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+The Project Gutenberg EBook of Der Sturm, by William Shakespeare
+#41 in our series by William Shakespeare
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+this or any other Project Gutenberg eBook.
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+**Welcome To The World of Free Plain Vanilla Electronic Texts**
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+**eBooks Readable By Both Humans and By Computers, Since 1971**
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+*****These eBooks Were Prepared By Thousands of Volunteers!*****
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+Title: Der Sturm
+ The Tempest
+
+Author: William Shakespeare
+
+Release Date: January, 2005 [EBook #7236]
+[Yes, we are more than one year ahead of schedule]
+[This file was first posted on March 30, 2003]
+
+Edition: 10
+
+Language: German
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+Character set encoding: ISO-Latin-1
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+*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK DER STURM ***
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+This book content was graciously contributed by the Gutenberg Projekt-DE.
+That project is reachable at the web site http://gutenberg2000.de.
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+Dieses Buch wurde uns freundlicherweise vom "Gutenberg Projekt-DE"
+zur Verfügung gestellt. Das Projekt ist unter der Internet-Adresse
+http://gutenberg2000.de erreichbar.
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+
+
+
+Der Sturm;
+oder:
+Die bezauberte Insel.
+
+William Shakespeare
+
+Übersetzt von Christoph Martin Wieland
+
+
+Personen.
+
+Alonso, König von Neapel.
+Sebastian, dessen Bruder.
+Prospero, rechtmässiger Herzog von Meiland.
+Antonio, dessen Bruder, und unrechtmässiger Innhaber von Meiland.
+Ferdinand, Sohn des Königs von Neapel.
+Gonsalo, ein ehrlicher alter Rath des Königs.
+Adrian und Francisco, zween Herren vom Adel.
+Caliban, ein wilder und mißgeschaffner Sclave.
+Trinculo, ein Hofnarr.
+Stephano, ein berauschter Kellermeister.
+Schiffspatron, Hochbootsmann und Matrosen.
+Miranda, Prosperos Tochter.
+Ariel, ein Sylphe.
+Iris, Ceres, Juno, Nymphen und Schnitter, Geister, die zu einer
+allegorischen Vorstellung gebraucht werden.
+
+
+
+
+Erster Aufzug.
+
+
+
+Erste Scene.
+(In einem Schiff auf dem Meer.)
+(Man hört ein Getöse von einem heftigen Sturm, mit Donner und
+ Blizen.)
+(Der Schiffspatron und der Hochbootsmann treten auf.)
+
+
+Schiffspatron.
+Hochbootsmann--
+
+Bootsmann.
+Hier, Patron: Wie steht's?
+
+Patron.
+Gut; redet mit den Matrosen; arbeitet mit den äussersten Kräften,
+oder wir gehen zu Grunde; greift an, greift an!
+
+(Geht ab.)
+
+(Etliche Matrosen kommen herein.)
+
+Bootsmann.
+Hey, meine Kinder; munter, meine Kinder! hurtig! hurtig! Zieht
+das Bramsegel ein! gebt auf des Patrons Pfeifchen acht--Ey so
+blase, bis du bersten möchtest--
+
+(Alonso, Sebastiano, Antonio, Ferdinand, Gonsalo, und andre zu den
+Vorigen.)
+
+Alonso.
+Guter Hochbootsmann, habt Sorge; wo ist der Schiffspatron? Haltet
+euch wie Männer!
+
+Bootsmann.
+Ich bitte euch, bleibt unten.
+
+Antonio.
+Wo ist der Patron, Hochbootsmann?
+
+Bootsmann.
+Hört ihr ihn denn nicht--ihr geht uns im Weg um; geht in eure
+Cajüte; ihr helft nur dem Sturm.
+
+Gonsalo.
+Nun, mein guter Mann, seyd geduldig.
+
+Bootsmann.
+Wenn's das Meer ist. Weg--was fragen diese Aufrührer nach dem
+Nahmen eines Königs? In die Cajüte--Still! hindert uns nicht!
+
+Gonsalo.
+Ehrlicher Mann, besinne dich, wen du am Bord hast--
+
+
+Bootsmann.
+Niemand, den ich lieber habe als mich selbst. Ihr seyd ein Rath;
+wenn ihr diesen Elementen ein Stillschweigen auferlegen oder auf
+der Stelle den Frieden mit ihnen machen könnt, so wollen wir kein
+Thau mehr anrühren; braucht eure Autorität. Wenn ihr aber nichts
+könnt, so dankt dem Himmel, daß ihr so lange gelebt habt, und macht
+euch in eurer Cajüte auf das Unglük gefaßt, das alle Augenblike
+begegnen kan--Frisch zu, meine Kinder--fort aus dem Wege, sag ich.
+
+(Er geht ab.)
+
+Gonsalo.
+Dieser Kerl macht mir Muth; mich däucht, er sieht keinem gleich,
+der ersauffen wird, er hat eine vollkommne Galgen-Physionomie!
+halte fest an deiner Absicht, liebes Schiksal; mache den Strang,
+der ihm bestimmt ist, zu unserm Ankerseil, denn das unsrige hilft
+uns nicht viel: wenn er nicht zum Galgen gebohren ist, so steht es
+jämmerlich um uns.
+
+(Sie gehen alle ab.)
+
+(Der Hochbootsmann kommt zurük.)
+
+Hochbootsmann.
+Herab mit dem Bramsteng; greift an, besser herunter, noch besser!--
+macht, daß nur das Schönfahrsegel treibt--
+
+(man hört ein heulendes Geschrey hinter der Scene)
+
+daß die schwehre Noth diß verfluchte Geheul--
+(Antonio, Sebastiano und Gonsalo kommen zurük.)--Sie überschreyen
+das Wetter und uns--Seyd ihr wieder da? Was thut ihr hier? Sollen
+wir aufgeben und ersauffen? habt ihr Lust dazu?
+
+Sebastiano.
+Daß die Pest deine Gurgel--du bellender, lästerlicher
+unbarmherziger Hund!
+
+Bootsmann.
+So helft denn arbeiten.
+
+Antonio.
+Geh an den Galgen, du Hund, an den Galgen; du Hurensohn von einem
+unverschämten Polterer; wir fürchten uns weniger vor dem Ertrinken
+als du.
+
+Gonsalo.
+Ich steh ihm fürs Ersauffen, und wenn gleich das Schiff nicht
+stärker wäre als eine Nußschaale, und so löchricht als eine--
+(Etliche Matrosen von Wasser triefend treten auf.)
+
+Matrosen.
+Alles ist verlohren! Betet, betet; alles ist verlohren!
+
+(Sie gehen ab.)
+
+Bootsmann.
+Wie, müssen wir uns in Wasser zu tode sauffen?
+
+Gonsalo.
+Der König und der Prinz beten; wir wollen gehen und ihnen helfen;
+denn es geht uns wie ihnen.
+
+Sebastian.
+Die Geduld ist mir ausgegangen.
+
+Antonio.
+Diese Trunkenbolde sind ganz allein Schuld, daß wir umkommen--
+Dieser weitgespaltene Schurke--Ich wollt' er läge so tief im Meer,
+daß ihn zehn Fluthen nicht heraus spülen könnten.
+
+Gonsalo.
+Er wird doch noch gehangen werden, und wenn jeder Tropfe Wasser
+dagegen schwören, und das Maul aufsperren würde, ihn zu
+verschlingen.
+
+(Man hört ein vermischtes Getös hinter der Scene.)
+
+Wir scheitern, wir scheitern, wir sinken unter! Lebet wohl, mein
+Weib und meine Kinder! Wir scheitern! wir scheitern!
+
+Antonio.
+Wir wollen alle mit dem König versinken.
+
+(Geht ab.)
+
+Sebastian.
+Wir wollen Abschied von ihm nehmen.
+
+(Geht ab.)
+
+Gonsalo.
+Izt wollt' ich von Herzen gerne tausend Meilen See für eine
+Jauchart dürren Boden geben, Heidekraut, Genister, was man wollte--
+der Wille des Himmels geschehe! Doch wollt' ich lieber eines
+troknen Todes sterben!
+
+(Geht ab.)
+
+
+
+Zweyte Scene.
+(Verwandelt sich in einen Theil der bezauberten Insel, unweit der
+ Celle des Prospero.)
+(Prospero und Miranda treten auf.)
+
+
+Miranda.
+Wenn ihr, mein theurester Vater, diese wilden Wasser durch eure
+Kunst in einen so entsezlichen Aufruhr gesezt habet, o so leget sie
+wieder! Der Himmel, so scheint es, würde stinkendes Pech
+herunterschütten, wenn nicht die See, die bis an seine Wangen
+steigt, das Feuer wieder löschte. O! wie hab' ich mit diesen
+Unglüklichen gelidten, die ich leiden sah! Ein schönes Schiff
+(ohne Zweifel hatte es einige edle Geschöpfe in sich) ganz in Stüke
+zerschmettert--O das Geschrey schlug recht gegen mein Herz an. Die
+armen Seelen, sie kamen um! Hätte ich die Macht irgend eines
+Gottes gehabt, ich wollte eher das Meer in die Erde hineingesenkt
+haben, eh es dieses gute Schiff so verschlungen haben sollte, und
+die darauf befindlichen Seelen mit ihm.
+
+Prospero.
+Fasse dich, meine Tochter; nicht so bestürzt; sage deinem
+mitleidigen Herzen, es sey kein Schaden geschehen.
+
+Miranda.
+O! unglüklicher Tag!
+
+Prospero.
+Kein Unglük. Was ich gethan habe, hab' ich aus Fürsorge für dich
+gethan, für dich, meine Theure, meine Tochter, die du nicht weißst,
+wer du bist, oder von wannen ich hieher kam, noch daß ich etwas
+bessers bin als Prospero, Herr über eine armselige Celle, und dein
+nicht grösserer Vater.
+
+Miranda.
+Mir fiel niemals ein, mehr wissen zu wollen.
+
+Prospero.
+Es ist Zeit, daß ich dir mehr entdeke. Lehne mir deine Hand, und
+ziehe mir dieses magische Gewand ab; so!
+
+(er legt seinen Mantel hin)
+
+lige hier, meine Kunst--Wische du deine Augen, beruhige dich.
+Dieses fürchterliche Schauspiel des Schiffbruchs, welches ein so
+zärtliches Mitleiden in deinem Herzen erregt hat, hab ich durch die
+Mittel, die meine Kunst mir an die Hand giebt, so sicher angeordnet,
+daß keine Seele zu Grunde gegangen ist, nein, nicht ein Haar von
+irgend einem dieser Geschöpfe, deren Geschrey du hörtest, die du
+sinken sahst: Seze dich nieder, denn du must nun noch mehr wissen.
+
+Miranda.
+Ihr habt oft angefangen mir sagen zu wollen, was ich sey, aber
+wieder inngehalten, und mich einem eiteln Nachsinnen überlassen,
+indem ihr allemal damit schlosset, halt! noch nicht--
+
+Prospero.
+Die Stund' ist nun gekommen, und es ist keine Minute mehr zu
+verliehren. Höre dann und sey aufmerksam. Erinnerst du dich einer
+Zeit, eh wir in diese Celle kamen? Ich denke nicht, daß du es
+kanst; denn du warst damals noch nicht volle drey Jahre alt.
+
+Miranda.
+Ja, mein Herr, ich kan.
+
+Prospero.
+Wobey dann? Bey irgend einem Haus oder einer Person? Sage mir,
+was es auch seyn mag, dessen Bild in deinem Gedächtniß geblieben
+ist.
+
+Miranda.
+Es ist in einer tiefen Entfernung, und eher einem Traum als einer
+Gewißheit gleich, was mir die Erinnerung vorstellt. Hatte ich
+nicht einst vier oder fünf Weiber, die mir aufwarteten?
+
+Prospero.
+Du hattest, und mehr, Miranda. Aber wie kommt es, daß diß noch in
+deinem Gemüthe lebt? Was siehst du noch mehr in dem tiefen Abgrund
+der verflossenen Zeit? Wenn du dich noch an etwas erinnerst, eh du
+hieher kamst, so wirst du dich auch erinnern, wie du hieher kamst.
+
+Miranda.
+Nein, das thue ich nicht.
+
+Prospero.
+Es sind nun zwölf Jahre seit dieses geschah, Miranda; zwölf Jahre,
+seit der Zeit, da dein Vater Herzog von Meiland und ein mächtiger
+Fürst war.
+
+Miranda.
+Mein Herr, seyd ihr dann nicht mein Vater?
+
+Prospero.
+Deine Mutter war ein Muster der Tugend, und sie sagte, du seyest
+meine Tochter; und dein Vater war Herzog von Meiland, und du seine
+einzige Erbin.
+
+Miranda.
+O Himmel! Was für ein schlimmer Streich trieb uns von dannen?
+Oder war es unser Glük, daß es geschah?
+
+Prospero.
+Beydes, beydes, mein Mädchen! Durch einen schlimmen Streich, wie
+du sagst, wurden wir von dort vertrieben, und glüklicher Weise
+hieher gerettet.
+
+Miranda.
+O! mein Herz blutet, wenn ich an die Sorgen denke, die ich euch in
+einer Zeit gemacht haben werde, an die ich mich nicht mehr besinnen
+kan. Ich bitte euch, fahret fort.
+
+Prospero.
+Mein Bruder, und dein Oheim, Antonio genannt, (ich bitte dich,
+merke auf)--daß ein Bruder fähig seyn konnte, so treulos zu seyn!--
+Er, den ich, nächst dir selbst, über alle Welt liebte, und dem ich
+die Verwaltung meines Staats anvertraute, der damals unter allen in
+Italien der erste, so wie es Prospero an Ansehen war, und an Ruhm
+in den Wissenschaften, die meine einzige Beschäftigung waren. Ich
+überließ also die Staatsverwaltung meinem Bruder, und wurd' ein
+Fremdling in meinem eignen Lande, so sehr riß mich die Liebe und
+der Reiz geheimnißreicher Studien dahin. Dein treuloser Oheim--
+Aber du giebst nicht Acht!
+
+Miranda.
+Höchst aufmerksam, mein Herr.
+
+Prospero.
+Dein Oheim, sag ich, der in der Kunst ausgelernt war, wie er ein
+Gesuch bewilligen oder wie er es abschlagen, wen er befördern oder
+wen er wegen eines allzuüppigen Wuchses abschneiden sollte; schuf
+alle diejenigen um, die meine Creaturen waren; ich sage, er
+versezte sie entweder, oder er gab ihnen sonst eine andre Form; und
+da er den Schlüssel zu dem Amt und zu dem Beamteten hatte, stimmte
+er alle Herzen in dem Staat, nach dem Ton, der seinem Ohr der
+angenehmste war. Solchergestalt war er nun der Epheu, der meinen
+fürstlichen Stamm umwand, und sein Mark an sich sog--du giebst
+nicht Acht.
+
+Miranda.
+Ich thu es, mein werther Herr.
+
+Prospero.
+Ich bitte dich, merke wohl auf. Da ich nun alle weltlichen Dinge
+so bey Seite sezte, und mich ganz der Einsamkeit und der
+Verbesserung meines Gemüths widmete, die in meinen Augen alles
+überwog was der grosse Hauffe hochschäzt, so erwachte meines
+Bruders schlimme Gemüthsart, und mein Zutrauen brütete eine Untreue
+in ihm aus, die so groß war als mein Zutrauen, welches in der That
+keine Grenzen hatte. Da er sich in dem Besiz meiner Einkünfte und
+meiner Gewalt sah, so machte ers wie einer, der durch häufiges
+Erzählen der nemlichen Unwahrheit einen solchen Sünder aus seinem
+Gedächtniß macht, daß er selbst nicht mehr weiß, daß es eine
+Unwahrheit ist; er hatte so lange die Rolle des Herzogs mit allen
+ihren Vorrechten gespielt, daß er sich zulezt einbildete, er sey
+der Herzog selbst--Hörst du mir zu?
+
+Miranda.
+Eure Erzählung, mein Herr, könnte die Taubheit heilen.
+
+Prospero.
+Damit nun aller Unterschied zwischen der Person die er spielte, und
+demjenigen, für welchen er sie spielte, aufhören möchte, wollte er
+schlechterdings selbst Herzog in Meiland seyn. Mir, armen Manne,
+dachte er, wäre mein Büchersaal Herzogthums genug; zu allen
+Geschäften eines Fürsten hielt er mich für ganz untüchtig. Er
+machte also ein Bündniß mit dem König von Neapolis, und verstuhnd
+sich, (so sehr dürstete ihn nach der Herrschaft), ihm einen
+jährlichen Tribut zu bezahlen, und ihn als seinen Lehnsherrn zu
+erkennen, seinen Fürstenhut der Crone dieses Königs zu unterwerffen,
+und das bisher unabhängige Herzogthum (armes Meiland!) unter ein
+schimpfliches Joch zu beugen.
+
+Miranda.
+O Himmel!
+
+Prospero.
+Höre nun die Bedingung die er ihm dagegen machte, und den Ausgang;
+dann sage mir, ob das ein Bruder war?
+
+Miranda.
+Es wäre Sünde, von meiner Großmutter etwas unedels zu denken; gute
+Eltern können schlimme Kinder haben.
+
+Prospero.
+Nun die Bedingung: Dieser König von Neapel, der mein alter Feind
+war, willigte mit Freuden in meines Bruders Begehren, welches dahin
+gieng, daß er, gegen die ihm zugestandne Abhänglichkeit, und ich
+weiß nicht wie viel jährlichen Tribut, ungesäumt mich und die
+meinigen aus dem Herzogthum vertreiben, und das schöne Meiland mit
+allen seinen Regalien meinem Bruder zu Lehen geben sollte. Nachdem
+sie nun zu Ausführung dieses Vorhabens eine verrätherische
+Kriegsschaar zusammen gebracht, öffnete Antonio in einer fatalen
+Mitternacht die Thore von Meiland, und in der Todesstille der
+Finsterniß schleppten die Diener seiner bösen That mich und dein
+schreyendes Selbst hinweg.
+
+Miranda.
+O weh! Ich will izt über diese Gewaltthat schreyen, da ich mich
+nicht mehr erinnere, wie ich damals geschrien habe; eine geheime
+Nachempfindung preßt diese Thränen aus meinen Augen.
+
+Prospero.
+Hör' ein wenig weiter, und dann will ich dich zu der gegenwärtigen
+Angelegenheit bringen, die wir vor uns haben, und ohne welche diese
+Erzählung sehr unbesonnen wäre.
+
+Miranda.
+Warum nahmen sie uns denn das Leben nicht?
+
+Prospero.
+Die Frage ist vernünftig, Mädchen; meine Erzählung veranlaset sie.
+Sie durften es nicht wagen, meine Theureste, so groß war die Liebe
+die das Volk für mich hatte, sie durften es nicht wagen, ihre
+Übelthat durch ein blutiges Merkmal der Entdekung auszusezen,
+sondern strichen ihre boshaftigen Absichten mit schönern Farben an.
+Kurz, sie schleppten uns auf eine Barke, und führten uns etliche
+Meilen in die See, wo sie ein ausgeweidetes Gerippe von einem Boot,
+ohne Thauwerk, ohne Seegel, und ohne Mast zubereiteten, ein so
+armseliges Ding, das sogar die Razen, vom Instinct gewarnet, es
+verlassen hatten; und auf diesem elenden Nachen stiessen sie uns in
+die See, um den Wellen entgegen zu jammern, die uns heulend
+antworteten; und den Winden zuzuseufzen, deren wieder
+zurükseufzendes Mitleiden unsre Angst vermehrte, indem es sie
+lindern zu wollen schien.
+
+Miranda.
+Himmel! wie viel Unruhe muß ich euch damals gemacht haben!
+
+Prospero.
+O! Ein Cherubim warst du, der mich beschüzte. Da ich von der Last
+meines Elends niedergedrükt, einen Strom von trostlosen Thränen in
+die See hinunter weinte, da lächeltest du mir mit einer vom Himmel
+eingegoßnen Freudigkeit entgegen, und erwektest dadurch den Muth in
+mir, alles zu ertragen, was über mich kommen würde.
+
+Miranda.
+Wie kamen wir denn ans Land?
+
+Prospero.
+Durch Göttliche Vorsicht! Wir hatten einigen Vorrath von Speise
+und frischem Wasser, womit uns Gonsalo, ein Neapolitanischer
+Edelmann, dem die Ausführung dieses Geschäfts anbefohlen war, aus
+Gutherzigkeit und Mitleiden versehen hatte. Er hatte uns auch mit
+reichen Kleidern, leinen Geräthe und andern Nothwendigkeiten
+beschenkt, die uns seither gute Dienste gethan haben; und da er
+wußte wie sehr ich meine Bücher liebte, so verschafte mir seine
+Leutseligkeit aus meinem eignen Vorrath einige, die ich höher
+schäze als mein Herzogthum.
+
+Miranda.
