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+Project Gutenberg's Fabeln und Erzaehlungen, by Gotthold Ephraim Lessing
+
+This eBook is for the use of anyone anywhere in the United States and most
+other parts of the world at no cost and with almost no restrictions
+whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms of
+the Project Gutenberg License included with this eBook or online at
+www.gutenberg.org. If you are not located in the United States, you'll have
+to check the laws of the country where you are located before using this ebook.
+
+Title: Fabeln und Erzaehlungen
+
+Author: Gotthold Ephraim Lessing
+
+Posting Date: October 12, 2014 [EBook #9158]
+Release Date: October, 2005
+First Posted: September 9, 2003
+
+Language: German
+
+Character set encoding: ISO-8859-1
+
+*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK FABELN UND ERZAEHLUNGEN ***
+
+
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+
+Produced by Delphine Lettau, from files obtained from
+Gutenberg Projekt-DE.
+
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+Fabeln und Erzählungen
+
+Gotthold Ephraim Lessing
+
+
+Inhalt:
+
+Das Geheimnis
+Das Kruzifix
+Das Muster der Ehen
+Der über uns
+Der Adler und die Eule
+Der Eremit
+Der Hirsch und der Fuchs
+Der Löwe und die Mücke
+Der Sperling und die Feldmaus
+Der Tanzbär
+Der Wunsch zu sterben
+Die Bäre
+Die Brille
+Die Nuß und die Katze
+Die Sonne
+Die Teilung
+Die eheliche Liebe
+Die kranke Pulcheria
+Faustin
+Morydan
+Nix Bodenstrom
+
+
+
+
+Das Geheimnis
+
+Hans war zum Pater hingetreten,
+Ihm seine Sünden vorzubeten.
+Hans war noch jung, doch ohne Ruhm,
+So jung er war, von Herzen dumm.
+Der Pater hört ihn an. Hans beichtete nicht viel.
+Was sollte Hans auch beichten?
+Von Sünden wußt er nichts, und destomehr vom Spiel.
+Spiel ist ein Mittelding, das braucht er nicht zu beichten.
+"Nun, soll das alles sein?
+Fällt", sprach der Pater, "dir sonst nichts zu beichten ein?"
+"Ehrwürdger Herr, sonst nichts--"Sonst weißt du gar nichts mehr?"
+"Gar nichts, bei meiner Ehr!"
+"Sonst weißt du nichts? das wäre schlecht!
+So wenig Sünden? Hans besinn dich recht."
+"Ach Herr, mit Seinem scharfen Fragen--
+Ich wüßte wohl noch was."
+"Nu? Nur heraus!--"Ja das,
+Herr Pater, kann ich Ihm bei meiner Treu nicht sagen."
+"So? weißt du etwa schon, worüber junge Dirnen,
+Wenn man es ihnen tut, und ihnen nicht tut, zürnen?"
+"Herr, ich versteh Euch nicht"--"Und desto besser; gut.
+Du weißt doch nichts von Dieberei, von Blut?
+Dein Vater hurt doch nicht?"--"O meine Mutter sprichts;
+Doch das ist alles nichts."
+"Nichts? Nu, was weißt du denn? Gesteh! du mußt es sagen!
+Und ich versprech es dir,
+Was du gestehest bleibt bei mir."
+"Auf Sein Versprechen, Herr, mag es ein andrer wagen;
+Daß ich kein Narre bin!
+Er darfs, Ehrwürdger Herr, nur einem Jungen sagen,
+So ist mein Glücke hin."
+"Verstockter Bösewicht", fuhr ihn der Pater an,
+"Weißt du, vor wem du stehst?--daß ich dich zwingen kann?
+Geh! dein Gewissen soll dich brennen!
+Kein Heiliger dich kennen!
+Dich kenn Maria nicht, auch nicht Mariens Sohn!"
+Hier wär dem armen Bauerjungen
+Vor Angst beinah das Herz zersprungen.
+Er weint und sprach voll Reu: "Ich weiß"--"Das weiß ich schon,
+Daß du was weißt; doch was?"--"Was sich nicht sagen läßt"--
+"Noch zauderst du?"--"Ich weiß"--"Was denn?" "Ein Vogelnest.
+Doch wo es ist, fragt nicht; ich fürchte drum zu kommen.
+Vorm Jahre hat mir Matz wohl zehne weggenommen."
+"Geh Narr, ein Vogelnest war nicht der Mühe wert,
+Daß du es mir gesagt, und ichs von dir begehrt."
+
+Ich kenn ein drolligt Volk,* mit mir kennt es die Welt,
+Das schon seit manchen Jahren
+Die Neugier auf der Folter hält,
+Und dennoch kann sie nichts erfahren.
+Hör auf, leichtgläubge Schar, sie forschend zu umschlingen!
+Hör auf, mit Ernst in sie zu dringen!
+Wer kein Geheimnis hat, kann leicht den Mund verschließen.
+Das Gift der Plauderei ist, nichts zu plaudern wissen.
+Und wissen sie auch was, so kann mein Märchen lehren,
+Daß oft Geheimnisse uns nichts Geheimes lehren,
+Und man zuletzt wohl spricht: War das der Mühe wert,
+Daß ihr es mir gesagt, und ichs von euch begehrt?
+
+* Die Freimäurer.
+
+
+
+
+Das Kruzifix
+
+"Hans", spricht der Pater, "du mußt laufen,
+Uns in der nächsten Stadt ein Kruzifix zu kaufen.
+Nimm Matzen mit, hier hast du Geld.
+Du wirst wohl sehn, wie teuer man es hält."
+Hans kömmt mit Matzen nach der Stadt.
+Der erste Künstler war der beste.
+"Herr, wenn Er Kruzifixe hat,
+So laß Er uns doch eins zum heilgen Osterfeste."
+
+Der Künstler war ein schalkscher Mann,
+Der gern der Einfalt lachte,
+Und Dumme gern noch dümmer machte,
+Und fing im Scherz zu fragen an:
+"Was wollt ihr denn für eines?"
+
+"Je nun", spricht Matz, "ein wacker feines.
+Wir werden sehn, was ihr uns gebt."
+
+"Das glaub ich wohl, allein das frag ich nicht.
+Ein totes, oder eins das lebt?"
+
+Hans guckte Matzen und Matz Hansen ins Gesicht.
+Sie öffneten das Maul, allein es redte nicht.
+"Nun gebt mir doch Bericht.
+Habt ihr den Pater nicht gefragt?"
+"Mein Blut!" spricht endlich Hans, der aus dem Traum erwachte,
+"Mein Blut! er hat uns nichts gesagt.
+Weißt du es, Matz?"--"Ich dachte;
+Wenn dus nicht weißt; wie soll ichs wissen?"
+"So werdet ihr den Weg noch einmal gehen müssen.
+"Das wollen wir wohl bleiben lassen.
+Ja, wenn es nicht zur Frone wär."
+
+Sie denken lange hin und her,
+Und wissen keinen Rat zu fassen.
+Doch endlich fällt es Matzen ein:
+"Je! Hans, sollts nicht am besten sein,
+Wir kauften eins das lebt?--Denn sieh,
+Ists ihm nicht recht, so machts ja wenig Müh,
+Wärs auch ein Ochs, es tot zu schlagen."
+"Nun ja", spricht Hans, "das wollt ich eben sagen:
+So haben wir nicht viel zu wagen."
+
+Das war ein Argument, ihr Herren Theologen,
+Das Hans und Matz ex tuto zogen.
+
+
+
+
+Das Muster der Ehen
+
+Ein rares Beispiel will ich singen,
+Wobei die Welt erstaunen wird.
+Daß alle Ehen Zwietracht bringen,
+Glaubt jeder, aber jeder irrt.
+Ich sah das Muster aller Ehen,
+Still, wie die stillste Sommernacht.
+Oh! daß sie keiner möge sehen,
+Der mich zum frechen Lügner macht!
+
+Und gleichwohl war die Frau kein Engel,
+Und der Gemahl kein Heiliger;
+Es hatte jedes seine Mängel.
+Denn niemand ist von allen leer.
+
+Doch sollte mich ein Spötter fragen,
+Wie diese Wunder möglich sind?
+Der lasse sich zur Antwort sagen:
+Der Mann war taub, die Frau war blind.
+
+
+
+
+Der Adler und die Eule
+
+Der Adler Jupiters und Pallas Eule stritten.
+"Abscheulich Nachtgespenst!"--"Bescheidner, darf ich bitten.
+Der Himmel heget mich und dich;
+Was bist du also mehr, als ich?"
+Der Adler sprach: Wahr ists, im Himmel sind wir beide;
+Doch mit dem Unterscheide:
+Ich kam durch eignen Flug,
+Wohin dich deine Göttin trug.
+
+
+
+
+Der Eremit
+
+Im Walde nah bei einer Stadt,
+Die man mir nicht genennet hat,
+Ließ einst ein seltenes Gefieder,
+Ein junger Eremit sich nieder.
+"In einer Stadt", denkt Applikant,
+"Die man ihm nicht genannt?
+Was muß er wohl für eine meinen?
+Beinahe sollte mir es scheinen,
+Daß die,--nein die--gemeinet wär."
+Kurz Applikant denkt hin und her,
+Und schließt, noch eh er mich gelesen,
+Es sei gewiß Berlin gewesen.
+
+"Berlin? Ja, ja, das sieht man bald;
+Denn bei Berlin ist ja ein Wald.--
+
+Der Schluß ist stark, bei meiner Ehre:
+Ich dachte nicht, daß es so deutlich wäre.
+Der Wald paßt herrlich auf Berlin,
+Ohn ihn beim Haar herbeizuziehn.
+Und ob das Übrige wird passen,
+Will ich dem Leser überlassen.
+Auf Griechisch weiß ich, wie sie hieß;
+Doch wer verstehts? Kerapolis.
+
+Hier, nahe bei Kerapolis,
+Wars, wo ein junger Eremite,
+In einer kleinen leeren Hütte,
+Im dicksten Wald sich niederließ.
+Was je ein Eremit getan,
+Fing er mit größtem Eifer an.
+Er betete, er sang, er schrie,
+Des Tags, des Nachts, und spät und früh.
+Er aß kein Fleisch, er trank nicht Wein,
+Ließ Wurzeln seine Nahrung sein,
+Und seinen Trank das helle Wasser;
+Bei allem Appetit kein Prasser.
+Er geißelte sich bis aufs Blut,
+Und wußte wie das Wachen tut.
+Er fastete wohl ganze Tage,
+Und blieb auf einem Fuße stehn;
+Und machte sich rechtschaffne Plage,
+In Himmel mühsam einzugehn.
+Was Wunder also, daß gar bald
+Vom jungen Heiligen im Wald
+Der Ruf bis in die Stadt erschallt?
+
+Die erste, die aus dieser Stadt
+Zu ihm die heilge Wallfahrt tat,
+War ein betagtes Weib.
+Auf Krücken, zitternd, kam sie an,
+Und fand den wilden Gottesmann,
+Der sie von weitem kommen sahe,
+Dem hölzern Kreuze knieend nahe.
+Je näher sie ihm kömmt, je mehr
+Schlägt er die Brust, und weint, und winselt er,
+Und wie es sich für einen Heilgen schicket,
+Erblickt sie nicht, ob er sie gleich erblicket.
+Bis er zuletzt vom Knieen matt,
+Und heiliger Verstellung satt,
+Vom Fasten, Kreuzgen, Klosterleben,
+Marienbildern, Opfergeben,
+Von Beichte, Salbung, Seelenmessen,
+Ohn das Vermächtnis zu vergessen,
+Von Rosenkränzen mit ihr redte,
+Und das so oratorisch sagt,
+Daß sie erbärmlich weint und klagt,
+Als ob er sie geprügelt hätte.
+Zum Schluß bricht sie von seiner Hütte,
+Wozu der saure Eremite
+Mit Not ihr die Erlaubnis gab,
+Sich einen heilgen Splitter ab,
+Den sie beküsset und belecket,
+Und in den welken Busen stecket.
+Mit diesem Schatz von Heiligkeit
+Kehrt sie zurück begnadigt und erfreut,
+Und läßt daheim die frömmsten Frauen
+Ihn küssen, andre nur beschauen.
+Sie ging zugleich von Haus zu Haus,
+Und rief auf allen Gassen aus:
+"Der ist verloren und verflucht,
+Der unsern Eremiten nicht besucht!"
+Und brachte hundert Gründe bei,
+Warum es sonderlich den Weibern nützlich sei.
+
+Ein altes Weib kann Eindruck machen;
+Zum Weinen bei der Frau, und bei dem Mann zum Lachen.
+Zwar ist der Satz nicht allgemein;
+Auch Männer können Weiber sein.
+Doch diesmal waren sie es nicht.
+Die Weiber schienen nur erpicht,
+Den teuern Waldseraph zu sehen.
+Die Männer aber?--wehrtens nicht,
+Und ließen ihre Weiber gehen.
+Die Häßlichen und Schönen,
+Die ältesten und jüngsten Frauen,
+Das arme wie das reiche Weib,--
+Kurz jede ging, sich zu erbauen,
+Und jede fand erwünschten Zeitvertreib.
+
+"Was? Zeitvertreib, wo man erbauen will?
+Was soll der Widerspruch bedeuten?"
+Ein Widerspruch? Das wäre viel!
+"Er sprach ja sonst von lauter Seligkeiten!"--
+Oh! davon sprach er noch, nur mit dem Unterscheide:
+Mit Alten sprach er stets von Tod und Eitelkeit,
+Mit Armen von des Himmels Freude,
+Mit Häßlichen von Ehrbarkeit,
+Nur mit den Schönen allezeit
+Vom ersten jeder Christentriebe.
+Was ist das? Wer mich fragt, kann der ein Christ wohl sein?
+Denn jeder Christ kömmt damit überein,
+Es sei die liebe Liebe.
+
+Der Eremit war jung; das hab ich schon gesagt.
+Doch schön? Wer nach der Schönheit fragt,
+Der mag ihn hier besehn.
+Genug, den Weibern war er schön.
+Ein starker, frischer, junger Kerl,
+Nicht dicke wie ein Faß, nicht hager wie ein Querl--
+"Nun, nun, aus seiner Kost ist jenes leicht zu schließen."
+Doch sollte man auch wissen,
+Daß Gott dem, den er liebt,
+Zu Steinen wohl Gedeihen gibt;
+Und das ist doch kein fett Gerichte!
+Ein bräunlich männliches Gesichte,
+Nicht allzu klein, nicht allzu groß,
+Das sich im dichten Barte schloß;
+Die Blicke wild, doch sonder Anmut nicht;
+Die Nase lang, wie man die Kaisernasen dichtt.
+Das ungebundne Haar floß straubicht um das Haupt;
+Und wesentlichre Schönheitsstücke
+Hat der zerrißne Rock dem Blicke
+Nicht ganz entdeckt, nicht ganz geraubt.
+Der Waden nur noch zu gedenken:
+Sie waren groß, und hart wie Stein.
+Das sollen, wie man sagt, nicht schlimme Zeichen sein;
+Allein den Grund wird man mir schenken.
+
+Nun wahrlich, so ein Kerl kann Weiber lüstern machen.
+Ich sag es nicht für mich; es sind geschehne Sachen.
+"Geschehne Sachen? was?
+So ist man gar zur Tat gekommen?"
+Mein lieber Simplex, fragt sich das?
+Weswegen hätt er denn die Predigt unternommen?
+Die süße Lehre süßer Triebe?
+Die Liebe heischet Gegenliebe,
+Und wer ihr Priester ist, verdienet keinen Haß.
+
+O Andacht, mußt du doch so manche Sünde decken!
+Zwar die Moral ist hier zu scharf,
+Weil mancher Mensch sich nicht bespiegeln darf,
+Aus Furcht, er möchte vor sich selbst erschrecken.
+Drum will ich nur mit meinen Lehren
+Ganz still nach Hause wieder kehren.
+Kömmt mir einmal der Einfall ein,
+Und ein Verleger will für mich so gnädig sein,
+Mich in groß Quart in Druck zu nehmen;
+So könnt ich mich vielleicht bequemen,
+Mit hundert englischen Moralen,
+Die ich im Laden sah, zu prahlen,
+Exempelschätze, Sittenrichter,
+Die alten und die neuen Dichter
+Mit witzgen Fingern nachzuschlagen,
+Und was die sagen, und nicht sagen,
+In einer Note abzuschreiben.
+Bringt, sag ich noch einmal, man mich gedruckt an Tag;
+Denn in der Handschrift laß ichs bleiben,
+Weil ich mich nicht belügen mag.
+
+Ich fahr in der Erzählung fort--
+Doch möcht ich in der Tat gestehn,
+Ich hätte manchmal mögen sehn,
+Was die und die, die an den Wallfahrtsort
+Mit heiligen Gedanken kam,
+Für fremde Mienen an sich nahm,
+Wenn der verwegne Eremit,
+Fein listig, Schritt vor Schritt,
+Vom Geist aufs Fleisch zu reden kam.
+Ich zweifle nicht, daß die verletzte Scham
+Den Zorn nicht ins Gesicht getrieben,
+Daß Mund und Hand nicht in Bewegung kam,
+Weil beide die Bewegung lieben;
+Allein, daß die Versöhnung ausgeblieben,
+Glaub ich, und wer die Weiber kennt,
+Nicht eher, als kein Stroh mehr brennt.
+Denn wird doch wohl ein Löwe zahm.
+Und eine Frau ist ohnedem ein Lamm.
+"Ein Lamm? du magst die Weiber kennen."
+Je nun, man kann sie doch insoweit Lämmer nennen,
+Als sie von selbst ins Feuer rennen.
+
+"Fährst du in der Erzählung fort?
+Und bleibst mit deinem Kritisieren
+Doch ewig an demselben Ort?"
+So kann das Nützliche den Dichter auch verführen.
+Nun gut, ich fahre fort,
+Und sag, um wirklich fortzufahren,
+Daß nach fünf Vierteljahren
+Die Schelmereien ruchbar waren.
+"Erst nach fünf Vierteljahren? Nu;
+Der Eremit hat wacker ausgehalten.
+So viel trau ich mir doch nicht zu;
+Ich möchte nicht sein Amt ein Vierteljahr verwalten.
+Allein, wie ward es ewig kund?
+Hat es ein schlauer Mann erfahren?
+Verriet es einer Frau waschhafter Mund?
+Wie? oder daß den Hochverrat
+Ein alt neugierig Weib, aus Neid, begangen hat?"
+O nein; hier muß man besser raten,
+Zwei muntre Mädchen hatten schuld,
+Die voller frommen Ungeduld
+Das taten, was die Mütter taten;
+Und dennoch wollten sich die Mütter nicht bequemen,
+Die guten Kinder mitzunehmen.
+"Sie merkten also wohl den Braten?"--
+Und haben ihn gar dem Papa verraten.
+"Die Töchter sagtens dem Papa?
+Wo blieb die Liebe zur Mama?"
+Oh! die kann nichts darunter leiden;
+Denn wenn ein Mädchen auch die Mutter liebt,
+Daß es der Mutter in der Not
+Den letzten Bissen Brot
+Aus seinem Munde gibt;
+So kann das Mädchen doch die Mutter hier beneiden,
+Hier, wo so Lieb als Klugheit spricht:
+Ihr Schönen, trotz der Kinderpflicht,
+Vergeßt euch selber nicht!
+Kurz, durch die Mädchen kams ans Licht,
+Daß er, der Eremit, beinah die ganze Stadt
+Zu Schwägern oder Kindern hat.
+
+Oh! der verfluchte Schelm! Wer hätte das gedacht!
+Die ganze Stadt ward aufgebracht,
+Und jeder Ehmann schwur, daß in der ersten Nacht,
+Er und sein Mitgenoß der Hain,
+Des Feuers Beute müsse sein.
+Schon rotteten sich ganze Scharen,
+Die zu der Rache fertig waren.
+Doch ein hochweiser Magistrat
+Besetzt das Tor, und sperrt die Stadt,
+Der Eigenrache vorzukommen,
+Und schicket alsobald
+Die Schergen in den Wald,
+Die ihn vom Kreuze weg, und in Verhaft genommen.
+Man redte schon von Galgen und von Rad,
+So sehr schien sein Verbrechen häßlich;
+Und keine Strafe war so gräßlich,
+Die, wie man sagt, er nicht verdienet hat.
+Und nur ein Hagestolz, ein schlauer Advokat,
+Sprach: "Oh! dem kömmt man nicht ans Leben,
+Der es Unzähligen zu geben,
+So rühmlich sich beflissen hat."
+
+Der Eremite, der die Nacht
+Im Kerker ungewiß und sorgend durchgemacht,
+Ward morgen ins Verhör gebracht.
+Der Richter war ein schalkscher Mann,
+Der jeden mit Vergnügen schraubte,
+Und doch--(wie man sich irren kann!)
+Von seiner Frau das beste glaubte.
+"Sie ist ein Ausbund aller Frommen,
+Und nur einmal in Wald gekommen,
+Den Pater Eremit zu sehn.
+Einmal! Was kann da viel geschehn?"
+So denkt der gütige Herr Richter.
+Denk immer so, zu deiner Ruh,
+Lacht gleich die Wahrheit und der Dichter,
+Und deine fromme Frau dazu.
+
+Nun tritt der Eremit vor ihn.
+"Mein Freund, wollt Ihr von selbst die nennen,
+Die--die Ihr kennt, und die Euch kennen:
+So könnt Ihr der Tortur entfliehn.
+Doch"--"Darum laß ich mich nicht plagen.
+Ich will sie alle sagen.
+Herr Richter, schreib Er nur!" Und wie?
+Der Eremit entdecket sie?
+Ein Eremite kann nicht schweigen?
+Sonst ist das Plaudern nur den Stutzern eigen.
+Der Richter schrieb. "Die erste war
+Kamilla"--"Wer? Kamilla?" "Ja fürwahr!
+Die andern sind: Sophia, Laura, Doris,
+Angelika, Korinna, Chloris"--
+"Der Henker mag sie alle fassen,
+Gemach! und eine nach der andern fein!
+Denn eine nur vorbei zu lassen"--
+"Wird wohl kein großer Schade sein",
+Fiel jeder Ratsherr ihm ins Wort.
+"Hört", schrieen sie, "erzählt nur fort!"
+Weil jeder Ratsherr in Gefahr,
+Sein eigen Weib zu hören war.
+"Ihr Herren", schrie der Richter, "nein!
+Die Wahrheit muß am Tage sein;
+Was können wir sonst für ein Urteil fassen?"
+"Ihn", schrieen alle, "gehn zu lassen."
