nicht m&uuml;de, mir
+Gutes zu erweisen, und doch erkenne ich dies so wenig. Ja, mu&szlig; ich nicht
+in dieser Stunde deiner G&uuml;te danken, da&szlig;, w&auml;hrend du die Stille der
+Nacht um mich her verbreitest und meinem m&uuml;den K&ouml;rper Ruhe schenkst, du
+auch alles Toben der Leidenschaft und der Angst und Sorge in meiner
+Brust verstummen l&auml;&szlig;t und meiner Seele Ruhe gibst? O &raquo;so wehet dein
+sch&uuml;tzendes Panier in Liebe &uuml;ber meinem Haupte&laquo;,<a name="FNanchor_22_22" id="FNanchor_22_22"></a><a href="#Footnote_22_22" class="fnanchor">[22]</a> und nur im
+Vertrauen auf diese Liebe wage ich es, dich zu bitten, mir Ruhe und
+Erholung in dieser Nacht zu schenken. Denn sollte ich Rechenschaft &uuml;ber
+das Werk des verschwundenen Tages ablegen, o, dann m&uuml;&szlig;te ich ausrufen:
+&raquo;Herr! gehe nicht ins Gericht mit mir!&laquo;&mdash;Ach, die Stille auf Erden sagt
+mir:&raquo;Du wachest in deiner Wohnung!&laquo; Je weniger das Irdische meinen Geist
+zerstreut und meine Gedanken verwirret, desto tiefer f&uuml;hle ich meinen
+Abstand von dir, doch ich wei&szlig;, du gedenkst, da&szlig; ich Staub bin und
+erbarmst dich &uuml;ber mich wie ein liebender Vater, ich wei&szlig;, da&szlig; du gern
+den Seufzer deines reuigen Kindes h&ouml;rst und das erf&uuml;llst, was es
+begehret. O, so verla&szlig; mich nicht, du Israels H&uuml;ter, in dieser Nacht.
+Breite aus das Banner deiner Liebe &uuml;ber mich (meine Gattin, meine
+Kinder, meine Eltern u. s. w.); bewahre unsere Stadt vor<span class='pagenum'><a name="Page_28" id="Page_28">[Pg 28]</a></span> allen
+Schrecken, und erquicke mich mit einem ruhigen Schlafe, da&szlig; ich morgen
+mit erfrischter Kraft erwache zu deiner Ehre. Nimm auch deinen Geist
+nicht von mir, und la&szlig; mich noch lange Zeugnis ablegen, da&#2043;deine Gnade,
+o Herr, von Ewigkeit zu Ewigkeit w&auml;hrt denen, die dich f&uuml;rchten, und
+deine Huld ihren Kindeskindern&laquo;.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Am_Freitag" id="Am_Freitag"></a>Am Freitag.</h2>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Morgengebet6" id="Morgengebet6"></a>Morgengebet.</h2>
+
+
+<p>21.&raquo;Preise meine Seele den Herrn und vergi&szlig; nicht alle seine
+Wohltaten!&laquo; so will ich heute, am letzten Arbeitstage der Woche, den Dank
+meines Herzens vor dir, Alliebender, aussprechen. Denn du hast mich
+diese Morgenstunde schauen lassen, und die ganze Woche hindurch habe
+ichs erfahren, da&szlig;&raquo;du mir am Tage deine G&uuml;te entbietest und deine Liebe
+&uuml;ber mich des Nachts wacht&laquo;; ja! ein Tag bezeugt es dem andern, und die
+Nacht verk&uuml;ndet es der Nacht.&mdash;Jede Tat, die mir gelungen, jedes Wort,
+das mich erfreut, jede Kraft zur Arbeit, die ich in mir gef&uuml;hlt, und
+jeder Lohn, den ich empfangen, war ein unverdienter Segen aus deiner
+Hand, und selbst dann, wenn meine Seele in Sorge, Mi&szlig;mut und in
+Bek&uuml;mmernis eingeh&uuml;llt war, wenn ich seufzte &uuml;ber andere und &uuml;ber mich
+selbst klagte, &uuml;ber Mangel an Kraft in der Stunde der Sorge, die du &uuml;ber
+mich verh&auml;ngt, oder die ich mit meinem trauernden Bruder trug, selbst
+dann warst du, o Gott! mir ja nahe mit deinem Trost, und ich f&uuml;hlte
+deinen Geist, wie er bei mir weilte, und die Nacht mit all ihrer
+Dunkelheit schien dem hellen Tage gleich f&uuml;r meine Seele, die von deiner
+unendlichen Liebe ber&uuml;hrt wurde. O Ewiger! wie soll ich dir f&uuml;r alles
+dieses danken, nun da die Woche bald zu Ende ist? Mu&szlig; nicht das
+Bewu&szlig;tsein, da&szlig; ich nicht in<span class='pagenum'><a name="Page_29" id="Page_29">[Pg 29]</a></span> deinen Augen gewesen, was ich sein sollte,
+schwer auf meinem Herzen lasten? Ja, so schnell schwand die Woche
+hin,&raquo;eine kurze Spanne Zeit sind meine Tage vor dir, und mein Leben ist
+wie nichts&laquo;, so schnell schwand die Woche hin, da&szlig; ich meine
+Verg&auml;nglichkeit f&uuml;hlen und die Pilgerzeit auf Erden, die du mir
+zugemessen, benutzen mu&szlig;. Ja, Herr, ich setze meine Hoffnung auf dich;
+befreie mich von all meinen S&uuml;nden, leite du mich, da&szlig; ich am letzten
+Arbeitstage der Woche zu deinem Wohlgefallen lebe, da&szlig; ich heute dem&uuml;tig
+ergeben und dankbar gegen dich sei, liebevoll und vers&ouml;hnlich gegen
+meinen N&auml;chsten mich zeige und mich als treuer und flei&szlig;iger Arbeiter in
+deinem Dienst bew&auml;hre, wie es dem ziemet, der nach deinem Namen genannt
+ist. (5. B. M. 28, 10.) Ja, m&ouml;chte ich mit Recht noch Jude genannt
+werden, da&szlig; das Zepter nicht aus meiner Hand weiche, ich vielmehr
+Herrschaft &uuml;ber alle b&ouml;sen M&auml;chte gewinne, die um mich her ihr Lager
+aufschlagen, so da&szlig; die Gleichg&uuml;ltigkeit der Welt mich nicht schlaff und
+l&auml;ssig in deinem Dienst mache, und ihr Widerstand oder ihr Spott mich
+nicht in meinem Glauben ersch&uuml;ttern; o, la&szlig; mich die Woche damit
+schlie&szlig;en, da&szlig; ich den Kampf gegen den Verf&uuml;hrer in meiner eigenen Brust
+bestehe, da&szlig; der Name Israelit, K&auml;mpfer f&uuml;r das G&ouml;ttliche, mir mit Recht
+gegeben sei, und mir seliger Lohn werde, wenn ich vom Kampfplatz der
+Erde zu ewiger Sabbatruhe im Himmel abgerufen werde.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Betrachtung_uber_1_Buch_Mosis_1_24-31" id="Betrachtung_uber_1_Buch_Mosis_1_24-31"></a>Betrachtung &uuml;ber 1. Buch Mosis 1, 24-31.</h2>
+
+
+<p>22. Dir, ewiger Quell des Lebens, dir danke ich am letzten Arbeitstage
+dieser Woche, da&szlig; du mich so wunderbar erschaffen, und da&szlig; du mich bis
+zu dieser Stunde so treu und sicher bewahrt hast! Dieser Tag war es ja,
+an dem<span class='pagenum'><a name="Page_30" id="Page_30">[Pg 30]</a></span> du in der Sch&ouml;pfungszeit alle lebenden Tiere auf der Erde
+geschaffen und zuletzt den Menschen, da&szlig; er herrsche &uuml;ber die Fische des
+Meeres und die V&ouml;gel des Himmels und alles, was da lebt und sich regt
+auf Erden. Ja, du hast den Menschen verherrlicht, indem du kund getan,
+da&szlig; er nach deinem Bild und dir &auml;hnlich geschaffen ist;&raquo;nur um ein
+Geringes hast du ihn den Engeln nachgesetzt, und mit Ehre und W&uuml;rde hast
+du ihn gekr&ouml;nt.&laquo;<a name="FNanchor_23_23" id="FNanchor_23_23"></a><a href="#Footnote_23_23" class="fnanchor">[23]</a> Von dir erhielt ich die Kraft des Geistes, mich
+&uuml;ber die Verg&auml;nglichkeit zu erheben und die Macht, mir die Erde
+untert&auml;nig zu machen, sie zu versch&ouml;nen und zu verherrlichen, aber auch
+Macht, um die irdischen Begierden und die wilden L&uuml;ste des Fleisches in
+mir zu bezwingen. O, mein Gott, ich kann Herrscher sein &uuml;ber den rauhen,
+widerstrebenden Erdboden, &uuml;ber die wildesten Tiere, die in der W&uuml;ste
+rasen, &uuml;ber die z&uuml;gellosen, lieblosen Naturen in der Menschenwelt und
+&uuml;ber die unb&auml;ndigen Leidenschaften, die hier in meiner eigenen Brust
+sich regen! Ja, ich bin in deinem Bilde geschaffen, ich kann denken,
+glauben und beten und im Geiste mich zu dir emporschwingen; ich kann die
+Macht der Begierden brechen, mit Liebe jeden widerstrebenden Geist
+besiegen, mit Selbstverleugnung und Vers&ouml;hnlichkeit jede lieblose
+Gesinnung bezwingen, und mit Gedanken der Ewigkeit, die in meine
+Seele&mdash;dein Ebenbild&mdash;niedergelegt sind, kann ich Ruhe und Frieden in
+angstvollen Stunden und unter schweren Schicksalen gewinnen.&mdash;Aber, o
+mein Gott! je h&ouml;her du mich erh&ouml;het hast, desto tiefer werde ich
+gedem&uuml;tigt, und sehe besch&auml;mt auf alles, was ich in der verflossenen
+Woche getan und gedacht habe. Nicht war ich in meinem Denken, Sprechen
+und Streben so wie es dem<span class='pagenum'><a name="Page_31" id="Page_31">[Pg 31]</a></span> geziemt, der in deinem Bilde geschaffen; ich
+habe es ausgel&ouml;scht, so da&szlig; es kaum noch kenntlich, da&szlig; kaum noch in mir
+wahrzunehmen ist, da&szlig; ich das Meisterwerk deiner Sch&ouml;pfung bin. O, m&ouml;ge
+dieser Gedanke neue Kraft meinem Geiste verleihen, und sei du selbst mit
+mir, da&szlig; ich als Ebenbild des ewigen Vaters aller Geister nicht meinen
+Sinn auf eitles Streben richte, nicht an den leeren Freuden der Erde
+h&auml;nge und nicht von zeitlichen Bek&uuml;mmernissen ge&auml;ngstigt werde! M&ouml;chte
+ich mit echter Liebe die heiligen Bande, die mich mit meiner Familie
+(meinem Gatten, meiner Gattin, meinen Freunden usw.) vereinen, noch
+fester kn&uuml;pfen, da&szlig; ich sanftm&uuml;tig und geduldig unter meinen Mitmenschen
+wandere. La&szlig; mich eingedenk sein, da&szlig; das Leben, wie der heutige Tag,
+nur eine Vorbereitung zur Sabbatruhe, jener seligen Ruhezeit bei dir,
+ist, und da&szlig; daher von mir unerm&uuml;dliche, best&auml;ndige Arbeit und
+Wachsamkeit gefordert wird. Und wenn ich zweifeln sollte, weil ich nicht
+die Frucht des Flei&szlig;es und den Segen der frommen Tat schaue, o, dann la&szlig;
+mich erkennen, da&szlig; der Lohn erst nach vollendeter Arbeit genossen werden
+soll, wenn der Sabbat sich einstellt. O du, der du mich geschaffen hast
+zu deiner Verherrlichung, hilf du mir auch, da&szlig; ich dir aufrichtig diene
+und mein Lebenswerk vollende, und da&szlig; ich vorw&auml;rts schreite von Kraft zu
+Kraft, bis ich einst gew&uuml;rdigt werde, zu schauen dein Antlitz in der
+Ewigkeit.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Abendgebet6" id="Abendgebet6"></a>Abendgebet.</h2>
+
+
+<p>23. Alliebender Vater! Schau wieder auf dein Kind, das seinen Dank
+stammeln will, da&szlig; du es diesen heiligen Abend hast erleben und diesen
+herrlichen Tag hast sehen lassen, der das Ziel der sechs Sch&ouml;pfungstage
+war, da&szlig; dein vollendetes Werk von uns geschaut, und deine Allmacht<span class='pagenum'><a name="Page_32" id="Page_32">[Pg 32]</a></span> von
+dem Wesen angebetet werden sollte, das du in deinem Ebenbild geschaffen.
+Und so der Mensch im Laufe der Woche dieses dein Bild entheiligt hat,
+suche er an diesem Tage es wieder zu heiligen und Seelenfrieden und Ruhe
+nach der Anstrengung der Tage zu finden, und hebe seinen Blick vom
+Staube empor zu dir! O, mein Gott! Wie soll ich alle deine G&uuml;te preisen
+und von deiner Gnade sprechen, die &uuml;ber mir gewaltet hat? Wer bin ich,
+und was ist mein Haus, da&szlig; du mich der Sabbatfeier teilhaftig werden
+l&auml;&szlig;t, die du zur Heiligung des Menschen eingesetzt hast! O, m&ouml;chte ich
+doch mit dem rechten Geist erf&uuml;llt werden, den heiligen Tag nach deinem
+Willen zu feiern. Schenke mir und den Meinigen volle Erquickung diese
+Nacht, da&szlig; wir sicher ruhen, und da&szlig; unsre Seele gest&auml;rkt werde, die
+himmlische Wonne zu genie&szlig;en, die aus dem beseligenden Quell des Sabbats
+str&ouml;mt, da&szlig; unsre Seele Ruhe und Frieden finde in dir, o Gott und
+Erl&ouml;ser.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Am_Sonnabend" id="Am_Sonnabend"></a>Am Sonnabend.</h2>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Am_Sabbat-Morgen" id="Am_Sabbat-Morgen"></a>Am Sabbat-Morgen.</h2>
+
+
+<p>24. Jeden Morgen f&uuml;hlte ich den Drang, mich dir, Allg&uuml;tiger, zu n&auml;hern,
+mit jedem neu erscheinenden Tage habe ich dir mein Dankopfer
+dargebracht;&mdash;und je mehr ich dadurch zu einem Leben in dir und mit dir
+geheiligt worden, je mehr ich dadurch gelernt, mitten unter den
+t&auml;glichen Arbeiten mich festlich gestimmt zu f&uuml;hlen, desto mehr wird
+mein Inneres auch in dieser heiligen Morgenstunde zu dir emporgehoben.
+Ja, wenn ich alle Tage der Woche den Dank meines Herzens ausgesprochen
+f&uuml;r die zeitlichen G&uuml;ter, die du mir schenktest, um wie viel mehr mu&szlig;
+ich diesen an diesem Tag verk&uuml;nden, den du zum Heil und zur Heiligung
+unseres Geistes bestimmt und zur Erinnerung<span class='pagenum'><a name="Page_33" id="Page_33">[Pg 33]</a></span> deines Namens eingesetzt
+hast, und den du dadurch geheiligt, da&szlig; du ihn ein Bundeszeichen
+nanntest zwischen dir, dem Unendlichen, und Israel, deinem treuen
+Diener. An diesem Tage kann und soll ich jegliches Erdenjoch von mir
+werfen, von jeder dr&uuml;ckenden Last dieser Welt mich befreien und &uuml;ber
+jeglichen Kummer und Schmerz des Lebens mich erheben; an diesem Tag soll
+alles in mir von h&ouml;herer Freude erf&uuml;llt sein, und alles um mich her
+himmlische Wonne atmen, ja in Wahrheit ein seliger Tag! Dazu hast du uns
+ja deine heilige Lehre (Thora) gegeben, da&szlig; wir darin an diesem Tage
+lesen und forschen, damit wir in Gotteserkenntnis wachsen und in allen
+guten Gesinnungen gest&auml;rkt werden, damit wir das Leben in dir erneuern
+und in deiner Wahrheit beharren. O, so verleihe mir deine Gnade und
+bewahre mich vor vors&auml;tzlicher und unvors&auml;tzlicher Entweihung dieses
+Tages, la&szlig; deinen Geist auf mir ruhen, auf da&szlig; ich all die Herrlichkeit
+deiner g&ouml;ttlichen Lehre schaue und begreife, und st&auml;rke mich, da&szlig; ich
+den Sabbat auf die rechte Weise feiere und auch im Herzen meines Bruders
+rechten Sabbatsinn erwecke!&mdash;Ich will in meinem eignen Hause unter
+meinen Hausgenossen zeigen, da&szlig; ich das himmlische Kleinod zu sch&auml;tzen
+wei&szlig;, welches ich im Sabbat besitze, auf da&szlig; sie sehen, wie gl&uuml;cklich
+und froh es mich macht. Und diesen Sinn will ich in der and&auml;chtigen
+Versammlung der Gemeinde zu st&auml;rken suchen, wo dein Name f&uuml;r die
+Herrlichkeit dieses Tages gepriesen wird. O Ewiger, la&szlig; diesen Tag um
+mich her Frieden und Freude ausbreiten; la&szlig; ihn jeglichem Kranken
+Erquickung und allen Betr&uuml;bten Trost bringen, la&szlig; ihn die Irrenden auf
+den Pfad der Seligkeit f&uuml;hren, und la&szlig; ihn mich in einen immer innigeren
+Verkehr mit dir bringen und mir Seelenruhe und himmlischen Frieden<span class='pagenum'><a name="Page_34" id="Page_34">[Pg 34]</a></span>
+schenken, der dem gleicht, welchen diejenigen jenseits genie&szlig;en, die
+nach einem frommen Wandel hienieden von dir in die Wohnung der Seligen
+gerufen werden.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Beim_Ausheben_der_Thora_am_Sabbat" id="Beim_Ausheben_der_Thora_am_Sabbat"></a>Beim Ausheben der Thora am Sabbat.</h2>
+
+
+<p>25. Dein, o Herr, ist alle Gr&ouml;&szlig;e; was unser Auge und unser Gedanke
+durchmessen kann, ist nichts vor dir. Dein, o Herr, ist alle Macht; alle
+Wesen und alle Welten sind von deinem Willen abh&auml;ngig, dir dienen alle
+Kr&auml;fte der Natur und gehorchen deinem Winke. Dein, o Herr, ist alle
+Herrlichkeit; der Himmel und die Erde und alles, was sie schm&uuml;cket, ist
+dein Werk. Dein, o Herr, ist alle Majest&auml;t, die sich offenbaret in den
+Wolken droben, auf der Feste der Erde und in den Fluten des Meeres. Du
+bist K&ouml;nig, dein ist die Herrschaft von Ewigkeit zu Ewigkeit. Erhebet
+den Ewigen, unsern Gott, und beuget euch zum Staube vor ihm; denn er ist
+heilig. Erhebet den Ewigen, unsern Gott, und beuget euch vor dem Berge
+seiner Herrlichkeit; denn heilig ist der Ewige, unser Gott.</p>
+
+<p>O Vater der Barmherzigkeit! Erbarme dich des Volkes deiner Treuen,
+gedenke deines Bundes mit den festen S&auml;ulen der Glaubenstreue. H&uuml;te
+unsere Seele vor b&ouml;sen Stunden; la&szlig; an uns nicht herannahen b&ouml;se
+Begierde und Versuchung, sei immerdar unser Retter aus Gefahren und
+erf&uuml;lle die W&uuml;nsche unseres Herzens, so sie dir angenehm sind.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Bei_der_Verkundigung_des_Neumondes24" id="Bei_der_Verkundigung_des_Neumondes24"></a>Bei der Verk&uuml;ndigung des Neumondes.<a name="FNanchor_24_24" id="FNanchor_24_24"></a><a href="#Footnote_24_24" class="fnanchor">[24]</a></h2>
+
+
+<p>26. Gott, Sch&ouml;pfer und Herr der Welt! Gib, da&szlig; der kommende neue Monat
+uns langes Leben und Segen, Ruhe und Friede, Gl&uuml;ck und Wohlfahrt bringe.
+Gew&auml;hre uns<span class='pagenum'><a name="Page_35" id="Page_35">[Pg 35]</a></span> Nahrung und Unterhalt aus deiner vollen, offenen und milden
+Hand und bewahre uns vor jeder Sorge und jeder Not. Erhalte uns in Liebe
+und Anh&auml;nglichkeit zu dir, und lasse uns gr&ouml;&szlig;er werden an Tugend und
+Weisheit. Beh&uuml;te uns in deiner Gnade vor allen b&ouml;sen Zuf&auml;llen, und
+erf&uuml;lle die frommen Wunsche unseres Herzens, wenn sie zu unserm Heile
+sind.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Ein_anderes_Gebet_bei_der_Verkundigung_des_Neumondes" id="Ein_anderes_Gebet_bei_der_Verkundigung_des_Neumondes"></a>Ein anderes Gebet bei der Verk&uuml;ndigung des Neumondes.</h2>
+
+
+<p>27. Mein Gott! La&szlig; mich den Anfang und das Ende des kommenden Monats
+erleben in Kraft und Gesundheit! Sende mir (meinen Eltern) deinen
+Beistand, da&szlig; ich (sie) an ihm f&uuml;r meine (ihre) Bed&uuml;rfnisse zu sorgen
+vermag (verm&ouml;gen) in Redlichkeit und Ehren! Halte fern von mir und den
+Meinigen Gef&auml;hrdung und Besch&auml;mung! M&ouml;gen die W&uuml;nsche meines Herzens in
+ihm erf&uuml;llet werden, so sie dir, o Herr, wohlgefallen. Dein Reich der
+Wahrheit und der Liebe werde im Laufe desselben gef&ouml;rdert, auf da&szlig; die
+Zeit der frohen Verhei&szlig;ung immer n&auml;her an uns heranr&uuml;cke: ein Vater im
+Himmel, eine Bruderfamilie auf Erden!</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Am_Sabbat-Nachmittag" id="Am_Sabbat-Nachmittag"></a>Am Sabbat-Nachmittag.</h2>
+
+
+<p>28. La&szlig; mich abermals dir danken, o du Allg&uuml;tiger, f&uuml;r diesen sch&ouml;nen
+Tag, den du der Ruhe geweiht hast, und an dem meine ganze Seele in dir
+Ruhe finden soll. Keine Sorge und kein Schmerz beunruhigen mich; denn
+dieser Tag erinnert mich ja daran, da&szlig; du die Welt aus nichts
+erschaffen, und er verk&uuml;ndigt mir deine Allmacht und deine Weisheit: wie
+sollte ich da mich nicht getrost deiner Leitung und F&uuml;hrung
+&uuml;berlassen?&mdash;Du bist ja mit mir, was sollte ich da f&uuml;rchten? Und kann
+nicht auch das mich &uuml;ber den Sklavensinn der Welt emporheben,<span class='pagenum'><a name="Page_36" id="Page_36">[Pg 36]</a></span> da&szlig; ich
+gedenke, da&szlig; du uns aus dem Sklavenjoche &Auml;gyptens befreit hast, auf da&szlig;
+wir deine Diener wurden? Ja, in dir soll meine Seele Ruhe finden, und
+sie soll aus der F&uuml;lle deiner Liebe sch&ouml;pfen, auf da&szlig; ich einen jeden
+hoch sch&auml;tzen lerne, der in deinem Bilde geschaffen worden, da&szlig; auch
+seine Seele heute Erquickung finde. Ja, selbst die vernunftlosen Tiere
+sollen heute Ruhe genie&szlig;en. In dir ruhen soll meine Seele, und du hast
+mich ja selbst gelehrt, wie deine Ruhe recht gefeiert werde; denn am
+Sabbat ert&ouml;nte ja dein Wort vom Sinai, durch welches das Reich des
+Lichtes weithin &uuml;ber die Erde sich ausbreitete. Ja, und wenn ich auch
+heute nichts an irdischen Sch&auml;tzen gewinne, welch ein gro&szlig;er Reichtum
+ist mir doch im Sabbat zuteil geworden! Ist er es ja, der meine Seele
+von der M&uuml;he des Lebens befreit, ein wahres Bild des ewigen Sabbats, an
+dem der Geist eine heilige, himmlische Ruhe in dir genie&szlig;en soll.&mdash;O,
+mein Dank steige zu Gott empor! und du mein Gott,&raquo;durchforsche mich und
+pr&uuml;fe meine Gedanken, und bin ich auf schlechtem Wege, so leite du mich
+auf den rechten Pfad hin&laquo;, auf da&szlig; ich dir in aller Ewigkeit danke.
+Gepriesen werde dein Name, Hallelujah!</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Am_Neumondstage" id="Am_Neumondstage"></a>Am Neumondstage.</h2>
+
+
+<p>29. Du Gnadenreicher! Den ersten Tag eines jeden Monats hast du&mdash;wie
+unsere frommen V&auml;ter uns gelehrt&mdash;zur S&uuml;ndenvergebung bestimmt, und
+ehemals, als noch auf Zion der heilige Tempel prangte, wurden an diesem
+Tage S&uuml;hnopfer dargebracht, und der Reum&uuml;tige fand Vergebung. Der Tempel
+steht nicht mehr, und Opfer sind nicht mehr der Ausdruck unserer Reue
+und Hingebung, aber unser Gebet ist uns geblieben, der Dienst des
+Herzens,<span class='pagenum'><a name="Page_37" id="Page_37">[Pg 37]</a></span> der an allen Orten dir wohlgef&auml;llig ist. So nimm denn das
+Opfer meines Herzens wohlgef&auml;llig auf, erh&ouml;re das Flehen, womit ich mich
+am heutigen Tage reuevoll dir nahe, und vergib mir meine S&uuml;nden, die ich
+im verflossenen Monat gegen dich und meine Nebenmenschen begangen habe.
+Ich erkenne, o Herr! da&szlig; ich von meiner Bestimmung abgewichen bin, wenn
+ich gefehlt habe; ich sehe es ein, da&szlig; fr&uuml;her oder sp&auml;ter Vorwurf und
+Kummer mein ganzes Leben verbittern m&uuml;&szlig;ten, und fasse darum den festen
+Vorsatz, mit dem neuen Monate meinen Lebenswandel ganz so einzurichten,
+wie es dein heiliges Gesetz befiehlt. O Vater, der du an Reue und Bu&szlig;e
+Wohlgefallen hast, stehe mir bei, da&szlig; ich jederzeit &uuml;ber mein Herz
+wache, da&szlig; ich immer mehr Wahrheit und Tugend erstrebe und alle meine
+Gedanken und Handlungen richte auf das eine Ziel: heilig zu werden, wie
+du heilig bist.&mdash;Wache &uuml;ber mich und alle meine Angeh&ouml;rigen auch in
+diesem Monate, auf da&szlig; er uns werde zur Freude und Wonne, zum Segen und
+Frieden.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Sabbat-Abend" id="Sabbat-Abend"></a>Sabbat-Abend.</h2>
+
+
+<p>30. Alliebender Vater! Der herrliche Tag, mit welchem die Woche
+schlie&szlig;t, ist zu Ende, und ehe ich mich zur Ruhe niederlege, um wieder
+zur Arbeit der kommenden Woche gest&auml;rkt zu werden, durchforsche ich nun
+mein Inneres, ob der heutige Tag auch heilige Eindr&uuml;cke auf mich
+zur&uuml;ckgelassen und mich in Wahrheit dir n&auml;her gebracht hat. O! du hast
+mich heute so mannigfaltig gesegnet, an Leib wie an Geist, und deine
+G&uuml;te hat mir sowohl irdisches als himmlisches Manna bereitet! Ich
+sch&ouml;pfte ja aus dem Quell deiner Liebe durch alles, was ich von der
+milden Hand der Natur empfangen, durch alles, was ich in dem Kreis
+meines<span class='pagenum'><a name="Page_38" id="Page_38">[Pg 38]</a></span> eigenen Hauses genossen, durch das festliche Mahl und noch mehr
+in der Andachtsstunde durch dein g&ouml;ttliches Wort. Aber ach, mein Gott!
+habe ich dir in Wahrheit all meinen Dank gezollt? Wie manchen Vorwand
+habe ich benutzt, um mich allem zu entziehen, wozu mich der Tag rufen
+sollte; wie lie&szlig; ich doch kleinliche Sorgen und Freuden mich davon
+abhalten, dich und dein Haus aufzusuchen; warum hatte ich Zeit zu allem,
+und nicht zu dem, was der Sabbat mir auferlegt? Und selbst im Verkehr
+mit dir&mdash;wie lau war gleichwohl meine Andacht, wie zerstreut waren meine
+Gedanken, w&auml;hrend ich deinen Namen anrief; wie wenig wurde ich beim
+H&ouml;ren deiner Worte entflammt! Verzeihe mir, o ewiger Vater, und entziehe
+mir deine Gnade nicht! Auch den frommen Vorsatz rechnest du ja dem
+schwachen Menschen als Tugend an, auch der gute Wille gilt ja vor dir
+als eine wohlgef&auml;llige Tat! Gib du mir Kraft, diese zu vollf&uuml;hren,
+erneue in mir mit der neuen Woche einen festen Geist, und lege eine neue
+liebreiche Gesinnung in mein Herz, ein neues inniges Verlangen, dir
+anzugeh&ouml;ren! Bewahre mich und die Meinigen in dieser Nacht und st&auml;rke
+mich, da&szlig; ich morgen neu gest&auml;rkt zu dem Werk eile, das du mir
+angewiesen f&uuml;r die Tage meiner irdischen Wallfahrt, la&szlig; deine Huld und
+Gnade mir zuteil werden, da&szlig; ich mich vorbereite zu einem seligen Ende.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="III_Gebete_an_den_Feiertagen" id="III_Gebete_an_den_Feiertagen"></a>III. Gebete an den Feiertagen.</h2>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Abendgebet_an_den_drei_Festen_Pessach_Schabuoth_Wochen-_und_Succoth" id="Abendgebet_an_den_drei_Festen_Pessach_Schabuoth_Wochen-_und_Succoth"></a>Abendgebet an den drei Festen: Pe&szlig;ach, Schabuoth (Wochen-) und Succoth<br />
+(Laubh&uuml;ttenfest).</h2>
+
+
+<p>31. Allg&uuml;tiger und allheiliger Gott! Ich danke dir, da&szlig; du mich diesen
+Abend hast erleben lassen, da&szlig; ich<span class='pagenum'><a name="Page_39" id="Page_39">[Pg 39]</a></span> wiederum ein heiliges Fest feiern
+kann, welches mich erinnert, wie du in deiner Weisheit den Kreislauf der
+Zeiten geordnet und wie du, o Allm&auml;chtiger! alles zu seiner Zeit
+geschaffen hast,&mdash;ein Fest, das mir deine m&auml;chtigen Wunder der Tage der
+Vergangenheit ins Ged&auml;chtnis ruft, deine Wohltaten gegen unsere V&auml;ter,
+wie du ihnen Hilfe sandtest, sie leitetest und f&uuml;hrtest, Wohltaten, die
+sowohl das Heil Israels als auch das der Menschheit &uuml;berhaupt gef&ouml;rdert
+haben. Ich danke dir, da&szlig; du mich dieses heilige Fest hast erleben
+lassen, das meine Gotteserkenntnis bew&auml;hren, meinen Glaubensbund
+erneuern und mich in demselben befestigen soll, und das mich an deine
+ewigen Verhei&szlig;ungen erinnert, die du an jede Festzeit gekn&uuml;pft hast. Ja,
+ich danke dir, da&szlig; du, das unvollkommene Wesen des Menschen
+ber&uuml;cksichtigend, dieses dein Fest eingesetzt hast, damit die heilige
+Glaubensflamme in uns allen lebendig erhalten werde. O, m&ouml;chte doch
+alles sowohl in mir als um mich her das heilige Festgewand anlegen,
+m&ouml;chte ich in dieser Nacht mich von deinem v&auml;terlichen Schutze
+umschattet f&uuml;hlen, m&ouml;chte ich sowohl, als alle, die mir angeh&ouml;ren, von
+dem seligen Gef&uuml;hl ergriffen werden, mit welchen das Fest jeden erf&uuml;llen
+sollte. Bewahre mich und meine Lieben vor allem, was den Frieden der
+Nacht und des Festes st&ouml;ren k&ouml;nnte, und la&szlig; mich morgen in der
+versammelten Gemeinde festliche Freude und festliche Erbauung mit all
+denen genie&szlig;en, die dich suchen, deine G&uuml;te empfinden und dich anbeten,
+dich, der du &raquo;in Gnade und Barmherzigkeit festliche Erinnerungstage f&uuml;r
+deine Wunder eingesetzt hast&laquo;,<a name="FNanchor_25_25" id="FNanchor_25_25"></a><a href="#Footnote_25_25" class="fnanchor">[25]</a> O sprich zu mir:&raquo;Du bist mein Diener,
+von dem ich gepriesen werde.&laquo;<a name="FNanchor_26_26" id="FNanchor_26_26"></a><a href="#Footnote_26_26" class="fnanchor">[26]</a> Gepriesen sei dein Name in Ewigkeit.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+<p><span class='pagenum'><a name="Page_40" id="Page_40">[Pg 40]</a></span></p>
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Morgengebet_fur_den_ersten_und_zweiten_Tag_des_Pessachfestes" id="Morgengebet_fur_den_ersten_und_zweiten_Tag_des_Pessachfestes"></a>Morgengebet f&uuml;r den ersten und zweiten Tag des Pe&szlig;achfestes.</h2>
+
+
+<p>32. Mit Dank erhebe ich mein Herz zu dir, o Ewiger, da&szlig; du in der
+kalten, dunkeln Nacht des Winters mir Schutz gewesen bist, da&szlig; die
+Winterzeit nun dahingegangen, und milde L&uuml;fte mich wieder anwehen.
+Alles, was im Schlummer gelegen, ist wiederum erwacht, die gefesselt
+gewesene Natur ist wieder befreit. O, mein Gott, r&uuml;hrt sich wohl auch in
+mir dieses neue Leben? Bin auch ich frei geworden und wandre nicht mehr
+in der schm&auml;hlichen Knechtschaft der Welt? Hat nicht die himmlische Saat
+in meiner Brust auch im Schlafe gelegen vor der K&auml;lte der Welt, wie die
+Saat des Ackers vor dem Winterfrost? Habe ich wohl in den vielen langen
+N&auml;chten nach dem himmlischen Lichte in deinem heiligen Gesetze gesucht,
+in stiller Zur&uuml;ckgezogenheit &uuml;ber dein Wort geforscht und die dunkle
+Tiefe meines eigenen Herzens bei dem klaren Lichte deiner Lehre
+untersucht? Oder habe ich vielmehr durch allerlei irdische Lust und
+Freude nur noch mehr jedes h&ouml;here Gef&uuml;hl in mir in Schlaf versenkt und
+durch die Menge weltlicher Zerstreuungen den klaren Funken von deinem
+Geiste, der in mir noch geglommen, v&ouml;llig ausgel&ouml;scht? Habe ich nicht
+manchmal K&auml;lte und Unwetter nur als Vorwand vorgesch&uuml;tzt, um dein Haus
+nicht zu besuchen? O! dieses Fest ist es, das mir solche mahnende
+Erinnerungen gibt. An diesem Tage war es ja, da&szlig; du unsere V&auml;ter aus dem
+Joche &Auml;gyptens erl&ouml;stest, da&szlig; ihr Geist von dem Sklavensinne befreit
+ward, und sie anfingen, als freies Volk zu leben und sich als solches zu
+f&uuml;hlen, da&szlig; sie sich dazu erhoben, deine Diener zu sein. Im Glauben an
+dich traten sie ihre gro&szlig;e Wanderung durch die Erdenw&uuml;ste an, damit sie,
+dem Lichte gleich, in der Finsternis der Welt leuchten<span class='pagenum'><a name="Page_41" id="Page_41">[Pg 41]</a></span> sollten, um
+sowohl in den Freuden als auch in den Leiden des irdischen Lebens,
+deinen Namen zu verehren und anzubeten, und das Lamm zu sein, welches
+seine Unschuld und Reinheit bewahrt und gerne das Opfer der Welt sein
+will, aber auch selbst der Priester ist, der es darbringt, um das Werk
+zu vollbringen, das du Israel aufgetragen: dein Reich auszubreiten, und
+es zu befestigen. O, ich f&uuml;hle, wie weit entfernt ich noch davon bin,
+ein w&uuml;rdiges Glied in Israels Gemeinde, wie weit entfernt davon, dein
+freigeborner Sohn zu sein, der das Joch der Welt abgeworfen, und dein
+Diener, der sich von jedem Joche des Vorurteils frei gemacht und weder
+von dem hohlen Wesen des Unglaubens, noch von den Irrt&uuml;mern des
+Aberglaubens gefesselt ist. Ach, der Sauerteig der S&uuml;nde f&uuml;llt noch
+meine Brust, und Eitelkeit, Wollust und Habsucht bet&ouml;ren mich. O, m&ouml;chte
+ich doch, indem ich den Sauerteig aus meinem Hause fortr&auml;ume, auch
+meinen Sinn l&auml;utern! Ja, ich will an diesem Feste meinen Lebenstag aufs
+neue beginnen und mich selbst wieder zum Glauben erwecken. Ich will die
+Erinnerungen aus den Tagen meiner Kindheit auffrischen, da fromme Eltern
+an diesem Feste die gute Saat in meine Seele ausstreuten; ich will mir
+Israels wunderbare Leitung wieder vor die Seele rufen, von der Zeit an,
+da es durch deine kr&auml;ftige Hand, o Gott! aus &Auml;gypten gef&uuml;hrt worden, bis
+auf diesen Tag, um immer mehr zu erkennen, da&szlig; es unter deiner
+v&auml;terlichen Obhut steht, da&szlig; es aber noch nicht seinen hohen Beruf
+erf&uuml;llt und da&szlig; jedes Mitglied der Gemeinde Israels dir und seinem hohen
+Berufe sein Leben und seine Kraft weihen soll. Aber was ich auch
+will,&mdash;nichts vermag ich doch ohne deinen gn&auml;digen Beistand. Dein Geist
+sei mit mir und den Meinigen in dieser festlichen Zeit, da&szlig; wir sie<span class='pagenum'><a name="Page_42" id="Page_42">[Pg 42]</a></span>
+feiern zu deinem Wohlgefallen, zur Verherrlichung deines Namens.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Ein_anderes_Gebet_fur_den_Pessachmorgen" id="Ein_anderes_Gebet_fur_den_Pessachmorgen"></a>Ein anderes Gebet f&uuml;r den Pe&szlig;achmorgen.</h2>
+
+
+<p>33. Wie lange auch der Winter gew&auml;hrt, wie viele Sehnsuchtsseufzer in
+den dunkeln N&auml;chten zu deinem Himmel emporgestiegen, so habe ich doch
+unter deinem Schutze, Allbarmherziger, den Anbruch der milden Jahreszeit
+erlebt. So gedenke ich auch heute, da&szlig; durch deine G&uuml;te auf gleiche
+Weise vor Jahrtausenden die Morgenr&ouml;te der Freiheit f&uuml;r das
+Menschengeschlecht anbrach. Du beriefest Israel, deinen Erstgeborenen,
+eine Gemeinde zu deiner Anbetung zu bilden, damit die Nacht des
+Heidentums nach und nach verschwinde, und alle Unterdr&uuml;ckung aufh&ouml;re.
+Ja, lange hatten meine Vorfahren in Druck und Elend geschmachtet und
+viele hatten schon jede Hoffnung auf Rettung aufgegeben, ja, hatten
+schon aufgegeben den Glauben an die Verhei&szlig;ungen, die ihnen von
+Geschlecht zu Geschlecht &uuml;berliefert waren; doch die Stunde der
+Errettung kam, und sie kam fr&uuml;her, als selbst die Gl&auml;ubigsten geahnt
+hatten, sie kam in der tiefsten Finsternis der Nacht.&mdash;O, ich sehe wohl,
+noch seufzt die Welt unter dem Joche der Knechtschaft, noch bek&auml;mpfen
+V&ouml;lker einander mit blutigen Waffen, noch herrschen die Schrecken des
+Krieges und noch werden wir von Eigennutz getrieben. Menschenfurcht h&auml;lt
+noch den Geist gebunden und v&ouml;llig machen wir uns zu Sklaven t&ouml;richter
+Eitelkeit, und Gold und Ehre und Macht sind die G&ouml;tzen, die die Menge
+anbetet, und Laster und Leidenschaften &uuml;ben eine m&auml;chtige Herrschaft
+aus, sowohl &uuml;ber das ganze Menschengeschlecht, als &uuml;ber jeden Einzelnen.
+Doch du,&raquo;dessen Name von Ewigkeit zu Ewigkeit w&auml;hrt, und der du unser
+Erl&ouml;ser bist&laquo;, du wirst dennoch endlich die Erl&ouml;sung<span class='pagenum'><a name="Page_43" id="Page_43">[Pg 43]</a></span> kommen lassen, so
+gewi&szlig;, als du sie verhei&szlig;en hast. Du wirst die Zeit kommen lassen, in
+der &raquo;alle in Freundschaft mit einander wohnen, die Schwerter zu
+Pflugscharen schmieden werden und das Kind mit der Schlange
+spielet&laquo;,<a name="FNanchor_27_27" id="FNanchor_27_27"></a><a href="#Footnote_27_27" class="fnanchor">[27]</a> da das Gift der S&uuml;nde von ihr genommen sein wird. Diese
+Hoffnung soll das Fest in meiner Brust erneuern, und ich wei&szlig;, da&szlig; auch
+mir ein wenig Kraft verliehen worden, in deinem Dienste f&uuml;r das Kommen
+deines Reiches zu arbeiten. O, Herr! la&szlig; mich denn das Joch brechen, das
+noch auf mir lastet, la&szlig; mich von Hochmut und s&uuml;ndiger Lust gereinigt
+werden, und la&szlig; mich erkennen, da&szlig; nichts auf Erden mir als Eigentum
+angeh&ouml;rt, sondern da&szlig; mein Besitz ein anvertrautes Gut, ein Darlehen von
+dir ist. Um nun von diesem Bewu&szlig;tsein durchdrungen zu werden, wird ja
+auch in Israel jede erste Gabe des Lebens dir geheiligt, deshalb geh&ouml;rt
+dir ja die erste Erntefrucht des Jahres, und brachten eben ja am
+heutigen Tage unsere V&auml;ter das heilige Omer als Opfer der Erstlinge dir
+dar. So will ich denn gedenken, da&szlig; alles eine unverdiente Gabe aus
+deiner Hand ist, und wie sehr ich auch daf&uuml;r gearbeitet habe, so ist
+doch nur der Genu&szlig;, wie von dem eines nur zur Benutzung anvertrauten
+Gutes mir davon gestattet, die Seele aber darf nicht daran h&auml;ngen; denn
+es ist ja alles eitel und nichtig, die Seele aber schufst du f&uuml;r das
+Ewige, und der hat schon jetzt das ewige Leben, der nur an dir festh&auml;lt.
