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+The Project Gutenberg EBook of Der Erste Theil von Koenig Heinrich dem
+vierten, by William Shakespeare
+#19 in our series by William Shakespeare
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+this or any other Project Gutenberg eBook.
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+**Welcome To The World of Free Plain Vanilla Electronic Texts**
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+Title: Der Erste Theil von Koenig Heinrich dem vierten
+ King Henry IV, Part I
+
+Author: William Shakespeare
+
+Release Date: April, 2005 [EBook #7933]
+[Yes, we are more than one year ahead of schedule]
+[This file was first posted on June 2, 2003]
+
+Edition: 10
+
+Language: German
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+Character set encoding: iso-8859-1
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+*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK KOENIG HEINRICH DEM VIERTEN, ERSTE ***
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+Delphine Lettau and Mike Pullen
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+This Etext is in German.
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+We are releasing two versions of this Etext, one in 7-bit format,
+known as Plain Vanilla ASCII, which can be sent via plain email--
+and one in 8-bit format, which includes higher order characters--
+which requires a binary transfer, or sent as email attachment and
+may require more specialized programs to display the accents.
+This is the 8-bit version.
+
+This book content was graciously contributed by the Gutenberg Projekt-DE.
+That project is reachable at the web site http://gutenberg.spiegel.de/.
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+Dieses Buch wurde uns freundlicherweise vom "Gutenberg Projekt-DE"
+zur Verfügung gestellt. Das Projekt ist unter der Internet-Adresse
+http://gutenberg.spiegel.de/ erreichbar.
+
+
+
+
+Der Erste Theil von König Heinrich dem vierten
+
+William Shakespeare
+
+Mit dem Leben und Tod von Heinrich Percy, genannt Hot-Spur.
+
+Übersetzt von Christoph Martin Wieland
+
+
+Personen.
+
+König Heinrich der vierte.
+Heinrich, Prinz von Wales, und Johann, Herzog von Lancaster,
+Söhne des Königs.
+Worcester, Northumberland, Hot-Spur, Mortimer, Erzbischoff von York,
+Dowglas, Owen Glendower, Sir Richard Vernon und Sir Michell,
+Feinde des Königs.
+Westmorland, Sir Walter Blunt und Sir John Falstaff, von des
+Königs Parthey.
+Poins, Gadshill, Peto und Bardolph, Falstaffs Cameraden.
+Lady Percy.
+Lady Mortimer, Glendowers Tochter.
+Die Wirthin Quikly.
+Ein Scheriff, verschiedne Bediente im Wirthshaus, Fuhrleute,
+Reisende, und andre stumme Personen.
+
+Die Scene liegt in England.
+
+
+
+
+Erster Aufzug.
+
+
+
+Erste Scene.
+(Der Hof in London.)
+(König Heinrich, der Herzog von Lancaster, der Graf von
+Westmorland, und andre Lords treten auf.)
+
+
+König Heinrich.
+Von Sorgen erschüttert und von blassem Kummer abgehärmt, finden wir
+endlich den Augenblik, wo der geschrekte Friede wieder zu Athem
+kommen kan, um in abgebrochenen Accenten von neuen Arbeiten zu
+reden, die an weit entfernten Ufern unsern Muth beschäftigen sollen.
+Nicht länger soll diese Erde das Blut ihrer eignen Kinder trinken,
+nicht länger einheimische Zwietracht ihre Felder verheeren, und
+mit dem eisernen Tritt des Kriegs ihre blühenden Auen zerstampfen.
+Diese gegeneinander rükende Schlacht-Ordnungen, die gleich den
+Meteoren eines witternden Himmels, alle von einerley Natur, von
+einerley Ursprung, noch kürzlich mit der ganzen Wuth eines
+Bürgerkrieges auf einander stiessen, sollen nun in gleichlauffenden
+Linien, in schöner einträchtiger Ordnung, einen Weg ziehen; nicht
+länger sollen Brüder gegen Brüder, Freunde gegen Freunde stehen;
+nicht länger der mördrische Stahl, gleich einem übeleingescheideten
+Messer, seinen eignen Herrn verwunden. Nein, meine Freunde; zu
+jenem geheiligten Grabe Christi, unter dessen heilbringendem Creuz
+wir zu streiten geschworen haben, wollen wir mit unserm Englischen
+Kriegsheer ziehen, um diese Ungläubigen aus jenen heiligen Gefilden
+zu treiben, über welche die gesegneten Füsse gegangen sind, die vor
+vierzehnhundert Jahren zu unserm Heil an das bittre Creuz genagelt
+worden sind. Jedoch dieses unser Vorhaben ist schon ein Jahr alt;
+es ist unnöthig euch zu sagen, daß wir gehen wollen, und wir sind
+izo nicht deßhalb zusammen gekommen. Laßt mich also von euch
+vernehmen, mein geliebter Vetter von Westmorland, was unsre Raths-
+Versammlung gestern wegen dieser wichtigen Unternehmung geschlossen
+hat.
+
+Westmorland.
+Gnädigster Herr, man betrieb diese Geschäfte mit grossem Eifer, und
+es wurden verschiedne Überschläge der Unkosten entworfen: Als ein
+ganz unverhofter Courier, mit verdrießlichen Zeitungen beladen,
+dazwischen kam, von denen die schlimmste war, daß der edle Mortimer,
+der die Leute von Hereford-Schire gegen den aufrührischen
+Glendower führte, von den Welschen gefangen, und über tausend von
+seinen Leuten niedergemezelt worden seyen, an deren todten Körpern
+die Weiber der Welschen solche Mißhandlungen, eine so viehische
+schaamlose Verstümmlung ausgeübt, die ohne Erröthen sich nicht
+erzählen läßt.
+
+König Heinrich.
+Es scheint also, die Nachrichten von diesem Aufstand haben unser
+Geschäfte nach dem gelobten Lande abgebrochen?
+
+Westmorland.
+Diese von noch mehrern begleitet, thaten es, Gnädigster Herr; denn
+es kamen noch mehr ungleiche und mißbeliebige Zeitungen aus Norden
+an. Am Kreuz-Erhöhungs-Tag geriethen dieser muthreiche Hot-Spur,
+der junge Heinrich Percy, und Archibald, dieser tapfre und
+ruhmvolle Schotte, zu Holmedon in ein blutiges Handgemeng, soviel
+man aus den Anstalten und der Wut des Angriffs schliessen konnte;
+denn derjenige, der diese Zeitung brachte, eilte mitten in der
+stärksten Hize des Gefechts davon, ohne den Ausgang abzuwarten.
+
+König Heinrich.
+Hier ist ein werther und getreu-eifriger Freund, Sir Walter Blunt,
+der nur eben von seinem Pferd abgestiegen ist, um uns von Holmedon
+die willkommne Nachricht zu bringen, daß der Graf von Douglas
+geschlagen sey. Zehntausend kühne Schotten, und drey und zwanzig
+Ritter sah Sir Walter auf den Ebnen von Holmedon in ihrem Blute
+sich wälzen. Mordak, Grafen von Fife, den ältesten Sohn des
+geschlagnen Douglas, und die Grafen von Athol, Murry, Angus und
+Menteith hat Hot-Spur gefangen bekommen. Ist das nicht eine schöne
+Beute? Eine edle That? Ha, Vetter, ist es nicht?
+
+Westmorland.
+In der That, ein Sieg, worauf ein Prinz stolz zu seyn Ursach hätte.
+
+König Heinrich.
+O warum nennst du dieses Wort, um traurige Gedanken in mir zu
+erregen, und mich zur Sünde des Neids zu reizen, daß Milord
+Northumberland der Vater eines so würdigen Sohns seyn soll; eines
+Sohns, dessen Namen der Ruhm stets im Munde fährt; der gleich dem
+höchsten Baum in einem Hayn, über alle andre emporragt; der
+Liebling des Glüks, und ihr Stolz; indeß daß ich mit eben dem Blik,
+der seinen Ruhm übersieht, zügellose Schwelgerey und Schande die
+Stirne meines jungen Harry besudeln sehe. O könnt' es bewiesen
+werden, daß irgend eine nächtliche trippelnde Fee unsre Kinder in
+der Wiege verwechselt, und meinen Sohn Percy, den Seinigen
+Plantagenet genennt hätte!--Aber laßt mich diesen Gedanken nicht
+nachhängen--Was denkt ihr Vetter, von dieses jungen Percy Stolz?
+Er behält die Gefangenen, die er in diesem Gefechte machte, für
+sich zurük; und läßt mir sagen, daß ich keinen als Mordake, den
+Grafen von Fife, haben soll.
+
+Westmorland.
+Das ist seines Oheims Eingebung, das ist Worcester, der allen
+Anscheinungen nach übel gegen euch gesinnt ist; der ists, der ihn
+seine Federn aufblähen, und seinen jungen Kamm gegen eure Hoheit
+emporsträuben macht.
+
+König Heinrich.
+Ich habe nach ihm geschikt, um ihn deßwegen zur Verantwortung zu
+ziehen, und das ist die Ursach, weswegen wir genöthigt sind, unser
+heiliges Vorhaben nach Jerusalem aufzuschieben. Vetter, wir wollen
+auf nächsten Mittwoch unsern grossen Rath in Windsor versammeln.
+Benachrichtiget die Lords hievon, aber eilet schleunig zu uns zurük;
+dann es muß noch mehr gesagt und gethan werden, als uns der
+Unwille izt zu sagen erlaubt.
+
+Westmorland.
+Ich gehorche, mein gebietender Herr.
+
+(Sie gehen ab.)
+
+
+
+Zweyte Scene.
+(Ein Zimmer des Cron-Prinzen.)
+(Heinrich, der Prinz von Wales, und Sir John Falstaff treten auf.)
+
+
+Falstaff.
+He, Hal,* was für Zeit ists am Tage, Junge?
+
+{ed. * Harry und Hal, sind abgekürzte Namen, statt Heinrich, so in
+vertraulichem Umgang gebraucht worden.}
+
+Prinz Heinrich.
+Deine löbliche Gewohnheit, dich in altem Sect zu besauffen, zu
+fressen, bis du alle Knöpfe aufthun must, und den ganzen Nachmittag
+auf Bänken zu schnarchen, wikelt deinen Wiz in soviel Fett und
+Schmeer ein, daß du so gar verlernst, recht zu fragen, was du recht
+wissen möchtest. Was, zum Teufel, hast du mit der Zeit am Tag zu
+thun? Ja, wenn die Stunden Becher voll Sect wären, die Minuten
+Capaunen, die Gloken Zungen von Kupplerinnen, die Uhren Schilde von
+H**häusern, und die schöne Sonne selbst ein hübsches roßiges Mensch
+in feuerfarbem Taft, dann liesse sich noch begreiffen, warum du
+nach der Zeit fragtest.
+
+Falstaff.
+Mein Treu, ihr geht mir nah' zu Leibe, Hal; denn wir andern, die
+vom Beutelschneiden Handwerk machen, und beym Mond und dem
+Silbergestirn herumgehen, und nicht beym Phöbus, "ihm dem edeln
+Knecht so schön",** aber ich bitte dich, mein süsses Närrchen, wenn
+du einmal König bist--wozu Gott deine Gnaden (Majestät wollt' ich
+sagen, denn Gnade wirst du keine haben)--
+
+{ed. ** (he, that wandring Knight so fair)--eine Zeile aus einer
+alten Ballade.
+Warburton.}
+
+Prinz Heinrich.
+Wie? Keine?
+
+Falstaff.
+Nein, mein Seel, nicht so viel als zu einem Prologus für ein paar
+Eyer in Butter nöthig ist.
+
+Prinz Heinrich.
+Gut, und wie weiter? Hey da, rund heraus, keine Umstände!
+
+Falstaff.
+Sapperment nun dann, Närrchen, wenn du König bist, so sorge hübsch
+dafür, daß wir andre ehrlichen Kerle, die ihr Handwerk bey Nacht
+treiben, bey Tage von der Justiz ungeschoren bleiben. Laß uns der
+Diana ihre Forster bleiben, Ritter vom Schatten, Lieblinge des
+Monds; und laß die Leute sagen, wir seyen Leute von guter
+Aufführung, da wir, gleich der See, von unsrer edeln und keuschen
+Gebieterin, dem Mond, geführt werden***, unter deren Schuz und
+Anführung wir--stehlen.
+
+{ed. *** Die Spässe des Hrn. John Falstaff sind nicht immer
+übersetzlich, weil sie sich gar zu oft auf Wortspiele gründen, wie
+hier, wo (government) und (govern) in einer ganz verschiednen
+Bedeutung genommen werden, die sich im Deutschen nicht recht
+ausdrüken ließ, und weswegen auch die Antwort des Prinzen nicht
+recht paßt.}
+
+Prinz Heinrich.
+Du hast recht, und dein Gleichniß paßt nicht übel; das Glük von uns
+andern Mond-Rittern, nimmt immer ab und zu wie die See, weil es wie
+die See vom Mond beherrscht wird. Zum Exempel, ein Beutel mit Gold
+herzhaft weggeschnappt in lezter Montags-Nacht, wird wieder
+lüderlich durchgebracht am Dienstag-Morgen; mit Fluchen und (leg
+ab) gewonnen, mit Jauchzen und (bring herein) durchgewonnen; izt in
+einer so niedrigen Ebbe als der Fuß einer Leiter, und in einem
+Augenblik in einer so hohen Fluth als der Querbalken eines Galgens.
+
+Falstaff.
+Meiner Six, du hast recht, Junge; und ist meine Wirthin in der
+Schenke nicht ein recht angenehmes Mensch?
+
+Prinz Heinrich.
+Wie der Honig von Hybla, alter Junge; und ist nicht ein Wamms von
+Büffel ein recht angenehmes Stük Kleidung auf die Dauer?
+
+Falstaff.
+Wie, was, was willt du damit sagen, närrischer Junge? Was gehen
+mich deine Sticheleyen und deine Quidditäten an? Was, Pestilenz!
+hab' ich mit einem Wamms von Büffel zu thun?
+
+Prinz Heinrich.
+Und was, schwere Noth! Hab ich mit meiner Wirthin in der Schenke
+zu thun?
+
+Falstaff.
+Gut, hast du sie nicht oft und viel zum Abrechnen geruffen?
+
+Prinz Heinrich.
+Hab ich dich jemals geruffen, daß du deinen Theil an der Zeche
+zahlen sollst?
+
+Falstaff.
+Nein, die Gerechtigkeit muß ich dir wiederfahren lassen, du hast
+alles dort bezahlt.
+
+Prinz Heinrich.
+Ja, und allenthalben, so lang mein Sekel reichte; und wenn er leer
+war, so hab ich meinen Credit gebraucht.
+
+Falstaff.
+Das ist wahr, und so gebraucht, daß, wenn es nicht vermuthlich wäre,
+daß du der vermuthliche Erbe--Aber ich bitte dich, Närrchen, willt
+du auch noch einen Galgen in England stehen lassen, wenn du König
+bist? Willt du zugeben, daß ein resoluter Kerl von dem alten
+rostigen grotesken Popanz, Gesez, sich schicanieren lassen soll?
+Hänge mir ja keinen Dieb, wenn du König bist, das sag' ich dir.
+
+Prinz Heinrich.
+Das will ich auch nicht; du sollt sie hängen.
+
+Falstaff.
+Ich? Unvergleichlich! Beym Sapperment! Ich will ein
+vortrefflicher Richter seyn.
+
+Prinz Heinrich.
+Du verstehst mich nicht; ich meyne, du sollst in Person die Diebe
+hängen, und also ein vortrefflicher Henker werden.
+
+Falstaff.
+Gut, Hal, gut; das wär' ein Handwerk das sich zu meinem Humor so
+gut schikte, als bey Hof aufzuwarten, das kan ich dir sagen.
+Schlapperment! ich bin so schwermüthig wie ein Kater, oder wie ein
+Bär, den man bey den Ohren zieht.
+
+Prinz Heinrich.
+Oder wie ein alter Löwe, oder wie eines Liebhabers Laute?
+
+Falstaff.
+Ja, oder wie die Scharrpfeiffe in einem Lincolnschirer Dudelsak.
+
+Prinz Heinrich.
+Was sagst du zu einem Hasen, oder zur Melancholey einer Koth-Lache?
+
+Falstaff.
+Du hast Gleichnisse von schlimmem Geschmak; und du bist in der That
+der allerunvergleichlichste ausserordentliche Spizbube von einem
+artigen jungen Prinzen--Aber, Hall, ich bitte dich, plage mich
+nicht mehr mit solchen eiteln Dingen; ich wollte zu Gott, du und
+ich wüßten eine Gelegenheit, wo man gute Namen zu Kauff kriegen
+könnte; ein alter Lord aus dem Staats-Rath kriegte mich lezthin
+euertwegen auf der Strasse zu paken, Sir; aber ich gab nicht acht
+darauf was er sagte, ob er gleich sehr weislich sprach, und noch
+dazu auf der Strasse.
+
+Prinz Heinrich.
+Du thatest wol, denn die Weisheit läßt ihre Stimme hören auf den
+Gassen, und niemand achtet ihr.
+
+Falstaff.
+O du hast eine verdammte Anziehungs-Kraft, mein Seel, du könntest
+einen Heiligen verführen. Du hast mir viel böses gethan, Hal, Gott
+vergeb es dir. Eh ich dich kannte, Hal, wußt' ich nichts; und izt
+bin ich, wenn einer die Wahrheit sagen wollte, wenig besser als
+einer von den Schlimmsten. Ich muß diß Leben aufgeben, und ich
+will es aufgeben; bey G***, wenn ich es nicht thue, so sey ich ein
+Hunds**! Ich will keinem Königssohn in der Christenheit zulieb zum
+T** fahren.
+
+Prinz Heinrich.
+Wo wollen wir morgen einen Beutel rauben, Hans?
+
+Falstaff.
+Wo du willt, Junge, ich mache mit; thue ichs nicht, so heisse mich
+einen Hunds** und gieb mir Maulschellen.
+
+Prinz Heinrich.
+Die Beßrung deines Lebens geht gut von statten, wie ich sehe; nur
+erst Stoßseufzer, izt Strassenrauben.
+
+Falstaff.
+Wie, Hal, das ist mein Beruf, Hal; es ist einem keine Sünde, in
+seinem Beruf zu arbeiten. He! wer kommt? Poins! Nun werden wir
+hören, ob Gadshill etwas ausfündig gemacht hat--O wenn die Leute
+aus Verdienst selig würden, welches Loch in der Hölle wäre heiß
+genug für diesen da!
+
+
+
+Dritte Scene.
+(Poins zu den Vorigen),
+
+
+Falstaff.
+Das ist der allgewaltigste Spizbube, der jemals einem ehrlichen
+Mann Halt! zugeruffen hat.
+
+Prinz Heinrich.
+Guten Morgen, Ned.
+
+Poins.
+Guten Morgen, mein lieber Hal. Was sagt Monsieur Gewissen? Was
+sagt Sir John Sect und Zukerhans? Wie habt ihr's mit einander, du
+und der Teufel, wegen deiner Seele, die du ihm verwichnen Char-
+Freytag um ein Glas Madera-Wein und einen kalten Capaunen-Schenkel
+verkauft hast?
+
+Prinz Heinrich.
+Sir John hält sein Wort; der Teufel soll seine Waare haben; ihr
+wißt daß er nie kein Sprüchwort gebrochen hat; er wird dem Teufel
+geben, was ihm gehört.
+
+Poins.
+So wirst du verdammt, wenn du dem Teufel dein Wort hältst?
+
+Prinz Heinrich.
+Sonst würde er verdammt, weil er den Teufel betrogen hätte.
+
+Poins.
+Aber, meine Jungens, meine Jungens, morgen früh, um vier Uhr, nach
+Gadshill; es sind Pilgrims auf dem Weg, die mit reichen Opfern nach
+Canterbury, und Kauffleute die mit wohlgespikten Beuteln nach
+London gehen. Ich habe Visiere für euch alle, und ihr habt Pferde
+für euch selbst. Gadshill ligt diese Nacht zu Rochester, ich hab
+auf morgen Nachts ein Nacht-Essen in East-Cheap bestellt. Es ist
+eine Sache die wir so sicher thun können, als schlaffen; wenn ihr
+gehen wollt, so will ich euch eure Beutel mit Cronen voll stopfen;
+wollt ihr nicht, so bleibt da, und der Henker hole euch.
+
+Falstaff.
+Hört ihr, Yedward; wenn ich daheim bleibe und nicht mit gehe, so
+will ich euch dafür hängen, daß ihr gegangen seyd.
+
+Poins.
+Willt du das, Vielfraß?
+
+Falstaff.
+Hal, willt du einer von uns seyn?
+
+Prinz Heinrich.
+Wer, ich rauben? Ich, ein Dieb? Nein, bey meiner Treu!
+
+Falstaff.
+Du hast weder Ehre noch Tapferkeit im Leibe, wenn du das thust; du
+willt deine guten Freunde so im Stich lassen? Meiner Six, du hast
+keinen Tropfen königliches Blut im Leib, wenn du nicht um zehn
+Schillinge das Herz hast zu ruffen: Halt!
+
+Prinz Heinrich.
+So sey es dann, einmal in meinem Leben will ich ein Tollkopf seyn.
+
+Falstaff.
+Nun, das heißt einmal brav gesprochen.
+
+Prinz Heinrich.
+Nein, geh' es wie es will, ich bleibe zu Hause.
+
+Falstaff.
+Bey G** so will ich ein Verräther seyn, wenn du König bist.
+
+Prinz Heinrich.
+Ich bekümmre mich nichts darum.
+
+Poins.
+Sir John, ich bitte dich, laß den Prinzen und mich allein; ich will
+ihm solche Gründe vorlegen, daß er gewiß gehen soll.
+
+Falstaff.
+Gut, mögest du den Geist der Ueberredung haben, und er Ohren zu
+hören, damit was du redest bewegen möge, und was er hört geglaubt
+werde. Lebet wohl indessen, ihr sollt mich in East-Cheap finden.
+
+(Falstaff geht ab.)
+
+
+
+Poins.
+Nun, mein lieber süsser Zuker-Prinz, reitet morgen mit mir. Ich
+hab einen Spaß im Kopf, den ich allein nicht ausführen kan.
+Falstaff, Bardolph, Peto und Gadshill sollen diese Leute berauben,
+auf die wir einen Anschlag gemacht haben; ihr und ich wollen nicht
+dabey zugegen seyn; wenn sie dann die Beute haben, und ihr und ich
+sie ihnen nicht abjagen, so haut diesen Kopf von meinen Schultern.
+
+Prinz Heinrich.
+Aber wie werden wir von ihnen kommen, wenn wir mit ihnen ausreiten?
+
+Poins.
+Wie? Wir wollen vor oder nach ihnen fort, und ihnen einen gewissen
+Plaz bestimmen, wo wir zusammentreffen wollen, und den können wir
+ja hernach verfehlen, wenn's uns beliebt; und dann werden sie das
+Abentheuer allein unternehmen, und sobald sie damit fertig sind, so
+wollen wir über sie her.
+
+Prinz Heinrich.
+Gut; aber es ist vermuthlich, daß sie uns an unsern Pferden, an
+unsern Kleidern, und an hundert andern Merkmahlen erkennen werden.
+
+Poins.
+Für das ist schon Rath geschaft. Unsre Pferde sollen sie nicht
+sehen, denn die wollen wir im Wald anbinden; unsre Visiere wollen
+wir gegen andre verwechseln, wenn wir von ihnen weg sind; und,
+Sapperment! ich habe Ueberröke von Schetter im Vorrath, unter
+denen niemand unsre Kleider kennen soll.