+Wie wünscht' ich diesen Mann einmal zu sehen!
+
+Prospero.
+Nun komm ich zur Hauptsache. Bleibe sizen, und höre das Ende
+meiner Erzählung. Wir kamen in dieses Eiland, und hier hab' ich,
+durch meine Unterweisungen, dich weiter gebracht als andre Fürsten
+können, die nur für ihre Lustbarkeiten Musse haben, und die
+Erziehung ihrer Kinder nicht so sorgfältigen Aufsehern überlassen.
+
+Miranda.
+Der Himmel danke es euch! Aber nun bitte ich euch mein Herr, (denn
+ich höre dieses Ungewitter noch immer in meiner Einbildung) was war
+die Ursache, warum ihr diesen Sturm erreget habt?
+
+Prospero.
+So wisse denn, daß durch einen höchst seltsamen Zufall, das mir
+wieder günstige Glük meine Feinde an dieses Ufer gebracht hat:
+Meine Vorhersehungs-Kunst sagt mir, daß ein sehr glüklicher Stern
+über meinem Zenith schwebt; allein sie sagt mir auch, daß wenn ich
+die wenigen Stunden seines günstigen Einflusses ungenüzt
+entschlüpfen lasse, mein Glük auf immer verscherzt seyn werde--Hier
+frage nicht weiter; du bist schläfrig; es ist eine heilsame
+Betäubung, gieb ihr nach; ich weiß daß du nicht anders kanst.
+
+(Miranda schläft ein.)
+
+Herbey, mein Diener, herbey; ich bin fertig. Nähere dich, mein
+Ariel--Komm!
+
+
+
+Dritte Scene.
+(Ariel zu Prospero.)
+
+
+Ariel.
+Heil dir, mein grosser Meister! Ehrwürdiger Herr, Heil dir! ich
+komme deine Befehle auszurichten; es sey nun zu fliegen oder zu
+schwimmen, mich in die Flammen zu tauchen, oder auf den krausen
+Wolken zu reiten; Ariel und alle seine Kräfte sind zu deinem
+mächtigen Befehl.
+
+Prospero.
+Hast du, o Geist, den Sturm so ausgerichtet, wie ich dir befahl?
+
+Ariel.
+Bis auf den kleinsten Umstand. Ich kam an Bord des Königlichen
+Schiffes, und sezte, in Flammen eingehüllt, bald das Vordertheil,
+bald den Bauch, das Verdek und jede Cajüte in Schreken. Zuweilen
+theilt' ich mich, und zündet' es an etlichen Orten zugleich an,
+flammte in abgesonderten Klumpen Feuers auf dem Bramsteng, den
+Segelstangen und dem Bögs-Priet-Mast; dann floß ich wieder zusammen.
+Jupiters Blize selbst, die Vorläuffer fürchterlicher Donner-
+Schläge, sind nicht behender zu leuchten und wieder zu verschwinden;
+das schmetternde Gebrüll der schweflichten Flammen schien den
+allmächtigen Neptunus zu belagern, und seine kühne Woogen zittern
+zu machen, ja seinen furchtbaren Dreyzak selbst zu erschüttern.
+
+Prospero.
+Mein wakrer, wakrer Geist! War einer unter diesen Leuten gesezt
+und standhaft genug, bey einem solchen Getöse Meister von sich
+selbst zu bleiben?
+
+Ariel.
+Keine einzige Seele, die nicht, von fieberhaften Schauern
+geschüttelt, in irgend einen Ausbruch von Verzweiflung fiel. Alle,
+bis auf die Schiffleute, verliessen das Schiff, das ganz von mir in
+Flammen stuhnd, und stürzten sich in das schäumende Salzwasser.
+Ferdinand, des Königs Sohn, war der erste, der mit berg an
+stehendem Haar, eher Binsen als Haaren ähnlich, in die See sprang.
+Die Hölle ist leer, schrie er, und alle Teufel sind hier.
+
+Prospero.
+Gut, das ist mein Geist! Aber war es nahe genug am Ufer?
+
+Ariel.
+Ganz nah, mein Gebieter.
+
+Prospero.
+Sind sie alle errettet, Ariel?
+
+Ariel.
+Es ist nicht ein Haar umgekommen, und auf ihren Kleidern ist nicht
+ein Fleken, sondern sie glänzen frischer als zuvor. Wie du mir
+befohlen hast, hab' ich sie truppenweise um die Insel her zerstreut:
+den Sohn des Königs hab ich ganz allein ans Land gebracht, und ihn
+in einem düstern Winkel der Insel verlassen, wo er mit
+verschlungnen Armen traurig dasizt, und die Luft mit seinen
+Seufzern abkühlt.
+
+Prospero.
+Was hast du denn mit dem Schiffsvolk auf dem königlichen Schiffe,
+und mit dem ganzen Rest der Flotte gemacht?
+
+Ariel.
+Des Königs Schiff ist unbeschädigt in Sicherheit gebracht. Ich hab
+es in eine tiefe Bucht der Bermudischen Inseln verborgen, wohin du
+mich einst um Mitternacht schiktest, Thau zu holen. Die
+Schiffleute, alle in den Raum zusammen gedrängt, habe ich in einen
+bezauberten Schlaf versenkt; die übrigen Schiffe der Flotte die ich
+zerstreut hatte, fanden sich wieder zusammen, und sind auf der
+mittelländischen See im Begriff traurig wieder heim nach Neapel zu
+segeln, in der Meynung, daß sie des Königs Schiff scheitern, und
+seine hohe Person umkommen gesehen haben.
+
+Prospero.
+Ariel, du hast meinen Auftrag pünctlich ausgerichtet; aber es ist
+noch mehr Arbeit; wie viel ist es am Tage?
+
+Ariel.
+Höchstens zwey Stunden nach Mittag.
+
+Prospero.
+Die Zeit zwischen izt und Sechse muß von uns beyden als höchst
+kostbar angewendet werden.
+
+Ariel.
+Ist noch mehr zu thun? Da du mir so viel Mühe auflegest, so
+verstatte daß ich dich an etwas erinnre, so du mir versprochen und
+noch immer nicht gehalten hast.
+
+Prospero.
+Wie? du bist übel aufgeräumt? Was verlangst du denn?
+
+Ariel.
+Meine Freyheit.
+
+Prospero.
+Eh deine Zeit aus ist? Nichts mehr davon!
+
+Ariel.
+Ich bitte dich, erinnere dich wie getreu ich dir gedient habe; ich
+sagte dir keine Lügen vor, ich machte nie eines für das andre, ich
+diente dir ohne Groll noch Murren; und du versprachest mir ein
+ganzes Jahr nachzulassen.
+
+Prospero.
+Hast du vergessen, von was für einer Marter ich dich befreyet habe?
+
+Ariel.
+Nein.
+
+Prospero.
+Du hast es vergessen, und hältst es für zuviel in dem sumpfichten
+Grund des gesalznen Meeres für mich zu waten, oder auf dem scharfen
+Nordwind zu rennen, oder in den Adern der hartgefrornen Erde meine
+Geschäfte auszurichten.
+
+Ariel.
+Das thu ich nicht, mein gebietender Herr.
+
+Prospero.
+Du lügst, boshaftes Ding. Hast du die scheußliche Zauberin Sycorax
+vergessen, die von Alter und Neid in einen Reif zusammengewachsen
+war? Hast du sie vergessen?
+
+Ariel.
+Nein, Herr.
+
+Prospero.
+Du hast; wo war sie gebohren? Sprich, erzähl es mir.
+
+Ariel.
+In Argier, mein Herr.
+
+Prospero.
+So, war sie? ich muß alle Monat einmal mit dir wiederholen was du
+gewesen bist, um dir das Gedächtniß ein wenig anzufrischen. Diese
+verdammte Hexe Sycorax, war wegen manchfaltiger Übelthaten und
+Zaubereysünden, die zu ungeheuer sind, als daß ein menschliches Ohr
+sie ertragen könnte, wie du weist, von Argier verbannt; um eines
+einzigen willen das sie gethan hatte, wollten sie ihr das Leben
+nicht nehmen. Ists nicht so?
+
+Ariel.
+Ja, mein Herr.
+
+Prospero.
+Diese blauaugichte Unholdin ward schwängern Leibes hiehergebracht,
+und von den Schiffleuten hier zurükgelassen; du, mein Sclave,
+warest nach deiner eignen Aussage, damals ihr Diener. Und weil du
+zu Verrichtung ihrer irdischen und abscheulichen Aufträge ein zu
+zärtlicher Geist warst, und ihre grossen Befehle ausschlugest; so
+schloß sie dich in ihrer unerbittlichen Wuth, mit Hülfe ihrer
+stärkern Diener in eine gespaltne Fichte, in deren Klamme
+eingekerkert du zwölf peinvolle Jahre verharren mußtest, bis sie
+starb und dich in diesem elenden Zustand ließ, worinn du die Gegend
+umher, soweit als man das Getöse von Mühlrädern hören kan, mit
+Ächzen und Winseln erfülltest. Damals war dieses Eiland, (ausser
+einem Sohn, den sie hier geworfen hatte, einen rothgeflekten
+ungestalten Wechselbalg) mit keiner menschlichen Gestalt geziert.
+
+Ariel.
+Ja, Caliban ihr Sohn.
+
+Prospero.
+Dummes Ding, das ists was ich sage; eben dieser Caliban, den ich
+nun in meinen Dinsten habe. Du weist am besten in was für einer
+Quaal ich dich hier fand; dein Winseln machte Wölfe mit dir heulen,
+und durchbohrte die wilde Brust des immerzürnenden Bärs; es war
+eine Marter, wie die Verdammten ausstehen müssen, und Sycorax
+selbst war nicht im Stande sie wieder aufzuheben: meine Kunst war
+es, als ich hieher kam und dich hörte, welche die bezauberte Fichte
+zwang sich zu öffnen, und dich herauszulassen.
+
+Ariel.
+Ich danke dir, mein Gebieter.
+
+Prospero.
+Wenn du noch einmal murrest, so will ich eine Eiche spalten, und
+dich in ihr knottichtes Eingeweide einklammern, bis du zwölf Winter
+weggeheult hast.
+
+Ariel.
+Vergieb mir, mein Gebieter, ich will alle deine Befehle vollziehen,
+und willig und behend in meinen Spükereyen seyn.
+
+Prospero.
+Thue das, so will ich dich in zween Tagen frey lassen.
+
+Ariel.
+Das ist mein großmüthiger Meister! Was soll ich thun? Sage was?
+Was soll ich thun?
+
+Prospero.
+Geh, nimm die Gestalt einer Meernymphe an, aber mache dich jedem
+andern Auge als dem meinigen unsichtbar. Geh, und komm in dieser
+Gestalt wieder hieher; mache hurtig.
+
+(Ariel verschwindt.)
+
+Erwache, mein theures Herz, erwache, du hast wohl geschlafen--
+Erwache!
+
+Miranda.
+Die Seltsamkeit eurer Geschichte hat meinen Kopf ganz schwer
+gemacht.
+
+Prospero.
+Muntre dich auf; komm mit, wir wollen den Caliban meinen Sclaven
+besuchen, der uns niemals eine freundliche Antwort giebt.
+
+Miranda.
+Es ist ein Nichtswürdiger, mein Herr, ich mag ihn nicht gerne
+ansehen.
+
+Prospero.
+Und doch, so wie er ist können wir nicht ohne ihn seyn; er macht
+uns unser Feuer, schaft unser Holz herbey und thut uns Dienste, die
+uns zu statten kommen. He! Sclave! Caliban! du Kloz du, gieb
+Antwort!
+
+Caliban (hinter der Scene.)
+Es ist Holz genug drinnen.
+
+Prospero.
+Komm hervor, sag' ich, es ist eine andre Arbeit für dich da, komm,
+du Schildkröte! Nun, wie lange--
+
+(Ariel erscheint in Gestalt einer Wasser-Nymphe.)
+
+Eine artige Erscheinung! Mein muntrer Ariel, ich habe dir etwas
+ins Ohr zu sagen--
+
+Ariel.
+Es soll geschehen, mein Gebieter.
+
+(Geht ab.)
+
+Prospero.
+Du krötenmäßiger Sclave, vom Teufel selbst mit der Hexe, die dich
+gebohren hat, gezeugt! hervor!
+
+
+
+Vierte Scene.
+(Caliban zu den Vorigen.)
+
+
+Caliban.
+Ein so schädlicher Thau, als jemals meine Mutter mit Rabenfedern
+von ungesundem Morast abgebürstet hat, träufle auf euch beyde! Ein
+Südwest blase euch an, und bedeke euch über und über mit Schwülen
+und Finnen!
+
+Prospero.
+Für diesen guten Wunsch, verlaß dich drauf, sollt du diese Nacht
+den Krampf haben, Seitenstiche sollen deinen Athem einzwängen, und
+Igel sollen sich die ganze Nacht durch an dir ermüden; du sollt so
+dicht gekneipt werden, wie Honigwaben, und jeder Zwik soll schärfer
+stechen als die Bienen, die sie machen.
+
+Caliban.
+Ich muß zu Mittag essen. Diese Insel ist mein, ich habe sie von
+Sycorax, meiner Mutter geerbt, und du hast sie mir abgenommen. Wie
+du hieherkamst, da streicheltest du mich, und thatest freundlich
+mit mir, gabst mir Wasser mit Beeren drinn zu trinken, und lehrtest
+mich, wie ich das grössere Licht und das kleinere, die des Tags und
+des Nachts brennen, nennen sollte; und da liebt ich dich, und
+zeigte dir die ganze Beschaffenheit der Insel, die frischen Quellen,
+und die salzigen, die öden und die fruchtbaren Gegenden.
+Verflucht sey ich, daß ich es that! Alle Zaubereyen meiner Mutter,
+Kröten, Schröter und Fledermäuse über euch! Daß ich, der vorher
+mein eigner König war, nun euer einziger Unterthan, und in diesen
+Felsen eingesperrt seyn muß, indessen daß ihr die ganze übrige
+Insel für euch allein behaltet.
+
+Prospero.
+Du lügenhafter Sclave, den nur Schläge, statt Freundlichkeit,
+zähmen können; So ein garstiges Thier du bist, so hab ich dir doch
+mit menschlicher Fürsorge begegnet, und dich in meiner eignen Celle
+beherberget, biß du frech genug warst, meinem Kinde Gewalt anthun
+zu wollen.
+
+Caliban.
+O ho! o ho!--Ich wollt' es wäre vor sich gegangen; du kamst zu
+früh dazu, sonst hätte ich diese Insel mit Calibanen bevölkert.
+
+Prospero.
+Du abscheulicher Sclave, unfähig den Eindruk von irgend einer guten
+Eigenschaft anzunehmen, und zu allem Bösen aufgelegt! Ich hatte
+Mitleiden mit dir nahm die Mühe dich reden zu lehren, und wieß dir
+alle Stunden etwas neues. Da du nicht im Stand warst, du wilder,
+deine eigne Meynung zu entdeken, sondern gleich einem
+unvernünftigen Vieh nur unförmliche Töne von dir gabst, begabte ich
+deine Gedanken mit Worten, damit du sie andern verständlich machen
+könntest. Aber ungeachtet alles Unterrichts behielt die angebohrne
+Bosheit deiner Natur die Oberhand und machte deine Gesellschaft
+wohlgearteten Geschöpfen unerträglich; ich sah mich also gezwungen,
+dich in diesen Felsen einzusperren, und begnügte mich, deine
+Bosheit nur allein unwürksam zumachen, ob du gleich mehr als ein
+Gefängniß verdient hattest.
+
+Caliban.
+Ihr lehrtet mich reden, und der ganze Vortheil den ich davon habe,
+ist daß ich fluchen kan; daß ihr die Pest dafür hättet, daß ihr
+mich reden gelehrt habt!
+
+Prospero.
+Du Wechselbalg, hinweg! Bring uns Holz und Reiser zu einem Feuer
+hieher, und mache hurtig, damit ich dich zu andern Arbeiten
+gebrauchen kan. Zükst du die Achseln, du Unhold? Wenn du nicht
+thust was ich dir befehle, oder es unwillig thust, so will ich dich
+am ganzen Leibe mit krampfichten Zükungen foltern, alle deine
+Gebeine mit Schmerzen füllen, und dich heulen machen, daß wilde
+Thiere vor deinem Geschrey zittern sollen.
+
+Caliban.
+Nein, ich bitte dich.
+
+(Für sich.)
+
+Ich muß gehorchen; seine Kunst giebt ihm eine so grosse Gewalt,
+daß er im Stande wäre, meiner Mutter Gott Setebos zu bezwingen, und
+einen Vasallen aus ihm zu machen.
+
+(Caliban geht ab.)
+
+Prospero.
+So, Sclave, hinweg!
+
+
+
+Fünfte Scene.
+(Ferdinand tritt auf; Ariel unsichtbar singend und spielend.)
+
+
+Ferdinand.
+Wo kan diese Musik seyn? In der Luft oder auf der Erde?--Sie hat
+aufgehört--wahrhaftig es ist eine Anzeige, daß irgend eine Gottheit
+dieses Eiland bewohnt. Indeme ich auf einer Sandbank saß, und den
+Untergang des Königs meines Vaters beweinte, schien diese Musik
+über die Wellen mir entgegen zu schleichen, und besänftigte durch
+ihre Lieblichkeit beydes ihre Wuth und meine Leidenschaft; ich
+folgte ihr bis an diesen Ort, oder sie zog mich vielmehr an;--Aber
+sie hat aufgehört--Nun beginnt sie von neuem.
+
+Ariel (singt:)
+Fünf Faden tief dein Vater ligt,
+Sein Gebein ward zu Corallen,
+Zu Perlen seine Augen-Ballen,
+Und vom Moder unbesiegt,
+Wandelt durch der Nymphen Macht
+Sich jeder Theil von ihm und glänzt in fremder Pracht.
+Die Nymphen lassen ihm zu Ehren
+Von Stund zu Stund die Todtengloke hören.
+Horch auf, ich höre sie, ding-dang, ding-dang--
+
+Ferdinand.
+Der Gesang spricht von meinem ertränkten Vater; diß ist nicht das
+Werk eines Sterblichen, noch eine irdische Musik; izt hör ich sie
+über mir.
+
+
+
+Sechste Scene.
+(Prospero und Miranda nähern sich auf einer andern Seite dem Orte,
+ wo Ferdinand steht.)
+
+
+Prospero.
+Ziehe die Vorhänge deiner Augen auf, und sage, was du dort siehest?
+
+Miranda.
+Was ist es? ein Geist?--Wie es umherschaut! Glaubet mir, mein
+Herr, es hat eine feine Gestalt. Aber--es ist ein Geist.
+
+Prospero.
+Nein, Mädchen, es ißt und schläft, und hat solche Sinnen wie wir
+haben, eben solche; und wenn es nicht von Gram (der der Schönheit
+Krebs ist) in etwas entstellt wäre, könnte man ihn eine ganz
+hübsche Person nennen. Er hat seine Gefährten verlohren, und irret
+umher sie zu suchen.
+
+Miranda.
+Ich möchte ihn etwas Göttliches nennen, denn nie sah ich in der
+Natur eine so edle Gestalt.
+
+Prospero (für sich.)
+Es geht, sehe ich, wie es mein Herz wünschet--Geist, feiner Geist,
+für diß will ich dich in zween Tagen frey lassen.
+
+Ferdinand
+
+(indem er Miranda gewahr wird.)
+
+Ganz gewiß ist dieses die Göttin, deren Gegenwart jene Harmonien
+ankündigten. Erlaubet meiner Bitte zu wissen, ob ihr auf dieser
+Insel wohnet, und würdiget mich einer Belehrung, wie ich mich hier
+zu verhalten habe? Mein erster Wunsch, obgleich zulezt
+ausgesprochen, ist, o ihr Wunder! zu wissen, ob ihr geschaffen
+seyd oder nicht?
+
+Miranda.
+Kein Wunder, mein Herr, aber ganz gewiß ein Mädchen.
+
+Ferdinand.
+Meine Sprache! Himmel! ich bin der Erste unter denen die diese
+Sprache reden; wär' ich nur da wo sie geredet wird.
+
+Prospero.
+Wie? der erste? Was wärest du, wenn dich der König von Neapel
+reden hörte?
+
+Ferdinand.
+Eine einzelne Person, wie izt, die sich wundert, dich vom König von
+Neapel reden zu hören. Er hört mich, und daß er mich höret, ist
+was ich beweine. Ich selbst bin nun der König von Neapel, da ich
+mit diesen meinen Augen, die seit dem niemals troken worden sind,
+den König meinen Vater im Schiffbruch umkommen gesehen habe.
+
+Miranda.
+Wie sehr dauert er mich!
+
+Ferdinand.
+Glaubet mirs, er kam um, er und alle seine Hofleute: der Herzog von
+Meiland und sein edler Sohn waren dabey.
+
+Prospero.
