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Briefe an seinen Vater König Friedrich Wilhelm III. - (1827-1839) - -Author: Wilhelm I. - -Editor: Paul Alfred Merbach - -Release Date: July 24, 2017 [EBook #55193] - -Language: German - -Character set encoding: UTF-8 - -*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK WILHELMS I. BRIEFE *** - - - - -Produced by the Online Distributed Proofreading Team at -http://www.pgdp.net - - - - - - - #################################################################### - - Anmerkungen zur Transkription - - Der vorliegende Text wurde anhand der 1922 erschienenen - Buchausgabe so weit wie möglich originalgetreu wiedergegeben; - dies gilt insbesondere für Wortvariationen. Zeichensetzung und - offensichtliche typographische Fehler wurden stillschweigend - korrigiert. Fremdwörter und fremdsprachliche Zitate wurden ohne - Korrektur übernommen, sofern der Textzusammenhang dadurch nicht - verloren geht. - - Im Text wird für ‚et cetera‘ an einigen Stellen die Abkürzung - ‚ect.‘ verwendet, anstatt wie sonst üblich ‚etc.‘ Diese Variante - wurde hier so belassen. Wie in den meisten Frakturschriften üblich, - wird auch hier im Originaltext zwischen den Großbuchstaben ‚I‘ - und ‚J‘ nicht unterschieden. In der vorliegenden Fassung werden - die auf S. 33 erwähnten ‚Ionischen Inseln‘ daher willkürlich mit - ‚I‘ wiedergegeben, obwohl zur damaligen Zeit beide Schreibweisen - möglich gewesen wären. - - Die auf S. 103 (Brief vom 14. November 1830) erwähnte Berechnung - der Anzahl von Gemeinen Soldaten ist offenbar fehlerhaft. Eine - Korrektur konnte aber nicht vorgenommen werden, da die Fehlerquelle - nicht eindeutig nachvollzogen werden konnte. Die Zahlen wurden - so belassen, können aber ohne Weiteres zum Verständnis der - Größenordnung dienen. - - Die Überschrift zu den Faksimile-Abbildungen am Ende des Buches - wurde vom Bearbeiter eingefügt. - - Die von der Normalschrift abweichenden Schriftschnitte wurden - in der vorliegenden Fassung mit den nachfolgenden Sonderzeichen - gekennzeichnet: - - gesperrt: +Pluszeichen+ - Antiqua: ~Tilden~ - - #################################################################### - - - - -[Illustration: Prinz Wilhelm von Preußen - -von Franz Krüger im Palais Wilhelms I.] - - - - - Wilhelms I. - Briefe an seinen Vater - König Friedrich Wilhelm III. - - (1827-1839) - - [Illustration] - - Herausgegeben von - - Paul Alfred Merbach - - [Illustration] - - Verlag Karl Curtius / Berlin W. 35 - 1922 - - - - - Alle Rechte, - insbesondere der Übersetzung, vorbehalten. - Die hier in diesem Bande enthaltenen Briefe stehen - unter Urheberschutz und dürfen nicht nachgedruckt werden. - Etwaige Genehmigung zum Abdruck einzelner Briefe - muß vorher von der hierzu allein berechtigten - Verlagshandlung eingeholt werden. - ~American Copyright~ - 1922 - * - - - Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig - - - - -Inhalt. - - - Seite - - Vorbemerkung VII - - Vorwort des Herausgebers IX - - Der russisch-türkische Konflikt 1 - - Die Brautwerbung 45 - - Das eigene Heim 64 - - Der Hallenser Kirchenstreit 72 - - Die Pariser Julirevolution 74 - - Im Dienste des Staates 103 - - Die Schweizer Reise 138 - - Personenregister 144 - - -Abbildungen: - -(hier zum ersten Male veröffentlicht) - - Prinz Wilhelm von Preußen. Nach einer Zeichnung von Franz Krüger im - Palais Wilhelms I. - - Prinzessin Augusta. Miniaturbild von A. Grahl um 1840. - - Das Palais Wilhelm I. vor dem Umbau. Miniaturbild auf einem - Prunktisch in den sogenannten Großherzoglichen Gemächern des - Palais. - - Faksimile des auf Seite 50-52 abgedruckten Briefes. - - - - -Vorbemerkung. - - -Die auf den nachfolgenden Seiten mitgeteilten Briefe des späteren -Kaisers Wilhelm I. haben jahrzehntelang uneröffnet in Berliner -Privatbesitz geruht; sie treten hiermit zum erstenmal ans Licht und -bilden gleichsam einen jedem Deutschen willkommenen Ausschnitt einer -Selbstbiographie des ersten Hohenzollernkaisers. Der Abdruck des -+gesamten+ Briefmaterials bleibe einer späteren Zeit vorbehalten, -die hoffentlich wieder günstigere Bedingungen für Veröffentlichung -derartiger Werke mit sich bringen wird. - -Den Herausgeber unterstützten bei seiner Arbeit in entgegenkommendster -Weise die Leitung des Geheimen Staatsarchivs (Berlin) durch die -~Correspondance avec la Mission du roi, St. Pétersbourg; Russie -Rep.~ I, Nr. 97, 1828 und des Hausarchivs (Charlottenburg) durch die -Erlaubnis, Teile aus den allerdings nicht vollständig erhaltenen -Briefen König Friedrich Wilhelms III. an seinen Sohn veröffentlichen zu -dürfen, die Verwaltungen des Hohenzollernmuseums und des Palais Kaiser -Wilhelms I. sowie die Staatsbibliotheken in Berlin und München; den -genannten Stellen sei auch hier dafür herzlichst gedankt. - -Herr ~Dr.~ Walther Kühne hat in dankenswerter Weise die Revision -mitgelesen. - -+Berlin+, im September 1922. - - P. A. M. - - - - -In ein wichtiges Jahrzehnt preußischer, deutscher und europäischer -Geschichte während des 19. Jahrhunderts führen die nachfolgenden Briefe -des Prinzen Wilhelm von Preußen an seinen königlichen Vater Friedrich -Wilhelm III.: sie umfassen die Jahre 1827 bis 1839, die noch zum -Zeitalter der Reaktion gehören, aber zum wesentlichen Teile zwischen -zwei Revolutionen liegen, die von den mannigfachsten Anschauungen, -Strömungen und Tendenzen politischer, gesellschaftlicher, religiöser, -literarischer Art erfüllt und durchkreuzt sind, in denen Goethe -stirbt und die Romantik ausklingt, in denen Hegel auf der Höhe seines -Einflusses steht und die deutsche politische Dichtung des Jungen -Deutschland geboren wird, in denen die ersten Eisenbahnen und der -Telegraph beginnen, die Entfernungen zwischen den Menschen aufzuheben, -in denen die immer inniger werdende Vereinigung von Naturwissenschaft -und Technik sich anschickt, dem „erstaunlichsten aller Jahrhunderte“ -dadurch seinen Stempel aufzudrücken, daß durch die Herausbildung des -vierten Standes eine neue soziale Schichtung entsteht. - -Von solchen sachlichen Hintergründen, aus einer Epoche deutschen -Sehnens, Werdens und Wesens, die schließlich, nachdem der -Briefempfänger schon manches Jahr im Mausoleum des Charlottenburger -Schloßparkes den ewigen Schlaf schlief, zum „tollen Jahr“ von 1848 -führte, heben sich des Prinzen Berichte, Episteln und Billets an den -regierenden König von Preußen, der zugleich sein Vater war, heraus, -ohne daß die Mehrzahl der hier nur angedeuteten „Kräfte am Werk“ in -ihnen zur anschaulichen Auswirkung, zum schöpferischen Anlaß, zum -allzeit lebendigen Ausdruck diente und gelangte. Sie sind vielmehr -und in allererster Linie ein bisher unbekannter Beitrag für +seine+ -ganz persönliche, menschliche Entwicklung und Art, der das vertraute -Bild aus der Zeit seines Reifens zum Manne in der glücklichsten -Weise ergänzt und erweitert, eine neue „kostbare Reihe vertraulicher -Äußerungen von hohem inneren Werte“, von denen das Wort Erich Marcks’ -gilt, daß ihre Bedeutung erst im Zusammenhange der Vorgänge und -Mächte einigermaßen zu erfassen ist, die den Prinzen im alten Preußen -umgaben..., „es sind dieselben Mächte, deren Betätigung und Wandlung -von da ab sichtbar seinem ganzen weiteren Leben Richtung und Aufgabe -weisen sollte.“ - -Es ist oft geschildert worden, wie die Stoß- und Schwungkraft des -preußischen Reformgeistes von 1806 bis 1815, der heilige Wille, „in -Staat und Heer alle Einrichtungen auf die enge sittliche Gemeinschaft -mit dem Volksleben zu begründen“ erlahmte, wie die Arbeit der -wirtschaftlichen Befreiung auf dem Lande, die Durchführung der -Selbstverwaltung allmählich und immer mehr versickerte, versandete -und versumpfte, wie die verheißene Verfassung schließlich versagt -ward; „in der deutschen wie in der europäischen Politik trat Preußen -in das System der alten konservativen Mächte ein“; die Männer der -zukunftweisenden Taten verschwanden, an ihren Platz stellte sich der -Landadel und mit ihm, als Ausdruck und Symbol dieses Wechsels, kam -„eine ständische Zerlegung des einheitlichen Staates“; das Bürgertum -stand noch weit zurück, nur das Beamtentum hat „in diesem letzten -Heroenzeitalter der preußischen Bureaukratie“ als die in Wahrheit -im Staate regierende Macht dem Adel das Gleichgewicht gehalten. Das -bewußte Zurückdrängen schöpferischer Gedanken ward ausgeglichen durch -die Stellung des Beamtentums zwischen Staatseinheit und Ständetum. -Die schwunglose Mittelmäßigkeit des Königs, dessen starres Preußentum -mehr Hemmschuh als Triebkraft war, lastete auf dem Hofe ebenso wie auf -den Organen der Regierung; nur in der Stille, den wenigsten bewußt und -erkennbar, vollzog sich in diesen hier in Frage kommenden Jahren der zu -Ende gehenden Regierung Friedrich Wilhelms III. die für die Zukunft so -wichtige Verschmelzung des preußischen mit dem deutschen Geiste, durch -die das vielstaatliche Volk es endlich versuchen und erreichen konnte, -sich zur Nation und Einheit zu bilden; Prinz Wilhelm, der als König -und Kaiser diese Entwicklung zu Ende führen durfte, hat in den Jahren -+dieser+ Briefe von solcher deutschen Sehnsucht wahrlich keinen -Hauch verspürt. - -In knappsten Strichen nur kann hier des Prinzen Wilhelms Werden -angedeutet werden. In der Stunde seiner Geburt erlosch -- nach Max -Lenz’ Wort -- der längst verblichene Glanz der Krone des Großen Karl; -im März 1797 besiegte Napoleon in Friaul und Kärnten die letzten Heere -des letzten der alten Kaiser, „die Verbindung der beiden Völker, -auf der das heilige römische Reich deutscher Nation geruht hatte, -zerriß“, und während jenseits des Rheines und in etlichen Ländern um -das Mittelmeer die Grundlagen eines Imperiums gelegt wurden, das noch -einmal dem Willen eines Einzigen das Dasein verdankte, blieb Preußen, -ohne zunächst von den wahrhaft grundstürzenden Umwälzungen Europas -irgendwie berührt oder gestreift zu werden, was es seit mehr als einem -halben Jahrhundert gewesen war, der Staat Friedrichs des Großen, einst -der Schrecken und die Bewunderung seiner Feinde, immer noch unbesiegt -und unerschüttert, jetzt in stolzer Ruhe nach außen hin verharrend, im -Innern durch fleißige Arbeit der Beamten gestützt und gefördert. - -In solchem Frieden wuchs auch der zweite Sohn des preußischen -Königspaares, Prinz Wilhelm, auf, bis vor den Toren Jenas und Weimars -der Staat zerschlagen ward, den Friedrichs Geist gebaut hatte. Es -kamen die Jahre der Schmach und Knechtschaft, die in bekannter Weise -tief in des Prinzen Leben eingriffen: in einem gefesselten Staat, -unter dem hoffnungslosen Kummer des Vaters, in seinem kindlichen Gemüt -verwirrt durch den Tod der geliebten Mutter reifte er zum Jüngling -heran. Am Aufschwung der Nation nimmt er dann tätigen Anteil, ohne -sich irgendwie den Idealen und Zielen eines +großen+ deutschen -Vaterlandes hinzugeben. Friedrich Wilhelm III. sind diese Ideale immer -fremd geblieben; auch der Sohn des Königs blieb in den Überlieferungen -der +preußischen+ Größe gebunden, wie doch die Reformen eines -Stein und Hardenberg zunächst Preußen gegolten haben und diesem zugute -gekommen sind. Dieses Preußen aber hat alles daran setzen müssen, -um nach dem Kriege, der dem einzelnen deutschen Menschen nicht die -Freiheit des Tuns und Denkens brachte, seine Stellung als Großmacht -zu behaupten. Europäische Aufgaben und Notwendigkeiten führten -diesen Staat an die Seite Österreichs und Rußlands; einen lebendigen -Ausschnitt solcher Bestrebungen bietet ein wesentlicher Teil der -folgenden Briefe. - -Des Prinzen Wilhelm Pflichten- und Interessenkreis war in fast -ausschließlicher Weise von Anfang an ein rein militärischer: es -kam seinen Anlagen, Neigungen und Anschauungen entgegen, der erste -Soldat des Staates und der Armee zu sein, einer Armee, die an der -allgemeinen Erstarrung nach der Reformzeit teilhatte, deren frischer -Tätigkeitsdrang nach 1815 unerstickt war, aber doch unerfüllt blieb, -deren Ausbau und Entwicklung jedoch der Prinz alle besten Kräfte -seines Wesens zuwandte, seitdem er in den Jahren des Friedens in der -Rangstufenleiter bis zum Kommandeur des dritten Armeekorps emporstieg -und ernstlich bemüht war, alle Forderungen solcher Führerposten zu -kennen und ihnen bis ins kleinste gerecht zu werden. Er hat immer -danach gestrebt, diese weitschichtige Materie völlig zu durchdringen -und zu beherrschen; die Sorge um die Armee als Ganzes -- in -Bereitschaft sein ist alles -- und um den einzelnen Mann verläßt ihn -nie, wenn er aus der Fremde oder von daheim seinem Vater schreibt; in -ausführlichen Briefen, die sich gelegentlich geradezu zu Denkschriften -weiten und nachweislich als amtliches Material benutzt werden, wagt -er Kritik an Beschlüssen und Maßnahmen des Königs zu üben... hier -geht ihm immer die Sache über die Person; dem militärisch-technischen -Detail widmet er die gleiche Aufmerksamkeit wie den schwerwiegenden -Fragen der inneren oder äußeren Organisation. So ist und bleibt er -Offizier, dessen rastlose Arbeit, eiserne Pflichttreue und unermüdliche -Lernbegier immer irgendwie der Macht des Staates dienten, an dem -sich das Wort seiner Mutter aus dem Juli 1810 bewahrheitete: „Unser -Sohn Wilhelm wird, wenn nicht alles trügt, wie sein Vater einfach, -bieder und beständig“ --, über den aber auch aus dem Jahre, in dem -diese Briefe beginnen, eine Äußerung lautete: „Prinz Wilhelm ist die -edelste Gestalt, die man sehen kann, der imposanteste von allen, dabei -schlicht und ritterlich, munter und galant, doch immer mit Würde.“ -Dabei stand er den liberalen und nationalen Ideen, die stärker als -je um 1830 in Norddeutschland um sich griffen, ablehnend gegenüber, -und den nationalen Bewegungen, die den Boden der Verträge von 1815 -erschütterten, begegnete er vom Standpunkte der großen, „heiligen“ -Alliance; er faßte alles unter dem Gesichtspunkte der Revolution und -nur im festen Zusammenschluß der „legitimen“ Gewalten meinte er immer -wieder, könne man ihnen begegnen. - -So stand er auf festem, nüchternem Boden, den er völlig kannte, und -war imstande, mit der hier nötigen Klarheit allen Forderungen und -Tatsachen +seines+ Lebens gerecht zu werden. Bevor die hier -mitgeteilten Briefe beginnen, war er durch das alles aufwühlende -Herzenserlebnis seiner Jugend gegangen, das nach seinem Teile ihn auch -zum Manne gereift hatte; das Auf und Ab seiner inneren wie äußeren -Beziehungen zu Elisa von Radziwill klingt nur an einer, freilich -wichtigsten Stelle dieser Briefe an und der schmerzlichste Abschluß -dieser ihn stählenden Episode wird dem Vater gegenüber schriftlich -nicht erwähnt: „Ich werde Elisa wiedersehen, ich gehe nach ihrem -väterlichen Gute Antonin,“ sagte er am 29. Mai 1829 zur Gräfin Elise -von Bernstoff -- er war von seinem Vater beauftragt worden, seiner -kaiserlichen Schwester entgegen zu fahren -- „meine Schwiegermutter -selbst hat mir den Wunsch ausgesprochen, daß dieses mein erstes -Wiedersehen mit Elisa vor meiner Vermählung überstanden sein möchte.“ - -Prinz Wilhelm hatte den „Staat als Willen“ über sich erkannt, „er -hat sich gefügt, ohne einen Bruch“, wenn er auch die mannigfache -„Prinzessinnenschau“, die seiner Verlobung mit Augusta von Weimar -vorausging, als innere Qual empfinden mochte. Als aber die endgültige -Entscheidung -- nach einem hier wohl zum ersten Male bekannt werdenden -Schwanken -- in dieser Lebensfrage gefallen war, begegnet er der -künftigen Gefährtin mit herzlichster Zuneigung, und die Briefe aus -dieser Zeit, die die menschlich-wertvollsten sind, bezeugen -- auch -wohl zum ersten Male --, daß der Prinz nicht nur „voller Attention für -die Prinzeß“ war; hier klingt wahrlich mehr als die bisher immer nur -beobachtete und behauptete kühle Herzenshöflichkeit durch, hier wird -der zurückhaltende Ton, den er sonst nach höfischer Sitte der Zeit und -aus seiner eigenen Erziehung heraus dem Vater gegenüber anschlägt, -überwunden, und der Mann muß von dem berichten, was ein Inhalt seines -Daseins wird und blieb; er tut es nicht in romantischem Überschwang -mit tönenden Phrasen, sondern in jener Weise, der der Leser von heute -in jedem Worte die aufrichtige Ehrlichkeit der Empfindung anmerkt. - -Ein freundlicher Zufall hat es gefügt, daß diese briefliche -Liebesidylle aus Weimar, die mit etlichen Unterbrechungen vom Oktober -1828 bis zum März des folgenden Jahres reicht, zwischen zwei größeren -Gruppen von Berichten steht, die die Anteilnahme des Prinzen Wilhelm -an den Vorgängen der europäischen Politik zeigen -- „ich kannte und -träumte nur ein selbständiges Preußen, eine Großmacht im europäischen -Staatensystem“ hat er zwanzig Jahre später über seine innere -Einstellung zu diesen Dingen geurteilt -- und dadurch dartun, daß es -ihm vergönnt und möglich war, die Welt auf manchen Reisen kennen zu -lernen. Die verwandtschaftlich ihm nahe stehenden Höfe von Petersburg -und dem Haag hat er öfters besucht; hier kommen die beiden wichtigen -Fälle in Frage, wo er, in den ersten Monaten von 1828, die Zuspitzung -des russisch-türkischen Konfliktes mit seiner Auswirkung auf die -Weltlage beobachten konnte und wo er der Pariser Julirevolution von -1830 ganz nahe sein durfte. Beide Male schickte er seinem Vater „eine -Fülle von Berichten“, von denen Erich Marcks’ Erwartung gilt, „daß man -sie wohl kennen möchte“. - -Seine Sendung nach der russischen Hauptstadt zu Schwester und Schwager -hatte diesmal allerdings bereits einen wichtigen Hintergrund und -Unterton: er sollte „den Argwohn Rußlands gegen die unabhängig sich -zwischen den beiden östlichen Kaisermächten haltende preußische Politik -bekämpfen“; gut informiert und ständig beraten hat er diese Mission -erfüllt, schon deswegen, weil er von vornherein aus legitimistischen -Gründen auf der Seite Rußlands und des Zaren stand, dabei sogar eifrig, -aber vergeblich versuchte, seinen Vater zu energischer, kriegerischer -Anteilnahme auf russischer Seite zu bewegen. Daß man den Briefen -des Prinzen an den König, die von den Ereignissen des Hoflebens, von -winterlichen Festen, von militärischen Einzelheiten natürlich auch zu -erzählen wußten, an zuständigen Stellen Bedeutung beimaß, geht aus der -Voraussetzung des preußischen Gesandten in Petersburg hervor, „daß der -Minister des Auswärtigen in Berlin, Graf Bernstorff, Kenntnis von dem -politischen Teile der Berichte des Prinzen an den König hat“, und der -vielgewandte, vielhörende und geschwätzige Varnhagen von Ense notiert -am 4. April 1828 in seinen „Blättern aus der preußischen Geschichte“: -Prinz Wilhelm berichtet sehr fleißig und genau aus Petersburg, seine -Briefe gibt der König an Witzleben, seinen allmächtigen Adjutanten. - -Der Besuch im Haag -- im Juli 1830 -- schloß sich an einen -Kuraufenthalt des Prinzen Wilhelm in Ems an, das seitdem die -öfter aufgesuchte Heilstätte gegen eine in diesen Jahren nie ganz -aufhörende Kränklichkeit war; hier war es Zufall, daß er als Gast des -niederländischen Hofes Zeuge von Ereignissen sein durfte, die seinen -ganzen Anschauungen völlig zuwiderliefen und die ihm Veranlassung -wurden, seinen Standpunkt dem Vater und König gegenüber auf das -schärfste zu präzisieren. Von den inneren Angelegenheiten und -Notwendigkeiten Preußens oder gar Deutschlands ist in den Briefen -der nächsten Jahre, in denen das Bürgertum auch hier, wenn freilich -sehr langsam und allmählich, „die politische Macht ergriff“, selten -etwas zu spüren und zu lesen. Er kann auf einer militärischen -Inspektionsfahrt, auf der er seinen Vater vertreten muß, im August -und September 1830 die Auswirkung der französischen revolutionären -Bewegung im Rheinlande beobachten, kann aus Thüringen, wo Teile -des seiner Führung unterstehenden Armeekorps in Garnison lagen, -Ähnliches melden und nimmt dann öfter die Gelegenheit wahr, in Berlin -in manchmal breiter Ausführlichkeit zu Fragen seines eigentlichen, -d. h. militärischen Berufe das Wort zu ergreifen. Daneben steht -die Sorge um den würdigen Ausbau des ihm zur Wohnung angewiesenen -Tauentzienschen Palais Unter den Linden und um den Schlößchenbau auf -dem Babelsberge bei Potsdam; er weiß hie und da den Vater für die -Angelegenheiten ihm, d. h. dem Prinzen nahestehender Persönlichkeiten -zu interessieren, wie des Prinzen Radziwill und des Fürsten Solms; -einmal taucht eine Frage der preußischen Justizverwaltung und eine des -Kirchenregimentes auf, die er im Sinne und zum Vorteil der staatlichen -Autorität erledigt wissen möchte, er erörtert brieflich mit dem König -die wichtige Frage des Erziehers des Sohnes seiner Ehe, der damals -schon als der Thronerbe galt, und meldet dem Vater in jubelnder -Beglücktheit die Geburt der Tochter Luise. Mit brieflichen Berichten -von einer bis nach Mailand sich ausdehnenden Schweizer Reise, die er -mit seiner Frau unternahm und die sich an einen Kuraufenthalt in Ems -und Baden-Baden anschloß, endet das Corpus dieser Korrespondenz. Es -ist für Prinz Wilhelm sehr charakteristisch, daß ihm die Freude an -der neuen Umgebung, durch die ihn diese Fahrt führte, getrübt ward -durch ein scheinbares Mißverständnis wegen seiner Anteilnahme an einem -Manöver in der Heimat! Von mancher anderen Reise, wie z. B. von den -Besuchen in Petersburg zwischen 1829 und 1835 weiß er kaum etwas zu -berichten, was des Festhaltens wert wäre, desgleichen von dem Wiener -Aufenthalt im März 1835, als es galt, „durch das sichtbare Eintreten -Preußens die schwierige Lage der drei Minister zu festigen, die für -den schwachsinnigen, aber legitimen Nachfolger Franz’ I., Ferdinand, -die tatsächliche Regierung übernahmen“. Dagegen wird seine praktische -Anteilnahme an der Weiterbildung der Armee und ihren Forderungen, z. B. -in den Fragen über die Länge der Dienstzeit, über die Vermehrung der -Kadettenanstalten, über die Dienstreisen, Kosten der Generäle -- um -nur weniges zu nennen -- hier erneut dargetan und weiterhin erhärtet. - -Diese andeutenden Bemerkungen umschreiben ungefähr den Inhalt der hier -veröffentlichten Briefe des Prinzen Wilhelm von Preußen, ohne ihr -Detail und ihren Reiz irgendwie zu erschöpfen. Sie sind in ihrer Form, -ihrem Stil und Ausdruck der klarste, beste Spiegel ihres Schreibers. - -Er weiß in frischer Anschaulichkeit zu schildern, was er sah und -erfuhr, er bleibt immer sachlich und versteht aus den Tatsachen, wie -sie ihm entgegengetreten, in Verbindung mit der ihm angeborenen und -eingegebenen Überzeugung scharf und klar sein Urteil abzuleiten; er -vermeidet bewußt jegliche Phrase irgendwelcher Art, weil er weiß, daß -sie nicht zu seinem Wesen paßt. „Die Wärme eines herzlichen, schlichten -Empfindens, die Sicherheit eines reinen und männlichen Charakters“, die -Erich Marcks aus den längst bekannten Briefen an den General Natzmer -mit Recht herauslas, ist auch in diesen Briefen an den königlichen -Vater zu finden und dringt bei aller anredelosen Beherrschtheit des -Tones -- wie selten ändert sich die fast formelhafte Unterschrift „Ihr -Sie liebender Sohn Wilhelm“ in einen Klang kindlicher Herzlichkeit! --- doch immer wieder durch. Im stilistischen und sprachlichen -Ausdruck sind freilich die im Original oft schwierig zu entziffernden -Briefe noch völlig abhängig von den Grundlagen der Jugendbildung -und Jugenderziehung des Prinzen: sie wirken oft in Wortstellung und -Satzbau wie aus dem Französischen übersetzt.... das geht stellenweise -so weit, daß er die richtige Satzkonstruktion nachträglich korrigiert, -wobei manchmal das Gegenteil von dem herauskommt, was er sagen will; -zahlreiche Fremdworte finden sich, die hie und da auch mal in nicht -richtiger Weise angewendet werden. - -Manches freilich vermissen wir in diesen Briefen: nicht +ein+mal -weiß er aus Weimar etwas von Goethe zu erzählen, niemals fällt ein Wort -über die mannigfachen Kräfte, die sich nach dessen Tode im deutschen -Schrifttum regten und die doch der beste Spiegel einer neuen Wertung -der Zeit durch die Zeitgenossen waren; gerade weil Prinz Wilhelm -diesem „Neuen“ innerlich ablehnend und fremd gegenüberstand, sucht -man wohl nach einem kritischen Worte über das Junge Deutschland und -des allmächtigen Metternich Maßnahmen, die gegen diese „Literaten“ -gerichtet waren. Auch sonst treten tiefere geistige Interessen nicht -hervor[1]; gerade darin aber wird der Gegensatz zu dem kronprinzlichen -Bruder ganz klar und deutlich. - -Die entscheidenden, ausschlaggebenden Züge seiner Art und seines -Wesens, die die Gewähr für seine und damit nach dem Gange der -Geschichte auch für unsere Zukunft boten, erkennen wir in diesen -Selbstzeugnissen seiner Persönlichkeit: den Offizier, den Anhänger des -legitimen Königtums, den konservativen Mann der Arbeit und Pflicht von -klarer, kräftiger Zuverlässigkeit, dessen wahre Größe einmal darin -bestehen sollte, in weiser Selbsterkenntnis und Selbstbeschränkung den -Männern die freie Bahn des Wirkens zu öffnen und zu gönnen, die ihm das -Schicksal in den Weg führen sollte... er war ein fertiger Vierziger, -als diese Briefreihe mit dem Tode Friedrich Wilhelms III. abbrach. Mit -dessen Hinscheiden wandelte sich wohl die preußische Welt, noch aber -konnte niemand ahnen, daß Prinz Wilhelm berufen und auserwählt sein -sollte, die deutsche Welt zu formen und zu leiten. - -Einmal ist -- ganz vorübergehend -- in diesen Briefen von dem Denkmal -die Rede, das dem Großen Friedrich von Preußen vor den Fenstern des -prinzlichen Palais errichtet werden sollte; seine Grundsteinlegung -war der letzte offizielle Regierungsakt, dem der alte, längst kranke -König von den Fenstern eben dieses Hauses, also gleichsam als Gast -seines Sohnes, beiwohnen konnte ... es war am 1. Juni 1840... Prinz -Wilhelm leitete den militärischen Teil der Feier... es war des -Vaters letzte Freude.... am 7. Juni starb der König.... der neue -Herrscher Preußens grüßte den Bruder als Thronfolger und Prinz von -Preußen... eine neue Zeit begann für ihn, für Land und Volk; von den -Briefen aber, die fast bis zu diesen Tagen reichen, gilt ein Wort -Paul Kehrs[2]: „aus jeder Zeile schauen uns längst vertraute Züge -entgegen: des Prinzen Schlichtheit und Wahrhaftigkeit, sein Ernst -und seine Gewissenhaftigkeit, Gottesfurcht und vornehme Gesinnung, -sein militärisches, monarchisches und preußisches Selbstgefühl und -Pflichtbewußtsein.“ - - - - -Der russisch-türkische Konflikt. - - - Die durch den Wiener Kongreß und seine Schlußakte im Sommer 1815 - wiederhergestellte Ruhe und Ordnung Europas hat ein Jahrzehnt - später im Wetterwinkel des Balkans eine erste Störung erfahren; - der Aufstand Griechenlands gegen die Türkei galt der Volksmeinung - des Kontinents als eine Fortsetzung des Freiheitskampfes, der - gegen Napoleon geführt worden war, und die klassizistisch - orientierte Bildung der geistigen Oberschicht in den Großmächten - Europas glaubte darin antike Ideale eines Miltiades oder Leonidas - verlebendigt zu sehen.... begeisterte Männer zogen allenthalben - nach Morea, um mit Gut und Blut sich für die Sache der griechischen - Freiheit einzusetzen. - - Im Gegensatz dazu sah das Regime des Fürsten Metternich in dieser - griechischen Erhebung nur Rebellion -- die Pforte war ja die - legitime Obrigkeit --, die man auf die von Frankreich ausgegangenen - revolutionären Ideen, auf die Umsturzbewegungen der Demagogen aller - Länder zurückführte; hinzu kam die Befürchtung, daß Rußland den - türkisch-griechischen Konflikt zum Anlaß und zur Grundlage weiterer - Eroberungspläne machen würde. Die fünf Großmächte Europas -- - Rußland, Österreich, Frankreich, England und Preußen -- waren sich - klar und einig darüber, daß eine etwaige Befreiung Griechenlands - das Auseinanderfallen der Türkei zur endlichen Folge haben müsse - und daß Rußland davon den eigentlichen, wenn nicht sogar den - alleinigen Nutzen haben werde. Deswegen war Österreich, an dessen - Südostgrenze ein nie gefährlich werdender Nachbar, eben der Türke, - saß, gegen jede Veränderung eines ihm vorteilhaften ~status - quo~; auch England sah in einer Erstarkung Rußlands eine - Bedrohung seiner Stellung im nahen und fernen Orient. - - Diesen sich zuspitzenden Gegensätzen in der russischen Außenpolitik - standen etliche Schwierigkeiten im Innern gegenüber. Kaiser - Nikolaus, der die Lieblingsschwester des Prinzen Wilhelm, - Charlotte, zur Gattin hatte, mußte den durch den sogenannten - Großmutsstreit hervorgerufenen Aufstand der Dekabristen - niederwerfen: sein älterer Bruder Konstantin hatte zwar auf die - Regierung nach Alexanders I. Tode verzichtet, da ihm aber ein Teil - des Militärs anhing, kam es zu Tumulten. - - Wenige Wochen später ward durch das „Protokoll“ vom 23. März/4. - April 1826 zwischen Rußland und England eine Regelung der - türkisch-griechischen Beziehungen vereinbart[3]; dabei hatte der - Kaiser eine schriftliche Erklärung, keine Eroberungen zu machen, - nicht abgegeben und „die englische Politik konnte in Zukunft von - Rußland auf einem Felde kontrolliert werden, wo sie bisher unfaßbar - gewesen war“. Im Spätsommer gab die Pforte in allen strittigen - Punkten nach, und der Vertrag von Akkerman war ein voller Sieg der - Großmächte über den Sultan. Der wahre Grund dieses plötzlichen - Einlenkens aber war der, daß die Türkei für den trotz aller - Friedensbemühungen drohenden europäischen Krieg eine Militärreform - dringend bedurfte, und deshalb brauchte der Sultan zunächst Frieden! - - Unterdessen ging ein anderer von Rußland geführter Krieg glücklich - zu Ende: gegen Persien war der General Paskewitsch siegreich; im - Februar 1828 erfolgte der Friedensschluß.... der in den Briefen - des Prinzen mehrmals genannte Abbas Mirza ward von Kaiser Nikolaus - als der allein berechtigte Nachfolger des Schahs anerkannt, und - beide Herrscher wollten in Zukunft in Freundschaft und guter - Nachbarschaft miteinander leben. - - Aus dem erwähnten Protokoll vom 4. April 1826 aber erwuchs am 7. - Juli 1827 eine englisch-russisch-französische Tripelalliance, der - „trilaterale Vertrag“ der Briefe; „der Kaiser knüpfte an sie die - Hoffnung, daß sie vor allem den russischen Interessen förderlich - sein werde“. Er hatte schon versucht, aus dem Protokoll möglichsten - Nutzen zu schlagen, er hatte die Vereinbarung den Höfen von Berlin, - Paris und Wien mitgeteilt und wußte allen Einwendungen geschickt - zu begegnen. Der Gedanke, an Stelle des Protokolls den Vertrag - zu setzen, ging von England aus; ein Geheimartikel regelte die - Möglichkeiten und Notwendigkeiten eines Kriegsfalles. In der - Seeschlacht von Navarino, wo am 20. Juli 1827 die türkische Flotte - vernichtet ward, war der Auftakt dazu gegeben. In das Auf und Ab - der nächsten Monate führen die folgenden Briefe ein. - - Prinz Wilhelm hatte am 22. Dezember 1827 Berlin mit einem nicht - mehr vorhandenen Briefe Friedrich Wilhelms III. an seinen - kaiserlichen Schwiegersohn verlassen; Petersburg war ihm nicht - fremd, hatte er doch 1817 seine Schwester Charlotte zur Vermählung - dorthin begleitet; 1823 hatte er den russischen Manövern - beigewohnt; im Januar 1826 war er wieder dort, um seinen Schwager - als Kaiser zu sehen, und 1834 ist er nochmals an der Newa zu - Besuch gewesen, um der Einweihung des Denkmals für Alexander I. - beizuwohnen -- es sei darüber hier eine Stelle aus einem Briefe - an den König vom 24. Juli 1834 zitiert:.... Nun aber mit einem so - ehrenvollen Auftrag zu dieser Feier zu gehen, ist für mich eine - unbeschreibliche Freude, eine Freude, die unendlich erhöhet wird - durch das, was das Herz dabei fühlt. Denn wenn auch Trauer die - nächste Veranlassung zu der Feier ist, so ist doch gerade wieder - die Errichtung dieser Denk-Säule für den Unvergeßlichen ein Moment, - der mit Freuden erfüllt, weil man solches Andenken auf solche Weise - verherrlichen will.... - - Der diesmalige Aufenthalt dauerte „fast fünf Monate“; am Abend vor - der Abreise des Prinzen Wilhelm, die am 9. Mai erfolgte, schrieb - die Kaiserin Mutter Maria Feodorowna: ~Le départ du cher prince - Guillaume me fait de même répandre bien des larmes; je lui suis - tendrement, inviolablement attachée et profondément touchée de son - amitié pour moi~. - - St. Petersburg, den 19./31. Dezember 1827. - -In aller Eile setze ich diese Zeilen auf, um Ihnen meine glückliche -Ankunft hierselbst gestern Nachmittag um 5 Uhr zu melden. Es kommt mir -noch Alles wie im Traum vor nach den ersten Augenblicken, die Tausende -von Bekannten schon gesehen zu haben. Vor allem muß ich natürlich von -Charlotte und dem Kaiser und der Kaiserin-Mutter sprechen. Welch’ eine -Freude, welch’ eine unbeschreibliche Freude war die des Wiedersehens... -Die Kaiserin-Mutter hat mich mit einer Herzlichkeit und Liebe -empfangen, die wirklich noch ihre frühere Gnade übersteigt[4]. - -.... Ich habe hier Alles bisweilen kriegerischer gefunden, als ich es -erwartete; die Abreise der Gesandten von Konstantinopel[5] hat nicht -wenig dazu beitragen müssen, welche Nachricht vorgestern Abend hier -angelangt ist. Jedenfalls wird aber wohl erst das Frühjahr abgewartet -werden, ehe etwas geschieht. Der Kaiser hat mir schon über Manches -gesprochen, doch noch bin ich nicht im Stande, etwas Zusammenhängendes -aufzuschreiben. Er beruft sich stets auf einen gewissen Brief, den -er Ihnen geschrieben haben will vor einiger Zeit, weshalb ihm die -Äußerungen, welche Sie mir am Abend vor meiner Abreise noch in -Beziehung auf Ihre Verhältnisse zu ihm taten, sehr erwünscht zu -vernehmen waren...[6]. - - - St. Petersburg, 12./24. Januar 1828. - -Gestern sind nach fast fünfwöchentlichem Stillschweigen Nachrichten -aus Persien gekommen. Der Friede ist noch immer nicht vom Schah -unterzeichnet zurück[7], obgleich Abbas Mirza in Alles eingegangen -ist. Auch hatte man in Tawris die Nachricht, daß die Zahlung der -Contributionssumme, welche vor der Unterzeichnung verlangt ist, -geschehen sei, daß der Schah aber nicht traue, dieselbe Jemand der -Seinigen anzuvertrauen, fürchtend, daß sie geplündert werden könnte; -er soll sie also einem Engländer übergeben haben, der noch nicht -angekommen war. Die Zahlung der ganzen Summe wird teils in Gold, teils -in Edelsteinen erfolgen, da das Gold nicht sehr vorrätig sein mag in -Persien... - -Soeben sagte mir der Kaiser, daß dem letzten Berichte von Pozzo[8] -(zufolge) das neue französische Ministerium[9] sich nicht halten -würde und daß er sehr gegründete und große Besorgnisse für die innere -Ruhe von Frankreich habe. Diese Mitteilungen inquietieren den Kaiser -weit mehr als die orientalischen Unruhen, indem Unruhen in Frankreich -allerdings von großen Consequenzen wären[10]. - - - St. Petersburg, 23. Januar/4. Februar 1828. - -Die Gelegenheit des Generales Bazaine[11] lasse ich nicht unbenutzt, um -einiges mitzuteilen, was ich im letzten Briefe nur ganz oberflächlich -berührte, da er durch die Post ging. Es ist dies die Mitteilung und -Ansicht des Grafen Tatischtschew[12] aus Wien auf die erhaltene -Instruktion, dem österreichischen Hofe zu erklären, daß jede Besetzung -Seitens Österreichs von türkischem Gebiete, falls Rußland sich zur -Occupation von Fürstentümern genötigt sehen sollte, als eine gegen -Rußland gerichtete Feindseligkeit betrachtet werden würde. Graf T. -behauptet mit Gewißheit versichern zu können, daß Österreich eine -solche Maßregel nicht beabsichtige, so lange nämlich rein von der -Erfüllung des Tractats vom 6. Juli nur die Rede ist und der Ergreifung -aller Mittel, die zu diesem Zwecke führen. Österreich sei viel zu -schwach, aber auch viel zu ängstlich deshalb, um es wagen zu wollen, -allein gegen Rußland aufzutreten, eine Ängstlichkeit, die sich bei -jeder Gelegenheit verrate, trotz den befohlenen Kriegsrüstungen, die -überhaupt eine Finte zu sein scheinen, um ihre eigentliche Schwäche -zu cachieren. Wenn sie jedoch durch den Lauf der Begebenheiten, einen -ausbrechenden Krieg, eine andere Tendenz erhielte, nämlich die der -Eroberung und Teilung des türkischen Reiches, so würde in diesem -Falle Österreich gewiß nicht ruhiger Augenzeuge bleiben, sondern -tätigen Anteil nehmen wollen und zu dem Ende sich den drei Alliierten -anschließen, um gemeinschaftliche Sache zu machen. Ja es existierten -darüber schon Äußerungen, die anzeigten, daß Österreich in diesem Falle -Rechnung mache, Herzegowina, Bosnien und Serbien zu acquérieren, daß -es sich, im Falle einer so bedeutenden Vergrößerung Schwierigkeiten -opponiert werden sollten, auch mit beiden Ersteren oder gar nur mit -einem Teile derselben begnügen würde. Graf T. versichert, die Wahrheit -seiner Angaben verbürgen zu können, ebenso wie auch, daß die Sprache, -welche er instruiert sei zu führen, falls eine feindliche Maßregel -gegen Rußland im Werke zu sein scheine, gewiß das Unterbleiben der -Ausführung herbeiführen werde. Denn da er instruiert sei, diese -Instruktion geheim zu halten und nur im Notfall davon Gebrauch zu -machen, so habe er auch nur gesprächsweise gegen Jemand, von dem er -wisse, daß er bestimmt sei, ihn auszuhorchen, etwas von der Möglichkeit -solcher Ansichten seines Hofes fallen lassen, was seinen Zweck nicht -verfehlt habe, indem einige Tage nachher mehrere Rüstungsbefehle -zurückgenommen sein sollen. - -Diese Mitteilungen T.’s scheinen wohl sehr erwünschten Inhalts zu sein, -in dem sie die Beruhigung gewähren, daß Österreich den kriegrischen -Maßregeln des Tractats nicht hinderlich sein wird, die doch wohl zu -erwarten stehen, und daß, wenn ein Vertreibungskrieg der Türken die -Folge sein sollte, auch dieser nicht gegen Österreichs Interesse ist, -wenngleich hiermit allerdings ausgesprochen ist, daß Österreich nicht -so uneigennützig in diese große Begebenheit sich einlassen will, als -die drei Alliierten es bei der Schließung des Tractates aussprachen -sein zu wollen, wenngleich damals von keinem Exterminationskrieg -die Rede war. Ob, wenn diese Ansicht Österreichs gegründet ist, -(sie) nicht zu benutzen wäre (die in Beziehung auf die Expulsion der -Türkei aus Europa mir auch ganz mit der Ihrigen in Übereinstimmung -zu sein scheint), um der Pforte zu erklären, daß sie durch die -fünf Mächte angegriffen werden würde, wenn sie sich nicht sogleich -nachgiebig zeige, ist eine Frage, die sich unwillkürlich aufdrängt, -vorzüglich der Kaiser von Österreich sich ja damals mündlich bereits -zu einer kategorischen Sprache gegen die Pforte verstanden hat. Diese -gemeinschaftliche Eröffnung, die freilich nur durch Preußen und -Österreich wird gemacht werden können, da die drei anderen Gesandten -nicht mehr in Konstantinopel sind und von deren drei Mächten ja die -Pforte auch den Krieg wohl voraussieht, würde der Pforte jede Illusion -über die Möglichkeit einer Teilung der Interessen und daraus möglicher -Bekriegung der großen Mächte unter einander benehmen und gewiß das -letzte Mittel sein, was vielleicht vor Ergreifung feindlicher Maßregeln -noch zum Zwecke führte[13]. - - Ihr Sie zärtlichst liebender, gehorsamer Sohn - - Wilhelm. - - - St. Petersburg, 27. Januar/8. Februar 1828. - -Der Großfürst Constantin[14] ist gestern hier eingetroffen... da von -ihm immer die allarmierenden Gerüchte über Preußens Rüstungen[15] -kommen, so langte Ihr Brief und der des Grafen Witzleben[16] mit Ihren -Befehlen sehr zum rechten Momente an, indem ich dem Kaiser Alles -dieserhalb Beruhigendes von Neuem mitteilte. Da sagte mir der Kaiser, -daß Constantin seine Meldungen keineswegs in dem Sinne jetzt genommen -wissen wolle, als seien die questionierten Rüstungen gegen Rußland -gerichtet, sondern vielmehr für dasselbe und daß es nur scheine, als -wolle Preußen diese Rüstungen nicht Wort haben, um sie ganz geheim -machen zu können. Auch diese Ansicht war mit der Revue des 5. und -6. Corps bald über den Haufen geworfen. Die heutigen Depeschen des -Gesandten Lieven[17] sagen dem Kaiser, daß zu befürchten stände, daß -die orientalische Frage bei Eröffnung des Parlaments so bald nicht -zur Entscheidung kommen werde, indem so sehr viele wichtigere Fragen, -die die innere Administration betreffen, erst zu beseitigen sein -würden[18], was dem Kaiser natürlich nicht lieb ist. Die Ernennung -Wellingtons[19] zum Premierminister frappiert allgemein. Lieven -berichtet aber, daß derselbe sich täglich mehr an ihn anschlösse -und ganz zu seiner früheren Ansicht über die orientalische Frage -zurückgekehrt sei und daher seinerseits nur das Beste zu erwarten -stände. Die Eitelkeit soll den ~moost honorable Duke~ gewaltig -reiten; und da hat denn ein Brief, den Nicolaus ihm nach der Schlacht -von Navarin schrieb[20], der aber erst mit dem letzten Courir anlangte, -einen gewaltigen Effekt gemacht, indem Nicolaus, tuend, als ignoriere -er gänzlich Wellingtons momentane Umsattlung seiner Ansichten, ihm zu -dem großen Seesiege gratulierte und ihm dankt und zurückruft, daß er es -gewesen sei, der bei seiner Anwesenheit 1826 hier den Grund zu diesem -glorreichen Ereignisse gelegt habe, welches hoffentlich binnen Kurzem -zu dem gehofften Resultate führen werde. Dieser Brief konnte nicht mehr -~à propos~ kommen als gerade in dem Augenblicke... Alle Anstalten -sind gemacht, im Fall der Kaiser der Campagne beiwohnen will, was er -jedenfalls nur dann tun will, wenn der Krieg wirklich ausbricht, d. h. -also wenn die Donau überschritten wird. Bei Besetzung der Fürstentümer -wird er keinen Falls zugegen sein, wie er mehreremals äußerte, da dies -keine Eröffnung der Feindseligkeiten ist. - - Ihr gehorsamer Sohn - - Wilhelm. - - - St. Petersburg, 4./16. Februar 1828. - -Der Kaiser bleibt seiner Ansicht und seinem Wunsche getreu, den Frieden -aufrecht zu erhalten zu sehen. Aber die seit zwei Jahren gegebenen, -immer wieder hinausgeschobenen Fristen, um die Pforte zur Annahme der -Vorschläge der Verbündeten zu bringen und die immer trotz Navarin -und seiner Folgen nicht erfolgt sind, hätten und müßten endlich ihre -Endschaft erreichen. Rußland, England und Frankreich könnten sich -daher nun nicht mehr in Unterhandlungen einlassen, sondern sie seien -es ihrer Würde und den stattgehabten Ereignissen schuldig, zu handeln. -Dies würde in der bestimmten Frist geschehen, der daher auch nur das -kurze Ultimatum, dessen in der jüngsten Instruktion an Lieven die -Rede ist, vorhergehen würde. Wenn dem Vorschlage, der in der Depesche -des Grafen Bernstorff[21] gemacht wird, Folge gegeben werden sollte, -so könnte es nur von den zwei Mächten geschehen, die darin als die -aufzufordernden bezeichnet sind und die daher diesen Schritt ohne -diesseitige Aufforderung tun müßten, welches von den drei verbündeten -Mächten nur dankbar anerkannt werden könnte. Der Kaiser hofft sogar, -daß Sie diesen Schritt allein sogleich tun würden, ohne sich an die -Ansicht der anderen Macht und deren Antwort zu binden, der von dem -durch Herrn v. Miltitz[22] zu tuenden Schritt wohl nur Mitteilung -und Aufforderung zu gleicher Maßregel zu machen wäre. Dieser durch -Herrn v. Miltitz zu gebenden Erklärung würde wohl eine sehr dezisive -Maßregel seiner Person im Weigerungsfalle der Pforte anzuempfehlen -sein, die derselben alsdann jedes fernere freundschaftliche Verhältnis -zu Preußen entrückte. Nur mit diesem Rechtssatze dürfte der ganze -zu tuende Schritt Energie haben und Einfluß und Erfolg haben. Daß -Österreich eine gleiche Sprache führe, wäre daher sehr wünschenswert. -Am meisten wird dann gewünscht, daß einer solchen energischen Maßregel, -auch im Weigerungsfalle, der Nachschub geleistet wird, der wenigstens -die Einheit der vier Mächte im Princip offenbar dartäte, um so mehr, -da, wie ich neulich schon berichtete, von der fünften Macht an eine -Opposition gegen kriegerische Intervention nicht mehr füglich geglaubt -werden kann und sie dies am allerwenigsten tue und jeden Plan dazu -aufgeben würde, wenn die vierte Macht sich zu gemeinsamem Zwecke den -drei anderen anschlösse. Auf Preußen sind daher nun auch Aller Augen -gerichtet[23]. - - Ihr gehorsamer Sohn - - Wilhelm. - - - St. Petersburg, 8./20. Februar 1828. - -Des Kaisers erste Frage, gleich nachdem ich ihm Mitteilung von -Ihrem Anerbieten auf Unterhandlungen gemacht hatte, war: gehet das -Anerbieten auf Unterhandlungen oder auf Anschließen zum Handeln zu -gemeinschaftlichem Zweck? Ich mußte natürlich näher bezeichnen, daß -nur von erneutem, aber gemeinschaftlichem Unterhandeln die Rede sei. -In dem Fall, sagte der Kaiser, werde ich den Vorschlag nicht annehmen -können. Seit zwei Jahren habe ich die größte Nachgiebigkeit dadurch -bewiesen, daß ich der Pforte Termin auf Termin gesetzt habe, um sie -zur Nachgiebigkeit zu stimmen, stets mit der Drohung, daß ernstere -Maßregeln ergriffen werden würden, wenn diese Nachgiebigkeit nicht -erfolge. Die Unterhandlungen mit den verbündeten Mächten haben Zeit -gebraucht und so ist es bis vorigen Herbst also erst zur Ergreifung -solcher ernsteren Maßregeln gekommen. Die unerwartete Katastrophe -von Navarin hat aber dennoch nicht die Pforte biegsam gemacht, die -darauf erneuerten Aufforderungen zur Annahme der Intervention wurden -verworfen und somit der Abgang der Gesandten unvermeidlich. Alle -direkten Unterhandlungen und Verbindungen sind demnach von Seiten -der Verbündeten mit der Pforte abgebrochen und die im trilateralen -Vertrag angedeuteten ernsteren Maßregeln sind jetzt der Gegenstand der -Unterhandlungen der drei Mächte, um sie zur Ausführung zu bringen. Ein -erneuerter Versuch, mit der Pforte zu unterhandeln, um auf diesem Wege, -der so unzählige Male fruchtlos geblieben ist, zum Ziele zu gelangen, -wäre nicht mehr von den drei Verbündeten zu erwarten, da Alles sein -Ziel hätte; die Zeit der Nachsicht, die ~Longanimité etc.~ sei -abgelaufen und aus allen diesen Gründen an die Wiederanknüpfung von -friedlichen Unterhandlungen seitens der drei Mächte nicht mehr zu -denken. Ganz etwas anderes wäre es, wenn ein Antrag von Seiten Preußens -oder Österreichs erfolgte, um sich den Verbündeten anzuschließen, um -mit ihnen durch Ergreifung gemeinschaftlicher kriegerischer Maßregeln -zum gewünschten Ziele zu gelangen. Oder: wenn Preußen und Österreich -ihrerseits bei der Pforte nochmals kräftige Schritte täten, um sie zur -Nachgiebigkeit zu zwingen, welchem Schritte jedoch als energischer -Nachsatz beigefügt werden müsse, im Weigerungsfalle auch die Gesandten -dieser Mächte Constantinopel verlassen würden und daß die Pforte -auch von diesen Mächten kriegerische Maßregeln und Anschließen an -die drei anderen Mächte zu erwarten habe. Ob eine solche, offene und -energische Sprache von Österreich zu erwarten sei, sei freilich nicht -mit Bestimmtheit vorauszusehen, dies dürfte aber wohl Preußen nicht -abhalten, seinerseits diese bestimmten Schritte zu tun, Österreich -dann ~au fait~ setzend und dringend zu gleichen auffordernd. -Preußens Ansichten in der orientalischen Angelegenheit ständen ganz -in Übereinstimmung mit einem solchen Handeln; es sei dem trilateralen -Vertrage nicht beigetreten, indem es die in demselben vorgeschlagenen -Mittel als nicht zum Zwecke führend erkannt hätte, jedenfalls aber -keinen tätigen Teil an deren Ausführung hätte nehmen können, weil -es aus diesem letzteren Grunde daher weniger auffallend und weniger -störend für das äußere Bestehen der großen Alliance gewesen sei, daß -nur drei Seemächte einen Tractat schlossen, der nur Seeoperationen zum -Zwecke vorläufig hatte, während es als eine Spaltung der alten Alliance -erschienen sein würde, wenn Preußen als keine Seemacht einem dergl. -Tractat beigetreten sei und Österreich als eine Seemacht es nicht -tat. So sei also auch dieser Schein für die große Alliance erhalten -geblieben, während freilich Preußens und Österreichs Nichtbeitritt -aus ganz und gar verschiedenen Principien entsprungen sei. Jetzt -jedoch handele es sich nicht mehr um eine bloße Seeoperation, sondern -um Ergreifung solcher Maßregeln, die leicht zum Kriege führen -dürften, und daß diese zum Ziele führen würden, werde Preußen wohl -anerkennen und also, da es das Ziel zu erreichen wünsche, sich auch -zu Maßregeln entschließen, die zur Erreichung desselben förderlich -sind, d. h. also nochmalige dringende Vorstellungen bei der Pforte, -mit dem Nachsatze, wie ich ihn bereits angab, dem dann aber auch Folge -gegeben werden müßte. Ich selbst hatte ja mündlich Ihre Ansicht hier -mitgeteilt, die dahinginge, daß ein Angriff der Mächte der großen -Alliance auf die Pforte als allein zum Ziele führend erkannt von Ihnen -werde. Über das wie weit eines solchen Angriffs wäre freilich noch -nichts zu entscheiden jetzt. Und wenn ich Ihre Ansicht jedoch dahin -bestimmt ausgesprochen hätte, daß Sie einen solchen Angriff nur dann -als vollständig ansehen würden, wenn Österreich sich zu demselben -verstünde, so sei dadurch wohl auch Ihr Wunsch dahin abzusprechen, daß -man sich dadurch vergewissere, daß diese Macht nicht etwa gegen die -anderen Verbündeten zu Gunsten der Pforte sich erklärte, nicht aber, -daß es Ihre Ansicht sei, daß Österreichs Kriegsmacht durchaus notwendig -zu verwenden sei, um das Ziel zu erreichen, wozu die russische Armee -allein wohl hinreichen würde. Die letzten Nachrichten Tatischtscheffs -seien aber über diesen Punkt sehr beruhigend, indem er ja versichere, -daß Österreich nicht daran denke, sich den kriegerischen Maßregeln -zu widersetzen, die Rußland ect. jetzt zu ergreifen für nötig fände, -daß der Kaiser ja mündlich dem Grafen Tatischtscheff versprochen habe, -offene und kräftige Maßregeln bei der Pforte zu ergreifen, um sie zur -Nachgiebigkeit zu bewegen, alles Schritte, die nicht mehr auf die -gefürchtete Opposition dieser Macht deuten, so daß also auch dieselbe -nicht mehr zu fürchten sei, selbst wenn auch, wie zu vermuten wäre, -dieselbe sich zum Anschließen an die anderen Mächte zur Ergreifung -kriegerischer Maßregeln nicht verstehen sollte. Jede und jegliche -Besorgnis, daß Österreich doch noch die Opposition selbst kriegerisch -ergreifen könnte, ja selbst die Möglichkeit dazu bei dessen inneren und -militärischen Verhältnissen würde verschwinden müssen, sobald Preußen -sich öffentlich zum Beitritt zum trilateralen Vertrage erklärt, dem es -ja eigentlich dem Sinn nach im Geheimen schon beigetreten sei, da die -jetzigen zu ergreifenden Maßregeln zum Ziele führend sein würden und -an die Störung der großen Alliance nicht bei den oben geschilderten -Verhältnissen zu denken sei. Ob es überhaupt doch noch möglich wäre, -wenn Preußen dem österreichischen Cabinette seinen Beitritt zum -dreiseitigen Vertrage bekannt macht, mit der dringenden Aufforderung -und Vorstellung, ein Gleiches zu tun, indem von dem Augenblicke an -alle Interessen vereint sein würden, -- diese Macht zu dem Beitritt zu -bewegen wäre zum wenigsten ein Versuch, der nicht von der Hand gewiesen -werden dürfte und den Sie gewiß deshalb unternehmen würden, ohne jedoch -Ihre weiteren Schritte deshalb von Österreichs Erklärung abhängig zu -machen. Dies ganze Raisonnement gründet sich natürlich darauf, daß die -drei verbundenen Mächte fest am Tractat vom 6. Juli halten und nur -dessen Ausführung vorläufig vor Augen haben; ja selbst ein weiteres -Vorschreiten durch die kriegerischen Operationen ist in dem Vorschlag -Rußlands ja nur als Erpressungsmittel und nicht als eine zu machende -Eroberung bezeichnet, wenn gleich ein so weites Vorschreiten nur durch -die verlängerte Halsstarrigkeit der Pforte erzeugt werden würde, dann -auch den Griechen zu Statten kommen solle, indem sie als frei und -unabhängig erklärt werden sollen. Bei dem vorgefallenen Ministerwechsel -in England und Frankreich und beim Zusammentritt des Parlamentes und -der Kammern war eine Veränderung der Grundsätze beider Kabinette in -Beziehung auf die orientalische Frage vielleicht zu befürchten. Ich -fragte daher auch heute den Kaiser, was er davon hielte, worauf er -erwiderte, daß nach den letzten Nachrichten Wellington sich mehr -und mehr an Rußland anzuschließen scheine und daß von Frankreich -die Erklärung gekommen sei, daß es mit Rußlands Maßregeln sich -einverstanden erkläre und fest an dem Bündnis halten werde, selbst wenn -England abspringen sollte. Demnach hätte sich also nichts in der Lage -der Sachen geändert. - -Wenn Sie nun also wirklich dem trilateralen Vertrag beitreten, so -fragte der Kaiser, ob Sie dann aber auch gewiß wohl ein Corps stellen -würden, welches tätigen Anteil an etwa ausbrechendem Kriege nehmen -würde. Ich erwiderte, daß ich Sie nicht danach gefragt hätte, früher -aber, als von einer bestimmten Alliance zu dem vorliegenden Zwecke -nicht die Rede gewesen sei (wie bis zum Jahre 1826), Ihre Ansicht nicht -dahin gegangen wäre, einen tätigen Teil an einem dergleichen Kriege -zu nehmen. Jetzt freilich schienen mir die Dinge anders zu liegen. -Der Kaiser griff dies so gleich auf und meinte, daß auch die Stellung -eines Corps ja am allermeisten die Übereinstimmung und Einigkeit der -alten Alliance zu erkennen geben würde und ob es nicht auch der Wunsch -unserer Armee sei, Teil am Kriege zu nehmen. Ich konnte seiner Ansicht -nur beistimmen und was den letzten Punkt beträfe, so wäre freilich der -Wunsch sehr allgemein in unserer Armee, dem Kriege beizuwohnen. Ich -komme hierdurch auf einen Punkt zu sprechen, dessen große Wichtigkeit -ich vollkommen erkenne und muß daher denselben etwas näher beleuchten. -Dieser gedachte Wunsch ist mir nicht etwa allein aufgestiegen, sondern -mir von sehr viel Generalen ausgesprochen worden, und wie wäre es auch -anders möglich, ihn nicht zu haben, wenn man einmal Soldat ist und -ein Krieg bereit ist auszubrechen, für den sich die Regierung erklärt -und zu welchem sie sogar in Alliance tritt. Aber namentlich aus dem -militärischen Gesichtspunkt betrachtet wird der Wunsch für die Armee -nur noch lauter, indem ein Auffrischen des kriegerischen Geistes in -jeder Armee nach langem Frieden gewiß eine schöne Sache ist. So weit -ich freilich entfernt bin zu meinen, daß dieserhalb von Zeit zu Zeit -Krieg +gesucht+ werden müßte, so sehr glaube ich doch auch, daß -eine Gelegenheit wie die vorliegende nicht +unbenutzt+ gelassen -werden sollte, indem die Politik schon dahin weist. Die Generale, -welche mir darüber sprachen,... kamen darin überein, daß eine solche -Gelegenheit ja benutzt werden möchte, um Teilen der Armee den Krieg -einmal wieder ~in natura~ zu zeigen. Und da natürlich die ganze -Armee nicht marschieren könne, so würde, um der ganzen doch die Wohltat -der Auffrischung dieses Kriegsgeistes, wenigstens ~per tradition~ -zu gewähren, ein Corps aus allen Regimentern der Armee zu combinieren -sein, wie im Jahre 1812. Ob die Rheinprovinz und Westfalen ihr freilich -spät eintreffendes Contingent zu stellen hätten, oder ob sie wegen -des doch stets zu beobachtenden Nachbarn im Westen ganz von dieser -Gestellung zu deponieren wären, hat unser Kriegsrat alles in Weisheit -erwogen, wie Sie leicht denken können; wenn einmal so etwas aufs Tapet -kommt, so geht es auch munter vorwärts mit Plänen und Projekten. Sie -werden meine Dreistigkeit verzeihen, diesen Gegenstand hier behandelt -zu haben und das mit einiger Weitläufigkeit und nur nach eigner und -einiger Anderer Ansicht, durchaus die Ihrige in diesem Punkte nicht -kennend. Ich muß daher Ihre Verzeihung und Ihre Nachsicht hiermit -nachsuchen und nur noch hinzufügen, daß mir Minister Motz[24] vor -meiner Abreise sagte, er fürchte aus finanziellen Rücksichten die -Mobilmachung der Armee jetzt schon nicht mehr, um wieviel weniger also -eines Corps nur. - -Graf Tatischtschew hat berichtet, daß bei Übergabe des Briefes von -Nicolaus an den Kaiser von Österreich vom 7./19. Januar, auf den jedoch -noch keine Antwort erfolgt ist, letzterer ihm gesagt habe: er höre, daß -man in Rußland unruhig über die militärischen Zurüstungen in Österreich -sei; ob man glaube, daß er Rußland angreifen wolle? Wie könne man sich -so etwas nur einbilden im Entferntesten und wenn er es wolle, ob er es -wohl könne bei der Verfassung seiner Armee. Alle Rüstungen geschehen -nur, um, im Falle im Oriente der Krieg ausbräche, Österreichs Grenzen -zu schützen gegen jede Invasion...[25] - - Ihr gehorsamer Sohn - - Wilhelm. - - - St. Petersburg, 16./28. Februar 1828. - -.... wenn ich Ihnen nicht die Nachricht zu geben hätte, daß die -gestrigen Meldungen des Grafen Paskiwitsch allerdings die Ihnen -vorgestern als Gerücht mitgeteilten Ereignisse bestätigten. Seine -Berichte sind vom 5./17. Januar aus Deygurgan freilich sehr lange -unterwegs gewesen. Der Hauptinhalt ist folgender: Als am bestimmten -Termin die Zahlung der auferlegten Kontribution von Seiten des Schahs -nicht erfolgte, zugleich aber auch die Nachrichten eingingen, daß ein -Sohn des Schahs seinen Bruder Abbas Mirza beim Vater anzuschwärzen -gesucht habe, als einen Feind des Landes, der durch den Friedensschluß -Rußland in Besitz so schöner Provinzen zu setzen suche, die sein -Erbteil sind, und ihm wohl gar noch andere Pläne zugedacht haben mag -und dieser andere Mirza sich erbeten habe, die verlorenen Provinzen -wieder zu erobern und dazu Anstalten treffe, so hat Graf Paskiwitsch -seinerseits die Friedens-Unterhandlungen abgebrochen und seine Truppen -in Marsch gesetzt. Er hofft, daß diese ganze Unternehmung nur eine -bloße Demonstration sein wird und zum gewünschten Ziele, nämlich -der prompten Zahlung, führen wird. Denn die verlangte Contribution -ist bereits vor den Augen eines russischen Bevollmächtigten und -des englischen Konsuls, der die richtige Zahlung sehr betrieben -hat, in Teheran verladen worden und ist bereits auf halbem Wege -nach Tawris, in Zengun, angelangt. Während dem ist nur der Mirza -aus Korhassan mit seinen Intriguen durchgedrungen, zugleich sind -aber auch türkischerseits Aufforderungen an den Schah ergangen, die -Feindseligkeiten fortzusetzen, indem auch ein Bruch der Pforte mit -Rußland bevorstände und dadurch letzteres in große Verlegenheit kommen -könnte; und so hat der Schah dem Mirza Vollmacht gegeben, seine Schätze -anzugreifen und den Krieg fortzusetzen und die verlorenen Provinzen -wiederzuerobern, welche er zu seinem Erbteil erklärt hat und Abbas -Mirza so gut wie enterbt hat. Dieser ist demnach zu den Seinigen -zurückgekehrt, hat aber einen sehr gerührten Abschied von den Russen -genommen, bei denen er sich sehr gefiel, einer sehr traurigen Zukunft -entgegen gehend... Paskiwitsch will... gegen Zangan marschieren, um so -zu sagen der Contribution entgegen zu rücken, deren Auszahlung durch -diese Demonstration wie gesagt gehofft wird, der Kaiser hofft und -wünscht sehr, daß es nur bei dieser Demonstration sein Bewenden haben -werde. - -Aus Paris hat der Kaiser gestern sehr zufrieden stellende Nachrichten -erhalten, da das Cabinett ganz in seine Ansicht eingeht... Der Kaiser -sagte mir soeben, daß er indirekte Nachrichten aus London habe, die -immer mehr das Anschließen des englischen Cabinetts an das russische -für die orientalischen Verhältnisse bestätigen[26]. Die offiziellen -Mitteilungen erwartet er täglich. Aus Constantinopel wird geschrieben, -daß Herr v. Ottenfels sich zur Abreise rüste oder abberufen sei; der -wahre Zusammenhang sei nicht klar. Auch der holländische Gesandte in -Constantinopel hat Schiffe zu seiner Abreise gemietet. - - - St. Petersburg, 20. Februar/3. März 1828. - -Vor einigen Posttagen benachrichtigte ich Sie von der Äußerung des -Kaisers, daß der Marsch der Garde binnen Kurzem erfolgen könne und -setzte ich hinzu, daß mir dazu noch keine Veranstaltungen getroffen -zu sein scheinen. Gestern jedoch sagte er mir, daß die Ordres zur -Mobilmachung der Garde in der Ausfertigung begriffen seien und binnen -wenig Tagen publiciert werden würden... Die Mobilmachung soll höchstens -in 6 Wochen beendigt sein. Auf meine Bemerkung, daß mir der Kaiser vor -6 Wochen ungefähr sagte, er würde die Garden marschieren lassen, falls -ein Nachschub durch den Gang des Krieges erforderlich sei -- wie dies -jetzt mit diesem frühzeitigen Marsch derselben zu vereinbaren sei, -wiederholte er, daß die Distance dies erforderte, indem die Garden doch -erst im September an der Donau eintreffen würden und daß es jedenfalls -sehr gut sei, eine solche Reserve ~à tout événement~ bereit und in -Bewegung zu haben. Bis heute ahndet noch Niemand in Petersburg diese -Maßregel und wird natürlich sie bei ihrem Erscheinen im Auslande viel -Lärm machen, daher ich mich beeile, Sie davon in Kenntnis zu setzen. - -Der famose Hatischeriff[27] sehe ich, ist auch nun in Berlin bekannt; -der Kaiser ist sehr aufgebracht über die Sprache, die dieses -Aktenstück über Rußland führt und namentlich über die Stelle, wo die -Pforte erklärt, daß alle Nachgebungs-Demarchen und namentlich das -Einwilligen in die Forderungen zu Akkerman nur geschehen seien, um -Zeit zu gewinnen, um die Rüstungen und die Reorganisation der Armee zu -bewerkstelligen. Zugleich sieht der Kaiser diesen Hatischeriff als eine -Herausforderung an die ganze Christenheit und namentlich an Rußland -(an), so daß nun wohl nichts mehr den Bruch verhüten kann. In diesem -Sinne sind auch die letzten Couriere nach Paris und London abgefertigt -worden. - -Die letzten Nachrichten aus Persien lauten sehr erfreulich. Die -feindlichen Kräfte, welche sich bei Maralega sammelten, sind auf die -Nachricht des Vormarsches der russischen Truppen auseinander gelaufen. -Die russische Avant-Garde, die während der Unterhandlungen schon in -Mijana stand, hatte von dort aus ihren Marsch sogleich vorwärts gegen -Zangan angetreten, hat also einen bedeutenden Vorsprung. - -Soeben sagt mir der Kaiser, daß die Garden heute die Marsch-Ordre -erhalten haben und gegen den 1./13. April abmarschieren sollen... - - - St. Petersburg, 25. Februar/3. März 1828. - -Gestern Abend kamen wiederum gute Nachrichten aus Persien; der Marsch -der russischen Truppen hat so auf den Schah gewirkt, daß er sogleich -die Abzahlung der Contribution befohlen hat, welche auch bereits ganz -bis Zangan gekommen sein soll; 45 Millionen Papier-Rubel, woselbst der -russische Commissar aufgefordert wurde, zu seiner eignen Überzeugung -irgend einen Sack zu öffnen, um sich zu versichern, daß keine -Betrügereien obwalten. Der geöffnete Sack ist auch voller Geld gefunden -worden. Außerdem hat sich Ardebil, wo das linke Seitendetachement -stand, ohne Schwertstreich ergeben... Wo die Unterhandlungen angeknüpft -werden sollen, ist nicht entschieden, indem der dazu geeignetste -Ort Mijana durch eine dort einheimische giftige Wanze, welche nur -Ausländer sticht und oft tötet, nicht sehr angenehm aus diesem -Grunde erscheint. Die Sterblichkeit unter den russischen Truppen ist -unglaublich in Persien. Aus London sind Nachrichten gekommen, die aber -(noch) immer keine Antwort brachten auf die an Fürst Lieven gegebenen -Instruktionen, indem das englische Ministerium völliges Stillschweigen -beobachtet. Aus Paris sind dagegen die Mitteilungen stets erfreulicher -und anschließender. Der Kaiser hofft, daß der Hatischeriff in London -vielleicht noch gut wirken wird; aber wenn auch nicht, so ist der Plan -und Wille des Kaisers unabänderlich derselbe. - - - St. Petersburg, 27. Februar/10. März 1828. - -Der Kaiser sieht durch den Hatischeriff seine ganze Lage in sofern -verändert an, daß er den Ausbruch der Feindseligkeiten nicht mehr von -der Zustimmung Frankreichs und Englands abhängig zu machen braucht, -sondern der Pforte geradezu den Krieg erklären wird, indem sie ihm -denselben durch jenen Parlamentär angekündigt hat. Denn es kommt -jetzt dem Kaiser momentan nicht auf die Pacifierung Griechenland -an, sondern darauf, sein Ansehen und seinen Einfluß auf die Pforte -aufrecht zu erhalten und die Beleidigung zu rächen, die durch die -Nichterfüllung und durch die Darstellungsart des Akkermanschen Tractats -Rußland zugefügt ist, nebst den übrigen beleidigenden Ausdrücken. -Bei Ergreifung dieser Maßregel erklärt der Kaiser von Neuem, stets -dieselben Grundsätze zu befolgen, welche ihn bei Schließung des -trilateralen Vertrages leiteten. Erhält Rußland bis in den nächsten -Wochen die Beistimmung Englands zu den vorgeschlagenen coërcitifen -Maßregeln, welche in der Instruktion an Fürst Lieven vom 6. Januar -enthalten sind, bisher aber trotz eines 14tägigen Hinausschiebens des -Antworttermines unbeantwortet geblieben sind, so würde alsdann das -Ultimatum von den drei Alliierten der Pforte übergeben werden; trifft -aber die Erwartung von Englands Anschließen bis dahin nicht ein, so -wird der Kaiser allein ein Ultimatum übersenden und abwarten, was -England später beschließen wird. Dieser Schritt kann keine Störung -unter den Alliierten erzeugen, weil Rußland für Erscheinung des -Hatischeriffs individuelle Zwecke gegen die Pforte zu erkämpfen hat. -Frankreich hat sich vollkommen mit Rußlands vorgeschlagenen Maßregeln -einverstanden erklärt und England nach Kenntnis des Hatischeriffs -inständigst zur Annahme dieser Maßregeln erneuert aufgefordert, -indem diese Kriegs-Erklärung nur mit den Waffen beantwortet werden -könne und dies die Ehre der Alliierten erfordere. Es schlägt vor, -den Flotten einige Landungstruppen mitzugeben, um die Schlösser der -Dardanellen zu nehmen und zu behaupten, um den Flotten das Vordringen -gegen Konstantinopel und die Beschießung desselben dadurch möglich -zu machen. (Diese heute eingetroffenen Nachrichten sind mir als -ein großes Geheimnis nur vom Kaiser mitgeteilt worden.) Es stehet -also noch immer zu hoffen, daß England nachgeben wird und der Krieg -gemeinschaftlich erklärt wird. Wo nicht, so würde es seine später zu -ergreifenden Maßregeln in der griechischen Angelegenheit den alsdann -schon russischer Seits ergriffenen anschließen. Frankreich erklärt -es mit Rußland zu halten, selbst wenn England ganz abspringen sollte -(was wohl schwerlich zu erwarten ist.) Rußland würde also, falls -England dem Krieg nicht beistimmt, seine individuellen Interessen durch -denselben verfolgen und also darin nicht von England gehindert werden -können; natürlich handelt Rußland dadurch auch indirekt zum Besten -der Griechen, mit Frankreich eng verbunden aber direkt zum Besten -derselben, denn Frankreich hat ja nur das griechische Interesse vor -Augen. Dies giebt allerdings etwas complicierte Verhältnisse. - -Aus Wien erfuhr der Kaiser, wie er mir heute sagte, daß auf bestimmten -Antrag des Erzherzogs Ferdinand zwei Operations-Pläne ausgearbeitet -wurden, der eine, um während der Operationen die Defensive zu -beobachten, der andere ein Offensiv-Plan, um eine österreichische -Armee mit der russischen operieren zu lassen. Es soll darüber jedoch -ein großes Geheimnis obwalten. Doch hat dies den Kaiser sehr erfreut -zu erfahren, weil er doch daraus die Möglichkeit sieht, daß Österreich -sich zu einer tätigen Teilnahme zuletzt noch entschließen wird. Er -ist daher sehr begierig auf die Schritte, die Sie getan haben werden, -sowohl gegen Österreich als für sich selbst. - - - 28. Februar/11. März. - -Auch ist die Nachricht eingegangen, aus Bukarest oder Odessa, daß Herr -v. Ottenfels im Begriff sei, Constantinopel zu verlassen, weil kein -Christ seines Lebens mehr sicher sei. Ob er dies ohne Erlaubnis seines -Hofes darf, weiß ich nicht zu entscheiden. Doch meint der Kaiser, daß -die Verfolgungen, welche in Constantinopel und in der Türkei gegen -die Christen beginnen, nur zu deutlich beweisen, daß der Hatischeriff -eine Kriegserklärung gegen die gesamte Christenheit sei und aus diesem -Gesichtspunkt betrachtet hofft er, daß Österreich seine bisherigen -Grundsätze in der griechischen Angelegenheit wird fahren lassen und -dann gemeinschaftliche Sache mit den Alliierten machen wird, womit dann -die große Alliance wieder kräftig und ungeteilt dastände, ja es würde -ein wahrer Kreuzzug werden (~il serait une véritable croisade~). - -Falls der Krieg ausbricht, so sagt der Kaiser, würde sich die -Campagne in drei Abschnitte teilen. Der erste vom April bis Juni; -der zweite eine Ruhe bis zum September wegen der großen Hitze und -wegen des Mangels an Furage in den Monaten, ehe die Ernte gemacht ist -und der dritte vom September bis dahin, wohin die Operationen oder -die Nachgiebigkeit der Pforte führen wird. Der Winter sei nicht zu -fürchten und also wegen der Jahreszeit kein Abschnitt nötig zu machen. -Im ersten Abschnitt müsse der Balkan erreicht werden, die Ruhe also -daselbst eintreten, während dem zweiten würden alle Reserven und die -Garden zur Armee stoßen (den 1./13. September) und so alsdann mit -erneuten Kräften die Operationen des dritten Abschnittes beginnen. Die -vorteilhafteste Operations-Linie wird natürlich die längs dem Meere -sein von Anfang an, weshalb auch die Flotte des Schwarzen Meeres zur -Protegierung der Operationen beordert ist. Nach einigen Nachrichten -sollen sich bedeutende türkische Streitkräfte bei Rusdschuk sammeln, -dagegen aber auch bei Babatag (in der Gegend, wo die Donau vor ihrem -Abflusse die Ecke bildet) Verteidigungsmaßregeln