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| author | nfenwick <nfenwick@pglaf.org> | 2025-01-25 11:20:30 -0800 |
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If you are not located in the United States, you -will have to check the laws of the country where you are located before -using this eBook. - -Title: Deutsche und Französische Orgelbaukunst und Orgelkunst - -Author: Albert Schweitzer - -Release Date: January 28, 2023 [eBook #69893] - -Language: German - -Produced by: the Online Distributed Proofreading Team at - https://www.pgdp.net (This file was produced from images - generously made available by The Internet Archive) - -*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK DEUTSCHE UND FRANZÖSISCHE -ORGELBAUKUNST UND ORGELKUNST *** - - - #################################################################### - - Anmerkungen zur Transkription - - Der vorliegende Text wurde anhand der Buchausgabe von 1906 so weit - wie möglich originalgetreu wiedergegeben. Typographische Fehler - wurden stillschweigend korrigiert. Ungewöhnliche und heute nicht mehr - verwendete Schreibweisen bleiben gegenüber dem Original unverändert; - fremdsprachliche Ausdrücke wurden nicht korrigiert. - - Im Originaltext wurde die akustisch wirksame Länge der Orgelpfeifen - (in Fuß) mit schließenden Anführungszeichen (“) gekennzeichnet. Die - vorliegende Bearbeitung verwendet dagegen das allgemein übliche - Prime-Symbol (′). - - Besondere Schriftschnitte werden im vorliegenden Text mit Hilfe der - folgenden Sonderzeichen gekennzeichnet: - - fett: =Gleichheitszeichen= - gesperrt: +Pluszeichen+ - - Das Caret-Zeichen (^) geht einem hochtestellten Zeichen voran. - - #################################################################### - - - - - ALBERT SCHWEITZER - - ORGANIST DER BACHAUFFÜHRUNGEN - DES CHORES ZU ST. WILHELM - IN STRASSBURG - - - Deutsche und Französische - - Orgelbaukunst - und - Orgelkunst - - [Illustration] - - LEIPZIG - - DRUCK UND VERLAG VON BREITKOPF & HÄRTEL - - 1906 - - - - - PROFESSOR ERNST MÜNCH - DEM ERZIEHER DER ELSÄSSISCHEN ORGANISTEN - IN HERZLICHER FREUNDSCHAFT - - - - -[Illustration] - - -Wenn es wahr ist, daß wir im Zeichen des Verkehrs stehen, so muß doch -auch zugestanden werden, daß er nicht allen Gebieten der Kunst in -gleicher Weise zugute gekommen ist und daß gewisse Erscheinungen einen -fast irre daran machen könnten, daß auch die Kunst in das Zeichen des -Verkehrs getreten ist. Man kann sich geradezu fragen, ob von ihm nicht -fast ausschließlich ein gewisses wanderndes Virtuosentum profitiert -hat, und ob dabei gerade die lernende Kunst, die in aller Herren -Ländern das Beste sich anzueignen sucht, nicht eher zurückgetreten -ist? Es will einen fast bedünken, als ob zu Bachs Zeiten die Kunst -in gewissem Sinne künstlerischer in ihrer Internationalität war als -heute, sofern man damals reiste, um zu lernen und zu lehren, heute mehr -ausschließlich, um sich zu produzieren. - -Daß die künstlerischen Grenzwälle trotz der Zeichen des Verkehrs -existieren, mehr als man meinen sollte, wird mir jedesmal klar, wenn -ich mit einem französischen Organisten von deutschen Orgeln und -deutscher Orgelkunst, mit einem deutschen von französischen Orgeln und -französischer Orgelkunst rede. Es ist mehr als ein totales Nichtwissen -um die Verhältnisse drüben, das hier zutage tritt: es ist fast eine -Unmöglichkeit, sich beim besten Willen zu verstehen. Es nützt nichts, -in Paris für Reger und die andern unserer vielversprechenden jungen -Organistengeneration einzutreten und in Deutschland auf Widors -Orgel-Symphonien aufmerksam zu machen. Wozu? Regers Werke sind auf -der Orgel von Notre-Dame oder auf der von St. Sulpice unausführbar -und Widors Symphonien sind auf deutschen Orgeln auch nur mit einer -gewissen Vergewaltigung des Wesens und der Anlage des Instruments -wiederzugeben. - -„Also“, sagt jeder Teil, „taugt des andern Orgel nichts“. Dabei kennt -keiner des andern Orgel. Um dieses Urteilen, bei dem doch nichts -herauskommt, in die Wege einer vernünftigen Diskussion zu leiten, die -für Orgel und Orgelkunst förderlich sein kann, und um die streitenden -Parteien miteinander bekannt zu machen, ergreife ich das Wort, als -einer, der durch die deutsche und die französische Schule hindurch -gegangen ist, als einer, der durch die Verhältnisse genötigt, seit -mehr denn zwölf Jahren auf beiden Orgeln heimisch ist, als einer, der -in Paris für deutsche Orgelkunst, in Deutschland für die französische -eintritt und der Überzeugung lebt, daß ein Ausgleich zwischen den -beiderseitigen Orgeln und Auffassungen kommen muß, und daß mit diesem -Ausgleich, mit diesem Durchdringen deutscher und französischer -Orgelkunst eine neue, ideenreiche und formbeherrschende Periode in der -Geschichte des Orgelspiels anbrechen wird. Wenn die Zeichen der Zeit -nicht trügen, ist der Augenblick gekommen, voneinander zu lernen. - - -Die schärfere Differenzierung zwischen deutscher und französischer -Orgel setzte etwa vor einem Menschenalter ein. Als der alte Hesse die -eben vollendete Orgel zu St. Clothilde spielte, fand er sich alsbald -auf ihr zurecht und erklärte sie für das Ideal der Orgel, das ihm -vorschwebte. Heute dürfte es keinen deutschen Organisten geben, der -sich alsbald auf einer französischen Orgel zurecht fände und keinen -französischen, der ohne längeres Vorstudium oder verständnisvolle Hilfe -beim Registrieren sich auf einer deutschen hören lassen könnte. - -Die Differenzierung rührt von der verschiedenen Art her, wie der -Orgelbau in beiden Ländern durch die neuen Mittel, Elektrizität und -Pneumatik, beeinflußt worden ist. Der französische Orgelbau blieb -mehr konservativ. Die Orgel von St. Sulpice, die bald fünfzig Jahre -alt ist, ist der Typus aller französischen Orgeln geblieben. Der -deutsche Orgelbau begab sich auf die Bahn der Erfindungen, nutzte alle -technischen Vorteile der Pneumatik aus und gebrauchte die Elektrizität -zur Erzeugung unbegrenzter Windmengen und Winddrucke. - -Dazu kommt eine rein äußerliche Unterscheidung. In den französischen -Orgeln sind die Koppeln und Kombinationszüge ausschließlich in -den Füßen angelegt. Die deutsche Entwicklung führte zum fast -ausschließlichen Gebrauch der Druckknöpfe. - -Aber auch das innere künstlerische Prinzip ist verschieden. Das -künstlerische Wesen einer Orgel, und noch viel mehr das ganze Wesen der -Orgelmusik, wird bestimmt durch die Art, wie man auf diesem Instrument -vom Piano zum Forte, vom Forte zum Fortissimo gelangt und von letzterem -wieder in die Anfangsklangfarbe zurückkehrt. In der deutschen Orgel -hat sich das Registerrad oder die Walze durchgesetzt. Sie beherrscht -die Orgel, wie das Spiel unserer Virtuosen zeigt; sie beherrscht die -Literatur und Komposition, wie es sattsam aus einem Blick in ein -neues Werk für Orgel erhellt. Anders gesagt: wir schwellen, indem wir -sämtliche Register lückenlos aufeinander folgen lassen, so daß sie -unterschiedslos auf das Hauptklavier wirken; wir verzichten darauf, -in der Schwellung die künstlerische Individualität der Klaviere zur -Geltung kommen zu lassen; wir setzen es als selbstverständlich voraus, -daß jede Schwellung zugleich eine Klangfarbenveränderung bedeutet; wir -finden uns in die Monotonie, die damit notwendig gegeben ist, daß die -Aufeinanderfolge der Stimmen ein für allemal dieselbe ist, nämlich die, -welche der Orgelbauer im Registerrad zu realisieren für gut befand; -wir schicken uns darein, nicht zu bestimmen, wann wir 16′, wann wir -8′, wann wir 4′ und 2′, wann wir Mixturen, wann wir Zungen in die -Klangmasse einführen wollen; wir nehmen die ewige Sklaverei des die -Walze entwerfenden Orgelbauers auf uns, verzichten auf jede Freiheit -in der Durchführung der Steigerung, wo doch Freiheit und Kunst so -eng zusammen gehören: dies alles, um dafür in den Stand gesetzt zu -sein, durch die einfache Bewegung eines Rades oder eines Trittes die -Steigerung zu regieren. - -Anders der französische Organist. Er wählt die zweite Alternative. -Er verzichtet darauf, mit einer einzigen Bewegung die Steigerung -durchführen zu können und schickt sich darein, hierfür eine Mehrzahl -von Bewegungen aufwenden zu müssen. Dafür behält er sich aber die -Freiheit vor, in jedem Falle die Stimmen sich so zum Fortissimo -steigern zu lassen, wie es ihm durch den Charakter der betreffenden -Steigerung geboten erscheint. - -Die Steigerung auf der französischen Orgel beruht zunächst auf -dem An- und Abkoppeln der Klaviere. Dadurch erst kommen die drei -Persönlichkeiten, welche die göttliche Trinität der Orgel ausmachen, -zur Geltung. Soll dies aber wirklich durchführbar sein, so darf der -Spieler nicht darauf beschränkt bleiben, sein II. und III. Klavier -(Positiv und Récit) zum ersten zu koppeln, sondern er muß die -unbeschränkte Möglichkeit haben, jedes Klavier zum Ausgangspunkt -zu wählen und die andern darauf zu koppeln. Darum ist in allen -französischen Orgeln das I. Klavier, Grand Orgue genannt, zugleich -neutrales, leerlaufendes Klavier, Koppelklavier. Die darauf -eingestellten Register, also die gezogenen Register des I. Klaviers, -erklingen erst, wenn der mit „G. O.“, d. h. Grand Orgue, bezeichnete -Tritt niedergedrückt wird. Man kann also auf das leerlaufende I. -Klavier (Grand Orgue) zuerst das Récit, dann das Positiv, dann, -durch die Einführung des G. O., das Hauptwerk koppeln, beliebig die -Reihenfolge II I III, II III I, I III II, oder die uns geläufige I II -III herstellen. Die Möglichkeiten sind vollzählig gegeben. - -In der Abkoppelung ebenfalls. Es liegt in dem Belieben des Spielers, -ohne von der Hauptklaviatur herunter zu gehen, zuletzt das I., II. oder -III. Klavier zu behalten. - -Zu jedem Klavier gehört ein „Appel des mixtures et des anches“, d. h. -ein Tritt, durch welchen die nach Gutdünken auf denselben für jenes -Klavier eingestellten Mixturen und Zungen in Wirkung treten, so daß -der Spieler es in der Hand, oder besser gesagt, in den Füßen hat, in -die vorhandene Grundstimmenfarbe die Mixturen der drei Klaviere in -beliebiger Reihenfolge einzutragen, sei es vor, während oder nach der -Koppelung derselben, sei es abwechselnd mit ihr. - -Die drei Koppeln und die drei Kombinationstritte stellen also eine -Menge von Steigerungsmöglichkeiten dar und bieten zugleich den Vorteil, -daß man die betreffende Teilsteigerung bei einer bestimmten Peripetie, -auf den charakteristischen, starken Taktteil derselben, eintreten -lassen kann, was bei der Walze unmöglich ist, da sie, sofern sie ein -Register nach dem andern, nie eine ganze Gesellschaft, einführt, einen -Zeitraum beansprucht. - -Als drittes, die andern vollendendes Steigerungsmittel kommt das -Schwellwerk des III. Klaviers hinzu. Das III. Klavier ist in der -französischen Orgel bedeutender als das zweite. Der Schwellkasten -schließt nicht etliche schwach intonierte Registerlein, sondern eine -sowohl an Zahl als an Intensität bedeutende Klangmasse ein. Die -Klangcharaktere sind darauf womöglich in allen Fußzahlen vertreten, so -vollständig, fast noch vollständiger als auf dem I. Klavier. Das will -heißen, daß an einem solchen III. Klavier etwas zu schwellen ist, daß -der Jalousieschweller nicht nur dazu dient, auf dem III. Klavier ein -gewisses Nuancieren zu ermöglichen, sondern dazu da ist, die Steigerung -der ganzen Orgel bis zu einem bestimmten Grad hinzuführen. Ich erinnere -mich einer Orgel von Cavaillé-Coll, wo man das volle, gekoppelte Werk -durch den Schwellkasten des III. Klaviers noch beeinflussen konnte. - -Die Steigerung auf der französischen Orgel beruht also auf den Koppeln, -den Einführungen der Mixturen und Zungen und der Verwendung des -Jalousieschwellers. - -Zum Exempel. Wir haben das dritte Werk -- Schweller geschlossen -- -auf das leerlaufende erste gekoppelt. Gezogen auf allen dreien: -Grundstimmen 16′, 18′, 4′, 2′; präpariert: Mixturen und Zungen. Im -Pedal ebenso. Wir koppeln das II. Klavier ans dritte; bei der nächsten -Peripetie lassen wir, indem wir das G. O. drücken, die Grundstimmen -des ersten hinzutreten. Darauf koppeln wir das Pedal nach Bedarf an -die Klaviere. Wie nun aber ohne „Ruck“ aus dem Grundstimmencharakter -in die Mixturen- und Zungenklangfarbe kommen? Indem wir die Mixturen -und Zungen zuerst auf dem III. Klavier einführen. Bei geschlossenem -Schweller geschieht dies fast unmerklich. Nun Öffnen wir den Schweller -langsam. Der Mixturen- und Zungenklang flutet in langen feinen Wellen -über den Grundstimmenklang einher und verbindet sich mit demselben. -Dieses Realwerden der vorher, bei geschlossenem Schweller, nur virtuell -vorhandenen Mixturen- und Zungenklangfarbe ist der entscheidende -Moment der Steigerung. Weil auf dem III. Klavier alle Klangcharaktere -vertreten sind, ist das volle Werk vom Moment jener ersten Einführung -der Mixturen und Zungen des im Schwellkasten gebändigten III. Klaviers -an in Kraft getreten. Es kommt nur noch auf die Entfaltung an. Die nun -folgenden Einführungen der Mixturen und Zungen des II., des I. Klaviers -und des Pedals und die Einführung der Sub- und Superoktavkoppeln -(Octave grave und Octave aigüe) ändern an dieser Klangfarbe nichts: sie -machen sie nur intensiver. - -Danach sind die dynamischen Angaben in den französischen Kompositionen -zu deuten. Das Zeichen für crescendo oder decrescendo bezieht sich -nur auf die Handhabung des Schwellkastens, auch wenn der Spieler sich -auf dem ersten Klavier befindet. Ausdrücklich wird am Kopf des Stücks -angegeben, ob neben den Grundstimmen (Jeux de fonds, kurzweg Fonds -genannt) noch Zungen und Mixturen, und welche, auf den verschiedenen -Klavieren präpariert sind. Ihr Eintreten wird dann besonders angegeben, -ebenso die An- und Abkoppelungen. Crescendo poco a poco in einer in -kurzer Linie zum Fortissimo führenden Steigerung bedeutet, daß der -Spieler, wenn er das volle III. Klavier sich auf den Grundstimmen -der zwei ersten hat entfalten lassen, auf den entscheidenden starken -Taktteilen die Mixturen und Zungen der übrigen Klaviere und des -Pedals einführen soll. Erst diese letzte Steigerung entspricht -unserm Schwellen mit der Walze. Die Zeichen <>, und mögen sie sich -über noch so viele Takte erstrecken, beziehen sich immer nur auf den -Schwellkasten. - -Ich hebe diese grundsätzliche Verschiedenheit in den dynamischen -Angaben hervor, weil ich gefunden habe, daß fast alle deutschen -Organisten, aus Gewohnheit, das Crescendo- und Decrescendozeichen, -wenn sie auf dem ersten Klavier waren, mit der Walze realisierten -und so die vom Komponisten gewollte Wirkung, da dieser mit einer -Klangfarbenveränderung nicht rechnete, total zerstörten. - - -Die Grundvoraussetzung des französischen Systems bildet die Anlage -aller Ressourcen als Pedaltritte. Die französische Orgel kennt keine -Druckknöpfe unter der Klaviatur. Für welches System sich entscheiden? - -Ich sitze noch keine fünf Minuten neben Vater Guilmant auf der Bank -seiner schönen Hausorgel zu Meudon, so fragt er schon, als fiele er da -ein, wo wir das letzte Mal stehen geblieben: „Und in Deutschland bauen -sie noch immer Druckknöpfe? Das kann ich nicht verstehen. Sehen Sie -doch, wie einfach es ist, wenn man alles in den Füßen hat“ ..., und die -kurzen behenden Füße drücken Koppeln und Kombinationstritte lautlos -nieder und lösen sie im Nu wieder aus. - -Am andern Tag fängt Widor, zum fünfundzwanzigsten Male, wieder von -derselben Sache an. „Sagen Sie doch meinem Freund Professor Münch in -Straßburg, er soll mir eine Stelle in einem Bachschen Präludium oder -in einer Fuge aufzeigen, wo er im richtigen Augenblicke eine Hand frei -hat, um nach einem Druckknopf zu greifen! Er soll mir jemand nennen, -der auf dem Manual spielen und zugleich mit dem Daumen den Druckknopf -auf der Vorsatzleiste drücken kann.“ - -Ich schweige, denn der erste deutsche Organist, dem ich einige Wochen -nachher in die Hände laufe und dem ich die Streitfrage vorlege, -antwortet mir unfehlbar: „Die Franzosen sind eben rückständig. Früher -hatten wir das auch in den Füßen; jetzt aber haben wir unsere schönen -Druckknöpfe.“ - -Zunächst handelt es sich da um eine Gewohnheitssache. Der französische -Organist sitzt ratlos vor den Druckknöpfen; der deutsche findet sich -in den Pedaltritten nicht zurecht. Die Frage ist aber dennoch eine -Prinzipienfrage. Hat man eher eine Hand oder einen Fuß frei? - -Im Prinzip muß man den Franzosen recht geben. Man hat fast nie eine -Hand, sehr oft einen der Füße frei. Und die Erfahrung bestätigt das -Prinzip. Ich höre auf deutschen Orgeln immer die Verzögerungen, die -unrhythmischen Verschiebungen, die davon herrühren, daß der Spieler bei -der betreffenden Peripetie den richtigen Moment nicht findet, seine -Knöpfe zu drücken. Ich kenne Virtuosen, die, um dies zu vermeiden, -sich mit zwei Helfern umgeben, welche ihnen die Knöpfe drücken. Das -heißt sich aber in Abhängigkeit begeben. Und wer hat schon einmal mit -Helfern gespielt, ohne daß dabei etwas passiert wäre? Die ganze durch -das System der Druckknöpfe geschaffene Kompliziertheit kommt einem aber -erst zum Bewußtsein, wenn man das Gegenteil zu beobachten Gelegenheit -hat. Man sehe Guilmant, Widor, Gigout oder Vierne auf ihren Orgeln! -Sie brauchen keinen Helfer. Lautlos, ruhig und unfehlbar tun sie alles -selbst. Wer dies mit angesehen hat, wird nicht mehr im Zweifel sein, -welchem der beiden Systeme der Sieg zufallen wird. - -Ich selbst, der ich auf beiden Orgeln heimisch bin und mich in -beide Systeme eingelebt habe, muß gestehen, daß die Ressourcen des -französischen Systems einfacher, d. h. besser sind. Zunächst weil alle -Orgeln sich gleichen. Unten links finden sich die drei Pedalkoppeln; -in der Mitte die Manualkoppeln; daran anschließend die Oktavkoppeln; -dann kommt gewöhnlich der Jalousieschweller; rechts davon die -Kombinationszüge für Mixturen- und Trompeteneinführung: alles immer in -der Anordnung I, II, III. Wenn Saint-Saëns, wie es vor der Ernennung -Viernes zum Organisten von Notre-Dame der Fall war, bei offiziellen -Anlässen vom Präsidenten der Republik auf die Orgel der Cathedrale -befohlen wurde, brauchte er keine fünf Minuten, um darauf so heimisch -zu sein, wie auf der Orgel von St. Séverin, auf der er sich in -wundervollen Improvisationen zu ergehen pflegt. - -Bei uns ist jede Orgel von der andern in der Anlage der Ressourcen -verschieden. Um mit Erfolg darauf zu spielen, muß man sich zum -mindesten einige Tage darauf einleben. Man würde sich mit dieser -Verschiedenheit noch abfinden, wenn sie gewissermaßen nur der -chaotische Zustand wäre, aus dem dann der vollendete Orgeltypus -hervorgehen könnte. Dies ist aber nicht der Fall, denn es ist in den -Differenzen weder Sinn noch Verstand, sondern nur Zufall, Gewohnheit, -Willkür. Es kann nur einen wirklich vollendeten Orgeltypus geben. Statt -daß wir uns aber auf diesen hinbewegen, bleiben wir in der regellosen -Vielheit stecken und meinen noch, es müßte so sein. - -Nun verdankt zwar Deutschlands Kunst, und gerade die Musik, dem -Kleinstaatentum viel, unendlich viel, was man erst entdeckt, wenn man -in Ländern lebt, die dieses Stadium nie gekannt haben. Aber im Orgelbau -ist es vom Übel. Möge Frankreich hier im Guten, wie in der Geschichte -einst im Bösen, die einigende Macht sein. - -Der Vorteil, der dem Spieler auf der französischen Orgel fast am -lebhaftesten zum Bewußtsein kommt, ist das Vermögen, durch An- und -Abkoppelung der Klaviere an das Pedal die Klangstärke und Klangfarbe -des Basses jederzeit zu regeln, ohne in den Manualen etwas zu -verändern. Man empfindet dies fast noch angenehmer als die jederzeitige -Möglichkeit, die Manuale untereinander zu koppeln, obwohl unseren -neueren Orgeleinrichtungen gerade dies zum größten Vorwurf gemacht -werden muß, daß sie das Operieren mit An- und Abkoppelungen der -Klaviere, das Regulieren des Zusammenwirkens der drei Persönlichkeiten, -die die Orgeleinheit ausmachen, zur Ausnahme statt zur Regel erheben. - -Wer von uns seufzt nicht fast in jedem Bachschen Stück darunter, es -auf unsern Orgeln nicht in der Gewalt zu haben, bald einen weniger, -bald einen besser genährten Baß reden zu lassen? Wem sind gewisse -längere gehaltene Baßnoten, besonders wenn die linke Hand in der -Tiefe zu tun hat, nicht eine Qual? Auf der französischen Orgel -existiert diese Schwierigkeit nicht. Man höre Widor ohne Veränderung -der Manualklangfarbe den großen Orgelpunkt des Pedals in der -F-dur-Toccata von Bach anschwellen lassen! Man höre ihn den Bässen im -G-moll-Präludium gebieten! Ehe die gehaltene Baßnote einsetzt, fliegen -durch fünf kurze aufeinanderfolgende Bewegungen seine sämtlichen -Pedalkoppeln ab. Nun, gegen Ende der gehaltenen Note, tritt jede -zu ihrer Zeit auf dem starken Taktteil, die Betonung verstärkend, -wieder ein: V, IV, III, II, I Klavier! Dasselbe Manöver wird sechs- -oder siebenmal wiederholt. Aber ich gestehe, daß ich sonst das -G-moll-Präludium noch nie ohne „Baßbeschwerden“ gehört habe. - -Das Beherrschen der in den Füßen angelegten Koppeln und Kollektivtritte -bedeutet nun freilich eine ganz besonders zu erlernende Technik, die -in ihrer Art fast noch schwerer ist als die Pedaltechnik. Wie oft -spielt der Schüler unter Guilmants, Gigouts oder Widors unerbittlichem -Blick eine Übergangsstelle, bis er es endlich heraus hat, auf die -hundertstel Sekunde genau, ohne daß das Spiel im geringsten alteriert -wird, lautlos, ohne Kontorsion, unfehlbar sicher die Koppel oder -die Kombination niederzudrücken und im nächsten Augenblick für die -kommende in Bereitschaftsstellung zu sein! Fast für jedes Stück muß -man sich die Peripetien, wo die Aufeinanderfolge der Bewegungen eine -gewisse Kompliziertheit erreicht, besonders „anlernen“. Ich stand -neben Widor, als er seine letzte, die „Romanische Symphonie“ für sich -einstudierte. Wievielmal nahm er bestimmte Stellen vor, ehe die Koppeln -und Kollektivtritte ihm gehorchten, wie er wollte! - -Aber wenn die betreffenden Bewegungen einmal angelernt sind, ist man -eben vollständig frei und Herr der Steigerungen, die man ausführen -will. Man stelle sich neben Vierne, den jungen, kaum noch einen -Schimmer des Augenlichts besitzenden Organisten von Notre-Dame, und -folge ihm, wie er ohne irgendwelche Beihilfe, nur durch die sehend -gewordenen Füße sein wundervolles Instrument vom Pianissimo zum -Fortissimo leitet! - -Ein Organist warf mir einst ein, daß nur die talentvolleren Schüler -diese zweite „Pedaltechnik“ erlernen könnten. Von Guilmant und Gigout, -den Lehrern der neuen französischen Organistengeneration, wird man -aber jederzeit erfahren, daß mit Fleiß ein jeder auch nur einigermaßen -begabte Schüler die Schwierigkeiten überwindet. - -Was hindert uns nun aber, die französische und die deutsche Einrichtung -auf einer Orgel zu vereinigen und die Hauptkoppeln und Kombinationszüge -sowohl als Druckknöpfe als auch als Pedaltritte anzubringen, und -zwar so, daß jedesmal Knopf und Tritt korrespondieren? Dann wäre -man imstande, jedesmal dasjenige Glied zu benutzen, das man gerade -frei hat. Man würde z. B. eine Koppel mit der Hand einstellen, und -nun, da sie sich zugleich automatisch im Fuß einstellt, in der Lage -sein, sie entweder wieder mit der Hand, oder, wenn gerade besser -angängig, mit dem Fuß auszuschalten. Wir triumphieren, und mit Recht, -daß es für unsere Pneumatik keine technischen Unmöglichkeiten gibt. -Der Orgelbauer, der es unternimmt, dem Spieler die Hauptressourcen -in dieser Art doppelt anzulegen, hat dann den Knoten, den alle -Diskussionen nicht lösen können, in der richtigen Art durchhauen. -Diese doppelte Anlage läßt sich übrigens auch durch eine einfache -unpneumatische, rein mechanische Einrichtung an jeder Orgel anbringen. - -Auf dieselbe Weise ließe sich auch die Frage: Rollschweller oder nicht, -lösen. Ich selber weiß sehr gut die Vorteile eines Rollschwellers -z. B. bei Begleitung von Oratorien mit großen Chören zu schätzen und -gestehe zu, daß man damit in bestimmten Fällen einzigartige Wirkungen -hervorbringen kann. Aber mit seiner alleinigen Herrschaft bin ich -nicht einverstanden, besonders nicht, wenn es sich um Orgeln von -unter dreißig Stimmen handelt, wo er geradezu barbarisch wirkt. Ich -fürchte auch, daß er auf das künstlerische Empfinden unserer jungen -Organisten und, ganz besonders, auf unsere Orgelkomponisten nicht den -besten Einfluß ausgeübt hat, indem er beide von dem wahren, einfachen, -suchenden Registrieren abbrachte und sie in Versuchung führte, die -Orgel als ein Instrument zu betrachten, auf dem man „stark und schwach“ -spielt, nicht als die vielgestaltige Einheit, in der jede Steigerung -aus dem Zusammenwirken bestimmter Klangeinheiten resultieren muß. -Ich glaube, wenn man eine Umfrage unter den erfahrenen Organisten -anstellte, würden manche gestehen, daß sie von der einseitigen Wertung -des Rollschwellers aus künstlerischen Gründen abgekommen sind. - -Hier heißt es wieder: das eine tun und das andere nicht lassen. Man -lasse uns den Rollschweller, gebe uns aber zugleich die französischen -Ressourcen, damit wir nicht einzig auf ihn angewiesen sind. Dann tritt -der verderbliche Einfluß, den der Rollschweller in der Auffassung -unserer jungen Organisten und in der neueren Literatur ausgeübt hat, -von selbst zurück. - -Merkwürdigerweise fehlt nämlich auf unsern deutschen Orgeln gerade -das, was wir am meisten brauchten. Wir haben den Rollschweller, die -freien Kombinationen, Chöre, Tuttizüge usw., d. h. alles Ressourcen, -in denen ein Registeraggregat das andere ablöst. Wir haben aber -keine Möglichkeit, zu einer vorhandenen Registrierung, indem wir sie -fortbestehen lassen, auf jedem Klavier neue Stimmen je nach Bedarf -einzuführen. Diese elementarste und durch die Kompositionen in -allererster Linie verlangte Ressource existiert tatsächlich nicht. - -Geradezu verderblich ist, daß sehr oft nicht einmal die Klaviere -unabhängig voneinander sind, da der Knopf, der die freien Kombinationen -in Aktivität setzt, oder der, welcher die Tutti und Mezzoforti -einführt, der Vereinfachung halber -- sonst hätten wir ja jedesmal vier -statt eines Knopfes -- auf die drei Klaviere und das Pedal zugleich -wirkt! Unser scheinbarer Reichtum ist tatsächlich eine furchtbare -Armut. Unmöglich, wenn Tutti eingestellt ist, zum dritten Klavier das -Pedal zu gebrauchen, da dieses ja auch auf Tutti steht. Man könnte -ein Buch über die Pedalnot auf unserer modernen Orgel schreiben, -die einen mit ihren zahllosen glänzenden Knöpfchen so reich und -verheißungsvoll anlächelt, während doch dieser ganze Fassadenreichtum -zuletzt nur glänzende Armut ist, weil er gerade die einfachen und daher -künstlerischen Ressourcen nicht enthält. - -Und wenn, um dieser Not zu wehren, die Orgelbauer uns heute ein -automatisch eintretendes schwächeres Pedal offerieren, welches das -andere ablöst, sobald man bei eingestelltem Tuttiknopf auf das II. -oder III. Klavier übergeht, so ist das nur ein jämmerlicher Notbehelf, -mehr geeignet die Not zu beleuchten als Abhilfe zu schaffen, denn ein -ehrlicher Organist will das Pedal, das er will und braucht, nicht -ein Pedal, das ihm der Orgelbauer zum II. oder III. vollen Klavier -vorzuschreiben für gut befindet. - -Es handelt sich also darum, das Hinzutreten und das Abtreten neuer -Klangaggregate zu ermöglichen. Auch hier glaube ich, wird sich wieder -die Vermittlung zwischen französischem und deutschem Typus empfehlen, -nämlich eine Vermittlung zwischen