+
+Prinz Heinrich.
+Aber ich besorge, sie werden uns zu stark seyn.
+
+Poins.
+O was das anbetrift, zween von ihnen kenne ich als ein Paar so ächt-
+gebohrne Memmen, als jemals den Rüken gewiesen haben; und was den
+dritten betrift, wenn der sich länger wehrt als recht ist, so will
+ich alles Gewehr verschwören. Der gröste Spaß von der Sache wird
+in den miraculosen Lügen bestehen, die dieser nemliche dike
+Spizbube uns vorsagen wird, wenn wir zum Nacht-Essen zusammen
+kommen; wie er es zum wenigsten mit dreyßig aufgenommen, was für
+Hiebe er bekommen, was für Gefahren er bestanden habe; und in der
+Art, wie wir ihn aller dieser Aufschneidereyen überweisen werden,
+ligt der Spaß.
+
+Prinz Heinrich.
+Gut, ich will mit dir gehen; sorge für alles was wir nöthig haben,
+und erwarte mich auf morgen Nachts in East-Cheap. Leb' wohl.
+
+Poins.
+Lebet wohl, Milord.
+
+(Poins geht ab.)
+
+Prinz Heinrich.
+Ich kenne auch alle, und will noch eine Weile diesen zügellosen
+Humor eurer müßigen Lüderlichkeit in der Höhe halten; aber hierinn
+will ich die Sonne nachahmen, die den unedeln anstekenden Dünsten
+erlaubt, ihre Schönheit der Welt zu verbergen; damit, sobald es ihr
+gefällt, wieder sie selbst zu seyn, sie desto mehr bewundert werde,
+wenn sie, eine Zeitlang vermißt, auf einmal durch die faulen und
+häßlichen Wolken hervorbricht, welche sie zu erstiken geschienen
+hatten. Wenn das ganze Jahr aus lauter Fest-Tagen bestünde, so
+würde man des Feyerns so überdrüßig werden als des Arbeitens; sie
+sind nur erwünscht, weil sie selten kommen, und nichts gefällt mehr
+als seltne Dinge. So werde ich, wenn ich einst dieses ausgelaßne
+Wesen von mir werfe, und eine Schuld bezahle die ich nie
+versprochen habe, die Besorgnisse der Leute um so mehr zuschanden
+machen, je besser ich seyn werde als mein Wort. Und gleich einem
+glänzenden Edelstein auf einem dunkeln Grund, wird meine
+Verbesserung, meine Fehler überschimmernd, schöner scheinen, und
+mehr Augen auf sich ziehen, als ein Leben, das keine Folie hat,
+wodurch es erhoben wird.
+
+(Er geht ab.)
+
+
+
+Vierte Scene.
+(Verwandelt sich in einen Saal des königlichen Palasts.)
+(König Heinrich, Northumberland, Worcester, Hot-Spur, Sir Walter
+Blunt, und andre treten auf.)
+
+König Heinrich.
+Mein Blut ist zu kalt und zu milde gewesen, daß es bey einem so
+unanständigen Betragen nicht aufwallte; ihr habt meine schwache
+Seite gefunden, und tretet deßwegen meine Geduld mit Füssen; aber
+versichert euch, ich will künftighin mehr seyn, was meine Würde,
+als was meine Gemüthsart fordert, die zu sanft und milde gewesen
+ist, und deßwegen die Ehrfurcht verlohren hat, die eine stolze
+Seele nur dem Stolzen bezahlt.
+
+Worcester.
+Unser Haus, Gnädigster Herr verdienet wahrlich nicht daß die
+Geissel der Grösse gegen selbiges gebraucht werde, und dazu noch
+eben dieser Grösse, die unsre eigne Hände so stattlich zu machen
+geholfen haben.
+
+Northumberland.
+Mein Gnädigster Herr--
+
+König Heinrich.
+Worcester, entferne dich; ich sehe Ungehorsam und Drohung in deinen
+Augen. O Sir, eure Mine ist zu kühn und zu entschlossen, und die
+Majestät kan unmöglich trozbietenden Stolz auf der Stirne eines
+Unterthanen dulden. Ihr habt Erlaubniß uns zu verlassen. Wenn wir
+euern Rath oder eure Dienste nöthig haben, werden wir euch ruffen
+lassen.
+
+(Worcester geht ab.)
+
+Ihr wolltet ja reden--
+
+(Zu Northumberland.)
+
+
+
+Northumberland.
+Ja, mein Gnädigster Herr; diese Gefangne die in Eu. Majestät Namen
+abgefordert wurden, und die Heinrich Percy zu Holmedon gemacht hat,
+sind, wie er sagt, nicht so schlechterdings verweigert worden, wie
+man Euer Majestät berichtet hat. Entweder Mißgunst oder
+Mißverständniß ist dieses Vergehens schuldig, nicht mein Sohn.
+
+Hot-Spur.
+Mein Gnädigster Herr, ich versagte keine Gefangne; aber dessen
+erinnre ich mich, wie die Action zu Ende war, und ich, ganz
+aufgetroknet von Hize und Arbeit, athemlos und abgemattet auf mein
+Schwerdt mich lehnte, da kam ein gewisser junger Herr, nett,
+zierlich aufgepuzt, frisch wie ein Bräutigam, und sein kürzlich
+abgeschohrnes Kinn sah aus wie ein Stoppeln-Feld im Herbst. Er war
+parfumirt wie ein Specerey-Krämer, und hielt zwischen seinem Finger
+und seinem Daumen eine Schnupf-Büchse, die er alle Augenblike vor
+die Nase hielt; immer hatte er was zu lächeln und zu schwazen; und
+wie die Soldaten todte Körper vorbey trugen, hieß er sie ungezogne
+Flegel, eine so unsaubre und unartige Bürde zwischen den Wind und
+seine Adeliche Person zu bringen. Er fragte mich mit einem Strom
+von Sonntags- und Frauenzimmer-Redensarten nach hundert Sachen, und
+forderte mir endlich auch, zu Handen Eurer Majestät meine Gefangnen
+ab. Ich, den meine Wunden überall schmerzten, und verdrießlich
+darüber, daß mich ein solcher Papagay zur Unzeit übertäuben sollte,
+antworte ihm im Unmuth und in der Ungeduld, ich weiß nicht was; er
+sollte sie haben, oder er sollte sie nicht haben; denn es machte
+mich toll, etwas das einem Mann ähnlich sah, vor mir zu sehen, das
+von so vielen Farben schimmerte, und so süß roch, und von Flinten
+und Trummeln und Wunden so Kammerfräulein-mäßig redte, und mir
+sagte, für eine innerliche Quetschung sey kein unfehlbarers Mittel
+als Spermacet, und es sey recht zu bedauren, sey es, daß dieser
+verfluchte Salpeter aus den Eingeweiden der unschuldigen Erde
+hervorgegraben worden sey, der so viele brave wolgewachsene Leute
+so elendiglich umgebracht habe: Und wenn nur diese nichtswürdigen
+Flinten nicht wären, so würde er selbst ein Soldat geworden seyn--
+Auf alles dieses sein kühles, unzusammenhängendes Geplauder gab ich
+also, Gnädigster Herr, nur obenhin Antwort wie ich sagte; und ich
+bitte euch, laßt seinen Bericht nicht die Gültigkeit einer Anklage
+gegen einen Mann haben, der eurer Majestät so ergeben ist als ich.
+
+Blunt.
+Die Umstände in Ueberlegung gezogen, Gnädigster Herr, so könnte
+alles was Harry Percy damals zu so einer Person, an so einem Ort,
+und in so einer Zeit gesagt haben möchte, billiger Maassen für todt
+und abgethan gehalten, und nimmer zu seinem Nachtheil wieder
+erwähnt werden. Denn was er damals sagte, dem entsagt er ja izo
+wieder, wie ihr seht.
+
+König Heinrich.
+Wie, und doch weigert er sich seine Gefangnen auszuliefern, ausser
+mit der Bedingung, daß wir seinen Schwager, den närrischen Mortimer,
+unverzüglich auf unsre eigne Unkosten auslösen sollen; ihn, der
+geflissentlich das Leben aller derjenigen aufgeopfert hat, die er
+gegen diesen Zauberer, diesen verdammten Glendower anführte, dessen
+Tochter, wie wir hören, Mortimer kürzlich geheurathet hat. Sollen
+unsre Kisten etwann ausgeleert werden, um einen Verräther
+heimzukauffen? Nein, auf den nakten Wallischen Bergen laßt ihn
+verhungern; nimmer werd' ich den Mann für meinen Freund halten,
+dessen Zunge von mir nur den Aufwand eines Pfennigs verlangt, den
+aufrührischen Mortimer auszulösen.
+
+Hot-Spur.
+Den aufrührischen Mortimer? Das veränderliche Glük des Kriegs,
+nicht sein Wille, hat ihn in die Hände der Feinde fallen lassen,
+Gnädigster Herr; und zum Beweiß daß dieses die Wahrheit sey,
+braucht es keine andre Zeugen, als alle diese Wunden, die er
+empfieng, da er an dem beschilften Strande des anmuthigen Severns,
+in einzelnem Kampf, Stirne gegen Stirne, den grösten Theil einer
+Stunde lang den furchtbaren Glendower aufhielt. Dreymal ruhten sie,
+um wieder zu Athem zu kommen, dreymal tranken sie, auf Verabredung,
+vom Wasser des schnellen Severns, der, von ihren blutigen Bliken
+erschrekt, angstvoll zwischen seinem zitternden Schilfrohr fortrann
+und sein krauses Haupt im holen Ufer verbarg, vom Blut dieser
+muthigen Kämpfer beflekt. Niemals hat unedle heuchlerische
+Verrätherey ihren Anschlägen mit so tödtlichen Wunden eine Farbe
+angestrichen; so großmüthig verschwendet kein Verräther sein Blut.
+Gestattet also nicht, Gnädigster Herr, daß der edle Mortimer durch
+eine so unverdiente Beschuldigung entehrt werde.
+
+König Heinrich.
+Du lügst zu seinem Vortheil, Percy, du lügst; Niemals ist er mit
+Glendower ins Handgemeng gekommen; er hätte eben so viel Muth
+gehabt, es mit dem Teufel aufzunehmen, als mit Owen Glendower.
+Schämst du dich nicht, solche Dinge vorzugeben? Aber, beym Himmel!
+von dieser Stund an laßt mich nicht mehr von Mortimer reden hören.
+Schikt mir eure Gefangnen durch die schleunigste Veranstaltung,
+oder ihr sollt Nachrichten von mir bekommen, die euch nicht
+gefallen werden--Milord Northumland, wir erlauben euch mit euerm
+Sohn abzureisen. Eure Gefangnen, oder ihr sollt mehr von mir hören.
+
+(König Heinrich geht ab.)
+
+Hot-Spur.
+Und wenn der Teufel käme und sie mir abheulen wollte, so schik' ich
+sie nicht. Ich will ihm nach, und ihm das sagen; ich muß meinem
+Herzen Luft machen, und wenn es mit Gefahr meines Kopfs wäre.
+
+Northumberland.
+Wie? von Zorn trunken? Verziehe noch einen Augenblik, hier kommt
+dein Oheim. (Worcester zu den Vorigen.)
+
+Hot-Spur.
+Nicht mehr von Mortimer reden? Aber ich will von ihm reden, und
+möge meine Seele keine Gnade im Himmel finden, wenn ich mich nicht
+zu ihm schlage. Entweder will ich alle diese Adern ausleeren, und
+mein Herzensblut, Tropfen für Tropfen in den Staub hingiessen, oder
+ich will den zu Boden getretnen Mortimer so hoch in die Luft
+emporheben als diesen König, diesen undankbaren gefühllosen
+übermüthigen Bolingbroke.
+
+Northumberland.
+Bruder, der König hat euern Neffen unsinnig gemacht.
+
+Worcester.
+Wer brachte ihn denn in Hize, wie ich fortgegangen war?
+
+Hot-Spur.
+Er will mit Gewalt meine Gefangnen haben, und wie ich darauf
+bestund, daß er meinen Schwager auslösen sollte, da erblaßt' er wie
+eine Leiche, indem er mich ansah, und zitterte vor dem blossen
+Namen Mortimer.
+
+Worcester.
+Ich kan's ihm nicht verdenken. Wurde nicht Mortimer von Richarden,
+der nun todt ist, als der nächste Thronfolger erklärt?
+
+Northumberland.
+Das wurde er; ich war bey der Ausruffung zugegen, es geschah zu
+eben der Zeit, da der unglükliche König (dessen erlidtnes Unrecht
+uns Gott verzeihen wolle!) gegen die Irländischen Rebellen auszog;
+von denen er, durch Englands Aufstand abgeruffen, zurük kehrte, um
+abgesezt, und bald hernach ermordet zu werden.
+
+Worcester.
+Eine That, die uns in den Augen der ganzen Welt entehrt, und zum
+Abscheu gemacht hat.
+
+Hot-Spur.
+Aber sachte, ich bitte euch--König Richard erklärte also meinen
+Bruder Mortimer zum Thronfolger?
+
+Northumberland.
+Er that es, meine eigne Ohren haben es gehört.
+
+Hot-Spur.
+Nun, so kan ich den König, seinen Vetter, nicht verdenken, daß er
+ihn auf den kahlen Bergen verhungert zu sehen wünschte. Aber soll
+es dann seyn, daß ihr, welche die Crone auf den Kopf dieses
+undankbaren Mannes seztet, und um seinetwillen den verhaßten Fleken
+der Verrätherey und des Meuchelmords tragt; soll es seyn, daß ihr
+eine Welt voll Flüche auf euch nehmen wollt, um die Werkzeuge, die
+verächtlichen Werkzeuge, die Strike, die Leiter und der Henker
+eines Bolingbroks zu seyn? (O! vergebet mir, daß ich so
+schändliche Benennungen gebrauchen muß, um den Mißbrauch anzuzeigen,
+den dieser listige König von euch macht.) Und soll es, o Schande!
+soll in unsern Tagen gesagt, und in Jahrbücher auf künftige Zeiten
+gebracht werden, daß Männer von eurer Geburt und Macht sich, (wie
+ihr beyde, Gott vergeb' es euch! gethan habt,) zu einer so
+ungerechten Sache verbunden haben, als diese war, Richarden, diese
+anmuthige liebliche Rose, zu Boden zu treten, und diesen Dornbusch,
+Bolingbrok, an seine Stelle zu pflanzen? Soll es zu eurer noch
+grössern Schande gesagt werden, daß ihr von demjenigen, für welchen
+ihr dieser Schande euch unterzogen, zur Belohnung mißhandelt,
+geäffet und verächtlich auf die Seite geworffen worden? Nein, es
+ist noch Zeit, eure verbannte Ehre wieder zu lösen, und euch in die
+gute Meynung der Welt wieder einzusezen. Rächet euch, rächet die
+Beleidigungen dieses übermüthigen Königs, der Tag und Nacht nur
+darauf denkt, wie er die Schuld, die er euch eingestehen muß, mit
+euerm Tod bezahlen wolle. Ich sage also--
+
+Worcester.
+Nein, Vetter, saget nichts mehr. Es ist nun an mir, euch
+Geheimnisse von tiefem und gefahrvollem Inhalt zu entfalten, so
+gefährlich, und verwegen als es wäre, auf der schwachen Brüke eines
+Speers über einen lautheulenden Waldstrom zu gehen.
+
+Hot-Spur.
+Fällt er hinein, gute Nacht. Entweder schwimmen oder untergehen--
+Sendet Gefahr von Osten gegen Westen, so soll Ehre von Norden gegen
+Süden sie durchkreuzen, und dann laßt sie sich mit einander
+herumbalgen--O! das Blut wallt feuriger einen Löwen aufzuweken,
+als den Lauf einer Hindin zu beflügeln.
+
+Northumberland.
+Der Gedanke irgend einer grossen Unternehmung treibt ihn über die
+Grenzen der Geduld.
+
+Hot-Spur.
+Beym Himmel, mich däucht, es wäre nur ein leichter* Sprung, die
+glänzende Ehre von dem blaßwangichten Mond herab zu reissen, oder
+sich in die Tieffe eines bodenlosen Abgrunds hinab zu täuchen, und
+die ertrunkne Ehre bey den Haaren herauf zu ziehen, wenn der Genuß
+ihrer Vorzüge mit keinem Nebenbuhler getheilt, der Preiß einer
+solchen Unternehmung wäre.
+
+{ed. * Hr. Warburton erinnert sich hiebey einer Stelle des
+Euripides, worinn dieser vortreffliche Mahler der Leidenschaften
+dem Eteocles den nemlichen Gedanken in den Mund legt: Mutter, ich
+gesteh es unverhohlen, ich stiege dort wo die Sonne hervor geht
+über die Sterne hinauf, oder hinab in den Abgrund der Erde, wenn
+es möglich wäre, der Götter unumschränkten Thron zu bekommen.
+S. 262 des 1sten Theils des Euripides, nach der Uebersezung des
+Hrn. Professor Steinbrüchels.}
+
+Worcester.
+Mein lieber Vetter, hört mir einen Augenblik zu, wenn es die
+Lebhaftigkeit eurer Gemüths-Bewegung erlaubt.
+
+Hot-Spur.
+Ich bitte euch um Vergebung.
+
+Worcester.
+Eben diese edlen Schotten, die eure Gefangnen sind--
+
+
+Hot-Spur.
+Ich will sie alle für mich behalten; beym Himmel, er soll keinen
+einzigen haben, kein Haar von einem Schotten, und wenn dieses Haar
+seine Seele erlösen könnte; ich will sie behalten, bey dieser Hand!
+
+Worcester.
+Ihr rennt immer fort, und hört mich nicht an; ihr sollt ja diese
+Gefangnen behalten.
+
+Hot-Spur.
+Das will ich auch; dabey bleibts. Er sagte, er wolle den Mortimer
+nicht auslösen; er verbot mir von Mortimer zu reden; aber ich will
+ihn ausfinden, wenn er schläft, und ihm in sein Ohr hallen:
+Mortimer! Ich will einen Staaren abrichten lassen, daß er nichts
+als Mortimer ruffe, und will ihm den Staaren geben, um seinen Zorn
+immer in Athem zu erhalten.
+
+Worcester.
+Hört doch, Vetter, nur ein Wort.
+
+Hot-Spur.
+Hier verschwör ich feyrlich alle andre Gedanken, als wie ich diesen
+Bolingbroke quälen und tollmachen wolle. Und was diesen
+eisenfresserischen Prinzen von Wales betrift, dächt' ich nicht, es
+würde seinem Vater lieb seyn, wenn ihm ein Unglük begegnete, er
+sollte mir mit einem Krug Weißbier vergiftet werden.
+
+Worcester.
+Lebt wohl, Neffe; ich will mit euch reden, wenn ihr besser im
+Stande seyd, zuzuhören.
+
+Northumberland.
+Wie, was für ein wespen-züngichter, ungeduldiger Narr bist du, in
+diesen weibischen Humor auszubrechen, und niemand hören zu wollen
+als dich selbst?
+
+Hot-Spur.
+Wie? seht ihr, mir ist, als ob ich mit Ruthen gehauen, mit Nesseln
+gepeitscht und von Ameisen gestochen werde, wenn ich nur den Namen
+dieses schändlichen falschen Bolingbroke höre. Zu Richards Zeiten--
+Wie hieß doch der Ort?--daß ihn die Pest!--er ligt in Glocester-
+Schire--es war wo der hirnlose Herzog seinen Oheim ins Garn lokte,
+seinen Oheim York--wo ich meine Knie zum erstenmal vor diesem König
+der Liebkosungen, vor diesem Bolingbroke bog; wie ihr und er von
+Ravenspurg kam't.
+
+Northumberland.
+Zu Berkley-Castle.
+
+Hot-Spur.
+Dort war es; ha! was für eine Menge überzükerte Complimente machte
+mir damals dieser schwänzelnde Windhund vor! Wenn sein unmündiges
+Glük zu Jahren gekommen seyn würde--und edler Harry Percy, und
+liebster Vetter--Der Teufel hole solche Schmeichler!--Gott verzeih'
+mir's! Guter Oheim, sagt izt was ihr wollt, ich bin fertig.
+
+Worcester.
+Nein, wenn ihr noch nicht fertig seyd, so macht nur fort, wir
+wollen warten, bis es euch gelegen ist.
+
+Hot-Spur.
+Ich bin fertig, auf meine Ehre.
+
+Worcester.
+So wollen wir wieder zu unsern Schottischen Gefangnen. Gebt sie
+unverzüglich ohne Lösegeld frey, und bedient euch dieses Sohns des
+Dowglas, um ein Heer in Schottland zusammen zu bringen, welches, um
+verschiedner Ursachen willen, die ich euch schriftlich zuschiken
+will, euch ohne Mühe zugestanden werden wird. Ihr, Milord von
+Northumberland, schleichet euch, indeß daß euer Sohn in Schottland
+beschäftigt ist, in das Vertrauen dieses edlen und beliebten
+Prälaten ein, des Erzbischoffs--
+
+Hot-Spur.
+Von York, nicht wahr?
+
+Worcester.
+Ja, der den Tod seines Bruders, des Lord Scroop, zu Bristol, sehr
+hart empfindt. Ich rede nicht aus blosser Vermuthung, was
+vielleicht geschehen könnte; sondern von einer Sache, die schon
+entworffen, beschlossen und verabredet ist; von einer Sache, die
+nur auf eine solche Gelegenheit wartet, um zum Ausbruch zu kommen.
+
+Hot-Spur.
+Ich rieche was; bey meinem Leben, es muß gut gehen!
+
+Northumberland.
+Wie voreilig du bist!
+
+Hot-Spur.
+Es kan unmöglich anders als ein edler Entwurf werden! Und dann
+sollen sich die Schottische Macht, und Yorks Anhang mit Mortimer
+vereinigen, ha!
+
+Worcester.
+Das sollen sie.
+
+Hot-Spur.
+In der That, das ist über die Maassen wol ausgesonnen.
+
+Worcester.
+Die Ursache ist nicht gering, die uns so schleunig als es möglich
+ist, unsre Köpfe emporzuheben befiehlt, wenn wir sie retten wollen.
+Denn so niedrig wir sie immer tragen möchten, so wird der König
+doch immer denken, daß er unser Schuldner sey; und daß wir uns
+nicht eher für befriedigt halten werden, bis er seine Schuld
+heimgezahlt habe. Ihr seht ja bereits, wie er uns je länger je
+mehr von seinem Vertrauen und von seiner Zuneigung entfernt.
+
+Hot-Spur.
+Das thut er, das thut er; wir wollen Rache an ihm nehmen.
+
+Worcester.
+Vetter, lebt wohl. Geht nicht weiter in dieser Sache, als ich euch
+durch meine Briefe anweisen werde. Wenn die Zeit reif seyn wird,
+und das wird bald seyn, dann will ich in Geheim zu Glendower und
+Mortimer mich begeben, wo ihr und Dowglas und unsre Völker, auf
+meine Veranstaltungen, glüklich zusammen kommen sollen, um unser
+Glük, das izt an einem Faden hängt, in unsern eignen starken Armen
+zu tragen.
+
+Northumberland.
+Lebet wohl, Bruder; ich habe die beste Hoffnung, daß alles gut von
+statten gehen werde.
+
+Hot-Spur.
