diff options
| author | Roger Frank <rfrank@pglaf.org> | 2025-10-15 05:30:35 -0700 |
|---|---|---|
| committer | Roger Frank <rfrank@pglaf.org> | 2025-10-15 05:30:35 -0700 |
| commit | 37f7a49924e192d372f397fced0def300fd3c812 (patch) | |
| tree | db5fcf81ae2438bc7261a6a1f49f71c73af60e5a | |
| -rw-r--r-- | .gitattributes | 3 | ||||
| -rw-r--r-- | 7945-8.txt | 5145 | ||||
| -rw-r--r-- | 7945-8.zip | bin | 0 -> 53924 bytes | |||
| -rw-r--r-- | LICENSE.txt | 11 | ||||
| -rw-r--r-- | README.md | 2 |
5 files changed, 5161 insertions, 0 deletions
diff --git a/.gitattributes b/.gitattributes new file mode 100644 index 0000000..6833f05 --- /dev/null +++ b/.gitattributes @@ -0,0 +1,3 @@ +* text=auto +*.txt text +*.md text diff --git a/7945-8.txt b/7945-8.txt new file mode 100644 index 0000000..5b87dc9 --- /dev/null +++ b/7945-8.txt @@ -0,0 +1,5145 @@ +The Project Gutenberg EBook of Medea, by Franz Grillparzer +#3 in our series by Franz Grillparzer + +Copyright laws are changing all over the world. Be sure to check the +copyright laws for your country before downloading or redistributing +this or any other Project Gutenberg eBook. + +This header should be the first thing seen when viewing this Project +Gutenberg file. Please do not remove it. Do not change or edit the +header without written permission. + +Please read the "legal small print," and other information about the +eBook and Project Gutenberg at the bottom of this file. Included is +important information about your specific rights and restrictions in +how the file may be used. You can also find out about how to make a +donation to Project Gutenberg, and how to get involved. + + +**Welcome To The World of Free Plain Vanilla Electronic Texts** + +**eBooks Readable By Both Humans and By Computers, Since 1971** + +*****These eBooks Were Prepared By Thousands of Volunteers!***** + + +Title: Medea + +Author: Franz Grillparzer + +Release Date: April, 2005 [EBook #7945] +[Yes, we are more than one year ahead of schedule] +[This file was first posted on June 3, 2003] + +Edition: 10 + +Language: German + +Character set encoding: iso-8859-1 + +*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK MEDEA *** + + + + +Produced by Delphine Lettau and Mike Pullen + + + + +This Etext is in German. + +This book content was graciously contributed by the Gutenberg Projekt-DE. +That project is reachable at the web site http://gutenberg.spiegel.de/. + +Dieses Buch wurde uns freundlicherweise vom "Gutenberg Projekt-DE" +zur Verfügung gestellt. Das Projekt ist unter der Internet-Adresse +http://gutenberg.spiegel.de/ erreichbar. + + + + +Medea + +Franz Grillparzer + +Trauerspiel in fünf Aufzügen + + +Personen: + +Kreon, König von Korinth +Kreusa, seine Tochter +Jason +Medea +Gora, Medeens Amme +Ein Herold der Amphiktyonen +Ein Landmann +Diener und Dienerinnen +Medeens Kinder + + + + +Erster Aufzug + +(Vor den Mauern von Korinth. Links im Mittelgrunde ein Zelt +aufgeschlagen. Im Hintergrunde das Meer, an dem sich auf einer +Landspitze ein Teil der Stadt hinzieht. Früher Morgen noch vor +Tages Anbruch. Dunkel.) + +(Ein Sklave steht rechts im Vorgrunde in einer Grube, mit der +Schaufel grabend und Erde auswerfend. Medea auf der andern Seite, +vor ihr eine schwarze, seltsam mit Gold verzierte Kiste, in welche +sie mancherlei Gerät während des Folgenden hineinlegt.) + +Medea. +Bist du zu Ende? + +Sklave. +Gleich, Gebieterin! + +(Gora tritt aus dem Zelte und bleibt in der Entfernung stehen.) + +Medea. +Zuerst den Schleier und den Stab der Göttin; +Ich werd euch nicht mehr brauchen, ruhet hier. +Die Zeit der Nacht, der Zauber ist vorbei +Und was geschieht, ob Schlimmes oder Gutes, +Es muß geschehn am offnen Strahl des Lichts. +Dann dies Gefäß: geheime Flammen birgt's, +Die den verzehren, der's unkundig öffnet; +Dies andere, gefüllt mit gähem Tod; +Hinweg ihr aus des heitern Lebens Nähe! +Noch manches Kraut, manch dunkel-kräft'ger Stein, +Der ihr entsprangt, der Erde geb ich euch. + +(Aufstehend.) + +So. Ruhet hier verträglich und auf immer! +Das Letzte fehlt noch und das Wichtigste. + +(Der Sklave, der unterdes aus der Grube heraufgestiegen ist und +sich hinter Medeen, das Ende ihrer Beschäftigung abwartend, +gestellt hat, greift jetzt, um zu helfen, nach einem, an einer +Lanze befestigten, Verhülltem, das an einem Baume hinter Medeen +lehnt; die Hülle fällt auseinander, das Banner mit dem Vliese +leuchtet strahlend hervor.) + +Sklave (das Banner anfassend). +Ist's dieses hier? + +Medea. +Halt ein! Enthüll es nicht!-- +Laß dich noch einmal schaun, verderblich Gastgeschenk! +Du Zeuge von der Meinen Untergang, +Besprützt mit meines Vaters, Bruders Blut, +Du Denkmal von Medeens Schmach und Schuld. + +(Sie tritt mit dem Fuße auf den Schaft, daß er entzweibricht.) + +So brech ich dich und senke dich hinab +In Schoß der Nacht, dem dräuend du entstiegen. + +(Sie legt das gebrochene Banner zu dem andern Gerät in die Kiste +und schließt den Deckel.) + +Gora (vortretend). +Was tust du hier? + +Medea (umblickend). +Du siehst's. + +Gora. +Vergraben willst du +Die Zeichen eines Dienstes, der Schutz dir gab +Und noch dir geben kann? + +Medea. +Der Schutz mir gab? +Weil mehr nicht Schutz er gibt, als er mir gab, +Vergrab ich sie. Ich bin geschützt genug. + +Gora. +Durch deines Gatten Liebe? + +Medea (zum Sklaven). +Bist du fertig? + +Sklave. +Gebiet'rin ja! + +Medea. +So komm! + +(Sie faßt die Kiste bei einer Handhabe, der Sklave bei der andern, +und so tragen beide sie zur Grube.) + +Gora (von ferne stehend). +O der Beschäftigung +Für eines Fürsten fürstlich hohe Tochter! + +Medea. +Scheint's dir für mich zu hart, was hilfst du nicht? + +Gora. +Jasons Magd bin ich, nicht die deine; +Seit wann dient eine Sklavin der andern? + +Medea (zum Sklaven). +Jetzt senk sie ein und wirf die Erde zu! + +(Der Sklave läßt die Kiste in die Grube hinab und wirft mit der +Schaufel Erde darüber. Medea kniet dabei.) + +Gora (im Vorgrunde stehend). +O laßt mich sterben, Götter meines Landes, +Damit ich nicht mehr sehn muß was ich sehe! +Doch vorher schleudert euren Rachestrahl +Auf den Verräter, der uns dies getan! +Laßt mich ihn sterben sehn, dann tötet mich! + +Medea. +Es ist getan. Nun stampf den Boden fest +Und geh! Ich weiß, du wahrest mein Geheimnis, +Du bist ein Kolcher und ich kenne dich. + +(Der Sklave geht.) + +Gora (mit grimmigen Hohn nachrufend). +Verrat's nicht eurem Herrn, sonst weh euch beiden!-- +Hast du vollendet? + +Medea (zu ihr tretend). +Ja.--Nun bin ich ruhig. + +Gora. +Und auch das Vlies vergrubst du? + +Medea. +Auch das Vlies. + +Gora. +So ließt ihr es in Jolkos nicht zurück +Bei deines Gatten Ohm? + +Medea. +Du sahst es hier. + +Gora. +Es blieb dir also und du vergrubst es +Und so ist's abgetan und aus! +Weggehaucht die Vergangenheit, +Alles Gegenwart, ohne Zukunft. +Kein Kolchis gab's und keine Götter sind, +Dein Vater lebte nie, dein Bruder starb nicht: +Weil du's nicht denkest mehr, ist's nie gewesen! +So denk denn auch, du seist nicht elend, denk +Dein Gatte, der Verräter, liebte dich; +Vielleicht geschieht es! + +Medea (heftig). +Gora! + +Gora. +Was? +Meinst du ich schwiege? +Die Schuldige mag schweigen und nicht ich! +Hast du mich hergelockt aus meiner Heimat +In deines trotz'gen Buhlen Sklaverei, +Wo ich, in Fesseln meine freien Arme, +Die langen Nächte kummervoll verseufze, +Und jeden Morgen zu der neuen Sonne +Mein graues Haar verfluch und meines Alters Tage, +Ein Ziel des Spotts, ein Wegwurf der Verachtung, +An allem Mangel leidend als an Schmerz, +So mußt du mich auch hören, wenn ich rede. + +Medea. +So sprich! + +Gora. +Was ich vorhergesagt, es ist geschehen! +Kaum ist's ein Mond, daß euch das Meer von sich stieß, +Unwillig, den Verführer, die Verführte, +Und schon flieht euch die Welt, folgt euch der Abscheu. +Ein Greuel ist die Kolcherin dem Volke, +Ein Schrecken die Vertraute dunkler Mächte, +Wo du dich zeigst weicht alles scheu zurück +Und flucht dir. Mög' der Fluch sie selber treffen! +Auch den Gemahl, der Kolcherfürstin Gatten, +Sie hassen ihn um dein-, um seinetwillen. +Der Oheim schloß die Tür ihm seines Hauses, +Die eigne Vaterstadt hat ihn verbannt, +Als jener Oheim starb, man weiß nicht wie, +Kein Haus ist ihm, kein Ruhplatz, keine Stätte: +Was denkst du nun zu tun? + +Medea. +Ich bin sein Weib! + +Gora. +Und denkest nun zu tun? + +Medea. +Zu folgen ihm +In Not und Tod. + +Gora. +In Not und Tod, ja wohl! +Aietes' Tochter in ein Bettlerhaus! + +Medea. +Laß uns die Götter bitten um ein einfach Herz, +Gar leicht erträgt sich dann ein einfach Los! + +Gora (grimmig lachend). +Haha! Und dein Gemahl? + +Medea. +Es tagt. Komm fort! + +Gora. +Weichst du mir aus? Ha, du entgehst mir nicht! +Der einz'ge lichte Punkt in meinem Jammer +Ist, daß ich seh, an unserm Beispiel seh, +Daß Götter sind und daß Vergeltung ist. +Bewein dein Unglück und ich will dich trösten, +Allein verkennen sollst du's frevelnd nicht +Und leugnen die Gerechtigkeit da droben, +Da du die Strafe leugnest, deinen Schmerz. +Auch muß ein Übel klar sein, will man's heilen! +Dein Gatte, sprich! ist er derselbe noch? + +Medea. +Was sonst? + +Gora. +O spiel mit Worten nicht! +Ist er derselbe, der dich stürmend freite, +Der, dich zu holen, drang durch hundert Schwerter, +Derselbe, der auf langer Überfahrt, +Den Widerstand besiegte der Betrübten, +Die sterben wollte, Nahrung von sich weisend, +Und sie nur allzuschnell bezwang mit seiner Glut? +Ist er derselbe noch? Ha bebst du? Bebe! +Ihm graut vor dir, er scheut dich, flieht dich, haßt dich, +Wie du die Deinen, so verrät er dich! +Grab ein, grab ein die Zeichen deiner Tat, +Die Tat begräbst du nicht! + +Medea. +Schweig! + +Gora. +Nein! + +Medea (sie hart am Arm anfassend). +Schweig, sag ich!-- +Was rasest du in deiner tollen Wut? +Laß uns erwarten was da kommt, nicht rufen. +So wär' denn immer da, was einmal dagewesen +Und alles Gegenwart?--Der Augenblick, +Wenn er die Wiege einer Zukunft ist +Warum nicht auch das Grab einer Vergangenheit? +Geschehen ist, was nie geschehen sollte, +Und ich bewein's und bittrer als du denkst, +Doch soll ich drum, ich selbst, mich selbst vernichten? +Klar sei der Mensch und einig mit der Welt! +In andre Länder, unter andre Völker +Hat uns ein Gott geführt in seinem Zorn, +Was recht uns war daheim, nennt man hier unrecht, +Und was erlaubt, verfolgt man hier mit Haß; +So laß uns denn auch ändern Sitt' und Rede +Und dürfen wir nicht sein mehr was wir wollen, +So laß uns, was wir können mind'stens sein. +Was mich geknüpft an meiner Väter Heimat +Ich hab es in die Erde hier versenkt; +Die Macht, die meine Mutter mir vererbte, +Die Wissenschaft geheimnisvoller Kräfte, +Der Nacht, die sie gebar, gab ich sie wieder +Und schwach, ein schutzlos, hilfbedürftig Weib +Werf ich mich in des Gatten offne Arme; +Er hat die Kolcherin gescheut, die Gattin +Wird er empfangen, wie's dem Gatten ziemt. +Der Tag bricht an--mit ihm ein neues Leben! +Was war, soll nicht mehr sein; was ist, soll bleiben! +Du aber milde, mütterliche Erde +Verwahre treu das anvertraute Gut. + +(Sie gehen auf das Zelt zu; es öffnet sich und Jason tritt heraus +mit einem korinthischen Landmann, hinter ihm ein Sklave.) + +Jason. +Sprachst du den König selbst? + +Landmann. +Jawohl, o Herr! + +Jason. +Was sagtest du? + +Landmann. +Es harre jemand außen, +Ihm wohlbekannt und gastbefreundet zwar, +Doch der nicht eher trete bei ihm ein, +Umringt von Feinden, von Verrat umstellt, +Bis er ihm Fried' gelobt und Sicherheit. + +Jason. +Und seine Antwort? + +Landmann. +Er wird kommen, Herr! +Ein Fest Poseidons feiern sie hier außen, +Am offnen Strand des Meeres Opfer bringend, +Der König folgt dem Zug mit seiner Tochter, +Da, im Vorübergehen, spricht er dich. + +Jason. +So, es ist gut! Hab Dank! + +Medea (hinzutretend). +Sei mir gegrüßt! + +Jason. +Du auch. + +(Zum Sklaven.) + +Ihr aber geht, du und die andern, +Und brechet grüne Zweige von den Bäumen, +Wie's Brauch hier Landes bei den Flehenden. +Und haltet ruhig euch und, still. Hörst du? +Genug! + +(Der Landmann und der Sklave gehen.) + +Medea. +Du bist beschäftigt? + +Jason. +Ja. + +Medea. +Du gönnst +Dir keine Ruh'! + +Jason. +Ein Flüchtiger und Ruh'? +Weil er nicht Ruh' hat ist er eben flüchtig. + +Medea. +Du schliefst nicht heute nacht, du gingst hinaus +Und walltest einsam durch die Finsternis. + +Jason. +Ich lieb die Nacht, der Tag verletzt mein Aug'. + +Medea. +Auch sandtest Boten du zum König hin; +Nimmt er uns auf? + +Jason. +Erwartend weil ich hier. + +Medea. +Er ist dir freund. + +Jason. +Er war's. + +Medea. +Willfahren wird er. + +Jason. +Verpesteter Gemeinschaft weicht man aus.-- +Du weißt ja doch, daß alle Welt uns flieht +Daß selbst des falschen Pelias, meines Oheims, Tod, +Des Frevlers, den ein Gott im Grimm erwürgte, +Daß mir das Volk ihn Schuld gibt, deinem Gatten, +Dem Heimgekehrtem aus dem Zauberlande? +Weißt du es nicht? + +Medea. +Ich weiß. + +Jason. +Wohl Grunds genug, +Zu wandeln und zu wachen in der Nacht!-- +Doch was trieb dich schon vor der Sonn' empor? +Was suchst du in der Finsternis?--Ei ja! +Riefst alte Freund' aus Kolchis? + +Medea. +Nein. + +Jason. +Gewiß nicht? + +Medea. +Ich sagte: nein. + +Jason. +Ich aber sage dir, +Du tust sehr wohl wenn du es unterläßt! +Brau nicht aus Kräutern Säfte, Schlummertrank, +Sprich nicht zum Mond, stör nicht die Toten, +Man haßt das hier und ich--ich haß es auch! +In Kolchis sind wir nicht, in Griechenland, +Nicht unter Ungeheuern, unter Menschen! Allein ich weiß, du tust's +von nun nicht mehr, +Du hast's versprochen und du hältst es auch. +Der rote Schleier da auf deinem Haupt, +Er rief vergangne Bilder mir zurück. +Warum nimmst du die Tracht nicht unsers Landes? +Wie ich ein Kolcher war auf Kolchis' Grund, +Sei eine Griechin du in Griechenland. +Wozu Erinnrung suchen des Vergangnen? +Von selbst erinnert es sich schon genug! + +(Medea nimmt schweigend den Schleier ab und gibt ihn Goran.) + +Gora (halbleise). +Verachtest du dein Land um seinetwillen? + +Jason (erblickt Gora). +Du auch hier?--Dich haß ich vor allen, Weib! +Beim Anblick dieses Augs und dieser Stirn, +Steigt Kolchis' Küste dämmernd vor mir auf. +Was drängst du dich in meines Weibes Nähe? +Geh fort! + +Gora (murrend). +Warum? + +Jason. +Geh fort! + +Medea. +Ich bitt dich, geh! + +Gora (dumpf). +Hast mich gekauft? daß du mir sprichst als Herr? + +Jason. +Die Hand zuckt nach dem Schwert. Geh weil's noch Zeit ist; +Mich hat's schon oft gelüstet, zu versuchen, +Ob deine Stirn so hart ist, als sie scheint. + +(Medea führt die Widerstrebende begütigend fort.) + +Jason (der sich auf einen Rasensitz niedergeworfen hat, +auf die Brust schlagend). +Zerspreng dein Haus, und mach dir brechend Luft! Da liegen sie, +die Türme von Korinth, +Am Meeresufer üppig hingelagert, +Die Wiege meiner goldnen Jugendzeit! +Dieselben, von derselben Sonn' erleuchtet, +Nur ich ein andrer, ich in mir verwandelt. +Ihr Götter! warum war so schön mein Morgen, +Wenn ihr den Abend mir so schwarz bestimmt. +O wär' es Nacht! + +(Medea hat die Kinder aus dem Zelte geholt und führt sie an der +Hand vor Jason.) + +Medea. +Hier sind zwei Kinder, +Die ihren Vater grüßen. + +(Zu dem Knaben.) + +Gib die Hand! +Hörst du? Die Hand! + +(Die Kinder stehen scheu seitwärts.) + +Jason (die Hand schmerzlich nach der Gruppe hinbreitend). +Das also wär' das Ende? +Von trotz'gen Wilden Vater und Gemahl! + +Medea + +(zu dem Kinde). +Geh hin! + +Knabe. +Bist du ein Grieche, Vater? + +Jason. +Und warum? + +Knabe. +Es schilt dich Gora einen Griechen! + +Jason. +Schilt? + +Knabe. +Es sind betrügerische Leut' und feig. + +Jason (zu Medea). +Hörst du? + +Medea. +Es macht sie Gora wild. Verzeih ihm! + +(Sie kniet bei den Kindern nieder und spricht ihnen wechselweise +ins Ohr.) + +Jason. +Gut! Gut! + +(Er ist aufgestanden.) + +Da kniet sie, die Unselige +Und trägt an ihrer Last und an der meinen. + +(Auf und ab gehend.) + + +Die Kinder; laß sie jetzt und komm zu mir! + +Medea. +Geht nur und seid verträglich. Hört ihr? + +(Die Kinder gehen.) + +Jason. +Halt mich für hart und grausam nicht, Medea! +Glaub mir, ich fühl dein Leid so tief als meines. +Getreulich wälzest du den schweren Stein, +Der rück sich rollend immer wiederkehrt +Und jeden Pfad versperrt und jeden Ausweg. +Hast (du's) getan? hab' (ich's)?