+"Nein, die Gerechtigkeit"--und kurz der Delinquent
+Hat jede noch einmal genennt,
+Und jeder hing der Richter dann
+Ein loses Wort für ihren Hahnrei an.
+Das Hundert war schon mehr als voll;
+Der Eremit, der mehr gestehen soll,
+Stockt, weigert sich, scheut sich zu sprechen--
+"Nu, nu, nur fort! was zwingt Euch wohl,
+So unvermutet abzubrechen?"
+"Das sind sie alle!" "Seid Ihr toll?
+Ein Held wie Ihr! Gestehet nur, gesteht!
+Die letzten waren, wie Ihr seht:
+Klara, Pulcheria, Susanne,
+Charlotte, Mariane, Hanne.
+Denkt nach! ich laß Euch Zeit dazu!"
+"Das sind sie wirklich alle!" "Nu--
+Macht, eh wir schärfer in Euch dringen!"
+"Nein keine mehr; ich weiß genau_--
+"Ha! ha! ich seh, man soll Euch zwingen"--
+"Nun gut, Herr Richter,--Seine Frau"--
+
+*
+Daß man von der Erzählung nicht
+Als einem Weibermärchen spricht,
+So mach ich sie zum Lehrgedicht,
+Durch beigefügten Unterricht:
+Wer seines Nächsten Schande sucht,
+Wird selber seine Schande finden!
+Nicht wahr, so liest man mich mit Frucht?
+Und ich erzähle sonder Sünden?
+
+
+
+
+Der Hirsch und der Fuchs
+
+"Hirsch, wahrlich, das begreif ich nicht",
+Hört ich den Fuchs zum Hirsche sagen,
+"Wie dir der Mut so sehr gebricht?
+Der kleinste Windhund kann dich jagen.
+Besieh dich doch, wie groß du bist!
+Und sollt es dir an Stärke fehlen?
+Den größten Hund, so stark er ist,
+Kann dein Geweih mit einem Stoß entseelen.
+Uns Füchsen muß man wohl die Schwachheit übersehn;
+Wir sind zu schwach zum widerstehn.
+Doch daß ein Hirsch nicht weichen muß,
+Ist sonnenklar. Hör meinen Schluß.
+Ist jemand stärker, als sein Feind,
+Der braucht sich nicht vor ihm zurückzuziehen;
+Du bist den Hunden nun weit überlegen, Freund:
+Und folglich darfst du niemals fliehen."
+"Gewiß, ich hab es nie so reiflich überlegt.
+Von nun an", sprach der Hirsch, "sieht man mich unbewegt,
+Wenn Hund' und Jäger auf mich fallen;
+Nun widersteh ich allen."
+
+Zum Unglück, daß Dianens Schar
+So nah mit ihren Hunden war.
+Sie bellen, und sobald der Wald
+Von ihrem Bellen widerschallt,
+Fliehn schnell der schwache Fuchs und starke Hirsch davon.
+
+*
+Natur tut allzeit mehr, als Demonstration.
+
+
+
+
+Der Löwe und die Mücke
+
+Ein junger Held vom muntern Heere,
+Das nur der Sonnenschein belebt,
+Und das mit saugendem Gewehre
+Nach Ruhm gestochner Beulen strebt,
+Doch die man noch zum großen Glücke
+Durch zwei Paar Strümpfe hindern kann,
+Der junge Held war eine Mücke.
+Hört meines Helden Taten an!
+Auf ihren Kreuz- und Ritterzügen
+Fand sie, entfernt von ihrer Schar,
+Im Schlummer einen Löwen liegen,
+Der von der Jagd entkräftet war.
+Seht, Schwestern, dort den Löwen schlafen,
+Schrie sie die Schwestern gaukelnd an.
+Jetzt will ich hin, und will ihn strafen.
+Er soll mir bluten, der Tyrann!
+
+Sie eilt, und mit verwegnem Sprunge
+Setzt sie sich auf des Königs Schwanz.
+Sie sticht, und flieht mit schnellem Schwunge,
+Stolz auf den sauern Lorbeerkranz.
+Der Löwe will sich nicht bewegen?
+Wie? ist er tot? Das heiß ich Wut!
+Zu mördrisch war der Mücke Degen:
+Doch sagt, ob er nicht Wunder tut?
+
+"Ich bin es, die den Wald befreiet,
+Wo seine Mordsucht sonst getobt.
+Seht, Schwestern, den der Tiger scheuet,
+Der stirbt! Mein Stachel sei gelobt!"
+Die Schwestern jauchzen, voll Vergnügen,
+Um ihre laute Siegerin.
+Wie? Löwen, Löwen zu besiegen!
+Wie, Schwester, kam dir das in Sinn?
+
+"Ja, Schwestern, wagen muß man! wagen!
+Ich hätt es selber nicht gedacht.
+Auf! lasset uns mehr Feinde schlagen.
+Der Anfang ist zu schön gemacht."
+Doch unter diesen Siegesliedern,
+Da jede von Triumphen sprach,
+Erwacht der matte Löwe wieder,
+Und eilt erquickt dem Raube nach.
+
+
+
+
+Der Sperling und die Feldmaus
+
+Zur Feldmaus sprach ein Spatz: Sieh dort den Adler sitzen!
+Sieh, weil du ihn noch siehst! er wiegt den Körper schon;
+Bereit zum kühnen Flug, bekannt mit Sonn und Blitzen,
+Zielt er nach Jovis Thron.
+Doch wette,--seh ich schon nicht adlermäßig aus--
+Ich flieg ihm gleich.--Fleug, Prahler, rief die Maus.
+Indes flog jener auf, kühn auf geprüfte Schwingen;
+Und dieser wagts, ihm nachzudringen.
+Doch kaum, daß ihr ungleicher Flug
+Sie beide bis zur Höh gemeiner Bäume trug,
+Als beide sich dem Blick der blöden Maus entzogen,
+Und beide, wie sie schloß, gleich unermeßlich flogen.
+
+*
+Ein unbiegsamer F* will kühn wie Milton singen.
+Nach dem er Richter wählt, nach dem wirds ihm gelingen.
+
+
+
+
+Der Tanzbär
+
+Ein Tanzbär war der Kett entrissen,
+Kam wieder in den Wald zurück,
+Und tanzte seiner Schar ein Meisterstück
+Auf den gewohnten Hinterfüßen.
+"Seht", schrie er, "das ist Kunst; das lernt man in der Welt.
+Tut mir es nach, wenns euch gefällt,
+Und wenn ihr könnt!" "Geh", brummt ein alter Bär,
+"Dergleichen Kunst, sie sei so schwer,
+Sie sei so rar sie sei!
+Zeigt deinen niedern Geist und deine Sklaverei."
+
+*
+Ein großer Hofmann sein,
+Ein Mann, dem Schmeichelei und List
+Statt Witz und Tugend ist;
+Der durch Kabalen steigt, des Fürsten Gunst erstiehlt,
+Mit Wort und Schwur als Komplimenten spielt,
+Ein solcher Mann, ein großer Hofmann sein,
+Schließt das Lob oder Tadel ein?
+
+
+
+
+Der über uns
+
+Hans Steffen stieg bei Dämmerung (und kaum
+Konnt er vor Näschigkeit die Dämmerung erwarten)
+In seines Edelmannes Garten
+Und plünderte den besten Äpfelbaum.
+Johann und Hanne konnten kaum
+Vor Liebesglut die Dämmerung erwarten,
+Und schlichen sich in eben diesen Garten,
+Von ungefähr an eben diesen Äpfelbaum.
+
+Hans Steffen, der im Winkel oben saß
+Und fleißig brach und aß,
+Ward mäuschenstill, vor Wartung böser Dinge,
+Daß seine Näscherei ihm diesmal schlecht gelinge.
+Doch bald vernahm er unten Dinge,
+Worüber er der Furcht vergaß
+Und immer sachte weiter aß.
+
+Johann warf Hannen in das Gras.
+"O pfui," rief Hanne; "welcher Spaß!
+Nicht doch, Johann!--Ei was?
+Oh, schäme dich!--Ein andermal--o laß--
+Oh, schäme dich!--Hier ist es naß."--
+"Naß, oder nicht; was schadet das?
+Es ist ja reines Gras."--
+
+Wie dies Gespräche weiter lief,
+Das weiß ich nicht. Wer brauchts zu wissen?
+Sie stunden wieder auf und Hanne seufzte tief:
+"So, schöner Herr! heißt das bloß küssen?
+Das Männerherz! Kein einzger hat Gewissen!
+Sie könnten es uns so versüßen!
+Wie grausam aber müssen
+Wir armen Mädchen öfters dafür büßen!
+Wenn nun auch mir ein Unglück widerfährt--
+Ein Kind--ich zittre--wer ernährt
+Mir dann das Kind? Kannst du es mir ernähren?"
+"Ich?" sprach Johann; "die Zeit mags lehren.
+Doch wirds auch nicht von mir ernährt,
+Der über uns wirds schon ernähren,
+Dem über uns vertrau!"
+
+Dem über uns! Dies hörte Steffen.
+Was, dacht er, will das Pack mich äffen?
+Der über ihnen? Ei, wie schlau!
+"Nein!" schrie er: "laßt euch andre Hoffnung laben!
+Der über euch ist nicht so toll!
+Wenn ich ein Bankbein nähren soll:
+So will ich es auch selbst gedrechselt haben!"
+
+Wer hier erschrak und aus dem Garten rann,
+Das waren Hanne und Johann.
+Doch gaben bei dem Edelmann
+Sie auch den Äpfeldieb wohl an?
+Ich glaube nicht, daß sies getan.
+
+
+
+
+Der Wunsch zu sterben
+Eine Erzählung.
+
+
+Ein durch die Jagd ergrimmter Bär
+Latscht hinter einen Wandrer her.
+Aus Rache will er ihn zerreißen.
+(Das mag dem Wandrer wohl ein unverdientes Unglück heißen.)
+Aus Rache, dummes Tier? wird mancher Leser sprechen,
+Kannst du dich nicht an deinen Jägern rächen?
+O schimpft mir nicht das gute Vieh:
+Es folgt den Trieben nur; Vernunft regiert es nie.
+Es hat ja unter uns--was sagt ich? nein--bei Hunden
+Gewiß nicht wenige von gleicher Art gefunden.
+Geschwinde! Wanderer, geschwind und rette dich.
+Er läuft, der Bär läuft nach. Er schreit, will sich verstecken,
+Der Bär nicht faul, sucht ihn, bricht brummend durch die Hecken,
+Und jagt ihn wieder vor. Der ändert oft den Lauf;
+Bald rechts, bald vor, bald links. Doch alle diese Ränke
+Sind hier umsonst. Warum? Der Bär hat auch Gelenke.
+Gewiß so eine Jagd wär mir nicht lächerlich!
+Jedoch zu was wird sich der Wandrer nun entschließen?
+Er springt den nächsten Baum hinauf.
+Oh! das wird niemand wohl das beste Mittel nennen.
+Er mußte doch in aller Angst nicht wissen,
+Daß Bäre gleichfalls klettern können.
+Das tolle Tier erblickt es kaum,
+So stutzt es, brummt und kratzt den Baum,
+Es bäumt den schweren Leib, es setzt die Vordertatzen
+An Rind und Ästen ein, so schnell, als scheue Katzen.
+So langsam Gegenteils hebt es des Körpers Wucht;
+Doch kömmt es schon so hoch, daß der den Gipfel sucht.
+Was gibt uns oft die Angst nicht ein?
+Der Wandrer sucht des Feindes los zu sein.
+Er stößt, und stößt den Fuß mit voller Leibesstärke
+Dem Bäre vor den Kopf. Doch große Wunderwerke
+Tat dieses Stößchen nicht. Wie kann es anders sein?
+Wer Bäre töten will, braucht der den Fuß allein?
+Er taumelt nur, anstatt zu fallen,
+Und fasset schnell mit seinen Krallen
+Des Wandrers Fuß, der nach ihm stieß.
+Er hält ihn, wie ein Bär. Durch Zerren und durch Beißen
+Sucht er den Raub herabzureißen.
+Jedoch je mehr er riß, je mehr hält jener sich
+An Ästen fest und ritterlich.
+Wenn Witz und Tapferkeit uns nicht erretten kann,
+Beut oft das blinde Glück uns seine Rettung an.
+Der wütend plumpe Bär
+Ist für den dünnen Ast zu schwer;
+Der bricht, und er fällt schütternd schnell zu Boden.
+Der Fall bringt ihn fast um den Oden,
+Und keuchend schleicht er zornig fort.
+Von Schrecken, Furcht und Schmerzen eingenommen,
+Sieht kaum der Wanderer, daß er der Not entkommen.
+Nun lobt er wohl, durch jedes Wort,
+Mit zärtlich dankbarem Gemüte
+Des Himmels unverhoffte Güte?
+O weit gefehlet! nein! mit zitternd schwacher Sprache
+Flucht, lästert, schreiet er selbst wider GOtt um Rache.
+Er kriecht vom Baum herab und läßt sich murrend nieder.
+Sein nasses Auge sieht das Blut der wunden Glieder.
+Der Schmerz verführet ihn, daß er den Tod begehrt,
+Den Tod, vor dem er sich mit Fliehn und Schrein gewehrt.
+Bald flucht er auf den Bär, der ihn nicht ganz zerrissen;
+Bald flucht er auf sich selbst, daß er sich retten müssen.
+"O näh're dich, erwünschter Tod!
+Benimm mir Leben Schmerz und Not!
+Entführ mir dieser Wunsch doch mit dem letzten Hauche!"
+St! St! was raschelt dort, dort hinter jenem Strauche?
+Beglückter Wanderer! dein Wunsch ist schon erhört.
+Es kömmt ein neuer Bär, der dich im Klagen stört.
+Ein Bär? Erschrick nur nicht! Ein Bär.
+Ohn Zweifel schickt der Tod ihn her.
+Der Tod? Ja! ja, der Tod den du gewünschet hast,
+Gewünschet und erfleht. "Das ist ein schlimmer Gast.
+Der Henker! weiß er denn gar nichts von Komplimenten?
+Wenn meine Beine doch mich nur erretten könnten!"
+Mit Mühe sucht er aufzustehn;
+Doch kann er nicht vom Flecke gehn.
+Hier kam ihm schnell ein ander Mittel ein,
+Das ihm vorher nicht eingekommen.
+Er hatt es einst (zehn Jahre mocht es sein)
+Von einem Reisenden vernommen;
+Und hatt es nie, nur in der Not, vergessen,
+Daß Bäre selten Tote fressen.
+Sein Einfall wirft ihn hurtig nieder;
+Die schon vor Schrecken kalten Glieder
+Streckt er starr von sich weg, so sehr er immer kann,
+Und hält den Oden mühsam an.
+Der Bär beschnopert ihn, findt keines Lebens Spur,
+Mag sich an Toten nicht begnügen,
+Kehrt sittsam um, und brummet nur,
+Und läßt den Schalk in Ruhe liegen.
+Was ist bei dir ein Wunsch? Mein Freund, laß michs verstehen.
+Du wünschst den Tod: er kömmt; du suchst ihm zu entgehen.
+Steh auf! der Bär ist fort. Was fluchst du ihm noch nach?
+Zum Danke, daß er dir nicht Hals und Beine brach?
+Was soll die Lästerung? Verringert sie die Schmerzen?
+Noch wünschest du den Tod? Das geht dir wohl von Herzen?
+Nur schade, daß er dich vorhin so spotten sah:
+Sonst wär er wahrlich längst auf dein Ersuchen da.
+Der schwüle Tag vergeht; der Abend bricht herein.
+O könnt er, in geborstnen Feldern,
+Wie durch die Hitze matten Wäldern,
+Mein Wandrer, ebenfalls dir zur Erquickung sein!
+Man sieht die Luft, sich abzukühlen,
+Mit stummen Blitzen häufig spielen.
+"Oh!" schreit der Wanderer, "zög sich ein Wetter auf!
+O hemmten Blitz und Schlag mir Pein und Lebenslauf!"
+Schnell zeigt der Donnergott dem Wunsche sich gewogen.
+Des ganzen Himmels weite Ferne
+Verdeckt viel Dunst; die hellsten Sterne
+Sind schwarz mit Wolken überzogen,
+Schnell fährt der Blitz heraus, kracht hier und dort ein Schlag.
+Auf, Wandrer, freue dich! das ist dein Sterbetag!
+Nun wird der Tod auf Donnerkeilen
+Zu dir verlaßnem Armen eilen.
+Was scherzst du noch voll Furcht?--Ihr Freunde, gebt doch acht;
+Doch bitt ich, zwänget euch, daß ihr nicht drüber lacht...
+"Ja! das ist Pein--o stürb ich doch!--
+Komm Tod! komm doch--du zauderst noch?
+Jedoch hier mag ich wohl nicht allzusicher liegen?
+Ich habe ja einmal gehört,
+Wie die Erfahrung oft gelehrt,
+Daß Donner gern in Eichen schlügen.
+O machte mir ein Lorbeerbaum
+Doch unter seinen Ästen Raum.
+O weh! wie schmerzt das Bein! Erbarm dich doch o Tod!
+Jedoch dort schlug es ein--Nun ists die höchste Not,
+Soll mich das Wetter nicht verletzen,
+Mich schnell in Sicherheit zu setzen!"
+Geh! dummer Wandrer, geh! such einen sichern Ort;
+Und wünsche bald den Tod; bald wünsch ihn wieder fort.
+Mich soll dein Wankelmut der Menschen Zagheit lehren,
+Muß ich sie so, wie dich, verwegen wünschen hören.
+Glaubt, Freunde, glaubet mir! der ist ein weiser Mann,
+Der zwar das Leben liebt, doch mutig sterben kann!
+
+L. a. C.
+
+
+
+
+Die Bäre
+
+Den Bären glückt' es, nun schon seit geraumer Zeit,
+Mit Brummen, plumpem Ernst und stolzer Frömmigkeit,
+Das Sittenrichteramt, bei allen schwächern Tieren,
+Aus angemaßter Macht, gleich Wütrichen, zu führen.
+Ein jedes furchte sich, und keines war so kühn,
+Sich um die saure Pflicht nebst ihnen zu bemühn;
+Bis endlich noch im Fuchs der Patriot erwachte,
+Und hier und da ein Fuchs auf Sittensprüche dachte.
+Nun sah man beide stets auf gleiche Zwecke sehn;
+Und beide sah man doch verschiedne Wege gehn.
+Die Bäre wollen nur durch Strenge heilig machen;
+Die Füchse strafen auch, doch strafen sie mit Lachen.
+Dort brauchet man nur Fluch; hier brauchet man nur Scherz;
+Dort bessert man den Schein; hier bessert man das Herz.
+Dort sieht man Düsternheit; hier sieht man Licht und Leben;
+Dort nach der Heuchelei; hier nach der Tugend streben.
+Du, der du weiter denkst, fragst du mich nicht geschwind:
+Ob beide Teile wohl auch gute Freunde sind?
+O wären sies! Welch Glück für Tugend, Witz und Sitten!
+Doch nein, der arme Fuchs wird von dem Bär bestritten,
+Und, trotz des guten Zwecks, von ihm in Bann getan.
+Warum? der Fuchs greift selbst die Bäre tadelnd an.
+
+*
+Ich kann mich diesmal nicht bei der Moral verweilen;
+Die fünfte Stunde schlägt; ich muß zum Schauplatz eilen.
+Freund, leg die Predigt weg! Willst du nicht mit mir gehn?
+Was spielt man? Den Tartüff. Dies Schandstück sollt ich sehn?
+
+
+
+
+Die Brille
+
+Dem alten Freiherrn von Chrysant,
+Wagts Amor, einen Streich zu spielen.
+Für einen Hagestolz bekannt,
+Fing, um die Sechzig, er sich wieder an zu fühlen.
+Es flatterte, von Alt und Jung begafft,
+Mit Reizen ganz besondrer Kraft,
+Ein Bürgermädchen in der Nachbarschaft.
+Dies Bürgermädchen hieß Finette.
+Finette ward des Freiherrn Siegerin.
+Ihr Bild stand mit ihm auf, und ging mit ihm zu Bette.
+Da dacht in seinem Sinn
+Der Freiherr: "Und warum denn nur ihr Bild?
+Ihr Bild, das zwar den Kopf, doch nicht die Arme füllt?
+Sie selbst steh mit mir auf, und geh mit mir zu Bette.
+Sie werde meine Frau! Es schelte, wer da schilt;
+Genädge Tant und Nicht und Schwägerin!
+Finett ist meine Frau, und--ihre Dienerin."
+
+Schon so gewiß? Man wird es hören.
+Der Freiherr kömmt, sich zu erklären,
+Er greift das Mädchen bei der Hand,
+Tut, wie ein Freiherr, ganz bekannt,
+Und spricht: "Ich, Freiherr von Chrysant,
+Ich habe Sie, mein Kind, zu meiner Frau ersehen.
+Sie wird sich hoffentlich nicht selbst im Lichte stehen.
+Ich habe Guts die Hüll und Fülle."
+Und hierauf las er ihr, durch eine große Brille,
+Von einem großen Zettel ab,
+Wie viel ihm Gott an Gütern gab;
+Wie reich er sie beschenken wolle;
+Welch großen Witwenschatz sie einmal haben solle.
+Dies alles las der reiche Mann
+Ihr von dem Zettel ab, und guckte durch die Brille
+Bei jedem Punkte sie begierig an.
+
+"Nun, Kind, was ist Ihr Wille?"
+Mit diesen Worten schwieg der Freiherr stille,
+Und nahm mit diesen Worten seine Brille
+(Denn, dacht er, wird das Mädchen nun
+So wie ein kluges Mädchen tun;
+Wird mich und sie ihr schnelles Ja beglücken;
+Werd ich den ersten Kuß auf ihre Lippen drücken:
+So könnt ich, im Entzücken,
+Die teure Brille leicht zerknicken!)
+Die teure Brille wohlbedächtig ab.
+
+Finette, der dies Zeit sich zu bedenken gab,
+Bedachte sich, und sprach nach reiflichem Bedenken:
+"Sie sprechen, gnädger Herr, vom Freien und vom Schenken:
+Ach! gnädger Herr, das alles wär sehr schön!
+Ich würd in Samt und Seide gehn--
+Was gehn? Ich würde nicht mehr gehn;
+Ich würde stolz mit Sechsen fahren.
+Mir würden ganze Scharen
+Von Dienern zu Gebote stehn.
+Ach! wie gesagt, das alles wär sehr schön,
+Wenn ich--wenn ich--"
+
+"Ein Wenn? Ich will doch sehn",
+(Hier sahe man den alten Herrn sich blähn,)
+"Was für ein Wenn mir kann im Wege stehn!"
