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+The Project Gutenberg EBook of Japanischer Fruehling, by Hans Bethge
+
+This eBook is for the use of anyone anywhere in the United States and most
+other parts of the world at no cost and with almost no restrictions
+whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms of
+the Project Gutenberg License included with this eBook or online at
+www.gutenberg.org. If you are not located in the United States, you'll have
+to check the laws of the country where you are located before using this ebook.
+
+Title: Japanischer Fruehling
+ Nachdichtungen Japanischer Lyrik
+
+Author: Hans Bethge
+
+Posting Date: October 12, 2014 [EBook #9178]
+Release Date: October, 2005
+First Posted: September 11, 2003
+
+Language: German
+
+Character set encoding: ISO-8859-1
+
+*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK JAPANISCHER FRUEHLING ***
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+Produced by Juliet Sutherland, Charlie Kirschner and
+Distributed Proofreaders
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+JAPANISCHER FRÜHLING
+
+NACHDICHTUNGEN JAPANISCHER LYRIK
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+HANS BETHGE
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+DIE SEELE JAPANS
+
+WOMIT VERGLEICH ICH JAPANS SEELE WOHL
+AM TREFFENDSTEN? MIT DEM GEHEIMEN DUFT
+DER KIRSCHENBLÜTE. WENN DIE GOLDNE SONNE
+DES MORGENS SIEGHAFT AUS DER DÄMMRUNG STEIGT
+
+MOTOORI NORINAGA
+
+
+
+
+DIE SCHÖNE NUNA-KAWA-HIME SPRICHT ZUM GOTT DER ACHTMALTAUSEND SPEERE
+
+AUS ARCHAISCHER ZEIT
+
+Wenn erst die Sonne hinterm Berg verschwand,
+In rabenschwarzer Nacht komm ich heraus,
+Und du wirst nahen wie die Morgenröte,
+Mit Lächeln und mit strahlendem Gesicht.
+Und deine Arme, die so schimmernd weiss
+Wie Taku-Rinde glänzen, wirst du zärtlich
+Auf meinen Busen legen, der dem Schnee
+An Zartheit gleicht. Und eng verschlungen werden
+Wir liegen und uns kosen und die Arme
+Als Kissen unters Haupt uns betten, während
+Die Schenkel nahe beieinander ruhn.
+
+Sprich mir von Liebessehnsucht nicht zu sehr,
+Du grosser Gott der achtmaltausend Speere!
+
+Wenn erst die Sonne hinterm Berg verschwand,
+Komm ich heraus.
+
+
+
+
+DIE WARTENDE
+
+KAISERIN IWA NO HIME
+
+Bis dass der weisse Reif des Alters sich
+Auf meine rabenschwarzen Haare legt.
+Will ich mein ganzes langes Leben durch
+Nichts weiter tun als warten, warten, warten
+Auf dich, den meine ganze Seele liebt.
+
+
+
+
+LIEBESWERBUNG
+
+KAISER YURYAKU
+
+Du schönes, schlankes Mädchen mit dem Korbe,
+Du schönes, schlankes Mädchen mit dem Spaten,
+Das dort am Hügel emsig Kräuter pflückt!
+
+Sag mir, wo ragt dein Haus, ich bitte dich,
+Und nenne deinen Namen mir! Im ganzen,
+Vom Himmel treu geliebten Lande Japan.
+
+Bin ich der Herrscher! Und mein Herz wünschtinnig.
+Dich als Gemahlin heimzuführen, Holde!
+Ich bitte dich, wer bist du,--sag es mir!
+
+
+
+
+DER GLÜCKLICHE
+
+MUNETO
+
+Ihr sagt, dass ich ein Wilder sei. Nun gut.
+Ich bin den Vögeln im Gebüsch befreundet
+Und kenne alle Bäume. Und die Blumen.
+
+Auf bunter Bergflur blühen nur für mich,
+Und das Geraun des Waldes kündet mir
+Geheimnisvoll die Wunder der Natur.
+
+Ja, ich bin reich! Dich neid ich nimmermehr,
+Geschmeidiger Hofmann in dem seidnen Kleide,
+Denn du hast nichts, was meinem Glücke gleicht.
+
+
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+IN ERWARTUNG
+
+PRINZESSIN NUKADA
+
+Ich wartete auf dich, von Sehnsucht fast
+Verzehrt,--da, ein Geräusch: du nahst! du nahst!
+
+Zu früh gejubelt, sehnsuchtsbanges Herz!
+Es war der trügerische Wind des Herbstes,
+Der raschelnd durch den Bambusvorhang fuhr.
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+DAS ELEND DER WELT
+
+OKURA
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+Die Welt ist elend, jammervoll
+Und nimmer wert, dass wir sie lieben.
+O weh, dass ich kein Vogel bin!
+Ich wünschte, dass ich Flügel hätte,
+Um ihr für immer zu entfliehn.
+
+
+
+
+EINSAM
+
+HITOMARO
+
+Trostlos, allein zu schlafen diese Nacht,
+Die endlos lang ist, wie der lange Schweif
+Des Goldfasanen, dessen helle Stimme
+Ich von dem Berg herüberklingen höre.
+
+
+
+
+DIE GELIEBTE IM SEGELBOOT
+
+HITOMARO
+
+Rings um die Küste braut der Morgennebel
+Und hüllt in graue Dämmerung Land und Meer.
+
+Mit neidischem Sinn verbirgt er meinen Augen
+Das Segelboot, nach dem mein Herz sich sehnt.
+
+Voll unruhvollen Klopfens: denn ich weiss,
+Dass meine Liebste darin kommen wird.
+
+
+
+
+KRIEGSZUG
+
+HITOMARO
+
+Da tat der Held das Schwert um seinen Leib
+Und nahm den Bogen in die feste Hand
+Und schritt dem Heer des Kaisers stolz voran.
+
+Und alle Trommeln fingen an zu dröhnen
+Wie Donnergroll, und die Drommeten klangen,
+Dass man erschrak wie vor des Tigers Schrei.
+Und hoch wie Feuerzungen flatterten
+Die Fahnen,--ja, wie Feuer auf dem Felde
+In Frühlingsnächten, von dem Wind entfacht,
+So lohten flammend sie zum Himmel auf.
+Und in der Hand der Krieger schwirrten jetzt
+So fürchterlich die Bogen, dass man glaubte,
+Ein grimmer Sturmwind jage mit Gebrüll
+Durch den verschneiten winterlichen Wald;
+Und so wie wilder Schneefall in der Luft
+Sich ineinander schüttet,--also schwirrten
+Die Pfeile durcheinander, dicht an dicht.
+
+
+
+
+TRÜBES LIED
+
+OZI
+
+Die Blüten rieseln nieder. Dichter Nebel
+Verbirgt den See. Die wilden Gänse rufen
+Erschreckt am heiligen Teich von Iware.
+
+Düstere Träume schatten um mein Haupt.
+Mein Herz ist schwer. Wenn übers Jahr die Gänse
+Von neuem rufen, hör ich sie nicht mehr.
+
+
+
+
+AN DEN SCHNEE
+
+KAISER MOMMU
+
+Die Wolken sind von Flocken ganz erfüllt,
+Der Wald scheint voll von weissen Weidenkätzchen,
+Das ganze Firmament ist schimmernd hell,
+Vom Wind getrieben weht der Schnee am Flusse,--
+Wenn ich die weissbedeckten Pflaumenbäume
+In meinem Garten sehe, möcht ich glauben,
+Sie blühten schon vom Frühling ganz und gar.
+
+
+
+
+DER FUJI-YAMA
+
+AKAHITO
+
+Zum Himmel schauend, sehe ich den Gipfel
+Des Fuji-Yama gross und feierlich
+Ins Ewige schimmern; also ragt er schon
+Seit jenen Zeiten, da die Erde sich
+Vom Himmel schied; blick ich zu ihm empor,
+So ist mir, dass der Glanz der Sonne sich
+Verdunkelt, und der milde Schein des Mondes
+Verschwindet ganz; die weissen Wolken aber
+Tragen Bedenken, über seinen Gipfel
+Dahinzuschweben, und es sinkt der Schnee
+Mit stiller Ehrfurcht sanft auf ihn hinab.
+
+O Fuji-Yama, deine Herrlichkeit
+Wird man noch preisen in den fernsten Tagen;
+Bis zu der Dichter spätesten Geschlechtern
+Wird deines Ruhmes Glanz nicht untergehn.
+
+
+
+
+BETRACHTUNG
+
+AKAHITO
+
+Wenn stets der Kirschenbaum so wundervoll
+Wie jetzt auf allen Höhen blühen würde,
+Wir liebten seine schneeige Schönheit dann
+Nicht so wie jetzt, da nur den Lenz sie ziert.
+
+
+
+
+DIE TRAUERWEIDE
+
+MUSHIMARO
+
+Die Trauerweide auf dem Grab des Mädchens
+Lässt ihre Zweige nur nach einer Seite
+Hinüberhangen. Eines Jünglings Hügel
+Erhebt sich dort. Wer möchte nun noch zweifeln,
+Wem jenes toten Mädchens Liebe galt?
+
+
+
+
+DER MOND
+
+EDELDAME ISHIKAWA
+
+Seht, wie er sieghaft durch die Wolken bricht!
+Sein wunderbarer Glanz flicht Silbernetze,
+Die über Land und Meer sich schimmernd breiten,
+Auch über meinen Strand, wo nun die Steinchen
+Des Sandes klar wie Diamanten schimmern.
+
+
+
+
+FRÜHLINGS ENDE
+
+KIBINO
+
+Der Wind trieb alle Blütenblätter von
+Den Zweigen weg. Der Frühling, der schon lange
+Kränklich und blass war, ist geschwunden. Nur
+Der süsse Duft der Pflaumenblüte blieb
+Am Ärmel meines seidenen Gewandes
+Gleich einem schönen, müden Traum zurück.
+
+
+
+
+FRÜHLINGS ENDE
+
+OKISHIMA
+
+Im Bambushaine meines Gartens hör ich
+Die Nachtigall mit müder Stimme klagen,--
+Sie trauert, weil die weissen Pflaumenblüten
+In Scharen von den Bäumen niederfallen,
+Weil nun der Lenz mit seinen Wundern flieht.
+
+
+
+
+IN DER FREMDE
+
+YAKAMOCHI
+
+Verbannt von meinem Kaiser, leb ich nun
+Fünf Jahre schon in fremdem, wildem Lande,
+Entbehrend deinen Anblick, süsses Weib.
+
+Nie darf ich mehr zur Nacht mein müdes Haupt
+Auf deinem lieben, weichen Arme betten;
+Hör, was ich tat in meiner Einsamkeit:
+
+Ich säte Nelken aus in meinem Garten;
+Wenn sie in Blüte stehn, so denk ich immer
+An dich, die meine schönste Nelke war.
+
+Dies ist der einzige Trost, geliebtes Weib,
+In meiner öden Fremde. Ohne ihn
+Würf ich mein Leben unbedenklich ab.
+
+
+
+
+HEIMWEH
+
+YAKAMOCHI
+
+Wenn sich der Abend niedersenkt und Nebel
+Eintönig wallen übers graue Meer,
+Und wenn die Kraniche mit müder Stimme
+Ins Dunkel rufen, traurig anzuhören,--
+Dann denk ich meiner Heimat, schmerzdurchweht.
+
+
+
+
+DER BLÜTENZWEIG
+
+FUJIWARA NO HIROTSUGU
+
+Nimm diesen Blütenzweig! In jedem Blatte
+Der zarten Blüten schlummert hundertfach
+Ein Liebeswort aus unruhvoller Brust.
+
+O weise meine Liebe nicht zurück!
+
+
+
+
+DER FREUND DES WEINES
+
+TABITO
+
+Wenn ich nicht wäre, was ich bin: ein Mensch,--
+Ich möchte eine Reisweinflasche sein,
+Um recht nach Herzenslust in meinen Hals
+Den edeln Saft zu saugen, den ich liebe.
+
+
+
+
+AM UFER
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Von jenem Ufer winkt mir die Geliebte,
+Hier stehe ich, mit ruhelosem Sinn,
+Das Herz erfüllt von ungestümer Sehnsucht,
+Und seufze, seufze endlos. Hätt ich doch
+Ein rotlackiertes Schifflein jetzt zur Hand
+Und auch ein Ruder, voller Kunst besetzt
+Mit Edelsteinen,--hurtig wie der Wind
+Lenkt ich hinüber, um mit ihr zu plaudern,
+Und schmiegte glücklich mich an ihre Brust!
+
+
+
+
+BITTE AN DEN HUND
+
+UNBEKANNTE DICHTERIN
+
+Wenn mein Geliebter in der Nacht
+Den Binsenzaun durchbricht und leise
+Zu mir hereinsteigt,--Hund, ich rate
+Dir ernstlich: hülle dich in Schweigen,
+Verrate ihn den Leuten nicht,--
+Es soll dir gut gehn, lieber Hund!
+
+
+
+
+DER TEICH
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Dir, Teich von Miminaschi, gilt mein Hass,
+Denn meine Liebste hat verzweifelnd sich
+In dich gestürzt und ist in dir ertrunken.
+Warum bist du nicht schnell vertrocknet, als
+Die Holde kam, in dir den Tod zu finden?
+Ich hasse dich, erbarmungsloser Teich!
+
+
+
+
+TRENNUNG
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Trotz aller Hindernisse,
+Die dem eilenden Flusse
+Entgegentreten:
+Alle Wasser, die sich trennen,
+Um Bänke und Riffe herum,
+Strömen doch endlich.
+Endlich wieder
+Jubelnd zusammen!
+
+
+
+
+VERTRAUEN
+
+UNBEKANNTE DICHTERIN
+
+Die Mutter hat aufs strengste mir verboten,
+An deiner Brust zu schlafen, mein Geliebter,
+Obwohl mir das Orakel klar verhiess,
+Dass ich dereinst die Deine werden soll.
+So lauter wie das nie getrübte Wasser
+Des Teiches von Kiyosmi ist mein Herz
+Und ist so tief auch wie der Grund des Teiches,
+Und immer wird es deiner treu gedenken
+Und wird vertrauend harren in Geduld,
+Bis dass ich ganz mit dir vereinigt bin.
+
+
+
+
+ÜBER DIE HEIDE
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Was für ein Mensch ist das, um dessentwillen
+Du, schöne Frau, mit Mühe und voll Sehnsucht
+Die Heide von Miyake überquerst?
+
+Beschwerlich ists, durch das Gestrüpp zu wandern.
+Qualvoll ist dieser Gang für Frauenlenden,
+Weh, wenn dich deine Eltern sähen, Kind!
+
+So zart wie weisses Linnen glänzt dein Antlitz,
+Dein langes Haar ist dunkel wie das Innre
+Der Mina-Muscheln, die das Meer ausspeit.
+
+Ein Kamm aus Buchsbaum steckt in deinen Haaren.
+Wem eilst du zu? Wer bist du, holdes Wesen?
+O Götterlust, mein Weib eilt zu mir her.
+
+Da sie die Sehnsucht nicht ertragen kann!
+
+
+
+
+BANGNIS
+
+UNBEKANNTE DICHTERIN
+
+Ich lehne mich an deine Brust, Geliebter,
+Und das Vertrauen, das ich in dich setze,
+Ist so, als ob ich einem grossen Schiff
+Mich anvertraute. Lang und immer länger
+Denk ich an dich, so wie die Efeuranken
+Hinkriechen an der Mauer, lang und länger.
+O wären wir vor Unheil stets bewahrt!
+Ich schlinge meinen Ärmel um die Schultern
+Und stelle fromme Weihgefässe auf
+Und flehe zu den Göttern, die im Himmel
+Und auf der Erde walten, dass sie dir
+Und mir und unsrer Liebe gnädig seien!
+
+
+
+
+DIE SCHÖNE KURTISANE
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+O liebliche Tamana, lächelnde
+Verführerin, die Schlankheit deiner Lenden
+Ist dem geschmeidigen Leib der Biene gleich.
+
+Dein Busen ist von edler Form, du stehst
+Wie eine Blume da, du hast ein Lächeln,
+Dass alle Leute, die vorübergehn,
+
+Die Schritte hemmen. Ungerufen naht sich
+Die Schar der Männer, steht vor deinem Tore,
+Von dir berauscht und voll Begehr nach dir.
+
+Im Hause, das dem deinen nahe liegt,
+Macht sich der Gatte von der Gattin frei
+Und steckt dir zu den Schlüssel seiner Türe.
+
+Vernarrt in dich ist alles. Du verstehst es,
+Die Herzen zu gewinnen durch ein Lächeln,
+Und Üppigkeit und Wollust sind dein Teil.
+
+
+
+
+QUALVOLLE EIFERSUCHT
+
+UNBEKANNTE DICHTERIN
+
+Ich habe heut den ganzen langen Tag,
+Seitdem die Sonne überm Horizont
+Heraufkam, und die ganze lange Nacht,
+In der ich schlaflos in das Dunkel starrte,
+Getobt vor Jammer und geweint vor Wut!
+
+Denn du, ich weiss es, hast in einer Hütte
+(Ich möchte sie den Flammen übergeben!)
+Auf alten, schlechten, strohgeflochtnen Matten
+(Die wert sind auf dem Kehricht zu vermodern!)
+Die plumpen Wangen einer Bauerndirne
+Gestreichelt und geküsst, und hast in Liebe
+Bei ihr geweilt die ganze lange Nacht!
+
+
+
+
+VERGEBENES BEMÜHEN
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Dass wir uns lieben, hab ich abgestritten,
+Mit heftigen Worten hab ich es geleugnet,
+Ich habe mich so angestrengt mit Leugnen,
+Wie man sich anstrengt, wenn man einen Lastkahn
+Am Kap des leuchtenden Naniwa-Hafens
+Mit einem Seile mühevoll dahinzieht,--
+Und dennoch bin ich, nichts hat mir genützt,
+In das Gerede aller Welt gekommen!
+
+WUNSCH
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Nicht wertvoll scheint das Leben mir; jedoch
+Da ich so sehr dich liebe, wünsch ich wohl,
+Dass ich noch lange, lange leben möge,
+Um lang noch meine Liebe zu geniessen.
+
+
+
+
+DIE TRÄUME
+
+FRAU KOMACHI
+
+Seit ich im Traum den Mann seh, den ich liebe,--
+Seit jener Zeit erst liebe ich der Träume
+Buntfarbene Falter als das köstlichste
+Geschenk der Nacht, das ich nicht missen möchte.
+
+
+
+
+EINSAM
+
+FRAU KOMACHI
+
+Der Blüten holde Schönheit ist entwichen,
+Der rauhe Regen hat sie ganz zerstört,
+Indessen ich, zwecklos in diesem Dasein,
+Einsam den Blick ins Leere schweifen liess.
+
+
+
+
+DAS LOTUSBLATT
+
+HENJO
+
+Ganz ohne Makel, weiss und leuchtend, blüht
+Das Lotusblatt. Es scheint ganz ohne Trug--
+Und dennoch lügt es: denn das eitle will
+Uns glauben machen, dass im edeln Schmucke
+Von Diamanten es erstrahle,--und
+Es sind doch Tropfen Taus nur, die es zieren!
+
+
+
+
+FAMILIENSTOLZ
+
+HENJO
+
+Die Meinen sind so stolz, dass sie verlangen:
+Der Name, den wir tragen, solle immer
+So völlig unverfälscht sein wie die dunkle,
+Von künstlichen Essenzen nicht berührte
+Nachtfarbe meines ungekämmten Haars.
+
+
+
+
+SCHWERMUT
+
+PRINZ NARIHIRA
+
+Wenn nie die Blüten auf den Kirschenbäumen
+Erstünden, brauchte unser Herz auch nie
+Zu klagen, wenn die holden Blüten sterben.
+
+Dir gilt mein Hass, o Mond. Denn viele Monde,
+Die sich allmählich aneinanderfügen,
+Berauben mich der Wonnen meiner Jugend.
+
+Ich weine meine Ärmel feucht bei Nacht,
+Sie werden feuchter als vom Tau des Herbstes,
+Denn du bist fern, der meine Sehnsucht gilt.
+
+
+
+
+TAGELIED EINES MÄDCHENS
+
+PRINZ NARIHIRA
+
+Nimm dich in acht, o Hahn, der krähend von
+Der Liebe Bett uns aufscheucht! Wenn der Tag
+Erschienen ist, so schleudr ich in den Rachen
+Des Fuchses dich, damit er dich vertilgt.
+Der du den Liebsten mir so schnell, so schnell
+Entführst durch dein abscheuliches Geschrei!
+
+
+
+
+LIEBESKUMMER
+
+PRINZ NARIHIRA
+
+Da ich am Morgen durch die Büsche ging
+Des taubenetzten, herbstlichen Gefildes,
+Nässt ich den Ärmel mir. Doch ganz durchfeuchtet
+Ward er erst nachts von meinen vielen Tränen,
+Da jene mich allein liess, die ich liebe.
+
+
+
+
+SEHNSUCHT NACH DER NACHTIGALL
+
+TOMONORI
+
+Ich will den Frühlingswind, o Nachtigall,
+Mit weichen Blumendüften zu dir senden,
+Damit sie dir den Weg herüberweisen
+In unsre Flur,--wir warten schon so lang!
+
+
+
+
+DAUER IM WECHSEL
+
+TOMONORI
+
+Der Kirschbaum stand in Blüten. Schwarz und jung
+Fiel mir das Haar vom Haupt, indes ich tanzte.
+
+Der Kirschbaum stand in Blüten. Frisch und jung
+Erglänzten sie,--mein Haar war grau geworden.
+
+Heut wieder blüht der Kirschbaum. Himmlisch jung
+Wie immer lächeln seine Blüten nieder,--
+
+Mein Haar ward weiss, ich stehe sinnend da.
+
+
+
+
+GLEICHE SEHNSUCHT
+
+TOMONORI
+
+Der Abend kommt herab. Nun wandr ich an
+Den Sao-Fluss, im Windhauch seines Ufers
+Die Freundin zu erwarten. Was erklingt
+Im Dunkel so voll Sehnsucht? Horch, das ist
+Der einsam-schwermutvolle Ruf der Möwe,
+Die sich nach der Gefährtin sehnt, wie ich.
+
+
+
+
+DIE WILDGANS
+
+OCHI
+
+Vorüber ist die böse Winternacht.
+Der Lenz zog ein. Dort durch die Silberwolken
+Breitet die Wildgans kreischend ihre Flügel.
+
+Sie strebt nach Norden, wo seit Monden schon
+Das Mädchen weilt, nach dem mein Herz sich sehnt.
+O Wildgans, nimm mich mit auf deinen Flügeln!
+
+
+
+
+FRÜHLINGSREGEN
+
+OTOMO KURONUSHI
+
+Sie weinen alle, da die Kirschenblüten
+Zur Erde rieseln. Dieses fällt mir ein:
+Ob wohl der Regen, der im Frühling fällt,
+Die Tränenflut der trauernden Menschen ist?
+
+
+
+
+BETRACHTUNG
+
+FRAU ISE
+
+Am Ufer von Naniwas Seebucht seh ich Rohr
+Mit kleinen Spannen schwanken in dem feinen Windhauch.
+
+Gelehnt an deine liebe Schulter, muss ich denken,
+Ob ich wohl leben könnte, wenn mich das Geschick.
+
+Die allerkleinste Spanne Zeit von dir entfernt
+Zu weilen zwänge, mein zu sehr Geliebter!
+
+
+
+
+TRÜBSINN
+
+MITSUNE
+
+Du flohest in die Berge, voller Hass
+Gegen die Welt. Wenn in den Bergen nun
+Dich auch der dunkle Trübsinn überfällt,--
+Wohin dann willst du weiter fliehn, o Freund?
+
+
+
+
+HEUTE!
+
+MITSUNE
+
+Bald wird der Sturmwind durch die Fluren heulen
+Und Laub und Früchte von den Bäumen schütteln
+Und Blüten knicken, wo er immer weht.
+Drum, willst du Blüten pflücken,--tu es heute!
+Vielleicht, vielleicht ists morgen schon zu spät.
+
+
+
+
+AN EINEN FREUND
+
+MITSUNE
+
+Du kommst nur, um die Blumen blühn zu sehen
+Bei meinem Hause. Sind sie erst verwelkt,
+So weiss ich wohl, dass ich mich Tag für Tag
+Umsonst nach deinem Kommen sehnen werde.
+
+
+
+
+ERINNERUNG
+
+TADAMINE
+
+Da ich von ihr auf ewig schied, stand fühllos
+Und blass der Mond am Morgenhimmel da.
+
+Nichts quält mich schrecklicher seit jenem Morgen,
+Als wenn ich in der Frühe, müd erwacht,
+Den Mond in fahler Dämmerung hängen seh.
+
+
+
+
+FROMMER WUNSCH
+
+TADAMINE
+
+Ich wünschte wohl, dass ich in Mondschein mich
+Verwandeln könnte. Endlich würde dann
+Das Mädchen, das ich so voll Inbrunst liebe.
+Mit schmachtendem Gefühle mich betrachten,
+Während es jetzt nur grausam zu mir ist.
+
+
+
+
+HALTLOS
+
+TADAMINE
+
+So wie die Wasserlinsen auf dem Fluss
+Ganz wurzellos und ohne jeden Halt
+Hierhin und dahin ziehn: so treib auch ich
+Haltlos umher im Strome meiner Liebe.
+
+
+
+
+DAS KLAGENDE HERZ
+
+FUKAYOBU
+
+Vergleichbar einer Wildgans ist mein Herz,
+Das krank von Sehnsucht dir entgegenschlägt.
+Es irrt umher und klagt voll banger Unruh,
+So wie die Wildgans in dem Meer der Luft.