--Es ist (geschehn). + +(Eine ihrer Hände fassend und mit der andern über ihre Stirne +streichend.) + +Du liebst mich. Ich verkenn es nicht Medea; +Nach deiner Art zwar--dennoch liebst du mich, +Nicht bloß der Blick, mir sagt's so manche Tat. + +(Medea lehnt ihre Stirn an seine Schulter.) + +Ich weiß, dein Haupt ist schwer von manchem Leid +Und Mitleid regt sich treulich hier im Busen. +Drum laß uns reif und sorglich überlegen +Wie wir entfernen, was so nah uns droht. +Die Stadt hier ist Korinth. In frührer Zeit, +Als ich, ein halb gereifter Jüngling noch, +Vor meines Oheims wildem Grimme floh, +Nahm mich der König dieses Landes auf, +Ein Gastfreund noch von meinen Vätern her +Und wahrte mein, wie eines teuern Sohns. +In seinem Hause lebt' ich sicher manches Jahr. +Nun auch-- + +Medea. +Du schweigst? + +Jason. +Nun auch, da mich die Welt, +Verstößt, verläßt, in blindem Grimm verfolgt, +Nun auch hoff ich von diesem König Schutz: +Nur eines fürcht ich und nicht ohne Grund. + +Medea. +Was ist's? + +Jason. +Mich nimmt er auf, ich weiß es wohl, +Und auch die Kinder, denn sie sind die Meinen, +Nur dich-- + +Medea. +Nimmt er die Kinder, weil sie dein, +Behält er als die Deine wohl auch mich. + +Jason. +Hast du vergessen, wie's daheim erging, +In meiner Väter Land, bei meinem Ohm, +Als ich zuerst von Kolchis dich gebracht? +Vergessen jenen Hohn, mit dem der Grieche +Herab auf die Barbarin sieht, auf--dich? +Nicht jedem ist wie mir bekannt dein Wesen, +Nicht jedem bist du Weib und Mutter seiner Kinder, +Nicht jeder war in Kolchis, so wie ich. + +Medea. +Der Schluß der herben Rede, welcher ist's? + +Jason. +Es ist des Menschen höchstes Unglück dies: +Daß er bei allem was ihn trifft im Leben +Sich still und ruhig hält, (bis) es (geschehn) +Und (wenn's) geschehen, nicht. Das laß uns meiden. +Ich geh zum König, wahre meines Rechts +Und rein'ge vom Verdacht mich, der uns trifft; +Du aber mit den Kindern bleib indes +Fern von der Stadt verborgen, bis-- + +Medea. +Bis wann? + +Jason. +Bis--Was verhüllst du dich? + +Medea. +Ich weiß genug. + +Jason. +Wie deutest du so falsch, was ich gesagt! + +Medea. +Beweise mir, daß ich es falsch gedeutet. +Der König naht--sprich, wie dein Herz dir's heißt. + +Jason. +So stehen wir dem Sturm, bis er uns bricht. + +(Gora tritt mit den Kindern aus dem Zelte. Medea stellt sich +zwischen die Knaben und bleibt anfangs beobachtend in der Ferne.) +(Der König tritt auf mit seiner Tochter, von Knaben und Mädchen +begleitet, die Opfergerät tragen.) + +König. +Wo ist der Fremde?--Ahnend sagt mein Herz +Er ist es, der Verbannte, der Vertriebne-- +Der Schuldige vielleicht.--Wo ist der Fremde? + +Jason. +Hier bin ich, und gebeugt tret ich vor dich; +Kein Fremder zwar, doch nur zu sehr entfremdet. +Ein Hilfesuchender, ein Flehender. +Von Haus und Herd vertrieben, ausgestoßen +Fleh ich zum Gastfreund um ein schützend Dach. + +Kreusa. +Fürwahr er ist's! Sieh Vater es ist Jason! + +(Einen Schritt ihm entgegen.) + +Jason (ihre Hand fassend). +Ich bin es, so wie du es bist, Kreusa, +Dieselbe noch, in heitrer Milde strahlend. +O führe mich zu deinem Vater hin, +Der ernst dort steht, den Blick mir zugewandt +Und zögert mit dem Gegengruß, ich weiß nicht +Ob Jason zürnend oder seiner Schuld. + +Kreusa (Jason an der Hand, ihrem Vater entgegentretend). +Sieh Vater, es ist Jason! + +König. +Sei gegrüßt! + +Jason. +Dein Ernst zeigt mir den Platz, der mir geziemt. +Hin werf ich mich vor dir und faß dein Knie, +Und nach dem Kinne streck ich meinen Arm; +Gewähre was ich bat, gib Schutz und Zuflucht! + +König. +Steh auf! + +Jason. +Nicht eher bis-- + +König. +Ich sage dir, steh auf! + +(Jason steht auf.) + +König. +So kehrtest du vom Argonautenzug? + +Jason. +Kaum ist's ein Mond daß mich das Land empfing. + +König. +Den Preis des Zugs, du brachtest ihn mit dir? + +Jason. +Er ward dem Oheim, der die Tat gebot. + +König. +Und warum fliehst du deiner Väter Stadt? + +Jason. +Sie trieb mich aus; verbannt bin ich und schutzlos. + +König. +Des Bannes Ursach' aber, welche war's? + +Jason. +Verruchten Treibens klagte man mich an! + +König. +Mit Recht, mit Unrecht? dies sag mir vor allem! + +Jason. +Mit Unrecht, bei den Göttern schwör ich es! + +König (ihn rasch bei der Hand fassend und vorführend). +Dein Oheim starb? + +Jason. +Er starb. + +König. +Und wie? + +Jason. +Nicht durch mich! +So wahr ich leb und atme, nicht durch mich! + +König. +Doch sagt's der Ruf und streut's durchs ganze Land. + +Jason. +So lügt der Ruf, das ganze Land mit ihm. + +König. +Der einzelne will Glauben gegen alle? + +Jason. +Der eine den du kennst, gen alle die dir fremd. + +König. +Wie aber fiel der König? + +Jason. +Seine Kinder, +Sein eigen Blut hob gegen ihn die Hand. + +König. +Entsetzlich. Sprichst du wahr? + +Jason. +Die Götter wissen's! + +König. +Kreusa naht, sprich nicht davon vor ihr, +Gern spar ich ihr den Schmerz ob solchem Greuel. + +(Laut.) + +Ich weiß genug für jetzt, das andre später: +Solang ich kann, glaub ich an deinen Wert. + +Kreusa (hinzutretend). +Hast, Vater, ihn gefragt? Nicht wahr? Es ist nicht? + +König. +Tritt nur zu ihm, du kannst es ohne Scheu. + +Kreusa. +Du hast gezweifelt, weißt du? Niemals ich, +In meiner Brust, im eignen Herzen fühlt' ich's, +Es sei nicht wahr, was sie von ihm erzählten: +Er war ja gut; wie tat er denn so schlimm? +O wüßtest du, wie alle von dir sprachen. +So arg, so schlimm. Ich hab geweint, daß Menschen +So böse, so verleumd'risch können sein. +Du warst kaum fort, da scholl's im ganzen Lande +Von gräßlich wilden Taten, die geschehn, +In Kolchis ließen sie dich Greuel üben, +Zuletzt verbanden sie als Gattin dir +Ein gräßlich Weib, giftmischend, vatermörd'risch. +Wie hieß sie?--Ein Barbarenname war's-- + +Medea (mit ihren Kindern vortretend). +Medea! +Ich bin's! + +König. +Ist sie's? + +Jason (dumpf). +Sie ist's. + +Kreusa (an den Vater gedrängt). +Entsetzen! + +Medea (zu Kreusen). +Du irrst; den Vater hab ich nicht getötet; +Mein Bruder fiel, doch frag ihn, ob durch mich? + +(Auf Jason deutend.) + +Auf Tränke, Heil bereitend oder Tod +Versteh ich mich und weiß noch manches andre, +Allein ein Ungeheuer bin ich nicht +Und keine Mörderin. + +Kreusa. +O gräßlich! Gräßlich! + +König. +Und sie dein Weib? + +Jason. +Mein Weib. + +König. +Die Kleinen dort-- + +Jason. +Sind meine Kinder. + +König. +Unglückseliger! + +Jason. +Ich bin's.--Ihr Kinder kommt mit euren Zweigen, +Reicht sie dem König dar und fleht um Schutz! + +(Sie an der Hand hinführend.) + +Hier sind sie, Herr, du wirst sie nicht verstoßen! + +Knabe (den Zweig hinhaltend). +Da nimm! + +König (die Hände auf ihre Häupter legend). +Du arme, kleine, nestentnommne Brut! + +Kreusa (zu den Kindern niederkniend). +Kommt her zu mir, ihr heimatlosen Waisen, +Wie frühe ruht das Unglück schon auf euch; +So früh und ach, so unverschuldet auch. +Du siehst wie sie--du hast des Vaters Züge. + +(Sie küßt das Kleinere.) + +Bleibt hier, ich will euch Mutter, Schwester sein! + +Medea. +Was nennst du sie verwaist und klagst darob? +Hier steht ihr Vater, der sie Seine nennt +Und keiner andern Mutter braucht's, solange +Medea lebt. + +(Zu den Kindern.) + +Hierher zu mir! Hierher! + +Kreusa (zu ihrem Vater emporblickend). +Laß ich sie hin? + +König. +Sie ist die Mutter. + +Kreusa (zu den Kindern). +Geht zur Mutter! + +Medea. +Was zögert ihr? + +Kreusa (zu den Kindern die sie um den Hals gefaßt) (haben). +Die Mutter ruft. Geht hin! + +(Die Kinder gehen.) + +Jason. +Und was entscheidest du? + +König. +Ich hab's gesagt. + +Jason. +Gewährst du Schutz mir? + +König. +Ja. + +Jason. +Mir und den Meinen? + +König. +Ich habe (dir) ihn zugesagt.--So folge! +Zuerst zum Opfer und sodann ins Haus. + +Jason (zum Fortgehen gewendet, zu Kreusen). +Gönnst du mir deine Hand wie sonst, Kreusa? + +Kreusa. +Kannst du sie doch nicht fassen so wie sonst. + +Medea. +Sie gehn und lassen mich allein. Ihr Kinder +Kommt her zu mir, umschlingt mich! Fester! Fester! + +Kreusa (umkehrend, vor sich hin sprechend). +Noch eine fehlt. Warum folgt sie uns nicht? + +(Zurückkommend, aber in einiger Entfernung von Medeen stehend.) + +Du gehst nicht mit zum Opfer, nicht ins Haus? + +Medea. +Die Ungeladnen weist man vor die Tür. + +Kreusa. +Allein mein Vater bot dir Herd und Dach. + +Medea. +Ganz anders klang, was ich von euch vernahm. + +Kreusa (nähertretend). +Beleidigt hab ich dich. Ich weiß. Verzeih! + +Medea (sich rasch gegen sie kehrend). +O holder Klang!--Wer sprach das milde Wort? +Sie haben mich beleidigt oft und tief, +Doch keiner fragte noch, ob's weh getan? +Hab Dank! und wenn du einst in Jammer bist, wie ich, +Gönn' dir ein Frommer, wie du's mir gegönnt, +Ein sanftes Wort und einen milden Blick. + +(Sie will ihre Hand fassen, Kreusa weicht scheu zurück.) + +O weich nicht aus! Die Hand verpestet nicht. +Ein Königskind, wie du, bin ich geboren, +Wie du ging einst ich auf der ebnen Bahn +Das Rechte blind erfassend mit dem Griff. +Ein Königskind wie du, bin ich geboren, +Wie du vor mir stehst, schön und hell und glänzend, +So stand auch ich einst neben meinem Vater, +Sein Abgott und der Abgott meines Volks. +O Kolchis! o du meiner Väter Land! +Sie nennen dunkel dich, mir scheinst du hell! + +Kreusa (ihre Hand lassend). +Du Arme! + +Medea. +Du blickst fromm und mild und gut +Und bist's auch wohl; doch hüte, hüte dich! +Der Weg ist glatt, (ein) Tritt genügt zum Fall! +Weil du in leichtem Kahn den Strom hinabgeglitten, +Dich haltend an des Ufers Blütenzweigen, +Von Silberwellen hin und her geschaukelt, +So hältst du dich für eine Schifferin? +Dort weiter draußen braust das Meer +Und wagst du dich vom sichern Ufer ab, +Reißt dich der Strom in seine grauen Weiten. +Du blickst mich an? Du schauderst jetzt vor mir. +Es war 'ne Zeit, da hätt' ich selbst geschaudert, +Hätt' ich ein Wesen mir gedacht, gleich mir! + +(Sie verbirgt ihr Gesicht an Kreusens Halse.) + +Kreusa. +Sie ist nicht wild. Sieh Vater her, sie weint. + +Medea. +Weil eine Fremd' ich bin, aus fernem Land +Und unbekannt mit dieses Bodens Bräuchen, +Verachten sie mich, sehn auf mich herab, +Und eine scheue Wilde bin ich ihnen, +Die Unterste, die Letzte aller Menschen, +Die ich die Erste war in meiner Heimat. +Ich will ja gerne tun was ihr mir sagt, +Nur sagt mir was ich tun soll, statt zu zürnen. +Du bist, ich seh's, von sittig mildem Wesen, +So sicher deiner selbst und eins mit dir; +Mir hat ein Gott das schöne Gut versagt. +Doch lernen will ich, lernen, froh und gern. +Du weißt was ihm gefällt, was ihn erfreut, +O lehre mich, wie Jason ich gefalle +Ich will dir dankbar sein.-- + +Kreusa. +O sieh nur, Vater! + +König. +Nimm sie mit dir! + +Kreusa. +Willst du mit mir, Medea? + +Medea. +Ich gehe gern, wohin du mich geleitest, +Nimm dich der Armen, der Verlaßnen an, +Und schütze mich vor jenes Mannes Blick! + +(Zum König.) + +Sieh nur nach mir, du schreckst mich dennoch nicht, +Obgleich, ich seh's, du sinnest was nicht gut. +Dein Kind ist besser, als sein Vater! + +Kreusa. +Komm! +Er will dir wohl!--Und ihr kommt auch, ihr Kleinen! + +(Führt Medeen und die Kinder fort.) + +König. +Hast du gehört? + +Jason. +Ich hab. + +König. +Und sie dein Weib? +Schon früher gab uns Kunde das Gerücht, +Doch glaubt' ich's nicht und nun, da ich's gesehn, +Glaub ich's fast minder noch!--Dein Weib! + +Jason. +Du siehst den Gipfel nur, die Stufen nicht, +Und nur von diesen läßt sich jener richten. +Ich zog dahin in frischer Jugendkraft, +Durch fremde Meere zu der kühnsten Tat, +Die noch geschehn, seit Menschen sind und denken. +Das Leben war, die Welt war aufgegeben +Und nichts war da, als jenes helle Vlies, +Das durch die Nacht, ein Stern im Sturme schien. +Der Rückkehr dachte niemand und als wär' +Der Augenblick, in dem der Preis gewonnen, +Der letzte unsers Lebens, strebten wir. +So zogen wir, ringfertige Gesellen, +Im Übermut des Wagens und der Tat, +Durch See und Land, durch Sturm und Nacht und Klippen, +Den Tod vor uns, und hinter uns den Tod. +Was gräßlich sonst, schien leicht und fromm und mild, +Denn die Natur war ärger als der Ärgste; +Im Streit mit ihr und mit des Wegs Barbaren +Umzog sich hart des Mild'sten weiches Herz; +Der Maßstab aller Dinge war verloren, +Nur an sich selbst maß jeder was er sah. +Was allen uns unmöglich schien, geschah: +Wir sahen Kolchis' wundervolles Land, +O hättest du's gesehn in seinen Nebeln! +Der Tag ist Nacht dort und die Nacht Entsetzen, +Die Menschen aber finstrer als die Nacht. +Da fand ich sie, die dir so greulich dünkt; +Ich sage dir, sie glich dem Sonnenstrahl, +Der durch den Spalt in einen Kerker fällt. +Ist sie hier dunkel, dort erschien sie licht +Im Abstich ihrer nächtlichen Umgebung. + +König. +Nie recht ist Unrecht, Schlimmes nirgends gut. + +Jason. +Der Obern einer wandt' ihr Herz mir zu; +Sie stand mir bei in mancher Fährlichkeit. +Ich sah die Neigung sich in ihr empören, +Doch störrisch legt' sie ihr den Zügel an, +Und nur ihr Tun, ihr Wort verriet mir nichts. +Da faßt' auch mich der Wahnsinn wirbelnd an, +Daß sie's verschwieg, das eben reizte mich, +Auf Kampf gestellt rang ich mit ihr und wie +Ein Abenteuer trieb ich meine Liebe. +Sie fiel mir zu. Ihr Vater fluchte ihr. +Nun war sie mein--hätt' ich's auch nicht gewollt. +Durch sie ward mir das rätselvolle Vlies, +Sie führte mich in jene Schauerhöhle, +Wo ich's gewann, dem Drachen abgewann. +Sooft ich ihr seitdem ins Auge blicke, +Schaut mir die Schlange blinkend draus entgegen, +Und nur mit Schaudern nenn ich sie mein Weib. +Wir fuhren ab. Ihr Bruder fiel. + +König (rasch). +Durch sie? + +Jason. +Er fiel der Götter Hand.--Ihr alter Vater, +Ihr fluchend, mir und unsern künft'gen Tagen, grub +Mit blut'gen Nägeln sich sein eignes Grab +Und starb, so heißt es, gen sich selber wütend. + +König. +Mit bösen Zeichen fing die Eh' dir an. + +Jason. +Mit schlimmern setzte sie sich weiter fort. + +König. +Wie war's mit deinem Ohm? erzähl mir dies. + +Jason. +Vier Jahr' verschob die Rückkehr uns ein Gott, +Durch Meer und Land uns in der Irre treibend. +In Schiffes Enge, stündlich ihr genüber, +Brach sich der Stachel ab des ersten Schauders; +Geschehn war, was geschehn--Sie ward mein Weib. + +König. +Und nun daheim, in Jolkos bei dem Oheim? + +Jason. +Verwischt war von der Zeit der Greuel Bild, +Und, halb Barbar, zur Seite der Barbarin, +Zog stolz ich ein in meiner Väter Stadt. +Im Angedenken noch des Volkes Jubel +Bei meiner Abfahrt, hofft' ich freudiger +Noch den Empfang, da ich als Sieger kehrte. +Doch still war's in den Gassen, als ich kam, +Und scheu wich der Begegnende mir aus. +Was dort geschehn in jenem dunkeln Land, +Vermehrt mit Greueln, hatt' es das Gerücht +Gesät in unsrer Bürger furchtsam Ohr; +Man floh mich und verachtete mein Weib-- +(Mein) war sie, (mich) verschmähte man in ihr. +Mein Oheim aber nährte schlau die Stimmung +Und als ich forderte das Erbe meiner Väter, +Das er mir nahm und tückisch vorenthielt, +Da hieß er mich mein Weib von mir zu senden, +Die ihm zum Greuel sei mit ihrem dunkeln Streben, +Wo nicht, sein Land, der Väter Land zu meiden. + +König. +Du aber? + +Jason. +Ich? Sie war mein Weib; +Sie hatte meinem Schutz sich anvertraut +Und der sie forderte, es war mein Feind. +Hätt' er auch Billiges begehrt, beim Himmel, +Er hätt' es nicht erlangt: so minder dies. +Ich schlug es ab. + +König. +Und er? + +Jason. +Er sprach den Bann. +Desselben Tags noch sollt' ich Jolkos meiden. +Ich aber wollte nicht und blieb. +Da wird der König plötzlich krank. Gemurmel +Läuft durch die Stadt, gar Seltsames verkündend. +Wie vor dem Hausaltar er sitze, wo +Das Wundervlies man weihend aufgehängt, +Mit unverwandtem Aug' es starr betrachtend. +Oft schrie er auf: sein Bruder schau' ihn an, +Mein Vater, den er tückisch einst getötet +Beim Wortstreit ob des Argonautenzugs, +Er schau' ihn an aus jenes Goldes Flimmer, +Das er mich holen hieß, der falsche Mann +Aus fernem Land, auf daß ich drob verderbe. +Als nun die Not des Königs Haus bedrängte, +Da traten seine Töchter vor mich hin, +Um Heilung flehend von Medeens Kunst. +Ich aber sagte. Nein! Sollt' ich den Mann erretten, +Der mein Verderben sann und all der Meinen? +Da gingen sie, die Mädchen, weinend hin, +Ich aber schloß mich ein, nichts weiter achtend. +Und ob sie wiederholt gleich flehend kamen +Ich blieb bei meinem Sinn und meinem: Nein! +Als ich darauf nun lag zu Nacht und schlief, +Hör ich Geschrei an meines Hauses Pforten, +Akastos ist's, des bösen Oheims Sohn. +Der stürmt mein Tor mit lauten Pöbelhaufen +Und nennt mich Mörder, Mörder seines Vaters, +Der erst gestorben, in derselben Nacht. +Auf stand ich und zu reden sucht' ich, doch +Umsonst, das Volksgebrüll verschlang mein Wort. +Und schon begann mit Steinen man den Krieg. +Da nahm ich dies mein Schwert und schlug mich durch. +Seitdem irr ich durch Hellas' weite Städte, +Der Menschen Greuel, meine eigne Qual, +Und, nimmst du mich nicht auf, ein Ganzverlorner! + +König. +Ich hab dir's zugesagt und halt es auch. +Doch sie-- + +Jason. +Eh' du vollendest höre mich! +Du nimmst uns beide, oder keinen, Herr! +Mein Leben wär' erneut, wüßt' ich sie fort, +Doch muß ich schützen, was sich mir vertraut. + +König. +Die Künste, die sie weiß, sie schrecken mich, +Die Macht zu schaden zeugt gar leicht den Willen, +Auch ist ihr Schuld nicht fremd und arge Tat. + +Jason. +Wenn sie nicht ruhig ist, so treib sie aus, +Verjag sie, töte sie, und mich--uns alle. +Doch bis dahin gönn ihr noch den Versuch, +Ob sie's vermag zu weilen unter Menschen. +Beim Zeus, der Fremden Schützer, bitt ich es, +Und bei dem Gastrecht fordr' ich's, das die Väter +In längstentschwundner Zeit uns aufgerichtet, +In Jolkos und Korinthos, solcher Schickungen +Mit klugem Sinn in vorhinein gedenkend. +Gewähre mir's, damit nicht einst den Deinen +In gleichem Unheil, gleiche Weigrung werde. + +König. +Den Göttern weich ich, gegen meinen Sinn. +Sie bleibe. Doch verrät mir nur ein Zug +Die Rückkehr ihres alten, wilden Sinns, +So treib ich sie aus meiner Stadt hinaus +Und liefere sie denen, die sie