+Lebt wohl, Oheim; O laßt die Stunden eilen, bis im blutigen
+Schlachtfeld das Klirren der Schwerdter und das Aechzen der
+Sterbenden mein belustigtes Ohr umtönt.
+
+
+
+Zweyter Aufzug.
+
+
+
+Erste Scene.
+(Ein Wirthshaus bey Rochester.) (Ein Fuhrmann tritt mit einer
+Laternen in der Hand auf, ruft dem Hausknecht, und giebt ihm eine
+Commißion wegen seines Pferds; ein andrer Fuhrmann kommt dazu, und
+die Flöhe in diesem Wirthshaus, worüber beyde sich beklagen, geben
+Anlas zu einer kleinen Unterredung im fuhrmännischen Geschmak,
+worinn, daß dich die Pest! und, geh' an Galgen, die schönsten
+Blümchen sind. Gadshill, einer aus des Prinzen von Wales Bande,
+kommt dazu, und erkundigt sich mit guter Manier bey ihnen, wenn die
+Reisende, mit denen sie in diesem Wirtshaus angekommen, nach London
+abzugehen gedenken.)
+
+
+
+Zweyte Scene.
+(Ein kleines Gespräch zwischen Gadskill und einem Bedienten im
+Wirthshaus, welches, ausser den Nachrichten, die der leztere dem
+ersten von den Passagiers im Hause giebt, in einer Art von
+Wizwechsel besteht, wovon der Uebersezer bekennt, daß es ihm
+unmöglich fällt, die deutsche Sprache damit zu bereichern.
+Diejenige, welche vielleicht glauben, daß er diese Unmöglichkeit
+mit etwas weniger Trägheit hätte überwinden können, mögen sich zur
+Probe an den sinnreichen Wörtern:) long-staff-six-penny-strikers(,
+und) Mustachiopurple-hued-malt-worms (üben; und wenn ihnen auch
+diese nicht zu schwer seyn sollten, so werden sie doch gestehen,
+daß die unsaubern Wortspiele, die einen Theil dieser Scene
+ausmachen, unübersezlich sind. Das beste ist, daß der Leser nicht
+einen einzigen gesunden Gedanken, oder guten Einfall dabey
+verliehrt. Man mag aus dem was wir übersezen, den Schluß auf
+dasjenige machen, was wir auslassen müssen.)
+
+
+
+Dritte Scene.
+(Verwandelt sich in die Landstrasse.)
+(Prinz Heinrich, Poins und Peto treten auf.)
+
+
+Poins.
+Kommt, verbergt euch, verbergt euch; ich habe Falstaffs Pferd auf
+die Seite gethan, und er murrt wie ein gummierter Sammet.
+
+Prinz Heinrich.
+Halt dich ruhig. (Falstaff tritt auf.)
+
+Falstaff.
+Poins, Poins! daß du gehangen wärst! Poins!
+
+Prinz Heinrich.
+Still, du fettnierichter Spizbube, was für ein Geheul machst du da?
+
+Falstaff.
+Wie, Poins! Hal!
+
+Prinz Heinrich (zu Poins.)
+Er ist auf den Hügel hinauf gegangen, ich will geh'n und ihn
+aufsuchen.
+
+Falstaff (auf einer andern Seite.)
+Das ist meine Straffe davor, daß ich in dieses Diebs Gesellschaft
+raube; der Raker hat mir mein Pferd auf die Seite gethan, der
+Henker weiß wo hin. Wenn ich nur noch vier Quadrat-Schuhe weiter
+zu Fuß gienge, so würd' ich mir den Blasebalg zersprengen. Gut,
+ich zweifle nicht, daß ich eines schönen Tods für alles diß sterben
+werde, in so fern ich dem Galgen entgehe, wenn ich diesen Spizbuben
+todtschlage. Ich habe diese zwey und zwanzig Jahre her seine
+Gesellschaft stündlich verschworen, und doch bin ich immer mit dem
+Galgenstrik behext. Ich will gehangen seyn, wenn mir der Raker
+nicht einen Liebes-Trank eingegeben hat; es kan anders nicht seyn;
+ich hab' einen Liebes-Trank bekommen. Poins! Hal! Daß ihr die
+Pest hättet! Bardolph! Peto! Ich will verhungern, wenn ich einen
+Schritt weiter stehle. Wenn es nicht eine so gute That wär' als
+ein Glas Bier auszutrinken, wenn ich ein ehrlicher Mann würde und
+diese Galgenschwengel verliesse, so will ich der ausgemachteste
+Halunke seyn, der jemals mit Zähnen gekäut hat. Acht Ellen unebner
+Grund ist siebenzig Meilen für mich, wenn ich zu Fuß gehen muß.
+Das hol der Henker, wenn Diebe nicht einmal ehrlich an einander
+seyn können!
+
+(Er hört sie flüstern.)
+
+He! daß euch die Pestilenz alle mit einander! Gebt mir mein
+Pferd, ihr Schelme, gebt mir mein Pferd, und geht an den Galgen.
+
+Prinz Heinrich.
+Schweige, du Schmeer-Bauch, lieg nieder, leg dein Ohr hart an den
+Boden, und horch, ob du nicht den Fußtritt von Reisenden hören
+kanst.
+
+Falstaff.
+Habt ihr ein paar Hebel, oder etliche, daß ihr mich wieder aufheben
+könnt, wenn ich einmal liege? Sapperment! Ich wollte um alles
+Geld in deines Vaters Schazkammer, mein eigen Fleisch nicht noch
+einmal so weit zu Fuß tragen. Was zum T** meynt ihr damit, daß ihr
+mich so vexiert--Ich bitte dich, Prinz Hal, hilf mir zu meinem
+Pferd, guter Königs-Sohn.
+
+Prinz Heinrich.
+Weg, du Schurke! Soll ich dein Stallknecht seyn?
+
+Falstaff.
+Geh, und häng dich selbst an deinen eignen Cronprinzlichen
+Kniebändern auf. Wenn ich ertappt werde, so will ich euch für
+diesen Streich bezahlen; ich will reden was ich weiß, das glaubt
+mir. Wenn ich's nicht dahinbringe, daß man Gassenhauer auf euch
+macht, und sie im Ton von H**liedern in den Strassen singt, so möge
+ein Becher mit Sect mein Gift seyn! Wenn man einen Spaß so weit
+treibt, und noch dazu zu Fuß! Ich haß' es! (Gadshill und Bardolph
+zu den Vorigen.)
+
+Gadshill.
+Steh!
+
+Falstaff.
+Das thue ich, wieder meinen Willen.
+
+Poins.
+O, es ist unser Spion, ich kenn' ihn an der Stimme. Bardolph, was
+giebts Neues?
+
+Bardolph.
+Maskirt euch, maskirt euch, zieht eure Visiere herab: es kommt dort
+Geld für den König vom Hügel herunter, Geld, das in des Königs
+Schazkammer geht.
+
+Falstaff.
+Du lügst, du Spizbube, es geht in des Königs Wirthshaus.
+
+Gadshill.
+Es ist genug, uns alle--(reich zu machen).
+
+Falstaff.
+An den Galgen zu bringen.
+
+Prinz Heinrich.
+Ihr Herren, stellt ihr Viere euch ihnen vorn in dem holen Weg
+entgegen; Ned Poins und ich wollen tiefer herunter gehen; wenn sie
+euch entrinnen, so fallen sie doch uns in die Hände.
+
+Peto.
+Aber wie viel sind ihrer?
+
+Gadshill.
+Ihrer acht oder zehen.
+
+Falstaff.
+Sakerlot! So werden sie ja uns berauben.
+
+Prinz Heinrich.
+Was Sir Hans Wanst für eine Memme ist!
+
+Falstaff.
+In der That, ich bin nicht Hans von Gaunt, euer Großvater, aber
+doch auch keine Memme, Hal.
+
+Prinz Heinrich.
+Gut, wir wollen's auf die Probe ankommen lassen.
+
+Poins.
+Holla, Jak, dein Pferd steht hinter dem Zaun dort: wenn du's nöthig
+hast, so wirst du's dort finden. Lebt wohl und haltet euch wohl!
+
+Prinz Heinrich (zu Poins leise.)
+Ned, wo sind unsre Ueberkleider?
+
+Poins.
+Hier, hart an uns; Laßt euch ja nicht sehen.
+
+(Sie gehen auf die Seit.)
+
+Falstaff.
+Nun, meine Herren, ein jeder an seine Arbeit, wer das beste kriegt,
+der hat's!
+
+
+
+Vierte Scene.
+(Einige Reisende treten auf.)
+
+
+Reisende.
+Kommt, Nachbar; der Junge soll unsre Pferde den Hügel herunter
+führen; wir wollen eine Weile zu Fuß gehen, um eine Veränderung zu
+machen.
+
+Die Diebe.
+Halt!
+
+Reisende.
+Gott helf uns!
+
+Falstaff.
+Schlagt zu; nieder mit ihnen, schneidet den Lumpenhunden die Hälse
+ab, ha! Ihr verfluchtes Ungeziefer, ihr Schlingel von Spekfressern;
+sie sind unsre Feinde, zu Boden mit ihnen, zieht sie aus.
+
+Reisende.
+O wir sind verlohren, wir und die unsrigen auf immer.
+
+Falstaff.
+An den Galgen, ihr dikbauchichten Schurken, seyd ihr verlohren?
+Nein, ihr fetten Lümmel, ich wollt' euer ganzer Vorrath wäre hier;
+nieder, ihr Spekseiten etc.
+
+(Sie binden und berauben die Reisenden, und gehen ab.)
+
+(Prinz Heinrich und Poins treten auf.)
+
+Prinz Heinrich.
+Die Diebe haben die ehrlichen Leute gebunden; wenn izt du und ich
+die Diebe berauben, und mit der Beute im Triumph nach London ziehen
+könnte, das wäre eine Materie für eine Woche, ein Gelächter für
+einen Monat, und ein Spaß für immer.
+
+Poins.
+Sachte, ich höre sie kommen. (Die Diebe kommen zurük.)
+
+Falstaff.
+Kommt, meine Herren, wir wollen theilen, und dann zu Pferde, eh der
+Tag anbricht. Wenn der Prinz und Poins nicht zwo ausgemachte
+Memmen sind, so ist keine Billigkeit mehr in der Welt. Dieser
+Poins hat nicht mehr Herz als eine wilde Ente.
+
+(Indem sie theilen, werden sie von dem Prinzen und Poins überfallen.)
+
+Prinz Heinrich.
+Euer Geld!
+
+Poins.
+Ihr Galgenschwengel!
+
+(Die Diebe rennen fort, und Falstaff, nachdem er einen oder zween
+Streiche bekommen, läuft auch davon, und läßt die Beute dahinten.)
+
+Prinz Heinrich.
+Das hat nicht viel Mühe gekostet. Nun lustig zu Pferd; die Diebe
+sind zerstreut, und in einen so grossen Schreken gesezt, daß sie
+das Herz nicht haben, sich wieder zu sammeln; ein jeder hält den
+andern für einen Gerichtsdiener. Hinweg, guter Ned. Wie wird der
+arme dike Falstaff izt schwizen! Wenn ich nicht lachen müßte, ich
+könnte Mitleiden mit ihm haben.
+
+(Sie gehen ab.)
+
+
+
+Fünfte Scene.
+(Lord Percys Haus.)
+(Hot-Spur tritt allein auf, einen Brief lesend.)
+
+
+Hot-Spur.
+"Was mich selbst betrift, Milord, so könnt ich um der Freundschaft
+willen, die ich gegen euer Haus trage, wünschen, dort zu seyn." Er
+könnte wünschen dort zu seyn; warum ist er denn nicht dort? "Um
+der Freundschaft willen, die er gegen unser Haus trägt." Es zeigt
+sich aus diesem, daß er seinen eignen Speicher mehr liebt als unser
+Haus. Laßt doch weiter sehen: "Euere Unternehmung ist gefährlich."
+Das wissen wir; es ist gefährlich einen Schnuppen zu kriegen, zu
+schlaffen, zu trinken; aber laßt euch sagen, Milord Hasenfuß, daß
+wir aus dieser Nessel-Gefahr, die Blume, Sicherheit, pflüken wollen.
+"Eure Unternehmung ist gefährlich, die Freunde, die ihr nennt,
+sind ungewiß, die Zeit selbst ist unschiklich, und euer ganzer
+Entwurf zu leicht, einem so mächtigen Widerstand das Gegengewicht
+zu halten." Sagt ihr das, sagt ihr das? So sag ich euch wieder
+zurük, daß ihr eine schüchterne feige Hindin seyd, und daß ihr lügt.
+Wo hat denn der Mann sein Hirn? Bey G**! Unser Entwurf ist ein
+so guter Entwurf als jemals einer gemacht worden ist; unsre Freunde
+sind zuverläßig und standhaft; ein guter Entwurf, gute Freunde, und
+von denen man sich alles versprechen kan; ein vortrefflicher
+Entwurf und recht gute Freunde! Was für ein kaltherziger Schurke
+das ist! Wie? Milord von York billigt und begünstigt das Vorhaben
+selbst und den Entwurf, und diese Memme hier--Bey meiner Hand, wär'
+ich bey ihm, ich könnte ihm mit seiner Frauen Luftfächer das Hirn
+ausschlagen. Ist nicht mein Vater, mein Oheim und ich selbst
+dabey? Lord Edmund Mortimer, Milord von York, und Owen Glendower?
+Ist nicht Dowglas dabey? Hab' ich nicht von ihnen allen Briefe,
+daß sie auf den neunten dieses Monats ihre Waffen mit den meinigen
+vereinbaren wollen? Sind nicht einige von ihnen würklich schon
+ausgerükt? Was für ein verdammter Schurke ist das! Ha, ihr werdet
+nun sehen, daß er in der Aufrichtigkeit seiner Zagheit und seines
+kalten Bluts zum Könige gehen, und unser ganzes Vorhaben entdeken
+wird. O ich könnte mich selbst in zwey spalten, daß ich eine
+solche Schüssel voll geschwungne Milch in eine so edle Unternehmung
+habe einmengen wollen. An den Galgen mit ihm, er mag es dem König
+sagen. Wir sind gerüstet, ich will diese Nacht noch vorrüken.--
+
+
+
+Sechste Scene.
+(Lady Percy zu Hot-Spur.)
+
+
+Hot-Spur.
+--Was giebt's, Käthe? Ich muß dich in zwo Stunden verlassen.
+
+Lady.
+O mein liebster Lord, warum seyd ihr so allein? Wegen was für
+eines Verbrechens ist eure Gemahlin diese Nacht von ihres Harrys
+Bette verbannt worden? Sage mir, mein Liebster, was ist es, das
+dir deinen Appetit, dein Vergnügen und deinen Schlaf raubt? Warum
+heftest du deine Augen auf den Boden? Warum fährst du so oft auf,
+wenn du allein sizest? Warum hast du die frische Farbe deiner
+Wangen verlohren? Und warum giebst du mein Kleinod, meine Rechte
+an dich, der trübsinnigen Schwermuth preiß? Unter deinem unruhigen
+Schlummer hab ich an deiner Seite gewacht, und dich von Krieg und
+Schlachten murmeln gehört; du redtest mit deinem Pferde, oder
+rieffest, (Courage! Zum Treffen!) Du redtest von Ausfällen und
+Rükzügen; von Laufgräben, Zelten, Palisaden, Schanzen, Brustwehren,
+Carthaunen, Canonen, Feldschlangen, von Ranzionen der Gefangnen,
+und von erschlagnen Soldaten--Deine Seele war so sehr mit
+kriegrischer Arbeit beschäftigt, und hat selbst im Schlaf dich in
+eine so große Bewegung gesezt, daß grosse Schweißtropfen auf deiner
+Stirne gestanden, und die Muskeln deines Gesichts aufgelauffen sind,
+wie wir an Leuten sehen, denen vor allzuhastiger Bewegung der
+Athem zurück bleibt. O! was für schrekenvolle Zeichen sind das!
+Ihr habt irgend ein schweres Geschäfte vor euch, und ich muß es
+wissen, oder ihr liebt mich nicht. (Ein Bedienter kommt herein.)
+
+Hot-Spur.
+He! ist Willhelm mit dem Paquet abgegangen?
+
+Bedienter.
+Ja, Milord, schon vor einer Stunde.
+
+Hot-Spur.
+Hat der Kellner diese Pferde vom Scheriff gebracht?
+
+Bedienter.
+Eines, Milord, bracht' er eben izt.
+
+Hot-Spur.
+Was für eines? Den Rothschimmel, mit den gestuzten Ohren, nicht
+wahr?
+
+Bedienter.
+Ja, Gnädiger Herr.
+
+Hot-Spur.
+Dieser Rothschimmel soll mein Thron seyn. Gut, ich will ihn gleich
+besteigen. (O Esperance!)* Führte ihn der Kellner in den Parc?
+
+{ed. * Dieses französische Wort ist vermuthlich da, damit es die Lady
+Percy nicht verstehen solle.}
+
+Lady.
+Aber höret, Milord--
+
+Hot-Spur.
+Was willt du sagen, Milady?
+
+Lady.
+Was führt euch dann weg?
+
+Hot-Spur.
+Wie? Mein Pferd, Liebe, mein Pferd.
+
+Lady.
+Weg mit dir, du tollköpfiger Affe! Eine Wiesel hat nicht so viel
+Spleen als ihr--Bey meiner Treue, ich will euer Geschäfte wissen,
+das will ich. Ich fürchte mein Bruder Mortimer geht damit um,
+seinen Anspruch gelten zu machen, und verlangt euern Beystand; aber
+wenn ihr geht--
+
+Hot-Spur.
+Soweit zu Fuß zu gehen, würde mich müde machen, Liebe.
+
+Lady.
+Kommt, kommt, ihr kleiner Papagay, antwortet mir geradezu auf das
+was ich euch frage. Ich breche dir deinen kleinen Finger ab, Harry,
+wenn du mir nicht die ganze Wahrheit gestehst.
+
+Hot-Spur.
+Weg, weg, kleiner Kindskopf--Lieben! Ich liebe dich nicht, ich
+denke nicht an dich, Käthe; es ist izt keine Zeit mit Puppen zu
+spielen, und mit Lippen zu fechten. Izt ist es um blutige Nasen,
+und gespaltete Hirnschädel zu thun--Was sagst du, Käthe? Was willt
+du von mir?
+
+Lady.
+Liebt ihr mich dann nicht mehr? In der That nicht. Gut, so thut
+es nicht. Denn wenn ich nicht mehr verdiene, von euch geliebt zu
+werden, so bin ich auch nicht werth, daß ich mich selbst liebe.
+Liebt ihr mich nicht? Nein, sag mir's, redst du im Scherz oder
+nicht?
+
+Hot-Spur.
+Komm, willt du mich reiten sehen? Wenn ich zu Pferd bin, dann will
+ich schwören, daß ich dich unendlich liebe. Aber hörst du, Käthe,
+du mußt mich nicht weiter ausfragen, wohin ich gehe; noch
+Muthmassungen anstellen, warum? Wohin ich muß, muß ich, und um es
+kurz zu machen, diesen Abend müssen wir scheiden, liebste Käthe.
+Ich weiß daß du verständig bist, aber doch nicht verständiger als
+Harry Percy's Weib. Du hast Muth, so viel ein Weibsbild haben soll;
+und an Verschwiegenheit übertrift dich gewiß kein Frauenzimmer in
+der Welt. Ich zweifle also keinen Augenblik daran, daß du nichts
+sagen wirst, wenn du nichts weißst; und in so weit hab' ich ein
+vollkommnes Zutrauen zu dir, meine süsse Käthe.
+
+Lady.
+Wie? In so weit?
+
+Hot-Spur.
+Nicht einen Zollbreit mehr. Aber hörst du, Käthe, wohin ich gehe,
+sollt du auch gehen. Heute will ich abreisen, und morgen sollst du
+mir folgen. Bist du nun zufrieden, Käthe?
+
+Lady.
+Ich muß wohl.
+
+(Sie gehen ab.)
+
+
+
+Siebende und achte Scene.
+(Der Schauplaz verwandelt sich in das Wirthshaus zum Bären-Kopf in
+East-Cheap.)
+(Ein paar unübersezliche Scenen, im Geschmak der trübsten Hefen
+der pöbelhaftesten Canaille, zwischen dem Prinzen Heinrich, Poins,
+Franz, dem Kellerjungen, und dem Wirth. Folgende Stelle ist das
+Beste davon.)
+
+
+Prinz Heinrich.
+Ich hab, glaub' ich, auf einmal alle Launen im Leibe, die jemals
+Launen gewesen sind, seit den alten 'Tagen des guten Großvater
+Adams bis auf das Säuglings-Alter dieser gegenwärtigen zwölften
+Stunde Mitternachts. Und doch bin ich nicht von Percy's Humor,
+dieses Eisenfressers aus Norden, der mir sechs oder sieben Duzend
+Schotten zum Frühstük todt schlägt, und wascht dann seine Hände,
+und sagt zu seiner Frauen: Der Henker hole dieses ruhige Leben!
+Ich habe ja nichts zu thun. "O mein süsser Harry", sagt sie dann,
+"wie viele hast du heute todt geschlagen?" Gebt meinem Rothschimmel
+zu trinken, sagt er, und antwortet ihr eine Stunde drauf ganz
+kaltsinnig, ihrer vierzehn, oder so was, eine Kleinigkeit--Ich
+bitte dich, ruf mir den Falstaff herein; ich will den Percy machen,
+und der verdammte Schweinsbraten soll die Dame Mortimer, sein Weib,
+agiren. Ruft den Schmeer-Bauch herein!
+
+
+
+Neunte Scene.
+(Falstaff, Gadshill, Bardolph und Peto zu den Vorigen.)
+
+
+Poins.
+Willkommen, Jak; wo bist du gewesen?
+
+Falstaff.
+Daß die schwere Noth alle feige Memmen, sag ich, und die Kränke
+oben drauf; und Amen! Gieb mir ein Glas Sect, Junge--Eh ich diese
+Lebensart fortseze, will ich Fuß-Soken nähen, und sie wieder fliken,
+wenn sie brechen. Daß die Pestilenz alle feige Memmen! Gieb mir
+ein Glas mit Sect, Schurke. Ist denn keine Tugend mehr in der Welt?
+
+(Er trinkt.)
+
+Prinz Heinrich.
+Hast du den Titan nie ein Stük Butter küssen gesehen? und wie es
+von den zärtlichen Sachen, die er ihm sagte, wegschmolz? Wenn du's
+gesehen hast, so sieh' diese Composition.
+
+Falstaff.
+Ihr Galgenschwengel, hier ist ja Kalk* in diesem Sect; es ist doch
+nichts als Schelmerey in spizbübischen Leuten; aber eine Memme ist
+noch ärger als ein Glas Sect worinn Kalk ist. Eine nichtswürdige
+Memme!--Geh deines Wegs, alter Jak, stirb wenn du willt; wenn
+Tapferkeit, wahre Tapferkeit nicht auf dem ganzen Erdenrund
+vergessen ist, so bin ich ein Pikling. Es leben nicht drey brave
+Männer ungehangen in England, und einer von ihnen ist fett, und
+wird, Gott helf ihm, nach gerade alt--eine böse Welt, sag ich! Ich
+wollt' ich wär' ein Weber**; ich könnte Psalmen singen, und Lieder
+wie man's haben wollte. Daß die Pestilenz alle Memmen, sag ich!
