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You may copy it, give it away or +re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included +with this eBook or online at www.gutenberg.org + + +Title: Französisch-slavische Kämpfe in der Bocca di Cattaro 1806-1814. + +Author: Nicola Velimirovitch + +Release Date: May 24, 2005 [EBook #15891] + +Language: German + +Character set encoding: UTF-8 + +*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK FRANZOSISCH-SLAVISCHE KAMPFE *** + + + + +Produced by Zoran Stefanovic, Ralph Janke and Proofreaders +Europe, http://dp.rastko.net. + + + + + + + + + +Französisch-slavische Kämpfe in der Bocca di Cattaro 1806-1814. + +Inaugural-Dissertation zur Erlangung der philosophischen Doktorwürde +vorgelegt der hohen philosophischen Fakultät der Universität Bern + +von Dr. NICOLA VELIMIROVITCH. + +Bern 1910 + + + + +Inhaltsverzeichnis + +I. Vor den Kämpfen. + 1. Die Situation nach dem Pressburger Frieden. + 2. Stand der Dinge in der Bocca di Cattaro. + 3. Peter I. und seine Beziehungen zu den Grossmächten. + +II. Die Kämpfe bis zu Oubrils Vertrag. + 4. Ragusas Uebergabe und der Kampf bei Zavtat. + 5. Der Kampf auf dem Berg Brgat. + 6. Belagerung Ragusas. + 7. Oubrils Vertrag. + +III. Die Kämpfe bis zum Tilsiter Frieden. + 8. Vorbereitung zum neuen Kampf. + 9. Der Kampf bei Castelnuovo. + 10. Die Bocca während des Waffenstillstandes. + Okkupation der Inseln. + 11. Uebergabe der Bocca nach dem Tilsiter Frieden. + +IV. Die Ereignisse in der Bocca von 1812—1814. + 12. Die Beziehungen der zwei neuen Nachbarn. + 13. Ausbruch neuer Feindseligkeiten. + Kämpfe bei Budua, Troiza und Castelnuovo. + 14. Belagerung und Uebergabe Cattaros. + + + + +I. + +Vor den Kämpfen. + + +1. Die Situation nach dem Pressburger Frieden. + +Der «Austerlitzblick», der den grossen englischen Staatsmann William +Pitt frühzeitig ins Grab gebracht hatte, hielt die übrigen zwei an der +furchtbaren Katastrophe unmittelbar beteiligten Verbündeten, Russland +und Oesterreich in monatelangen Todesängsten. Das rührte aber den Sieger +von Austerlitz wenig. Zielbewusst und rücksichtslos, wie er immer +verfuhr, diktierte Napoleon nun den Vertrag von Pressburg, am 26. +Dezember 1805. Umsonst hatte Talleyrand ihm in der Demütigung +Oesterreichs Mässigung angeraten.[1] Er forderte und bekam alles, was er +wollte. Alles, was Oesterreich ehemals durch den Vertrag von Campo +Formio gewonnen hatte, musste es jetzt den Franzosen geben. Beinahe drei +Millionen seiner Untertanen musste Oesterreich der Herrschaft Napoleons +ausliefern. Neben Venedig gingen ihm auch Istrien (ohne Triest) und +Dalmatien (ohne das Litorale) mit der _Bocca di Cattaro_ verloren. Die +einzige Verpflichtung, die Napoleon auf sich nahm, war die sofortige +Entfernung der französischen Truppen von dem österreichischen Boden. +Dieser Pressburger Friede war in der Tat für Oesterreich so ungünstig, +dass Graf Stadion mit Recht denselben «Capitulation» Oesterreichs nennen +konnte. + +Napoleon hegte damals böse Pläne gegen die Türkei, obwohl sie sein +Verbündeter war. Diese seine Tendenz lässt sich klar aus dem Pressburger +Vertrag erkennen; insbesondere aber zeugt dafür seine spätere Haltung. +Durch den Vertrag liess er sich Dalmatien abtreten, wobei die Uebergabe +der Bocca di Cattaro in erster Linie betont wurde. Den österreichischen +Boden wollte er nicht nur nicht räumen, sondern verstärkte im geheimen +die sich auf demselben noch befindlichen französischen Truppen. Das +Städtchen _Braunau_, das ebenso geräumt werden sollte, blieb auch +weiterhin unter französischer Besatzung. Und noch mehr: Napoleon +forderte den Durchzug seiner italienischen Truppen von Venedig nach +Dalmatien über österreichischen Boden, über _Monfalcone_, wo früher der +venezianischen Armee der Durchzug stets gestattet wurde. Ja, Napoleon +forderte sogar energisch von Oesterreich die Sperrung seiner Häfen für +die englische und russische Flotte. + +Graf Stadion seinerseits versuchte alles mögliche, um die Beziehungen zu +Frankreich nicht zu verwickeln und zu verschärfen. In dieser Absicht +sandte er auch Vincent nach Paris, um die Vorurteile Napoleons gegen ihn +zu zerstreuen. Napoleons Antwort war die denkbar schroffste. Er sandte +Andréossy zu Stadion mit der Forderung, sofort und unverzüglich den +Durchzug der französischen Armee durch das österreichische Gebiet zu +bewilligen. Zu Vincent sagte Napoleon bei der ersten Audienz: «Man muss +mir den Durchzug gestatten, andernfalls werde ich euch mit Krieg +überziehen».[2] Stadion bemühte sich, die Sache irgendwie zu mildern. +Darum machte er dem französischen Botschafter in Wien, Larochefoucauld, +mancherlei Vorstellungen; aber alles war vergeblich. Dieser verlangte +binnen 24 Stunden eine bestimmte Antwort und Ernennung einer +Persönlichkeit, die mit Andréossy Verhandlungen eingehen könnte. + +Nun, zu dieser schwierigen Frage gesellte sich eine andere, für +Oesterreich unvergleichlich schwierigere und für Napoleon desto +willkommenere: Die Abtretung der Bocca di Cattaro. + +Es verbreitete sich zuerst ein Gerücht, das bald nachher auch bestätigt +wurde, dass die Bocca di Cattaro Russland abgetreten würde. Der +österreichische General _Ghiselieri_, hiess es, habe sie dem +Befehlshaber der russischen Flotte im Adriatischen Meere übergeben. Das +war natürlich ganz vertragswidrig. So fasste es auch Napoleon auf. Er +verlangte sofort eine Erklärung Oesterreichs darüber. Oesterreich +sollte, das war seine Forderung, in Petersburg Schritte tun, welche die +Herausgabe der Bocca ermöglichen könnten. Wollte Russland nicht +nachgeben, so sollte Oesterreich seine Mitwirkung zur Eroberung der +Bocca nicht versagen. Es sollte in dem Falle auch seine Häfen den +englischen und russischen Schiffen verschliessen, worauf es Napoleon am +meisten ankam, da er diese feindlichen Flotten um jeden Preis aus der +Adria vertrieben sehen wollte. Sein Hintergedanke war, Oesterreich mit +Russland zu entzweien und somit den Dreibund zu sprengen. Würde ihm dies +gelingen, sagte er sich, so wären alle seine Pläne der Verwirklichung +nahe, andernfalls aber hätte er einen Grund, an Oesterreich noch härtere +Forderungen zu stellen. Denn ohnehin reute es ihn, bei dem Pressburger +Vertrag das Litorale nicht genug berücksichtigt zu haben. Wiederholt +erklärte Larochefoucauld nach den Instruktionen Napoleons dem Grafen +Stadion, dass Braunau so lange im Besitz der Franzosen bleiben werde, +als die Bocca ihnen nicht übergeben würde. Das war aber nicht alles. Er +drohte mit Besetzung von Fiume und Triest. Das war viel schlimmer. +Schliesslich drohte Napoleon mit dem Krieg. Und das war für Oesterreich +das Schlimmste. + +In Wien glaubte man, dass Napoleon nun einen Anlass zu neuer Bekriegung +Oesterreichs suche. Dies zu vermeiden und den Frieden aufrecht zu +erhalten, war aller, besonders aber Kaiser Franz' und Stadions Wunsch. +Letztere machten eine Vorstellung in Petersburg in bezug auf die Bocca +und die Forderungen Napoleons. Inzwischen schrieb Franz an Napoleon +eigenhändig betreffs der Bocca, ihre Herausgabe an die Russen sei ohne +sein Wissen und Wollen erfolgt, eine Untersuchung habe er gegen den +General Brady, den Befehlshaber in Dalmatien, eingeleitet und die +Verhaftung Ghiselieris anbefohlen. Die Sperrung der Häfen für die +russische Flotte werde erfolgen, sobald Russland eine ausweichende +Antwort geben werde. In demselben Sinne hatte sich auch Stadion La +Rochefoucauld gegenüber geäussert.[3] + +Trostlos und fast verzweifelt stand Oesterreich da, weil zwei mächtige +feindliche Heere seine beiden Grenzen bedrohten, das französische im +Südwesten, das russische im Norden. In Wien wurde nun die Frage +aufgeworfen: Mit wem von beiden Mächten soll es Oesterreich halten? Man +war in der Beantwortung dieser Frage nicht einig. Erzherzog Karl, +Trauttmansdorf, Metternich und viele andere waren der Meinung, man müsse +den französischen Forderungen sich widersetzen und, wenn eben möglich, +eine Allianz mit Frankreich anstreben. Zur Illustration der Meinung +dieser Mehrheit, wie auch der Situation, in welcher sich Oesterreich +damals befand, sei hier einiges aus dem Briefe Karls an den Kaiser +angeführt:«... Ich glaube meine Aufmerksamkeit vorzüglich auf zwei Fälle +richten zu müssen, von welchen der eine oder andere Eurer Majestät +unausweichlich bevorzustehen scheint. Der erste und unglücklichste für +den Staat wäre ohne Zweifel jener, wenn wir durch unsere unglückliche +Lage in einen neuen Krieg mit dem einen oder anderen der beiden Kolosse, +die uns bedrohen, verwickelt würden. Von beiden stehen mächtige Armeen +an unseren Grenzen, mit beiden würden die ersten Feindseligkeiten den +Krieg in das Herz der Monarchie führen, mit beiden würde der erste +Ausbruch des Krieges uns ganze Provinzen entreissen, beide würden einen +Teil der Erbstaaten beherrschen, ausplündern und verheeren, ehe wir +imstande wären, eine Armee, der es an _allem_, sogar an Gewehren fehlt, +in Ungarn versammeln zu können. Sollte jedoch zwischen diesen beiden +grossen Uebeln eines gewählt werden müssen, so bietet der Krieg mit +Frankreich noch unendlich schrecklichere Resultate dar, als jener mit +Russland. Meine innere Ueberzeugung entreisst mir das traurige +Geständnis: Ein neuer Krieg mit Frankreich und seinen Alliierten ist das +Todesurteil für die österreichische Monarchie ... Nicht so ganz ohne +alle Rettung erscheint der Krieg mit Russland.»[4] + +Stadion hingegen war entschieden gegen die Allianz mit Frankreich. «Es +würde,» sagte er, «Oesterreich Frankreich untertan werden; und ein +solches Verhältnis bezeichnet man als Allianz.»[5] Für den Fall eines +Bündnisses mit Frankreich aber stellte er seinen Rücktritt in Aussicht. + +Keineswegs besser war die Situation in Petersburg. Alexander hatte einen +Krieg zur Befreiung der Völker von der Macht Napoleons unternommen. Mit +unermesslicher Zuversicht und unzähligen Hoffnungen ging er in den +Kampf. Der «Austerlitzblick» aber machte ihn zu einem gebrochenen und +ratlosen Mann. Ein schrecklicher Wirrwarr herrschte an seinem Hofe und +in seinem Kopfe. Mannigfaltige Gährungen, mannigfaltige Richtungen +kreuzten sich im Volke wie in den Parteilagern. Jedermann versuchte +seine eigene Haltung gleich seiner Vergangenheit zu rechtfertigen. Und +jedem gelang es natürlich. An der Niederlage Russlands war also niemand +im Lande schuld. Die früheren Ratgeber des Kaisers, die ihm vorher so +viel Ruhmvolles von einem Krieg gegen Napoleon vorgespiegelt hatten, +schoben jetzt alle Schuld an dem Misserfolg Oesterreich zu. Die +altrussische Partei predigte entschieden den Bruch des Bündnisses mit +Oesterreich. Man beschuldigte es sogar eines Verrates. Die Leute der +Opposition gegen das Regiment Czartoryskis gewannen jetzt grossen +Einfluss auf den Kaiser und das Volk. Ihre Parole war nun, Russland +solle nur noch die eigenen Vorteile im Auge behalten, seine Verbündeten +ihrem Schicksal überlassen und sich nicht mehr zwecklos und sinnlos in +einen weiteren Kampf stürzen. + +Eine friedliche Stimmung beherrschte ganz und gar die öffentliche +Meinung in Russland. Man verdächtigte aber den Zaren, er beschäftige +sich auch weiterhin mit Kriegsplänen. Allerlei Beschwerden gegen den +Kaiser und insbesondere gegen Czartoryski wurden laut und lauter. Der +österreichische Botschafter in Petersburg, _Merveldt_, teilte sogar dem +Wiener Hof mit, dass die tiefgehende Gährung der Gemüter die Möglichkeit +eines Thronwechsels bezeugte.[6] Wenn die Friedenspartei schliesslich +die Oberhand in Petersburg gewann, so verdankte sie dies auswärtigen +Ereignissen; Pitt starb und sein Nachfolger neigte zum Frieden. + +Mit Ungeduld wartete man in Wien auf einen Entschluss Russlands, d.h. +auf die Antwort in bezug auf die Frage der Bocca di Cattaro. Endlich kam +der langersehnte Bescheid. Rasumovski erschien am 26. Mai bei Stadion +und teilte ihm mit, Russland sei bereit, Cattaro mit der Bocca +herauszugeben. Allein die Räumung Cattaros seitens der Russen sei eine +Sache, die nicht sofort erledigt werden könnte. Der russische Agent in +Cetinje und in der Bocca habe die Bevölkerung der Bocca stets der +russischen Protektion versichert. Diesem Versprechen könne sich Russland +jetzt nicht entziehen, ohne den Unwillen seiner slavischen Brüder in +dieser Gegend sich zuzuziehen. Die Russen wollten die Bocca den +Oesterreichern, und diese könnten sie dann den Franzosen übergeben. Es +brauche aber Zeit, bis die Bevölkerung zur ruhigen Hinnahme des +unabwendbaren Beschlusses vorbereitet wäre. Also sprach Rasumovski. + +Graf Stadion besprach mit dem französischen Gesandten die Sachlage und +verlangte Verschiebung der Hafensperre, die Napoleon so dringend +forderte. Larochefoucauld gab sich mit dieser Erklärung nicht zufrieden. +Er forderte sofortige Hafensperre. Bei diesen Erklärungen und +Gegenerklärungen, bei diesem beständigen Hin- und Herschwanken verlief +viel Zeit, ohne dass man zu irgend einem positiven Resultat zu gelangen +vermochte. Inzwischen aber bahnte sich langsam der Weg für die +Friedensverhandlungen, die zuletzt zu _Oubrils_ Vertrag führten. + +So hielt die Angelegenheit der Bocca ganz Europa ein halbes Jahr in +höchster Spannung: Der Friede Europas stand auf dem Spiel, wenigstens +für den Augenblick. Aber auch nach Ablauf dieser Zeit war die Frage +wegen der Bocca di Cattaro nicht endgültig gelöst; die Entscheidung +stand nur auf dem Papier. Nicht einmal der Tilsiter Vertrag brachte eine +befriedigende Lösung. Eine solche erfolgte erst, als alle anderen durch +Napoleon auf die Tagesordnung gebrachten Fragen der europäischen Politik +ihren Abschluss fanden, d.h. im Jahre 1814. + +Wenden wir uns nun dem Lande zu, das für einen Augenblick als Schlüssel +der politischen Situation Europas galt und der Uebermacht des +siegreichen französischen Gewalthabers so lange trotzte und seinen +Weltplänen sich in den Weg setzte, indem es um nichts anderes als um +seine Freiheit und Unabhängigkeit mutig und aufopfernd kämpfte.[7] + + +2. Stand der Dinge in der Bocca di Cattaro. + +Im Jahre 1797 vernichtete Bonaparte die Republik Venedig. Das traurige +und bedauernswerte Schicksal dieses ruhmreichen Staates mussten +naturgemäss auch seine Provinzen und Schutzgebiete fühlen. Eines dieser +letzteren war die Bocca di Cattaro, welche seit 1420 unter Venedig +stand. In jenem Jahre stellten sich die Bokelen, die bis dahin unter dem +Schutz der ungarischen Könige gewesen waren, unter die Oberhoheit +Venedigs, weil die Entwicklung der Dinge sie hierzu zwang. Ganz +Dalmatien nämlich ging den Ungarn verloren. Die Bocca konnte, wenn sie +es wollte, auch weiterhin unter dem ungarischen Schutz, bleiben. Dieser +Schutz aber wäre nur ein formaler und unwirksamer gewesen. Wozu dann +solch ein Schutz? + +Die Bokelen begaben sich freiwillig in die Obhut des neuen Herrn von +Dalmatien, aber nur unter gewissen gegenseitig unterschriebenen +Bedingungen. Die wichtigste unter diesen lautete: «Wenn die Republik +Venedig wegen irgend einer politischen Umwälzung nicht mehr imstande +sein wird, Cattaro zu verteidigen, so darf sie es an niemand weder +abtreten noch verkaufen, sondern muss es in seiner alten Freiheit +weiterbestehen lassen.»[8] + +Dieses alten Vertrages mit Venedig sich erinnernd widersetzten sich nun +die Bokelen der Okkupation der Bocca durch Oesterreich, dem dieses +Gebiet durch den Vertrag von Campo Formio von 1797 nach der Zerstörung +der venezianischen Republik zugestanden wurde. Die Volkshäupter +versammelten und berieten sich, welche Schritte sie jetzt unternehmen +sollten. Alle waren einmütig in dem Entschluss, die Unabhängigkeit des +Landes zu verteidigen. Ueber die Art und Weise dieser Verteidigung +wollten sie nicht allein entscheiden. Auf dem hohen Berge, der ihrem +Küstenland als der natürliche Schutz schien gegeben zu sein, hatten sie +einen Ratgeber, der zugleich ihr religiöser Führer war, bei dem sie in +schwierigen Momenten Rat und Trost holten und den sie in den +schwierigsten zu Hilfe riefen. Sie befragten ihn durch eine Deputation. +Der Fürstbischof[9] von Montenegro, denn er war jener Mann, gab den +Bokelen den Ratschlag, sie sollten eine provisorische Verwaltung des +Landes einsetzen, eine Landwehr errichten und die Gerichtsbarkeit in +eigene Hände übernehmen. In diesem provisorischen Zustande sollten sie +dann leben und abwarten, ob sich Venedig wieder erheben würde oder +nicht. Sollte ersteres geschehen, so würden sie ihre Beziehungen zu ihm +wieder herstellen können. Wenn aber nicht, so sollten sie die Herrschaft +des römischen Kaisers anerkennen, aber nur unter denselben Bedingungen, +unter welchen sie Venedigs Schutz genossen hätten. + +Die Bokelen folgten diesem Ratschlag. Allein die Stadt _Budua_ machte +einen Schritt weiter, indem sie zu ihrem direkten «Beschützer und +Richter, den Peter Petrovic, den ruhmvollen Erzbischof und Metropoliten +von Montenegro,» wählte.[10] + +Aber im Sommer desselben Jahres nahmen die Oesterreicher allmählich ganz +Dalmatien ein. In der zweiten Hälfte des August erschien der +österreichische General Baron _Rukavina_ mit der Flotte in der Bucht di +Cattaro. Umsonst warteten die Bokelen auf baldige Wiedererhebung ihrer +Protektorin von der anderen Küste des Adriatischen Meeres. Die Republik +Venedig war für immer vernichtet. Wie hätte dann die Bocca stand halten +können vor der überwältigenden Macht des Feindes? Die Bokelen ergaben +sich. Hätte der Vladika es gewollt, so hätten sie mit Begeisterung gegen +die Oesterreicher gekämpft. Da der Vladika aber auf anderen Seiten gegen +die Feinde seines Landes zu kämpfen hatte, und da er auch mit dem +österreichischen Kaiser auf gutem Fusse lebte, blieb den Bokelen nichts +übrig, als sich zu ergeben. + +Das bisher Gesagte gehört eigentlich nicht unmittelbar zu den +Ereignissen, die wir zu beschreiben unternommen haben; es musste aber in +Erinnerung gerufen werden, um zu zeigen, dass wir hier mit einem Volke +zu tun haben, das sich als ein Ganzes für sich und doch als ein Teil +einer grösseren Volksfamilie fühlte, das seine Vergangenheit hatte, +welches von ständigem Bestreben seiner Vorahnen nach Freiheit erfüllt +war, mit einem kleinen Volke, das keinem seiner Nachbarn lästig war und +das von ihnen nichts weiter verlangte, als freie hohe See und ein freies +Obdach auf dem Lande. Denn dieses Volk lebte seit jeher mehr auf dem +Wasser wie auf dem Festlande. Seeleute und Fischer waren es, die in +ihrem Leben mehr Wasser und Himmel schauten als festes Land. Ein freies +Gemüt, eine klare und unbefangene Beurteilung der Dinge und ein +ungetrübtes Gerechtigkeitsgefühl war ihnen stets eigen gewesen. Sie +entzogen sich nicht dem Kultureinfluss ihrer italienischen Schutzherren. +Sie haben wohl nie die Opulenz und den Glanz Ragusas in ihren Städten +geschaut, dennoch waren diese reich. Cattaro und Perast machten +Konkurrenz manchen grösseren Küstenstädten in Ober-Dalmatien und +Italien. Castelnuovo, Budua und Risano waren kleiner an Umfang und +Grösse, nicht aber an Reichtum und Unternehmungen. Diese Leute von der +Bocca di Cattaro durchreisten schon in ihren Jugendjahren die Welt. +Manchmal mit Reichtum, immer aber mit grösserer Erfahrung kehrten sie in +ihre Heimat zurück, die sie so liebten und in der sie ihren Lebensabend +zu verbringen wünschten. Nichts Abscheulicheres gab es für sie, als +Unterjochung eines Volkes, Tyrannei und Unterdrückung. Die Freiheit war +für sie ebenso notwendig für das Leben wie das Meer und die Luft. Diese +vornehme Eigenart ihres Temperaments zeigten die Bokelen während ihrer +ganzen Geschichte. Unterjocht waren sie nie, wohl aber nahmen sie den +Schutz bald dieser, bald jener Macht in Anspruch. Dadurch wurde ihre +Freiheit nicht nur nicht eingeschränkt, sondern oft sogar vergrössert +und besser gesichert vor der Gier der nächsten Nachbarn. + +Durch den Vertrag von Campo Formio wie auch durch denjenigen von +Pressburg fühlten sich die Bokelen schwer verletzt, weil man über sie +ohne ihre Zustimmung verfügte. Sie hatten früher mit Venedig verhandelt, +bevor sie unter seine Obhut traten. Solche direkte Verhandlungen mit +Oesterreich oder mit Frankreich war ihnen untersagt. Das verletzte ihren +Stolz, der eine mächtige Rolle spielte in ihrem politischen und sozialen +Leben. Das war der hauptsächliche Grund ihres Unwillens, ihrer Aufregung +gegen die Bestimmungen der Grossmächte. Der andere Grund dafür lag in +der Furcht vor der Einschränkung ihrer Freiheit im Handel und in der +Politik. + +Die Stimmung in der Bocca nach dem Pressburger Frieden war noch erregter +als nach dem von Campo Formio, einmal weil Europa zu wiederholten Malen +über das Land willkürlich verfügte, und sodann, weil das Gerücht +verbreitet wurde, dass die Franzosen, die angehenden Herren des Landes, +die Bocca ihres freien Handels und Betriebes berauben wollten. Als der +österreichische Kreiskapitän in der Bocca, Baron _Kavalkabo_, den +Bokelen verkündigte, dass alle Städte des Landes bis zum 10. Februar an +die Franzosen übergeben werden müssten, wurden sie so betrübt und +erzürnt, dass sie alle wie ein Mann sich bereit erklärten, ihr Land vor +den neuen Weltavanturisten bis in den Tod zu verteidigen.[11] Sie sahen +sich nach zwei Seiten um Hilfe um. Die erste Hilfe war natürlich in +Montenegro zu suchen. Eine andere Hilfe hofften sie von den Russen zu +bekommen. Nicht aber von den Russen in Russland, sondern von der +russischen Flotte, die sich zurzeit bei _Korfu_ befand und die zur +Aufgabe hatte, die Ionische Republik vor den Franzosen zu schirmen. +Diese Flotte befehligte der Vize-Admiral _Senjavin_. Nach der Schlacht +bei _Trafalgar_, wo die französische Flotte vernichtet wurde, waren +Russen und Engländer auf dem Wasser ganz unzweifelhaft die Herren. +Napoleon hatte so gut wie keine Flotte mehr. Darum musste er trachten, +das Litorale überall gut gegen die Angriffe vom Wasser her zu +befestigen. Daher ist es auch klar, warum er so dringend die Hafensperre +für die russische und englische Flotte von Oesterreich forderte. Wenn +diese Flotte den Zugang zu keinem Hafen mehr in der Adria hätte, dachte +Napoleon, so müsste sie sich von selbst zurückziehen. Höchstens könnte +sich diese Flotte noch bei Korfu aufhalten. Darum plante er eben die +ganze Meeresküste bis nach und mit Albanien in Besitz zu nehmen, dann +von Albanien aus Korfu anzugreifen und die vereinigte Flotte zu +vertreiben. + +Es gab viele Bokelen, die früher im russischen Marinedienst gestanden +hatten und auch viele andere, die in der grossen Politik der Zeit +Bescheid wussten. Die einen wie die anderen konnten gut erwägen, was für +ein Schlag es für die russische Flotte wäre, wenn ihr der Zugang in die +Bucht von Cattaro abgeschnitten wäre. + +In Cetinje weilte damals der russische Agent _Sankorski_, auf dessen +Mission in Montenegro wir noch einmal zu sprechen kommen werden. Zum +Vladika und zu dem russischen Agenten sandten die Bokelen eine +Deputation. Diese erklärte, die Bokelen seien entschlossen, die Bocca +bis zum letzten Blutstropfen zu verteidigen, falls ihnen die +Montenegriner und die russische Eskader zu Hilfe kommen würden.[12] +Sankorski seinerseits sprach den Bokelen die russische Hilfe sofort zu, +und eben in diesem Sinne schrieb er an Senjavin. Der Vladika war +natürlich noch mehr bereit, seinen treuen Bokelen zu Hilfe zu eilen als +die Russen selbst. Er berief nach Cetinje alle Volkshäupter Montenegros +und hielt mit ihnen eine Beratung, deren Schluss eine einstimmige +Erklärung war, dass die Montenegriner nicht nur gegen die Franzosen um +die Bocca zu kämpfen bereit seien, sondern dass sie die Oesterreicher, +bevor das Land von jenen okkupiert wäre, aus der Bocca vertreiben +wollten. Bereits am nächsten Tage, dem 28. Februar, stand der Vladika +vor Castelnuovo und belagerte die Stadt. An demselben Tage langte auch +die russische Eskader unter dem Kommando von Kapitän _Belli_ an. Nach +fünftägiger Belagerung forderten der Vladika und Belli von dem +österreichischen Kommandanten die Kapitulation der Stadt und die +Uebergabe der Schlüssel von allen bokelischen Städten. Es wurde ihm +gesagt, er verteidige ein fremdes Land, denn die Frist der Uebergabe der +Bocca an die Franzosen war bereits schon am 10. Februar abgelaufen. +Markis Ghiselieri war schliesslich mit den russisch-montenegrinischen +Forderungen einverstanden. Er trat den Bokelen ihr Land mit acht +grösseren und kleineren Städten ab. Die österreichische Besatzung wurde +überall ersetzt durch das einheimische Heer.[13] + +Somit erhielten die Bokelen ihr Land ganz und frei ohne viele Mühen und +Kämpfe zurück. Sonst wurde aber die Frage der Bocca di Cattaro viel +verwickelter und für den europäischen Frieden von drohenderer Gefahr als +je. + + +3. Peter I. und seine Beziehungen zu den Grossmächten. + +Um zu erklären, warum der Vladika Peter in dieser Zeit ohne weiteres für +den Kampf gegen die Franzosen energisch eintrat, muss man seine +Beziehungen zu den Grossmächten kennen lernen. Peter Petrovic Njegosch +übernahm die Staatsverwaltung nach dem Tode seines Vetters, des Vladika +Javva 1782. Es war damals eine ungemein schwierige Zeit für Montenegro. +Die Gefahr drohte von dem _Ikadarsee_ her, von dem Vezir von Ikadar +_Mahmut-pascha Buschatlia._.[14] Dieser war dem Sultan abtrünnig +geworden und herrschte in der Ikadarprovinz nach eigener Willkür. Als +ein Schreckbild und eine höllische Geissel wurde er von allen Nachbarn +angesehen und gefürchtet. Die montenegrinische Grenze war nie ruhig und +sicher vor seinen Banden. + +Vladika Peter, angesichts der vom _Pascha von Ikadar_ drohenden Gefahr, +entschloss sich in Russland Hilfe zu suchen. Er hoffte viel für sein +Land von _Ekaterina II._ Auf Befehl aber des launischen Fürsten +_Potemkin_ wurde er von Petersburg binnen 24 Stunden ausgewiesen, ohne +die Kaiserin gesehen zu haben. + +Als im Jahre 1788 Russland und Oesterreich mit der Türkei in Krieg +gerieten, sandten beide Höfe, Petersburg und Wien, ihre Boten nach +Montenegro, um den Vladika für den Krieg gegen den gemeinsamen Feind zu +gewinnen. Joseph II. schrieb an den Vladika, dass er die Absicht habe, +die unterjochten Christen zu befreien und sie zu Teilnehmern jener +Vorteile zu machen, die seine Untertanen genössen; er bat den Vladika, +an dem Krieg teilzunehmen[15]. Ekaterina sandte den General-Lieutnant +_Tutolmin_ zum Vladika, «damit er Euch,» wie sie schrieb,[16] «Unserer +kaiserlichen Gnade und Unseres Wohlwollens versichert, und wenn der +Glaube, den die Ungläubigen schänden, wenn die Freiheit, die sie +bedrohen und unterdrücken ... Euch bewegen, mit uns an dem Krieg +teilzunehmen gegen christliche Feinde, dann wird er (Tutolmin) mit Euch +verabreden, was die Bewaffnung eines Heeres betrifft; Ihr sollt ihm Euer +Vertrauen schenken und auch überzeugt sein, dass Wir Euch nie vergessen, +sondern stets Sorge tragen werden um Eure Sicherheit.» + +Vladika Peter mit seinem Volk erklärte sich bereit, dem Rufe zweier Höfe +zu folgen. Er tat alles mögliche, um dem österreichischen General +_Vukasovic_ bei seinen Operationen gegen die Türken von Montenegro aus +beizustehen. Mit seinen Truppen und mit allen Mitteln, die ihm zur +Verfügung standen, unterstützte er die österreichische Armee. Für diesen +Dienst gewann er aber weder während des Krieges noch nach dem Frieden in +_Jasch_ irgendwelchen Vorteil für sein Land, ausgenommen eine Masse von +Kriegsmaterial, das ihm die Oesterreicher hinterliessen, und das er gut +in späteren Kämpfen gegen die Türken brauchen konnte. Viel mehr +Nachteile musste er erleiden. Er zog sich nämlich den Groll der Türken +zu, die nun nach Rache gegen Montenegro trachteten, da es von Russen und +Oesterreichern nach dem abgeschlossenen Frieden verlassen ward. Nach +vierjährigen Kämpfen kam es schliesslich zu einer gewaltigen Schlacht +zwischen Montenegrinern und Mahmut-pascha im Dorfe _Krusse_ (1796), wo +die Montenegriner den glänzendsten Sieg in ihrer ganzen Geschichte +davontrugen. Es stritten 6000 Montenegriner gegen 30,000 Türken. Von +diesen fielen in der Schlacht 3000, unter ihnen der Pascha selbst, +dessen Kopf immer noch in Cetinje als Siegestrophäe aufbewahrt wird. + +Seitdem liessen die Türken Montenegro in Ruhe. _Selim III._ erkannte +selbst die Unabhängigkeit Montenegros an und bezeugte in seinem +Schreiben: «Montenegro war nie unserer Hohen Pforte untertan.»[17] + +Nach dieser berühmten Schlacht begann die militärische Tüchtigkeit und +der Mut der Montenegriner auch die Aufmerksamkeit der Machthaber Europas +auf sich zu ziehen. Die russische Diplomatie, die nach dem Frieden zu +Jasch Montenegro vollständig sich selbst überlassen hatte—-trotz der +oben erwähnten Versicherung Ekatarinas-—brachte jetzt alle Huldigungen +den Montenegrinern und ihrem Vladika dar. So erliess der Zar _Paul_ im +Jahre 1798 ein Schreiben[18] an den Vladika, in dem er diesen und sein +Volk seiner kaiserlichen Gunst versicherte. Derselbe Kaiser versprach +dem Vladika in einem andern Schreiben[19] vom 23. Januar 1799, eine +jährliche Subvention von 1000 Dukaten. «Wir haben», sagt Paul, «gnädigst +befohlen, dass man Euch aus Unserer Kasse vom 1. Januar 1799 an, am +Schlusse jedes Jahres, je 1000 Dukaten aushändigt, indem wir +voraussetzen, dass das Geld zum gemeinsamen nationalen Nutzen gebraucht +werden wird.» Dieses wurde auch von dem Kaiser Alexander I. bestätigt, +kurz darauf aber suspendiert, da im Herbst 1803 der Vladika Peter bei +dem Kaiser verleumdet wurde, dass er angeblich seine bischöfliche +Pflicht ganz vernachlässigt habe und nun im Verein mit seinem Sekretär, +dem katholischen Abbat _Dolci_ (der ein dalmatinischer Serbe war), +danach trachte, Montenegro an die Franzosen um 25,000 Dukaten +auszuliefern. Alexander sandte sofort seinen Agenten nach Cetinje mit +einem Schreiben[20] vom 7. November 1803, in dem es heisst: «Wir sind +beunruhigt durch die glaubwürdige Nachricht, die zu Uns gekommen ist und +Uns bezeugt hat, dass die herrschsüchtigen Fremden--die leider mitten in +Montenegro die Unterstützung von manchen Leuten finden, die sich mit +ruchlosen Absichten tragen--das montenegrinische Volk und seine +Unabhängigkeit mit Vernichtung bedrohen ... Durch den Wunsch bewogen, +diese Gefahr abzuwenden, haben wir nach Montenegro unsern Kommissär, den +General-Lieutnant Graf _Svelic_ mit dem Auftrag gesandt, die +Montenegriner und Bergleute unseres unaufhörlichen Wohlwollens gegen sie +zu versichern, die ihnen drohende Gefahr zu zeigen und den geeigneten +Weg zu ihrem Nutzen und Ruhm zu weisen.» + +Der russische heilige Synod glaubte in diese Angelegenheit selbst +eingreifen zu müssen. Er erliess an den Vladika Peter ein unerhört +vermessenes Schreiben,[21] in dem er dem Vladika Vorwürfe machte, die +Gnade und den Grossmut der russischen Zaren und des Synods selbst +vergessen, die vom Synod an Montenegro geschenkten Kirchengeräte und +-gewänder veräussert, Klöster und Kirchen, Gottesdienst und +Kirchenzeremonien vernachlässigt zu haben. «Darum ladet Euch der heilige +Synod», heisst es dann, «durch diesen Brief vor sein Gericht, damit Ihr +Euch rechtfertiget, wenn Ihr Euch unschuldig wisset, oder andernfalls +Euch durch Busse reiniget. Falls Ihr diesen Befehl nicht befolget, wird +der heilige Synod Euern Ungehorsam als Beweis Eurer Absichten gegen die +Religion, gegen das Gesetz und gegen Euer Vaterland und als ein Zeichen +Eurer Zuneigung zu dem feindlichen Volke ansehen. Und darum wird sich +der heilige Synod gezwungen sehen, Euch als unwürdigen Sohn der heiligen +Kirche und als Verräter Eures Vaterlandes zu betrachten, Euch Eures +Amtes zu entheben und aus der Kirche zu exkommunizieren.» + +Die montenegrinischen Volksgubernatoren entsandten eine in der Tat +vornehme und ritterliche Antwort dem Kaiser wie auch dem Synod. Diese +Briefe sind von unschätzbarem Wert, da sie am besten illustrieren, wie +das montenegrinische Volk seine Beziehungen zu dem russischen Volke und +zu der russischen Kirche auffasste. Wir gestatten uns hier nur folgenden +Auszug aus der Antwort an den heiligen Synod. Nachdem der Synod an alle +Misshelligkeiten und Misszustände in seiner eigenen Kirche erinnert +worden ist, und nach einem köstlich sarkastischen Vergleich der +russischen Bischöfe, die in «vergoldeten Wagen im Luxus und Prunk +fahren», mit dem montenegrinischen Bischof, der «zu Fuss und im +Schweisse seines Angesichtes die steilen Berge erklimmen muss, um das +Volk zu trösten und zu belehren», wird folgendermassen fortgefahren: +«Bis jetzt haben wir nicht gehört, dass der russische Synod ein +Richterrecht hat über das xaveno-serbische Volk, das ausserhalb der +russischen Grenzen lebt. Darum hat er auch kein Recht über uns. Denn +wir, das Volk in Montenegro und den Bergen, sind nicht Untertanen des +russischen Reiches, sondern wir stehen bloss in seinem moralischen +Schutz, und zwar dieses nicht aus einem anderen Grunde, sondern nur aus +Gleichheit des Glaubens und des Volksstammes. Sollte Russland uns von +sich zurückstossen, was wir nicht hoffen, werden wir doch Russland treu +bleiben, solange der orthodoxe Glaube dort herrschen würde, aber immer +nur unter der Bedingung, dass wir nie und nimmer Russland Untertan sein +sollen wie die anderen Völker seines Reiches. Wir sind bereit, unsere +von unseren Vorahnen mühsam erhaltene Freiheit bis zum Tode zu +verteidigen und lieber mit dem Schwert in der Hand zu sterben, als uns +in schändliche Sklaverei irgend einer Macht der Welt zu begeben.» Und +dann heisst es weiter: «Bis heute hat niemand unseren Bischof vor das +Gericht des russischen Synods zu stellen vermocht. Dies werden wir auch +jetzt nicht dulden. Hätte er in irgend etwas gefehlt-—wie er bei Euch +ungerechterweise verleumdet wurde-—, so könnten wir selbst ihn richten, +_und zwar nicht als den Bischof, sondern als den einfachsten Bürger +unter uns._» + +Der inquisitorische Synod wagte nach dieser Antwort keine weiteren +Schritte, obwohl er durch seinen Boten dem Vladika mündlich drohte, ihn +nach Sibirien zu vertreiben.[22] + +Der Kaiser war taktvoller und überlegener. Er befahl (nachdem er den +Brief von dem Vladika erhalten hatte) seinem Konsul in Cattaro, +_Masurevski_ mit Namen, nach Cetinje zu gehen und den Vladika zu +beruhigen.[23] + +In der Tat hegte der Vladika zu dieser Zeit gewisse Hoffnung auf den +ersten Konsul. Bonaparte war ganz gut unterrichtet von der militärischen +Macht Montenegros. Im Jahre 1803 entsandte Bonaparte einen Offizier, +_Félix de Laprade_, nach Montenegro, um mit dem Vladika ein Bündnis zu +Werke zu bringen. Zu derselben Zeit waren die französischen Agenten, +_Berthier_ und _Pouqueville_, die im Auftrag Bonapartes mit Peter I. +gewisse Verhandlungen anstellten, in Ragusa. Der lebendige Wunsch der +Montenegriner, mit den Bokelen ein Staatswesen zu bilden, war Bonaparte +bekannt. Diesen Wunsch legte er darum seinen Verhandlungen zugrunde. Er +versprach, die Bocca Montenegro zu überlassen, und übertrug dem Vladika +alle Ehren. Bonaparte beabsichtigte, mit Oesterreich und mit der Türkei +nacheinander zu kämpfen. Im einen wie im anderen Falle konnten die +Montenegriner ihm von unermesslichem Nutzen sein, sei es mit bewaffneter +Macht, sei es mit dem Einfluss des Vladika in der Bocca wie in der +Herzegovina.[24] + +Die Unterhandlungen stockten. Der Vladika sandte einen Deputierten zu +Bonaparte. Talleyrand empfing denselben freundlich, gab ihm aber keine +entschiedene und klare Antwort, wie Peter erwartet hatte. Warum +Bonaparte die Sache in die Länge zog, ist nicht sicher. Es war ein +Moment der Spannung zwischen Montenegro und Russland. Er hatte die beste +Gelegenheit, diesen Moment auszunützen. Das hatte er angefangen, aber +nicht bis zum Ende durchgeführt. Sei dem wie es wolle, sicher aber ist, +dass der Vladika, dem sich Bonaparte verschloss, von nun an die +Franzosen als Feinde ansah und schon mit der Möglichkeit eines +Zusammenstosses mit denselben in der Bocca rechnete.[25] + +Auch zu Oesterreich hatte Vladika Peter keine klaren und ungetrübten +Beziehungen. Seitdem er mit Mahmut-pascha fertig war, und seitdem +Oesterreich die Bocca okkupiert hatte, gab es oft Grenzkonflikte +zwischen Montenegrinern und Oesterreichern. Denn nachdem der Vladika +sein Land vor den Türken gesichert hatte, richtete er sein Augenmerk +ausschliesslich auf die Bocca. Die Bocca zu befreien und mit Montenegro +zu vereinigen, war sein einziges Streben. Nur angesichts dieses Ideals +ist verständlich, warum er Beziehungen mit Bonaparte mit Eifer +unterhielt und warum er es zu Grenzkonflikten mit den Oesterreichern +kommen liess. Den österreichischen Verwalter Dalmatiens, _Bardy_, +kostete es viel Geschick und Mühe, den Ausbruch eines Krieges mit +Montenegro zu verhindern oder zu verschieben. + +So war am Anfang des Jahres 1805 für Russland immer noch die Möglichkeit +gegeben, seine Beziehungen zu Montenegro wieder herzustellen. Alexander +liess auch diesen Augenblick nicht unbenutzt. Bald nach der +Versöhnungsmission Masurevskis nach Cetinje traf in der Hauptstadt +Montenegros im März 1805 ein Gesandter aus Petersburg ein, der Staatsrat +Stephan Sankovski, dessen Namen wir bereits erwähnt haben. Alexander +eröffnete den Plan, Napoleon zu bekriegen und «Europa zu befreien». Er +sandte Sankovski nach Cetinje, um Montenegro für die eventuelle Aktion +für sich zu gewinnen.[26] Sankovskis besondere Mission bestand +natürlich darin, den Vladika günstig gegen Russland zu stimmen. +Sankovski brachte 3000 Dukaten mit sich, eine Summe, welche seit 1802 an +Montenegro nicht bezahlt worden war.[27] In einem Schreiben, das +Alexander an das Volk in Montenegro richtete, hiess es: «Immer bereit, +euch Unsere Gunst zu bezeugen, haben Wir eurem Wunsche in bezug auf den +Metropoliten gerne Folge geleistet, indem Wir demselben Bischof Unser +kaiserliches Wohlwollen wieder geschenkt haben. Wir sind im übrigen +überzeugt, dass Wir weder wegen seines Betragens noch dessen aller uns +lieben Mitglieder des montenegrinischen Staatsrates nicht nur nicht +irgend einen Anlass zum Verdacht oder zur Unzufriedenheit finden, +sondern im Gegenteil, dass Wir immer in ihnen würdige Nachfolger jener +Montenegriner erkennen werden, die Unseren Vorgängern die Beweise +unverbrüchlicher Anhänglichkeit und Ergebenheit dem russischen Reich +gegeben haben.»[28] + +Die Mission Sankovskis war eine lange und schwierige, denn die +Verstimmung des Vladika gegen Russland war gross. Seine Mission wurde +aber erleichtert durch die Entwicklung der Ereignisse. Als die +bokelische Deputation nach Cetinje kam, um um Hilfe zu bitten, war +Sankovski seinem Ziele nahe. Der Vladika liebte die Bocca und die +Bokelen und wollte ihnen nach besten Kräften helfen. Franzosen und +Oesterreicher waren seine Feinde, also musste er nolens-volens wieder +den Russen sich anschliessen. + + + + +II. + +Die Kämpfe bis zu Oubrils Vertrag. + + +4. Ragusas Uebergabe und der Kampf bei Zavtat. + +Bald nachdem die Städte der Bocca den Bokelen übergeben worden waren und +nachdem Montenegriner und Bokelen mit den Russen im Kloster _Savina_ am +6. März ein grosses Nationalfest veranstaltet hatten, tauchten neue +Schwierigkeiten auf. Noch am 7. März verbreitete sich im slavischen +Lager bei Castelnuovo das Gerücht von dem Beschluss des ragusanischen +Senats, dass Ragusa den Franzosen den Zugang nach der Bocca gestatten +und ihnen sogar nötigenfalls seine Schiffe zum Heerestransport von +_Ston_ nach Ragusa anerbieten werde. Obwohl man noch keine sichere +Nachricht darüber hatte, segelte Kapitän Belli nach Ston, um jeder +Eventualität vorzubeugen. Der Vladika entsandte eine Truppe seiner +Montenegriner an die Grenze der Republik Ragusa, um dieselbe zu bedrohen +und mindestens zur Neutralität zu zwingen. Das Gerücht zeigte sich als +unbegründet. Als Admiral Senjavin zum zweiten Male nach der Bocca kam, +entsandte Ragusa einen Senator, um ihn zu begrüssen und ihn um den +Schutz der Republik zu bitten. Einmal kam Senjavin selbst nach Ragusa. +Der Senat hiess ihn willkommen und schloss mit ihm am 18. Mai den +Vertrag des folgenden Wortlautes: «Sobald man hört, dass das +französische Heer den Boden der Republik betreten hätte, wird die Stadt +Ragusa die russische Garnison aufnehmen, und der Senat die Bürger +bewaffnen, damit sie gemeinsam mit dem russischen Heer gegen die +Franzosen kämpfen.» Somit glaubte man, die Sache sei endgültig erledigt. +Es war aber nicht so. In den Verhandlungen mit Senjavin waren drei +Mitglieder des Senats gegen einen solchen Vertrag mit dem russischen +Admiral. Sie dachten, die französische Landesmacht in Dalmatien-—die sie +sich natürlich allzugross vorstellten-—könne die Republik besser in +Schutz nehmen als die russische Flotte mit der kleinen Zahl der Bokelen +und Montenegriner. In nachträglichen Beratungen darüber erklärten auch +die übrigen Mitglieder des Senats sich mit den drei Opponenten +einverstanden. Sie hielten es also für besser, die Franzosen statt der +Russen aufzunehmen. Und so geschah es. + +Am 13. Mai fuhr Senjavin nach Triest. Und am folgenden Tage schon +überschritt der französische General _Lauriston_ die türkische Grenze; +am 15. war er in Ragusa, das er einnahm. Niemand leistete ihm +Widerstand. Er kam mit 3000 Soldaten. Nun tat er etwas, was die +Ragusaner nicht träumen konnten. Am 16. Mai erliess er eine Proklamation +im Namen Napoleons, in welcher es hiess, dass die Unabhängigkeit der +Republik aufgehoben sei, und dass ihr dieselbe so lange nicht +wiedererstattet werden solle, bis das russische Heer die Bocca und die +adriatischen Inseln räumen und die russische Flotte aus der Adria sich +entfernen würde. Ragusa musste also seine Freiheit einbüssen wegen der +russischen Uebermacht über die Franzosen zur See. Es vermochte an der +Situation nichts zu ändern, an der Situation, an welcher es am mindesten +Schuld trug. Der nun unverbesserliche Fehler des Senats war, dass er den +Russen und seinen übrigen slavischen Volksgenossen gegenüber wortbrüchig +wurde. Hätte die Republik am ersten mit Senjavin geschlossenen Bündnis +festgehalten, so wäre ihre Unabhängigkeit wahrscheinlich noch für einige +Jahre aufrechterhalten und ihr Untergang auf so viele Jahre verschoben +worden. + +Als Vladika Peter von der Uebergabe Ragusas benachrichtigt wurde, eilte +er sofort mit Montenegrinern und Bokelen den Franzosen entgegen. Mit den +Franzosen waren auch die Ragusaner. Am 2. Juni stiessen die Armeen bei +Zavtat zusammen. Der Kampf war nicht von langer Dauer, aber desto +grösserer Erbitterung. Die Franzosen wurden mit ihren Verbündeten +zurückgedrängt unter nicht unbedeutenden Verlusten. Sie liessen auf dem +Kampffelde 250 Tote zurück und flüchteten sich in die Stadt Zavtat, wo +sie sich einschlossen. Die Montenegriner und Bokelen hatten neun und die +Russen einen Toten. + +Die drei folgenden Tage setzte sich der Kampf fort. Der Vladika bekam +von den Russen einige Verstärkung. Nach dem ersten Kampf aber +verliessen die Franzosen nachts Zavtat und liessen vier Kanonen zurück. +Der russische Major _Sabjelin_ besetzte Zavtat. Die Montenegriner und +Bokelen verfolgten den Feind auf dem Rückzug. Diesen Rückzug führten die +Franzosen in bester Ordnung, aber langsam und mühsam aus, denn auf jedem +Schritt mussten sie sich vor kühnen feindlichen Angriffen wehren. Als +sie in die Nähe von Ragusa kamen, bemächtigten sie sich des Berges +_Brgat_ und fingen an, sich auf demselben zu befestigen. + +Dieser Rückzug aber von Zavtat bis nach Brgat kam den Franzosen teuer zu +stehen. Sie verloren 300 Mann, unter welchen 8 Offiziere waren. Sehr +wichtig war dieser erste Zusammenstoss der verbündeten Slaven mit den +Franzosen, wichtig für beide Teile. Die Montenegriner und Bokelen, die +so viel von der unbesiegbaren französischen Armee hatten erzählen hören +und die nicht so ganz siegesgewiss gegen die Franzosen in den Streit +gezogen waren, wurden durch diese ersten Zusammenstösse sehr ermuntert +und kampfesfreudig. Sie sahen ein, dass die französische Armee nicht +unbesiegbar war. Sie dehnten die Bedeutung ihres Sieges aus und meinten, +dieser Sieg sei ein Sieg über Napoleon. Diese Meinung tat der Grösse von +Napoleons Ruhm natürlich keinen Abbruch, war aber anderseits geeignet, +die Zuversicht ihrer Träger zu verstärken. + +Die Franzosen lernten jetzt zum ersten Male Mut und Kriegsführung eines +von ihnen so weit entlegenen und bis dahin unbekannten Volkes kennen. +Das erste Begegnen mit diesem Volke machte auf sie einen unerwarteten +Eindruck. Sie hofften keineswegs bei einem so kleinen Volke so viele +Widerstandskraft finden zu können. Sie gingen gegen die Bocca di Cattaro +vor mit festem Glauben, dass sie mit einem Schlage alles bis nach +Cattaro einnehmen würden. Sie dachten, das ungeübte und ungeschickte +Küsten- und Bergvolk könne nicht so gut die Waffen handhaben. Sie +hofften diesem Volke sofort Furcht einzuflössen. Sie täuschten sich in +allen Stücken. Sie bewunderten zuerst den Kriegsmut und die verwegene +Unerschrockenheit dieses einfachen Volkes. Ja, diese Bewunderung +steigerte sich fast zur Furcht: Dieses Volk flösste den Franzosen +Schrecken ein, erstens einmal durch seinen Mut und dann durch seine +unbarmherzige und furchtbare Behandlung der Kriegsgefangenen. +Gewöhnlich erkannten die Montenegriner keine Kriegsgefangenen an und +liessen feindliche Krieger, die in ihre Hände fielen, wie in den +früheren Kämpfen gegen die Türken-—enthaupten. Dieses Verfahren war +abscheulich in den Augen der feinfühlenden Franzosen. Abscheulich war es +in der Tat. + +General Lauriston musste also von nun an die Sache viel ernster nehmen. +Ein ungefähres Bild von bevorstehenden harten Kämpfen vermochte er schon +nach dieser ersten bösen Erfahrung zu entwerfen. + + +5. Der Kampf auf dem Berg Brgat. + +Mit fieberhafter Eile befestigte nun General Lauriston sein Lager auf +dem steilen und uneinnehmbaren Berge Brgat. Dieser Gipfel beherrschte +vollständig Ragusa nebst der ganzen Umgebung, wie auch den Hafen +_Gravosa_. Von keiner Seite konnte das französische Heer überrascht +werden. Die Linie vom Meer bis zur türkischen Grenze hatten die +Franzosen besetzt. Diese Linie war sehr gut. Weil sie kurz war, konnte +sie desto besser und stärker befestigt werden. Der rechte Flügel der +Armee erstreckte sich bis zum Meer und der linke bis zur +herzegovinischen Grenze, welche von der verbündeten Armee nicht +überschritten werden durfte. Von hinten konnten die Franzosen keineswegs +angegriffen werden; ebenso nicht von rechts und links. Und vor ihnen +befanden sich steile und unzugängliche Abhänge. Günstigere Lage konnte +man sich nicht denken. + +Während dieser ganzen Zeit weilte Admiral Senjavin mit der Flotte in +Triest. Erst nach dem Kampf von Zavtat erhielt er die Kunde, dass die +Franzosen ihm zuvorgekommen seien und Ragusa bereits eingenommen hätten. +Rasch kehrte er nach Cattaro zurück, von dort zog er dann weiter und +traf am 12. Juni vor Ragusa ein. + +Sofort suchte Senjavin den Vladika auf, um sich über den Stand der Dinge +zu erkundigen. Die Montenegriner hatten sich nämlich nicht von den +Franzosen abgekehrt; sie nahmen vielmehr Aufstellung am südöstlichen +Fusse des Brgat, wohin sich der Feind zurückgezogen hatte. Mit ihnen +waren auch die Russen, etwa 1200 Mann, unter dem Major Sabjelin. Die +Zahl der Montenegriner samt den Bokelen belief sich auf 3500 Mann. +Vladika Peter war der Meinung, man müsse den Feind so schnell wie +möglich angreifen, bevor er seine Befestigung beendet und Verstärkung +aus dem Norden erhalten hätte. Der Admiral war damit einverstanden. Der +Angriff sollte schon am nächsten Tage ausgeführt werden. Den Oberbefehl +über das reguläre russische Heer übernahm Fürst _Vjasemski_, der gerade +von Korfu gekommen war. + +Am 17. Juni in aller Frühe entsandte der Vladika eine Abteilung +Montenegriner, damit sie sich, wenn möglich, wenigstens des vordersten +französischen Postens bemächtige. Der Feind war nämlich in vier +Gefechtsabteilungen gegliedert. Die Montenegriner stürzten +leidenschaftlich auf den ersten Posten los, zersprengten ihn und drangen +sofort gegen den zweiten vor. Die Franzosen wollten sie offenbar etwas +mehr in ihre unmittelbare Nähe locken. Vladika und Vjasemski sahen ein, +dass die Lage dieser tapferen Abteilung jetzt sehr gefährlich, fast +verzweifelt war. Sie sandten derselben einen Trupp Jäger zu Hilfe. Diese +gerieten aber bald in dieselbe gefährliche Lage. Ein türkischer Offizier +benachrichtigte den Vladika von dem Nahen einer Verstärkung für die +Franzosen. Die Verbündeten sahen, dass sie keine Stunde mehr säumen +dürften. Blitzartig bestieg Vladika den eroberten Posten. Die +vorgerückten Montenegriner sahen ihren Vladika ihnen zu Hilfe kommen und +fassten neuen Mut.[29] Der linke Flügel wurde angegriffen. Lauriston +erwartete keineswegs den Angriff von dieser Seite. Er rückte seine +Truppen nach links. Französische Batterien feuerten unaufhörlich. Nur +ein Schritt zurück hätte für die Slaven Vernichtung bedeutet. Sie +mussten also vorwärtsklettern. An einen Rückzug konnte man nicht im +geringsten denken. Die Situation war also für die Slaven äusserst +schwierig. Inzwischen aber erschien das übrige russische reguläre Heer +auf dem Berg. Ein donnerndes «Hurra» erscholl hinter den Montenegrinern +und Bokelen. Die Franzosen waren überrascht und erstaunt, doch nicht +verworren. In guter Ordnung kämpften sie immer noch tapfer. Mit +Schrecken aber sahen sie, wie das unreguläre Heer tollkühn ihrer Festung +nahte. Es dauerte nicht lange, und sie erblickten es in unmittelbarer +Nähe ihrer Schanze. Nur einen Augenblick zögerten die Montenegriner, +bis sich das ganze verbündete Heer gesammelt hatte; dann aber wurde mit +einem Schlag die französische Redoute, die mit 10 Kanonen bewaffnet war, +erstürmt.[30] Die Franzosen zogen sich zurück und liessen ihre drei +Positionen im Stich. Es blieb ihnen nur noch eine vierte am Fusse des +Berges, gerade oberhalb von Ragusa. Unterdessen vereinigte sich mit +ihnen die gerade angekommene Verstärkungstruppe. Daher fassten sie allen +Mut zusammen und griffen die Slaven an, wurden aber wieder bis zu ihrer +vierten Position zurückgeschlagen, wo sie haltmachten, doch ohne jede +Hoffnung verloren zu haben. Nicht mehr als eine Viertelstunde vermochten +sie von da aus Widerstand zu leisten. Die vierte Position wurde +erstürmt, die Franzosen auseinandergetrieben. Ungeordnet und verwirrt +flohen sie der Stadt zu. Viele Montenegriner kamen ihnen zuvor und +legten sich an der Strasse in den Hinterhalt, um ihnen den Einzug in die +Stadt zu verwehren. Unter zahlreichen Verlusten bemächtigten sich die +Franzosen dennoch gegen 7 Uhr abends Ragusas. + +Es herrschte eine unerträgliche Hitze an jenem Tage, was in dieser +Gegend nicht selten ist. Gleichwohl dauerte der Kampf unaufhörlich vom +Morgen bis zum Abend fort. Die französischen Verluste waren gross. 800 +Tote und Verwundete hatten sie (die Ragusaner mitgerechnet), unter +welchen 18 Offiziere sich befanden; zu diesen zählte auch General +_Delgogne_. 90 wurden gefangen genommen. Die Russen verloren 16 Gemeine +und einen Offizier, zudem zählten sie 33 Verwundete. Die Montenegriner +und Bokelen büssten etwa 120 Mann ein. + +So endete dieser blutige Kampf vom 17. Juni, dessen furchtbares Ende +Lauriston an dem Vorabend nicht vermuten konnte: Er und seine ganze +Armee war von allen Seiten eingeschlossen. Diese Belagerung soll uns im +Folgenden beschäftigen. + + +6. Belagerung Ragusas. + +Am zweiten Tage nach dem Kampfe bei Brgat belagerten die Slaven Ragusa +vom Lande her. Die kleine Insel vor der Stadt, _Locrum_ benannt, hielten +die Franzosen noch besetzt. Senjavin versuchte, ihnen diesen Stützpunkt +zu entreissen, was ihm nicht gelang. Major Sabjelin nahm diejenigen +Franzosen gefangen, die er noch ausserhalb der Stadt fand, sei es in +Gravosa oder in den umliegenden Häusern und Schluchten. Nun wollte man +nicht stehen bleiben, sondern dachte an weitere Schritte. Die erste +Sorge war, wie man die Franzosen zur Uebergabe zwingen könnte. +Vergeblich hat man Lauriston zur Kapitulation aufgefordert. Auf das +energischste hat er es abgeschlagen. Er erwartete Hilfe aus Dalmatien. +Etwas Proviant für das Heer besass er, jedoch nicht genug. Lange hätte +er schon dort sich halten können, wäre die Zufuhr der Lebensmittel aus +der Herzegovina nicht von den Montenegrinern abgeschnitten worden. Alle +Wege nach und aus der Stadt wurden gesperrt und das Wasser +abgeschnitten. + +Darauf stellten die Russen ihre zwei Batterien auf der Höhe über der +Stadt auf und fingen an, dieselbe zu bombardieren. Die Häuser Ragusas +waren aus festem Material gleich den Ritterburgen gebaut. Auch eine hohe +und dicke Mauer umgab die Stadt. Doch die Kanonenkugeln richteten +bedeutende Schäden an. Tag und Nacht waren diese Batterien tätig. +Lauriston sandte oft kleinere Abteilungen, damit sie die bokelischen +Freiwilligen vertrieben, die sich in den Ruinen um die Stadt verborgen +hielten und häufig auf dieselbe Angriffe versuchten. + +Die eigentliche Stadt war von Menschen überfüllt. Einmal weil neben den +Stadtbewohnern die starke französische Garnison darin weilte, und dann, +weil das Volk aus der Umgebung noch vor der Belagerung dort Zuflucht +gesucht hatte. Von Anfang an musste man deshalb mit allen Nöten kämpfen, +wie Hunger, Durst und Krankheiten. Der schreckliche Zustand +verschlimmerte sich von Tag zu Tag. Senjavin war dies sehr wohl bekannt. +Ihn und Vladika dauerte es besonders, dass die unschuldige Bevölkerung +aus der Umgebung so furchtbar leiden musste. Darum versuchte Senjavin +wiederholterweise Lauriston zur Kapitulation zu bewegen, aber jedesmal +erfolglos.