suchen. Hier aber, wo ich dich +zuerst gesehn, +Erhebe sich ein heiliger Altar. +Der Fremden Schützer, Zeus, sei er geweiht +Und Pelias', deines Oheims blut'gen Manen. +Dort wollen wir vereint die Götter bitten, +Daß sie den Eintritt segnen in mein Haus, +Und gnädig wenden, was uns Übles droht. Und nun komm mit in meine +Königsburg. + +(zu seinen Begleitern, die sich jetzt nähern.) + +Ihr aber richtet aus, was ich befahl. + +(Indem sie sich zum Abgehen wenden, fällt der Vorhang) + + + + +Zweiter Aufzug + +(Halle in Kreons Königsburg) zu (Korinth.) +(Kreusa sitzend, Medea auf einem niederern Schemmel vor ihr, eine +Leier in ihrem Arm; sie ist griechisch gekleidet.) + +Kreusa. +Hier diese Saite nimm, die zweite, diese! + +Medea. +So also? + +Kreusa. +Nein. Die Finger mehr gelöst. + +Medea. +Es geht nicht. + +Kreusa. +Wohl. Wenn du's nur ernstlich nimmst. + +Medea. +Ich nehm es ernstlich; doch es geht nicht. + +(Sie legt die Leier weg und steht auf.) + +Nur an den Wurfspieß ist die Hand gewöhnt +Und an des Weidwerks ernstlich rauh Geschäft. + +(Ihre rechte Hand dicht vor die Augen haltend.) + + +Daß ich sie strafen könnte diese Finger, strafen! + +Kreusa. +Wie du nun bist! Da hatt' ich mich gefreut +Daß du ihn überraschen solltest, Jason, +Mit deinem Lied. + +Medea. +Ja so, ja du hast recht. +Darauf vergaß ich. Laß noch mal versuchen! +Es wird ihn freuen, meinst du, wirklich freuen? + +Kreusa. +Gewiß. Er sang das Liedchen schon als Knabe, +Als er bei uns, in unserm Hause lebte. +Sooft ich's hörte, sprang ich fröhlich auf, +Denn immer war's das Zeichen seiner Heimkehr. + +Medea. +Das Liedchen aber? + +Kreusa. +Wohl so hör mir zu +Es ist nur kurz und eben nicht sehr schön +Allein er wußt' es gar so hübsch zu singen, +So übermütig, trotzend, spöttisch fast. O ihr Götter, +Ihr hohen Götter! +Salbt mein Haupt +Wölbt meine Brust, +Daß den Männern +Ich obsiege +Und den zierlichen +Mädchen auch. + +Medea. +Ja, ja, sie haben's ihm gegeben! + +Kreusa. +Was? + +Medea. +Des kurzen Liedchens Inhalt. + +Kreusa. +Welchen Inhalt? + +Medea. +Daß den Männern er obsiege +Und den zierlichen Mädchen auch. + +Kreusa. +Daran hatt' ich nun eben nie gedacht. +Ich sang's nur nach, wie ich's ihn singen hörte. + +Medea. +So stand er da an Kolchis' fremder Küste; +Die Männer stürzten nieder seinem Blick, +Und mit demselben Blick warf er den Brand +In der Unsel'gen Busen, die ihn floh, +Bis, lang verhehlt, die Flamme stieg empor +Und Ruh' und Glück und Frieden prasselnd sanken +Von Rauchesqualm und Feuersglut umhüllt. +So stand er da in Kraft und Schönheit prangend, +Ein Held, ein Gott und lockte, lockte, lockte, +Bis es verlockt, sein Opfer, und vernichtet, +Dann warf er's hin und niemand hob es auf. + +Kreusa. +Bist du sein Weib und sprichst so schlimm von ihm? + +Medea. +Du kennst ihn nicht, ich aber kenn ihn ganz. +Nur (er) ist da, (er) in der weiten Welt +Und alles andre nichts als Stoff zu Taten. +Voll Selbstheit, nicht des Nutzens, doch des Sinns, +Spielt er mit seinem und der andern Glück. +Lockt's ihn nach Ruhm so schlägt er einen tot, +Will er ein Weib, so holt er eine sich, +Was auch darüber bricht, was kümmert's ihn! +Er tut nur Recht, doch recht ist was er will. +Du kennst ihn nicht, ich aber kenn ihn ganz +Und denk ich an die Dinge, die geschehn, +Ich könnt' ihn sterben sehn und lachen drob. + +Kreusa. +Leb wohl! + +Medea. +Du gehst? + +Kreusa. +Soll ich dich länger hören? +Ihr Götter! Spricht die Gattin so vom Gatten? + +Medea. +Nach dem er ist: der Meine tat darnach! + +Kreusa. +Beim hohen Himmel, hätt' ich einen Gatten, +So arg, so schlimm, als Deiner nimmer ist, +Und Kinder, sein Geschenk und Ebenbild, +Ich wollt' sie lieben, töteten sie mich. + +Medea. +Das sagt sich gut, allein es übt sich schwer. + +Kreusa. +Es wär' wohl minder süß, übt' es sich leichter. +Doch tue was dir gutdünkt, ich will gehn. +Zuerst lockst du mit holdem Wort mich an +Und fragst nach Mitteln mich, ihm zu gefallen +Und nun brichst du in Haß und Schmähung aus. +Viel Übles hab an Menschen ich bemerkt, +Das Schlimmste aber ist ein unversöhnlich Herz. +Leb wohl und lerne besser sein. + +Medea. +Du zürnst? + +Kreusa. +Beinahe. + +Medea. +O gib nicht auch (du) mich auf, +Verlaß mich nicht sei du mein Schirm und Schutz! + +Kreusa. +Nun bist du mild und erst warst du voll Haß. + +Medea. +Der Haß gilt mir und Jason gilt die Liebe. + +Kreusa. +So liebst du deinen Gatten? + +Medea. +Wär' ich hier sonst? + +Kreusa. +Ich sinne nach und doch versteh ich's nicht. +Doch: liebst du ihn, bin ich dir wieder gut, +Und sage dir wohl sichre Mittel an, +Die Launen, die er hat, ich weiß es wohl, +Wie Wolken zu zerstreun. Laß uns nur machen. +Ich sah es, er war morgens trüb und düster, +Doch sing ihm erst dein Lied und du wirst sehn +Wie schnell er fröhlich wird. Hier ist die Leier. +Nicht eher laß ich ab, bis du es weißt. + +(Sie sitzt.) + +Was kommst du nicht? Was stehst und zögerst du? + +Medea. +Ich seh dich an und seh dich wieder an +Und kann an deinem Anblick kaum mich sätt'gen. +Du Gute, Milde, schön an Leib und Seele, +Das Herz wie deine Kleider hell und rein. +Gleich einer weißen Taube schwebest du, +Die Flügel breitend, über dieses Leben +Und netzest keine Feder an dem Schlamm, +In dem wir ab uns kämpfend mühsam weben. +Senk einen Strahl von deiner Himmelsklarheit +In diese wunde, schmerzzerrißne Brust. +Was Gram und Haß und Unglück hingeschrieben +O lösch es aus mit deiner frommen Hand +Und setze deine reinen Züge hin. +Die Stärke, die mein Stolz von Jugend war, +Sie hat im Kampfe sich als schwach bewiesen +O lehre mich, was stark die Schwäche macht. + +(Sie setzt sich auf den Schemmel zu Kreusas Füßen.) + +Zu deinen Füßen will ich her mich flüchten +Und will dir klagen, was sie mir getan; +Will lernen, was ich lassen soll und tun. +Wie eine Magd will ich dir dienend folgen, +Will weben an dem Webstuhl, früh zur Hand, +Und alles Werk, das man bei uns verachtet, +Den Sklaven überläßt und dem Gesind', +Hier aber übt die Frau und Herrin selbst, +Vergessend, daß mein Vater Kolchis' König, +Vergessend, daß mir Götter sind als Ahnen, +Vergessend was geschehn und was noch droht-- + +(Aufstehend und sich entfernend.) + +Doch das vergißt sich nicht. + +Kreusa (ihr folgend). +Was ficht dich an? +Was Schlimmes auch in frührer Zeit geschehn, +Der Mensch vergißt, ach und die Götter auch. + +Medea + +(an ihrem Halse). +Meinst du? O daß ich's glauben könnte, glauben! + +(Jason kommt.) + +Kreusa (sich gegen ihn wendend). +Hier dein Gemahl. Sieh Jason, wir sind Freunde! + +Jason. +So, so. + +Medea. +Sei mir gegrüßt.--Sie ist so gut, +Sie will Medeas Freundin sein und Lehrerin. + +Jason. +Viel Glück zu dem Versuch! + +Kreusa. +Was bist du ernst? +Wir wollen hier recht frohe Tage leben. +Ich, meine Sorge zwischen meinem Vater +Und euch verteilend; du und sie, Medea-- + +Jason. +Medea! + +Medea. +Was gebeutst du, mein Gemahl? + +Jason. +Sahst du die Kinder schon? + +Medea. +Ach, ja nur erst. +Sie sind recht munter. + +Jason. +Sieh doch noch einmal! + +Medea. +Nur kaum erst war ich dort. + +Jason. +Sieh (doch), sieh (doch!) + +Medea. +Wenn du es willst. + +Jason. +Ich wünsch es. + +Medea. +Wohl, ich gehe. + +(Ab.) + +Kreusa. +Was sendest du sie fort? Sie sind ja wohl. + +Jason. +Ah! So, nun ist mir leicht, nun kann ich atmen! +Ihr Anblick schnürt das Innre mir zusammen +Und die verhehlte Qual erwürgt mich fast. + +Kreusa. +Was hör ich? O ihr allgerechten Götter! +So spricht nun er und so sprach vorher sie. +Wer sagte mir denn, Gatten liebten sich? + +Jason. +Ja wohl, wenn nach genutzter Jugendzeit +Der Jüngling auf ein Mädchen wirft den Blick +Und sie zur Göttin macht von seinen Wünschen. +Er späht nach ihrem Aug', ob es ihn trifft +Und trifft's ihn, ist er froh in seinem Sinn. +Zum Vater geht er und zur Mutter hin +Und wirbt um sie und jene sagen's zu. +Da ist ein Fest und die Verwandten kommen +Die ganze Stadt nimmt an dem Jubel Teil. +Mit Kränzen reich geschmückt und lichten Blumen +Führt er die Braut zu Tempel und Altar. +Errötend und in holdem Schauer bebend +Vor dem was sie doch wünscht, tritt sie einher; +Der Vater aber legt die Hände auf +Und segnet sie und ihr entfernt Geschlecht. +Die so zur Freite gehn, die lieben sich. +Mir war es auch bestimmt, doch kam es nicht. +Was hab ich denn getan, gerechte Götter, +Daß ihr mir nahmt, was ihr dem Ärmsten gebt +Ein Schmerzasyl an seinem eignen Herd +Und zur Vertrauten, die ihm angetraut. + +Kreusa. +So hast du nicht gefreit wie andre freien, +Der Vater hob die Hand nicht segnend auf? + +Jason. +Er hob sie auf, doch mit dem Schwert bewaffnet +Und statt des Segens gab er uns den Fluch. +Allein ich hab ihm's tüchtig rückgegeben; +Sein Sohn ist tot, er selber stumm und tot-- +Sein Fluch nur lebt--zum mind'sten scheint es so. + +Kreusa. +Wie können wen'ge Jahre doch verwandeln! +Wie warst du mild und wie bist nun so rauh. +Ich selber bin dieselbe die ich war, +Was damals ich gewollt, will ich noch jetzt, +Was da mir gut erschien, erscheint mir's noch, +Was tadelnswert muß ich noch jetzo tadeln. +Mit dir scheint's anders. + +Jason. +Ja, auch das, auch das! +Es ist des Unglücks eigentlichstes Unglück, +Daß selten drin der Mensch sich rein bewahrt. +Hier gilt's zu lenken, dort zu biegen, beugen, +Hier rückt das Recht ein Haar und dort ein Gran, +Und an dem Ziel der Bahn steht man ein andrer, +Als der man war, da man den Lauf begann. +Und dem Verlust der Achtung dieser Welt +Fehlt noch der einz'ge Trost, die eigne Achtung. +Ich habe nichts getan was schlimm an sich, +Doch viel gewollt, gemocht, gewünscht, getrachtet; +Still zugesehen, wenn es andre taten; +Hier Übles nicht gewollt, doch zugegriffen +Und nicht bedacht daß Übel sich erzeuge. +Und jetzt steh ich vom Unheilsmeer umbrandet +Und kann nicht sagen: ich hab's nicht getan! +O Jugend, warum währst du ewig nicht! +Beglückend Wähnen, seliges Vergessen, +Der Augenblick des Strebens Wieg' und Grab. +Wie plätschert' ich im Strom der Abenteuer, +Die Wogen teilend mit der starken Brust. +Doch kommt das Mannesalter ernst geschritten, +Da flieht der Schein: die nackte Wirklichkeit +Schleicht still heran und brütet über Sorgen. +Die Gegenwart ist dann kein Fruchtbaum mehr, +In dessen Schatten man genießend ruht, +Sie ist ein unangreifbar Samenkorn, +Das man vergräbt, daß eine Zukunft sprosse. +Was wirst du tun? wo wirst du sein und wohnen? +Was wird aus dir? Und was aus Weib und Kind? +Das fällt uns an und quält uns ab und ab. + +(Er setzt sich.) + +Kreusa. +Was sorgst du denn? es ist für dich gesorgt. + +Jason. +Gesorgt? O ja, wie man dem Bettler wohl +Den Napf mit Abhub an die Schwelle reicht. +Bin ich der Jason und brauch andrer Sorge? +Muß unter fremden Tisch die Füße setzen +Mit meinen Kindern betteln gehn zu fremden Mitleid? +Mein Vater war ein Fürst, ich bin es auch +Und wer ist, der dem Jason sich vergleicht? +Und doch-- + +(Er ist aufgestanden.) + +Ich kam den lauten Markt entlang +Und durch die weiten Gassen eurer Stadt +Weißt du noch, wie durch sie ich prangend schritt +Als ich, vor jenem Argonautenzug, +Hierherkam, von euch Abschied noch zu nehmen? +Da wallten sie in dichtgedrängten Wogen +Von Menschen, Wagen, Pferden, bunt gemengt. +Die Dächer trugen Schauende, die Türme, +Und wie um Schätze stritt man sich den Raum. +Die Luft ertönte von der Zimbel Lärm +Und von dem Lärm der heilzuschreinden Menge. +Dicht drängt' sie sich rings um die edle Schar, +Die reich geschmückt, in Panzers hellem Leuchten, +Der mindeste ein König und ein Held, +Den edlen Führer ehrfurchtsvoll umgaben-- +Und ich war's der sie führte, ich ihr Hort, +Ich, den das Volk in lautem Jubel grüßte-- +Jetzt als ich durch dieselben Straßen ging, +Traf mich kein Aug', kein Gruß, kein Wort. +Nur als ich stand, und rings her um mich sah, +Meint' einer, es sei schlechte Sitte, so +In Weges Mitte stehn und andre stören. + +Kreusa. +Du wirst dich wieder heben, wenn du willst. + +Jason. +Mit mir ist's aus! ich hebe mich nicht mehr. + +Kreusa. +Ich weiß ein Mittel wie dir's wohl gelingt. + +Jason. +Das Mittel wüßt' ich wohl, doch schaffst du mir's? +Mach daß ich nie der Väter Land verlassen, +Daß ich bei euch hier in Korinthos blieb, +Daß ich das Vlies, ich Kolchis nie gesehen, +Ich nie gesehen sie, die nun mein Weib. +Mach, daß sie heimkehrt in ihr fluchbeladnes Land +Und die Erinnrung mitnimmt, daß sie dagewesen, +Dann will ich wieder Mensch mit Menschen sein. + +Kreusa. +Das wär's allein? Ich weiß ein andres Mittel: +Ein einfach Herz und einen stillen Sinn. + +Jason. +Ja, wer von dir das lernen könnte, Gute! + +Kreusa. +Die Götter geben's jedem, der nur will. +Auch dir war's einst und kann es wieder werden. + +Jason. +Denkst du noch manchmal unsrer Jugendzeit? + +Kreusa. +Gar oft und gern erinnr' ich mich an sie. + +Jason. +Wie wir ein Herz und eine Seele waren. + +Kreusa. +Ich machte milder dich und du mich kühn. +Weißt du, wie ich den Helm aufs Haupt mir setzte? + +Jason. +Er war zu weit, du hieltst ihn, sanft geduckt, +Mit kleinen Händen ob den goldnen Locken. +Kreusa, es war eine schöne Zeit! + +Kreusa. +Und wie mein Vater sich darüber freute, +Er nannt' uns öfter scherzend Bräutigam und Braut. + +Jason. +Es kam nicht so. + +Kreusa. +Wie manches anders kommt, +Als man's gedacht. Allein was tut's? +Wir wollen drum nicht minder fröhlich sein! + +(Medea kommt zurück.) + +Medea. +Die Kleinen sind besorgt. + +Jason. +Nun, es ist gut. + +(Fortfahrend.) + +Die schönen Orte unsrer Jugendlust, +An die Erinnrung knüpft mit leisen Fäden, +Ich hab sie durchgegangen, da ich kam, +Und Brust und Lippen kühlend eingetaucht +Im frischen Born der hellen Kinderzeit. +Ich war am Markt, wo ich den Wagen lenkte, +Das rasche Roß dem Ziel entgegentrieb, +Den Faustschlag wechselnd mit dem Gegner rang, +Indes du standst und sahst, erschrakst und zürntest, +Um meinetwillen jedem Gegner feind. +Ich war im Tempel, wo vereint wir knieten, +Hier nur allein einander uns vergessend, +Und unsre Lippen zu den Göttern sandten +Aus zweier Brust ein einzig, einig Herz. + +Kreusa. +So weißt du denn das alles noch so gut? + +Jason. +Ich sauge Labung draus mit vollen Zügen + +Medea (die still hingegangen ist und die weggelegte Leier ergriffen hat). +Jason, ich weiß ein Lied! + +Jason. +Und dann der Turm! +Weißt du den Turm dort an der Meeresküste +Wo du mit deinem Vater standst und weintest, +Als ich das Schiff bestieg zum weiten Zug. +Ich hatte da kein Aug' für deine Tränen +Denn nur nach Taten dürstete mein Herz. +Ein Windstoß löste deinen Schleier los +Und warf ihn in die See, ich sprang darnach +Und trug ihn mit mir fort, dir zum Gedächtnis. + +Kreusa. +Hast du ihn noch? + +Jason. +Denk nur, so manches Jahr +Verging seit dem und nahm dein Pfand mit sich. +Der Wind hat ihn verweht. + +Medea. +Ich weiß ein Lied. + +Jason. +Du riefst mir damals zu: Leb wohl, mein Bruder. + +Kreusa. +Und jetzt ruf ich: Mein Bruder, sei gegrüßt! + +Medea. +Jason, ich weiß ein Lied. + +Kreusa. +Sie weiß ein Lied, +Das du einst sangst, hör zu, sie soll dir's singen. + +Jason. +Ja so! Wo war ich denn? Das klebt mir an +Aus meiner Jugendzeit und spottet meiner, +Daß gern ich manchmal träumen mag und schwatzen +Von Dingen die nicht sind und die nicht werden. +Denn wie der Jüngling in der Zukunft lebt +So lebt der Mann mit der Vergangenheit. +Die Gegenwart weiß keiner recht zu leben. +Da war ich jetzt ein tatenkräft'ger Held +Und hatt' ein liebes Weib und Gold und Gut +Und einen Ort wo meine Kinder schlafen. +Was also willst du denn? + +(Zu Medea.) + +Kreusa. +Ein Lied dir singen, +Das du in deiner Jugend sangst bei uns. + +Jason. +Und das singst du? + +Medea. +So gut ich kann. + +Jason. +Ja wohl! +Willst du mit einem armen Jugendlied +Mir meine Jugend geben und ihr Glück? +Laß das. Wir wollen aneinander halten +Weil's einmal denn so kam und wie sich's gibt. +Doch nichts von Liedern und von derlei Dingen! + +Kreusa. +Laß sie's doch singen. Sie hat sich geplagt +Bis sie's gewußt und nun-- + +Jason. +So singe, sing! + +Kreusa. +Die zweite Saite, weißt du noch? + +Medea (mit der Hand schmerzlich aber ihre Stirne streichend). +Vergessen. + +Jason. +Siehst du, ich sagt' es wohl, es geht nun nicht! +An andres Spiel ist ihre Hand gewohnt, +Den Drachen sang sie zaubrisch in den Schlaf. +Und das klang anders als dein reines Lied. + +Kreusa (einflüsternd). +O ihr Götter +Ihr hohen Götter-- + +Medea (nachsagend). +O ihr Götter-- +Ihr hohen, ihr gerechten, strengen Götter! + +(Die Leier entfällt ihr, sie schlägt beide Hände vor die weinenden +Augen.) + +Kreusa. +Sie weint. Wie kannst du doch so hart sein und so wild. + +Jason (sie zurückhaltend). +Laß sie! Kind, du verstehst uns beide nicht! +Es ist der Götter Hand, was sie nun fühlt, +Auch hier gräbt sie, auch hier mit blut'gen Griffen. +Greif du nicht in der Götter Richteramt! +Hättst du sie dort gesehn im Drachenhorst, +Wie sie sich mit dem Wurm zur Wette bäumte, +Voll Gift der Zunge Doppelpfeile schoß, +Und Haß und Tod aus Flammenaugen blinkte, +Dein Busen wär' gestählt gen ihre Tränen. +Nimm du die Leier und sing mir das Lied +Und bann den Dämon, der mich würgend quält. +Du kannst's vielleicht, doch jene nicht. + +Kreusa. +Recht gern. + +(Sie will die Leier aufheben.) + +Medea + +(ihren Arm ober der Hand fassend und sie abhaltend). +Halt ein! + +(Sie hebt mit der andern Hand die Leier auf.) + +Kreusa. +Recht gern, spielst du es selber. + +Medea. +Nein! + +Jason. +Gibst du sie nicht denn? + +Medea. +Nein. + +Jason. +Auch mir nicht? + +Medea. +Nein! + +Jason + +(hinzutretend und nach der Leier greifend). +Ich aber nehme sie. + +Medea (ohne sich vom Platz zu bewegen, die Leier zurückziehend). +Umsonst! + +Jason (ihre zurückziehenden Hände mit den seinigen verfolgend). +Gib! + +Medea + +(die Leier im Zurückziehen zusammendrückend, daß sie krachend +zerbricht). +Hier! +Entzwei! + +(Die zerbrochene Leier vor Kreusa hinwerfend.) + +Entzwei die schöne Leier! + +Kreusa (entsetzt zurückfahrend). +Tot! + +Medea (rasch umblickend). +Wer?