ergriffen sein, als -auf der Operations-Linie längs dem Meere liegend, die ihnen wohl auch -gefährlich erscheinen mag. - -Nach dem Gang, den die Dinge jetzt in der Türkei nehmen, glaubt der -Kaiser, daß auf keine Nachgiebigkeit nicht mehr zu rechnen ist, weder -jetzt noch später, sondern daß das Ganze mit dem Umsturz der türkischen -Macht endigen wird, wenngleich er nur ungern von dieser Möglichkeit -spricht. Sollten wir bis Constantinopel wirklich vordringen und ich -bin zuerst dort, sagte der Kaiser mir neulich, so sollen die Andern -mit meinem Benehmen und Vorschlägen zufrieden sein; kommen mir die -Andern etwa auf irgend eine Art zuvor, so setze ich keinen Fuß in -Constantinopel und lasse die Andern machen, was sie wollen und meliere -mich nicht darein. Ich wiederhole Ihnen nur diese Worte, die der Kaiser -wohl nur mir und seinem Schwager sagte, ohne weiteres diplomatisches -Gewicht darauf zu legen; denn es dürften doch, wenn es wirklich so -weit kommen sollte, wohl Verhältnisse eintreten, die jene Äußerungen -vergessenswerth machen dürften. Tritt die andere Chance doch noch -ein, daß die Pforte während des Krieges nachgibt endlich, so sind die -dann eintretenden Verhältnisse in der erwähnten Instruktion an Lieven -vorgezeichnet und die völlige Selbständigkeit Griechenlands dann -zunächst stipuliert. - -Der Kaiser trat mit der Nachricht ins Zimmer, daß der Friede mit -Persien geschlossen sei[28] und zugleich die Schlüssel von Ardibile -eingetroffen seien... Der Schah hat augenblicklich, als er die -ernstliche Fortsetzung des Krieges erfahren hat, sich nachgiebig -gezeigt und die ganze Summe der Contribution der russischen Avant-Garde -unweit Zangan überliefert, und war der größte Teil bereits in Mijana -eingetroffen. Der Schah hat dem Abbas Mirza aufgetragen, den Frieden -sogleich zu unterzeichnen... - - - St. Petersburg, 3./15. März 1828. - -Gestern ist der erwartete zweite Courier aus London[29] eingetroffen. -Die von ihm überbrachten Nachrichten sind die offizielle Antwort des -englischen Cabinettes auf die von Rußland gemachten Vorschläge, wie -sie in der Instruktion an Fürst Lieven enthalten waren. Sie sind, wie -nach meinem letzten Brief schon zu erwarten war, nicht nach Wunsch -des Kaisers ausgefallen, indem jene Vorschläge nicht Eingang fanden -und dagegen von England eine Demarche vorgeschlagen wird gerade der -Art, wie Sie dieselbe durch Grafen Bernstorff vor vier Wochen hierher -machen ließen. Der Kaiser wird darauf nur bedingt eingehen, indem aus -seiner Antwort an Sie damals schon hervorging, daß er diesen Schritt -als zu spät kommend betrachtete; doch will er sich jetzt gerade -nicht opponieren; dagegen trennt er aber immer mehr die griechische -Frage von den Griefs, die er zufolge des Hatischeriffs individuell -gegen die Pforte zu verfolgen hat und wird daher in den ergriffenen -Maßregeln dieserhalb nicht die mindeste Änderung entstehen und ganz -das geschehen, was mein letzter Brief für den neu eingetretenen Fall -voraussagte, nur mit dem Unterschiede, daß die Schritte, welche ich -damals als von England allein etwa ausgehend bezeichnete, nun, wenn -es angenommen wird, von allen 5 Mächten geschehen werden. So würden -also Unterhandlungen und Krieg zugleich gehen und bestehen, nur zu -verschiedenen Zwecken; der Krieg aber gemäß einen wichtigen mittelbaren -Einfluß auf die Unterhandlungen haben und so durch den Krieg vielleicht -der Frieden erhalten werden. Daß den Unterhandlungen, falls sie sich -zerschlagen, ein allgemeiner Angriff folgt, dürfte die Drohung sein, -mit welcher sie unternommen würden. - -Die gestrigen Nachrichten aus Persien sagen, daß die ganze Contribution -ausgeliefert ist und Abba Mirza erneuten Befehl zur schleunigen -Unterzeichnung des Friedens erhalten hat... - - - St. Petersburg, den 6./18. März 1828. - -Vorgestern Abend erhielt ich Ihren gnädigen Brief; ich teilte dem -Kaiser sogleich Ihre Ansichten über die politischen Verhältnisse mit. -Er sagte, daß ihn diese Ihre Ansichten nicht überraschen könnten, da -sie mit Ihren früheren übereinstimmten. Doch hätte er es für seine -Pflicht gehalten, Ihnen sein Raisonnement vor vier Wochen mitzuteilen, -glaubend, daß manche Veränderungen damals eingetreten wären, die -vielleicht Ihrerseits ein entscheidendes Handeln und Auftreten, wenn -auch nur in Aufforderungen Anderer bestehend, möglich gemacht haben -würden. Wenn der Kaiser also auch nicht überrascht über Ihre Antwort -war, so tat sie ihm doch leid. Mir gab er jedoch auch das Zeugnis, -daß ich stets diese Ihre Antwort vorhergesehen hätte, weil ich Ihre -Ansicht genau kannte und sie ihm immer von Neuem vorgehalten habe. -Während ich also auf diese Art dem Kaiser Ihre Ansicht opponiere, Ihnen -dagegen die des Kaisers mitteile, scheint es, habe ich den Anschein bei -Ihnen bekommen, als ließe ich mich durch den Kaiser entrainieren. Das -Memoire, was ich dieserhalb durch Graf Bernstorff erhalten soll, wird -mich natürlich ungemein interessieren, doch glaube ich dessen Inhalt -vorhersagen zu können, da ich, wie gesagt, vermuten darf, daß ich Ihre -Ansichten nicht vergessen habe. Sollte mich jedoch meine Äußerung: -„daß mir das Handeln Preußens jetzt als das Hauptgewicht erscheine, -welches die Inclination der politischen Wagschale bestimmen würde“, -eine Äußerung, die ich mir kurz vor dem Abschieds-Augenblick in Berlin -schon zu machen mir erlaubte, sollte mir diese Äußerung die Bemerkung -zugezogen haben, daß ich Preußens Stellung verkenne, so werde ich -allerdings hierüber eine Belehrung in Bernstorffs Mémoire[30] hoffen -dürfen zu finden. - -Ihre Bemerkungen über die vorauszusehenden Verwickelungen, wenn -Rußland Englands Ansichten nicht aufnimmt, teilte ich gleichfalls -dem Kaiser mit. Er erwiderte, daß sein jetziges Alleinhandeln der -Natur sei, daß diese Verwickelungen wohl nicht zu befürchten seien. -Sollten jedoch welche später aus Englands Benehmen entstehen, so könne -er wenigstens ruhig darüber sein, daß er sie nicht herbeigeführt -habe. Denn im trilateralen Vertrage wäre expreß gesagt, daß, wenn die -erste Maßregel der auszusendenden Flotten nicht zum Ziele führe, so -werde man zu ernsteren Maßregeln schreiten. Unter diesen ernsteren -Maßregeln könnten aber natürlich keine anderen verstanden gewesen -sein, als kriegerische. Diese seien nun also vorgeschlagen, nachdem -erneute Unterhandlungen nach Navarin(o) sich zerschlagen hätten und -den Abgang der Gesandten zur Folge sogar gehabt haben. Statt darauf -einzugehen, gemeinschaftliche coërcitife Maßregeln zu unternehmen, -wolle man nun von Neuem unterhandeln, also gegen die Bestimmungen des -trilateralen Tractates und damit also wiederum den Gang ergreifen, der -seit 7 Jahren nicht zum Ziele geführt habe; und welche Garantie sei -vorhanden, daß, da man jetzt von Seiten Englands den kriegerischen -Maßregeln keine Folge geben wolle, diese Folge-Gebung eintreten würde, -wenn die vorgeschlagenen erneuten Unterhandlungen sich etwa zerschlügen -und für dies Zerschlagen der Krieg als Folge bestimmt worden wäre? -Wahrscheinlich würde man alsdann wieder einige Monate temporieren, dann -aber erneut zu Unterhandlungen raten und so ins Unendliche fortfahren. - -Doch wie mein letzter Brief schon meldete, wird sich der Kaiser diesen -Vorschlägen nicht opponieren, jedoch auch seinerseits sich sehr -bestimmt aussprechen und während dem handeln. Denn das fortwährende -Temporieren und nicht Ernstmachen müsse ja die Pforte immer mehr -bestärken, sich zu opponieren, da immer nur gedroht wird und den -ernsthaftesten Drohungen doch keine Folge gegeben wird. So reize man -die Pforte also ordentlich zur fortgesetzten Opposition bei jeden -erneuten Unterhandlungen. - - Im Sommer 1819 bemühte sich Prinz Wilhelm, unterstützt von - seiner Schwester Charlotte, die Einwilligung seines königlichen - Vaters für seine Verbindung mit der schon seit 1817 geliebten - Prinzessin Elise von Radziwill zu erlangen. Friedrich Wilhelm - III. schwankte auch in dieser familiären Angelegenheit in seinen - Meinungen und Entschlüssen ständig hin und her, um so mehr, als - die Unebenbürtigkeit der Prinzessin bald für gleichgültig, bald - für hindernd in bezug auf die in Aussicht genommene Eheschließung - gehalten ward. Erst im Juni 1826 hat er seine Zustimmung endgültig - verweigert. Auf der Reise nach der Schweiz hatte Prinz Wilhelm - 1826 bei der Hochzeit seines Bruders Karl mit Maria von Weimar - deren jüngere Schwester Augusta kennen gelernt; vielleicht hat - er im Anschluß daran in Karlsruhe die oben genannte Prinzessin - Cäcilie von Schweden (1807/44) gesehen, die Tochter jenes Gustav - IV. Adolf (1778/1837), der mit Friederike von Baden in einer - 1812 geschiedenen Ehe vermählt und Mitte Mai 1809 seines Thrones - verlustig erklärt worden war; er führte dann ein seltsames - Wanderleben und weilte in der fraglichen Zeit als Oberst Gustavsson - in Leipzig. Die mannigfachen Absonderlichkeiten dieses Mannes - lassen es verstehen, daß der vorsichtige Friedrich Wilhelm III. von - der ersten medizinischen Autorität seines Staates, dem „so höchst - ehrwürdigen“ Christoph Wilhelm Hufeland (1763/1836), wie der König - an seine Tochter Charlotte am 14./26. August 1836 nach Petersburg - schrieb (Hohenzollernjahrbuch 1916, S. 169), ein Gutachten über den - Geisteszustand Gustav Adolfs IV. einholte, das schließlich in der - wichtigen Frage einer künftigen Königin von Preußen den Ausschlag - gab; Prinzessin Cäcilie heiratete den Großherzog August von - Oldenburg. Prinz Wilhelm hat, wie aus dem obigen Briefe hervorgeht, - lange in seinen Empfindungen zwischen den beiden Mädchen hin und - her geschwankt; darauf deutet auch eine Briefstelle an den Vater - aus Petersburg vom 23. December/4. Januar 1828:.... Beim Beginn des - verflossenen Jahres war ich weit entfernt zu glauben, daß dasselbe - von Einfluß auf mein künftiges Schicksal sein würde -- und doch war - es so; wieviel ernster mußte ich also nicht beim Eintritt in das - nun vor uns verschlossene gestimmt sein, da es Pläne zur Ausführung - bringen dürfte, die jetzt noch unentschieden in mir liegen. - Möge der Himmel meine Wahl leiten und mir eine Zufriedenheit - schenken, die ich lange entbehren mußte. Ihnen dadurch Freude zu - machen und mir stets Ihre Gnade zu vergewissern ist ja dabei mein - Hauptaugenmerk.... Des Prinzen Wilhelm Petersburgreise ist oft als - eine „Brautfahrt“ gedeutet worden (vgl. Th. Schiemann, Historische - Zeitschrift, N. F., Bd. 44, 1892, S. 243/50), was wohl nur in dem - Sinne richtig ist, als die Kaiserin-Mutter Maria Feodorowna von - Rußland als die Großmutter der Prinzessin Augusta von Weimar deren - künftigen Gatten kennen lernen sollte, wenn vielleicht auch ein - Satz aus einem Berichte Schölers (14. April/6. Mai 1828) an den - König darauf deuten könnte, daß eine russische Großfürstin für - den Prinzen Wilhelm von Preußen als Lebensgefährtin in Aussicht - genommen war: „Bei der hohen Achtung und wahrhaften Zuneigung, - welche Seine Kgl. Hoheit sich hier allgemein erworben haben, - teilt die ganze Residenz das Bedauern der kaiserlichen Familie, - den Prinzen aus ihrer Mitte scheiden zu sehen und gibt nicht ohne - Schmerz eine Hoffnung auf, mit welcher man, in Folge der Eigenheit - des menschlichen Herzens, die Erfüllung eines lieben Wunsches - keinem Zweifel unterworfen zu halten seit längerer Zeit sich - geschmeichelt hatte.“ - - - St. Petersburg, 13./25. März 1828. - -Als Sie im Oktober vorigen Jahres von mir eine Erklärung wünschten, -welchen Entschluß ich in Folge der im Sommer unternommenen Reise zu -fassen gesonnen sei, war meine Antwort, daß die Bestimmung meiner -Zukunft von der Wahl zwischen Prinzessin Augusta und Prinzessin Cecile -abhängig sei als denjenigen beiden Prinzessinnen, welche mir von den -kennengelernten als die ausgezeichnetsten erschienen. - -Diese Wahl jedoch damals gleich zu treffen war mir meiner Überzeugung -nach nicht möglich, weil dazu eine Kenntnis in gleichem Maße von -+beiden+ Prinzessinnen gehörte, ich bis dahin aber nur Prinzessin -Augusta in so weit hatte kennen lernen, daß ich mir ein ziemlich -gegründetes Urteil über sie erlauben durfte, dahingegen ich Prinzessin -Cecile nur erst flüchtig konnte kennen gelernt haben, da ich sie -nur wenige Tage sah. Da aber trotz dieser flüchtigen Bekanntschaft -Prinzessin Cecile mich dennoch, trotz jener genaueren der Prinzessin -Augusta beschäftigte und zwar auf eine Art, die ich nicht von der Hand -zu weisen dürfen glaubte, so ging meine Bitte an Sie, die Sie auch -genehmigten, dahin, daß ich eine nähere Bekanntschaft der Prinzessin -Cecile auf eine nicht auffallende und Niemand compromittierende Art -suchen dürfte. Und wenn ich alsdann beide Prinzessinnen in gleichem -Maaße kennte, so wollte ich danach meine Wahl festzustellen suchen. Da -Sie diese meine Ansichten gut hießen, so würde ich nicht nötig haben, -jetzt wieder auf diese Angelegenheit zurückzukommen, wenn ich nicht -schon in jener ersten Unterredung in Charlottenburg bemerkt hätte, daß -Ihr Wunsch es sei, meine Entscheidung möchte für Prinzessin Augusta -ausfallen. Da Sie jedoch deshalb meine Pläne nicht misbilligten, -so glaubte ich es auch wagen zu dürfen, auf deren Ausführung mein -Augenmerk zu richten. Seit jener Unterredung kamen mir vielerlei -Äußerungen zur Kenntnis, die mir das bestätigten, was ich von Ihnen -selbst zu verstehen geglaubt hatte, daß nämlich, wenngleich gegen die -ganzen Verhältnisse der Prinzessin Cecile nichts einzuwenden sei, was -eine Verbindung mit ihr unmöglich oder unpassend machte, doch gerade -ihre eigentümliche Stellung, diese Verbindung nicht +vorzugsweise+ -wünschenswert machte. Diese Ihre Ansicht glaube ich auch in Ihrer -Äußerung enthaltend gefunden zu haben, die Sie mir machten, als ich -bei Gelegenheit, daß Sie meine Reise hierher genehmigten, von meiner -Zukunft sprach. Sie sagten, Sie müßten nur zu bedenken geben, daß -die sehr unangenehme Möglichkeit obwalte, daß das Übel, an welchem -der Vater der Prinzessin Cecile litte, auch erblich sei und auch -mit überspringenden Generationen erblich sei; ich glaubte also aus -dieser Äußerung schließen zu müssen, daß Sie mich durch dieselbe von -meinen Absichten detournieren zu suchen wollten. Wenngleich ich die -Möglichkeit einer solchen Erblichkeit nicht bezweifeln konnte, so -konnte ich jedoch auch nur bemerken, daß mir bis jetzt nirgends ein -Zeichen obzuwalten scheine, welches jene Möglichkeit anzeige. Seit -meinem Hiersein erfuhr ich nun jedoch, daß diese mögliche Erblichkeit -der Geisteskrankheit Ihnen so erheblich erscheint, daß Sie sich durch -Hufeland haben ein Gutachten über diese Angelegenheit geben lassen, -welches die Möglichkeit des Vererbens eines solchen Übels bestätigt und -als wahrscheinlich angibt. - -Die Sicherstellung, welche Sie für sich durch dies Gutachten für jede -Zukunft, falls ich auf jener Verbindung bestände, zu verschaffen -suchten, muß ich vollkommen anerkennen. Ja ich muß die Pflicht -anerkennen, welche Ihre väterliche Liebe hat und Ihre höchste Stellung, -mich ernsthaft und aufs gewissenhafteste auf diese Möglichkeiten -aufmerksam zu machen und mir die Verbindung vollkommen zu untersagen, -falls augenscheinlich Gefahr obwaltet. - -Aus allem Angeführtem glaube ich aber nunmehr erneuert den Schluß -ziehen zu müssen, daß es Ihnen lieb wäre, wenn die mir getanen -Vorhaltungen mich bewegen könnten, nach Ihrem Wunsche von der näheren -Bekanntschaftmachung der Prinzessin Cecile abzusehen und mich für -Prinzessin Augusta zu entscheiden. - -Wenn ich nun dies auch nicht unbedingt zu tun vermag, so sehe ich mich -dennoch veranlaßt, meinerseits einen Schritt zu tun, der mich über -meine Zukunft aufklärt, indem ich nur erlaube, die Frage zu stellen: -„ob Sie aus jenen Gründen mit dem quästionierten Gutachten in Händen -von Ihrem höchsten und väterlichen Standpunkte aus die Pflicht zu haben -glauben, Ihre Einwilligung zu der in Rede stehenden Verbindung zu -versagen, falls ich nach genauerer Bekanntschaft der Prinzessin Cecile -um deren Hand wirklich anhielte?“ - -Von Ihrer gnädigen Beantwortung dieser Frage hängt dann natürlich mein -ganzes ferneres Verhalten ab. - -Glauben Sie Ihre Einwilligung geben zu können, so brauche ich in meinen -Plänen nichts zu verändern. - -Glauben Sie Ihre Einwilligung nicht geben zu können, so muß ich davon -abstehen, die nähere Bekanntschaft der Prinzessin Cecile erst noch -machen zu wollen, denn in der Ungewißheit, ob ich Ihre Einwilligung -erhalten könnte, darf ich nie diese nähere Bekanntschaft suchen, weil -sie leicht dahin führen könnte, daß das Aufgeben dieser Verbindung dann -schmerzlicher sein dürfte, als es jetzt noch der Fall sein kann. - -Mit kindlicher Liebe habe ich in meinem dankbaren Herzen jeden Schritt -bewahrt, den Sie taten, um meine Zukunft sich glücklich gestalten -zu sehen. Daher bitte ich auch nunmehr aus der Tiefe des Herzens, -daß Sie meine Frage gnädig aufnehmen und ganz nach Ihrer Überzeugung -beantworten mögen. Doch muß ich Sie noch darum bitten, mir nicht auf -+meine+ Verantwortung für die Folgen der gefürchteten Erblichkeit -die mögliche Verbindung mit Prinzessin Cecile zusagen zu wollen und -sich zu überzeugen, daß mein Herz noch durchaus nicht für eine der -beiden Prinzessinnen sich entscheidender ausspricht wie früher. - -Der Grund, warum ich gerade jetzt mit diesem entscheidenden Schritt -gegen Sie hervortrete, ist der, daß in dem Falle die ferneren Pläne -auf Prinzessin Cecile ganz aufgegeben werden müßten, ich wohl keine -bessere und erwünschtere Gelegenheit finden könnte, Prinzessin Augusta -noch näher kennen zu lernen und die dann nötig werdenden Schritte -einzuleiten und zu tun als bei deren bevorstehender Ankunft hier mit -ihrer Mutter... Der Kaiser hat mir mündlich heute beim Fahren zur -Parade das förmliche Anerbieten gemacht, ob ich die zu erwartende -Campagne nicht mit machen wollte... ich glaubte ihm antworten zu -können, daß von einer Mißbilligung Ihrerseits ich nichts zu fürchten -haben würde, indem die sich darbietende Gelegenheit wohl für jeden -Soldaten zu interessant und wichtig sei, als daß Sie die Teilnahme an -derselben versagen würden... daß sich Ihre Einwilligung wohl davon -abhängig fühlen würde, in welcher Stellung sich Preußen zur Pforte beim -etwaigen Ausbruch des Krieges befinden würde... Der Kaiser hat mich bei -Zeiten von diesem seinen Anerbieten in Kenntnis gesetzt, damit ich der -Distance wegen nicht zu spät Ihre Willens-Meinung erführe, wenngleich -die Kriegs-Deklaration noch nicht erfolgt ist... So liegen Ihrer -gnädigen Bestimmung zwei wichtige Fragen vor, deren Lösung ich mit -ungemeiner Ungeduld entgegensehe, da sie von dem höchsten Einfluß auf -meine ganze Zukunft sein werden. Von Ihrer väterlichen Liebe erwarte -ich die Entscheidung, die für mein Herz und für meine militärische -Tätigkeit von gleichem unendlichen Werte sein wird. - - Ihr Sie zärtlichst liebender gehorsamer Sohn - - Wilhelm. - - - 20. März/1. April. - -.... die Ansicht, daß Preußens... Anschluß am trilateralen Vertrag -gewiß den von Österreich nach sich gezogen haben würde. Wenn Sie sich -gnädigst erinnern, zu welcher Zeit Ihnen der Kaiser diesen Antrag und -die Aufforderung demgemäß auf Preußen zu wirken machte, so werden Sie -finden, daß dies der Moment war, wo die Einigkeit der drei Verbündeten -auf dem Culminations-Punkt war, Anfang Februar, und es damals also -wohl sehr begreiflich war, daß der Kaiser diesen Moment benutzt -wünschte, um Preußen und Österreich sich anschließen zu sehen. Aus -dieser Zeit-Zusammenstellung glaube ich, dürfte folgen, daß der Kaiser -Preußens Interesse nicht verkannte. - -Preußen wünschte das gemeinsame Handeln der Mächte der großen Alliance; -in jenem Moment war die größte Wahrscheinlichkeit vorhanden, daß eine -solche Vereinigung möglich sei. Jetzt ist es ganz anders. - -Es ist dem Kaiser leid..., daß Preußen[31] gar nicht mehr an die -Möglichkeit glaubt, auf Österreich wirken zu können, in einem -Augenblicke, wie gesagt, wo dieses selbst ernst anfängt zu reden und -daß Preußen ein solches Zureden für unnütz hält, weil es nicht auf -eine Macht einwirken zu können glaubt, die mit dem Oriente selbst -grenzt, während Preußen doch vollkommen damit einverstanden ist, daß -die Sachen sich im Oriente ändern müssen und dieserhalb mit Österreich -ganz divergierte, es also nicht aufhören müsse, es von seiner Ansicht -überzeugen zu wollen. Das feste Halten Preußens an Österreich trotz -der völlig divergierenden Ansicht im Prinzip begriff der Kaiser zwar -bisher, wegen des Scheines der großen Alliance; jetzt aber, wo sich -die Verhältnisse anfangen anders zu gestalten, würde es dem Kaiser -sehr wehe tun, wenn Sie sich zu denen halten wollten, mit denen Sie im -Prinzip nicht einverstanden sind, während Sie die aufgeben, mit denen -Sie übereinstimmend im Prinzipe sind... - -[Illustration: Prinzessin Augusta - -Miniaturbild von A. Grahl um 1840 im Palais Kaiser Wilhelms I.] - -Was der Kaiser von dem ernsthaften Schritte Österreichs erfahren -hat, ist folgendes: daß es der Pforte erklären will -- nach Rußlands -Vorschlag und Drängen im Januar --, daß sie durchaus jetzt nachgeben -müsse, wo nicht, so würde sich auch Österreich den Verbündeten -anschließen und gemeinschaftlich mit ihnen über dasselbe kriegerisch -herfallen und habe es zu dem Ende ein Corps in Bereitschaft... Von -Frankreich hat der Kaiser gestern erneuert die intimsten Versicherungen -erhalten, mit dem Bemerken, daß es erneuert die dringendsten -Vorstellungen in London mache, um das Kabinett zur Annahme der -russischen Proposition zu bringen. Jedenfalls glaubt der Kaiser, -Frankreichs ganz sicher zu sein, selbst für den Fall, wenn England ganz -abspringen sollte... Den Kaiser hat diese ganze Vereitelung, wie sie -jetzt durch Englands Umspringen erzeugt wird, keinen Moment frappiert, -indem er von jeher vorher sah, daß England im Trüben fischen wollte und -eigentlich allein handeln wollte und egoistisch, zum Nachteil aller -anderen handeltreibenden Nationen, in der orientalischen Frage. Die -Ruhe Europas ist erhalten, sobald England dem Tractat treu bleibt und -den von Rußland und Frankreich vorgeschlagenen Maßregeln beitritt, -meint der Kaiser; springt also England jetzt ab, so erzeugt es den -Krieg und die Unruhe, wahrscheinlich in ganz Europa, wovon es doch -gerade das Gegenteil will. Der Kaiser sagte mir: Die Verhältnisse, -die sich in der Türkei gestalten, sind für Rußland zehnmal wichtiger, -als für alle andern Staaten, die selbst durch ihren Handel mit jenem -Lande in Verbindung stehen. Diesetwegen habe er müssen eine sehr -bestimmte Sprache gegen die Pforte gleich bei seinem Regierungsantritte -führen und die Akkermannschen Unterhandlungen waren die Folge -davon. Als sich diese Verhandlungen zu seinen Gunsten entschieden -hätten, habe er nichts weiter wünschen können, denn das seit Jahren -compromittierte Ansehen Rußlands bei der Pforte und der Einfluß, -den es doch natürlich stets auf dieselbe auszuüben suchen muß, war -wiedergewonnen. Aus diesem Grunde hätte er auch nicht nötig gehabt, in -der griechischen Angelegenheit etwas zu tun, um so weniger, da er... -gar nicht gesonnen gewesen sei, für sie wohl gar aus Enthusiasmus zu -handeln. Er hätte also aus diesem Grunde auch nicht nötig gehabt, -das englische Anerbieten, zu Gunsten der Griechen zu wirken, -anzunehmen und zu deren Pacificirung die Hand zu bieten, wenn er sich -nicht hätte sagen müssen, daß sein Zurückweisen dieses Anerbietens -England nicht gehindert haben würde, seine Vorschläge und Pläne zur -Veränderung der Dinge im Oriente demnach durchzuführen, welche es, -alsdann allein handelnd, auch ganz nur zu seinem Vorteile und gewiß -zum größten Nachteile Rußlands geordnet haben würde. Eroberungs- und -Aquisitions-Pläne möchten gleichfalls wohl bei England obgewaltet -haben, wie die Geschichte der Ionischen Inseln beweisen könnte... -Frankreichs Handels-Interesse verlangte es, daß die orientalischen -Verhältnisse eine andere Gestaltung gewännen; dieses trat nun also -auch dieserhalb mit der Sprache hervor. England und Frankreich mußten -sich also wegen dieser orientalischen Frage begegnen und gewiß auf -eine unangenehme Art. Da nun also nicht anzunehmen war, daß England -sich durch Rußlands Refus abhalten lassen würde, seine Absichten im -Oriente zu verfolgen, wobei ihm noch zu Statten kam, daß die Griechen -sich ja selbst an dasselbe gewandt hatten, um für sie sich zu -interessieren, ebensowenig aber anzunehmen war, daß sich Frankreich -und England gütlich über jene Verhältnisse vergleichen würden, so -nahm der Kaiser das englische Anerbieten an, um dem egoistischen und -Allein-Handeln Englands zu begegnen und um ein Zerwürfnis zwischen -England und Frankreich zu verhindern und um somit also die Ruhe und -Eintracht in Europa zu erhalten. So entstand das Petersburger Protokoll -vom 4. April 1826 von Seiten des Kaisers in der Hauptabsicht, Ruhe -in Europa zu erhalten, durch die Pacificierung Griechenlands seinen -Handel noch mehr zu sichern und somit sein Ansehen bei der Pforte noch -mehr zu sichern. Als dies Ansehen durch den Akkermannschen Vertrag -hergestellt war, erklärte der Kaiser an England, daß er es seinetwegen -nicht mehr nötig habe, dem Protokoll Folge zu geben, indem er Alles -erlangt habe zum Besten Rußlands, was er von der Pforte nur verlangen -könnte. England erwiderte auf die zweimalige derartige Vorstellung, -daß es seinerseits sich in der Notwendigkeit befände, den Bestimmungen -des Protokolls durchaus Folge geben zu müssen; dadurch demasquierten -sich Englands egoistische Absichten immer mehr in den Augen des -Kaisers und er hielt es für notwendig, dieserhalb schon im gedachten -Protokoll die Bestimmung ausdrücklich aufzunehmen, daß von keinem Teile -Eroberungs- oder Acquisitions-Pläne beabsichtigt würden; somit waren -England freilich in ganz Europa die Hände gebunden, nicht dergleichen -wahrscheinlich intentionierte verborgene Absichten einseitig ausführen -zu können. Rußland kostete es nichts, dies Versprechen zu geben, indem -jede Länder-Vergrößerung für dasselbe ein Nachteil sei. Frankreich trat -diesen Protokoll-Bestimmungen später bei und verlangte zuerst dessen -Umwandlung in ein Tractat. So waren also die verschiedenen Interessen -durch einen Tractat vereint und dadurch die Ruhe und Einigkeit Europas -gesichert. Diese Verhältnisse konnten also nur gestört werden, wenn -ein Teil seinen Verpflichtungen ungetreu wurde, d. h. dem gemeinsamen -Verband sich entzog, um einseitigen Plänen Folge zu geben. - -Dies Letztere scheint nun allerdings leider Englands jetziges Benehmen -sein zu wollen. Wollte es die Pacificierung Griechenlands wirklich, -so könnte es jetzt keinen Augenblick anstehen, nachdem alle Mittel -erschöpft sind, mit Gewalt auf die Pforte wirken zu wollen. Da es -diese Gewalts-Mittel aber gegen seine beiden Alliierten zurückweiset, -so gehet daraus wohl deutlich hervor, daß es etwas anderes als die -gemeinschaftliche Pacificierung der Griechen wünscht, nämlich dort -allein sprechen zu wollen und somit entlarvt es sich selbst. - -Englands Plan scheint bestimmt zu sein, sich von dem trilateralen -Vertrag zurückziehen zu wollen, dieserhalb jedoch mit Frankreich noch -nicht zu brechen, es sich überhaupt angelegen sein zu lassen, auf -dem Kontinente Alliierte zu sammeln, wahrscheinlich um Rußland mit -denselben vereint zu bedrohen und so vom Türkenkriege abzuhalten. -Dies Suchen von Alliierten dürfte also wohl zunächst auf Preußen und -Österreich gerichtet sein. Überhaupt kann es Preußen nicht ruhig mit -ansehen, daß dergleichen Alliancen sich schließen, wie die zwischen -Österreich und England wäre und sein Verweigern zum Beitritt zu -derselben dürfte vielleicht selbst dies ganze Projekt hindern und eine -Aufforderung Preußens an England, den Frieden Europas dadurch nicht zu -stören, daß es einseitig von einem Vertrage abspringt, während seine -zwei Mit-Alliierten fest zusammenhalten, von einem Vertrage, an dessen -Existenz es selbst schuld ist und den es vorschlug und gegen Rußlands -anfängliche Vorstellungen durchsetzte, eine solche Vorstellung Preußens -in London, wie gesagt, könne vielleicht noch eine plötzliche Wendung -erzielen. Wenn eine allgemeine Verwicklung entsteht, so ist daran nur -der englische Egoismus und die österreichische bisherige Starrheit -Schuld. Wie traurig. - - - St. Petersburg, 24. März/5. April 1828. - -.... die Armee, die zwischen dem 20. und 25. April den Pruth -überschreitet und die der Kaiser, bevor sie die Donau erreicht, -einholen will. Jedenfalls will er beim Übergange über die Donau zugegen -sein. Wo? hat er mir noch nicht gesagt und da ich nur eine Regel -gemacht habe, den Kaiser nach nichts abzufragen, was er mir nicht -mitteilen zu wollen zu beabsichtigen scheint, so habe ich darüber, wie -überhaupt über den ganzen Operationsplan garnichts erfahren. - -Mit welcher Ungeduld sehe ich Ihren Bestimmungen über mich entgegen. -Hier kommt es mir unmöglich vor, daß ich an allem, was ich sich hier -vorbereiten sehe seit drei Monaten, nicht Teil nehmen sollte und so -denkt man es sich hier auch allgemein für unmöglich, daß ich nun nicht -mitgehen werde. Der Kaiser erhielt soeben einen Courir aus Paris, der -erneut die besten Nachrichten überbrachte und auch aus England die -Nachricht, daß, wenngleich sich dasselbe nicht mit Rußlands Maßregeln -in soweit einverstanden erkläre, um sich zur Teilnahme an denselben zu -verstehen, so würde es jedoch Rußland nicht hindern und aufhalten in -seinen Absichten auf die Türkei.... Welch’ ein Glück für die allgemeine -Ruhe Europas, wenn England einsiehet, daß es durch sein falsches -Benehmen den allgemeinen Krieg im Begriff war anzuzünden ... - -Den heute hier erschienenen Friedensschluß in Persien lege ich hier -bei[32]... wären wir doch erst soweit mit der Türkei. - -Die abgebrochene Contre-Revolution in Portugal ist eine merkwürdige -Sache[33]. England wird da auch etwas ins Gedränge kommen. - - - St. Petersburg, 28. März/9. April 1828. - -Aus England sind die letzten Eröffnungen auch günstiger, indem es -wenigstens erklärt, sich nicht Rußlands Maßregeln opponieren zu wollen. -Von Österreich fehlt noch immer die seit zwei Monaten erwartete -Antwort... mit Frankreich ist der Kaiser außerordentlich zufrieden. -Dagegen können die portugiesischen Geschichten wohl nur sehr unangenehm -erscheinen. Hätte Don Miguel nur nicht schon in Wien die unglückselige -Constitution beschworen, so wäre Alles gut. Aber so ist sein Benehmen -unverzeihlich... - -Gestern sind Nachrichten aus Bukarest angekommen, die von dem Einrücken -eines 6000 Mann starken türkischen Corps in Serbien, von Bosnien -kommend, Meldung machen. Es sollen große Grausamkeiten vorgefallen -sein und den Serben annonciert worden, daß eine größere militärische -Occupation folgen werde und alle Waffen abgeliefert werden sollten. -Auch sind türkische Truppen in dem kleinen Freistaat Montenegro -eingerückt. Der Kaiser ist über die Serbische Occupation sehr -entrüstet, weil dieselbe ganz gegen die Tractate ist und ihm daher nur -gerechte Waffen gibt, die Pforte nicht länger zu schonen[34]. Aber es -ist wirklich wahr, Alles vereinigt sich, des Kaisers Politik höher und -gerechter mit jedem Tag zu stellen. Das ist der Preis und der Lohn für -Offenheit, Gewandtheit und Festigkeit in der Politik, die dem Kaiser -nie genug zu danken sein wird. - - - St. Petersburg, den 3./15. April 1828. - -.... Der Kaiser hat gestern Depeschen aus London und Berlin erhalten. -Die ersteren annoncieren ihm officiell, was er schon wußte, daß -England ihn in nichts hindern will, aber ihn aus dem Vertrag getreten -betrachtet... - -Die verbreitete Nachricht des von der Pforte den Griechen angebotenen -Waffenstillstandes, um darauf Negotiationen anzuknüpfen, freut den -Kaiser sehr, wenn es eine gegründete Nachricht ist, indem wegen der -griechischen Angelegenheit er seine Instruktionen gegeben hat an -Lieven und mit denen dieserhalb von England vorgeschlagenen Maßregeln -teilweis einverstanden ist. Doch dies Alles hält ihn keinen Augenblick -auf, seine eigenen Griefs gegen die Pforte mit gewaffneter Hand zu -verfolgen. Den 25. April/7. Mai soll die Armee den Pruth überschreiten; -am selben Tage will der Kaiser von hier abgehen... - -Die Kaiserin-Mutter hat mit Einemmale ihrer Tochter die Reise hierher -abgeschrieben[35], um, da sie nur bis zum August bleiben wollte, ihr -diese beschwerlichen Reisen nicht so rasch auf einander machen zu -lassen, da die Großfürstin noch Carlsbad brauchen soll später. Ich sehe -mit desto größerer Ungeduld Ihrer Antwort entgegen. Der Mensch denkt, -Gott lenkt, muß ich immer wieder sagen. - - - St. Petersburg, 5./17. April 1828. - -.... Ansicht über Preußen, die Sie zur Grundlage der Antwort an den -Kaiser legen wollen[36]; nämlich die, daß eine Erklärung Preußens an -die übrigen großen Mächte Europas, daß es mit der russischen Politik -einverstanden sei und die Rechtmäßigkeit seiner Maßregeln vollkommen -anerkennt, von dem größten Einfluß auf die übrigen Kabinette in -diesem Augenblicke sein wird. Die aus dieser offiziellen Erklärung -entspringende Folge ist eine Eröffnung gegen Rußland, daß es unter -solchen Umständen auf Preußen in sofern zählen könne, als es etwa in -der Verfolgung seiner als rechtmäßig anerkannten Maßregeln von irgend -einer Macht gestützt werden sollte. Dies ist der Wunsch des Kaisers; -mehr verlangt er nicht... Wenn auf diese Art also Rußland, Frankreich -und Preußen einverstanden sind, so dürfte sich so leicht wohl keine -Separat-Alliance in Europa bilden, der nicht diese drei Mächte -widerstehen würden. Aber gerade durch dieses Zusammenhalten im Prinzip -der drei genannten Mächte würde es auch andern gar nicht einfallen, ein -Separat-Bündnis zu schließen. Preußens Stellung kommt mir dabei vor wie -ein drohender Hund, der nur erst noch warnt. - -Heute noch sagte mir der Kaiser beim Abmarsch der Gardejäger-Reserve -und der magnifiquen Fuß-Artillerie: ~je vous jure devant dieu, que je -n’aimerais pas mieux que de tenir la même language envers l’Autriche; -mais ils ne font rien pour gagner ma confiance. Voilà deux mois que -j’attends une réponse de l’empereur d’Autriche sur une lettre que je -lui ai écrit deux jours après qu’il me l’avait demandé~... - -Schon vor längerer Zeit sagte mir der Kaiser, daß, wenn England -wirklich ganz abgesprungen wäre, Frankreich aber fest an Rußland -gehalten hätte, wodurch es sich dem benachbarten England leicht hätte -exponieren können, so würde er mit Frankreich dieselbe Übereinkunft -geschlossen haben, welche der selige Kaiser zur Zeit des französischen -Einfalls in Spanien mit Frankreich schloß, nämlich es gegen Englands -etwaiges Vorhaben zu schützen, zu welchem Ende der Großfürst Konstantin -mit seiner Armee zur Disposition Frankreichs gestellt werden würde. -Ehe ein Gebrauch dieses zur Disposition-Stellen gemacht worden wäre, -dürften freilich noch manche andere Verhältnisse zur Sprache gekommen -sein, jedenfalls zeigt es aber, wie sehr der Kaiser diejenigen Staaten -achtet und seiner Unterstützung wert hält, die gleich ihm eine feste, -offene, gerade, bestimmte und Treue haltende Politik gehen... - -Oft ist mir bei uns schon ein Grauen angekommen, wenn die Armee einmal -mobil gemacht werden sollte, wegen des Mangels an jeder Vorschrift -über diese Mobilmachung. Vor 6 Jahren ist jedem Armee-Corps aufgegeben -worden, einen Mobilmachungs-Plan auszuarbeiten; das ist geschehen -und man hat natürlich vermutet, daß die Einreichung dieser Arbeiten -befohlen wurde, um nach diesen von jedem einzelnen Corps aufgestellten -Ansichten eine allgemeine Bestimmung zu bearbeiten und als Vorschrift -zu erlassen. Dies ist aber nicht geschehen. So ist also jedes -Armee-Corps in diesem Moment zwar mit einer Arbeit versehen, nach der -es isoliert handeln würde, wenn schnell eine Mobilmachung einträte; -aber eben so viele Corps existieren, eben so viele Verfahrungs-Arten -wird es auch geben und dies ist unmöglich für das Ganze. Ich habe diese -Arbeit meines Armee-Corps gleich nach Übernahme des Commandos desselben -durchstudiert und angefragt, ob die unendlich vielen zur Anfrage -und Bestimmung angehaltenen Punkte nicht zur Erledigung eingereicht -werden sollten, aber immer gehört, daß die Einreichung noch nicht -befohlen wäre. Bei der Wichtigkeit dieses Gegenstandes habe ich mich -jetzt, wo mir diese Verhältnisse hier so oft vor Augen treten, für -verpflichtet gehalten, Ihrem gnädigen Ermessen diesen Gegenstand einmal -in Erinnerung zu bringen... - -Es ist heute ein österreichischer Courier angekommen, der aber wiederum -nicht eine Zeile dem Kaiser überbracht hat, was ihn natürlich sehr -ungehalten stimmt, wobei er jedoch stets seine Ruhe und Heiterkeit -behält... - - - St. Petersburg, 11./23. April 1828. - -Auf die Aufforderung in Ihrem Schreiben, den vorgeschlagenen Schritt -noch zu tun, ohne den Marsch seiner Armee dadurch aufzuhalten, will der -Kaiser jedoch nicht eingehen... Der Grund... sei, daß ja gerade die -Propositionen, die er im December vorigen Jahres den Alliierten gemacht -und auf die Sie jetzt wünschten, daß er mit einigen Modificationen -zurückkäme, namentlich von England nicht angenommen seien, weil von -einer Unterstützung mit gewaffneter Hand gegen die Pforte zur Annahme -der Vorschläge die Rede gewesen sei. Jetzt, wo ihn individuelle -Beleidigungen der Pforte zwingen, die Waffen zu ergreifen, habe er -ja neuerdings allgemein erklärt, daß er trotzdem die Erreichung der -Bestimmungen des Londoner Vertrages nicht aus den Augen verliere und -daher beiden Angelegenheiten ~de front~ gehen würden. Hierin -glaubt er, würden Sie ungefähr oder eigentlich dasjenige finden, was -Sie vorschlügen. Daß nun England hierauf erklärt hat, daß es ihm sich -nicht opponieren werde, aber auch nicht ihn mehr als in der Alliance -seiend betrachte, dafür könne er nichts und ein erneuter Antrag dieser -Art wäre ihm daher unmöglich zu machen... Dennoch versuchte ich aus -Ihrem Briefe an mich dem Kaiser Ihren Antrag nochmals so darzustellen -und annehmbar zu machen, daß Sie selbst recht wenig auf den glücklichen -Ausfall dieses Schrittes bei der Pforte rechneten, aber Sie die Annahme -hauptsächlich darum wünschten, um sein Recht nur noch heller erscheinen -zu lassen, nachdem alle Versuche gemacht sind, friedlich zum Ziele zu -gelangen; aber er gab mir wiederum dieselbe Antwort. - -Der österreichische Courier... ist doch der Überbringer der -langersehnten Antwort gewesen, was Graf Zichy jedoch einige Tage -für sich behalten hat. Das Schreiben... enthält die längst bekannte -Demarche Österreichs gegen die Pforte wegen des Waffenstillstandes und -eine Menge Besorgnisse über die inneren Verhältnisse von Frankreich -und der Halbinsel. Daß Graf Capo d’Istria den Waffenstillstand -nicht angenommen hat, sondern die Instruktionen der drei ihn -anerkannthabenden Mächte erwartet, die gewiß negativ sein werden, -dürften Sie bereits wissen... - - - St. Petersburg, 14./26. April 1828. - -Vorgestern erhielt der Kaiser aus London die Anzeige, daß das englische -Kabinett die Proposition der österreichischen Intervention in der -orientalischen Angelegenheit gänzlich von der Hand gewiesen habe, -indem England niemals darauf eingehen könne, die völlige Freiheit -Griechenlands als mit ~son~ (Englands) ~état physique~ unvereinbar -anzuerkennen. Da dieser Vorschlag Österreichs, der ja bei der Pforte -einseitig gemacht war, von den drei alliierten Mächten nicht gut -geheißen worden ist, so gibt Graf Zichy diesem ganzen Vorschlage -den Anstrich, als sei er von der Pforte gekommen und von seinem -Hofe nur als ein Vorschlag mitgeteilt worden... Wie leicht übrigens -Österreich seine Vorschläge fahren läßt, beweist mir noch mehr die auch -vorgestern eingegangene Depesche des Grafen Tatischtscheff, die dem -Kaiser meldet, daß er eine offizielle Unterredung mit Graf Metternich -gehabt habe, der ihm annoncierte, daß unter den jetzigen Verhältnissen -auch Österreich sich bewogen fühle, seine Relationen mit der Pforte -aufzugeben und sich in Gemeinschaft mit Preußen dem trilateralen -Vertrage anschließen würde... Auf mein Befragen, was er, der Kaiser, -für einer Meinung sei wegen dieses Vorschlages, erwiderte er, daß ein -Artikel des trilateralen Vertrages festsetze, daß, wer sich demselben -anschlösse oder anschließen wolle, nicht zurückgewiesen werden würde... -Daß Österreich anfing schwankend zu werden, zeigte sich wohl seit drei -Monaten und namentlich seit der gewissen freimütigen Eröffnung von -hier aus, die wohl mehr aus dem Leben gegriffen war und mehr Eindruck -auf’s österreichische Cabinett gemacht hat, als es dasselbe eingestehen -will... Nach dem jetzigen Benehmen und Vorschlägen Österreichs -scheint es mir, als wäre eine dergleichen fortgesetzte Einwirkung auf -dasselbe und namentlich so, wie sie der Kaiser im Februar von Ihnen -wünschte, doch wohl auch zum Ziele führend gewesen und ich sage es mit -einigem Stolze, Preußen hätte alsdann den Ruhm gehabt, die Einheit -herbeizuführen, die es so sehr wünschte, während es jetzt umgekehrt -geschieht und zwar von einer Macht, die sich das enorme Dementi gibt, -seine stets vorgeschützten Prinzipien zu verleugnen oder aufzugeben, -um das Ziel zu erreichen, was ihr früher ganz fremd sein wollte... Was -England zu all dem sagen wird, ist am merkwürdigsten zu erwarten. Gott -gebe, daß die Einheit endlich zu Stande kommt. Ob es die Furcht vor -dieser wahrscheinlichen Einheit Europas ist oder die Concentrierung der -russischen Armee, um die Grenze zu überschreiten, welche die Türken -bewogen haben, den Großherrn zu zwingen, in Allem den Forderungen der -Alliierten nachzugeben, ist jetzt noch nicht zu entscheiden, weil alle -Details fehlen... Der Beweis würde wenigstens in dem Benehmen der -Türken liegen, daß die Einheit nicht durch Österreich bisher gestört -worden wäre und das Ernstmachen der Kriegsdrohung nicht beständig seit -Jahren gegen Rußlands Forderungen und Vorschläge zurückgewiesen worden -wäre, wir schon seit sehr langer Zeit zu dem Resultate gelangt sein -würden, was sich jetzt ergeben zu wollen scheint. - - - St. Petersburg, 24. April/6. Mai 1828. - -Durch die erste Ihrer Entscheidungen sehe ich mich nun endlich nach -einer langen Reihe von Jahren, die voller Bewegung und Unruhe für mein -Inneres waren, der Aufklärung und Feststellung meiner Zukunft mit der -Gewißheit entgegen, die wenigstens für jetzt dem Teil gewahrt ist, der -die Wahl getroffen hat. Die vorläufige Bestimmtheit hängt nun freilich -noch von der Annahme der Wahl ab. Wie tief mich der Gedanke angriff, -so weit nunmehr über meine Zukunft aufgeklärt zu sein, braucht keiner -Worte. Aber die Worte des Dankes gegen Sie, teuerster Vater, kann ich -nicht unterdrücken, daß Sie durch Ihren Ausspruch meinem Leben eine -bestimmte Richtung gegeben haben. Wie in jeder Ihrer Bestimmungen, die -auf mein ganzes Lebensverhältnis Einfluß haben, erkenne ich und erkläre -ich auch hier wiederum nur Gottes Führung. Die getroffene Wahl war -gewiß Sein Wille. Und so gehe ich getrost einem Zeitpunkt entgegen, der -über mein ganzes ferneres Leben entscheidet, wenn die Wahl aufgenommen -wird, da es einen Gegenstand betrifft, dem ich längst meine ganze -Achtung gewidmet hatte, und an dessen Erwählung nur der Umstand -hinderlich war, daß ich nicht leichtsinnig ein so zartes Verhältnis -sich gestalten sehen wollte als es sein wird, in welchem nunmehr zwei -Schwestern zu einander zu stehen kommen sollen... Was Ihre zweite -Entscheidung betrifft, die mir das Beiwohnen der Campagne abschlägt, so -können Sie leicht denken, daß ich von der Gewißheit, dieses so innig -gewünschte Projekt aufgeben zu müssen, wie vernichtet war... Sie haben -diesen Wunsch aus einem Gesichtspunkte abgeschlagen, gegen den ich, -unter der Gefahr mich persönlich zu hoch oder zu niedrig anzuschlagen -nichts einwenden kann... Hier, kann ich nicht verhehlen, hat Ihre -abschlägige Antwort den Eindruck gemacht, als sei sie ein Beweis, daß -Preußen doch wohl nicht so Rußlands Partei diesen Moment halte, als man -es hoffte und glaubte... Für meine Persönlichkeit ist es mir sehr wert -gewesen, daß hier die Freude über die Hoffnung, mich bei der Armee zu -sehen, ebenso groß war als jetzt die Trauer, daß es nicht sein kann. -Es mag dies etwas egoistisch und eitel lauten und nur auf diese Gefahr -durfte ich es aussprechen. - - * * - * - -Der obige Brief ist die Antwort des Prinzen auf ein Schreiben seines -königlichen Vaters aus Potsdam vom 20. April 1828: - -Die Hauptgegenstände Deiner Briefe, auf die es ankommt, lassen sich auf -drei Hauptpunkte reducieren: 1. Deine Verbindungsangelegenheiten, 2. -die politischen Angelegenheiten, 3. die Campagne-Projekte betreffend. - -Was den ersten Punkt betrifft, so habe ich mich darüber oft genug -ausgesprochen, um alles Gesagte nicht von Neuem wiederholen zu müssen. -Nach meinem Dafürhalten ist also jetzt leider nur auf Prinzessin -Augusta Rücksicht zu nehmen. Gern überschickte ich Dir der Prinzessin -Cäcilie wegen ein schriftliches Gutachten Hufelands, allein er ist -schleunigst nach Ludwigslust berufen worden, da Alexandrine uns große -Besorgnis gegeben. Ich hätte sehr gern gesehen, wenn Du womöglich die -Ankunft der Großfürstin in Petersburg abzuwarten im Stande gewesen -wärest... Den zweiten Punkt betreffend, muß ich mit Leidwesen bemerken, -daß von Neuem Mißverständnisse über das, was hier beschlossen worden, -entstanden sind, die ich zu berichtigen für höchst notwendig halte -und deshalb beiliegendes ~P. M.~ habe anfertigen lassen. Die -Nachrichten, die man über die Absichten Österreichs in Petersburg hat, -stimmen nicht im geringsten mit den unsrigen, denn unter anderem ist -die Armee noch nicht einmal auf den Friedensfuß complett und statt -11000 Pferde, die verlangt worden sind, um die Kavallerie-Regimenter -zu complettieren, hat der Kaiser nur 3000 bewilligt. Die Nachricht der -200000 Mann, die man ausgehoben haben soll, ist also nur ein leeres -Gerücht gewesen, denn wie gesagt: noch ist vom Kaiser kein Beschluß -gefaßt, die Truppen auf den completten Friedensfuß zu setzen. Erst -gestern erhielt ich von Wien aus diese Auskünfte. Es muß also durchaus -Leute geben, die, um sich wichtig zu machen, dergleichen Gerüchte -verbreiten, vielleicht weil sie glauben, sich dadurch angenehm zu -machen... Nach allen Nachrichten scheint auch der türkische Einfall in -Serbien wenigstens sehr übertrieben dargestellt, wo nicht gar durch die -Zeitungen schon widerrufen zu sein. - -Nun kommt der dritte und letzte Punkt. Sehr freundschaftlich und gütig -war es vom Kaiser, Dir den Vorschlag gemacht zu haben, den türkischen -Feldzug mit ihm zu machen. Daß ich es Dir jedoch nicht bewilligen kann, -liegt klar zu Tage; die Gründe dazu wirst Du nach einiger Überlegung -selbst zu finden im Stande sein. Wenn das Vaterland in Gefahr kommt, -dann ist es Zeit, daß die Prinzen vom Hause mit leuchtendem Beispiel -vorangehen, bis dahin aber liegen ihnen andere Pflichten ob. Erfahrung -läßt sich allerdings in einem solchen Feldzuge sammeln und sein Leben -auf’s Spiel zu setzen, finden sich auch wohl Gelegenheiten. Beides -steht aber nicht im Gleichgewicht, da die dort zu sammelnde Erfahrung -gegen jede andere Kriegsmacht wenig Anwendung finden dürfte; ich wäre -also vor Gott verantwortlich, wenn ich zugäbe, daß Du in einer ganz -fremden Angelegenheit Dein Leben aufs Spiel setzt. - -Demnach also halte ich für passend, daß Du des Kaisers und Charlottens -Abreise noch in Petersburg abwartest, dann aber Dich unverzüglich -hierher zurückbegiebst. Ich weiß wohl, daß Dir das nicht gefallen wird, -allein ich kann und darf nicht anders handeln, als es meine Pflicht -ist... - - - - -Die Brautwerbung. - - - Auf die in Petersburg verbrachten vier Monate folgte im August - 1828 ein kurzer Aufenthalt in dem Ostseebad Doberan; Varnhagen - v. Ense weiß zu berichten, daß man unterdessen aus Petersburg - unter der Hand bei der Prinzessin Marie anfragte, wie sie sich - zu einer Heirat ihrer jüngeren Schwester mit dem älteren Bruder - ihres Gatten stellen würde; man erhielt am russischen Hofe darüber - wohl eine beruhigende Antwort; so sehr aber die Heirat des Prinzen - Wilhelm nun auch entschieden war, „so hielt man dies doch noch ganz - geheim“, ja im Juni schien sie dem klatschsüchtigen, aber trefflich - unterrichteten Beobachter „noch keineswegs in Richtigkeit; man tut - auf der russisch-weimarischen Seite sehr kostbar und der Prinz ist - eben auch nicht sehr eifrig“. Dieser traf am 11. September in Wien - ein, um dort den Manövern beizuwohnen; militärische Interessen und - die Schilderung höfisch-gesellschaftlicher Interessen stehen in - den Briefen der nächsten Wochen im Mittelpunkt; am 11. November - reiste er wieder ab, um, ohne Berlin zu berühren, über Prag und - Teplitz nach Weimar zu gehen. Denn von dort war nun der auch für - seine Zukunft entscheidende Schritt erfolgt: man erwartete ihn als - Brautwerber. - - Schon 1823 hatte von Augusta v. Weimar Goethe in Marienbad - geäußert, daß sie „ein ganz liebenswürdiges und originelles - Geschöpf sei, das schon jetzt ganz seine eigentümlichen Gedanken - und Einfälle habe“, und als sie verlobt war, rühmte er „ihren - hellen Verstand, ihre hohe Bildung, ihr reiches Wissen: sie hat - etwas gelernt, sie kann schon mitsprechen in der Welt“. Dieses - Urteil des geistigen Hofes von Weimar wird durch eine Äußerung - Wilhelm v. Humboldts bestätigt und ergänzt, der 1827 an den - preußischen Minister v. Stein schrieb: „Prinzessin Augusta soll - schon in früher, kaum der Kindheit entgangener Jugend einen - festen und selbständigen Charakter haben. Ihr lebendiger und - durchdringender Geist spricht aus ihrem Blick; ihre Züge sind im - höchsten Grade bedeutungsvoll und ihre ganze Gestalt wird sich -- - wenn sie nicht ein wenig zu stark ist --, in einigen Jahren gewiß - noch schöner als sie jetzt schon erscheint, entwickeln.“ - - - Wien, den 26. September 1828. - -Mit etwas ruhigerem Herzen kann ich Ihnen heute Mitteilung über -die mich am wichtigsten und meisten interessierende Angelegenheit -machen[37]. Ich erhielt nämlich gestern einen Brief vom Großherzog von -Weimar, der mir sehr herzlich und freundschaftlich auf den meinigen -antwortet. Und wenn freilich die Hauptperson noch nicht geredet hat, -so bin ich doch schon zufrieden, daß der Vater sich beistimmend -ausspricht, indem er schreibt: „Eben so offen wie Sie verehrtester -Prinz, mit mir reden, gestehe ich Ihnen, daß ich nicht +Nein+ -sagen werde, wenn meine Tochter +das Ja+, bezüglich auf Sie -ausspricht, welches Sie, gnädigster Herr, nicht ungern hören werden. -Augusta sah Ew. Kgl. Hoheit freilich nur als erstere gleichsam noch ein -Kind war; jetzt muß meine Tochter Sie, verehrtester Prinz, mit anderen -Augen betrachten; es ist daher ratsam, daß man sich wiedersehe und -spreche. Ich brauche wohl nicht hinzuzusetzen, daß Sie, lieber gnädiger -Herr, uns in jeder Hinsicht sehr willkommen sein werden.“ - -Der Nachsatz enthält also auch zugleich die Weisung, was gewünscht wird -und die stillschweigende Antwort auf meine Demarsche bei Prinzessin -Augusta selbst. Leider ist es aber nicht mehr möglich, über Berlin bis -zum 30. September in Weimar zu sein. Außerdem fehlt mir auch noch eine -Antwort von der Groß-Fürstin, die ich wohl jedenfalls abwarten muß, ehe -ich nach Weimar reise... - - - Weimar, den 14. Oktober 1828. - -Meinem Reiseplan gemäß bin ich am 12. glücklich hier angelangt, aber -nicht, wie ich hoffte, um Mittag, sondern erst Abends 7 Uhr, indem -ich beim Passieren des Erzgebirges von einem so ungeheueren Gewitter -mit rasendem Sturm und Regengüssen überfallen ward, daß, wenngleich -ich die Reise ununterbrochen fortsetzte, doch nur fast im Schritt -fahren konnte, da die Nacht über alle Maßen dunkel war. So machte ich -die 22 Meilen von Teplitz[38] bis Leipzig in 22 Stunden und mußte, -um noch zur Soiree wenigstens hier zu sein, ohne zu dinieren bis -hier fahren. Ich gestehe es, ich kam etwas matt an und die Erwartung -eines solchen Wiedersehens, das meiner hier wartete, war auch nicht -gemacht, meine Kräfte zu stählen. Karl[39] war mir bis Eckartsberga[40] -entgegengekommen und fachte meine matten Lebensgeister wenigstens durch -gute Aussichten hier auf. Ich machte in Eckartsberga halbe und hier -ganze Toilette und erschien dann bei der verwitweten Großherzogin[41], -wo, wie alle Sonntage, große Soiree war. Die Herrschaften empfingen -mich sehr gnädig und zuvorkommend. Marie hatte aber glücklicher Weise -sich mit ihrer Schwester und einer Gräfin Gourief in dem letzten -Salon etabliert, sodaß ich dort also ohne viele Zeugen das erste -Wiedersehen hatte. Daß dasselbe zwar mit starkem Herzklopfen, sonst -aber mit allen den Formen geschah, als sei nichts im Werke, versteht -sich. Prinzessin Augusta, die ich embelliert finde, empfing mich mit -großer Herzlichkeit, wie ich es immer an ihr gewohnt war. Sie jetzt -noch mit ganz anderen Augen betrachtend als früher, kann ich mir nur -stets Glück wünschen, daß die Wahl auf sie fiel. Ihr Verstand, Geist, -ihre Herzlichkeit und Herzensgüte spricht sich bei jeder Gelegenheit -aus. Und ich möchte der Bemerkung gern Raum geben, als dürfte ich mir -Hoffnung machen, mit glücklichem Erfolge einst hier abzugehen. Freilich -konnte bis jetzt zwischen uns noch nicht viel verhandelt werden, was -uns sehr viel näher in der zu erzielenden Beziehung gebracht hätte, -denn dazu ist uns noch nicht Marge gegeben worden, aber Anspielungen -konnte ich doch fallen lassen, die freilich nur mit starkem Erröten und -embarassiertem Ausweichen beantwortet wurden. - -Ich wünsche jetzt nur, bald klar über meine Zukunft zu sehen. Die -Großfürstin sagte darauf, daß sie ihrer Tochter ganz freien Willen -in ihrem Entschluß ließe; ihr einstiges Verhältnis zu Marie sei so -delicat, daß sie nur eine wirkliche Neigung dasselbe überschreiten -machen könne. Daher müsse eine genaue Bekanntschaft vorausgehen und -Sie würden mir gewiß alle Zeit bewilligen hier zu bleiben, um dieselbe -machen zu können. Ich bemerkte darauf, daß, was mich beträfe, eine -nähere Bekanntschaft zu machen wohl nicht nötig sei, da ich mit Bedacht -und Überzeugung, glücklich zu werden, die Hand der Princeß gefordert -habe; doch, da mir vor allem daran liegen müsse, daß die Prinzessin -mich aus ebenfalls eigener Überzeugung wähle, so würde ich abwarten, -bis ich Ihren Beschluß darüber vernehmen würde. Da bis gestern mir -jedoch auf keinerlei Weise Gelegenheit geboten ward, die Prinzessin zu -sprechen anders als in großem Cerkel, so ließ ich darüber mein Bedauern -durch Karl und Marie aussprechen, was denn zur Folge gehabt, daß ich -jetzt eine Entrevue haben soll... Ich hoffe zu Gott, daß ich nach -diesem Gespräch etwas klarer über die Ansichten der Prinzessin Augusta -werde urteilen können als bisher, wo alles nur auf Mutmaßungen und -Beobachtungen basiert ist. - -Die Morgende verstreichen hier stets mit Jagden, von denen ich -vergeblich bisher wegen einer Entrevue zurückbleiben zu dürfen bat. - - Ihr Sie zärtlichst liebender Sohn - - Wilhelm. - - - Weimar, den 20. Oktober 1828. - -Von hier und meinen hiesigen Verhältnissen kann ich Ihnen die besten -Nachrichten geben, wenngleich ich noch nichts officielles mitteilen -kann, indem von oben herab man noch schweigt. Aber in den unteren -Haupt-Regionen ist es nicht mehr so stumm geblieben und dies ist -allerdings die Hauptsache. Da ich nach einigen Tagen Aufenthalt hier -bemerkte und nach den Äußerungen der Großfürstin es vielleicht mit -Bestimmtheit ersah, daß sie wünschte, die Sache wenigstens nicht zu -übereilen, wenn nicht auf die lange Bank zu schieben, dem ich mich -ruhig unterworfen haben würde, wenn ich bemerkt hätte, daß Prinzessin -Augusta mit dieser Hinausschiebung aus Unentschlossenheit einverstanden -war, ich dies Letztere von der Prinzessin keineswegs gewahr ward, -sondern mir aus hingeworfenen und sehr gut aufgenommenen und wohl -verstandenen Worten die Überzeugung wurde, daß ich Alles zu hoffen -hätte, so beschloß ich meinen Angriff direkt zu machen. So kam es denn, -daß ich am 16. Abends nach dem Souper allein im Salon stand mit ihr, -ihren zerbrochenen Eventail[42] in der Hand haltend; sie verlangte -denselben zurück und indem ich ihr denselben hinhielt, legte ich meine -Hand in die ihrige, sie fragend: wollen Sie diese behalten? Sie verlor -fast alle Contenance vor Rührung, reichte mir aber gleich darauf die -Hand hin und dieser Händedruck und ihr Blick sprachen Alles aus, was -ihr Mund nicht auszusprechen vermögend war. Sie können denken, wie -glücklich ich war und daß die Nacht ziemlich schlaflos dahinstrich. -Den ganzen anderen Tag ließ ich ruhig vorübergehen, um die Prinzessin -nicht in Verlegenheit zu setzen und nur einzelne Anspielungen erlaubte -ich mir. Den 16. erfuhr ich dann von ihr, daß sie der Großfürstin von -jener Scene gesprochen habe. Natürlich wollte ich nun gern auch mit -dieser sprechen, aber doch abwarten, ob sie nicht zuerst mir ihrer -Tochter Antwort sagen würde, die sie mir mitzuteilen gleich in der -ersten Unterredung versprach, als ich ihr sagte, daß ich dieselbe -ruhig erwarten würde. Da dies aber gestern, am 19., nicht geschah, -so erfragte ich durch Prinzessin Augusta, ob ich heute kommen könnte -und soeben brachte mir Mary die Antwort, daß ich morgen früh erst zur -Groß-Fürstin kommen solle und ließ sie dabei fallen, als wünsche man -die Entscheidung bis zum 26.[43], dem Geburtstag der Kaiserin-Mutter, -hinauszuschieben. Das würde mich nun gar nicht arrangieren, weil ich, -wie Sie sehen, mit der Prinzessin so ziemlich im Klaren bin, diese 8 -Tage also noch als eine Comödie verstreichen müssen. - -Nach dem Vorgefallenen sehen Sie, daß ich das Ja-Wort der Prinzeß -eigentlich bereits habe. Ich glaube mit Zuversicht Ihnen sagen zu -können, teuerster Vater, daß ich Ihnen eine Tochter zuführe, mit der -Sie zufrieden sein, die Ihnen ihre ganze Liebe schenken wird und der -Sie gewiß die Ihrige dann nicht versagen werden. Es ist nicht gut, zu -viel Gutes im Voraus weder über innere noch äußere Vorzüge zu sagen; -mein Urteil über die letzteren kennen Sie bereits und ich glaube -aussprechen zu können, daß die inneren die äußeren übertreffen. Sie -werden sich leicht denken können, in welcher Stimmung ich mich befinde, -in diesen entscheidenden Tagen, in denen ich mein bisher so bewegtes -Leben sich einem sicheren, frohen Ziele sich nähern sehe. Gott schenke -mir in Gnaden die Erfüllung der Absichten, zu denen ich mich jetzt -berechtigt sehe. - - - Weimar, den 25. Oktober 1828. - -Kaum weiß ich die Feder zu führen, um Ihnen endlich zu melden, daß der -geheimnisvolle Schleier von dem Verhältnis aufgezogen ist, welches sich -seiner Entscheidung näherte oder eigentlich im Factum schon entschieden -war. - -Heute, ~à la veille~ des Geburtstages der Kaiserin-Mutter, war -dazu ausersehen, um im Familienkreise mir das Ja-Wort der Prinzessin -Augusta förmlich zu geben! Die Familie war dazu um 11 Uhr bei der -Großfürstin versammelt; die Großfürstin empfing mich im Neben-Zimmer, -wohin mich der Großherzog geleitet hatte und umarmten mich beide -dort zum Erstenmale als zu ihnen gehörig; sie führten mich nun zu -den Übrigen, legten unsere Hände in einander, worauf ich Augusten -in die Arme sank, freilich, ohne ein Wort sprechen zu können!!! Die -Großherzogin umarmte mich mit einer Herzlichkeit und Innigkeit und -solcher Rührung, daß ich fast alle Fassung verlor; so waren denn auch -Mary und Carl von einer Herzlichkeit und von einem so tiefen Gefühl, -daß ich nie, niemals diese Scene schon wegen Aller Teilnahme vergessen -werde, wenn nicht sie es wäre, welche mein Lebensglück mir sichert! -Ja! dies kann ich mit aller Überzeugung aussprechen, denn ich habe -Augusten in diesen Tagen so ganz kennen gelernt und gesehen, daß ich -mich nicht einen Moment in ihr getäuscht habe und sie von jeher richtig -beurteilte. Ich preise Gott, der mir in seiner Gnade dies Glück nach so -manchem Sturm zu Teil werden läßt und kann nur zu ihm flehen, daß er -mich würdig erhalte, dies Glück zu genießen und der Prinzeß das Glück -zu bereiten, was mein einziges Streben von nun an sein wird! - -Ihr Segen und der der teueren, unvergeßlichen Mutter wird mir nahe -sein, jetzt und immerdar, wenn ich mich dessen würdig zeige! Dazu gebe -Gott mir die Kraft! - -Seit meinem letzten Briefe an Sie hatte ich die Unterredungen mit den -zwei Eltern und der Großmutter. Ich kann nicht genug rühmen und loben, -wie sehr sämtliche Herrschaften mich mit Gnade und Barmherzigkeit -empfingen bei diesem entscheidenden Schritte. Da die Großfürstin sehr -wünschte, den heutigen Tag abzuwarten, so konnte ich nach einigem -Sträuben doch nichts dagegen einwenden, und ich gab nach. - -Wie unendlich gut und liebevoll Augusta in diesen Tagen für mich war -und wie ich nun heute seit dem entscheidenden Moment so ganz ihre -Liebe zu mir erkannt habe, vermag ich nicht zu schildern. Ich verstehe -mich manchmal selbst nicht, denn so wenig bin ich gewohnt, ein Glück -festzuhalten und zu besitzen. Die ersten Worte, die mir Augusta heute -sagte, zeigten mir eine Tiefe des Gefühls, die sie mir über Alles teuer -macht; sie sagte: Möchte ich Ihnen doch jemals +die+ ersetzen -können, die ich ersetzen soll! Zweimal wiederholte sie diese Worte! -Mehr vermag ich nicht zu sagen! - -Sie werden mir wohl erlauben, nun noch 8 bis 10 Tage hier zu -bleiben; den Oberst von Lützow sende ich aber nach Berlin mit dieser -Freuden-Post, zugleich, weil er meine Geschäfte endlich übernehmen muß. -Sie erlauben doch gewiß auch an Karl und Mary nun noch einige Tage über -Urlaub zu bleiben, da der erteilte vierwöchentliche Urlaub das heutige -schöne Ereignis nicht voraussah. - -Die Briefe für Petersburg hat der Oberst Lützow und Sie haben wohl die -Gnade, wie bei Karls Versprechung einen Feldjäger mit denselben an die -Kaiserin-Mutter zu senden[44]. Den Brief für den Großfürsten Konstantin -werde ich morgen nachsenden. Die Großfürstin wünscht, daß bis zur -Antwort von der Kaiserin-Mutter Alles noch in Nebel gehüllt bleibe; ich -soll es Ihnen ausdrücklich als ihren Wunsch mitteilen. Die Antwort aus -Warna[45] wird aber wohl nicht abzuwarten nötig sein. Gott sei Dank, -daß Warna über ist. Das war eine Freude und ein Jubel gestern, als -ich beim Diner die Estafette mit dieser Nachricht erhielt. Also heute -lauter Freude und Frohsinn. - -Ich umarme Sie in Gedanken, teuerster Vater, und bitte, der Fürstin -mich mit meinem Glück zu Füßen zu legen. Sie wird die Namens-Schwester -gewiß freundlich empfangen. Ihren Segen anflehend - - Ihr Sie zärtlichst liebender Sohn - - Wilhelm. - - - Weimar, den 31. Oktober 1828. - -.... Vor allem war Augusta so gerührt, über Ihre gnädigen Ausdrücke -und Bestellungen[46], daß sie kaum die Bestellung dafür an Sie mir -auftragen konnte, die jedoch dahin zuletzt lautete: daß sie eigentlich -keine Worte in solchem Augenblicke für Sie finden könne, daß sie zu -gerührt und beschämt über Ihre Gnade sei und sich so glücklich fühle, -Ihnen von nun an näher anzugehören und daß sie nur wünsche, auch in -der Folge Ihre Gnade und Liebe zu verdienen. Daß sie sich derselben -würdig zeigen wird, kann ich täglich mit mehr Überlegung aussprechen, -denn täglich gewinnt Augusta mehr in meinen Augen, in meiner Liebe und -Achtung. Doch ich mag ihr Lob nicht zu hoch im Voraus spannen, um sie -nicht in der Wirklichkeit hinter demselben zurückbleiben zu sehen... - -Wie haben wir uns gefreut über die Rückkehr Nicolaus’ nach Petersburg; -welche enorme Freude wird es gewesen sein. Gott sei gepriesen, daß -die Campagne doch noch so endigte; denn die letzten Momente waren gar -sehr beängstigend. Hoffentlich wird ~le grand Turc~ nun im Winter -~traitable~ werden. - - - Weimar, 11. November 1828. - -Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie auffallend es mir oft ist, in -welchem Grade unsere Ansichten über fast alle Lebens-Verhältnisse und -überhaupt über alle Gegenstände, die wir besprechen, zusammentreffen -und übereinstimmen und wie dennoch Augusta Alles von demselben -Gesichtspunkte aus ansieht wie ich. Wie sehr dadurch unser -gegenseitiges Vertrauen wächst, läßt sich ermessen und wie froh wir -zusammen einer glücklichen Zukunft entgegen sehen. Oft sagt man: die -verschiedensten Charaktere geben die besten Ehen; ich denke aber, wir -wollen beweisen, daß auch übereinstimmende es recht gut zusammen haben -können. - -Vorgestern hat die Großfürstin die Unterredung mit mir auf den -Zeitpunkt der Vermählung gebracht und gleich damit angefangen zu sagen: -~nous en sommes pas du tout empressés de marier notre fille~. Ich -erwiderte, daß in dem Grade, wie man es hier vielleicht nicht sei, man -es gerade bei uns im Gegenteil sei; doch ich müßte bitten, zu sagen, -was für einen Termin man sich hier denke. Gegen Ende des Sommers, -Anfang August, war die Antwort. Ich erwiderte, daß Ihre Ansichten -und meine Wünsche darin nicht sehr abwichen, indem wir den Monat Mai -wünschten, es also vielleicht nur auf einen Unterschied von zwei -Monaten ankäme; doch müßte dieser Unterschied nach unseren Ansichten -ausgeglichen werden, indem der Sommer und namentlich der August eine -Periode sei, wo ein Beilager in Berlin gar nicht mit dem nötigen -Glanze, der doch zu solchen Dingen gehöre und den ich durchaus wünschen -müßte, begangen werden könne. Darauf meinte die Großfürstin: dann -könnte man ja die Vermählung hier begehen. Dagegen opponierte ich auf -das allerbestimmteste, ausführend, daß dies bei keinem Ihrer Söhne der -Fall gewesen sei, daß alle meine Verhältnisse und Interessen zu innig -mit der Idee, meine Vermählung in Berlin begangen zu sehen, vereint -seien, daß ich nie davon abgehen würde. Die Großfürstin sagte darauf, -daß, wenn man ihr alle Wünsche abschlüge, sie ihrerseits gewiß in dem -des Termines nicht nachgeben werde, denn es sei ihre letzte Tochter -und die wäre sie gar nicht expressiert zu verlieren, auch könnte das -Trousseau nicht fertig werden, ~etc.