+
+
+
+
+DIE ALLERERSTEN BLÜTEN
+
+MASAZUMI
+
+Froh sprudeln durch die Ritzen nun des Eises,
+Das vor dem Lenz zergeht, die weissen Wellen
+Des Giessbachs auf: die ersten weissen Blüten
+Des lieben Frühlings möchten sie uns sein.
+
+
+
+
+DAUERNDE ERINNERUNG
+
+KI NO ARITOMO
+
+Ich wünsche ein Gewand mir von der Farbe
+Der Kirschenblüten. Wenn die Blüten dann
+Schon lang verwelkt sind, werd ich immer doch
+Durch mein Gewand an ihre Lust gemahnt.
+
+JUBEL
+
+TSURAYUKI
+
+Was seh ich Helles dort? Aus allen Gründen
+Zwischen den Bergen quellen weisse Wolken
+Verlockend auf,--die Kirschen sind erblüht!
+Der Frühling ist gekommen, wunderbar!
+
+
+
+
+BLÜTEN UND HERZEN
+
+TSURAYUKI
+
+Ihr meint, zu balde weht die Kirschenblüte
+Im Wind dahin? Ach, flüchtiger ist manches.
+Verändert sich das Herz des Menschen nicht
+Oft schneller, als ein Windhauch sich erhebt?
+
+
+
+
+SCHNEE IM FRÜHLING
+
+TSURAYUKI
+
+Der Frühling naht mit seinem Dunst. Die Bäume
+Setzen schon Knospen an. Doch von dem Himmel
+Fällt Schnee auf Schnee, als wollt er nimmer enden.
+Wie sonderbar,--nun sinken Blüten nieder,
+Obwohl der Lenz noch keine Blüten schuf.
+
+
+
+
+BLÜTENSCHNEE
+
+TSURAYUKI
+
+Leis senkt sich Schnee auf uns herab, und dennoch
+Weht lauer Windhauch zart an unsre Stirnen.
+Geschah ein Wunder denn? O welch ein Schnee,
+Des Heimat nie der Himmel war! Es ist ja
+Der holde, duftgeborene Frühlingsschnee
+Der Kirschenblüten!
+
+
+
+
+SEITDEM ICH DICH LIEBE
+
+ATSUTADA
+
+Seitdem ich dich liebe,
+Vergleiche ich meine Gefühle
+Und meine kühnen Gedanken
+Mit jenen, die ich früher hegte.
+
+Und ich erkenne,
+Dass ich früher
+Ganz gedankenlos
+Und, ach, ganz fühllos war.
+
+
+
+
+GESTEIGERTE SEHNSUCHT
+
+ATSUTADA
+
+Sehr gross war meine Sehnsucht, eh ich zur
+Geliebten kam. Doch jetzt, da ich bei ihr
+Glückselige Zeit verbringen durfte, bin ich
+Wohl ganz beschwichtigt und gestillt? O nein!
+Viel mächtiger ist meine Sehnsucht nun,
+Viel ungebändigter als je zuvor!
+
+
+
+
+ANKUNFT DES FRÜHLINGS
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Noch glänzt der Schnee hernieder von den Bergen,
+Doch regt sich schon der Frühling in dem Tal.
+Die Tränen, die die Nachtigall geweint hat.
+
+Und die zu Eis gefroren waren, tauen
+Allmählich auf. Im holden Duft der Tage
+Erklingt nun bald das Lied der Frühlingsbraut.
+
+Der Nebel, der noch um die Büsche schleift.
+Ist nur ein leichtes, schmächtiges Gewebe,--
+Ein Windhauch durch die Flur--und er zerstiebt.
+
+Wie herrlich glänzt die Weide schon am Bach!
+Auf ihrem dünnen, wallenden Gezweige
+Reiht sich der Tau zu silbernen Perlen auf.
+
+Und gar der Pflaumenbaum! Er steht schon prunkend
+Im Kleide seiner weissen Blüten da,
+Verklärend jedes Auge, das ihn schaut.
+
+Welch holdes Wesen war es, das ihn leise
+Gestreift hat mit dem seidnen Saum des Ärmels,
+Da es versonnen ihm vorüberging?
+
+
+
+
+LIEBE
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Die Liebe rast durch meine Brust,
+So wie durch weite, dunkle Wälder
+Ein Berggewässer unterm Laub
+Der ungeheuren Bäume rast.
+
+Die Fichte trotzt auf Felsenhöhen
+Fast ohne Nahrung Wind und Wetter.
+Die Liebe braucht noch weniger Reichtum,
+Um froh zu trotzen aller Welt!
+
+
+
+
+DAS ALTER
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Wenn ich erführe, dass das Alter mich
+Besuchen wollte,--flugs schlöss' ich die Tür,
+Und "Ich bin nicht zu Hause!" würd ich rufen,
+Und nimmermehr liess ichs zu mir herein.
+
+
+
+
+LIEBEN UND STERBEN
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Wer hat der Liebe denn den Namen "Liebe"
+Dereinst gegeben? Viel bezeichnender
+Hätt er den Namen "Sterben" ihr verliehn,
+Denn Lieben, das ist Sterben,--wahrlich, wahrlich!
+
+
+
+
+DAS MÄDCHEN AUF DER BRÜCKE
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Das rauschende Gewässer Katashiwas
+Ist überwölbt von einer schönen Brücke,
+Der purpurroter Lack zum Schmuck gereicht.
+Ein zartes Mädchen wandelt unbegleitet
+Mit kleinen Füssen trippelnd drüber hin;
+Ein blaues Kleid mit rotem Rande schmiegt sich
+An ihre feinen Hüften wohlig an.
+O wüsste ich, ob ihre Hand noch frei ist,
+Ob nicht ein andrer schon dies Herz gewann!
+Schnell sagt mir, wo sie wohnt! Ich wills versuchen,
+Ob ich sie noch für mich gewinnen kann!
+
+
+
+
+LIEBESQUALEN
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Die Ärmel meines Kleides sind durchfeuchtet
+Von vielen Tränen. Allen, die mich fragen,
+Sag ich, dass es vom Frühlingsregen sei.
+
+Ich meinte immer, dass das Kraut Vergessen
+Auf Beeten wachse. Nun hab ich erfahren,
+Dass es in liebelosen Herzen blüht.
+
+Unsinnig ist es, Worte hinzuschreiben
+In fliessendes Gewässer. Doch der Gipfel
+Des Wahnsinns ist es: seine Liebesträume.
+
+Zu widmen einer Frau, die fühllos ist.
+
+
+
+
+HERBST
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Die Gräser und die Bäume und die Blumen
+Veränderten die Farben ganz und gar,--
+Nur an des grossen Meeres Wellenblumen,
+Den immer gleichen, kannst du nicht erkennen,
+Dass nun der bunte Herbst gekommen ist.
+
+
+
+
+SCHATTEN
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Ich bin vor lauter Sehnsucht abgemagert
+Gleich einem Schatten. Könnt ich wenigstens
+Ersetzen nun den Schatten der Geliebten,
+Dass ich zu ihren Füssen weilen dürfte!
+
+Jedoch auch dieser Dienst bleibt mir versagt.
+
+
+
+
+SCHNEE
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Wenn so wie dort der Schnee gewaltig anwächst,
+Sich auch die öden Nächte mehren würden,
+Da du mir fern bist,--o ich wünschte wohl,
+Dass mich das Dasein länger nicht bedrücke,
+Dass ich so bald hinschwände wie der Schnee.
+
+
+
+
+IMMER WIEDER
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Ich weiss es: alle Mühe ist umsonst,
+Dir zu begegnen. Dennoch, immer wieder.
+Geh ich hinaus und hoffe dich zu finden,--
+Wie könnt ich ruhn, da ich voll Sehnsucht bin!
+
+
+
+
+SCHLAFLOS
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+In schlafgemiedner Nacht hör ich die Rufe
+Des Kuckucks aus den Bergen klingen. Ach,
+Bist du von Liebesschmerzen auch geplagt,
+Dass du nicht schlafen kannst, o ferner Vogel?
+
+
+
+
+UNERWIDERTE LIEBE
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Ich wünschte, dass es möglich sei, die Herzen
+Der Menschen zu vertauschen. Dann, o Freund,
+Nachdem mein armes Herz du eingetauscht.
+Würdest auch du einmal begreifen lernen,
+Wie Liebe quält, die nicht erwidert wird.
+
+
+
+
+SEHNSÜCHTIGER GEDANKE
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Wenn du zur Blüte sprächest: Welke nicht,
+Bleib an dem Zweige haften, den du zierst,--
+Und es geschähe wirklich, was du wünschest,--
+Gäb es wohl Holderes in dieser Welt?
+
+
+
+
+DER DUFTENDE ÄRMEL
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Mein Ärmel duftet köstlich, da ich Blüten
+Vom Pflaumenbaume pflückte. Dicht bei mir
+Hebt plötzlich eine Nachtigall melodisch
+Zu singen an, vom Duft herbeigelockt:
+Die Holde meint, hier sei ein Baum erblüht.
+
+
+
+
+DAS KOPFKISSEN
+
+KANEMORI
+
+O Fürst, Ihr bietet Euren Arm mir an
+Als Kissen für die Nacht? Ich wag es nicht,--
+Denn sicher: Eure Liebe wär verrauscht,
+Bevor die Nacht noch in den Tag verrinnt;
+Ich aber, recht entflammt erst, würde nimmer
+Vor Liebesschmerz und Sehnsucht meine Ruhe
+Zurückgewinnen,--darum quält mich nicht.
+
+
+
+
+HEIMLICHE LIEBE
+
+KANEMORI
+
+Obgleich ich mir die grösste Mühe gebe,
+Mein leidenschaftlich Fühlen zu verbergen,
+Ist doch mein Angesicht so sehr verwandelt,
+Dass jeder, den ich treffe, mich mit Schrecken
+Befragt, welch eine Krankheit in mir wühle,
+Da ich so ganz und gar verändert sei.
+
+
+
+
+BEI BETRACHTUNG DES MONDES
+
+UNBEKANNTE KURTISANE
+
+Sehr weit von dir entfernt, betracht ich mit
+Verliebtem Auge den gestirnten Himmel.
+
+O! wenn der Mond sich jetzt in einen Spiegel
+Verwandeln würde, mir dein Bild zu zeigen!
+
+Doch er bleibt Mond und lacht nur meiner Qual.
+
+
+
+
+UNMÖGLICHKEIT
+
+OKI KASSI
+
+Wie könnt ich deine wundervolle Schönheit,
+Die allzu spröde, die ich ohne Hoffnung
+Anbete, aus dem wirren Sinn mir reissen,
+Da sie mir jede Nacht im Traum erscheint,
+Um mir zu sagen, dass ich hoffen solle!
+
+
+
+
+SCHWERMUT
+
+TERANGE
+
+Ich armer Tropf! Ein anderer besitzt
+Das Herz des schönen Mädchens, das ich liebe.
+
+Mir kommt die Trauerweide in den Sinn
+Am Rande meines Gartens. Mir gehört.
+
+Die Weide zwar, doch ihre Zweige schmücken
+Des Nachbars Garten und den meinen nicht.
+
+
+
+
+VERZWEIFLUNG
+
+SIGEYUKI
+
+So wie die Woge
+Im Sturmwind
+Am felsigen Ufer zerbricht,--
+So zerschellt meine Liebe
+An deines Hochmuts
+Trotzigen Felsen,
+Kalte Geliebte.
+
+
+
+
+DIE VERLASSENE
+
+UNBEKANNTE DICHTERIN
+
+Freund, ahnst du nicht,
+Wie unendlich traurig und lang
+Die Nacht ist, vom Abend her
+Bis zur schimmernden Morgenröte,
+Wenn ich einsam, einsam, einsam
+Seufzend daliege
+Auf meiner tränenbefeuchteten
+Binsenmatte?
+
+Ahnst du das nicht?
+
+
+
+
+NOCH EINMAL
+
+FRAU IZUMI SHIKIBU
+
+Noch einmal lass mich, o Geliebter,
+Bevor ich diese Welt verlasse,
+Dein liebes Antlitz wiedersehen,
+Dass ich es tief in meine Seele
+Einpräge und es mit mir nehme
+Ins dunkle Land der Ewigkeit.
+
+
+
+
+DIESELBE NACHT
+
+FRAU INNO BETTO
+
+Wie kommt es,
+Dass ein und dieselbe durchwachte Nacht
+Deinem Herzen die Ruhe gab.
+Während sie mich
+Für den Rest meines Lebens
+Mit ganz wahnsinniger
+Liebe erfüllt hat?
+
+
+
+
+ERREGUNG
+
+FRAU HORIKAWA
+
+O Gott, ob er mir treu bleibt? Himmel! Himmel!
+Ich weiss es nicht; ich weiss nur, dass mein Hirn,
+Seitdem das Morgenrot ihn von mir riss,
+So ganz verwirrt ist wie mein dunkles Haar,
+Das seine Wildheit mir so wirr gemacht.
+
+
+
+
+JAMMER DER ERDE
+
+FUJIWARA NO TOSHINARI
+
+Auf dieser Erde ward kein Weg gebahnt,
+Dem Kummer und dem Elend zu entfliehn.
+
+Selbst wenn ich in die tiefen Berge streife,
+Wohin mich eine alte Sehnsucht zieht,
+Tönt das Geschrei der abendlichen Hirsche
+Wehklagend melancholisch an mein Ohr.
+
+
+
+
+GEDANKEN
+
+SAIGYO
+
+So wie der Rauch des Fuji-Yama blass
+Und ziellos in die windigen Lüfte steigt.
+Um dann zu sterben an dem weiten Himmel:
+So steigen die Gedanken, die ich hege,
+Ziellos und zwecklos und auf flüchtigen Pfaden
+Ins Blau hinein und schwinden spurlos hin.
+
+
+
+
+SCHWERMUT
+
+SAIGYO
+
+Und wer in seinem Herzen noch so sehr
+Verhärtet ist: ein Weh durchschauert ihn,
+Und Schwermut senkt sich tief in sein Gemüt,
+Wenn er zur Dämmrung aus den sumpfigen Wiesen
+Die Schnepfen in den Abend steigen sieht.
+
+
+
+
+VOM MOND
+
+SAIGYO
+
+Vom Mond soll ich in Versen zu euch reden?
+O zwecklos. Denn wer könnte das begreifen,
+Was mich erfüllt, was mich im Innersten
+Bewegt und in mir aufblüht tief und dunkel.
+Wenn sich mein Herz in unruhvollen Nächten
+Zu dir emporhebt, o geliebter Mond?
+
+
+
+
+ABSCHIED VON DEN BLÜTEN
+
+SAIGYO
+
+So innig hab ich mit den holden Blüten
+Des Frühlings mich befreundet, dass mir scheint,
+Wir seien eins geworden, sie und ich.
+Da sie nun welken, von der Zeit bezwungen.
+Und traurig hingehn, mich alleine lassend.
+Füllt sich mein Herz mit namenlosem Jammer,
+Und schluchzend nehm ich Abschied, fassungslos.
+
+
+
+
+BLÜTEN
+
+SAIGYO
+
+Wie kommt es, dass die Blüten nimmermehr
+Aufhören, meine Seele zu entzücken?
+Ich habe längst mich von der ganzen Welt
+Zurückgezogen; alles ist mir gleich.--
+Wie aber kommt es, dass ich ganz beglückt
+Beim Anblick einer schönen Blüte bin?
+
+
+
+
+DAS ALTER
+
+KIUTSUNE
+
+Einst lagen volle Blumen, wie der Schnee so weiss.
+Auf meinem schwarzen Haar; sie leuchteten
+Und waren köstlich, doch der Sturm hat sie verweht.
+
+Die weissen Blüten, die das Haupt mir heute zieren,
+Sind nicht von jenen, die der Wind verweht.
+Des Alters Blumen sind erblüht in meinem Haar.
+
+
+
+
+STEUERLOS
+
+SONE NO YOSHITAKA
+
+So wie der Schiffer, der sein Steuerruder
+Verlor auf wilder See, nun der Gewalt
+Der Elemente preisgegeben hintreibt:
+So fühl ich meine Liebe steuerlos
+Hintreiben auf dem Meere des Gefühls.
+
+
+
+
+AN DIE KIRSCHENBLÜTEN
+
+SAKINO DAISOJO GYOSON
+
+Duftige Kirschenblüten! Liebliche
+Mitwisser meiner Qual! Zeigt doch ein wenig
+Mitleid mit diesem Herzen,--denn nur ihr
+Kennt ja mein grosses Weh; den andern allen
+Muss ichs verschweigen, dass ich elend bin.
+
+
+
+
+AN DIE WILDGÄNSE
+
+PRINZ MUNENAGA
+
+Eilt nicht so sehr, Wildgänse dort am Himmel,
+In eure alte Heimat heimzukehren,--
+Wisst ihr denn nicht, dass eurer Heimat Berge
+Euch längst vergassen, da ihr ferne wart?
+
+
+
+
+LIEBESBRIEF
+
+UNBEKANNTE DICHTERIN
+
+Gross ist mein Wunsch, dein Angesicht zu schauen.
+Und gross ist meine Lust, mit dir zu plaudern,--
+Doch muss ich solcher Freuden mich enthalten.
+
+Denn wenn durch Zufall einer von den Meinen
+Oder auch einer von den Nachbarn nur
+Erführe, dass wir beieinander waren,
+
+Ich würde Qualen leiden wegen des
+Geschwätzes, das man führte. Dass mein Ruf,
+Mein guter Ruf verloren ginge, war.
+
+Mir völlig gleich. Doch würd ich trostlos sein,
+Wenn des verlornen guten Rufes wegen
+Du weniger mich liebtest als zuvor.
+
+
+
+
+VERGEBENES WARTEN
+AUS DEM SINGSPIEL MIIDERA
+
+Ich harre meiner Liebsten in der Nacht.
+Ich höre, wie die Glocke Stund um Stunde
+Ins Dunkel ruft. Abscheulich ist fürwahr
+Der Schrei des Hahns, wenn er die Liebenden,
+Die sich umarmen, auseinanderreisst.
+Doch er bedeutet nichts, verglichen mit
+Der fürchterlichen Qual, da man umsonst
+Mit wilder Sehnsucht auf die Liebste harrt!
+
+
+
+
+UM MIT DIR ZU LEBEN
+
+VOLKSLIED
+
+Um mit dir zu leben, die ich liebe,
+Wäre es mir recht,
+In ärmlicher Hütte zu hausen,
+Mich am Webstuhl zu mühen
+Oder am Spinnrad.
+
+Um mit dir zu leben, die ich liebe.
+Wäre es mir recht,
+Die Wäsche zu waschen
+Im fliessenden Fluss
+Oder das Gras in der Sonne zu schneiden.
+
+
+
+
+DER LIEBESLAUT
+
+KURTISANE SEGAWA
+
+Da traf ein Laut, ein zarter Liebeslaut,
+Der aus dem ersten Stockwerk kam, mein Ohr:
+Und das war süss und lieblich wie das Säuseln
+Der Frühlingsblumen, die um Mitternacht
+Am More-Flusse ihren Duft verstreun.
+
+
+
+
+DIE WEIDE IM WIND
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Die Sommerweide
+Zeigt ihren schlanken Stamm,
+Wenn der wehende Wind
+Durch ihre feinen Zweige fährt.
+
+Deine schlanken Füsse, meine Weide,
+Sah ich heute,
+Da der verliebte Wind
+Kosend durch deine Kleider fuhr.
+
+
+
+
+NACH DEM BADE
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Wenn sie dem Bad entsteigt, so flammt
+Ihr schönes Antlitz feurig auf,
+Dass sie dem roten Ahorn gleicht,
+Der herrlich durch den Herbsttag glänzt.
+
+
+
+
+BESCHRÄNKUNG
+
+AUS DEM BUCHE YEHON CHITOSEYAMA
+
+Ach, eng begrenzt ist der Besitz, den uns
+Das Schicksal schenkt. Zuerst geht unsre Sehnsucht
+Nach einem ragenden Gebirg. Sodann
+Scheint uns ein Berg genug,--dann gar ein Hügel,
+Und wird auch der uns nicht zuteil, so sind
+Zufrieden wir mit einem Blütenbusch.
+
+
+
+
+LEICHTES SPIEL
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Nichts leichter, als ein Mädchenherz
+Beim milden Duft der Pflaumenblüten
+Bis in die Tiefen zu betören
+Durch Liebessang und Flötenspiel!
+
+
+
+
+DIE MORGENGLOCKE
+
+SANDARA
+
+Wenn du, erbarmungslose Morgenglocke,
+Den Schmerz der Liebestrennung ahnen würdest.
+Du würdest nicht die wahre Stunde rufen
+Beim Morgengrauen,--sondern würdest gerne
+Bereit sein, lügnerisch die Zeit zu künden.
+
+
+
+
+TÄUSCHUNG
+
+YORIKITO
+
+Ich glaubte, dass die weissen Blüten
+Des Frühlings mir entgegentrieben.
+
+Ich irrte mich. Es war das Glänzen,
+Das Liebesglänzen deiner Schönheit.
+
+
+
+
+
+GELEITWORT
+ANMERKUNGEN
+ANORDNUNG
+
+
+
+
+GELEITWORT
+
+Die japanische Lyrik lässt sich gut mit den japanischen
+Tuschzeichnungen vergleichen: sie gibt, gleich jenen, mehr Andeutung
+als Ausführung, sie will in aller Kürze einen fest umrissenen Eindruck
+erreichen, sie hat einen vorwiegend impressionistischen Charakter. Wir
+finden in ihr, gerade wie in den japanischen Zeichnungen, vor allem
+die Liebe für das Zarte und Blütenhafte, für Frühling, Blumen und
+feinen Duft. Die einzelnen Persönlichkeiten treten in dieser lyrischen
+Kunst nicht stark hervor, im Gegensatz zur chinesischen.
+
+Japan ist das Land der Gelegenheitsdichter. Wir besitzen Gedichte von
+Kaisern und Kaiserinnen, Hofleuten, Gelehrten und Kurtisanen. Im
+zehnten Jahrhundert unsrer Zeitrechnung war die Dichtkunst in Japan so
+verbreitet, dass sich der Kaiser Daïgo veranlasst sah, ein
+"Ministerium für poetische Angelegenheiten", wie wir heute sagen
+würden, einzusetzen. Ein solches Ministerium gibt es jetzt nicht mehr,
+aber die Freude an der Formung kleiner Gedichte ist in Japan noch
+heute allgemein.
+
+Seit alters her gibt es für das japanische lyrische Gedicht nur eine
+einzige, streng bewahrte, klassische Form: Tanka oder Uta genannt. Ein
+solches Tanka besteht immer aus einunddreissig Silben, die sich auf
+die fünf Zeilen des Gedichtes folgendermassen verteilen: 5-7-5-7-7.
+
+Das Tanka ist reimlos. Die japanische Sprache ist für den Reim nicht
+geschaffen, denn sämtliche Worte endigen auf einen der fünf Vokale a,
+e, i, o, u. Wollte man also reimen, so müsste man immer wieder zu den
+gleichen monotonen Reimen einfacher Vokale greifen, und das wäre auf
+die Dauer mehr grotesk als schön. Nein, die Aufgabe des japanischen
+Dichters ist es im Gegenteil, die einzelnen Zeilen seines Tanka
+möglichst auf verschiedene Vokale endigen zu lassen, um so eine
+möglichst grosse Reichhaltigkeit an Klängen zu erzielen.
+
+Die Regeln des Tanka wurden schon 700 Jahre vor unserer Zeitrechnung
+durch Sosano-Ono-Mikoto, einen Dichter des heroischen Zeitalters,
+fixiert. Im Jahre 905 nach Christi Geburt wurden sie durch den Dichter
+Tsurayuki, den ersten Minister der Poesie unter Kaiser Daïgo, in der
+Vorrede zu jener berühmten ersten grossen Anthologie, welche sich
+Manyoshu nennt, befestigt. Diese Regeln wurden nie einer Veränderung
+unterworfen und sind heute genau dieselben wie vor 2600 Jahren. In
+alten Zeiten pflegte man auch mehrere Utas zu längeren Gedichten
+zusammenzusetzen (Naga-Uta). Seit dem sechzehnten Jahrhundert
+beschränkte man sich, besonders in Scherzgedichten, nicht selten auf
+die ersten drei Zeilen eines Uta, um Gedichte von besonders
+epigrammatischer Kürze zu bilden. Das sind die einzigen Varianten der
+alten Form,--wenn man von Formvarianten hier überhaupt sprechen kann.
+
+Die ausserordentliche Kürze des Uta oder Tanka hat ihre Nachteile. Die
+Dichter wollen möglichst viel in einem solchen Kurzgedicht ausdrücken
+und werden nicht selten dunkel durch übertriebene Kondensierung.
+Kommentatoren haben alte berühmte Tankas immer wieder ausgelegt, und
+über den Sinn so mancher Gedichte aus klassischer Zeit hat man sich
+bis heute nicht einig werden können.
+
+Die Blütezeit der japanischen Lyrik liegt weit zurück. Die erste
+klassische Epoche wird repräsentiert durch die schon erwähnte grosse
+Anthologie Manyoshu ("Sammlung der Myriaden Blätter"), die vermutlich
+durch den Sammeleifer des Dichters Yakamochi zusammengebracht und im
+Jahre 759 abgeschlossen wurde. Sie vereinigt in 20 Büchern 4500
+Gedichte; aus der grossen Zahl der in ihr vertretenen Dichter ragen
+neben Yakamochi vor allem der Elegiker Hitomaro, der Landschafter
+Akahito und der Realist Okura hervor. Hitomaro gilt in Japan als der
+grösste Dichter der Nation. Man hat ihm Tempel errichtet, und sein
+Leben, von dem man wenig weiss, ist durch die Legende phantastisch
+ausgeschmückt worden. Es geht das Gerücht, ein Poet brauche nur
+Hitomaro anzurufen, um ein gutes Gedicht bilden zu können.