+
+"Wenn ich nur nicht verschworen hätte--"
+"Verschworen? was? Finette,
+Verschworen nicht zu frein?--
+O Grille", rief der Freiherr, "Grille!"
+Und griff nach seiner Brille,
+Und nahm das Mädchen durch die Brille
+Nochmals in Augenschein,
+Und rief beständig: "Grille! Grille!
+Verschworen nicht zu frein!"
+
+"Behüte!" sprach Finette,
+"Verschworen nur mir keinen Mann zu frein,
+Der so, wie Ihre Gnaden pflegt,
+Die Augen in der Tasche trägt!"
+
+
+
+
+Die eheliche Liebe
+
+Klorinde starb; sechs Wochen drauf
+Gab auch ihr Mann das Leben auf,
+Und seine Seele nahm aus diesem Weltgetümmel
+Den pfeilgeraden Weg zum Himmel.
+"Herr Petrus", rief er, "aufgemacht!"
+"Wer da?"--"Ein wackrer Christ."--
+"Was für ein wackrer Christ?"--
+"Der manche Nacht,
+Seitdem die Schwindsucht ihn aufs Krankenbette brachte,
+In Furcht, Gebet und Zittern wachte.
+Macht bald!"--Das Tor wird aufgetan.
+"Ha! ha! Klorindens Mann!
+Mein Freund", spricht Petrus, "nur herein;
+Noch wird bei Eurer Frau ein Plätzchen ledig sein."
+"Was? meine Frau im Himmel? wie?
+Klorinden habt Ihr eingenommen?
+Lebt wohl! habt Dank für Eure Müh!
+Ich will schon sonst wo unterkommen."
+
+
+
+
+Die kranke Pulcheria
+Freie Übersetzung einer Erzählung aus dem Fontaine
+
+
+Pulcheria ward krank... "Vielleicht die Lust zu büßen,
+Die..." Pfui, wer wird nun gleich so voller Argwohn sein?
+Schweigt, Neider! hört mir zu! ich lenke wieder ein.
+Pulcheria ward krank. Unruhig im Gewissen,
+Ließ ihr der Schmerz manchmal, die Schwermut niemals Ruh.
+"Wie? Was? Pulcheria wär melancholisch worden?
+Sprich, Lügner, lieber gar, sie trat in Nonnenorden."
+Schon wieder stört ihr mich? Schweigt doch, und hört mir zu!
+Als sie einst ihre Not zu lauten Seufzern trieb,
+Sprach Lady, ihre Magd: "Laßt doch den Priester holen;
+Legt dem die Beichte ab, so seid Ihr GOtt empfohlen;
+Und beichten müsset Ihr, ist Euch der Himmel lieb."
+"Ja dieser Rat ist gut", spricht unsre kranke Schöne.
+"Lauf, oder schicke gleich zum Pater Andres hin;
+Andres--merks wohl--weil ich auch sonst sein Beichtkind bin,
+So oft ich mich mit dir, o lieber GOtt! versöhne."
+Gleich läuft ein Diener hin, klopft an das Kloster an,
+Und so, als wenn das Tor davon zerspringen solle.
+"Nu, Nu! Gemach! Gemach!" Man fragt, zu wem er wolle?
+"Je, macht nur erstlich auf." Das Tor wird aufgetan.
+"Der Pater Andres wird zu meiner Frau begehret,
+Die gerne beichten will, weil sie bald sterben kann."
+"Wer?" fragt ein Bruder ihn; "Andres? der gute Mann!
+Zehn Jahr ists schon, daß der im Himmel Beichte höret."
+
+L.
+
+
+
+
+Die Nuß und die Katze
+Eine Fabel.
+
+
+"Gewiß, Herr Wirt, dies Obst ist nicht für meinen Magen.
+Denn wenn ich mir, es frei zu sagen,
+Ja eine Baumfrucht loben muß,
+So lob ich mir die welsche Nuß.
+Die schmeckt doch noch!--Bei meiner Treu!
+Der zartste Apfel kömmt der Nuß, der Nuß nicht bei."
+Ein Kätzchen, das der Wirtin Liebe
+Nie mit Gewalt zum Mausen triebe,
+Und itzt in ihrem Schoße saß,
+War schlau, vernahm und merkte das.
+"Was?" dacht es, "eine Nuß soll so vortrefflich schmecken?
+Halt! diese Wahrheit soll mein Maul gleich selbst entdecken."
+Es sprang vom Schoße weg, und lief dem Garten zu.
+Nu, Katze, nu, wie dumm bist du!
+Der schönen Chloris Schoß um eine Nuß zu lassen?
+Wärst du ein junger Herr, wie würde sie dich hassen!
+Nein, Schönen, räumet mir nur diesen Ort erst ein;
+So wahr er mich ergetzt, ich will kein Kätzchen sein.
+Doch dieses sag ich nur so im Vorübergehen.
+Horcht! ich erzähle fort. Beim Garten blieb ich stehen?
+Nicht? Ja. Wohl gut. Hier fand der Katze Lüsternheit
+Beim nächsten Nußbaum nun, worauf sie sich gefreut.
+Wollt ihr etwan ein Bild zu meiner Fabel malen:
+So malt die Nüsse ja noch in den grünen Schalen,
+Die unsre Katze fand. Darauf kömmt alles an.
+Denn als sie kaum darein den ersten Biß getan,
+So schnaubt und sprudelt sie, als wenn sie Glas gefressen.
+"Dich", spricht sie, "lobt der Mensch: so mag er dich auch essen.
+Oh! pfui, was muß er nicht für eine Zunge haben!
+An solcher Säure sich zu laben!"
+
+*
+O schweig nur dummes Tier!
+Du schmähst zur Ungebühr,
+Du hättest auf den Kern nur erstlich kommen sollen,
+Denn den, die Schale nicht, hat Lydas loben wollen!
+
+L.
+
+
+
+
+Die Sonne
+
+Der Stern, durch den es bei uns tagt--
+"Ach! Dichter, lern, wie unsereiner sprechen!
+Muß man, wenn du erzählst,
+Und uns mit albern Fabeln quälst,
+Sich denkend noch den Kopf zerbrechen?"
+Nun gut! die Sonne ward gefragt:
+Ob sie es nicht verdrösse,
+Daß ihre unermeßne Größe
+Die durch den Schein betrogne Welt
+Im Durchschnitt größer kaum, als eine Spanne, hält?
+"Mich", spricht sie, "sollte dieses kränken?
+Wer ist die Welt? wer sind sie, die so denken?
+Ein blind Gewürm! Genug, wenn jene Geister nur,
+Die auf der Wahrheit dunkeln Spur,
+Das Wesen von dem Scheine trennen,
+Wenn diese mich nur besser kennen!"
+
+*
+Ihr Dichter, welche Feur und Geist
+Des Pöbels blödem Blick entreißt,
+Lernt, will euch mißgeschätzt des Lesers Kaltsinn kränken,
+Zufrieden mit euch selbst, stolz wie die Sonne denken!
+
+
+
+
+Die Teilung
+
+An seiner Braut, Fräulein Christinchens, Seite
+Saß Junker Bogislav Dietrich Karl Ferdinand
+Von--sein Geschlecht bleibt ungenannt--
+Und tat, wie alle seine Landesleute,
+Die Pommern, ganz abscheulich witzig und galant.
+Was schwatzte nicht für zuckersüße Schmeicheleien
+Der Junker seinem Fräulein vor!
+Was raunte nicht für kühne Schelmereien
+Er ihr vertraut ins Ohr?
+Mund, Aug und Nas und Brust und Hände,
+Ein jedes Glied macht ihn entzückt,
+Bis er, entzückt auch über Hüft und Lende,
+Den plumpen Arm um Hüft und Lende drückt,
+Das Fräulein war geschnürt (vielleicht zum ersten Male)
+"Ha!" schrie der Junker; "wie geschlank!
+Ha, welch ein Leib! verdammt, daß ich nicht male!
+Als käm er von der Drechselbank!
+So dünn!--Was braucht es viel zu sprechen?
+Ich wette gleich--was wetten wir? wie viel?
+Ich will ihn voneinander brechen!
+Mit den zwei Fingern will ich ihn zerbrechen,
+Wie einen Pfeifenstiel!"
+
+"Wie?" rief das Fräulein; "wie? zerbrechen?
+Zerbrechen" (rief sie nochmals) "mich?
+Sie könnten sich an meinem Latze stechen.
+Ich bitte, Sie verschonen sich."
+
+"Beim Element! so will ichs wagen,"
+Schrie Junker Bogislav, "wohlan!"
+Und hatte schon die Hände kreuzweis angeschlagen,
+Und packte schon heroisch an;
+Als schnell ein: "Bruder! Bruder, halt!"
+Vom Ofen her aus einem Winkel schallt.
+
+In diesem Winkel saß, vergessen, nicht verloren,
+Des Bräutgams jüngster Bruder, Fritz.
+Fritz saß mit offnen Aug und Ohren,
+Ein Kind voll Mutterwitz.
+
+"Halt!" schrie er, "Bruder! Auf ein Wort!"
+Und zog den Bruder mit sich fort.
+"Zerbrichst du sie, die schöne Docke,
+So nimm die Oberhälfte dir!
+Die Hälfte mit dem Unterrocke,
+Die, lieber Bruder, schenke mir!"
+
+
+
+
+Faustin
+
+
+Faustin, der ganze funfzehn Jahr
+Entfernt von Haus und Hof und Weib und Kindern war,
+Ward, von dem Wucher reich gemacht,
+Auf seinem Schiffe heimgebracht.
+"Gott", seufzt der redliche Faustin,
+Als ihm die Vaterstadt in dunkler Fern erschien,
+"Gott, strafe mich nicht meiner Sünden,
+Und gib mir nicht verdienten Lohn!
+Laß, weil du gnädig bist, mich Tochter, Weib und Sohn
+Gesund und fröhlich wieder finden."
+So seufzt Faustin, und Gott erhört den Sünder.
+Er kam, und fand sein Haus in Überfluß und Ruh.
+Er fand sein Weib und seine beiden Kinder,
+Und--Segen Gottes!--zwei dazu.
+
+
+
+
+Morydan
+
+
+Das Schiff, wo Morydan mit Weib und Kindern war
+Kam plötzlich in Gefahr.
+"Ach Götter, lasset euch bewegen!
+Befehlt", schrie Morydan, "daß See und Sturm sich legen.
+Nur diesmal lasset mich der nassen Gruft entfliehn;
+Nie, nie, gelob ich euch, mehr übers Meer zu ziehn!
+Neptun, erhöre mich!
+Sechs schwarze Rinder schenk ich dir
+Zum Opfer dankbar froh dafür!"
+"Sechs schwarze Rinder?" rief Mondar,
+Sein Nachbar der zugegen war.
+"Sechs schwarze Rinder? Bist du toll?
+Mir ist es ja, mir ist es schon bekannt,
+Daß solchen Reichtum dir das Glück nicht zugewandt,
+Und glaubst doch, daß es Gott Neptun nicht wissen soll?"
+
+*
+Wie oft, o Sterblicher, wie ofte trauest du
+Der Gottheit weniger als deinem Nachbar zu!
+
+
+
+
+Nix Bodenstrom
+
+
+Nix Bodenstrom, ein Schiffer, nahm--
+War es in Hamburg oder Amsterdam,
+Daran ist wenig oder nichts gelegen--
+Ein junges Weib.
+"Das ist auch sehr verwegen,
+Freund!" sprach ein Kaufherr, den zum Hochzeitschmause
+Der Schiffer bat. "Du bist so lang und oft von Hause;
+Dein Weibchen bleibt indes allein:
+Und dennoch--willst du mit Gewalt denn Hahnrei sein?
+Indes, daß du zur See dein Leben wagst,
+Indes, daß du in Surinam, am Amazonenflusse,
+Dich bei den Hottentotten, Kannibalen plagst:
+Indes wird sie--"
+
+"Mit Eurem schönen Schlusse!"
+Versetzte Nix. "Indes, indes! Ei nun!
+Das nämliche kann Euer Weibchen tun--
+Denn, Herr, was brauchts dazu für Zeit?
+Indes Ihr auf der Börse seid."
+
+
+Ende dieses Projekt Gutenberg Etextes Fabeln und Erzählungen, von
+Gotthold Ephraim Lessing.
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+End of the Project Gutenberg EBook of Fabeln und Erzaehlungen, by
+Gotthold Ephraim Lessing
+
+*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK FABELN UND ERZAEHLUNGEN ***
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+electronic works in formats readable by the widest variety of
+computers including obsolete, old, middle-aged and new computers. It
+exists because of the efforts of hundreds of volunteers and donations
+from people in all walks of life.
+
+Volunteers and financial support to provide volunteers with the
+assistance they need are critical to reaching Project Gutenberg-tm's
+goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will
+remain freely available for generations to come. In 2001, the Project
+Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure
+and permanent future for Project Gutenberg-tm and future
+generations. To learn more about the Project Gutenberg Literary
+Archive Foundation and how your efforts and donations can help, see
+Sections 3 and 4 and the Foundation information page at
+www.gutenberg.org Section 3. Information about the Project Gutenberg
+Literary Archive Foundation
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+Revenue Service. The Foundation's EIN or federal tax identification
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+Archive Foundation are tax deductible to the full extent permitted by
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+The Foundation's principal office is in Fairbanks, Alaska, with the
+mailing address: PO Box 750175, Fairbanks, AK 99775, but its
+volunteers and employees are scattered throughout numerous
+locations. Its business office is located at 809 North 1500 West, Salt
+Lake City, UT 84116, (801) 596-1887. Email contact links and up to
+date contact information can be found at the Foundation's web site and
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+Literary Archive Foundation
+
+Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide
+spread public support and donations to carry out its mission of
+increasing the number of public domain and licensed works that can be
+freely distributed in machine readable form accessible by the widest
+array of equipment including outdated equipment. Many small donations
+($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt
+status with the IRS.
+
+The Foundation is committed to complying with the laws regulating
+charities and charitable donations in all 50 states of the United
+States. Compliance requirements are not uniform and it takes a
+considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up
+with these requirements. We do not solicit donations in locations
+where we have not received written confirmation of compliance. To SEND
+DONATIONS or determine the status of compliance for any particular
+state visit www.gutenberg.org/donate
+
+While we cannot and do not solicit contributions from states where we
+have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition
+against accepting unsolicited donations from donors in such states who
+approach us with offers to donate.
+
+International donations are gratefully accepted, but we cannot make
+any statements concerning tax treatment of donations received from
+outside the United States. U.S. laws alone swamp our small staff.
+
+Please check the Project Gutenberg Web pages for current donation
+methods and addresses. Donations are accepted in a number of other
+ways including checks, online payments and credit card donations. To
+donate, please visit: www.gutenberg.org/donate
+
+Section 5. General Information About Project Gutenberg-tm electronic works.
+
+Professor Michael S. Hart was the originator of the Project
+Gutenberg-tm concept of a library of electronic works that could be
+freely shared with anyone. For forty years, he produced and
+distributed Project Gutenberg-tm eBooks with only a loose network of
+volunteer support.
+
+Project Gutenberg-tm eBooks are often created from several printed
+editions, all of which are confirmed as not protected by copyright in
+the U.S. unless a copyright notice is included. Thus, we do not
+necessarily keep eBooks in compliance with any particular paper
+edition.
+
+Most people start at our Web site which has the main PG search
+facility: www.gutenberg.org
+
+This Web site includes information about Project Gutenberg-tm,
+including how to make donations to the Project Gutenberg Literary
+Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and how to
+subscribe to our email newsletter to hear about new eBooks.
+
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+This eBook, including all associated images, markup, improvements,
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+in the PUBLIC DOMAIN IN THE UNITED STATES.
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+this eBook outside of the United States should confirm copyright
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+Project Gutenberg's Fabeln und Erzaehlungen, by Gotthold Ephraim Lessing
+#7 in our series by Gotthold Ephraim Lessing
+
+Copyright laws are changing all over the world. Be sure to check the
+copyright laws for your country before downloading or redistributing
+this or any other Project Gutenberg eBook.
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+This header should be the first thing seen when viewing this Project
+Gutenberg file. Please do not remove it. Do not change or edit the
+header without written permission.
+
+Please read the "legal small print," and other information about the
+eBook and Project Gutenberg at the bottom of this file. Included is
+important information about your specific rights and restrictions in
+how the file may be used. You can also find out about how to make a
+donation to Project Gutenberg, and how to get involved.
+
+
+**Welcome To The World of Free Plain Vanilla Electronic Texts**
+
+**eBooks Readable By Both Humans and By Computers, Since 1971**
+
+*****These eBooks Were Prepared By Thousands of Volunteers!*****
+
+
+Title: Fabeln und Erzaehlungen
+
+Author: Gotthold Ephraim Lessing
+
+Release Date: October, 2005 [EBook #9158]
+[Yes, we are more than one year ahead of schedule]
+[This file was first posted on September 9, 2003]
+
+Edition: 10
+
+Language: German
+
+Character set encoding: ASCII
+
+*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK FABELN UND ERZAEHLUNGEN ***
+
+
+
+
+Produced by Delphine Letttau
+
+
+
+
+This book content was graciously contributed by the Gutenberg Projekt-DE.
+That project is reachable at the web site http://gutenberg.spiegel.de/.
+
+Dieses Buch wurde uns freundlicherweise vom "Gutenberg Projekt-DE"
+zur Verfuegung gestellt. Das Projekt ist unter der Internet-Adresse
+http://gutenberg.spiegel.de/ erreichbar.
+
+
+
+
+Fabeln und Erzaehlungen
+
+Gotthold Ephraim Lessing
+
+
+Inhalt:
+
+Das Geheimnis
+Das Kruzifix
+Das Muster der Ehen
+Der ueber uns
+Der Adler und die Eule
+Der Eremit
+Der Hirsch und der Fuchs
+Der Loewe und die Muecke
+Der Sperling und die Feldmaus
+Der Tanzbaer
+Der Wunsch zu sterben
+Die Baere
+Die Brille
+Die Nuss und die Katze
+Die Sonne
+Die Teilung
+Die eheliche Liebe
+Die kranke Pulcheria
+Faustin
+Morydan
+Nix Bodenstrom
+
+
+
+
+Das Geheimnis
+
+Hans war zum Pater hingetreten,
+Ihm seine Suenden vorzubeten.
+Hans war noch jung, doch ohne Ruhm,
+So jung er war, von Herzen dumm.
+Der Pater hoert ihn an. Hans beichtete nicht viel.
+Was sollte Hans auch beichten?
+Von Suenden wusst er nichts, und destomehr vom Spiel.
+Spiel ist ein Mittelding, das braucht er nicht zu beichten.
+"Nun, soll das alles sein?
+Faellt", sprach der Pater, "dir sonst nichts zu beichten ein?"
+"Ehrwuerdger Herr, sonst nichts--"Sonst weisst du gar nichts mehr?"
+"Gar nichts, bei meiner Ehr!"
+"Sonst weisst du nichts? das waere schlecht!
+So wenig Suenden? Hans besinn dich recht."
+"Ach Herr, mit Seinem scharfen Fragen--
+Ich wuesste wohl noch was."
+"Nu? Nur heraus!--"Ja das,
+Herr Pater, kann ich Ihm bei meiner Treu nicht sagen."
+"So? weisst du etwa schon, worueber junge Dirnen,
+Wenn man es ihnen tut, und ihnen nicht tut, zuernen?"
+"Herr, ich versteh Euch nicht"--"Und desto besser; gut.
+Du weisst doch nichts von Dieberei, von Blut?
+Dein Vater hurt doch nicht?"--"O meine Mutter sprichts;
+Doch das ist alles nichts."
+"Nichts? Nu, was weisst du denn? Gesteh! du musst es sagen!
+Und ich versprech es dir,
+Was du gestehest bleibt bei mir."
+"Auf Sein Versprechen, Herr, mag es ein andrer wagen;
+Dass ich kein Narre bin!
+Er darfs, Ehrwuerdger Herr, nur einem Jungen sagen,
+So ist mein Gluecke hin."
+"Verstockter Boesewicht", fuhr ihn der Pater an,
+"Weisst du, vor wem du stehst?--dass ich dich zwingen kann?
+Geh! dein Gewissen soll dich brennen!
+Kein Heiliger dich kennen!
+Dich kenn Maria nicht, auch nicht Mariens Sohn!"
+Hier waer dem armen Bauerjungen
+Vor Angst beinah das Herz zersprungen.
+Er weint und sprach voll Reu: "Ich weiss"--"Das weiss ich schon,
+Dass du was weisst; doch was?"--"Was sich nicht sagen laesst"--
+"Noch zauderst du?"--"Ich weiss"--"Was denn?" "Ein Vogelnest.
+Doch wo es ist, fragt nicht; ich fuerchte drum zu kommen.
+Vorm Jahre hat mir Matz wohl zehne weggenommen."
+"Geh Narr, ein Vogelnest war nicht der Muehe wert,
+Dass du es mir gesagt, und ichs von dir begehrt."
+
+Ich kenn ein drolligt Volk,* mit mir kennt es die Welt,
+Das schon seit manchen Jahren
+Die Neugier auf der Folter haelt,
+Und dennoch kann sie nichts erfahren.
+Hoer auf, leichtglaeubge Schar, sie forschend zu umschlingen!
+Hoer auf, mit Ernst in sie zu dringen!
+Wer kein Geheimnis hat, kann leicht den Mund verschliessen.
+Das Gift der Plauderei ist, nichts zu plaudern wissen.
+Und wissen sie auch was, so kann mein Maerchen lehren,
+Dass oft Geheimnisse uns nichts Geheimes lehren,
+Und man zuletzt wohl spricht: War das der Muehe wert,
+Dass ihr es mir gesagt, und ichs von euch begehrt?
+
+* Die Freimaeurer.
+
+
+
+
+Das Kruzifix
+
+"Hans", spricht der Pater, "du musst laufen,
+Uns in der naechsten Stadt ein Kruzifix zu kaufen.
+Nimm Matzen mit, hier hast du Geld.
+Du wirst wohl sehn, wie teuer man es haelt."
+Hans koemmt mit Matzen nach der Stadt.
+Der erste Kuenstler war der beste.
+"Herr, wenn Er Kruzifixe hat,
+So lass Er uns doch eins zum heilgen Osterfeste."
+
+Der Kuenstler war ein schalkscher Mann,
+Der gern der Einfalt lachte,
+Und Dumme gern noch duemmer machte,
+Und fing im Scherz zu fragen an:
+"Was wollt ihr denn fuer eines?"