+
+{ed. * Sir Richard Hawkins, einer von der Königin Elisabeth
+See-Capitains, sagt in seinen Reisen S. 379: "Seitdem die
+Spanischen Secte in unsern Wirtshäusern so gemein sind, die in der
+Zubereitung mit Kalk vermischt werden, um sich länger zu erhalten,
+beklagt sich unsre Nation über Stein, Wassersucht, und eine
+Menge andrer Krankheiten, von denen wir nichts wußten, eh der
+Gebrauch dieser Weine so sehr überhand nahm. Ausserdem vergeht
+kein Jahr, daß nicht zwey Millionen Cronen dafür aus unserm Lande
+gehen etc." Dieses leztere war in der That ein wesentliches Übel.
+Aber daß Kalk den Stein verursachen soll, muß wohl nur ein
+Vorurtheil des guten ehrlichen alten Mannes gewesen seyn, indem in
+einem weit weisern Alter ein altes Weib ihr Glük damit gemacht hat,
+uns zu zeigen, daß Kalk eine Arzney gegen den Stein sey. Warburton.}
+
+Prinz Heinrich.
+Was giebts, Wollsak! was brummt ihr?
+
+Falstaff.
+Ein Königs-Sohn? Wenn ich dich nicht mit einem Dolch von einem
+Span aus deinem Königreich hinaus jagen, und alle deine Unterthanen
+wie eine Heerde wilder Gänse vor dir her treiben will, so will ich
+meine Tage kein Haar mehr an meinem Kinn tragen. Ihr, Prinz von
+Wales?
+
+Prinz Heinrich.
+Wie, du H**sohn von einem diken Flegel, was hast du denn?
+
+Falstaff.
+Seyd ihr nicht eine Memme? Antwortet mir auf das, und Poins hier?
+
+Prinz Heinrich.
+Du Wanst, wenn du mich eine Memme nennst, so bist du des Todes.
+
+Falstaff.
+Ich hätte dich eine Memme geheissen? Eh will ich dich zur Hölle
+gehen sehen, eh ich dich eine Memme heissen wollte; aber tausend
+Pfund wollt' ich drum geben, wenn ich so geschwinde lauffen könnte,
+wie du. O! was das betrift, eure Schultern habt ihr so gerad als
+ihr's wünschen könnt, ihr bekümmert euch nichts darum, euern Rüken
+sehen zu lassen. Nennt ihr das, euern Freunden den Rüken deken?
+Daß die Pest ein solches Rükendeken hätte! Gebt mir ein Glas Sect.
+Ich will eine H** seyn, wenn ich heute noch einen Tropfen
+getrunken habe.
+
+Prinz Heinrich.
+O du Schurke! du hast ja dein Maul kaum abgewischt, seitdem du das
+leztemal getrunken hast.
+
+Falstaff.
+Das ist all eins.
+
+(Er trinkt.)
+
+Daß die Pest alle feige Memmen, dabey bleib ich!
+
+Prinz Heinrich.
+Was willt du denn damit?
+
+Falstaff.
+Was ich damit will? hier sind unser vier, die diesen Morgen
+tausend Pfund geraubt haben.
+
+Prinz Heinrich.
+Wo ist das Geld? Wo ist es?
+
+Falstaff.
+Wo es ist? Zum T** ist es, genommen ist es uns worden; ihrer
+hundert gegen uns arme viere.
+
+Prinz Heinrich.
+Was sagst du, ihrer hundert?
+
+Falstaff.
+Ich will ein H*f*t seyn, wenn ich mich nicht zwey Stunden lang mit
+einem Duzend von ihnen herumgehauen habe. Es ist ein Mirakel, daß
+ich davon gekommen bin. Ich bin achtmal durch mein Wamms gestossen
+worden, viermal durch die Hosen, mein Schild ist durch und durch
+gehauen, und mein Schwerdt hat Scharten wie eine Hand-Säge, (ecce
+signum.) Ich habe mich nie besser gehalten, seitdem ich ein Mann
+bin. Hätten's andre auch so gemacht! Daß sie die Pest, die Memmen!
+--Laßt sie reden; wenn sie mehr oder weniger sagen als wahr ist, so
+sind sie Schurken, und Kinder der Finsterniß.
+
+Prinz Heinrich.
+Redet, ihr Herren, wie gieng es dann her?
+
+Gadshill.
+Wir vier machten uns an ihrer zwölf ungefehr--
+
+
+Falstaff.
+Sechszehn wenigstens, Milord.
+
+Gadshill.
+Und banden sie.
+
+Peto.
+Nein, nein, gebunden wurden sie nicht.
+
+Falstaff.
+Du Raker, sie wurden gebunden, einer nach dem andern; wenn's nicht
+so ist, so will ich ein Jude seyn, ein hebräischer Jude.
+
+Gadshill.
+Wie wir nun theilten, so überfielen uns sechs oder sieben frische
+Männer.
+
+Falstaff.
+Und banden die andern los, und da kamen die übrigen.
+
+Prinz Heinrich.
+Wie? Fochtet ihr dann mit ihnen allen?
+
+Falstaff.
+Mit Allen? Ich weiß nicht was ihr Alle nennt; aber wenn ich nicht
+wenigstens mit fünfzig von ihnen fochte, so will ich ein Büschel
+Rettiche seyn. Wenn ihrer nicht zwey oder drey und fünfzig an dem
+armen alten Jak waren, so sey ich keine zweybeinichte Creatur.
+
+Poins.
+Der Himmel verhüte, daß ihr keine von ihnen ermordet habt!
+
+Falstaff.
+Gut, das kan er nun nicht mehr verhüten. Ich habe zween von ihnen
+gepfeffert; zween, das kan ich sagen, hab' ich bezahlt, zween in
+Schetter-Röken. Ich will dir was sagen, Hal; wenn ich dich anlüge,
+so spey' mir ins Gesicht, nenn' mich einen Gaul; du kennst meine
+alte Manier im parieren; so lag ich, und so führt ich meine Klinge;
+vier Schurken in Schetter fielen über mich her, wie gesagt.
+
+Prinz Heinrich.
+Was, viere? Du sagtest eben, es seyen nur zween gewesen.
+
+Falstaff.
+Viere, Hal, viere sagte ich.
+
+Poins.
+Ja, ja, er sagte viere.
+
+Falstaff.
+Diese viere fielen mich alle von vornen an, und stiessen tapfer auf
+mich zu; aber ich machte nicht viel Federlesens, sondern faßte auf
+einmal alle ihre sieben Klingen mit meinem Schild auf; so--
+
+
+Prinz Heinrich.
+Sieben? Es waren ihrer ja nur viere diesen Augenblik.
+
+Falstaff.
+In Schetter.
+
+Poins.
+Ja, ja, vier in Schetter-Röken.
+
+Falstaff.
+Sieben, bey meinem Bauch, oder ich bin ein H*f*t.
+
+Prinz Heinrich (leise zu Poins.)
+Ich bitte dich, laß ihn machen, es werden noch mehr draus werden.
+
+Falstaff.
+Hörst du mich, Hal?
+
+Prinz Heinrich.
+Ja, und versteh dich auch, Jak.
+
+Falstaff.
+Gut, gut, es ist auch werth daß man aufhorche; diese neun Kerle in
+Schetter, wovon ich dir sagte--
+
+Prinz Heinrich.
+So, schon wieder zween mehr--
+
+Falstaff.
+Wie sie sahen, daß ihre Klingen abgebrochen waren, fiengen sie an
+zurük zu weichen; aber ich gieng ihnen mit Händen und Füssen zu
+Leibe, und in einem Gedanken, lagen sieben von eilfen im Gras.
+
+Prinz Heinrich.
+Das ist entsezlich. Eilf Männer von Schetter aus zween!
+
+Falstaff.
+Aber da führte mir der T** drey mißgezeugte Schurken in Kendal-Grün
+auf den Rüken, die auf mich zuwalkten; denn es war so dunkel, Hal,
+daß du deine Hand nicht hättest sehen können--
+
+Prinz Heinrich.
+Diese Lügen sind so dik und fett als du selbst bist. Wie, du
+kleyen-hirnichter Wanst, du H**sohn von einem unflätigen,
+schmuzigen Schmeer-Bauch--
+
+Falstaff.
+Wie? Bist du toll, bist du toll? Ist es nicht die Wahrheit, die
+Wahrheit?
+
+Prinz Heinrich.
+Wie konntest du denn sehen, daß diese Leute in Kendal-Grün gekleidt
+waren, wenn es so dunkel war, daß du deine Hand nicht sehen
+konntest? Komm, laß sehen wie du das machtest; was sagst du hierzu?
+
+Poins.
+Nun, Jak, wie machtet ihr das, sagt einmal.
+
+Falstaff.
+Wie, ihr wollt's mit Gewalt wissen, mit Gewalt? Nein, und wenn ich
+auf dem Strappado wäre, oder auf allen Foltern der ganzen Welt, ich
+wollt' euch nichts sagen, wenn ihr's mit Gewalt wissen wolltet.
+
+Prinz Heinrich.
+Es ist Zeit dem Spaß ein Ende zu machen. Wißt also, diese
+blutreiche Memme hier, dieser Bett-Druker, dieser Pferd-Rüken-
+Brecher, dieses Gebürge von Fleisch--
+
+Falstaff.
+Weg mit euch, ihr Hunger-Darm, ihr Aal-Haut, ihr dürre Kalbs-Zunge,
+ihr Ochsen-Ziemer, ihr Stok-Fisch--O wenn ich nur einen längern
+Athem hätte!--Was ist dir noch mehr ähnlich? Ihr Ellen-Maaß, ihr
+Fiddelbogen-Futteral, ihr langer Rauf-Degen--
+
+Prinz Heinrich.
+Gut, verschnauffe eine Weile, und fahre hernach fort; und wenn du
+dich in niederträchtigen Gleichnissen erschöpft hast, so höre mich
+nur dieses sagen.
+
+Poins.
+Horch auf, Jak.
+
+Prinz Heinrich.
+Wir beyde sahen euch viere ihrer viere angreifen, ihr bandet sie,
+und bemeistertet euch ihrer Baarschaft; nun gebt Achtung wie es
+weiter gierig. Wir beyde fielen hierauf über euch viere her,
+jagten euch auseinander, und nahmen euch eure Beute weg; so ist's
+und wir können sie euch hier im Hause zeigen. Und ihr, Falstaff,
+ihr trugt eure Kutteln so leicht weg, mit einer so behenden
+Hurtigkeit, und brülltet so kläglich um Gnade, und renntet und
+brülltet in einem fort, so gut als ich jemals ein Stierkalb brüllen
+hörte. Was für ein Sclave bist du, deinen Degen so zu zerhaken wie
+du gethan hast, und dann zu sagen, es sey vom Fechten gekommen?
+Was für eine Ausflucht, was für eine Lüge, was für eine Höle kanst
+du ausfündig machen, dich vor dieser offenbaren, unläugbaren
+Schande zu verbergen?
+
+Poins.
+Komm, laß es uns hören, Jak. Wie willst du dir nun hinaushelfen?
+
+Falstaff.
+Bey G**, ich kannte euch so gut, als der so euch gemacht hat. Wie,
+hört ihr, meine Herren, hätt' ich den präsumtiven Erben umbringen
+sollen? Hätt' ich meine Hand an den Cron-Prinzen legen sollen?
+Wie, du weißst, daß ich so tapfer als Hercules bin; aber der
+Instinct hielt mich dißmal zurük; der Löwe greift niemals den Cron-
+Prinzen an: Der Instinct ist ein mächtiges Ding. Aus Instinct ward
+ich eine Memme, und ich werde mein Lebenlang deßwegen von dir und
+mir nur eine desto bessere Meinung haben; denn das beweißt
+unleugbar, daß ich ein tapfrer Löwe bin, und daß du der ächte Cron-
+Prinz bist. Aber, bey G**, Jungens, es freut mich, daß ihr das
+Geld habt--Wirthin! riegle die Thüre; wache die Nacht durch, und
+bete Morgens. Hey da, ihr lustigen Brüder, Jungens, Gold-Püpchens,
+sagt, wie wollen wir uns lustig machen? Wollen wir eine Comödie
+(ex tempore) spielen?
+
+{ed. ** In der Verfolgung der Protestanten in Flandern unter
+Philipp dem 2ten, brachten diejenigen die bey dieser Gelegenheit
+nach England kamen, die Wollen-Manufacturen mit. Diese waren
+Calvinisten, welche jederzeit durch ihre Neigung zum
+Psalmensingen sich unterschieden haben.
+Warburtun.}
+
+Prinz Heinrich.
+Ich bins zufrieden--und der Inhalt soll dein Davon lauffen seyn.
+
+Falstaff.
+Ah!--nichts mehr hievon, Hal, wenn du mich lieb hast.
+
+
+
+Zehnte Scene.
+(Die Wirthin kommt herein und meldet dem Prinzen, daß ein Herr von
+Hofe da sey, der auf Befehl des Königs mit ihm sprechen wolle.
+Falstaff wird abgeschikt zu hören was er wolle.)
+
+
+
+Eilfte Scene.
+(Falstaff kommt zurük, und bringt die Zeitung von dem Aufstand,
+den Percy, Northumberland, Douglas, und Glendower, im Norden von
+England erregt, und daß der Prinz auf morgen zum König, seinem
+Vater, beschieden sey. Dieses giebt zu einer kleinen Comödie von
+der pöbelhaftest-bürlesken Art Anlas, worinn Falstaff den König
+macht, und den Prinzen wegen seiner unanständigen Lebensart und
+lüderlichen Gesellschaft ausschilt, jedoch mit Ausnahme des
+einzigen Falstaff, von dem er viel Gutes sagt. Der Prinz behauptet,
+Falstaff habe den König nicht recht gemacht, übernimmt diese Rolle
+selbst, läßt Falstaffen den Prinzen seyn, und sagt alsdann eben so
+viel böses von Falstaff als dieser vorhin Gutes von sich selbst
+gesagt hatte. Folgendes mag zur Probe dienen:)
+
+
+Prinz Heinrich (in der Person des Königs.)
+Ich höre grosse Klagen über dich.
+
+Falstaff (in der Person des Prinzen.)
+Sakerlot! Gnädigster Herr, sie sind alle erlogen--
+
+Prinz Heinrich.
+Du schwörst, unartiger Bube? Von nun an komm nimmer vor meine
+Augen! Du gehst einen verderblichen Weg; es ist ein Teufel, der
+dich jagt, ein Teufel in Gestalt eines fetten alten Manns; eine
+Tonne von einem Mann ist deine Gesellschaft. Wie, schämst du dich
+nicht mit diesem Weinfasse umzugehen, mit diesem zusammengeballten
+Klumpen von Bestialität, mit diesem ungeheuren Kessel voll Sect,
+mit diesem ausgestoßen Felleisen von Kutteln,--diesem ehrwürdigen
+Laster, dieser grauen Büberey, diesem Vater Spizbuben, dieser
+bejahrten Eitelkeit? Wozu ist er gut, als Sect zu kosten und
+auszutrinken? Worinn ist er nett und manierlich, als einen
+Capaunen zu zerlegen und aufzuessen? Worinn hat er Verstand als in
+Ränken? Wozu braucht er seine Ränke als zu Bubenstüken? Worinn
+ist er ein Lotterbube als in allen Dingen? Und worinn ist er
+löblich als in nichts?
+
+Falstaff.
+Wen meynt Euer Majestät?
+
+Prinz Heinrich.
+Diesen ruchlosen schändlichen Verführer der Jugend, Falstaff,
+diesen alten weißbartigen Satan.
+
+Falstaff.
+Milord, den Mann kenn' ich.
+
+Prinz Heinrich.
+Das weiß ich wol.
+
+Falstaff.
+Aber wenn ich sagte, daß er ein schlimmerer Mann sey als ich selbst,
+so sagt' ich mehr als ich weiß. Daß er alt ist, davon zeugen
+leider! seine weissen Haare; aber daß er, mit Respect vor euch zu
+sagen, ein H**jäger sey, das läugne ich schlechterdings. Wenn Sect
+und Zuker etwas unrechtes ist, so helf G** den Schlimmen! Wenn alt
+und aufgeräumt seyn, eine Sünde ist, so kenn' ich manchen alten
+Wirth, der verdammt werden müßte; wenn fett seyn, Haß verdient, so
+müßten Pharaons magre Kühe liebenswürdig seyn. Nein, Gnädigster
+Herr, verbannet Peto, verbannet Bardolph, verbannet Poins; aber den
+guten alten Jak Falstaff, den wakern Jak Falstaff, den ehrlichen
+Jak Falstaff, den tapfern Jak Falstaff, und desto tapfrer, da er,
+wie man nicht läugnen kan, der alte Jak Falstaff ist, den verbannt
+nicht aus Harry's Gesellschaft: Wolltet ihr den guten diken Jak von
+mir verbannen, so verbannet eben so mehr die ganze Welt von mir--
+([Diese unvollkommne Probe, (denn man hat dennoch einige Blümchen
+auslassen müssen) wird den Leser vermuthlich geneigt machen, dem
+Uebersezer in Absicht der Falstaffischen Scenen Vollmacht zu geben,
+darüber nach eignem Belieben zu schalten. Man muß ein Engländer
+seyn, diese Scenen von Engländern spielen sehen, und eine gute
+Portion Pounsch dazu im Kopfe haben, um den Geschmak daran zu
+finden, den Shakespears Landsleute gröstentheils noch heutiges
+Tages an diesen Gemählden des untersten Grads von pöbelhafter
+Ausgelassenheit des Humors und der Sitten finden sollen.])
+(Bardolph und die Wirthin lauffen erschroken herein, und melden,
+daß der Scheriff mit der Wache vor der Thüre sey, und das Haus
+durchsuchen wolle. Prinz Heinrich übernimmt es ihn abzufertigen,
+nachdem er Falstaffen und den übrigen befohlen, sich zu verbergen.)
+
+
+
+Zwölfte Scene.
+(Der Scheriff kommt mit einem von den Fuhrleuten der Beraubten,
+und fragt nach Falstaffen, welchen er beschuldigt, den Raub
+begangen zu haben. Der Prinz antwortet ihm ganz ernsthaft, und
+also in reimlosen Versen (denn Shakespear ist, wie wir wissen, ein
+genauer Beobachter des Decorum,) der Mann sey nicht hier, indem er
+ihn Geschäfte halber ausgeschikt habe; er giebt aber dem Scheriff
+sein Ehrenwort, daß er ihn bis morgen Mittags stellen, und wenn es
+sich finde, daß er den Raub begangen, der Justiz überlassen wolle.
+Der Scheriff nimmt hierauf seinen demüthigen Abschied, und der
+Prinz erklärt sich gegen Peto, daß er den Beraubten ihr Geld mit
+Wucher wieder zurükgeben, morgen nach Hofe und von da zu Felde
+gehen, sie aber allerseits mit sich nehmen, und bey der Armee
+anständig unterbringen wolle.)
+
+
+
+
+Dritter Aufzug.
+
+
+
+Erste Scene.
+(Des Archi-Diaconus von Bangor Haus in Wales.)
+(Hot-Spur, Worcester, Mortimer und Owen Glendower treten auf.)
+
+
+Mortimer.
+Diese Versprechungen sind schön, die Partheyen zuverläßig, und
+unser Vorhaben voller Hoffnung eines glüklichen Ausgangs.
+
+Hot-Spur.
+Milord Mortimer, und Vetter Glendower, wollt ihr nicht Plaz nehmen?
+Und ihr, Oheim Worcester--Der Henker hol' es! ich habe die Land-
+Carte vergessen.
+
+Glendower.
+Nein, hier ist sie. Sezt euch, Vetter Percy, sezt euch, guter
+Vetter Hot-Spur: Denn wenn Lancaster euch bey diesem Namen nennen
+hört, dann erblassen seine Wangen, und mit einem emporsteigenden
+Seufzer wünscht er, daß ihr im Himmel seyn möchtet.
+
+Hot-Spur.
+Und ihr in der Hölle, so oft er von Owen Glendower reden hört.
+
+Glendower.
+Ich tadle ihn nicht; in meiner Geburts-Stunde erfüllte sich die
+Stirne des Himmels mit feurigen Gestalten und brennenden Meteoren;
+wißt, der ganze Erdball zitterte in seinen innersten Gewölben, wie
+eine Memme, als ich gebohren ward.
+
+Hot-Spur.
+Das würd' er gethan haben, wenn in der nemlichen Stunde eurer
+Mutter Kaze Junge gehabt hätte, und ihr nie gebohren worden wäret.
+
+Glendower.
+Ich sage, die Erde bebte wie ich gebohren ward.
+
+Hot-Spur.
+Und ich sage, wenn die Erde das that, so dachte sie nicht wie ich,
+in so fern ihr euch einbildet, sie zitterte aus Furcht vor euch.
+
+Glendower.
+Die Himmel waren lauter Feuer, und die Erde bebte.
+
+Hot-Spur.
+Die Erde bebte also, weil sie den Himmel in Feuer sah, und nicht
+weil ihr gebohren wurdet. Die kranke Natur bricht oft in seltsame
+Paroxismen aus; die Erde wird zuweilen von dem unbändigen Wind, der
+in ihren Leib eingekerkert ist, mit einer Art von Colik gequält; er
+sträubt sich durchzubrechen, und schüttelt die gute alte Mutter so
+stark, daß hohe Schlösser und bemooßte Glokenthürme umstürzen. Wie
+ihr gebohren wurdet, so hatte unsre Groß-Mutter Erde eben einen
+solchen Anstoß von Bauchweh, und das war alles.
+
+Glendower.
+Vetter, diese Reden würde ich nicht von vielen andern ertragen.
+Erlaubt mir euch noch einmal zu sagen, daß bey meiner Geburt die
+Stirne des Himmels voller feuriger Gestalten war; die Geissen
+rennten von den Bergen herab, und die Heerden auf den Feldern
+brüllten auf eine unnatürliche Art vor Schreken. Diese Zeichen
+deuteten an daß ich ausserordentlich seyn würde, und der ganze Lauf
+meines Lebens hat bewiesen, daß ich nicht in die Classe der
+gewöhnlichen Menschen gehöre. Wo lebt, innert den seebespühlten
+Grenzen von England, Wales und Schottland, der Mann der sich rühmen
+kan, mein Lehrmeister gewesen zu seyn? Und dennoch hab ich den
+Sohn eines Weibs noch nicht gesehen, der es in irgend einer
+Wissenschaft oder Kunst mit mir aufnehmen könnte.
+
+Hot-Spur.
+Ich glaube selbst, daß niemand besser welsch redt--ich will zum
+Mittag-Essen.
+
+Mortimer.
+Ruhig, Vetter Percy; ihr macht ihn noch böse.
+
+Glendower.
+Ich kan die Geister aus dem Abgrund hervorrufen.
+
+Hot-Spur.
+Das kan ich auch, und das kan jedermann; aber kommen sie, wenn ihr
+ihnen ruft?
+
+Glendower.
+Wie, ich kan dich dem Teufel gebieten lehren.
+
+Hot-Spur.
+Und ich kan dich den Teufel beschämen lehren; du darfst nur die
+Wahrheit reden: Sprich wahr, und beschäme den Teufel, sagt das
+Sprüchwort. Wenn du im Stand bist ihn zu beschwören, so bring ihn
+her; und ich will im Stand seyn, ihn mit Schaam wieder wegzujagen.
+O! sagt euer Lebenlang die Wahrheit, und beschämt den Teufel.
+
+Mortimer.