[31] Der französische General machte zweimal Versuche, um die +Stadt von der Belagerung zu befreien. Am 28. Juni griffen seine Soldaten +um Mitternacht den russischen rechten Flügel an, wurden aber +zurückgeschlagen und liessen 10 Tote und 23 Verwundete auf dem Felde. +Und am 3. Juli wurden zum zweiten Male 400 Franzosen nach der Vorstadt +_Pilae_ ausgesandt, um das verbündete Heer zu beunruhigen. Eine +Abteilung Montenegriner erhielt daher den Befehl, diejenigen Häuser in +der Vorstadt anzuzünden, von wo aus die Franzosen ihre Angriffe machten. +Der Befehl wurde ausgeführt. Es kam zu einem heftigen Scharmützel, in +welchem 100 Franzosen umkamen. (Russen und Montenegriner verloren 11 +Mann.) Die übrigen flüchteten sich in die Stadt und wagten nicht mehr +herauszukommen, solange die Belagerung dauerte. + +Senjavin hatte schon seit Wochen den Befehl aus Petersburg erhalten, die +Bocca den Oesterreichern zu übergeben, damit sie dieselbe an die +Franzosen ausliefern könnten. Diesen Bescheid hielt er lange geheim. Es +ging aber ein leises Gerücht durch die Armee, dass der Admiral einen +solchen Befehl in der Tasche trüge. Senjavin liess jenes Gerede nicht +unterdrücken oder dementieren, vielmehr schien es, dass er die +Verbreitung desselben begünstigte, bis er schliesslich selber die Sache +der Armee kund tat. Auf diese Nachricht wurden die Bokelen und +Montenegriner bis zum Tode betrübt und entmutigt. Sie konnten gar nicht +fassen, dass es des Zaren Wille sei, sie, die so mutig und aufopfernd +gegen den gemeinsamen Feind gekämpft hatten, an diesen ausgeliefert +werden sollten. Viele verliessen den Kampfplatz sofort und kehrten heim. + +Die Belagerung dauerte bis am 6. Juli. An diesem Tage hatten die Slaven +noch einen Zusammenstoss mit den Franzosen. Früh am Morgen kam die +Nachricht ins russische Lager, dass 500 Mann Ersatztruppen für die +Franzosen von Ston heranrücke. Der Vladika sandte zu der Mündung des +Flusses _Ombla_ eine Abteilung Montenegriner, den nahenden Feind zu +empfangen. Kaum waren die Montenegriner dort angelangt, als ein neues +Heer auf den türkischen Hügeln erschien. Das war General _Molitor_ mit +3000 Mann. Ueber Ston hatte er jene 500 Leute ausgesandt, damit er die +Aufmerksamkeit der Slaven dorthin lenke, sie dann von hinten überrasche +und zwischen die beiden Feuer treibe. Als diese Armee zum Vorschein kam, +eilten die Montenegriner und Bokelen ihr entgegen. Sobald die Armee die +Grenze überschritt, fielen sie über sie her und zwangen sie, +haltzumachen. General Molitor war erstaunt wegen dieses kühnen Streiches +eines so kleinen irregulären Heeres. Es kam zu einem heftigen aber +kurzen Zusammenstoss. Die Slaven wurden bis Gravosa zurückgedrängt. +Molitor vereinigte sich mit der Armee aus der belagerten Stadt. Senjavin +wollte sich nicht in einen weiteren Kampf einlassen, da er keinen +Vorteil davon erwarten konnte. Die kriegerische Stimmung seines Heeres +und insbesondere der Bokelen hatte nachgelassen. Der Vladika schiffte +sich mit einem Teil seiner Leute ein und fuhr mit Senjavin und den +Russen nach der Bucht di Cattaro. Ein anderer Teil Montenegriner hielt +noch eine Zeitlang den Kampf gegen die Franzosen aufrecht. Sie traten +langsam den Rückzug in der Richtung auf Zavtat an und gingen von da aus +nach Castelnuovo, um sich mit dem übrigen Heere zu vereinigen. + +In Castelnuovo war jetzt das Hauptlager der Bokelen, Russen und +Montenegriner. Das Volk aus der Umgebung kam haufenweise, um die Krieger +zu begrüssen. In diesem Lager ging es wie bei einer politischen +Versammlung zu. Das Volk klagte und jammerte, dass es nach so vielen +Opfern doch unterjocht werden solle. Es wurden flammende Reden gehalten +gegen Franzosen, Oesterreicher und sogar gegen das offizielle Russland +(nicht gegen die Russen überhaupt, denn die Russen, welche mit dem Volke +gegen den Feind zusammenkämpften, waren in der Bocca sehr beliebt). Man +beschloss, eine Deputation zum Zaren nach Petersburg zu schicken, um ihn +zu bitten, die Bocca nicht ihrem Feinde auszuliefern. In der Bittschrift +erinnerten sie den Zaren, wie die Franzosen wider das Völkerrecht Ragusa +besetzt hätten, obwohl diese Republik unter dem Schutz der ottomanischen +Pforte, der damaligen russischen Bundesgenossin, stand.[32] Vier +Deputierte wurden gewählt und abgesandt.[33] + +In Erwartung von Russlands Antwort konnte dieses Volk keine Waffenruhe +halten. Die Montenegriner und Bokelen gingen oft nach Ragusa, um die +Franzosen herauszufordern. Auch vom Meere aus fuhren sie heran, +richteten allerlei Schaden an und kehrten dann in die Bucht zurück. +Diese Bandenzüge beunruhigten fast täglich die französische Armee, dass +diese--obwohl die Belagerung schon am 6. Juli aufgehoben war--immer noch +nicht wagten, aus der Stadt abzuziehen. + +Das war ihrerseits natürlich klug. Denn sie wussten, dass es zwischen +Napoleon und Russland abgemachte Sache sei, die Bocca di Cattaro an sie +auszuliefern. Warum sollten sie nun umsonst Blut vergiessen. + + +7. Oubrils Vertrag. + +Wir haben schon im ersten Kapitel erwähnt, wie sich die politische +Situation der europäischen Grossmächte in einem beständigen Hin-und +Herschwanken befand. Napoleon hetzte Oesterreich gegen Russland, dieses +stand in Ungewissheit, mit wem es nach der Niederlage von Austerlitz +halten sollte; in England war seit dem Tode Pitts (23. Januar 1806) eine +Wendung in der äussern Politik eingetreten. Diese war, wenn auch nur für +kurze Zeit, von Einfluss auf die Lage des übrigen Abendlandes. Das +Ministerium _Fox-Grenville_ kam im britischen Reiche ans Staatsruder. +Man erwartete allerwegs, dass Fox, der mächtigste Gegner der +kriegerischen Politik Pitts, einen neuen Weg in der äusseren Politik +einschlagen werde. Man täuschte sich auch nicht. Fox trieb seinem +Charakter gemäss eine friedfertige Politik. Er hegte innige Freundschaft +für Frankreich. Ein Briefwechsel zwischen ihm und Talleyrand zeigt dies +zur Genüge. Er wollte unverzüglich den Krieg mit Frankreich beilegen. + +Man kannte in Petersburg die Gesinnung und die Politik des neuen +englischen Ministers. Unter Rücksichtsnahme auf die Tatsache, dass +dieser Mann jetzt die Führung Englands, d.h. des russischen Verbündeten, +hatte, wie auch auf die Absicht Napolens, Oesterreich von Russland +loszumachen, entschloss man sich am kaiserlichen Hofe, eine Annäherung +an Frankreich zu versuchen. Weil England denselben Schritt zu tun im +Begriffe war, war das schon an sich ein genügender Grund, dass auch die +Russen zu Napoleon in freundschaftliche Beziehung treten wollten. Daher +sandte Alexander den Staatsrat Oubril, den ehemaligen Geschäftsträger +in Paris, nach Frankreich. Oubril hielt auf der Durchreise sich in Wien +auf und versicherte dem Hofe und dem Grafen Stadion, dass er +Instruktionen bekommen habe, bei dem Abschluss von Verträgen auch +Oesterreichs Interessen zu wahren.[34] Man atmete in Wien ein wenig +freier auf. Diese Versicherung konnte insbesondere den Grafen Stadion +beruhigen, da er durch dieselbe nun gewiss war, dass Oesterreich nicht +gezwungen werde, sich auf die Kniee vor Napoleon zu werfen. + +Es war klar, dass es für die Verbündeten vorteilhafter sei, gemeinsame +Friedensunterhandlungen mit Napoleon zu führen. Dem Betragen des +russischen Bevollmächtigten nach aber schien es, als ob Oubril die +Instruktionen des Zaren hätte, nötigenfalls auch Separatverhandlungen zu +übernehmen. Fox sträubte sich insbesondere gegen solche. Er wusste gut, +dass Napoleon nur in dem Falle etwas abzuringen sei, wenn alle +Verbündeten gemeinsame Sache machen würden. Nicht weniger war das auch +Stadions Standpunkt. + +Oubril wurde von Talleyrand mit grosser Zuvorkommenheit behandelt. Er +versicherte den russischen Unterhändler, dass ein Friede mit Russland +für Napoleon die wünschenswerteste Sache sei, wie auch, dass einem +russisch-französischen Abkommen nicht viele Hindernisse im Wege ständen. + +Auf das diplomatische Intrigenspiel brauchen wir hier nicht näher +einzugehen. Für uns ist nur das Schicksal der Bocca di Cattaro während +solch verwickelter diplomatischer Zustände wichtig. Talleyrands +Forderungen an Russland gingen darauf hinaus, die Bocca solle den +Franzosen geräumt werden. Nur dann könne die Rede sein von einer Räumung +des österreichischen Territoriums seitens der Franzosen. + +Das Abkommen wurde schliesslich zustande gebracht und am 20. Juli von +den beiderseitigen Unterhändlern unterzeichnet. Die Hauptpunkte dieses +Abkommens waren: Anerkennung von Napoleons Kaisertitel durch Russland, +Räumung des österreichischen Bodens und Uebergabe der Bocca di Cattaro +an die Franzosen. Inzwischen begann General Lauriston Verhandlungen mit +Senjavin und den österreichischen Diplomaten, den Grafen _Bellegard_ und +_L'Epin_. Da er sich mit Senjavin wegen dessen zögernder Haltung nicht +verständigen konnte, forderte er von den Bokelen, sich den Franzosen zu +ergeben. Bellegard war entschieden dagegen. Denn er meinte, wenn die +Franzosen die Bocca nicht von Oesterreich unmittelbar erhielten, so +würde die Festung Braunau diesem letzteren verloren gehen.[35] + +Lauriston machte Versuche, auch den Vladika Peter zur freundlicheren +Gesinnung gegen die Franzosen zu bewegen. Er hatte erfahren, welch +unwiderstehlichen Einfluss er auf die Bokelen hatte. Er wusste, dass +keine Macht, folglich auch die Franzosen nicht, ohne seine Zustimmung in +dieser Gegend ruhig und glücklich zu herrschen vermöchten. Lauriston +machte dem Vladika viele Versprechungen. So verhiess er ihm z.B. im +Auftrage Napoleons die Patriarchenwürde über ganz Dalmatien.[36] +Selbstverständlich lehnte es der Vladika ab. Es gab eine Zeit, von +welcher wir schon gesprochen haben, wo er willig war, mit den Franzosen +in Bündnisverhandlungen einzugehen, wo er solche sogar sehnsüchtig +wünschte. Diese Zeit war aber jetzt vorüber. Die Situation hatte sich +geändert. Der Vladika wusste, dass sein Volk nach so vielem +Blutvergiessen und nach so vielen Feindseligkeiten mit den Franzosen +nicht frohen Herzens mit denselben jetzt ein Bündnis schliessen würde. +Er kannte zu gut den Charakter dieses schlichten Volkes, das seine +Gefühle nicht nach diplomatischen Erwägungen, sondern nach einem +angeborenen Gerechtigkeitsmassstab regulierte. Dieses Volk vermochte +nicht heute jemandes Freund zu werden, dessen Feind es gestern gewesen +war. + + + + +III. + +Die Kämpfe bis zum Tilsiter Frieden. + + +8. Vorbereitung zum neuen Kampf. + +Im slavischen Lager zu Castelnuovo erwartete man mit Ungeduld die +Antwort des Zaren auf die wegen Nichtauslieferung der Bocca gesandte +Bittschrift, Lauristons Verhandlungen scheiterten allenthalben. Er gab +sie auf, oder besser gesagt, er übergab sie dem gerade angekommenen +Generalissimus der französischen Armee für Dalmatien, dem General +Marmont. Am 2. August langte dieser in Ragusa an. Er fand, wie er selbst +behauptet,[37] die Armee in einem ganz elenden Zustande. Die +französischen Truppen in Dalmatien sollten aus den Mitteln unterhalten +werden, die sie von dem Militärlager in Italien bekamen. Die +Unterstützung war aber mangelhaft und unregelmässig. Die +Kriegkommissäre, die die Lebensmittel aus Italien expedierten und die, +welche dieselben in Dalmatien empfingen, lieferten der Armee das +verdorbene Korn. «Le pain était infect, les hôpitaux étaient dans le +plus grand abandon, les casernes sans fournitures; tout était dans +l'état le plus déplorable; plus du quart de l'armée était aux hôpitaux, +où la mortalité était effrayante: c'était pire que ce que j'avais trouvé +deux ans et demi avant en Hollande.[38] So sagt Marmont, nicht aber von +dem Zustande der Armee in der Bocca allein, sondern in Dalmatien +überhaupt. + +Marmont gab sich alle Mühe, diesen unheilvollen Zustand zu bessern. Er +machte die dalmatische Armee finanziell unabhängig von der +italienischen. Fleischlieferungen bestellte er von Bosnien, wo das Vieh +billig war und Kornlieferungen von Pola und Triest.[39] Grosse Sorgfalt +widmete er insbesondere den bis dahin ganz vernachlässigten Spitälern. +Es gab zu wenig Spitäler, nämlich nur ein einziges in Zara, sodass viele +kranke Soldaten starben, bevor sie ins Spital gebracht werden konnten. +Er vermehrte die Spitäler, er richtete sie gut und zweckmässig ein. +Somit verminderte sich die Sterblichkeit der Soldaten merklich.[40] + +Marmont war überrascht, dass man in der Bocca keine Notiz davon nahm, +dass das Land nach dem abgeschlossenen Vertrag vom 20. Juli sofort an +die Franzosen auszuliefern sei. Er kam nach der Bocca in der festen +Ueberzeugung, dass er nichts anderes zu tun haben werde, als bloss das +Land zu besetzen ohne Kampf und Krieg. Als seine Hauptmission +betrachtete er, den Bedürfnissen der Armee nachzukommen, die ungeheuer +waren.[41] + +Die Situation war aber eine ganz andere, und demgemäss musste er nun +handeln. Er erinnerte den russischen Admiral an den Pariser Vertrag. +Senjavin gab eine zögernde Antwort mit der Bemerkung, dass der Vertrag, +obwohl abgeschlossen und durch die Unterhändler unterzeichnet, noch +nicht durch den Zaren bestätigt worden wäre. Unterdessen erfuhr Marmont, +dass das slavische Heer in der Bocca bei Castelnuovo Verstärkungen +erhalte. Es ging auch ein Gerücht durch das Land, dass die Slaven an die +Fortsetzung des Krieges dächten. Dem französischen General blieb somit +nichts übrig, als sich selber zum Kampfe vorzubereiten. Mit grosser Eile +liess er zwei Festungen konstruieren, die eine auf dem oberhalb Ragusa +sich befindenden Berge _Sancto-Sergio_ und die zweite auf dem ersten +Posten, unweit davon. Grossen Wert legte er auf die Freundschaft mit +den benachbarten Türken von Bosnien und Herzegovina. Er knüpfte +freundschaftliche Beziehungen mit dem Agha von Mostar, mit dem Pascha +von Trebinje und dem Vezier von Bosnien an. Er machte ihnen manche +Geschenke in Waffen und Berggeschützen.[42] + +Da die wiederholten Vorstellungen bei Senjavin keinen Erfolg hatten, +rückte Marmont sein Heer bis ins Gebiet von Castelnuovo vor. Ein +Waffenstillstand war am 14. August zwischen Senjavin und Lauriston +abgeschlossen worden, der noch Gültigkeit hatte. Bei dem kleinen Hafen +_Molonta_ stellte er auf dem Berge seine Batterien auf und traf auch bei +_Ostro_ viele Vorkehrungen. + +Unterdessen kam der kaiserliche Feldjäger und brachte das Gebot des +Zaren vom 12. August an seine Armee, den Kampf unverzüglich +fortzusetzen. Dass Alexander den Vertrag Oubrils vom 20. Juli nicht +anerkennen wollte, das hatte Senjavin schon vorher erfahren, und das +wussten auch manche bokelische Führer. Der kaiserliche Bote nun +bestätigte das, was eine allgemeine Freude im slavischen Lager und in +der ganzen Bocca hervorrief. Am 12. September, anlässlich der +Namenstagfeier des Zaren, teilte Senjavin im geheimen mit, dass der +Krieg bald wieder eröffnet werden solle.[43] Man bereitete sich vor, +soweit man dies noch nicht war. Von Korfu kam auf Befehl Senjavins der +General-Major Popondopuli mit weiteren Infanterieabteilungen, die er auf +der Insel in Bereitschaft hatte. Das russische reguläre Heer betrug 3000 +Mann, die Zahl der Bokelen und Montenegriner war 6000 Mann.[44] Die +russische Flotte bestand aus 22 Kriegsschiffen, unter denen 12 Schiffe +Kreuzer waren. Die Bokelen hatten auch eine ziemliche Anzahl von +Handelsschiffen, die jetzt zum Krieg verwendet wurden. Diese waren +natürlich klein, aber eben deshalb leicht lenkbar und insbesondere gut +passend für die enge Bucht di Cattaro, wo die grossen Kriegsschiffe nur +mit Mühe sich drehen konnten. + + +9. Der Kampf bei Castelnuovo. + +Die französischen Truppen waren bis in die Nähe von Castelnuovo +vorgerückt. Sie versuchten für sich den Boden zu ergreifen und sich zu +verschanzen ganz in unmittelbarer Nähe vor dem slavischen Lager. Daher +gab es schon am 14. September deswegen einen kleinen Zusammenstoss +zwischen jenen Truppen und einer Abteilung der Freiwilligen unter dem +Kommando von Graf _Georg Voinovic_ aus Castelnuovo und _Vuko Radonic_ +aus Njegusch, wobei die Franzosen mit einigen Verlusten sich +zurückziehen mussten.[45] + +Um das Vorrücken der Franzosen zu verhindern, wurde sogar auch die +Schiffsartillerie seitens der Russen verwendet. Die Franzosen hatten +sich nämlich des Vorgebirges _Ostro_ bemächtigt, eines Punktes, der die +gesamte Bucht beherrschte; von dort aus glaubte Marmont der russischen +Flotte den Ausgang aus der Bucht versperren zu können. Senjavin erkannte +die Gefahr und beschoss darum die Franzosen mit Schiffsgeschützen sobald +sie sich auf Ostro zeigten und sich daselbst zu verschanzen suchten.[46] +Als das starke und unaufhörliche Schiessen im Lager bei Castelnuovo +gehört wurde, machte sich alles bereit. Am 25. September griff der +Vladika mit seinen Leuten die Franzosen von der entgegengesetzten Seite +an. Diese sahen sich gezwungen, das Vorgebirge zu verlassen und zogen +nach Molonta in ihre starke Befestigung zurück. Aber schon am Abend +desselben Tages mussten sie auch dort den Montenegrinern weichen, wobei +sie 38 Geschütze und zahlreiches anderes Kriegsmaterial zurückliessen, +was dem Vladika willkommen war. Die Franzosen hielten sich immer am +Rande der Meeresküste und zogen sich langsam zurück. Nur auf dem _Debeli +Breg_ hielten sie an und wagten Widerstand zu leisten, aber nur für +kurze Zeit; sie setzten darauf ihre Flucht weiter fort. Am zweiten Tage +wurden sie immer weiter verfolgt. Die russische Armee holte die +Montenegriner bei Debeli Breg ein und vereinigte sich mit ihnen. Die +Franzosen erreichten endlich ihr Lager in Zavtat. + +In einer anderen sehr starken Verschanzung bei Vutche Zdrelo hatten die +Franzosen an diesem letzteren Tage einen heftigen Zusammenstoss mit +einer Abteilung der Bokelen aus _Risano_ unter der Führung des Grafen +_Sava Svelic_. Stürmisch wurden sie von den Risanern angegriffen und zur +Preisgabe der Festung gezwungen, worauf deren bisherige Besatzung nach +Zavtat zurückeilte. + +Marmont liebte ein schnelles Vorgehen. Er wollte sich nicht in Zavtat +(Ragusa Vecchia) von dem Feind einschliessen und aushungern lassen. Er +dachte an eine neue Offensive. Noch in der Nacht zwischen dem 29. und +30. September zog er aus dem Lager mit ungefähr 6000[47] Mann aus. Eine +Reserveabteilung liess er in Zavtat zurück. Mit 6000 Soldaten +marschierte er nun gegen den Feind. Die Nacht war dunkel, es regnete +stark. Das Vorwärtskommen der Franzosen wurde verlangsamt. Sie zogen +jedoch tapfer die ganze Nacht weiter. Marmont hoffte, die Montenegriner, +die am Ufer des Flusses _Liuta_ ein Nachtlager aufgeschlagen hatten, +noch während der Finsternis zu überraschen. Er kam aber zu spät. Das +Unwetter war schuld daran. Als es graute, war er noch eine Meile von +Liuta entfernt. Seine Attacke führte Marmont sehr geschickt aus. Er +sandte den Obersten _Planzone_ mit einem Bataillon voraus. Ihm sollte +General Lauriston zur Unterstützung folgen. Marmont selbst rückte mit +dem übrigen Heer als Reserve nach.[48] + +Der Angriff war ein starker. Die montenegrinischen Vorposten wurden +zurückgeworfen bis zum Lager am Flusse, wo sich der Vladika befand. Nach +einem heftigen Kampf, bei welchem auch er in grosse Gefahr geriet, zogen +sich die Montenegriner mit Verlust von 60 Mann auf die Höhen von +_Moidesch_, _Mokrino_ und _Kameno_ zurück. General Popondopula kam den +Montenegrinern zu Hilfe. Er stellte seine Truppen auf den Moidescher +Bergen auf, während die Montenegriner sich von da zurückzogen, um die +Schluchten zwischen Castelnuovo und Risano zu besetzen; so deckten sie +den Rücken der Armee. Die Erhebungen von Mokrino und Kameno wurden jetzt +noch stärker besetzt. Die Stellung des russischen Generals war nunmehr +viel vorzüglicher, denn die der Franzosen. Marmont ordnete Lauriston mit +zwei Bataillonen gegen diesen feindlichen Truppenteil ab. Aber beim +ersten Ansturm wurde Lauriston von den Russen zurückgeschlagen. Marmont +gab Lauriston sofort eine Verstärkung mit, bestehend in einem Bataillon +Grenadiere unter dem Kommando von General _Launay_. Der Kampf dauerte +noch sieben Stunden. Die Russen traten nach dem ausserordentlich mutigen +und harten Angriffe der Franzosen den Rückzug an und gaben ihre Position +auf der Höhe preis. Das taten sie aber erst nach verzweifelter +Gegenwehr; mit dem Bajonett war man auf die Franzosen eingedrungen. +Ungefähr 250 Mann, Russen und Bokelen, liessen ihr Leben auf dem +Schlachtfeld. Die Russen nahmen ihre Richtung auf Castelnuovo und wurden +von den Franzosen unermüdlich verfolgt. Diese Verfolgung ging bis zum +Vorgebirge Ostro und dauerte angesichts der russischen Flotte noch fort, +bis diese mit den Kartätschen die Franzosen zum Stehen brachte und den +Ihrigen den Rückzug bis Castelnuovo auf diese Weise ermöglichte. + +Am 1. Oktober begann Marmont einen neuen Kampf. Den General Lauriston +sandte er gegen Kameno und Mokrino, wo die Bokelen und Montenegriner +standen, und den General _Delzons_ gegen die Russen vor Castelnuovo, um +diese herauszulocken und von der Stadt abzuschneiden. Auch befahl er, +alle Bauernhäuser in der Umgebung der Stadt anzuzünden und zu +verbrennen. «C'était punir la rébellion dans son foyer même»,[49] +erklärt Marmont. Dabei wurde auch ein türkisches Dorf, _Schwinje_, +verbrannt, weil die Bewohner des Dorfes die gefordete Hilfe den +Franzosen nicht leisten wollten. Die Montenegriner bei Kameno und +Mokrino warteten nicht ab bis Lauriston sich ihnen genähert hatte, +sondern rückten, sobald sie seiner ansichtig wurden, mit Wut vor, sodass +er sich sofort zurückziehen musste. Auf die zweite Abteilung, unter +General Delzons, der «avec vigeur»[50] die Truppen führte, wie Marmont +selbst bezeugt, feuerten die Geschütze von den zwei Festungen +_Castelnuovo_ und _Espagnola_ und von der Flotte aus. Diesen Moment +beschreibt Marmont folgendermassen (dies stimmt mit den slavischen +Berichten): «Le 2 octobre, au moment où je faisais incendier les beaux +faubourgs de Castelnuovo, malgré le feu de la flotte ennemie, mille à +douze cents paysans[51] et quelques Russes vinrent attaquer les postes +de ma gauche, les surprirent et les obligèrent à se replier.»[52] Als +der linke Flügel, unter dem General Lauriston, zurückgedrängt wurde, +vereinigte er sich mit dem General _Delzons_. Dieser hatte auch viel zu +leiden unter dem Feuer vom Lande und Meere her. Marmont gab ihm +italienische Garde zur Unterstützung bei. Der Kampf wurde von Stunde zu +Stunde immer heftiger. Die Masse des Volkes aus den umliegenden Dörfern +und der ganzen Bocca strömte bei dem Schauplatz des Kampfes zusammen. +Die unmündigen Kinder wie die Greise eilten ins Lager ihrer kämpfenden +Brüder zu Castelnuovo, um ihnen irgendwie behilflich zu sein. Der Kampf +dauerte den ganzen Nachmittag. Die Montenegriner sprangen haufenweise +unter die Franzosen. Furchtbare Szenen entstanden, wie man sie sich nur +dort vorstellen kann, wo die Gegner wutentbrannt mit Dolch und Revolver +gegeneinander losstürmen. Zuletzt wurden die Franzosen bis in ihr Lager +in _Sutorina_ zurückgedrängt. Es war schon tiefe Nacht, als die letzten +Schüsse fielen. + +Um die Morgendämmerung des 3. Oktober erschallten die Rufe der +montenegrinischen Wachen aus der Nähe von Sutorina: «Wer ein Held ist, +auf! Der Franzose flieht!»[53] Die Franzosen waren schon weg. In der +Nacht befahl Marmont den Rückzug nach Zavtat. Er sah wohl ein, dass es +ganz sinnlos wäre, sich auch weiter in einen Kampf gegen die befestigten +Slaven in Castelnuovo einzulassen. Er konnte nicht gegen Castelnuovo +vorgehen, ohne ins Kreuzfeuer der Festungen auf dem Lande und der Flotte +auf dem Wasser zu geraten. Denn nur von einer Seite, und zwar von dieser +gefährlichen aus, konnte man von Sutorina nach Novi marschieren. Ein +Umgehen war ausgeschlossen wegen der steilen Berge, die über die Stadt +herniederhängen. + +Als der Ruf der Wachen in Castelnuovo gehört wurde, stürmten die +Montenegriner mit ihrem Vladika den Franzosen nach. In zwei Stunden +wurden diese eingeholt. Da sich Marmont nicht in den Kampf einlassen +wollte, beschleunigte er bloss seinen Wegzug. Unterdessen kamen auch +russische Jäger und verfolgten im Verein mit den Montenegrinern Marmont +aufs härteste. Viele Tote und Verwundete blieben auf den Strassen +liegen. Die Feuerschüsse richteten unter den Franzosen grossen Schaden +an. Endlich erreichten sie Zavtat, wo sie sich verschanzten, und die +Montenegriner kehrten mit Beute beladen zurück.[54] Der Bericht, den uns +Marmont von diesem Rückzug hinterlassen hat, lautet ganz anders. Er +schreibt: «J'avais atteint mon but et montré à ces peuples barbares ma +superiorité sur les Russes (nämlich im Kampfe bei Castelnuovo). Je me +retirai le 3, en plein jour, à la vue de l'ennemi. Rentré à +Raguse-Vieux, mes troupes reprirent le camp qu'elles avaient quitté cinq +jours auparavant. La terreur des ennemis était telle, que pas un paysan +n'osa me suivre.» (!)[55] Wenn wir alle russischen und serbischen +Berichte von dem Kampf bei Castelnuovo und vom Rückzug der Franzosen von +Sutorina nach Zavtat auf ihre gemeinsamen Züge hin untersuchen und wir +bloss diesen Bericht Marmonts in Betracht ziehen, so muss uns manches +ganz auffallend vorkommen. Sollte Marmont bei Castelnuovo das slavische +Heer besiegt haben, so bleibt sein eiliger Rückzug nach Zavtat ganz +unerklärlich, da jener Ort 17 km von dem Kampfplatz entfernt war. Wenn +er wirklich gesiegt hätte, und wenn «la terreur des ennemis» so +furchtbar gross gewesen wäre, so ist es das grösste Geheimnis für uns, +wenn er diese «entsetzten Bauern» nicht weiterverfolgen wollte. Sein +Ziel war doch, Castelnuovo und Cattaro zu bezwingen oder wenigstens das +Land zu besetzen. Nichts von dem hatte er erreicht. Wozu dann +unverrichteter Sache ein Rückzug? An einem anderen Ort, wo er das +Ergebnis des Kampfes bei Castelnuovo in Erwägung zieht, sagt Marmont: +«Ainsi l'ennemi, qui comptait mettre à feu et à sang Raguse et la +Dalmatie, n'avait pas pu défendre son territoire et ses propres +foyers.»[56] War dem so, so stand dem General nichts im Wege, dieses +Territorium in seiner Gewalt zu behalten. Castelnuovo ist der stärkste +Punkt in der ganzen Bocca. Wer diesen Ort besetzt hat, der ist der Herr +des Landes. Wenn dieser Punkt also von den Slaven nicht verteidigt +werden konnte, wie der General es behauptet, so hätte er Castelnuovo +besetzen können. Er unterliess dies aber gänzlich und zog weiter nach +Zavtat zurück. Er verliess natürlich auch alle anderen befestigten +Posten, die er selbst bauen lassen oder den Slaven weggenommen hatte, +wie Molonta, Liuta, Ostro, Sutorina, Kameno und Mokrino. Jedermann, der +seinen Bericht mit mehr Aufmerksamkeit und Erwägung liest, wenn er auch +den Boden, um welchen es sich hier handelt, nicht kennt, muss vor einem +unerklärlichen Rätsel stehen. Und jedermann der diese Landschaften kennt +und die anderweitigen Berichte denen Marmonts kritisch gegenüberstellt, +muss daraus schliessen, dass die Franzosen bei Castelnuovo geschlagen +worden sind und deswegen sich schnell bis nach Zavtat zurückzogen, +verfolgt von den Bokelen, Russen und Montenegrinern. + +Nach dem Kampfe erliess Senjavin eine Proklamation an die Bokelen und +Montenegriner, aus welcher wir nur den folgenden Auszug hier mitteilen: +«Soldaten, ihr habt nicht bloss grossen Heldenmut und grosse Tapferkeit +gezeigt, sondern auch allen Befehlen gebührend Folge geleistet und euch +überhaupt in allem lobenswert betragen. Die Kühnheit des Feindes, der +unser Land zu bekämpfen wagte, ist gestraft worden. Wegen eurer +Ausdauer war der Feind erstaunt, der so viel Leute verloren hat, dass er +sobald keine neuen Kräfte sammeln und einen neuen Kampf wird wagen +können. Indem ich euch als Sieger begrüsse, danke ich euch, dass ihr die +Gefangenen gut behandelt habt, und wünsche, dass die Menschlichkeit auch +späterhin nicht verletzt wird ... etc.»[57] + +Dieses Dokument ist das beste Zeugnis von dem Ausgange des Kampfes bei +Castelnuovo. + + +10. Die Bocca während des Waffenstillstandes. Okkupation der Inseln. + +Castelnuovo war und blieb das Hauptlager des slavischen Heeres. Marmont +hatte zwei Standorte: Zavtat und Ragusa. Nach dem Kampfe bei Castelnuovo +trat in beiden Lagern, im slavischen wie im französischen, eine Zeit der +Orientierung nach innen und aussen ein. Die Ereignisse im fernen Norden +blieben auch jetzt, wie übrigens während dieser ganzen Zeitepoche, nicht +ohne Widerhall. Zwei Fragen waren für Bocca und für beide +gegeneinanderstehenden Armeen von wesentlicher Bedeutung. Die eine +lautete: Wird wohl Russland nun nach dem Scheitern von Oubrils Vertrag +mit Frankreich, oder eher umgekehrt, einen neuen Krieg beginnen? Die +andere war: Wird es Frankreich gelingen, das Bündnis der Türkei mit +Russland zu sprengen oder nicht? Sollte die Türkei der Verbündete +Frankreichs werden, und sollten Feindschaften zwischen derselben und +Russland ausbrechen, so wäre die Lage der Russen in der Adria sehr +erschwert worden. Senjavin liess noch 6 Kompagnien Jäger von Korfu nach +der Bocca kommen. Anfangs Dezember lief Senjavin aus der Bucht aus und +fuhr nach den dalmatischen Inseln, um dieselben zu besetzen. Für die +militärischen Zwecke waren diese Inseln von grosser Wichtigkeit. Die +Insel _Corzola_ war für die kleinen französischen Schiffe ein geeigneter +Zufluchtsort.[58] Am 9. Dezember gelangte Senjavin mit seiner Flotte +vor die Stadt und Festung Corzola. Er hatte zwei Bataillone Jäger und +150 Mann ausgewählt, Montenegriner und Bokelen. Die Franzosen unter dem +General _Orfengo_ waren in sehr günstiger Lage gegen jeden Angriff. Sie +hatten eine sehr starke Schanze bei dem Kloster _Hl. Vlachho_, 14 +Geschütze, viel Munition und waren ihrer 500 Mann. «C'était un poste +dans lequel un homme de coeur pouvait tenir au moins pendent quinze +jours devant toutes les forees ennemies.»[59] So charakterisiert Marmont +die Lage, in welcher sich diese französische Besatzung befand. Und doch +gelang es Senjavin, bereits am 10. Dezember, nach kurzem und heftigem +Gefecht, auszuschiffen; am 11. nahm er die Schanze ein und nahm alle am +Leben gebliebenen Soldaten mit dem General _Orfengo_ selbst gefangen. +Sechs französische Offiziere und 150 Soldaten fielen im Kampfe. Die +Russen mit den Montenegrinern verloren etwa 30 Mann und hatten zirka 80 +Verwundete. Von den Montenegrinern zeichneten sich durch bewundernswerte +Furchtlosigkeit und Tapferkeit die Brüder des Vladika, _Savo Petrovic_ +und _Stanko Petrovic_ aus.[60] + +Sofort nach der Einnahme Corzolas griff Senjavin _Brazza_, eine andere +benachbarte Insel, an. Die Franzosen leisteten dort nicht viel +Widerstand. Es gab dort keine Festung und keine Redoute; hier war +General Marmont selbst. Weil die Garnison zu klein und zu schwach war, +wollte er sich in keinen Kampf einlassen, sondern zog nach Spalato +zurück. Die Russen aber nahmen 83 Mann gefangen, darunter 3 Offiziere. + +Die benachbarte Insel _Lesina_ war sehr gut befestigt. Man dachte hier, +dass nach Brazza nun Lesina an der Reihe sein werde, und darum bereitete +man sich möglichst schnell und gut zum Kampfe vor. Es kam aber anders. +Der russische General erhielt aus Korfu ganz beunruhigende Nachrichten. +Man meldete, _Ali-Pascha_ von Janina sei bereit, die Ionischen Inseln +anzugreifen. Diese Nachricht bewog den Admiral, sofort seine Eroberungen +auf den Inseln preiszugeben und nach Süden in See zu gehen. Er kam mit +dem Heer zuerst nach Cattaro.[61] Und von da aus fuhr er weiter nach +Korfu. In der Bucht blieb der Kapitän _Baratinski_ mit drei Kreuzern +zurück. Sankovski war Zivilverwalter der Bocca, und der Vladika +versprach, Cattaro vom Lande aus zu verteidigen. + +Nach seinem Rückzug nach Zavtat, blieb Marmont nicht lange in diesem +Ort, sondern ging nach Ragusa. Vorläufig gab er den Gedanken, die Bocca +zu erobern, auf, oder richtiger ausgedrückt: Jetzt traf er alle +möglichen Massregeln und Vorbereitungen, um die Stadt Ragusa als den +Ausgangspunkt für jene Eroberung zu befestigen. Napoleon selbst machte +grosse Pläne in bezug auf diese Stadt, Marmont sagt darüber folgendes: +«L'Empereur avait sur Raguse les projets les plus étendus: cette ville +devait devenir notre grande place maritime dans les mers de l'Orient, et +être disposée pour satisfaire aux besoins d'une nombreuse escadre, qui y +aurait habituellement stationnné.»[62] Prinz Eugen schrieb an Marmont am +8. September 1806: «Sa Majesté espère que vous aurez pu profiter du +temps pour vous organiser, armer et fortifier Raguse. C'est un point +très important dans les circonstances actuelles, puisque l'on croit que +la Russie va déclarer la guerre à la Porte et marcher sur +Constantinople.» (Marmonts Mem. X, p. 80.) Darum gab sich Marmont alle +Mühe, Ragusa in gehörigen Verteidigungszustand zu setzen. Die zwei +Bergfestungen über der Stadt wurden verbessert und neu ausgerüstet. Das +gleiche tat der General mit den kleinen Inseln in der Nähe der Stadt. +Und schliesslich gab er dem General Lauriston viele Instruktionen, +überliess ihm 4500 Mann und reiste am 1. November nach Spalato ab.[63] +Diese Zahl war zu gering. Daher ist es kein Wunder, dass die Franzosen +keinen Angriff in Abwesenheit Senjavins auf die Bocca zu unternehmen +wagten. + +Am 11. Oktober schrieb _Sebastiani_ aus Konstantinopel an Marmont: «Une +rupture paraît inévitable entre la Russie et la Sublime Porté.»[64] Am +30. Dezember war dieser Bruch vollzogen. Die Türkei erklärte Russland +den Krieg. Und am 29. Januar 1807 bekam Marmont eine Instruktion aus +Napoleons Lager bei _Warschau_ von dem General-Major, in der es hiess: +«L'Empereur est aujourd'hui ami sincère de la Turquie, et ne désire que +lui faire du bien; conduisez-vous donc en conséquence.» Und am Tage +vorher schrieb Sebastiani noch deutlicher, wie Marmont die Türken +unterstützen sollte: Ali-Pascha ... manque de boulets du calibre de +douze et de seize, ainsi que de poudre. Je vous prie en grâce de faire +tous vos efforts pour lui en envoyer le plus que vous pourrez, soit par +terre, soit par mer, et même, s'il est possible, de lui expédier +quelques officiers d'artillerie.»[65] Und am 30. März schrieb derselbe: +«Les paclias de Bosnie et de Scutari ont reçu ordre de vous seconder de +tous leurs moyens, et même de se réunir à vous pour combattre les +Monténégrins et Cattaro.»[66]—-Wir haben diese Briefauszüge angeführt, +um zu zeigen, wie die Verbindung zwischen den Franzosen und den Türken +sich so schnell festigte, dass sie ein gemeinsames Vorgehen auf allen +Punkten bewirken konnten und wie die den Türken von General Marmont +zuteilgewordene Unterstützung gegen die Montenegriner und Russen zu +erklären sei. + +General Marmont half den Türken in der Tat aus allen Kräften im Kampfe +gegen die Slaven. Das geschah im Monat Mai. Die Serben aus der +Herzegovina wendeten sich an den Vladika mit der Bitte um Unterstützung +gegen die Gewalttaten der Türken, von denen sie seit Beginn des +russisch-türkischen Krieges ganz unmenschlich und grausam behandelt +wurden. Der Vladika erklärte sich sofort bereit, ihnen seine Hilfe gegen +die Tyrannei angedeihen zu lassen. Er besprach die Sache mit Sankovski. +Dieser sagte, dass er direkten Befehl von seiner Regierung habe, den +Slaven nach Möglichkeit beizustehen. Er gestattete also, dass die +russischen Truppen mit den Montenegrinern gegen die Türken in der +Herzegovina ziehen sollten und gab demgemäss sofort den Heerführern in +Risano und Castelnuovo Instruktionen. Der grösste Teil der russischen +Armee in der Bocca zog nach der Herzegovina, in zwei Richtungen, auf +_Trebinje_ und _Onogoschte_ zu. Die Montenegriner vereinigten sich +unterwegs mit den Russen. Alles war im besten Gang. Die genannten +Ortschaften wurden belagert, die türkischen Häuser in der Umgebung stark +beschädigt. Nun aber brach ein Zwist unter den russischen Befehlshabern +aus, der diese ganze Expedition zum Scheitern brachte. Die Armee kehrte +unverrichteter Sache heim. + +Der Valdika aber wollte die Sache nicht ruhen lassen. Die Klagen gegen +die türkische Gewalttätigkeit häuften sich von Tag zu Tag immer mehr. Er +suchte Kriegsmittel und versammelte das Heer. Am 30. Mai überschritt er +die herzegovinische Grenze mit 3000 Montenegrinern und 400 Russen und +griff die Stadt _Klobuk_ an.[67] Hier gab es eine starke Festung, welche +nicht leicht zu erobern war. Die Türken verteidigten sich in jenem +Bollwerk. Sie, hätten sich endlich doch den Angreifern ergeben müssen, +wären im entscheidenden Augenblicke die Franzosen ihnen nicht zu Hilfe +gekommen. Marmont stand mit dem Pascha von Trebinje, _Suliman_, auf sehr +freundschaftlichem Fusse. Den frühern Pascha von Trebinje hatte der +französische General abgesetzt, weil er eine den Franzosen feindliche +Gesinnung hegte. Der neue Pascha wurde von Marmont eingesetzt. Dieser +sandte den General Launay dem Suliman-Pascha gegen die Slaven zu Hilfe. +Launay nahm 1000 Soldaten mit und sammelte unterwegs bis nach Klobuk hin +noch 2000 Türken. Diese Schar fiel den Slaven in den Rücken. Diese +fanden sich nun zwischen zwei Feuern. Die russische Abteilung geriet in +eine solche Enge, dass sie sich ganz ergeben musste. Die Montenegriner +zogen nach heftigem Kampfe und bedeutenden Verlusten zurück. + +Zur Ehre des Generals Launay soll hier eine Tat seiner Menschlichkeit +und seines Edelmutes erwähnt werden. Als nämlich die Türken alle +russischen Gefangenen enthaupten wollten, trat er für diese ein und +suchte dieses barbarische Vorgehen seiner Verbündeten zu vereiteln. +Vergeblich aber waren alle seine freundschaftlichen Mahnungen, +vergeblich auch seine Drohungen. Er griff daher zu einem absonderlichen, +doch höchst vorteilhaften Mittel. Er kaufte die Gefangenen los und +zahlte einen Louisdor für den Kopf. Bald darauf bereuten es die +Verkäufer, und sie wollten dem General das genommene Geld zurückgeben, +damit ihnen der grosse Genuss des Blutbades nicht verloren gehe.[68] + +Ausser den Kämpfen in der Herzegovina gegen die Slaven im Vereine mit +den Türken hatte Marmont einige kleinere Gefechte mit Senjavin an der +Küste Mittel-Dalmatiens, bei Spalato und _Poliza_, die aber zu seinem +Nachteile entschieden wurden. In die Beschreibung dieser Kämpfe wollen +wir uns hier nicht näher einlassen, da dieselben in einen andern +Zusammenhang gehören. Denn unser unmittelbare Zweck ist, das Schicksal +der Bocca zu verfolgen und nur die Ereignisse zu berühren, die dieses +Schicksal bestimmt haben, und ferner zu zeigen, wie dieses kleine, arme +und doch höchst romantische Land auf die politische Situation Europas +einen nicht geringen Einfluss ausübte. + + +11. Uebergabe der Bocca nach dem Tilsiter Frieden. + +In der Bocca herrschte bereits einige Monate Ruhe. Die Festungen bei +Castelnuovo und Cattaro wurden natürlich stets bewacht. Der grösste Teil +der russischen Truppen mit einer kleinen Zahl von Bokelen und Bergleuten +verliess das militärische Lager, zog heim und ging seiner gewohnten +täglichen Beschäftigung nach. Dann und wann wurden sie bald hier- bald +dorthin zum Kampfe gerufen, wie wir bereits gesehen haben. In der Bocca +selbst gab es seit dem Kampfe bei Castelnuovo keine Schlacht mehr. +Kleinere Gefechte und Scharmützel mit den Franzosen wie mit den +benachbarten Türken, die seit ihrer Verbrüderung mit den ersteren noch +lästiger und aufdringlicher geworden waren, hörten nie auf. + +Die Ereignisse in Nordeuropa lenkten wiederum die Aufmerksamkeit der +Bokelen auf sich. Preussens Macht war vernichtet, der Krieg zwischen +Frankreich und Russland in vollem Gange. Das Glück neigte bald auf +diese, bald auf jene Seite. Die Heere Russlands waren zersplittert; es +kämpfte im Süden gegen die Türkei und im Nordwesten gegen Napoleon. +England unterstützte seine Bundesgenossen nur durch eine +Flottendemonstration vor Konstantinopel. Es wagte aber keine +militärische Hilfe Russland gegen den Welteroberer zu gewähren. +Oesterreichs Haltung war schwankend. Dieser Staat war durch die +bestandenen Kriege vollständig erschöpft. Darum konnte man es mit einem +erschreckten Kinde vergleichen, das auch den kleinsten Schlag fürchtet, +von welcher Seite immer derselbe kommen mag. Oesterreich wagte weder mit +Russland noch mit Frankreich zu halten. Es bekundete aber seine +Sympathie sowohl dem einen wie dem andern Staate. Im Herbst des Jahres +1806 schrieb Prinz Eugen an General Marmont: «Du reste, la France est +dans la meilleure union avec l'Autriche; on ne prévoit aucune expédition +contre la Dalmatie.»[69] Und im Januar 1807 schrieb an denselben der +General-Major aus dem Hauptlager zu Warschau: «Jusqu'à cette heure nous +paraissons toujours assez bien avec l'Autriche, qui paraît comprendre +qu'elle a beaucoup à gagner avec la France et à perdre avec les Russes. +Les Autrichiens craignent les Français, mais ils craignent aussi les +Russes. Il paraît qu'ils out vu de mauvais oeil l'envahissement de la +Valachie et de la Moldavie.»[70] + +Die Schlacht bei _Friedland_ (14. Juni) entschied endlich alles. Die +Russen unterlagen und nach einigen Tagen kam der Friede zustande. Schon +am 8. Juli schrieb der General-Major an Marmont: «Je vous expédie un +courrier-général, pour vous faire connaître que la paix est faite entre +la France et la Russie, et que cette dernière puissance va remettre en +notre pouvoir Cattaro.»[71] + +Nach dem Tilsiter Vertrag sollte also die Bocca an die Franzosen +übergeben werden. Anfangs August bekamen Marmont und Senjavin von ihren +Regierungen Befehle, der eine, die Bocca zu übernehmen, und der andere, +dieselbe auszuliefern. General Lauriston hatte die Okkupation der Bocca +zur Aufgabe bekommen. Noch am 26. Juli schrieb er dem russischen Kapitän +Baratinski, dass der Friede zwischen den beiden Gegnern geschlossen sei, +und dass er nächstens kommen werde, um die Bocca zu besetzen. Am 10. +August marschierte er in das Land ein und übernahm Castelnuovo und zwei +Tage darauf auch Cattaro und die übrigen Städte der Bocca.[72] Die +Franzosen fürchteten, dass die Russen Cattaro etwa den Engländern +übergeben würden. Dann bekam Marmont den Befehl, in aller Stille die +Städte und Festungen des Landes zu okkupieren.[73] Die Okkupation der +Bocca vollzog sich in der Tat in aller Ruhe und Stille. Die Russen zogen +sich freiwillig zurück. Der Vladika war schon vorher wegen Unruhen an +den Grenzen seines Landes aus der Bocca abgezogen. + +Die Bocea ergab sich, von allen verlassen, ihrem neuen Herrn. + + + + +IV. + +Die Ereignisse in der Bocca von 1812—1814. + + +12. Die Beziehungen der zwei neuen Nachbarn. + +Bald nach der Besetzung der Bocca di Cattaro schrieb Napoleon an +Marmont: «Tenez un agent auprès de l'évêque et tâcher de vous concilier +cet homme ...»[74] Und der Generalmajor aus Warschau gab an Marmont +folgende Instruktion in bezug auf Montenegro: «Vous ne devez pas, +général, attaquer les Monténégrins, mais, au contraire, tâcher d'avoir +avec eux des intélligences et de les ramener à nous pour les ranger sous +la protection de l'Empereur; mais vous sentez que cette démarche doit +être faite avec toute la dexterité convenable.»[75] Fragt jemand: «Was +lag Napoleon an guten Beziehungen zu Montenegro und seinem Bischofe, da +er nun einmal die Bocca in seiner Macht hatte?», so müssen wir nochmals +an den grossen Einfluss erinnern, den der Vladika auf die Bevölkerung +der Bocca und auf das Militär Montenegros besass, das die einzige Macht +an der Ostküste des Adriatischen Meeres war, die der französischen Armee +Widerstand zu leisten vermochte. Marmont selbst, der keine besonderen +Sympathien für den montenegrinischen Bischof hatte, sagt von seinem +Einflusse: «Son autorité positive et légale était peu de chose dans son +pays, _mais son influence était sans bornes_.»[76] Dann ging die Absicht +Napoleons dahin, den Vladika zu bewegen, das russische Protektorat +aufzugeben und das seinige anzuerkennen. Marmont versuchte auf alle +mögliche Weise diesen Wunsch Napoleons zu verwirklichen. Die Sache aber +ging nicht so leicht wie sich Marmont dachte. Auf alle Versuche +Marmonts, den Vladika für Napoleons Pläne zu gewinnen, antwortete +dieser: «Wenn Napoleon die Türken bekriegen sollte, so kann er immer auf +das ganze Volk Montenegros rechnen.» Marmont unterliess nicht, den +Vladika auch mit vielen und kostbaren Geschenken zu überhäufen.[77] Auch +das war vergeblich. Denn was Napoleon wollte, war nicht bloss, dass der +Vladika sein Protektorat ausrufen, sondern auch alle Beziehungen zu +Russland abbrechen sollte. Und dieses letztere wäre, scheint es, für ihn +noch wichtiger wie das erstere gewesen. + +Diese Versuche Napoleons dem Vladika gegenüber blieben den Höfen in Wien +und Petersburg nicht verborgen. Diese verhielten sich natürlich nicht +passiv in der Sache, sondern suchten den Vladika wie die Volkshäupter +Montenegros zu bewegen, alle Vorstellungen Marmonts abschlägig zu +beantworten. Dieser klagte über die österreichischen Intrigen in +Cetinje.[78] Mit grossem Unwillen sah er, wie die Beziehungen zwischen +Oesterreich und Montenegro von Tag zu Tag immer freundlicher wurden. + +In seinem Uebermut verlangte er schliesslich von Napoleon 7-8000 Mann +und 8 Tage Zeit, um Montenegro zu erobern.(!)[79] Das wurde ihm +natürlich nicht gewährt. Unterdessen bekam Marmont Anlass, sich über den +Vladika noch mehr zu beklagen, im dem Augenblick nämlich, wo er von dem +zwischen Montenegro und seinem ehemaligen Todfeinde, dem Vezier von +_Scutari_, abgemachten Frieden hörte. Dieser verbot den französischen +Truppen, durch sein Land nach Albanien und Korfu zu ziehen. Es +verbreitete sich sogar das Gerücht, dass er einen Einfall in die Bocca +di Cattaro im Verein mit den Montenegrinern plane. Statt dessen aber +geschah etwas anderes, was zu noch gespannteren Beziehungen zwischen +Franzosen und Montenegrinern führte. + +Noch im Sommer 1808 hatten die Franzosen in Cattaro zwei Montenegriner +als angebliche Spione gefangen genommen und ohne weiteres erschossen. +Diese waren der Priester _Lazar Radonic_ aus dem Geschlecht _Njegusch_ +und sein achzehnjähriger Sohn. Infolgedessen war ganz Montenegro empört, +insbesondere das genannte Geschlecht. Es gab nun in dem Küstenlandstrich +zwischen Cattaro und _Antivari_ einen alten Stamm, _Braici_ benannt, der +die neueingeführte französische Ordnung und Verwaltung nie anerkennen +wollte, sondern sich gegen die französische Obrigkeit stets auflehnte. +Daher wurden dessen Angehörige von den Montenegrinern, insbesondere von +dem benachbarten Geschlecht _Njegusch_, aufgereizt und sogar mit +bewaffneter Hand unterstützt. Darüber wütend, sandte Marmont den General +_Delzons_, um diese Aufrührer zu bestrafen. Delzons wurde aber +geschlagen und zurückgedrängt, wobei er 50 Mann verlor. Marmont machte +Vorstellungen beim Vladika,[80] der erklärte, von den aufrührerischen +Umtrieben vorher nicht unterrichtet gewesen zu sein. Napoleon war +infolge dieser Ereignisse ausser sich. Er drohte, die Schwarzen Berge +mit dem Blute der Montenegriner zu Roten Bergen zu machen.[81] Bald +darauf setzte er den montenegrinischen Bischof in der Bocca di Cattaro +ab und unterstellte diese dem von ihm neu gegründeten dalmatischen +Bistum. + +Den weiteren Vorschlag der französischen Regierung, einen ihrer Konsule +in Cetinje zu akkreditieren und dann eine Strasse zwischen Cattaro und +_Nikschic_ über Cetinje auf eigene Kosten zu bauen, schlug der Vladika +entschieden ab. + +So wurden die Beziehungen zwischen den zwei Nachbarn immer trüber, bis +sie sich schliesslich scheinbar wieder besserten. In ebenjenem Jahre kam +ein französischer Geschäftsträger, der General _Bertrand de Sivray_, zum +Vladika und schloss mit ihm den sogenanten _Vertrag von Lastva_. Dieses +Abkommen erleichterte den Grenzverkehr zwischen den Franzosen und +Montenegrinern. Letzteren wurde der Zugang zu den Märkten in Cattaro und +Budua freigegeben, unter der Bedingung aber, dass sie an der Grenze ihre +Waffen zurückliessen. Dieser Vertrag vermochte gleichwohl das +feindschaftliche Verhältnis zwischen Frankreich und Montenegro nicht zu +ändern. Von Anfang an waren die Franzosen den Bokelen und +Montenegrinern widerwärtig. Der Hass gegen Napoleon und seine +unersättliche Herrschsucht wurde auf die ganze französische Nation +übertragen. Darum wurden, obwohl die französische Landesverwaltung +keineswegs unterdrückender und gewaltsamer war als diejenige +Österreichs, die Franzosen von der Bevölkerung der Bocca verachtet und +verschmäht. So sehnte man sich nach einer günstigen Gelegenheit, um +gegen die unerträgliche Fremdherrschaft aufzustehen. + +Im Jahre 1811 dachte Napoleon an eine Unterwerfung Montenegros; er liess +sich sogar einen Plan für einen Feldzug gegen dieses Land +ausarbeiten.[82] Andere Ereignisse lenkten aber seine Aufmerksamkeit von +Montenegro ab, und so gab er seine Absichten wieder auf. + + +13. Ausbruch neuer Feindseligkeiten. Kämpfe bei Budua, Troiza und +Castelnuovo. + +_Gauthier_, der Kommandant von Cattaro, bemühte sich gerade um diese +Zeit, den Vladika von jeglichen kriegerischen Plänen abzubringen. Im +Herbst 1811 sah man die englischen Kriegsschiffe oft an der bokelischen +Küste vorbeifahren. Ein Teil der englischen mittelländischen Flotte +stationierte bei der Insel _Lissa_, die die Engländer im Jahre 1810 den +Franzosen weggenommen hatten. Als Gauthier erfuhr, dass der englische +Marinekapitän _William Hoste_, welcher Befehlshaber über die Schiffe bei +Lissa war, in geheimen Verhandlungen mit dem montenegrinischen Vladika +stehe, fürchtete er, diese Verhandlungen mochten vielleicht Cattaro und +ihn angehen. Er schrieb deswegen einen Warnungsbrief an den Vladika. +Dieser Brief, der am 23. Februar 1812 geschrieben wurde, lautet +folgendermassen: «Ich weiss wohl, dass die englischen Agenten zu Ihnen +kommen werden, aber die Engländer sind listig. Nehmen Sie sich, Ihre +Hochwürden, in acht, damit jene Sie nicht betrügen, wie sie alle +Kontinentalstaaten betrogen haben, welche sie in unglückliche Kriege +gestürzt und dann verlassen haben. Mögen sich die Montenegriner in die +Angelegenheiten grosser Völker nicht einmischen, sondern Frieden halten +und Freunde ihrer Nachbarn, der Franzosen, sein. Auf diese Weise werden +sie ihren Wohlstand, ihre Unabhängigkeit und ihre Ruhe bewahren.»[83] + +Diese Mahnung nützte nichts. Denn bald darauf erschien in Cetinje der +englische Offizier _Danys_, den Hoste entsandt hatte. Er sprach mit dem +Vladika über die Vertreibung der Franzosen und die Befreiung der Bocca. +Er versprach englische Unterstützung vom Meere aus. Nur überliess er es +dem Vladika, den günstigen Augenblick zum Angriff zu wählen und Hoste +davon rechtzeitig in Kenntnis zu setzen. Diese Botschaft war für den +Vladika höchst erfreulich und willkommen. Doch er wollte nicht allzu +eilig sein. Er wartete geduldig auf den geeigneten Augenblick. Was er +eilig tat, das war die Vorbereitung zu neuem Kampf. + +Erst nach der französischen Niederlage in Russland, erliess er am 8. +September 1813 eine Proklamation an das Volk, in welcher er dasselbe zum +Kampf gegen die Franzosen aufforderte. Dieser langersehnte Ruf des +Vladika wurde von den Montenegrinern freudigst aufgenommen. Sie +brauchten nicht viel Zeit, um sich kriegsbereit zu machen. Zugleich +sandte der Vladika einen Bürger aus Cattaro, _Zifra_, nach Lissa zu dem +Kapitän Hoste.