~ Ich entgegnete, daß Sie -gewiß nachgeben würden über den Punkt des Termines, wenn Ihnen Gründe -vorgeführt würden, die haltbar seien; die bisher angeführten seien es -in meinen Augen keineswegs und würden es auch in den Ihrigen nicht -sein, um so mehr, da, wenn der Mai nicht bestimmt werde zur Vermählung, -dieselbe bis zum November, December aufgeschoben bleibe, weil die -Manöver bis zum Oktober dauerten, die Sie einen Teil des Septembers -am Rhein beschäftigten, und dann auch Berlin bis zum December nicht -so gefüllt sei, um den gehörigen Glanz den Festlichkeiten zu geben. -Da meinte die Großfürstin, das sei um so besser, um so länger behalte -sie ihre Tochter, worauf ich aber entgegnete: um so schlimmer, denn -um so länger entbehrte ich ihre Tochter, und ich sei alt genug -geworden, um keinen langen Aufschub mehr erdulden zu wollen, um so -mehr, da auch Karl und Marie nur vom November bis Mai versprochen -gewesen wären und Karl doch damals nur 25 Jahre alt war. Kurzum, Jeder -blieb bei seiner Meinung und ich endigte damit, daß ich durch den -intentionierten Aufschub auch noch die Unannehmlichkeit hätte, nicht -einmal häufiger Besuche hier machen zu können, indem ich es mit meiner -Pflicht nicht vereinbaren könnte, noch ein zweites Jahr so lange von -meinem Wirkungskreise entfernt zu sein, wie in diesem Jahre, indem die -Geschäfte nur zu sehr darunter litten, wenn man sie so lange anderen -Händen anvertrauen müßte. - -Ein ebenso streitiger Punkt war der des Termines der Verlobung. Die -Großfürstin will ihn nach Neu-Jahr, weil da die halbe Trauer um ist und -man auf einige Tage farbige Kleider und Diamanten usw. anziehen könnte, -Conzerte geben ect. Ich versicherte, daß, da die Verlobung doch nur -eine Ceremonie sei, ich nicht darauf halte, daß alle jene Dinge dabei -sich zutrügen, ich aber durch den gewünschten Termin verhindert würde, -früher wiederzukommen, indem ich gehofft hätte, nach Karls Beispiel, -gleich nach den Petersburger Antworten verlobt zu werden, also etwa zu -Weihnachten; denn daß ich noch einmal herkäme, ohne verlobt zu werden, -würde ich natürlich und ganz gewiß nicht tun. Es hinge also nur davon -ab, ob ich in 4 Wochen oder in 2 Monaten wiederkommen sollte. Ich werde -nun noch mit dem Großherzoge vor meiner Abreise über Alles sprechen und -mündlich die Resultate berichten... - -Der Fürstin lege ich mich zu Füßen. Seien Sie versichert, daß wir -gewiß Alle täglich Gott danken und preisen für das Glück und die -Zufriedenheit, die Sie in Ihrem Besitz finden und wir mit Ihnen. Möge -es Ihnen lange, lange erhalten werden. - - Ihr Sie zärtlichst liebender Sohn - - Wilhelm. - - - Weimar, den 12. November 1828. - -Ach! Sie können sich denken, in welchem Zustande wir hier sind. Nein, -wie war es denkbar, daß diese teuere Kaiserin[47], die so noch in -der Kraft und Fülle der Gesundheit dazustehen schien, so bald uns -entrissen werden würde. Ich betrauere in ihr ein Herz, das mir während -11 Jahren mit mütterlicher, wahrhaft mütterlicher Liebe zugetan war und -das sich gerade jetzt diesen Namen mit Recht erringen sollte. O wie -rührend ist sie noch in ihren letzten Stunden mit meiner Augusta und -mir beschäftigt gewesen. Ich kann es nicht verschmerzen, daß sie nicht -mehr die Kunde erhielt, daß Alles am Ziel sei... - - - Weimar den 22. November 1828. - -.... Sonst hat die Großfürstin sehr viel Fassung dies Mal gezeigt ... -hauptsächlich sagt sie immer, daß ihr der Anblick meines Verhältnisses -zu Augusta Ruhe und Frieden wiedergäbe. Sie ist gegen mich von -unendlicher Liebe und Herzlichkeit, denn sie sieht mich wie ein -Vermächtnis der Kaiserin an, die mich viel mehr kannte als sie bisher -und ihr immer so gnädig und liebevoll von mir gesprochen hat... - -Wie mir bangt, Sie nach Allem wiederzusehen und zu umarmen, können Sie -sich denken. Auf 14 Tage nahm ich von Ihnen Abschied und nun bin ich im -dritten Monat schon abwesend. - -Wegen des Wiederkommens[48] wird gegenseitig die Zeit zu Weihnachten -gewünscht, wo Sie mir vielleicht erlauben, auf 8-10 Tage herzugehen. -Die Zeit der Verlobung ist hier noch unschlüssig, teils zum 30. Januar -als dem Geburtstag der alten Großherzogin, teils zum 15. Februar als -dem Geburtstag der Großfürstin gewünscht, weil dann auch die Hälfte -der neuen Trauer um ist. Ich hätte nicht gewünscht, vor der Verlobung -wieder herzukommen; doch bei der nun eingetretenen Verzögerung muß ich -diesen Plan wohl aufgeben, um so mehr, weil die Verzögerung jetzt einen -anzuerkennenden Grund hat, der früher, in meinen Augen, mangelte... -Auch habe ich der Großfürstin gesagt, daß ich vermutete, daß nunmehr -bei uns wenigstens kein Geheimnis mehr aus meiner Versprechung gemacht -werden würde, da keine Antwort mehr, leider, abzuwarten sei. - - - Weimar, den 8. Januar 1829. - -.... Es scheint ja am politischen Himmel ganz einig mit einem Male -auszusehen, in Beziehung auf Griechenland, indem Rußland, Frankreich -und England jenes Land als unabhängig gegen die Pforte erklärt haben -sollen und daß jeder Schritt von Seiten der Türkei, durch gewaffnete -Hand diese Unabhängigkeit anzutasten als ein Angriff auf die drei -führenden Mächte betrachtet werden würde. Da dies ganz und gar die -Ansicht ist, welche der Kaiser von Österreich und noch mehr Fürst -Metternich mir aussprach und es auch wohl die Ihrige gewiß ist, so wäre -also in dieser Beziehung eine völlige Einheit der Ansicht eingetreten, -wenn nicht Österreich seit den zwei Monaten wieder umgesattelt hat[49]. - - - Berlin, den 5. Februar 1829. - -Gestern Abend habe ich die Einlage als Antwort der Großfürstin auf -meinen Brief erhalten, in welchem ich ihr in Ihrem Auftrage von dem -Zeit-Punkt meiner Vermählung sprach. Daß diese Antwort nicht gleich -günstig ausfallen würde, konnte ich wohl vermuten. Daß sie aber so -abgefaßt sein würde, wie Sie sehen werden, mußte ich weit entfernt -sein zu erwarten, da sie in Ausdrücken und einem Tone geschrieben ist, -die ich noch niemals gehört habe. Zum Glück habe ich eine Abschrift -der gedachten Stelle meines Briefes behalten, welche ich hier beifüge, -um Ihrem eignen Urteile es zu überlassen, ob eine solche Antwort zu -erwarten war und jemals zu billigen ist. - -.... ich bemerke, daß jene einzige Conversation, welche ich mit der -Großfürstin über den Vermählungs-Termin hatte, gar nicht oberflächlich -und unvollständig war, denn wir hatten eine Stunde conferiert, als wir -unterbrochen wurden; aber Alles war ~de part et d’autre~ völlig -durchgesprochen, wie ich es Ihnen damals schrieb. - -Daß ich neulich nicht wieder von dem Gegenstande sprach, war bei der -erneuten Trauer sehr begreiflich. Und jetzt, wo also ein Austausch -der Ansichten eingeleitet wird, erhalte ich diese Antwort, die mir -vorwirft, im vernichtenden Tone geschrieben zu haben und die Pretension -aufstellt, daß Sie hätten selbst schreiben müssen... - - - Weimar, den 16. Februar 1829. - -Schon in Wittenberg hatte ich eine Antwort der Großfürstin auf meinen -Brief erhalten, die ich beilege, und also Frieden geschlossen war. -Den fand ich also auch durch die Art meines Empfanges als etabliert -bestätigt und so störte nichts die Freude des Wiedersehens. - -Ich habe gestern meiner Prinzeß das Brautgeschenk, die Perlen, -überreicht, die sehr gütig von Allen aufgenommen wurden. Heute übergab -die Groß-Fürstin an Augusta ihr Braut-Geschenk, in einem Kamm und -Collier von Rubis balais bestehend, ganz superbe. - -Um Mitternacht. Die Verlobung ist vorüber und ich dadurch um einen -bedeutenden und wichtigen Schritt näher dem so lang ersehnten Ziel. -Gott wolle mir stets die Zukunft so heiter und zufrieden gestalten, als -sie mir jetzt leuchtet und wie es die Gegenwart ist. Dies ist Alles -sagen, was ich vermag, indem es ja alles sagt, was ich über Augustens -Eigenschaften aussprechen kann. Die wichtigen Momente im Leben weiß -sie gerade auf eine so schöne und hohe Art zu nehmen und mit mir zu -besprechen, daß sie mir täglich edler und besser erscheint. Zu Gott -flehe ich, daß er sie mir so erhalte und mich ihr würdig. - - Ewig ihr gehorsamer Sohn - - Wilhelm. - - - Weimar, den 1. März 1829. - -Ihre Wünsche sowie die meinigen sind hinsichtlich des Termines und -Ortes glücklich erreicht... ich habe mich mit der Großfürstin vor -mehreren Tagen völlig über Alles ausgesprochen, Vergangenes und -Zukünftiges; über das Vergangene sagt sie, sei Friede geschlossen -durch die gegenseitig zuletzt gewechselten Briefe. Über die Zukunft, -d. h. Termin und Ort der Vermählung[50], erklärte ich, daß ich Ihnen -Alles übergeben hätte, seitdem Sie die Gnade gehabt hätten, auf jenen -Brief der Großfürstin an mich zu antworten, ich also ganz nach Ihren -Ansichten handeln würde und gleich Ihnen ruhig der Entscheidung -entgegen sähe. Schon in dieser Unterredung merkte ich, daß sie -entschlossen war, in Alles einzuwilligen, daß aber, wie sie damals -sagte Mühe haben würde, den Großherzog zu disponieren. - - - Weimar, den 10. März 1829. - -Gerade in +diesem+ Jahre den heutigen[51] Tag entfernt von -Ihnen und dem teueren Ort zu begehen, der uns in der Mittagstunde -zusammenführt, können Sie leicht denken, ist mir eine unendlich -schmerzliche Entbehrung. Denn wie viel umfassend müßte heute wohl -ein Gebet sein, daß an jener Stelle nur um so inbrünstiger und -bedeutungsvoller gewesen sein würde. Ich habe +ihren+ Segen -erfleht auf Alles, was in diesem Jahre mich so entscheidend treffen -soll. Wäre +sie+ noch unter uns, so hoffe ich, würde sie mit der -getroffenen Wahl zufrieden gewesen sein und die neue Tochter geliebt -haben. An dem heutigen bedeutungsvollen Tag muß ich Ihnen also Augusta -von Neuem empfehlen und Ihnen allein, da keine Mutter sie bei uns -empfängt, deren Segen aber immer unter uns bleiben wird und so sich -auch auf Augusten ausbreiten wird... - -Die Mitteilungen kürzlich über unsern Finanz-Zustand haben allgemeines -Interesse erregt, da sie den Flor desselben ankündigen. Mir, als -Militär, ist dabei natürlich die ersparte Summe von 600000 Tlr. beim -Kriegs-Etat in die Augen gesprungen und wenn ich freilich vermuten -muß, daß diese Ersparnis für andere militärische oder allgemeine -Staats-Haushalts-Angelegenheiten verwandt worden ist, so hat sich bei -mir der Wunsch aufgedrängt, ob nicht ein Teil dieser Summe zum Etat -des Kriegsministers gebracht werden könnte und zwar, um dafür unsere -Cavallerie-Regimenter zu verstärken. Diese Argumentation scheint mir -dasjenige zu sein, was Ihre Armee am notwendigsten bedarf, sobald -die Finanzen es erlauben. Da Sie selbst vor Kurzem die Ansicht -aussprachen und ich durch die Anschauung der starken russischen und -österreichischen Cavallerie-Regimenter erneut auf die Wichtigkeit der -Argumentation der unsrigen aufmerksam ward, so habe ich mich mit diesem -Gegenstande beschäftigt... bei der Wichtigkeit des Gegenstandes und der -vielleicht disponiblen Fonds unterstehe ich mich, hierauf aufmerksam -zu machen, hoffend, daß diese freilich unberufene Einmischung mir von -Ihnen nicht ungnädig aufgenommen werden wird. - - - Weimar, den 6. Juni 1829. - -Um 11 Uhr bin ich hier angelangt und habe Alles wohl angetroffen, -wenngleich auch Alles durch die bevorstehende Trennung und die vielen -Abschieds-Scenen recht wehmütig gestimmt ist. - -Vor allem soll ich aber melden, daß die Groß-Fürstin und der Großherzog -sich entschlossen haben, nunmehr auch zur Vermählung nach Berlin zu -kommen. Die Großfürstin fragte mich, ob sie es ohne Ihre Einladung tun -dürfe; ich erwiderte, daß es den Eltern wohl nie benommen werden könne, -ihr Kind zur Vermählung zu begleiten. Nun, dann soll mich der Kaiser -beim König melden, sagte die Groß-Fürstin; der Großherzog wird Ihnen -selbst dieserhalb schreiben... Sie können sich denken, wie froh Augusta -und ich über diesen Entschluß ihrer Eltern sind, der den Abschied noch -etwas hinausschiebt. Es ist kaum möglich, unter schöneren und froheren -äußeren Auspizien eine Vermählung zu feiern; man könnte ganz hochmütig -werden, wenn man nicht die Demut zu Hilfe nimmt. Gott gebe eine so -glückliche Zukunft, als der Moment schön ist. - - - Halle, den 7. Juni 1829. - -Die glücklich erfolgte Ankunft Augustens an Ihrer Grenze und im ersten -Nachtquartier Merseburg eile ich Ihnen sogleich zu melden. Der heutige -Morgen war natürlich ein schwerer Moment für meine arme Braut. Früh 7 -Uhr waren wir in der Kirche, wo wir Stärkung und Fassung erflehten. Der -Lehrer Augustens predigte und recht von Herzen. Bis 11 Uhr blieben wir -dann beisammen ~en famille~. Um halb 12 erfolgte die Abreise. Ich -fuhr fort, als das Abschiednehmen begann. An der Grenze erwartete ich -Augusta, wo sie kaum eine halbe Stunde nach mir eintraf und ich sie im -neuen Vaterlande bewillkommnete. Im starken Regen verließen wir Weimar, -aber an der Grenze schien die Sonne herrlich und warm. Möge es ein -günstiges Vorzeichen meiner Zukunft sein. Wie glücklich ich mich fühle, -Augusta bei uns zu wissen, begreifen Sie. Und nun auch zu sehen, wie -sie sogleich nach der schweren Trennung eine Stütze in mir sucht, ist -mir unbeschreiblich rührend und tröstlich. - -Von der Grenze bis Merseburg fehlte es denn auch nicht an unzähligen -Ehrenpforten, Reden, Gedichten, weißgekleideten Mädchen. Alles war sehr -hübsch geordnet, ordentlich und herzlich. Morgen will Augusta noch -in Merseburg dem Gottesdienste beiwohnen und um 10 Uhr abreisen. Ich -habe mich der Etikette wegen hierher begeben, werde aber zur Kirche in -Merseburg sein. Gott geleite uns gnädig in Ihre Arme und in die Mitte -der teueren Familie. - - Ihr gehorsamer Sohn - - Wilhelm. - - - Weimar, den 26. Oktober 1829. - -Preußen scheint in einem nie gekannten Ansehen in Süddeutschland -zu stehen und wohl sehr mit Recht. Ein Aufsatz im Hesperus, einer -Dresdner Zeitschrift[52], zeugt hiervon aufs deutlichste, den ich mit -großem Interesse gelesen habe. Hier ist der Preußen-Sinn noch nicht -der stärkste, was sich neuerdings durch den auf 12 Jahre verlängerten -Zoll-Verband der kleinen Mächte erweiset. Ich habe hier mehrere der -Herren gesprochen, die Alle wünschen sich anzuschließen an Preußen und -Bayern ect., aber eine gewisse Rückschau ist allenthalben bemerkbar, -die sie nie mit ganzer Sprache herauskommen läßt. Ich habe ihnen also -die Zunge zu lösen gesucht und gesagt, daß wir wohl wüßten, daß Preußen -von Wien aus als eine gefährliche, sich vergrößernde Macht geschildert -würde, daß ich aber ersuchte, den Weg zu beobachten, den Sie seit -15 Friedensjahren gegangen wären, ob da wohl im geringsten eine -solche Tendenz bemerkbar sei? Die embarassierten und widersprechenden -und nichtssagenden Antworten, die ich darauf erhielt und die mir -große Genugtuung waren, vermag ich hier nicht aufzuzeichnen. Auch an -diesen Antworten habe ich gesehen, daß die Wahrheit ohne Rückhalt -gesagt, Wunder wirkt, da man noch selten gewohnt ist, die Sachen und -Verhältnisse beim rechten Namen zu nennen. Trotz dem 12jährigen Bunde -kamen jetzt Deputierte nach Berlin, um zu einem gemeinsamen Bunde zu -unterhandeln, also sind jene 12 Jahre eine reine Chimäre... - - - Weimar, den 5. November 1829. - -Ich habe noch eine sehr lange und interessante Unterredung mit dem -hiesigen Faiseur, Geheimrat Schweitzer[53], gehabt, den mir der -Großherzog schickte, um über die Handels-Verhältnisse zu sprechen. Ich -habe gegen ihn wie gegen Alle die gleiche offene und wahre Sprache -geführt und die Satisfaction gehabt, zu sehen, daß auch dieser aus -Verstand und Finesse zusammengesetzte Mann nichts einwenden konnte -gegen die Tatsache, die ich anführte, nämlich daß ich niemals ein -freundschaftliches Verfahren und kein annäherndes gegen Preußen darin -finden könnte, wenn man sich in einem anti-Preußischen Bund auf 12 -Jahre länger bindet, während man zugleich mit Preußen unterhandeln -will. Da ich ganz und gar die Stellung Preußens so erkannt habe, wie -Sie es angeben, so hoffe ich durch die freie Darlegung dieser unserer -Stellung hier vielleicht Gutes bewirkt zu haben. Die Groß-Fürstin -sprach mir heute ganz in diesem Sinne, nachdem sie noch vor wenigen -Tagen, wie ich durch Augusta weiß, eine ziemlich andere Gesinnung -offenbart hatte. Ja, sie ging sogar so weit, daß sie sagte: Sie müßten -mehr tun, um Deutschland zu sich und von Österreich abzuziehen. Ich -erwiderte, daß ich nicht glaubte, daß Sie dies tun würden, da mir -dies auch nicht nötig schien, indem es nur Jalousie geben könne, auf -der andern Seite aber Sie die Satisfaction bereits hätten, viele -Mächte sich Ihnen nähern zu sehen, und in einem Worte faßte ich es so -zusammen: ~Le Roi verra venir les autres~. - -Eine Klage, die ich öfters schon hörte und hier auch wieder, ist -die, daß die Beamten nicht immer in dem geziemenden Tone zum -Auslande sprechen und daß namentlich die Räte in den Ministerien und -Regierungen darin fehlen und dadurch, daß sie in anmaßendem Ton reden -und schreiben, sie mehr die Stimmung gegen Preußen als für dasselbe -gewinnen. Eine Prüfung der Befehle in diesem Punkte dürfte gewiß -nicht überflüssig sein, obgleich ich meine Überzeugung darüber dahin -ausgesprochen habe, daß die Arrogance einiger Beamten doch unmöglich -eine Mißstimmung gegen eine sonst so anerkannt erleuchtete Regierung -erzeugen könne. - - - - -Das eigene Heim. - - - Berlin, den 11. März 1830. - -Nachdem Sie so gnädig gewesen sind, für Carl und Albrecht bestimmte -Palais zu ihren immerwährenden Wohnungen anzuweisen, darf auch ich -wohl erneut mit der Bitte herantreten, auch uns ein wirkliches -Palais verleihen zu wollen. Da freilich nun alle vorhanden gewesenen -prinzlichen Palais, außer der Universität, zu ihrer ursprünglichen -Bestimmung zurückgekehrt sind, so kann erklärlich nichts anderes übrig -bleiben, wenn Sie die Gnade haben wollen, mich mit meinen Brüdern -gleich zu stellen, als ein Privathaus zu wählen und dasselbe nach -Palaisdimensionen einzurichten und umzubauen oder ein ganz neues zu -erbauen. Zu letzterem Projekte lag Ihnen bereits früher ein Plan vor. - -Wir können aber nicht leugnen, daß seitdem wir unser jetziges Haus -bewohnen, uns die Lage desselben in jeder Beziehung so angenehm und -so jeder anderen Lage vorzuziehen erscheint, daß wir den Plan gefaßt -haben, dasselbe uns von Ihnen als bleibende Palais zu erbitten und -es dieserhalb dem notwendigen Umbau zu unterwerfen. Wir haben daher -einen Plan zu diesem Umbau selbst entworfen, ihn auch durch Geh. Rat -Schinkel[54] prüfen und corrigieren lassen, und dieser Plan ist es, den -ich Ihnen in der Anlage untertänigst vorlege[55]. - -[Illustration: Das Palais Wilhelms I. vor dem Umbau - -Miniaturbild auf einem Prunktisch in den sogenannten Großherzoglichen -Gemächern im Palais] - -Der große Übelstand, der unserem jetzigen Hause anklebt, ist, daß es -weder Hofraum noch Stallungen hat und wegen seiner geringen Ausdehnung -und Terrainbesitz keine Vergrößerung erlaubt, ohne das Grundstück, -welches der Minister von Schuckmann jetzt inne hat, zu überschreiten. - -Ohne Zuziehung dieses Grundstückes zu dem unsrigen ist daher eine -Palais-Einrichtung hier für uns unmöglich. Der anliegende Plan zeigt, -in welcher Art allein auf eine bequeme Art die Ställe und Remisen -angelegt werden können und wie dadurch ein Hofraum noch übrig bleibt, -der die notwendigste Größe hat. - -Was nun unser Haus an und für sich anbetrifft, so glaubten wir -anfänglich die Mauern der unteren Etage conservieren zu können: es -hat sich aber gezeigt, daß sie viel zu schwach sind, um einen höheren -Bau zu tragen; auch daß die Balkenlagen der Etagen schon so verdorben -sind, daß sie erneuert werden müssen. Das Haus wird daher müssen ganz -abgerissen werden; die dadurch entstehenden Kosten werden durch das -dabei gewonnene Material wiederum gedeckt. Um dem Hause aber einige -etwas größere und Palaisdimensionen im Innern geben zu können sowie -eine regelmäßige Mitte, die ihm bisher fehlte, so ist eine Vertiefung -nach dem Hofe zu, eine Erweiterung auf die Hälfte des kleinen Gartens -und ein Überbau über die Gasse nach dem Niederländischen Palais[56] -projektiert, wozu die Genehmigung der Tante[57] einzuziehen sein -würde. Die so zu gewinnende Mitte ward bedingt durch das Grundstück -der Bibliothek, von welchem dennoch einige Fuß genommen werden mußten -und daher nicht noch mehr vom kleinen Garten zugezogen werden konnte. -Der Rest des Gartens würde in eine Art Terrasse verwandelt werden -können. Der kleine Hof hinter dieser Terrasse mußte wegen einiger -Bibliotheksfenster ausgespart werden. - -Die Einteilung der Wohnungen in den verschiedenen Etagen geht aus den -Plänen hervor. Was die Wohnung anbetrifft, so ist sie für den Fall -der möglichen Nachkommenschaft bestimmt. Das jetzige Schuckmannsche -Haus würde nur die drei Wohnungen der Oberhofmeisterin und der -beiden Hofdamen aufnehmen, sowie das Hofmarschallamt, meine beiden -Militärbureaus und die Wohnung für das auf Quartier Anspruch habende -Domesticale. Sollte dann noch Raum übrig bleiben, so würde ich einige -meiner alten Diener, welche bis zu meiner Verheiratung freie Wohnung -hier hatten, dort unterbringen, die es wohl verdienen, da einer -derselben jetzt 30 Jahre, ein anderer 28 Jahre, 20 Jahre bei mir ist. -Außerdem reicht das Kellergelaß im zu erbauenden Palais nicht aus, so -daß die des Schuckmannschen Hauses ebenfalls gebraucht würden. - -Sie werden sich hiernach gnädigst überzeugen, daß, wenn streng genommen -nicht das ganze Schuckmannsche Haus vielleicht gebraucht würde, doch -eine Teilung desselben unmöglich ist, es auf der anderen Seite wiederum -gar nicht zu entbehren ist. Auch in der Zukunft dürfte es vielleicht -noch sehr nützlich werden. - -Die Unterbringung des Ministeriums des Innern dürfte keine -Schwierigkeiten haben, indem das Haus des Staatskanzlers in sofern -disponibel ist, als der Geheimrat v. Stägemann[58] in demselben zur -Miete wohnt. Die Bureaus des Ministers Graf Lottum[59], welche sich in -jenem Hause befinden, oder die des Ministers v. Schuckmann[60] würden -die Acquisition eines kleinen Locals nötig machen. (Als Carl sein -Palais erhielt, mußten für den Generalstab und für das Ministerium -der auswärtigen Angelegenheiten gleichfalls Locale beschafft werden.) -Übrigens wird die Deplacierung des Ministeriums des Innern ungefähr -erst in zwei Jahren nötig, da der ganze Bau und die Einrichtung bis -zum Einziehen wohl drei Jahre erfordern würde, im dritten Jahre -aber erst mit dem Bau der Stallungen vorgeschritten zu werden -braucht. Im Schuckmannschen Hause selbst würden nur unbedeutende -Wohnungseinrichtungen vorkommen, wie dies in jedem lang bewohnt -gewesenen Hause der Fall ist, die Damen sich überdies selbst möblieren -müssen und für die Bureaux-Einrichtung alles existiert. - -Demungeachtet kommt der Kostenanschlag schon hoch genug und erreicht -dieselbe Summe, welche alle diejenigen Projecte erreichten, die ich -Ihnen voriges Jahr vorlegte. Der Geh. Rat Schinkel hat nämlich den -Bau nach den höchsten Sätzen (die des Museums) angeschlagen, um eher -dahinter in der Ausführung zu bleiben, als sie zu übersteigen, wonach -derselbe mit der ganzen Einrichtung bis zum Einziehen 340000 Thlr. -beträgt. Von den hierin begriffenen 80000 Thlr. Einrichtungskosten -gehen die sämtlichen Möbel ab, welche bei der Einrichtung unsers -jetzigen Hauses angeschafft wurden, wodurch die Summe noch um Etwas -also sich ermäßigt. - -Was für eine Einrichtung hinsichtlich unsers jetzigen Hauses und des -Schuckmannschen getroffen werden soll, wird von Ihrem Befehl abhängen, -ob dieselben nämlich von ihren jetzigen Behörden erkauft werden -oder ob sie wie bisher auf deren Rechnung benutzt werden sollen. -Das unsrige gehört nämlich dem Militärfond und das Schuckmanns der -Landeswitwenkasse. Der Kauf beider Grundstücke würde ungefähr 100000 -Thlr. betragen. - -Wenn Sie nun die Gnade hätten, diesen Bau zu genehmigen, so würde -ich vorschlagen, denselben unter Schinkels Leitung durch einen -Militärcommissarius, Capitän Moser, ausführen zu lassen, weil derselbe -gewiß manche Ersparnis erzielen wird. - -Während des Baues selbst würden wir Sie gnädigst ersuchen, uns im -Schloß eine Wohnung zu bestimmen, vielleicht einen Teil des großen -Appartements des seligen Königs, sodaß ich meine alten Zimmer wieder -bewohnen könnte. Auf diese Art wird keines des gewöhnlich im Gebrauch -seienden Fremden-Appartements der Disposition entzogen. - -Wir dürfen vielleicht um so rascher einer Entscheidung von Ihnen -entgegensehen, da für diesen Sommer unserm Hause, wenn wir es so ferner -bewohnen müßten, eine Hauptreparatur bevorsteht, indem das Dach fast -ganz neu gebaut werden muß, die Schornsteine so baufällig sind und so -feuergefährlich angelegt, daß die Balken seit mehreren Wochen, vom -Putz abgefallen, in den Schornstein frei hineinstehen, daß sie neu -gebaut werden müssen, wobei sämmtliche Plafonds ruiniert werden und -wahrscheinlich auch die Tapeten; die Balkenlage zwischen den Etagen -teilweise erneuert werden muß, wodurch also die Parquets und die ganzen -Stuben ruiniert würden. Somit würde diese Hauptreparatur sehr viel -Geld kosten und doch nur ein sehr schlechtgebautes Haus nur teilweise -ausflicken. - -Wie schön übrigens das neu zu schaffende Palais den Platz hier zieren -würde, brauche ich kaum anzuführen, da es zu den übrigen schönen -Gebäuden ein schöner Schluß sein würde, um so mehr, da, wie ich höre, -die Statue Friedrichs des Großen hier vor unsern Fenstern errichtet -werden soll. - -Der Geheimrat Schinkel hängt freilich sehr an seinem früheren Projekt -auf dem Packhofe, was gewiß sehr schön ist, aber wegen seiner -zurückgezogenen Lage uns mit der hiesigen Lage nicht vergleichbar -erscheint. Ich lege dieses Projekt auch wiederum bei[61] und bemerke -nur, daß der Kostenbetrag desselben, wie ich ihn voriges Jahr angab, -viel zu gering war und er nach den jetzt für den hiesigen Bau von -Schinkel angenommenen Sätzen sich nicht auf 300000 Thlr. beläuft, -sondern auf 415760 Thlr., wobei der Bau von zwei Quais und der Ankauf -des Platzes (aus dem Museumsfond) nicht mit inbegriffen ist. - -Um die Übersicht zu haben, wie die jetzigen Grundstücke, welche wir -und Schuckmann bewohnen, zu einander liegen und gebaut sind und wie -die projektierten Veränderungen sich dazu verhalten, habe ich den Plan -~C~ beigefügt. So sehr wir nun erwartungsvoll Ihrer gnädigen -Entscheidung entgegen sehen, wohl einsehend, daß es nichts Geringes -ist, was für uns wir von Ihrer Gnade erbitten, namentlich wenn ein -Vergleich der nötig werdenden Summen gegen die Summe gezogen wird, -welche Sie für Carl und Albrecht bewilligt haben, aber dies gehet -lediglich aus dem Verhältnis hervor, daß bei uns nicht wie bei den -Brüdern von der Einrichtung eines Palais zum Palais, sondern von der -Umformung eines Privathauses in ein Palais die Rede ist, da keine -Palais mehr vorhanden sind, wenn nicht das Projekt wieder aufgenommen -würde, die Universität dadurch wieder disponibel zu machen, daß man sie -nach dem dazu einzurichtenden Academiegebäude überträgt. - -Sollten wir von Ihrer Gnade die Bewilligung der hier gemachten -Vorschläge erlangen, so würden wir Ihnen unendlich dankbar sein, wie -wir es schon für so viele Beweise Ihrer Liebe und Gnade ewig sein -werden. - - Ihr gehorsamer Sohn - - Wilhelm. - - - Berlin, den 29. April 1830. - -Soeben erhalte ich ein Schreiben des Kriegsministers, eine Antwort auf -den Vortrag, den ich ihm in Bezug auf meine militärischen Ausgaben -gemacht hatte, in welcher er mir Ihre genommene Entscheidung über -diesen Punkt mitteilt. Wenngleich ich gehofft hatte, von Ihrer -Gnade einen Zuschuß zu erhalten, bei den ganz klar nachgewiesenen -Mehrausgaben jährlich von 800 Rthlr., so muß ich Ihre abschlägige -Antwort hierauf freilich ruhig hinnehmen, nicht so aber kann ich dies -mit der Ankündigung, die Sie mir durch den Kriegsminister machen -lassen, daß Sie mich vom Commando der ersten Gardedivision entbinden -wollten, wenn mich dasselbe wegen meiner pecuniären Verhältnisse -geniere. Vor 10 Jahren berief mich Ihre Gnade zu diesem Commando, -noch in einem sehr frühen Alter. Als Sie mich wenige Jahre darauf an -die Spitze des III. Armeecorps stellten[62], beließen Sie mir jenes -Commando und da durfte ich wagen zu hoffen, daß Ihr Vertrauen und Ihre -Zufriedenheit mit meinen Leistungen es war, die mich dieses Vorzuges -eines doppelten Commandos würdigten. Die Anhänglichkeit, welche ich -an dies mein erstes selbstständiges Verhältnis habe, sowie, ich darf -es aussprechen, die Anhänglichkeit, welche mir jene Untergebenen -seit 10 und 12 Jahren bewiesen haben, sind Ihnen nicht unbekannt -geblieben; meinen ganzen Stolz setzte ich in das bewiesene Vertrauen, -einem Commando vorzustehen, von welchem die Instruction in die ganze -Armee übergegangen ist und jährlich übergeht. Und diesen mir so teuer -gewordenen, ehrenvollen Posten lassen Sie mir jetzt anbieten, um 400 -Rthlr. aufzugeben, nachdem Sie durch den Kriegsminister mir sagen -ließen, daß Sie annehmen, daß die Prinzen Ihres Hauses es als eine -Ehrensache betrachten würden, wenn Ihre Gnade ihnen Militärcommandos -anvertraut. Ich darf es Ihnen nicht verschweigen, daß dies Anerbieten, -aus +diesem+ Grunde, mein Inneres so gewaltsam erschüttert hat, -daß nur Tränen meinem gepreßten Herzen Luft machen konnten. Das -Gefühl der Ehre ist in mir so rege, daß es sich nur mit dem Gefühl -der Dankbarkeit vergleichen kann, welche mich belebt, daß Ihre Gnade -mich berief, in ausgedehntem Wirkungskreise dieses den Militär-Stand -allein leitende Princip immer mehr zu verbreiten und recht innig mit -dem Geiste meiner Untergebenen zu verschmelzen. Daß Sie dies Ehrgefühl -je bei Ihren Söhnen vermissen könnten, ist unmöglich. Unfähig werden -Sie mich daher auch halten, aus Mangel an Ehrgefühl und um 400 Rthlr. -weniger auszugeben, eine Stelle aufzugeben, die bisher mein Glück wegen -ihrer Wichtigkeit und wegen Ihres bewiesenen Vertrauens machte. Sollte -ich dies Vertrauen verloren haben, so bin ich jeden Augenblick bereit, -einem Würdigeren meine Stelle zu überlassen. - -Was nun jedoch den von Ihnen verminderten Zuschuß von 800 Rthlr. -betrifft, so muß ich mich wenigstens über den Verdacht rechtfertigen, -als wäre jene Forderung unbillig. Denn ich kann nur annehmen, daß -+dies+ der Grund ist, der mir Ihre Verweigerung zuzog. Ich -unterstehe mich daher Ihnen hier meine ganzen pecuniären Verhältnisse -darzustellen. - -Der mir bewilligte Etat von 88000 Thlr. ist in seine bestimmten Etats -abgeteilt und Ersparnisse bei denselben sind sehr unsicher. Für unsere -Person beziehen die Princeß und ich jeder 6000 Thlr. von diesem -Haupt-Etat, von welchem, wie Sie leicht denken können, bei der Princeß, -die gar nichts von zu Hause erhält, nichts erspart werden kann; ich -kann nicht nur nichts zurücklegen, sondern brauche die mir von Ihnen -so sehr gnädig verliehenen 11000 Thlr. Zulage vollkommen. Sollten Sie -eine Durchsicht meiner Rechnungen befehlen, so scheue ich diese nicht, -da ich, eingedenk Ihrer Worte, als Sie mir jene Zulage gaben: „daß -wir auch eine gute Anwendung von derselben machen sollten“ versichern -darf, daß die Hälfte auf Unterstützungen verwendet ist. Der erste -Jahresabschluß meiner Etats-Rechnungen hat eine Ersparnis von 4000 -Thlr. ergeben. Davon sind 3000 Thlr. zur Reise nach Weimar gebraucht -worden, so daß 1000 Thlr. erspart sind. Sollte eine solche Reise also -auch nur ein Geringes mehr einst kosten, so ist gar kein Überschuß -vorhanden. Dieser Fall dürfte bereits in diesem Jahre eintreten, wo -die schlesische Reise, die zur Revue usw. vorkommen werden. An den mir -bewilligten Inspektionsreise-Geldern wird fast nichts erspart, da sie -nach dem Bedürfnis bewilligt wurden. Aus dieser getreuen Übersicht -werden Sie sich gnädigst überzeugen, wie sehr mich eine, nun also -zur Norm werdende Mehrausgabe von jährlich 800 Thlr. genieren muß, -da die möglichen Ersparnisse nur hinreichen, extraordinäre Ausgaben -wie Reisen ect. zu leisten. Was nun noch die Summe betrifft, welche -ich mein Vermögen nenne, und welche aus den Ersparnissen seit meinen -Kinderjahren besteht, die mir der General Braun im Jahre 1817 übergab -sowie aus der Erbschaft von Mama und aus den Etatersparnissen bis zum -vorigen Jahr, so beläuft sich diese auf 70000 Rthlr. Von denselben -habe ich beinahe 30000 Thlr. teils zinsenfrei, teils verzinset -nach und nach verliehen und dürften mehrere (Teile) dieser Summe, -wie ich bereits mehrfach die Erfahrung gemacht habe, wohl nicht -zurückzuerhalten sein, ohne geizig und indelicat zu erscheinen. - -Das ist also die einzige Summe, über die ich disponieren kann, die sich -aber, wie gezeigt, nicht vermehren, sondern nur vermindern kann. Wenn -Sie nun gnädigst bedenken, daß ich noch keine Besitzung habe, also -weder zur Acquerierung einer solchen noch zur Unterhaltung derselben -diese Summe bisher verwandte, ich auch noch kein Palais besitze, dessen -Einrichtung gewöhnlich die angeschlagenen und bewilligten Kosten, -wie bekannt fast bei allen Bauten, übersteigt, Sie diese Mehrkosten -aber, wie bei Carls Palais-Bau, nicht zu übernehmen die Gnade haben, -so werden Sie sich ebenso gnädigst überzeugen wollen, daß ich alle -Ursache habe, mit meinem sogenannten Vermögen haushälterisch umzugehen, -ungerechnet, daß man doch vernünftiger Weise eine Summe sich für -unvorhergesehene Fälle und für jede Zukunft zu erübrigen sucht. - -Ihrer gnädigen Überzeugung und Ansicht muß ich es nun, nach dieser -wahrhaften Darstellung, überlassen zu beurteilen, ob ich eine unbillige -Forderung tat, wenn ich um 800 Thlr. Zuschuß antrug und bemerke ich -nur nochmals, daß ich beim Generalcommando 6 Zulagen an Adjutanten zu -zahlen habe, aus dem Militär-Zuschuß, während Fritz[63] mit demselben -Zuschuß nur 3 Zulagen zahlt, hier also eine Vergleichung, wie Sie -sie mir durch den Kriegsminister aufstellen lassen, nicht haltbar -erscheinen dürfte. Daß ich diese Zulagen jedoch verringern sollte, kann -wohl in Ihrer Intention nicht liegen, da es sich mit der Würde meiner -Stellung nicht vereinigen läßt. - - Ihr gehorsamer Sohn - - Wilhelm. - - - - -Der Hallenser Kirchenstreit. - - - Ems, den 19. Juli 1830. - -Die Ereignisse zu Halle[64] in kirchlicher Hinsicht ziehen die -Aufmerksamkeit von ganz Deutschland ungemein auf sich. Überall hört man -davon sprechen und ist sehr gespannt auf ihren Ausgang. Niemand kann -sich denken, daß die zwei questionierten Professoren im Amt bleiben -können, da eine bloße Verwarnung nicht ausreichend erscheint bei der -allgemeinen Aufmerksamkeit, die die Sache erregt hat, und ein Exempel -zu statuieren wohl im höchsten Grade notwendig geworden ist. Denn bei -dem regen Leben für Religion und deren Wahrheiten, das sich jetzt -wiederum zeigt, sollte ich meinen, könnte man der entgegengesetzten -Richtung der verfälschten Religion nicht kräftig und bestimmt genug -entgegentreten. Daher erscheint mir der Ausgang der Halleschen Händel -ungemein wichtig in jeder Beziehung. Sehr schlimm ist es freilich, daß -die gedruckte Dogmatik[65] dieser Herren so allgemein verbreitet ist, -so allgemein nach ihr gelehrt wird und von allen rationalistischen -Geistlichen, deren es nur noch zu viele gibt, den jüngeren Theologen -empfohlen und gepriesen wird, so daß die Absetzung des Verfassers im -Amt zwar noch nicht Allem abhelfen wird, aber doch Allen die Augen -öffnen muß... Eine andere Klippe, die zu umschiffen bleibt, ist nun -wieder die sogenannte Frömmelei, die affichierte Zungen-Religion, worin -mir viel Eitelkeit und überhebendes Wesen zu liegen scheint, sowie -ein böser Schritt zum Sectieren und Separieren. Ich höre, daß Herr v. -Gerlach, der Bruder des meinigen[66], der jene Hallenser Dinge ans -Licht brachte, auch in dieser frömmelnden Richtung sein soll und da -wäre es auch wohl weniger eitel gewesen, wenn er die Sache nicht hätte -drucken lassen, so ihm ja der Weg offen stand, Ihnen die Anzeige jener -Abscheulichkeiten zu machen... - - - - -Die Pariser Julirevolution. - - - Mit dem Regierungsantritt Karls X. im Jahre 1824 waren in - Frankreich rückschrittliche Tendenzen und Elemente erneut ans - Ruder gekommen. Gesetzgebung, Verwaltung und Presse gerieten in - mannigfache Abhängigkeiten, Parteikämpfe erfüllten die Kammern, - Leitungen, Gerichte und Salons, deren Debatten einen europäischen - Widerhall fanden. 1828 kam es zu einer regierungsfeindlichen - Mehrheit unter den Deputierten; an Stelle des Ministerpräsidenten - Villèle amtierte Herr von Martignac, der vergeblich versuchte, eine - gemäßigte Mittelpartei zu bilden. Karl X. glaubte daher im Juli - 1829 ein Ministerium seiner Wahl einsetzen zu können, an dessen - Spitze der unbeliebte Herzog Jules de Polignac trat. Der König - hoffte durch Erfolge in der auswärtigen Politik durch Eroberungen - am Rhein oder durch Kolonialerwerb in Algier eine Regierung nach - seinem Sinne durchführen zu können; als aber die heimgeschickte - oppositionelle Mehrheit der Deputierten-Kammer durch die Neuwahlen - wieder dorthin zurückkehrte, begann die Situation sich zuzuspitzen; - der „rechtlose Willkürakt“, durch den Karl X. mit seinen - „Ordonnanzen“ vom 25. Juli 1830 das Wahlrecht einschränkte und die - Preßfreiheit aufhob, kostete ihm den Thron. Die Pariser Revolution - vom 26. bis 29. Juli, deren allgemeine Bedeutung nach einem Worte - Jakob Burckhardts in seinen „Weltgeschichtlichen Betrachtungen“ - als europäische Erschütterung viel größer als die spezielle - politische war, der dreitägige Aufstand, in welchem die Pariser - Liberalen durch das großstädtische Proletariat den legitimen - König davonjagen ließen und den nationalen auf den Thron setzten, - das Werk der studierenden Jugend und gleich ihr republikanisch - gesinnter Arbeiter triumphierte über die militärischen Mittel des - verblendeten Königs. Der Befehlshaber der königlichen Truppen, - Marschall Marmont, konnte die Lage nicht halten; die „Ordonnanzen“ - wurden zurückgezogen und ein volkstümliches Ministerium mit - dem Herzog von Mortemart in Aussicht genommen; trotzdem aber - verhandelte der König insgeheim mit den Männern um Polignac weiter - und verlor somit die letzte Möglichkeit eines Ausgleiches; in der - Frühe des 30. Juli hatte der jugendliche Thiers, der Redakteur des - „~National~“, der am meisten zum öffentlichen Widerstande - gegen die „Ordonnanzen“ beigetragen hatte, durch einen glänzend - stilisierten öffentlichen Aufruf auf den Herzog von Orléans als - auf den kommenden Mann Frankreichs hingewiesen. Im Stadthaus - von Paris führte der alte Lafayette wie einst im Jahre 1789 die - Nationalgarden des Landes, und die Riesenstadt zitterte vor einer - Wiederholung blutiger Straßenkämpfe.... da beschleunigte jener - meisterhafte Aufruf die Bildung einer Partei Orléans. - - Louis Philippe, Herzog von Orléans, hatte sich in den - entscheidenden Tagen aus der Öffentlichkeit zurückgezogen; - jetzt erging an ihn die Aufforderung, den Posten eines - Generalstatthalters zu übernehmen, der er sich nicht mehr entziehen - konnte. Im Laufe des 31. Juli hatte er durch eine Proklamation - diese Würde angenommen und zeigte sich mit Lafayette unter der - Trikolore dem Volk: das Schicksal Karls X. war besiegelt; am 2. - August hat er mit dem Dauphin auf die Krone verzichtet, und wenige - Tage später bestieg der „Bürgerkönig“ Louis Philippe den Thron von - Frankreich. Seine europäische Anerkennung ist verhältnismäßig rasch - erfolgt.... Prinz Wilhelm weiß in den nachfolgenden Briefen dieses - Vorgehen der Mächte nicht scharf genug zu tadeln. Im selben Monat, - am 25. August 1830, brach in Brüssel die belgische Revolution aus; - noch waren die europäischen Kabinette durch die französischen - Ereignisse derartig verwirrt, daß sie diesen neuen, gefährlichen - Unruhen zunächst verhältnismäßig gleichgültig gegenüberstanden. - Durch einen Besuch bei dem ihm verwandten niederländischen Hofe Im - Haag hatte Prinz Wilhelm die Ereignisse in Paris fast aus nächster - Nähe miterleben können; wenn ihn auch Ende August desselben Jahres - eine militärische Inspektionsreise nach dem Rheinland rief, so - blieb er doch mit dem niederländischen Hofe in enger Verbindung - und erlebte den Beginn der Trennung der durch die Willkür der - Großmächte 1814/5 zusammengekuppelten Nationalitäten der Holländer - und Belgier. - - Das kunstreiche Gebilde des europäischen Friedens mit seinen - wohlabgemessenen und aufeinander berechneten Pfeilern, Legitimität - der Krone, christlicher Sinn der zur heiligen Allianz vereinten - Monarchen-Völker, die je nach ihrer geschichtlich gewordenen - Eigentümlichkeit ihren gesetzlichen Anteil am Leben besaßen --, - dies Gebäude, umsorgt von den einen, gehaßt von den andern, das - selbst die gefährliche Erschütterung des Aufstandes der Griechen - gegen ihren legitimen Sultan schließlich überdauert zu haben - schien, stürzte zusammen. Kunst, Weisheit und Gesittung, die in - seinem Innern Schutz gefunden hatten, schienen aufs neue gefährdet. - Nichts Geringers als einen Rückfall in die Barbarei, einen neuen - Dreißigjährigen Krieg weissagte Niebuhr. Die Angst, daß wie - vor vierzig Jahren das Feuer nicht auf seinen Herd beschränkt - bleiben und die Welt wiederum in seine Flammen getaucht werden - würde, schien Recht zu bekommen, als die Revolution nach Belgien - übergriff. Preußen begann vielleicht gar, nicht allein durch die - Nachbarschaft der Rheinprovinz, sondern vor allem durch das nahe - verwandtschaftliche Verhältnis seines Königs zu dem Beherrscher des - niederländischen Gesamtstaates -- Friedrich Wilhelms III. Schwester - Wilhelmine war die Gattin des Königs der Niederlande -- unmittelbar - hineinverwickelt zu werden, ganz abgesehen davon, daß sich für ein - revolutionäres Frankreich aus dem benachbarten -- belgischen -- - Ereignis ungeahnte Möglichkeiten zur Wiederaufnahme der Politik - von 1792 ergaben. Eine Wolke neuer Revolutionskriege drohte am - Horizonte heraufzuziehen.... Doch die belgischen Verhältnisse - klärten sich.... die Londoner Botschafterkonferenz gab der von - den Revolutionären durchgeführten Trennung ihren nachträglichen - Segen; im Januar 1831 wurden unter dem Vorantritte Preußens von - dem vereinigten Europa die Grundmauern des zukünftigen belgischen - Staates gelegt. - - - Im Haag, den 28. Juli 1830. - -.... Der gestern hier bekannt gewordene ~Coup d’état~ des Königs -von Frankreich erregt allgemeines Aufsehen und allgemeine Besorgnisse. -Die Nachrichten, die man hier haben will, sollen, wenn sie gegründet -sind, die Besorgnisse sehr gegründet erscheinen lassen und eine nicht -zu berechnende Reaction befürchten lassen. Im entgegengesetzten Falle, -d. h. wenn dieser ~Coup d’état~ glückt und ohne Reaction verläuft, -so ist Charles X. nur Glück zu wünschen, denn die Wirtschaft würde -doch zu toll in Frankreich, wenn nicht, so sind leider die Folgen -unberechenbar. - - - Im Haag, den 2. August 1830. - -Wenngleich ich annehmen darf, daß Sie von Allem unterrichtet sind, -was sich Schreckliches in Paris in den Tagen vom 27. bis 30. ereignet -hat, so nehme ich keinen Anstand, dasjenige Ihnen hiermit schleunigst -zukommen zu lassen, was man hier teils direkt, teils indirekt erfahren -hat. Die Abdication des Königs und des Dauphins zu Gunsten des Herzogs -von Bordeaux, unter Vormundschaft des Herzogs von Orléans, scheint -sich nicht zu bestätigen. Herr d’Agoult, von dem erst heute die ersten -Meldungen eingegangen sind, schreibt, daß Marschall Marmont noch einen -Teil von Paris besetzt hält; eine Deputation der sich constituiert -habenden Regentschaft hat ihm folgende Vorschläge gemacht: Der König -soll sogleich das Ministerium wechseln, sogleich die Ordres vom 25. -Juli zurücknehmen und die Kammern zum 3. berufen, dann wolle man -weiter mit ihm unterhandeln. Marmont habe erklärt, er habe keine -Instruktionen, werde aber Polignac aufsuchen, der in der Nähe sei. Nach -einer halben Stunde sei er mit der Antwort gekommen, daß auf solche -Conditionen nicht unterhandelt werden könnte, worauf ihm die Deputation -erwidert: ~Voulez-vous donc la guerre civile?~ was Marmont mit -einer stillschweigenden Verbeugung und weggehend beantwortet habe. -Der König soll, nach Einigen, mit 8-10000 Mann nach der Vendée, nach -Anderen nach Lille sich gewendet haben. In Lille waren auch Unruhen -ausgebrochen, die aber durch die Garnison ohne Blutvergießen gestillt -worden sind. Nach eben eingehenden Nachrichten hat die Stadt aus ihrer -Mitte eine Municipalität gewählt. Die ganze Picardie soll im Aufstand -sein. In Rouen sind die Unruhen den Parisern gleich gewesen. Da alle -Nachrichten übereinstimmen, daß die Garde und die übrigen Truppen in -Paris trotz des enormen Verlustes treu geblieben sind und von der -übrigen Armee also wohl dasselbe zu erwarten steht, so behalte ich die -Hoffnung, daß, wenn der König nur fest bleibt, er noch im Stande sein -wird, die Sache herzustellen, wenn die erste Wut in Paris sich gelegt -haben wird und zugleich die Politik des übrigen Europas sich als recht -einig und imposant darstellt. Der König der Niederlande, bei dem ich -gestern und vorgestern in Loo[67] war, wo gerade diese Nachrichten -ankamen, war noch unentschieden, was er tun sollte; bevor er irgend ein -Message an Karl X. sendet, falls er sich der Grenze nähert, will er -erst abwarten, was derselbe für Maßregeln ergreift, doch scheint es, -werden hier die Grenz-Festungen stärker besetzt und armiert und Alles -zu einer schleunigen Complettierung und Mobilmachung vorbereitet. Der -König hier ist der Ansicht, daß, den Fall ausgenommen, daß Charles -X. mit seiner treu bleibenden Armee die Ruhe und seine Autorität -wiederherstellt, jeder andere Fall nur die mittelbare oder unmittelbare -Einwirkung der bewaffneten Macht der anderen Staaten nach sich ziehen -kann, d. h. entweder einen Grenz-Cordon oder geradezu einen Einmarsch -in Frankreich auf Wunsch seines Königs, um ihn zu restituieren. Aber -dann nur Einheit und Übereinstimmung, um nicht etwa einzeln sich Extras -auszusetzen. Mir scheint dies Raisonnement des Königs sehr richtig. -Er ist für seine südlichen Provinzen ganz ruhig bis jetzt, und mit -Recht, da alle geheimen Nachrichten von dort den Geist als sehr gut -beim Empfang der schrecklichen Pariser Begebenheit schildern. Die -Festigkeit des Königs diesen Winter hier gegen die Generalstaaten ist -von unberechenbarem Nutzen also gewesen, wie man sieht. Gott gebe, daß -alles so bleibt. - -Das Extra-Blatt des Courier français, welches die heillose Proclamation -Lafayettes an die National-Garde enthält, wie die 1000 anderen kleinen -Charakter-Züge der ~citoyens~, werden Sie wohl erhalten haben, da -es hier angekommen ist wie sonst die gewöhnlichen Zeitungen. - -Ihnen den Eindruck, den dies Alles auf mich gemacht hat, zu schildern -bin ich nicht im Stande. Bei Lesung dieser Sachen glaubt man Zeitungen -von vor 40 Jahren zu lesen. Es ist wirklich gräßlich. Ich hatte den -festen Glauben, bei Allem, was man in Frankreich sich trainieren sah, -daß dennoch nichts zum Ausbruch kommen würde, weil eben die Nation die -Greuel einer Revolution +gesehen+ hat und +kennt+, und also -eher wie jede andere davor zurückbeben müßte. Aber nein. Eine 40jährige -bittere Erfahrung hat sie nicht klüger, nicht ruhiger gemacht. - -Sollte es wirklich zu Truppenbewegungen in dieser großen Catastrophe -kommen, so darf ich wohl mit Bestimmtheit darauf rechnen, daß Sie mich -nicht vergessen werden, wenn selbst mein Corps nicht mobil gemacht -würde. - -Soeben erfahre ich, daß der englische Ambassadeur hier sich bereits -über die französischen Angelegenheiten abgesprochen hat und zwar -Englands Verhalten als völlig passiv geschildert, selbst in dem -Fall, daß Charles X. die Unterstützung der Alliance in Anspruch -nimmt. Daß man hier diese Ansicht nicht teilt und wohl nicht von -vielen Gouvernements geteilt werden dürfte, begreift sich leicht, und -namentlich ist wohl Niemand mehr interessiert an der Sache als Preußen -und Niederland durch die langen Grenzen. Die Unbegreiflichkeit der -englischen Politik verleugnet sich also wiederum nicht. Mögen nur die -anderen Mächte recht einig sein und einen gemeinschaftlichen raschen -Entschluß fassen, denn mir scheint, daß der moralische Eindruck, den -dies in Frankreich machen muß, so groß sein wird, daß ein Krieg dadurch -évitiert wird. Trennung und Zeitverlust scheint mir in diesem Moment -das Unglücklichste zu sein. Graf Douavaroff geht als Courir nach -Petersburg auf Wilhelms[68] Wunsch und bringt diesen Brief nach Berlin; -vielleicht dürfte von Ihrer Seite diese Gelegenheit nach Petersburg -gleich benutzt werden, um Ihre Ansicht dahin zu überbringen. - -Soeben erhielt Fritz einen Brief eines niederländischen Generales, -der gerade auf Urlaub sich in Paris befunden hat und am 29. Mittags -es verließ während der tollsten Massacres. Seine Schilderungen sind -schrecklich. Die umgekommenen Menschen werden zwischen 15 und 20000 -angegeben. Alle Bäume auf den Boulevards sind umgehauen, um Verhaue zu -bilden, damit die Cavalerie nicht agieren konnte. - - - Im Haag, den 4. August 1830. - -Die heutigen Nachrichten aus Frankreich sagen, daß der König auf dem -Marsch nach Nantes ist, daß aber die ihn begleitenden Truppen nach und -nach (ihn) verlassen und daß die Nachrichten, die man in Paris über -die Stimmung der Vendee hat, sehr ungünstig lauten. Wohin wird sich -also der König wenden? Der heute angekommene Constitutionel indigniert -aufs Äußerste durch seine revolutionäre Sprache und durch die -Erzählungen über des Herzogs von Orleans Benehmen. Es scheint danach -aber nicht, daß der Herzog +für+ den König und seine nächsten -Agnaten zu arbeiten scheint. Die Sache des Königs scheint demnach -verloren zu sein, sowie die des Dauphins; werden sie resignieren zu -Gunsten des Herzogs von Bordeaux? Wird der Herzog von Orleans die -bloße Vormundschaft über den Bordeaux übernehmen wollen? Wird Charles -X. nicht die Unterstützung der Alliance in Anspruch nehmen, um die -Legitimität wiederherzustellen und einzusetzen? Dies sind wohl Fragen, -die ganz Europa jetzt in Bewegung setzen werden und deren Antwort die -größten Folgen haben muß. - -Wäre doch eine Zusammenkunft der großen Souveraine[69] jetzt schnell -möglich, um einen großen schnellen Entschluß zu fassen. Denn bevor man -zusammenkommt, muß Alles so klar schon sein, daß man einen Entschluß -fassen kann. - -Der König ist heute vom Loo hier eingetroffen; es werden die -Grenz-Festungen, welche nicht hinreichende Garnisonen haben, stärker -besetzt werden, dieselben gegen einen gewaltsamen Angriff vorbereitend -armiert werden und zum 1. September, wo die Beurlaubten stets -einkommen, aber nicht vollzählig, sollen dieselben complett eingezogen -werden, mit Ausnahme der Reserve-Bataillone. Man ist hier natürlich -sehr gespannt, was Sie wegen Luxemburg und Saarlouis befehlen werden, -so wie überhaupt auf die vorbereitenden Maaßregeln am Rhein, da die -Niederlande von Niemand eher und kräftiger Unterstützung erwarten -können, als von Preußen, wenn es zum Extreme kommen sollte. Von -Thionville aus sind Vorposten gegen unsere Grenze ausgesetzt worden. - - - Im Haag, den 6. August 1830. - -Die Hoffnung, daß der König von Frankreich das Äußerste wagen würde, um -seine Macht und sein Ansehen, d. h. seinen Thron wieder herzustellen, -ist verschwunden. Die heute hier erhaltene Eröffnungsrede des Herzogs -von Orleans in den Kammern zeigt uns offiziell die Resignation des -Königs und des Dauphins an. Glücklicherweise nicht die des Herzogs -von Bordeaux, welche aber von der sublimen Nation auch verlangt wird. -Sollte Charles X. auch zur Resignation für den minorennen Kleinen noch -gezwungen werden, so scheint es mir, kann Europa diesen Akt nicht -anerkennen; es würde ja die Revolution bis zur letzten Neige anerkennen -und legalisieren. - -Daß hier nur dieser Gegenstand die stete Conversation macht, können -Sie leicht denken. Die Meinungen, die sich hier ausbilden, zerfallen -in zwei Hauptabteilungen; 1.) darf man die stattgehabte Revolution -ungestraft von Europa gehen lassen, also sie legalisieren, oder muß -man ihr auf das Bestimmteste und Entschiedenste entgegen treten und -Frankreich züchtigen? 2.) Darf man eine solche Züchtigung vornehmen, -ohne befürchten zu müssen, die revolutionären Prinzipien fast in -allen Staaten zum Ausbruch zu reizen und wird man nicht vielmehr aus -dieser Befürchtung die Revolution anerkennen müssen, was mit anderen -Worten heißt, die Revolutions-Partei in ganz Europa cajolieren und zur -nächsten Nachahmung des 27. bis 29. Juli anspornen? - -Daß ich natürlich zur ersten Abteilung dieses Raisonnements halte, -brauche ich wohl kaum erst zu versichern. - -Die Revolution ward nach 20jähriger Dauer im Jahre 1814 bekämpft, -besiegt und der legale Stand der Dinge durch die Wiedereinsetzung -der Bourbons auf den Thron ihrer Väter durch ganz Europa wieder -hergestellt. Die Revolutionen von Spanien, Neapel und Piemont -wurden durch gewaffnete Hand gedämpft, die abgesetzten Souveräne -wieder eingesetzt und ihre Staaten durch vieljährige Occupation der -Befreiungsarmee beruhigt. Jetzt bricht in dem Lande, wovon aus aller -revolutionäre Stoß ausging, wovon aus er seit 15 Friedensjahren -nach allen Seiten hin verbreitet und unterhalten ward, eine neue -Revolution aus und der König und seine Dynastie (werden) entthront. -Kann Europa in diesem Falle anders handeln, weniger tun, als es in -Spanien, Neapel und Piemont tat? Ist der jetzige Fall nicht viel -graver, erhebt die Revolution in diesem Moment den Kopf nicht viel -mächtiger und gefährlicher als seit 15 Jahren? Mir scheint die Crisis -gekommen zu sein, wo es sich entscheiden muß, ob die Legitimität oder -die Revolution triumphieren soll. Die Legitimität wird triumphieren, -wenn Europa einen einmütigen, allgemeinen Beschluß zur Züchtigung -Frankreichs faßt. Die Revolution wird triumphieren, wenn Europa dem -jetzigen Treiben in Frankreich ruhig gewähren läßt, sie wird dadurch -legalisiert und kein Thron dürfte mehr sicher stehen. - -Durch eine Züchtigung Frankreichs wird meiner festen Überzeugung nach -der revolutionäre Stoff in Europa unterdrückt und durch strenges -Gericht in Frankreich dieser Stoff vielleicht allenthalben -- -wenigstens auf lange, wenn auch nicht auf immer -- ausgerottet. - -Die entgegenstehende Ansicht sagt: dieser revolutionäre Stoff ist in -Europa viel zu sehr verbreitet (in den Niederlanden, vielleicht linkem -Rhein-Ufer, Polen, Italien, Spanien), als daß man es wagen dürfte, -gegen die Revolution anzukämpfen; man würde in dem Falle es erleben, -daß in allen genannten Ländern jener Stoff zum Ausbruch käme und es -wäre sehr die Frage, ob es gelingen würde, ihn mit den eigenen Truppen -und Kräften, ein Jeder bei sich, zu überwältigen. Auch habe die jetzige -französische Revolution einen Schein von Recht, indem man den König -Charles X. beschuldigen könne, seinen Eid einigermaßen gebrochen zu -haben (was ich nicht zugeben kann, da ihm der Artikel 14 der Charte das -Recht zu extraordinären Maaßregeln beilegt und den Gebrauch desselben -freilich seinem Gewissen allein überlassen muß) und wenn, wie ich gern -zugebe, Charles X. meiner Ansicht nach jetzt und so nicht hätte diesen -~Coup d’état~ ausführen sollen, so hat darüber doch Niemand als -die Nation mit ihm zu richten oder gar das Recht, ihn zu entthronen. - -Was den ersten Teil dieser entgegenstehenden Ansichten betrifft, so -habe ich schon meine Nichtbefürchtungen dieser Art ausgesprochen; -sollte eine solche revolutionäre Reaction aber wirklich durch ganz -Europa sich erzeugen, nun so ist es immer besser, daß man seine Feinde -kennen lernt und sie zu bezwingen sucht; da hoffe ich denn doch, -daß ein Jeder bei sich zu Stande zu kommen wissen wird. Denn es ist -allenthalben der Kampf aus demselben Prinzip gegen dasselbe Prinzip. -Der Sieg steht bei Gott. - -Was nun die Züchtigung Frankreichs betrifft, so muß ich freilich -gestehen, daß ich sehr glücklich mich preise, die Art derselben -nicht vorzuschlagen zu brauchen. Am schwierigsten ist der Fall, wenn -der Herzog von Bordeaux unter Vormundschaft des Herzogs von Orleans -erhalten wird, weil in diesem Fall einige Legalität sich einmischt; -doch nie kann man übersehen, daß die Nation durch Revolution gegen -ihren König dahin gelangte. Da aber alle Proklamationen sagen, daß -gegen den Bordeaux der Umstand spreche, daß er zu einer Dynastie -gehöre, die sich ~par la grace de dieu~ genannt habe, jetzt aber -ein König nur ~par la volonté du peuple~ bestehen könne und -solle, so wird an die Erhaltung der Rechte des Bordeaux wohl nicht zu -denken sein. Dann scheint mir der Fall klar zu sein: Europa muß mit -gewaffneter Hand die Rechte des Herzogs von Bordeaux herstellen und -Frankreich mit seiner Revolution und seinem Orléans zu Paaren treiben. - -Krieg scheint mir leider unausbleiblich. Handelt Europa nicht so, wie -ich hier es andeute, so greift uns Orleans in Zeit von einem Jahre an; -das linke Rhein-Ufer ist sein Ziel, um zum Tyrann dann zu werden. - -Ob die Züchtigung Frankreichs dann noch in einer langen Occupation oder -in Verringerung seines Gebietes bestehen soll, das sind Fragen, die -heute wohl schwer zu entscheiden sind. - -Aber wenn Europa handelt, so muß es gemeinsam, kräftig, mit aller Macht -auftreten und recht vorbereitet in den Kampf treten; denn er wird nicht -leicht sein. - -Wäre es doch möglich, daß eine Zusammenkunft zwischen Ihnen, den beiden -Kaisern und dem hiesigen König möglich wäre; wie rasch und wie viel -besser verhandelt sich alles mündlich. Die Heilige Alliance muß jetzt -oder niemals zeigen, daß sie noch existiert und ganz im Geiste des -seligen Kaisers[70] handeln. - -Noch ist in den Niederlanden Alles ruhig; aber in Brüssel spricht -man doch schon sehr laut ~du grand exemple donné de la France; van -Maassen c’est notre Polignac, c’est une bonne leçon pour Monsieur -van Maassen etc.~ In Köln aber auch hat der Darmstädter Graf -Wittgenstein in einem Zeitungssalon zugesehen, wie die Pariser -Nachrichten vom Stuhle herab laut vorgelesen wurden und bei den -tollsten Stellen Bravos und Applaudissements erschallt sind. - -Das sind ein paar Züge, die beweisen, was zu erwarten wäre, wenn die -Pariser Revolution ungestraft hingeht und somit legal wird oder was zu -erwarten ist, wenn Orleans das linke Rheinufer erobern will und die -Niederlande... Der König hat hier nur die Verstärkung der Artillerie -in den Gränz-Plätzen angeordnet, aber nicht die durch Truppen anderer -Waffen... - - Ihr gehorsamer Sohn - - Wilhelm. - - - Im Haag, den 8. August 1830. - -Die Nachricht, daß Charles X. der Gefahr des nach Rambouillet -gestürmten bewaffneten Haufens in die Hände zu fallen entronnen -ist, hat uns freilich sehr erleichtert hier, aber die Gefahr bleibt -immer noch sehr dringend für ihn bis zu dem Moment, wo er sich wird -embarquieren können... - -Den Fürsten Wittgenstein, der die Kölner Mitteilungen gemacht hat, habe -ich gestern gesprochen... er meint, daß sie vielleicht nur eine Scene -gewesen, wie man sie wohl an vielen Orten erlebt haben würde, ohne -deshalb auf einen allgemeinen schlechten Geist rechnen zu können, worin -ich ihm ganz beistimme... - -Der König hat gestern den General Constant au secret nach London -gesandt, um mit dem Herzoge von Wellington zu conferieren, namentlich -in militärischer Hinsicht über die hiesigen Lande und wiederum speciale -über den Festungsgürtel, der in seiner jetzigen Verfassung ganz offen, -unarmiert dasteht. Denn, wenn etwas unternommen werden sollte, so -wünscht der König vor Allem, daß dem Beschlusse des Congresses von -Aachen[71] zu Folge Preußen und England die zu besetzen übernommenen -Festungen auch sofort besetzen würden, was uns wohl 24-30000 Mann -kosten würde. - - Ihr gehorsamer Sohn - - Wilhelm. - - - Im Haag, den 12. August 1830. - -Gestern früh erhielten wir hier die Nachricht von der nunmehr wirklich -erfolgten Erhebung auf den Thron des Herzogs von Orléans und daß -Lafayette diese Art König ~par la volonté de la sublime nation et par -la constitution la plus belle république~ getauft hat, eine Taufe, -die Ironie und Wahrheit zugleich enthält. Was ich und die mit mir -Gleichgesinnten hier sagen, werden Sie aus meinem langen Brief folgern, -nämlich daß der nun also wirklich bei Seite geschobene und übergangene -Herzog von Bordeaux der Anknüpfungspunkt für Europa wird, indem es -dessen Rechte auf die Krone behauptet, verteidigt und für ihn Alles -wagen müßte. Man hat in den merkwürdigen Sitzungen der Kammern gesehen, -wie offen und frei sich Viele für die Legitimität und für den Herzog -von Bordeaux ausgesprochen haben. Außerdem stimmen die Nachrichten aus -Frankreich darin überein, daß freilich die Revolution sich überall -(breit) gemacht hat, weil Paris das unglückliche Beispiel gab, daß -aber nur in wenig Orten sich Enthusiasmus gezeigt und vielmehr eine -allgemeine Bangigkeit, ein allgemeiner Schrecken über das Geschehene -sich ausspricht, fürchtend, daß der blühende Zustand des Landes, die -glücklichen Verhältnisse mit dem Auslande usw. sich nur zu leicht -ändern werden. Mir scheint es daher, daß man für die Sache des Herzogs -von Bordeaux eine große Partei finden würde, obgleich man sich nicht -verhehlen darf, daß eine Agression durch Europas Mächte eine große -Einheit zur Abwehrung des Feindes erzeugen würde. Aber man hat sie -1815 überwunden und wenngleich nach 15 Friedensjahren sich Vieles -consolidiert hat und kräftiger geworden ist, so würde 1830 oder 1831 -der gerechten Sache auch der Sieg nicht fehlen. - -Lord Bagot, der englische Ambassadeur hier hat... gesagt, daß er gewiß -überzeugt sei, daß, wenn der Herzog von Orléans seine Thronbesteigung -nur den Mächten anzeige, England gewiß die Antwort geben würde, daß -seine Anerkennung von der übereinstimmenden Ansicht aller großen Mächte -abhängen müsse, die sich dazu auf einem Congreß gewiß schleunigst -versammeln würden. - -Geheime Nachrichten, namentlich von der belgischen Grenze her -sagen, daß die hiesige liberale Partei von der französischen auf’s -inständigste gebeten wird, sich noch ganz ruhig zu verhalten, weil im -entgegengesetzten Falle dies die Aufmerksamkeit der Regierung auf sich -ziehen müßte und zu Gegenmaßregeln veranlassen würde. Dies sei es, was -sie in Frankreich am meisten fürchten müßten, weil ein Entgegentreten -der Regierung gegen das liberale Prinzip jetzt der jungen Revolution -nur höchst nachteilig werden könnte und die Angst für das Ausland -noch mehr vermehren würde. Darum erscheinen auch mit einem Male in -den hiesigen liberalen Blättern ruhigere Artikel. Diese Nachrichten -scheinen mir nicht unwichtig der Berücksichtigung in diesen wichtigen -Momenten und bei Beurteilung der Meinung Frankreichs und der liberalen -Parteien. - - - Im Haag, den 13. August 1830. - -.... als Wilhelm zu mir kam, um mich in Kenntnis von Wellingtons -Ansichten zu setzen, die er ihm in einem Briefe... ausspricht. Das -kurze Resumee dieses Schreibens ist folgendes: Die Hoffnung, welche -seit 1815 bestand, den Frieden in Europa erhalten zu sehen, sei -jetzt nicht mehr so groß nach den Ereignissen von Paris. Es sei ihm -viel weniger bang für etwaige kriegerische Schritte des Orleans als -für dergleichen von Seiten der enthusiasmierten Nationalgarden, -die so ziemlich die Anarchie zu ihrem Ziele sich gesetzt zu haben -scheinen. Die neue Regierung würde nicht im Stande sein, irgend -einem unüberlegten Schritt dieser Banden vorzubeugen noch die Kraft -haben, eine Reparation zu machen, falls fremdes Gebiet dabei betreten -worden wäre. Kurzum, der Herzog deutet an, daß das Volk stärker als -die Regierung ist (das ist es ja gerade, was die Revolution auch -wollte) und daß man daher an den Grenzen sehr auf seiner Hut sein -müßte. Er rät demnach das zu tun, was Sie für Saarlouis und Luxemburg -angeordnet haben, nämlich die Grenzplätze gegen einen gewaltsamen -Angriff zu sichern, jedoch alle Anstalten dazu mit dem wenigstmöglichen -Aufsehen zu machen, damit keine Jalousie erregt wird. Außerdem rät er, -gleichfalls wie Sie bereits befohlen haben, alle Anstalten zu treffen, -daß Alles vorbereitet sei zu späteren größeren möglichen Ereignissen -und sich immer so zu halten, daß man vorbereiteter als die Franzosen -sei. Er schlägt vor, Feldgeschütze nach den Grenzfestungen zu senden, -um, falls ~une colonne mobile Garde nationale~ sich eine Incursion -erlauben sollte, ihr auch mit Geschütz entgegen gehen zu können. - -Außerdem läßt der Herzog wissen, daß die Revolution in Paris -keineswegs, wie es den Anschein habe, eine Sache des Momentes gewesen -sei, sondern ein ~de longue main~ vorbereiteter Schlag, indem -unter dem vermeintlichen Pöbel allenthalben verkleidete Offiziere, -~à demi soldé, vieux soldats de Napoléon~ und andere verkleidete -~messieurs~ sich befunden hätten, woher man denn auch die -auffallende Ordnung im Gefecht so wie die völlig regelmäßigen -Detachierungen zum Verhauen der Wege, zum Errichten der Barrikaden -und so Mehreres sich erklären könne. Es war Alles vorbereitet, damit -vom 3. bei Eröffnung der Kammern durch Charles X. die Revolution -losbrechen sollte, wo man in der Thron-Rede oder sonst auf irgend eine -Art Veranlassung dazu zu finden hoffte; die Ordonnanzen vom 25. Juli -sollten der Sache zuvorkommen... den Erfolg aber sehen wir. Man sieht -also immer deutlicher, daß die armen Bourbons hätten tun können, was -sie wollten, ihnen das jetzige harte Los jedenfalls zugedacht war[72]. - - - Im Haag, den 19. August 1830. - -Sie werden auch die sehr widersprechenden Nachrichten über die Reise -des Königs Charles X. erhalten haben. Vorgestern kam aus Paris die -Nachricht, daß der König in Ostende landen würde, um sich dann zu -Lande weiter nach Deutschland zu begeben. Gestern kam per Estafette -die Nachricht, daß Marschall Moison den Befehl vom Herzog von Orleans -erhalten habe, den König in keinem niederländischen Hafen landen zu -lassen und wahrscheinlich nach Portsmouth gehen würde. Heute sind keine -weiteren Nachrichten gekommen. Ich fürchte, daß der Empfang, den -Charles X. in England erhalten wird, sehr niederdrückend für ihn sein -dürfte, da, wenn auch niemand wohl seine Partei nehmen kann, doch wohl -kein Volk so geneigt ist, seine Gesinnungen laut ausbrechen zu lassen, -wie das englische. Übrigens muß man doch in den Befehlen Orleans’, der -dem armen König, dem er Krone und Land nahm, nicht einmal erlaubt, frei -seine Fluchtreise zu bestimmen, eine Härte und Impertinenz erblicken, -die weit geht. Übrigens scheint mir sehr große Gährung in Paris -fortwährend zu existieren, die uns alle Zeitungen seit mehreren Tagen -wohl zeigten, aber noch mehr die Proclamation des Orleans vom 16. Die -Contre-Revolution wird wohl nicht ausbleiben, denn die Ultra-Liberalen, -sieht man wohl, sind noch lange nicht zufrieden. Gewiß erleben wir noch -blutige Auftritte in Paris und ~le roi citoyen~ wird wohl auch müssen -unter ~les concitoyens~ schießen lassen. Dies wird Europa wohl -abwarten wollen; wenn nur dadurch nicht das Legitimitätsprinzip zu kurz -kommt! - - Ihr gehorsamer Sohn - - Wilhelm. - - - Im Haag, den 20. August 1830. - -Gestern langte hier aus London die Nachricht ein, daß Charles X. -am 17. auf der Reede vor Portsmouth angelangt sei und so lange an -Bord des Schiffes bleiben wollte, bis er Antwort aus London auf die -Meldung seiner Ankunft erhalten haben würde. Diese Meldung war durch -telegraphische Depesche nach London gekommen und die Antwort des -Gouvernements noch nicht bekannt. - -Eine andere sehr wenig erfreuliche Antwort gab noch gestern Abend -der niederländische Ambassadeur, Falk, aus London, daß nämlich das -englische Ministerium sehr geneigt sei, den Herzog von Orleans als -König anzuerkennen... demnächst wäre jetzt das englische Gouvernement -auch geneigt, Don Miguel[73] anzuerkennen, ob aus Legitimität oder -revolutionären Prinzipien, weiß ich nicht. - -Die Schlußfolge aus Beiden ist aber, daß also vorgeschlagen wird, zwei -Revolutionen anzuerkennen oder aber die größte aller Inkonsequenzen zu -begehen, in Portugal die Legitimität und zugleich in Frankreich die -Revolution anzuerkennen. - -Wenn bloß das confuse englische Ministerium so spräche, so würde ich -mich eher von dem Donnerschlage erholen, den mir diese Nachricht -gegeben hat; da aber russische und andere Diplomaten diese Ansichten -teilen, so gestehe ich, daß mich eine Trauer erfüllt, die ich nicht -bergen kann. Also die Revolte des Pariser Pöbels soll von ganz Europa -anerkannt werden und ihr Resultat gekrönt. Das, was alle rechtdenkenden -Menschen mit Schauder erfüllt hat, soll legalisiert werden? Welch’ -eine Aufforderung für alle Übelwollenden zur Nachahmung würde in einer -solchen Anerkennung liegen. Wie kann man einer Nation noch Treu und -Glauben schenken, wie kann man ihre Eitelkeit durch solche Anerkennung -noch mehren und stärken wollen, eine Nation, die zu allen solchen -Freveln bereit ist, wie wir sie wieder seit drei Wochen sehen, wie wir -sie seit 40 Jahren erlebt haben? Und wenn es noch die Nation wirklich -wäre; aber es ist immer nur eine Partei, die den Anstoß gibt, der die -betörte und leichtfertige Nation willenlos folgt. Also dieser Partei -unterwürfe sich Europa durch jene Anerkennung; welch’ ein Triumph für -diese Partei und für alle Revolutionen. Welche Throne würden da noch -sicher stehen? - -Die Gründe, die England zu diesen Anerkennungs-Ansichten bewegen, -sollen die sein, daß es dadurch hofft, einer Republik oder einer -Anarchie in Frankreich zuvor zu kommen. Allerdings wird man den sehr -schwankenden Thron des Orleans durch Anerkennung consolidieren, aber -auf Unkosten des Princips, das alle Throne nur erhalten kann. Aber bei -der sehr großen Unsicherheit des Throns des Orleans, die sich täglich -officiell und in privaten Unterhaltungen ausspricht, beim Austritt -aller Wohldenkenden aus der Kammer, bei der Unzufriedenheit, die bei -allen ~gens de bien~ existieren soll, bei allen solchen Erscheinungen -bedarf es nur des Anstoßes von Außen, um das unsicher fundamentierte -Gebäude umzuwerfen und die Legitimität durch den Bordeaux triumphieren -zu lassen, dem man freilich eine Constitution zur Seite setzen und zu -erhalten wissen muß, die Hand und Fuß hat. - -Verzeihen Sie gnädigst diese freimütigen Äußerungen, aber ich war zu -ergriffen, um sie Ihnen nicht mitzuteilen. - - Ihr gehorsamer Sohn - - Wilhelm. - - - Im Haag, den 22. August 1830. - -Was mir an Ihrem gnädigen Briefe natürlich das Interessanteste war, -war Ihre Ansicht über das, was wegen der Ereignisse in Frankreich zu -tun sei. Da ich daraus ersah, daß Sie mit der hier bereits bekannten -englischen Ansicht sich einverstanden erklären, und wie man indirect -nun auch weiß, daß Österreich so denkt und Rußland so denken wird, -so sehe ich freilich, daß ich mit meiner Ansicht das Feld räumen -muß, wobei es vielleicht vergönnt sein wird, daß ich meinem Innern -die ausgesprochene Überzeugung bewahre und daß Gott gebe, daß meine -Besorgnisse nicht kurz über lang eintreffen, namentlich wenn nun noch -der Orleans anerkannt wird; dann dürften in 10 bis 15 Jahren viele -dergleichen Könige auf Europas Thronen sitzen, wenn auch die mit mir -Gleichgesinnten für die gute Sache zu sterben werden gewußt haben. - -Da Sie selbst mit Gewißheit annehmen, daß über kurz oder lang wir