--(Ich) lebe! (lebe)! + +(Sie steht da hoch emporgehoben vor sich hinstarrend.) + +(Von außen ein Trompetenstoß.) + +Jason. +Ha, was ist das?--Was stehst du siegend da? +Dich reut noch, glaub ich, dieser Augenblick. + +(Noch ein Trompetenstoß.) +(Der König kommt rasch zur Türe herein.) + +Jason (ihm entgegen). +Was kündigt an der kriegerische Schall? + +König. +Unglücklicher, du fragst? + +Jason. +Ich frage, Herr! + +König. +Der Streich, den ich gefürchtet ist gefallen, +Ein Herold steht vor meines Hauses Pforten, +Gesandt vom Stuhl der Amphiktyonen. +Er frägt nach dir, und hier nach deinem Weib, +Den Bann ausrufend in des Himmels Lüfte! + +Jason. +Auch das noch! + +König. +Also ist's. Doch still, er naht! + +(Die Pforten öffnen sich. Ein Herold tritt herein; hinter ihm zwei +Hornbläser, weiter zurück mehreres Gefolge.) + +Herold. +Die Götter und ihr Schutz in dieses Haus! + +König (feierlich). +Wer bist du und was suchst du hier bei mir? + +Herold. +Ein Gottesherold bin ich, abgesandt +Vom Altgericht der Amphiktyonen, +Das spricht in Delphis hochgefreiter Stadt; +Mit Bann verfolg ich und mit Rachespruch +Die schuldigen Verwandten König Pelias', +Der einst auf Jolkos saß, nun aber tot ist. + +König. +Suchst du die Schuld'gen, suche sie nicht hier, +In seinem Haus, bei seinen Kindern such sie! + +Herold. +Ich fand sie hier und so sprech ich sie an: +Fluch Jason dir! Fluch dir und deinem Weib! +Verruchter Künste bist du angeklagt, +Der Schuld an deines Oheims dunkeln Tod. + +Jason. +Du lügst, nicht weiß ich um des Königs Sterben. + +Herold. +Frag diese dort, die weiß es besser wohl. + +Jason. +Tat sie's? + +Herold. +Nicht mit der Hand, durch Künste, die ihr kennt, +Die ihr herüberbrachtet aus dem fremden Lande. +Denn als der König krank--vielleicht schon da ein Opfer, +So seltsam waren seiner Krankheit Zeichen-- +Da traten seine Töchter zu Medeen hin, +Um Heilung flehend von der Heilerfahrnen. +Sie aber sagt' es zu und ging mit ihnen. + +Jason. +Halt! sie ging nicht! Ich wehrt' es, und sie blieb. + +Herold. +Das erstemal. Doch als die Mädchen drauf, +Dir unbewußt, zum zweitenmal ihr nahten, +Da ging sie mit, allein das goldne Vlies, +Das ihr ein Greu'l sei, ein verderblich Zeichen, +Als Preis der sichern Rettung sich bedingend. +Die Mädchen aber sagen's ihr voll Freude zu. +Und sie tritt ein beim König, wo er schlief. +Geheimnisvolle Worte sprach sie aus +Und immer tiefer sinkt der König in den Schlaf. +Das böse Blut zu bannen, heißt dem Herrn sie +Die Adern öffnen und auch das geschieht; +Er atmet leichter als man ihn verband +Und froh sind schon die Töchter der Genesung. +Da ging Medea fort, von dannen wie sie sagte, +Und auch die Töchter gehn, da jener schlief. +Mit eins ertönt Geschrei aus seiner Kammer, +Die Mädchen eilen hin und--gräßlich! greulich! +Der Alte lag am Boden, wild verzerrt, +Gesprungen die Verbande seiner Adern, +In schwarzen Güssen strömend hin sein Blut. +Am Altar lag er, wo das Vlies gehangen, +Und das war fort. Die aber ward gesehen, +Den goldnen Schmuck um ihre Schultern tragend, +Zur selben Stunde schreitend durch die Nacht. + +Medea (dumpf vor sich hin). +Es war mein Lohn. +Mich schaudert, denk ich an des alten Mannes Wut! + +Herold. +Damit nun solcher Greu'l nicht länger währe +Und unser Land mit seinem Hauch vergifte, +So sprech ich aus hiemit den großen Bann +Ob Jason dem Thessalier, Aesons Sohn, +Genoß einer Verruchten, selbst verrucht +Und treib ihn aus, kraft meines heil'gen Amts, +Aus, von der Griechen gottbetretnen Erde, +Und weis ihn in das Irrsal, in die Flucht, +Mit ihm sein Weib und seines Bettes Sprossen. +Kein Teil sei ihm am vaterländ'schen Boden, +An vaterländ'schen Göttern ihm kein Teil, +Kein Teil an Schutz und Recht des Griechenlandes. + +(Nach den Himmelsgegenden.) + +Verbannt Jason und Medea! +Medea und Jason verbannt! +Verbannt! +Jason und Medea! Wer aber ihn beherbergt, ihn beschützt, +Von hier nach dreien Tagen und drei Nächten, +Dem künd ich Tod, wenn es ein Einzelmann, +Und Krieg, wenn's eine Stadt, wenn es ein König! +So fügt's der Spruch der Amphiktyonen +Und so verkünd ich es zu Recht, +Damit ein jeder wisse sich zu wahren. Die Götter und ihr Schutz in +dieses Haus! + +(Er wendet sich zum Abgehen.) + +Jason. +Was steht ihr da, ihr Mauern? stürzet ein, +Erspart die Müh' dem König, mich zu töten! + +König. +Halt ein, o Herold, und vernimm noch dies! + +(Zu Jason gewendet.) + +Glaubst du, mich reute schon was ich gelobt? +Hielt' ich für schuldig dich, und wärst du auch mein Sohn, +Ich gäbe hin dich jenen, die dich suchen; +Doch du bist's nicht und so beschütz ich dich, +Bleib hier. Wer aber wagt es Kreons Freund, +Für dessen Unschuld er sein Wort verpfändet,-- +Wer wagt es meinen Eidam anzutasten? +Ja Herold, meinen Eidam, meiner Tochter Gatten! +Was einst beschlossen ward in frühern Tagen, +In Tagen seines Glücks, ich führ es aus +Jetzt da des Unglücks Wogen ihn umbranden. +Sie sei dein Weib, du bleibst bei deinem Vater. +Also vertret ich's vor den Amphiktyonen; +Und wer beschuldigt noch wen Kreon freisprach, +Freisprach durch seiner eignen Tochter Hand? Das sag du jenen, die +dich hergesandt +Und in der Götter Schutz sei nun entlassen. + +(Der Herold geht.) + +Doch diese, die die Wildnis ausgespieen, +Zu deinem, aller Frommen Untergang, +Sie, die die Greu'l verübt, der man dich zeiht, +Sie bann ich aus des Landes Grenzen fort +Und Tod ihr, trifft der Morgen sie noch hier. +Zieh hin aus meiner Väter frommen Stadt +Und reinige die Luft, die du verpestest! + +Medea. +Das also wär's? Mir gält' es, mir allein? +Ich aber sag euch, ich hab's nicht getan! + +König. +Genug hast du verübt, seit er dich sah. +Hinweg aus meinem Haus, aus meiner Stadt. + +Medea (zu Jason). +Und muß ich fort, nun wohl, so folge mir! +Gemeinsam wie die Schuld, sei auch die Strafe! +Weißt noch den alten Spruch? Allein soll keines sterben, +Ein Haus, ein Leib und ein Verderben! +Im Angesicht des Todes schwuren wir's; +Jetzt halt es, komm! + +Jason. +Berührst du mich? +Laß ab von mir, du meiner Tage Fluch! +Die mir geraubt mein Leben und mein Glück, +Die ich verabscheut, wie ich dich gesehn, +Nur töricht Liebe nannte meines Wesens Ringen! +Heb dich hinweg, zur Wildnis, deiner Wiege, +Zum blut'gen Volk, dem du gehörst und gleichst. +Doch vorher gib mir wieder was du nahmst +Gib Jason mir zurücke, Frevlerin! + +Medea. +Zurück willst du den Jason?--Hier!--Hier nimm ihn! +Allein wer gibt Medeen mir, wer mich? +Hab ich dich aufgesucht in deiner Heimat? +Hab ich von deinem Vater dich gelockt? +Hab ich dir Liebe auf-, ja aufgedrungen? +Hab ich aus deinem Lande dich gerissen, +Dich preisgegeben Fremder Hohn und Spott? +Dich aufgereizt zu Freveln und Verbrechen? +Du nennst mich Frevlerin?--Weh mir! ich bin's! +Doch wie hab ich gefrevelt und für wen? +Laß diese mich mit gift'gem Haß verfolgen, +Vertreiben, töten, diese tun's mit Recht, +Denn ich bin ein entsetzlich, greulich Wesen, +Mir selbst ein Abgrund und ein Schreckensbild, +Die ganze Welt verwünsche mich, nur (du) nicht! +Du nicht, der Greuel Stifter, einz'ger Anlaß, du! +Weißt du noch, wie ich deine Knie umfaßte, +Als du das blut'ge Vlies mir stehlen hießest: +Ich mich zu töten eher mich vermaß +Und du mit kaltem Hohne herrschtest: Nimm's! +Weißt du, wie ich den Bruder hielt im Arm, +Der todesmatt von deinem grimmen Streich, +Bis er sich losriß von der Schwester Brust +Und deinem Trotz entrinnend Tod in Wellen suchte? +Weißt du?--Komm her zu mir!--Weich mir nicht aus! +Verbirg nicht hinter jene dich vor mir! + +Jason + +(vortretend). +Ich hasse, doch ich scheu dich nicht! + +Medea. +So komm! + +(Halblaut.) + +Weißt du?--Sieh mich nicht so verachtend an!-- +Wie du den Tag vor deines Oheims Tod, +Da eben seine Töchter von mir gingen, +Die ratlos ich auf dein Geheiß entließ, +Wie du zu mir in meine Kammer tratst +Und mit den Augen so in meine schauend,-- +Als säh' ein Vorsatz, scheu in dir verborgen, +Nach seinesgleichen aus in meiner Brust-- +Wie du da sagtest: Daß zu mir sie kämen +Um Heilung für des argen Vaters Krankheit, +Ich wollt' ihm einen Labetrank bereiten, +Der (ihn) auf immer heilen sollt' und (mich)! +Weißt du? Sieh mir ins Antlitz wenn du's wagst! + +Jason. +Entsetzliche! Was rasest du gen mich? +Machst mir zu Wesen meiner Träume Schatten, +Hältst mir mein Ich vor in des deinen Spiegel +Und rufst meine Gedanken wider mich? +Nichts weiß ich, nichts von deinem Tun und Treiben, +Verhaßt war mir von Anfang her dein Wesen, +Verflucht hab ich den Tag, da ich dich sah, +Und Mitleid nur hielt mich an deiner Seite. +Nun aber sag ich mich auf ewig von dir los +Und fluche dir, wie alle Welt dir flucht. + +Medea. +Nicht so, mein Gatte, mein Gemahl! + +Jason. +Weg da! + +Medea. +Als mir's mein greiser Vater drohte, +Versprachst du, nie mich zu verlassen. Halt's! + +Jason. +Selbst hast du das Versprechen dir verwirkt, +Ich gebe hin dich deines Vaters Fluch! + +Medea. +Verhaßter komm! Komm mein Gemahl! + +Jason. +Zurück! + +Medea. +In meinen Arm, so hast du's ja gewollt! + +Jason. +Zurück! Sieh hier mein Schwert! Ich töte dich +Wenn du nicht weichst! + +Medea (immer näher tretend). +Stoß zu! Stoß zu! + +Kreusa (zu Jason). +Halt ein! +Laß sie in Frieden ziehn! Verletz sie nicht! + +Medea. +Du auch hier? weiße, silberhelle Schlange? +O zische nicht mehr, züngle nicht so lieblich! +Du hast ja, was du wolltest, den Gemahl! +War's darum, daß du dich so schmeichelnd wandst +Und deine Ringe schlangst um meinen Hals? +O hätt' ich einen Dolch, ich wollte dich +Und deinen Vater, den gerechten König! +Darum sangst du so holde Weisen? +Darum gabst du mir Saitenspiel und Kleid? + +(Ihren Mantel abreißend.) + +Hinweg! Fort mit den Gaben der Verruchten! + +(Zu Jason.) + +Sieh! Wie ich diesen Mantel durch hier reiße +Und einen Teil an meinen Busen drücke, +Den andern hin dir werfe vor die Füße, +Also zerreiß ich meine Liebe, unsern Bund. +Was draus erfolgt, das werf ich dir zu, dir, +Dem Frevler an des Unglücks heil'gem Haupt. +Gebt meine Kinder mir und laßt mich gehn! + +König. +Die Kinder bleiben hier. + +Medea. +Nicht bei der Mutter? + +König. +Nicht bei der Frevlerin! + +Medea (zu Jason). +So sagst auch du? + +Jason. +Auch ich. + +Medea (gegen die Türe). +So hört ihr Kinder mich! + +König. +Zurück! + +Medea. +Allein gehn heißt ihr mich? Wohlan es sei! +Doch sag ich euch: bevor der Abend graut +Gebt ihr die Kinder mir. Für jetzt genug! +Du aber, die hier gleisend steht, und heuchelnd +In falscher Reinheit niedersieht auf mich, +Ich sage dir, du wirst die weißen Hände ringen, +Medeens Los beneiden gegen deins. + +Jason. +Wagst du's? + +König. +Hinweg. + +Medea. +Ich geh doch komm ich wieder +Und hole das was mir, und bring was euch gebührt. + +König. +Was soll sie drohen uns ins Angesicht? +Wenn Worte nicht + +(zu den Trabanten) + +laßt eure Lanzen sprechen! + +Medea. +Zurück! Wer wagt's Medeen anzurühren! +Merk auf die Stunde meines Scheidens, König +Du sahst noch keine schlimmre, glaube mir! +Gebt Raum! Ich geh! Die Rache nehm ich mit! + +(Ab.) + +König. +Die Strafe wenigstens, sie folget dir! + +(Zu Kreusen.) + + +Du zittre nicht, wir schützen dich vor ihr! + +Kreusa. +Ich sinne nur, ob recht ist, was wir tun; +Denn tun wir recht, wer könnte dann uns schaden? + +(Der Vorhang fällt.) + + + + +Dritter Aufzug + +(Vorhof von Kreons Burg. Im Hintergrunde der Eingang von der +Wohnung des Königs; rechts an den Seitenwänden ein Säulengang zu +Medeens Aufenthalt führend.) +(Medea im Vorgrunde stehend, Gora weiter zurück mit einem Diener +des Königs sprechend.) + +Gora. +Sag du dem Könige: +Medea nehme Botschaft von Sklaven nicht, +Hab' er Werbung an sie, +Komm' er selbst, +Vielleicht hört sie ihn. + +(Der Diener ab.) + +Gora (vortretend). +Sie meinen, du würdest gehn, +Den Haß bezähmend und die Rache. +Die Törichten! +Oder wirst du es? Wirst du's? +Fast glaub ich, du tust's, +Denn nicht Medea bist du mehr, +Des Kolcherkönigs königlicher Sproß, +Der erfahrnen Mutter, erfahrnere Tochter; +Hättest du sonst geduldet, getragen +So lange, bis jetzt? + +Medea. +Hört ihr's Götter? Geduldet! getragen! So lange! bis jetzt! + +Gora. +Ich riet dir zu weichen, +Da du noch weilen wolltest, +Verblendet, umgarnt; +Als noch nicht gefallen der Streich, +Den ich vorhersah, warnend dir zeigte: +Aber nun sag ich: bleib! +Sie sollen nicht lachen der Kolcherin, +Nicht spotten des Bluts meiner Könige, +Herausgeben die Kleinen, +Die Schößlinge der gefällten Königseiche; +Oder sterben, fallen, +In Grauen, in Nacht!--Wo hast du dein Gerät? +Oder was beschließest du? + +Medea. +Erst meine Kinder will ich haben,-- +Das andre findet sich. + +Gora. +So gehst du denn? + +Medea. +Ich weiß es nicht. + +Gora. +Lachen werden sie dein! + +Medea. +Lachen? Nein! + +Gora. +Was also sinnest du? + +Medea. +Ich gebe mir Müh', nichts zu wollen, zu denken. +ob dem schweigenden Abgrund +Brüte die Nacht. + +Gora. +Und wenn du flöhest, wohin? + +Medea (schmerzlich). +Wohin? Wohin? + +Gora. +Hier Lands ist nicht Raum für uns, +Die Griechen, sie hassen, sie töten dich. + +Medea. +Töten? Sie mich? Ich will sie töten, ich! + +Gora. +Auch daheim in Kolchis wartet Gefahr. + +Medea. +O Kolchis! Kolchis! O Vaterland! + +Gora. +Du hast wohl gehört, dir ward wohl Kunde, +Daß dein Vater gestorben, bald darnach, +Als du Kolchis verließest, dein Bruder fiel? +(Gestorben?) es klang anders, deucht' mir, +Daß er den Schmerz anfassend wie ein Schwert, +Gen sich selber wütend, den Tod sich gab. + +Medea. +Was trittst du in Bund mit meinen Feinden +Und tötest mich? + +Gora. +Nun siehst du wohl. +Ich hab dir's gesagt, dich gewarnt. +Flieh die Fremden, sagt' ich dir +Vor allen aber ihn, der sie führt, +Den glattzüngigen Heuchler, den Verräter. + +Medea. +Den glattzüngigen Heuchler, den Verräter!-- +Sagtest du so? + +Gora. +Wohl sagt' ich's. + +Medea. +Und ich glaubte dir nicht? + +Gora. +Glaubtest mir nicht und gingst ins Todesnetz +Das nun zusammenschlägt über dir. + +Medea. +Glattzüngiger Heuchler! Das ist das Wort. +Hättest du so gesagt, ich hätt's erkannt; +Aber du nanntest ihn: Feind und verhaßt und abscheulich, +Er aber war schön und freundlich und ich haßt' ihn (nicht)! + +Gora. +So liebst du ihn? + +Medea. +Ich? Ihn? +Ich haß ihn, verabscheu ihn, +Wie die Falschheit, den Verrat, +Wie das Entsetzlichste, wie mich! + +Gora. +So straf ihn, triff ihn, +Räche den Vater, den Bruder, +Unser Vaterland, unsre Götter, +Unsre Schmach, mich, dich! + +Medea. +Erst meine Kinder will ich haben, +Das andre deckt die Nacht.-- +Was glaubst du? wenn er daherzög' +In feierlichem Brautgeleit +Mit ihr, die ich hasse, +Und vom Giebel des Hauses entgegen +Flög' ihm Medea zerschmettert, zerschellt. + +Gora. +Der schönen Rache! + +Medea. +Oder an Brautgemachs Schwelle +Läge sie tot in ihrem Blut, +Bei ihr die Kinder, Jasons Kinder, tot. + +Gora. +Dich selber trifft deine Rache, nicht ihn. + +Medea. +Ich wollt' er liebte mich, +Daß ich mich töten könnte, ihm zur Qual!-- +Oder (sie?) Die Falsche! Die Reine! + +Gora. +Näher triffst du schon! + +Medea. +Still! still! +Hinab, wo du herkamst, Gedanke, +Hinab in Schweigen, hinunter in Nacht! + +(Sie verhüllt sich.) + +Gora. +Die andern alle, die mit ihm zogen +Den frevelnden Argonautenzug, +Alle haben sie, rächend, strafend, +Die vergeltenden Götter erreicht, +Alle fielen in Tod und Schmach; +Er nur fehlt noch--und wie lang? +Täglich hör ich, emsig horchend +Hoch mich erlabend, wie sie fallen, +Fallen der Griechen strahlende Söhne, +Die aus Kolchis, vom Raube gekehrt. +Den Orpheus erschlugen thrakische Weiber; +Hylas versank im Wellengrab; +Theseus, Pirithous stiegen hinab +In des Aides finstere Wohnung, +Der Schatten gewaltigem Herrn zu rauben +Die strahlende Gattin, Persephoneia, +Doch der fing sie und hält sie gefangen +In ehernen Ketten, in ewiger Nacht. + +Medea (rasch den Mantel vom Gesicht ziehend). +Weil sie kamen das Weib zu rauben? +Gut! Gut!