+Gib, o du mein himmlischer Vater, da&szlig; ich in solcher Hoffnung an diesem
+Feste wachse und wecke sie bei allen meinen Br&uuml;dern, ja la&szlig; die
+zuversichtliche Erwartung bald das Menschengeschlecht erf&uuml;llen, da&szlig;
+einst der Tag erscheine,&raquo;da der Herr einzig sein wird und sein Name
+einzig.&laquo; Amen!</p>
+<p><span class='pagenum'><a name="Page_44" id="Page_44">[Pg 44]</a></span></p>
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Morgengebet_an_den_beiden_letzten_Tagen_des_Pessachfestes" id="Morgengebet_an_den_beiden_letzten_Tagen_des_Pessachfestes"></a>Morgengebet an den beiden letzten Tagen des Pe&szlig;achfestes.</h2>
+
+<p>(2. B. M. 24, 15.)</p>
+
+
+<p>34. Wo ist wohl die Wohnung eines Frommen, in der man nicht heute mit
+Freuden Siegesges&auml;nge anstimmt:&raquo;die Rechte des Herrn ist erhaben, die
+Rechte des Herrn hat das Siegeswerk vollbracht!&laquo; O, auch mein Haus soll
+von Siegesgesang erschallen und von Dank f&uuml;r deine wunderbare Hilfe, da
+Israel so kurz nach der Befreiungsstunde, am Rande des Verderbens
+stehend, nur im Aufblick zu dir, im Gebete, Mut und Rettung fand. Auch
+hier in meinem Hause soll ein Dankfest gefeiert werden, daf&uuml;r, da&szlig; du an
+diesem Tage &raquo;den Glauben an dich und an Moses, deinen Diener, in den
+Herzen unserer V&auml;ter befestigt hast. Und hat es nicht auch in meinem
+eignen Leben so manche Stunde der Gefahr gegeben, in der ich oder einer
+der Meinigen gleichsam &uuml;ber einem Abgrunde schwebte, so manchen
+angstvollen Augenblick, in welchem ich verzagte und nicht fest in meinem
+Glauben war? Doch du halfst mir und du st&auml;rktest meinen schwachen
+Glauben! O, indem ich dir nun danke, will ich auch nicht vergessen an
+diesem Dankfest denen zu danken, die du als Werkzeug gew&auml;hlt hast, mir
+zu helfen, mich zu st&auml;rken und zu tr&ouml;sten oder auch zu belehren. Wenn so
+viele, weit entfernt solches anzuerkennen, undankbar sind, so will ich
+in der Feststunde mir aufs neue die Pflicht der Dankbarkeit und
+Erkenntlichkeit ins Ged&auml;chtnis rufen, will auf meinen Vater (meine
+Mutter, meine Gattin, meine Kinder usw.) mit Dank f&uuml;r all das Gute, das
+mir von seiner (ihrer) Hand zuteil geworden, hinblicken und will mit
+Tr&auml;nen der Dankbarkeit aller meiner Wohlt&auml;ter gedenken, wenn sie auch
+schon im Grabe schlummern; ja, derer will ich gedenken, die mich<span class='pagenum'><a name="Page_45" id="Page_45">[Pg 45]</a></span> als
+Kind in ihre z&auml;rtlichen Arme geschlossen und meine Jugend geleitet
+haben; meines Lehrers, der meinen Geist erleuchtet und mir den Weg des
+Lebens gezeigt hat, und aller, die mir jemals Rat erteilt und mit ihrem
+Beistande mich in meinem Berufe unterst&uuml;tzt haben. Gib mir, o, Ewiger,
+Gelegenheit und Kraft, ihnen allen meinen Dank durch die Tat beweisen zu
+k&ouml;nnen! Und wenn ich so viele teure Wesen vermisse, denen ich nichts von
+der Schuld meiner Dankbarkeit habe abtragen k&ouml;nnen, wenn vielleicht
+einer meiner Br&uuml;der gerade zur Festzeit den Verlust eines Freundes,
+eines G&ouml;nners oder Helfers beklagt, wenn der eine oder andere sich
+einsam und verlassen f&uuml;hlt, o! so la&szlig; in seiner wie in meiner Seele das
+trostreiche Wort laut ert&ouml;nen:&raquo;Stehe still und sieh die Hilfe des
+Herrn!&laquo; Denn du, o Herr, bist ewig und immer, und ewig lenkst du meinen
+Weg. Dir will ich stets aus ganzem Herzen danken, und deinen Namen will
+ich ehren in aller Ewigkeit.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Morgengebet_am_Wochenfeste" id="Morgengebet_am_Wochenfeste"></a>Morgengebet am Wochenfeste.</h2>
+
+
+<p>35. Ewiger, hochgepriesener, einziger Gott!&mdash;O! wie k&ouml;nnte ich heute
+deinen heiligen Namen aussprechen, ohne dir zugleich daf&uuml;r zu danken,
+da&szlig; du den Menschenkindern dich offenbart und deinen heiligen Willen
+ihnen kund getan hast. Du hast ja zu ewigem Angedenken daran dieses Fest
+der Gesetzgebung und der Offenbarung eingesetzt! Deine gr&ouml;&szlig;te Liebe
+gegen die Sterblichen zeigtest du an jenem Tage, da du uns deinen
+v&auml;terlichen Willen kund getan, da du das Himmlische dem Geschlechte der
+Erde offenbartest, da&szlig; wir es erkennen und des himmlischen Reiches
+teilhaftig werden. Auch ich bin dazu berufen und kann zu den Gl&uuml;cklichen
+und Seligen gez&auml;hlt werden; auch f&uuml;r mich hast du deine Worte verk&uuml;ndet.
+Ja, ihre Herrlichkeit leuchtet<span class='pagenum'><a name="Page_46" id="Page_46">[Pg 46]</a></span> der ganzen Welt; obschon unbewu&szlig;t lebt,
+und atmet sie in derselben, und w&uuml;rde sie ohne dein ewigstrahlendes
+Licht in Finsternis eingeh&uuml;llt sein. So soll denn der Unglauben eben so
+wenig wie der Aberglauben Herrschaft &uuml;ber mich gewinnen. Aber ach! wenn
+ich mich im Lichte deines geoffenbarten Wortes pr&uuml;fe, mu&szlig; ich da nicht
+besch&auml;mt bekennen, da&szlig; es in mir oft verdunkelt worden und nicht in
+voller Kraft in all meinem Denken und Tun widerstrahlte? Nahm ich nicht
+oft den Schein f&uuml;r die Wahrheit und Menschenklugheit und Blendwerk oder
+meine eigenen t&ouml;richten Meinungen f&uuml;r Gotteserkenntnis, und Vorurteil
+f&uuml;r &Uuml;berzeugung?&mdash;War ich wohl fest in deinem Gesetze zu allen Zeiten,
+da&szlig; es mit Flammenschrift auf den Tafeln meines Herzens eingeschrieben
+stand als ein ewiges Bundeszeugnis, als ein Zeugnis meiner Treue und
+meines Strebens, dich und deinen Willen immer klarer zu erkennen? War
+ich nicht zuweilen hartn&auml;ckig und r&uuml;hmte mich da der Festigkeit, oder
+hielt ich nicht zuweilen die Zweifel, die sich in meiner Brust erhoben
+und das Schwanken meines Geistes f&uuml;r Fortschritt? Darum bitte ich dich,
+du,&raquo;dessen Wort ewig ist, dessen Wahrheit fest steht von Geschlecht zu
+Geschlecht&laquo;, o, leite meine Schritte auf die Bahn deines Wortes, da&szlig; ich
+nie davon weiche, weder zur Rechten noch zur Linken, und la&szlig; nicht die
+S&uuml;nde und das Verderben Macht &uuml;ber mich gewinnen! La&szlig; mich erkennen,
+da&#2043;der Mensch nicht vom Brote allein lebt, sondern von allem dem, was
+aus deinem Munde kommt&laquo;,<a name="FNanchor_28_28" id="FNanchor_28_28"></a><a href="#Footnote_28_28" class="fnanchor">[28]</a> und wecke in mir ein best&auml;ndiges Verlangen
+nach diesem Lebensbrot, da&szlig; deine Zeugnisse mein ewiges Erbteil seien,
+meines Herzens wahre Freude, meiner Seele Seligkeit.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+<p><span class='pagenum'><a name="Page_47" id="Page_47">[Pg 47]</a></span></p>
+<p>36. Heute, da ich der h&ouml;chsten und heiligsten Gabe gedenke, mit welcher
+du, mein Gott, vom Sinai aus deine Menschenkinder begnadigt hast,&mdash;wie
+danke ich dir da, da&szlig; ich Israels Glauben bekenne! Wie hilflos und
+verlassen w&uuml;rde ich sein, wollte ich Licht und Leitung bei den Weisen
+der Welt suchen, die so oft einander widersprechen, und von denen der
+eine niederrei&szlig;t, was der andere als ein unersch&uuml;tterliches Geb&auml;ude
+aufgerichtet. Ja, ich danke dir, mein Gott, da&szlig; ich ein Israelit bin,
+und ich die heiligen Stammv&auml;ter und alle Propheten, die du mit deinem
+heiligen Geiste erf&uuml;lltest, zu Leitsternen f&uuml;r mich auf meiner Bahn
+habe, und da&szlig; du auch f&uuml;r mich das Wort leuchten lie&szlig;est, welches du
+selbst in deiner Gnade kund getan hast, das Wort, das felsenfest allen
+St&uuml;rmen der Zeit Widerstand geleistet, und das der Spott der
+Leichtsinnigen, die Geringsch&auml;tzung der Weltlichgesinnten nicht zu
+ersch&uuml;ttern vermocht hat. Ja, wohl mu&szlig; ich meines Glaubens wegen
+zuweilen Kummer und Beschwerden erdulden, und wo ich als ernster
+Israelit nach deinem Gesetze und deiner Lehre wandern will, da werde ich
+oft von au&szlig;en und von innen von Feinden bedr&auml;ngt;&raquo;denn die, welche an
+deinem Worte festhalten und in seinem reinen Geiste wandern, m&uuml;ssen oft
+unter Kedars H&uuml;tten wohnen, unter denen, die den himmlischen Frieden
+hassen.&laquo; Aber du l&auml;&szlig;t mich die Wahrheit deiner himmlischen Lehre
+erkennen, und nicht weltliche Freuden und nicht irdische Bande sind es,
+die mich an sie binden; denn du hast sie als Preis f&uuml;r mannigf&auml;ltige
+K&auml;mpfe gegeben, und gerade unter diesen soll sie ihre Gotteskraft
+beweisen. O, so st&auml;rke mich denn, wie du unsere Vorfahren gest&auml;rkt, da&szlig;
+ich dieses Kleinod wie meinen Augapfel bewahre und es auf die kommenden
+Geschlechter vererbe. La&szlig; seine Herrlichkeit<span class='pagenum'><a name="Page_48" id="Page_48">[Pg 48]</a></span> immer mehr mir strahlen,
+und la&szlig; mich darin unabl&auml;ssig f&uuml;r mich und f&uuml;r alle die Meinigen Leben
+und Licht, Trost und Frieden finden.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Am_Neujahrsfest_Rosch_Haschana" id="Am_Neujahrsfest_Rosch_Haschana"></a>Am Neujahrsfest (Rosch Haschana).</h2>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Am_Vorabend_des_Festes" id="Am_Vorabend_des_Festes"></a>Am Vorabend des Festes.</h2>
+
+
+<p>37. Herr, unver&auml;nderlicher, ewiglebender Gott! sieh gnadenvoll nieder
+auf dein Kind, das kaum sich aufrecht zu erhalten vermag unter den
+wechselnden Gef&uuml;hlen, die es an diesem heiligen Abend &uuml;berw&auml;ltigen, der
+das hingeschwundene Jahr von dem neuen trennt, welches sich aufzurollen
+beginnt. Denn erscheine ich mir doch fast selbst ein Wunder, wenn ich
+mir alles in Erinnerung zur&uuml;ckrufe, was mir in dem dahingeschwundenen
+Jahre widerfahren und begegnet: Freuden und Sorgen, Erquickungen und
+Bek&uuml;mmernisse, Leiden und Momente des Gl&uuml;cks. Ja, jede Stunde, jeder
+Augenblick gab das Zeugnis, da&szlig; du mich auf den Armen deiner Liebe
+tr&auml;gst, da&szlig; deine Huld mich umschwebt. Und ach! wie wenig habe ich all
+dieser G&uuml;te entsprochen, wie oft verzagte ich, und wie oft strauchelte
+ich! Und sehe ich hin auf die vielen W&uuml;nsche und Erwartungen, die sich
+nun in meiner Brust regen, und die ich nun vor dir f&uuml;r die kommende Zeit
+aussprechen will, o Herr und Vater, wo soll ich da beginnen und wo
+enden? O du, der du den Gedanken kennst, ehe er noch ausgesprochen wird,
+du wei&szlig;t ja, wessen ich bedarf, und was zu meinem Wohle und dem Wohle
+der Meinen dienen kann. Darum empfehle ich mich deinem gn&auml;digen Schutze
+und bitte nur um dieses: la&szlig; mich mit dem hingeschwundenen Jahre auch
+aller meiner S&uuml;nden ledig werden, und la&szlig; f&uuml;r mich ein Jahr beginnen,
+welches in Wahrheit ein neues ist, ein Jahr, in welchem ich mehr und
+mehr deine Weisheit,<span class='pagenum'><a name="Page_49" id="Page_49">[Pg 49]</a></span> Gerechtigkeit und Liebe erkenne, ein Jahr, das von
+Anfang bis zum Ende Zeugnis gebe von meinem eifrigen Streben, dir zu
+gefallen, und von meiner Hingebung an deine v&auml;terliche Leitung. Und so
+will ich denn getrost das neue Jahr antreten, denn ich wei&szlig;, da&szlig; du,
+Allg&uuml;tiger, mir nahe bist, und da&szlig; du mein Gebet erh&ouml;rest.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Neujahrstag" id="Neujahrstag"></a>Neujahrstag.</h2>
+
+
+<p>38.&raquo;Lobsinge dem Herrn meine Seele und vergi&szlig; nicht, was er dir Gutes
+getan hat&laquo;, das ist mein erster Gedanke, mein erstes Gef&uuml;hl an diesem
+Tage. Und dieses Sinnen taucht nicht in meinem Innern auf, ohne da&szlig;
+meine ganze Seele sich zu der Bitte erhebt:&raquo;Mein Gott, vergib mir meine
+S&uuml;nden!&laquo; Denn ich wei&szlig; es gar wohl, da&szlig; ich alle Zeit vor deinem
+Angesichte stehe, und da&szlig; dein Auge mir folgt auf allen meinen Wegen.
+Aber heute, da ich so vieler Wohltaten mich erinnere, die du in einer
+langen Reihe von Tagen mir erwiesen hast, wie oft du meine Seele mit
+Freude erf&uuml;lltest, mir Stunden schenktest, in denen ich mich so
+gl&uuml;cklich f&uuml;hlte, wie oft du mir halfst bei meiner Arbeit, mich
+erfreutest durch den Anblick meiner Lieben, durch die Umgebung
+liebevoller Herzen und froher, freundlicher Gesichter, mich st&auml;rktest in
+schweren Augenblicken, mich Trost und Linderung finden lie&szlig;est unter
+Schmerz und Sorge, ja mir so oft helfend zur Seite standest, mich, wenn
+die Versuchung mir nahte, und ich nahe daran war zu wanken, aufrecht
+hieltest in meiner Schw&auml;che&mdash;heute mu&szlig; ich die Last aller meiner S&uuml;nden
+um vieles schwerer f&uuml;hlen, und all meine Schuld tritt mir vor die Seele.
+Jeder Tag, jede Stunde des verflossenen Jahres klagt mich ob meiner
+Vers&auml;umnisse an; wie oft habe ich nicht meine<span class='pagenum'><a name="Page_50" id="Page_50">[Pg 50]</a></span> Pflicht vergessen, meinen
+Beruf als Mensch, als Israelit! Heute, da ich nicht nur so viele deiner
+Wohltaten gegen mich vergessen habe, sondern auch so manchen s&uuml;ndigen
+Gedanken, so manche unrechte Tat, die ich mir habe zuschulden kommen
+lassen, heute f&uuml;hle ich es mit Furcht und Beben, da&szlig; ich von dir
+gerichtet werden soll, dir, dem Allwissenden, der all mein Tun und
+Lassen kennt, dem auch die verborgensten Gedanken meines Herzens
+offenbar sind und dessen Auge die Tat sieht, die keinen irdischen Zeugen
+hatte; o ja, heute erkenne ich vollkommen, wie ich all deiner G&uuml;te und
+Barmherzigkeit nicht wert gewesen bin. Und stehe ich nicht heute vor
+einer unbekannten Zukunft? Wie zahlreich sind meine W&uuml;nsche, wie
+mannigfaltig meine Hoffnungen, die ich an die kommenden Tage kn&uuml;pfe, und
+wie erbebe ich bei dem Gedanken, was sie vielleicht f&uuml;r mich oder f&uuml;r
+diejenigen in ihrem Scho&szlig;e bergen, die ich mehr noch liebe als mich
+selbst! O, wie konnte ich wohl der Zukunft vertrauensvoll entgegen
+sehen, wenn nicht deine Verzeihung mir w&uuml;rde auf meinem neuen Wege. O
+Allg&uuml;tiger! Nimm mich und die Meinen in deine treue Hut, la&szlig; deine Gnade
+mir leuchten in dem neuen Jahre, unterst&uuml;tze mich darin, da&szlig; ich das
+Gute &uuml;be, hilf mir, jede s&uuml;ndige Lust zu &uuml;berwinden. Halte fern von mir
+jede Versuchung, und wenn du mir K&auml;mpfe auferlegst, so verleihe du mir
+auch die Kraft, siegreich aus ihnen hervorzugehen, und st&auml;rke mich, Ha&szlig;
+und Neid, Rachsucht und der Sinne Lust zu bezwingen durch eine innige
+Liebe zu dir. Erneuere du selbst in mir das feste Vertrauen auf deine
+H&uuml;lfe, da&szlig; ich fest stehen m&ouml;ge im Glauben, und lehre mich, an jedem
+Tage mit neuen Liedern dir zu lobsingen, und deinen heiligen Namen zu
+preisen.</p>
+
+<p class="amen">Amen!<span class='pagenum'><a name="Page_51" id="Page_51">[Pg 51]</a></span></p>
+
+<p>39.&raquo;Herr Gott, tausend Jahre sind ja vor dir, wie der Tag, der gestern
+vergangen ist, aber unsere Tage fahren dahin wie Rauch und verschwinden
+wie Schatten&laquo;,<a name="FNanchor_29_29" id="FNanchor_29_29"></a><a href="#Footnote_29_29" class="fnanchor">[29]</a> und ehe wir es merken, stehen wir vor den Pforten der
+Ewigkeit. So haben wir, ich und die Meinen, heute wiederum ein Jahr
+zur&uuml;ckgelegt, wir stehen an der Schwelle eines neuen, und wir wissen
+nicht, wie viele unter uns am heutigen Tage vielleicht zum letzten Male
+die Neujahrssonne aufgehen sehen. O, mein Vater, ich habe so viele, die
+meinem Herzen wert und teuer sind, und denen ich so gerne noch eine
+Weile meine volle Liebe erweisen m&ouml;chte, o, erhalte du sie doch am Leben
+und schenke ihnen Freude und Segen! Erhalte am Leben (meine alten
+Eltern, meinen teuren Vater, meine geliebte Mutter, meinen guten treuen
+Gatten usw.) breite deine schirmende Hand aus &uuml;ber (meinen Gro&szlig;vater,
+meine Gro&szlig;mutter, meinen Bruder, meine Schwester, Geschwister,
+Wohlt&auml;ter, Freunde usw.) O, himmlischer Vater, von ganzem Herzen bete
+ich auch zu dir f&uuml;r die, welche ich mit m&uuml;tterlicher Liebe umfasse: o,
+la&szlig; meine S&ouml;hne und T&ouml;chter leben, und la&szlig; dieses Jahr ihnen Gl&uuml;ck und
+Frieden bringen, f&uuml;hre du sie den richtigen Weg, da&szlig; auch meine Seele
+sich dar&uuml;ber freuen m&ouml;ge; verleihe du ihnen Kraft und Gesundheit; la&szlig;
+sie erzogen werden und aufwachsen in deiner Furcht und Erkenntnis, dir
+zum Wohlgefallen und den Menschen.&mdash;Allerbarmer! auch f&uuml;r mich wage ich
+zu beten, wie sehr ich auch erkenne, da&szlig; ich s&uuml;ndenbelastet bin. O,
+verleihe du mir St&auml;rke! Solltest du in diesem Jahre meiner Seele
+gebieten, zu dir einzukehren, so la&szlig; sie dahinziehen in Frieden, ist es
+aber dein Wille, mir noch ein Lebensjahr zu schenken, so la&szlig; es zum
+<span class='pagenum'><a name="Page_52" id="Page_52">[Pg 52]</a></span>Segen f&uuml;r mich werden. Ja, solltest du es mir verg&ouml;nnen, die Tage zu
+erleben,&raquo;da des Hauses W&auml;chter erzittern, die St&uuml;tzen sich beugen und
+der Blick umdunkelt wird!&laquo;<a name="FNanchor_30_30" id="FNanchor_30_30"></a><a href="#Footnote_30_30" class="fnanchor">[30]</a>&raquo;so verwirf mich nicht, mein Gott, in
+meinem hohen Alter und verla&szlig; mich nicht, wenn mein Haar grau wird und
+meine Kr&auml;fte abnehmen!&laquo;<a name="FNanchor_31_31" id="FNanchor_31_31"></a><a href="#Footnote_31_31" class="fnanchor">[31]</a> Und wenn die Freude an dieser Welt mir
+schwindet, so la&szlig; du die Freude an dir und die Sehnsucht nach deinem
+Himmel um so st&auml;rker in meinem Innern werden. Ach Herr! st&auml;rke mich, da&szlig;
+weder Gl&uuml;ck noch Ungl&uuml;ck, weder Freud noch Leid mich von dir entfernen
+m&ouml;ge, da&szlig; alles dazu diene, mich meiner Vollendung n&auml;her zu bringen, und
+da&szlig; auch ich dereinst ein freundliches Andenken hinterlassen m&ouml;ge, und
+mein Ged&auml;chtnis in Segen bleibe.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Beim_Schofarblasen" id="Beim_Schofarblasen"></a>Beim Schofarblasen.</h2>
+
+
+<p>40. Dir, o allm&auml;chtiger und liebreicher Gott, will ich huldigen als dem
+K&ouml;nig der Welt! Deshalb ruft mich heute Schofars (der Posaunen) Schall
+auf zum Kampfe wider den Feind, der in meiner eignen Brust hauset,
+siehe, alle die verflossenen Zeiten mit ihren denkw&uuml;rdigen Begebenheiten
+ziehen an meiner Seele vor&uuml;ber, indem mein Ohr auf diese T&ouml;ne lauscht.
+Im Geiste sehe ich des Widders Horn vom Geb&uuml;sch festgehalten, mich daran
+erinnernd, wie jener Patriarch die schwere Pr&uuml;fung bestanden. Ach Herr,
+wie oft seufzte ich doch, selbst bei dem Geringsten das mich heimsuchte;
+wie werde ich bestehen, wenn du beschlossen haben solltest, meine Treue
+auf gleiche Art zu pr&uuml;fen? Und im Geiste h&ouml;re ich gleichsam das Wort des
+Bundes, wie es verk&uuml;ndigt wird unter Posaunen<span class='pagenum'><a name="Page_53" id="Page_53">[Pg 53]</a></span>schall, und ich erbebe;
+denn mit zerknirschtem Herzen mu&szlig; ich es bekennen: Ich habe deinen
+heiligen Bund nicht gehalten. Es ist mir, als ob der Propheten gewaltige
+Stimme, ihre Warnungsrufe und Ermahnungen, ihre Predigt zur Bu&szlig;e und
+Umkehr und die Verk&uuml;ndigung des mahnenden Gerichts in dieser Stunde an
+mein Ohr dringe, und ich erbebe. O Ewiger! la&szlig; diese T&ouml;ne mich aus
+meinem Schlummer wecken, la&szlig; sie mich mit Reue erf&uuml;llen &uuml;ber die Tage
+der Vergangenheit, welche ich nicht f&uuml;r das ewige Leben benutzt habe,
+aber auch zugleich mit dem Trost, da&szlig; du als ein huldreicher Herr mit
+Erbarmen auf deinen bu&szlig;fertigen Diener herabschauen, und da&szlig; du, ein
+g&uuml;tiger Vater, dein reuiges Kind in Liebe wieder zu Gnaden aufnehmen
+wirst. St&auml;rke mich in der Pr&uuml;fungszeit, la&szlig; mich widerstehen allen
+Versuchungen der Welt, la&szlig; mich siegen &uuml;ber die s&uuml;ndige Lust und
+verachten den Spott der Ungl&auml;ubigen. Ja, la&szlig; diese Stunde gnadenbringend
+sein f&uuml;r mein Herz und meine Seele, da&szlig; ich von dieser Zeit an wandern
+m&ouml;ge in dem Lichte deines Angesichtes.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Am_grossen_Versohnungsfeste_Jom_hakippurim" id="Am_grossen_Versohnungsfeste_Jom_hakippurim"></a>Am gro&szlig;en Vers&ouml;hnungsfeste (Jom hakippurim).</h2>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Zu_Anfang_des_Abendgottesdienstes_Kol_nidre" id="Zu_Anfang_des_Abendgottesdienstes_Kol_nidre"></a>Zu Anfang des Abendgottesdienstes (Kol nidre).</h2>
+
+
+<p>41. Barmherziger Vater! Wie erbebt mein Herz, wie zittert meine Seele,
+da ich mich dir an diesem heiligen Abend nahe, da des Himmels Tore sich
+vor dem bu&szlig;fertigen S&uuml;nder, der um Vers&ouml;hnung bittet, auftun. So will
+ich denn mit all meinen Gedanken dich suchen und bei dir weilen, und mit
+aufrichtigen Worten der Reue deine Verzeihung mir erflehen. Ach Herr!
+Treten nicht meine Gedanken und Reden vor deinem Richterstuhle wider
+mich auf? Wer verm&ouml;chte alle s&uuml;ndigen Gedanken z&auml;hlen,<span class='pagenum'><a name="Page_54" id="Page_54">[Pg 54]</a></span> die in meiner
+Seele aufgestiegen; und wie oft hatten nicht unlautere, habs&uuml;chtige,
+rachgierige W&uuml;nsche und Begierden in meiner Brust sich geregt! Es
+tauchen verlangende Gedanken in meinem Herzen auf, vor denen ich selbst
+erschrecken mu&szlig;, und doch habe ich ihnen damals Raum gegeben, anstatt
+sie zu verscheuchen, und habe so oft meine Seele mit ihnen
+befleckt!&mdash;Herr! Herr! Wie k&ouml;nnte ich wohl ohne Err&ouml;ten meine Gedanken
+jetzt zu dir erheben, und wie darf ich es wagen, meine Lippen jetzt zum
+Gebet zu &ouml;ffnen, da ich doch wei&szlig;, wie oft dieselben Lippen sich schon
+zur Schmeichelei oder zum Spott, zu Verleumdung, Hohn und Kr&auml;nkung
+&ouml;ffneten! O ewiger Richter! Ich habe leichtsinnige, zweideutige,
+heuchlerische, falsche, verf&uuml;hrerische und unlautere Worte geredet,
+Worte die dich und dein Gesetz schm&auml;hten! Ich habe un&uuml;berlegt
+Versprechungen gemacht, die ich nicht gehalten habe! Ach ich erinnere
+mich in dieser Stunde nicht nur der leeren Versprechungen, die ich
+meinen N&auml;chsten gegeben, sondern ich denke auch daran, wie oft ich
+gelobt habe, mein Leben dir, mein Gott, zu weihen, und in Zucht und
+Rechtschaffenheit vor dir zu wandeln, wie oft ich gelobt habe, deine
+Gebote zu halten, und mich und mein ganzes Wirken zu heiligen, und da&szlig;
+ich, ach, nicht minder oft mein Gel&uuml;bde dir gebrochen habe! Darf da
+derselbe Mund nun wagen, um Gnade zu bitten, der so oft die Sprache, die
+Gabe deiner Gnade mi&szlig;braucht hat? Ach, ich will an die Pforte deiner
+Gnade anpochen und um Eingang flehen, und sieh! die Schl&uuml;ssel, welche du
+mir gabst, des Himmels Tore mir zu &ouml;ffnen, und mir den Weg zu dir zu
+bahnen:&raquo;Gedanken und Worte&laquo;, die treten anklagend wider mich auf. O! so
+vergib mir vor allen Dingen, was ich bis auf diese Stunde in Gedanken
+und Worten ges&uuml;ndigt! Sieh, Allg&uuml;tiger, die tiefe Trauer,<span class='pagenum'><a name="Page_55" id="Page_55">[Pg 55]</a></span> welche mich
+ergreift, und verbirg die Menge meiner S&uuml;nden unter dem Mantel deines
+Erbarmens: reinige meine Seele von unlauteren Gedanken und la&szlig; die Glut
+der Andacht hier in deinem Heiligtum alles Unlautere meines Geistes
+verzehren! La&szlig; meines Herzens Angst und Reue &raquo;eine gl&uuml;hende Kohle von
+deinem heiligen Altar&laquo; sein, die meinen Mund ber&uuml;hrt, w&auml;hrend mich deine
+Zusage tr&ouml;stet:&raquo;Siehe! diese hat deine Lippen ber&uuml;hrt, dein Vergehen ist
+getilgt, und deine S&uuml;nde soll ges&uuml;hnt sein!&laquo;<a name="FNanchor_32_32" id="FNanchor_32_32"></a><a href="#Footnote_32_32" class="fnanchor">[32]</a> Vergib mir jedes
+&uuml;bereilte Wort, das ich gesagt habe, und lehre mich von dieser Stunde
+an, meine lose Zunge z&uuml;geln; vergib mir die unbedachten Versprechungen,
+die ich gegeben habe, und erf&uuml;lle mich mit der Gewi&szlig;heit, da&szlig; du ein
+huldvoller Vater bist, der seinen Kindern gerne vergibt. Ja la&szlig; mich dir
+danken, da&szlig; du mich diesen Tag hast erleben lassen, und la&szlig; mich ihn vom
+Abend bis zum Abend dazu benutzen, durch Gebet und Bu&szlig;e in innerliche
+Gemeinschaft mit dir zu treten.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Zum_Morgengottesdienst_Schacharis" id="Zum_Morgengottesdienst_Schacharis"></a>Zum Morgengottesdienst (Schacharis).</h2>
+
+
+<p>42.&raquo;Herr! Herr! allm&auml;chtiger, barmherziger und gn&auml;diger Gott,
+langm&uuml;tiger und von gro&szlig;er G&uuml;te und Treue, der die Liebe bewahrt bis ins
+tausendste Geschlecht, &Uuml;bertretungen und S&uuml;nden vergibt und doch nichts
+ungestraft l&auml;&szlig;t!&laquo;<a name="FNanchor_33_33" id="FNanchor_33_33"></a><a href="#Footnote_33_33" class="fnanchor">[33]</a> Du unersch&ouml;pflicher Quell der Gnade! ich beuge
+mich vor dir in den Staub und bete deinen Namen mit unendlichem Danke
+an, denn du hast mir diesen Tag zur Rettung meiner Seele geschenkt. Was
+w&auml;re ich doch, und wie sollte ich die schwere B&uuml;rde aller meiner S&uuml;nden
+tragen k&ouml;nnen, wenn du nicht diesen heiligen Tag dazu be<span class='pagenum'><a name="Page_56" id="Page_56">[Pg 56]</a></span>stimmt h&auml;ttest,
+sie von mir zu nehmen, von meinen &Uuml;bertretungen mich zu reinigen und
+meine Schuld zu s&uuml;hnen, oder wie k&ouml;nnte ich mich davor retten, tiefer
+und tiefer zu sinken, wenn ich nicht durch Fasten, Gebet und Bu&szlig;e am
+heutigen Tage an alle meine S&uuml;ndenschuld erinnert w&uuml;rde, und deine
+liebende Vaterstimme mich heute nicht von meinem Irrweg zur&uuml;ckriefe und
+mir den Tag des Gerichts vor Augen stellte, der einst f&uuml;r jeden
+Sterblichen erscheinen wird, aber mir auch zugleich wiederum deine Gnade
+zeigte, die gerne verzeiht und mir zuruft, da&szlig; ich,&raquo;dich suchen und
+leben soll&laquo;. Wohl wei&szlig; ich, o Gott, da&szlig; du stets alle meine Wege
+schaust, und da&szlig; deine Stimme mich ohne Unterla&szlig; zu warnen sucht, aber
+das ist ja gerade mein Vergehen, da&szlig; ich darauf nicht achte. Ja gewi&szlig;,
+meiner S&uuml;nden Menge w&uuml;rde zuletzt allen Frieden und jegliche Ruhe aus
+meiner Brust verjagen, sie w&uuml;rde mich tiefer und tiefer ins Verderben
+st&uuml;rzen und niemals zur Pr&uuml;fung meiner selbst kommen lassen, wenn du
+nicht diesen gro&szlig;en Sabbat<a name="FNanchor_34_34" id="FNanchor_34_34"></a><a href="#Footnote_34_34" class="fnanchor">[34]</a> eingesetzt h&auml;ttest, der meiner Seele den
+heiligsten Frieden und die seligste Ruhe verschaffen soll. Siehe, indem
+ich diesen heiligen Tag in deinem Heiligtum zubringe, so werde ich daran
+erinnert, da&szlig; ich selbst heilig sein soll, denn du, o Gott, bist heilig
+und in deinem Lichte soll ich mich, meinen Sinn und meinen Wandel
+l&auml;utern.&mdash;Ach, Herr, wenn ich alle meine Vers&uuml;ndigungen bekennen wollte,
+wo sollte ich da anfangen und wo aufh&ouml;ren? O! so oft ich an diesem Tage
+mit der Gemeinde das S&uuml;ndenbekenntnis (Viduj) widerhole, so la&szlig; mich
+tief in das Innere meines Herzens schauen und mich selbst pr&uuml;fen, ob die
+S&uuml;nden mich nicht in ihr Garn gelockt haben. La&szlig; mich untersuchen,<span class='pagenum'><a name="Page_57" id="Page_57">[Pg 57]</a></span> ob
+ich auch unverr&uuml;ckbar ein sittlich heiliges Ziel bei all meinem Tun und
+Handeln vor Augen habe, das ich vor den Menschen dereinst zeigen und mir
+selber auch gegen&uuml;ber stellen darf, wenn ich im Gebete vor deinem
+Angesicht stehe. Schaue gn&auml;dig auf die Tr&auml;nen meiner Reue herab, und la&szlig;
+die Zerknirschung meines Herzens dir ein angenehmes S&uuml;hnopfer sein.
+Schenke mir deine Verzeihung f&uuml;r jedes Mal, da&szlig; ich meine Pflicht als
+Mensch (als Mutter, Tochter, Schwester, Verwandte usw.), als Israelitin
+vers&auml;umt habe, vergib mir, da&szlig; ich so oft die Menschen mehr als dich
+gef&uuml;rchtet habe, verzeihe mir, da&szlig; ich rasch zur Lust der Welt und
+z&ouml;gernd zu deinem Dienste, da&szlig; ich eifrig zum Schlechten und langsam zum
+Guten, verschwenderisch f&uuml;r den Genu&szlig; und geizig f&uuml;r Wohltaten gewesen
+bin. Gerechter Gott! Verfahre nicht mit mir nach meinen S&uuml;nden, sondern
+nach deiner gro&szlig;en Barmherzigkeit welche gern vergibt. Ja, erbarme dich
+&uuml;ber mich und hilf mir in deiner Liebe, da&szlig; ich an diesem Tage der
+Vers&ouml;hnung von neuem geheiligt werde; f&uuml;hre du mich selbst zur&uuml;ck auf
+deinem Wege, da&szlig; ich zum Guten und zur Wahrheit Umkehr halten m&ouml;ge, denn
+du bist Herr, mein Gott.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Beim_Mittagsgebet_Mussaph" id="Beim_Mittagsgebet_Mussaph"></a>Beim Mittagsgebet (Mussaph).</h2>
+
+
+<p>43. Je l&auml;nger ich heute in deinem Haus verweile, Allheiliger, je mehr
+ich mich selbst betrachte, indem die Quelle jeder Sinneslust gehemmt
+ist, und das Brausen der Leidenschaften in meiner Brust erstirbt, je
+klarer ich mir bewu&szlig;t werde, da&szlig; ich hier vor deinem ewigen
+Richterstuhle stehe, wo nicht nur die S&uuml;nden, welche alle Welt sieht und
+verurteilt, mir vorgehalten werden, sondern wo eine jede s&uuml;ndige
+Neigung, jede gottlose Begierde, jedes unn&uuml;tze Wort, ja selbst die
+geringste Vers&auml;umnis in der<span class='pagenum'><a name="Page_58" id="Page_58">[Pg 58]</a></span> Aus&uuml;bung des Guten, die ich mir habe zu
+schulden kommen lassen, als Zeugen gegen mich auftreten, mich ohne
+Schonung vor dich zu Gericht bringen, dem alles offenbar ist, und mich
+meiner Selbstt&auml;uschung entrei&szlig;en, die meinen Geist sonst gefangen h&auml;lt,
+um so mehr mu&szlig; ich wieder und wieder dein Erbarmen anflehen: O, vergib,
+vergib mir, Allbarmherziger, wende mir deine Gnade wieder zu, da&szlig; ich in
+meinen S&uuml;nden nicht verderben mu&szlig;! Aber darf ich mein Angesicht wohl zu
+dir erheben und deine Verzeihung mir erflehen, so lange noch die Stimme
+eines gekr&auml;nkten Bruders meine Stimme &uuml;bert&ouml;nt, und so lange dies mein
+Herz noch nicht erf&uuml;llt ist mit &raquo;der Liebe, welche alle Vergehen
+zudeckt&laquo;?<a name="FNanchor_35_35" id="FNanchor_35_35"></a><a href="#Footnote_35_35" class="fnanchor">[35]</a> &Uuml;ber wie manchen habe ich nicht in Blindheit und
+Leidenschaft ein ungerechtes Urteil gef&auml;llt, wie oft habe ich meines
+N&auml;chsten Absicht verkannt, wie oft ihm feindlich entgegengestrebt! Herr!