+Kommt, kommt, wozu soll dieses Gewäsche nüzen?
+
+Glendower.
+Dreymal hat Heinrich Bolingbroke sich meiner Macht entgegen
+gestellt; dreymal hab ich ihn von den Ufern des Wye und des
+silbersandigen Severn, ohne Stiefel und von Gewittern verfolgt,
+heimgeschikt.
+
+Hot-Spur.
+Heimgeschikt, ohne Stiefeln und noch dazu in schlimmem Wetter. Wie,
+ins T** Namen, entgieng er dem Fieber?
+
+Glendower.
+Kommt, hier ist die Carte; wollen wir nach unsern dreyfachen
+Ansprüchen unser Recht theilen?
+
+Mortimer.
+Der Archi-Diaconus hat es schon, sehr gleich, durch drey Linien
+getheilt: England, vom Trent bis hier zum Severn, Süd- und Ostwärts,
+ist mein Antheil; alles was gegen Westen ligt, Wales, und alle
+diese fruchtbaren Länder innert den Ufern des Severn, sollen Owen
+Glendowers seyn; und, Vetter Percy, der übrige nordliche Theil,
+jenseits des Trent, euer. Unser dreyfacher Verglich ist bereits
+aufgesezt, und wenn die Instrumente gesiegelt und ausgewechselt
+seyn werden, welches in dieser Nacht noch geschehen kan, so wollen
+wir, ihr, Vetter Percy, und ich, und Mylord von Worcester, morgen
+ausrüken, um uns, der Abrede gemäß, zu Schrewsbury mit euerm Vater
+und den Schottischen Völkern zu vereinbaren. Mein Vater Glendower
+ist noch nicht fertig, auch haben wir in diesen vierzehn Tagen
+seiner noch nicht vonnöthen; und diese Zeit ist mehr als
+hinreichend,
+
+(zu Glendower)
+
+daß ihr eure Vasallen, Freunde und Nachbarn aufbieten könnet.
+
+Glendower.
+Ich werde in kürzerer Frist bey euch seyn, Milords; und ich will
+euch eure Ladys mitbringen, von denen ihr euch izt, ohne Abschied,
+wegstehlen müßt; denn es wird eine Welt voll Wasser vergossen
+werden, wenn ihr und eure Weiber scheiden müßt.
+
+Hot-Spur.
+Mich däucht, mein Antheil, Nordwärts von Burton hier, ist lange
+nicht so groß als der eurige. Seht, wie dieser Fluß, indem er sich
+hier schlangenweis zurük krümmt, mir einen grossen halben Mond von
+dem schönsten Theil meines ganzen Landes abschneide. Ich will den
+Strom hier aufgetroknet haben, und hier soll in einem neugegrabnen
+Canal der glatte silberne Trent schön und eben dahinfliessen; er
+soll sich nicht mit so tieffen Krümmungen winden, und mich hier
+eines so reichen Bodens berauben.
+
+Glendower.
+Er soll sich nicht winden? Er soll, er muß; ihr seht ja, er thut's.
+
+Mortimer.
+Aber ihr seht ja, daß er hier auf dieser Seite euch eben so viel
+wieder zulegt, als er euch auf der andern abschneidet.
+
+Worcester.
+Ja, aber es wird nur wenig Mühe brauchen ihn hier herüber zu leiten,
+um auf der Nordseite diesen Strich Lands zu gewinnen, und dann
+fließt er gerad und eben.
+
+Hot-Spur.
+Ich will es so haben, es wird bald geschehen seyn.
+
+Glendower.
+Ich werde keine Veränderung zugeben.
+
+Hot-Spur.
+Ihr wollt nicht?
+
+Glendower.
+Nein, und ihr sollt keine machen.
+
+Hot-Spur.
+Und wer ist der, der nein dazu sagen wird?
+
+Glendower.
+Der bin ich.
+
+Hot-Spur.
+So sagt es auf welsch, damit ich es nicht verstehe.
+
+Glendower.
+Ich kan englisch reden, Lord, so gut als ihr, denn ich ward am
+Englischen Hof erzogen; ich habe manches englische Lied als
+Jüngling auf meiner Harfe begleitet, und den Beyfall der Schönsten
+erlangt, wenn ich meine Stimme mit ihren Accenten vermählte; eine
+Geschiklichkeit, die man nie an euch gesehen hat.
+
+Hot-Spur.
+Glaubt mir, es sollte mir leid seyn, wenn es anders wäre. Ich
+wollte lieber eine Kaze seyn, und, Miau, schreyen!--als einer von
+diesen schnurrenden Reimen-Mäklern; ich will lieber einen küpfernen
+Kerzenstok umfallen hören, oder ein ungeschmiertes Rad in der Achse
+kirren, es würde mir lange nicht so weh in den Zähnen thun, als
+dieses läppische Geklingel von Poeterey; das ist ja nicht anders,
+als wie wenn man einen stolpernden Klepper zwingen will, einen
+guten Schritt zu gehen.
+
+Glendower.
+Kommt, kommt, Trent soll abgeleitet werden.
+
+Hot-Spur.
+Was bekümmert mich das? Ich will dem ersten Freund der mir gute
+Dienste thut, dreymal so viel Land geben; aber hier, versteht mich
+wohl, wo es um einen Vertrag zu thun ist, wollt ich um den neunten
+Theil eines Haars schicaniren. Sind die Instrumente aufgesezt?
+Können wir gehen?
+
+Glendower.
+Der Mond scheint hell, ihr könnt diese Nacht abreisen; ich will den
+Schreiber treiben, und indessen eure Weiber auf euern Abschied
+vorbereiten; ich fürchte meine Tochter wird unsinnig davon werden,
+so verliebt ist sie in ihren Mortimer.
+
+(Er geht ab.)
+
+
+
+Zweyte Scene.
+
+
+Mortimer.
+Fy, Vetter Percy, warum könnt ihr meinen Vetter nicht unangefochten
+lassen?
+
+Hot-Spur.
+Ich kan nicht anders; er macht mich manchmal toll, wenn er mir vom
+Maulwurf und der Ameise erzählt, und von den Propheceyungen des
+Träumer Merlins, und von einem Drachen, und von einem Fisch ohne
+Floßfedern, und von einem Greiffen mit beschnittnen Flügeln, und
+von einer hüpfenden Kaze, kurz von einer Menge solchem
+abgeschmaktem Hocus-Pocus, das mir die Geduld ausgehen macht. Ich
+will euch was sagen, er hielt mich verwichne Nacht zum wenigsten
+neun Stunden auf, mir die Namen der verschiednen Teufel
+herzurechnen, die seine Lakeyen seyn sollen; ich schrie--hum!--und--
+wohl, wohl! Aber ich gab ihm nicht auf ein Wort Acht. O! er ist
+so beschwerlich wie ein müdes Pferd, oder ein keiffendes Weib;
+ärger als ein rauchiges Haus. Ich wollte lieber bey Käs und
+Knoblauch in einer Windmühle leben, und weit von ihm seyn; als
+Kazen fressen, und seinem Geschrey zuhören, in irgend einem
+Sommerhaus in der Christenheit.
+
+Mortimer.
+Er ist, bey allem dem, ein verdienstvoller Edelmann,
+ausserordentlich belesen, und in den seltsamsten Wissenschaften
+erfahren; tapfer wie ein Löwe; überaus leutselig, und gütig wie die
+Minen von Indien. Soll ich's euch sagen, Vetter; er giebt euerm
+Temperament ungemein viel nach, und thut sich selbst die gröste
+Gewalt an, wenn ihr ihn auf eine so anzügliche Art in seinem Humor
+durchkreuzt; ich versichre euch, der Mann lebt nicht, der ihn ohne
+Gefahr, so wie ihr gethan habt, hätte reizen dürfen. Aber thut es
+nicht oft, ich bitte euch.
+
+Worcester.
+In der That, Milord, ihr seyd zu tadelsüchtig, und habt, seitdem
+ihr hier seyd, genug gethan, um seine Geduld aufs äusserste zu
+bringen. Ihr müßt diesen Fehler nothwendig verbessern lernen, Herr.
+Ob dieses hastige Wesen gleich manchmal Grösse, Muth und Feuer
+anzeigt, (und das ist der größte Vortheil den ihr davon haben
+könnet;) so giebt es hingegen auch öfters das Ansehen einer rohen
+Wildheit, eines Mangels an Lebensart und Sitten, und den Schein von
+Stolz, Aufgeblasenheit, übertriebner Einbildung und Verachtung
+andrer Leute; Fehler, wodurch ein Mann, mit den grösten Verdiensten,
+die er sonst haben mag, die Herzen der Leute verliehrt, und die
+einen Fleken auf die ganze schöne Seite werfen, wodurch er sonst
+die Hochachtung der Welt gewonnen hätte.
+
+Hot-Spur.
+Gut, ihr habt mich nun genug geschulmeistert denke ich; ich
+verlang' euch den Vorzug der Höflichkeit nicht streitig zu machen--
+hier kommen unsre Weiber, und wir wollen unsern Abschied nehmen.
+
+
+
+Dritte Scene.
+(Glendower mit Lady Mortimer und Lady Percy, zu den Vorigen.)
+
+
+Mortimer.
+Das ist ein Umstand, der mir oft tödtlichen Verdruß macht, mein
+Weib kann nicht englisch reden, und ich nicht welsch.
+
+Glendower.
+Meine Tochter weint, sie will nicht von euch scheiden, sie will
+auch ein Soldat werden, sie will in den Krieg.
+
+Mortimer.
+Milord, sagt ihr, sie und meine Tante Percy sollen uns in kurzem
+folgen.
+
+(Glendower spricht welsch mit ihr, und sie antwortet ihm darinn.)
+
+Glendower.
+Sie will sich nicht trösten lassen; eine kleine eigensinnige Hexe,
+bey der keine Ueberredung anschlagen will.
+
+Mortimer.
+Ich versteh' deine Blike, ich bin ein Meister in diesem anmuthigen
+Welsch, das du aus diesen zween schwellenden Himmeln hervorathmest,
+und, wären wir nicht in Gesellschaft, ich wollte dir in der
+nemlichen Sprache antworten; ich verstehe deine Küsse, und du die
+meinige, in dieser fühlbaren Unterredung haben wir keinen
+Dollmetscher nöthig; aber ich will nicht ruhen, Liebe, bis ich
+deine Sprache gelernt habe; denn von deinen Lippen tönt das Welsche
+so anmuthig als aus einer Sommerlaube der süsse Gesang einer Feen-
+Königin, von den entzükenden Griffen ihrer goldnen Laute beseelt.
+
+Glendower.
+O! wenn du in Zärtlichkeit schmilzst, so wird sie gar unsinnig
+werden.
+
+(Die Lady redt wieder welsch.)
+
+Mortimer.
+Ach! hierinn bin ich die Unwissenheit selbst.
+
+Glendower.
+Sie bittet, daß ihr euch niederlegen und euer holdes Haupt auf
+ihrem Schooß ruhen lassen sollt, und sie will euch den Gesang
+singen, den ihr so gerne hört, und euer Blut in eine angenehme
+Schwermuth wiegend, den Gott des Schlafs auf euern Augliedern
+krönen; euch in dieses zauberische Mittel zwischen Schlaf und
+Wachen senken, das dem Gemische von Nacht und Tag ähnlich ist, eine
+Stunde eh der Gott des Lichts seinen goldnen Lauf aus Osten beginnt.
+
+Mortimer.
+Von Herzen gerne will ich mich sezen, und sie singen hören;
+inzwischen, denk' ich, werden unsre Papiere fertig werden.
+
+Glendower.
+Thut das, und obgleich die Musicanten, die euch dazu aufspielen
+sollen, tausend Meilen weit von hier in der Luft hangen, so sollen
+sie doch in einem Wink zugegen seyn. Sezt euch, und horcht.
+
+Hot-Spur.
+Komm, Käthe, du bist eine Meisterin im Niederligen; komm, geschwind,
+geschwind, daß ich meinen Kopf auf deine Schooß legen kan.
+
+Lady.
+Geht, alberne Gans.
+
+(Die Musik fängt an.)
+
+Hot-Spur.
+Nun merk' ich, daß der Teufel welsch versteht; bey unsrer Frauen,
+er ist kein schlimmer Musicant; kein Wunder, daß er so wunderliche
+Launen hat.
+
+Lady Percy.
+Wenn es die Launen ausmachten, so müßtet ihr über und über
+musicalisch seyn: Ligt still, ihr Dieb', und hört die Lady welsch
+singen.
+
+Hot-Spur.
+Ich wollte lieber meine Lady Brake auf irländisch heulen hören.
+
+Lady.
+Soll ich dir deinen Kopf zerbrechen?
+
+Hot-Spur.
+Nein.
+
+Lady.
+Nun, so lig still.
+
+Hot-Spur.
+Das auch nicht, das schikt sich nur für eine Lady.
+
+Lady.
+Nun, so helf dir Gott!
+
+Hot-Spur.
+In der welschen Lady Bette.
+
+Lady.
+Was sagtest du?
+
+Hot-Spur.
+Still, sie singt.
+
+(Lady Mortimer singt ein welsches Lied.)
+
+
+
+Hot-Spur.
+Komm, Käthe, du must mir auch eins singen.
+
+Lady Percy.
+Ich gewiß nicht, bey meiner Treu.
+
+Hot-Spur.
+Bey deiner Treu? du schwörst ja wie ein Zukerbekers-Weib! Nicht
+du, bey deiner Treu! und, so wahr ich leb, und, hol mich Gott, und,
+so wahr als die Sonn am Himmel ist; wenn man dich so armselig
+schwören hört, so dächte man, du seyst nie weiter als bis nach
+Finsbury gekommen. Schwör mir wie eine Lady, Käthe, die du bist,
+einen hübschen den Mund ausfüllenden Schwur, und überlaß das meiner
+Treu und dergleichen Pfeffer- und Ingwerkrämerische Blümchen, den
+ehrlichen Leuten die am Sonntag ihr hübsches Kleid anziehen.--Komm,
+sing.
+
+Lady.
+Ich will nicht singen.
+
+Hot-Spur.
+Und ich will gehen; wenn die Aufsäze fertig sind, so können wir in
+zwo Stunden schon fort seyn. Kommt mit, wenn ihr wollt.
+
+(Er geht ab.)
+
+Glendower.
+Kommt, kommt, Lord Mortimer; ihr seyd, däucht mich, so träge zum
+Gehen als Lord Percy feurig ist. Unsre Instrumente werden fertig
+seyn; wir wollen nur sigeln und dann gleich zu Pferde.
+
+Mortimer.
+Von Herzen gerne.
+
+(Sie gehen ab.)
+
+
+
+Vierte Scene.
+(Verwandelt sich in den Audienz-Saal zu Windsor.)
+(König Heinrich, der Prinz von Wales, Lords und Gefolge treten auf.)
+
+
+König Heinrich.
+Lords, verlaßt uns eine Weile; der Prinz von Wales und ich müssen
+allein mit einander sprechen; aber entfernt euch nicht weit, denn
+wir werden euch bald wieder nöthig haben.
+
+(Die Lords gehen ab.)
+
+Ich weiß nicht, ob es Gott so haben will, daß zu Befriedigung
+seines geheimen Grimms über irgend eine mißfällige That meines
+Lebens aus meinem eignen Blut ein Rächer und eine Peitsche für mich
+entstehen sollte; aber der ganze Zusammenhang deiner Aufführung und
+Lebensart läßt mich nichts anders glauben, als daß du ganz allein
+zum Werkzeug der heissen Rache des Himmels wieder mich bestimmt
+bist. Oder sage mir, wär es sonst möglich, daß so zügellose und
+niederträchtige Neigungen, so elende, so pöbelhafte, so schändliche,
+so ruchlose Handlungen, so nichtswürdige Belustigungen, eine so
+verächtliche, so wilde Gesellschaft, als diejenige womit du gepaart
+oder mit der du vielmehr ganz in eins verwachsen bist, fähig seyn
+sollten, dich deiner angebohrnen Hoheit vergessen zu machen, und
+dein fürstliches Herz zu sich herunter zu ziehen?
+
+Prinz Heinrich.
+Gnädigster Herr, ich wünschte daß ich von allen Vergehungen so frey
+wäre, als ich gewiß bin, mich von vielen reinigen zu können, die
+mir zur Last gelegt werden. Indessen erlaubet mir wenigstens so
+viele Nachsicht von Euer Majestät zu erbitten, daß, wenn viele von
+diesen nachtheiligen Erzählungen, womit niederträchtige Zeitungs-
+Mäkler das Ohr der Fürsten zu umsumsen pflegen, sich falsch
+befinden, meine aufrichtige Reue wegen einiger würklicher
+Vergehungen, worinn meine Jugend ausschweiffend und tadelhaft
+gewesen ist, Vergebung erlangen möge.
+
+König Heinrich.
+Der Himmel vergebe dir! Aber laß mich dir mein Erstaunen darüber
+bezeugen, Harry, daß deine Neigungen sich so weit von dem edeln
+Flug aller deiner Vorältern entfernen. Du hast durch deine rohe
+Lebensart deinen Plaz im Staats-Rath verlohren, der nun durch
+deinen jüngern Bruder erfüllt wird; du hast die Herzen des ganzen
+Hofs, und alle Prinzen von meinem Blut verlohren. Niemand hoffet
+oder erwartet etwas Gutes von deiner Zeit, und jede Seele sagt sich
+selbst prophetisch deinen Fall vorher. Hätte ich deine Sitten
+gehabt, hätt' ich in den Augen der Welt mich so gemein und
+verächtlich gemacht, durch eine so pöbelhafte Gesellschaft mir
+selbst meinen Werth benommen; die Meynung, die mir zur Crone half,
+würde dem vorigen Besizer treu geblieben seyn, und mich in
+ruhmloser Verbannung, unbemerkt und in der Menge des verdienstlosen
+Hauffens, verlohren, vergessen haben. Aber da ich selten gesehen
+wurde, erschien ich niemals, ohne wie ein Comet, jedes Aug' auf
+mich zu ziehen. Die Väter sagten dann zu ihren Kindern: Diß ist er!
+Wo, wo? fragten andre; welcher ist Bolingbroke? Und dann stahl
+ich, wie ein andrer Prometheus, diese huldreiche Leutseligkeit vom
+Himmel, dieses göttliche Feuer, wodurch die Könige die Liebe ihrer
+Unterthanen nähren, entzog die Herzen des Volks durch die Demuth,
+in die ich mich einkleidete, ihrem Oberherrn, und empfieng lautes
+Zujauchzen und frolokende Grüsse, selbst in der Gegenwart des
+gekrönten Königs. Auf diese Art erhielt ich mich immer frisch und
+neu in den Augen der Menge; und meine Gegenwart, mit desto größrer
+Pracht begleitet, je seltner sie war, schien jedesmal ein
+öffentliches Fest, das mit allgemeinen Freuden-Zeichen gefeyrt
+wurde. Der hüpfende König trabte indeß in einer Gesellschaft von
+Hofnarren und schaalen Wizlingen, (wie dürre Reiser gleich
+angezündt und gleich verbrennt), auf und nieder, vergab seine
+Königliche Würde, mengte sich unter unbärtige Spaßvögel und Geken,
+und erlaubte ihnen seine Majestät durch Scherze und unanständige
+Vertraulichkeit zu entweihen; er ließ sich, wie die gemeinsten
+Pflastertreter, in allen Gassen sehen, und sättigte die Leute durch
+seinen täglichen Anblik so sehr, bis er ihnen ekelhaft wurde.
+Mußte er sich hernach bey öffentlichen Anläsen sehen lassen, so
+ward er nur, wie der Gukguk im Brachmonat, gehört, nicht geachtet;
+geseh'n, aber mit dem nachläßigen Blik, der über einen alltäglichen
+Gegenstand hinweggleitet; nicht mit dem weitoffnen wundervollen
+Auge, das auf die sonnengleiche Majestät geheftet wird, wenn sie
+selten aus ihrer Verhüllung hervorglänzt; sondern mit schläfrigen,
+gesenkten Augliedern, mit dem düstern verdrießlichen Blik, den man
+auf einen Feind wirft, von dessen Gegenwart man belästigt, gedrükt
+und überfüllt wird. Und in eben dieser Linie, Harry, stehst du.
+Du hast deine fürstliche Vorrechte verlohren, indem du dich
+niederträchtiger Gesellschaft Preiß gegeben hast. Nicht ein
+einziges Auge, das nicht deines alltäglich gewordnen Anbliks
+überdrüßig ist; das meinige ausgenommen, das dich zu sehen verlangt
+hat, und nun, wider meinen Willen, von den Zeichen einer
+allzugrossen Zärtlichkeit überfließt.
+
+Prinz Heinrich.
+Ich werde mich beeifern, mein gnädigster Herr, künftig mehr ich
+selbst zu seyn.
+
+König Heinrich.
+Um alles in der Welt, was du in dieser Stunde bist, war Richard
+damals da ich aus Frankreich zu Ravenspurg ans Land sezte, und
+gerade was ich damals war, ist Percy izt. Bey meinem Scepter und
+bey meiner Seele! er hat mehr würklichen Antheil am Staat, als du,
+der künftige Thronfolger. Ohne Recht, ohne den Schatten eines
+Rechts füllt er die Felder mit Harnischen, erhebt sein Haupt gegen
+des Löwen gewafnete Tazen, und, ob er gleich nicht älter ist als du,
+führt er doch bejahrte Helden und ehrwürdige Bischöffe zu blutigen
+Schlachten an. Was für eine unsterbliche Ehre hat er an dem
+ruhmvollen Dowglas eingelegt, dessen grosse Thaten und seltne
+Kriegs-Erfahrenheit ihm den Namen des größten Feldherrn in allen
+Christlichen Königreichen erworben haben? Dreymal hat dieser Hot-
+Spur, dieser Kriegs-Gott in Windeln, dieser unmündige Held, den
+grossen Douglas in offner Schlacht überwunden, einmal ihn sogar
+gefangen genommen, aber wieder in Freyheit gesezt, und einen Freund
+aus ihm gemacht, um mit seinem Beystand den Frieden und die
+Sicherheit unsers Throns zu erschüttern. Und was sagst du hiezu?
+Percy, Northumberland, der Erzbischoff von York, Douglas und
+Mortimer, haben einen Bund gegen uns gemacht, und empören sich--
+Aber wem, und wozu erzähl' ich diese Neuigkeiten? Wie, Harry, muß
+ich vielleicht dich selbst, den nächsten an meinem Herzen und an
+meinem Thron, auch dich, unter meine Feinde zählen? Du bist fähig
+genug, aus unterwürfiger feiger Niederträchtigkeit, oder einem
+Anstoß von Spleen, in Percys Solde wider mich zu fechten; und, wie
+ein Hund um seine Fersen dich schmiegend, und höflich einen
+gnädigen Blik von ihm erbuhlend, zu zeigen, wie sehr du abgeartet
+bist.
+
+Prinz Heinrich.
