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authorRoger Frank <rfrank@pglaf.org>2025-10-15 05:27:42 -0700
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+The Project Gutenberg EBook of Der Neffe als Onkel, by Friedrich Schiller
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+*****These eBooks Were Prepared By Thousands of Volunteers!*****
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+
+Title: Der Neffe als Onkel
+
+Author: Friedrich Schiller
+
+Release Date: September, 2004 [EBook #6503]
+[Yes, we are more than one year ahead of schedule]
+[This file was first posted on December 25, 2002]
+
+Edition: 10
+
+Language: German
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+Character set encoding: ISO-8859-1
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+*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK, DER NEFFE ALS ONKEL ***
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+This book content was graciously contributed by the Gutenberg
+Projekt-DE. That project is reachable at the web site
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+Dieses Buch wurde uns freundlicherweise vom "Gutenberg Projekt-DE" zur
+Verfügung gestellt. Das Projekt ist unter der Internet-Adresse
+http://gutenberg2000.de erreichbar.
+
+
+
+
+
+Friedrich Schiller.
+
+Der Neffe als Onkel.
+
+Lustspiel in drei Aufzügen.
+
+Aus dem Französischen des Picard.
+
+
+
+
+Personen.
+
+Oberst von Dorsigny. Frau von Dorsigny. Sophie, ihre Tochter.
+Franz von Dorsigny, ihr Neffe. Frau von Mirville, ihre Nichte.
+Lormeuil, Sophiens Bräutigam. Valcour, Freund des jungen Dorsigny.
+Champagne, Bedienter des jungen Dorsigny. Ein Notar. Zwei
+Unterofficiere. Ein Postillon. Jasmin, Diener in Dorsigny's Hause.
+Drei Lakaien.
+
+
+
+
+Erster Aufzug.
+
+
+
+Erster Auftritt.
+
+Valcour tritt eilfertig herein, und nachdem er sich überall umgesehen,
+ob Niemand zulegen, tritt er zu einem von den Wachslichtern, die
+vorn auf einem Schreibtisch brennen, und liest ein Billet.
+
+
+"Herr von Valcour wird ersucht, diesen Abend um sechs Uhr sich im
+Gartensaal des Herrn von Dorsigny einzufinden. Er kann zu dem
+kleinen Pförtchen herein kommen, das den ganzen Tag offen ist.
+"--Keine Unterschrift!--Hm! Hm! Ein seltsames Abenteuer--Ist's
+vielleicht eine hübsche Frau, die mir hier ein Rendezvous geben
+will?--Das wäre allerliebst.--Aber still! Wer sind die beiden
+Figuren, die eben da eintreten, wo ich hereingekommen bin?
+
+
+
+Zweiter Auftritt.
+
+Franz von Dorsigny und Champagne, beide in Mäntel eingewickelt.
+Valcour.
+
+
+Dorsigny (seinen Mantel an Champagne gebend). Ei, guten Abend,
+lieber Valcour!
+
+Valcour. Was? Bist du's, Dorsigny? Wie kommst du hieher? Und wozu
+diese sonderbare Ausstaffierung--diese Perrücke und diese Uniform,
+die nicht von deinem Regiment ist?
+
+Dorsigny. Meiner Sicherheit wegen.--Ich habe mich mit meinem
+Obristlieutenant geschlagen; er ist schwer verwundet, und ich komme,
+mich in Paris zu verbergen. Weil man mich aber in meiner eigenen
+Uniform gar zu leicht erkennt, so habe ich's fürs sicherste gehalten,
+das Kostüm meines Onkels anzunehmen. Wir sind so ziemlich von einem
+Alter, wie du weißt, und einander an Gestalt, an Größe, an Farbe bis
+zum Verwechseln ähnlich und führen überdies noch einerlei Namen. Der
+einzige Unterschied ist, daß der Oberst eine Perrücke trägt, und ich
+meine eignen Haare--Jetzt aber, seitdem ich mir seine Perrücke und
+die Uniform seines Regiments zulegte, erstaune ich selbst über die
+große Aehnlichkeit mit ihm. In diesem Augenblick komme ich an und
+bin erfreut, dich so pünktlich bei dem Rendezvous zu finden.
+
+Valcour. Bei dem Rendezvous? Wie? Hat sie dir auch was davon
+vertraut?
+
+Dorsigny. Sie? Welche sie?
+
+Valcour. Nun, die hübsche Dame, die mich in einem Billet hieher
+beschieden? Du bist mein Freund, Dorsigny, und ich habe nichts
+Geheimes vor dir.
+
+Dorsigny (lachend). Die allerliebste Dame!
+
+Valcour. Worüber lachst du?
+
+Dorsigny. Ich bin die schöne Dame, Valcour.
+
+Valcour. Du?
+
+Dorsigny. Das Billet ist von mir.
+
+Valcour. Ein schönes Quiproquo, zum Teufel!--Was fällt dir aber ein,
+deine Briefe nicht zu unterzeichnen?--Leute von meinem Schlag können
+sich bei solchen Billets auf etwas ganz anders Rechnung machen--Aber
+da es so steht, gut! Wir nehmen einander nichts übel, Dorsigny--Also
+ich bin dein gehorsamer Diener.
+
+Dorsigny. Warte doch! Warum eilst du so hinweg? Es lag mir viel
+daran, dich zu sprechen, ehe ich mich vor Jemand anderem sehen ließ.
+Ich brauche deines Beistands; wir müssen Abrede mit einander nehmen.
+
+Valcour. Gut--Du kannst auf mich zählen; aber jetzt laß mich, ich
+habe dringende Geschäfte-Dorsigny. So? Jetzt, da du mir einen
+Dienst erzeigen sollst?--Aber zu einem galanten Abenteuer hattest du
+Zeit übrig.
+
+Valcour. Das nicht, lieber Dorsigny. Aber ich muß fort, man
+erwartet mich.
+
+Dorsigny. Wo?
+
+Valcour. Beim l'Hombre.
+
+Dorsigny. Die große Angelegenheit!
+
+Valcour. Scherz bei Seite! Ich habe dort Gelegenheit, die Schwester
+deines Obristlieutenants zu sehen--Sie hält was auf mich; ich will
+dir bei ihr das Wort reden.
+
+Dorsigny. Nun, meinetwegen. Aber thu' mir den Gefallen, meiner
+Schwester, der Frau von Mirville, im Vorbeigehen wissen zu lassen,
+daß man sie hier im Gartensaale erwarte--Nenne mich aber nicht, hörst
+du?
+
+Valcour. Da sei außer Sorgen. Ich habe keine Zeit dazu und will es
+ihr hinauf sagen lassen, ohne sie nur einmal zu sehen. Uebrigens
+behalte ich mir's vor, bei einer andern Gelegenheit ihre nähere
+Bekanntschaft zu machen. Ich schätze den Bruder zu sehr, um die
+Schwester nicht zu lieben, wenn sie hübsch ist, versteht sich. (Ab.)
+
+
+
+Dritter Auftritt.
+
+Dorsigny. Champagne.
+
+
+Dorsigny. Zum Glück brauche ich seinen Beistand so gar nöthig
+nicht--Es ist mir weniger um das Verbergen zu thun--denn vielleicht
+fällt es Niemand ein, mich zu verfolgen--, als um meine liebe Cousine
+Sophie wieder zu sehen.
+
+Champagne. Was Sie für ein glücklicher Mann sind, gnädiger Herr!
+--Sie sehen Ihre Geliebte wieder, und ich (seufzt) meine Frau! Wann
+geht's wieder zurück ins Elsaß--Wir lebten wie die Engel, da wir
+fünfzig Meilen weit von einander waren.
+
+Dorsigny. Still! Da kommt meine Schwester!
+
+
+
+Vierter Auftritt.
+
+Vorige. Frau von Mirville.
+
+
+Fr. v. Mirville. Ah! Sind Sie es? Sei'n Sie von Herzen willkommen!
+
+Dorsigny. Nun, das ist doch ein herzlicher Empfang!
+
+Fr. v. Mirville. Das ist ja recht schön, daß Sie uns so überraschen!
+Sie schreiben, daß Sie eine lange Reise vorhätten, von der Sie
+frühestens in einem Monat zurück sein könnten, und vier Tage darauf
+sind Sie hier.
+
+Dorsigny. Geschrieben hätt' ich und an wen?
+
+Fr. v. Mirville. An meine Tante! (Sieht den Champagne, der seinen
+Mantel ablegt.) Wo ist denn aber Herr von Lormeuil?
+
+Dorsigny. Wer ist der Herr von Lormeuil?
+
+Fr. v. Mirville. Ihr künftiger Schwiegersohn.
+
+Dorsigny. Sage mir, für wen hältst du mich?
+
+Fr. v. Mirville. Nun, doch wohl für meinen Onkel!
+
+Dorsigny. Ist's möglich! Meine Schwester erkennt mich nicht!
+
+Fr. v. Mirville. Schwester? Sie--mein Bruder?
+
+Dorsigny. Ich--dein Bruder.
+
+Fr. v. Mirville. Das kann nicht sein. Das ist nicht möglich. Mein
+Bruder ist bei seinem Regiment zu Straßburg, mein Bruder trägt sein
+eigenes Haar, und das ist auch seine Uniform nicht--und so groß auch
+sonst die Aehnlichkeit-Dorsigny. Eine Ehrensache, die aber sonst
+nicht viel zu bedeuten haben wird, hat mich genöthigt, meine Garnison
+in aller Geschwindigkeit zu verlassen; um nicht erkannt zu werden,
+steckte ich mich in diesen Rock und diese Perrücke.
+
+Fr. v. Mirville. Ist's möglich?--O so laß dich herzlich umarmen,
+lieber Bruder--Ja, nun fange ich an, dich zu erkennen! Aber die
+Aehnlichkeit ist doch ganz erstaunlich.
+
+Dorsigny. Mein Onkel ist also abwesend?
+
+Fr. v. Mirville. Freilich, der Heirath wegen.
+
+Dorsigny. Der Heirath?--Welcher Heirath?
+
+Fr. v. Mirville. Sophiens, meiner Cousine.
+
+Dorsigny. Was hör' ich? Sophie soll heirathen?
+
+Fr. v. Mirville. Ei freilich! Weißt du es denn nicht?
+
+Dorsigny. Mein Gott! Nein!
+
+Champagne (nähert sich). Nicht ein Wort wissen wir.
+
+Fr. v. Mirville. Herr von Lormeuil, ein alter Kriegskamerad des
+Onkels, der zu Toulon wohnt, hat für seinen Sohn um Sophien
+angehalten--Der junge Lormeuil soll ein sehr liebenswürdiger Mann
+sein, sagt man; wir haben ihn noch nicht gesehen. Der Onkel holt ihn
+zu Toulon ab; dann wollen sie eine weite Reise zusammen machen, um
+ich weiß nicht welche Erbschaft in Besitz zu nehmen. In einem Monat
+denken sie zurück zu sein, und wenn du alsdann noch da bist, so
+kannst du zur Hochzeit mit tanzen.
+
+Dorsigny. Ach, liebe Schwester!--Redlicher Champagne! Rathet, helft
+mir! Wenn ihr mir nicht beisteht, so ist es aus mit mir, so bin ich
+verloren.
+
+Fr. v. Mirville. Was hast du denn, Bruder? Was ist dir?
+
+Champagne. Mein Herr ist verliebt in seine Cousine.
+
+Fr. v. Mirville. Ah, ist es das?
+
+Dorsigny. Diese unglückselige Heirath darf nun und nimmermehr zu
+Stand kommen.
+
+Fr. v. Mirville. Es wird schwer halten, sie rückgängig zu machen.
+Beide Väter sind einig. das Wort ist gegeben, die Artikel sind
+aufgesetzt, und man erwartet bloß noch den Bräutigam, sie zu
+unterzeichnen und abzuschließen.
+
+Champagne. Geduld!--Hören Sie!--(Tritt zwischen Beide). Ich habe
+einen sublimen Einfall!
+
+Dorsigny. Rede!
+
+Champagne. Sie haben einmal den Anfang gemacht, Ihren Onkel
+vorzustellen! Bleiben Sie dabei! Führen Sie die Rolle durch.
+
+Fr. v. Mirville. Ein schönes Mittel, um die Nichte zu heirathen.
+
+Champagne. Nur gemach! Lassen Sie mich meinen Plan entwickeln,--Sie
+spielen also Ihren Onkel! Sie sind nun Herr hier im Hause, und Ihr
+erstes Geschäft ist, die bewußte Heirath wieder aufzuheben--Sie haben
+den jungen Lormeuil nicht mitbringen können, weil er--weil er
+gestorben ist--Unterdessen erhält Frau von Dorsigny einen Brief von
+Ihnen, als dem Neffen, worin Sie um die Cousine anhalten--Das ist
+mein Amt! Ich bin der Courier, der den Brief von Straßburg
+bringt--Frau von Dorsigny ist verliebt in ihren Neffen; sie nimmt
+diesen Vorschlag mit der besten Art von der Welt auf; sie theilt ihn
+Ihnen als ihrem Eheherrn mit, und Sie lassen sich's, wie billig,
+gefallen. Nun stellen Sie sich, als wenn Sie aufs eiligste verreisen
+müßten; Sie geben der Tante unbedingte Vollmacht, diese Sache zu Ende
+zu bringen. Sie reisen ab, und den andern Tag erscheinen Sie in
+Ihren natürlichen Haaren und in der Uniform Ihres Regiments wieder,
+als wenn Sie eben spornstreichs von Ihrer Garnison herkämen. Die
+Heirath geht vor sich; der Onkel kommt stattlich angezogen mit seinem
+Bräutigam, der den Platz glücklich besetzt findet und nichts Besseres
+zu thun hat, als umzukehren und sich entweder zu Toulon oder in
+Ostindien eine Frau zu holen.
+
+Dorsigny. Glaubst du, mein Onkel werde das so geduldig-Champagne. O
+er wird aufbrausen, das versteht sich! Es wird heiß werden am
+Anfang--Aber er liebt Sie! er liebt seine Tochter! Sie geben ihm die
+besten Worte, versprechen ihm eine Stube voll artiger Enkelchen, die
+ihm alle so ähnlich sehen sollen, wie Sie selbst. Er lacht,
+besänftigt sich, und alles ist vergessen.