+soweit ich meiner eigenen Lieblosigkeit S&uuml;nde kenne, will ich mich
+bestreben das Meinige zu tun, um meines Bruders, meiner Schwester
+Verzeihung zu erlangen, aber, ach, wie viel habe ich nicht vergessen,
+wie manche sind nicht von mir geschieden, ohne da&szlig; ich damals ihre
+Verzeihung erhielt oder sie jetzt noch erhalten k&ouml;nnte. So la&szlig; mich denn
+vor deinem Angesicht f&uuml;r mein Vergehen, das ich gegen diese begangen
+habe, Abbitte tun. Dein ewiger Geist, der in ihnen wirkt, tilge meine
+Schuld in ihrem Andenken. Und mich, o Herr, mich erf&uuml;lle du mit dem
+reinen Geiste der Vers&ouml;hnung. O, ich will allen Groll und allen Ha&szlig; aus
+meiner Seele ausmerzen! Ich will jede Kr&auml;nkung f&uuml;r nicht geschehen
+erachten und jedes Versehen gegen mich verzeihen, und wenn jemand auch
+noch so schlecht gegen mich und die Meinigen ge<span class='pagenum'><a name="Page_59" id="Page_59">[Pg 59]</a></span>handelt h&auml;tte, und wer
+versucht hat, mir zu schaden und meine Ehre zu beflecken, ja, Herr,
+selbst meinem Todfeinde, ich will ihnen allen verzeihen, und sollte es
+mir schwer fallen, so will ich mich daran erinnern, da&szlig; gegen mich sich
+doch keiner so schwer vergangen hat, als ich mich gegen dich,
+Allg&uuml;tiger, vers&uuml;ndigt habe, und da&szlig; ich doch auf deine Verzeihung
+hoffe, weil du meine Schw&auml;che kennst, und will mir ins Bewu&szlig;tsein rufen,
+da&szlig; meines Bruders Versehen gegen mich auch aus derselben Quelle der
+Schw&auml;che und des b&ouml;sen Willens flie&szlig;en. Ich will eingedenk sein dessen,
+was unsere Weisen sagen, da&szlig; wir von dir mit demselben Ma&szlig; gemessen
+werden, mit dem wir andere messen und andere richten, und da&szlig;<a name="FNanchor_36_36" id="FNanchor_36_36"></a><a href="#Footnote_36_36" class="fnanchor">[36]</a> des
+Menschen sch&ouml;nster Schmuck darin besteht, alle Verschuldung zu &uuml;bersehen
+und zu vergessen!&mdash;O gnadenreicher Richter! so schaue denn herab auf
+meine Seele, die erf&uuml;llt ist mit Gef&uuml;hlen der Vergebung, in der ein
+himmlischer Friede wohnt, den kein bitteres Gef&uuml;hl gegen irgend einen
+Menschen mehr st&ouml;rt! Erh&ouml;re du auch meine Bitte um Vergebung meiner
+S&uuml;nden und erf&uuml;lle meinen Geist mit der beseligenden Verk&uuml;ndigung:
+&raquo;Heute sollen deine &Uuml;bertretungen getilgt werden und du sollst rein sein
+von allen deinen S&uuml;nden wider den Ewigen.&laquo;<a name="FNanchor_37_37" id="FNanchor_37_37"></a><a href="#Footnote_37_37" class="fnanchor">[37]</a> Mit diesem Trost will ich
+mich heute vor dir in den Staub niederwerfen, vor dir, der du selbst
+verzeihst und gerne die Vergehen tilgst.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Beim_Nachmittagsgebet_Mincha38" id="Beim_Nachmittagsgebet_Mincha38"></a>Beim Nachmittagsgebet (Mincha<a name="FNanchor_38_38" id="FNanchor_38_38"></a><a href="#Footnote_38_38" class="fnanchor">[38]</a>).</h2>
+
+
+<p>44. Hilf, o Ewiger, denn der Frommen Anzahl ist geschwunden und der
+Gl&auml;ubigen sind wenig, erh&ouml;re mein<span class='pagenum'><a name="Page_60" id="Page_60">[Pg 60]</a></span> Gebet f&uuml;r die S&uuml;nder, welche frech
+ihr Haupt erheben, und vergib die schweren &Uuml;bertretungen, die so
+zahlreich und h&auml;ufig sind. Ach, der Himmel umdunkelt sich vor meinen
+Blicken, wenn ich daran denke, wie schamlos Wollust und Unm&auml;&szlig;igkeit
+auftreten und die jungen Seelen bestricken, wie sie die sch&ouml;nsten
+Verh&auml;ltnisse vergiften, das Wohl der Familien untergraben und so manche
+den wilden, unm&auml;&szlig;igen L&uuml;sten zum Opfer fallen lassen, w&auml;hrend sie
+zugleich ihre Laster unter besch&ouml;nigenden Namen verbergen, oder wenn ich
+an den Trotz gedenke, mit dem man deine Gebote &uuml;bertritt, dein mildes
+himmlisches Joch verh&ouml;hnt, ja sich sogar r&uuml;hmt, es abgeworfen, und daf&uuml;r
+das Joch auf sich genommen zu haben, welches die Welt in ihrer
+Verderbnis geschmiedet hat! O du, mein Gott, dessen Barmherzigkeit kein
+Ende nimmt, ich bitte dich: Vergib meinen Br&uuml;dern ihren Abfall und ihre
+Schuld, gehe nicht mit ihnen ins Gericht und strafe uns nicht in deinem
+Zorn um ihrer &Uuml;bertretung willen! Und doch, darf ich wohl eine F&uuml;rbitte
+f&uuml;r die S&uuml;nder zu dir emporsenden, ohne da&szlig; mich mein eigenes Gewissen
+als Teilnehmer an ihren Vergehen anklagt? Wie oft bin ich es vielleicht
+gewesen, der Veranlassung zum S&uuml;ndigen gab, oder habe ich stets
+hinreichend meine Abscheu vor dem Laster zu erkennen gegeben und all den
+Kummer sehen lassen, von dem ich ergriffen wurde, wenn die S&uuml;nde ohne
+Err&ouml;ten auftrat? War meine Betr&uuml;bnis nicht viel gr&ouml;&szlig;er &uuml;ber den
+geringsten Verlust an zeitlichen G&uuml;tern, als dar&uuml;ber, da&szlig; sich die
+Frechheit und die Ruchlosigkeit meinen Blicken darstellten, oder da&szlig; ich
+sah, wie eine Menschenseele verloren ging! Entflammte mein Zorn nicht
+weit mehr &uuml;ber die geringste Beleidigung, die mir widerfuhr, als wenn
+ich Zeuge war, wie dein Name und dein Haus entweiht<span class='pagenum'><a name="Page_61" id="Page_61">[Pg 61]</a></span> wurden! Ach,
+Herr,&raquo;flossen Tr&auml;nenstr&ouml;me aus meinen Augen, weil deine Gesetze nicht
+beobachtet wurden? Wurde ich von Kummer verzehrt, weil deine Worte
+vergessen wurden?<a name="FNanchor_39_39" id="FNanchor_39_39"></a><a href="#Footnote_39_39" class="fnanchor">[39]</a> Habe ich freim&uuml;tig dich und deine Lehre bekannt,
+wenn der Gottlosen Hohn mich mit Schmerz erf&uuml;llte?&laquo; O, es ist so schwer,
+ohne Fehler zu wandeln, selbst wenn auch der Edlen und Heiligen Beispiel
+mir stets voranleuchtet, wenn meine Augen jederzeit sehen, allenthalben,
+was dir verha&szlig;t ist, und mein Ohr best&auml;ndig h&ouml;rt, was Sinne und Gedanken
+irreleitet und st&ouml;rt. O du,&raquo;der du dich &uuml;ber uns erbarmest, wie ein
+Vater &uuml;ber seine Kinder&laquo;, la&szlig; deine Gnade gro&szlig; sein gegen die s&uuml;ndige
+Welt und hilf mir, mit Sorgfalt alles zu vermeiden, was mir zu einer
+Schlinge werden k&ouml;nnte. Errette mich bei den ernsten und heiligen
+Erinnerungen dieses Tages, o Herr, errette auch (meine Kinder, meine
+Angeh&ouml;rigen, meine Verwandten und Freunde, meine Dienstboten), da&szlig; kein
+s&uuml;ndiger Umgang sie von dir entfernen m&ouml;ge.&raquo;L&auml;utere mich, o Allg&uuml;tiger,
+erforsche mein Herz, pr&uuml;fe meine Gedanken, sieh, ob der Weg, den ich
+wandle, zum Verderben, f&uuml;hrt, und leite mich auf den Weg zur
+Ewigkeit!&laquo;<a name="FNanchor_40_40" id="FNanchor_40_40"></a><a href="#Footnote_40_40" class="fnanchor">[40]</a> M&ouml;chten alle S&uuml;nder bedenken, wie nahe ihnen ihr Ende
+ist, wie bald das Leben ihnen verronnen, da&szlig; sie zur Zerknirschung
+gef&uuml;hrt werden und zu dir umkehren m&ouml;chten.&raquo;Verwirf mich nicht vor
+deinem Angesichte, und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir, sondern
+la&szlig; mich deiner Gnade wieder froh werden, und schenke mir einen neuen
+und willigen Geist, da&szlig; ich den &Uuml;bertretern deine Wege kund tue, und die
+S&uuml;nder sich zu dir bekehren m&ouml;chten.&laquo;<a name="FNanchor_41_41" id="FNanchor_41_41"></a><a href="#Footnote_41_41" class="fnanchor">[41]</a></p>
+
+<p><span class='pagenum'><a name="Page_62" id="Page_62">[Pg 62]</a></span></p>
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Zum_Schlussgebet_Neilah" id="Zum_Schlussgebet_Neilah"></a>Zum Schlu&szlig;gebet (Ne&iuml;lah).</h2>
+
+
+<p>45. Vater, barmherziger Vater im Himmel! Es ist die letzte Stunde des
+heiligen Tages, welche jetzt naht. O, da&szlig; doch meine ganze Seele in
+diesem Augenblick sich von der Erde hin zu dir erheben m&ouml;chte, als ob
+des Lebens letzte Stunde mir erschienen sei. Mit Gebet und Bu&szlig;e habe ich
+nun heute die Gel&uuml;ste und Begierden meines Leibes besiegt, und doch, wie
+leicht ist nicht die Sehnsucht nach des Lebens Lust selbst mitten in
+meiner Andacht bei mir wach geworden, und selbst w&auml;hrend ich reuevoll
+meine S&uuml;nden bekannte, konnte das Verlangen nach ihnen in meiner Brust
+nicht erstickt werden; ja, ja, vielleicht hat mich sogar der Wunsch
+erf&uuml;llt, da&szlig; dieser Tag schon &uuml;berstanden sein m&ouml;chte, gerade als ob
+dieser Tag an sich durch Fasten und Bu&szlig;e mir Abla&szlig; f&uuml;r meine S&uuml;nden
+verschaffen k&ouml;nnte, und als ob ich alsdann frei wieder den Weg meiner
+alten Verirrungen betreten k&ouml;nnte, wenn er geendet habe. O, la&szlig; mich
+deshalb noch einmal aus allen meinen Kr&auml;ften meine Gedanken und mein
+Inneres l&auml;utern, und la&szlig; meine hei&szlig;en Tr&auml;nen die Aufrichtigkeit meiner
+Reue bezeugen und dir ein angenehmes S&uuml;hnopfer sein, mit dem ich meines
+Herzens Gel&uuml;bde besiegele, da&szlig; ich dich stets vor Augen haben will, und
+da&szlig; die Erinnerung an diesen Tag mit unverl&ouml;schbarer Schrift in die
+Tafeln meines Herzens eingegraben und mir nahe sein soll in jeder Stunde
+der Versuchung.&mdash;Herr! Z&uuml;rne mir nicht, da&szlig; ich noch dieses letzte Mal
+zu dir bete; die Schatten des Abends breiten sich schon aus, und die
+dunklen Schatten meiner S&uuml;nden verfolgen mich; ich will sie verjagen und
+noch einmal meine Schuld bekennen, ich will an die T&uuml;re deiner Gnade
+anklopfen und deinen Namen anrufen, du einziger, ewiglebender Gott! Ich
+will mich unter<span class='pagenum'><a name="Page_63" id="Page_63">[Pg 63]</a></span> dieser Anrufung dir heiligen mit Leib und Seele, und
+ich gelobe feierlichst, mich selbst in Liebe zu opfern. O, la&szlig; mich
+deiner Gnade Stimme vernehmen:&raquo;Ich, ich selbst tilge deine &Uuml;bertretungen
+und will deine S&uuml;nden vergessen&laquo;<a name="FNanchor_42_42" id="FNanchor_42_42"></a><a href="#Footnote_42_42" class="fnanchor">[42]</a> O la&szlig; meine Seele beim Ende dieses
+Tages mit heiliger Freude erf&uuml;llt sein, da&szlig; sie jubeln k&ouml;nne:&raquo;Selig,
+selig ist der, dem seine &Uuml;bertretung vergeben und dessen S&uuml;nde getilgt
+ist! Selig ist der Mensch, dem der Herr seine Schuld nicht anrechnet,
+und selig der Geist, den der Herr von der Last seiner S&uuml;nden befreit
+hat!&laquo;<a name="FNanchor_43_43" id="FNanchor_43_43"></a><a href="#Footnote_43_43" class="fnanchor">[43]</a>&mdash;Ja, la&szlig; meine erl&ouml;ste Seele deinen Namen in alle Ewigkeit
+lobpreisen, du, mein Herr und mein Gott.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Am_Laubhuttenfest_Succoth" id="Am_Laubhuttenfest_Succoth"></a>Am Laubh&uuml;ttenfest (Succoth).</h2>
+
+
+<p>46. Herrscher der Welt, der du die Liebe bist! Heute erinnere ich mich,
+wie wunderbar du unsere V&auml;ter durch die W&uuml;ste f&uuml;hrtest, da du sie in
+H&uuml;tten wohnen lie&szlig;est, und vertrauensvoll rufe ich aus:&raquo;Der Herr ist
+mein Hirte, mir wird nichts mangeln&laquo;<a name="FNanchor_44_44" id="FNanchor_44_44"></a><a href="#Footnote_44_44" class="fnanchor">[44]</a> O, Dank sei dir gebracht, da&szlig;
+du mir dieses Freudenfest verliehen hast, das mich jedes Jahr in der
+Zuversicht best&auml;rken soll, niemals vor der unbekannten Zukunft mich zu
+&auml;ngstigen, und niemals mich von den mannigfachen Sorgen &uuml;berw&auml;ltigen zu
+lassen, die ja oft in den Menschenherzen auftauchen. Denn meine H&uuml;tte
+ist in deinem Namen erbaut, und wenn ich auch jetzt nichts s&auml;he als die
+&ouml;de Wildnis, so wei&szlig; ich doch, da&szlig; du dein Manna herniederfallen lassen
+kannst, da&szlig; du mir alles, dessen ich bedarf, verleihen und da&szlig; du deinen
+Schatten ausbreiten kannst &uuml;ber meine Wohnung. Und, wenn auch St&uuml;rme
+tosen und sie umzust&uuml;rzen drohen, so<span class='pagenum'><a name="Page_64" id="Page_64">[Pg 64]</a></span> will ich doch mit frohem Mute
+durch die W&ouml;lbung der Laubh&uuml;tte zu deinem Himmel aufschauen, der seine
+Strahlen in meine Wohnung hernieder sendet und ich will mein Vertrauen
+auf dich setzen, der gerade unter den brausenden St&uuml;rmen die Saaten
+reifen l&auml;&szlig;t und den B&auml;umen die Kraft gibt, Frucht zu tragen, und der da
+will, da&szlig; auch der innere Mensch unter den St&uuml;rmen der Geschicke und der
+Zeit reifen und Kraft gewinnen soll, edle Frucht zu tragen. Aber auch
+daran will ich heute denken, da&szlig; gerade dieses Fest dazu eingesetzt ist,
+mich an die Pflicht zu erinnern, auch eine geb&uuml;hrende Sorge f&uuml;r meinen
+K&ouml;rper zu hegen, und ich will froh sein, da&szlig; ich mich zu einem Glauben
+bekenne, der nicht von mir fordert, da&szlig; ich mein Fleisch mit
+selbstverursachten Martern peinige oder mir jede Freude versage, die du
+auf meinem Wege mir erbl&uuml;hen l&auml;&szlig;t, noch da&szlig; ich ganz der Welt entsagen
+und abgeschieden von ihr leben soll; nein, vielmehr einen Glauben, der
+gerade will und mich durch diese Feier dazu auffordert, da&szlig; ich die
+Freuden der Erde mit meinen Verwandten und Freunden genie&szlig;en soll und
+mich &raquo;freuen all des Guten, das du mir gegeben hast&laquo;, so da&szlig; jeder
+sinnliche Genu&szlig; dadurch geheiligt wird, da&szlig; er in dir genossen wird und
+so, da&szlig; ich mich selber bei allem, was meinen Leib erquickt und freut,
+in deinem Dienste f&uuml;hle, als einer, der dein heiliges Gebot erf&uuml;llt. So
+gib denn du, mein Gott, da&szlig; so selbst jede irdische Lust, die du mir
+bereitest, mich dir n&auml;her f&uuml;hren und da&szlig; ich, indem mein Vertrauen auf
+dich gekr&auml;ftigt wird, erfahren m&ouml;ge, da&szlig;&raquo;wer auf dich baut, mit Gnade
+umgeben werden und sein Haus und seine H&uuml;tte in Frieden stehen
+soll&laquo;.<a name="FNanchor_45_45" id="FNanchor_45_45"></a><a href="#Footnote_45_45" class="fnanchor">[45]</a></p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+<p><span class='pagenum'><a name="Page_65" id="Page_65">[Pg 65]</a></span></p>
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Am_Laubhuttenfest_als_Erntefest46" id="Am_Laubhuttenfest_als_Erntefest46"></a>Am Laubh&uuml;ttenfest als Erntefest.<a name="FNanchor_46_46" id="FNanchor_46_46"></a><a href="#Footnote_46_46" class="fnanchor">[46]</a></h2>
+
+
+<p>47. Ewiger, der du sowohl in der H&ouml;he als in der Tiefe die verborgenen
+Quellen &ouml;ffnest und aus unersch&ouml;pflicher F&uuml;lle Segen niederstr&ouml;men l&auml;&szlig;t
+&uuml;ber alle Gesch&ouml;pfe, dir bringen jetzt alle ihren Dank, weil ihre
+Vorratskammern wiederum gef&uuml;llt sind,&mdash;wie k&ouml;nnte ich da allein
+schweigen? Sollte ich dir meinen Dank nicht bringen, der du deine milde
+Hand aufgetan und allem, was lebt, seine Nahrung gegeben hast? Nein, und
+wenn auch alle Welt schwiege, ich m&uuml;&szlig;te doch in dieser Stunde die Stimme
+meiner Dankbarkeit erheben, denn du hast ja selber dieses Fest in deiner
+G&uuml;te dazu geweiht, da&szlig; es in der Brust des Israeliten die Stimme des
+Dankes wecken soll, auf da&szlig;, wie unsere V&auml;ter in der W&uuml;ste jeden Tag der
+Woche, so auch wir jetzt zu diesen festlichen Stunden erkennen, da&szlig; das
+Brot vom Himmel kommt, und da&szlig; wir nicht sein sollen wie diejenigen,
+welche &uuml;ber die Gabe den allg&uuml;tigen Geber vergessen. Und kann ich auch
+nicht wie der Landmann zur Erntezeit, in meine Scheuern gehen, um den
+reichen Segen zu sehen, so hast du doch mir und den Meinen eine nicht
+minder reiche Ernte verliehen. Die Tat, welche ich vollf&uuml;hre, der Beruf,
+den ich erf&uuml;lle, das ist ja der Acker, den ich pfl&uuml;ge und bes&auml;e, und wie
+reich hast du mich ernten lassen! Und h&auml;tte ich auch nur wenig geerntet,
+flossen auch die Quellen der Nahrung nur sp&auml;rlich, so ist doch selbst
+dieses Geringe eine unverdiente Gabe aus deiner Hand. Aufs neue wird mir
+die Gewi&szlig;heit, da&szlig; du deinen Bund h&auml;ltst,&raquo;da&szlig; Saat und Ernte niemals
+aufh&ouml;ren und der Flei&szlig;ige gesegnet <span class='pagenum'><a name="Page_66" id="Page_66">[Pg 66]</a></span>werden soll.&laquo; Wieder habe ich
+tausende von Erquickungen empfangen, und jede einzelne von ihnen lehrte
+mich, da&szlig;,&raquo;wenn auch junge L&ouml;wen schmachten und hungern, so soll doch
+denen, die dich von ganzem Herzen suchen, nichts Gutes mangeln&laquo;.<a name="FNanchor_47_47" id="FNanchor_47_47"></a><a href="#Footnote_47_47" class="fnanchor">[47]</a> So
+will ich mich denn heute in diesem Troste freuen, und ich will meine
+Freude erh&ouml;hen, indem ich Freude nah und fern verbreite, und meinen Dank
+will ich dir dadurch beweisen, da&szlig; ich jedem meiner Br&uuml;der und jeder
+meiner Schwestern mit freundlichem Angesicht, mit mildem, wohlt&auml;tigem
+Sinn entgegenkommen will, da&szlig; auch ihr Dank f&uuml;r alles, womit du uns
+gesegnet hast, zu dir aufsteige. Nun bitte ich dich, allen sch&ouml;ne,
+festliche Tage zu bereiten, ich bitte dich, Frieden und Freude &uuml;ber mich
+und mein Haus auszubreiten, da&szlig; es von deinem Lob best&auml;ndig widerhallen
+m&ouml;ge. Geheiliget sei dein Name!</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+<p>48. Dir danke ich, o mein Gott, da&szlig; dein Name nahe ist, und da&szlig;, der du
+deine hohe Wohnung dir im Himmel erbaut hast, du auch deinen Bund auf
+Erden gegr&uuml;ndet und deine H&uuml;tte unter den Kindern der Menschen
+aufgeschlagen hast, da&szlig; auch mein Leben in der Gemeinschaft der Frommen
+geheiligt wird. Denn heute ist es ja das Fest, welches du dereinst
+angeordnet hast, um dem gemeinsamen Leben der Gl&auml;ubigen Nahrung zu
+geben, und noch jetzt ist es diesem Zweck geweiht; und wie vormals alle
+diejenigen an ihm vereinigt wurden, welche in zahlreichen Scharen zur
+heiligen Stadt hinzogen, deinen Namen zu preisen und deiner Lehre zu
+lauschen, auf da&szlig; sie neu belebt w&uuml;rden und mit des Glaubens heiligen
+Gaben in ihre H&auml;user heimkehrten, also umschlingt dasselbe Fest noch<span class='pagenum'><a name="Page_67" id="Page_67">[Pg 67]</a></span>
+immer mit einem heiligen Band alle diejenigen, die &uuml;ber die weite Erde
+zerstreut und zersplittert sind, aber eine geistige Gemeinschaft sich
+bewahrt haben. Es verbindet uns alle als Br&uuml;der im Glauben, die wenig
+Begabten mit den an Kenntnis Reichen, und die, welche durch ihre frommen
+und edlen Handlungen sich einen Namen und guten Ruf erworben haben, mit
+denen, die nur wenig vollf&uuml;hrt, aber doch zur Gr&uuml;ndung des Himmelreiches
+auf Erden mitgewirkt haben, wenn sie nur treu geblieben sind und sich
+dem heiligen Bund von ganzem Herzen angeschlossen haben. Es sind ja
+nicht nur die M&auml;chtigen und Gro&szlig;en, die hie und da nur sp&auml;rlich zu
+finden sind, durch welche die Aufgabe, die du deinem Volke gestellt
+hast, erf&uuml;llt werden soll; auch nicht allein diejenigen, welche die
+Menschen dazu bestellt haben, deinen Weinberg zu h&uuml;ten und zu pflegen,
+nein, es sind auch diejenigen, welche mit geringen Kr&auml;ften Stein auf
+Stein zu dem heiligen Bau tragen, die Geringen, welche in einf&auml;ltiger
+Fr&ouml;mmigkeit das Ihrige zu seinem Wachstum beitragen, und &uuml;berall sich
+finden, wo der Lebensstrom deiner Lehre flie&szlig;t, gleich der
+unansehnlichen Weide, die an jedem Strom w&auml;chst und die ganze Erde
+ziert, w&auml;hrend die Palme nur ein Schmuck der s&uuml;dlichen L&auml;nder ist. O
+Gott, la&szlig; auch mich ein lebendiges Glied in diesem Bunde sein, mich, der
+ich mit ganzem Herzen mich deiner Gemeinde anschlie&szlig;e; und kann ich auch
+nichts Gro&szlig;es wirken, so erf&uuml;lle mich doch mit der freudigen Gewi&szlig;heit,
+da&szlig; selbst durch das Wenige, welches ich beizutragen vermag, das Ganze
+und Gro&szlig;e auch gef&ouml;rdert werde. St&auml;rke mich in dem Vorsatz, mit
+Bereitwilligkeit mein Scherflein f&uuml;r alles zu geben, was zum Bedarf der
+Gemeinde sowohl, wie deines Hauses dient, und f&uuml;r alles, was die
+Gemeinschaft mit dir f&ouml;rdert. Und Herr, mit<span class='pagenum'><a name="Page_68" id="Page_68">[Pg 68]</a></span> Sorgfalt will ich alles
+vermeiden, was Zwistigkeit erregen k&ouml;nnte, und was dazu dienen m&ouml;chte,
+das Band zu l&ouml;sen, welches uns alle in einem Gedanken und in einem Sinne
+vereinen soll. La&szlig; nun dieses Fest &uuml;ber mich und die Meinigen seine
+erquickenden Schatten breiten, da&szlig; ich von seiner Freude ges&auml;ttigt
+werde, als von dem Vorgeschmack der Seligkeit.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Am_Schlussfeste_Schemini_Azeres" id="Am_Schlussfeste_Schemini_Azeres"></a>Am Schlu&szlig;feste (Schemini Azeres).</h2>
+
+
+<p>49. Ewiger Gott! Das Fest und die Natur vereinen sich, um mir zu
+predigen;&raquo;Alles ist eitel, alles ist ganz eitel!&laquo;<a name="FNanchor_48_48" id="FNanchor_48_48"></a><a href="#Footnote_48_48" class="fnanchor">[48]</a> Wohin ich jetzt
+meine Blicke wende, &uuml;berall in der Natur treten mir die Zeichen der
+Verg&auml;nglichkeit entgegen. Die Sch&ouml;nheit der Ebene ist geschwunden, der
+Schmuck der Fluren ist dahingewelkt, auf d&uuml;rre, welke Bl&auml;tter tritt mein
+Fu&szlig;, und ich f&uuml;hle mich tief von dem Gedanken ergriffen:&raquo;Des Menschen
+Leben ist wie Gras, er bl&uuml;ht wie eine Blume des Feldes, ein Wind f&auml;hrt
+dar&uuml;ber hin und sie ist nicht mehr und ihre St&auml;tte kennt man nicht
+l&auml;nger;&laquo;<a name="FNanchor_49_49" id="FNanchor_49_49"></a><a href="#Footnote_49_49" class="fnanchor">[49]</a> bald welkt die Sch&ouml;nheit des Lebens dahin, ach, gar bald
+werde ich dastehen wie ein entlaubter Baum, von dem Blatt nach Blatt
+herunterf&auml;llt. Und wird mir nicht dasselbe von diesem heiligen
+Schlu&szlig;fest gepredigt, das mich daran erinnern soll, wie bald meine Tage
+zu Ende sind und mein Tagewerk abgeschlossen werden soll? Noch einmal
+will ich mich in dir und vor deinem Angesichte freuen, o Ewiger, und in
+meiner Seele alle die beseligenden Eindr&uuml;cke sammeln, welche diese
+vielen Festtage auf mich gemacht haben, und ich will mich h&uuml;ten, da&szlig; ich
+nichts von der mir noch verg&ouml;nnten Zeit ver<span class='pagenum'><a name="Page_69" id="Page_69">[Pg 69]</a></span>liere. So will ich mich denn
+beeilen, ehe des Lebens Winter herannaht und die Kr&auml;fte mir versagen,
+das zu vollf&uuml;hren, wozu ich berufen worden bin, und ich will die wenigen
+Tage, welche mir zugemessen sind, noch mehr dazu benutzen, ein Leben zu
+f&uuml;hren, dir angenehm und den Menschen segenbringend. Mein himmlischer
+Vater! Nimm das Opfer meines Herzens gn&auml;dig an, das fromme Gel&uuml;bde, da&szlig;
+ich in dem Verg&auml;nglichen das Ewige erfassen will, damit ich einst, wenn
+du mich rufst, ein Schlu&szlig;fest bei dir in Seligkeit und ewiger Freude
+feiern m&ouml;ge.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Am_Freudenfeste_uber_die_Thora_Simchas_Thora" id="Am_Freudenfeste_uber_die_Thora_Simchas_Thora"></a>Am Freudenfeste &uuml;ber die Thora (Simchas Thora).</h2>
+
+
+<p>50.&raquo;Das Gras verdorrt und die Blumen welken dahin, aber dein Wort, o
+Gott, bleibt in alle Ewigkeit.&laquo;<a name="FNanchor_50_50" id="FNanchor_50_50"></a><a href="#Footnote_50_50" class="fnanchor">[50]</a> Das ist mein Freudenruf, mein Psalm,
+mein Lobgesang, mit dem ich mich dir am heutigen Tage, an dem Israel die
+heilige Thora beendigt und von neuem wieder beginnt, nahe. Alles
+Irdische vergeht, nur dein Wort besteht in Ewigkeit, und die, welche es
+uns verk&uuml;ndigt haben, leben ewig in unserer Erinnerung. Das flammende
+Wort, welches Moses Lippen entstr&ouml;mte, ist die unverg&auml;ngliche
+Richtschnur unseres Lebens, ein ewiges, das aller Zeiten St&uuml;rme doch
+nicht zu vernichten vermochten. O Vater, ich danke dir, da&szlig; dieses Wort
+des Lebens noch mein Eigentum ist, und da&szlig; ich es rein und unverf&auml;lscht
+besitze, wie es urspr&uuml;nglich lautete. Ich danke dir, da&szlig; du mir den
+Zugang zu demselben er&ouml;ffnet hast, ja, du hast es ja einem jeden
+Israeliten zur Pflicht gemacht, sich recht vertraut damit zu machen, in
+seine Tiefen einzudringen und Leben und Geist daraus zu sch&ouml;pfen, die
+Wahrheit darin zu suchen,<span class='pagenum'><a name="Page_70" id="Page_70">[Pg 70]</a></span> zur Liebe dadurch erw&auml;rmt zu werden, und
+Trost und selige Hoffnung darin zu finden. Ich danke dir, da&szlig; du in den
+24 B&uuml;chern der heiligen Schrift (Thora, Nebiim und Kethubim) auch mir
+die reine Quelle des Lebens f&uuml;r alle Zeiten und Geschlechter hast
+str&ouml;men lassen. Und indem ich dir f&uuml;r deine geschriebene Lehre danke,
+sende ich auch meinen Dank f&uuml;r die m&uuml;ndliche zu dir empor, welche uns
+den Inhalt der Schrift erst verstehen und richtig erfassen l&auml;&szlig;t. O, mein
+Gott, wie oft habe ich nicht dieses dein Wort gering geachtet, wie oft
+eine Gelegenheit vers&auml;umt, darin belehrt zu werden oder die Zeit
+verschlafen, da ich seiner Verk&uuml;ndigung lauschen sollte, w&auml;hrend ich
+meine beste Zeit f&uuml;r Schriften vergeudete, welche den Geist beflecken
+und Herz wie Sinn verderben! O lehre du selbst mich den Schatz h&uuml;ten,
+den du mir geschenkt hast, da&szlig; ich in Zukunft m&ouml;chte sagen k&ouml;nnen:&raquo;Ich
+hasse Fabel und Tand, aber ich liebe deine Lehre!&laquo;<a name="FNanchor_51_51" id="FNanchor_51_51"></a><a href="#Footnote_51_51" class="fnanchor">[51]</a> Die langen
+Winterabende will ich dir weihen, indem ich bei deinem heiligen Wort
+verweile, ich will aufmerken auf die m&uuml;ndlichen Auslegungen desselben
+und dahin eilen, wo ich es in lebendiger Verk&uuml;ndigung h&ouml;ren kann, da&szlig;
+meine Seele errettet werde.<a name="FNanchor_52_52" id="FNanchor_52_52"></a><a href="#Footnote_52_52" class="fnanchor">[52]</a> Ich will ein waches Auge &uuml;ber alle die
+Meinigen haben, da&szlig; sie nicht die giftigen B&uuml;cher lesen, welche ihre
+Gedanken beflecken und will sie den Wert deines Wortes erkennen lassen,
+welches uns von dem Irdischen zum Himmlischen emporhebt. Nun breite du
+deinen Frieden &uuml;ber mich und die Meinigen aus, den Frieden, welcher
+denen versprochen ist, die dein Wort lieben, da&szlig; ich niemals straucheln
+m&ouml;ge und meine Seele in dir lebe und dich in alle Ewigkeit preise.<a name="FNanchor_53_53" id="FNanchor_53_53"></a><a href="#Footnote_53_53" class="fnanchor">[53]</a></p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+<p><span class='pagenum'><a name="Page_71" id="Page_71">[Pg 71]</a></span></p>
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Am_Feste_der_Tempelweihe_Chanuka_Lichterfest" id="Am_Feste_der_Tempelweihe_Chanuka_Lichterfest"></a>Am Feste der Tempelweihe (Chanuka, Lichterfest).</h2>
+
+
+<p>51. Lieber Gott! Wie soll ich dir genugsam danken und dich preisen f&uuml;r
+all die Freude und all die Hoffnung, welche mir aus den Lichtern
+entgegenstrahlen, die wir in diesen Tagen zum Ged&auml;chtnis an den Kampf
+der Makkab&auml;er anz&uuml;nden, die f&uuml;r das h&ouml;chste Gut, f&uuml;r den Glauben,
+stritten; zum Ged&auml;chtnis an den Sieg, welchen du sie gewinnen lie&szlig;est,
+zum Ged&auml;chtnis an die M&auml;rtyrer, die um des Glaubens willen, und um das
+ewige Leben zu retten, freudig in den Tod gingen. So hast du Israel
+nicht nur dazu erkoren, deinen Bund zu schlie&szlig;en und deine Gotteslehre
+zu bewahren, sondern du hast es auch dazu gew&uuml;rdigt, das erste Volk zu
+sein, welches ein Beispiel zur Nachahmung gegeben, f&uuml;r die h&ouml;chsten und
+heiligsten G&uuml;ter des Menschen, f&uuml;r die Freiheit des Glaubens und des
+Geistes zu k&auml;mpfen und alles Irdische zu verachten, wenn der Glaube in
+Gefahr schwebt, ja bereitwillig selbst lieber das Leben opfern, als die
+heilige &Uuml;berzeugung aufzugeben. Das erz&auml;hlt uns ja die Geschichte
+unseres Festes, wie unsere V&auml;ter in jenen Schreckenszeiten allen
+Drohungen und Verlockungen trotzten; wie sowohl Frauen als M&auml;nner,
+sowohl Greise als Kinder standhaft alle Marter ertrugen; wie sie den
+Scheiterhaufen bestiegen und selbst im Tode noch ihren Glauben
+bezeugten. Und wenn auch alles dem Glauben Israels den Untergang
+verk&uuml;ndete, so ging er doch durch deine allm&auml;chtige Hilfe gerade aus
+jenen Tagen siegreich hervor, und du hast aller Welt gezeigt, da&szlig; die
+Kraft des Geistes m&auml;chtiger ist, als gewaltige Heere. O Herr! Ich danke
+dir, da&szlig; die Zeit der blutigen Verfolgung um des Glaubens willen ein
+Ende genommen hat; aber ach, mein Gott! wie oft sind nicht Hohn und
+Spott weit schneidendere und giftigere Waffen, und selbst<span class='pagenum'><a name="Page_72" id="Page_72">[Pg 72]</a></span> die
+Mutigsten, die sich nicht f&uuml;rchten w&uuml;rden, f&uuml;r den Glauben in den Tod zu
+gehen, zittern vor der Verachtung der Welt und den Pfeilen des Spottes.
+Wie viele sind nicht dem Falle ausgesetzt durch die Schlinge, welche der
+Versucher ihrer Fr&ouml;mmigkeit legt, wenn er ihnen sowohl zufl&uuml;stert, als
+auch laut entgegenruft, da&szlig; sie noch in einer veralteten Lehre befangen
+sind, und wie mu&szlig; es nicht mein Herz mit Sorgen und Bek&uuml;mmernis
+erf&uuml;llen, wenn ich die L&auml;ssigkeit im Glauben sehe, die &uuml;berall
+hervortritt und mich fast f&uuml;rchten l&auml;&szlig;t, da&szlig; derselbe ganz auf Erden
+untergehen k&ouml;nnte.&mdash;Doch nein, nein! Indem ich der Zeit der Makkab&auml;er
+gedenke, will ich mich zugleich daran erinnern, wie oft das Verderben
+gedroht hat, wie oft es geschienen, als ob das heilige Licht des
+Glaubens erl&ouml;schen sollte, und doch flammte es von neuem auf und
+strahlte nur um so klarer und heller. Ich will beim Anblick dieser
+Lichter meinen Eifer entflammen und meine Treue in deinem Dienste
+st&auml;rken, sowohl ich, wie auch mein Haus, ja, ich will auf die Fahne
+meines Lebens die Inschrift setzen:&raquo;Wer unter den M&auml;chtigen kann sich
+vergleichen mit dir&laquo;, und sicher und ruhig werde ich im Glauben
+wandeln.&raquo;Ewiger, du bist mein Licht und meine Hilfe, wen sollte ich da
+wohl f&uuml;rchten? Du bist die Kraft meines Lebens, vor wem sollte mir da
+wohl grauen? H&ouml;re mein Flehen, sei mir gn&auml;dig und erh&ouml;re mich.&laquo;<a name="FNanchor_54_54" id="FNanchor_54_54"></a><a href="#Footnote_54_54" class="fnanchor">[54]</a></p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Am_Purimfest" id="Am_Purimfest"></a>Am Purimfest.</h2>
+
+
+<p>52.&raquo;Mein Mund lobsinge dem Herrn und preise ihn unter vielen, denn er
+steht zur Rechten des Unschuldigen, um ihn von denen zu erretten, die
+seine Seele richteten.&laquo;<span class='pagenum'><a name="Page_73" id="Page_73">[Pg 73]</a></span><a name="FNanchor_55_55" id="FNanchor_55_55"></a><a href="#Footnote_55_55" class="fnanchor">[55]</a></p>
+
+<p>&raquo;Du machst des Listigen Anschl&auml;ge zu schanden, so da&szlig; sie keine Macht
+haben, ihre Absicht auszuf&uuml;hren, du f&auml;ngst die Boshaften in ihrer
+eigenen T&uuml;cke und vereitelst die Pl&auml;ne des B&ouml;sen.&laquo;<a name="FNanchor_56_56" id="FNanchor_56_56"></a><a href="#Footnote_56_56" class="fnanchor">[56]</a> So errettetest du
+ja unsere V&auml;ter von Tod und Verderben, als der M&auml;chtige die Unschuldigen
+anklagte und in gekr&auml;nktem Hochmut einen Plan schmiedete, deine Treuen
+aus dem Lande zu vertilgen. Du, Israels Schirmherr, der niemals
+schlummert und niemals schl&auml;ft, du lie&szlig;est die Ruhe das Lager jenes
+K&ouml;nigs fliehen, du &ouml;ffnetest sein Auge, den Anschlag des Verr&auml;ters zu
+erkennen; ja du hattest schon zuvor das Mittel zur Errettung Israels
+bereit, jene fromme Seele, die ihr Leben opfern wollte, f&uuml;r das Heil
+ihres Volkes! So wurde selbst das schlimme Los uns zu Gl&uuml;ck und Ehre, du
+lie&szlig;est es zu Israels Rettung und Wohl fallen, und &raquo;die Sorge ward in
+Gl&uuml;ck, der Kummer verwandelt in Freude.&laquo;&mdash;O, weshalb erschrecke ich da,
+wenn schlimme Nachricht mein Ohr erreicht, weshalb erbeben die Menschen,
+wenn von Ruchlosen Pl&auml;ne gegen ihr Wohl geschmiedet werden? Du regierst
+ja alles, du lenkst jeden Anschlag zu seinem Ausgang und l&ouml;st die
+Verwickelungen des Lebens, und die Schandtat des B&ouml;sen mu&szlig; ebenso gut
+meinem Wohle dienen, als die Segnungen der Edlen und Frommen. So werde
+meine Seele denn froh in dir, und Freude umgebe mich diesen Tag. So weit
+ich vermag, will ich den Unterdr&uuml;ckten auch selber helfen, und meine
+Freude mir dadurch erh&ouml;hen, ich will mit meinen Gaben manchen Armen
+unterst&uuml;tzen, und mein Hallelujah soll den ganzen Tag vor dir
+erschallen.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+<p>53. Mein Gott! Mein Mund vermag nicht all den Dank und all die Freude
+auszudr&uuml;cken, die mein Herz<span class='pagenum'><a name="Page_74" id="Page_74">[Pg 74]</a></span> f&uuml;hlt, so oft dieser Tag der Errettung
+wiederkehrt.&raquo;Wenn du nicht mit uns gewesen w&auml;rest, als die Menschen sich
+wider uns erhoben, so h&auml;tten die Gottlosen uns in ihrem Zorn
+verschlungen. Ihr Gl&uuml;ck w&uuml;rde dann wie die Wellen in rasendem Sturm uns
+&uuml;berflutet haben. Dir sei Lob und Preis, o Gott, der uns nicht zu einem
+Raub ihrer Z&auml;hne werden lie&szlig;. Wir entgingen unsern Verfolgern; denn
+unsere Hilfe ruht in dem Namen des Allm&auml;chtigen, der Himmel und Erde
+erschaffen hat.&laquo;<a name="FNanchor_57_57" id="FNanchor_57_57"></a><a href="#Footnote_57_57" class="fnanchor">[57]</a>&mdash;Zu allen Zeiten und &uuml;berall hast du, unser Vater,
+uns beschirmt; und dieser Tag ruft uns nicht nur den Sieg Israels &uuml;ber
+Haman ins Ged&auml;chtnis, sondern alle die Ereignisse, da deine Vorsehung
+unsere V&auml;ter errettet hat, da du ihre Betr&uuml;bnis in Jubel, den Ruf ihrer
+Angst und ihres Schmerzes in Tr&auml;nen der Freude und der Dankbarkeit
+verwandelt hast. Ja sicherlich, Herr unser Gott, Israel ist ein lebendes
+Zeugnis deiner ewigen Treue:&raquo;Die, welche auf dich hoffen, sollen niemals
+zu schanden werden.&laquo; Israel wurde verachtet und gedem&uuml;tigt, aber sein
+Vertrauen auf dich war st&auml;rker als seine Leiden, und du hattest Mitleid
+mit seinem Schmerze; hellere und freundlichere Tage sind ja gefolgt auf
+die Zeit des Hasses und der Verfolgung. Allvaters Stimme hat den Geist
+aller seiner Kinder durchdrungen, ihre Herzen erreicht, und Israel
+findet &uuml;berall unter den Nachkommen seiner Unterdr&uuml;cker nunmehr Br&uuml;der.
+Ja, die Erinnerung an das, was unsere V&auml;ter gelitten haben, erh&ouml;ht in
+unsern Herzen nur die Freude &uuml;ber unser Vaterland, das all unsere Wunden
+geheilt hat, all unsere Schmach getilgt und unserm Glauben seine
+Freiheit und seinen Glanz zur&uuml;ckgegeben hat. Gelobt seiest du, unser<span class='pagenum'><a name="Page_75" id="Page_75">[Pg 75]</a></span>
+Gott, unser Erretter! O, da&szlig; doch das Bewu&szlig;tsein all der Freuden, die
+wir in diesem unsern Geburtslande genie&szlig;en, unsere Herzen zu
+br&uuml;derlicher und liebevoller Gesinnung gegen alle Menschen, unsere
+Br&uuml;der, erwecken m&ouml;chte!&mdash;Sei gelobt, du Ewiger, unser Gott, f&uuml;r all die
+Wunder, welche du an unsern V&auml;tern vollf&uuml;hrt hast und f&uuml;r den ewigen
+Schutz, den du ihren Kindern angedeihen l&auml;&szlig;t.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Am_Tage_der_Zerstorung_des_Tempels_Tischoh_bab" id="Am_Tage_der_Zerstorung_des_Tempels_Tischoh_bab"></a>Am Tage der Zerst&ouml;rung des Tempels (Tischoh b'ab).</h2>
+
+
+<p>54. O du, dessen Liebe ohne Ende ist und dessen Barmherzigkeit ohne
+Grenzen, heute werde ich erinnert an die Stunde,&raquo;da du Israels Schmuck
+vom Himmel zur Erde st&uuml;rztest und am Tage der Heimsuchung den Schemel
+deiner F&uuml;&szlig;e nicht achtetest,&laquo;<a name="FNanchor_58_58" id="FNanchor_58_58"></a><a href="#Footnote_58_58" class="fnanchor">[58]</a> und meine Bitte wird von Wehmut
+erf&uuml;llt, und Sorgen erfassen mein Herz. Wie k&ouml;nnte es auch anders sein?