[84] Ohne eine Antwort von dem englischen Kommandanten der +Eskader abzuwarten, zog der Vladika sofort mit seinem versammelten Heere +nach _Budua_, das er am 21. September belagerte. Nach zwei Tagen ergab +sich die Stadt, und bald folgten alle umliegenden Ortschaften ihrem +Beispiel[85] und schlossen sich den Montenegrinern an. + +Der Vladika hatte nicht das ganze Heer mitgenommen. Ein Teil desselben, +unter Führung von _Vuko Radonic_, griff am 22. September die Festung von +Cattaro, _Troiza_, an. Die Franzosen kamen aus der Stadt der Festung zu +Hilfe. In heftigem Kampfe wurden die Montenegriner zweimal durch das +Geschützfeuer zurückgeworfen. Diese Festung war die beste und stärkste +neben derjenigen in Castelnuovo. Sie wurde geschützt nicht bloss durch +ihre eigenen Geschütze, sondern auch durch solche, die auf dem steilen +Abhang der Stadt zur Verteidigung aufgestellt waren. Bei den +unermüdlichen Angriffen der Montenegriner vermochte sich die Festung +dennoch nicht lange zu behaupten. Als die Franzosen einsahen, dass sie +die Festung übergeben müssten, zündeten sie eine Unmasse Pulver an und +steckten dieselbe in Brand. + +Nach diesen zwei Kämpfen schrieb der Vladika wiederum an Hoste und +ersuchte ihn, baldigst mit der Eskader vor Cattaro zu erscheinen. Der +Eingang in die Bucht wurde der englischen Flotte insbesondere +erleichtert durch zwei andere kleinere Siege über die Franzosen. Die +französischen Batterien waren auf den zwei die Bucht überragenden, sich +gegenüberliegenden Bergen _Verige_ und _Rosse_ aufgestellt. An dieser +Stelle hätte darum keine feindliche Macht ohne grosse Gefahr nach +Cattaro vorzudringen vermocht. Um von dort die Franzosen zu vertreiben, +griffen die Montenegriner am 27. September die französische Batterie auf +dem Verige an und bemächtigten sich derselben nach starkem Feuer und +Gegenfeuer. 14 italienische Soldaten wurden gefangengenommen und drei +zurückgelassene Geschütze gefunden. Am 18. September wurde auch die +andere Batterie auf dem _Rosse_ angegriffen, die Soldaten von dort +vertrieben und vier Geschütze genommen. + +Jetzt vermochte also eine Flotte gefahrlos in die Bucht bis vor Cattaro +zu fahren. + +Am 12. Oktober lief Hoste in die Bucht ein. Bei seinem Durchgang bis +nach Cattaro konnte er den heftigen Kämpfen zwischen Franzosen und +Bokelo-Montenegrinern auf beiden Seiten der Bucht zusehen. Das waren +Gefechte in den umliegenden Dörfern, welche von Natur so befestigt sind, +dass ein jedes für sich als ein Bollwerk betrachtet werden kann. +_Prtchanj_ und _Dobrota_ ergaben sich. Bei _Perast_ kam es zu einem +besonders heftigen Zusammenstoss. Die Perastaner vertrieben mit Hilfe +von einigen Montenegrinern die Franzosen und befreiten ihre Stadt. Die +kleine Festung oberhalb von Perast war nicht leicht zu bezwingen; +endlich aber mussten auch hier die Franzosen weichen. Die Perastaner +fanden dort einige Geschütze und andere Waffen. Diese kleine Festung +beherrschte die Insel _St. Georg_ vor Perast, wo sich eine französische +Batterie befand. Deshalb war ihre Eroberung nun sehr erleichtert. Nach +langer Beschiessung musste sich die Insel ergeben. Die Bokelen nahmen 80 +Franzosen gefangen und fanden daselbst 10 Geschütze. + +Noch am 10. Oktober entsandte der Vladika _Sava Plamcuaz_ mit einer +Abteilung Montenegriner nach Castelnuovo, um die Stadt und beide +Festungen zu belagern und die Verbindung zwischen der Bocca und Ragusa +abzuschneiden. Sobald nun die Engländer vor Cattaro angelangt waren, kam +nach einer kurzen Verabredung zwischen dem Kommandanten Hoste und dem +Vladika auch das übrige Heer nach Castelnuovo. Eine Abteilung Engländer +gesellte sich zu den Slaven und marschierte an der Küste längs der Bucht +von Cattaro nach Castelnuovo ab. Hoste selbst kehrte mit seinen Schiffen +um und machte gegenüber von Castelnuovo halt. + +So wurde Castelnuovo stark belagert vom Lande und vom Meere aus. Die +Bombardierung fing sofort an. Die Franzosen leisteten zwei Tage und zwei +Nächte lang zähen Widerstand. Aber länger vermochten sie sich nicht zu +halten. Sie ergaben sich, und somit fielen auch beide Festungen +Castelnuovo und _Espagnola_ den Belagerern in die Hände. Hoste und +Vladika liessen eine Besatzung in den Festungen und kehrten dann nach +Cattaro zurück. + +Von allen Städten und Festungen der Bocca blieb nur noch Cattaro in dem +Besitz der Franzosen. Und seine Eroberung war doch die Hauptsache. Nun +sollte auch sein Schicksal baldigst entschieden sein. + + +14. Belagerung und Uebergabe Cattaros. + +Die Bokelen und Montenegriner begaben sich unverzüglich nach Cattaro und +belagerten es von allen Seiten her. Da Troiza in den vorhergegangenen +Kämpfen zerstört worden war, hatte Cattaro keine eigentliche Festung +mehr. Aber kaum eine Stadt in der Welt ist so gut von Natur befestigt +wie Cattaro. Man braucht bloss auf dem Berge _Vrmaz_ über der Stadt eine +gute Geschützkette aufzupflanzen, dann ist Cattaro uneinnehmbar. Die +Franzosen hatten oben eine gute Batterie, die aber von den +Montenegrinern schon vorher erstürmt worden war, und zwar nicht von der +Seite aus, die sie beherrschte, sondern von hinten, d.h. von dem +montenegrinischen Boden aus. + +Um Cattaro zu erobern, musste man also unbedingt eine Anzahl Geschütze +auf dem Berge Vrmaz haben. Einige Kanonen hatten die Montenegriner von +den Franzosen erbeutet und einige besassen sie selbst. Die Geschütze, +die man auf St. Georg und in Castelnuovo erobert hatte, nahm Hoste auf +seinen Schiffen mit hinüber. Da er aber zögerte, diese Geschütze bei +Cattaro auszuladen und dieselben auf den Vrmaz hinaufziehen zu lassen, +fürchteten die Bokelen, dass er diese Geschütze überhaupt nicht gegen +Cattaro brauchen wolle und erhoben deswegen Klage beim Vladika. Dieser +teilte die Sache dem Kommandanten mit und bat ihn, die Sache möglichst +zu beschleunigen. Auf diese Vorstellung des Vladika antwortete Hoste mit +einem überraschenden Brief, der lautet: + +«Ihre Hochwürden! Ich hatte die Ehre, Ihren gestrigen Brief zu erhalten. +Ich bedaure, dass die Bevölkerung die Zerstörung der Festung St. Georg +böse aufgefasst hat, aber das geschah nur zu dem Zweck, dass der +englischen Eskader der Durchgang durch _Verige_ im Falle irgend eines +ungünstigen Umstandes gesichert werde. + +Ihre Hochwürden, die Geschütze werden den Bewohnern zurückgegeben +werden, aber Sie sollen wissen, dass ich die Absicht hatte, dieselben +auf den Berg hinaufzuschaffen und damit Cattaro zu beschiessen. Nun habe +ich meinen Plan geändert und werde nur die Küste zwischen Cattaro und +Ragusa blockieren. In dieser Absicht werde ich bald aus der Bucht +hinausfahren, um den Feind zu bewachen. + +24. Oktober 1813. Ihr gehorsamer Diener _Hoste_.» + +«PS. Der Abbat _Brunazzi_ hat viel Schaden angerichtet. Seine +unermüdlichen Intrigen können seinem Kaiser und dessen Bundesgenossen +nur schaden, denn er hindert das gemeinsame Werk, das wir unternommen +haben.»[86] Dieser Schritt Hostes war begreiflich. Denn er war nie +sicher vor den feindlichen Angriffen vom Rücken her. Sehr leicht wäre er +in ein Kreuzfeuer geraten, wenn eine feindliche Flotte in die enge Bucht +gekommen wäre. Dann wäre er gezwungen gewesen, häufig hinauszugehen und +sich von der Situation auf dem Wasser zwischen der Bucht und Ragusa oder +noch weiter hinaus selbst zu überzeugen. + +Der Abbat Brunazzi war ein vertrauter Bote des _Erzherzogs Franz von +Este_, der auf der Insel Lissa weilte. Dieser Abbat kam auf dem +englischen Schiffe zusammen mit Hoste noch am 12. Oktober nach Cattaro. +Er brachte einen Brief des Erzherzogs an den Vladika mit.[87] In diesem +Schreiben beglückwünschte von Este den Vladika wegen seiner Siege über +die Franzosen. Er gab dem Vladika zu verstehen, dass er den englischen +Kommandanten bewogen hätte, mit den Schiffen nach Cattaro ihm zu Hilfe +zu gehen. Und dann fuhr er fort: «Wenn das unternommene Werk glückt, so +werden noch mehr Truppen geschickt werden, um im Verein mit Ihrem Heer +die Bocca zu befreien helfen. Mit dieser kleinen Unterstützung schicke +ich den wohlbekannten Abbat Herrn Brunazzi zu ihnen, welcher hier bei +mir ist und welchem ich diesen Brief übergeben werde. Seine +Geschicklichkeit und seine Arbeitsamkeit schätze ich hoch. Er war immer +um das allgemeine Wohl der dortigen Gegenden bemüht und hat durch seinen +Eifer und Charakter mein Vertrauen erworben. Diesen Mann empfehle ich +Ihnen also; er hat von mir den Auftrag, Ihnen auch mündlich meine +Hochachtung auszusprechen.» + +Dieser «wohlbekannte» und «eifrige» Abbat wollte sich aber der Sache mit +mehr Eifer, als nötig war, annehmen. Seine Wühlereien, die für +Oesterreich unter der Bevölkerung Stimmung machen sollten, und seine +arrogante Haltung den Engländern gegenüber mussten natürlicherweise den +Kapitän Hoste verletzen. Wir werden bald sehen, wie dieser Abbat in der +Tat der gemeinsamen Sache mehr geschadet als genützt hat. + +Von der Absicht Hostes unterrichtet, schrieb der Vladika ihm sofort und +bat ihn dringend, nicht aus der Bucht wegzugehen, bevor Cattaro +eingenommen wäre. «Mit Ihrem Weggehen,» schrieb der Vladika, «werden +Sie die Hoffnung der verbündeten Höfe zerstören. Denn Cattaro +einzunehmen, ist der eigentliche Zweck unser aller Bemühungen. Und +gerade jetzt, wo sich die beste Gelegenheit dazu bietet, wollen Sie +weggehen.»[88] Hoste antwortete darauf: «Da Cattaro von allen Seiten +belagert ist, finde ich mein weiteres Verweilen hier unnötig. Aber +dennoch will ich mich nicht weit von hier entfernen; ich gehe bis nach +Ragusa, um den Feind zu bewachen, und werde öfters herkommen, um mich +mit Ihnen zu treffen.»[89] + +Hoste übergab den Montenegrinern das Pulver und andere Munition, die +sich auf St. Georg befand, und verliess nach einigen Tagen die Bucht. + +Cattaro blieb unter der Belagerung und Bewachung der Montenegriner. Sie +wussten nicht, wie man die Geschütze auf die herniederhängenden +Bergspitzen heben und dort aufstellen sollte. Und ohne Geschütze konnten +sie kaum hoffen, die Stadt einzunehmen. Der Vladika war entschlossen, +Cattaro so lange besetzt zu halten, bis die englische Eskader +zurückgekehrt oder bis der Feind durch Hunger gezwungen sich ergäbe. + +Es traf aber inzwischen ein Umstand ein, der die Eroberung der Stadt +hätte ermöglichen können, der aber durch den Hochmut und die +Hintertreibungen des Abbat Brunazzi nicht ausgenützt werden konnte. In +der französischen Armee, die sich in Cattaro befand, waren auch einige +Hundert Kroaten. Diese Kroaten wollten nicht in der belagerten Stadt +verschmachten _im Dienste ihres nationalen Feindes_, sondern beschlossen +zu entfliehen. In der Nacht zwischen dem 28. und 29. Oktober gelang es +ihnen, aus der Stadt herauszukommen. Sie flüchteten sich nach +_Prtchanj_, wo der Abbat verweilte, und brachten ihm die Schlüssel der +Stadttore und drei französische Fahnen. Der Vladika war diese Nacht eine +halbe Stunde von Cattaro entfernt-—also näher wie der Abbat-—im Dorfe +_Dobrota_. Hätte er diese Schlüssel bekommen, so hätte er die Stadt in +der Nacht noch erstürmen können. Der Abbat vermochte ihm natürlich auch +von Prtschanj aus diese Schlüssel zu schicken. Das tat er aber nicht aus +Neid gegen einen orthodoxen Bischof. Die Kroaten waren ja +römisch-katholischen Glaubensbekenntnisses und hatten sich nun zu ihm, +dem römisch-katholischen Geistlichen, geflüchtet. Sein Stolz war in +diesem Augenblick der eines engherzigen Parteimannes. + +Erst am 29. Oktober schickte er gegen Mittag dem Vladika die jetzt nicht +mehr brauchbaren Schlüssel. Der Vladika war wegen eines solchen +Benehmens von Seiten des Abbats höchst erzürnt. Er versuchte dennoch am +selben Tage den Stadtkommandanten Gauthier zur Uebergabe zu bewegen. +Dieser war durch das Weggehen der Kroaten jetzt ziemlich geschwächt. +Gauthier weigerte sich. Er dankte dem Vladika, wies aber seinen +Vorschlag ab. + +Hoste kam seinem Versprechen gemäss öfters nach der Bucht, besah die +belagerte Stadt und ging wiederum weg. Erst Ende Dezember kam er endlich +mit der festen Absicht, Cattaro einzunehmen. Er führte die Arbeit aus, +die die unkundigen Montenegriner nicht auszuführen vermochten, nämlich +die Aufstellung der Geschütze auf dem Berge _Vrmaz_. Dann begann die +Bombardierung, vom Lande und Wasser her, die einige Tage dauerte. Ganz +in die Enge getrieben, musste Gauthier sich ergeben. Am 8. Januar 1814 +wurde die Kapitulation vollzogen. Die Franzosen kamen in die +Gefangenschaft des englischen Komandanten. Die Stadtschlüssel übernahmen +zwei Mitglieder der bokelischen nationalen _Zentralkommission_ und ein +montenegrinischer Deputierter. Den Franzosen wurde die Ueberfahrt nach +Italien gestattet. In der ganzen Bocca blieb kein Franzose mehr zurück. +Die Bocca war somit vollständig befreit. Nach 2 Tagen verabschiedete +sich der englische Kommandant Hoste vom Vladika und den Montenegrinern +und fuhr aus der Bucht di Cattaro nach Lissa. + +So blieb die Bocca in den Händen der Bokelen und Montenegriner und wurde +von der Zentralkommission verwaltet. + +Jene Zentralkommission wurde am 10. November gewählt. An diesem Tage +nämlich hielten die Bokelen eine Volksversammlung ab, in der sie +beschlossen, sich mit Montenegro zu vereinigen, die Oberhoheit des +montenegrinischen Bischofs anzuerkennen und in ihrem eigenen Lande eine +Verwaltung auf republikanischer Grundlage einzurichten. Als Vorbild +diente ihnen die frühere republikanische Konstitution von Ragusa. +Ragusa hatte einen Senat, welcher alle drei Jahre eines seiner +Mitglieder zum Präsidenten («Prinz») wählte. Die Bokelen schufen eine +Zentralkommission, die aus 18 Mitgliedern bestand, und deren Pflicht und +Aufgabe es war, das Land zu verwalten. + +Nachdem diese neue Ordnung der Dinge ins Leben gerufen und gefestigt +worden war, wählte die Zentralkommission einen Sendboten, der eine +Zirkularnote den europäischen Grossmächten übermitteln sollte. In dieser +Note wurden jene Neuordnungen in der Bocca beschrieben und die Mächte +gebeten, dieselbe anzuerkennen. Seitens des Vladika wurde ein besonderer +Deputierter nach Petersburg und Wien zu dem gleichen Zwecke entsandt. + +Kaum waren diese Deputierten abgereist, so verbreitete sich das Gerücht +in der Bocca, ein österreichisches Heer marschiere nach Süd-Dalmatien. +Dieses Gerücht bewahrheitete sich. Als Hoste kam, um Caltaro zu +bombardieren, drang der österreichische General _Milutinovic_ mit einem +grossen Heer bis Castelnuovo vor. Er hatte vom Kaiser den Auftrag, den +Montenegrinern und Engländern bei der Einnahme Cattaros zu helfen. Als +nun Cattaro inzwischen auch ohne seine Hilfe erobert worden war, kehrte +General Milutinovic mit seinem Heere wiederum nach Norden zurück. + +Am 10. Juni trafen die Sendboten wieder in der Bocca ein. Sie brachten +eine für die Bocca trostlose Antwort von den Höfen mit sich. Die Bocca +solle jetzt Oesterreich übergeben werden. Alexander richtete ein vom 1. +Juni aus Paris datierendes Schreiben an die Bokelen, in welchem er sie +versicherte, dass sie unter Oesterreichs Herrschaft dieselben +Vergünstigungen geniessen und dieselbe Freiheit haben würden, die ihnen +auch Venedig ehedem gewährt hatte. + +Zugleich mit diesem Sendboten kam General Milutinovic wieder nach der +Bocca zurück. Er hatte von seinem Kaiser den Befehl, das Land zu +okkupieren, was er auch in einigen Tagen vollzog. Die Bocca leistete +keinen Widerstand, dazu fehlte ihr die Kraft.[90] + + + + +Quellen und Literatur. + + +_Mémoires du Maréchal, duc de Raguse_, liv. X-XIV, Paris 1857. + +_Tagebuch eines Marineoffiziers_, von Vladimir Bronewski, St. Petersburg +1818 (russisch). (Eine fleissige und minutiöse Beschreibung aller +Ereignisse in der Bocca di Cattaro, vom Anfang 1806 bis Sommer 1807.) + +_Schriftstücke der russischen Zaren_, befindlich in Cetinje im +Staatsarchiv. (Von Peter dem Grossen bis Nicola I.) + +_Sammlung der offiziellen Akten und Korrespondenzen des Vladika Peter +I._-— Aus dem Italienischen ins Serbische übersetzt und in Grlica für +das Jahr 1838 gedruckt. + +_"Grlica"_, eine Zeitschrift für die serbische Geschichte, Cetinje +1833-—1838 (serbisch). + +_Geschichte Montenegros_, D. Milakovic, Zara 1856 (serbisch). Enthaltend +wertvolle Dokumente, sowohl im Text wie auch in einem Anhang. + +_Zehn Jahre österreichischer Politik_, 1801-1810, von Adolf Beer, +Leipzig 1877. + +_Zur Geschichte der orientalischen Frage_, Briefe aus dem Nachlasse +Friedrichs von Gentz, Wien 1877. + +_Engel: Geschichte des Freistaates Ragusa_, Wien 1807. + +_Gelcic: Dello sviluppo civile di Ragusa_, Ragusa 1884. + +_Kirchmayer: Das Ende des aristokratischen Freistaates Ragusa_, Zara +1900. + +_C. Villari: The Republik of Ragusa_, London 1904. Enthaltend einige +wichtige Dokumente. + +_Wilkinson: Dalmatia and Montenegro_, London 1848. + +_A.J. Evans: Illyrian letters_, London 1878. + +_Strangford: The Eastern Shores of the Adriatic_, London 1864. + +_Paton: Highlands and Islands of the Adriatic_, London 1849. + +_Schmidt: Das Königreich Dalmatien_, Wien 1843. + +_X. Marmier: Lettres sur l'Adriatique et le Montenegro_, Paris 1854. + +_Cyprien Robert: Les Slaves de la Turquie_, 2 vol., Paris 1844. Im +ersten Band Montenegro und die Bocca. + +_Joh. Wilh. Zinkeisen: Geschichte des Osmanischen Reiches in Europa_, +I.—VII. J., Gotha 1863. Wichtig ist für die vorliegende Arbeit nur der +VII. Band. + +_Sir Robert Adair: Geschichtliche Denkschrift einer Sendung an den +Wiener Hof im Jahre 1806_, Berlin 1846 (aus dem Englischen übersetzt). + +_Sir Robert Adair: The Negotiations for the Peace of the Dunlanelles in +1808—1809_, I-II vols., London 1845. + +_„Monumenta Ragusina"_ in „monumenta Slavorum medionalium", Agram 1880 +bis 1896. + +_P. Pisani: La Dalmatie de 1797-1815_, Paris 1893. + +_Brunswick: Recueil des documents diplomatiques relatifs au +Monténégro_, Paris 1876. + +_Erber Tullio A.: Storia della Dalmaltia dal 1797-1814_, Zara 1892. + +_Dragovitch: Le Monténégro et la Russie_ (Antiquités russes), 1882. + +_Rovinski: Rapports de la Russie et des Serbes_, 1877. + +_A. Boppe: Documents inédits sur les rlations de la Serbie avec +Napoléon_, Belgrade 1888. + +_M. Bogdanovitch: Geschichte Alexanders I._, 6 vols., St. Petersburg +1871 (russisch). + +_Rovinski: Geschichte Montenegros_, St. Petersburg 1888 (russisch). + +_Schnitzler: Histoire intime de la Russie sous les empereurs Alexandre +et Nicolas_, 2 vols., Paris 1847. + +_Nil Popov: Russland und Serbien 1806-1856_, 2 vols., Moskau 1869 +(russisch). + +_Dobrof: Die Südslaven_, St. Petersburg 1879 (russisch). + +_Karadschic V.: Montenegro und die Montenegriner_, Stuttgart 1837. + +Auch: + +_B. V. Kallay: Geschichte der Serben_, I-II vols., Wien-Leipzig 1878. + +_Ranke: Die serbische Revolution_, Berlin 1844. + + + + +FUSSNOTEN: + +[Fußnote 1: Das ist ersichtlich aus einem Briefe Talleyrands an den +Imperator. _Revue Historique_, XXXIX, p. 64.] + +[Fußnote 2: Von Vincent, 26. März 1806.] + +[Fußnote 3: A. Beer: _Zehn Jahre österreichischer Politik_, p. 220.] + +[Fußnote 4: Schreiben des Erzherzogs Karl an den Kaiser Franz, vom 29. +April 1806. (Im Anhang des Werkes von A. Beer, p. 503-504.)] + +[Fußnote 5: A. Beer, p. 220.] + +[Fußnote 6: A. Beer, p. 224.] + +[Fußnote 7: General _Marmont_ sagt in seinen _Mémoires:_ L'Empereur se +trouvait jeté dans un grand mouvement; les trônes s'écroulaient ou +s'élevaient en sa présence, et cette petite affaire en resta là .--Liv. +X, p. 25.] + +[Fußnote 8: Dieser Artikel ist in der «_Geschichte Montenegros_» von +Milakovic angegeben, p. 210.] + +[Fußnote 9: Serbisch _Vladika_ genannt. Der Kürze wegen werden wir +diesen Ausdruck weiterhin brauchen.] + +[Fußnote 10: Grliza von 1836, p. 78.] + +[Fußnote 11: Grliza 1837, p. 41.] + +[Fußnote 12: Milacovic, p. 240.] + +[Fußnote 13: Grliza, 1837, p. 41—43, vergl. Milacovic, Gesch. Mont., p. +240—241.] + +[Fußnote 14: Milutinovic, p. 320.] + +[Fußnote 15: Das Schreiben befindet sich in dem Staatsarchiv zu +Cetinje.] + +[Fußnote 16: Dieses Schreiben auch in demselben Archiv aufbewahrt.] + +[Fußnote 17: Das Schreiben im Archiv zu Cetinje.] + +[Fußnote 18: Im Archiv zu Cetinje. (Schreiben vom 12. Mai 1798.)] + +[Fußnote 19: Im Archiv zu Cetinje aufbewahrt.] + +[Fußnote 20: Im Archiv zu Cetinje.] + +[Fußnote 21: Im Archiv der Metropolie zu Cetinje.] + +[Fußnote 22: Milacovic, p. 237.] + +[Fußnote 23: Pojob Nil. IV, 218.] + +[Fußnote 24: Nil Pojob, IV, 103-104.] + +[Fußnote 25: Ein Brief des Vladika gefunden in der Metropolie zu +Cetinje.] + +[Fußnote 26: Pojov N., p. 106.] + +[Fußnote 27: Bogdanovitch, p. 283—85.] + +[Fußnote 28: Im Archiv zu Cetinje.] + +[Fußnote 29: Grliza 1837, p. 51—52.] + +[Fußnote 30: Grliza 1837, p. 52.] + +[Fußnote 31: Grliza 1838, p. 44.] + +[Fußnote 32: Die Kopie dieser Bittschrift ist im Kloster _Savina_ +aufbewahrt.] + +[Fußnote 33: Grliza 1838, p. 44.] + +[Fußnote 34: A. Beer, p. 225.] + +[Fußnote 35: Milacovic, p. 259.] + +[Fußnote 36: Milacovic, p. 258—259.] + +[Fußnote 37: Viele Behauptungen Marmonts sind augenscheinlich +übertrieben und oft sogar ganz unwahr, wie wir schon im weiteren sehen +werden. Seine _«Memoires»_ sind von ihm in der Tat als eine Apologie +seines Lebens geschrieben worden. Ein strenges Urteil über diese +Apologie Marmonts ist folgendes: «Si l'on voulait étudier sa vie en +adoptant ce qu'il dit sur lui-méme dans les neuf volumes laissés à la +postérité comme justification de sa conduite, on courrait grand risque +d'être continuellement à côte de vérité.» (Michauds Biographie +universelle, tome 27, p. 18.) Wenigstens was die Ereignisse in der Bocca +betrifft, stimmt dieses Urteil grösstenteils. Zu bedauern ist es, dass +Europa von diesen Ereignissen lange Zeit hindurch bloss durch Marmont +unterrichtet war.] + +[Fußnote 38: Mem. X, p. 2.] + +[Fußnote 39: Mem. X, p. 2.] + +[Fußnote 40: Mem. X, p. 4—5.] + +[Fußnote 41: Mem. X, p. 2.] + +[Fußnote 42: Mem. X, p. 6.] + +[Fußnote 43: Milacovic, p. 260.] + +[Fußnote 44: Marmont schätzte die russische Armee auf 7000 Mann (Mem. +X, 11). Darunter hat er Bokelen und Montenegriner nicht gerechnet. Das +war aber stark übertrieben. Denn die Stärke des regulären und +unregulären Heeres betrug insgesamt etwa 9000 Mann. Sicher ist, dass von +dieser Zahl zwei Drittel auf das unreguläre Heer entfielen.] + +[Fußnote 45: Orliza 1838, p. 46.] + +[Fußnote 46: Marmonts Mein. X, 9—10; Milacovic, p. 260—261.] + +[Fußnote 47: Nach Marmonts Angabe 5900. Milacovic spricht von 20,000, +die Marmont bei sich hatte (p. 262), mit denen er aber nicht insgesamt +gegen die Montenegriner gezogen sein soll.] + +[Fußnote 48: Mann. Mem. X, 13.] + +[Fußnote 49: Marm. Mem. X, 18. Mit wenig Grund kann dann wohl Marmont +das für Herd und Freiheit kämpfende Volk der Bokelen und Montenegriner +«_peuples barbares_» nennen. —-(Mem. X, 19).] + +[Fußnote 50: Mem. p. 16.] + +[Fußnote 51: Marmont nennt Bokelen und Montenegriner verächtlich +_paysans_ (selten _montagnards_). Diese zu bekämpfen, «_n'était rieu +pour moi_ (Mem. X, p. 10)», meinte er, bevor er gegen sie in den Kampf +zog. Mit diesen verachteten _paysans_ machte er aber ganz böse +Erfahrungen und erlitt von ihnen mehr Schläge, als er zu gestehen +wagte.] + +[Fußnote 52: Mem. p. 18.] + +[Fußnote 53: Milacovic, p. 301.] + +[Fußnote 54: Grliza 1838, p. 50—51.] + +[Fußnote 55: Mem. X, p. 19.] + +[Fußnote 56: Mem. X, p. 18.] + +[Fußnote 57: Die Proklamation vom 6. Oktober (24. September), die sich +im Kloster Savina befindet.] + +[Fußnote 58: Mem., p. 29.] + +[Fußnote 59: Mem. p. 30.] + +[Fußnote 60: Grliza 1838, p. 52-53.] + +[Fußnote 61: Grliza 1838, p. 53.] + +[Fußnote 62: Mem. X, p. 21.] + +[Fußnote 63: Mem. X, p. 22.] + +[Fußnote 64: Mem. X, p. 85.] + +[Fußnote 65: Mem. X, p. 93.] + +[Fußnote 66: Mem. X, p. 101.] + +[Fußnote 67: Marmont, Mem. X, p. 53. Milacovic, p. 280.] + +[Fußnote 68: Marmont, Mem. X, p. 53-54.] + +[Fußnote 69: Der Brief vom 8. Sept. 1806, Marmont, Mem. X, p. 80.] + +[Fußnote 70: Zitiert bei Marmont, Mem. X, p. 90.] + +[Fußnote 71: Zitiert bei Marmont, Mem. X, p. 106] + +[Fußnote 72: Grliza 1838, p. 55-56.] + +[Fußnote 73: Marmont, Mem. X, p. 108.] + +[Fußnote 74: E. Lavisse, Napoleon, p. 702.] + +[Fußnote 75: Bei Marmont, Mem. X, p. 107.] + +[Fußnote 76: Marmont, Mem. X, p. 59.] + +[Fußnote 77: Marmont, Mem. p. 125.] + +[Fußnote 78: Marmont, Mem. p. 126.] + +[Fußnote 79: Marmont, Mem. p. 126.] + +[Fußnote 80: Mem. 130.] + +[Fußnote 81: Milacovic, p. 278.] + +[Fußnote 82: Lavisse, p. 702.] + +[Fußnote 83: Im Staatsarchiv in Cetinje.] + +[Fußnote 84: Karadzitch, p. 39.] + +[Fußnote 85: Orliza 1838, p. 56. Vergl. mit Milacovic, p. 276.] + +[Fußnote 86: Dieser Brief ist im Archiv der Metropolie zu Cetinje +aufbewahrt.] + +[Fußnote 87: Dieser Brief ist auch dort.] + +[Fußnote 88: Im Archiv zu Cetinje.] + +[Fußnote 89: Idem.] + +[Fußnote 90: Milacovic, p. 305-308.] + + + + + + +End of the Project Gutenberg EBook of Französisch-slavische Kämpfe in der +Bocca di Cattaro 1806-1814., by Nicola Velimirovitch + +*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK FRANZOSISCH-SLAVISCHE KAMPFE *** + +***** This file should be named 15891-0.txt or 15891-0.zip ***** +This and all associated files of various formats will be found in: + https://www.gutenberg.org/1/5/8/9/15891/ + +Produced by Zoran Stefanovic, Ralph Janke and Proofreaders +Europe, http://dp.rastko.net. + + +Updated editions will replace the previous one--the old editions +will be renamed. + +Creating the works from public domain print editions means that no +one owns a United States copyright in these works, so the Foundation +(and you!) can copy and distribute it in the United States without +permission and without paying copyright royalties. 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You may copy it, give it away or +re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included +with this eBook or online at www.gutenberg.org + + +Title: Französisch-slavische Kämpfe in der Bocca di Cattaro 1806-1814. + +Author: Nicola Velimirovitch + +Release Date: May 24, 2005 [EBook #15891] + +Language: German + +Character set encoding: ISO-8859-1 + +*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK FRANZÖSISCH-SLAVISCHE KÄMPFE *** + + + + +Produced by Zoran Stefanovic, Ralph Janke and Proofreaders +Europe, http://dp.rastko.net. + + + + + +Französisch-slavische Kämpfe in der Bocca di Cattaro 1806-1814. + +Inaugural-Dissertation zur Erlangung der philosophischen Doktorwürde +vorgelegt der hohen philosophischen Fakultät der Universität Bern + +von Dr. NICOLA VELIMIROVITCH. + +Bern 1910 + + + + +Inhaltsverzeichnis + +I. Vor den Kämpfen. + 1. Die Situation nach dem Pressburger Frieden. + 2. Stand der Dinge in der Bocca di Cattaro. + 3. Peter I. und seine Beziehungen zu den Grossmächten. + +II. Die Kämpfe bis zu Oubrils Vertrag. + 4. Ragusas Uebergabe und der Kampf bei Zavtat. + 5. Der Kampf auf dem Berg Brgat. + 6. Belagerung Ragusas. + 7. Oubrils Vertrag. + +III. Die Kämpfe bis zum Tilsiter Frieden. + 8. Vorbereitung zum neuen Kampf. + 9. Der Kampf bei Castelnuovo. + 10. Die Bocca während des Waffenstillstandes. + Okkupation der Inseln. + 11. Uebergabe der Bocca nach dem Tilsiter Frieden. + +IV. Die Ereignisse in der Bocca von 1812--1814. + 12. Die Beziehungen der zwei neuen Nachbarn. + 13. Ausbruch neuer Feindseligkeiten. + Kämpfe bei Budua, Troiza und Castelnuovo. + 14. Belagerung und Uebergabe Cattaros. + + + + +I. + +Vor den Kämpfen. + + +1. Die Situation nach dem Pressburger Frieden. + +Der «Austerlitzblick», der den grossen englischen Staatsmann William +Pitt frühzeitig ins Grab gebracht hatte, hielt die übrigen zwei an der +furchtbaren Katastrophe unmittelbar beteiligten Verbündeten, Russland +und Oesterreich in monatelangen Todesängsten. Das rührte aber den Sieger +von Austerlitz wenig. Zielbewusst und rücksichtslos, wie er immer +verfuhr, diktierte Napoleon nun den Vertrag von Pressburg, am 26. +Dezember 1805. Umsonst hatte Talleyrand ihm in der Demütigung +Oesterreichs Mässigung angeraten.[1] Er forderte und bekam alles, was er +wollte. Alles, was Oesterreich ehemals durch den Vertrag von Campo +Formio gewonnen hatte, musste es jetzt den Franzosen geben. Beinahe drei +Millionen seiner Untertanen musste Oesterreich der Herrschaft Napoleons +ausliefern. Neben Venedig gingen ihm auch Istrien (ohne Triest) und +Dalmatien (ohne das Litorale) mit der _Bocca di Cattaro_ verloren. Die +einzige Verpflichtung, die Napoleon auf sich nahm, war die sofortige +Entfernung der französischen Truppen von dem österreichischen Boden. +Dieser Pressburger Friede war in der Tat für Oesterreich so ungünstig, +dass Graf Stadion mit Recht denselben «Capitulation» Oesterreichs nennen +konnte. + +Napoleon hegte damals böse Pläne gegen die Türkei, obwohl sie sein +Verbündeter war. Diese seine Tendenz lässt sich klar aus dem Pressburger +Vertrag erkennen; insbesondere aber zeugt dafür seine spätere Haltung. +Durch den Vertrag liess er sich Dalmatien abtreten, wobei die Uebergabe +der Bocca di Cattaro in erster Linie betont wurde. Den österreichischen +Boden wollte er nicht nur nicht räumen, sondern verstärkte im geheimen +die sich auf demselben noch befindlichen französischen Truppen. Das +Städtchen _Braunau_, das ebenso geräumt werden sollte, blieb auch +weiterhin unter französischer Besatzung. Und noch mehr: Napoleon +forderte den Durchzug seiner italienischen Truppen von Venedig nach +Dalmatien über österreichischen Boden, über _Monfalcone_, wo früher der +venezianischen Armee der Durchzug stets gestattet wurde. Ja, Napoleon +forderte sogar energisch von Oesterreich die Sperrung seiner Häfen für +die englische und russische Flotte. + +Graf Stadion seinerseits versuchte alles mögliche, um die Beziehungen zu +Frankreich nicht zu verwickeln und zu verschärfen. In dieser Absicht +sandte er auch Vincent nach Paris, um die Vorurteile Napoleons gegen ihn +zu zerstreuen. Napoleons Antwort war die denkbar schroffste. Er sandte +Andréossy zu Stadion mit der Forderung, sofort und unverzüglich den +Durchzug der französischen Armee durch das österreichische Gebiet zu +bewilligen. Zu Vincent sagte Napoleon bei der ersten Audienz: «Man muss +mir den Durchzug gestatten, andernfalls werde ich euch mit Krieg +überziehen».[2] Stadion bemühte sich, die Sache irgendwie zu mildern. +Darum machte er dem französischen Botschafter in Wien, Larochefoucauld, +mancherlei Vorstellungen; aber alles war vergeblich. Dieser verlangte +binnen 24 Stunden eine bestimmte Antwort und Ernennung einer +Persönlichkeit, die mit Andréossy Verhandlungen eingehen könnte. + +Nun, zu dieser schwierigen Frage gesellte sich eine andere, für +Oesterreich unvergleichlich schwierigere und für Napoleon desto +willkommenere: Die Abtretung der Bocca di Cattaro. + +Es verbreitete sich zuerst ein Gerücht, das bald nachher auch bestätigt +wurde, dass die Bocca di Cattaro Russland abgetreten würde. Der +österreichische General _Ghiselieri_, hiess es, habe sie dem +Befehlshaber der russischen Flotte im Adriatischen Meere übergeben. Das +war natürlich ganz vertragswidrig. So fasste es auch Napoleon auf. Er +verlangte sofort eine Erklärung Oesterreichs darüber. Oesterreich +sollte, das war seine Forderung, in Petersburg Schritte tun, welche die +Herausgabe der Bocca ermöglichen könnten. Wollte Russland nicht +nachgeben, so sollte Oesterreich seine Mitwirkung zur Eroberung der +Bocca nicht versagen. Es sollte in dem Falle auch seine Häfen den +englischen und russischen Schiffen verschliessen, worauf es Napoleon am +meisten ankam, da er diese feindlichen Flotten um jeden Preis aus der +Adria vertrieben sehen wollte. Sein Hintergedanke war, Oesterreich mit +Russland zu entzweien und somit den Dreibund zu sprengen. Würde ihm dies +gelingen, sagte er sich, so wären alle seine Pläne der Verwirklichung +nahe, andernfalls aber hätte er einen Grund, an Oesterreich noch härtere +Forderungen zu stellen. Denn ohnehin reute es ihn, bei dem Pressburger +Vertrag das Litorale nicht genug berücksichtigt zu haben. Wiederholt +erklärte Larochefoucauld nach den Instruktionen Napoleons dem Grafen +Stadion, dass Braunau so lange im Besitz der Franzosen bleiben werde, +als die Bocca ihnen nicht übergeben würde. Das war aber nicht alles. Er +drohte mit Besetzung von Fiume und Triest. Das war viel schlimmer. +Schliesslich drohte Napoleon mit dem Krieg. Und das war für Oesterreich +das Schlimmste. + +In Wien glaubte man, dass Napoleon nun einen Anlass zu neuer Bekriegung +Oesterreichs suche. Dies zu vermeiden und den Frieden aufrecht zu +erhalten, war aller, besonders aber Kaiser Franz' und Stadions Wunsch. +Letztere machten eine Vorstellung in Petersburg in bezug auf die Bocca +und die Forderungen Napoleons. Inzwischen schrieb Franz an Napoleon +eigenhändig betreffs der Bocca, ihre Herausgabe an die Russen sei ohne +sein Wissen und Wollen erfolgt, eine Untersuchung habe er gegen den +General Brady, den Befehlshaber in Dalmatien, eingeleitet und die +Verhaftung Ghiselieris anbefohlen. Die Sperrung der Häfen für die +russische Flotte werde erfolgen, sobald Russland eine ausweichende +Antwort geben werde. In demselben Sinne hatte sich auch Stadion La +Rochefoucauld gegenüber geäussert.[3] + +Trostlos und fast verzweifelt stand Oesterreich da, weil zwei mächtige +feindliche Heere seine beiden Grenzen bedrohten, das französische im +Südwesten, das russische im Norden. In Wien wurde nun die Frage +aufgeworfen: Mit wem von beiden Mächten soll es Oesterreich halten? Man +war in der Beantwortung dieser Frage nicht einig. Erzherzog Karl, +Trauttmansdorf, Metternich und viele andere waren der Meinung, man müsse +den französischen Forderungen sich widersetzen und, wenn eben möglich, +eine Allianz mit Frankreich anstreben. Zur Illustration der Meinung +dieser Mehrheit, wie auch der Situation, in welcher sich Oesterreich +damals befand, sei hier einiges aus dem Briefe Karls an den Kaiser +angeführt:«... Ich glaube meine Aufmerksamkeit vorzüglich auf zwei Fälle +richten zu müssen, von welchen der eine oder andere Eurer Majestät +unausweichlich bevorzustehen scheint. Der erste und unglücklichste für +den Staat wäre ohne Zweifel jener, wenn wir durch unsere unglückliche +Lage in einen neuen Krieg mit dem einen oder anderen der beiden Kolosse, +die uns bedrohen, verwickelt würden. Von beiden stehen mächtige Armeen +an unseren Grenzen, mit beiden würden die ersten Feindseligkeiten den +Krieg in das Herz der Monarchie führen, mit beiden würde der erste +Ausbruch des Krieges uns ganze Provinzen entreissen, beide würden einen +Teil der Erbstaaten beherrschen, ausplündern und verheeren, ehe wir +imstande wären, eine Armee, der es an _allem_, sogar an Gewehren fehlt, +in Ungarn versammeln zu können. Sollte jedoch zwischen diesen beiden +grossen Uebeln eines gewählt werden müssen, so bietet der Krieg mit +Frankreich noch unendlich schrecklichere Resultate dar, als jener mit +Russland. Meine innere Ueberzeugung entreisst mir das traurige +Geständnis: Ein neuer Krieg mit Frankreich und seinen Alliierten ist das +Todesurteil für die österreichische Monarchie ... Nicht so ganz ohne +alle Rettung erscheint der Krieg mit Russland.»[4] + +Stadion hingegen war entschieden gegen die Allianz mit Frankreich. «Es +würde,» sagte er, «Oesterreich Frankreich untertan werden; und ein +solches Verhältnis bezeichnet man als Allianz.»[5] Für den Fall eines +Bündnisses mit Frankreich aber stellte er seinen Rücktritt in Aussicht. + +Keineswegs besser war die Situation in Petersburg. Alexander hatte einen +Krieg zur Befreiung der Völker von der Macht Napoleons unternommen. Mit +unermesslicher Zuversicht und unzähligen Hoffnungen ging er in den +Kampf. Der «Austerlitzblick» aber machte ihn zu einem gebrochenen und +ratlosen Mann. Ein schrecklicher Wirrwarr herrschte an seinem Hofe und +in seinem Kopfe. Mannigfaltige Gährungen, mannigfaltige Richtungen +kreuzten sich im Volke wie in den Parteilagern. Jedermann versuchte +seine eigene Haltung gleich seiner Vergangenheit zu rechtfertigen. Und +jedem gelang es natürlich. An der Niederlage Russlands war also niemand +im Lande schuld. Die früheren Ratgeber des Kaisers, die ihm vorher so +viel Ruhmvolles von einem Krieg gegen Napoleon vorgespiegelt hatten, +schoben jetzt alle Schuld an dem Misserfolg Oesterreich zu. Die +altrussische Partei predigte entschieden den Bruch des Bündnisses mit +Oesterreich. Man beschuldigte es sogar eines Verrates. Die Leute der +Opposition gegen das Regiment Czartoryskis gewannen jetzt grossen +Einfluss auf den Kaiser und das Volk. Ihre Parole war nun, Russland +solle nur noch die eigenen Vorteile im Auge behalten, seine Verbündeten +ihrem Schicksal überlassen und sich nicht mehr zwecklos und sinnlos in +einen weiteren Kampf stürzen. + +Eine friedliche Stimmung beherrschte ganz und gar die öffentliche +Meinung in Russland. Man verdächtigte aber den Zaren, er beschäftige +sich auch weiterhin mit Kriegsplänen. Allerlei Beschwerden gegen den +Kaiser und insbesondere gegen Czartoryski wurden laut und lauter. Der +österreichische Botschafter in Petersburg, _Merveldt_, teilte sogar dem +Wiener Hof mit, dass die tiefgehende Gährung der Gemüter die Möglichkeit +eines Thronwechsels bezeugte.[6] Wenn die Friedenspartei schliesslich +die Oberhand in Petersburg gewann, so verdankte sie dies auswärtigen +Ereignissen; Pitt starb und sein Nachfolger neigte zum Frieden. + +Mit Ungeduld wartete man in Wien auf einen Entschluss Russlands, d.h. +auf die Antwort in bezug auf die Frage der Bocca di Cattaro. Endlich kam +der langersehnte Bescheid. Rasumovski erschien am 26. Mai bei Stadion +und teilte ihm mit, Russland sei bereit, Cattaro mit der Bocca +herauszugeben. Allein die Räumung Cattaros seitens der Russen sei eine +Sache, die nicht sofort erledigt werden könnte. Der russische Agent in +Cetinje und in der Bocca habe die Bevölkerung der Bocca stets der +russischen Protektion versichert. Diesem Versprechen könne sich Russland +jetzt nicht entziehen, ohne den Unwillen seiner slavischen Brüder in +dieser Gegend sich zuzuziehen. Die Russen wollten die Bocca den +Oesterreichern, und diese könnten sie dann den Franzosen übergeben. Es +brauche aber Zeit, bis die Bevölkerung zur ruhigen Hinnahme des +unabwendbaren Beschlusses vorbereitet wäre. Also sprach Rasumovski. + +Graf Stadion besprach mit dem französischen Gesandten die Sachlage und +verlangte Verschiebung der Hafensperre, die Napoleon so dringend +forderte. Larochefoucauld gab sich mit dieser Erklärung nicht zufrieden. +Er forderte sofortige Hafensperre. Bei diesen Erklärungen und +Gegenerklärungen, bei diesem beständigen Hin- und Herschwanken verlief +viel Zeit, ohne dass man zu irgend einem positiven Resultat zu gelangen +vermochte. Inzwischen aber bahnte sich langsam der Weg für die +Friedensverhandlungen, die zuletzt zu _Oubrils_ Vertrag führten. + +So hielt die Angelegenheit der Bocca ganz Europa ein halbes Jahr in +höchster Spannung: Der Friede Europas stand auf dem Spiel, wenigstens +für den Augenblick. Aber auch nach Ablauf dieser Zeit war die Frage +wegen der Bocca di Cattaro nicht endgültig gelöst; die Entscheidung +stand nur auf dem Papier. Nicht einmal der Tilsiter Vertrag brachte eine +befriedigende Lösung. Eine solche erfolgte erst, als alle anderen durch +Napoleon auf die Tagesordnung gebrachten Fragen der europäischen Politik +ihren Abschluss fanden, d.h. im Jahre 1814. + +Wenden wir uns nun dem Lande zu, das für einen Augenblick als Schlüssel +der politischen Situation Europas galt und der Uebermacht des +siegreichen französischen Gewalthabers so lange trotzte und seinen +Weltplänen sich in den Weg setzte, indem es um nichts anderes als um +seine Freiheit und Unabhängigkeit mutig und aufopfernd kämpfte.[7] + + +2. Stand der Dinge in der Bocca di Cattaro. + +Im Jahre 1797 vernichtete Bonaparte die Republik Venedig. Das traurige +und bedauernswerte Schicksal dieses ruhmreichen Staates mussten +naturgemäss auch seine Provinzen und Schutzgebiete fühlen. Eines dieser +letzteren war die Bocca di Cattaro, welche seit 1420 unter Venedig +stand. In jenem Jahre stellten sich die Bokelen, die bis dahin unter dem +Schutz der ungarischen Könige gewesen waren, unter die Oberhoheit +Venedigs, weil die Entwicklung der Dinge sie hierzu zwang. Ganz +Dalmatien nämlich ging den Ungarn verloren. Die Bocca konnte, wenn sie +es wollte, auch weiterhin unter dem ungarischen Schutz, bleiben. Dieser +Schutz aber wäre nur ein formaler und unwirksamer gewesen. Wozu dann +solch ein Schutz? + +Die Bokelen begaben sich freiwillig in die Obhut des neuen Herrn von +Dalmatien, aber nur unter gewissen gegenseitig unterschriebenen +Bedingungen. Die wichtigste unter diesen lautete: «Wenn die Republik +Venedig wegen irgend einer politischen Umwälzung nicht mehr imstande +sein wird, Cattaro zu verteidigen, so darf sie es an niemand weder +abtreten noch verkaufen, sondern muss es in seiner alten Freiheit +weiterbestehen lassen.»[8] + +Dieses alten Vertrages mit Venedig sich erinnernd widersetzten sich nun +die Bokelen der Okkupation der Bocca durch Oesterreich, dem dieses +Gebiet durch den Vertrag von Campo Formio von 1797 nach der Zerstörung +der venezianischen Republik zugestanden wurde. Die Volkshäupter +versammelten und berieten sich, welche Schritte sie jetzt unternehmen +sollten. Alle waren einmütig in dem Entschluss, die Unabhängigkeit des +Landes zu verteidigen. Ueber die Art und Weise dieser Verteidigung +wollten sie nicht allein entscheiden. Auf dem hohen Berge, der ihrem +Küstenland als der natürliche Schutz schien gegeben zu sein, hatten sie +einen Ratgeber, der zugleich ihr religiöser Führer war, bei dem sie in +schwierigen Momenten Rat und Trost holten und den sie in den +schwierigsten zu Hilfe riefen. Sie befragten ihn durch eine Deputation. +Der Fürstbischof[9] von Montenegro, denn er war jener Mann, gab den +Bokelen den Ratschlag, sie sollten eine provisorische Verwaltung des +Landes einsetzen, eine Landwehr errichten und die Gerichtsbarkeit in +eigene Hände übernehmen. In diesem provisorischen Zustande sollten sie +dann leben und abwarten, ob sich Venedig wieder erheben würde oder +nicht. Sollte ersteres geschehen, so würden sie ihre Beziehungen zu ihm +wieder herstellen können. Wenn aber nicht, so sollten sie die Herrschaft +des römischen Kaisers anerkennen, aber nur unter denselben Bedingungen, +unter welchen sie Venedigs Schutz genossen hätten. + +Die Bokelen folgten diesem Ratschlag. Allein die Stadt _Budua_ machte +einen Schritt weiter, indem sie zu ihrem direkten «Beschützer und +Richter, den Peter Petrovic, den ruhmvollen Erzbischof und Metropoliten +von Montenegro,» wählte.[10] + +Aber im Sommer desselben Jahres nahmen die Oesterreicher allmählich ganz +Dalmatien ein. In der zweiten Hälfte des August erschien der +österreichische General Baron _Rukavina_ mit der Flotte in der Bucht di +Cattaro. Umsonst warteten die Bokelen auf baldige Wiedererhebung ihrer +Protektorin von der anderen Küste des Adriatischen Meeres. Die Republik +Venedig war für immer vernichtet. Wie hätte dann die Bocca stand halten +können vor der überwältigenden Macht des Feindes? Die Bokelen ergaben +sich. Hätte der Vladika es gewollt, so hätten sie mit Begeisterung gegen +die Oesterreicher gekämpft. Da der Vladika aber auf anderen Seiten gegen +die Feinde seines Landes zu kämpfen hatte, und da er auch mit dem +österreichischen Kaiser auf gutem Fusse lebte, blieb den Bokelen nichts +übrig, als sich zu ergeben. + +Das bisher Gesagte gehört eigentlich nicht unmittelbar zu den +Ereignissen, die wir zu beschreiben unternommen haben; es musste aber in +Erinnerung gerufen werden, um zu zeigen, dass wir hier mit einem Volke +zu tun haben, das sich als ein Ganzes für sich und doch als ein Teil +einer grösseren Volksfamilie fühlte, das seine Vergangenheit hatte, +welches von ständigem Bestreben seiner Vorahnen nach Freiheit erfüllt +war, mit einem kleinen Volke, das keinem seiner Nachbarn lästig war und +das von ihnen nichts weiter verlangte, als freie hohe See und ein freies +Obdach auf dem Lande. Denn dieses Volk lebte seit jeher mehr auf dem +Wasser wie auf dem Festlande. Seeleute und Fischer waren es, die in +ihrem Leben mehr Wasser und Himmel schauten als festes Land. Ein freies +Gemüt, eine klare und unbefangene Beurteilung der Dinge und ein +ungetrübtes Gerechtigkeitsgefühl war ihnen stets eigen gewesen. Sie +entzogen sich nicht dem Kultureinfluss ihrer italienischen Schutzherren. +Sie haben wohl nie die Opulenz und den Glanz Ragusas in ihren Städten +geschaut, dennoch waren diese reich. Cattaro und Perast machten +Konkurrenz manchen grösseren Küstenstädten in Ober-Dalmatien und +Italien. Castelnuovo, Budua und Risano waren kleiner an Umfang und +Grösse, nicht aber an Reichtum und Unternehmungen. Diese Leute von der +Bocca di Cattaro durchreisten schon in ihren Jugendjahren die Welt. +Manchmal mit Reichtum, immer aber mit grösserer Erfahrung kehrten sie in +ihre Heimat zurück, die sie so liebten und in der sie ihren Lebensabend +zu verbringen wünschten. Nichts Abscheulicheres gab es für sie, als +Unterjochung eines Volkes, Tyrannei und Unterdrückung. Die Freiheit war +für sie ebenso notwendig für das Leben wie das Meer und die Luft. Diese +vornehme Eigenart ihres Temperaments zeigten die Bokelen während ihrer +ganzen Geschichte. Unterjocht waren sie nie, wohl aber nahmen sie den +Schutz bald dieser, bald jener Macht in Anspruch. Dadurch wurde ihre +Freiheit nicht nur nicht eingeschränkt, sondern oft sogar vergrössert +und besser gesichert vor der Gier der nächsten Nachbarn. + +Durch den Vertrag von Campo Formio wie auch durch denjenigen von +Pressburg fühlten sich die Bokelen schwer verletzt, weil man über sie +ohne ihre Zustimmung verfügte. Sie hatten früher mit Venedig verhandelt, +bevor sie unter seine Obhut traten. Solche direkte Verhandlungen mit +Oesterreich oder mit Frankreich war ihnen untersagt. Das verletzte ihren +Stolz, der eine mächtige Rolle spielte in ihrem politischen und sozialen +Leben. Das war der hauptsächliche Grund ihres Unwillens, ihrer Aufregung +gegen die Bestimmungen der Grossmächte. Der andere Grund dafür lag in +der Furcht vor der Einschränkung ihrer Freiheit im Handel und in der +Politik. + +Die Stimmung in der Bocca nach dem Pressburger Frieden war noch erregter +als nach dem von Campo Formio, einmal weil Europa zu wiederholten Malen +über das Land willkürlich verfügte, und sodann, weil das Gerücht +verbreitet wurde, dass die Franzosen, die angehenden Herren des Landes, +die Bocca ihres freien Handels und Betriebes berauben wollten. Als der +österreichische Kreiskapitän in der Bocca, Baron _Kavalkabo_, den +Bokelen verkündigte, dass alle Städte des Landes bis zum 10. Februar an +die Franzosen übergeben werden müssten, wurden sie so betrübt und +erzürnt, dass sie alle wie ein Mann sich bereit erklärten, ihr Land vor +den neuen Weltavanturisten bis in den Tod zu verteidigen.[11] Sie sahen +sich nach zwei Seiten um Hilfe um. Die erste Hilfe war natürlich in +Montenegro zu suchen. Eine andere Hilfe hofften sie von den Russen zu +bekommen. Nicht aber von den Russen in Russland, sondern von der +russischen Flotte, die sich zurzeit bei _Korfu_ befand und die zur +Aufgabe hatte, die Ionische Republik vor den Franzosen zu schirmen. +Diese Flotte befehligte der Vize-Admiral _Senjavin_. Nach der Schlacht +bei _Trafalgar_, wo die französische Flotte vernichtet wurde, waren +Russen und Engländer auf dem Wasser ganz unzweifelhaft die Herren. +Napoleon hatte so gut wie keine Flotte mehr. Darum musste er trachten, +das Litorale überall gut gegen die Angriffe vom Wasser her zu +befestigen. Daher ist es auch klar, warum er so dringend die Hafensperre +für die russische und englische Flotte von Oesterreich forderte. Wenn +diese Flotte den Zugang zu keinem Hafen mehr in der Adria hätte, dachte +Napoleon, so müsste sie sich von selbst zurückziehen. Höchstens könnte +sich diese Flotte noch bei Korfu aufhalten. Darum plante er eben die +ganze Meeresküste bis nach und mit Albanien in Besitz zu nehmen, dann +von Albanien aus Korfu anzugreifen und die vereinigte Flotte zu +vertreiben. + +Es gab viele Bokelen, die früher im russischen Marinedienst gestanden +hatten und auch viele andere, die in der grossen Politik der Zeit +Bescheid wussten. Die einen wie die anderen konnten gut erwägen, was für +ein Schlag es für die russische Flotte wäre, wenn ihr der Zugang in die +Bucht von Cattaro abgeschnitten wäre. + +In Cetinje weilte damals der russische Agent _Sankorski_, auf dessen +Mission in Montenegro wir noch einmal zu sprechen kommen werden. Zum +Vladika und zu dem russischen Agenten sandten die Bokelen eine +Deputation. Diese erklärte, die Bokelen seien entschlossen, die Bocca +bis zum letzten Blutstropfen zu verteidigen, falls ihnen die +Montenegriner und die russische Eskader zu Hilfe kommen würden.[12] +Sankorski seinerseits sprach den Bokelen die russische Hilfe sofort zu, +und eben in diesem Sinne schrieb er an Senjavin. Der Vladika war +natürlich noch mehr bereit, seinen treuen Bokelen zu Hilfe zu eilen als +die Russen selbst. Er berief nach Cetinje alle Volkshäupter Montenegros +und hielt mit ihnen eine Beratung, deren Schluss eine einstimmige +Erklärung war, dass die Montenegriner nicht nur gegen die Franzosen um +die Bocca zu kämpfen bereit seien, sondern dass sie die Oesterreicher, +bevor das Land von jenen okkupiert wäre, aus der Bocca vertreiben +wollten. Bereits am nächsten Tage, dem 28. Februar, stand der Vladika +vor Castelnuovo und belagerte die Stadt. An demselben Tage langte auch +die russische Eskader unter dem Kommando von Kapitän _Belli_ an. Nach +fünftägiger Belagerung forderten der Vladika und Belli von dem +österreichischen Kommandanten die Kapitulation der Stadt und die +Uebergabe der Schlüssel von allen bokelischen Städten. Es wurde ihm +gesagt, er verteidige ein fremdes Land, denn die Frist der Uebergabe der +Bocca an die Franzosen war bereits schon am 10. Februar abgelaufen. +Markis Ghiselieri war schliesslich mit den russisch-montenegrinischen +Forderungen einverstanden. Er trat den Bokelen ihr Land mit acht +grösseren und kleineren Städten ab. Die österreichische Besatzung wurde +überall ersetzt durch das einheimische Heer.[13] + +Somit erhielten die Bokelen ihr Land ganz und frei ohne viele Mühen und +Kämpfe zurück. Sonst wurde aber die Frage der Bocca di Cattaro viel +verwickelter und für den europäischen Frieden von drohenderer Gefahr als +je. + + +3. Peter I. und seine Beziehungen zu den Grossmächten. + +Um zu erklären, warum der Vladika Peter in dieser Zeit ohne weiteres für +den Kampf gegen die Franzosen energisch eintrat, muss man seine +Beziehungen zu den Grossmächten kennen lernen. Peter Petrovic Njegosch +übernahm die Staatsverwaltung nach dem Tode seines Vetters, des Vladika +Javva 1782. Es war damals eine ungemein schwierige Zeit für Montenegro. +Die Gefahr drohte von dem _Ikadarsee_ her, von dem Vezir von Ikadar +_Mahmut-pascha Buschatlia._.