+
+Fr. v. Mirville. Ich weiß nicht, ist es das Tolle dieses Einfalls,
+aber er fängt an, mich zu reizen-Champagne. O er ist himmlisch, der
+Einfall!
+
+Dorsigny. Lustig genug ist er, aber nur nicht ausführbar--Meine
+Tante wird mich wohl für den Onkel ansehen!-Fr. v. Mirville. Habe
+ich's doch!
+
+Dorsigny. Ja, im ersten Augenblicke.
+
+Fr. v. Mirville. Wir müssen ihr keine Zeit lassen, aus der
+Täuschung zu kommen. Wenn wir die Zeit benutzen, so brauchen wir
+auch nur einen Augenblick--Es ist jetzt Abend, die Dunkelheit kommt
+uns zu Statten; diese Lichter leuchten nicht hell genug, um den
+Unterschied bemerklich zu machen. Den Tag brauchst du gar nicht zu
+erwarten--du erklärst zugleich, daß du noch in der Nacht wieder
+fortreisen müssest, und morgen erscheinst du in deiner wahren Person.
+Geschwind ans Werk! Wir haben keine Zeit zu verlieren--Schreibe den
+Brief an unsre Tante, den dein Champagne als Courier überbringen soll,
+und worin du um Sophien anhältst.
+
+Dorsigny (an den Schreibtisch gehend.) Schwester! Schwester! du
+machst mit mir, was du willst.
+
+Champagne (sich die Hände reibend). Wie freue ich mich über meinen
+klugen Einfall! Schade, daß ich schon eine Frau habe; ich könnte
+hier eine Hauptrolle spielen, anstatt jetzt bloß den Vertrauten zu
+machen.
+
+Fr. v. Mirville. Wie das, Champagne?
+
+Champagne. Ei nun, das ist ganz natürlich. Mein Herr gilt für
+seinen Onkel, ich würde den Herrn von Lormeuil vorstellen, und wer
+weiß, was mir am Ende nicht noch blühen könnte, wenn meine verdammte
+Heirath-Fr. v. Mirville. Wahrhaftig, meine Cousine hat Ursache,
+sich darüber zu betrüben!
+
+Dorsigny (siegelt den Brief und gibt ihn an Champagne). Hier ist der
+Brief. Richt' es nun ein, wie du willst! Dir überlass' ich mich.
+
+Champagne. Sie sollen mit mir zufrieden sein--In wenig Augenblicken
+werde ich damit als Courier von Straßburg ankommen, gespornt und
+gestiefelt, triefend von Schweiß.--Sie, gnädiger Herr, halten sich
+wacker.--Muth, Dreistigkeit, Unverschämtheit, wenn' s nöthig ist.
+--Den Onkel gespielt, die Tante angeführt, die Nichte geheirathet und,
+wenn alles vorbei ist, den Beutel gezogen und den redlichen Diener
+gut bezahlt, der Ihnen zu allen diesen Herrlichkeiten verholfen hat.
+(Ab.)
+
+Fr. v. Mirville. Da kommt die Tante. Sie wird dich für den Onkel
+ansehen. Thu', als wenn du nothwendig mit ihr zu reden hättest, und
+schick' mich weg.
+
+Dorsigny. Aber was werd' ich ihr denn sagen?
+
+Fr. v. Mirville. Alles, was ein galanter Mann seiner Frau nur
+Artiges sagen kann.
+
+
+
+Fünfter Auftritt.
+
+Frau von Mirville. Frau von Dorsigny. Franz von Dorsigny.
+
+
+Fr. v. Mirville. kommen Sie doch, liebe Tante! Geschwind! der Onkel
+ist angekommen.
+
+Fr. v. Dorsigny. Wie? Was? Mein Mann?--Ja wahrhaftig, da ist er!
+--Herzlich willkommen, lieber Dorsigny--So bald erwartete ich Sie
+nicht--Nun! Sie haben doch eine glückliche Reise gehabt?--Aber wie
+so allein? Wo sind Ihre Leute? Ich hörte doch Ihre Kutsche
+nicht--Nun wahrhaftig--ich besinne mich kaum--ich zittre vor
+Ueberraschung und Freude-Fr. v. Mirville (heimlich zu ihrem Bruder).
+Nun, so rede doch! Antworte frisch weg!
+
+Dorsigny. Weil ich nur auf einen kurzen Besuch hier bin, so komm'
+ich allein und in einer Miethkutsche--Was aber die Reise betrifft,
+liebe Frau--die Reise--ach! die ist nicht die glücklichste gewesen.
+
+Fr. v. Dorsigny. Sie erschrecken mich!--Es ist Ihnen doch kein
+Unglück zugestoßen?
+
+Dorsigny. Nicht eben mir! mir nicht!--Aber diese Heirath--(Zu Frau
+von Mirville.) Liebe Nichte, ich habe mit der Tante-Fr. v. Mirville.
+Ich will nicht stören, mein Onkel. (Ab.)
+
+
+
+Sechster Auftritt.
+
+Frau von Dorsigny. Franz von Dorsigny.
+
+
+Fr. v. Dorsigny. Nun, lieber Mann! diese Heirath-Dorsigny. Aus
+dieser Heirath wird--nichts.
+
+Fr. v. Dorsigny. Wie? Haben wir nicht das Wort des Vaters?
+
+Dorsigny. Freilich wohl! Aber der Sohn kann unsere Tochter nicht
+heirathen.
+
+Fr. v. Dorsigny. So? Und warum denn nicht?
+
+Dorsigny (mit starkem Ton). Weil--weil er--todt ist.
+
+Fr. v. Dorsigny. Mein Gott, welcher Zufall!
+
+Dorsigny. Es ist ein rechter Jammer. Dieser junge Mann war, was die
+meisten jungen Leute sind, so ein kleiner Wüstling. Einen Abend bei
+einem Balle fiel's ihm ein, einem artigen hübschen Mädchen--den Hof
+zu machen; ein Nebenbuhler mischte sich drein und erlaubte sich
+beleidigende Scherze. Der junge Lormeuil, lebhaft, aufbrausend, wie
+man es mit zwanzig Jahren ist, nahm das übel; zum Unglück war er an
+einen Raufer von Profession gerathen, der sich nie schlägt, ohne
+seinen Mann--zu tödten. Und diese böse Gewohnheit behielt auch jetzt
+die Oberhand über die Geschicklichkeit seines Gegners; der Sohn
+meines armen Freundes blieb auf dem Platz, mit drei
+tödtlichen--Stichen im Leibe.
+
+Fr. v. Dorsigny. Barmherziger Himmel! Was muß der Vater dabei
+gelitten haben!
+
+Dorsigny. Das können Sie denken! Und die Mutter!
+
+Fr. v. Dorsigny. Wie? Die Mutter! Die ist ja im letzten Winter
+gestorben, so viel ich weiß.
+
+Dorsigny. Diesen Winter--ganz recht! Mein armer Freund Lormeuil!
+Den Winter stirbt ihm seine Frau, und jetzt im Sommer muß er den Sohn
+in einem Duell verlieren!--Es ist mir auch schwer angekommen, ihn in
+seinem Schmerz zu verlassen! Aber der Dienst ist jetzt so scharf!
+Auf den zwanzigsten müssen alle Offiziere--beim Regiment sein! Heut
+ist der neunzehnte, und ich habe nur einen Sprung nach Paris gethan
+und muß schon heute Abend wieder--nach meiner Garnison zurückreisen.
+
+Fr. v. Dorsigny. Wie? So bald?
+
+Dorsigny. Das ist einmal der Dienst! Was ist zu machen? Jetzt auf
+unsere Tochter zu kommen-Fr. v. Dorsigny. Das liebe Kind ist sehr
+niedergeschlagen und schwermüthig, seitdem Sie weg waren.
+
+Dorsigny. Wissen Sie, was ich denke? Diese Partie, die wir ihr
+ausgesucht, war--nicht nach ihrem Geschmack.
+
+Fr. v. Dorsigny. So? Wissen Sie?
+
+Dorsigny. Ich weiß nichts--Aber sie ist fünfzehn Jahre alt--Kann sie
+nicht für sich selbst schon gewählt haben, eh wir es für sie thaten?
+
+Fr. v. Dorsigny. Ach Gott ja! Das begegnet alle Tage.
+
+Dorsigny. Zwingen möchte ich ihre Neigung nicht gern.
+
+Fr. v. Dorsigny. Bewahre uns Gott davor!
+
+
+
+Siebenter Auftritt.
+
+Die Vorigen. Sophie.
+
+
+Sophie (beim Anblick Dorsigny's stutzend). Ah! mein Vater-Fr. v.
+Dorsigny. Nun, was ist dir? Fürchtest du dich, deinen Vater zu
+umarmen?
+
+Dorsigny (nachdem er sie umarmt, für sich). Sie haben's doch gar gut,
+diese Väter! Alles umarmt sie!
+
+Fr. v. Dorsigny. Du weißt wohl noch nicht,. Sophie, daß ein
+unglücklicher Zufall deine Heirath getrennt hat?
+
+Sophie. Welcher Zufall?
+
+Fr. v. Dorsigny. Herr von Lormeuil ist todt.
+
+Sophie. Mein Gott!
+
+Dorsigny (hat sie mit den Augen fixiert). Ja, nun--was sagst du dazu,
+meine Sophie?
+
+Sophie. Ich, mein Vater?--Ich beklage diesen unglücklichen Mann von
+Herzen--aber ich kann es nicht anders als für ein Glück ansehen,
+daß--daß sich der Tag verzögert, der mich von Ihnen trennt.
+
+Dorsigny. Aber, liebes Kind! wenn du gegen diese Heirath--etwas
+einzuwenden hattest, warum sagtest du uns nichts davon? Wir denken
+ja nicht daran, deine Neigung zwingen zu wollen.
+
+Sophie. Das weiß ich, lieber Vater--aber die Schüchternheit-Dorsigny.
+Weg mit der Schüchternheit! Rede offen! Entdecke mir dein Herz.
+
+Fr. v. Dorsigny. Ja, mein Kind! Höre deinen Vater! Er meint es
+gut, er wird dir gewiß das Beste rathen.
+
+Dorsigny. Du haßtest also diesen Lormeuil zum Voraus--recht herzlich?
+
+Sophie. Das nicht--aber ich liebte ihn nicht.
+
+Dorsigny. Und du möchtest Keinen heirathen, als den du wirklich
+liebst?
+
+Sophie. Das ist wohl natürlich.
+
+Dorsigny. Du liebst also--einen Andern?
+
+Sophie. Das habe ich nicht gesagt.
+
+Dorsigny. Nun, nun, beinahe doch--Heraus mit der Sprache! Laß mich
+alles wissen.
+
+Fr. v. Dorsigny. Fasse Muth, mein Kind! Vergiß, daß es dein Vater
+ist, mit dem du redest.
+
+Dorsigny. Bilde dir ein, daß du mit deinem besten, deinem
+zärtlichsten Freunde sprächest--und Der, den du liebst. weiß er, daß
+er geliebt wird?
+
+Sophie. Behüte der Himmel! Nein.
+
+Dorsigny. Ist's noch ein junger Mensch?
+
+Sophie. Ein sehr liebenswürdiger junger Mann, und der mir darum
+doppelt werth ist, weil Jedermann findet, daß er Ihnen gleicht--ein
+Verwandter von uns, der unsern Namen führt--Ach! Sie müssen ihn
+errathen.
+
+Dorsigny. Noch nicht ganz, liebes Kind!
+
+Fr. v. Dorsigny. Aber ich errathe ihn! Ich wette, es ist ihr
+Vetter, Franz Dorsigny.
+
+Dorsigny. Nun, Sophie, du antwortest nichts?
+
+Sophie. Billigen Sie meine Wahl?
+
+Dorsigny (seine Freude unterdrückend, für sich). Wir müssen den
+Vater spielen--Aber mein Kind--das müssen wir denn doch bedenken.
+
+Sophie. Warum bedenken? Mein Vetter ist der beste,
+verständigste-Dorsigny. Der? Ein Schwindelkopf ist er, ein Wildfang,
+der in den zwei Jahren, daß er weg ist, nicht zweimal an seinen
+Onkel geschrieben hat.
+
+Sophie. Aber mir hat er desto fleißiger geschrieben, mein Vater!
+
+Dorsigny. So? hat er das? Und du hast ihm wohl--frischweg
+geantwortet? Hast du? Nicht?
+
+Sophie. Nein, ob ich gleich große Lust dazu hatte.--Nun, Sie
+versprachen mir ja diesen Augenblick, daß Sie meiner Neigung nicht
+entgegen sein wollten--Liebe Mutter, reden Sie doch für mich.
+
+Fr. v. Dorsigny. Nun, nun, gib nach, lieber Dorsigny--Es ist da
+weiter nichts zu machen--und gesteh nur, sie hätte nicht besser
+wählen können.
+
+Dorsigny. Es ist wahr, es läßt sich Manches dafür sagen--Das
+Vermögen ist von beiden Seiten gleich, und gesetzt, der Vetter hätte
+auch ein bißchen leichtsinnig gewirthschaftet, so weiß man ja, die
+Heirath bringt einen jungen Menschen--schon in Ordnung--Wenn sie ihn
+nun überdies lieb hat-Sophie. O recht sehr, lieber Vater!--Erst in
+dem Augenblicke, da man mir den Herrn von Lormeuil zum Gemahl
+vorschlug, merkte ich, daß ich dem Vetter gut sei--so was man gut
+sein nennt--Und wenn mir der Vetter nun auch wieder gut wäre-Dorsigny.
+(feurig). Und warum sollte er das nicht, meine theuerste--(sich
+besinnend) meine gute Tochter!--Nun wohl! Ich bin ein guter Vater
+und ergebe mich.
+
+Sophie. Ich darf also jetzt an den Vetter schreiben?
+
+Dorsigny. Was du willst--(Für sich.) Wie hübsch spielt sich's den
+Vater, wenn man so allerliebste Geständnisse zu hören bekommt.
+
+
+
+Achter Auftritt.