+
+"Je nun", spricht Matz, "ein wacker feines.
+Wir werden sehn, was ihr uns gebt."
+
+"Das glaub ich wohl, allein das frag ich nicht.
+Ein totes, oder eins das lebt?"
+
+Hans guckte Matzen und Matz Hansen ins Gesicht.
+Sie oeffneten das Maul, allein es redte nicht.
+"Nun gebt mir doch Bericht.
+Habt ihr den Pater nicht gefragt?"
+"Mein Blut!" spricht endlich Hans, der aus dem Traum erwachte,
+"Mein Blut! er hat uns nichts gesagt.
+Weisst du es, Matz?"--"Ich dachte;
+Wenn dus nicht weisst; wie soll ichs wissen?"
+"So werdet ihr den Weg noch einmal gehen muessen.
+"Das wollen wir wohl bleiben lassen.
+Ja, wenn es nicht zur Frone waer."
+
+Sie denken lange hin und her,
+Und wissen keinen Rat zu fassen.
+Doch endlich faellt es Matzen ein:
+"Je! Hans, sollts nicht am besten sein,
+Wir kauften eins das lebt?--Denn sieh,
+Ists ihm nicht recht, so machts ja wenig Mueh,
+Waers auch ein Ochs, es tot zu schlagen."
+"Nun ja", spricht Hans, "das wollt ich eben sagen:
+So haben wir nicht viel zu wagen."
+
+Das war ein Argument, ihr Herren Theologen,
+Das Hans und Matz ex tuto zogen.
+
+
+
+
+Das Muster der Ehen
+
+Ein rares Beispiel will ich singen,
+Wobei die Welt erstaunen wird.
+Dass alle Ehen Zwietracht bringen,
+Glaubt jeder, aber jeder irrt.
+Ich sah das Muster aller Ehen,
+Still, wie die stillste Sommernacht.
+Oh! dass sie keiner moege sehen,
+Der mich zum frechen Luegner macht!
+
+Und gleichwohl war die Frau kein Engel,
+Und der Gemahl kein Heiliger;
+Es hatte jedes seine Maengel.
+Denn niemand ist von allen leer.
+
+Doch sollte mich ein Spoetter fragen,
+Wie diese Wunder moeglich sind?
+Der lasse sich zur Antwort sagen:
+Der Mann war taub, die Frau war blind.
+
+
+
+
+Der Adler und die Eule
+
+Der Adler Jupiters und Pallas Eule stritten.
+"Abscheulich Nachtgespenst!"--"Bescheidner, darf ich bitten.
+Der Himmel heget mich und dich;
+Was bist du also mehr, als ich?"
+Der Adler sprach: Wahr ists, im Himmel sind wir beide;
+Doch mit dem Unterscheide:
+Ich kam durch eignen Flug,
+Wohin dich deine Goettin trug.
+
+
+
+
+Der Eremit
+
+Im Walde nah bei einer Stadt,
+Die man mir nicht genennet hat,
+Liess einst ein seltenes Gefieder,
+Ein junger Eremit sich nieder.
+"In einer Stadt", denkt Applikant,
+"Die man ihm nicht genannt?
+Was muss er wohl fuer eine meinen?
+Beinahe sollte mir es scheinen,
+Dass die,--nein die--gemeinet waer."
+Kurz Applikant denkt hin und her,
+Und schliesst, noch eh er mich gelesen,
+Es sei gewiss Berlin gewesen.
+
+"Berlin? Ja, ja, das sieht man bald;
+Denn bei Berlin ist ja ein Wald.--
+
+Der Schluss ist stark, bei meiner Ehre:
+Ich dachte nicht, dass es so deutlich waere.
+Der Wald passt herrlich auf Berlin,
+Ohn ihn beim Haar herbeizuziehn.
+Und ob das Uebrige wird passen,
+Will ich dem Leser ueberlassen.
+Auf Griechisch weiss ich, wie sie hiess;
+Doch wer verstehts? Kerapolis.
+
+Hier, nahe bei Kerapolis,
+Wars, wo ein junger Eremite,
+In einer kleinen leeren Huette,
+Im dicksten Wald sich niederliess.
+Was je ein Eremit getan,
+Fing er mit groesstem Eifer an.
+Er betete, er sang, er schrie,
+Des Tags, des Nachts, und spaet und frueh.
+Er ass kein Fleisch, er trank nicht Wein,
+Liess Wurzeln seine Nahrung sein,
+Und seinen Trank das helle Wasser;
+Bei allem Appetit kein Prasser.
+Er geisselte sich bis aufs Blut,
+Und wusste wie das Wachen tut.
+Er fastete wohl ganze Tage,
+Und blieb auf einem Fusse stehn;
+Und machte sich rechtschaffne Plage,
+In Himmel muehsam einzugehn.
+Was Wunder also, dass gar bald
+Vom jungen Heiligen im Wald
+Der Ruf bis in die Stadt erschallt?
+
+Die erste, die aus dieser Stadt
+Zu ihm die heilge Wallfahrt tat,
+War ein betagtes Weib.
+Auf Kruecken, zitternd, kam sie an,
+Und fand den wilden Gottesmann,
+Der sie von weitem kommen sahe,
+Dem hoelzern Kreuze knieend nahe.
+Je naeher sie ihm koemmt, je mehr
+Schlaegt er die Brust, und weint, und winselt er,
+Und wie es sich fuer einen Heilgen schicket,
+Erblickt sie nicht, ob er sie gleich erblicket.
+Bis er zuletzt vom Knieen matt,
+Und heiliger Verstellung satt,
+Vom Fasten, Kreuzgen, Klosterleben,
+Marienbildern, Opfergeben,
+Von Beichte, Salbung, Seelenmessen,
+Ohn das Vermaechtnis zu vergessen,
+Von Rosenkraenzen mit ihr redte,
+Und das so oratorisch sagt,
+Dass sie erbaermlich weint und klagt,
+Als ob er sie gepruegelt haette.
+Zum Schluss bricht sie von seiner Huette,
+Wozu der saure Eremite
+Mit Not ihr die Erlaubnis gab,
+Sich einen heilgen Splitter ab,
+Den sie bekuesset und belecket,
+Und in den welken Busen stecket.
+Mit diesem Schatz von Heiligkeit
+Kehrt sie zurueck begnadigt und erfreut,
+Und laesst daheim die froemmsten Frauen
+Ihn kuessen, andre nur beschauen.
+Sie ging zugleich von Haus zu Haus,
+Und rief auf allen Gassen aus:
+"Der ist verloren und verflucht,
+Der unsern Eremiten nicht besucht!"
+Und brachte hundert Gruende bei,
+Warum es sonderlich den Weibern nuetzlich sei.
+
+Ein altes Weib kann Eindruck machen;
+Zum Weinen bei der Frau, und bei dem Mann zum Lachen.
+Zwar ist der Satz nicht allgemein;
+Auch Maenner koennen Weiber sein.
+Doch diesmal waren sie es nicht.
+Die Weiber schienen nur erpicht,
+Den teuern Waldseraph zu sehen.
+Die Maenner aber?--wehrtens nicht,
+Und liessen ihre Weiber gehen.
+Die Haesslichen und Schoenen,
+Die aeltesten und juengsten Frauen,
+Das arme wie das reiche Weib,--
+Kurz jede ging, sich zu erbauen,
+Und jede fand erwuenschten Zeitvertreib.
+
+"Was? Zeitvertreib, wo man erbauen will?
+Was soll der Widerspruch bedeuten?"
+Ein Widerspruch? Das waere viel!
+"Er sprach ja sonst von lauter Seligkeiten!"--
+Oh! davon sprach er noch, nur mit dem Unterscheide:
+Mit Alten sprach er stets von Tod und Eitelkeit,
+Mit Armen von des Himmels Freude,
+Mit Haesslichen von Ehrbarkeit,
+Nur mit den Schoenen allezeit
+Vom ersten jeder Christentriebe.
+Was ist das? Wer mich fragt, kann der ein Christ wohl sein?
+Denn jeder Christ koemmt damit ueberein,
+Es sei die liebe Liebe.
+
+Der Eremit war jung; das hab ich schon gesagt.
+Doch schoen? Wer nach der Schoenheit fragt,
+Der mag ihn hier besehn.
+Genug, den Weibern war er schoen.
+Ein starker, frischer, junger Kerl,
+Nicht dicke wie ein Fass, nicht hager wie ein Querl--
+"Nun, nun, aus seiner Kost ist jenes leicht zu schliessen."
+Doch sollte man auch wissen,
+Dass Gott dem, den er liebt,
+Zu Steinen wohl Gedeihen gibt;
+Und das ist doch kein fett Gerichte!
+Ein braeunlich maennliches Gesichte,
+Nicht allzu klein, nicht allzu gross,
+Das sich im dichten Barte schloss;
+Die Blicke wild, doch sonder Anmut nicht;
+Die Nase lang, wie man die Kaisernasen dichtt.
+Das ungebundne Haar floss straubicht um das Haupt;
+Und wesentlichre Schoenheitsstuecke
+Hat der zerrissne Rock dem Blicke
+Nicht ganz entdeckt, nicht ganz geraubt.
+Der Waden nur noch zu gedenken:
+Sie waren gross, und hart wie Stein.
+Das sollen, wie man sagt, nicht schlimme Zeichen sein;
+Allein den Grund wird man mir schenken.
+
+Nun wahrlich, so ein Kerl kann Weiber luestern machen.
+Ich sag es nicht fuer mich; es sind geschehne Sachen.
+"Geschehne Sachen? was?
+So ist man gar zur Tat gekommen?"
+Mein lieber Simplex, fragt sich das?
+Weswegen haett er denn die Predigt unternommen?
+Die suesse Lehre suesser Triebe?
+Die Liebe heischet Gegenliebe,
+Und wer ihr Priester ist, verdienet keinen Hass.
+
+O Andacht, musst du doch so manche Suende decken!
+Zwar die Moral ist hier zu scharf,
+Weil mancher Mensch sich nicht bespiegeln darf,
+Aus Furcht, er moechte vor sich selbst erschrecken.
+Drum will ich nur mit meinen Lehren
+Ganz still nach Hause wieder kehren.
+Koemmt mir einmal der Einfall ein,
+Und ein Verleger will fuer mich so gnaedig sein,
+Mich in gross Quart in Druck zu nehmen;
+So koennt ich mich vielleicht bequemen,
+Mit hundert englischen Moralen,
+Die ich im Laden sah, zu prahlen,
+Exempelschaetze, Sittenrichter,
+Die alten und die neuen Dichter
+Mit witzgen Fingern nachzuschlagen,
+Und was die sagen, und nicht sagen,
+In einer Note abzuschreiben.
+Bringt, sag ich noch einmal, man mich gedruckt an Tag;
+Denn in der Handschrift lass ichs bleiben,
+Weil ich mich nicht beluegen mag.
+
+Ich fahr in der Erzaehlung fort--
+Doch moecht ich in der Tat gestehn,
+Ich haette manchmal moegen sehn,
+Was die und die, die an den Wallfahrtsort
+Mit heiligen Gedanken kam,
+Fuer fremde Mienen an sich nahm,
+Wenn der verwegne Eremit,
+Fein listig, Schritt vor Schritt,
+Vom Geist aufs Fleisch zu reden kam.
+Ich zweifle nicht, dass die verletzte Scham
+Den Zorn nicht ins Gesicht getrieben,
+Dass Mund und Hand nicht in Bewegung kam,
+Weil beide die Bewegung lieben;
+Allein, dass die Versoehnung ausgeblieben,
+Glaub ich, und wer die Weiber kennt,
+Nicht eher, als kein Stroh mehr brennt.
+Denn wird doch wohl ein Loewe zahm.
+Und eine Frau ist ohnedem ein Lamm.
+"Ein Lamm? du magst die Weiber kennen."
+Je nun, man kann sie doch insoweit Laemmer nennen,
+Als sie von selbst ins Feuer rennen.
+
+"Faehrst du in der Erzaehlung fort?
+Und bleibst mit deinem Kritisieren
+Doch ewig an demselben Ort?"
+So kann das Nuetzliche den Dichter auch verfuehren.
+Nun gut, ich fahre fort,
+Und sag, um wirklich fortzufahren,
+Dass nach fuenf Vierteljahren
+Die Schelmereien ruchbar waren.
+"Erst nach fuenf Vierteljahren? Nu;
+Der Eremit hat wacker ausgehalten.
+So viel trau ich mir doch nicht zu;
+Ich moechte nicht sein Amt ein Vierteljahr verwalten.
+Allein, wie ward es ewig kund?
+Hat es ein schlauer Mann erfahren?
+Verriet es einer Frau waschhafter Mund?
+Wie? oder dass den Hochverrat
+Ein alt neugierig Weib, aus Neid, begangen hat?"
+O nein; hier muss man besser raten,
+Zwei muntre Maedchen hatten schuld,
+Die voller frommen Ungeduld
+Das taten, was die Muetter taten;
+Und dennoch wollten sich die Muetter nicht bequemen,
+Die guten Kinder mitzunehmen.
+"Sie merkten also wohl den Braten?"--
+Und haben ihn gar dem Papa verraten.
+"Die Toechter sagtens dem Papa?
+Wo blieb die Liebe zur Mama?"
+Oh! die kann nichts darunter leiden;
+Denn wenn ein Maedchen auch die Mutter liebt,
+Dass es der Mutter in der Not
+Den letzten Bissen Brot
+Aus seinem Munde gibt;
+So kann das Maedchen doch die Mutter hier beneiden,
+Hier, wo so Lieb als Klugheit spricht:
+Ihr Schoenen, trotz der Kinderpflicht,
+Vergesst euch selber nicht!
+Kurz, durch die Maedchen kams ans Licht,
+Dass er, der Eremit, beinah die ganze Stadt
+Zu Schwaegern oder Kindern hat.
+
+Oh! der verfluchte Schelm! Wer haette das gedacht!
+Die ganze Stadt ward aufgebracht,
+Und jeder Ehmann schwur, dass in der ersten Nacht,
+Er und sein Mitgenoss der Hain,
+Des Feuers Beute muesse sein.
+Schon rotteten sich ganze Scharen,
+Die zu der Rache fertig waren.
+Doch ein hochweiser Magistrat
+Besetzt das Tor, und sperrt die Stadt,
+Der Eigenrache vorzukommen,
+Und schicket alsobald
+Die Schergen in den Wald,
+Die ihn vom Kreuze weg, und in Verhaft genommen.
+Man redte schon von Galgen und von Rad,
+So sehr schien sein Verbrechen haesslich;
+Und keine Strafe war so graesslich,
+Die, wie man sagt, er nicht verdienet hat.
+Und nur ein Hagestolz, ein schlauer Advokat,
+Sprach: "Oh! dem koemmt man nicht ans Leben,
+Der es Unzaehligen zu geben,
+So ruehmlich sich beflissen hat."
+
+Der Eremite, der die Nacht
+Im Kerker ungewiss und sorgend durchgemacht,
+Ward morgen ins Verhoer gebracht.
+Der Richter war ein schalkscher Mann,
+Der jeden mit Vergnuegen schraubte,
+Und doch--(wie man sich irren kann!)
+Von seiner Frau das beste glaubte.
+"Sie ist ein Ausbund aller Frommen,
+Und nur einmal in Wald gekommen,
+Den Pater Eremit zu sehn.
+Einmal! Was kann da viel geschehn?"
+So denkt der guetige Herr Richter.
+Denk immer so, zu deiner Ruh,
+Lacht gleich die Wahrheit und der Dichter,
+Und deine fromme Frau dazu.
+
+Nun tritt der Eremit vor ihn.
+"Mein Freund, wollt Ihr von selbst die nennen,
+Die--die Ihr kennt, und die Euch kennen:
+So koennt Ihr der Tortur entfliehn.
+Doch"--"Darum lass ich mich nicht plagen.
+Ich will sie alle sagen.
+Herr Richter, schreib Er nur!" Und wie?
+Der Eremit entdecket sie?
+Ein Eremite kann nicht schweigen?
+Sonst ist das Plaudern nur den Stutzern eigen.
+Der Richter schrieb. "Die erste war
+Kamilla"--"Wer? Kamilla?" "Ja fuerwahr!
+Die andern sind: Sophia, Laura, Doris,
+Angelika, Korinna, Chloris"--
+"Der Henker mag sie alle fassen,
+Gemach! und eine nach der andern fein!
+Denn eine nur vorbei zu lassen"--
+"Wird wohl kein grosser Schade sein",
+Fiel jeder Ratsherr ihm ins Wort.
+"Hoert", schrieen sie, "erzaehlt nur fort!"
+Weil jeder Ratsherr in Gefahr,
+Sein eigen Weib zu hoeren war.
+"Ihr Herren", schrie der Richter, "nein!
+Die Wahrheit muss am Tage sein;
+Was koennen wir sonst fuer ein Urteil fassen?"
+"Ihn", schrieen alle, "gehn zu lassen."
+"Nein, die Gerechtigkeit"--und kurz der Delinquent
+Hat jede noch einmal genennt,
+Und jeder hing der Richter dann
+Ein loses Wort fuer ihren Hahnrei an.
+Das Hundert war schon mehr als voll;
+Der Eremit, der mehr gestehen soll,
+Stockt, weigert sich, scheut sich zu sprechen--
+"Nu, nu, nur fort! was zwingt Euch wohl,
+So unvermutet abzubrechen?"
+"Das sind sie alle!" "Seid Ihr toll?
+Ein Held wie Ihr! Gestehet nur, gesteht!
+Die letzten waren, wie Ihr seht:
+Klara, Pulcheria, Susanne,
+Charlotte, Mariane, Hanne.
+Denkt nach! ich lass Euch Zeit dazu!"
+"Das sind sie wirklich alle!" "Nu--
+Macht, eh wir schaerfer in Euch dringen!"
+"Nein keine mehr; ich weiss genau_--
+"Ha! ha! ich seh, man soll Euch zwingen"--
+"Nun gut, Herr Richter,--Seine Frau"--
+
+*
+Dass man von der Erzaehlung nicht
+Als einem Weibermaerchen spricht,
+So mach ich sie zum Lehrgedicht,
+Durch beigefuegten Unterricht:
+Wer seines Naechsten Schande sucht,
+Wird selber seine Schande finden!
+Nicht wahr, so liest man mich mit Frucht?
+Und ich erzaehle sonder Suenden?
+
+
+
+
+Der Hirsch und der Fuchs
+
+"Hirsch, wahrlich, das begreif ich nicht",
+Hoert ich den Fuchs zum Hirsche sagen,
+"Wie dir der Mut so sehr gebricht?
+Der kleinste Windhund kann dich jagen.
+Besieh dich doch, wie gross du bist!
+Und sollt es dir an Staerke fehlen?
+Den groessten Hund, so stark er ist,
+Kann dein Geweih mit einem Stoss entseelen.
+Uns Fuechsen muss man wohl die Schwachheit uebersehn;
+Wir sind zu schwach zum widerstehn.
+Doch dass ein Hirsch nicht weichen muss,
+Ist sonnenklar. Hoer meinen Schluss.
+Ist jemand staerker, als sein Feind,
+Der braucht sich nicht vor ihm zurueckzuziehen;
+Du bist den Hunden nun weit ueberlegen, Freund:
+Und folglich darfst du niemals fliehen."
+"Gewiss, ich hab es nie so reiflich ueberlegt.
+Von nun an", sprach der Hirsch, "sieht man mich unbewegt,
+Wenn Hund' und Jaeger auf mich fallen;
+Nun widersteh ich allen."
+
+Zum Unglueck, dass Dianens Schar
+So nah mit ihren Hunden war.
+Sie bellen, und sobald der Wald
+Von ihrem Bellen widerschallt,
+Fliehn schnell der schwache Fuchs und starke Hirsch davon.
+
+*
+Natur tut allzeit mehr, als Demonstration.
+
+
+
+
+Der Loewe und die Muecke
+
+Ein junger Held vom muntern Heere,
+Das nur der Sonnenschein belebt,
+Und das mit saugendem Gewehre
+Nach Ruhm gestochner Beulen strebt,
+Doch die man noch zum grossen Gluecke
+Durch zwei Paar Struempfe hindern kann,
+Der junge Held war eine Muecke.
+Hoert meines Helden Taten an!
+Auf ihren Kreuz- und Ritterzuegen
+Fand sie, entfernt von ihrer Schar,
+Im Schlummer einen Loewen liegen,
+Der von der Jagd entkraeftet war.
+Seht, Schwestern, dort den Loewen schlafen,
+Schrie sie die Schwestern gaukelnd an.
+Jetzt will ich hin, und will ihn strafen.
+Er soll mir bluten, der Tyrann!
+
+Sie eilt, und mit verwegnem Sprunge
+Setzt sie sich auf des Koenigs Schwanz.
+Sie sticht, und flieht mit schnellem Schwunge,
+Stolz auf den sauern Lorbeerkranz.
+Der Loewe will sich nicht bewegen?
+Wie? ist er tot? Das heiss ich Wut!
+Zu moerdrisch war der Muecke Degen:
+Doch sagt, ob er nicht Wunder tut?
+
+"Ich bin es, die den Wald befreiet,
+Wo seine Mordsucht sonst getobt.
+Seht, Schwestern, den der Tiger scheuet,
+Der stirbt! Mein Stachel sei gelobt!"
+Die Schwestern jauchzen, voll Vergnuegen,
+Um ihre laute Siegerin.
+Wie? Loewen, Loewen zu besiegen!
+Wie, Schwester, kam dir das in Sinn?
+
+"Ja, Schwestern, wagen muss man! wagen!
+Ich haett es selber nicht gedacht.
+Auf! lasset uns mehr Feinde schlagen.
+Der Anfang ist zu schoen gemacht."
+Doch unter diesen Siegesliedern,
+Da jede von Triumphen sprach,
+Erwacht der matte Loewe wieder,
+Und eilt erquickt dem Raube nach.
+
+
+
+
+Der Sperling und die Feldmaus
+
+Zur Feldmaus sprach ein Spatz: Sieh dort den Adler sitzen!
+Sieh, weil du ihn noch siehst! er wiegt den Koerper schon;
+Bereit zum kuehnen Flug, bekannt mit Sonn und Blitzen,
+Zielt er nach Jovis Thron.
+Doch wette,--seh ich schon nicht adlermaessig aus--
+Ich flieg ihm gleich.--Fleug, Prahler, rief die Maus.
+Indes flog jener auf, kuehn auf gepruefte Schwingen;
+Und dieser wagts, ihm nachzudringen.