+Ist nicht das gerade das Gro&szlig;e und Erhabene der heiligen Ged&auml;chtnistage
+meines Glaubens, da&szlig; ich nicht nur die gl&uuml;cklichen Zeiten, die Tage der
+Errettung, des Sieges und der Freude mir vor die Seele rufen soll,
+sondern auch jene, die ein trauriges Zeugnis f&uuml;r die S&uuml;nde und den
+Abfall der V&auml;ter ablegen, wie sie es selbst verschuldeten, da&szlig; du nicht
+einmal dein Heiligtum schontest, welches &uuml;ber alle Ebenen der Welt sein
+Licht verbreiten sollte, da&#2043;Zion, von wo die Thora ausgehen sollte, wie
+ein Acker gepfl&uuml;gt wird, und da&szlig; Jerusalem, die St&auml;tte, welche zur
+Verk&uuml;ndigung deines Namens geheiligt war, zu einem Steinhaufen
+wurde.&laquo;<a name="FNanchor_59_59" id="FNanchor_59_59"></a><a href="#Footnote_59_59" class="fnanchor">[59]</a> Mit Sorgen stimme ich in die Klage des Propheten ein:&raquo;Unsere
+V&auml;ter haben ges&uuml;ndigt und sind nicht mehr, und wir tragen ihre<span class='pagenum'><a name="Page_76" id="Page_76">[Pg 76]</a></span>
+S&uuml;nde.&laquo;<a name="FNanchor_60_60" id="FNanchor_60_60"></a><a href="#Footnote_60_60" class="fnanchor">[60]</a> Sie h&ouml;rten nicht auf den Ruf deiner Gnade, und vergebens
+zeigtest du ihnen deine Langmut; ja, sie gruben sich mit eigner Hand ihr
+Grab, indem sie gegen einander w&uuml;teten und sich durch eigenen Streit in
+die H&auml;nde ihrer Feinde gaben. Da wurde der heilige Bau zerschmettert und
+zermalmte in seinem Falle alle, die ihm anhingen. Ach Herr! Bitterlich
+weine ich &uuml;ber diesen Fall, und um so bitterer, weil die S&uuml;nden der
+damaligen Zeit noch immer unter uns herrschen. Aber &raquo;je mehr ich mir das
+Innerliche zu Herzen nehme, um so fester ist auch meine Hoffnung,&laquo;<a name="FNanchor_61_61" id="FNanchor_61_61"></a><a href="#Footnote_61_61" class="fnanchor">[61]</a>
+und je tiefer meine Sorge ist, um so gewisser ist auch mein Vertrauen
+auf dich und deinen Trost. Ja, so gewi&szlig;, wie jenes Gotteswort in
+Erf&uuml;llung ging, welches dem s&uuml;ndigen Volke seinen Untergang verk&uuml;ndigte,
+und da&szlig; die Tage des Zornes kommen sollten, so gewi&szlig; wird auch jene Zeit
+erscheinen, wo es wieder zu Gnaden aufgenommen wird und sich erf&uuml;llt,
+was der Prophet verk&uuml;ndet:&raquo;Und in den letzten Tagen soll es geschehen,
+da soll der Tempelberg des Herrn &uuml;ber alle H&ouml;hen erhoben werden, und
+alle V&ouml;lker sollen dahin str&ouml;men und sagen: Kommet! la&szlig;t uns
+hinaufziehen zu dem Herrn, zum Hause des Gottes Jakobs, auf da&szlig; er uns
+seine Wege lehre, da&szlig; wir in seinen Fu&szlig;tapfen wandern m&ouml;gen, und Freude
+soll &uuml;ber alle sich verbreiten, die in Sorgen leben ob seines
+Falles.&laquo;<a name="FNanchor_62_62" id="FNanchor_62_62"></a><a href="#Footnote_62_62" class="fnanchor">[62]</a> Ewiger! st&auml;rke du mich in dieser meiner Hoffnung und la&szlig;
+mein Leben ein Zeugnis davon sein, da&szlig; ich Wahrheit und Frieden liebe.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Schlussgebet_beim_Gottesdienste_Olenu" id="Schlussgebet_beim_Gottesdienste_Olenu"></a>Schlu&szlig;gebet beim Gottesdienste (Olenu).</h2>
+
+
+<p>55. Uns geziemt es dich zu loben und dich zu verehren, o Herr des
+Weltalls, und deine Gr&ouml;&szlig;e und Herrlichkeit zu<span class='pagenum'><a name="Page_77" id="Page_77">[Pg 77]</a></span> bezeugen, da du uns
+berufen hast, deine Worte und deine Taten in der &Uuml;bung frommer Werke zu
+verk&uuml;nden und dich durch unseren Lebenswandel zu heiligen. Darum
+verneigen wir uns ehrfurchtsvoll vor dir, und bekennen dich als den
+Herrn des Himmels und der Erde. Ja wir hoffen auf dich und glauben in
+fester und unersch&uuml;tterlicher Treue, da&szlig; deine Gr&ouml;&szlig;e und Allmacht, o
+Gott, immer mehr erkannt werde und sich sichtbar verbreite nach allen
+Richtungen der Erde, damit aller Irrtum hienieden verschwinde und alle
+Wesen erkennen, da&szlig; du nur allein Gott und Herr bist &uuml;ber alle
+erschaffenen Dinge. Alsdann werden alle Bewohner des Weltalls vor dir
+sich neigen und deiner Herrschaft sich willig unterwerfen, deinen Namen
+die Ehre geben und so den wahren Frieden allseitig hienieden begr&uuml;nden.
+So lehren ja auch deine Propheten mit ihrem hellen Seherblicke in die
+Zukunft.&raquo;Gottes Reich ist ein ewig dauerndes.&laquo; Und an anderer Stelle
+hei&szlig;t es:&raquo;Und Gott wird K&ouml;nig sein &uuml;ber die ganze Erde, alsdann wird
+der Ewige einzig sein und sein Name einzig.&laquo;!</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Die_Hausfrau_wenn_sie_Chala_nimmt" id="Die_Hausfrau_wenn_sie_Chala_nimmt"></a>Die Hausfrau, wenn sie Chala nimmt.</h2>
+
+
+<p>56. Wie du einst unsere V&auml;ter in der W&uuml;ste speistest und sie am Tage
+alles zum Unterhalte ihres Lebens finden lie&szlig;est, dessen sie bedurften,
+so bist du, o mein Gott, mit meinem Gatten, (meines Hauses Versorger)
+gewesen und hast seinen Flei&szlig; gesegnet, da&szlig; wir den Unterhalt unseres
+Lebens nicht entbehren. Bevor nun der heilige Tag beginnt, will ich nach
+Vorschrift auf bildliche Weise dir meinen Dank darbringen, und als ein
+echtes Weib Israels will ich unsern Glauben bekennen, da&szlig; selbst jeder
+sinnliche Genu&szlig;, den du uns gew&auml;hrst, durch fromme Gedanken<span class='pagenum'><a name="Page_78" id="Page_78">[Pg 78]</a></span> geheiligt
+werden soll. Denn du lie&szlig;est es zum hohen Beruf des Weibes werden, den
+Segen des Glaubens in das sch&ouml;ne Heim zu bringen; ihr legtest du die
+Pflicht auf, das t&auml;gliche Brot zu heiligen. O, mein Gott, so la&szlig; es denn
+dir gedeckt sein, was ich bereite, und segne du unsers Lebens Brot.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Die_Hausfrau_wenn_sie_die_Sabbatlichter_oder_die_Festlichter_anzundet" id="Die_Hausfrau_wenn_sie_die_Sabbatlichter_oder_die_Festlichter_anzundet"></a>Die Hausfrau, wenn sie die Sabbatlichter oder die Festlichter anz&uuml;ndet.</h2>
+
+
+<p>57. Freude soll alle Zeit in Israels Wohnungen leuchten; das
+israelitische Weib soll die Wolke der Bek&uuml;mmernis zerstreuen, die sich
+zeitweilig &uuml;ber den Gatten ausbreitet und den h&auml;uslichen Kreis
+verdunkelt. Mit dem warmen und reinen Glauben in ihrer Brust soll sie
+tr&ouml;sten, ermuntern und erquicken. O! habe Dank, o Vater, da&szlig; ich jetzt
+wieder an meinen sch&ouml;nen und heiligen Beruf dadurch erinnert werde, da&szlig;
+ich die Sabbat-(Fest-)Lichter anz&uuml;nde, durch aufopfernde T&auml;tigkeit,
+Freude zu verbreiten und das Licht des Glaubens zu bewahren.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<p>IV. Gelegenheitsgebete.</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="I_Am_Geburtstage" id="I_Am_Geburtstage"></a>I. Am Geburtstage.</h2>
+
+
+<p>Aus meines Herzens tiefstem Grunde sende ich heute mein Gebet zu dir
+empor, allg&uuml;tiger Gott und Vater, dessen Huld und Gnade &uuml;ber mich
+gewacht und heute mich in mein (&mdash;) Lebensjahr treten l&auml;&szlig;t. Leben und
+Liebe hast<span class='pagenum'><a name="Page_79" id="Page_79">[Pg 79]</a></span> du mir zuteil werden lassen und deine Vorsehung hat meinen
+Geist bewahrt. Ja, ich bin allzu schwach und zu geringe, um dir meinen
+Dank auszusprechen f&uuml;r jeden Segen, mit dem du mich begnadigt hast seit
+der Stunde, da ich zum ersten Male das Licht der Welt erblickte.&mdash;Es
+kommen heute meine Lieben mit ihren Gl&uuml;ckw&uuml;nschen mir entgegen, aber ach
+Herr, der du Herz und Nieren untersuchst, kann ich wohl diese W&uuml;nsche
+f&uuml;r meine Zukunft h&ouml;ren, ohne da&szlig; mein Herz mir Vorw&uuml;rfe macht f&uuml;r die
+Zeiten, welche vergangen sind? Kann ich mir selbst Gl&uuml;ck w&uuml;nschen, weil
+ich &auml;lter geworden, wenn die Erfahrungen und Pr&uuml;fungen des Lebens mich
+nicht weiser, besser und frommer gemacht? Wenn ich heute auf die
+dahingeschwundenen Geburtstage schaue, die ich bereits erlebt habe, und
+wenn ich an die vielen Hoffnungen denke, die sich an jene kn&uuml;pften, an
+die Erwartungen, mit welchen meine Eltern mich umarmten, und ich da mich
+selbst frage: Habe ich diese Hoffnungen und Erwartungen erf&uuml;llt? Habe
+ich den Arbeitstag, den der Herr der Zeiten mir verg&ouml;nnte, mit Eifer und
+im Dienste des Allheiligen angewendet, so da&szlig; ich auf seinen Beifall und
+auf seinen Lohn hoffen darf, wenn die Abendstunde kommt? O mein Gott,
+was darf ich dann antworten?&mdash;Sieh, du hast in diesem Jahre mir in
+deiner Gnade viel Freude gesendet, und in deiner Weisheit hast du mich
+mit Schmerzen heimgesucht,&mdash;alles, um mich zu erinnern, da&szlig; ich unter
+deiner v&auml;terlichen Leitung stehe, und da&szlig; ich nur ein Pilger bin, der
+einen m&uuml;hsamen Weg zu wandern hat, bevor er die himmlische Heimat
+erreicht. Dunkel ist f&uuml;r mich der Weg, den ich noch zur&uuml;ckzulegen habe,
+aber du, dessen Auge mich geschaut vom Lebensanfang, und in dessen Buch
+alle meine Lebenstage verzeichnet waren, ehe ich noch<span class='pagenum'><a name="Page_80" id="Page_80">[Pg 80]</a></span> da war,<a name="FNanchor_63_63" id="FNanchor_63_63"></a><a href="#Footnote_63_63" class="fnanchor">[63]</a> nimm
+du mich ferner in deinen Schutz, beschirme und segne alle, die mir teuer
+sind, und bilde du mein Herz nach deinem Wohlgefallen! O, da&szlig; ich in der
+festen &Uuml;berzeugung gest&auml;rkt werde, da&szlig; mir keine B&uuml;rde auferlegt wird,
+zu der du mir nicht auch die Kraft verleihest, sie zu tragen, und da&szlig;
+ich Tag und Nacht eingedenk sein m&ouml;chte, da&szlig; alles Fleisch Gras ist, da&szlig;
+hingegen jegliche Tat auf Erden, selbst die geringste, eine Saat ist,
+die ihre Fr&uuml;chte in der Ewigkeit tr&auml;gt; ja da&szlig; ich dessen stets
+eingedenk sein m&ouml;chte, auf da&szlig; ich meine Hoffnung nicht auf das
+Verg&auml;ngliche baue, und nimmer verzage und verzweifle unter
+Widerw&auml;rtigkeit und Ungl&uuml;ck, sondern selbst in Leiden und Schmerzen mich
+dir dankbar zeige; da&szlig; die &Uuml;berzeugung mich stets beselige, da&szlig; dein
+g&uuml;tiger Geist mich &uuml;berall leitet, segnet und st&auml;rkt, und da&szlig; deine Huld
+und Gnade mich erf&uuml;llt und bewahrt, auf da&szlig; ich dir treu bleibe im Leben
+und im Tode.&mdash;Ja, du bist der Gott meines Herzens, getrost &uuml;bergebe ich
+mich deiner Hand und f&uuml;rchte nichts, du, Herr, bist meine St&auml;rke, dir
+lobsinge ich, du bist meine Hilfe und meine Zuflucht, in dir findet
+meine Seele Heil in aller Ewigkeit.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="II_Am_Verlobungstage" id="II_Am_Verlobungstage"></a>II. Am Verlobungstage.</h2>
+
+
+<p>Herr, du mein Fels, meine Zuflucht, leite du mich und f&uuml;hre du mich um
+deines Namens willen! Entschieden ist es heute worden, wem mein Herz
+angeh&ouml;rt, an wen ich mein ferneres Geschick kn&uuml;pfen, mit wem ich durchs
+Leben wandern soll. Allzu schwach bin ich, o Herr, und allzu
+kurzsichtig, um das Innere eines anderen Menschen<span class='pagenum'><a name="Page_81" id="Page_81">[Pg 81]</a></span> zu durchschauen, oder
+um zu wissen, was in den kommenden Tagen zu meinem wahren Heil und Wohl
+dienen kann und soll, darum sende ich mein Gebet zu dir empor: O la&szlig;
+deinen Segen auf meiner Wahl ruhen! Gib, da&szlig; der, welcher mir heute sein
+Gel&uuml;bde gegeben, solches nicht leichtsinnig getan haben m&ouml;ge, sondern
+zuvor, wie ich, zu Rat gegangen sei, nicht blos mit den Angeh&ouml;rigen,
+sondern vor allem mit dir, mein Gott. La&szlig; die kommenden Tage von dir
+gesegnet sein, da&szlig; eine reine und lautere Liebe, die auf Gottesfurcht
+gegr&uuml;ndet ist, in unsern Herzen Wurzel schlage. Ja, Allg&uuml;tiger, du, der
+du mit so vieler Huld meinen Weg gebahnt und mich mit so vieler Gnade
+umgeben hast, la&szlig; diese Tage f&uuml;r mich eine Vorbereitungszeit sein, da&szlig;
+ich, wenn die Zeit nahet, vor deinen Augen w&uuml;rdig gefunden werde, den
+Bund der Ehe zu schlie&szlig;en. O, sei du mein Hirt und Leiter, und f&uuml;hre
+mich auf den rechten Weg um deines Namens willen.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="III_Am_Hochzeitstage" id="III_Am_Hochzeitstage"></a>III. Am Hochzeitstage.</h2>
+
+
+<p>Gekommen ist nun der Tag, an dem der Bund meines Herzens in deinem Namen
+besiegelt werden soll, du ewiger, alliebender Vater, der Tag, der das
+Weh und Wohl meiner ganzen Zukunft in seinem Scho&szlig;e tr&auml;gt. O, wie k&ouml;nnte
+ich mich wohl dem heiligen Augenblick n&auml;hern, wie k&ouml;nnte ich hintreten,
+um dem Auserw&auml;hlten meines Herzens meine Hand zu reichen, ohne dir zuvor
+zu danken f&uuml;r all deine v&auml;terliche G&uuml;te gegen mich, f&uuml;r deinen Schutz
+bis auf diesen Tag, f&uuml;r die geliebten Wesen, mit welchen du mich bisher
+umgeben, und die mit Z&auml;rtlichkeit und Sorgfalt &uuml;ber mich gewacht und
+mich geleitet haben, ja, ohne dir daf&uuml;r zu danken, da&szlig; du mich den hast
+finden lassen, mit<span class='pagenum'><a name="Page_82" id="Page_82">[Pg 82]</a></span> dem ich die wechselnden Geschicke des Lebens teilen
+soll, ohne dir zu danken f&uuml;r die himmlische, beseligende Freude, die
+mich nun umstr&ouml;mt, da das Band der Ehe uns verbinden soll. Wie k&ouml;nnte
+ich wohl all deine G&uuml;te empfangen und bereits heute die heiligen
+Pflichten der Ehe &uuml;bernehmen, die der Ehestand mir auferlegt, wenn ich
+nicht zuvor mit reuigem Sinne mein Herz vor dir aussch&uuml;tte, ehe ich den
+wichtigsten und meine ganze Zukunft entscheidenden Schritt meines Lebens
+tun und dich um deine gnadenvolle Vergebung bitte. Wenn ich aber in
+dieser Stunde meinen Blick auf die hingeschwundene Zeit richte, o welche
+schwere Klage erhebt sich da in meiner eigenen Brust gegen mich!
+S&uuml;ndenvoll waren meine Gedanken, und meine Taten, wie wenig konnten sie
+dir wohlgefallen. Habe ich wohl gelebt, wie ich sollte? Habe ich als
+Kind von ganzem Herzen Vater und Mutter geehrt? Habe ich die weisen
+Lehren meiner Lehrer befolgt? Habe ich als Israelitin in meiner Jugend
+an meinen Sch&ouml;pfer gedacht und mit W&auml;rme meinen Glauben umfa&szlig;t? O,
+vergib sowohl mir, Allg&uuml;tiger, als der Seele, die nun mit der meinigen
+sich verbinden soll, jedes Vergehen und Versehen. Sieh auf uns in Gnade,
+wenn wir nun einander vor deinem Antlitze im Geiste gegenseitig das
+Gel&uuml;bde der Treue geben, und la&szlig; deinen Segen mit diesem Bunde sein.
+Heilige unsere Liebe in der Liebe zu dir, da&szlig; wir, indem wir dich
+lieben, unsere gegenseitige Hingebung und Liebe n&auml;hren und st&auml;rken.
+H&ouml;re, o Gott, mein Gel&uuml;bde, das ich hier ablege. In gl&uuml;cklichen, wie in
+tr&uuml;ben Tagen, will ich eine treue Gattin sein, die Geduld, Kraft und
+Selbstverleugnung zeigt, die als echte Israelitin durch den Glauben an
+dich stark ist, alles zu besiegen, auch sich selbst; stark ist, alles
+f&uuml;r den zu tragen und zu dulden, den ihre Seele auserkoren hat.<span class='pagenum'><a name="Page_83" id="Page_83">[Pg 83]</a></span> Gib,
+da&szlig; wir, die von dieser Stunde ab mit einander wandern sollen, in
+Sanftmut und Milde einander begegnen, und uns gegenseitig unsere
+Schw&auml;chen in Liebe nachsehen! Ja, sei du mit uns, da&szlig; wir einander zum
+Heil und Segen werden, und da&szlig; durch diesen unsern Bund dein Name
+verherrlicht werde. Dazu hilfst du uns, o Gott.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="IV_In_einer_glucklichen_Ehe" id="IV_In_einer_glucklichen_Ehe"></a>IV. In einer gl&uuml;cklichen Ehe.</h2>
+
+<h3>(J&auml;hrlich am Hochzeitstage.)</h3>
+
+
+<p>Unendliche Liebe! Allg&uuml;tiger Gott! Was kann wohl mit dem Gl&uuml;cke
+verglichen werden, das du mich hast finden lassen, indem du mir die
+Gl&uuml;ckseligkeit meiner Ehe zuteil werden lie&szlig;est!&mdash;Wo f&auml;nde ich wohl ein
+irdisches Gut, das h&ouml;heren Wert h&auml;tte, als das, welches du mir in meinem
+teuren Gatten verliehen hast, mit dem ich des Lebens Freuden und Leiden
+teile. Mit jedem Tage lerne ich mehr und mehr sch&auml;tzen, was ich an ihm
+besitze, als Ratgeber und Helfer; wie vers&uuml;&szlig;te er mir sogar des Lebens
+bittere Stunden, wie hielt er mich unter mancherlei Pr&uuml;fungen aufrecht!
+O, mein Gott, jedes Jahr, das verflie&szlig;t, kn&uuml;pft uns noch fester an
+einander; in den freudigen, wie in den kummervollen Tagen bewahrheitet
+es sich immer mehr an uns, da&szlig; Liebe ein Paradies voll Segnungen ist,
+die so sch&ouml;n, so friedlich und freudenvoll. Ja, ich f&uuml;hle alle
+Segnungen, die der Besitz eines treuen Gatten in sich schlie&szlig;t.
+Alliebender, wodurch habe ich so viel Gl&uuml;ck verdient? Und doch soll auch
+dieses mich so begl&uuml;ckende Band einmal zerrissen werden, und dann wird
+die Stunde der Rechenschaft kommen, da du mich fragen wirst, ob ich die
+Zeit des Gl&uuml;cks auch dazu ben&uuml;tzt habe, selbst geheiligt zu werden und
+die Seele zu heiligen, welche du mit mir<span class='pagenum'><a name="Page_84" id="Page_84">[Pg 84]</a></span> vereinigt hast. Deshalb, o
+Ewiger, bitte ich dich, indem ich dir f&uuml;r all mein Gl&uuml;ck danke, erhalte
+in uns denselben liebevollen treuen Sinn, la&szlig; uns die freundliche
+F&uuml;rsorge f&uuml;r einander verdoppeln, wie unsere innerliche Ergebenheit
+gegen einander, und gib mir Kraft, meinen teuren Ehegatten nicht nur zu
+begl&uuml;cken, sondern auch zu veredeln und zu heiligen, da&szlig; wir, in
+Fr&ouml;mmigkeit vereint, dereinst in den Wohnungen der Seligen mit einander
+das Gl&uuml;ck und den Frieden der Seligkeit genie&szlig;en m&ouml;gen. Wache &uuml;ber uns,
+da&szlig; wir einander in Hoffnung und Treue unter den Sorgen des Lebens
+st&auml;rken m&ouml;gen, und da&szlig; wir in des Lebens frohen Tagen vor deinem
+Angesichte wandeln. Halte deine schirmende Hand &uuml;ber meinen geliebten
+Ehegatten, und la&szlig; mich ihm lange, lange noch Freude bereiten. Ewig
+danke ich dir, du reicher Gott voll Gnaden und mein allm&auml;chtiger
+Besch&uuml;tzer.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="V_In_einer_kinderlosen_Ehe" id="V_In_einer_kinderlosen_Ehe"></a>V. In einer kinderlosen Ehe.</h2>
+
+
+<p>Ewiger!&raquo;Kinder sind ja deine Himmelsgabe und Leibesfrucht eine Segnung,
+die von deiner Hand kommt!&laquo;<a name="FNanchor_64_64" id="FNanchor_64_64"></a><a href="#Footnote_64_64" class="fnanchor">[64]</a> Wie sollte ich da nicht von ganzer Seele
+w&uuml;nschen, mit Kindern gesegnet zu werden, die meines Herzens Freude sein
+und zu deiner Ehre erzogen werden sollten? O Herr! Wie der Vorzeit
+fromme V&auml;ter und M&uuml;tter bitte ich dich, mir diesen Segen zu verleihen,
+und mich noch Mutterfreuden genie&szlig;en zu lassen. Aber wenn es in deinem
+unwandelbaren Rat beschlossen ist, mir dieses Gl&uuml;ck zu versagen, so
+erf&uuml;lle mein Herz mit innerlicher Ergebung in deinen Willen und mit
+vermehrter Liebe zu meinem<span class='pagenum'><a name="Page_85" id="Page_85">[Pg 85]</a></span> Gatten, da&szlig; ich darin zehnf&auml;ltigen Ersatz
+finde. Es sei ferne von mir, meinen Trost in dem Gedanken zu suchen,
+welch' eine schwere B&uuml;rde oft die Erziehung und die Versorgung der
+Kinder ist, wie viel Kummer sie nicht selten verursachen,&mdash;dient doch
+das gerade zu der Eltern Heil, o Herr! da diese erst aus der M&uuml;he und
+Sorge, die ihnen ihre Kinder machen, erkennen, welchen Dank sie ihren
+Eltern schuldig sind.&mdash;In dieser meiner Sehnsucht nach Kindern will ich
+einen v&auml;terlichen Wink erkennen, den du mir gibst, die mir verliehenen
+irdischen Kr&auml;fte und Besitzt&uuml;mer zum Wohle derer anzuwenden, die in
+Bedr&auml;ngnis sind. Ich will meinen Beistand der Kinderschar des Armen
+zuwenden, ich will ihnen zur Erkenntnis der heiligen Lehre f&ouml;rderlich
+sein, da&szlig; sie zur Rechtschaffenheit und Gottesfurcht aufwachsen, ich
+will den Verwaisten eine Mutter sein und reichen Beitrag spenden zum
+Besten jeder Wohlt&auml;tigkeit, wie zu deinem heiligen Hause. Ich will in
+Fr&ouml;mmigkeit und Liebe wandeln, da&szlig; ich dadurch vielleicht eine Seele zur
+Tugend, zur Wahrheit und zum Glauben f&uuml;hren kann, da&szlig; sie geistig zu
+meinem Kinde werden m&ouml;ge. Ach Herr! St&auml;rke mich in diesem Vorsatz und
+gib mir Kraft, ihn auszuf&uuml;hren, da&szlig; jene Worte, die du den Propheten
+verk&uuml;ndigen lie&szlig;est, einst wie himmlischer Gesang vor meinen Ohren
+erschallen m&ouml;gen:&raquo;So spricht der Herr zu den Unfruchtbaren, welche meine
+Sabbattage halten und w&auml;hlen, was mir angenehm, und an meinem Bunde
+festhalten,&mdash;diesen will ich in meinem Hause und in meinen Mauern Hand
+und Namen geben, was da besser ist, als S&ouml;hne und T&ouml;chter; einen ewigen
+Namen gebe ich ihm, der nicht ausgetilgt werden soll.&laquo;<a name="FNanchor_65_65" id="FNanchor_65_65"></a><a href="#Footnote_65_65" class="fnanchor">[65]</a> Ja, o Gott,
+gib mir einen ewigen Namen im Buche des Lebens, und ich f&uuml;hle mich
+getr&ouml;stet.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+<p><span class='pagenum'><a name="Page_86" id="Page_86">[Pg 86]</a></span></p>
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="VI_In_der_Schwangerschaft" id="VI_In_der_Schwangerschaft"></a>VI. In der Schwangerschaft.</h2>
+
+
+<p>Heiliger, allm&auml;chtiger Sch&ouml;pfer, allbarmherziger Vater im Himmel! Ich
+danke dir f&uuml;r die beseligende Hoffnung, mit der du mich begnadigt hast.
+Wie gl&uuml;cklich hast du mich gemacht, indem du mir des Weibes h&ouml;chste
+Freude verliehest, die Gewi&szlig;heit, da&szlig; ich Mutter werden soll! Siehe,
+schon hast du mir des Weibes h&ouml;chste und heiligste Pflicht auferlegt,
+m&uuml;tterliche F&uuml;rsorge f&uuml;r den noch Ungeborenen zu hegen. O, was vermag
+ich ohne dich! Erh&ouml;re deshalb mein Gebet: La&szlig; auch f&uuml;r mich das Wort
+gesprochen sein, welches du einst Israel verk&uuml;nden lie&szlig;est: &raquo;Gesegnet
+sei die Frucht deines Leibes!&laquo;<a name="FNanchor_66_66" id="FNanchor_66_66"></a><a href="#Footnote_66_66" class="fnanchor">[66]</a> H&uuml;te du meine Schritte, da&szlig; das Kind,
+welches ich unter meinem Herzen trage, jeder Gefahr entgehen m&ouml;ge;
+beschirme mich um des Kindes willen, da&szlig; nicht Schrecken noch Angst,
+nicht Furcht noch Aufregung mir nahe. St&auml;rke mich darin, &uuml;ber mich
+selbst zu wachen, da&szlig; nicht der Mutter Unvorsichtigkeit, t&ouml;richter Genu&szlig;
+oder s&uuml;ndiger Wandel schon dem Ungeborenen schaden m&ouml;ge. Ja, je mehr ich
+mir bewu&szlig;t bin, da&szlig; selbst meine Gedanken und Gef&uuml;hle auf den Spr&ouml;&szlig;ling
+hier unter meinem Herzen ihre Wirkung aus&uuml;ben, um so mehr bitte ich
+dich, mir dazu helfen zu wollen, da&szlig; ich mich selbst beherrschen
+m&ouml;ge.&mdash;O Herr! Durch Fr&ouml;mmigkeit will ich diese Tage heiligen, bis ich
+sie &uuml;berstanden habe, durch Gebet und fromme Werke will ich meine Seele
+erheben und reinigen, und treulich will ich deine Wege wandeln.&mdash;Schenke
+du mir nun einen ruhigen Sinn, unersch&uuml;tterlich im Vertrauen<span class='pagenum'><a name="Page_87" id="Page_87">[Pg 87]</a></span> auf deine
+unendliche Vaterg&uuml;te, da&szlig; ich fr&ouml;hlichen, getrosten Mutes und guter
+Hoffnung der Stunde der Entscheidung entgegen gehe, in dem
+zuversichtlichen Glauben, da&szlig;&raquo;den, der sich auf dich verl&auml;&szlig;t, deine
+Gnade umgeben soll.&laquo;<a name="FNanchor_67_67" id="FNanchor_67_67"></a><a href="#Footnote_67_67" class="fnanchor">[67]</a></p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="VII_Vor_der_Niederkunft" id="VII_Vor_der_Niederkunft"></a>VII. Vor der Niederkunft.</h2>
+
+
+<p>Lieber Gott, du Gott der Gnade! Siehe, die Zeit n&auml;hert sich, da&szlig; ich
+geb&auml;ren soll, und ich wei&szlig;, da&szlig; du in deiner Weisheit meinem Geschlecht
+bestimmt hast, da&szlig; wir in Schmerzen geb&auml;ren sollen; o, willig unterwerfe
+ich mich deinem Vaterwillen; doch bitte ich: Vergilt' mir nicht nach
+meinen S&uuml;nden, sondern la&szlig; dein Erbarmen &uuml;ber mich wachen; st&auml;rke mich,
+da&szlig; ich in Kraft geb&auml;ren m&ouml;ge, sei mir nahe mit deiner Hilfe, da&szlig; mein
+Herz bald froh werde, wenn ich den Neugeborenen gesund und frisch
+erblicke. La&szlig; mich deine freundliche Stimme h&ouml;ren, die mir zuruft:
+&raquo;f&uuml;rchte dich nicht, denn ich bin mit dir; bebe nicht, denn ich bin dein
+Gott; ich st&auml;rke dich, ich helfe dir und st&uuml;tze dich mit meiner Rechten,
+ich selbst erl&ouml;se dich!&laquo;<a name="FNanchor_68_68" id="FNanchor_68_68"></a><a href="#Footnote_68_68" class="fnanchor">[68]</a> Ja, Ewiger, du bist meine St&uuml;tze, meine
+feste Burg, meine Zuflucht in der Not, zu dir will ich mit Andacht
+aufschauen, da&szlig; du mir Kraft gebest, die Schmerzen der Geburt zu
+ertragen, du, meine ganze Hoffnung.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="VIII_Nach_der_Niederkunft" id="VIII_Nach_der_Niederkunft"></a>VIII. Nach der Niederkunft.</h2>
+
+
+<p>La&szlig; den schwachen Dank der Begl&uuml;ckten zu deinem Thron aufsteigen, du
+Besch&uuml;tzer meines Lebens, mein geliebter<span class='pagenum'><a name="Page_88" id="Page_88">[Pg 88]</a></span> Vater im Himmel! da&szlig; du mich
+erh&ouml;rt und dein starker Arm mich unterst&uuml;tzt hat.&raquo;Von meinem ganzen
+Herzen will ich dir danken und alle deine Wunder verk&uuml;nden, ja ich will
+froh sein und mich freuen in dir, und deinen Namen will ich lobsingen,
+dem Namen des Allerh&ouml;chsten.&laquo; Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="IX_Bei_der_Beschneidung" id="IX_Bei_der_Beschneidung"></a>IX. Bei der Beschneidung.</h2>
+
+
+<p>Sieben Sch&ouml;pfungstage sind nun gl&uuml;cklich &uuml;ber dem Leben meines
+neugeborenen Knaben verronnen, und heute am achten soll es nach deinem
+unverbr&uuml;chlichen Gesetz, o du Allheiliger,&raquo;der du deinen Bund und dein
+Erbarmen denen bewahrst, die dich lieben und deine Gebote halten&laquo;, vor
+dich gebracht werden und das Siegel der Gnade durch die Beschneidung
+erhalten; heute soll er in den ewigen Gnadenbund aufgenommen werden, den
+du mit Abraham und seinen Nachkommen geschlossen hast, da&szlig; sie zum Segen
+werden sollen f&uuml;r alle Geschlechter der Erde und das himmlische Reich
+erwerben.&mdash;O, nimm dieses mein Kind gn&auml;dig an, da&szlig; es treu dem Bunde
+leben m&ouml;ge, la&szlig; den geringen und rasch verschwundenen Schmerz, den es
+erleiden soll, eine Erinnerung und ein Zeichen sein, da&szlig; das Hohe und
+Ewige nur durch M&uuml;he und Schmerzen erreicht werden kann, da&szlig; der Mensch
+sich das Himmelreich nur erringen kann, indem er gegen die Lust des
+Fleisches streitet, und da&szlig; ein treuer Israelit bereit sein soll, mit
+Leben und Blut f&uuml;r seinen Glauben zu k&auml;mpfen, da&szlig; er deinen Namen
+heilige. Besch&uuml;tze mein Kind von dieser Stunde an, da&szlig; es wohl gedeihen
+und kr&auml;ftig wachsen m&ouml;ge, f&uuml;r das Zeitliche, wie f&uuml;r das Ewige gesegnet,
+dir zur Ehre und mir und meinem Gatten zur Freude.</p>
+
+
+<p class="amen">Amen!<span class='pagenum'><a name="Page_89" id="Page_89">[Pg 89]</a></span></p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="X_Eine_Wochnerin_beim_ersten_Gang_ins_Gotteshaus" id="X_Eine_Wochnerin_beim_ersten_Gang_ins_Gotteshaus"></a>X. Eine W&ouml;chnerin beim ersten Gang ins Gotteshaus.</h2>
+
+
+<p>&raquo;Gehet ein zu Gottes Tor mit Danksagungen und in seinen Vorhof mit
+Lobsingen! Dankt ihm und preiset seinen Namen!&laquo; So ermahnt mich eine
+heilige Stimme, und es ist ja nur durch deine v&auml;terliche G&uuml;te, o Gott,
+da&szlig; ich heute wieder deinem Hause nahen kann. Hast du selbst ja geboten,
+da&szlig; jede gl&uuml;ckliche W&ouml;chnerin, nachdem sie ihre Gesundheit
+wiedergewonnen hat, deinem Altar mit Dank und S&uuml;hnopfer,<a name="FNanchor_69_69" id="FNanchor_69_69"></a><a href="#Footnote_69_69" class="fnanchor">[69]</a> mit Gebet
+und frommen Gel&uuml;bden sich nahen soll. Und wie sehr mu&szlig; ich dir nicht
+danken, nicht nur f&uuml;r deine Gabe, f&uuml;r das Kind, das du mir geschenkt
+hast, sondern auch f&uuml;r deine Hilfe und deinen Beistand, f&uuml;r die Kraft,
+die du mir verliehen hast, alle Schmerzen zu ertragen, f&uuml;r deinen Schutz
+in der Stunde der Gefahr und f&uuml;r meine Genesung, da&szlig; ich wieder vor dein
+Angesicht treten kann und mit meinem Gatten dir meinen Dank zu bringen
+im Stande bin. O, womit habe ich doch so viel Gnade verdient! ach, hab'
+ich mich denn nicht oft und schwer gegen dich vers&uuml;ndigt, bin ich nicht
+manches Mal verzagt und schwach in meinem Vertrauen auf dich gewesen;
+wie oft vers&auml;umte ich nicht meine Pflicht, die du mir auferlegt hast? O
+Herr, vergib mir und halte mich auch fernerhin in deiner v&auml;terlichen
+Gnade. La&szlig; mich mein Kind deinem Schutze anbefehlen (bei einem M&auml;dchen
+f&uuml;ge man hier hinzu: und wie es heute vor dir in deinem Hause genannt
+wird, so zeichne du es in das Buch des Lebens ein, da&szlig; seines Namens
+Unverg&auml;nglichkeit zu wahrem Schmuck und wahrer Ehre ihm gereiche); wache
+du &uuml;ber das Neugeborene, st&auml;rke du mich, an ihm die Mutterpflicht
+vollkommen zu erf&uuml;llen.<span class='pagenum'><a name="Page_90" id="Page_90">[Pg 90]</a></span> Ja, mit m&uuml;tterlicher Sorge will ich mein Kind
+pflegen und ihm meine ganze Obhut widmen, und gerne selbst Entbehrung
+auf mich nehmen zu seinem Wohlergehen. Segne, o Herr, auch das Streben
+meines Gatten, den Lebensunterhalt uns zu erwerben, und sobald die
+Schwingen des Geistes sich bei dem S&auml;ugling zu entfalten beginnen, so
+soll es unsere gr&ouml;&szlig;te Sorge sein, ihn zum Guten zu lenken und ihn mit
+Abscheu gegen alles zu erf&uuml;llen, was b&ouml;se ist, da&szlig; es bei Zeiten deinen
+Namen kennen lerne und in Gottesfurcht und Tugend aufwachse. Ewiger, dir
+will ich angeh&ouml;ren; o, la&szlig; deinen Segen von deinem Hause zu meinem Herd
+mir folgen, und la&szlig; meinen h&auml;uslichen Kreis fr&uuml;h und sp&auml;t von herzlichem
+Dank widerhallen f&uuml;r all das Gl&uuml;ck, welches du mir zuerteilt hast.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="XI_Beim_ersten_Gang_ins_Gotteshaus_nach_der_Geburt_eines_totgeborenen" id="XI_Beim_ersten_Gang_ins_Gotteshaus_nach_der_Geburt_eines_totgeborenen"></a>XI. Beim ersten Gang ins Gotteshaus nach der Geburt eines totgeborenen<br />
+Kindes.</h2>
+
+
+<p>Blicke gn&auml;dig herab, o, du allweiser und gerechter Sch&ouml;pfer, auf deine
+Dienerin, die sich dir in Demut und Anbetung naht, um dir zu danken,
+weil du ihr das Leben erhalten, und ihr St&auml;rke verliehen hast, da&szlig; sie
+wieder in die Versammlung der Gl&auml;ubigen hat kommen k&ouml;nnen, um deinen
+Namen zu preisen. Ist mein Herz auch noch betr&uuml;bt dar&uuml;ber, da&szlig; das Kind,
+welches ich zur Welt brachte, nicht des Lebens Tag gesehen hat, und
+meine so lange gehegte Hoffnung sich nicht erf&uuml;llte, so wei&szlig; ich doch,
+da&szlig; eine Israelitin deinen Namen lobt, magst du nur geben oder
+nehmen.<a name="FNanchor_70_70" id="FNanchor_70_70"></a><a href="#Footnote_70_70" class="fnanchor">[70]</a> O, h&ouml;re mich, Allerbarmer! Wenn ich durch<span class='pagenum'><a name="Page_91" id="Page_91">[Pg 91]</a></span> eigene
+Unvorsichtigkeit es bewirkt habe, da&szlig; mein Kind hienieden nicht das
+Licht der Welt sehen sollte, o, so bedenke meine Schw&auml;che und vergib
+mir; rechne mir es nicht als S&uuml;nde an, sondern schone meiner um deiner
+gro&szlig;en Barmherzigkeit willen. Aber war es in deiner unwandelbaren
+Weisheit so beschlossen, da&szlig; ich die Mutterfreuden ahnen, aber nicht
+genie&szlig;en sollte, o, so lehre mich, mein Los in Geduld tragen, und fl&ouml;&szlig;e
+mir den Trost ein, da&szlig; dieses Kind in der Stunde, wo es zur Welt kommen
+sollte, bereits bestimmt war zu einem seligeren Zustand einzugehen, ohne
+den Kampf der Welt bestehen zu m&uuml;ssen, ohne ihre Sorge und Qual kennen
+zu lernen, und da&szlig; es dereinst in der Ewigkeit mir die Schmerzen
+erstatten soll, mit denen ich es getragen und geboren habe, ohne durch
+sein Leben begl&uuml;ckt zu werden. O Allg&uuml;tiger, la&szlig; mit meines Herzens Dank
+meine Bitte um reichen Segen vereinen, la&szlig; die Freude wieder in meiner
+Seele erwachen, und la&szlig; mich Freude und Gl&uuml;ck &uuml;ber meinen teuren Gatten
+ausbreiten.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="XII_Eine_Ehegattin" id="XII_Eine_Ehegattin"></a>XII. Eine Ehegattin.</h2>
+
+
+<p>Allg&uuml;tiger! du, dessen Antlitz in Gnade &uuml;ber alle leuchtet, die dich
+f&uuml;rchten, o, blicke in Gnaden herab auf mich, da&szlig; ich in dem Lichte
+deines Angesichtes wandeln und von dir beschirmt werden m&ouml;ge.</p>
+
+<p>O! breite die Schwingen deiner Barmherzigkeit &uuml;ber meinen Gatten und
+meine Kinder aus. Sei mit ihm, den mein Herz liebt auf allen seinen
+Wegen, beh&uuml;te ihn vor Krankheit, Schmerz und Kummer, erhalte ihm die
+Lust und Liebe zu seinem Gesch&auml;fte, und la&szlig; keine Sorgen ihm<span class='pagenum'><a name="Page_92" id="Page_92">[Pg 92]</a></span> sein Leben
+verbittern. Lehre mich, st&auml;ndig an dem Vorsatz festzuhalten, ihm ein
+freundliches Heim zu bereiten, so da&szlig; er am liebsten bei mir an unserm
+gemeinschaftlichen Herd verweile, und h&auml;uslicher Friede und Freude ihm
+von demselben entgegenstrahlen m&ouml;ge, und da&szlig; unser sch&ouml;nster Genu&szlig; der
+sei, mit unsern Kindern in freundlicher und milder Vertraulichkeit bei
+einander zu sitzen.</p>
+
+<p>La&szlig; uns niemals die hohen und heiligen Pflichten vergessen, welche wir
+gegen die Kinder zu erf&uuml;llen haben, mit denen du uns gesegnet hast. O,
+la&szlig; uns nicht nur f&uuml;r ihre leibliche Wohlfahrt Sorge tragen, sondern in
+und durch unsere Gebete ihren Seelenfrieden deiner Obhut anbefehlen.
+Ach, lieber Vater im Himmel! das ist doch der Eltern heiligstes, aber
+auch zugleich schwerstes Wirken in der Brust ihrer Kinder die
+Gottesfurcht zu wecken und des Glaubens reine Flamme anzufachen, zu
+h&uuml;ten und zu n&auml;hren. So hilf uns denn, da&szlig; wir uns fern von t&ouml;richter
+Weichlichkeit halten, und da&szlig; wir mit Freundlichkeit und liebevollem
+Ernst ihnen die n&ouml;tigen Ermahnungen und Erinnerungen geben, da&szlig; wir
+eintr&auml;chtig einander bei dieser Arbeit in deinem Dienste uns zur Seite
+stehen m&ouml;gen! Mit Tr&auml;nen befehle ich dir meine Kinder, da&szlig; keines von
+ihnen mi&szlig;raten m&ouml;ge, und mein Herz durch S&uuml;nde wider dich verwunde!
+Bewahre sie vor schlechten Freunden, und la&szlig; Vater und Mutter ihnen eine
+Leuchte sein, die ihnen auf ihren Wegen leuchte, da&szlig; sie nicht fallen;
+aber wenn sie im Gewirr des Lebens verf&uuml;hrt werden, ach, so la&szlig; du die
+Erinnerung an uns sie wieder zur&uuml;ck auf deinen Weg f&uuml;hren! Herr, setze
+du eine Schutzwehr um unser Haus, da&szlig; es von keiner Schlechtigkeit
+befleckt werde. La&szlig; deinen Namen &uuml;ber unsere Wohnung genannt sein zum
+Leben und zur Seligkeit.</p>
+
+<p class="amen">Amen!<span class='pagenum'><a name="Page_93" id="Page_93">[Pg 93]</a></span></p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="XIII_Eine_Tochter_fur_die_Eltern" id="XIII_Eine_Tochter_fur_die_Eltern"></a>XIII. Eine Tochter f&uuml;r die Eltern.</h2>
+
+
+<p>Unsichtbarer, alliebender Gott! Wie soll ich dir danken f&uuml;r die
+unendliche Liebe, die du mir bewiesen hast und mir noch jeden Augenblick
+erweist, und deren Strahlen sich in der Freundlichkeit und Liebe
+abspiegeln, womit mich die umfangen, welche mir das Leben gegeben haben.