+
+Die Dichter der bald folgenden zweiten, "goldenen" klassischen Epoche
+sind uns in einer anderen, 1100 Gedichte umschliessenden Anthologie,
+im Kokinshu ("Sammlung alter und neuer Gedichte") erhalten, das im
+Auftrage des Kaisers Daïgo durch den Dichter Tsurayuki gesammelt und
+im Jahre 905 beendet wurde. Hier sind neben dem zarten Tsurayuki
+besonders der mannhafte Henjo und der schwermütige Prinz Narihira zu
+nennen, dessen hervorragende körperliche Schönheit noch heute
+sprichwörtlich in Japan ist.
+
+Manyoshu und Kokinshu sind die wichtigsten aller japanischen
+Anthologien, deren später, zumeist auf Veranlassung der Kaiser, noch
+viele hergestellt wurden. Auch die Lieder unseres Buches gehen zum
+grossen Teil auf jene beiden unerreichten klassischen Sammlungen
+zurück.
+
+Der Blüte folgte ein trostloser Verfall. Hundert Jahre etwa hielt sich
+die Dichtung noch auf einem würdigen Niveau, dann gelangte ein öder,
+pedantischer Formalismus zur Herrschaft und legte alle freien
+poetischen Regungen jahrhundertelang in Fesseln. Das Versemachen wurde
+als eine erlernbare Beschäftigung betrachtet, die man nach bestimmten
+starren Zunftgesetzen auszuüben hatte, wie es ja auch in Deutschland
+eine Zeitlang Sitte war. Auch in Japan wurden, genau wie bei uns,
+Sängerwettstreite (Uta-Awase) veranstaltet, die sich übrigens bis in
+die neueste Zeit erhalten haben und die eine allgemeine Veredelung der
+Poesie im Lande bezwecken sollten, während sie in Wirklichkeit gerade
+das Gegenteil zur Folge hatten. Sogar den Frauen wurden solche
+Sangeswettstreite eingeräumt, auf denen zumeist recht alberne Themata
+zu Utas poetisch "verarbeitet" wurden. Der Preis der Sieger bestand
+darin, dass ihre Poesien dem Kaiserpaare vorgelesen und zugleich mit
+den eigenen Gedichten des Kaisers oder der Kaiserin veröffentlicht
+wurden.
+
+Die eigentliche Entwickelung der japanischen Literatur seit der
+klassischen Zeit bis heute hat dem Roman und dem Drama gegolten, aber
+nicht der Lyrik. Motoori Norinaga, eine energische Kämpfernatur, die
+man etwa mit Lessing vergleichen kann, hat sich gegen Ende des
+achtzehnten Jahrhunderts leidenschaftlich bemüht, dem schrecklichen
+Formelwesen der japanischen Liederdichtung ein Ende zu bereiten; sein
+Streben war auch von einigen Erfolgen begleitet, aber eine wirkliche
+Blüte hat die japanische Lyrik bis heute nicht wieder zu erreichen
+vermocht, auch nicht durch jene von Europa beeinflussten
+revolutionären Versuche, dem Versbau neue Formen zu erschliessen, die
+von einigen kühnen Dichtern der letzten Zeit ausgegangen sind.
+
+Was die Nachdichtungen des vorliegenden Bandes angeht, so habe ich,
+obwohl ein Freund konzentrierten Ausdrucks, erst in zweiter Linie auf
+Knappheit der Form gehalten und vor allem der Klarheit und
+Durchsichtigkeit mich befleissigt. Hätte ich überall die Knappheit der
+Originale beibehalten wollen, so wäre ich oft gezwungen gewesen, den
+Gedichten erklärende Fussnoten beizugeben, und auf diese Weise wäre
+die Lektüre recht umständlich und überhaupt eine andere geworden, als
+ich mir für diese Verse wünschte. Mir lag daran, Gedichte zu bilden,
+die durch sich selbst einen poetischen Reiz ausüben sollten, und ich
+möchte hoffen, dass von der japanischen Farbe wenigstens so viel auf
+sie übergegangen ist, wie man bei derartigen Nachbildungen verlangen
+muss.
+
+Die Vorbilder für meine Nachdichtungen sind vor allem in der
+Geschichte der japanischen Literatur von Karl Florenz zu finden; auch
+die kleinen Bücher von Enderling, Hauser, Kurth und Lange habe ich
+verwertet.
+
+Hans Bethge
+
+
+
+
+ANMERKUNGEN
+
+Zur Aussprache: ch lautet wie tsch, j wie dsch, y wie deutsches j,
+sh wie sch; s ist scharfer dentaler Zischlaut (wie in Hast), z weicher
+dentaler Zischlaut (wie in Sohn): r ist Zungen-r.--Die Vokale sind
+kurz; ei lautet wie e.
+
+Seite 5. Fragment eines grösseren Gedichtes.
+
+Seite 7. Dies Gedicht steht an der Spitze der Sammlung Manyoshu.
+
+Seite 8. Muneto soll Aïnos zu Vorfahren gehabt haben. Er wurde deshalb
+von den Höflingen gehänselt und richtete dieses Gedicht an sie.
+
+Seite 13. Fragment eines längeren Gedichtes an den Prinzen Takechi.
+
+Seite 14. Ozi wurde, da er Ansprüche auf den Thron geltend machte,
+gefangen genommen und auf Befehl der Kaiserin Taizyo hingerichtet, im
+Alter von vierundzwanzig Jahren. Das "Trübe Lied" soll er im Angesicht
+des Todes gedichtet haben.
+
+Seite 16. Akahito steht in der Schätzung der Japaner gleich neben
+Hitomaro. Die beiden berühmten Dichter werden "die beiden Weisen"
+genannt.
+
+Seite 35. Naniwa, von je wichtig für die Schiffahrt, ist das jetzige
+Osaka.
+
+Seite 37, 38. Frau Onono Komachi war ebenso berühmt durch ihre
+Dichtungen wie durch ihre Schönheit und ihren Leichtsinn.
+
+Seite 49. Frau Ise war die Geliebte des Kaisers Uda, dem sie auch
+ins Exil folgte; sie soll nach dem Tode ihres Freundes im Elend
+gestorben sein.
+
+Seite 105. Das Yehon Chitoseyama, erschienen 1740, ist eine Sammlung
+didaktisch-moralischer Gedichte.
+
+
+
+
+ANORDNUNG
+
+CHRONOLOGISCH
+
+MOTOORI NORINAGA (1730-1801)
+ Die Seele Japans. Als Motto
+AUS ARCHAISCHER ZEIT
+ Die schöne Nuna-Kawa-Hime
+KAISERIN IWA NO HIME (4. Jahrhundert nach Chr.)
+ Die Wartende
+KAISER YURYAKU (451-479 nach Chr.)
+ Liebeswerbung
+MUNETO (7. Jahrhundert nach Chr.)
+ Der Glückliche
+PRINZESSIN NUKADA (2. Hälfte des 7. Jahrhunderts)
+ In Erwartung
+OKURA (etwa 660-733)
+ Das Elend der Welt
+HITOMARO (etwa 662-709)
+ Einsam
+ Die Geliebte im Segelboot
+ Kriegszug
+OZI (663-687)
+ Trübes Lied
+KAISER MOMMU (697-707)
+ An den Schnee
+AKAHITO (Mitte des 8. Jahrhunderts)
+ Der Fuji-Yama
+ Betrachtung
+MUSHIMARO
+ Die Trauerweide
+EDELDAME ISHIKAWA (8. Jahrhundert)
+ Der Mond
+KIBINO (gestorben 775)
+ Frühlings Ende
+OKISHIMA (8. Jahrhundert)
+ Frühlings Ende
+YAKAMOCHI (gestorben 785)
+ In der Fremde
+ Heimweh
+FUJIWARA NO HIROTSUGU
+ Der Blütenzweig
+TABITO
+ Der Freund des Weines
+UNBEKANNTE DICHTER aus der Sammlung MANYOSHU
+ (abgeschlossen im Jahre 759):
+ Am Ufer
+ Bitte an den Hund
+ Der Teich
+ Trennung
+ Vertrauen
+ Über die Heide
+ Bangnis
+ Die schöne Kurtisane
+ Qualvolle Eifersucht
+ Vergebenes Bemühen
+ Wunsch
+FRAU KOMACHI (gestorben etwa 870)
+ Die Träume
+ Einsam
+HENJO (815-890)
+ Das Lotusblatt
+ Familienstolz
+PRINZ NARIHIRA (825-880)
+ Schwermut
+ Tagelied eines Mädchens
+ Liebeskummer
+TOMONORI (845-905)
+ Sehnsucht nach der Nachtigall
+ Dauer im Wechsel
+ Gleiche Sehnsucht
+OCHI (9. Jahrhundert)
+ Die Wildgans
+OTOMO KURONUSHI (2. Hälfte des 9. Jahrhunderts)
+ Frühlingsregen
+FRAU ISE (um 900)
+ Betrachtung
+MITSUNE (859-907)
+ Trübsinn
+ Heute!
+ An einen Freund
+TADAMINE (868-965)
+ Erinnerung
+ Frommer Wunsch
+ Haltlos
+FUKAYOBU
+ Das klagende Herz
+MASAZUMI
+ Die allerersten Blüten
+KI NO ARITOMO
+ Dauernde Erinnerung
+TSURAYUKI (882-946)
+ Jubel
+ Blüten und Herzen
+ Schnee im Frühling
+ Blütenschnee
+ATSUTADA (gestorben 943)
+ Seitdem ich dich liebe
+ Gesteigerte Sehnsucht
+UNBEKANNTE DICHTER aus der Sammlung KOKINSHU
+ (abgeschlossen im Jahre 905):
+ Ankunft des Frühlings
+ Liebe
+ Das Alter
+ Lieben und Sterben
+ Das Mädchen auf der Brücke
+ Liebesqualen
+ Herbst
+ Schatten
+ Schnee
+ Immer wieder
+ Schlaflos
+ Unerwiderte Liebe
+ Sehnsüchtiger Gedanke
+ Der duftende Ärmel
+KANEMORI (10. Jahrhundert)
+ Das Kopfkissen
+ Heimliche Liebe
+UNBEKANNTE KURTISANE
+ Bei Betrachtung des Mondes
+OKI KASSI
+ Unmöglichkeit
+TERANGE
+ Schwermut
+SIGEYUKI
+ Verzweiflung
+UNBEKANNTE DICHTERIN (10. Jahrhundert)
+ Die Verlassene
+FRAU IZUMI SHIKIBU (um 1000)
+ Noch einmal
+FRAU INNO BETTO (12. Jahrhundert)
+ Dieselbe Nacht
+FRAU HORIKAWA (12. Jahrhundert)
+ Erregung
+FUJIWARA NO TOSHINARI (1113-1204)
+ Jammer der Erde
+SAIGYO (1118-1190)
+ Gedanken
+ Schwermut
+ Vom Mond
+ Abschied von den Blüten
+ Blüten
+KIUTSUNE (13. Jahrhundert)
+ Das Alter
+SONE NO YOSHITAKA
+ Steuerlos
+SAKINO DAISOJO GYOSON
+ An die Kirschenblüten
+PRINZ MUNENAGA (1312-1385)
+ An die Wildgänse
+UNBEKANNTE DICHTERIN (16. Jahrhundert)
+ Liebesbrief
+AUS DEM SINGSPIEL MIIDERA (17. Jahrhundert)
+ Vergebenes Warten
+VOLKSLIED
+ Um mit dir zu leben
+KURTISANE SEGAWA (18. Jahrhundert)
+ Der Liebeslaut
+UNBEKANNTER DICHTER (18. Jahrhundert)
+ Die Weide im Wind
+UNBEKANNTER DICHTER (18. Jahrhundert)
+ Nach dem Bade
+AUS DEM BUCHE YEHON CHITOSEYAMA (18. Jahrhundert)
+ Beschränkung
+UNBEKANNTER DICHTER (18. Jahrhundert)
+ Leichtes Spiel
+SANDARA (18. Jahrhundert)
+ Die Morgenglocke
+YORIKITO (19. Jahrhundert)
+ Täuschung
+
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+
+End of the Project Gutenberg EBook of Japanischer Fruehling, by Hans Bethge
+
+*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK JAPANISCHER FRUEHLING ***
+
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+exists because of the efforts of hundreds of volunteers and donations
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+Archive Foundation and how your efforts and donations can help, see
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+501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the
+state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal
+Revenue Service. The Foundation's EIN or federal tax identification
+number is 64-6221541. Contributions to the Project Gutenberg Literary
+Archive Foundation are tax deductible to the full extent permitted by
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+Lake City, UT 84116, (801) 596-1887. Email contact links and up to
+date contact information can be found at the Foundation's web site and
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+ Chief Executive and Director
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+Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg
+Literary Archive Foundation
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+Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide
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+increasing the number of public domain and licensed works that can be
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+array of equipment including outdated equipment. Many small donations
+($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt
+status with the IRS.
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+The Foundation is committed to complying with the laws regulating
+charities and charitable donations in all 50 states of the United
+States. Compliance requirements are not uniform and it takes a
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+While we cannot and do not solicit contributions from states where we
+have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition
+against accepting unsolicited donations from donors in such states who
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+methods and addresses. Donations are accepted in a number of other
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+Section 5. General Information About Project Gutenberg-tm electronic works.
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+Professor Michael S. Hart was the originator of the Project
+Gutenberg-tm concept of a library of electronic works that could be
+freely shared with anyone. For forty years, he produced and
+distributed Project Gutenberg-tm eBooks with only a loose network of
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+Project Gutenberg-tm eBooks are often created from several printed
+editions, all of which are confirmed as not protected by copyright in
+the U.S. unless a copyright notice is included. Thus, we do not
+necessarily keep eBooks in compliance with any particular paper
+edition.
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+Most people start at our Web site which has the main PG search
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+This Web site includes information about Project Gutenberg-tm,
+including how to make donations to the Project Gutenberg Literary
+Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and how to
+subscribe to our email newsletter to hear about new eBooks.
+
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+The Project Gutenberg EBook of Japanischer Fruehling, by Hans Bethge
+
+Copyright laws are changing all over the world. Be sure to check the
+copyright laws for your country before downloading or redistributing
+this or any other Project Gutenberg eBook.
+
+This header should be the first thing seen when viewing this Project
+Gutenberg file. Please do not remove it. Do not change or edit the
+header without written permission.
+
+Please read the "legal small print," and other information about the
+eBook and Project Gutenberg at the bottom of this file. Included is
+important information about your specific rights and restrictions in
+how the file may be used. You can also find out about how to make a
+donation to Project Gutenberg, and how to get involved.
+
+
+**Welcome To The World of Free Plain Vanilla Electronic Texts**
+
+**eBooks Readable By Both Humans and By Computers, Since 1971**
+
+*****These eBooks Were Prepared By Thousands of Volunteers!*****
+
+
+Title: Japanischer Fruehling
+ Nachdichtungen Japanischer Lyrik
+
+Author: Hans Bethge
+
+Release Date: October, 2005 [EBook #9178]
+[Yes, we are more than one year ahead of schedule]
+[This file was first posted on September 11, 2003]
+
+Edition: 10
+
+Language: German
+
+Character set encoding: ASCII
+
+*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK JAPANISCHER FRUEHLING ***
+
+
+
+
+Produced by Juliet Sutherland, Charlie Kirschner and Distributed Proofreaders
+
+
+
+
+JAPANISCHER FRUEHLING
+
+NACHDICHTUNGEN JAPANISCHER LYRIK
+
+
+HANS BETHGE
+
+
+
+DIE SEELE JAPANS
+
+WOMIT VERGLEICH ICH JAPANS SEELE WOHL
+AM TREFFENDSTEN? MIT DEM GEHEIMEN DUFT
+DER KIRSCHENBLUeTE. WENN DIE GOLDNE SONNE
+DES MORGENS SIEGHAFT AUS DER DAEMMRUNG STEIGT
+
+MOTOORI NORINAGA
+
+
+
+
+DIE SCHOeNE NUNA-KAWA-HIME SPRICHT ZUM GOTT DER ACHTMALTAUSEND SPEERE
+
+AUS ARCHAISCHER ZEIT
+
+Wenn erst die Sonne hinterm Berg verschwand,
+In rabenschwarzer Nacht komm ich heraus,
+Und du wirst nahen wie die Morgenroete,
+Mit Laecheln und mit strahlendem Gesicht.
+Und deine Arme, die so schimmernd weiss
+Wie Taku-Rinde glaenzen, wirst du zaertlich
+Auf meinen Busen legen, der dem Schnee
+An Zartheit gleicht. Und eng verschlungen werden
+Wir liegen und uns kosen und die Arme
+Als Kissen unters Haupt uns betten, waehrend
+Die Schenkel nahe beieinander ruhn.
+
+Sprich mir von Liebessehnsucht nicht zu sehr,
+Du grosser Gott der achtmaltausend Speere!
+
+Wenn erst die Sonne hinterm Berg verschwand,
+Komm ich heraus.
+
+
+
+
+DIE WARTENDE
+
+KAISERIN IWA NO HIME
+
+Bis dass der weisse Reif des Alters sich
+Auf meine rabenschwarzen Haare legt.
+Will ich mein ganzes langes Leben durch
+Nichts weiter tun als warten, warten, warten
+Auf dich, den meine ganze Seele liebt.
+
+
+
+
+LIEBESWERBUNG
+
+KAISER YURYAKU
+
+Du schoenes, schlankes Maedchen mit dem Korbe,
+Du schoenes, schlankes Maedchen mit dem Spaten,
+Das dort am Huegel emsig Kraeuter pflueckt!
+
+Sag mir, wo ragt dein Haus, ich bitte dich,
+Und nenne deinen Namen mir! Im ganzen,
+Vom Himmel treu geliebten Lande Japan.
+
+Bin ich der Herrscher! Und mein Herz wuenschtinnig.
+Dich als Gemahlin heimzufuehren, Holde!
+Ich bitte dich, wer bist du,--sag es mir!
+
+
+
+
+DER GLUECKLICHE
+
+MUNETO
+
+Ihr sagt, dass ich ein Wilder sei. Nun gut.
+Ich bin den Voegeln im Gebuesch befreundet
+Und kenne alle Baeume. Und die Blumen.
+
+Auf bunter Bergflur bluehen nur fuer mich,
+Und das Geraun des Waldes kuendet mir
+Geheimnisvoll die Wunder der Natur.
+
+Ja, ich bin reich! Dich neid ich nimmermehr,
+Geschmeidiger Hofmann in dem seidnen Kleide,
+Denn du hast nichts, was meinem Gluecke gleicht.
+
+
+
+
+IN ERWARTUNG
+
+PRINZESSIN NUKADA
+
+Ich wartete auf dich, von Sehnsucht fast
+Verzehrt,--da, ein Geraeusch: du nahst! du nahst!
+
+Zu frueh gejubelt, sehnsuchtsbanges Herz!
+Es war der truegerische Wind des Herbstes,
+Der raschelnd durch den Bambusvorhang fuhr.
+
+
+
+
+DAS ELEND DER WELT
+
+OKURA
+
+Die Welt ist elend, jammervoll
+Und nimmer wert, dass wir sie lieben.
+O weh, dass ich kein Vogel bin!
+Ich wuenschte, dass ich Fluegel haette,
+Um ihr fuer immer zu entfliehn.
+
+
+
+
+EINSAM
+
+HITOMARO
+
+Trostlos, allein zu schlafen diese Nacht,
+Die endlos lang ist, wie der lange Schweif
+Des Goldfasanen, dessen helle Stimme
+Ich von dem Berg herueberklingen hoere.
+
+
+
+
+DIE GELIEBTE IM SEGELBOOT
+
+HITOMARO
+
+Rings um die Kueste braut der Morgennebel
+Und huellt in graue Daemmerung Land und Meer.
+
+Mit neidischem Sinn verbirgt er meinen Augen
+Das Segelboot, nach dem mein Herz sich sehnt.
+
+Voll unruhvollen Klopfens: denn ich weiss,
+Dass meine Liebste darin kommen wird.
+
+
+
+
+KRIEGSZUG
+
+HITOMARO
+
+Da tat der Held das Schwert um seinen Leib
+Und nahm den Bogen in die feste Hand
+Und schritt dem Heer des Kaisers stolz voran.
+
+Und alle Trommeln fingen an zu droehnen
+Wie Donnergroll, und die Drommeten klangen,
+Dass man erschrak wie vor des Tigers Schrei.
+Und hoch wie Feuerzungen flatterten
+Die Fahnen,--ja, wie Feuer auf dem Felde
+In Fruehlingsnaechten, von dem Wind entfacht,
+So lohten flammend sie zum Himmel auf.
+Und in der Hand der Krieger schwirrten jetzt
+So fuerchterlich die Bogen, dass man glaubte,
+Ein grimmer Sturmwind jage mit Gebruell
+Durch den verschneiten winterlichen Wald;
+Und so wie wilder Schneefall in der Luft
+Sich ineinander schuettet,--also schwirrten
+Die Pfeile durcheinander, dicht an dicht.
+
+
+
+
+TRUEBES LIED
+
+OZI
+
+Die Blueten rieseln nieder. Dichter Nebel
+Verbirgt den See. Die wilden Gaense rufen
+Erschreckt am heiligen Teich von Iware.
+
+Duestere Traeume schatten um mein Haupt.
+Mein Herz ist schwer. Wenn uebers Jahr die Gaense
+Von neuem rufen, hoer ich sie nicht mehr.
+
+
+
+
+AN DEN SCHNEE
+
+KAISER MOMMU
+
+Die Wolken sind von Flocken ganz erfuellt,
+Der Wald scheint voll von weissen Weidenkaetzchen,
+Das ganze Firmament ist schimmernd hell,
+Vom Wind getrieben weht der Schnee am Flusse,--
+Wenn ich die weissbedeckten Pflaumenbaeume
+In meinem Garten sehe, moecht ich glauben,
+Sie bluehten schon vom Fruehling ganz und gar.
+
+
+
+
+DER FUJI-YAMA
+
+AKAHITO
+
+Zum Himmel schauend, sehe ich den Gipfel
+Des Fuji-Yama gross und feierlich
+Ins Ewige schimmern; also ragt er schon
+Seit jenen Zeiten, da die Erde sich
+Vom Himmel schied; blick ich zu ihm empor,
+So ist mir, dass der Glanz der Sonne sich
+Verdunkelt, und der milde Schein des Mondes
+Verschwindet ganz; die weissen Wolken aber
+Tragen Bedenken, ueber seinen Gipfel
+Dahinzuschweben, und es sinkt der Schnee
+Mit stiller Ehrfurcht sanft auf ihn hinab.
+
+O Fuji-Yama, deine Herrlichkeit
+Wird man noch preisen in den fernsten Tagen;
+Bis zu der Dichter spaetesten Geschlechtern
+Wird deines Ruhmes Glanz nicht untergehn.
+
+
+
+
+BETRACHTUNG
+
+AKAHITO
+
+Wenn stets der Kirschenbaum so wundervoll
+Wie jetzt auf allen Hoehen bluehen wuerde,
+Wir liebten seine schneeige Schoenheit dann
+Nicht so wie jetzt, da nur den Lenz sie ziert.
+
+
+
+
+DIE TRAUERWEIDE
+
+MUSHIMARO
+
+Die Trauerweide auf dem Grab des Maedchens
+Laesst ihre Zweige nur nach einer Seite
+Hinueberhangen. Eines Juenglings Huegel
+Erhebt sich dort. Wer moechte nun noch zweifeln,
+Wem jenes toten Maedchens Liebe galt?
+
+
+
+
+DER MOND
+
+EDELDAME ISHIKAWA
+
+Seht, wie er sieghaft durch die Wolken bricht!
+Sein wunderbarer Glanz flicht Silbernetze,
+Die ueber Land und Meer sich schimmernd breiten,
+Auch ueber meinen Strand, wo nun die Steinchen
+Des Sandes klar wie Diamanten schimmern.
+
+
+
+
+FRUEHLINGS ENDE
+
+KIBINO
+
+Der Wind trieb alle Bluetenblaetter von
+Den Zweigen weg. Der Fruehling, der schon lange
+Kraenklich und blass war, ist geschwunden. Nur
+Der suesse Duft der Pflaumenbluete blieb
+Am Aermel meines seidenen Gewandes
+Gleich einem schoenen, mueden Traum zurueck.
+
+
+
+
+FRUEHLINGS ENDE
+
+OKISHIMA
+
+Im Bambushaine meines Gartens hoer ich
+Die Nachtigall mit mueder Stimme klagen,--
+Sie trauert, weil die weissen Pflaumenblueten
+In Scharen von den Baeumen niederfallen,
+Weil nun der Lenz mit seinen Wundern flieht.
+
+
+
+
+IN DER FREMDE
+
+YAKAMOCHI
+
+Verbannt von meinem Kaiser, leb ich nun
+Fuenf Jahre schon in fremdem, wildem Lande,
+Entbehrend deinen Anblick, suesses Weib.
+
+Nie darf ich mehr zur Nacht mein muedes Haupt
+Auf deinem lieben, weichen Arme betten;
+Hoer, was ich tat in meiner Einsamkeit:
+
+Ich saete Nelken aus in meinem Garten;
+Wenn sie in Bluete stehn, so denk ich immer
+An dich, die meine schoenste Nelke war.
+
+Dies ist der einzige Trost, geliebtes Weib,
+In meiner oeden Fremde. Ohne ihn
+Wuerf ich mein Leben unbedenklich ab.