+Doch kaum, dass ihr ungleicher Flug
+Sie beide bis zur Hoeh gemeiner Baeume trug,
+Als beide sich dem Blick der bloeden Maus entzogen,
+Und beide, wie sie schloss, gleich unermesslich flogen.
+
+*
+Ein unbiegsamer F* will kuehn wie Milton singen.
+Nach dem er Richter waehlt, nach dem wirds ihm gelingen.
+
+
+
+
+Der Tanzbaer
+
+Ein Tanzbaer war der Kett entrissen,
+Kam wieder in den Wald zurueck,
+Und tanzte seiner Schar ein Meisterstueck
+Auf den gewohnten Hinterfuessen.
+"Seht", schrie er, "das ist Kunst; das lernt man in der Welt.
+Tut mir es nach, wenns euch gefaellt,
+Und wenn ihr koennt!" "Geh", brummt ein alter Baer,
+"Dergleichen Kunst, sie sei so schwer,
+Sie sei so rar sie sei!
+Zeigt deinen niedern Geist und deine Sklaverei."
+
+*
+Ein grosser Hofmann sein,
+Ein Mann, dem Schmeichelei und List
+Statt Witz und Tugend ist;
+Der durch Kabalen steigt, des Fuersten Gunst erstiehlt,
+Mit Wort und Schwur als Komplimenten spielt,
+Ein solcher Mann, ein grosser Hofmann sein,
+Schliesst das Lob oder Tadel ein?
+
+
+
+
+Der ueber uns
+
+Hans Steffen stieg bei Daemmerung (und kaum
+Konnt er vor Naeschigkeit die Daemmerung erwarten)
+In seines Edelmannes Garten
+Und pluenderte den besten Aepfelbaum.
+Johann und Hanne konnten kaum
+Vor Liebesglut die Daemmerung erwarten,
+Und schlichen sich in eben diesen Garten,
+Von ungefaehr an eben diesen Aepfelbaum.
+
+Hans Steffen, der im Winkel oben sass
+Und fleissig brach und ass,
+Ward maeuschenstill, vor Wartung boeser Dinge,
+Dass seine Naescherei ihm diesmal schlecht gelinge.
+Doch bald vernahm er unten Dinge,
+Worueber er der Furcht vergass
+Und immer sachte weiter ass.
+
+Johann warf Hannen in das Gras.
+"O pfui," rief Hanne; "welcher Spass!
+Nicht doch, Johann!--Ei was?
+Oh, schaeme dich!--Ein andermal--o lass--
+Oh, schaeme dich!--Hier ist es nass."--
+"Nass, oder nicht; was schadet das?
+Es ist ja reines Gras."--
+
+Wie dies Gespraeche weiter lief,
+Das weiss ich nicht. Wer brauchts zu wissen?
+Sie stunden wieder auf und Hanne seufzte tief:
+"So, schoener Herr! heisst das bloss kuessen?
+Das Maennerherz! Kein einzger hat Gewissen!
+Sie koennten es uns so versuessen!
+Wie grausam aber muessen
+Wir armen Maedchen oefters dafuer buessen!
+Wenn nun auch mir ein Unglueck widerfaehrt--
+Ein Kind--ich zittre--wer ernaehrt
+Mir dann das Kind? Kannst du es mir ernaehren?"
+"Ich?" sprach Johann; "die Zeit mags lehren.
+Doch wirds auch nicht von mir ernaehrt,
+Der ueber uns wirds schon ernaehren,
+Dem ueber uns vertrau!"
+
+Dem ueber uns! Dies hoerte Steffen.
+Was, dacht er, will das Pack mich aeffen?
+Der ueber ihnen? Ei, wie schlau!
+"Nein!" schrie er: "lasst euch andre Hoffnung laben!
+Der ueber euch ist nicht so toll!
+Wenn ich ein Bankbein naehren soll:
+So will ich es auch selbst gedrechselt haben!"
+
+Wer hier erschrak und aus dem Garten rann,
+Das waren Hanne und Johann.
+Doch gaben bei dem Edelmann
+Sie auch den Aepfeldieb wohl an?
+Ich glaube nicht, dass sies getan.
+
+
+
+
+Der Wunsch zu sterben
+Eine Erzaehlung.
+
+
+Ein durch die Jagd ergrimmter Baer
+Latscht hinter einen Wandrer her.
+Aus Rache will er ihn zerreissen.
+(Das mag dem Wandrer wohl ein unverdientes Unglueck heissen.)
+Aus Rache, dummes Tier? wird mancher Leser sprechen,
+Kannst du dich nicht an deinen Jaegern raechen?
+O schimpft mir nicht das gute Vieh:
+Es folgt den Trieben nur; Vernunft regiert es nie.
+Es hat ja unter uns--was sagt ich? nein--bei Hunden
+Gewiss nicht wenige von gleicher Art gefunden.
+Geschwinde! Wanderer, geschwind und rette dich.
+Er laeuft, der Baer laeuft nach. Er schreit, will sich verstecken,
+Der Baer nicht faul, sucht ihn, bricht brummend durch die Hecken,
+Und jagt ihn wieder vor. Der aendert oft den Lauf;
+Bald rechts, bald vor, bald links. Doch alle diese Raenke
+Sind hier umsonst. Warum? Der Baer hat auch Gelenke.
+Gewiss so eine Jagd waer mir nicht laecherlich!
+Jedoch zu was wird sich der Wandrer nun entschliessen?
+Er springt den naechsten Baum hinauf.
+Oh! das wird niemand wohl das beste Mittel nennen.
+Er musste doch in aller Angst nicht wissen,
+Dass Baere gleichfalls klettern koennen.
+Das tolle Tier erblickt es kaum,
+So stutzt es, brummt und kratzt den Baum,
+Es baeumt den schweren Leib, es setzt die Vordertatzen
+An Rind und Aesten ein, so schnell, als scheue Katzen.
+So langsam Gegenteils hebt es des Koerpers Wucht;
+Doch koemmt es schon so hoch, dass der den Gipfel sucht.
+Was gibt uns oft die Angst nicht ein?
+Der Wandrer sucht des Feindes los zu sein.
+Er stoesst, und stoesst den Fuss mit voller Leibesstaerke
+Dem Baere vor den Kopf. Doch grosse Wunderwerke
+Tat dieses Stoesschen nicht. Wie kann es anders sein?
+Wer Baere toeten will, braucht der den Fuss allein?
+Er taumelt nur, anstatt zu fallen,
+Und fasset schnell mit seinen Krallen
+Des Wandrers Fuss, der nach ihm stiess.
+Er haelt ihn, wie ein Baer. Durch Zerren und durch Beissen
+Sucht er den Raub herabzureissen.
+Jedoch je mehr er riss, je mehr haelt jener sich
+An Aesten fest und ritterlich.
+Wenn Witz und Tapferkeit uns nicht erretten kann,
+Beut oft das blinde Glueck uns seine Rettung an.
+Der wuetend plumpe Baer
+Ist fuer den duennen Ast zu schwer;
+Der bricht, und er faellt schuetternd schnell zu Boden.
+Der Fall bringt ihn fast um den Oden,
+Und keuchend schleicht er zornig fort.
+Von Schrecken, Furcht und Schmerzen eingenommen,
+Sieht kaum der Wanderer, dass er der Not entkommen.
+Nun lobt er wohl, durch jedes Wort,
+Mit zaertlich dankbarem Gemuete
+Des Himmels unverhoffte Guete?
+O weit gefehlet! nein! mit zitternd schwacher Sprache
+Flucht, laestert, schreiet er selbst wider GOtt um Rache.
+Er kriecht vom Baum herab und laesst sich murrend nieder.
+Sein nasses Auge sieht das Blut der wunden Glieder.
+Der Schmerz verfuehret ihn, dass er den Tod begehrt,
+Den Tod, vor dem er sich mit Fliehn und Schrein gewehrt.
+Bald flucht er auf den Baer, der ihn nicht ganz zerrissen;
+Bald flucht er auf sich selbst, dass er sich retten muessen.
+"O naeh're dich, erwuenschter Tod!
+Benimm mir Leben Schmerz und Not!
+Entfuehr mir dieser Wunsch doch mit dem letzten Hauche!"
+St! St! was raschelt dort, dort hinter jenem Strauche?
+Beglueckter Wanderer! dein Wunsch ist schon erhoert.
+Es koemmt ein neuer Baer, der dich im Klagen stoert.
+Ein Baer? Erschrick nur nicht! Ein Baer.
+Ohn Zweifel schickt der Tod ihn her.
+Der Tod? Ja! ja, der Tod den du gewuenschet hast,
+Gewuenschet und erfleht. "Das ist ein schlimmer Gast.
+Der Henker! weiss er denn gar nichts von Komplimenten?
+Wenn meine Beine doch mich nur erretten koennten!"
+Mit Muehe sucht er aufzustehn;
+Doch kann er nicht vom Flecke gehn.
+Hier kam ihm schnell ein ander Mittel ein,
+Das ihm vorher nicht eingekommen.
+Er hatt es einst (zehn Jahre mocht es sein)
+Von einem Reisenden vernommen;
+Und hatt es nie, nur in der Not, vergessen,
+Dass Baere selten Tote fressen.
+Sein Einfall wirft ihn hurtig nieder;
+Die schon vor Schrecken kalten Glieder
+Streckt er starr von sich weg, so sehr er immer kann,
+Und haelt den Oden muehsam an.
+Der Baer beschnopert ihn, findt keines Lebens Spur,
+Mag sich an Toten nicht begnuegen,
+Kehrt sittsam um, und brummet nur,
+Und laesst den Schalk in Ruhe liegen.
+Was ist bei dir ein Wunsch? Mein Freund, lass michs verstehen.
+Du wuenschst den Tod: er koemmt; du suchst ihm zu entgehen.
+Steh auf! der Baer ist fort. Was fluchst du ihm noch nach?
+Zum Danke, dass er dir nicht Hals und Beine brach?
+Was soll die Laesterung? Verringert sie die Schmerzen?
+Noch wuenschest du den Tod? Das geht dir wohl von Herzen?
+Nur schade, dass er dich vorhin so spotten sah:
+Sonst waer er wahrlich laengst auf dein Ersuchen da.
+Der schwuele Tag vergeht; der Abend bricht herein.
+O koennt er, in geborstnen Feldern,
+Wie durch die Hitze matten Waeldern,
+Mein Wandrer, ebenfalls dir zur Erquickung sein!
+Man sieht die Luft, sich abzukuehlen,
+Mit stummen Blitzen haeufig spielen.
+"Oh!" schreit der Wanderer, "zoeg sich ein Wetter auf!
+O hemmten Blitz und Schlag mir Pein und Lebenslauf!"
+Schnell zeigt der Donnergott dem Wunsche sich gewogen.
+Des ganzen Himmels weite Ferne
+Verdeckt viel Dunst; die hellsten Sterne
+Sind schwarz mit Wolken ueberzogen,
+Schnell faehrt der Blitz heraus, kracht hier und dort ein Schlag.
+Auf, Wandrer, freue dich! das ist dein Sterbetag!
+Nun wird der Tod auf Donnerkeilen
+Zu dir verlassnem Armen eilen.
+Was scherzst du noch voll Furcht?--Ihr Freunde, gebt doch acht;
+Doch bitt ich, zwaenget euch, dass ihr nicht drueber lacht...
+"Ja! das ist Pein--o stuerb ich doch!--
+Komm Tod! komm doch--du zauderst noch?
+Jedoch hier mag ich wohl nicht allzusicher liegen?
+Ich habe ja einmal gehoert,
+Wie die Erfahrung oft gelehrt,
+Dass Donner gern in Eichen schluegen.
+O machte mir ein Lorbeerbaum
+Doch unter seinen Aesten Raum.
+O weh! wie schmerzt das Bein! Erbarm dich doch o Tod!
+Jedoch dort schlug es ein--Nun ists die hoechste Not,
+Soll mich das Wetter nicht verletzen,
+Mich schnell in Sicherheit zu setzen!"
+Geh! dummer Wandrer, geh! such einen sichern Ort;
+Und wuensche bald den Tod; bald wuensch ihn wieder fort.
+Mich soll dein Wankelmut der Menschen Zagheit lehren,
+Muss ich sie so, wie dich, verwegen wuenschen hoeren.
+Glaubt, Freunde, glaubet mir! der ist ein weiser Mann,
+Der zwar das Leben liebt, doch mutig sterben kann!
+
+L. a. C.
+
+
+
+
+Die Baere
+
+Den Baeren glueckt' es, nun schon seit geraumer Zeit,
+Mit Brummen, plumpem Ernst und stolzer Froemmigkeit,
+Das Sittenrichteramt, bei allen schwaechern Tieren,
+Aus angemasster Macht, gleich Wuetrichen, zu fuehren.
+Ein jedes furchte sich, und keines war so kuehn,
+Sich um die saure Pflicht nebst ihnen zu bemuehn;
+Bis endlich noch im Fuchs der Patriot erwachte,
+Und hier und da ein Fuchs auf Sittensprueche dachte.
+Nun sah man beide stets auf gleiche Zwecke sehn;
+Und beide sah man doch verschiedne Wege gehn.
+Die Baere wollen nur durch Strenge heilig machen;
+Die Fuechse strafen auch, doch strafen sie mit Lachen.
+Dort brauchet man nur Fluch; hier brauchet man nur Scherz;
+Dort bessert man den Schein; hier bessert man das Herz.
+Dort sieht man Duesternheit; hier sieht man Licht und Leben;
+Dort nach der Heuchelei; hier nach der Tugend streben.
+Du, der du weiter denkst, fragst du mich nicht geschwind:
+Ob beide Teile wohl auch gute Freunde sind?
+O waeren sies! Welch Glueck fuer Tugend, Witz und Sitten!
+Doch nein, der arme Fuchs wird von dem Baer bestritten,
+Und, trotz des guten Zwecks, von ihm in Bann getan.
+Warum? der Fuchs greift selbst die Baere tadelnd an.
+
+*
+Ich kann mich diesmal nicht bei der Moral verweilen;
+Die fuenfte Stunde schlaegt; ich muss zum Schauplatz eilen.
+Freund, leg die Predigt weg! Willst du nicht mit mir gehn?
+Was spielt man? Den Tartueff. Dies Schandstueck sollt ich sehn?
+
+
+
+
+Die Brille
+
+Dem alten Freiherrn von Chrysant,
+Wagts Amor, einen Streich zu spielen.
+Fuer einen Hagestolz bekannt,
+Fing, um die Sechzig, er sich wieder an zu fuehlen.
+Es flatterte, von Alt und Jung begafft,
+Mit Reizen ganz besondrer Kraft,
+Ein Buergermaedchen in der Nachbarschaft.
+Dies Buergermaedchen hiess Finette.
+Finette ward des Freiherrn Siegerin.
+Ihr Bild stand mit ihm auf, und ging mit ihm zu Bette.
+Da dacht in seinem Sinn
+Der Freiherr: "Und warum denn nur ihr Bild?
+Ihr Bild, das zwar den Kopf, doch nicht die Arme fuellt?
+Sie selbst steh mit mir auf, und geh mit mir zu Bette.
+Sie werde meine Frau! Es schelte, wer da schilt;
+Genaedge Tant und Nicht und Schwaegerin!
+Finett ist meine Frau, und--ihre Dienerin."
+
+Schon so gewiss? Man wird es hoeren.
+Der Freiherr koemmt, sich zu erklaeren,
+Er greift das Maedchen bei der Hand,
+Tut, wie ein Freiherr, ganz bekannt,
+Und spricht: "Ich, Freiherr von Chrysant,
+Ich habe Sie, mein Kind, zu meiner Frau ersehen.
+Sie wird sich hoffentlich nicht selbst im Lichte stehen.
+Ich habe Guts die Huell und Fuelle."
+Und hierauf las er ihr, durch eine grosse Brille,
+Von einem grossen Zettel ab,
+Wie viel ihm Gott an Guetern gab;
+Wie reich er sie beschenken wolle;
+Welch grossen Witwenschatz sie einmal haben solle.
+Dies alles las der reiche Mann
+Ihr von dem Zettel ab, und guckte durch die Brille
+Bei jedem Punkte sie begierig an.
+
+"Nun, Kind, was ist Ihr Wille?"
+Mit diesen Worten schwieg der Freiherr stille,
+Und nahm mit diesen Worten seine Brille
+(Denn, dacht er, wird das Maedchen nun
+So wie ein kluges Maedchen tun;
+Wird mich und sie ihr schnelles Ja begluecken;
+Werd ich den ersten Kuss auf ihre Lippen druecken:
+So koennt ich, im Entzuecken,
+Die teure Brille leicht zerknicken!)
+Die teure Brille wohlbedaechtig ab.
+
+Finette, der dies Zeit sich zu bedenken gab,
+Bedachte sich, und sprach nach reiflichem Bedenken:
+"Sie sprechen, gnaedger Herr, vom Freien und vom Schenken:
+Ach! gnaedger Herr, das alles waer sehr schoen!
+Ich wuerd in Samt und Seide gehn--
+Was gehn? Ich wuerde nicht mehr gehn;
+Ich wuerde stolz mit Sechsen fahren.
+Mir wuerden ganze Scharen
+Von Dienern zu Gebote stehn.
+Ach! wie gesagt, das alles waer sehr schoen,
+Wenn ich--wenn ich--"
+
+"Ein Wenn? Ich will doch sehn",
+(Hier sahe man den alten Herrn sich blaehn,)
+"Was fuer ein Wenn mir kann im Wege stehn!"
+
+"Wenn ich nur nicht verschworen haette--"
+"Verschworen? was? Finette,
+Verschworen nicht zu frein?--
+O Grille", rief der Freiherr, "Grille!"
+Und griff nach seiner Brille,
+Und nahm das Maedchen durch die Brille
+Nochmals in Augenschein,
+Und rief bestaendig: "Grille! Grille!
+Verschworen nicht zu frein!"
+
+"Behuete!" sprach Finette,
+"Verschworen nur mir keinen Mann zu frein,
+Der so, wie Ihre Gnaden pflegt,
+Die Augen in der Tasche traegt!"
+
+
+
+
+Die eheliche Liebe
+
+Klorinde starb; sechs Wochen drauf
+Gab auch ihr Mann das Leben auf,
+Und seine Seele nahm aus diesem Weltgetuemmel
+Den pfeilgeraden Weg zum Himmel.
+"Herr Petrus", rief er, "aufgemacht!"
+"Wer da?"--"Ein wackrer Christ."--
+"Was fuer ein wackrer Christ?"--
+"Der manche Nacht,
+Seitdem die Schwindsucht ihn aufs Krankenbette brachte,
+In Furcht, Gebet und Zittern wachte.
+Macht bald!"--Das Tor wird aufgetan.
+"Ha! ha! Klorindens Mann!
+Mein Freund", spricht Petrus, "nur herein;
+Noch wird bei Eurer Frau ein Plaetzchen ledig sein."
+"Was? meine Frau im Himmel? wie?
+Klorinden habt Ihr eingenommen?
+Lebt wohl! habt Dank fuer Eure Mueh!
+Ich will schon sonst wo unterkommen."
+
+
+
+
+Die kranke Pulcheria
+Freie Uebersetzung einer Erzaehlung aus dem Fontaine
+
+
+Pulcheria ward krank... "Vielleicht die Lust zu buessen,
+Die..." Pfui, wer wird nun gleich so voller Argwohn sein?
+Schweigt, Neider! hoert mir zu! ich lenke wieder ein.
+Pulcheria ward krank. Unruhig im Gewissen,
+Liess ihr der Schmerz manchmal, die Schwermut niemals Ruh.
+"Wie? Was? Pulcheria waer melancholisch worden?
+Sprich, Luegner, lieber gar, sie trat in Nonnenorden."
+Schon wieder stoert ihr mich? Schweigt doch, und hoert mir zu!
+Als sie einst ihre Not zu lauten Seufzern trieb,
+Sprach Lady, ihre Magd: "Lasst doch den Priester holen;
+Legt dem die Beichte ab, so seid Ihr GOtt empfohlen;
+Und beichten muesset Ihr, ist Euch der Himmel lieb."
+"Ja dieser Rat ist gut", spricht unsre kranke Schoene.
+"Lauf, oder schicke gleich zum Pater Andres hin;
+Andres--merks wohl--weil ich auch sonst sein Beichtkind bin,
+So oft ich mich mit dir, o lieber GOtt! versoehne."
+Gleich laeuft ein Diener hin, klopft an das Kloster an,
+Und so, als wenn das Tor davon zerspringen solle.
+"Nu, Nu! Gemach! Gemach!" Man fragt, zu wem er wolle?
+"Je, macht nur erstlich auf." Das Tor wird aufgetan.
+"Der Pater Andres wird zu meiner Frau begehret,
+Die gerne beichten will, weil sie bald sterben kann."
+"Wer?" fragt ein Bruder ihn; "Andres? der gute Mann!
+Zehn Jahr ists schon, dass der im Himmel Beichte hoeret."
+
+L.
+
+
+
+
+Die Nuss und die Katze
+Eine Fabel.
+
+
+"Gewiss, Herr Wirt, dies Obst ist nicht fuer meinen Magen.
+Denn wenn ich mir, es frei zu sagen,
+Ja eine Baumfrucht loben muss,
+So lob ich mir die welsche Nuss.
+Die schmeckt doch noch!--Bei meiner Treu!
+Der zartste Apfel koemmt der Nuss, der Nuss nicht bei."
+Ein Kaetzchen, das der Wirtin Liebe
+Nie mit Gewalt zum Mausen triebe,
+Und itzt in ihrem Schosse sass,
+War schlau, vernahm und merkte das.
+"Was?" dacht es, "eine Nuss soll so vortrefflich schmecken?
+Halt! diese Wahrheit soll mein Maul gleich selbst entdecken."
+Es sprang vom Schosse weg, und lief dem Garten zu.
+Nu, Katze, nu, wie dumm bist du!
+Der schoenen Chloris Schoss um eine Nuss zu lassen?
+Waerst du ein junger Herr, wie wuerde sie dich hassen!
+Nein, Schoenen, raeumet mir nur diesen Ort erst ein;
+So wahr er mich ergetzt, ich will kein Kaetzchen sein.
+Doch dieses sag ich nur so im Voruebergehen.
+Horcht! ich erzaehle fort. Beim Garten blieb ich stehen?
+Nicht? Ja. Wohl gut. Hier fand der Katze Luesternheit
+Beim naechsten Nussbaum nun, worauf sie sich gefreut.
+Wollt ihr etwan ein Bild zu meiner Fabel malen:
+So malt die Nuesse ja noch in den gruenen Schalen,
+Die unsre Katze fand. Darauf koemmt alles an.