+Der Herzog von Meiland und seine noch edlere Tochter könnten dich
+eines bessern belehren, wenn es izt Zeit dazu wäre--
+
+(vor sich.)
+
+Beym ersten Anblik tauschten sie ihre Augen (Ariel, für diesen
+Dienst sollt du frey seyn!)
+
+(laut.)
+
+Ein Wort mit euch, mein feiner Herr, ich fürchte ihr habt euch in
+einen schlimmen Handel verwikelt: Ein Wort--
+
+
+Miranda.
+Warum spricht mein Vater so unfreundlich? Diß ist der dritte Mann,
+den ich jemals sah, und der erste, für den ich seufze. Möchte
+Mitleiden meinen Vater so gesinnt machen wie mich!
+
+Ferdinand.
+O, wenn ihr ein sterbliches Mädchen seyd, und eure Neigung noch
+frey ist, so will ich euch zur Königin von Neapel machen.
+
+Prospero.
+Sachte, mein Herr; Nur ein Wort--
+
+(vor sich.)
+
+Sie sind beyde eines in des andern Gewalt: aber ich muß diesem
+plözlichen Einverständniß Schwierigkeiten in den Weg legen, sonst
+möchte ein zu leichtgewonnenes Glük seinen Werth verringern--Herr,
+nur noch ein Wort; ich befehle dir, mir zu folgen. Du legst dir
+hier einen Namen bey, der dir nicht gebührt, du hast dich als einen
+Kundschafter in diese Insel eingeschlichen, um sie mir, ihrem
+Herren abzugewinnen.
+
+Ferdinand.
+Nein, so wahr ich ein Mann bin.
+
+Miranda.
+Gewiß, es kan nichts böses in einem solchen Tempel wohnen. Wenn
+der böse Geist ein so schönes Haus hätte, gute Dinge würden bey ihm
+zu wohnen versucht.
+
+Prospero.
+Folge mir--Rede du nicht für ihn, er ist ein Verräther. Komm, ich
+will dir Hals und Füsse zusammenfesseln, Seewasser soll dein Trank,
+und frische Bachbungen, dürre Wurzeln und Eicheln deine Speise seyn.
+Folge!
+
+Ferdinand.
+Nein, eine solche Begegnung will ich nicht leiden, bis mein Feind
+der stärkere ist.
+
+(Er zieht den Degen, und bleibt bezaubert und unbeweglich stehen.)
+
+Miranda.
+O mein theurer Vater, verfahret nicht so strenge mit ihm; er ist ja
+liebenswürdig, nicht fürchterlich.
+
+Prospero.
+Wie, Mädchen, du willt mich meistern? Zieh dein Schwerdt,
+Verräther! du willt den Herzhaften machen, und darfst keinen
+Streich führen? Bilde dir nicht ein, daß du dich wehren wollest;
+ich brauche nichts, als diesen Stab, dich zu entwaffnen, und deinen
+Degen fallen zu machen.
+
+Miranda.
+Ich bitte euch, mein Vater.
+
+Prospero.
+Weg, hänge dich nicht so an meinen Rok.
+
+Miranda.
+Mein Herr, habet Mitleiden, ich will Bürge für ihn seyn.
+
+Prospero.
+Schweige, noch ein einziges Wort mehr wird machen, daß ich dich
+ausschelte, oder gar hasse. Was? einem Betrüger das Wort reden?
+husch! du denkst, es habe nicht noch mehr solche Gesichter wie er
+ist, weil du nur den Caliban und ihn gesehen hast; einfältiges Ding!
+gegen die meisten Männer gerechnet, ist er nur ein Caliban, und
+sie sind Engel gegen ihn.
+
+Miranda.
+So sind meine Neigungen sehr demüthig, denn ich habe kein Verlangen
+einen schönern Mann zu sehen.
+
+Prospero.
+Komm mit, gehorche; deine Nerven sind wieder in ihrer Kindheit, und
+haben keine Stärke mehr.
+
+Ferdinand.
+So ist es; alle meine Lebensgeister sind wie in einem Traum,
+gefesselt. Aber meines Vaters Tod, die Schwäche die ich fühle, der
+Schiffbruch aller meiner Freunde, und die Drohungen dieses Mannes,
+dem ich unterworfen bin, würden mir leicht zu ertragen seyn, möchte
+ich nur einmal des Tages durch eine Öfnung meines Kerkers dieses
+holde Mädchen sehen: Die Freyheit mag von dem ganzen Rest der Erde
+Gebrauch machen; für mich ist Raum genug in einem solchen Kerker.
+
+Prospero (für sich.)
+Es würkt:
+
+(laut)
+
+folge mir! (du hast dich wohl gehalten, Ariel) folge mir.
+
+(Zu Ariel.)
+
+Höre, was du weiter zu verrichten hast.
+
+(Er sagt dem unsichtbaren Ariel etwas in Geheim.)
+
+Miranda (zu Ferdinand.)
+Fasset Muth, mein Herr; mein Vater ist von einer bessern Gemüthsart,
+als ihr aus seinen Worten schliessen könnt; sein iziges Betragen
+ist etwas ungewohntes.
+
+Prospero (zu Ariel.)
+Du sollst so frey seyn als die Winde auf hohen Bergen; aber unter
+der Bedingung, daß du meinen Befehl in allen Puncten aufs genaueste
+vollziehest.
+
+Ariel.
+Nach dem Buchstaben.
+
+Prospero.
+Komm, folge mir! Sprich du nicht für ihn.
+
+(Sie gehen ab.)
+
+
+
+
+Zweyter Aufzug.
+
+
+
+Erste Scene.
+(Ein andrer Theil der Insel.)
+(Alonso, Sebastian, Antonio, Gonsalo, Adrian, Francisco, und andre
+ Hofleute, treten auf.)
+
+
+Gonsalo.
+Ich bitte euch, Gnädigster Herr, gutes Muths zu seyn; wir haben
+alle Ursache zur Freude; denn unsre Errettung geht weit über unsern
+Verlust. Das Unglük das wir gehabt haben, ist etwas gemeines;
+jeden Tag hat irgend eines Schiffers Weib oder irgend ein Kauffmann
+das nehmliche Thema zu klagen; aber von einem solchen Wunder wie
+unsre Erhaltung ist, wissen unter Millionen nur wenige zu sagen.
+Wäget also, Gnädigster Herr, weislich unsern Kummer gegen unsern
+Trost, und beruhiget euch.
+
+Alonso.
+Ich bitte dich, schweige.
+
+[Sebastian.*
+Er nimmt deinen Trost an, wie kalte Suppe.
+
+{ed.-* Alle diese Reden, welche man zur Unterscheidung in [ ]
+eingeschlossen, scheinen von einer fremden Hand, vielleicht von
+Schauspielern, eingeschoben, um so mehr als es nicht nur an sich
+sehr ungereimtes Zeug, sondern in dem Mund unglüklicher
+schiffbrüchiger Leute eine höchst unnatürliche und unschikliche
+Spaßhaftigkeit ist. Es kommen noch mehr Reden von dieser Art in
+dem übrigen Theil dieser Scene vor. Pope.}
+
+Antonio.
+Gonsalo wird sich nicht so leicht abweisen lassen.
+
+Sebastian.
+Seht, er zieht seinen Wiz auf wie eine Taschenuhr, den Augenblik
+wird er schlagen.
+
+Gonsalo.
+Gnädigster Herr--
+
+Sebastian.
+Eins; zählet, Antonio--
+
+Gonsalo.
+Wenn einer einem jeden Verdruß der ihm aufstößt, nachhängen will,
+so hat er nichts davon als--
+
+Sebastian.
+Einen Thaler.
+
+Gonsalo.
+(Dolores),** in der That, ihr habt besser gesprochen, als ihr im
+Sinne hattet.
+
+{ed.-** Der frostige Spaß ligt in dem ähnlichen Schall der Worte
+(dollar), und (dolour).}
+
+Sebastian.
+Und ihr habt es weislicher aufgenommen, als ich euch zugetraut habe.
+
+Gonsalo.
+Folglich, gnädigster Herr--
+
+Antonio.
+Pfui, wie der Mann seine Zunge verschwendet!
+
+Alonso.
+Ich bitte dich, sey ruhig.
+
+Gonsalo.
+Gut, ich bin fertig; aber doch--
+
+Sebastian.
+Will er reden.
+
+Antonio.
+Was wetten wir, wer von beyden, er oder Adrian zuerst anfangen wird
+zu krähen?
+
+Sebastian.
+Der alte Hahn.
+
+Antonio.
+Der junge.
+
+Sebastian.
+Gut, was wetten wir?
+
+Antonio.
+Ein Gelächter.
+
+Sebastian.
+Es bleibt darbey.
+
+Adrian.
+Obgleich diese Insel wüste scheint--
+
+Sebastian.
+Ha, ha, ha--So, ihr seyd bezahlt.
+
+Adrian.
+Unbewohnbar, und in der That ganz unzugangbar--
+
+Sebastian.
+So kan sie doch--
+
+Adrian.
+So kan sie doch--
+
+Antonio.
+So kan er doch nicht weiter--
+
+Adrian.
+Nicht anders, als von einer subtilen zärtlichen und angenehmen
+Temperatur seyn.
+
+Antonio.
+(Temperantia) war ein hübsches Mensch.
+
+Sebastian.
+Ja, und subtil, wie er auf eine sehr gelehrte Art angemerkt hat.
+
+Adrian.
+Die Luft weht uns hier recht lieblich an--
+
+Sebastian.
+So lieblich, als ob sie eine faule Lunge hätte.
+
+Antonio.
+Oder als ob sie von einem Morast parfümirt würde.
+
+Gonsalo.
+Man findet alles hier, was zu einem angenehmen Leben gehört.
+
+Antonio.
+In der That, ausser nichts zu essen.
+
+Sebastian.
+Nun, das eben nicht.
+
+Gonsalo.
+Wie frisch und anmuthig das Gras aussieht! wie grün!
+
+Antonio.
+In der That, der Boden ist braungelb.
+
+Sebastian.
+Mit einem Gedanken von grün vermengt.
+
+Antonio.
+Er trift es doch nicht übel.
+
+Sebastian.
+Nicht übel; es ist weiter nichts, als daß er die Wahrheit ganz und
+gar verfehlt.
+
+Gonsalo.
+Das seltsamste aber, und was in der That allen Glauben übersteigt--
+
+Sebastian.
+Wie manche Raritäten der Reisebeschreiber--
+
+Gonsalo.
+Ist, daß unsre Kleider, ungeachtet sie im Meer wohl durchnezt
+worden, nichts destoweniger Farbe und Glanz behalten haben; man
+sollte eher denken, sie seyen noch einmal gefärbt, als vom
+Seewasser beflekt worden.
+
+Antonio.
+Wenn nur eine von seinen Taschen reden könnte, würde sie ihn nicht
+Lügen strafen?
+
+Gonsalo.
+Mich dünkt, unsre Kleider sehen so neu aus, als wie wir sie in
+Africa das erstemal anzogen, da der König seine schöne Tochter
+Claribella mit dem Könige von Tunis vermählte.
+
+Sebastian.
+Es war eine lustige Hochzeit, und die Heimreise schlägt uns recht
+wohl zu.
+
+Adrian.
+Tunis hat noch nie die Ehre gehabt, eine Königin von so seltnen
+Vollkommenheiten zu haben.
+
+Gonsalo.
+Seit der Wittwe Dido Zeiten nicht.
+
+Antonio.
+Wittwe? daß der Henker die Wittwe! Wie kommt diese Wittwe hieher?
+warum Wittwe Dido?
+
+Sebastian.
+Und wie, wenn er noch gesagt hätte: Wittwer Äneas? Euer Gnaden
+nehmen ihm auch alles zum schlimmsten auf.
+
+Adrian.
+Wittwe Dido, sagtet ihr? Dabey fällt mir auch etwas aus der Schule
+ein. Dido war von Carthago, nicht von Tunis.
+
+Gonsalo.
+Aber Tunis, mein guter Herr, war einst Carthago.
+
+Adrian.
+Carthago?
+
+Gonsalo.
+Das versichre ich euch, Carthago.
+
+Antonio.
+Sein Wort ist über die wunderthätige Harfe Amphions.
+
+Sebastian.
+Es richtet die Mauren mit samt den Häusern auf.
+
+Antonio.
+Was für unmögliche Dinge wird er nun zustande bringen?
+
+Sebastian.
+Ich denke, er wird auf der Heimreise diese Insel in seine Tasche
+steken, und sie seinem Buben statt eines Apfels nach Hause bringen.
+
+Antonio.
+Und die Kerne davon in das Meer säen, damit er eine junge Zucht von
+Inseln kriegt.
+
+Alonso.
+Wie, wovon sprecht ihr?
+
+Gonsalo.
+Gnädigster Herr, wir redten davon, daß unsre Kleider noch so neu
+aussehen, als wie wir sie zu Tunis auf eurer Tochter
+Vermählungsfest trugen.]
+
+Alonso.
+Ihr erinnert mich zur Unzeit an das, worüber ich mir selbst nur
+allzuviel Vorwürfe mache--Wollte der Himmel, ich hätte meine
+Tochter nie zu Tunis verheurathet! Weil ich dahin reißte, hab ich
+meinen Sohn verlohren, und meiner Rechnung nach, sie dazu; da sie
+soweit von Italien entfernt ist, daß ich sie nimmer wiedersehen
+werde. O du mein Erbe von Neapel und Meiland, was für einem Meer-
+Ungeheuer bist du zur Speise geworden!
+
+Francisco.
+Sire, verhoffentlich lebt er noch. Ich sah ihn die
+entgegenschwellenden Wellen unter ihm wegschlagen, und auf ihrem
+bezwungenen Rüken reiten; er erhielt sein kühnes Haupt immer über
+ihnen empor, und steurte sich selbst mit starken Armen ans Ufer,
+welches sich über seine von den Wellen abgespülte Basis in die See
+hinaus bog, als ob es ihm eine Zuflucht darbieten wollte. Ich
+zweifle nicht, er kam lebendig ans Land.
+
+Alonso.
+Nein, nein, er ist nicht mehr.
+
+Sebastian.
+Sire, diesen grossen Verlust habt ihr niemand zu danken als euch
+selbst, da ihr eure Tochter lieber an einen Africaner verliehren,
+als unser Europa mit ihr beglükseligen wolltet.
+
+Alonso.
+Ich bitte dich, sey ruhig.
+
+Sebastian.
+Wir alle ermüdeten euch ihrentwegen mit Bitten und Kniefällen, und
+die schöne Seele selbst wog zwischen Neigung und Gehorsam, wohin
+sich das Wagzünglein neigen sollte. Ich besorge, wir haben euern
+Sohn auf ewig verlohren; Meiland und Neapel haben mehr Weiber, die
+dieses Geschäfte zu Wittwen gemacht hat, als wir Männer mitbringen
+sie zu trösten. Der Fehler ist euer eigen.
+
+Alonso.
+So wie der gröste Verlust.
+
+Gonsalo.
+Prinz Sebastian, wenn ihr gleich die Wahrheit sagt, so sagt ihr sie
+doch auf eine unfreundliche Art, und zur Unzeit; ihr reibt die
+Wunde, da ihr ein Pflaster drauf legen solltet.
+
+Sebastian.
+Wohl gesprochen!
+
+Antonio.
+Und sehr chirurgisch!
+
+Gonsalo.
+Sire, es ist schlimmes Wetter bey uns allen, wenn Euer Majestät
+bewölkt ist.
+
+Sebastian.
+Schlimmes Wetter?
+
+Antonio.
+Sehr schlimmes.
+
+Gonsalo.
+Hätte ich eine Pflanzstätte in dieser Insel anzulegen, Gnädigster
+Herr--
+
+Antonio.
+So würd' er Brenn-Nessel-Saamen drein säen.
+
+Sebastian.
+Oder Kletten und Pappel-Kraut.
+
+Gonsalo.
+Und wäre der König davon, was würd' ich thun?
+
+Sebastian.
+Euch wenigstens nicht betrinken, denn ihr hättet keinen Wein.
+
+Gonsalo.
+Die Einrichtung des gemeinen Wesens müßte mir gerade das
+Wiederspiel von allen unsrigen seyn; denn ich wollte keine Art von
+Handel und Wandel gestatten; Von Obrigkeitlichen Ämtern sollte nur
+nicht der Name bekannt seyn; Von allen Wissenschaften sollte man
+nichts wissen; Kein Reichthum, keine Armuth, kein Unterschied der
+Stände; nichts von Käuffen, Erbschaften, Marchen, Grenzsteinen,
+Braachfeldern noch Weinbergen; Kein Gebrauch von Metall, Korn, Wein
+oder Öl; Keine Arbeit, alle Leute müßig, alle, und die Weiber dazu;
+aber alles in Unschuld. Keine Oberherrschaft--
+
+Sebastian.
+Und doch wollt' er König davon seyn.
+
+Antonio.
+Das Ende von seiner Republik vergißt den Anfang***
+
+{ed.-*** Dieses ganze Gespräch ist eine feine Satyre über die
+Utopischen Tractate von Regierungsformen, und die schimärischen
+und unbrauchbaren Entwürfe, die darinn angepriesen werden.
+Warbürton.}
+
+Gonsalo.
+Alle Dinge sollten gemein seyn; die Natur sollte alles von sich
+selbst hervorbringen, ohne Arbeit und Schweiß der Menschen. Keine
+Verrätherey, keine Übelthaten, folglich auch kein Schwerdt, kein
+Spieß, kein Messer, kein Schießgewehr, kurz keine Nothwendigkeit
+von irgend einem Instrument; denn die Natur sollte aus eignem Trieb
+alles in Überfluß hervorbringen, was zum Unterhalt meines
+unschuldigen Volkes nöthig wäre.
+
+Sebastian.
+Würde man denn in seiner Republik nicht auch heurathen?
+
+Antonio.
+Heurathen? Nichts weniger; lauter müßiges Volk, Huren und
+Spizbuben.
+
+Gonsalo.
+Ich wollte mit einer solchen Vollkommenheit regieren, Gnädigster
+Herr, daß das goldne Alter selbst nicht damit in Vergleichung
+kommen sollte.
+
+Sebastian.
+Der Himmel schüze seine Majestät!
+
+Antonio.
+Lang lebe Gonsalo!
+
+Gonsalo.
+Ihr versteht mich doch--
+
+
+Alonso.
+Ich bitte dich, hör auf; du unterhältst mich mit einem Gespräch von
+Nichts.
+
+Gonsalo.
+Das glaub ich Euer Majestät, und ich that es bloß, um diesen beyden
+Herren Gelegenheit zum Lachen zu geben; denn sie haben so reizbare
+und zärtliche Lungen, daß sie immer über nichts zu lachen pflegen.
+
+Antonio.
+Wir lachten über euch.
+
+Gonsalo.
+Der in dieser Art von Spaßhaftigkeit gegen euch nichts ist; ihr
+könnt also fortfahren, über nichts zu lachen.
+
+Antonio.
+Das hat eine Ohrfeige seyn sollen?
+
+Sebastian.
+Wenn sie nicht neben bey gefallen wäre.
+
+Gonsalo.
+Ihr seyd tapfre Herren; ihr würdet den Mond aus seinem Kreise heben,
+wenn er nur fünf Wochen nach einander ohne abzunehmen scheinen
+würde.
+
+(Ariel erscheint, den redenden Personen unsichtbar, mit einer
+ernsthaften und einschläfrenden Musik.)
+
+Sebastian.
+Das wollten wir, und dann auf den Vogel-Heerd.
+
+Antonio (zu Gonsalo.)
+Nein, mein guter Herr, werdet nicht böse.
+
+Gonsalo.
+Ich stehe euch davor, daß ich zu gescheidt bin über eure Einfälle
+böse zu werden. Wollt ihr mich in den Schlaf lachen? denn ich bin
+ganz schläfrig.
+
+Antonio.
+Geht, schlaft und hört uns zu.
+
+Alonso.
+Wie? Alle schon eingeschlafen! Meine Augen schliessen sich auch,
+möchten sie meine Gedanken zugleich verschliessen!
+
+Sebastian.
+Sire, wiedersteht dem Schlummer nicht, der sich euch anbietet. Er
+besucht selten den Kummer, und wenn er's thut, ist er ein Tröster.
+
+Antonio.
+Wir zween, Gnädigster Herr, wollen indessen daß ihr der Ruhe
+geniesset, für eure Sicherheit wachen.
+
+Alonso.
+Ich danke euch--eine wunderbare Schläfrigkeit! --
+
+(Alle schlaffen, ausser Sebastian und Antonio.)
+
+Sebastian.
+Was für ein seltsamer Taumel ist das, der sich ihrer bemeistert?
+
+Antonio.
+Die Beschaffenheit des Clima muß daran Ursache seyn.
+
+Sebastian.
+Warum sinken dann unsre Auglieder nicht auch? Ich spüre nicht die
+mindeste Schläfrigkeit.