+Denket nicht so, Gnädigster Herr, ihr werdet es anders finden, und
+der Himmel verzeihe denen, die mich in Eu. Majestät Gedanken so
+tief erniedriget haben. Aber an Percys Kopf will ich mich
+rechtfertigen, und am Schluß irgend eines glorreichen Tages, mit
+dem Bewußtseyn, daß ich's werth bin, euch sagen, ich sey euer Sohn;
+und das soll der Tag seyn, er komme wann er will, da dieser Sohn
+der Ehre und des Ruhms, dieser tapfre Hot-Spur, dieser überall
+geprießne Ritter, und euer nichts geachteter Harry, im blutigen
+Felde zusammen kommen werden. Möchte immerhin jede Ehre die auf
+seinem Helm sizt, und jede Schmach über meinem Haupte sich
+verdoppeln! Denn er soll kommen, der Tag, da dieser junge
+Nordische Held seine glänzenden Thaten gegen meine Verachtung
+austauschen soll. Percy ist nur mein Factor, Gnädigster Herr, der
+glorreiche Thaten für mich aufhäuffen muß; ich will ihn zu einer
+scharfen Rechenschaft ziehen, und er soll mir jeden Ruhm, nicht den
+kleinsten ausgenommen, einhändigen, oder ich will ihm die Rechnung
+aus seinem Herzen reissen. Diß versprach ich im Namen des Himmels
+hier; und wenn ich lebe, um es zu vollbringen, so erlaubet mir Eu.
+Majestät zu bitten, daß es als eine Genugthüung für die
+Ausschweiffungen meiner Jugend angesehen werde. Wo nicht, so
+bezahlt das Ende des Lebens alle Schulden, und eher will ich
+hundert tausend Tode sterben, eh ich den kleinsten Theil dieses
+Gelübds brechen sollte.
+
+König Heinrich.
+Hundert tausend Rebellen sterben durch diese Erklärung. Du sollst
+einen Auftrag, und hiezu unbeschränkte Vollmacht bekommen. (Blunt
+kommt herein.) Was bringst du neues, Blunt? Deine Blike kündigen
+etwas Unerwartetes vorher.
+
+Blunt.
+Der Lord Mortimer von Schottland hat die Nachricht eingesandt, daß
+Dowglas und die Englischen Rebellen den eilften dieses Monats zu
+Schrewsbury sich vereinigen würden. Sie machen ein furchtbares
+Heer aus, wenn jeder von den Verschwornen sein Versprechen hält, so
+furchtbar, als jemals die Empörung in einem Staat aufgebracht hat.
+
+König Heinrich.
+Der Graf von Westmorland, und mein Sohn Johann von Lancaster, sind
+heute schon aufgebrochen; denn diese Nachricht ist schon fünf Tage
+alt. Auf nächste Mittwoche, Harry, sollt du, und Donnstags wollen
+wir selbst ausziehen, und zu Bridgnorth wollen wir zusammentreffen.
+Du, Harry, sollt deinen Marsch durch Glocester-Schire nehmen; und
+in zwölf oder vierzehn Tagen soll unsre ganze Macht zu Bridgnorth
+sich vereinbaren. Hinweg! jeder Augenblik, um den wir uns
+verspäten, ist ein Vortheil für sie.
+
+(Sie gehen ab.)
+
+
+
+Fünfte und sechste Scene.
+(Ein paar pöbelhafte und schmuzige Zwischen-Scenen aus dem
+Wirthshaus zum Bären-Kopf in East-Cheap, zwischen Falstaff,
+Bardolph, der Wirthin, dem Prinzen und Peto.)
+
+
+
+Vierter Aufzug.
+
+
+
+Erste Scene.
+(Verwandelt sich in Schrewsbury.)
+(Hot-Spur, Worcester und Dowglas treten auf.)
+
+
+Hot-Spur.
+Wohl gesprochen, mein edler Schotte, wenn nicht oft die Wahrheit
+selbst, in diesem verschmizten Zeit-Alter, für Schmeicheley
+gehalten würde. Aber ein Dowglas muß von solchem Gehalt seyn, daß
+kein Kriegsmann vom Gepräge dieser Zeit einen so allgemeinen Cours
+durch die Welt habe wie er. Beym Himmel, ich kan nicht schmeicheln;
+aber einen bravern Plaz hat niemand in meinem Herzen als ihr.
+Nein, nehmt mich beym Wort; sezt mich auf die Probe, Lord.
+
+Dowglas.
+Du bist der König der Ehre, und wenn jemand auf Erden Athem holt,
+der dir den Vorzug streitig machen will, wer er auch sey, dem will
+ich Troz bieten. (Ein Bote zu den Vorigen.)
+
+Hot-Spur.
+Thut das, und ihr thut wohl--Was für Briefe hast du hier?--
+
+Bote.
+Von euerm Vater.
+
+Hot-Spur.
+Briefe von ihm? Warum kommt er nicht selbst?
+
+Bote.
+Er kan nicht kommen, Milord, er ist gefährlich krank.
+
+Hot-Spur.
+Himmel! Wie hat er die Musse in dieser entscheidenden Zeit krank
+zu seyn? Wer führt seine Truppen an? Unter wessen Commando kommen
+sie?
+
+Bote.
+Seine Briefe müssen seine Gesinnung entdeken; mir ist nichts
+bekannt.
+
+Hot-Spur.
+Seine Gesinnung?
+
+Worcester.
+Muß er denn zu Bette liegen?
+
+Bote.
+Er lag schon vier Tage eh ich abgieng; und wie ich abreißte, waren
+die Aerzte seinetwegen in grossen Sorgen.
+
+Worcester.
+Ich wollte, der Zustand dieser Zeit wäre erst geheilt gewesen, eh
+er krank geworden wäre; seine Gesundheit war nie mehr werth, als
+izt.
+
+Hot-Spur.
+Krank in einer solchen Zeit! O! diese Krankheit stekt das
+Lebensblut unsrer Unternehmung an! Sie wird unser ganzes Lager
+ansteken. Er schreibt mir hier, daß eine heftige Krankheit--und
+daß seine Freunde durch Abgeordnete nicht sobald zusammen gebracht
+werden könnten, ja daß er es nicht einmal rathsam halte, ein so
+wichtiges und gefährliches Geschäft einer andern Seele als seiner
+eigenen anzuvertrauen. Indeß rathet er uns doch mit unsrer kleinen
+Macht auszurüken, und eine Probe zu machen, wie das Glük für uns
+gesinnt sey; denn, seinem Bericht nach, läßt sich nimmer zaudern,
+indem der König von unserm ganzen Vorhaben unterrichtet ist. Was
+sagt ihr dazu?
+
+Worcester.
+Euers Vaters Krankheit ist ein grosser Nachtheil für uns.
+
+Hot-Spur.
+Es ist ein Glied, das uns abgehauen ist--und doch, in der That, ist
+es nicht so; wir werden ihn würklich weniger vermissen als es izt
+scheint. Wär' es gut, unser ganzes Glük auf einen einzigen Wurf zu
+sezen? Ein so grosses Capital dem schlüpfrigen Ungefehr einer
+zweifelhaften Stunde zu überlassen? Es wäre nicht gut; denn wie
+leicht könnten wir in dieser einzigen Stunde das Ende aller unsrer
+Hoffnungen finden.
+
+Dowglas.
+Vermuthlich würd' es so gegangen seyn; da uns hingegen, wie die
+Sachen izt ligen, eine Zuflucht übrig bleibt, deren Gewißheit uns
+zu unserm Vorhaben desto kühner machen wird.
+
+Hot-Spur.
+So ists, ein Sammelplaz, wo wir uns wieder erholen können, wenn der
+Teufel und ein feindseliger Zufall unsre erste Unternehmung
+mißlingen macht.
+
+Worcester.
+Dem ungeachtet wünschte ich, euer Vater wäre hier. Die Natur
+unsrer Unternehmung leidet keine Theilung; viele, welche nicht
+wissen, warum er abwesend ist, werden glauben, daß Klugheit, Treue,
+und blosses Mißfallen an unserm Verfahren den Grafen zurük halte.
+Ihr sehet leicht, wie nachtheilig eine solche Vermuthung unsrer
+Parthey seyn muß. Uns ist alles daran gelegen, die schwache Seite
+unsrer Unternehmung zu verbergen, und jedes Taglicht, jede Öffnung
+und Rize zu verstopfen, durch die das Auge der Vernunft in das
+Inn're derselben dringen könnte. Diese Abwesenheit euers Vaters
+zieht einen Vorhang auf, der den Unberichteten eine Ursache zur
+Furcht zeigt, wovon sie vorher nicht geträumt haben.
+
+Hot-Spur.
+Ihr geht zu weit, Milord. Ich sehe seine Abwesenheit vielmehr als
+einen Umstand an, der unserm grossen Vorhaben einen Glanz giebt,
+und eine größre Meynung davon erweken muß, als wenn er hier wäre;
+denn müssen nicht die Leute denken, wenn wir ohne ihn im Stande
+seyen, dem Königreich einen Stoß zu versezen, so werden wir, mit
+seinem Beystand, unfehlbar alles unter über sich kehren. Noch geht
+alles gut, noch ziehen alle unsre Strike.
+
+Dowglas.
+Wie wir's nur wünschen können; in Schottland wird kein Wort von
+dergleichen Besorgnissen gehört.
+
+
+
+Zweyte Scene.
+(Sir Richard Vernon zu den Vorigen.)
+
+
+Hot-Spur.
+Mein Vetter Vernon, willkommen, bey meiner Seele!
+
+Vernon.
+Wollte der Himmel, daß meine Zeitung einen Willkomm werth wäre,
+Milord. Der Graf von Westmorland ist in Begleitung des Prinzen
+Johann von Lancaster mit siebentausend Mann im Anzug.
+
+Hot-Spur.
+Das kan er; was mehr?
+
+Vernon.
+Ueberdem hab' ich in Erfahrung gebracht, daß der König in eigner
+Person entweder schon ausgerükt, oder doch entschlossen sey, aufs
+schleunigste mit einer grossen Macht hieher zu kommen.
+
+Hot-Spur.
+Er soll auch willkommen seyn. Wo ist sein Sohn? der leichtfüßige,
+und tollköpfige Prinz von Wales und seine Cameraden, die die Welt
+auf die Seite lachen, und ihr sagen, sie könne gehen wohin sie
+wolle.
+
+Vernon.
+Sie sind alle gerüstet, alle in Waffen, alle befiedert wie die
+Straussen, alle in Gold schimmernd wie die Bilder in der Kirche,
+lebhaft wie der May, prächtig wie die Sonne im Junius, muthwillig
+wie junge Geissen, und wild wie die Löwen. Ich sah ihn, den jungen
+Heinrich, mit aufgezognem Viesier, in voller Rüstung, gleich dem
+beflügelten Mercur sich vom Boden auf- und so leicht in seinen
+Sattel schwingen, als ob ein Engel aus den Wolken herabgeschlüpft
+wäre, um auf einem feurigen Pegasus sich um die Unterwelt herum zu
+tummeln.
+
+Hot-Spur.
+Nichts mehr, nichts mehr; dieses Lob ist ungesunder als die Sonn'
+im Merz. Laßt sie kommen; sie kommen als Schlacht-Opfer, mit
+Blumen bekränzt, um der feueraugichten Kriegs-Göttin, alle warm und
+blutend, aufgeopfert zu werden. Der beschupte Mars soll bis an die
+Ohren im Blut auf seinem Altar sizen. Ich bin ganz in Feuer, da
+ich höre, daß eine so reiche Beute so nah, und doch noch nicht
+unser ist. Kommt, laßt mich mein Pferd besteigen, welches mich wie
+einen Donnerkeil gegen den Busen dieses Prinzen von Wales
+schleudern soll. Ein Harry soll dem andern begegnen, und nicht
+ablassen, bis einer von beyden fällt. O daß Glendower hier wäre!
+
+Vernon.
+Das erinnert mich noch an einen Umstand. Ich hörte zu Worcester,
+da ich durchritt, daß er vor diesen vierzehn Tagen seine Macht
+nicht zusammenbringen kan.
+
+Dowglas.
+Das ist die schlimmste Zeitung unter allen.
+
+Worcester.
+Ja, in der That, das hat einen frostigen Ton.
+
+Hot-Spur.
+Wie stark mag des Königs Armee seyn?
+
+Vernon.
+Dreyßigtausend Mann.
+
+Hot-Spur.
+Laßt es vierzigtausend seyn; da mein Vater und Glendower nicht hier
+sind, so mag unsre einzelne Macht diesen grossen Tag aushalten.
+Kommt, wir wollen unsre Leute mustern; der jüngste Tag ist nahe;
+sterben wir alle, und mit Freuden, wenn es je gestorben seyn muß!
+
+Dowglas.
+Redet nicht vom Sterben; für dieses nächste halbe Jahr fürcht' ich
+den Tod nicht.
+
+(Sie gehen ab.)
+
+
+
+Dritte Scene.
+(Verwandelt sich in eine Landstrasse ohnweit Coventry.)
+(Falstaff und Bardolph treten auf.)
+
+
+Falstaff.
+Bardolph, geh du voran nach Coventry, und füll' mir eine Flasche
+mit Sect: Unsre Soldaten sollen nur durchmarschiren; wir wollen
+unser Nachtquartier zu Sutton-Cop-Hill nehmen.
+
+Bardolph.
+Wollt ihr mir Geld geben, Hauptmann?
+
+Falstaff.
+Leg du's aus, leg du's aus.
+
+Bardolph.
+Eine Flasche Sect macht einen Engel.*
+
+{ed. * Eine Münze, die zehn Englische Schillinge gilt.}
+
+Falstaff.
+Und wenn sie's macht, so nimm ihn für deine Mühe; und wenn sie
+zwanzig macht, so nimm alle zwanzig; ich stehe für das Gepräge.
+Sag meinem Lieutenant Peto, daß er am Thor auf mich warten soll.
+
+Bardolph.
+Ich will, Hauptmann; Adieu.
+
+(Er geht ab.)
+
+Falstaff.
+Wenn ich mich nicht meiner Soldaten schäme, so sey ich ein
+Stokfisch: ich habe des Königs Werb-Patent verflucht mißbraucht.
+An hundert und fünfzig Soldaten hab' ich dreyhundert und etliche
+Pfund gewonnen. Wie gieng das zu? Ich preßte niemand als
+haushäbiger Leute Bauer-Jungens, oder versprochne Junggesellen, die
+schon zweymal proclamirt worden, so eine Gattung von warmen Sclaven,
+die eben so gern den Teufel hörten als eine Trummel, Bursche die
+vor dem blossen Namen einer Canone ärger zittern als eine
+angeschoßne wilde Ente. Ich presse mir keine andre als solche
+geröstete Butterschnitten, die kaum soviel Herz im Leib haben, als
+ein Steknadel-Kopf groß ist, und die kauffen sich alle vom Dienst
+los. Und nun besteht meine ganze Compagnie aus lauter alten
+abgeschabnen Corporals, Lieutenants, und dergleichen; Leuten,
+welche, die Wahrheit zu sagen, nie Soldaten gewesen sind, aber doch
+so zerlumpt aussehen wie Lazarus in den alten Tapeten, wenn ihm des
+reichen Schlemmers Hunde seine Schwären leken; abgedankte Bediente,
+jüngere Söhne von jüngern Brüdern, rebellische Bierzapfer,
+ausgehaußte Wirthe; kurz, alles Ungeziefer, das ein langer Friede
+auszubrüten pflegt; Kerls, die euch glauben machten, ich habe
+hundert und fünfzig verlohrne Söhne zusammengebracht, die nur eben
+vom Schweinhüten und Treberfressen hergekommen seyen. Ein
+närrischer Bursche begegnete mir unterwegs, und sagte, ich hätte
+alle Galgen abgeleert, und sogar todte Leichname gepreßt. Keines
+Menschen Auge hat jemals solche Vögel-Schreker gesehen; ich
+marschire nicht mit ihnen durch Coventry, das ist eine ausgemachte
+Sache. Und die Galgenschwengel treten noch dazu mit so weit
+auseinander gerekten Beinen einher, als ob sie in Fesseln giengen;
+in der That, ich bekam die meisten von ihnen aus Gefängnissen. Es
+sind nicht mehr als anderthalb Hemder in meiner ganzen Compagnie,
+und das halbe sind zwey zusammengenähte Teller-Tücher, wie ein
+Herolds-Mantel ohne Ermel um die Schultern geworfen; und das Hemd
+ist, wenn ich die Wahrheit sagen soll, meinem Wirth zu St. Albans
+gestohlen worden, oder dem rothnasichten Bierschenken zu Daintry.
+Aber das ist all eins, sie werden Wäsche genug an jedem Zaune
+finden. (Der Prinz Heinrich und Westmorland treten auf.)
+
+Prinz Heinrich.
+Wie gehts, diker Jak? Wie gehts, Matraze?
+
+Falstaff.
+Ha, ist das nicht Hal? Hey da, närrischer Junge, was zum T**
+machst du in Warwikschire? Ah, mein guter Lord von Westmorland,
+ich bitt' euch um Verzeihung; ich dachte Euer Herrlichkeit sey
+würklich schon zu Schrewsbury.
+
+Westmorland.
+In der That, Sir John, es wäre mehr als Zeit daß ich dort seyn
+sollte, und ihr auch; aber meine Leute sind schon dort. Der König
+giebt auf uns alle acht, das kan ich euch sagen; wir müssen diese
+Nacht alle fort.
+
+Falstaff.
+Gut, sorget nicht für mich, ich bin so wachtsam wie eine Kaze,
+wenn's Rahm zu mausen giebt.
+
+Prinz Heinrich.
+Sag mir Jak, wem sind diese Kerls, die dort hinter uns drein kommen?
+
+Falstaff.
+Mein, Hal, mein.
+
+Prinz Heinrich.
+In meinem Leben hab ich keine so armselige Lumpenhunde gesehen.
+
+Falstaff.
+Wohl, wohl; sie sind gut genug zum Verschiessen; Futter für Pulver,
+Futter für Pulver; sie füllen einen Graben so gut aus als brave
+Leute; das sind Leute, die ich dem Tod zuführe, Mann.
+
+Westmorland.
+Das ist schon gut, aber, sie sehen doch gar zu armselig und hungrig
+aus, Sir John, gar zu bettelhaft.
+
+Falstaff.
+Auf meine Treu, was ihre Armuth anlangt, so weiß ich nicht woher
+sie sie haben; und ihr hungriges Aussehen betreffend, so bin ich
+gewiß, daß sie es mir nicht abgesehen haben.
+
+Prinz Heinrich.
+Darauf will ich selber schwören--Aber, Junge, beschleunige dich,
+wir müssen weiter; Percy ist schon ausgerükt.
+
+Falstaff.
+Wie, ist der König schon im Lager?
+
+Westmorland.
+Das ist er, Sir John; ich fürchte, wir halten uns zu lang auf.
+
+Falstaff.
+Gut: ein anders ist zu einem Treffen, und ein anders zu einem
+Schmause gehen; man kommt zum ersten immer früh genug.
+
+(Sie gehen ab.)
+
+
+
+Vierte Scene.
+(Verwandelt sich in Schrewsbury.)
+(Hot-Spur, Worcester, Dowglas und Vernon treten auf.)
+
+
+Hot-Spur.
+Wir wollen ihn diese Nacht angreiffen.
+
+Worcester.
+Es kan nicht seyn.
+
+Dowglas.
+So gebt ihr ihm einen Vortheil.
+
+Vernon.
+Nicht ein Haar.
+
+Hot-Spur.
+Wie könnt ihr das sagen? Wartet er nicht auf Verstärkung?
+
+Vernon.
+Das thun wir auch.
+
+Hot-Spur.
+Seine Erwartung ist gewiß, die unsre zweifelhaft.
+
+Worcester.
+Besinnt euch besser, mein lieber Neffe; haltet euch diese Nacht
+noch ruhig.
+
+Vernon.
+Thut das, Milord.
+
+Dowglas.
+Ihr rathet nicht wohl; die Furcht giebt euch diesen Rath ein.
+
+Vernon.
+Lästert mich nicht, Dowglas; bey meinem Leben! (und ich habe Muth
+genug, diß mit meinem Leben zu behaupten,) wenn wahre Ehre mir ruft,
+so geh ich so wenig mit Furcht zu Rath als ihr, Milord, oder
+irgend ein Schotte in der Welt. Morgen im Schlachtfeld soll sichs
+zeigen, wer von uns sich fürchtet.
+
+Dowglas.
+Gut, oder diese Nacht.
+
+Vernon.
+Ich bin's zufrieden.
+
+Hot-Spur.
+Diese Nacht, sag ich.
+
+Vernon.
+Kommt, kommt, es kan nicht seyn; mich wundert sehr, wie Männer von
+so grosser Erfahrenheit als ihr die Ursache übersehen können, die
+den Aufschub nothwendig machen. Meines Vetters Vernons Pferde sind
+noch nicht da, Worcester's Reuterey kam erst heute, und nun sind
+die Pferde müd, ohne Feuer, und der Ruhe bedürftig.
+
+Hot-Spur.
+Das sind auch des Feindes seine; gröstentheils von der Reise
+abgemattet; da hingegen die mehresten von den unsrigen vollkommen
+ausgeruht haben.
+
+Worcester.
+Der König ist uns zu sehr an der Zahl überlegen; um Gottes willen,
+Neffe, wartet bis wir unsre Macht beysammen haben.
+
+(Man hört eine Trompete, die das Zeichen zu einer Unterredung bläst.)
+
+
+
+Fünfte Scene.
+(Sir Walter Blunt zu den Vorigen.)
+
+
+Blunt.
+Ich komme mit gnädigen Anerbietungen von seiner Majestät, wenn ihr
+mir Gehör geben wollt.
+
+Hot-Spur.
+Willkommen, Sir Walter Blunt; und wollte Gott, ihr wäret
+entschlossen, wie wir; einige von uns lieben euch, und eben diese
+beneiden eure Verdienste und euern Namen, weil ihr nicht auf unsrer
+Seite, sondern als Feind uns entgegen steht.
+
+Blunt.
+Und verhüt' es der Himmel, daß ich anders stehen sollte, so lang
+als ihr, pflichtvergeßner Weise, gegen die geheiligte Majestät
+stehet. Aber zu meinem Geschäfte--Der König verlangt zu wissen,
+was für Beschwerungen, oder was für eine Ursach euch bewogen habe,
+den einheimischen Frieden durch verwegne Feindseligkeiten zu
+stören? Wenn der König eure Verdienste um ihn, die er eingesteht,
+auf irgend eine Art vergessen haben sollte, so verlangt er, daß ihr
+eure Klagen führen sollt; eure Wünsche sollen euch ohne Verzug mit
+Wucher und mit vollkommner Begnadigung für euch, und für diejenige
+die von euch verleitet worden, gewähret seyn.
+
+Hot-Spur.