+
+Vorige. Frau von Mirville. Champagne, als Postillon mit der
+Peitsche klatschend.
+
+
+Champagne. He, holla!
+
+Fr. v. Mirville. Platz! da kommt ein Courier.
+
+Fr. v. Dorsigny. Es ist Champagne.
+
+Sophie. Meines Vetters Bedienter!
+
+Champagne. Gnädiger Herr--gnädige Frau! reißen Sie mich aus meiner
+Unruhe!--Das Fräulein ist doch nicht schon Frau von Lormeuil?
+
+Fr. v. Dorsigny. Nein, guter Freund, noch nicht.
+
+Champagne. Noch nicht? Dem Himmel sei Dank, ich bin doch noch
+zeitig genug gekommen. meinem armen Herrn das Leben zu retten.
+
+Sophie. Wie! Dem Vetter ist doch kein Unglück begegnet?
+
+Fr. v. Dorsigny. Mein Neffe ist doch nicht krank?
+
+Fr. v. Mirville. Du machst mir Angst, was ist meinem Bruder?
+
+Champagne. Beruhigen Sie sich, gnädige Frau! Mein Herr befindet
+sich ganz wohl, aber wir sind in einer grausamen Lage--Wenn Sie
+wüßten--doch Sie werden alles erfahren. Mein Herr hat sich zusammen
+genommen, der gnädigen Frau, die er seine gute Tante nennt, sein Herz
+auszuschütten; Ihnen verdankt er alles, was er ist; zu Ihnen hat er
+das größte Vertrauen--Hier schreibt er Ihnen, lesen Sie und beklagen
+ihn!
+
+Dorsigny. Mein Gott, was ist das?
+
+Fr. v. Dorsigny (liest). "Beste Tante! Ich erfahre so eben, daß
+Sie im Begriff sind, meine Cousine zu verheirathen. Es ist nicht
+mehr Zeit, zurückzuhalten: ich liebe Sophien.--Ich flehe Sie an,
+beste Tante, wenn sie nicht eine heftige Neigung zu ihrem bestimmten
+Bräutigam hat, so schenken Sie sie mir! Ich liebe sie so innig, daß
+ich gewiß noch ihre Liebe gewinne. Ich folge dem Champagne auf dem
+Fuße nach; er wird Ihnen diesen Brief überbringen, Ihnen erzählen,
+was ich seit jener schrecklichen Nachricht ausgestanden habe."
+
+Sophie. Der gute Vetter!
+
+Fr. v. Mirville. Armer Dorsigny!
+
+Champagne. Nein, es läßt sich gar nicht beschreiben, was mein armer
+Herr gelitten hat! Aber lieber Herr, sagte ich zu ihm, vielleicht
+ist noch nicht alles verloren--Geh, Schurke, sagte er zu mir, ich
+schneide dir die Kehle ab, wenn du zu spät kommst--Er kann zuweilen
+derb sein, Ihr lieber Neffe.
+
+Dorsigny. Unverschämter!
+
+Champagne. Nun, nun, Sie werden ja ordentlich böse, als wenn ich von
+Ihnen spräche; was ich sage, geschieht aus lauter Freundschaft für
+ihn, damit Sie ihn bessern, weil Sie sein Onkel sind.
+
+Fr. v. Mirville. Der gute, redliche Diener! Er will nichts als das
+Beste seines Herrn!
+
+Fr. v. Dorsigny. Geh, guter Freund, ruhe dich aus, du wirst es
+nöthig haben.
+
+Champagne. Ja, Ihr Gnaden, ich will mich ausruhen in der Küche. (Ab.)
+
+
+
+Neunter Auftritt.
+
+Vorige ohne Champagne.
+
+
+Dorsigny. Nun, Sophie! was sagst du dazu?
+
+Sophie. Ich erwarte Ihre Befehle, mein Vater!
+
+Dorsigny. Ja, was ist da zu thun?
+
+Fr. v. Dorsigny. Es ist da weiter nichts zu thun; wir müssen sie
+ihm ohne Zeitverlust zur Frau geben.
+
+Fr. v. Mirville. Aber der Vetter ist ja noch nicht hier.
+
+Fr. v. Dorsigny. Seinem Briefe nach kann er nicht lang ausbleiben.
+
+Dorsigny. Nun--wenn es denn nicht anders ist--und wenn Sie so meinen,
+meine Liebe--so sei's! Ich bin' s zufrieden und will mich so
+einrichten, daß der Lärm der Hochzeit--vorbei ist, wenn ich
+zurückkomme--He da! Bediente!
+
+
+
+Zehnter Auftritt.
+
+Zwei Bediente treten ein und warten im Hintergrunde. Vorige.
+
+
+Fr. v. Dorsigny. Noch Eins! Ihr Pachter hat mir während Ihrer
+Abwesenheit zweitausend Thaler in Wechseln ausbezahlt--ich habe ihm
+eine Quittung darüber gegeben--Es ist Ihnen doch recht?
+
+Dorsigny. Mir ist alles recht, was Sie thun, meine Liebe! (Während
+sie die Wechsel aus einer Schreibtafel hervorholt, zu Frau von
+Mirville.) Darf ich das Geld wohl nehmen?
+
+Fr. v. Mirville. Nimm es ja, sonst machst du dich verdächtig.
+
+Dorsigny (heimlich zu ihr). In Gottes Namen! Ich will meine
+Schulden damit bezahlen! (Laut, indem er die Wechsel der Frau von
+Dorsigny in Empfang nimmt.) Das Geld erinnert mich, daß ein
+verwünschter Schelm von Wucherer mich schon seit lange um hundert
+Pistolen plagt, die--mein Neffe von ihm geborgt hat--Wie ist's? Soll
+ich den Posten bezahlen?
+
+Fr. v. Mirville. Ei, das versteht sich! Sie werden doch meine Base
+keinem Bruder Liederlich zur Frau geben wollen, der bis an die Ohren
+in Schulden steckt?
+
+Fr. v. Dorsigny. Meine Nichte hat Recht, und was übrig bleibe kann
+man zu Hochzeitgeschenken anwenden.
+
+Fr. v. Mirville. Ja, ja, zu Hochzeitgeschenken!
+
+Ein dritter Bedienter (kommt). Die Modehändlerin der Frau von
+Mirville.
+
+Fr. v. Mirville. Sie kommt wie gerufen. Ich will gleich den
+Brautanzug bei ihr bestellen. (Ab.)
+
+
+
+Eilfter Auftritt.
+
+Vorige ohne Frau von Mirville.
+
+
+Dorsigny (zu den Bedienten). Kommt her!--(Zur Frau von Dorsigny) Man
+wird nach dem Herrn Gaspar, unserm Notar, schicken müssen-Fr. v.
+Dorsigny. Lassen Sie ihn lieber gleich zum Nachtessen einladen; dann
+können wir alles nach Bequemlichkeit abmachen.
+
+Dorsigny. Das ist wahr! (Zu einem von den Bedienten.) Du, geh zum
+Juwelier und laß ihn das Neuste herbringen, was er hat--(Zu einem
+andern.) Du gehst zum Herrn Gaspar, unserm Notar, ich lass' ihn
+bitten, heute mit mir zu Nacht zu essen.--Dann bestellest du vier
+Postpferde; Punkt eilf Uhr müssen sie vor dem Hause sein, denn ich
+muß in der Nacht noch fort.--(Zu einem dritten.) Für dich, Jasmin,
+hab' ich einen kitzlichen Auftrag--du hast Kopf, dir kann man was
+anvertrauen.
+
+Jasmin. Gnädiger Herr, das beliebt Ihnen so zu sagen.
+
+Dorsigny. Du weißt, wo Herr Simon wohnt, der Geldmäkler, der sonst
+meine Geschäfte machte--der meinem Neffen immer mein eignes Geld
+borgte.
+
+Jasmin. Ei ja wohl! Warum sollt' ich ihn nicht kennen! Ich war ja
+immer der Postillon des gnädigen Herrn, Ihres Neffen.
+
+Dorsigny. Geh zu ihm, bring ihm diese hundert Pistolen, die mein
+Neffe ihm schuldig ist und die ich ihm hiermit bezahle! Vergiß aber
+nicht, dir einen Empfangsschein geben zu lassen.
+
+Jasmin. Warum nicht gar--Ich werde doch kein solcher Esel sein!
+(Die Bedienten gehen ab.)
+
+Fr. v. Dorsigny. Wie er sich verwundern wird, der gute Junge, wenn
+er morgen ankommt und die Hochzeitgeschenke eingekauft, die Schulden
+bezahlt findet.
+
+Dorsigny. Das glaub' ich! Es thut mir nur leid, daß ich nicht Zeuge
+davon sein kann.
+
+
+
+Zwölfter Auftritt.
+
+Vorige. Frau von Mirville.
+
+
+Fr. v. Mirville (eilt herein, heimlich zu ihrem Bruder). Mach, daß
+du fortkommst, Bruder! Eben kommt der Onkel mit einem Herrn an, der
+mir ganz so aussieht, wie der Herr von Lormeuil.
+
+Dorsigny (in ein Kabinet fliehend). Das wäre der Teufel!
+
+Fr. v. Dorsigny. Nun, warum eilen Sie denn so schnell fort,
+Dorsigny?
+
+Dorsigny. Ich muß--ich habe--Gleich werd' ich wieder da sein.
+
+Fr. v. Mirville (pressiert). Kommen Sie, Tante! Sehen Sie doch die
+schönen Mützen an, die man mir gebracht hat.
+
+Fr. v. Dorsigny. Du thust recht, mich zu Rath zu ziehen--ich
+verstehe mich darauf. Ich will dir aussuchen helfen.
+
+
+
+Dreizehnter Auftritt.
+
+Oberst Dorsigny. Lormeuil. Frau von Dorsigny. Sophie. Frau von
+Mirville.
+
+
+Oberst. Ich komme früher zurück, Madame, als ich gedacht habe, aber
+desto besser!--Erlauben Sie, daß ich Ihnen hier diesen Herrn-Fr. v.
+Dorsigny. Bitte tausendmal um Vergebung, meine Herren--die
+Putzhändlerin wartet auf uns, wir sind gleich wieder da--Komm, meine
+Tochter! (Ab.)
+
+Oberst. Nun, nun! Diese Putzhändlerin könnte wohl auch einen
+Augenblick warten, dächt' ich.
+
+Sophie. Eben darum, weil sie nicht warten kann--Entschuldigen Sie,
+meine Herren. (Ab.)
+
+Oberst. Das mag sein--aber ich sollte doch denken-Fr. v. Mirville.
+Die Herren, wissen wir wohl, fragen nach Putzhändlerinnen nichts;
+aber für uns sind das sehr wichtige Personen. (Geht ab, sich tief
+gegen Lormeuil verneigend.)
+
+Oberst. Zum Teufel, das seh' ich, da man uns ihrentwegen stehen läßt.
+
+
+
+Vierzehnter Auftritt.
+
+Oberst Dorsigny. Lormeuil.
+
+
+Oberst. Ein schöner Empfang, das muß ich sagen!
+
+Lormeuil. Ist das so der Brauch bei den Pariser Damen, daß sie den
+Putzhändlerinnen nachlaufen, wenn ihre Männer ankommen?
+
+Oberst. Ich weiß gar nicht, was ich daraus machen soll. Ich schrieb,
+daß ich erst in sechs Wochen zurück sein könnte; ich bin unversehens
+da, und man ist nicht im geringsten mehr darüber erstaunt, als wenn
+ich nie aus der Stadt gekommen wäre.
+
+Lormeuil. Wer sind die beiden jungen Damen, die mich so höflich
+grüßten?
+
+Oberst. Die eine ist meine Nichte, und die andere meine Tochter,
+Ihre bestimmte Braut.
+
+Lormeuil. Sie sind Beide sehr hübsch.
+
+Oberst. Der Henker auch! Die Frauen sind alle hübsch in meiner
+Familie. Aber es ist nicht genug an dem Hübschsein--man muß sich
+auch artig betragen.
+
+
+
+Fünfzehnter Auftritt.
+
+Vorige. Die drei Bedienten, die nach und nach hereinkommen.
+
+
+Zweiter Bedienter (zur Linken des Obersten). Der Notar läßt sehr
+bedauern, daß er mit Euer Gnaden nicht zu Nacht speisen kann--er wird
+sich aber nach Tische einfinden.
+
+Oberst. Was schwatzt Der da für närrisches Zeug?
+
+Zweiter Bedienter. Die Postpferde werden Schlag eilf Uhr vor dem
+Hause sein. (Ab.)
+
+Oberst. Die Postpferde, jetzt, da ich eben ankomme!
+
+Erster Bedienter (zu seiner rechten Seite). Der Juwelier, Euer
+Gnaden, hat Bankerott gemacht und ist diese Nacht auf und davon
+gegangen. (Ab.)
+
+Oberst. Was geht das mich an? Er war mir nichts schuldig.
+
+Jasmin (an seiner linken Seite). Ich war bei dem Herrn Simon, wie
+Euer Gnaden befohlen. Er war krank und lag im Bette. Hier schickt
+er Ihnen die Quittung.
+
+Oberst. Was für eine Quittung, Schurke?
+
+Jasmin. Nun ja, die Quittung, die Sie in der Hand haben. Belieben
+Sie, sie zu lesen.
+
+Oberst (liest). "Ich Endesunterzeichneter bekenne, von dem Herrn
+Oberst von Dorsigny zweitausend Livres, welche ich seinem Herrn
+Neffen vorgeschossen, richtig erhalten zu haben."
+
+Jasmin. Euer Gnaden sehen, daß die Quittung richtig ist. (Ab.)
+
+Oberst. O vollkommen richtig! Das begreife, wer' s kann; mein
+Verstand steht still--Der ärgste Gauner in ganz Paris ist krank und
+schickt mir die Quittung über das, was mein Neffe ihm schuldig ist.
+
+Lormeuil. Vielleicht schlägt ihn das Gewissen.
+
+Oberst. Kommen Sie! Kommen Sie, Lormeuil! Suchen wir
+herauszubringen, was uns diesen angenehmen Empfang verschafft--und
+hole der Teufel alle Notare, Juweliere, Postpferde, Geldmäkler und
+Putzmacherinnen! (Beide ab.)