[14] Dieser war dem Sultan abtrünnig +geworden und herrschte in der Ikadarprovinz nach eigener Willkür. Als +ein Schreckbild und eine höllische Geissel wurde er von allen Nachbarn +angesehen und gefürchtet. Die montenegrinische Grenze war nie ruhig und +sicher vor seinen Banden. + +Vladika Peter, angesichts der vom _Pascha von Ikadar_ drohenden Gefahr, +entschloss sich in Russland Hilfe zu suchen. Er hoffte viel für sein +Land von _Ekaterina II._ Auf Befehl aber des launischen Fürsten +_Potemkin_ wurde er von Petersburg binnen 24 Stunden ausgewiesen, ohne +die Kaiserin gesehen zu haben. + +Als im Jahre 1788 Russland und Oesterreich mit der Türkei in Krieg +gerieten, sandten beide Höfe, Petersburg und Wien, ihre Boten nach +Montenegro, um den Vladika für den Krieg gegen den gemeinsamen Feind zu +gewinnen. Joseph II. schrieb an den Vladika, dass er die Absicht habe, +die unterjochten Christen zu befreien und sie zu Teilnehmern jener +Vorteile zu machen, die seine Untertanen genössen; er bat den Vladika, +an dem Krieg teilzunehmen[15]. Ekaterina sandte den General-Lieutnant +_Tutolmin_ zum Vladika, «damit er Euch,» wie sie schrieb,[16] «Unserer +kaiserlichen Gnade und Unseres Wohlwollens versichert, und wenn der +Glaube, den die Ungläubigen schänden, wenn die Freiheit, die sie +bedrohen und unterdrücken ... Euch bewegen, mit uns an dem Krieg +teilzunehmen gegen christliche Feinde, dann wird er (Tutolmin) mit Euch +verabreden, was die Bewaffnung eines Heeres betrifft; Ihr sollt ihm Euer +Vertrauen schenken und auch überzeugt sein, dass Wir Euch nie vergessen, +sondern stets Sorge tragen werden um Eure Sicherheit.» + +Vladika Peter mit seinem Volk erklärte sich bereit, dem Rufe zweier Höfe +zu folgen. Er tat alles mögliche, um dem österreichischen General +_Vukasovic_ bei seinen Operationen gegen die Türken von Montenegro aus +beizustehen. Mit seinen Truppen und mit allen Mitteln, die ihm zur +Verfügung standen, unterstützte er die österreichische Armee. Für diesen +Dienst gewann er aber weder während des Krieges noch nach dem Frieden in +_Jasch_ irgendwelchen Vorteil für sein Land, ausgenommen eine Masse von +Kriegsmaterial, das ihm die Oesterreicher hinterliessen, und das er gut +in späteren Kämpfen gegen die Türken brauchen konnte. Viel mehr +Nachteile musste er erleiden. Er zog sich nämlich den Groll der Türken +zu, die nun nach Rache gegen Montenegro trachteten, da es von Russen und +Oesterreichern nach dem abgeschlossenen Frieden verlassen ward. Nach +vierjährigen Kämpfen kam es schliesslich zu einer gewaltigen Schlacht +zwischen Montenegrinern und Mahmut-pascha im Dorfe _Krusse_ (1796), wo +die Montenegriner den glänzendsten Sieg in ihrer ganzen Geschichte +davontrugen. Es stritten 6000 Montenegriner gegen 30,000 Türken. Von +diesen fielen in der Schlacht 3000, unter ihnen der Pascha selbst, +dessen Kopf immer noch in Cetinje als Siegestrophäe aufbewahrt wird. + +Seitdem liessen die Türken Montenegro in Ruhe. _Selim III._ erkannte +selbst die Unabhängigkeit Montenegros an und bezeugte in seinem +Schreiben: «Montenegro war nie unserer Hohen Pforte untertan.»[17] + +Nach dieser berühmten Schlacht begann die militärische Tüchtigkeit und +der Mut der Montenegriner auch die Aufmerksamkeit der Machthaber Europas +auf sich zu ziehen. Die russische Diplomatie, die nach dem Frieden zu +Jasch Montenegro vollständig sich selbst überlassen hatte---trotz der +oben erwähnten Versicherung Ekatarinas---brachte jetzt alle Huldigungen +den Montenegrinern und ihrem Vladika dar. So erliess der Zar _Paul_ im +Jahre 1798 ein Schreiben[18] an den Vladika, in dem er diesen und sein +Volk seiner kaiserlichen Gunst versicherte. Derselbe Kaiser versprach +dem Vladika in einem andern Schreiben[19] vom 23. Januar 1799, eine +jährliche Subvention von 1000 Dukaten. «Wir haben», sagt Paul, «gnädigst +befohlen, dass man Euch aus Unserer Kasse vom 1. Januar 1799 an, am +Schlusse jedes Jahres, je 1000 Dukaten aushändigt, indem wir +voraussetzen, dass das Geld zum gemeinsamen nationalen Nutzen gebraucht +werden wird.» Dieses wurde auch von dem Kaiser Alexander I. bestätigt, +kurz darauf aber suspendiert, da im Herbst 1803 der Vladika Peter bei +dem Kaiser verleumdet wurde, dass er angeblich seine bischöfliche +Pflicht ganz vernachlässigt habe und nun im Verein mit seinem Sekretär, +dem katholischen Abbat _Dolci_ (der ein dalmatinischer Serbe war), +danach trachte, Montenegro an die Franzosen um 25,000 Dukaten +auszuliefern. Alexander sandte sofort seinen Agenten nach Cetinje mit +einem Schreiben[20] vom 7. November 1803, in dem es heisst: «Wir sind +beunruhigt durch die glaubwürdige Nachricht, die zu Uns gekommen ist und +Uns bezeugt hat, dass die herrschsüchtigen Fremden--die leider mitten in +Montenegro die Unterstützung von manchen Leuten finden, die sich mit +ruchlosen Absichten tragen--das montenegrinische Volk und seine +Unabhängigkeit mit Vernichtung bedrohen ... Durch den Wunsch bewogen, +diese Gefahr abzuwenden, haben wir nach Montenegro unsern Kommissär, den +General-Lieutnant Graf _Svelic_ mit dem Auftrag gesandt, die +Montenegriner und Bergleute unseres unaufhörlichen Wohlwollens gegen sie +zu versichern, die ihnen drohende Gefahr zu zeigen und den geeigneten +Weg zu ihrem Nutzen und Ruhm zu weisen.» + +Der russische heilige Synod glaubte in diese Angelegenheit selbst +eingreifen zu müssen. Er erliess an den Vladika Peter ein unerhört +vermessenes Schreiben,[21] in dem er dem Vladika Vorwürfe machte, die +Gnade und den Grossmut der russischen Zaren und des Synods selbst +vergessen, die vom Synod an Montenegro geschenkten Kirchengeräte und +-gewänder veräussert, Klöster und Kirchen, Gottesdienst und +Kirchenzeremonien vernachlässigt zu haben. «Darum ladet Euch der heilige +Synod», heisst es dann, «durch diesen Brief vor sein Gericht, damit Ihr +Euch rechtfertiget, wenn Ihr Euch unschuldig wisset, oder andernfalls +Euch durch Busse reiniget. Falls Ihr diesen Befehl nicht befolget, wird +der heilige Synod Euern Ungehorsam als Beweis Eurer Absichten gegen die +Religion, gegen das Gesetz und gegen Euer Vaterland und als ein Zeichen +Eurer Zuneigung zu dem feindlichen Volke ansehen. Und darum wird sich +der heilige Synod gezwungen sehen, Euch als unwürdigen Sohn der heiligen +Kirche und als Verräter Eures Vaterlandes zu betrachten, Euch Eures +Amtes zu entheben und aus der Kirche zu exkommunizieren.» + +Die montenegrinischen Volksgubernatoren entsandten eine in der Tat +vornehme und ritterliche Antwort dem Kaiser wie auch dem Synod. Diese +Briefe sind von unschätzbarem Wert, da sie am besten illustrieren, wie +das montenegrinische Volk seine Beziehungen zu dem russischen Volke und +zu der russischen Kirche auffasste. Wir gestatten uns hier nur folgenden +Auszug aus der Antwort an den heiligen Synod. Nachdem der Synod an alle +Misshelligkeiten und Misszustände in seiner eigenen Kirche erinnert +worden ist, und nach einem köstlich sarkastischen Vergleich der +russischen Bischöfe, die in «vergoldeten Wagen im Luxus und Prunk +fahren», mit dem montenegrinischen Bischof, der «zu Fuss und im +Schweisse seines Angesichtes die steilen Berge erklimmen muss, um das +Volk zu trösten und zu belehren», wird folgendermassen fortgefahren: +«Bis jetzt haben wir nicht gehört, dass der russische Synod ein +Richterrecht hat über das xaveno-serbische Volk, das ausserhalb der +russischen Grenzen lebt. Darum hat er auch kein Recht über uns. Denn +wir, das Volk in Montenegro und den Bergen, sind nicht Untertanen des +russischen Reiches, sondern wir stehen bloss in seinem moralischen +Schutz, und zwar dieses nicht aus einem anderen Grunde, sondern nur aus +Gleichheit des Glaubens und des Volksstammes. Sollte Russland uns von +sich zurückstossen, was wir nicht hoffen, werden wir doch Russland treu +bleiben, solange der orthodoxe Glaube dort herrschen würde, aber immer +nur unter der Bedingung, dass wir nie und nimmer Russland Untertan sein +sollen wie die anderen Völker seines Reiches. Wir sind bereit, unsere +von unseren Vorahnen mühsam erhaltene Freiheit bis zum Tode zu +verteidigen und lieber mit dem Schwert in der Hand zu sterben, als uns +in schändliche Sklaverei irgend einer Macht der Welt zu begeben.» Und +dann heisst es weiter: «Bis heute hat niemand unseren Bischof vor das +Gericht des russischen Synods zu stellen vermocht. Dies werden wir auch +jetzt nicht dulden. Hätte er in irgend etwas gefehlt---wie er bei Euch +ungerechterweise verleumdet wurde---, so könnten wir selbst ihn richten, +_und zwar nicht als den Bischof, sondern als den einfachsten Bürger +unter uns._» + +Der inquisitorische Synod wagte nach dieser Antwort keine weiteren +Schritte, obwohl er durch seinen Boten dem Vladika mündlich drohte, ihn +nach Sibirien zu vertreiben.[22] + +Der Kaiser war taktvoller und überlegener. Er befahl (nachdem er den +Brief von dem Vladika erhalten hatte) seinem Konsul in Cattaro, +_Masurevski_ mit Namen, nach Cetinje zu gehen und den Vladika zu +beruhigen.[23] + +In der Tat hegte der Vladika zu dieser Zeit gewisse Hoffnung auf den +ersten Konsul. Bonaparte war ganz gut unterrichtet von der militärischen +Macht Montenegros. Im Jahre 1803 entsandte Bonaparte einen Offizier, +_Félix de Laprade_, nach Montenegro, um mit dem Vladika ein Bündnis zu +Werke zu bringen. Zu derselben Zeit waren die französischen Agenten, +_Berthier_ und _Pouqueville_, die im Auftrag Bonapartes mit Peter I. +gewisse Verhandlungen anstellten, in Ragusa. Der lebendige Wunsch der +Montenegriner, mit den Bokelen ein Staatswesen zu bilden, war Bonaparte +bekannt. Diesen Wunsch legte er darum seinen Verhandlungen zugrunde. Er +versprach, die Bocca Montenegro zu überlassen, und übertrug dem Vladika +alle Ehren. Bonaparte beabsichtigte, mit Oesterreich und mit der Türkei +nacheinander zu kämpfen. Im einen wie im anderen Falle konnten die +Montenegriner ihm von unermesslichem Nutzen sein, sei es mit bewaffneter +Macht, sei es mit dem Einfluss des Vladika in der Bocca wie in der +Herzegovina.[24] + +Die Unterhandlungen stockten. Der Vladika sandte einen Deputierten zu +Bonaparte. Talleyrand empfing denselben freundlich, gab ihm aber keine +entschiedene und klare Antwort, wie Peter erwartet hatte. Warum +Bonaparte die Sache in die Länge zog, ist nicht sicher. Es war ein +Moment der Spannung zwischen Montenegro und Russland. Er hatte die beste +Gelegenheit, diesen Moment auszunützen. Das hatte er angefangen, aber +nicht bis zum Ende durchgeführt. Sei dem wie es wolle, sicher aber ist, +dass der Vladika, dem sich Bonaparte verschloss, von nun an die +Franzosen als Feinde ansah und schon mit der Möglichkeit eines +Zusammenstosses mit denselben in der Bocca rechnete.[25] + +Auch zu Oesterreich hatte Vladika Peter keine klaren und ungetrübten +Beziehungen. Seitdem er mit Mahmut-pascha fertig war, und seitdem +Oesterreich die Bocca okkupiert hatte, gab es oft Grenzkonflikte +zwischen Montenegrinern und Oesterreichern. Denn nachdem der Vladika +sein Land vor den Türken gesichert hatte, richtete er sein Augenmerk +ausschliesslich auf die Bocca. Die Bocca zu befreien und mit Montenegro +zu vereinigen, war sein einziges Streben. Nur angesichts dieses Ideals +ist verständlich, warum er Beziehungen mit Bonaparte mit Eifer +unterhielt und warum er es zu Grenzkonflikten mit den Oesterreichern +kommen liess. Den österreichischen Verwalter Dalmatiens, _Bardy_, +kostete es viel Geschick und Mühe, den Ausbruch eines Krieges mit +Montenegro zu verhindern oder zu verschieben. + +So war am Anfang des Jahres 1805 für Russland immer noch die Möglichkeit +gegeben, seine Beziehungen zu Montenegro wieder herzustellen. Alexander +liess auch diesen Augenblick nicht unbenutzt. Bald nach der +Versöhnungsmission Masurevskis nach Cetinje traf in der Hauptstadt +Montenegros im März 1805 ein Gesandter aus Petersburg ein, der Staatsrat +Stephan Sankovski, dessen Namen wir bereits erwähnt haben. Alexander +eröffnete den Plan, Napoleon zu bekriegen und «Europa zu befreien». Er +sandte Sankovski nach Cetinje, um Montenegro für die eventuelle Aktion +für sich zu gewinnen.[26] Sankovskis besondere Mission bestand +natürlich darin, den Vladika günstig gegen Russland zu stimmen. +Sankovski brachte 3000 Dukaten mit sich, eine Summe, welche seit 1802 an +Montenegro nicht bezahlt worden war.[27] In einem Schreiben, das +Alexander an das Volk in Montenegro richtete, hiess es: «Immer bereit, +euch Unsere Gunst zu bezeugen, haben Wir eurem Wunsche in bezug auf den +Metropoliten gerne Folge geleistet, indem Wir demselben Bischof Unser +kaiserliches Wohlwollen wieder geschenkt haben. Wir sind im übrigen +überzeugt, dass Wir weder wegen seines Betragens noch dessen aller uns +lieben Mitglieder des montenegrinischen Staatsrates nicht nur nicht +irgend einen Anlass zum Verdacht oder zur Unzufriedenheit finden, +sondern im Gegenteil, dass Wir immer in ihnen würdige Nachfolger jener +Montenegriner erkennen werden, die Unseren Vorgängern die Beweise +unverbrüchlicher Anhänglichkeit und Ergebenheit dem russischen Reich +gegeben haben.»[28] + +Die Mission Sankovskis war eine lange und schwierige, denn die +Verstimmung des Vladika gegen Russland war gross. Seine Mission wurde +aber erleichtert durch die Entwicklung der Ereignisse. Als die +bokelische Deputation nach Cetinje kam, um um Hilfe zu bitten, war +Sankovski seinem Ziele nahe. Der Vladika liebte die Bocca und die +Bokelen und wollte ihnen nach besten Kräften helfen. Franzosen und +Oesterreicher waren seine Feinde, also musste er nolens-volens wieder +den Russen sich anschliessen. + + + + +II. + +Die Kämpfe bis zu Oubrils Vertrag. + + +4. Ragusas Uebergabe und der Kampf bei Zavtat. + +Bald nachdem die Städte der Bocca den Bokelen übergeben worden waren und +nachdem Montenegriner und Bokelen mit den Russen im Kloster _Savina_ am +6. März ein grosses Nationalfest veranstaltet hatten, tauchten neue +Schwierigkeiten auf. Noch am 7. März verbreitete sich im slavischen +Lager bei Castelnuovo das Gerücht von dem Beschluss des ragusanischen +Senats, dass Ragusa den Franzosen den Zugang nach der Bocca gestatten +und ihnen sogar nötigenfalls seine Schiffe zum Heerestransport von +_Ston_ nach Ragusa anerbieten werde. Obwohl man noch keine sichere +Nachricht darüber hatte, segelte Kapitän Belli nach Ston, um jeder +Eventualität vorzubeugen. Der Vladika entsandte eine Truppe seiner +Montenegriner an die Grenze der Republik Ragusa, um dieselbe zu bedrohen +und mindestens zur Neutralität zu zwingen. Das Gerücht zeigte sich als +unbegründet. Als Admiral Senjavin zum zweiten Male nach der Bocca kam, +entsandte Ragusa einen Senator, um ihn zu begrüssen und ihn um den +Schutz der Republik zu bitten. Einmal kam Senjavin selbst nach Ragusa. +Der Senat hiess ihn willkommen und schloss mit ihm am 18. Mai den +Vertrag des folgenden Wortlautes: «Sobald man hört, dass das +französische Heer den Boden der Republik betreten hätte, wird die Stadt +Ragusa die russische Garnison aufnehmen, und der Senat die Bürger +bewaffnen, damit sie gemeinsam mit dem russischen Heer gegen die +Franzosen kämpfen.» Somit glaubte man, die Sache sei endgültig erledigt. +Es war aber nicht so. In den Verhandlungen mit Senjavin waren drei +Mitglieder des Senats gegen einen solchen Vertrag mit dem russischen +Admiral. Sie dachten, die französische Landesmacht in Dalmatien---die sie +sich natürlich allzugross vorstellten---könne die Republik besser in +Schutz nehmen als die russische Flotte mit der kleinen Zahl der Bokelen +und Montenegriner. In nachträglichen Beratungen darüber erklärten auch +die übrigen Mitglieder des Senats sich mit den drei Opponenten +einverstanden. Sie hielten es also für besser, die Franzosen statt der +Russen aufzunehmen. Und so geschah es. + +Am 13. Mai fuhr Senjavin nach Triest. Und am folgenden Tage schon +überschritt der französische General _Lauriston_ die türkische Grenze; +am 15. war er in Ragusa, das er einnahm. Niemand leistete ihm +Widerstand. Er kam mit 3000 Soldaten. Nun tat er etwas, was die +Ragusaner nicht träumen konnten. Am 16. Mai erliess er eine Proklamation +im Namen Napoleons, in welcher es hiess, dass die Unabhängigkeit der +Republik aufgehoben sei, und dass ihr dieselbe so lange nicht +wiedererstattet werden solle, bis das russische Heer die Bocca und die +adriatischen Inseln räumen und die russische Flotte aus der Adria sich +entfernen würde. Ragusa musste also seine Freiheit einbüssen wegen der +russischen Uebermacht über die Franzosen zur See. Es vermochte an der +Situation nichts zu ändern, an der Situation, an welcher es am mindesten +Schuld trug. Der nun unverbesserliche Fehler des Senats war, dass er den +Russen und seinen übrigen slavischen Volksgenossen gegenüber wortbrüchig +wurde. Hätte die Republik am ersten mit Senjavin geschlossenen Bündnis +festgehalten, so wäre ihre Unabhängigkeit wahrscheinlich noch für einige +Jahre aufrechterhalten und ihr Untergang auf so viele Jahre verschoben +worden. + +Als Vladika Peter von der Uebergabe Ragusas benachrichtigt wurde, eilte +er sofort mit Montenegrinern und Bokelen den Franzosen entgegen. Mit den +Franzosen waren auch die Ragusaner. Am 2. Juni stiessen die Armeen bei +Zavtat zusammen. Der Kampf war nicht von langer Dauer, aber desto +grösserer Erbitterung. Die Franzosen wurden mit ihren Verbündeten +zurückgedrängt unter nicht unbedeutenden Verlusten. Sie liessen auf dem +Kampffelde 250 Tote zurück und flüchteten sich in die Stadt Zavtat, wo +sie sich einschlossen. Die Montenegriner und Bokelen hatten neun und die +Russen einen Toten. + +Die drei folgenden Tage setzte sich der Kampf fort. Der Vladika bekam +von den Russen einige Verstärkung. Nach dem ersten Kampf aber +verliessen die Franzosen nachts Zavtat und liessen vier Kanonen zurück. +Der russische Major _Sabjelin_ besetzte Zavtat. Die Montenegriner und +Bokelen verfolgten den Feind auf dem Rückzug. Diesen Rückzug führten die +Franzosen in bester Ordnung, aber langsam und mühsam aus, denn auf jedem +Schritt mussten sie sich vor kühnen feindlichen Angriffen wehren. Als +sie in die Nähe von Ragusa kamen, bemächtigten sie sich des Berges +_Brgat_ und fingen an, sich auf demselben zu befestigen. + +Dieser Rückzug aber von Zavtat bis nach Brgat kam den Franzosen teuer zu +stehen. Sie verloren 300 Mann, unter welchen 8 Offiziere waren. Sehr +wichtig war dieser erste Zusammenstoss der verbündeten Slaven mit den +Franzosen, wichtig für beide Teile. Die Montenegriner und Bokelen, die +so viel von der unbesiegbaren französischen Armee hatten erzählen hören +und die nicht so ganz siegesgewiss gegen die Franzosen in den Streit +gezogen waren, wurden durch diese ersten Zusammenstösse sehr ermuntert +und kampfesfreudig. Sie sahen ein, dass die französische Armee nicht +unbesiegbar war. Sie dehnten die Bedeutung ihres Sieges aus und meinten, +dieser Sieg sei ein Sieg über Napoleon. Diese Meinung tat der Grösse von +Napoleons Ruhm natürlich keinen Abbruch, war aber anderseits geeignet, +die Zuversicht ihrer Träger zu verstärken. + +Die Franzosen lernten jetzt zum ersten Male Mut und Kriegsführung eines +von ihnen so weit entlegenen und bis dahin unbekannten Volkes kennen. +Das erste Begegnen mit diesem Volke machte auf sie einen unerwarteten +Eindruck. Sie hofften keineswegs bei einem so kleinen Volke so viele +Widerstandskraft finden zu können. Sie gingen gegen die Bocca di Cattaro +vor mit festem Glauben, dass sie mit einem Schlage alles bis nach +Cattaro einnehmen würden. Sie dachten, das ungeübte und ungeschickte +Küsten- und Bergvolk könne nicht so gut die Waffen handhaben. Sie +hofften diesem Volke sofort Furcht einzuflössen. Sie täuschten sich in +allen Stücken. Sie bewunderten zuerst den Kriegsmut und die verwegene +Unerschrockenheit dieses einfachen Volkes. Ja, diese Bewunderung +steigerte sich fast zur Furcht: Dieses Volk flösste den Franzosen +Schrecken ein, erstens einmal durch seinen Mut und dann durch seine +unbarmherzige und furchtbare Behandlung der Kriegsgefangenen. +Gewöhnlich erkannten die Montenegriner keine Kriegsgefangenen an und +liessen feindliche Krieger, die in ihre Hände fielen, wie in den +früheren Kämpfen gegen die Türken---enthaupten. Dieses Verfahren war +abscheulich in den Augen der feinfühlenden Franzosen. Abscheulich war es +in der Tat. + +General Lauriston musste also von nun an die Sache viel ernster nehmen. +Ein ungefähres Bild von bevorstehenden harten Kämpfen vermochte er schon +nach dieser ersten bösen Erfahrung zu entwerfen. + + +5. Der Kampf auf dem Berg Brgat. + +Mit fieberhafter Eile befestigte nun General Lauriston sein Lager auf +dem steilen und uneinnehmbaren Berge Brgat. Dieser Gipfel beherrschte +vollständig Ragusa nebst der ganzen Umgebung, wie auch den Hafen +_Gravosa_. Von keiner Seite konnte das französische Heer überrascht +werden. Die Linie vom Meer bis zur türkischen Grenze hatten die +Franzosen besetzt. Diese Linie war sehr gut. Weil sie kurz war, konnte +sie desto besser und stärker befestigt werden. Der rechte Flügel der +Armee erstreckte sich bis zum Meer und der linke bis zur +herzegovinischen Grenze, welche von der verbündeten Armee nicht +überschritten werden durfte. Von hinten konnten die Franzosen keineswegs +angegriffen werden; ebenso nicht von rechts und links. Und vor ihnen +befanden sich steile und unzugängliche Abhänge. Günstigere Lage konnte +man sich nicht denken. + +Während dieser ganzen Zeit weilte Admiral Senjavin mit der Flotte in +Triest. Erst nach dem Kampf von Zavtat erhielt er die Kunde, dass die +Franzosen ihm zuvorgekommen seien und Ragusa bereits eingenommen hätten. +Rasch kehrte er nach Cattaro zurück, von dort zog er dann weiter und +traf am 12. Juni vor Ragusa ein. + +Sofort suchte Senjavin den Vladika auf, um sich über den Stand der Dinge +zu erkundigen. Die Montenegriner hatten sich nämlich nicht von den +Franzosen abgekehrt; sie nahmen vielmehr Aufstellung am südöstlichen +Fusse des Brgat, wohin sich der Feind zurückgezogen hatte. Mit ihnen +waren auch die Russen, etwa 1200 Mann, unter dem Major Sabjelin. Die +Zahl der Montenegriner samt den Bokelen belief sich auf 3500 Mann. +Vladika Peter war der Meinung, man müsse den Feind so schnell wie +möglich angreifen, bevor er seine Befestigung beendet und Verstärkung +aus dem Norden erhalten hätte. Der Admiral war damit einverstanden. Der +Angriff sollte schon am nächsten Tage ausgeführt werden. Den Oberbefehl +über das reguläre russische Heer übernahm Fürst _Vjasemski_, der gerade +von Korfu gekommen war. + +Am 17. Juni in aller Frühe entsandte der Vladika eine Abteilung +Montenegriner, damit sie sich, wenn möglich, wenigstens des vordersten +französischen Postens bemächtige. Der Feind war nämlich in vier +Gefechtsabteilungen gegliedert. Die Montenegriner stürzten +leidenschaftlich auf den ersten Posten los, zersprengten ihn und drangen +sofort gegen den zweiten vor. Die Franzosen wollten sie offenbar etwas +mehr in ihre unmittelbare Nähe locken. Vladika und Vjasemski sahen ein, +dass die Lage dieser tapferen Abteilung jetzt sehr gefährlich, fast +verzweifelt war. Sie sandten derselben einen Trupp Jäger zu Hilfe. Diese +gerieten aber bald in dieselbe gefährliche Lage. Ein türkischer Offizier +benachrichtigte den Vladika von dem Nahen einer Verstärkung für die +Franzosen. Die Verbündeten sahen, dass sie keine Stunde mehr säumen +dürften. Blitzartig bestieg Vladika den eroberten Posten. Die +vorgerückten Montenegriner sahen ihren Vladika ihnen zu Hilfe kommen und +fassten neuen Mut.[29] Der linke Flügel wurde angegriffen. Lauriston +erwartete keineswegs den Angriff von dieser Seite. Er rückte seine +Truppen nach links. Französische Batterien feuerten unaufhörlich. Nur +ein Schritt zurück hätte für die Slaven Vernichtung bedeutet. Sie +mussten also vorwärtsklettern. An einen Rückzug konnte man nicht im +geringsten denken. Die Situation war also für die Slaven äusserst +schwierig. Inzwischen aber erschien das übrige russische reguläre Heer +auf dem Berg. Ein donnerndes «Hurra» erscholl hinter den Montenegrinern +und Bokelen. Die Franzosen waren überrascht und erstaunt, doch nicht +verworren. In guter Ordnung kämpften sie immer noch tapfer. Mit +Schrecken aber sahen sie, wie das unreguläre Heer tollkühn ihrer Festung +nahte. Es dauerte nicht lange, und sie erblickten es in unmittelbarer +Nähe ihrer Schanze. Nur einen Augenblick zögerten die Montenegriner, +bis sich das ganze verbündete Heer gesammelt hatte; dann aber wurde mit +einem Schlag die französische Redoute, die mit 10 Kanonen bewaffnet war, +erstürmt.[30] Die Franzosen zogen sich zurück und liessen ihre drei +Positionen im Stich. Es blieb ihnen nur noch eine vierte am Fusse des +Berges, gerade oberhalb von Ragusa. Unterdessen vereinigte sich mit +ihnen die gerade angekommene Verstärkungstruppe. Daher fassten sie allen +Mut zusammen und griffen die Slaven an, wurden aber wieder bis zu ihrer +vierten Position zurückgeschlagen, wo sie haltmachten, doch ohne jede +Hoffnung verloren zu haben. Nicht mehr als eine Viertelstunde vermochten +sie von da aus Widerstand zu leisten. Die vierte Position wurde +erstürmt, die Franzosen auseinandergetrieben. Ungeordnet und verwirrt +flohen sie der Stadt zu. Viele Montenegriner kamen ihnen zuvor und +legten sich an der Strasse in den Hinterhalt, um ihnen den Einzug in die +Stadt zu verwehren. Unter zahlreichen Verlusten bemächtigten sich die +Franzosen dennoch gegen 7 Uhr abends Ragusas. + +Es herrschte eine unerträgliche Hitze an jenem Tage, was in dieser +Gegend nicht selten ist. Gleichwohl dauerte der Kampf unaufhörlich vom +Morgen bis zum Abend fort. Die französischen Verluste waren gross. 800 +Tote und Verwundete hatten sie (die Ragusaner mitgerechnet), unter +welchen 18 Offiziere sich befanden; zu diesen zählte auch General +_Delgogne_. 90 wurden gefangen genommen. Die Russen verloren 16 Gemeine +und einen Offizier, zudem zählten sie 33 Verwundete. Die Montenegriner +und Bokelen büssten etwa 120 Mann ein. + +So endete dieser blutige Kampf vom 17. Juni, dessen furchtbares Ende +Lauriston an dem Vorabend nicht vermuten konnte: Er und seine ganze +Armee war von allen Seiten eingeschlossen. Diese Belagerung soll uns im +Folgenden beschäftigen. + + +6. Belagerung Ragusas. + +Am zweiten Tage nach dem Kampfe bei Brgat belagerten die Slaven Ragusa +vom Lande her. Die kleine Insel vor der Stadt, _Locrum_ benannt, hielten +die Franzosen noch besetzt. Senjavin versuchte, ihnen diesen Stützpunkt +zu entreissen, was ihm nicht gelang. Major Sabjelin nahm diejenigen +Franzosen gefangen, die er noch ausserhalb der Stadt fand, sei es in +Gravosa oder in den umliegenden Häusern und Schluchten. Nun wollte man +nicht stehen bleiben, sondern dachte an weitere Schritte. Die erste +Sorge war, wie man die Franzosen zur Uebergabe zwingen könnte. +Vergeblich hat man Lauriston zur Kapitulation aufgefordert. Auf das +energischste hat er es abgeschlagen. Er erwartete Hilfe aus Dalmatien. +Etwas Proviant für das Heer besass er, jedoch nicht genug. Lange hätte +er schon dort sich halten können, wäre die Zufuhr der Lebensmittel aus +der Herzegovina nicht von den Montenegrinern abgeschnitten worden. Alle +Wege nach und aus der Stadt wurden gesperrt und das Wasser +abgeschnitten. + +Darauf stellten die Russen ihre zwei Batterien auf der Höhe über der +Stadt auf und fingen an, dieselbe zu bombardieren. Die Häuser Ragusas +waren aus festem Material gleich den Ritterburgen gebaut. Auch eine hohe +und dicke Mauer umgab die Stadt. Doch die Kanonenkugeln richteten +bedeutende Schäden an. Tag und Nacht waren diese Batterien tätig. +Lauriston sandte oft kleinere Abteilungen, damit sie die bokelischen +Freiwilligen vertrieben, die sich in den Ruinen um die Stadt verborgen +hielten und häufig auf dieselbe Angriffe versuchten. + +Die eigentliche Stadt war von Menschen überfüllt. Einmal weil neben den +Stadtbewohnern die starke französische Garnison darin weilte, und dann, +weil das Volk aus der Umgebung noch vor der Belagerung dort Zuflucht +gesucht hatte. Von Anfang an musste man deshalb mit allen Nöten kämpfen, +wie Hunger, Durst und Krankheiten. Der schreckliche Zustand +verschlimmerte sich von Tag zu Tag. Senjavin war dies sehr wohl bekannt. +Ihn und Vladika dauerte es besonders, dass die unschuldige Bevölkerung +aus der Umgebung so furchtbar leiden musste. Darum versuchte Senjavin +wiederholterweise Lauriston zur Kapitulation zu bewegen, aber jedesmal +erfolglos.[31] Der französische General machte zweimal Versuche, um die +Stadt von der Belagerung zu befreien. Am 28. Juni griffen seine Soldaten +um Mitternacht den russischen rechten Flügel an, wurden aber +zurückgeschlagen und liessen 10 Tote und 23 Verwundete auf dem Felde. +Und am 3. Juli wurden zum zweiten Male 400 Franzosen nach der Vorstadt +_Pilae_ ausgesandt, um das verbündete Heer zu beunruhigen. Eine +Abteilung Montenegriner erhielt daher den Befehl, diejenigen Häuser in +der Vorstadt anzuzünden, von wo aus die Franzosen ihre Angriffe machten. +Der Befehl wurde ausgeführt. Es kam zu einem heftigen Scharmützel, in +welchem 100 Franzosen umkamen. (Russen und Montenegriner verloren 11 +Mann.) Die übrigen flüchteten sich in die Stadt und wagten nicht mehr +herauszukommen, solange die Belagerung dauerte. + +Senjavin hatte schon seit Wochen den Befehl aus Petersburg erhalten, die +Bocca den Oesterreichern zu übergeben, damit sie dieselbe an die +Franzosen ausliefern könnten. Diesen Bescheid hielt er lange geheim. Es +ging aber ein leises Gerücht durch die Armee, dass der Admiral einen +solchen Befehl in der Tasche trüge. Senjavin liess jenes Gerede nicht +unterdrücken oder dementieren, vielmehr schien es, dass er die +Verbreitung desselben begünstigte, bis er schliesslich selber die Sache +der Armee kund tat. Auf diese Nachricht wurden die Bokelen und +Montenegriner bis zum Tode betrübt und entmutigt. Sie konnten gar nicht +fassen, dass es des Zaren Wille sei, sie, die so mutig und aufopfernd +gegen den gemeinsamen Feind gekämpft hatten, an diesen ausgeliefert +werden sollten. Viele verliessen den Kampfplatz sofort und kehrten heim. + +Die Belagerung dauerte bis am 6. Juli. An diesem Tage hatten die Slaven +noch einen Zusammenstoss mit den Franzosen. Früh am Morgen kam die +Nachricht ins russische Lager, dass 500 Mann Ersatztruppen für die +Franzosen von Ston heranrücke. Der Vladika sandte zu der Mündung des +Flusses _Ombla_ eine Abteilung Montenegriner, den nahenden Feind zu +empfangen. Kaum waren die Montenegriner dort angelangt, als ein neues +Heer auf den türkischen Hügeln erschien. Das war General _Molitor_ mit +3000 Mann. Ueber Ston hatte er jene 500 Leute ausgesandt, damit er die +Aufmerksamkeit der Slaven dorthin lenke, sie dann von hinten überrasche +und zwischen die beiden Feuer treibe. Als diese Armee zum Vorschein kam, +eilten die Montenegriner und Bokelen ihr entgegen. Sobald die Armee die +Grenze überschritt, fielen sie über sie her und zwangen sie, +haltzumachen. General Molitor war erstaunt wegen dieses kühnen Streiches +eines so kleinen irregulären Heeres. Es kam zu einem heftigen aber +kurzen Zusammenstoss. Die Slaven wurden bis Gravosa zurückgedrängt. +Molitor vereinigte sich mit der Armee aus der belagerten Stadt. Senjavin +wollte sich nicht in einen weiteren Kampf einlassen, da er keinen +Vorteil davon erwarten konnte. Die kriegerische Stimmung seines Heeres +und insbesondere der Bokelen hatte nachgelassen. Der Vladika schiffte +sich mit einem Teil seiner Leute ein und fuhr mit Senjavin und den +Russen nach der Bucht di Cattaro. Ein anderer Teil Montenegriner hielt +noch eine Zeitlang den Kampf gegen die Franzosen aufrecht. Sie traten +langsam den Rückzug in der Richtung auf Zavtat an und gingen von da aus +nach Castelnuovo, um sich mit dem übrigen Heere zu vereinigen. + +In Castelnuovo war jetzt das Hauptlager der Bokelen, Russen und +Montenegriner. Das Volk aus der Umgebung kam haufenweise, um die Krieger +zu begrüssen. In diesem Lager ging es wie bei einer politischen +Versammlung zu. Das Volk klagte und jammerte, dass es nach so vielen +Opfern doch unterjocht werden solle. Es wurden flammende Reden gehalten +gegen Franzosen, Oesterreicher und sogar gegen das offizielle Russland +(nicht gegen die Russen überhaupt, denn die Russen, welche mit dem Volke +gegen den Feind zusammenkämpften, waren in der Bocca sehr beliebt). Man +beschloss, eine Deputation zum Zaren nach Petersburg zu schicken, um ihn +zu bitten, die Bocca nicht ihrem Feinde auszuliefern. In der Bittschrift +erinnerten sie den Zaren, wie die Franzosen wider das Völkerrecht Ragusa +besetzt hätten, obwohl diese Republik unter dem Schutz der ottomanischen +Pforte, der damaligen russischen Bundesgenossin, stand.[32] Vier +Deputierte wurden gewählt und abgesandt.[33] + +In Erwartung von Russlands Antwort konnte dieses Volk keine Waffenruhe +halten. Die Montenegriner und Bokelen gingen oft nach Ragusa, um die +Franzosen herauszufordern. Auch vom Meere aus fuhren sie heran, +richteten allerlei Schaden an und kehrten dann in die Bucht zurück. +Diese Bandenzüge beunruhigten fast täglich die französische Armee, dass +diese--obwohl die Belagerung schon am 6. Juli aufgehoben war--immer noch +nicht wagten, aus der Stadt abzuziehen. + +Das war ihrerseits natürlich klug. Denn sie wussten, dass es zwischen +Napoleon und Russland abgemachte Sache sei, die Bocca di Cattaro an sie +auszuliefern. Warum sollten sie nun umsonst Blut vergiessen. + + +7. Oubrils Vertrag. + +Wir haben schon im ersten Kapitel erwähnt, wie sich die politische +Situation der europäischen Grossmächte in einem beständigen Hin-und +Herschwanken befand. Napoleon hetzte Oesterreich gegen Russland, dieses +stand in Ungewissheit, mit wem es nach der Niederlage von Austerlitz +halten sollte; in England war seit dem Tode Pitts (23. Januar 1806) eine +Wendung in der äussern Politik eingetreten. Diese war, wenn auch nur für +kurze Zeit, von Einfluss auf die Lage des übrigen Abendlandes. Das +Ministerium _Fox-Grenville_ kam im britischen Reiche ans Staatsruder. +Man erwartete allerwegs, dass Fox, der mächtigste Gegner der +kriegerischen Politik Pitts, einen neuen Weg in der äusseren Politik +einschlagen werde. Man täuschte sich auch nicht. Fox trieb seinem +Charakter gemäss eine friedfertige Politik. Er hegte innige Freundschaft +für Frankreich. Ein Briefwechsel zwischen ihm und Talleyrand zeigt dies +zur Genüge. Er wollte unverzüglich den Krieg mit Frankreich beilegen. + +Man kannte in Petersburg die Gesinnung und die Politik des neuen +englischen Ministers. Unter Rücksichtsnahme auf die Tatsache, dass +dieser Mann jetzt die Führung Englands, d.h. des russischen Verbündeten, +hatte, wie auch auf die Absicht Napolens, Oesterreich von Russland +loszumachen, entschloss man sich am kaiserlichen Hofe, eine Annäherung +an Frankreich zu versuchen. Weil England denselben Schritt zu tun im +Begriffe war, war das schon an sich ein genügender Grund, dass auch die +Russen zu Napoleon in freundschaftliche Beziehung treten wollten. Daher +sandte Alexander den Staatsrat Oubril, den ehemaligen Geschäftsträger +in Paris, nach Frankreich. Oubril hielt auf der Durchreise sich in Wien +auf und versicherte dem Hofe und dem Grafen Stadion, dass er +Instruktionen bekommen habe, bei dem Abschluss von Verträgen auch +Oesterreichs Interessen zu wahren.[34] Man atmete in Wien ein wenig +freier auf. Diese Versicherung konnte insbesondere den Grafen Stadion +beruhigen, da er durch dieselbe nun gewiss war, dass Oesterreich nicht +gezwungen werde, sich auf die Kniee vor Napoleon zu werfen. + +Es war klar, dass es für die Verbündeten vorteilhafter sei, gemeinsame +Friedensunterhandlungen mit Napoleon zu führen. Dem Betragen des +russischen Bevollmächtigten nach aber schien es, als ob Oubril die +Instruktionen des Zaren hätte, nötigenfalls auch Separatverhandlungen zu +übernehmen. Fox sträubte sich insbesondere gegen solche. Er wusste gut, +dass Napoleon nur in dem Falle etwas abzuringen sei, wenn alle +Verbündeten gemeinsame Sache machen würden. Nicht weniger war das auch +Stadions Standpunkt. + +Oubril wurde von Talleyrand mit grosser Zuvorkommenheit behandelt. Er +versicherte den russischen Unterhändler, dass ein Friede mit Russland +für Napoleon die wünschenswerteste Sache sei, wie auch, dass einem +russisch-französischen Abkommen nicht viele Hindernisse im Wege ständen. + +Auf das diplomatische Intrigenspiel brauchen wir hier nicht näher +einzugehen. Für uns ist nur das Schicksal der Bocca di Cattaro während +solch verwickelter diplomatischer Zustände wichtig. Talleyrands +Forderungen an Russland gingen darauf hinaus, die Bocca solle den +Franzosen geräumt werden. Nur dann könne die Rede sein von einer Räumung +des österreichischen Territoriums seitens der Franzosen. + +Das Abkommen wurde schliesslich zustande gebracht und am 20. Juli von +den beiderseitigen Unterhändlern unterzeichnet. Die Hauptpunkte dieses +Abkommens waren: Anerkennung von Napoleons Kaisertitel durch Russland, +Räumung des österreichischen Bodens und Uebergabe der Bocca di Cattaro +an die Franzosen. Inzwischen begann General Lauriston Verhandlungen mit +Senjavin und den österreichischen Diplomaten, den Grafen _Bellegard_ und +_L'Epin_. Da er sich mit Senjavin wegen dessen zögernder Haltung nicht +verständigen konnte, forderte er von den Bokelen, sich den Franzosen zu +ergeben. Bellegard war entschieden dagegen. Denn er meinte, wenn die +Franzosen die Bocca nicht von Oesterreich unmittelbar erhielten, so +würde die Festung Braunau diesem letzteren verloren gehen.[35] + +Lauriston machte Versuche, auch den Vladika Peter zur freundlicheren +Gesinnung gegen die Franzosen zu bewegen. Er hatte erfahren, welch +unwiderstehlichen Einfluss er auf die Bokelen hatte. Er wusste, dass +keine Macht, folglich auch die Franzosen nicht, ohne seine Zustimmung in +dieser Gegend ruhig und glücklich zu herrschen vermöchten. Lauriston +machte dem Vladika viele Versprechungen. So verhiess er ihm z.B. im +Auftrage Napoleons die Patriarchenwürde über ganz Dalmatien.[36] +Selbstverständlich lehnte es der Vladika ab. Es gab eine Zeit, von +welcher wir schon gesprochen haben, wo er willig war, mit den Franzosen +in Bündnisverhandlungen einzugehen, wo er solche sogar sehnsüchtig +wünschte. Diese Zeit war aber jetzt vorüber. Die Situation hatte sich +geändert. Der Vladika wusste, dass sein Volk nach so vielem +Blutvergiessen und nach so vielen Feindseligkeiten mit den Franzosen +nicht frohen Herzens mit denselben jetzt ein Bündnis schliessen würde. +Er kannte zu gut den Charakter dieses schlichten Volkes, das seine +Gefühle nicht nach diplomatischen Erwägungen, sondern nach einem +angeborenen Gerechtigkeitsmassstab regulierte. Dieses Volk vermochte +nicht heute jemandes Freund zu werden, dessen Feind es gestern gewesen +war. + + + + +III. + +Die Kämpfe bis zum Tilsiter Frieden. + + +8. Vorbereitung zum neuen Kampf. + +Im slavischen Lager zu Castelnuovo erwartete man mit Ungeduld die +Antwort des Zaren auf die wegen Nichtauslieferung der Bocca gesandte +Bittschrift, Lauristons Verhandlungen scheiterten allenthalben. Er gab +sie auf, oder besser gesagt, er übergab sie dem gerade angekommenen +Generalissimus der französischen Armee für Dalmatien, dem General +Marmont. Am 2. August langte dieser in Ragusa an. Er fand, wie er selbst +behauptet,[37] die Armee in einem ganz elenden Zustande. Die +französischen Truppen in Dalmatien sollten aus den Mitteln unterhalten +werden, die sie von dem Militärlager in Italien bekamen. Die +Unterstützung war aber mangelhaft und unregelmässig. Die +Kriegkommissäre, die die Lebensmittel aus Italien expedierten und die, +welche dieselben in Dalmatien empfingen, lieferten der Armee das +verdorbene Korn. «Le pain était infect, les hôpitaux étaient dans le +plus grand abandon, les casernes sans fournitures; tout était dans +l'état le plus déplorable; plus du quart de l'armée était aux hôpitaux, +où la mortalité était effrayante: c'était pire que ce que j'avais trouvé +deux ans et demi avant en Hollande.[38] So sagt Marmont, nicht aber von +dem Zustande der Armee in der Bocca allein, sondern in Dalmatien +überhaupt. + +Marmont gab sich alle Mühe, diesen unheilvollen Zustand zu bessern. Er +machte die dalmatische Armee finanziell unabhängig von der +italienischen. Fleischlieferungen bestellte er von Bosnien, wo das Vieh +billig war und Kornlieferungen von Pola und Triest.[39] Grosse Sorgfalt +widmete er insbesondere den bis dahin ganz vernachlässigten Spitälern. +Es gab zu wenig Spitäler, nämlich nur ein einziges in Zara, sodass viele +kranke Soldaten starben, bevor sie ins Spital gebracht werden konnten. +Er vermehrte die Spitäler, er richtete sie gut und zweckmässig ein. +Somit verminderte sich die Sterblichkeit der Soldaten merklich.[40] + +Marmont war überrascht, dass man in der Bocca keine Notiz davon nahm, +dass das Land nach dem abgeschlossenen Vertrag vom 20. Juli sofort an +die Franzosen auszuliefern sei. Er kam nach der Bocca in der festen +Ueberzeugung, dass er nichts anderes zu tun haben werde, als bloss das +Land zu besetzen ohne Kampf und Krieg. Als seine Hauptmission +betrachtete er, den Bedürfnissen der Armee nachzukommen, die ungeheuer +waren.[41] + +Die Situation war aber eine ganz andere, und demgemäss musste er nun +handeln. Er erinnerte den russischen Admiral an den Pariser Vertrag. +Senjavin gab eine zögernde Antwort mit der Bemerkung, dass der Vertrag, +obwohl abgeschlossen und durch die Unterhändler unterzeichnet, noch +nicht durch den Zaren bestätigt worden wäre. Unterdessen erfuhr Marmont, +dass das slavische Heer in der Bocca bei Castelnuovo Verstärkungen +erhalte. Es ging auch ein Gerücht durch das Land, dass die Slaven an die +Fortsetzung des Krieges dächten. Dem französischen General blieb somit +nichts übrig, als sich selber zum Kampfe vorzubereiten. Mit grosser Eile +liess er zwei Festungen konstruieren, die eine auf dem oberhalb Ragusa +sich befindenden Berge _Sancto-Sergio_ und die zweite auf dem ersten +Posten, unweit davon. Grossen Wert legte er auf die Freundschaft mit +den benachbarten Türken von Bosnien und Herzegovina. Er knüpfte +freundschaftliche Beziehungen mit dem Agha von Mostar, mit dem Pascha +von Trebinje und dem Vezier von Bosnien an. Er machte ihnen manche +Geschenke in Waffen und Berggeschützen.[42] + +Da die wiederholten Vorstellungen bei Senjavin keinen Erfolg hatten, +rückte Marmont sein Heer bis ins Gebiet von Castelnuovo vor. Ein +Waffenstillstand war am 14. August zwischen Senjavin und Lauriston +abgeschlossen worden, der noch Gültigkeit hatte. Bei dem kleinen Hafen +_Molonta_ stellte er auf dem Berge seine Batterien auf und traf auch bei +_Ostro_ viele Vorkehrungen. + +Unterdessen kam der kaiserliche Feldjäger und brachte das Gebot des +Zaren vom 12. August an seine Armee, den Kampf unverzüglich +fortzusetzen. Dass Alexander den Vertrag Oubrils vom 20. Juli nicht +anerkennen wollte, das hatte Senjavin schon vorher erfahren, und das +wussten auch manche bokelische Führer. Der kaiserliche Bote nun +bestätigte das, was eine allgemeine Freude im slavischen Lager und in +der ganzen Bocca hervorrief. Am 12. September, anlässlich der +Namenstagfeier des Zaren, teilte Senjavin im geheimen mit, dass der +Krieg bald wieder eröffnet werden solle.[43] Man bereitete sich vor, +soweit man dies noch nicht war. Von Korfu kam auf Befehl Senjavins der +General-Major Popondopuli mit weiteren Infanterieabteilungen, die er auf +der Insel in Bereitschaft hatte. Das russische reguläre Heer betrug 3000 +Mann, die Zahl der Bokelen und Montenegriner war 6000 Mann.[44] Die +russische Flotte bestand aus 22 Kriegsschiffen, unter denen 12 Schiffe +Kreuzer waren. Die Bokelen hatten auch eine ziemliche Anzahl von +Handelsschiffen, die jetzt zum Krieg verwendet wurden. Diese waren +natürlich klein, aber eben deshalb leicht lenkbar und insbesondere gut +passend für die enge Bucht di Cattaro, wo die grossen Kriegsschiffe nur +mit Mühe sich drehen konnten. + + +9. Der Kampf bei Castelnuovo. + +Die französischen Truppen waren bis in die Nähe von Castelnuovo +vorgerückt. Sie versuchten für sich den Boden zu ergreifen und sich zu +verschanzen ganz in unmittelbarer Nähe vor dem slavischen Lager. Daher +gab es schon am 14. September deswegen einen kleinen Zusammenstoss +zwischen jenen Truppen und einer Abteilung der Freiwilligen unter dem +Kommando von Graf _Georg Voinovic_ aus Castelnuovo und _Vuko Radonic_ +aus Njegusch, wobei die Franzosen mit einigen Verlusten sich +zurückziehen mussten.[45] + +Um das Vorrücken der Franzosen zu verhindern, wurde sogar auch die +Schiffsartillerie seitens der Russen verwendet. Die Franzosen hatten +sich nämlich des Vorgebirges _Ostro_ bemächtigt, eines Punktes, der die +gesamte Bucht beherrschte; von dort aus glaubte Marmont der russischen +Flotte den Ausgang aus der Bucht versperren zu können. Senjavin erkannte +die Gefahr und beschoss darum die Franzosen mit Schiffsgeschützen sobald +sie sich auf Ostro zeigten und sich daselbst zu verschanzen suchten.[46] +Als das starke und unaufhörliche Schiessen im Lager bei Castelnuovo +gehört wurde, machte sich alles bereit. Am 25. September griff der +Vladika mit seinen Leuten die Franzosen von der entgegengesetzten Seite +an. Diese sahen sich gezwungen, das Vorgebirge zu verlassen und zogen +nach Molonta in ihre starke Befestigung zurück. Aber schon am Abend +desselben Tages mussten sie auch dort den Montenegrinern weichen, wobei +sie 38 Geschütze und zahlreiches anderes Kriegsmaterial zurückliessen, +was dem Vladika willkommen war. Die Franzosen hielten sich immer am +Rande der Meeresküste und zogen sich langsam zurück. Nur auf dem _Debeli +Breg_ hielten sie an und wagten Widerstand zu leisten, aber nur für +kurze Zeit; sie setzten darauf ihre Flucht weiter fort. Am zweiten Tage +wurden sie immer weiter verfolgt. Die russische Armee holte die +Montenegriner bei Debeli Breg ein und vereinigte sich mit ihnen. Die +Franzosen erreichten endlich ihr Lager in Zavtat. + +In einer anderen sehr starken Verschanzung bei Vutche Zdrelo hatten die +Franzosen an diesem letzteren Tage einen heftigen Zusammenstoss mit +einer Abteilung der Bokelen aus _Risano_ unter der Führung des Grafen +_Sava Svelic_. Stürmisch wurden sie von den Risanern angegriffen und zur +Preisgabe der Festung gezwungen, worauf deren bisherige Besatzung nach +Zavtat zurückeilte. + +Marmont liebte ein schnelles Vorgehen. Er wollte sich nicht in Zavtat +(Ragusa Vecchia) von dem Feind einschliessen und aushungern lassen. Er +dachte an eine neue Offensive. Noch in der Nacht zwischen dem 29. und +30. September zog er aus dem Lager mit ungefähr 6000[47] Mann aus. Eine +Reserveabteilung liess er in Zavtat zurück. Mit 6000 Soldaten +marschierte er nun gegen den Feind. Die Nacht war dunkel, es regnete +stark. Das Vorwärtskommen der Franzosen wurde verlangsamt. Sie zogen +jedoch tapfer die ganze Nacht weiter. Marmont hoffte, die Montenegriner, +die am Ufer des Flusses _Liuta_ ein Nachtlager aufgeschlagen hatten, +noch während der Finsternis zu überraschen. Er kam aber zu spät. Das +Unwetter war schuld daran. Als es graute, war er noch eine Meile von +Liuta entfernt. Seine Attacke führte Marmont sehr geschickt aus. Er +sandte den Obersten _Planzone_ mit einem Bataillon voraus. Ihm sollte +General Lauriston zur Unterstützung folgen. Marmont selbst rückte mit +dem übrigen Heer als Reserve nach.[48] + +Der Angriff war ein starker. Die montenegrinischen Vorposten wurden +zurückgeworfen bis zum Lager am Flusse, wo sich der Vladika befand. Nach +einem heftigen Kampf, bei welchem auch er in grosse Gefahr geriet, zogen +sich die Montenegriner mit Verlust von 60 Mann auf die Höhen von +_Moidesch_, _Mokrino_ und _Kameno_ zurück. General Popondopula kam den +Montenegrinern zu Hilfe. Er stellte seine Truppen auf den Moidescher +Bergen auf, während die Montenegriner sich von da zurückzogen, um die +Schluchten zwischen Castelnuovo und Risano zu besetzen; so deckten sie +den Rücken der Armee. Die Erhebungen von Mokrino und Kameno wurden jetzt +noch stärker besetzt. Die Stellung des russischen Generals war nunmehr +viel vorzüglicher, denn die der Franzosen. Marmont ordnete Lauriston mit +zwei Bataillonen gegen diesen feindlichen Truppenteil ab. Aber beim +ersten Ansturm wurde Lauriston von den Russen zurückgeschlagen. Marmont +gab Lauriston sofort eine Verstärkung mit, bestehend in einem Bataillon +Grenadiere unter dem Kommando von General _Launay_. Der Kampf dauerte +noch sieben Stunden. Die Russen traten nach dem ausserordentlich mutigen +und harten Angriffe der Franzosen den Rückzug an und gaben ihre Position +auf der Höhe preis. Das taten sie aber erst nach verzweifelter +Gegenwehr; mit dem Bajonett war man auf die Franzosen eingedrungen. +Ungefähr 250 Mann, Russen und Bokelen, liessen ihr Leben auf dem +Schlachtfeld. Die Russen nahmen ihre Richtung auf Castelnuovo und wurden +von den Franzosen unermüdlich verfolgt. Diese Verfolgung ging bis zum +Vorgebirge Ostro und dauerte angesichts der russischen Flotte noch fort, +bis diese mit den Kartätschen die Franzosen zum Stehen brachte und den +Ihrigen den Rückzug bis Castelnuovo auf diese Weise ermöglichte. + +Am 1. Oktober begann Marmont einen neuen Kampf. Den General Lauriston +sandte er gegen Kameno und Mokrino, wo die Bokelen und Montenegriner +standen, und den General _Delzons_ gegen die Russen vor Castelnuovo, um +diese herauszulocken und von der Stadt abzuschneiden. Auch befahl er, +alle Bauernhäuser in der Umgebung der Stadt anzuzünden und zu +verbrennen. «C'était punir la rébellion dans son foyer même»,[49] +erklärt Marmont. Dabei wurde auch ein türkisches Dorf, _Schwinje_, +verbrannt, weil die Bewohner des Dorfes die gefordete Hilfe den +Franzosen nicht leisten wollten. Die Montenegriner bei Kameno und +Mokrino warteten nicht ab bis Lauriston sich ihnen genähert hatte, +sondern rückten, sobald sie seiner ansichtig wurden, mit Wut vor, sodass +er sich sofort zurückziehen musste. Auf die zweite Abteilung, unter +General Delzons, der «avec vigeur»[50] die Truppen führte, wie Marmont +selbst bezeugt, feuerten die Geschütze von den zwei Festungen +_Castelnuovo_ und _Espagnola_ und von der Flotte aus. Diesen Moment +beschreibt Marmont folgendermassen (dies stimmt mit den slavischen +Berichten): «Le 2 octobre, au moment où je faisais incendier les beaux +faubourgs de Castelnuovo, malgré le feu de la flotte ennemie, mille à +douze cents paysans[51] et quelques Russes vinrent attaquer les postes +de ma gauche, les surprirent et les obligèrent à se replier.»[52] Als +der linke Flügel, unter dem General Lauriston, zurückgedrängt wurde, +vereinigte er sich mit dem General _Delzons_. Dieser hatte auch viel zu +leiden unter dem Feuer vom Lande und Meere her. Marmont gab ihm +italienische Garde zur Unterstützung bei. Der Kampf wurde von Stunde zu +Stunde immer heftiger. Die Masse des Volkes aus den umliegenden Dörfern +und der ganzen Bocca strömte bei dem Schauplatz des Kampfes zusammen. +Die unmündigen Kinder wie die Greise eilten ins Lager ihrer kämpfenden +Brüder zu Castelnuovo, um ihnen irgendwie behilflich zu sein. Der Kampf +dauerte den ganzen Nachmittag. Die Montenegriner sprangen haufenweise +unter die Franzosen. Furchtbare Szenen entstanden, wie man sie sich nur +dort vorstellen kann, wo die Gegner wutentbrannt mit Dolch und Revolver +gegeneinander losstürmen. Zuletzt wurden die Franzosen bis in ihr Lager +in _Sutorina_ zurückgedrängt. Es war schon tiefe Nacht, als die letzten +Schüsse fielen. + +Um die Morgendämmerung des 3. Oktober erschallten die Rufe der +montenegrinischen Wachen aus der Nähe von Sutorina: «Wer ein Held ist, +auf! Der Franzose flieht!»[53] Die Franzosen waren schon weg. In der +Nacht befahl Marmont den Rückzug nach Zavtat. Er sah wohl ein, dass es +ganz sinnlos wäre, sich auch weiter in einen Kampf gegen die befestigten +Slaven in Castelnuovo einzulassen. Er konnte nicht gegen Castelnuovo +vorgehen, ohne ins Kreuzfeuer der Festungen auf dem Lande und der Flotte +auf dem Wasser zu geraten. Denn nur von einer Seite, und zwar von dieser +gefährlichen aus, konnte man von Sutorina nach Novi marschieren. Ein +Umgehen war ausgeschlossen wegen der steilen Berge, die über die Stadt +herniederhängen. + +Als der Ruf der Wachen in Castelnuovo gehört wurde, stürmten die +Montenegriner mit ihrem Vladika den Franzosen nach. In zwei Stunden +wurden diese eingeholt. Da sich Marmont nicht in den Kampf einlassen +wollte, beschleunigte er bloss seinen Wegzug. Unterdessen kamen auch +russische Jäger und verfolgten im Verein mit den Montenegrinern Marmont +aufs härteste. Viele Tote und Verwundete blieben auf den Strassen +liegen. Die Feuerschüsse richteten unter den Franzosen grossen Schaden +an. Endlich erreichten sie Zavtat, wo sie sich verschanzten, und die +Montenegriner kehrten mit Beute beladen zurück.[54] Der Bericht, den uns +Marmont von diesem Rückzug hinterlassen hat, lautet ganz anders. Er +schreibt: «J'avais atteint mon but et montré à ces peuples barbares ma +superiorité sur les Russes (nämlich im Kampfe bei Castelnuovo). Je me +retirai le 3, en plein jour, à la vue de l'ennemi. Rentré à +Raguse-Vieux, mes troupes reprirent le camp qu'elles avaient quitté cinq +jours auparavant. La terreur des ennemis était telle, que pas un paysan +n'osa me suivre.» (!)