unserer freien Kombination und der -französischen Einführung der Mixturen und Zungen. Die französische -Einrichtung hat den Nachteil, daß sie nur die Einführung von Mixturen -und Zungen gestattet; die deutsche, daß die eintretende freie -Kombination die gezogene Registrierung aufhebt. Nun richte man es -so ein -- der Pneumatik ist ja alles möglich --, daß die auf die -freie Kombination eingestellte Registrierung die gezogene, je nach -Belieben des Organisten, aufhebt oder komplementierend hinzutritt, -um durch dieselbe Druckknopf- oder Trittbewegung wieder wegzutreten, -je nachdem der Spieler vor Beginn des Spiels einen Tritt oder Knopf, -der das Stehenbleiben der Hauptregistrierung bewirkt oder annulliert, -niederdrückt oder nicht. - - -Wir hätten demnach als +Ressourcen für eine mittlere Orgel+: - -Pedalkoppeln, Manualkoppeln, Super- und Suboktavkoppel, doppelt -verwendbare freie Kombination in der oben beschriebenen Art für jedes -Klavier und für das Pedal, dazu noch den Rollschweller. Bei den Koppeln -wäre noch eine Einführung der Stimmen des ersten Klaviers, in der Art -des französischen G. O. anzubringen. - -Dieser Typus hat sich mir durch ein jahrelanges Nachdenken über -französische und deutsche Orgeln und durch ein fortgesetztes Streben -nach der zweckmäßigen Vermittlung zwischen beiden aufgedrängt, wobei -anregende Unterhaltungen mit den Orgelbauern von hüben und drüben mir -wertvolle Fingerzeige boten. Man probiere diese einfachen Ressourcen -in Gedanken durch und man wird finden, daß ihr Reichtum im umgekehrten -Verhältnis zu ihrer Einfachheit steht[1]. Alles, was auf einer -französischen und deutschen Orgel möglich ist, ist es auch auf dieser. -Bach, César Franck, Guilmant, Widor und Reger lassen sich in gleicher -Weise darauf spielen. - -Freilich, man wird vielleicht gegen diese Orgel einwenden, daß sie zu -einfach ist, denn die Kompliziertheit unserer Orgeln ist nachgerade, -trotz einiger warnenden Stimmen, bei uns zur Manie geworden. Wenn -eine Orgel nicht aussieht wie das Zentralstellwerk eines großen -Bahnhofs, taugt sie für eine gewisse Kategorie unserer Organisten von -vornherein nichts. Sie wollen ein halbes Dutzend übereinandergelagerter -freier Kombinationen, wenn sie sie auch auf einer Tafel hinter ihrem -Rücken anbringen müßten, dazu Druckknöpfe für Chöre, Tutti- und -Kombinationsknöpfe, alles womöglich in größter Menge. Ich gestehe, -daß ich auf so komplizierten Orgeln nie besser als auf andern spielen -hörte, gewöhnlich aber die Bemerkung machte, daß entsprechend dem -Reichtum der sich kreuzenden Ressourcen entsprechend viel „passiert“ -war. - -Von unseren +Echo-Fernwerken+ mag ich nicht reden. Sie haben mit der -Orgel an sich nichts zu tun und sind eine gefährliche Spielerei, die -den Geschmack des Publikums und, was noch schlimmer, des Organisten -verdirbt. - -Das „+Organola+“ gar ist der Sündenfall unseres modernen Orgelbaues. -Wann werden in der Öffentlichkeit genug Stimmen laut werden, die das -Anbringen eines solchen Apparats zum Mechanisch-Spielen als das, was -es ist: als eine Beleidigung der Orgelkunst hinstellen! Für mich hat -das Organola nur eine soziale Bedeutung: daß man in Zukunft Krüppel und -Kriegsinvaliden mit Organistenplätzen versorgen kann. - -Welche Geschmacksverirrung liegt aber schon darin, daß unser Orgelbau -uns solche nichtssagende Dinge wie Echowerke und Organola zu offerieren -wagt! - -Fast lächerlich ist, wie für die kleinen Orgeln das Moderne geradezu -ausschließlich in der Überladung mit Druckknöpfen gesucht wird. Auf -Orgeln von 10 oder 12 Stimmen findet man Kombinationszüge für Piano, -Mezzoforte, Forte und Fortissimo! In gedankenloser Bequemlichkeit -kommen unsere Organisten von der ausgedachten Handregistrierung ganz ab. - -Es scheint mir fast, als wären wir alle von dem Trugbild der -„Konzertorgel“ getäuscht. Was heißt denn Konzertorgel? Gibt es denn -zwei Arten von Orgeln? Oder gibt es nicht nur eine beste Orgel und ist -nicht diese zur Kirchenorgel gerade gut genug? Was würde der alte Bach -sagen, wenn er von unseren Unterscheidungen hörte? Was würde er erst -sagen, wenn er wüßte, daß wir zwischen Organisten und Orgelvirtuosen -unterscheiden? Gibt es denn noch etwas, das höher ist als ein „guter -Organist“ sein, ein solcher, der sich bewußt ist, nicht seinen Ruhm -zu suchen, sondern hinter der Objektivität des heiligen Instrumentes -zu verschwinden und es allein reden zu lassen, als redete es von sich -selber, ad majorem Dei gloriam? - -„Denken Sie sich,“ sagte mir einmal Widor, „man hat mich beleidigt. Man -hat mich in einer Zeitschrift einen Orgelvirtuosen genannt. Ich bin -aber ein ehrlicher Organist. Ein Orgelvirtuose ist nur der Wildling des -Organisten.“ - -Daß die „Konzertorgel“ und der „Orgelvirtuose“ in Frankreich -fast unbekannt sind, ist das Verdienst des Orgelbauers Aristide -+Cavaillé-Coll+, des Schöpfers des einfachen und in seiner Art -vollendeten Typus der französischen Orgel. Er war mehr als ein großer -Orgelbauer: er war, wie Silbermann, ein Genius des Orgelbaues. Ich kann -seiner nicht vergessen und sehe ihn heute noch mit dem Käppchen, mit -den treuen guten Augen, in denen so viel Kunst und Intelligenz lag, -allsonntäglich neben Widor auf der Orgelbank zu St. Sulpice sitzen und -mit der Hand über den Spieltisch seiner Lieblingsorgel fahren. - -Man hat es mir in deutschen Organistenkreisen verschiedentlich übel -genommen, daß ich in meinem französischen Buch über Bach behauptete, -Bach würde das Ideal seiner Orgel eher in dem von Cavaillé-Coll -geschaffenen Typus wiederfinden als in unseren Instrumenten. Da ich -diese Behauptung auch in den demnächst erscheinenden deutschen und -englischen Ausgaben meines Werkes aufrecht erhalte, +möchte ich sie -hier begründen und zur Diskussion stellen+. - - -Maßstab einer jeglichen Orgel, bester und alleiniger Maßstab, ist -die Bachsche Orgelmusik. Man wende diesen Satz künstlerisch auf den -Orgelbau an und male sich nicht immer wieder aus, wie Bach vor Freude -über unsere Druckknöpfe seine Perücke in die Luft werfen und wieder -auffangen würde, um sich dann hinzusetzen und sich von einem modernen -Orgelvirtuosen belehren zu lassen, was man auf der modernen Orgel alles -aus seiner Musik „herausholen“ kann. - -Als ein auf das Wesen der Dinge dringender Geist würde er alsbald -fragen, wie denn die Mechanik unserer Orgel ist? - -Nun sind ja die praktischen Vorteile der Röhrenpneumatik in die Augen -springend: Leichtigkeit und Rapidität des Anschlags, Vereinfachung -der Anlage, unbeschränkte Möglichkeit aller Ressourcen. Sind das aber -ebenso viele ästhetische Vorteile? - -Nein. Unsere Röhrenpneumatik ist eine tote Präzision. Sie besteht -aus einer Kraftübertragung rein durch Luftdruck. Es fehlt ihr das -lebendige und elastische des Hebels. Alle Federn können die elastische -direkte Übertragung durch den Hebel nicht ersetzen. Alle Anstrengungen -des Spielers müssen darauf gerichtet sein, das Tote dieser Präzision zu -verdecken. Es gehört ein Künstler dazu, um auf einer guten Pneumatik -gut zu spielen. Und die pneumatischen Systeme unserer +Walker+ und -+Sauer+, um nur zwei der hervorragendsten zu nennen, sind wahre -Meisterwerke. - -Wenn man dann gar den Durchschnitt der vielsystemigen Pneumatiken -nimmt, mit schlechtregulierten Tasten, ohne Tiefgang, ohne Leergang, -ohne Druckpunkt, wo die geringste Fingersubstitution ein Wagnis ist, -weil die Nebentaste bei der geringsten Berührung anspricht, mit -Pedalen, wo es dem besten Organisten unmöglich ist, korrekt und sauber -zu spielen ... wenn man diese Durchschnittspneumatiken nimmt, wo man -nervös bis zum Exzeß und verzweifelt die Orgelbank verläßt, frage ich -mich, ob wir nicht künstlerisch durch unsere Pneumatiken verloren -haben. Kein Organist will mehr eine Mechanik[2]. Und doch, wie viele, -die auf ihrer alten Mechanik gut und sauber gespielt haben, schmieren -auf der neuen, auf die sie so stolz sind, und spielen unpräzis, ohne -es zu wissen, weil sie den Anforderungen der Pneumatik nicht gewachsen -sind. - -Ich glaube, daß wir in Deutschland von der blinden Begeisterung -für die Pneumatik zurückgekommen sind und einzusehen beginnen, daß, -künstlerisch betrachtet, Pneumatik nur ein Notbehelf für Verhältnisse -ist, wo die Traktur nicht mehr verwendbar ist. Bei der Traktur fühlt -der Finger an einer gewissen Anstrengung genau, wann der Ton kommt; -er nimmt Druckpunkt. Und die niedergedrückte Taste strebt unter dem -Finger empor, um, sobald derselbe den geringsten Impuls zeigt, sie zu -verlassen, durch ihre Schwerkraft alsbald emporzusteigen und den Finger -mit aufzuheben. Die Kraft der Taste kooperiert mit dem Willen! Auch -der mittelmäßige Organist kann auf Traktur nicht schmieren. Bei der -Pneumatik fehlt die Kooperation der Taste. Sie verschlechtert das Spiel, -statt es zu verbessern, und bringt den geringsten Fehler an den Tag. - -Nur bei der Traktur steht man mit seiner Orgel in wirklicher lebendiger -Verbindung. Bei der Pneumatik verkehrt man mit seinem Instrument per -Telegraph ... denn auch der Morseapparat beruht auf einer federnden -Taste. Die Traktur der Orgel von St. Thomä zu Straßburg ist wohl über -hundert Jahre alt. Aber es ist eine Wonne, eine Fuge von Bach darauf -zu spielen. Ich wüßte keine Orgel, auf der alles so klar und präzis -herauskommt. - -Nicht davon zu reden, daß die Pneumatik durch geringste Dinge -beeinflußt wird. Einst, zwischen einer Hauptprobe und einer Aufführung, -mußte der Orgelbauer telegraphisch herbeigerufen werden, weil etwas an -der Pneumatik gestört war. Der Schaden ist gehoben. Triumphierend zeigt -er mir den Störenfried: ein von der Decke gefallenes Sandkörnchen. „Nur -ein Sandkörnchen!“ ... „Das ist das Schlimme“, erwiderte ich, „daß ein -Sandkörnchen so eine Störung verursachen kann. Wenn’s ein Erdbeben -gewesen wäre, würde ich nichts sagen. Und dann noch! Sie werden sehen, -daß die alten Trakturorgeln nicht einmal beim Weltuntergang leiden, -sondern bestehen bleiben werden, daß die Engel des jüngsten Gerichts -das Gloria drauf spielen“. Er war so perplex über diese „Umwertung der -Werte“, daß er sogar die Redensart von den heißen Sommern vergaß, die -man gewöhnlich gegen die Traktur ins Feld führt. - -„Aber die Pneumatik geht so leicht!“ Der dies einwarf, war ein Hüne, -der auf jedem Jahrmarkt als Kraftmensch hätte auftreten können. - -Daß eine gute Traktur in kleinen Verhältnissen besser ist als -Pneumatik, wissen unsere Orgelbauer ganz gut und gestehen es auch ein. -Aber Pneumatik ist einfacher und billiger zu bauen. Und sie sind durch -die Verhältnisse gezwungen, das Billige zu bevorzugen. - -Diesen Vorzug hat die französische Pneumatik, die auf dem Prinzip der -bald sechzig Jahre alten Barckerlade beruht, nicht. Sie kommt fast um -die Hälfte teurer zu stehen als unsere Röhrenpneumatik. Aber sie ist -künstlerischer und elastischer, da sie mit dem pneumatischen Hebel -operiert und also alle künstlerischen Vorteile der reinen Traktur -gewissermaßen in die Pneumatik hinübergerettet hat. Wenn ich in Paris -eine Orgel von Cavaillé-Coll oder Merklins schöne Orgel im Oratoire -der Rue de Rivoli spiele, bin ich jedesmal aufs neue beglückt von der -elastischen und sicheren Präzision dieser Kraftübertragung und habe -nachher immer Mühe, mich wieder an unsere Pneumatiken zu gewöhnen. Aber -die Preisfrage entscheidet bei uns eben alles. - -Überhaupt könnten wir für die Details der Anlage von der französischen -Orgel viel lernen. Ihre Tasten sind etwas kleiner als die -unsrigen; die Obertasten raffiniert abgerundet; die Klaviere näher -übereinanderliegend als unsere. Für möglichst genaue Bindung und -leichten und sicheren Klavierwechsel, worauf ja Bach bekanntlich -allen Wert legte, ist alles vorgesehen. Und erst die französischen -Pedale! Sie kosten zwar etwa das Doppelte der unsrigen. Aber welche -Vollkommenheit! Alle im Kreis angelegt, geschweift, neuerdings bis zum -G reichend, und mit einer geradezu idealen Federung. Wir stellen weit -geringere Anforderungen. - -Das geschweifte Pedal hat sich bei uns noch nicht durchgesetzt, -trotzdem seine Vorteile auf der Hand liegen, und jeder, der einmal -über die radiäre Fußbewegung beim Pedalspiel nachgedacht hat, es als -das einzig sinngemäße bezeichnen muß. Ich hätte mich unlängst mit -einem befreundeten Organisten, dem ich beim Umbau seines Instruments -geschweiftes Pedal aufnötigte, beinahe verfeindet und mußte ihm -versprechen, ihm nach Jahresfrist das geschweifte eventuell durch ein -gerades zu ersetzen, wenn er sich von der Zweckmäßigkeit der Neuerung -nicht überzeugen könnte. - -Als ich einen unserer bedeutendsten Orgelbauer darüber zur Rede -stellte, daß er für das Ausland nur schöne geschweifte Pedale, für -Deutschland aber fast nur gerade baute, antwortete er mir: „Im Ausland -muß ich eben diese Pedale bauen. In Deutschland verlangt man sie nicht, -und da manche Revisoren noch keine geschweiften unter den Füßen hatten, -darf ich gar nicht damit kommen.“ - -Mit einem Wort: auf einer französischen Orgel ist leichter gut zu -spielen als auf einer deutschen. Man ist, durch das einfache praktische -Raffinement der Anlage, manchen Dingen, die einem bei uns passieren -können, einfach nicht ausgesetzt. Wir schauen mehr auf das äußerliche -für das Auge bestimmte Raffinement. Statt der Registerzüge fangen wir -an, Registertasten zu bevorzugen; wir bringen zierliche Druckknöpfe an -und finden es reizend zu tippen, statt einen ehrlichen Register- oder -Koppelknopf zu ziehen. - -Ich hatte soeben auf einer wundervollen alten Silbermann-Orgel eine -Bachsche Fuge beendet und war noch ganz gefangen in dem zauberischen -Klang der alten Mixturen, da bemerkte einer, der seit zwei Jahren -„seine moderne Orgel“ hat, neben mir: „Es muß doch unangenehm sein, -auf einer Orgel zu spielen, die noch nicht einmal Registertasten hat.“ -Er hatte über der Entrüstung über die unmodernen Registerzüge ... die -Orgel nicht gehört. - - -Ich möchte die Frage aufwerfen, ob wir nicht überhaupt über den -sichtbaren Veränderungen an unsern Spieltischen die Hauptsache, die -Klangwirkung, weniger beachtet haben? Sind die Fortschritte des -Orgelbaues der klanglichen Wirkung zugute gekommen? - -Nein! Nicht immer. Unsere Orgeln sind wohl „stärker“, aber nicht mehr -so schön wie die alten. Unsere alten Orgeln, noch die vor zwanzig -Jahren gebauten, sind schöner und künstlerischer intoniert als die -unserer Zeit. - -Merkwürdig bleibt mir, daß die Laien dies vor den Organisten bemerkten. -Schon so und so oft wagten musikalische Laien, wenn eine alte Orgel -durch eine neue ersetzt worden war, nach einiger Zeit mir gegenüber die -schüchterne Bemerkung, „daß die alte doch fast schöner gewesen sei“. -Bei den Organisten bricht sich diese Erkenntnis erst langsam Bahn. Wir -müssen erst aus dem Erfindungstaumel aufwachen, um unser Gehör wieder -zu erlangen. - -Daß der Klang von den modernen Erfindungen nichts profitiert hat, -liegt einerseits daran, daß eine der Haupterfindungen, die Möglichkeit -der unbegrenzten Winderzeugung durch den elektrisch betriebenen Balg, -uns naturgemäß -- die besonnensten unter uns machten keine Ausnahme --- auf eine falsche Bahn brachte. Wir fingen an, Klangstärke und -Klangreichtum zu verwechseln. Auf den alten Orgeln mußte man mit der -Windzufuhr sparen. Als wir dies nicht mehr brauchten, lachten wir -über die engen Windkanäle unserer Väter und fingen an, „kräftig“ und -„kernig“ zu intonieren, immer kräftiger, immer kerniger und freuten -uns der tosenden und brausenden Orgeln. Den Höhepunkt erreichte die -Begeisterung mit der Einführung der labialen Hochdruckstimmen[3]. -„Nun haben wir es erreicht“, schrieb damals ein bedeutender Organist, -„daß eine Orgel von fünfzehn Stimmen dasselbe volle Werk liefert wie -früher eine von dreißig.“ Besser kann sich die Verirrung selbst nicht -charakterisieren. - -Die Ernüchterung kam; sie schreitet fort. Aber wie lange wird’s -noch dauern, bis wir wieder einzig Klangreichtum erstreben, auf das -Danaergeschenk der Klangstärke, das uns der elektrische Balg bot, -verzichten und uns wieder freiwillig in die künstlerischen Grenzen -zurückbegeben, in denen wir früher durch die Schwierigkeit, beliebige -Windmassen zu erzeugen, gehalten wurden? - -Eine fette Person ist weder schön noch stark. Künstlerisch schön und -stark ist nur die Form mit dem vollkommenen Spiel der Muskeln. So -werden wir auch mit der Zeit von der durch Windmassen aufgeblasenen -modernen Orgel abkommen und das reiche und schöne volle Werk nur in -dem Zusammenwirken der normalen, differenzierten und künstlerisch -intonierten Register suchen und es aufgeben, ein volles Werk -„zusammenzulügen“. Lüge besteht nicht in der Kunst, denn Kunst ist -Wahrheit. - -Aber, sogar wenn wir die künstlerische Einsicht besessen hätten, -uns nicht durch die gesteigerte Möglichkeit der Winderzeugung auf -falsche Bahn leiten zu lassen, wäre unser Orgelbau doch auf diese Bahn -gedrängt worden. Das Ganze ist nämlich eine finanzielle Frage. Unser -Orgelbau befand sich in der Zwangslage, auf diejenigen Erfindungen -auszugehen, die Verbilligung, d. h. Bestehen in der Konkurrenz -ermöglichten. Alles andere, die rein künstlerischen Probleme, mußten -notgedrungen mehr daneben liegen bleiben. Die letzten vierzig Jahre, -das Erfindungszeitalter im Orgelbau, werden vor der Geschichte einst -nicht als die großen Jahre des künstlerischen Fortschritts dastehen, -wie manche unter uns meinen, sondern man wird sie überschreiben: „Kampf -des Kaufmännischen mit dem Künstlerischen. Sieg des Kaufmännischen über -das Künstlerische.“ - -Ein Haus, das das Künstlerische über das Kaufmännische stellte, war von -vornherein verloren. Der Erfindungstaumel, der uns Organisten in dieser -Periode ergriff, verlangte äußere, epochemachende, verbilligende -Entdeckungen. Diesem Geiste mußten sich unsere Orgelbauer, manche, wie -ich weiß, innerlich ergrimmt, beugen. - - -So sind wir bei der Fabrikorgel angelangt, der guten braven -Fabrikorgel. Was von Kunst an ihr ist, verdanken wir der Aufopferung -unserer Orgelbauer, die auch bei diesen herabgesetzten Preisen noch -das Beste leisteten, was zu leisten war, und zufrieden waren, wenn sie -überhaupt bestehen konnten. Vor dem richtenden Urteil der Geschichte -werden sie einst, trotzdem ihre Orgeln nur gute Fabrikorgeln sind, -ehrenvoll bestehen; wir aber, die wir über die zu bauenden Orgeln -entschieden und wähnten, daß die Kunst von der sich unterbietenden -Konkurrenz profitieren könne, werden klein dastehen, weil wir nicht -hinreichend begriffen, was wir als Schüler des alten Bach hätten -begreifen müssen: daß ein Orgelbauer nur dann ein Künstler sein -kann, wenn er als Künstler von einem Künstler gehalten wird. Fehlt -ihm dieser Halt, so wird er durch die Macht der Umstände Kaufmann in -Kunstgegenständen. - -Gewiß gab es auch Ausnahmen. Aber im allgemeinen können wir Organisten -es nicht leugnen, daß wir dem Zug der Zeit nach Verbilligung folgten, -und daß derjenige oft die Bestellung erhielt, der für denselben Preis -ein oder zwei Register -- und war es nur ein mageres Äolinlein oder -ein Druckknöpfchen -- mehr bot, ohne daß wir uns fragten, ob damit -künstlerische Arbeit, d. h. solche, die weder mit Zeit noch mit Lohn -ängstlich zu rechnen braucht, noch möglich ist. - -Ein gütiges Schicksal bewahrte zu derselben Zeit Cavaillé-Coll, in -diese Bahn gedrängt zu werden. Seine Haupttätigkeit fiel in das -letzte Jahrzehnt des Kaiserreichs, wo Geld für kirchliche Zwecke -reichlich vorhanden war. Nachher boten ihm Guilmant und Widor, seine -künstlerischen Berater, durch ihren Halt eine solche Superiorität, daß -er seine Preise nicht nach der Konkurrenz zu richten brauchte. „Ja, -der alte Cavaillé“, sagte mir unlängst einer unserer sympathischsten -Orgelbauer, „wenn bei dem ein Arbeiter drei Wochen an etwas gearbeitet -hatte und es paßte ihm nicht ganz, ließ er’s von vorne anfangen, und -wenn’s wieder nicht paßte, noch einmal. Wer von uns kann das? Wir -würden keine drei Monate existieren.“ - -Zuletzt zwar ereilte ihn das Schicksal. In den letzten Jahren hatte er -mit Zahlungsschwierigkeiten zu kämpfen. Zwar wurde die Firma in dem -ehrwürdigen Haus, 15 Avenue du Maine, in dem geschäftigen Viertel der -Gare Montparnasse gerettet; Cavaillé aber starb arm, ohne den Seinen -etwas zu hinterlassen. Dafür aber singen die Orgeln von St. Sulpice und -Notre-Dame seinen Ruhm, solange noch ein Stein auf dem andern bleibt. -Bis einst Paris wie Babel ein Trümmerhaufe ist, werden diejenigen, -welche für die zauberhafte Schönheit seiner Orgeln empfänglich sind, -beim Verlassen von Notre-Dame und St. Sulpice mit Ergriffenheit -desjenigen gedenken, der es wagte, der Zeit trotzend, rein Künstler zu -bleiben. - -Cavaillé-Coll war sich bewußt, in der Barckerlade, die er zum ersten -Male in der Basilikakirche zu St. Denis anwendete, das Ideal der -Übertragung der Taste zur Pfeife gefunden zu haben. An Ressourcen -begnügte er sich mit Koppeln und den Appels der Mixturen und Zungen. -Für große Orgeln gab er eine einfache Reihe freier Kombinationen zu; -so schon auf der Orgel zu St. Sulpice und auf der zu Notre-Dame. -Alle in dieser Richtung weitergehenden Bestrebungen interessierten -ihn nicht: seine ganzen Erfindungen und Anstrengungen waren auf die -Vervollkommnung der Intonation und der Ansprache gerichtet, also gerade -auf das, was beim deutschen Orgelbau zurücktreten mußte. - -In der Klangstärke, die er dem einzelnen Register gab, blieb er -konservativ. Er konstruierte zwar Hochdruckzungen (trompettes en -chamade) für Schwellwerke; für die anderen Register suchte er nur -die Tonschönheit. Auch seine Flöten, nicht nur seine Prinzipale und -Gamben, sind von wunderbarer Schönheit. Vielleicht fehlt ihnen die -interessante Mannigfaltigkeit, die einzelne deutsche Orgelbauer in der -Flötenfamilie erreicht haben. - -Um sich den Unterschied zwischen französischer und deutscher Orgel zu -vergegenwärtigen, ziehe man auf beiden alle Grundstimmen 16, 8, 4, 2 -auf allen Manualen. Auf der deutschen Orgel wirkt das Ensemble sehr -oft hart, zuweilen unausstehlich. Ich kenne moderne Orgeln, auf denen -sogar die sämtlichen achtfüßigen Grundstimmen des I. Manuals nicht eine -erträgliche Wirkung hervorbringen. Von unseren Doppelflöten laßt uns -schweigen. Ein Orgelbauer gestand mir, daß ihm vor den Doppelflöten, -die man ihm zu bauen auferlegt, graute, und ich selbst höre in gewissen -Orgeln die Doppelflöte deutlich noch im vollen Werk! - -Nun bilden aber die sämtlichen Grundstimmen die Grundlage des vollen -Werks. Wenn schon die Grundlage keine schöne Toneinheit ist, was soll -aus dem vollen Werk werden? - -Ganz anders bei Cavaillé. Die Grundstimmen werden im Hinblick auf die -Toneinheit, die sie bilden sollen, intoniert. Sowohl die jedes Manuals -für sich als die vereinigten bilden ein ausgeglichenes harmonisches -Ganzes, und zwar so, daß in dem Ganzen die Individualitäten der drei -Klaviere voll zur Geltung kommen. Die Grundstimmen des Hauptwerks -geben die Grundierung ab. Sie sind unverhältnismäßig weich, aber in -einem vollendet gesunden Ton gehalten; die des II. Klaviers bringen -gewissermaßen die Helligkeit hinein; die des III. liefern die -Intensität. Die Intonation auf dem Schwellwerk ist viel intensiver als -auf dem Hauptwerk. Bei uns merkt man bei voll gezogenen Grundstimmen -die Ankoppelung des dritten Werks nicht. Bei Cavaillé hingegen ist -es, als ob mit jenem Augenblicke Licht, weißleuchtendes Licht, in die -Grundstimmenmasse hereinflutete. - -Dabei keine Härte, auch nicht in den obersten Lagen. Weil sie für -solche Orgeln gedacht sind, wirken französische Kompositionen auf -unseren Orgeln unerträglich. „Wie kann Widor solche gehaltenen -Dissonanzen schreiben!