--So tat auch er, tat mehr noch! + +Gora. +Dem Herakles, der sein Weib verließ, +Von anderer Liebe gelockt, +Sandte sie rächend ein leinen Gewand; +Als er das antat, sank er dahin +In Qual und Angst und Todesschmerz, +Denn sie hatt' es heimlich bestrichen +Mit argem Gift und schnellem Tod. +Hin sank er und des Öta waldiger Rücken, +Sah ihn vergehn, in Flammen vergehn. + +Medea. +Und sie selbst webt' es, das Gewand? +Das tödliche? + +Gora. +Sie selbst! + +Medea. +Sie selbst! + +Gora. +Des Meleager rauhe Gewalt, +Des kaledonischen Eberbezwingers, +Tötet' Althea, die Mutter das Kind. + +Medea. +Verließ sie der Gemahl? + +Gora. +Er erschlug ihren Bruder. + +Medea. +Der Gatte? + +Gora. +Der Sohn! + +Medea. +Und als sie's getan, starb sie? + +Gora. +Sie lebt. + +Medea. +Tat es und (lebt)! Entsetzlich!-- +So viel weiß ich und so viel ist mir klar: +Unrecht erduld ich nicht ungestraft. +Aber (was) geschieht, weiß ich nicht, will's nicht wissen! +Verdient hat er alles, das Ärgste verdient, +Aber--schwach ist der Mensch; +Billig gönnt man zur Reue Zeit! + +Gora. +Reue?--Frag ihn selbst ob's ihn reut; +Denn dort naht er mit eilendem Schritt. + +Medea. +Mit ihm der König, mein arger Feind +Der ihn verlockt, der ihn verführt. +Ihm entweich ich, nicht zähmt' ich den Haß! + +(Geht rasch dem Hause zu.) + +Aber will (er), will Jason mich sprechen, +So heiß ihn treten zu mir ins Gemach, +Dort will ich reden zu ihm, nicht hier, +An der Seite des Manns, der mein Feind. +Sie nahen. Fort! + +(Ab ins Haus.) + +Gora. +Da geht sie hin! +Ich aber soll reden mit dem Mann +Der mein Kind verderbt, der gemacht, +Daß ich mein Haupt legen muß auf fremde Erde, +Des bittern Kummers Tränen verbergen muß, +Daß nicht drüber lacht fremder Männer Mund. + +(Der König und Jason kommen.) + +König. +Was flieht uns deine Frau? Das nützt ihr nichts. + +Gora. +So floh sie denn? Sie ging. Weil sie dich haßt. + +König. +Ruf sie heraus! + +Gora. +Sie kommt nicht. + +König. +Doch sie soll! + +Gora. +Geh selbst hinein und sag ihr's, wenn du's wagst. + +König. +Wo bin ich denn und (wer)? daß dieses Weib +In ihrer Wildheit mir zu trotzen wagt? +Die Magd fürwahr das Bild der Frau, und beide +Das Bild des dunkeln Landes, das sie zeugte. +Noch einmal: ruf sie her! + +Gora (auf Jason zeigend). +(Den) will sie sprechen +Und hat er Mut dazu, tret' er ins Haus. + +Jason. +Verwegne geh! mein Haß von Anfang her! +Und sag ihr, daß sie komme, die dir gleicht. + +Gora. +O gliche sie mir doch! ihr trotztet nicht! +Doch sie wird's noch erkennen und dann weh euch! + +Jason. +Ich will sie sprechen! + +Gora. +Geh hinein. + +Jason. +Das nicht! +Sie soll heraus! und du geh hin und sag ihr's! + +Gora. +Nun wohl ich geh, euch länger nicht zu sehn, +Und sag ihr's an, doch kommt sie nicht, das weiß ich, +Zu sehr fühlt sie die Kränkung und sich selbst. + +(Ab ins Haus.) + +König. +Nicht einen Tag duld ich sie in Korinth. +(Die) sprach nur aus, was jene finster brütet; +Allzu gefährlich dünkt mir solche Nähe! +Auch deine Zweifel, hoff ich, sind besiegt. + +Jason. +Verfahre, Herr, in deinem Richteramt! +Sie kann nicht länger stehen neben mir, +So gehe sie; noch mild ist diese Strafe. +Denn wahrlich, minder schuldig doch als sie, +Trifft mich ein härtres Los, ein schwerers. +Sie zieht hinaus in angeborne Wildnis, +Und wie ein Füllen, dem das Joch entnommen +Strebt sie hinfort in ungezähmten Trotz: +Ich aber muß hier still und ruhig weilen, +Belastet mit der Menschen Hohn und Spott, +Dumpf wiederkäuend die verfloßne Zeit. + +König. +Du wirst dich wieder heben, glaube mir's. +Dem Bogen gleich, der raschen Schwunges losschnellt +Und fliegend zu dem Ziele schickt den Pfeil, +Sobald entfernt was seinen Rücken beugte, +Wirst du erstarken, ist nur sie erst fern. + +Jason. +Ich fühle nichts in mir, das solcher Hoffnung Bürgschaft. +Verloren ist mein Name und mein Ruf, +Ich bin nur Jasons Schatten, nicht er selbst. + +König. +Die Welt, mein Sohn, ist billiger, als du. +Des reifen Mannes Fehltritt ist Verbrechen, +Des Jünglings Fehltritt ein verfehlter Tritt, +Den man zurückzieht und ihn besser macht. +Was du in Kolchis tatst, ein rascher Knabe, +Vergessen ist's, zeigst du dich nun als Mann. + +Jason. +Könnt' ich dir glauben, selig wär' ich dann! + +König. +Laß sie erst fort sein und du sollst es sehn. +Hin vor's Gericht der Amphiktyonen +Tret ich für dich, verfechte deine Sache +Und zeige, daß nur sie es war, Medea, +Die das verübt, was man an dir verfolgt; +Daß sie die Dunkle, sie die Frevlerin. +Gelöset wird der Bannspruch, und wenn nicht, +Dann stehst du auf in deiner vollen Kraft, +Schwingst hoch das goldne Banner in die Luft, +Das du geholt vom Äußersten der Länder, +Und stromweis' wird die Jugend Griechenlands +Um dich sich scharen gegen jedermann, +Um den Gereinigten, den Neuerhobnen, +Den starken Hort, des Vlieses mächt'gen Held. +Du hast es doch? + +Jason. +Das Vlies? + +König. +Jawohl! + +Jason. +Ich nicht! + +König. +Doch nahm's Medea mit aus Pelias' Haus. + +Jason. +So hat denn sie's! + +König. +Sie muß es geben, (muß). +Dir ist's der künft'gen Größe Unterpfand. +Du sollst mir groß noch werden, groß und stark, +Du meines alten Freundes einz'ger Sohn! +Es hat der König Kreon Macht und Gut, +Und gern teilt er's mit seinem Tochtermann. + +Jason. +Auch meiner Väter Erbe fordr' ich dann, +Vom Sohn des Oheims, der mir's vorenthielt. +Ich bin nicht arm, wird alles mir zurück. + +König. +Sie kommt, die uns noch stört, bald ist's getan. + +(Medea kommt mit Gora aus dem Hause.) + +Medea. +Was willst du mir? + +König. +Die Diener, die ich sandte, +Du schicktest sie mit harten Worten fort +Und von mir selbst verlangtest du zu hören +Was ich geboten und was dir zu tun. + +Medea. +So sag's. + +König. +Nichts Fremdes, Neues künd ich dir. +Ich wiederhole nur den schon gesprochnen Bann +Und füge zu, daß du (noch heute gehst.) + +Medea. +Und warum heute noch? + +König. +Die Drohungen, +Die du gesprochen gegen meine Tochter-- +Denn die gen mich veracht ich allzusehr,-- +Der wilde Sinn, den du nur erst gezeigt +Sie nennen mir gefährlich deine Nähe +Und darum sollst du heute mir noch gehn. + +Medea. +Gib mir die Kinder und ich tu's vielleicht. + +König. +Du tust's (gewiß).--Die Kinder aber bleiben! + +Medea. +Wie, meine Kinder? Doch, wem sag ich das? +Mit (dem) da laß mich sprechen, mit dem Gatten! + +König (zu Jason). +Tu's nicht! + +Medea (zu Jason). +Ich bitte dicht + +Jason. +Wohlan, es seit +Damit du siehst, daß ich dein Wort nicht scheue. +Laß uns, o König, hören will ich sie. + +König. +Ich tu es ungern; schlau ist sie und listig. + +(Er geht.) + +Medea. +So, er ist fort. Kein Fremder stört uns mehr, +Kein Dritter drängt sich zwischen Mann und Weib; +Wir können reden, wie das Herz gebeut. +Und nun sag an mir, was du denkst? + +Jason. +Du weißt's. + +Medea. +Ich weiß wohl was du willst, nicht was du meinst. + +Jason. +Das erstere genügt, denn es entscheidet. + +Medea. +So soll ich gehen? + +Jason. +Gehn! + +Medea. +Noch heute? + +Jason. +Heute! + +Medea. +Das sagst du und stehst ruhig mir genüber +Und Scham senkt nicht dein Aug' und rötet nicht die Stirn? + +Jason. +Erröten müßt' ich, wenn ich anders spräche. + +Medea. +Das ist recht gut und sprich nur immer so, +Wenn du vor andern dich entschuld'gen willst, +Doch mir genüber laß den eiteln Schein! + +Jason. +Die Scheu vor Greueln nennst du eiteln Schein? +Verdammt hat dich die Welt, verdammt die Götter, +Und so geb ich dich ihrem Urteil hin. +Denn wahrlich unverdient trifft es dich nicht! + +Medea. +Wer ist der Fromme denn, mit dem ich spreche? +Ist das nicht Jason? und der wär' so mild? +Du Milder, kamst du nicht nach Kolchis hin +Und warbst mit Blut um seines Königs Kind? +Du Milder! schlugst du meinen Bruder nicht? +Fiel nicht mein Vater dir, du Frommer, Milder? +Verlässest du das Weib nicht, das du stahlst +Du Milder, du Entsetzlicher, Verruchter! + +Jason. +Du schmähest. Das zu hören ziemt mir nicht. +Du weißt nun was zu tun, und so leb wohl! + +Medea. +Noch weiß ich's nicht, drum bleibe, bis ich's weiß. +Bleib! Ruhig will ich sein. Ruhig wie du. +Verbannung wird mir also? und was dir? +Mich dünkt auch dich traf ja des Herolds Spruch? + +Jason. +Sobald bekannt, daß ich am Frevel rein +Am Tod des Oheims, löst der Bann sich auf. + +Medea. +Und du lebst froh und ruhig fürder dann? + +Jason. +Ich lebe still, wie's Unglücksel'gen ziemt. + +Medea. +Und ich? + +Jason. +Du trägst das Los das du dir selbst bereitet. + +Medea. +Das ich bereitet! Du wärst also rein? + +Jason. +Ich bin's! + +Medea. +Und um den Tod des Oheims hast +Du nicht gebetet? + +Jason. +Ihn befördert nicht! + +Medea. +Mich nicht versucht, ob ich's nicht üben wollte? + +Jason. +Der erste Zorn spricht manches sprudelnd aus +Was reifer überdacht er nimmer übt. + +Medea. +Einst klagtest du dich selber dessen an +Nun ist gefunden, der die Schuld dir trägt. + +Jason. +Nicht der Gedanke wird bestraft, die Tat! + +Medea + +(rasch). +Ich aber tat es nicht! + +Jason. +Wer sonst? + +Medea. +Ich nicht! +Hör mein Gemahl und dann erst richte mich. +Als ich an die Pfoste trat, +Das Vlies zu holen, +Der König auf seinem Lager; +Da hör ich schreien; hingewendet +Seh ich den Mann vom Lager springen +Heulend, bäumend sich umwindend. +Kommst du Bruder, schreit er, +Rache zu nehmen, Rache an mir! +Noch einmal sollst du sterben, noch einmal! +Und springt hin und faßt nach mir, +In deren Hand das Vlies. +Ich erbebte und schrie auf +Zu den Göttern, die ich kenne. +Das Vlies hielt ich mir vor als Schild. +Da zuckt Wahnsinns Grinsen durch seine Züge, +Heulend faßt er die Bande seiner Adern, +Sie brechen, in Güssen strömt hin sein Blut +Und als ich um mich schaue, entsetzt, erstarrt, +Liegt der König zu meinen Füßen +Im eignen Blut gebadet, +Kalt und tot. + +Jason. +Das sagst du mir, Zaub'rische! Gräßliche? +Hebe dich weg von mir! Fort! +Mir graut vor dir! Daß ich dich je gesehn! + +Medea. +Du hast es ja gewußt. Das erstemal +Als du mich sahst, sahst mich in meinem Dienst. +Und doch verlangtest, strebtest du nach mir. + +Jason. +Ein Jüngling war ich, ein verwegner Tor +Der Mann verwirft was Knaben wohlgefällt. + +Medea. +O schilt das goldne Jugendalter nicht! +Der Kopf ist rasch, allein das Herz ist gut! +O wärst du, der du warst, mir wäre besser! +Nur einen Schritt komm in die schöne Zeit, +Da wir in unsrer Jugend frischem Grünen +Uns fanden an des Phasis Blumenstrand. +Wie war dein Herz so offen und so klar +Das meine trüber und in sich verschloßner +Doch du drangst durch mit deinem milden Licht +Und hell erglänzte meiner Sinne Dunkel. +Da ward ich dein, da wardst du mein. O Jason! +So ist dir ganz dahin, die schöne Zeit, +So hat die Sorge dir für Haus und Herd +Für Ruf und Ruhm dir ganz getötet +Die schönen Blüten von dem Jugendbaum? +O sieh, in Schmerz und Jammer, wie ich bin, +Denk ich noch oft der schönen Frühlingszeit +Und warme Lüfte wehn mir draus herüber. +War dir Medea damals lieb und wert +Wie ward sie dir denn gräßlich und abscheulich? +Du kanntest mich und suchtest dennoch mich, +Du nahmst mich wie ich war, behalt mich, wie ich bin! + +Jason. +Der Dinge denkst du nicht, die seither sind geschehn! + +Medea. +Entsetzlich sind sie, ja ich geb es zu, +Am Vater hab ich schlimm, am Bruder schlimm getan! +Und ich verdamme selber mich darob +Man strafe mich, ich will ja gerne büßen, +Doch du sollst mich nicht strafen, Jason, du nicht! +Denn was ich tat, zu Liebe tat ich's dir. +Komm, laß uns fliehn, vereint, mitsammen fliehn! +Es nehm' uns auf ein fernes Land! + +Jason. +Und welches? +Wohin? + +Medea. +Wohin? + +Jason. +Du rasest und du schiltst mich, +Daß ich mit dir nicht rase. Es ist aus. +Die Götter haben unsern Bund verflucht, +Als einen der mit Greueltat begann +Und in Verbrechen wuchs und Nahrung suchte. +Laß sein, daß du den König nicht getötet; +Wer war dabei, wer sah's, wer glaubt dir? + +Medea. +Du! + +Jason. +Und wenn auch ich, was kann ich? was vermag ich? +Drum laß uns weichen dem Geschick, nicht trotzen! +Die Strafe nehme jedes büßend hin, +Du, da du fliehst, wo du nicht bleiben kannst, +Ich, da ich bleibe, wo ich fliehen möchte. + +Medea. +Den schwerem Teil hast du dir nicht erwählt! + +Jason. +So wär' es leicht, zu leben als ein Fremdling +In fremden Haus, von fremden Mitleids Gaben? + +Medea. +Dünkt's dir so schwer, was wählst du nicht die Flucht? + +Jason. +Wohin und wie? + +Medea. +Einst warst du minder sorglich, +Als du nach Kolchis kamst, die Vaterstadt verlassend, +Und eitelm Ruhme nach durch ferne Länder zogst. + +Jason. +Ich bin nicht der ich war, die Kraft ist mir gebrochen, +Und in der Brust erstorben mir der Mut. +Das dank ich dir. Erinnrung des Vergangnen +Liegt mir wie Blei auf meiner bangen Seele +Das Aug' kann ich nicht heben und das Herz. +Auch ist der Knabe Mann seit dem geworden, +Und nicht mehr kindisch mit den Blüten spielend, +Greift er nach Frucht, nach Wirklichkeit, Bestand. +Die Kinder sind mir und kein Ort für sie, +Besitztum muß ich meinen Enkeln werben. +Soll Jasons Stamm, wie trocknes Heidekraut, +Am Wege stehn, vom Wanderer getreten? +Hast du mich je geliebt, war ich dir wert, +So zeig es, da du mich mir selber gibst +Und mir ein Grab gönnst in der heim'schen Erde! + +Medea. +Und auf der heimischen Erd' ein neues Ehebett? +Nicht so? + +Jason. +Was soll das! + +Medea. +Hab ich's nicht gehört +Wie er Verwandt dich hieß und Sohn und Eidam? +Kreusa locket dich, und darum bleibst du? +Nicht also? Hab ich dich? + +Jason. +Du hattest nie mich, +Und hast auch jetzt mich nicht. + +Medea. +(So) willst du büßen? +Und darum soll Medea fort von dir? +Stand ich denn nicht dabei, dabei in Tränen, +Wie du mit ihr vergangne Zeit durchgingst +Bei jedem Schritte stillstandst, süß verweilend, +Zum Echo schwandest der Erinnerung? +Ich aber geh nicht, (nicht!) + +Jason. +So ungerecht, +So hart und wild wie immer! + +Medea. +Ungerecht? +So wünschest du sie nicht zum Weib? Sag: Nein! + +Jason. +Den Ort such ich, mein Haupt zur Ruh' zu legen; +Was sonst kommt weiß ich nicht! + +Medea. +Ich aber weiß es, +Und denk es noch zu wehren, hilft ein Gott. + +Jason. +Du kannst nicht ruhig sprechen, leb denn wohl. + +(Er geht.) + +Medea. +Jason! + +Jason (umkehrend). +Was ist? + +Medea. +Es ist das letztemal +Das letztemal vielleicht, daß wir uns sprechen! + +Jason. +So laß uns scheiden ohne Haß und Groll. + +Medea. +Du hast zu Liebe mich verlockt und fliehst mich? + +Jason. +Ich muß. + +Medea. +Du hast den Vater mir geraubt +Und raubst mir den Gemahl? + +Jason. +Gezwungen nur. + +Medea. +Mein Bruder fiel durch dich, du nahmst mir ihn, +Und fliehst mich? + +Jason. +Wie er fiel, gleich unverschuldet. + +Medea. +Mein Vaterland verließ ich, dir zu folgen. + +Jason. +Dem eignen Willen folgtest du, nicht mir. +Hätt's dich gereut, gern ließ ich dich zurück! + +Medea. +Die Welt verflucht um deinetwillen mich, +Ich selber hasse mich um deinetwillen, +Und du verläßt mich? + +Jason. +Ich verlaß dich nicht, +Ein höhrer Spruch treibt mich von dir hinweg. +Hast du dein Glück verloren, wo ist meins? +Nimm als Ersatz mein Elend für das deine! + +Medea. +Jason! + +(Sie fällt auf die Knie.) + +Jason. +Was ist? Was willst du weiter? + +Medea (aufstehend). +Nichts! +Es ist vorbei!--Verzeihet meine Väter, +Verzeiht mir Kolchis' stolze Götter +Daß ich mich selbst erniedriget und euch. +Das Letzte galt's. Nun habt ihr mich! + +(Jason wendet sich zu gehen.) + +Medea. +Jason! + +Jason. +Glaub nicht mich zu erweichen! + +Medea. +Glaub nicht ich wollt' es. Gib mir meine Kinder! + +Jason. +Die Kinder? Nimmermehr! + +Medea. +Es sind die Meinen! + +Jason. +Des Vaters Namen fügt man ihnen bei +Und Jasons Name soll nicht Wilde schmücken. +Hier in der Sitte Kreis erzieh ich sie. + +Medea. +Gehöhnt von Stiefgeschwistern? Sie sind mein! + +Jason. +Mach nicht, daß sich mein Mitleid kehr' in Haß! +Sei ruhig, das nur mildert dein Geschick. + +Medea. +Wohl denn, so will ich mich auf Bitten legen!-- +Mein Gatte!--Nein, das bist du ja nicht mehr-- +Geliebter!--Nein, das bist du nie gewesen-- +Mann!--wärst du Mann und brächst dein heilig Wort-- +Jason!--pfui! das ist ein Verrätername-- +Wie nenn ich dich? Verruchter!--Milder! Guter! +Gib meine Kinder mir und laß mich gehn! + +Jason. +Ich kann nicht, sagt' ich dir, ich kann es nicht. + +Medea. +So hart? Der Gattin nimmst du ihren Gatten, +Und weigerst nun der Mutter auch ihr Kind! + +Jason. +Nun wohl, daß du als billig mich erkennst, +Der Knaben einer ziehe denn mit dir! + +Medea. +Nur einer? Einer? + +Jason. +Fordre nicht zuviel! +Das wen'ge fast verletzt schon meine Pflicht. + +Medea. +Und welcher? + +Jason. +Ihnen selbst, den Kindern sei die Wahl. +Und welcher will, den nimmst du mit dir fort + +Medea. +O tausend Dank, du Gütiger, du Milder! +Der lügt fürwahr, der dich Verräter nennt. + +(König kommt.) + +Jason. +O König komm! + +König. +So ist es abgetan? + +Jason. +Sie geht. Der Kinder eines geb ich ihr. + +(Zu einem, der mit dem Könige kam.) + +Du eile, bring die Kleinen zu uns her! + +König. +Was tust du? Beide bleiben sie zurück! + +Medea. +Was mir so wenig scheint, dünkt dir zuviel? +Die Götter fürchte, allzu strenger Mann! + +König. +Die Götter auch sind streng der Freveltat. + +Medea. +Doch sehn sie auch was uns zur Tat gebracht. + +König. +Des Herzens böses Trachten treibt zum Bösen. + +Medea. +Was sonst zum Übeln treibt, zählst du für nichts? + +König. +Ich richte selbst mich streng, drum kann ich's andre. + +Medea. +Indem du Frevel strafst verübst du sie. + +Jason. +Sie soll nicht sagen, daß ich allzuhart, +Drum hab ich eins der Kinder ihr gewährt, +In Leid und Not der Mutter lieber Trost. + +(Kreusa kommt mit den Kindern.) + +Kreusa. +Die Kinder fordert man, ward mir gesagt +Was will man denn, und was soll denn geschehn? +O sieh, sie lieben mich, nur erst gekommen, +Als ob wir jahrelang uns sähn und kennten. +Mein mildes Wort, den Armen ungewohnt, +Gewann mir sie, wie mich ihr Unglück ihnen. + +König. +Der Kinder eines soll der Mutter folgen. + +Kreusa. +Verlassen uns? + +König. +So ist's, so will's der Vater! + +(Zu Medeen, die in sich versunken dagestanden ist.) + +Die Kinder, sie sind hier, nun laß sie wählen! + +Medea. +Die Kinder! Meine Kinder! Ja, sie sind's! +Das einz'ge was mir bleibt auf dieser Erde. +Ihr Götter, was ich schlimmes erst gedacht, +Vergeßt es und laßt sie mir beide, beide! +Dann will ich gehn und eure Güte preisen, +Verzeihen ihm und--nein (ihr) nicht!