+
+
+
+
+Zweiter Aufzug.
+
+Die Scene ist ein Saal mit einer Thür im Fond, die zu einem Garten
+führt. Aus beiden Seiten sind Kabinetsthüren.
+
+
+
+Erster Auftritt.
+
+Frau von Mirville. Franz von Dorsigny kommt aus einem Zimmer linker
+Hand und sieht sich sorgfältig um.
+
+
+Fr. v. Mirville (von der entgegengesetzten Seite). Wie unbesonnen!
+Der Onkel wird den Augenblick da sein.
+
+Dorsigny. Aber sage mir doch, was mit mir werden soll? Ist alles
+entdeckt, und weiß meine Tante, daß ihr vorgeblicher Mann nur ihr
+Neffe war?
+
+Fr. v. Mirville. Nichts weiß man! Nichts ist entdeckt! Die Tante
+ist noch mit der Modehändlerin eingeschlossen; der Onkel flucht auf
+seine Frau--Herr von Lormeuil ist ganz verblüfft über die sonderbare
+Aufnahme, und ich will suchen, die Entwicklung, die nicht mehr lange
+anstehen kann, so lang als möglich zu verzögern, daß ich Zeit gewinne,
+den Onkel zu deinem Vortheil zu stimmen, oder, wenn's nicht anders
+ist, den Lormeuil in mich verliebt zu machen--denn eh' ich zugebe,
+daß er die Cousine heiratet, nehm' ich ihn lieber selbst.
+
+
+
+Zweiter Auftritt.
+
+Vorige. Valcour.
+
+
+Valcour (kommt schnell). Ah schön, schön, daß ich dich hier finde,
+Dorsigny. Ich habe dir tausend Sachen zu sagen und in der größten
+Eile.
+
+Dorsigny. Hol' ihn der Teufel! Der kommt mir jetzt gelegen.
+
+Valcour. Die gnädige Frau darf doch-Dorsigny. Vor meiner Schwester
+hab' ich kein Geheimniß.
+
+Valcour (zur Frau von Mirville sich wendend). Wie freue ich mich,
+meine Gnädige, Ihre Bekanntschaft gerade in diesem Augenblicke zu
+machen, wo ich so glücklich war, Ihrem Herrn Bruder einen
+wesentlichen Dienst zu erzeigen.
+
+Dorsigny. Was hör' ich? Seine Stimme! (Flieht in das Kabinet, wo
+er herauskommen.)
+
+Valcour (ohne Dorsignys Flucht zu bemerken, fährt fort). Sollte ich
+jemals in den Fall kommen, meine Gnädige, Ihnen nützlich sein zu
+können, so betrachten Sie mich als Ihren ergebensten Diener. (Er
+bemerkt nicht, daß indeß der Oberst Dorsigny hereingekommen und sich
+an den Platz des andern gestellt hat.)
+
+
+
+Dritter Auftritt.
+
+Vorige. Oberst Dorsigny. Lormeuil.
+
+
+Oberst. Ja--diese Weiber sind eine wahre Geduldprobe für ihre Männer.
+
+Valcour (kehrt sich um und glaubt mit dem jungen Dorsigny zu reden).
+Ich wollte dir also sagen, lieber Dorsigny, daß dein Oberstlieutenant
+nicht todt ist.
+
+Oberst. Mein Oberstlieutenant?
+
+Valcour. Mit dem du die Schlägerei gehabt hast. Er hat an meinen
+Freund Liancour schreiben lassen; er läßt dir vollkommene
+Gerechtigkeit widerfahren und bekennt, daß er der Angreifer gewesen
+sei. Die Familie hat zwar schon angefangen, dich gerichtlich zu
+verfolgen; aber wir wollen alles anwenden, die Sache bei Zeiten zu
+unterdrücken. Ich habe mich losgemacht, dir diese gute Nachricht zu
+überbringen, und muß gleich wieder zu meiner Gesellschaft.
+
+Oberst. Sehr obligiert--aber-Valcour. Du kannst also ganz ruhig
+schlafen. Ich wache für dich. (Ab.)
+
+
+
+Vierter Auftritt.
+
+Frau von Mirville. Oberst Dorsigny. Lormeuil.
+
+
+Oberst. Sage mir doch, was der Mensch will?
+
+Fr. v. Mirville. Der Mensch ist verrückt, das sehen Sie ja.
+
+Oberst. Dies scheint also eine Epidemie zu sein, die alle Welt
+ergriffen hat, seitdem ich weg bin; denn das ist der erste Narr nicht,
+dem ich seit einer halben Stunde hier begegne.
+
+Fr. v. Mirville. Sie müssen den trocknen Empfang meiner Tante nicht
+so hoch aufnehmen. Wenn von Putzsachen die Rede ist, da darf man ihr
+mit nichts Anderm kommen.
+
+Oberst. Nun, Gott sei Dank! da hör' ich doch endlich einmal ein
+vernünftiges Wort!--So magst du denn die Erste sein, die ich mit dem
+Herrn von Lormeuil bekannt mache.
+
+Lormeuil. Ich bin sehr glücklich, mein Fräulein, daß ich mich der
+Einwilligung Ihres Herrn Vaters erfreuen darf--Aber diese
+Einwilligung kann mir zu nichts helfen, wenn nicht die Ihrige-Oberst.
+Nun fängt Der auch an!--Hat die allgemeine Raserei auch dich
+angesteckt, armer Freund? Dein Compliment ist ganz artig, aber bei
+meiner Tochter, und nicht bei meiner Nichte hättest du das anbringen
+sollen.
+
+Lormeuil. Vergeben Sie, gnädige Frau! Sie sagen der Beschreibung so
+vollkommen zu, die mir Herr von Dorsigny von meiner Braut gemacht hat,
+daß mein Irrthum verzeihlich ist.
+
+Fr. v. Mirville. Hier kommt meine Cousine, Herr von Lormeuil!
+Betrachten Sie sie recht und überzeugen Sie sich mit Ihren eigenen
+Augen, daß sie alle die schönen Sachen verdient, die Sie mir
+zugedacht haben.
+
+
+
+Fünfter Auftritt.
+
+Vorige. Sophie.
+
+
+Sophie. Bitte tausendmal um Verzeihung, bester Vater, daß ich Sie
+vorhin so habe stehen lassen; die Mama rief mir, und ich mußte ihrem
+Befehl gehorchen.
+
+Oberst. Nun, wenn man nur seinen Fehler einsieht und sich
+entschuldigt-Sophie. Ach, mein Vater! wo finde ich Worte, Ihnen
+meine Freude, meine Dankbarkeit auszudrücken, daß Sie in diese
+Heirath willigen.
+
+Oberst. So, so! Gefällt sie dir, diese Heirath?
+
+Sophie. O gar sehr!
+
+Oberst (leise zu Lormeuil). Du siehst, wie sie dich schon liebt,
+ohne dich zu kennen! Das kommt von der schönen Beschreibung, die ich
+ihr von dir gemacht habe, eh' ich abreiste.
+
+Lormeuil. Ich bin Ihnen sehr verbunden.
+
+Oberst. Ja, aber nun, mein Kind, wird es doch wohl Zeit sein, daß
+ich mich nach deiner Mutter ein wenig umsehe; denn endlich werden mir
+doch die Putzhändlerinnen Platz machen, hoffe ich--Leiste du indeß
+diesem Herrn Gesellschaft. Er ist mein Freund, und mich soll's
+freuen, wenn er bald auch der deinige wird--verstehst du? (Zu
+Lormeuil.) Jetzt frisch daran--Das ist der Augenblick! Suche noch
+heute ihre Neigung zu gewinnen, so ist sie morgen deine Frau--(Zu
+Frau von Mirville.) Kommt, Nichte! Sie mögen es mit einander allein
+ausmachen. (Ab.)
+
+
+
+Sechster Auftritt.
+
+Sophie. Lormeuil.
+
+
+Sophie. Sie werden also auch bei der Hochzeit sein?
+
+Lormeuil. Ja, mein Fräulein--Sie scheint Ihnen nicht zu mißfallen,
+diese Heirath?
+
+Sophie. Sie hat den Beifall meines Vaters.
+
+Lormeuil. Wohl! Aber was die Väter veranstalten, hat darum nicht
+immer den Beifall der Töchter.
+
+Sophie. O was diese Heirath betrifft--die ist auch ein wenig meine
+Anstalt.
+
+Lormeuil. Wie das, mein Fräulein?
+
+Sophie. Mein Vater war so gütig, meine Neigung um Rath zu fragen.
+
+Lormeuil. Sie lieben also den Mann, der Ihnen zum Gemahl bestimmt
+ist?
+
+Sophie. Ich verberg' es nicht.
+
+Lormeuil. Wie? und kennen ihn nicht einmal?
+
+Sophie. Ich bin mit ihm erzogen worden.
+
+Lormeuil. Sie wären mit dem jungen Lormeuil erzogen worden?
+
+Sophie. Mit dem Herrn von Lormeuil--nein!
+
+Lormeuil. Das ist aber Ihr bestimmter Bräutigam.
+
+Sophie. Ja, das war anfangs.
+
+Lormeuil. Wie, anfangs?
+
+Sophie. Ich sehe, daß Sie noch nicht wissen, mein Herr-Lormeuil.
+Nichts weiß ich! Nicht das Geringste weiß ich.
+
+Sophie. Er ist todt.
+
+Lormeuil. Wer ist todt?
+
+Sophie. Der junge Herr von Lormeuil.
+
+Lormeuil. Wirklich?
+
+Sophie. Ganz gewiß.
+
+Lormeuil. Wer hat Ihnen gesagt, daß er todt sei?
+
+Sophie. Mein Vater!
+
+Lormeuil. Nicht doch, Fräulein! Das kann ja nicht sein, das ist
+nicht möglich.
+
+Sophie. Mit Ihrer Erlaubniß, es ist! Mein Vater, der von Toulon
+kommt, muß es doch besser wissen, als Sie. Dieser junge Edelmann
+bekam auf einem Balle Händel, er schlug sich und erhielt drei
+Degenstiche durch den Leib.
+
+Lormeuil. Das ist gefährlich.
+
+Sophie. Ja wohl, er ist auch daran gestorben.
+
+Lormeuil. Es beliebt Ihnen, mit mir zu scherzen, gnädiges Fräulein.
+Niemand kann Ihnen vom Herrn von Lormeuil bessere Auskunft geben, als
+ich.
+
+Sophie. Als Sie! Das wäre doch lustig.
+
+Lormeuil. Ja, mein Fräulein, als ich! Denn, um es auf einmal
+herauszusagen--ich selbst bin dieser Lormeuil und bin nicht todt, so
+viel ich weiß.
+
+Sophie. Sie wären Herr von Lormeuil?
+
+Lormeuil. Nun, für wen hielten Sie mich denn sonst?
+
+Sophie. Für einen Freund meines Vaters den er zu meiner Hochzeit
+eingeladen.
+
+Lormeuil. Sie halten also immer noch Hochzeit, ob ich gleich todt
+bin?
+
+Sophie. Ja freilich!
+
+Lormeuil. Und mit wem denn, wenn ich fragen darf?
+
+Sophie. Mit meinem Cousin Dorsigny.
+
+Lormeuil. Aber Ihr Herr Vater wird doch auch ein Wort dabei mit zu
+sprechen haben.
+
+Sophie. Das hat er, das versteht sich! Er hat ja seine Einwilligung
+gegeben.
+
+Lormeuil. Wann hätt' er sie gegeben?
+
+Sophie. Eben jetzt--ein paar Augenblicke vor Ihrer Ankunft.
+
+Lormeuil. Ich bin ja aber mit ihm zugleich gekommen.
+
+Sophie. Nicht doch, mein Herr! Mein Vater ist vor Ihnen hier
+gewesen.
+
+Lormeuil (an den Kopf greifend). Mir schwindelt--es wird mir drehend
+vor den Augen--Jedes Wort, das Sie sagen, setzt mich in
+Erstaunen--Ihre Worte in Ehren, mein Fräulein, aber hierunter muß ein
+Geheimniß stecken, das ich nicht ergründe.
+
+Sophie. Wie, mein Herr--sollten Sie wirklich im Ernst gesprochen
+haben?
+
+Lormeuil. Im vollen höchsten Ernst, mein Fräulein-Sophie. Sie wären
+wirklich der Herr von Lormeuil?--Mein Gott, was hab' ich da
+gemacht--Wie werde ich meine Unbesonnenheit-Lormeuil. Lassen Sie
+sich's nicht leid sein, Fräulein--Ihre Neigung zu Ihrem Vetter ist
+ein Umstand, den man lieber vor als nach der Heirath erfährt-Sophie.
+Aber ich begreife nicht-Lormeuil. Ich will den Herrn von Dorsigny
+aufsuchen--vielleicht löst er mir das Räthsel.--Wie es sich aber auch
+immer lösen mag, Fräulein, so sollen Sie mit mir zufrieden sein,
+hoff' ich. (Ab.)
+
+Sophie. Er scheint ein sehr artiger Mensch--und wenn man mich nicht
+zwingt, ihn zu heirathen, so soll es mich recht sehr freuen, daß er
+nicht erstochen ist.
+
+
+
+Siebenter Auftritt.
+
+Sophie. Oberst. Frau von Dorsigny.
+
+
+Fr. v. Dorsigny. Laß uns allein, Sophie. (Sophie geht ab.) Wie,
+Dorsigny, Sie können mir ins Angesicht behaupten, daß Sie nicht kurz
+vorhin mit mir gesprochen haben? Nun, wahrhaftig, welcher Andere als
+Sie, als der Herr dieses Hauses, als der Vater meiner Tochter, als
+mein Gemahl endlich, hätte das thun können, was Sie thaten?
+
+Oberst. Was Teufel hätte ich denn gethan?
+
+Fr. v. Dorsigny. Muß ich Sie daran erinnern? Wie? Sie wissen
+nicht mehr, daß Sie erst vor kurzem mit unsrer Tochter gesprochen,
+daß Sie ihre Neigung zu unserm Neffen entdeckt haben, und daß wir
+eins worden sind, sie ihm zur Frau zu geben, sobald er wird
+angekommen sein?