“ sagte mir einst ein Berliner Organist, dem -ich sehr viel verdanke. Wirklich waren sie auf der betreffenden Orgel -unausstehlich, eine Qual ... aber nicht auf St. Sulpice! - -Um dies zu vermeiden, nehme ich für französische Kompositionen auf -deutschen Orgeln nur die Hälfte der Grundstimmen, fast keine 4 und -2 Füße auf dem ersten Klavier, wegen der oberen Lage. Ich ziehe im -Prinzip nur so viel Grundstimmen auf dem I. und II. Klavier, daß die -dazu gekoppelten vollzähligen Grundstimmen des III. noch deutlich -bemerkbar werden und der Schwellkasten auf die Grundstimmenmasse -wirkt. Erst wenn man dies beobachtet, bringt man César Franck, Widor, -Guilmant, Saint-Saëns, Gigout und die anderen auf unseren Orgeln so zu -Gehör, wie sie sich auf den ihren anhörten und anhören. - -Unsere nicht auf das Ensemble gerichtete Intonierung der Grundstimmen -hat nun zur Folge, daß die Mixturen sich damit nicht vermischen, -sondern nur „stark“ machen, wozu ihre eigene überkräftige Intonation -noch das ihrige beiträgt. Wenn man eine moderne Orgel hört, sieht -man immer den Grundstimmen- und den Mixturenstrom sich unvermischt -einherwälzen, während die Bestimmung der Mixturen doch diese ist, in -der Grundstimmenklangfarbe aufzugehen, sie lichtreich und durchsichtig, -d. h. für das polyphone Spiel geeignet zu machen. - -Auf unseren Orgeln ist es aber einfach unmöglich, eine Fuge und ein -Präludium von Bach mit Grundstimmen und Mixturen, welch letztere bald -hinzu-, bald abtreten, zu spielen und die Peripetien durch die An- -und Abkoppelungen der Manuale oder durch Manualwechsel hervortreten -zu lassen, d. h. sie als architektonische lebenerfüllte Gebilde der -Musik erstehen zu lassen. Auf Cavaillés Orgel ist dies möglich, weil -alles auf den schönen Zusammenklang von Grundstimmen und Mixturen -eingerichtet ist. Darum spielen die französischen Organisten die -Bachschen Fugen in manchem einfacher, klarer und sachgemäßer als wir: -ihre Orgel steht der Bachschen näher als die unsrige. - -Wir aber müssen die Bachsche Fuge unserer Orgel anpassen. Unsere -„Auffassungen“ entspringen z. T. nur der Not, was nicht hindert, daß -diese „Auffassungen“ von den meisten als ein künstlerischer Fortschritt -angesehen werden. Weil wir sie nicht so einfach spielen können, wie sie -gedacht ist, registrieren wir sie und behandeln sie orchestral. Wir -gießen sie in eine neue Form, bringen Steigerungen und Diminuendi an, -wo keine im Fugenplan vorgesehen sind, weil wir die von Bach gedachte -klare und gesättigte Klangfarbe auf unserer Orgel nicht produzieren -können. - -Und zuletzt hilft doch alles nichts, denn auf unseren Orgeln hört man -nur Diskant und Baß: die Figuren der Mittelstimmen darauf zu verfolgen, -ist unmöglich. Von den Geschmacklosigkeiten, die beim Registrieren -passieren, will ich nicht reden. Ich habe einmal das Thema der großen -G-moll-Fuge mit den Flöten des III. Klaviers intonieren hören, worauf -dann die ganze Fuge fischleibartig anwuchs. Aber geschmacklos oder -geschmackvoll registriert: es bleibt die so gespielte Fuge unwahr -und unnatürlich, als wollte man Dürersche Stiche in kolorierter -Kreidezeichnung herausgeben, damit sie „wirken“[4]. - -Ich sehe heute noch das überraschte Gesicht einer unserer berufensten -und bekanntesten Bachsängerinnen, als sie unlängst auf der Orgel zu St. -Sulpice unter Widors Händen die G-moll-Phantasie in ihrer einfachen -tongesättigten durchsichtigen Form erstehen sah. - -Zurück zu den von Bach verlangten polyphonen, nicht orchestralen -Orgeln! Feinere Grundstimmen! Harmonische Einheit der Grundstimmen! -Weg mit unseren wenigen schreienden Mixturen! Viele und weiche Mixturen! - -Wo ist auf unseren Orgeln die Mixturenfamilie auf einem Manual auch -nur einigermaßen vollständig vertreten? Unsere II. und III. Klaviere -waren lange Zeit von Mixturen entblößt. Langsam kommt man dazu, ihnen -auch auf kleinen Orgeln wieder eine Mixtur zuzugestehen. Aber wie lange -wird es dauern, bis die richtige Mixturenproportion auf allen Klavieren -erreicht ist, bis es zum Dogma erhoben ist, daß eine Orgel desto -wahrer, schöner und reicher ist, je mehr schöne feine Mixturen sie -hat, daß sie überhaupt davon nie zuviel haben kann und daß auch unsere -Schwellkastenklaviere damit geladen sein müssen? Denn die Bachsche Fuge -verlangt Homogenität der Klangfarbe auf allen drei Klavieren! Sie ist -einfarbig gedacht, wie der Kupferstich. - -Das ist aber wieder eine Geldfrage. Eine Orgel mit den richtigen -Mixturen von 40 Stimmen stellt sich mindestens ebenso teuer als unsere -heutigen Orgeln mit 50 Stimmen, wenn nicht teurer. Aber es kommt -sicher eine Zeit, wo wir wieder nicht auf die Zahl, sondern auf den -klanglichen Reichtum der Stimmen sehen, wo wir die richtige teuere -Orgel von 40 Stimmen der falschen von 50 vorziehen werden und auf -unsere Instrumente, bei denen einige wenige brutale Mixturen gegen -den formlosen Gigantenleib unserer Grundstimmen in unaufgelöstem -Widerstreit liegen, als auf etwas Überwundenes zurückblicken werden. - -Dann, nicht eher, ist auch die Pedalfrage gelöst. Unsere Pedale sind -zu stark und zugleich zu schwach, weil der Ton uncharakteristisch -und undeutlich ist. Wenn man ein Pedalsolo auf einer unserer Orgeln -hört, meint man, es wälze sich ein Drachenleib aus dem Hintergrunde -der Kirche in wilden schwerfälligen Windungen heraus. Setzt dagegen -das Manual zum Pedal ein, so fragt man sich alsbald: wo ist denn das -Pedal? Unsere volle Orgel ruht auf tönernen Füßen, denn im Vergleich -zum vollen Werk unserer gekoppelten Manuale sind unsere Pedale -dann doch immer wieder schwach, besonders da dann unsere gierigen -Manualgrundstimmen, da sie schneller zuschnappen als die bedächtigen -großen sechzehnfüßigen Holztiere, ihnen den Wind wegfressen. - -Die Sättigung des Pedals mit schönen Mixturen ist die einzige Lösung -der Pedalfrage für das volle Werk. Nun finden sich aber auf unsern -Pedalen fast keine Mixturen. Auch die Vierfüße fehlen durchschnittlich. -Und die ein oder zwei Mixturen, die sich eventuell darauf befinden, -sind unbrauchbar, weil sie sich nicht mit der Grundstimmenmasse -vermischen, sondern in unaufgelöstem Zwiespalt mit ihr die Figuren nur -undeutlich machen, manchmal geradezu akustisch entstellen. Andererseits -sind wir in der Steigerung des Tonvolumens unserer Pedalgrundstimmen -schon weit jenseits der Grenze des künstlerisch Erlaubten. Man -höre einmal die F-dur-Toccata auf unseren Orgeln. Wer kann dieses -Hervorkollern der übermäßigen Töne schön finden? Wer darin die -wunderbare Bachsche Linie heraushören? - -Nicht übermäßig starke, sondern tonreiche, tonintensive, biegsame, -sich auch bei gekoppelten Grundstimmen und Mixturen aller Klaviere -wie von selbst durchsetzende Pedale müssen wir bauen. Das heißt: -nicht übermäßig starke und nicht übermäßig viele Grundstimmen 16′ und -8′, aber fast genau so viel schön und weich intonierte Mixturen. Ein -solches Pedal ist nie zu schwach und nie zu stark und besonders: es -verdunkelt und verdeckt die Mittelstimmen des Manuals nicht. - -Diese Erkenntnis, daß wir wieder zu den vielen und schönen Mixturen -zurückkehren müssen, brach sich bei Cavaillé-Coll in der letzten -Periode seines Schaffens immer mehr Bahn. Sein Schüler Mutin, der das -Haus jetzt leitet, wandelt in des Meisters Bahnen und verwirklicht die -Erkenntnis. Ich werde den Augenblick nie vergessen, wo ich zum ersten -Male verwirklicht hörte, was ich erträumte: ein ideales Pedal. Es war -auf der Musterorgel, die Cavaillés Atelier ziert, einem mixturenreichen -Werk von etwa 70 Stimmen. Auf dem Pedal sind fast alle Mixturen, auch -die Septime, vertreten. Ich spielte Bachs A-moll-Fuge mit gekoppelten -Klavieren, alle 8, 4 und 2 Grundstimmen und Mixturen gezogen. Die -Linien der Pedalfiguren standen einem ohne jede Aufdringlichkeit, aber -mit intensiver Plastik, vor Augen. „Spielen Sie sie noch einmal“, sagte -Mutin, „ohne Mixturen“. Als ich die Pedalmixturen einstoßen wollte: -„Halt“, sagte er, „die bleiben“. Und dasselbe Pedal, das vorher für -das volle Werk ohne Zungen überaus stark genug gewesen war ... war für -die neue Registrierung, obwohl unverändert, nicht zu stark. Zuletzt -gebrauchte ich dasselbe volle Pedal und beließ auf den Klavieren nur -die Prinzipale 8 und 4 ... und es war auch nicht zu stark ... Da war -mir zumut wie einem, der einen Blick in die Zukunft tun durfte, und ich -stieg von der Bank herunter, nun innerlich ganz überzeugt, daß die Zeit -der „tonstarken“ Orgel im Vergehen ist und die Zeit der „tonreichen“ -Orgel, der Orgel Bachs, der in neuer Glorie erstehenden alten Orgel -heraufzieht. - -Eine tonreiche Orgel setzt voraus, daß die Wellen der einzelnen Töne -unvermischt, ohne sich gewissermaßen ineinander zu legen, zum Ohr des -Hörers kommen und sich erst dort als selbständige Persönlichkeiten -zu der künstlerischen Einheit in der reichsten Mannigfaltigkeit -verbinden[5]. Schon Cavaillé hatte den Phänomenen der „entrainements -harmoniques“ seine Aufmerksamkeit zugewendet und auf Mittel gesonnen, -zu verhindern, daß im vollen Werk eine Pfeife dieselben Töne anderer -Pfeifen frißt, wie die magern Kühe Pharaos die fetten fraßen, so, -daß wir im vollen Werk einer Orgel von 50 Stimmen tatsächlich nur 25 -hören, wobei die andern nur bis zu einem gewissen Grade verstärken, -nicht bereichern, weil sie als Individualitäten physikalisch nicht mehr -existieren. - -Mutin hat diese Versuche zu einem gewissen praktischen Abschluß -gebracht und verwertet sie auf allen Orgeln. Pfeifen mit minimal -differenzierten Mensuren entrainieren sich nie gegenseitig, sondern -jede besteht als Persönlichkeit, auch in der größten Tonmasse. Sind die -Durchmesser gleich oder ist die Verschiedenheit größer, so ist das -Entrainement im Bereiche der Möglichkeit. Bei der Aufstellung einer -Disposition sieht also Mutin-Cavaillé darauf, daß die reichste minimale -Differenzierung der Mensuren durchgeführt wird. - -Befriedigt nun aber die Ansprache unserer Orgel? Ja ... wenn man -rasches Eintreten des Tones mit gutem Ansprechen identisch setzt. Und -dann nicht einmal. Man führe einmal rapide Triller in der unteren Lage -des Manuals aus und schnelle Passagen mit den Sechzehnfüßen auf dem -Pedal! - -Aber schnelles Eintreten des Tones ist noch kein gutes Ansprechen, -denn Ansprechen heißt eben An-Sprechen: daß der Ton von der Pfeife -richtig angesetzt und gewissermaßen artikuliert wird. Auf unsern Orgeln -poltert der Ton oft heraus; er wird nicht angesetzt. Eine richtige -Bindung zwischen den einzelnen Tönen ist dabei unmöglich. Bei genauem -Hören erfaßt man immer einen Zwischenraum zwischen beiden oder, im -Gegenteil, sie klingen einen kleinen Bruchteil einer Sekunde zusammen. -Sie legen sich nicht lebendig aneinander, sondern rollen einander nach -wie Kugeln. Die Orgel ist ein idealer Chor, dem nur die Worte versagt -sind. Ist es da zu begreifen, daß zuweilen so geringer Wert auf eine -künstlerische Ansprache der Stimmen gelegt wird? - -Auch hier ist, wie mir scheint, Cavaillés Schüler Mutin auf dem -richtigen Weg. Er geht von der Beobachtung aus, daß ein Holzbläser -seinem Instrument in den verschiedenen Lagen verschiedenen Wind -mitteilt. Unten viel, aber mit vorsichtigem Druck, in der Mitte -mittelstark, aber an Quantität weniger als unten, oben sehr wenig, -aber sehr intensiven Wind; das Quantum also jedesmal im umgekehrten -Verhältnis zur Intensität. Wenn nun der Tonumfang eines Blasinstruments -im Verhältnis zu dem eines Orgelregisters sehr klein ist und doch -die Winddifferenzierung zur richtigen Ansprache erfordert, wieviel -mehr ein Orgelregister! Also wird die Lade des Registers in drei oder -vier Teile geteilt und jede Einzel-Teillade bekommt den Winddruck und -die Windzufuhr, die für jene Lage die ideale Ansprache ermöglichen. -Die große Musterorgel im Atelier von Cavaillé-Mutin arbeitet mit -dreigeteilten Windladen, die mit Wind von differenziertem Druck -gespeist werden. Natürlich ist der Bau viel komplizierter, und die -Kosten erhöhen sich bedeutend. Aber man höre den Erfolg! Ein solches -Register ist drei andere wert, davon nicht zu reden, daß nun auch -bei vollem Werk die unteren Lagen ihren richtigen Wind bekommen. Man -höre einmal die Mittelstimmen einer Bachschen Fuge bei so gebauten -Registern! Es geht kein Ton, kein einziger Ton verloren, da er von -einer andern Individualität als oben und unten ist. Ich stehe nicht -an, diese Orgel im Atelier Mutins, von der sich der Erbauer nicht -zu trennen vermag, für die technisch und künstlerisch vollendetste -zu erklären, die vielleicht je gebaut worden ist. Sie stellt das -Instrument dar, das zu Bachs Werken paßt, sofern es die Forderungen -verwirklicht, die seine Orgelmusik für die ideale Orgel aufstellt. - -Wann wird es dahin kommen, daß auf allen Orgeln diese allerelementarste -ästhetische Forderung der Differenzierung des Winddrucks erfüllt wird? -Bis jetzt hat, wenn’s gut geht, jedes Klavier seinen Wind, das erste -den stärksten, das zweite einen etwas weniger starken, das dritte den -schwächsten, wobei der des ersten viel zu stark ist, weil man ihm -ungefähr denselben Druck gibt, den man für die Speisung der Pneumatik -braucht. Man höre, was dabei für die Prinzipale und Flöten herauskommt! -Wie reich wirkt hingegen die Orgel, in der die Register desselben -Klaviers mit zwei oder drei Arten von Wind gespeist werden, und zwar -so, daß jedes den Wind erhält, der durch die vollendetste Intonation -gefordert wird, wobei noch darauf Rücksicht zu nehmen wäre, ob es vorn -oder hinten, tief oder hoch steht. Welch ein Reichtum an vollendeten -Tonindividualitäten ist in einem solchen Instrument eingeschlossen! - -Statt dessen findet man bei uns übermäßig stark intonierte Mixturen -ganz zuvorderst oben disponiert, die eigens dazu erbaut zu sein -scheinen, die Schönheit des vollen Werkes zu zerstören. Geradezu -unglaublich aber ist, daß manche Orgelbauer meinen, sie könnten -durch Differenzierung der Windzufuhr dasselbe erreichen wie durch -Differenzierung des Winddrucks, wo es sich doch beide Male um ganz -verschiedene Dinge handelt. Es gehört das Ineinanderwirken beider -Differenzierungen dazu, um einer Orgel den schönen Tonreichtum zu geben. - -Und die Zungen? Sie befriedigen weder auf deutschen noch auf -französischen Orgeln, da sie auf beiden zu stark dominieren. Als -ich Widor gelegentlich sagte, daß ich die niederschmetternde Wucht -der sonst so prächtig gearbeiteten französischen Zungen für einen -künstlerischen Nachteil hielte, gestand er mir, daß er dieselbe -Überlegung schon seit Jahren mit sich herumtrage und der Ansicht -sei, daß wir dazu zurückkehren müßten, Zungen zu bauen, die das -volle Werk nicht beherrschen, sondern sich der Grundstimmen- und -Mixturenklangfarbe einpassen und sie gewissermaßen nur vergolden. -Gigout vertritt dieselbe Ansicht. Aber welche Arbeit und Mühe, schöne, -weiche und dabei gut ansprechende Zungen zu bauen! - -Wenn wir sie einmal haben, ist auch die Frage gelöst, ob man Bach -mit Zungen spielen darf. Mit unsern gewiß nicht. Aber es scheint -mir sicher, daß er bei seiner Pedalzusammensetzung auf seine acht- -und vierfüßigen Zungen angewiesen war. Und wer wollte leugnen, daß -ein Pedal mit feinen Zungen, die zu den Mixturen hinzutreten, nicht -geradezu ideal sein muß? Man vergesse aber die Vierfüße nicht. Flöte 4, -Prinzipal 4 und Trompete 4, nicht grob intoniert, sollten auf keinem -einigermaßen vollständigen Pedal fehlen. Keine Koppel kann sie für das -volle Werk ersetzen. Ohne sie wälzt sich die Pedalfigur am Boden, statt -aufrecht in der Reihe der Stimmen einherzugehen. - - -Und dies alles ist eine Geldfrage! Bei den heutigen Preisen können -die künstlerischen technischen Probleme, die zusammen das Problem -der tonreichen, d. h. der tonschönen Orgel ausmachen, nicht in den -Vordergrund gestellt werden, sondern es heißt, für möglichst wenig -Geld möglichst viele Register zu bieten und manchmal gegen die bessere -Überzeugung den Leuten liefern, was sie wollen und nicht, was nach der -künstlerischen Erfahrung des Erbauers das Beste ist: fürs Auge, nicht -für das Ohr bauen! Unnötiges an Stelle des Nötigen. - -Wenn man die geniale Erfindungsgabe unserer deutschen Orgelbauer, -die in den letzten zehn Jahren fast nur auf Verbilligung ausging und -ausgehen mußte, auf die rein künstlerischen Fragen losließe! Das kommt -aber erst, wenn wir nicht mehr gedankenlos auf die Zahl der Register -sehen und uns darein finden, daß die Preise gut um ein Drittel in die -Höhe gehen! Bis dahin leben wir in der Periode der guten Fabrikorgel. - -Wer kann denn bei diesen Preisen nur prima Material haben? Wie ist -eine künstlerische Intonation dabei möglich? Ein Intonieren nach dem -Lokal, in künstlerischer Gewissenhaftigkeit, d. h. viermal so langsam -als jetzt, wo man ängstlich die Spesen für jeden Tag des Intonateurs -ausrechnen muß und wo schon der Versuch, künstlerisch zu intonieren, -allen Gewinn verschlingen würde. - -Die guten Intonateure sollten wie Minister bezahlt sein und in dem -Range der Künstler so stehen, daß ein künstlerischer Intonateur gleich -sechs Durchschnittsvirtuosen geachtet würde, da ein halbes Dutzend der -letzteren leichter zu finden ist als ein künstlerischer Intonateur. -Von den Ministern hat die Nachwelt nur die Folgen der Fehler, die sie -gemacht haben, zu tragen; von den Virtuosen behält sie vielleicht den -Namen; von den Intonateuren aber das Werk, so, wie es aus ihrer Hand -hervorgegangen ist, daß sich Generation auf Generation daran erbaut. - -Wo soll der Orgelbauer bei den heutigen Preisen die Mittel zu Versuchen -hernehmen, ohne die es keinen Fortschritt gibt? Man sagt, daß wir im -Begriff sind, ein reiches Land zu werden. An unsern Orgeln wird man -das dereinst nicht sehen, denn das frühere arme Deutschland baute sie -reicher. - -Man täusche sich nicht! Wie die Orgeln, so die Organisten. Kein -Instrument übt einen solchen Einfluß auf die Künstler aus. Vollkommene -Orgeln erziehen Organisten zur Vollkommenheit; unvollkommene erziehen -sie zur Unvollkommenheit und zum falschen Virtuosentum. Dagegen hilft -kein Talent und kein Genie. Die Orgelkunst ist immer das Produkt der -Orgelbaukunst. Ohne die in ihrer Art vollendete Orgelbaukunst seiner -Zeit wäre die Bachsche Orgelkunst nie entstanden. - - -So ist auch die heutige französische Orgelschule ein Produkt des -vollendeten Orgelbaues. Wir sind in Deutschland an Talenten unbedingt -reicher. Aber einen Kreis von so außerordentlichen Meistern, wie er in -Frankreich in den Namen Saint-Saëns, Guilmant, Widor, Gigout und Vierne -charakterisiert ist, besitzen wir nicht. - -Der französische Organist unterscheidet sich vom deutschen durch -die Einfachheit des Spiels. Das Virtuosenhafte, das bei uns zum -bedeutenden Organisten gehört, existiert dort weniger. Erstrebt wird -vor allem die ruhige Plastik, die das Tongebilde in seiner ganzen -Größe vor dem Hörer erstehen läßt. Es kommt mir vor, als säße der -französische Organist sogar ruhiger auf seiner Orgelbank als wir. -Bei allen findet man absolute Präzision des Niederdrückens und des -Aufsteigenlassens der Taste, konsequente Bindung und eine klare, -natürliche Phrasierung. Es gibt bei uns gewiß viele Organisten, die -diese Eigenschaften in demselben Maße besitzen, aber in Frankreich -sind sie eben Produkt der Schule. Jeder, auch der sonst mittelmäßige, -besitzt sie, während es bei uns hervorragende Spieler gibt, die z. B. -die absolute Präzision nicht besitzen, bei denen Hände und Pedal nicht -mathematisch genau miteinander gehen, wodurch die übrigen Eigenschaften -ihres Spiels für den Hörer, der „hört“, beeinträchtigt werden. -Allerdings ist es auf unsern Orgeln auch schwerer, absolut präzis zu -spielen, als auf den französischen mit ihrer Kraftübersetzung. Was ich -an den französischen Organisten immer besonders bewundre, ist die Ruhe -und Unfehlbarkeit des Pedalspiels. - -Ich kann meine Empfindung nicht besser ausdrücken als wenn ich -sage: der französische Organist spielt objektiver, der deutsche -persönlicher. Auch dies liegt wieder an der Schule. Wir haben -keine, sondern ein jeder geht seinen eigenen Weg. So viel -Organisten, so viel Auffassungen. Das ist bis zu einem gewissen -Grade ein Vorteil, den wir vor den Franzosen haben. Ich erfreue -mich oft an der individuellen Lebhaftigkeit deutscher Organisten, -wenn sie geschmackvoll ist. Andererseits aber gehen wir viel zu -weit und bringen aus lauter „Persönlichkeit“ im Spiel und in der -Komposition die Leidenschaftlichkeit auf die Orgel, die natürliche -Menschenleidenschaftlichkeit, nicht die wunderbar verklärte objektive -Leidenschaftlichkeit der letzten großen Präludien und Fugen Bachs, -und entstellen die Werke unseres großen Meisters, indem wir sie durch -unsere Menschenleidenschaftlichkeit lebendig machen wollen. Die Orgel -selbst soll reden. Der Organist und seine Auffassung sollen dahinter -verschwinden, „s’effacer“, wie man auf französisch sagt. Er ist, mit -allen seinen Gedanken, zu klein für die sich schon im äußeren Anblick -bekundende, ruhende Majestät des Instruments, das, wie uns Bach lehrt, -alle Gefühle in Verklärung darstellt[6]. - -Vielleicht gehen die Franzosen ihrerseits in der Objektivität des -Spiels zuweilen zu weit. Aber die Ruhe und Größe, die darin liegt, ist -so wohltuend, daß man das Zurücktreten jedes ausgesprochen persönlichen -Gefühls nicht wahrnimmt. „Orgelspielen“, sagte mir Widor einmal auf -der Orgelbank zu Notre-Dame[7], als die Strahlen der untergehenden -Sonne in verklärter Ruhe das dämmerige Schiff durchzogen, „heißt -einen mit dem Schauen der Ewigkeit erfüllten Willen manifestieren. -Aller Orgelunterricht, der technische und der künstlerische, -geht nur darauf aus, einen Menschen zu dieser höheren reinen -Willensmanifestation zu erziehen. Dieser Wille des Organisten, der sich -in der Orgel objektiviert, soll den Hörer überwältigen. Wer den großen -konzentrierten Willen nicht in ein Bachsches Fugenthema hineinlegen -kann, daß auch der gedankenlose Hörer sich ihm nicht entziehen kann, -sondern nach dem zweiten Takt eben auffassen und begreifen muß, ob er -will oder nicht, und nun die ganze Fuge hört und zugleich sieht: wer -über diesen konzentrierten, mitteilungskräftigen, ruhigen Willen nicht -verfügt, kann zwar dennoch ein großer Künstler sein, ist aber kein -geborener Organist. Er hat sich eben im Instrument geirrt, da die Orgel -die Objektivierung des Geistes zum ewigen, unendlichen Geist darstellt -und ihrem Wesen und ihrem Ort entfremdet wird, sobald sie nur Ausdruck -des subjektiven Geistes ist.“ - -Guilmants Spiel liegt dieselbe Auffassung vom Wesen der Orgel zugrunde, -nur daß bei ihm die Objektivität durch ein gewisses lyrisches Empfinden -eigentümlich und interessant belebt wird. - -Man kann sagen, daß in der französischen Orgelkunst das Empfinden für -Architektur, das gewissermaßen das Grundelement jeder französischen -Kunst ist, zutage tritt. Darum hat auch der Schwellkasten eine ganz -andere Bedeutung als bei uns. Er dient nicht dem „Gefühlsausdruck“, -sondern der architektonischen Linie. Auf allen französischen Orgeln -sind die Schwellkastenklaviere so bedeutend, daß man mit der in ihnen -eingeschlossenen Klangmasse den Grundstimmenton der ganzen Orgel noch -modellieren kann. „Derjenige“, sagt Gigout seinen Schülern, „behandelt -den Schwellkasten recht, bei dem der Hörer nicht ahnt, daß überhaupt -ein Schwellkasten in Funktion tritt, sondern nur das unmerkliche An- -und Abschwellen als notwendig empfindet.“ Dasselbe Prinzip bringt -Guilmant seinen Schülern bei. - -Das Großzügige und Einfache in der Schwellkastenbehandlung tritt in der -französischen Orgelkunst immer klarer zutage. Bei César Franck und in -den älteren Kompositionen von Saint-Saëns findet sich noch die kleine, -häufige Benutzung des Schwellkastens, wo dieses Mittel gewissermaßen -einen Ersatz für den der Orgel fehlenden Gefühlsausdruck ist, d. h. die -Schwellkastenbehandlung, die bei uns noch vorwiegt. Immer mehr aber -setzt sich in der Folge die einfache, sparsame, nur auf die große Linie -ausgehende Schwellkastenbenutzung durch, wie sie dann in den letzten -Werken von Guilmant und Widor triumphiert. Ihren Schülern, und nicht -weniger denen Gigouts, ist sie in Fleisch und Blut übergegangen. Man -lese die erste Orgelsymphonie Viernes daraufhin durch und vergleiche -damit die Angaben in unseren modernen Orgelkompositionen. Unschwer -wird man dann von dem Vorurteil abkommen, als ob die Franzosen mit dem -Schwellkasten Effekthascherei trieben und eingestehen, daß wir gerade -hierin von ihnen lernen können[8]. - -Aber wann werden wir solche richtigen Schwellkasten haben? Es ist noch -nicht so lange her, daß bei uns bedeutende Organisten den Grundsatz -vertraten, daß eine kleine Orgel keinen Schwellkasten brauche, -ebensowenig wie es nötig sei, bei solchen Orgeln das Pedal bis zum F -zu führen. Aber Schwellkasten und vollständiges Pedal gehören eben -zum Wesen der Orgel, wie die vier Füße zum Pferd. Lieber zwei oder -drei Register weniger, denn mit einem richtigen Schwellkasten kann man -aus jedem Register zwei machen. Gerade bei den kleinen Orgeln treten -gewisse Vorzüge der französischen Instrumente ungleich stärker hervor -als bei den großen. - -Auch im Registrieren sind die Franzosen einfacher als wir. In einer -deutschen Orgelkomposition steht fast doppelt so viel Registerwechsel -vorgeschrieben als in einer französischen. Ein Meister der geistreichen -Registrierung ist Saint-Saëns. Guilmant registriert äußerst geschickt -und geschmackvoll. Widor verzichtet fast, und dies je mehr und mehr, -auf Registrierung. „Ich kann das Registrieren als Registerwechsel, rein -auf Veränderung der Klangfarbe berechnet, nicht mehr gut begreifen“, -sagte er mir einst, „und empfinde nur diejenige Veränderung in der -Klangfarbe als richtig, die durch eine Peripetie des Stückes unbedingt -gefordert ist. Je einfacher wir registrieren, desto näher kommen wir -Bach“. In dem ersten Stück seiner Symphonie „Romane“ besteht alles -Registrieren, zehn Seiten lang, nur darin, daß Mixturen und Zungen zu -den gekoppelten Grundstimmen zu- und wegtreten. Freilich darf man nicht -vergessen, daß der französische Schwellkasten in seiner Wirkung auf die -Gesamtorgel vieles ermöglicht, was wir auf unseren Orgeln nur durch -Registrieren ausführen können. - -Zu den formellen Vorzügen der französischen Orgelkompositionen möchte -ich noch die klug berechnete, wirkungsvolle Verwendung des Pedals und -das Vermeiden jeglicher unnötigen Oktavenverdoppelungen sowohl im -Manual wie im Pedal rechnen. Es scheint mir, als ob unsere jüngeren -Komponisten die Pedalverwertung in den großen Präludien und Fugen Bachs -nicht hinreichend studiert haben, sonst müßten sie von selbst auf das -Verfehlte einer ununterbrochenen Mitwirkung des Pedals aufmerksam -werden. Von den in modernen Kompositionen so häufig vorgeschriebenen -Oktaven sind über achtzig Prozent gewöhnlich sinnlos, verschulden nur -ein ungebundenes Spiel und wirken nicht. Man studiere einmal Widors -Werke auf die Verwendung des Pedals und der Oktaven hin! - - -Bei genauem Zusehen entdeckt man eigentlich zwei französische Schulen: -eine altfranzösische, von deutscher Kunst direkt nicht beeinflußte, -und eine jüngere, die deutschen Einfluß aufweist. Zur spezifisch -französischen würde ich in der älteren Generation +Boëly+ (gest. -1858), +Chauvet+ und César +Franck+ zählen. Die jüngere Generation -wird etwa durch +Saint-Saëns+ und +Gigout+ repräsentiert. Auch Gabriel -+Pierné+ und der leider so früh verstorbene +Boëllmann+ (geb. zu -Ensisheim 1862, gest. als Organist von St. Vincent de Paul zu Paris -1897) gehörten hierher[9]. - -Diese ältere Schule mußte erst mühsam nach einem Orgelstil ringen, -ohne ihn, in ihren besten Vertretern, jemals ganz zu erreichen. César -Francks und Saint-Saëns’ Werke[10] sind Improvisationen genialer -Musiker auf der Orgel, nicht so sehr Orgelwerke, wenn auch bei den -späteren Werken von César Franck der Inhalt gewisse Vergewaltigungen -des Orgelstils ganz übersehen läßt. Boëllmanns Kompositionen sind -interessante Jugendversuche, die sicher zu etwas Bedeutendem geführt -hätten. - -+Gigout+[11] steht in dieser Schule für sich. Er ist der Klassiker, der -zum reinen Orgelstil durchgedrungen ist. Er hat etwas Händelsche Art -an sich. Sein Einfluß als Lehrer ist ganz hervorragend und sein Spiel -wunderbar. - -Diese spezifisch französische Schule kultiviert die Improvisation, zwar -nicht so wie der alte Organist von Notre-Dame -- sein Name möge der -Nachwelt nicht aufbewahrt werden -- der sich rühmte, auf seiner Orgel -nie etwas nach Noten gespielt zu haben, aber doch so, daß sie einen -ganz besonderen Wert darauf legt. Man würdigt Saint-Saëns erst, wenn -man ihn zu St. Séverin hat improvisieren hören, wo er zuweilen den -geistreichen Périlhou ersetzt. Auch Gigouts Stärke liegt eigentlich vor -allem auf diesem Gebiet. - -Von César Francks Improvisationen erzählt Vincent d’Indy in seinem -soeben erschienenen meisterhaften Buche über seinen Lehrer (Ed. Alcan, -Paris 1906). Als Franz Liszt am 3. April 1866 aus St. Clothilde -heraustrat, war er so ergriffen, daß er zu seiner Umgebung sagte, seit -Bach hätte niemals jemand so auf der Orgel improvisiert. - -Guilmant improvisiert gern. Widor nicht so sehr, „nur wenn er sich -gedrungen fühlt, etwas zu sagen.