+
+Antonio.
+Ich auch nicht; meine Lebensgeister sind ganz munter. Sie fielen
+alle hin als ob sie es mit einander abgeredet hätten, sie sanken um,
+wie vom Donner gerührt. Was könnte, würdiger Sebastian--O! was
+könnte--Nichts weiter!--Und doch, dünkt mich, ich seh es in deinem
+Gesicht, was du seyn solltest. Die Gelegenheit sagt es dir, und
+meine Einbildungs-Kraft sieht eine Krone über deinem Haupte
+schweben.
+
+Sebastian.
+Wie? wachest du?
+
+Antonio.
+Hört ihr mich denn nicht reden?
+
+Sebastian.
+Ich höre dich, aber wahrhaftig es sind Reden eines Schlafenden; du
+sprichst im Schlaf. Was sagtest du? Es ist ein seltsamer Schlaf,
+mit weitofnen Augen zu schlafen; stehen, reden, sich bewegen, und
+doch so hart eingeschlaffen seyn!
+
+Antonio.
+Edler Sebastian, du lässest dein Glük schlafen. Stirb lieber! du
+wachest mit geschloßnen Augen.
+
+Sebastian.
+Du schnarchest verständlich; es ist Bedeutung in deinem Schnarchen.
+
+Antonio.
+Ich bin ernsthafter als meine Gewohnheit ist. Seyd auch so, wenn
+ich euch rathen darf; und es wird euer Glük seyn, euch rathen zu
+lassen.
+
+Sebastian.
+Gut, ich bin stehendes Wasser.
+
+Antonio.
+Ich will euch fliessen lehren.
+
+Sebastian.
+Thue das; stehen lehrt mich meine angeerbte Trägheit.
+
+Antonio.
+O! wenn ihr nur wißtet, wie sehr ihr meinen Vorschlag liebet, ob
+ihr ihn gleich zu verwerfen, wie ihr euch immer mehr darinn
+verwikelt, je mehr ihr euch loß zu winden scheint. Langsame Leute
+werden oft durch ihre Zagheit oder Trägheit nur desto schneller auf
+den Grund gezogen.
+
+Sebastian.
+Ich bitte dich, sprich deutlich. Dein Blik und deine glühende
+Wange verkündigen, daß du mit irgend einem grossen Vorhaben
+schwanger gehst, von dem du so voll bist, daß du es nicht länger
+zurükhalten kanst.
+
+Antonio.
+Hier ist es, Prinz. Ungeachtet dieser Höfling, schwachen
+Angedenkens (es wird gewiß seiner wenig gedacht werden, wenn er
+einmal eingescharrt ist) den König beynahe überredet hat (denn er
+ist ein Geist der Überredung, er kan sonst nichts als überreden)
+daß sein Sohn noch lebe; so ist es doch so unmöglich, daß er nicht
+im Wasser umgekommen seyn sollte, als daß der schwimmt, der hier
+schläft.
+
+Sebastian.
+Ich habe keine Hoffnung, daß er mit dem Leben davongekommen seyn
+möchte.
+
+Antonio.
+O sagt mir nichts von Hoffnung--Was für grosse Hoffnung hättet ihr--
+die Hoffnung ligt nicht auf diesem Wege; es ist ein andrer, der zu
+einer so hohen Hoffnung führt, daß der Ehrgeiz keinen Blik dahin
+thut, ohne an der Würklichkeit dessen was er sieht zu zweifeln.
+Wollt ihr mir eingestehen, daß Ferdinand umgekomen ist?
+
+Sebastian.
+Ich glaub es.
+
+Antonio.
+So sagt mir dann, wer ist der nächste Erbe von Neapel?
+
+Sebastian.
+Claribella.
+
+Antonio.
+Sie, welche Königin von Tunis ist; sie, die zehen Meilen hinter
+einem Menschenalter wohnt; sie, die von Neapel nicht eher eine
+Nachricht haben kan, (es wäre denn daß die Sonne der Postillion
+seyn wollte, der Mann im Monde wäre zu langsam) bis neugebohrne
+Kinne bärtig worden sind; sie, um deren willen wir vom Meer
+verschlungen worden; obgleich einige, die wieder ausgeworfen worden,
+von diesem Zufall Gelegenheit nehmen mögen, eine Scene zu spielen,
+wovon das Vergangne der Prologus ist;
+
+Sebastian.
+Was für Zeug ist das? Was sagt ihr? Es ist wahr, meines Bruders
+Tochter ist Königin von Tunis, sie ist auch Erbin von Neapel, und
+zwischen diesen beyden Reichen ist ein ziemlicher Raum.
+
+Antonio.
+Ein Raum, wovon jede Spanne auszuruffen scheint: wie? soll diese
+Claribella uns nach Neapel zurük messen? Sie mag in Tunis bleiben,
+und Sebastian mag erwachen. Sagt mir, gesezt was sie izt befallen
+hat wäre der Tod, nun denn, sie wären nicht weniger gefährlich als
+sie izt sind; es giebt jemand, der Neapel eben so gut regieren kan
+als der so schläft; Leute genug, die so langweilig und unnöthig
+plaudern können als dieser Gonsalo; ich selbst wollte eine eben so
+geschwäzige Dole machen können. O! daß ihr mein Herz hättet! was
+für ein vortheilhafter Schlaf wäre diß für euch! Versteht ihr mich?
+
+Sebastian.
+Mich däucht ja.
+
+Antonio.
+Und wie gefällt euch euer gutes Glük?
+
+Sebastian.
+Ich erinnre mich, daß ihr euern Bruder Prospero aus dem Sattel
+hubet.
+
+Antonio.
+Das that ich, und seht wie wohl mir meine Kleider stehen; meines
+Bruders Diener waren einst meine Gesellen, izt sind sie meine Leute.
+
+Sebastian.
+Aber euer Gewissen--
+
+Antonio.
+Nun ja, Herr; wo ligt das? Wenn es ein Hünerauge wäre, so müßt'
+ich in Pantoffeln gehen; aber in meinem Busen fühl ich diese
+Gottheit nicht. Hätten zehen Gewissen zwischen mir und Meiland
+gestanden, sie hätten gefrieren und wieder aufthauen mögen so oft
+sie gewollt hätten, ohne mich zu beunruhigen. Hier ligt euer
+Bruder--nicht besser als die Erde worauf er liegt, wenn er das wäre,
+was er izt zu seyn scheint, todt; mit drey Zollen von diesem
+gehorsamen Stahl kan ich ihn auf ewig einschläfern; ihr, wenn ihr
+eben das thun würdet, könntet diesen altfränkischen Moralisten,
+diesen Sir Prudentius befördern, damit er uns keine Händel machen
+könne. Was die übrigen betrift, das sind Leute die sich berichten
+lassen; sie werden uns die Gloke zu einem jeden Geschäfte sagen,
+das unserm Angeben nach, in dieser oder jener Stunde gethan werden
+muß.
+
+Sebastian.
+Dein Beyspiel, theurer Freund, soll mein Muster seyn; Ich will
+Neapel gewinnen wie du Meiland. Zieh deinen Degen; Ein einziger
+Streich soll dich von dem Tribut befreyen, den du bezahlst, und zum
+Liebling eines Königs machen.
+
+Antonio.
+Ziehet auch, und wenn ich mit dem Arm aushohle, so fallet über
+Gonsalo her.
+
+Sebastian.
+O! nur ein Wort noch--
+
+(Ariel erscheint mit Musik.)
+
+Ariel.
+Mein Gebieter, der die Gefahr worinn seine Freunde sind, vorhersah,
+sendet mich, da sein Entwurf von ihrem Leben abhangt, sie zu
+erhalten.
+
+(Er singt dem Gonsalo ins Ohr:)
+
+Ihr schlaft und schnarchet sorgenfrey,
+Weil mördrische Verrätherey
+Zu euerm Unglük wacht.
+Auf, auf, seht den gezükten Tod
+Der euerm sichern Naken droht;
+Erwacht! Erwacht! Erwacht!
+
+Antonio.
+So laß uns schnell seyn.
+
+Gonsalo.
+Ha, ihr guten Engel, beschüzt den König!
+
+(Alle erwachen.)
+
+Alonso.
+Wie, was ist dieses? ha! Erwachet! Warum steht ihr mit
+entblößtem Degen? Warum solche gespenstmäßige Blike?
+
+Gonsalo.
+Was ist begegnet?
+
+Sebastian.
+Weil wir hier standen für die Sicherheit eurer Ruhe zu wachen,
+hörten wir eben izt ein holes Gebrüll wie von Ochsen, oder vielmehr
+von Löwen. Erwachtet ihr nicht daran? Es schallte recht
+fürchterlich in meine Ohren.
+
+Alonso.
+Ich hörte nichts.
+
+Antonio.
+O! es war ein Getös, eines Ungeheuers Ohr zu erschreken, ein
+Erdbeben zu verursachen; gewiß es war das Gebrüll einer ganzen
+Heerde von Löwen.
+
+Alonso zu (Gonsalo.)
+Hörtet ihr's?
+
+Gonsalo.
+Auf meine Ehre, Sire, ich hörte ein Sumsen, und das ein recht
+seltsames, wovon ich erwachte. Ich rüttelte euch, Gnädigster Herr,
+und schrie; wie ich meine Augen aufthat, sah ich ihre Degen gezogen;
+es war ein Getöse, das ist die Wahrheit. Das beste wird seyn,
+wenn wir auf unsrer Huth stehen, oder diesen Ort gar verlassen.
+Wir wollen unsre Degen ziehen.
+
+Alonso.
+Wir wollen weiter gehen, und fortfahren meinen armen Sohn zu suchen.
+
+Gonsalo.
+Der Himmel schüze ihn vor diesen wilden Thieren; denn er ist gewiß
+in der Insel.
+
+Alonso.
+Laß uns alle gehen.
+
+Ariel.
+Prospero mein Gebieter soll sogleich erfahren, was ich gethan habe.
+Geh König, geh unversehrt, und suche deinen Sohn.
+
+
+
+Zweyte Scene.
+(Eine andre Gegend der Insel.)
+(Caliban mit einer Bürde Holz beladen tritt auf; man hört donnern.)
+
+
+Caliban.
+Daß alle anstekenden Dünste, so die Sonne aus stehenden Sümpfen und
+faulen Pfüzen saugt, auf Prospero fallen, und ihn vom Haupt bis zur
+Fußsole zu einer Eiter-Beule machen möchten! Ich weiß wohl, daß
+mich seine Geister hören, aber ich kan mir nicht helfen, ich muß
+geflucht haben. Und doch würden sie mich nicht kneipen, nicht in
+Gestalt von Stachelschweinen erschreken, in den Koth tauchen, noch
+gleich Feuerbränden mich des Nachts in Moräste verleiten, wenn er
+es ihnen nicht befehlen würde. Um einer jeden Kleinigkeit willen
+hezt er sie an mich; bald in Gestalt von Affen, die um mich herum
+schäkern, und zulezt mich beissen; bald gleich Igeln, die
+zusammengeballt in meinem Fußweg ligen, und wenn ich über sie
+stolpre, ihre strozenden Stacheln in meine Fußsolen drüken.
+Manchmal werd ich am ganzen Leibe von Ottern wund gebissen, die mit
+ihren gespaltenen Zungen so abscheulich um mich herum zischen, daß
+ich toll werden möchte. Holla! he! was ist das? (Trinculo tritt
+auf.) Hier kommt einer von seinen Geistern, mich zu quälen, daß ich
+das Holz nicht bälder hineingetragen habe. Ich will auf den Bauch
+hinfallen; vielleicht wird er meiner nicht gewahr.
+
+Trinculo.
+Hier ist weder Busch noch Gesträuch, worunter einer sich
+verkriechen könnte, und ein neuer Sturm ist im Anzug; ich hör ihn
+im Winde sausen; jene schwarze grosse Wolke wird alle Augenblike
+wie mit Eymern herunterschütten. Wenn es noch einmal so donnert
+wie vorhin, so weiß ich nicht, wo ich meinen Kopf verbergen soll--
+Ha! was giebts hier--Mensch oder Fisch! todt oder lebendig? es
+ist ein Fisch, es riecht wie ein Fisch, ein verflucht mooßichter
+fischmäßiger Geruch--ein wunderseltsamer Fisch. Wär' ich izt in
+England, wie ich einst drinn war, und hätte diesen Fisch nur
+gemahlt, kein Feyrtags-Narr ist dorten, der mir nicht ein
+Silberstük dafür gäbe, wenn ich ihn sehen ließ. Dort würde diß
+Ungeheuer für einen Menschen passiren; eine jede abentheurliche
+Bestie passirt dort für einen Menschen;* wenn sie nicht einen
+Pfenning geben, einen lahmen Bettler aufzurichten, so geben sie
+zehne, um einen todten Indianer zu sehen--Füsse wie ein Mensch; und
+seine Floßfedern wie Arme! Warm, bey meiner Treu! Ich denke bald,
+es wird wohl kein Fisch seyn: es ist, denk ich, ein Insulaner, den
+der lezte Donnerschlag zu Boden geschlagen haben wird. Au weh, das
+Ungewitter ist wieder da. Das beste wird seyn, ich krieche unter
+seinen Regenmantel; es ist sonst nirgends kein Ort zu sehen, wo man
+im troknen seyn könnte. Die Noth kan einen Menschen mit seltsamen
+Bettgesellen bekannt machen. Ich will mich hier zusammenschrumpfen,
+bis der ärgste Sturm vorbey ist.
+
+{ed.-* Ich kan mich nicht erwehren zu denken, daß unsre Landsleute
+diese Satyre wohl verdienen, da sie allezeit so bereitwillig
+gewesen, die ganze Zunft der Affen zu naturalisiren, wie ihre
+gewöhnlichen Namen zu erkennen geben. So kommt (Monkey), nach der
+Etymologisten Anmerkung von (Monkin, Monikin), ein Männchen, her;
+(Baboon) von (babe), Kind, soviel (weil die Endigung in (oon) eine
+Vergrösserung andeutet) als ein grosses Kind, (Mantygre), ein
+Mensch-Tyger. Und wenn sie ihre Namen aus ihrem Vaterlande
+mitgebracht haben, wie (Ape), so hat das gemeine Volk sie gleichsam
+getauft, durch den Zusaz (Jackan-Ape,) Hans-Aff. Warbürton.}
+
+(Stephano tritt singend auf.)
+
+Stephano.
+
+(Singt das Ende eines Matrosen-Liedleins.)
+
+Das ist eine verzweifelt melancholische Melodie, das liesse sich
+gut an einem Leichbegängniß singen. Aber hier ist mein Trost.
+
+(Er trinkt, und singt wieder.)
+
+Das ist auch eine schwermüthige Melodie; aber hier ist mein Trost.
+
+(Er trinkt.)
+
+Caliban.
+Quäle mich nicht, oh!
+
+Stephano.
+Was giebts hier? haben wir Teufels hier?** Wollt ihr uns mit
+wilden und indianischen Männern in einen Schreken jagen? ha! ich
+bin dem Ersauffen nicht entgangen, um mich vor euern vier Füssen
+hier zu fürchten--
+
+{ed.-** Diese Stelle soll vermuthlich die abgeschmakten Fabeln in
+des alten Ritter (Maundeviles) Reisebeschreibung lächerlich machen,
+der unter anderm erzählt, (to have traveled thro' an enchaunted Vale,
+clepen the vale of Develes, which vale is alle fulle of Develes--and
+Men seyne there, that it is on of the entrees of Helle.)--"Er sey
+durch ein bezaubertes Thal gereist, das Thal der Teufel genannt,
+welches Thal voller Teufel sey, und die Leute sagen, es sey einer
+von den Eingängen in die Hölle." Eben dieser Autor hat in seinen
+Nachrichten von wilden Männern und Indianischen Menschen alle die
+Fabeln des Plinius von Menschen mit langen Ohren, einem Auge, einem
+Fuß ohne Kopf u. dergl. ausgeschrieben, und so davon gesprochen,
+als ob er sie selbst gesehen habe. Warbürton.}
+
+Caliban.
+Der Geist quält mich, oh!
+
+Stephano.
+Das wird irgend ein vierbeinichtes Ungeheuer aus dieser Insel seyn,
+das hier das Fieber gekriegt hat--Aber wie zum Teufel hat es unsre
+Sprache gelernt? Ich will ihm eine kleine Herzstärkung eingeben,
+und wenn es auch nur darum wäre, weil es italienisch spricht. Wenn
+ich es wieder zu rechte bringen, zahm machen, und nach Neapel mit
+ihm kommen kan, so ist es ein Präsent für einen so grossen Kayser,
+als jemals einer auf Kühleder getreten ist!
+
+Caliban.
+Quäle mich nicht, ich bitte dich; ich will mein Holz ein andermal
+bälder heimbringen.
+
+Stephano.
+Er ist izt in seinem Paroxismus, und redt nicht zum gescheidtesten;
+er soll meine Flasche kosten. Wenn er noch niemals Wein getrunken
+hat, so wird es nahe zu sein Fieber vertreiben; wenn ich ihn wieder
+zurecht bringen und zahm machen kan, so will ich nicht zuviel für
+ihn nehmen; er soll für den zahlen, der ihn hat, und das wie sichs
+gehört.
+
+Caliban.
+Bisher hast du mir doch nicht viel leids gethan; aber izt wirst
+du's thun müssen; ich spüre an deinem Zittern, daß Prospero auf
+dich würkt.
+
+Stephano.
+Kommt hervor, macht euer Maul auf; hier ist etwas das dir die
+Sprache geben wird, Meerkaze; macht euer Maul auf! das wird eure
+Fröste wegschütteln, ich kan's euch sagen, und das wie sich's
+gehört; es weiß einer nicht, wo er von ungefehr einen guten Freund
+findt; die Kinnbaken auf, noch einmal!
+
+Trinculo.
+Ich sollte diese Stimme kennen--ich denk', es ist--Aber er ist
+ertrunken, und das sind Teufels--O heiliger Sanct--
+
+Stephano.
+Vier Füsse und zwoo Stimmen, das ist ein recht feines Ungeheur;
+seine fordere Stimme spricht gutes von seinem Freund; seine hintere
+Stimme stößt böse Reden und Verläumdungen aus. Ich will ihm von
+seinem Fieber helfen, und wenn aller Wein in meiner Flasche drauf
+gehen sollte. Komm, Amen! ich will dir etwas in dein Maul giessen
+--
+
+Trinculo.
+Stephano--
+
+Stephano.
+Ich glaube dein andres Maul ruft mich; Barmherzigkeit!
+Barmherzigkeit! das ist ein Teufel und kein Monster: ich will ihn
+gehn lassen, ich habe keinen langen Löffel.
+
+Trinculo.
+Stephano, wenn du Stephano bist; so rühre mich an, und sag es mir;
+denn ich bin Trinculo, fürchte dich nicht, dein guter Freund
+Trinculo.
+
+Stephano.
+Wenn du Trinculo bist, so komm hervor, ich will dich bey den
+dünnern Beinen ziehen, wenn hier welche Trinculo's Beine sind, so
+müssen es diese seyn. Du bist würklich Trinculo, in der That. Wie
+kamst du dazu, der Siz von diesem Mondkalb zu seyn?
+
+Trinculo.
+Ich bildete mir ein, er sey vom Donner erschlagen. Aber wie, bist
+du nicht ertrunken, Stephano? Ich will nun hoffen, du seyst nicht
+ertrunken; ist der Sturm vorbey? Ich verbarg mich unter des todten
+Monkalbs Regenmantel aus Furcht vor dem Sturm; und lebst du noch
+Stephano? O Stephano, zween Neapolitaner entronnen!
+
+Stephano.
+Ich bitte dich, dreh mich nicht so herum, mein Magen ist noch nicht
+wieder am rechten Ort.
+
+Caliban.
+Das sind hübsche Dinger, wenn es keine Kobolde sind; das ist ein
+braver Gott, und trägt ein himmliches Getränk bey sich; ich will
+vor ihm niederknien.
+
+Stephano.
+Wie bist du davongekommen? Wie kamst du hieher? Schwöre bey
+dieser Flasche, wie kamst du hieher? ich rettete mich auf einem
+Faß voll Sect, den die Matrosen über Bord geworfen hatten; das
+schwör' ich bey dieser Flasche, die ich mit eignen Händen aus der
+Rinde eines Baums gemacht habe, seit der Zeit, da ich ans Land
+geworfen wurde.
+
+Caliban.
+Ich will auf diese Flasche schwören, daß ich dein getreuer
+Unterthan seyn will; denn der Saft ist nicht irdisch.
+
+Stephano.
+Hier, schwör dann--Wie wurdest du errettet?
+
+Trinculo.
+Ich schwamm ans Ufer, Mann, wie eine Ente; ich kan schwimmen wie
+eine Ente, das schwör' ich!
+
+Stephano.