von -der Revolution werden ergriffen werden, weil Frankreich die Eroberung -Belgiens und des linken Rheinufers verlangen wird, eine Ansicht, die -ich in einem meiner ersten Briefe von hier auch schon auszusprechen -wagte, so werden Sie es mir nicht übel nehmen, wenn ich mich auch -noch über diesen Gegenstand ausspreche und namentlich, ob nicht ein -Angriffskrieg Europas gegen Frankreich jetzt vorzuziehen sei. - -Frankreich ist in diesem Augenblick in einem Zustand von Unsicherheit -über das, was es getan hat, über die Möglichkeit der Erhaltung des -Erlangten, über die Maßregeln, welche Europa ergreifen wird, von dem -Alle gewiß Mißbilligung und Strafe fürchten; demnächst daraus folgend -sehen wir die Parteiungen täglich in Paris ausbrechen, die der Roi -citoyen und die Seinigen mit Proklamationen dämpfen müssen; man sieht -in den Journalen bereits die alte Unzufriedenheit mit dem Souverain und -den Ministern ausgesprochen (trägt die Zügellosigkeit der Presse unter -der vorigen Regierung nicht einen großen Teil der Schuld der jetzigen -Revolution?); wir sehen die Armee in einer völligen Reorganisation, -mit detachierten Armeen in Algier und Griechenland; wir sehen die -freimütigen Äußerungen vieler Pairs und Deputierten, die sich aus den -Ämtern zurückziehen, es mit ihrem Gewissen nicht vereinigen könnend, -der neuen Regierung zu schwören und zu dienen (und wie stark mag -die Partei derer nicht sein, die eben so denken, aber sich nicht -ausspricht, die aber auf Europa hofft und wartet als Erlöserin?). -Alle diese Verhältnisse werden noch Monate lang so bestehen, aber die -Consolidierung des Reichs und der Verhältnisse wird mit Riesenschritten -fortschreiten, wenn es erst erfährt, daß Europa nicht intervenieren -wird oder gar Orleans anerkennt. Die Unsicherheit und Bangigkeit -im Lande verschwindet dann, die Gutgesinnten unterwerfen sich dem -Anerkannt-Bestehenden, die Armee ist reorganisiert, die detachierten -Corps werden herangezogen. - -Wenn so also in Jahr und Tag das neue Frankreich sich consolidiert -haben wird und sich kräftig und gerüstet fühlt, einen Schlag nach außen -tun zu können, dann wird es uns angreifen. Wenn der Himmel uns dann -den Sieg gibt, so wird der Kampf, wie Sie selbst sagen, auch nicht -leicht sein, nein, er wird ungleich schwerer als diesen Augenblick -sein, da man dann nicht mehr darauf rechnen kann, einen unsicheren und -schwankenden Thron, der nur von Parteiungen erzeugt und gehalten wird, -mit einem Schlag wie 1815 zu zertrümmern, sondern weil man es alsdann -mit einer, das neue Verhältnis teils lieb gewonnenen, teils ruhig -ertragenden Nation zu tun haben wird. Und das Ende des Ganzen ist, daß -man mit dem Geschöpf der Revolution einen Frieden schließt, wenn die -Pariser nicht ihren Orleans wie ihren Napoleon und ihren Charles nach -Belieben absetzen wollen und Europa dies abwarten muß, bis es mit dem -Herzog von Bordeaux und der Legitimität hervortritt. - -Wenn dagegen Europa jetzt mit diesem Princip auftritt und -gemeinschaftlich wohl gerüstet in 2-3 Monaten den Krieg erklärte, bis -wohin alle Armeen am Rhein concentriert sein könnten, so würde man -Frankreich weder durch eine stillschweigende noch durch eine officielle -Anerkennung des Geschehenen consolidiert haben, noch es consolidiert -finden, sondern man findet es in dem geschilderten Zustande von -Unsicherheit über die Möglichkeit der Erhaltung des Geschehenen, in der -gerechten Besorgnis, einem Stoß von ganz Europa nicht widerstehen zu -können; die gute Partei würde mit Ungeduld den Moment erwarten, wo die -Legitimität triumphieren wird und wo der nicht anerkannte Souverain von -Europa destituiert wird; man findet die Armee noch nicht organisiert -und nicht einmal einen Feldherrn, wie Napoleon, der 1815 Alles -electrisierte und der dennoch in einer Schlacht nur von zwei großen -und einer kleinen Armee geschlagen unterlag. Wieviel Chancen also -für das Gelingen eines Angriffskrieges +jetzt+ gegen Frankreich. -Und selbst für den ungünstigst anzunehmenden Fall, den ich der Erste -bin, als gewiß aufzustellen, daß im Moment, wo Europa Frankreich den -Krieg erklärt, +alle+ Parteien zusammenstimmen und zusammenhalten -werden, um den einfallenden Feind abzuwehren, so würde dadurch diese -Harmonie im +jetzigen+ Moment von nicht größerer Dauer sein als -1815. So wie damals würde vielleicht mit einem Schlage die Sache -beendigt, denn Orleans’ Thron scheint mir nicht einmal so fest zu -stehen als der von Napoleon in 100 ~jours~. - -Demnach hat es mich also bedünken wollen, daß ein Aggressiv-Krieg -Europas jetzt gegen Frankreich nicht nur zum Besten und zum Triumph der -guten Sache gereichen würde und die Revolution dadurch allenthalben -auf lange Jahre unterdrückt werden würde, sondern auch der Kampf viel -leichter und der Erfolg sicherer sein würde. Auch wer weiß, ob, wenn -Frankreich einst Belgien und uns angreift, wir auf die Armeen der -Verbündeten rechnen können, die sie jetzt des Princips halber stellen -müßten oder dann nur auf die tractatmäßigen Corps. - -Wie ungeduldig ich bin, zu erfahren, was Europa auch ohne -Kriegserklärung beschließen wird, um sein Mißfallen mit der Revolution -auszusprechen, begreifen Sie gewiß. Die Nicht-Anerkennung Orleans und -die officielle Mißbilligung alles Geschehenen und damit Frankreich -seinem Schicksal sich überlassend, dürfte jetzt doch noch nötig sein, -um wenigstens einen moralischen Eindruck der Einigkeit Europas zu geben -und dadurch Frankreich zittern zu machen. - -Verzeihen Sie gnädigst meine freimütigen Äußerungen, aber der Moment -ist zu groß, als daß ich es nicht wagen dürfte, mich auszusprechen, -wenn es auch nur verhallende Worte sind. - - Ihr gehorsamer Sohn - - Wilhelm. - - - Düsseldorf, den 28. August 1830. - -In diesem Augenblick geht durch einen Privat-Brief aus Brüssel die -Nachricht hier ein, daß daselbst am 25. Abends bei Aufführung der -~Muette de Portici~ ein Aufruhr ausgebrochen ist, der mit Pfeifen -im 5. Akt begonnen hat. Darauf hat man die Presse des royalistischen -Journales zerstört, die Wohnung des Justizministers und zweier anderer -Beamten zerstört; die Rufe ~Vive la liberté, à bas les ministres, -vive Napoléon II~ wurden ausgestoßen, die Wachen verhielten sich -ruhig. Um 2 Uhr Nachts hat, da sich der Aufruhr nicht legte, das Feuer -der Truppen begonnen; einige haben zu feuern refusiert, das Volk hatte -eine Kanone erobert; das Schloß war in Gefahr und mit Cavallerie -umgeben. Um 6 Uhr früh dauerte das Feuer fort; es sollten nach -Augenzeugen-Nachrichten viele Menschen tot und blessiert sein. - -So wäre denn die Revolution in Spanien und den Niederlanden über -die Grenzen gebrochen[74]... Hier soll der Geist gut sein, einige -Schreier ausgenommen. Ich bin sehr herzlich hier empfangen worden, mit -Illumination und Hurrah und Fackelzug... Ich darf nicht unterlassen, -untertänigst zu bemerken, wie schwach unsere Festungen besetzt sind, -bei der Concentration des 2. Armee-Corps. Lüttich ist eine schlecht -gesinnte Stadt. Jülich hat 100 Mann Garnison, Köln nicht mehr. - - - Köln, den 29. August 1830. - -Die Brüsseler Unruhen scheinen sich gänzlich gelegt zu haben... die -ganze Sache scheint nur den Charakter eines Excesses, allerdings der -gröbsten und gefährlichsten Natur zu tragen, dem aber unleugbar ein -politischer Grund zur Basis diente, der aber glücklicher Weise weder -von den Behörden noch dem angesehenen Teile der Bürger geteilt wird... - -Da ich nicht das Glück gehabt habe, in der Beurteilung der -französischen Revolution und der gegen dieselbe zu unternehmenden -Reppressalien und deren Bekämpfung Ihre Intentionen zu treffen, -so scheue ich fast, über diese belgischen Ereignisse ein Urteil zu -fällen. Aber dennoch drängt es mich, auszusprechen, was daraus werden -soll, wenn die Untertanen ~ad libitum~ die Souveraine bedrohen -und durch Wort und Tat zwingen wollen, die Minister und überhaupt die -Regierungsprinzipien nach ihrem Urteil, nach ihrem Willen zu wechseln -und zu ändern. Die Ereignisse in Paris seit 3 Jahren sollten doch -recht aufmerksam machen, was daraus wird, wenn ewig den Schreiern -Concessionen gemacht werden. - -So sehen wir aber, wohin man kommt, wenn stets Concessionen gemacht -werden, die so lange verlangt und gesteigert werden, bis die -Souveränität der der Orleans gleich kommt, das heißt, ein Mannequin! - -Ich kann daher meine Ansicht nicht ändern; so lange man nicht mit -aller Kraft und Gewalt der Revolution da, wo sie am abscheulichsten -ausgebrochen ist und zu Resultaten geführt hat, also in Paris, -entgegen tritt, so lange wird man auch das revolutionäre Princip nicht -unterdrücken, sondern es nur nähren und bald allenthalben zum Ausbruch -bringen! - -Alles hier ist Ihrer Person ganz ungemein und unumwunden ergeben. Die -Behörden können freilich nicht leugnen, daß es allenthalben Vereine -gibt, die bei großen Fabrikstädten wie hier und in Aachen namentlich -Unruhen oder unruhige Auftritte herbeizuführen trachten könnten; aber -an eine Folge übler Art von dergleichen wäre nicht zu denken. - - - Lippstadt, den 31. August 1830. - -Die Ruhe, welche in den Niederlanden hergestellt zu sein schien, -hat sich leider nicht bestätigt und ist im Gegenteil die Sache viel -schlimmer geworden... Der König hat Ihre Unterstützung für seinen -wankenden Thron in Anspruch genommen... - -Leider sehe ich immer mehr meine Ansicht bestätigt, daß die -Revolutionäre mit jedem Moment dreister und um sich greifender werden, -als deren Principien nicht allgemein bekämpft und auf den Kopf getreten -werden. Ich hoffe und rechne sehr darauf, daß die energischen Maßregeln -in den Niederlanden die Brüsseler usw. zu Paaren treiben werden... - - - Lippstadt, den 1. September 1830. - -Heute früh 7 Uhr erhielt ich die erste Meldung von dem Aufstande in -Aachen... So niederschlagend auch der Auftritt in Aachen ist, so kann -ich doch nicht leugnen, hat er mich nicht überrascht. Die Stimmung -jenseits des Rheines ist nicht günstig gewesen: „sie dächten gar -nicht daran, preußisch zu bleiben, auch wäre das Ihre Ansicht, denn -nur darum, weil sie bald wieder französisch werden würden, hätten -Sie ihnen die französische Gesetzgebung gelassen“... Von neuem zeigt -sich also, daß die unglückselige französische Gesetzgebung Schuld an -der Entfremdung der Gemüter von Preußen ist. Von allen Seiten bin ich -wieder angelegen worden, Sie inständig zu bitten, die preußischen -Gesetze lieber heute wie morgen einzuführen. Und ich kann nicht anders -als aus voller Überzeugung Sie fußfällig zu ersuchen, die jetzige -Crisis zu brauchen, um Ihre Gesetze so schnell wie möglich am Rhein -einzuführen. Die Revision der Gesetzgebung, bis zu deren Beendigung die -Einführung der preußischen Gesetze ausgesetzt bleiben soll, ist noch -so weit im Felde, daß unter vielen Jahren an deren Beendigung nicht zu -denken ist, um so mehr, als die damit beauftragte Commission auch sehr -eigentümlich combiniert sein soll. Dieses beständige Hinausschieben der -Einführung der Gesetze am Rhein hat auch schon die Ansicht verbreitet, -man fürchte sich eigentlich jetzt, unsere Gesetze einzuführen. Diesem -Allem könnten Sie jetzt so rasch ein Ende machen... - - - Lippstadt, den 3. September 1830. - -Die soeben aus Elberfeld eingegangene Meldung des dort statt gehabten -Auflaufes eile ich Ihnen zu übersenden. Der Bürgersinn hat sich, wie -es scheint, dort und in Köln und in Aachen bei den verschiedenen -Aufständen sehr gut gezeigt. Eine aufrührerische Affiliation -zwischen allen Fabrikorten ist aber unverkennbar, die unstreitig von -revolutionären Emmissairs herrührt; die Revolution sucht allenthalben -die Gründe der Unzufriedenheit zu erkunden, um darauf Unruhe zu -basieren; bei uns scheint sie aber bis jetzt noch glücklicher Weise -keinen nahrhaften Boden zu finden. - - - Coblenz, den 6. September 1830. - -Soeben erhalte ich aus dem Haag die Nachricht, daß Wilhelm von Oranien -dort am 3. ganz unerwartet angelangt ist, um die Proposition der -Belgier zu überbringen, Belgien als ein eigenes Königreich ganz vom -Königreich Holland zu trennen. Unter dieser Bedingung wollten sie -ferner die Herrschaft des Königs anerkennen. Wenn ich meine Meinung -aussprechen darf, so glaube ich, hätte der König von Hause aus diese -Trennung bei Übernahme der Krone verfügen sollen, weil diese beiden -Nationen nie zusammenzubringen wären; dies hat mir wenigstens vom -ersten Augenblick an eingeleuchtet. Es scheint, daß der König auf diese -Trennung eingehen wird als einziges Mittel, Belgien sich zu erhalten -ohne Blutvergießen. Was ihm diese Concession kosten wird im Laufe der -Zeit, ist unberechenbar, denn wer den Finger gibt, muß bald die ganze -Hand nachgeben. - -So hätte denn die Revolution in Zeit von 4 Wochen den zweiten Sieg -davon getragen... - -Wir fangen an, etwas Luft zu schöpfen[75], seit der heutigen Nachricht -aus Brüssel. Wilhelm von Oranien hat sich wirklich aufgeopfert, aber -auch viel aushalten müssen. In Loewen und Lüttich ist die Gährung noch -sehr groß... - - - Im Haag, den 13. September 1830. - -.... daß der König aus Paris aus sicherer Quelle wisse, daß sich -daselbst mit einemmale eine Menge deutscher Studenten von vielen -Universitäten eingefunden hätten, die plötzlich alle abgereist seien, -~après avoir reçu le mot d’ordre~, wie der König sich ausdrückte, -um ~ce mot d’ordre~ ihren Corporationen zu überbringen. Es sei -dies von großer Wichtigkeit und von den deutschen Fürsten durchaus -nicht außer Acht zu lassen, weil etwas sehr Unangenehmes sonst zu -erwarten stände. - -Der König trug mir auf, Ihnen dies doch gleich wissen zu lassen und -habe er es allen Gesandten hier schleunigst mitteilen lassen. - -Was daran wahr sein mag, ist schwer zu entscheiden; indessen in der -jetzigen Zeit, wo die Pariser Revolution schon so viele Imitateurs -findet, wovon die Ereignisse in Braunschweig[76] neuerdings wieder -zeugen -- auch von Cassel fängt man an zu sprechen -- darf man wohl -jede Andeutungen, die auf Conspiration hinweisen, nicht außer Acht -lassen. Und wenn diese Studentengeschichte auch nur einen momentanen -Aufstand erregen sollte, so kann der doch so manches Menschenleben -kosten und daher ist jede Vorsicht wohl heute zu Tage um so mehr sehr -zu empfehlen. General Borstell ist benachrichtigt, um für Bonn ein -wachsames Auge zu haben und namentlich um zu erfahren zu suchen, ob -wirklich Emmissaire in Paris gewesen sind und zurückkehrten und wie ihr -Betragen ist. Bekannt ist, daß in den Hundstags-Ferien unglaublich viel -deutsche Studenten nach Paris geeilt sind, um die große Nation in der -Nähe zu bewundern. - - - Im Haag, den 14. September 1830. - -Sie können sich gar nicht denken, mit welchem Vertrauen Alles auf Sie -und Ihre Armee hier sieht. Der Eindruck, den die bei uns sogleich -gestillte Emeute hier gemacht hat, ist nicht zu schildern; das -Vertrauen zu Preußen ist dadurch um ein Unglaubliches gestiegen. In -Alost mußte der Herzog Bernhard von Weimar[77] eine Emeute stillen; er -konnte die Impertinenz der Behörden nicht bezwingen, so daß er endlich -sagte: wenn sie so fortfahren zu handeln, so sind in 14 Tagen die -preußischen Armeen hier, da wird kurzer Proceß gemacht; in 24 Stunden -ist das Urteil dann gefällt und ausgeführt. Das hat einen solchen -Eindruck gemacht, daß die Gesichter sich verzogen und sogleich klein -beigegeben ward. - - - Im Haag, den 16. September 1830. - -Gestern Mittag erfuhren wir hier die traurigen Nachrichten aus -Dresden[78]. Die ungestrafte Pariser Revolution findet also, wie ich es -leider nur zu wahr ahndete, immer mehr Nachfolger. - -Was nun meine Besuche in den Städten am Rhein betrifft, die ich nach -den stattgehabten Emeuten dort machte, so fand ich zuvörderst in -Elberfeld eine Niedergeschlagenheit, die nicht zu schildern ist; der -Empfang und die Versicherungen von Anhänglichkeit, welche ich 5 Tage -dort vorher erlebt hatte, mochten den Anwesenden wohl eine Art Scham -erzeugen, die ich mich veranlaßt fand selbst als falsch und unnötig -ihnen vorzuhalten. Denn der Aufstand war ja durch die niedrigste -Volksklasse erzeugt worden und durch diejenigen, welche jetzt als -Repräsentanten der Bürgerschaft vor mir standen, sogleich ohne Militär -gedämpft worden, sodaß ihnen ja nichts zur Last fiel, sondern ich im -Gegenteil ihnen nur danken konnte für ihr schönes, entschlossenes und -festes Benehmen. Diese Worte richteten sie wieder auf, und gewiß ist -die Stimmung dort vorzüglich und die Anhänglichkeit an Ihre Person -außerordentlich groß. In Köln war ich bei meiner ersten Anwesenheit -ohne alle äußeren Zeichen von Enthusiasmus behandelt worden, ja ich -möchte eher sagen, daß man in der Stadt fast keine Notiz von mir -nahm, obgleich abends die Stadt erleuchtet war, aber schwerlich ganz -freiwillig. Um so auffallender war es mir, daß, als ich nun nach dem -Auflauf wieder herkam, der auch durch die Bürger allein gedämpft worden -war, ich sogleich beim Aussteigen mit Hurrah von den Bürgern und von -den Angeseheneren begrüßt ward, was sich auch wiederholte, wo ich mich -sehen ließ, woraus ich sehr deutlich entnehmen konnte, daß sich die -Bürger etwas darauf zu Gute taten, daß sie ihre Anhänglichkeit an Ruhe -und Ordnung, an Ihre Person und an den bestehenden Zustand der Dinge -auf eine so eclatante Art durch ihr Benehmen gegen die Aufrührer hatten -kund tun können. - -Die einzelnen Wünsche, die ich im allgemeinsten gehört habe, gehen -hauptsächlich darauf hin, daß man es sehr gern sehen würde, wenn mehr -Eingeborene in Westphalen und im Rheinland angestellt würden. Ein -anderer Wunsch ist, daß die Geschäfte rascher betrieben werden möchten, -indem die Sachen in den Ministerien entsetzlich verschleppt werden. -Und dann noch, daß das Unterrichtsministerium praktischer eingreifen -möchte, was freilich von Altenstein[79] nicht mehr zu erwarten ist... - -Es sind heute schlechte Nachrichten aus Brüssel gekommen. Man hat dort -die Thron-Rede öffentlich verbrannt und ein Auflauf von 5-600 Menschen -hat stattgefunden; um 11 Uhr Abends war jedoch die Ruhe hergestellt. -Es scheint, daß diese Nachricht zu ernsten Mitteln endlich den Anstoß -gibt, aber die Generalstaaten sollen erst diese Mittel vorschlagen und -verlangen; damit gehen immer mehrere Tage verloren; die jungen Truppen, -die ~au qui vive~ stehen, schon einmal zurück mußten und von den -Rebellen bearbeitet werden durch Emissairs und Proclamationen, werden -mißmutiger; kurzum die Lage ist sehr bedenklich, wenn nicht bald und -rasch etwas geschieht. Der König ist sehr niedergeschlagen. Er sagte -mir heute: Wie haben sich die Dinge geändert, seitdem Sie bei uns -sind; nirgends ist ja mehr Treu und Glauben zu finden; die heiligsten -Rechte werden ja nicht mehr respectiert. Dann setzte er hinzu: Meine -Lage ist verzweifelt; wenn ein europäischer Krieg ausbricht, so bin -ich paralysiert; mein halbes Reich ist in Aufruhr, die Hälfte der -Armee jenseits Brüssel in den Festungen isoliert und diese schwach -besetzt; bleiben die Truppen nicht treu, so sind diese Festungen alle -für Frankreich erbaut, die Finanzen, die blühten, sind schon jetzt -gedrückt, die Papiere so gefallen, daß man mit ihnen keinen Handel -machen kann; ich habe also gar keine Mittel tätig zu sein, wenn ein -Krieg ausbricht... - - - Nimwegen, den 19. September 1830. - -Gleich vorgestern, als nach dem Diner die ersten alarmierenden -Nachrichten eintrafen, sandte der König seinen Adjutanten an Fritz, um -ihm den Befehl zum Vorrücken gegen Brüssel zu geben, da nun kein Moment -zu versäumen sei, die Residenz zum Gehorsam zu zwingen, bevor das -platte Land im Aufstand sei. Fritz erhielt zugleich den Befehl, wenn -er mit seinem Corps vor Brüssel concentriert stehe, eine Proclamation -zu erlassen, in welcher die Stadt im Guten noch einmal zum Gehorsam -aufgefordert wird und in welcher der König eine Art Pardon annonciert -und nur die Rädelsführer zu strafen verspricht (eine Art limitierte -Amnestie, von der Wilhelm sagt, daß sie doch die Hände nicht zu sehr -bände; über das Geschehene ist nichts zu sagen, sonst glaube ich, sind -die Amnestien nicht zum Heile der Throne ausgeschlagen). Wenn diese -Aufforderung nach einigen Stunden Bedenkzeit nicht angenommen, und -ausgeführt ist, so soll Fritz den Gehorsam mit Gewalt erzwingen und da -habe ich ihn inständigst gebeten, jedes Straßen-Gefecht zu evitieren -und Alles durch ein Bombardement zu zwingen suchen. Wahrscheinlich -steht Fritz heute Abend schon vor Brüssel, spätestens morgen, sodaß am -21. bestimmt der entscheidende Schlag sein wird. Gott gebe seinen Segen. - -Sollte die Sache manquieren, ja dann sagte mir der König gestern -ausdrücklich, daß er alsdann Belgien aufgeben müßte für den Moment; -er würde eine Defensiv-Stellung von Antwerpen nach Maastricht nehmen -und in dieser die Unterstützung der Alliierten abwarten, die er dann -sogleich in Anspruch nehmen würde. Er fügte hinzu, daß dann freilich -ein allgemeiner Krieg unvermeidlich sei, da ihm Frankreich habe -officiell anzeigen lassen, daß, wenn er von Europa unterstützt würde, -der sogenannte König Orleans die Revolution Belgiens seinerseits -unterstützen würde. Dahin wären wir nun also in Europa gekommen, daß, -während fast alle Mächte die Revolution bekämpften, nun schon das -Zerwürfnis eingetreten ist, daß eine bedeutende Macht erklärt, die -Revolution unterstützen zu wollen, wenn die andern Mächte sie angreifen -wollen. Wohin soll das noch führen[80]! - -Ich hoffe, daß Fritz von Oranien in Brüssel den Frieden Europas auf -einige Jahre wenigstens noch erhalten wird[81]. - - - Weimar, den 28. September 1830. - -Auf der Durchfahrt durch Gotha kommen soeben Reisende an, welche von -Hanau bis Fulda, Fulda selbst ausgenommen, alle Städte im Aufruhr -gefunden haben. Allenthalben würden, wie vor einigen Nächten in -Hanau, die öffentlichen Bureaus und Beamten-Wohnungen geplündert und -verbrannt und alles schreie nach Freiheit, der Kurfürst verweigere eine -Verfassung, die Wappen wurden abgerissen, die Durchreisenden mußten -mit: es lebe die Freiheit rufen, wobei man ihnen eine Axt vors Gesicht -hielt; nicht nur die Städte, sondern auch die Bewohner des platten -Landes sind im Aufstande; sie jagen die Schulzen und Amtsleute fort, -ziehen bewaffnet von einem Ort zum andern, setzen sogleich Wachen und -Signale aus, kurzum die Sachen werden natürlich durch immer noch nicht -habhaft zu werdende Emmissaire nach ein und demselben Plane geleitet, -überall wird gesengt und gebrannt, aber nirgends gestohlen. Auf Zuruf -einer Stimme: es ist genug für heute geht alles ruhig auseinander -gerade wie in Brüssel bei dem Rufe: ~c’est assez~. Der soeben -eintreffende Großherzog von Oldenburg bestätigt nicht nur all’ die eben -erzählten Greuel, sondern ist Augenzeuge derselben gewesen, indem auch -ihm unter anderm jene Axt vorgehalten worden ist. In Fulda war gestern -Mittag bei seiner Abreise die Unruhe auch schon ausgebrochen und die -schwachen Behörden hatten sogleich die Licent-Erhebung, welches die -Haupt-Forderung der Meuterer ist, aufgehoben. Das Militär sieht überall -ruhig zu dem Unwesen zu. Der Großherzog von Oldenburg und der Herzog -von Coburg, der mir gestern Rendez-Vous in Gotha gab, sprachen Beide -äußerst determiniert, besonders ersterer hatte echte Ansichten über -das Militär und seine Leistungen bei solchen Excessen ausgesprochen. -Wenn nur endlich irgendwo einmal Ernst und Strenge gegen die Meuterer -gezeigt würde und nicht überall die unzeitige Nachgiebigkeit erblickt -würde[82]... Der Großherzog von Oldenburg machte den glaube ich ganz -zweckmäßigen Vorschlag, man sollte mobile Colonnen formieren in -hiesiger Gegend, in Böhmen und Bayern vielleicht, die sich gleich nach -den aufgestandenen Gegenden zu begeben hätten, um sie zur Raison zu -bringen. Der Herzog von Coburg drängt, wohl sehr mit Recht, auf eine -Art Manifest des Bundes, in dem diese unerhörten Frevel öffentlich -verpönt und als mit Gewalt zu bekämpfend dargestellt würden. - - - Weimar, den 14. Oktober 1830. - -Sie haben mich durch den Grafen Lottum[83] befragen lassen, was es für -eine Bewandtnis mit einer Rede habe, die ich in Coblenz gehalten hätte, -die jetzt in mehreren Zeitungen gedruckt stehe. Wenngleich mir der -Graf Lottum nicht sagen konnte, auf Befragen, ob Sie den Inhalt dieser -sogenannten Rede tadelten, so mußte ich durch seine Sendung durch Sie -an mich doch etwas Tadelndes vermuten. Es kann mir daher nichts übrig -bleiben, als den wahren Zusammenhang der Sache vorzutragen, um mich -dann Ihrem Schicksale zu überlassen. Daß ich keine Reden zu halten -pflege, wissen Sie wohl und am allerwenigsten war meine Stellung in den -Rhein-Provinzen diesen Sommer dazu geeignet; denn große Reden verfehlen -oft ihren Zweck, wenn es auch nur darum wäre, weil die Menschen sich -sagen: der will uns durch Redensarten gewinnen. Alles, was ich gesagt -habe, war im Conversationstone gesprochen bei der Präsentation der -Behörden, wo dann bald diese, bald jene Äußerung zu Einem oder dem -Anderen oder auch zu Mehreren zugleich gesagt wird; und beim Interesse -des Gegenstandes kam es natürlich oft, daß ein Jeder zu horchen -versuchte, was ich sprach, dann also auch alle still waren und man so -meinen Worten die Ehre angetan hat, sie in eine Rede zusammenzufassen. - -Übrigens sprach ich mich nicht allein in Coblenz so aus, sondern in -Cöln, Düsseldorf, Aachen, Lippstadt, Wesel usw.; überall sagte ich dem -Sinne nach dasselbe und dies Alles habe ich mir aus den Inhalten Ihres -eigenen Briefes... construiert. Demnach ging der Sinn meiner Worte -dahin: „daß Sie es bedauerten, zum zweiten Male von der Bereisung der -westlichen Provinzen und der dortigen Armee-Corps verhindert zu werden -und daß Sie mir aufgetragen hätten, dies den Truppen und den Einwohnern -bekannt zu machen“. Wenn im vergangenen Jahre ein so schöner Grund Sie -von dieser Reise abgehalten hätte, so wäre es nur im höchsten Grade -zu beklagen, daß in diesem Jahre der Grund ein so höchst trauriger, -unglücklicher sei; denn bei den jetzigen gestörten Verhältnissen in -Frankreich, die ganz Europa in Unruhe und Bewegung zu setzen drohen, -hätten Sie natürlich die Residenz nicht verlassen können, um sich mit -Ihren Alliierten desto rascher beraten zu können. Was die französische -Revolution beträfe, so würden Sie sich nicht in diese inneren -Angelegenheiten mischen; man würde die Revolution wie einen Krater -beobachten, der in sich selbst ausbrennen müßte und man würde nur auf -seiner Hut sein, daß dieser Krater keine Crevasse bekäme, aus der sich -der Gährungsstoff auf andere Länder ergießen könne. Sollte Preußen -jedoch nicht angegriffen werden, so wären Sie fest entschlossen, alle -Ihre Kräfte aufzubieten, um den jetzigen Besitzstand zu erhalten, und -Sie würden keinen Mann Ihrer bewaffneten Macht zurücklassen, um auch -den letzten Ihrer Untertanen zu beschützen und sich zu erhalten. Was -die verschiedenen Aufstände im Preußischen beträfe, so hätten Sie dem -wohlgesinnten Teil der Untertanen Gelegenheit gegeben zu zeigen, wie -sehr sie Ihrem Szepter anhingen, indem sie den Emeuten allenthalben -rasch ein Ziel gesetzt hätten. Ich müßte aber einem Jeden zu bedenken -geben, daß man nicht nur durch Aufstände gegen Sie sich auflehnen, -sondern daß auch durch Gesinnungen und Handeln eines Jeden in seinem -Wirkungskreise Auflehnung entstehen könne, und daher müßte ich -namentlich die Behörden aufmerksam machen, genau den geregelten und -vorgezeichneten Gang Ihrer Regierungsform ins Auge zu fassen, damit -ein Jeder in Ihrem Sinne Recht und Billigkeit ausübe. Jede Abweichung -hiervon wäre gegen Ihre Absicht und gegen den Sinn Ihrer Regierung und -könne daher eine Ahndung nach sich ziehen. - -Wenn Sie gegen diese Worte und deren Sinn etwas zu erinnern finden, -so muß ich Belehrung darüber erwarten; ich glaube aber versichern zu -können, daß sie nicht nachteilig gewirkt haben und das Interesse, -welches Sie an den getrennten Provinzen nehmen, den Einwohnern von -Neuem gezeigt und sie sehr erfreut hat. - - Ihr gehorsamer Sohn - - Wilhelm. - - - - -Im Dienste des Staates. - - - Berlin, den 14. November 1830. - -Auf meinen dienstlichen Antrag, den Kavallerie-Regimentern -die Kriegsreserven-Mannschaften so lange zu belassen, bis die -Augmentations-Mannschaft im Februar oder März eintrifft, habe ich -heute die abschlägige Bescheidung des Kriegsministers auf Ihren Befehl -erhalten. Verzeihen Sie gnädigst, wenn ich noch ein Mal in dieser -Angelegenheit mich direkt an Sie wende. Mein Zweck kann ja kein anderer -sein, als Ihre Kavallerie vor einem möglichen Erscheinen im Felde zu -sichern, der ihr und ihrem Namen nur Nachteil bringen kann. - -Die jetzige Stärke eines Kavallerie-Regimentes ist 462 Gemeine; -davon sollen nun ein Drittel entlassen werden, also pp. 150 Gemeine; -es verbleiben also ausrückender Stand 378 Gemeine. Davon Kranke, -Kommandierte ect. vielleicht 18 Mann. Schlagfertiger Stand also 300 -Mann. - -Mit 300 Pferden also würde ein Kavallerie-Regiment marschieren, wenn -im Laufe der nächsten Monate ein Marsch befohlen würde. Wenngleich -ich die politischen Ereignisse nicht kenne, so scheint doch aus allem -hervorzugehen, daß die Krisis gekommen ist, wo es sich entscheiden muß, -ob in wenigen Wochen Belgien sich friedlich gibt oder ob es gezwungen -werden muß, dem Willen Europas sich zu beugen. Tritt letzterer Fall -ein, so scheint ein Einrücken unserer Truppen so schnell als möglich -doch unumgänglich nötig, um noch so viel zu retten als möglich. Dann -tritt aber auch der Fall ein, daß die Kavallerie-Regimenter am Rhein -schnell aufbrechen müssen und nicht 14 Tage bis 3 und 4 Wochen auf die -Einziehung ihrer Kriegsreserven warten können; folglich marschieren -sie dann mit 300 Gemeinen. Noch schlimmer gestaltet sich das Ganze für -mein Armeekorps. Dasselbe wird doch allerwenigstens nach dem Rhein -marschieren müssen, wenn die dortigen Corps vorrücken (freilich wäre es -mir lieber, wenn mein Corps gleich mit vor den Feind rücken könnte), -dann habe ich also auch aber nur Kavallerie-Regimenter zu 300 Gemeinen; -meine Kriegsreserve-Mannschaft kann ich aber unter 6 Wochen nicht in -den jetzigen Garnisonen haben und nicht unter 2 Monaten am Rhein. -Die jetzt einkommenden Rekruten pp. 150 müssen zurückbleiben oder -unausexerciert folgen; dasselbe gilt von den Rekruten, die jetzt oder -im Februar kommen sollen. - -Ein Regiment hat jetzt etatmäßige Pferde 468; angenommen, es haben nur -18 Pferde ausrangiert, bleiben 450. Folglich, um den neuen Etat von -584 Pferden zu erreichen, bedarf es 134 Pferde; davon erhält es jetzt -60 und im Februar 74 Stück. Wenn also in den nächsten 4 Wochen ein -Marsch eintritt, so muß ein Regiment 450 Pferde und 60 Pferde, Summa -510 Pferde mitnehmen; darauf hat es aber nur 300 gedienter Leute und -150 Rekruten, also genau 210 Pferde mehr zu warten, als es Leute zu -deren Wartung hat und wenn die Rekruten mit die Pferde warten können, -so bleiben immer noch 60 Pferde mehr als wartende Soldaten. In der -Garnison in Ruhe läßt sich das allenfalls ertragen, aber auf einem -Marsch wäre es ein entsetzlicher Übelstand[84]. - -Aus allem diesem fühlte ich mich daher bewogen, Ihnen nochmals den -Antrag vorzulegen, die Kriegsreserven der Kavallerie-Regimenter des -3., 4., 7. und 8. Armeecorps so lange vor der Hand bei den Regimentern -zu belassen, bis die zweite Remonte zur Augmentation eingetroffen -ist, ungefähr so im Februar, bis wohin sich so Vieles am politischen -Horizonte aufgeklärt haben muß und namentlich, ob man sich noch mehr -oder weniger rüsten muß. Tritt bis dahin aber jenes Corps in Marsch, -so sind die Kavallerie-Regimenter doch einigermaßen schlagfertig, was -ohne Einbehaltung der Kriegsreserven fast nicht möglich ist. Am 23. -d. M. sollen die Kriegsreserven meiner Kavallerie abgehen; die der 5. -Kavallerie-Brigade sind schon zweimal fort gewesen und zweimal wieder -eingezogen worden. Ich habe jedem Mann aus meiner Tasche einen halben -Taler geschenkt, um sie einigermaßen für die gehabten Kosten an -Kleidung und Putzzeug zu entschädigen. Dies zum dritten Mal zu erleben, -was leicht möglich wäre bei der zu erwartenden Entscheidung der Krisis, -wäre wohl sehr unangenehm in jeder Beziehung. - - Ihr gehorsamer Sohn - - Wilhelm. - - - (Ohne Datum.) - -Wilhelm Solms hat mich in seiner Heiratsangelegenheit zum Mitvertrauten -erwählt. Dieselbe ist Ihnen durch seine Mutter und deren Brüder -bekannt gemacht worden, um Ihren Consens zu erbitten. Sie haben -dabei ausgesprochen, daß Sie den Wunsch hätten, man möchte doch noch -Versuche machen, ob man die Gräfin Kinsky-Mutter nicht vermögen könnte -nachzugeben, daß auch die einstigen Töchter aus der zu schließenden Ehe -den evangelischen Glauben annähmen. Sie sind darin Wilhelms Wünschen -nur unterstützend beigetreten, doch hatte er gleich von Anfang an nicht -die Hoffnung, daß seine künftige Schwiegermutter nachgeben würde, da -es ihm Mühe gemacht hatte, die evangelische Religion für die Söhne zu -erlangen. - -Der Herzog Carl, welcher diese Religionsfrage der Töchter nun betrieb, -verpflanzte dieselbe auf ein fremdes Terrain, indem er mit dem Gesetze -einschreiten wollte, indem er seinem Neffen versicherte, Sie würden -Ihren Consens nicht geben, wenn nicht das Gesetz erfüllet würde, d. -h. nach des Herzogs Auslegung, die Töchter +müßten+ katholisch -werden. Wilhelm Solms, der sich mit der Sache natürlich sehr vertraut -gemacht hatte, auch bereits die Einwilligung seiner Mutter und seines -Familien-Chefs, von Letzterem sogar durch offizielle Urkunde, hatte, -daß die einstigen Töchter katholisch werden sollten, fand in den -Gesetzen nirgends die vom Herzog Carl gemachte Auslegung derselben. -Denn im Gesetz heißt es ausdrücklich so: die Regel ist, daß alle -Kinder der Religion des Vaters folgen; wenn jedoch ein anderes bei den -Ehepakten beschlossen wird, so mischt sich das Gesetz nicht darein; nur -in dem Falle, daß eine Verschiedenheit der Wünsche obwaltet und eine -Einigung nicht möglich ist, so tritt das Gesetz mit der aufgestellten -Regel ein. Ja selbst wenn die Brautleute gleicher Meinung waren, bei -der Geburt eines Kindes eines der nunmehrigen Eltern desselben aber -die Meinung gewechselt haben sollte und eine Einigung gutwillig nicht -möglich ist, so schreitet auf Verlangen wiederum das Gesetz mit seiner -Regel ein. Diese hier aufgestellte Auslegung des Gesetzes beruht auf -den Aussprüchen der Geheimräte v. Raumer, Savigny und Kamptz und ist -auch die ganz allgemein in Anwendung kommende Praxis. Wilhelm Solms -muß also vermuten, daß sein Onkel in der Auslegung des Gesetzes -geirrt habe, was ihm dadurch noch mehr bestätigt ward, daß vor wenig -Tagen sich der Herzog völlig lossagt, ferner in der Angelegenheit -zu tun haben zu wollen und den Großherzog an seine Stelle setzt. -Außerdem hatte aber der Herzog Carl auch noch obengenannte Urkunde -des Fürsten Solms als unstatthaft angreifen wollen, obgleich sie -schon in Wien mitgeteilt ist, behauptend, die mediatisierten Fürsten -dürften dergleichen Dokumente in ihren Familien nicht ausstellen, wenn -sie gegen Landesgesetze verstießen. Da aber, wie gezeigt, gegen die -Landesgesetze gar nicht verstoßen ist, indem mit Übereinstimmung von -allen Parteien die katholische Religion für die Töchter stipuliert -ward, so fällt auch dieser Einwurf des Herzogs zusammen, abgesehen -davon, daß den mediatisierten Häusern selbst solche Anordnungen zu -treffen vorbehalten ist. - -Wilhelm Solms ist nun natürlich sehr ~en peur~ zu vermuten, daß -Ihnen die Sache als eine Ungesetzmäßigkeit vorgestellt sein möchte, was -zu berichtigen ich sehr gern für ihn übernommen habe. Der hofft also, -wenn der Großherzog Ihnen das Nichtnachgeben der Gräfin Kinsky wird -angezeigt haben, Sie Ihren Consens erteilen werden, wenn Sie gesehen -haben, daß Alles geschehen war, die Gräfin zu bewegen, Ihrem Wunsche -nachzugeben; der Entscheidung Ihres Consenses wird das Gesetz nirgend -im Wege stehen. Sie werden Zwei sehr glücklich machen, denn die Briefe -der Braut schildern sie als sehr verliebt und sehr ausgezeichnet von -Herz und Geist, und Wilhelm ist sehr entzückt und gefällt mir ganz -ungemein in der ganzen Angelegenheit[85]... - - - Berlin, den 29. März 1831. - -Wenngleich ich nicht weiß, ob Ihr Vertrauen dem Prinzen Radziwill[86] -beim nächsten Avancement in der Armee eine Regiments-Commando-Stelle -verleihen wird, so wäre dies bei seinem Anciennitäts-Verhältnis doch -möglich. Ich glaube es daher der Freundschaft für ihn schuldig zu sein, -über seine Persönlichkeit und über die daraus etwa entspringende Wahl -des ihm anzuvertrauenden Regimentes Folgendes zu sagen. - -Sein sehnlichster Wunsch und der seiner Familie ist es, einst das 19. -Infanterie-Regiment zu befehligen, indem er demselben nun schon so -lange angehört. Der jetzige Commandeur, Oberstleutnant v. Valentini, -hat diesen Wunsch sehr begreiflich gefunden, sich ganz erbötig erklärt, -ein Regiment zu tauschen, wenn es Ihr Befehl sei. Später hat er jedoch -seine Ansicht in dieser Hinsicht plötzlich geändert. Dem General -Witzleben teilte ich schon vor längerer Zeit den Wunsch des Prinzen -mit. Er erwiderte mir, daß der Prinz zu sehr Pole sei, als daß man -ihm dies Regiment anvertrauen könne und daß mehrere Dinge über ihn in -dieser Beziehung berichtet seien, die Sie nicht veranlassen würden, -ihm das 19. Regiment zu geben. Ich teilte dem Prinzen diese ganze -Unterredung und Mitteilung des Generals Witzleben mit. Er war darüber -nicht verwundert, weil er sehr wohl wußte, daß man von Posen aus so -über ihn berichte. Als Mann von Ehre begnügte er sich zu erwidern, -daß er sich nicht rechtfertigen würde, sondern die Zeit entscheiden -lassen wollte. Wie wenig er übrigens blind über die Polen ist, wird -seine Mitteilung -- schon vor einigen Jahren -- beweisen, wo er -mich benachrichtigte, daß der Geist in Posen usw. anfinge sich zu -verschlechtern usw. und daß er dieserhalb beständig zu predigen habe. - -Jetzt seit der polnischen Revolution wird, glaube ich, ein Jeder, der -ihn unparteiisch hat sprechen hören, ihm das Zeugnis erteilen, daß man -nicht richtiger das Verhältnis beurteilen kann als er; aber freilich -kann ich ihn dabei nicht lossprechen, manches Ding, was unter dem -Großfürsten Konstantin geschehen ist, bei seinem Namen genannt zu haben -und vielleicht nicht immer vorsichtig genug. Aber Rebellion bleibe für -ihn Rebellion, wenngleich das Interesse von seines Vaters Landsleuten -ihm am Herzen liegt. Wenn er sich also in dieser Beziehung mancher -Unachtsamkeit wirklich anzuklagen haben mag, so ist das doch sehr weit -entfernt von einer Gesinnung, die Mißtrauen gegen ihn aufkommen lassen -könnte. Ich darf es Ihnen versichern, Sie können keinen ergebeneren und -treueren Offizier in Ihrer Armee haben als ihn, denn Wenige kennen ihn -so genau wie ich... - -Der Prinz wird natürlich jedes andere Regiment, das Sie ihm übergeben, -als ein unschätzbares Vertrauen übernehmen, aber ein sehr schmerzhaftes -Gefühl wird es ihm sein und bleiben, glauben zu müssen, daß man -aus politischen Gründen ihm mißtraut und daher von seinem jetzigen -Regimente entfernt. Verzeihen Sie gnädigst, wenn Freundschaft und -Überzeugung diese Zeilen mir eingeben. - - Ihr gehorsamer Sohn - - Wilhelm. - - - Belvedère bei Weimar, den 26. Juni 1831. - -Die russische Remonte schlägt außerordentlich gut ein und ist wirklich -jetzt ~magnifique~; auch die Augmentations-Pferde sind sehr gut, -so auch beim 3. Ulanen-Regiment. Leider kann ich nicht dasselbe von -den sogenannten russischen Pferden sagen, welche das 2. Dragoner- -und das 3. Husaren-Regiment als Augmentation erhalten haben für -die außerordentlich guten, welche sie an die Regimenter des 4., 7. -und 8. Corps haben vor 6 Wochen abgeben müssen. Diese sogenannten -russischen Pferde sind nicht nur unter der Kritik schlecht, wenigstens -zu Dreiviertel der ganzen Masse, sondern sind sie nicht einmal -einstellungsfähig, was das Haupterfordernis dieser Augmentationspferde -war... Der Kriegsminister ist freilich selbst sehr ungehalten auf -diesen Ankauf und wenn er auch Ersatz stellen will, so kann er es -doch nicht hindern, daß diese Regimenter statt in vier Wochen erst in -mehreren Monaten schlagfertig auf die Kriegsstärke werden. Ich hatte es -ihm vorher gesagt und bin wirklich sehr niedergeschlagen, weil meine -Cavallerie die einzige in der ganzen Armee ist, der es so ergeht... - - - Im Neuen Palais, 30. Juli 1831. - -In militärisch-cholerischer[87] Beziehung melde ich nur noch, daß -auf Aufforderung des Generals v. Thile von gestern der Oberst v. -Neumann angewiesen worden ist, eine Compagnie des Kaiser Franz -Füselier-Bataillons und eine Escadron jenseits Stettin zu detachieren, -indem die dortige Garnison nur 100 Mann disponibel zum Cordon bis zum -Haff machen kann, daher die verlangte Aushülfe notwendig wurde. Das -Füselier-Bataillon des ersten Garde-Regiments wird, wenn jene Lücke -links geschlossen werden muß, auf dem rechten Flügel des Cordons -diese Links-Schiebung ersetzen. Die Bataillone sind guten Muts -ausmarschiert, um so mehr, weil die Soldaten nicht glauben, daß sie -blos gegen die Krankheit, sondern gegen die Polen marschieren, wovon -die nur mitgenommenen 15 scharfen Patronen sie nicht zu detrompieren -vermochten. Die Bemerkung hörte man allgemein, daß man nach 16 -Friedensjahren nicht erwartet hätte, zum ersten Male nach Osten und -gegen eine Seuche wieder auszumarschieren und daß die westliche -Richtung lieber eingeschlagen worden wäre, einen andern Feind findend. -Wer weiß, was über kurz oder lang uns bevorsteht, dann ist die jetzige -Zeit ein gutes Aguerriren... - - - Berlin, den 10. Februar 1832. - -Durch den Kriegsminister ist mir Ihr Befehl zugegangen, nach welchem -eine sehr bedeutende Beurlaubung bei der Infanterie eintreten soll. -Die Staatskassen müssen freilich sehr erschöpft sein, da Sie sich zu -dieser Maaßregel entschlossen haben, denn Niemand ist ja fürsorglicher -für das Wohl der Armee als Sie und Niemand weiß daher besser als Sie, -wie schmerzlich dieser Befehl der Armee sein muß, wie desorganisierend -er momentan und vielleicht auf länger auf dieselbe wirken muß. Ich kann -daher auch nicht, wenn ich es mir auch gern unterstehen möchte, auf -Zurücknahme dieser Anordnung für die ganze Infanterie antragen; aber -ich wage es, Ihnen die Lage der Infanterie des dritten Armee-Corps -untertänigst vorzutragen. Durch die Dislocation derselben außer ihrem -Cordon trifft diese Maßregel dieselbe ungleich härter und führt weniger -zum Ziel der Ersparnisse. - -1.) Die Beurlaubung wird nicht viel vor Ende des Monats eintreten, -sodaß also ungefähr dieselbe nur auf 3 Monate eintritt. - -2.) Nach meinem ungefähren Überschlag wird die Entlassung beim dritten -Armee-Corps circa 2200 Mann betragen. Der Mann zu 3 Taler monatlich -berechnet, gibt die Summe von 10000 Talern, in 3 Monaten also 30000 -Taler, welche erspart werden. - -3.) Davon sind jedoch wiederum abzurechnen wenigstens 14 Tage Hin- und -14 Tage Her-Marsch, also wieder ein Monat, sodaß wieder 10000 Taler -abzurechnen sind, und es bliebe also nur ca. 20000 Taler Ersparnis. - -4.) Wie Wenige werden sich finden, die auf eine so kurze Zeit nach -Hause gehen, wie sie kein Unterkommen, kein Verdienst auf 2 Monate -finden? - -5.) Bei der Aussicht einer großen Revue für das dritte Armee-Corps -wird die Maaßregel für dasselbe im höchsten Grade drückend. -Die Desorganisation der Truppen tritt in dem Moment ein, wo -die Compagnie-Exercier-Zeit beginnt, wo die Rekruten durch die -Zusammenstellung mit den alten Mannschaften erst anfangen sich -zu orientieren und als Soldaten zu fühlen. Das Fortschreiten -der Ausbildung von Stufe zu Stufe, Compagnie-, Bataillon-, -Regiments-Exercieren wird unmöglich, teils aus Mangel an -Formations-Möglichkeit, teils weil mit vier wachtfreien Nächten die -Mannschaft so fatiguirt wird, daß an ein systematisches Exercieren -kaum zu denken ist. Jede Vermehrung von Kranken im Frühjahr, die -leider jetzt immer zu erwarten ist, jedes kleine Kommando und andere -Zufälligkeiten vermindern den wachtgebenden Stand, sodaß bald mit 3, -bald mit 2 Nächten wird aufgezogen werden müssen. Bei einer solchen -Fatigue hat die Erfahrung, namentlich in Coblenz bis zum Jahre 1830, -gelehrt, daß die jungen Leute nicht auf dem Posten sich wach zu -erhalten vermögen, sie schlafen ein, werden so betroffen, arretiert, -sodaß ihre Existenz höchst gefährdet ist, da sie zwischen Ermattung -auf Posten durch Mangel an Schlaf, was die Gesundheit untergräbt, -und Arretierung wegen Erliegung der Fatigue zu wählen haben. Dies -Bild erscheint grell, ist aber leider aus der Erfahrung von Coblenz -gegriffen und findet sich in einem Brief von mir an den General -Witzleben aus Ems von 1830. Ich fürchte mit Recht, daß ähnliche -traurige Verhältnisse nun in Magdeburg, Erfurt, Cüstrin und Wittenberg -eintreten werden. Wie soll bei solchen Fatiguen viel exerciert werden -können? Die Ausbildung der Truppe ist also während der drei Monate fast -unmöglich. - -6.) Am 1. Juni soll die beurlaubte Mannschaft wieder eintreffen -bei den Regimentern. Um Ihre Zufriedenheit zu erlangen im Herbst, -ist es unumgänglich nötig, daß wie 1827 die Vorübungen der Truppe -systematisch in ihrer größeren Zusammensetzung fortschreiten; sonst -kann ich nicht verantwortlich sein für Ordnung der Ausführung des -Verlangten. Eine desfalsige Berechnung ergibt, daß die Erfurter -Garnison in der Hälfte Juli aufbrechen muß; sie hat also kaum 5 Wochen, -um mit der Mannschaft im Detail alles nachzuholen, was erforderlich -ist. Welch’ ein kurzer Zeitraum für die feine Ausbildung im Detail; -welche Anstrengungen, welche Überbietung der Kräfte aller Teile gehört -dazu, um zu Stande zu kommen? Eine so übermäßige Anspannung erkältet -leicht den höchsten Eifer und die größte Lust. Und wenn es mir auch -glückte, das Corps wie vor 6 Jahren Ihnen vorzuführen, so bangt mir -wahrlich vor der Frage, was für Kräfte aufgeboten wurden, um in so -kurzer Zeit so viel zu erreichen. - -Aus dieser, ich fühle es, sehr kühnen und gewagten Darstellung der -Folgen, welche die Beurlaubungsmaßregel bei meiner Infanterie haben -wird, unterstehe ich mich darauf anzutragen, die Maßregel bei dieser -Infanterie zurückzunehmen, teils, weil die Ersparnis-Erzielung bei -derselben gering ist, durch ihre Dislocation, teils weil die Kräfte der -Mannschaften beim Wachtdienst und bei den übereilten späteren Übungen -gefährdet werden... Ich muß bemerken, daß meine Befehle zur Beurlaubung -bereits abgegangen sind, eine gnädige baldige Entscheidung also sehr -erwünscht ist. - - Ihr gehorsamer Sohn - - Wilhelm. - - - Berlin, den 8. Oktober 1832. - -Der gestrige Morgen in Bellevue, wo wir Charles X. und den Dauphin -begrüßten, gehört gewiß zu den ergreifendsten Momenten des Lebens. Ich -vermag den Eindruck nicht zu schildern, den der Anblick des Mannes, auf -einer solchen Reise begriffen, auf mich machte, den man vor 17 Jahren -in Folge so mühseliger Anstrengungen und Opfer auf den Thron seiner -Väter zurückführen sah. Der Wechsel der entsetzlichen Schicksale trat -zu grell hervor, als daß man nicht tief erschüttert sein mußte. - -Der König war in seiner bekannten Art heiter und außerordentlich -gerührt und dankbar über Alles, was ihm seit seinem Eintritt ins -Preußische begegnet ist, denn allgemein soll man ihm die größte -Teilnahme verbunden mit dem schuldigen Respect erwiesen haben... Er -sprach über die Revolution und sagte, daß er immer nur das Wohl seines -Landes im Auge gehabt habe und auch glaube, immer nur die richtigsten -Mittel gewählt zu haben; aber freilich einen Fehler habe er gemacht, -nämlich den, im Juli 1830 nicht 50000 Mann mehr nach Paris gezogen zu -haben, aber er hätte eine solche Maßregel nicht für nötig gehalten, -zu sehr auf die Gesinnung des Volkes rechnend. Er fürchtet sehr für -Frankreichs Ruhe in den nächsten Monaten bei Eröffnung und während der -Sitzung der Kammern, hinzufügend, er wünsche es nicht, denn er wünsche -zur die Zufriedenheit des Landes, aber er fürchte nur Unruhen. ~Le -gouvernement a bien de la peine de remettre les affaires en ordre et de -se consolider~ sagte er auch unter anderm. Auch freute er sich über -die Bundestagsbeschlüsse und sagte: ~la liberté de la presse, c’est -le reste~... - - - Berlin, den 24. Februar 1833[88]. - -Es ist ein schwer zu beschreibendes Gefühl, mit welchem ich (in) diesem -Augenblick die Feder ergreife, da ich weiß, daß ich mich über die ganze -Zukunft der preußischen Armee aussprechen muß. - -Vom Generalleutnant von Witzleben bin ich heute früh aufgefordert -worden, mich über die künftige Dienstzeit des Infanteristen nach den -mitgeteilten Plänen auszusprechen. - -Früh schon hat mich Ihre Gnade und Ihr Vertrauen an die Spitze höherer -Truppencommandos berufen, sodaß ich bereits aus den gesammelten -Erfahrungen mir ein Urteil zutrauen darf. Wahrscheinlich berufen, -dereinst noch die mir anvertrauten Truppen zur Erhaltung Ihres -Thrones und Ihres Vaterlandes gegen den Feind zu führen, muß ich auch -wissen, wie die Truppen beschaffen sind, mit denen ich so hohe Güter -verteidigen soll. Eine Vernachlässigung meiner heiligsten Pflicht würde -es sein, wenn ich in einem Augenblicke schweigen wollte, wo es darauf -ankommt, die Beschaffenheit dieser Truppe so zu untergraben, daß deren -Führer dereinst nicht mehr wissen können, ob sie für deren Gehorsam und -Disciplin sich verbürgen können. Eine schwere Verantwortlichkeit würde -ich auf mich nehmen, wenn ich in diesem entscheidenden Moment nicht auf -das aufmerksam machte, was die Armee bedroht und wenn ich in ein System -willigte, von dem ich nur Übles erwarte und vielleicht in einer fernen -Zukunft -- wenn es zu spät ist -- hören müßte: warum hat man damals -darein gewilligt, warum hat man nicht gesprochen, als es Zeit war. - -Im Monat October habe ich es gewagt, über den fraglichen Gegenstand -meine Ansichten ganz ~in exstenso~ vorzulegen. Wenn jenes Memoire -es nicht vermochte, die Beschließungen abzuwenden, von deren Anwendung -ich heute unterrichtet werde, so wird es freilich dieses Schreiben -noch viel weniger vermögen, wo ich mich nur auf jenes Memoire beziehen -kann. Aber verwahren muß ich mich gegen alle Folgen, die aus dem -beabsichtigten Schritt entspringen müssen, und dies hiermit zu tun ist -meine Pflicht. - -Wohl weiß ich, daß gewichtige Stimmen keinen Übelstand in der -verkürzten Dienstzeit des Infanteristen sehen wollen; noch heute -sprach ich mit Generalleutnant Grollmann davon, aber wie künftig -Unteroffiziere zu beschaffen sein werden, daran hatte er nicht -gedacht, gleichfalls nicht, wie nach 16 monatlicher Dienstzeit sich -noch Kapitulanten finden werden, die Pflanzschulen der Unteroffiziere. -Er sagt, in 16 Monaten könne man einen Unteroffizier vollkommen -ausexercieren und felddienstfähig machen; ich versichere dies in 8-10 -Monaten tun zu wollen, aber weder in 8, 10 noch 16 Monaten erzieht man -einen Soldaten, der es dem Geist nach ist, d. h. einen, der nicht aus -Furcht vor Strafe, sondern aus einer gewordenen Überzeugung handelt, -wie es ihm gelehrt ist. Wie will man Vertrauen auf einen Soldaten -auf Vorposten setzen, der kaum unter den Augen des Vorgesetzten das -Befohlene tut, weil er das Befohlene noch nicht inne hat und haben -kann. Wie wird im Kriege die Disciplin in einer Truppe zu erhalten -sein, die sie in 16 Monaten kaum der Idee nach kennen gelernt hat, dem -Geiste nach aber gar nicht; wie wird diese Disciplin in der Landwehr, -bei der Composition ihrer Offiziere aussehen, da sie in 16 Monaten -nicht erlernt ist, geschweige denn nach 10 Jahren der Beurlaubung. -Es gibt deutsche Armeen, die bei ihrer kurzen Dienstzeit weder das -Vertrauen des In- noch Auslandes haben; die aber wohl +ein+ -Renomee sich gemacht haben, das der Indisciplin. Die Preußische Armee -zeichnete sich von jeher durch das Gegenteil aus; sie besitzt, und mit -Recht, das Vertrauen des In- und Auslandes, weil ein Jeder fühlt, daß -sie allein noch in Deutschland auf richtige Prinzipien gegründet ist, -daß ihre Glieder zu wirklichen, kräftigen Kriegern erzogen werden, -weil ihnen die Zeit dazu vergönnt ist. -- Wie wird sich das Alles -ändern, wenn nun die Dienstzeit des Soldaten denen der andern Heere -gleichkommt, auf die gerade dieserhalb man kein Vertrauen setzt. - -Wenn wirklich die Reducierung der Dienstzeit von 36 auf 16 Monate -stattfinden soll, so wird man sich vor einer Haupttäuschung zu wahren -haben, nämlich der, daß man nicht mehr die Ansprüche an die Armee und -Landwehr einst beim Beginn eines Krieges mache, die man an sie zu -machen berechtigt war, als das Edikt vom Jahr 1814 erschien. Durch -die Reducierung der Dienstzeit tritt die Infanterie auf die Linie der -anderen kleinen deutschen Armeen und man ist nicht berechtigt, mehr -von der unsrigen als von jenen zu verlangen. Das Edikt vom Jahre 1814 -zeigte eine Armee von Linientruppen beim Beginn eines Krieges, in -welcher eine feste soldatische Ausbildung möglich war, und daneben -die Landwehr, welche durch jene feste soldatische Ausbildung gegangen -war und daher ein Stamm sein konnte, trotz der langen Beurlaubung -jener Ausbildung in allen Teilen Ehre zu machen. Jetzt nun soll der -Vordersatz schwinden, was soll aus dem Nachsatz werden? - -Die schöne Haltung der Armee gibt am meisten Stoff für die Laien, -um die Behauptung der verkürzten Dienstzeit aufzustellen. Man kehre -den Satz um: gesetzt, es wäre nicht gelungen, die Armee so schön -zu erhalten, sondern das Gegenteil, würden die Laien nicht selbst -behaupten, die Dienstzeit müsse verlängert werden? Denn es sehe die -Truppe zum Erbarmen aus? Ganz einfach und schlagend ist der Satz, da -ein Soldat 3 Jahre dienen +muß+, um dem +Geist+ nach Soldat -zu sein, so kann er auch so gut aussehen, wie der preußische Soldat -aussieht, aber nicht +um+ so gut auszusehen, soll er drei Jahre -dienen. - -Schließlich kann ich nicht unberührt lassen, daß ich aus sicherer -und sehr wohl unterrichteter Quelle weiß, daß auch das Jahr 1832 -wieder Überschüsse im Jahres-Abschluß liefert, die den früheren nicht -nachstehen: ich muß daher noch einmal auf die im Memoire vom Oktober -abgesprochene Ansicht zurückkommen; man zweige anderthalb Millionen -von diesen nun seit 3 Jahren constant sich bleibenden Überschüssen -zum Militär-Etat ab, lege das andere in den Schatz und Erlassung -von Steuern möge eintreten, wenn jener gefüllt ist, aber ehe jene -Millionen nicht zum Militär-Etat gebracht sind, darf kein Steuer-Erlaß -eintreten. Ist dieser erst eingetreten, und die Dienstzeit verkürzt, -wer kann +dann+ jemals daran denken, eine Steuer-Erhöhung und -eine verlängerte Dienstzeit wieder vorzuschlagen? So stehen wir am -Wendepunkt dieser ins tiefste Innerste mich erschütternden Frage, deren -Lösung das Schicksal des Vaterlandes und des Thrones in sich schließt. -Tief ergriffen und schmerzlich bewegt verbleibe ich - - Ihr gehorsamer Sohn - - Wilhelm. - - - Im neuen Palais, 30. Juli 1833. - -Eine zweite Bitte, die ich vorzutragen wage, verdient eine sehr zarte -Behandlung, da Sie mir dieselbe bereits vor 7 Jahren zwar nicht -definitiv abgeschlagen, jedoch durch Ihre Nicht-Entscheidung auch -nicht genehmigten. Es ist dies das Projekt eines kleinen Besitztums -auf dem Babelsberg[89]. Sie fanden das damalige Projekt zu groß und -zu kostspielig. Das, was ich jetzt vorzutragen wage, wird diesen -Vorwurf nicht verdienen, da es nur eine Cottage von 50 Fuß Quadrat -und eine kleine Garten-Anlage rund herum in sich begreift. Der ganze -übrige Berg würde bleiben, wie er ist und nur gangbarer gemacht -werden. Die projektierte Anlage würde am unteren Abhange zunächst dem -Fischerhäuschen zu liegen kommen, mit einem kleinen Teil des offenen -Feldes; das Ganze würde ungefähr 6000 Tlr. abzuführen kosten. Die -neu angelegten Promenaden auf dem Berge, die jedoch weder von mir -angelegt noch bezahlt sind, haben durch die schönen Aussichten, die -sie gewähren, den Wunsch von neuem in mir rege gemacht, jenes frühere -Projekt wieder aufzunehmen, da ich mich in der Wahl der schönen Lage -wohl nicht geirrt habe. Augusta teilt sehr meinen Wunsch und den -Gefallen an einem kleinen Besitztum. Im Gewährungsfall würde ich den -Berg in Erbpacht nehmen, jährlich 90 Tlr., weil ich keinen andern -Besitz-Titel anzugeben habe. Da die Zeiten jetzt friedlich sind, so -darf ich hoffen, Ihre gnädige Einwilligung zu erhalten... - - - Weimar, den 23. Oktober 1833. - -.... Ich war gestern in Erfurt... nach der Parade führte die Infanterie -ein kurzes Exercieren aus. Die Truppen sahen sehr gut aus, wenngleich -die schönen gedienten Leute vom Herbstmanöver zu vermissen waren... -Auch das hiesige Bataillon habe ich in Parade gesehen. Es war sehr -schwach... die Haltung ist mit einem gewöhnlichen Landwehrbataillon -früherer Art zu vergleichen, da die Mannschaften erst vier Wochen -bei der Fahne sind... exerciert ward nicht, so daß ich von dem neu -eingeführten preußischen Reglement nicht urteilen konnte. Die Griffe -haben sie nicht eingeführt, da sie noch französische Gewehre besitzen, -also die preußische Chargierung nicht annehmen können. Es wäre -vielleicht nicht unzweckmäßig, zu versuchen, das preußische Gewehr -hierher zu verpflanzen, damit ein Anfang zur Egalisierung des Kalibers -gemacht würde... - - - Weimar, den 31. Oktober 1833. - -.... Vor einigen Tagen habe ich den nun von Ihnen bestimmten -Infanterie-Etat und die auf 2 Jahre bestimmte Dienstzeit zugeschickt -erhalten. Ich sehe, daß auf die Gegenrechnung, welche ich in meiner -Eingabe im Juli machte, nicht berücksichtigt worden ist. Ich kann -nur wünschen, daß meine Rechnung unrichtig war; indessen nach -den bisherigen Erfahrungen muß ich fürchten, daß ich mich nicht -verrechnete. Da nun zur großen Revue vor Ihnen, also höchstens alle -vier Jahre, die Kriegsreserven-Rekruten eingezogen werden sollen, so -sind die Bataillone vier Jahre lang incomplet, so daß beim Ausmarsch -so viele rohe Rekruten eingezogen wenden müssen, als das Manquement -beträgt und dies wirkt ebenso auf die Landwehr; ich bin daher nicht -ohne Besorgnis. - - - Berlin, den 1. März 1834. - -Die Vorbereitungen zum Umbau unsers Palais sind nunmehr so weit -vorgeschritten, daß derselbe auf dem bisher innegehabten Grundstück -unter den Linden in der Mitte dieses Monats beginnen kann, so daß -bereits im Herbst das erneuerte Gebäude unter Dach sein kann. Mit -Ihrer gnädigen Erlaubnis würden wir daher um die angegebene Zeit -unsern Umzug nach dem Schlosse bewerkstelligen. Den Vorstellungen des -Hofmarschalls v. Malzahn habe ich gern nachgegeben, wenn ich Ihre -Genehmigung nachsuche, nicht die früher gewählten Räume bewohnen zu -dürfen, sondern das kleine Appartement des seligen Königs, da dasselbe -alle Bequemlichkeiten darbietet, die dem zuerst gewählten durch das -Erscheinen des Kleinen[90] nun abgehen. - -In der Anlage überreiche ich untertänigst die Pläne des Baurats -Langhans[91], die die Genehmigung des Geheimrats Schinkel erhalten -haben. Von den mitkommenden Façaden erscheint die im Florentinischen -Stil mit den Bogenfenstern wegen ihrer Seltenheit in Berlin vielleicht -den Vorzug zu verdienen. Sollten Sie jedoch den anderen den Beifall -zollen, so sehe ich Ihren Befehlen entgegen, die ich aber vielleicht -bald erbitten darf, damit der Baumeister sich auf das eine oder andere -präpariere... - - - Dobberan, den 13. August 1834. - -.... Durch den Hofmarschall von Malzahn bin ich benachrichtigt worden, -daß Sie die Kosten der Instandsetzung der Fenster, Küchen usw. in dem -mir im Schloß angewiesenen Räumen, nicht übernehmen zu wollen befohlen -haben. Ich darf mich wenigstens über jenen Antrag rechtfertigen, denn -ich habe ihn beim Hofmarschall gemacht, in der Voraussetzung, daß -es seine Pflicht sei, die angewiesenen Räume in solchem Zustand zu -überweisen oder herzustellen, daß sie brauchbar sind. In Küche und -Keller war dies in einem so hohen Grade nicht der Fall, daß Sie die -Details kaum glauben würden. Wie wenig aber die Wohnung selbst gegen -die Winterwitterung geschützt ist, beweist die gemachte Aufnahme -zu den Reparaturen, die der Kastellan besorgt hat und auch, daß -Alexandrine[92] vorigen Winter ein Zimmer ganz hat verlassen müssen, -weil es nicht mehr wegen Zug und Kälte bewohnbar war. - -Ich glaubte diese Ausführungen machen zu dürfen, um wenigstens den -Glauben von mir abzuwenden, als habe ich etwas Unbilliges verlangt. Die -verlangte Summe war allerdings nicht bedeutend, aber ich glaubte das -Recht auf meiner Seite zu haben, als ich dem Hofmarschall den Antrag -machte, während ich mir ein Palais baue, die einstweilen überwiesenen -Schloß-Zimmer nicht auch noch im baulichen Zustande halten zu müssen. - - - Wien, den 14. März 1835. - -.... Immer mehr muß man die Weisheit bewundern, mit welcher der -verstorbene Kaiser seine letzten Anordnungen traf, die, wenn sie auch -länger schon mit dem Fürsten Metternich vorbesprochen waren, doch nur -in den letzten Lebensaugenblicken zu Papier gebracht wurden. Das so zu -nennende politische Vermächtnis für seinen Nachfolger, wovon mir Fürst -Metternich eine Abschrift im engsten Vertrauen für Sie mitgeben wird, -ist ein Muster von Weisheit, Einfachheit und Kürze und muß einen tiefen -und heilsamen Eindruck auf Jeden machen. Die Einigkeit der kaiserlichen -Familie fährt fort, sich bei jeder Gelegenheit abzusprechen; dieselbe -Einigkeit in den Grundsätzen, zu den Handlungen, und in den allgemeinen -politischen Ansichten ist bei allen höchsten Beamten und bei Allen, -die ich sonst noch gesprochen habe, ungemein erhebend und erfreulich -zu sehen. Die Armee soll in einer musterhaften Verfassung sein und -durch ein enormes Avencement, was lauter junge Männer an die Spitze der -Truppen brachte, auch in ihrem geistigen Elemente im höchsten Grade -belebt. Durch alle diese Verhältnisse erscheint Österreich in diesem -Moment trotz des entsetzlichen Stoßes, den es soeben erlitten hat, -dennoch auf einem Standpunkt zu stehen, der volle Anerkennung verdient -und der, wenn Menschen und Umstände so verbleiben, eine ungetrübte -Zukunft versprechen; und daß die am Ruder stehenden Männer keine -veränderten Umstände herbeiführen wollen, dafür bürgt das Gefühl des -notwendigen Zusammenhaltens Aller; hier liegt die ganze Garantie für -die Zukunft. - - - Berlin, den 24. April 1835. - -Der Kriegsminister benachrichtigt mich heute in einem Privatschreiben, -was Sie infolge seines erneuten Vortrages über die Dienstreisen zu -erklären geruht haben. Ich muß zwar vermuten, daß der Minister bei -dieser Gelegenheit auch meine Vorstellungen erwähnt hat, die ich -ihm auf die Cabinetsordre vom 18. März gemacht habe. Da jedoch Ihre -anderweitigen Erklärungen, die ich heute in Erfahrung bringe, die -Besorgnisse für das fernere Wohl der Armee, welche mir meine Eingaben -an den Kriegsminister diktierten, leider nicht benehmen, so halte -ich es für meine Pflicht, als eines der Organe der Armee und vermöge -meiner Kindesstellung zu Ihnen, hier in der Kürze die Gründe nochmals -auszuführen, welche mir jene Besorgnisse einflößen. - -Bei einer Armee von langer Dienstzeit läßt es sich einigermaßen -denken, daß eine mehrmalige Inspicierung im Jahre durch die höchsten -Vorgesetzten überflüssig sein mag, wenngleich ihr Unterbleiben auch -hier niemals vorteilhaft auf den Geist der Truppen wirken wird; denn -diese wollen ihren Vorgesetzten doch sehen und kennen lernen und werden -es ihnen immer als Faulheit auslegen, wenn sie dieselben niemals in -ihre Dislocierungen sich begeben sehen, wo man sich nach dem Ergehen -der Truppe erkundigen kann, Mängeln abhelfen, kurzum Interesse für -ihr Wohlergehen an den Tag legen siehet. Bei einer Armee jedoch wie -die preußische, wo in der Linieninfanterie namentlich jährlich jetzt -die Hälfte sich erneut und in der Kavallerie ein Drittel, da ist eine -unausgesetzte Kontrolle der höheren Vorgesetzten durchaus von Nöten, -teils um im Allgemeinen Spannung zu erzeugen, und auf der anderen Seite -Aufmunterung, teils um Egalité in den Regimentern einer Brigade und -eines Armee-Corps herbeizuführen. Selbst nach den heute erhaltenen -Erklärungen ist es den Brigadekommandeuren völlig untersagt, ihre -Regimenter anders als im Herbst bei den Regimentsconcentrationen zu -besichtigen. Wenn sie nun hierbei in den Details Mängel entdecken, -so ist nun keine Zeit mehr, um dieselben zu redressieren; dieselben -werden sich also auf die fernere Brigade- und Divisionsübung ausdehnen -und erst im Laufe des nächsten Jahres zur Abstellung kommen; ob -sie aber abgestellt sind, davon soll sich der Brigadecommandeur -nicht überzeugen dürfen, bis ein volles Jahr verlaufen ist und die -nächste Regimentsconcentration eintritt, denn die Cabinettsordre sagt -ausdrücklich, daß ein Truppenteil nur inspiciert werden soll, wenn er -in seiner Ausbildung zurückgekommen ist; ein solches Zurückkommen ist -aber sehr relativ und jedenfalls wird künftig des Brigadecommandeurs -Erscheinen nur als eine Strafe zu betrachten sein, während es jetzt -Ermunterung war. Da, wie ich heute erfahre, es den commandierenden -Generalen ferner zwar gestattet sein soll, bei Gelegenheit der -Landwehr-Inspicierung auch die Linientruppen zu sehen... wenn sie -diese nun aber nicht zur Zufriedenheit ausgebildet finden, so trifft -den Brigade- oder Divisionscommandeur unmöglich ein Vorwurf, denn sie -durften sie ja nicht selbst zuvor inspicieren und sie sind also aller -Verantwortlichkeit frei. Darf ich hiernach wohl noch auf die Stellung -aufmerksam machen, in welche somit die höheren Vorgesetzten zu ihren -Untergebenen gestellt werden? Erscheinen sie hiernach nicht während -11 Monate im Jahr völlig überflüssig und bloß für das Bureaugeschäft -da zu sein? Der commandierende General und der Regimentscommandeur -sind demnach die einzigen controllierenden und also verantwortlichen -Behörden. Und wenn selbst, wie mir der Kriegsminister bemerkte, auch -die Inspicierungen durch den commandierenden General nicht nötig -erscheinen, so wäre also alle Verantwortlichkeit über die Ausbildung -der Truppen einzig und allein dem Gutdünken der Regimentscommandeure -überlassen. Ob dann die so oft lobend anerkannte Gleichmäßigkeit ferner -noch erhalten werden kann und ob nicht vielmehr jedes Regiment nach -der einseitigen Ansicht seines Kommandeurs ausgebildet sein wird, muß -ich untertänigst zu beurteilen anheimstellen. Wenigstens würde es sehr -hart sein, wenn irgend ein höherer Vorgesetzter künftighin für den -Zustand seiner Truppen noch verantwortlich gemacht würde; jedenfalls -müßte er sich immer ausbitten, nicht bevor ein Jahr abgelaufen ist, ein -tadelndes Urteil aussprechen zu hören und im Laufe dieses Jahres muß er -es wieder dem guten Willen des Regimentscommandeurs überlassen, ob er -das Getadelte bessern will, da der Brigade- oder Divisionscommandeur -erst nach einem Jahre nachsehen darf, ob er gebessert hat. - -Außer den Übelständen, daß alle Kontrolle aufhört über die Truppen, -wenn der neue Befehl durchgeführt wird, tritt auch noch der ein, daß -die nähere Kenntnis der Führer der isoliert stehenden Truppenteile -völlig aufhört. Je mehr Truppen zusammen sind zum Herbstmanöver, je -weniger ist Kennenlernung der Einzelnen möglich; auch erlauben die -Fatiguen dieser Zeit gar keine geselligen Vereinigungen, die einzige -Art, wie man Individuen kennen lernt. Hierzu dienten nun gerade die -Inspektionsreisen der verschiedenen Vorgesetzten hauptsächlich; wie -soll aber künftig ein Brigadecommandeur in der Conduitenliste über die -einzelnen Offiziere ein Urteil fällen können, die er nur im Gewühl -des Herbstmanövers ein Mal im Jahre sieht? Wie steigert sich die -Unmöglichkeit eines gediegenen Urteiles über die Untergebenen für die -höheren Generale? - -Alle Kenntnis der Garnisonen und Garnison-Einrichtungen hört -künftig für die höheren Befehlshaber auf, gewiß zum größten -Nachteile der Truppen, da man sich künftig ganz auf das Urteil eines -Intendanturbeamten verlassen muß. - -Wenn ich somit im Allgemeinen mich ausgesprochen habe über das Princip, -was durch die neue Verordnung aufgestellt werden soll, so muß ich nun -auch noch untertänigst von der Veranlagung sprechen, aus welchem das -alte Prinzip aufgehoben wird. Es ist dies der Kostenpunkt, denn die -Reisen sollen enorm kosten. Aus folgender Berechnung hoffe ich ziemlich -klar zu zeigen, daß es wenigstens nicht die Generale sein können, -welche die enormen Kosten veranlassen. - -Im dritten Armee-Corps haben sämtliche Generale im Jahre 1834 2800 -Taler verreist; in runder Summe 3000 Taler. Wenn man dies auf neun -Generalcommandos anwendet, so ergibt sich eine