+
+
+
+
+HEIMWEH
+
+YAKAMOCHI
+
+Wenn sich der Abend niedersenkt und Nebel
+Eintoenig wallen uebers graue Meer,
+Und wenn die Kraniche mit mueder Stimme
+Ins Dunkel rufen, traurig anzuhoeren,--
+Dann denk ich meiner Heimat, schmerzdurchweht.
+
+
+
+
+DER BLUETENZWEIG
+
+FUJIWARA NO HIROTSUGU
+
+Nimm diesen Bluetenzweig! In jedem Blatte
+Der zarten Blueten schlummert hundertfach
+Ein Liebeswort aus unruhvoller Brust.
+
+O weise meine Liebe nicht zurueck!
+
+
+
+
+DER FREUND DES WEINES
+
+TABITO
+
+Wenn ich nicht waere, was ich bin: ein Mensch,--
+Ich moechte eine Reisweinflasche sein,
+Um recht nach Herzenslust in meinen Hals
+Den edeln Saft zu saugen, den ich liebe.
+
+
+
+
+AM UFER
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Von jenem Ufer winkt mir die Geliebte,
+Hier stehe ich, mit ruhelosem Sinn,
+Das Herz erfuellt von ungestuemer Sehnsucht,
+Und seufze, seufze endlos. Haett ich doch
+Ein rotlackiertes Schifflein jetzt zur Hand
+Und auch ein Ruder, voller Kunst besetzt
+Mit Edelsteinen,--hurtig wie der Wind
+Lenkt ich hinueber, um mit ihr zu plaudern,
+Und schmiegte gluecklich mich an ihre Brust!
+
+
+
+
+BITTE AN DEN HUND
+
+UNBEKANNTE DICHTERIN
+
+Wenn mein Geliebter in der Nacht
+Den Binsenzaun durchbricht und leise
+Zu mir hereinsteigt,--Hund, ich rate
+Dir ernstlich: huelle dich in Schweigen,
+Verrate ihn den Leuten nicht,--
+Es soll dir gut gehn, lieber Hund!
+
+
+
+
+DER TEICH
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Dir, Teich von Miminaschi, gilt mein Hass,
+Denn meine Liebste hat verzweifelnd sich
+In dich gestuerzt und ist in dir ertrunken.
+Warum bist du nicht schnell vertrocknet, als
+Die Holde kam, in dir den Tod zu finden?
+Ich hasse dich, erbarmungsloser Teich!
+
+
+
+
+TRENNUNG
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Trotz aller Hindernisse,
+Die dem eilenden Flusse
+Entgegentreten:
+Alle Wasser, die sich trennen,
+Um Baenke und Riffe herum,
+Stroemen doch endlich.
+Endlich wieder
+Jubelnd zusammen!
+
+
+
+
+VERTRAUEN
+
+UNBEKANNTE DICHTERIN
+
+Die Mutter hat aufs strengste mir verboten,
+An deiner Brust zu schlafen, mein Geliebter,
+Obwohl mir das Orakel klar verhiess,
+Dass ich dereinst die Deine werden soll.
+So lauter wie das nie getruebte Wasser
+Des Teiches von Kiyosmi ist mein Herz
+Und ist so tief auch wie der Grund des Teiches,
+Und immer wird es deiner treu gedenken
+Und wird vertrauend harren in Geduld,
+Bis dass ich ganz mit dir vereinigt bin.
+
+
+
+
+UEBER DIE HEIDE
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Was fuer ein Mensch ist das, um dessentwillen
+Du, schoene Frau, mit Muehe und voll Sehnsucht
+Die Heide von Miyake ueberquerst?
+
+Beschwerlich ists, durch das Gestruepp zu wandern.
+Qualvoll ist dieser Gang fuer Frauenlenden,
+Weh, wenn dich deine Eltern saehen, Kind!
+
+So zart wie weisses Linnen glaenzt dein Antlitz,
+Dein langes Haar ist dunkel wie das Innre
+Der Mina-Muscheln, die das Meer ausspeit.
+
+Ein Kamm aus Buchsbaum steckt in deinen Haaren.
+Wem eilst du zu? Wer bist du, holdes Wesen?
+O Goetterlust, mein Weib eilt zu mir her.
+
+Da sie die Sehnsucht nicht ertragen kann!
+
+
+
+
+BANGNIS
+
+UNBEKANNTE DICHTERIN
+
+Ich lehne mich an deine Brust, Geliebter,
+Und das Vertrauen, das ich in dich setze,
+Ist so, als ob ich einem grossen Schiff
+Mich anvertraute. Lang und immer laenger
+Denk ich an dich, so wie die Efeuranken
+Hinkriechen an der Mauer, lang und laenger.
+O waeren wir vor Unheil stets bewahrt!
+Ich schlinge meinen Aermel um die Schultern
+Und stelle fromme Weihgefaesse auf
+Und flehe zu den Goettern, die im Himmel
+Und auf der Erde walten, dass sie dir
+Und mir und unsrer Liebe gnaedig seien!
+
+
+
+
+DIE SCHOeNE KURTISANE
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+O liebliche Tamana, laechelnde
+Verfuehrerin, die Schlankheit deiner Lenden
+Ist dem geschmeidigen Leib der Biene gleich.
+
+Dein Busen ist von edler Form, du stehst
+Wie eine Blume da, du hast ein Laecheln,
+Dass alle Leute, die voruebergehn,
+
+Die Schritte hemmen. Ungerufen naht sich
+Die Schar der Maenner, steht vor deinem Tore,
+Von dir berauscht und voll Begehr nach dir.
+
+Im Hause, das dem deinen nahe liegt,
+Macht sich der Gatte von der Gattin frei
+Und steckt dir zu den Schluessel seiner Tuere.
+
+Vernarrt in dich ist alles. Du verstehst es,
+Die Herzen zu gewinnen durch ein Laecheln,
+Und UEppigkeit und Wollust sind dein Teil.
+
+
+
+
+QUALVOLLE EIFERSUCHT
+
+UNBEKANNTE DICHTERIN
+
+Ich habe heut den ganzen langen Tag,
+Seitdem die Sonne ueberm Horizont
+Heraufkam, und die ganze lange Nacht,
+In der ich schlaflos in das Dunkel starrte,
+Getobt vor Jammer und geweint vor Wut!
+
+Denn du, ich weiss es, hast in einer Huette
+(Ich moechte sie den Flammen uebergeben!)
+Auf alten, schlechten, strohgeflochtnen Matten
+(Die wert sind auf dem Kehricht zu vermodern!)
+Die plumpen Wangen einer Bauerndirne
+Gestreichelt und gekuesst, und hast in Liebe
+Bei ihr geweilt die ganze lange Nacht!
+
+
+
+
+VERGEBENES BEMUEHEN
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Dass wir uns lieben, hab ich abgestritten,
+Mit heftigen Worten hab ich es geleugnet,
+Ich habe mich so angestrengt mit Leugnen,
+Wie man sich anstrengt, wenn man einen Lastkahn
+Am Kap des leuchtenden Naniwa-Hafens
+Mit einem Seile muehevoll dahinzieht,--
+Und dennoch bin ich, nichts hat mir genuetzt,
+In das Gerede aller Welt gekommen!
+
+WUNSCH
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Nicht wertvoll scheint das Leben mir; jedoch
+Da ich so sehr dich liebe, wuensch ich wohl,
+Dass ich noch lange, lange leben moege,
+Um lang noch meine Liebe zu geniessen.
+
+
+
+
+DIE TRAeUME
+
+FRAU KOMACHI
+
+Seit ich im Traum den Mann seh, den ich liebe,--
+Seit jener Zeit erst liebe ich der Traeume
+Buntfarbene Falter als das koestlichste
+Geschenk der Nacht, das ich nicht missen moechte.
+
+
+
+
+EINSAM
+
+FRAU KOMACHI
+
+Der Blueten holde Schoenheit ist entwichen,
+Der rauhe Regen hat sie ganz zerstoert,
+Indessen ich, zwecklos in diesem Dasein,
+Einsam den Blick ins Leere schweifen liess.
+
+
+
+
+DAS LOTUSBLATT
+
+HENJO
+
+Ganz ohne Makel, weiss und leuchtend, blueht
+Das Lotusblatt. Es scheint ganz ohne Trug--
+Und dennoch luegt es: denn das eitle will
+Uns glauben machen, dass im edeln Schmucke
+Von Diamanten es erstrahle,--und
+Es sind doch Tropfen Taus nur, die es zieren!
+
+
+
+
+FAMILIENSTOLZ
+
+HENJO
+
+Die Meinen sind so stolz, dass sie verlangen:
+Der Name, den wir tragen, solle immer
+So voellig unverfaelscht sein wie die dunkle,
+Von kuenstlichen Essenzen nicht beruehrte
+Nachtfarbe meines ungekaemmten Haars.
+
+
+
+
+SCHWERMUT
+
+PRINZ NARIHIRA
+
+Wenn nie die Blueten auf den Kirschenbaeumen
+Erstuenden, brauchte unser Herz auch nie
+Zu klagen, wenn die holden Blueten sterben.
+
+Dir gilt mein Hass, o Mond. Denn viele Monde,
+Die sich allmaehlich aneinanderfuegen,
+Berauben mich der Wonnen meiner Jugend.
+
+Ich weine meine Aermel feucht bei Nacht,
+Sie werden feuchter als vom Tau des Herbstes,
+Denn du bist fern, der meine Sehnsucht gilt.
+
+
+
+
+TAGELIED EINES MAeDCHENS
+
+PRINZ NARIHIRA
+
+Nimm dich in acht, o Hahn, der kraehend von
+Der Liebe Bett uns aufscheucht! Wenn der Tag
+Erschienen ist, so schleudr ich in den Rachen
+Des Fuchses dich, damit er dich vertilgt.
+Der du den Liebsten mir so schnell, so schnell
+Entfuehrst durch dein abscheuliches Geschrei!
+
+
+
+
+LIEBESKUMMER
+
+PRINZ NARIHIRA
+
+Da ich am Morgen durch die Buesche ging
+Des taubenetzten, herbstlichen Gefildes,
+Naesst ich den Aermel mir. Doch ganz durchfeuchtet
+Ward er erst nachts von meinen vielen Traenen,
+Da jene mich allein liess, die ich liebe.
+
+
+
+
+SEHNSUCHT NACH DER NACHTIGALL
+
+TOMONORI
+
+Ich will den Fruehlingswind, o Nachtigall,
+Mit weichen Blumendueften zu dir senden,
+Damit sie dir den Weg herueberweisen
+In unsre Flur,--wir warten schon so lang!
+
+
+
+
+DAUER IM WECHSEL
+
+TOMONORI
+
+Der Kirschbaum stand in Blueten. Schwarz und jung
+Fiel mir das Haar vom Haupt, indes ich tanzte.
+
+Der Kirschbaum stand in Blueten. Frisch und jung
+Erglaenzten sie,--mein Haar war grau geworden.
+
+Heut wieder blueht der Kirschbaum. Himmlisch jung
+Wie immer laecheln seine Blueten nieder,--
+
+Mein Haar ward weiss, ich stehe sinnend da.
+
+
+
+
+GLEICHE SEHNSUCHT
+
+TOMONORI
+
+Der Abend kommt herab. Nun wandr ich an
+Den Sao-Fluss, im Windhauch seines Ufers
+Die Freundin zu erwarten. Was erklingt
+Im Dunkel so voll Sehnsucht? Horch, das ist
+Der einsam-schwermutvolle Ruf der Moewe,
+Die sich nach der Gefaehrtin sehnt, wie ich.
+
+
+
+
+DIE WILDGANS
+
+OCHI
+
+Vorueber ist die boese Winternacht.
+Der Lenz zog ein. Dort durch die Silberwolken
+Breitet die Wildgans kreischend ihre Fluegel.
+
+Sie strebt nach Norden, wo seit Monden schon
+Das Maedchen weilt, nach dem mein Herz sich sehnt.
+O Wildgans, nimm mich mit auf deinen Fluegeln!
+
+
+
+
+FRUEHLINGSREGEN
+
+OTOMO KURONUSHI
+
+Sie weinen alle, da die Kirschenblueten
+Zur Erde rieseln. Dieses faellt mir ein:
+Ob wohl der Regen, der im Fruehling faellt,
+Die Traenenflut der trauernden Menschen ist?
+
+
+
+
+BETRACHTUNG
+
+FRAU ISE
+
+Am Ufer von Naniwas Seebucht seh ich Rohr
+Mit kleinen Spannen schwanken in dem feinen Windhauch.
+
+Gelehnt an deine liebe Schulter, muss ich denken,
+Ob ich wohl leben koennte, wenn mich das Geschick.
+
+Die allerkleinste Spanne Zeit von dir entfernt
+Zu weilen zwaenge, mein zu sehr Geliebter!
+
+
+
+
+TRUEBSINN
+
+MITSUNE
+
+Du flohest in die Berge, voller Hass
+Gegen die Welt. Wenn in den Bergen nun
+Dich auch der dunkle Truebsinn ueberfaellt,--
+Wohin dann willst du weiter fliehn, o Freund?
+
+
+
+
+HEUTE!
+
+MITSUNE
+
+Bald wird der Sturmwind durch die Fluren heulen
+Und Laub und Fruechte von den Baeumen schuetteln
+Und Blueten knicken, wo er immer weht.
+Drum, willst du Blueten pfluecken,--tu es heute!
+Vielleicht, vielleicht ists morgen schon zu spaet.
+
+
+
+
+AN EINEN FREUND
+
+MITSUNE
+
+Du kommst nur, um die Blumen bluehn zu sehen
+Bei meinem Hause. Sind sie erst verwelkt,
+So weiss ich wohl, dass ich mich Tag fuer Tag
+Umsonst nach deinem Kommen sehnen werde.
+
+
+
+
+ERINNERUNG
+
+TADAMINE
+
+Da ich von ihr auf ewig schied, stand fuehllos
+Und blass der Mond am Morgenhimmel da.
+
+Nichts quaelt mich schrecklicher seit jenem Morgen,
+Als wenn ich in der Fruehe, mued erwacht,
+Den Mond in fahler Daemmerung haengen seh.
+
+
+
+
+FROMMER WUNSCH
+
+TADAMINE
+
+Ich wuenschte wohl, dass ich in Mondschein mich
+Verwandeln koennte. Endlich wuerde dann
+Das Maedchen, das ich so voll Inbrunst liebe.
+Mit schmachtendem Gefuehle mich betrachten,
+Waehrend es jetzt nur grausam zu mir ist.
+
+
+
+
+HALTLOS
+
+TADAMINE
+
+So wie die Wasserlinsen auf dem Fluss
+Ganz wurzellos und ohne jeden Halt
+Hierhin und dahin ziehn: so treib auch ich
+Haltlos umher im Strome meiner Liebe.
+
+
+
+
+DAS KLAGENDE HERZ
+
+FUKAYOBU
+
+Vergleichbar einer Wildgans ist mein Herz,
+Das krank von Sehnsucht dir entgegenschlaegt.
+Es irrt umher und klagt voll banger Unruh,
+So wie die Wildgans in dem Meer der Luft.
+
+
+
+
+DIE ALLERERSTEN BLUETEN
+
+MASAZUMI
+
+Froh sprudeln durch die Ritzen nun des Eises,
+Das vor dem Lenz zergeht, die weissen Wellen
+Des Giessbachs auf: die ersten weissen Blueten
+Des lieben Fruehlings moechten sie uns sein.
+
+
+
+
+DAUERNDE ERINNERUNG
+
+KI NO ARITOMO
+
+Ich wuensche ein Gewand mir von der Farbe
+Der Kirschenblueten. Wenn die Blueten dann
+Schon lang verwelkt sind, werd ich immer doch
+Durch mein Gewand an ihre Lust gemahnt.
+
+JUBEL
+
+TSURAYUKI
+
+Was seh ich Helles dort? Aus allen Gruenden
+Zwischen den Bergen quellen weisse Wolken
+Verlockend auf,--die Kirschen sind erblueht!
+Der Fruehling ist gekommen, wunderbar!
+
+
+
+
+BLUETEN UND HERZEN
+
+TSURAYUKI
+
+Ihr meint, zu balde weht die Kirschenbluete
+Im Wind dahin? Ach, fluechtiger ist manches.
+Veraendert sich das Herz des Menschen nicht
+Oft schneller, als ein Windhauch sich erhebt?
+
+
+
+
+SCHNEE IM FRUEHLING
+
+TSURAYUKI
+
+Der Fruehling naht mit seinem Dunst. Die Baeume
+Setzen schon Knospen an. Doch von dem Himmel
+Faellt Schnee auf Schnee, als wollt er nimmer enden.
+Wie sonderbar,--nun sinken Blueten nieder,
+Obwohl der Lenz noch keine Blueten schuf.
+
+
+
+
+BLUETENSCHNEE
+
+TSURAYUKI
+
+Leis senkt sich Schnee auf uns herab, und dennoch
+Weht lauer Windhauch zart an unsre Stirnen.
+Geschah ein Wunder denn? O welch ein Schnee,
+Des Heimat nie der Himmel war! Es ist ja
+Der holde, duftgeborene Fruehlingsschnee
+Der Kirschenblueten!
+
+
+
+
+SEITDEM ICH DICH LIEBE
+
+ATSUTADA
+
+Seitdem ich dich liebe,
+Vergleiche ich meine Gefuehle
+Und meine kuehnen Gedanken
+Mit jenen, die ich frueher hegte.
+
+Und ich erkenne,
+Dass ich frueher
+Ganz gedankenlos
+Und, ach, ganz fuehllos war.
+
+
+
+
+GESTEIGERTE SEHNSUCHT
+
+ATSUTADA
+
+Sehr gross war meine Sehnsucht, eh ich zur
+Geliebten kam. Doch jetzt, da ich bei ihr
+Glueckselige Zeit verbringen durfte, bin ich
+Wohl ganz beschwichtigt und gestillt? O nein!
+Viel maechtiger ist meine Sehnsucht nun,
+Viel ungebaendigter als je zuvor!
+
+
+
+
+ANKUNFT DES FRUEHLINGS
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Noch glaenzt der Schnee hernieder von den Bergen,
+Doch regt sich schon der Fruehling in dem Tal.
+Die Traenen, die die Nachtigall geweint hat.
+
+Und die zu Eis gefroren waren, tauen
+Allmaehlich auf. Im holden Duft der Tage
+Erklingt nun bald das Lied der Fruehlingsbraut.
+
+Der Nebel, der noch um die Buesche schleift.
+Ist nur ein leichtes, schmaechtiges Gewebe,--
+Ein Windhauch durch die Flur--und er zerstiebt.
+
+Wie herrlich glaenzt die Weide schon am Bach!
+Auf ihrem duennen, wallenden Gezweige
+Reiht sich der Tau zu silbernen Perlen auf.
+
+Und gar der Pflaumenbaum! Er steht schon prunkend
+Im Kleide seiner weissen Blueten da,
+Verklaerend jedes Auge, das ihn schaut.
+
+Welch holdes Wesen war es, das ihn leise
+Gestreift hat mit dem seidnen Saum des Aermels,
+Da es versonnen ihm vorueberging?
+
+
+
+
+LIEBE
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Die Liebe rast durch meine Brust,
+So wie durch weite, dunkle Waelder
+Ein Berggewaesser unterm Laub
+Der ungeheuren Baeume rast.
+
+Die Fichte trotzt auf Felsenhoehen
+Fast ohne Nahrung Wind und Wetter.
+Die Liebe braucht noch weniger Reichtum,
+Um froh zu trotzen aller Welt!
+
+
+
+
+DAS ALTER
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Wenn ich erfuehre, dass das Alter mich
+Besuchen wollte,--flugs schloess' ich die Tuer,
+Und "Ich bin nicht zu Hause!" wuerd ich rufen,
+Und nimmermehr liess ichs zu mir herein.
+
+
+
+
+LIEBEN UND STERBEN
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Wer hat der Liebe denn den Namen "Liebe"
+Dereinst gegeben? Viel bezeichnender
+Haett er den Namen "Sterben" ihr verliehn,
+Denn Lieben, das ist Sterben,--wahrlich, wahrlich!
+
+
+
+
+DAS MAeDCHEN AUF DER BRUECKE
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Das rauschende Gewaesser Katashiwas
+Ist ueberwoelbt von einer schoenen Bruecke,
+Der purpurroter Lack zum Schmuck gereicht.
+Ein zartes Maedchen wandelt unbegleitet
+Mit kleinen Fuessen trippelnd drueber hin;
+Ein blaues Kleid mit rotem Rande schmiegt sich
+An ihre feinen Hueften wohlig an.
+O wuesste ich, ob ihre Hand noch frei ist,
+Ob nicht ein andrer schon dies Herz gewann!
+Schnell sagt mir, wo sie wohnt! Ich wills versuchen,
+Ob ich sie noch fuer mich gewinnen kann!
+
+
+
+
+LIEBESQUALEN
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Die Aermel meines Kleides sind durchfeuchtet
+Von vielen Traenen. Allen, die mich fragen,
+Sag ich, dass es vom Fruehlingsregen sei.
+
+Ich meinte immer, dass das Kraut Vergessen
+Auf Beeten wachse. Nun hab ich erfahren,
+Dass es in liebelosen Herzen blueht.
+
+Unsinnig ist es, Worte hinzuschreiben
+In fliessendes Gewaesser. Doch der Gipfel
+Des Wahnsinns ist es: seine Liebestraeume.
+
+Zu widmen einer Frau, die fuehllos ist.
+
+
+
+
+HERBST
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Die Graeser und die Baeume und die Blumen
+Veraenderten die Farben ganz und gar,--
+Nur an des grossen Meeres Wellenblumen,
+Den immer gleichen, kannst du nicht erkennen,
+Dass nun der bunte Herbst gekommen ist.
+
+
+
+
+SCHATTEN
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Ich bin vor lauter Sehnsucht abgemagert
+Gleich einem Schatten. Koennt ich wenigstens
+Ersetzen nun den Schatten der Geliebten,
+Dass ich zu ihren Fuessen weilen duerfte!
+
+Jedoch auch dieser Dienst bleibt mir versagt.
+
+
+
+
+SCHNEE
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Wenn so wie dort der Schnee gewaltig anwaechst,
+Sich auch die oeden Naechte mehren wuerden,
+Da du mir fern bist,--o ich wuenschte wohl,
+Dass mich das Dasein laenger nicht bedruecke,
+Dass ich so bald hinschwaende wie der Schnee.
+
+
+
+
+IMMER WIEDER
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Ich weiss es: alle Muehe ist umsonst,
+Dir zu begegnen. Dennoch, immer wieder.
+Geh ich hinaus und hoffe dich zu finden,--
+Wie koennt ich ruhn, da ich voll Sehnsucht bin!
+
+
+
+
+SCHLAFLOS
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+In schlafgemiedner Nacht hoer ich die Rufe
+Des Kuckucks aus den Bergen klingen. Ach,
+Bist du von Liebesschmerzen auch geplagt,
+Dass du nicht schlafen kannst, o ferner Vogel?
+
+
+
+
+UNERWIDERTE LIEBE
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Ich wuenschte, dass es moeglich sei, die Herzen
+Der Menschen zu vertauschen. Dann, o Freund,
+Nachdem mein armes Herz du eingetauscht.
+Wuerdest auch du einmal begreifen lernen,
+Wie Liebe quaelt, die nicht erwidert wird.
+
+
+
+
+SEHNSUECHTIGER GEDANKE
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Wenn du zur Bluete spraechest: Welke nicht,
+Bleib an dem Zweige haften, den du zierst,--
+Und es geschaehe wirklich, was du wuenschest,--
+Gaeb es wohl Holderes in dieser Welt?
+
+
+
+
+DER DUFTENDE AeRMEL
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Mein Aermel duftet koestlich, da ich Blueten
+Vom Pflaumenbaume pflueckte. Dicht bei mir
+Hebt ploetzlich eine Nachtigall melodisch
+Zu singen an, vom Duft herbeigelockt:
+Die Holde meint, hier sei ein Baum erblueht.
+
+
+
+
+DAS KOPFKISSEN
+
+KANEMORI
+
+O Fuerst, Ihr bietet Euren Arm mir an
+Als Kissen fuer die Nacht? Ich wag es nicht,--
+Denn sicher: Eure Liebe waer verrauscht,
+Bevor die Nacht noch in den Tag verrinnt;
+Ich aber, recht entflammt erst, wuerde nimmer
+Vor Liebesschmerz und Sehnsucht meine Ruhe
+Zurueckgewinnen,--darum quaelt mich nicht.
+
+
+
+
+HEIMLICHE LIEBE
+
+KANEMORI
+
+Obgleich ich mir die groesste Muehe gebe,
+Mein leidenschaftlich Fuehlen zu verbergen,
+Ist doch mein Angesicht so sehr verwandelt,
+Dass jeder, den ich treffe, mich mit Schrecken
+Befragt, welch eine Krankheit in mir wuehle,
+Da ich so ganz und gar veraendert sei.
+
+
+
+
+BEI BETRACHTUNG DES MONDES
+
+UNBEKANNTE KURTISANE
+
+Sehr weit von dir entfernt, betracht ich mit
+Verliebtem Auge den gestirnten Himmel.
+
+O! wenn der Mond sich jetzt in einen Spiegel
+Verwandeln wuerde, mir dein Bild zu zeigen!
+
+Doch er bleibt Mond und lacht nur meiner Qual.
+
+
+
+
+UNMOeGLICHKEIT
+
+OKI KASSI
+
+Wie koennt ich deine wundervolle Schoenheit,
+Die allzu sproede, die ich ohne Hoffnung
+Anbete, aus dem wirren Sinn mir reissen,
+Da sie mir jede Nacht im Traum erscheint,
+Um mir zu sagen, dass ich hoffen solle!