“ Viernes Improvisationen zu Notre-Dame -zeichnen sich durch ihre Formvollendung aus. Zu den hervorragenden -Improvisatoren gehört auch Schmidt, einer der begabtesten der jungen -Generation, der leider durch seine Ernennung zum Maître de Chapelle an -St. Philipp du Roule für die Orgel vorläufig verloren ist. - -Im allgemeinen spielen Improvisation und ebenso Auswendigspielen im -französischen Orgelunterricht, wie ihn früher Widor, jetzt Guilmant und -sein Gehilfe Vierne am Konservatorium erteilen, und nicht minder im -Unterrichte Gigouts, eine größere Rolle als bei uns. Für den Wettbewerb -um den Organistenposten zu Notre-Dame wurde gefordert: Improvisierung -einer Fuge über ein gegebenes Thema, eine freie Improvisation und -zwanzig moderne oder klassische Orgelwerke auswendig. Der pädagogische -Wert des Auswendigspielens auf der Orgel ist aber auch tatsächlich -ganz ungeheuer, da der Schüler dabei gezwungen ist, sich über alles -Rechenschaft zu geben. Wir vernachlässigen das Auswendigspielen auf der -Orgel vielleicht etwas zu sehr. - -Die andere französische Orgelschule, durch +Guilmant+, früher an der -Trinité, und +Widor+, zu St. Sulpice, repräsentiert, ging von Belgien -aus. Guilmant und Widor waren Schüler von Lemmens, der seinerseits -wieder Schüler von Hesse war. So waren Guilmant[12] und Widor, wie -ihre ersten Werke zeigen, von Anfang an mit dem aus Bach geflossenen -Orgelstil bekannt und brauchten nicht erst zu suchen und zu tasten. - -Guilmant ist nicht nur einer der hervorragendsten Spieler, sondern auch -zugleich der universellste Lehrer der Jetztzeit, von hervorragender -pädagogischer Begabung und musikhistorischer Bildung. Er ist es, der -die alte, vorbachische Orgelmusik in Frankreich bekannt machte. Was -die deutsche Orgelmusik aus seinen Werken betreffs der Form und des -Aufbaus lernen kann, ist in der deutschen Kritik seit Jahren immer -betont worden. - -Widor ist mehr ein nach innen gekehrter Geist. Seine zehn -Symphonien[13] stellen die Entwicklung der Orgelkunst, wie er sie -an sich erlebt hat, dar. Die ersten sind formvollendete, mehr von -lyrisch-melodischem, manchmal sogar sentimentalem Geiste durchwehte -Schöpfungen, die aber in der wunderbar großen Struktur der Themen -die einzigartig organistische Begabung des Schöpfers zeigen. Mit der -fünften Symphonie verläßt er diese Bahn. Das Lyrische tritt zurück; -etwas anderes ringt nach Gestaltung. Zunächst noch in melodischer Form, -in der fünften und sechsten Symphonie, die zu seinen bekanntesten -gehören. Die siebente und achte sind Übergangswerke. Sie sind -orgelmäßig und doch gewagt orchestral gedacht. Welch ein Wunderwerk, -der erste Satz der achten Symphonie! Zugleich aber tritt das Herbe -immer stärker hervor, das Herbe, das Widor dann in den beiden letzten -Symphonien zur heiligen Kunst zurückführt. „Es ergeht mir merkwürdig“, -sagte er mir in jener Periode, „außer Bachs Präludien und Fugen, oder -mehr noch, außer gewissen Präludien und Fugen von Bach, kann ich keine -Orgelkunst mehr als heilig empfinden, die nicht durch ihre Themen, -sei es aus dem Choral, sei es aus dem Gregorianischen Gesang, für -die Kirche geheiligt ist“. Darum ist die neunte Symphonie (Symphonie -Gothique) über das „Puer natus est“ als Weihnachtssymphonie geschrieben -und die zehnte (Symphonie Romane) über das wunderbare Motiv des „Haec -dies“ als Ostersymphonie gedacht. Und als er an einem Maisonntag, mit -dem Technischen noch ringend, das Finale der Romanischen Symphonie zum -erstenmal zu St. Sulpice spielte, da fühlte ich mit ihm, daß in diesem -Werk die französische Orgelkunst in die heilige Kunst eingegangen, -jenen Tod und jene Auferstehung erlebt hatte, die jede Orgelkunst, und -in jedem Individuum, erleben muß, wenn sie Bleibendes schaffen will. - -Louis Vierne, der 1900 als kaum Dreißigjähriger an die -Notre-Dame-Kirche berufen wurde, ist Schüler von César Franck, Widor -und Guilmant. Seine zwei groß angelegten Orgelsymphonien versprechen -sehr viel[14]. - -Nicht vergessen möchte ich des wackeren +Dallier+, eines Schülers -Francks, früher an St. Eustache, jetzt an der Madeleine, wo er -Nachfolger Gabriel +Faurés+, des wunderbaren und vollendeten -Improvisators und Bachkenners, wurde, der seinerseits +Dubois’+ -Nachfolger war. Eine Wiedergabe der Bachschen Es-dur-Tripelfuge während -einer musikalischen Feier zu St. Eustache wird mir unvergeßlich bleiben. - -Von den Jungen seien genannt: +Quef+, Nachfolger Guilmants an -der Trinité, +Tournemire+ an St. Clothilde, +Jacob+, ein ganz -hervorragender Spieler, an St. Louis d’Antin, +Marti+ zu St. -François-Xavier, +Libert+ an der Basilique St. Denis, +Maquaire+, -der Ersatzmann Widors zu St. Sulpice, von dem eine sehr interessante -Orgelsymphonie bei Hamelle erschienen ist, +Bret+, der als Dirigent -der Bachgesellschaft seine Kräfte jetzt ausschließlich in den Dienst -der Sache des Altmeisters stellt, +Mahaut+, ein vollendeter Spieler, -zugleich begeisterter Interpret der Werke seines Lehrers César Franck -und Bonnet, der Nachfolger Dalliers an St. Eustache. - -Gemeinsam ist den beiden Schulen, und in beiden den Alten wie den -Jungen, die Verehrung für Bach. Es wird bei uns kaum mehr und so -ausschließlich Bach gespielt als in manchen Pariser Kirchen. Während -des Offertoriums zu Notre-Dame zieht Bachs Choralvorspiel über „O -Mensch bewein’ dein’ Sünde groß“ durch die mächtigen Hallen der -Kathedrale. - -Von der Zukunft der französischen Schule vermag ich nichts zu -sagen. „L’orgue Moderne“, eine unter Widors Patronat periodisch -erscheinende Sammlung der neueren und neuesten Versuche, befriedigt -mich eigentlich nicht. Formell ist darin alles gut, weit ausgereifter -als die Erstlingswerke unserer deutschen Organistenjugend. Aber es -fehlt die Erfindung, der Sturm und Drang, die Gärung, die einem die -Gewißheit geben könnten, daß aus dieser tüchtigen jungen Generation -etwas mehr als Tüchtiges, etwas Großes, Bleibendes hervorgehen wird. -Die gleichzeitigen Werke der jungen deutschen Organistenwelt zeigen -ein weniger großes formelles Können, zuweilen eine Verneinung des -Orgelstils, weniger Überlegung und Klarheit, aber dafür in manchen -einen vielversprechenden Ideenreichtum. - - -Aber was wird überhaupt aus dem französischen Orgelbau und der -französischen Orgelkunst werden? Was wird die Trennung von Kirche und -Staat bringen? Schon jetzt richten sich die Kirchen auf die Trennung -ein und streichen an den ohnehin schon kleinen Gehältern, was zu -streichen ist. Den meisten Organisten ist schon ein Viertel ihrer -Bezahlung gekündigt worden. Dallier verlor an St. Eustache zuerst ein -Drittel, dann die Hälfte seines Einkommens und meldete sich daraufhin -an die eben freiwerdende Madeleinekirche. Der Organistenposten zu -Notre-Dame dürfte in Zukunft kaum mehr als 1000 frcs. eintragen. Der -Orgelbau stockt. Herrliche Orgeln, die früher in den Kirchen der -Kongregationen standen, sind zu Spottpreisen zu verkaufen. Manchmal -fragt man sich, ob das sicherste Ergebnis der Trennung vorerst nicht -der Ruin des Orgelbaues und der Orgelkunst sein wird. Die Krise, die -beide durchmachen werden, wird jedenfalls sehr schwer sein. - -Lassen wir die Zukunft. Für jetzt kommt es darauf an, daß der Grenzwall -zwischen französischer und deutscher Orgelkunst niedergelegt werde, und -daß beide voneinander lernen. Der deutsche und der französische Genius -sind in der Kunst angewiesen, einander anzuregen. In der Orgelkunst -ganz besonders, da wir Deutschen von den Franzosen unendlich viel in -Technik und Form lernen können, die Franzosen aber durch den Geist der -deutschen Kunst von einer Verarmung in ihren reinen und vollendeten -Formen bewahrt werden. Aus der Durchdringung beider Geistesrichtungen -wird neues Leben hüben und drüben erstehen. Bisher profitieren -eigentlich nur die amerikanischen Organisten von dem Vorteil, durch -die deutsche und die französische Schule hindurchzugehen, insofern -als sie gewöhnlich die Hälfte ihrer Lehrzeit in Deutschland, die -andere Hälfte in Paris zubringen. Mögen in Zukunft die deutschen und -die französischen, um denselben Vorteil zu haben, sich von dem alten -künstlerischen Organisten-Lern- und Wandertrieb erfassen lassen. -Vielleicht wird dann ein französischer Organist seine Kollegen mit -der Kunst der Reger, Wolfrum, Lang, Franke, De Lange, Reimann, Egidi, -Irrgang, Sittard, Homeyer, Otto Reubke, Straube, Beckmann, Radecke, G. -A. Brandt und wie sie alle heißen mögen, bekannt machen, wie ich es -hiermit versucht habe, deutschen Organisten das Wesen der französischen -Orgel und der französischen Orgelkunst näher zu bringen[15]. - -[Illustration] - - - - -Anhang. - - -Die Disposition der Orgel zu St^e Clothilde, auf welcher César Franck -spielte. - -3 Klaviere mit 46 klingenden Stimmen. - - =Grand-Orgue=: - - 14 klingende Stimmen. - - Montre 16. Montre 8. Gambe 8. Bourdon 16. Flûte harmonique 8. Bourdon - 8. Prestant 4. Octave 4. Doublette 2. Quinte 3. Plein-Jeu. Bombarde - 16. Trompette 8. Clairon 4. - - =Positif=: - - 14 klingende Stimmen. - - Bourdon 16. Montre 8. Gambe 8. Flûte harmonique 8. Bourdon 8. - Salicional 8. Prestant 4. Flûte octaviante 4. Quinte 3. Plein-Jeu. - Doublette Clarinette 8. Trompette 8. Clairon 4. - - =Récit=: - - (im Schwellkasten) - - 10 klingende Stimmen. - - Viole de Gambe 8. Voix céleste 8. Bourdon 8. Flûte harmonique 8. - Flûte octaviante 8. Octavin 2. Basson-Hautbois 8. Trompette 8. - Clairon 4. Voix humaine 8. - - =Pédale=: - - 8 klingende Stimmen. - - Contre-Basse 16. Flûte 8. Quintaton 32. Octave 4. Basson 16. Bombarde - 16. Trompette 8. Clairon 4. - - 13 Koppeln und Kombinationszüge. - - -Die Disposition der Orgel Widors zu St. Sulpice. - -(Erbaut 1861-62.) 5 Klaviere. 100 klingende Stimmen. - - =Premier Clavier. Grand Chœur=: - - 13 klingende Stimmen. - - Doublette 2. Octave 4. Große Fourniture 4 r. Große Cymbale 6 r. - Plein-Jeu 4 r. Cornet 5 r. 1^e Trompette 8. 2^e Trompette 8. Clairon - 4. Clairon-Doublette 2. Basson 16. Basson 8. Bombarde 16. - - =Deuxième Clavier. Grand Orgue=: - - 13 klingende Stimmen. - - Principal 16. Montre 16. Bourdon 16. Flûte conique 16. Flûte - harmonique 8. Flûte traversière 8. Montre 8. Diapason 8. Bourdon 8. - Flûte à pavillon 8. Salicional 8. Prestant 4. Große Quinte 5⅓. - - =Troisième Clavier. Positif=: - - 20 klingende Stimmen. - - Violon Basse 16. Quintaton 16. Quintaton 8. Flûte traversière 8. - Salicional 8. Gamba 8. Unda maris 8. Flûte douce 4. Flûte octaviante - 4. Dulciana 4. Plein-Jeu 3 et 6 r. Quinte 2⅔. Doublette 2. Tièrce - 1⅗. Larigot 1⅓. Piccolo 1. Basson 16. Baryton 8. Clairon 4. - Trompette 8. - - =Quatrième Clavier. Récit Expressif=: - - 21 klingende Stimmen. - - Quintaton 16. Diapason 8. Violoncelle 8. Bourdon 8. Flûte harmonique - 8. Voix céleste 8. Flûte octaviante 4. Prestant 4. Doublette 2. - Basson-Hautbois 8. Cromorne 8. Voix humaine 8. Dulciana 4. Fourniture - 4 r. Cymbale 5 r. Nazard 2⅔. Octavin 2. Cornet 5 r. Bombarde 16. - Trompette 8. Clairon 4. - - =Cinquième Clavier. Solo=: - - 21 klingende Stimmen. - - Bourdon 16. Flûte conique 16. Principal 8. Flûte harmonique 8. Viola - da Gamba 8. Bourdon 8. Violoncelle 8. Kéraulophon 8. Flûte octaviante - 4. Prestant 4. Große Quinte 5⅓. Große Tièrce 3⅕. Quinte 2⅔. - Octave 4. Octavin 2. Cornet 5 r. Septième 2²⁄₇. Bombarde 16. - Trompette 8. Clairon 4. - - Trompette harmonique 8 (Hochdruck). - - =Pédale=: - - 12 klingende Stimmen. - - Principal-Basse 32. Contrebasse 16. Soubasse 16. Flûte 8. Violoncelle - 8. Flûte 4. Clairon 4. Ophicléide 8. Trompette 8. Basson 16. Bombarde - 16. Contre Bombarde 32. - - 20 Koppeln und Kombinationszüge; dazu eine freie Kombination für - jedes Klavier. Das vierte Klavier steht im Schwellkasten. - -Die Orgel zu Notre-Dame ist ähnlich disponiert, nur daß sie 14 -klingende Stimmen weniger hat. - -Der Fortschritt der Orgeln zu St. Sulpice und Notre-Dame verglichen mit -der zu St^e Clothilde besteht also in der Verwendung der Mixturen, die -auf den früheren Orgeln Cavaillés nicht so reich vertreten waren. Man -lasse die glänzenden Zungenstimmen beiseite: dann sind St. Sulpice und -Notre-Dame die idealsten Bach-Orgeln, die man sich denken kann. - -Mutin, Cavaillés Nachfolger, zieht nur die Konsequenzen der Evolution -seines großen Lehrers, indem er nun auch dem Pedal entsprechend viele -Mixturen zugesteht, wozu Cavaillé sich noch nicht hatte entschließen -können. - -[Illustration] - - -Fußnoten: - -[1] Diesen Typus verwirklicht die eben vollendete Orgel zu St. Nicolaï -in Straßburg, ein Werk der beiden jungen elsässischen Orgelbauer -Dalstein und Härpfer zu Bolchen in Lothringen. - -Alle Koppeln und Kombinationszüge sind doppelt, als Pedaltritte und -als Druckknöpfe angelegt, wobei der Knopf und der Tritt untereinander -durch eine von Herrn Dalstein erfundene einfache Mechanik verbunden -sind, welche den Preis jeder Koppel oder Kombination um etwa zwanzig -Mark erhöht. Die doppelte Verwendbarkeit der freien Kombination, -die die Handregistrierung nach Belieben aufhebt oder ergänzt, macht -alle anderen Ressourcen tatsächlich überflüssig, wovon sich auch -diejenigen Organisten überzeugten, welche anfangs die „Neuerung“, -die auf die Abschaffung des „Piano“, „Mezzoforte“, „Forte“, „Tutti“ -ging, beargwöhnten. Der Vorteil der Möglichkeit, das erste Klavier -von den andern abzukoppeln und es als Koppelklavier zu benutzen, -leuchtete nach der ersten praktischen Demonstration ein. Die ganze -Spieltischeinrichtung stellt sich um etwa 200 Mark teurer als die -gewöhnliche. - -Für eine zweiklavierige Orgel von zwanzig Stimmen, bei der also zwei -doppelt angelegte Pedalkoppeln, zwei doppelt angelegte Manualkoppeln, -und drei doppelt verwendbare freie Kombinationen (Kl. I, II und Ped.) -in Betracht kämen, dürfte die Differenz etwa hundert Mark betragen! - -[2] Von den in der „Übergangszeit“ von Häusern zweiten Ranges gebauten -Pneumatiken wage ich nicht zu reden. Welche Summen wären nötig, um -jene Instrumente, die als Opfer der ersten Versuche allsonntäglich zum -Himmel schreien, zu erlösen und ihnen einen „neuen gewissen Geist zu -geben“! - -Und wie viele unserer mittleren Orgelbauer, die einst einfache und -schönklingende, zuweilen geradezu künstlerisch intonierte Werke bauten, -sind zugrunde gegangen, weil sie in den Erfindungen mitmachen mußten! - -[3] In sehr großen Kirchen können zwei oder drei künstlerisch gebaute -Hochdruckstimmen von einer grandiosen Wirkung sein und gehören daher -zur Vollkommenheit des Instruments. In mittleren Räumen aber können -sie den Orgelklang nur verunstalten und müssen daher im Orgelbau eine -Ausnahme bleiben. - -[4] Auch unser moderner Flügel paßt nicht für Bachsche Musik. Diese -Erkenntnis beginnt sich allenthalben zu regen. Siehe darüber Wanda -Landowska: Sur l’interprétation des œuvres de Clavecin de J. S. Bach, -Mercure de France 1905. - -[5] Es ist mir von jeher aufgefallen, daß gewisse herrliche -Silbermannorgeln in der Nähe geradezu unschön wirken, weil die -Individualität der einzelnen Register zu ungebrochen fortbesteht. Desto -herrlicher ist aber ihr Ton in dem Schiff der Kirche. - -Man beobachte auch, wie solche alte Orgeln, auch wenn sie schwach -intoniert sind, durch die Wände der Kirche hindurch wirken! Jeder Ton -in der Polyphonie gelangt klar zum Ohr des Hörers auf dem Vorplatz. Wie -steht es aber in dieser Hinsicht mit der modernen Orgel? Sie vermag bei -all ihrer Kraft nur ein dunkles Sausen und Gestöhne durch die Steine -hinauszusenden. So zeugen sogar die Steine wider sie und erbringen den -Beweis, daß ihr Ton nicht „trägt“. - -[6] Dazu gehört auch, daß der Organist unsichtbar ist, was besonders -in den neueren protestantischen Kirchen sehr oft nicht der Fall ist. -Mir verleidet es die schönste Bachsche Fuge, wenn ich vom Schiff aus -den Organisten an seinem Instrument herumzappeln sehe, als wollte er -den Gläubigen ad oculos demonstrieren, wie schwer das Orgelspielen ist. -Ein Menschlein vor dem großen Instrument kann nur grotesk wirken. Man -erspare uns diesen Anblick, indem man um den sichtbaren Spieltisch ein -zum Orgelgehäuse passendes Gitter aufführt. - -[7] In der ersten Zeit nach der Ernennung Viernes zum Organisten von -Notre-Dame spielte Widor öfters auf der Orgel der Cathedrale. Er -studierte damals gerade seine letzte Orgelsymphonie ein. - -[8] Was automatische Schwellkasten sollen, kann ich nicht begreifen. -Sie öffnen und schließen sich in einer von vornherein ein für alle -Male festgelegten Zeit, bringen also unter Umständen das Pianissimo, -wo der Komponist den Höhepunkt des crescendos hinsetzt. Diese -„epochemachende“ Erfindung erhält also ihre praktische Bedeutung -erst dann, wenn es gelingt, dasselbe Uhrwerk in dem Gehirn der -Orgelkomponisten anzubringen, so daß sie nicht anders können, als ihre -Crescendo- und Decrescendoperioden in den Maßen des automatischen -„Einheitsschwellkastens“ zu erdenken. Bis dahin muß das automatische -Crescendo der Vorzug des Harmoniums bleiben, wo es als „Expression“ -reichlich zur Geltung gelangt. - -Eine der bekanntesten Berliner Orgeln besitzt einen automatischen -Schweller für das Fernwerk. - -Sogar automatisch laufende Walzencrescendi besitzen wir schon. Das ist -die letzte Konsequenz der mechanischen Sklaverei. - -[9] +Boëlys+ und +Chauvets+ Werke haben kaum bleibende Bedeutung; César -+Francks+ Anfängerkompositionen eigentlich (6 Pièces, d’Orgue. Bei -Durand) auch nicht. +Aber seine Trois Pièces pour Grand-Orgue und seine -„Chorals“ betitelten Großen Phantasien werden als etwas Einzigartiges -bestehen+ (Ed. Durand). Diese drei Choräle sind das letzte Werk -Francks. Sie stammen aus dem Jahre 1890. Als er nicht mehr gehen -konnte, hatte er sich noch nach St. Clothilde schleppen wollen, um die -Registrierungsangaben zu vervollständigen. - -Um Mißverständnissen vorzubeugen, bemerke ich, daß „Choral“ in -der modernen französischen Orgelliteratur nur eine Phantasie über -ein gemessenes, großzügiges Thema, das aber frei erfunden wird, -bedeutet. Diese Bezeichnung kam auf, weil gewisse Organisten der -ältesten Generation gemeint hatten, die Choralthemen in den Bachschen -Choralphantasien stammten von Bach selber. - -Unter +Boëllmanns+ Kompositionen führe ich an: Douze Pièces en Recueil. -2^e Suite; Fantaisie (Leduc); Suite gothique; Fantaisie dialoguée -(Orgel und Orchester; für Orgel allein von Eug. Gigout arrangiert) -(Durand). Gabriel +Pierné+: Trois Pièces pour Orgue (Durand). - -[10] Von +Saint-Saëns+ seien erwähnt: Trois Rhapsodies sur des -Cantiques Bretons (op. 7. Ed. Durand), von denen die erste und die -dritte wirklich Wunderwerke sind, die noch dazu den in diesem Fall -seltenen Vorzug haben, dem Hörer alsbald zu gefallen. Trois Préludes et -Fugues pour Orgue (op. 99. Durand); Fantaisie pour Grand-Orgue (op. -101. Durand). Die beiden letzten Opera sind geistreich und gehaltvoll, -dürften aber als Orgelstil nicht voll befriedigen. - -[11] Von +Gigouts+ Werken seien genannt: Six Pièces (Durand); Trois -Pièces (Durand); Prélude et Fugue en Mi (Durand); Méditation (Laudy, -London); Dix Pièces en Recueil (Leduc); Suite de Pièces (Richault); -Suite de trois Morceaux (Rosenberg); Poèmes mystiques (Durand). - -[12] Alexandre +Guilmant+: Sieben Sonaten (Durand-Schott) (op. 42, 50, -56, 61, 80, 86, 89); Pièces dans différents Styles (18 Hefte, op. 15, -16, 17, 18, 19, 20, 24, 25, 33, 40, 44, 45, 69, 70, 71, 72, 74, 75) -(Durand-Schott). L’organiste Pratique; 12 Lieferungen (Durand-Schott); -Noëls, Offertoires Elévations; 4 Lieferungen (Durand-Schott); -L’organiste Liturgiste; 10 Lieferungen. Concert historique d’Orgue. -Besonderes Verdienst erwirbt sich Guilmant durch die Herausgabe -der französischen Orgelmeister des 16., 17. und 18. Jahrhunderts. -Erschienen sind bisher 6 Jahrgänge. - -[13] Charles Marie +Widor+: Symphonies pour Orgue (Hamelle). No. 1-4 -op. 13; No. 5-8 op. 42 (2. Aufl. 1900); No. 9 Symphonie Gothique (op. -70); No. 10 Symphonie Romane (op. 73). - -[14] Ed. Hamelle. - -[15] Diese Abhandlung erschien zuerst in Heft 13 u. 14 der „Musik“ -1906. 5. Jahr. - -*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK DEUTSCHE UND FRANZÖSISCHE -ORGELBAUKUNST UND ORGELKUNST *** - -Updated editions will replace the previous one--the old editions will -be renamed. - -Creating the works from print editions not protected by U.S. copyright -law means that no one owns a United States copyright in these works, -so the Foundation (and you!) can copy and distribute it in the -United States without permission and without paying copyright -royalties. 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You may copy it, give it away or re-use it under the terms -of the Project Gutenberg License included with this eBook or online -at <a href="https://www.gutenberg.org">www.gutenberg.org</a>. 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Typographische -Fehler wurden stillschweigend korrigiert. Ungewöhnliche und heute -nicht mehr verwendete Schreibweisen bleiben gegenüber dem Original -unverändert; fremdsprachliche Ausdrücke wurden nicht korrigiert.</p> - -<p class="p0">Im Originaltext wurde die akustisch wirksame Länge -der Orgelpfeifen (in Fuß) mit schließenden Anführungszeichen (“) -gekennzeichnet. Die vorliegende Bearbeitung verwendet dagegen das -allgemein übliche Prime-Symbol (′).</p> - -<p class="p0 nohtml">Abhängig von der im jeweiligen Lesegerät -installierten Schriftart können die im Original <em -class="gesperrt">gesperrt</em> gedruckten Passagen gesperrt, in -serifenloser Schrift, oder aber sowohl serifenlos als auch gesperrt -erscheinen.</p> - -</div> - -<div class="titelei break-before"> - -<div class="right-box-container"> - <div class="right-box"> - <div class="s3 right">ALBERT SCHWEITZER</div> - <div class="s6 right mtop1">ORGANIST DER BACHAUFFÜHRUNGEN<br> - <span class="mright4">DES CHORES ZU ST. WILHELM </span></div> - <div class="s6 right">IN STRASSBURG</div> - </div> -</div> - -<h1><span class="s7">Deutsche und Französische</span><br> -Orgelbaukunst<br> -<span class="s7">und</span><br> -Orgelkunst</h1> - -<figure class="figcenter illowe6" id="signet"> - <img class="w100 padtop3" src="images/signet.png" alt="Verlagssignet"> -</figure> - -<p class="s3 center mtop3 break-before">LEIPZIG<br> -DRUCK UND VERLAG VON BREITKOPF & HÄRTEL<br> -1906</p> - -<div class="right-box-container mtop5 break-before"> - <div class="right-box"> - <div class="s4 right">PROFESSOR ERNST MÜNCH</div> - <div class="s6 right mtop1">DEM ERZIEHER DER ELSÄSSISCHEN ORGANISTEN<br> - <span class="mright4">IN HERZLICHER FREUNDSCHAFT</span></div> - </div> -</div> - -</div> - -<div class="chapter"> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_1">[S. 1]</span></p> -</div> - -<div class="chapter"> - -<figure class="figcenter illowe50" id="kopfleiste"> - <img class="w100 mtop5" src="images/kopfleiste.png" alt="Kopfleiste"> -</figure> - -</div> - -<p class="p0 mtop3"><span class="drop-cap">W</span>enn es wahr ist, daß wir im Zeichen des Verkehrs stehen, so muß doch -auch zugestanden werden, daß er nicht allen Gebieten der Kunst in -gleicher Weise zugute gekommen ist und daß gewisse Erscheinungen einen -fast irre daran machen könnten, daß auch die Kunst in das Zeichen des -Verkehrs getreten ist. Man kann sich geradezu fragen, ob von ihm nicht -fast ausschließlich ein gewisses wanderndes Virtuosentum profitiert -hat, und ob dabei gerade die lernende Kunst, die in aller Herren -Ländern das Beste sich anzueignen sucht, nicht eher zurückgetreten -ist? Es will einen fast bedünken, als ob zu Bachs Zeiten die Kunst -in gewissem Sinne künstlerischer in ihrer Internationalität war als -heute, sofern man damals reiste, um zu lernen und zu lehren, heute mehr -ausschließlich, um sich zu produzieren.</p> - -<p>Daß die künstlerischen Grenzwälle trotz der Zeichen des Verkehrs -existieren, mehr als man meinen sollte, wird mir jedesmal klar, wenn -ich mit einem französischen Organisten von deutschen Orgeln und -deutscher Orgelkunst, mit einem deutschen von französischen Orgeln und -französischer Orgelkunst rede. Es ist mehr als ein totales Nichtwissen -um die Verhältnisse drüben, das hier zutage tritt: es ist fast eine -Unmöglichkeit, sich beim besten Willen zu verstehen. Es nützt nichts, -in Paris für Reger und die andern unserer vielversprechenden jungen -Organistengeneration einzutreten und in Deutschland auf Widors -Orgel-Symphonien aufmerksam zu machen. Wozu? Regers Werke sind auf -der Orgel von Notre-Dame oder auf der von St. Sulpice unausführbar -und Widors Symphonien sind auf deutschen Orgeln<span class="pagenum" id="Seite_2">[S. 2]</span> auch nur mit einer -gewissen Vergewaltigung des Wesens und der Anlage des Instruments -wiederzugeben.</p> - -<p>„Also“, sagt jeder Teil, „taugt des andern Orgel nichts“. Dabei kennt -keiner des andern Orgel. Um dieses Urteilen, bei dem doch nichts -herauskommt, in die Wege einer vernünftigen Diskussion zu leiten, die -für Orgel und Orgelkunst förderlich sein kann, und um die streitenden -Parteien miteinander bekannt zu machen, ergreife ich das Wort, als -einer, der durch die deutsche und die französische Schule hindurch -gegangen ist, als einer, der durch die Verhältnisse genötigt, seit -mehr denn zwölf Jahren auf beiden Orgeln heimisch ist, als einer, der -in Paris für deutsche Orgelkunst, in Deutschland für die französische -eintritt und der Überzeugung lebt, daß ein Ausgleich zwischen den -beiderseitigen Orgeln und Auffassungen kommen muß, und daß mit diesem -Ausgleich, mit diesem Durchdringen deutscher und französischer -Orgelkunst eine neue, ideenreiche und formbeherrschende Periode in der -Geschichte des Orgelspiels anbrechen wird. Wenn die Zeichen der Zeit -nicht trügen, ist der Augenblick gekommen, voneinander zu lernen.</p> - -<p class="mtop2">Die schärfere Differenzierung zwischen deutscher und französischer -Orgel setzte etwa vor einem Menschenalter ein. Als der alte Hesse die -eben vollendete Orgel zu St. Clothilde spielte, fand er sich alsbald -auf ihr zurecht und erklärte sie für das Ideal der Orgel, das ihm -vorschwebte. Heute dürfte es keinen deutschen Organisten geben, der -sich alsbald auf einer französischen Orgel zurecht fände und keinen -französischen, der ohne längeres Vorstudium oder verständnisvolle Hilfe -beim Registrieren sich auf einer deutschen hören lassen könnte.</p> - -<p>Die Differenzierung rührt von der verschiedenen Art her, wie der -Orgelbau in beiden Ländern durch die neuen Mittel, Elektrizität und -Pneumatik, beeinflußt worden ist. Der französische Orgelbau blieb -mehr konservativ. Die Orgel von St. Sulpice, die bald fünfzig Jahre -alt ist, ist der Typus aller<span class="pagenum" id="Seite_3">[S. 3]</span> französischen Orgeln geblieben. Der -deutsche Orgelbau begab sich auf die Bahn der Erfindungen, nutzte alle -technischen Vorteile der Pneumatik aus und gebrauchte die Elektrizität -zur Erzeugung unbegrenzter Windmengen und Winddrucke.</p> - -<p>Dazu kommt eine rein äußerliche Unterscheidung. In den französischen -Orgeln sind die Koppeln und Kombinationszüge ausschließlich in -den Füßen angelegt. Die deutsche Entwicklung führte zum fast -ausschließlichen Gebrauch der Druckknöpfe.</p> - -<p>Aber auch das innere künstlerische Prinzip ist verschieden. Das -künstlerische Wesen einer Orgel, und noch viel mehr das ganze Wesen der -Orgelmusik, wird bestimmt durch die Art, wie man auf diesem Instrument -vom Piano zum Forte, vom Forte zum Fortissimo gelangt und von letzterem -wieder in die Anfangsklangfarbe zurückkehrt. In der deutschen Orgel -hat sich das Registerrad oder die Walze durchgesetzt. Sie beherrscht -die Orgel, wie das Spiel unserer Virtuosen zeigt; sie beherrscht die -Literatur und Komposition, wie es sattsam aus einem Blick in ein -neues Werk für Orgel erhellt. Anders gesagt: wir schwellen, indem wir -sämtliche Register lückenlos aufeinander folgen lassen, so daß sie -unterschiedslos auf das Hauptklavier wirken; wir verzichten darauf, -in der Schwellung die künstlerische Individualität der Klaviere zur -Geltung kommen zu lassen; wir setzen es als selbstverständlich voraus, -daß jede Schwellung zugleich eine Klangfarbenveränderung bedeutet; wir -finden uns in die Monotonie, die damit notwendig gegeben ist, daß die -Aufeinanderfolge der Stimmen ein für allemal dieselbe ist, nämlich die, -welche der Orgelbauer im Registerrad zu realisieren für gut befand; -wir schicken uns darein, nicht zu bestimmen, wann wir 16′, wann wir -8′, wann wir 4′ und 2′, wann wir Mixturen, wann wir Zungen in die -Klangmasse einführen wollen; wir nehmen die ewige Sklaverei des die -Walze entwerfenden Orgelbauers auf uns, verzichten auf jede Freiheit -in der Durchführung der Steigerung, wo doch Freiheit und Kunst so -eng zusammen gehören: dies<span class="pagenum" id="Seite_4">[S. 4]</span> alles, um dafür in den Stand gesetzt zu -sein, durch die einfache Bewegung eines Rades oder eines Trittes die -Steigerung zu regieren.