Summe von 27000 Talern. -Wenn man nun annimmt, daß kein Armee-Corps so übel hinsichtlich -der Reisen dislociert ist als das dritte, indem nirgends so viele -Bataillone isoliert garnisonieren (in Königsberg, Danzig, Stettin, -Magdeburg, Erfurt, Posen, Breslau, Neiße, Münster, Wesel, Köln, Coblenz -und Trier liegen Bataillone), so dürfte hieraus folgern, daß in anderen -Armee-Corps auch viel weniger Reisen vorkommen und also noch gegen jene -3000 Taler erspart werden müßte. Dagegen sind einige Bezirke größer -als der dritte und ich will daher sogar annehmen, daß nicht allein -27000, sondern 30000 Taler jährlich verreist werden, d. h. auf die -Art, wie meine Generale im Jahre 1834: der Divisionsgeneral zweimal, -der Brigadegeneral dreimal. Da nun der Reiseetat, wie er ausgeworfen -ist, 190000 Taler beträgt, so bleiben 160000 Taler übrig für die -Generalinspekteure und für die Inspekteure, Regimentscommandeure, -wenn sie über vier Meilen haben, und für das Civil-Personal des -Kriegsministeriums. Nun hat mir aber der Kriegsminister versichert, -der Etat sei um 200000 Taler überschritten worden, also seien -390000 verreist worden. Wie das möglich gewesen ist, bleibt mir ein -unauflösliches Rätsel. Ich weiß allerdings, daß ein General 11000 Taler -allein verreist hat, ein anderer dagegen nur 600; aber selbst wenn -man 11000 mit 2 Armee-Corps multipliciert, so kommen 22000 Taler auf -die commandierenden Generale und es bleiben immer noch 222000 Taler -übrig. Eines klareren Beweises bedarf es wohl schwerlich, daß es die -Inspektionsreisen der +Generale+ nicht sind, welche, wenn sie -auf das Notwendigste beschränkt werden wie im dritten Armee-Corps, -jene ungeheuere Mehrausgabe verursachen. Wenn diese Beschränkungen -allenthalben einträten, d. h. der commandierende General ein Mal, der -Divisionscommandeur zwei Mal und der Brigadecommandeur drei Mal im -Jahre reist oder das den verschiedenen Generälen sagte, daß sie, je -nach ihrer Categorie, nicht mehr als eine gewisse Summe liquidieren -dürften, die aber nach obiger Reisezahl berechnet werden kann und wie -ich dies dem Kriegsminister speciell berechnet habe, so würde der -Reiseetat nicht überschritten werden und dadurch alle Vorgesetzten in -der Möglichkeit sein, ihre Truppen von Zeit zu Zeit zu inspicieren. - -Wenngleich ich kaum erwarten darf, daß diese Auseinandersetzungen Sie -zu einer nochmaligen Recherche der ganzen Angelegenheit bewegen werden, -namentlich, auf welche unverantwortliche Art jene enorme Summe hat -können verreist werden, so glaube ich doch nicht schweigen zu dürfen, -um so mehr, da mir noch nach meiner Eingabe an den Kriegsminister -die Äußerungen vieler Generale zukamen, die ganz wie ich diese -Angelegenheit betrauern. - -Uns allen erscheint es sehr leicht, den existierenden Mißbräuchen -entgegen zu arbeiten, ohne deshalb ein neues Princip der Ökonomie -wegen in der Armee einzuführen, die sich beim alten Princip sehr wohl -befand, während das neue nur Schmerz erregt hat. Denn allen Generalen -kann es doch nur schmerzlich sein, ihnen eine Stellung gegeben zu -sehen, von welcher aus sie auf die richtige Bearbeitung des ihnen -anvertrauten Materiales keine Einwirkung haben sollen und sich daher -auch aller Verantwortlichkeit überhoben zu sehen. Das unausbleibliche -Gefühl, überflüssig zu sein, muß sich einem Jeden aufdrängen und kann -unmöglich auf den Geist der Armee günstig wirken. Sehr wohl weiß ich, -daß ich viel wage, mich so unumwunden über eine bereits von Ihnen -erlassene Ordre auszusprechen. Aber täglich mehr mich überzeugend, -welchen Eindruck diese Bestimmung auf die Befehlshaber gemacht hat, -halte ich mich um so mehr verpflichtet, nicht zu schweigen, und Ihnen -im Namen der Beteiligten zu zeigen, zu welchen Consequenzen jene -Anordnungen führen. - - Ihr gehorsamer Sohn - - Wilhelm. - - - Ludwigslust, den 12. Juni 1835. - -Während meiner diesjährigen Inspectionsreise werde ich fast von allen -Landesbehörden mit der Bitte angegangen, ob es nicht möglich sei, -die Rekrutengestellung statt am 1. April im Herbst, also etwa am 1. -Oktober eintreten zu lassen. Da natürlich dies der einstimmige Wunsch -aller Militärs ist, so werde ich binnen kurzem mich unterstehen, einen -officiellen Antrag untertänigst dieserhalb einzureichen, um wenigstens -für das 3. Armee-Corps diesen Einstellungstermin zu erlangen. - -Ich bin beständig für denselben gewesen und gab nur in der Kommission -und in meinem Berichte deshalb nach, weil man eine Gleichmäßigkeit -des Einstellungstermines beliebte und die nördlichen Armee-Corps die -Winterkälte ohne Exercierhäuser gegen jenen Termin einwendeten. Im 3. -Armee-Corps fällt dieser Grund fort, da fast überall Exercierhäuser -oder Gelasse sind, auch die Garde sich ja bis vor 5 Jahren ohne -dergleichen behalf. Für die Einwohner wäre dieser Termin deswegen -unendlich vorteilhafter, weil alle Unsicherheit über die Einstellung -des Einzelnen fortfällt, wenn er nicht 6 Monate zu Haus gehen muß, denn -während der Zeit stellen die Regimenter Freiwillige ein und brauchen -daher um so weniger Cantonisten; die also, welche nicht gebraucht -werden, es aber erst im März erfahren, sind nun ohne Brot, da ihre -Dienste gekündigt waren, die Einstellung der sogenannten Brotlosen -fällt auch fort, d. h. derjenigen, welche im Herbst gleich erklären, -ohne sofortige Einstellung nicht leben zu können; für Jeden solcher -Rekruten muß nun also ein anderer entlassen werden, der noch nicht -2 Jahre dient. Durch alles dies entsteht eine Unsicherheit bei den -Einzustellenden und eine Not für den Einzelnen, die mit einem Male -gehoben wäre, wenn im Herbst ausgehoben und gleich eingestellt würde... - - - Berlin, den 14. Januar 1836. - -In den Anlagen unterstehe ich mich, Ihnen untertänigst vorzulegen: - -1.) einige Bemerkungen über zweckmäßig scheinende Einrichtungen bei der -russischen Truppe; - -2.) meine Ansicht über die jetzt im Werk stehende Veränderung der -Kadettenanstalten; - -3.) Vorschläge über Besetzung einiger Vakanzen im 3. Armee-Corps. -Die Ansichten ~ad~ zwei habe ich weder den früheren noch den jetzigen -Cadetten-Commandos mitgeteilt, obgleich sie denen des früheren -entsprossen sind. Ich habe sie natürlich nur in allgemeinen Umrissen -hingestellt, glaube aber, sie doch nicht unterdrücken zu dürfen in -einem Moment, wo von Umformung dieser Anstalten die Rede ist. - - Ihr gehorsamer Sohn - - Wilhelm. - -Bei dem mir erst vor kurzem bekannt gewordenen Plan der Vermehrung -der Kadettenanstalten durch Gründung zweier, in Schlesien und -in Westphalen, welche zur Berliner so gestellt werden sollen -in Gemeinschaft mit der Culmer und Potsdamer, daß aus den -Provinzial-Anstalten die Zöglinge nur als Port d’Epee-Fähnriche in die -Armee treten sollen, während die ausgezeichneten Zöglinge derselben -nach dem Berliner Corps kommen sollen, um daselbst bis zum Austritt -als Offiziere gebildet zu werden, liegt eine gewiß sehr heilsame -Ansicht und Absicht zu Grunde. Doch scheint dabei ein früherer Plan -des Generals v. Braase, den er vor Jahren schon dem Kriegsminister -einreichte, ganz übersehen worden zu sein. Die Grundidee ist allerdings -dieselbe, doch unterscheidet sich dieser Plan von dem im Werk stehenden -dadurch, daß - -1.) das Berliner Kadettencorps einen verringerten Etat von Zöglingen -als jetzt erhalten sollte und daß dadurch - -2.) bei einer solchen Verringerung die Kosten der neu zu errichtenden -Anstalten ganz gedeckt werden können. - -Die Ansichten, die für 1 sprechen, sind das gewiß vielfach gefühlte -Bedürfnis, sich in der Armee einzelne Offiziere zu erziehen und zu -bilden, die durch Vielseitigkeit der geistigen Bildung und durch eine -höhere und feinere Erziehung zu mehrseitigen Verhältnissen vorbereitet -sind und gebraucht werden können. Je höher man die Ansprüche steigert, -je geringer wird die Anzahl der zu dirigierenden Zöglinge sein müssen -und desto sorgfältiger wird alsdann Auswahl in den Vor-Anstalten zu -treffen sein. Wenn der Etat dieser Anstalt auf 100 Zöglinge festgesetzt -würde, so wäre dies wohl das Maximum, bei welchem man noch eine so -sorgfältige Erziehung und Ausbildung erwarten kann als hier gewünscht -wird. Unzertrennlich von einer solchen Anstalt ist jedoch ein längeres -Verweilen in derselben. Es würde zu erwägen sein, ob dieses längere -Verbleiben für alle Zöglinge durchgängig stattfinden sollte oder ob, -wenn etwa das 19. Jahr als Austritt aus der Anstalt festgesetzt würde, -mit welchem sie als Offizier zur Armee übertreten, die Fähigsten -unter den Abscheidenden zwar auch zu Offizieren avancierten, aber nun -noch vielleicht zwei Jahre eine fernere Ausbildung erhielten, nach -welcher Zeit sie erst patentiert zur Armee versetzt würden, entweder -mit dem Datum ihres Avancements zum Offizier oder bei ausgezeichneten -Fähigkeiten und großer Application mit selbst vordatierten -Patenten. Es würde dies eine Begünstigung sein, wie sie jetzt den -Portepee-Fähnrichen zu Teil wird, welche nach vorzüglichem Examen ohne -Vorschlag Allerhöchst avanciert worden. Wenn dies längere Verbleiben -der Fähigsten beliebt würde, so könnten diese Zöglinge vielleicht -danach in den Sommer- oder Herbst-Monaten Teil an den praktischen -Übungen der Truppen nehmen. Eine Hauptbedingung würde für diese -fähigsten Zöglinge bei ihrem Übertritt zur Armee die sein, daß sie, -wenn sie auch noch so fähig für den Generalstab oder die Adjutantur -qualificiert schon befunden würden, sie jedenfalls erst auf mehrere -Jahre zum praktischen Dienst eintreten müßten bei der Truppe. - -~ad~ 2.) durch die Verringerung des Etats des Berliner -Cadettenhauses werden Räume und Gebäude disponible, die -verkauft werden können. Der ganze Hausetat wird verringert -und daher wohlfeiler, so daß aus diesen Ersparnissen ect. die -Neueinrichtungskosten der zwei zu errichtenden Anstalten gedeckt werden -können, sowie deren Neuetats keine Mehrkosten erzeugen würden. - -Der bereits gehörte Einwand, daß die Officiere, welche die Kriegsschule -besuchen, solche Individuen wären, als die sind, welche man hier im -Auge hat und schaffen will, ist nicht haltbar, denn 1. werden die -die Kriegsschule besuchenden Officiere der Natur der Sache nach nur -in derselben unterrichtet, aber nicht ferner erzogen, und 2. findet -zum Besuche dieser Schule keine Auswahl beim Anmelden durch höhere -Vorgesetzte statt, sondern, wer die Fähigkeiten, das Examen machen -zu können, in sich fühlt, meldet sich und nur das Bestehen im Examen -entscheidet über ihre Annahme. Der große Nutzen, den die Kriegsschule -übrigens stiftet, ist unverkennbar und muß dieselbe unverändert -fortbestehen. - -Der ganze hier gemachte Vorschlag ähnelt in Einigem der ehemaligen -~Ecole militaire~; nur daß die Zahl der Schüler größer ist und -die Kosten nicht so disproportioniert wie in jener Anstalt wären. -Folgendes würden ungefähr die zur Ausführung kommenden Änderungen in -den verschiedenen Cadettenanstalten sein: - -Die vier Provinzial-Cadettenanstalten werden etatmäßig auf 204 Köpfe -gebracht; gibt 816 Zöglinge; das Berliner Cadettencorps wird etatmäßig -stark 100 Zöglinge; Summa 916 Zöglinge. - -Die Annahme in den Provinzial-Cadettenanstalten findet wie bisher statt -mit dem 11. Jahre. Die Zöglinge verbleiben in denselben bis zum 17. -Jahre, also 6 Jahre. Nach bestandenem Port d’Epee-Fähnrichs-Examen -scheiden jährlich 34 aus, in Summa 136 Zöglinge und zwar 24 treten -zur Armee über und 10 treten in das Berliner Cadettencorps, also 96 -und 40 Zöglinge. Die auf solche Art erfolgende Complettierung des -Berliner Cadettencorps ergibt ein Manquement von 20 Köpfen, welches -absichtlich geschieht, um einer oder der anderen Anstalt Spielraum -zu lassen, einige Zöglinge mehr hierher abzugeben, wenn sich mehr -qualificierte vorfinden als 10. Das Verbleiben in dem Corps ist auf 2 -Jahre festgesetzt, so daß jährlich die Hälfte, also 40 Zöglinge als -Officiere in die Armee übertreten. Diese Anzahl verringert sich, je -nach dem einige Zöglinge nach erfolgtem Officiers-Examen und nach -Ernennung zu Officieren noch zu der höheren Bildungsklasse in der -Anstalt zurückgehalten werden. - -Die obigen jährlich übertretenden 96 Port d’Epee-Fähnriche und diese -jährlich übertretenden 40 Officiere geben vorstehende 136 Individuen, -die jährlich der Armee aus den Anstalten zuwachsen und welche Anzahl -daher jährlich in den Anstalten neu aufgenommen werden kann. Für die -zur höhern Bildungsstufe ausgewählten Zöglinge würde gleichfalls eine -zweijährige Dauer angenommen als längeres Verbleiben in der Anstalt. -Die Zahl dieser Eleven bleibt unbestimmt, dürfte aber 20 nicht -überschreiten. - -Da es vorkommt, daß fähige junge Leute in einem Jahre das Port -d’Epee und Officiers-Examen machen, und dies vielleicht bei allen -den Zöglingen zu erwarten stünde, welche zum Übertritt ins Berliner -Cadettencorps ausersehen sind, so könnte angeordnet werden, damit sie -ihren Mitzöglingen, die bald nach ihrem Übertritt zu Regimentern das -Officier-Examen machen, nicht in der Anciennität einst unverschuldet -nachstehen, daß diese Zöglinge bereits die ersten Jahre ihres Eintritts -ins Berliner Corps zum Officier-Examen zugelassen werden. Bestehen sie -im Examen, so könnte man ihnen gestatten, den Officierdegen zu tragen -und würde ihnen Patente beim Austritt im nächsten Jahre von jenem -Examentermine verleihen. - - Wilhelm. - - - Marienbad, den 17. Juli 1836. - -Eine interessante Mitteilung hat mir der König von Württemberg -gemacht, die über die Schlauheit Louis Philipps einiges Licht gibt. -Schon vor 3 Jahren ließ Letzterer durch eine Dame aus Paris, die in -Stuttgart verschwägert ist, unter der Hand den König von Württemberg -sondieren, ob der Herzog von Orleans wohl rechnen könnte, die Hand -einer der Töchter des Königs zu erhalten; der König lehnte die Sache in -ausreichender Antwort gänzlich ab. Demungeachtet erschien im vorigen -Jahre, 1835, der französische Gesandte in Karlsruhe, Mr. de Mornais, -in Stuttgart mit der officiellen Mission, um die Hand der ältesten -Princeß für den Herzog von Orleans anzuhalten, wobei er den Auftrag -hatte zu sagen, daß diese Verbindung in jeder Beziehung günstig für -Württemberg sei, daß sie es aber dadurch noch mehr werden solle, -indem Louis Philipp verspreche, den württembergischen Ländern jeden -möglichen Vorteil zu verschaffen; denn, da es doch natürlich sei, daß -über kurz oder lang ein Bruch mit Frankreich erfolge oder daß Unruhen -in Deutschland ausbrächen, so würde er dann natürlich die Propaganda -loslassen, wobei er aber verspreche, daß Württemberg von derselben so -wie überhaupt bei jeder Gelegenheit verschont bleiben solle; bei einem -Friedensschluß jedoch oder bei sonstiger Veranlassung werde Louis -Philipp Alles anwenden, um das Königreich Württemberg bedeutend zu -vergrößern. - -Der König von Württemberg refusierte aber ganz bestimmt die Hand seiner -Tochter, weil er dieselbe in Deutschland etabliert sehen wollte; -übrigens sei er mit seiner jetzigen Lage völlig zufrieden, so daß also -alle Verheißungen ihn nicht umstimmen würden und sei er entschieden, -mit Deutschland Freud’ und Leid zu teilen... - - - Marienbad, den 3. August 1836. - -Soeben erhalte ich aus Berlin die amtliche Mitteilung, daß Sie nicht -die Gnade gehabt haben, auf meinen Vorschlag wegen der Verlegung -des Einstellungstermines des Infanterie-Ersatzes vom Frühjahr auf -den Herbst einzugehen. Ich kann nicht leugnen, daß mich diese Ihre -Entscheidung recht bekümmert, da ich aus den entwickelten Gründen, -militärischen sowohl wie administrativen, hoffen durfte, daß wenigstens -ausnahmsweise, behufs der nächsten großen Revue des dritten Armeecorps -das Verfahren genehmigt werden würde, um so mehr... als ich aus dem -Kriegsministerium erfuhr, daß in demselben sowohl die Stimmen dafür -sind als auch von den höchsten Zivilbehörden schon mehreremals dringend -diese Angelegenheit in Anregung gebracht worden ist. Es kann also wohl -nur die Privatansicht des Generals Schöler im kriegsministeriellen -Bericht an Sie sich gegen die Maßregel ausgesprochen haben; der General -v. Witzleben hätte es gewiß nicht getan. Die Ansicht, daß es eine -Abweichung von dem Bestehenden sei, welche erst triftig untersucht -werden müßte, darf ich vielleicht insofern bekämpfen, als im Bereich -des dritten und vierten Armeecorps alle Militär- und Civilbeamten -für die Verlegung sind, so daß also einer ausnahmsweisen oder -versuchsweisen Ausführung gar nichts im Wege stehen würde und dieselbe -vom gemeinen Mann selbst als eine große Erleichterung angesehen wird. -Ich würde auf eine allgemeine Veränderung auf meinen Bericht allein -niemals gerechnet haben, da die Zeit zu kurz war, vom Juli bis zum -September die Sache in allen Provinzen untersuchen zu lassen. Aber da -so viele gewichtige Stimmen sich dafür ausgesprochen haben, so rechnete -ich wirklich mit Bestimmtheit auf die versuchsweise Einführung bei -meinem Corps, welche Bitte ich nochmals auszusprechen mich unterfange. - -Wollten Sie vielleicht noch ein anderes Urteil hören, so würde ich -vorschlagen, den General v. Röder zu einem Bericht aufzufordern. -General v. Natzmer[93] spricht mir fast täglich hier von dieser -Angelegenheit und von seinem sehnlichen Wunsch, sie in Anwendung kommen -zu sehen... - - - Babelsberg, den 17. Oktober 1837. - -Wenn mit dem morgigen Tage mein Sohn sein 6. Jahr zurücklegt und dies -öfters der Termin gewesen ist, an welchem die Prinzen Ihres Hauses -aus den Händen der Bonnen in die der Gouverneure überzugehen pflegen, -bisher dieses Überganges meines Sohnes jedoch noch nicht Erwähnung -geschehen ist, so halte ich es für meine Pflicht, mich darüber heute -noch gegen Sie auszusprechen. Die Madame Godet, dessen Sorge der Kleine -bisher anvertraut war, ist in jeder Beziehung so ausgezeichnet und von -so eminent-günstigem Einfluß auf die Entwicklung desselben gewesen, -daß wir nicht dankbar genug sein können, daß sie uns vom Schicksal -zugeführt worden ist. Dies ist aber auch der Grund, warum wir es sehr -wünschen, daß der Kleine noch eine Zeit lang ihrer Pflege und Erziehung -anvertraut bleibe, so daß nur erst im Laufe des Sommers wir den -Übergang zu einem Gouverneur wünschen können. Was nun die Wahl selbst -eines Gouverneurs betrifft, so ist sie unendlich schwer, wenn ich -bedenke, welcher Zukunft mein Sohn vielleicht entgegen geht. Ich fühle -die ganze Verantwortung nur zu schwer auf mir lasten, welche diese Wahl -mit sich führt und ich muß gestehen, daß dieselbe eigentlich noch -nicht fest bei mir ist. Mein Plan ist, einen älteren Offizier zu wählen -als eigentlichen Gouverneur, unter ihm aber einen jüngeren Offizier -angestellt zu sehen, der zugleich von jenem älteren die Richtung -erhält, den Kleinen aber hauptsächlich dann leiten soll, wenn jener -ältere Offizier durch Familienverhältnisse oder sonstige Abhaltungen -behindert ist, um ihn zu sein. Vorläufig habe ich zum Gouverneur den -Oberstleutnant von Unruh, meinen Adjutanten, ausersehen, ihm jedoch -noch niemals davon sprechen wollen, bevor ich Ihre Ansicht kenne. -Für den jüngeren Offizier ist meine Wahl noch nicht so festgestellt -und werde ich mir vorbehalten, hierüber, wenn Sie den ganzen Plan -genehmigen, später Vortrag zu machen. - - Ihr gehorsamer Sohn - - Wilhelm. - - - Berlin, den 31. Mai 1838. - -Ihren Wunsch, bei meinem Sohne außer dem Obersten v. Unruh als -Gouverneur keinen zweiten jüngeren Offizier, sondern einen -Zivil-Gouverneur anzustellen, habe ich natürlich nur als einen Befehl -ansehen können und habe ich sofort Erkundigungen über dergleichen -junge Männer angestellt. Es hat sich als ein ganz vorzügliches Subjekt -der Sohn der jetzigen Bonne des Kleinen, Herr Godet[94] in Neuchatel -herausstellt, den wir bereits seit längerer Zeit kennen, als er seine -Studien hier machte. Da er sich der Theologie widmet, so adressierten -sich unsere Erkundigungen an den Hofprediger Stracht und den Professor -Neander[95], welche Beide dem jungen Godet das ungeteilteste Lob, -namentlich Letzterer, erteilte. - -Ich habe daher dem jungen Manne das Anerbieten, die Stellung bei meinem -Sohne anzunehmen, gemacht und sehe seiner Antwort entgegen. - -Der beste Termin zum Wechsel des Erziehungspersonales dürfte nun -wohl erst der Herbst sein, indem mit den neuen Hoffnungen in meiner -Familie dann gleich Alles auf ein Mal verändert werden könnte, um -so mehr, da wir hoffen, Madame Godet bei dem zu erwartenden Kinde, -wenn der Himmel Alles gnädig wendet, ihre Stelle anzuweisen. Auch ist -durch die Feuersbrunst auf dem Babelsberge kein Gelaß mehr vorhanden, -wo Gouverneur und Instructeur untergebracht werden könnten für -diesen Sommer. Dagegen soll Oberst Unruh, wenn er mit mir vom Rhein -zurückgekehrt sein wird, so viel als möglich sich in der Gesellschaft -des Kleinen befinden. - - Ihr gehorsamer Sohn - - Wilhelm. - - - Saarlouis, den 21. Juni 1838. - -.... Aachen habe ich seit 8 Jahren noch unglaublich verschönert -gefunden... Es herrscht viel Elegance und Luxus in Toiletten und -Equipagen, sodaß ich ganz frappiert war. Die Zweige der Industrie in -und um Aachen nehmen unglaublich zu, sowie auch auf der Straße von -Trier hierher. Ich habe vielerlei Fabriken besichtigt... in Malmedy -(ein so echt französisches Völkchen, daß man sich inmitten nach -Frankreich versetzt glaubt, der enormen Patrioten ihren Reden nach -zu urteilen) ..., die alle in Flor sind und außerordentlich in ihren -grandiosen Anlagen, Einrichtungen und Resultaten sind. Es ist eine -wahre Freude zu sehen... - - - Berlin, den 6. Oktober 1838. - -Sie haben gnädigst vorläufig die Wahl des Obersten v. Unruh als -Gouverneur meines Sohnes zu genehmigen geruht. Da dies Verhältnis -nunmehr vollständig eintreten muß, so wollte ich nun die desfalsige -Ernennung hiermit antragen. Die große Gewissenhaftigkeit des -Obersten v. Unruh hat ihn aber den Wunsch aussprechen lassen, die -Gouverneurstellung ihm vorläufig nur als ein Commando zu übertragen, -während er noch mein persönlicher Adjutant bleibt, damit, wenn er oder -ich die gewünschte Qualification zu seinem Amt nicht entsprechend -fände, sein Rücktritt zu mir für beide Teile weniger empfindlich wäre. -Da ich diese Ansicht nur teilen kann, so will ich also untertänigst -hiermit darauf antragen, den Oberst v. Unruh nur zur Führung -meines Sohnes mit Beibehalt seines Verhältnisses als mein Adjutant -commandieren zu lassen. - -Zum Untererzieher haben Sie gleichfalls vorläufig den Herrn Friedrich -Godet zu wählen genehmigt; seine Ernennung würde daher nunmehr auch -erfolgen müssen. - -Beide Herren haben bereits seit diesem Sommer meinen Sohn des Öfteren -besucht und sich mit ihm bekannt gemacht, um den Übergang mit einem -Male nicht zu plötzlich für das Kind zu machen. - - Ihr gehorsamer Sohn - - Wilhelm. - - - Berlin, den 30. November 1838. - -Schon nach meiner Rückkehr von der ersten Inspektionsreise am Rhein -im Sommer dieses Jahres hatte ich es für meine Pflicht gehalten, -Ihnen Meldung von dem Eindruck zu machen, welchen mir die Stimmung -der Bewohner in jenen Provinzen gemacht hatte. Was ich Ihnen gleich -anfangs mündlich meldete, wollte ich schriftlich vervollständigen. Die -Zeit in Teplitz ließ nur jedoch kaum so viel Muße, die militärischen -Arbeiten zu vollenden; die zweite Inspektionsreise, die Herbstmanöver -und vor allem die schon zum 4. Oktober damals anberaumte Ankunft der -Oberpräsidenten jener Provinzen ließen jene Arbeiten unvollendet. -Ich sehe mich jedoch jetzt veranlaßt, einen Teil jener Bemerkungen -aufzunehmen und zur Sprache zu bringen, indem ich erfahren habe, -daß dieser Gegenstand bereits Ihre ganze Aufmerksamkeit auf sich -gezogen hat. Es ist dies die Stellung des Minister von Kamptz[96] -als Justizminister für die Rhein-Provinz oder für die französische -Gesetzgebung. - -Meine pflichtmäßige Überzeugung muß ich nach Allem, was ich darüber -fast täglich auf meiner Reise hörte, dahin aussprechen, daß der -Minister v. Kamptz alles und jedes Vertrauen in der Provinz verloren -hat, jeglicher Achtung ermangelt und somit seine fernere Belassung in -der Stellung unhaltbar geworden ist. - -Die Gründe zu dieser Stimmung sind sehr kurz gefaßt folgende: Herr -v. Kamptz hat bei Übernahme des Ministerium teils öffentlich, teils -privatim erklärt, daß er Alles, was in seiner Macht stände, anwenden -würde, um die französische Gesetzgebung abzuschaffen; er wolle sie, was -er auch völlig erfüllt hat, so durchführen, daß sie in ihrer Konsequenz -gestört werde und somit von selbst fallen müsse. Darauf hat er in zwei -Jahren eine Rundreise in der Provinz gemacht und nun mit einem Male -die entgegengesetzte Sprache geführt, sich auf das Lebendigste für -die Erhaltung der französischen Gesetzgebung ausgesprochen und seine -~bonnes offices~ zu diesem Zwecke versichert. Kaum von dieser -Rundreise zurückgekehrt, hat er sich wieder ganz in der früheren Art -ausgesprochen und in Privatbriefen vernehmen lassen und wieder in der -früheren Richtung verfahren. Es bedarf wohl gar keines Kommentars, um -die Mißstimmung aller Klassen der Bevölkerung, aber namentlich des -Beamtenstandes und der gebildeten Mittelklasse zu erklären, wenn man -einen so hochgestellten Staatsmann so veränderlich in seinen Ansichten -erblickt, von dem das Wohl und Wehe der Bevölkerung abhängen soll. -Hierzu gesellt sich nun aber noch eine Schwäche in der Behandlung -der Personal-Verhältnisse, welche noch weniger dem Ministerium -Kamptz Achtung erwerben kann. Er steht mit vielen Justizbeamten in -Correspondenz, die ihm so zu sagen den Hof machen; die Personen -begünstigt er bei Anstellungen und Beförderungen, wobei die ärgsten -Mißgriffe vorgekommen sein sollen. Außerdem hat er das ihm in einzelnen -Fällen von Ihnen delegierte Begnadigungsrecht in einem Maaße mißbraucht -und ausgedehnt, daß es fast sprichwörtlich am Rhein geworden ist, wenn -ein Verbrecher nach der Strenge der Gesetze verurteilt wird, derselbe -gar bald zum Nachteil der Mitmenschen von Herrn v. Kamptz begnadigt -werden würde. - -Wenn derselbe somit also alle Achtung, alles Vertrauen und Ansehen -verloren hat, so ist es nur zu erklärlich, wie sich gegen denselben nur -+eine+ Stimme in dieser Beziehung erhoben hat, ja wie leider sich -in den Reihen der Justizbeamten eine Opposition gegen ihren Minister -erhebt, die an und für sich gewiß sehr sträflich, aber wahrlich nicht -zu verwundern ist. - -Wenn alle diese Ansichten und Mitteilungen einzeln nur mir zu Ohren -gekommen wären, so würde ich noch kein großes Gewicht darauf gelegt -haben; aber ich kann versichern, daß meine Umgebung auf der Reise -mir fast täglich aus jedem Nachtquartier dieselben Mitteilungen zu -machen hatte, sodaß es unter uns fast schon zur täglichen Begrüßung -gehörte, was man Neues über Herrn v. Kamptz vernommen habe. Somit ist -die Stimmung gegen denselben also als eine ganz allgemein mauvaise nur -anzusehen. Sie ist aber um so übler, als die Justiz doch diejenige -Partei ist, welche Jedermann einleuchtend ist und die am allermeisten -besprochen wird. Eine so begründete Mißstimmung aber über diese Branche -bestehen zu lassen, während noch so viele andere Gründe zur Aufregung -in jener Provinz vorhanden sind in diesem Augenblick, scheint einer -großen Aufmerksamkeit wert. Und da die Abhülfe für den gegebenen Fall -rasch gefunden ist, und mit Schonung für die Person eintreten kann, -die Ruhe, das Vertrauen der Provinz aber vor Allem jetzt erhalten -werden muß, so habe ich keinen Anstand nehmen dürfen, mich hier offen -auszusprechen. - -Ich hoffe von Ihnen nicht mißverstanden zu werden bei diesem Schritt; -es ist der erste der Art, den ich tue, wohl wissend, daß mir für -gewöhnlich die Einmischung in solche Verhältnisse nicht zusteht. -Aber meine Stellung im Laufe dieses Jahres zur Rhein-Provinz, die -Dringlichkeit des questionierten Verhältnisses, das mir nur zu klar -geworden ist, ließen mich zum Besten Ihres Dienstes und des Landes -diese Zeilen aufsetzen. - -Was nun noch die französische Gesetzgebung an und für sich anbetrifft, -so gehöre ich zwar zu denen, die sie so früh wie möglich abgeschafft -zu sehen wünschen. Indessen, da man dieselbe nun 25 Jahre in Kraft -gelassen hat, so scheint es mir nicht möglich, sie anders als bei -Erscheinen der umgearbeiteten allgemeinen Gesetzgebung aufheben zu -können, ohne die Stimmung am Rhein jetzt zu irritieren. Die Provinz -hierüber zu beruhigen, dürfte sehr wichtig sein; bis zum Erscheinen -jener revidierten Gesetzgebung aber ist gewiß es von Wichtigkeit, -daß die französischen Gesetze in’s Deutsche übersetzt werden und -als rheinisches Recht in Kraft bleiben. Diese Arbeit in Jahresfrist -vollenden zu können, wird allgemein versichert. - -Wenn der Minister v. Kamptz die Revision der Gesetzgebung vorläufig -noch behält, so wird ihm die Entbindung vom Rheinischen Ministerium -weniger empfindlich sein. Dasselbe soll, allen gehörten Ansichten nach, -am besten wieder mit dem Justizministerium zu verbinden sein, wo es -ein Departement bilden würde, an dessen Spitze zu stellen allgemein -der Regierungspräsident Reppenthal zu Köln als der Fähigste zu diesem -Posten bezeichnet wird. Ihre Entschuldigung über den gewagten Schritt -mir untertänigst erbittend, verbleibe ich - - Ihr gehorsamer Sohn - - Wilhelm. - - - Berlin, den 3. December 1838, ½12 Nachts. - -Gott hat unsere Wünsche und Hoffnungen auf das gnädigste in Erfüllung -gehen lassen. Zehn Minuten vor 11 Uhr ist Augusta sehr rasch und -glücklich von einer Tochter[97] entbunden worden. Nicht genug können -wir Gott danken für die so leichte und rasche Entbindung. Welch’ ein -Kontrast mit vor 7 Jahren. Gestern Mittag empfand Augusta einige -Anzeichen, daß es recht bald zur Entbindung kommen würde. Da es heute -ganz so wie gestern blieb, so fuhr sie um 2 Uhr spazieren. Um 5 empfand -sie etwas mehr Schmerzen; die Hebamme erklärte aber, daß bis Morgen -Mittag an nichts zu denken sei. Um ½8 wurden die Schmerzen heftiger -und häufiger und um 9 erklärte die Hebamme, daß die Geburt in ganz -Kurzem bevorstände. Trotz der langen Erwartung waren wir auf diese -Schnelle nicht gefaßt, sodaß Alles über Hals und Kopf arrangiert ward. -Augusta ging ins Bett um ½10 und um 11 Uhr weniger 10 Minuten war -sie entbunden ohne alle künstlichen Mittel, bloß durch die Hebamme im -Beisein von ~Dr.~ Hack. - -Augusta hat im Ganzen eigentlich wenig gelitten, was schon in der -kurzen Dauer der Wehen begründet ist. Dennoch war sie sehr erschöpft -und mehreren Ohnmachten nahe. Nach ¼stündigem Schlaf kam sie ganz zu -sich und fühlt sich wohl. - -Mademoiselle ist sehr blühend und stark zur Welt gekommen und hat -gewaltig geschrien, bis der unersättliche Durst gestillt ward. - -Gott gebe, daß Mutter und Tochter ferner sich Seines Segens zu erfreuen -haben. - - Ihr sehr glücklicher Sohn - - Wilhelm. - - - Berlin, den 18. Juni 1839. - -Soeben war der Fürst Wittgenstein bei mir, um mir Ihre gnädigen -Bestimmungen wegen der Geldangelegenheiten bei meiner bevorstehenden -Badereise anzuzeigen sowie das Geschenk eines Landaulet-Reise-Wagens, -welchen die Ärzte für wünschenswert halten. - -Kaum weiß ich Worte zu finden, um Ihnen meinen tiefgefühlten Dank -für diese Beweise Ihrer unendlichen Gnade, Liebe und Fürsorge -auszusprechen. Es sind Beweise, die mir so tief ins Herz gehen, daß ich -kaum Herr meiner Thränen bin, wenn ich die Bedeutung dieser Gnaden mir -klar mache. - -Möge der Himmel mir die verlorene Gesundheit wiederschenken und es mir -dann vergönnt sein, mit neuer Kraft mich Ihrem Dienst zu weihen und -damit die kindliche Dankbarkeit abzutragen, zu der ich immer, aber -heute mehr wie je, verpflichtet bin. - - Ihr gehorsamer Sohn - - Wilhelm. - - - Berlin, den 15. Juni 1839. - -Bei der unendlich gnädigen Art, mit welcher Sie für meine diesmalige -Badereise gesorgt haben, wird es mir schwer, mit folgendem Vortrage Sie -anzugehen und ich muß es, weil der ~Dr.~ Kuntzmann mir wiederholt -es zur Pflicht gemacht hat. Es ist auch nicht für mich, sondern für -Augusta, daß ich sprechen muß. Sie leidet seit ihrem letzten Wochenbett -wieder so bedeutend an Dérangement des Unterleibes, daß ihr der -Gebrauch Marienbads unerläßlich geworden ist und zwar an der Quelle, -indem der Gebrauch dieses Brunnens hier schon fast gar keine Wirkung -mehr tut. Der Grund, warum ich so spät mit diesem Vortrag komme, liegt -in dem Kampf, den ich mit Augusta und ihrem Arzt gehabt habe, indem -Letzterer auf die Badereise bestand, Erstere jedoch aus Discretion -gegen Sie wegen der zu erbittenden Reisemittel durchaus sich sträubte -auf den Plan einzugehen. Wenn ich nun diese Discretion doppelt in -diesem Jahre teilen müßte, so gebietet es mir doch auf der anderen -Seite die Pflicht für Augustas Gesundheit, Ihre Erlaubnis zu dieser -Badereise nachzusuchen und um die nötigen Reisemittel zu bitten. - -Der Schein einer Vergnügungsreise dürfte doch wohl auf diese Reise -nicht zu werfen sein, weil, als solche betrachtet, wohl nichts -natürlicher gewesen wäre, als daß Augusta mich nach meiner schweren -Krankheit nach Ems begleitet hätte, was für sie und mich eine -Beruhigung gewesen wäre. Aber aus obiger Diskretion haben wir diesem -Wunsch nicht nachgegeben und als Ihre gnädige Bestimmung über die -pecuniären Verhältnisse meiner Reise mir bekannt wurden, war nun schon -des ~Dr.~ Kuntzmann dringende Bitte wegen Marienbad geschehen, -sodaß nun eine nachträgliche Bitte um Augustas Mitreise nach Ems auch -nicht mehr zulässig war. - -Im Falle Ihrer Genehmigung wird Augusta jedenfalls ihre Reise nicht -vor Mitte Juli antreten, um zu Ihrer Disposition bis zu Ihrer Abreise -nach Teplitz zu bleiben und würde ich sie dann auf meiner Rückreise in -Marienbad abholen können. - -Durch Fürst Wittgenstein darf Augusta Ihrer gnädigen Entschließung wohl -entgegen sehen. - - Ihr gehorsamer Sohn - - Wilhelm. - - - - -Die Schweizer Reise. - - - Frankfurt a. M., den 3. August 1839. - -Wieder zur Feder muß ich greifen, und dieses Jahr aus großer -Entfernung, um Ihnen am heutigen teueren Tage[98] meine ebenso -untertänigen wie herzlichsten und kindlichsten Wünsche für Ihr Heil und -Wohl darzubringen. Möge Gottes Segen ferner wie bisher auf Ihnen ruhen -und die Genugtuung für Ihren erhabenen und schweren Beruf auch ferner -wie bisher Ihnen werden, im Hinblick auf die Segnungen, welche Sie -verbreiten. Möge es mir gelingen, mir Ihre Gnade zu erhalten und Ihre -väterliche Liebe, die sich in der neuesten Zeit so unendlich gnädig -gegen mich aussprach und mich zu tief gerührtem Dank verpflichtet, zu -verdienen. Meine Leistungen dereinst sollen Zeugnis von diesem meinem -Danke und von meinem Willen geben. - -Am 28. Nachmittags habe ich Ems[99] verlassen mit den Gefühlen der -Dankbarkeit gegen die Vorsehung, die mir dort die Grundlage zur -völligen Wiederherstellung gewährt zu haben scheint... - -Bei meiner Ankunft hier empfing ich den Brief von Oberst v. Lindheim -vom 23. Juli, den er mir in Ihrem Auftrage schrieb und also 8 Tage -brauchte, um mich zu erreichen. Von Ihrer gnädigen Fürsorge für -meine Gesundheit und der dieserhalb aufgestellten Bedenken gegen -einen Aufenthalt in Baden-Baden bin ich tief durchdrungen... Die -lebendigere Lebensweise in Baden-Baden mitzumachen oder nicht, hängt -von meinem Befinden ab und dürfte ich wohl kein großes Behagen -an der französischen Welt haben, welche dort +leider+ die -Hauptgesellschaft bilden soll und der ich mich wohl nicht anschließen -werde und mit dem Vorschützen meiner Gesundheit genug Veranlassung -habe, mich zurückzuhalten, ohne anzustoßen... - -Das Resumé dürfte also sein, daß die gehegten Bedenken gegen einen -Aufenthalt in Baden-Baden verschwinden dürften, teils weil meine -Gesundheit so fortgeschritten ist, daß ich Manches schon zu ertragen -vermag, woran freilich bei meiner Abreise von Berlin nicht zu glauben -war, teils aber die Lebensweise ganz in meiner Hand liegt. Wenn ich -demnach also den 6. in Baden-Baden einzutreffen gedenke, so kann ich -es nicht unterlassen, Ihnen nochmals für Ihre gnädigen Bedenken für -meine Gesundheit meinen tiefgefühltesten Dank abzustatten. Diese Ihre -väterliche Fürsorge geht noch deutlicher aus dem Opfer hervor, welches -Sie mir im Briefe des Obersten Lindheim zu bringen befehlen. Das -Aufgeben der Beiwohnung der Herbstmanöver ist ein schwerer, schwerer -Entschluß. Alles hatte ich getan, um dieses Opfer nicht nötig zu haben -zu bringen. Freilich muß ich es selbst eingestehen, daß Vorfälle -eintreten könnten, die mir nachteilig werden dürften bei den Manövern -und daß es vorsichtiger ist, wenn ich Ihrer gnädigen Anweisung Gehör -gebe... Somit werde ich also verzichten müssen auf das, worauf ich -mich so sehr gefreut hatte und namentlich auf ein Lager bei Potsdam, -was ich selbst in diesem Jahre vorschlagen wollte. Dazu kommt noch, -daß ich alle Läger bei Potsdam bisher versäumte; 1828 war ich in Wien, -1830 nach der Juli-Empörung befahlen Sie mir, die Revue über die vierte -Armee-Abteilung abzunehmen. Auch die 6. Division wieder zu sehen, würde -mir so große Freude gemacht haben. Doch der Vernunft werde ich wohl -Gehör geben müssen. Wenn ich also dies große Opfer bringe, so darf -ich dagegen mir eine Gnade ausbitten, die darin besteht, daß Sie mir -gestatten, Augusta nach ihrer beendigten Kur nach Karlsruhe kommen zu -lassen, um die fünf Wochen, welche ich nach Schluß meiner Kur bis zur -Rückkehr nach Berlin (22. August bis Ende September) übrig habe, mit -ihr zuzubringen und eine kleine Reise nach der Schweiz, vielleicht bis -an die italienischen Seen, zu unternehmen. Diese Zerstreuung würde, -mit der Freude, Augusta die herrlichen Gegenden sehen zu lassen, -mich einigermaßen über das, was ich in der Heimat aufgeben muß, -hinwegführen, ohne in eine Art Hypochondrie zu verfallen, was sonst -möglich wäre, wenn ich tagtäglich, wenn auch entfernt, aber doch -unbeschäftigt, nach Potsdam denken müßte... - - - Baden-Baden, den 20. August 1839. - -.... Gestern Abend 7 Uhr ist Augusta glücklich hier angekommen. Sie -können sich leicht unsere Freude denken. Denn unser Abschied war sehr, -sehr schwer; ich ging selbst sehr besorgt um meine Gesundheit ab und -Augusta war es wohl noch mehr als ich. Nun fand sie mich so ganz -hergestellt und gesund aussehend, wie sie es selbst versichert es nicht -erwartet zu haben. Dieser ihr Ausspruch wird hoffentlich auch Ihnen -beweisen, daß meine früheren Darstellungen über meinen Zustand nur -die Wahrheit enthielten und ich gewiß somit am besten alle Gerüchte -widerlege, die man über Unvorsichtigkeit usw. meinerseits verbreitet -hatte... - - - Baden-Baden, den 23. August 1839. - -Nach Augustens Ankunft am 21. haben wir täglich Excursionen in der -schönen Umgegend gemacht und wurden stets vom Wetter begünstigt. -Gestern hatten wir einen Regentag und auch gestern noch kühles Wetter. -Morgen werden wir der Großherzogin Sophie unsern Besuch in Karlsruhe -machen; es ist gerade der Geburtstag des abwesenden Großherzogs. Am 30. -gehen wir nach Freiburg, - - den 1. nach Zürich, - den 2. nach Luzern, - den 3. auf den Righi, - den 4. nach Wasen im Reußtal, } d. h. bei schönem Wetter, - den 5. über die Furka nach der Grimsel, } sonst zurück nach - den 6. nach Meyringen, } Luzern und so nach - den 7. nach Grindelwald, } Thun usw. bis zum 8. - den 8. nach Lauterbrunn und Interlaken, } - den 9. nach Bern, - den 10. nach Neuchatel, - den 11. daselbst, - den 12. nach Lausanne, - den 13. nach Chamouny, - den 14. nach Martigny, - den 15. nach Brieg, - den 16. über den Simplon, - den 17. auf den Lago maggiore und nach Mailand, - den 18. nach Como, - den 19. am Comer See, - den 20. über den Splügen, - den 21. den halben Weg nach Insbruck, - den 22. nach Insbruck, - den 23. nach St. Johann, - den 24. nach Salzburg, - den 25. nach Vels, - den 26. nach Budweis, - den 27. nach Prag, - den 28. nach Dresden, - den 29. nach Berlin. - -Sollten die Witterungs- oder die Gesundheitsverhältnisse eine Änderung -herbeiführen, so würden wir namentlich die kleineren Excursionen in -den kleinen Cantons unterlassen und dann um so viel früher den Simplon -überschreiten. Da ich Mailand zu besuchen nicht in meinem Briefe aus -Frankfurt a. M. vom 3. August erwähnte, so werde ich, da Sie auf diesen -Brief Augustas Weiterreise gestatteten, die zwei Reisetage nach Mailand -mehr nicht zur Liquidation bringen, um Ihre Gnade nicht zu mißbrauchen. - -Nach diesem Plan hoffen wir also zu Augustas Geburtstag zurück zu sein; -aber freilich mit Gewißheit läßt es sich nicht vorhersagen, ob nicht -ein paar Tage manquieren könnten. - -Es wird mir heute aus Berlin geschrieben, daß Sie noch nicht bestimmt -hätten, wer die Manöver bei Potsdam commandieren wird, was mich -ordentlich tourmentiert. Auch soll ja im Lehrbataillon und der -Spandauer Garnison eine ungewöhnliche Krankenzahl einreißen; wenn nur -nicht wieder die Cholera kommt, die schon in Schlesien sich zeigen -soll. Dies Alles geht mir so im Kopfe herum, daß mir meine Abwesenheit -immer schwerer wird, da gerade unter solchen Verhältnissen so Vieles -anzuordnen sein würde, was Fürsorge erheischt. - -Ich fühle jetzt fast zum ersten Male in meinem Leben, wie ohne -Gesundheit Alles zerstört ist und man zu nichts taugt. Gott sei Dank, -daß ich sagen kann, daß ich völlig hergestellt bin, was ich seit -kurzem auch daran bemerke, daß ich unwillkürlich einen raschen Schritt -wieder angenommen habe, den ich lange vermißt. Nächst Gottes gnädigem -Beistande verdanke ich Ihrer Gnade zu meiner Wiederherstellung so viel, -da Sie mir so Alles bewilligten, was zu meiner Beruhigung gereichte. -Aber meinen Arzt, den ~Dr.~ Großheim, muß ich speciell Ihrer Gnade -empfehlen, dem ich unendlich viel verdanke und der stets Ansprüche auf -meine vollkommenste Anerkennung haben wird. - - Ihr gehorsamer Sohn - - Wilhelm. - - - Karlsruhe, den 30. August 1839. - -.... Gleich nach meiner Ankunft hier besichtigte ich mit dem General -Lassolaye die von ihm vervollkommneten Geschütz-Lafetten, deren -Konstruktion Ihnen eingeschickt worden ist. Die Sache erscheint -ungemein praktisch für die Leichtigkeit und Gelenkigkeit, ohne -Verminderung der Haltbarkeit. Ich bin aber nicht Techniker genug, -um etwaige Übelstände zu ergründen; doch erscheint die Erfindung, -die sich in den schlechtesten Gebirgswegen bewährt hat, jedenfalls -beachtenswert... - - - Bern, den 12. September 1839. - -Gestern bei meiner Ankunft hierselbst erhielt ich ein Schreiben des -Fürsten Wittgenstein vom 29. v. M., in dem er mir in Ihrem Auftrage -schreibt, daß Sie mir meine weitere Reise oder Rückkunft lediglich -anheimstellen, indem Sie mich zwar vom Kommando der Manöver entbunden -hätten, aber dies meine Rückkunft nicht ausgeschlossen habe. Welch’ -einen Eindruck diese Ihre Ansicht auf mich gemacht hat, vermag ich -nicht zu beschreiben. Keine Ahnung hatte ich von derselben. Ich bin -drei Wochen ohne Antwort geblieben auf meine Anfrage, ob ich, da ich -das schwere, schwere Opfer brächte, nicht zum Manöver zurückzukehren, -mit Augusta diese Zeit in der Schweiz verreisen dürfte. Erst am 19. -August erfuhr ich durch Luisens Brief an Augusta, daß Sie deren Reise -zu mir und ihre fernere Reise mit mir genehmigt hätten. In Karlsruhe -erhielt ich Ihren gnädigen Brief vom 20. August, worin Sie sogar eine -Andeutung wegen einer Traubencur in Meran, also zum Oktober, machen; -wie konnte ich nach diesem Allen annehmen, daß Sie meine Rückkehr zur -Manöverzeit erwarten? Auch darf ich es frei gestehen, daß ich nicht -es mir klar zu machen weiß, in welcher Art sich meine Anwesenheit in -Berlin und Potsdam nach Ihren Intentionen gestalten sollte, ob, wenn -ich hergestellt, als Zuschauer bei einem Truppenkommando erscheinen -sollte oder hätte kommandieren sollen, so lange es schön Wetter und -nicht fatiguant war, oder ob ich als Reconvalescent hätte, wie im -Frühjahr, zu Hause bleiben sollen? - -Wäre mir Fürst Wittgensteins Brief 48 Stunden früher zugekommen, so -wäre ich Tag und Nacht nach Berlin geeilt und hätte am 15. September -mir Ihre Befehle selbst in dieser Beziehung erbeten; das ist nun -unmöglich. Ja, wenn mir Ihre Intention nur in Baden bekannt geworden -wäre, so hätte ich den ersten Plan meines Arztes, nach der Molkencur -eine kleine Schweizertour bis zum Beginn der Manöver, selbst mit -Augusta ausführen können. So aber ist Fürst Wittgensteins Brief an -dem Tage, den 29. v. M., geschrieben, an welchem wir unsere Reise -begannen und mir hier zugekommen, nachdem wir 14 Tage verreiset sind -und zwar heute, wo das Lager bezogen wird. Den Brief des Oberst v. -Lindheim vom 23. Juli aus Teplitz konnte ich aber auf keinerlei Art -so auslegen, daß ich nach Berlin kommen sollte, ohne mein Kommando zu -übernehmen. Und wenn ich dies hätte übersehen zu verstehen, so hätte -ich wohl erwarten dürfen, daß mir mein Mißverstehen sogleich angedeutet -worden wäre, als ich am 3. August Augustas Reise zu mir und mit mir -während der Manöverzeit bei Ihnen beantragte. Dies Alles aber geschah -nicht, sondern Ihre Genehmigung zur Schweizer Reise erfolgte ohne alle -Restriction. Somit ich also in jeder Beziehung recht unglücklich bin. -Denn ich sehe nun, daß ich gegen Ihren Willen abwesend vom Manöver -bin und gegen Ihren Willen reise. Mir wollen Sie gnädigst dieses -unglückliche Mißverständnis nicht aufbürden, und schicke ich dieserhalb -dem Fürsten Wittgenstein heute die nötigen Briefe und Korrespondenzen -zu. Unsere Reise ist über alle Begriffe vom Wetter begünstigt; die -himmlischsten Sommertage begleiten uns fortwährend, so daß wir Alles im -vollsten Maaße genießen und ich war bis heute vollkommen wohl. - - Ihr gehorsamer Sohn - - Wilhelm. - - - - -Personenregister - - - Albrecht, Prinz von Preußen S. 64, 68. - - Alexander I., russischer Kaiser S. 82. - - Alexandrine, Prinzessin von Preußen, jüngere Schwester des Prinzen - Wilhelm, Großherzogin von Mecklenburg S. 118. - - Altenstein, K. v., preußischer Unterrichtsminister S. 97. - - Auber, französischer Komponist, S. XIX. - - Augusta, Prinzessin von Weimar S. 27f. - - - Bazaine, P.-D., französischer General in russischen Diensten S. 5. - - Bernhard, Prinz von Weimar, niederländischer General S. 96. - - Bernstorff, Chr. G. Graf v., preußischer Minister S. 10, 24/5. - - - Cecile, Prinzessin von Schweden S. 28f. - - Charlotte, Prinzessin von Preußen, Schwester des Prinzen Wilhelm, - Kaiserin von Rußland S. 3. - - Constantin, älterer Bruder des russischen Kaisers Nikolaus I. S. 8, - 51. - - Curtius, Ernst, Erzieher des Prinzen Friedrich Wilhelm S. 130. - - - Elise, Prinzessin v. Radziwill S. 26. - - - Ferdinand, österreichischer Erzherzog, dann Kaiser S. 21. - - Friedrich, Prinz der Niederlande, Vetter des Prinzen Wilhelm S. 78f. - - - Gesenius, Theologieprofessor in Halle S. 72. - - Gerlach, L. v., Adjutant des Prinzen Wilhelm S. 73. - - Gerlach, O. v., Geistlicher in Berlin S. 72. - - Godet, Fr., Erzieher des Prinzen Friedrich Wilhelm von Preußen S. - 130f. - - Goethe, W. v. S. 45. - - Grollmann, Generalleutnant S. 113. - - Gustav IV. Adolf von Schweden S. 21. - - - Hengstenberg, E. W., Theologieprofessor in Berlin S. 72. - - Hufeland, Chr. W., Arzt S. 27, 29, 43. - - Humboldt, Wilh. v. S. 45. - - - Kamptz, K. Chr. A. H. v., preußischer Justizminister S. 132f. - - Karl II., Herzog von Braunschweig S. 96. - - Karl X., König von Frankreich S. 74f., 111. - - Karl, Prinz von Preußen S. 47/8, 50, 64, 66, 68. - - Karl, Herzog von Mecklenburg, Stiefbruder der Königin Luise S. 99. - - - Lafayette S. 74, 77. - - Langhans, K. F., Architekt S. 117. - - Lieven, Chr., russischer Botschafter in London S. 8, 24. - - Lottum, K. Fr. H. v., preußischer Staatsmann S. 66, 101. - - Louis Philippe, Herzog von Orleans, später der „Bürgerkönig“ S. 74f. - - Luise, Königin von Preußen S. 50, 58. - - Luise, Prinzessin von Preußen, später Großherzogin von Baden S. 135. - - Luise, Großherzogin von Weimar S. 47. - - - Maria Feodorowna, Kaiserin-Mutter von Rußland S. 3, 27, 37, 49, 50, - 51, 54. - - Maria Feodorowna, Großherzogin von Weimar S. 37, 46f. - - Maria, Prinzessin von Weimar S. 47, 48, 50. - - Marmont, französischer Marschall S. 74-76. - - Metternich, Fürst, Leiter der österreichischen Politik S. 56, 118. - - Don Miguel, König von Portugal S. 36, 87. - - Miltiz, v., preußischer Gesandter in Konstantinopel S. 10. - - Motz, Fr. Chr. Ad. v., preußischer Finanzminister S. 16. - - - Natzmer, O. v., preußischer General S. 129. - - Neander, Aug., Theologieprofessor in Berlin S. 130. - - Nicolaus I., Kaiser von Rußland S. 3f. - - - Ottenfels, v., österreichischer Gesandter in Konstantinopel S. 3, - 18, 21. - - - Paskewitsch, russischer General S. 2, 17-18. - - Polignac, J. de, französischer Minister S. 74, 76. - - - Schinkel, K. Fr., Architekt S. 64, 66/7, 115, 117. - - Schöler, F. v., preußischer Diplomat in Petersburg S. 3f. - - Schuckmann, K. Fr. v., preußischer Minister S. 66, 68. - - Schweizer, Chr. W., weimarischer Staatsmann S. 62. - - Stägemann, Fr. Aug., preußischer Staatsmann S. 76. - - - Tatischtschew, russischer Botschafter in Wien S. 5f., 41. - - - Wegscheider, Professor in Halle S. 72. - - Wellington, Herzog v., britischer Feldherr und Staatsmann S. 9, 15, - 83, 85. - - Wilhelm, Prinz Radziwill S. 107/8. - - Wilhelm, Prinz zu Solms S. 105/6. - - Wilhelm I., König der Niederlande S. 77. - - Wilhelmine, Prinzessin von Preußen, Königin der Niederlande S. 65, - 75. - - Wittgenstein, Fürst, preußischer Hausminister S. 136, 143/44. - - Witzleben, J. v., Generaladjutant Friedrich Wilhelms III. S. 8. - - - - -Faksimile des Briefes auf den Seiten 50-52 - - -[Illustration] - -[Illustration] - -[Illustration] - -[Illustration] - - - - -Fußnoten: - -[1] Ein einziges Mal fällt in diesen Briefen ein Wort über ein Ereignis -des Theaters... aus dem Neuen Palais schreibt der Prinz am 19. Juli -1835 an seinen Vater: Vor einigen Tagen haben wir die erste Aufführung -des ~Cheval de bronze~ gesehen. Das Ganze ist sehr schön ausstaffiert; -das Sujet etwas matt mitunter und die Musik bei weitem nicht so in die -Ohren fallend, wie Aubers frühere Opern, obgleich mehrere sehr hübsche -Stellen vorkommen; der erste Akt läßt einen vorzüglich sehr ruhig. - -[2] Festschrift der Kaiser Wilhelm-Gesellschaft, 1921, S. 261. - -[3] Vgl. S. 34. - -[4] Friedrich v. Schöler (1772/1840), der von 1807 bis 1834 als -ausgezeichneter und in schwierigen Situationen bewährter Diplomat -bei der preußischen Gesandtschaft in Petersburg tätig war, ehe er in -gleicher Eigenschaft an den Frankfurter Bundestag übersiedelte, hat in -seinen regelmäßigen Berichten an Friedrich Wilhelm III., die für einen -Teil dieser Veröffentlichung trotz ihrer Verwertung in Th. Schiemanns -Geschichte Rußlands noch manch’ wertvollen Beitrag liefern, sofort -von der Anwesenheit des Prinzen Wilhelm in der russischen Hauptstadt -Notiz genommen: „Seine Kgl. Hoheit ist im Winterpalais abgestiegen, in -einem neuen Appartement, den Zimmern Ihrer Majestät der regierenden -Kaiserin so nahe als möglich; die Wohnung Sr. Majestät des Kaisers -liegt ebenfalls in diesem Teil des Schlosses; Seine Kgl. Hoheit waren -daher so zu sagen im Augenblick des Eintretens von den Armen der ganzen -kaiserlichen Familie auf das liebevollste und herzlichste umfangen.“ -(Schöler an den König, 21. 12./2. 1. 1827/8) -- Prinz Wilhelm selbst -berichtet über Schwester und Schwager: „Nicolas ist unbegreiflich stark -geworden, so, daß er von hinten dem seligen Kaiser erinnert; dabei ist -er auch im Gesicht viel wohler und stärker als vorig(es) Jahr, sodaß -dieses Kaiser-Paar seines Gleichen suchen kann.“ - -[5] „Am 8. December verließen die Botschafter von England, Sir -Stratfort Canning, und Frankreich, General Graf Guilleminot, und am 16. -December auch der russische Gesandte, v. Ribeaupierre, Konstantinopel, -um sich über Smyrna nach dem Occident zu begeben. Fast gleichzeitig -traf von Wien die Nachricht ein, daß Metternich, offenbar im Gefühl -der Unmöglichkeit, unter den obwaltenden Umständen der Stimme der -Billigkeit und Mäßigung Gehör zu verschaffen, die ihm übertragene -Vermittlung ablehne. Der österreichische Internuntius Baron v. -Ottenfels -- von den Vertretern der Großmächte der einzige, der bis -dahin in einiger Verbindung mit den türkischen Ministern geblieben war --- verlor damit ebenfalls alles Vertrauen, und die Pforte stand ohne -jeglichen diplomatischen Rat da.“ (G. Rosen, Geschichte der Türkei, -1826 bis 1856, Erster Teil, 1866, S. 55.) Dazu die Bemerkung des -Prinzen Wilhelm, St. Petersburg, 23. Dec./4. Jan. 1827/8: .... Vor drei -Tagen erhielt der Kaiser die Nachricht, daß Ribeaupierre nicht nach -Odessa, sondern widriger Winde halber nach Triest hat gehen müssen, -ein Zufall, der dem Kaiser sehr lieb ist, indem er sagte: der Himmel -habe die Instruktion ihm zukommen lassen, die er vergessen habe, ihm -nach Konstantinopel zu senden. Ribeaupierre erhält Befehl, in Triest -zu bleiben und sich womöglich mit seinen zwei Kollegen fortwährend in -Kommunikation zu erhalten. - -[6] Auf einen nicht erhaltenen Brief vom 4./16. Januar 1828 bezieht -sich folgender Satz aus einem Schreiben Friedrich Wilhelms III. an -seinen Sohn aus Berlin, den 18./30. des genannten Monats:.... Der -Bericht hatte für mich das bedeutendste Interesse, da ich aus ihm -besser als auf irgend eine Weise die Art ersah, wie man oder besser -gesagt, wie der Kaiser seine Lage und die Lage der Dinge im Orient -überhaupt in Beziehung auf die griechische Angelegenheit beurteilt. -Du hast in diesem Berichte auf’s Neue zu beweisen, mit welcher -Aufmerksamkeit und Auffassungsgabe Du einem so wichtigen Gegenstand -zu folgen weißt und freut es mich, Dir darüber meine Zufriedenheit -ausdrücken zu können.... - -[7] „Der erste Grund an der Verzögerung, welche die Ausführung des -Friedensbeschlusses erleidet, bleibt immer die Liebe des Schahs zu -seinen Schätzen. Er soll sich nicht entschließen können mehr als 100000 -Kruß, die ungefähr zweimal so viel Silberrubel wert sein mögen, in -einem Tage auszugeben. Da nun Sr. Majestät genötigt ist, sich von dem -Werte von 5 Millionen Kruß oder 40 Millionen Rubel Banco-Assignationen -zu trennen, so würde die Auszahlung jedenfalls etwas lange dauern, wenn -General Paskewitsch nicht die Mittel hätte, einige Beschleunigung in -dieselbe zu bringen. Indeß soll die Fortschaffung dieses baren Geldes -von Teheran bis Tawris nicht unbedeutende Schwierigkeiten haben, unter -welchen die Neigung des früheren Besitzers desselben, bei dieser -Gelegenheit wieder zu dem ihrigen zu gelangen, vielleicht nicht die -kleinste sein dürfte.“ (Schöler, 25. Jan./6. Febr. 1823.) - -[8] Der russische Gesandte in Paris. - -[9] Das ausgesprochen reaktionäre Ministerium Villèle war Anfang Januar -1823 durch den gemäßigten Royalisten Martignac ersetzt worden, der eine -freiheitlichere innere Entwicklung anstrebte. - -[10] „Prinz Wilhelm hat aus Petersburg an den Major v. Wilisen -geschrieben, der Kaiser Nikolaus werde in keinem Falle von seinem -bisherigen Gange hinsichtlich der Türken nachlassen; der Krieg sei -unvermeidlich, wenn die Türken nicht nachgeben. Er ist sehr gegen -Österreich, dessen Schuld es sei, daß man nicht längst aufs Reine -gekommen sei und dem allein alles bevorstehende Blutvergießen zur -Last falle. Mit dem jetzigen französischen Ministerium ist man in -Petersburg sehr zufrieden, nennt es das ~ministère des braves gens~ und -lacht über den Grafen Pozzo di Borgo, der da meint, es könne und dürfe -keinen Bestand haben.“ (Varnhagen v. Ense in seinen „Blättern aus der -Preußischen Geschichte“, am 5. Januar 1828.) - -[11] Der „Kaiserliche IngenieurGeneral“ Pierre-Dominique Bazaine -(1783/1838) war durch Napoleons Vermittlung seinerzeit in russische -Dienste getreten und galt als ein ausgezeichneter Fachmann. - -[12] Russischer Botschafter in Wien. - -[13] Die allgemeine politische Situation war in diesen Tagen völlig -ungeklärt: „Österreich hat gegen die drei Mächte, welche den Londoner -Vertrag unterzeichnet haben, eine ziemlich dreiste Sprache angenommen; -das Verhältnis beider Kaiserhöfe zu einander ist sehr gereizt und -gerade das beunruhigt den König“, notierte Varnhagen von Ense in -seinen Blättern aus der preußischen Geschichte am 5. Januar 1828. Auch -Schölers Berichte wissen davon zu melden: „Die Meinung, daß Rußland -den Krieg mit der Pforte wünsche, oder die Meinung, daß es diesen -Krieg scheue, sind beide gleich große, aber häufig, bald hier, bald -dort genährte Irrtümer, die wesentlich dazu beigetragen haben, die -gegenwärtige Verwicklung der griechischen Pacificationsangelegenheiten -herbeizuführen.“ (Schöler am 24. 12./5. 1. 1827/8); „Österreich -verfolgt ganz unbegreiflicher Weise den höchst bedenklichen Zweck, -die Übereinstimmung der verbündeten Mächte so viel als möglich zu -hindern“ (Schöler am 28. 12./9. 1. 1827/8), und Friedrich Wilhelm -III. schreibt aus Berlin seinem Sohn am 5./17. Februar 1828:.... -besonders haben mir die politischen Neuigkeiten, die Angelegenheiten -Rußlands in Beziehung auf Österreich betreffend, angenehm sein müssen, -da sich ziemlich bestimmt daraus ergiebt, daß letzteres Kabinett -sich in einem wünschenswerteren Sinn als seither ausspricht. Im -übrigen befinden wir uns noch immerfort in einer gewissen Krisis in -Betreff der orientalischen Angelegenheit, da sich England seit dem -Ministeriumwechsel noch immer nicht recht über seine eigentlichen -Absichten darüber erklärt hat.... - -[14] Der ältere Bruder des Kaisers Nicolaus lebte in Warschau, nachdem -er im Dezember 1825 im „Großmutsstreit“ auf die Krone verzichtet hatte. - -[15] „Das alberne Gerücht, daß im Falle eines Türkenkrieges preußische -Truppen das Königreich Polen besetzen und verwahren werden, ist überall -verbreitet und wird gar sehr geglaubt.“ (Varnhagen von Ense, Blätter -aus der Preußischen Geschichte, Eintragung vom 5. Januar 1828.) - -[16] Job v. Witzleben (1783/1837, seit 1834 preußischer Kriegsminister) -war Generaladjutant des Königs, „zwanzig Jahre lang der mächtigste -Untertan im Staate“ und, wie Friedrich Wilhelm III. sagte, „mein Freund -und Mitarbeiter an den großen Plänen zur Beglückung des Volkes“. - -[17] Christoph Lieven (1774/1839), der russische Botschafter in London. - -[18] „Erwägt man, daß der Kaiser vor einiger Zeit noch gegen den -Prinzen Wilhelm des Umstandes gedachte, daß die vielen inneren -Geschäfte die neuen englischen Minister hindern würden, sogleich die -auswärtigen in Erwägung zu ziehen, dagegen aber jetzt, und seit kurzem -erst mit besonderer Bestimmtheit von dem Termine des Einrückens in die -Fürstentümer spricht, so hat man die Erklärung dieser Verschiedenheit -in den Äußerungen des Monarchen“ -- eine widersinnige, zwecklose Phrase -in der Eröffnungsrede des englischen Parlamentes, die man der Eitelkeit -des Herzogs Wellington und dem Einflusse des Fürsten Esterhazy, des -österreichischen Gesandten, zuschreibt, hat die Empfindlichkeit des -Kaisers sehr erregt --; „es bleibt nur zu wünschen, das die Vorliebe -des -- englischen -- Königs für den österreichischen Botschafter -und die eigne Verfeindung mit dem russischen den nunmehrigen -Premierminister von England zu keiner falschen Maßregel verleite.“ -(Schöler, 9./21. Februar 1828.) - -[19] Der Sieger von Waterloo, Wellington, (1769/1852) übernahm Mitte -Januar 1828 die Leitung des englischen Ministeriums. - -[20] „Alles, was von dem Ministerio unter Herzog Wellington zu erwarten -ist, wird demnach wirklich auch nicht weiter gehen, als bisher, nämlich -den Ereignissen sich nach wie vor hingebend wird das Ministerium ebenso -als die beiden letzteren nur den Vorwurf, daß man den Bedingungen des -Tractates nicht nachgekommen sei, möglichst zu vermeiden und dadurch -den Kaiser Nicolaus abzuhalten suchen, seinen eignen Weg zu gehen. -Seinerseits hat dieser Monarch unterdeß einen Schritt getan, der keinen -Zweifel übrig läßt, daß er selbst dem Erfinder des Protokolls vom 4. -April wenigstens kein Übermaß von Neigung zur Erfüllung desselben in -seiner erweiterten Gestalt zutraue, indem er sich bewogen gefühlt hat, -persönlich an den Herzog von Wellington zu schreiben und demselben die -besondere Berücksichtigung zu Gemüte zu führen, die Herzog Wellington --- mehr als jeder Andere -- der Erfüllung des Zweckes jenes Protokolls -zu widmen verpflichtet sei. Die Antwort des Herzogs ist noch nicht -erfolgt, indeß weiß man aus den neusten Berichten des Fürsten Lieven, -daß das kaiserliche Schreiben seine Wirkung nicht verfehlt und die -bestimmteste Zusage von Seiten des neuen Premierminister veranlaßt hat, -die Stipulationen des Vertrages gewissenhaft zu erfüllen und Alles -aufzubieten, die Zwecke desselben vollständig zu erreichen. Hiernach -scheint denn wirklich jenes Schreiben zur glücklichen Stunde angekommen -zu sein, da Fürst Lieven früher gemeldet hatte, daß ihm über die guten -Dispositionen des Herzogs nur indirect Versicherungen gemacht worden -wären.“ (Schöler, 28. Januar/9. Februar 1828.) - -[21] Christian Günther Graf v. Bernstorff (1769/1835) war im April -1818 auf Hardenbergs Veranlassung aus dem dänischen in den preußischen -Staatsdienst übergetreten und leitete damals die auswärtige Politik. -„Wenn Bernstorff in den deutschen Angelegenheiten dem österreichischen -Staatslenker einen allzu gefälligen Vortritt ließ, so lehnte er sich -beim Eintritt der großen Ereignisse von weltgeschichtlicher Bedeutung -bis zur Gefahr an Rußland; denn mit seiner Bezeichnung der Zumutungen -Rußlands an die Pforte im Jahre 1828 als ‚gerechte Anforderungen‘, -wobei er freilich wohl nur an die von der öffentlichen Meinung ersehnte -Befreiung Griechenlands gedacht haben mochte, hätte er leicht einen -Krieg wider Preußen hervorrufen können, in welchem die Westmächte sich -mit Österreich zu seiner Vernichtung zusammen gefunden haben würden“ -(Allg. Deutsche Biogr. Bd. 2, S. 498). - -[22] Der preußische Gesandte in Konstantinopel. - -[23] Dazu die ausführliche Äußerung Friedrich Wilhelms III. an seinen -Sohn, Berlin, den 28. Februar/8. März 1828:.... mit einigem Befremden -ersehe ich durch sie (d. i. Deine Briefe), daß man die politischen -Verhältnisse Preußens aus einem Gesichtspunkte anzusehen fortfährt, -den ich durchaus als unrichtig annehmen muß, ja, daß man Dich selbst -fast dahin gebracht hat, diese Ansichten einigermaßen zu teilen. -Allerdings haben sich seit Deiner Abreise von hier die orientalischen -Angelegenheiten in einer für mich aber keineswegs unerwarteten Weise -gestaltet. Die unsrigen sind jedoch dieselben geblieben und mußten -auch ganz natürlich dieselben bleiben, wenn man nicht durchaus die -Stellung Preußens verkennen will. ~Pour refraichir nos idées~, wie -man zu sagen pflegt, habe ich den Grafen Bernstorff beauftragt, ein -Mémoire für Dich anzufertigen, das ich Dir.... überschicken werde. -Es enthält eine deutliche Übersicht über die jetzige Lage der Dinge, -und die darin abgesprochenen Grundsätze sind vollkommen die meinigen. -Ich überlasse Dir, davon beliebigen, aber vorsichtigen Gebrauch zu -machen. Im allgemeinen ist die Lage Europas sehr bedenklich, zumal wenn -Rußland mit den Ansichten Englands nicht einverstanden sein sollte und -isoliert zu handeln entschlossen wäre, woraus unabsehbare Verwicklungen -entstehen müßten, die höchst traurige Folgen haben müßten. Daß -also unter solchen Umständen an eine tätige militärische Teilnahme -unsererseits nicht gedacht werden kann, liegt klar zu Tage. Truppen zu -haben, ist allerdings eine wesentliche Sache, allein blos um dies zu -erlangen, macht man noch keinen Krieg nicht.... - -[24] Friedr. Christ. Ad. v. Motz (1775/1830) war von 1825 an -preußischer Finanzminister, der für das Zustandekommen des deutschen -Zollvereines von größtem Einfluß war. - -[25] Wie verworren die politische Lage in dieser Zeit war, zeigt ein -Satz aus einem gleichzeitigen, umfangreichen Berichte Schölers an -den König vom 9./21. Februar 1828; die preußischen Gesandten „an den -verbündeten Höfen“ hatten berichtet, „als ob man in Paris die Besetzung -der Fürstentümer von Rußland nicht anders als unter Zustimmung der -beiden anderen Mächte befahre, in London aber zu dieser Besetzung weder -als isolierte russische Maßregel noch im Auftrage der Alliance seine -Zustimmung zu geben gedenke. Rußland seinerseits hingegen erklärt, daß -es fortwährend nur mit seinen Verbündeten in Übereinstimmung handeln -werde.“ - -[26] „In der Tat, es dürfte schwer sein etwas zu erdenken, was mehr im -Stande wäre, die Mäßigung des Kaisers Nicolaus zu Ende zu treiben und -den Entschluß, allein gegen die Pforte loszubrechen, bei ihm zur Reife -zu bringen als diese wiederholten Versuche Österreichs, die Alliierten -von Rußland in einen Mittelweg zu ziehen, zu dem sie ohnehin mehr oder -weniger geneigt sind, auf welchem aber die Herstellung des russischen -Einflusses in Konstantinopel voraussichtlich in dem Maße nicht erreicht -werden kann, in welchem er früher bestanden, Kaiser Nicolaus ihn -durch die Konvention von Ackerman ihn wiederzugewinnen und nie mehr -aufzugeben feierlich erklärt hat. Das berührt gerade die Stelle, die -Österreichs Politik in der griechischen Angelegenheit wund gerieben -und so empfindlich gemacht hat, daß jede Berührung höchst bedenklich -wird; aber es ist zugleich der Punkt, über den die Täuschungen des -Fürsten Metternich so lange angehalten haben, daß deren Übung unmöglich -geworden scheint.“ (Schöler, 16./28. Februar 1828.) - -[27] Türkische Bezeichnung für einen Erlaß des Sultans, der einen -hochpolitischen Inhalt hat. Schöler bezeichnet den hier in Frage -kommenden Hatischeriff (am 22. 2./5. 3. 1828) als „ein Denkmal -muselmännischen Unsinns und tief eingewurzelten Hasses gegen Rußland -und die ganze Christenheit, in welchem der Sultan unverhohlen -ausspricht, daß die in Ackerman eingegangenen Bedingungen sämtlich zu -erfüllen keineswegs seine Absicht sei und er, im Voraus überzeugt, -daß der Säbel entscheiden müsse, nur gezögert habe, um Zeit zur -hinreichenden Rüstung zu gewinnen.“ - -[28] Der König an seinen Sohn, Berlin, den 20. März 1828:.... Sehr -wichtige Nachrichten gabst Du mir durch Deine Briefe. Der Persische -Frieden ist unter ihnen die erfreulichste. Die orientalischen -Angelegenheiten verwirren sich immer mehr, ein klares Bild sich jetzt -von ihnen zu machen, ist unmöglich, die von mir von jeher vermutete -Verschiedenheit der Ansichten und Interessen der größeren Mächte -Europas fangen an, sich sehr deutlich zu zeigen, da England einen ganz -neuen und ganz anderen Weg einzuschlagen auf dem Punkte steht, doch -weiß ich darüber noch nichts ganz offizielles. Spränge es gänzlich ab, -so wäre die Verwirrung unberechenbar.... - -[29] „Der am 3./15. März aus London in Petersburg eingetroffene Kurir -überbrachte die Nachricht“, daß in der dortigen Ministerkonferenz die -Abrede getroffen sei: noch einmal -- also trotz des Hattischerifs --- und zwar mit Zuziehung von Preußen und Österreich, Anträge in -Konstantinopel zu machen. Dem gegenüber präzisierte Rußland seinen -Standpunkt folgendermaßen: es fordert Genugtuung für die Verletzung -seiner Traktate mit der Pforte und erklärt, selbige unverzüglich -annehmen zu wollen, zugleich aber in Hinsicht der griechischen -Angelegenheit den Vertrag vom 6. Juli zu befolgen. „Das gibt also eine -Beratung, den Krieg zu vermeiden und den wirklichen Krieg daneben; -wie lange wird hierbei das freundschaftliche Vernehmen unter den drei -verbündeten Mächten bestehen können?