+Hier, küß das Buch; wenn du schwimmen kanst wie eine Ente, so kanst
+du trinken wie eine Gans.
+
+Trinculo. (Nachdem er einen Zug aus der Flasche gethan:)
+O Stephano, hast du noch mehr dergleichen?
+
+Stephano.
+Das ganze Faß, Mann. Mein Keller ist in einem Felsen an der Meer-
+Seite. Wie stehts, Mondkalb, was macht dein Fieber?
+
+Caliban.
+Bist du nicht vom Himmel herunter gekommen?
+
+Stephano.
+Aus dem Mond, das versichr' ich dich; es war eine Zeit, da ich der
+Mann im Mond war.
+
+Caliban.
+Ich habe dich drinn gesehen; und ich bete dich an; meine Mutter
+zeigte dich mir, dich und deinen Hund und deinen Busch.
+
+Stephano.
+Komm, schwör auf diß; küß das Buch; ich will es bald wieder mit
+einem neuen Inhalt versehen; schwöre!
+
+Trinculo.
+Beym Element, das ist ein recht abgeschmaktes Ungeheuer! Ich sollt
+es fürchten? Ein recht abgeschmaktes Ungeheuer! Der Mann im Mond?
+ein höchst dummes leichtgläubiges Ungeheur!--Ein guter Zug,
+Ungeheuer! in vollem Ernst.
+
+Caliban.
+Ich will dir jeden fruchtbaren Plaz in der Insel zeigen, und ich
+will dir die Füsse küssen; ich bitte dich, sey mein Gott.
+
+Trinculo.
+Beym Element, ein höchst treuloses besoffenes Ungeheuer; wenn sein
+Gott eingeschlafen seyn wird, wird er ihm die Flasche stehlen.
+
+Caliban.
+Ich will dir die Füsse küssen; ich will schwören, daß ich dein
+Unterthan seyn will.
+
+Stephano.
+So komm dann, auf den Boden nieder, und schwöre!
+
+Trinculo.
+Ich werde mich noch über dieses puppenköpfige Ungeheuer zu tode
+lachen! ein höchst schwermüthiges Ungeheuer! ich hätte gute Lust,
+ihn eins abzuprügeln--
+
+Stephano.
+Kom, küsse!
+
+Trinculo.
+Wenn das arme Ungeheuer nicht besoffen wäre; ein vermaledeytes
+Ungeheuer!
+
+Caliban.
+Ich will dir die besten Quellen zeigen; ich will dir Beeren pflüken,
+ich will für dich fischen, und dir Holz genug schaffen. Daß die
+Pest den Tyrannen dem ich diene! Ich will ihm keine Prügel mehr
+zutragen, sondern mit dir gehen, du wundervoller Mann!
+
+Trinculo.
+Ein höchst lächerliches Ungeheuer, aus einem armen besoffnen Kerl
+ein Wunder zu machen.
+
+Caliban.
+Ich bitte dich, laß dich an einen Ort führen, wo Holzäpfelbäume
+wachsen, ich will dir mit meinen langen Nägeln Trüffeln ausgraben;
+ich will dir ein Nußheher-Nest zeigen, und dich lehren, die
+schnelle Meerkaze zu fangen; ich will dir Büschel von Haselnüssen
+bringen, und dir manchmal junge Gemsen vom Felsen holen. Willt du
+mit mir gehen?
+
+Stephano.
+Ich bitte dich, zeig uns den Weg ohne längeres Geschwäze. Trinculo,
+da der König und alle unsre ehmalige Gefehrten im Wasser
+umgekommen sind, so wollen wir von dieser Insel Besiz nehmen. Hier,
+trage meine Flasche; Bruder Trinculo, wir wollen sie gleich wieder
+füllen.
+
+Caliban. (Singt trunkner Weise ein Abschiedsliedlein von seinem
+alten Herrn.)
+Freyheit, heyda! heyda! Freyheit! Freyheit! heyda! Freyheit!
+
+Stephano.
+O! braves Ungeheuer! zeig uns den Weg.
+
+(Sie gehen ab.)
+
+
+
+
+Dritter Aufzug.
+
+
+
+Erste Scene.
+(Vor Prosperos Celle.)
+(Ferdinand tritt mit einem Blok auf der Schulter auf.)
+
+
+Ferdinand.
+Es giebt Spiele welche mühsam sind, aber eben diese Mühe erhöht das
+Vergnügen das man dabey hat; es giebt niedrige Geschäfte, denen man
+sich auf eine edle Art unterziehen kan, und höchst geringschäzige
+Mittel, die zu einem sehr vortreflichen Ziel fuhren. Dieses mein
+knechtisches Tagwerk würde mir so beschwerlich als langweilig seyn,
+wenn nicht die Gebieterin, der ich diene, meine Arbeiten zu
+Ergözungen machte. O! sie ist zehnmal liebreizender als ihr Vater
+unfreundlich, ob er gleich aus Härte zusammengesezt ist. Auf
+seinen strengen Befehl soll ich etliche tausend dergleichen Blöke
+zusammentragen und auf einander beugen. Meine holdselige Geliebte
+weint wenn sie mich arbeiten sieht, und klagt, daß ich zu einem so
+sclavischen Geschäfte mißbraucht werden soll. Ich vergesse darüber
+das Verdriesliche meines Zustandes, und meine Arbeit verrichtet
+sich unter diesen angenehmen Gedanken so leicht, daß ich sie kaum
+empfinde. (Miranda zu den Vorigen; Prospero in einiger Entfernung.)
+
+Miranda.
+Ach! ich bitte euch, arbeitet nicht so strenge; ich wollte der
+Bliz hätte diese Blöke verbrennt, die du auf einander beugen sollst.
+Ich bitte euch sizet nieder und ruhet aus; Wenn diß Holz brennt,
+wird es weinen, daß es euch so abgemattet hat; mein Vater ist in
+seinem Studieren vertieft; ich bitte euch, ruhet aus; wir werden
+ihn in den nächsten drey Stunden nicht sehen.
+
+Ferdinand.
+O theureste Gebieterin, die Sonne wird untergegangen seyn, eh ich
+mein auferlegtes Tagwerk vollendet haben werde.
+
+Miranda.
+Wenn ihr mir versprecht, euch indessen nieder zu sezen, so will ich
+eure Blöke tragen. Ich bitte euch, thut es mir zu gefallen, ich
+will sie nur zu dem Hauffen tragen.
+
+Ferdinand.
+Nein, du unschäzbares Geschöpf; eher sollten mir meine Sehnen
+springen und mein Rükgrat brechen, eh du eine solche Arbeit thun
+und ich müßig zusehen sollte.
+
+Miranda.
+Sie würde sich nicht übler für mich schiken als für euch; und es
+würde mich noch einmal so leicht ankommen; denn ich thät es aus
+gutem Willen, und ihr thut es ungern.
+
+Prospero (für sich.)
+Armer Wurm! du bist angestekt; dieser Besuch ist eine Probe davon.
+
+Miranda.
+Ihr seht verdrieslich aus.
+
+Ferdinand.
+Nein, meine edle Gebieterin, wenn ihr im Finstern bey mir wäret, so
+wär' es frischer Morgen um mich her. Ich bitte euch (vornehmlich
+damit ich ihn in mein Gebet sezen könne), wie ist euer Name?
+
+Miranda.
+Miranda--O mein Vater, ich hab' euer Verbot übertreten, indem ich
+diß sagte.
+
+Ferdinand.
+Bewundernswürdige Miranda, in der That, alles würdig, was die Welt
+schäzbarstes hat! Ich habe viele Damen gesehen, mit aufmerksamen
+Augen gesehen, und manchmal hat die Music ihrer Zungen mein
+allzuwilliges Ohr gefesselt; um verschiedner Vorzüge willen haben
+mir verschiedne Frauenzimmer gefallen, aber keine jemals so sehr,
+daß nicht bald irgend ein Fehler den ich an ihr bemerkt, ihre
+schönste Eigenschaft verdunkelt hätte. Du allein, o du, so
+vollkommen, so unvergleichlich, bist aus allem zusammengesezt, was
+an jedem Geschöpfe das Beste ist.
+
+Miranda.
+Ich kenne keine von meinem Geschlecht, und habe nie ein weibliches
+Gesicht erblikt, ausser mein eignes in meinem Spiegel; noch habe
+ich mehr Männer gesehen, die ich so nennen mag, als euch, mein
+guter Freund, und meinen theuren Vater. Was für Geschöpfe anderswo
+seyn mögen, kan ich nicht wissen: Aber, bey meiner Unschuld, meinem
+besten Kleinod, ich wünsche mir keine andre Gesellschaft in der
+Welt als die eurige; noch kan meine Einbildungskraft sich eine
+andre Gestalt vorbilden, die mir gefallen könnte, als die eurige.
+Aber ich plaudre, denk ich, zu unbesonnen, und vergesse hierinn
+meines Vaters Ermahnungen.
+
+Ferdinand.
+Ich bin meinem Stande nach ein Prinz, Miranda; ich denke, ein König
+(wollte der Himmel ich wär' es nicht!) und ich wollte diese
+hölzerne Sclaverey nicht mehr erdulden, als ich leiden wollte daß
+eine Fleischfliege mir auf die Lippen säße. Aber höret meine Seele
+reden: In dem ersten Augenblik, da ich euch sah, flog mein Herz in
+euern Dienst, und machte mich auf ewig zu euerm Leibeignen, und um
+euertwillen bin ich ein so geduldiger Holzträger.
+
+Miranda.
+Liebet ihr mich also?
+
+Ferdinand.
+O Himmel, o Erde, seyd meine Zeugen, und krönet meine Rede mit
+einem glüklichen Erfolg, so wie ich die Wahrheit rede; wo nicht, so
+verkehret meine besten Hoffnungen in Unglük. Über alles was in
+der Welt ist, über alle Grenzen, liebe, schäze und verehr' ich euch.
+
+Miranda.
+Ich bin eine Thörin daß ich darüber weine, was ich so erfreut bin
+zu hören.
+
+Prospero (für sich.)
+Wie selten treffen zwey solche Herzen einander an! Ihr Himmel,
+schüttet euern Segen auf ihre keimende Liebe!
+
+Ferdinand.
+Warum weinet ihr?
+
+Miranda.
+Über meine Unwürdigkeit, die es nicht wagen darf anzubieten was
+ich zu geben wünsche, und noch viel weniger anzunehmen, wessen
+Verlust mein Tod seyn würde. Doch diß ist Tändeley! Je mehr es
+sich selbst verbergen will, desto mehr zeigt es seine Grösse.
+Hinweg, falsche Schaamhaftigkeit, und du allein regiere meinen Mund,
+offenherzige und heilige Unschuld. Ich bin euer Weib, wenn ihr
+mich heurathen wollt, wo nicht, so will ich als euer Mädchen
+sterben; ihr könnt mir abschlagen, eure Gesellin zu seyn; aber eure
+Sclavin will ich seyn, ihr möget wollen oder nicht.
+
+Ferdinand (kniend.)
+Meine theureste Gebieterin, und ich ewig der deinige.
+
+Miranda.
+Mein Gemahl also?
+
+Ferdinand.
+Mit so verlangendem Herzen, als die Knechtschaft sich nach Freyheit
+sehnt. Hier ist meine Hand.
+
+Miranda.
+Und hier die meinige, mit meinem Herzen drinn; und nun lebet wohl,
+auf eine halbe Stunde.
+
+Ferdinand.
+Tausend, tausend Lebewohl!
+
+(Sie gehen ab.)
+
+Prospero.
+So froh über dieses als sie, kan ich nicht seyn, sie, die lauter
+Entzükung sind; aber es ist nichts in der Welt, worüber ich eine
+grössere Freude haben könnte. Ich will zu meinem Buche. Denn
+zwischen izt und der Abend-Essens-Zeit muß ich noch vieles nöthige
+zu stande bringen.
+
+(Geht ab.)
+
+
+
+Zweyte Scene.
+(Eine andre Gegend der Insel.)
+(Caliban, Stephano und Trinculo treten auf.)
+
+
+Stephano.
+Sagt mir nichts mehr hievon; wenn das Faß leer ist, wollen wir
+Wasser trinken, eher keinen Tropfen. Fülle also wieder auf, und
+laß dirs gut schmeken, dienstbares Ungeheuer; trink mirs zu.
+
+Trinculo.
+Dienstbares Ungeheuer! Wie das eine närrische Insel ist! Sie
+sagen es habe nur ihrer fünf auf dieser Insel; wir sind drey davon,
+wenn die andern beyde nicht richtiger im Kopf sind als wir, so
+wakelt der Staat.
+
+Stephano.
+Trink, dienstbares Ungeheuer, wenn ichs dich heisse; deine Augen
+stehen dir gewaltig tief im Kopfe.
+
+Trinculo.
+Wo sollten sie denn sonst stehen? Er wäre ein feines Ungeheuer, in
+der That, wenn er sie am H** stehen hätte.
+
+Stephano.
+Mein menschliches Ungeheuer hat seine Zunge in Sect ersäuft; was
+mich betrift, mich kan die See nicht einmal ersäuffen. Ich schwamm
+eh ich das Ufer erreichen konnte, fünf und dreyßig Meilen hin und
+her; beym Element, du sollst mein Leutnant seyn, Ungeheuer, oder
+mein Fahnen-Junker--Warum so still, Mondkalb? Sprich einmal in
+deinem Leben wenn du ein gutes Mondkalb bist.
+
+Caliban.
+Wie geht's dir? Laß mich deine Schuh leken; ich will ihm
+
+(er deutet auf Trinculo,)
+
+nicht dienen, er ist nicht herzhaft!
+
+Trinculo.
+Du lügst, du höchst unwissendes Ungeheuer, ich bin im Stand es mit
+einem Gerichts-Amman aufzunehmen; wie? du lüderlicher Fisch du,
+ist jemals ein Mann eine Memme gewesen, der so viel Sect in einem
+Tag getrunken hat als ich? Darfst du so ungeheure Lügen sagen, und
+bist nur halb ein Fisch und halb ein Ungeheuer?
+
+Caliban.
+Horch, wie er mich schimpfirt; willt du ihm heimzünden, Mylord?
+
+Trinculo.
+Mylord, sagt er! Daß ein Ungeheuer so einfältig seyn kan!
+
+Caliban.
+Horch, horch, schon wieder; beiß ihn zu tode, ich bitte dich.
+
+Stephano.
+Trinculo, stek deine Zunge ein! Wenn du einen Aufruhr anfangst, so
+soll der nächste Baum--Das arme Ungeheuer ist mein Unterthan, und
+ich werde nicht leiden daß ihm übel begegnet werde.
+
+Caliban.
+Ich danke dir, mein edler Gebieter. Gefällt es dir, die Bitte, die
+ich an dich gethan habe, noch einmal zu hören?
+
+Stephano.
+Beym Element, das will ich; knie nieder und wiederhole sie; ich
+will stehen, und Trinculo soll auch stehen. (Ariel kommt
+unsichtbar dazu.)
+
+Caliban.
+Wie ich dir vorhin gesagt habe, ich bin einem Tyrannen unterthan,
+einem Zauberer, der mir durch seine List diese Insel abgetrödelt
+hat.
+
+Ariel.
+Du lügst.
+
+Caliban (zu Trinculo.)
+Du lügst, du Maulaffe du; ich wollte, daß mein dapfrer Meister dich
+vernichtete; ich lüge nicht.
+
+Stephano.
+Trinculo, wenn ihr ihn noch ein einzig mal in seiner Erzählung
+unterbrecht, beym Sapperment, so will ich euch etliche Zähne
+supplantiren!
+
+Trinculo.
+Was? Ich sagte nichts.
+
+Stephano.
+Husch denn, und nichts weiter; fahre fort!
+
+Caliban.
+Ich sage, durch Zauberey gewann er diese Insel, von mir gewann er
+sie. Wenn deine Hoheit sie ihm wieder abnehmen will, (denn ich
+weiß, du hast das Herz dazu, aber dieses Ding hat kein Herz--)
+
+Stephano.
+Das ist eine ausgemachte Sache.
+
+Caliban.
+So sollt du Herr davon seyn, und ich will dir dienen.
+
+Stephano.
+Wie wollen wir das anstellen? Kanst du mir ein Mittel vorschlagen?
+
+Caliban.
+Ja, ja, mein Gebieter, ich will ihn dir schlafend überliefern, dann
+kanst du ihm einen Nagel in den Kopf schlagen.
+
+Ariel.
+Du lügst, das kanst du nicht.
+
+Caliban.
+Was für ein elster-mässiger Flegel ist das? du Lumpenkerl du! Ich
+bitte deine Hoheit, gieb ihm Maulschellen und nimm ihm diese
+Flasche; wenn er sie nicht mehr hat, so muß er lauter Pfüzenwasser
+trinken, denn ich will ihm nicht zeigen, wo die Brunnquellen sind.
+
+Stephano.
+Trinculo, seze dich keiner fernern Gefahr aus. Unterbrich das
+Ungeheuer nur mit einem Wort, und beym Sapperment, ich will meine
+Barmherzigkeit zur Thür hinaus stossen, und einen Stokfisch aus dir
+machen.
+
+Trinculo.
+Wie? Was that ich denn? Ich that nichts; ich will weiter weggehen.
+
+Stephano.
+Sagtest du nicht, er lüge?
+
+Ariel.
+Du lügst.
+
+Stephano. (Er prügelt den Trinculo.)
+Thu ich das? Nimm das, und wenn es dir wohl schmekt, so heisse
+mich ein andermal wieder lügen.
+
+Trinculo.
+Ich habe dich nicht lügen geheissen--Habt ihr den Verstand
+verlohren, und das Gehör dazu? daß der Henker eure Flasche! Das
+kan Sect und Trinken thun! Daß die schwere Noth dein Ungeheuer,
+und der T** deine Finger--
+
+Caliban.
+Ha, ha, ha.
+
+Stephano.
+Nun, weiter in deiner Erzählung--
+
+(zu Trinculo)
+
+ich bitte dich, steh weiter zurük.
+
+Caliban.
+Schlag ihn bis er genug hat; über eine Weile will ich ihm auch
+geben.
+
+Stephano.
+Weiter zurük--Komm, fahre fort.
+
+Caliban.
+Wie ich dir sagte, er hat die Gewohnheit nachmittags zu schlaffen;
+dann kanst du ihm den Kopf spalten, aber du must ihm vorher seine
+Bücher nehmen; oder du kanst ihm mit einem Bloke den Hirnschedel
+zersplittern, oder ihm mit einem Pfahl den Bauch aufreissen, oder
+ihm mit deinem Messer die Gurgel abschneiden. Vergiß nicht, ihm
+seine Bücher vorher wegzunehmen; denn ohne sie ist er nur ein
+Dummkopf wie ich; und hat nicht einen einzigen Geist mehr, dem er
+befehlen könnte. Sie hassen ihn alle mit einem so eingewurzelten
+Haß wie ich. Verbrenne nur seine Bücher. Er hat hübsche Möbeln,
+wie er sie heißt, womit er sein Haus einrichten will, wenn er eins
+hat. Und was am tiefsten dabey zu betrachten ist, das ist die
+Schönheit seiner Tochter; er selbst nennt sie sein Tausendschönchen;
+ich habe nie mehr als zwey Weibsbilder gesehen, Sycorax, meine
+Mutter, und sie; aber sie übertrift Sycorax so weit als das Gröste
+das Kleinste.
+
+Stephano.
+Ist sie so ein hübsches Mensch?
+
+Caliban.
+Ja, mein Gebieter; sie wird dein Bette zieren, ich versichre dich's,
+und dir eine brave junge Zucht bringen.
+
+Stephano.
+Ungeheuer, ich will diesen Mann umbringen; seine Tochter und ich
+sollen König und Königin seyn, (Gott erhalte unsre Majestäten!) und
+Trinculo und du, ihr sollt Vice-Könige seyn. Gefällt dir der
+Anschlag, Trinculo?
+
+Trinculo.
+Vortrefflich.
+
+Stephano.
+Gieb mir deine Hand; es ist mir leid, daß ich dich geprügelt habe:
+aber so lange du lebst, so halte deine Zunge wohl im Zaum.
+
+Caliban.
+In der nächsten halben Stunde wird er eingeschlafen seyn; willt du
+ihn alsdann vernichten?
+
+Stephano.
+Ja, bey meiner Ehre.
+
+Ariel.
+Das will ich meinem Herrn erzählen.
+
+Caliban.
+Du machst mich ganz aufgeräumt; ich bin voller Freuden; laß uns
+lustig seyn. Wollen wir Bilboquet spielen, das ihr mich nur erst
+gelernt habt?
+
+Stephano.
+Weil du mich drumm bittest, Ungeheuer, so will ich dir etwas zu
+gefallen thun. Komm, Trinculo, wir wollen singen.
+
+(Sie singen ein Gassenlied.)
+
+Caliban.