+
+
+
+
+SCHWERMUT
+
+TERANGE
+
+Ich armer Tropf! Ein anderer besitzt
+Das Herz des schoenen Maedchens, das ich liebe.
+
+Mir kommt die Trauerweide in den Sinn
+Am Rande meines Gartens. Mir gehoert.
+
+Die Weide zwar, doch ihre Zweige schmuecken
+Des Nachbars Garten und den meinen nicht.
+
+
+
+
+VERZWEIFLUNG
+
+SIGEYUKI
+
+So wie die Woge
+Im Sturmwind
+Am felsigen Ufer zerbricht,--
+So zerschellt meine Liebe
+An deines Hochmuts
+Trotzigen Felsen,
+Kalte Geliebte.
+
+
+
+
+DIE VERLASSENE
+
+UNBEKANNTE DICHTERIN
+
+Freund, ahnst du nicht,
+Wie unendlich traurig und lang
+Die Nacht ist, vom Abend her
+Bis zur schimmernden Morgenroete,
+Wenn ich einsam, einsam, einsam
+Seufzend daliege
+Auf meiner traenenbefeuchteten
+Binsenmatte?
+
+Ahnst du das nicht?
+
+
+
+
+NOCH EINMAL
+
+FRAU IZUMI SHIKIBU
+
+Noch einmal lass mich, o Geliebter,
+Bevor ich diese Welt verlasse,
+Dein liebes Antlitz wiedersehen,
+Dass ich es tief in meine Seele
+Einpraege und es mit mir nehme
+Ins dunkle Land der Ewigkeit.
+
+
+
+
+DIESELBE NACHT
+
+FRAU INNO BETTO
+
+Wie kommt es,
+Dass ein und dieselbe durchwachte Nacht
+Deinem Herzen die Ruhe gab.
+Waehrend sie mich
+Fuer den Rest meines Lebens
+Mit ganz wahnsinniger
+Liebe erfuellt hat?
+
+
+
+
+ERREGUNG
+
+FRAU HORIKAWA
+
+O Gott, ob er mir treu bleibt? Himmel! Himmel!
+Ich weiss es nicht; ich weiss nur, dass mein Hirn,
+Seitdem das Morgenrot ihn von mir riss,
+So ganz verwirrt ist wie mein dunkles Haar,
+Das seine Wildheit mir so wirr gemacht.
+
+
+
+
+JAMMER DER ERDE
+
+FUJIWARA NO TOSHINARI
+
+Auf dieser Erde ward kein Weg gebahnt,
+Dem Kummer und dem Elend zu entfliehn.
+
+Selbst wenn ich in die tiefen Berge streife,
+Wohin mich eine alte Sehnsucht zieht,
+Toent das Geschrei der abendlichen Hirsche
+Wehklagend melancholisch an mein Ohr.
+
+
+
+
+GEDANKEN
+
+SAIGYO
+
+So wie der Rauch des Fuji-Yama blass
+Und ziellos in die windigen Luefte steigt.
+Um dann zu sterben an dem weiten Himmel:
+So steigen die Gedanken, die ich hege,
+Ziellos und zwecklos und auf fluechtigen Pfaden
+Ins Blau hinein und schwinden spurlos hin.
+
+
+
+
+SCHWERMUT
+
+SAIGYO
+
+Und wer in seinem Herzen noch so sehr
+Verhaertet ist: ein Weh durchschauert ihn,
+Und Schwermut senkt sich tief in sein Gemuet,
+Wenn er zur Daemmrung aus den sumpfigen Wiesen
+Die Schnepfen in den Abend steigen sieht.
+
+
+
+
+VOM MOND
+
+SAIGYO
+
+Vom Mond soll ich in Versen zu euch reden?
+O zwecklos. Denn wer koennte das begreifen,
+Was mich erfuellt, was mich im Innersten
+Bewegt und in mir aufblueht tief und dunkel.
+Wenn sich mein Herz in unruhvollen Naechten
+Zu dir emporhebt, o geliebter Mond?
+
+
+
+
+ABSCHIED VON DEN BLUETEN
+
+SAIGYO
+
+So innig hab ich mit den holden Blueten
+Des Fruehlings mich befreundet, dass mir scheint,
+Wir seien eins geworden, sie und ich.
+Da sie nun welken, von der Zeit bezwungen.
+Und traurig hingehn, mich alleine lassend.
+Fuellt sich mein Herz mit namenlosem Jammer,
+Und schluchzend nehm ich Abschied, fassungslos.
+
+
+
+
+BLUETEN
+
+SAIGYO
+
+Wie kommt es, dass die Blueten nimmermehr
+Aufhoeren, meine Seele zu entzuecken?
+Ich habe laengst mich von der ganzen Welt
+Zurueckgezogen; alles ist mir gleich.--
+Wie aber kommt es, dass ich ganz beglueckt
+Beim Anblick einer schoenen Bluete bin?
+
+
+
+
+DAS ALTER
+
+KIUTSUNE
+
+Einst lagen volle Blumen, wie der Schnee so weiss.
+Auf meinem schwarzen Haar; sie leuchteten
+Und waren koestlich, doch der Sturm hat sie verweht.
+
+Die weissen Blueten, die das Haupt mir heute zieren,
+Sind nicht von jenen, die der Wind verweht.
+Des Alters Blumen sind erblueht in meinem Haar.
+
+
+
+
+STEUERLOS
+
+SONE NO YOSHITAKA
+
+So wie der Schiffer, der sein Steuerruder
+Verlor auf wilder See, nun der Gewalt
+Der Elemente preisgegeben hintreibt:
+So fuehl ich meine Liebe steuerlos
+Hintreiben auf dem Meere des Gefuehls.
+
+
+
+
+AN DIE KIRSCHENBLUETEN
+
+SAKINO DAISOJO GYOSON
+
+Duftige Kirschenblueten! Liebliche
+Mitwisser meiner Qual! Zeigt doch ein wenig
+Mitleid mit diesem Herzen,--denn nur ihr
+Kennt ja mein grosses Weh; den andern allen
+Muss ichs verschweigen, dass ich elend bin.
+
+
+
+
+AN DIE WILDGAeNSE
+
+PRINZ MUNENAGA
+
+Eilt nicht so sehr, Wildgaense dort am Himmel,
+In eure alte Heimat heimzukehren,--
+Wisst ihr denn nicht, dass eurer Heimat Berge
+Euch laengst vergassen, da ihr ferne wart?
+
+
+
+
+LIEBESBRIEF
+
+UNBEKANNTE DICHTERIN
+
+Gross ist mein Wunsch, dein Angesicht zu schauen.
+Und gross ist meine Lust, mit dir zu plaudern,--
+Doch muss ich solcher Freuden mich enthalten.
+
+Denn wenn durch Zufall einer von den Meinen
+Oder auch einer von den Nachbarn nur
+Erfuehre, dass wir beieinander waren,
+
+Ich wuerde Qualen leiden wegen des
+Geschwaetzes, das man fuehrte. Dass mein Ruf,
+Mein guter Ruf verloren ginge, war.
+
+Mir voellig gleich. Doch wuerd ich trostlos sein,
+Wenn des verlornen guten Rufes wegen
+Du weniger mich liebtest als zuvor.
+
+
+
+
+VERGEBENES WARTEN
+AUS DEM SINGSPIEL MIIDERA
+
+Ich harre meiner Liebsten in der Nacht.
+Ich hoere, wie die Glocke Stund um Stunde
+Ins Dunkel ruft. Abscheulich ist fuerwahr
+Der Schrei des Hahns, wenn er die Liebenden,
+Die sich umarmen, auseinanderreisst.
+Doch er bedeutet nichts, verglichen mit
+Der fuerchterlichen Qual, da man umsonst
+Mit wilder Sehnsucht auf die Liebste harrt!
+
+
+
+
+UM MIT DIR ZU LEBEN
+
+VOLKSLIED
+
+Um mit dir zu leben, die ich liebe,
+Waere es mir recht,
+In aermlicher Huette zu hausen,
+Mich am Webstuhl zu muehen
+Oder am Spinnrad.
+
+Um mit dir zu leben, die ich liebe.
+Waere es mir recht,
+Die Waesche zu waschen
+Im fliessenden Fluss
+Oder das Gras in der Sonne zu schneiden.
+
+
+
+
+DER LIEBESLAUT
+
+KURTISANE SEGAWA
+
+Da traf ein Laut, ein zarter Liebeslaut,
+Der aus dem ersten Stockwerk kam, mein Ohr:
+Und das war suess und lieblich wie das Saeuseln
+Der Fruehlingsblumen, die um Mitternacht
+Am More-Flusse ihren Duft verstreun.
+
+
+
+
+DIE WEIDE IM WIND
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Die Sommerweide
+Zeigt ihren schlanken Stamm,
+Wenn der wehende Wind
+Durch ihre feinen Zweige faehrt.
+
+Deine schlanken Fuesse, meine Weide,
+Sah ich heute,
+Da der verliebte Wind
+Kosend durch deine Kleider fuhr.
+
+
+
+
+NACH DEM BADE
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Wenn sie dem Bad entsteigt, so flammt
+Ihr schoenes Antlitz feurig auf,
+Dass sie dem roten Ahorn gleicht,
+Der herrlich durch den Herbsttag glaenzt.
+
+
+
+
+BESCHRAeNKUNG
+
+AUS DEM BUCHE YEHON CHITOSEYAMA
+
+Ach, eng begrenzt ist der Besitz, den uns
+Das Schicksal schenkt. Zuerst geht unsre Sehnsucht
+Nach einem ragenden Gebirg. Sodann
+Scheint uns ein Berg genug,--dann gar ein Huegel,
+Und wird auch der uns nicht zuteil, so sind
+Zufrieden wir mit einem Bluetenbusch.
+
+
+
+
+LEICHTES SPIEL
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Nichts leichter, als ein Maedchenherz
+Beim milden Duft der Pflaumenblueten
+Bis in die Tiefen zu betoeren
+Durch Liebessang und Floetenspiel!
+
+
+
+
+DIE MORGENGLOCKE
+
+SANDARA
+
+Wenn du, erbarmungslose Morgenglocke,
+Den Schmerz der Liebestrennung ahnen wuerdest.
+Du wuerdest nicht die wahre Stunde rufen
+Beim Morgengrauen,--sondern wuerdest gerne
+Bereit sein, luegnerisch die Zeit zu kuenden.
+
+
+
+
+TAeUSCHUNG
+
+YORIKITO
+
+Ich glaubte, dass die weissen Blueten
+Des Fruehlings mir entgegentrieben.
+
+Ich irrte mich. Es war das Glaenzen,
+Das Liebesglaenzen deiner Schoenheit.
+
+
+
+
+
+GELEITWORT
+ANMERKUNGEN
+ANORDNUNG
+
+
+
+
+GELEITWORT
+
+Die japanische Lyrik laesst sich gut mit den japanischen
+Tuschzeichnungen vergleichen: sie gibt, gleich jenen, mehr Andeutung
+als Ausfuehrung, sie will in aller Kuerze einen fest umrissenen Eindruck
+erreichen, sie hat einen vorwiegend impressionistischen Charakter. Wir
+finden in ihr, gerade wie in den japanischen Zeichnungen, vor allem
+die Liebe fuer das Zarte und Bluetenhafte, fuer Fruehling, Blumen und
+feinen Duft. Die einzelnen Persoenlichkeiten treten in dieser lyrischen
+Kunst nicht stark hervor, im Gegensatz zur chinesischen.
+
+Japan ist das Land der Gelegenheitsdichter. Wir besitzen Gedichte von
+Kaisern und Kaiserinnen, Hofleuten, Gelehrten und Kurtisanen. Im
+zehnten Jahrhundert unsrer Zeitrechnung war die Dichtkunst in Japan so
+verbreitet, dass sich der Kaiser Daigo veranlasst sah, ein
+"Ministerium fuer poetische Angelegenheiten", wie wir heute sagen
+wuerden, einzusetzen. Ein solches Ministerium gibt es jetzt nicht mehr,
+aber die Freude an der Formung kleiner Gedichte ist in Japan noch
+heute allgemein.
+
+Seit alters her gibt es fuer das japanische lyrische Gedicht nur eine
+einzige, streng bewahrte, klassische Form: Tanka oder Uta genannt. Ein
+solches Tanka besteht immer aus einunddreissig Silben, die sich auf
+die fuenf Zeilen des Gedichtes folgendermassen verteilen: 5-7-5-7-7.
+
+Das Tanka ist reimlos. Die japanische Sprache ist fuer den Reim nicht
+geschaffen, denn saemtliche Worte endigen auf einen der fuenf Vokale a,
+e, i, o, u. Wollte man also reimen, so muesste man immer wieder zu den
+gleichen monotonen Reimen einfacher Vokale greifen, und das waere auf
+die Dauer mehr grotesk als schoen. Nein, die Aufgabe des japanischen
+Dichters ist es im Gegenteil, die einzelnen Zeilen seines Tanka
+moeglichst auf verschiedene Vokale endigen zu lassen, um so eine
+moeglichst grosse Reichhaltigkeit an Klaengen zu erzielen.
+
+Die Regeln des Tanka wurden schon 700 Jahre vor unserer Zeitrechnung
+durch Sosano-Ono-Mikoto, einen Dichter des heroischen Zeitalters,
+fixiert. Im Jahre 905 nach Christi Geburt wurden sie durch den Dichter
+Tsurayuki, den ersten Minister der Poesie unter Kaiser Daigo, in der
+Vorrede zu jener beruehmten ersten grossen Anthologie, welche sich
+Manyoshu nennt, befestigt. Diese Regeln wurden nie einer Veraenderung
+unterworfen und sind heute genau dieselben wie vor 2600 Jahren. In
+alten Zeiten pflegte man auch mehrere Utas zu laengeren Gedichten
+zusammenzusetzen (Naga-Uta). Seit dem sechzehnten Jahrhundert
+beschraenkte man sich, besonders in Scherzgedichten, nicht selten auf
+die ersten drei Zeilen eines Uta, um Gedichte von besonders
+epigrammatischer Kuerze zu bilden. Das sind die einzigen Varianten der
+alten Form,--wenn man von Formvarianten hier ueberhaupt sprechen kann.
+
+Die ausserordentliche Kuerze des Uta oder Tanka hat ihre Nachteile. Die
+Dichter wollen moeglichst viel in einem solchen Kurzgedicht ausdruecken
+und werden nicht selten dunkel durch uebertriebene Kondensierung.
+Kommentatoren haben alte beruehmte Tankas immer wieder ausgelegt, und
+ueber den Sinn so mancher Gedichte aus klassischer Zeit hat man sich
+bis heute nicht einig werden koennen.
+
+Die Bluetezeit der japanischen Lyrik liegt weit zurueck. Die erste
+klassische Epoche wird repraesentiert durch die schon erwaehnte grosse
+Anthologie Manyoshu ("Sammlung der Myriaden Blaetter"), die vermutlich
+durch den Sammeleifer des Dichters Yakamochi zusammengebracht und im
+Jahre 759 abgeschlossen wurde. Sie vereinigt in 20 Buechern 4500
+Gedichte; aus der grossen Zahl der in ihr vertretenen Dichter ragen
+neben Yakamochi vor allem der Elegiker Hitomaro, der Landschafter
+Akahito und der Realist Okura hervor. Hitomaro gilt in Japan als der
+groesste Dichter der Nation. Man hat ihm Tempel errichtet, und sein
+Leben, von dem man wenig weiss, ist durch die Legende phantastisch
+ausgeschmueckt worden. Es geht das Geruecht, ein Poet brauche nur
+Hitomaro anzurufen, um ein gutes Gedicht bilden zu koennen.
+
+Die Dichter der bald folgenden zweiten, "goldenen" klassischen Epoche
+sind uns in einer anderen, 1100 Gedichte umschliessenden Anthologie,
+im Kokinshu ("Sammlung alter und neuer Gedichte") erhalten, das im
+Auftrage des Kaisers Daigo durch den Dichter Tsurayuki gesammelt und
+im Jahre 905 beendet wurde. Hier sind neben dem zarten Tsurayuki
+besonders der mannhafte Henjo und der schwermuetige Prinz Narihira zu
+nennen, dessen hervorragende koerperliche Schoenheit noch heute
+sprichwoertlich in Japan ist.
+
+Manyoshu und Kokinshu sind die wichtigsten aller japanischen
+Anthologien, deren spaeter, zumeist auf Veranlassung der Kaiser, noch
+viele hergestellt wurden. Auch die Lieder unseres Buches gehen zum
+grossen Teil auf jene beiden unerreichten klassischen Sammlungen
+zurueck.
+
+Der Bluete folgte ein trostloser Verfall. Hundert Jahre etwa hielt sich
+die Dichtung noch auf einem wuerdigen Niveau, dann gelangte ein oeder,
+pedantischer Formalismus zur Herrschaft und legte alle freien
+poetischen Regungen jahrhundertelang in Fesseln. Das Versemachen wurde
+als eine erlernbare Beschaeftigung betrachtet, die man nach bestimmten
+starren Zunftgesetzen auszuueben hatte, wie es ja auch in Deutschland
+eine Zeitlang Sitte war. Auch in Japan wurden, genau wie bei uns,
+Saengerwettstreite (Uta-Awase) veranstaltet, die sich uebrigens bis in
+die neueste Zeit erhalten haben und die eine allgemeine Veredelung der
+Poesie im Lande bezwecken sollten, waehrend sie in Wirklichkeit gerade
+das Gegenteil zur Folge hatten. Sogar den Frauen wurden solche
+Sangeswettstreite eingeraeumt, auf denen zumeist recht alberne Themata
+zu Utas poetisch "verarbeitet" wurden. Der Preis der Sieger bestand
+darin, dass ihre Poesien dem Kaiserpaare vorgelesen und zugleich mit
+den eigenen Gedichten des Kaisers oder der Kaiserin veroeffentlicht
+wurden.
+
+Die eigentliche Entwickelung der japanischen Literatur seit der
+klassischen Zeit bis heute hat dem Roman und dem Drama gegolten, aber
+nicht der Lyrik. Motoori Norinaga, eine energische Kaempfernatur, die
+man etwa mit Lessing vergleichen kann, hat sich gegen Ende des
+achtzehnten Jahrhunderts leidenschaftlich bemueht, dem schrecklichen
+Formelwesen der japanischen Liederdichtung ein Ende zu bereiten; sein
+Streben war auch von einigen Erfolgen begleitet, aber eine wirkliche
+Bluete hat die japanische Lyrik bis heute nicht wieder zu erreichen
+vermocht, auch nicht durch jene von Europa beeinflussten
+revolutionaeren Versuche, dem Versbau neue Formen zu erschliessen, die
+von einigen kuehnen Dichtern der letzten Zeit ausgegangen sind.
+
+Was die Nachdichtungen des vorliegenden Bandes angeht, so habe ich,
+obwohl ein Freund konzentrierten Ausdrucks, erst in zweiter Linie auf
+Knappheit der Form gehalten und vor allem der Klarheit und
+Durchsichtigkeit mich befleissigt. Haette ich ueberall die Knappheit der
+Originale beibehalten wollen, so waere ich oft gezwungen gewesen, den
+Gedichten erklaerende Fussnoten beizugeben, und auf diese Weise waere
+die Lektuere recht umstaendlich und ueberhaupt eine andere geworden, als
+ich mir fuer diese Verse wuenschte. Mir lag daran, Gedichte zu bilden,
+die durch sich selbst einen poetischen Reiz ausueben sollten, und ich
+moechte hoffen, dass von der japanischen Farbe wenigstens so viel auf
+sie uebergegangen ist, wie man bei derartigen Nachbildungen verlangen
+muss.
+
+Die Vorbilder fuer meine Nachdichtungen sind vor allem in der
+Geschichte der japanischen Literatur von Karl Florenz zu finden; auch
+die kleinen Buecher von Enderling, Hauser, Kurth und Lange habe ich
+verwertet.
+
+Hans Bethge
+
+
+
+
+ANMERKUNGEN
+
+Zur Aussprache: ch lautet wie tsch, j wie dsch, y wie deutsches j,
+sh wie sch; s ist scharfer dentaler Zischlaut (wie in Hast), z weicher
+dentaler Zischlaut (wie in Sohn): r ist Zungen-r.--Die Vokale sind
+kurz; ei lautet wie e.
+
+Seite 5. Fragment eines groesseren Gedichtes.
+
+Seite 7. Dies Gedicht steht an der Spitze der Sammlung Manyoshu.
+
+Seite 8. Muneto soll Ainos zu Vorfahren gehabt haben. Er wurde deshalb
+von den Hoeflingen gehaenselt und richtete dieses Gedicht an sie.
+
+Seite 13. Fragment eines laengeren Gedichtes an den Prinzen Takechi.
+
+Seite 14. Ozi wurde, da er Ansprueche auf den Thron geltend machte,
+gefangen genommen und auf Befehl der Kaiserin Taizyo hingerichtet, im
+Alter von vierundzwanzig Jahren. Das "Truebe Lied" soll er im Angesicht
+des Todes gedichtet haben.
+
+Seite 16. Akahito steht in der Schaetzung der Japaner gleich neben
+Hitomaro. Die beiden beruehmten Dichter werden "die beiden Weisen"
+genannt.
+
+Seite 35. Naniwa, von je wichtig fuer die Schiffahrt, ist das jetzige
+Osaka.
+
+Seite 37, 38. Frau Onono Komachi war ebenso beruehmt durch ihre
+Dichtungen wie durch ihre Schoenheit und ihren Leichtsinn.
+
+Seite 49. Frau Ise war die Geliebte des Kaisers Uda, dem sie auch
+ins Exil folgte; sie soll nach dem Tode ihres Freundes im Elend
+gestorben sein.
+
+Seite 105. Das Yehon Chitoseyama, erschienen 1740, ist eine Sammlung
+didaktisch-moralischer Gedichte.
+
+
+
+
+ANORDNUNG
+
+CHRONOLOGISCH
+
+MOTOORI NORINAGA (1730-1801)
+ Die Seele Japans. Als Motto
+AUS ARCHAISCHER ZEIT
+ Die schoene Nuna-Kawa-Hime
+KAISERIN IWA NO HIME (4. Jahrhundert nach Chr.)
+ Die Wartende
+KAISER YURYAKU (451-479 nach Chr.)
+ Liebeswerbung
+MUNETO (7. Jahrhundert nach Chr.)
+ Der Glueckliche
+PRINZESSIN NUKADA (2. Haelfte des 7. Jahrhunderts)
+ In Erwartung
+OKURA (etwa 660-733)
+ Das Elend der Welt
+HITOMARO (etwa 662-709)
+ Einsam
+ Die Geliebte im Segelboot
+ Kriegszug
+OZI (663-687)
+ Truebes Lied
+KAISER MOMMU (697-707)
+ An den Schnee
+AKAHITO (Mitte des 8. Jahrhunderts)
+ Der Fuji-Yama
+ Betrachtung
+MUSHIMARO
+ Die Trauerweide
+EDELDAME ISHIKAWA (8. Jahrhundert)
+ Der Mond
+KIBINO (gestorben 775)
+ Fruehlings Ende
+OKISHIMA (8. Jahrhundert)
+ Fruehlings Ende
+YAKAMOCHI (gestorben 785)
+ In der Fremde
+ Heimweh
+FUJIWARA NO HIROTSUGU
+ Der Bluetenzweig
+TABITO
+ Der Freund des Weines
+UNBEKANNTE DICHTER aus der Sammlung MANYOSHU
+ (abgeschlossen im Jahre 759):
+ Am Ufer
+ Bitte an den Hund
+ Der Teich
+ Trennung
+ Vertrauen
+ UEber die Heide
+ Bangnis
+ Die schoene Kurtisane
+ Qualvolle Eifersucht
+ Vergebenes Bemuehen
+ Wunsch
+FRAU KOMACHI (gestorben etwa 870)
+ Die Traeume
+ Einsam
+HENJO (815-890)
+ Das Lotusblatt
+ Familienstolz
+PRINZ NARIHIRA (825-880)
+ Schwermut
+ Tagelied eines Maedchens
+ Liebeskummer
+TOMONORI (845-905)
+ Sehnsucht nach der Nachtigall
+ Dauer im Wechsel
+ Gleiche Sehnsucht
+OCHI (9. Jahrhundert)
+ Die Wildgans
+OTOMO KURONUSHI (2. Haelfte des 9. Jahrhunderts)
+ Fruehlingsregen
+FRAU ISE (um 900)
+ Betrachtung
+MITSUNE (859-907)
+ Truebsinn
+ Heute!