--(Ihm) auch nicht! +Hierher ihr Kinder, hier!--Was steht ihr dort +Geschmiegt an meiner Feindin falsche Brust? +O wüßtet ihr was sie mir angetan, +Bewaffnen würdet ihr die kleinen Hände, +Zu Krallen krümmen eure schwachen Finger, +Den Leib zerfleischen, den ihr jetzt berührt. +Verlockst du meine Kinder? Laß sie los! + +Kreusa. +Unselig Weib, ich halte sie ja nicht. + +Medea. +Nicht mit der Hand, doch hältst du, wie den Vater, +Sie mit dem heuchlerischen, falschen Blick. +Lachst du? Du sollst noch weinen, sag ich dir! + +Kreusa. +O strafen mich die Götter, lacht' ich jetzt! + +König. +Brich nicht in Zorn und Schmähung aus, o Weib +Tu ruhig was dir zukommt, oder geh! + +Medea. +Du mahnest recht, o mein gerechter König +Nur nicht so gütig, scheint es, als gerecht. +Wie oder auch? Nun ja, wohl beides gleich! +Ihr Kinder seht, man schickt die Mutter fort, +Weit über Meer und Land, wer weiß wohin? +Die güt'gen Menschen, euer Vater aber +Und der gerechte, gute König da, +Sie haben ihr erlaubt, von ihren Kindern, +Der Mutter von den Kindern eines, eins-- +Ihr hohen Götter hört ihr's? (Eines) nur!-- +Mit sich zu nehmen auf die lange Fahrt. +Wer nun von beiden mich am meisten liebt, +Der komm' zu mir, denn beide dürft ihr nicht. +Der andre muß zurück beim Vater bleiben +Und bei des falschen Mannes falscher Tochter!-- +Hört ihr?--Was zögert ihr? + +König. +Sie wollen nicht! + +Medea. +Das lügst du, falscher, ungerechter König! +Sie wollen, doch dein Kind hat sie verlockt! +Hört ihr mich nicht?--Verruchte! Gräßliche! +Der Mutter Fluch, des Vaters Ebenbild! + +Jason. +Sie wollen nicht! + +Medea. +Laß jene sich entfernen! +Die Kinder lieben mich, bin ich nicht Mutter? +Doch sie winkt ihnen zu und lockt sie ab. + +Kreusa. +Ich trete weg, ist gleich dein Argwohn falsch. + +Medea. +Nun kommt zu mir!--Zu mir!--Natterbrut! + +(Sie geht einige Schritte auf sie zu; die Kinder fliehen zu Kreusen.) + +Medea. +Sie fliehn mich! Fliehn! + +König. +Du siehst Medea nun, +Die Kinder wollen nicht, und also geh! + +Medea. +Sie wollen nicht? Die Kinder die Mutter nicht? +Es ist nicht wahr, unmöglich!-- +Ason, mein Ältester, mein Liebling! +Sieh deine Mutter ruft dir, komm zu ihr! +Ich will nicht mehr rauh sein und hart +Du sollst mein Kostbarstes sein, mein einzigs Gut +Höre die Mutter! Komm!-- +Er wendet sich ab! Er kommt nicht! +Undankbarer! Ebenbild des Vaters! +Ihm ähnlich in den falschen Zügen +Und mir verhaßt wie er! +Bleib zurück, ich kenne dich nicht!-- +Aber du Absyrtus, Schmerzenssohn, +Mit dem Antlitz des beweinten Bruders, +Mild und sanft wie er, +Sieh deine Mutter liegt hier knieend +Und fleht zu dir. +Laß sie nicht bitten umsonst! +Komm zu mir, mein Absyrtus +Komm zur Mutter!-- +Er zögert!--Auch du nicht?-- +Wer gibt mir einen Dolch? +Ein Dolch für mich und sie! + +(Sie springt auf.) + +Jason. +Dir selber dank es, daß dein wildes Wesen +Die Kleinen abgewandt, zur Milde hin. +Der Kinder Ausspruch war der Götter Spruch! +Und so geh hin, nie aber bleiben da. + +Medea. +Ihr Kinder hört mich! + +Jason. +Sieh! sie hören nicht! + +Medea. +Kinder! + +König (zu Kreusen). +Führ sie ins Haus zurück +Nicht (hassen) sollen sie, die sie gebar. + +(Kreusa mit den Kindern zum Abgang gewendet.) + +Medea. +Sie fliehn, (meine) Kinder fliehn vor mir! + +König (zu Jason). +Komm! Das Notwendige beklagt man fruchtlos! + +(Sie gehen.) + +Medea. +Meine Kinder! Kinder! + +Gora (die hereingekommen ist). +Bezwinge dich +Gönne nicht deinen Feinden ihres Sieges Anblick! + +Medea (die sich zur Erde wirft). +Ich bin besiegt, vernichtet, zertreten +Sie fliehn mich, fliehn! +Meine Kinder fliehn! + +Gora (über sie gebeugt). +Stirb nicht! + +Medea. +Laß mich sterben! +Meine Kinder! + +(Der Vorhang fällt.) + + + + +Vierter Aufzug + +(Vorhof vor Kreons Burg wie im vorigen Aufzuge. Abenddämmerung.) +(Medea liegt hingestreckt auf die Stufen, die zu ihrer Wohnung +führen. Gora steht vor ihr.) + +Gora. +Steh auf Medea und sprich! +Was liegst du da, starrst schweigend vor dich hin? +Steh auf und sprich! +Rate unserm Jammer! + +Medea. +Kinder! Kinder! + +Gora. +Fort sollen wir, eh' dunkelt die Nacht, +Und schon senkt sich der Abend. +Auf! Rüste dich zur Flucht! +Sie kommen, sie töten uns! + +Medea. +O meine Kinder! + +Gora. +Steh auf, Unglückselige +Und töte mich nicht mit deinem Jammer! +Hätt'st mir gefolgt, mich gehört, +Wären wir daheim in Kolchis, +Die Deinen lebten, alles wär' gut. +Steh auf! Was hilft Weinen? Steh auf! + +Medea (sich halb aufrichtend und nur mit den Knien auf den Stufen +liegend). +So kniet' ich, so lag ich, +So streckt' ich die Hände aus, +Aus nach den Kindern und bat +Und flehte: Eines nur, +Ein einziges von meinen Kindern-- +Gestorben wär' ich, mußt' ich das zweite missen!-- +Aber auch das eine nicht!--Keines kam. +Flüchtend bargen sie sich im Schoß der Feindin + +(aufspringend) + +(Er aber lachte drob und sie!) + +Gora. +O des Jammers! Des Wehs! + +Medea. +Nennt ihr das Vergeltung, Götter? +Liebend folgt' ich, das Weib dem Mann; +Starb mein Vater, hab (ich) ihn getötet? +Fiel mein Bruder, fiel er durch (mich)? +Beklagt hab ich sie, in Qualen beklagt. +Glühende Tränen goß ich aus +Zum Trankopfer auf ihr fernes Grab. +Wo kein Maß ist, ist keine Vergeltung. + +Gora. +Wie du die Deinen, verlassen sie dich! + +Medea. +So will ich sie treffen, wie die Götter mich! +Ungestraft sei kein Frevel auf der Erde, +Mir laßt die Rache, Götter! ich führe sie aus! + +Gora. +Denk auf dein Heil, auf andres nicht! + +Medea. +Und was hat dich denn so weich gemacht? +Schnaubtest erst Grimm, und nun so zagend? + +Gora. +Laß mich! Als ich die Kinder fliehn sah +Den Arm der Mutter, der Pflegerin, +Da erkannt' ich die Hand der Götter, +Da brach mir das Herz, +Da sank mir der Mut. +Hab sie gewartet, gepflegt, +Sie meine Freude, mein Glück. +Die einz'gen reinen Kolcher sie, +An die ich wenden konnte +Die Liebe für mein fernes Vaterland. +Du warst mir längst entfremdet, längst; +In ihnen sah ich Kolchis wieder, +Den Vater dein und deinen Bruder, +Mein Königshaus und (dich,) +Wie du (warst), nicht wie du (bist.) +Hab sie gehütet, gepflegt, +Wie den Apfel meines Auges +Und nun-- + +Medea. +Lohnen sie dir, wie der Undank lohnt! + +Gora. +Schilt nicht die Kinder, sie sind gut! + +Medea. +Gut? Und flohen die Mutter? +Gut? Sie sind Jasons Kinder! +Ihm gleich an Gestalt, an Sinn, +Ihm gleich in meinem Haß. +Hätt' ich sie hier, ihr Dasein in meiner Hand, +In dieser meiner ausgestreckten Hand, +Und ein Druck vermochte zu vernichten +All was sie sind und waren, was sie werden sein,-- +Sieh her!--Jetzt wären sie nicht mehr! + +Gora. +Oh, weh der Mutter, die die Kinder haßt! + +Medea. +Und was ist's auch mehr? was mehr? +Bleiben sie hier beim Vater zurück, +Beim treulosen, schändlichen Vater, +Welches ist ihr Los? +Stiefgeschwister kommen, +Höhnen sie, spotten ihrer +Und ihrer Mutter, +Der Wilden aus Kolchis. +Sie aber, entweder dienen als Sklaven, +Oder der Ingrimm, am Herzen nagend, +Macht sie arg, sich selbst ein Greuel: +Denn wenn das Unglück dem Verbrechen folgt, +Folgt öfter das Verbrechen noch dem Unglück. +Was ist's denn auch zu leben? +Ich wollt', mein Vater hätte mich getötet, +Da ich noch klein war, +Noch nichts, wie jetzt, geduldet, +Noch nichts gedacht--wie jetzt. + +Gora. +Was schauderst du? was überdenkst du? + +Medea. +Daß ich fort muß, ist gewiß +Minder aber noch, was sonst geschieht. +Denk ich des Unrechts, das ich erlitt, +Des Frevels, den man an mir verübt, +So entglüht in Rache mein Herz +Und das Entsetzlichste ist mir das Nächste.-- +Die Kinder liebt er, sieht er doch sein Ich, +Seinen Abgott, sein eignes Selbst +Zurückgespiegelt in ihren Zügen. +Er soll sie nicht haben, soll nicht! +(Ich) aber will sie nicht, die Verhaßten! + +Gora. +Komm mit hinein, was weilst du hier? + +Medea. +Dann leer das ganze Haus und ausgestorben, +Verwüstung brütend in den öden Mauern, +Nichts lebend als Erinnerung und Schmerz. + +Gora. +Bald nahen sie, die uns vertreiben. Komm! + +Medea. +Die Argonauten, sagtest du, +Sie fanden alle ein unselig Grab, +Die Strafe des Verrats, der Freveltat? + +Gora. +So ist's und Jason findet es wohl auch. + +Medea. +Er wird's, ich sage dir, er wird's! +Den Hylas schlang das Wassergrab hinab, +Den Theseus fing der Schatten düstrer König +Und wie hieß sie, das Griechenweib, +Die eignes Blut am eignen Blut gerächt? +Wie hieß sie? Sag. + +Gora. +Ich weiß nicht, was du meinst. + +Medea. +Althea hieß sie. + +Gora. +Die den Sohn erschlug? + +Medea. +Dieselbe, ja! Wie kam's, erzähl mir das. + +Gora. +Den Bruder schlug er ihr beim Jagen tot. + +Medea. +Den Bruder nur, den Vater nicht dazu, +Sie nicht verlassen, nicht verstoßen, nicht gehöhnt +Und dennoch traf sie ihn zum Tod +Den grimmen Meleager ihren Sohn. +Althea hieß sie,--war ein Griechenweib!-- +Und als er tot? + +Gora. +Hier endet die Geschichte. + +Medea. +Sie endet! Du hast recht der Tod beendet. + +Gora. +Was nützen Worte? + +Medea. +Zweifelst an der Tat? +Sieh! bei den hohen Göttern! hätt' er +Die Kinder (beide) mir gegeben--Nein! +Könnt' ich sie (nehmen), gäb' er sie mir auch, +Könnt' ich sie lieben wie ich jetzt sie hasse, +Wär' etwas in der weiten Welt geblieben, +Das er mir nicht vergiftet, nicht zerstört: +Vielleicht, daß ich jetzt ginge, meine Rache +Den Göttern lassend; aber so nicht, nun nicht! +Man hat mich bös genannt, ich war es nicht: +Allein ich fühle, daß man's werden kann. +Entsetzliches gestaltet sich in mir, +Ich schaudre--doch ich freu mich auch darob. +Wenn's nun vollendet ist, getan-- + +(ängstlich) + +Gora! + +Gora. +Was ist? + +Medea. +Komm her! + +Gora. +Warum? + +Medea. +Zu mir! +Da lagen sie die beiden--und die Braut-- +Blutend, tot.--Er daneben rauft sein Haar. +Entsetzlich, gräßlich! + +Gora. +Um der Götter willen! + +Medea. +Ha, ha! Erschrickst wohl gar? +Nur lose Worte sind es, die ich gebe, +Dem alten Wollen fehlt die alte Kraft. +Ja, wär' ich noch Medea, doch ich bin's nicht mehr! +O Jason! Warum tatest du mir das? +Ich nahm dich auf, ich schützte, liebte dich, +Was ich besaß, ich gab es für dich hin, +Warum verlässest und verstößt du mich? +Was treibst du mir die guten Geister aus +Und führest Rachgedanken in mein Herz? +Mir Rachgedanken, ohne Kraft zur Rache! +Die Macht, die mir von meiner Mutter ward, +Der ernsten Kolcherfürstin Hekate, +Die mir zum Dienste dunkle Götter band, +Versenkt hab ich sie, dir zulieb' versenkt, +Im finstern Schoß der mütterlichen Erde. +Der schwarze Stab, der blutigrote Schleier, +Sie sind dahin und hilflos steh ich da, +Den Feinden, statt ein Schrecken, ein Gespött! + +Gora. +So sprich davon nicht, wenn du's nicht vermagst! + +Medea. +Ich weiß wohl, wo es liegt. +Da draußen an dem Strand der Meeresflut, +Dort hab ich's eingesargt und eingegraben, +Zwei Handvoll Erde weg--und es ist mein! +Allein im tiefsten Innern schaudr' ich auf +Denk ich daran und an das blut'ge Vlies. +Mir dünkt des Vaters und des Bruders Geist +Sie brüten drob und lassen es nicht los. +Weißt noch, wie er am Boden lag +Der greise Vater, weinend ob dem Sohn +Und fluchend seiner Tochter? Jason aber +Schwang hoch das Vlies in gräßlichem Triumph. +Da schwor ich Rache, Rache dem Verräter, +Der erst die Meinen tötete, nun mich. +Hätt' ich mein Blutgerät, ich führt' es aus +Allein nicht wag ich es zu holen; +Denn säh' ich in des goldnen Zeichens Glut +Des Vaters Züge mir entgegenstarren, +Von Sinnen käm' ich, glaube mir! + +Gora. +Was also tust du? + +Medea. +Laß sie kommen! +Laß sie mich töten, es ist aus! +Von hier nicht geh ich, aber sterben will ich, +Vielleicht stirbt er mir nach, von Reu' erwürgt. + +Gora. +Der König naht, trag Sorge doch für dich! + +Medea. +Erarmt bin ich an Macht, was kann ich tun? +Will er zertreten mich? er trete nur! + +(Der König kommt.) + +König. +Der Abend dämmert, deine Frist ist um! + +Medea. +Ich weiß. + +König. +Bist du bereit zu gehn? + +Medea. +Du spottest! +Wenn (nicht) bereit, müßt' ich drum minder gehn? + +König. +Mich freut, daß ich dich so besonnen finde. +Du machst dir die Erinnrung minder herb +Und sicherst deinen Kindern großes Gut: +Sie dürfen nennen, welche sie gebar. + +Medea. +Sie dürfen? Wenn sie wollen, meinst du doch? + +König. +Daß sie es wollen, sei die Sorge mein. +Erziehen will ich sie zu künft'gen Helden, +Und einst, wer weiß? führt ihre Ritterfahrt +Sie hin nach Kolchis und die Mutter drücken sie, +Gealtert, wie an Jahren, so an Sinn, +Mit Kindesliebe an die Kindesbrust. + +Medea. +Weh mir! + +König. +Was ist dir? + +Medea. +Ach, ein Rückfall nur +Und ein Vergessen dessen was geschah. +War dies zu sagen deines Kommens Grund +Wie, oder willst du andres noch von mir? + +König. +Noch eins vergaß ich und das sag ich nun. +Von Schätzen nahm dein Gatte manches mit +Aus Jolkos fliehend nach des Oheims Tod. + +Medea. +Im Hause liegt's verwahrt, geh hin und nimm's! + +König. +Wohl ist das goldne Kleinod auch dabei, +Das Vlies, der Preis des Argonautenzugs? +Was wendest du dich ab und gehst? Gib Antwort! +Ist es darunter? + +Medea. +Nein. + +König. +Wo ist es also? + +Medea. +Ich weiß es nicht. + +König. +Du nahmst es aber fort +Aus Pelias' Haus; der Herold sagte so. + +Medea. +Hat er's gesagt, so ist's auch wahr. + +König. +Wo ist es? + +Medea. +Ich weiß es nicht. + +König. +Glaub nicht uns zu betrügen! + +Medea. +Wenn du mir's gibst, mein Leben zahl ich drum; +Hätt' ich's, du stündest drohend nicht vor mir! + +König. +Nahmst du's von Jolkos nicht mit dir? + +Medea. +Ich nahm's. + +König. +Und nun? + +Medea. +Hab ich's nicht mehr. + +König. +Wer sonst? + +Medea. +Die Erde. + +König. +Versteh ich dich? das also wär' es, das? + +(Zu seinen Begleitern.) + +Bringt her was ich gebot. Ihr wißt es ja! + +(Sie gehen ab.) + +Denkst du zu täuschen uns mit Doppelsinn? +Die Erde hat es; nun versteh ich dich. +Schau nicht hinweg! nach mir sieh her und höre! +Am Strand des Meers, wo ihr heut nacht gelagert, +Als einen Altar man auf mein Geheiß +Dem Schatten Pelias' erbauen wollte, +Fand man--erbleichst du?--frisch im Grund vergraben-- +Ein Kistchen, schwarz, mit seltsam fremden Zeichen. + +(Die Kiste wird gebracht.) + +Sieh zu, ob's dir gehört? + +Medea (drauf losstürzend). +Ja! Mir gehört es!--Mein! + +König. +Ist drin das Vlies? + +Medea. +Es ist. + +König. +So gib's! + +Medea. +Ich geb es! + +König. +Fast reut das Mitleid mich, das ich dir schenkte, +Da hinterlistig du uns täuschen wolltest. + +Medea. +Sei sicher, du erhältst, was dir gebührt. +Medea bin ich wieder, Dank euch Götter! + +König. +Schließ auf und gib! + +Medea. +Jetzt nicht. + +König. +Wann sonst? + +Medea. +Gar bald; +Zu bald! + +König. +So send es zu Kreusen hin. + +Medea. +Hin zu Kreusen! Zu Kreusa?