+Ach ja, mein geliebter Vater, meine teure Mutter sind mir wie zwei
+Engel, denen du befohlen hast, da&szlig; sie mich h&uuml;ten sollen auf dem Wege,
+da&szlig; sie mich auf ihren Armen tragen und alle meine Schritte bewahren
+sollen, die sowohl f&uuml;r mein zeitliches, wie f&uuml;r mein geistiges Wohl
+Sorge tragen. Welche Segnung hast du nicht durch sie &uuml;ber mich
+ausgebreitet, wo gibt es wohl Eltern, die mit gr&ouml;&szlig;erer Obhut f&uuml;r ihre
+Kinder sorgen k&ouml;nnten? Versagen sie sich nicht alles, um mir nur Freude
+und Gl&uuml;ck zu bereiten? O mein Gott! indem ich daf&uuml;r meines Herzens
+w&auml;rmsten Dank emporsende, bitte ich dich zugleich: Belohne du sie f&uuml;r
+alles mit deinem reichsten Segen. Verleihe ihnen viele und lange
+Lebenstage, da&szlig; sie noch lange meines Lebens Schmuck und Ehre seien;
+bewahre ihnen die Gesundheit und bereite ihnen eine F&uuml;lle der Freude.
+La&szlig; sie in der Liebe und in der Hingebung ihrer S&ouml;hne und T&ouml;chter Ersatz
+f&uuml;r alle Bek&uuml;mmernisse eines Vaters und einer Mutter finden, Ersatz f&uuml;r
+jeden m&uuml;hevollen Tag und jede schlaflose Nacht, die wir ihnen bereitet
+haben. O, m&ouml;chte es auch in mein Los fallen, ihnen Freude zu bereiten!
+St&auml;rke mich, auf einen jeden Wink ihrer Hand acht zu geben, in Liebe und
+Gehorsam auf ihre Warnungen und Ermahnungen zu h&ouml;ren, und nach meinem
+ganzen Verm&ouml;gen ihnen Freude zu bereiten. Erleichtere ihnen<span class='pagenum'><a name="Page_94" id="Page_94">[Pg 94]</a></span> jede B&uuml;rde,
+und gib, da&szlig; sie selbst in ihrem hohen Alter, gl&uuml;cklich im Schutz der
+Liebe ihrer Kinder und Kindeskinder lebend, dir f&uuml;r deine gnadenreiche
+F&uuml;hrung bei vollen Geisteskr&auml;ften danken m&ouml;gen.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="XIV_Im_Witwenstande" id="XIV_Im_Witwenstande"></a>XIV. Im Witwenstande.</h2>
+
+
+<p>Allerbarmer, du,&raquo;der du gerecht bist in allen deinen Wegen und
+barmherzig in allen deinen Handlungen,&laquo; blicke in Gnaden auf eine tief
+betr&uuml;bte Seele herab, die ihre Zuflucht zu dir nimmt. Jetzt stehe ich,
+verlassen von dem, der meine St&uuml;tze, mein Trost und mein Ratgeber war;
+jetzt mu&szlig; ich alle B&uuml;rden des Lebens allein tragen und den vermissen,
+der mich durch sein ermunterndes Wort st&auml;rken konnte, mich in der Hitze
+des Tages erquickte und, wenn das Dunkel der Nacht meinen Geist
+erschreckte, mir Licht verbreitete;&mdash;ach, meines Herzens Angst ist gro&szlig;,
+und es wird mir schwer, kindliche Ergebung in deinen Willen zu zeigen.
+O, so errette du mich selbst aus meiner Not, lege den beseligenden Trost
+deines Wortes in meine Seele und zeige dich mir als den rechten Helfer.
+Sieh, hier bin ich mit den Kindern, die du mir gegeben hast, o, la&szlig; mich
+in Gnaden erfahren, da&szlig; du in Wahrheit &raquo;der Witwen Verteidiger und
+Besch&uuml;tzer und der Verwaisten Vater&laquo; bist! St&auml;rke mich, da&szlig; ich unter den
+doppelten Verpflichtungen nicht erliege, die auf mir ruhen, sondern da&szlig;
+ich vielmehr mit Geduld &raquo;in fester Hoffnung und lebendigem Glauben f&uuml;r
+dein Haus sorge&laquo;, im Vertrauen darauf, da&szlig; die,&raquo;so mit Tr&auml;nen s&auml;en,
+dereinst mit Freuden ernten&laquo; sollen. Erbarme dich meiner Kinder; hilf und
+rette, besch&uuml;tze und segne uns.<span class='pagenum'><a name="Page_95" id="Page_95">[Pg 95]</a></span> Ja, o Ewiger,&raquo;sei du meine St&auml;rke,
+meine Burg und mein Fels, auf dich hoffe ich und mir ist geholfen.&laquo; Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="XV_Eine_Waise" id="XV_Eine_Waise"></a>XV. Eine Waise.</h2>
+
+
+<p>Ewiger, gerechter Gott! hart ist die Pr&uuml;fung, die du mir auferlegt hast,
+ich bin elend und verlassen; denn meinen Vater, den du mir zum treuen
+F&uuml;hrer und Versorger gabst und meine Mutter, deren Obhut und Liebe mich
+zu dir leiten sollte, ich sehe sie nicht mehr!&mdash;Ach, wo soll ich denn
+jetzt hingehen, wo Trost und Rat suchen? O, wie sehr habe ich mich nicht
+vers&uuml;ndigt, da&szlig; ich das Gl&uuml;ck, einen lieben Vater, eine liebe Mutter zu
+besitzen, nicht hinreichend zu w&uuml;rdigen wu&szlig;te, und da&szlig; ich nicht dankbar
+genug war f&uuml;r alles, was du mir in ihnen gegeben hast. Ach, wie einsam
+und niedergeschlagen f&uuml;hle ich mich jetzt! O, du selbst, Allg&uuml;tiger!
+&ouml;ffne du mir den Schatz deines Trostes! Noch hast du ja niemals eine
+Seele verlassen, welche dich nicht verlie&szlig;, sondern du halfst dem
+Elenden, der dich um deinen Beistand bat, und auch mir wirst du helfen.
+Du verk&uuml;ndigst mir in deinem Worte, da&szlig;,&raquo;wenn auch Vater und Mutter
+mich verlassen haben, so willst du dich, mein ewiger Gott und Vater,
+doch meiner annehmen.&laquo; Leite mich denn und f&uuml;hre mich; la&szlig; im Geiste mich
+stets umschwebt f&uuml;hlen von jenen geliebten und verkl&auml;rten Seelen, und
+la&szlig; mich durch einen gottesf&uuml;rchtigen Wandel ihr Andenken ehren und
+ihnen so den schuldigen Dank darbringen. Sei du nun selbst mein Vater,
+der mich auf den Armen seiner Liebe tr&auml;gt und mir den Bedarf des Lebens
+spendet. O gib, da&szlig; die Menschen, die sich freundlich an Stelle meiner
+Eltern<span class='pagenum'><a name="Page_96" id="Page_96">[Pg 96]</a></span> meiner annehmen, auch Sorge tragen f&uuml;r das Wohl meiner Seele,
+und vergilt du ihnen all das Gute, welches sie in deinem Namen mir
+erweisen. Wohne du in meinem Herzen, und lenke meinen Weg so, da&szlig; ich
+mit Recht mich dein Kind nennen kann, mein himmlischer Vater, das
+Wohlgefallen vor dir und in den Augen der Menschen findet. Erh&ouml;re mein
+und aller Waisen Gebet; o gnadenreicher Gott, du ewiger Helfer.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="XVI_Im_Alter" id="XVI_Im_Alter"></a>XVI. Im Alter.</h2>
+
+
+<p>Treuer, ewig lebendiger Gott,&raquo;der den M&uuml;den Kraft verleiht und dem
+Ohnm&auml;chtigen gro&szlig;e St&auml;rke,&laquo; du, der versprochen hat, bis zum Alter mit
+uns zu sein, o, du hast gn&auml;dig diese Zusage f&uuml;r mich gehalten, und ich
+bringe dir meinen Dank,&raquo;da&szlig; du mich von meiner Jugend an geleitet und
+mich mit Barmherzigkeit und Gnade umgeben hast, bis ich alt geworden
+bin.&mdash;O, verla&szlig; mich denn nun auch jetzt nicht, da ich f&uuml;hle, da&szlig; meine
+Kr&auml;fte schwinden und meine Sinne stumpf werden.&raquo;Erinnere dich der S&uuml;nden
+und &Uuml;bertretungen meiner Jugend nicht, aber gedenke meiner nach deinem
+Erbarmen um deiner Liebe willen.&laquo;<a name="FNanchor_71_71" id="FNanchor_71_71"></a><a href="#Footnote_71_71" class="fnanchor">[71]</a> Verleihe mir Kraft, die B&uuml;rden des
+Alters mit Geduld zu tragen, und la&szlig; mich durch fromme Ergebung f&uuml;r
+alle, die um mich her wohnen, eine lebendige Ermahnung sein. Und je
+schw&auml;cher meines Leibes Augen werden, um so mehr la&szlig; mich den Blick nach
+Innen wenden, da&szlig; ich mein Inneres l&auml;utere und in den Gedanken an dich
+Ruhe gewinne. Ja, la&szlig; es mir in den paar Tagen, die mir noch zugemessen
+sind, gl&uuml;cken, dem<span class='pagenum'><a name="Page_97" id="Page_97">[Pg 97]</a></span> j&uuml;ngeren Geschlecht ein gutes Beispiel zu geben, da&szlig;
+die Worte, welche ich rede, zur Verherrlichung deines Namens dienen
+m&ouml;gen, und die Handlungen, welche ich vollbringe, ein Zeugnis seien der
+Reinheit und Treue meines Glaubens und der Liebe in meinem Herzen. Und
+st&auml;rke so mich in des Lebens letztem Streit, da&szlig; ich dann deutlich den
+Ruf deiner Liebe vernehme:&raquo;F&uuml;rchte nichts, denn ich erl&ouml;se dich; ich
+rufe dich bei deinem Namen, denn du bist mein,&laquo; und da&szlig; ich noch mit
+meinem letzten Atemzug deinen Namen bekennen und preisen m&ouml;ge.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="XVII_Bei_der_Fortreise_von_der_Heimat" id="XVII_Bei_der_Fortreise_von_der_Heimat"></a>XVII. Bei der Fortreise von der Heimat.</h2>
+
+
+<p>Allg&uuml;tiger Gott, der du unsere Schritte lenkst und einem jeden Menschen
+seinen Weg bahnst, la&szlig; mich in deinem Namen diese Reise antreten und
+beendigen. Sei du in deiner Gnade mein Begleiter, da&szlig; ich sicher wandern
+und Ziel und Zweck erreichen m&ouml;ge. Besch&uuml;tze mich auf meinem Wege, da&szlig;
+mich kein Unheil treffe, entferne jede Gefahr von mir, jedes Hindernis,
+da&szlig; ich meine Reise gesund und rasch zur&uuml;cklege, da&szlig; ich ungest&ouml;rt
+ausziehen und in Frieden wieder heimkehren k&ouml;nne. Aber w&auml;hrend ich in
+der Ferne bin, nimm du meine Lieben (meinen Vater, Mutter, meinen Mann,
+meine Kinder usw.) in deinen Schutz, da&szlig; ich sie in Freuden wieder
+umarmen kann, wenn ich zur&uuml;ckgekehrt bin. Deine Rechte leite mich, wo
+ich auch gehe, und dein Gotteswort sei mir ein leuchtender Stern auf
+meinem Pfade. Es preise dich mein Mund und stimme froh an als
+Wanderlied:&raquo;Gottes Name ist eine feste Burg, in ihm pilgert der Fromme
+und ist gesch&uuml;tzt.&laquo;<a name="FNanchor_72_72" id="FNanchor_72_72"></a><a href="#Footnote_72_72" class="fnanchor">[72]</a></p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+<p><span class='pagenum'><a name="Page_98" id="Page_98">[Pg 98]</a></span></p>
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="XVIII_Fur_einen_Abwesenden_der_auf_der_Reise_ist" id="XVIII_Fur_einen_Abwesenden_der_auf_der_Reise_ist"></a>XVIII. F&uuml;r einen Abwesenden, der auf der Reise ist.</h2>
+
+
+<p>Lieber Gott! Mit Vertrauen wende ich mich an dich, um dich um deinen
+Schutz f&uuml;r den zu bitten, mit dem meine Seele so fest verbunden ist, f&uuml;r
+meinen teuren Gatten (meinen Vater usw.), der so fern von seiner Heimat
+ist. Wie meine Gedanken bei ihm verweilen, so wache du &uuml;ber ihn auf
+allen seinen Wegen; wenn er reist und wenn er sich ausruht, so sei du
+sein Besch&uuml;tzer und sein Schirmer, sch&uuml;tze ihn vor des Tages Hitze und
+den Gefahren der Nacht, halte jedes &Uuml;bel fern von ihm und la&szlig; all sein
+Vorhaben gelingen. F&uuml;hre du, von dem allein alle Hilfe und aller Segen
+kommt, ihn gl&uuml;cklich zur&uuml;ck, und wir wollen dich einm&uuml;tig preisen und
+dir danken, du Gott der Barmherzigkeit, mein Schild, auf den ich mich
+verlasse.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="XIX_Wenn_ein_Kind_auf_Reisen_ist_fuge_man_hinzu" id="XIX_Wenn_ein_Kind_auf_Reisen_ist_fuge_man_hinzu"></a>XIX. Wenn ein Kind auf Reisen ist, f&uuml;ge man hinzu:</h2>
+
+
+<p>Ewiger, du, vor dessen Angesicht meine V&auml;ter gewandelt sind, du, der du
+bis auf diesen Tag mein H&uuml;ter gewesen bist, segne du mein Kind auf
+seinem Wege und la&szlig; deinen Engel ihn (sie) leiten, da&szlig; er (sie)
+Wohlgefallen vor deinen und der Menschen Augen finden m&ouml;ge. F&uuml;hre ihn
+(sie) sicher und ruhig, wo er (sie) vielleicht einen gef&auml;hrlichen Weg
+wandelt, la&szlig; ihn (sie) an Kenntnis, Einsicht und n&uuml;tzlicher Erfahrung
+wachsen, da&szlig; sein (ihr) Werk gesegnet werde. Lenke seinen (ihren) Fu&szlig;
+auf den Pfad der Frommen, wo Leben und Wahrheit ist, da&szlig; er (sie) nicht
+auf den Weg des Unrechts gerate, und da&szlig; er (sie) den Versuchungen und
+Verf&uuml;hrungen entgehe, die<span class='pagenum'><a name="Page_99" id="Page_99">[Pg 99]</a></span> seine (ihre) Tugend und seinen (ihren)
+Glauben bedrohen. La&szlig; seinen (ihren) Gedanken oft die Erinnerungen und
+Ermahnungen vorschweben, die ich ihm (ihr) gegeben habe, lenke oft seine
+(ihre) Schritte in dein Haus, da&szlig; er (sie) in der Versammlung der
+Gemeinde dich anbete und das Bekenntnis seines (ihres) Glaubens
+erneuere, da&szlig; meine Seele dereinst, sei es hier auf Erden oder dort in
+der Ewigkeit, Freude an ihm (ihr) habe.&raquo;Auf dich, o Gott, setze ich alle
+meine Hoffnung, du wirst mich erh&ouml;ren.&laquo; Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="XX_Gebete_in_jeder_Art_der_Not_und_Seelenangst" id="XX_Gebete_in_jeder_Art_der_Not_und_Seelenangst"></a>XX. Gebete in jeder Art der Not und Seelenangst.</h2>
+
+<h3>(Heimlicher Kummer, Verfolgung, Verleumdung, Untreue der Freunde und
+Anfechtungen.)</h3>
+
+
+<p>1. O, Gott der Liebe, der du so oft meine Gebete erh&ouml;rt hast, versto&szlig;e
+mich nicht von deinem Angesichte, wenn ich in heimlicher Bek&uuml;mmernis und
+Betr&uuml;bnis mich zu dir wende. Du allein kennst meine Sorge; du kennst die
+Angst, die mich erdr&uuml;cken will, und du wei&szlig;t, was es ist, das mich
+qu&auml;lt. Du wei&szlig;t, unter welcher B&uuml;rde mein Herz seufzt, und du bist Zeuge
+meiner Tr&auml;nen, die ich heimlich weine; denn du bist es ja, der selber
+mir diese Pr&uuml;fung geschickt hat. O du, mein Gott,&raquo;auf den ich von Jugend
+an meine Sorge geworfen habe,&laquo; sei du dann auch mein Trost und hilf mir.
+Sei mir nicht ferne, sondern komm und stehe mir bei, o Herr, mein
+Helfer, da&szlig; ich dir danken m&ouml;ge, wenn die Betr&uuml;bnis von meiner leidenden
+Seele wieder gewichen ist.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+<p>2.&raquo;Wie lange, Herr, willst du mich so ganz vergessen? Wie lange willst
+du dein Angesicht vor mir verbergen? Wie lange soll ich in meiner Seele
+sorgen<span class='pagenum'><a name="Page_100" id="Page_100">[Pg 100]</a></span> und t&auml;gliche Trauer in meinem Herzen f&uuml;hlen?&laquo;<a name="FNanchor_73_73" id="FNanchor_73_73"></a><a href="#Footnote_73_73" class="fnanchor">[73]</a> Vergebens
+wende ich mich zur Rechten und vergebens zur Linken; ach Herr, mein
+Gott, die Menschen sind nur schlechte Tr&ouml;ster, die fassen meinen Schmerz
+nicht und wollen meine Klagen nicht h&ouml;ren, ja, selbst die, auf deren
+Freundschaft ich rechnete, sind mir untreu geworden, und ihre Gunst und
+Hingebung war nur auf fl&uuml;chtigem Sand gebaut. O du, der du ewig derselbe
+bist,&raquo;mein Herz bringt vor dich dein eigen Wort.&laquo;&raquo;Suche mein
+Angesicht!&laquo; Nun suche ich dein Angesicht, Herr, und du hast ja gelobt,
+da&szlig; du den nicht verlassen willst, der dir vertraut, und da&szlig; du deine
+Hand nicht von ihm ziehen willst; o, so la&szlig; mich deine v&auml;terliche Liebe
+zu mir auch in der Z&uuml;chtigung erkennen, und &raquo;ich will schweigen und
+meinen Mund nicht auftun, denn du bist es ja, der es getan hat.&laquo;<a name="FNanchor_74_74" id="FNanchor_74_74"></a><a href="#Footnote_74_74" class="fnanchor">[74]</a>
+Ja &raquo;ich will stille sein und auf dich hoffen und dadurch wahre St&auml;rke
+gewinnen.&laquo;<a name="FNanchor_75_75" id="FNanchor_75_75"></a><a href="#Footnote_75_75" class="fnanchor">[75]</a> O, so zeige mir deine Gnade wieder; sprich zu mir:&raquo;Ich
+bin bei dir in der Not; f&uuml;rchte dich nicht, zage nicht, denn ich bin
+dein Gott, ich st&auml;rke und erhalte dich.&laquo; Amen!</p>
+
+<p>3. Ewiger,<a name="FNanchor_76_76" id="FNanchor_76_76"></a><a href="#Footnote_76_76" class="fnanchor">[76]</a> du bist mein Licht und meine Seligkeit, vor wem sollte
+ich mich da f&uuml;rchten? Du bist meines Lebens Kraft, o Herr, vor wem
+sollte mir wohl grauen? La&szlig; nur meine Feinde sich wider mich erheben und
+wider meine Seele st&uuml;rmen; denn sie werden st&uuml;rzen. Wenn auch rings um
+mich her Heere lagern, so soll mein Herz doch nicht verzagen; denn du
+birgst mich in deiner H&uuml;tte in der schlimmen Zeit, und du &ouml;ffnest deine
+feste Burg mir als Zufluchtsst&auml;tte, da&szlig; ich ruhig und sicher leben<span class='pagenum'><a name="Page_101" id="Page_101">[Pg 101]</a></span> kann
+trotz aller Gefahr. B&ouml;se Zungen erheben sich wider mich und suchen mit
+ihren giftigen Pfeilen mich zu treffen; aber du, o Gott, bist mein
+Schild, so da&szlig; ich frei mein Haupt erheben kann, und du willst mich zu
+Ehren bringen. O, so la&szlig; mich denn deine Gnade im Land der Lebenden
+erfahren; la&szlig; mich ruhig meinen Weg wandeln und erf&uuml;lle meine Seele mit
+Geduld, da&szlig; ich auf dich vertraue, da&szlig; ich nicht verzage, und da&szlig; auch
+dieses Ungemach meinem Geist zum Frommen und zur Rettung diene.&raquo;La&szlig;
+jedes unfreundliche Urteil, das &uuml;ber mich gef&auml;llt wird, jede Verkennung,
+die mich trifft, eine ernstliche Erinnerung daran sein, da&szlig; ich einst
+zur Rechenschaft gefordert werden soll, so da&szlig; ich Selbstpr&uuml;fung &uuml;ber
+meinen Sinn und meinen Wandel anstelle; la&szlig; mich einen Beweis darin
+sehen,&raquo;da&szlig; ich Wohlgefallen vor deinen Augen gefunden habe,&laquo; und st&auml;rke
+mich so in der sicheren Hoffnung,&raquo;da&szlig; du mich hier auf Erden erh&auml;ltst
+und mich einst zu ewiger Seligkeit bei dir erheben wirst.&laquo;<a name="FNanchor_77_77" id="FNanchor_77_77"></a><a href="#Footnote_77_77" class="fnanchor">[77]</a></p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+<p>4. Tr&uuml;be Gedanken umdunkeln meine Seele, und Angst und Verwirrung
+&uuml;berkommen mich. Ach Herr, was hab' ich doch getan, da&szlig; ich keinen
+Frieden finden kann? Es ist, als wenn am Tage b&ouml;se Geister mich bei
+allen meinen Handlungen verfolgten und als ob sie bei Nacht mein stilles
+Lager umschwebten und sich eindr&auml;ngten, wenn ich meine Seele zu dir
+erheben will. Vergebens k&auml;mpfe ich, alle die b&ouml;sen und schrecklichen
+Vorstellungen zu verjagen, aber es gibt nichts, das mich erretten
+kann.&raquo;O, so erh&ouml;re du mein Flehen, und la&szlig; mein banges Seufzen <span class='pagenum'><a name="Page_102" id="Page_102">[Pg 102]</a></span>nicht
+unerh&ouml;rt von dir zur&uuml;ckkehren,&laquo; du, Allm&auml;chtiger, denn du allein nur
+kannst alle meine Plagen enden. O, sei mir nicht ferne, sondern gib mir
+durch deinen Geist Kraft, diesen finstern und b&ouml;sen Gedanken zu
+widerstehen. Auf dich setze ich meine ganze Hoffnung, ach, la&szlig; sie nicht
+zu schanden werden, sondern la&szlig; das Licht deines Angesichtes mir
+leuchten, wenn die b&ouml;sen Stunden kommen, da&szlig; ich mich von deiner
+Vaterliebe umgeben f&uuml;hle und errettet werde.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="XXI_Gebete_in_Krankheit" id="XXI_Gebete_in_Krankheit"></a>XXI. Gebete in Krankheit.</h2>
+
+
+
+<p class="center">Eine Kranke.</p>
+
+
+<p>1. Ewiger, der du lauter Erbarmen und Wahrheit bist, gar vielfach sind
+die Wege, auf denen du den Menschen zu dir ziehst, wenn wir nur w&uuml;&szlig;ten,
+uns ihrer mit Nutzen zu bedienen. Lange hast du in deiner G&uuml;te mir
+gesunde Tage geschenkt; ach, vielleicht habe ich dir nicht genugsam
+daf&uuml;r gedankt; vielleicht habe ich die Kr&auml;fte meines K&ouml;rpers nicht
+gebraucht, wie ich sollte, und habe nicht geachtet der Seufzer und
+Klagen der Leidenden, da&szlig; ich ihnen zur Hilfe eilte und ihre Not
+linderte; vielleicht achtete ich die eitlen G&uuml;ter zu hoch;&mdash;siehe, da
+f&uuml;hrst du mich jetzt andere Wege. Krankheit hat meinen Leib ergriffen
+und in Schmerzen liege ich danieder auf meinem Lager und w&auml;lze mich hin
+und her in der schlaflosen Nacht und finde am Tage keine Ruhe. Du, der
+du nur das Gute willst, hast mich vielleicht von Krankheit heimsuchen
+lassen, damit ich, der in den Zerstreuungen der Welt sich verlor, mein
+eigenes Herz l&auml;utere und pr&uuml;fe und auf des Schmerzes hartem Lager lernen
+sollte, dich zu suchen. Siehe des Fiebers Glut, die mich verzehrt, soll
+mich vielleicht an<span class='pagenum'><a name="Page_103" id="Page_103">[Pg 103]</a></span> meine Lauheit und K&auml;lte in deinem Dienste erinnern,
+in dem Beruf, den ich erf&uuml;llen sollte, in der Anbetung deines Namens,
+und der brennende Durst meiner Zunge an die Vers&auml;umnis, die ich mir zu
+schulden kommen lie&szlig;, da&szlig; ich nicht t&auml;glich den Labetrunk aus der
+reichen Quelle deines Wortes sch&ouml;pfte. Der eiskalte Schauer, der mich
+sch&uuml;ttelt, soll vielleicht die gl&uuml;hende Leidenschaft strafen, mit der
+ich die Befriedigung meiner Fleischeslust suchte, und diese Schw&auml;che und
+Ohnmacht soll meine H&auml;rte gegen die Schwachen und Bedr&auml;ngten strafen,
+denen ich keine hilfreiche Hand reichte; mein Bed&uuml;rfnis nach der Pflege
+und den Beistand anderer soll meine Seele mit Scham &uuml;ber all mein
+t&ouml;richtes Selbstvertrauen und meinen eitlen Stolz erf&uuml;llen, mit denen
+ich geringsch&auml;tzend auf andere herabsah. O Herr, ich unterwerfe mich mit
+Ergebung deinem Willen und bitte nur: Gehe nicht hart mit mir ins
+Gericht, sondern la&szlig; mich deine Gnade erfahren. Habe ich mich
+vers&uuml;ndigt, und ich verdiene deine Z&uuml;chtigung, o, so erbarme dich &uuml;ber
+mich, wie ein Vater, der sein Kind z&uuml;chtigt; fl&ouml;&szlig;e mir den Trost
+ein,&raquo;da&szlig; der Herr mich wohl z&uuml;chtigt, aber mich nicht dem Tode
+&uuml;berliefert.&laquo;<a name="FNanchor_78_78" id="FNanchor_78_78"></a><a href="#Footnote_78_78" class="fnanchor">[78]</a> Mache du selbst, o mein Vater, mein Krankenlager zu
+einer Schule der Weisheit f&uuml;r mich und la&szlig; durch die Leiden meines
+Leibes meine Seele genesen. Herr, ich werfe mich in deine Arme, st&auml;rke
+mich, lehre mich mein Inneres l&auml;utern und mich mit meinem ganzen Herzen
+zu dir zu wenden; schenke sowohl mir Geduld in den Stunden der
+Schmerzen, als auch denen, die mich freundlich pflegen;&raquo;vergib mir alle
+meine S&uuml;nden, und la&szlig; mich deine Gnade <span class='pagenum'><a name="Page_104" id="Page_104">[Pg 104]</a></span>wieder schauen, die so gro&szlig; ist
+&uuml;ber den Staubgeborenen,&laquo; und ein Wandel, der dir gef&auml;llt, soll Zeugnis
+davon sein, da&szlig; die Krankheit mich auf den rechten Weg zur&uuml;ckgef&uuml;hrt
+hat, wie er in den Tagen der Gesundheit von denen betreten werden soll,
+die &raquo;dich suchen und lieben.&laquo; Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Besonders_in_bedenklicher_Krankheit" id="Besonders_in_bedenklicher_Krankheit"></a>Besonders in bedenklicher Krankheit.</h2>
+
+
+<p>2. Alliebender, ewiger Vater, du,&raquo;der alle S&uuml;nden vergibt und alle
+Krankheiten heilt,&laquo;<a name="FNanchor_79_79" id="FNanchor_79_79"></a><a href="#Footnote_79_79" class="fnanchor">[79]</a> auf mein Krankenlager niedergestreckt, sende ich
+meine Gebete hinauf zu dir, o, sende mir Linderung und stehe mir bei in
+der Stunde der Gefahr! Du,&raquo;der kein Wohlgefallen an dem Tod des S&uuml;nders
+findet, sondern darin, da&szlig; er auf seinem Wege umkehre und lebe&laquo;, o, la&szlig;
+es dein Wille sein, mir die Gaben der Gesundheit wieder zu geben, da&szlig;
+ich noch in dem Lande der Lebenden wirken m&ouml;ge. Ach, ich bitte dich
+nicht wegen meiner, nein, vielmehr um derer willen, die so innig an mir
+h&auml;ngen, und deren Herzen bluten w&uuml;rden, wenn du mich abriefest. (Ich
+bitte dich um meines geliebten Gatten willen, um meiner unm&uuml;ndigen
+Kinder willen, ich bitte dich um meiner alten Eltern willen, um der
+heiligen Pflichten willen, die ich zu vollf&uuml;hren habe, errette mich!)
+Ich wei&szlig;, da&szlig; die Menschen nichts verm&ouml;gen, und da&szlig; alle irdische Kunst
+und Wissenschaft nichts n&uuml;tzt, wenn du nicht, o himmlischer Arzt, die
+Genesung von oben sendest. Ach, so la&szlig; es dir denn gefallen, mich zu
+retten; o, sei mir gn&auml;dig und heile meine Seele; denn ich habe wider
+dich ges&uuml;ndigt!<a name="FNanchor_80_80" id="FNanchor_80_80"></a><a href="#Footnote_80_80" class="fnanchor">[80]</a> Sollen meine Leiden noch lange w&auml;hren, so sei du mir
+nahe mit deinem Geiste, la&szlig; ihn am Tage &uuml;ber mich schweben und mir
+St&auml;rkung und K&uuml;hlung zuf&auml;cheln und la&szlig; ihn in der Nacht um mich<span class='pagenum'><a name="Page_105" id="Page_105">[Pg 105]</a></span> sein,
+da&szlig; fromme Gedanken mir die Stunden der Dunkelheit verk&uuml;rzen, und die
+Schmerzen durch die Gewi&szlig;heit, da&szlig; sie die Mittel meiner Seelenrettung
+seien, gelindert werden. Aber sollte es der Wille deiner
+unerforschlichen Weisheit sein, mich abzurufen, o, so erf&uuml;lle meine
+Seele mit Gedanken der Ewigkeit und st&auml;rke mich in meinem letzten Kampf
+durch die Gewi&szlig;heit des Trostes, da&szlig; du mein Leben an dem Grabe erl&ouml;sen
+und mich mit Gnade und Barmherzigkeit<a name="FNanchor_81_81" id="FNanchor_81_81"></a><a href="#Footnote_81_81" class="fnanchor">[81]</a> kr&ouml;nen willst, da&szlig; du, der du
+alles versorgst, was da lebt, in deiner F&uuml;rsorge dich der Meinen
+annehmen und sie in den Schutz deiner Fittige nehmen m&ouml;gest. Herr tue
+mit mir nach deinem Willen!&raquo;Heile mich und ich bin geheilt, hilf mir und
+mir ist geholfen, denn du bist mein Hort.&laquo;<a name="FNanchor_82_82" id="FNanchor_82_82"></a><a href="#Footnote_82_82" class="fnanchor">[82]</a> Du wirst mich erl&ouml;sen,
+Herr, du treuer Gott.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Bei_derselben_Veranlassung_in_Bibelversen" id="Bei_derselben_Veranlassung_in_Bibelversen"></a>Bei derselben Veranlassung in Bibelversen.</h2>
+
+
+<p>3. Aus der Tiefe ruf ich zu dir, o Herr, neige dein Ohr meinem Rufe, du
+Ewiger, h&ouml;re meine Klage und mein Flehen. Schwer ruht deine Hand auf
+mir, und meine Schmerzen suchen mich heim alle Zeit; von Angst und
+Seufzer wird mein Fleisch verzehrt. Am Tage verschmachte ich, und viele
+leidenvolle N&auml;chte fallen in mein Los; o Allerbarmer, sieh meinen Jammer
+und mein Elend. Wie Mutterlose, niedergeschlagen und verlassen, stehen
+meine Kinder um mein Lager, und ich sehe Tr&auml;nen die Wangen meines Gatten
+netzen, wie sehr er es auch vor mir verbirgt. Ach Herr, warum so lange?
+Am Tage rufe ich zu dir, aber ich bekomme keine Antwort und in der Nacht
+h&ouml;re ich nicht auf zu flehen. Wie ein Sklave,<span class='pagenum'><a name="Page_106" id="Page_106">[Pg 106]</a></span> der nach Schatten seufzt
+und wie ein Tagl&ouml;hner, der sich nach der Ruhe des Abends sehnt, habe ich
+Monate (Wochen) in Kampf und Schmerzen zugebracht. O Herr, lindre meine
+Not und mein Leiden! Sollte keine Heilkraft in Gilead sein, du ewiger
+Arzt, da&szlig; ich errettet w&uuml;rde? Ja, gewi&szlig;, wer auf dich hofft, ist nicht
+verlassen! Du wirst in deiner G&uuml;te mich st&uuml;tzen und alle meine Krankheit
+heben. Du hast mich ja so oft gro&szlig;e Bedr&auml;ngnis, Angst und Not schauen
+lassen und mich doch aufs neue belebt und mich aus dem Abgrund der Erde
+emporgezogen. Ja, ich sagte in meiner Qual: Ich bin vor deinen Augen
+versto&szlig;en; aber du h&ouml;rtest meine verborgene Stimme, da ich zu dir rief,
+und du tr&ouml;stetest mich wieder. Und wenn auch noch mehr Weinen uns
+bevorsteht, so werden ich und die Meinen am Ende doch deine Hilfe
+erfahren, und &raquo;die mit Tr&auml;nen s&auml;en, werden mit Freuden ernten.&laquo; Ja, du
+wirst mich von aller Sorge befreien, unter den Frommen hienieden oder
+bei den Verkl&auml;rten dort; ja, ich soll deine Taten verk&uuml;nden!</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Vor_einer_gefahrlichen_Operation" id="Vor_einer_gefahrlichen_Operation"></a>Vor einer gef&auml;hrlichen Operation.</h2>
+
+
+<p>4. Mein Gott, meine St&auml;rke und meine Hoffnung!&raquo;Du, in dessen Hand die
+Seelen aller Lebenden und der Geist ist, der das Fleisch eines jeden
+Menschen belebt, &laquo; du hast mir heute eine Stunde gesandt, voller
+Schmerzen und Gefahr, in der versucht werden soll, mir meine Gesundheit
+zur&uuml;ck zu gewinnen, (in der ich ein Glied meines K&ouml;rpers verlieren soll,
+um wo m&ouml;glich mir dadurch das Leben zu erhalten), o, sei mir denn mit
+deiner Liebe in diesen Augenblicken nahe. St&auml;rke meinen Mut und lehre
+mich den schwersten Schmerz in dem Gedanken ertragen, da&szlig; du es bist,
+der &raquo;sowohl Wunden schl&auml;gt als auch sie <span class='pagenum'><a name="Page_107" id="Page_107">[Pg 107]</a></span>verbindet,&laquo; da&szlig; deine Weisheit es
+also beschlossen hat und es deshalb zu meinem Heile dienen soll. Ach,
+da&szlig; du mich deines Beistandes und Trostes in diesem Kampfe w&uuml;rdig
+hieltest! Vergib mir, o, vergib mir alle meine S&uuml;nden, (hier lese man
+das S&uuml;ndenbekenntsis, Oschamnu), la&szlig; meine Seele zu dieser Stunde sich
+mit aller Welt vers&ouml;hnen und la&szlig; mich alle Bitterkeit aus meinem Herzen
+tilgen! La&szlig; mich erfahren, da&szlig;&raquo;nur eine kleine Stunde &uuml;ber deinen Zorn
+verrinnt, aber das Leben deine Lust ist. Du verl&auml;&szlig;t den Menschen nur
+eine kurze Weile, aber du nimmst dich seiner mit gro&szlig;em Erbarmen wieder
+an.&laquo; Rufe mir ins Ged&auml;chtnis, wie viele sich den schwersten Martern
+unterworfen, um deinen Namen zu heiligen, und durch ihren festen Glauben
+sich die Herrschaft &uuml;ber den Schmerz errungen haben, wie viele Mut und
+Standhaftigkeit in den herbsten Leiden zeigten und unter deinem Segen
+f&uuml;r ihre fromme Standhaftigkeit durch eine freundliche Zukunft belohnt
+worden sind. La&szlig; die Liebe und das Vertrauen zu dir, Allg&uuml;tiger und
+Allbarmherziger, mich keinen Augenblick verlassen; la&szlig; deine Rechte mich
+halten. Nun wohlan denn! in deinem Namen!&raquo;In deine H&auml;nde befehle ich
+meinen Geist&laquo; mit meinem irdischen Leibe. Gott ist mit mir, ich f&uuml;rchte
+mich nicht! Sch&eacute;ma Jisroel Ad&ocirc;nai El&ocirc;henu Ad&ocirc;nai Echod!&mdash;H&ouml;re Israel,
+der Herr unser Gott ist ein einziger Gott! Gelobt sei er in alle
+Ewigkeit!</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Furbitte_fur_einen_Kranken" id="Furbitte_fur_einen_Kranken"></a>F&uuml;rbitte f&uuml;r einen Kranken.</h2>
+
+
+<p>5. Herr! du selber hast gesagt:&raquo;Rufe mich an in der Not, so will ich
+dich erretten, und du sollst mich preisen.&laquo; O, la&szlig; denn das Gebet meines
+bek&uuml;mmerten Herzens zu dir aufsteigen. Bei dir sollte ich wohl St&auml;rke
+finden unter <span class='pagenum'><a name="Page_108" id="Page_108">[Pg 108]</a></span>der schweren Krankheit, die meinen lieben... (hier wird
+der Name des Kranken genannt) an das Lager fesselt. Wohl wei&szlig; ich, da&szlig;
+deine Wege nicht unsere Wege und da&szlig; die Ratschl&uuml;sse deiner Weisheit
+unerforschlich sind und verborgen unserer Kurzsichtigkeit, und da&szlig; auch
+diese Schmerzen, unter denen der Teure leidet, von dir gesandt sind;
+aber ich wei&szlig; auch, da&szlig; du gn&auml;dig auf die herniederblickst, die in ihrer
+Angst zu dir rufen, und da&szlig; die Tr&auml;nen, die meinen Augen entstr&ouml;men, dir
+nicht mi&szlig;fallen.&mdash;Du, der du selbst uns hast verk&uuml;nden lassen, da&szlig; du
+unser Arzt sein willst, wenn wir auf deinen Wegen wandeln, o, vergib dem
+Kranken alle seine &Uuml;bertretungen, tilge das Andenken seiner S&uuml;nden und
+la&szlig; es dein Willen sein, da&szlig; mein....... wieder rasch geheilt werden und
+noch lange leben m&ouml;ge zur Verherrlichung deines Namens. Lindre sein
+(ihr) Leiden und la&szlig; ihn (sie) Erquickung und Ruhe finden. Erh&ouml;re die
+Gebete, die er (sie) zu dir sendet und schenke mir ihn (sie) wieder, da&szlig;
+ich dir danken m&ouml;ge, mein Helfer und Gott.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Der_Kinder_Gebet_fur_einen_kranken_Vater_oder_eine_kranke_Mutter83" id="Der_Kinder_Gebet_fur_einen_kranken_Vater_oder_eine_kranke_Mutter83"></a>Der Kinder Gebet f&uuml;r einen kranken Vater oder eine kranke Mutter.<a name="FNanchor_83_83" id="FNanchor_83_83"></a><a href="#Footnote_83_83" class="fnanchor">[83]</a></h2>
+
+
+<p>6.&raquo;Erh&ouml;re, o Gott, mein hei&szlig;es Gebet, und schweige nicht zu meinen
+Tr&auml;nen,&laquo;<a name="FNanchor_84_84" id="FNanchor_84_84"></a><a href="#Footnote_84_84" class="fnanchor">[84]</a> siehe den Kummer meiner Seele und mein angsterf&uuml;lltes Herz!
+Denn ach, die G&uuml;ter meines Lebens sind in steter Gefahr, mein Vater
+(meine Mutter) liegt auf dem Krankenbette!&mdash;O Herr, welche Wehmut erfa&szlig;t
+mich, da ich ihn (sie) leiden sehe, wie graut mir vor dem Gedanken ihn
+(sie) zu verlieren.&raquo;Strafe mich nicht in deinem Zorn und z&uuml;chtige mich
+nicht in<span class='pagenum'><a name="Page_109" id="Page_109">[Pg 109]</a></span> deinem Groll,&laquo;<a name="FNanchor_85_85" id="FNanchor_85_85"></a><a href="#Footnote_85_85" class="fnanchor">[85]</a> sondern vergib mir alle meine S&uuml;nden und
+sende mir Hilfe von deinem Himmel. O Herr nimm meinen Vater (meine
+Mutter) nicht von mir. Vergib mir alles, worin ich mich gegen ihn (sie)
+vergangen habe, und la&szlig; ihn (sie) noch den Tag erleben, wo ich ihm (ihr)
+meine ganze kindliche Liebe und Hingebung beweisen kann. O Herr, errette
+ihn (sie) um deines heiligen Namens willen,&raquo;du, mein Gott, der ein Gott
+der Errettung ist, der Herr, der Ewige, der vom Tode errettet,&laquo;<a name="FNanchor_86_86" id="FNanchor_86_86"></a><a href="#Footnote_86_86" class="fnanchor">[86]</a> und
+erf&uuml;lle so f&uuml;r mich (und meine Geschwister) deine Zusage, da&szlig; dein Name
+nicht von uns weichen und der Bund deines Friedens dem Geschlechte der
+Frommen erhalten werden soll.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Dankgebet_nach_einer_uberstandenen_Krankheit" id="Dankgebet_nach_einer_uberstandenen_Krankheit"></a>Dankgebet nach einer &uuml;berstandenen Krankheit.</h2>
+
+
+<p>7.&raquo;Wie soll ich dir danken, o Herr, f&uuml;r alle deine Wohltaten,&laquo;<a name="FNanchor_87_87" id="FNanchor_87_87"></a><a href="#Footnote_87_87" class="fnanchor">[87]</a> da&szlig;
+du nicht nach meinen S&uuml;nden mit mir verfahren und mir nicht nach meinen
+Missetaten vergolten, sondern dich &uuml;ber mich erbarmt hast, wie ein Vater
+sich &uuml;ber seine Kinder erbarmt? Wie soll ich dir danken, da&szlig; du meine
+St&uuml;tze in all meiner Schw&auml;che warst!&raquo;Siehe, ich kam der Pforte des Todes
+nahe; da rief ich zu dir, und du sandtest mir dein Wort und heiltest
+mich.&laquo;<a name="FNanchor_88_88" id="FNanchor_88_88"></a><a href="#Footnote_88_88" class="fnanchor">[88]</a> O, la&szlig; den geringen Dank meines Herzens f&uuml;r jede Linderung,
+f&uuml;r jede Tr&ouml;stung und Erquickung als ein Rauchopfer zu dir
+emporsteigen.&raquo;Ja, Du gabst mich dem Leben zur&uuml;ck, und alle Tage meines
+Lebens will ich dir daf&uuml;r danken, indem ich dem&uuml;tig deine Wege wandle
+und stetig mir vergegenw&auml;rtigen will, da&szlig; du es gewesen, der mich aus
+<span class='pagenum'><a name="Page_110" id="Page_110">[Pg 110]</a></span>dieser Gefahr und Seelenangst errettet hast.&laquo; Verleihe mir deinen
+Beistand zur Erf&uuml;llung meiner Gel&uuml;bde, da&szlig; ich mein Leben deinem Dienste
+weihe (und der Erziehung meiner Kinder in deiner Furcht) und deinen
+Namen und deine G&uuml;te vor meinem Geschlechte preise. La&szlig; mich stets mit
+einem dankbaren Sinn mich aller Hilfe, Teilnahme und Tr&ouml;stungen
+erinnern, welche treue Verwandte und Freunde mir auf meinem Krankenlager
+zuteil werden lie&szlig;en, und alle Freundlichkeit und Sorgfalt und Geduld,
+die selbst bezahlte Diener mir bewiesen. Jetzt habe ich vollkommen das
+Weh der Krankheit kennen gelernt; jetzt verstehe ich den Schmerz der
+Armen, welche auf dem Siechbette seufzen; ach wollest du, o Gott, mir
+deinen Geist und deine Kraft mir dazu verleihen, sie zu pflegen, ihren
+sinkenden Mut aufrecht zu halten und ihre Hoffnung durch dein Wort zu
+beleben! O, Allbarmherziger, la&szlig; meine Krankheit meinen Geist gel&auml;utert
+und mich von den S&uuml;nden gereinigt haben, da&szlig; ich auch ferner deines
+v&auml;terlichen Schutzes w&uuml;rdig sein m&ouml;ge! Beh&uuml;te du meine Wege, und niemals
+wird meine Seele aufh&ouml;ren, dir Lob und Dank und Preis zu bringen.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Gebet_fur_Kranke_Nach_dem_Hebraischen" id="Gebet_fur_Kranke_Nach_dem_Hebraischen"></a>Gebet f&uuml;r Kranke. (Nach dem Hebr&auml;ischen)</h2>
+
+<p class="center"><b>In einem Krankheitsfalle bete man folgende Schriftstellen</b>:</p>
+
+<p class="center"><b>Ein Leidender</b>,<br />
+wenn er verschmachtet und seine Klage aussch&uuml;ttet vor dem Herrn.</p>
+<p class="center">(Ps. 102, 1.)</p>
+
+
+<p>8. Herr! o h&ouml;re mein Gebet und la&szlig; meine Klage vor dich kommen; verbirg
+dein Angesicht nicht vor mir, sondern neige dein Ohr mir zu in der
+Stunde der Not, und erh&ouml;re mich rasch an dem Tage, da ich zu dir rufe.