+
+Oberst. Ich weiß nicht--Madame, ob das alles nur ein Traum Ihrer
+Einbildungskraft ist, oder ob wirklich ein Anderer in meiner
+Abwesenheit meinen Platz eingenommen hat. Ist das Letztere, so war's
+hohe Zeit, daß ich kam--Dieser Jemand schlägt meinen Schwiegersohn
+todt, verheirathet meine Tochter und sticht mich aus bei meiner Frau.
+und meine Frau und meine Tochter lassen sich's Beide ganz
+vortrefflich gefallen.
+
+Fr. v. Dorsigny. Welche Verstockung!--In Wahrheit, Herr von
+Dorsigny, ich weiß mich in Ihr Betragen nicht zu finden.
+
+Oberst. Ich werde nicht klug aus dem Ihrigen.
+
+
+
+Achter Auftritt.
+
+Vorige. Frau von Mirville.
+
+
+Fr. v. Mirville. Dacht' ich's doch, daß ich Sie Beide würde
+beisammen finden!--Warum gleichen doch nicht alle Haushaltungen der
+Ihrigen? Nie Zank und Streit! Immer ein Herz und eine Seele! Das
+ist erbaulich! Das ist doch ein Beispiel! Die Tante ist gefällig
+wie ein Engel, und der Onkel geduldig wie Hiob.
+
+Oberst. Wahr gesprochen, Nichte!--Man muß Hiobs Geduld haben, wie
+ich, um sie bei solchem Geschwätz nicht zu verlieren.
+
+Fr. v. Dorsigny. Die Nichte hat Recht, man muß so gefällig sein wie
+ich, um solche Albernheiten zu ertragen.
+
+Oberst. Nun, Madame! Unsre Nichte hat mich seit meinem Hiersein
+fast nie verlassen. Wollen wir sie zum Schiedsrichter nehmen?
+
+Fr. v. Dorsigny. Ich bin's vollkommen zufrieden und unterwerfe mich
+ihrem Ausspruch.
+
+Fr. v. Mirville. Wovon ist die Rede?
+
+Fr. v. Dorsigny. Stelle dir vor, mein Mann untersteht sich, mir ins
+Gesicht zu behaupten, daß er' s nicht gewesen sei, den ich vorhin für
+meinen Mann hielt.
+
+Fr. v. Mirville. Ist's möglich?
+
+Oberst. Stelle dir vor, Nichte, meine Frau will mich glauben machen,
+daß ich hier, hier in diesem Zimmer, mit ihr gesprochen haben soll,
+in demselben Augenblicke, wo ich mich auf der Touloner Poststraße
+schütteln ließ.
+
+Fr. v. Mirville. Das ist ja ganz unbegreiflich, Onkel--Hier muß ein
+Mißverständniß sein--Lassen Sie mich ein paar Worte mit der Tante
+reden.
+
+Oberst. Sieh, wie du ihr den Kopf zurecht setzest, wenn's möglich
+ist; aber es wird schwer halten.
+
+Fr. v. Mirville (leise zur Frau von Dorsigny). Liebe Tante, das
+alles ist wohl nur ein Scherz von dem Onkel?
+
+Fr. v. Dorsigny (ebenso). Freilich wohl, er müßte ja rasend sein,
+solches Zeug im Ernst zu behaupten.
+
+Fr. v. Mirville. Wissen Sie was? Bezahlen Sie ihn mit gleicher
+Münze--geben Sie's ihm heim! Lassen Sie ihn fühlen, daß Sie sich
+nicht zum Besten haben lassen.
+
+Fr. v. Dorsigny. Du hast Recht. Laß mich nur machen!
+
+Oberst. Wird's bald? Jetzt denk' ich, war's genug.
+
+Fr. v. Dorsigny (spottweise). Ja wohl ist's genug, mein Herr--und
+da es die Schuldigkeit der Frau ist, nur durch ihres Mannes Augen zu
+sehen, so erkenn' ich meinen Irrthum und will mir alles einbilden,
+was Sie wollen.
+
+Oberst. Mit dem spöttischen Ton kommen wir nicht weiter.
+
+Fr. v. Dorsigny. Ohne Groll, Herr von Dorsigny! Sie haben auf
+meine Unkosten gelacht, ich lache jetzt auf die Ihrigen, und so heben
+wir gegen einander auf.--Ich habe jetzt einige Besuche zu geben.
+Wenn ich zurückkomme und Ihnen der spaßhafte Humor vergangen ist, so
+können wir ernsthaft miteinander reden. (Ab.)
+
+Oberst (zu Frau von Mirville). Verstehst du ein Wort von allem, was
+sie da sagt?
+
+Fr. v. Mirville. Ich werde nicht klug daraus. Aber ich will ihr
+folgen und der Sache auf den Grund zu kommen suchen. (Ab.)
+
+Oberst. Thu' das, wenn du willst. Ich geb' es rein auf--so ganz
+toll und närrisch hab' ich sie noch nie gesehen. Der Teufel muß in
+meiner Abwesenheit meine Gestalt angenommen haben, um mein Haus
+unterst zu oberst zu kehren, andere begreif' ich's nicht-
+
+
+
+Neunter Auftritt.
+
+Oberst Dorsigny. Champagne, ein wenig betrunken.
+
+
+Champagne. Nun, das muß wahr sein!--Hier lebt sich's, wie im
+Wirthshaus--Aber wo Teufel stecken sie denn alle?--Keine lebendige
+Seele hab' ich mehr gesehen, seitdem ich als Kourier den Lärm
+angerichtet habe--Doch, sieh da, mein gnädiger Herr, der
+Hauptmann--Ich muß doch hören, wie unsere Sachen stehen. (Macht
+gegen den Oberst Zeichen des Verständnisses und lacht selbstgefällig.)
+
+Oberst. Was Teufel! ist das nicht der Schelm, der Champagne?--Wie
+kommt der hieher, und was will der Esel mit seinen einfältigen
+Grimassen?
+
+Champagne (wie oben). Nun, nun, gnädiger Herr?
+
+Oberst. Ich glaube, der Kerl ist besoffen.
+
+Champagne. Nun, was sagen Sie? Hab' ich meine Rolle gut gespielt?
+
+Oberst (für sich). Seine Rolle? Ich merke etwas--Ja, Freund
+Champagne, nicht übel.
+
+Champagne. Nicht übel! Was? Zum Entzücken hab' ich sie gespielt.
+Mit meiner Peitsche und den Kourierstiefeln, sah ich nicht einem
+ganzen Postillon gleich? Wie?
+
+Oberst. Ja! ja! (Für sich.) Weiß der Teufel, was ich ihm antworten
+soll.
+
+Champagne. Nun, wie steht's drinnen? Wie weit sind Sie jetzt?
+
+Oberst. Wie weit ich bin--wie's steht--nun, du kannst dir leicht
+vorstellen, wie's steht.
+
+Champagne. Die Heirath ist richtig, nicht wahr?--Sie haben als Vater
+die Einwilligung gegeben?
+
+Oberst. Ja.
+
+Champagne. Und morgen treten Sie in Ihrer wahren Person als
+Liebhaber auf.
+
+Oberst (für sich). Es ist ein Streich von meinem Neffen.
+
+Champagne. Und heirathen die Wittwe des Herrn von Lormeuil--Wittwe!
+Hahaha!--die Wittwe von meiner Erfindung.
+
+Oberst. Worüber lachst du?
+
+Champagne. Das fragen Sie! Ich lache über die Gesichter, die der
+ehrliche Onkel schneiden wird, wenn er in vier Wochen zurückkommt und
+Sie mit seiner Tochter verheirathet findet.
+
+Oberst (für sich). Ich möchte rasend werden!
+
+Champagne. Und der Bräutigam von Toulon, der mit ihm angezogen kommt
+und einen Andern in seinem Neste findet--das ist himmlisch!
+
+Oberst. Zum Entzücken!
+
+Champagne. Und wem haben Sie alles das zu danken? Ihrem treuen
+Champagne!
+
+Oberst. Dir? Wie so?
+
+Champagne. Nun, wer sonst hat Ihnen denn den Rath gegeben, die
+Person Ihres Onkels zu spielen?
+
+Oberst (für sich). Ha der Schurke!
+
+Champagne. Aber das ist zum Erstaunen, wie Sie Ihrem Onkel doch so
+ähnlich sehen! Ich würde drauf schwören, er sei es selbst, wenn ich
+ihn nicht hundert Meilen weit von uns wüßte.
+
+Oberst (für sich). Mein Schelm von Neffen macht einen schönen
+Gebrauch von meiner Gestalt.
+
+Champagne. Nur ein wenig zu ältlich sehen Sie aus--Ihr Onkel ist ja
+so ziemlich von Ihren Jahren; Sie hätten nicht nöthig gehabt, sich so
+gar alt zu machen.
+
+Oberst. Meinst du?
+
+Champagne. Doch was thut's! Ist er doch nicht da, daß man eine
+Vergleichung anstellen könnte--Und ein Glück für uns, daß der Alte
+nicht da ist! Es würde uns schlecht bekommen, wenn er zurück käme.
+
+Oberst. Er ist znrückgekommen.
+
+Champagne. Wie? Was?
+
+Oberst. Er ist zurückgekommen, sag' ich.
+
+Champagne. Um Gotteswillen, und Sie stehen hier? Sie bleiben ruhig?
+Thun Sie, was Sie wollen--Helfen Sie sich, wie Sie können--ich suche
+das Weite. (Will fort.)
+
+Oberst. Bleib, Schurke! zweifacher Hallunke, bleib! Das also sind
+deine schönen Erfindungen, Herr Schurke?
+
+Champagne. Wie, gnädiger Herr, ist das mein Dank?
+
+Oberst. Bleib, Hallunke!--Wahrlich, meine Frau (hier macht Champagne
+eine Bewegung des Schreckens) ist die Närrin nicht, für die ich sie
+hielt--und einen solchen Schelmstreich sollte ich so hingehen
+lassen?--Nein, Gott verdamm' mich, wenn ich nicht auf der Stelle
+meine volle Rache dafür nehme.--Es ist noch nicht so spät. Ich eile
+zu meinem Notar. Ich bring' ihn mit. Noch heute Nacht heirathet
+Lormeuil meine Tochter--Ich überrasche meinen Neffen--er muß mir den
+Heirathscontract seiner Base noch selbst mit unterzeichnen--Und was
+dich betrifft, Hallunke-Champagne. Ich, gnädiger Herr, ich will mit
+unterzeichnen--ich will auf der Hochzeit mit tanzen, wenn Sie's
+befehlen.
+
+Oberst. Ja, Schurke, ich will dich tanzen machen!--Und die Quittung
+über die hundert Pistolen, merk' ich jetzt wohl, habe ich auch nicht
+der Ehrlichkeit des Wucherers zu verdanken.--Zu meinem Glück hat der
+Juwelier Bankerott gemacht--Mein Taugenichts von Neffe begnügte sich
+nicht, seine Schulden mit meinem Gelde zu bezahlen; er macht auch
+noch neue auf meinen Kredit.--Schon gut! Er soll mir dafür bezahlen!
+--Und du, ehrlicher Gesell, rechne auf eine tüchtige Belohnung.--Es
+thut mir leid, daß ich meinen Stock nicht bei mir habe; aber
+aufgeschoben ist nicht aufgehoben. (Ab.)
+
+Champagne. Ich falle aus den Wolken! Muß dieser verwünschte Onkel
+auch gerade jetzt zurückkommen und mir in den Weg laufen, recht
+ausdrücklich, um mich plaudern zu machen--Ich Esel, daß ich ihm auch
+erzählen mußte--Ja, wenn ich noch wenigstens ein Glas zu viel
+getrunken hätte--Aber so!
+
+
+
+Zehnter Auftritt.
+
+Champagne. Franz Dorsigny. Frau von Mirville.
+
+
+Fr. v. Mirville (kommt sachte hervor und spricht in die Scene
+zurück). Das Feld ist rein--du kannst herauskommen--es ist Niemand
+hier als Champagne.
+
+Dorsigny (tritt ein).
+
+Champagne (kehrt sich um und fährt zurück, da er ihn erblickt). Mein
+Gott, da kommt er schon wieder zurück! Jetzt wird's losgehen! (Sich
+Dorsigny zu Füßen werfend.) Barmherzigkeit, gnädiger Herr!
+Gnade--Gnade einem armen Schelm, der ja unschuldig--der es freilich
+verdient hätte-Dorsigny. Was soll denn das vorstellen? Steh auf!
+Ich will dir ja nichts zu Leide thun.
+
+Champagne. Sie wollen mir nichts thun, gnädiger Herr-Dorsigny. Mein
+Gott, nein! Ganz im Gegentheil, ich bin recht wohl mit dir
+zufrieden--da du deine Rolle so gut gespielt hast.
+
+Champagne (erkennt ihn). Wie, Herr, sind Sie's?
+
+Dorsigny. Freilich bin ich's.
+
+Champagne Ach Gott! Wissen Sie, daß Ihr Onkel hier ist?
+
+Dorsigny. Ich weiß es. Was denn weiter?
+
+Champagne. Ich hab' ihn gesehen, gnädiger Herr. Ich hab' ihn
+angeredet--ich dachte, Sie wären's; ich hab' ihm alles gesagt, er
+weiß alles.
+
+Fr. v. Mirville. Unsinniger! was hast du gethan?
+
+Champagne. Kann ich dafür? Sie sehen, daß ich eben jetzt den Neffen
+für den Onkel genommen--ist's zu verwundern, daß ich den Onkel für
+den Neffen nahm?
+
+Dorsigny. Was ist zu machen?
+
+Fr. v. Mirville. Da ist jetzt kein anderer Rath, als auf der Stelle
+das Hans zu verlassen.
+
+Dorsigny. Aber wenn er meine Cousine zwingt, den Lormeuil zu
+heirathen-Fr. v. Mirville. Davon wollen wir morgen reden! Jetzt
+fort, geschwind! da der Weg noch frei ist! (Sie führt ihn bis an die
+hintere Thür, eben da er hinaus will, tritt Lormeuil aus derselben
+herein, ihm entgegen, der ihn zurückhält und wieder vorwärts führt.)