“ (Schöler an den preußischen -Minister des Auswärtigen, Graf Bernstorff, 3./15. März 1828.) - -[30] Das Mémoire, in französischer Sprache -- also wohl auch für den -Zaren bestimmt --, stellte in 28 Punkten die Lage dar. Vgl. dazu Anm. -S. 11. - -[31] Kaiser Nikolaus sagte auf der Parade zu Schöler am 3./20. März: -„daß Preußen sich gegen die andern Mächte nach wie vor für Rußlands -Recht erklärt, von einer tätigen Unterstützung ist nie die Rede -gewesen“. Fast zur selben Zeit faßte der König in einem Brief an seinen -Sohn (16./28. März 1828) die Lage dahin zusammen:.... Alles, was jetzt -in der politischen Welt vorgeht, sind die Folgen des Protokolls und -des trilateralen Vertrages; wollte man durch diese dahin kommen, wo -wir gekommen sind, so ist der Zweck erreicht, denn daß das Resultat -derselben das ergeben würde, was es ergeben hat, daran habe ich keinen -Augenblick gezweifelt, daher ich auch die jetzige Lage der Dinge -als etwas keineswegs unerwartetes betrachte. Wohin sie aber führen -kann, ist nicht leicht vorauszusehen, denn daß der Trilateralvertrag -ohne Krieg ein Unding war, war klar vorauszusehen. ~Et j’en reviens -toujours à nos moutons~, das heißt auf die Grundsätze, die ich über -diese Angelegenheit von Anfang an ausgesprochen habe, niemand aber -wollte darauf hören. Nun ist die Verwirrung der Meinungen da; meine -Schuld ist es nicht, denn ich habe zu Gunsten Rußlands bei Österreich -und England zu wirken versucht, so viel ich vermochte ohne Unterlaß, -allein umsonst. Österreich blieb wenigstens seiner Politik treu, aber -was soll man von England denken? Wellington ist freilich nicht Canning -und was dieser gebraut hat, will jener nicht ausbaden, weil, wie es -klar genug war, Englands Interesse keinen verderblichen Krieg mit der -Pforte haben will.... Schöler präzisierte Preußens Notwendigkeiten -und Möglichkeiten sehr scharf: „Nun scheint aber Preußen mir die -Macht zu sein, die diese Aufgabe, Europa vor einem allgemeinen -Kriege zu bewahren, und damit zugleich die Frage lösen könne, welche -Stellung sie in dem europäischen Staatenvereine einnähme und alle -Verhältnisse scheinen mir dazu anzumahnen, gleichsam zu dem Entschlusse -hinzudrängen, dieser Lösung uns zu unterziehen. Wenn Preußen, mit -allen seinen bisherigen Erklärungen übereinstimmend, ernst und milde -ausspricht, öffentlich ausspricht, daß es Rußlands volle Befugnis, -ja selbst Verpflichtung, die Pforte zu Paaren zu treiben, anerkenne, -und im eintretenden Falle nach dieser Überzeugung verfahren werde, -dann werden England und Österreich sich gewiß nicht zu Schritten -entschließen, zu denen sie ohnehin keine wahrhafte Verletzung eines -wesentlichen Interesse auffordert. Eine solche Erklärung berechtigt -aber vollkommen andererseits auch hinzuzufügen, daß selbige nur auf -das Vertrauen in des Kaisers Mäßigung und festen Entschluß, sich keine -anderweitigen Vorteile anzueignen, begründet sei, folglich auch nur mit -diesem Vertrauen bestehen und gültig bleiben kann.“ (Schöler an Graf -Bernstorff, 1/13. April 1828, dem Sinne nach identisch mit einem zwei -Tage vorher an den König abgeschickten Bericht.) - -[32] „~Supplément extraordinaire au Journal de St. Pétersburg. -Nr. 36~“; es enthält in französischer Sprache die 16 Artikel des -Friedensvertrages zwischen Rußland und Persien. - -[33] Dom Pedro von Portugal hatte Anfang Mai 1826 auf die Krone -verzichtet, übertrug sie auf seine siebenjährige Tochter Maria II. -da Gloria und verlobte diese mit ihrem Oheim Miguel, den er im Juli -des nächsten Jahres zum Regenten ernannte. Kaum war dieser jedoch -im Februar 1828 in Lissabon angelangt, so hob er die Verfassung auf -und ließ diesen Gewaltstreich durch die wieder einberufenen alten -Landstände, die Cortes, gutheißen und sich am 30. Juni zum absoluten -König ausrufen. Die hieraus entstehenden Wirren sind erst 1834 zu Ende -gegangen. - -[34] Am 14. April 1828 erließ Kaiser Nikolaus I. das Manifest, das die -Kriegserklärung Rußlands an die Türkei enthielt. - -[35] Die geplante Begegnung kam nicht zustande; am 21. April/3. Mai -1828 schrieb der Prinz seinem Vater aus Petersburg: Ein vor vier Tagen -wieder eingetroffener Kurir aus Weimar brachte die Nachricht, daß die -Großfürstin Marie dennoch kommt.... durch die so verspätete Reise der -Großfürstin ist also auch mir jede Möglichkeit genommen, sie zu sehen. -Ihre Entscheidung meinetwegen mag nun ausfallen wie sie wolle.... die -Gelegenheit mir zu nehmen, einen Krieg mit zu machen, den man wünschen -darf im Vergleich zu allen anderen möglichen Kriegen, kann ich mir -nicht möglich denken. - -[36] Der König an Prinz Wilhelm, Potsdam, den 9. April 1828:.... Mit -dem von hier abzusendenden Feldjäger geht ein Antwortschreiben von mir -an den Kaiser ab. Es ist die Antwort auf das, was mir durch Alopeus -zugekommen ist, benebst einer Kopie der Instruktionen, die unsere -Gesandten in London, Paris und Wien erhalten, um, nach des Kaisers -Wunsch das Recht (bei den besagten Höfen) geltend zu machen, seine -Angelegenheiten mit der Pforte allein zu betreiben, d. h. dieser den -Krieg zu erklären wegen der Verletzungen des Traktats von Akkerman und -der in dem Hattischerif ausgesprochenen Beleidigungen Rußlands. So -sehr ich nun auch dies Recht anerkennen muß, das als eine immidiäre -Folge des deplorablen Trilateral-Traktats anzusehen ist, so unumwunden -habe ich mich dennoch darüber aussprechen müssen, wie wünschenswert -es gewesen wäre, dies in anderer Weise geltend zu machen, um auch -den letzten Schein von sich zu entfernen, als sähe Rußland sich -wegen dieser Angelegenheit für gänzlich entbunden an, sie mit dem -Trilateral-Traktat in Verbindung zu bringen.... Nach meiner Ansicht -wäre es noch jetzt nicht zu spät, die von mir angeschlagene Sprache -gegen die übrigen Mächte zu führen, denn wenn keine Zeit verloren wird, -so werden die Operationen bis zur Donau auf keine Weise gehemmt, aber -die Meinung für Rußlands gerechte Sache würde in den Augen der Welt -noch unendlich dadurch gewinnen müssen..... - -[37] Am 22. September 1828 hatte der Prinz an seinen Vater aus Wien -geschrieben: Alles (wegen meiner Abreise) würde sich freilich ändern, -wenn ich entscheidende Antworten aus Weimar erhielte und zwar günstige; -der 30. September wird alsdann dort ein wichtiger Tag und ich gerate -aufs Neue zwischen zwei Feuer. Meine Ungeduld über diesen Punkt wächst -mit jedem Tage. - -[38] Von dort schreibt der Prinz am 10. Oktober 1828 an seinen Vater: -Ich unternehme diesen entscheidenden, wohl für mein ganzes Dasein -entscheidenden Weg mit allem Vertrauen zu Gott, daß er mich nach -Seinem Willen leiten, führen und ans Ziel bringen wird. Ist dieser Weg -Sein Wille nicht, so wird Er mir Kraft und Standhaftigkeit geben, um -Prüfungen zu bestehen. - -[39] Prinz Karl v. Preußen, der dritte Sohn Friedrich Wilhelms III. -(1801/83), vermählt seit 1827 mit Maria v. Weimar (1808/77), der -älteren Schwester der Prinzessin Augusta. - -[40] Kleines Städtchen in der Nähe von Großheringen bei Weimar. - -[41] Luise Augusta v. Hessen, die von 1775 bis 1828 mit Karl August von -Weimar vermählt war. - -[42] Fächer. - -[43] Die Kaiserin-Mutter Maria Feodorowna (Sophie Dorothea von -Württemberg), die Enkelin einer Schwester Friedrichs des Großen und -zweite Gattin Pauls I. von Rußland, war am 25. Oktober 1759 geboren und -starb am 5. November 1828 (vgl. S. 54). - -[44] Der König teilte der Kaiserin-Mutter aus Charlottenburg am -26./28. Oktober 1828 die Verlobung seines Sohnes mit; der Brief hat -die Adressatin, die am 5. November 1828 starb, nicht mehr erreicht. -An ihrer Stelle antwortete Kaiser Nikolaus Mitte November desselben -Jahres (Publikationen aus den Preußischen Staatsarchiven, Bd. 75, 1900, -Nr. 410, 455). -- Dem Brautpaar gratulierte Friedrich Wilhelm III. mit -folgenden Zeilen: Charlottenburg, den 27. Oktober 1828. .... Ein unter -so günstigen Umständen geschlossener Bund gewährt sich die heitersten -Aussichten für die Zukunft und wird auch sicher von Gott gesegnet -werden. Daß der Segen einer liebevollen Mutter nicht ausgeblieben wäre, -hätte sie dies frohe Ereignis erleben können, dafür glaube ich Bürge -sein zu dürfen. Daß der meinige dabei nicht ausbleiben kann, versteht -sich von selbst und recht übermäßig habe ich zu Gott gebetet, daß er -Alles zum Besten lenken wolle. - -Deiner Auserwählten bitte ich in meinem Namen zu sagen, daß sie sowohl -von mir als unserer ganzen Familie mit eben der Herzlichkeit und -Zuvorkommenheit aufgenommen werden würde, wie ihre Schwester Marie -und daß wir uns glücklich schätzen, sie von nun an als die unsrige -betrachten zu dürfen.... - -[45] Die Belagerung des türkischen Warna am Schwarzen Meer, bei -der seit Anfang September Kaiser Nikolaus zugegen war, bildete ein -Hauptereignis des russisch-türkischen Krieges; sie ging am 9. Oktober -nach einer Dauer von 89 Tagen zu Ende. - -[46] Vgl. S. 51, Anmerkung. - -[47] Vgl. S. 49. - -[48] Am 28. Dezember 1828 heißt es aus Weimar:.... Von den sehr -zufriedenen Gesichtern, die mich hier empfangen haben, brauche ich -wohl kaum eine Schilderung zu machen. Augusta war ganz content, wie es -schien, mich wiederzusehen, und ich war es nicht minder. Sie war ~per -attention~ bei meiner Ankunft nur in halber Trauer, das heißt in Grau, -was mir gar lieb war, denn außer am Versprechungstag und dem Geburtstag -der lieben, seligen Kaiserin sah ich sie nur schwarz.... - -[49] Am 17. Oktober 1828 hatte der König seinem Sohn aus Potsdam -geschrieben: „.... Deine letzten Briefe aus Teplitz waren in der Tat -mit so richtiger Fassungsgabe ausgesetzt, daß sie nicht leicht etwas -zu wünschen übrig ließen und ich kann nicht unterlassen, Dir darüber -meine ganze Zufriedenheit und mein ganzes Wohlgefallen auszudrücken. -Wenn man so reist und beobachtet, wie Du, geschieht es mit Nutzen und -trägt Früchte. Die politischen Unterredungen, die Du mit dem Kaiser und -mit Metternich gehabt, haben ganz besonders meine Aufmerksamkeit in -Anspruch genommen. Ich hoffe, sie sollen nicht ohne Nutzen geblieben -sein für das, was jetzt fast ausschließlich die größeren Mächte -Europas beschäftigt. Mehr ins Detail einzugehen ist jetzt nicht der -Augenblick.“ Vgl. dazu: „Der Kaiser von Österreich und Metternich -haben mit dem Prinzen Wilhelm in Wien sehr ernstlich über die -griechisch-türkischen Sachen gesprochen und ihn für die österreichische -Ansicht zu gewinnen gesucht. Der Prinz sagte dem Kaiser dagegen, -Österreich habe sich die öffentliche Meinung und mit ihr manchen -Vorteil entfremdet, weil es die Griechen gleich von Anfang so sehr -herabgesetzt, wenigstens ihre Sache und ihren Mut hätte man anerkennen -müssen; ‚Schauens, Sie mögen Recht haben‘, sagte der Kaiser.“ -(Varnhagen v. Ense, Blätter aus der preußischen Geschichte, Eintragung -vom 2. Dezember 1828.) - -[50] In dem Briefe von Prinz Wilhelm an seinen Vater aus Weimar vom -5. März 1829 taucht zum ersten Male der Vorschlag des Prinzen an die -Großfürstin auf, das mit ihrem Bruder, dem Zaren, geplante Wiedersehen -nicht in Warschau, sondern in Berlin gelegentlich seiner, d. h. des -Prinzen Wilhelm Vermählung mit Augusta zu ermöglichen; Prinz Wilhelm -bittet seinen Vater, daß er seiner Tochter und seinem Schwiegersohne -diesen Vorschlag machen soll.... „es wäre das Glückseligste, was -mir geschehen könnte und ein Wunsch ginge in Erfüllung, an dessen -Erreichbarkeit ich nie gedacht hätte.“ Am 15. März schreibt Prinz -Wilhelm an seinen Vater: „Daß Sie an Charlotte schrieben, um sie nach -Berlin einzuladen, noch ehe ich darum bat, ist gar zu prächtig.“ - -[51] Todestag der Königin Luise. -- Am 18. Juli, ihrem Geburtstag, -schreibt der Prinz an seinen Vater:.... Wir werden morgen zum Monument -nach Charlottenburg gehen.... meine Gebete an der heiligen Stätte sind -jetzt neuer Art, da ich ja für ein Glück dort zu danken habe, das gewiß -von oben gehalten und gesegnet wird.... - -[52] In der bei Cotta in Stuttgart -- nicht in Dresden! -- -erscheinenden „encyclopädischen Zeitschrift für gebildete Leser“ -Hesperus (1829) war in den Nummern 206 bis 219 ein anonymer -- „der -Verfasser ist Katholik und Süddeutscher, war nie preußischer Untertan -und ist auch jetzt in keinerlei Verband mit Regierung oder Untertanen -dieses Landes“ -- Aufsatz aus dem November 1828: Ein neues Manuskript -aus Süddeutschland, veröffentlicht worden, worin sich folgende Sätze -finden: „Da erscheint die Morgenröte Deutschlands; man erstaunt über -die Taten der Preußen.... eine unbekannte Kraft überwältigt Alles und -siegt, die Riesenkraft der Einheit.... der Wiener Congreß täuscht -Alles, noch hoffen Alle Alles von Preußen, auch diese Hoffnung -schwindet. In jetziger Zeit, wo die moralische Kraft so viel zählt, -mag man Preußen mit Recht den ersten Staaten beizählen, besonders -wenn man seine vortrefflich eingerichtete Militärmacht, das Aufblühen -seiner Finanzen, seiner Nahrungsquellen und seiner Bevölkerung sowie -die Tätigkeit der Regierung, was Erhaltung und Bildung betrifft, mit -in Anschlag bringt.“ Dann wird die Frage aufgeworfen, „ob Preußen -die Eigenschaften hat, Deutschlands Schicksal zu leiten“; bei der -Beantwortung wird zunächst festgestellt, daß „Preußen von allen -deutschen Ländern am meisten in physischer und geistiger Kultur -fortschreitet“, und das Für und Wider einer Alliance der übrigen -deutschen Staaten mit Preußen erwogen: „die Alliance mit Preußen gäbe -der Politik der deutschen Fürsten ihren wahren nationalen Haltepunkt, -ohne daß ihre Selbständigkeit und Freiheit darunter leiden könnte; das -Gewicht dieser echt deutschen Alliance gäbe erst Europa ein festes -Centrum...., hier wäre der Embryo eines ewigen Friedens gefunden.“ Als -Ergänzung zu diesen Gedankengängen diene eine Stelle aus einer in der -gleichen Zeitschrift Nr. 247 vom 15. Oktober gedruckten Korrespondenz -aus Rheinbayern: „der mit Preußen abgeschlossene Handelsvertrag ist -bekannt gemacht worden und gewiß muß ganz Deutschland dem hochherzigen -Monarchen, der es sich so mit Wärme angelegen sein läßt, Deutschland -von den lästigen Binnenzöllen zu befreien und es zu vereinen, den -wärmsten Dank zollen.“ Vgl. dazu folgende Briefstelle Friedrich -Wilhelms III. an seinen Sohn: Berlin, den 31. Oktober 1829. .... -Die sonderbare politische Stimmung oder Mißstimmung, die in Weimar -zum Nachteile Preußens herrscht, ist ebenso absurd wie lächerlich -und mir längst bekannt. Es ist dies die Folge des abgeschmackten -Finassierens, dessen sich die mehresten deutschen Staaten angesteckt -finden lassen. Das Warum ist schwer zu ergründen, da Hirngespinste -die Stelle der Gründe vertreten müssen. Gottlob, daß sich’s an vielen -Orten jetzt schon anders gestaltet, wie Du selbst es bemerkt hast. -Mir macht alles dies weder kalt noch warm. Sollen die Herren sich mit -Preußen verständigen, gut; wollen sie nicht, auch gut. Preußen bleibt -nichtsdestoweniger, was es ist. - -[53] Christian Wilhelm Schweitzer (1781/1856) war nach etlichen Jahren -der Lehrtätigkeit in Jena 1818 als Geheimer Staatsrat in das Weimarsche -Ministerium eingetreten, wo er sehr bald auf allen Gebieten der -Verwaltung usw. die ausschlaggebende Stimme hatte, bis er im März 1848 -zurücktreten mußte. - -[54] Karl Friedrich Schinkel (1781/1841), einer der bedeutendsten -Architekten des 19. Jahrhunderts, hatte bereits das alte -Johanniterordenpalais in Berlin zum Palais des Prinzen Karl umgebaut; -in Schinkels Sammlung architektonischer Entwürfe, Berlin, 1819/40, -Tafel 134/5, finden sich zwei Entwürfe für das Palais Wilhelms I. - -[55] Der erwähnte Plan liegt dem Originale des Briefes nicht bei. - -[56] Das heute noch neben dem Palais stehende Gebäude, in dem -jahrzehntelang das königliche Hausministerium untergebracht war. - -[57] Die Schwester Friedrich Wilhelms III., Wilhelmine, war mit Wilhelm -I., König der Niederlande, vermählt; ihr hatte das Palais ursprünglich -gehört. - -[58] Friedr. Aug. Stägemann (1763/1840), der Mitarbeiter Steins und -Hardenbergs am preußischen Reformwerk, als Mitglied des Staatsrates in -ausschlaggebender innerpolitischen Stellung. - -[59] Vgl. Anm. S. 101. - -[60] Kaspar Friedrich v. Schuckmann (1755/1834), ausgezeichneter -preußischer Staatsmann, seit 1814 Minister. - -[61] Auch dieser Plan liegt dem Originale nicht bei. - -[62] Im Jahre 1824. - -[63] Der Kronprinz. - -[64] Die beiden Hallenser Theologie-Professoren Wegscheider und -Gesenius waren die gefeierten Wortführer des protestantischen -Rationalismus; der Berliner Theologieprofessor E. W. Hengstenberg -ließ in seiner Evangelischen Kirchenzeitung im Januar 1830 (Nr. 5/6) -einen anonymen, in Wahrheit aber von dem Berliner Geistlichen Otto v. -Gerlach auf Grund „gut nachgeschriebener Kolleghefte und mündlicher -Erzählungen der Zuhörer“ verfaßten Artikel: Der Rationalismus auf der -Universität Halle erscheinen, in dem in beweglichen Worten auf die -„Wunden hingewiesen ward, die der Unglaube diesen durch die Reformation -so reichlich gesegneten Ländern geschlagen hat und zu schlagen -fortfährt“. Friedrich Wilhelm III. ließ eine Untersuchung gegen die -beiden Hallenser Professoren einleiten, die aber schließlich im Sande -verlief. - -[65] Wegscheiders ~Institutiones theologiae christianae dogmaticae~ -erschienen erstmalig bereits 1815. - -[66] Leopold v. Gerlach (1790/1861) war seit 1826 der persönliche -Adjutant des Prinzen Wilhelm und seitdem auf das engste mit ihm -verbunden. - -[67] Loo ist das Sommerschloß des niederländischen Königspaares. - -[68] Der König der Niederlande. - -[69] Als im Sommer 1832 der Plan einer Zusammenkunft der Herrscher von -Preußen, Rußland und Österreich daran scheiterte, daß in dem dafür -in Aussicht genommenen Teplitz die Cholera ausgebrochen war, schrieb -Prinz Wilhelm aus Alexandria am 12./24. Juli 1832 an seinen Vater: Darf -ich mein Gefühl aussprechen, so stimmt es ganz mit dem des Kaisers -(d. h. mit dem Bedauern über das Scheitern des Planes) zusammen. -Denn diese Zusammenkunft war es, welche mein erster Gedanke nach der -Revolution war. Jetzt, wo ohne solche Zusammenkunft man freilich eins -geworden ist, die Verhältnisse in Frankreich aber täglich besorglicher -werden, die bisherige Ruhe doch auch mit Opfern erkauft ist, die eine -inhaltschwere Consequenz in sich schließen, da erscheint mir gerade der -jetzige Moment so sehr geeignet und wichtig zur Zusammenkunft, um sich -über die Dauer dieses precairen Zustandes Europas zu beraten. Denn wenn -Fürst Taillerand auf die Frage, wie dieser Zustand sich lösen werde, -geantwortet haben soll: ~ça finira par un hazard~, so frage ich immer: -~mais à quand ce hazard?~, und in diesem ~quand~ liegt der Ruin fast -aller großen Staaten. - -[70] D. h. russischen. - -[71] Im Herbst 1818, wo die Mächte der Heiligen Allianz gegenseitige -Übereinkommen für den Fall neuer Revolutionen getroffen hatten. - -[72] Aus den Antworten des Königs an Prinz Wilhelm sei nur die folgende -Briefstelle zitiert: Pfaueninsel, den 16. August 1830. Einige Wochen -sind es erst her, daß ich Dir geschrieben, lieber Wilhelm, und was -hat sich alles in dieser kurzen Zeit zugetragen. Unerhörtes, so viel -Unerhörtes, daß das Schicksal Europas und insbesondere Preußens und -Belgiens wieder ganz so auf der Spitze steht als in dem unseligen -Zeitraume von 1789 zu 1814. Wahrlich, ein beugender und erdrückender -Gedanke, und doch ist dem so und nicht anders.... Frankreich -provozieren, hieße ein gefährliches Spiel wagen, obgleich mit Gewißheit -über kurz oder lang mit Krieg zu rechnen ist, da es gewißlich die -Gelegenheit vom Zaun brechen wird, um sich je eher, je lieber Belgiens -und des linken Rheinufers zu bemächtigen. Daß dies nun und nimmermehr -von uns zugegeben werden kann, unterliegt wohl keinem Zweifel, dann -aber ist auch mit Gewißheit auf die öffentliche Meinung und auf den -Schutz und Beistand unserer früheren Alliierten zu rechnen, obgleich -wir auch dann kein leichtes Spiel haben werden.... (Dieser Brief stimmt -fast wörtlich mit einem Schreiben Friedrich Wilhelms III. an seine -Tochter Charlotte, Kaiserin von Rußland, vom gleichen Tage überein: -vgl. Hohenzollernjahrbuch 1916, S. 152.) - -[73] Vgl. Anm. 2 S. 36. - -[74] Als Ergänzung möge hier das briefliche Bekenntnis des Königs -an seine Tochter Charlotte vom 9./21. Dezember 1830 dienen (vgl. -Hohenzollern-Jahrbuch 1916, S. 154): „Einen schlimmeren und -verwickelteren politischen Zustand der Dinge in Europa habe ich noch -nicht erlebt, und wie viel Schlimmes erlebte ich nicht schon! Daß -hierbei die Lage Preußens die allerschlimmste zu nennen ist, ist wohl -einleuchtend. An dessen südwestlicher Grenze das kecke, übermütige, -kriegslustige Frankreich, alles Bestehende bedrohend, und neben diesem -das noch im offenbaren Aufruhr befindliche, keinem vermittelnden -Vorschlage Gehör gebende, rein tolle Belgien; den Geist der Unruhe, -der im deutschen Vaterlande spukt, will ich ganz übergehen, obgleich -auch er die größte Aufmerksamkeit erfordert; und nach Osten.... das -verräterische und fanatische Polen.... wahrlich, es möchte schwer sein, -sich eine schlimmere Lage zu denken. Mäßigung, kaltes Blut und sich -nach Möglichkeit auf das Schlimmste gefaßt zu machen und vorzubereiten, -ist alles, was dabei zu tun ist. Das Übrige ist von der Vorsehung zu -erwarten, die sich doch des armen Europas über kurz oder lang wieder -erbarmen wird.“ - -[75] Am 7. September 1830 heißt es ebenfalls aus Koblenz: Wie richtig -es ist, gerade hier Truppen aus den alten Provinzen zu haben, in -dieser bewegten Zeit, darf ich wohl aussprechen, ohne Mißtrauen gerade -gegen die hiesigen Truppen zu zeigen, deren Geist sich excellent -ausspricht. Aber Vorsicht ist ja nie überflüssig. Und wer weiß, was -eine Proklamation von Frankreich beim Einfall in unser Land bewirken -könnte. Jetzt haben die Bürger ihr Hab und Gut gegen den Pöbel-Aufstand -verteidigt, ob sie es aber auch gegen einen Feind tun würden, dem sie -so lange anhingen und zu dem sie noch immer hinsehen, ist die Frage; -die Behörden sagen ja, ganz sicher bin ich nicht darüber. - -[76] Herzog Karl II., der den Revolutionen in Paris und Brüssel -zufällig beigewohnt hatte, mußte am Abend des 6. September 1830 der -plötzlich und endlich ausbrechenden Wut des Volkes weichen und sein -Land für immer verlassen. - -[77] Bernhard v. Weimar, der zweite Sohn Karl Augusts (1792/1862), trat -1815 in die Dienste des neugebildeten Königreiches der Niederlande; er -hat an der Niederwerfung der belgischen Revolution den wesentlichsten -Anteil gehabt. - -[78] Kurzer Aufstand am 9. September 1830. - -[79] Karl v. Stein zum Altenstein (1770/1840) beeinflußte als -preußischer Unterrichtsminister das geistige Leben des hier in Frage -kommenden Zeitabschnitts wesentlich. - -[80] Aus Charlottenburg meldet am 19. September 1830 der König seinem -Sohn: „.... Auch hier haben wir, um in der jetzigen allgemeinen Mode -nicht zurückzubleiben, einige tumultuarische Pöbel-Bewegungen gehabt, -welche zwar sogleich im Entstehen unterdrückt wurden, dennoch aber es -nötig gemacht haben, einen Teil der Garnison während der Nacht auf den -Beinen zu halten....“ Nach einer brieflichen Notiz des Königs an seine -Tochter Charlotte vom 13./25. September 1830 (vgl. Hohenzollernjahrbuch -1916, S. 152) war „Onkel Karl“, d. i. Herzog Karl von Mecklenburg, -der bekannte Stiefbruder der Königin Luise, der Wiederhersteller der -äußeren Ordnung in Berlin gewesen: „er hat sich mit großer Umsicht, -Vorsicht und Festigkeit benommen und ist als der Hauptleiter des Ganzen -anzusehen; ihm also verdankt man hauptsächlich, daß der Unordnung auf -rechte Weise gesteuert ist und seitdem, wenigstens für jetzt, völlige -Ruhe herrscht.“ - -[81] An seine Tochter Charlotte schreibt Friedrich Wilhelm III. nach -Petersburg am 13./25. September 1830 (vgl. Hohenzollernjahrbuch 1916, -S. 153): „Aus Belgien erwartet man mit Ungeduld und, ich möchte sagen, -mit Bangigkeit Nachricht, indem Fritz Oranien (Pr. Fr. d. Niederlande, -des Königs Schwiegersohn) am 17. Ordre empfangen hat, auf Brüssel zu -marschieren, um die Revolution durch die Gewalt zu besiegen. Möchte es -ihm gelungen sein.“ - -[82] Am 1. Oktober 1830 heißt es aus Weimar an den Vater:.... Die -Umgegend hier ist noch immer in Gährung. Es sind 400 Mann nach Jena -geschickt worden, um Arrestationen vorzunehmen und die Bürgerschaft -zum Ablegen der Waffen zu nötigen, was auch sogleich erfolgt ist. Aus -Ilmenau war auch eine Deputation hier; man hat sie aber ernsthaft -auf den ungesetzlichen Schritt aufmerksam gemacht und sie sind ganz -beschämt abgegangen.... - -[83] Karl Friedrich Heinrich Graf v. Wylich und Lottum (1767/1841) -war ursprünglich als Offizier im militärischen Verwaltungsdienste -tätig; seit 1818 hat er als Mitglied des preußischen Staatsrates die -Finanzgeschäfte geführt, ohne irgendwie schöpferisch hervorzutreten. - -[84] Am nächsten Tage korrigiert Prinz Wilhelm die Zahlen seines -Schreibens in einer ergänzenden Tabelle, „da ich den Pferdebestand -eines Kavallerieregiments bald exclusive, bald inclusive Unteroffiziere -berechnet habe“. - -[85] Prinz Wilhelm blieb auch weiterhin um Wilhelm Solms besorgt; -aus Belvedere bei Weimar heißt es am 26. Juni 1831: Soeben erhalte -ich einen Brief von Wilhelm Solms, der mir in seiner Herzens-Angst -schreibt, indem ihm die Nachricht zugekommen sei, Sie wollten ihn -nicht, seinem und seines Bruders und seiner Mutter Wunsch gemäß, nach -Düsseldorf versetzen, sondern zu einem andern Regimente am Rhein. Ich -glaube zwar nicht, daß dies Gerücht wahr ist, doch wollte ich nochmals -Ihre Gnade für ihn in Anspruch nehmen, daß es bei seiner Versetzung -nach Düsseldorf verbleibe, die ja so ganz für sein Verhältnis paßt. - -[86] Wilhelm Radziwill, der Bruder der Prinzessin Elisa (1797/1870). - -[87] Die Cholera drang im Sommer 1831 zum ersten Male als Seuche in -Deutschland ein. - -[88] Dieser Brief ist der einzige der Sammlung, der schon gedruckt ist -(bei E. Berner, Kaiser Wilhelms des Großen Briefe, Reden und Schriften, -Bd. 1, 1906, S. 108/12); das ist wohl nur dadurch zu erklären, daß -Friedrich Wilhelm III. das Schreiben seines Sohnes wegen des darin -behandelten Gegenstandes an die oberste Militärbehörde weitergab, wo -zu den betreffenden Akten eine Abschrift davon genommen ward, ehe das -Original wieder an den König zurückgelangte. - -[89] Als Knabe hatte Prinz Wilhelm auf dem „Babertsberge“ eine -Feldschanze angelegt; jetzt plante er dort ein einfaches Schlößchen. -Auf der ersten Seite des dort benutzten Fremdenbuches machte der -Prinz folgende Eintragung: Am 3. August 1833 erteilte mir der König -die Erlaubnis, meinen Lieblingsplan, auf dem Babelsberg ein Landhaus -und Garten gründen zu dürfen, in Ausführung zu bringen. Unter Leitung -des Gartendirektors Lenné begannen sogleich die ersten Gartenanlagen. -Im Oktober entwarf der Oberlandesbaudirektor Schinkel das Projekt -zum Schlößchen und in den ersten Tagen des März 1834 begann der Bau -desselben unter Leitung des Hofbauinspektors Gebhardt. Am ersten des -Monats Juny ward der Grundstein gelegt und im September 1835 ward der -Ausbau vollendet und das Schlößchen am 15. Oktober, als am Geburtstag -meines Sohnes, eingeweiht. - -[90] Der am 18. Oktober 1831 im Neuen Palais zu Potsdam geborene -spätere Kaiser Friedrich III. - -[91] Karl F. Langhans (1781/1869), der Sohn des Erbauers des -Brandenburger Tores: „.... das einfache, durch edle und stattliche -Verhältnisse ausgezeichnete Palais, eine Schöpfung, in der sich -Langhans, ohne Schinkels Schüler gewesen zu sein, diesem ebenbürtig -erwies“ (Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 17, S. 686). - -[92] Die jüngere Schwester des Prinzen Wilhelm, seit 1822 mit dem -Erbgroßherzog Paul Friedrich v. Mecklenburg vermählt. - -[93] Oldwig v. Natzmer (1782/1861), des Prinzen „Lehrer in -militärischen Dingen“ und darüber hinaus sein menschlicher Vertrauter; -die beiden Veröffentlichungen von G. v. Natzmer: Aus dem Leben O. -v. N., 1870, und Unter den Hohenzollern, 1887/9, sind wesentliche -Ergänzungen zu den hier veröffentlichten Briefen. - -[94] Fr. Godet (1812/1900) hatte in Neuchâtel, Bonn und Berlin studiert -und war von 1838 bis 1846 Erzieher des kleinen Prinzen; er ging als -Geistlicher dann wieder in seine schweizerische Heimat zurück. Ihm -folgte als Erzieher des Prinzen Ernst Curtius; vgl. darüber: Ernst -Curtius, Ein Lebensbild in Briefen, 1913, Bd. 1, S. 237 ff. - -[95] August Neander (1789/1850) war ursprünglich Jude gewesen und trat -dann zum Protestantismus über. In Heidelberg und Berlin -- hier seit -1813 -- hat er als der bedeutendste Kirchenhistoriker seiner Zeit -gewirkt. - -[96] Karl Chr. Alb. Heinr. v. Kamptz (1769/1849), ein stark -reaktionärer Beamter, war Vorsitzender der Justizabteilung des -preußischen Staatsrates. - -[97] Die spätere Großherzogin Luise von Baden. - -[98] Geburtstag des Königs. - -[99] Die Kur war erfolgreich: am 18. August 1839 schreibt Prinz Wilhelm -aus Baden-Baden an seinen Vater: Ob es die Nachfolge von Ems ist oder -die Molkenkur oder die hiesige Luft, vermag ich nicht anzugeben, -wenn ich versichern kann, daß seit einigen Tagen jede Spur meines -Brustleidens verschwunden ist, was eine große Beruhigung und Freude mir -gewährt. Wahrscheinlich werden wohl alle drei Ursachen zu dem günstigen -Zustande meiner Gesundheit beigetragen haben.... - - - - - -End of the Project Gutenberg EBook of Wilhelms I. Briefe an seinen Vater -König Friedrich Wilhelm III., by Wilhelm I. - -*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK WILHELMS I. BRIEFE *** - -***** This file should be named 55193-0.txt or 55193-0.zip ***** -This and all associated files of various formats will be found in: - http://www.gutenberg.org/5/5/1/9/55193/ - -Produced by the Online Distributed Proofreading Team at -http://www.pgdp.net - - -Updated editions will replace the previous one--the old editions -will be renamed. - -Creating the works from public domain print editions means that no -one owns a United States copyright in these works, so the Foundation -(and you!) can copy and distribute it in the United States without -permission and without paying copyright royalties. Special rules, -set forth in the General Terms of Use part of this license, apply to -copying and distributing Project Gutenberg-tm electronic works to -protect the PROJECT GUTENBERG-tm concept and trademark. Project -Gutenberg is a registered trademark, and may not be used if you -charge for the eBooks, unless you receive specific permission. 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Information about the Project Gutenberg Literary Archive -Foundation - -The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit -501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the -state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal -Revenue Service. The Foundation's EIN or federal tax identification -number is 64-6221541. Its 501(c)(3) letter is posted at -http://pglaf.org/fundraising. Contributions to the Project Gutenberg -Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent -permitted by U.S. federal laws and your state's laws. - -The Foundation's principal office is located at 4557 Melan Dr. S. -Fairbanks, AK, 99712., but its volunteers and employees are scattered -throughout numerous locations. Its business office is located at -809 North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887, email -business@pglaf.org. 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Thus, we do not necessarily -keep eBooks in compliance with any particular paper edition. - - -Most people start at our Web site which has the main PG search facility: - - http://www.gutenberg.org - -This Web site includes information about Project Gutenberg-tm, -including how to make donations to the Project Gutenberg Literary -Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and how to -subscribe to our email newsletter to hear about new eBooks. diff --git a/old/55193-0.zip b/old/55193-0.zip Binary files differdeleted file mode 100644 index 0444dac..0000000 --- a/old/55193-0.zip +++ /dev/null diff --git a/old/55193-h.zip b/old/55193-h.zip Binary files differdeleted file mode 100644 index f1d2c5e..0000000 --- a/old/55193-h.zip +++ /dev/null diff --git a/old/55193-h/55193-h.htm b/old/55193-h/55193-h.htm deleted file mode 100644 index 00ea041..0000000 --- a/old/55193-h/55193-h.htm +++ /dev/null @@ -1,7672 +0,0 @@ -<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.0 Strict//EN" - "http://www.w3.org/TR/xhtml1/DTD/xhtml1-strict.dtd"> -<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml" xml:lang="de" lang="de"> - <head> - <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html;charset=utf-8" /> - <meta http-equiv="Content-Style-Type" content="text/css" /> - <title> - The Project Gutenberg eBook of Wilhelms I. 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Briefe an seinen Vater König -Friedrich Wilhelm III., by Wilhelm I. - -This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with -almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or -re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included -with this eBook or online at www.gutenberg.org/license - - -Title: Wilhelms I. Briefe an seinen Vater König Friedrich Wilhelm III. - (1827-1839) - -Author: Wilhelm I. - -Editor: Paul Alfred Merbach - -Release Date: July 24, 2017 [EBook #55193] - -Language: German - -Character set encoding: UTF-8 - -*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK WILHELMS I. BRIEFE *** - - - - -Produced by the Online Distributed Proofreading Team at -http://www.pgdp.net - - - - - - -</pre> - -<div class="transnote"> - -<p class="s3 center"><b>Anmerkungen zur Transkription</b></p> - -<p class="p0">Der vorliegende Text wurde anhand der 1922 erschienenen -Buchausgabe so weit wie möglich originalgetreu wiedergegeben; dies gilt -insbesondere für Wortvariationen. Zeichensetzung und offensichtliche -typographische Fehler wurden stillschweigend korrigiert. Fremdwörter -und fremdsprachliche Zitate wurden ohne Korrektur übernommen, sofern -der Textzusammenhang dadurch nicht verloren geht.</p> - -<p class="p0">Im Text wird für ‚et cetera‘ an einigen Stellen die -Abkürzung ‚ect.‘ verwendet, anstatt wie sonst üblich ‚etc.‘ Diese -Variante wurde hier so belassen. Wie in den meisten Frakturschriften -üblich, wird auch hier im Originaltext zwischen den Großbuchstaben ‚I‘ -und ‚J‘ nicht unterschieden. In der vorliegenden Fassung werden die -auf S. <a href="#Seite_33">33</a> erwähnten ‚Ionischen Inseln‘ daher -willkürlich mit ‚I‘ wiedergegeben, obwohl zur damaligen Zeit beide -Schreibweisen möglich gewesen wären.</p> - -<p class="p0">Die auf S. <a href="#Seite_103">103</a> (Brief vom 14. -November 1830) erwähnte Berechnung der Anzahl von Gemeinen Soldaten -ist offenbar fehlerhaft. Eine Korrektur konnte aber nicht vorgenommen -werden, da die Fehlerquelle nicht eindeutig nachvollzogen werden -konnte. Die Zahlen wurden so belassen, können aber ohne Weiteres zum -Verständnis der Größenordnung dienen.</p> - -<p class="p0">Die Überschrift zu den Faksimile-Abbildungen am Ende des -Buches wurde vom Bearbeiter eingefügt.</p> - -<p class="p0 nohtml">Abhängig von der im jeweiligen Lesegerät -installierten Schriftart können die im Original <em class="gesperrt">gesperrt</em> -gedruckten Passagen gesperrt, in serifenloser Schrift, oder aber sowohl -serifenlos als auch gesperrt erscheinen.</p> - -</div> - -<div class="figcenter break-before"> - <a id="wilhelm" name="wilhelm"> - <img class="mtop2" src="images/wilhelm.jpg" - alt="" /></a> - <p class="center">Prinz Wilhelm von Preußen<br /> - <span class="s5">von Franz Krüger im Palais Wilhelms I.</span></p> - <p class="s6 center padbot3 ebhide"><a href="images/wilhelm_hr.jpg">❏<br /> - <span class="smaller">GRÖSSERE BILDANSICHT</span></a></p> -</div> - -<div class="titelei"> - -<h1><b>Wilhelms I.<br /> -Briefe an seinen Vater<br /> -König Friedrich Wilhelm III.</b></h1> - -<p class="s2 center">(1827–1839)</p> - -<div class="figcenter"> - <a id="deko" name="deko"> - <img class="w4em mtop2 mbot2" src="images/deko.jpg" - alt="Dekoration" /></a> -</div> - -<p class="center">Herausgegeben von</p> - -<p class="s2 center padbot3"><b>Paul Alfred Merbach</b></p> - -<div class="figcenter"> - <a id="signet" name="signet"> - <img class="w5em" src="images/signet.jpg" - alt="Verlagssignet" /></a> -</div> - -<hr class="titel" /> - -<p class="s4 center"><em class="gesperrt">Verlag Karl Curtius / Berlin W. 35<br /> -1922</em></p> - -<div class="titelei"> - -<p class="s5 center padtop3 break-before"> Alle Rechte, insbesondere der -Übersetzung, vorbehalten. Die hier in diesem Bande enthaltenen Briefe -stehen unter Urheberschutz und dürfen nicht nachgedruckt werden. -Etwaige Genehmigung zum Abdruck einzelner Briefe muß vorher von der -hierzu allein berechtigten Verlagshandlung eingeholt werden.<br /> -<span class="antiqua">American Copyright</span><br /> -1922</p> - -<p class="center">*</p> - -</div> - -<p class="s6 center padtop3">Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig</p> - -</div> - -<div class="chapter"> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_v" id="Seite_v">[S. v]</a></span></p> - -<h2 class="nobreak" id="Inhalt">Inhalt.</h2> - -</div> - -<table class="toc" summary="Inhaltsverzeichnis"> - <tr> - <td> - - </td> - <td class="s5"> - Seite - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat"> - Vorbemerkung - </td> - <td class="vab"> - <a href="#Seite_vii">VII</a> - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat"> - Vorwort des Herausgebers - </td> - <td class="vab"> -  <a href="#Seite_ix">IX</a> - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat"> - Der russisch-türkische Konflikt - </td> - <td class="vab"> -   <a href="#Seite_1">1</a> - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat"> - Die Brautwerbung - </td> - <td class="vab"> -  <a href="#Seite_45">45</a> - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat"> - Das eigene Heim - </td> - <td class="vab"> -  <a href="#Seite_64">64</a> - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat"> - Der Hallenser Kirchenstreit - </td> - <td class="vab"> -  <a href="#Seite_72">72</a> - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat"> - Die Pariser Julirevolution - </td> - <td class="vab"> -  <a href="#Seite_74">74</a> - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat"> - Im Dienste des Staates - </td> - <td class="vab"> - <a href="#Seite_103">103</a> - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat"> - Die Schweizer Reise - </td> - <td class="vab"> - <a href="#Seite_138">138</a> - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat"> - Personenregister - </td> - <td class="vab"> - <a href="#Seite_144">144</a> - </td> - </tr> -</table> - -<p class="center mtop2">Abbildungen:<br /> - -<span class="s5">(hier zum ersten Male veröffentlicht)</span></p> - -<p class="hang1"><a href="#wilhelm">Prinz Wilhelm von Preußen.</a> Nach einer Zeichnung von -Franz Krüger im Palais Wilhelms I.</p> - -<p class="hang1"><a href="#augusta">Prinzessin Augusta.</a> Miniaturbild von A. Grahl um 1840.</p> - -<p class="hang1"><a href="#palais">Das Palais Wilhelm I. vor dem Umbau.</a> Miniaturbild auf einem -Prunktisch in den sogenannten Großherzoglichen Gemächern des Palais.</p> - -<p class="hang1"><a href="#faks">Faksimile</a> des auf <a href="#Seite_50">Seite 50–52</a> abgedruckten Briefes.</p> - -<div class="chapter"> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_vii" id="Seite_vii">[S. vii]</a></span></p> - -<h2 class="nobreak" id="Vorbemerkung">Vorbemerkung.</h2> - -</div> - -<p>Die auf den nachfolgenden Seiten mitgeteilten Briefe des späteren -Kaisers Wilhelm I. haben jahrzehntelang uneröffnet in Berliner -Privatbesitz geruht; sie treten hiermit zum erstenmal ans Licht und -bilden gleichsam einen jedem Deutschen willkommenen Ausschnitt einer -Selbstbiographie des ersten Hohenzollernkaisers. Der Abdruck des -<em class="gesperrt">gesamten</em> Briefmaterials bleibe einer späteren Zeit vorbehalten, -die hoffentlich wieder günstigere Bedingungen für Veröffentlichung -derartiger Werke mit sich bringen wird.</p> - -<p>Den Herausgeber unterstützten bei seiner Arbeit in entgegenkommendster -Weise die Leitung des Geheimen Staatsarchivs (Berlin) durch die -<span class="antiqua">Correspondance avec la Mission du roi, St. Pétersbourg; Russie -Rep.</span> I, Nr. 97, 1828 und des Hausarchivs (Charlottenburg) durch -die Erlaubnis, Teile aus den allerdings nicht vollständig erhaltenen -Briefen König Friedrich Wilhelms III. an seinen Sohn veröffentlichen zu -dürfen, die Verwaltungen des Hohenzollernmuseums und des Palais Kaiser -Wilhelms I. sowie die Staatsbibliotheken in Berlin und München; den -genannten Stellen sei auch hier dafür herzlichst gedankt.</p> - -<p>Herr <span class="antiqua">Dr.</span> Walther Kühne hat in dankenswerter Weise die Revision -mitgelesen.</p> - -<p><em class="gesperrt">Berlin</em>, im September 1922.</p> - -<p class="right mright2">P. A. M.</p> - -<div class="chapter"> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_ix" id="Seite_ix">[S. ix]</a></span></p> - -</div> - -<p class="padtop3">In ein wichtiges Jahrzehnt preußischer, deutscher und europäischer -Geschichte während des 19. Jahrhunderts führen die nachfolgenden Briefe -des Prinzen Wilhelm von Preußen an seinen königlichen Vater Friedrich -Wilhelm III.: sie umfassen die Jahre 1827 bis 1839, die noch zum -Zeitalter der Reaktion gehören, aber zum wesentlichen Teile zwischen -zwei Revolutionen liegen, die von den mannigfachsten Anschauungen, -Strömungen und Tendenzen politischer, gesellschaftlicher, religiöser, -literarischer Art erfüllt und durchkreuzt sind, in denen Goethe -stirbt und die Romantik ausklingt, in denen Hegel auf der Höhe seines -Einflusses steht und die deutsche politische Dichtung des Jungen -Deutschland geboren wird, in denen die ersten Eisenbahnen und der -Telegraph beginnen, die Entfernungen zwischen den Menschen aufzuheben, -in denen die immer inniger werdende Vereinigung von Naturwissenschaft -und Technik sich anschickt, dem „erstaunlichsten aller Jahrhunderte“ -dadurch seinen Stempel aufzudrücken, daß durch die Herausbildung des -vierten Standes eine neue soziale Schichtung entsteht.</p> - -<p>Von solchen sachlichen Hintergründen, aus einer Epoche deutschen -Sehnens, Werdens und Wesens, die schließlich, nachdem der -Briefempfänger schon manches Jahr im Mausoleum des Charlottenburger -Schloßparkes den ewigen Schlaf schlief, zum „tollen Jahr“ von 1848 -führte, heben sich des Prinzen Berichte, Episteln und Billets an den -regierenden König von Preußen, der zugleich sein Vater war, heraus, -ohne daß die Mehrzahl der hier nur an<span class="pagenum"><a name="Seite_x" id="Seite_x">[S. x]</a></span>gedeuteten „Kräfte am Werk“ in -ihnen zur anschaulichen Auswirkung, zum schöpferischen Anlaß, zum -allzeit lebendigen Ausdruck diente und gelangte. Sie sind vielmehr und -in allererster Linie ein bisher unbekannter Beitrag für <em class="gesperrt">seine</em> -ganz persönliche, menschliche Entwicklung und Art, der das vertraute -Bild aus der Zeit seines Reifens zum Manne in der glücklichsten -Weise ergänzt und erweitert, eine neue „kostbare Reihe vertraulicher -Äußerungen von hohem inneren Werte“, von denen das Wort Erich Marcks’ -gilt, daß ihre Bedeutung erst im Zusammenhange der Vorgänge und -Mächte einigermaßen zu erfassen ist, die den Prinzen im alten Preußen -umgaben..., „es sind dieselben Mächte, deren Betätigung und Wandlung -von da ab sichtbar seinem ganzen weiteren Leben Richtung und Aufgabe -weisen sollte.“</p> - -<p>Es ist oft geschildert worden, wie die Stoß- und Schwungkraft des -preußischen Reformgeistes von 1806 bis 1815, der heilige Wille, „in -Staat und Heer alle Einrichtungen auf die enge sittliche Gemeinschaft -mit dem Volksleben zu begründen“ erlahmte, wie die Arbeit der -wirtschaftlichen Befreiung auf dem Lande, die Durchführung der -Selbstverwaltung allmählich und immer mehr versickerte, versandete -und versumpfte, wie die verheißene Verfassung schließlich versagt -ward; „in der deutschen wie in der europäischen Politik trat Preußen -in das System der alten konservativen Mächte ein“; die Männer der -zukunftweisenden Taten verschwanden, an ihren Platz stellte sich der -Landadel und mit ihm, als Ausdruck und Symbol dieses Wechsels, kam -„eine ständische Zerlegung des einheitlichen Staates“; das Bürgertum -stand noch weit zurück, nur das Beamtentum hat „in diesem letzten -Heroenzeitalter der preußischen Bureaukratie“ als die in Wahrheit -im Staate regierende Macht dem Adel das Gleichgewicht gehalten. Das -bewußte Zurückdrängen schöpferischer Gedanken ward ausgeglichen durch -die Stellung des Beamtentums<span class="pagenum"><a name="Seite_xi" id="Seite_xi">[S. xi]</a></span> zwischen Staatseinheit und Ständetum. -Die schwunglose Mittelmäßigkeit des Königs, dessen starres Preußentum -mehr Hemmschuh als Triebkraft war, lastete auf dem Hofe ebenso wie auf -den Organen der Regierung; nur in der Stille, den wenigsten bewußt und -erkennbar, vollzog sich in diesen hier in Frage kommenden Jahren der zu -Ende gehenden Regierung Friedrich Wilhelms III. die für die Zukunft so -wichtige Verschmelzung des preußischen mit dem deutschen Geiste, durch -die das vielstaatliche Volk es endlich versuchen und erreichen konnte, -sich zur Nation und Einheit zu bilden; Prinz Wilhelm, der als König -und Kaiser diese Entwicklung zu Ende führen durfte, hat in den Jahren -<em class="gesperrt">dieser</em> Briefe von solcher deutschen Sehnsucht wahrlich keinen -Hauch verspürt.</p> - -<p>In knappsten Strichen nur kann hier des Prinzen Wilhelms Werden -angedeutet werden. In der Stunde seiner Geburt erlosch — nach Max -Lenz’ Wort — der längst verblichene Glanz der Krone des Großen Karl; -im März 1797 besiegte Napoleon in Friaul und Kärnten die letzten Heere -des letzten der alten Kaiser, „die Verbindung der beiden Völker, -auf der das heilige römische Reich deutscher Nation geruht hatte, -zerriß“, und während jenseits des Rheines und in etlichen Ländern um -das Mittelmeer die Grundlagen eines Imperiums gelegt wurden, das noch -einmal dem Willen eines Einzigen das Dasein verdankte, blieb Preußen, -ohne zunächst von den wahrhaft grundstürzenden Umwälzungen Europas -irgendwie berührt oder gestreift zu werden, was es seit mehr als einem -halben Jahrhundert gewesen war, der Staat Friedrichs des Großen, einst -der Schrecken und die Bewunderung seiner Feinde, immer noch unbesiegt -und unerschüttert, jetzt in stolzer Ruhe nach außen hin verharrend, im -Innern durch fleißige Arbeit der Beamten gestützt und gefördert.</p> - -<p>In solchem Frieden wuchs auch der zweite Sohn des preußischen<span class="pagenum"><a name="Seite_xii" id="Seite_xii">[S. xii]</a></span> -Königspaares, Prinz Wilhelm, auf, bis vor den Toren Jenas und Weimars -der Staat zerschlagen ward, den Friedrichs Geist gebaut hatte. Es -kamen die Jahre der Schmach und Knechtschaft, die in bekannter Weise -tief in des Prinzen Leben eingriffen: in einem gefesselten Staat, -unter dem hoffnungslosen Kummer des Vaters, in seinem kindlichen Gemüt -verwirrt durch den Tod der geliebten Mutter reifte er zum Jüngling -heran. Am Aufschwung der Nation nimmt er dann tätigen Anteil, ohne -sich irgendwie den Idealen und Zielen eines <em class="gesperrt">großen</em> deutschen -Vaterlandes hinzugeben. Friedrich Wilhelm III. sind diese Ideale immer -fremd geblieben; auch der Sohn des Königs blieb in den Überlieferungen -der <em class="gesperrt">preußischen</em> Größe gebunden, wie doch die Reformen eines -Stein und Hardenberg zunächst Preußen gegolten haben und diesem zugute -gekommen sind. Dieses Preußen aber hat alles daran setzen müssen, -um nach dem Kriege, der dem einzelnen deutschen Menschen nicht die -Freiheit des Tuns und Denkens brachte, seine Stellung als Großmacht -zu behaupten. Europäische Aufgaben und Notwendigkeiten führten -diesen Staat an die Seite Österreichs und Rußlands; einen lebendigen -Ausschnitt solcher Bestrebungen bietet ein wesentlicher Teil der -folgenden Briefe.</p> - -<p>Des Prinzen Wilhelm Pflichten- und Interessenkreis war in fast -ausschließlicher Weise von Anfang an ein rein militärischer: es -kam seinen Anlagen, Neigungen und Anschauungen entgegen, der erste -Soldat des Staates und der Armee zu sein, einer Armee, die an der -allgemeinen Erstarrung nach der Reformzeit teilhatte, deren frischer -Tätigkeitsdrang nach 1815 unerstickt war, aber doch unerfüllt blieb, -deren Ausbau und Entwicklung jedoch der Prinz alle besten Kräfte -seines Wesens zuwandte, seitdem er in den Jahren des Friedens in der -Rangstufenleiter bis zum Kommandeur des dritten Armeekorps emporstieg -und ernstlich<span class="pagenum"><a name="Seite_xiii" id="Seite_xiii">[S. xiii]</a></span> bemüht war, alle Forderungen solcher Führerposten zu -kennen und ihnen bis ins kleinste gerecht zu werden. Er hat immer -danach gestrebt, diese weitschichtige Materie völlig zu durchdringen -und zu beherrschen; die Sorge um die Armee als Ganzes — in -Bereitschaft sein ist alles — und um den einzelnen Mann verläßt ihn -nie, wenn er aus der Fremde oder von daheim seinem Vater schreibt; in -ausführlichen Briefen, die sich gelegentlich geradezu zu Denkschriften -weiten und nachweislich als amtliches Material benutzt werden, wagt -er Kritik an Beschlüssen und Maßnahmen des Königs zu üben... hier -geht ihm immer die Sache über die Person; dem militärisch-technischen -Detail widmet er die gleiche Aufmerksamkeit wie den schwerwiegenden -Fragen der inneren oder äußeren Organisation. So ist und bleibt er -Offizier, dessen rastlose Arbeit, eiserne Pflichttreue und unermüdliche -Lernbegier immer irgendwie der Macht des Staates dienten, an dem -sich das Wort seiner Mutter aus dem Juli 1810 bewahrheitete: „Unser -Sohn Wilhelm wird, wenn nicht alles trügt, wie sein Vater einfach, -bieder und beständig“ —, über den aber auch aus dem Jahre, in dem -diese Briefe beginnen, eine Äußerung lautete: „Prinz Wilhelm ist die -edelste Gestalt, die man sehen kann, der imposanteste von allen, dabei -schlicht und ritterlich, munter und galant, doch immer mit Würde.“ -Dabei stand er den liberalen und nationalen Ideen, die stärker als -je um 1830 in Norddeutschland um sich griffen, ablehnend gegenüber, -und den nationalen Bewegungen, die den Boden der Verträge von 1815 -erschütterten, begegnete er vom Standpunkte der großen, „heiligen“ -Alliance; er faßte alles unter dem Gesichtspunkte der Revolution und -nur im festen Zusammenschluß der „legitimen“ Gewalten meinte er immer -wieder, könne man ihnen begegnen.</p> - -<p>So stand er auf festem, nüchternem Boden, den er völlig kannte, und -war imstande, mit der hier nötigen Klarheit allen<span class="pagenum"><a name="Seite_xiv" id="Seite_xiv">[S. xiv]</a></span> Forderungen und -Tatsachen <em class="gesperrt">seines</em> Lebens gerecht zu werden. Bevor die hier -mitgeteilten Briefe beginnen, war er durch das alles aufwühlende -Herzenserlebnis seiner Jugend gegangen, das nach seinem Teile ihn auch -zum Manne gereift hatte; das Auf und Ab seiner inneren wie äußeren -Beziehungen zu Elisa von Radziwill klingt nur an einer, freilich -wichtigsten Stelle dieser Briefe an und der schmerzlichste Abschluß -dieser ihn stählenden Episode wird dem Vater gegenüber schriftlich -nicht erwähnt: „Ich werde Elisa wiedersehen, ich gehe nach ihrem -väterlichen Gute Antonin,“ sagte er am 29. Mai 1829 zur Gräfin Elise -von Bernstoff — er war von seinem Vater beauftragt worden, seiner -kaiserlichen Schwester entgegen zu fahren — „meine Schwiegermutter -selbst hat mir den Wunsch ausgesprochen, daß dieses mein erstes -Wiedersehen mit Elisa vor meiner Vermählung überstanden sein möchte.“</p> - -<p>Prinz Wilhelm hatte den „Staat als Willen“ über sich erkannt, „er -hat sich gefügt, ohne einen Bruch“, wenn er auch die mannigfache -„Prinzessinnenschau“, die seiner Verlobung mit Augusta von Weimar -vorausging, als innere Qual empfinden mochte. Als aber die endgültige -Entscheidung — nach einem hier wohl zum ersten Male bekannt werdenden -Schwanken — in dieser Lebensfrage gefallen war, begegnet er der -künftigen Gefährtin mit herzlichster Zuneigung, und die Briefe aus -dieser Zeit, die die menschlich-wertvollsten sind, bezeugen — auch -wohl zum ersten Male —, daß der Prinz nicht nur „voller Attention für -die Prinzeß“ war; hier klingt wahrlich mehr als die bisher immer nur -beobachtete und behauptete kühle Herzenshöflichkeit durch, hier wird -der zurückhaltende Ton, den er sonst nach höfischer Sitte der Zeit und -aus seiner eigenen Erziehung heraus dem Vater gegenüber anschlägt, -überwunden, und der Mann muß von dem berichten, was ein Inhalt seines -Daseins wird und blieb; er tut<span class="pagenum"><a name="Seite_xv" id="Seite_xv">[S. xv]</a></span> es nicht in romantischem Überschwang -mit tönenden Phrasen, sondern in jener Weise, der der Leser von heute -in jedem Worte die aufrichtige Ehrlichkeit der Empfindung anmerkt.</p> - -<p>Ein freundlicher Zufall hat es gefügt, daß diese briefliche -Liebesidylle aus Weimar, die mit etlichen Unterbrechungen vom Oktober -1828 bis zum März des folgenden Jahres reicht, zwischen zwei größeren -Gruppen von Berichten steht, die die Anteilnahme des Prinzen Wilhelm -an den Vorgängen der europäischen Politik zeigen — „ich kannte und -träumte nur ein selbständiges Preußen, eine Großmacht im europäischen -Staatensystem“ hat er zwanzig Jahre später über seine innere -Einstellung zu diesen Dingen geurteilt — und dadurch dartun, daß es -ihm vergönnt und möglich war, die Welt auf manchen Reisen kennen zu -lernen. Die verwandtschaftlich ihm nahe stehenden Höfe von Petersburg -und dem Haag hat er öfters besucht; hier kommen die beiden wichtigen -Fälle in Frage, wo er, in den ersten Monaten von 1828, die Zuspitzung -des russisch-türkischen Konfliktes mit seiner Auswirkung auf die -Weltlage beobachten konnte und wo er der Pariser Julirevolution von -1830 ganz nahe sein durfte. Beide Male schickte er seinem Vater „eine -Fülle von Berichten“, von denen Erich Marcks’ Erwartung gilt, „daß man -sie wohl kennen möchte“.</p> - -<p>Seine Sendung nach der russischen Hauptstadt zu Schwester und Schwager -hatte diesmal allerdings bereits einen wichtigen Hintergrund und -Unterton: er sollte „den Argwohn Rußlands gegen die unabhängig sich -zwischen den beiden östlichen Kaisermächten haltende preußische Politik -bekämpfen“; gut informiert und ständig beraten hat er diese Mission -erfüllt, schon deswegen, weil er von vornherein aus legitimistischen -Gründen auf der Seite Rußlands und des Zaren stand, dabei sogar eifrig, -aber vergeblich versuchte, seinen Vater zu energischer, kriegerischer -Anteilnahme auf russischer Seite zu bewegen. Daß man den Briefen<span class="pagenum"><a name="Seite_xvi" id="Seite_xvi">[S. xvi]</a></span> -des Prinzen an den König, die von den Ereignissen des Hoflebens, von -winterlichen Festen, von militärischen Einzelheiten natürlich auch zu -erzählen wußten, an zuständigen Stellen Bedeutung beimaß, geht aus der -Voraussetzung des preußischen Gesandten in Petersburg hervor, „daß der -Minister des Auswärtigen in Berlin, Graf Bernstorff, Kenntnis von dem -politischen Teile der Berichte des Prinzen an den König hat“, und der -vielgewandte, vielhörende und geschwätzige Varnhagen von Ense notiert -am 4. April 1828 in seinen „Blättern aus der preußischen Geschichte“: -Prinz Wilhelm berichtet sehr fleißig und genau aus Petersburg, seine -Briefe gibt der König an Witzleben, seinen allmächtigen Adjutanten.</p> - -<p>Der Besuch im Haag — im Juli 1830 — schloß sich an einen -Kuraufenthalt des Prinzen Wilhelm in Ems an, das seitdem die -öfter aufgesuchte Heilstätte gegen eine in diesen Jahren nie ganz -aufhörende Kränklichkeit war; hier war es Zufall, daß er als Gast des -niederländischen Hofes Zeuge von Ereignissen sein durfte, die seinen -ganzen Anschauungen völlig zuwiderliefen und die ihm Veranlassung -wurden, seinen Standpunkt dem Vater und König gegenüber auf das -schärfste zu präzisieren. Von den inneren Angelegenheiten und -Notwendigkeiten Preußens oder gar Deutschlands ist in den Briefen -der nächsten Jahre, in denen das Bürgertum auch hier, wenn freilich -sehr langsam und allmählich, „die politische Macht ergriff“, selten -etwas zu spüren und zu lesen. Er kann auf einer militärischen -Inspektionsfahrt, auf der er seinen Vater vertreten muß, im August -und September 1830 die Auswirkung der französischen revolutionären -Bewegung im Rheinlande beobachten, kann aus Thüringen, wo Teile -des seiner Führung unterstehenden Armeekorps in Garnison lagen, -Ähnliches melden und nimmt dann öfter die Gelegenheit wahr, in Berlin -in manchmal breiter Ausführlichkeit zu Fragen seines eigent<span class="pagenum"><a name="Seite_xvii" id="Seite_xvii">[S. xvii]</a></span>lichen, -d. h. militärischen Berufe das Wort zu ergreifen. Daneben steht -die Sorge um den würdigen Ausbau des ihm zur Wohnung angewiesenen -Tauentzienschen Palais Unter den Linden und um den Schlößchenbau auf -dem Babelsberge bei Potsdam; er weiß hie und da den Vater für die -Angelegenheiten ihm, d. h. dem Prinzen nahestehender Persönlichkeiten -zu interessieren, wie des Prinzen Radziwill und des Fürsten Solms; -einmal taucht eine Frage der preußischen Justizverwaltung und eine des -Kirchenregimentes auf, die er im Sinne und zum Vorteil der staatlichen -Autorität erledigt wissen möchte, er erörtert brieflich mit dem König -die wichtige Frage des Erziehers des Sohnes seiner Ehe, der damals -schon als der Thronerbe galt, und meldet dem Vater in jubelnder -Beglücktheit die Geburt der Tochter Luise. Mit brieflichen Berichten -von einer bis nach Mailand sich ausdehnenden Schweizer Reise, die er -mit seiner Frau unternahm und die sich an einen Kuraufenthalt in Ems -und Baden-Baden anschloß, endet das Corpus dieser Korrespondenz. Es -ist für Prinz Wilhelm sehr charakteristisch, daß ihm die Freude an -der neuen Umgebung, durch die ihn diese Fahrt führte, getrübt ward -durch ein scheinbares Mißverständnis wegen seiner Anteilnahme an einem -Manöver in der Heimat! Von mancher anderen Reise, wie z. B. von den -Besuchen in Petersburg zwischen 1829 und 1835 weiß er kaum etwas zu -berichten, was des Festhaltens wert wäre, desgleichen von dem Wiener -Aufenthalt im März 1835, als es galt, „durch das sichtbare Eintreten -Preußens die schwierige Lage der drei Minister zu festigen, die für -den schwachsinnigen, aber legitimen Nachfolger Franz’ I., Ferdinand, -die tatsächliche Regierung übernahmen“. Dagegen wird seine praktische -Anteilnahme an der Weiterbildung der Armee und ihren Forderungen, z. B. -in den Fragen über die Länge der Dienstzeit, über die Vermehrung der -Kadettenanstalten, über die Dienstreisen, Kosten der Gene<span class="pagenum"><a name="Seite_xviii" id="Seite_xviii">[S. xviii]</a></span>räle — um -nur weniges zu nennen — hier erneut dargetan und weiterhin erhärtet.</p> - -<p>Diese andeutenden Bemerkungen umschreiben ungefähr den Inhalt der hier -veröffentlichten Briefe des Prinzen Wilhelm von Preußen, ohne ihr -Detail und ihren Reiz irgendwie zu erschöpfen. Sie sind in ihrer Form, -ihrem Stil und Ausdruck der klarste, beste Spiegel ihres Schreibers.</p> - -<p>Er weiß in frischer Anschaulichkeit zu schildern, was er sah und -erfuhr, er bleibt immer sachlich und versteht aus den Tatsachen, wie -sie ihm entgegengetreten, in Verbindung mit der ihm angeborenen und -eingegebenen Überzeugung scharf und klar sein Urteil abzuleiten; er -vermeidet bewußt jegliche Phrase irgendwelcher Art, weil er weiß, daß -sie nicht zu seinem Wesen paßt. „Die Wärme eines herzlichen, schlichten -Empfindens, die Sicherheit eines reinen und männlichen Charakters“, die -Erich Marcks aus den längst bekannten Briefen an den General Natzmer -mit Recht herauslas, ist auch in diesen Briefen an den königlichen -Vater zu finden und dringt bei aller anredelosen Beherrschtheit des -Tones — wie selten ändert sich die fast formelhafte Unterschrift „Ihr -Sie liebender Sohn Wilhelm“ in einen Klang kindlicher Herzlichkeit! -— doch immer wieder durch. Im stilistischen und sprachlichen -Ausdruck sind freilich die im Original oft schwierig zu entziffernden -Briefe noch völlig abhängig von den Grundlagen der Jugendbildung -und Jugenderziehung des Prinzen: sie wirken oft in Wortstellung und -Satzbau wie aus dem Französischen übersetzt.... das geht stellenweise -so weit, daß er die richtige Satzkonstruktion nachträglich korrigiert, -wobei manchmal das Gegenteil von dem herauskommt, was er sagen will; -zahlreiche Fremdworte finden sich, die hie und da auch mal in nicht -richtiger Weise angewendet werden.</p> - -<p>Manches freilich vermissen wir in diesen Briefen: nicht <em class="gesperrt">ein</em><span class="pagenum"><a name="Seite_xix" id="Seite_xix">[S. xix]</a></span>mal -weiß er aus Weimar etwas von Goethe zu erzählen, niemals fällt ein Wort -über die mannigfachen Kräfte, die sich nach dessen Tode im deutschen -Schrifttum regten und die doch der beste Spiegel einer neuen Wertung -der Zeit durch die Zeitgenossen waren; gerade weil Prinz Wilhelm -diesem „Neuen“ innerlich ablehnend und fremd gegenüberstand, sucht -man wohl nach einem kritischen Worte über das Junge Deutschland und -des allmächtigen Metternich Maßnahmen, die gegen diese „Literaten“ -gerichtet waren. Auch sonst treten tiefere geistige Interessen nicht -hervor<a name="FNAnker_1_1" id="FNAnker_1_1"></a><a href="#Fussnote_1_1" class="fnanchor">[1]</a>; gerade darin aber wird der Gegensatz zu dem kronprinzlichen -Bruder ganz klar und deutlich.</p> - -<p>Die entscheidenden, ausschlaggebenden Züge seiner Art und seines -Wesens, die die Gewähr für seine und damit nach dem Gange der -Geschichte auch für unsere Zukunft boten, erkennen wir in diesen -Selbstzeugnissen seiner Persönlichkeit: den Offizier, den Anhänger des -legitimen Königtums, den konservativen Mann der Arbeit und Pflicht von -klarer, kräftiger Zuverlässigkeit, dessen wahre Größe einmal darin -bestehen sollte, in weiser Selbsterkenntnis und Selbstbeschränkung den -Männern die freie Bahn des Wirkens zu öffnen und zu gönnen, die ihm das -Schicksal in den Weg führen sollte... er war ein fertiger Vierziger, -als diese Briefreihe mit dem Tode Friedrich Wilhelms III. abbrach. Mit -dessen Hinscheiden wandelte sich wohl die preußische Welt, noch aber -konnte niemand ahnen, daß Prinz Wilhelm berufen und auserwählt sein -sollte, die deutsche Welt zu formen und zu leiten.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_xx" id="Seite_xx">[S. xx]</a></span></p> - -<p>Einmal ist — ganz vorübergehend — in diesen Briefen von dem Denkmal -die Rede, das dem Großen Friedrich von Preußen vor den Fenstern des -prinzlichen Palais errichtet werden sollte; seine Grundsteinlegung -war der letzte offizielle Regierungsakt, dem der alte, längst kranke -König von den Fenstern eben dieses Hauses, also gleichsam als Gast -seines Sohnes, beiwohnen konnte ... es war am 1. Juni 1840... Prinz -Wilhelm leitete den militärischen Teil der Feier... es war des -Vaters letzte Freude.... am 7. Juni starb der König.... der neue -Herrscher Preußens grüßte den Bruder als Thronfolger und Prinz von -Preußen... eine neue Zeit begann für ihn, für Land und Volk; von den -Briefen aber, die fast bis zu diesen Tagen reichen, gilt ein Wort -Paul Kehrs<a name="FNAnker_2_2" id="FNAnker_2_2"></a><a href="#Fussnote_2_2" class="fnanchor">[2]</a>: „aus jeder Zeile schauen uns längst vertraute Züge -entgegen: des Prinzen Schlichtheit und Wahrhaftigkeit, sein Ernst -und seine Gewissenhaftigkeit, Gottesfurcht und vornehme Gesinnung, -sein militärisches, monarchisches und preußisches Selbstgefühl und -Pflichtbewußtsein.“</p> - -<div class="chapter"> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_1" id="Seite_1">[S. 1]</a></span></p> - -<h2 class="nobreak" id="Der_russisch-tuerkische_Konflikt">Der russisch-türkische -Konflikt.</h2> - -</div> - -<div class="blockquot"> - -<p>Die durch den Wiener Kongreß und seine Schlußakte im Sommer 1815 -wiederhergestellte Ruhe und Ordnung Europas hat ein Jahrzehnt -später im Wetterwinkel des Balkans eine erste Störung erfahren; -der Aufstand Griechenlands gegen die Türkei galt der Volksmeinung -des Kontinents als eine Fortsetzung des Freiheitskampfes, der -gegen Napoleon geführt worden war, und die klassizistisch -orientierte Bildung der geistigen Oberschicht in den Großmächten -Europas glaubte darin antike Ideale eines Miltiades oder Leonidas -verlebendigt zu sehen.... begeisterte Männer zogen allenthalben -nach Morea, um mit Gut und Blut sich für die Sache der griechischen -Freiheit einzusetzen.</p> - -<p>Im Gegensatz dazu sah das Regime des Fürsten Metternich in dieser -griechischen Erhebung nur Rebellion — die Pforte war ja die -legitime Obrigkeit —, die man auf die von Frankreich ausgegangenen -revolutionären Ideen, auf die Umsturzbewegungen der Demagogen aller -Länder zurückführte; hinzu kam die Befürchtung, daß Rußland den -türkisch-griechischen Konflikt zum Anlaß und zur Grundlage weiterer -Eroberungspläne machen würde. Die fünf Großmächte Europas — -Rußland, Österreich, Frankreich, England und Preußen — waren sich -klar und einig darüber, daß eine etwaige Befreiung Griechenlands -das Auseinanderfallen der Türkei zur endlichen Folge haben müsse -und daß Rußland davon den eigentlichen, wenn nicht sogar den -alleinigen Nutzen haben werde. Deswegen war Österreich, an dessen -Südostgrenze ein nie gefährlich werdender Nachbar, eben der Türke, -saß, gegen jede Veränderung eines ihm vorteilhaften <span class="antiqua">status -quo</span>; auch England sah in einer Erstarkung Rußlands eine -Bedrohung seiner Stellung im nahen und fernen Orient.</p> - -<p>Diesen sich zuspitzenden Gegensätzen in der russischen Außenpolitik -standen etliche Schwierigkeiten im Innern gegenüber. Kaiser -Nikolaus, der die Lieblingsschwester des Prinzen Wilhelm, -Charlotte, zur Gattin hatte, mußte den durch den sogenannten -Großmutsstreit hervorgerufenen Aufstand der Dekabristen -niederwerfen: sein älterer Bruder Konstantin hatte zwar auf die -Regierung nach Alexanders I. Tode verzichtet, da ihm aber ein Teil -des Militärs anhing, kam es zu Tumulten.</p> - -<p>Wenige Wochen später ward durch das „Protokoll“ vom 23. März/4. -April 1826 zwischen Rußland und England eine Regelung der -türkisch-griechischen Beziehungen vereinbart<a name="FNAnker_3_3" id="FNAnker_3_3"></a><a href="#Fussnote_3_3" class="fnanchor">[3]</a>; dabei hatte der -Kaiser eine schriftliche Erklärung, keine Eroberungen zu machen, -nicht abgegeben und „die englische Politik konnte in Zukunft von -Rußland auf einem Felde kontrolliert werden, wo sie bisher unfaßbar -gewesen war“. Im Spätsommer gab die Pforte in allen strittigen -Punkten nach, und der Vertrag von Akkerman war ein voller Sieg der -Großmächte über den Sultan. Der wahre Grund dieses plötzlichen -Einlenkens aber war der, daß die Türkei für den trotz<span class="pagenum"><a name="Seite_2" id="Seite_2">[S. 2]</a></span> aller -Friedensbemühungen drohenden europäischen Krieg eine Militärreform -dringend bedurfte, und deshalb brauchte der Sultan zunächst Frieden!</p> - -<p>Unterdessen ging ein anderer von Rußland geführter Krieg glücklich -zu Ende: gegen Persien war der General Paskewitsch siegreich; im -Februar 1828 erfolgte der Friedensschluß.... der in den Briefen -des Prinzen mehrmals genannte Abbas Mirza ward von Kaiser Nikolaus -als der allein berechtigte Nachfolger des Schahs anerkannt, und -beide Herrscher wollten in Zukunft in Freundschaft und guter -Nachbarschaft miteinander leben.</p> - -<p>Aus dem erwähnten Protokoll vom 4. April 1826 aber erwuchs am 7. -Juli 1827 eine englisch-russisch-französische Tripelalliance, der -„trilaterale Vertrag“ der Briefe; „der Kaiser knüpfte an sie die -Hoffnung, daß sie vor allem den russischen Interessen förderlich -sein werde“. Er hatte schon versucht, aus dem Protokoll möglichsten -Nutzen zu schlagen, er hatte die Vereinbarung den Höfen von Berlin, -Paris und Wien mitgeteilt und wußte allen Einwendungen geschickt -zu begegnen. Der Gedanke, an Stelle des Protokolls den Vertrag -zu setzen, ging von England aus; ein Geheimartikel regelte die -Möglichkeiten und Notwendigkeiten eines Kriegsfalles. In der -Seeschlacht von Navarino, wo am 20. Juli 1827 die türkische Flotte -vernichtet ward, war der Auftakt dazu gegeben. In das Auf und Ab -der nächsten Monate führen die folgenden Briefe ein.</p> - -<p>Prinz Wilhelm hatte am 22. Dezember 1827 Berlin mit einem nicht -mehr vorhandenen Briefe Friedrich Wilhelms III. an seinen -kaiserlichen Schwiegersohn verlassen; Petersburg war ihm nicht -fremd, hatte er doch 1817 seine Schwester Charlotte zur Vermählung -dorthin begleitet; 1823 hatte er den russischen Manövern -beigewohnt; im Januar 1826 war er wieder dort, um seinen Schwager -als Kaiser zu sehen, und 1834 ist er nochmals an der Newa zu -Besuch gewesen, um der Einweihung des Denkmals für Alexander I. -beizuwohnen — es sei darüber hier eine Stelle aus einem Briefe -an den König vom 24. Juli 1834 zitiert:.... Nun aber mit einem so -ehrenvollen Auftrag zu dieser Feier zu gehen, ist für mich eine -unbeschreibliche Freude, eine Freude, die unendlich erhöhet wird -durch das, was das Herz dabei fühlt. Denn wenn auch Trauer die -nächste Veranlassung zu der Feier ist, so ist doch gerade wieder -die Errichtung dieser Denk-Säule für den Unvergeßlichen ein Moment, -der mit Freuden erfüllt, weil man solches Andenken auf solche Weise -verherrlichen will....</p> - -<p>Der diesmalige Aufenthalt dauerte „fast fünf Monate“; am Abend vor -der Abreise des Prinzen Wilhelm, die am 9. Mai erfolgte, schrieb -die Kaiserin Mutter Maria Feodorowna: <span class="antiqua">Le départ du cher prince -Guillaume me fait de même répandre bien des larmes; je lui suis -tendrement, inviolablement attachée et profondément touchée de son -amitié pour moi</span>.