+Das ist nicht die rechte Melodie.
+
+(Ariel spielt ihnen die Melodie auf einer Pfeiffe, mit einer
+Biscayer-Trummel.)
+
+Stephano.
+Was ist das?
+
+Trinculo.
+Es ist die Melodie unsers Lieds, von einem Gemählde von Niemand
+gespielt.
+
+Stephano.
+Wenn du ein Mensch bist, so zeige dich in deiner Gestalt; und bist
+du der Teufel, so zeige dich wie du willst.
+
+Trinculo.
+O! vergieb mir meine Sünden!
+
+Stephano.
+Wer stirbt, bezahlt alle seine Schulden. Ich biete dir Troz! (Der
+Himmel steh uns bey!)
+
+Caliban.
+Fürchtest du dich?
+
+Stephano.
+Nein, Ungeheuer, nicht ich.
+
+Caliban.
+Du must dich nicht fürchten; diese Insel ist voll von Getöse, Tönen
+und anmuthigen Melodien, welche belustigen und keinen Schaden thun.
+Manchmal sumsen tausend klimpernde Instrumente um mein Ohr;
+manchmal Stimmen, die, wenn ich gleich dann aus einem langen Schlaf
+aufgewacht wäre, mich wieder einschläfern würden; dann däuchts mir
+im Traum, die Wolken thun sich auf, und zeigen mir Schäze, die auf
+mich herunter regnen wollen; daß ich, wenn ich erwache, schrey und
+weine, weil ich wieder träumen möchte.
+
+Stephano.
+Das wird ein braves Königreich für mich werden; ich werde die Musik
+umsonst haben.
+
+Caliban.
+Wenn Prospero vernichtet ist.
+
+Stephano.
+Das soll nicht lange mehr anstehen; ich hab' es nicht vergessen.
+
+Trinculo.
+Das Getön geht fort; wir wollen ihm nach, und dann an unsre Arbeit
+gehen.
+
+Stephano.
+Führ uns, Ungeheuer, wir wollen dir folgen. Ich wollte ich könnte
+diesen Trummelschläger sehen. Er hört auf.
+
+Trinculo.
+Willt du kommen? Ich gehe nach Stephano.
+
+(Sie gehen ab.)
+
+
+
+Dritte Scene.
+(Ein andrer Teil der Insel.)
+(Alonso, Sebastian, Antonio, Gonsalo, Adrian, Francisco, u.s.w.
+ treten auf.)
+
+
+Gonsalo.
+Bey Sct. Velten, ich kan nicht weiter, Sire; meine alten Beine
+schmerzen mich; wir sind hier in einem Labyrinth: Auf meine Ehre,
+alles geht durch Irrwege, und Mäander. Mit eurer Erlaubniß, ich
+muß mich niedersezen.
+
+Alonso.
+Alter Mann, ich kan dirs nicht verdenken, ich bin selbst bis zur
+Betäubung meiner Lebensgeister abgemattet; seze dich und ruhe aus.
+Ich gebe die Hoffnung auf, die ich wie einen Schmeichler bisher
+geheget habe; er ist umgekommen, den wir so mühsam suchen, und das
+Meer spottet unsers Nachforschens auf dem Lande. Wol dann, es mag
+seyn.
+
+Antonio (leise zu Sebastian.)
+Ich bin sehr erfreut daß er so hoffnunglos ist. Vergesset, um
+eines Fehlstreichs willen, das Vorhaben nicht, wozu ihr euch
+entschlossen habt.
+
+Sebastian.
+Bey der nächsten bequemen Gelegenheit wollen wir unsern Vortheil
+besser nehmen.
+
+Antonio.
+Laßt es diese Nacht seyn; sie sind von der Reise so abgemattet, daß
+sie weder daran denken, noch im Stande sind so viel Vorsichtigkeit
+zu gebrauchen, als wenn sie frisch wären.
+
+Sebastian.
+Diese Nacht! Nichts weiter.
+
+(Man hört eine seltsame und feyrliche Musik, und Prospero zeigt
+sich (den redenden Personen unsichtbar) auf der Spize des Berges.
+Verschiedne wunderbare Gespenster treten auf, tragen eine Tafel mit
+Speisen und Getränk herzu, tanzen um dieselbe mit freundlichen
+Gebehrden, als ob sie den König und seine Gefährten willkommen
+heissen wollten, und nachdem sie dieselben eingeladen zu essen,
+verschwinden sie wieder.)
+
+Alonso.
+Was für eine Harmonie ist diß? meine guten Freunde, horcht!
+
+Gonsalo.
+Eine wunderbar angenehme Musik.
+
+Alonso.
+Gieb uns freundliche Wirthe, o Himmel! Wer sind diese?
+
+Sebastian.
+Das ist ein Haupt-Spaß. Nun will ich glauben, daß es Einhörner
+giebt; daß in Arabien ein einziger Baum ist, der Thron des Phönix,
+und ein einziger Phönix, der bis auf diese Stunde da regiert.
+
+Antonio.
+Ich will beydes glauben, und was sonst nicht viel Credit hat, komme
+nur zu mir, ich will schwören es sey wahr. Reisebeschreiber haben
+nie gelogen, wenn schon Geken, die hinter dem Ofen sizen, sie
+verurtheilen.
+
+Gonsalo.
+Wenn ich nach Neapel käme und das erzählte, würde man mir's
+glauben? Wenn ich sagte: Ich sahe solche Insulaner (denn gewiß
+sind das die Einwohner dieser Insel) und ob sie gleich von
+mißgestalteter und abentheurlicher Bildung sind; so sind doch ihre
+Manieren leutseliger und artiger als ihr bey manchen finden werdet,
+die zum menschlichen Geschlecht gehören; ja, in der That.
+
+Prospero (vor sich.)
+Du ehrlicher Alter, du sprichst wohl; denn es sind hier einige
+unter euch, die schlimmer als Teufels sind.
+
+Alonso.
+Ich kan nicht genug erstaunen; solche Gestalten, solche Gebehrden,
+ein solcher Ton, der, (ob es ihnen gleich am Gebrauch der Zunge
+fehlt) eine Art von einer vortrefflichen stummen Sprache ausmacht.
+
+Prospero (vor sich.)
+Diese Lobsprüche könnten zu voreilig seyn.
+
+Francisco.
+Sie verschwanden auf eine seltsame Art.
+
+Sebastian.
+Das hat nichts zu sagen, da sie uns zu essen hinterlassen haben;
+denn ich denke, wir spüren alle, daß wir einen Magen haben.
+Gefällt es Euer Majestät, etwas hievon zu kosten?
+
+Alonso.
+Ich habe keine Lust.
+
+Gonsalo.
+Auf meine Treue, Gnädigster Herr, ihr habt keine Ursache etwas zu
+besorgen. Wie wir noch kleine Jungen waren, welcher unter uns
+hätte geglaubt, daß es Leute in Gebürgen gebe, welche einen diken
+hautigen Hals hätten wie die Ochsen, oder denen der Kopf in der
+Brust stünde? Was man selbst sieht, glaubt man am besten.
+
+Alonso.
+Ich will mit zustehen, und essen, wenn es gleich mein leztes wäre;
+es ligt mir nichts daran, das beste ist vorbey; Bruder, Herzog,
+stehet zu, und machet's wie wir.
+
+
+
+Vierte Scene.
+(Donner und Blize. Ariel tritt in Gestalt einer Harpye auf,
+ schlägt mit seinen Flügeln auf die Tafel, und vermittelst einer
+ unmerklichen Veranstaltung verschwindet die Mahlzeit im gleichen
+ Augenblik.)
+
+
+Ariel.
+Ihr seyd drey Männer der Sünde, welche das rächende Schiksal (so
+sich dieser untern Welt und alldessen was drinn ist, zu Werkzeugen
+bedient) im Sturm auf diese unbewohnte Insel ausgeworfen,* als
+Leute die höchst unwürdig sind unter Menschen zu leben. Ich hab'
+eure Sinnen betäubt, und euch nicht mehr Stärke übrig gelassen, als
+ein Mensch nöthig hat, sich selbst zu hängen oder zu ertränken.
+Ihr Narren! ich und meine Gesellen sind Diener des Schiksals; die
+Elemente woraus eure Schwerdter bereitet sind, könnten eben so wohl
+den sausenden Wind verwunden, oder mit lächerlichen Stichen das
+stets sich wieder schliessende Wasser tödten, als eine einzige
+Pflaumfeder aus meinen Schwingen reissen. Meine Gesellen sind eben
+so unverwundbar. Und wenn ihr uns auch verwunden könntet, so sind
+eure Schwerdter zu schwer für eure izige Stärke, und ihr seyd nicht
+einmal im Stande sie aufzuheben. Erinnert euch dann (denn das ist
+mein Geschäft an euch) daß ihr drey es waret, die den rechtschafnen
+Prospero aus Meiland vertrieben, und der offnen See, (die es euch
+nun vergolten hat) ausgesezt, ihn und sein unschuldiges Kind! Um
+dieser Übelthat willen haben die himmlischen Mächte, welche die
+Bestrafung des Unrechts zwar verschieben aber nie vergessen, das
+Meer und das feste Land, ja alle Geschöpfe wieder euch empört, dich,
+Alonso, deines Sohnes beraubt, und sprechen nun durch mich das
+Urtheil über euch aus; daß langsames Verderben, schreklicher als
+irgend ein schneller Tod, Schritt für Schritt euch und eure Wege
+verfolgen soll. Nichts kan euch vor ihrem Zorn (der sonst in
+diesem wüsten Eiland auf eure Häupter fallen wird) beschüzen, als
+ein reuevolles Herz, und in Zukunft ein reines Leben.
+
+{ed.-* Im Original: "Welche das Schiksal u.s.w. von der gefräßigen
+nimmersatten See hat ausrülpsen lassen, und an diese Insel" u.s.w.}
+
+(Ariel verschwindt im Donner, darauf folget eine Symphonie mit
+Sordinen; die Gespenster kommen, und tragen nach einem Tanz voller
+seltsamer Grimassen die Tafel wieder hinweg.)
+
+Prospero (vor sich.)
+Du hast die Role dieser Harpye gut gemacht, mein Ariel--du hast
+nichts von meiner Vorschrift ausgelassen--eben so gut in ihrer Art
+haben auch meine geringern Diener ihre verschiednen Personen
+gespielt; meine Bezauberungen würken, und diese meine Feinde von
+betäubendem Schreken gefesselt, sind alle in meiner Gewalt. Ich
+verlasse sie nun in diesem Zustand, um den jungen Ferdinand, den
+sie für verlohren schäzen, und seinen und meinen Liebling zu
+besuchen.
+
+(Prospero geht ab.)
+
+Gonsalo.
+Im Namen alles dessen was heilig ist, Sire, warum steht ihr da, als
+ob ihr ein Gespenste sähet?
+
+Alonso.
+O! es ist entsezlich, entsezlich! Mich däuchte die Wellen redeten
+und warfen mir's vor; die Winde heulten mir's entgegen, und der
+Donner, diese tieffe fürchterliche Orgelpfeiffe, sprach den Namen
+Prospero aus--und gab das Zeichen zu meinem Tod--Um meines
+Verbrechens willen ligt mein Sohn in einem nassen Bette; ich will
+ihn suchen, tiefer als jemals ein Senkel-Bley gefallen ist, und
+dort bey ihm im Schlamme begraben ligen.
+
+(Geht ab.)
+
+Sebastian.
+Das war erst ein Teufel; ich will ihrer ganze Legionen zu Boden
+fechten.
+
+Antonio.
+Und ich will dein Secondant seyn.
+
+(Gehen ab.)
+
+Gonsalo.
+Alle drey sind in Verzweiflung; ihre schwere Verschuldung, gleich
+einem Gift, das erst nach langer Zeit würken soll, fangt nun an,
+ihre Lebensgeister zu nagen. Ich bitte euch, ihr die ihr
+biegsamere Gelenke habt als ich, folget ihnen so eilfertig als ihr
+könnt, und verhindert sie an dem, wozu die sinnlose Verzweiflung
+sie treiben mag.
+
+Adrian.
+Folget mir, ich bitte euch.
+
+(Sie gehen ab.)
+
+
+
+
+Vierter Aufzug.
+
+
+
+Erste Scene.
+(Prospero's Celle.)
+(Prospero, Ferdinand und Miranda.)
+
+
+Prospero.
+Wenn ich euch zu strenge begegnet bin, so hoffe ich, der Ersaz den
+ich euch gegeben, wird es vergüten; denn ich habe euch einen Faden
+von meinem eignen Leben gegeben, oder vielmehr das einzige, wofür
+ich lebe. Hier liefre ich sie nochmals in deine Hand: Alle
+Kränkungen, die du erduldet hast, waren nur Prüfungen deiner Liebe,
+und du hast auf eine ausserordentliche Art die Probe gehalten.
+Hier, im Angesicht des Himmels bestätige ich dieses mein reiches
+Geschenk. O Ferdinand, lächle nicht über mich, daß ich stolz auf
+sie bin; du wirst finden, daß sie alles Lob weit hinter sich zurüke
+lassen wird.
+
+Ferdinand.
+Ich glaub' es gegen ein Orakel.
+
+Prospero.
+So empfange dann, als mein Geschenk und als dein wohlverdientes
+Eigenthum, empfange meine Tochter. Aber wofern du ihren
+jungfräulichen Gürtel auflösest, eh euer Bündniß durch alle
+geheiligten Feyerlichkeiten, nach vollständigem Gebrauch
+bekräftiget werden kan: So möge der Himmel alle die segensvollen
+Einflüsse zurükhalten, die sonst euere Vereinigung bekrönen würden;
+und statt derselben soll unfruchtbarer Haß, sauersehender
+Widerwille und Zwietracht euer Bette mit so wildem Unkraut
+bestreuen, daß ihr es beyde hassen sollet. Nimm dich also in Acht,
+so lieb es dir ist, daß Hymens Fakel dir leuchte.
+
+Ferdinand.
+So wie ich ruhige Tage, eine schöne Nachkommenschaft, und ein
+langes Leben, mit der unveränderten Dauer einer solchen Liebe, als
+ich izt empfinde, mir wünsche; so gewiß soll die finsterste Höle,
+die bequemste Gelegenheit und die stärkste Eingebung unsers bösen
+Genius nimmermehr vermögend seyn, meine tugendhafte Liebe in
+unordentliche Lust zu zerschmelzen, daß ich rauben sollte was jenem
+feyerlichen Tag vorbehalten ist, bey dessen Anbruch mich's dünken
+wird, entweder die Sonnenpferde seyen steif, oder die Nacht mit
+Ketten angeschmiedet worden.
+
+Prospero.
+Wohl gesprochen! Size dann nieder und rede mit ihr, sie ist dein
+eigen. Wie? Ariel, mein ausrichtsamer Diener, Ariel--
+
+
+
+Zweyte Scene.
+(Ariel zu den Vorigen.)
+
+
+Ariel.
+Was befiehlt mein mächtiger Gebieter? hier bin ich.
+
+Prospero.
+Du und deine geringern Mitgesellen haben vorhin ihren Dienst aufs
+beste versehen, und ich will euch izt zu einem andern Spiel
+gebrauchen. Geh, bring die Geisterschaar, über die ich dir Gewalt
+gegeben habe, an diesen Ort; Muntre sie zu schnellen Bewegungen auf,
+denn ich muß die Augen dieses jungen Paars mit irgend einer
+Eitelkeit meiner Kunst belustigen; ich hab' es versprochen und sie
+erwarten's von mir.
+
+Ariel.
+Sogleich?
+
+Prospero.
+Ja, in einem Augenblik.
+
+Ariel.
+Eh ihr sagen könnt, komm und geh, zweymal athmen, und ruffen, so,
+so; soll jeder auf den Zehen tripplend hier seyn, und seine Künste
+machen. Liebt ihr mich nun, mein Gebieter?*
+
+{ed.-* Ariel sagt dieses im Original in kleinen Versen, die sich alle
+in O reimen, und, weil sie alle ihre Artigkeit daher haben, sich
+nicht in Reime übersezen lassen.}
+
+Prospero.
+Höchlich, mein sinnreicher Ariel; komm nicht zurük, bis ich dich
+ruffe.
+
+Ariel.
+Gut, ich verstehe dich.
+
+(Geht ab.)
+
+Prospero (zu Ferdinand.)
+Vergiß du nicht dein Wort zu halten; treibe den Scherz nicht zu
+weit; die stärksten Eide sind nur Stroh für das Feuer in unserm
+Blute; halte besser an dich, oder gute Nacht, Gelübde!
+
+Ferdinand.
+Ich versichre euch, mein Herr, dieser weisse kalte jungfräuliche
+Schnee an mein Herz gedrükt, kühlt die Hize meiner Leber ab.
+
+Prospero.
+Gut; komm izt, mein Ariel; bringe lieber einen Geist zuviel, als
+daß einer mangle; erscheine uns munter--Redet ihr kein Wort, seyd
+lauter Auge; Still!
+
+(Man hört eine angenehme Musik.)
+
+
+
+Dritte Scene.
+(Ein allegorisches Schauspiel.)
+(Iris tritt auf.)
+
+
+Iris.
+Ceres,* huldreiche Göttin, deine goldnen Felder voll Waizen, Gerste,
+Haber, Wiken und Bohnen, deine kräuterreichen Berge, mit grasenden
+Schaafen bedekt, und deine ebnen Wiesen, wo sie in strohbedekten
+Hürden ligen, deine mit Blumen eingelegte und mit Tulpen bordirte
+Bänke, vom schwammichten Aprill auf deinen Befehl so geschmükt, um
+für kalte Nymphen keusche Kränze zu machen, und deine braunen
+Lauben, deren Schatten der von seinem Mädchen abgewiesene
+Junggeselle liebt; deine eingezäunte Weinberge, und deine
+unfruchtbaren Seebänke und Felsen, auf denen du dich zu verlüften
+pflegst: Alles dieses befiehlt dir die Königin des Himmels, deren
+Dienerin ich bin, zu verlassen, und auf diesem grünen Plaz ihrer
+gebietenden Majestät Gesellschaft zu leisten. Ihre Pfauen sind in
+vollem Anzug. Nähere dich, reiche Ceres, sie zu unterhalten.
+
+{ed.-* Dieses ganze Spiel ist im Original in Reimen.}
+
+(Ceres tritt auf.)
+
+Ceres.
+Heil dir, vielfarbichte Bötin und Aufwärterin der Gemahlin des
+Jupiters, die du von deinen saffrangelben Schwingen honigtriefende,
+erfrischende Regen auf meine Blumen schüttest, und mit jedem Ende
+deines blauen Bogens, einer reichen Schärpe für meine stolze Erde,
+meine schwellenden Felder und meine nakten Sandhügel bekrönst;
+warum hat deine Königin mich hieher beruffen?
+
+Iris.
+Ein Bündniß treuer Liebe zu begehen, und die glüklichen Liebhaber
+mit einem freywilligen Geschenke zu begaben.
+
+Ceres.
+Sage mir, himmlischer Bogen, ist dir nicht bekannt, ob Venus oder
+ihr Sohn die Königin begleiten? Denn seitdem sie dem düstern Pluto
+Vorschub gethan haben, meine Tochter zu entführen, hab' ich ihre
+und ihres blinden Buben ärgerliche Gesellschaft verschworen.
+
+Iris.
+Fürchte dich nicht vor ihrer Gesellschaft. Ich begegnete ihrer
+Deität, wie sie die Wolken gegen Paphos zu durchschnitt, sie und
+ihr Sohn, von Dauben mit ihr gezogen; sie bildeten sich ein, durch
+irgend ein leichtfertiges Zauberwerk diesen Jüngling und diß
+Mädchen zu bethören, die das Gelübde gethan haben, sich der Rechte
+des Ehebettes zu enthalten, bis Hymens Fakel ihnen angezündet wird;
+aber die heisse Buhlerin des Kriegs-Gottes ist unverrichter Dingen
+zurük gekommen, und ihr wespen-mässiger Sohn hat seinen Bogen
+zerbrochen, und schwört, er wolle keinen Pfeil mehr anrühren,
+sondern mit Spazen spielen und geradezu ein kleiner Junge seyn.
+
+Ceres.
+Die hohe Königin des Götter-Staats, die grosse Juno kommt; ich
+erkenne sie an ihrem Gang.
+
+(Juno steigt von ihrem Wagen und tritt auf.)
+
+Juno.
+Wie befindet sich meine mildreiche Schwester? Komm mit mir, dieses
+Paar zu segnen, daß sie glüklich seyn, und eine ehrenvolle
+Nachkommenschaft sehen mögen.
+
+(Juno und Ceres singen ein Lied, worinn jede die Verlobten mit
+ihren eignen Gaben beschenkt.)
+
+Ferdinand.
+Diß ist ein höchst majestätisches Gesicht, und eine bezaubernde
+Harmonie; und darf ich kühnlich glauben, daß es Geister sind?