+Der König ist sehr gütig; und wir wissen wol, daß der König weiß,
+wenn es Zeit ist zu versprechen, und wenn, zu halten. Mein Vater,
+mein Oheim und ich selbst sezten ihm die Crone auf, die er trägt;
+und zu einer Zeit, da er nicht sechs und zwanzig Mann stark war, da
+er verachtet, unglüklich und heruntergebracht, ein armer muthloser
+Verbannter, in sein Vaterland angekrochen kam; da hieß ihn mein
+Vater am Ufer willkommen, und da er ihn schwören und bey Gott
+betheuren hörte, er komme nur um Herzog von Lancaster zu seyn, sein
+Erbtheil in Besiz zu nehmen, und seine Begnadigung zu suchen,
+schwor ihm mein Vater, aus Mitleiden und gutem Herzen, daß er ihm
+beystehen wolle, und that es auch. Wie nun die Lords und die Edeln
+des Reichs sahen, daß er von Northumberland unterstüzt war, kamen
+sie, bald mehr bald weniger, ihm ihre Büklinge und Kniebeugungen zu
+machen, giengen ihm aus Städten, Fleken und Dörfern entgegen,
+warteten an allen Zäunen und Heken auf ihn, stunden in Hohlwegen,
+legten Geschenke vor ihm aus, schwuren ihm Eide, und gaben ihm ihre
+Erben, die, in goldnen Schaaren, wie Edelknaben an seinen Fersen
+hinterher zogen. Nunmehr, da er seine Grösse sah, stieg er mir ein
+wenig höher als das Gelübde das er anfangs, da sein Blut noch
+demüthig floß, auf dem nakten Ufer von Ravenspurg gethan hatte; nun
+fängt er an von Verbesserungen gewisser Staats-Gebrechen, von
+Aufhebung gewisser Edicte zu reden, die, wie er sagt, dem gemeinen
+Wesen sehr beschwerlich wären, schreyt über Mißbräuche, und scheint
+über die Bedrükung seines Vaterlands zu weinen; und durch diesen
+Schein, durch diese Mine von Gerechtigkeit gewinnt er alle Herzen,
+die er dadurch zu angeln sucht: Geht dann weiter, schlägt mir allen
+Günstlingen, die der abwesende König zur Regierung des Reichs
+hinterlassen hatte, die Köpfe ab.--
+
+Blunt.
+Ich kam nicht, solche Dinge anzuhören.
+
+Hot-Spur.
+Also zur Hauptsache; kurz hernach, sezte er den König ab, beraubte
+ihn bald darauf so gar des Lebens, und bemächtigte sich so des
+ganzen Staats. Um dieses Betragen noch schlimmer zu machen, lidt'
+er, daß sein Vetter, der Graf von March, (der wenn jeder erhält was
+ihm gehört, in der That sein König ist) in Wales, eingebauert würde,
+und ließ ihn dort ohne Ranzion im Kerker ligen; warf mitten in
+meinen glüklichen Siegen, einen unverdienten Groll auf mich, suchte
+mich durch Kunstgriffe in Fallen zu loken, strich meinen Oheim aus
+der Zahl der Staatsräthe aus, jagte in einem Anstoß von Wuth meinen
+Vater vom Hofe, brach Eid auf Eid, häufte Beleidigungen auf
+Beleidigungen, und trieb uns endlich in dieser Vereinigung unsre
+Sicherheit zu suchen, und zugleich sein Recht zur Crone zu prüfen,
+welches wir nicht gültig genug finden, um lange zu dauern.
+
+Blunt.
+Ist das die Antwort, die ich dem Könige zurükbringen soll?
+
+Hot-Spur.
+Nein, Sir Walter; wir wollen uns eine Weile zurükziehen. Geht zum
+König zurük, und würket eine zulängliche Versicherung von ihm aus,
+die uns zur Wiederkehr Muth machen könnte; und morgen früh soll ihm
+mein Oheim unsre Gesinnungen überbringen: und hiemit lebet wohl!
+
+Blunt.
+Ich wünschte, ihr wolltet Gnade und Freundschaft annehmen.
+
+Hot-Spur.
+Es kan geschehen, wenn wir können.
+
+Blunt.
+Der Himmel geb' es!
+
+(Sie gehen ab.)
+
+
+
+Sechste Scene.
+(Verwandelt sich in den Palast des Erzbischoffs von York.)
+(Der Erzbischoff und Sir Michell treten auf.)
+
+
+York.
+Hier, mein lieber Sir Michell, bringt diesen versiegelten Brief mit
+geflügelter Eile dem Lord Marschall; dieser ist an meinen Vetter
+Scroop, und die übrigen an ihre Addressen. Wenn ihr wißtet wie
+viel daran gelegen ist, ihr würdet eilen.
+
+Sir Michell.
+Gnädigster Herr, ich errathe ihren Inhalt.
+
+York.
+Es ist leicht möglich. Morgen, mein lieber Sir Michell, ist ein
+Tag, der dem Leben von zehntausend Menschen das Urtheil sprechen
+wird. Denn, meinen Nachrichten zufolge, ist der König mit einer
+grossen und schnell-aufgebotnen Macht gegen den Lord Percy nach
+Schrewsbury angerükt; und ich besorge, Sir Michell, Northumberlands
+Krankheit, auf dessen Beystand man am meisten gezählt hatte, und
+Owen Glendowers Abwesenheit, der von dräuenden Propheceyungen zurük
+gehalten worden, werden nachtheilige Folgen haben; Percy's Macht
+ist nicht stark genug, es mit dem König aufzunehmen.
+
+Sir Michell.
+Wie, Milord, Dowglas und Mortimer sind ja bey ihm.
+
+York.
+Nein, Mortimer nicht.
+
+Sir Michell.
+Aber Mordake, Vernon, Heinrich Percy, und Milord von Worcester sind
+doch da, und mit ihnen eine Schar von tapfern jungen Helden, von
+den auserlesensten edeln Jünglingen.
+
+York.
+Das ist so; aber der König hat den Adel des ganzen Reichs
+aufgeboten: der Prinz von Wales, Lord John von Lancaster, der edle
+Westmorland, der tapfre Blunt, und viele andre von gleichem Werth,
+Männer von Ansehn und Kriegs-Erfahrenheit, sind bey seinem Heer.
+
+Sir Michell.
+Zweifelt nicht, Milord, sie werden tapfer empfangen werden.
+
+York.
+Ich hoffe nicht weniger; aber es ist doch nöthig zu fürchten, und
+um das schlimmste was begegnen könnte, zu verhüten, so eilet, Sir
+Michell. Denn wenn Lord Percy nicht die Oberhand erhält, so hat
+der König im Sinn, eh er seine Truppen auseinander gehen läßt, uns
+hier einen Besuch zu machen, und die Vorsichtigkeit selbst
+erfordert, das äusserste gegen ihn zu thun. Beschleuniget euch
+also, ich muß gehen und noch an andre Freunde schreiben; und hiemit
+lebet wohl, Sir Michell.
+
+(Sie gehen ab.)
+
+
+
+
+Fünfter Aufzug.
+
+
+
+Erste Scene.
+(Das Königliche Lager zu Schrewsbury.)
+(König Heinrich, der Prinz von Wales, Lord John von Lancaster,
+Graf von Westmorland, Sir Walter Blunt und Falstaff treten auf.)
+
+
+König Heinrich.
+Wie blutig die Sonne von jenem buschichten Hügel herab sieht! Der
+Tag erblaßt vor Schreken über ihren Grimm.
+
+Prinz Heinrich.
+Der Südwind bläßt die Trompeten zu ihrem Vorhaben, und kündigt
+durch sein hohles Flüstern im Laub ein Ungewitter, und einen
+stürmischen Tag vorher.
+
+König Heinrich.
+So sympathisirt also das Wetter mit den Verliehrenden; denn für die
+Gewinnenden ist das Garstige schön.
+
+(Die Trompeten erschallen.)
+
+(Worcester und Sir Richard Vernon treten auf.)
+
+König Heinrich.
+Wie nun, Milord von Worcester. Es ist nicht fein, daß ihr und ich
+auf einen solchen Fuß zusammen kommen sollen. Ihr habt unser
+Zutrauen betrogen, habt uns genöthigt unsre bequemen Friedens-
+Kleider abzuwerfen, und unsre alten Glieder in harten Stahl zu
+zwängen; es ist nicht wohl gethan, Milord, es ist nicht wohl gethan.
+Was ist nun eure Gesinnung? Wollt ihr wieder in die Sphäre des
+Gehorsams zurük kehren, worinn ihr ein so schönes und natürliches
+Licht von euch gabet, und nicht länger ein aufgedunsenes Meteor,
+ein furchterwekendes Wunderzeichen seyn, ein Vorbote von Unheil für
+noch ungebohrne Zeiten?
+
+Worcester.
+Vergönnet mir Gehör, mein Gebietender Herr; was mich selbst betrift,
+so könnt' ich mir gerne gefallen lassen, den Rest meines Lebens in
+Ruhe zuzubringen: Ich versichre, daß ich den Tag dieses
+öffentlichen Bruchs nicht gesucht habe.
+
+König Heinrich.
+Ihr habt ihn nicht gesucht, Sir? Woher kommt er dann?
+
+Falstaff.
+Er fand die Rebellion in seinem Wege ligen, und da hub er sie eben
+auf.
+
+Prinz Heinrich.
+Still, Schmeerbauch, still.
+
+Worcester.
+Es gefiel Eurer Majestät, eure günstigen Blike von mir und meinem
+ganzen Hause zu wenden; und doch muß ich euch erinnern, Gnädigster
+Herr, daß wir eure ersten und eifrigsten Freunde waren. Um
+euertwillen brach ich in Richards Zeiten meinen Marschalls-Stab,
+und reißte Tag und Nacht, euch entgegen zu gehen, und eure Hand zu
+küssen, zu einer Zeit, da ihr an Macht und Ansehen weit unter mir
+war't; ich, mein Bruder, und sein Sohn waren es, die mit ihrer
+Gefahr euch in euer Vaterland wieder einsezten. Ihr schwurt uns,
+zu Doncaster schwur't ihr diesen Eid, ihr hättet keine Absichten
+gegen den Staat, und verlangtet nichts weiters als euer angefallnes
+Recht, den Siz von Gaunt, das Herzogthum von Lancaster; hiezu
+schwuren wir euch unsern Beystand: Aber da in kurzer Zeit das Glük
+wie ein Plazregen auf euch herabregnete, und sowohl unsre Hülfe als
+die günstigen Umstände der Zeit, die Abwesenheit des Königs, die
+Mißbräuche einer unbesonnenen Regierung, die Bedrükungen, die ihr
+erlidten hattet, und die widrigen Winde, die den König in Irland so
+lange zurükhielten, daß ganz England ihn für todt hielt, sich
+vereinigten euch groß zu machen; wußtet ihr euch dieses
+Zusammenflusses von Vortheilen so wohl zu bedienen, daß ihr, eures
+Eides zu Doncaster uneingedenk, die oberste Regierung selbst in
+eure Hände spieltet; und nun machtet ihr's uns, die euch genährt
+hatten, gerade wie es die undankbare Brut des Gukguks dem Sperling
+macht, ihr bemeistert euch unsers Nestes, und wuchset, von uns
+geäzt, zu einer solchen Grösse an, daß unsre Liebe selbst sich, aus
+Furcht verschlungen zu werden, nicht erkühnen durfte euch nahe zu
+kommen; sondern mit schüchternem Flügel mußten wir unsre Sicherheit
+ausser euerm Gesichte suchen, und unsre Sicherheit allein ist die
+Ursache, die uns genöthigt hat, uns auf diese Weise zu vereinigen,
+und Mittel gegen euch zu gebrauchen, die ihr durch unfreundliches
+Bezeugen, gefährliche Gesinnungen, und Verlezung eurer uns
+zugeschwornen Verheissungen uns gegen euch selbst in die Hände
+gegeben habt.
+
+König Heinrich.
+Diese Dinge habt ihr freylich zu Papier gebracht, auf Marktpläzen
+ausruffen, und von den Canzeln ablesen lassen, um der Rebellion
+eine Farbe anzustreichen, wodurch unbesonnene Schwindel-Köpfe und
+armselige Malcontenten, die nur durch einen allgemeinen Jammer
+gedeyhen können, angelokt werden möchten. Und wenn hat es dem
+Aufruhr jemals an solchen Wasserfarben, seine Sache zu
+überstreichen, oder an verzweifelten Bettlern gemangelt, die nach
+einer Zeit von Verwirrung und Zerrüttung hungern?
+
+Prinz Heinrich.
+In unsern beyden Heeren ist manche Seele, die für diese trozige
+Ausforderung theuer bezahlen wird. Sagt euerm Neffen, der Prinz
+von Wales vereinige sich mit der ganzen Welt zum Lobe von Heinrich
+Percy: Bey meinen Hoffnungen! (dieses gegenwärtige Unterfangen bey
+Seite gesezt,) denk ich nicht, daß ein braverer, unerschroknerer
+und tapfrerer junger Mann in der Welt lebt als er; er, den die
+Natur hervorgebracht zu haben scheint, das Gedächtniß der ehmaligen
+Helden in unserm Alter zu erneuern. Was mich betrift, zu meiner
+Schande sag ich's, ich habe mein Leben noch mit keiner edeln That
+bezeichnet; und er ist berechtigt, mich des Namens eines Ritters
+unwürdig zu halten, wie ich höre daß er's thut. Aber vor seiner
+Majestät erklär' ich mich hier, ich bin's zufrieden, daß er sich
+des ganzen Vortheils seines ruhmvollen Namens über mich bediene,
+und erbiete mich, um beyder Theile Blut zu sparen, in einem
+einzelnen Kampf mein Glük mit ihm zu versuchen.
+
+König Heinrich.
+Und wir sezen Vertrauen genug in dich, Prinz von Wales, dein
+Erbieten gut zu heissen, so unendlich viele Betrachtungen dir
+gleich im Wege stehen--Nein, guter Worcester, nein; wir lieben
+unser Volk; wir lieben auch diejenigen, die sich auf euers Neffen
+Seite haben verleiten lassen; und wollen sie unsre angebotne Gnade
+annehmen, so soll er und sie und ihr, und ein jeder wer er seyn mag,
+wieder mein Freund seyn, und ich will der seinige seyn. Diß sagt
+euerm Neffen, und meldet mir zurük, was er thun will. Will er sich
+aber nicht zum Ziel legen, so wacht scharfe Züchtigung an meiner
+Seite, und sie soll ihr Amt thun. Hiemit kehrt zurük; wir wollen
+izt durch keine Antwort beunruhiget seyn; unser Anerbieten ist edel,
+überlegt es wohl.
+
+(Worcester und Vernon gehen ab.)
+
+Prinz Heinrich.
+Es wird nicht angenommen werden, bey meinem Leben! Dowglas und Hot-
+Spur sind beyde zu stolz, sich von einer Welt in Waffen schreken zu
+lassen.
+
+König Heinrich.
+Also hinweg, jeder Anführer an seinen Plaz. Sobald wir ihre
+Antwort haben, wollen wir den Angriff thun; und Gott sey auf unsrer
+Seite, wie unsre Sache gerecht ist!
+
+(Sie gehen ab.)
+
+
+
+Zweyte Scene.
+(Der Prinz und Falstaff bleiben zurük.)
+
+
+Falstaff.
+Hal, wenn du mich im Treffen ligen siehst, so sey so gut und leg
+mich so zu rechte; es ist ein Freundschafts-Dienst--
+
+Prinz Heinrich.
+Den dir niemand, als ein Colossus leisten kan. Sprich dein Gebet
+und leb wohl.
+
+Falstaff.
+Ich wollt' es wäre Bettzeit, Hall, und alles wäre vorbey.
+
+Prinz Heinrich.
+Wie? du bist dem Himmel deinen Tod schuldig, und du must doch
+einmal bezahlen.
+
+Falstaff.
+Aber nicht izt; und es sollte mir leid seyn, wenn ich ihn vor
+meinem Termin bezahlte. Was brauch' ich so voreilig zu seyn, da er
+mich nicht anfordert? Gut, was thut das zur Sache, die Ehre
+fordert mich auf--Ganz recht, und wenn mich also die Ehre
+auffordert und ich komme um, wie dann? Kan die Ehre mir ein Bein
+ansezen? Nein: Oder einen Arm? Nein: Oder kan sie mir den Schmerz
+einer Wunde wegnehmen? Nein: Die Ehre versteht sich also nicht auf
+die Chirurgie? Nein: Was ist dann die Ehre? Ein Wort: Was ist das
+Wort Ehre? Luft. Wer hat sie? Der arme Jak, der an einer
+Mittwoche starb. Fühlt er sie dann? Nein. Hört er sie? Nein.
+Sie fällt also nicht in die Sinnen? Nicht in die Sinnen eines
+Todten. Aber lebt sie etwann mit den Lebenden? Nein, das läßt ihr
+der Neid nicht zu. Ich verlange also nichts davon; die Ehre ist
+nichts mehr als ein gemahlter Wappenschilt an einem Sarge, und hier
+endet sich mein Catechismus.
+
+(Er geht ab.)
+
+
+
+Dritte Scene.
+(Verwandelt sich in Percys Lager.)
+(Worcester und Vernon treten auf.)
+
+
+Worcester.
+O nein, mein Neffe muß das gütige Anerbieten des Königs nicht
+erfahren, Sir Richard.
+
+Vernon.
+Und doch wär's am besten, er wißt' es.
+
+Worcester.
+Dann wären wir alle verlohren. Es ist unmöglich, es kan nicht seyn,
+daß der König sein Versprechen halte, wieder unser Freund zu seyn;
+er wird uns nimmer trauen, und bald genug Mittel gefunden haben,
+uns neuer Verbrechen zu beschuldigen, um dieses bestraffen zu
+können. Ein niemals einschlummernder Verdacht wird, so lange wir
+leben, hundert spähende Augen auf uns geheftet halten; denn der
+Verrätherey traut man nicht mehr als einem Fuchs, der, so zahm er
+sich stellt, und so freundlich man mit ihm umgeht, doch immer einen
+Rest von seinen angebohrnen Tüken behält. Wir möchten aussehen wie
+wir wollten, frölich oder düster, so würd' es uns übel ausgedeutet
+werden; kurz, wir würden gehalten werden wie die Ochsen im Stall,
+je besser gefüttert, desto näher dem Tode. Meines Neffen Vergehen
+könnte noch vergessen werden; ihm kömmt die Entschuldigung der
+Jugend und des Bluts zustatten; sein Beyname Hot-Spur giebt ihm
+schon ein Privilegium, und man schreibt bey ihm alles auf die
+Rechnung des cholerischen Temperaments, von dem er beherrscht wird;
+ich und sein Vater müßten für seine Sünde büssen. Wir hätten ihn
+verleitet, würd' es heissen; wir als die Quelle von allem, müßten
+für alles bezahlen. Laßt ihn also, mein lieber Vetter, ja nichts
+von dem Anerbieten des Königs wissen, es mag gehen wie es will.
+
+Vernon.
+Sagt ihm was ihr für gut haltet, ich will es bekräftigen. Hier
+kommt euer Neffe.
+
+
+
+Vierte Scene.
+(Hot-Spur und Dowglas zu den Vorigen.)
+
+
+Hot-Spur.
+Mein Oheim ist wieder da: Sezt den Lord von Westmorland in Freyheit.
+Oheim, was giebt's Neues?
+
+Worcester.
+Der König ist entschlossen, es auf ein Treffen ankommen zu lassen.
+
+Dowglas.
+So wollen wir ihn durch den Lord von Westmorland heraus fordern.
+
+Hot-Spur.
+Lord Dowglas, geht und sagt ihm das.
+
+Dowglas.
+Das will ich, und mit Freuden.
+
+(Dowglas geht ab.)
+
+Worcester.
+Der König scheint gar nicht zum Verzeihen geneigt.
+
+Hot-Spur.
+Batet ihr darum? Das verhüte Gott!
+
+Worcester.
+Ich sagte ihm ganz glimpflich von unsern Beschwerungen, von seinem
+gebrochnen Eid; und er wußte sich nicht besser zu helfen, als daß
+er seinen Meineid mit einem zweyten läugnete. Er nennt uns
+Rebellen, Verräther, und droht ganz trozig, uns nach der Schärfe
+davor zu züchtigen. (Dowglas kommt zurük.)
+
+Dowglas.
+Waffnet euch, Milords, waffnet euch; ich habe dem König Heinrich
+eine brave Ausfordrung in die Zähne gestossen; Westmorland, der als
+Geisel hier war, trägt sie ihm zu, und er kan nun nicht anders als
+sie schleunig wieder zurük bringen.
+
+Worcester.
+Der Prinz von Wales trat vor dem König hervor, und forderte euch
+zum Zweykampf heraus, Neffe.
+
+Hot-Spur.
+Wollte der Himmel, wir beyde hätten den Handel allein auszumachen,
+und niemand müßte heut kurzen Athem holen, als ich und Harry
+Monmouth! Sagt mir, sagt mir, wie sprach er von mir? That er
+verächtlich?
+
+Vernon.
+Nein, auf meine Seele! In meinem Leben hört' ich keine
+bescheidnere Ausforderung; ein Bruder könnte den andern nicht
+höflicher auffordern, wenn es um eine blosse Waffenübung, um ein
+Ritterspiel zu thun wäre. Er bezeugte alle Hochachtung gegen euch,
+die ein Mann fordern kan, erhob euern Werth mit einer fürstlichen
+Zunge, und sprach von euern Verdiensten wie eine Chronik; und was
+in der That ein Zeichen eines fürstlichen Gemüths war, er sprach
+mit Schaamröthe von sich selbst, und beschalt seine übel
+zugebrachte Jugend mit einem Anstand, der zu beweisen schien, daß
+seine bessere Seele über die andre meister seyn könne, sobald er
+wolle. Hier hielt er inn; aber laßt mich der Welt sagen, wenn er
+den Neid dieses Tages überlebt, so hat England nie eine schönere
+Hoffnung besessen, so sehr auch die Ausschweiffungen seiner Jugend
+sie verdunkelt haben.
+
+Hot-Spur.
+Vetter, ich glaube du bist in seine Thorheiten verliebt; ich habe
+nie von einem Prinzen gehört, der die ausgelassenste Wildheit so
+weit getrieben hätte. Aber sey er was er will, eh es Nacht ist,
+will ich ihn mit einer so soldatischen Umarmung bewillkommen, daß
+er unter meiner Höflichkeit zusammenschrumpfen soll. Zun Waffen,
+hurtig! Und ihr, Cameraden, und Freunde, bedenkt selbst was ihr zu
+thun habt, da ich, der die Gabe der Beredsamkeit nicht hat, nicht
+geschikt bin, euer Blut durch meinen Zuspruch zu erhizen.
+
+
+
+Fünfte Scene.
+(Ein Bote zu den Vorigen.)
+
+
+Bote.
+Milord, hier sind Briefe für Eu. Gnaden.
+
+Hot-Spur.
+Ich kan sie izt nicht lesen. O meine Freunde, wir haben eine kurze
+Zeit zu leben, und von dieser kurzen Zeit eine einzige Minute
+unedel zu verschwenden, wäre zu lange. Ueberleben wir diesen Tag,
+so leben wir, um auf Könige zu treten; sterben wir, ist das nicht
+ein schöner Tod, wenn Könige mit uns sterben müssen? (Ein andrer
+Bote.)
+
+Bote.
+Gnädiger Herr, der König ist im Anzug.
+
+Hot-Spur.
+Ich dank ihm, daß er mich in meinem Mährchen unterbricht, denn
+reden ist nicht meine Sache. Nur noch diß, ein jeder thue sein
+Bestes. Und hier zieh ich ein Schwerdt, dessen Stahl ich, an
+diesem gefahrvollen Tage, mit dem besten Blut, das ich finden kan,
+färben werde. Nun, (Esperanza!) Percy!* und rükt aus; laßt alle
+die muntern Instrumente des Kriegs ertönen, und bey dieser Musik
+laßt uns einander umarmen; denn ich wollte den Himmel an die Erde
+sezen, daß einige von uns die Zeit nicht sehen werden, einander
+wieder so zu bewillkommen.
+
+(Sie umarmen sich und gehen ab. Die Trompeten lassen sich hören.)
+
+{ed. * Diß war, nach Halls Chronik Bl. 22, das Wort zum Angriff in
+Percy's Armee. Pope.}
+
+
+
+Sechste Scene.
+(Der König mit seiner Armee; man bläßt zum Angriff.)