</p> - -</div> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_3" id="Seite_3">[S. 3]</a></span></p> - -<p class="briefkopf">St. Petersburg, den 19./31. Dezember 1827.</p> - -<p>In aller Eile setze ich diese Zeilen auf, um Ihnen meine glückliche -Ankunft hierselbst gestern Nachmittag um 5 Uhr zu melden. Es kommt mir -noch Alles wie im Traum vor nach den ersten Augenblicken, die Tausende -von Bekannten schon gesehen zu haben. Vor allem muß ich natürlich von -Charlotte und dem Kaiser und der Kaiserin-Mutter sprechen. Welch’ eine -Freude, welch’ eine unbeschreibliche Freude war die des Wiedersehens... -Die Kaiserin-Mutter hat mich mit einer Herzlichkeit und Liebe -empfangen, die wirklich noch ihre frühere Gnade übersteigt<a name="FNAnker_4_4" id="FNAnker_4_4"></a><a href="#Fussnote_4_4" class="fnanchor">[4]</a>.</p> - -<p>.... Ich habe hier Alles bisweilen kriegerischer gefunden, als ich es -erwartete; die Abreise der Gesandten von Konstantinopel<a name="FNAnker_5_5" id="FNAnker_5_5"></a><a href="#Fussnote_5_5" class="fnanchor">[5]</a> hat nicht<span class="pagenum"><a name="Seite_4" id="Seite_4">[S. 4]</a></span> -wenig dazu beitragen müssen, welche Nachricht vorgestern Abend hier -angelangt ist. Jedenfalls wird aber wohl erst das Frühjahr abgewartet -werden, ehe etwas geschieht. Der Kaiser hat mir schon über Manches -gesprochen, doch noch bin ich nicht im Stande, etwas Zusammenhängendes -aufzuschreiben. Er beruft sich stets auf einen gewissen Brief, den -er Ihnen geschrieben haben will vor einiger Zeit, weshalb ihm die -Äußerungen, welche Sie mir am Abend vor meiner Abreise noch in -Beziehung auf Ihre Verhältnisse zu ihm taten, sehr erwünscht zu -vernehmen waren...<a name="FNAnker_6_6" id="FNAnker_6_6"></a><a href="#Fussnote_6_6" class="fnanchor">[6]</a>.</p> - -<p class="briefkopf">St. Petersburg, 12./24. Januar 1828.</p> - -<p>Gestern sind nach fast fünfwöchentlichem Stillschweigen Nachrichten -aus Persien gekommen. Der Friede ist noch immer nicht vom Schah -unterzeichnet zurück<a name="FNAnker_7_7" id="FNAnker_7_7"></a><a href="#Fussnote_7_7" class="fnanchor">[7]</a>, obgleich Abbas Mirza in Alles eingegangen -ist.<span class="pagenum"><a name="Seite_5" id="Seite_5">[S. 5]</a></span> Auch hatte man in Tawris die Nachricht, daß die Zahlung der -Contributionssumme, welche vor der Unterzeichnung verlangt ist, -geschehen sei, daß der Schah aber nicht traue, dieselbe Jemand der -Seinigen anzuvertrauen, fürchtend, daß sie geplündert werden könnte; -er soll sie also einem Engländer übergeben haben, der noch nicht -angekommen war. Die Zahlung der ganzen Summe wird teils in Gold, teils -in Edelsteinen erfolgen, da das Gold nicht sehr vorrätig sein mag in -Persien...</p> - -<p>Soeben sagte mir der Kaiser, daß dem letzten Berichte von Pozzo<a name="FNAnker_8_8" id="FNAnker_8_8"></a><a href="#Fussnote_8_8" class="fnanchor">[8]</a> -(zufolge) das neue französische Ministerium<a name="FNAnker_9_9" id="FNAnker_9_9"></a><a href="#Fussnote_9_9" class="fnanchor">[9]</a> sich nicht halten -würde und daß er sehr gegründete und große Besorgnisse für die innere -Ruhe von Frankreich habe. Diese Mitteilungen inquietieren den Kaiser -weit mehr als die orientalischen Unruhen, indem Unruhen in Frankreich -allerdings von großen Consequenzen wären<a name="FNAnker_10_10" id="FNAnker_10_10"></a><a href="#Fussnote_10_10" class="fnanchor">[10]</a>.</p> - -<p class="briefkopf">St. Petersburg, 23. Januar/4. Februar 1828.</p> - -<p>Die Gelegenheit des Generales Bazaine<a name="FNAnker_11_11" id="FNAnker_11_11"></a><a href="#Fussnote_11_11" class="fnanchor">[11]</a> lasse ich nicht unbenutzt, um -einiges mitzuteilen, was ich im letzten Briefe nur ganz oberflächlich -berührte, da er durch die Post ging. Es ist dies die Mitteilung und -Ansicht des Grafen Tatischtschew<a name="FNAnker_12_12" id="FNAnker_12_12"></a><a href="#Fussnote_12_12" class="fnanchor">[12]</a> aus Wien auf die erhaltene -Instruktion, dem österreichischen Hofe zu erklären, daß jede Besetzung -Seitens Österreichs von türkischem Gebiete, falls Rußland sich zur -Occupation von Fürstentümern genötigt sehen sollte, als eine gegen<span class="pagenum"><a name="Seite_6" id="Seite_6">[S. 6]</a></span> -Rußland gerichtete Feindseligkeit betrachtet werden würde. Graf T. -behauptet mit Gewißheit versichern zu können, daß Österreich eine -solche Maßregel nicht beabsichtige, so lange nämlich rein von der -Erfüllung des Tractats vom 6. Juli nur die Rede ist und der Ergreifung -aller Mittel, die zu diesem Zwecke führen. Österreich sei viel zu -schwach, aber auch viel zu ängstlich deshalb, um es wagen zu wollen, -allein gegen Rußland aufzutreten, eine Ängstlichkeit, die sich bei -jeder Gelegenheit verrate, trotz den befohlenen Kriegsrüstungen, die -überhaupt eine Finte zu sein scheinen, um ihre eigentliche Schwäche -zu cachieren. Wenn sie jedoch durch den Lauf der Begebenheiten, einen -ausbrechenden Krieg, eine andere Tendenz erhielte, nämlich die der -Eroberung und Teilung des türkischen Reiches, so würde in diesem -Falle Österreich gewiß nicht ruhiger Augenzeuge bleiben, sondern -tätigen Anteil nehmen wollen und zu dem Ende sich den drei Alliierten -anschließen, um gemeinschaftliche Sache zu machen. Ja es existierten -darüber schon Äußerungen, die anzeigten, daß Österreich in diesem Falle -Rechnung mache, Herzegowina, Bosnien und Serbien zu acquérieren, daß -es sich, im Falle einer so bedeutenden Vergrößerung Schwierigkeiten -opponiert werden sollten, auch mit beiden Ersteren oder gar nur mit -einem Teile derselben begnügen würde. Graf T. versichert, die Wahrheit -seiner Angaben verbürgen zu können, ebenso wie auch, daß die Sprache, -welche er instruiert sei zu führen, falls eine feindliche Maßregel -gegen Rußland im Werke zu sein scheine, gewiß das Unterbleiben der -Ausführung herbeiführen werde. Denn da er instruiert sei, diese -Instruktion geheim zu halten und nur im Notfall davon Gebrauch zu -machen, so habe er auch nur gesprächsweise gegen Jemand, von dem er -wisse, daß er bestimmt sei, ihn auszuhorchen, etwas von der Möglichkeit -solcher Ansichten seines Hofes fallen lassen, was seinen Zweck nicht -verfehlt habe, indem einige Tage nachher mehrere Rüstungsbefehle -zurückgenommen sein sollen.</p> - -<p>Diese Mitteilungen T.’s scheinen wohl sehr erwünschten Inhalts zu sein, -in dem sie die Beruhigung gewähren, daß Österreich den kriegrischen -Maßregeln des Tractats nicht hinderlich sein wird, die doch wohl zu -erwarten stehen, und daß, wenn ein Vertreibungskrieg der Türken die -Folge sein sollte, auch dieser nicht gegen Österreichs Interesse ist, -wenngleich hiermit allerdings ausgesprochen ist, daß Österreich nicht -so uneigennützig in diese große Begebenheit sich einlassen will, als -die drei<span class="pagenum"><a name="Seite_7" id="Seite_7">[S. 7]</a></span> Alliierten es bei der Schließung des Tractates aussprachen -sein zu wollen, wenngleich damals von keinem Exterminationskrieg -die Rede war. Ob, wenn diese Ansicht Österreichs gegründet ist, -(sie) nicht zu benutzen wäre (die in Beziehung auf die Expulsion der -Türkei aus Europa mir auch ganz mit der Ihrigen in Übereinstimmung -zu sein scheint), um der Pforte zu erklären, daß sie durch die -fünf Mächte angegriffen werden würde, wenn sie sich nicht sogleich -nachgiebig zeige, ist eine Frage, die sich unwillkürlich aufdrängt, -vorzüglich der Kaiser von Österreich sich ja damals mündlich bereits -zu einer kategorischen Sprache gegen die Pforte verstanden hat. Diese -gemeinschaftliche Eröffnung, die freilich nur durch Preußen und -Österreich wird gemacht werden können, da die drei anderen Gesandten -nicht mehr in Konstantinopel sind und von deren drei Mächten ja die -Pforte auch den Krieg wohl voraussieht, würde der Pforte jede Illusion -über die Möglichkeit einer Teilung der Interessen und daraus möglicher -Bekriegung der großen Mächte unter einander benehmen und gewiß das -letzte Mittel sein, was vielleicht vor Ergreifung feindlicher Maßregeln -noch zum Zwecke führte<a name="FNAnker_13_13" id="FNAnker_13_13"></a><a href="#Fussnote_13_13" class="fnanchor">[13]</a>.</p> - -<p class="gruss"><span class="mright2">Ihr Sie zärtlichst liebender, gehorsamer Sohn</span><br /> -Wilhelm.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_8" id="Seite_8">[S. 8]</a></span></p> - -<p class="briefkopf">St. Petersburg, 27. Januar/8. Februar 1828.</p> - -<p>Der Großfürst Constantin<a name="FNAnker_14_14" id="FNAnker_14_14"></a><a href="#Fussnote_14_14" class="fnanchor">[14]</a> ist gestern hier eingetroffen... da von -ihm immer die allarmierenden Gerüchte über Preußens Rüstungen<a name="FNAnker_15_15" id="FNAnker_15_15"></a><a href="#Fussnote_15_15" class="fnanchor">[15]</a> -kommen, so langte Ihr Brief und der des Grafen Witzleben<a name="FNAnker_16_16" id="FNAnker_16_16"></a><a href="#Fussnote_16_16" class="fnanchor">[16]</a> mit Ihren -Befehlen sehr zum rechten Momente an, indem ich dem Kaiser Alles -dieserhalb Beruhigendes von Neuem mitteilte. Da sagte mir der Kaiser, -daß Constantin seine Meldungen keineswegs in dem Sinne jetzt genommen -wissen wolle, als seien die questionierten Rüstungen gegen Rußland -gerichtet, sondern vielmehr für dasselbe und daß es nur scheine, als -wolle Preußen diese Rüstungen nicht Wort haben, um sie ganz geheim -machen zu können. Auch diese Ansicht war mit der Revue des 5. und -6. Corps bald über den Haufen geworfen. Die heutigen Depeschen des -Gesandten Lieven<a name="FNAnker_17_17" id="FNAnker_17_17"></a><a href="#Fussnote_17_17" class="fnanchor">[17]</a> sagen dem Kaiser, daß zu befürchten stände, daß -die orientalische Frage bei Eröffnung des Parlaments so bald nicht -zur Entscheidung kommen werde, indem so sehr viele wichtigere Fragen, -die die innere Administration betreffen, erst zu beseitigen sein -würden<a name="FNAnker_18_18" id="FNAnker_18_18"></a><a href="#Fussnote_18_18" class="fnanchor">[18]</a>, was dem Kaiser natürlich nicht lieb ist. Die Ernennung<span class="pagenum"><a name="Seite_9" id="Seite_9">[S. 9]</a></span> -Wellingtons<a name="FNAnker_19_19" id="FNAnker_19_19"></a><a href="#Fussnote_19_19" class="fnanchor">[19]</a> zum Premierminister frappiert allgemein. Lieven -berichtet aber, daß derselbe sich täglich mehr an ihn anschlösse -und ganz zu seiner früheren Ansicht über die orientalische Frage -zurückgekehrt sei und daher seinerseits nur das Beste zu erwarten -stände. Die Eitelkeit soll den <span class="antiqua">moost honorable Duke</span> gewaltig -reiten; und da hat denn ein Brief, den Nicolaus ihm nach der Schlacht -von Navarin schrieb<a name="FNAnker_20_20" id="FNAnker_20_20"></a><a href="#Fussnote_20_20" class="fnanchor">[20]</a>, der aber erst mit dem letzten Courir anlangte, -einen gewaltigen Effekt gemacht, indem Nicolaus, tuend, als ignoriere -er gänzlich Wellingtons momentane Umsattlung seiner Ansichten, ihm zu -dem großen Seesiege gratulierte und ihm dankt und zurückruft, daß er es -gewesen sei, der bei seiner Anwesenheit 1826 hier den Grund zu diesem -glorreichen Ereignisse gelegt habe, welches hoffentlich binnen Kurzem -zu dem gehofften Resultate führen werde. Dieser Brief konnte nicht mehr -<span class="antiqua">à propos</span> kommen als gerade in dem Augenblicke... Alle Anstalten -sind gemacht, im Fall der Kaiser der Campagne beiwohnen will, was er -jedenfalls nur dann tun will, wenn der Krieg wirklich ausbricht, d. h. -also wenn die Donau überschritten wird. Bei Besetzung der Fürstentümer -wird er keinen Falls zugegen sein, wie er mehreremals äußerte, da dies -keine Eröffnung der Feindseligkeiten ist.</p> - -<p class="gruss"><span class="mright2">Ihr gehorsamer Sohn</span><br /> -Wilhelm.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_10" id="Seite_10">[S. 10]</a></span></p> - -<p class="briefkopf">St. Petersburg, 4./16. Februar 1828.</p> - -<p>Der Kaiser bleibt seiner Ansicht und seinem Wunsche getreu, den Frieden -aufrecht zu erhalten zu sehen. Aber die seit zwei Jahren gegebenen, -immer wieder hinausgeschobenen Fristen, um die Pforte zur Annahme der -Vorschläge der Verbündeten zu bringen und die immer trotz Navarin -und seiner Folgen nicht erfolgt sind, hätten und müßten endlich ihre -Endschaft erreichen. Rußland, England und Frankreich könnten sich -daher nun nicht mehr in Unterhandlungen einlassen, sondern sie seien -es ihrer Würde und den stattgehabten Ereignissen schuldig, zu handeln. -Dies würde in der bestimmten Frist geschehen, der daher auch nur das -kurze Ultimatum, dessen in der jüngsten Instruktion an Lieven die -Rede ist, vorhergehen würde. Wenn dem Vorschlage, der in der Depesche -des Grafen Bernstorff<a name="FNAnker_21_21" id="FNAnker_21_21"></a><a href="#Fussnote_21_21" class="fnanchor">[21]</a> gemacht wird, Folge gegeben werden sollte, -so könnte es nur von den zwei Mächten geschehen, die darin als die -aufzufordernden bezeichnet sind und die daher diesen Schritt ohne -diesseitige Aufforderung tun müßten, welches von den drei verbündeten -Mächten nur dankbar anerkannt werden könnte. Der Kaiser hofft sogar, -daß Sie diesen Schritt allein sogleich tun würden, ohne sich an die -Ansicht der anderen Macht und deren Antwort zu binden, der von dem -durch Herrn v. Miltitz<a name="FNAnker_22_22" id="FNAnker_22_22"></a><a href="#Fussnote_22_22" class="fnanchor">[22]</a> zu tuenden Schritt wohl nur Mitteilung -und Aufforderung zu gleicher Maßregel zu machen wäre. Dieser durch -Herrn v. Miltitz zu gebenden Erklärung würde wohl eine sehr dezisive -Maßregel seiner Person im Weigerungsfalle der Pforte<span class="pagenum"><a name="Seite_11" id="Seite_11">[S. 11]</a></span> anzuempfehlen -sein, die derselben alsdann jedes fernere freundschaftliche Verhältnis -zu Preußen entrückte. Nur mit diesem Rechtssatze dürfte der ganze -zu tuende Schritt Energie haben und Einfluß und Erfolg haben. Daß -Österreich eine gleiche Sprache führe, wäre daher sehr wünschenswert. -Am meisten wird dann gewünscht, daß einer solchen energischen Maßregel, -auch im Weigerungsfalle, der Nachschub geleistet wird, der wenigstens -die Einheit der vier Mächte im Princip offenbar dartäte, um so mehr, -da, wie ich neulich schon berichtete, von der fünften Macht an eine -Opposition gegen kriegerische Intervention nicht mehr füglich geglaubt -werden kann und sie dies am allerwenigsten tue und jeden Plan dazu -aufgeben würde, wenn die vierte Macht sich zu gemeinsamem Zwecke den -drei anderen anschlösse. Auf Preußen sind daher nun auch Aller Augen -gerichtet<a name="FNAnker_23_23" id="FNAnker_23_23"></a><a href="#Fussnote_23_23" class="fnanchor">[23]</a>.</p> - -<p class="gruss"><span class="mright2">Ihr gehorsamer Sohn</span><br /> -Wilhelm.</p> - -<p class="briefkopf">St. Petersburg, 8./20. Februar 1828.</p> - -<p>Des Kaisers erste Frage, gleich nachdem ich ihm Mitteilung von -Ihrem Anerbieten auf Unterhandlungen gemacht hatte, war: gehet das -Anerbieten auf Unterhandlungen oder auf Anschließen zum Handeln<span class="pagenum"><a name="Seite_12" id="Seite_12">[S. 12]</a></span> zu -gemeinschaftlichem Zweck? Ich mußte natürlich näher bezeichnen, daß -nur von erneutem, aber gemeinschaftlichem Unterhandeln die Rede sei. -In dem Fall, sagte der Kaiser, werde ich den Vorschlag nicht annehmen -können. Seit zwei Jahren habe ich die größte Nachgiebigkeit dadurch -bewiesen, daß ich der Pforte Termin auf Termin gesetzt habe, um sie -zur Nachgiebigkeit zu stimmen, stets mit der Drohung, daß ernstere -Maßregeln ergriffen werden würden, wenn diese Nachgiebigkeit nicht -erfolge. Die Unterhandlungen mit den verbündeten Mächten haben Zeit -gebraucht und so ist es bis vorigen Herbst also erst zur Ergreifung -solcher ernsteren Maßregeln gekommen. Die unerwartete Katastrophe -von Navarin hat aber dennoch nicht die Pforte biegsam gemacht, die -darauf erneuerten Aufforderungen zur Annahme der Intervention wurden -verworfen und somit der Abgang der Gesandten unvermeidlich. Alle -direkten Unterhandlungen und Verbindungen sind demnach von Seiten -der Verbündeten mit der Pforte abgebrochen und die im trilateralen -Vertrag angedeuteten ernsteren Maßregeln sind jetzt der Gegenstand der -Unterhandlungen der drei Mächte, um sie zur Ausführung zu bringen. Ein -erneuerter Versuch, mit der Pforte zu unterhandeln, um auf diesem Wege, -der so unzählige Male fruchtlos geblieben ist, zum Ziele zu gelangen, -wäre nicht mehr von den drei Verbündeten zu erwarten, da Alles sein -Ziel hätte; die Zeit der Nachsicht, die <span class="antiqua">Longanimité etc.</span> sei -abgelaufen und aus allen diesen Gründen an die Wiederanknüpfung von -friedlichen Unterhandlungen seitens der drei Mächte nicht mehr zu -denken. Ganz etwas anderes wäre es, wenn ein Antrag von Seiten Preußens -oder Österreichs erfolgte, um sich den Verbündeten anzuschließen, um -mit ihnen durch Ergreifung gemeinschaftlicher kriegerischer Maßregeln -zum gewünschten Ziele zu gelangen. Oder: wenn Preußen und Österreich -ihrerseits bei der Pforte nochmals kräftige Schritte täten, um sie zur -Nachgiebigkeit zu zwingen, welchem Schritte jedoch als energischer -Nachsatz beigefügt werden müsse, im Weigerungsfalle auch die Gesandten -dieser Mächte Constantinopel verlassen würden und daß die Pforte -auch von diesen Mächten kriegerische Maßregeln und Anschließen an -die drei anderen Mächte zu erwarten habe. Ob eine solche, offene und -energische Sprache von Österreich zu erwarten sei, sei freilich nicht -mit Bestimmtheit vorauszusehen, dies dürfte aber wohl Preußen nicht -abhalten, seinerseits diese bestimmten Schritte zu tun, Österreich<span class="pagenum"><a name="Seite_13" id="Seite_13">[S. 13]</a></span> -dann <span class="antiqua">au fait</span> setzend und dringend zu gleichen auffordernd. -Preußens Ansichten in der orientalischen Angelegenheit ständen ganz -in Übereinstimmung mit einem solchen Handeln; es sei dem trilateralen -Vertrage nicht beigetreten, indem es die in demselben vorgeschlagenen -Mittel als nicht zum Zwecke führend erkannt hätte, jedenfalls aber -keinen tätigen Teil an deren Ausführung hätte nehmen können, weil -es aus diesem letzteren Grunde daher weniger auffallend und weniger -störend für das äußere Bestehen der großen Alliance gewesen sei, daß -nur drei Seemächte einen Tractat schlossen, der nur Seeoperationen zum -Zwecke vorläufig hatte, während es als eine Spaltung der alten Alliance -erschienen sein würde, wenn Preußen als keine Seemacht einem dergl. -Tractat beigetreten sei und Österreich als eine Seemacht es nicht -tat. So sei also auch dieser Schein für die große Alliance erhalten -geblieben, während freilich Preußens und Österreichs Nichtbeitritt -aus ganz und gar verschiedenen Principien entsprungen sei. Jetzt -jedoch handele es sich nicht mehr um eine bloße Seeoperation, sondern -um Ergreifung solcher Maßregeln, die leicht zum Kriege führen -dürften, und daß diese zum Ziele führen würden, werde Preußen wohl -anerkennen und also, da es das Ziel zu erreichen wünsche, sich auch -zu Maßregeln entschließen, die zur Erreichung desselben förderlich -sind, d. h. also nochmalige dringende Vorstellungen bei der Pforte, -mit dem Nachsatze, wie ich ihn bereits angab, dem dann aber auch Folge -gegeben werden müßte. Ich selbst hatte ja mündlich Ihre Ansicht hier -mitgeteilt, die dahinginge, daß ein Angriff der Mächte der großen -Alliance auf die Pforte als allein zum Ziele führend erkannt von Ihnen -werde. Über das wie weit eines solchen Angriffs wäre freilich noch -nichts zu entscheiden jetzt. Und wenn ich Ihre Ansicht jedoch dahin -bestimmt ausgesprochen hätte, daß Sie einen solchen Angriff nur dann -als vollständig ansehen würden, wenn Österreich sich zu demselben -verstünde, so sei dadurch wohl auch Ihr Wunsch dahin abzusprechen, daß -man sich dadurch vergewissere, daß diese Macht nicht etwa gegen die -anderen Verbündeten zu Gunsten der Pforte sich erklärte, nicht aber, -daß es Ihre Ansicht sei, daß Österreichs Kriegsmacht durchaus notwendig -zu verwenden sei, um das Ziel zu erreichen, wozu die russische Armee -allein wohl hinreichen würde. Die letzten Nachrichten Tatischtscheffs -seien aber über diesen Punkt sehr beruhigend, indem er ja versichere, -daß Österreich nicht daran denke, sich<span class="pagenum"><a name="Seite_14" id="Seite_14">[S. 14]</a></span> den kriegerischen Maßregeln -zu widersetzen, die Rußland ect. jetzt zu ergreifen für nötig fände, -daß der Kaiser ja mündlich dem Grafen Tatischtscheff versprochen habe, -offene und kräftige Maßregeln bei der Pforte zu ergreifen, um sie zur -Nachgiebigkeit zu bewegen, alles Schritte, die nicht mehr auf die -gefürchtete Opposition dieser Macht deuten, so daß also auch dieselbe -nicht mehr zu fürchten sei, selbst wenn auch, wie zu vermuten wäre, -dieselbe sich zum Anschließen an die anderen Mächte zur Ergreifung -kriegerischer Maßregeln nicht verstehen sollte. Jede und jegliche -Besorgnis, daß Österreich doch noch die Opposition selbst kriegerisch -ergreifen könnte, ja selbst die Möglichkeit dazu bei dessen inneren und -militärischen Verhältnissen würde verschwinden müssen, sobald Preußen -sich öffentlich zum Beitritt zum trilateralen Vertrage erklärt, dem es -ja eigentlich dem Sinn nach im Geheimen schon beigetreten sei, da die -jetzigen zu ergreifenden Maßregeln zum Ziele führend sein würden und -an die Störung der großen Alliance nicht bei den oben geschilderten -Verhältnissen zu denken sei. Ob es überhaupt doch noch möglich wäre, -wenn Preußen dem österreichischen Cabinette seinen Beitritt zum -dreiseitigen Vertrage bekannt macht, mit der dringenden Aufforderung -und Vorstellung, ein Gleiches zu tun, indem von dem Augenblicke an -alle Interessen vereint sein würden, — diese Macht zu dem Beitritt zu -bewegen wäre zum wenigsten ein Versuch, der nicht von der Hand gewiesen -werden dürfte und den Sie gewiß deshalb unternehmen würden, ohne jedoch -Ihre weiteren Schritte deshalb von Österreichs Erklärung abhängig zu -machen. Dies ganze Raisonnement gründet sich natürlich darauf, daß die -drei verbundenen Mächte fest am Tractat vom 6. Juli halten und nur -dessen Ausführung vorläufig vor Augen haben; ja selbst ein weiteres -Vorschreiten durch die kriegerischen Operationen ist in dem Vorschlag -Rußlands ja nur als Erpressungsmittel und nicht als eine zu machende -Eroberung bezeichnet, wenn gleich ein so weites Vorschreiten nur durch -die verlängerte Halsstarrigkeit der Pforte erzeugt werden würde, dann -auch den Griechen zu Statten kommen solle, indem sie als frei und -unabhängig erklärt werden sollen. Bei dem vorgefallenen Ministerwechsel -in England und Frankreich und beim Zusammentritt des Parlamentes und -der Kammern war eine Veränderung der Grundsätze beider Kabinette in -Beziehung auf die orientalische Frage vielleicht zu befürchten. Ich -fragte daher auch heute<span class="pagenum"><a name="Seite_15" id="Seite_15">[S. 15]</a></span> den Kaiser, was er davon hielte, worauf er -erwiderte, daß nach den letzten Nachrichten Wellington sich mehr -und mehr an Rußland anzuschließen scheine und daß von Frankreich -die Erklärung gekommen sei, daß es mit Rußlands Maßregeln sich -einverstanden erkläre und fest an dem Bündnis halten werde, selbst wenn -England abspringen sollte. Demnach hätte sich also nichts in der Lage -der Sachen geändert.</p> - -<p>Wenn Sie nun also wirklich dem trilateralen Vertrag beitreten, so -fragte der Kaiser, ob Sie dann aber auch gewiß wohl ein Corps stellen -würden, welches tätigen Anteil an etwa ausbrechendem Kriege nehmen -würde. Ich erwiderte, daß ich Sie nicht danach gefragt hätte, früher -aber, als von einer bestimmten Alliance zu dem vorliegenden Zwecke -nicht die Rede gewesen sei (wie bis zum Jahre 1826), Ihre Ansicht nicht -dahin gegangen wäre, einen tätigen Teil an einem dergleichen Kriege -zu nehmen. Jetzt freilich schienen mir die Dinge anders zu liegen. -Der Kaiser griff dies so gleich auf und meinte, daß auch die Stellung -eines Corps ja am allermeisten die Übereinstimmung und Einigkeit der -alten Alliance zu erkennen geben würde und ob es nicht auch der Wunsch -unserer Armee sei, Teil am Kriege zu nehmen. Ich konnte seiner Ansicht -nur beistimmen und was den letzten Punkt beträfe, so wäre freilich der -Wunsch sehr allgemein in unserer Armee, dem Kriege beizuwohnen. Ich -komme hierdurch auf einen Punkt zu sprechen, dessen große Wichtigkeit -ich vollkommen erkenne und muß daher denselben etwas näher beleuchten. -Dieser gedachte Wunsch ist mir nicht etwa allein aufgestiegen, sondern -mir von sehr viel Generalen ausgesprochen worden, und wie wäre es auch -anders möglich, ihn nicht zu haben, wenn man einmal Soldat ist und -ein Krieg bereit ist auszubrechen, für den sich die Regierung erklärt -und zu welchem sie sogar in Alliance tritt. Aber namentlich aus dem -militärischen Gesichtspunkt betrachtet wird der Wunsch für die Armee -nur noch lauter, indem ein Auffrischen des kriegerischen Geistes in -jeder Armee nach langem Frieden gewiß eine schöne Sache ist. So weit -ich freilich entfernt bin zu meinen, daß dieserhalb von Zeit zu Zeit -Krieg <em class="gesperrt">gesucht</em> werden müßte, so sehr glaube ich doch auch, daß -eine Gelegenheit wie die vorliegende nicht <em class="gesperrt">unbenutzt</em> gelassen -werden sollte, indem die Politik schon dahin weist. Die Generale, -welche mir darüber sprachen,... kamen darin überein, daß eine solche -Gelegenheit ja benutzt werden möchte, um Teilen der<span class="pagenum"><a name="Seite_16" id="Seite_16">[S. 16]</a></span> Armee den Krieg -einmal wieder <span class="antiqua">in natura</span> zu zeigen. Und da natürlich die ganze -Armee nicht marschieren könne, so würde, um der ganzen doch die Wohltat -der Auffrischung dieses Kriegsgeistes, wenigstens <span class="antiqua">per tradition</span> -zu gewähren, ein Corps aus allen Regimentern der Armee zu combinieren -sein, wie im Jahre 1812. Ob die Rheinprovinz und Westfalen ihr freilich -spät eintreffendes Contingent zu stellen hätten, oder ob sie wegen -des doch stets zu beobachtenden Nachbarn im Westen ganz von dieser -Gestellung zu deponieren wären, hat unser Kriegsrat alles in Weisheit -erwogen, wie Sie leicht denken können; wenn einmal so etwas aufs Tapet -kommt, so geht es auch munter vorwärts mit Plänen und Projekten. Sie -werden meine Dreistigkeit verzeihen, diesen Gegenstand hier behandelt -zu haben und das mit einiger Weitläufigkeit und nur nach eigner und -einiger Anderer Ansicht, durchaus die Ihrige in diesem Punkte nicht -kennend. Ich muß daher Ihre Verzeihung und Ihre Nachsicht hiermit -nachsuchen und nur noch hinzufügen, daß mir Minister Motz<a name="FNAnker_24_24" id="FNAnker_24_24"></a><a href="#Fussnote_24_24" class="fnanchor">[24]</a> vor -meiner Abreise sagte, er fürchte aus finanziellen Rücksichten die -Mobilmachung der Armee jetzt schon nicht mehr, um wieviel weniger also -eines Corps nur.</p> - -<p>Graf Tatischtschew hat berichtet, daß bei Übergabe des Briefes von -Nicolaus an den Kaiser von Österreich vom 7./19. Januar, auf den jedoch -noch keine Antwort erfolgt ist, letzterer ihm gesagt habe: er höre, daß -man in Rußland unruhig über die militärischen Zurüstungen in Österreich -sei; ob man glaube, daß er Rußland angreifen wolle? Wie könne man sich -so etwas nur einbilden im Entferntesten und wenn er es wolle, ob er es -wohl könne bei der Verfassung seiner Armee. Alle Rüstungen geschehen -nur, um, im Falle im Oriente der Krieg ausbräche, Österreichs Grenzen -zu schützen gegen jede Invasion...<a name="FNAnker_25_25" id="FNAnker_25_25"></a><a href="#Fussnote_25_25" class="fnanchor">[25]</a></p> - -<p class="gruss"><span class="mright2">Ihr gehorsamer Sohn</span><br /> -Wilhelm.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_17" id="Seite_17">[S. 17]</a></span></p> - -<p class="briefkopf">St. Petersburg, 16./28. Februar 1828.</p> - -<p>.... wenn ich Ihnen nicht die Nachricht zu geben hätte, daß die -gestrigen Meldungen des Grafen Paskiwitsch allerdings die Ihnen -vorgestern als Gerücht mitgeteilten Ereignisse bestätigten. Seine -Berichte sind vom 5./17. Januar aus Deygurgan freilich sehr lange -unterwegs gewesen. Der Hauptinhalt ist folgender: Als am bestimmten -Termin die Zahlung der auferlegten Kontribution von Seiten des Schahs -nicht erfolgte, zugleich aber auch die Nachrichten eingingen, daß ein -Sohn des Schahs seinen Bruder Abbas Mirza beim Vater anzuschwärzen -gesucht habe, als einen Feind des Landes, der durch den Friedensschluß -Rußland in Besitz so schöner Provinzen zu setzen suche, die sein -Erbteil sind, und ihm wohl gar noch andere Pläne zugedacht haben mag -und dieser andere Mirza sich erbeten habe, die verlorenen Provinzen -wieder zu erobern und dazu Anstalten treffe, so hat Graf Paskiwitsch -seinerseits die Friedens-Unterhandlungen abgebrochen und seine Truppen -in Marsch gesetzt. Er hofft, daß diese ganze Unternehmung nur eine -bloße Demonstration sein wird und zum gewünschten Ziele, nämlich -der prompten Zahlung, führen wird. Denn die verlangte Contribution -ist bereits vor den Augen eines russischen Bevollmächtigten und -des englischen Konsuls, der die richtige Zahlung sehr betrieben -hat, in Teheran verladen worden und ist bereits auf halbem Wege -nach Tawris, in Zengun, angelangt. Während dem ist nur der Mirza -aus Korhassan mit seinen Intriguen durchgedrungen, zugleich sind -aber auch türkischerseits Aufforderungen an den Schah ergangen, die -Feindseligkeiten fortzusetzen, indem auch ein Bruch der Pforte mit -Rußland bevorstände und dadurch letzteres in große Verlegenheit kommen -könnte; und so hat der Schah dem Mirza Vollmacht gegeben, seine Schätze -anzugreifen und den Krieg fortzusetzen und die verlorenen Provinzen -wiederzuerobern, welche er zu seinem Erbteil erklärt hat und Abbas -Mirza so gut wie enterbt hat. Dieser ist demnach zu den Seinigen -zurückgekehrt, hat aber einen sehr gerührten Abschied von den Russen -genommen, bei denen er sich sehr<span class="pagenum"><a name="Seite_18" id="Seite_18">[S. 18]</a></span> gefiel, einer sehr traurigen Zukunft -entgegen gehend... Paskiwitsch will... gegen Zangan marschieren, um so -zu sagen der Contribution entgegen zu rücken, deren Auszahlung durch -diese Demonstration wie gesagt gehofft wird, der Kaiser hofft und -wünscht sehr, daß es nur bei dieser Demonstration sein Bewenden haben -werde.</p> - -<p>Aus Paris hat der Kaiser gestern sehr zufrieden stellende Nachrichten -erhalten, da das Cabinett ganz in seine Ansicht eingeht... Der Kaiser -sagte mir soeben, daß er indirekte Nachrichten aus London habe, die -immer mehr das Anschließen des englischen Cabinetts an das russische -für die orientalischen Verhältnisse bestätigen<a name="FNAnker_26_26" id="FNAnker_26_26"></a><a href="#Fussnote_26_26" class="fnanchor">[26]</a>. Die offiziellen -Mitteilungen erwartet er täglich. Aus Constantinopel wird geschrieben, -daß Herr v. Ottenfels sich zur Abreise rüste oder abberufen sei; der -wahre Zusammenhang sei nicht klar. Auch der holländische Gesandte in -Constantinopel hat Schiffe zu seiner Abreise gemietet.</p> - -<p class="briefkopf">St. Petersburg, 20. Februar/3. März 1828.</p> - -<p>Vor einigen Posttagen benachrichtigte ich Sie von der Äußerung des -Kaisers, daß der Marsch der Garde binnen Kurzem erfolgen könne und -setzte ich hinzu, daß mir dazu noch keine Veranstaltungen getroffen -zu sein scheinen. Gestern jedoch sagte er mir, daß die Ordres zur -Mobilmachung der Garde in der Ausfertigung begriffen seien und binnen -wenig Tagen publiciert werden würden... Die Mobilmachung soll höchstens -in 6 Wochen beendigt sein. Auf meine Bemerkung, daß mir der Kaiser vor -6 Wochen ungefähr sagte, er würde die Garden marschieren lassen,<span class="pagenum"><a name="Seite_19" id="Seite_19">[S. 19]</a></span> falls -ein Nachschub durch den Gang des Krieges erforderlich sei — wie dies -jetzt mit diesem frühzeitigen Marsch derselben zu vereinbaren sei, -wiederholte er, daß die Distance dies erforderte, indem die Garden doch -erst im September an der Donau eintreffen würden und daß es jedenfalls -sehr gut sei, eine solche Reserve <span class="antiqua">à tout événement</span> bereit und in -Bewegung zu haben. Bis heute ahndet noch Niemand in Petersburg diese -Maßregel und wird natürlich sie bei ihrem Erscheinen im Auslande viel -Lärm machen, daher ich mich beeile, Sie davon in Kenntnis zu setzen.</p> - -<p>Der famose Hatischeriff<a name="FNAnker_27_27" id="FNAnker_27_27"></a><a href="#Fussnote_27_27" class="fnanchor">[27]</a> sehe ich, ist auch nun in Berlin bekannt; -der Kaiser ist sehr aufgebracht über die Sprache, die dieses -Aktenstück über Rußland führt und namentlich über die Stelle, wo die -Pforte erklärt, daß alle Nachgebungs-Demarchen und namentlich das -Einwilligen in die Forderungen zu Akkerman nur geschehen seien, um -Zeit zu gewinnen, um die Rüstungen und die Reorganisation der Armee zu -bewerkstelligen. Zugleich sieht der Kaiser diesen Hatischeriff als eine -Herausforderung an die ganze Christenheit und namentlich an Rußland -(an), so daß nun wohl nichts mehr den Bruch verhüten kann. In diesem -Sinne sind auch die letzten Couriere nach Paris und London abgefertigt -worden.</p> - -<p>Die letzten Nachrichten aus Persien lauten sehr erfreulich. Die -feindlichen Kräfte, welche sich bei Maralega sammelten, sind auf die -Nachricht des Vormarsches der russischen Truppen auseinander gelaufen. -Die russische Avant-Garde, die während der Unterhandlungen schon in -Mijana stand, hatte von dort aus ihren Marsch sogleich vorwärts gegen -Zangan angetreten, hat also einen bedeutenden Vorsprung.</p> - -<p>Soeben sagt mir der Kaiser, daß die Garden heute die Marsch-Ordre -erhalten haben und gegen den 1./13. April abmarschieren sollen...</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_20" id="Seite_20">[S. 20]</a></span></p> - -<p class="briefkopf">St. Petersburg, 25. Februar/3. März 1828.</p> - -<p>Gestern Abend kamen wiederum gute Nachrichten aus Persien; der Marsch -der russischen Truppen hat so auf den Schah gewirkt, daß er sogleich -die Abzahlung der Contribution befohlen hat, welche auch bereits ganz -bis Zangan gekommen sein soll; 45 Millionen Papier-Rubel, woselbst der -russische Commissar aufgefordert wurde, zu seiner eignen Überzeugung -irgend einen Sack zu öffnen, um sich zu versichern, daß keine -Betrügereien obwalten. Der geöffnete Sack ist auch voller Geld gefunden -worden. Außerdem hat sich Ardebil, wo das linke Seitendetachement -stand, ohne Schwertstreich ergeben... Wo die Unterhandlungen angeknüpft -werden sollen, ist nicht entschieden, indem der dazu geeignetste -Ort Mijana durch eine dort einheimische giftige Wanze, welche nur -Ausländer sticht und oft tötet, nicht sehr angenehm aus diesem -Grunde erscheint. Die Sterblichkeit unter den russischen Truppen ist -unglaublich in Persien. Aus London sind Nachrichten gekommen, die aber -(noch) immer keine Antwort brachten auf die an Fürst Lieven gegebenen -Instruktionen, indem das englische Ministerium völliges Stillschweigen -beobachtet. Aus Paris sind dagegen die Mitteilungen stets erfreulicher -und anschließender. Der Kaiser hofft, daß der Hatischeriff in London -vielleicht noch gut wirken wird; aber wenn auch nicht, so ist der Plan -und Wille des Kaisers unabänderlich derselbe.</p> - -<p class="briefkopf">St. Petersburg, 27. Februar/10. März 1828.</p> - -<p>Der Kaiser sieht durch den Hatischeriff seine ganze Lage in sofern -verändert an, daß er den Ausbruch der Feindseligkeiten nicht mehr von -der Zustimmung Frankreichs und Englands abhängig zu machen braucht, -sondern der Pforte geradezu den Krieg erklären wird, indem sie ihm -denselben durch jenen Parlamentär angekündigt hat. Denn es kommt -jetzt dem Kaiser momentan nicht auf die Pacifierung Griechenland -an, sondern darauf, sein Ansehen und seinen Einfluß auf die Pforte -aufrecht zu erhalten und die Beleidigung zu rächen, die durch die -Nichterfüllung und durch die Darstellungsart des Akkermanschen Tractats -Rußland zugefügt ist, nebst den übrigen beleidigenden Ausdrücken. -Bei Ergreifung dieser Maßregel erklärt der Kaiser von Neuem, stets -dieselben Grundsätze zu befolgen, welche ihn bei Schließung des -trilateralen Vertrages leiteten. Erhält Rußland bis in den nächsten<span class="pagenum"><a name="Seite_21" id="Seite_21">[S. 21]</a></span> -Wochen die Beistimmung Englands zu den vorgeschlagenen coërcitifen -Maßregeln, welche in der Instruktion an Fürst Lieven vom 6. Januar -enthalten sind, bisher aber trotz eines 14tägigen Hinausschiebens des -Antworttermines unbeantwortet geblieben sind, so würde alsdann das -Ultimatum von den drei Alliierten der Pforte übergeben werden; trifft -aber die Erwartung von Englands Anschließen bis dahin nicht ein, so -wird der Kaiser allein ein Ultimatum übersenden und abwarten, was -England später beschließen wird. Dieser Schritt kann keine Störung -unter den Alliierten erzeugen, weil Rußland für Erscheinung des -Hatischeriffs individuelle Zwecke gegen die Pforte zu erkämpfen hat. -Frankreich hat sich vollkommen mit Rußlands vorgeschlagenen Maßregeln -einverstanden erklärt und England nach Kenntnis des Hatischeriffs -inständigst zur Annahme dieser Maßregeln erneuert aufgefordert, -indem diese Kriegs-Erklärung nur mit den Waffen beantwortet werden -könne und dies die Ehre der Alliierten erfordere. Es schlägt vor, -den Flotten einige Landungstruppen mitzugeben, um die Schlösser der -Dardanellen zu nehmen und zu behaupten, um den Flotten das Vordringen -gegen Konstantinopel und die Beschießung desselben dadurch möglich -zu machen. (Diese heute eingetroffenen Nachrichten sind mir als -ein großes Geheimnis nur vom Kaiser mitgeteilt worden.) Es stehet -also noch immer zu hoffen, daß England nachgeben wird und der Krieg -gemeinschaftlich erklärt wird. Wo nicht, so würde es seine später zu -ergreifenden Maßregeln in der griechischen Angelegenheit den alsdann -schon russischer Seits ergriffenen anschließen. Frankreich erklärt -es mit Rußland zu halten, selbst wenn England ganz abspringen sollte -(was wohl schwerlich zu erwarten ist.) Rußland würde also, falls -England dem Krieg nicht beistimmt, seine individuellen Interessen durch -denselben verfolgen und also darin nicht von England gehindert werden -können; natürlich handelt Rußland dadurch auch indirekt zum Besten -der Griechen, mit Frankreich eng verbunden aber direkt zum Besten -derselben, denn Frankreich hat ja nur das griechische Interesse vor -Augen. Dies giebt allerdings etwas complicierte Verhältnisse.</p> - -<p>Aus Wien erfuhr der Kaiser, wie er mir heute sagte, daß auf bestimmten -Antrag des Erzherzogs Ferdinand zwei Operations-Pläne ausgearbeitet -wurden, der eine, um während der Operationen die Defensive zu -beobachten, der andere ein Offensiv-Plan, um eine öster<span class="pagenum"><a name="Seite_22" id="Seite_22">[S. 22]</a></span>reichische -Armee mit der russischen operieren zu lassen. Es soll darüber jedoch -ein großes Geheimnis obwalten. Doch hat dies den Kaiser sehr erfreut -zu erfahren, weil er doch daraus die Möglichkeit sieht, daß Österreich -sich zu einer tätigen Teilnahme zuletzt noch entschließen wird. Er -ist daher sehr begierig auf die Schritte, die Sie getan haben werden, -sowohl gegen Österreich als für sich selbst.</p> - -<p class="briefkopf">28. Februar/11. März.</p> - -<p>Auch ist die Nachricht eingegangen, aus Bukarest oder Odessa, daß Herr -v. Ottenfels im Begriff sei, Constantinopel zu verlassen, weil kein -Christ seines Lebens mehr sicher sei. Ob er dies ohne Erlaubnis seines -Hofes darf, weiß ich nicht zu entscheiden. Doch meint der Kaiser, daß -die Verfolgungen, welche in Constantinopel und in der Türkei gegen -die Christen beginnen, nur zu deutlich beweisen, daß der Hatischeriff -eine Kriegserklärung gegen die gesamte Christenheit sei und aus diesem -Gesichtspunkt betrachtet hofft er, daß Österreich seine bisherigen -Grundsätze in der griechischen Angelegenheit wird fahren lassen und -dann gemeinschaftliche Sache mit den Alliierten machen wird, womit dann -die große Alliance wieder kräftig und ungeteilt dastände, ja es würde -ein wahrer Kreuzzug werden (<span class="antiqua">il serait une véritable croisade</span>).</p> - -<p>Falls der Krieg ausbricht, so sagt der Kaiser, würde sich die -Campagne in drei Abschnitte teilen. Der erste vom April bis Juni; -der zweite eine Ruhe bis zum September wegen der großen Hitze und -wegen des Mangels an Furage in den Monaten, ehe die Ernte gemacht ist -und der dritte vom September bis dahin, wohin die Operationen oder -die Nachgiebigkeit der Pforte führen wird. Der Winter sei nicht zu -fürchten und also wegen der Jahreszeit kein Abschnitt nötig zu machen. -Im ersten Abschnitt müsse der Balkan erreicht werden, die Ruhe also -daselbst eintreten, während dem zweiten würden alle Reserven und die -Garden zur Armee stoßen (den 1./13. September) und so alsdann mit -erneuten Kräften die Operationen des dritten Abschnittes beginnen. Die -vorteilhafteste Operations-Linie wird natürlich die längs dem Meere -sein von Anfang an, weshalb auch die Flotte des Schwarzen Meeres zur -Protegierung der Operationen beordert ist. Nach einigen Nachrichten -sollen sich bedeutende türkische Streitkräfte bei Rusdschuk sammeln, -dagegen aber auch bei Babatag (in der Gegend, wo die Donau vor ihrem<span class="pagenum"><a name="Seite_23" id="Seite_23">[S. 23]</a></span> -Abflusse die Ecke bildet) Verteidigungsmaßregeln ergriffen sein, als -auf der Operations-Linie längs dem Meere liegend, die ihnen wohl auch -gefährlich erscheinen mag.</p> - -<p>Nach dem Gang, den die Dinge jetzt in der Türkei nehmen, glaubt der -Kaiser, daß auf keine Nachgiebigkeit nicht mehr zu rechnen ist, weder -jetzt noch später, sondern daß das Ganze mit dem Umsturz der türkischen -Macht endigen wird, wenngleich er nur ungern von dieser Möglichkeit -spricht. Sollten wir bis Constantinopel wirklich vordringen und ich -bin zuerst dort, sagte der Kaiser mir neulich, so sollen die Andern -mit meinem Benehmen und Vorschlägen zufrieden sein; kommen mir die -Andern etwa auf irgend eine Art zuvor, so setze ich keinen Fuß in -Constantinopel und lasse die Andern machen, was sie wollen und meliere -mich nicht darein. Ich wiederhole Ihnen nur diese Worte, die der Kaiser -wohl nur mir und seinem Schwager sagte, ohne weiteres diplomatisches -Gewicht darauf zu legen; denn es dürften doch, wenn es wirklich so -weit kommen sollte, wohl Verhältnisse eintreten, die jene Äußerungen -vergessenswerth machen dürften. Tritt die andere Chance doch noch -ein, daß die Pforte während des Krieges nachgibt endlich, so sind die -dann eintretenden Verhältnisse in der erwähnten Instruktion an Lieven -vorgezeichnet und die völlige Selbständigkeit Griechenlands dann -zunächst stipuliert.</p> - -<p>Der Kaiser trat mit der Nachricht ins Zimmer, daß der Friede mit -Persien geschlossen sei<a name="FNAnker_28_28" id="FNAnker_28_28"></a><a href="#Fussnote_28_28" class="fnanchor">[28]</a> und zugleich die Schlüssel von Ardibile -eingetroffen seien... Der Schah hat augenblicklich, als er die -ernstliche Fortsetzung des Krieges erfahren hat, sich nachgiebig -gezeigt und die ganze Summe der Contribution der russischen Avant-Garde -unweit Zangan überliefert, und war der größte Teil bereits in Mijana -eingetroffen. Der Schah hat dem Abbas Mirza aufgetragen, den Frieden -sogleich zu unterzeichnen...</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_24" id="Seite_24">[S. 24]</a></span></p> - -<p class="briefkopf">St. Petersburg, 3./15. März 1828.</p> - -<p>Gestern ist der erwartete zweite Courier aus London<a name="FNAnker_29_29" id="FNAnker_29_29"></a><a href="#Fussnote_29_29" class="fnanchor">[29]</a> eingetroffen. -Die von ihm überbrachten Nachrichten sind die offizielle Antwort des -englischen Cabinettes auf die von Rußland gemachten Vorschläge, wie -sie in der Instruktion an Fürst Lieven enthalten waren. Sie sind, wie -nach meinem letzten Brief schon zu erwarten war, nicht nach Wunsch -des Kaisers ausgefallen, indem jene Vorschläge nicht Eingang fanden -und dagegen von England eine Demarche vorgeschlagen wird gerade der -Art, wie Sie dieselbe durch Grafen Bernstorff vor vier Wochen hierher -machen ließen. Der Kaiser wird darauf nur bedingt eingehen, indem aus -seiner Antwort an Sie damals schon hervorging, daß er diesen Schritt -als zu spät kommend betrachtete; doch will er sich jetzt gerade -nicht opponieren; dagegen trennt er aber immer mehr die griechische -Frage von den Griefs, die er zufolge des Hatischeriffs individuell -gegen die Pforte zu verfolgen hat und wird daher in den ergriffenen -Maßregeln dieserhalb nicht die mindeste Änderung entstehen und ganz -das geschehen, was mein letzter Brief für den neu eingetretenen Fall -voraussagte, nur mit dem Unterschiede, daß die Schritte, welche ich -damals als von England allein etwa ausgehend bezeichnete, nun, wenn -es angenommen wird, von allen 5 Mächten geschehen werden. So würden -also Unterhandlungen und Krieg zugleich gehen und bestehen, nur zu -verschiedenen Zwecken; der Krieg aber gemäß einen wichtigen mittelbaren -Einfluß auf die Unterhandlungen haben und so durch den Krieg vielleicht -der Frieden erhalten werden. Daß den Unterhandlungen, falls sie sich -zerschlagen, ein allgemeiner Angriff folgt, dürfte die Drohung sein, -mit welcher sie unternommen würden.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_25" id="Seite_25">[S. 25]</a></span></p> - -<p>Die gestrigen Nachrichten aus Persien sagen, daß die ganze Contribution -ausgeliefert ist und Abba Mirza erneuten Befehl zur schleunigen -Unterzeichnung des Friedens erhalten hat...</p> - -<p class="briefkopf">St. Petersburg, den 6./18. März 1828.</p> - -<p>Vorgestern Abend erhielt ich Ihren gnädigen Brief; ich teilte dem -Kaiser sogleich Ihre Ansichten über die politischen Verhältnisse mit. -Er sagte, daß ihn diese Ihre Ansichten nicht überraschen könnten, da -sie mit Ihren früheren übereinstimmten. Doch hätte er es für seine -Pflicht gehalten, Ihnen sein Raisonnement vor vier Wochen mitzuteilen, -glaubend, daß manche Veränderungen damals eingetreten wären, die -vielleicht Ihrerseits ein entscheidendes Handeln und Auftreten, wenn -auch nur in Aufforderungen Anderer bestehend, möglich gemacht haben -würden. Wenn der Kaiser also auch nicht überrascht über Ihre Antwort -war, so tat sie ihm doch leid. Mir gab er jedoch auch das Zeugnis, -daß ich stets diese Ihre Antwort vorhergesehen hätte, weil ich Ihre -Ansicht genau kannte und sie ihm immer von Neuem vorgehalten habe. -Während ich also auf diese Art dem Kaiser Ihre Ansicht opponiere, Ihnen -dagegen die des Kaisers mitteile, scheint es, habe ich den Anschein bei -Ihnen bekommen, als ließe ich mich durch den Kaiser entrainieren. Das -Memoire, was ich dieserhalb durch Graf Bernstorff erhalten soll, wird -mich natürlich ungemein interessieren, doch glaube ich dessen Inhalt -vorhersagen zu können, da ich, wie gesagt, vermuten darf, daß ich Ihre -Ansichten nicht vergessen habe. Sollte mich jedoch meine Äußerung: -„daß mir das Handeln Preußens jetzt als das Hauptgewicht erscheine, -welches die Inclination der politischen Wagschale bestimmen würde“, -eine Äußerung, die ich mir kurz vor dem Abschieds-Augenblick in Berlin -schon zu machen mir erlaubte, sollte mir diese Äußerung die Bemerkung -zugezogen haben, daß ich Preußens Stellung verkenne, so werde ich -allerdings hierüber eine Belehrung in Bernstorffs Mémoire<a name="FNAnker_30_30" id="FNAnker_30_30"></a><a href="#Fussnote_30_30" class="fnanchor">[30]</a> hoffen -dürfen zu finden.</p> - -<p>Ihre Bemerkungen über die vorauszusehenden Verwickelungen, wenn -Rußland Englands Ansichten nicht aufnimmt, teilte ich gleichfalls -dem<span class="pagenum"><a name="Seite_26" id="Seite_26">[S. 26]</a></span> Kaiser mit. Er erwiderte, daß sein jetziges Alleinhandeln der -Natur sei, daß diese Verwickelungen wohl nicht zu befürchten seien. -Sollten jedoch welche später aus Englands Benehmen entstehen, so könne -er wenigstens ruhig darüber sein, daß er sie nicht herbeigeführt -habe. Denn im trilateralen Vertrage wäre expreß gesagt, daß, wenn die -erste Maßregel der auszusendenden Flotten nicht zum Ziele führe, so -werde man zu ernsteren Maßregeln schreiten. Unter diesen ernsteren -Maßregeln könnten aber natürlich keine anderen verstanden gewesen -sein, als kriegerische. Diese seien nun also vorgeschlagen, nachdem -erneute Unterhandlungen nach Navarin(o) sich zerschlagen hätten und -den Abgang der Gesandten zur Folge sogar gehabt haben. Statt darauf -einzugehen, gemeinschaftliche coërcitife Maßregeln zu unternehmen, -wolle man nun von Neuem unterhandeln, also gegen die Bestimmungen des -trilateralen Tractates und damit also wiederum den Gang ergreifen, der -seit 7 Jahren nicht zum Ziele geführt habe; und welche Garantie sei -vorhanden, daß, da man jetzt von Seiten Englands den kriegerischen -Maßregeln keine Folge geben wolle, diese Folge-Gebung eintreten würde, -wenn die vorgeschlagenen erneuten Unterhandlungen sich etwa zerschlügen -und für dies Zerschlagen der Krieg als Folge bestimmt worden wäre? -Wahrscheinlich würde man alsdann wieder einige Monate temporieren, dann -aber erneut zu Unterhandlungen raten und so ins Unendliche fortfahren.</p> - -<p>Doch wie mein letzter Brief schon meldete, wird sich der Kaiser diesen -Vorschlägen nicht opponieren, jedoch auch seinerseits sich sehr -bestimmt aussprechen und während dem handeln. Denn das fortwährende -Temporieren und nicht Ernstmachen müsse ja die Pforte immer mehr -bestärken, sich zu opponieren, da immer nur gedroht wird und den -ernsthaftesten Drohungen doch keine Folge gegeben wird. So reize man -die Pforte also ordentlich zur fortgesetzten Opposition bei jeden -erneuten Unterhandlungen.</p> - -<div class="blockquot"> - -<p>Im Sommer 1819 bemühte sich Prinz Wilhelm, unterstützt von -seiner Schwester Charlotte, die Einwilligung seines königlichen -Vaters für seine Verbindung mit der schon seit 1817 geliebten -Prinzessin Elise von Radziwill zu erlangen. Friedrich Wilhelm -III. schwankte auch in dieser familiären Angelegenheit in seinen -Meinungen und Entschlüssen ständig hin und her, um so mehr, als -die Unebenbürtigkeit der Prinzessin bald für gleichgültig, bald -für hindernd in bezug auf die in Aussicht genommene Eheschließung -gehalten ward. Erst im Juni 1826 hat er seine Zustimmung endgültig -verweigert. Auf der Reise nach der Schweiz hatte<span class="pagenum"><a name="Seite_27" id="Seite_27"><span class="s4">[S. 27]</span></a></span> Prinz Wilhelm -1826 bei der Hochzeit seines Bruders Karl mit Maria von Weimar -deren jüngere Schwester Augusta kennen gelernt; vielleicht hat -er im Anschluß daran in Karlsruhe die oben genannte Prinzessin -Cäcilie von Schweden (1807/44) gesehen, die Tochter jenes Gustav -IV. Adolf (1778/1837), der mit Friederike von Baden in einer -1812 geschiedenen Ehe vermählt und Mitte Mai 1809 seines Thrones -verlustig erklärt worden war; er führte dann ein seltsames -Wanderleben und weilte in der fraglichen Zeit als Oberst Gustavsson -in Leipzig. Die mannigfachen Absonderlichkeiten dieses Mannes -lassen es verstehen, daß der vorsichtige Friedrich Wilhelm III. von -der ersten medizinischen Autorität seines Staates, dem „so höchst -ehrwürdigen“ Christoph Wilhelm Hufeland (1763/1836), wie der König -an seine Tochter Charlotte am 14./26. August 1836 nach Petersburg -schrieb (Hohenzollernjahrbuch 1916, S. 169), ein Gutachten über den -Geisteszustand Gustav Adolfs IV. einholte, das schließlich in der -wichtigen Frage einer künftigen Königin von Preußen den Ausschlag -gab; Prinzessin Cäcilie heiratete den Großherzog August von -Oldenburg. Prinz Wilhelm hat, wie aus dem obigen Briefe hervorgeht, -lange in seinen Empfindungen zwischen den beiden Mädchen hin und -her geschwankt; darauf deutet auch eine Briefstelle an den Vater -aus Petersburg vom 23. December/4. Januar 1828:.... Beim Beginn des -verflossenen Jahres war ich weit entfernt zu glauben, daß dasselbe -von Einfluß auf mein künftiges Schicksal sein würde — und doch war -es so; wieviel ernster mußte ich also nicht beim Eintritt in das -nun vor uns verschlossene gestimmt sein, da es Pläne zur Ausführung -bringen dürfte, die jetzt noch unentschieden in mir liegen. -Möge der Himmel meine Wahl leiten und mir eine Zufriedenheit -schenken, die ich lange entbehren mußte. Ihnen dadurch Freude zu -machen und mir stets Ihre Gnade zu vergewissern ist ja dabei mein -Hauptaugenmerk.... Des Prinzen Wilhelm Petersburgreise ist oft als -eine „Brautfahrt“ gedeutet worden (vgl. Th. Schiemann, Historische -Zeitschrift, N. F., Bd. 44, 1892, S. 243/50), was wohl nur in dem -Sinne richtig ist, als die Kaiserin-Mutter Maria Feodorowna von -Rußland als die Großmutter der Prinzessin Augusta von Weimar deren -künftigen Gatten kennen lernen sollte, wenn vielleicht auch ein -Satz aus einem Berichte Schölers (14. April/6. Mai 1828) an den -König darauf deuten könnte, daß eine russische Großfürstin für -den Prinzen Wilhelm von Preußen als Lebensgefährtin in Aussicht -genommen war: „Bei der hohen Achtung und wahrhaften Zuneigung, -welche Seine Kgl. Hoheit sich hier allgemein erworben haben, -teilt die ganze Residenz das Bedauern der kaiserlichen Familie, -den Prinzen aus ihrer Mitte scheiden zu sehen und gibt nicht ohne -Schmerz eine Hoffnung auf, mit welcher man, in Folge der Eigenheit -des menschlichen Herzens, die Erfüllung eines lieben Wunsches -keinem Zweifel unterworfen zu halten seit längerer Zeit sich -geschmeichelt hatte.“</p></div> - -<p class="briefkopf">St. Petersburg, 13./25. März 1828.</p> - -<p>Als Sie im Oktober vorigen Jahres von mir eine Erklärung wünschten, -welchen Entschluß ich in Folge der im Sommer unternommenen Reise zu -fassen gesonnen sei, war meine Antwort, daß die Bestimmung meiner -Zukunft von der Wahl zwischen Prinzessin Augusta und Prinzessin<span class="pagenum"><a name="Seite_28" id="Seite_28">[S. 28]</a></span> Cecile -abhängig sei als denjenigen beiden Prinzessinnen, welche mir von den -kennengelernten als die ausgezeichnetsten erschienen.</p> - -<p>Diese Wahl jedoch damals gleich zu treffen war mir meiner Überzeugung -nach nicht möglich, weil dazu eine Kenntnis in gleichem Maße von -<em class="gesperrt">beiden</em> Prinzessinnen gehörte, ich bis dahin aber nur Prinzessin -Augusta in so weit hatte kennen lernen, daß ich mir ein ziemlich -gegründetes Urteil über sie erlauben durfte, dahingegen ich Prinzessin -Cecile nur erst flüchtig konnte kennen gelernt haben, da ich sie -nur wenige Tage sah. Da aber trotz dieser flüchtigen Bekanntschaft -Prinzessin Cecile mich dennoch, trotz jener genaueren der Prinzessin -Augusta beschäftigte und zwar auf eine Art, die ich nicht von der Hand -zu weisen dürfen glaubte, so ging meine Bitte an Sie, die Sie auch -genehmigten, dahin, daß ich eine nähere Bekanntschaft der Prinzessin -Cecile auf eine nicht auffallende und Niemand compromittierende Art -suchen dürfte. Und wenn ich alsdann beide Prinzessinnen in gleichem -Maaße kennte, so wollte ich danach meine Wahl festzustellen suchen. Da -Sie diese meine Ansichten gut hießen, so würde ich nicht nötig haben, -jetzt wieder auf diese Angelegenheit zurückzukommen, wenn ich nicht -schon in jener ersten Unterredung in Charlottenburg bemerkt hätte, daß -Ihr Wunsch es sei, meine Entscheidung möchte für Prinzessin Augusta -ausfallen. Da Sie jedoch deshalb meine Pläne nicht misbilligten, -so glaubte ich es auch wagen zu dürfen, auf deren Ausführung mein -Augenmerk zu richten. Seit jener Unterredung kamen mir vielerlei -Äußerungen zur Kenntnis, die mir das bestätigten, was ich von Ihnen -selbst zu verstehen geglaubt hatte, daß nämlich, wenngleich gegen die -ganzen Verhältnisse der Prinzessin Cecile nichts einzuwenden sei, was -eine Verbindung mit ihr unmöglich oder unpassend machte, doch gerade -ihre eigentümliche Stellung, diese Verbindung nicht <em class="gesperrt">vorzugsweise</em> -wünschenswert machte. Diese Ihre Ansicht glaube ich auch in Ihrer -Äußerung enthaltend gefunden zu haben, die Sie mir machten, als ich -bei Gelegenheit, daß Sie meine Reise hierher genehmigten, von meiner -Zukunft sprach. Sie sagten, Sie müßten nur zu bedenken geben, daß -die sehr unangenehme Möglichkeit obwalte, daß das Übel, an welchem -der Vater der Prinzessin Cecile litte, auch erblich sei und auch -mit überspringenden Generationen erblich sei; ich glaubte also aus -dieser Äußerung schließen zu müssen, daß Sie mich durch dieselbe von -meinen Absichten detournieren zu suchen wollten.<span class="pagenum"><a name="Seite_29" id="Seite_29">[S. 29]</a></span> Wenngleich ich die -Möglichkeit einer solchen Erblichkeit nicht bezweifeln konnte, so -konnte ich jedoch auch nur bemerken, daß mir bis jetzt nirgends ein -Zeichen obzuwalten scheine, welches jene Möglichkeit anzeige. Seit -meinem Hiersein erfuhr ich nun jedoch, daß diese mögliche Erblichkeit -der Geisteskrankheit Ihnen so erheblich erscheint, daß Sie sich durch -Hufeland haben ein Gutachten über diese Angelegenheit geben lassen, -welches die Möglichkeit des Vererbens eines solchen Übels bestätigt und -als wahrscheinlich angibt.</p> - -<p>Die Sicherstellung, welche Sie für sich durch dies Gutachten für jede -Zukunft, falls ich auf jener Verbindung bestände, zu verschaffen -suchten, muß ich vollkommen anerkennen. Ja ich muß die Pflicht -anerkennen, welche Ihre väterliche Liebe hat und Ihre höchste Stellung, -mich ernsthaft und aufs gewissenhafteste auf diese Möglichkeiten -aufmerksam zu machen und mir die Verbindung vollkommen zu untersagen, -falls augenscheinlich Gefahr obwaltet.</p> - -<p>Aus allem Angeführtem glaube ich aber nunmehr erneuert den Schluß -ziehen zu müssen, daß es Ihnen lieb wäre, wenn die mir getanen -Vorhaltungen mich bewegen könnten, nach Ihrem Wunsche von der näheren -Bekanntschaftmachung der Prinzessin Cecile abzusehen und mich für -Prinzessin Augusta zu entscheiden.</p> - -<p>Wenn ich nun dies auch nicht unbedingt zu tun vermag, so sehe ich mich -dennoch veranlaßt, meinerseits einen Schritt zu tun, der mich über -meine Zukunft aufklärt, indem ich nur erlaube, die Frage zu stellen: -„ob Sie aus jenen Gründen mit dem quästionierten Gutachten in Händen -von Ihrem höchsten und väterlichen Standpunkte aus die Pflicht zu haben -glauben, Ihre Einwilligung zu der in Rede stehenden Verbindung zu -versagen, falls ich nach genauerer Bekanntschaft der Prinzessin Cecile -um deren Hand wirklich anhielte?“</p> - -<p>Von Ihrer gnädigen Beantwortung dieser Frage hängt dann natürlich mein -ganzes ferneres Verhalten ab.</p> - -<p>Glauben Sie Ihre Einwilligung geben zu können, so brauche ich in meinen -Plänen nichts zu verändern.</p> - -<p>Glauben Sie Ihre Einwilligung nicht geben zu können, so muß ich davon -abstehen, die nähere Bekanntschaft der Prinzessin Cecile erst noch -machen zu wollen, denn in der Ungewißheit, ob ich Ihre Einwilligung -erhalten könnte, darf ich nie diese nähere Bekanntschaft suchen, weil<span class="pagenum"><a name="Seite_30" id="Seite_30">[S. 30]</a></span> -sie leicht dahin führen könnte, daß das Aufgeben dieser Verbindung dann -schmerzlicher sein dürfte, als es jetzt noch der Fall sein kann.</p> - -<p>Mit kindlicher Liebe habe ich in meinem dankbaren Herzen jeden Schritt -bewahrt, den Sie taten, um meine Zukunft sich glücklich gestalten -zu sehen. Daher bitte ich auch nunmehr aus der Tiefe des Herzens, -daß Sie meine Frage gnädig aufnehmen und ganz nach Ihrer Überzeugung -beantworten mögen. Doch muß ich Sie noch darum bitten, mir nicht auf -<em class="gesperrt">meine</em> Verantwortung für die Folgen der gefürchteten Erblichkeit -die mögliche Verbindung mit Prinzessin Cecile zusagen zu wollen und -sich zu überzeugen, daß mein Herz noch durchaus nicht für eine der -beiden Prinzessinnen sich entscheidender ausspricht wie früher.</p> - -<p>Der Grund, warum ich gerade jetzt mit diesem entscheidenden Schritt -gegen Sie hervortrete, ist der, daß in dem Falle die ferneren Pläne -auf Prinzessin Cecile ganz aufgegeben werden müßten, ich wohl keine -bessere und erwünschtere Gelegenheit finden könnte, Prinzessin Augusta -noch näher kennen zu lernen und die dann nötig werdenden Schritte -einzuleiten und zu tun als bei deren bevorstehender Ankunft hier mit -ihrer Mutter... Der Kaiser hat mir mündlich heute beim Fahren zur -Parade das förmliche Anerbieten gemacht, ob ich die zu erwartende -Campagne nicht mit machen wollte... ich glaubte ihm antworten zu -können, daß von einer Mißbilligung Ihrerseits ich nichts zu fürchten -haben würde, indem die sich darbietende Gelegenheit wohl für jeden -Soldaten zu interessant und wichtig sei, als daß Sie die Teilnahme an -derselben versagen würden... daß sich Ihre Einwilligung wohl davon -abhängig fühlen würde, in welcher Stellung sich Preußen zur Pforte beim -etwaigen Ausbruch des Krieges befinden würde... Der Kaiser hat mich bei -Zeiten von diesem seinen Anerbieten in Kenntnis gesetzt, damit ich der -Distance wegen nicht zu spät Ihre Willens-Meinung erführe, wenngleich -die Kriegs-Deklaration noch nicht erfolgt ist... So liegen Ihrer -gnädigen Bestimmung zwei wichtige Fragen vor, deren Lösung ich mit -ungemeiner Ungeduld entgegensehe, da sie von dem höchsten Einfluß auf -meine ganze Zukunft sein werden. Von Ihrer väterlichen Liebe erwarte -ich die Entscheidung, die für mein Herz und für meine militärische -Tätigkeit von gleichem unendlichen Werte sein wird.</p> - -<p class="gruss"><span class="mright2">Ihr Sie zärtlichst liebender gehorsamer Sohn</span><br /> -Wilhelm.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_31" id="Seite_31">[S. 31]</a></span></p> - -<p class="briefkopf">20. März/1. April.</p> - -<p>.... die Ansicht, daß Preußens... Anschluß am trilateralen Vertrag -gewiß den von Österreich nach sich gezogen haben würde. Wenn Sie sich -gnädigst erinnern, zu welcher Zeit Ihnen der Kaiser diesen Antrag und -die Aufforderung demgemäß auf Preußen zu wirken machte, so werden Sie -finden, daß dies der Moment war, wo die Einigkeit der drei Verbündeten -auf dem Culminations-Punkt war, Anfang Februar, und es damals also -wohl sehr begreiflich war, daß der Kaiser diesen Moment benutzt -wünschte, um Preußen und Österreich sich anschließen zu sehen. Aus -dieser Zeit-Zusammenstellung glaube ich, dürfte folgen, daß der Kaiser -Preußens Interesse nicht verkannte.</p> - -<p>Preußen wünschte das gemeinsame Handeln der Mächte der großen Alliance; -in jenem Moment war die größte Wahrscheinlichkeit vorhanden, daß eine -solche Vereinigung möglich sei. Jetzt ist es ganz anders.</p> - -<p>Es ist dem Kaiser leid..., daß Preußen<a name="FNAnker_31_31" id="FNAnker_31_31"></a><a href="#Fussnote_31_31" class="fnanchor">[31]</a> gar nicht mehr an die -Möglichkeit glaubt, auf Österreich wirken zu können, in einem -Augen<span class="pagenum"><a name="Seite_32" id="Seite_32">[S. 32]</a></span>blicke, wie gesagt, wo dieses selbst ernst anfängt zu reden und -daß Preußen ein solches Zureden für unnütz hält, weil es nicht auf -eine Macht einwirken zu können glaubt, die mit dem Oriente selbst -grenzt, während Preußen doch vollkommen damit einverstanden ist, daß -die Sachen sich im Oriente ändern müssen und dieserhalb mit Österreich -ganz divergierte, es also nicht aufhören müsse, es von seiner Ansicht -überzeugen zu wollen. Das feste Halten Preußens an Österreich trotz -der völlig divergierenden Ansicht im Prinzip begriff der Kaiser zwar -bisher, wegen des Scheines der großen Alliance; jetzt aber, wo sich -die Verhältnisse anfangen anders zu gestalten, würde es dem Kaiser -sehr wehe tun, wenn Sie sich zu denen halten wollten, mit denen Sie im -Prinzip nicht einverstanden sind, während Sie die aufgeben, mit denen -Sie übereinstimmend im Prinzipe sind...</p> - -<div class="figcenter break-before"> - <a id="augusta" name="augusta"> - <img class="mtop2" src="images/augusta.jpg" - alt="" /></a> - <p class="center">Prinzessin Augusta<br /> - <span class="s5">Miniaturbild von A. Grahl um 1840 im Palais Kaiser Wilhelms I.</span></p> - <p class="s6 center padbot3 ebhide"><a href="images/augusta_hr.jpg">❏<br /> - <span class="smaller">GRÖSSERE BILDANSICHT</span></a></p> -</div> - -<p class="break-before">Was der Kaiser von dem ernsthaften Schritte Österreichs erfahren -hat, ist folgendes: daß es der Pforte erklären will — nach Rußlands -Vorschlag und Drängen im Januar —, daß sie durchaus jetzt nachgeben -müsse, wo nicht, so würde sich auch Österreich den Verbündeten -anschließen und gemeinschaftlich mit ihnen über dasselbe kriegerisch -herfallen und habe es zu dem Ende ein Corps in Bereitschaft... Von -Frankreich hat der Kaiser gestern erneuert die intimsten Versicherungen -erhalten, mit dem Bemerken, daß es erneuert die dringendsten -Vorstellungen in London mache, um das Kabinett zur Annahme der -russischen Proposition zu bringen. Jedenfalls glaubt der Kaiser, -Frankreichs ganz sicher zu sein, selbst für den Fall, wenn England ganz -abspringen sollte... Den Kaiser hat diese ganze Vereitelung, wie sie -jetzt durch Englands Umspringen erzeugt wird, keinen Moment frappiert, -indem er von jeher vorher sah, daß England im Trüben fischen wollte und -<span class="pagenum"><a name="Seite_33" id="Seite_33">[S. 33]</a></span>eigentlich allein handeln wollte und egoistisch, zum Nachteil aller -anderen handeltreibenden Nationen, in der orientalischen Frage. Die -Ruhe Europas ist erhalten, sobald England dem Tractat treu bleibt und -den von Rußland und Frankreich vorgeschlagenen Maßregeln beitritt, -meint der Kaiser; springt also England jetzt ab, so erzeugt es den -Krieg und die Unruhe, wahrscheinlich in ganz Europa, wovon es doch -gerade das Gegenteil will. Der Kaiser sagte mir: Die Verhältnisse, -die sich in der Türkei gestalten, sind für Rußland zehnmal wichtiger, -als für alle andern Staaten, die selbst durch ihren Handel mit jenem -Lande in Verbindung stehen. Diesetwegen habe er müssen eine sehr -bestimmte Sprache gegen die Pforte gleich bei seinem Regierungsantritte -führen und die Akkermannschen Unterhandlungen waren die Folge -davon. Als sich diese Verhandlungen zu seinen Gunsten entschieden -hätten, habe er nichts weiter wünschen können, denn das seit Jahren -compromittierte Ansehen Rußlands bei der Pforte und der Einfluß, -den es doch natürlich stets auf dieselbe auszuüben suchen muß, war -wiedergewonnen. Aus diesem Grunde hätte er auch nicht nötig gehabt, in -der griechischen Angelegenheit etwas zu tun, um so weniger, da er... -gar nicht gesonnen gewesen sei, für sie wohl gar aus Enthusiasmus zu -handeln. Er hätte also aus diesem Grunde auch nicht nötig gehabt, -das englische Anerbieten, zu Gunsten der Griechen zu wirken, -anzunehmen und zu deren Pacificirung die Hand zu bieten, wenn er sich -nicht hätte sagen müssen, daß sein Zurückweisen dieses Anerbietens -England nicht gehindert haben würde, seine Vorschläge und Pläne zur -Veränderung der Dinge im Oriente demnach durchzuführen, welche es, -alsdann allein handelnd, auch ganz nur zu seinem Vorteile und gewiß -zum größten Nachteile Rußlands geordnet haben würde. Eroberungs- und -Aquisitions-Pläne möchten gleichfalls wohl bei England obgewaltet -haben, wie die Geschichte der Ionischen Inseln beweisen könnte... -Frankreichs Handels-Interesse verlangte es, daß die orientalischen -Verhältnisse eine andere Gestaltung gewännen; dieses trat nun also -auch dieserhalb mit der Sprache hervor. England und Frankreich mußten -sich also wegen dieser orientalischen Frage begegnen und gewiß auf -eine unangenehme Art. Da nun also nicht anzunehmen war, daß England -sich durch Rußlands Refus abhalten lassen würde, seine Absichten im -Oriente zu verfolgen, wobei ihm noch zu Statten kam, daß die Griechen -sich ja selbst<span class="pagenum"><a name="Seite_34" id="Seite_34">[S. 34]</a></span> an dasselbe gewandt hatten, um für sie sich zu -interessieren, ebensowenig aber anzunehmen war, daß sich Frankreich -und England gütlich über jene Verhältnisse vergleichen würden, so -nahm der Kaiser das englische Anerbieten an, um dem egoistischen und -Allein-Handeln Englands zu begegnen und um ein Zerwürfnis zwischen -England und Frankreich zu verhindern und um somit also die Ruhe und -Eintracht in Europa zu erhalten. So entstand das Petersburger Protokoll -vom 4. April 1826 von Seiten des Kaisers in der Hauptabsicht, Ruhe -in Europa zu erhalten, durch die Pacificierung Griechenlands seinen -Handel noch mehr zu sichern und somit sein Ansehen bei der Pforte noch -mehr zu sichern. Als dies Ansehen durch den Akkermannschen Vertrag -hergestellt war, erklärte der Kaiser an England, daß er es seinetwegen -nicht mehr nötig habe, dem Protokoll Folge zu geben, indem er Alles -erlangt habe zum Besten Rußlands, was er von der Pforte nur verlangen -könnte. England erwiderte auf die zweimalige derartige Vorstellung, -daß es seinerseits sich in der Notwendigkeit befände, den Bestimmungen -des Protokolls durchaus Folge geben zu müssen; dadurch demasquierten -sich Englands egoistische Absichten immer mehr in den Augen des -Kaisers und er hielt es für notwendig, dieserhalb schon im gedachten -Protokoll die Bestimmung ausdrücklich aufzunehmen, daß von keinem Teile -Eroberungs- oder Acquisitions-Pläne beabsichtigt würden; somit waren -England freilich in ganz Europa die Hände gebunden, nicht dergleichen -wahrscheinlich intentionierte verborgene Absichten einseitig ausführen -zu können. Rußland kostete es nichts, dies Versprechen zu geben, indem -jede Länder-Vergrößerung für dasselbe ein Nachteil sei. Frankreich trat -diesen Protokoll-Bestimmungen später bei und verlangte zuerst dessen -Umwandlung in ein Tractat. So waren also die verschiedenen Interessen -durch einen Tractat vereint und dadurch die Ruhe und Einigkeit Europas -gesichert. Diese Verhältnisse konnten also nur gestört werden, wenn -ein Teil seinen Verpflichtungen ungetreu wurde, d. h. dem gemeinsamen -Verband sich entzog, um einseitigen Plänen Folge zu geben.