+
+Prospero.
+Geister, die ich durch meine Kunst aus ihren Bezirken hiehergerufen
+habe, meine Phantasien auszuführen.
+
+Ferdinand.
+O! laßt mich hier ewig leben; ein so wundervoller Vater, und ein
+solches Weib machen diesen Ort zu einem Paradiese.
+
+Prospero.
+Stille, mein Wehrter! Juno und Ceres lispeln einander ganz
+ernsthaft etwas in die Ohren; es wird noch etwas zuthun seyn; husch,
+seyd stumm, oder unser Spiel wird verdorben.
+
+(Juno und Ceres reden leise mit einander, und schiken Iris mit
+einem Auftrag ab.)
+
+Iris.
+Ihr Nymphen der schlängelnden Bäche, Najaden genannt, mit euern
+Schilf-Kränzen und immer freundlichen Bliken, verlaßt eure
+kräuselnden Canäle und kommt, Juno befiehlt's, auf diese grüne Flur.
+Kommt, keusche Nymphen, und helft ein Bündniß treuer Liebe zu
+feyern; säumt euch nicht!
+
+(Eine Anzahl Nymphen treten auf.)
+
+Iris (fahrt fort.)
+Ihr von der Sonne verbrannten Schnitter, des Augusts müde, kommt
+aus euern Furchen, und theilet unsre Lust. Macht Feyertag, sezt
+eure Strohhüte auf, und jeder gebe einer von diesen frischen
+Nymphen die Hand zum ländlichen Tanz.
+
+
+
+Vierte Scene.
+(Eine Anzahl von nettgekleideten Schnittern treten auf, und
+ vereinigen sich mit den Nymphen zu einem anmuthigen Tanz: Gegen das
+ Ende des Tanzes fährt Prospero plözlich auf, und spricht die
+ folgende Rede, worauf alles mit einem seltsamen holen und
+ verworrnen Getöse verschwindet.)
+
+
+Prospero.
+Ich hatte diese schändliche Zusammenverschwörung des Viehes Caliban
+und seiner Gesellen gegen mein Leben völlig aus der Acht gelassen;
+die Minute die sie zur Ausführung erkießt haben, ist beynahe
+gekommen--Gut gemacht; hinweg, nichts mehr!
+
+Ferdinand (leise zu Miranda.)
+Diß ist seltsam, unser Vater ist in irgend einem Affect, der mit
+Macht auf ihn würkt.
+
+Miranda.
+Niemals bis auf diesen Tag sah ich ihn in einem so heftigen
+Unwillen.
+
+Prospero.
+Ihr seht bestürzt aus, mein Sohn; seyd gutes Muths, unsre Spiele
+sind nun zu Ende. Diese unsre Schauspieler, wie ich euch vorhin
+sagte, sind alle Geister, und zerflossen wieder in Luft, in dünne
+Luft, und so wie diese wesenlose Luftgesichte, so sollen die mit
+Wolken bekränzte Thürme, die stattlichen Paläste, die feyrlichen
+Tempel, und diese grosse Erdkugel selbst, und alles was sie in sich
+faßt, zerschmelzen, und gleich diesem verschwundnen unwesentlichen
+Schauspiel nicht die mindeste Spur zurüklassen. Wir sind solcher
+Zeug, woraus Träume gemacht werden, und unser kleines Leben endet
+sich in einen Schlaf--mein Herr, ich bin beunruhigt, habt Geduld
+mit meiner Schwachheit, mein altes Gehirn ist in Unordnung; laßt
+euch diesen kleinen Zufall nicht anfechten; geht in meine Celle,
+wenn's euch beliebt, und ruhet da--Ein oder zwey Auf- und Abgänge
+werden mir wieder leichter machen.
+
+Ferdinand. Miranda.
+Wir wünschen euch Friede.
+
+(Ferdinand und Miranda gehen ab.)
+
+Prospero (vor sich.)
+Komm in einem Gedanken--
+
+(zu Ferdinand und Miranda.)
+
+Ich danke euch--Ariel, komm.
+
+(Prospero entfernt sich weiter von der Celle; Ariel zu ihm.)
+
+Ariel.
+Ich klammre mich an deine Gedanken an; was ist dein Wille?
+
+Prospero.
+Geist, wir müssen uns rüsten den Caliban zu empfangen.
+
+Ariel.
+Ja, mein Gebieter. Ich dachte, wie ich Ceres vorstellte, dir davon
+gesagt zu haben; aber ich brach ab, aus Besorgniß dich verdrießlich
+zu machen.
+
+Prospero.
+Sag es noch einmal, wo verliessest du diese Schurken?
+
+Ariel.
+Ich sagte euch, mein Herr, daß sie dik besoffen waren, und so voll
+Dapferkeit, daß sie die Luft schlugen, weil sie sich unterstuhnd
+ihnen ins Gesicht zu wehen, und den Boden stampften, weil er ihre
+Füsse küßte, ohne inzwischen ihr Vorhaben aus der Acht zu lassen.
+Ich schlug hierauf meine Trummel; dieses Getöse machte sie
+aufmerksam; sie spizten wie unberittne Füllen ihre Ohren, zogen die
+Auglieder in die Höhe, und strekten ihre Nasen vor sich hin, wie
+sie Musik rochen; kurz, ich bezauberte ihre Ohren dergestalt, daß
+sie wie Kälber meinem Brüllen folgten, durch stachlichte Genister,
+Disteln, und Dornen, die in ihren dünnen Schienbeinen steken
+blieben; endlich ließ ich sie in dem kothigen mit Unrath
+bemantelten Sumpf, hinter eurer Celle, wo sie bis ans Knie
+hineinsanken, daß der faule Morast ihre Füsse überstunk.
+
+Prospero.
+Das war wol gethan, mein Vogel; behalt immer deine unsichtbare
+Gestalt. Geh, bringe mir die abgetragnen Kleider in meinem Hause
+hieher, wir müssen diese Diebe in Versuchung sezen.*
+
+{ed.-* Dieser Umstand bezieht sich auf den gemeinen Aberglauben
+des Pöbels in unsers Autors Zeiten, als ob Zauberer, Hexen und
+dergl. nicht eher eine Gewalt über diejenige, so sie bezaubern
+wollen, haben, bis sie den Vortheil über sie erhalten, sie bey
+irgend einer Sünde zu ertappen, als wie hier über Dieberey.
+Warbürton.}
+
+Ariel.
+Ich geh, ich geh.
+
+(Geht ab.)
+
+Prospero (vor sich.)
+Ein Teufel ist dieser Caliban, ein gebohrner Teufel, an dessen
+Natur keine Erziehung haftet; an dem alle meine Mühe, Mühe wie man
+an einen Menschen wendet, verlohren, gänzlich verlohren ist; und
+wie mit dem Alter sein Leib in eine viehischere Ungestaltheit
+auswächßt, so wird auch sein Gemüth ungeheurer; ich will sie alle
+plagen, bis zum Heulen.
+
+(Ariel kömmt mit allerley schimmerndem Geräthe beladen.)
+
+Komm, hänge sie an dieses Seil.
+
+
+
+Fünfte Scene.
+(Caliban, Stephano und Trinculo treten alle wohl angefeuchtet und
+ von Morast triefend auf; Prospero und Ariel bleiben unsichtbar
+ zurük.)
+
+
+Caliban.
+Ich bitte euch, tretet leise, damit der blinde Maulwurf keinen Fuß
+fallen hört. Wir sind nimmer weit von seiner Celle.
+
+Stephano.
+Ungeheuer, euer Kobolt, von dem ihr sagt, er sey ein freundlicher
+Kobolt, der niemand ein Leid thut, hat nichts viel bessers gethan,
+als den Narren mit uns gespielt.
+
+Trinculo.
+Ungeheuer, ich rieche lauter Pferd-Pisse, und ich kan dir's sagen,
+es will meiner Nase gar nicht schmeken.
+
+Stephano.
+So geht's der meinigen auch; hört ihr's, Ungeheuer! Wenn ich einen
+Unwillen wider euch fassen sollte--Sehet zu--
+
+Trinculo.
+Du wärst ein verlohrnes Ungeheuer.
+
+Caliban.
+Mein lieber gnädiger Herr, laß mich immer in deiner Gunst stehen;
+gedulde, der Vortheil, zu dem ich dich führe, wird diesem Unfall
+die Augen ausstechen; redet nur leise, es ist izt alles so still
+als Mitternacht.
+
+Trinculo.
+Schon gut, aber unsre Flasche im Morast zu verliehren--
+
+Stephano.
+Es ist nicht nur Unannehmlichkeit und Schmach in diesem Abentheuer,
+sondern ein unendlicher Verlust, du Ungeheuer.
+
+Trinculo.
+Das ist mir über meine Anfeuchtung, und doch ist das euer
+freundlicher Kobold, der niemand kein Leid thut, Ungeheuer.
+
+Stephano.
+Ich will meine Flasche wieder hohlen, und wenn ich für meine Mühe
+bis über die Ohren hineinplumpen sollte.
+
+Caliban.
+Ich bitte dich, mein König, sey ruhig; siehst du hier, diß ist der
+Eingang in die Celle; kein Getöse, schleich hinein, thue diß gute
+Unheil, das diese Insel auf ewig zu deinem Eigenthum macht; und ich
+bin dein Caliban, auf ewig dein Fuß-Leker.
+
+Stephano.
+Gieb mir deine Hand, ich fange an, blutige Gedanken zu haben.
+
+Trinculo.
+O König Stephen, o Pair! o würdiger Stephen!* Sieh, was für eine
+Garderobe hier für dich ist!
+
+{ed.-* Der Spaß in diesen Zeilen besteht in einer Anspielung auf ein
+altes bekanntes Gassenlied, welches anfängt: (King Stephen was a
+worthy Peer), und die Sparsamkeit dieses Königs in Absicht auf
+seine Garderobe anpreist. Es sind zwo Stanzen von diesem Lied im
+Othello. Warbürton.}
+
+Caliban.
+Laß es gehen, du Narr, es ist nur Trödelwaare.
+
+Trinculo.
+Oh, oh, Ungeheuer, wir verstehen uns auch darauf, was in eine
+Trödelbude gehört--o König Stephen--
+
+Stephano.
+Lange diesen Rok herunter, Trinculo; beym Element, ich will diesen
+Rok haben.
+
+Trinculo.
+Deine Gnaden sollen ihn haben.
+
+Caliban.
+Daß du die Wassersucht kriegtest, du Dummkopf! Wie ungescheidt
+seyd ihr, daß euch ein solcher Plunder in die Augen sticht! Geht
+weiter und vollbringet vorher den Mord; wenn er aufwacht, wird er
+uns vom Wirbel bis zum Zehen die Haut zerkneipen lassen; er wird
+abscheulich mit uns umgehen.
+
+Stephano.
+Sey ruhig, Ungeheuer! Frau Seil, ist das nicht mein Wamms?
+
+Trinculo.
+Ungeheuer komm, schmier ein bißchen Quark an deine Finger, und weg
+mit dem ganzen Plunder!
+
+Caliban.
+Ich will nichts davon; wir verderben hier die Zeit, und werden
+zulezt noch alle in Barnakel** oder in Affen, mit verflucht niedern
+Stirnen verwandelt werden.
+
+{ed.-** Eine Art von Gänsen auf der Insel Baß, an der Schottischen
+Küste, von denen ehmals die Tradition gieng, daß sie auf den Bäumen
+wachsen.}
+
+Stephano.
+Ungeheuer, leg Hand an; hilf es wegtragen, an den nehmlichen Ort wo
+mein Weinfaß ligt, oder ich werde dich aus meinem Königreich jagen;
+geh, trag das!
+
+Trinculo.
+Und das.
+
+Stephano.
+Ja, und das.
+
+(Man hört ein Getöse von Jägern. Verschiedne Geister, in Gestalt
+von Hunden lauffen auf die Bühne und jagen sie fort; Prospero und
+Ariel sezen ihnen nach. Caliban, Stephano und Trinculo werden
+heulend ausgetrieben.)
+
+Prospero.
+Heyda, Sultan hey!
+
+Ariel.
+Waldmann, hier geht's, Waldmann.
+
+Prospero.
+Furie, Furie; hier, Tyrann, hier; horch! horch! Geh, sage meinen
+Kobolden, daß sie ihre Gelenke mit Zükungen zermalmen, ihre Sehnen
+mit Krämpfen zusammenziehen, und sie am ganzen Leibe von Zwiken und
+Kneipen flekichter machen sollen als ein Panterthier.
+
+Ariel.
+Horch, wie sie heulen.
+
+Prospero.
+Laß sie weidlich herumgejagt werden. Nunmehr sind alle meine
+Feinde in meiner Gewalt. In kurzem soll sich all mein Ungemach
+enden, und du sollst deine Freyheit haben. Nur noch eine kleine
+Weile folge mir, und thu mir Dienste.
+
+(Sie gehen ab.)
+
+
+
+
+Fünfter Aufzug.
+
+
+
+Erste Scene.
+(Vor der Celle.)
+(Prospero tritt in seiner Magischen Kleidung mit Ariel auf.)
+
+
+Prospero.
+Nun ist mein Entwurf zu seiner Zeitigung gelangt; meine
+Bezauberungen brechen nicht; meine Geister gehorchen, und die Zeit
+geht aufrecht mit ihrer Ladung davon; wie viel ists am Tage?
+
+Ariel.
+Um die sechste Stunde, mein Gebieter, wann, wie ihr sagtet, unsre
+Arbeit geendigt seyn sollte.
+
+Prospero.
+Das sagte ich gleich anfangs, wie ich den Sturm erregte; sage, mein
+Geist, was macht der König und seine Gefährten?
+
+Ariel.
+Sie sind alle, euerm Befehl gemäß, zusammengebannt, gerade so wie
+ihr sie verlassen habt, alle eure Gefangne, mein Herr, in dem
+kleinen Hayne, der eure Celle vor dem Wetter schüzt. Sie können
+nicht von der Stelle, bis ihr sie loslasset. Der König, sein
+Bruder und der eurige sind alle drey in einer Art von Betäubung;
+die übrigen trauern ihrentwegen, bis an den Rand mit Kummer und
+Bestürzung angefüllt; insonderheit derjenige, den ihr den guten
+alten Gonsalo nanntet. Seine Thränen lauffen über seinen Bart
+herab, wie Winter-Tropfen von einem rohrbedekten Dach. Eure
+Bezauberungen arbeiten so stark auf sie, daß, wenn ihr sie izt
+sehen solltet, euer Herz gewiß zu Mitleiden erweicht würde.
+
+Prospero.
+Denkst du das, Geist?
+
+Ariel.
+Das meinige würd' es gewiß, wenn ich ein Mensch wäre.
+
+Prospero.
+Und das meinige auch. Hast du, der du nur Luft bist, eine Ahnung,
+ein Gefühl von ihrem Leiden, und ich, einer von ihrer Gattung, der
+allen ihren Leidenschaften und Bedürfnissen unterworffen ist,
+sollte nicht zärtlicher gerührt werden als du? Ob sie mich gleich
+durch schwere Beleidigungen bis in die Seele verwundet haben, so
+soll doch mein edleres Selbst über meinen Unwillen siegen; es ist
+mehr Würde in großmüthiger Vergebung als in Rache; da sie bußfertig
+sind, so habe ich meine ganze Absicht erreicht; geh, erledige sie,
+Ariel; ich will meine Bezauberungen brechen, ich will ihre Sinnen
+wieder herstellen, und sie sollen wieder seyn, was sie gewesen sind.
+
+Ariel.
+Ich will sie herbeyführen, mein Gebieter.
+
+(Er geht ab.)
+
+
+
+Zweyte Scene.
+
+
+Prospero.
+Ihr Elfen der Hügel, der Bäche, stehenden Seen und Hayne, und die
+auf Sandbänken mit leichtem Fuß den ebbenden Neptun zurükstossen,
+und ihn fliehen, sobald er wiederkehrt; ihr kleinen Feen, die beym
+Mondschein im Gras die kleinen sauren Ringe machen, von denen das
+Schaaf nichts abfrezt; und ihr, deren Zeitvertreib ist,
+Mitternachts-Schwämme zu machen; die sich freuen den Ruf des
+feyrlichen Nachtwächters zu hören; durch deren Hülfe (so schwach
+ihr auch seyd) ich die mittägliche Sonne verfinstert, die
+widerspenstigen Winde herbeygenöthiget, und zwischen der grünen See
+und dem azurnen Gewölbe heulenden Krieg erregt habe; dem
+fürchterlich rasselnden Donner gab ich Feuer, und entwurzelte die
+Eiche Jupiters mit seinem eignen Keil; ich machte die Grundfeste
+der Vorgebürge zittern, und raufte die Fichte und die Ceder mit den
+Wurzeln aus: Gräber thaten auf meinen Befehl ihren Rachen auf, und
+liessen ihre Schläfer hervor, die meine mächtige Kunst erweket
+hatte: Aber alle diese rauhe Zauberkunst schwör ich hier ab, und
+wenn ich vorher eine himmlische Musik befohlen haben werde, wie ich
+izt thue, (ihre von jenem magischen Donner gelähmten Sinnen wieder
+herzustellen), so will ich meinen Stab zerbrechen, ihn etliche
+Klafter tief in die Erde vergraben, und tiefer als jemals ein
+Senkbley fiel, mein Zauberbuch im Meer versenken.
+
+(Man hört eine feyrliche Musik.)
+
+
+
+Dritte Scene.
+
+
+(Ariel geht voran; ihm folget Alonso mit den Gebehrden eines von
+ Schwermuth verrükten Menschen, von Gonsalo geführt, hierauf
+ Sebastiano und Antonio auf gleiche Weise, von Adrian und Francisco
+ geleitet; sie gehen in den Cirkel den Prospero vorher gemacht hat,
+ und bleiben da bezaubert stehen. Indem sie kommen, fangt Prospero
+ an.)
+
+
+Prospero.
+Die Magische Gewalt der Harmonie, der besten Arzney für eine
+zerrüttete Phantasie, heile dein izt untüchtiges Gehirn--hier
+bleibt unbeweglich stehn!--Rechtschaffner Gonsalo, ehrwürdiger Mann,
+meine Augen schmelzen, von den deinigen erschüttert, in
+sympathetische Tropfen.--Die Bezauberung lößt auf einmal sich auf;
+und wie der Morgen, die Nacht überraschend, die Finsterniß
+hinwegschmelzen macht, so fangen ihre aufgehenden Sinnen an, die
+betäubenden Nebel zu verjagen, die ihre Vernunft umhüllen--O! mein
+guter Gonsalo, mein wahrer Erhalter, und ein redlicher Diener
+dessen dem du folgest; ich will, wenn wir wieder zu Hause sind,
+deine Wohlthaten beydes mit Worten und Werken bezahlen.--Du, Alonso,
+du bist höchst grausam mit mir und meiner Tochter umgegangen; dein
+Bruder war ein Beförderer der bösen That, und wird izt dafür an
+Leib und Gemüth gefoltert; Ihr, mein Bruder, der seiner
+Herrschsucht Natur und Gewissen aufopferte, der mit Sebastian
+seinen König hier ermorden wollte; ich vergebe dir, so unnatürlich
+du bist!--Ihre Denkungskraft fängt an zu schwellen, und die
+wiederkommende Fluth wird in kurzem das Gestade der Vernunft
+anfüllen, das izt faul und sumpficht ligt--Noch ist nicht einer
+unter ihnen, der mich ansehen darf, oder mich erkennt--Ariel, hole
+mir meinen Hut und meinen Degen in der Celle; ich will mich ihnen
+in derjenigen Gestalt darstellen,
+
+(Ariel geht ab, und kommt in einem Augenblik wieder zurük.)
+
+worinn sie mich zu Meiland gekannt haben. Munter, mein Geist; in
+kurzem sollst du deine Freyheit haben.
+
+Ariel (singt, indem er ihn ankleiden hilft.)
+Wo die Biene saugt, saug' ich;
+Im Schooß der Primul lagr' ich mich;
+Dort schlaf ich, wenn die Eule schreyt;
+Ich flieg', in steter Munterkeit,
+Fern von des Winters Ungemach
+Dem angenehmen Sommer nach;
+Wie frölich wird künftig mein Aufenthalt seyn
+Unter den Blüthen im düftenden Hayn!
+
+Prospero.
+Gut, das ist mein artiger Ariel; ich werde dich vermissen, aber
+doch sollst du frey seyn. So, so, so; izt, unsichtbar wie du in
+deiner eignen Gestalt bist, zu des Königs Schiff; dort wirst du die
+Schiffleute im Raum schlaffend beysammen finden. Weke sie, und
+nöthige sie hieher; aber hurtig, ich bitte dich.
+
+Ariel.
+Ich trinke die Luft vor mir, und bin wieder da, eh euch der Puls
+zweymal schlägt.
+
+(Er geht ab.)