[55] Wenn wir alle russischen und serbischen +Berichte von dem Kampf bei Castelnuovo und vom Rückzug der Franzosen von +Sutorina nach Zavtat auf ihre gemeinsamen Züge hin untersuchen und wir +bloss diesen Bericht Marmonts in Betracht ziehen, so muss uns manches +ganz auffallend vorkommen. Sollte Marmont bei Castelnuovo das slavische +Heer besiegt haben, so bleibt sein eiliger Rückzug nach Zavtat ganz +unerklärlich, da jener Ort 17 km von dem Kampfplatz entfernt war. Wenn +er wirklich gesiegt hätte, und wenn «la terreur des ennemis» so +furchtbar gross gewesen wäre, so ist es das grösste Geheimnis für uns, +wenn er diese «entsetzten Bauern» nicht weiterverfolgen wollte. Sein +Ziel war doch, Castelnuovo und Cattaro zu bezwingen oder wenigstens das +Land zu besetzen. Nichts von dem hatte er erreicht. Wozu dann +unverrichteter Sache ein Rückzug? An einem anderen Ort, wo er das +Ergebnis des Kampfes bei Castelnuovo in Erwägung zieht, sagt Marmont: +«Ainsi l'ennemi, qui comptait mettre à feu et à sang Raguse et la +Dalmatie, n'avait pas pu défendre son territoire et ses propres +foyers.»[56] War dem so, so stand dem General nichts im Wege, dieses +Territorium in seiner Gewalt zu behalten. Castelnuovo ist der stärkste +Punkt in der ganzen Bocca. Wer diesen Ort besetzt hat, der ist der Herr +des Landes. Wenn dieser Punkt also von den Slaven nicht verteidigt +werden konnte, wie der General es behauptet, so hätte er Castelnuovo +besetzen können. Er unterliess dies aber gänzlich und zog weiter nach +Zavtat zurück. Er verliess natürlich auch alle anderen befestigten +Posten, die er selbst bauen lassen oder den Slaven weggenommen hatte, +wie Molonta, Liuta, Ostro, Sutorina, Kameno und Mokrino. Jedermann, der +seinen Bericht mit mehr Aufmerksamkeit und Erwägung liest, wenn er auch +den Boden, um welchen es sich hier handelt, nicht kennt, muss vor einem +unerklärlichen Rätsel stehen. Und jedermann der diese Landschaften kennt +und die anderweitigen Berichte denen Marmonts kritisch gegenüberstellt, +muss daraus schliessen, dass die Franzosen bei Castelnuovo geschlagen +worden sind und deswegen sich schnell bis nach Zavtat zurückzogen, +verfolgt von den Bokelen, Russen und Montenegrinern. + +Nach dem Kampfe erliess Senjavin eine Proklamation an die Bokelen und +Montenegriner, aus welcher wir nur den folgenden Auszug hier mitteilen: +«Soldaten, ihr habt nicht bloss grossen Heldenmut und grosse Tapferkeit +gezeigt, sondern auch allen Befehlen gebührend Folge geleistet und euch +überhaupt in allem lobenswert betragen. Die Kühnheit des Feindes, der +unser Land zu bekämpfen wagte, ist gestraft worden. Wegen eurer +Ausdauer war der Feind erstaunt, der so viel Leute verloren hat, dass er +sobald keine neuen Kräfte sammeln und einen neuen Kampf wird wagen +können. Indem ich euch als Sieger begrüsse, danke ich euch, dass ihr die +Gefangenen gut behandelt habt, und wünsche, dass die Menschlichkeit auch +späterhin nicht verletzt wird ... etc.»[57] + +Dieses Dokument ist das beste Zeugnis von dem Ausgange des Kampfes bei +Castelnuovo. + + +10. Die Bocca während des Waffenstillstandes. Okkupation der Inseln. + +Castelnuovo war und blieb das Hauptlager des slavischen Heeres. Marmont +hatte zwei Standorte: Zavtat und Ragusa. Nach dem Kampfe bei Castelnuovo +trat in beiden Lagern, im slavischen wie im französischen, eine Zeit der +Orientierung nach innen und aussen ein. Die Ereignisse im fernen Norden +blieben auch jetzt, wie übrigens während dieser ganzen Zeitepoche, nicht +ohne Widerhall. Zwei Fragen waren für Bocca und für beide +gegeneinanderstehenden Armeen von wesentlicher Bedeutung. Die eine +lautete: Wird wohl Russland nun nach dem Scheitern von Oubrils Vertrag +mit Frankreich, oder eher umgekehrt, einen neuen Krieg beginnen? Die +andere war: Wird es Frankreich gelingen, das Bündnis der Türkei mit +Russland zu sprengen oder nicht? Sollte die Türkei der Verbündete +Frankreichs werden, und sollten Feindschaften zwischen derselben und +Russland ausbrechen, so wäre die Lage der Russen in der Adria sehr +erschwert worden. Senjavin liess noch 6 Kompagnien Jäger von Korfu nach +der Bocca kommen. Anfangs Dezember lief Senjavin aus der Bucht aus und +fuhr nach den dalmatischen Inseln, um dieselben zu besetzen. Für die +militärischen Zwecke waren diese Inseln von grosser Wichtigkeit. Die +Insel _Corzola_ war für die kleinen französischen Schiffe ein geeigneter +Zufluchtsort.[58] Am 9. Dezember gelangte Senjavin mit seiner Flotte +vor die Stadt und Festung Corzola. Er hatte zwei Bataillone Jäger und +150 Mann ausgewählt, Montenegriner und Bokelen. Die Franzosen unter dem +General _Orfengo_ waren in sehr günstiger Lage gegen jeden Angriff. Sie +hatten eine sehr starke Schanze bei dem Kloster _Hl. Vlachho_, 14 +Geschütze, viel Munition und waren ihrer 500 Mann. «C'était un poste +dans lequel un homme de coeur pouvait tenir au moins pendent quinze +jours devant toutes les forees ennemies.»[59] So charakterisiert Marmont +die Lage, in welcher sich diese französische Besatzung befand. Und doch +gelang es Senjavin, bereits am 10. Dezember, nach kurzem und heftigem +Gefecht, auszuschiffen; am 11. nahm er die Schanze ein und nahm alle am +Leben gebliebenen Soldaten mit dem General _Orfengo_ selbst gefangen. +Sechs französische Offiziere und 150 Soldaten fielen im Kampfe. Die +Russen mit den Montenegrinern verloren etwa 30 Mann und hatten zirka 80 +Verwundete. Von den Montenegrinern zeichneten sich durch bewundernswerte +Furchtlosigkeit und Tapferkeit die Brüder des Vladika, _Savo Petrovic_ +und _Stanko Petrovic_ aus.[60] + +Sofort nach der Einnahme Corzolas griff Senjavin _Brazza_, eine andere +benachbarte Insel, an. Die Franzosen leisteten dort nicht viel +Widerstand. Es gab dort keine Festung und keine Redoute; hier war +General Marmont selbst. Weil die Garnison zu klein und zu schwach war, +wollte er sich in keinen Kampf einlassen, sondern zog nach Spalato +zurück. Die Russen aber nahmen 83 Mann gefangen, darunter 3 Offiziere. + +Die benachbarte Insel _Lesina_ war sehr gut befestigt. Man dachte hier, +dass nach Brazza nun Lesina an der Reihe sein werde, und darum bereitete +man sich möglichst schnell und gut zum Kampfe vor. Es kam aber anders. +Der russische General erhielt aus Korfu ganz beunruhigende Nachrichten. +Man meldete, _Ali-Pascha_ von Janina sei bereit, die Ionischen Inseln +anzugreifen. Diese Nachricht bewog den Admiral, sofort seine Eroberungen +auf den Inseln preiszugeben und nach Süden in See zu gehen. Er kam mit +dem Heer zuerst nach Cattaro.[61] Und von da aus fuhr er weiter nach +Korfu. In der Bucht blieb der Kapitän _Baratinski_ mit drei Kreuzern +zurück. Sankovski war Zivilverwalter der Bocca, und der Vladika +versprach, Cattaro vom Lande aus zu verteidigen. + +Nach seinem Rückzug nach Zavtat, blieb Marmont nicht lange in diesem +Ort, sondern ging nach Ragusa. Vorläufig gab er den Gedanken, die Bocca +zu erobern, auf, oder richtiger ausgedrückt: Jetzt traf er alle +möglichen Massregeln und Vorbereitungen, um die Stadt Ragusa als den +Ausgangspunkt für jene Eroberung zu befestigen. Napoleon selbst machte +grosse Pläne in bezug auf diese Stadt, Marmont sagt darüber folgendes: +«L'Empereur avait sur Raguse les projets les plus étendus: cette ville +devait devenir notre grande place maritime dans les mers de l'Orient, et +être disposée pour satisfaire aux besoins d'une nombreuse escadre, qui y +aurait habituellement stationnné.»[62] Prinz Eugen schrieb an Marmont am +8. September 1806: «Sa Majesté espère que vous aurez pu profiter du +temps pour vous organiser, armer et fortifier Raguse. C'est un point +très important dans les circonstances actuelles, puisque l'on croit que +la Russie va déclarer la guerre à la Porte et marcher sur +Constantinople.» (Marmonts Mem. X, p. 80.) Darum gab sich Marmont alle +Mühe, Ragusa in gehörigen Verteidigungszustand zu setzen. Die zwei +Bergfestungen über der Stadt wurden verbessert und neu ausgerüstet. Das +gleiche tat der General mit den kleinen Inseln in der Nähe der Stadt. +Und schliesslich gab er dem General Lauriston viele Instruktionen, +überliess ihm 4500 Mann und reiste am 1. November nach Spalato ab.[63] +Diese Zahl war zu gering. Daher ist es kein Wunder, dass die Franzosen +keinen Angriff in Abwesenheit Senjavins auf die Bocca zu unternehmen +wagten. + +Am 11. Oktober schrieb _Sebastiani_ aus Konstantinopel an Marmont: «Une +rupture paraît inévitable entre la Russie et la Sublime Porté.»[64] Am +30. Dezember war dieser Bruch vollzogen. Die Türkei erklärte Russland +den Krieg. Und am 29. Januar 1807 bekam Marmont eine Instruktion aus +Napoleons Lager bei _Warschau_ von dem General-Major, in der es hiess: +«L'Empereur est aujourd'hui ami sincère de la Turquie, et ne désire que +lui faire du bien; conduisez-vous donc en conséquence.» Und am Tage +vorher schrieb Sebastiani noch deutlicher, wie Marmont die Türken +unterstützen sollte: Ali-Pascha ... manque de boulets du calibre de +douze et de seize, ainsi que de poudre. Je vous prie en grâce de faire +tous vos efforts pour lui en envoyer le plus que vous pourrez, soit par +terre, soit par mer, et même, s'il est possible, de lui expédier +quelques officiers d'artillerie.»[65] Und am 30. März schrieb derselbe: +«Les paclias de Bosnie et de Scutari ont reçu ordre de vous seconder de +tous leurs moyens, et même de se réunir à vous pour combattre les +Monténégrins et Cattaro.»[66]---Wir haben diese Briefauszüge angeführt, +um zu zeigen, wie die Verbindung zwischen den Franzosen und den Türken +sich so schnell festigte, dass sie ein gemeinsames Vorgehen auf allen +Punkten bewirken konnten und wie die den Türken von General Marmont +zuteilgewordene Unterstützung gegen die Montenegriner und Russen zu +erklären sei. + +General Marmont half den Türken in der Tat aus allen Kräften im Kampfe +gegen die Slaven. Das geschah im Monat Mai. Die Serben aus der +Herzegovina wendeten sich an den Vladika mit der Bitte um Unterstützung +gegen die Gewalttaten der Türken, von denen sie seit Beginn des +russisch-türkischen Krieges ganz unmenschlich und grausam behandelt +wurden. Der Vladika erklärte sich sofort bereit, ihnen seine Hilfe gegen +die Tyrannei angedeihen zu lassen. Er besprach die Sache mit Sankovski. +Dieser sagte, dass er direkten Befehl von seiner Regierung habe, den +Slaven nach Möglichkeit beizustehen. Er gestattete also, dass die +russischen Truppen mit den Montenegrinern gegen die Türken in der +Herzegovina ziehen sollten und gab demgemäss sofort den Heerführern in +Risano und Castelnuovo Instruktionen. Der grösste Teil der russischen +Armee in der Bocca zog nach der Herzegovina, in zwei Richtungen, auf +_Trebinje_ und _Onogoschte_ zu. Die Montenegriner vereinigten sich +unterwegs mit den Russen. Alles war im besten Gang. Die genannten +Ortschaften wurden belagert, die türkischen Häuser in der Umgebung stark +beschädigt. Nun aber brach ein Zwist unter den russischen Befehlshabern +aus, der diese ganze Expedition zum Scheitern brachte. Die Armee kehrte +unverrichteter Sache heim. + +Der Valdika aber wollte die Sache nicht ruhen lassen. Die Klagen gegen +die türkische Gewalttätigkeit häuften sich von Tag zu Tag immer mehr. Er +suchte Kriegsmittel und versammelte das Heer. Am 30. Mai überschritt er +die herzegovinische Grenze mit 3000 Montenegrinern und 400 Russen und +griff die Stadt _Klobuk_ an.[67] Hier gab es eine starke Festung, welche +nicht leicht zu erobern war. Die Türken verteidigten sich in jenem +Bollwerk. Sie, hätten sich endlich doch den Angreifern ergeben müssen, +wären im entscheidenden Augenblicke die Franzosen ihnen nicht zu Hilfe +gekommen. Marmont stand mit dem Pascha von Trebinje, _Suliman_, auf sehr +freundschaftlichem Fusse. Den frühern Pascha von Trebinje hatte der +französische General abgesetzt, weil er eine den Franzosen feindliche +Gesinnung hegte. Der neue Pascha wurde von Marmont eingesetzt. Dieser +sandte den General Launay dem Suliman-Pascha gegen die Slaven zu Hilfe. +Launay nahm 1000 Soldaten mit und sammelte unterwegs bis nach Klobuk hin +noch 2000 Türken. Diese Schar fiel den Slaven in den Rücken. Diese +fanden sich nun zwischen zwei Feuern. Die russische Abteilung geriet in +eine solche Enge, dass sie sich ganz ergeben musste. Die Montenegriner +zogen nach heftigem Kampfe und bedeutenden Verlusten zurück. + +Zur Ehre des Generals Launay soll hier eine Tat seiner Menschlichkeit +und seines Edelmutes erwähnt werden. Als nämlich die Türken alle +russischen Gefangenen enthaupten wollten, trat er für diese ein und +suchte dieses barbarische Vorgehen seiner Verbündeten zu vereiteln. +Vergeblich aber waren alle seine freundschaftlichen Mahnungen, +vergeblich auch seine Drohungen. Er griff daher zu einem absonderlichen, +doch höchst vorteilhaften Mittel. Er kaufte die Gefangenen los und +zahlte einen Louisdor für den Kopf. Bald darauf bereuten es die +Verkäufer, und sie wollten dem General das genommene Geld zurückgeben, +damit ihnen der grosse Genuss des Blutbades nicht verloren gehe.[68] + +Ausser den Kämpfen in der Herzegovina gegen die Slaven im Vereine mit +den Türken hatte Marmont einige kleinere Gefechte mit Senjavin an der +Küste Mittel-Dalmatiens, bei Spalato und _Poliza_, die aber zu seinem +Nachteile entschieden wurden. In die Beschreibung dieser Kämpfe wollen +wir uns hier nicht näher einlassen, da dieselben in einen andern +Zusammenhang gehören. Denn unser unmittelbare Zweck ist, das Schicksal +der Bocca zu verfolgen und nur die Ereignisse zu berühren, die dieses +Schicksal bestimmt haben, und ferner zu zeigen, wie dieses kleine, arme +und doch höchst romantische Land auf die politische Situation Europas +einen nicht geringen Einfluss ausübte. + + +11. Uebergabe der Bocca nach dem Tilsiter Frieden. + +In der Bocca herrschte bereits einige Monate Ruhe. Die Festungen bei +Castelnuovo und Cattaro wurden natürlich stets bewacht. Der grösste Teil +der russischen Truppen mit einer kleinen Zahl von Bokelen und Bergleuten +verliess das militärische Lager, zog heim und ging seiner gewohnten +täglichen Beschäftigung nach. Dann und wann wurden sie bald hier- bald +dorthin zum Kampfe gerufen, wie wir bereits gesehen haben. In der Bocca +selbst gab es seit dem Kampfe bei Castelnuovo keine Schlacht mehr. +Kleinere Gefechte und Scharmützel mit den Franzosen wie mit den +benachbarten Türken, die seit ihrer Verbrüderung mit den ersteren noch +lästiger und aufdringlicher geworden waren, hörten nie auf. + +Die Ereignisse in Nordeuropa lenkten wiederum die Aufmerksamkeit der +Bokelen auf sich. Preussens Macht war vernichtet, der Krieg zwischen +Frankreich und Russland in vollem Gange. Das Glück neigte bald auf +diese, bald auf jene Seite. Die Heere Russlands waren zersplittert; es +kämpfte im Süden gegen die Türkei und im Nordwesten gegen Napoleon. +England unterstützte seine Bundesgenossen nur durch eine +Flottendemonstration vor Konstantinopel. Es wagte aber keine +militärische Hilfe Russland gegen den Welteroberer zu gewähren. +Oesterreichs Haltung war schwankend. Dieser Staat war durch die +bestandenen Kriege vollständig erschöpft. Darum konnte man es mit einem +erschreckten Kinde vergleichen, das auch den kleinsten Schlag fürchtet, +von welcher Seite immer derselbe kommen mag. Oesterreich wagte weder mit +Russland noch mit Frankreich zu halten. Es bekundete aber seine +Sympathie sowohl dem einen wie dem andern Staate. Im Herbst des Jahres +1806 schrieb Prinz Eugen an General Marmont: «Du reste, la France est +dans la meilleure union avec l'Autriche; on ne prévoit aucune expédition +contre la Dalmatie.»[69] Und im Januar 1807 schrieb an denselben der +General-Major aus dem Hauptlager zu Warschau: «Jusqu'à cette heure nous +paraissons toujours assez bien avec l'Autriche, qui paraît comprendre +qu'elle a beaucoup à gagner avec la France et à perdre avec les Russes. +Les Autrichiens craignent les Français, mais ils craignent aussi les +Russes. Il paraît qu'ils out vu de mauvais oeil l'envahissement de la +Valachie et de la Moldavie.»[70] + +Die Schlacht bei _Friedland_ (14. Juni) entschied endlich alles. Die +Russen unterlagen und nach einigen Tagen kam der Friede zustande. Schon +am 8. Juli schrieb der General-Major an Marmont: «Je vous expédie un +courrier-général, pour vous faire connaître que la paix est faite entre +la France et la Russie, et que cette dernière puissance va remettre en +notre pouvoir Cattaro.»[71] + +Nach dem Tilsiter Vertrag sollte also die Bocca an die Franzosen +übergeben werden. Anfangs August bekamen Marmont und Senjavin von ihren +Regierungen Befehle, der eine, die Bocca zu übernehmen, und der andere, +dieselbe auszuliefern. General Lauriston hatte die Okkupation der Bocca +zur Aufgabe bekommen. Noch am 26. Juli schrieb er dem russischen Kapitän +Baratinski, dass der Friede zwischen den beiden Gegnern geschlossen sei, +und dass er nächstens kommen werde, um die Bocca zu besetzen. Am 10. +August marschierte er in das Land ein und übernahm Castelnuovo und zwei +Tage darauf auch Cattaro und die übrigen Städte der Bocca.[72] Die +Franzosen fürchteten, dass die Russen Cattaro etwa den Engländern +übergeben würden. Dann bekam Marmont den Befehl, in aller Stille die +Städte und Festungen des Landes zu okkupieren.[73] Die Okkupation der +Bocca vollzog sich in der Tat in aller Ruhe und Stille. Die Russen zogen +sich freiwillig zurück. Der Vladika war schon vorher wegen Unruhen an +den Grenzen seines Landes aus der Bocca abgezogen. + +Die Bocea ergab sich, von allen verlassen, ihrem neuen Herrn. + + + + +IV. + +Die Ereignisse in der Bocca von 1812--1814. + + +12. Die Beziehungen der zwei neuen Nachbarn. + +Bald nach der Besetzung der Bocca di Cattaro schrieb Napoleon an +Marmont: «Tenez un agent auprès de l'évêque et tâcher de vous concilier +cet homme ...»[74] Und der Generalmajor aus Warschau gab an Marmont +folgende Instruktion in bezug auf Montenegro: «Vous ne devez pas, +général, attaquer les Monténégrins, mais, au contraire, tâcher d'avoir +avec eux des intélligences et de les ramener à nous pour les ranger sous +la protection de l'Empereur; mais vous sentez que cette démarche doit +être faite avec toute la dexterité convenable.»[75] Fragt jemand: «Was +lag Napoleon an guten Beziehungen zu Montenegro und seinem Bischofe, da +er nun einmal die Bocca in seiner Macht hatte?», so müssen wir nochmals +an den grossen Einfluss erinnern, den der Vladika auf die Bevölkerung +der Bocca und auf das Militär Montenegros besass, das die einzige Macht +an der Ostküste des Adriatischen Meeres war, die der französischen Armee +Widerstand zu leisten vermochte. Marmont selbst, der keine besonderen +Sympathien für den montenegrinischen Bischof hatte, sagt von seinem +Einflusse: «Son autorité positive et légale était peu de chose dans son +pays, _mais son influence était sans bornes_.»[76] Dann ging die Absicht +Napoleons dahin, den Vladika zu bewegen, das russische Protektorat +aufzugeben und das seinige anzuerkennen. Marmont versuchte auf alle +mögliche Weise diesen Wunsch Napoleons zu verwirklichen. Die Sache aber +ging nicht so leicht wie sich Marmont dachte. Auf alle Versuche +Marmonts, den Vladika für Napoleons Pläne zu gewinnen, antwortete +dieser: «Wenn Napoleon die Türken bekriegen sollte, so kann er immer auf +das ganze Volk Montenegros rechnen.» Marmont unterliess nicht, den +Vladika auch mit vielen und kostbaren Geschenken zu überhäufen.[77] Auch +das war vergeblich. Denn was Napoleon wollte, war nicht bloss, dass der +Vladika sein Protektorat ausrufen, sondern auch alle Beziehungen zu +Russland abbrechen sollte. Und dieses letztere wäre, scheint es, für ihn +noch wichtiger wie das erstere gewesen. + +Diese Versuche Napoleons dem Vladika gegenüber blieben den Höfen in Wien +und Petersburg nicht verborgen. Diese verhielten sich natürlich nicht +passiv in der Sache, sondern suchten den Vladika wie die Volkshäupter +Montenegros zu bewegen, alle Vorstellungen Marmonts abschlägig zu +beantworten. Dieser klagte über die österreichischen Intrigen in +Cetinje.[78] Mit grossem Unwillen sah er, wie die Beziehungen zwischen +Oesterreich und Montenegro von Tag zu Tag immer freundlicher wurden. + +In seinem Uebermut verlangte er schliesslich von Napoleon 7-8000 Mann +und 8 Tage Zeit, um Montenegro zu erobern.(!)[79] Das wurde ihm +natürlich nicht gewährt. Unterdessen bekam Marmont Anlass, sich über den +Vladika noch mehr zu beklagen, im dem Augenblick nämlich, wo er von dem +zwischen Montenegro und seinem ehemaligen Todfeinde, dem Vezier von +_Scutari_, abgemachten Frieden hörte. Dieser verbot den französischen +Truppen, durch sein Land nach Albanien und Korfu zu ziehen. Es +verbreitete sich sogar das Gerücht, dass er einen Einfall in die Bocca +di Cattaro im Verein mit den Montenegrinern plane. Statt dessen aber +geschah etwas anderes, was zu noch gespannteren Beziehungen zwischen +Franzosen und Montenegrinern führte. + +Noch im Sommer 1808 hatten die Franzosen in Cattaro zwei Montenegriner +als angebliche Spione gefangen genommen und ohne weiteres erschossen. +Diese waren der Priester _Lazar Radonic_ aus dem Geschlecht _Njegusch_ +und sein achzehnjähriger Sohn. Infolgedessen war ganz Montenegro empört, +insbesondere das genannte Geschlecht. Es gab nun in dem Küstenlandstrich +zwischen Cattaro und _Antivari_ einen alten Stamm, _Braici_ benannt, der +die neueingeführte französische Ordnung und Verwaltung nie anerkennen +wollte, sondern sich gegen die französische Obrigkeit stets auflehnte. +Daher wurden dessen Angehörige von den Montenegrinern, insbesondere von +dem benachbarten Geschlecht _Njegusch_, aufgereizt und sogar mit +bewaffneter Hand unterstützt. Darüber wütend, sandte Marmont den General +_Delzons_, um diese Aufrührer zu bestrafen. Delzons wurde aber +geschlagen und zurückgedrängt, wobei er 50 Mann verlor. Marmont machte +Vorstellungen beim Vladika,[80] der erklärte, von den aufrührerischen +Umtrieben vorher nicht unterrichtet gewesen zu sein. Napoleon war +infolge dieser Ereignisse ausser sich. Er drohte, die Schwarzen Berge +mit dem Blute der Montenegriner zu Roten Bergen zu machen.[81] Bald +darauf setzte er den montenegrinischen Bischof in der Bocca di Cattaro +ab und unterstellte diese dem von ihm neu gegründeten dalmatischen +Bistum. + +Den weiteren Vorschlag der französischen Regierung, einen ihrer Konsule +in Cetinje zu akkreditieren und dann eine Strasse zwischen Cattaro und +_Nikschic_ über Cetinje auf eigene Kosten zu bauen, schlug der Vladika +entschieden ab. + +So wurden die Beziehungen zwischen den zwei Nachbarn immer trüber, bis +sie sich schliesslich scheinbar wieder besserten. In ebenjenem Jahre kam +ein französischer Geschäftsträger, der General _Bertrand de Sivray_, zum +Vladika und schloss mit ihm den sogenanten _Vertrag von Lastva_. Dieses +Abkommen erleichterte den Grenzverkehr zwischen den Franzosen und +Montenegrinern. Letzteren wurde der Zugang zu den Märkten in Cattaro und +Budua freigegeben, unter der Bedingung aber, dass sie an der Grenze ihre +Waffen zurückliessen. Dieser Vertrag vermochte gleichwohl das +feindschaftliche Verhältnis zwischen Frankreich und Montenegro nicht zu +ändern. Von Anfang an waren die Franzosen den Bokelen und +Montenegrinern widerwärtig. Der Hass gegen Napoleon und seine +unersättliche Herrschsucht wurde auf die ganze französische Nation +übertragen. Darum wurden, obwohl die französische Landesverwaltung +keineswegs unterdrückender und gewaltsamer war als diejenige +Österreichs, die Franzosen von der Bevölkerung der Bocca verachtet und +verschmäht. So sehnte man sich nach einer günstigen Gelegenheit, um +gegen die unerträgliche Fremdherrschaft aufzustehen. + +Im Jahre 1811 dachte Napoleon an eine Unterwerfung Montenegros; er liess +sich sogar einen Plan für einen Feldzug gegen dieses Land +ausarbeiten.[82] Andere Ereignisse lenkten aber seine Aufmerksamkeit von +Montenegro ab, und so gab er seine Absichten wieder auf. + + +13. Ausbruch neuer Feindseligkeiten. Kämpfe bei Budua, Troiza und +Castelnuovo. + +_Gauthier_, der Kommandant von Cattaro, bemühte sich gerade um diese +Zeit, den Vladika von jeglichen kriegerischen Plänen abzubringen. Im +Herbst 1811 sah man die englischen Kriegsschiffe oft an der bokelischen +Küste vorbeifahren. Ein Teil der englischen mittelländischen Flotte +stationierte bei der Insel _Lissa_, die die Engländer im Jahre 1810 den +Franzosen weggenommen hatten. Als Gauthier erfuhr, dass der englische +Marinekapitän _William Hoste_, welcher Befehlshaber über die Schiffe bei +Lissa war, in geheimen Verhandlungen mit dem montenegrinischen Vladika +stehe, fürchtete er, diese Verhandlungen mochten vielleicht Cattaro und +ihn angehen. Er schrieb deswegen einen Warnungsbrief an den Vladika. +Dieser Brief, der am 23. Februar 1812 geschrieben wurde, lautet +folgendermassen: «Ich weiss wohl, dass die englischen Agenten zu Ihnen +kommen werden, aber die Engländer sind listig. Nehmen Sie sich, Ihre +Hochwürden, in acht, damit jene Sie nicht betrügen, wie sie alle +Kontinentalstaaten betrogen haben, welche sie in unglückliche Kriege +gestürzt und dann verlassen haben. Mögen sich die Montenegriner in die +Angelegenheiten grosser Völker nicht einmischen, sondern Frieden halten +und Freunde ihrer Nachbarn, der Franzosen, sein. Auf diese Weise werden +sie ihren Wohlstand, ihre Unabhängigkeit und ihre Ruhe bewahren.»[83] + +Diese Mahnung nützte nichts. Denn bald darauf erschien in Cetinje der +englische Offizier _Danys_, den Hoste entsandt hatte. Er sprach mit dem +Vladika über die Vertreibung der Franzosen und die Befreiung der Bocca. +Er versprach englische Unterstützung vom Meere aus. Nur überliess er es +dem Vladika, den günstigen Augenblick zum Angriff zu wählen und Hoste +davon rechtzeitig in Kenntnis zu setzen. Diese Botschaft war für den +Vladika höchst erfreulich und willkommen. Doch er wollte nicht allzu +eilig sein. Er wartete geduldig auf den geeigneten Augenblick. Was er +eilig tat, das war die Vorbereitung zu neuem Kampf. + +Erst nach der französischen Niederlage in Russland, erliess er am 8. +September 1813 eine Proklamation an das Volk, in welcher er dasselbe zum +Kampf gegen die Franzosen aufforderte. Dieser langersehnte Ruf des +Vladika wurde von den Montenegrinern freudigst aufgenommen. Sie +brauchten nicht viel Zeit, um sich kriegsbereit zu machen. Zugleich +sandte der Vladika einen Bürger aus Cattaro, _Zifra_, nach Lissa zu dem +Kapitän Hoste.[84] Ohne eine Antwort von dem englischen Kommandanten der +Eskader abzuwarten, zog der Vladika sofort mit seinem versammelten Heere +nach _Budua_, das er am 21. September belagerte. Nach zwei Tagen ergab +sich die Stadt, und bald folgten alle umliegenden Ortschaften ihrem +Beispiel[85] und schlossen sich den Montenegrinern an. + +Der Vladika hatte nicht das ganze Heer mitgenommen. Ein Teil desselben, +unter Führung von _Vuko Radonic_, griff am 22. September die Festung von +Cattaro, _Troiza_, an. Die Franzosen kamen aus der Stadt der Festung zu +Hilfe. In heftigem Kampfe wurden die Montenegriner zweimal durch das +Geschützfeuer zurückgeworfen. Diese Festung war die beste und stärkste +neben derjenigen in Castelnuovo. Sie wurde geschützt nicht bloss durch +ihre eigenen Geschütze, sondern auch durch solche, die auf dem steilen +Abhang der Stadt zur Verteidigung aufgestellt waren. Bei den +unermüdlichen Angriffen der Montenegriner vermochte sich die Festung +dennoch nicht lange zu behaupten. Als die Franzosen einsahen, dass sie +die Festung übergeben müssten, zündeten sie eine Unmasse Pulver an und +steckten dieselbe in Brand. + +Nach diesen zwei Kämpfen schrieb der Vladika wiederum an Hoste und +ersuchte ihn, baldigst mit der Eskader vor Cattaro zu erscheinen. Der +Eingang in die Bucht wurde der englischen Flotte insbesondere +erleichtert durch zwei andere kleinere Siege über die Franzosen. Die +französischen Batterien waren auf den zwei die Bucht überragenden, sich +gegenüberliegenden Bergen _Verige_ und _Rosse_ aufgestellt. An dieser +Stelle hätte darum keine feindliche Macht ohne grosse Gefahr nach +Cattaro vorzudringen vermocht. Um von dort die Franzosen zu vertreiben, +griffen die Montenegriner am 27. September die französische Batterie auf +dem Verige an und bemächtigten sich derselben nach starkem Feuer und +Gegenfeuer. 14 italienische Soldaten wurden gefangengenommen und drei +zurückgelassene Geschütze gefunden. Am 18. September wurde auch die +andere Batterie auf dem _Rosse_ angegriffen, die Soldaten von dort +vertrieben und vier Geschütze genommen. + +Jetzt vermochte also eine Flotte gefahrlos in die Bucht bis vor Cattaro +zu fahren. + +Am 12. Oktober lief Hoste in die Bucht ein. Bei seinem Durchgang bis +nach Cattaro konnte er den heftigen Kämpfen zwischen Franzosen und +Bokelo-Montenegrinern auf beiden Seiten der Bucht zusehen. Das waren +Gefechte in den umliegenden Dörfern, welche von Natur so befestigt sind, +dass ein jedes für sich als ein Bollwerk betrachtet werden kann. +_Prtchanj_ und _Dobrota_ ergaben sich. Bei _Perast_ kam es zu einem +besonders heftigen Zusammenstoss. Die Perastaner vertrieben mit Hilfe +von einigen Montenegrinern die Franzosen und befreiten ihre Stadt. Die +kleine Festung oberhalb von Perast war nicht leicht zu bezwingen; +endlich aber mussten auch hier die Franzosen weichen. Die Perastaner +fanden dort einige Geschütze und andere Waffen. Diese kleine Festung +beherrschte die Insel _St. Georg_ vor Perast, wo sich eine französische +Batterie befand. Deshalb war ihre Eroberung nun sehr erleichtert. Nach +langer Beschiessung musste sich die Insel ergeben. Die Bokelen nahmen 80 +Franzosen gefangen und fanden daselbst 10 Geschütze. + +Noch am 10. Oktober entsandte der Vladika _Sava Plamcuaz_ mit einer +Abteilung Montenegriner nach Castelnuovo, um die Stadt und beide +Festungen zu belagern und die Verbindung zwischen der Bocca und Ragusa +abzuschneiden. Sobald nun die Engländer vor Cattaro angelangt waren, kam +nach einer kurzen Verabredung zwischen dem Kommandanten Hoste und dem +Vladika auch das übrige Heer nach Castelnuovo. Eine Abteilung Engländer +gesellte sich zu den Slaven und marschierte an der Küste längs der Bucht +von Cattaro nach Castelnuovo ab. Hoste selbst kehrte mit seinen Schiffen +um und machte gegenüber von Castelnuovo halt. + +So wurde Castelnuovo stark belagert vom Lande und vom Meere aus. Die +Bombardierung fing sofort an. Die Franzosen leisteten zwei Tage und zwei +Nächte lang zähen Widerstand. Aber länger vermochten sie sich nicht zu +halten. Sie ergaben sich, und somit fielen auch beide Festungen +Castelnuovo und _Espagnola_ den Belagerern in die Hände. Hoste und +Vladika liessen eine Besatzung in den Festungen und kehrten dann nach +Cattaro zurück. + +Von allen Städten und Festungen der Bocca blieb nur noch Cattaro in dem +Besitz der Franzosen. Und seine Eroberung war doch die Hauptsache. Nun +sollte auch sein Schicksal baldigst entschieden sein. + + +14. Belagerung und Uebergabe Cattaros. + +Die Bokelen und Montenegriner begaben sich unverzüglich nach Cattaro und +belagerten es von allen Seiten her. Da Troiza in den vorhergegangenen +Kämpfen zerstört worden war, hatte Cattaro keine eigentliche Festung +mehr. Aber kaum eine Stadt in der Welt ist so gut von Natur befestigt +wie Cattaro. Man braucht bloss auf dem Berge _Vrmaz_ über der Stadt eine +gute Geschützkette aufzupflanzen, dann ist Cattaro uneinnehmbar. Die +Franzosen hatten oben eine gute Batterie, die aber von den +Montenegrinern schon vorher erstürmt worden war, und zwar nicht von der +Seite aus, die sie beherrschte, sondern von hinten, d.h. von dem +montenegrinischen Boden aus. + +Um Cattaro zu erobern, musste man also unbedingt eine Anzahl Geschütze +auf dem Berge Vrmaz haben. Einige Kanonen hatten die Montenegriner von +den Franzosen erbeutet und einige besassen sie selbst. Die Geschütze, +die man auf St. Georg und in Castelnuovo erobert hatte, nahm Hoste auf +seinen Schiffen mit hinüber. Da er aber zögerte, diese Geschütze bei +Cattaro auszuladen und dieselben auf den Vrmaz hinaufziehen zu lassen, +fürchteten die Bokelen, dass er diese Geschütze überhaupt nicht gegen +Cattaro brauchen wolle und erhoben deswegen Klage beim Vladika. Dieser +teilte die Sache dem Kommandanten mit und bat ihn, die Sache möglichst +zu beschleunigen. Auf diese Vorstellung des Vladika antwortete Hoste mit +einem überraschenden Brief, der lautet: + +«Ihre Hochwürden! Ich hatte die Ehre, Ihren gestrigen Brief zu erhalten. +Ich bedaure, dass die Bevölkerung die Zerstörung der Festung St. Georg +böse aufgefasst hat, aber das geschah nur zu dem Zweck, dass der +englischen Eskader der Durchgang durch _Verige_ im Falle irgend eines +ungünstigen Umstandes gesichert werde. + +Ihre Hochwürden, die Geschütze werden den Bewohnern zurückgegeben +werden, aber Sie sollen wissen, dass ich die Absicht hatte, dieselben +auf den Berg hinaufzuschaffen und damit Cattaro zu beschiessen. Nun habe +ich meinen Plan geändert und werde nur die Küste zwischen Cattaro und +Ragusa blockieren. In dieser Absicht werde ich bald aus der Bucht +hinausfahren, um den Feind zu bewachen. + +24. Oktober 1813. Ihr gehorsamer Diener _Hoste_.» + +«PS. Der Abbat _Brunazzi_ hat viel Schaden angerichtet. Seine +unermüdlichen Intrigen können seinem Kaiser und dessen Bundesgenossen +nur schaden, denn er hindert das gemeinsame Werk, das wir unternommen +haben.»[86] Dieser Schritt Hostes war begreiflich. Denn er war nie +sicher vor den feindlichen Angriffen vom Rücken her. Sehr leicht wäre er +in ein Kreuzfeuer geraten, wenn eine feindliche Flotte in die enge Bucht +gekommen wäre. Dann wäre er gezwungen gewesen, häufig hinauszugehen und +sich von der Situation auf dem Wasser zwischen der Bucht und Ragusa oder +noch weiter hinaus selbst zu überzeugen. + +Der Abbat Brunazzi war ein vertrauter Bote des _Erzherzogs Franz von +Este_, der auf der Insel Lissa weilte. Dieser Abbat kam auf dem +englischen Schiffe zusammen mit Hoste noch am 12. Oktober nach Cattaro. +Er brachte einen Brief des Erzherzogs an den Vladika mit.[87] In diesem +Schreiben beglückwünschte von Este den Vladika wegen seiner Siege über +die Franzosen. Er gab dem Vladika zu verstehen, dass er den englischen +Kommandanten bewogen hätte, mit den Schiffen nach Cattaro ihm zu Hilfe +zu gehen. Und dann fuhr er fort: «Wenn das unternommene Werk glückt, so +werden noch mehr Truppen geschickt werden, um im Verein mit Ihrem Heer +die Bocca zu befreien helfen. Mit dieser kleinen Unterstützung schicke +ich den wohlbekannten Abbat Herrn Brunazzi zu ihnen, welcher hier bei +mir ist und welchem ich diesen Brief übergeben werde. Seine +Geschicklichkeit und seine Arbeitsamkeit schätze ich hoch. Er war immer +um das allgemeine Wohl der dortigen Gegenden bemüht und hat durch seinen +Eifer und Charakter mein Vertrauen erworben. Diesen Mann empfehle ich +Ihnen also; er hat von mir den Auftrag, Ihnen auch mündlich meine +Hochachtung auszusprechen.» + +Dieser «wohlbekannte» und «eifrige» Abbat wollte sich aber der Sache mit +mehr Eifer, als nötig war, annehmen. Seine Wühlereien, die für +Oesterreich unter der Bevölkerung Stimmung machen sollten, und seine +arrogante Haltung den Engländern gegenüber mussten natürlicherweise den +Kapitän Hoste verletzen. Wir werden bald sehen, wie dieser Abbat in der +Tat der gemeinsamen Sache mehr geschadet als genützt hat. + +Von der Absicht Hostes unterrichtet, schrieb der Vladika ihm sofort und +bat ihn dringend, nicht aus der Bucht wegzugehen, bevor Cattaro +eingenommen wäre. «Mit Ihrem Weggehen,» schrieb der Vladika, «werden +Sie die Hoffnung der verbündeten Höfe zerstören. Denn Cattaro +einzunehmen, ist der eigentliche Zweck unser aller Bemühungen. Und +gerade jetzt, wo sich die beste Gelegenheit dazu bietet, wollen Sie +weggehen.»[88] Hoste antwortete darauf: «Da Cattaro von allen Seiten +belagert ist, finde ich mein weiteres Verweilen hier unnötig. Aber +dennoch will ich mich nicht weit von hier entfernen; ich gehe bis nach +Ragusa, um den Feind zu bewachen, und werde öfters herkommen, um mich +mit Ihnen zu treffen.»[89] + +Hoste übergab den Montenegrinern das Pulver und andere Munition, die +sich auf St. Georg befand, und verliess nach einigen Tagen die Bucht. + +Cattaro blieb unter der Belagerung und Bewachung der Montenegriner. Sie +wussten nicht, wie man die Geschütze auf die herniederhängenden +Bergspitzen heben und dort aufstellen sollte. Und ohne Geschütze konnten +sie kaum hoffen, die Stadt einzunehmen. Der Vladika war entschlossen, +Cattaro so lange besetzt zu halten, bis die englische Eskader +zurückgekehrt oder bis der Feind durch Hunger gezwungen sich ergäbe. + +Es traf aber inzwischen ein Umstand ein, der die Eroberung der Stadt +hätte ermöglichen können, der aber durch den Hochmut und die +Hintertreibungen des Abbat Brunazzi nicht ausgenützt werden konnte. In +der französischen Armee, die sich in Cattaro befand, waren auch einige +Hundert Kroaten. Diese Kroaten wollten nicht in der belagerten Stadt +verschmachten _im Dienste ihres nationalen Feindes_, sondern beschlossen +zu entfliehen. In der Nacht zwischen dem 28. und 29. Oktober gelang es +ihnen, aus der Stadt herauszukommen. Sie flüchteten sich nach +_Prtchanj_, wo der Abbat verweilte, und brachten ihm die Schlüssel der +Stadttore und drei französische Fahnen. Der Vladika war diese Nacht eine +halbe Stunde von Cattaro entfernt---also näher wie der Abbat---im Dorfe +_Dobrota_. Hätte er diese Schlüssel bekommen, so hätte er die Stadt in +der Nacht noch erstürmen können. Der Abbat vermochte ihm natürlich auch +von Prtschanj aus diese Schlüssel zu schicken. Das tat er aber nicht aus +Neid gegen einen orthodoxen Bischof. Die Kroaten waren ja +römisch-katholischen Glaubensbekenntnisses und hatten sich nun zu ihm, +dem römisch-katholischen Geistlichen, geflüchtet. Sein Stolz war in +diesem Augenblick der eines engherzigen Parteimannes. + +Erst am 29. Oktober schickte er gegen Mittag dem Vladika die jetzt nicht +mehr brauchbaren Schlüssel. Der Vladika war wegen eines solchen +Benehmens von Seiten des Abbats höchst erzürnt. Er versuchte dennoch am +selben Tage den Stadtkommandanten Gauthier zur Uebergabe zu bewegen. +Dieser war durch das Weggehen der Kroaten jetzt ziemlich geschwächt. +Gauthier weigerte sich. Er dankte dem Vladika, wies aber seinen +Vorschlag ab. + +Hoste kam seinem Versprechen gemäss öfters nach der Bucht, besah die +belagerte Stadt und ging wiederum weg. Erst Ende Dezember kam er endlich +mit der festen Absicht, Cattaro einzunehmen. Er führte die Arbeit aus, +die die unkundigen Montenegriner nicht auszuführen vermochten, nämlich +die Aufstellung der Geschütze auf dem Berge _Vrmaz_. Dann begann die +Bombardierung, vom Lande und Wasser her, die einige Tage dauerte. Ganz +in die Enge getrieben, musste Gauthier sich ergeben. Am 8. Januar 1814 +wurde die Kapitulation vollzogen. Die Franzosen kamen in die +Gefangenschaft des englischen Komandanten. Die Stadtschlüssel übernahmen +zwei Mitglieder der bokelischen nationalen _Zentralkommission_ und ein +montenegrinischer Deputierter. Den Franzosen wurde die Ueberfahrt nach +Italien gestattet. In der ganzen Bocca blieb kein Franzose mehr zurück. +Die Bocca war somit vollständig befreit. Nach 2 Tagen verabschiedete +sich der englische Kommandant Hoste vom Vladika und den Montenegrinern +und fuhr aus der Bucht di Cattaro nach Lissa. + +So blieb die Bocca in den Händen der Bokelen und Montenegriner und wurde +von der Zentralkommission verwaltet. + +Jene Zentralkommission wurde am 10. November gewählt. An diesem Tage +nämlich hielten die Bokelen eine Volksversammlung ab, in der sie +beschlossen, sich mit Montenegro zu vereinigen, die Oberhoheit des +montenegrinischen Bischofs anzuerkennen und in ihrem eigenen Lande eine +Verwaltung auf republikanischer Grundlage einzurichten. Als Vorbild +diente ihnen die frühere republikanische Konstitution von Ragusa. +Ragusa hatte einen Senat, welcher alle drei Jahre eines seiner +Mitglieder zum Präsidenten («Prinz») wählte. Die Bokelen schufen eine +Zentralkommission, die aus 18 Mitgliedern bestand, und deren Pflicht und +Aufgabe es war, das Land zu verwalten. + +Nachdem diese neue Ordnung der Dinge ins Leben gerufen und gefestigt +worden war, wählte die Zentralkommission einen Sendboten, der eine +Zirkularnote den europäischen Grossmächten übermitteln sollte. In dieser +Note wurden jene Neuordnungen in der Bocca beschrieben und die Mächte +gebeten, dieselbe anzuerkennen. Seitens des Vladika wurde ein besonderer +Deputierter nach Petersburg und Wien zu dem gleichen Zwecke entsandt. + +Kaum waren diese Deputierten abgereist, so verbreitete sich das Gerücht +in der Bocca, ein österreichisches Heer marschiere nach Süd-Dalmatien. +Dieses Gerücht bewahrheitete sich. Als Hoste kam, um Caltaro zu +bombardieren, drang der österreichische General _Milutinovic_ mit einem +grossen Heer bis Castelnuovo vor. Er hatte vom Kaiser den Auftrag, den +Montenegrinern und Engländern bei der Einnahme Cattaros zu helfen. Als +nun Cattaro inzwischen auch ohne seine Hilfe erobert worden war, kehrte +General Milutinovic mit seinem Heere wiederum nach Norden zurück. + +Am 10. Juni trafen die Sendboten wieder in der Bocca ein. Sie brachten +eine für die Bocca trostlose Antwort von den Höfen mit sich. Die Bocca +solle jetzt Oesterreich übergeben werden. Alexander richtete ein vom 1. +Juni aus Paris datierendes Schreiben an die Bokelen, in welchem er sie +versicherte, dass sie unter Oesterreichs Herrschaft dieselben +Vergünstigungen geniessen und dieselbe Freiheit haben würden, die ihnen +auch Venedig ehedem gewährt hatte. + +Zugleich mit diesem Sendboten kam General Milutinovic wieder nach der +Bocca zurück. Er hatte von seinem Kaiser den Befehl, das Land zu +okkupieren, was er auch in einigen Tagen vollzog. Die Bocca leistete +keinen Widerstand, dazu fehlte ihr die Kraft.[90] + + + + +Quellen und Literatur. + + +_Mémoires du Maréchal, duc de Raguse_, liv. X-XIV, Paris 1857. + +_Tagebuch eines Marineoffiziers_, von Vladimir Bronewski, St. Petersburg +1818 (russisch). (Eine fleissige und minutiöse Beschreibung aller +Ereignisse in der Bocca di Cattaro, vom Anfang 1806 bis Sommer 1807.) + +_Schriftstücke der russischen Zaren_, befindlich in Cetinje im +Staatsarchiv. (Von Peter dem Grossen bis Nicola I.) + +_Sammlung der offiziellen Akten und Korrespondenzen des Vladika Peter +I._--- Aus dem Italienischen ins Serbische übersetzt und in Grlica für +das Jahr 1838 gedruckt. + +_"Grlica"_, eine Zeitschrift für die serbische Geschichte, Cetinje +1833---1838 (serbisch). + +_Geschichte Montenegros_, D. Milakovic, Zara 1856 (serbisch). Enthaltend +wertvolle Dokumente, sowohl im Text wie auch in einem Anhang. + +_Zehn Jahre österreichischer Politik_, 1801-1810, von Adolf Beer, +Leipzig 1877. + +_Zur Geschichte der orientalischen Frage_, Briefe aus dem Nachlasse +Friedrichs von Gentz, Wien 1877. + +_Engel: Geschichte des Freistaates Ragusa_, Wien 1807. + +_Gelcic: Dello sviluppo civile di Ragusa_, Ragusa 1884. + +_Kirchmayer: Das Ende des aristokratischen Freistaates Ragusa_, Zara +1900. + +_C. Villari: The Republik of Ragusa_, London 1904. Enthaltend einige +wichtige Dokumente. + +_Wilkinson: Dalmatia and Montenegro_, London 1848. + +_A.J. Evans: Illyrian letters_, London 1878. + +_Strangford: The Eastern Shores of the Adriatic_, London 1864. + +_Paton: Highlands and Islands of the Adriatic_, London 1849. + +_Schmidt: Das Königreich Dalmatien_, Wien 1843. + +_X. Marmier: Lettres sur l'Adriatique et le Montenegro_, Paris 1854. + +_Cyprien Robert: Les Slaves de la Turquie_, 2 vol., Paris 1844. Im +ersten Band Montenegro und die Bocca. + +_Joh. Wilh. Zinkeisen: Geschichte des Osmanischen Reiches in Europa_, +I.--VII. J., Gotha 1863. Wichtig ist für die vorliegende Arbeit nur der +VII. Band. + +_Sir Robert Adair: Geschichtliche Denkschrift einer Sendung an den +Wiener Hof im Jahre 1806_, Berlin 1846 (aus dem Englischen übersetzt). + +_Sir Robert Adair: The Negotiations for the Peace of the Dunlanelles in +1808--1809_, I-II vols., London 1845. + +_"Monumenta Ragusina"_ in "monumenta Slavorum medionalium", Agram 1880 +bis 1896. + +_P. Pisani: La Dalmatie de 1797-1815_, Paris 1893. + +_Brunswick: Recueil des documents diplomatiques relatifs au +Monténégro_, Paris 1876. + +_Erber Tullio A.: Storia della Dalmaltia dal 1797-1814_, Zara 1892. + +_Dragovitch: Le Monténégro et la Russie_ (Antiquités russes), 1882. + +_Rovinski: Rapports de la Russie et des Serbes_, 1877. + +_A. Boppe: Documents inédits sur les rlations de la Serbie avec +Napoléon_, Belgrade 1888. + +_M. Bogdanovitch: Geschichte Alexanders I._, 6 vols., St. Petersburg +1871 (russisch). + +_Rovinski: Geschichte Montenegros_, St. Petersburg 1888 (russisch). + +_Schnitzler: Histoire intime de la Russie sous les empereurs Alexandre +et Nicolas_, 2 vols., Paris 1847. + +_Nil Popov: Russland und Serbien 1806-1856_, 2 vols., Moskau 1869 +(russisch). + +_Dobrof: Die Südslaven_, St. Petersburg 1879 (russisch). + +_Karadschic V.: Montenegro und die Montenegriner_, Stuttgart 1837. + +Auch: + +_B. V. Kallay: Geschichte der Serben_, I-II vols., Wien-Leipzig 1878. + +_Ranke: Die serbische Revolution_, Berlin 1844. + + + + +FUSSNOTEN: + +[Fußnote 1: Das ist ersichtlich aus einem Briefe Talleyrands an den +Imperator. _Revue Historique_, XXXIX, p. 64.] + +[Fußnote 2: Von Vincent, 26. März 1806.] + +[Fußnote 3: A. Beer: _Zehn Jahre österreichischer Politik_, p. 220.] + +[Fußnote 4: Schreiben des Erzherzogs Karl an den Kaiser Franz, vom 29. +April 1806. (Im Anhang des Werkes von A. Beer, p. 503-504.)] + +[Fußnote 5: A. Beer, p. 220.] + +[Fußnote 6: A. Beer, p. 224.] + +[Fußnote 7: General _Marmont_ sagt in seinen _Mémoires:_ L'Empereur se +trouvait jeté dans un grand mouvement; les trônes s'écroulaient ou +s'élevaient en sa présence, et cette petite affaire en resta là.--Liv. +X, p. 25.] + +[Fußnote 8: Dieser Artikel ist in der «_Geschichte Montenegros_» von +Milakovic angegeben, p. 210.] + +[Fußnote 9: Serbisch _Vladika_ genannt. Der Kürze wegen werden wir +diesen Ausdruck weiterhin brauchen.] + +[Fußnote 10: Grliza von 1836, p. 78.] + +[Fußnote 11: Grliza 1837, p. 41.] + +[Fußnote 12: Milacovic, p. 240.] + +[Fußnote 13: Grliza, 1837, p. 41--43, vergl. Milacovic, Gesch. Mont., p. +240--241.] + +[Fußnote 14: Milutinovic, p. 320.] + +[Fußnote 15: Das Schreiben befindet sich in dem Staatsarchiv zu +Cetinje.] + +[Fußnote 16: Dieses Schreiben auch in demselben Archiv aufbewahrt.] + +[Fußnote 17: Das Schreiben im Archiv zu Cetinje.] + +[Fußnote 18: Im Archiv zu Cetinje. (Schreiben vom 12. Mai 1798.)] + +[Fußnote 19: Im Archiv zu Cetinje aufbewahrt.] + +[Fußnote 20: Im Archiv zu Cetinje.] + +[Fußnote 21: Im Archiv der Metropolie zu Cetinje.] + +[Fußnote 22: Milacovic, p. 237.] + +[Fußnote 23: Pojob Nil. IV, 218.] + +[Fußnote 24: Nil Pojob, IV, 103-104.] + +[Fußnote 25: Ein Brief des Vladika gefunden in der Metropolie zu +Cetinje.] + +[Fußnote 26: Pojov N., p. 106.] + +[Fußnote 27: Bogdanovitch, p. 283--85.] + +[Fußnote 28: Im Archiv zu Cetinje.] + +[Fußnote 29: Grliza 1837, p. 51--52.] + +[Fußnote 30: Grliza 1837, p. 52.] + +[Fußnote 31: Grliza 1838, p. 44.] + +[Fußnote 32: Die Kopie dieser Bittschrift ist im Kloster _Savina_ +aufbewahrt.] + +[Fußnote 33: Grliza 1838, p. 44.] + +[Fußnote 34: A. Beer, p. 225.] + +[Fußnote 35: Milacovic, p. 259.] + +[Fußnote 36: Milacovic, p. 258--259.] + +[Fußnote 37: Viele Behauptungen Marmonts sind augenscheinlich +übertrieben und oft sogar ganz unwahr, wie wir schon im weiteren sehen +werden. Seine _«Memoires»_ sind von ihm in der Tat als eine Apologie +seines Lebens geschrieben worden. Ein strenges Urteil über diese +Apologie Marmonts ist folgendes: «Si l'on voulait étudier sa vie en +adoptant ce qu'il dit sur lui-méme dans les neuf volumes laissés à la +postérité comme justification de sa conduite, on courrait grand risque +d'être continuellement à côte de vérité.» (Michauds Biographie +universelle, tome 27, p. 18.) Wenigstens was die Ereignisse in der Bocca +betrifft, stimmt dieses Urteil grösstenteils. Zu bedauern ist es, dass +Europa von diesen Ereignissen lange Zeit hindurch bloss durch Marmont +unterrichtet war.] + +[Fußnote 38: Mem. X, p. 2.] + +[Fußnote 39: Mem. X, p. 2.] + +[Fußnote 40: Mem. X, p. 4--5.] + +[Fußnote 41: Mem. X, p. 2.] + +[Fußnote 42: Mem. X, p. 6.] + +[Fußnote 43: Milacovic, p. 260.] + +[Fußnote 44: Marmont schätzte die russische Armee auf 7000 Mann (Mem. +X, 11). Darunter hat er Bokelen und Montenegriner nicht gerechnet. Das +war aber stark übertrieben. Denn die Stärke des regulären und +unregulären Heeres betrug insgesamt etwa 9000 Mann. Sicher ist, dass von +dieser Zahl zwei Drittel auf das unreguläre Heer entfielen.] + +[Fußnote 45: Orliza 1838, p. 46.] + +[Fußnote 46: Marmonts Mein. X, 9--10; Milacovic, p. 260--261.] + +[Fußnote 47: Nach Marmonts Angabe 5900. Milacovic spricht von 20,000, +die Marmont bei sich hatte (p. 262), mit denen er aber nicht insgesamt +gegen die Montenegriner gezogen sein soll.] + +[Fußnote 48: Mann. Mem. X, 13.] + +[Fußnote 49: Marm. Mem. X, 18. Mit wenig Grund kann dann wohl Marmont +das für Herd und Freiheit kämpfende Volk der Bokelen und Montenegriner +«_peuples barbares_» nennen. ---(Mem. X, 19).] + +[Fußnote 50: Mem. p. 16.] + +[Fußnote 51: Marmont nennt Bokelen und Montenegriner verächtlich +_paysans_ (selten _montagnards_). Diese zu bekämpfen, «_n'était rieu +pour moi_ (Mem. X, p. 10)», meinte er, bevor er gegen sie in den Kampf +zog. Mit diesen verachteten _paysans_ machte er aber ganz böse +Erfahrungen und erlitt von ihnen mehr Schläge, als er zu gestehen +wagte.] + +[Fußnote 52: Mem. p. 18.] + +[Fußnote 53: Milacovic, p. 301.] + +[Fußnote 54: Grliza 1838, p. 50--51.] + +[Fußnote 55: Mem. X, p. 19.] + +[Fußnote 56: Mem. X, p. 18.] + +[Fußnote 57: Die Proklamation vom 6. Oktober (24. September), die sich +im Kloster Savina befindet.] + +[Fußnote 58: Mem., p. 29.] + +[Fußnote 59: Mem. p. 30.] + +[Fußnote 60: Grliza 1838, p. 52-53.] + +[Fußnote 61: Grliza 1838, p. 53.] + +[Fußnote 62: Mem. X, p. 21.] + +[Fußnote 63: Mem. X, p. 22.] + +[Fußnote 64: Mem. X, p. 85.] + +[Fußnote 65: Mem. X, p. 93.] + +[Fußnote 66: Mem. X, p. 101.] + +[Fußnote 67: Marmont, Mem. X, p. 53. Milacovic, p. 280.] + +[Fußnote 68: Marmont, Mem. X, p. 53-54.] + +[Fußnote 69: Der Brief vom 8. Sept. 1806, Marmont, Mem. X, p. 80.] + +[Fußnote 70: Zitiert bei Marmont, Mem. X, p. 90.] + +[Fußnote 71: Zitiert bei Marmont, Mem. X, p. 106] + +[Fußnote 72: Grliza 1838, p. 55-56.] + +[Fußnote 73: Marmont, Mem. X, p. 108.] + +[Fußnote 74: E. Lavisse, Napoleon, p. 702.] + +[Fußnote 75: Bei Marmont, Mem. X, p. 107.] + +[Fußnote 76: Marmont, Mem. X, p. 59.] + +[Fußnote 77: Marmont, Mem. p. 125.] + +[Fußnote 78: Marmont, Mem. p. 126.] + +[Fußnote 79: Marmont, Mem. p. 126.] + +[Fußnote 80: Mem. 130.] + +[Fußnote 81: Milacovic, p. 278.] + +[Fußnote 82: Lavisse, p. 702.] + +[Fußnote 83: Im Staatsarchiv in Cetinje.] + +[Fußnote 84: Karadzitch, p. 39.] + +[Fußnote 85: Orliza 1838, p. 56. Vergl. mit Milacovic, p. 276.] + +[Fußnote 86: Dieser Brief ist im Archiv der Metropolie zu Cetinje +aufbewahrt.] + +[Fußnote 87: Dieser Brief ist auch dort.] + +[Fußnote 88: Im Archiv zu Cetinje.] + +[Fußnote 89: Idem.] + +[Fußnote 90: Milacovic, p. 305-308.] + + + + + + +End of the Project Gutenberg EBook of Französisch-slavische Kämpfe in der +Bocca di Cattaro 1806-1814., by Nicola Velimirovitch + +*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK FRANZÖSISCH-SLAVISCHE KÄMPFE *** + +***** This file should be named 15891-8.txt or 15891-8.zip ***** +This and all associated files of various formats will be found in: + https://www.gutenberg.org/1/5/8/9/15891/ + +Produced by Zoran Stefanovic, Ralph Janke and Proofreaders +Europe, http://dp.rastko.net. + + +Updated editions will replace the previous one--the old editions +will be renamed. + +Creating the works from public domain print editions means that no +one owns a United States copyright in these works, so the Foundation +(and you!) can copy and distribute it in the United States without +permission and without paying copyright royalties. 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You may copy it, give it away or +re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included +with this eBook or online at www.gutenberg.org + + +Title: Französisch-slavische Kämpfe in der Bocca di Cattaro 1806-1814. + +Author: Nicola Velimirovitch + +Release Date: May 24, 2005 [EBook #15891] + +Language: German + +Character set encoding: ISO-8859-1 + +*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK FRANZÖSISCH-SLAVISCHE KÄMPFE *** + + + + +Produced by Zoran Stefanovic, Ralph Janke and Proofreaders +Europe, http://dp.rastko.net. + + + + + + +</pre> + + + + +<h1>Französisch-slavische Kämpfe</h1> + +<h2>in der Bocca di Cattaro</h2> + +<h2>1806-1814.