+Ja, zu dir, o Herr, bete ich; dem&uuml;tig flehe ich zu dir;<span class='pagenum'><a name="Page_111" id="Page_111">[Pg 111]</a></span> o, sei du auch
+mein Schild, erhebe mein Haupt und erh&ouml;re mich von deinem heiligen
+Berge. O, h&ouml;re mich, wenn ich bete, du mein gerechter Gott, der mich in
+der Not errettet, sei mir gn&auml;dig und erh&ouml;re mein Gebet. Lausche meiner
+wehm&uuml;tigen Klage, o mein K&ouml;nig und Gott, denn zu dir bete ich. In meiner
+Not rufe ich zum Herrn, bete zu meinem Gott, und er h&ouml;rt meine Stimme
+von seinem hohen Himmel; meine dem&uuml;tige Bitte erreicht sein Ohr. Ja,
+h&ouml;re meine Stimme, o Herr, nun ich dich anrufe, sei mir gn&auml;dig, und
+erh&ouml;re mich. Ich rufe zu Gott und der Herr errettet mich. H&ouml;re, o Herr,
+meinen Ruf und lausche meinem Gebet. Sei mir gn&auml;dig, o Herr, den ganzen
+Tag rufe ich zu dir; erf&uuml;lle die Seele deines Dieners mit Freude, denn
+zu dir, o Herr, erhebt sich mein Geist, und du, o Herr, bist gut und
+gn&auml;dig und erbarmst dich &uuml;ber den, der dich anruft. Mit lauter Stimme
+bete ich zum Herrn, und ich sch&uuml;tte vor ihm meine Klage aus und erz&auml;hle
+ihm meine Drangsale. Herr, du kennst mein Sehnen und mein Seufzer ist
+dir nicht verborgen, o erinnere dich nicht meiner Jugends&uuml;nden, sondern
+sei gnadenreich gegen mich um deiner G&uuml;te willen, o Herr! Reinige mich
+von meinen S&uuml;nden, l&auml;utere mich von meiner Schuld. Ja, gedenke nicht der
+S&uuml;nden meiner Vorzeit, sondern la&szlig; dein Erbarmen mir rasch zuteil
+werden, denn ich bin sehr elend. Um deines Namens willen, o Herr, vergib
+mir meine S&uuml;nden, denn sie sind sehr schwer, und wolltest du nach der
+S&uuml;nde bestrafen, o Herr, wer k&ouml;nnte da vor dir bestehen? Behandle uns
+nicht nach unserer Schuld und strafe uns nicht nach unserer S&uuml;nde. Und
+zeugen unsere S&uuml;nden wider uns, o Herr, so achte nicht darauf, um deines
+Namens willen, denn ich kenne meine S&uuml;nden und bin bek&uuml;mmert ob der
+Schuld meiner Vergehen. Errette<span class='pagenum'><a name="Page_112" id="Page_112">[Pg 112]</a></span> mich von den Folgen aller meiner
+&Uuml;bertretungen, da&szlig; ich nicht zum Spott der Toren werde. Ich bitte, o
+Herr, sei mir gn&auml;dig, heile meine Seele, denn ich habe wider dich
+ges&uuml;ndigt; sei mir gn&auml;dig in deiner Barmherzigkeit und tilge meine
+Schuld in deinem unendlichen Erbarmen, denn ich bekenne meine Schuld und
+habe stets meine S&uuml;nden vor Augen. Ja, so wende dein Angesicht von
+meiner Schuld ab und tilge meine S&uuml;nde. Ich mu&szlig; erliegen unter meiner
+S&uuml;ndenschuld, aber vergib du sie mir, denn du Allbarmherziger vergibst
+die Schuld und vernichtest nicht; so manches Mal hast du deinen Zorn
+bes&auml;nftigt, o, so la&szlig; deinen Groll denn auch &uuml;ber mich nicht entflammen!
+Hilf mir, errettender Gott, um der Ehre deines Namens willen. H&auml;tte ich
+auch Unrechtes in meinem Herzen gedacht, in dem Wahn, da&szlig; du es nicht
+wissest, du, der Allwissende, o Gott, so h&ouml;re doch nur auf meine betende
+Stimme: Strafe mich nicht in deinem Zorn, o Herr, denn ich welke dahin;
+heile mich Herr, denn meine Glieder werden matt und meine Seele ist gar
+m&uuml;de! Ach Herr! Wie lange soll es w&auml;hren? Wende dich wieder zu mir, o
+Herr! Rette meine Seele, hilf mir um deiner Gnade willen, meine Augen
+schauen mit Sehnsucht aus nach deiner Hilfe, nach der Vergebung deiner
+Gnade; o la&szlig; dein Erbarmen sich mir nahen, o Herr, sende mir die Hilfe,
+die du versprochen hast. Ich will wieder umkehren zu dem Herrn, denn er
+verwundet wohl, aber er heilt auch wieder, und wie er verletzt, so
+verbindet er auch. Ja, du, o Herr, bist barmherzig und gn&auml;dig, schenke
+deinem Diener Kraft und hilf dem Kinde deiner Dienerin. Sch&uuml;tze mich vor
+Not, umgib mich mit dem Jubel der Errettung. Vertraue dem Herrn auf
+ewig, denn der Herr ist der ewige Fels. Der Herr gibt seinem Volk den
+Sieg und segnet<span class='pagenum'><a name="Page_113" id="Page_113">[Pg 113]</a></span> es mit Frieden. Gott der Heerscharen! Gl&uuml;cklich ist der
+Mensch, der sein Vertrauen auf dich setzt; Herr, errette mich, mein
+K&ouml;nig! erh&ouml;re mich, wenn ich zu dir rufe. Herr der Welt! Ich wei&szlig;, da&szlig;
+dein Urteil gerecht ist: Du hast mich vor deinen Richterstuhl gerufen,
+aber ich bin nicht rein vor dir, und keiner kann mich vor dir
+rechtfertigen. Aber du willst meine schlafende Seele retten, da&szlig; sie
+sich wende zu dir; o siehe ich trete vor dich im Vertrauen auf deine
+heilige Zusage, da&szlig; ich durch Gebet mir Linderung und Errettung bereiten
+soll, um gerechtfertigt vor deinen Richterstuhl treten zu k&ouml;nnen. O,
+wende du in deiner gro&szlig;en Gnade das strenge Urteil von mir ab und
+befiehl dem Engel des Verderbens, da&szlig; seine Hand von mir ablasse! Vergib
+mir alle meine Schuld in deiner gro&szlig;en Barmherzigkeit, denn ich halte
+Umkehr und tue Bu&szlig;e und sehe vollkommen meine Schuld ein und bereue sie
+von ganzer Seele. Siehe, mein Herz wird von Scham erf&uuml;llt und mein
+Angesicht wird rot vor Besch&auml;mung, denn ich habe gar sehr ges&uuml;ndigt, und
+deshalb eile ich, zu dir zur&uuml;ckzukehren. Schaue denn, o Herr, meine Not
+an und rechne sie mir zur Vers&ouml;hnung; o, wache &uuml;ber mich und alle Meinen
+und sprich: Es sei genug! Im Namen des Ewigen! La&szlig; doch meine Leiden ihr
+Ende nehmen und wende mein Los zum Guten und sende mir und allen Kranken
+in Israel baldige Heilung. Zeige mir ein Zeichen der Errettung und
+erbarme dich &uuml;ber mich um deiner Gnade willen, denn deine Barmherzigkeit
+ist so hoch wie der Himmel, und deine Treue reicht weiter, denn die
+Wolken gehen. O Herr! Ewig will ich dir dann danken und deine Wunder
+verk&uuml;nden. Ich beuge mich in Demut vor dir, und ehre deinen Namen.
+Gelobt seist du, o Herr, in aller Ewigkeit.</p>
+
+<p class="amen">Amen!<span class='pagenum'><a name="Page_114" id="Page_114">[Pg 114]</a></span></p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Betet_man_fur_einen_andern_so_fuge_man_hinzu" id="Betet_man_fur_einen_andern_so_fuge_man_hinzu"></a>Betet man f&uuml;r einen andern, so f&uuml;ge man hinzu:</h2>
+
+
+<p>Erbarme dich &uuml;ber meinen kranken (Gatten, Sohn usw.), denn du bist
+barmherzig und gn&auml;dig, und sende ihm (ihr) und allen Kranken in Israel
+vollkommene Genesung. Herr, zeige mir ein Zeichen der Errettung zum
+Guten, erbarme dich &uuml;ber mich um deines Namens willen, denn deine G&uuml;te
+und Treue reichen hinauf zum Himmel und so weit die Wolken gehen. Ewig
+will ich dir dann danken und alle deine Wunder verk&uuml;nden. Gelobt seist
+du, o Herr, in aller Ewigkeit<a name="FNanchor_89_89" id="FNanchor_89_89"></a><a href="#Footnote_89_89" class="fnanchor">[89]</a>.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="XXII_Gebete_wahrend_einer_ansteckenden_Krankheit" id="XXII_Gebete_wahrend_einer_ansteckenden_Krankheit"></a>XXII. Gebete w&auml;hrend einer ansteckenden Krankheit.</h2>
+
+<div class="blockquot"><p>Gebt dem Herrn, Eurem Gott, die Ehre, bevor er es finster werden
+l&auml;&szlig;t, und bevor eure F&uuml;&szlig;e ansto&szlig;en gegen die dunkle H&ouml;he. (Jer. 13,
+16.)</p></div>
+
+
+<p>1. Allm&auml;chtiger Gott! Du erinnerst uns Menschenkinder daran, da&szlig; wir
+Staub und Asche sind; denn &uuml;ber unsere Stadt ist die schlimme Zeit
+hereingebrochen, von der es hei&szlig;t: &laquo; Das Volk soll ge&auml;ngstigt werden und
+umhergehen wie Blinde, weil es gegen mich ges&uuml;ndigt hat&laquo;(Zeph. 1, 17).
+Ach, schon h&ouml;ren wir das Seufzen der Angst und bemerken die Zeichen des
+Schreckens auf dem Antlitz vieler Leute, w&auml;hrend unser Inneres bebt und
+fragt: wer kann oder wird uns doch retten? Wir tappen umher in der
+Finsternis, die sich &uuml;ber uns gelagert hat.&mdash;O du, dessen Barmherzigkeit
+ohne Ende ist, dessen G&uuml;te sich mit jedem Morgen erneuert, sieh unsere
+Bek&uuml;mmernis, &ouml;ffne unsere Augen und lehre uns begreifen, da&szlig; du es bist,
+der Allbarm<span class='pagenum'><a name="Page_115" id="Page_115">[Pg 115]</a></span>herzige, der diese Zeit &uuml;ber uns geschickt hat, auf da&szlig; wir
+unsere Ohnmacht erkennen und uns &uuml;berzeugen, da&szlig; du dich gegen dein
+s&uuml;ndiges Kind als ein lieber Vater zeigst, der es wieder in Gnaden
+annehmen will. Sende uns deinen Geist, da&szlig; diese Zeit der Heimsuchung zu
+unserer Heiligung diene; denn ach, wir m&uuml;ssen bekennen, da&szlig; wir dich
+lange nicht &uuml;ber alles in der Welt geliebt haben, wie wir es dir
+schulden. Nicht auf dich haben wir unser Vertrauen gesetzt, sondern auf
+verg&auml;ngliche Dinge, auf schwache Menschen. Eitelkeit und Habsucht,
+Hochmut und Ha&szlig;, Neid und Wollust beherrschen uns. O lieber Gott, la&szlig;
+uns deine G&uuml;te in dieser schlimmen Schickung erkennen, da&szlig; sie uns
+l&auml;utere und reinige, und la&szlig; sie auch mich also r&uuml;hren, da&szlig; ich zu dir
+wieder mit getrostem Mute aufschauen kann, wie ein Kind zu seinem Vater,
+in der Gewi&szlig;heit,&raquo;da&szlig; du mich nur strafst, aber nicht auch dem Tode
+hingibst.&laquo; O du, der du gut bist und gerne vergibst, der du Erbarmen
+gegen den zeigst, der dich anruft, o vergib mir meine S&uuml;nden und la&szlig;
+mich deine Vaterstimme h&ouml;ren, die mir zuruft:&raquo;Du bist nicht verlassen,
+ich bin bei dir in der Not, ich will mich &uuml;ber dich erbarmen und will
+dich aus derselben erl&ouml;sen!&laquo; Erschaffe in mir ein reines Herz und einen
+neuen, best&auml;ndigen Geist erneuere in meinem Innern. Du, der du mein
+Vater bist, mein ewiger Erl&ouml;ser, gelobt sei dein Name.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Gebet_um_Mut" id="Gebet_um_Mut"></a>Gebet um Mut.</h2>
+
+<div class="blockquot"><p>Wenn ich mitten in Angst wandere, so erquickst du mich. (Ps. 138,
+1.)</p></div>
+
+
+<p>2.&raquo;Zu dir, o Gott, rufe ich, und bete, o, la&szlig; mein Seufzen nicht
+unerh&ouml;rt zur&uuml;ckkehren.&laquo; Dich suche ich auf in dieser Zeit der Not und
+nach dir strecke ich meine Hand aus in der Nacht, wenn nichts meine
+bange Seele er<span class='pagenum'><a name="Page_116" id="Page_116">[Pg 116]</a></span>quicken will, denn rings um mich her verbreitet der Tod
+seine Schrecken, und der Mut verl&auml;&szlig;t mich. O, mein Vater, du bist bisher
+mit mir gewesen, verla&szlig; mich auch jetzt nicht, sondern erneuere in mir
+deine gnadenreiche Verhei&szlig;ung:&raquo;F&uuml;rchte dich nicht, denn ich bin bei dir
+in der Not; verzage nicht, ich bin dein Helfer; ich st&auml;rke dich und
+beh&uuml;te dich, ich unterst&uuml;tze dich mit der Hand meiner
+Gerechtigkeit.&laquo; Fl&ouml;&szlig;e mir Mut ein, da&szlig; ich, umringt von den Schrecknissen
+des Todes, sicher ausrufen m&ouml;ge:&raquo;Der Herr ist mit mir, deshalb f&uuml;rchte
+ich nichts!&laquo; O, nicht nur um meinetwillen sondern auch f&uuml;r die, welche
+verzagt und in des Todes &Auml;ngsten wandeln, bitte ich dich: gib mir Mut,
+da&szlig; ich sie in ihrer Furcht beruhigen, da&szlig; ich zur Hilfe eilen k&ouml;nne, wo
+jemand niedersinken will, und da&szlig; ich ihre angsterf&uuml;llten Herzen st&auml;rken
+k&ouml;nne.&mdash;Ich bitte um Mut und Kraft f&uuml;r die, deren Beruf es ist, die
+Kranken zu besuchen, da&szlig; sie auf dich vertrauen und es erfahren, wie &raquo;du
+ihren Mut und ihre Kraft vermehrst, da&szlig; sie gehen und nicht ermatten,
+da&szlig; sie laufen und nicht m&uuml;de werden!&laquo; Wir sind ja in deiner Hand, wie
+sehr wir auch bedroht sind, und nichts kann uns widerfahren, ohne da&szlig; es
+von dir geschickt ist, und niemand stirbt, bevor seine Zeit verflossen,
+die du ihm zugemessen hast! Soll ich da Furcht hegen in den b&ouml;sen Tagen,
+in denen meine Treue ja recht gepr&uuml;ft werden soll, wenn ich glaube, da&szlig;
+es ein weiser und liebevoller Lenker ist, dessen Augen offen sind &uuml;ber
+den Wegen aller Menschenkinder, und der &uuml;ber Leben und Gesundheit eines
+jeden wacht; wenn ich glaube, da&#2043;wir einen Gott haben, der da hilft, und
+den Herrn, der vom <span class='pagenum'><a name="Page_117" id="Page_117">[Pg 117]</a></span>Tode errettet!&laquo; O, Herr, vergib mir meine s&uuml;ndige
+Schw&auml;che, la&szlig; mich sch&ouml;pfen aus der Quelle des Lebens, aus der
+Gottesfurcht und den Schlingen des Todes entgehen. So sei denn ruhig,
+meine Seele; weshalb bist du so niedergebeugt und st&uuml;rmst in mir? Warte
+auf den Herrn, denn ich soll ihm noch danken, da&szlig; er mein Helfer war! O
+Herr, st&auml;rke mich, durch Unerschrockenheit deinen Namen zu verherrlichen
+und ihn vor den kommenden Geschlechtern zu preisen. Zeige dich g&uuml;tig
+gegen mich, da&szlig; ich leben m&ouml;ge und deine Gebote halte.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Trostung" id="Trostung"></a>Tr&ouml;stung.</h2>
+
+<div class="blockquot"><p>Gott, wir h&ouml;ren deine Stimme durch die Welt erschallen&mdash;und
+beben:&mdash;o Ewiger, erhalte deine Gesch&ouml;pfe, denke im Zorn daran,
+dich zu erbarmen, bevor die Jahre verrinnen, da&szlig; der Himmel mit
+deiner Herrlichkeit erf&uuml;llt und die Erde deines Ruhmes werde. (Hab.
+3.)</p></div>
+
+
+<p>3. Der Herr ist meine St&auml;rke, mein Schild! Auf ihn hofft mein Herz, und
+mir ist geholfen; deshalb freut sich mein Geist, und auch meine Glieder
+wohnen in Sicherheit. Wenn auch ein Unwetter rast, und giftige D&uuml;nste
+sich ausbreiten, mein Herz f&uuml;rchtet sich doch nicht, denn der Herr
+stillt das brausende Meer und das Get&ouml;se der verheerenden Wogen. Ja, du,
+Herr! h&auml;ltst deine Hand &uuml;ber mich, da&szlig; kein &Uuml;bel mich vernichte, wie
+gro&szlig; und gewaltig es auch sei. In deiner Hand, o Ewiger, ruhen ja meine
+Lebenstage; welche Gefahr kann mir wohl drohen, wenn du mein Felsen
+bist, an dem ich mich festhalte? Du bist ja mein Hirt, dessen Stab mich
+leitet; du birgst mich in deiner H&uuml;tte zu der schlimmen Zeit und
+bewahrst mich und alle die Meinigen vor Krankheit und Plage; denn wenn
+du auch im Himmel thronst, so schaust du doch mit holdem Vaterblick auf
+deine Menschenkinder herab. Du scheinst sie wohl f&uuml;r eine kleine Stunde
+zu verlassen, aber<span class='pagenum'><a name="Page_118" id="Page_118">[Pg 118]</a></span> wendest dich ihnen bald in deiner gro&szlig;en
+Barmherzigkeit wieder zu. Deshalb will ich auf dich bauen, da&szlig; du mich
+wie mit einer Mauer von Feuerflammen umgibst und mich errettest, da&szlig; ich
+alle deine Wundertaten verk&uuml;nden kann.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Ergebenheit_in_Gottes_Willen" id="Ergebenheit_in_Gottes_Willen"></a>Ergebenheit in Gottes Willen.</h2>
+
+<div class="blockquot"><p>Und sie riefen zum Herrn in ihrer Not, und er half ihnen aus ihrer
+Angst. (Ps. 107, 13.)</p></div>
+
+
+<p>4. Umgeben von den Schrecknissen des Todes, umringt von den &Auml;ngsten der
+Drangsale und der Betr&uuml;bnis, sucht mein bek&uuml;mmertes Herz dich, du Herr
+des Lebens und des Todes, der die Stunde bestimmt hat, in der wir von
+hier scheiden sollen, und ich bete zu dir, da&szlig; du meine Seele mit
+Ergebung in deinen Willen erf&uuml;llen m&ouml;gest, so da&szlig; ich vertrauensvoll
+mich dir hingebe und spreche:&raquo;Siehe, hier bin ich, Allg&uuml;tiger, tue mit
+mir, wie dir am besten scheint!&laquo;(1. Sam. 15, 26.) Ach rings um mich her
+rast ja die verheerende Krankheit, und der kalte Fl&uuml;gelschlag des Todes
+trifft so viele, die noch so frisch und froh ins Leben dreinschauen; er
+schont weder das Alter, noch die kraftvolle Jugend. Was kann da mein
+Herz st&auml;rken, wenn es verzagen und verzweifeln will, als nur allein der
+Gedanke, da&szlig; meine Zukunft, mein Schicksal in deiner lieben Hand ruht?
+Du hast mir das Leben verliehen, und in deiner Macht steht es, dasselbe
+wieder zur&uuml;ckzunehmen, aber gewi&szlig; wirst du es nicht tun, ohne da&szlig; auch
+darin deine Liebe, deine Gnade sich mir offenbart.&raquo;Herr, in deine Hand
+befehle ich meinen Geist; du wirst mich erl&ouml;sen, wenn du es f&uuml;r gut
+findest, du wahrhaftiger, getreuer Gott!&laquo;&mdash;Mit Sorgfalt will ich mich
+vor allem h&uuml;ten, wodurch ich leichtsinnig mein Leben in Gefahr bringen
+k&ouml;nnte, und will suchen, dasselbe durch M&auml;&szlig;igkeit, durch<span class='pagenum'><a name="Page_119" id="Page_119">[Pg 119]</a></span> Ordnung in
+meinem Lebenswandel, durch einen wohlzufriedenen und ruhigen Sinn und
+durch die Kunst und Klugheit des Arztes zu besch&uuml;tzen. Aber ich will
+auch bereit sein, von hier zu scheiden und mich deshalb im Geiste mit
+allen vers&ouml;hnen, die irgendwie mich gekr&auml;nkt oder beleidigt haben, und
+ich will alle &auml;u&szlig;eren und inneren Angelegenheiten meines Lebens ordnen
+und eine innige Gemeinschaft mit dir suchen, da&szlig; ich nicht unvorbereitet
+vor dein Angesicht treten m&ouml;ge, wenn du mich zur Ewigkeit rufen
+solltest.&mdash;Allg&uuml;tiger! deinem Schutze und deiner Leitung befehle ich
+mich und diejenigen, welche mir lieb und teuer sind. Dir &uuml;berantworte
+ich mein und ihr zeitweiliges und ewiges Wohl, und mein Herz ist ruhig
+und gefa&szlig;t. Weshalb sollte mir vor dem Tode und seiner vernichtenden
+Hand grauen? Mein Leben und meine Seligkeit ist ja in deiner Hand und
+wird von deiner Liebe beh&uuml;tet, die st&auml;rker ist als der Tod. Deshalb
+verzage nicht, meine Seele, sondern befiehl dem Herrn deine Wege und
+hoffe auf ihn, denn er wird's wohl machen.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Gebet_um_das_Morgen-und_Abendgebet_im_Gotteshause_oder_daheim_zu" id="Gebet_um_das_Morgen-und_Abendgebet_im_Gotteshause_oder_daheim_zu"></a>Gebet um das Morgen-und Abendgebet im Gotteshause oder daheim zu<br />
+beschlie&szlig;en.</h2>
+
+
+<p>5. Herrscher der Welt! Ewiger, barmherziger Gott, der voll G&uuml;te und
+Erbarmen ist, und in dessen Hand die Seelen aller Lebendigen ruhen, o,
+gehe nicht ins Gericht mit uns, denn kein Menschenkind kann sich vor dir
+rechtfertigen. Wie sollen wir, o Allm&auml;chtiger, unsere Schuld abbitten,
+und womit uns vor dir verantworten? Wenn du uns unsere S&uuml;nde anrechnen
+willst, wer k&ouml;nnte da vor deinem Zorn bestehen, aber erh&ouml;re uns um
+deines heiligen Namens willen und blicke gn&auml;dig vom Himmel auf uns
+nieder und la&szlig; mein und aller Gebete, die in dieser<span class='pagenum'><a name="Page_120" id="Page_120">[Pg 120]</a></span> Zeit zu dir
+aufsteigen, dir angenehm sein wie das reinste Rauchopfer, welches uns in
+fr&uuml;heren Tagen deine Vers&ouml;hnung und Errettung gewann. Vergib und
+verzeihe diesem Volke seine S&uuml;nden in deinem gro&szlig;en Erbarmen, o du, der
+du allen denen nahe bist, die dich in Wahrheit anrufen! Neige dein Ohr
+unserer hei&szlig;en Bitte und wende jede Krankheit und Seuche von uns ab;
+errette alle, die in dieser Stadt und diesem Lande wohnen von Pest und
+Plage! La&szlig; deine Barmherzigkeit &uuml;ber uns alle, nah und fern, wachen, und
+sende deinen Engel vor uns her, da&szlig; wir unerschrocken im Vertrauen auf
+dich wandeln, und keine Plage sich unserer Wohnung n&auml;here; heile uns, so
+sind wir geheilt, hilf uns, so ist uns geholfen, denn du allein bist
+unser Ruhm und unsere Zuflucht. Allerbarmer, treuer Arzt, alliebender
+Vater! verbirg dein Angesicht nicht vor uns, sondern lausche in unserer
+Not auf unsern Angstruf; schweige nicht zu unsern Tr&auml;nen und z&uuml;chtige
+uns nicht in deinem Zorne; suche uns nicht heim in deinem Grimme, verla&szlig;
+uns nicht in unserem Kummer, verwirf uns nicht, wenn unsere Kr&auml;fte
+schwinden, sondern erinnere dich deiner unendlichen G&uuml;te und behalte
+zur&uuml;ck das schlimme Verh&auml;ngnis; st&auml;rke die Schwachen, da&szlig; unsere Herzen
+mit Mut erf&uuml;llt werden, und sei uns gn&auml;dig um deines heiligen Namens
+willen. O, eile uns zu Hilfe, da&szlig; wir nicht unter dem Drucke der Leiden
+erliegen, befreie uns von allem B&ouml;sen, und la&szlig; uns nicht unerh&ouml;rt von
+deinem Angesichte gehen, sondern la&szlig; dein Antlitz uns in Gnade leuchten,
+auf da&szlig; ich und wir alle uns deiner Hilfe freuen und durch deine Rettung
+froh werden m&ouml;gen.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+<div class="blockquot"><p>Danach lese man abwechselnd 2 von folgenden Psalmen Davids. 6. 20.
+23. 25. 27. 30. 32. 33. 34. 38. 41. 88. 86. 90. 91. 102. 103. 116.
+118. 121. 130. 143.</p></div><p><span class='pagenum'><a name="Page_121" id="Page_121">[Pg 121]</a></span></p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Ein_anderes_Gebet_um_die_Morgen-und_Abendandacht_zu_beschliessen" id="Ein_anderes_Gebet_um_die_Morgen-und_Abendandacht_zu_beschliessen"></a>Ein anderes Gebet, um die Morgen-und Abendandacht zu beschlie&szlig;en.</h2>
+
+
+<p>6. Alliebender Vater! getreuer Gott, der du in deiner Langmut uns unsere
+S&uuml;nden vergibst und alle unsere Krankheiten heilst, der du unser Leben
+vom Grabe errettest und uns mit G&uuml;te und Barmherzigkeit kr&ouml;nst, o, neige
+dein Ohr meinem und aller Gebet in dieser Zeit der Heimsuchung und sende
+Heilung f&uuml;r mein zerknirschtes Herz! In Demut bekenne ich vor dir, da&szlig;
+meine S&uuml;nden gro&szlig; und zahlreich sind, ach, und da&szlig; keiner von uns vor
+dir w&uuml;rde bestehen k&ouml;nnen, wenn du uns unsere Schuld anrechnen wolltest;
+aber du vergiltst uns nicht nach unseren Missetaten! Denn so hoch der
+Himmel &uuml;ber der Erde ist, so hoch erhebt sich deine Gnade &uuml;ber uns; du
+erbarmst dich ja &uuml;ber uns, wie sich ein Vater &uuml;ber seine Kinder erbarmt,
+o la&szlig; denn deine G&uuml;te mit uns sein und zeige uns das Zeichen der
+Errettung! Hilf uns unter allen schlimmen Heimsuchungen, unter all den
+schweren Schickungen und Strafgerichten, welche du &uuml;ber die Welt
+verh&auml;ngst; sei uns nahe, w&auml;hrend wir beten, zerteile die dunkle Wolke,
+die sich &uuml;ber uns gelagert hat, und entferne von uns jede Krankheit und
+Plage, ja errette uns von der b&ouml;sen Seuche, die sich &uuml;ber so viele Lande
+verbreitet hat! O, nimm dieses Unheil fort von deiner Erde und la&szlig; das
+Verderben unsere Wohnung nicht erreichen; befreie uns von aller Angst,
+vor der Pest, die im Dunkel einherschleicht, und vor der Plage, die in
+der hellen Mittagsstunde Verderben bringt. Erf&uuml;lle an uns deine
+Zusage,&raquo;da&szlig; du denjenigen Speise und Trank segnen und von denen jede
+Krankheit abwenden willst, die dir dienen! Und sind wir auch nicht
+w&uuml;rdig, erh&ouml;rt zu werden, o, so tue es um der<span class='pagenum'><a name="Page_122" id="Page_122">[Pg 122]</a></span> Unm&uuml;ndigen und S&auml;uglinge
+willen, die dein Reich auf Erden befestigen sollen, und die nicht
+ges&uuml;ndigt haben! O, siehe unsere Reue, h&ouml;re auf unser Seufzen, und la&szlig;
+es uns erfahren, da&szlig; du keine schlimme Krankheit &uuml;ber uns kommen lassen
+willst, wenn wir deiner Stimme gehorchen und tun, was recht vor deinen
+Augen ist und deine Gebote halten, denn du, Allwissender, Ewiger, bist
+unser Arzt! O, so heile denn mein zerknirschtes Herz, heile die Wunden
+aller! Erbarme dich &uuml;ber alle diejenigen, welche von Bek&uuml;mmernis, Leiden
+oder Schmerzen ergriffen sind, sei allen denen nahe, die da krank sind,
+unterst&uuml;tze sie auf ihrem Lager, la&szlig; sie gesunden, verl&auml;ngere die Zahl
+ihrer Tage und schenke ihnen wieder ein freudenreiches Jahr! La&szlig; die
+Stimmen des Frohsinnes in unserem Lande wieder laut werden, la&szlig; die
+Stunde der Freude aufs neue f&uuml;r diese Stadt erscheinen, da&szlig; wir in dein
+Haus eilen und dir Dankopfer f&uuml;r die Errettung, die du uns gesandt hast,
+darbringen k&ouml;nnen. Schenke mir und schenke uns allen Leben und Kraft,
+deinen Namen zu preisen und zu bekennen, da&szlig; auch dieser bittere Kelch
+zu unserm Seelenfrieden gedient, uns vom Verderben gerettet hat; denn &raquo;du
+warfst alle unsere S&uuml;nden hinter uns.&laquo; O, la&szlig; die Worte meines Mundes,
+die Gedanken meines Herzens dir gefallen, Herr, mein Erretter.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="XXIII_Gebete_auf_dem_Friedhof" id="XXIII_Gebete_auf_dem_Friedhof"></a>XXIII. Gebete auf dem Friedhof.</h2>
+
+<p class="center">&Uuml;ber die Sitte, die Grabstellen zu besuchen und dort zu beten.</p>
+
+<div class="blockquot"><p>&raquo;Siehe, ich lege dir Leben und Tod vor, w&auml;hle das Leben!&laquo;(5. B.
+Mos. 30, 15. 19)<span class='pagenum'><a name="Page_123" id="Page_123">[Pg 123]</a></span></p>
+
+<p>So lauten die Worte der Schrift: W&auml;hle das Leben, denn alle Lehren
+und Gebote in der heiligen Thora gehen nur auf das Leben (Ezech.
+20, 11.), und des Glaubens Kraft soll sich f&uuml;r das Leben und in
+demselben wirksam zeigen.</p></div>
+
+
+<p>Diese Worte geben uns den Grund daf&uuml;r an, warum der Israelit seine
+Heiligt&uuml;mer nicht auf Grabesw&ouml;lbungen baut, nicht das Tote zum Grund f&uuml;r
+die Saat des Glaubens w&auml;hlt und keinen Reliquien-Dienst kennt; und wie
+hoch er auch den entseelten Leichnam achtet, als die H&uuml;lle, die einst
+gew&uuml;rdigt gewesen ist, den g&ouml;ttlichen Geist zu tragen, so da&szlig; die
+Geringsch&auml;tzung einer Leiche als Gottesl&auml;sterung bezeichnet wird
+(Berachoth 19), so verbietet seine Religion doch, eine Leiche zur Schau
+zu stellen oder Prunk mit derselben zu entfalten, um der Eitelkeit
+Nahrung zu geben, wenn die Verwesung schon davon zeugt, da&szlig; sie eine
+Beute des Grabes ist.</p>
+
+<p>Bei jedem Todesfall soll das Gef&uuml;hl von dem Ernst des Lebens und seinem
+raschen Entschwinden bei uns geweckt werden, so da&szlig; wir aufs neue unser
+Dasein zur n&uuml;tzlichen Wirksamkeit unter den Menschen heiligen, zu einem
+heiligen Wandel vor dem Unsichtbaren, und wenn man auch die St&auml;tten
+bezeichnen soll, wo teure Entschlafene ruhen (Ezech. 39, 15.), so soll
+es doch nicht durch kostbare Denkm&auml;ler geschehen; denn gute Werke sind
+die sch&ouml;nsten Monumente, welche die Hinterbliebenen f&uuml;r die Verkl&auml;rten
+errichten und edle Handlungen die sch&ouml;nsten Blumen, die auf ihren
+Grabesh&uuml;geln gepflanzt werden.<a name="FNanchor_90_90" id="FNanchor_90_90"></a><a href="#Footnote_90_90" class="fnanchor">[90]</a></p>
+<p><span class='pagenum'><a name="Page_124" id="Page_124">[Pg 124]</a></span></p>
+<p>Wenn es demnach eine uralte Sitte ist, an gewissen Tagen im Jahre die
+Gr&auml;ber zu besuchen, besonders, wenn der Tag wiederkehrt, an dem man
+einen seiner Verwandten verloren hat, oder wenn Sorgen und Bek&uuml;mmernis
+unsern Sinn darniederdr&uuml;cken,<a name="FNanchor_91_91" id="FNanchor_91_91"></a><a href="#Footnote_91_91" class="fnanchor">[91]</a> so ist es eine Selbstfolge, da&szlig; eine
+jede abergl&auml;ubische Vorstellung davon fern gehalten werden mu&szlig;, jene
+schw&auml;rmerischen Gedanken, als ob man mit den Toten verkehren oder sie
+sogar anbeten k&ouml;nne, was ganz und gar wider die Grunds&auml;tze unserer
+erhabenen Religion streitet (5. Mos. 18, 9. 11.); denn die, denen Gott
+sich offenbart hat, hei&szlig;t es bei den Propheten (Jes. 8, 19.), die sollen
+sich zu ihm wenden, der einen jeden erh&ouml;rt, der ihn in Wahrheit anruft,
+und nicht die Toten f&uuml;r die Lebenden fragen.</p>
+
+<p>Nein! Ganz andere Gesichtspunkte sind es, von denen aus der Besuch der
+Gr&auml;ber bei den Juden verstanden und begriffen werden soll. Zuerst und
+vor allen Dingen soll er den Namen Gottes heiligen und es laut
+verk&uuml;nden, da&szlig; der Allg&uuml;tige gerecht ist, wie unerforschlich auch seine
+Wege sind. Dort legt er, wenn einer seiner Lieben zur Erde getragen
+wird, das Bekenntnis ab, da&szlig; des All<span class='pagenum'><a name="Page_125" id="Page_125">[Pg 125]</a></span>m&auml;chtigen Sch&ouml;pfers Werk vollkommen
+und alle seine Wege gerecht sind (5. Mos. 32, 4). Je mehr es uns in dem
+schweren Augenblick, wo der Leichnam eines unserer Lieben versenkt wird,
+vorkommen k&ouml;nnte, als ob manches Menschen Dasein unvollendet geblieben
+sei, und wir in der Bitterkeit des Schmerzes versucht werden k&ouml;nnten,
+Gottes Gerechtigkeit zu bezweifeln, destomehr sollen wir unsere wahre
+Ergebenheit in Gottes Willen, unsern unverr&uuml;ckbaren Glauben beweisen,
+und indem wir der k&uuml;nftigen Welt gedenken, es bekennen, da&szlig; der Herr
+gerecht ist. Und diesen Glauben sollen wir jedesmal st&auml;rken, da wir die
+Gr&auml;ber besuchen.</p>
+
+<p>Sowohl das Leben als der Tod scheinen uns in Wahrheit r&auml;tselhaft. Wir
+sehen hier nicht nur Menschen jeden Alters und Standes bestattet, und
+scheinen oft Grund zu der Frage zu haben, weshalb es diesen oder jenen
+treffen mu&szlig;te, sondern wir sehen auch solche, deren Wirksamkeit uns von
+der gr&ouml;&szlig;ten Wichtigkeit zu sein schien, in der Bl&uuml;te der Jugend
+fortgerissen, w&auml;hrend die, welche nach unserer Meinung f&uuml;r die Welt ganz
+entbehrlich waren, erst hochbetagt zu den Ihrigen versammelt wurden.
+M&uuml;tter wurden von den Kindern fortgerissen, w&auml;hrend diese noch der
+m&uuml;tterlichen Pflege bed&uuml;rftig waren, und die Hoffnung der Zukunft, die
+lebendige Jugend, ging den Weg alles Fleisches, w&auml;hrend schw&auml;chliche
+Greise erst sp&auml;t ihr Haupt zur Ruhe legten. Aber je r&auml;tselhafter hier
+uns alles erscheint, desto innerlicher sollen wir das Wort des Glaubens
+erfassen, da&szlig; der Herr wohl wunderbar in seinem Rate ist, aber doch
+herrlich in seiner Tat, und da&szlig; das, was er geschaffen hat, vollkommen
+ist, und das, was uns als gestorben erscheint, begonnen hat, seiner
+Vollendung entgegenzugehen. Denn beide Welten stehen<span class='pagenum'><a name="Page_126" id="Page_126">[Pg 126]</a></span> in Verbindung mit
+einander; das ewige Leben nimmt seinen Anfang schon mit diesem, und was
+der Unerforschliche bestimmt, mu&szlig; gerecht sein.</p>
+
+<p>Bereits hier auf Erden nimmt das ewige Leben seinen Anfang, und gerade
+dieser Gedanke ist es, der dadurch lebendig in uns werden soll, da&szlig; wir
+die Grabstellen der Entschlafenen besuchen,<a name="FNanchor_92_92" id="FNanchor_92_92"></a><a href="#Footnote_92_92" class="fnanchor">[92]</a> wo aller Stolz und alle
+Eitelkeit uns verlassen sollen und die Macht der Sinnlichkeit gebrochen
+wird. Nur allzu leicht vergessen wir unsere wahre Bestimmung im Taumel
+des Lebens, allzu leicht betrachten wir Reichtum, Ehre und Vergn&uuml;gungen
+als die G&uuml;ter, welche wir zumeist erstreben sollen, als ob sie uns
+niemals entfliehen w&uuml;rden, aber hier auf dem Friedhof:</p>
+
+<div class="poem"><div class="stanza">
+<span class="i0">&raquo;Hier zeiget deutlich uns das Grab,<br /></span>
+<span class="i0">Wie Glanz und Reichtum nichts als Staub,<br /></span>
+<span class="i0">Der Jugend Bl&uuml;ten fallen ab,<br /></span>
+<span class="i0">Und Weltenruhm welkt hin wie Laub!&laquo; P/<br /></span>
+</div></div>
+
+<p>Hier sehen wir wie schnell alle Herrlichkeit verschwindet,
+wie der Ehrgeizige mitten in seinem hochstrebenden Vorhaben
+gehemmt wird, und die stolzesten Pl&auml;ne im Nu
+vernichtet sind. Und hier, wo Gro&szlig; und Klein gleich sind,
+(Ijob 3, 19.), wo wir erfahren, da&szlig; deren Namen im
+Dunkeln verborgen bleiben (Pred. 6, 14.), die mit Eitelkeit
+kommen und im Finstern gehen, hier beschlie&szlig;en
+wir, im Licht zu wandeln und nach einem guten Namen
+zu streben (Pred. 7, 1.), denn der Mensch in all seiner
+Herrlichkeit ist nichts, wenn er nicht durch seine Taten
+und Handlungen darnach strebt, das ewige Leben zu erreichen.