+Denn als sie kaum darein den ersten Biss getan,
+So schnaubt und sprudelt sie, als wenn sie Glas gefressen.
+"Dich", spricht sie, "lobt der Mensch: so mag er dich auch essen.
+Oh! pfui, was muss er nicht fuer eine Zunge haben!
+An solcher Saeure sich zu laben!"
+
+*
+O schweig nur dummes Tier!
+Du schmaehst zur Ungebuehr,
+Du haettest auf den Kern nur erstlich kommen sollen,
+Denn den, die Schale nicht, hat Lydas loben wollen!
+
+L.
+
+
+
+
+Die Sonne
+
+Der Stern, durch den es bei uns tagt--
+"Ach! Dichter, lern, wie unsereiner sprechen!
+Muss man, wenn du erzaehlst,
+Und uns mit albern Fabeln quaelst,
+Sich denkend noch den Kopf zerbrechen?"
+Nun gut! die Sonne ward gefragt:
+Ob sie es nicht verdroesse,
+Dass ihre unermessne Groesse
+Die durch den Schein betrogne Welt
+Im Durchschnitt groesser kaum, als eine Spanne, haelt?
+"Mich", spricht sie, "sollte dieses kraenken?
+Wer ist die Welt? wer sind sie, die so denken?
+Ein blind Gewuerm! Genug, wenn jene Geister nur,
+Die auf der Wahrheit dunkeln Spur,
+Das Wesen von dem Scheine trennen,
+Wenn diese mich nur besser kennen!"
+
+*
+Ihr Dichter, welche Feur und Geist
+Des Poebels bloedem Blick entreisst,
+Lernt, will euch missgeschaetzt des Lesers Kaltsinn kraenken,
+Zufrieden mit euch selbst, stolz wie die Sonne denken!
+
+
+
+
+Die Teilung
+
+An seiner Braut, Fraeulein Christinchens, Seite
+Sass Junker Bogislav Dietrich Karl Ferdinand
+Von--sein Geschlecht bleibt ungenannt--
+Und tat, wie alle seine Landesleute,
+Die Pommern, ganz abscheulich witzig und galant.
+Was schwatzte nicht fuer zuckersuesse Schmeicheleien
+Der Junker seinem Fraeulein vor!
+Was raunte nicht fuer kuehne Schelmereien
+Er ihr vertraut ins Ohr?
+Mund, Aug und Nas und Brust und Haende,
+Ein jedes Glied macht ihn entzueckt,
+Bis er, entzueckt auch ueber Hueft und Lende,
+Den plumpen Arm um Hueft und Lende drueckt,
+Das Fraeulein war geschnuert (vielleicht zum ersten Male)
+"Ha!" schrie der Junker; "wie geschlank!
+Ha, welch ein Leib! verdammt, dass ich nicht male!
+Als kaem er von der Drechselbank!
+So duenn!--Was braucht es viel zu sprechen?
+Ich wette gleich--was wetten wir? wie viel?
+Ich will ihn voneinander brechen!
+Mit den zwei Fingern will ich ihn zerbrechen,
+Wie einen Pfeifenstiel!"
+
+"Wie?" rief das Fraeulein; "wie? zerbrechen?
+Zerbrechen" (rief sie nochmals) "mich?
+Sie koennten sich an meinem Latze stechen.
+Ich bitte, Sie verschonen sich."
+
+"Beim Element! so will ichs wagen,"
+Schrie Junker Bogislav, "wohlan!"
+Und hatte schon die Haende kreuzweis angeschlagen,
+Und packte schon heroisch an;
+Als schnell ein: "Bruder! Bruder, halt!"
+Vom Ofen her aus einem Winkel schallt.
+
+In diesem Winkel sass, vergessen, nicht verloren,
+Des Braeutgams juengster Bruder, Fritz.
+Fritz sass mit offnen Aug und Ohren,
+Ein Kind voll Mutterwitz.
+
+"Halt!" schrie er, "Bruder! Auf ein Wort!"
+Und zog den Bruder mit sich fort.
+"Zerbrichst du sie, die schoene Docke,
+So nimm die Oberhaelfte dir!
+Die Haelfte mit dem Unterrocke,
+Die, lieber Bruder, schenke mir!"
+
+
+
+
+Faustin
+
+
+Faustin, der ganze funfzehn Jahr
+Entfernt von Haus und Hof und Weib und Kindern war,
+Ward, von dem Wucher reich gemacht,
+Auf seinem Schiffe heimgebracht.
+"Gott", seufzt der redliche Faustin,
+Als ihm die Vaterstadt in dunkler Fern erschien,
+"Gott, strafe mich nicht meiner Suenden,
+Und gib mir nicht verdienten Lohn!
+Lass, weil du gnaedig bist, mich Tochter, Weib und Sohn
+Gesund und froehlich wieder finden."
+So seufzt Faustin, und Gott erhoert den Suender.
+Er kam, und fand sein Haus in Ueberfluss und Ruh.
+Er fand sein Weib und seine beiden Kinder,
+Und--Segen Gottes!--zwei dazu.
+
+
+
+
+Morydan
+
+
+Das Schiff, wo Morydan mit Weib und Kindern war
+Kam ploetzlich in Gefahr.
+"Ach Goetter, lasset euch bewegen!
+Befehlt", schrie Morydan, "dass See und Sturm sich legen.
+Nur diesmal lasset mich der nassen Gruft entfliehn;
+Nie, nie, gelob ich euch, mehr uebers Meer zu ziehn!
+Neptun, erhoere mich!
+Sechs schwarze Rinder schenk ich dir
+Zum Opfer dankbar froh dafuer!"
+"Sechs schwarze Rinder?" rief Mondar,
+Sein Nachbar der zugegen war.
+"Sechs schwarze Rinder? Bist du toll?
+Mir ist es ja, mir ist es schon bekannt,
+Dass solchen Reichtum dir das Glueck nicht zugewandt,
+Und glaubst doch, dass es Gott Neptun nicht wissen soll?"
+
+*
+Wie oft, o Sterblicher, wie ofte trauest du
+Der Gottheit weniger als deinem Nachbar zu!
+
+
+
+
+Nix Bodenstrom
+
+
+Nix Bodenstrom, ein Schiffer, nahm--
+War es in Hamburg oder Amsterdam,
+Daran ist wenig oder nichts gelegen--
+Ein junges Weib.
+"Das ist auch sehr verwegen,
+Freund!" sprach ein Kaufherr, den zum Hochzeitschmause
+Der Schiffer bat. "Du bist so lang und oft von Hause;
+Dein Weibchen bleibt indes allein:
+Und dennoch--willst du mit Gewalt denn Hahnrei sein?
+Indes, dass du zur See dein Leben wagst,
+Indes, dass du in Surinam, am Amazonenflusse,
+Dich bei den Hottentotten, Kannibalen plagst:
+Indes wird sie--"
+
+"Mit Eurem schoenen Schlusse!"
+Versetzte Nix. "Indes, indes! Ei nun!
+Das naemliche kann Euer Weibchen tun--
+Denn, Herr, was brauchts dazu fuer Zeit?
+Indes Ihr auf der Boerse seid."
+
+
+Ende dieses Projekt Gutenberg Etextes Fabeln und Erzaehlungen, von
+Gotthold Ephraim Lessing.
+
+
+
+
+
+
+End of the Project Gutenberg EBook of Fabeln und Erzaehlungen
+by Gotthold Ephraim Lessing
+
+*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK FABELN UND ERZAEHLUNGEN ***
+
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+Produced by Delphine Letttau
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+Project Gutenberg eBooks are often created from several printed
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+keep eBooks in compliance with any particular paper edition.
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+of the official release dates, leaving time for better editing.
+Please be encouraged to tell us about any error or corrections,
+even years after the official publication date.
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+midnight of the last day of the month of any such announcement.
+The official release date of all Project Gutenberg eBooks is at
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+and editing by those who wish to do so.
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+*END THE SMALL PRINT! FOR PUBLIC DOMAIN EBOOKS*Ver.02/11/02*END*
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@@ -0,0 +1,1613 @@
+Project Gutenberg's Fabeln und Erzaehlungen, by Gotthold Ephraim Lessing
+#7 in our series by Gotthold Ephraim Lessing
+
+Copyright laws are changing all over the world. Be sure to check the
+copyright laws for your country before downloading or redistributing
+this or any other Project Gutenberg eBook.
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+**Welcome To The World of Free Plain Vanilla Electronic Texts**
+
+**eBooks Readable By Both Humans and By Computers, Since 1971**
+
+*****These eBooks Were Prepared By Thousands of Volunteers!*****
+
+
+Title: Fabeln und Erzaehlungen
+
+Author: Gotthold Ephraim Lessing
+
+Release Date: October, 2005 [EBook #9158]
+[Yes, we are more than one year ahead of schedule]
+[This file was first posted on September 9, 2003]
+
+Edition: 10
+
+Language: German
+
+Character set encoding: ISO-8859-1
+
+*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK FABELN UND ERZAEHLUNGEN ***
+
+
+
+
+Produced by Delphine Letttau
+
+
+
+
+This book content was graciously contributed by the Gutenberg Projekt-DE.
+That project is reachable at the web site http://gutenberg.spiegel.de/.
+
+Dieses Buch wurde uns freundlicherweise vom "Gutenberg Projekt-DE"
+zur Verfügung gestellt. Das Projekt ist unter der Internet-Adresse
+http://gutenberg.spiegel.de/ erreichbar.
+
+
+
+
+Fabeln und Erzählungen
+
+Gotthold Ephraim Lessing
+
+
+Inhalt:
+
+Das Geheimnis
+Das Kruzifix
+Das Muster der Ehen
+Der über uns
+Der Adler und die Eule
+Der Eremit
+Der Hirsch und der Fuchs
+Der Löwe und die Mücke
+Der Sperling und die Feldmaus
+Der Tanzbär
+Der Wunsch zu sterben
+Die Bäre
+Die Brille
+Die Nuß und die Katze
+Die Sonne
+Die Teilung
+Die eheliche Liebe
+Die kranke Pulcheria
+Faustin
+Morydan
+Nix Bodenstrom
+
+
+
+
+Das Geheimnis
+
+Hans war zum Pater hingetreten,
+Ihm seine Sünden vorzubeten.
+Hans war noch jung, doch ohne Ruhm,
+So jung er war, von Herzen dumm.
+Der Pater hört ihn an. Hans beichtete nicht viel.
+Was sollte Hans auch beichten?
+Von Sünden wußt er nichts, und destomehr vom Spiel.
+Spiel ist ein Mittelding, das braucht er nicht zu beichten.
+"Nun, soll das alles sein?
+Fällt", sprach der Pater, "dir sonst nichts zu beichten ein?"
+"Ehrwürdger Herr, sonst nichts--"Sonst weißt du gar nichts mehr?"
+"Gar nichts, bei meiner Ehr!"
+"Sonst weißt du nichts? das wäre schlecht!
+So wenig Sünden? Hans besinn dich recht."
+"Ach Herr, mit Seinem scharfen Fragen--
+Ich wüßte wohl noch was."
+"Nu? Nur heraus!--"Ja das,
+Herr Pater, kann ich Ihm bei meiner Treu nicht sagen."
+"So? weißt du etwa schon, worüber junge Dirnen,
+Wenn man es ihnen tut, und ihnen nicht tut, zürnen?"
+"Herr, ich versteh Euch nicht"--"Und desto besser; gut.
+Du weißt doch nichts von Dieberei, von Blut?
+Dein Vater hurt doch nicht?"--"O meine Mutter sprichts;
+Doch das ist alles nichts."
+"Nichts? Nu, was weißt du denn? Gesteh! du mußt es sagen!
+Und ich versprech es dir,
+Was du gestehest bleibt bei mir."
+"Auf Sein Versprechen, Herr, mag es ein andrer wagen;
+Daß ich kein Narre bin!
+Er darfs, Ehrwürdger Herr, nur einem Jungen sagen,
+So ist mein Glücke hin."
+"Verstockter Bösewicht", fuhr ihn der Pater an,
+"Weißt du, vor wem du stehst?--daß ich dich zwingen kann?
+Geh! dein Gewissen soll dich brennen!
+Kein Heiliger dich kennen!
+Dich kenn Maria nicht, auch nicht Mariens Sohn!"
+Hier wär dem armen Bauerjungen
+Vor Angst beinah das Herz zersprungen.
+Er weint und sprach voll Reu: "Ich weiß"--"Das weiß ich schon,
+Daß du was weißt; doch was?"--"Was sich nicht sagen läßt"--
+"Noch zauderst du?"--"Ich weiß"--"Was denn?" "Ein Vogelnest.
+Doch wo es ist, fragt nicht; ich fürchte drum zu kommen.
+Vorm Jahre hat mir Matz wohl zehne weggenommen."
+"Geh Narr, ein Vogelnest war nicht der Mühe wert,
+Daß du es mir gesagt, und ichs von dir begehrt."
+
+Ich kenn ein drolligt Volk,* mit mir kennt es die Welt,
+Das schon seit manchen Jahren
+Die Neugier auf der Folter hält,
+Und dennoch kann sie nichts erfahren.
+Hör auf, leichtgläubge Schar, sie forschend zu umschlingen!
+Hör auf, mit Ernst in sie zu dringen!
+Wer kein Geheimnis hat, kann leicht den Mund verschließen.
+Das Gift der Plauderei ist, nichts zu plaudern wissen.
+Und wissen sie auch was, so kann mein Märchen lehren,
+Daß oft Geheimnisse uns nichts Geheimes lehren,
+Und man zuletzt wohl spricht: War das der Mühe wert,
+Daß ihr es mir gesagt, und ichs von euch begehrt?
+
+* Die Freimäurer.
+
+
+
+
+Das Kruzifix
+
+"Hans", spricht der Pater, "du mußt laufen,
+Uns in der nächsten Stadt ein Kruzifix zu kaufen.
+Nimm Matzen mit, hier hast du Geld.
+Du wirst wohl sehn, wie teuer man es hält."
+Hans kömmt mit Matzen nach der Stadt.
+Der erste Künstler war der beste.
+"Herr, wenn Er Kruzifixe hat,
+So laß Er uns doch eins zum heilgen Osterfeste."
+
+Der Künstler war ein schalkscher Mann,
+Der gern der Einfalt lachte,
+Und Dumme gern noch dümmer machte,
+Und fing im Scherz zu fragen an:
+"Was wollt ihr denn für eines?"
+
+"Je nun", spricht Matz, "ein wacker feines.
+Wir werden sehn, was ihr uns gebt."
+
+"Das glaub ich wohl, allein das frag ich nicht.
+Ein totes, oder eins das lebt?"
+
+Hans guckte Matzen und Matz Hansen ins Gesicht.
+Sie öffneten das Maul, allein es redte nicht.
+"Nun gebt mir doch Bericht.
+Habt ihr den Pater nicht gefragt?"
+"Mein Blut!" spricht endlich Hans, der aus dem Traum erwachte,
+"Mein Blut! er hat uns nichts gesagt.
+Weißt du es, Matz?"--"Ich dachte;
+Wenn dus nicht weißt; wie soll ichs wissen?"
+"So werdet ihr den Weg noch einmal gehen müssen.
+"Das wollen wir wohl bleiben lassen.
+Ja, wenn es nicht zur Frone wär."
+
+Sie denken lange hin und her,
+Und wissen keinen Rat zu fassen.
+Doch endlich fällt es Matzen ein:
+"Je! Hans, sollts nicht am besten sein,
+Wir kauften eins das lebt?--Denn sieh,
+Ists ihm nicht recht, so machts ja wenig Müh,
+Wärs auch ein Ochs, es tot zu schlagen."
+"Nun ja", spricht Hans, "das wollt ich eben sagen:
+So haben wir nicht viel zu wagen."
+
+Das war ein Argument, ihr Herren Theologen,
+Das Hans und Matz ex tuto zogen.
+
+
+
+
+Das Muster der Ehen
+
+Ein rares Beispiel will ich singen,
+Wobei die Welt erstaunen wird.
+Daß alle Ehen Zwietracht bringen,
+Glaubt jeder, aber jeder irrt.
+Ich sah das Muster aller Ehen,
+Still, wie die stillste Sommernacht.
+Oh! daß sie keiner möge sehen,
+Der mich zum frechen Lügner macht!
+
+Und gleichwohl war die Frau kein Engel,
+Und der Gemahl kein Heiliger;
+Es hatte jedes seine Mängel.
+Denn niemand ist von allen leer.
+
+Doch sollte mich ein Spötter fragen,
+Wie diese Wunder möglich sind?
+Der lasse sich zur Antwort sagen:
+Der Mann war taub, die Frau war blind.
+
+
+
+
+Der Adler und die Eule
+
+Der Adler Jupiters und Pallas Eule stritten.
+"Abscheulich Nachtgespenst!"--"Bescheidner, darf ich bitten.
+Der Himmel heget mich und dich;
+Was bist du also mehr, als ich?"
+Der Adler sprach: Wahr ists, im Himmel sind wir beide;
+Doch mit dem Unterscheide:
+Ich kam durch eignen Flug,
+Wohin dich deine Göttin trug.
+
+
+
+
+Der Eremit
+
+Im Walde nah bei einer Stadt,
+Die man mir nicht genennet hat,
+Ließ einst ein seltenes Gefieder,
+Ein junger Eremit sich nieder.
+"In einer Stadt", denkt Applikant,
+"Die man ihm nicht genannt?
+Was muß er wohl für eine meinen?
+Beinahe sollte mir es scheinen,
+Daß die,--nein die--gemeinet wär."
+Kurz Applikant denkt hin und her,
+Und schließt, noch eh er mich gelesen,
+Es sei gewiß Berlin gewesen.
+
+"Berlin? Ja, ja, das sieht man bald;
+Denn bei Berlin ist ja ein Wald.--
+
+Der Schluß ist stark, bei meiner Ehre:
+Ich dachte nicht, daß es so deutlich wäre.
+Der Wald paßt herrlich auf Berlin,
+Ohn ihn beim Haar herbeizuziehn.
+Und ob das Übrige wird passen,
+Will ich dem Leser überlassen.
+Auf Griechisch weiß ich, wie sie hieß;
+Doch wer verstehts? Kerapolis.
+
+Hier, nahe bei Kerapolis,
+Wars, wo ein junger Eremite,
+In einer kleinen leeren Hütte,
+Im dicksten Wald sich niederließ.
+Was je ein Eremit getan,
+Fing er mit größtem Eifer an.
+Er betete, er sang, er schrie,
+Des Tags, des Nachts, und spät und früh.
+Er aß kein Fleisch, er trank nicht Wein,
+Ließ Wurzeln seine Nahrung sein,
+Und seinen Trank das helle Wasser;
+Bei allem Appetit kein Prasser.
+Er geißelte sich bis aufs Blut,
+Und wußte wie das Wachen tut.
+Er fastete wohl ganze Tage,
+Und blieb auf einem Fuße stehn;
+Und machte sich rechtschaffne Plage,
+In Himmel mühsam einzugehn.
+Was Wunder also, daß gar bald
+Vom jungen Heiligen im Wald
+Der Ruf bis in die Stadt erschallt?
+
+Die erste, die aus dieser Stadt
+Zu ihm die heilge Wallfahrt tat,
+War ein betagtes Weib.
+Auf Krücken, zitternd, kam sie an,
+Und fand den wilden Gottesmann,
+Der sie von weitem kommen sahe,
+Dem hölzern Kreuze knieend nahe.
+Je näher sie ihm kömmt, je mehr
+Schlägt er die Brust, und weint, und winselt er,
+Und wie es sich für einen Heilgen schicket,
+Erblickt sie nicht, ob er sie gleich erblicket.
+Bis er zuletzt vom Knieen matt,
+Und heiliger Verstellung satt,
+Vom Fasten, Kreuzgen, Klosterleben,
+Marienbildern, Opfergeben,
+Von Beichte, Salbung, Seelenmessen,
+Ohn das Vermächtnis zu vergessen,
+Von Rosenkränzen mit ihr redte,
+Und das so oratorisch sagt,
+Daß sie erbärmlich weint und klagt,
+Als ob er sie geprügelt hätte.
+Zum Schluß bricht sie von seiner Hütte,
+Wozu der saure Eremite
+Mit Not ihr die Erlaubnis gab,
+Sich einen heilgen Splitter ab,
+Den sie beküsset und belecket,
+Und in den welken Busen stecket.
+Mit diesem Schatz von Heiligkeit
+Kehrt sie zurück begnadigt und erfreut,
+Und läßt daheim die frömmsten Frauen
+Ihn küssen, andre nur beschauen.
+Sie ging zugleich von Haus zu Haus,
+Und rief auf allen Gassen aus:
+"Der ist verloren und verflucht,
+Der unsern Eremiten nicht besucht!"
+Und brachte hundert Gründe bei,
+Warum es sonderlich den Weibern nützlich sei.
+
+Ein altes Weib kann Eindruck machen;
+Zum Weinen bei der Frau, und bei dem Mann zum Lachen.
+Zwar ist der Satz nicht allgemein;
+Auch Männer können Weiber sein.
+Doch diesmal waren sie es nicht.
+Die Weiber schienen nur erpicht,
+Den teuern Waldseraph zu sehen.
+Die Männer aber?--wehrtens nicht,
+Und ließen ihre Weiber gehen.
+Die Häßlichen und Schönen,
+Die ältesten und jüngsten Frauen,
+Das arme wie das reiche Weib,--
+Kurz jede ging, sich zu erbauen,
+Und jede fand erwünschten Zeitvertreib.
+
+"Was? Zeitvertreib, wo man erbauen will?
+Was soll der Widerspruch bedeuten?"
+Ein Widerspruch? Das wäre viel!
+"Er sprach ja sonst von lauter Seligkeiten!"--
+Oh! davon sprach er noch, nur mit dem Unterscheide:
+Mit Alten sprach er stets von Tod und Eitelkeit,
+Mit Armen von des Himmels Freude,
+Mit Häßlichen von Ehrbarkeit,
+Nur mit den Schönen allezeit
+Vom ersten jeder Christentriebe.
+Was ist das? Wer mich fragt, kann der ein Christ wohl sein?
+Denn jeder Christ kömmt damit überein,
+Es sei die liebe Liebe.
+
+Der Eremit war jung; das hab ich schon gesagt.
+Doch schön? Wer nach der Schönheit fragt,
+Der mag ihn hier besehn.
+Genug, den Weibern war er schön.
+Ein starker, frischer, junger Kerl,
+Nicht dicke wie ein Faß, nicht hager wie ein Querl--
+"Nun, nun, aus seiner Kost ist jenes leicht zu schließen."