+
+
+
+Eilfter Auftritt.
+
+Die Vorigen. Lormeuil.
+
+
+Lormeuil. Sind Sie's? Ich suchte Sie eben.
+
+Fr. v. Mirville (heimlich zu Dorsigny). Es ist der Herr von
+Lormeuil. Er hält dich für den Onkel. Gib ihm so bald als möglich
+seinen Abschied.
+
+Lormeuil (zur Fr. v. Mirville). Sie verlassen uns, gnädige Frau?
+
+Fr. v. Mirville. Verzeihen Sie, Herr von Lormeuil. Ich bin
+sogleich wieder hier. (Geht ab, Champagne folgt.)
+
+
+
+Zwölfter Auftritt.
+
+Lormeuil. Franz Dorsigny.
+
+
+Lormeuil. Sie werden sich erinnern, daß Sie mich mit Ihrer Fräulein
+Tochter vorhin allein gelassen haben?
+
+Dorsigny. Ich erinnere mich's.
+
+Lormeuil. Sie ist sehr liebenswürdig; ihr Besitz würde mich zum
+glücklichsten Manne machen.
+
+Dorsigny. Ich glaub' es.
+
+Lormeuil. Aber ich muß Sie bitten, ihrer Neigung keinen Zwang
+anzuthun.
+
+Dorsigny. Wie ist das?
+
+Lormeuil. Sie ist das liebenswürdigste Kind von der Welt, das ist
+gewiß! Aber Sie haben mir so oft von Ihrem Neffen Franz Dorsigny
+gesprochen--Er liebt Ihre Tochter!
+
+Dorsigny. Ist das wahr?
+
+Lormeuil. Wie ich Ihnen sage, und er wird wieder geliebt!
+
+Dorsigny. Wer hat Ihnen das gesagt?
+
+Lormeuil. Ihre Tochter selbst
+
+Dorsigny. Was ist aber da zu thun?--Was rathen Sie mir, Herr von
+Lormeuil?
+
+Lormeuil. Ein guter Vater zu sein.
+
+Dorsigny. Wie?
+
+Lormeuil. Sie haben mir hundertmal gesagt, daß Sie Ihren Neffen wie
+einen Sohn liebten--Nun denn, so geben Sie ihm Ihre Tochter! Machen
+Sie Ihre beiden Kinder glücklich.
+
+Dorsigny. Aber was soll denn aus Ihnen werden?
+
+Lormeuil. Aus mir?--Man will mich nicht haben, das ist freilich ein
+Unglück! Aber beklagen kann ich mich nicht darüber, da Ihr Neffe mir
+zuvorgekommen ist.
+
+Dorsigny. Wie? Sie wären fähig, zu entsagen?
+
+Lormeuil. Ich halte es für meine Pflicht.
+
+Dorsigny (lebhaft). Ach, Herr von Lormeuil! Wie viel Dank bin ich
+Ihnen schuldig!
+
+Lormeuil. Ich verstehe Sie nicht.
+
+Dorsigny. Nein, nein, Sie wissen nicht, welch großen, großen Dienst
+Sie mir erzeigen--Ach, meine Sophie! Wir werden glücklich werden!
+
+Lormeuil. Was ist das? Wie?--Das ist Herr von Dorsigny nicht--War's
+möglich-Dorsigny. Ich habe mich verrathen.
+
+Lormeuil. Sie sind Dorsigny, der Neffe? Ja, Sie sind's--Nun, Sie
+habe ich zwar nicht hier gesucht, aber ich freue mich, Sie zu sehen.
+--Zwar sollte ich billig auf Sie böse sein wegen der drei Degenstiche,
+die Sie mir so großmüthig in den Leib geschickt haben-Dorsigny.
+Herr von Lormeuil!
+
+Lormeuil. Zum Glück sind sie nicht tödtlich, also mag's gut sein.
+Ihr Herr Onkel hat mir sehr viel Gutes von Ihnen gesagt, Herr von
+Dorsigny, und weit entfernt, mit Ihnen Händel anfangen zu wollen,
+biete ich Ihnen von Herzen meine Freundschaft an und bitte um die
+Ihrige.
+
+Dorsigny. Herr von Lormeuil!
+
+Lormeuil. Also zur Sache, Herr von Dorsigny--Sie lieben Ihre Cousine
+und haben vollkommen Ursache dazu. Ich verspreche Ihnen, allen
+meinen Einfluß bei dem Obersten anzuwenden, daß sie Ihnen zu Theil
+wird--Dagegen verlange ich aber, daß Sie auch Ihrerseits mir einen
+wichtigen Dienst erzeigen.
+
+Dorsigny. Reden Sie! Fordern Sie! Sie haben sich ein heiliges
+Recht auf meine Dankbarkeit erworben.
+
+Lormeuil. Sie haben eine Schwester, Herr von Dorsigny. Da Sie aber
+für Niemand Augen haben, als für Ihre Base, so bemerkten Sie
+vielleicht nicht, wie sehr Ihre Schwester liebenswürdig ist--Ich
+aber--ich habe es recht gut bemerkt--und daß ich's kurz mache--Frau
+von Mirville verdient die Huldigung eines Jeden! Ich habe sie
+gesehen, und ich-Dorsigny. Sie lieben sie! Sie ist die Ihre!
+Zählen Sie auf mich!--Sie soll Ihnen bald gut sein, wenn sie es nicht
+schon jetzt ist--dafür steh' ich. Wie sich doch alles so glücklich
+fügen muß!--Ich gewinne einen Freund, der mir behilflich sein will,
+meine Geliebte zu besitzen, und ich bin im Stand, ihn wieder
+glücklich zu machen.
+
+Lormeuil. Das steht zu hoffen; aber so ganz ausgemacht ist es doch
+nicht--Hier kommt Ihre Schwester! Frisch, Herr von
+Dorsigny--sprechen Sie für mich! Führen Sie meine Sache! Ich will
+bei dem Onkel die Ihrige führen. (Ab.)
+
+Dorsigny. Das ist ein herrlicher Mensch, dieser Lormeuil! Welche
+glückliche Frau wird meine Schwester!
+
+
+
+Dreizehnter Auftritt.
+
+Frau von Mirville. Franz Dorsigny.
+
+
+Fr. v. Mirville. Nun, wie steht's, Bruder?
+
+Dorsigny. Du hast eine Eroberung gemacht, Schwester! Der Lormeuil
+ist Knall und Fall sterblich in dich verliebt worden. Eben hat er
+mir das Geständniß gethan, weil er glaubte mit dem Onkel zu reden!
+Ich sagte ihm aber, diese Gedanken sollte er sich nur vergehen
+lassen--du hättest das Heirathen auf immer verschworen--Ich habe
+recht gethan, nicht?
+
+Fr. v. Mirville. Allerdings--aber--du hättest eben nicht gebraucht,
+ihn auf eine so rauhe Art abzuweisen. Der arme Junge ist schon übel
+genug daran, daß er bei Sophien durchfällt.
+
+
+
+Vierzehnter Auftritt.
+
+Vorige. Champagne.
+
+
+Champagne. Nun, gnädiger Herr! machen Sie, daß Sie fort kommen. Die
+Tante darf Sie nicht mehr hier antreffen, wenn sie
+zurückkommt-Dorsigny. Nun, ich gehe! Bin ich doch nun gewiß, daß
+mir Lormeuil die Cousine nicht wegnimmt. (Ab mit Frau v. Mirville.)
+
+
+
+Fünfzehnter Auftritt.
+
+Champagne allein.
+
+
+Da bin ich nun allein!--Freund Champagne, du bist ein Dummkopf, wenn
+du deine Unbesonnenheit von vorhin nicht gut machst--Dem Onkel die
+ganze Karte zu verrathen! Aber laß sehen! Was ist da zu
+machen?--Entweder den Onkel oder den Bräutigam müssen wir uns auf die
+nächsten zwei Tage vom Halse schaffen, sonst geht's nicht--Aber wie
+Teufel ist's da anzufangen?--Wart--laß sehen--(Nachsinnend.) Mein
+Herr und dieser Herr von Lormeuil sind zwar als ganz gute Freunde
+auseinander gegangen, aber es hätte doch Händel zwischen ihnen setzen
+können! Können, das ist mir genug! Davon laßt uns ausgehen--Ich muß
+als ein guter Diener Unglück verhüten! Nichts als redliche Besorgniß
+für meinen Herrn--Also gleich zur Polizei! Man nimmt seine Maßregeln,
+und ist's dann meine Schuld, wenn sie den Onkel für den Neffen
+nehmen?--Wer kann für die Aehnlichkeit--Das Wagestück ist groß, groß,
+aber ich wag's. Mißlingen kann's nicht, und wenn auch--Es kann nicht
+mißlingen--Im äußersten Fall bin ich gedeckt! Ich habe nur meine
+Pflicht beobachtet! Und mag dann der Onkel gegen mich toben, so viel
+er will--ich verstecke mich hinter den Neffen, ich verhelfe ihm zu
+seiner Braut, er muß erkenntlich sein--Frisch, Champagne, ans
+Werk--Hier ist Ehre einzulegen. (Geht ab.)
+
+
+
+
+Dritter Aufzug.
+
+
+
+Erster Auftritt.
+
+Oberst Dorsigny kommt. Gleich darauf Lormeuil.
+
+
+Oberst. Muß der Teufel auch diesen Notar gerade heute zu einem
+Nachtessen führen! Ich hab' ihm ein Billet dort gelassen, und mein
+Herr Neffe hatte schon vorher die Mühe auf sich genommen.
+
+Lormeuil (kommt). Für diesmal denke ich doch wohl den Onkel vor mir
+zu haben und nicht den Neffen.
+
+Oberst. Wohl bin ich's selbst! Sie dürfen nicht zweifeln.
+
+Lormeuil. Ich habe Ihnen viel zu sagen, Herr von Dorsigny.
+
+Oberst. Ich glaub' es wohl, guter Junge! Du wirst rasend sein vor
+Zorn--Aber keine Gewalttätigkeit, lieber Freund, ich bitte darum!
+--Denken Sie daran, daß Der, der Sie beleidigt hat, meine Neffe
+ist--Ihr Ehrenwort verlang' ich, daß Sie es mir überlassen wollen,
+ihn dafür zu strafen.
+
+Lormeuil. Aber so erlauben Sie mir-Oberst. Nichts erlaub' ich! Es
+wird nichts daraus!--So seid ihr jungen Leute! Ihr wißt keine andere
+Art, Unrecht gut zu machen, als daß ihr einander die Hälse brecht.
+
+Lormeuil. Das ist aber ja nicht mein Fall. Hören Sie doch nur.
+
+Oberst. Mein Gott! ich weiß ja! Bin ich doch auch jung gewesen!
+--Aber laß dich das alles nicht anfechten, guter Junge! du wirst doch
+mein Schwiegersohn! Du wirst's--dabei bleibt's!
+
+Lormeuil. Ihre Güte--Ihre Freundschaft erkenn' ich mit dem größten
+Dank--Aber, so wie die Sachen stehen-Oberst (lauter) Nichts! Kein
+Wort mehr!
+
+
+
+Zweiter Auftritt.
+
+Champagne mit zwei Unteroffizieren. Vorige.
+
+
+Champagne (zu diesen). Sehen Sie's, meine Herren? Sehen Sie's?
+Eben wollten sie an einander gerathen.
+
+Lormeuil. Was suchen diese Leute bei uns?
+
+Erster Unterofficier. Ihre ganz gehorsamen Diener, meine Herren!
+Habe ich nicht die Ehre, mit Herrn von Dorsigny zu sprechen?
+
+Oberst. Dorsigny heiß' ich.
+
+Champagne. Und dieser hier ist Herr von Lormeuil?
+
+Lormeuil. Der bin ich, ja. Aber was wollen die Herren von mir?
+
+Zweiter Unterofficier. Ich werde die Ehre haben, Euer Gnaden zu
+begleiten.
+
+Lormeuil. Mich zu begleiten? Wohin? Es fällt mir gar nicht ein,
+ausgehen zu wollen.
+
+Erster Unterofficier (zum Oberst). Und ich, gnädiger Herr, bin
+beordert, Ihnen zur Escorte zu dienen.
+
+Oberst. Aber wohin will mich der Herr eskortieren?
+
+Erster Unterofficier. Das will ich Ihnen sagen, gnädiger Herr. Man
+hat in Erfahrung gebracht, daß Sie auf dem Sprung stünden, sich mit
+diesem Herrn zu schlagen, und damit nun-Oberst. Mich zu schlagen!
+Und weswegen denn?
+
+Erster Unterofficier. Weil Sie Nebenbuhler sind--weil Sie Beide das
+Fräulein von Dorsigny lieben. Dieser Herr hier ist der Bräutigam des
+Fräuleins, den ihr der Vater bestimmt hat--und Sie, gnädiger Herr,
+sind ihr Cousin und ihr Liebhaber--O wir wissen alles!
+
+Lormeuil. Sie sind im Irrthum, meine Herren.
+
+Oberst. Wahrlich, Sie sind an den Unrechten gekommen.
+
+Champagne (zu den Wachen). Frisch zu! Lassen Sie sich nichts weis
+machen, meine Herren! (Zu Herrn von Dorsigny.) Lieber, gnädiger Herr!
+werfen Sie endlich Ihre Maske weg! Gestehen Sie, wer Sie sind!
+Geben Sie ein Spiel auf, wobei Sie nicht die beste Rolle spielen!
+
+Oberst. Wie, Schurke, das ist wieder ein Streich von dir-Champagne.
+Ja, gnädiger Herr, ich hab' es so veranstaltet, ich leugn' es gar
+nicht--ich rühme mich dessen--Die Pflicht eines rechtschaffenen
+Dieners habe ich erfüllt, da ich Unglück verhütete.
+
+Oberst. Sie können mir's glauben, meine Herren! Der, den Sie suchen,
+bin ich nicht; ich bin sein Onkel.
+
+Erster Unterofficier. Sein Onkel? Gehn Sie doch! Sie gleichen dem
+Herrn Onkel außerordentlich, sagt man, aber uns soll diese
+Aehnlichkeit nicht betrügen.