</h2> + +<hr style="width: 65%;" /> + +<h2>Inaugural-Dissertation</h2> + +<center>zur</center> + +<h4>Erlangung der philosophischen Doktorwürde</h4> + +<center>vorgelegt der</center> + +<h4>hohen philosophischen Fakultät</h4> + +<center>der</center> + +<h3>Universität Bern</h3> + +<center>von</center> + +<h3>Dr. NICOLA VELIMIROVITCH.</h3> + +<center>Bern 1910</center> + + + +<hr style="width: 65%;" /> +<h2>Inhaltsverzeichnis</h2> + +<a href="#I"><b>I. Vor den Kämpfen.</b></a><br /> +<span style="margin-left: 1em;"><a href="#sec1">1. Die Situation nach dem Pressburger Frieden.</a></span><br /> +<span style="margin-left: 1em;"><a href="#sec2">2. Stand der Dinge in der Bocca di Cattaro.</a></span><br /> +<span style="margin-left: 1em;"><a href="#sec3">3. Peter I. und seine Beziehungen zu den Grossmächten.</a></span><br /> + +<a href="#II"><b>II. Die Kämpfe bis zu Oubrils Vertrag.</b></a><br /> +<span style="margin-left: 1em;"><a href="#sec4">4. Ragusas Uebergabe und der Kampf bei Zavtat.</a></span><br /> +<span style="margin-left: 1em;"><a href="#sec5">5. Der Kampf auf dem Berg Brgat.</a></span><br /> +<span style="margin-left: 1em;"><a href="#sec6">6. Belagerung Ragusas.</a></span><br /> +<span style="margin-left: 1em;"><a href="#sec7">7. Oubrils Vertrag.</a></span><br /> + +<a href="#III"><b>III. Die Kämpfe bis zum Tilsiter Frieden.</b></a><br /> +<span style="margin-left: 1em;"><a href="#sec8">8. Vorbereitung zum neuen Kampf.</a></span><br /> +<span style="margin-left: 1em;"><a href="#sec9">9. Der Kampf bei Castelnuovo.</a></span><br /> +<span style="margin-left: 1em;"><a href="#sec10">10. Die Bocca während des Waffenstillstandes.</a></span><br /> +<span style="margin-left: 3em;"><a href="#sec10">Okkupation der Inseln.</a></span><br /> +<span style="margin-left: 1em;"><a href="#sec11">11. Uebergabe der Bocca nach dem Tilsiter Frieden.</a></span><br /> + +<a href="#IV"><b>IV. Die Ereignisse in der Bocca von 1812—1814.</b></a><br /> +<span style="margin-left: 1em;"><a href="#sec12">12. Die Beziehungen der zwei neuen Nachbarn.</a></span><br /> +<span style="margin-left: 1em;"><a href="#sec13">13. Ausbruch neuer Feindseligkeiten.</a></span><br /> +<span style="margin-left: 3em;"><a href="#sec13">Kämpfe bei Budua, Troiza und Castelnuovo.</a></span><br /> +<span style="margin-left: 1em;"><a href="#sec14">14. Belagerung und Uebergabe Cattaros.</a></span><br /> + +<a href="#Quellen_und_Literatur"><b>Quellen und Literatur.</b></a><br /> +<a href="#FOOTNOTES"><b>Fußnoten</b></a><br /> + + +<hr style="width: 65%;" /> +<h2><a name="I" id="I" />I.</h2> + +<h2>Vor den Kämpfen.</h2> + + +<h3><a name="sec1" id="sec1" />1. Die Situation nach dem Pressburger Frieden.</h3> + +<p>Der «Austerlitzblick», der den grossen englischen Staatsmann William +Pitt frühzeitig ins Grab gebracht hatte, hielt die übrigen zwei an der +furchtbaren Katastrophe unmittelbar beteiligten Verbündeten, Russland +und Oesterreich in monatelangen Todesängsten. Das rührte aber den Sieger +von Austerlitz wenig. Zielbewusst und rücksichtslos, wie er immer +verfuhr, diktierte Napoleon nun den Vertrag von Pressburg, am 26. +Dezember 1805. Umsonst hatte Talleyrand ihm in der Demütigung +Oesterreichs Mässigung angeraten.<a name="FNanchor_1_1" id="FNanchor_1_1" /><a href="#Footnote_1_1" class="fnanchor">[1]</a> Er forderte und bekam alles, was er +wollte. Alles, was Oesterreich ehemals durch den Vertrag von Campo +Formio gewonnen hatte, musste es jetzt den Franzosen geben. Beinahe drei +Millionen seiner Untertanen musste Oesterreich der Herrschaft Napoleons +ausliefern. Neben Venedig gingen ihm auch Istrien (ohne Triest) und +Dalmatien (ohne das Litorale) mit der <i>Bocca di Cattaro</i> verloren. Die +einzige Verpflichtung, die Napoleon auf sich nahm, war die sofortige +Entfernung der französischen Truppen von dem österreichischen Boden. +Dieser Pressburger Friede war in der Tat für Oesterreich so ungünstig, +dass Graf Stadion mit Recht denselben «Capitulation» Oesterreichs nennen +konnte.</p> + +<p>Napoleon hegte damals böse Pläne gegen die Türkei, obwohl sie sein +Verbündeter war. Diese seine Tendenz lässt sich klar aus dem Pressburger +Vertrag erkennen; insbesondere aber zeugt dafür seine spätere Haltung. +Durch den Vertrag liess er sich Dalmatien abtreten, wobei die Uebergabe +der Bocca di Cattaro in erster Linie betont wurde. Den österreichischen +Boden wollte er nicht nur nicht räumen, sondern verstärkte im geheimen +die sich auf demselben noch befindlichen französischen Truppen. Das +Städtchen <i>Braunau</i>, das ebenso geräumt werden sollte, blieb auch +weiterhin unter französischer Besatzung. Und noch mehr: Napoleon +forderte den Durchzug seiner italienischen Truppen von Venedig nach +Dalmatien über österreichischen Boden, über <i>Monfalcone</i>, wo früher der +venezianischen Armee der Durchzug stets gestattet wurde. Ja, Napoleon +forderte sogar energisch von Oesterreich die Sperrung seiner Häfen für +die englische und russische Flotte.</p> + +<p>Graf Stadion seinerseits versuchte alles mögliche, um die Beziehungen zu +Frankreich nicht zu verwickeln und zu verschärfen. In dieser Absicht +sandte er auch Vincent nach Paris, um die Vorurteile Napoleons gegen ihn +zu zerstreuen. Napoleons Antwort war die denkbar schroffste. Er sandte +Andréossy zu Stadion mit der Forderung, sofort und unverzüglich den +Durchzug der französischen Armee durch das österreichische Gebiet zu +bewilligen. Zu Vincent sagte Napoleon bei der ersten Audienz: «Man muss +mir den Durchzug gestatten, andernfalls werde ich euch mit Krieg +überziehen».<a name="FNanchor_2_2" id="FNanchor_2_2" /><a href="#Footnote_2_2" class="fnanchor">[2]</a> Stadion bemühte sich, die Sache irgendwie zu mildern. +Darum machte er dem französischen Botschafter in Wien, Larochefoucauld, +mancherlei Vorstellungen; aber alles war vergeblich. Dieser verlangte +binnen 24 Stunden eine bestimmte Antwort und Ernennung einer +Persönlichkeit, die mit Andréossy Verhandlungen eingehen könnte.</p> + +<p>Nun, zu dieser schwierigen Frage gesellte sich eine andere, für +Oesterreich unvergleichlich schwierigere und für Napoleon desto +willkommenere: Die Abtretung der Bocca di Cattaro.</p> + +<p>Es verbreitete sich zuerst ein Gerücht, das bald nachher auch bestätigt +wurde, dass die Bocca di Cattaro Russland abgetreten würde. Der +österreichische General <i>Ghiselieri</i>, hiess es, habe sie dem +Befehlshaber der russischen Flotte im Adriatischen Meere übergeben. Das +war natürlich ganz vertragswidrig. So fasste es auch Napoleon auf. Er +verlangte sofort eine Erklärung Oesterreichs darüber. Oesterreich +sollte, das war seine Forderung, in Petersburg Schritte tun, welche die +Herausgabe der Bocca ermöglichen könnten. Wollte Russland nicht +nachgeben, so sollte Oesterreich seine Mitwirkung zur Eroberung der +Bocca nicht versagen. Es sollte in dem Falle auch seine Häfen den +englischen und russischen Schiffen verschliessen, worauf es Napoleon am +meisten ankam, da er diese feindlichen Flotten um jeden Preis aus der +Adria vertrieben sehen wollte. Sein Hintergedanke war, Oesterreich mit +Russland zu entzweien und somit den Dreibund zu sprengen. Würde ihm dies +gelingen, sagte er sich, so wären alle seine Pläne der Verwirklichung +nahe, andernfalls aber hätte er einen Grund, an Oesterreich noch härtere +Forderungen zu stellen. Denn ohnehin reute es ihn, bei dem Pressburger +Vertrag das Litorale nicht genug berücksichtigt zu haben. Wiederholt +erklärte Larochefoucauld nach den Instruktionen Napoleons dem Grafen +Stadion, dass Braunau so lange im Besitz der Franzosen bleiben werde, +als die Bocca ihnen nicht übergeben würde. Das war aber nicht alles. Er +drohte mit Besetzung von Fiume und Triest. Das war viel schlimmer. +Schliesslich drohte Napoleon mit dem Krieg. Und das war für Oesterreich +das Schlimmste.</p> + +<p>In Wien glaubte man, dass Napoleon nun einen Anlass zu neuer Bekriegung +Oesterreichs suche. Dies zu vermeiden und den Frieden aufrecht zu +erhalten, war aller, besonders aber Kaiser Franz' und Stadions Wunsch. +Letztere machten eine Vorstellung in Petersburg in bezug auf die Bocca +und die Forderungen Napoleons. Inzwischen schrieb Franz an Napoleon +eigenhändig betreffs der Bocca, ihre Herausgabe an die Russen sei ohne +sein Wissen und Wollen erfolgt, eine Untersuchung habe er gegen den +General Brady, den Befehlshaber in Dalmatien, eingeleitet und die +Verhaftung Ghiselieris anbefohlen. Die Sperrung der Häfen für die +russische Flotte werde erfolgen, sobald Russland eine ausweichende +Antwort geben werde. In demselben Sinne hatte sich auch Stadion La +Rochefoucauld gegenüber geäussert.<a name="FNanchor_3_3" id="FNanchor_3_3" /><a href="#Footnote_3_3" class="fnanchor">[3]</a></p> + +<p>Trostlos und fast verzweifelt stand Oesterreich da, weil zwei mächtige +feindliche Heere seine beiden Grenzen bedrohten, das französische im +Südwesten, das russische im Norden. In Wien wurde nun die Frage +aufgeworfen: Mit wem von beiden Mächten soll es Oesterreich halten? Man +war in der Beantwortung dieser Frage nicht einig. Erzherzog Karl, +Trauttmansdorf, Metternich und viele andere waren der Meinung, man müsse +den französischen Forderungen sich widersetzen und, wenn eben möglich, +eine Allianz mit Frankreich anstreben. Zur Illustration der Meinung +dieser Mehrheit, wie auch der Situation, in welcher sich Oesterreich +damals befand, sei hier einiges aus dem Briefe Karls an den Kaiser +angeführt:«... Ich glaube meine Aufmerksamkeit vorzüglich auf zwei Fälle +richten zu müssen, von welchen der eine oder andere Eurer Majestät +unausweichlich bevorzustehen scheint. Der erste und unglücklichste für +den Staat wäre ohne Zweifel jener, wenn wir durch unsere unglückliche +Lage in einen neuen Krieg mit dem einen oder anderen der beiden Kolosse, +die uns bedrohen, verwickelt würden. Von beiden stehen mächtige Armeen +an unseren Grenzen, mit beiden würden die ersten Feindseligkeiten den +Krieg in das Herz der Monarchie führen, mit beiden würde der erste +Ausbruch des Krieges uns ganze Provinzen entreissen, beide würden einen +Teil der Erbstaaten beherrschen, ausplündern und verheeren, ehe wir +imstande wären, eine Armee, der es an <i>allem</i>, sogar an Gewehren fehlt, +in Ungarn versammeln zu können. Sollte jedoch zwischen diesen beiden +grossen Uebeln eines gewählt werden müssen, so bietet der Krieg mit +Frankreich noch unendlich schrecklichere Resultate dar, als jener mit +Russland. Meine innere Ueberzeugung entreisst mir das traurige +Geständnis: Ein neuer Krieg mit Frankreich und seinen Alliierten ist das +Todesurteil für die österreichische Monarchie ... Nicht so ganz ohne +alle Rettung erscheint der Krieg mit Russland.»<a name="FNanchor_4_4" id="FNanchor_4_4" /><a href="#Footnote_4_4" class="fnanchor">[4]</a></p> + +<p>Stadion hingegen war entschieden gegen die Allianz mit Frankreich. «Es +würde,» sagte er, «Oesterreich Frankreich untertan werden; und ein +solches Verhältnis bezeichnet man als Allianz.»<a name="FNanchor_5_5" id="FNanchor_5_5" /><a href="#Footnote_5_5" class="fnanchor">[5]</a> Für den Fall eines +Bündnisses mit Frankreich aber stellte er seinen Rücktritt in Aussicht.</p> + +<p>Keineswegs besser war die Situation in Petersburg. Alexander hatte einen +Krieg zur Befreiung der Völker von der Macht Napoleons unternommen. Mit +unermesslicher Zuversicht und unzähligen Hoffnungen ging er in den +Kampf. Der «Austerlitzblick» aber machte ihn zu einem gebrochenen und +ratlosen Mann. Ein schrecklicher Wirrwarr herrschte an seinem Hofe und +in seinem Kopfe. Mannigfaltige Gährungen, mannigfaltige Richtungen +kreuzten sich im Volke wie in den Parteilagern. Jedermann versuchte +seine eigene Haltung gleich seiner Vergangenheit zu rechtfertigen. Und +jedem gelang es natürlich. An der Niederlage Russlands war also niemand +im Lande schuld. Die früheren Ratgeber des Kaisers, die ihm vorher so +viel Ruhmvolles von einem Krieg gegen Napoleon vorgespiegelt hatten, +schoben jetzt alle Schuld an dem Misserfolg Oesterreich zu. Die +altrussische Partei predigte entschieden den Bruch des Bündnisses mit +Oesterreich. Man beschuldigte es sogar eines Verrates. Die Leute der +Opposition gegen das Regiment Czartoryskis gewannen jetzt grossen +Einfluss auf den Kaiser und das Volk. Ihre Parole war nun, Russland +solle nur noch die eigenen Vorteile im Auge behalten, seine Verbündeten +ihrem Schicksal überlassen und sich nicht mehr zwecklos und sinnlos in +einen weiteren Kampf stürzen.</p> + +<p>Eine friedliche Stimmung beherrschte ganz und gar die öffentliche +Meinung in Russland. Man verdächtigte aber den Zaren, er beschäftige +sich auch weiterhin mit Kriegsplänen. Allerlei Beschwerden gegen den +Kaiser und insbesondere gegen Czartoryski wurden laut und lauter. Der +österreichische Botschafter in Petersburg, <i>Merveldt</i>, teilte sogar dem +Wiener Hof mit, dass die tiefgehende Gährung der Gemüter die Möglichkeit +eines Thronwechsels bezeugte.<a name="FNanchor_6_6" id="FNanchor_6_6" /><a href="#Footnote_6_6" class="fnanchor">[6]</a> Wenn die Friedenspartei schliesslich +die Oberhand in Petersburg gewann, so verdankte sie dies auswärtigen +Ereignissen; Pitt starb und sein Nachfolger neigte zum Frieden.</p> + +<p>Mit Ungeduld wartete man in Wien auf einen Entschluss Russlands, d.h. +auf die Antwort in bezug auf die Frage der Bocca di Cattaro. Endlich kam +der langersehnte Bescheid. Rasumovski erschien am 26. Mai bei Stadion +und teilte ihm mit, Russland sei bereit, Cattaro mit der Bocca +herauszugeben. Allein die Räumung Cattaros seitens der Russen sei eine +Sache, die nicht sofort erledigt werden könnte. Der russische Agent in +Cetinje und in der Bocca habe die Bevölkerung der Bocca stets der +russischen Protektion versichert. Diesem Versprechen könne sich Russland +jetzt nicht entziehen, ohne den Unwillen seiner slavischen Brüder in +dieser Gegend sich zuzuziehen. Die Russen wollten die Bocca den +Oesterreichern, und diese könnten sie dann den Franzosen übergeben. Es +brauche aber Zeit, bis die Bevölkerung zur ruhigen Hinnahme des +unabwendbaren Beschlusses vorbereitet wäre. Also sprach Rasumovski.</p> + +<p>Graf Stadion besprach mit dem französischen Gesandten die Sachlage und +verlangte Verschiebung der Hafensperre, die Napoleon so dringend +forderte. Larochefoucauld gab sich mit dieser Erklärung nicht zufrieden. +Er forderte sofortige Hafensperre. Bei diesen Erklärungen und +Gegenerklärungen, bei diesem beständigen Hin- und Herschwanken verlief +viel Zeit, ohne dass man zu irgend einem positiven Resultat zu gelangen +vermochte. Inzwischen aber bahnte sich langsam der Weg für die +Friedensverhandlungen, die zuletzt zu <i>Oubrils</i> Vertrag führten.</p> + +<p>So hielt die Angelegenheit der Bocca ganz Europa ein halbes Jahr in +höchster Spannung: Der Friede Europas stand auf dem Spiel, wenigstens +für den Augenblick. Aber auch nach Ablauf dieser Zeit war die Frage +wegen der Bocca di Cattaro nicht endgültig gelöst; die Entscheidung +stand nur auf dem Papier. Nicht einmal der Tilsiter Vertrag brachte eine +befriedigende Lösung. Eine solche erfolgte erst, als alle anderen durch +Napoleon auf die Tagesordnung gebrachten Fragen der europäischen Politik +ihren Abschluss fanden, d.h. im Jahre 1814.</p> + +<p>Wenden wir uns nun dem Lande zu, das für einen Augenblick als Schlüssel +der politischen Situation Europas galt und der Uebermacht des +siegreichen französischen Gewalthabers so lange trotzte und seinen +Weltplänen sich in den Weg setzte, indem es um nichts anderes als um +seine Freiheit und Unabhängigkeit mutig und aufopfernd kämpfte.<a name="FNanchor_7_7" id="FNanchor_7_7" /><a href="#Footnote_7_7" class="fnanchor">[7]</a></p> + + +<h3><a name="sec2" id="sec2" />2. Stand der Dinge in der Bocca di Cattaro.</h3> + +<p>Im Jahre 1797 vernichtete Bonaparte die Republik Venedig. Das traurige +und bedauernswerte Schicksal dieses ruhmreichen Staates mussten +naturgemäss auch seine Provinzen und Schutzgebiete fühlen. Eines dieser +letzteren war die Bocca di Cattaro, welche seit 1420 unter Venedig +stand. In jenem Jahre stellten sich die Bokelen, die bis dahin unter dem +Schutz der ungarischen Könige gewesen waren, unter die Oberhoheit +Venedigs, weil die Entwicklung der Dinge sie hierzu zwang. Ganz +Dalmatien nämlich ging den Ungarn verloren. Die Bocca konnte, wenn sie +es wollte, auch weiterhin unter dem ungarischen Schutz, bleiben. Dieser +Schutz aber wäre nur ein formaler und unwirksamer gewesen. Wozu dann +solch ein Schutz?</p> + +<p>Die Bokelen begaben sich freiwillig in die Obhut des neuen Herrn von +Dalmatien, aber nur unter gewissen gegenseitig unterschriebenen +Bedingungen. Die wichtigste unter diesen lautete: «Wenn die Republik +Venedig wegen irgend einer politischen Umwälzung nicht mehr imstande +sein wird, Cattaro zu verteidigen, so darf sie es an niemand weder +abtreten noch verkaufen, sondern muss es in seiner alten Freiheit +weiterbestehen lassen.»<a name="FNanchor_8_8" id="FNanchor_8_8" /><a href="#Footnote_8_8" class="fnanchor">[8]</a></p> + +<p>Dieses alten Vertrages mit Venedig sich erinnernd widersetzten sich nun +die Bokelen der Okkupation der Bocca durch Oesterreich, dem dieses +Gebiet durch den Vertrag von Campo Formio von 1797 nach der Zerstörung +der venezianischen Republik zugestanden wurde. Die Volkshäupter +versammelten und berieten sich, welche Schritte sie jetzt unternehmen +sollten. Alle waren einmütig in dem Entschluss, die Unabhängigkeit des +Landes zu verteidigen. Ueber die Art und Weise dieser Verteidigung +wollten sie nicht allein entscheiden. Auf dem hohen Berge, der ihrem +Küstenland als der natürliche Schutz schien gegeben zu sein, hatten sie +einen Ratgeber, der zugleich ihr religiöser Führer war, bei dem sie in +schwierigen Momenten Rat und Trost holten und den sie in den +schwierigsten zu Hilfe riefen. Sie befragten ihn durch eine Deputation. +Der Fürstbischof<a name="FNanchor_9_9" id="FNanchor_9_9" /><a href="#Footnote_9_9" class="fnanchor">[9]</a> von Montenegro, denn er war jener Mann, gab den +Bokelen den Ratschlag, sie sollten eine provisorische Verwaltung des +Landes einsetzen, eine Landwehr errichten und die Gerichtsbarkeit in +eigene Hände übernehmen. In diesem provisorischen Zustande sollten sie +dann leben und abwarten, ob sich Venedig wieder erheben würde oder +nicht. Sollte ersteres geschehen, so würden sie ihre Beziehungen zu ihm +wieder herstellen können. Wenn aber nicht, so sollten sie die Herrschaft +des römischen Kaisers anerkennen, aber nur unter denselben Bedingungen, +unter welchen sie Venedigs Schutz genossen hätten.</p> + +<p>Die Bokelen folgten diesem Ratschlag. Allein die Stadt <i>Budua</i> machte +einen Schritt weiter, indem sie zu ihrem direkten «Beschützer und +Richter, den Peter Petrovic, den ruhmvollen Erzbischof und Metropoliten +von Montenegro,» wählte.<a name="FNanchor_10_10" id="FNanchor_10_10" /><a href="#Footnote_10_10" class="fnanchor">[10]</a></p> + +<p>Aber im Sommer desselben Jahres nahmen die Oesterreicher allmählich ganz +Dalmatien ein. In der zweiten Hälfte des August erschien der +österreichische General Baron <i>Rukavina</i> mit der Flotte in der Bucht di +Cattaro. Umsonst warteten die Bokelen auf baldige Wiedererhebung ihrer +Protektorin von der anderen Küste des Adriatischen Meeres. Die Republik +Venedig war für immer vernichtet. Wie hätte dann die Bocca stand halten +können vor der überwältigenden Macht des Feindes? Die Bokelen ergaben +sich. Hätte der Vladika es gewollt, so hätten sie mit Begeisterung gegen +die Oesterreicher gekämpft. Da der Vladika aber auf anderen Seiten gegen +die Feinde seines Landes zu kämpfen hatte, und da er auch mit dem +österreichischen Kaiser auf gutem Fusse lebte, blieb den Bokelen nichts +übrig, als sich zu ergeben.</p> + +<p>Das bisher Gesagte gehört eigentlich nicht unmittelbar zu den +Ereignissen, die wir zu beschreiben unternommen haben; es musste aber in +Erinnerung gerufen werden, um zu zeigen, dass wir hier mit einem Volke +zu tun haben, das sich als ein Ganzes für sich und doch als ein Teil +einer grösseren Volksfamilie fühlte, das seine Vergangenheit hatte, +welches von ständigem Bestreben seiner Vorahnen nach Freiheit erfüllt +war, mit einem kleinen Volke, das keinem seiner Nachbarn lästig war und +das von ihnen nichts weiter verlangte, als freie hohe See und ein freies +Obdach auf dem Lande. Denn dieses Volk lebte seit jeher mehr auf dem +Wasser wie auf dem Festlande. Seeleute und Fischer waren es, die in +ihrem Leben mehr Wasser und Himmel schauten als festes Land. Ein freies +Gemüt, eine klare und unbefangene Beurteilung der Dinge und ein +ungetrübtes Gerechtigkeitsgefühl war ihnen stets eigen gewesen. Sie +entzogen sich nicht dem Kultureinfluss ihrer italienischen Schutzherren. +Sie haben wohl nie die Opulenz und den Glanz Ragusas in ihren Städten +geschaut, dennoch waren diese reich. Cattaro und Perast machten +Konkurrenz manchen grösseren Küstenstädten in Ober-Dalmatien und +Italien. Castelnuovo, Budua und Risano waren kleiner an Umfang und +Grösse, nicht aber an Reichtum und Unternehmungen. Diese Leute von der +Bocca di Cattaro durchreisten schon in ihren Jugendjahren die Welt. +Manchmal mit Reichtum, immer aber mit grösserer Erfahrung kehrten sie in +ihre Heimat zurück, die sie so liebten und in der sie ihren Lebensabend +zu verbringen wünschten. Nichts Abscheulicheres gab es für sie, als +Unterjochung eines Volkes, Tyrannei und Unterdrückung. Die Freiheit war +für sie ebenso notwendig für das Leben wie das Meer und die Luft. Diese +vornehme Eigenart ihres Temperaments zeigten die Bokelen während ihrer +ganzen Geschichte. Unterjocht waren sie nie, wohl aber nahmen sie den +Schutz bald dieser, bald jener Macht in Anspruch. Dadurch wurde ihre +Freiheit nicht nur nicht eingeschränkt, sondern oft sogar vergrössert +und besser gesichert vor der Gier der nächsten Nachbarn.</p> + +<p>Durch den Vertrag von Campo Formio wie auch durch denjenigen von +Pressburg fühlten sich die Bokelen schwer verletzt, weil man über sie +ohne ihre Zustimmung verfügte. Sie hatten früher mit Venedig verhandelt, +bevor sie unter seine Obhut traten. Solche direkte Verhandlungen mit +Oesterreich oder mit Frankreich war ihnen untersagt. Das verletzte ihren +Stolz, der eine mächtige Rolle spielte in ihrem politischen und sozialen +Leben. Das war der hauptsächliche Grund ihres Unwillens, ihrer Aufregung +gegen die Bestimmungen der Grossmächte. Der andere Grund dafür lag in +der Furcht vor der Einschränkung ihrer Freiheit im Handel und in der +Politik.</p> + +<p>Die Stimmung in der Bocca nach dem Pressburger Frieden war noch erregter +als nach dem von Campo Formio, einmal weil Europa zu wiederholten Malen +über das Land willkürlich verfügte, und sodann, weil das Gerücht +verbreitet wurde, dass die Franzosen, die angehenden Herren des Landes, +die Bocca ihres freien Handels und Betriebes berauben wollten. Als der +österreichische Kreiskapitän in der Bocca, Baron <i>Kavalkabo</i>, den +Bokelen verkündigte, dass alle Städte des Landes bis zum 10. Februar an +die Franzosen übergeben werden müssten, wurden sie so betrübt und +erzürnt, dass sie alle wie ein Mann sich bereit erklärten, ihr Land vor +den neuen Weltavanturisten bis in den Tod zu verteidigen.<a name="FNanchor_11_11" id="FNanchor_11_11" /><a href="#Footnote_11_11" class="fnanchor">[11]</a> Sie sahen +sich nach zwei Seiten um Hilfe um. Die erste Hilfe war natürlich in +Montenegro zu suchen. Eine andere Hilfe hofften sie von den Russen zu +bekommen. Nicht aber von den Russen in Russland, sondern von der +russischen Flotte, die sich zurzeit bei <i>Korfu</i> befand und die zur +Aufgabe hatte, die Ionische Republik vor den Franzosen zu schirmen. +Diese Flotte befehligte der Vize-Admiral <i>Senjavin</i>. Nach der Schlacht +bei <i>Trafalgar</i>, wo die französische Flotte vernichtet wurde, waren +Russen und Engländer auf dem Wasser ganz unzweifelhaft die Herren. +Napoleon hatte so gut wie keine Flotte mehr. Darum musste er trachten, +das Litorale überall gut gegen die Angriffe vom Wasser her zu +befestigen. Daher ist es auch klar, warum er so dringend die Hafensperre +für die russische und englische Flotte von Oesterreich forderte. Wenn +diese Flotte den Zugang zu keinem Hafen mehr in der Adria hätte, dachte +Napoleon, so müsste sie sich von selbst zurückziehen. Höchstens könnte +sich diese Flotte noch bei Korfu aufhalten. Darum plante er eben die +ganze Meeresküste bis nach und mit Albanien in Besitz zu nehmen, dann +von Albanien aus Korfu anzugreifen und die vereinigte Flotte zu +vertreiben.</p> + +<p>Es gab viele Bokelen, die früher im russischen Marinedienst gestanden +hatten und auch viele andere, die in der grossen Politik der Zeit +Bescheid wussten. Die einen wie die anderen konnten gut erwägen, was für +ein Schlag es für die russische Flotte wäre, wenn ihr der Zugang in die +Bucht von Cattaro abgeschnitten wäre.</p> + +<p>In Cetinje weilte damals der russische Agent <i>Sankorski</i>, auf dessen +Mission in Montenegro wir noch einmal zu sprechen kommen werden. Zum +Vladika und zu dem russischen Agenten sandten die Bokelen eine +Deputation. Diese erklärte, die Bokelen seien entschlossen, die Bocca +bis zum letzten Blutstropfen zu verteidigen, falls ihnen die +Montenegriner und die russische Eskader zu Hilfe kommen würden.<a name="FNanchor_12_12" id="FNanchor_12_12" /><a href="#Footnote_12_12" class="fnanchor">[12]</a> +Sankorski seinerseits sprach den Bokelen die russische Hilfe sofort zu, +und eben in diesem Sinne schrieb er an Senjavin. Der Vladika war +natürlich noch mehr bereit, seinen treuen Bokelen zu Hilfe zu eilen als +die Russen selbst. Er berief nach Cetinje alle Volkshäupter Montenegros +und hielt mit ihnen eine Beratung, deren Schluss eine einstimmige +Erklärung war, dass die Montenegriner nicht nur gegen die Franzosen um +die Bocca zu kämpfen bereit seien, sondern dass sie die Oesterreicher, +bevor das Land von jenen okkupiert wäre, aus der Bocca vertreiben +wollten. Bereits am nächsten Tage, dem 28. Februar, stand der Vladika +vor Castelnuovo und belagerte die Stadt. An demselben Tage langte auch +die russische Eskader unter dem Kommando von Kapitän <i>Belli</i> an. Nach +fünftägiger Belagerung forderten der Vladika und Belli von dem +österreichischen Kommandanten die Kapitulation der Stadt und die +Uebergabe der Schlüssel von allen bokelischen Städten. Es wurde ihm +gesagt, er verteidige ein fremdes Land, denn die Frist der Uebergabe der +Bocca an die Franzosen war bereits schon am 10. Februar abgelaufen. +Markis Ghiselieri war schliesslich mit den russisch-montenegrinischen +Forderungen einverstanden. Er trat den Bokelen ihr Land mit acht +grösseren und kleineren Städten ab. Die österreichische Besatzung wurde +überall ersetzt durch das einheimische Heer.<a name="FNanchor_13_13" id="FNanchor_13_13" /><a href="#Footnote_13_13" class="fnanchor">[13]</a></p> + +<p>Somit erhielten die Bokelen ihr Land ganz und frei ohne viele Mühen und +Kämpfe zurück. Sonst wurde aber die Frage der Bocca di Cattaro viel +verwickelter und für den europäischen Frieden von drohenderer Gefahr als +je.</p> + + +<h3><a name="sec3" id="sec3" />3. Peter I. und seine Beziehungen zu den Grossmächten.</h3> + +<p>Um zu erklären, warum der Vladika Peter in dieser Zeit ohne weiteres für +den Kampf gegen die Franzosen energisch eintrat, muss man seine +Beziehungen zu den Grossmächten kennen lernen. Peter Petrovic Njegosch +übernahm die Staatsverwaltung nach dem Tode seines Vetters, des Vladika +Javva 1782. Es war damals eine ungemein schwierige Zeit für Montenegro. +Die Gefahr drohte von dem <i>Ikadarsee</i> her, von dem Vezir von Ikadar +<i>Mahmut-pascha Buschatlia.</i>.<a name="FNanchor_14_14" id="FNanchor_14_14" /><a href="#Footnote_14_14" class="fnanchor">[14]</a> Dieser war dem Sultan abtrünnig +geworden und herrschte in der Ikadarprovinz nach eigener Willkür. Als +ein Schreckbild und eine höllische Geissel wurde er von allen Nachbarn +angesehen und gefürchtet. Die montenegrinische Grenze war nie ruhig und +sicher vor seinen Banden.</p> + +<p>Vladika Peter, angesichts der vom <i>Pascha von Ikadar</i> drohenden Gefahr, +entschloss sich in Russland Hilfe zu suchen. Er hoffte viel für sein +Land von <i>Ekaterina II.</i> Auf Befehl aber des launischen Fürsten +<i>Potemkin</i> wurde er von Petersburg binnen 24 Stunden ausgewiesen, ohne +die Kaiserin gesehen zu haben.</p> + +<p>Als im Jahre 1788 Russland und Oesterreich mit der Türkei in Krieg +gerieten, sandten beide Höfe, Petersburg und Wien, ihre Boten nach +Montenegro, um den Vladika für den Krieg gegen den gemeinsamen Feind zu +gewinnen. Joseph II. schrieb an den Vladika, dass er die Absicht habe, +die unterjochten Christen zu befreien und sie zu Teilnehmern jener +Vorteile zu machen, die seine Untertanen genössen; er bat den Vladika, +an dem Krieg teilzunehmen<a name="FNanchor_15_15" id="FNanchor_15_15" /><a href="#Footnote_15_15" class="fnanchor">[15]</a>. Ekaterina sandte den General-Lieutnant +<i>Tutolmin</i> zum Vladika, «damit er Euch,» wie sie schrieb,<a name="FNanchor_16_16" id="FNanchor_16_16" /><a href="#Footnote_16_16" class="fnanchor">[16]</a> «Unserer +kaiserlichen Gnade und Unseres Wohlwollens versichert, und wenn der +Glaube, den die Ungläubigen schänden, wenn die Freiheit, die sie +bedrohen und unterdrücken ... Euch bewegen, mit uns an dem Krieg +teilzunehmen gegen christliche Feinde, dann wird er (Tutolmin) mit Euch +verabreden, was die Bewaffnung eines Heeres betrifft; Ihr sollt ihm Euer +Vertrauen schenken und auch überzeugt sein, dass Wir Euch nie vergessen, +sondern stets Sorge tragen werden um Eure Sicherheit.»</p> + +<p>Vladika Peter mit seinem Volk erklärte sich bereit, dem Rufe zweier Höfe +zu folgen. Er tat alles mögliche, um dem österreichischen General +<i>Vukasovic</i> bei seinen Operationen gegen die Türken von Montenegro aus +beizustehen. Mit seinen Truppen und mit allen Mitteln, die ihm zur +Verfügung standen, unterstützte er die österreichische Armee. Für diesen +Dienst gewann er aber weder während des Krieges noch nach dem Frieden in +<i>Jasch</i> irgendwelchen Vorteil für sein Land, ausgenommen eine Masse von +Kriegsmaterial, das ihm die Oesterreicher hinterliessen, und das er gut +in späteren Kämpfen gegen die Türken brauchen konnte. Viel mehr +Nachteile musste er erleiden. Er zog sich nämlich den Groll der Türken +zu, die nun nach Rache gegen Montenegro trachteten, da es von Russen und +Oesterreichern nach dem abgeschlossenen Frieden verlassen ward. Nach +vierjährigen Kämpfen kam es schliesslich zu einer gewaltigen Schlacht +zwischen Montenegrinern und Mahmut-pascha im Dorfe <i>Krusse</i> (1796), wo +die Montenegriner den glänzendsten Sieg in ihrer ganzen Geschichte +davontrugen. Es stritten 6000 Montenegriner gegen 30,000 Türken. Von +diesen fielen in der Schlacht 3000, unter ihnen der Pascha selbst, +dessen Kopf immer noch in Cetinje als Siegestrophäe aufbewahrt wird.</p> + +<p>Seitdem liessen die Türken Montenegro in Ruhe. <i>Selim III.</i> erkannte +selbst die Unabhängigkeit Montenegros an und bezeugte in seinem +Schreiben: «Montenegro war nie unserer Hohen Pforte untertan.»<a name="FNanchor_17_17" id="FNanchor_17_17" /><a href="#Footnote_17_17" class="fnanchor">[17]</a></p> + +<p>Nach dieser berühmten Schlacht begann die militärische Tüchtigkeit und +der Mut der Montenegriner auch die Aufmerksamkeit der Machthaber Europas +auf sich zu ziehen. Die russische Diplomatie, die nach dem Frieden zu +Jasch Montenegro vollständig sich selbst überlassen hatte—trotz der +oben erwähnten Versicherung Ekatarinas—brachte jetzt alle Huldigungen +den Montenegrinern und ihrem Vladika dar. So erliess der Zar <i>Paul</i> im +Jahre 1798 ein Schreiben<a name="FNanchor_18_18" id="FNanchor_18_18" /><a href="#Footnote_18_18" class="fnanchor">[18]</a> an den Vladika, in dem er diesen und sein +Volk seiner kaiserlichen Gunst versicherte. Derselbe Kaiser versprach +dem Vladika in einem andern Schreiben<a name="FNanchor_19_19" id="FNanchor_19_19" /><a href="#Footnote_19_19" class="fnanchor">[19]</a> vom 23. Januar 1799, eine +jährliche Subvention von 1000 Dukaten. «Wir haben», sagt Paul, «gnädigst +befohlen, dass man Euch aus Unserer Kasse vom 1. Januar 1799 an, am +Schlusse jedes Jahres, je 1000 Dukaten aushändigt, indem wir +voraussetzen, dass das Geld zum gemeinsamen nationalen Nutzen gebraucht +werden wird.» Dieses wurde auch von dem Kaiser Alexander I. bestätigt, +kurz darauf aber suspendiert, da im Herbst 1803 der Vladika Peter bei +dem Kaiser verleumdet wurde, dass er angeblich seine bischöfliche +Pflicht ganz vernachlässigt habe und nun im Verein mit seinem Sekretär, +dem katholischen Abbat <i>Dolci</i> (der ein dalmatinischer Serbe war), +danach trachte, Montenegro an die Franzosen um 25,000 Dukaten +auszuliefern. Alexander sandte sofort seinen Agenten nach Cetinje mit +einem Schreiben<a name="FNanchor_20_20" id="FNanchor_20_20" /><a href="#Footnote_20_20" class="fnanchor">[20]</a> vom 7. November 1803, in dem es heisst: «Wir sind +beunruhigt durch die glaubwürdige Nachricht, die zu Uns gekommen ist und +Uns bezeugt hat, dass die herrschsüchtigen Fremden—die leider mitten in +Montenegro die Unterstützung von manchen Leuten finden, die sich mit +ruchlosen Absichten tragen—das montenegrinische Volk und seine +Unabhängigkeit mit Vernichtung bedrohen ... Durch den Wunsch bewogen, +diese Gefahr abzuwenden, haben wir nach Montenegro unsern Kommissär, den +General-Lieutnant Graf <i>Svelic</i> mit dem Auftrag gesandt, die +Montenegriner und Bergleute unseres unaufhörlichen Wohlwollens gegen sie +zu versichern, die ihnen drohende Gefahr zu zeigen und den geeigneten +Weg zu ihrem Nutzen und Ruhm zu weisen.»</p> + +<p>Der russische heilige Synod glaubte in diese Angelegenheit selbst +eingreifen zu müssen. Er erliess an den Vladika Peter ein unerhört +vermessenes Schreiben,<a name="FNanchor_21_21" id="FNanchor_21_21" /><a href="#Footnote_21_21" class="fnanchor">[21]</a> in dem er dem Vladika Vorwürfe machte, die +Gnade und den Grossmut der russischen Zaren und des Synods selbst +vergessen, die vom Synod an Montenegro geschenkten Kirchengeräte und +-gewänder veräussert, Klöster und Kirchen, Gottesdienst und +Kirchenzeremonien vernachlässigt zu haben. «Darum ladet Euch der heilige +Synod», heisst es dann, «durch diesen Brief vor sein Gericht, damit Ihr +Euch rechtfertiget, wenn Ihr Euch unschuldig wisset, oder andernfalls +Euch durch Busse reiniget. Falls Ihr diesen Befehl nicht befolget, wird +der heilige Synod Euern Ungehorsam als Beweis Eurer Absichten gegen die +Religion, gegen das Gesetz und gegen Euer Vaterland und als ein Zeichen +Eurer Zuneigung zu dem feindlichen Volke ansehen. Und darum wird sich +der heilige Synod gezwungen sehen, Euch als unwürdigen Sohn der heiligen +Kirche und als Verräter Eures Vaterlandes zu betrachten, Euch Eures +Amtes zu entheben und aus der Kirche zu exkommunizieren.»</p> + +<p>Die montenegrinischen Volksgubernatoren entsandten eine in der Tat +vornehme und ritterliche Antwort dem Kaiser wie auch dem Synod. Diese +Briefe sind von unschätzbarem Wert, da sie am besten illustrieren, wie +das montenegrinische Volk seine Beziehungen zu dem russischen Volke und +zu der russischen Kirche auffasste. Wir gestatten uns hier nur folgenden +Auszug aus der Antwort an den heiligen Synod. Nachdem der Synod an alle +Misshelligkeiten und Misszustände in seiner eigenen Kirche erinnert +worden ist, und nach einem köstlich sarkastischen Vergleich der +russischen Bischöfe, die in «vergoldeten Wagen im Luxus und Prunk +fahren», mit dem montenegrinischen Bischof, der «zu Fuss und im +Schweisse seines Angesichtes die steilen Berge erklimmen muss, um das +Volk zu trösten und zu belehren», wird folgendermassen fortgefahren: +«Bis jetzt haben wir nicht gehört, dass der russische Synod ein +Richterrecht hat über das xaveno-serbische Volk, das ausserhalb der +russischen Grenzen lebt. Darum hat er auch kein Recht über uns. Denn +wir, das Volk in Montenegro und den Bergen, sind nicht Untertanen des +russischen Reiches, sondern wir stehen bloss in seinem moralischen +Schutz, und zwar dieses nicht aus einem anderen Grunde, sondern nur aus +Gleichheit des Glaubens und des Volksstammes. Sollte Russland uns von +sich zurückstossen, was wir nicht hoffen, werden wir doch Russland treu +bleiben, solange der orthodoxe Glaube dort herrschen würde, aber immer +nur unter der Bedingung, dass wir nie und nimmer Russland Untertan sein +sollen wie die anderen Völker seines Reiches. Wir sind bereit, unsere +von unseren Vorahnen mühsam erhaltene Freiheit bis zum Tode zu +verteidigen und lieber mit dem Schwert in der Hand zu sterben, als uns +in schändliche Sklaverei irgend einer Macht der Welt zu begeben.» Und +dann heisst es weiter: «Bis heute hat niemand unseren Bischof vor das +Gericht des russischen Synods zu stellen vermocht. Dies werden wir auch +jetzt nicht dulden. Hätte er in irgend etwas gefehlt—wie er bei Euch +ungerechterweise verleumdet wurde—, so könnten wir selbst ihn richten, +<i>und zwar nicht als den Bischof, sondern als den einfachsten Bürger +unter uns.</i>»</p> + +<p>Der inquisitorische Synod wagte nach dieser Antwort keine weiteren +Schritte, obwohl er durch seinen Boten dem Vladika mündlich drohte, ihn +nach Sibirien zu vertreiben.<a name="FNanchor_22_22" id="FNanchor_22_22" /><a href="#Footnote_22_22" class="fnanchor">[22]</a></p> + +<p>Der Kaiser war taktvoller und überlegener. Er befahl (nachdem er den +Brief von dem Vladika erhalten hatte) seinem Konsul in Cattaro, +<i>Masurevski</i> mit Namen, nach Cetinje zu gehen und den Vladika zu +beruhigen.<a name="FNanchor_23_23" id="FNanchor_23_23" /><a href="#Footnote_23_23" class="fnanchor">[23]</a></p> + +<p>In der Tat hegte der Vladika zu dieser Zeit gewisse Hoffnung auf den +ersten Konsul. Bonaparte war ganz gut unterrichtet von der militärischen +Macht Montenegros. Im Jahre 1803 entsandte Bonaparte einen Offizier, +<i>Félix de Laprade</i>, nach Montenegro, um mit dem Vladika ein Bündnis zu +Werke zu bringen. Zu derselben Zeit waren die französischen Agenten, +<i>Berthier</i> und <i>Pouqueville</i>, die im Auftrag Bonapartes mit Peter I. +gewisse Verhandlungen anstellten, in Ragusa. Der lebendige Wunsch der +Montenegriner, mit den Bokelen ein Staatswesen zu bilden, war Bonaparte +bekannt. Diesen Wunsch legte er darum seinen Verhandlungen zugrunde. Er +versprach, die Bocca Montenegro zu überlassen, und übertrug dem Vladika +alle Ehren. Bonaparte beabsichtigte, mit Oesterreich und mit der Türkei +nacheinander zu kämpfen. Im einen wie im anderen Falle konnten die +Montenegriner ihm von unermesslichem Nutzen sein, sei es mit bewaffneter +Macht, sei es mit dem Einfluss des Vladika in der Bocca wie in der +Herzegovina.<a name="FNanchor_24_24" id="FNanchor_24_24" /><a href="#Footnote_24_24" class="fnanchor">[24]</a></p> + +<p>Die Unterhandlungen stockten. Der Vladika sandte einen Deputierten zu +Bonaparte. Talleyrand empfing denselben freundlich, gab ihm aber keine +entschiedene und klare Antwort, wie Peter erwartet hatte. Warum +Bonaparte die Sache in die Länge zog, ist nicht sicher. Es war ein +Moment der Spannung zwischen Montenegro und Russland. Er hatte die beste +Gelegenheit, diesen Moment auszunützen. Das hatte er angefangen, aber +nicht bis zum Ende durchgeführt. Sei dem wie es wolle, sicher aber ist, +dass der Vladika, dem sich Bonaparte verschloss, von nun an die +Franzosen als Feinde ansah und schon mit der Möglichkeit eines +Zusammenstosses mit denselben in der Bocca rechnete.<a name="FNanchor_25_25" id="FNanchor_25_25" /><a href="#Footnote_25_25" class="fnanchor">[25]</a></p> + +<p>Auch zu Oesterreich hatte Vladika Peter keine klaren und ungetrübten +Beziehungen. Seitdem er mit Mahmut-pascha fertig war, und seitdem +Oesterreich die Bocca okkupiert hatte, gab es oft Grenzkonflikte +zwischen Montenegrinern und Oesterreichern. Denn nachdem der Vladika +sein Land vor den Türken gesichert hatte, richtete er sein Augenmerk +ausschliesslich auf die Bocca. Die Bocca zu befreien und mit Montenegro +zu vereinigen, war sein einziges Streben. Nur angesichts dieses Ideals +ist verständlich, warum er Beziehungen mit Bonaparte mit Eifer +unterhielt und warum er es zu Grenzkonflikten mit den Oesterreichern +kommen liess. Den österreichischen Verwalter Dalmatiens, <i>Bardy</i>, +kostete es viel Geschick und Mühe, den Ausbruch eines Krieges mit +Montenegro zu verhindern oder zu verschieben.</p> + +<p>So war am Anfang des Jahres 1805 für Russland immer noch die Möglichkeit +gegeben, seine Beziehungen zu Montenegro wieder herzustellen. Alexander +liess auch diesen Augenblick nicht unbenutzt. Bald nach der +Versöhnungsmission Masurevskis nach Cetinje traf in der Hauptstadt +Montenegros im März 1805 ein Gesandter aus Petersburg ein, der Staatsrat +Stephan Sankovski, dessen Namen wir bereits erwähnt haben. Alexander +eröffnete den Plan, Napoleon zu bekriegen und «Europa zu befreien». Er +sandte Sankovski nach Cetinje, um Montenegro für die eventuelle Aktion +für sich zu gewinnen.<a name="FNanchor_26_26" id="FNanchor_26_26" /><a href="#Footnote_26_26" class="fnanchor">[26]</a> Sankovskis besondere Mission bestand +natürlich darin, den Vladika günstig gegen Russland zu stimmen. +Sankovski brachte 3000 Dukaten mit sich, eine Summe, welche seit 1802 an +Montenegro nicht bezahlt worden war.<a name="FNanchor_27_27" id="FNanchor_27_27" /><a href="#Footnote_27_27" class="fnanchor">[27]</a> In einem Schreiben, das +Alexander an das Volk in Montenegro richtete, hiess es: «Immer bereit, +euch Unsere Gunst zu bezeugen, haben Wir eurem Wunsche in bezug auf den +Metropoliten gerne Folge geleistet, indem Wir demselben Bischof Unser +kaiserliches Wohlwollen wieder geschenkt haben. Wir sind im übrigen +überzeugt, dass Wir weder wegen seines Betragens noch dessen aller uns +lieben Mitglieder des montenegrinischen Staatsrates nicht nur nicht +irgend einen Anlass zum Verdacht oder zur Unzufriedenheit finden, +sondern im Gegenteil, dass Wir immer in ihnen würdige Nachfolger jener +Montenegriner erkennen werden, die Unseren Vorgängern die Beweise +unverbrüchlicher Anhänglichkeit und Ergebenheit dem russischen Reich +gegeben haben.»<a name="FNanchor_28_28" id="FNanchor_28_28" /><a href="#Footnote_28_28" class="fnanchor">[28]</a></p> + +<p>Die Mission Sankovskis war eine lange und schwierige, denn die +Verstimmung des Vladika gegen Russland war gross. Seine Mission wurde +aber erleichtert durch die Entwicklung der Ereignisse. Als die +bokelische Deputation nach Cetinje kam, um um Hilfe zu bitten, war +Sankovski seinem Ziele nahe. Der Vladika liebte die Bocca und die +Bokelen und wollte ihnen nach besten Kräften helfen. Franzosen und +Oesterreicher waren seine Feinde, also musste er nolens-volens wieder +den Russen sich anschliessen.</p> + + + +<hr style="width: 65%;" /> +<h2><a name="II" id="II" />II.</h2> + +<h2>Die Kämpfe bis zu Oubrils Vertrag.</h2> + + +<h3><a name="sec4" id="sec4" />4. Ragusas Uebergabe und der Kampf bei Zavtat.</h3> + +<p>Bald nachdem die Städte der Bocca den Bokelen übergeben worden waren und +nachdem Montenegriner und Bokelen mit den Russen im Kloster <i>Savina</i> am +6. März ein grosses Nationalfest veranstaltet hatten, tauchten neue +Schwierigkeiten auf. Noch am 7. März verbreitete sich im slavischen +Lager bei Castelnuovo das Gerücht von dem Beschluss des ragusanischen +Senats, dass Ragusa den Franzosen den Zugang nach der Bocca gestatten +und ihnen sogar nötigenfalls seine Schiffe zum Heerestransport von +<i>Ston</i> nach Ragusa anerbieten werde. Obwohl man noch keine sichere +Nachricht darüber hatte, segelte Kapitän Belli nach Ston, um jeder +Eventualität vorzubeugen. Der Vladika entsandte eine Truppe seiner +Montenegriner an die Grenze der Republik Ragusa, um dieselbe zu bedrohen +und mindestens zur Neutralität zu zwingen. Das Gerücht zeigte sich als +unbegründet. Als Admiral Senjavin zum zweiten Male nach der Bocca kam, +entsandte Ragusa einen Senator, um ihn zu begrüssen und ihn um den +Schutz der Republik zu bitten. Einmal kam Senjavin selbst nach Ragusa. +Der Senat hiess ihn willkommen und schloss mit ihm am 18. Mai den +Vertrag des folgenden Wortlautes: «Sobald man hört, dass das +französische Heer den Boden der Republik betreten hätte, wird die Stadt +Ragusa die russische Garnison aufnehmen, und der Senat die Bürger +bewaffnen, damit sie gemeinsam mit dem russischen Heer gegen die +Franzosen kämpfen.» Somit glaubte man, die Sache sei endgültig erledigt. +Es war aber nicht so. In den Verhandlungen mit Senjavin waren drei +Mitglieder des Senats gegen einen solchen Vertrag mit dem russischen +Admiral. Sie dachten, die französische Landesmacht in Dalmatien—die sie +sich natürlich allzugross vorstellten—könne die Republik besser in +Schutz nehmen als die russische Flotte mit der kleinen Zahl der Bokelen +und Montenegriner. In nachträglichen Beratungen darüber erklärten auch +die übrigen Mitglieder des Senats sich mit den drei Opponenten +einverstanden. Sie hielten es also für besser, die Franzosen statt der +Russen aufzunehmen. Und so geschah es.</p> + +<p>Am 13. Mai fuhr Senjavin nach Triest. Und am folgenden Tage schon +überschritt der französische General <i>Lauriston</i> die türkische Grenze; +am 15. war er in Ragusa, das er einnahm. Niemand leistete ihm +Widerstand. Er kam mit 3000 Soldaten. Nun tat er etwas, was die +Ragusaner nicht träumen konnten. Am 16. Mai erliess er eine Proklamation +im Namen Napoleons, in welcher es hiess, dass die Unabhängigkeit der +Republik aufgehoben sei, und dass ihr dieselbe so lange nicht +wiedererstattet werden solle, bis das russische Heer die Bocca und die +adriatischen Inseln räumen und die russische Flotte aus der Adria sich +entfernen würde. Ragusa musste also seine Freiheit einbüssen wegen der +russischen Uebermacht über die Franzosen zur See. Es vermochte an der +Situation nichts zu ändern, an der Situation, an welcher es am mindesten +Schuld trug. Der nun unverbesserliche Fehler des Senats war, dass er den +Russen und seinen übrigen slavischen Volksgenossen gegenüber wortbrüchig +wurde. Hätte die Republik am ersten mit Senjavin geschlossenen Bündnis +festgehalten, so wäre ihre Unabhängigkeit wahrscheinlich noch für einige +Jahre aufrechterhalten und ihr Untergang auf so viele Jahre verschoben +worden.</p> + +<p>Als Vladika Peter von der Uebergabe Ragusas benachrichtigt wurde, eilte +er sofort mit Montenegrinern und Bokelen den Franzosen entgegen. Mit den +Franzosen waren auch die Ragusaner. Am 2. Juni stiessen die Armeen bei +Zavtat zusammen. Der Kampf war nicht von langer Dauer, aber desto +grösserer Erbitterung. Die Franzosen wurden mit ihren Verbündeten +zurückgedrängt unter nicht unbedeutenden Verlusten. Sie liessen auf dem +Kampffelde 250 Tote zurück und flüchteten sich in die Stadt Zavtat, wo +sie sich einschlossen. Die Montenegriner und Bokelen hatten neun und die +Russen einen Toten.</p> + +<p>Die drei folgenden Tage setzte sich der Kampf fort. Der Vladika bekam +von den Russen einige Verstärkung. Nach dem ersten Kampf aber +verliessen die Franzosen nachts Zavtat und liessen vier Kanonen zurück. +Der russische Major <i>Sabjelin</i> besetzte Zavtat. Die Montenegriner und +Bokelen verfolgten den Feind auf dem Rückzug. Diesen Rückzug führten die +Franzosen in bester Ordnung, aber langsam und mühsam aus, denn auf jedem +Schritt mussten sie sich vor kühnen feindlichen Angriffen wehren. Als +sie in die Nähe von Ragusa kamen, bemächtigten sie sich des Berges +<i>Brgat</i> und fingen an, sich auf demselben zu befestigen.</p> + +<p>Dieser Rückzug aber von Zavtat bis nach Brgat kam den Franzosen teuer zu +stehen. Sie verloren 300 Mann, unter welchen 8 Offiziere waren. Sehr +wichtig war dieser erste Zusammenstoss der verbündeten Slaven mit den +Franzosen, wichtig für beide Teile. Die Montenegriner und Bokelen, die +so viel von der unbesiegbaren französischen Armee hatten erzählen hören +und die nicht so ganz siegesgewiss gegen die Franzosen in den Streit +gezogen waren, wurden durch diese ersten Zusammenstösse sehr ermuntert +und kampfesfreudig. Sie sahen ein, dass die französische Armee nicht +unbesiegbar war. Sie dehnten die Bedeutung ihres Sieges aus und meinten, +dieser Sieg sei ein Sieg über Napoleon. Diese Meinung tat der Grösse von +Napoleons Ruhm natürlich keinen Abbruch, war aber anderseits geeignet, +die Zuversicht ihrer Träger zu verstärken.</p> + +<p>Die Franzosen lernten jetzt zum ersten Male Mut und Kriegsführung eines +von ihnen so weit entlegenen und bis dahin unbekannten Volkes kennen. +Das erste Begegnen mit diesem Volke machte auf sie einen unerwarteten +Eindruck. Sie hofften keineswegs bei einem so kleinen Volke so viele +Widerstandskraft finden zu können. Sie gingen gegen die Bocca di Cattaro +vor mit festem Glauben, dass sie mit einem Schlage alles bis nach +Cattaro einnehmen würden. Sie dachten, das ungeübte und ungeschickte +Küsten- und Bergvolk könne nicht so gut die Waffen handhaben. Sie +hofften diesem Volke sofort Furcht einzuflössen. Sie täuschten sich in +allen Stücken. Sie bewunderten zuerst den Kriegsmut und die verwegene +Unerschrockenheit dieses einfachen Volkes. Ja, diese Bewunderung +steigerte sich fast zur Furcht: Dieses Volk flösste den Franzosen +Schrecken ein, erstens einmal durch seinen Mut und dann durch seine +unbarmherzige und furchtbare Behandlung der Kriegsgefangenen. +Gewöhnlich erkannten die Montenegriner keine Kriegsgefangenen an und +liessen feindliche Krieger, die in ihre Hände fielen, wie in den +früheren Kämpfen gegen die Türken—enthaupten. Dieses Verfahren war +abscheulich in den Augen der feinfühlenden Franzosen. Abscheulich war es +in der Tat.</p> + +<p>General Lauriston musste also von nun an die Sache viel ernster nehmen. +Ein ungefähres Bild von bevorstehenden harten Kämpfen vermochte er schon +nach dieser ersten bösen Erfahrung zu entwerfen.</p> + + +<h3><a name="sec5" id="sec5" />5. Der Kampf auf dem Berg Brgat.</h3> + +<p>Mit fieberhafter Eile befestigte nun General Lauriston sein Lager auf +dem steilen und uneinnehmbaren Berge Brgat. Dieser Gipfel beherrschte +vollständig Ragusa nebst der ganzen Umgebung, wie auch den Hafen +<i>Gravosa</i>. Von keiner Seite konnte das französische Heer überrascht +werden. Die Linie vom Meer bis zur türkischen Grenze hatten die +Franzosen besetzt. Diese Linie war sehr gut. Weil sie kurz war, konnte +sie desto besser und stärker befestigt werden. Der rechte Flügel der +Armee erstreckte sich bis zum Meer und der linke bis zur +herzegovinischen Grenze, welche von der verbündeten Armee nicht +überschritten werden durfte. Von hinten konnten die Franzosen keineswegs +angegriffen werden; ebenso nicht von rechts und links. Und vor ihnen +befanden sich steile und unzugängliche Abhänge. Günstigere Lage konnte +man sich nicht denken.</p> + +<p>Während dieser ganzen Zeit weilte Admiral Senjavin mit der Flotte in +Triest. Erst nach dem Kampf von Zavtat erhielt er die Kunde, dass die +Franzosen ihm zuvorgekommen seien und Ragusa bereits eingenommen hätten. +Rasch kehrte er nach Cattaro zurück, von dort zog er dann weiter und +traf am 12. Juni vor Ragusa ein.</p> + +<p>Sofort suchte Senjavin den Vladika auf, um sich über den Stand der Dinge +zu erkundigen. Die Montenegriner hatten sich nämlich nicht von den +Franzosen abgekehrt; sie nahmen vielmehr Aufstellung am südöstlichen +Fusse des Brgat, wohin sich der Feind zurückgezogen hatte. Mit ihnen +waren auch die Russen, etwa 1200 Mann, unter dem Major Sabjelin. Die +Zahl der Montenegriner samt den Bokelen belief sich auf 3500 Mann. +Vladika Peter war der Meinung, man müsse den Feind so schnell wie +möglich angreifen, bevor er seine Befestigung beendet und Verstärkung +aus dem Norden erhalten hätte. Der Admiral war damit einverstanden. Der +Angriff sollte schon am nächsten Tage ausgeführt werden. Den Oberbefehl +über das reguläre russische Heer übernahm Fürst <i>Vjasemski</i>, der gerade +von Korfu gekommen war.