+Doch sollte man auch wissen,
+Daß Gott dem, den er liebt,
+Zu Steinen wohl Gedeihen gibt;
+Und das ist doch kein fett Gerichte!
+Ein bräunlich männliches Gesichte,
+Nicht allzu klein, nicht allzu groß,
+Das sich im dichten Barte schloß;
+Die Blicke wild, doch sonder Anmut nicht;
+Die Nase lang, wie man die Kaisernasen dichtt.
+Das ungebundne Haar floß straubicht um das Haupt;
+Und wesentlichre Schönheitsstücke
+Hat der zerrißne Rock dem Blicke
+Nicht ganz entdeckt, nicht ganz geraubt.
+Der Waden nur noch zu gedenken:
+Sie waren groß, und hart wie Stein.
+Das sollen, wie man sagt, nicht schlimme Zeichen sein;
+Allein den Grund wird man mir schenken.
+
+Nun wahrlich, so ein Kerl kann Weiber lüstern machen.
+Ich sag es nicht für mich; es sind geschehne Sachen.
+"Geschehne Sachen? was?
+So ist man gar zur Tat gekommen?"
+Mein lieber Simplex, fragt sich das?
+Weswegen hätt er denn die Predigt unternommen?
+Die süße Lehre süßer Triebe?
+Die Liebe heischet Gegenliebe,
+Und wer ihr Priester ist, verdienet keinen Haß.
+
+O Andacht, mußt du doch so manche Sünde decken!
+Zwar die Moral ist hier zu scharf,
+Weil mancher Mensch sich nicht bespiegeln darf,
+Aus Furcht, er möchte vor sich selbst erschrecken.
+Drum will ich nur mit meinen Lehren
+Ganz still nach Hause wieder kehren.
+Kömmt mir einmal der Einfall ein,
+Und ein Verleger will für mich so gnädig sein,
+Mich in groß Quart in Druck zu nehmen;
+So könnt ich mich vielleicht bequemen,
+Mit hundert englischen Moralen,
+Die ich im Laden sah, zu prahlen,
+Exempelschätze, Sittenrichter,
+Die alten und die neuen Dichter
+Mit witzgen Fingern nachzuschlagen,
+Und was die sagen, und nicht sagen,
+In einer Note abzuschreiben.
+Bringt, sag ich noch einmal, man mich gedruckt an Tag;
+Denn in der Handschrift laß ichs bleiben,
+Weil ich mich nicht belügen mag.
+
+Ich fahr in der Erzählung fort--
+Doch möcht ich in der Tat gestehn,
+Ich hätte manchmal mögen sehn,
+Was die und die, die an den Wallfahrtsort
+Mit heiligen Gedanken kam,
+Für fremde Mienen an sich nahm,
+Wenn der verwegne Eremit,
+Fein listig, Schritt vor Schritt,
+Vom Geist aufs Fleisch zu reden kam.
+Ich zweifle nicht, daß die verletzte Scham
+Den Zorn nicht ins Gesicht getrieben,
+Daß Mund und Hand nicht in Bewegung kam,
+Weil beide die Bewegung lieben;
+Allein, daß die Versöhnung ausgeblieben,
+Glaub ich, und wer die Weiber kennt,
+Nicht eher, als kein Stroh mehr brennt.
+Denn wird doch wohl ein Löwe zahm.
+Und eine Frau ist ohnedem ein Lamm.
+"Ein Lamm? du magst die Weiber kennen."
+Je nun, man kann sie doch insoweit Lämmer nennen,
+Als sie von selbst ins Feuer rennen.
+
+"Fährst du in der Erzählung fort?
+Und bleibst mit deinem Kritisieren
+Doch ewig an demselben Ort?"
+So kann das Nützliche den Dichter auch verführen.
+Nun gut, ich fahre fort,
+Und sag, um wirklich fortzufahren,
+Daß nach fünf Vierteljahren
+Die Schelmereien ruchbar waren.
+"Erst nach fünf Vierteljahren? Nu;
+Der Eremit hat wacker ausgehalten.
+So viel trau ich mir doch nicht zu;
+Ich möchte nicht sein Amt ein Vierteljahr verwalten.
+Allein, wie ward es ewig kund?
+Hat es ein schlauer Mann erfahren?
+Verriet es einer Frau waschhafter Mund?
+Wie? oder daß den Hochverrat
+Ein alt neugierig Weib, aus Neid, begangen hat?"
+O nein; hier muß man besser raten,
+Zwei muntre Mädchen hatten schuld,
+Die voller frommen Ungeduld
+Das taten, was die Mütter taten;
+Und dennoch wollten sich die Mütter nicht bequemen,
+Die guten Kinder mitzunehmen.
+"Sie merkten also wohl den Braten?"--
+Und haben ihn gar dem Papa verraten.
+"Die Töchter sagtens dem Papa?
+Wo blieb die Liebe zur Mama?"
+Oh! die kann nichts darunter leiden;
+Denn wenn ein Mädchen auch die Mutter liebt,
+Daß es der Mutter in der Not
+Den letzten Bissen Brot
+Aus seinem Munde gibt;
+So kann das Mädchen doch die Mutter hier beneiden,
+Hier, wo so Lieb als Klugheit spricht:
+Ihr Schönen, trotz der Kinderpflicht,
+Vergeßt euch selber nicht!
+Kurz, durch die Mädchen kams ans Licht,
+Daß er, der Eremit, beinah die ganze Stadt
+Zu Schwägern oder Kindern hat.
+
+Oh! der verfluchte Schelm! Wer hätte das gedacht!
+Die ganze Stadt ward aufgebracht,
+Und jeder Ehmann schwur, daß in der ersten Nacht,
+Er und sein Mitgenoß der Hain,
+Des Feuers Beute müsse sein.
+Schon rotteten sich ganze Scharen,
+Die zu der Rache fertig waren.
+Doch ein hochweiser Magistrat
+Besetzt das Tor, und sperrt die Stadt,
+Der Eigenrache vorzukommen,
+Und schicket alsobald
+Die Schergen in den Wald,
+Die ihn vom Kreuze weg, und in Verhaft genommen.
+Man redte schon von Galgen und von Rad,
+So sehr schien sein Verbrechen häßlich;
+Und keine Strafe war so gräßlich,
+Die, wie man sagt, er nicht verdienet hat.
+Und nur ein Hagestolz, ein schlauer Advokat,
+Sprach: "Oh! dem kömmt man nicht ans Leben,
+Der es Unzähligen zu geben,
+So rühmlich sich beflissen hat."
+
+Der Eremite, der die Nacht
+Im Kerker ungewiß und sorgend durchgemacht,
+Ward morgen ins Verhör gebracht.
+Der Richter war ein schalkscher Mann,
+Der jeden mit Vergnügen schraubte,
+Und doch--(wie man sich irren kann!)
+Von seiner Frau das beste glaubte.
+"Sie ist ein Ausbund aller Frommen,
+Und nur einmal in Wald gekommen,
+Den Pater Eremit zu sehn.
+Einmal! Was kann da viel geschehn?"
+So denkt der gütige Herr Richter.
+Denk immer so, zu deiner Ruh,
+Lacht gleich die Wahrheit und der Dichter,
+Und deine fromme Frau dazu.
+
+Nun tritt der Eremit vor ihn.
+"Mein Freund, wollt Ihr von selbst die nennen,
+Die--die Ihr kennt, und die Euch kennen:
+So könnt Ihr der Tortur entfliehn.
+Doch"--"Darum laß ich mich nicht plagen.
+Ich will sie alle sagen.
+Herr Richter, schreib Er nur!" Und wie?
+Der Eremit entdecket sie?
+Ein Eremite kann nicht schweigen?
+Sonst ist das Plaudern nur den Stutzern eigen.
+Der Richter schrieb. "Die erste war
+Kamilla"--"Wer? Kamilla?" "Ja fürwahr!
+Die andern sind: Sophia, Laura, Doris,
+Angelika, Korinna, Chloris"--
+"Der Henker mag sie alle fassen,
+Gemach! und eine nach der andern fein!
+Denn eine nur vorbei zu lassen"--
+"Wird wohl kein großer Schade sein",
+Fiel jeder Ratsherr ihm ins Wort.
+"Hört", schrieen sie, "erzählt nur fort!"
+Weil jeder Ratsherr in Gefahr,
+Sein eigen Weib zu hören war.
+"Ihr Herren", schrie der Richter, "nein!
+Die Wahrheit muß am Tage sein;
+Was können wir sonst für ein Urteil fassen?"
+"Ihn", schrieen alle, "gehn zu lassen."
+"Nein, die Gerechtigkeit"--und kurz der Delinquent
+Hat jede noch einmal genennt,
+Und jeder hing der Richter dann
+Ein loses Wort für ihren Hahnrei an.
+Das Hundert war schon mehr als voll;
+Der Eremit, der mehr gestehen soll,
+Stockt, weigert sich, scheut sich zu sprechen--
+"Nu, nu, nur fort! was zwingt Euch wohl,
+So unvermutet abzubrechen?"
+"Das sind sie alle!" "Seid Ihr toll?
+Ein Held wie Ihr! Gestehet nur, gesteht!
+Die letzten waren, wie Ihr seht:
+Klara, Pulcheria, Susanne,
+Charlotte, Mariane, Hanne.
+Denkt nach! ich laß Euch Zeit dazu!"
+"Das sind sie wirklich alle!" "Nu--
+Macht, eh wir schärfer in Euch dringen!"
+"Nein keine mehr; ich weiß genau_--
+"Ha! ha! ich seh, man soll Euch zwingen"--
+"Nun gut, Herr Richter,--Seine Frau"--
+
+*
+Daß man von der Erzählung nicht
+Als einem Weibermärchen spricht,
+So mach ich sie zum Lehrgedicht,
+Durch beigefügten Unterricht:
+Wer seines Nächsten Schande sucht,
+Wird selber seine Schande finden!
+Nicht wahr, so liest man mich mit Frucht?
+Und ich erzähle sonder Sünden?
+
+
+
+
+Der Hirsch und der Fuchs
+
+"Hirsch, wahrlich, das begreif ich nicht",
+Hört ich den Fuchs zum Hirsche sagen,
+"Wie dir der Mut so sehr gebricht?
+Der kleinste Windhund kann dich jagen.
+Besieh dich doch, wie groß du bist!
+Und sollt es dir an Stärke fehlen?
+Den größten Hund, so stark er ist,
+Kann dein Geweih mit einem Stoß entseelen.
+Uns Füchsen muß man wohl die Schwachheit übersehn;
+Wir sind zu schwach zum widerstehn.
+Doch daß ein Hirsch nicht weichen muß,
+Ist sonnenklar. Hör meinen Schluß.
+Ist jemand stärker, als sein Feind,
+Der braucht sich nicht vor ihm zurückzuziehen;
+Du bist den Hunden nun weit überlegen, Freund:
+Und folglich darfst du niemals fliehen."
+"Gewiß, ich hab es nie so reiflich überlegt.
+Von nun an", sprach der Hirsch, "sieht man mich unbewegt,
+Wenn Hund' und Jäger auf mich fallen;
+Nun widersteh ich allen."
+
+Zum Unglück, daß Dianens Schar
+So nah mit ihren Hunden war.
+Sie bellen, und sobald der Wald
+Von ihrem Bellen widerschallt,
+Fliehn schnell der schwache Fuchs und starke Hirsch davon.
+
+*
+Natur tut allzeit mehr, als Demonstration.
+
+
+
+
+Der Löwe und die Mücke
+
+Ein junger Held vom muntern Heere,
+Das nur der Sonnenschein belebt,
+Und das mit saugendem Gewehre
+Nach Ruhm gestochner Beulen strebt,
+Doch die man noch zum großen Glücke
+Durch zwei Paar Strümpfe hindern kann,
+Der junge Held war eine Mücke.
+Hört meines Helden Taten an!
+Auf ihren Kreuz- und Ritterzügen
+Fand sie, entfernt von ihrer Schar,
+Im Schlummer einen Löwen liegen,
+Der von der Jagd entkräftet war.
+Seht, Schwestern, dort den Löwen schlafen,
+Schrie sie die Schwestern gaukelnd an.
+Jetzt will ich hin, und will ihn strafen.
+Er soll mir bluten, der Tyrann!
+
+Sie eilt, und mit verwegnem Sprunge
+Setzt sie sich auf des Königs Schwanz.
+Sie sticht, und flieht mit schnellem Schwunge,
+Stolz auf den sauern Lorbeerkranz.
+Der Löwe will sich nicht bewegen?
+Wie? ist er tot? Das heiß ich Wut!
+Zu mördrisch war der Mücke Degen:
+Doch sagt, ob er nicht Wunder tut?
+
+"Ich bin es, die den Wald befreiet,
+Wo seine Mordsucht sonst getobt.
+Seht, Schwestern, den der Tiger scheuet,
+Der stirbt! Mein Stachel sei gelobt!"
+Die Schwestern jauchzen, voll Vergnügen,
+Um ihre laute Siegerin.
+Wie? Löwen, Löwen zu besiegen!
+Wie, Schwester, kam dir das in Sinn?
+
+"Ja, Schwestern, wagen muß man! wagen!
+Ich hätt es selber nicht gedacht.
+Auf! lasset uns mehr Feinde schlagen.
+Der Anfang ist zu schön gemacht."
+Doch unter diesen Siegesliedern,
+Da jede von Triumphen sprach,
+Erwacht der matte Löwe wieder,
+Und eilt erquickt dem Raube nach.
+
+
+
+
+Der Sperling und die Feldmaus
+
+Zur Feldmaus sprach ein Spatz: Sieh dort den Adler sitzen!
+Sieh, weil du ihn noch siehst! er wiegt den Körper schon;
+Bereit zum kühnen Flug, bekannt mit Sonn und Blitzen,
+Zielt er nach Jovis Thron.
+Doch wette,--seh ich schon nicht adlermäßig aus--
+Ich flieg ihm gleich.--Fleug, Prahler, rief die Maus.
+Indes flog jener auf, kühn auf geprüfte Schwingen;
+Und dieser wagts, ihm nachzudringen.
+Doch kaum, daß ihr ungleicher Flug
+Sie beide bis zur Höh gemeiner Bäume trug,
+Als beide sich dem Blick der blöden Maus entzogen,
+Und beide, wie sie schloß, gleich unermeßlich flogen.
+
+*
+Ein unbiegsamer F* will kühn wie Milton singen.
+Nach dem er Richter wählt, nach dem wirds ihm gelingen.
+
+
+
+
+Der Tanzbär
+
+Ein Tanzbär war der Kett entrissen,
+Kam wieder in den Wald zurück,
+Und tanzte seiner Schar ein Meisterstück
+Auf den gewohnten Hinterfüßen.
+"Seht", schrie er, "das ist Kunst; das lernt man in der Welt.
+Tut mir es nach, wenns euch gefällt,
+Und wenn ihr könnt!" "Geh", brummt ein alter Bär,
+"Dergleichen Kunst, sie sei so schwer,
+Sie sei so rar sie sei!
+Zeigt deinen niedern Geist und deine Sklaverei."
+
+*
+Ein großer Hofmann sein,
+Ein Mann, dem Schmeichelei und List
+Statt Witz und Tugend ist;
+Der durch Kabalen steigt, des Fürsten Gunst erstiehlt,
+Mit Wort und Schwur als Komplimenten spielt,
+Ein solcher Mann, ein großer Hofmann sein,
+Schließt das Lob oder Tadel ein?
+
+
+
+
+Der über uns
+
+Hans Steffen stieg bei Dämmerung (und kaum
+Konnt er vor Näschigkeit die Dämmerung erwarten)
+In seines Edelmannes Garten
+Und plünderte den besten Äpfelbaum.
+Johann und Hanne konnten kaum
+Vor Liebesglut die Dämmerung erwarten,
+Und schlichen sich in eben diesen Garten,
+Von ungefähr an eben diesen Äpfelbaum.
+
+Hans Steffen, der im Winkel oben saß
+Und fleißig brach und aß,
+Ward mäuschenstill, vor Wartung böser Dinge,
+Daß seine Näscherei ihm diesmal schlecht gelinge.
+Doch bald vernahm er unten Dinge,
+Worüber er der Furcht vergaß
+Und immer sachte weiter aß.
+
+Johann warf Hannen in das Gras.
+"O pfui," rief Hanne; "welcher Spaß!
+Nicht doch, Johann!--Ei was?
+Oh, schäme dich!--Ein andermal--o laß--
+Oh, schäme dich!--Hier ist es naß."--
+"Naß, oder nicht; was schadet das?
+Es ist ja reines Gras."--
+
+Wie dies Gespräche weiter lief,
+Das weiß ich nicht. Wer brauchts zu wissen?
+Sie stunden wieder auf und Hanne seufzte tief:
+"So, schöner Herr! heißt das bloß küssen?
+Das Männerherz! Kein einzger hat Gewissen!
+Sie könnten es uns so versüßen!
+Wie grausam aber müssen
+Wir armen Mädchen öfters dafür büßen!
+Wenn nun auch mir ein Unglück widerfährt--
+Ein Kind--ich zittre--wer ernährt
+Mir dann das Kind? Kannst du es mir ernähren?"
+"Ich?" sprach Johann; "die Zeit mags lehren.
+Doch wirds auch nicht von mir ernährt,
+Der über uns wirds schon ernähren,
+Dem über uns vertrau!"
+
+Dem über uns! Dies hörte Steffen.
+Was, dacht er, will das Pack mich äffen?
+Der über ihnen? Ei, wie schlau!
+"Nein!" schrie er: "laßt euch andre Hoffnung laben!
+Der über euch ist nicht so toll!
+Wenn ich ein Bankbein nähren soll:
+So will ich es auch selbst gedrechselt haben!"
+
+Wer hier erschrak und aus dem Garten rann,
+Das waren Hanne und Johann.
+Doch gaben bei dem Edelmann
+Sie auch den Äpfeldieb wohl an?
+Ich glaube nicht, daß sies getan.
+
+
+
+
+Der Wunsch zu sterben
+Eine Erzählung.
+
+
+Ein durch die Jagd ergrimmter Bär
+Latscht hinter einen Wandrer her.
+Aus Rache will er ihn zerreißen.
+(Das mag dem Wandrer wohl ein unverdientes Unglück heißen.)
+Aus Rache, dummes Tier? wird mancher Leser sprechen,
+Kannst du dich nicht an deinen Jägern rächen?
+O schimpft mir nicht das gute Vieh:
+Es folgt den Trieben nur; Vernunft regiert es nie.
+Es hat ja unter uns--was sagt ich? nein--bei Hunden
+Gewiß nicht wenige von gleicher Art gefunden.
+Geschwinde! Wanderer, geschwind und rette dich.
+Er läuft, der Bär läuft nach. Er schreit, will sich verstecken,
+Der Bär nicht faul, sucht ihn, bricht brummend durch die Hecken,
+Und jagt ihn wieder vor. Der ändert oft den Lauf;
+Bald rechts, bald vor, bald links. Doch alle diese Ränke
+Sind hier umsonst. Warum? Der Bär hat auch Gelenke.
+Gewiß so eine Jagd wär mir nicht lächerlich!
+Jedoch zu was wird sich der Wandrer nun entschließen?
+Er springt den nächsten Baum hinauf.
+Oh! das wird niemand wohl das beste Mittel nennen.
+Er mußte doch in aller Angst nicht wissen,
+Daß Bäre gleichfalls klettern können.
+Das tolle Tier erblickt es kaum,
+So stutzt es, brummt und kratzt den Baum,
+Es bäumt den schweren Leib, es setzt die Vordertatzen
+An Rind und Ästen ein, so schnell, als scheue Katzen.
+So langsam Gegenteils hebt es des Körpers Wucht;
+Doch kömmt es schon so hoch, daß der den Gipfel sucht.
+Was gibt uns oft die Angst nicht ein?
+Der Wandrer sucht des Feindes los zu sein.
+Er stößt, und stößt den Fuß mit voller Leibesstärke
+Dem Bäre vor den Kopf. Doch große Wunderwerke
+Tat dieses Stößchen nicht. Wie kann es anders sein?
+Wer Bäre töten will, braucht der den Fuß allein?
+Er taumelt nur, anstatt zu fallen,
+Und fasset schnell mit seinen Krallen
+Des Wandrers Fuß, der nach ihm stieß.
+Er hält ihn, wie ein Bär. Durch Zerren und durch Beißen
+Sucht er den Raub herabzureißen.
+Jedoch je mehr er riß, je mehr hält jener sich
+An Ästen fest und ritterlich.
+Wenn Witz und Tapferkeit uns nicht erretten kann,
+Beut oft das blinde Glück uns seine Rettung an.
+Der wütend plumpe Bär
+Ist für den dünnen Ast zu schwer;
+Der bricht, und er fällt schütternd schnell zu Boden.
+Der Fall bringt ihn fast um den Oden,
+Und keuchend schleicht er zornig fort.
+Von Schrecken, Furcht und Schmerzen eingenommen,
+Sieht kaum der Wanderer, daß er der Not entkommen.
+Nun lobt er wohl, durch jedes Wort,
+Mit zärtlich dankbarem Gemüte
+Des Himmels unverhoffte Güte?
+O weit gefehlet! nein! mit zitternd schwacher Sprache
+Flucht, lästert, schreiet er selbst wider GOtt um Rache.
+Er kriecht vom Baum herab und läßt sich murrend nieder.
+Sein nasses Auge sieht das Blut der wunden Glieder.
+Der Schmerz verführet ihn, daß er den Tod begehrt,
+Den Tod, vor dem er sich mit Fliehn und Schrein gewehrt.
+Bald flucht er auf den Bär, der ihn nicht ganz zerrissen;
+Bald flucht er auf sich selbst, daß er sich retten müssen.
+"O näh're dich, erwünschter Tod!
+Benimm mir Leben Schmerz und Not!
+Entführ mir dieser Wunsch doch mit dem letzten Hauche!"
+St! St! was raschelt dort, dort hinter jenem Strauche?
+Beglückter Wanderer! dein Wunsch ist schon erhört.
+Es kömmt ein neuer Bär, der dich im Klagen stört.
+Ein Bär? Erschrick nur nicht! Ein Bär.
+Ohn Zweifel schickt der Tod ihn her.
+Der Tod? Ja! ja, der Tod den du gewünschet hast,
+Gewünschet und erfleht. "Das ist ein schlimmer Gast.
+Der Henker! weiß er denn gar nichts von Komplimenten?
+Wenn meine Beine doch mich nur erretten könnten!"
+Mit Mühe sucht er aufzustehn;
+Doch kann er nicht vom Flecke gehn.