+
+Oberst. Aber sehen Sie mich doch nur recht an! Ich habe ja eine
+Perrücke, und mein Neffe trägt sein eigenes Haar.
+
+Erster Unterofficier. Ja, ja, wir wissen recht gut, warum Sie die
+Tracht Ihres Herrn Onkels angenommen--Das Stückchen war sinnreich; es
+thut uns leid, daß es nicht besser geglückt ist.
+
+Oberst. Aber, mein Herr, so hören Sie doch nur an-Erster
+Unterofficier. Ja, wenn wir Jeden anhören wollten, den wir
+festzunehmen beordert sind--wir würden nie von der Stelle
+kommen--Belieben Sie, uns zu folgen, Herr von Dorsigny! Die
+Postchaise hält vor der Thür und erwartet uns.
+
+Oberst. Wie? was? die Postchaise?
+
+Erster Unterofficier. Ja, Herr! Sie haben Ihre Garnison heimlich
+verlassen! Wir sind beordert, Sie stehenden Fußes in den Wagen zu
+packen und nach Straßburg zurückzubringen.
+
+Oberst. Und das ist wieder ein Streich von diesem verwünschten
+Taugenichts! Ha, Lotterbube!
+
+Champagne. Ja, gnädiger Herr, es ist meine Veranstaltung--Sie wissen,
+wie sehr ich dawider war, daß Sie Straßburg ohne Urlaub verließen.
+
+Oberst (hebt den Stock auf). Nein, ich halte mich nicht mehr-Beide
+Unterofficiere. Mäßigen Sie sich, Herr von Dorsigny!
+
+Champagne. Halten Sie ihn, meine Herren! ich bitte--Das hat man
+davon, wenn man Undankbare verpflichtet. Ich rette vielleicht Ihr
+Leben, da ich diesem unseligen Duell vorbeuge, und zum Dank hätten
+Sie mich todt gemacht, wenn diese Herren nicht so gut gewesen wären,
+es zu verhindern.
+
+Oberst. Was ist hier zu thun, Lormeuil?
+
+Lormeuil. Warum berufen Sie sich nicht auf die Personen, die Sie
+kennen müssen?
+
+Oberst. An wen, zum Teufel! soll ich mich wenden? Meine Frau, meine
+Tochter sind ausgegangen--meine Nichte ist vom Complott--die ganze
+Welt ist behext.
+
+Lormeuil. So bleibt nichts übrig, als in Gottes Namen nach Straßburg
+zu reisen, wenn diese Leute nicht mit sich reden lassen.
+
+Oberst. Das wäre aber ganz verwünscht-Erster Unterofficier (zu
+Champagne). Sind Sie aber auch ganz gewiß, daß es der Neffe ist?
+
+Champagne. Freilich! Freilich! Der Onkel ist weit weg--Nur Stand
+gehalten! Nicht gewankt!
+
+
+
+Dritter Auftritt.
+
+Ein Postillon. Vorige
+
+
+Postillon (betrunken). He! Holla! Wird's bald, ihr Herren? Meine
+Pferde stehen schon eine Stunde vor dem Hause, und ich bin nicht des
+Wartens wegen da.
+
+Oberst. Was will der Bursch?
+
+Erster Unterofficier. Es ist der Postillon, der Sie fahren soll.
+
+Postillon. Sieh doch! Sind Sie's, Herr Hauptmann, der abreist?--Sie
+haben kurze Geschäfte hier gemacht--Heute Abend kommen Sie an, und in
+der Nacht geht's wieder fort.
+
+Oberst. Woher weißt denn du?
+
+Postillon. Ei! Ei! War ich' s denn nicht, der Sie vor etlichen
+Stunden an der Hinterthür dieses Hauses absetzte? Sie sehen, mein
+Capitän, daß ich Ihr Geld wohl angewendet--ja, ja, wenn mir Einer was
+zu vertrinken gibt, so erfüll' ich gewissenhaft und redlich die
+Absicht.
+
+Oberst. Was sagst du, Kerl? Mich hättest du gefahren? Mich?
+
+Postillon. Sie, Herr!--Ja doch, beim Teufel, und da steht ja Ihr
+Bedienter, der den Vorreiter machte--Gott grüß' dich, Gaudieb! Eben
+der hat mir's ja im Vertrauen gesteckt, daß Sie ein Herr Hauptmann
+seien und von Straßburg heimlich nach Paris gingen.-Oberst. Wie,
+Schurke? Ich wäre das gewesen?
+
+Postillon. Ja, Sie! Und der auf dem ganzen Wege laut mit sich
+selbst sprach und an Einem fort rief: Meine Sophie! Mein liebes
+Bäschen! Mein englisches Cousinchen!--Wie? haben Sie das schon
+vergessen?
+
+Champagne (zum Oberst). Ich bin's nicht, gnädiger Herr, der ihm
+diese Worte in den Mund legt--Wer wird aber auch auf öffentlicher
+Poststraße so laut von seiner Gebieterin reden!
+
+Oberst. Es ist beschlossen, ich seh's, ich soll nach Straßburg, um
+der Sünden meines Neffen willen-Erster Unterofficier. Also, mein
+Herr Hauptmann-Oberst. Also, mein Herr Geleitsmann, also muß ich
+freilich mit Ihnen fort, aber ich kann Sie versichern, sehr wider
+meinen Willen.
+
+Erster Unterofficier. Das sind wir gewohnt, mein Capitän, die Leute
+wider ihren Willen zu bedienen.
+
+Oberst. Du bist also mein Bedienter?
+
+Champagne. Ja, gnädiger Herr.
+
+Oberst. Folglich bin ich dein Gebieter.
+
+Champagne. Das versteht sich.
+
+Oberst. Ein Bedienter muß seinem Herrn folgen--du gehst mit mir nach
+Straßburg.
+
+Champagne (für sich). Verflucht!
+
+Postillon. Das versteht sich--Marsch!
+
+Champagne. Es thut mir leid, Sie zu betrüben, gnädiger Herr--Sie
+wissen, wie groß meine Anhänglichkeit an Sie ist--ich gebe Ihnen eine
+starke Probe davon in diesem Augenblick--aber Sie wissen auch, wie
+sehr ich mein Weib liebe. Ich habe sie heute nach einer langen
+Trennung wieder gesehen! Die arme Frau bezeigte eine so herzliche
+Freude über meine Zurückkunft, daß ich beschlossen habe, sie nie
+wieder zu verlassen und meinen Abschied von Ihnen zu begehren. Sie
+werden sich erinnern, daß Sie mir noch von drei Monaten Gage schuldig
+sind.
+
+Oberst. Dreihundert Stockprügel bin ich dir schuldig, Bube!
+
+Erster Unterofficier. Herr Capitän, Sie haben kein Recht, Diesen
+ehrlichen Diener wider seinen Willen nach Straßburg mitzunehmen--und
+wenn Sie ihm noch Rückstände schuldig sind-Oberst. Nichts, keinen
+Heller bin ich ihm schuldig.
+
+Erster Unterofficier. So ist das kein Grund, ihn mit Prügeln
+abzulohnen.
+
+Lormeuil. Ich muß sehen, wie ich ihm heraus helfe--Wenn es nicht
+anders ist--in Gottes Namen, reisen Sie ab, Herr von Dorsigny. Zum
+Glück bin ich frei, ich habe Freunde, ich eile, sie in Bewegung zu
+setzen, und bringe Sie zurück, eh' es Tag wird.
+
+Oberst. Und ich will den Postillon dafür bezahlen, daß er so langsam
+fährt als möglich, damit Sie mich noch einholen können--(Zum
+Postillon.) Hier, Schwager! Vertrink das auf meine Gesundheit--aber
+du mußt mich fahren-Postillon (treuherzig). Daß die Pferde dampfen.
+
+Oberst. Nicht doch! nein! so mein' ich's nicht-Postillon. Ich will
+Sie fahren wie auf dem Herweg! Als ob der Teufel Sie davon führte.
+
+Oberst. Hol' der Teufel dich selbst, du verdammter Trunkenbold! Ich
+sage dir ja-Postillon. Sie haben's eilig! Ich auch! Sei'n Sie ganz
+ruhig! Fort soll's gehen, daß die Funken hinauf fliegen. (Ab.)
+
+Oberst (ihm nach). Der Kerl macht mich rasend! Warte doch, höre!
+
+Lormeuil. Beruhigen Sie sich! Ihre Reise soll nicht lange dauern.
+
+Oberst. Ich glaube, die ganze Hölle ist heute losgelassen. (Geht ab,
+der erste Unterofficier folgt.)
+
+Lormeuil (zum zweiten). Kommen Sie, mein Herr, folgen Sie mir, weil
+es Ihnen so befohlen ist--aber ich sage Ihnen vorher, ich werde Ihre
+Beine nicht schonen! Und wenn Sie sich Rechnung gemacht haben, diese
+Nacht zu schlafen, so sind Sie garstig betrogen, denn wir werden
+immer auf den Straßen sein.
+
+Zweiter Unterofficier. Nach Ihrem Gefallen, gnädiger Herr--Zwingen
+Sie sich ganz und gar nicht--Ihr Diener, Herr Champagne!
+
+(Lormeuil und der zweite Unterofficier ab.)
+
+
+
+Vierter Auftritt.
+
+Champagne. Dann Frau von Mirville.
+
+
+Champagne (allein). Sie sind fort--Glück zu, Champagne! Der Sieg
+ist unser. Jetzt frisch ans Werk, daß wir die Heirath noch in dieser
+Nacht zu Stande bringen--Da kommt die Schwester meines Herrn; ihr
+kann ich alles sagen.
+
+Fr. v. Mirville. Ah, bist du da, Champagne? Weißt du nicht, wo der
+Onkel ist?
+
+Champagne. Auf dem Weg nach Straßburg.
+
+Fr. v. Mirville. Wie? Was? Erkläre dich!
+
+Champagne. Recht gern, Ihr Gnaden. Sie wissen vielleicht nicht, daß
+mein Herr und dieser Lormeuil einen heftigen Zank zusammen gehabt
+haben.
+
+Fr. v. Mirville. Ganz im Gegentheil. Sie sind als die besten
+Freunde geschieden, das weiß ich.
+
+Champagne. Nun, so habe ich's aber nicht gewußt. Und in der Hitze
+meines Eifers ging ich hin, mir bei der Polizei Hilfe zu suchen. Ich
+komme her mit zwei Sergeanten, davon der eine Befehl hat, dem Herrn
+von Lormeuil an der Seite zu bleiben, der andere, meinen Herrn nach
+Straßburg zurück zu bringen.--Nun reitet der Teufel diesen
+verwünschten Sergeanten, daß er den Onkel für den Neffen nimmt, ihn
+beinahe mit Gewalt in die Kutsche packt, und fort mit ihm, jagst du
+nicht, so gilt's nicht, nach Straßburg!
+
+Fr. v. Mirville. Wie--Champagne! du schickst meinen Onkel anstatt
+meines Bruders auf die Reise? Nein, das kann nicht dein Ernst sein.
+
+Champagne. Um Vergebung, es ist mein voller Ernst--Das Elsaß ist ein
+charmantes Land; der Herr Oberst haben sich noch nicht darin
+umgesehen, und ich verschaffe Ihnen diese kleine Ergötzlichkeit.
+
+Fr. v. Mirville. Du kannst noch scherzen? Was macht aber der Herr
+von Lormeuil?
+
+Champagne. Er führt seinen Sergeanten in der Stadt spazieren.
+
+Fr. v. Mirville. Der arme Junge! Er verdient wohl, daß ich Antheil
+an ihm nehme.
+
+Champagne. Nun, gnädige Frau! Ans Werk! Keine Zeit verloren! Wenn
+mein Herr seine Cousine nur erst geheirathet hat, so wollen wir den
+Onkel zurückholen. Ich suche meinen Herrn auf; ich bringe ihn her,
+und wenn nur Sie uns beistehen, so muß diese Nacht alles richtig
+werden. (Ab.)
+
+
+
+Fünfter Auftritt.
+
+Frau von Mirville. Dann Frau von Dorsigny. Sophie.
+
+
+Fr. v. Mirville. Das ist ein verzweifelter Bube; aber er hat seine
+Sache so gut gemacht, daß ich mich mit ihm verstehen muß--Hier kommt
+meine Tante; ich muß ihr die Wahrheit verbergen.
+
+Fr. v. Dorsigny. Ach, liebe Nichte! Hast du deinen Onkel nicht
+gesehen?
+
+Fr. v. Mirville. Wie? Hat er denn nicht Abschied von Ihnen
+genommen?
+
+Fr. v. Dorsigny. Abschied? Wie?
+
+Fr. v. Mirville. Ja, er ist fort.
+
+Fr. v. Dorsigny. Er ist fort? Seit wann?
+
+Fr. v. Mirville. Diesen Augenblick.
+
+Fr. v. Dorsigny. Das begreif' ich nicht. Er wollte ja erst gegen
+eilf Uhr wegfahren. Und wo ist er denn hin, so eilig?
+
+Fr. v. Mirville. Das weiß ich nicht. Ich sah ihn nicht
+abreisen--Champagne erzählte mir's.
+
+
+
+Sechster Auftritt.
+
+Die Vorigen. Franz Dorsigny in seiner eigenen Uniform und ohne
+Perrücke.
+
+
+Champagne. Da ist er, Ihr Gnaden, da ist er!
+
+Fr. v. Dorsigny. Wer? Mein Mann?
+
+Champagne. Nein, nicht doch! Mein Herr, der Herr Hauptmann.
+
+Sophie (ihm entgegen). Lieber Vetter!
+
+Champagne. Ja--er hatte wohl recht, zu sagen, daß er mit seinem
+Brief zugleich eintreffen werde.
+
+Fr. v. Dorsigny. Mein Mann reist ab, mein Neffe kommt an! Wie
+schnell sich die Begebenheiten drängen!
+
+Dorsigny. Seh' ich Sie endlich wieder, beste Tante! Ich komme voll
+Unruhe und Erwartung-Fr. v. Dorsigny. Guten Abend, lieber Neffe!
+
+Dorsigny. Welcher frostige Empfang?