+) sondern auch das Haus der Lebenden (&#1489;&#1497;&#1514; &#1492;&#1495;&#1497;&#1497;&#1501;-Beit Hachayim)
+<span class='pagenum'><a name="Page_127" id="Page_127">[Pg 127]</a></span>(&#1489;&#1497;&#1514; &#1506;&#1493;&#1500;&#1501;-Beit Olam) genannt oder das Haus der Ewigkeit.</p>
+
+<p>Und zu einem solchen Streben soll der Gang nach
+den Gr&auml;bern uns entflammen. Wir sind die Arbeiter, die
+der Herr in seinen Weinberg gestellt, da&szlig; sie ihr Tagewerk
+verrichten sollen; ob wir fr&uuml;h oder sp&auml;t davon abberufen
+werden, das ist nicht unsere Sache, nur das ist unsere
+Sache, da&szlig; wir vollf&uuml;hren, so viel wir verm&ouml;gen. Aber
+der Tag ist kurz, und die Arbeit ist gro&szlig; (Ijob 7, 1-6),
+und nur allzu oft glauben wir, da&szlig; noch Zeit genug ist,
+zur T&auml;tigkeit und zur Umkehr. O, hier werden wir erinnert,
+wie viele Menschen in ihrer Bl&uuml;tezeit starben,
+wie wenige auch nur einen Teil ihres Berufes haben
+erf&uuml;llen k&ouml;nnen, wie wenige, deren Arbeit f&uuml;r die Zeit
+gen&uuml;gte, die ihnen zugemessen war; hier werden wir daran
+erinnert, da&szlig; das irdische Leben dahinf&auml;hrt wie ein Schatten,
+und wir werden zu eifriger T&auml;tigkeit ermuntert, die Zeit
+zu benutzen, ehe sie verronnen ist.</p>
+
+<p>Wie viel tragen hierzu nicht die Gedanken an den
+frommen und wohlt&auml;tigen Wandel der Verkl&auml;rten bei!
+Wohl sollen wir uns im Leben nach Vorbildern umschauen
+und ihnen nachzuahmen suchen; aber so lange die H&uuml;lle
+des Staubes die Seele umgibt, bemerken wir nur zu leicht
+die M&auml;ngel, die an jener kleben. Erst wenn wir die
+irdische Gestalt nicht mehr sehen, dann steht die lautere
+Tugend der Heimgegangenen, ihrer Seele reiner Adel klar
+vor unseren Blicken; rein ist jetzt unsere Liebe zu ihnen,
+und mit gr&ouml;&szlig;erer Liebe umfassen wir am Grabe die Teuren,
+&uuml;ber deren Gegenwart wir uns noch freuen k&ouml;nnen, und
+wir erfahren in Wahrheit,&raquo;da&szlig; das Ged&auml;chtnis der Frommen
+zum Segen ist.&laquo; Denn unser Sinn weilt nicht nur
+bei den auf dem Friedhof schlummernden Abgeschiedenen,
+sondern auch bei den schon l&auml;ngst Heimgegangenen, bei allen
+V&auml;tern und M&uuml;ttern, den Propheten und M&auml;rtyrern, den<span class='pagenum'><a name="Page_128" id="Page_128">[Pg 128]</a></span>
+Lehrern und F&uuml;hrern, die einstmals gelebt haben und deren
+Andenken uns heilig ist. Nicht als ob wir an sie d&auml;chten,
+wie an Heilige, die angebetet werden sollten, denn des
+gr&ouml;&szlig;ten Propheten Moses Grab wurde gerade verborgen,
+damit es nicht ein Gegenstand abergl&auml;ubischer Anbetung
+und Wallfahrt werde, sondern wir gedenken ihrer hier,
+um uns ins Ged&auml;chtnis zu rufen, wie sie f&uuml;r die Wahrheit
+gelitten und gestritten haben, um uns zu erinnern an die
+Verfolgungen, die sie um des Glaubens willen geduldet
+haben, wir gedenken ihrer, weil ihr Leben ein Zeugnis
+f&uuml;r die Unsterblichkeit ablegt. Hier erinnern wir uns auch
+der Liebe, welche die Heimgegangenen zu uns hegten, w&auml;hrend
+sie noch in der H&uuml;lle des Staubes wandelten, einer Liebe,
+die gewi&szlig; im Reich der Ewigkeit erh&ouml;ht werden mu&szlig;, die
+bei uns die &Uuml;berzeugung eines Wiedersehens jenseits des
+Grabes weckt, und Balsam in das wunde Herz tr&auml;ufelt.
+Ja, der Gang zum Grabe soll uns besonders Tr&ouml;stung
+und Frieden verschaffen, wenn der Weg des Lebens rauh
+wird, wenn irdisches Weh uns ergreift und unsre Seele
+Ruhe sucht.</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Am_Jahrestage_des_Todes_eines_der_Eltern" id="Am_Jahrestage_des_Todes_eines_der_Eltern"></a>Am Jahrestage des Todes eines der Eltern.</h2>
+
+
+<p>1. Herr des Lebens und des Todes, der du dem
+Menschen das Leben gibst und ihn zur bestimmten Zeit und
+Stunde wieder abrufst, hier stehe ich vor dir an dieser
+St&auml;tte, die eines der teuersten G&uuml;ter meines Lebens in
+sich birgt; hier liegen meines teuren Vaters (meiner
+geliebten Mutter) Gebeine; hier schl&auml;fst du den ewigen
+Schlaf, du, dem (der) ich meines Lebens ganzes Gl&uuml;ck
+schulde, du meines Herzens sch&ouml;nster Schmuck, meiner Seele
+kostbarster Schatz. O! erst jetzt, da ich dich f&uuml;r immer
+vermisse, f&uuml;hle ich, was du mir gewesen bist, was ich f&uuml;r<span class='pagenum'><a name="Page_129" id="Page_129">[Pg 129]</a></span>
+dich h&auml;tte sein sollen, o, wie oft habe ich schon als Kind
+deine treue Liebe verkannt, mit Undank dir deine freundliche
+F&uuml;rsorge vergolten. Siehe, deshalb will ich hier an deinem
+Grabe meine Reue vor Gott aussprechen, da&szlig; er mir
+vergeben m&ouml;ge, so ich gegen dich gefehlt habe, will ihn
+bitten, da&szlig; er &uuml;ber deine Asche Frieden walten lassen m&ouml;ge,
+und ihm geloben, da&szlig; ich, da ich dich verloren habe, noch
+nach deinem Tode die Pflichten kindlicher Liebe gegen dich
+dadurch erf&uuml;llen will, da&szlig; ich deinen Namen stets in Ehren
+halte. O Gott! st&auml;rke du mich, da&szlig; ich fest am Glauben
+halte, da&szlig; ich als frommer und gottesf&uuml;rchtiger Israelit
+(meinen..........) im Himmel Freude bereiten
+m&ouml;ge, verleihe mir Kraft, da&szlig; ich mir ein reines Herz
+bewahre, um das Andenken (meines....) durch gute
+Werke und durch gottgef&auml;llige Handlungen zu verewigen.
+Und wenn du mich einst aus diesem Leben abrufst, la&szlig;
+mich dann ohne Scham vor die Seele treten k&ouml;nnen, die
+jetzt bei dir weilt. Dazu sei dieser Todestag mir eine Triebfeder,
+o himmlischer Vater, gew&auml;hre mir, was ich von dir
+erbitte, o Gott. Ich bete f&uuml;r die Errettung der Seele meines
+gestorbenen (.........), la&szlig; ihn (sie) in den
+Bund des Lebens aufgenommen sein, la&szlig; den frommen
+Entschlu&szlig;, den ich heute fasse, dir wohlgefallen und nimm
+mich einst in Gnaden auf.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Ein_anderes_Gebet_bei_derselben_Veranlassung" id="Ein_anderes_Gebet_bei_derselben_Veranlassung"></a>Ein anderes Gebet bei derselben Veranlassung.</h2>
+
+
+<p>2. Herr, o allg&uuml;tiger Vater im Himmel, hier bei
+diesem stillen, bescheidenen Grabesh&uuml;gel, der die Asche
+eines so teuern Verwandten bedeckt, hier erhebe ich, dein
+schwaches, sterbliches Kind, mein zerknirschtes Herz zu
+deinem Himmel, wo die unsterblichen Seelen, deren Staub
+hier ruht, wie die Sterne leuchten. O Gott der Liebe!<span class='pagenum'><a name="Page_130" id="Page_130">[Pg 130]</a></span>
+gedenke mit v&auml;terlichem Erbarmen der Seele, an deren
+Scheiden dieser Tag mich mit so tief innerlicher Wehmut
+erinnert. Noch schwebt mir die wehevolle Stunde vor, da
+du diese teure Seele (meinen Vater, meine Mutter) von
+mir riefst. Ach, wie ganz anders war doch mein Leben,
+da sie noch als mein leuchtendes Vorbild hier auf Erden
+wandelten; wie manche Freude haben sie mir bereitet!
+Wie oft st&auml;rkten sie mich durch ihren weisen Rat! O!
+ich erinnere mich ferner, welche Hoffnung (der liebe Vater,
+die gute Mutter) auf mich setzte, wie ich voll Hoffnung
+zu ihm, (ihr) aufschaute, wie ich darnach strebte, seines
+(ihres) Alters St&uuml;tze zu sein, und wie er (sie) so rasch von
+meiner Seite hinweggerissen wurde, ehe diese Hoffnungen noch
+in Erf&uuml;llung gehen konnten. Doch mein Glaube lehrt mich, da&szlig;,
+was du Allm&auml;chtiger tust, gerecht, weise und heilbringend ist,
+er belebt mich mit der Hoffnung auf ein Wiedersehen jenseits
+des Grabes, wo mir offenbar werden soll, da&szlig; des Menschen
+h&ouml;heres Hoffen erf&uuml;llt wird. O, verg&ouml;nne mir denn heute,
+da&szlig; ich mich deinem Throne n&auml;here und dich um Kraft dazu
+anflehe, da&szlig; es mir gl&uuml;cke, auf meiner Pilgerreise etwas zu
+wirken, das von dem frommen Geist zeugen m&ouml;ge, den der
+Heimgegangene in meiner Seele gepflegt hat. Stehe mir
+bei, da&szlig; ich die Gaben, welche du mir verliehen hast, dazu
+anwende, durch meine Handlungen dem Verkl&auml;rten ein ewiges
+Angedenken in der Gemeinde zu gr&uuml;nden. O, Herr leite
+mich, da&szlig; meine Wege dir gefallen m&ouml;gen, und nimm
+mich zuletzt mit Ehren auf.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Am_Grabe_des_Vaters_am_Jahrestage_seines_Todes" id="Am_Grabe_des_Vaters_am_Jahrestage_seines_Todes"></a>Am Grabe des Vaters, am Jahrestage seines Todes.</h2>
+
+
+<p>3. An diesem Tage, der mich so lebhaft an die Sorge
+erinnert, die mein Herz erf&uuml;llte, als du zur Ewigkeit ab<span class='pagenum'><a name="Page_131" id="Page_131">[Pg 131]</a></span>gerufen
+wurdest und nur der Gedanke an die Unsterblichkeit,
+den du, mein heimgegangener Vater, mir eingepr&auml;gt hast,
+mir Trost verleihen konnte,&mdash;an diesem Tage nahe ich
+mich deinem Staube, um meinem niemals gen&uuml;gend ausgesprochenen
+Dank zu &auml;u&szlig;ern, den ich dir f&uuml;r all deine
+v&auml;terliche F&uuml;rsorge, die du mir mit so vieler Aufopferung
+bewiesen hast, schuldig bin. Der alliebende Vergelter wird
+dort gewi&szlig; deine Seele daf&uuml;r belohnen, und sie wird
+himmlische Freude und Gl&uuml;ckseligkeit in dem Bewu&szlig;tsein
+finden, da&szlig; dein Kind darnach strebt, den Weg der Frommen
+zu gehen, auf dem es die Vollkommenheit erreichen kann.
+Dein Andenken soll mir deshalb stets heilig und unverge&szlig;lich
+sein; oft will ich der guten Lehre, der liebevollen
+Ermahnungen und n&uuml;tzlichen Warnungen mich erinnern,
+die ich aus deinem Munde empfangen habe. Wenn die
+Versuchung kommen sollte, will ich mich damit wider sie
+kr&auml;ftigen und sie besiegen, da&szlig; ich mich frage: entspricht
+deine Handlung wohl der frommen Weisung, die du von
+deinem Vater erhalten, stimmt sie mit seinem r&uuml;hmlichen
+und wohlt&auml;tigen Wandel &uuml;berein? W&uuml;rde er sie billigen
+k&ouml;nnen und ihr seine Zustimmung verleihen? W&uuml;rdest du
+ihn nicht damit betr&uuml;bt und das Herz verwundet haben,
+welches stets f&uuml;r dein Wohl schlug? Ja, geliebter Entschlafener!
+Dein Leben soll mir ein leuchtendes Vorbild
+auf meiner irdischen Laufbahn sein. Ich will der unersch&uuml;tterlichen
+Standhaftigkeit gedenken, mit der du an
+deinem Glauben hieltest, der innigen Teilnahme, mit der
+du dich in der Schar der Betenden einfandest, der Sparsamkeit,
+die du bewiesest, wenn es die Gen&uuml;sse des Lebens
+galt, und der Freigebigkeit, womit du den Bedr&auml;ngten
+halfest. O, du Allm&auml;chtiger im Himmel! der du gewi&szlig;
+der Seele meines verstorbenen Vaters das Reich der Ewigkeit<span class='pagenum'><a name="Page_132" id="Page_132">[Pg 132]</a></span>
+aufgetan hast, la&szlig; auch meinen Wandel mehr und mehr
+dazu beitragen, da&szlig; sie froh werde, dein Angesicht in voller
+Klarheit zu schauen; erh&ouml;re die verkl&auml;rte Seele, wenn sie
+vor deinem Thron ihre F&uuml;rbitte f&uuml;r mich niederlegt.
+Zeige du mir den Weg des Lebens, denn bei dir ist die
+Quelle des Lebens, in deinem Lichte sollen wir Licht
+und Seligkeit schauen in Ewigkeit.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Am_Grabe_der_Mutter_am_Jahrestage_ihres_Todes" id="Am_Grabe_der_Mutter_am_Jahrestage_ihres_Todes"></a>Am Grabe der Mutter, am Jahrestage ihres Todes.</h2>
+
+
+<p>4. Mutter! Liebe Mutter! Das Kind, welches du
+einst unter deinem Herzen getragen und das du so treulich
+mit innigster Liebe gepflegt hast, als du noch unter den
+Sterblichen wandeltest, dieses dein Kind kommt an diesem
+heiligen Ged&auml;chtnistage zu deinem Grabe, indem Tr&auml;nen
+der Wehmut und der Liebe seine Augen f&uuml;llen. O, da&szlig;
+dein Geist dorten wahrnehme die dankbaren Gef&uuml;hle, die
+mich in diesem Augenblick durchstr&ouml;men. Ach, wie wenig
+war ich doch imstande, meine kindliche Erkenntlichkeit dir
+zu beweisen; kaum verstand ich die m&uuml;tterliche Liebe zu
+sch&auml;tzen. Aber seit ich dich nicht mehr habe, habe ich erst
+recht die Gr&ouml;&szlig;e meines Verlustes kennen gelernt, seit der
+Zeit, da du nicht mehr auf Erden wandelst, werde ich
+t&auml;glich daran erinnert, wie viel Dank ich deiner m&uuml;tterlichen
+F&uuml;rsorge schulde, wie du Selbstverleugnung &uuml;btest,
+um das Gl&uuml;ck und Wohl deines Kindes zu f&ouml;rdern. Ich
+wei&szlig; nicht, wie ich meine Schuld bezahlen soll, au&szlig;er da&szlig;
+ich mich bestrebe so zu leben, da&szlig; ein Jeder, der meinen
+Wandel auf Erden sieht, ausrufen mu&szlig;:&raquo;Heil dem Weibe,
+das ihn geboren hat,&laquo; und da&szlig; ich so deinen Namen mit
+Ruhm verewige. Deine Seele sei ein unsichtbarer Engel,
+der mich stets umschwebe, mich von S&uuml;nden und Lastern<span class='pagenum'><a name="Page_133" id="Page_133">[Pg 133]</a></span>
+fern halte, und mich stets an die heilige Andacht erinnere,
+mit welcher du in deinem Heim, wie im Gotteshause zu
+dem Herrn betetest, soda&szlig; mein Herz dadurch fromm
+und mein Sinn milde werde.&mdash;Und du, himmlischer
+Vater, der so gerne die Gebete seiner Kinder erh&ouml;rt, o!
+erh&ouml;re mich, wenn ich bete: schenke meiner heimgegangenen
+Mutter dort, wo nur Liebe und Friede herrscht, jene
+beseligende Wonne, die du deinen Heiligen bereitet hast,
+zu denen auch sie ja sicher z&auml;hlt, da&szlig; sie es wissen, wenn
+ihre Nachkommen in Reinheit und Fr&ouml;mmigkeit vor dir
+wandeln. St&auml;rke mich dazu, da&szlig; ich einst, wenn die Bande
+des Staubes fallen, und der Geist zu dir emporsteigt,
+mit heiliger Freude einer seligen Wiedervereinigung mit
+meiner verkl&auml;rten Mutter und allen Edlen, die bei dir
+sind, gewi&szlig; sein kann. Dein Name sei gepriesen in aller
+Ewigkeit.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Am_Grabe_eines_Kindes" id="Am_Grabe_eines_Kindes"></a>Am Grabe eines Kindes.</h2>
+
+
+<p>5. Allweiser! du, dessen Gedanken weit hinausreichen
+&uuml;ber die unseren, vergib, wenn mein betr&uuml;btes Herz hier
+am Grabe eines geliebten Kindes seufzt, an das meine
+Seele so fest gekn&uuml;pft, das meines Lebens Stolz, Freude
+und Hoffnung war. Ach, so oft ich mich seiner Asche
+n&auml;here, werden die traurigen Betrachtungen erneuert, die
+sein Verlust verursachte; ach, welch freudige Aussichten
+wurden durch seinen Tod vernichtet, welche Hoffnungen
+mit ihm bestattet! Doch es ist deine Weisheit, erhabenes
+Wesen, das ich anbete; du wei&szlig;t ja besser, als die schwachen
+Sterblichen, was zu ihrem Heile dient. Die fernste Zukunft
+liegt ja vor deinem Blicke offen da, und du kennst die
+Tage deiner Frommen, wenn sie zum ewigen Erbe und
+Lohn erf&uuml;llt sind. (Ps. 36, 18.) Du wolltest vielleicht<span class='pagenum'><a name="Page_134" id="Page_134">[Pg 134]</a></span>
+meinen so fr&uuml;h heimgegangenen Liebling vor gro&szlig;en Gefahren
+und Versuchungen, vor unz&auml;hligen Beschwerden
+bewahren. Wohl rinnen meine Tr&auml;nen bei dem Gedanken,
+da&szlig; ich niemals mehr hier auf der Erde dem begegnen soll,
+was meine Augenweide war, aber ich will in dem Gedanken
+Trost suchen, da&szlig; die Unschuldigen, welche fr&uuml;h sterben,
+doch lange gelebt haben; denn ihre Pr&uuml;fungszeit war bald
+vor&uuml;ber, ihre Seele gefiel dem Ewigen, deshalb beeilte
+er sich, dieselbe von dem s&uuml;ndigen Leib zu befreien und sie
+dorthin zu versetzen, wo sie besser der Vollkommenheit
+entgegenreisen kann. Ich will Trost in der &Uuml;berzeugung
+finden, da&szlig; ich durch Ergebenheit in deinen Willen deinen
+Namen heiligen soll, du Heiliger!&mdash;O, mein geliebtes
+Kind, sehe ich dich auch nicht mehr um mich, ewig will
+ich dich doch mein nennen und in der Hoffnung leben, da&szlig;
+ich dich einst verkl&auml;rt unter den Engeln in der Ewigkeit
+wiedersehen werde. O, wenn ich nur nichts vers&auml;umt
+habe in der Ausbildung deines unverg&auml;nglichen Geistes!
+(Dein fr&uuml;hzeitiger Tod soll mich noch mehr bestimmen,
+deine Geschwister nicht nur f&uuml;r die Welt, sondern auch
+f&uuml;r den Himmel zu erziehen, indem ich in ihrem Herzen
+den Glauben befestige und so dieselben zur Seligkeit vorbereite.)
+O Herr! vergib mir, wenn ich je meine m&uuml;tterlichen
+Pflichten vergessen habe, und la&szlig; die teure Seele, die jetzt
+bei dir ist, schon mehr und mehr deinem Reiche entgegenreisen!
+Erh&ouml;re mich, o himmlischer Vater, und la&szlig; Trost,
+Ruhe und Seligkeit mein Inneres erf&uuml;llen, so da&szlig; ich freudig
+deinen Namen in aller Ewigkeit preisen kann.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Eine_Witwe_am_Grabe_ihres_Mannes" id="Eine_Witwe_am_Grabe_ihres_Mannes"></a>Eine Witwe am Grabe ihres Mannes.</h2>
+
+
+<p>6. Friede sei mit deinem Staube, du meines Lebens
+leitender Stern, du meiner Kinder Versorger und<span class='pagenum'><a name="Page_135" id="Page_135">[Pg 135]</a></span>
+F&uuml;hrer!<a name="FNanchor_93_93" id="FNanchor_93_93"></a><a href="#Footnote_93_93" class="fnanchor">[93]</a> Ach, wenn auch viele Tage verflossen sind, seit der Allweise
+in seinem unerforschlichen Ratschlu&szlig; dich von mir rief,
+so f&uuml;hle ich doch jedesmal, wenn ich mich deiner Ruhest&auml;tte
+n&auml;here, meinen tiefen Schmerz und erinnere mich mit s&uuml;&szlig;er
+Wehmut unseres gl&uuml;cklichen Zusammenlebens, von dem
+Augenblick an, da du mir freundlich entgegen l&auml;cheltest und
+den Fr&uuml;hling meines Lebens mir verherrlichtest, da deine
+Gedanken nur darauf zielten, mir Gl&uuml;ck und Frieden zu
+bereiten, f&uuml;r das Wohl unserer Kinder zu sorgen, bis zu
+der Stunde, da dein Auge brach, und das Licht, das mein
+Haus erhellte, verdunkelt wurde, und Sorge und Bek&uuml;mmernis
+f&uuml;r meine Kleinen mein Herz &uuml;berw&auml;ltigten.
+O, ich kann nicht ohne Tr&auml;nen fragen: weshalb, o Herr,
+sollte er mir genommen werden? Aber gerade dieser Schmerz
+&uuml;ber deinen Verlust l&ouml;st sich in dem seligen Bewu&szlig;tsein
+auf, da&szlig; du mir nahe bist! Ja, ich habe, ich besitze dich
+noch. In meines Herzens Tiefe schlie&szlig;e ich dich ein, denn
+das, was uns vereinigt hat, ist unsterblich. Das leibliche
+Auge sieht dich nicht mehr, aber mein geistiges Auge erblickt
+dich noch, und es ist mir, als ob deine ermunternde
+Stimme mich st&auml;rke. Zeige du mich hin zu ihm, der den
+Witwen ein F&uuml;hrer und den Vaterlosen ein Vater ist,
+der die heimsucht, welche er liebt, und dessen Wege all zu
+erhaben sind, als da&szlig; wir Sterbliche sie verstehen k&ouml;nnten,
+die aber sicherlich zum Guten f&uuml;hren. Ja, Allheiliger!
+St&auml;rke mich zur Ergebung in deinen heiligen Willen,
+gie&szlig;e Balsam in mein wundes Herz, vergib mir meine
+S&uuml;nden und erbarme dich &uuml;ber meine Kinder. Gib mir
+Kraft sie zu allem Guten zu erziehen, und wecke du in<span class='pagenum'><a name="Page_136" id="Page_136">[Pg 136]</a></span>
+ihrem Innern eine fromme Denkungsart, da&szlig; sie dir um
+Wohlgefallen, mir zur Freude und meinem heimgegangenen
+Gatten zum r&uuml;hmlichen Ged&auml;chtnis werden m&ouml;chten.
+Beschirme die Tage meiner Zukunft und gedenke stets der
+teuren Seele, deren Verlust ich beweine, zum Guten und
+zur ewigen Gl&uuml;ckseligkeit.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Am_Grabe_eines_gefallenen_Vaterlandsverteidigers" id="Am_Grabe_eines_gefallenen_Vaterlandsverteidigers"></a>Am Grabe eines gefallenen Vaterlandsverteidigers.</h2>
+
+
+<p>7. Mit Ehrfurcht und Dankbarkeit nahe ich mich diesem
+Grabe, o Ewiger! wo der Staub dessen ruht, der heldenm&uuml;tig
+sein Leben geopfert hat, um des Vaterlands Recht
+und Wohlfahrt zu sch&uuml;tzen. O, Allgerechter, wie sein Andenken
+ewig teuer ist und sein mu&szlig; f&uuml;r einen jeden, der
+es aufrichtig mit seinem Volke und Vaterlande meint, und
+wie seine Ruhest&auml;tte allezeit von den Tr&auml;nen heiligster
+Erinnerung benetzt werden wird, so belohne du ihn dort
+f&uuml;r seine fromme Tat, wo allein wahre Treue und Aufopferung
+f&uuml;r die Mitmenschen vollkommen belohnt werden
+kann. Ja, du, der du hier schlummerst, du hast es gezeigt,
+da&szlig;, so kostbar auch das Gut des Lebens ist, doch noch ein
+h&ouml;heres Gut vorhanden ist, f&uuml;r das man jenes hingeben
+mu&szlig;. Du t&auml;uschtest das Vertrauen nicht, das man in der
+Stunde der Gefahr auf dich setzte; unerschrocken tratest du
+dem Tode entgegen, und welch s&uuml;&szlig;e Bande dich auch fesselten,
+du rissest dich von ihnen los und k&auml;mpftest mit Mut und
+Kraft, wie die Helden des Altertums, sicher, da&szlig; nur
+der verg&auml;ngliche Teil des Menschen &uuml;berwunden werden
+und fallen kann, der unverg&auml;ngliche aber siegen mu&szlig;. An
+deinem Grabe soll sich die Jugend f&uuml;r Vaterlandsliebe
+begeistern, soll der Mut in den S&ouml;hnen des Landes entflammt
+werden, ja, hier will ich mich begeistern, jedes Opfer, das<span class='pagenum'><a name="Page_137" id="Page_137">[Pg 137]</a></span>
+in meinen Kr&auml;ften steht, f&uuml;r das Vaterland, f&uuml;r die Br&uuml;der,
+f&uuml;r die Gemeinde zu bringen. Hier will ich lernen, f&uuml;r
+meinen Glauben zu dulden und zu streiten, hier will ich
+als ein treuer B&uuml;rger lernen, alles zu bek&auml;mpfen, was dem
+Wohle des Vaterlandes schaden kann, und als ein wahrhafter
+Diener Gottes in jedem Kampfe f&uuml;r mein himmlisches
+Vaterland bis zum Letzten ausharren. Hilf du mir, Allheiliger,
+da&szlig; meine Seele den Tod der Gerechten sterben
+und mein Ende dem der Frommen gleichen m&ouml;ge. Sei
+mit mir, Allgegenw&auml;rtiger, und la&szlig; meinen Wandel dir
+stets wohlgefallen.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Beim_Grabe_eines_Verwandten" id="Beim_Grabe_eines_Verwandten"></a>Beim Grabe eines Verwandten.</h2>
+
+<p class="center">(Nach einem &auml;lteren hebr&auml;ischen Gebet.)</p>
+
+
+<p>8. Hier an dieser St&auml;tte, wo der Gedanke an ihn,
+der zum Tode wie zum Leben f&uuml;hrt, in unserm Innern
+lebendig wird, hier erhebe ich meinen Geist zu dem Unendlichen
+und sage: mein Gott, du mein teuerstes Gut, das
+mir &uuml;ber alles geht, n&auml;chst dir strebt meine Sehnsucht nach
+jenen wahrhaft Frommen, welche jetzt die Erde deckt, und
+hier weilt die Asche eines mir teuren K&ouml;rpers;</p>
+<table summary="" cellspacing="4" cellpadding="8">
+<tr><td valign="top" style="border-right: solid 1px black;"><b>Mutter oder Gro&szlig;mutter
+am Grabe
+eines Kindes:</b></td>
+<td valign="top" style="text-indent: 6%;">
+Siehe, ich deine Mutter, welche
+dich (geboren), gepflegt und geliebt
+hat, mit treuer m&uuml;tterlicher Sorge
+mit inniger Zuneigung,</td></tr>
+<tr><td valign="top" style="border-right: solid 1px black;"><b>Kinder oder Enkel
+am Grabe der Eltern
+oder der Gro&szlig;eltern:</b></td>
+<td valign="top" style="text-indent: 6%;">Siehe, ich deine Tochter (Enkelin),
+die durch die heiligen Banden
+des Blutes mit dir verbunden ist;</td></tr>
+<tr><td valign="top" style="border-right: solid 1px black;"><b>Am Grabe eines
+Ehegatten:</b></td>
+<td valign="top" style="text-indent: 6%;">Siehe, ich, deine treue Gattin,
+welche dich innigst liebt!</td></tr>
+<tr><td valign="top" style="border-right: solid 1px black;">
+<b>Am Grabe eines
+Bruders oder eines
+sonstigen Angeh&ouml;rigen:</b></td>
+<td valign="top" style="text-indent: 6%;">Siehe, ich deine Schwester,
+(Schwiegertochter, Freundin, Sch&uuml;lerin
+usw.)</td></tr>
+</table>
+<p><span class='pagenum'><a name="Page_138" id="Page_138">[Pg 138]</a></span></p>
+<p class="noind">besuche deinen Grabesh&uuml;gel! Ehre sei Gott in der H&ouml;he!
+Friede mit deinem Staub! Die Freude der Seligkeit mit
+deiner Seele! Innige Liebe zu dir, die eben so warm ist,
+als damals, wo du noch am Leben warst, durchdringt mich,
+f&uuml;hrte mich hierher zu deiner Ruhest&auml;tte, wo ich vor dem
+Gott der Geister meine Seele aussch&uuml;tten und ihn bitten
+will, dir gn&auml;dig zu sein und deine Seele im Eden im Verein
+mit deiner Stammv&auml;ter verkl&auml;rten Seelen zu erfreuen,
+da&szlig; du in Seligkeit das ewige Gut genie&szlig;en m&ouml;gest, das
+Er seinen Frommen vorbehalten hat. M&ouml;gest du von dem
+Tau der Seligkeit im ewigen Leben erquickt werden, wie
+der Tau des Himmels die Pflanze erquickt.&mdash;Und sollte
+in jenem Leben die Liebe, welche einst dein Herz bewegt
+hat, denn aufh&ouml;ren k&ouml;nnen? Nein, so innig, wie ich deiner
+gedenke, und wie meine Gebete f&uuml;r deine Seligkeit aufsteigen,
+eben so innig gedenkt deine Seele der meinigen,
+w&uuml;nscht mir alles Gute und betet f&uuml;r meine Wohlfahrt zu
+dem Allerbarmer. O, da&szlig; unsere gemeinsamen Gebete ihm
+wohlgefallen m&ouml;chten, und er in seiner G&uuml;te alles B&ouml;se von
+mir und allen deinen Angeh&ouml;rigen abwenden wollte. Gott
+der Liebe! du, in dessen Hand die Seelen aller Toten und
+Lebendigen stehen, erh&ouml;re unsere Gebete, die zum Throne
+deiner Herrlichkeit aufsteigen, segne mich, da&szlig; ich ein dir
+wohlgef&auml;lliges Leben f&uuml;hren m&ouml;ge, zur Ehre und zum Ruhm
+f&uuml;r den, dessen ich heute gedenke, und da&szlig; ich also gl&uuml;cklich
+hier auf Erden sei und einst selig werde dort in der
+Ewigkeit, wenn ich in das g&ouml;ttliche Reich bei dir aufgenommen
+werde, mein Vater und mein Richter.</p>
+
+<p class="amen">Amen!<span class='pagenum'><a name="Page_139" id="Page_139">[Pg 139]</a></span></p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Am_legten_Tage_im_Jahre_Ereb_Rosch_Haschonoh" id="Am_legten_Tage_im_Jahre_Ereb_Rosch_Haschonoh"></a>Am legten Tage im Jahre. (Ereb R&ocirc;sch Haschonoh.)</h2>
+
+<div class="blockquot"><p>Herr! tue mir mein Ende kund, und was das Ma&szlig; meiner Tage
+sei, da&szlig; ich erkenne, wie verg&auml;nglich ich bin.</p></div>
+
+
+<p>10. Nach uralter heiliger Sitte besuche ich am letzten
+Tage des Jahres die St&auml;tte, wo viele Grabh&uuml;gel an
+l&auml;ngst vergangene Geschlechter und die frisch aufgeworfenen
+an die Teuren erinnern, die in diesem Jahre entschlafen
+sind. Wie k&ouml;nnte ich wohl an diesem Tag, der so lebhaft
+den Gedanken an des Lebens Verg&auml;nglichkeit erweckt, und
+der mich dazu auffordert, Rechenschaft dar&uuml;ber abzulegen,
+wie weit ich mich der erhabenen Bestimmung meines
+Lebens gen&auml;hert habe und in Glauben und Tugend vor
+dem Herrn gewandelt bin,&mdash;wo k&ouml;nnte ich besser eine
+erhebende, vers&ouml;hnende Stunde zubringen, als hier, wo
+ich meinen Blick auf diejenigen richte, welche in diesen
+Gr&auml;bern ruhen, ach, zum Teil solche, die nach dem Eitlen
+jagten und ihre Befriedigung in dem Zeitlichen suchten,
+und die nun Moder bedeckt, oder wenn ich am Grabe
+derjenigen weile, welche in ihrem verg&auml;nglichen Leben das
+Ewige suchten und nun die F&uuml;lle der Freude bei dem
+Unendlichen genie&szlig;en. Ach Herr, da fragt mein Geist:
+unter welchen von diesen werde ich einst gefunden werden,
+wenn des Lebens letzter Tag gekommen ist? Hier trete
+ich deshalb hervor und ergreife das Ewige; denn hier,
+wo ich von Tod und Moder umgeben bin, verliert alles
+Gold seinen Schein, alle Ehre ihre Strahlen, alles Ansehen
+bei den Menschen seine Macht, alle Sch&ouml;nheit ihren
+Zauber, alle Sinneslust ihren Reiz; hier f&uuml;hle ich tief,
+da&szlig; meinen Tagen ein Ziel gesetzt ist, da&szlig; ich von hier
+fort mu&szlig;, und meine Tage wie ein Schatten sind. Ach<span class='pagenum'><a name="Page_140" id="Page_140">[Pg 140]</a></span>
+sollten sie wirklich dahin schwinden, ohne etwas Licht &uuml;ber
+meinen irdischen Wandel zu verbreiten, ohne da&szlig; sie ein
+Andenken zum Segen hinterlie&szlig;en?&mdash;Ach, der Strom
+der Zeit eilt so rasch dahin und rei&szlig;t auf seinem schnellen
+Wege alles mit sich fort, was mir teuer und wert ist!
+Wie manche Freunde habe ich schon verloren, wie mancher
+ging fort im Jugendalter, wie mancher, der sein Ende
+noch nicht erwartete, und heute ruft mir die Erinnerung
+daran zu: auch deine Stunde kann unerwartet kommen;
+willst du unvorbereitet vor den Allerheiligsten treten?
+Ja, ich will heute mit Tr&auml;nen eurer in der Ewigkeit
+gedenken, die meines Lebens Ehre und Schmuck waren,
+eurer, meine Eltern usw. (ob euer Staub nun hier ruht,
+oder weit entfernt in fremder Erde); Jahre sind dar&uuml;ber
+hingegangen, seit ich euch verloren habe, und die Hoffnung
+auf Wiedersehen war mein einziger Trost; aber habe
+ich auch so gelebt, da&szlig; der Gedanke an eine Wiedervereinigung
+mit euch mich mit himmlischer Freude erf&uuml;llen
+kann? K&ouml;nnte ich euch mit einem s&uuml;ndhaften Sinn gegen&uuml;bertreten,
+mit einem unreinen Herzen mich der ewigen
+Klarheit n&auml;hern, welche die Frommen umgibt? O! indem
+ich euch heute meine Tr&auml;nen der Erinnerung weihe, will
+ich &uuml;ber meine S&uuml;nden weinen, will ich im Vorausgef&uuml;hl
+meines endlichen Heimganges alles abwerfen, was mich
+als Menschen entw&uuml;rdigt, was mir nicht ziemt als Israelit;
+ich will die Ketten brechen, welche mich an das Zeitliche
+fesseln und den Wahn bannen, als sei das, was die Welt
+mir bietet, etwas Best&auml;ndiges, und ich will mich bestreben,
+dir anzuhangen, du Ewiger und Unwandelbarer!&mdash;Allerbarmer!
+vergib mir meine S&uuml;nden und meine &Uuml;bertretungen
+und st&auml;rke mich in meinem frommen Vorsatz,
+beh&uuml;te mich vor einem jeden Fehltritt, der Besch&auml;mung<span class='pagenum'><a name="Page_141" id="Page_141">[Pg 141]</a></span>
+&uuml;ber meine Tage bringen k&ouml;nnte; schirme mich wider jede
+Versuchung, da&szlig; weder Eitelkeit noch Habsucht, noch Ehrgeiz
+Macht &uuml;ber mich gewinne, sondern da&szlig; ich, geleitet
+von deiner heiligen Lehre, so rein werden m&ouml;ge, als ich
+an dem Tage war, da ich geboren wurde. La&szlig; die frommen
+Handlungen meiner teuren Seligen meine F&uuml;rsprecher
+sein vor deinem heiligen Throne, auf da&szlig; meine Gebete
+f&uuml;r das neue Jahr erh&ouml;rt werden. La&szlig;, o Quell der
+Liebe, meine (meines Gatten, meiner Kinder usw.) Bu&szlig;e
+dir wohlgefallen und verleihe uns ein Jahr voll Segen
+und Gl&uuml;ck, ein Jahr, in dem deine Versprechungen an
+Israel zu seinem und der ganzen Menschheit Heil sich
+erf&uuml;llen m&ouml;gen. Bewahre mich und die Meinen vor
+Drangsal und Not, vor Armut und Schande, auf da&szlig; wir
+mit freiem Geiste dir dienen k&ouml;nnen. La&szlig; mich und meine
+Lieben erfahren,&raquo;da&szlig; ich noch deine Segnungen im Lande
+der Lebenden sehen soll&laquo;(Ps. 27, 15.),&raquo;da&szlig; ich noch in
+dem Lichte der Lebendigen vor deinem Angesichte wandeln
+soll&laquo;(Ps. 56, 14.). Deine Gnade sei mit mir und allen, welche
+dich mit einem treuen Herzen anbeten, da&szlig; wir auf unserer
+Pilgerreise noch viel Gutes wirken k&ouml;nnen und ein Wohlgefallen
+bei dir finden in alle Ewigkeit.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="XXIV_Schluss" id="XXIV_Schluss"></a>XXIV. Schlu&szlig;</h2>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Dankgebet_bei_Vollendung_eines_Werkes" id="Dankgebet_bei_Vollendung_eines_Werkes"></a>Dankgebet bei Vollendung eines Werkes.</h2>
+
+
+<p>Ewiger, allg&uuml;tiger Gott! Wie ich in deinem Namen
+diese Arbeit begonnen habe, so la&szlig; mich sie auch damit
+schlie&szlig;en, da&szlig; ich zu dir aufschaue und dir meinen Dank
+f&uuml;r deinen Beistand darbringe. Du warst es ja, der die
+Gedanken in meine Seele legte, und dein allm&auml;chtiger
+Schutz hielt meine Kraft aufrecht, es war dein Geist, der<span class='pagenum'><a name="Page_142" id="Page_142">[Pg 142]</a></span>
+mich trieb, so da&szlig; ich stets mit Freudigkeit und Lust zur
+Arbeit schritt. O, wie oft verzagte ich, wie oft erf&uuml;llte
+sich meine Seele mit Furcht, da&szlig; ich mein Vorhaben nicht
+zu vollenden verm&ouml;gen w&uuml;rde, und siehe, da h&ouml;rte ich
+gleichsam eine erweckende Stimme von oben; mein Geist
+belebte sich aufs neue, und du erfreutest mein Herz dadurch,
+da&szlig; meine Arbeit gedieh und vorw&auml;rts schritt.&mdash;O, nimm
+mein Dankopfer an;&raquo;denn es stammt ja alles von dir,
+und was ich selbst von dir empfangen habe, das gebe ich
+dir wieder zur&uuml;ck.&laquo;<a name="FNanchor_94_94" id="FNanchor_94_94"></a><a href="#Footnote_94_94" class="fnanchor">[94]</a> Nun erh&ouml;re du denn mein Gebet,
+da&szlig; du diesem Werke dein Siegel aufdr&uuml;cken wollest, auf
+da&szlig; es f&uuml;r viele zu einem Segen werde. Gelobt seist du,
+o Herr, in Ewigkeit.</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="XXV_Anhang" id="XXV_Anhang"></a>XXV. Anhang.</h2>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Esehu_Mekomon" id="Esehu_Mekomon"></a>Esehu Mek&ocirc;mon.</h2>
+
+<div class="blockquot"><p>(Betrachtung &uuml;ber die Opfer, anstatt einer &Uuml;bersetzung).</p></div>
+
+
+<p>Meine Gedanken, o Herr, weilen bei den Opfergesetzen,
+welche du unsern V&auml;tern gabst, und mein
+Herz wird voll des Dankes, indem ich deine Gnade erkenne,
+da&szlig; du durch diese deine Gebote hast Israel fest an
+dich kn&uuml;pfen wollen; m&ouml;gen sie deshalb mir auch zur
+Richtschnur dienen bei der Anbetung deines heiligen
+Namens. Wenn nun gleichwohl auch bei mir der tiefere
+Sinn verborgen ist, und ich die g&ouml;ttlichen Geheimnisse
+nicht zu erforschen vermag, die mit den Opfern, welche
+du befahlst, verbunden sind, und nicht ergr&uuml;nden kann,
+weshalb du sie mit so vielen Vorschriften anordnetest,
+und wie sie dazu dienen sollen, den Sohn des Staubes
+mit dir, dem Unendlichen, zu vereinen, ihn deiner Gnade<span class='pagenum'><a name="Page_143" id="Page_143">[Pg 143]</a></span>
+gewi&szlig; zu machen, denn &raquo;dir geh&ouml;rt das Verborgene, o
+Ewiger, aber was du offenbart hast, ist f&uuml;r uns&laquo;,<a name="FNanchor_95_95" id="FNanchor_95_95"></a><a href="#Footnote_95_95" class="fnanchor">[95]</a> und
+wie herrlich ist nicht das, was uns offenbart worden ist!
+Wenn ich all der Scheu&szlig;lichkeit gedenke, die mit der Opfermahlzeit
+der Heiden verbunden war, durch welche sie ihre
+Schuld s&uuml;hnen wollten, wie sie von dem Blute des Opfers
+tranken und sich zu Wollust und Blutdurst reizten, wie
+sie Menschenleben opferten, w&auml;hrend sie das Tier als
+heilig betrachteten, o, wie k&ouml;nnte ich da wohl anders, als
+erkennen, da&szlig; bei Israels Opfer alles nur dazu dienen
+sollte, die Reinheit des Glaubes zu besch&uuml;tzen, Sittlichkeit
+und Gerechtigkeit zu wahren und alles fern zu halten,
+was Sinnenlust und t&ouml;richten Aberglauben f&ouml;rdern k&ouml;nnte.