+ An einen Freund
+TADAMINE (868-965)
+ Erinnerung
+ Frommer Wunsch
+ Haltlos
+FUKAYOBU
+ Das klagende Herz
+MASAZUMI
+ Die allerersten Blueten
+KI NO ARITOMO
+ Dauernde Erinnerung
+TSURAYUKI (882-946)
+ Jubel
+ Blueten und Herzen
+ Schnee im Fruehling
+ Bluetenschnee
+ATSUTADA (gestorben 943)
+ Seitdem ich dich liebe
+ Gesteigerte Sehnsucht
+UNBEKANNTE DICHTER aus der Sammlung KOKINSHU
+ (abgeschlossen im Jahre 905):
+ Ankunft des Fruehlings
+ Liebe
+ Das Alter
+ Lieben und Sterben
+ Das Maedchen auf der Bruecke
+ Liebesqualen
+ Herbst
+ Schatten
+ Schnee
+ Immer wieder
+ Schlaflos
+ Unerwiderte Liebe
+ Sehnsuechtiger Gedanke
+ Der duftende Aermel
+KANEMORI (10. Jahrhundert)
+ Das Kopfkissen
+ Heimliche Liebe
+UNBEKANNTE KURTISANE
+ Bei Betrachtung des Mondes
+OKI KASSI
+ Unmoeglichkeit
+TERANGE
+ Schwermut
+SIGEYUKI
+ Verzweiflung
+UNBEKANNTE DICHTERIN (10. Jahrhundert)
+ Die Verlassene
+FRAU IZUMI SHIKIBU (um 1000)
+ Noch einmal
+FRAU INNO BETTO (12. Jahrhundert)
+ Dieselbe Nacht
+FRAU HORIKAWA (12. Jahrhundert)
+ Erregung
+FUJIWARA NO TOSHINARI (1113-1204)
+ Jammer der Erde
+SAIGYO (1118-1190)
+ Gedanken
+ Schwermut
+ Vom Mond
+ Abschied von den Blueten
+ Blueten
+KIUTSUNE (13. Jahrhundert)
+ Das Alter
+SONE NO YOSHITAKA
+ Steuerlos
+SAKINO DAISOJO GYOSON
+ An die Kirschenblueten
+PRINZ MUNENAGA (1312-1385)
+ An die Wildgaense
+UNBEKANNTE DICHTERIN (16. Jahrhundert)
+ Liebesbrief
+AUS DEM SINGSPIEL MIIDERA (17. Jahrhundert)
+ Vergebenes Warten
+VOLKSLIED
+ Um mit dir zu leben
+KURTISANE SEGAWA (18. Jahrhundert)
+ Der Liebeslaut
+UNBEKANNTER DICHTER (18. Jahrhundert)
+ Die Weide im Wind
+UNBEKANNTER DICHTER (18. Jahrhundert)
+ Nach dem Bade
+AUS DEM BUCHE YEHON CHITOSEYAMA (18. Jahrhundert)
+ Beschraenkung
+UNBEKANNTER DICHTER (18. Jahrhundert)
+ Leichtes Spiel
+SANDARA (18. Jahrhundert)
+ Die Morgenglocke
+YORIKITO (19. Jahrhundert)
+ Taeuschung
+
+
+
+
+
+End of the Project Gutenberg EBook of Japanischer Fruehling, by Hans Bethge
+
+*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK JAPANISCHER FRUEHLING ***
+
+This file should be named 7jpfr10.txt or 7jpfr10.zip
+Corrected EDITIONS of our eBooks get a new NUMBER, 7jpfr11.txt
+VERSIONS based on separate sources get new LETTER, 7jpfr10a.txt
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+Produced by Juliet Sutherland, Charlie Kirschner and Distributed Proofreaders
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+Project Gutenberg eBooks are often created from several printed
+editions, all of which are confirmed as Public Domain in the US
+unless a copyright notice is included. Thus, we usually do not
+keep eBooks in compliance with any particular paper edition.
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+We are now trying to release all our eBooks one year in advance
+of the official release dates, leaving time for better editing.
+Please be encouraged to tell us about any error or corrections,
+even years after the official publication date.
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+Please note neither this listing nor its contents are final til
+midnight of the last day of the month of any such announcement.
+The official release date of all Project Gutenberg eBooks is at
+Midnight, Central Time, of the last day of the stated month. A
+preliminary version may often be posted for suggestion, comment
+and editing by those who wish to do so.
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+Gutenberg, including how to donate, how to help produce our new
+eBooks, and how to subscribe to our email newsletter (free!).
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+Those of you who want to download any eBook before announcement
+can get to them as follows, and just download by date. This is
+also a good way to get them instantly upon announcement, as the
+indexes our cataloguers produce obviously take a while after an
+announcement goes out in the Project Gutenberg Newsletter.
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+ftp://ftp.ibiblio.org/pub/docs/books/gutenberg/etext03
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+Or /etext02, 01, 00, 99, 98, 97, 96, 95, 94, 93, 92, 92, 91 or 90
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+Just search by the first five letters of the filename you want,
+as it appears in our Newsletters.
+
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+We produce about two million dollars for each hour we work. The
+time it takes us, a rather conservative estimate, is fifty hours
+to get any eBook selected, entered, proofread, edited, copyright
+searched and analyzed, the copyright letters written, etc. Our
+projected audience is one hundred million readers. If the value
+per text is nominally estimated at one dollar then we produce $2
+million dollars per hour in 2002 as we release over 100 new text
+files per month: 1240 more eBooks in 2001 for a total of 4000+
+We are already on our way to trying for 2000 more eBooks in 2002
+If they reach just 1-2% of the world's population then the total
+will reach over half a trillion eBooks given away by year's end.
+
+The Goal of Project Gutenberg is to Give Away 1 Trillion eBooks!
+This is ten thousand titles each to one hundred million readers,
+which is only about 4% of the present number of computer users.
+
+Here is the briefest record of our progress (* means estimated):
+
+eBooks Year Month
+
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+ 10 1991 January
+ 100 1994 January
+ 1000 1997 August
+ 1500 1998 October
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+ 6000 2002 December*
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+10000 2004 January*
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+Oklahoma, Oregon, Pennsylvania, Rhode Island, South Carolina, South
+Dakota, Tennessee, Texas, Utah, Vermont, Virginia, Washington, West
+Virginia, Wisconsin, and Wyoming.
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+We have filed in all 50 states now, but these are the only ones
+that have responded.
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+will be made and fund raising will begin in the additional states.
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+We are constantly working on finishing the paperwork to legally
+request donations in all 50 states. If your state is not listed and
+you would like to know if we have added it since the list you have,
+just ask.
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+how to make them tax-deductible, or even if they CAN be made
+deductible, and don't have the staff to handle it even if there are
+ways.
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+PMB 113
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+made and fund-raising will begin in the additional states.
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+We need your donations more than ever!
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+**The Legal Small Print**
+
+
+(Three Pages)
+
+***START**THE SMALL PRINT!**FOR PUBLIC DOMAIN EBOOKS**START***
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+WHAT IF YOU *WANT* TO SEND MONEY EVEN IF YOU DON'T HAVE TO?
+Project Gutenberg is dedicated to increasing the number of
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+in machine readable form.
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+Money should be paid to the:
+"Project Gutenberg Literary Archive Foundation."
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+If you are interested in contributing scanning equipment or
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+hart@pobox.com
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+[Portions of this eBook's header and trailer may be reprinted only
+when distributed free of all fees. Copyright (C) 2001, 2002 by
+Michael S. Hart. Project Gutenberg is a TradeMark and may not be
+used in any sales of Project Gutenberg eBooks or other materials be
+they hardware or software or any other related product without
+express permission.]
+
+*END THE SMALL PRINT! FOR PUBLIC DOMAIN EBOOKS*Ver.02/11/02*END*
+
diff --git a/old/7jpfr10.zip b/old/7jpfr10.zip
new file mode 100644
index 0000000..2591f3d
--- /dev/null
+++ b/old/7jpfr10.zip
Binary files differ
diff --git a/old/8jpfr10.txt b/old/8jpfr10.txt
new file mode 100644
index 0000000..6b6ea43
--- /dev/null
+++ b/old/8jpfr10.txt
@@ -0,0 +1,2310 @@
+The Project Gutenberg EBook of Japanischer Fruehling, by Hans Bethge
+
+Copyright laws are changing all over the world. Be sure to check the
+copyright laws for your country before downloading or redistributing
+this or any other Project Gutenberg eBook.
+
+This header should be the first thing seen when viewing this Project
+Gutenberg file. Please do not remove it. Do not change or edit the
+header without written permission.
+
+Please read the "legal small print," and other information about the
+eBook and Project Gutenberg at the bottom of this file. Included is
+important information about your specific rights and restrictions in
+how the file may be used. You can also find out about how to make a
+donation to Project Gutenberg, and how to get involved.
+
+
+**Welcome To The World of Free Plain Vanilla Electronic Texts**
+
+**eBooks Readable By Both Humans and By Computers, Since 1971**
+
+*****These eBooks Were Prepared By Thousands of Volunteers!*****
+
+
+Title: Japanischer Fruehling
+ Nachdichtungen Japanischer Lyrik
+
+Author: Hans Bethge
+
+Release Date: October, 2005 [EBook #9178]
+[Yes, we are more than one year ahead of schedule]
+[This file was first posted on September 11, 2003]
+
+Edition: 10
+
+Language: German
+
+Character set encoding: ISO-8859-1
+
+*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK JAPANISCHER FRUEHLING ***
+
+
+
+
+Produced by Juliet Sutherland, Charlie Kirschner and Distributed Proofreaders
+
+
+
+
+JAPANISCHER FRÜHLING
+
+NACHDICHTUNGEN JAPANISCHER LYRIK
+
+
+HANS BETHGE
+
+
+
+DIE SEELE JAPANS
+
+WOMIT VERGLEICH ICH JAPANS SEELE WOHL
+AM TREFFENDSTEN? MIT DEM GEHEIMEN DUFT
+DER KIRSCHENBLÜTE. WENN DIE GOLDNE SONNE
+DES MORGENS SIEGHAFT AUS DER DÄMMRUNG STEIGT
+
+MOTOORI NORINAGA
+
+
+
+
+DIE SCHÖNE NUNA-KAWA-HIME SPRICHT ZUM GOTT DER ACHTMALTAUSEND SPEERE
+
+AUS ARCHAISCHER ZEIT
+
+Wenn erst die Sonne hinterm Berg verschwand,
+In rabenschwarzer Nacht komm ich heraus,
+Und du wirst nahen wie die Morgenröte,
+Mit Lächeln und mit strahlendem Gesicht.
+Und deine Arme, die so schimmernd weiss
+Wie Taku-Rinde glänzen, wirst du zärtlich
+Auf meinen Busen legen, der dem Schnee
+An Zartheit gleicht. Und eng verschlungen werden
+Wir liegen und uns kosen und die Arme
+Als Kissen unters Haupt uns betten, während
+Die Schenkel nahe beieinander ruhn.
+
+Sprich mir von Liebessehnsucht nicht zu sehr,
+Du grosser Gott der achtmaltausend Speere!
+
+Wenn erst die Sonne hinterm Berg verschwand,
+Komm ich heraus.
+
+
+
+
+DIE WARTENDE
+
+KAISERIN IWA NO HIME
+
+Bis dass der weisse Reif des Alters sich
+Auf meine rabenschwarzen Haare legt.
+Will ich mein ganzes langes Leben durch
+Nichts weiter tun als warten, warten, warten
+Auf dich, den meine ganze Seele liebt.
+
+
+
+
+LIEBESWERBUNG
+
+KAISER YURYAKU
+
+Du schönes, schlankes Mädchen mit dem Korbe,
+Du schönes, schlankes Mädchen mit dem Spaten,
+Das dort am Hügel emsig Kräuter pflückt!
+
+Sag mir, wo ragt dein Haus, ich bitte dich,
+Und nenne deinen Namen mir! Im ganzen,
+Vom Himmel treu geliebten Lande Japan.
+
+Bin ich der Herrscher! Und mein Herz wünschtinnig.
+Dich als Gemahlin heimzuführen, Holde!
+Ich bitte dich, wer bist du,--sag es mir!
+
+
+
+
+DER GLÜCKLICHE
+
+MUNETO
+
+Ihr sagt, dass ich ein Wilder sei. Nun gut.
+Ich bin den Vögeln im Gebüsch befreundet
+Und kenne alle Bäume. Und die Blumen.
+
+Auf bunter Bergflur blühen nur für mich,
+Und das Geraun des Waldes kündet mir
+Geheimnisvoll die Wunder der Natur.
+
+Ja, ich bin reich! Dich neid ich nimmermehr,
+Geschmeidiger Hofmann in dem seidnen Kleide,
+Denn du hast nichts, was meinem Glücke gleicht.
+
+
+
+
+IN ERWARTUNG
+
+PRINZESSIN NUKADA
+
+Ich wartete auf dich, von Sehnsucht fast
+Verzehrt,--da, ein Geräusch: du nahst! du nahst!
+
+Zu früh gejubelt, sehnsuchtsbanges Herz!
+Es war der trügerische Wind des Herbstes,
+Der raschelnd durch den Bambusvorhang fuhr.
+
+
+
+
+DAS ELEND DER WELT
+
+OKURA
+
+Die Welt ist elend, jammervoll
+Und nimmer wert, dass wir sie lieben.
+O weh, dass ich kein Vogel bin!
+Ich wünschte, dass ich Flügel hätte,
+Um ihr für immer zu entfliehn.
+
+
+
+
+EINSAM
+
+HITOMARO
+
+Trostlos, allein zu schlafen diese Nacht,
+Die endlos lang ist, wie der lange Schweif
+Des Goldfasanen, dessen helle Stimme
+Ich von dem Berg herüberklingen höre.
+
+
+
+
+DIE GELIEBTE IM SEGELBOOT
+
+HITOMARO
+
+Rings um die Küste braut der Morgennebel
+Und hüllt in graue Dämmerung Land und Meer.
+
+Mit neidischem Sinn verbirgt er meinen Augen
+Das Segelboot, nach dem mein Herz sich sehnt.
+
+Voll unruhvollen Klopfens: denn ich weiss,
+Dass meine Liebste darin kommen wird.
+
+
+
+
+KRIEGSZUG
+
+HITOMARO
+
+Da tat der Held das Schwert um seinen Leib
+Und nahm den Bogen in die feste Hand
+Und schritt dem Heer des Kaisers stolz voran.
+
+Und alle Trommeln fingen an zu dröhnen
+Wie Donnergroll, und die Drommeten klangen,
+Dass man erschrak wie vor des Tigers Schrei.
+Und hoch wie Feuerzungen flatterten
+Die Fahnen,--ja, wie Feuer auf dem Felde
+In Frühlingsnächten, von dem Wind entfacht,
+So lohten flammend sie zum Himmel auf.
+Und in der Hand der Krieger schwirrten jetzt
+So fürchterlich die Bogen, dass man glaubte,
+Ein grimmer Sturmwind jage mit Gebrüll
+Durch den verschneiten winterlichen Wald;
+Und so wie wilder Schneefall in der Luft
+Sich ineinander schüttet,--also schwirrten
+Die Pfeile durcheinander, dicht an dicht.
+
+
+
+
+TRÜBES LIED
+
+OZI
+
+Die Blüten rieseln nieder. Dichter Nebel
+Verbirgt den See. Die wilden Gänse rufen
+Erschreckt am heiligen Teich von Iware.
+
+Düstere Träume schatten um mein Haupt.
+Mein Herz ist schwer. Wenn übers Jahr die Gänse
+Von neuem rufen, hör ich sie nicht mehr.
+
+
+
+
+AN DEN SCHNEE
+
+KAISER MOMMU
+
+Die Wolken sind von Flocken ganz erfüllt,
+Der Wald scheint voll von weissen Weidenkätzchen,
+Das ganze Firmament ist schimmernd hell,
+Vom Wind getrieben weht der Schnee am Flusse,--
+Wenn ich die weissbedeckten Pflaumenbäume
+In meinem Garten sehe, möcht ich glauben,
+Sie blühten schon vom Frühling ganz und gar.
+
+
+
+
+DER FUJI-YAMA
+
+AKAHITO
+
+Zum Himmel schauend, sehe ich den Gipfel
+Des Fuji-Yama gross und feierlich
+Ins Ewige schimmern; also ragt er schon
+Seit jenen Zeiten, da die Erde sich
+Vom Himmel schied; blick ich zu ihm empor,
+So ist mir, dass der Glanz der Sonne sich
+Verdunkelt, und der milde Schein des Mondes
+Verschwindet ganz; die weissen Wolken aber
+Tragen Bedenken, über seinen Gipfel
+Dahinzuschweben, und es sinkt der Schnee
+Mit stiller Ehrfurcht sanft auf ihn hinab.
+
+O Fuji-Yama, deine Herrlichkeit
+Wird man noch preisen in den fernsten Tagen;
+Bis zu der Dichter spätesten Geschlechtern
+Wird deines Ruhmes Glanz nicht untergehn.
+
+
+
+
+BETRACHTUNG
+
+AKAHITO
+
+Wenn stets der Kirschenbaum so wundervoll
+Wie jetzt auf allen Höhen blühen würde,
+Wir liebten seine schneeige Schönheit dann
+Nicht so wie jetzt, da nur den Lenz sie ziert.
+
+
+
+
+DIE TRAUERWEIDE
+
+MUSHIMARO
+
+Die Trauerweide auf dem Grab des Mädchens
+Lässt ihre Zweige nur nach einer Seite
+Hinüberhangen. Eines Jünglings Hügel
+Erhebt sich dort. Wer möchte nun noch zweifeln,
+Wem jenes toten Mädchens Liebe galt?
+
+
+
+
+DER MOND
+
+EDELDAME ISHIKAWA
+
+Seht, wie er sieghaft durch die Wolken bricht!
+Sein wunderbarer Glanz flicht Silbernetze,
+Die über Land und Meer sich schimmernd breiten,
+Auch über meinen Strand, wo nun die Steinchen
+Des Sandes klar wie Diamanten schimmern.
+
+
+
+
+FRÜHLINGS ENDE
+
+KIBINO
+
+Der Wind trieb alle Blütenblätter von
+Den Zweigen weg. Der Frühling, der schon lange
+Kränklich und blass war, ist geschwunden. Nur
+Der süsse Duft der Pflaumenblüte blieb
+Am Ärmel meines seidenen Gewandes
+Gleich einem schönen, müden Traum zurück.
+
+
+
+
+FRÜHLINGS ENDE
+
+OKISHIMA
+
+Im Bambushaine meines Gartens hör ich
+Die Nachtigall mit müder Stimme klagen,--
+Sie trauert, weil die weissen Pflaumenblüten
+In Scharen von den Bäumen niederfallen,
+Weil nun der Lenz mit seinen Wundern flieht.
+
+
+
+
+IN DER FREMDE
+
+YAKAMOCHI
+
+Verbannt von meinem Kaiser, leb ich nun
+Fünf Jahre schon in fremdem, wildem Lande,
+Entbehrend deinen Anblick, süsses Weib.
+
+Nie darf ich mehr zur Nacht mein müdes Haupt
+Auf deinem lieben, weichen Arme betten;
+Hör, was ich tat in meiner Einsamkeit:
+
+Ich säte Nelken aus in meinem Garten;
+Wenn sie in Blüte stehn, so denk ich immer
+An dich, die meine schönste Nelke war.
+
+Dies ist der einzige Trost, geliebtes Weib,
+In meiner öden Fremde. Ohne ihn
+Würf ich mein Leben unbedenklich ab.
+
+
+
+
+HEIMWEH
+
+YAKAMOCHI
+
+Wenn sich der Abend niedersenkt und Nebel
+Eintönig wallen übers graue Meer,
+Und wenn die Kraniche mit müder Stimme
+Ins Dunkel rufen, traurig anzuhören,--
+Dann denk ich meiner Heimat, schmerzdurchweht.
+
+
+
+
+DER BLÜTENZWEIG
+
+FUJIWARA NO HIROTSUGU
+
+Nimm diesen Blütenzweig! In jedem Blatte
+Der zarten Blüten schlummert hundertfach
+Ein Liebeswort aus unruhvoller Brust.
+
+O weise meine Liebe nicht zurück!
+
+
+
+
+DER FREUND DES WEINES
+
+TABITO
+
+Wenn ich nicht wäre, was ich bin: ein Mensch,--
+Ich möchte eine Reisweinflasche sein,
+Um recht nach Herzenslust in meinen Hals
+Den edeln Saft zu saugen, den ich liebe.
+
+
+
+
+AM UFER
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Von jenem Ufer winkt mir die Geliebte,
+Hier stehe ich, mit ruhelosem Sinn,
+Das Herz erfüllt von ungestümer Sehnsucht,
+Und seufze, seufze endlos. Hätt ich doch
+Ein rotlackiertes Schifflein jetzt zur Hand
+Und auch ein Ruder, voller Kunst besetzt
+Mit Edelsteinen,--hurtig wie der Wind
+Lenkt ich hinüber, um mit ihr zu plaudern,
+Und schmiegte glücklich mich an ihre Brust!
+
+
+
+
+BITTE AN DEN HUND
+
+UNBEKANNTE DICHTERIN
+
+Wenn mein Geliebter in der Nacht
+Den Binsenzaun durchbricht und leise
+Zu mir hereinsteigt,--Hund, ich rate
+Dir ernstlich: hülle dich in Schweigen,
+Verrate ihn den Leuten nicht,--
+Es soll dir gut gehn, lieber Hund!
+
+
+
+
+DER TEICH
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Dir, Teich von Miminaschi, gilt mein Hass,
+Denn meine Liebste hat verzweifelnd sich
+In dich gestürzt und ist in dir ertrunken.
+Warum bist du nicht schnell vertrocknet, als
+Die Holde kam, in dir den Tod zu finden?
+Ich hasse dich, erbarmungsloser Teich!
+
+
+
+
+TRENNUNG
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Trotz aller Hindernisse,
+Die dem eilenden Flusse
+Entgegentreten:
+Alle Wasser, die sich trennen,
+Um Bänke und Riffe herum,
+Strömen doch endlich.
+Endlich wieder
+Jubelnd zusammen!
+
+
+
+
+VERTRAUEN
+
+UNBEKANNTE DICHTERIN
+
+Die Mutter hat aufs strengste mir verboten,
+An deiner Brust zu schlafen, mein Geliebter,
+Obwohl mir das Orakel klar verhiess,
+Dass ich dereinst die Deine werden soll.
+So lauter wie das nie getrübte Wasser
+Des Teiches von Kiyosmi ist mein Herz
+Und ist so tief auch wie der Grund des Teiches,
+Und immer wird es deiner treu gedenken
+Und wird vertrauend harren in Geduld,
+Bis dass ich ganz mit dir vereinigt bin.
+
+
+
+
+ÜBER DIE HEIDE
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Was für ein Mensch ist das, um dessentwillen
+Du, schöne Frau, mit Mühe und voll Sehnsucht
+Die Heide von Miyake überquerst?
+
+Beschwerlich ists, durch das Gestrüpp zu wandern.
+Qualvoll ist dieser Gang für Frauenlenden,
+Weh, wenn dich deine Eltern sähen, Kind!
+
+So zart wie weisses Linnen glänzt dein Antlitz,
+Dein langes Haar ist dunkel wie das Innre
+Der Mina-Muscheln, die das Meer ausspeit.
+
+Ein Kamm aus Buchsbaum steckt in deinen Haaren.
+Wem eilst du zu? Wer bist du, holdes Wesen?
+O Götterlust, mein Weib eilt zu mir her.
+
+Da sie die Sehnsucht nicht ertragen kann!
+
+
+
+
+BANGNIS
+
+UNBEKANNTE DICHTERIN
+
+Ich lehne mich an deine Brust, Geliebter,
+Und das Vertrauen, das ich in dich setze,
+Ist so, als ob ich einem grossen Schiff
+Mich anvertraute. Lang und immer länger
+Denk ich an dich, so wie die Efeuranken
+Hinkriechen an der Mauer, lang und länger.
+O wären wir vor Unheil stets bewahrt!
+Ich schlinge meinen Ärmel um die Schultern
+Und stelle fromme Weihgefässe auf
+Und flehe zu den Göttern, die im Himmel
+Und auf der Erde walten, dass sie dir
+Und mir und unsrer Liebe gnädig seien!
+
+
+
+
+DIE SCHÖNE KURTISANE
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+O liebliche Tamana, lächelnde
+Verführerin, die Schlankheit deiner Lenden
+Ist dem geschmeidigen Leib der Biene gleich.
+
+Dein Busen ist von edler Form, du stehst
+Wie eine Blume da, du hast ein Lächeln,
+Dass alle Leute, die vorübergehn,
+
+Die Schritte hemmen. Ungerufen naht sich
+Die Schar der Männer, steht vor deinem Tore,
+Von dir berauscht und voll Begehr nach dir.
+
+Im Hause, das dem deinen nahe liegt,
+Macht sich der Gatte von der Gattin frei
+Und steckt dir zu den Schlüssel seiner Türe.
+
+Vernarrt in dich ist alles. Du verstehst es,
+Die Herzen zu gewinnen durch ein Lächeln,
+Und Üppigkeit und Wollust sind dein Teil.
+
+
+
+
+QUALVOLLE EIFERSUCHT
+
+UNBEKANNTE DICHTERIN
+
+Ich habe heut den ganzen langen Tag,
+Seitdem die Sonne überm Horizont
+Heraufkam, und die ganze lange Nacht,
+In der ich schlaflos in das Dunkel starrte,
+Getobt vor Jammer und geweint vor Wut!
+
+Denn du, ich weiss es, hast in einer Hütte
+(Ich möchte sie den Flammen übergeben!)
+Auf alten, schlechten, strohgeflochtnen Matten
+(Die wert sind auf dem Kehricht zu vermodern!)
+Die plumpen Wangen einer Bauerndirne
+Gestreichelt und geküsst, und hast in Liebe
+Bei ihr geweilt die ganze lange Nacht!
+
+
+
+
+VERGEBENES BEMÜHEN
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Dass wir uns lieben, hab ich abgestritten,
+Mit heftigen Worten hab ich es geleugnet,
+Ich habe mich so angestrengt mit Leugnen,
+Wie man sich anstrengt, wenn man einen Lastkahn
+Am Kap des leuchtenden Naniwa-Hafens
+Mit einem Seile mühevoll dahinzieht,--
+Und dennoch bin ich, nichts hat mir genützt,
+In das Gerede aller Welt gekommen!
+
+WUNSCH
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Nicht wertvoll scheint das Leben mir; jedoch
+Da ich so sehr dich liebe, wünsch ich wohl,
+Dass ich noch lange, lange leben möge,
+Um lang noch meine Liebe zu geniessen.