</p> - -<p>Anders der französische Organist. Er wählt die zweite Alternative. -Er verzichtet darauf, mit einer einzigen Bewegung die Steigerung -durchführen zu können und schickt sich darein, hierfür eine Mehrzahl -von Bewegungen aufwenden zu müssen. Dafür behält er sich aber die -Freiheit vor, in jedem Falle die Stimmen sich so zum Fortissimo -steigern zu lassen, wie es ihm durch den Charakter der betreffenden -Steigerung geboten erscheint.</p> - -<p>Die Steigerung auf der französischen Orgel beruht zunächst auf -dem An- und Abkoppeln der Klaviere. Dadurch erst kommen die drei -Persönlichkeiten, welche die göttliche Trinität der Orgel ausmachen, -zur Geltung. Soll dies aber wirklich durchführbar sein, so darf der -Spieler nicht darauf beschränkt bleiben, sein II. und III. Klavier -(Positiv und Récit) zum ersten zu koppeln, sondern er muß die -unbeschränkte Möglichkeit haben, jedes Klavier zum Ausgangspunkt -zu wählen und die andern darauf zu koppeln. Darum ist in allen -französischen Orgeln das I. Klavier, Grand Orgue genannt, zugleich -neutrales, leerlaufendes Klavier, Koppelklavier. Die darauf -eingestellten Register, also die gezogenen Register des I. Klaviers, -erklingen erst, wenn der mit „G. O.“, d. h. Grand Orgue, bezeichnete -Tritt niedergedrückt wird. Man kann also auf das leerlaufende I. -Klavier (Grand Orgue) zuerst das Récit, dann das Positiv, dann, -durch die Einführung des G. O., das Hauptwerk koppeln, beliebig die -Reihenfolge II I III, II III I, I III II, oder die uns geläufige I II -III herstellen. Die Möglichkeiten sind vollzählig gegeben.</p> - -<p>In der Abkoppelung ebenfalls. Es liegt in dem Belieben des Spielers, -ohne von der Hauptklaviatur herunter zu gehen, zuletzt das I., II. oder -III. Klavier zu behalten.</p> - -<p>Zu jedem Klavier gehört ein „Appel des mixtures et des anches“, d. h. -ein Tritt, durch welchen die nach Gutdünken auf denselben für jenes -Klavier eingestellten Mixturen und<span class="pagenum" id="Seite_5">[S. 5]</span> Zungen in Wirkung treten, so daß -der Spieler es in der Hand, oder besser gesagt, in den Füßen hat, in -die vorhandene Grundstimmenfarbe die Mixturen der drei Klaviere in -beliebiger Reihenfolge einzutragen, sei es vor, während oder nach der -Koppelung derselben, sei es abwechselnd mit ihr.</p> - -<p>Die drei Koppeln und die drei Kombinationstritte stellen also eine -Menge von Steigerungsmöglichkeiten dar und bieten zugleich den Vorteil, -daß man die betreffende Teilsteigerung bei einer bestimmten Peripetie, -auf den charakteristischen, starken Taktteil derselben, eintreten -lassen kann, was bei der Walze unmöglich ist, da sie, sofern sie ein -Register nach dem andern, nie eine ganze Gesellschaft, einführt, einen -Zeitraum beansprucht.</p> - -<p>Als drittes, die andern vollendendes Steigerungsmittel kommt das -Schwellwerk des III. Klaviers hinzu. Das III. Klavier ist in der -französischen Orgel bedeutender als das zweite. Der Schwellkasten -schließt nicht etliche schwach intonierte Registerlein, sondern eine -sowohl an Zahl als an Intensität bedeutende Klangmasse ein. Die -Klangcharaktere sind darauf womöglich in allen Fußzahlen vertreten, so -vollständig, fast noch vollständiger als auf dem I. Klavier. Das will -heißen, daß an einem solchen III. Klavier etwas zu schwellen ist, daß -der Jalousieschweller nicht nur dazu dient, auf dem III. Klavier ein -gewisses Nuancieren zu ermöglichen, sondern dazu da ist, die Steigerung -der ganzen Orgel bis zu einem bestimmten Grad hinzuführen. Ich erinnere -mich einer Orgel von Cavaillé-Coll, wo man das volle, gekoppelte Werk -durch den Schwellkasten des III. Klaviers noch beeinflussen konnte.</p> - -<p>Die Steigerung auf der französischen Orgel beruht also auf den Koppeln, -den Einführungen der Mixturen und Zungen und der Verwendung des -Jalousieschwellers.</p> - -<p>Zum Exempel. Wir haben das dritte Werk — Schweller geschlossen — -auf das leerlaufende erste gekoppelt. Gezogen auf allen dreien: -Grundstimmen 16′, 18′, 4′, 2′;<span class="pagenum" id="Seite_6">[S. 6]</span> präpariert: Mixturen und Zungen. Im -Pedal ebenso. Wir koppeln das II. Klavier ans dritte; bei der nächsten -Peripetie lassen wir, indem wir das G. O. drücken, die Grundstimmen -des ersten hinzutreten. Darauf koppeln wir das Pedal nach Bedarf an -die Klaviere. Wie nun aber ohne „Ruck“ aus dem Grundstimmencharakter -in die Mixturen- und Zungenklangfarbe kommen? Indem wir die Mixturen -und Zungen zuerst auf dem III. Klavier einführen. Bei geschlossenem -Schweller geschieht dies fast unmerklich. Nun Öffnen wir den Schweller -langsam. Der Mixturen- und Zungenklang flutet in langen feinen Wellen -über den Grundstimmenklang einher und verbindet sich mit demselben. -Dieses Realwerden der vorher, bei geschlossenem Schweller, nur virtuell -vorhandenen Mixturen- und Zungenklangfarbe ist der entscheidende -Moment der Steigerung. Weil auf dem III. Klavier alle Klangcharaktere -vertreten sind, ist das volle Werk vom Moment jener ersten Einführung -der Mixturen und Zungen des im Schwellkasten gebändigten III. Klaviers -an in Kraft getreten. Es kommt nur noch auf die Entfaltung an. Die nun -folgenden Einführungen der Mixturen und Zungen des II., des I. Klaviers -und des Pedals und die Einführung der Sub- und Superoktavkoppeln -(Octave grave und Octave aigüe) ändern an dieser Klangfarbe nichts: sie -machen sie nur intensiver.</p> - -<p>Danach sind die dynamischen Angaben in den französischen Kompositionen -zu deuten. Das Zeichen für crescendo oder decrescendo bezieht sich -nur auf die Handhabung des Schwellkastens, auch wenn der Spieler sich -auf dem ersten Klavier befindet. Ausdrücklich wird am Kopf des Stücks -angegeben, ob neben den Grundstimmen (Jeux de fonds, kurzweg Fonds -genannt) noch Zungen und Mixturen, und welche, auf den verschiedenen -Klavieren präpariert sind. Ihr Eintreten wird dann besonders angegeben, -ebenso die An- und Abkoppelungen. Crescendo poco a poco in einer in -kurzer Linie zum Fortissimo führenden Steigerung bedeutet, daß der -Spieler, wenn er das volle III. Klavier sich auf den<span class="pagenum" id="Seite_7">[S. 7]</span> Grundstimmen -der zwei ersten hat entfalten lassen, auf den entscheidenden starken -Taktteilen die Mixturen und Zungen der übrigen Klaviere und des -Pedals einführen soll. Erst diese letzte Steigerung entspricht -unserm Schwellen mit der Walze. Die Zeichen <span class="s3 vab lh1">< ></span>, und mögen sie sich -über noch so viele Takte erstrecken, beziehen sich immer nur auf den -Schwellkasten.</p> - -<p>Ich hebe diese grundsätzliche Verschiedenheit in den dynamischen -Angaben hervor, weil ich gefunden habe, daß fast alle deutschen -Organisten, aus Gewohnheit, das Crescendo- und Decrescendozeichen, -wenn sie auf dem ersten Klavier waren, mit der Walze realisierten -und so die vom Komponisten gewollte Wirkung, da dieser mit einer -Klangfarbenveränderung nicht rechnete, total zerstörten.</p> - -<p class="mtop2">Die Grundvoraussetzung des französischen Systems bildet die Anlage -aller Ressourcen als Pedaltritte. Die französische Orgel kennt keine -Druckknöpfe unter der Klaviatur. Für welches System sich entscheiden?</p> - -<p>Ich sitze noch keine fünf Minuten neben Vater Guilmant auf der Bank -seiner schönen Hausorgel zu Meudon, so fragt er schon, als fiele er da -ein, wo wir das letzte Mal stehen geblieben: „Und in Deutschland bauen -sie noch immer Druckknöpfe? Das kann ich nicht verstehen. Sehen Sie -doch, wie einfach es ist, wenn man alles in den Füßen hat“ ..., und die -kurzen behenden Füße drücken Koppeln und Kombinationstritte lautlos -nieder und lösen sie im Nu wieder aus.</p> - -<p>Am andern Tag fängt Widor, zum fünfundzwanzigsten Male, wieder von -derselben Sache an. „Sagen Sie doch meinem Freund Professor Münch in -Straßburg, er soll mir eine Stelle in einem Bachschen Präludium oder -in einer Fuge aufzeigen, wo er im richtigen Augenblicke eine Hand frei -hat, um nach einem Druckknopf zu greifen! Er soll mir jemand nennen, -der auf dem Manual spielen und zugleich<span class="pagenum" id="Seite_8">[S. 8]</span> mit dem Daumen den Druckknopf -auf der Vorsatzleiste drücken kann.“</p> - -<p>Ich schweige, denn der erste deutsche Organist, dem ich einige Wochen -nachher in die Hände laufe und dem ich die Streitfrage vorlege, -antwortet mir unfehlbar: „Die Franzosen sind eben rückständig. Früher -hatten wir das auch in den Füßen; jetzt aber haben wir unsere schönen -Druckknöpfe.“</p> - -<p>Zunächst handelt es sich da um eine Gewohnheitssache. Der französische -Organist sitzt ratlos vor den Druckknöpfen; der deutsche findet sich -in den Pedaltritten nicht zurecht. Die Frage ist aber dennoch eine -Prinzipienfrage. Hat man eher eine Hand oder einen Fuß frei?</p> - -<p>Im Prinzip muß man den Franzosen recht geben. Man hat fast nie eine -Hand, sehr oft einen der Füße frei. Und die Erfahrung bestätigt das -Prinzip. Ich höre auf deutschen Orgeln immer die Verzögerungen, die -unrhythmischen Verschiebungen, die davon herrühren, daß der Spieler bei -der betreffenden Peripetie den richtigen Moment nicht findet, seine -Knöpfe zu drücken. Ich kenne Virtuosen, die, um dies zu vermeiden, -sich mit zwei Helfern umgeben, welche ihnen die Knöpfe drücken. Das -heißt sich aber in Abhängigkeit begeben. Und wer hat schon einmal mit -Helfern gespielt, ohne daß dabei etwas passiert wäre? Die ganze durch -das System der Druckknöpfe geschaffene Kompliziertheit kommt einem aber -erst zum Bewußtsein, wenn man das Gegenteil zu beobachten Gelegenheit -hat. Man sehe Guilmant, Widor, Gigout oder Vierne auf ihren Orgeln! -Sie brauchen keinen Helfer. Lautlos, ruhig und unfehlbar tun sie alles -selbst. Wer dies mit angesehen hat, wird nicht mehr im Zweifel sein, -welchem der beiden Systeme der Sieg zufallen wird.</p> - -<p>Ich selbst, der ich auf beiden Orgeln heimisch bin und mich in -beide Systeme eingelebt habe, muß gestehen, daß die Ressourcen des -französischen Systems einfacher, d. h. besser sind. Zunächst weil alle -Orgeln sich gleichen. Unten links finden sich die drei Pedalkoppeln; -in der Mitte die<span class="pagenum" id="Seite_9">[S. 9]</span> Manualkoppeln; daran anschließend die Oktavkoppeln; -dann kommt gewöhnlich der Jalousieschweller; rechts davon die -Kombinationszüge für Mixturen- und Trompeteneinführung: alles immer in -der Anordnung I, II, III. Wenn Saint-Saëns, wie es vor der Ernennung -Viernes zum Organisten von Notre-Dame der Fall war, bei offiziellen -Anlässen vom Präsidenten der Republik auf die Orgel der Cathedrale -befohlen wurde, brauchte er keine fünf Minuten, um darauf so heimisch -zu sein, wie auf der Orgel von St. Séverin, auf der er sich in -wundervollen Improvisationen zu ergehen pflegt.</p> - -<p>Bei uns ist jede Orgel von der andern in der Anlage der Ressourcen -verschieden. Um mit Erfolg darauf zu spielen, muß man sich zum -mindesten einige Tage darauf einleben. Man würde sich mit dieser -Verschiedenheit noch abfinden, wenn sie gewissermaßen nur der -chaotische Zustand wäre, aus dem dann der vollendete Orgeltypus -hervorgehen könnte. Dies ist aber nicht der Fall, denn es ist in den -Differenzen weder Sinn noch Verstand, sondern nur Zufall, Gewohnheit, -Willkür. Es kann nur einen wirklich vollendeten Orgeltypus geben. Statt -daß wir uns aber auf diesen hinbewegen, bleiben wir in der regellosen -Vielheit stecken und meinen noch, es müßte so sein.</p> - -<p>Nun verdankt zwar Deutschlands Kunst, und gerade die Musik, dem -Kleinstaatentum viel, unendlich viel, was man erst entdeckt, wenn man -in Ländern lebt, die dieses Stadium nie gekannt haben. Aber im Orgelbau -ist es vom Übel. Möge Frankreich hier im Guten, wie in der Geschichte -einst im Bösen, die einigende Macht sein.</p> - -<p>Der Vorteil, der dem Spieler auf der französischen Orgel fast am -lebhaftesten zum Bewußtsein kommt, ist das Vermögen, durch An- und -Abkoppelung der Klaviere an das Pedal die Klangstärke und Klangfarbe -des Basses jederzeit zu regeln, ohne in den Manualen etwas zu -verändern. Man empfindet dies fast noch angenehmer als die jederzeitige -Möglichkeit, die Manuale untereinander zu koppeln, obwohl unseren -neueren Orgeleinrichtungen gerade dies zum größten<span class="pagenum" id="Seite_10">[S. 10]</span> Vorwurf gemacht -werden muß, daß sie das Operieren mit An- und Abkoppelungen der -Klaviere, das Regulieren des Zusammenwirkens der drei Persönlichkeiten, -die die Orgeleinheit ausmachen, zur Ausnahme statt zur Regel erheben.</p> - -<p>Wer von uns seufzt nicht fast in jedem Bachschen Stück darunter, es -auf unsern Orgeln nicht in der Gewalt zu haben, bald einen weniger, -bald einen besser genährten Baß reden zu lassen? Wem sind gewisse -längere gehaltene Baßnoten, besonders wenn die linke Hand in der -Tiefe zu tun hat, nicht eine Qual? Auf der französischen Orgel -existiert diese Schwierigkeit nicht. Man höre Widor ohne Veränderung -der Manualklangfarbe den großen Orgelpunkt des Pedals in der -F-dur-Toccata von Bach anschwellen lassen! Man höre ihn den Bässen im -G-moll-Präludium gebieten! Ehe die gehaltene Baßnote einsetzt, fliegen -durch fünf kurze aufeinanderfolgende Bewegungen seine sämtlichen -Pedalkoppeln ab. Nun, gegen Ende der gehaltenen Note, tritt jede -zu ihrer Zeit auf dem starken Taktteil, die Betonung verstärkend, -wieder ein: V, IV, III, II, I Klavier! Dasselbe Manöver wird sechs- -oder siebenmal wiederholt. Aber ich gestehe, daß ich sonst das -G-moll-Präludium noch nie ohne „Baßbeschwerden“ gehört habe.</p> - -<p>Das Beherrschen der in den Füßen angelegten Koppeln und Kollektivtritte -bedeutet nun freilich eine ganz besonders zu erlernende Technik, die -in ihrer Art fast noch schwerer ist als die Pedaltechnik. Wie oft -spielt der Schüler unter Guilmants, Gigouts oder Widors unerbittlichem -Blick eine Übergangsstelle, bis er es endlich heraus hat, auf die -hundertstel Sekunde genau, ohne daß das Spiel im geringsten alteriert -wird, lautlos, ohne Kontorsion, unfehlbar sicher die Koppel oder -die Kombination niederzudrücken und im nächsten Augenblick für die -kommende in Bereitschaftsstellung zu sein! Fast für jedes Stück muß -man sich die Peripetien, wo die Aufeinanderfolge der Bewegungen eine -gewisse Kompliziertheit erreicht, besonders „anlernen“. Ich stand -neben Widor, als er seine letzte, die „Romanische Symphonie“<span class="pagenum" id="Seite_11">[S. 11]</span> für sich -einstudierte. Wievielmal nahm er bestimmte Stellen vor, ehe die Koppeln -und Kollektivtritte ihm gehorchten, wie er wollte!</p> - -<p>Aber wenn die betreffenden Bewegungen einmal angelernt sind, ist man -eben vollständig frei und Herr der Steigerungen, die man ausführen -will. Man stelle sich neben Vierne, den jungen, kaum noch einen -Schimmer des Augenlichts besitzenden Organisten von Notre-Dame, und -folge ihm, wie er ohne irgendwelche Beihilfe, nur durch die sehend -gewordenen Füße sein wundervolles Instrument vom Pianissimo zum -Fortissimo leitet!</p> - -<p>Ein Organist warf mir einst ein, daß nur die talentvolleren Schüler -diese zweite „Pedaltechnik“ erlernen könnten. Von Guilmant und Gigout, -den Lehrern der neuen französischen Organistengeneration, wird man -aber jederzeit erfahren, daß mit Fleiß ein jeder auch nur einigermaßen -begabte Schüler die Schwierigkeiten überwindet.</p> - -<p>Was hindert uns nun aber, die französische und die deutsche Einrichtung -auf einer Orgel zu vereinigen und die Hauptkoppeln und Kombinationszüge -sowohl als Druckknöpfe als auch als Pedaltritte anzubringen, und -zwar so, daß jedesmal Knopf und Tritt korrespondieren? Dann wäre -man imstande, jedesmal dasjenige Glied zu benutzen, das man gerade -frei hat. Man würde z. B. eine Koppel mit der Hand einstellen, und -nun, da sie sich zugleich automatisch im Fuß einstellt, in der Lage -sein, sie entweder wieder mit der Hand, oder, wenn gerade besser -angängig, mit dem Fuß auszuschalten. Wir triumphieren, und mit Recht, -daß es für unsere Pneumatik keine technischen Unmöglichkeiten gibt. -Der Orgelbauer, der es unternimmt, dem Spieler die Hauptressourcen -in dieser Art doppelt anzulegen, hat dann den Knoten, den alle -Diskussionen nicht lösen können, in der richtigen Art durchhauen. -Diese doppelte Anlage läßt sich übrigens auch durch eine einfache -unpneumatische, rein mechanische Einrichtung an jeder Orgel anbringen.</p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_12">[S. 12]</span></p> - -<p>Auf dieselbe Weise ließe sich auch die Frage: Rollschweller oder nicht, -lösen. Ich selber weiß sehr gut die Vorteile eines Rollschwellers -z. B. bei Begleitung von Oratorien mit großen Chören zu schätzen und -gestehe zu, daß man damit in bestimmten Fällen einzigartige Wirkungen -hervorbringen kann. Aber mit seiner alleinigen Herrschaft bin ich -nicht einverstanden, besonders nicht, wenn es sich um Orgeln von -unter dreißig Stimmen handelt, wo er geradezu barbarisch wirkt. Ich -fürchte auch, daß er auf das künstlerische Empfinden unserer jungen -Organisten und, ganz besonders, auf unsere Orgelkomponisten nicht den -besten Einfluß ausgeübt hat, indem er beide von dem wahren, einfachen, -suchenden Registrieren abbrachte und sie in Versuchung führte, die -Orgel als ein Instrument zu betrachten, auf dem man „stark und schwach“ -spielt, nicht als die vielgestaltige Einheit, in der jede Steigerung -aus dem Zusammenwirken bestimmter Klangeinheiten resultieren muß. -Ich glaube, wenn man eine Umfrage unter den erfahrenen Organisten -anstellte, würden manche gestehen, daß sie von der einseitigen Wertung -des Rollschwellers aus künstlerischen Gründen abgekommen sind.</p> - -<p>Hier heißt es wieder: das eine tun und das andere nicht lassen. Man -lasse uns den Rollschweller, gebe uns aber zugleich die französischen -Ressourcen, damit wir nicht einzig auf ihn angewiesen sind. Dann tritt -der verderbliche Einfluß, den der Rollschweller in der Auffassung -unserer jungen Organisten und in der neueren Literatur ausgeübt hat, -von selbst zurück.</p> - -<p>Merkwürdigerweise fehlt nämlich auf unsern deutschen Orgeln gerade -das, was wir am meisten brauchten. Wir haben den Rollschweller, die -freien Kombinationen, Chöre, Tuttizüge usw., d. h. alles Ressourcen, -in denen ein Registeraggregat das andere ablöst. Wir haben aber -keine Möglichkeit, zu einer vorhandenen Registrierung, indem wir sie -fortbestehen lassen, auf jedem Klavier neue Stimmen je nach Bedarf -einzuführen. Diese elementarste und durch<span class="pagenum" id="Seite_13">[S. 13]</span> die Kompositionen in -allererster Linie verlangte Ressource existiert tatsächlich nicht.</p> - -<p>Geradezu verderblich ist, daß sehr oft nicht einmal die Klaviere -unabhängig voneinander sind, da der Knopf, der die freien Kombinationen -in Aktivität setzt, oder der, welcher die Tutti und Mezzoforti -einführt, der Vereinfachung halber — sonst hätten wir ja jedesmal vier -statt eines Knopfes — auf die drei Klaviere und das Pedal zugleich -wirkt! Unser scheinbarer Reichtum ist tatsächlich eine furchtbare -Armut. Unmöglich, wenn Tutti eingestellt ist, zum dritten Klavier das -Pedal zu gebrauchen, da dieses ja auch auf Tutti steht. Man könnte -ein Buch über die Pedalnot auf unserer modernen Orgel schreiben, -die einen mit ihren zahllosen glänzenden Knöpfchen so reich und -verheißungsvoll anlächelt, während doch dieser ganze Fassadenreichtum -zuletzt nur glänzende Armut ist, weil er gerade die einfachen und daher -künstlerischen Ressourcen nicht enthält.</p> - -<p>Und wenn, um dieser Not zu wehren, die Orgelbauer uns heute ein -automatisch eintretendes schwächeres Pedal offerieren, welches das -andere ablöst, sobald man bei eingestelltem Tuttiknopf auf das II. -oder III. Klavier übergeht, so ist das nur ein jämmerlicher Notbehelf, -mehr geeignet die Not zu beleuchten als Abhilfe zu schaffen, denn ein -ehrlicher Organist will das Pedal, das er will und braucht, nicht -ein Pedal, das ihm der Orgelbauer zum II. oder III. vollen Klavier -vorzuschreiben für gut befindet.</p> - -<p>Es handelt sich also darum, das Hinzutreten und das Abtreten neuer -Klangaggregate zu ermöglichen. Auch hier glaube ich, wird sich wieder -die Vermittlung zwischen französischem und deutschem Typus empfehlen, -nämlich eine Vermittlung zwischen unserer freien Kombination und der -französischen Einführung der Mixturen und Zungen. Die französische -Einrichtung hat den Nachteil, daß sie nur die Einführung von Mixturen -und Zungen gestattet; die deutsche, daß die eintretende freie -Kombination die gezogene Registrierung aufhebt. Nun richte man es -so ein — der Pneumatik<span class="pagenum" id="Seite_14">[S. 14]</span> ist ja alles möglich —, daß die auf die -freie Kombination eingestellte Registrierung die gezogene, je nach -Belieben des Organisten, aufhebt oder komplementierend hinzutritt, -um durch dieselbe Druckknopf- oder Trittbewegung wieder wegzutreten, -je nachdem der Spieler vor Beginn des Spiels einen Tritt oder Knopf, -der das Stehenbleiben der Hauptregistrierung bewirkt oder annulliert, -niederdrückt oder nicht.</p> - -<p class="mtop2">Wir hätten demnach als <em class="gesperrt">Ressourcen für eine mittlere Orgel</em>:</p> - -<p>Pedalkoppeln, Manualkoppeln, Super- und Suboktavkoppel, doppelt -verwendbare freie Kombination in der oben beschriebenen Art für jedes -Klavier und für das Pedal, dazu noch den Rollschweller. Bei den Koppeln -wäre noch eine Einführung der Stimmen des ersten Klaviers, in der Art -des französischen G. O. anzubringen.</p> - -<p>Dieser Typus hat sich mir durch ein jahrelanges Nachdenken über -französische und deutsche Orgeln und durch ein fortgesetztes Streben -nach der zweckmäßigen Vermittlung zwischen beiden aufgedrängt, wobei -anregende Unterhaltungen mit den Orgelbauern von hüben und drüben mir -wertvolle Fingerzeige boten. Man probiere diese einfachen Ressourcen -in Gedanken durch und man wird finden, daß ihr Reichtum im umgekehrten -Verhältnis zu ihrer Einfachheit steht<a id="FNAnker_1" href="#Fussnote_1" class="fnanchor">[1]</a>. Alles,<span class="pagenum" id="Seite_15">[S. 15]</span> was auf einer -französischen und deutschen Orgel möglich ist, ist es auch auf dieser. -Bach, César Franck, Guilmant, Widor und Reger lassen sich in gleicher -Weise darauf spielen.</p> - -<p>Freilich, man wird vielleicht gegen diese Orgel einwenden, daß sie zu -einfach ist, denn die Kompliziertheit unserer Orgeln ist nachgerade, -trotz einiger warnenden Stimmen, bei uns zur Manie geworden. Wenn -eine Orgel nicht aussieht wie das Zentralstellwerk eines großen -Bahnhofs, taugt sie für eine gewisse Kategorie unserer Organisten von -vornherein nichts. Sie wollen ein halbes Dutzend übereinandergelagerter -freier Kombinationen, wenn sie sie auch auf einer Tafel hinter ihrem -Rücken anbringen müßten, dazu Druckknöpfe für Chöre, Tutti- und -Kombinationsknöpfe, alles womöglich in größter Menge. Ich gestehe, -daß ich auf so komplizierten Orgeln nie besser als auf andern spielen -hörte, gewöhnlich aber die Bemerkung machte, daß entsprechend dem -Reichtum der sich kreuzenden Ressourcen entsprechend viel „passiert“ -war.</p> - -<p>Von unseren <em class="gesperrt">Echo-Fernwerken</em> mag ich nicht reden. Sie haben mit -der Orgel an sich nichts zu tun und sind eine gefährliche Spielerei, -die den Geschmack des Publikums und, was noch schlimmer, des Organisten -verdirbt.</p> - -<p>Das „<em class="gesperrt">Organola</em>“ gar ist der Sündenfall unseres modernen -Orgelbaues. Wann werden in der Öffentlichkeit genug Stimmen -laut werden, die das Anbringen eines solchen<span class="pagenum" id="Seite_16">[S. 16]</span> Apparats zum -Mechanisch-Spielen als das, was es ist: als eine Beleidigung der -Orgelkunst hinstellen! Für mich hat das Organola nur eine soziale -Bedeutung: daß man in Zukunft Krüppel und Kriegsinvaliden mit -Organistenplätzen versorgen kann.</p> - -<p>Welche Geschmacksverirrung liegt aber schon darin, daß unser Orgelbau -uns solche nichtssagende Dinge wie Echowerke und Organola zu offerieren -wagt!</p> - -<p>Fast lächerlich ist, wie für die kleinen Orgeln das Moderne geradezu -ausschließlich in der Überladung mit Druckknöpfen gesucht wird. Auf -Orgeln von 10 oder 12 Stimmen findet man Kombinationszüge für Piano, -Mezzoforte, Forte und Fortissimo! In gedankenloser Bequemlichkeit -kommen unsere Organisten von der ausgedachten Handregistrierung ganz ab.</p> - -<p>Es scheint mir fast, als wären wir alle von dem Trugbild der -„Konzertorgel“ getäuscht. Was heißt denn Konzertorgel? Gibt es denn -zwei Arten von Orgeln? Oder gibt es nicht nur eine beste Orgel und ist -nicht diese zur Kirchenorgel gerade gut genug? Was würde der alte Bach -sagen, wenn er von unseren Unterscheidungen hörte? Was würde er erst -sagen, wenn er wüßte, daß wir zwischen Organisten und Orgelvirtuosen -unterscheiden? Gibt es denn noch etwas, das höher ist als ein „guter -Organist“ sein, ein solcher, der sich bewußt ist, nicht seinen Ruhm -zu suchen, sondern hinter der Objektivität des heiligen Instrumentes -zu verschwinden und es allein reden zu lassen, als redete es von sich -selber, ad majorem Dei gloriam?</p> - -<p>„Denken Sie sich,“ sagte mir einmal Widor, „man hat mich beleidigt. Man -hat mich in einer Zeitschrift einen Orgelvirtuosen genannt. Ich bin -aber ein ehrlicher Organist. Ein Orgelvirtuose ist nur der Wildling des -Organisten.“</p> - -<p>Daß die „Konzertorgel“ und der „Orgelvirtuose“ in Frankreich -fast unbekannt sind, ist das Verdienst des Orgelbauers Aristide -<em class="gesperrt">Cavaillé-Coll</em>, des Schöpfers des einfachen<span class="pagenum" id="Seite_17">[S. 17]</span> und in seiner Art -vollendeten Typus der französischen Orgel. Er war mehr als ein großer -Orgelbauer: er war, wie Silbermann, ein Genius des Orgelbaues. Ich kann -seiner nicht vergessen und sehe ihn heute noch mit dem Käppchen, mit -den treuen guten Augen, in denen so viel Kunst und Intelligenz lag, -allsonntäglich neben Widor auf der Orgelbank zu St. Sulpice sitzen und -mit der Hand über den Spieltisch seiner Lieblingsorgel fahren.</p> - -<p>Man hat es mir in deutschen Organistenkreisen verschiedentlich übel -genommen, daß ich in meinem französischen Buch über Bach behauptete, -Bach würde das Ideal seiner Orgel eher in dem von Cavaillé-Coll -geschaffenen Typus wiederfinden als in unseren Instrumenten. Da ich -diese Behauptung auch in den demnächst erscheinenden deutschen und -englischen Ausgaben meines Werkes aufrecht erhalte, <em class="gesperrt">möchte ich sie -hier begründen und zur Diskussion stellen</em>.</p> - -<p class="mtop2">Maßstab einer jeglichen Orgel, bester und alleiniger Maßstab, ist -die Bachsche Orgelmusik. Man wende diesen Satz künstlerisch auf den -Orgelbau an und male sich nicht immer wieder aus, wie Bach vor Freude -über unsere Druckknöpfe seine Perücke in die Luft werfen und wieder -auffangen würde, um sich dann hinzusetzen und sich von einem modernen -Orgelvirtuosen belehren zu lassen, was man auf der modernen Orgel alles -aus seiner Musik „herausholen“ kann.</p> - -<p>Als ein auf das Wesen der Dinge dringender Geist würde er alsbald -fragen, wie denn die Mechanik unserer Orgel ist?</p> - -<p>Nun sind ja die praktischen Vorteile der Röhrenpneumatik in die Augen -springend: Leichtigkeit und Rapidität des Anschlags, Vereinfachung -der Anlage, unbeschränkte Möglichkeit aller Ressourcen. Sind das aber -ebenso viele ästhetische Vorteile?</p> - -<p>Nein. Unsere Röhrenpneumatik ist eine tote Präzision. Sie besteht -aus einer Kraftübertragung rein durch Luftdruck.