</p> + +<p>Am 17. Juni in aller Frühe entsandte der Vladika eine Abteilung +Montenegriner, damit sie sich, wenn möglich, wenigstens des vordersten +französischen Postens bemächtige. Der Feind war nämlich in vier +Gefechtsabteilungen gegliedert. Die Montenegriner stürzten +leidenschaftlich auf den ersten Posten los, zersprengten ihn und drangen +sofort gegen den zweiten vor. Die Franzosen wollten sie offenbar etwas +mehr in ihre unmittelbare Nähe locken. Vladika und Vjasemski sahen ein, +dass die Lage dieser tapferen Abteilung jetzt sehr gefährlich, fast +verzweifelt war. Sie sandten derselben einen Trupp Jäger zu Hilfe. Diese +gerieten aber bald in dieselbe gefährliche Lage. Ein türkischer Offizier +benachrichtigte den Vladika von dem Nahen einer Verstärkung für die +Franzosen. Die Verbündeten sahen, dass sie keine Stunde mehr säumen +dürften. Blitzartig bestieg Vladika den eroberten Posten. Die +vorgerückten Montenegriner sahen ihren Vladika ihnen zu Hilfe kommen und +fassten neuen Mut.<a name="FNanchor_29_29" id="FNanchor_29_29" /><a href="#Footnote_29_29" class="fnanchor">[29]</a> Der linke Flügel wurde angegriffen. Lauriston +erwartete keineswegs den Angriff von dieser Seite. Er rückte seine +Truppen nach links. Französische Batterien feuerten unaufhörlich. Nur +ein Schritt zurück hätte für die Slaven Vernichtung bedeutet. Sie +mussten also vorwärtsklettern. An einen Rückzug konnte man nicht im +geringsten denken. Die Situation war also für die Slaven äusserst +schwierig. Inzwischen aber erschien das übrige russische reguläre Heer +auf dem Berg. Ein donnerndes «Hurra» erscholl hinter den Montenegrinern +und Bokelen. Die Franzosen waren überrascht und erstaunt, doch nicht +verworren. In guter Ordnung kämpften sie immer noch tapfer. Mit +Schrecken aber sahen sie, wie das unreguläre Heer tollkühn ihrer Festung +nahte. Es dauerte nicht lange, und sie erblickten es in unmittelbarer +Nähe ihrer Schanze. Nur einen Augenblick zögerten die Montenegriner, +bis sich das ganze verbündete Heer gesammelt hatte; dann aber wurde mit +einem Schlag die französische Redoute, die mit 10 Kanonen bewaffnet war, +erstürmt.<a name="FNanchor_30_30" id="FNanchor_30_30" /><a href="#Footnote_30_30" class="fnanchor">[30]</a> Die Franzosen zogen sich zurück und liessen ihre drei +Positionen im Stich. Es blieb ihnen nur noch eine vierte am Fusse des +Berges, gerade oberhalb von Ragusa. Unterdessen vereinigte sich mit +ihnen die gerade angekommene Verstärkungstruppe. Daher fassten sie allen +Mut zusammen und griffen die Slaven an, wurden aber wieder bis zu ihrer +vierten Position zurückgeschlagen, wo sie haltmachten, doch ohne jede +Hoffnung verloren zu haben. Nicht mehr als eine Viertelstunde vermochten +sie von da aus Widerstand zu leisten. Die vierte Position wurde +erstürmt, die Franzosen auseinandergetrieben. Ungeordnet und verwirrt +flohen sie der Stadt zu. Viele Montenegriner kamen ihnen zuvor und +legten sich an der Strasse in den Hinterhalt, um ihnen den Einzug in die +Stadt zu verwehren. Unter zahlreichen Verlusten bemächtigten sich die +Franzosen dennoch gegen 7 Uhr abends Ragusas.</p> + +<p>Es herrschte eine unerträgliche Hitze an jenem Tage, was in dieser +Gegend nicht selten ist. Gleichwohl dauerte der Kampf unaufhörlich vom +Morgen bis zum Abend fort. Die französischen Verluste waren gross. 800 +Tote und Verwundete hatten sie (die Ragusaner mitgerechnet), unter +welchen 18 Offiziere sich befanden; zu diesen zählte auch General +<i>Delgogne</i>. 90 wurden gefangen genommen. Die Russen verloren 16 Gemeine +und einen Offizier, zudem zählten sie 33 Verwundete. Die Montenegriner +und Bokelen büssten etwa 120 Mann ein.</p> + +<p>So endete dieser blutige Kampf vom 17. Juni, dessen furchtbares Ende +Lauriston an dem Vorabend nicht vermuten konnte: Er und seine ganze +Armee war von allen Seiten eingeschlossen. Diese Belagerung soll uns im +Folgenden beschäftigen.</p> + + +<h3><a name="sec6" id="sec6" />6. Belagerung Ragusas.</h3> + +<p>Am zweiten Tage nach dem Kampfe bei Brgat belagerten die Slaven Ragusa +vom Lande her. Die kleine Insel vor der Stadt, <i>Locrum</i> benannt, hielten +die Franzosen noch besetzt. Senjavin versuchte, ihnen diesen Stützpunkt +zu entreissen, was ihm nicht gelang. Major Sabjelin nahm diejenigen +Franzosen gefangen, die er noch ausserhalb der Stadt fand, sei es in +Gravosa oder in den umliegenden Häusern und Schluchten. Nun wollte man +nicht stehen bleiben, sondern dachte an weitere Schritte. Die erste +Sorge war, wie man die Franzosen zur Uebergabe zwingen könnte. +Vergeblich hat man Lauriston zur Kapitulation aufgefordert. Auf das +energischste hat er es abgeschlagen. Er erwartete Hilfe aus Dalmatien. +Etwas Proviant für das Heer besass er, jedoch nicht genug. Lange hätte +er schon dort sich halten können, wäre die Zufuhr der Lebensmittel aus +der Herzegovina nicht von den Montenegrinern abgeschnitten worden. Alle +Wege nach und aus der Stadt wurden gesperrt und das Wasser +abgeschnitten.</p> + +<p>Darauf stellten die Russen ihre zwei Batterien auf der Höhe über der +Stadt auf und fingen an, dieselbe zu bombardieren. Die Häuser Ragusas +waren aus festem Material gleich den Ritterburgen gebaut. Auch eine hohe +und dicke Mauer umgab die Stadt. Doch die Kanonenkugeln richteten +bedeutende Schäden an. Tag und Nacht waren diese Batterien tätig. +Lauriston sandte oft kleinere Abteilungen, damit sie die bokelischen +Freiwilligen vertrieben, die sich in den Ruinen um die Stadt verborgen +hielten und häufig auf dieselbe Angriffe versuchten.</p> + +<p>Die eigentliche Stadt war von Menschen überfüllt. Einmal weil neben den +Stadtbewohnern die starke französische Garnison darin weilte, und dann, +weil das Volk aus der Umgebung noch vor der Belagerung dort Zuflucht +gesucht hatte. Von Anfang an musste man deshalb mit allen Nöten kämpfen, +wie Hunger, Durst und Krankheiten. Der schreckliche Zustand +verschlimmerte sich von Tag zu Tag. Senjavin war dies sehr wohl bekannt. +Ihn und Vladika dauerte es besonders, dass die unschuldige Bevölkerung +aus der Umgebung so furchtbar leiden musste. Darum versuchte Senjavin +wiederholterweise Lauriston zur Kapitulation zu bewegen, aber jedesmal +erfolglos.<a name="FNanchor_31_31" id="FNanchor_31_31" /><a href="#Footnote_31_31" class="fnanchor">[31]</a> Der französische General machte zweimal Versuche, um die +Stadt von der Belagerung zu befreien. Am 28. Juni griffen seine Soldaten +um Mitternacht den russischen rechten Flügel an, wurden aber +zurückgeschlagen und liessen 10 Tote und 23 Verwundete auf dem Felde. +Und am 3. Juli wurden zum zweiten Male 400 Franzosen nach der Vorstadt +<i>Pilae</i> ausgesandt, um das verbündete Heer zu beunruhigen. Eine +Abteilung Montenegriner erhielt daher den Befehl, diejenigen Häuser in +der Vorstadt anzuzünden, von wo aus die Franzosen ihre Angriffe machten. +Der Befehl wurde ausgeführt. Es kam zu einem heftigen Scharmützel, in +welchem 100 Franzosen umkamen. (Russen und Montenegriner verloren 11 +Mann.) Die übrigen flüchteten sich in die Stadt und wagten nicht mehr +herauszukommen, solange die Belagerung dauerte.</p> + +<p>Senjavin hatte schon seit Wochen den Befehl aus Petersburg erhalten, die +Bocca den Oesterreichern zu übergeben, damit sie dieselbe an die +Franzosen ausliefern könnten. Diesen Bescheid hielt er lange geheim. Es +ging aber ein leises Gerücht durch die Armee, dass der Admiral einen +solchen Befehl in der Tasche trüge. Senjavin liess jenes Gerede nicht +unterdrücken oder dementieren, vielmehr schien es, dass er die +Verbreitung desselben begünstigte, bis er schliesslich selber die Sache +der Armee kund tat. Auf diese Nachricht wurden die Bokelen und +Montenegriner bis zum Tode betrübt und entmutigt. Sie konnten gar nicht +fassen, dass es des Zaren Wille sei, sie, die so mutig und aufopfernd +gegen den gemeinsamen Feind gekämpft hatten, an diesen ausgeliefert +werden sollten. Viele verliessen den Kampfplatz sofort und kehrten heim.</p> + +<p>Die Belagerung dauerte bis am 6. Juli. An diesem Tage hatten die Slaven +noch einen Zusammenstoss mit den Franzosen. Früh am Morgen kam die +Nachricht ins russische Lager, dass 500 Mann Ersatztruppen für die +Franzosen von Ston heranrücke. Der Vladika sandte zu der Mündung des +Flusses <i>Ombla</i> eine Abteilung Montenegriner, den nahenden Feind zu +empfangen. Kaum waren die Montenegriner dort angelangt, als ein neues +Heer auf den türkischen Hügeln erschien. Das war General <i>Molitor</i> mit +3000 Mann. Ueber Ston hatte er jene 500 Leute ausgesandt, damit er die +Aufmerksamkeit der Slaven dorthin lenke, sie dann von hinten überrasche +und zwischen die beiden Feuer treibe. Als diese Armee zum Vorschein kam, +eilten die Montenegriner und Bokelen ihr entgegen. Sobald die Armee die +Grenze überschritt, fielen sie über sie her und zwangen sie, +haltzumachen. General Molitor war erstaunt wegen dieses kühnen Streiches +eines so kleinen irregulären Heeres. Es kam zu einem heftigen aber +kurzen Zusammenstoss. Die Slaven wurden bis Gravosa zurückgedrängt. +Molitor vereinigte sich mit der Armee aus der belagerten Stadt. Senjavin +wollte sich nicht in einen weiteren Kampf einlassen, da er keinen +Vorteil davon erwarten konnte. Die kriegerische Stimmung seines Heeres +und insbesondere der Bokelen hatte nachgelassen. Der Vladika schiffte +sich mit einem Teil seiner Leute ein und fuhr mit Senjavin und den +Russen nach der Bucht di Cattaro. Ein anderer Teil Montenegriner hielt +noch eine Zeitlang den Kampf gegen die Franzosen aufrecht. Sie traten +langsam den Rückzug in der Richtung auf Zavtat an und gingen von da aus +nach Castelnuovo, um sich mit dem übrigen Heere zu vereinigen.</p> + +<p>In Castelnuovo war jetzt das Hauptlager der Bokelen, Russen und +Montenegriner. Das Volk aus der Umgebung kam haufenweise, um die Krieger +zu begrüssen. In diesem Lager ging es wie bei einer politischen +Versammlung zu. Das Volk klagte und jammerte, dass es nach so vielen +Opfern doch unterjocht werden solle. Es wurden flammende Reden gehalten +gegen Franzosen, Oesterreicher und sogar gegen das offizielle Russland +(nicht gegen die Russen überhaupt, denn die Russen, welche mit dem Volke +gegen den Feind zusammenkämpften, waren in der Bocca sehr beliebt). Man +beschloss, eine Deputation zum Zaren nach Petersburg zu schicken, um ihn +zu bitten, die Bocca nicht ihrem Feinde auszuliefern. In der Bittschrift +erinnerten sie den Zaren, wie die Franzosen wider das Völkerrecht Ragusa +besetzt hätten, obwohl diese Republik unter dem Schutz der ottomanischen +Pforte, der damaligen russischen Bundesgenossin, stand.<a name="FNanchor_32_32" id="FNanchor_32_32" /><a href="#Footnote_32_32" class="fnanchor">[32]</a> Vier +Deputierte wurden gewählt und abgesandt.<a name="FNanchor_33_33" id="FNanchor_33_33" /><a href="#Footnote_33_33" class="fnanchor">[33]</a></p> + +<p>In Erwartung von Russlands Antwort konnte dieses Volk keine Waffenruhe +halten. Die Montenegriner und Bokelen gingen oft nach Ragusa, um die +Franzosen herauszufordern. Auch vom Meere aus fuhren sie heran, +richteten allerlei Schaden an und kehrten dann in die Bucht zurück. +Diese Bandenzüge beunruhigten fast täglich die französische Armee, dass +diese—obwohl die Belagerung schon am 6. Juli aufgehoben war—immer noch +nicht wagten, aus der Stadt abzuziehen.</p> + +<p>Das war ihrerseits natürlich klug. Denn sie wussten, dass es zwischen +Napoleon und Russland abgemachte Sache sei, die Bocca di Cattaro an sie +auszuliefern. Warum sollten sie nun umsonst Blut vergiessen.</p> + + +<h3><a name="sec7" id="sec7" />7. Oubrils Vertrag.</h3> + +<p>Wir haben schon im ersten Kapitel erwähnt, wie sich die politische +Situation der europäischen Grossmächte in einem beständigen Hin-und +Herschwanken befand. Napoleon hetzte Oesterreich gegen Russland, dieses +stand in Ungewissheit, mit wem es nach der Niederlage von Austerlitz +halten sollte; in England war seit dem Tode Pitts (23. Januar 1806) eine +Wendung in der äussern Politik eingetreten. Diese war, wenn auch nur für +kurze Zeit, von Einfluss auf die Lage des übrigen Abendlandes. Das +Ministerium <i>Fox-Grenville</i> kam im britischen Reiche ans Staatsruder. +Man erwartete allerwegs, dass Fox, der mächtigste Gegner der +kriegerischen Politik Pitts, einen neuen Weg in der äusseren Politik +einschlagen werde. Man täuschte sich auch nicht. Fox trieb seinem +Charakter gemäss eine friedfertige Politik. Er hegte innige Freundschaft +für Frankreich. Ein Briefwechsel zwischen ihm und Talleyrand zeigt dies +zur Genüge. Er wollte unverzüglich den Krieg mit Frankreich beilegen.</p> + +<p>Man kannte in Petersburg die Gesinnung und die Politik des neuen +englischen Ministers. Unter Rücksichtsnahme auf die Tatsache, dass +dieser Mann jetzt die Führung Englands, d.h. des russischen Verbündeten, +hatte, wie auch auf die Absicht Napolens, Oesterreich von Russland +loszumachen, entschloss man sich am kaiserlichen Hofe, eine Annäherung +an Frankreich zu versuchen. Weil England denselben Schritt zu tun im +Begriffe war, war das schon an sich ein genügender Grund, dass auch die +Russen zu Napoleon in freundschaftliche Beziehung treten wollten. Daher +sandte Alexander den Staatsrat Oubril, den ehemaligen Geschäftsträger +in Paris, nach Frankreich. Oubril hielt auf der Durchreise sich in Wien +auf und versicherte dem Hofe und dem Grafen Stadion, dass er +Instruktionen bekommen habe, bei dem Abschluss von Verträgen auch +Oesterreichs Interessen zu wahren.<a name="FNanchor_34_34" id="FNanchor_34_34" /><a href="#Footnote_34_34" class="fnanchor">[34]</a> Man atmete in Wien ein wenig +freier auf. Diese Versicherung konnte insbesondere den Grafen Stadion +beruhigen, da er durch dieselbe nun gewiss war, dass Oesterreich nicht +gezwungen werde, sich auf die Kniee vor Napoleon zu werfen.</p> + +<p>Es war klar, dass es für die Verbündeten vorteilhafter sei, gemeinsame +Friedensunterhandlungen mit Napoleon zu führen. Dem Betragen des +russischen Bevollmächtigten nach aber schien es, als ob Oubril die +Instruktionen des Zaren hätte, nötigenfalls auch Separatverhandlungen zu +übernehmen. Fox sträubte sich insbesondere gegen solche. Er wusste gut, +dass Napoleon nur in dem Falle etwas abzuringen sei, wenn alle +Verbündeten gemeinsame Sache machen würden. Nicht weniger war das auch +Stadions Standpunkt.</p> + +<p>Oubril wurde von Talleyrand mit grosser Zuvorkommenheit behandelt. Er +versicherte den russischen Unterhändler, dass ein Friede mit Russland +für Napoleon die wünschenswerteste Sache sei, wie auch, dass einem +russisch-französischen Abkommen nicht viele Hindernisse im Wege ständen.</p> + +<p>Auf das diplomatische Intrigenspiel brauchen wir hier nicht näher +einzugehen. Für uns ist nur das Schicksal der Bocca di Cattaro während +solch verwickelter diplomatischer Zustände wichtig. Talleyrands +Forderungen an Russland gingen darauf hinaus, die Bocca solle den +Franzosen geräumt werden. Nur dann könne die Rede sein von einer Räumung +des österreichischen Territoriums seitens der Franzosen.</p> + +<p>Das Abkommen wurde schliesslich zustande gebracht und am 20. Juli von +den beiderseitigen Unterhändlern unterzeichnet. Die Hauptpunkte dieses +Abkommens waren: Anerkennung von Napoleons Kaisertitel durch Russland, +Räumung des österreichischen Bodens und Uebergabe der Bocca di Cattaro +an die Franzosen. Inzwischen begann General Lauriston Verhandlungen mit +Senjavin und den österreichischen Diplomaten, den Grafen <i>Bellegard</i> und +<i>L'Epin</i>. Da er sich mit Senjavin wegen dessen zögernder Haltung nicht +verständigen konnte, forderte er von den Bokelen, sich den Franzosen zu +ergeben. Bellegard war entschieden dagegen. Denn er meinte, wenn die +Franzosen die Bocca nicht von Oesterreich unmittelbar erhielten, so +würde die Festung Braunau diesem letzteren verloren gehen.<a name="FNanchor_35_35" id="FNanchor_35_35" /><a href="#Footnote_35_35" class="fnanchor">[35]</a></p> + +<p>Lauriston machte Versuche, auch den Vladika Peter zur freundlicheren +Gesinnung gegen die Franzosen zu bewegen. Er hatte erfahren, welch +unwiderstehlichen Einfluss er auf die Bokelen hatte. Er wusste, dass +keine Macht, folglich auch die Franzosen nicht, ohne seine Zustimmung in +dieser Gegend ruhig und glücklich zu herrschen vermöchten. Lauriston +machte dem Vladika viele Versprechungen. So verhiess er ihm z.B. im +Auftrage Napoleons die Patriarchenwürde über ganz Dalmatien.<a name="FNanchor_36_36" id="FNanchor_36_36" /><a href="#Footnote_36_36" class="fnanchor">[36]</a> +Selbstverständlich lehnte es der Vladika ab. Es gab eine Zeit, von +welcher wir schon gesprochen haben, wo er willig war, mit den Franzosen +in Bündnisverhandlungen einzugehen, wo er solche sogar sehnsüchtig +wünschte. Diese Zeit war aber jetzt vorüber. Die Situation hatte sich +geändert. Der Vladika wusste, dass sein Volk nach so vielem +Blutvergiessen und nach so vielen Feindseligkeiten mit den Franzosen +nicht frohen Herzens mit denselben jetzt ein Bündnis schliessen würde. +Er kannte zu gut den Charakter dieses schlichten Volkes, das seine +Gefühle nicht nach diplomatischen Erwägungen, sondern nach einem +angeborenen Gerechtigkeitsmassstab regulierte. Dieses Volk vermochte +nicht heute jemandes Freund zu werden, dessen Feind es gestern gewesen +war.</p> + + + +<hr style="width: 65%;" /> +<h2><a name="III" id="III" />III.</h2> + +<h2>Die Kämpfe bis zum Tilsiter Frieden.</h2> + + +<h3><a name="sec8" id="sec8" />8. Vorbereitung zum neuen Kampf.</h3> + +<p>Im slavischen Lager zu Castelnuovo erwartete man mit Ungeduld die +Antwort des Zaren auf die wegen Nichtauslieferung der Bocca gesandte +Bittschrift, Lauristons Verhandlungen scheiterten allenthalben. Er gab +sie auf, oder besser gesagt, er übergab sie dem gerade angekommenen +Generalissimus der französischen Armee für Dalmatien, dem General +Marmont. Am 2. August langte dieser in Ragusa an. Er fand, wie er selbst +behauptet,<a name="FNanchor_37_37" id="FNanchor_37_37" /><a href="#Footnote_37_37" class="fnanchor">[37]</a> die Armee in einem ganz elenden Zustande. Die +französischen Truppen in Dalmatien sollten aus den Mitteln unterhalten +werden, die sie von dem Militärlager in Italien bekamen. Die +Unterstützung war aber mangelhaft und unregelmässig. Die +Kriegkommissäre, die die Lebensmittel aus Italien expedierten und die, +welche dieselben in Dalmatien empfingen, lieferten der Armee das +verdorbene Korn. «Le pain était infect, les hôpitaux étaient dans le +plus grand abandon, les casernes sans fournitures; tout était dans +l'état le plus déplorable; plus du quart de l'armée était aux hôpitaux, +où la mortalité était effrayante: c'était pire que ce que j'avais trouvé +deux ans et demi avant en Hollande.<a name="FNanchor_38_38" id="FNanchor_38_38" /><a href="#Footnote_38_38" class="fnanchor">[38]</a> So sagt Marmont, nicht aber von +dem Zustande der Armee in der Bocca allein, sondern in Dalmatien +überhaupt.</p> + +<p>Marmont gab sich alle Mühe, diesen unheilvollen Zustand zu bessern. Er +machte die dalmatische Armee finanziell unabhängig von der +italienischen. Fleischlieferungen bestellte er von Bosnien, wo das Vieh +billig war und Kornlieferungen von Pola und Triest.<a name="FNanchor_39_39" id="FNanchor_39_39" /><a href="#Footnote_39_39" class="fnanchor">[39]</a> Grosse Sorgfalt +widmete er insbesondere den bis dahin ganz vernachlässigten Spitälern. +Es gab zu wenig Spitäler, nämlich nur ein einziges in Zara, sodass viele +kranke Soldaten starben, bevor sie ins Spital gebracht werden konnten. +Er vermehrte die Spitäler, er richtete sie gut und zweckmässig ein. +Somit verminderte sich die Sterblichkeit der Soldaten merklich.<a name="FNanchor_40_40" id="FNanchor_40_40" /><a href="#Footnote_40_40" class="fnanchor">[40]</a></p> + +<p>Marmont war überrascht, dass man in der Bocca keine Notiz davon nahm, +dass das Land nach dem abgeschlossenen Vertrag vom 20. Juli sofort an +die Franzosen auszuliefern sei. Er kam nach der Bocca in der festen +Ueberzeugung, dass er nichts anderes zu tun haben werde, als bloss das +Land zu besetzen ohne Kampf und Krieg. Als seine Hauptmission +betrachtete er, den Bedürfnissen der Armee nachzukommen, die ungeheuer +waren.<a name="FNanchor_41_41" id="FNanchor_41_41" /><a href="#Footnote_41_41" class="fnanchor">[41]</a></p> + +<p>Die Situation war aber eine ganz andere, und demgemäss musste er nun +handeln. Er erinnerte den russischen Admiral an den Pariser Vertrag. +Senjavin gab eine zögernde Antwort mit der Bemerkung, dass der Vertrag, +obwohl abgeschlossen und durch die Unterhändler unterzeichnet, noch +nicht durch den Zaren bestätigt worden wäre. Unterdessen erfuhr Marmont, +dass das slavische Heer in der Bocca bei Castelnuovo Verstärkungen +erhalte. Es ging auch ein Gerücht durch das Land, dass die Slaven an die +Fortsetzung des Krieges dächten. Dem französischen General blieb somit +nichts übrig, als sich selber zum Kampfe vorzubereiten. Mit grosser Eile +liess er zwei Festungen konstruieren, die eine auf dem oberhalb Ragusa +sich befindenden Berge <i>Sancto-Sergio</i> und die zweite auf dem ersten +Posten, unweit davon. Grossen Wert legte er auf die Freundschaft mit +den benachbarten Türken von Bosnien und Herzegovina. Er knüpfte +freundschaftliche Beziehungen mit dem Agha von Mostar, mit dem Pascha +von Trebinje und dem Vezier von Bosnien an. Er machte ihnen manche +Geschenke in Waffen und Berggeschützen.<a name="FNanchor_42_42" id="FNanchor_42_42" /><a href="#Footnote_42_42" class="fnanchor">[42]</a></p> + +<p>Da die wiederholten Vorstellungen bei Senjavin keinen Erfolg hatten, +rückte Marmont sein Heer bis ins Gebiet von Castelnuovo vor. Ein +Waffenstillstand war am 14. August zwischen Senjavin und Lauriston +abgeschlossen worden, der noch Gültigkeit hatte. Bei dem kleinen Hafen +<i>Molonta</i> stellte er auf dem Berge seine Batterien auf und traf auch bei +<i>Ostro</i> viele Vorkehrungen.</p> + +<p>Unterdessen kam der kaiserliche Feldjäger und brachte das Gebot des +Zaren vom 12. August an seine Armee, den Kampf unverzüglich +fortzusetzen. Dass Alexander den Vertrag Oubrils vom 20. Juli nicht +anerkennen wollte, das hatte Senjavin schon vorher erfahren, und das +wussten auch manche bokelische Führer. Der kaiserliche Bote nun +bestätigte das, was eine allgemeine Freude im slavischen Lager und in +der ganzen Bocca hervorrief. Am 12. September, anlässlich der +Namenstagfeier des Zaren, teilte Senjavin im geheimen mit, dass der +Krieg bald wieder eröffnet werden solle.<a name="FNanchor_43_43" id="FNanchor_43_43" /><a href="#Footnote_43_43" class="fnanchor">[43]</a> Man bereitete sich vor, +soweit man dies noch nicht war. Von Korfu kam auf Befehl Senjavins der +General-Major Popondopuli mit weiteren Infanterieabteilungen, die er auf +der Insel in Bereitschaft hatte. Das russische reguläre Heer betrug 3000 +Mann, die Zahl der Bokelen und Montenegriner war 6000 Mann.<a name="FNanchor_44_44" id="FNanchor_44_44" /><a href="#Footnote_44_44" class="fnanchor">[44]</a> Die +russische Flotte bestand aus 22 Kriegsschiffen, unter denen 12 Schiffe +Kreuzer waren. Die Bokelen hatten auch eine ziemliche Anzahl von +Handelsschiffen, die jetzt zum Krieg verwendet wurden. Diese waren +natürlich klein, aber eben deshalb leicht lenkbar und insbesondere gut +passend für die enge Bucht di Cattaro, wo die grossen Kriegsschiffe nur +mit Mühe sich drehen konnten.</p> + + +<h3><a name="sec9" id="sec9" />9. Der Kampf bei Castelnuovo.</h3> + +<p>Die französischen Truppen waren bis in die Nähe von Castelnuovo +vorgerückt. Sie versuchten für sich den Boden zu ergreifen und sich zu +verschanzen ganz in unmittelbarer Nähe vor dem slavischen Lager. Daher +gab es schon am 14. September deswegen einen kleinen Zusammenstoss +zwischen jenen Truppen und einer Abteilung der Freiwilligen unter dem +Kommando von Graf <i>Georg Voinovic</i> aus Castelnuovo und <i>Vuko Radonic</i> +aus Njegusch, wobei die Franzosen mit einigen Verlusten sich +zurückziehen mussten.<a name="FNanchor_45_45" id="FNanchor_45_45" /><a href="#Footnote_45_45" class="fnanchor">[45]</a></p> + +<p>Um das Vorrücken der Franzosen zu verhindern, wurde sogar auch die +Schiffsartillerie seitens der Russen verwendet. Die Franzosen hatten +sich nämlich des Vorgebirges <i>Ostro</i> bemächtigt, eines Punktes, der die +gesamte Bucht beherrschte; von dort aus glaubte Marmont der russischen +Flotte den Ausgang aus der Bucht versperren zu können. Senjavin erkannte +die Gefahr und beschoss darum die Franzosen mit Schiffsgeschützen sobald +sie sich auf Ostro zeigten und sich daselbst zu verschanzen suchten.<a name="FNanchor_46_46" id="FNanchor_46_46" /><a href="#Footnote_46_46" class="fnanchor">[46]</a> +Als das starke und unaufhörliche Schiessen im Lager bei Castelnuovo +gehört wurde, machte sich alles bereit. Am 25. September griff der +Vladika mit seinen Leuten die Franzosen von der entgegengesetzten Seite +an. Diese sahen sich gezwungen, das Vorgebirge zu verlassen und zogen +nach Molonta in ihre starke Befestigung zurück. Aber schon am Abend +desselben Tages mussten sie auch dort den Montenegrinern weichen, wobei +sie 38 Geschütze und zahlreiches anderes Kriegsmaterial zurückliessen, +was dem Vladika willkommen war. Die Franzosen hielten sich immer am +Rande der Meeresküste und zogen sich langsam zurück. Nur auf dem <i>Debeli +Breg</i> hielten sie an und wagten Widerstand zu leisten, aber nur für +kurze Zeit; sie setzten darauf ihre Flucht weiter fort. Am zweiten Tage +wurden sie immer weiter verfolgt. Die russische Armee holte die +Montenegriner bei Debeli Breg ein und vereinigte sich mit ihnen. Die +Franzosen erreichten endlich ihr Lager in Zavtat.</p> + +<p>In einer anderen sehr starken Verschanzung bei Vutche Zdrelo hatten die +Franzosen an diesem letzteren Tage einen heftigen Zusammenstoss mit +einer Abteilung der Bokelen aus <i>Risano</i> unter der Führung des Grafen +<i>Sava Svelic</i>. Stürmisch wurden sie von den Risanern angegriffen und zur +Preisgabe der Festung gezwungen, worauf deren bisherige Besatzung nach +Zavtat zurückeilte.</p> + +<p>Marmont liebte ein schnelles Vorgehen. Er wollte sich nicht in Zavtat +(Ragusa Vecchia) von dem Feind einschliessen und aushungern lassen. Er +dachte an eine neue Offensive. Noch in der Nacht zwischen dem 29. und +30. September zog er aus dem Lager mit ungefähr 6000<a name="FNanchor_47_47" id="FNanchor_47_47" /><a href="#Footnote_47_47" class="fnanchor">[47]</a> Mann aus. Eine +Reserveabteilung liess er in Zavtat zurück. Mit 6000 Soldaten +marschierte er nun gegen den Feind. Die Nacht war dunkel, es regnete +stark. Das Vorwärtskommen der Franzosen wurde verlangsamt. Sie zogen +jedoch tapfer die ganze Nacht weiter. Marmont hoffte, die Montenegriner, +die am Ufer des Flusses <i>Liuta</i> ein Nachtlager aufgeschlagen hatten, +noch während der Finsternis zu überraschen. Er kam aber zu spät. Das +Unwetter war schuld daran. Als es graute, war er noch eine Meile von +Liuta entfernt. Seine Attacke führte Marmont sehr geschickt aus. Er +sandte den Obersten <i>Planzone</i> mit einem Bataillon voraus. Ihm sollte +General Lauriston zur Unterstützung folgen. Marmont selbst rückte mit +dem übrigen Heer als Reserve nach.<a name="FNanchor_48_48" id="FNanchor_48_48" /><a href="#Footnote_48_48" class="fnanchor">[48]</a></p> + +<p>Der Angriff war ein starker. Die montenegrinischen Vorposten wurden +zurückgeworfen bis zum Lager am Flusse, wo sich der Vladika befand. Nach +einem heftigen Kampf, bei welchem auch er in grosse Gefahr geriet, zogen +sich die Montenegriner mit Verlust von 60 Mann auf die Höhen von +<i>Moidesch</i>, <i>Mokrino</i> und <i>Kameno</i> zurück. General Popondopula kam den +Montenegrinern zu Hilfe. Er stellte seine Truppen auf den Moidescher +Bergen auf, während die Montenegriner sich von da zurückzogen, um die +Schluchten zwischen Castelnuovo und Risano zu besetzen; so deckten sie +den Rücken der Armee. Die Erhebungen von Mokrino und Kameno wurden jetzt +noch stärker besetzt. Die Stellung des russischen Generals war nunmehr +viel vorzüglicher, denn die der Franzosen. Marmont ordnete Lauriston mit +zwei Bataillonen gegen diesen feindlichen Truppenteil ab. Aber beim +ersten Ansturm wurde Lauriston von den Russen zurückgeschlagen. Marmont +gab Lauriston sofort eine Verstärkung mit, bestehend in einem Bataillon +Grenadiere unter dem Kommando von General <i>Launay</i>. Der Kampf dauerte +noch sieben Stunden. Die Russen traten nach dem ausserordentlich mutigen +und harten Angriffe der Franzosen den Rückzug an und gaben ihre Position +auf der Höhe preis. Das taten sie aber erst nach verzweifelter +Gegenwehr; mit dem Bajonett war man auf die Franzosen eingedrungen. +Ungefähr 250 Mann, Russen und Bokelen, liessen ihr Leben auf dem +Schlachtfeld. Die Russen nahmen ihre Richtung auf Castelnuovo und wurden +von den Franzosen unermüdlich verfolgt. Diese Verfolgung ging bis zum +Vorgebirge Ostro und dauerte angesichts der russischen Flotte noch fort, +bis diese mit den Kartätschen die Franzosen zum Stehen brachte und den +Ihrigen den Rückzug bis Castelnuovo auf diese Weise ermöglichte.</p> + +<p>Am 1. Oktober begann Marmont einen neuen Kampf. Den General Lauriston +sandte er gegen Kameno und Mokrino, wo die Bokelen und Montenegriner +standen, und den General <i>Delzons</i> gegen die Russen vor Castelnuovo, um +diese herauszulocken und von der Stadt abzuschneiden. Auch befahl er, +alle Bauernhäuser in der Umgebung der Stadt anzuzünden und zu +verbrennen. «C'était punir la rébellion dans son foyer même»,<a name="FNanchor_49_49" id="FNanchor_49_49" /><a href="#Footnote_49_49" class="fnanchor">[49]</a> +erklärt Marmont. Dabei wurde auch ein türkisches Dorf, <i>Schwinje</i>, +verbrannt, weil die Bewohner des Dorfes die gefordete Hilfe den +Franzosen nicht leisten wollten. Die Montenegriner bei Kameno und +Mokrino warteten nicht ab bis Lauriston sich ihnen genähert hatte, +sondern rückten, sobald sie seiner ansichtig wurden, mit Wut vor, sodass +er sich sofort zurückziehen musste. Auf die zweite Abteilung, unter +General Delzons, der «avec vigeur»<a name="FNanchor_50_50" id="FNanchor_50_50" /><a href="#Footnote_50_50" class="fnanchor">[50]</a> die Truppen führte, wie Marmont +selbst bezeugt, feuerten die Geschütze von den zwei Festungen +<i>Castelnuovo</i> und <i>Espagnola</i> und von der Flotte aus. Diesen Moment +beschreibt Marmont folgendermassen (dies stimmt mit den slavischen +Berichten): «Le 2 octobre, au moment où je faisais incendier les beaux +faubourgs de Castelnuovo, malgré le feu de la flotte ennemie, mille à +douze cents paysans<a name="FNanchor_51_51" id="FNanchor_51_51" /><a href="#Footnote_51_51" class="fnanchor">[51]</a> et quelques Russes vinrent attaquer les postes +de ma gauche, les surprirent et les obligèrent à se replier.»<a name="FNanchor_52_52" id="FNanchor_52_52" /><a href="#Footnote_52_52" class="fnanchor">[52]</a> Als +der linke Flügel, unter dem General Lauriston, zurückgedrängt wurde, +vereinigte er sich mit dem General <i>Delzons</i>. Dieser hatte auch viel zu +leiden unter dem Feuer vom Lande und Meere her. Marmont gab ihm +italienische Garde zur Unterstützung bei. Der Kampf wurde von Stunde zu +Stunde immer heftiger. Die Masse des Volkes aus den umliegenden Dörfern +und der ganzen Bocca strömte bei dem Schauplatz des Kampfes zusammen. +Die unmündigen Kinder wie die Greise eilten ins Lager ihrer kämpfenden +Brüder zu Castelnuovo, um ihnen irgendwie behilflich zu sein. Der Kampf +dauerte den ganzen Nachmittag. Die Montenegriner sprangen haufenweise +unter die Franzosen. Furchtbare Szenen entstanden, wie man sie sich nur +dort vorstellen kann, wo die Gegner wutentbrannt mit Dolch und Revolver +gegeneinander losstürmen. Zuletzt wurden die Franzosen bis in ihr Lager +in <i>Sutorina</i> zurückgedrängt. Es war schon tiefe Nacht, als die letzten +Schüsse fielen.</p> + +<p>Um die Morgendämmerung des 3. Oktober erschallten die Rufe der +montenegrinischen Wachen aus der Nähe von Sutorina: «Wer ein Held ist, +auf! Der Franzose flieht!»<a name="FNanchor_53_53" id="FNanchor_53_53" /><a href="#Footnote_53_53" class="fnanchor">[53]</a> Die Franzosen waren schon weg. In der +Nacht befahl Marmont den Rückzug nach Zavtat. Er sah wohl ein, dass es +ganz sinnlos wäre, sich auch weiter in einen Kampf gegen die befestigten +Slaven in Castelnuovo einzulassen. Er konnte nicht gegen Castelnuovo +vorgehen, ohne ins Kreuzfeuer der Festungen auf dem Lande und der Flotte +auf dem Wasser zu geraten. Denn nur von einer Seite, und zwar von dieser +gefährlichen aus, konnte man von Sutorina nach Novi marschieren. Ein +Umgehen war ausgeschlossen wegen der steilen Berge, die über die Stadt +herniederhängen.</p> + +<p>Als der Ruf der Wachen in Castelnuovo gehört wurde, stürmten die +Montenegriner mit ihrem Vladika den Franzosen nach. In zwei Stunden +wurden diese eingeholt. Da sich Marmont nicht in den Kampf einlassen +wollte, beschleunigte er bloss seinen Wegzug. Unterdessen kamen auch +russische Jäger und verfolgten im Verein mit den Montenegrinern Marmont +aufs härteste. Viele Tote und Verwundete blieben auf den Strassen +liegen. Die Feuerschüsse richteten unter den Franzosen grossen Schaden +an. Endlich erreichten sie Zavtat, wo sie sich verschanzten, und die +Montenegriner kehrten mit Beute beladen zurück.<a name="FNanchor_54_54" id="FNanchor_54_54" /><a href="#Footnote_54_54" class="fnanchor">[54]</a> Der Bericht, den uns +Marmont von diesem Rückzug hinterlassen hat, lautet ganz anders. Er +schreibt: «J'avais atteint mon but et montré à ces peuples barbares ma +superiorité sur les Russes (nämlich im Kampfe bei Castelnuovo). Je me +retirai le 3, en plein jour, à la vue de l'ennemi. Rentré à +Raguse-Vieux, mes troupes reprirent le camp qu'elles avaient quitté cinq +jours auparavant. La terreur des ennemis était telle, que pas un paysan +n'osa me suivre.» (!)<a name="FNanchor_55_55" id="FNanchor_55_55" /><a href="#Footnote_55_55" class="fnanchor">[55]</a> Wenn wir alle russischen und serbischen +Berichte von dem Kampf bei Castelnuovo und vom Rückzug der Franzosen von +Sutorina nach Zavtat auf ihre gemeinsamen Züge hin untersuchen und wir +bloss diesen Bericht Marmonts in Betracht ziehen, so muss uns manches +ganz auffallend vorkommen. Sollte Marmont bei Castelnuovo das slavische +Heer besiegt haben, so bleibt sein eiliger Rückzug nach Zavtat ganz +unerklärlich, da jener Ort 17 km von dem Kampfplatz entfernt war. Wenn +er wirklich gesiegt hätte, und wenn «la terreur des ennemis» so +furchtbar gross gewesen wäre, so ist es das grösste Geheimnis für uns, +wenn er diese «entsetzten Bauern» nicht weiterverfolgen wollte. Sein +Ziel war doch, Castelnuovo und Cattaro zu bezwingen oder wenigstens das +Land zu besetzen. Nichts von dem hatte er erreicht. Wozu dann +unverrichteter Sache ein Rückzug? An einem anderen Ort, wo er das +Ergebnis des Kampfes bei Castelnuovo in Erwägung zieht, sagt Marmont: +«Ainsi l'ennemi, qui comptait mettre à feu et à sang Raguse et la +Dalmatie, n'avait pas pu défendre son territoire et ses propres +foyers.»<a name="FNanchor_56_56" id="FNanchor_56_56" /><a href="#Footnote_56_56" class="fnanchor">[56]</a> War dem so, so stand dem General nichts im Wege, dieses +Territorium in seiner Gewalt zu behalten. Castelnuovo ist der stärkste +Punkt in der ganzen Bocca. Wer diesen Ort besetzt hat, der ist der Herr +des Landes. Wenn dieser Punkt also von den Slaven nicht verteidigt +werden konnte, wie der General es behauptet, so hätte er Castelnuovo +besetzen können. Er unterliess dies aber gänzlich und zog weiter nach +Zavtat zurück. Er verliess natürlich auch alle anderen befestigten +Posten, die er selbst bauen lassen oder den Slaven weggenommen hatte, +wie Molonta, Liuta, Ostro, Sutorina, Kameno und Mokrino. Jedermann, der +seinen Bericht mit mehr Aufmerksamkeit und Erwägung liest, wenn er auch +den Boden, um welchen es sich hier handelt, nicht kennt, muss vor einem +unerklärlichen Rätsel stehen. Und jedermann der diese Landschaften kennt +und die anderweitigen Berichte denen Marmonts kritisch gegenüberstellt, +muss daraus schliessen, dass die Franzosen bei Castelnuovo geschlagen +worden sind und deswegen sich schnell bis nach Zavtat zurückzogen, +verfolgt von den Bokelen, Russen und Montenegrinern.</p> + +<p>Nach dem Kampfe erliess Senjavin eine Proklamation an die Bokelen und +Montenegriner, aus welcher wir nur den folgenden Auszug hier mitteilen: +«Soldaten, ihr habt nicht bloss grossen Heldenmut und grosse Tapferkeit +gezeigt, sondern auch allen Befehlen gebührend Folge geleistet und euch +überhaupt in allem lobenswert betragen. Die Kühnheit des Feindes, der +unser Land zu bekämpfen wagte, ist gestraft worden. Wegen eurer +Ausdauer war der Feind erstaunt, der so viel Leute verloren hat, dass er +sobald keine neuen Kräfte sammeln und einen neuen Kampf wird wagen +können. Indem ich euch als Sieger begrüsse, danke ich euch, dass ihr die +Gefangenen gut behandelt habt, und wünsche, dass die Menschlichkeit auch +späterhin nicht verletzt wird ... etc.»<a name="FNanchor_57_57" id="FNanchor_57_57" /><a href="#Footnote_57_57" class="fnanchor">[57]</a></p> + +<p>Dieses Dokument ist das beste Zeugnis von dem Ausgange des Kampfes bei +Castelnuovo.</p> + + +<h3><a name="sec10" id="sec10" />10. Die Bocca während des Waffenstillstandes. Okkupation der Inseln.</h3> + +<p>Castelnuovo war und blieb das Hauptlager des slavischen Heeres. Marmont +hatte zwei Standorte: Zavtat und Ragusa. Nach dem Kampfe bei Castelnuovo +trat in beiden Lagern, im slavischen wie im französischen, eine Zeit der +Orientierung nach innen und aussen ein. Die Ereignisse im fernen Norden +blieben auch jetzt, wie übrigens während dieser ganzen Zeitepoche, nicht +ohne Widerhall. Zwei Fragen waren für Bocca und für beide +gegeneinanderstehenden Armeen von wesentlicher Bedeutung. Die eine +lautete: Wird wohl Russland nun nach dem Scheitern von Oubrils Vertrag +mit Frankreich, oder eher umgekehrt, einen neuen Krieg beginnen? Die +andere war: Wird es Frankreich gelingen, das Bündnis der Türkei mit +Russland zu sprengen oder nicht? Sollte die Türkei der Verbündete +Frankreichs werden, und sollten Feindschaften zwischen derselben und +Russland ausbrechen, so wäre die Lage der Russen in der Adria sehr +erschwert worden. Senjavin liess noch 6 Kompagnien Jäger von Korfu nach +der Bocca kommen. Anfangs Dezember lief Senjavin aus der Bucht aus und +fuhr nach den dalmatischen Inseln, um dieselben zu besetzen. Für die +militärischen Zwecke waren diese Inseln von grosser Wichtigkeit. Die +Insel <i>Corzola</i> war für die kleinen französischen Schiffe ein geeigneter +Zufluchtsort.<a name="FNanchor_58_58" id="FNanchor_58_58" /><a href="#Footnote_58_58" class="fnanchor">[58]</a> Am 9. Dezember gelangte Senjavin mit seiner Flotte +vor die Stadt und Festung Corzola. Er hatte zwei Bataillone Jäger und +150 Mann ausgewählt, Montenegriner und Bokelen. Die Franzosen unter dem +General <i>Orfengo</i> waren in sehr günstiger Lage gegen jeden Angriff. Sie +hatten eine sehr starke Schanze bei dem Kloster <i>Hl. Vlachho</i>, 14 +Geschütze, viel Munition und waren ihrer 500 Mann. «C'était un poste +dans lequel un homme de coeur pouvait tenir au moins pendent quinze +jours devant toutes les forees ennemies.»<a name="FNanchor_59_59" id="FNanchor_59_59" /><a href="#Footnote_59_59" class="fnanchor">[59]</a> So charakterisiert Marmont +die Lage, in welcher sich diese französische Besatzung befand. Und doch +gelang es Senjavin, bereits am 10. Dezember, nach kurzem und heftigem +Gefecht, auszuschiffen; am 11. nahm er die Schanze ein und nahm alle am +Leben gebliebenen Soldaten mit dem General <i>Orfengo</i> selbst gefangen. +Sechs französische Offiziere und 150 Soldaten fielen im Kampfe. Die +Russen mit den Montenegrinern verloren etwa 30 Mann und hatten zirka 80 +Verwundete. Von den Montenegrinern zeichneten sich durch bewundernswerte +Furchtlosigkeit und Tapferkeit die Brüder des Vladika, <i>Savo Petrovic</i> +und <i>Stanko Petrovic</i> aus.<a name="FNanchor_60_60" id="FNanchor_60_60" /><a href="#Footnote_60_60" class="fnanchor">[60]</a></p> + +<p>Sofort nach der Einnahme Corzolas griff Senjavin <i>Brazza</i>, eine andere +benachbarte Insel, an. Die Franzosen leisteten dort nicht viel +Widerstand. Es gab dort keine Festung und keine Redoute; hier war +General Marmont selbst. Weil die Garnison zu klein und zu schwach war, +wollte er sich in keinen Kampf einlassen, sondern zog nach Spalato +zurück. Die Russen aber nahmen 83 Mann gefangen, darunter 3 Offiziere.</p> + +<p>Die benachbarte Insel <i>Lesina</i> war sehr gut befestigt. Man dachte hier, +dass nach Brazza nun Lesina an der Reihe sein werde, und darum bereitete +man sich möglichst schnell und gut zum Kampfe vor. Es kam aber anders. +Der russische General erhielt aus Korfu ganz beunruhigende Nachrichten. +Man meldete, <i>Ali-Pascha</i> von Janina sei bereit, die Ionischen Inseln +anzugreifen. Diese Nachricht bewog den Admiral, sofort seine Eroberungen +auf den Inseln preiszugeben und nach Süden in See zu gehen. Er kam mit +dem Heer zuerst nach Cattaro.<a name="FNanchor_61_61" id="FNanchor_61_61" /><a href="#Footnote_61_61" class="fnanchor">[61]</a> Und von da aus fuhr er weiter nach +Korfu. In der Bucht blieb der Kapitän <i>Baratinski</i> mit drei Kreuzern +zurück. Sankovski war Zivilverwalter der Bocca, und der Vladika +versprach, Cattaro vom Lande aus zu verteidigen.</p> + +<p>Nach seinem Rückzug nach Zavtat, blieb Marmont nicht lange in diesem +Ort, sondern ging nach Ragusa. Vorläufig gab er den Gedanken, die Bocca +zu erobern, auf, oder richtiger ausgedrückt: Jetzt traf er alle +möglichen Massregeln und Vorbereitungen, um die Stadt Ragusa als den +Ausgangspunkt für jene Eroberung zu befestigen. Napoleon selbst machte +grosse Pläne in bezug auf diese Stadt, Marmont sagt darüber folgendes: +«L'Empereur avait sur Raguse les projets les plus étendus: cette ville +devait devenir notre grande place maritime dans les mers de l'Orient, et +être disposée pour satisfaire aux besoins d'une nombreuse escadre, qui y +aurait habituellement stationnné.»<a name="FNanchor_62_62" id="FNanchor_62_62" /><a href="#Footnote_62_62" class="fnanchor">[62]</a> Prinz Eugen schrieb an Marmont am +8. September 1806: «Sa Majesté espère que vous aurez pu profiter du +temps pour vous organiser, armer et fortifier Raguse. C'est un point +très important dans les circonstances actuelles, puisque l'on croit que +la Russie va déclarer la guerre à la Porte et marcher sur +Constantinople.» (Marmonts Mem. X, p. 80.) Darum gab sich Marmont alle +Mühe, Ragusa in gehörigen Verteidigungszustand zu setzen. Die zwei +Bergfestungen über der Stadt wurden verbessert und neu ausgerüstet. Das +gleiche tat der General mit den kleinen Inseln in der Nähe der Stadt. +Und schliesslich gab er dem General Lauriston viele Instruktionen, +überliess ihm 4500 Mann und reiste am 1. November nach Spalato ab.<a name="FNanchor_63_63" id="FNanchor_63_63" /><a href="#Footnote_63_63" class="fnanchor">[63]</a> +Diese Zahl war zu gering. Daher ist es kein Wunder, dass die Franzosen +keinen Angriff in Abwesenheit Senjavins auf die Bocca zu unternehmen +wagten.</p> + +<p>Am 11. Oktober schrieb <i>Sebastiani</i> aus Konstantinopel an Marmont: «Une +rupture paraît inévitable entre la Russie et la Sublime Porté.»<a name="FNanchor_64_64" id="FNanchor_64_64" /><a href="#Footnote_64_64" class="fnanchor">[64]</a> Am +30. Dezember war dieser Bruch vollzogen. Die Türkei erklärte Russland +den Krieg. Und am 29. Januar 1807 bekam Marmont eine Instruktion aus +Napoleons Lager bei <i>Warschau</i> von dem General-Major, in der es hiess: +«L'Empereur est aujourd'hui ami sincère de la Turquie, et ne désire que +lui faire du bien; conduisez-vous donc en conséquence.» Und am Tage +vorher schrieb Sebastiani noch deutlicher, wie Marmont die Türken +unterstützen sollte: Ali-Pascha ... manque de boulets du calibre de +douze et de seize, ainsi que de poudre. Je vous prie en grâce de faire +tous vos efforts pour lui en envoyer le plus que vous pourrez, soit par +terre, soit par mer, et même, s'il est possible, de lui expédier +quelques officiers d'artillerie.»<a name="FNanchor_65_65" id="FNanchor_65_65" /><a href="#Footnote_65_65" class="fnanchor">[65]</a> Und am 30. März schrieb derselbe: +«Les paclias de Bosnie et de Scutari ont reçu ordre de vous seconder de +tous leurs moyens, et même de se réunir à vous pour combattre les +Monténégrins et Cattaro.»<a name="FNanchor_66_66" id="FNanchor_66_66" /><a href="#Footnote_66_66" class="fnanchor">[66]</a>—Wir haben diese Briefauszüge angeführt, +um zu zeigen, wie die Verbindung zwischen den Franzosen und den Türken +sich so schnell festigte, dass sie ein gemeinsames Vorgehen auf allen +Punkten bewirken konnten und wie die den Türken von General Marmont +zuteilgewordene Unterstützung gegen die Montenegriner und Russen zu +erklären sei.</p> + +<p>General Marmont half den Türken in der Tat aus allen Kräften im Kampfe +gegen die Slaven. Das geschah im Monat Mai. Die Serben aus der +Herzegovina wendeten sich an den Vladika mit der Bitte um Unterstützung +gegen die Gewalttaten der Türken, von denen sie seit Beginn des +russisch-türkischen Krieges ganz unmenschlich und grausam behandelt +wurden. Der Vladika erklärte sich sofort bereit, ihnen seine Hilfe gegen +die Tyrannei angedeihen zu lassen. Er besprach die Sache mit Sankovski. +Dieser sagte, dass er direkten Befehl von seiner Regierung habe, den +Slaven nach Möglichkeit beizustehen. Er gestattete also, dass die +russischen Truppen mit den Montenegrinern gegen die Türken in der +Herzegovina ziehen sollten und gab demgemäss sofort den Heerführern in +Risano und Castelnuovo Instruktionen. Der grösste Teil der russischen +Armee in der Bocca zog nach der Herzegovina, in zwei Richtungen, auf +<i>Trebinje</i> und <i>Onogoschte</i> zu. Die Montenegriner vereinigten sich +unterwegs mit den Russen. Alles war im besten Gang. Die genannten +Ortschaften wurden belagert, die türkischen Häuser in der Umgebung stark +beschädigt. Nun aber brach ein Zwist unter den russischen Befehlshabern +aus, der diese ganze Expedition zum Scheitern brachte. Die Armee kehrte +unverrichteter Sache heim.</p> + +<p>Der Valdika aber wollte die Sache nicht ruhen lassen. Die Klagen gegen +die türkische Gewalttätigkeit häuften sich von Tag zu Tag immer mehr. Er +suchte Kriegsmittel und versammelte das Heer. Am 30. Mai überschritt er +die herzegovinische Grenze mit 3000 Montenegrinern und 400 Russen und +griff die Stadt <i>Klobuk</i> an.<a name="FNanchor_67_67" id="FNanchor_67_67" /><a href="#Footnote_67_67" class="fnanchor">[67]</a> Hier gab es eine starke Festung, welche +nicht leicht zu erobern war. Die Türken verteidigten sich in jenem +Bollwerk. Sie, hätten sich endlich doch den Angreifern ergeben müssen, +wären im entscheidenden Augenblicke die Franzosen ihnen nicht zu Hilfe +gekommen. Marmont stand mit dem Pascha von Trebinje, <i>Suliman</i>, auf sehr +freundschaftlichem Fusse. Den frühern Pascha von Trebinje hatte der +französische General abgesetzt, weil er eine den Franzosen feindliche +Gesinnung hegte. Der neue Pascha wurde von Marmont eingesetzt. Dieser +sandte den General Launay dem Suliman-Pascha gegen die Slaven zu Hilfe. +Launay nahm 1000 Soldaten mit und sammelte unterwegs bis nach Klobuk hin +noch 2000 Türken. Diese Schar fiel den Slaven in den Rücken. Diese +fanden sich nun zwischen zwei Feuern. Die russische Abteilung geriet in +eine solche Enge, dass sie sich ganz ergeben musste. Die Montenegriner +zogen nach heftigem Kampfe und bedeutenden Verlusten zurück.</p> + +<p>Zur Ehre des Generals Launay soll hier eine Tat seiner Menschlichkeit +und seines Edelmutes erwähnt werden. Als nämlich die Türken alle +russischen Gefangenen enthaupten wollten, trat er für diese ein und +suchte dieses barbarische Vorgehen seiner Verbündeten zu vereiteln. +Vergeblich aber waren alle seine freundschaftlichen Mahnungen, +vergeblich auch seine Drohungen. Er griff daher zu einem absonderlichen, +doch höchst vorteilhaften Mittel. Er kaufte die Gefangenen los und +zahlte einen Louisdor für den Kopf. Bald darauf bereuten es die +Verkäufer, und sie wollten dem General das genommene Geld zurückgeben, +damit ihnen der grosse Genuss des Blutbades nicht verloren gehe.<a name="FNanchor_68_68" id="FNanchor_68_68" /><a href="#Footnote_68_68" class="fnanchor">[68]</a></p> + +<p>Ausser den Kämpfen in der Herzegovina gegen die Slaven im Vereine mit +den Türken hatte Marmont einige kleinere Gefechte mit Senjavin an der +Küste Mittel-Dalmatiens, bei Spalato und <i>Poliza</i>, die aber zu seinem +Nachteile entschieden wurden. In die Beschreibung dieser Kämpfe wollen +wir uns hier nicht näher einlassen, da dieselben in einen andern +Zusammenhang gehören. Denn unser unmittelbare Zweck ist, das Schicksal +der Bocca zu verfolgen und nur die Ereignisse zu berühren, die dieses +Schicksal bestimmt haben, und ferner zu zeigen, wie dieses kleine, arme +und doch höchst romantische Land auf die politische Situation Europas +einen nicht geringen Einfluss ausübte.</p> + + +<h3><a name="sec11" id="sec11" />11. Uebergabe der Bocca nach dem Tilsiter Frieden.</h3> + +<p>In der Bocca herrschte bereits einige Monate Ruhe. Die Festungen bei +Castelnuovo und Cattaro wurden natürlich stets bewacht. Der grösste Teil +der russischen Truppen mit einer kleinen Zahl von Bokelen und Bergleuten +verliess das militärische Lager, zog heim und ging seiner gewohnten +täglichen Beschäftigung nach. Dann und wann wurden sie bald hier- bald +dorthin zum Kampfe gerufen, wie wir bereits gesehen haben. In der Bocca +selbst gab es seit dem Kampfe bei Castelnuovo keine Schlacht mehr. +Kleinere Gefechte und Scharmützel mit den Franzosen wie mit den +benachbarten Türken, die seit ihrer Verbrüderung mit den ersteren noch +lästiger und aufdringlicher geworden waren, hörten nie auf.</p> + +<p>Die Ereignisse in Nordeuropa lenkten wiederum die Aufmerksamkeit der +Bokelen auf sich. Preussens Macht war vernichtet, der Krieg zwischen +Frankreich und Russland in vollem Gange. Das Glück neigte bald auf +diese, bald auf jene Seite. Die Heere Russlands waren zersplittert; es +kämpfte im Süden gegen die Türkei und im Nordwesten gegen Napoleon. +England unterstützte seine Bundesgenossen nur durch eine +Flottendemonstration vor Konstantinopel. Es wagte aber keine +militärische Hilfe Russland gegen den Welteroberer zu gewähren. +Oesterreichs Haltung war schwankend. Dieser Staat war durch die +bestandenen Kriege vollständig erschöpft. Darum konnte man es mit einem +erschreckten Kinde vergleichen, das auch den kleinsten Schlag fürchtet, +von welcher Seite immer derselbe kommen mag. Oesterreich wagte weder mit +Russland noch mit Frankreich zu halten. Es bekundete aber seine +Sympathie sowohl dem einen wie dem andern Staate. Im Herbst des Jahres +1806 schrieb Prinz Eugen an General Marmont: «Du reste, la France est +dans la meilleure union avec l'Autriche; on ne prévoit aucune expédition +contre la Dalmatie.»<a name="FNanchor_69_69" id="FNanchor_69_69" /><a href="#Footnote_69_69" class="fnanchor">[69]</a> Und im Januar 1807 schrieb an denselben der +General-Major aus dem Hauptlager zu Warschau: «Jusqu'à cette heure nous +paraissons toujours assez bien avec l'Autriche, qui paraît comprendre +qu'elle a beaucoup à gagner avec la France et à perdre avec les Russes. +Les Autrichiens craignent les Français, mais ils craignent aussi les +Russes. Il paraît qu'ils out vu de mauvais oeil l'envahissement de la +Valachie et de la Moldavie.»<a name="FNanchor_70_70" id="FNanchor_70_70" /><a href="#Footnote_70_70" class="fnanchor">[70]</a></p> + +<p>Die Schlacht bei <i>Friedland</i> (14. Juni) entschied endlich alles. Die +Russen unterlagen und nach einigen Tagen kam der Friede zustande. Schon +am 8. Juli schrieb der General-Major an Marmont: «Je vous expédie un +courrier-général, pour vous faire connaître que la paix est faite entre +la France et la Russie, et que cette dernière puissance va remettre en +notre pouvoir Cattaro.»<a name="FNanchor_71_71" id="FNanchor_71_71" /><a href="#Footnote_71_71" class="fnanchor">[71]</a></p> + +<p>Nach dem Tilsiter Vertrag sollte also die Bocca an die Franzosen +übergeben werden. Anfangs August bekamen Marmont und Senjavin von ihren +Regierungen Befehle, der eine, die Bocca zu übernehmen, und der andere, +dieselbe auszuliefern. General Lauriston hatte die Okkupation der Bocca +zur Aufgabe bekommen. Noch am 26. Juli schrieb er dem russischen Kapitän +Baratinski, dass der Friede zwischen den beiden Gegnern geschlossen sei, +und dass er nächstens kommen werde, um die Bocca zu besetzen. Am 10. +August marschierte er in das Land ein und übernahm Castelnuovo und zwei +Tage darauf auch Cattaro und die übrigen Städte der Bocca.