+Hier kam ihm schnell ein ander Mittel ein,
+Das ihm vorher nicht eingekommen.
+Er hatt es einst (zehn Jahre mocht es sein)
+Von einem Reisenden vernommen;
+Und hatt es nie, nur in der Not, vergessen,
+Daß Bäre selten Tote fressen.
+Sein Einfall wirft ihn hurtig nieder;
+Die schon vor Schrecken kalten Glieder
+Streckt er starr von sich weg, so sehr er immer kann,
+Und hält den Oden mühsam an.
+Der Bär beschnopert ihn, findt keines Lebens Spur,
+Mag sich an Toten nicht begnügen,
+Kehrt sittsam um, und brummet nur,
+Und läßt den Schalk in Ruhe liegen.
+Was ist bei dir ein Wunsch? Mein Freund, laß michs verstehen.
+Du wünschst den Tod: er kömmt; du suchst ihm zu entgehen.
+Steh auf! der Bär ist fort. Was fluchst du ihm noch nach?
+Zum Danke, daß er dir nicht Hals und Beine brach?
+Was soll die Lästerung? Verringert sie die Schmerzen?
+Noch wünschest du den Tod? Das geht dir wohl von Herzen?
+Nur schade, daß er dich vorhin so spotten sah:
+Sonst wär er wahrlich längst auf dein Ersuchen da.
+Der schwüle Tag vergeht; der Abend bricht herein.
+O könnt er, in geborstnen Feldern,
+Wie durch die Hitze matten Wäldern,
+Mein Wandrer, ebenfalls dir zur Erquickung sein!
+Man sieht die Luft, sich abzukühlen,
+Mit stummen Blitzen häufig spielen.
+"Oh!" schreit der Wanderer, "zög sich ein Wetter auf!
+O hemmten Blitz und Schlag mir Pein und Lebenslauf!"
+Schnell zeigt der Donnergott dem Wunsche sich gewogen.
+Des ganzen Himmels weite Ferne
+Verdeckt viel Dunst; die hellsten Sterne
+Sind schwarz mit Wolken überzogen,
+Schnell fährt der Blitz heraus, kracht hier und dort ein Schlag.
+Auf, Wandrer, freue dich! das ist dein Sterbetag!
+Nun wird der Tod auf Donnerkeilen
+Zu dir verlaßnem Armen eilen.
+Was scherzst du noch voll Furcht?--Ihr Freunde, gebt doch acht;
+Doch bitt ich, zwänget euch, daß ihr nicht drüber lacht...
+"Ja! das ist Pein--o stürb ich doch!--
+Komm Tod! komm doch--du zauderst noch?
+Jedoch hier mag ich wohl nicht allzusicher liegen?
+Ich habe ja einmal gehört,
+Wie die Erfahrung oft gelehrt,
+Daß Donner gern in Eichen schlügen.
+O machte mir ein Lorbeerbaum
+Doch unter seinen Ästen Raum.
+O weh! wie schmerzt das Bein! Erbarm dich doch o Tod!
+Jedoch dort schlug es ein--Nun ists die höchste Not,
+Soll mich das Wetter nicht verletzen,
+Mich schnell in Sicherheit zu setzen!"
+Geh! dummer Wandrer, geh! such einen sichern Ort;
+Und wünsche bald den Tod; bald wünsch ihn wieder fort.
+Mich soll dein Wankelmut der Menschen Zagheit lehren,
+Muß ich sie so, wie dich, verwegen wünschen hören.
+Glaubt, Freunde, glaubet mir! der ist ein weiser Mann,
+Der zwar das Leben liebt, doch mutig sterben kann!
+
+L. a. C.
+
+
+
+
+Die Bäre
+
+Den Bären glückt' es, nun schon seit geraumer Zeit,
+Mit Brummen, plumpem Ernst und stolzer Frömmigkeit,
+Das Sittenrichteramt, bei allen schwächern Tieren,
+Aus angemaßter Macht, gleich Wütrichen, zu führen.
+Ein jedes furchte sich, und keines war so kühn,
+Sich um die saure Pflicht nebst ihnen zu bemühn;
+Bis endlich noch im Fuchs der Patriot erwachte,
+Und hier und da ein Fuchs auf Sittensprüche dachte.
+Nun sah man beide stets auf gleiche Zwecke sehn;
+Und beide sah man doch verschiedne Wege gehn.
+Die Bäre wollen nur durch Strenge heilig machen;
+Die Füchse strafen auch, doch strafen sie mit Lachen.
+Dort brauchet man nur Fluch; hier brauchet man nur Scherz;
+Dort bessert man den Schein; hier bessert man das Herz.
+Dort sieht man Düsternheit; hier sieht man Licht und Leben;
+Dort nach der Heuchelei; hier nach der Tugend streben.
+Du, der du weiter denkst, fragst du mich nicht geschwind:
+Ob beide Teile wohl auch gute Freunde sind?
+O wären sies! Welch Glück für Tugend, Witz und Sitten!
+Doch nein, der arme Fuchs wird von dem Bär bestritten,
+Und, trotz des guten Zwecks, von ihm in Bann getan.
+Warum? der Fuchs greift selbst die Bäre tadelnd an.
+
+*
+Ich kann mich diesmal nicht bei der Moral verweilen;
+Die fünfte Stunde schlägt; ich muß zum Schauplatz eilen.
+Freund, leg die Predigt weg! Willst du nicht mit mir gehn?
+Was spielt man? Den Tartüff. Dies Schandstück sollt ich sehn?
+
+
+
+
+Die Brille
+
+Dem alten Freiherrn von Chrysant,
+Wagts Amor, einen Streich zu spielen.
+Für einen Hagestolz bekannt,
+Fing, um die Sechzig, er sich wieder an zu fühlen.
+Es flatterte, von Alt und Jung begafft,
+Mit Reizen ganz besondrer Kraft,
+Ein Bürgermädchen in der Nachbarschaft.
+Dies Bürgermädchen hieß Finette.
+Finette ward des Freiherrn Siegerin.
+Ihr Bild stand mit ihm auf, und ging mit ihm zu Bette.
+Da dacht in seinem Sinn
+Der Freiherr: "Und warum denn nur ihr Bild?
+Ihr Bild, das zwar den Kopf, doch nicht die Arme füllt?
+Sie selbst steh mit mir auf, und geh mit mir zu Bette.
+Sie werde meine Frau! Es schelte, wer da schilt;
+Genädge Tant und Nicht und Schwägerin!
+Finett ist meine Frau, und--ihre Dienerin."
+
+Schon so gewiß? Man wird es hören.
+Der Freiherr kömmt, sich zu erklären,
+Er greift das Mädchen bei der Hand,
+Tut, wie ein Freiherr, ganz bekannt,
+Und spricht: "Ich, Freiherr von Chrysant,
+Ich habe Sie, mein Kind, zu meiner Frau ersehen.
+Sie wird sich hoffentlich nicht selbst im Lichte stehen.
+Ich habe Guts die Hüll und Fülle."
+Und hierauf las er ihr, durch eine große Brille,
+Von einem großen Zettel ab,
+Wie viel ihm Gott an Gütern gab;
+Wie reich er sie beschenken wolle;
+Welch großen Witwenschatz sie einmal haben solle.
+Dies alles las der reiche Mann
+Ihr von dem Zettel ab, und guckte durch die Brille
+Bei jedem Punkte sie begierig an.
+
+"Nun, Kind, was ist Ihr Wille?"
+Mit diesen Worten schwieg der Freiherr stille,
+Und nahm mit diesen Worten seine Brille
+(Denn, dacht er, wird das Mädchen nun
+So wie ein kluges Mädchen tun;
+Wird mich und sie ihr schnelles Ja beglücken;
+Werd ich den ersten Kuß auf ihre Lippen drücken:
+So könnt ich, im Entzücken,
+Die teure Brille leicht zerknicken!)
+Die teure Brille wohlbedächtig ab.
+
+Finette, der dies Zeit sich zu bedenken gab,
+Bedachte sich, und sprach nach reiflichem Bedenken:
+"Sie sprechen, gnädger Herr, vom Freien und vom Schenken:
+Ach! gnädger Herr, das alles wär sehr schön!
+Ich würd in Samt und Seide gehn--
+Was gehn? Ich würde nicht mehr gehn;
+Ich würde stolz mit Sechsen fahren.
+Mir würden ganze Scharen
+Von Dienern zu Gebote stehn.
+Ach! wie gesagt, das alles wär sehr schön,
+Wenn ich--wenn ich--"
+
+"Ein Wenn? Ich will doch sehn",
+(Hier sahe man den alten Herrn sich blähn,)
+"Was für ein Wenn mir kann im Wege stehn!"
+
+"Wenn ich nur nicht verschworen hätte--"
+"Verschworen? was? Finette,
+Verschworen nicht zu frein?--
+O Grille", rief der Freiherr, "Grille!"
+Und griff nach seiner Brille,
+Und nahm das Mädchen durch die Brille
+Nochmals in Augenschein,
+Und rief beständig: "Grille! Grille!
+Verschworen nicht zu frein!"
+
+"Behüte!" sprach Finette,
+"Verschworen nur mir keinen Mann zu frein,
+Der so, wie Ihre Gnaden pflegt,
+Die Augen in der Tasche trägt!"
+
+
+
+
+Die eheliche Liebe
+
+Klorinde starb; sechs Wochen drauf
+Gab auch ihr Mann das Leben auf,
+Und seine Seele nahm aus diesem Weltgetümmel
+Den pfeilgeraden Weg zum Himmel.
+"Herr Petrus", rief er, "aufgemacht!"
+"Wer da?"--"Ein wackrer Christ."--
+"Was für ein wackrer Christ?"--
+"Der manche Nacht,
+Seitdem die Schwindsucht ihn aufs Krankenbette brachte,
+In Furcht, Gebet und Zittern wachte.
+Macht bald!"--Das Tor wird aufgetan.
+"Ha! ha! Klorindens Mann!
+Mein Freund", spricht Petrus, "nur herein;
+Noch wird bei Eurer Frau ein Plätzchen ledig sein."
+"Was? meine Frau im Himmel? wie?
+Klorinden habt Ihr eingenommen?
+Lebt wohl! habt Dank für Eure Müh!
+Ich will schon sonst wo unterkommen."
+
+
+
+
+Die kranke Pulcheria
+Freie Übersetzung einer Erzählung aus dem Fontaine
+
+
+Pulcheria ward krank... "Vielleicht die Lust zu büßen,
+Die..." Pfui, wer wird nun gleich so voller Argwohn sein?
+Schweigt, Neider! hört mir zu! ich lenke wieder ein.
+Pulcheria ward krank. Unruhig im Gewissen,
+Ließ ihr der Schmerz manchmal, die Schwermut niemals Ruh.
+"Wie? Was? Pulcheria wär melancholisch worden?
+Sprich, Lügner, lieber gar, sie trat in Nonnenorden."
+Schon wieder stört ihr mich? Schweigt doch, und hört mir zu!
+Als sie einst ihre Not zu lauten Seufzern trieb,
+Sprach Lady, ihre Magd: "Laßt doch den Priester holen;
+Legt dem die Beichte ab, so seid Ihr GOtt empfohlen;
+Und beichten müsset Ihr, ist Euch der Himmel lieb."
+"Ja dieser Rat ist gut", spricht unsre kranke Schöne.
+"Lauf, oder schicke gleich zum Pater Andres hin;
+Andres--merks wohl--weil ich auch sonst sein Beichtkind bin,
+So oft ich mich mit dir, o lieber GOtt! versöhne."
+Gleich läuft ein Diener hin, klopft an das Kloster an,
+Und so, als wenn das Tor davon zerspringen solle.
+"Nu, Nu! Gemach! Gemach!" Man fragt, zu wem er wolle?
+"Je, macht nur erstlich auf." Das Tor wird aufgetan.
+"Der Pater Andres wird zu meiner Frau begehret,
+Die gerne beichten will, weil sie bald sterben kann."
+"Wer?" fragt ein Bruder ihn; "Andres? der gute Mann!
+Zehn Jahr ists schon, daß der im Himmel Beichte höret."
+
+L.
+
+
+
+
+Die Nuß und die Katze
+Eine Fabel.
+
+
+"Gewiß, Herr Wirt, dies Obst ist nicht für meinen Magen.
+Denn wenn ich mir, es frei zu sagen,
+Ja eine Baumfrucht loben muß,
+So lob ich mir die welsche Nuß.
+Die schmeckt doch noch!--Bei meiner Treu!
+Der zartste Apfel kömmt der Nuß, der Nuß nicht bei."
+Ein Kätzchen, das der Wirtin Liebe
+Nie mit Gewalt zum Mausen triebe,
+Und itzt in ihrem Schoße saß,
+War schlau, vernahm und merkte das.
+"Was?" dacht es, "eine Nuß soll so vortrefflich schmecken?
+Halt! diese Wahrheit soll mein Maul gleich selbst entdecken."
+Es sprang vom Schoße weg, und lief dem Garten zu.
+Nu, Katze, nu, wie dumm bist du!
+Der schönen Chloris Schoß um eine Nuß zu lassen?
+Wärst du ein junger Herr, wie würde sie dich hassen!
+Nein, Schönen, räumet mir nur diesen Ort erst ein;
+So wahr er mich ergetzt, ich will kein Kätzchen sein.
+Doch dieses sag ich nur so im Vorübergehen.
+Horcht! ich erzähle fort. Beim Garten blieb ich stehen?
+Nicht? Ja. Wohl gut. Hier fand der Katze Lüsternheit
+Beim nächsten Nußbaum nun, worauf sie sich gefreut.
+Wollt ihr etwan ein Bild zu meiner Fabel malen:
+So malt die Nüsse ja noch in den grünen Schalen,
+Die unsre Katze fand. Darauf kömmt alles an.
+Denn als sie kaum darein den ersten Biß getan,
+So schnaubt und sprudelt sie, als wenn sie Glas gefressen.
+"Dich", spricht sie, "lobt der Mensch: so mag er dich auch essen.
+Oh! pfui, was muß er nicht für eine Zunge haben!
+An solcher Säure sich zu laben!"
+
+*
+O schweig nur dummes Tier!
+Du schmähst zur Ungebühr,
+Du hättest auf den Kern nur erstlich kommen sollen,
+Denn den, die Schale nicht, hat Lydas loben wollen!
+
+L.
+
+
+
+
+Die Sonne
+
+Der Stern, durch den es bei uns tagt--
+"Ach! Dichter, lern, wie unsereiner sprechen!
+Muß man, wenn du erzählst,
+Und uns mit albern Fabeln quälst,
+Sich denkend noch den Kopf zerbrechen?"
+Nun gut! die Sonne ward gefragt:
+Ob sie es nicht verdrösse,
+Daß ihre unermeßne Größe
+Die durch den Schein betrogne Welt
+Im Durchschnitt größer kaum, als eine Spanne, hält?
+"Mich", spricht sie, "sollte dieses kränken?
+Wer ist die Welt? wer sind sie, die so denken?
+Ein blind Gewürm! Genug, wenn jene Geister nur,
+Die auf der Wahrheit dunkeln Spur,
+Das Wesen von dem Scheine trennen,
+Wenn diese mich nur besser kennen!"
+
+*
+Ihr Dichter, welche Feur und Geist
+Des Pöbels blödem Blick entreißt,
+Lernt, will euch mißgeschätzt des Lesers Kaltsinn kränken,
+Zufrieden mit euch selbst, stolz wie die Sonne denken!
+
+
+
+
+Die Teilung
+
+An seiner Braut, Fräulein Christinchens, Seite
+Saß Junker Bogislav Dietrich Karl Ferdinand
+Von--sein Geschlecht bleibt ungenannt--
+Und tat, wie alle seine Landesleute,
+Die Pommern, ganz abscheulich witzig und galant.
+Was schwatzte nicht für zuckersüße Schmeicheleien
+Der Junker seinem Fräulein vor!
+Was raunte nicht für kühne Schelmereien
+Er ihr vertraut ins Ohr?
+Mund, Aug und Nas und Brust und Hände,
+Ein jedes Glied macht ihn entzückt,
+Bis er, entzückt auch über Hüft und Lende,
+Den plumpen Arm um Hüft und Lende drückt,
+Das Fräulein war geschnürt (vielleicht zum ersten Male)
+"Ha!" schrie der Junker; "wie geschlank!
+Ha, welch ein Leib! verdammt, daß ich nicht male!
+Als käm er von der Drechselbank!
+So dünn!--Was braucht es viel zu sprechen?
+Ich wette gleich--was wetten wir? wie viel?
+Ich will ihn voneinander brechen!
+Mit den zwei Fingern will ich ihn zerbrechen,
+Wie einen Pfeifenstiel!"
+
+"Wie?" rief das Fräulein; "wie? zerbrechen?
+Zerbrechen" (rief sie nochmals) "mich?
+Sie könnten sich an meinem Latze stechen.
+Ich bitte, Sie verschonen sich."
+
+"Beim Element! so will ichs wagen,"
+Schrie Junker Bogislav, "wohlan!"
+Und hatte schon die Hände kreuzweis angeschlagen,
+Und packte schon heroisch an;
+Als schnell ein: "Bruder! Bruder, halt!"
+Vom Ofen her aus einem Winkel schallt.
+
+In diesem Winkel saß, vergessen, nicht verloren,
+Des Bräutgams jüngster Bruder, Fritz.
+Fritz saß mit offnen Aug und Ohren,
+Ein Kind voll Mutterwitz.
+
+"Halt!" schrie er, "Bruder! Auf ein Wort!"
+Und zog den Bruder mit sich fort.
+"Zerbrichst du sie, die schöne Docke,
+So nimm die Oberhälfte dir!
+Die Hälfte mit dem Unterrocke,
+Die, lieber Bruder, schenke mir!"
+
+
+
+
+Faustin
+
+
+Faustin, der ganze funfzehn Jahr
+Entfernt von Haus und Hof und Weib und Kindern war,
+Ward, von dem Wucher reich gemacht,
+Auf seinem Schiffe heimgebracht.
+"Gott", seufzt der redliche Faustin,
+Als ihm die Vaterstadt in dunkler Fern erschien,
+"Gott, strafe mich nicht meiner Sünden,
+Und gib mir nicht verdienten Lohn!
+Laß, weil du gnädig bist, mich Tochter, Weib und Sohn
+Gesund und fröhlich wieder finden."
+So seufzt Faustin, und Gott erhört den Sünder.
+Er kam, und fand sein Haus in Überfluß und Ruh.
+Er fand sein Weib und seine beiden Kinder,
+Und--Segen Gottes!--zwei dazu.
+
+
+
+
+Morydan
+
+
+Das Schiff, wo Morydan mit Weib und Kindern war
+Kam plötzlich in Gefahr.
+"Ach Götter, lasset euch bewegen!
+Befehlt", schrie Morydan, "daß See und Sturm sich legen.
+Nur diesmal lasset mich der nassen Gruft entfliehn;
+Nie, nie, gelob ich euch, mehr übers Meer zu ziehn!
+Neptun, erhöre mich!
+Sechs schwarze Rinder schenk ich dir
+Zum Opfer dankbar froh dafür!"
+"Sechs schwarze Rinder?" rief Mondar,
+Sein Nachbar der zugegen war.
+"Sechs schwarze Rinder? Bist du toll?
+Mir ist es ja, mir ist es schon bekannt,
+Daß solchen Reichtum dir das Glück nicht zugewandt,
+Und glaubst doch, daß es Gott Neptun nicht wissen soll?"
+
+*
+Wie oft, o Sterblicher, wie ofte trauest du
+Der Gottheit weniger als deinem Nachbar zu!
+
+
+
+
+Nix Bodenstrom
+
+
+Nix Bodenstrom, ein Schiffer, nahm--
+War es in Hamburg oder Amsterdam,
+Daran ist wenig oder nichts gelegen--
+Ein junges Weib.
+"Das ist auch sehr verwegen,
+Freund!" sprach ein Kaufherr, den zum Hochzeitschmause
+Der Schiffer bat. "Du bist so lang und oft von Hause;
+Dein Weibchen bleibt indes allein:
+Und dennoch--willst du mit Gewalt denn Hahnrei sein?
+Indes, daß du zur See dein Leben wagst,
+Indes, daß du in Surinam, am Amazonenflusse,
+Dich bei den Hottentotten, Kannibalen plagst:
+Indes wird sie--"
+
+"Mit Eurem schönen Schlusse!"
+Versetzte Nix. "Indes, indes! Ei nun!
+Das nämliche kann Euer Weibchen tun--
+Denn, Herr, was brauchts dazu für Zeit?
+Indes Ihr auf der Börse seid."
+
+
+Ende dieses Projekt Gutenberg Etextes Fabeln und Erzählungen, von
+Gotthold Ephraim Lessing.
+
+
+
+
+
+
+End of the Project Gutenberg EBook of Fabeln und Erzaehlungen
+by Gotthold Ephraim Lessing
+
+*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK FABELN UND ERZAEHLUNGEN ***
+
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+Produced by Delphine Letttau
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+Project Gutenberg eBooks are often created from several printed
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+Information about Project Gutenberg (one page)
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+We produce about two million dollars for each hour we work. The
+time it takes us, a rather conservative estimate, is fifty hours
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+searched and analyzed, the copyright letters written, etc. Our
+projected audience is one hundred million readers. If the value
+per text is nominally estimated at one dollar then we produce $2
+million dollars per hour in 2002 as we release over 100 new text
+files per month: 1240 more eBooks in 2001 for a total of 4000+
+We are already on our way to trying for 2000 more eBooks in 2002
+If they reach just 1-2% of the world's population then the total
+will reach over half a trillion eBooks given away by year's end.
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+The Goal of Project Gutenberg is to Give Away 1 Trillion eBooks!
+This is ten thousand titles each to one hundred million readers,
+which is only about 4% of the present number of computer users.
+
+Here is the briefest record of our progress (* means estimated):
+
+eBooks Year Month
+
+ 1 1971 July
+ 10 1991 January
+ 100 1994 January
+ 1000 1997 August
+ 1500 1998 October
+ 2000 1999 December
+ 2500 2000 December
+ 3000 2001 November
+ 4000 2001 October/November
+ 6000 2002 December*
+ 9000 2003 November*
+10000 2004 January*
+
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+The Project Gutenberg Literary Archive Foundation has been created
+to secure a future for Project Gutenberg into the next millennium.
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+We need your donations more than ever!
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+As of February, 2002, contributions are being solicited from people
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+Delaware, District of Columbia, Florida, Georgia, Hawaii, Illinois,
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+Dakota, Tennessee, Texas, Utah, Vermont, Virginia, Washington, West
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+(Three Pages)
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