<span class="pagenum" id="Seite_18">[S. 18]</span> Es fehlt ihr das -lebendige und elastische des Hebels. Alle Federn können die elastische -direkte Übertragung durch den Hebel nicht ersetzen. Alle Anstrengungen -des Spielers müssen darauf gerichtet sein, das Tote dieser Präzision zu -verdecken. Es gehört ein Künstler dazu, um auf einer guten Pneumatik -gut zu spielen. Und die pneumatischen Systeme unserer <em class="gesperrt">Walker</em> und -<em class="gesperrt">Sauer</em>, um nur zwei der hervorragendsten zu nennen, sind wahre -Meisterwerke.</p> - -<p>Wenn man dann gar den Durchschnitt der vielsystemigen Pneumatiken -nimmt, mit schlechtregulierten Tasten, ohne Tiefgang, ohne Leergang, -ohne Druckpunkt, wo die geringste Fingersubstitution ein Wagnis ist, -weil die Nebentaste bei der geringsten Berührung anspricht, mit -Pedalen, wo es dem besten Organisten unmöglich ist, korrekt und sauber -zu spielen ... wenn man diese Durchschnittspneumatiken nimmt, wo man -nervös bis zum Exzeß und verzweifelt die Orgelbank verläßt, frage ich -mich, ob wir nicht künstlerisch durch unsere Pneumatiken verloren -haben. Kein Organist will mehr eine Mechanik<a id="FNAnker_2" href="#Fussnote_2" class="fnanchor">[2]</a>. Und doch, wie viele, -die auf ihrer alten Mechanik gut und sauber gespielt haben, schmieren -auf der neuen, auf die sie so stolz sind, und spielen unpräzis, ohne -es zu wissen, weil sie den Anforderungen der Pneumatik nicht gewachsen -sind.</p> - -<p>Ich glaube, daß wir in Deutschland von der blinden Begeisterung -für die Pneumatik zurückgekommen sind und einzusehen beginnen, daß, -künstlerisch betrachtet, Pneumatik nur ein Notbehelf für Verhältnisse -ist, wo die Traktur nicht<span class="pagenum" id="Seite_19">[S. 19]</span> mehr verwendbar ist. Bei der Traktur fühlt -der Finger an einer gewissen Anstrengung genau, wann der Ton kommt; -er nimmt Druckpunkt. Und die niedergedrückte Taste strebt unter dem -Finger empor, um, sobald derselbe den geringsten Impuls zeigt, sie zu -verlassen, durch ihre Schwerkraft alsbald emporzusteigen und den Finger -mit aufzuheben. Die Kraft der Taste kooperiert mit dem Willen! Auch -der mittelmäßige Organist kann auf Traktur nicht schmieren. Bei der -Pneumatik fehlt die Kooperation der Taste. Sie verschlechtert das Spiel, -statt es zu verbessern, und bringt den geringsten Fehler an den Tag.</p> - -<p>Nur bei der Traktur steht man mit seiner Orgel in wirklicher lebendiger -Verbindung. Bei der Pneumatik verkehrt man mit seinem Instrument per -Telegraph ... denn auch der Morseapparat beruht auf einer federnden -Taste. Die Traktur der Orgel von St. Thomä zu Straßburg ist wohl über -hundert Jahre alt. Aber es ist eine Wonne, eine Fuge von Bach darauf -zu spielen. Ich wüßte keine Orgel, auf der alles so klar und präzis -herauskommt.</p> - -<p>Nicht davon zu reden, daß die Pneumatik durch geringste Dinge -beeinflußt wird. Einst, zwischen einer Hauptprobe und einer Aufführung, -mußte der Orgelbauer telegraphisch herbeigerufen werden, weil etwas an -der Pneumatik gestört war. Der Schaden ist gehoben. Triumphierend zeigt -er mir den Störenfried: ein von der Decke gefallenes Sandkörnchen. „Nur -ein Sandkörnchen!“ ... „Das ist das Schlimme“, erwiderte ich, „daß ein -Sandkörnchen so eine Störung verursachen kann. Wenn’s ein Erdbeben -gewesen wäre, würde ich nichts sagen. Und dann noch! Sie werden sehen, -daß die alten Trakturorgeln nicht einmal beim Weltuntergang leiden, -sondern bestehen bleiben werden, daß die Engel des jüngsten Gerichts -das Gloria drauf spielen“. Er war so perplex über diese „Umwertung der -Werte“, daß er sogar die Redensart von den heißen Sommern vergaß, die -man gewöhnlich gegen die Traktur ins Feld führt.</p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_20">[S. 20]</span></p> - -<p>„Aber die Pneumatik geht so leicht!“ Der dies einwarf, war ein Hüne, -der auf jedem Jahrmarkt als Kraftmensch hätte auftreten können.</p> - -<p>Daß eine gute Traktur in kleinen Verhältnissen besser ist als -Pneumatik, wissen unsere Orgelbauer ganz gut und gestehen es auch ein. -Aber Pneumatik ist einfacher und billiger zu bauen. Und sie sind durch -die Verhältnisse gezwungen, das Billige zu bevorzugen.</p> - -<p>Diesen Vorzug hat die französische Pneumatik, die auf dem Prinzip der -bald sechzig Jahre alten Barckerlade beruht, nicht. Sie kommt fast um -die Hälfte teurer zu stehen als unsere Röhrenpneumatik. Aber sie ist -künstlerischer und elastischer, da sie mit dem pneumatischen Hebel -operiert und also alle künstlerischen Vorteile der reinen Traktur -gewissermaßen in die Pneumatik hinübergerettet hat. Wenn ich in Paris -eine Orgel von Cavaillé-Coll oder Merklins schöne Orgel im Oratoire -der Rue de Rivoli spiele, bin ich jedesmal aufs neue beglückt von der -elastischen und sicheren Präzision dieser Kraftübertragung und habe -nachher immer Mühe, mich wieder an unsere Pneumatiken zu gewöhnen. Aber -die Preisfrage entscheidet bei uns eben alles.</p> - -<p>Überhaupt könnten wir für die Details der Anlage von der französischen -Orgel viel lernen. Ihre Tasten sind etwas kleiner als die -unsrigen; die Obertasten raffiniert abgerundet; die Klaviere näher -übereinanderliegend als unsere. Für möglichst genaue Bindung und -leichten und sicheren Klavierwechsel, worauf ja Bach bekanntlich -allen Wert legte, ist alles vorgesehen. Und erst die französischen -Pedale! Sie kosten zwar etwa das Doppelte der unsrigen. Aber welche -Vollkommenheit! Alle im Kreis angelegt, geschweift, neuerdings bis zum -G reichend, und mit einer geradezu idealen Federung. Wir stellen weit -geringere Anforderungen.</p> - -<p>Das geschweifte Pedal hat sich bei uns noch nicht durchgesetzt, -trotzdem seine Vorteile auf der Hand liegen, und jeder, der einmal -über die radiäre Fußbewegung beim Pedalspiel<span class="pagenum" id="Seite_21">[S. 21]</span> nachgedacht hat, es als -das einzig sinngemäße bezeichnen muß. Ich hätte mich unlängst mit -einem befreundeten Organisten, dem ich beim Umbau seines Instruments -geschweiftes Pedal aufnötigte, beinahe verfeindet und mußte ihm -versprechen, ihm nach Jahresfrist das geschweifte eventuell durch ein -gerades zu ersetzen, wenn er sich von der Zweckmäßigkeit der Neuerung -nicht überzeugen könnte.</p> - -<p>Als ich einen unserer bedeutendsten Orgelbauer darüber zur Rede -stellte, daß er für das Ausland nur schöne geschweifte Pedale, für -Deutschland aber fast nur gerade baute, antwortete er mir: „Im Ausland -muß ich eben diese Pedale bauen. In Deutschland verlangt man sie nicht, -und da manche Revisoren noch keine geschweiften unter den Füßen hatten, -darf ich gar nicht damit kommen.“</p> - -<p>Mit einem Wort: auf einer französischen Orgel ist leichter gut zu -spielen als auf einer deutschen. Man ist, durch das einfache praktische -Raffinement der Anlage, manchen Dingen, die einem bei uns passieren -können, einfach nicht ausgesetzt. Wir schauen mehr auf das äußerliche -für das Auge bestimmte Raffinement. Statt der Registerzüge fangen wir -an, Registertasten zu bevorzugen; wir bringen zierliche Druckknöpfe an -und finden es reizend zu tippen, statt einen ehrlichen Register- oder -Koppelknopf zu ziehen.</p> - -<p>Ich hatte soeben auf einer wundervollen alten Silbermann-Orgel eine -Bachsche Fuge beendet und war noch ganz gefangen in dem zauberischen -Klang der alten Mixturen, da bemerkte einer, der seit zwei Jahren -„seine moderne Orgel“ hat, neben mir: „Es muß doch unangenehm sein, -auf einer Orgel zu spielen, die noch nicht einmal Registertasten hat.“ -Er hatte über der Entrüstung über die unmodernen Registerzüge ... die -Orgel nicht gehört.</p> - -<p class="mtop2">Ich möchte die Frage aufwerfen, ob wir nicht überhaupt über den -sichtbaren Veränderungen an unsern Spieltischen die Hauptsache, die -Klangwirkung, weniger beachtet haben?<span class="pagenum" id="Seite_22">[S. 22]</span> Sind die Fortschritte des -Orgelbaues der klanglichen Wirkung zugute gekommen?</p> - -<p>Nein! Nicht immer. Unsere Orgeln sind wohl „stärker“, aber nicht mehr -so schön wie die alten. Unsere alten Orgeln, noch die vor zwanzig -Jahren gebauten, sind schöner und künstlerischer intoniert als die -unserer Zeit.</p> - -<p>Merkwürdig bleibt mir, daß die Laien dies vor den Organisten bemerkten. -Schon so und so oft wagten musikalische Laien, wenn eine alte Orgel -durch eine neue ersetzt worden war, nach einiger Zeit mir gegenüber die -schüchterne Bemerkung, „daß die alte doch fast schöner gewesen sei“. -Bei den Organisten bricht sich diese Erkenntnis erst langsam Bahn. Wir -müssen erst aus dem Erfindungstaumel aufwachen, um unser Gehör wieder -zu erlangen.</p> - -<p>Daß der Klang von den modernen Erfindungen nichts profitiert hat, -liegt einerseits daran, daß eine der Haupterfindungen, die Möglichkeit -der unbegrenzten Winderzeugung durch den elektrisch betriebenen Balg, -uns naturgemäß — die besonnensten unter uns machten keine Ausnahme -— auf eine falsche Bahn brachte. Wir fingen an, Klangstärke und -Klangreichtum zu verwechseln. Auf den alten Orgeln mußte man mit der -Windzufuhr sparen. Als wir dies nicht mehr brauchten, lachten wir -über die engen Windkanäle unserer Väter und fingen an, „kräftig“ und -„kernig“ zu intonieren, immer kräftiger, immer kerniger und freuten -uns der tosenden und brausenden Orgeln. Den Höhepunkt erreichte die -Begeisterung mit der Einführung der labialen Hochdruckstimmen<a id="FNAnker_3" href="#Fussnote_3" class="fnanchor">[3]</a>. -„Nun haben wir es erreicht“, schrieb damals ein bedeutender Organist, -„daß eine Orgel von fünfzehn Stimmen dasselbe volle Werk liefert wie -früher eine von<span class="pagenum" id="Seite_23">[S. 23]</span> dreißig.“ Besser kann sich die Verirrung selbst nicht -charakterisieren.</p> - -<p>Die Ernüchterung kam; sie schreitet fort. Aber wie lange wird’s -noch dauern, bis wir wieder einzig Klangreichtum erstreben, auf das -Danaergeschenk der Klangstärke, das uns der elektrische Balg bot, -verzichten und uns wieder freiwillig in die künstlerischen Grenzen -zurückbegeben, in denen wir früher durch die Schwierigkeit, beliebige -Windmassen zu erzeugen, gehalten wurden?</p> - -<p>Eine fette Person ist weder schön noch stark. Künstlerisch schön und -stark ist nur die Form mit dem vollkommenen Spiel der Muskeln. So -werden wir auch mit der Zeit von der durch Windmassen aufgeblasenen -modernen Orgel abkommen und das reiche und schöne volle Werk nur in -dem Zusammenwirken der normalen, differenzierten und künstlerisch -intonierten Register suchen und es aufgeben, ein volles Werk -„zusammenzulügen“. Lüge besteht nicht in der Kunst, denn Kunst ist -Wahrheit.</p> - -<p>Aber, sogar wenn wir die künstlerische Einsicht besessen hätten, -uns nicht durch die gesteigerte Möglichkeit der Winderzeugung auf -falsche Bahn leiten zu lassen, wäre unser Orgelbau doch auf diese Bahn -gedrängt worden. Das Ganze ist nämlich eine finanzielle Frage. Unser -Orgelbau befand sich in der Zwangslage, auf diejenigen Erfindungen -auszugehen, die Verbilligung, d. h. Bestehen in der Konkurrenz -ermöglichten. Alles andere, die rein künstlerischen Probleme, mußten -notgedrungen mehr daneben liegen bleiben. Die letzten vierzig Jahre, -das Erfindungszeitalter im Orgelbau, werden vor der Geschichte einst -nicht als die großen Jahre des künstlerischen Fortschritts dastehen, -wie manche unter uns meinen, sondern man wird sie überschreiben: „Kampf -des Kaufmännischen mit dem Künstlerischen. Sieg des Kaufmännischen über -das Künstlerische.“</p> - -<p>Ein Haus, das das Künstlerische über das Kaufmännische stellte, war von -vornherein verloren. Der Erfindungstaumel, der uns Organisten in dieser -Periode ergriff, verlangte äußere,<span class="pagenum" id="Seite_24">[S. 24]</span> epochemachende, verbilligende -Entdeckungen. Diesem Geiste mußten sich unsere Orgelbauer, manche, wie -ich weiß, innerlich ergrimmt, beugen.</p> - -<p class="mtop2">So sind wir bei der Fabrikorgel angelangt, der guten braven -Fabrikorgel. Was von Kunst an ihr ist, verdanken wir der Aufopferung -unserer Orgelbauer, die auch bei diesen herabgesetzten Preisen noch -das Beste leisteten, was zu leisten war, und zufrieden waren, wenn sie -überhaupt bestehen konnten. Vor dem richtenden Urteil der Geschichte -werden sie einst, trotzdem ihre Orgeln nur gute Fabrikorgeln sind, -ehrenvoll bestehen; wir aber, die wir über die zu bauenden Orgeln -entschieden und wähnten, daß die Kunst von der sich unterbietenden -Konkurrenz profitieren könne, werden klein dastehen, weil wir nicht -hinreichend begriffen, was wir als Schüler des alten Bach hätten -begreifen müssen: daß ein Orgelbauer nur dann ein Künstler sein -kann, wenn er als Künstler von einem Künstler gehalten wird. Fehlt -ihm dieser Halt, so wird er durch die Macht der Umstände Kaufmann in -Kunstgegenständen.</p> - -<p>Gewiß gab es auch Ausnahmen. Aber im allgemeinen können wir Organisten -es nicht leugnen, daß wir dem Zug der Zeit nach Verbilligung folgten, -und daß derjenige oft die Bestellung erhielt, der für denselben Preis -ein oder zwei Register — und war es nur ein mageres Äolinlein oder -ein Druckknöpfchen — mehr bot, ohne daß wir uns fragten, ob damit -künstlerische Arbeit, d. h. solche, die weder mit Zeit noch mit Lohn -ängstlich zu rechnen braucht, noch möglich ist.</p> - -<p>Ein gütiges Schicksal bewahrte zu derselben Zeit Cavaillé-Coll, in -diese Bahn gedrängt zu werden. Seine Haupttätigkeit fiel in das -letzte Jahrzehnt des Kaiserreichs, wo Geld für kirchliche Zwecke -reichlich vorhanden war. Nachher boten ihm Guilmant und Widor, seine -künstlerischen Berater, durch ihren Halt eine solche Superiorität, daß -er seine Preise nicht nach der Konkurrenz zu richten brauchte. „Ja, -der<span class="pagenum" id="Seite_25">[S. 25]</span> alte Cavaillé“, sagte mir unlängst einer unserer sympathischsten -Orgelbauer, „wenn bei dem ein Arbeiter drei Wochen an etwas gearbeitet -hatte und es paßte ihm nicht ganz, ließ er’s von vorne anfangen, und -wenn’s wieder nicht paßte, noch einmal. Wer von uns kann das? Wir -würden keine drei Monate existieren.“</p> - -<p>Zuletzt zwar ereilte ihn das Schicksal. In den letzten Jahren hatte er -mit Zahlungsschwierigkeiten zu kämpfen. Zwar wurde die Firma in dem -ehrwürdigen Haus, 15 Avenue du Maine, in dem geschäftigen Viertel der -Gare Montparnasse gerettet; Cavaillé aber starb arm, ohne den Seinen -etwas zu hinterlassen. Dafür aber singen die Orgeln von St. Sulpice und -Notre-Dame seinen Ruhm, solange noch ein Stein auf dem andern bleibt. -Bis einst Paris wie Babel ein Trümmerhaufe ist, werden diejenigen, -welche für die zauberhafte Schönheit seiner Orgeln empfänglich sind, -beim Verlassen von Notre-Dame und St. Sulpice mit Ergriffenheit -desjenigen gedenken, der es wagte, der Zeit trotzend, rein Künstler zu -bleiben.</p> - -<p>Cavaillé-Coll war sich bewußt, in der Barckerlade, die er zum ersten -Male in der Basilikakirche zu St. Denis anwendete, das Ideal der -Übertragung der Taste zur Pfeife gefunden zu haben. An Ressourcen -begnügte er sich mit Koppeln und den Appels der Mixturen und Zungen. -Für große Orgeln gab er eine einfache Reihe freier Kombinationen zu; -so schon auf der Orgel zu St. Sulpice und auf der zu Notre-Dame. -Alle in dieser Richtung weitergehenden Bestrebungen interessierten -ihn nicht: seine ganzen Erfindungen und Anstrengungen waren auf die -Vervollkommnung der Intonation und der Ansprache gerichtet, also gerade -auf das, was beim deutschen Orgelbau zurücktreten mußte.</p> - -<p>In der Klangstärke, die er dem einzelnen Register gab, blieb er -konservativ. Er konstruierte zwar Hochdruckzungen (trompettes en -chamade) für Schwellwerke; für die anderen Register suchte er nur -die Tonschönheit. Auch seine Flöten, nicht nur seine Prinzipale und -Gamben, sind von wunderbarer<span class="pagenum" id="Seite_26">[S. 26]</span> Schönheit. Vielleicht fehlt ihnen die -interessante Mannigfaltigkeit, die einzelne deutsche Orgelbauer in der -Flötenfamilie erreicht haben.</p> - -<p>Um sich den Unterschied zwischen französischer und deutscher Orgel zu -vergegenwärtigen, ziehe man auf beiden alle Grundstimmen 16, 8, 4, 2 -auf allen Manualen. Auf der deutschen Orgel wirkt das Ensemble sehr -oft hart, zuweilen unausstehlich. Ich kenne moderne Orgeln, auf denen -sogar die sämtlichen achtfüßigen Grundstimmen des I. Manuals nicht eine -erträgliche Wirkung hervorbringen. Von unseren Doppelflöten laßt uns -schweigen. Ein Orgelbauer gestand mir, daß ihm vor den Doppelflöten, -die man ihm zu bauen auferlegt, graute, und ich selbst höre in gewissen -Orgeln die Doppelflöte deutlich noch im vollen Werk!</p> - -<p>Nun bilden aber die sämtlichen Grundstimmen die Grundlage des vollen -Werks. Wenn schon die Grundlage keine schöne Toneinheit ist, was soll -aus dem vollen Werk werden?</p> - -<p>Ganz anders bei Cavaillé. Die Grundstimmen werden im Hinblick auf die -Toneinheit, die sie bilden sollen, intoniert. Sowohl die jedes Manuals -für sich als die vereinigten bilden ein ausgeglichenes harmonisches -Ganzes, und zwar so, daß in dem Ganzen die Individualitäten der drei -Klaviere voll zur Geltung kommen. Die Grundstimmen des Hauptwerks -geben die Grundierung ab. Sie sind unverhältnismäßig weich, aber in -einem vollendet gesunden Ton gehalten; die des II. Klaviers bringen -gewissermaßen die Helligkeit hinein; die des III. liefern die -Intensität. Die Intonation auf dem Schwellwerk ist viel intensiver als -auf dem Hauptwerk. Bei uns merkt man bei voll gezogenen Grundstimmen -die Ankoppelung des dritten Werks nicht. Bei Cavaillé hingegen ist -es, als ob mit jenem Augenblicke Licht, weißleuchtendes Licht, in die -Grundstimmenmasse hereinflutete.</p> - -<p>Dabei keine Härte, auch nicht in den obersten Lagen. Weil sie für -solche Orgeln gedacht sind, wirken französische<span class="pagenum" id="Seite_27">[S. 27]</span> Kompositionen auf -unseren Orgeln unerträglich. „Wie kann Widor solche gehaltenen -Dissonanzen schreiben!“ sagte mir einst ein Berliner Organist, dem -ich sehr viel verdanke. Wirklich waren sie auf der betreffenden Orgel -unausstehlich, eine Qual ... aber nicht auf St. Sulpice!</p> - -<p>Um dies zu vermeiden, nehme ich für französische Kompositionen auf -deutschen Orgeln nur die Hälfte der Grundstimmen, fast keine 4 und -2 Füße auf dem ersten Klavier, wegen der oberen Lage. Ich ziehe im -Prinzip nur so viel Grundstimmen auf dem I. und II. Klavier, daß die -dazu gekoppelten vollzähligen Grundstimmen des III. noch deutlich -bemerkbar werden und der Schwellkasten auf die Grundstimmenmasse -wirkt. Erst wenn man dies beobachtet, bringt man César Franck, Widor, -Guilmant, Saint-Saëns, Gigout und die anderen auf unseren Orgeln so zu -Gehör, wie sie sich auf den ihren anhörten und anhören.</p> - -<p>Unsere nicht auf das Ensemble gerichtete Intonierung der Grundstimmen -hat nun zur Folge, daß die Mixturen sich damit nicht vermischen, -sondern nur „stark“ machen, wozu ihre eigene überkräftige Intonation -noch das ihrige beiträgt. Wenn man eine moderne Orgel hört, sieht -man immer den Grundstimmen- und den Mixturenstrom sich unvermischt -einherwälzen, während die Bestimmung der Mixturen doch diese ist, in -der Grundstimmenklangfarbe aufzugehen, sie lichtreich und durchsichtig, -d. h. für das polyphone Spiel geeignet zu machen.</p> - -<p>Auf unseren Orgeln ist es aber einfach unmöglich, eine Fuge und ein -Präludium von Bach mit Grundstimmen und Mixturen, welch letztere bald -hinzu-, bald abtreten, zu spielen und die Peripetien durch die An- -und Abkoppelungen der Manuale oder durch Manualwechsel hervortreten -zu lassen, d. h. sie als architektonische lebenerfüllte Gebilde der -Musik erstehen zu lassen. Auf Cavaillés Orgel ist dies möglich, weil -alles auf den schönen Zusammenklang von Grundstimmen und Mixturen -eingerichtet ist. Darum spielen die französischen Organisten die -Bachschen Fugen in manchem einfacher,<span class="pagenum" id="Seite_28">[S. 28]</span> klarer und sachgemäßer als wir: -ihre Orgel steht der Bachschen näher als die unsrige.</p> - -<p>Wir aber müssen die Bachsche Fuge unserer Orgel anpassen. Unsere -„Auffassungen“ entspringen z. T. nur der Not, was nicht hindert, daß -diese „Auffassungen“ von den meisten als ein künstlerischer Fortschritt -angesehen werden. Weil wir sie nicht so einfach spielen können, wie sie -gedacht ist, registrieren wir sie und behandeln sie orchestral. Wir -gießen sie in eine neue Form, bringen Steigerungen und Diminuendi an, -wo keine im Fugenplan vorgesehen sind, weil wir die von Bach gedachte -klare und gesättigte Klangfarbe auf unserer Orgel nicht produzieren -können.</p> - -<p>Und zuletzt hilft doch alles nichts, denn auf unseren Orgeln hört man -nur Diskant und Baß: die Figuren der Mittelstimmen darauf zu verfolgen, -ist unmöglich. Von den Geschmacklosigkeiten, die beim Registrieren -passieren, will ich nicht reden. Ich habe einmal das Thema der großen -G-moll-Fuge mit den Flöten des III. Klaviers intonieren hören, worauf -dann die ganze Fuge fischleibartig anwuchs. Aber geschmacklos oder -geschmackvoll registriert: es bleibt die so gespielte Fuge unwahr -und unnatürlich, als wollte man Dürersche Stiche in kolorierter -Kreidezeichnung herausgeben, damit sie „wirken“<a id="FNAnker_4" href="#Fussnote_4" class="fnanchor">[4]</a>.</p> - -<p>Ich sehe heute noch das überraschte Gesicht einer unserer berufensten -und bekanntesten Bachsängerinnen, als sie unlängst auf der Orgel zu St. -Sulpice unter Widors Händen die G-moll-Phantasie in ihrer einfachen -tongesättigten durchsichtigen Form erstehen sah.</p> - -<p>Zurück zu den von Bach verlangten polyphonen, nicht orchestralen -Orgeln! Feinere Grundstimmen! Harmonische<span class="pagenum" id="Seite_29">[S. 29]</span> Einheit der Grundstimmen! -Weg mit unseren wenigen schreienden Mixturen! Viele und weiche Mixturen!</p> - -<p>Wo ist auf unseren Orgeln die Mixturenfamilie auf einem Manual auch -nur einigermaßen vollständig vertreten? Unsere II. und III. Klaviere -waren lange Zeit von Mixturen entblößt. Langsam kommt man dazu, ihnen -auch auf kleinen Orgeln wieder eine Mixtur zuzugestehen. Aber wie lange -wird es dauern, bis die richtige Mixturenproportion auf allen Klavieren -erreicht ist, bis es zum Dogma erhoben ist, daß eine Orgel desto -wahrer, schöner und reicher ist, je mehr schöne feine Mixturen sie -hat, daß sie überhaupt davon nie zuviel haben kann und daß auch unsere -Schwellkastenklaviere damit geladen sein müssen? Denn die Bachsche Fuge -verlangt Homogenität der Klangfarbe auf allen drei Klavieren! Sie ist -einfarbig gedacht, wie der Kupferstich.</p> - -<p>Das ist aber wieder eine Geldfrage. Eine Orgel mit den richtigen -Mixturen von 40 Stimmen stellt sich mindestens ebenso teuer als unsere -heutigen Orgeln mit 50 Stimmen, wenn nicht teurer. Aber es kommt -sicher eine Zeit, wo wir wieder nicht auf die Zahl, sondern auf den -klanglichen Reichtum der Stimmen sehen, wo wir die richtige teuere -Orgel von 40 Stimmen der falschen von 50 vorziehen werden und auf -unsere Instrumente, bei denen einige wenige brutale Mixturen gegen -den formlosen Gigantenleib unserer Grundstimmen in unaufgelöstem -Widerstreit liegen, als auf etwas Überwundenes zurückblicken werden.</p> - -<p>Dann, nicht eher, ist auch die Pedalfrage gelöst. Unsere Pedale sind -zu stark und zugleich zu schwach, weil der Ton uncharakteristisch -und undeutlich ist. Wenn man ein Pedalsolo auf einer unserer Orgeln -hört, meint man, es wälze sich ein Drachenleib aus dem Hintergrunde -der Kirche in wilden schwerfälligen Windungen heraus. Setzt dagegen -das Manual zum Pedal ein, so fragt man sich alsbald: wo ist denn das -Pedal? Unsere volle Orgel ruht auf tönernen Füßen, denn im Vergleich -zum vollen Werk unserer gekoppelten Manuale sind unsere Pedale -dann doch immer<span class="pagenum" id="Seite_30">[S. 30]</span> wieder schwach, besonders da dann unsere gierigen -Manualgrundstimmen, da sie schneller zuschnappen als die bedächtigen -großen sechzehnfüßigen Holztiere, ihnen den Wind wegfressen.</p> - -<p>Die Sättigung des Pedals mit schönen Mixturen ist die einzige Lösung -der Pedalfrage für das volle Werk. Nun finden sich aber auf unsern -Pedalen fast keine Mixturen. Auch die Vierfüße fehlen durchschnittlich. -Und die ein oder zwei Mixturen, die sich eventuell darauf befinden, -sind unbrauchbar, weil sie sich nicht mit der Grundstimmenmasse -vermischen, sondern in unaufgelöstem Zwiespalt mit ihr die Figuren nur -undeutlich machen, manchmal geradezu akustisch entstellen. Andererseits -sind wir in der Steigerung des Tonvolumens unserer Pedalgrundstimmen -schon weit jenseits der Grenze des künstlerisch Erlaubten. Man -höre einmal die F-dur-Toccata auf unseren Orgeln. Wer kann dieses -Hervorkollern der übermäßigen Töne schön finden? Wer darin die -wunderbare Bachsche Linie heraushören?</p> - -<p>Nicht übermäßig starke, sondern tonreiche, tonintensive, biegsame, -sich auch bei gekoppelten Grundstimmen und Mixturen aller Klaviere -wie von selbst durchsetzende Pedale müssen wir bauen. Das heißt: -nicht übermäßig starke und nicht übermäßig viele Grundstimmen 16′ und -8′, aber fast genau so viel schön und weich intonierte Mixturen. Ein -solches Pedal ist nie zu schwach und nie zu stark und besonders: es -verdunkelt und verdeckt die Mittelstimmen des Manuals nicht.</p> - -<p>Diese Erkenntnis, daß wir wieder zu den vielen und schönen Mixturen -zurückkehren müssen, brach sich bei Cavaillé-Coll in der letzten -Periode seines Schaffens immer mehr Bahn. Sein Schüler Mutin, der das -Haus jetzt leitet, wandelt in des Meisters Bahnen und verwirklicht die -Erkenntnis. Ich werde den Augenblick nie vergessen, wo ich zum ersten -Male verwirklicht hörte, was ich erträumte: ein ideales Pedal. Es war -auf der Musterorgel, die Cavaillés Atelier ziert, einem mixturenreichen -Werk von etwa 70 Stimmen.<span class="pagenum" id="Seite_31">[S. 31]</span> Auf dem Pedal sind fast alle Mixturen, auch -die Septime, vertreten. Ich spielte Bachs A-moll-Fuge mit gekoppelten -Klavieren, alle 8, 4 und 2 Grundstimmen und Mixturen gezogen. Die -Linien der Pedalfiguren standen einem ohne jede Aufdringlichkeit, aber -mit intensiver Plastik, vor Augen. „Spielen Sie sie noch einmal“, sagte -Mutin, „ohne Mixturen“. Als ich die Pedalmixturen einstoßen wollte: -„Halt“, sagte er, „die bleiben“. Und dasselbe Pedal, das vorher für -das volle Werk ohne Zungen überaus stark genug gewesen war ... war für -die neue Registrierung, obwohl unverändert, nicht zu stark. Zuletzt -gebrauchte ich dasselbe volle Pedal und beließ auf den Klavieren nur -die Prinzipale 8 und 4 ... und es war auch nicht zu stark ... Da war -mir zumut wie einem, der einen Blick in die Zukunft tun durfte, und ich -stieg von der Bank herunter, nun innerlich ganz überzeugt, daß die Zeit -der „tonstarken“ Orgel im Vergehen ist und die Zeit der „tonreichen“ -Orgel, der Orgel Bachs, der in neuer Glorie erstehenden alten Orgel -heraufzieht.</p> - -<p>Eine tonreiche Orgel setzt voraus, daß die Wellen der einzelnen Töne -unvermischt, ohne sich gewissermaßen ineinander zu legen, zum Ohr des -Hörers kommen und sich erst dort als selbständige Persönlichkeiten -zu der künstlerischen Einheit in der reichsten Mannigfaltigkeit -verbinden<a id="FNAnker_5" href="#Fussnote_5" class="fnanchor">[5]</a>. Schon Cavaillé hatte den Phänomenen der „entrainements<span class="pagenum" id="Seite_32">[S. 32]</span> -harmoniques“ seine Aufmerksamkeit zugewendet und auf Mittel gesonnen, -zu verhindern, daß im vollen Werk eine Pfeife dieselben Töne anderer -Pfeifen frißt, wie die magern Kühe Pharaos die fetten fraßen, so, -daß wir im vollen Werk einer Orgel von 50 Stimmen tatsächlich nur 25 -hören, wobei die andern nur bis zu einem gewissen Grade verstärken, -nicht bereichern, weil sie als Individualitäten physikalisch nicht mehr -existieren.