+(Hernach treten Dowglas und Sir Walter Blunt auf.)
+
+
+Blunt.
+Wer bist du, daß du mir überall so in den Weg kommst? Was für Ehre
+suchst du an mir einzulegen?
+
+Dowglas.
+Wisse denn, mein Name ist Dowglas, und ich verfolge dich deßwegen
+so, weil man mir sagt, du seyst ein König.
+
+Blunt.
+Man sagt dir die Wahrheit.
+
+Dowglas.
+Der Lord von Stafford hat bereits davor bezahlt, daß er dir gleich
+sieht; denn weil ich ihn für dich ansah, König Harry, so hat ihm
+dieses Schwerdt ein Ende gemacht. Und so soll es auch dir thun, es
+wäre dann, daß du dich mir gefangen geben willst.
+
+Blunt.
+Ich bin nicht gebohren mich zu ergeben, du übermüthiger Schotte,
+und du sollt einen König finden, der Staffords Tod rächen wird.
+
+(Sie fechten, Blunt fällt.)
+
+(Indem tritt Hot-Spur auf.)
+
+Hot-Spur.
+O Dowglas, hättest du zu Holmedon so gefochten, nie hätt ich über
+einen Schotten gesiegt.
+
+Dowglas.
+Alles ist gethan, alles gewonnen, todt ligt der König hier!
+
+Hot-Spur.
+Wo?
+
+Dowglas.
+Hier.
+
+Hot-Spur.
+Dieser, Dowglas? Nein: Ich kenne sein Gesicht zu wohl; ein braver
+Ritter war es, sein Name war Blunt; er trägt nur eine Rüstung wie
+der König.
+
+Dowglas.
+Ah! du Unsinniger! zu theuer hast du einen geborgten Titel
+erkauft. Warum sagtest du mir, du seyst ein König?
+
+Hot-Spur.
+Der König hat viele, die in seinen Kleidern gehen.
+
+Dowglas.
+So will ich, bey meinem Schwerdt, alle seine Kleider umbringen,
+seine ganze Garderobe, Stük für Stük bis ich ihn selbst antreffe.
+
+Hot-Spur.
+Auf und hinweg; unsre Leute halten sich so gut, daß wir uns den
+Sieg versprechen können.
+
+(Sie gehen ab.)
+
+
+
+Siebende und achte Scene.
+(Falstaff und der Prinz Heinrich.) (Falstaff redt im Ton einer
+Memme eine kleine Weile mit sich selbst; der Prinz der dazu kommt
+verlangt seinen Degen von ihm; Falstaff will ihn nicht hergeben, so
+lange Percy noch lebe, und bietet dem Prinzen sein Pistol an; indem
+es der Prinz aus dem Hulfter herausziehen will, zieht er eine
+Flasche mit Sect heraus; ein lautes Gelächter aus dem Paradies
+bewillkommt diesen guten Einfall, und die Absicht dieser Scene ist
+erreicht.)
+
+
+
+Neunte Scene.
+(Trompeten und Feldgeschrey; Excursionen; der König, der Prinz,
+Lord John von Lancaster, und der Graf von Westmorland treten auf.)
+
+
+König Heinrich.
+Ich bitte dich, Harry, zieh' dich zurük, du blutest zu stark; Lord
+John von Lancaster, geht ihr mit ihm.
+
+Lancaster.
+Nicht eher, Gnädigster Herr, bis ich auch blute.
+
+Prinz Heinrich.
+Ich bitte Eu. Majestät, auszuharren, unsre Entfernung möchte unsre
+Freunde in Verwirrung sezen.
+
+König Heinrich.
+Ich will; Milord von Westmorland, führt ihn in sein Zelt.
+
+Westmorland.
+Kommt, Milord, ich will euch in euer Zelt führen.
+
+Prinz Heinrich.
+Mich führen, Milord? Ich bedarf eurer Hülfe nicht. Der Himmel
+verhüte, daß eine Nadelrize den Prinzen von Wales von einem solchen
+Feld wie dieses ist, treiben soll, wo so viel Edle Männer in ihrem
+Blute zertreten ligen, und triumphierende Rebellen den Tod um sich
+her verbreiten.
+
+Lancaster.
+Wir athmen hier zu lange; kommt, Vetter von Westmorland, auf diesem
+Weg ligt unsre Pflicht; um's Himmels willen, kommt.
+
+Prinz Heinrich.
+Beym Himmel, du hast mich betrogen, Lancaster; ich dachte nicht daß
+du Herr von einem solchen Geiste seyst; sonst liebt' ich dich als
+einen Bruder, John, aber nun lieb' ich dich wie meine eigne Seele.
+
+König Heinrich.
+Ich sah' ihn dem Lord Percy mit einem Muth die Spize bieten, den
+ich von einem so jungen Krieger nicht vermuthen durfte.
+
+Prinz Heinrich.
+O, dieser Junge hat Feuer für uns alle.
+
+(Sie gehen ab.)
+
+(König Heinrich bleibt; Dowglas tritt auf.)
+
+Dowglas.
+Wieder ein König? Sie wachsen wie die Köpfe der Hydra. Ich bin
+Dowglas, allen verderblich die diese Farbe tragen--Wer bist du, der
+hier die Person eines Königs machen will?
+
+König Heinrich.
+Der König selbst, Dowglas, der herzlich bedaurt, daß du schon so
+viele Schatten von ihm angetroffen, eh du ihn selbst gefunden hast.
+Ich habe zween Söhne, die dich und Percy auf dem ganzen
+Schlachtfeld aufsuchen; aber da du mir so glüklich in die Hände
+fällst, will ich's mit dir aufnehmen; vertheidige dich!
+
+Dowglas.
+Ich fürchte, du bist auch nur ein Phantom; und doch trägst du dich
+in der That wie ein König; aber mein bist du, das bin ich gewiß,
+wer du auch bist, und so will ich dich gewinnen.
+
+(Sie fechten; indem der König in Gefahr ist, kommt der Prinz von
+Wales dazu.)
+
+
+
+Prinz Heinrich.
+Hebe deinen Kopf auf, du nichtswürdiger Schotte, oder du sollst
+nimmer ihn nicht wieder empor heben: die Geister von Scherley,
+Stafford und Blunt sind in meinen Armen; der Prinz von Wales ists,
+der dir dräut, und der nie verspricht, was er nicht zu bezahlen
+gedenkt.
+
+(Sie fechten, Dowglas flieht.)
+
+Munter, Gnädigster Herr! Wie befindet sich Euer Majestät? Sir
+Nicolas Gawsey hat um Hülfe geschikt, und das hat auch Clifton
+gethan. Ich will gerade zu Clifton.
+
+König Heinrich.
+Bleib und athme einen Augenblik. Du hast meine verlohrne Achtung
+wieder erkauft, Harry, und durch diese edle Rettung bewiesen, daß
+dir mein Leben nicht gleichgültig ist.
+
+Prinz Heinrich.
+O Himmel! das gröste Unrecht thaten die mir, die jemals gesagt
+haben, daß ich euern Tod wünsche. Wär' es so, so hätt ich nur
+Dowglassens dräuende Hand allein über euch lassen können; sie würde
+euer Ende schneller als alles Gift der Welt befördert, und euerm
+Sohn die verrätherische Mühe erspart haben.
+
+König Heinrich.
+Eile du izt zu Clifton; ich will zu Sir Nicolas Gawsey.
+
+(Der König geht ab.)
+
+
+
+Zehnte Scene.
+(Hot-Spur, der Prinz von Wales.)
+
+
+Hot-Spur.
+Wenn ich recht sehe, so bist du Harry Monmouth.
+
+Prinz Heinrich.
+Du sprichst, als ob ich meinen Namen verläugnen wolle.
+
+Hot-Spur.
+Mein Nam' ist Harry Percy.
+
+Prinz Heinrich.
+Ich sehe also einen sehr tapfern Rebellen, der diesen Namen trägt.
+Ich bin der Prinz von Wales, und denke nicht, Percy, länger neben
+mir um den Preis der Ehre zu buhlen. Zween Sterne können ihren
+Lauf nicht in einer Sphäre halten, und Ein England kan sich in kein
+doppeltes Reich für Harry Percy, und für den Prinzen von Wales
+theilen.
+
+Hot-Spur.
+Auch soll es nicht; die Stunde ist gekommen, die einem von uns
+beyden ein Ende machen muß; und wollte der Himmel, dein Name im
+Krieg wär' izt so groß als meiner.
+
+Prinz Heinrich.
+Er soll größer werden, eh wir von einander scheiden, und ich will
+alle diese aufblühenden Ehren von deinem Kamme pflüken, um einen
+Kranz für meine Stirne daraus zu machen.
+
+Hot-Spur.
+Ich kan dich nicht länger so prahlen hören.
+
+(Sie fechten.)
+
+(Falstaff kommt dazu.)
+
+Falstaff.
+Bravo, Hall, drauf los, Hall! Hey sa, ihr werdet hier kein
+Kinderspiel finden, das kan ich euch sagen. (Dowglas tritt auf,
+und ficht mit Falstaff, der sogleich zu Boden fällt, als ob er todt
+sey; Dowglas geht wieder ab, und der Prinz stößt den Percy nieder.)
+
+Hot-Spur.
+O Harry, du hast mich meines Ruhms beraubt; der Verlust des Lebens
+schmerzt mich weniger, als alle die stolzen Titel, die du mir
+abgewonnen hast; sie verwunden meine Seele tiefer als dein Schwerdt
+mein Fleisch; aber die Seele ist eine Sclavin des Lebens, und das
+Leben ein Spiel des Glüks--O, ich könnte propheceyen, wenn die
+kalte Hand des Todes nicht auf meiner Zunge läge, nun, Percy, bist
+du Staub, eine Speise für--
+
+(Er stirbt.)
+
+Prinz Heinrich.
+Würmer, braver Percy. Fahr du wohl! Unglüklicher Ehrgeiz, wie
+klein schrumpfest du zusammen! Wie dieser Leib noch einen Geist in
+sich hatte, war ein Königreich ein zu kleiner Raum für ihn; izt
+sind zween Schritte verächtliche Erde Raums genug. Diese Erde, die
+den todten Percy trägt, trägt keinen Lebenden, der ihm gleicht.
+Wär'st du noch empfindlich, so würd' es mir nicht erlaubt seyn,
+meiner Achtung für dich diesen Ausbruch zu lassen. Aber nun laß
+mich dein zerfeztes Antliz verhüllen, und nimm diesen lezten Dienst
+der Liebe von meiner Hand. Fahre wohl, und nimm deinen Ruhm mit
+dir gen Himmel; deine Schmach schlafe mit dir in deinem Grab, und
+werde nicht in deiner Grabschrift erwähnt!--
+
+(Er sieht Falstaffen.)
+
+Wie, alte Bekanntschaft? Konnte alle diese Menge Fleisch nicht
+ein wenig Leben verwahren? Armer Jak, fahr wohl! Einen bessern
+Mann möcht' ich besser gespart haben.*
+
+(Geht ab.)
+
+{ed. * Man läßt hier ein halb Duzent kahle Reime weg, die des
+Prinzen unwürdig sind, und die ganze Scene entstellen.}
+
+
+
+Eilfte Scene.
+(Falstaff steht wieder auf, und amüsirt sich selbst mit frostigen
+Wortspielen über die Vorsichtigkeit die er gehabt, sich todt zu
+stellen. Zulezt besorgt er, Percy möchte auch wieder aufwachen,
+und giebt ihm deßwegen noch einen Stoß, indem die folgende Scene
+angeht.)
+
+
+
+Zwölfte Scene.
+(Prinz Heinrich, und John von Lancaster treten auf.)
+
+
+Prinz Heinrich.
+Komm, Bruder John; du hast dich das erstemal vortrefflich wol
+gehalten.
+
+Lancaster.
+Sachte, wen haben wir hier? Sagtet ihr mir nicht, dieser dike Kerl
+sey todt?
+
+Prinz Heinrich.
+Das that ich, ich sah ihn ohne Athem auf dem Boden ligen. Bist du
+bey Leben, oder sehen wir dein Gespenst? Rede, unsre Ohren müssen
+das Zeugniß unsrer Augen bestätigen, wenn wir ihnen glauben sollen;
+du bist nicht, was du scheinst.
+
+Falstaff.
+Nein, das ist gewiß; ich bin nicht gedoppelt; aber wenn ich nicht
+Hans Falstaff bin, so will ich ein Hans Dampf seyn. Hier ligt
+Percy; wenn euer Vater mir eine Ehre dafür anthun will, so mag er's;
+wo nicht, so kan er den nächsten Percy selber umbringen. Ich
+hoffe entweder Graf oder Herzog zu werden, das kan ich euch
+versichern.
+
+Prinz Heinrich.
+Wie? Ich erlegte den Percy, und dich sah ich todt ligen.
+
+Falstaff.
+Thatst du das? Herr, Herr! Wie die Welt dem Lügen ergeben ist!
+Ich versichre euch, ich lag ohne Athem auf dem Boden, und er auch;
+aber wir stunden beyde zugleich wieder auf, und fochten eine ganze
+lange Stunde, nach der Gloke von Schrewsbury; wenn man mir's
+glauben will, gut; wo nicht, so mögen diejenige, so die Tapferkeit
+belohnen sollten, die Sünde auf sich nehmen; ich will mein Leben
+dran sezen, daß ich ihm die Wunde in das dike Bein gegeben habe:
+Wenn der Mann noch lebte, und es läugnen wollte, ich wollte ihm ein
+Stük von meinem Degen zu fressen geben.
+
+Lancaster.
+Das ist die seltsamste Begebenheit, die ich jemals gehört habe.
+
+Prinz Heinrich.
+Das ist der seltsamste Bursche, Bruder John--Komm du, nimm dein
+Bagage hübsch auf den Rüken, und wenn eine Lüge dir was Gutes thun
+kan, so will ich sie, dir zu gefallen, mit den günstigsten
+Ausdrüken übergülden, die ich finden kan.--
+
+(Man hört zum Rükzug blasen.)
+
+Das Feld ist unser! Komm, Bruder, wir wollen mitten auf das
+Schlachtfeld, und sehen, welche von unsern Freunden noch leben, und
+welche gefallen sind.
+
+(Sie gehen ab.)
+
+Falstaff.
+Ich will auch hinter drein. Das will ich doch sehen, wie sie mich
+belohnen werden. Der Himmel lohn' es dem, der mich belohnt! Wenn
+ich groß werde, so werd' ich um die Hälfte meines Bauchs kleiner
+werden; denn ich will dann purgieren, und den Sect lassen, und ein
+ordentliches Leben führen, wie ein Edelmann thun soll.
+
+(Er geht ab.)
+
+
+
+Dreyzehnte Scene.
+(Trompeten: König Heinrich, der Prinz von Wales, Lord John von
+Lancaster, Graf von Westmorland, mit Worcester und Vernon als
+Gefangnen, treten auf.)
+
+
+König Heinrich.
+So fand die Empörung noch allemal ihre Züchtigung. Uebelgesinnter
+Worcester, sandten wir nicht euch allen Gnade, Verzeihung, und
+freundschaftliche Erbietungen zu? Und du erfrechtest dich unsre
+Erklärung in das Gegentheil zu verkehren, und durch diesen Betrug
+deines Vetters Zutrauen zu seinem Verderben zu mißbrauchen! Drey
+tapfre Ritter, die an diesem Tag auf unsrer Seite gefallen sind,
+ein edler Graf, und viele andre wakern Leute würden noch leben,
+wenn du redlich, wie ein Christ, für das Beste unsrer Armeen
+gedacht hättest.
+
+Worcester.
+Was ich gethan habe, dazu zwang mich meine Erhaltung; und ich
+unterziehe mich geduldig meinem Schiksal, da es nicht in meiner
+Macht stund, ihm auszuweichen.
+
+König Heinrich.
+Führet Worcestern und Vernon zum Tode; den übrigen Mitschuldigen
+geben wir noch Frist. Wie steht es im Felde?
+
+Prinz Heinrich.
+Der tapfre Schotte, Lord Douglas, wie er sah, daß keine Hoffnung
+übrig war, diesen Tag zu gewinnen; daß Percy erschlagen war, und
+die Furcht alle seine Leute ergriffen hat, entfloh mit den übrigen;
+und ein Fall, den er that, richtete ihn so übel zu, daß er in die
+Hände der Nachsezenden fiel. Er ist in meinem Zelt, und ich bitte
+Euer Majestät um die Gnade, daß ich über ihn disponieren dürfe.
+
+König Heinrich.
+Herzlich gern.
+
+Prinz Heinrich.
+So übertrag' ich dann euch, Bruder Lancaster, die Vollziehung
+dieses rühmlichen Werks der Großmuth. Geht zu Douglas, und sezt
+ihn, ohne Lösegeld und Bedingung, in völlige Freyheit. Die
+Tapferkeit, die er an dem heutigen Tag auf unsre Köpfe erprobet hat,
+hat uns gelehrt, so schöne Thaten selbst an unsern Feinden
+hochzuschäzen.
+
+Lancaster.
+Ich danke Euer Gnaden für einen Auftrag, den ich sogleich mit
+Vergnügen befolgen werde.
+
+König Heinrich.
+Nun bleibt nichts übrig, als unsre Macht zu theilen. Ihr, Sohn
+Johann, und mein Vetter Westmorland, sollt euch in möglichstes Eile
+nach York wenden, um Northumberlanden und den Prälaten Scroop
+anzugreiffen, die sich wie wir hören, mit grossem Eifer zum Krieg
+rüsten. Ich selbst und mein Sohn Harry, werden nach Wales ziehen,
+mit Glendower und dem Grafen von March zu fechten. [Noch ein Tag
+wie dieser, wird der Empörung den Muth benehmen; laßt uns, nach
+einem so schönen Anfang, nicht ablassen, bis wir alles Unsrige
+wieder gewonnen haben.]*
+
+{ed. * Reime im Original.}
+
+
+Ende dieses Projekt Gutenberg Etextes Der Erste Theil von König
+Heinrich dem vierten, von William Shakespeare.
+
+Mit dem Leben und Tod von Heinrich Percy, genannt Hot-Spur.
+
+Übersetzt von Christoph Martin Wieland.
+
+
+
+
+
+End of the Project Gutenberg EBook of Der Erste Theil von Koenig Heinrich
+dem vierten, by William Shakespeare
+
+*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK KOENIG HEINRICH DEM VIERTEN, ERSTE ***
+
+This file should be named 7933-8.txt or 7933-8.zip
+
+Delphine Lettau and Mike Pullen
+
+Project Gutenberg eBooks are often created from several printed
+editions, all of which are confirmed as Public Domain in the US
+unless a copyright notice is included. Thus, we usually do not
+keep eBooks in compliance with any particular paper edition.
+
+We are now trying to release all our eBooks one year in advance
+of the official release dates, leaving time for better editing.
+Please be encouraged to tell us about any error or corrections,
+even years after the official publication date.
+
+Please note neither this listing nor its contents are final til
+midnight of the last day of the month of any such announcement.
+The official release date of all Project Gutenberg eBooks is at
+Midnight, Central Time, of the last day of the stated month. A
+preliminary version may often be posted for suggestion, comment
+and editing by those who wish to do so.
+
+Most people start at our Web sites at:
+https://gutenberg.org or
+http://promo.net/pg
+
+These Web sites include award-winning information about Project
+Gutenberg, including how to donate, how to help produce our new
+eBooks, and how to subscribe to our email newsletter (free!).
+
+
+Those of you who want to download any eBook before announcement
+can get to them as follows, and just download by date. This is
+also a good way to get them instantly upon announcement, as the
+indexes our cataloguers produce obviously take a while after an
+announcement goes out in the Project Gutenberg Newsletter.
+
+http://www.ibiblio.org/gutenberg/etext03 or
+ftp://ftp.ibiblio.org/pub/docs/books/gutenberg/etext03
+
+Or /etext02, 01, 00, 99, 98, 97, 96, 95, 94, 93, 92, 92, 91 or 90
+
+Just search by the first five letters of the filename you want,
+as it appears in our Newsletters.
+
+
+Information about Project Gutenberg (one page)
+
+We produce about two million dollars for each hour we work. The
+time it takes us, a rather conservative estimate, is fifty hours
+to get any eBook selected, entered, proofread, edited, copyright
+searched and analyzed, the copyright letters written, etc. Our
+projected audience is one hundred million readers. If the value
+per text is nominally estimated at one dollar then we produce $2
+million dollars per hour in 2002 as we release over 100 new text
+files per month: 1240 more eBooks in 2001 for a total of 4000+
+We are already on our way to trying for 2000 more eBooks in 2002
+If they reach just 1-2% of the world's population then the total
+will reach over half a trillion eBooks given away by year's end.
+
+The Goal of Project Gutenberg is to Give Away 1 Trillion eBooks!
+This is ten thousand titles each to one hundred million readers,
+which is only about 4% of the present number of computer users.
+
+Here is the briefest record of our progress (* means estimated):
+
+eBooks Year Month
+
+ 1 1971 July
+ 10 1991 January
+ 100 1994 January
+ 1000 1997 August
+ 1500 1998 October
+ 2000 1999 December
+ 2500 2000 December
+ 3000 2001 November
+ 4000 2001 October/November
+ 6000 2002 December*
+ 9000 2003 November*
+10000 2004 January*
+
+
+The Project Gutenberg Literary Archive Foundation has been created
+to secure a future for Project Gutenberg into the next millennium.
+
+We need your donations more than ever!
+
+As of February, 2002, contributions are being solicited from people
+and organizations in: Alabama, Alaska, Arkansas, Connecticut,
+Delaware, District of Columbia, Florida, Georgia, Hawaii, Illinois,
+Indiana, Iowa, Kansas, Kentucky, Louisiana, Maine, Massachusetts,
+Michigan, Mississippi, Missouri, Montana, Nebraska, Nevada, New
+Hampshire, New Jersey, New Mexico, New York, North Carolina, Ohio,
+Oklahoma, Oregon, Pennsylvania, Rhode Island, South Carolina, South
+Dakota, Tennessee, Texas, Utah, Vermont, Virginia, Washington, West
+Virginia, Wisconsin, and Wyoming.
+
+We have filed in all 50 states now, but these are the only ones
+that have responded.
+
+As the requirements for other states are met, additions to this list
+will be made and fund raising will begin in the additional states.
+Please feel free to ask to check the status of your state.
+
+In answer to various questions we have received on this:
+
+We are constantly working on finishing the paperwork to legally
+request donations in all 50 states. If your state is not listed and
+you would like to know if we have added it since the list you have,
+just ask.
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+While we cannot solicit donations from people in states where we are
+not yet registered, we know of no prohibition against accepting
+donations from donors in these states who approach us with an offer to
+donate.
+
+International donations are accepted, but we don't know ANYTHING about
+how to make them tax-deductible, or even if they CAN be made
+deductible, and don't have the staff to handle it even if there are
+ways.
+
+Donations by check or money order may be sent to:
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+Project Gutenberg Literary Archive Foundation
+PMB 113
+1739 University Ave.
+Oxford, MS 38655-4109
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+requirements for other states are met, additions to this list will be
+made and fund-raising will begin in the additional states.
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+We need your donations more than ever!
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+You can get up to date donation information online at:
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+https://www.gutenberg.org/donation.html
+
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+***
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+This eBook, including all associated images, markup, improvements,
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+the "Copyright How-To" at https://www.gutenberg.org.
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+Project Gutenberg (https://www.gutenberg.org) public repository for
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