<a name="FNanchor_72_72" id="FNanchor_72_72" /><a href="#Footnote_72_72" class="fnanchor">[72]</a> Die +Franzosen fürchteten, dass die Russen Cattaro etwa den Engländern +übergeben würden. Dann bekam Marmont den Befehl, in aller Stille die +Städte und Festungen des Landes zu okkupieren.<a name="FNanchor_73_73" id="FNanchor_73_73" /><a href="#Footnote_73_73" class="fnanchor">[73]</a> Die Okkupation der +Bocca vollzog sich in der Tat in aller Ruhe und Stille. Die Russen zogen +sich freiwillig zurück. Der Vladika war schon vorher wegen Unruhen an +den Grenzen seines Landes aus der Bocca abgezogen.</p> + +<p>Die Bocea ergab sich, von allen verlassen, ihrem neuen Herrn.</p> + + + +<hr style="width: 65%;" /> +<h2><a name="IV" id="IV" />IV.</h2> + +<h2>Die Ereignisse in der Bocca von 1812—1814.</h2> + + +<h3><a name="sec12" id="sec12" />12. Die Beziehungen der zwei neuen Nachbarn.</h3> + +<p>Bald nach der Besetzung der Bocca di Cattaro schrieb Napoleon an +Marmont: «Tenez un agent auprès de l'évêque et tâcher de vous concilier +cet homme ...»<a name="FNanchor_74_74" id="FNanchor_74_74" /><a href="#Footnote_74_74" class="fnanchor">[74]</a> Und der Generalmajor aus Warschau gab an Marmont +folgende Instruktion in bezug auf Montenegro: «Vous ne devez pas, +général, attaquer les Monténégrins, mais, au contraire, tâcher d'avoir +avec eux des intélligences et de les ramener à nous pour les ranger sous +la protection de l'Empereur; mais vous sentez que cette démarche doit +être faite avec toute la dexterité convenable.»<a name="FNanchor_75_75" id="FNanchor_75_75" /><a href="#Footnote_75_75" class="fnanchor">[75]</a> Fragt jemand: «Was +lag Napoleon an guten Beziehungen zu Montenegro und seinem Bischofe, da +er nun einmal die Bocca in seiner Macht hatte?», so müssen wir nochmals +an den grossen Einfluss erinnern, den der Vladika auf die Bevölkerung +der Bocca und auf das Militär Montenegros besass, das die einzige Macht +an der Ostküste des Adriatischen Meeres war, die der französischen Armee +Widerstand zu leisten vermochte. Marmont selbst, der keine besonderen +Sympathien für den montenegrinischen Bischof hatte, sagt von seinem +Einflusse: «Son autorité positive et légale était peu de chose dans son +pays, <i>mais son influence était sans bornes</i>.»<a name="FNanchor_76_76" id="FNanchor_76_76" /><a href="#Footnote_76_76" class="fnanchor">[76]</a> Dann ging die Absicht +Napoleons dahin, den Vladika zu bewegen, das russische Protektorat +aufzugeben und das seinige anzuerkennen. Marmont versuchte auf alle +mögliche Weise diesen Wunsch Napoleons zu verwirklichen. Die Sache aber +ging nicht so leicht wie sich Marmont dachte. Auf alle Versuche +Marmonts, den Vladika für Napoleons Pläne zu gewinnen, antwortete +dieser: «Wenn Napoleon die Türken bekriegen sollte, so kann er immer auf +das ganze Volk Montenegros rechnen.» Marmont unterliess nicht, den +Vladika auch mit vielen und kostbaren Geschenken zu überhäufen.<a name="FNanchor_77_77" id="FNanchor_77_77" /><a href="#Footnote_77_77" class="fnanchor">[77]</a> Auch +das war vergeblich. Denn was Napoleon wollte, war nicht bloss, dass der +Vladika sein Protektorat ausrufen, sondern auch alle Beziehungen zu +Russland abbrechen sollte. Und dieses letztere wäre, scheint es, für ihn +noch wichtiger wie das erstere gewesen.</p> + +<p>Diese Versuche Napoleons dem Vladika gegenüber blieben den Höfen in Wien +und Petersburg nicht verborgen. Diese verhielten sich natürlich nicht +passiv in der Sache, sondern suchten den Vladika wie die Volkshäupter +Montenegros zu bewegen, alle Vorstellungen Marmonts abschlägig zu +beantworten. Dieser klagte über die österreichischen Intrigen in +Cetinje.<a name="FNanchor_78_78" id="FNanchor_78_78" /><a href="#Footnote_78_78" class="fnanchor">[78]</a> Mit grossem Unwillen sah er, wie die Beziehungen zwischen +Oesterreich und Montenegro von Tag zu Tag immer freundlicher wurden.</p> + +<p>In seinem Uebermut verlangte er schliesslich von Napoleon 7-8000 Mann +und 8 Tage Zeit, um Montenegro zu erobern.(!)<a name="FNanchor_79_79" id="FNanchor_79_79" /><a href="#Footnote_79_79" class="fnanchor">[79]</a> Das wurde ihm +natürlich nicht gewährt. Unterdessen bekam Marmont Anlass, sich über den +Vladika noch mehr zu beklagen, im dem Augenblick nämlich, wo er von dem +zwischen Montenegro und seinem ehemaligen Todfeinde, dem Vezier von +<i>Scutari</i>, abgemachten Frieden hörte. Dieser verbot den französischen +Truppen, durch sein Land nach Albanien und Korfu zu ziehen. Es +verbreitete sich sogar das Gerücht, dass er einen Einfall in die Bocca +di Cattaro im Verein mit den Montenegrinern plane. Statt dessen aber +geschah etwas anderes, was zu noch gespannteren Beziehungen zwischen +Franzosen und Montenegrinern führte.</p> + +<p>Noch im Sommer 1808 hatten die Franzosen in Cattaro zwei Montenegriner +als angebliche Spione gefangen genommen und ohne weiteres erschossen. +Diese waren der Priester <i>Lazar Radonic</i> aus dem Geschlecht <i>Njegusch</i> +und sein achzehnjähriger Sohn. Infolgedessen war ganz Montenegro empört, +insbesondere das genannte Geschlecht. Es gab nun in dem Küstenlandstrich +zwischen Cattaro und <i>Antivari</i> einen alten Stamm, <i>Braici</i> benannt, der +die neueingeführte französische Ordnung und Verwaltung nie anerkennen +wollte, sondern sich gegen die französische Obrigkeit stets auflehnte. +Daher wurden dessen Angehörige von den Montenegrinern, insbesondere von +dem benachbarten Geschlecht <i>Njegusch</i>, aufgereizt und sogar mit +bewaffneter Hand unterstützt. Darüber wütend, sandte Marmont den General +<i>Delzons</i>, um diese Aufrührer zu bestrafen. Delzons wurde aber +geschlagen und zurückgedrängt, wobei er 50 Mann verlor. Marmont machte +Vorstellungen beim Vladika,<a name="FNanchor_80_80" id="FNanchor_80_80" /><a href="#Footnote_80_80" class="fnanchor">[80]</a> der erklärte, von den aufrührerischen +Umtrieben vorher nicht unterrichtet gewesen zu sein. Napoleon war +infolge dieser Ereignisse ausser sich. Er drohte, die Schwarzen Berge +mit dem Blute der Montenegriner zu Roten Bergen zu machen.<a name="FNanchor_81_81" id="FNanchor_81_81" /><a href="#Footnote_81_81" class="fnanchor">[81]</a> Bald +darauf setzte er den montenegrinischen Bischof in der Bocca di Cattaro +ab und unterstellte diese dem von ihm neu gegründeten dalmatischen +Bistum.</p> + +<p>Den weiteren Vorschlag der französischen Regierung, einen ihrer Konsule +in Cetinje zu akkreditieren und dann eine Strasse zwischen Cattaro und +<i>Nikschic</i> über Cetinje auf eigene Kosten zu bauen, schlug der Vladika +entschieden ab.</p> + +<p>So wurden die Beziehungen zwischen den zwei Nachbarn immer trüber, bis +sie sich schliesslich scheinbar wieder besserten. In ebenjenem Jahre kam +ein französischer Geschäftsträger, der General <i>Bertrand de Sivray</i>, zum +Vladika und schloss mit ihm den sogenanten <i>Vertrag von Lastva</i>. Dieses +Abkommen erleichterte den Grenzverkehr zwischen den Franzosen und +Montenegrinern. Letzteren wurde der Zugang zu den Märkten in Cattaro und +Budua freigegeben, unter der Bedingung aber, dass sie an der Grenze ihre +Waffen zurückliessen. Dieser Vertrag vermochte gleichwohl das +feindschaftliche Verhältnis zwischen Frankreich und Montenegro nicht zu +ändern. Von Anfang an waren die Franzosen den Bokelen und +Montenegrinern widerwärtig. Der Hass gegen Napoleon und seine +unersättliche Herrschsucht wurde auf die ganze französische Nation +übertragen. Darum wurden, obwohl die französische Landesverwaltung +keineswegs unterdrückender und gewaltsamer war als diejenige +Österreichs, die Franzosen von der Bevölkerung der Bocca verachtet und +verschmäht. So sehnte man sich nach einer günstigen Gelegenheit, um +gegen die unerträgliche Fremdherrschaft aufzustehen.</p> + +<p>Im Jahre 1811 dachte Napoleon an eine Unterwerfung Montenegros; er liess +sich sogar einen Plan für einen Feldzug gegen dieses Land +ausarbeiten.<a name="FNanchor_82_82" id="FNanchor_82_82" /><a href="#Footnote_82_82" class="fnanchor">[82]</a> Andere Ereignisse lenkten aber seine Aufmerksamkeit von +Montenegro ab, und so gab er seine Absichten wieder auf.</p> + + +<h3><a name="sec13" id="sec13" />13. Ausbruch neuer Feindseligkeiten. Kämpfe bei Budua, Troiza und +Castelnuovo.</h3> + +<p><i>Gauthier</i>, der Kommandant von Cattaro, bemühte sich gerade um diese +Zeit, den Vladika von jeglichen kriegerischen Plänen abzubringen. Im +Herbst 1811 sah man die englischen Kriegsschiffe oft an der bokelischen +Küste vorbeifahren. Ein Teil der englischen mittelländischen Flotte +stationierte bei der Insel <i>Lissa</i>, die die Engländer im Jahre 1810 den +Franzosen weggenommen hatten. Als Gauthier erfuhr, dass der englische +Marinekapitän <i>William Hoste</i>, welcher Befehlshaber über die Schiffe bei +Lissa war, in geheimen Verhandlungen mit dem montenegrinischen Vladika +stehe, fürchtete er, diese Verhandlungen mochten vielleicht Cattaro und +ihn angehen. Er schrieb deswegen einen Warnungsbrief an den Vladika. +Dieser Brief, der am 23. Februar 1812 geschrieben wurde, lautet +folgendermassen: «Ich weiss wohl, dass die englischen Agenten zu Ihnen +kommen werden, aber die Engländer sind listig. Nehmen Sie sich, Ihre +Hochwürden, in acht, damit jene Sie nicht betrügen, wie sie alle +Kontinentalstaaten betrogen haben, welche sie in unglückliche Kriege +gestürzt und dann verlassen haben. Mögen sich die Montenegriner in die +Angelegenheiten grosser Völker nicht einmischen, sondern Frieden halten +und Freunde ihrer Nachbarn, der Franzosen, sein. Auf diese Weise werden +sie ihren Wohlstand, ihre Unabhängigkeit und ihre Ruhe bewahren.»<a name="FNanchor_83_83" id="FNanchor_83_83" /><a href="#Footnote_83_83" class="fnanchor">[83]</a></p> + +<p>Diese Mahnung nützte nichts. Denn bald darauf erschien in Cetinje der +englische Offizier <i>Danys</i>, den Hoste entsandt hatte. Er sprach mit dem +Vladika über die Vertreibung der Franzosen und die Befreiung der Bocca. +Er versprach englische Unterstützung vom Meere aus. Nur überliess er es +dem Vladika, den günstigen Augenblick zum Angriff zu wählen und Hoste +davon rechtzeitig in Kenntnis zu setzen. Diese Botschaft war für den +Vladika höchst erfreulich und willkommen. Doch er wollte nicht allzu +eilig sein. Er wartete geduldig auf den geeigneten Augenblick. Was er +eilig tat, das war die Vorbereitung zu neuem Kampf.</p> + +<p>Erst nach der französischen Niederlage in Russland, erliess er am 8. +September 1813 eine Proklamation an das Volk, in welcher er dasselbe zum +Kampf gegen die Franzosen aufforderte. Dieser langersehnte Ruf des +Vladika wurde von den Montenegrinern freudigst aufgenommen. Sie +brauchten nicht viel Zeit, um sich kriegsbereit zu machen. Zugleich +sandte der Vladika einen Bürger aus Cattaro, <i>Zifra</i>, nach Lissa zu dem +Kapitän Hoste.<a name="FNanchor_84_84" id="FNanchor_84_84" /><a href="#Footnote_84_84" class="fnanchor">[84]</a> Ohne eine Antwort von dem englischen Kommandanten der +Eskader abzuwarten, zog der Vladika sofort mit seinem versammelten Heere +nach <i>Budua</i>, das er am 21. September belagerte. Nach zwei Tagen ergab +sich die Stadt, und bald folgten alle umliegenden Ortschaften ihrem +Beispiel<a name="FNanchor_85_85" id="FNanchor_85_85" /><a href="#Footnote_85_85" class="fnanchor">[85]</a> und schlossen sich den Montenegrinern an.</p> + +<p>Der Vladika hatte nicht das ganze Heer mitgenommen. Ein Teil desselben, +unter Führung von <i>Vuko Radonic</i>, griff am 22. September die Festung von +Cattaro, <i>Troiza</i>, an. Die Franzosen kamen aus der Stadt der Festung zu +Hilfe. In heftigem Kampfe wurden die Montenegriner zweimal durch das +Geschützfeuer zurückgeworfen. Diese Festung war die beste und stärkste +neben derjenigen in Castelnuovo. Sie wurde geschützt nicht bloss durch +ihre eigenen Geschütze, sondern auch durch solche, die auf dem steilen +Abhang der Stadt zur Verteidigung aufgestellt waren. Bei den +unermüdlichen Angriffen der Montenegriner vermochte sich die Festung +dennoch nicht lange zu behaupten. Als die Franzosen einsahen, dass sie +die Festung übergeben müssten, zündeten sie eine Unmasse Pulver an und +steckten dieselbe in Brand.</p> + +<p>Nach diesen zwei Kämpfen schrieb der Vladika wiederum an Hoste und +ersuchte ihn, baldigst mit der Eskader vor Cattaro zu erscheinen. Der +Eingang in die Bucht wurde der englischen Flotte insbesondere +erleichtert durch zwei andere kleinere Siege über die Franzosen. Die +französischen Batterien waren auf den zwei die Bucht überragenden, sich +gegenüberliegenden Bergen <i>Verige</i> und <i>Rosse</i> aufgestellt. An dieser +Stelle hätte darum keine feindliche Macht ohne grosse Gefahr nach +Cattaro vorzudringen vermocht. Um von dort die Franzosen zu vertreiben, +griffen die Montenegriner am 27. September die französische Batterie auf +dem Verige an und bemächtigten sich derselben nach starkem Feuer und +Gegenfeuer. 14 italienische Soldaten wurden gefangengenommen und drei +zurückgelassene Geschütze gefunden. Am 18. September wurde auch die +andere Batterie auf dem <i>Rosse</i> angegriffen, die Soldaten von dort +vertrieben und vier Geschütze genommen.</p> + +<p>Jetzt vermochte also eine Flotte gefahrlos in die Bucht bis vor Cattaro +zu fahren.</p> + +<p>Am 12. Oktober lief Hoste in die Bucht ein. Bei seinem Durchgang bis +nach Cattaro konnte er den heftigen Kämpfen zwischen Franzosen und +Bokelo-Montenegrinern auf beiden Seiten der Bucht zusehen. Das waren +Gefechte in den umliegenden Dörfern, welche von Natur so befestigt sind, +dass ein jedes für sich als ein Bollwerk betrachtet werden kann. +<i>Prtchanj</i> und <i>Dobrota</i> ergaben sich. Bei <i>Perast</i> kam es zu einem +besonders heftigen Zusammenstoss. Die Perastaner vertrieben mit Hilfe +von einigen Montenegrinern die Franzosen und befreiten ihre Stadt. Die +kleine Festung oberhalb von Perast war nicht leicht zu bezwingen; +endlich aber mussten auch hier die Franzosen weichen. Die Perastaner +fanden dort einige Geschütze und andere Waffen. Diese kleine Festung +beherrschte die Insel <i>St. Georg</i> vor Perast, wo sich eine französische +Batterie befand. Deshalb war ihre Eroberung nun sehr erleichtert. Nach +langer Beschiessung musste sich die Insel ergeben. Die Bokelen nahmen 80 +Franzosen gefangen und fanden daselbst 10 Geschütze.</p> + +<p>Noch am 10. Oktober entsandte der Vladika <i>Sava Plamcuaz</i> mit einer +Abteilung Montenegriner nach Castelnuovo, um die Stadt und beide +Festungen zu belagern und die Verbindung zwischen der Bocca und Ragusa +abzuschneiden. Sobald nun die Engländer vor Cattaro angelangt waren, kam +nach einer kurzen Verabredung zwischen dem Kommandanten Hoste und dem +Vladika auch das übrige Heer nach Castelnuovo. Eine Abteilung Engländer +gesellte sich zu den Slaven und marschierte an der Küste längs der Bucht +von Cattaro nach Castelnuovo ab. Hoste selbst kehrte mit seinen Schiffen +um und machte gegenüber von Castelnuovo halt.</p> + +<p>So wurde Castelnuovo stark belagert vom Lande und vom Meere aus. Die +Bombardierung fing sofort an. Die Franzosen leisteten zwei Tage und zwei +Nächte lang zähen Widerstand. Aber länger vermochten sie sich nicht zu +halten. Sie ergaben sich, und somit fielen auch beide Festungen +Castelnuovo und <i>Espagnola</i> den Belagerern in die Hände. Hoste und +Vladika liessen eine Besatzung in den Festungen und kehrten dann nach +Cattaro zurück.</p> + +<p>Von allen Städten und Festungen der Bocca blieb nur noch Cattaro in dem +Besitz der Franzosen. Und seine Eroberung war doch die Hauptsache. Nun +sollte auch sein Schicksal baldigst entschieden sein.</p> + + +<h3><a name="sec14" id="sec14" />14. Belagerung und Uebergabe Cattaros.</h3> + +<p>Die Bokelen und Montenegriner begaben sich unverzüglich nach Cattaro und +belagerten es von allen Seiten her. Da Troiza in den vorhergegangenen +Kämpfen zerstört worden war, hatte Cattaro keine eigentliche Festung +mehr. Aber kaum eine Stadt in der Welt ist so gut von Natur befestigt +wie Cattaro. Man braucht bloss auf dem Berge <i>Vrmaz</i> über der Stadt eine +gute Geschützkette aufzupflanzen, dann ist Cattaro uneinnehmbar. Die +Franzosen hatten oben eine gute Batterie, die aber von den +Montenegrinern schon vorher erstürmt worden war, und zwar nicht von der +Seite aus, die sie beherrschte, sondern von hinten, d.h. von dem +montenegrinischen Boden aus.</p> + +<p>Um Cattaro zu erobern, musste man also unbedingt eine Anzahl Geschütze +auf dem Berge Vrmaz haben. Einige Kanonen hatten die Montenegriner von +den Franzosen erbeutet und einige besassen sie selbst. Die Geschütze, +die man auf St. Georg und in Castelnuovo erobert hatte, nahm Hoste auf +seinen Schiffen mit hinüber. Da er aber zögerte, diese Geschütze bei +Cattaro auszuladen und dieselben auf den Vrmaz hinaufziehen zu lassen, +fürchteten die Bokelen, dass er diese Geschütze überhaupt nicht gegen +Cattaro brauchen wolle und erhoben deswegen Klage beim Vladika. Dieser +teilte die Sache dem Kommandanten mit und bat ihn, die Sache möglichst +zu beschleunigen. Auf diese Vorstellung des Vladika antwortete Hoste mit +einem überraschenden Brief, der lautet:</p> + +<p>«Ihre Hochwürden! Ich hatte die Ehre, Ihren gestrigen Brief zu erhalten. +Ich bedaure, dass die Bevölkerung die Zerstörung der Festung St. Georg +böse aufgefasst hat, aber das geschah nur zu dem Zweck, dass der +englischen Eskader der Durchgang durch <i>Verige</i> im Falle irgend eines +ungünstigen Umstandes gesichert werde.</p> + +<p>Ihre Hochwürden, die Geschütze werden den Bewohnern zurückgegeben +werden, aber Sie sollen wissen, dass ich die Absicht hatte, dieselben +auf den Berg hinaufzuschaffen und damit Cattaro zu beschiessen. Nun habe +ich meinen Plan geändert und werde nur die Küste zwischen Cattaro und +Ragusa blockieren. In dieser Absicht werde ich bald aus der Bucht +hinausfahren, um den Feind zu bewachen.</p> + +<p>24. Oktober 1813. Ihr gehorsamer Diener <i>Hoste</i>.»</p> + +<p>«PS. Der Abbat <i>Brunazzi</i> hat viel Schaden angerichtet. Seine +unermüdlichen Intrigen können seinem Kaiser und dessen Bundesgenossen +nur schaden, denn er hindert das gemeinsame Werk, das wir unternommen +haben.»<a name="FNanchor_86_86" id="FNanchor_86_86" /><a href="#Footnote_86_86" class="fnanchor">[86]</a> Dieser Schritt Hostes war begreiflich. Denn er war nie +sicher vor den feindlichen Angriffen vom Rücken her. Sehr leicht wäre er +in ein Kreuzfeuer geraten, wenn eine feindliche Flotte in die enge Bucht +gekommen wäre. Dann wäre er gezwungen gewesen, häufig hinauszugehen und +sich von der Situation auf dem Wasser zwischen der Bucht und Ragusa oder +noch weiter hinaus selbst zu überzeugen.</p> + +<p>Der Abbat Brunazzi war ein vertrauter Bote des <i>Erzherzogs Franz von +Este</i>, der auf der Insel Lissa weilte. Dieser Abbat kam auf dem +englischen Schiffe zusammen mit Hoste noch am 12. Oktober nach Cattaro. +Er brachte einen Brief des Erzherzogs an den Vladika mit.<a name="FNanchor_87_87" id="FNanchor_87_87" /><a href="#Footnote_87_87" class="fnanchor">[87]</a> In diesem +Schreiben beglückwünschte von Este den Vladika wegen seiner Siege über +die Franzosen. Er gab dem Vladika zu verstehen, dass er den englischen +Kommandanten bewogen hätte, mit den Schiffen nach Cattaro ihm zu Hilfe +zu gehen. Und dann fuhr er fort: «Wenn das unternommene Werk glückt, so +werden noch mehr Truppen geschickt werden, um im Verein mit Ihrem Heer +die Bocca zu befreien helfen. Mit dieser kleinen Unterstützung schicke +ich den wohlbekannten Abbat Herrn Brunazzi zu ihnen, welcher hier bei +mir ist und welchem ich diesen Brief übergeben werde. Seine +Geschicklichkeit und seine Arbeitsamkeit schätze ich hoch. Er war immer +um das allgemeine Wohl der dortigen Gegenden bemüht und hat durch seinen +Eifer und Charakter mein Vertrauen erworben. Diesen Mann empfehle ich +Ihnen also; er hat von mir den Auftrag, Ihnen auch mündlich meine +Hochachtung auszusprechen.»</p> + +<p>Dieser «wohlbekannte» und «eifrige» Abbat wollte sich aber der Sache mit +mehr Eifer, als nötig war, annehmen. Seine Wühlereien, die für +Oesterreich unter der Bevölkerung Stimmung machen sollten, und seine +arrogante Haltung den Engländern gegenüber mussten natürlicherweise den +Kapitän Hoste verletzen. Wir werden bald sehen, wie dieser Abbat in der +Tat der gemeinsamen Sache mehr geschadet als genützt hat.</p> + +<p>Von der Absicht Hostes unterrichtet, schrieb der Vladika ihm sofort und +bat ihn dringend, nicht aus der Bucht wegzugehen, bevor Cattaro +eingenommen wäre. «Mit Ihrem Weggehen,» schrieb der Vladika, «werden +Sie die Hoffnung der verbündeten Höfe zerstören. Denn Cattaro +einzunehmen, ist der eigentliche Zweck unser aller Bemühungen. Und +gerade jetzt, wo sich die beste Gelegenheit dazu bietet, wollen Sie +weggehen.»<a name="FNanchor_88_88" id="FNanchor_88_88" /><a href="#Footnote_88_88" class="fnanchor">[88]</a> Hoste antwortete darauf: «Da Cattaro von allen Seiten +belagert ist, finde ich mein weiteres Verweilen hier unnötig. Aber +dennoch will ich mich nicht weit von hier entfernen; ich gehe bis nach +Ragusa, um den Feind zu bewachen, und werde öfters herkommen, um mich +mit Ihnen zu treffen.»<a name="FNanchor_89_89" id="FNanchor_89_89" /><a href="#Footnote_89_89" class="fnanchor">[89]</a></p> + +<p>Hoste übergab den Montenegrinern das Pulver und andere Munition, die +sich auf St. Georg befand, und verliess nach einigen Tagen die Bucht.</p> + +<p>Cattaro blieb unter der Belagerung und Bewachung der Montenegriner. Sie +wussten nicht, wie man die Geschütze auf die herniederhängenden +Bergspitzen heben und dort aufstellen sollte. Und ohne Geschütze konnten +sie kaum hoffen, die Stadt einzunehmen. Der Vladika war entschlossen, +Cattaro so lange besetzt zu halten, bis die englische Eskader +zurückgekehrt oder bis der Feind durch Hunger gezwungen sich ergäbe.</p> + +<p>Es traf aber inzwischen ein Umstand ein, der die Eroberung der Stadt +hätte ermöglichen können, der aber durch den Hochmut und die +Hintertreibungen des Abbat Brunazzi nicht ausgenützt werden konnte. In +der französischen Armee, die sich in Cattaro befand, waren auch einige +Hundert Kroaten. Diese Kroaten wollten nicht in der belagerten Stadt +verschmachten <i>im Dienste ihres nationalen Feindes</i>, sondern beschlossen +zu entfliehen. In der Nacht zwischen dem 28. und 29. Oktober gelang es +ihnen, aus der Stadt herauszukommen. Sie flüchteten sich nach +<i>Prtchanj</i>, wo der Abbat verweilte, und brachten ihm die Schlüssel der +Stadttore und drei französische Fahnen. Der Vladika war diese Nacht eine +halbe Stunde von Cattaro entfernt—also näher wie der Abbat—im Dorfe +<i>Dobrota</i>. Hätte er diese Schlüssel bekommen, so hätte er die Stadt in +der Nacht noch erstürmen können. Der Abbat vermochte ihm natürlich auch +von Prtschanj aus diese Schlüssel zu schicken. Das tat er aber nicht aus +Neid gegen einen orthodoxen Bischof. Die Kroaten waren ja +römisch-katholischen Glaubensbekenntnisses und hatten sich nun zu ihm, +dem römisch-katholischen Geistlichen, geflüchtet. Sein Stolz war in +diesem Augenblick der eines engherzigen Parteimannes.</p> + +<p>Erst am 29. Oktober schickte er gegen Mittag dem Vladika die jetzt nicht +mehr brauchbaren Schlüssel. Der Vladika war wegen eines solchen +Benehmens von Seiten des Abbats höchst erzürnt. Er versuchte dennoch am +selben Tage den Stadtkommandanten Gauthier zur Uebergabe zu bewegen. +Dieser war durch das Weggehen der Kroaten jetzt ziemlich geschwächt. +Gauthier weigerte sich. Er dankte dem Vladika, wies aber seinen +Vorschlag ab.</p> + +<p>Hoste kam seinem Versprechen gemäss öfters nach der Bucht, besah die +belagerte Stadt und ging wiederum weg. Erst Ende Dezember kam er endlich +mit der festen Absicht, Cattaro einzunehmen. Er führte die Arbeit aus, +die die unkundigen Montenegriner nicht auszuführen vermochten, nämlich +die Aufstellung der Geschütze auf dem Berge <i>Vrmaz</i>. Dann begann die +Bombardierung, vom Lande und Wasser her, die einige Tage dauerte. Ganz +in die Enge getrieben, musste Gauthier sich ergeben. Am 8. Januar 1814 +wurde die Kapitulation vollzogen. Die Franzosen kamen in die +Gefangenschaft des englischen Komandanten. Die Stadtschlüssel übernahmen +zwei Mitglieder der bokelischen nationalen <i>Zentralkommission</i> und ein +montenegrinischer Deputierter. Den Franzosen wurde die Ueberfahrt nach +Italien gestattet. In der ganzen Bocca blieb kein Franzose mehr zurück. +Die Bocca war somit vollständig befreit. Nach 2 Tagen verabschiedete +sich der englische Kommandant Hoste vom Vladika und den Montenegrinern +und fuhr aus der Bucht di Cattaro nach Lissa.</p> + +<p>So blieb die Bocca in den Händen der Bokelen und Montenegriner und wurde +von der Zentralkommission verwaltet.</p> + +<p>Jene Zentralkommission wurde am 10. November gewählt. An diesem Tage +nämlich hielten die Bokelen eine Volksversammlung ab, in der sie +beschlossen, sich mit Montenegro zu vereinigen, die Oberhoheit des +montenegrinischen Bischofs anzuerkennen und in ihrem eigenen Lande eine +Verwaltung auf republikanischer Grundlage einzurichten. Als Vorbild +diente ihnen die frühere republikanische Konstitution von Ragusa. +Ragusa hatte einen Senat, welcher alle drei Jahre eines seiner +Mitglieder zum Präsidenten («Prinz») wählte. Die Bokelen schufen eine +Zentralkommission, die aus 18 Mitgliedern bestand, und deren Pflicht und +Aufgabe es war, das Land zu verwalten.</p> + +<p>Nachdem diese neue Ordnung der Dinge ins Leben gerufen und gefestigt +worden war, wählte die Zentralkommission einen Sendboten, der eine +Zirkularnote den europäischen Grossmächten übermitteln sollte. In dieser +Note wurden jene Neuordnungen in der Bocca beschrieben und die Mächte +gebeten, dieselbe anzuerkennen. Seitens des Vladika wurde ein besonderer +Deputierter nach Petersburg und Wien zu dem gleichen Zwecke entsandt.</p> + +<p>Kaum waren diese Deputierten abgereist, so verbreitete sich das Gerücht +in der Bocca, ein österreichisches Heer marschiere nach Süd-Dalmatien. +Dieses Gerücht bewahrheitete sich. Als Hoste kam, um Caltaro zu +bombardieren, drang der österreichische General <i>Milutinovic</i> mit einem +grossen Heer bis Castelnuovo vor. Er hatte vom Kaiser den Auftrag, den +Montenegrinern und Engländern bei der Einnahme Cattaros zu helfen. Als +nun Cattaro inzwischen auch ohne seine Hilfe erobert worden war, kehrte +General Milutinovic mit seinem Heere wiederum nach Norden zurück.</p> + +<p>Am 10. Juni trafen die Sendboten wieder in der Bocca ein. Sie brachten +eine für die Bocca trostlose Antwort von den Höfen mit sich. Die Bocca +solle jetzt Oesterreich übergeben werden. Alexander richtete ein vom 1. +Juni aus Paris datierendes Schreiben an die Bokelen, in welchem er sie +versicherte, dass sie unter Oesterreichs Herrschaft dieselben +Vergünstigungen geniessen und dieselbe Freiheit haben würden, die ihnen +auch Venedig ehedem gewährt hatte.</p> + +<p>Zugleich mit diesem Sendboten kam General Milutinovic wieder nach der +Bocca zurück. Er hatte von seinem Kaiser den Befehl, das Land zu +okkupieren, was er auch in einigen Tagen vollzog. Die Bocca leistete +keinen Widerstand, dazu fehlte ihr die Kraft.<a name="FNanchor_90_90" id="FNanchor_90_90" /><a href="#Footnote_90_90" class="fnanchor">[90]</a></p> + + + +<hr style="width: 65%;" /> +<h2><a name="Quellen_und_Literatur" id="Quellen_und_Literatur" />Quellen und Literatur.</h2> + + +<p><i>Mémoires du Maréchal, duc de Raguse</i>, liv. X-XIV, Paris 1857.</p> + +<p><i>Tagebuch eines Marineoffiziers</i>, von Vladimir Bronewski, St. Petersburg +1818 (russisch). (Eine fleissige und minutiöse Beschreibung aller +Ereignisse in der Bocca di Cattaro, vom Anfang 1806 bis Sommer 1807.)</p> + +<p><i>Schriftstücke der russischen Zaren</i>, befindlich in Cetinje im +Staatsarchiv. (Von Peter dem Grossen bis Nicola I.)</p> + +<p><i>Sammlung der offiziellen Akten und Korrespondenzen des Vladika Peter +I.</i>— Aus dem Italienischen ins Serbische übersetzt und in Grlica für +das Jahr 1838 gedruckt.</p> + +<p><i>"Grlica"</i>, eine Zeitschrift für die serbische Geschichte, Cetinje +1833—1838 (serbisch).</p> + +<p><i>Geschichte Montenegros</i>, D. Milakovic, Zara 1856 (serbisch). Enthaltend +wertvolle Dokumente, sowohl im Text wie auch in einem Anhang.</p> + +<p><i>Zehn Jahre österreichischer Politik</i>, 1801-1810, von Adolf Beer, +Leipzig 1877.</p> + +<p><i>Zur Geschichte der orientalischen Frage</i>, Briefe aus dem Nachlasse +Friedrichs von Gentz, Wien 1877.</p> + +<p><i>Engel: Geschichte des Freistaates Ragusa</i>, Wien 1807.</p> + +<p><i>Gelcic: Dello sviluppo civile di Ragusa</i>, Ragusa 1884.</p> + +<p><i>Kirchmayer: Das Ende des aristokratischen Freistaates Ragusa</i>, Zara +1900.</p> + +<p><i>C. Villari: The Republik of Ragusa</i>, London 1904. Enthaltend einige +wichtige Dokumente.</p> + +<p><i>Wilkinson: Dalmatia and Montenegro</i>, London 1848.</p> + +<p><i>A.J. Evans: Illyrian letters</i>, London 1878.</p> + +<p><i>Strangford: The Eastern Shores of the Adriatic</i>, London 1864.</p> + +<p><i>Paton: Highlands and Islands of the Adriatic</i>, London 1849.</p> + +<p><i>Schmidt: Das Königreich Dalmatien</i>, Wien 1843.</p> + +<p><i>X. Marmier: Lettres sur l'Adriatique et le Montenegro</i>, Paris 1854.</p> + +<p><i>Cyprien Robert: Les Slaves de la Turquie</i>, 2 vol., Paris 1844. Im +ersten Band Montenegro und die Bocca.</p> + +<p><i>Joh. Wilh. Zinkeisen: Geschichte des Osmanischen Reiches in Europa</i>, +I.—VII. J., Gotha 1863. Wichtig ist für die vorliegende Arbeit nur der +VII. Band.</p> + +<p><i>Sir Robert Adair: Geschichtliche Denkschrift einer Sendung an den +Wiener Hof im Jahre 1806</i>, Berlin 1846 (aus dem Englischen übersetzt).</p> + +<p><i>Sir Robert Adair: The Negotiations for the Peace of the Dunlanelles in +1808—1809</i>, I-II vols., London 1845.</p> + +<p><i>„Monumenta Ragusina"</i> in „monumenta Slavorum medionalium", Agram 1880 +bis 1896.</p> + +<p><i>P. Pisani: La Dalmatie de 1797-1815</i>, Paris 1893.</p> + +<p><i>Brunswick: Recueil des documents diplomatiques relatifs au +Monténégro</i>, Paris 1876.</p> + +<p><i>Erber Tullio A.: Storia della Dalmaltia dal 1797-1814</i>, Zara 1892.</p> + +<p><i>Dragovitch: Le Monténégro et la Russie</i> (Antiquités russes), 1882.</p> + +<p><i>Rovinski: Rapports de la Russie et des Serbes</i>, 1877.</p> + +<p><i>A. Boppe: Documents inédits sur les rlations de la Serbie avec +Napoléon</i>, Belgrade 1888.</p> + +<p><i>M. Bogdanovitch: Geschichte Alexanders I.</i>, 6 vols., St. Petersburg +1871 (russisch).</p> + +<p><i>Rovinski: Geschichte Montenegros</i>, St. Petersburg 1888 (russisch).</p> + +<p><i>Schnitzler: Histoire intime de la Russie sous les empereurs Alexandre +et Nicolas</i>, 2 vols., Paris 1847.</p> + +<p><i>Nil Popov: Russland und Serbien 1806-1856</i>, 2 vols., Moskau 1869 +(russisch).</p> + +<p><i>Dobrof: Die Südslaven</i>, St. Petersburg 1879 (russisch).</p> + +<p><i>Karadschic V.: Montenegro und die Montenegriner</i>, Stuttgart 1837.</p> + +<p>Auch:</p> + +<p><i>B. V. Kallay: Geschichte der Serben</i>, I-II vols., Wien-Leipzig 1878.</p> + +<p><i>Ranke: Die serbische Revolution</i>, Berlin 1844.</p> + + + +<hr style="width: 65%;" /> +<h2><a name="FOOTNOTES" id="FOOTNOTES" />Fußnoten</h2> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_1_1" id="Footnote_1_1" /><a href="#FNanchor_1_1"><span class="label">[1]</span></a> Das ist ersichtlich aus einem Briefe Talleyrands an den +Imperator. <i>Revue Historique</i>, XXXIX, p. 64.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_2_2" id="Footnote_2_2" /><a href="#FNanchor_2_2"><span class="label">[2]</span></a> Von Vincent, 26. März 1806.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_3_3" id="Footnote_3_3" /><a href="#FNanchor_3_3"><span class="label">[3]</span></a> A. Beer: <i>Zehn Jahre österreichischer Politik</i>, p. 220.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_4_4" id="Footnote_4_4" /><a href="#FNanchor_4_4"><span class="label">[4]</span></a> Schreiben des Erzherzogs Karl an den Kaiser Franz, vom 29. +April 1806. (Im Anhang des Werkes von A. Beer, p. 503-504.)</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_5_5" id="Footnote_5_5" /><a href="#FNanchor_5_5"><span class="label">[5]</span></a> A. Beer, p. 220.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_6_6" id="Footnote_6_6" /><a href="#FNanchor_6_6"><span class="label">[6]</span></a> A. Beer, p. 224.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_7_7" id="Footnote_7_7" /><a href="#FNanchor_7_7"><span class="label">[7]</span></a> General <i>Marmont</i> sagt in seinen <i>Mémoires:</i> L'Empereur se +trouvait jeté dans un grand mouvement; les trônes s'écroulaient ou +s'élevaient en sa présence, et cette petite affaire en resta là.—Liv. +X, p. 25.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_8_8" id="Footnote_8_8" /><a href="#FNanchor_8_8"><span class="label">[8]</span></a> Dieser Artikel ist in der «<i>Geschichte Montenegros</i>» von +Milakovic angegeben, p. 210.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_9_9" id="Footnote_9_9" /><a href="#FNanchor_9_9"><span class="label">[9]</span></a> Serbisch <i>Vladika</i> genannt. Der Kürze wegen werden wir +diesen Ausdruck weiterhin brauchen.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_10_10" id="Footnote_10_10" /><a href="#FNanchor_10_10"><span class="label">[10]</span></a> Grliza von 1836, p. 78.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_11_11" id="Footnote_11_11" /><a href="#FNanchor_11_11"><span class="label">[11]</span></a> Grliza 1837, p. 41.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_12_12" id="Footnote_12_12" /><a href="#FNanchor_12_12"><span class="label">[12]</span></a> Milacovic, p. 240.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_13_13" id="Footnote_13_13" /><a href="#FNanchor_13_13"><span class="label">[13]</span></a> Grliza, 1837, p. 41—43, vergl. Milacovic, Gesch. Mont., p. +240—241.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_14_14" id="Footnote_14_14" /><a href="#FNanchor_14_14"><span class="label">[14]</span></a> Milutinovic, p. 320.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_15_15" id="Footnote_15_15" /><a href="#FNanchor_15_15"><span class="label">[15]</span></a> Das Schreiben befindet sich in dem Staatsarchiv zu +Cetinje.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_16_16" id="Footnote_16_16" /><a href="#FNanchor_16_16"><span class="label">[16]</span></a> Dieses Schreiben auch in demselben Archiv aufbewahrt.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_17_17" id="Footnote_17_17" /><a href="#FNanchor_17_17"><span class="label">[17]</span></a> Das Schreiben im Archiv zu Cetinje.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_18_18" id="Footnote_18_18" /><a href="#FNanchor_18_18"><span class="label">[18]</span></a> Im Archiv zu Cetinje. (Schreiben vom 12. Mai 1798.)</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_19_19" id="Footnote_19_19" /><a href="#FNanchor_19_19"><span class="label">[19]</span></a> Im Archiv zu Cetinje aufbewahrt.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_20_20" id="Footnote_20_20" /><a href="#FNanchor_20_20"><span class="label">[20]</span></a> Im Archiv zu Cetinje.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_21_21" id="Footnote_21_21" /><a href="#FNanchor_21_21"><span class="label">[21]</span></a> Im Archiv der Metropolie zu Cetinje.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_22_22" id="Footnote_22_22" /><a href="#FNanchor_22_22"><span class="label">[22]</span></a> Milacovic, p. 237.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_23_23" id="Footnote_23_23" /><a href="#FNanchor_23_23"><span class="label">[23]</span></a> Pojob Nil. IV, 218.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_24_24" id="Footnote_24_24" /><a href="#FNanchor_24_24"><span class="label">[24]</span></a> Nil Pojob, IV, 103-104.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_25_25" id="Footnote_25_25" /><a href="#FNanchor_25_25"><span class="label">[25]</span></a> Ein Brief des Vladika gefunden in der Metropolie zu +Cetinje.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_26_26" id="Footnote_26_26" /><a href="#FNanchor_26_26"><span class="label">[26]</span></a> Pojov N., p. 106.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_27_27" id="Footnote_27_27" /><a href="#FNanchor_27_27"><span class="label">[27]</span></a> Bogdanovitch, p. 283—85.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_28_28" id="Footnote_28_28" /><a href="#FNanchor_28_28"><span class="label">[28]</span></a> Im Archiv zu Cetinje.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_29_29" id="Footnote_29_29" /><a href="#FNanchor_29_29"><span class="label">[29]</span></a> Grliza 1837, p. 51—52.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_30_30" id="Footnote_30_30" /><a href="#FNanchor_30_30"><span class="label">[30]</span></a> Grliza 1837, p. 52.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_31_31" id="Footnote_31_31" /><a href="#FNanchor_31_31"><span class="label">[31]</span></a> Grliza 1838, p. 44.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_32_32" id="Footnote_32_32" /><a href="#FNanchor_32_32"><span class="label">[32]</span></a> Die Kopie dieser Bittschrift ist im Kloster <i>Savina</i> +aufbewahrt.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_33_33" id="Footnote_33_33" /><a href="#FNanchor_33_33"><span class="label">[33]</span></a> Grliza 1838, p. 44.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_34_34" id="Footnote_34_34" /><a href="#FNanchor_34_34"><span class="label">[34]</span></a> A. Beer, p. 225.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_35_35" id="Footnote_35_35" /><a href="#FNanchor_35_35"><span class="label">[35]</span></a> Milacovic, p. 259.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_36_36" id="Footnote_36_36" /><a href="#FNanchor_36_36"><span class="label">[36]</span></a> Milacovic, p. 258—259.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_37_37" id="Footnote_37_37" /><a href="#FNanchor_37_37"><span class="label">[37]</span></a> Viele Behauptungen Marmonts sind augenscheinlich +übertrieben und oft sogar ganz unwahr, wie wir schon im weiteren sehen +werden. Seine <i>«Memoires»</i> sind von ihm in der Tat als eine Apologie +seines Lebens geschrieben worden. Ein strenges Urteil über diese +Apologie Marmonts ist folgendes: «Si l'on voulait étudier sa vie en +adoptant ce qu'il dit sur lui-méme dans les neuf volumes laissés à la +postérité comme justification de sa conduite, on courrait grand risque +d'être continuellement à côte de vérité.» (Michauds Biographie +universelle, tome 27, p. 18.) Wenigstens was die Ereignisse in der Bocca +betrifft, stimmt dieses Urteil grösstenteils. Zu bedauern ist es, dass +Europa von diesen Ereignissen lange Zeit hindurch bloss durch Marmont +unterrichtet war.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_38_38" id="Footnote_38_38" /><a href="#FNanchor_38_38"><span class="label">[38]</span></a> Mem. X, p. 2.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_39_39" id="Footnote_39_39" /><a href="#FNanchor_39_39"><span class="label">[39]</span></a> Mem. X, p. 2.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_40_40" id="Footnote_40_40" /><a href="#FNanchor_40_40"><span class="label">[40]</span></a> Mem. X, p. 4—5.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_41_41" id="Footnote_41_41" /><a href="#FNanchor_41_41"><span class="label">[41]</span></a> Mem. X, p. 2.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_42_42" id="Footnote_42_42" /><a href="#FNanchor_42_42"><span class="label">[42]</span></a> Mem. X, p. 6.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_43_43" id="Footnote_43_43" /><a href="#FNanchor_43_43"><span class="label">[43]</span></a> Milacovic, p. 260.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_44_44" id="Footnote_44_44" /><a href="#FNanchor_44_44"><span class="label">[44]</span></a> Marmont schätzte die russische Armee auf 7000 Mann (Mem. +X, 11). Darunter hat er Bokelen und Montenegriner nicht gerechnet. Das +war aber stark übertrieben. Denn die Stärke des regulären und +unregulären Heeres betrug insgesamt etwa 9000 Mann. Sicher ist, dass von +dieser Zahl zwei Drittel auf das unreguläre Heer entfielen.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_45_45" id="Footnote_45_45" /><a href="#FNanchor_45_45"><span class="label">[45]</span></a> Orliza 1838, p. 46.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_46_46" id="Footnote_46_46" /><a href="#FNanchor_46_46"><span class="label">[46]</span></a> Marmonts Mein. X, 9—10; Milacovic, p. 260—261.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_47_47" id="Footnote_47_47" /><a href="#FNanchor_47_47"><span class="label">[47]</span></a> Nach Marmonts Angabe 5900. Milacovic spricht von 20,000, +die Marmont bei sich hatte (p. 262), mit denen er aber nicht insgesamt +gegen die Montenegriner gezogen sein soll.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_48_48" id="Footnote_48_48" /><a href="#FNanchor_48_48"><span class="label">[48]</span></a> Mann. Mem. X, 13.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_49_49" id="Footnote_49_49" /><a href="#FNanchor_49_49"><span class="label">[49]</span></a> Marm. Mem. X, 18. Mit wenig Grund kann dann wohl Marmont +das für Herd und Freiheit kämpfende Volk der Bokelen und Montenegriner +«<i>peuples barbares</i>» nennen. —(Mem. X, 19).</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_50_50" id="Footnote_50_50" /><a href="#FNanchor_50_50"><span class="label">[50]</span></a> Mem. p. 16.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_51_51" id="Footnote_51_51" /><a href="#FNanchor_51_51"><span class="label">[51]</span></a> Marmont nennt Bokelen und Montenegriner verächtlich +<i>paysans</i> (selten <i>montagnards</i>). Diese zu bekämpfen, «<i>n'était rieu +pour moi</i> (Mem. X, p. 10)», meinte er, bevor er gegen sie in den Kampf +zog. Mit diesen verachteten <i>paysans</i> machte er aber ganz böse +Erfahrungen und erlitt von ihnen mehr Schläge, als er zu gestehen +wagte.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_52_52" id="Footnote_52_52" /><a href="#FNanchor_52_52"><span class="label">[52]</span></a> Mem. p. 18.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_53_53" id="Footnote_53_53" /><a href="#FNanchor_53_53"><span class="label">[53]</span></a> Milacovic, p. 301.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_54_54" id="Footnote_54_54" /><a href="#FNanchor_54_54"><span class="label">[54]</span></a> Grliza 1838, p. 50—51.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_55_55" id="Footnote_55_55" /><a href="#FNanchor_55_55"><span class="label">[55]</span></a> Mem. X, p. 19.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_56_56" id="Footnote_56_56" /><a href="#FNanchor_56_56"><span class="label">[56]</span></a> Mem. X, p. 18.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_57_57" id="Footnote_57_57" /><a href="#FNanchor_57_57"><span class="label">[57]</span></a> Die Proklamation vom 6. Oktober (24. September), die sich +im Kloster Savina befindet.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_58_58" id="Footnote_58_58" /><a href="#FNanchor_58_58"><span class="label">[58]</span></a> Mem., p. 29.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_59_59" id="Footnote_59_59" /><a href="#FNanchor_59_59"><span class="label">[59]</span></a> Mem. p. 30.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_60_60" id="Footnote_60_60" /><a href="#FNanchor_60_60"><span class="label">[60]</span></a> Grliza 1838, p. 52-53.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_61_61" id="Footnote_61_61" /><a href="#FNanchor_61_61"><span class="label">[61]</span></a> Grliza 1838, p. 53.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_62_62" id="Footnote_62_62" /><a href="#FNanchor_62_62"><span class="label">[62]</span></a> Mem. X, p. 21.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_63_63" id="Footnote_63_63" /><a href="#FNanchor_63_63"><span class="label">[63]</span></a> Mem. X, p. 22.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_64_64" id="Footnote_64_64" /><a href="#FNanchor_64_64"><span class="label">[64]</span></a> Mem. X, p. 85.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_65_65" id="Footnote_65_65" /><a href="#FNanchor_65_65"><span class="label">[65]</span></a> Mem. X, p. 93.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_66_66" id="Footnote_66_66" /><a href="#FNanchor_66_66"><span class="label">[66]</span></a> Mem. X, p. 101.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_67_67" id="Footnote_67_67" /><a href="#FNanchor_67_67"><span class="label">[67]</span></a> Marmont, Mem. X, p. 53. Milacovic, p. 280.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_68_68" id="Footnote_68_68" /><a href="#FNanchor_68_68"><span class="label">[68]</span></a> Marmont, Mem. X, p. 53-54.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_69_69" id="Footnote_69_69" /><a href="#FNanchor_69_69"><span class="label">[69]</span></a> Der Brief vom 8. Sept. 1806, Marmont, Mem. X, p. 80.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_70_70" id="Footnote_70_70" /><a href="#FNanchor_70_70"><span class="label">[70]</span></a> Zitiert bei Marmont, Mem. X, p. 90.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_71_71" id="Footnote_71_71" /><a href="#FNanchor_71_71"><span class="label">[71]</span></a> Zitiert bei Marmont, Mem. X, p. 106</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_72_72" id="Footnote_72_72" /><a href="#FNanchor_72_72"><span class="label">[72]</span></a> Grliza 1838, p. 55-56.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_73_73" id="Footnote_73_73" /><a href="#FNanchor_73_73"><span class="label">[73]</span></a> Marmont, Mem. X, p. 108.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_74_74" id="Footnote_74_74" /><a href="#FNanchor_74_74"><span class="label">[74]</span></a> E. Lavisse, Napoleon, p. 702.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_75_75" id="Footnote_75_75" /><a href="#FNanchor_75_75"><span class="label">[75]</span></a> Bei Marmont, Mem. X, p. 107.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_76_76" id="Footnote_76_76" /><a href="#FNanchor_76_76"><span class="label">[76]</span></a> Marmont, Mem. X, p. 59.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_77_77" id="Footnote_77_77" /><a href="#FNanchor_77_77"><span class="label">[77]</span></a> Marmont, Mem. p. 125.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_78_78" id="Footnote_78_78" /><a href="#FNanchor_78_78"><span class="label">[78]</span></a> Marmont, Mem. p. 126.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_79_79" id="Footnote_79_79" /><a href="#FNanchor_79_79"><span class="label">[79]</span></a> Marmont, Mem. p. 126.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_80_80" id="Footnote_80_80" /><a href="#FNanchor_80_80"><span class="label">[80]</span></a> Mem. 130.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_81_81" id="Footnote_81_81" /><a href="#FNanchor_81_81"><span class="label">[81]</span></a> Milacovic, p. 278.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_82_82" id="Footnote_82_82" /><a href="#FNanchor_82_82"><span class="label">[82]</span></a> Lavisse, p. 702.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_83_83" id="Footnote_83_83" /><a href="#FNanchor_83_83"><span class="label">[83]</span></a> Im Staatsarchiv in Cetinje.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_84_84" id="Footnote_84_84" /><a href="#FNanchor_84_84"><span class="label">[84]</span></a> Karadzitch, p. 39.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_85_85" id="Footnote_85_85" /><a href="#FNanchor_85_85"><span class="label">[85]</span></a> Orliza 1838, p. 56. Vergl. mit Milacovic, p. 276.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_86_86" id="Footnote_86_86" /><a href="#FNanchor_86_86"><span class="label">[86]</span></a> Dieser Brief ist im Archiv der Metropolie zu Cetinje +aufbewahrt.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_87_87" id="Footnote_87_87" /><a href="#FNanchor_87_87"><span class="label">[87]</span></a> Dieser Brief ist auch dort.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_88_88" id="Footnote_88_88" /><a href="#FNanchor_88_88"><span class="label">[88]</span></a> Im Archiv zu Cetinje.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_89_89" id="Footnote_89_89" /><a href="#FNanchor_89_89"><span class="label">[89]</span></a> Idem.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_90_90" id="Footnote_90_90" /><a href="#FNanchor_90_90"><span class="label">[90]</span></a> Milacovic, p. 305-308.</p></div> + + + + + + + + + +<pre> + + + + + +End of the Project Gutenberg EBook of Französisch-slavische Kämpfe in der +Bocca di Cattaro 1806-1814., by Nicola Velimirovitch + +*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK FRANZÖSISCH-SLAVISCHE KÄMPFE *** + +***** This file should be named 15891-h.htm or 15891-h.zip ***** +This and all associated files of various formats will be found in: + https://www.gutenberg.org/1/5/8/9/15891/ + +Produced by Zoran Stefanovic, Ralph Janke and Proofreaders +Europe, http://dp.rastko.net. + + +Updated editions will replace the previous one--the old editions +will be renamed. + +Creating the works from public domain print editions means that no +one owns a United States copyright in these works, so the Foundation +(and you!) can copy and distribute it in the United States without +permission and without paying copyright royalties. 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It exists +because of the efforts of hundreds of volunteers and donations from +people in all walks of life. + +Volunteers and financial support to provide volunteers with the +assistance they need, is critical to reaching Project Gutenberg-tm's +goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will +remain freely available for generations to come. In 2001, the Project +Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure +and permanent future for Project Gutenberg-tm and future generations. +To learn more about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation +and how your efforts and donations can help, see Sections 3 and 4 +and the Foundation web page at https://www.pglaf.org. + + +Section 3. Information about the Project Gutenberg Literary Archive +Foundation + +The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit +501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the +state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal +Revenue Service. The Foundation's EIN or federal tax identification +number is 64-6221541. Its 501(c)(3) letter is posted at +https://pglaf.org/fundraising. Contributions to the Project Gutenberg +Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent +permitted by U.S. federal laws and your state's laws. + +The Foundation's principal office is located at 4557 Melan Dr. S. +Fairbanks, AK, 99712., but its volunteers and employees are scattered +throughout numerous locations. Its business office is located at +809 North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887, email +business@pglaf.org. 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Thus, we do not necessarily +keep eBooks in compliance with any particular paper edition. + + +Most people start at our Web site which has the main PG search facility: + + https://www.gutenberg.org + +This Web site includes information about Project Gutenberg-tm, +including how to make donations to the Project Gutenberg Literary +Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and how to +subscribe to our email newsletter to hear about new eBooks. + + +</pre> + +</body> +</html> diff --git a/LICENSE.txt b/LICENSE.txt new file mode 100644 index 0000000..6312041 --- /dev/null +++ b/LICENSE.txt @@ -0,0 +1,11 @@ +This eBook, including all associated images, markup, improvements, +metadata, and any other content or labor, has been confirmed to be +in the PUBLIC DOMAIN IN THE UNITED STATES. + +Procedures for determining public domain status are described in +the "Copyright How-To" at https://www.gutenberg.org. + +No investigation has been made concerning possible copyrights in +jurisdictions other than the United States. 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