+
+Gonsalo.
+Lauter Schreknisse, Verwirrung, Wunder und Erstaunen wohnen hier;
+möge uns irgend eine himmlische Macht wieder aus diesem
+fürchterlichen Lande führen!
+
+Prospero.
+Siehe hier, o König, den ungerechter Weise gekränkten Herzog von
+Meiland, Prospero: Dich desto besser zu versichern, daß ein
+lebender Fürst izt mit dir spricht, umarme ich dich, und heisse
+dich und deine Gesellschaft von Herzen willkommen.
+
+Alonso.
+Ob du Prospero bist, oder irgend ein bezaubertes Phantom, (wie ich
+kürzlich selbst war,) das meine Augen täuschet, weiß ich nicht;
+dein Puls schlägt, wie eines würklichen Menschen, und seit ich dich
+sehe, nimmt die Bangigkeit des Gemüths ab, worinn mich, wie ich
+fürchte, eine Beraubung der Vernunft sezte; wenn diese Dinge anders
+würklich sind, so muß die Geschichte davon höchst seltsam seyn--Ich
+gebe dir dein Herzogthum zurük, und bitte dich, mir zu verzeihen.
+Aber wie ist es möglich, daß Prospero leben und hier seyn soll?
+
+Prospero (zu Gonsalo.)
+Zuerst, mein alter edler Freund, laß dich umarmen; du, dessen
+Redlichkeit so unschäzbar als ohne Grenzen ist.
+
+Gonsalo.
+Ob das würklich ist, oder nicht, wollt' ich nicht beschwören.
+
+Prospero.
+Ihr seyd noch so sehr von einigen Seltsamkeiten dieser Insel
+betroffen, daß ihr nicht glauben könnet, was gewiß ist. Willkommen,
+meine Freunde, alle willkommen! Aber ihr, mein feines Paar Herren,
+wenn ich Lust hätte, so sollte mir's nicht schwer fallen, euch den
+Unwillen seiner Majestät zu zu ziehen, und zu beweisen, daß ihr
+Verräther seyd; allein ich will izt keine Geschichten erzählen.
+
+Sebastian.
+Der Teufel spricht aus ihm.
+
+Prospero.
+Nein--Was euch betrift, höchst boshafter Herr, welchen (Bruder) zu
+nennen meinen Mund schon vergiften würde, ich vergebe dir deine
+ungeheursten Vergehungen alle zusammen; aber ich fordre mein
+Herzogthum von dir zurük, welches du, wenn du gleich wolltest, mir
+länger vorzuenthalten, nicht vermögend bist.
+
+Alonso.
+Wenn du Prospero bist, so berichte uns, wie du erhalten worden, und
+auf welche Weise wir hier mit dir zusammen kommen, nachdem wir vor
+drey Stunden an diesem Ufer einen Schiffbruch erlidten haben, der
+mich, (o schmerzliches Angedenken!) meinen Sohn, meinen theuren
+Sohn Ferdinand gekostet hat.
+
+Prospero.
+Ich bedaure es, Sire.
+
+Alonso.
+Der Verlust ist unersezlich, und die Geduld selbst gesteht, daß sie
+ihn nicht heilen kan.
+
+Prospero.
+Ich glaube vielmehr, ihr habt ihre Hülfe nicht gesucht; denn durch
+ihren milden und allesvermögenden Beystand, hab ich einen gleichen
+Verlust mit Gelassenheit ertragen gelernt.
+
+Alonso.
+Ihr einen gleichen Verlust?
+
+Prospero.
+Zum mindsten, der für mich eben so wichtig ist, und ihn erträglich
+zu machen, hab' ich weit schwächere Mittel als ihr zu euerm Trost
+ruffen könnt; denn ich habe meine Tochter verlohren.
+
+Alonso.
+Eine Tochter? O Himmel, möchten sie beyde in Neapel leben, König
+und Königin daselbst zu seyn. Damit sie es seyn möchten, wie gern
+wünscht' ich selbst in dem nassen Bette versunken zu seyn, wo mein
+Sohn ligt. Wenn verlohrt ihr eure Tochter?
+
+Prospero.
+In diesem lezten Sturm--Ich merke, daß diese Herren, über unsre
+unvermuthete Zusammenkunft so erstaunt sind, daß sie ihren Sinnen
+nicht trauen dürfen, und mit Mühe glauben, daß ihre Augen ihnen die
+Wahrheit zeigen, und ihre Worte natürlicher Athem seyen. Allein,
+so mißtrauisch euch die kürzlich erlidtene Beunruhigung eurer Sinne
+gemacht hat, so wisset doch für gewiß, daß ich Prospero bin; eben
+dieser Herzog, der von Meiland ausgetrieben wurde, und auf eine
+wunderbare Weise an diesem Eilande, wo ihr gestrandet seyd,
+anländete, um der Herr davon zu seyn. Nichts mehr hievon, denn es
+ist eine Chronik von Tag zu Tag, und nicht eine Erzählung bey einem
+Frühstük, noch für diese erste Zusammenkunft geschikt. Willkommen,
+Sire; diese Celle ist mein Hof; ich habe hier wenige Hausgenossen,
+und ausser demselben keine Unterthanen. Ich bitte euch, schaut
+hinein; da ihr mir mein Herzogthum wieder gegeben habt, so will ich
+euch etwas eben so gutes dagegen geben, oder doch wenigstens ein
+Wunder vor eure Augen bringen, das euch so sehr erfreuen wird, als
+mich mein Herzogthum.
+
+
+
+Vierte Scene.
+(Die Thüre der Celle öffnet sich, und entdekt Ferdinand und Miranda,
+ die mit einander Schach spielen.)
+
+
+Miranda.
+Mein liebster Herr, ihr spielt mir einen Streich.
+
+Ferdinand.
+Nein, meine Allerliebste, das wollt ich für die ganze Welt nicht
+thun.
+
+Miranda.
+Wenn es Königreiche gälte, ihr würdet gewiß schicaniren, und ich
+würd' es euch nicht übel nehmen.
+
+Alonso.
+Wenn das nur eine von den Erscheinungen dieser Insel ist, so werd'
+ich einen theuren Sohn zweymal verliehren.
+
+Sebastian.
+Ein erstaunliches Wunder!
+
+Ferdinand.
+Wenn die Wellen schon drohen, so sind sie doch mitleidig; ich habe
+ihnen ohne Ursache geflucht.
+
+(Ferdinand kniet vor seinem Vater.)
+
+Alonso.
+O! alle Segnungen eines erfreuten Vaters ergiessen sich über dich!
+Steh auf, und sage wie du hieher gekommen bist?
+
+Miranda.
+O Wunder! Wie viele feine Geschöpfe sind hier beysammen! Wie
+schön ist das menschliche Geschlecht! O brave neue Welt, die
+solche Einwohner hat!
+
+Prospero.
+Das ist etwas neues für dich.
+
+Alonso.
+Wer ist diß Mädchen, mit dem du spieltest? Eure längste
+Bekanntschaft kan nicht drey Stunden seyn: Ist es die Göttin die
+uns getrennet, und wieder zusammengebracht hat?
+
+Ferdinand.
+Sire, sie ist eine Sterbliche, aber durch unsterbliche Vorsicht,
+ist sie mein. Ich wählte sie, da ich meinen Vater nicht zu Rathe
+ziehen konnte, da ich nicht einmal denken durfte, einen Vater zu
+haben. Sie ist die Tochter dieses berühmten Herzogs von Meiland,
+von dem ich so vieles erzählen hörte, eh ich ihn sah; von dem ich
+ein zweytes Leben empfangen habe, und den diese junge Dame zu
+meinem zweyten Vater macht.
+
+Alonso.
+Ich bin der ihrige; aber, oh wie wunderlich wird es klingen, daß
+ich mein Kind um Verzeihung bitten muß!
+
+Prospero.
+Haltet ein, Sire; laßt uns unser Gedächtniß nicht mit unangenehmen
+Dingen beschweren, die vorüber sind.
+
+Gonsalo.
+Das Übermaaß der zärtlichsten Freude ließ mich nicht zu Worten
+kommen. Schauet herab, ihr Götter, und lasset eine segensvolle
+Krone auf dieses Paar herunter steigen; denn ihr seyd es, die den
+Weg vorgezeichnet, der uns hieher gebracht hat.
+
+Alonso.
+Ich sage: Amen, Gonsalo!
+
+Gonsalo.
+Mußte Prospero von Meiland vertrieben werden, damit seine
+Nachkommen Könige von Neapel werden möchten! O freuet euch über
+alle gewöhnliche Freuden, und grabt es in Gold auf ewig daurende
+Pfeiler! In Einer Reise fand Claribella einen Gemahl zu Tunis, und
+Ferdinand, ihr Bruder, eine Braut, da wo er selbst verlohren war;
+Prospero sein Herzogthum in einer armen Insel, und wir alle uns
+selbst, zu einer Zeit, da niemand sein eigen war.
+
+Alonso (zu Miranda und Ferdinand.)
+Gebt mir eure Hände.
+
+(Er legt ihre Hände in einander.)
+
+Gram und Kummer umschling' auf ewig dessen Herz, der euch nicht
+Freude wünschet!
+
+Gonsalo.
+So sey es, Amen!
+
+
+
+Fünfte Scene.
+(Ariel mit dem Schiffspatron und dem Hochbootsmann, die ihm ganz
+ erstaunt und erschroken folgen, zu den Vorigen.)
+
+
+Gonsalo.
+O sehet, Sire, sehet, hier sind noch mehr von unsrer Gesellschaft.
+Prophezeyte ich nicht, wenn noch ein Galgen auf dem Lande wäre, so
+könnte dieser Bursche nicht ersauffen? Nun, wie? du, der die
+Gnade selbst über Bord zu fluchen pflegte, hast du keinen Schwur
+auf dem festen Lande übrig? Hast du kein Maul zu Lande? Was giebt
+es neues?
+
+Hochbootsmann.
+Das beste Neue ist, daß wir unsern König und unsre Gesellschaft
+gesund wieder antreffen; das nächste an diesem, daß unser Schiff,
+welches wir erst vor drey Stunden dem Sturm preiß gaben, so ganz,
+so neu und so wohl getakelt ist, als da wir es zuerst in die See
+stiessen.
+
+Ariel.
+Mein Gebieter, alles das hab ich gethan, seit ich euch verließ.
+
+Prospero.
+Mein artiger Taschenspieler!
+
+Alonso.
+Das sind keine natürliche Begebenheiten; immer eine wunderbarer als
+die andre! Sage, wie kamst du hieher?
+
+Bootsmann.
+Gnädigster Herr, wenn ich dächte, daß ich gewiß wach wäre, so wollt
+ich versuchen, ob ichs euch erzählen könnte. Wir waren alle in
+dichtem Schlaf, und, ich weiß selbst nicht wie, alle in den Raum
+des Schiffs zusammengepakt, wo wir nur eben von einem seltsamen und
+manchfaltigen Getöse von Brüllen, Schreyen, Heulen, Rasseln mit
+Ketten, und andern entsezlichen Tönen aufgewekt wurden; auf einmal
+hörte alles auf, wir sahen unser schönes, königliches Schiff mit
+seinem ganzen Zugehör, in bestem Zustand; und indem unser Patron
+von einer Seite zur andern sprang, um es in Augenschein zu nehmen,
+so wurden wir, mit eurer Erlaubniß, in einem huy, wie in einem
+Traum, von unsern Cameraden geschieden, und schlaftrunken hieher
+gebracht.
+
+Ariel (zu Prospero.)
+War es wohl gethan?
+
+Prospero.
+Recht wohl, mein fleißiger Ariel, du sollst frey sein.
+
+Alonso.
+Das ist ein so seltsamer Irrgarten, als je ein Mensch betreten hat,
+und es ist mehr als die Natur zuthun vermag, in diesem Geschäfte;
+ohne ein Orakel ist es unmöglich, etwas davon zu begreiffen.
+
+Prospero.
+Mein gebietender Herr, beunruhigt euch nicht, das Wunderbare in
+diesen Dingen zu ergründen; in kurzem will ich euch bey beßrer
+Musse alles Stük vor Stük auflösen, was euch izt unbegreiflich ist:
+bis dahin seyd frohen Muthes, und denkt von allem das beste.
+
+(Zu Ariel leise.)
+
+Hieher, Geist; seze Caliban und seine Gesellschaft in Freyheit;
+löse die Bezauberung auf--Wie befindet ihr euch, mein Gnädigster
+Herr? Es mangeln noch ein Paar alte närrische Kerls von euerm
+Gefolge, die ihr vergessen habt.
+
+
+
+Sechste Scene.
+(Ariel treibt Caliban, Stephano und Trinculo in ihren gestohlnen
+ Kleidern vor sich her.)
+
+
+Stephano.
+Jedermann sorge nur für andre Leute, und niemand bekümmre sich um
+sich selbst; denn es ist alles nur Zufall und blindes Glük;
+Courasche, du dikwanstiges Ungeheuer, Courasche!
+
+Trinculo.
+Wenn die Spionen, die ich in meinen Augen habe, die Wahrheit sagen,
+so ist das ein hübscher Anblik.
+
+Caliban.
+O Setebos, das sind brave Geister, in der That! Wie fein mein
+Meister ist! Aber ich fürchte, er wird mich züchtigen.
+
+Sebastian.
+Ha, ha; was für Dinge sind das, Antonio? Kan man die um Geld haben?
+
+Antonio.
+Ich denk' es; einer davon ist ein Fisch wie sich's gehört, und
+vermuthlich feil.
+
+Prospero.
+Beobachtet nur die Physionomie dieser Bursche, meine Herren, und
+sagt dann, ob sie nicht die Wahrheit redt? Dieses mißgeschaffnen
+Schurken seine Mutter war eine Hexe, und eine so mächtige, daß sie
+den Mond beherrschen, Ebbe und Fluth erregen, und ihre Befehle über
+die Grenzen ihrer Macht ausdehnen konnte. Diese drey haben mich
+beraubt; und dieser Halb-Teufel, (denn er ist ein Bastard von einem
+Teufel,) machte mit ihnen einen Anschlag wider mein Leben; zween
+von diesen Gesellen werdet ihr für die eurige erkennen; was dieses
+Geschöpf der Finsterniß betrift, so muß ich bekennen, daß es mir
+zugehört.
+
+Caliban.
+Ich werde zu Tode gezwikt werden.
+
+Alonso.
+Ist das nicht Stephano, mein besoffner Kellermeister?
+
+Sebastian.
+Er ist würklich besoffen; woher kriegte er Wein?
+
+Alonso.
+Und Trinculo ist so voll daß er wakelt; wo können sie dieses grosse
+Elixir gefunden haben, das sie übergüldet* hat? Wie kamst du in
+diesen Pökel?
+
+{ed.-* Eine Anspielung auf das (Elixirium magnum), oder trinkbare Gold
+der Alchymisten. Warbürton.}
+
+Trinculo.
+Sire, ich bin immer in diesem Pökel gelegen, seitdem ich euch das
+leztemal sah, ich sorge, ich werd ihn nimmer wieder aus dem Leibe
+kriegen; ich darf nicht fürchten, daß mich die Fliegen beschmeissen.
+
+Sebastian.
+Wie geht's, Stephano?
+
+Stephano.
+Rührt mich nicht an, ich bin nicht mehr Stephano, ich bin lauter
+Wunde.**
+
+{ed.-** Bey Durchlesung dieses Stüks muthmaßte ich immer, daß
+Shakespear es von einem Italiänischen Scribenten entlehnt haben
+möchte, da die Einheiten alle so regelmässig darinn beobachtet sind,
+welches ausser den Italiänern, damals keine andre dramatische Poeten
+thaten, und welches unser Autor nirgends als in diesem Stük gethan
+hat, nichts zu gedenken, daß die Personen dieses Stüks alle Italiäner
+sind. Ich wurde in dieser Vermuthung noch mehr bestärkt, wie ich auf
+diese Stelle kam.
+
+Ein Spaß soll darinn ligen, das ist klar; aber wo er ligt, ist
+schwer zu sagen. Ich vermuthe, es war ein Wortspiel im Original,
+das sich nicht übersezen ließ; vielleicht hieß es, ich bin nicht
+(Stephano, sondern Staffilato,) indem dieses Wort im Italiänischen
+einen bedeutet, der wol zerkrazt und zerstochen ist, welches
+würklich der Fall war, worinn sich diese Bursche im 4ten Aufzug
+befanden.--In (Riccoboni's) Verzeichniß Italiänischer Schauspiele,
+befinden sich auch: (Il Negromante di L. Ariosto, prosa e verso),
+und (Il Negromante Palliato di Gio-Angelo Petrucci, prosa.) Ob aber
+der Sturm aus einem von diesen beyden entlehnt seyn mag, kan ich
+nicht sagen, da ich sie nicht gesehen habe. Warbürton. Der
+Übersetzer würde erfreut seyn, wenn er seinen Lesern über diesen
+Punct aus dem Wunder helfen könnte; da er aber hiezu keine
+Gelegenheit gehabt, so ist alles was er sagen kan, daß wenn auch
+Shakespear die Idee und die Anlage dieses Stüks aus einem
+Italiänischen genommen hätte, es schwerlich auf eine andre Art
+geschehen sey, als wie man vom Milton sagen kan, daß er das
+verlohrne Paradies aus einer Italiänischen Comödie von Erschaffung
+der Welt entlehnt habe.}
+
+Prospero.
+Und doch wolltest du König über diese Insel seyn, Schurke.
+
+Stephano.
+So würde ich ein siecher König gewesen seyn.
+
+Alonso (auf Caliban deutend.)
+Das ist ein so seltsames Ding als ich je eines gesehen habe.
+
+Prospero.
+Er ist so ungestalt in seinen Sitten als in seiner Bildung. Geh,
+Schurke, in meine Celle, nimm deine Cameraden mit dir, und räume
+alles hübsch auf, so lieb dir deine Begnadigung ist.
+
+Caliban.
+Ja, das will ich; und ich will künftig gescheidter seyn, und mich
+um eure Gnade bemühen. Was für ein dreyfach gedoppelter Esel war
+ich, diesen besoffnen Kerl für einen Gott zu halten, und diesem
+dummköpfigten Narren Ehre zu erweisen?
+
+Prospero.
+Geh deines Weges.
+
+Alonso.
+Fort, und thut euern Trödel wieder hin, wo ihr ihn gefunden habt.
+
+Prospero.
+Sire, ich lade Euer Majestät und euer Gefolg in meine arme Celle
+ein, um darinn diese einzige Nacht zuzubringen, wovon ich euch
+einen Theil mit Gesprächen vertreiben will, deren Inhalt euch, wie
+ich hoffe, keine lange Weile lassen wird; mit der Geschichte meines
+Lebens, und den besondern Umständen, die sich, seitdem ich in diese
+Insel kam, zugetragen haben. Morgen will ich euch alsdann auf euer
+Schiff bringen, und so nach Neapel, wo ich Hoffnung habe, die
+Vermählung dieser unsrer geliebten Kinder feyrlich begangen zu
+sehen, und dann nach Meiland zurük zu kehren, wo jeder dritter
+Gedanke mein Grab seyn soll.
+
+Alonso.
+Mich verlangt mit Ungeduld die Geschichte euers Lebens zu hören,
+welche nicht anders als voll ausserordentlicher Sachen seyn kan.
+
+Prospero.
+Ich will euch alles entdeken, und verspreche euch eine ruhige See,
+glükliche Winde, und so schnelle Seegel, daß wir eure Flotte bald
+eingeholt haben wollen--mein Ariel, das ist deine lezte Arbeit;
+dann kehr' auf immer frey in dein Element zurük, und lebe wohl--
+Folget mir, wenn es euch gefällt.
+
+(Alle gehen ab.)
+
+
+Der Sturm, von William Shakespeare,
+(Übersetzt von Christoph Martin Wieland).
+
+
+
+
+
+End of the Project Gutenberg EBook of Der Sturm, by William Shakespeare
+
+*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK DER STURM ***
+
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+unless a copyright notice is included. Thus, we usually do not
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+of the official release dates, leaving time for better editing.
+Please be encouraged to tell us about any error or corrections,
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+Please note neither this listing nor its contents are final til
+midnight of the last day of the month of any such announcement.
+The official release date of all Project Gutenberg eBooks is at
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+preliminary version may often be posted for suggestion, comment
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+These Web sites include award-winning information about Project
+Gutenberg, including how to donate, how to help produce our new
+eBooks, and how to subscribe to our email newsletter (free!).
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+
+Those of you who want to download any eBook before announcement
+can get to them as follows, and just download by date. This is
+also a good way to get them instantly upon announcement, as the
+indexes our cataloguers produce obviously take a while after an
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+as it appears in our Newsletters.
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+projected audience is one hundred million readers. If the value
+per text is nominally estimated at one dollar then we produce $2
+million dollars per hour in 2002 as we release over 100 new text
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