--Ja! + +König. +Enthält die Kiste andres noch? + +Medea. +Gar manches! + +König. +Dein Eigentum? + +Medea. +Doch schenk ich auch davon! + +König. +Dein Gut verlang ich nicht; behalt was dein! + +Medea. +Nicht doch! ein klein Geschenk erlaubst du mir! +Die Tochter dein war mir so mild und hold, +Sie wird die Mutter meiner Kinder sein, +Gern möcht' ich ihre Liebe mir gewinnen! +Das Vlies lockt (euch), vielleicht gefällt ihr Schmuck. + +König. +Tu wie du willst, allein bedenk dich selbst. +Kreusa ist dir hold gesinnt, das glaube. +Nur erst bat sie, die Kinder dir zu senden, +Daß du sie sähest noch bevor du gehst +Und Abschied nähmest für die lange Fahrt. +Ich schlug es ab, weil ich dich tobend glaubte, +Doch da du ruhig bist, sei dir's gewährt. + +Medea. +O tausend Dank, du güt'ger, frommer Fürst! + +König. +Bleib hier, die Kinder send ich dir heraus! + +(König ab.) + +Medea. +Er geht! Er geht dahin in sein Verderben! +Verruchte, bebtet ihr denn schaudernd nicht +Als ihr das Letzte nahmt der frech Beraubten? +Doch Dank euch! Dank! Ihr gabt mir auch mich selbst. +Schließ auf die Kiste! + +Gora. +Ich vermag es nicht. + +Medea. +Vergaß ich doch, womit ich sie verschloß! +Den Schlüssel halten Freunde, die ich kenne. + +(Gegen die Kiste gewendet.) + +Untres herauf +Obres hinab +Öffne dich bergendes +Hüllendes Grab! + +(Die Kiste springt auf.) + +Der Deckel springt. Noch bin ich machtlos nicht! +Da liegt's! Der Stab! Der Schleier! Mein! Ah, mein! + +(Es herausnehmend.) + +Ich fasse dich, Vermächtnis meiner Mutter, +Und Kraft durchströmt mein Herz und meinen Arm! +Ich werfe dich ums Haupt, geliebter Schleier! + +(Sich einhüllend.) + +Wie warm, wie weich! wie neu belebend! +Nun kommt, nun kommt, ihr Feindesscharen alle +Vereint gen mich! Vereint in eurem Falle! + +Gora. +Da unten blinkt es noch! + +Medea. +Laß blinken, blinken! +Bald lischt der Glanz in Blut! +Hier sind sie, die Geschenke, die ich bringe. +Du aber sei die Botin meiner Huld! + +Gora. +Ich? + +Medea. +Du. Du geh zur Königstochter hin +Sprich sie mit holden Schmeichelworten an +Bring ihr Medeens Gruß und was ich sende. + +(Die Sachen aus der Kiste nehmend.) + +Erst dies Gefäß; es birgt gar teure Salben, +Erglänzen wird die Braut, eröffnet sie's! +Allein sei sorgsam, schüttl' es nicht! + +Gora. +Weh mir! + +(Sie hat das Gefäß mit der Linken schief gefaßt. Da sie mit der +Rechten unterstützend den Deckel faßt, wird dieser etwas gehoben +und eine helle Flamme schlägt heraus.) + +Medea. +Sagt' ich dir nicht, du sollst nicht schütteln! Kehr in +dein Haus +Züngelnde Schlange +Bleibst nicht lange +Harre noch aus. Nun halt es und mit Vorsicht sag ich dir! + +Gora. +Mir ahnet Entsetzliches! + +Medea. +Fängst an zu merken? Ei was bist du klug! + +Gora. +Und ich soll's tragen? + +Medea. +Ja! Gehorche Sklavin! +Wagst du zu widerreden? Schweig! Du sollst. Du mußt. +Hier auf die Schale weit gewölbt von Gold, +Setz ich das zierlich reiche Prachtgefäß. +Und drüber deck ich, was so sehr sie lockt, +Das Vlies-- + +(Indem sie es darüber wirft.) + +Geh hin und tu was deines Amts! +Darüber aber schlinge sich dies Tuch, +Mit reichem Saum, ein Mantel, königlich, +Geheimnisvoll umhüllend das Geheime. Nun geh und tu wie ich es dir +befahl, +Bring das Geschenk, das Feind dem Feinde sendet. + +(Eine Sklavin kommt mit den Kindern.) + +Sklavin. +Die Kinder schickt mein königlicher Herr, +Nach einer Stunde hol ich sie zurück. + +Medea. +Sie kehren früh genug zum Hochzeitschmaus! +Geleite diese hier zu deiner Fürstin, +Mit Botschaft geht sie, mit Geschenk von mir. Du aber denke was +ich dir befahl! +Sprich nicht! Ich will's!--Geleite sie zur Herrin. + +(Gora und die Sklavin ab.) + +Medea. +Begonnen ist's, doch noch vollendet nicht. +Leicht ist mir, seit mir deutlich, was ich will. + +(Die Kinder, Hand in Hand, wollen der Sklavin folgen.) + +Medea. +Wohin? + +Knabe. +Ins Haus! + +Medea. +Was sucht ihr drin im Haus? + +Knabe. +Der Vater hieß uns folgen jener dort. + +Medea. +Die Mutter aber heißt euch bleiben. Bleibt! +Wenn ich bedenk, daß es mein eigen Blut, +Das Kind, das ich im eignen Schoß getragen, +Das ich genährt an dieser meiner Brust, +Daß es mein Selbst, das sich gen mich empört, +So zieht der Grimm mir schneidend durch das Innre, +Und Blutgedanken bäumen sich empor.--Was hat denn eure Mutter euch +getan, +Daß ihr sie flieht, euch Fremden wendet zu? + +Knabe. +Du willst uns wieder führen auf dein Schiff +Wo's schwindlicht ist und schwül. Wir bleiben da. +Gelt Bruder? + +Kleine. +Ja. + +Medea. +Auch du Absyrtus, du? +Allein es ist so besser, besser--ganz! +Kommt her zu mir! + +Knabe. +Ich fürchte mich. + +Medea. +Komm her! + +Knabe. +Tust du mir nichts? + +Medea. +Glaubst? hättest du's verdient? + +Knabe. +Einst warfst mich auf den Boden, weil dem Vater +Ich ähnlich bin, allein er liebt mich drum. +Ich bleib bei ihm und bei der guten Frau! + +Medea. +Du sollst zu ihr, zu deiner guten Frau!-- +Wie er ihm ähnlich sieht, ihm, dem Verräter +Wie er ihm ähnlich spricht. Geduld! Geduld! + +Kleinere. +Mich schläfert. + +Ältere. +Laß uns schlafen gehn 's ist spät. + +Medea. +Ihr werdet schlafen noch euch zu Genügen. +Geht hin dort an die Stufen, lagert euch, +Indes ich mich berate mit mir selbst.--- + Wie er den Bruder sorgsam hingeleitet, +Das Oberkleid sich abzieht und dem Kleinen +Es warm umhüllend um die Schulter legt, +Und nun, die kleinen Arme dicht verschlungen, +Sich hinlegt neben ihm.--Schlimm war er nie!--- + O Kinder! Kinder! + +Knabe (sich emporrichtend). +Willst du etwas? + +Medea. +Schlaf nur! +Was gäb' ich, könnt' ich schlafen so wie du. + +(Der Knabe legt sich hin und schläft. Medea setzt sich gegenüber +auf eine Ruhebank. Es ist nach und nach finster geworden.) + +Die Nacht bricht ein, die Sterne steigen auf, +Mit mildem, sanftem Licht herunterscheinend; +Dieselben heute, die sie gestern waren +Als wäre alles heut, wie's gestern war; +Indes dazwischen doch so weite Kluft +Als zwischen Glück befestigt und Verderben: +So wandellos, sich gleich, ist die Natur +So wandelbar der Mensch und sein Geschick. Wenn ich das Märchen +meines Lebens mir erzähle, +Dünkt mir, ein andrer spräch', ich hörte zu, +Ihn unterbrechend: Freund, das kann nicht sein! +Dieselbe, der du Mordgedanken leihst, +Läßt du sie wandeln in dem Land der Väter, +Von ebendieser Sterne Schein beleuchtet, +So rein, so mild, so aller Schuld entblößt +Als nur ein Kind am Busen seiner Mutter? +Wo geht sie hin? Sie sucht des Armen Hütte, +Dem ihres Vaters Jagd die Saat zerstampft +Und bringt ihm Gold und tröstet den Betrübten. +Was sucht sie Waldespfade? Ei sie eilt +Dem Bruder nach, der ihrer harrt im Forst, +Und nun, gefunden, wie zwei Zwillingssterne +Durchziehn sie strahlend die gewohnte Bahn. +Ein andrer naht, die Stirn mit Gold gekrönt; +Es ist ihr Vater, ist des Landes König. +Er legt die Hand ihr auf, ihr und dem Bruder +Und segnet sie, nennt sie sein Heil und Glück. +Willkommen holde, freundliche Gestalten +Sucht ihr mich heim in meiner Einsamkeit? +Kommt näher laßt mich euch ins Antlitz sehn! +Du guter Bruder, lächelst du mir zu? +Wie bist du schön, du meiner Seele Glück. +Dein Vater zwar ist ernst, doch liebt er mich +Liebt seine gute Tochter! Gut? Ha gut! + +(Aufspringend.) + +'s ist Lüge! Sie wird dich verraten Greis! +(Hat) dich verraten, dich und sich. +Du aber fluchtest ihr. +Ausgestoßen sollst du sein, +Wie das Tier der Wildnis, sagtest du, +Kein Freund sei dir, keine Stätte +Wo du hinlegest dein Haupt. +Er aber, um den du mich verrätst, +Er selber wird mein Rächer sein, +Wird dich verlassen, verstoßen +Töten dich. +Und sieh! Dein Wort ist erfüllt: +Ausgestoßen steh ich da, +Gemieden wie das Tier der Wildnis, +Verlassen von ihm, um den ich dich verließ, +Ohne Ruhstatt, leider (nicht) tot, +Mordgedanken im düstern Sinn. +Freust du dich der Rache? +Nahst du mir?--Kinder! Kinder! + +(Hineilend und sie rüttelnd.) + +Kinder hört ihr nicht? Steht auf. + +Knabe + +(aufwachend). +Was willst du? + +Medea + +(zu ihnen hingeschmiegt). +Schlingt die Arme um mich her! + +Knabe. +Ich schlief so sanft! + +Medea. +Wie könnt ihr schlafen? schlafen? +Glaubt ihr weil eure Mutter wacht bei euch? +In schlimmern Feindes Hand wart ihr noch nie! +Wie könnt ihr schlafen hier in meiner Nähe? +Geht da hinein, da drinnen mögt ihr ruhn! + +(Die Kinder gehen in den Säulengang.) + +So, sie sind fort! Nun ist mir wieder wohl!--Und weil sie fort; +was ist wohl besser drum? +Muß ich drum minder fliehn, noch heute fliehn? +Sie hier zurück bei meinen Feinden lassend? +Ist minder drum ihr Vater ein Verräter? +Hält minder Hochzeit drum die neue Braut? Morgen wenn die Sonne +aufgeht, +Steh ich schon allein, +Die Welt eine leere Wüste, +Ohne Kinder, ohne Gemahl +Auf blutig geritzten Füßen +Wandernd ins Elend.--Wohin? +Sie aber freuen sich hier und lachen mein! +Meine Kinder am Halse der Fremden +Mir entfremdet, auf ewig fern. +Duldest du das? +Ist's nicht schon zu spät? +Zu spät zum Verzeihn? +Hat sie nicht schon, Kreusa, das Kleid, +Und den Becher, den flammenden Becher? +--Horch!--Noch nicht!--Aber bald wird's erschallen +Von Jammergeschrei in der Königsburg. +Sie kommen, sie töten mich! +Schonen auch der Kleinen nicht. +Horch! jetzt rief's!--Helle zuckt empor! +Es ist geschehn! +Kein Rücktritt mehr! +Ganz sei es vollbracht! Fort! + +(Gora stürzt aus dem Palaste.) + +Gora. +O Greu'l! Entsetzen! + +Medea + +(ihr entgegen). +Ist's geschehen? + +Gora. +Weh! Kreusa tot! Flammend der Palast. + +Medea. +Bist du dahin, weiße Braut? +Verlockst du mir noch meine Kinder? +Lockst du sie? lockst du sie? +Willst du sie haben auch dort? +Nicht dir, den Göttern send ich sie! + +Gora. +Was hast du getan? Man kommt! + +Medea. +Kommt man? Zu spät! + +(Sie eilt in den Säulengang.) + +Gora. +Weh mir! Noch in meines Alters Tagen +Mußt' ich unbewußt dienen, so schwarzem Werk! +Rache riet ich selbst; doch solche Rache! +Aber wo sind die Kinder? hier ließ ich sie! +Medea, wo bist du? Deine Kinder, wo? + +(Eilt in den Säulengang.) + +(Der Palast im Hintergrunde fängt an sich von einer innen +aufsteigenden Flamme zu erleuchten.) + +Jasons Stimme. +Kreusa! Kreusa! + +König (von innen). +Meine Tochter! + +Gora (stürzt außer sich aus dem Säulengange heraus und fällt in der +Mitte des Theaters auf die Knie, sich das Gesicht mit den Händen +verhüllend). +Was hab ich gesehn?--Entsetzen! + +(Medea tritt aus dem Säulengange, in der Linken einen Dolch, mit +der rechten, hocherhobenen Hand Stillschweigen gebietend.) + +(Der Vorhang fällt.) + + + + +Fünfter Aufzug + +(Vorhof von Kreons Burg wie im vorigen Aufzuge. Die Wohnung des +Königs im Hintergrunde ausgebrannt und noch rauchend. Mannigfach +beschäftigtes Volk füllt den Schauplatz. Morgendämmerung.) +(Der König schleppt Gora aus dem Palaste. Mehrere Dienerinnen +Kreusas hinter ihm her.) + +König. +Heraus mit dir! Du warst's, die meiner Tochter +Das Blutgeschenk gebracht, das sie verdarb! +O Tochter! O Kreusa, du mein Kind! + +(Gegen die Dienerinnen.) + +Die war's? + +Gora. +Ich war's. Unbewußt +Trug ich den Tod in dein Haus. + +König. +Unbewußt? +O glaube nicht, der Strafe zu entgehn! + +Gora. +Meinst du, mich schrecket deine Strafe? +Ich hab gesehn mit diesen meinen Augen +Die Kinder liegen tot in ihrem Blut, +Erwürgt von der, die sie gebar, +Von der, die ich erzog, Medea, +Seitdem dünkt Scherz mir jeder andre Greu'l! + +König. +Kreusa! Oh, mein Kind! Du Reine! Treue!-- +Erbebte dir die Hand nicht, Ungeheuer? +Als du den Tod hintrugst in ihre Nähe. + +Gora. +Um deine Tochter klag ich nicht. Ihr ward ihr Recht! +Was griff sie nach des Unglücks letzter Habe? +Ich klag um meine Kinder, meine Lieben, +Die ich gesehn, von Mutterhänden tot. +Ich wollt', ihr läget allesamt im Grab +Mit dem Verräter, der sich Jason nennt, +Ich aber wär' in Kolchis mit der Tochter +Und ihren Kindern; hätt' euch nie gesehn, +Nie eure Stadt, die Unheil trifft mit Recht. + +König. +Du legst den Trotz wohl ab, wenn ich dich treffe! +Allein ist's auch gewiß, daß tot mein Kind? +So viele sagen's; keine hat's gesehn! +Kann man dem Feuer nicht entrinnen? +Wächst Flamme denn so schnell? Nur langsam, +Nur zögernd kriecht sie an den Sparren fort. +Wer weiß das nicht? Und dennoch wär' sie tot? +Stand erst so blühend, lebend vor mir da, +Und wär' nun tot? Ich kann's, ich darf's nicht glauben! +Die Augen wend ich unwillkürlich hin +Und immer glaub ich, jetzt und jetzt und jetzt +Muß sie sich zeigen, weiß in ihrer Schönheit +Herniedergleitend durch die schwarzen Trümmer. +Wer war dabei? Wer sah es?--Du?--So sprich! +Dreh nicht die Augen so im Kopf herum! +Mit Worten töte mich!--Ist sie dahin? + +Magd. +Dahin! + +König. +Du sahst's? + +Magd. +Ich sah's. Sah wie die Flamme, +Hervor sich wälzend aus dem Goldgefäß, +Nach ihr-- + +König. +Genug!--Sie sah's!--Sie ist nicht mehr! +Kreusa! O mein Kind! O meine Tochter!-- +Einst--noch als Kind--verbrannte sie die Hand +Am Opferherd und qualvoll schrie sie auf. +Hin stürz ich, fasse sie in meinen Arm +Die heißen Finger mit den Lippen hauchend. +Da lächelt sie, trotz ihren bittern Tränen +Und leise schluchzend spricht sie: 's ist nicht viel +Was tut der Schmerz? Nur brennen, (brennen) nicht! +Und nun-- + +(Zu Gora.) + +Wenn ich das Schwert hier zwanzigmal +Dir stoß in deinen Leib--was ist's dagegen? +Und wenn ich sie, die Gräßliche!--Wo ist sie, +Die mir mein Kind geraubt? +ich schüttle dir +Die Antwort mit der Seel' aus deinem Mund +Wenn du mir nicht gestehst: wo ist sie hin? + +Gora. +Ich weiß es nicht und mag es auch nicht wissen! +Geh' unbegleitet sie in ihr Verderben. +Was weilt ihr? Tötet mich! Ich mag nicht leben! + +König. +Das findet sich; doch eher noch gestehst du! + +Jason + +(hinter der Szene). +Wo ist sie? Gebt sie mir heraus! Medea + +(mit dem bloßen Schwerte in der Hand auftretend) + +Man sagt mir, sie ward eingeholt! Wo ist sie? +Du hier? Und wo ist deine Herrin? + +Gora. +Fort! + +Jason. +Hat sie die Kinder? + +Gora. +Nein! + +Jason. +So sind sie?-- + +Gora. +Tot! +Ja tot! du heuchelnder Verräter!--Tot! +Sie wollte sie vor deinem Anschaun retten, +Und da dir nichts zu heilig auf der Erde +Hat sie hinabgeflüchtet sie ins Grab. +Steh nur und starre nur den Boden an! +Du rufst es nicht herauf das liebe Paar. +Sie sind dahin und dessen freu ich mich! +Nein dessen nicht!--Doch daß du drob verzweifelst +Des freu ich mich!--Du heuchelnder Verräter, +Hast du sie nicht dahin gebracht? Und du, +Du falscher König, mit der Gleisnermiene?-- +Habt ihr es nicht umstellt mit Jägernetzen +Des schändlichen Verrats, das edle Wild, +Bis ohne Ausweg, in Verzweiflungswut +Es, überspringend euer Garn, die Krone, +Des hohen Hauptes königlichen Schmuck +Mißbraucht zum Werkzeug ungewohnten Mords. +Ringt nur die Hände, ringt sie ob euch selbst! + +(Zum König.) + +Dein Kind, was sucht' es einer andern Bett? + +(Zu Jason.) + +Was stahlst du sie, hast du sie nicht geliebt? +Und liebtest du sie, was verstößt du sie? +Laßt andre, (mich) laßt ihre Tat verdammen +Euch beiden widerfuhr nur euer Recht. +Ihr spottet nun nicht mehr der Kolcherin.-- +Ich mag nicht länger leben auf der Erde +Zwei Kinder tot, das dritte hassenswert. +Führt mich nur fort und, wollt ihr, tötet mich. +Auf etwas (Jenseits) hoff ich nun gewiß, +Hab ich gesehn doch, daß Vergeltung ist. + +(Sie geht ab von einigen begleitet.) + +(Pause.) + +König. +Tat ich ihr Unrecht--bei den hohen Göttern +Ich hab es nicht gewollt!--Nun hin zu jenen Trümmern, +Daß wir die Reste suchen meines Kindes +Und sie bestatten in der Erde Schoß. + +(Zu Jason.) + +Du aber geh, wohin dein Fuß dich trägt. +Befleckter Nähe, merk ich, ist gefährlich. +Hätt' ich dich nie gesehn, dich nie genommen +Mit Freundestreue in mein gastlich Haus. +Du hast die Tochter mir genommen! Geh +Daß du nicht auch der Klage Trost mir nimmst! + +Jason. +Du stößt mich fort? + +König. +Ich weise dich von mir. + +Jason. +Was soll ich tun? + +König. +Das wird ein Gott dir sagen! + +Jason. +Wer leitet meinen Tritt? Wer unterstützt mich? +Mein Haupt ist wund, verletzt von Brandes Fall! +Wie, alles schweigt? Kein Führer, kein Geleitet? +Folgt niemand mir, dem einst so viele folgten? +Geht, Schatten meiner Kinder denn voran +Und leitet mich zum Grab, das meiner harrt. + +(Er geht.) + +König. +Nun auf, ans Werk! Dann Trauer ewiglich! + +(Nach der andern Seite ab.) + +(Wilde, einsame Gegend von Wald und Felsen umschlossen, mit einer +Hütte. Der Landmann auftretend.) + +Landmann. +Wie schön der Morgen aufsteigt. Güt'ge Götter! +Nach all den Stürmen dieser finstern Nacht +Hebt eure Sonne sich in neuer Schönheit. + +(Er geht in die Hütte.) + +(Jason kommt wankend, auf sein Schwert gestützt.) + +Jason. +Ich kann nicht weiter! Weh! Mein Haupt--es brennt-- +Es glüht das Blut--am Gaumen klebt die Zunge! +Ist niemand da? Soll ich allein verschmachten? +Hier ist die Hütte, die mir Obdach bot +Als ich, ein reicher Mann, ein reicher Vater +Hierherkam, neuerwachter Hoffnung voll! + +(Anpochend.) + +Nur einen Trunk! Nur einen Ort zum Sterben! + +(Der Landmann kommt heraus.) + +Landmann. +Wer pocht?--Wer bist du Armer? todesmatt? + +Jason. +Nur Wasser! Einen Trunk!--Ich bin der Jason! +Des Wunder-Vlieses Held! Ein Fürst! Ein König! +Der Argonauten Führer Jason, ich! + +Landmann. +Bist du der Jason? so heb dich von hinnen. +Beflecke nicht mein Haus, da du's betrittst. +Hast meines Königs Tochter du getötet +Nicht fordre Schutz vor seines Volkes Tür. + +(Er geht hinein, die Türe schließend.) + +Jason. +Er geht und läßt mich liegen hier am Weg! +Im Staub, getreten von des Wandrers Füßen! +Dich ruf ich: Tod, führ mich zu meinen Kindern! + +(Er sinkt nieder.) + +(Medea tritt hinter einem Felsenstück hervor und steht mit einemmal +vor ihm, das Vlies wie einen Mantel um ihre Schultern tragend.) + +Medea. +Jason! + +Jason + +(halb emporgerichtet). +Wer ruft?--Ha! seh ich recht? Bist du's? +Entsetzliche! Du trittst noch vor mich hin? +Mein Schwert! Mein Schwert! + +(Er will aufspringen, sinkt aber wieder zurück.) + +O weh mir! Meine Glieder +Versagen mir den Dienst!--Gebrochen!