</p> - -<p>Mutin hat diese Versuche zu einem gewissen praktischen Abschluß -gebracht und verwertet sie auf allen Orgeln. Pfeifen mit minimal -differenzierten Mensuren entrainieren sich nie gegenseitig, sondern -jede besteht als Persönlichkeit, auch in der größten Tonmasse. Sind die -Durchmesser gleich oder ist die Verschiedenheit größer, so ist das -Entrainement im Bereiche der Möglichkeit. Bei der Aufstellung einer -Disposition sieht also Mutin-Cavaillé darauf, daß die reichste minimale -Differenzierung der Mensuren durchgeführt wird.</p> - -<p>Befriedigt nun aber die Ansprache unserer Orgel? Ja ... wenn man -rasches Eintreten des Tones mit gutem Ansprechen identisch setzt. Und -dann nicht einmal. Man führe einmal rapide Triller in der unteren Lage -des Manuals aus und schnelle Passagen mit den Sechzehnfüßen auf dem -Pedal!</p> - -<p>Aber schnelles Eintreten des Tones ist noch kein gutes Ansprechen, -denn Ansprechen heißt eben An-Sprechen: daß der Ton von der Pfeife -richtig angesetzt und gewissermaßen artikuliert wird. Auf unsern Orgeln -poltert der Ton oft heraus; er wird nicht angesetzt. Eine richtige -Bindung zwischen den einzelnen Tönen ist dabei unmöglich. Bei genauem -Hören erfaßt man immer einen Zwischenraum zwischen beiden oder, im -Gegenteil, sie klingen einen kleinen Bruchteil einer Sekunde zusammen. -Sie legen sich nicht lebendig aneinander, sondern rollen einander nach -wie Kugeln. Die Orgel ist ein idealer Chor, dem nur die Worte versagt -sind. Ist es da zu begreifen, daß zuweilen<span class="pagenum" id="Seite_33">[S. 33]</span> so geringer Wert auf eine -künstlerische Ansprache der Stimmen gelegt wird?</p> - -<p>Auch hier ist, wie mir scheint, Cavaillés Schüler Mutin auf dem -richtigen Weg. Er geht von der Beobachtung aus, daß ein Holzbläser -seinem Instrument in den verschiedenen Lagen verschiedenen Wind -mitteilt. Unten viel, aber mit vorsichtigem Druck, in der Mitte -mittelstark, aber an Quantität weniger als unten, oben sehr wenig, -aber sehr intensiven Wind; das Quantum also jedesmal im umgekehrten -Verhältnis zur Intensität. Wenn nun der Tonumfang eines Blasinstruments -im Verhältnis zu dem eines Orgelregisters sehr klein ist und doch -die Winddifferenzierung zur richtigen Ansprache erfordert, wieviel -mehr ein Orgelregister! Also wird die Lade des Registers in drei oder -vier Teile geteilt und jede Einzel-Teillade bekommt den Winddruck und -die Windzufuhr, die für jene Lage die ideale Ansprache ermöglichen. -Die große Musterorgel im Atelier von Cavaillé-Mutin arbeitet mit -dreigeteilten Windladen, die mit Wind von differenziertem Druck -gespeist werden. Natürlich ist der Bau viel komplizierter, und die -Kosten erhöhen sich bedeutend. Aber man höre den Erfolg! Ein solches -Register ist drei andere wert, davon nicht zu reden, daß nun auch -bei vollem Werk die unteren Lagen ihren richtigen Wind bekommen. Man -höre einmal die Mittelstimmen einer Bachschen Fuge bei so gebauten -Registern! Es geht kein Ton, kein einziger Ton verloren, da er von -einer andern Individualität als oben und unten ist. Ich stehe nicht -an, diese Orgel im Atelier Mutins, von der sich der Erbauer nicht -zu trennen vermag, für die technisch und künstlerisch vollendetste -zu erklären, die vielleicht je gebaut worden ist. Sie stellt das -Instrument dar, das zu Bachs Werken paßt, sofern es die Forderungen -verwirklicht, die seine Orgelmusik für die ideale Orgel aufstellt.</p> - -<p>Wann wird es dahin kommen, daß auf allen Orgeln diese allerelementarste -ästhetische Forderung der Differenzierung des Winddrucks erfüllt wird? -Bis jetzt hat, wenn’s gut geht,<span class="pagenum" id="Seite_34">[S. 34]</span> jedes Klavier seinen Wind, das erste -den stärksten, das zweite einen etwas weniger starken, das dritte den -schwächsten, wobei der des ersten viel zu stark ist, weil man ihm -ungefähr denselben Druck gibt, den man für die Speisung der Pneumatik -braucht. Man höre, was dabei für die Prinzipale und Flöten herauskommt! -Wie reich wirkt hingegen die Orgel, in der die Register desselben -Klaviers mit zwei oder drei Arten von Wind gespeist werden, und zwar -so, daß jedes den Wind erhält, der durch die vollendetste Intonation -gefordert wird, wobei noch darauf Rücksicht zu nehmen wäre, ob es vorn -oder hinten, tief oder hoch steht. Welch ein Reichtum an vollendeten -Tonindividualitäten ist in einem solchen Instrument eingeschlossen!</p> - -<p>Statt dessen findet man bei uns übermäßig stark intonierte Mixturen -ganz zuvorderst oben disponiert, die eigens dazu erbaut zu sein -scheinen, die Schönheit des vollen Werkes zu zerstören. Geradezu -unglaublich aber ist, daß manche Orgelbauer meinen, sie könnten -durch Differenzierung der Windzufuhr dasselbe erreichen wie durch -Differenzierung des Winddrucks, wo es sich doch beide Male um ganz -verschiedene Dinge handelt. Es gehört das Ineinanderwirken beider -Differenzierungen dazu, um einer Orgel den schönen Tonreichtum zu geben.</p> - -<p>Und die Zungen? Sie befriedigen weder auf deutschen noch auf -französischen Orgeln, da sie auf beiden zu stark dominieren. Als -ich Widor gelegentlich sagte, daß ich die niederschmetternde Wucht -der sonst so prächtig gearbeiteten französischen Zungen für einen -künstlerischen Nachteil hielte, gestand er mir, daß er dieselbe -Überlegung schon seit Jahren mit sich herumtrage und der Ansicht -sei, daß wir dazu zurückkehren müßten, Zungen zu bauen, die das -volle Werk nicht beherrschen, sondern sich der Grundstimmen- und -Mixturenklangfarbe einpassen und sie gewissermaßen nur vergolden. -Gigout vertritt dieselbe Ansicht. Aber welche Arbeit und Mühe, schöne, -weiche und dabei gut ansprechende Zungen zu bauen!</p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_35">[S. 35]</span></p> - -<p>Wenn wir sie einmal haben, ist auch die Frage gelöst, ob man Bach -mit Zungen spielen darf. Mit unsern gewiß nicht. Aber es scheint -mir sicher, daß er bei seiner Pedalzusammensetzung auf seine acht- -und vierfüßigen Zungen angewiesen war. Und wer wollte leugnen, daß -ein Pedal mit feinen Zungen, die zu den Mixturen hinzutreten, nicht -geradezu ideal sein muß? Man vergesse aber die Vierfüße nicht. Flöte 4, -Prinzipal 4 und Trompete 4, nicht grob intoniert, sollten auf keinem -einigermaßen vollständigen Pedal fehlen. Keine Koppel kann sie für das -volle Werk ersetzen. Ohne sie wälzt sich die Pedalfigur am Boden, statt -aufrecht in der Reihe der Stimmen einherzugehen.</p> - -<p class="mtop2">Und dies alles ist eine Geldfrage! Bei den heutigen Preisen können -die künstlerischen technischen Probleme, die zusammen das Problem -der tonreichen, d. h. der tonschönen Orgel ausmachen, nicht in den -Vordergrund gestellt werden, sondern es heißt, für möglichst wenig -Geld möglichst viele Register zu bieten und manchmal gegen die bessere -Überzeugung den Leuten liefern, was sie wollen und nicht, was nach der -künstlerischen Erfahrung des Erbauers das Beste ist: fürs Auge, nicht -für das Ohr bauen! Unnötiges an Stelle des Nötigen.</p> - -<p>Wenn man die geniale Erfindungsgabe unserer deutschen Orgelbauer, -die in den letzten zehn Jahren fast nur auf Verbilligung ausging und -ausgehen mußte, auf die rein künstlerischen Fragen losließe! Das kommt -aber erst, wenn wir nicht mehr gedankenlos auf die Zahl der Register -sehen und uns darein finden, daß die Preise gut um ein Drittel in die -Höhe gehen! Bis dahin leben wir in der Periode der guten Fabrikorgel.</p> - -<p>Wer kann denn bei diesen Preisen nur prima Material haben? Wie ist -eine künstlerische Intonation dabei möglich? Ein Intonieren nach dem -Lokal, in künstlerischer Gewissenhaftigkeit, d. h. viermal so langsam -als jetzt, wo man ängstlich die Spesen für jeden Tag des Intonateurs -ausrechnen<span class="pagenum" id="Seite_36">[S. 36]</span> muß und wo schon der Versuch, künstlerisch zu intonieren, -allen Gewinn verschlingen würde.</p> - -<p>Die guten Intonateure sollten wie Minister bezahlt sein und in dem -Range der Künstler so stehen, daß ein künstlerischer Intonateur gleich -sechs Durchschnittsvirtuosen geachtet würde, da ein halbes Dutzend der -letzteren leichter zu finden ist als ein künstlerischer Intonateur. -Von den Ministern hat die Nachwelt nur die Folgen der Fehler, die sie -gemacht haben, zu tragen; von den Virtuosen behält sie vielleicht den -Namen; von den Intonateuren aber das Werk, so, wie es aus ihrer Hand -hervorgegangen ist, daß sich Generation auf Generation daran erbaut.</p> - -<p>Wo soll der Orgelbauer bei den heutigen Preisen die Mittel zu Versuchen -hernehmen, ohne die es keinen Fortschritt gibt? Man sagt, daß wir im -Begriff sind, ein reiches Land zu werden. An unsern Orgeln wird man -das dereinst nicht sehen, denn das frühere arme Deutschland baute sie -reicher.</p> - -<p>Man täusche sich nicht! Wie die Orgeln, so die Organisten. Kein -Instrument übt einen solchen Einfluß auf die Künstler aus. Vollkommene -Orgeln erziehen Organisten zur Vollkommenheit; unvollkommene erziehen -sie zur Unvollkommenheit und zum falschen Virtuosentum. Dagegen hilft -kein Talent und kein Genie. Die Orgelkunst ist immer das Produkt der -Orgelbaukunst. Ohne die in ihrer Art vollendete Orgelbaukunst seiner -Zeit wäre die Bachsche Orgelkunst nie entstanden.</p> - -<p class="mtop2">So ist auch die heutige französische Orgelschule ein Produkt des -vollendeten Orgelbaues. Wir sind in Deutschland an Talenten unbedingt -reicher. Aber einen Kreis von so außerordentlichen Meistern, wie er in -Frankreich in den Namen Saint-Saëns, Guilmant, Widor, Gigout und Vierne -charakterisiert ist, besitzen wir nicht.</p> - -<p>Der französische Organist unterscheidet sich vom deutschen durch -die Einfachheit des Spiels. Das Virtuosenhafte,<span class="pagenum" id="Seite_37">[S. 37]</span> das bei uns zum -bedeutenden Organisten gehört, existiert dort weniger. Erstrebt wird -vor allem die ruhige Plastik, die das Tongebilde in seiner ganzen -Größe vor dem Hörer erstehen läßt. Es kommt mir vor, als säße der -französische Organist sogar ruhiger auf seiner Orgelbank als wir. -Bei allen findet man absolute Präzision des Niederdrückens und des -Aufsteigenlassens der Taste, konsequente Bindung und eine klare, -natürliche Phrasierung. Es gibt bei uns gewiß viele Organisten, die -diese Eigenschaften in demselben Maße besitzen, aber in Frankreich -sind sie eben Produkt der Schule. Jeder, auch der sonst mittelmäßige, -besitzt sie, während es bei uns hervorragende Spieler gibt, die z. B. -die absolute Präzision nicht besitzen, bei denen Hände und Pedal nicht -mathematisch genau miteinander gehen, wodurch die übrigen Eigenschaften -ihres Spiels für den Hörer, der „hört“, beeinträchtigt werden. -Allerdings ist es auf unsern Orgeln auch schwerer, absolut präzis zu -spielen, als auf den französischen mit ihrer Kraftübersetzung. Was ich -an den französischen Organisten immer besonders bewundre, ist die Ruhe -und Unfehlbarkeit des Pedalspiels.</p> - -<p>Ich kann meine Empfindung nicht besser ausdrücken als wenn ich -sage: der französische Organist spielt objektiver, der deutsche -persönlicher. Auch dies liegt wieder an der Schule. Wir haben -keine, sondern ein jeder geht seinen eigenen Weg. So viel -Organisten, so viel Auffassungen. Das ist bis zu einem gewissen -Grade ein Vorteil, den wir vor den Franzosen haben. Ich erfreue -mich oft an der individuellen Lebhaftigkeit deutscher Organisten, -wenn sie geschmackvoll ist. Andererseits aber gehen wir viel zu -weit und bringen aus lauter „Persönlichkeit“ im Spiel und in der -Komposition die Leidenschaftlichkeit auf die Orgel, die natürliche -Menschenleidenschaftlichkeit, nicht die wunderbar verklärte objektive -Leidenschaftlichkeit der letzten großen Präludien und Fugen Bachs, -und entstellen die Werke unseres großen Meisters, indem wir sie durch -unsere Menschenleidenschaftlichkeit lebendig machen wollen. Die Orgel -selbst<span class="pagenum" id="Seite_38">[S. 38]</span> soll reden. Der Organist und seine Auffassung sollen dahinter -verschwinden, „s’effacer“, wie man auf französisch sagt. Er ist, mit -allen seinen Gedanken, zu klein für die sich schon im äußeren Anblick -bekundende, ruhende Majestät des Instruments, das, wie uns Bach lehrt, -alle Gefühle in Verklärung darstellt<a id="FNAnker_6" href="#Fussnote_6" class="fnanchor">[6]</a>.</p> - -<p>Vielleicht gehen die Franzosen ihrerseits in der Objektivität des -Spiels zuweilen zu weit. Aber die Ruhe und Größe, die darin liegt, ist -so wohltuend, daß man das Zurücktreten jedes ausgesprochen persönlichen -Gefühls nicht wahrnimmt. „Orgelspielen“, sagte mir Widor einmal auf -der Orgelbank zu Notre-Dame<a id="FNAnker_7" href="#Fussnote_7" class="fnanchor">[7]</a>, als die Strahlen der untergehenden -Sonne in verklärter Ruhe das dämmerige Schiff durchzogen, „heißt -einen mit dem Schauen der Ewigkeit erfüllten Willen manifestieren. -Aller Orgelunterricht, der technische und der künstlerische, -geht nur darauf aus, einen Menschen zu dieser höheren reinen -Willensmanifestation zu erziehen. Dieser Wille des Organisten, der sich -in der Orgel objektiviert, soll den Hörer überwältigen. Wer den großen -konzentrierten Willen nicht in ein Bachsches Fugenthema hineinlegen -kann, daß auch der gedankenlose Hörer sich ihm nicht entziehen kann, -sondern nach dem zweiten Takt eben auffassen und begreifen muß, ob er -will oder<span class="pagenum" id="Seite_39">[S. 39]</span> nicht, und nun die ganze Fuge hört und zugleich sieht: wer -über diesen konzentrierten, mitteilungskräftigen, ruhigen Willen nicht -verfügt, kann zwar dennoch ein großer Künstler sein, ist aber kein -geborener Organist. Er hat sich eben im Instrument geirrt, da die Orgel -die Objektivierung des Geistes zum ewigen, unendlichen Geist darstellt, -und ihrem Wesen und ihrem Ort entfremdet wird, sobald sie nur Ausdruck -des subjektiven Geistes ist.“</p> - -<p>Guilmants Spiel liegt dieselbe Auffassung vom Wesen der Orgel zugrunde, -nur daß bei ihm die Objektivität durch ein gewisses lyrisches Empfinden -eigentümlich und interessant belebt wird.</p> - -<p>Man kann sagen, daß in der französischen Orgelkunst das Empfinden für -Architektur, das gewissermaßen das Grundelement jeder französischen -Kunst ist, zutage tritt. Darum hat auch der Schwellkasten eine ganz -andere Bedeutung als bei uns. Er dient nicht dem „Gefühlsausdruck“, -sondern der architektonischen Linie. Auf allen französischen Orgeln -sind die Schwellkastenklaviere so bedeutend, daß man mit der in ihnen -eingeschlossenen Klangmasse den Grundstimmenton der ganzen Orgel noch -modellieren kann. „Derjenige“, sagt Gigout seinen Schülern, „behandelt -den Schwellkasten recht, bei dem der Hörer nicht ahnt, daß überhaupt -ein Schwellkasten in Funktion tritt, sondern nur das unmerkliche An- -und Abschwellen als notwendig empfindet.“ Dasselbe Prinzip bringt -Guilmant seinen Schülern bei.</p> - -<p>Das Großzügige und Einfache in der Schwellkastenbehandlung tritt in der -französischen Orgelkunst immer klarer zutage. Bei César Franck und in -den älteren Kompositionen von Saint-Saëns findet sich noch die kleine, -häufige Benutzung des Schwellkastens, wo dieses Mittel gewissermaßen -einen Ersatz für den der Orgel fehlenden Gefühlsausdruck ist, d. h. die -Schwellkastenbehandlung, die bei uns noch vorwiegt. Immer mehr aber -setzt sich in der Folge die einfache, sparsame, nur auf die große Linie -ausgehende Schwellkastenbenutzung durch, wie sie dann in den letzten<span class="pagenum" id="Seite_40">[S. 40]</span> -Werken von Guilmant und Widor triumphiert. Ihren Schülern, und nicht -weniger denen Gigouts, ist sie in Fleisch und Blut übergegangen. Man -lese die erste Orgelsymphonie Viernes daraufhin durch und vergleiche -damit die Angaben in unseren modernen Orgelkompositionen. Unschwer -wird man dann von dem Vorurteil abkommen, als ob die Franzosen mit dem -Schwellkasten Effekthascherei trieben und eingestehen, daß wir gerade -hierin von ihnen lernen können<a id="FNAnker_8" href="#Fussnote_8" class="fnanchor">[8]</a>.</p> - -<p>Aber wann werden wir solche richtigen Schwellkasten haben? Es ist noch -nicht so lange her, daß bei uns bedeutende Organisten den Grundsatz -vertraten, daß eine kleine Orgel keinen Schwellkasten brauche, -ebensowenig wie es nötig sei, bei solchen Orgeln das Pedal bis zum F -zu führen. Aber Schwellkasten und vollständiges Pedal gehören eben -zum Wesen der Orgel, wie die vier Füße zum Pferd. Lieber zwei oder -drei Register weniger, denn mit einem richtigen Schwellkasten kann man -aus jedem Register zwei machen. Gerade bei den kleinen Orgeln treten -gewisse Vorzüge der französischen Instrumente ungleich stärker hervor -als bei den großen.</p> - -<p>Auch im Registrieren sind die Franzosen einfacher als wir. In einer -deutschen Orgelkomposition steht fast doppelt<span class="pagenum" id="Seite_41">[S. 41]</span> so viel Registerwechsel -vorgeschrieben als in einer französischen. Ein Meister der geistreichen -Registrierung ist Saint-Saëns. Guilmant registriert äußerst geschickt -und geschmackvoll. Widor verzichtet fast, und dies je mehr und mehr, -auf Registrierung. „Ich kann das Registrieren als Registerwechsel, rein -auf Veränderung der Klangfarbe berechnet, nicht mehr gut begreifen“, -sagte er mir einst, „und empfinde nur diejenige Veränderung in der -Klangfarbe als richtig, die durch eine Peripetie des Stückes unbedingt -gefordert ist. Je einfacher wir registrieren, desto näher kommen wir -Bach“. In dem ersten Stück seiner Symphonie „Romane“ besteht alles -Registrieren, zehn Seiten lang, nur darin, daß Mixturen und Zungen zu -den gekoppelten Grundstimmen zu- und wegtreten. Freilich darf man nicht -vergessen, daß der französische Schwellkasten in seiner Wirkung auf die -Gesamtorgel vieles ermöglicht, was wir auf unseren Orgeln nur durch -Registrieren ausführen können.</p> - -<p>Zu den formellen Vorzügen der französischen Orgelkompositionen möchte -ich noch die klug berechnete, wirkungsvolle Verwendung des Pedals und -das Vermeiden jeglicher unnötigen Oktavenverdoppelungen sowohl im -Manual wie im Pedal rechnen. Es scheint mir, als ob unsere jüngeren -Komponisten die Pedalverwertung in den großen Präludien und Fugen Bachs -nicht hinreichend studiert haben, sonst müßten sie von selbst auf das -Verfehlte einer ununterbrochenen Mitwirkung des Pedals aufmerksam -werden. Von den in modernen Kompositionen so häufig vorgeschriebenen -Oktaven sind über achtzig Prozent gewöhnlich sinnlos, verschulden nur -ein ungebundenes Spiel und wirken nicht. Man studiere einmal Widors -Werke auf die Verwendung des Pedals und der Oktaven hin!</p> - -<p class="mtop2">Bei genauem Zusehen entdeckt man eigentlich zwei französische Schulen: -eine altfranzösische, von deutscher Kunst direkt nicht beeinflußte, -und eine jüngere, die deutschen Einfluß aufweist. Zur spezifisch -französischen würde ich in<span class="pagenum" id="Seite_42">[S. 42]</span> der älteren Generation <em class="gesperrt">Boëly</em> (gest. -1858), <em class="gesperrt">Chauvet</em> und César <em class="gesperrt">Franck</em> zählen. Die jüngere -Generation wird etwa durch <em class="gesperrt">Saint-Saëns</em> und <em class="gesperrt">Gigout</em> -repräsentiert. Auch Gabriel <em class="gesperrt">Pierné</em> und der leider so früh -verstorbene <em class="gesperrt">Boëllmann</em> (geb. zu Ensisheim 1862, gest. als -Organist von St. Vincent de Paul zu Paris 1897) gehörten hierher<a id="FNAnker_9" href="#Fussnote_9" class="fnanchor">[9]</a>.</p> - -<p>Diese ältere Schule mußte erst mühsam nach einem Orgelstil ringen, -ohne ihn, in ihren besten Vertretern, jemals ganz zu erreichen. César -Francks und Saint-Saëns’ Werke<a id="FNAnker_10" href="#Fussnote_10" class="fnanchor">[10]</a> sind Improvisationen genialer -Musiker auf der Orgel, nicht so sehr Orgelwerke, wenn auch bei den -späteren Werken von César Franck der Inhalt gewisse Vergewaltigungen<span class="pagenum" id="Seite_43">[S. 43]</span> -des Orgelstils ganz übersehen läßt. Boëllmanns Kompositionen sind -interessante Jugendversuche, die sicher zu etwas Bedeutendem geführt -hätten.</p> - -<p><em class="gesperrt">Gigout</em><a id="FNAnker_11" href="#Fussnote_11" class="fnanchor">[11]</a> steht in dieser Schule für sich. Er ist der -Klassiker, der zum reinen Orgelstil durchgedrungen ist. Er hat etwas -Händelsche Art an sich. Sein Einfluß als Lehrer ist ganz hervorragend -und sein Spiel wunderbar.</p> - -<p>Diese spezifisch französische Schule kultiviert die Improvisation, zwar -nicht so wie der alte Organist von Notre-Dame — sein Name möge der -Nachwelt nicht aufbewahrt werden — der sich rühmte, auf seiner Orgel -nie etwas nach Noten gespielt zu haben, aber doch so, daß sie einen -ganz besonderen Wert darauf legt. Man würdigt Saint-Saëns erst, wenn -man ihn zu St. Séverin hat improvisieren hören, wo er zuweilen den -geistreichen Périlhou ersetzt. Auch Gigouts Stärke liegt eigentlich vor -allem auf diesem Gebiet.</p> - -<p>Von César Francks Improvisationen erzählt Vincent d’Indy in seinem -soeben erschienenen meisterhaften Buche über seinen Lehrer (Ed. Alcan, -Paris 1906). Als Franz Liszt am 3. April 1866 aus St. Clothilde -heraustrat, war er so ergriffen, daß er zu seiner Umgebung sagte, seit -Bach hätte niemals jemand so auf der Orgel improvisiert.</p> - -<p>Guilmant improvisiert gern. Widor nicht so sehr, „nur wenn er sich -gedrungen fühlt, etwas zu sagen.“ Viernes Improvisationen zu Notre-Dame -zeichnen sich durch ihre Formvollendung aus. Zu den hervorragenden -Improvisatoren gehört auch Schmidt, einer der begabtesten der jungen -Generation, der leider durch seine Ernennung zum Maître de Chapelle an -St. Philipp du Roule für die Orgel vorläufig verloren ist.</p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_44">[S. 44]</span></p> - -<p>Im allgemeinen spielen Improvisation und ebenso Auswendigspielen im -französischen Orgelunterricht, wie ihn früher Widor, jetzt Guilmant und -sein Gehilfe Vierne am Konservatorium erteilen, und nicht minder im -Unterrichte Gigouts, eine größere Rolle als bei uns. Für den Wettbewerb -um den Organistenposten zu Notre-Dame wurde gefordert: Improvisierung -einer Fuge über ein gegebenes Thema, eine freie Improvisation und -zwanzig moderne oder klassische Orgelwerke auswendig. Der pädagogische -Wert des Auswendigspielens auf der Orgel ist aber auch tatsächlich -ganz ungeheuer, da der Schüler dabei gezwungen ist, sich über alles -Rechenschaft zu geben. Wir vernachlässigen das Auswendigspielen auf der -Orgel vielleicht etwas zu sehr.</p> - -<p>Die andere französische Orgelschule, durch <em class="gesperrt">Guilmant</em>, früher an -der Trinité, und <em class="gesperrt">Widor</em>, zu St. Sulpice, repräsentiert, ging -von Belgien aus. Guilmant und Widor waren Schüler von Lemmens, der -seinerseits wieder Schüler von Hesse war. So waren Guilmant<a id="FNAnker_12" href="#Fussnote_12" class="fnanchor">[12]</a> und -Widor, wie ihre ersten Werke zeigen, von Anfang an mit dem aus Bach -geflossenen Orgelstil bekannt und brauchten nicht erst zu suchen und zu -tasten.</p> - -<p>Guilmant ist nicht nur einer der hervorragendsten Spieler, sondern auch -zugleich der universellste Lehrer der Jetztzeit, von hervorragender -pädagogischer Begabung und musikhistorischer Bildung. Er ist es, der -die alte, vorbachische Orgelmusik in Frankreich bekannt machte. Was -die deutsche Orgelmusik aus seinen Werken betreffs der Form und des<span class="pagenum" id="Seite_45">[S. 45]</span> -Aufbaus lernen kann, ist in der deutschen Kritik seit Jahren immer -betont worden.</p> - -<p>Widor ist mehr ein nach innen gekehrter Geist. Seine zehn -Symphonien<a id="FNAnker_13" href="#Fussnote_13" class="fnanchor">[13]</a> stellen die Entwicklung der Orgelkunst, wie er sie -an sich erlebt hat, dar. Die ersten sind formvollendete, mehr von -lyrisch-melodischem, manchmal sogar sentimentalem Geiste durchwehte -Schöpfungen, die aber in der wunderbar großen Struktur der Themen -die einzigartig organistische Begabung des Schöpfers zeigen. Mit der -fünften Symphonie verläßt er diese Bahn. Das Lyrische tritt zurück; -etwas anderes ringt nach Gestaltung. Zunächst noch in melodischer Form, -in der fünften und sechsten Symphonie, die zu seinen bekanntesten -gehören. Die siebente und achte sind Übergangswerke. Sie sind -orgelmäßig und doch gewagt orchestral gedacht. Welch ein Wunderwerk, -der erste Satz der achten Symphonie! Zugleich aber tritt das Herbe -immer stärker hervor, das Herbe, das Widor dann in den beiden letzten -Symphonien zur heiligen Kunst zurückführt. „Es ergeht mir merkwürdig“, -sagte er mir in jener Periode, „außer Bachs Präludien und Fugen, oder -mehr noch, außer gewissen Präludien und Fugen von Bach, kann ich keine -Orgelkunst mehr als heilig empfinden, die nicht durch ihre Themen, -sei es aus dem Choral, sei es aus dem Gregorianischen Gesang, für -die Kirche geheiligt ist“. Darum ist die neunte Symphonie (Symphonie -Gothique) über das „Puer natus est“ als Weihnachtssymphonie geschrieben -und die zehnte (Symphonie Romane) über das wunderbare Motiv des „Haec -dies“ als Ostersymphonie gedacht. Und als er an einem Maisonntag, mit -dem Technischen noch ringend, das Finale der Romanischen Symphonie zum -erstenmal zu St. Sulpice spielte, da fühlte ich mit ihm, daß in diesem -Werk die französische Orgelkunst in die heilige Kunst eingegangen,<span class="pagenum" id="Seite_46">[S. 46]</span> -jenen Tod und jene Auferstehung erlebt hatte, die jede Orgelkunst, und -in jedem Individuum, erleben muß, wenn sie Bleibendes schaffen will.</p> - -<p>Louis Vierne, der 1900 als kaum Dreißigjähriger an die -Notre-Dame-Kirche berufen wurde, ist Schüler von César Franck, Widor -und Guilmant. Seine zwei groß angelegten Orgelsymphonien versprechen -sehr viel<a id="FNAnker_14" href="#Fussnote_14" class="fnanchor">[14]</a>.</p> - -<p>Nicht vergessen möchte ich des wackeren <em class="gesperrt">Dallier</em>, eines Schülers -Francks, früher an St. Eustache, jetzt an der Madeleine, wo er -Nachfolger Gabriel <em class="gesperrt">Faurés</em>, des wunderbaren und vollendeten -Improvisators und Bachkenners, wurde, der seinerseits <em class="gesperrt">Dubois’</em> -Nachfolger war. Eine Wiedergabe der Bachschen Es-dur-Tripelfuge während -einer musikalischen Feier zu St. Eustache wird mir unvergeßlich bleiben.</p> - -<p>Von den Jungen seien genannt: <em class="gesperrt">Quef</em>, Nachfolger Guilmants an -der Trinité, <em class="gesperrt">Tournemire</em> an St. Clothilde, <em class="gesperrt">Jacob</em>, ein -ganz hervorragender Spieler, an St. Louis d’Antin, <em class="gesperrt">Marti</em> -zu St. François-Xavier, <em class="gesperrt">Libert</em> an der Basilique St. Denis, -<em class="gesperrt">Maquaire</em>, der Ersatzmann Widors zu St. Sulpice, von dem -eine sehr interessante Orgelsymphonie bei Hamelle erschienen ist, -<em class="gesperrt">Bret</em>, der als Dirigent der Bachgesellschaft seine Kräfte -jetzt ausschließlich in den Dienst der Sache des Altmeisters stellt, -<em class="gesperrt">Mahaut</em>, ein vollendeter Spieler, zugleich begeisterter Interpret -der Werke seines Lehrers César Franck und Bonnet, der Nachfolger -Dalliers an St. Eustache.