+
+Fr. v. Dorsigny. Ich bin herzlich erfreut, dich zu sehen. Aber
+mein Mann-Dorsigny. Ist dem Onkel etwas zugestoßen?
+
+Fr. v. Mirville. Der Onkel ist heute Abend von einer großen Reise
+zurückgekommen, und in diesem Augenblick verschwindet er wieder, ohne
+daß wir wissen, wo er hin ist.
+
+Dorsigny. Das ist ja sonderbar!
+
+Champagne. Es ist ganz zum Erstaunen!
+
+Fr. v. Dorsigny. Da ist ja Champagne! Der kann uns allen aus dem
+Traume helfen.
+
+Champagne. Ich, gnädige Frau?
+
+Fr. v. Mirville. Ja, du! Mit dir allein hat der Onkel ja
+gesprochen, wie er abreiste.
+
+Champagne. Das ist wahr! Mit mir allein hat er gesprochen.
+
+Dorsigny. Nun, so sage nur, warum verreiste er so plötzlich?
+
+Champagne. Warum? Ei, er mußte wohl! Er hatte ja Befehl dazu von
+der Regierung.
+
+Fr. v. Dorsigny. Was?
+
+Champagne. Er hat einen wichtigen geheimen Auftrag, der die größte
+Eilfertigkeit erfordert--der einen Mann erfordert--einen Mann--Ich
+sage nichts mehr. Aber Sie können sich etwas darauf einbilden,
+gnädige Frau, daß die Wahl auf den Herrn gefallen ist.
+
+Fr. v. Mirville. Allerdings! Eine solche Auszeichnung ehrt die
+ganze Familie!
+
+Champagne. Euer Gnaden begreifen wohl, daß er sich da nicht lange
+mit Abschiednehmen aufhalten konnte. Champagne, sagte er zu mir, ich
+gehe in wichtigen Staatsangelegenheiten nach--nach Sanct Petersburg.
+Der Staat befiehlt--ich muß gehorchen--beim ersten Postwechsel
+schreib' ich meiner Frau--was übrigens die Heirath zwischen meinem
+Neffen und meiner Tochter betrifft--so weiß sie, daß ich vollkommen
+damit zufrieden bin.
+
+Dorsigny. Was hör' ich! mein lieber Onkel sollte-Champagne. Ja,
+gnädiger Herr! er willigt ein.--Ich gebe meiner Frau unumschränkte
+Vollmacht, sagte er, alles zu beendigen, und ich hoffe bei meiner
+Zurückkunft unsere Tochter als eine glückliche Frau zu finden.
+
+Fr. v. Dorsigny. Und so reiste er allein ab?
+
+Champagne. Allein? Nicht doch! Er hatte noch einen Herrn bei sich,
+der nach etwas recht Vornehmem aussah-Fr. v. Dorsigny. Ich kann
+mich gar nicht drein finden.
+
+Fr. v. Mirville. Wir wissen seinen Wunsch. Man muß dahin sehen,
+daß er sie als Mann und Frau findet bei seiner Zurückkunft.
+
+Sophie. Seine Einwilligung scheint mir nicht im geringsten
+zweifelhaft, und ich trage gar kein Bedenken, den Vetter auf der
+Stelle zu heirathen.
+
+Fr. v. Dorsigny. Aber ich trage Bedenken--und will seinen ersten
+Brief noch abwarten.
+
+Champagne (beiseite). Da sind wir nun schön gefördert, daß wir den
+Onkel nach Petersburg schicken.
+
+Dorsigny. Aber, beste Tante!
+
+
+
+Siebenter Auftritt.
+
+Die Vorigen. Der Notarius.
+
+
+Notar (tritt zwischen Dorsigny und seine Tante). Ich empfehle mich
+der ganzen hochgeneigten Gesellschaft zu Gnaden.
+
+Fr. v. Dorsigny. Sieh da, Herr Gaspar, der Notar unsers Hauses.
+
+Notar. Zu Dero Befehl, gnädige Frau! Es beliebte Dero Herrn Gemahl,
+sich in mein Haus zu verfügen.
+
+Fr. v. Dorsigny. Wie? Mein Mann wäre vor seiner Abreise noch bei
+Ihnen gewesen?
+
+Notar. Vor dero Abreise! Was Sir mir sagen! Sieh! sieh doch!
+Darum hatten es der gnädige Herr so eilig und wollten mich gar nicht
+in meinem Hause erwarten. Dieses Billet ließen mir Hochdieselben
+zurück--Belieben Ihro Gnaden es zu durchlesen. (Reicht der Frau von
+Dorsigny das Billet.)
+
+Champagne (leise zu Dorsigny). Da ist der Notar, den Ihr Onkel
+bestellt hat.
+
+Dorsigny. Ja, wegen Lormeuils Heirath.
+
+Champagne (leise). Wenn wir ihn zu der Ihrigen brauchen könnten?
+
+Dorsigny. Still! Hören wir, was er schreibt!
+
+Fr. v. Dorsigny (liest). "Haben Sie die Güte, mein Herr, sich noch
+diesen Abend in mein Haus zu bemühen und den Ehekontrakt mit zu
+bringen, den Sie für meine Tochter aufgesetzt haben. Ich habe meine
+Ursachen, diese Heirath noch in dieser Nacht abschließen--Dorsigny."
+
+Champagne. Da haben wir's schwarz auf weiß! Nun wird die gnädige
+Frau doch nicht mehr an der Einwilligung des Herrn Onkels zweifeln?
+
+Sophie. Es ist also gar nicht nöthig, daß der Papa Ihnen schreibt,
+liebe Mutter, da er diesem Herrn geschrieben hat.
+
+Fr. v. Dorsigny. Was denken Sie von der Sache, Herr Gaspar?
+
+Notar. Nun, dieser Brief wäre deutlich genug, dächt' ich.
+
+Fr. v. Dorsigny. In Gottes Namen, meine Kinder! Seid glücklich!
+Gebt euch die Hände, weil doch mein Mann selbst den Notar herschickt.
+
+Dorsigny. Frisch, Champagne! Einen Tisch, Feder und Tinte; wir
+wollen gleich unterzeichnen.
+
+
+
+Achter Auftritt.
+
+Oberst Dorsigny. Valcour. Vorige.
+
+
+Fr. v. Mirville. Himmel! Der Onkel!
+
+Sophie. Mein Vater!
+
+Champagne. Führt ihn der Teufel zurück?
+
+Dorsigny. Jawohl, der Teufel! Dieser Valcour ist mein böser Genius!
+
+Fr. v. Dorsigny. Was seh' ich! Mein Mann!
+
+Valcour (den ältern Dorsigny präsentierend). Wie schätz' ich mich
+glücklich, einen geliebten Neffen in den Schooß seiner Familie
+zurückführen zu können! (Wie er den jüngern Dorsigny gewahr wird.)
+Wie Teufel, da bist du ja--(Sich zum ältern Dorsigny wendend.) Und
+wer sind Sie denn, mein Herr?
+
+Oberst. Sein Onkel, mein Herr.
+
+Dorsigny. Aber erkläre mir, Valcour-Valcour. Erkläre du mir selbst!
+Ich bringe in Erfahrung, daß eine Ordre ausgefertigt sei, dich nach
+deiner Garnison zurück zu schicken--Nach unsäglicher Mühe erlange ich,
+daß sie widerrufen wird--ich werfe mich aufs Pferd, ich erreiche
+noch bald genug die Postchaise, wo ich dich zu finden glaubte, und
+finde auch wirklich-Oberst. Ihren gehorsamen Diener, fluchend und
+tobend über einen verwünschten Postknecht, dem ich Geld gegeben hatte,
+um mich langsam zu fahren, und der mich wie ein Sturmwind davon
+führte.
+
+Valcour. Dein Herr Onkel findet es nicht für gut, mich aus meinem
+Irrthum zu reißen; die Postchaise lenkt wieder um, nach Paris zurück,
+und da bin ich nun--Ich hoffe, Dorsigny, du kannst dich nicht über
+meinen Eifer beklagen.
+
+Dorsigny. Sehr verbunden, mein Freund, für die mächtigen Dienste,
+die du mir geleistet hast! Es thut mir nur leid um die unendliche
+Mühe, die du dir gegeben hast.
+
+Oberst. Herr von Valcour! Mein Neffe erkennt Ihre große Güte
+vielleicht nicht mit der gehörigen Dankbarkeit; aber rechnen Sie
+dafür auf die meinige.
+
+Fr. v. Dorsigny. Sie waren also nicht unterwegs nach Rußland?
+
+Oberst. Was Teufel sollte ich in Rußland?
+
+Fr. v. Dorsigny. Nun, wegen der wichtigen Commission, die das
+Ministerium Ihnen auftrug, wie Sie dem Champagne sagten.
+
+Oberst. Also wieder der Champagne, der mich zu diesem hohen Posten
+befördert. Ich bin ihm unendlichen Dank schuldig, daß er so hoch mit
+mir hinaus will.--Herr Gaspar, Sie werden zu Hause mein Billet
+gefunden haben; es würde mir lieb sein, wenn der Ehekontrakt noch
+diese Nacht unterzeichnet würde.
+
+Notar. Nichts ist leichter, gnädiger Herr! Wir waren eben im
+Begriff, dieses Geschäft auch in Ihrer Abwesenheit vorzunehmen.
+
+Oberst. Sehr wohl! Man verheirathet sich zuweilen ohne den Vater;
+aber wie ohne den Bräutigam, das ist mir doch nie vorgekommen.
+
+Fr. v. Dorsigny. Hier ist der Bräutigam! Unser lieber Neffe.
+
+Dorsigny. Ja, bester Onkel! Ich bin's.
+
+Oberst. Mein Neffe ist ein ganz hübscher Junge; aber meine Tochter
+bekommt er nicht.
+
+Fr. v. Dorsigny. Nun, wer soll sie denn sonst bekommen?
+
+Oberst. Wer, fragen Sie? Zum Henker! Der Herr von Lormeuil soll
+sie bekommen.
+
+Fr. v. Dorsigny. Er ist also nicht todt, der Herr von Lormeuil?
+
+Oberst. Nicht doch, Madame! Er lebt, er ist hier. Sehen Sie sich
+nur um, dort kommt er.
+
+Fr. v. Dorsigny. Und wer ist denn der Herr, der mit ihm ist?
+
+Oberst. Das ist ein Kammerdiener, den Herr Champagne beliebt hat,
+ihm an die Seite zu geben.
+
+
+
+Neunter Auftritt.
+
+Die Vorigen. Lormeuil mit seinem Unterofficier, der sich im
+Hintergrunde des Zimmers niedersetzt.
+
+
+Lormeuil (zum Obersten). Sie schicken also Ihren Onkel an Ihrer
+Statt nach Straßburg? Das wird Ihnen nicht so hingehen, mein Herr.
+
+Oberst. Sieh, sieh doch! Wenn du dich ja mit Gewalt schlagen willst,
+Lormeuil, so schlage dich mit meinem Neffen. und nicht mit mir.
+
+Lormeuil (erkennt ihn). Wie? Sind Sie's? Und wie haben Sie's
+gemacht, daß Sie so schnell zurückkommen?
+
+Oberst. Hier, bei diesem Herrn von Valcour bedanken Sie sich, der
+mich aus Freundschaft für meinen Neffen spornstreichs zurückholte.
+
+Dorsigny. Ich begreife Sie nicht, Herr von Lormeuil! Wir waren ja
+als die besten Freunde von einander geschieden--Haben Sie mir nicht
+selbst, noch ganz kürzlich, alle Ihre Ansprüche auf die Hand meiner
+Cousine abgetreten?
+
+Oberst. Nichts, nichts! Daraus wird nichts! Meine Frau, meine
+Tochter, meine Nichte, mein Neffe, alle zusammen sollen mich nicht
+hindern, meinen Willen durchzusetzen.
+
+Lormeuil. Herr von Dorsigny! Mich freut's von Herzen, daß Sie von
+einer Reise zurück sind, die Sie wider Ihren Willen angetreten--Aber
+wir haben gut reden und Heirathspläne schmieden, Fräulein Sophie wird
+darum doch Ihren Neffen lieben.
+
+Oberst. Ich verstehe nichts von diesem allem! Aber ich werde den
+Lormeuil nicht von Toulon nach Paris gesprengt haben, daß er als ein
+Junggesell zurückkehren soll.
+
+Dorsigny. Was das betrifft, mein Onkel--so ließe sich vielleicht
+eine Auskunft treffen, daß Herr von Lormeuil keinen vergeblichen Weg
+gemacht hätte.--Fragen Sie meine Schwester.
+
+Fr. v. Mirville. Mich? Ich habe nichts zu sagen.
+
+Lormeuil. Nun, so will ich denn reden--Herr von Dorsigny, Ihre
+Nichte ist frei; bei der Freundschaft, davon Sie mir noch heute einen
+so großen Beweis geben wollten, bitte ich Sie, verwenden Sie allen
+ihren Einfluß bei Ihrer Nichte, daß sie es übernehmen möge, Ihre
+Wortbrüchigkeit gegen mich gut zu machen.
+
+Oberst. Was? Wie?--Ihr sollt ein Paar werden--Und dieser Schelm,
+der Champagne, soll mir für alle zusammen bezahlen.
+
+Champagne. Gott soll mich verdammen, gnädiger Herr, wenn ich nicht
+selbst zuerst von der Aehnlichkeit betrogen wurde.--Verzeihen Sie mir
+die kleine Spazierfahrt, die ich Sie machen ließ, es geschah meinem
+Herrn zum Besten.
+
+Oberst (zu beiden Paaren). Nun, so unterzeichnet!
+
+
+
+
+
+
+
+
+*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK, DER NEFFE ALS ONKEL ***
+
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+We produce about two million dollars for each hour we work. The
+time it takes us, a rather conservative estimate, is fifty hours
+to get any eBook selected, entered, proofread, edited, copyright
+searched and analyzed, the copyright letters written, etc. Our
+projected audience is one hundred million readers. If the value
+per text is nominally estimated at one dollar then we produce $2
+million dollars per hour in 2002 as we release over 100 new text
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+This is ten thousand titles each to one hundred million readers,
+which is only about 4% of the present number of computer users.
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+ 100 1994 January
+ 1000 1997 August
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