+Deshalb verbotest du in deiner Weisheit jeden Gebrauch
+des Blutes, verbotest jedem, der unrein war, zu opfern,
+deshalb konnte eine absichtlich begangene S&uuml;nde nicht
+durch ein Opfer ges&uuml;hnt werden, deshalb mu&szlig;ten die Vergehen
+wider den N&auml;chsten erst gut gemacht werden, bevor
+das Opfer gebracht werden konnte. Ja, du lehrtest uns,
+da&szlig; ein Opfer f&uuml;r sich allein nichts n&uuml;tzt, wenn es
+nicht in Wahrheit von einem innern frommen Sinne zeugt,
+und du und deine Propheten straften die, welche da
+meinten, da&szlig; sie durch Darbringung eines Opfers allein
+geheiligt werden k&ouml;nnten. Du lie&szlig;est deine Propheten
+verk&uuml;ndigen,&raquo;da&szlig; Gehorsam besser als Opfer ist&laquo;,<a name="FNanchor_96_96" id="FNanchor_96_96"></a><a href="#Footnote_96_96" class="fnanchor">[96]</a> da&szlig;
+&raquo;Opfer bei einem s&uuml;ndigen Wandel dir zuwider sind&laquo;,<a name="FNanchor_97_97" id="FNanchor_97_97"></a><a href="#Footnote_97_97" class="fnanchor">[97]</a>
+da&szlig; du Wohlgefallen an der Liebe findest, und nicht am
+Opfer, und &raquo;da&szlig; die Erkenntnis deiner mehr ist, als
+Brandopfer.&laquo;<a name="FNanchor_98_98" id="FNanchor_98_98"></a><a href="#Footnote_98_98" class="fnanchor">[98]</a></p>
+
+<p><span class='pagenum'><a name="Page_144" id="Page_144">[Pg 144]</a></span></p><p>Aber besonders sind es die t&auml;glichen Opfer,
+welche den M&auml;nnern der gro&szlig;en Synode<a name="FNanchor_99_99" id="FNanchor_99_99"></a><a href="#Footnote_99_99" class="fnanchor">[99]</a> zum Muster
+dienten bei der Anordnung des &raquo;Morgen-und Abendgottesdienstes&laquo;,
+deren ich gedenken soll, und w&auml;hrend ich
+mich an ihr Wesen und an ihre Bedeutung erinnere, erwecke
+ich in meinem Innern eine wahrhafte Erbauung
+und die Sehnsucht darnach, dich best&auml;ndig und richtig
+durch meine Gebete zu verehren. Da tritt mir denn zuerst
+der Gedanke entgegen, da&szlig; es&mdash;ein Opfer war, und
+da&szlig; mein Gebet deshalb auch ein Opfer sein soll. Ja,
+ich will im Gebet mich selbst zum Opfer darbringen,
+will mich mit all meinen W&uuml;nschen, meinen Gel&uuml;sten und
+Sehnen, mit all meiner Furcht und all meinem Hoffen
+ganz und ohne R&uuml;ckhalt dir hingeben, und wie das t&auml;gliche
+Opfer ganz dargebracht wurde, so will ich jeden
+Morgen und jeden Abend, wenn ich zu dir bete, mich
+dir auch ganz hingeben und mich v&ouml;llig deinem Willen
+unterordnen.<a name="FNanchor_100_100" id="FNanchor_100_100"></a><a href="#Footnote_100_100" class="fnanchor">[100]</a></p>
+
+<p>Jenes Opfer konnte von keinem dargebracht werden,
+der nicht vollst&auml;ndig rein war, der nicht durch seinen
+Willen alle st&ouml;renden Gedanken zu beherrschen und unangefochten
+von der &auml;u&szlig;eren Welt, ganz mit seiner vollen
+Seele sich der heiligen Handlung hinzugeben vermochte;
+denn das Opfer wurde verworfen, wenn nicht sein eigentlicher
+Zweck, die rechte Andacht, den Opfernden erf&uuml;llte.
+So will denn auch ich mich zuvor pr&uuml;fen, ob ich rein bin,
+ob ich w&uuml;rdig bin, vor dich, den Allheiligen hinzutreten,<span class='pagenum'><a name="Page_145" id="Page_145">[Pg 145]</a></span>
+will deshalb zuvor Bu&szlig;e tun, will mich von allen weltlichen
+Gedanken losrei&szlig;en, will die tierischen Triebe in
+mir t&ouml;ten und den irdischen Sinn abwerfen, jedesmal
+da ich vor dich hintrete, da ich vor deinem Angesicht in
+meinem, wie in der ganzen Gemeinde Namen erscheine.</p>
+
+<p>Denn das t&auml;gliche Opfer wurde ja im Namen der
+ganzen israelitischen Gemeinde gebracht und sollte dazu
+dienen, was man so oft vergi&szlig;t, f&uuml;r all das Gute zu
+danken, das best&auml;ndig in so reicher F&uuml;lle dem Menschen
+zuteil wird; dir daf&uuml;r zu danken, da&szlig; du &uuml;ber ihn in
+der Nacht wachtest und ihm neues Leben schenktest, wenn
+des Morgens Licht ihn auf seinem Lager weckte, und da&szlig;
+du ihn den ganzen Tag alles finden l&auml;&szlig;t, dessen er bedarf.
+Dieses Opfer sollte in Israels Heiligtum ein Lamm sein,
+das dir als Dankopfer dargebracht wurde, der du
+durch den Schlummer der Nacht alle gest&auml;rkt,
+und wiederum am Abend, wenn es dunkelt als Dankopfer
+f&uuml;r den gl&uuml;cklich verlebten Tag.</p>
+
+<p>Und es war begleitet von einem Speiseopfer,
+wohl um f&uuml;r das Brot zu danken, welches der Mensch
+wiederum gefunden hatte, f&uuml;r Kraft und Sch&ouml;nheit
+des K&ouml;rpers, was durch das &Ouml;l bezeichnet wurde, f&uuml;r
+die Gabe und den Vorzug des Geistes, was
+bildlich der Wein andeutete. So will auch ich, o Herr,
+jeden Morgen und jeden Abend deiner Wundertaten
+eingedenk sein und dir danken, weil du meinen Geist und
+meinen K&ouml;rper erh&auml;ltst, so will auch ich dir f&uuml;r alle zeitlichen
+G&uuml;ter, die du mir verleihst, f&uuml;r die Sonne,
+welche ihre Strahlen auf meinen Weg sendet, f&uuml;r den
+erquickenden Schatten der Nacht, wie f&uuml;r das
+himmlische Licht, das Wort des Lebens, welches du
+mir gegeben hast, das Dankopfer meines Gebets darbringen.<span class='pagenum'><a name="Page_146" id="Page_146">[Pg 146]</a></span></p>
+
+<p>Aber das t&auml;gliche Opfer war ja auch ein S&uuml;hnopfer,
+welches t&auml;glich f&uuml;r die Gesamtheit Israels,
+wie f&uuml;r den Einzelnen, dargebracht werden sollte, nicht
+offenbare Vergehungen, sondern f&uuml;r diejenigen, deren der
+Mensch sich schuldig macht, ohne da&szlig; er sie sich zur S&uuml;nde
+anrechnet, und so sollte t&auml;glich das Bewu&szlig;tsein der
+S&uuml;nde in der Brust des Israeliten geweckt werden.
+Dein, o Herr! ist der Tag und dein, o Herr! ist die
+Nacht, und best&auml;ndig sollen wir dich vor Augen haben;
+unsere Arbeit wie unsere Ruhe soll von dem Gedanken
+an dich begleitet sein. Aber, wenn der Schlummer der
+Nacht uns in seine Arme schlie&szlig;en will, bevor der Schlaf
+unsere Sinne und Gedanken gebunden h&auml;lt, da denken
+wir nicht an dich, da benutzen wir die ruhigen Augenblicke
+nicht dazu, dich zu erkennen und zu suchen; und in
+des Tages gesch&auml;ftigem Treiben richten sich nicht die Gedanken
+auf dich, und wir vergessen es, deiner zu gedenken.
+Deshalb soll am Morgen ein Opfer gebracht werden
+f&uuml;r die S&uuml;nde der Nacht und am Abend f&uuml;r des
+Tages S&uuml;nde. Aber au&szlig;erdem kann die ganze Gemeinde
+auch dem nicht entgehen, da&szlig; sie best&auml;ndig s&uuml;ndigt,
+und jede einzelne Seele ist mitschuldig der S&uuml;ndenschuld
+der gro&szlig;en Gesamtheit, und wer sich f&uuml;r unschuldig h&auml;lt
+wie ein Lamm, ist s&uuml;ndig. Aber was ehemals das
+t&auml;gliche Opfer f&uuml;r mich wirkte, das soll jetzt durch mein
+t&auml;gliches Gebet erreicht werden, da&szlig; ich nicht in Leichtsinn
+wandeln m&ouml;ge, sondern das Bewu&szlig;tsein der S&uuml;nde in
+mir wecke, die Erkenntnis dessen, wie weit meine Gedanken
+und Handlungen, meine Arbeit und meine Ruhe,
+im Gro&szlig;en wie im Kleinen von der Pflicht Israels abweichen,
+soda&szlig; ich jeden Morgen und jeden Abend aufs
+neue geheiligt werde und den Vorsatz fasse, deinem Dienste<span class='pagenum'><a name="Page_147" id="Page_147">[Pg 147]</a></span>
+zu leben, o Herr! ob ich nun meinen Erwerb mir
+suche, oder danach trachte, meines Hauses oder
+meines Namens Ansehen zu erweitern, oder ob ich
+in Freude und Frohsinn weile, wo der Wein des
+Menschen Herz erfreut.</p>
+
+<p>Und endlich sollte das t&auml;gliche Opfer von Best&auml;ndigkeit
+im Glauben und in Gottergebenheit ein
+Zeugnis sein, und jeden Morgen und jeden Abend sollten
+Israels Kinder die Lebendigkeit dieses Glaubens zu erkennen
+geben, ob nun das Gl&uuml;ck ihnen zul&auml;chelte oder ob
+Ungl&uuml;ck sie in das Dunkel der Nacht h&uuml;llte. Ebenso
+will auch ich es fr&uuml;h und sp&auml;t an den Tag
+legen, da&szlig;, welches Schicksal du mir auch sendest, ich
+stets mit Vertrauen mich dir n&auml;hern will und es soll
+stets nach Vorschrift am Morgen und am Abend geschehen;
+und indem ich mich an die heilige Ordnung binde, will
+ich den Geist des Gebetes in mir wecken und bewahren.
+Denn wenn auch die Pflicht zu beten, das Opfer des
+Herzens darzubringen, nicht an Ort oder Zeit gebunden
+ist, sondern wir stets und &uuml;berall beten sollen, so oft wir
+uns dazu gedrungen f&uuml;hlen, so sollen wir doch zu den
+festgesetzten Zeiten beten, wenn auch unser Herz uns nicht
+dazu dr&auml;ngt, weil wir sonst in dem Gewirre der Welt
+vielleicht niemals dazu veranla&szlig;t w&uuml;rden. Aber gerade
+durch das t&auml;gliche Gebet, dadurch, da&szlig; wir mit aller
+Kraft unseres Willens darnach streben, von dem Geiste
+des Gebetes durchdrungen zu werden, sollen wir die
+Unlust zum Gebete &uuml;berwinden, die Hindernisse besiegen,
+welche sich zwischen dich und uns stellen, o Gott, und
+den Geist der Welt ert&ouml;ten, der uns den h&ouml;chsten Schatz
+unserer Seele rauben will,&mdash;die Anbetung deines
+Wesens.<span class='pagenum'><a name="Page_148" id="Page_148">[Pg 148]</a></span></p>
+
+<p>So will ich denn dir mein t&auml;gliches Opfer darbringen,
+mein Gott, will meinen Willen dir ergeben, will jeden
+Morgen meinen Dank zu dir aufsteigen lassen und mich
+deiner Leitung anvertrauen und mich jeden Abend sorglos
+deiner F&uuml;hrung hingeben. Ich will Kr&auml;nkungen ertragen,
+will das Schlechte nicht vergelten, das mir zugef&uuml;gt wird,
+will um deinen Schutz bitten f&uuml;r alle, die auf Erden
+wandeln, will darnach streben von jeder s&uuml;ndigen Lust
+mich zu reinigen, will fest in meinem Glauben verharren,
+und will, wenn auch die Menge der Versuchungen mich
+umringt, wie manchen Kampf ich auch zu bestehen habe,
+meine Standhaftigkeit als Israelit zeigen, der nicht
+nach dem Lohne und der Ehre der Welt trachtet, sondern
+allein darnach strebt, dir wohlzugefallen und der gewi&szlig;
+ist, da&szlig; du den errettest, der dir best&auml;ndig dient.<a name="FNanchor_101_101" id="FNanchor_101_101"></a><a href="#Footnote_101_101" class="fnanchor">[101]</a></p>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="XXVI_Freitagabendbetrachtung" id="XXVI_Freitagabendbetrachtung"></a>XXVI. Freitagabendbetrachtung.</h2>
+
+
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="Bame_madlikin" id="Bame_madlikin"></a>Bame madlikin.</h2>
+
+<p class="center">
+(Eine Betrachtung anstatt der &Uuml;bersetzung.)<br />
+</p>
+
+
+<p>Der letzte Tag in dieser Woche n&auml;hert sich seinem Ende und wieder
+schlie&szlig;t mit ihm ein Abschnitt meines Lebens ab, in dem ich deine G&uuml;te
+erfahren habe, du, mein Sch&ouml;pfer, w&auml;hrend ich meiner h&auml;uslichen
+T&auml;tigkeit oblag. Die heilige Stunde ist nahe, mit welcher der Sabbat
+beginnt, der dazu da ist und da sein soll, eine heilige Ruhe in dir zu
+suchen und zu finden, indem ich auf das hinblicke, was du f&uuml;r mich
+vollf&uuml;hrst hast, und indem ich pr&uuml;fe, was ich vollbracht, und mit
+welcher Gesinnung ich gehandelt habe.<span class='pagenum'><a name="Page_149" id="Page_149">[Pg 149]</a></span></p>
+
+<p>O, schaue ich hin auf deine Liebe und G&uuml;te gegen mich in den sechs
+verflogenen Tagen, wie kann ich da Worte finden dir zu danken, der du
+wiederum das Werk der Sch&ouml;pfung vor meinen Augen erneuert hast, der du
+am Tage deine Gnade &uuml;ber mich ausstr&ouml;men und mich bei Nacht in deinem
+Schatten weilen lie&szlig;est und der du mich mit so unendlich vielen
+Gnadenbeweisen, Wohltaten und Segnungen &uuml;bersch&uuml;ttest hast, da&szlig; ich sie
+nicht zu z&auml;hlen vermag! Du hast dich &uuml;ber mich erbarmt, mich jeden Tag
+zu meiner T&auml;tigkeit gest&auml;rkt und hast mich durch so vieles erfreut; Du
+warst in tr&uuml;ben Stunden meine Kraft und mein Schild und du hieltest mich
+aufrecht im Ungl&uuml;ck. O Herr! Ich bin nicht wert so gro&szlig;er G&uuml;te; denn
+gedenke ich meiner Aufgabe, die mir in diesen Tagen der Arbeit zu
+vollf&uuml;hren auferlegt war,&mdash;ach, wie oft war ich da nicht schlaff und
+nachl&auml;ssig; wie oft verga&szlig; ich nicht in meiner T&auml;tigkeit zu dir
+aufzuschauen, zu wirken und zu schaffen, wie einer, der sich in deinem
+Dienste f&uuml;hlt, der bei all seinem Tun dich stets vor Augen hat, da&szlig; er
+den rechten Weg nicht verliere und dir wohlgefalle. Ich wei&szlig;, da&szlig; ich
+leben soll, um das Wohl meiner Mitmenschen zu f&ouml;rdern und mit
+liebevollem Sinne ihnen Wohltaten zu erweisen; ach, und ich erkenne wie
+viel eigenn&uuml;tzige und eitle Zwecke mich noch gebunden halten. Als
+Israelitin soll ich, was auch mein Beruf sei, beweisen, da&szlig; ich von
+einem Glauben beseelt bin, der voll Ergebung und Geduld ist, und deshalb
+ein Leben f&uuml;hren, das allen denen, die mir nahe stehen,
+heilbringend sei,&mdash;aber wie wenig schwebte solch ein Ziel mir bei all
+meinem Wirken vor!</p>
+
+<p>Wohl habe ich in der vergangenen Woche Zeit gefunden zu allem, was mein
+Herz begehrte, aber habe nicht, so<span class='pagenum'><a name="Page_150" id="Page_150">[Pg 150]</a></span> wie ich sollte, mich bestrebt, mich
+als ein Glied der Genossenschaft zu beweisen, welche dein offenbartes
+Wort bewahren und das Licht, das g&ouml;ttliche Licht, der Welt leuchtend
+erhalten soll, und wenn ich auch einige fl&uuml;chtige Augenblicke dazu
+anwandte, so konnte das doch nur wenig bedeuten f&uuml;r den, welchem die
+Sorge f&uuml;r die Bed&uuml;rfnisse des Lebens keine Zeit lassen, frei zu atmen
+und an deine heiligen Wahrheiten zu denken. O Herr, deshalb bete ich zu
+dir: la&szlig; den heiligen Sabbat mir anbrechen, da&szlig; er meiner Seele Frieden
+bringe, auf da&szlig; ich deine unendliche G&uuml;te erkennen m&ouml;ge und aufs neue zu
+allem Guten ergl&uuml;hen und dazu beseelt werden m&ouml;ge, im Verein mit deinen
+wahren Anbetern dir zu dienen, den Glauben zu pflegen, zu f&ouml;rdern, was
+der Gesamtheit zum besten dient, mich allem fern zu halten, was den
+Israeliten entheiligt und mit neuer Lust aus der Quelle des Lebens zu
+sch&ouml;pfen, in deinem Wort zu forschen, da&szlig; es mich in deiner Wahrheit
+st&auml;rke und wie eine reine Flamme voller Klarheit &uuml;ber die Erde
+leuchte und mich auf meinem Pilgerwege begleite, bis ich es in
+Herrlichkeit aufleuchten sehe, wenn die ewige Sabbatruhe kommt, wo
+seliger Friede und himmlische Ruhe mich bei dir erwarten!</p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+<p><span class='pagenum'><a name="Page_151" id="Page_151">[Pg 151]</a></span></p>
+
+<hr style="width: 65%;" />
+<h2><a name="XXVII_Betrachtung_zum_Mussaphgebet" id="XXVII_Betrachtung_zum_Mussaphgebet"></a>XXVII. Betrachtung zum Mussaphgebet.</h2>
+
+<div class="blockquot"><p>(Das Nachfolgende ist ein Abschnitt aus dem Talmud (Tractat
+Krit&ocirc;th), welches die Art und Weise behandelt, in der das
+Rauchopfer zubereitet wird. Anstatt einer wortgetreuen &Uuml;bersetzung
+wird folgendes Gebet gegeben).</p></div>
+
+<h4>Pittum hak't&ocirc;res.</h4>
+
+
+<p>So n&auml;hert sich denn die Zeit des Verweilens in deinem Hause ihrem Ende,
+und die angeordneten Gebete haben wir verrichtet; aber ach, wie mancher
+Augenblick weckte nicht einen Gedanken in uns, der wider den Geist des
+wahren Gebetes stritt! Wie oft regten sich nicht s&uuml;ndige Gef&uuml;hle in
+unserer Brust; wie oft st&ouml;rten wir durch unser Benehmen nicht die
+Andacht anderer, wie oft wankten wir nicht beim Gebet im Glauben an
+Erh&ouml;rung; wie oft &auml;rgerten wir uns nicht &uuml;ber die Herrlichkeit und den
+Glanz der Gottlosen und lie&szlig;en den N&auml;chsten, lie&szlig;en den Abgefallenen aus
+unserm Gebete ausgeschlossen sein, so da&szlig; unsere Anbetung dir nicht zum
+Wohlgefallen sein konnte! Deshalb, o Allerbarmer, wollen wir des
+Rauchopfers gedenken, das vormals im Heiligtum dir zu einem
+wohlgef&auml;lligen Dufte dargebracht wurde, auf da&szlig; es alles Widerliche vom
+Opfer entferne. Wir wollen uns an die vier Hauptbestandteile des
+R&auml;ucherwerks erinnern, da&szlig; jede Andachtstr&auml;ne, die heute flo&szlig;, wie ein
+Balsamtropfen sein, jeden bek&uuml;mmerten Sinn heilen und von wahrer
+und innerlicher Bu&szlig;e hervorgerufen sein m&ouml;ge; da&szlig; des Herzens harte
+Schale zermalmt werde, und wir keinen Zweifel n&auml;hren m&ouml;gen, da&szlig; du
+das Gebet eines zerknirschten Herzens<a name="FNanchor_102_102" id="FNanchor_102_102"></a><a href="#Footnote_102_102" class="fnanchor">[102]</a> nicht verachtest. Und wir
+wollen uns erinnern, da&szlig; man<span class='pagenum'><a name="Page_152" id="Page_152">[Pg 152]</a></span> dem Weihrauch auch Galban, eine
+Substanz von unangenehmen Geruch, zusetzte, eine Erinnerung f&uuml;r uns
+daran, da&szlig; du selbst die Tiefgefallenen erh&ouml;rst, welche bereuend ihre
+Gebete in das Gebet der Gemeinde mischen, ja eine Erinnerung daran, da&szlig;
+unsere eigene, fromme Erbauung<a name="FNanchor_103_103" id="FNanchor_103_103"></a><a href="#Footnote_103_103" class="fnanchor">[103]</a> dadurch vermehrt wird, wenn wir
+diese in unser Gebet einschlie&szlig;en, wenn wir uns selbst zu ihnen rechnen
+und in Demut deinen Namen anflehen; eine Versicherung, da&szlig; wenn wir auch
+eine Stunde verga&szlig;en, da&szlig; wir vor dir stehen und andachtslos hier
+weilten, du uns doch vergeben willst, wenn wir mit heiligem Sinne kommen
+und unsere Gebete wie Weihrauch zu dir aufsteigen lassen, und wenn
+wir noch zum Schlu&szlig; recht innig unsern Geist zu dir erheben. O,
+Allheiliger, erh&ouml;re uns und la&szlig; unser Gebet vor dir wie ein Rauchopfer
+ein.<a name="FNanchor_104_104" id="FNanchor_104_104"></a><a href="#Footnote_104_104" class="fnanchor">[104]</a></p>
+
+<p class="amen">Amen!</p>
+
+
+<div class="footnotes"><h3>Fu&szlig;noten:</h3>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_1_1" id="Footnote_1_1"></a><a href="#FNanchor_1_1"><span class="label">[1]</span></a> Buch Mosis 15.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_2_2" id="Footnote_2_2"></a><a href="#FNanchor_2_2"><span class="label">[2]</span></a> Ps. 26, 12.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_3_3" id="Footnote_3_3"></a><a href="#FNanchor_3_3"><span class="label">[3]</span></a> Ps. 43.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_4_4" id="Footnote_4_4"></a><a href="#FNanchor_4_4"><span class="label">[4]</span></a> Ps. 118, 20.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_5_5" id="Footnote_5_5"></a><a href="#FNanchor_5_5"><span class="label">[5]</span></a> Ps. 36, 8. 9.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_6_6" id="Footnote_6_6"></a><a href="#FNanchor_6_6"><span class="label">[6]</span></a> Ps. 25, 5.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_7_7" id="Footnote_7_7"></a><a href="#FNanchor_7_7"><span class="label">[7]</span></a> Jes. 21, 11.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_8_8" id="Footnote_8_8"></a><a href="#FNanchor_8_8"><span class="label">[8]</span></a> Ps. 139, 12.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_9_9" id="Footnote_9_9"></a><a href="#FNanchor_9_9"><span class="label">[9]</span></a> Ps. 143, 8.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_10_10" id="Footnote_10_10"></a><a href="#FNanchor_10_10"><span class="label">[10]</span></a> Ps. 67, 2.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_11_11" id="Footnote_11_11"></a><a href="#FNanchor_11_11"><span class="label">[11]</span></a> Ps. 103, 3.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_12_12" id="Footnote_12_12"></a><a href="#FNanchor_12_12"><span class="label">[12]</span></a> Buch Moses 1, 12</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_13_13" id="Footnote_13_13"></a><a href="#FNanchor_13_13"><span class="label">[13]</span></a> Ps. 143, 8. 9.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_14_14" id="Footnote_14_14"></a><a href="#FNanchor_14_14"><span class="label">[14]</span></a> Ps. 63, 7. 8.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_15_15" id="Footnote_15_15"></a><a href="#FNanchor_15_15"><span class="label">[15]</span></a> Ps. 8, 4. 5.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_16_16" id="Footnote_16_16"></a><a href="#FNanchor_16_16"><span class="label">[16]</span></a>&#1502;&#1497;&#1499;&#1488;&#1500;-Michael</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_17_17" id="Footnote_17_17"></a><a href="#FNanchor_17_17"><span class="label">[17]</span></a>&#1490;&#1489;&#1512;&#1497;&#1488;&#1500;-Gavriel</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_18_18" id="Footnote_18_18"></a><a href="#FNanchor_18_18"><span class="label">[18]</span></a>&#1488;&#1493;&#1512;&#1497;&#1488;&#1500;-Uriel</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_19_19" id="Footnote_19_19"></a><a href="#FNanchor_19_19"><span class="label">[19]</span></a>&#1512;&#1508;&#1488;&#1500;-Rephael</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_20_20" id="Footnote_20_20"></a><a href="#FNanchor_20_20"><span class="label">[20]</span></a>&#1500;&#1497;&#1513;&#1493;&#1506;&#1514;&#1498;-lyshu'atcha (Auf deine Hilfe u. s. w.)</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_21_21" id="Footnote_21_21"></a><a href="#FNanchor_21_21"><span class="label">[21]</span></a> Ps. 145, 15.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_22_22" id="Footnote_22_22"></a><a href="#FNanchor_22_22"><span class="label">[22]</span></a> Hohelied 2, 4.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_23_23" id="Footnote_23_23"></a><a href="#FNanchor_23_23"><span class="label">[23]</span></a> Ps. 8, 6.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_24_24" id="Footnote_24_24"></a><a href="#FNanchor_24_24"><span class="label">[24]</span></a> Neumondsgebet siehe S. 36.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_25_25" id="Footnote_25_25"></a><a href="#FNanchor_25_25"><span class="label">[25]</span></a> Ps. 111, 4.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_26_26" id="Footnote_26_26"></a><a href="#FNanchor_26_26"><span class="label">[26]</span></a> Jes. 49, 3.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_27_27" id="Footnote_27_27"></a><a href="#FNanchor_27_27"><span class="label">[27]</span></a> Jes. 2, 4; Micha 4, 1&mdash;3, Jes. 11, 8.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_28_28" id="Footnote_28_28"></a><a href="#FNanchor_28_28"><span class="label">[28]</span></a> 5. Buch Mosis 8, 3.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_29_29" id="Footnote_29_29"></a><a href="#FNanchor_29_29"><span class="label">[29]</span></a> Ps. 90.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_30_30" id="Footnote_30_30"></a><a href="#FNanchor_30_30"><span class="label">[30]</span></a> Koheleth 12, 3. ff.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_31_31" id="Footnote_31_31"></a><a href="#FNanchor_31_31"><span class="label">[31]</span></a> Ps. 71. 9.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_32_32" id="Footnote_32_32"></a><a href="#FNanchor_32_32"><span class="label">[32]</span></a> Jesaias, Kap. 6.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_33_33" id="Footnote_33_33"></a><a href="#FNanchor_33_33"><span class="label">[33]</span></a> 2. Buch Mosis, 34, 6. ff.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_34_34" id="Footnote_34_34"></a><a href="#FNanchor_34_34"><span class="label">[34]</span></a> Schabbos Schabbo&szlig;aun.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_35_35" id="Footnote_35_35"></a><a href="#FNanchor_35_35"><span class="label">[35]</span></a> Spr. Sal. 10, 13.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_36_36" id="Footnote_36_36"></a><a href="#FNanchor_36_36"><span class="label">[36]</span></a> Spr. Sal. 19. 11.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_37_37" id="Footnote_37_37"></a><a href="#FNanchor_37_37"><span class="label">[37]</span></a> 3. B. M. 16, 30.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_38_38" id="Footnote_38_38"></a><a href="#FNanchor_38_38"><span class="label">[38]</span></a> Nach dem Thora-Lesen, 3 B. Mos. 18</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_39_39" id="Footnote_39_39"></a><a href="#FNanchor_39_39"><span class="label">[39]</span></a> Ps. 119, 139.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_40_40" id="Footnote_40_40"></a><a href="#FNanchor_40_40"><span class="label">[40]</span></a> Ps. 139, 23.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_41_41" id="Footnote_41_41"></a><a href="#FNanchor_41_41"><span class="label">[41]</span></a> Ps. 51.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_42_42" id="Footnote_42_42"></a><a href="#FNanchor_42_42"><span class="label">[42]</span></a> Jes. 43, 25.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_43_43" id="Footnote_43_43"></a><a href="#FNanchor_43_43"><span class="label">[43]</span></a> Ps. 32.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_44_44" id="Footnote_44_44"></a><a href="#FNanchor_44_44"><span class="label">[44]</span></a> Ps. 23, 1.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_45_45" id="Footnote_45_45"></a><a href="#FNanchor_45_45"><span class="label">[45]</span></a> Ps. 32, 10.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_46_46" id="Footnote_46_46"></a><a href="#FNanchor_46_46"><span class="label">[46]</span></a> Einsammlungsfest 2. Mos. 23, 16, 34. 22.&mdash;5. Mos. 16, 13.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_47_47" id="Footnote_47_47"></a><a href="#FNanchor_47_47"><span class="label">[47]</span></a> Ps. 31, 11.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_48_48" id="Footnote_48_48"></a><a href="#FNanchor_48_48"><span class="label">[48]</span></a> Prediger Sal. 1, 2.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_49_49" id="Footnote_49_49"></a><a href="#FNanchor_49_49"><span class="label">[49]</span></a> Ps. 103, 15-16.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_50_50" id="Footnote_50_50"></a><a href="#FNanchor_50_50"><span class="label">[50]</span></a> Jes. 40, 8.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_51_51" id="Footnote_51_51"></a><a href="#FNanchor_51_51"><span class="label">[51]</span></a> Ps. 119, 113, 163.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_52_52" id="Footnote_52_52"></a><a href="#FNanchor_52_52"><span class="label">[52]</span></a> Jes. 55, 3.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_53_53" id="Footnote_53_53"></a><a href="#FNanchor_53_53"><span class="label">[53]</span></a> Ps. 119, 175.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_54_54" id="Footnote_54_54"></a><a href="#FNanchor_54_54"><span class="label">[54]</span></a> Ps. 27.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_55_55" id="Footnote_55_55"></a><a href="#FNanchor_55_55"><span class="label">[55]</span></a> Ps. 109, 30.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_56_56" id="Footnote_56_56"></a><a href="#FNanchor_56_56"><span class="label">[56]</span></a> Ijob. 5. 12, 13.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_57_57" id="Footnote_57_57"></a><a href="#FNanchor_57_57"><span class="label">[57]</span></a> Ps. 124.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_58_58" id="Footnote_58_58"></a><a href="#FNanchor_58_58"><span class="label">[58]</span></a> Klagelieder 2, 1.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_59_59" id="Footnote_59_59"></a><a href="#FNanchor_59_59"><span class="label">[59]</span></a> Micha 3, 12.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_60_60" id="Footnote_60_60"></a><a href="#FNanchor_60_60"><span class="label">[60]</span></a> Klagelieder 5, 7.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_61_61" id="Footnote_61_61"></a><a href="#FNanchor_61_61"><span class="label">[61]</span></a> Klagelieder 3, 21.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_62_62" id="Footnote_62_62"></a><a href="#FNanchor_62_62"><span class="label">[62]</span></a> Micha 4.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_63_63" id="Footnote_63_63"></a><a href="#FNanchor_63_63"><span class="label">[63]</span></a> Ps. 139, 16.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_64_64" id="Footnote_64_64"></a><a href="#FNanchor_64_64"><span class="label">[64]</span></a> Psalm 127, 3.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_65_65" id="Footnote_65_65"></a><a href="#FNanchor_65_65"><span class="label">[65]</span></a> Es. 56, 5-10.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_66_66" id="Footnote_66_66"></a><a href="#FNanchor_66_66"><span class="label">[66]</span></a> 5. Mos. 28, 3.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_67_67" id="Footnote_67_67"></a><a href="#FNanchor_67_67"><span class="label">[67]</span></a> Ps. 32, 10.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_68_68" id="Footnote_68_68"></a><a href="#FNanchor_68_68"><span class="label">[68]</span></a> Jes. 41, 10. 43, 1.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_69_69" id="Footnote_69_69"></a><a href="#FNanchor_69_69"><span class="label">[69]</span></a> 3. Mos. 12.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_70_70" id="Footnote_70_70"></a><a href="#FNanchor_70_70"><span class="label">[70]</span></a> Ijob. 1, 21.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_71_71" id="Footnote_71_71"></a><a href="#FNanchor_71_71"><span class="label">[71]</span></a> Ps. 25, 7.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_72_72" id="Footnote_72_72"></a><a href="#FNanchor_72_72"><span class="label">[72]</span></a> Spr. Sal. 18, 10.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_73_73" id="Footnote_73_73"></a><a href="#FNanchor_73_73"><span class="label">[73]</span></a> Ps. 13, 1-2.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_74_74" id="Footnote_74_74"></a><a href="#FNanchor_74_74"><span class="label">[74]</span></a> Ps. 27, 8.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_75_75" id="Footnote_75_75"></a><a href="#FNanchor_75_75"><span class="label">[75]</span></a> Ps. 39, 9.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_76_76" id="Footnote_76_76"></a><a href="#FNanchor_76_76"><span class="label">[76]</span></a> Nach Ps. 27.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_77_77" id="Footnote_77_77"></a><a href="#FNanchor_77_77"><span class="label">[77]</span></a> Ps. 41, 12-13.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_78_78" id="Footnote_78_78"></a><a href="#FNanchor_78_78"><span class="label">[78]</span></a> Ps. 118, 18.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_79_79" id="Footnote_79_79"></a><a href="#FNanchor_79_79"><span class="label">[79]</span></a> Ps. 103, 3.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_80_80" id="Footnote_80_80"></a><a href="#FNanchor_80_80"><span class="label">[80]</span></a> Ps. 41, 5.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_81_81" id="Footnote_81_81"></a><a href="#FNanchor_81_81"><span class="label">[81]</span></a> Ps. 103, 4.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_82_82" id="Footnote_82_82"></a><a href="#FNanchor_82_82"><span class="label">[82]</span></a> Jer. 17, 14.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_83_83" id="Footnote_83_83"></a><a href="#FNanchor_83_83"><span class="label">[83]</span></a> Dieses Gebet kann auch von einer Gattin f&uuml;r den Gatten bei
+dessen Krankheit gebetet werden, wenn die Worte darnach ver&auml;ndert
+werden.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_84_84" id="Footnote_84_84"></a><a href="#FNanchor_84_84"><span class="label">[84]</span></a> Ps. 39, 13.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_85_85" id="Footnote_85_85"></a><a href="#FNanchor_85_85"><span class="label">[85]</span></a> Ps. 6, 3.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_86_86" id="Footnote_86_86"></a><a href="#FNanchor_86_86"><span class="label">[86]</span></a> Ps. 68, 21.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_87_87" id="Footnote_87_87"></a><a href="#FNanchor_87_87"><span class="label">[87]</span></a> Ps. 103, 31.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_88_88" id="Footnote_88_88"></a><a href="#FNanchor_88_88"><span class="label">[88]</span></a> Ps. 107, 17-22.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_89_89" id="Footnote_89_89"></a><a href="#FNanchor_89_89"><span class="label">[89]</span></a> Ps. 57, 11. 108, 2.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_90_90" id="Footnote_90_90"></a><a href="#FNanchor_90_90"><span class="label">[90]</span></a> Wenn man in der sp&auml;teren Zeit auch auf j&uuml;dischen
+Friedh&ouml;fen prachtvolle Grabm&auml;ler, sogar mit heidnischen Sinnbildern
+geschm&uuml;ckt, hervorragen sieht, so kann man nur beklagen, da&szlig; der
+erhabene Geist der j&uuml;dischen Religion so wenig erkannt wird; denn dieser
+gebietet einen bescheidenen Wandel im Leben, um wie viel mehr verbietet
+er also das Entgegengesetzte im Grabe. Man mu&szlig; beklagen, da&szlig; die
+Kurzsichtigen nicht einsehen wollen, da&szlig; alle diese Denkm&auml;ler zuletzt
+verwittern werden, so da&szlig; niemand die St&auml;tte mehr kennt, wo sie
+gestanden haben. Wie viel besser, wenn die Summen, welche darauf
+verwendet worden sind, zu Wohltaten gespendet worden w&auml;ren. Und ist es
+auch nur eine geringe Summe, so k&ouml;nnte doch die Rente davon einer armen
+Familie j&auml;hrlich eine frohe Woche verschaffen, und da w&uuml;rden
+Freudentr&auml;nen als dankbare Beweise dem Ged&auml;chtnisse eines l&auml;ngst
+Entschlafenen flie&szlig;en.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_91_91" id="Footnote_91_91"></a><a href="#FNanchor_91_91"><span class="label">[91]</span></a> Cir. Taanith. Fol. 16 u. 23, wonach in &auml;lteren Zeiten die
+ganze Gemeinde in Zeiten der Bedr&auml;ngnis, z. B. bei Mi&szlig;ernte, in
+Kriegszeiten, u. s. w. sich auf dem Friedhofe zum Gebet versammelte.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_92_92" id="Footnote_92_92"></a><a href="#FNanchor_92_92"><span class="label">[92]</span></a> Der Friedhof wird deshalb nicht nur das Haus der
+Gr&auml;ber (&#1489;&#1497;&#1514; &#1492;&#1511;&#1489;&#1512;&#1493;&#1514;-Beit Hakvarot</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_93_93" id="Footnote_93_93"></a><a href="#FNanchor_93_93"><span class="label">[93]</span></a> Wenn sie keine Kinder hat, mu&szlig; nat&uuml;rlich alles, was darauf
+hindeutet, aus diesem Gebet weggelassen werden.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_94_94" id="Footnote_94_94"></a><a href="#FNanchor_94_94"><span class="label">[94]</span></a> 1. Chron. 29, 14</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_95_95" id="Footnote_95_95"></a><a href="#FNanchor_95_95"><span class="label">[95]</span></a> 5. Mos. 29, 28.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_96_96" id="Footnote_96_96"></a><a href="#FNanchor_96_96"><span class="label">[96]</span></a> 1. Sam. 15, 22. Ps. 40, 7. Spr. Sal. 21, 3.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_97_97" id="Footnote_97_97"></a><a href="#FNanchor_97_97"><span class="label">[97]</span></a> Spr. Sal. 15, 8. Es. 11-17 Jer 6, 21. Amos 5, 22.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_98_98" id="Footnote_98_98"></a><a href="#FNanchor_98_98"><span class="label">[98]</span></a> Hos. 6, 6</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_99_99" id="Footnote_99_99"></a><a href="#FNanchor_99_99"><span class="label">[99]</span></a> Ansche keneseth hagdolo (ecclesia magna) setzten im Hinblick
+auf die st&auml;ndigen Opfer das Schacharith&mdash;, Mincha&mdash;, und
+Maarib Gebet f&uuml;r jeden Tag, das Mussaph&mdash;Gebet f&uuml;r Sabbat-und
+Festtage und das Ne&iuml;lah&mdash;Gebet f&uuml;r den Vers&ouml;hnungstag ein.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_100_100" id="Footnote_100_100"></a><a href="#FNanchor_100_100"><span class="label">[100]</span></a> Taanith 27. Sanhedrin 43.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_101_101" id="Footnote_101_101"></a><a href="#FNanchor_101_101"><span class="label">[101]</span></a> Dan. 6, 27.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_102_102" id="Footnote_102_102"></a><a href="#FNanchor_102_102"><span class="label">[102]</span></a> Ps. 51, 19.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_103_103" id="Footnote_103_103"></a><a href="#FNanchor_103_103"><span class="label">[103]</span></a> Krit&ocirc;th Fol. 6, 66.</p></div>
+
+<div class="footnote"><p><a name="Footnote_104_104" id="Footnote_104_104"></a><a href="#FNanchor_104_104"><span class="label">[104]</span></a> Ps. 141, 2.</p></div>
+
+</div>
+
+
+
+
+
+
+
+<pre>
+
+
+
+
+
+End of the Project Gutenberg EBook of Gebete für Israeliten, by A. A. Wolff
+
+*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK GEBETE FÜR ISRAELITEN ***
+
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+work, (b) alteration, modification, or additions or deletions to any
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+
+Project Gutenberg-tm is synonymous with the free distribution of
+electronic works in formats readable by the widest variety of computers
+including obsolete, old, middle-aged and new computers. It exists
+because of the efforts of hundreds of volunteers and donations from
+people in all walks of life.
+
+Volunteers and financial support to provide volunteers with the
+assistance they need, is critical to reaching Project Gutenberg-tm's
+goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will
+remain freely available for generations to come. In 2001, the Project
+Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure
+and permanent future for Project Gutenberg-tm and future generations.
+To learn more about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation
+and how your efforts and donations can help, see Sections 3 and 4
+and the Foundation web page at http://www.pglaf.org.
+
+
+Section 3. Information about the Project Gutenberg Literary Archive
+Foundation
+
+The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit
+501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the
+state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal
+Revenue Service. The Foundation's EIN or federal tax identification
+number is 64-6221541. Its 501(c)(3) letter is posted at
+http://pglaf.org/fundraising. Contributions to the Project Gutenberg
+Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent
+permitted by U.S. federal laws and your state's laws.
+
+The Foundation's principal office is located at 4557 Melan Dr. S.
+Fairbanks, AK, 99712., but its volunteers and employees are scattered
+throughout numerous locations. Its business office is located at
+809 North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887, email
+business@pglaf.org. Email contact links and up to date contact
+information can be found at the Foundation's web site and official
+page at http://pglaf.org
+
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+ gbnewby@pglaf.org
+
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+Literary Archive Foundation
+
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+spread public support and donations to carry out its mission of
+increasing the number of public domain and licensed works that can be
+freely distributed in machine readable form accessible by the widest
+array of equipment including outdated equipment. Many small donations
+($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt
+status with the IRS.
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+The Foundation is committed to complying with the laws regulating
+charities and charitable donations in all 50 states of the United
+States. Compliance requirements are not uniform and it takes a
+considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up
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+SEND DONATIONS or determine the status of compliance for any
+particular state visit http://pglaf.org
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+have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition
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+approach us with offers to donate.
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+any statements concerning tax treatment of donations received from
+outside the United States. U.S. laws alone swamp our small staff.
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+methods and addresses. Donations are accepted in a number of other
+ways including checks, online payments and credit card donations.
+To donate, please visit: http://pglaf.org/donate
+
+
+Section 5. General Information About Project Gutenberg-tm electronic
+works.
+
+Professor Michael S. Hart is the originator of the Project Gutenberg-tm
+concept of a library of electronic works that could be freely shared
+with anyone. For thirty years, he produced and distributed Project
+Gutenberg-tm eBooks with only a loose network of volunteer support.
+
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