--Hin! + +Medea. +Laß ab! Du triffst mich nicht! Ich bin ein Opfer +Für eines andern Hand als für die deine! + +Jason. +Wo hast du meine Kinder? + +Medea. +Meine sind's! + +Jason. +Wo hast du sie? + +Medea. +Sie sind an einem Ort +Wo ihnen besser ist, als mir und dir. + +Jason. +Tot sind sie, tot! + +Medea. +Dir scheint der Tod das Schlimmste; +Ich kenn ein noch viel Ärgres: elend sein. +Hätt'st du das Leben höher nicht geachtet +Als es zu achten ist, uns wär' nun anders. +Drum tragen wir! Den Kindern ist's erspart! + +Jason. +Das sagst du und stehst ruhig? + +Medea. +Ruhig? Ruhig? +Wär' dir mein Busen nicht auch jetzt verschlossen, +Wie er dir's immer war, du sähst den Schmerz +Der endlos wallend wie ein brandend Meer +Die einzeln Trümmer meines Leids verschlingt +Und sie, verhüllt im Greuel der Verwüstung, +Mit sich wälzt in das Unermeßliche. +Nicht traur' ich, daß die Kinder nicht mehr sind +Ich traure, daß sie (waren) und daß (wir) sind. + +Jason. +O weh mir, weh! + +Medea. +Du trage, was dich trifft, +Denn wahrlich, unverdient trifft es dich nicht! +Wie du vor mir liegst auf der nackten Erde, +So lag ich auch in Kolchis einst vor dir, +Und bat um Schonung, doch du schontest nicht! +Mit blindem Frevel griffst du nach den Losen, +Ob ich dir zurief gleich: du greifst den Tod. +So habe denn was trotzend du gewollt: +Den Tod. Ich aber scheide jetzt von dir; +Auf immerdar. Es ist das letztemal +In alle Ewigkeit das letztemal +Daß ich zu dir nun rede mein Gemahl. +Leb wohl. Nach all den Freuden frührer Tage, +In all den Schmerzen, die uns jetzt umnachten, +Zu all dem Jammer, der noch künftig droht +Sag ich dir Lebewohl, mein Gatte. +Ein kummervolles Dasein bricht dir an, +Doch was auch kommen mag: Halt aus! +Und sei im Tragen stärker als im Handeln. +Willst du im Schmerz vergehn, so denk an mich +Und tröste dich an meinem größern Jammer, +Die ich getan, wo du nur unterlassen. +Ich geh hinweg, den ungeheuern Schmerz +Fort mit mir tragend in die weite Welt. +Ein Dolchstoß wäre Labsal, doch nicht so! +Medea soll nicht durch Medeen sterben, +Mein frühres Leben, eines bessern Richters +Macht es mich würdig, als Medea ist. +Nach Delphi geh ich. An des Gottes Altar +Von wo das Vlies einst Phryxus weggenommen +Häng ich, dem dunkeln Gott das Seine gebend, +Es auf, das selbst die Flamme nicht verletzt +Und das hervorging ganz und unversehrt +Aus der Korintherfürstin blut'gem Brande; +Dort stell ich mich den Priestern dar, sie fragend, +Ob sie mein Haupt zum Opfer nehmen an, +Ob sie mich senden in die ferne Wüste +In längerm Leben findend längre Qual. +Erkennst das Zeichen du, um das du rangst? +Das dir ein Ruhm war und ein Glück dir schien? +Was ist der Erde Glück?--Ein Schatten! +Was ist der Erde Ruhm?--Ein Traum! +Du Armer! der von Schatten du geträumt! +Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht. +Ich scheide nun, leb wohl, mein Gatte! +Die wir zum Unglück uns gefunden, +Im Unglück scheiden wir. Leb wohl! + +Jason. +Verwaist! Allein! O meine Kinder! + +Medea. +Trage! + +Jason. +Verloren! + +Medea. +Dulde! + +Jason. +Könnt' ich sterben! + +Medea. +Büße! +Ich geh und niemals sieht dein Aug' mich wieder! + +(Indem sie sich zum Fortgehen wendet fällt der Vorhang.) + + +Ende dieses Projekt Gutenberg Etextes Medea, von Franz Grillparzer. + + + + + +End of the Project Gutenberg EBook of Medea, by Franz Grillparzer + +*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK MEDEA *** + +This file should be named 7945-8.txt or 7945-8.zip + +Produced by Delphine Lettau and Mike Pullen + +Project Gutenberg eBooks are often created from several printed +editions, all of which are confirmed as Public Domain in the US +unless a copyright notice is included. Thus, we usually do not +keep eBooks in compliance with any particular paper edition. + +We are now trying to release all our eBooks one year in advance +of the official release dates, leaving time for better editing. +Please be encouraged to tell us about any error or corrections, +even years after the official publication date. + +Please note neither this listing nor its contents are final til +midnight of the last day of the month of any such announcement. +The official release date of all Project Gutenberg eBooks is at +Midnight, Central Time, of the last day of the stated month. A +preliminary version may often be posted for suggestion, comment +and editing by those who wish to do so. + +Most people start at our Web sites at: +https://gutenberg.org or +http://promo.net/pg + +These Web sites include award-winning information about Project +Gutenberg, including how to donate, how to help produce our new +eBooks, and how to subscribe to our email newsletter (free!). + + +Those of you who want to download any eBook before announcement +can get to them as follows, and just download by date. This is +also a good way to get them instantly upon announcement, as the +indexes our cataloguers produce obviously take a while after an +announcement goes out in the Project Gutenberg Newsletter. + +http://www.ibiblio.org/gutenberg/etext03 or +ftp://ftp.ibiblio.org/pub/docs/books/gutenberg/etext03 + +Or /etext02, 01, 00, 99, 98, 97, 96, 95, 94, 93, 92, 92, 91 or 90 + +Just search by the first five letters of the filename you want, +as it appears in our Newsletters. + + +Information about Project Gutenberg (one page) + +We produce about two million dollars for each hour we work. The +time it takes us, a rather conservative estimate, is fifty hours +to get any eBook selected, entered, proofread, edited, copyright +searched and analyzed, the copyright letters written, etc. Our +projected audience is one hundred million readers. If the value +per text is nominally estimated at one dollar then we produce $2 +million dollars per hour in 2002 as we release over 100 new text +files per month: 1240 more eBooks in 2001 for a total of 4000+ +We are already on our way to trying for 2000 more eBooks in 2002 +If they reach just 1-2% of the world's population then the total +will reach over half a trillion eBooks given away by year's end. + +The Goal of Project Gutenberg is to Give Away 1 Trillion eBooks! +This is ten thousand titles each to one hundred million readers, +which is only about 4% of the present number of computer users. + +Here is the briefest record of our progress (* means estimated): + +eBooks Year Month + + 1 1971 July + 10 1991 January + 100 1994 January + 1000 1997 August + 1500 1998 October + 2000 1999 December + 2500 2000 December + 3000 2001 November + 4000 2001 October/November + 6000 2002 December* + 9000 2003 November* +10000 2004 January* + + +The Project Gutenberg Literary Archive Foundation has been created +to secure a future for Project Gutenberg into the next millennium. + +We need your donations more than ever! + +As of February, 2002, contributions are being solicited from people +and organizations in: Alabama, Alaska, Arkansas, Connecticut, +Delaware, District of Columbia, Florida, Georgia, Hawaii, Illinois, +Indiana, Iowa, Kansas, Kentucky, Louisiana, Maine, Massachusetts, +Michigan, Mississippi, Missouri, Montana, Nebraska, Nevada, New +Hampshire, New Jersey, New Mexico, New York, North Carolina, Ohio, +Oklahoma, Oregon, Pennsylvania, Rhode Island, South Carolina, South +Dakota, Tennessee, Texas, Utah, Vermont, Virginia, Washington, West +Virginia, Wisconsin, and Wyoming. + +We have filed in all 50 states now, but these are the only ones +that have responded. + +As the requirements for other states are met, additions to this list +will be made and fund raising will begin in the additional states. +Please feel free to ask to check the status of your state. + +In answer to various questions we have received on this: + +We are constantly working on finishing the paperwork to legally +request donations in all 50 states. If your state is not listed and +you would like to know if we have added it since the list you have, +just ask. + +While we cannot solicit donations from people in states where we are +not yet registered, we know of no prohibition against accepting +donations from donors in these states who approach us with an offer to +donate. + +International donations are accepted, but we don't know ANYTHING about +how to make them tax-deductible, or even if they CAN be made +deductible, and don't have the staff to handle it even if there are +ways. + +Donations by check or money order may be sent to: + +Project Gutenberg Literary Archive Foundation +PMB 113 +1739 University Ave. +Oxford, MS 38655-4109 + +Contact us if you want to arrange for a wire transfer or payment +method other than by check or money order. + +The Project Gutenberg Literary Archive Foundation has been approved by +the US Internal Revenue Service as a 501(c)(3) organization with EIN +[Employee Identification Number] 64-622154. Donations are +tax-deductible to the maximum extent permitted by law. As fund-raising +requirements for other states are met, additions to this list will be +made and fund-raising will begin in the additional states. + +We need your donations more than ever! + +You can get up to date donation information online at: + +https://www.gutenberg.org/donation.html + + +*** + +If you can't reach Project Gutenberg, +you can always email directly to: + +Michael S. Hart <hart@pobox.com> + +Prof. Hart will answer or forward your message. + +We would prefer to send you information by email. + + +**The Legal Small Print** + + +(Three Pages) + +***START**THE SMALL PRINT!**FOR PUBLIC DOMAIN EBOOKS**START*** +Why is this "Small Print!" statement here? You know: lawyers. +They tell us you might sue us if there is something wrong with +your copy of this eBook, even if you got it for free from +someone other than us, and even if what's wrong is not our +fault. So, among other things, this "Small Print!" statement +disclaims most of our liability to you. It also tells you how +you may distribute copies of this eBook if you want to. + +*BEFORE!* YOU USE OR READ THIS EBOOK +By using or reading any part of this PROJECT GUTENBERG-tm +eBook, you indicate that you understand, agree to and accept +this "Small Print!" statement. If you do not, you can receive +a refund of the money (if any) you paid for this eBook by +sending a request within 30 days of receiving it to the person +you got it from. If you received this eBook on a physical +medium (such as a disk), you must return it with your request. + +ABOUT PROJECT GUTENBERG-TM EBOOKS +This PROJECT GUTENBERG-tm eBook, like most PROJECT GUTENBERG-tm eBooks, +is a "public domain" work distributed by Professor Michael S. Hart +through the Project Gutenberg Association (the "Project"). +Among other things, this means that no one owns a United States copyright +on or for this work, so the Project (and you!) can copy and +distribute it in the United States without permission and +without paying copyright royalties. Special rules, set forth +below, apply if you wish to copy and distribute this eBook +under the "PROJECT GUTENBERG" trademark. + +Please do not use the "PROJECT GUTENBERG" trademark to market +any commercial products without permission. + +To create these eBooks, the Project expends considerable +efforts to identify, transcribe and proofread public domain +works. Despite these efforts, the Project's eBooks and any +medium they may be on may contain "Defects". Among other +things, Defects may take the form of incomplete, inaccurate or +corrupt data, transcription errors, a copyright or other +intellectual property infringement, a defective or damaged +disk or other eBook medium, a computer virus, or computer +codes that damage or cannot be read by your equipment. + +LIMITED WARRANTY; DISCLAIMER OF DAMAGES +But for the "Right of Replacement or Refund" described below, +[1] Michael Hart and the Foundation (and any other party you may +receive this eBook from as a PROJECT GUTENBERG-tm eBook) disclaims +all liability to you for damages, costs and expenses, including +legal fees, and [2] YOU HAVE NO REMEDIES FOR NEGLIGENCE OR +UNDER STRICT LIABILITY, OR FOR BREACH OF WARRANTY OR CONTRACT, +INCLUDING BUT NOT LIMITED TO INDIRECT, CONSEQUENTIAL, PUNITIVE +OR INCIDENTAL DAMAGES, EVEN IF YOU GIVE NOTICE OF THE +POSSIBILITY OF SUCH DAMAGES. + +If you discover a Defect in this eBook within 90 days of +receiving it, you can receive a refund of the money (if any) +you paid for it by sending an explanatory note within that +time to the person you received it from. If you received it +on a physical medium, you must return it with your note, and +such person may choose to alternatively give you a replacement +copy. If you received it electronically, such person may +choose to alternatively give you a second opportunity to +receive it electronically. + +THIS EBOOK IS OTHERWISE PROVIDED TO YOU "AS-IS". NO OTHER +WARRANTIES OF ANY KIND, EXPRESS OR IMPLIED, ARE MADE TO YOU AS +TO THE EBOOK OR ANY MEDIUM IT MAY BE ON, INCLUDING BUT NOT +LIMITED TO WARRANTIES OF MERCHANTABILITY OR FITNESS FOR A +PARTICULAR PURPOSE. + +Some states do not allow disclaimers of implied warranties or +the exclusion or limitation of consequential damages, so the +above disclaimers and exclusions may not apply to you, and you +may have other legal rights. + +INDEMNITY +You will indemnify and hold Michael Hart, the Foundation, +and its trustees and agents, and any volunteers associated +with the production and distribution of Project Gutenberg-tm +texts harmless, from all liability, cost and expense, including +legal fees, that arise directly or indirectly from any of the +following that you do or cause: [1] distribution of this eBook, +[2] alteration, modification, or addition to the eBook, +or [3] any Defect. + +DISTRIBUTION UNDER "PROJECT GUTENBERG-tm" +You may distribute copies of this eBook electronically, or by +disk, book or any other medium if you either delete this +"Small Print!" and all other references to Project Gutenberg, +or: + +[1] Only give exact copies of it. Among other things, this + requires that you do not remove, alter or modify the + eBook or this "small print!" statement. You may however, + if you wish, distribute this eBook in machine readable + binary, compressed, mark-up, or proprietary form, + including any form resulting from conversion by word + processing or hypertext software, but only so long as + *EITHER*: + + [*] The eBook, when displayed, is clearly readable, and + does *not* contain characters other than those + intended by the author of the work, although tilde + (~), asterisk (*) and underline (_) characters may + be used to convey punctuation intended by the + author, and additional characters may be used to + indicate hypertext links; OR + + [*] The eBook may be readily converted by the reader at + no expense into plain ASCII, EBCDIC or equivalent + form by the program that displays the eBook (as is + the case, for instance, with most word processors); + OR + + [*] You provide, or agree to also provide on request at + no additional cost, fee or expense, a copy of the + eBook in its original plain ASCII form (or in EBCDIC + or other equivalent proprietary form). + +[2] Honor the eBook refund and replacement provisions of this + "Small Print!" statement. + +[3] Pay a trademark license fee to the Foundation of 20% of the + gross profits you derive calculated using the method you + already use to calculate your applicable taxes. If you + don't derive profits, no royalty is due. Royalties are + payable to "Project Gutenberg Literary Archive Foundation" + the 60 days following each date you prepare (or were + legally required to prepare) your annual (or equivalent + periodic) tax return. Please contact us beforehand to + let us know your plans and to work out the details. + +WHAT IF YOU *WANT* TO SEND MONEY EVEN IF YOU DON'T HAVE TO? +Project Gutenberg is dedicated to increasing the number of +public domain and licensed works that can be freely distributed +in machine readable form. + +The Project gratefully accepts contributions of money, time, +public domain materials, or royalty free copyright licenses. +Money should be paid to the: +"Project Gutenberg Literary Archive Foundation." + +If you are interested in contributing scanning equipment or +software or other items, please contact Michael Hart at: +hart@pobox.com + +[Portions of this eBook's header and trailer may be reprinted only +when distributed free of all fees. Copyright (C) 2001, 2002 by +Michael S. Hart. Project Gutenberg is a TradeMark and may not be +used in any sales of Project Gutenberg eBooks or other materials be +they hardware or software or any other related product without +express permission.] + +*END THE SMALL PRINT! FOR PUBLIC DOMAIN EBOOKS*Ver.02/11/02*END* + diff --git a/7945-8.zip b/7945-8.zip Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..421960f --- /dev/null +++ b/7945-8.zip diff --git a/LICENSE.txt b/LICENSE.txt new file mode 100644 index 0000000..6312041 --- /dev/null +++ b/LICENSE.txt @@ -0,0 +1,11 @@ +This eBook, including all associated images, markup, improvements, +metadata, and any other content or labor, has been confirmed to be +in the PUBLIC DOMAIN IN THE UNITED STATES. + +Procedures for determining public domain status are described in +the "Copyright How-To" at https://www.gutenberg.org. + +No investigation has been made concerning possible copyrights in +jurisdictions other than the United States. Anyone seeking to utilize +this eBook outside of the United States should confirm copyright +status under the laws that apply to them. diff --git a/README.md b/README.md new file mode 100644 index 0000000..c524dce --- /dev/null +++ b/README.md @@ -0,0 +1,2 @@ +Project Gutenberg (https://www.gutenberg.org) public repository for +eBook #7945 (https://www.gutenberg.org/ebooks/7945) |