+
+
+
+
+DIE TRÄUME
+
+FRAU KOMACHI
+
+Seit ich im Traum den Mann seh, den ich liebe,--
+Seit jener Zeit erst liebe ich der Träume
+Buntfarbene Falter als das köstlichste
+Geschenk der Nacht, das ich nicht missen möchte.
+
+
+
+
+EINSAM
+
+FRAU KOMACHI
+
+Der Blüten holde Schönheit ist entwichen,
+Der rauhe Regen hat sie ganz zerstört,
+Indessen ich, zwecklos in diesem Dasein,
+Einsam den Blick ins Leere schweifen liess.
+
+
+
+
+DAS LOTUSBLATT
+
+HENJO
+
+Ganz ohne Makel, weiss und leuchtend, blüht
+Das Lotusblatt. Es scheint ganz ohne Trug--
+Und dennoch lügt es: denn das eitle will
+Uns glauben machen, dass im edeln Schmucke
+Von Diamanten es erstrahle,--und
+Es sind doch Tropfen Taus nur, die es zieren!
+
+
+
+
+FAMILIENSTOLZ
+
+HENJO
+
+Die Meinen sind so stolz, dass sie verlangen:
+Der Name, den wir tragen, solle immer
+So völlig unverfälscht sein wie die dunkle,
+Von künstlichen Essenzen nicht berührte
+Nachtfarbe meines ungekämmten Haars.
+
+
+
+
+SCHWERMUT
+
+PRINZ NARIHIRA
+
+Wenn nie die Blüten auf den Kirschenbäumen
+Erstünden, brauchte unser Herz auch nie
+Zu klagen, wenn die holden Blüten sterben.
+
+Dir gilt mein Hass, o Mond. Denn viele Monde,
+Die sich allmählich aneinanderfügen,
+Berauben mich der Wonnen meiner Jugend.
+
+Ich weine meine Ärmel feucht bei Nacht,
+Sie werden feuchter als vom Tau des Herbstes,
+Denn du bist fern, der meine Sehnsucht gilt.
+
+
+
+
+TAGELIED EINES MÄDCHENS
+
+PRINZ NARIHIRA
+
+Nimm dich in acht, o Hahn, der krähend von
+Der Liebe Bett uns aufscheucht! Wenn der Tag
+Erschienen ist, so schleudr ich in den Rachen
+Des Fuchses dich, damit er dich vertilgt.
+Der du den Liebsten mir so schnell, so schnell
+Entführst durch dein abscheuliches Geschrei!
+
+
+
+
+LIEBESKUMMER
+
+PRINZ NARIHIRA
+
+Da ich am Morgen durch die Büsche ging
+Des taubenetzten, herbstlichen Gefildes,
+Nässt ich den Ärmel mir. Doch ganz durchfeuchtet
+Ward er erst nachts von meinen vielen Tränen,
+Da jene mich allein liess, die ich liebe.
+
+
+
+
+SEHNSUCHT NACH DER NACHTIGALL
+
+TOMONORI
+
+Ich will den Frühlingswind, o Nachtigall,
+Mit weichen Blumendüften zu dir senden,
+Damit sie dir den Weg herüberweisen
+In unsre Flur,--wir warten schon so lang!
+
+
+
+
+DAUER IM WECHSEL
+
+TOMONORI
+
+Der Kirschbaum stand in Blüten. Schwarz und jung
+Fiel mir das Haar vom Haupt, indes ich tanzte.
+
+Der Kirschbaum stand in Blüten. Frisch und jung
+Erglänzten sie,--mein Haar war grau geworden.
+
+Heut wieder blüht der Kirschbaum. Himmlisch jung
+Wie immer lächeln seine Blüten nieder,--
+
+Mein Haar ward weiss, ich stehe sinnend da.
+
+
+
+
+GLEICHE SEHNSUCHT
+
+TOMONORI
+
+Der Abend kommt herab. Nun wandr ich an
+Den Sao-Fluss, im Windhauch seines Ufers
+Die Freundin zu erwarten. Was erklingt
+Im Dunkel so voll Sehnsucht? Horch, das ist
+Der einsam-schwermutvolle Ruf der Möwe,
+Die sich nach der Gefährtin sehnt, wie ich.
+
+
+
+
+DIE WILDGANS
+
+OCHI
+
+Vorüber ist die böse Winternacht.
+Der Lenz zog ein. Dort durch die Silberwolken
+Breitet die Wildgans kreischend ihre Flügel.
+
+Sie strebt nach Norden, wo seit Monden schon
+Das Mädchen weilt, nach dem mein Herz sich sehnt.
+O Wildgans, nimm mich mit auf deinen Flügeln!
+
+
+
+
+FRÜHLINGSREGEN
+
+OTOMO KURONUSHI
+
+Sie weinen alle, da die Kirschenblüten
+Zur Erde rieseln. Dieses fällt mir ein:
+Ob wohl der Regen, der im Frühling fällt,
+Die Tränenflut der trauernden Menschen ist?
+
+
+
+
+BETRACHTUNG
+
+FRAU ISE
+
+Am Ufer von Naniwas Seebucht seh ich Rohr
+Mit kleinen Spannen schwanken in dem feinen Windhauch.
+
+Gelehnt an deine liebe Schulter, muss ich denken,
+Ob ich wohl leben könnte, wenn mich das Geschick.
+
+Die allerkleinste Spanne Zeit von dir entfernt
+Zu weilen zwänge, mein zu sehr Geliebter!
+
+
+
+
+TRÜBSINN
+
+MITSUNE
+
+Du flohest in die Berge, voller Hass
+Gegen die Welt. Wenn in den Bergen nun
+Dich auch der dunkle Trübsinn überfällt,--
+Wohin dann willst du weiter fliehn, o Freund?
+
+
+
+
+HEUTE!
+
+MITSUNE
+
+Bald wird der Sturmwind durch die Fluren heulen
+Und Laub und Früchte von den Bäumen schütteln
+Und Blüten knicken, wo er immer weht.
+Drum, willst du Blüten pflücken,--tu es heute!
+Vielleicht, vielleicht ists morgen schon zu spät.
+
+
+
+
+AN EINEN FREUND
+
+MITSUNE
+
+Du kommst nur, um die Blumen blühn zu sehen
+Bei meinem Hause. Sind sie erst verwelkt,
+So weiss ich wohl, dass ich mich Tag für Tag
+Umsonst nach deinem Kommen sehnen werde.
+
+
+
+
+ERINNERUNG
+
+TADAMINE
+
+Da ich von ihr auf ewig schied, stand fühllos
+Und blass der Mond am Morgenhimmel da.
+
+Nichts quält mich schrecklicher seit jenem Morgen,
+Als wenn ich in der Frühe, müd erwacht,
+Den Mond in fahler Dämmerung hängen seh.
+
+
+
+
+FROMMER WUNSCH
+
+TADAMINE
+
+Ich wünschte wohl, dass ich in Mondschein mich
+Verwandeln könnte. Endlich würde dann
+Das Mädchen, das ich so voll Inbrunst liebe.
+Mit schmachtendem Gefühle mich betrachten,
+Während es jetzt nur grausam zu mir ist.
+
+
+
+
+HALTLOS
+
+TADAMINE
+
+So wie die Wasserlinsen auf dem Fluss
+Ganz wurzellos und ohne jeden Halt
+Hierhin und dahin ziehn: so treib auch ich
+Haltlos umher im Strome meiner Liebe.
+
+
+
+
+DAS KLAGENDE HERZ
+
+FUKAYOBU
+
+Vergleichbar einer Wildgans ist mein Herz,
+Das krank von Sehnsucht dir entgegenschlägt.
+Es irrt umher und klagt voll banger Unruh,
+So wie die Wildgans in dem Meer der Luft.
+
+
+
+
+DIE ALLERERSTEN BLÜTEN
+
+MASAZUMI
+
+Froh sprudeln durch die Ritzen nun des Eises,
+Das vor dem Lenz zergeht, die weissen Wellen
+Des Giessbachs auf: die ersten weissen Blüten
+Des lieben Frühlings möchten sie uns sein.
+
+
+
+
+DAUERNDE ERINNERUNG
+
+KI NO ARITOMO
+
+Ich wünsche ein Gewand mir von der Farbe
+Der Kirschenblüten. Wenn die Blüten dann
+Schon lang verwelkt sind, werd ich immer doch
+Durch mein Gewand an ihre Lust gemahnt.
+
+JUBEL
+
+TSURAYUKI
+
+Was seh ich Helles dort? Aus allen Gründen
+Zwischen den Bergen quellen weisse Wolken
+Verlockend auf,--die Kirschen sind erblüht!
+Der Frühling ist gekommen, wunderbar!
+
+
+
+
+BLÜTEN UND HERZEN
+
+TSURAYUKI
+
+Ihr meint, zu balde weht die Kirschenblüte
+Im Wind dahin? Ach, flüchtiger ist manches.
+Verändert sich das Herz des Menschen nicht
+Oft schneller, als ein Windhauch sich erhebt?
+
+
+
+
+SCHNEE IM FRÜHLING
+
+TSURAYUKI
+
+Der Frühling naht mit seinem Dunst. Die Bäume
+Setzen schon Knospen an. Doch von dem Himmel
+Fällt Schnee auf Schnee, als wollt er nimmer enden.
+Wie sonderbar,--nun sinken Blüten nieder,
+Obwohl der Lenz noch keine Blüten schuf.
+
+
+
+
+BLÜTENSCHNEE
+
+TSURAYUKI
+
+Leis senkt sich Schnee auf uns herab, und dennoch
+Weht lauer Windhauch zart an unsre Stirnen.
+Geschah ein Wunder denn? O welch ein Schnee,
+Des Heimat nie der Himmel war! Es ist ja
+Der holde, duftgeborene Frühlingsschnee
+Der Kirschenblüten!
+
+
+
+
+SEITDEM ICH DICH LIEBE
+
+ATSUTADA
+
+Seitdem ich dich liebe,
+Vergleiche ich meine Gefühle
+Und meine kühnen Gedanken
+Mit jenen, die ich früher hegte.
+
+Und ich erkenne,
+Dass ich früher
+Ganz gedankenlos
+Und, ach, ganz fühllos war.
+
+
+
+
+GESTEIGERTE SEHNSUCHT
+
+ATSUTADA
+
+Sehr gross war meine Sehnsucht, eh ich zur
+Geliebten kam. Doch jetzt, da ich bei ihr
+Glückselige Zeit verbringen durfte, bin ich
+Wohl ganz beschwichtigt und gestillt? O nein!
+Viel mächtiger ist meine Sehnsucht nun,
+Viel ungebändigter als je zuvor!
+
+
+
+
+ANKUNFT DES FRÜHLINGS
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Noch glänzt der Schnee hernieder von den Bergen,
+Doch regt sich schon der Frühling in dem Tal.
+Die Tränen, die die Nachtigall geweint hat.
+
+Und die zu Eis gefroren waren, tauen
+Allmählich auf. Im holden Duft der Tage
+Erklingt nun bald das Lied der Frühlingsbraut.
+
+Der Nebel, der noch um die Büsche schleift.
+Ist nur ein leichtes, schmächtiges Gewebe,--
+Ein Windhauch durch die Flur--und er zerstiebt.
+
+Wie herrlich glänzt die Weide schon am Bach!
+Auf ihrem dünnen, wallenden Gezweige
+Reiht sich der Tau zu silbernen Perlen auf.
+
+Und gar der Pflaumenbaum! Er steht schon prunkend
+Im Kleide seiner weissen Blüten da,
+Verklärend jedes Auge, das ihn schaut.
+
+Welch holdes Wesen war es, das ihn leise
+Gestreift hat mit dem seidnen Saum des Ärmels,
+Da es versonnen ihm vorüberging?
+
+
+
+
+LIEBE
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Die Liebe rast durch meine Brust,
+So wie durch weite, dunkle Wälder
+Ein Berggewässer unterm Laub
+Der ungeheuren Bäume rast.
+
+Die Fichte trotzt auf Felsenhöhen
+Fast ohne Nahrung Wind und Wetter.
+Die Liebe braucht noch weniger Reichtum,
+Um froh zu trotzen aller Welt!
+
+
+
+
+DAS ALTER
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Wenn ich erführe, dass das Alter mich
+Besuchen wollte,--flugs schlöss' ich die Tür,
+Und "Ich bin nicht zu Hause!" würd ich rufen,
+Und nimmermehr liess ichs zu mir herein.
+
+
+
+
+LIEBEN UND STERBEN
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Wer hat der Liebe denn den Namen "Liebe"
+Dereinst gegeben? Viel bezeichnender
+Hätt er den Namen "Sterben" ihr verliehn,
+Denn Lieben, das ist Sterben,--wahrlich, wahrlich!
+
+
+
+
+DAS MÄDCHEN AUF DER BRÜCKE
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Das rauschende Gewässer Katashiwas
+Ist überwölbt von einer schönen Brücke,
+Der purpurroter Lack zum Schmuck gereicht.
+Ein zartes Mädchen wandelt unbegleitet
+Mit kleinen Füssen trippelnd drüber hin;
+Ein blaues Kleid mit rotem Rande schmiegt sich
+An ihre feinen Hüften wohlig an.
+O wüsste ich, ob ihre Hand noch frei ist,
+Ob nicht ein andrer schon dies Herz gewann!
+Schnell sagt mir, wo sie wohnt! Ich wills versuchen,
+Ob ich sie noch für mich gewinnen kann!
+
+
+
+
+LIEBESQUALEN
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Die Ärmel meines Kleides sind durchfeuchtet
+Von vielen Tränen. Allen, die mich fragen,
+Sag ich, dass es vom Frühlingsregen sei.
+
+Ich meinte immer, dass das Kraut Vergessen
+Auf Beeten wachse. Nun hab ich erfahren,
+Dass es in liebelosen Herzen blüht.
+
+Unsinnig ist es, Worte hinzuschreiben
+In fliessendes Gewässer. Doch der Gipfel
+Des Wahnsinns ist es: seine Liebesträume.
+
+Zu widmen einer Frau, die fühllos ist.
+
+
+
+
+HERBST
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Die Gräser und die Bäume und die Blumen
+Veränderten die Farben ganz und gar,--
+Nur an des grossen Meeres Wellenblumen,
+Den immer gleichen, kannst du nicht erkennen,
+Dass nun der bunte Herbst gekommen ist.
+
+
+
+
+SCHATTEN
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Ich bin vor lauter Sehnsucht abgemagert
+Gleich einem Schatten. Könnt ich wenigstens
+Ersetzen nun den Schatten der Geliebten,
+Dass ich zu ihren Füssen weilen dürfte!
+
+Jedoch auch dieser Dienst bleibt mir versagt.
+
+
+
+
+SCHNEE
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Wenn so wie dort der Schnee gewaltig anwächst,
+Sich auch die öden Nächte mehren würden,
+Da du mir fern bist,--o ich wünschte wohl,
+Dass mich das Dasein länger nicht bedrücke,
+Dass ich so bald hinschwände wie der Schnee.
+
+
+
+
+IMMER WIEDER
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Ich weiss es: alle Mühe ist umsonst,
+Dir zu begegnen. Dennoch, immer wieder.
+Geh ich hinaus und hoffe dich zu finden,--
+Wie könnt ich ruhn, da ich voll Sehnsucht bin!
+
+
+
+
+SCHLAFLOS
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+In schlafgemiedner Nacht hör ich die Rufe
+Des Kuckucks aus den Bergen klingen. Ach,
+Bist du von Liebesschmerzen auch geplagt,
+Dass du nicht schlafen kannst, o ferner Vogel?
+
+
+
+
+UNERWIDERTE LIEBE
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Ich wünschte, dass es möglich sei, die Herzen
+Der Menschen zu vertauschen. Dann, o Freund,
+Nachdem mein armes Herz du eingetauscht.
+Würdest auch du einmal begreifen lernen,
+Wie Liebe quält, die nicht erwidert wird.
+
+
+
+
+SEHNSÜCHTIGER GEDANKE
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Wenn du zur Blüte sprächest: Welke nicht,
+Bleib an dem Zweige haften, den du zierst,--
+Und es geschähe wirklich, was du wünschest,--
+Gäb es wohl Holderes in dieser Welt?
+
+
+
+
+DER DUFTENDE ÄRMEL
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Mein Ärmel duftet köstlich, da ich Blüten
+Vom Pflaumenbaume pflückte. Dicht bei mir
+Hebt plötzlich eine Nachtigall melodisch
+Zu singen an, vom Duft herbeigelockt:
+Die Holde meint, hier sei ein Baum erblüht.
+
+
+
+
+DAS KOPFKISSEN
+
+KANEMORI
+
+O Fürst, Ihr bietet Euren Arm mir an
+Als Kissen für die Nacht? Ich wag es nicht,--
+Denn sicher: Eure Liebe wär verrauscht,
+Bevor die Nacht noch in den Tag verrinnt;
+Ich aber, recht entflammt erst, würde nimmer
+Vor Liebesschmerz und Sehnsucht meine Ruhe
+Zurückgewinnen,--darum quält mich nicht.
+
+
+
+
+HEIMLICHE LIEBE
+
+KANEMORI
+
+Obgleich ich mir die grösste Mühe gebe,
+Mein leidenschaftlich Fühlen zu verbergen,
+Ist doch mein Angesicht so sehr verwandelt,
+Dass jeder, den ich treffe, mich mit Schrecken
+Befragt, welch eine Krankheit in mir wühle,
+Da ich so ganz und gar verändert sei.
+
+
+
+
+BEI BETRACHTUNG DES MONDES
+
+UNBEKANNTE KURTISANE
+
+Sehr weit von dir entfernt, betracht ich mit
+Verliebtem Auge den gestirnten Himmel.
+
+O! wenn der Mond sich jetzt in einen Spiegel
+Verwandeln würde, mir dein Bild zu zeigen!
+
+Doch er bleibt Mond und lacht nur meiner Qual.
+
+
+
+
+UNMÖGLICHKEIT
+
+OKI KASSI
+
+Wie könnt ich deine wundervolle Schönheit,
+Die allzu spröde, die ich ohne Hoffnung
+Anbete, aus dem wirren Sinn mir reissen,
+Da sie mir jede Nacht im Traum erscheint,
+Um mir zu sagen, dass ich hoffen solle!
+
+
+
+
+SCHWERMUT
+
+TERANGE
+
+Ich armer Tropf! Ein anderer besitzt
+Das Herz des schönen Mädchens, das ich liebe.
+
+Mir kommt die Trauerweide in den Sinn
+Am Rande meines Gartens. Mir gehört.
+
+Die Weide zwar, doch ihre Zweige schmücken
+Des Nachbars Garten und den meinen nicht.
+
+
+
+
+VERZWEIFLUNG
+
+SIGEYUKI
+
+So wie die Woge
+Im Sturmwind
+Am felsigen Ufer zerbricht,--
+So zerschellt meine Liebe
+An deines Hochmuts
+Trotzigen Felsen,
+Kalte Geliebte.
+
+
+
+
+DIE VERLASSENE
+
+UNBEKANNTE DICHTERIN
+
+Freund, ahnst du nicht,
+Wie unendlich traurig und lang
+Die Nacht ist, vom Abend her
+Bis zur schimmernden Morgenröte,
+Wenn ich einsam, einsam, einsam
+Seufzend daliege
+Auf meiner tränenbefeuchteten
+Binsenmatte?
+
+Ahnst du das nicht?
+
+
+
+
+NOCH EINMAL
+
+FRAU IZUMI SHIKIBU
+
+Noch einmal lass mich, o Geliebter,
+Bevor ich diese Welt verlasse,
+Dein liebes Antlitz wiedersehen,
+Dass ich es tief in meine Seele
+Einpräge und es mit mir nehme
+Ins dunkle Land der Ewigkeit.
+
+
+
+
+DIESELBE NACHT
+
+FRAU INNO BETTO
+
+Wie kommt es,
+Dass ein und dieselbe durchwachte Nacht
+Deinem Herzen die Ruhe gab.
+Während sie mich
+Für den Rest meines Lebens
+Mit ganz wahnsinniger
+Liebe erfüllt hat?
+
+
+
+
+ERREGUNG
+
+FRAU HORIKAWA
+
+O Gott, ob er mir treu bleibt? Himmel! Himmel!
+Ich weiss es nicht; ich weiss nur, dass mein Hirn,
+Seitdem das Morgenrot ihn von mir riss,
+So ganz verwirrt ist wie mein dunkles Haar,
+Das seine Wildheit mir so wirr gemacht.
+
+
+
+
+JAMMER DER ERDE
+
+FUJIWARA NO TOSHINARI
+
+Auf dieser Erde ward kein Weg gebahnt,
+Dem Kummer und dem Elend zu entfliehn.
+
+Selbst wenn ich in die tiefen Berge streife,
+Wohin mich eine alte Sehnsucht zieht,
+Tönt das Geschrei der abendlichen Hirsche
+Wehklagend melancholisch an mein Ohr.
+
+
+
+
+GEDANKEN
+
+SAIGYO
+
+So wie der Rauch des Fuji-Yama blass
+Und ziellos in die windigen Lüfte steigt.
+Um dann zu sterben an dem weiten Himmel:
+So steigen die Gedanken, die ich hege,
+Ziellos und zwecklos und auf flüchtigen Pfaden
+Ins Blau hinein und schwinden spurlos hin.
+
+
+
+
+SCHWERMUT
+
+SAIGYO
+
+Und wer in seinem Herzen noch so sehr
+Verhärtet ist: ein Weh durchschauert ihn,
+Und Schwermut senkt sich tief in sein Gemüt,
+Wenn er zur Dämmrung aus den sumpfigen Wiesen
+Die Schnepfen in den Abend steigen sieht.
+
+
+
+
+VOM MOND
+
+SAIGYO
+
+Vom Mond soll ich in Versen zu euch reden?
+O zwecklos. Denn wer könnte das begreifen,
+Was mich erfüllt, was mich im Innersten
+Bewegt und in mir aufblüht tief und dunkel.
+Wenn sich mein Herz in unruhvollen Nächten
+Zu dir emporhebt, o geliebter Mond?
+
+
+
+
+ABSCHIED VON DEN BLÜTEN
+
+SAIGYO
+
+So innig hab ich mit den holden Blüten
+Des Frühlings mich befreundet, dass mir scheint,
+Wir seien eins geworden, sie und ich.
+Da sie nun welken, von der Zeit bezwungen.
+Und traurig hingehn, mich alleine lassend.
+Füllt sich mein Herz mit namenlosem Jammer,
+Und schluchzend nehm ich Abschied, fassungslos.
+
+
+
+
+BLÜTEN
+
+SAIGYO
+
+Wie kommt es, dass die Blüten nimmermehr
+Aufhören, meine Seele zu entzücken?
+Ich habe längst mich von der ganzen Welt
+Zurückgezogen; alles ist mir gleich.--
+Wie aber kommt es, dass ich ganz beglückt
+Beim Anblick einer schönen Blüte bin?
+
+
+
+
+DAS ALTER
+
+KIUTSUNE
+
+Einst lagen volle Blumen, wie der Schnee so weiss.
+Auf meinem schwarzen Haar; sie leuchteten
+Und waren köstlich, doch der Sturm hat sie verweht.
+
+Die weissen Blüten, die das Haupt mir heute zieren,
+Sind nicht von jenen, die der Wind verweht.
+Des Alters Blumen sind erblüht in meinem Haar.
+
+
+
+
+STEUERLOS
+
+SONE NO YOSHITAKA
+
+So wie der Schiffer, der sein Steuerruder
+Verlor auf wilder See, nun der Gewalt
+Der Elemente preisgegeben hintreibt:
+So fühl ich meine Liebe steuerlos
+Hintreiben auf dem Meere des Gefühls.
+
+
+
+
+AN DIE KIRSCHENBLÜTEN
+
+SAKINO DAISOJO GYOSON
+
+Duftige Kirschenblüten! Liebliche
+Mitwisser meiner Qual! Zeigt doch ein wenig
+Mitleid mit diesem Herzen,--denn nur ihr
+Kennt ja mein grosses Weh; den andern allen
+Muss ichs verschweigen, dass ich elend bin.
+
+
+
+
+AN DIE WILDGÄNSE
+
+PRINZ MUNENAGA
+
+Eilt nicht so sehr, Wildgänse dort am Himmel,
+In eure alte Heimat heimzukehren,--
+Wisst ihr denn nicht, dass eurer Heimat Berge
+Euch längst vergassen, da ihr ferne wart?
+
+
+
+
+LIEBESBRIEF
+
+UNBEKANNTE DICHTERIN
+
+Gross ist mein Wunsch, dein Angesicht zu schauen.
+Und gross ist meine Lust, mit dir zu plaudern,--
+Doch muss ich solcher Freuden mich enthalten.
+
+Denn wenn durch Zufall einer von den Meinen
+Oder auch einer von den Nachbarn nur
+Erführe, dass wir beieinander waren,
+
+Ich würde Qualen leiden wegen des
+Geschwätzes, das man führte. Dass mein Ruf,
+Mein guter Ruf verloren ginge, war.
+
+Mir völlig gleich. Doch würd ich trostlos sein,
+Wenn des verlornen guten Rufes wegen
+Du weniger mich liebtest als zuvor.
+
+
+
+
+VERGEBENES WARTEN
+AUS DEM SINGSPIEL MIIDERA
+
+Ich harre meiner Liebsten in der Nacht.
+Ich höre, wie die Glocke Stund um Stunde
+Ins Dunkel ruft. Abscheulich ist fürwahr
+Der Schrei des Hahns, wenn er die Liebenden,
+Die sich umarmen, auseinanderreisst.
+Doch er bedeutet nichts, verglichen mit
+Der fürchterlichen Qual, da man umsonst
+Mit wilder Sehnsucht auf die Liebste harrt!