</p> - -<p>Gemeinsam ist den beiden Schulen, und in beiden den Alten wie den -Jungen, die Verehrung für Bach. Es wird bei uns kaum mehr und so -ausschließlich Bach gespielt als in manchen Pariser Kirchen. Während -des Offertoriums zu Notre-Dame zieht Bachs Choralvorspiel über „O -Mensch bewein’ dein’ Sünde groß“ durch die mächtigen Hallen der -Kathedrale.</p> - -<p>Von der Zukunft der französischen Schule vermag ich nichts zu -sagen. „L’orgue Moderne“, eine unter Widors<span class="pagenum" id="Seite_47">[S. 47]</span> Patronat periodisch -erscheinende Sammlung der neueren und neuesten Versuche, befriedigt -mich eigentlich nicht. Formell ist darin alles gut, weit ausgereifter -als die Erstlingswerke unserer deutschen Organistenjugend. Aber es -fehlt die Erfindung, der Sturm und Drang, die Gärung, die einem die -Gewißheit geben könnten, daß aus dieser tüchtigen jungen Generation -etwas mehr als Tüchtiges, etwas Großes, Bleibendes hervorgehen wird. -Die gleichzeitigen Werke der jungen deutschen Organistenwelt zeigen -ein weniger großes formelles Können, zuweilen eine Verneinung des -Orgelstils, weniger Überlegung und Klarheit, aber dafür in manchen -einen vielversprechenden Ideenreichtum.</p> - -<p class="mtop2">Aber was wird überhaupt aus dem französischen Orgelbau und der -französischen Orgelkunst werden? Was wird die Trennung von Kirche und -Staat bringen? Schon jetzt richten sich die Kirchen auf die Trennung -ein und streichen an den ohnehin schon kleinen Gehältern, was zu -streichen ist. Den meisten Organisten ist schon ein Viertel ihrer -Bezahlung gekündigt worden. Dallier verlor an St. Eustache zuerst ein -Drittel, dann die Hälfte seines Einkommens und meldete sich daraufhin -an die eben freiwerdende Madeleinekirche. Der Organistenposten zu -Notre-Dame dürfte in Zukunft kaum mehr als 1000 frcs. eintragen. Der -Orgelbau stockt. Herrliche Orgeln, die früher in den Kirchen der -Kongregationen standen, sind zu Spottpreisen zu verkaufen. Manchmal -fragt man sich, ob das sicherste Ergebnis der Trennung vorerst nicht -der Ruin des Orgelbaues und der Orgelkunst sein wird. Die Krise, die -beide durchmachen werden, wird jedenfalls sehr schwer sein.</p> - -<p>Lassen wir die Zukunft. Für jetzt kommt es darauf an, daß der Grenzwall -zwischen französischer und deutscher Orgelkunst niedergelegt werde, und -daß beide voneinander lernen. Der deutsche und der französische Genius -sind in der Kunst angewiesen, einander anzuregen. In der Orgelkunst -ganz besonders, da wir Deutschen von den Franzosen<span class="pagenum" id="Seite_48">[S. 48]</span> unendlich viel in -Technik und Form lernen können, die Franzosen aber durch den Geist der -deutschen Kunst von einer Verarmung in ihren reinen und vollendeten -Formen bewahrt werden. Aus der Durchdringung beider Geistesrichtungen -wird neues Leben hüben und drüben erstehen. Bisher profitieren -eigentlich nur die amerikanischen Organisten von dem Vorteil, durch -die deutsche und die französische Schule hindurchzugehen, insofern -als sie gewöhnlich die Hälfte ihrer Lehrzeit in Deutschland, die -andere Hälfte in Paris zubringen. Mögen in Zukunft die deutschen und -die französischen, um denselben Vorteil zu haben, sich von dem alten -künstlerischen Organisten-Lern- und Wandertrieb erfassen lassen. -Vielleicht wird dann ein französischer Organist seine Kollegen mit -der Kunst der Reger, Wolfrum, Lang, Franke, De Lange, Reimann, Egidi, -Irrgang, Sittard, Homeyer, Otto Reubke, Straube, Beckmann, Radecke, G. -A. Brandt und wie sie alle heißen mögen, bekannt machen, wie ich es -hiermit versucht habe, deutschen Organisten das Wesen der französischen -Orgel und der französischen Orgelkunst näher zu bringen<a id="FNAnker_15" href="#Fussnote_15" class="fnanchor">[15]</a>.</p> - -<figure class="figcenter illowe10" id="schlussvignette"> - <img class="w100 padtop3" src="images/schlussvignette.png" alt="Schlussvignette"> -</figure> - -<div class="chapter"> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_49">[S. 49]</span></p> - -<h2 class="nobreak" id="Anhang">Anhang.</h2> - -</div> - -<p class="s3 center"><b>Die Disposition der Orgel zu St<sup>e</sup> Clothilde, -auf welcher César Franck spielte.</b></p> - -<p class="s4 center">3 Klaviere mit 46 klingenden Stimmen.</p> - -<div class="schmal"> - -<table> - <tr> - <td class="vat padright0_5 br10em"> - <div class="center nowrap"><b>Grand-Orgue:</b><br> - <span class="s5">14 klingende Stimmen.</span></div> - </td> - <td class="vat"> - <div class="left hang_1">Montre 16. Montre 8. Gambe 8. Bourdon 16. Flûte - harmonique 8. Bourdon 8. Prestant 4. Octave 4. Doublette 2. Quinte 3. - Plein-Jeu. Bombarde 16. Trompette 8. Clairon 4.</div> - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat padright0_5 br10em"> - <div class="center nowrap"><b>Positif:</b><br> - <span class="s5">14 klingende Stimmen.</span></div> - </td> - <td class="vat"> - <div class="left hang_1">Bourdon 16. Montre 8. Gambe 8. Flûte harmonique - 8. Bourdon 8. Salicional 8. Prestant 4. Flûte octaviante 4. Quinte 3. - Plein-Jeu. Doublette Clarinette 8. Trompette 8. Clairon 4.</div> - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat padright0_5 br10em"> - <div class="center nowrap"><b>Récit:</b><br> - <span class="s5">(im Schwellkasten)<br> - 10 klingende Stimmen.</span></div> - </td> - <td class="vat"> - <div class="left hang_1">Viole de Gambe 8. Voix céleste 8. Bourdon 8. - Flûte harmonique 8. Flûte octaviante 8. Octavin 2. Basson-Hautbois 8. - Trompette 8. Clairon 4. Voix humaine 8.</div> - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat padright0_5 br10em"> - <div class="center nowrap"><b>Pédale:</b><br> - <span class="s5">8 klingende Stimmen.</span></div> - </td> - <td class="vat"> - <div class="left hang_1">Contre-Basse 16. Flûte 8. Quintaton 32. Octave - 4. Basson 16. Bombarde 16. Trompette 8. Clairon 4.</div> - <div class="left hang_1">13 Koppeln und Kombinationszüge.</div> - </td> - </tr> -</table> - -</div> - -<p class="s3 center mtop1 break-before"><b>Die Disposition der Orgel Widors zu St. Sulpice.</b></p> - -<p class="s4 center">(Erbaut 1861–62.) 5 Klaviere. 100 klingende Stimmen.</p> - -<div class="schmal"> - -<table> - <tr> - <td class="vat padright0_5 br10em"> - <div class="center nowrap"><b>Premier Clavier.<br> - Grand Chœur:</b><br> - <span class="s5">13 klingende Stimmen.</span></div> - </td> - <td class="vat"> - <div class="left hang_1">Doublette 2. Octave 4. Große Fourniture 4 r. - Große Cymbale 6 r. Plein-Jeu 4 r. Cornet 5 r. 1<sup>e</sup> Trompette 8. - 2<sup>e</sup> Trompette 8. Clairon 4. Clairon-Doublette 2. Basson 16. - Basson 8. Bombarde 16.</div> - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat padright0_5 br10em"> -<span class="pagenum" id="Seite_50">[S. 50]</span> - <div class="center nowrap"><b>Deuxième Clavier.<br> - Grand Orgue:</b><br> - <span class="s5">13 klingende Stimmen.</span></div> - </td> - <td class="vat"> - <div class="left hang_1">Principal 16. Montre 16. Bourdon 16. Flûte - conique 16. Flûte harmonique 8. Flûte traversière 8. Montre 8. Diapason - 8. Bourdon 8. Flûte à pavillon 8. Salicional 8. Prestant 4. Große Quinte - 5⅓.</div> - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat padright0_5 br10em"> - <div class="center nowrap"><b>Troisième Clavier.<br> - Positif:</b><br> - <span class="s5">20 klingende Stimmen.</span></div> - </td> - <td class="vat"> - <div class="left hang_1">Violon Basse 16. Quintaton 16. Quintaton 8. - Flûte traversière 8. Salicional 8. Gamba 8. Unda maris 8. Flûte douce 4. - Flûte octaviante 4. Dulciana 4. Plein-Jeu 3 et 6 r. Quinte 2⅔. Doublette - 2. Tièrce 1³⁄₅. Larigot 1⅓. Piccolo 1. Basson 16. Baryton 8. Clairon 4. - Trompette 8.</div> - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat padright0_5 br10em"> - <div class="center nowrap"><b>Quatrième Clavier.<br> - Récit Expressif:</b><br> - <span class="s5">21 klingende Stimmen.</span></div> - </td> - <td class="vat"> - <div class="left hang_1">Quintaton 16. Diapason 8. Violoncelle 8. - Bourdon 8. Flûte harmonique 8. Voix céleste 8. Flûte octaviante 4. - Prestant 4. Doublette 2. Basson-Hautbois 8. Cromorne 8. Voix humaine 8. - Dulciana 4. Fourniture 4 r. Cymbale 5 r. Nazard 2⅔. Octavin 2. - Cornet 5 r. Bombarde 16. Trompette 8. Clairon 4.</div> - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat padright0_5 br10em"> - <div class="center nowrap"><b>Cinquième Clavier.<br> - Solo:</b><br> - <span class="s5">21 klingende Stimmen.</span></div> - </td> - <td class="vat"> - <div class="left hang_1">Bourdon 16. Flûte conique 16. Principal 8. - Flûte harmonique 8. Viola da Gamba 8. Bourdon 8. Violoncelle 8. - Kéraulophon 8. Flûte octaviante 4. Prestant 4. Große Quinte 5⅓. Große - Tièrce 3¹⁄₅. Quinte 2⅔. Octave 4. Octavin 2. Cornet 5 r. Septième 2²⁄₇. - Bombarde 16. Trompette 8. Clairon 4.</div> - <div class="left hang_1">Trompette harmonique 8 (Hochdruck).</div> - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat padright0_5 br10em"> - <div class="center nowrap"><b>Pédale:</b><br> - <span class="s5">12 klingende Stimmen.</span></div> - </td> - <td class="vat"> - <div class="left hang_1">Principal-Basse 32. Contrebasse 16. Soubasse 16. - Flûte 8. Violoncelle 8. Flûte 4. Clairon 4. Ophicléide 8. Trompette 8. - Basson 16. Bombarde 16. Contre Bombarde 32.</div> - <div class="left hang_1">20 Koppeln und Kombinationszüge; dazu eine - freie Kombination für jedes Klavier. Das vierte Klavier steht im - Schwellkasten.</div> - </td> - </tr> - -</table> - -</div> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_51">[S. 51]</span></p> - -<p>Die Orgel zu Notre-Dame ist ähnlich disponiert, nur daß sie 14 -klingende Stimmen weniger hat.</p> - -<p>Der Fortschritt der Orgeln zu St. Sulpice und Notre-Dame verglichen mit -der zu St<sup>e</sup> Clothilde besteht also in der Verwendung der Mixturen, die -auf den früheren Orgeln Cavaillés nicht so reich vertreten waren. Man -lasse die glänzenden Zungenstimmen beiseite: dann sind St. Sulpice und -Notre-Dame die idealsten Bach-Orgeln, die man sich denken kann.</p> - -<p>Mutin, Cavaillés Nachfolger, zieht nur die Konsequenzen der Evolution -seines großen Lehrers, indem er nun auch dem Pedal entsprechend viele -Mixturen zugesteht, wozu Cavaillé sich noch nicht hatte entschließen -können.</p> - -<figure class="figcenter illowe6" id="ende"> - <img class="w100 padtop3" src="images/ende.png" alt="Dekoration, Ende"> -</figure> - -<div class="footnotes"> - -<p class="s3 center padtop1">Fußnoten:</p> - -<div class="footnote"> - -<p><a id="Fussnote_1" href="#FNAnker_1" class="label">[1]</a> Diesen Typus verwirklicht die eben vollendete Orgel zu -St. Nicolaï in Straßburg, ein Werk der beiden jungen elsässischen -Orgelbauer Dalstein und Härpfer zu Bolchen in Lothringen.</p> - -<p>Alle Koppeln und Kombinationszüge sind doppelt, als Pedaltritte und -als Druckknöpfe angelegt, wobei der Knopf und der Tritt untereinander -durch eine von Herrn Dalstein erfundene einfache Mechanik verbunden -sind, welche den Preis jeder Koppel oder Kombination um etwa zwanzig -Mark erhöht. Die doppelte Verwendbarkeit der freien Kombination, -die die Handregistrierung nach Belieben aufhebt oder ergänzt, macht -alle anderen Ressourcen tatsächlich überflüssig, wovon sich auch -diejenigen Organisten überzeugten, welche anfangs die „Neuerung“, -die auf die Abschaffung des „Piano“, „Mezzoforte“, „Forte“, „Tutti“ -ging, beargwöhnten. Der Vorteil der Möglichkeit, das erste Klavier -von den andern abzukoppeln und es als Koppelklavier zu benutzen, -leuchtete nach der ersten praktischen Demonstration ein. Die ganze -Spieltischeinrichtung stellt sich um etwa 200 Mark teurer als die -gewöhnliche.</p> - -<p>Für eine zweiklavierige Orgel von zwanzig Stimmen, bei der also zwei -doppelt angelegte Pedalkoppeln, zwei doppelt angelegte Manualkoppeln, -und drei doppelt verwendbare freie Kombinationen (Kl. I, II und Ped.) -in Betracht kämen, dürfte die Differenz etwa hundert Mark betragen!</p> - -</div> - -<div class="footnote"> - -<p><a id="Fussnote_2" href="#FNAnker_2" class="label">[2]</a> Von den in der „Übergangszeit“ von Häusern zweiten -Ranges gebauten Pneumatiken wage ich nicht zu reden. Welche Summen -wären nötig, um jene Instrumente, die als Opfer der ersten Versuche -allsonntäglich zum Himmel schreien, zu erlösen und ihnen einen „neuen -gewissen Geist zu geben“!</p> - -<p>Und wie viele unserer mittleren Orgelbauer, die einst einfache und -schönklingende, zuweilen geradezu künstlerisch intonierte Werke bauten, -sind zugrunde gegangen, weil sie in den Erfindungen mitmachen mußten!</p> - -</div> - -<div class="footnote"> - -<p><a id="Fussnote_3" href="#FNAnker_3" class="label">[3]</a> In sehr großen Kirchen können zwei oder drei künstlerisch -gebaute Hochdruckstimmen von einer grandiosen Wirkung sein und gehören -daher zur Vollkommenheit des Instruments. In mittleren Räumen aber -können sie den Orgelklang nur verunstalten und müssen daher im -Orgelbau eine Ausnahme bleiben.</p> - -</div> - -<div class="footnote"> - -<p><a id="Fussnote_4" href="#FNAnker_4" class="label">[4]</a> Auch unser moderner Flügel paßt nicht für Bachsche Musik. -Diese Erkenntnis beginnt sich allenthalben zu regen. Siehe darüber -Wanda Landowska: Sur l’interprétation des œuvres de Clavecin de J. S. -Bach, Mercure de France 1905.</p> - -</div> - -<div class="footnote"> - -<p><a id="Fussnote_5" href="#FNAnker_5" class="label">[5]</a> Es ist mir von jeher aufgefallen, daß gewisse herrliche -Silbermannorgeln in der Nähe geradezu unschön wirken, weil die -Individualität der einzelnen Register zu ungebrochen fortbesteht. Desto -herrlicher ist aber ihr Ton in dem Schiff der Kirche.</p> - -<p>Man beobachte auch, wie solche alte Orgeln, auch wenn sie schwach -intoniert sind, durch die Wände der Kirche hindurch wirken! Jeder Ton -in der Polyphonie gelangt klar zum Ohr des Hörers auf dem Vorplatz. Wie -steht es aber in dieser Hinsicht mit der modernen Orgel? Sie vermag bei -all ihrer Kraft nur ein dunkles Sausen und Gestöhne durch die Steine -hinauszusenden. So zeugen sogar die Steine wider sie und erbringen den -Beweis, daß ihr Ton nicht „trägt“.</p> - -</div> - -<div class="footnote"> - -<p><a id="Fussnote_6" href="#FNAnker_6" class="label">[6]</a> Dazu gehört auch, daß der Organist unsichtbar ist, was -besonders in den neueren protestantischen Kirchen sehr oft nicht der -Fall ist. Mir verleidet es die schönste Bachsche Fuge, wenn ich vom -Schiff aus den Organisten an seinem Instrument herumzappeln sehe, -als wollte er den Gläubigen ad oculos demonstrieren, wie schwer das -Orgelspielen ist. Ein Menschlein vor dem großen Instrument kann nur -grotesk wirken. Man erspare uns diesen Anblick, indem man um den -sichtbaren Spieltisch ein zum Orgelgehäuse passendes Gitter aufführt.</p> - -</div> - -<div class="footnote"> - -<p><a id="Fussnote_7" href="#FNAnker_7" class="label">[7]</a> In der ersten Zeit nach der Ernennung Viernes zum -Organisten von Notre-Dame spielte Widor öfters auf der Orgel der -Cathedrale. Er studierte damals gerade seine letzte Orgelsymphonie ein.</p> - -</div> - -<div class="footnote"> - -<p><a id="Fussnote_8" href="#FNAnker_8" class="label">[8]</a> Was automatische Schwellkasten sollen, kann ich nicht -begreifen. Sie öffnen und schließen sich in einer von vornherein -ein für alle Male festgelegten Zeit, bringen also unter Umständen -das Pianissimo, wo der Komponist den Höhepunkt des crescendos -hinsetzt. Diese „epochemachende“ Erfindung erhält also ihre praktische -Bedeutung erst dann, wenn es gelingt, dasselbe Uhrwerk in dem Gehirn -der Orgelkomponisten anzubringen, so daß sie nicht anders können, als -ihre Crescendo- und Decrescendoperioden in den Maßen des automatischen -„Einheitsschwellkastens“ zu erdenken. Bis dahin muß das automatische -Crescendo der Vorzug des Harmoniums bleiben, wo es als „Expression“ -reichlich zur Geltung gelangt.</p> - -<p>Eine der bekanntesten Berliner Orgeln besitzt einen automatischen -Schweller für das Fernwerk.</p> - -<p>Sogar automatisch laufende Walzencrescendi besitzen wir schon. Das ist -die letzte Konsequenz der mechanischen Sklaverei.</p> - -</div> - -<div class="footnote"> - -<p><a id="Fussnote_9" href="#FNAnker_9" class="label">[9]</a> <em class="gesperrt">Boëlys</em> und <em class="gesperrt">Chauvets</em> Werke haben kaum -bleibende Bedeutung; César <em class="gesperrt">Francks</em> Anfängerkompositionen -eigentlich (6 Pièces, d’Orgue. Bei Durand) auch nicht. <em class="gesperrt">Aber seine -Trois Pièces pour Grand-Orgue und seine „Chorals“ betitelten Großen -Phantasien werden als etwas Einzigartiges bestehen</em> (Ed. Durand). -Diese drei Choräle sind das letzte Werk Francks. Sie stammen aus -dem Jahre 1890. Als er nicht mehr gehen konnte, hatte er sich noch -nach St. Clothilde schleppen wollen, um die Registrierungsangaben zu -vervollständigen.</p> - -<p>Um Mißverständnissen vorzubeugen, bemerke ich, daß „Choral“ in -der modernen französischen Orgelliteratur nur eine Phantasie über -ein gemessenes, großzügiges Thema, das aber frei erfunden wird, -bedeutet. Diese Bezeichnung kam auf, weil gewisse Organisten der -ältesten Generation gemeint hatten, die Choralthemen in den Bachschen -Choralphantasien stammten von Bach selber.</p> - -<p>Unter <em class="gesperrt">Boëllmanns</em> Kompositionen führe ich an: Douze Pièces en -Recueil. 2<sup>e</sup> Suite; Fantaisie (Leduc); Suite gothique; Fantaisie -dialoguée (Orgel und Orchester; für Orgel allein von Eug. Gigout -arrangiert) (Durand). Gabriel <em class="gesperrt">Pierné</em>: Trois Pièces pour Orgue -(Durand).</p> - -</div> - -<div class="footnote"> - -<p><a id="Fussnote_10" href="#FNAnker_10" class="label">[10]</a> Von <em class="gesperrt">Saint-Saëns</em> seien erwähnt: Trois Rhapsodies -sur des Cantiques Bretons (op. 7. Ed. Durand), von denen die erste und -die dritte wirklich Wunderwerke sind, die noch dazu den in diesem Fall -seltenen Vorzug haben, dem Hörer alsbald zu gefallen. Trois Préludes et -Fugues pour Orgue (op. 99. Durand); Fantaisie pour Grand-Orgue (op. -101. Durand). Die beiden letzten Opera sind geistreich und gehaltvoll, -dürften aber als Orgelstil nicht voll befriedigen.</p> - -</div> - -<div class="footnote"> - -<p><a id="Fussnote_11" href="#FNAnker_11" class="label">[11]</a> Von <em class="gesperrt">Gigouts</em> Werken seien genannt: Six Pièces -(Durand); Trois Pièces (Durand); Prélude et Fugue en Mi (Durand); -Méditation (Laudy, London); Dix Pièces en Recueil (Leduc); Suite -de Pièces (Richault); Suite de trois Morceaux (Rosenberg); Poèmes -mystiques (Durand).</p> - -</div> - -<div class="footnote"> - -<p><a id="Fussnote_12" href="#FNAnker_12" class="label">[12]</a> Alexandre <em class="gesperrt">Guilmant</em>: Sieben Sonaten (Durand-Schott) -(op. 42, 50, 56, 61, 80, 86, 89); Pièces dans différents Styles (18 -Hefte, op. 15, 16, 17, 18, 19, 20, 24, 25, 33, 40, 44, 45, 69, 70, -71, 72, 74, 75) (Durand-Schott). L’organiste Pratique; 12 Lieferungen -(Durand-Schott); Noëls, Offertoires Elévations; 4 Lieferungen -(Durand-Schott); L’organiste Liturgiste; 10 Lieferungen. Concert -historique d’Orgue. Besonderes Verdienst erwirbt sich Guilmant durch -die Herausgabe der französischen Orgelmeister des 16., 17. und 18. -Jahrhunderts. Erschienen sind bisher 6 Jahrgänge.</p> - -</div> - -<div class="footnote"> - -<p><a id="Fussnote_13" href="#FNAnker_13" class="label">[13]</a> Charles Marie <em class="gesperrt">Widor</em>: Symphonies pour Orgue -(Hamelle). No. 1–4 op. 13; No. 5–8 op. 42 (2. Aufl. 1900); No. 9 -Symphonie Gothique (op. 70); No. 10 Symphonie Romane (op. 73).</p> - -</div> - -<div class="footnote"> - -<p><a id="Fussnote_14" href="#FNAnker_14" class="label">[14]</a> Ed. Hamelle.</p> - -</div> - -<div class="footnote"> - -<p><a id="Fussnote_15" href="#FNAnker_15" class="label">[15]</a> Diese Abhandlung erschien zuerst in Heft 13 u. 14 der -„Musik“ 1906. 5. Jahr.</p> - -</div> -</div> - -<div lang='en' xml:lang='en'> -<div style='display:block; margin-top:4em'>*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK <span lang='de' xml:lang='de'>DEUTSCHE UND FRANZÖSISCHE ORGELBAUKUNST UND ORGELKUNST</span> ***</div> -<div style='text-align:left'> - -<div style='display:block; margin:1em 0'> -Updated editions will replace the previous one—the old editions will -be renamed. -</div> - -<div style='display:block; margin:1em 0'> -Creating the works from print editions not protected by U.S. copyright -law means that no one owns a United States copyright in these works, -so the Foundation (and you!) can copy and distribute it in the United -States without permission and without paying copyright -royalties. Special rules, set forth in the General Terms of Use part -of this license, apply to copying and distributing Project -Gutenberg™ electronic works to protect the PROJECT GUTENBERG™ -concept and trademark. 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Redistribution is subject to the trademark -license, especially commercial redistribution. -</div> - -<div style='margin-top:1em; font-size:1.1em; text-align:center'>START: FULL LICENSE</div> -<div style='text-align:center;font-size:0.9em'>THE FULL PROJECT GUTENBERG LICENSE</div> -<div style='text-align:center;font-size:0.9em'>PLEASE READ THIS BEFORE YOU DISTRIBUTE OR USE THIS WORK</div> - -<div style='display:block; margin:1em 0'> -To protect the Project Gutenberg™ mission of promoting the free -distribution of electronic works, by using or distributing this work -(or any other work associated in any way with the phrase “Project -Gutenberg”), you agree to comply with all the terms of the Full -Project Gutenberg™ License available with this file or online at -www.gutenberg.org/license. -</div> - -<div style='display:block; font-size:1.1em; margin:1em 0; font-weight:bold'> -Section 1. General Terms of Use and Redistributing Project Gutenberg™ electronic works -</div> - -<div style='display:block; margin:1em 0'> -1.A. By reading or using any part of this Project Gutenberg™ -electronic work, you indicate that you have read, understand, agree to -and accept all the terms of this license and intellectual property -(trademark/copyright) agreement. If you do not agree to abide by all -the terms of this agreement, you must cease using and return or -destroy all copies of Project Gutenberg™ electronic works in your -possession. If you paid a fee for obtaining a copy of or access to a -Project Gutenberg™ electronic work and you do not agree to be bound -by the terms of this agreement, you may obtain a refund from the person -or entity to whom you paid the fee as set forth in paragraph 1.E.8. -</div> - -<div style='display:block; margin:1em 0'> -1.B. “Project Gutenberg” is a registered trademark. 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Information about the Mission of Project Gutenberg™ -</div> - -<div style='display:block; margin:1em 0'> -Project Gutenberg™ is synonymous with the free distribution of -electronic works in formats readable by the widest variety of -computers including obsolete, old, middle-aged and new computers. It -exists because of the efforts of hundreds of volunteers and donations -from people in all walks of life. -</div> - -<div style='display:block; margin:1em 0'> -Volunteers and financial support to provide volunteers with the -assistance they need are critical to reaching Project Gutenberg™’s -goals and ensuring that the Project Gutenberg™ collection will -remain freely available for generations to come. In 2001, the Project -Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure -and permanent future for Project Gutenberg™ and future -generations. To learn more about the Project Gutenberg Literary -Archive Foundation and how your efforts and donations can help, see -Sections 3 and 4 and the Foundation information page at www.gutenberg.org. -</div> - -<div style='display:block; font-size:1.1em; margin:1em 0; font-weight:bold'> -Section 3. Information about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation -</div> - -<div style='display:block; margin:1em 0'> -The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non-profit -501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the -state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal -Revenue Service. The Foundation’s EIN or federal tax identification -number is 64-6221541. Contributions to the Project Gutenberg Literary -Archive Foundation are tax deductible to the full extent permitted by -U.S. federal laws and your state’s laws. -</div> - -<div style='display:block; margin:1em 0'> -The Foundation’s business office is located at 809 North 1500 West, -Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887. Email contact links and up -to date contact information can be found at the Foundation’s website -and official page at www.gutenberg.org/contact -</div> - -<div style='display:block; font-size:1.1em; margin:1em 0; font-weight:bold'> -Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation -</div> - -<div style='display:block; margin:1em 0'> -Project Gutenberg™ depends upon and cannot survive without widespread -public support and donations to carry out its mission of -increasing the number of public domain and licensed works that can be -freely distributed in machine-readable form accessible by the widest -array of equipment including outdated equipment. Many small donations -($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt -status with the IRS. -</div> - -<div style='display:block; margin:1em 0'> -The Foundation is committed to complying with the laws regulating -charities and charitable donations in all 50 states of the United -States. Compliance requirements are not uniform and it takes a -considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up -with these requirements. 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Thus, we do not -necessarily keep eBooks in compliance with any particular paper -edition. -</div> - -<div style='display:block; margin:1em 0'> -Most people start at our website which has the main PG search -facility: <a href="https://www.gutenberg.org">www.gutenberg.org</a>. -</div> - -<div style='display:block; margin:1em 0'> -This website includes information about Project Gutenberg™, -including how to make donations to the Project Gutenberg Literary -Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and how to -subscribe to our email newsletter to hear about new eBooks. -</div> - -</div> -</div> -</body> -</html> diff --git a/old/69893-h/images/cover.jpg b/old/69893-h/images/cover.jpg Binary files differdeleted file mode 100644 index c551a8b..0000000 --- a/old/69893-h/images/cover.jpg +++ /dev/null diff --git a/old/69893-h/images/ende.png b/old/69893-h/images/ende.png Binary files differdeleted file mode 100644 index f56be96..0000000 --- a/old/69893-h/images/ende.png +++ /dev/null diff --git a/old/69893-h/images/kopfleiste.png b/old/69893-h/images/kopfleiste.png Binary files differdeleted file mode 100644 index f649c6b..0000000 --- a/old/69893-h/images/kopfleiste.png +++ /dev/null diff --git a/old/69893-h/images/schlussvignette.png b/old/69893-h/images/schlussvignette.png Binary files differdeleted file mode 100644 index 394688c..0000000 --- a/old/69893-h/images/schlussvignette.png +++ /dev/null diff --git a/old/69893-h/images/signet.png b/old/69893-h/images/signet.png Binary files differdeleted file mode 100644 index a9435f4..0000000 --- a/old/69893-h/images/signet.png +++ /dev/null |