+
+
+
+
+UM MIT DIR ZU LEBEN
+
+VOLKSLIED
+
+Um mit dir zu leben, die ich liebe,
+Wäre es mir recht,
+In ärmlicher Hütte zu hausen,
+Mich am Webstuhl zu mühen
+Oder am Spinnrad.
+
+Um mit dir zu leben, die ich liebe.
+Wäre es mir recht,
+Die Wäsche zu waschen
+Im fliessenden Fluss
+Oder das Gras in der Sonne zu schneiden.
+
+
+
+
+DER LIEBESLAUT
+
+KURTISANE SEGAWA
+
+Da traf ein Laut, ein zarter Liebeslaut,
+Der aus dem ersten Stockwerk kam, mein Ohr:
+Und das war süss und lieblich wie das Säuseln
+Der Frühlingsblumen, die um Mitternacht
+Am More-Flusse ihren Duft verstreun.
+
+
+
+
+DIE WEIDE IM WIND
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Die Sommerweide
+Zeigt ihren schlanken Stamm,
+Wenn der wehende Wind
+Durch ihre feinen Zweige fährt.
+
+Deine schlanken Füsse, meine Weide,
+Sah ich heute,
+Da der verliebte Wind
+Kosend durch deine Kleider fuhr.
+
+
+
+
+NACH DEM BADE
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Wenn sie dem Bad entsteigt, so flammt
+Ihr schönes Antlitz feurig auf,
+Dass sie dem roten Ahorn gleicht,
+Der herrlich durch den Herbsttag glänzt.
+
+
+
+
+BESCHRÄNKUNG
+
+AUS DEM BUCHE YEHON CHITOSEYAMA
+
+Ach, eng begrenzt ist der Besitz, den uns
+Das Schicksal schenkt. Zuerst geht unsre Sehnsucht
+Nach einem ragenden Gebirg. Sodann
+Scheint uns ein Berg genug,--dann gar ein Hügel,
+Und wird auch der uns nicht zuteil, so sind
+Zufrieden wir mit einem Blütenbusch.
+
+
+
+
+LEICHTES SPIEL
+
+UNBEKANNTER DICHTER
+
+Nichts leichter, als ein Mädchenherz
+Beim milden Duft der Pflaumenblüten
+Bis in die Tiefen zu betören
+Durch Liebessang und Flötenspiel!
+
+
+
+
+DIE MORGENGLOCKE
+
+SANDARA
+
+Wenn du, erbarmungslose Morgenglocke,
+Den Schmerz der Liebestrennung ahnen würdest.
+Du würdest nicht die wahre Stunde rufen
+Beim Morgengrauen,--sondern würdest gerne
+Bereit sein, lügnerisch die Zeit zu künden.
+
+
+
+
+TÄUSCHUNG
+
+YORIKITO
+
+Ich glaubte, dass die weissen Blüten
+Des Frühlings mir entgegentrieben.
+
+Ich irrte mich. Es war das Glänzen,
+Das Liebesglänzen deiner Schönheit.
+
+
+
+
+
+GELEITWORT
+ANMERKUNGEN
+ANORDNUNG
+
+
+
+
+GELEITWORT
+
+Die japanische Lyrik lässt sich gut mit den japanischen
+Tuschzeichnungen vergleichen: sie gibt, gleich jenen, mehr Andeutung
+als Ausführung, sie will in aller Kürze einen fest umrissenen Eindruck
+erreichen, sie hat einen vorwiegend impressionistischen Charakter. Wir
+finden in ihr, gerade wie in den japanischen Zeichnungen, vor allem
+die Liebe für das Zarte und Blütenhafte, für Frühling, Blumen und
+feinen Duft. Die einzelnen Persönlichkeiten treten in dieser lyrischen
+Kunst nicht stark hervor, im Gegensatz zur chinesischen.
+
+Japan ist das Land der Gelegenheitsdichter. Wir besitzen Gedichte von
+Kaisern und Kaiserinnen, Hofleuten, Gelehrten und Kurtisanen. Im
+zehnten Jahrhundert unsrer Zeitrechnung war die Dichtkunst in Japan so
+verbreitet, dass sich der Kaiser Daïgo veranlasst sah, ein
+"Ministerium für poetische Angelegenheiten", wie wir heute sagen
+würden, einzusetzen. Ein solches Ministerium gibt es jetzt nicht mehr,
+aber die Freude an der Formung kleiner Gedichte ist in Japan noch
+heute allgemein.
+
+Seit alters her gibt es für das japanische lyrische Gedicht nur eine
+einzige, streng bewahrte, klassische Form: Tanka oder Uta genannt. Ein
+solches Tanka besteht immer aus einunddreissig Silben, die sich auf
+die fünf Zeilen des Gedichtes folgendermassen verteilen: 5-7-5-7-7.
+
+Das Tanka ist reimlos. Die japanische Sprache ist für den Reim nicht
+geschaffen, denn sämtliche Worte endigen auf einen der fünf Vokale a,
+e, i, o, u. Wollte man also reimen, so müsste man immer wieder zu den
+gleichen monotonen Reimen einfacher Vokale greifen, und das wäre auf
+die Dauer mehr grotesk als schön. Nein, die Aufgabe des japanischen
+Dichters ist es im Gegenteil, die einzelnen Zeilen seines Tanka
+möglichst auf verschiedene Vokale endigen zu lassen, um so eine
+möglichst grosse Reichhaltigkeit an Klängen zu erzielen.
+
+Die Regeln des Tanka wurden schon 700 Jahre vor unserer Zeitrechnung
+durch Sosano-Ono-Mikoto, einen Dichter des heroischen Zeitalters,
+fixiert. Im Jahre 905 nach Christi Geburt wurden sie durch den Dichter
+Tsurayuki, den ersten Minister der Poesie unter Kaiser Daïgo, in der
+Vorrede zu jener berühmten ersten grossen Anthologie, welche sich
+Manyoshu nennt, befestigt. Diese Regeln wurden nie einer Veränderung
+unterworfen und sind heute genau dieselben wie vor 2600 Jahren. In
+alten Zeiten pflegte man auch mehrere Utas zu längeren Gedichten
+zusammenzusetzen (Naga-Uta). Seit dem sechzehnten Jahrhundert
+beschränkte man sich, besonders in Scherzgedichten, nicht selten auf
+die ersten drei Zeilen eines Uta, um Gedichte von besonders
+epigrammatischer Kürze zu bilden. Das sind die einzigen Varianten der
+alten Form,--wenn man von Formvarianten hier überhaupt sprechen kann.
+
+Die ausserordentliche Kürze des Uta oder Tanka hat ihre Nachteile. Die
+Dichter wollen möglichst viel in einem solchen Kurzgedicht ausdrücken
+und werden nicht selten dunkel durch übertriebene Kondensierung.
+Kommentatoren haben alte berühmte Tankas immer wieder ausgelegt, und
+über den Sinn so mancher Gedichte aus klassischer Zeit hat man sich
+bis heute nicht einig werden können.
+
+Die Blütezeit der japanischen Lyrik liegt weit zurück. Die erste
+klassische Epoche wird repräsentiert durch die schon erwähnte grosse
+Anthologie Manyoshu ("Sammlung der Myriaden Blätter"), die vermutlich
+durch den Sammeleifer des Dichters Yakamochi zusammengebracht und im
+Jahre 759 abgeschlossen wurde. Sie vereinigt in 20 Büchern 4500
+Gedichte; aus der grossen Zahl der in ihr vertretenen Dichter ragen
+neben Yakamochi vor allem der Elegiker Hitomaro, der Landschafter
+Akahito und der Realist Okura hervor. Hitomaro gilt in Japan als der
+grösste Dichter der Nation. Man hat ihm Tempel errichtet, und sein
+Leben, von dem man wenig weiss, ist durch die Legende phantastisch
+ausgeschmückt worden. Es geht das Gerücht, ein Poet brauche nur
+Hitomaro anzurufen, um ein gutes Gedicht bilden zu können.
+
+Die Dichter der bald folgenden zweiten, "goldenen" klassischen Epoche
+sind uns in einer anderen, 1100 Gedichte umschliessenden Anthologie,
+im Kokinshu ("Sammlung alter und neuer Gedichte") erhalten, das im
+Auftrage des Kaisers Daïgo durch den Dichter Tsurayuki gesammelt und
+im Jahre 905 beendet wurde. Hier sind neben dem zarten Tsurayuki
+besonders der mannhafte Henjo und der schwermütige Prinz Narihira zu
+nennen, dessen hervorragende körperliche Schönheit noch heute
+sprichwörtlich in Japan ist.
+
+Manyoshu und Kokinshu sind die wichtigsten aller japanischen
+Anthologien, deren später, zumeist auf Veranlassung der Kaiser, noch
+viele hergestellt wurden. Auch die Lieder unseres Buches gehen zum
+grossen Teil auf jene beiden unerreichten klassischen Sammlungen
+zurück.
+
+Der Blüte folgte ein trostloser Verfall. Hundert Jahre etwa hielt sich
+die Dichtung noch auf einem würdigen Niveau, dann gelangte ein öder,
+pedantischer Formalismus zur Herrschaft und legte alle freien
+poetischen Regungen jahrhundertelang in Fesseln. Das Versemachen wurde
+als eine erlernbare Beschäftigung betrachtet, die man nach bestimmten
+starren Zunftgesetzen auszuüben hatte, wie es ja auch in Deutschland
+eine Zeitlang Sitte war. Auch in Japan wurden, genau wie bei uns,
+Sängerwettstreite (Uta-Awase) veranstaltet, die sich übrigens bis in
+die neueste Zeit erhalten haben und die eine allgemeine Veredelung der
+Poesie im Lande bezwecken sollten, während sie in Wirklichkeit gerade
+das Gegenteil zur Folge hatten. Sogar den Frauen wurden solche
+Sangeswettstreite eingeräumt, auf denen zumeist recht alberne Themata
+zu Utas poetisch "verarbeitet" wurden. Der Preis der Sieger bestand
+darin, dass ihre Poesien dem Kaiserpaare vorgelesen und zugleich mit
+den eigenen Gedichten des Kaisers oder der Kaiserin veröffentlicht
+wurden.
+
+Die eigentliche Entwickelung der japanischen Literatur seit der
+klassischen Zeit bis heute hat dem Roman und dem Drama gegolten, aber
+nicht der Lyrik. Motoori Norinaga, eine energische Kämpfernatur, die
+man etwa mit Lessing vergleichen kann, hat sich gegen Ende des
+achtzehnten Jahrhunderts leidenschaftlich bemüht, dem schrecklichen
+Formelwesen der japanischen Liederdichtung ein Ende zu bereiten; sein
+Streben war auch von einigen Erfolgen begleitet, aber eine wirkliche
+Blüte hat die japanische Lyrik bis heute nicht wieder zu erreichen
+vermocht, auch nicht durch jene von Europa beeinflussten
+revolutionären Versuche, dem Versbau neue Formen zu erschliessen, die
+von einigen kühnen Dichtern der letzten Zeit ausgegangen sind.
+
+Was die Nachdichtungen des vorliegenden Bandes angeht, so habe ich,
+obwohl ein Freund konzentrierten Ausdrucks, erst in zweiter Linie auf
+Knappheit der Form gehalten und vor allem der Klarheit und
+Durchsichtigkeit mich befleissigt. Hätte ich überall die Knappheit der
+Originale beibehalten wollen, so wäre ich oft gezwungen gewesen, den
+Gedichten erklärende Fussnoten beizugeben, und auf diese Weise wäre
+die Lektüre recht umständlich und überhaupt eine andere geworden, als
+ich mir für diese Verse wünschte. Mir lag daran, Gedichte zu bilden,
+die durch sich selbst einen poetischen Reiz ausüben sollten, und ich
+möchte hoffen, dass von der japanischen Farbe wenigstens so viel auf
+sie übergegangen ist, wie man bei derartigen Nachbildungen verlangen
+muss.
+
+Die Vorbilder für meine Nachdichtungen sind vor allem in der
+Geschichte der japanischen Literatur von Karl Florenz zu finden; auch
+die kleinen Bücher von Enderling, Hauser, Kurth und Lange habe ich
+verwertet.
+
+Hans Bethge
+
+
+
+
+ANMERKUNGEN
+
+Zur Aussprache: ch lautet wie tsch, j wie dsch, y wie deutsches j,
+sh wie sch; s ist scharfer dentaler Zischlaut (wie in Hast), z weicher
+dentaler Zischlaut (wie in Sohn): r ist Zungen-r.--Die Vokale sind
+kurz; ei lautet wie e.
+
+Seite 5. Fragment eines grösseren Gedichtes.
+
+Seite 7. Dies Gedicht steht an der Spitze der Sammlung Manyoshu.
+
+Seite 8. Muneto soll Aïnos zu Vorfahren gehabt haben. Er wurde deshalb
+von den Höflingen gehänselt und richtete dieses Gedicht an sie.
+
+Seite 13. Fragment eines längeren Gedichtes an den Prinzen Takechi.
+
+Seite 14. Ozi wurde, da er Ansprüche auf den Thron geltend machte,
+gefangen genommen und auf Befehl der Kaiserin Taizyo hingerichtet, im
+Alter von vierundzwanzig Jahren. Das "Trübe Lied" soll er im Angesicht
+des Todes gedichtet haben.
+
+Seite 16. Akahito steht in der Schätzung der Japaner gleich neben
+Hitomaro. Die beiden berühmten Dichter werden "die beiden Weisen"
+genannt.
+
+Seite 35. Naniwa, von je wichtig für die Schiffahrt, ist das jetzige
+Osaka.
+
+Seite 37, 38. Frau Onono Komachi war ebenso berühmt durch ihre
+Dichtungen wie durch ihre Schönheit und ihren Leichtsinn.
+
+Seite 49. Frau Ise war die Geliebte des Kaisers Uda, dem sie auch
+ins Exil folgte; sie soll nach dem Tode ihres Freundes im Elend
+gestorben sein.
+
+Seite 105. Das Yehon Chitoseyama, erschienen 1740, ist eine Sammlung
+didaktisch-moralischer Gedichte.
+
+
+
+
+ANORDNUNG
+
+CHRONOLOGISCH
+
+MOTOORI NORINAGA (1730-1801)
+ Die Seele Japans. Als Motto
+AUS ARCHAISCHER ZEIT
+ Die schöne Nuna-Kawa-Hime
+KAISERIN IWA NO HIME (4. Jahrhundert nach Chr.)
+ Die Wartende
+KAISER YURYAKU (451-479 nach Chr.)
+ Liebeswerbung
+MUNETO (7. Jahrhundert nach Chr.)
+ Der Glückliche
+PRINZESSIN NUKADA (2. Hälfte des 7. Jahrhunderts)
+ In Erwartung
+OKURA (etwa 660-733)
+ Das Elend der Welt
+HITOMARO (etwa 662-709)
+ Einsam
+ Die Geliebte im Segelboot
+ Kriegszug
+OZI (663-687)
+ Trübes Lied
+KAISER MOMMU (697-707)
+ An den Schnee
+AKAHITO (Mitte des 8. Jahrhunderts)
+ Der Fuji-Yama
+ Betrachtung
+MUSHIMARO
+ Die Trauerweide
+EDELDAME ISHIKAWA (8. Jahrhundert)
+ Der Mond
+KIBINO (gestorben 775)
+ Frühlings Ende
+OKISHIMA (8. Jahrhundert)
+ Frühlings Ende
+YAKAMOCHI (gestorben 785)
+ In der Fremde
+ Heimweh
+FUJIWARA NO HIROTSUGU
+ Der Blütenzweig
+TABITO
+ Der Freund des Weines
+UNBEKANNTE DICHTER aus der Sammlung MANYOSHU
+ (abgeschlossen im Jahre 759):
+ Am Ufer
+ Bitte an den Hund
+ Der Teich
+ Trennung
+ Vertrauen
+ Über die Heide
+ Bangnis
+ Die schöne Kurtisane
+ Qualvolle Eifersucht
+ Vergebenes Bemühen
+ Wunsch
+FRAU KOMACHI (gestorben etwa 870)
+ Die Träume
+ Einsam
+HENJO (815-890)
+ Das Lotusblatt
+ Familienstolz
+PRINZ NARIHIRA (825-880)
+ Schwermut
+ Tagelied eines Mädchens
+ Liebeskummer
+TOMONORI (845-905)
+ Sehnsucht nach der Nachtigall
+ Dauer im Wechsel
+ Gleiche Sehnsucht
+OCHI (9. Jahrhundert)
+ Die Wildgans
+OTOMO KURONUSHI (2. Hälfte des 9. Jahrhunderts)
+ Frühlingsregen
+FRAU ISE (um 900)
+ Betrachtung
+MITSUNE (859-907)
+ Trübsinn
+ Heute!
+ An einen Freund
+TADAMINE (868-965)
+ Erinnerung
+ Frommer Wunsch
+ Haltlos
+FUKAYOBU
+ Das klagende Herz
+MASAZUMI
+ Die allerersten Blüten
+KI NO ARITOMO
+ Dauernde Erinnerung
+TSURAYUKI (882-946)
+ Jubel
+ Blüten und Herzen
+ Schnee im Frühling
+ Blütenschnee
+ATSUTADA (gestorben 943)
+ Seitdem ich dich liebe
+ Gesteigerte Sehnsucht
+UNBEKANNTE DICHTER aus der Sammlung KOKINSHU
+ (abgeschlossen im Jahre 905):
+ Ankunft des Frühlings
+ Liebe
+ Das Alter
+ Lieben und Sterben
+ Das Mädchen auf der Brücke
+ Liebesqualen
+ Herbst
+ Schatten
+ Schnee
+ Immer wieder
+ Schlaflos
+ Unerwiderte Liebe
+ Sehnsüchtiger Gedanke
+ Der duftende Ärmel
+KANEMORI (10. Jahrhundert)
+ Das Kopfkissen
+ Heimliche Liebe
+UNBEKANNTE KURTISANE
+ Bei Betrachtung des Mondes
+OKI KASSI
+ Unmöglichkeit
+TERANGE
+ Schwermut
+SIGEYUKI
+ Verzweiflung
+UNBEKANNTE DICHTERIN (10. Jahrhundert)
+ Die Verlassene
+FRAU IZUMI SHIKIBU (um 1000)
+ Noch einmal
+FRAU INNO BETTO (12. Jahrhundert)
+ Dieselbe Nacht
+FRAU HORIKAWA (12. Jahrhundert)
+ Erregung
+FUJIWARA NO TOSHINARI (1113-1204)
+ Jammer der Erde
+SAIGYO (1118-1190)
+ Gedanken
+ Schwermut
+ Vom Mond
+ Abschied von den Blüten
+ Blüten
+KIUTSUNE (13. Jahrhundert)
+ Das Alter
+SONE NO YOSHITAKA
+ Steuerlos
+SAKINO DAISOJO GYOSON
+ An die Kirschenblüten
+PRINZ MUNENAGA (1312-1385)
+ An die Wildgänse
+UNBEKANNTE DICHTERIN (16. Jahrhundert)
+ Liebesbrief
+AUS DEM SINGSPIEL MIIDERA (17. Jahrhundert)
+ Vergebenes Warten
+VOLKSLIED
+ Um mit dir zu leben
+KURTISANE SEGAWA (18. Jahrhundert)
+ Der Liebeslaut
+UNBEKANNTER DICHTER (18. Jahrhundert)
+ Die Weide im Wind
+UNBEKANNTER DICHTER (18. Jahrhundert)
+ Nach dem Bade
+AUS DEM BUCHE YEHON CHITOSEYAMA (18. Jahrhundert)
+ Beschränkung
+UNBEKANNTER DICHTER (18. Jahrhundert)
+ Leichtes Spiel
+SANDARA (18. Jahrhundert)
+ Die Morgenglocke
+YORIKITO (19. Jahrhundert)
+ Täuschung
+
+
+
+
+
+End of the Project Gutenberg EBook of Japanischer Fruehling, by Hans Bethge
+
+*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK JAPANISCHER FRUEHLING ***
+
+This file should be named 8jpfr10.txt or 8jpfr10.zip
+Corrected EDITIONS of our eBooks get a new NUMBER, 8jpfr11.txt
+VERSIONS based on separate sources get new LETTER, 8jpfr10a.txt
+
+Produced by Juliet Sutherland, Charlie Kirschner and Distributed Proofreaders
+
+Project Gutenberg eBooks are often created from several printed
+editions, all of which are confirmed as Public Domain in the US
+unless a copyright notice is included. Thus, we usually do not
+keep eBooks in compliance with any particular paper edition.
+
+We are now trying to release all our eBooks one year in advance
+of the official release dates, leaving time for better editing.
+Please be encouraged to tell us about any error or corrections,
+even years after the official publication date.
+
+Please note neither this listing nor its contents are final til
+midnight of the last day of the month of any such announcement.
+The official release date of all Project Gutenberg eBooks is at
+Midnight, Central Time, of the last day of the stated month. A
+preliminary version may often be posted for suggestion, comment
+and editing by those who wish to do so.
+
+Most people start at our Web sites at:
+http://gutenberg.net or
+http://promo.net/pg
+
+These Web sites include award-winning information about Project
+Gutenberg, including how to donate, how to help produce our new
+eBooks, and how to subscribe to our email newsletter (free!).
+
+
+Those of you who want to download any eBook before announcement
+can get to them as follows, and just download by date. This is
+also a good way to get them instantly upon announcement, as the
+indexes our cataloguers produce obviously take a while after an
+announcement goes out in the Project Gutenberg Newsletter.
+
+http://www.ibiblio.org/gutenberg/etext03 or
+ftp://ftp.ibiblio.org/pub/docs/books/gutenberg/etext03
+
+Or /etext02, 01, 00, 99, 98, 97, 96, 95, 94, 93, 92, 92, 91 or 90
+
+Just search by the first five letters of the filename you want,
+as it appears in our Newsletters.
+
+
+Information about Project Gutenberg (one page)
+
+We produce about two million dollars for each hour we work. The
+time it takes us, a rather conservative estimate, is fifty hours
+to get any eBook selected, entered, proofread, edited, copyright
+searched and analyzed, the copyright letters written, etc. Our
+projected audience is one hundred million readers. If the value
+per text is nominally estimated at one dollar then we produce $2
+million dollars per hour in 2002 as we release over 100 new text
+files per month: 1240 more eBooks in 2001 for a total of 4000+
+We are already on our way to trying for 2000 more eBooks in 2002
+If they reach just 1-2% of the world's population then the total
+will reach over half a trillion eBooks given away by year's end.
+
+The Goal of Project Gutenberg is to Give Away 1 Trillion eBooks!
+This is ten thousand titles each to one hundred million readers,
+which is only about 4% of the present number of computer users.
+
+Here is the briefest record of our progress (* means estimated):
+
+eBooks Year Month
+
+ 1 1971 July
+ 10 1991 January
+ 100 1994 January
+ 1000 1997 August
+ 1500 1998 October
+ 2000 1999 December
+ 2500 2000 December
+ 3000 2001 November
+ 4000 2001 October/November
+ 6000 2002 December*
+ 9000 2003 November*
+10000 2004 January*
+
+
+The Project Gutenberg Literary Archive Foundation has been created
+to secure a future for Project Gutenberg into the next millennium.
+
+We need your donations more than ever!
+
+As of February, 2002, contributions are being solicited from people
+and organizations in: Alabama, Alaska, Arkansas, Connecticut,
+Delaware, District of Columbia, Florida, Georgia, Hawaii, Illinois,
+Indiana, Iowa, Kansas, Kentucky, Louisiana, Maine, Massachusetts,
+Michigan, Mississippi, Missouri, Montana, Nebraska, Nevada, New
+Hampshire, New Jersey, New Mexico, New York, North Carolina, Ohio,
+Oklahoma, Oregon, Pennsylvania, Rhode Island, South Carolina, South
+Dakota, Tennessee, Texas, Utah, Vermont, Virginia, Washington, West
+Virginia, Wisconsin, and Wyoming.
+
+We have filed in all 50 states now, but these are the only ones
+that have responded.
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+As the requirements for other states are met, additions to this list
+will be made and fund raising will begin in the additional states.
+Please feel free to ask to check the status of your state.
+
+In answer to various questions we have received on this:
+
+We are constantly working on finishing the paperwork to legally
+request donations in all 50 states. If your state is not listed and
+you would like to know if we have added it since the list you have,
+just ask.
+
+While we cannot solicit donations from people in states where we are
+not yet registered, we know of no prohibition against accepting
+donations from donors in these states who approach us with an offer to
+donate.
+
+International donations are accepted, but we don't know ANYTHING about
+how to make them tax-deductible, or even if they CAN be made
+deductible, and don't have the staff to handle it even if there are
+ways.
+
+Donations by check or money order may be sent to:
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+Project Gutenberg Literary Archive Foundation
+PMB 113
+1739 University Ave.
+Oxford, MS 38655-4109
+
+Contact us if you want to arrange for a wire transfer or payment
+method other than by check or money order.
+
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+the US Internal Revenue Service as a 501(c)(3) organization with EIN
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+requirements for other states are met, additions to this list will be
+made and fund-raising will begin in the additional states.
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+
+http://www.gutenberg.net/donation.html
+
+
+***
+
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+you can always email directly to:
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+Michael S. Hart <hart@pobox.com>
+
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+
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+(Three Pages)
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+***START**THE SMALL PRINT!**FOR PUBLIC DOMAIN EBOOKS**START***
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+They tell us you might sue us if there is something wrong with
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+medium (such as a disk), you must return it with your request.
+
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+This PROJECT GUTENBERG-tm eBook, like most PROJECT GUTENBERG-tm eBooks,
+is a "public domain" work distributed by Professor Michael S. Hart
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