</p> - -<p>Dies Letztere scheint nun allerdings leider Englands jetziges Benehmen -sein zu wollen. Wollte es die Pacificierung Griechenlands wirklich, -so könnte es jetzt keinen Augenblick anstehen, nachdem alle Mittel -erschöpft sind, mit Gewalt auf die Pforte wirken zu wollen. Da es -diese Gewalts-Mittel aber gegen seine beiden Alliierten zurückweiset, -so gehet<span class="pagenum"><a name="Seite_35" id="Seite_35">[S. 35]</a></span> daraus wohl deutlich hervor, daß es etwas anderes als die -gemeinschaftliche Pacificierung der Griechen wünscht, nämlich dort -allein sprechen zu wollen und somit entlarvt es sich selbst.</p> - -<p>Englands Plan scheint bestimmt zu sein, sich von dem trilateralen -Vertrag zurückziehen zu wollen, dieserhalb jedoch mit Frankreich noch -nicht zu brechen, es sich überhaupt angelegen sein zu lassen, auf -dem Kontinente Alliierte zu sammeln, wahrscheinlich um Rußland mit -denselben vereint zu bedrohen und so vom Türkenkriege abzuhalten. -Dies Suchen von Alliierten dürfte also wohl zunächst auf Preußen und -Österreich gerichtet sein. Überhaupt kann es Preußen nicht ruhig mit -ansehen, daß dergleichen Alliancen sich schließen, wie die zwischen -Österreich und England wäre und sein Verweigern zum Beitritt zu -derselben dürfte vielleicht selbst dies ganze Projekt hindern und eine -Aufforderung Preußens an England, den Frieden Europas dadurch nicht zu -stören, daß es einseitig von einem Vertrage abspringt, während seine -zwei Mit-Alliierten fest zusammenhalten, von einem Vertrage, an dessen -Existenz es selbst schuld ist und den es vorschlug und gegen Rußlands -anfängliche Vorstellungen durchsetzte, eine solche Vorstellung Preußens -in London, wie gesagt, könne vielleicht noch eine plötzliche Wendung -erzielen. Wenn eine allgemeine Verwicklung entsteht, so ist daran nur -der englische Egoismus und die österreichische bisherige Starrheit -Schuld. Wie traurig.</p> - -<p class="briefkopf">St. Petersburg, 24. März/5. April 1828.</p> - -<p>.... die Armee, die zwischen dem 20. und 25. April den Pruth -überschreitet und die der Kaiser, bevor sie die Donau erreicht, -einholen will. Jedenfalls will er beim Übergange über die Donau zugegen -sein. Wo? hat er mir noch nicht gesagt und da ich nur eine Regel -gemacht habe, den Kaiser nach nichts abzufragen, was er mir nicht -mitteilen zu wollen zu beabsichtigen scheint, so habe ich darüber, wie -überhaupt über den ganzen Operationsplan garnichts erfahren.</p> - -<p>Mit welcher Ungeduld sehe ich Ihren Bestimmungen über mich entgegen. -Hier kommt es mir unmöglich vor, daß ich an allem, was ich sich hier -vorbereiten sehe seit drei Monaten, nicht Teil nehmen sollte und so -denkt man es sich hier auch allgemein für unmöglich, daß ich nun nicht -mitgehen werde. Der Kaiser erhielt soeben einen Courir aus<span class="pagenum"><a name="Seite_36" id="Seite_36">[S. 36]</a></span> Paris, der -erneut die besten Nachrichten überbrachte und auch aus England die -Nachricht, daß, wenngleich sich dasselbe nicht mit Rußlands Maßregeln -in soweit einverstanden erkläre, um sich zur Teilnahme an denselben zu -verstehen, so würde es jedoch Rußland nicht hindern und aufhalten in -seinen Absichten auf die Türkei.... Welch’ ein Glück für die allgemeine -Ruhe Europas, wenn England einsiehet, daß es durch sein falsches -Benehmen den allgemeinen Krieg im Begriff war anzuzünden ...</p> - -<p>Den heute hier erschienenen Friedensschluß in Persien lege ich hier -bei<a name="FNAnker_32_32" id="FNAnker_32_32"></a><a href="#Fussnote_32_32" class="fnanchor">[32]</a>... wären wir doch erst soweit mit der Türkei.</p> - -<p>Die abgebrochene Contre-Revolution in Portugal ist eine merkwürdige -Sache<a name="FNAnker_33_33" id="FNAnker_33_33"></a><a href="#Fussnote_33_33" class="fnanchor">[33]</a>. England wird da auch etwas ins Gedränge kommen.</p> - -<p class="briefkopf">St. Petersburg, 28. März/9. April 1828.</p> - -<p>Aus England sind die letzten Eröffnungen auch günstiger, indem es -wenigstens erklärt, sich nicht Rußlands Maßregeln opponieren zu wollen. -Von Österreich fehlt noch immer die seit zwei Monaten erwartete -Antwort... mit Frankreich ist der Kaiser außerordentlich zufrieden. -Dagegen können die portugiesischen Geschichten wohl nur sehr unangenehm -erscheinen. Hätte Don Miguel nur nicht schon in Wien die unglückselige -Constitution beschworen, so wäre Alles gut. Aber so ist sein Benehmen -unverzeihlich...</p> - -<p>Gestern sind Nachrichten aus Bukarest angekommen, die von dem Einrücken -eines 6000 Mann starken türkischen Corps in Serbien, von Bosnien -kommend, Meldung machen. Es sollen große Grausamkeiten vorgefallen -sein und den Serben annonciert worden, daß eine größere<span class="pagenum"><a name="Seite_37" id="Seite_37">[S. 37]</a></span> militärische -Occupation folgen werde und alle Waffen abgeliefert werden sollten. -Auch sind türkische Truppen in dem kleinen Freistaat Montenegro -eingerückt. Der Kaiser ist über die Serbische Occupation sehr -entrüstet, weil dieselbe ganz gegen die Tractate ist und ihm daher nur -gerechte Waffen gibt, die Pforte nicht länger zu schonen<a name="FNAnker_34_34" id="FNAnker_34_34"></a><a href="#Fussnote_34_34" class="fnanchor">[34]</a>. Aber es -ist wirklich wahr, Alles vereinigt sich, des Kaisers Politik höher und -gerechter mit jedem Tag zu stellen. Das ist der Preis und der Lohn für -Offenheit, Gewandtheit und Festigkeit in der Politik, die dem Kaiser -nie genug zu danken sein wird.</p> - -<p class="briefkopf">St. Petersburg, den 3./15. April 1828.</p> - -<p>.... Der Kaiser hat gestern Depeschen aus London und Berlin erhalten. -Die ersteren annoncieren ihm officiell, was er schon wußte, daß -England ihn in nichts hindern will, aber ihn aus dem Vertrag getreten -betrachtet...</p> - -<p>Die verbreitete Nachricht des von der Pforte den Griechen angebotenen -Waffenstillstandes, um darauf Negotiationen anzuknüpfen, freut den -Kaiser sehr, wenn es eine gegründete Nachricht ist, indem wegen der -griechischen Angelegenheit er seine Instruktionen gegeben hat an -Lieven und mit denen dieserhalb von England vorgeschlagenen Maßregeln -teilweis einverstanden ist. Doch dies Alles hält ihn keinen Augenblick -auf, seine eigenen Griefs gegen die Pforte mit gewaffneter Hand zu -verfolgen. Den 25. April/7. Mai soll die Armee den Pruth überschreiten; -am selben Tage will der Kaiser von hier abgehen...</p> - -<p>Die Kaiserin-Mutter hat mit Einemmale ihrer Tochter die Reise hierher -abgeschrieben<a name="FNAnker_35_35" id="FNAnker_35_35"></a><a href="#Fussnote_35_35" class="fnanchor">[35]</a>, um, da sie nur bis zum August bleiben wollte, ihr -diese beschwerlichen Reisen nicht so rasch auf einander machen zu<span class="pagenum"><a name="Seite_38" id="Seite_38">[S. 38]</a></span> -lassen, da die Großfürstin noch Carlsbad brauchen soll später. Ich sehe -mit desto größerer Ungeduld Ihrer Antwort entgegen. Der Mensch denkt, -Gott lenkt, muß ich immer wieder sagen.</p> - -<p class="briefkopf">St. Petersburg, 5./17. April 1828.</p> - -<p>.... Ansicht über Preußen, die Sie zur Grundlage der Antwort an den -Kaiser legen wollen<a name="FNAnker_36_36" id="FNAnker_36_36"></a><a href="#Fussnote_36_36" class="fnanchor">[36]</a>; nämlich die, daß eine Erklärung Preußens an -die übrigen großen Mächte Europas, daß es mit der russischen Politik -einverstanden sei und die Rechtmäßigkeit seiner Maßregeln vollkommen -anerkennt, von dem größten Einfluß auf die übrigen Kabinette in -diesem Augenblicke sein wird. Die aus dieser offiziellen Erklärung -entspringende Folge ist eine Eröffnung gegen Rußland, daß es unter -solchen Umständen auf Preußen in sofern zählen könne, als es etwa in -der Verfolgung seiner als rechtmäßig anerkannten Maßregeln von irgend -einer Macht gestützt werden sollte. Dies ist der Wunsch des Kaisers; -mehr verlangt er nicht... Wenn auf diese Art also Rußland, Frankreich -und Preußen einverstanden sind, so dürfte sich so leicht wohl keine -Separat-Alliance in Europa bilden, der nicht diese drei Mächte -widerstehen würden. Aber gerade durch dieses Zusammenhalten im Prinzip -der drei genannten Mächte würde es auch andern gar nicht einfallen, ein -Separat-Bündnis zu schließen. Preußens Stellung kommt mir dabei vor wie -ein drohender Hund, der nur erst noch warnt.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_39" id="Seite_39">[S. 39]</a></span></p> - -<p>Heute noch sagte mir der Kaiser beim Abmarsch der Gardejäger-Reserve -und der magnifiquen Fuß-Artillerie: <span class="antiqua">je vous jure devant dieu, que je -n’aimerais pas mieux que de tenir la même language envers l’Autriche; -mais ils ne font rien pour gagner ma confiance. Voilà deux mois que -j’attends une réponse de l’empereur d’Autriche sur une lettre que je -lui ai écrit deux jours après qu’il me l’avait demandé</span>...</p> - -<p>Schon vor längerer Zeit sagte mir der Kaiser, daß, wenn England -wirklich ganz abgesprungen wäre, Frankreich aber fest an Rußland -gehalten hätte, wodurch es sich dem benachbarten England leicht hätte -exponieren können, so würde er mit Frankreich dieselbe Übereinkunft -geschlossen haben, welche der selige Kaiser zur Zeit des französischen -Einfalls in Spanien mit Frankreich schloß, nämlich es gegen Englands -etwaiges Vorhaben zu schützen, zu welchem Ende der Großfürst Konstantin -mit seiner Armee zur Disposition Frankreichs gestellt werden würde. -Ehe ein Gebrauch dieses zur Disposition-Stellen gemacht worden wäre, -dürften freilich noch manche andere Verhältnisse zur Sprache gekommen -sein, jedenfalls zeigt es aber, wie sehr der Kaiser diejenigen Staaten -achtet und seiner Unterstützung wert hält, die gleich ihm eine feste, -offene, gerade, bestimmte und Treue haltende Politik gehen...</p> - -<p>Oft ist mir bei uns schon ein Grauen angekommen, wenn die Armee einmal -mobil gemacht werden sollte, wegen des Mangels an jeder Vorschrift -über diese Mobilmachung. Vor 6 Jahren ist jedem Armee-Corps aufgegeben -worden, einen Mobilmachungs-Plan auszuarbeiten; das ist geschehen -und man hat natürlich vermutet, daß die Einreichung dieser Arbeiten -befohlen wurde, um nach diesen von jedem einzelnen Corps aufgestellten -Ansichten eine allgemeine Bestimmung zu bearbeiten und als Vorschrift -zu erlassen. Dies ist aber nicht geschehen. So ist also jedes -Armee-Corps in diesem Moment zwar mit einer Arbeit versehen, nach der -es isoliert handeln würde, wenn schnell eine Mobilmachung einträte; -aber eben so viele Corps existieren, eben so viele Verfahrungs-Arten -wird es auch geben und dies ist unmöglich für das Ganze. Ich habe diese -Arbeit meines Armee-Corps gleich nach Übernahme des Commandos desselben -durchstudiert und angefragt, ob die unendlich vielen zur Anfrage -und Bestimmung angehaltenen Punkte nicht zur Erledigung eingereicht -werden sollten, aber immer gehört, daß die Einreichung noch nicht -befohlen wäre. Bei der Wichtigkeit dieses Gegenstandes habe ich<span class="pagenum"><a name="Seite_40" id="Seite_40">[S. 40]</a></span> mich -jetzt, wo mir diese Verhältnisse hier so oft vor Augen treten, für -verpflichtet gehalten, Ihrem gnädigen Ermessen diesen Gegenstand einmal -in Erinnerung zu bringen...</p> - -<p>Es ist heute ein österreichischer Courier angekommen, der aber wiederum -nicht eine Zeile dem Kaiser überbracht hat, was ihn natürlich sehr -ungehalten stimmt, wobei er jedoch stets seine Ruhe und Heiterkeit -behält...</p> - -<p class="briefkopf">St. Petersburg, 11./23. April 1828.</p> - -<p>Auf die Aufforderung in Ihrem Schreiben, den vorgeschlagenen Schritt -noch zu tun, ohne den Marsch seiner Armee dadurch aufzuhalten, will der -Kaiser jedoch nicht eingehen... Der Grund... sei, daß ja gerade die -Propositionen, die er im December vorigen Jahres den Alliierten gemacht -und auf die Sie jetzt wünschten, daß er mit einigen Modificationen -zurückkäme, namentlich von England nicht angenommen seien, weil von -einer Unterstützung mit gewaffneter Hand gegen die Pforte zur Annahme -der Vorschläge die Rede gewesen sei. Jetzt, wo ihn individuelle -Beleidigungen der Pforte zwingen, die Waffen zu ergreifen, habe er -ja neuerdings allgemein erklärt, daß er trotzdem die Erreichung der -Bestimmungen des Londoner Vertrages nicht aus den Augen verliere und -daher beiden Angelegenheiten <span class="antiqua">de front</span> gehen würden. Hierin -glaubt er, würden Sie ungefähr oder eigentlich dasjenige finden, was -Sie vorschlügen. Daß nun England hierauf erklärt hat, daß es ihm sich -nicht opponieren werde, aber auch nicht ihn mehr als in der Alliance -seiend betrachte, dafür könne er nichts und ein erneuter Antrag dieser -Art wäre ihm daher unmöglich zu machen... Dennoch versuchte ich aus -Ihrem Briefe an mich dem Kaiser Ihren Antrag nochmals so darzustellen -und annehmbar zu machen, daß Sie selbst recht wenig auf den glücklichen -Ausfall dieses Schrittes bei der Pforte rechneten, aber Sie die Annahme -hauptsächlich darum wünschten, um sein Recht nur noch heller erscheinen -zu lassen, nachdem alle Versuche gemacht sind, friedlich zum Ziele zu -gelangen; aber er gab mir wiederum dieselbe Antwort.</p> - -<p>Der österreichische Courier... ist doch der Überbringer der -langersehnten Antwort gewesen, was Graf Zichy jedoch einige Tage -für sich behalten hat. Das Schreiben... enthält die längst bekannte -Demarche<span class="pagenum"><a name="Seite_41" id="Seite_41">[S. 41]</a></span> Österreichs gegen die Pforte wegen des Waffenstillstandes und -eine Menge Besorgnisse über die inneren Verhältnisse von Frankreich -und der Halbinsel. Daß Graf Capo d’Istria den Waffenstillstand -nicht angenommen hat, sondern die Instruktionen der drei ihn -anerkannthabenden Mächte erwartet, die gewiß negativ sein werden, -dürften Sie bereits wissen...</p> - -<p class="briefkopf">St. Petersburg, 14./26. April 1828.</p> - -<p>Vorgestern erhielt der Kaiser aus London die Anzeige, daß das englische -Kabinett die Proposition der österreichischen Intervention in der -orientalischen Angelegenheit gänzlich von der Hand gewiesen habe, -indem England niemals darauf eingehen könne, die völlige Freiheit -Griechenlands als mit <span class="antiqua">son</span> (Englands) <span class="antiqua">état physique</span> -unvereinbar anzuerkennen. Da dieser Vorschlag Österreichs, der ja bei -der Pforte einseitig gemacht war, von den drei alliierten Mächten nicht -gut geheißen worden ist, so gibt Graf Zichy diesem ganzen Vorschlage -den Anstrich, als sei er von der Pforte gekommen und von seinem -Hofe nur als ein Vorschlag mitgeteilt worden... Wie leicht übrigens -Österreich seine Vorschläge fahren läßt, beweist mir noch mehr die auch -vorgestern eingegangene Depesche des Grafen Tatischtscheff, die dem -Kaiser meldet, daß er eine offizielle Unterredung mit Graf Metternich -gehabt habe, der ihm annoncierte, daß unter den jetzigen Verhältnissen -auch Österreich sich bewogen fühle, seine Relationen mit der Pforte -aufzugeben und sich in Gemeinschaft mit Preußen dem trilateralen -Vertrage anschließen würde... Auf mein Befragen, was er, der Kaiser, -für einer Meinung sei wegen dieses Vorschlages, erwiderte er, daß ein -Artikel des trilateralen Vertrages festsetze, daß, wer sich demselben -anschlösse oder anschließen wolle, nicht zurückgewiesen werden würde... -Daß Österreich anfing schwankend zu werden, zeigte sich wohl seit drei -Monaten und namentlich seit der gewissen freimütigen Eröffnung von -hier aus, die wohl mehr aus dem Leben gegriffen war und mehr Eindruck -auf’s österreichische Cabinett gemacht hat, als es dasselbe eingestehen -will... Nach dem jetzigen Benehmen und Vorschlägen Österreichs -scheint es mir, als wäre eine dergleichen fortgesetzte Einwirkung auf -dasselbe und namentlich so, wie sie der Kaiser im Februar von Ihnen -wünschte, doch wohl auch zum Ziele führend gewesen und ich sage es mit -einigem Stolze, Preußen<span class="pagenum"><a name="Seite_42" id="Seite_42">[S. 42]</a></span> hätte alsdann den Ruhm gehabt, die Einheit -herbeizuführen, die es so sehr wünschte, während es jetzt umgekehrt -geschieht und zwar von einer Macht, die sich das enorme Dementi gibt, -seine stets vorgeschützten Prinzipien zu verleugnen oder aufzugeben, -um das Ziel zu erreichen, was ihr früher ganz fremd sein wollte... Was -England zu all dem sagen wird, ist am merkwürdigsten zu erwarten. Gott -gebe, daß die Einheit endlich zu Stande kommt. Ob es die Furcht vor -dieser wahrscheinlichen Einheit Europas ist oder die Concentrierung der -russischen Armee, um die Grenze zu überschreiten, welche die Türken -bewogen haben, den Großherrn zu zwingen, in Allem den Forderungen der -Alliierten nachzugeben, ist jetzt noch nicht zu entscheiden, weil alle -Details fehlen... Der Beweis würde wenigstens in dem Benehmen der -Türken liegen, daß die Einheit nicht durch Österreich bisher gestört -worden wäre und das Ernstmachen der Kriegsdrohung nicht beständig seit -Jahren gegen Rußlands Forderungen und Vorschläge zurückgewiesen worden -wäre, wir schon seit sehr langer Zeit zu dem Resultate gelangt sein -würden, was sich jetzt ergeben zu wollen scheint.</p> - -<p class="briefkopf">St. Petersburg, 24. April/6. Mai 1828.</p> - -<p>Durch die erste Ihrer Entscheidungen sehe ich mich nun endlich nach -einer langen Reihe von Jahren, die voller Bewegung und Unruhe für mein -Inneres waren, der Aufklärung und Feststellung meiner Zukunft mit der -Gewißheit entgegen, die wenigstens für jetzt dem Teil gewahrt ist, der -die Wahl getroffen hat. Die vorläufige Bestimmtheit hängt nun freilich -noch von der Annahme der Wahl ab. Wie tief mich der Gedanke angriff, -so weit nunmehr über meine Zukunft aufgeklärt zu sein, braucht keiner -Worte. Aber die Worte des Dankes gegen Sie, teuerster Vater, kann ich -nicht unterdrücken, daß Sie durch Ihren Ausspruch meinem Leben eine -bestimmte Richtung gegeben haben. Wie in jeder Ihrer Bestimmungen, die -auf mein ganzes Lebensverhältnis Einfluß haben, erkenne ich und erkläre -ich auch hier wiederum nur Gottes Führung. Die getroffene Wahl war -gewiß Sein Wille. Und so gehe ich getrost einem Zeitpunkt entgegen, der -über mein ganzes ferneres Leben entscheidet, wenn die Wahl aufgenommen -wird, da es einen Gegenstand betrifft, dem ich längst meine ganze -Achtung gewidmet<span class="pagenum"><a name="Seite_43" id="Seite_43">[S. 43]</a></span> hatte, und an dessen Erwählung nur der Umstand -hinderlich war, daß ich nicht leichtsinnig ein so zartes Verhältnis -sich gestalten sehen wollte als es sein wird, in welchem nunmehr zwei -Schwestern zu einander zu stehen kommen sollen... Was Ihre zweite -Entscheidung betrifft, die mir das Beiwohnen der Campagne abschlägt, so -können Sie leicht denken, daß ich von der Gewißheit, dieses so innig -gewünschte Projekt aufgeben zu müssen, wie vernichtet war... Sie haben -diesen Wunsch aus einem Gesichtspunkte abgeschlagen, gegen den ich, -unter der Gefahr mich persönlich zu hoch oder zu niedrig anzuschlagen -nichts einwenden kann... Hier, kann ich nicht verhehlen, hat Ihre -abschlägige Antwort den Eindruck gemacht, als sei sie ein Beweis, daß -Preußen doch wohl nicht so Rußlands Partei diesen Moment halte, als man -es hoffte und glaubte... Für meine Persönlichkeit ist es mir sehr wert -gewesen, daß hier die Freude über die Hoffnung, mich bei der Armee zu -sehen, ebenso groß war als jetzt die Trauer, daß es nicht sein kann. -Es mag dies etwas egoistisch und eitel lauten und nur auf diese Gefahr -durfte ich es aussprechen.</p> - -<p class="center mtop2 mbot2">*         *<br /> -*</p> - -<p>Der obige Brief ist die Antwort des Prinzen auf ein Schreiben seines -königlichen Vaters aus Potsdam vom 20. April 1828:</p> - -<p class="mtop2">Die Hauptgegenstände Deiner Briefe, auf die es ankommt, lassen sich auf -drei Hauptpunkte reducieren: 1. Deine Verbindungsangelegenheiten, 2. -die politischen Angelegenheiten, 3. die Campagne-Projekte betreffend.</p> - -<p>Was den ersten Punkt betrifft, so habe ich mich darüber oft genug -ausgesprochen, um alles Gesagte nicht von Neuem wiederholen zu müssen. -Nach meinem Dafürhalten ist also jetzt leider nur auf Prinzessin -Augusta Rücksicht zu nehmen. Gern überschickte ich Dir der Prinzessin -Cäcilie wegen ein schriftliches Gutachten Hufelands, allein er ist -schleunigst nach Ludwigslust berufen worden, da Alexandrine uns große -Besorgnis gegeben. Ich hätte sehr gern gesehen, wenn Du womöglich die -Ankunft der Großfürstin in Petersburg abzuwarten im Stande gewesen -wärest... Den zweiten Punkt betreffend, muß ich mit Leidwesen bemerken, -daß von Neuem Mißverständnisse über das, was hier beschlossen worden, -entstanden sind, die ich zu berichtigen für höchst notwendig halte -und deshalb<span class="pagenum"><a name="Seite_44" id="Seite_44">[S. 44]</a></span> beiliegendes <span class="antiqua">P. M.</span> habe anfertigen lassen. Die -Nachrichten, die man über die Absichten Österreichs in Petersburg hat, -stimmen nicht im geringsten mit den unsrigen, denn unter anderem ist -die Armee noch nicht einmal auf den Friedensfuß complett und statt -11000 Pferde, die verlangt worden sind, um die Kavallerie-Regimenter -zu complettieren, hat der Kaiser nur 3000 bewilligt. Die Nachricht der -200000 Mann, die man ausgehoben haben soll, ist also nur ein leeres -Gerücht gewesen, denn wie gesagt: noch ist vom Kaiser kein Beschluß -gefaßt, die Truppen auf den completten Friedensfuß zu setzen. Erst -gestern erhielt ich von Wien aus diese Auskünfte. Es muß also durchaus -Leute geben, die, um sich wichtig zu machen, dergleichen Gerüchte -verbreiten, vielleicht weil sie glauben, sich dadurch angenehm zu -machen... Nach allen Nachrichten scheint auch der türkische Einfall in -Serbien wenigstens sehr übertrieben dargestellt, wo nicht gar durch die -Zeitungen schon widerrufen zu sein.</p> - -<p>Nun kommt der dritte und letzte Punkt. Sehr freundschaftlich und gütig -war es vom Kaiser, Dir den Vorschlag gemacht zu haben, den türkischen -Feldzug mit ihm zu machen. Daß ich es Dir jedoch nicht bewilligen kann, -liegt klar zu Tage; die Gründe dazu wirst Du nach einiger Überlegung -selbst zu finden im Stande sein. Wenn das Vaterland in Gefahr kommt, -dann ist es Zeit, daß die Prinzen vom Hause mit leuchtendem Beispiel -vorangehen, bis dahin aber liegen ihnen andere Pflichten ob. Erfahrung -läßt sich allerdings in einem solchen Feldzuge sammeln und sein Leben -auf’s Spiel zu setzen, finden sich auch wohl Gelegenheiten. Beides -steht aber nicht im Gleichgewicht, da die dort zu sammelnde Erfahrung -gegen jede andere Kriegsmacht wenig Anwendung finden dürfte; ich wäre -also vor Gott verantwortlich, wenn ich zugäbe, daß Du in einer ganz -fremden Angelegenheit Dein Leben aufs Spiel setzt.</p> - -<p>Demnach also halte ich für passend, daß Du des Kaisers und Charlottens -Abreise noch in Petersburg abwartest, dann aber Dich unverzüglich -hierher zurückbegiebst. Ich weiß wohl, daß Dir das nicht gefallen wird, -allein ich kann und darf nicht anders handeln, als es meine Pflicht -ist...</p> - -<div class="chapter"> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_45" id="Seite_45">[S. 45]</a></span></p> - -<h2 class="nobreak" id="Die_Brautwerbung">Die Brautwerbung.</h2> - -</div> - -<div class="blockquot"> - -<p>Auf die in Petersburg verbrachten vier Monate folgte im August -1828 ein kurzer Aufenthalt in dem Ostseebad Doberan; Varnhagen -v. Ense weiß zu berichten, daß man unterdessen aus Petersburg -unter der Hand bei der Prinzessin Marie anfragte, wie sie sich -zu einer Heirat ihrer jüngeren Schwester mit dem älteren Bruder -ihres Gatten stellen würde; man erhielt am russischen Hofe darüber -wohl eine beruhigende Antwort; so sehr aber die Heirat des Prinzen -Wilhelm nun auch entschieden war, „so hielt man dies doch noch ganz -geheim“, ja im Juni schien sie dem klatschsüchtigen, aber trefflich -unterrichteten Beobachter „noch keineswegs in Richtigkeit; man tut -auf der russisch-weimarischen Seite sehr kostbar und der Prinz ist -eben auch nicht sehr eifrig“. Dieser traf am 11. September in Wien -ein, um dort den Manövern beizuwohnen; militärische Interessen und -die Schilderung höfisch-gesellschaftlicher Interessen stehen in -den Briefen der nächsten Wochen im Mittelpunkt; am 11. November -reiste er wieder ab, um, ohne Berlin zu berühren, über Prag und -Teplitz nach Weimar zu gehen. Denn von dort war nun der auch für -seine Zukunft entscheidende Schritt erfolgt: man erwartete ihn als -Brautwerber.</p> - -<p>Schon 1823 hatte von Augusta v. Weimar Goethe in Marienbad -geäußert, daß sie „ein ganz liebenswürdiges und originelles -Geschöpf sei, das schon jetzt ganz seine eigentümlichen Gedanken -und Einfälle habe“, und als sie verlobt war, rühmte er „ihren -hellen Verstand, ihre hohe Bildung, ihr reiches Wissen: sie hat -etwas gelernt, sie kann schon mitsprechen in der Welt“. Dieses -Urteil des geistigen Hofes von Weimar wird durch eine Äußerung -Wilhelm v. Humboldts bestätigt und ergänzt, der 1827 an den -preußischen Minister v. Stein schrieb: „Prinzessin Augusta soll -schon in früher, kaum der Kindheit entgangener Jugend einen -festen und selbständigen Charakter haben. Ihr lebendiger und -durchdringender Geist spricht aus ihrem Blick; ihre Züge sind im -höchsten Grade bedeutungsvoll und ihre ganze Gestalt wird sich — -wenn sie nicht ein wenig zu stark ist —, in einigen Jahren gewiß -noch schöner als sie jetzt schon erscheint, entwickeln.“</p> - -</div> - -<p class="briefkopf">Wien, den 26. September 1828.</p> - -<p>Mit etwas ruhigerem Herzen kann ich Ihnen heute Mitteilung über -die mich am wichtigsten und meisten interessierende Angelegenheit -machen<a name="FNAnker_37_37" id="FNAnker_37_37"></a><a href="#Fussnote_37_37" class="fnanchor">[37]</a>. Ich erhielt nämlich gestern einen Brief vom Großherzog<span class="pagenum"><a name="Seite_46" id="Seite_46">[S. 46]</a></span> von -Weimar, der mir sehr herzlich und freundschaftlich auf den meinigen -antwortet. Und wenn freilich die Hauptperson noch nicht geredet hat, -so bin ich doch schon zufrieden, daß der Vater sich beistimmend -ausspricht, indem er schreibt: „Eben so offen wie Sie verehrtester -Prinz, mit mir reden, gestehe ich Ihnen, daß ich nicht <em class="gesperrt">Nein</em> -sagen werde, wenn meine Tochter <em class="gesperrt">das Ja</em>, bezüglich auf Sie -ausspricht, welches Sie, gnädigster Herr, nicht ungern hören werden. -Augusta sah Ew. Kgl. Hoheit freilich nur als erstere gleichsam noch ein -Kind war; jetzt muß meine Tochter Sie, verehrtester Prinz, mit anderen -Augen betrachten; es ist daher ratsam, daß man sich wiedersehe und -spreche. Ich brauche wohl nicht hinzuzusetzen, daß Sie, lieber gnädiger -Herr, uns in jeder Hinsicht sehr willkommen sein werden.“</p> - -<p>Der Nachsatz enthält also auch zugleich die Weisung, was gewünscht wird -und die stillschweigende Antwort auf meine Demarsche bei Prinzessin -Augusta selbst. Leider ist es aber nicht mehr möglich, über Berlin bis -zum 30. September in Weimar zu sein. Außerdem fehlt mir auch noch eine -Antwort von der Groß-Fürstin, die ich wohl jedenfalls abwarten muß, ehe -ich nach Weimar reise...</p> - -<p class="briefkopf">Weimar, den 14. Oktober 1828.</p> - -<p>Meinem Reiseplan gemäß bin ich am 12. glücklich hier angelangt, aber -nicht, wie ich hoffte, um Mittag, sondern erst Abends 7 Uhr, indem -ich beim Passieren des Erzgebirges von einem so ungeheueren Gewitter -mit rasendem Sturm und Regengüssen überfallen ward, daß, wenngleich -ich die Reise ununterbrochen fortsetzte, doch nur fast im Schritt -fahren konnte, da die Nacht über alle Maßen dunkel war. So machte ich -die 22 Meilen von Teplitz<a name="FNAnker_38_38" id="FNAnker_38_38"></a><a href="#Fussnote_38_38" class="fnanchor">[38]</a> bis Leipzig in 22 Stunden und mußte, -um noch zur Soiree wenigstens hier zu sein, ohne zu dinieren bis -hier fahren. Ich gestehe es, ich kam etwas matt an und die Erwartung -eines solchen Wiedersehens, das meiner hier wartete, war auch nicht<span class="pagenum"><a name="Seite_47" id="Seite_47">[S. 47]</a></span> -gemacht, meine Kräfte zu stählen. Karl<a name="FNAnker_39_39" id="FNAnker_39_39"></a><a href="#Fussnote_39_39" class="fnanchor">[39]</a> war mir bis Eckartsberga<a name="FNAnker_40_40" id="FNAnker_40_40"></a><a href="#Fussnote_40_40" class="fnanchor">[40]</a> -entgegengekommen und fachte meine matten Lebensgeister wenigstens durch -gute Aussichten hier auf. Ich machte in Eckartsberga halbe und hier -ganze Toilette und erschien dann bei der verwitweten Großherzogin<a name="FNAnker_41_41" id="FNAnker_41_41"></a><a href="#Fussnote_41_41" class="fnanchor">[41]</a>, -wo, wie alle Sonntage, große Soiree war. Die Herrschaften empfingen -mich sehr gnädig und zuvorkommend. Marie hatte aber glücklicher Weise -sich mit ihrer Schwester und einer Gräfin Gourief in dem letzten -Salon etabliert, sodaß ich dort also ohne viele Zeugen das erste -Wiedersehen hatte. Daß dasselbe zwar mit starkem Herzklopfen, sonst -aber mit allen den Formen geschah, als sei nichts im Werke, versteht -sich. Prinzessin Augusta, die ich embelliert finde, empfing mich mit -großer Herzlichkeit, wie ich es immer an ihr gewohnt war. Sie jetzt -noch mit ganz anderen Augen betrachtend als früher, kann ich mir nur -stets Glück wünschen, daß die Wahl auf sie fiel. Ihr Verstand, Geist, -ihre Herzlichkeit und Herzensgüte spricht sich bei jeder Gelegenheit -aus. Und ich möchte der Bemerkung gern Raum geben, als dürfte ich mir -Hoffnung machen, mit glücklichem Erfolge einst hier abzugehen. Freilich -konnte bis jetzt zwischen uns noch nicht viel verhandelt werden, was -uns sehr viel näher in der zu erzielenden Beziehung gebracht hätte, -denn dazu ist uns noch nicht Marge gegeben worden, aber Anspielungen -konnte ich doch fallen lassen, die freilich nur mit starkem Erröten und -embarassiertem Ausweichen beantwortet wurden.</p> - -<p>Ich wünsche jetzt nur, bald klar über meine Zukunft zu sehen. Die -Großfürstin sagte darauf, daß sie ihrer Tochter ganz freien Willen -in ihrem Entschluß ließe; ihr einstiges Verhältnis zu Marie sei so -delicat, daß sie nur eine wirkliche Neigung dasselbe überschreiten -machen könne. Daher müsse eine genaue Bekanntschaft vorausgehen und -Sie würden mir gewiß alle Zeit bewilligen hier zu bleiben, um dieselbe -machen zu können. Ich bemerkte darauf, daß, was mich beträfe, eine -nähere Bekanntschaft zu machen wohl nicht nötig sei, da ich mit Bedacht -und Überzeugung, glücklich zu werden, die Hand der Princeß gefordert -habe;<span class="pagenum"><a name="Seite_48" id="Seite_48">[S. 48]</a></span> doch, da mir vor allem daran liegen müsse, daß die Prinzessin -mich aus ebenfalls eigener Überzeugung wähle, so würde ich abwarten, -bis ich Ihren Beschluß darüber vernehmen würde. Da bis gestern mir -jedoch auf keinerlei Weise Gelegenheit geboten ward, die Prinzessin zu -sprechen anders als in großem Cerkel, so ließ ich darüber mein Bedauern -durch Karl und Marie aussprechen, was denn zur Folge gehabt, daß ich -jetzt eine Entrevue haben soll... Ich hoffe zu Gott, daß ich nach -diesem Gespräch etwas klarer über die Ansichten der Prinzessin Augusta -werde urteilen können als bisher, wo alles nur auf Mutmaßungen und -Beobachtungen basiert ist.</p> - -<p>Die Morgende verstreichen hier stets mit Jagden, von denen ich -vergeblich bisher wegen einer Entrevue zurückbleiben zu dürfen bat.</p> - -<p class="gruss"><span class="mright2">Ihr Sie zärtlichst liebender Sohn</span><br /> -Wilhelm.</p> - -<p class="briefkopf">Weimar, den 20. Oktober 1828.</p> - -<p>Von hier und meinen hiesigen Verhältnissen kann ich Ihnen die besten -Nachrichten geben, wenngleich ich noch nichts officielles mitteilen -kann, indem von oben herab man noch schweigt. Aber in den unteren -Haupt-Regionen ist es nicht mehr so stumm geblieben und dies ist -allerdings die Hauptsache. Da ich nach einigen Tagen Aufenthalt hier -bemerkte und nach den Äußerungen der Großfürstin es vielleicht mit -Bestimmtheit ersah, daß sie wünschte, die Sache wenigstens nicht zu -übereilen, wenn nicht auf die lange Bank zu schieben, dem ich mich -ruhig unterworfen haben würde, wenn ich bemerkt hätte, daß Prinzessin -Augusta mit dieser Hinausschiebung aus Unentschlossenheit einverstanden -war, ich dies Letztere von der Prinzessin keineswegs gewahr ward, -sondern mir aus hingeworfenen und sehr gut aufgenommenen und wohl -verstandenen Worten die Überzeugung wurde, daß ich Alles zu hoffen -hätte, so beschloß ich meinen Angriff direkt zu machen. So kam es denn, -daß ich am 16. Abends nach dem Souper allein im Salon stand mit ihr, -ihren zerbrochenen Eventail<a name="FNAnker_42_42" id="FNAnker_42_42"></a><a href="#Fussnote_42_42" class="fnanchor">[42]</a> in der Hand haltend; sie verlangte -denselben zurück und indem ich ihr denselben hinhielt, legte ich meine -Hand in die ihrige, sie fragend: wollen Sie diese behalten? Sie verlor<span class="pagenum"><a name="Seite_49" id="Seite_49">[S. 49]</a></span> -fast alle Contenance vor Rührung, reichte mir aber gleich darauf die -Hand hin und dieser Händedruck und ihr Blick sprachen Alles aus, was -ihr Mund nicht auszusprechen vermögend war. Sie können denken, wie -glücklich ich war und daß die Nacht ziemlich schlaflos dahinstrich. -Den ganzen anderen Tag ließ ich ruhig vorübergehen, um die Prinzessin -nicht in Verlegenheit zu setzen und nur einzelne Anspielungen erlaubte -ich mir. Den 16. erfuhr ich dann von ihr, daß sie der Großfürstin von -jener Scene gesprochen habe. Natürlich wollte ich nun gern auch mit -dieser sprechen, aber doch abwarten, ob sie nicht zuerst mir ihrer -Tochter Antwort sagen würde, die sie mir mitzuteilen gleich in der -ersten Unterredung versprach, als ich ihr sagte, daß ich dieselbe -ruhig erwarten würde. Da dies aber gestern, am 19., nicht geschah, -so erfragte ich durch Prinzessin Augusta, ob ich heute kommen könnte -und soeben brachte mir Mary die Antwort, daß ich morgen früh erst zur -Groß-Fürstin kommen solle und ließ sie dabei fallen, als wünsche man -die Entscheidung bis zum 26.<a name="FNAnker_43_43" id="FNAnker_43_43"></a><a href="#Fussnote_43_43" class="fnanchor">[43]</a>, dem Geburtstag der Kaiserin-Mutter, -hinauszuschieben. Das würde mich nun gar nicht arrangieren, weil ich, -wie Sie sehen, mit der Prinzessin so ziemlich im Klaren bin, diese 8 -Tage also noch als eine Comödie verstreichen müssen.</p> - -<p>Nach dem Vorgefallenen sehen Sie, daß ich das Ja-Wort der Prinzeß -eigentlich bereits habe. Ich glaube mit Zuversicht Ihnen sagen zu -können, teuerster Vater, daß ich Ihnen eine Tochter zuführe, mit der -Sie zufrieden sein, die Ihnen ihre ganze Liebe schenken wird und der -Sie gewiß die Ihrige dann nicht versagen werden. Es ist nicht gut, zu -viel Gutes im Voraus weder über innere noch äußere Vorzüge zu sagen; -mein Urteil über die letzteren kennen Sie bereits und ich glaube -aussprechen zu können, daß die inneren die äußeren übertreffen. Sie -werden sich leicht denken können, in welcher Stimmung ich mich befinde, -in diesen entscheidenden Tagen, in denen ich mein bisher so bewegtes -Leben sich einem sicheren, frohen Ziele sich nähern sehe. Gott schenke -mir in Gnaden die Erfüllung der Absichten, zu denen ich mich jetzt -berechtigt sehe.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_50" id="Seite_50">[S. 50]</a></span></p> - -<p class="briefkopf">Weimar, den 25. Oktober 1828.</p> - -<p>Kaum weiß ich die Feder zu führen, um Ihnen endlich zu melden, daß der -geheimnisvolle Schleier von dem Verhältnis aufgezogen ist, welches sich -seiner Entscheidung näherte oder eigentlich im Factum schon entschieden -war.</p> - -<p>Heute, <span class="antiqua">à la veille</span> des Geburtstages der Kaiserin-Mutter, war -dazu ausersehen, um im Familienkreise mir das Ja-Wort der Prinzessin -Augusta förmlich zu geben! Die Familie war dazu um 11 Uhr bei der -Großfürstin versammelt; die Großfürstin empfing mich im Neben-Zimmer, -wohin mich der Großherzog geleitet hatte und umarmten mich beide -dort zum Erstenmale als zu ihnen gehörig; sie führten mich nun zu -den Übrigen, legten unsere Hände in einander, worauf ich Augusten -in die Arme sank, freilich, ohne ein Wort sprechen zu können!!! Die -Großherzogin umarmte mich mit einer Herzlichkeit und Innigkeit und -solcher Rührung, daß ich fast alle Fassung verlor; so waren denn auch -Mary und Carl von einer Herzlichkeit und von einem so tiefen Gefühl, -daß ich nie, niemals diese Scene schon wegen Aller Teilnahme vergessen -werde, wenn nicht sie es wäre, welche mein Lebensglück mir sichert! -Ja! dies kann ich mit aller Überzeugung aussprechen, denn ich habe -Augusten in diesen Tagen so ganz kennen gelernt und gesehen, daß ich -mich nicht einen Moment in ihr getäuscht habe und sie von jeher richtig -beurteilte. Ich preise Gott, der mir in seiner Gnade dies Glück nach so -manchem Sturm zu Teil werden läßt und kann nur zu ihm flehen, daß er -mich würdig erhalte, dies Glück zu genießen und der Prinzeß das Glück -zu bereiten, was mein einziges Streben von nun an sein wird!</p> - -<p>Ihr Segen und der der teueren, unvergeßlichen Mutter wird mir nahe -sein, jetzt und immerdar, wenn ich mich dessen würdig zeige! Dazu gebe -Gott mir die Kraft!</p> - -<p>Seit meinem letzten Briefe an Sie hatte ich die Unterredungen mit den -zwei Eltern und der Großmutter. Ich kann nicht genug rühmen und loben, -wie sehr sämtliche Herrschaften mich mit Gnade und Barmherzigkeit -empfingen bei diesem entscheidenden Schritte. Da die Großfürstin sehr -wünschte, den heutigen Tag abzuwarten, so konnte ich nach einigem -Sträuben doch nichts dagegen einwenden, und ich gab nach.</p> - -<p>Wie unendlich gut und liebevoll Augusta in diesen Tagen für mich<span class="pagenum"><a name="Seite_51" id="Seite_51">[S. 51]</a></span> war -und wie ich nun heute seit dem entscheidenden Moment so ganz ihre -Liebe zu mir erkannt habe, vermag ich nicht zu schildern. Ich verstehe -mich manchmal selbst nicht, denn so wenig bin ich gewohnt, ein Glück -festzuhalten und zu besitzen. Die ersten Worte, die mir Augusta heute -sagte, zeigten mir eine Tiefe des Gefühls, die sie mir über Alles teuer -macht; sie sagte: Möchte ich Ihnen doch jemals <em class="gesperrt">die</em> ersetzen -können, die ich ersetzen soll! Zweimal wiederholte sie diese Worte! -Mehr vermag ich nicht zu sagen!</p> - -<p>Sie werden mir wohl erlauben, nun noch 8 bis 10 Tage hier zu -bleiben; den Oberst von Lützow sende ich aber nach Berlin mit dieser -Freuden-Post, zugleich, weil er meine Geschäfte endlich übernehmen muß. -Sie erlauben doch gewiß auch an Karl und Mary nun noch einige Tage über -Urlaub zu bleiben, da der erteilte vierwöchentliche Urlaub das heutige -schöne Ereignis nicht voraussah.</p> - -<p>Die Briefe für Petersburg hat der Oberst Lützow und Sie haben wohl die -Gnade, wie bei Karls Versprechung einen Feldjäger mit denselben an die -Kaiserin-Mutter zu senden<a name="FNAnker_44_44" id="FNAnker_44_44"></a><a href="#Fussnote_44_44" class="fnanchor">[44]</a>. Den Brief für den Großfürsten Konstantin -werde ich morgen nachsenden. Die Großfürstin wünscht, daß bis zur -Antwort von der Kaiserin-Mutter Alles noch in Nebel gehüllt bleibe; ich -soll es Ihnen ausdrücklich als ihren Wunsch mitteilen. Die Antwort aus -Warna<a name="FNAnker_45_45" id="FNAnker_45_45"></a><a href="#Fussnote_45_45" class="fnanchor">[45]</a> wird aber wohl nicht abzuwarten<span class="pagenum"><a name="Seite_52" id="Seite_52">[S. 52]</a></span> nötig sein. Gott sei Dank, -daß Warna über ist. Das war eine Freude und ein Jubel gestern, als -ich beim Diner die Estafette mit dieser Nachricht erhielt. Also heute -lauter Freude und Frohsinn.</p> - -<p>Ich umarme Sie in Gedanken, teuerster Vater, und bitte, der Fürstin -mich mit meinem Glück zu Füßen zu legen. Sie wird die Namens-Schwester -gewiß freundlich empfangen. Ihren Segen anflehend</p> - -<p class="gruss"><span class="mright2">Ihr Sie zärtlichst liebender Sohn</span><br /> -Wilhelm.</p> - -<p class="briefkopf">Weimar, den 31. Oktober 1828.</p> - -<p>.... Vor allem war Augusta so gerührt, über Ihre gnädigen Ausdrücke -und Bestellungen<a name="FNAnker_46_46" id="FNAnker_46_46"></a><a href="#Fussnote_46_46" class="fnanchor">[46]</a>, daß sie kaum die Bestellung dafür an Sie mir -auftragen konnte, die jedoch dahin zuletzt lautete: daß sie eigentlich -keine Worte in solchem Augenblicke für Sie finden könne, daß sie zu -gerührt und beschämt über Ihre Gnade sei und sich so glücklich fühle, -Ihnen von nun an näher anzugehören und daß sie nur wünsche, auch in -der Folge Ihre Gnade und Liebe zu verdienen. Daß sie sich derselben -würdig zeigen wird, kann ich täglich mit mehr Überlegung aussprechen, -denn täglich gewinnt Augusta mehr in meinen Augen, in meiner Liebe und -Achtung. Doch ich mag ihr Lob nicht zu hoch im Voraus spannen, um sie -nicht in der Wirklichkeit hinter demselben zurückbleiben zu sehen...</p> - -<p>Wie haben wir uns gefreut über die Rückkehr Nicolaus’ nach Petersburg; -welche enorme Freude wird es gewesen sein. Gott sei gepriesen, daß -die Campagne doch noch so endigte; denn die letzten Momente waren gar -sehr beängstigend. Hoffentlich wird <span class="antiqua">le grand Turc</span> nun im Winter -<span class="antiqua">traitable</span> werden.</p> - -<p class="briefkopf">Weimar, 11. November 1828.</p> - -<p>Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie auffallend es mir oft ist, in -welchem Grade unsere Ansichten über fast alle Lebens-Verhältnisse und -überhaupt über alle Gegenstände, die wir besprechen, zusammentreffen -und übereinstimmen und wie dennoch Augusta Alles von demselben -Gesichtspunkte aus ansieht wie ich. Wie sehr dadurch unser -gegenseitiges Vertrauen wächst, läßt sich ermessen und wie froh wir -zusammen einer<span class="pagenum"><a name="Seite_53" id="Seite_53">[S. 53]</a></span> glücklichen Zukunft entgegen sehen. Oft sagt man: die -verschiedensten Charaktere geben die besten Ehen; ich denke aber, wir -wollen beweisen, daß auch übereinstimmende es recht gut zusammen haben -können.</p> - -<p>Vorgestern hat die Großfürstin die Unterredung mit mir auf den -Zeitpunkt der Vermählung gebracht und gleich damit angefangen zu sagen: -<span class="antiqua">nous en sommes pas du tout empressés de marier notre fille</span>. Ich -erwiderte, daß in dem Grade, wie man es hier vielleicht nicht sei, man -es gerade bei uns im Gegenteil sei; doch ich müßte bitten, zu sagen, -was für einen Termin man sich hier denke. Gegen Ende des Sommers, -Anfang August, war die Antwort. Ich erwiderte, daß Ihre Ansichten -und meine Wünsche darin nicht sehr abwichen, indem wir den Monat Mai -wünschten, es also vielleicht nur auf einen Unterschied von zwei -Monaten ankäme; doch müßte dieser Unterschied nach unseren Ansichten -ausgeglichen werden, indem der Sommer und namentlich der August eine -Periode sei, wo ein Beilager in Berlin gar nicht mit dem nötigen -Glanze, der doch zu solchen Dingen gehöre und den ich durchaus wünschen -müßte, begangen werden könne. Darauf meinte die Großfürstin: dann -könnte man ja die Vermählung hier begehen. Dagegen opponierte ich auf -das allerbestimmteste, ausführend, daß dies bei keinem Ihrer Söhne der -Fall gewesen sei, daß alle meine Verhältnisse und Interessen zu innig -mit der Idee, meine Vermählung in Berlin begangen zu sehen, vereint -seien, daß ich nie davon abgehen würde. Die Großfürstin sagte darauf, -daß, wenn man ihr alle Wünsche abschlüge, sie ihrerseits gewiß in dem -des Termines nicht nachgeben werde, denn es sei ihre letzte Tochter -und die wäre sie gar nicht expressiert zu verlieren, auch könnte das -Trousseau nicht fertig werden, <span class="antiqua">etc.</span> Ich entgegnete, daß Sie -gewiß nachgeben würden über den Punkt des Termines, wenn Ihnen Gründe -vorgeführt würden, die haltbar seien; die bisher angeführten seien es -in meinen Augen keineswegs und würden es auch in den Ihrigen nicht -sein, um so mehr, da, wenn der Mai nicht bestimmt werde zur Vermählung, -dieselbe bis zum November, December aufgeschoben bleibe, weil die -Manöver bis zum Oktober dauerten, die Sie einen Teil des Septembers -am Rhein beschäftigten, und dann auch Berlin bis zum December nicht -so gefüllt sei, um den gehörigen Glanz den Festlichkeiten zu geben. -Da meinte die Großfürstin, das sei um so besser, um so länger behalte -sie ihre Tochter, worauf ich aber entgegnete: um so schlimmer, denn -um<span class="pagenum"><a name="Seite_54" id="Seite_54">[S. 54]</a></span> so länger entbehrte ich ihre Tochter, und ich sei alt genug -geworden, um keinen langen Aufschub mehr erdulden zu wollen, um so -mehr, da auch Karl und Marie nur vom November bis Mai versprochen -gewesen wären und Karl doch damals nur 25 Jahre alt war. Kurzum, Jeder -blieb bei seiner Meinung und ich endigte damit, daß ich durch den -intentionierten Aufschub auch noch die Unannehmlichkeit hätte, nicht -einmal häufiger Besuche hier machen zu können, indem ich es mit meiner -Pflicht nicht vereinbaren könnte, noch ein zweites Jahr so lange von -meinem Wirkungskreise entfernt zu sein, wie in diesem Jahre, indem die -Geschäfte nur zu sehr darunter litten, wenn man sie so lange anderen -Händen anvertrauen müßte.</p> - -<p>Ein ebenso streitiger Punkt war der des Termines der Verlobung. Die -Großfürstin will ihn nach Neu-Jahr, weil da die halbe Trauer um ist und -man auf einige Tage farbige Kleider und Diamanten usw. anziehen könnte, -Conzerte geben ect. Ich versicherte, daß, da die Verlobung doch nur -eine Ceremonie sei, ich nicht darauf halte, daß alle jene Dinge dabei -sich zutrügen, ich aber durch den gewünschten Termin verhindert würde, -früher wiederzukommen, indem ich gehofft hätte, nach Karls Beispiel, -gleich nach den Petersburger Antworten verlobt zu werden, also etwa zu -Weihnachten; denn daß ich noch einmal herkäme, ohne verlobt zu werden, -würde ich natürlich und ganz gewiß nicht tun. Es hinge also nur davon -ab, ob ich in 4 Wochen oder in 2 Monaten wiederkommen sollte. Ich werde -nun noch mit dem Großherzoge vor meiner Abreise über Alles sprechen und -mündlich die Resultate berichten...</p> - -<p>Der Fürstin lege ich mich zu Füßen. Seien Sie versichert, daß wir -gewiß Alle täglich Gott danken und preisen für das Glück und die -Zufriedenheit, die Sie in Ihrem Besitz finden und wir mit Ihnen. Möge -es Ihnen lange, lange erhalten werden.</p> - -<p class="gruss"><span class="mright2">Ihr Sie zärtlichst liebender Sohn</span><br /> -Wilhelm.</p> - -<p class="briefkopf">Weimar, den 12. November 1828.</p> - -<p>Ach! Sie können sich denken, in welchem Zustande wir hier sind. Nein, -wie war es denkbar, daß diese teuere Kaiserin<a name="FNAnker_47_47" id="FNAnker_47_47"></a><a href="#Fussnote_47_47" class="fnanchor">[47]</a>, die so noch in -der Kraft und Fülle der Gesundheit dazustehen schien, so bald uns -entrissen<span class="pagenum"><a name="Seite_55" id="Seite_55">[S. 55]</a></span> werden würde. Ich betrauere in ihr ein Herz, das mir während -11 Jahren mit mütterlicher, wahrhaft mütterlicher Liebe zugetan war und -das sich gerade jetzt diesen Namen mit Recht erringen sollte. O wie -rührend ist sie noch in ihren letzten Stunden mit meiner Augusta und -mir beschäftigt gewesen. Ich kann es nicht verschmerzen, daß sie nicht -mehr die Kunde erhielt, daß Alles am Ziel sei...</p> - -<p class="briefkopf">Weimar den 22. November 1828.</p> - -<p>.... Sonst hat die Großfürstin sehr viel Fassung dies Mal gezeigt ... -hauptsächlich sagt sie immer, daß ihr der Anblick meines Verhältnisses -zu Augusta Ruhe und Frieden wiedergäbe. Sie ist gegen mich von -unendlicher Liebe und Herzlichkeit, denn sie sieht mich wie ein -Vermächtnis der Kaiserin an, die mich viel mehr kannte als sie bisher -und ihr immer so gnädig und liebevoll von mir gesprochen hat...</p> - -<p>Wie mir bangt, Sie nach Allem wiederzusehen und zu umarmen, können Sie -sich denken. Auf 14 Tage nahm ich von Ihnen Abschied und nun bin ich im -dritten Monat schon abwesend.</p> - -<p>Wegen des Wiederkommens<a name="FNAnker_48_48" id="FNAnker_48_48"></a><a href="#Fussnote_48_48" class="fnanchor">[48]</a> wird gegenseitig die Zeit zu Weihnachten -gewünscht, wo Sie mir vielleicht erlauben, auf 8–10 Tage herzugehen. -Die Zeit der Verlobung ist hier noch unschlüssig, teils zum 30. Januar -als dem Geburtstag der alten Großherzogin, teils zum 15. Februar als -dem Geburtstag der Großfürstin gewünscht, weil dann auch die Hälfte -der neuen Trauer um ist. Ich hätte nicht gewünscht, vor der Verlobung -wieder herzukommen; doch bei der nun eingetretenen Verzögerung muß ich -diesen Plan wohl aufgeben, um so mehr, weil die Verzögerung jetzt einen -anzuerkennenden Grund hat, der früher, in meinen Augen, mangelte... -Auch habe ich der Großfürstin gesagt, daß ich vermutete, daß nunmehr -bei uns wenigstens kein Geheimnis mehr aus meiner Versprechung gemacht -werden würde, da keine Antwort mehr, leider, abzuwarten sei.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_56" id="Seite_56">[S. 56]</a></span></p> - -<p class="briefkopf">Weimar, den 8. Januar 1829.</p> - -<p>.... Es scheint ja am politischen Himmel ganz einig mit einem Male -auszusehen, in Beziehung auf Griechenland, indem Rußland, Frankreich -und England jenes Land als unabhängig gegen die Pforte erklärt haben -sollen und daß jeder Schritt von Seiten der Türkei, durch gewaffnete -Hand diese Unabhängigkeit anzutasten als ein Angriff auf die drei -führenden Mächte betrachtet werden würde. Da dies ganz und gar die -Ansicht ist, welche der Kaiser von Österreich und noch mehr Fürst -Metternich mir aussprach und es auch wohl die Ihrige gewiß ist, so wäre -also in dieser Beziehung eine völlige Einheit der Ansicht eingetreten, -wenn nicht Österreich seit den zwei Monaten wieder umgesattelt hat<a name="FNAnker_49_49" id="FNAnker_49_49"></a><a href="#Fussnote_49_49" class="fnanchor">[49]</a>.</p> - -<p class="briefkopf">Berlin, den 5. Februar 1829.</p> - -<p>Gestern Abend habe ich die Einlage als Antwort der Großfürstin auf -meinen Brief erhalten, in welchem ich ihr in Ihrem Auftrage von dem -Zeit-Punkt meiner Vermählung sprach. Daß diese Antwort nicht gleich -günstig ausfallen würde, konnte ich wohl vermuten. Daß sie aber so -abgefaßt sein würde, wie Sie sehen werden, mußte ich weit entfernt -sein zu erwarten, da sie in Ausdrücken und einem Tone geschrieben ist, -die ich noch niemals gehört habe. Zum Glück habe ich eine Abschrift -der gedachten Stelle meines Briefes behalten, welche ich hier beifüge, -um<span class="pagenum"><a name="Seite_57" id="Seite_57">[S. 57]</a></span> Ihrem eignen Urteile es zu überlassen, ob eine solche Antwort zu -erwarten war und jemals zu billigen ist.</p> - -<p>.... ich bemerke, daß jene einzige Conversation, welche ich mit der -Großfürstin über den Vermählungs-Termin hatte, gar nicht oberflächlich -und unvollständig war, denn wir hatten eine Stunde conferiert, als wir -unterbrochen wurden; aber Alles war <span class="antiqua">de part et d’autre</span> völlig -durchgesprochen, wie ich es Ihnen damals schrieb.</p> - -<p>Daß ich neulich nicht wieder von dem Gegenstande sprach, war bei der -erneuten Trauer sehr begreiflich. Und jetzt, wo also ein Austausch -der Ansichten eingeleitet wird, erhalte ich diese Antwort, die mir -vorwirft, im vernichtenden Tone geschrieben zu haben und die Pretension -aufstellt, daß Sie hätten selbst schreiben müssen...</p> - -<p class="briefkopf">Weimar, den 16. Februar 1829.</p> - -<p>Schon in Wittenberg hatte ich eine Antwort der Großfürstin auf meinen -Brief erhalten, die ich beilege, und also Frieden geschlossen war. -Den fand ich also auch durch die Art meines Empfanges als etabliert -bestätigt und so störte nichts die Freude des Wiedersehens.</p> - -<p>Ich habe gestern meiner Prinzeß das Brautgeschenk, die Perlen, -überreicht, die sehr gütig von Allen aufgenommen wurden. Heute übergab -die Groß-Fürstin an Augusta ihr Braut-Geschenk, in einem Kamm und -Collier von Rubis balais bestehend, ganz superbe.</p> - -<p>Um Mitternacht. Die Verlobung ist vorüber und ich dadurch um einen -bedeutenden und wichtigen Schritt näher dem so lang ersehnten Ziel. -Gott wolle mir stets die Zukunft so heiter und zufrieden gestalten, als -sie mir jetzt leuchtet und wie es die Gegenwart ist. Dies ist Alles -sagen, was ich vermag, indem es ja alles sagt, was ich über Augustens -Eigenschaften aussprechen kann. Die wichtigen Momente im Leben weiß -sie gerade auf eine so schöne und hohe Art zu nehmen und mit mir zu -besprechen, daß sie mir täglich edler und besser erscheint. Zu Gott -flehe ich, daß er sie mir so erhalte und mich ihr würdig.</p> - -<p class="gruss"><span class="mright2">Ewig ihr gehorsamer Sohn</span><br /> -Wilhelm.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_58" id="Seite_58">[S. 58]</a></span></p> - -<p class="briefkopf">Weimar, den 1. März 1829.</p> - -<p>Ihre Wünsche sowie die meinigen sind hinsichtlich des Termines und -Ortes glücklich erreicht... ich habe mich mit der Großfürstin vor -mehreren Tagen völlig über Alles ausgesprochen, Vergangenes und -Zukünftiges; über das Vergangene sagt sie, sei Friede geschlossen -durch die gegenseitig zuletzt gewechselten Briefe. Über die Zukunft, -d. h. Termin und Ort der Vermählung<a name="FNAnker_50_50" id="FNAnker_50_50"></a><a href="#Fussnote_50_50" class="fnanchor">[50]</a>, erklärte ich, daß ich Ihnen -Alles übergeben hätte, seitdem Sie die Gnade gehabt hätten, auf jenen -Brief der Großfürstin an mich zu antworten, ich also ganz nach Ihren -Ansichten handeln würde und gleich Ihnen ruhig der Entscheidung -entgegen sähe. Schon in dieser Unterredung merkte ich, daß sie -entschlossen war, in Alles einzuwilligen, daß aber, wie sie damals -sagte Mühe haben würde, den Großherzog zu disponieren.</p> - -<p class="briefkopf">Weimar, den 10. März 1829.</p> - -<p>Gerade in <em class="gesperrt">diesem</em> Jahre den heutigen<a name="FNAnker_51_51" id="FNAnker_51_51"></a><a href="#Fussnote_51_51" class="fnanchor">[51]</a> Tag entfernt von -Ihnen und dem teueren Ort zu begehen, der uns in der Mittagstunde -zusammenführt, können Sie leicht denken, ist mir eine unendlich -schmerzliche Entbehrung. Denn wie viel umfassend müßte heute wohl -ein Gebet sein, daß an jener Stelle nur um so inbrünstiger und -bedeutungsvoller gewesen sein würde. Ich habe <em class="gesperrt">ihren</em> Segen -erfleht auf Alles, was in diesem Jahre mich so entscheidend treffen -soll. Wäre <em class="gesperrt">sie</em> noch unter uns, so hoffe ich, würde sie mit der -getroffenen Wahl zufrieden gewesen sein<span class="pagenum"><a name="Seite_59" id="Seite_59">[S. 59]</a></span> und die neue Tochter geliebt -haben. An dem heutigen bedeutungsvollen Tag muß ich Ihnen also Augusta -von Neuem empfehlen und Ihnen allein, da keine Mutter sie bei uns -empfängt, deren Segen aber immer unter uns bleiben wird und so sich -auch auf Augusten ausbreiten wird...</p> - -<p>Die Mitteilungen kürzlich über unsern Finanz-Zustand haben allgemeines -Interesse erregt, da sie den Flor desselben ankündigen. Mir, als -Militär, ist dabei natürlich die ersparte Summe von 600000 Tlr. beim -Kriegs-Etat in die Augen gesprungen und wenn ich freilich vermuten -muß, daß diese Ersparnis für andere militärische oder allgemeine -Staats-Haushalts-Angelegenheiten verwandt worden ist, so hat sich bei -mir der Wunsch aufgedrängt, ob nicht ein Teil dieser Summe zum Etat -des Kriegsministers gebracht werden könnte und zwar, um dafür unsere -Cavallerie-Regimenter zu verstärken. Diese Argumentation scheint mir -dasjenige zu sein, was Ihre Armee am notwendigsten bedarf, sobald -die Finanzen es erlauben. Da Sie selbst vor Kurzem die Ansicht -aussprachen und ich durch die Anschauung der starken russischen und -österreichischen Cavallerie-Regimenter erneut auf die Wichtigkeit der -Argumentation der unsrigen aufmerksam ward, so habe ich mich mit diesem -Gegenstande beschäftigt... bei der Wichtigkeit des Gegenstandes und der -vielleicht disponiblen Fonds unterstehe ich mich, hierauf aufmerksam -zu machen, hoffend, daß diese freilich unberufene Einmischung mir von -Ihnen nicht ungnädig aufgenommen werden wird.</p> - -<p class="briefkopf">Weimar, den 6. Juni 1829.</p> - -<p>Um 11 Uhr bin ich hier angelangt und habe Alles wohl angetroffen, -wenngleich auch Alles durch die bevorstehende Trennung und die vielen -Abschieds-Scenen recht wehmütig gestimmt ist.</p> - -<p>Vor allem soll ich aber melden, daß die Groß-Fürstin und der Großherzog -sich entschlossen haben, nunmehr auch zur Vermählung nach Berlin zu -kommen. Die Großfürstin fragte mich, ob sie es ohne Ihre Einladung tun -dürfe; ich erwiderte, daß es den Eltern wohl nie benommen werden könne, -ihr Kind zur Vermählung zu begleiten. Nun, dann soll mich der Kaiser -beim König melden, sagte die Groß-Fürstin; der Großherzog wird Ihnen -selbst dieserhalb schreiben... Sie können sich denken, wie froh Augusta -und ich über diesen Entschluß ihrer Eltern sind, der den Abschied noch -etwas hinausschiebt. Es ist kaum möglich, unter<span class="pagenum"><a name="Seite_60" id="Seite_60">[S. 60]</a></span> schöneren und froheren -äußeren Auspizien eine Vermählung zu feiern; man könnte ganz hochmütig -werden, wenn man nicht die Demut zu Hilfe nimmt. Gott gebe eine so -glückliche Zukunft, als der Moment schön ist.</p> - -<p class="briefkopf">Halle, den 7. Juni 1829.</p> - -<p>Die glücklich erfolgte Ankunft Augustens an Ihrer Grenze und im ersten -Nachtquartier Merseburg eile ich Ihnen sogleich zu melden. Der heutige -Morgen war natürlich ein schwerer Moment für meine arme Braut. Früh 7 -Uhr waren wir in der Kirche, wo wir Stärkung und Fassung erflehten. Der -Lehrer Augustens predigte und recht von Herzen. Bis 11 Uhr blieben wir -dann beisammen <span class="antiqua">en famille</span>. Um halb 12 erfolgte die Abreise. Ich -fuhr fort, als das Abschiednehmen begann. An der Grenze erwartete ich -Augusta, wo sie kaum eine halbe Stunde nach mir eintraf und ich sie im -neuen Vaterlande bewillkommnete. Im starken Regen verließen wir Weimar, -aber an der Grenze schien die Sonne herrlich und warm. Möge es ein -günstiges Vorzeichen meiner Zukunft sein. Wie glücklich ich mich fühle, -Augusta bei uns zu wissen, begreifen Sie. Und nun auch zu sehen, wie -sie sogleich nach der schweren Trennung eine Stütze in mir sucht, ist -mir unbeschreiblich rührend und tröstlich.</p> - -<p>Von der Grenze bis Merseburg fehlte es denn auch nicht an unzähligen -Ehrenpforten, Reden, Gedichten, weißgekleideten Mädchen. Alles war sehr -hübsch geordnet, ordentlich und herzlich. Morgen will Augusta noch -in Merseburg dem Gottesdienste beiwohnen und um 10 Uhr abreisen. Ich -habe mich der Etikette wegen hierher begeben, werde aber zur Kirche in -Merseburg sein. Gott geleite uns gnädig in Ihre Arme und in die Mitte -der teueren Familie.</p> - -<p class="gruss"><span class="mright2">Ihr gehorsamer Sohn</span><br /> -Wilhelm.</p> - -<p class="briefkopf">Weimar, den 26. Oktober 1829.</p> - -<p>Preußen scheint in einem nie gekannten Ansehen in Süddeutschland -zu stehen und wohl sehr mit Recht. Ein Aufsatz im Hesperus, einer -Dresdner Zeitschrift<a name="FNAnker_52_52" id="FNAnker_52_52"></a><a href="#Fussnote_52_52" class="fnanchor">[52]</a>, zeugt hiervon aufs deutlichste, den ich mit -großem<span class="pagenum"><a name="Seite_61" id="Seite_61">[S. 61]</a></span> Interesse gelesen habe. Hier ist der Preußen-Sinn noch nicht -der stärkste, was sich neuerdings durch den auf 12 Jahre verlängerten -Zoll-Verband der kleinen Mächte erweiset. Ich habe hier mehrere der -Herren gesprochen, die Alle wünschen sich anzuschließen an Preußen und -Bayern ect., aber eine gewisse Rückschau ist allenthalben bemerkbar, -die sie nie mit ganzer Sprache herauskommen läßt. Ich habe ihnen also -die Zunge zu lösen gesucht und gesagt, daß wir wohl wüßten, daß Preußen -von Wien aus als eine gefährliche, sich vergrößernde Macht geschildert -würde, daß ich aber ersuchte, den Weg zu beobachten, den Sie seit -15 Friedensjahren<span class="pagenum"><a name="Seite_62" id="Seite_62">[S. 62]</a></span> gegangen wären, ob da wohl im geringsten eine -solche Tendenz bemerkbar sei? Die embarassierten und widersprechenden -und nichtssagenden Antworten, die ich darauf erhielt und die mir -große Genugtuung waren, vermag ich hier nicht aufzuzeichnen. Auch an -diesen Antworten habe ich gesehen, daß die Wahrheit ohne Rückhalt -gesagt, Wunder wirkt, da man noch selten gewohnt ist, die Sachen und -Verhältnisse beim rechten Namen zu nennen. Trotz dem 12jährigen Bunde -kamen jetzt Deputierte nach Berlin, um zu einem gemeinsamen Bunde zu -unterhandeln, also sind jene 12 Jahre eine reine Chimäre...</p> - -<p class="briefkopf">Weimar, den 5. November 1829.</p> - -<p>Ich habe noch eine sehr lange und interessante Unterredung mit dem -hiesigen Faiseur, Geheimrat Schweitzer<a name="FNAnker_53_53" id="FNAnker_53_53"></a><a href="#Fussnote_53_53" class="fnanchor">[53]</a>, gehabt, den mir der -Großherzog schickte, um über die Handels-Verhältnisse zu sprechen. Ich -habe gegen ihn wie gegen Alle die gleiche offene und wahre Sprache -geführt und die Satisfaction gehabt, zu sehen, daß auch dieser aus -Verstand und Finesse zusammengesetzte Mann nichts einwenden konnte -gegen die Tatsache, die ich anführte, nämlich daß ich niemals ein -freundschaftliches Verfahren und kein annäherndes gegen Preußen darin -finden könnte, wenn man sich in einem anti-Preußischen Bund auf 12 -Jahre länger bindet, während man zugleich mit Preußen unterhandeln -will. Da ich ganz und gar die Stellung Preußens so erkannt habe, wie -Sie es angeben, so hoffe ich durch die freie Darlegung dieser unserer -Stellung hier vielleicht Gutes bewirkt zu haben. Die Groß-Fürstin -sprach mir heute ganz in diesem Sinne, nachdem sie noch vor wenigen -Tagen, wie ich durch Augusta weiß, eine ziemlich andere Gesinnung -offenbart hatte. Ja, sie ging sogar so weit, daß sie sagte: Sie müßten -mehr tun, um Deutschland zu sich und von Österreich abzuziehen. Ich -erwiderte, daß ich nicht glaubte, daß Sie dies tun würden, da mir -dies auch nicht nötig schien, indem es nur Jalousie geben könne, auf -der andern Seite aber Sie die Satisfaction bereits hätten, viele -Mächte sich Ihnen<span class="pagenum"><a name="Seite_63" id="Seite_63">[S. 63]</a></span> nähern zu sehen, und in einem Worte faßte ich es so -zusammen: <span class="antiqua">Le Roi verra venir les autres</span>.</p> - -<p>Eine Klage, die ich öfters schon hörte und hier auch wieder, ist -die, daß die Beamten nicht immer in dem geziemenden Tone zum -Auslande sprechen und daß namentlich die Räte in den Ministerien und -Regierungen darin fehlen und dadurch, daß sie in anmaßendem Ton reden -und schreiben, sie mehr die Stimmung gegen Preußen als für dasselbe -gewinnen. Eine Prüfung der Befehle in diesem Punkte dürfte gewiß -nicht überflüssig sein, obgleich ich meine Überzeugung darüber dahin -ausgesprochen habe, daß die Arrogance einiger Beamten doch unmöglich -eine Mißstimmung gegen eine sonst so anerkannt erleuchtete Regierung -erzeugen könne.</p> - -<div class="chapter"> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_64" id="Seite_64">[S. 64]</a></span></p> - -<h2 class="nobreak" id="Das_eigene_Heim">Das eigene Heim.</h2> - -</div> - -<p class="briefkopf">Berlin, den 11. März 1830.</p> - -<p>Nachdem Sie so gnädig gewesen sind, für Carl und Albrecht bestimmte -Palais zu ihren immerwährenden Wohnungen anzuweisen, darf auch ich -wohl erneut mit der Bitte herantreten, auch uns ein wirkliches -Palais verleihen zu wollen. Da freilich nun alle vorhanden gewesenen -prinzlichen Palais, außer der Universität, zu ihrer ursprünglichen -Bestimmung zurückgekehrt sind, so kann erklärlich nichts anderes übrig -bleiben, wenn Sie die Gnade haben wollen, mich mit meinen Brüdern -gleich zu stellen, als ein Privathaus zu wählen und dasselbe nach -Palaisdimensionen einzurichten und umzubauen oder ein ganz neues zu -erbauen. Zu letzterem Projekte lag Ihnen bereits früher ein Plan vor.</p> - -<p>Wir können aber nicht leugnen, daß seitdem wir unser jetziges Haus -bewohnen, uns die Lage desselben in jeder Beziehung so angenehm und -so jeder anderen Lage vorzuziehen erscheint, daß wir den Plan gefaßt -haben, dasselbe uns von Ihnen als bleibende Palais zu erbitten und -es dieserhalb dem notwendigen Umbau zu unterwerfen. Wir haben daher -einen Plan zu diesem Umbau selbst entworfen, ihn auch durch Geh. Rat -Schinkel<a name="FNAnker_54_54" id="FNAnker_54_54"></a><a href="#Fussnote_54_54" class="fnanchor">[54]</a> prüfen und corrigieren lassen, und dieser Plan ist es, den -ich Ihnen in der Anlage untertänigst vorlege<a name="FNAnker_55_55" id="FNAnker_55_55"></a><a href="#Fussnote_55_55" class="fnanchor">[55]</a>.</p> - -<div class="figcenter break-before"> - <a id="palais" name="palais"> - <img class="mtop2" src="images/palais.jpg" - alt="" /></a> - <p class="center">Das Palais Wilhelms I. vor dem Umbau<br /> - <span class="s5">Miniaturbild auf einem Prunktisch in den sogenannten Großherzoglichen - Gemächern im Palais</span></p> - <p class="s6 center padbot3 ebhide"><a href="images/palais_hr.jpg">❏<br /> - <span class="smaller">GRÖSSERE BILDANSICHT</span></a></p> -</div> - -<p class="break-before">Der große Übelstand, der unserem jetzigen Hause anklebt, ist, daß es -weder Hofraum noch Stallungen hat und wegen seiner geringen Ausdehnung -und Terrainbesitz keine Vergrößerung erlaubt, ohne das Grund<span class="pagenum"><a name="Seite_65" id="Seite_65">[S. 65]</a></span>stück, -welches der Minister von Schuckmann jetzt inne hat, zu überschreiten.</p> - -<p>Ohne Zuziehung dieses Grundstückes zu dem unsrigen ist daher eine -Palais-Einrichtung hier für uns unmöglich. Der anliegende Plan zeigt, -in welcher Art allein auf eine bequeme Art die Ställe und Remisen -angelegt werden können und wie dadurch ein Hofraum noch übrig bleibt, -der die notwendigste Größe hat.</p> - -<p>Was nun unser Haus an und für sich anbetrifft, so glaubten wir -anfänglich die Mauern der unteren Etage conservieren zu können: es -hat sich aber gezeigt, daß sie viel zu schwach sind, um einen höheren -Bau zu tragen; auch daß die Balkenlagen der Etagen schon so verdorben -sind, daß sie erneuert werden müssen. Das Haus wird daher müssen ganz -abgerissen werden; die dadurch entstehenden Kosten werden durch das -dabei gewonnene Material wiederum gedeckt. Um dem Hause aber einige -etwas größere und Palaisdimensionen im Innern geben zu können sowie -eine regelmäßige Mitte, die ihm bisher fehlte, so ist eine Vertiefung -nach dem Hofe zu, eine Erweiterung auf die Hälfte des kleinen Gartens -und ein Überbau über die Gasse nach dem Niederländischen Palais<a name="FNAnker_56_56" id="FNAnker_56_56"></a><a href="#Fussnote_56_56" class="fnanchor">[56]</a> -projektiert, wozu die Genehmigung der Tante<a name="FNAnker_57_57" id="FNAnker_57_57"></a><a href="#Fussnote_57_57" class="fnanchor">[57]</a> einzuziehen sein -würde. Die so zu gewinnende Mitte ward bedingt durch das Grundstück -der Bibliothek, von welchem dennoch einige Fuß genommen werden mußten -und daher nicht noch mehr vom kleinen Garten zugezogen werden konnte. -Der Rest des Gartens würde in eine Art Terrasse verwandelt werden -können. Der kleine Hof hinter dieser Terrasse mußte wegen einiger -Bibliotheksfenster ausgespart werden.</p> - -<p>Die Einteilung der Wohnungen in den verschiedenen Etagen geht aus den -Plänen hervor. Was die Wohnung anbetrifft, so ist sie für den Fall -der möglichen Nachkommenschaft bestimmt. Das jetzige Schuckmannsche -Haus würde nur die drei Wohnungen der Oberhofmeisterin und der -beiden Hofdamen aufnehmen, sowie das Hofmarschallamt, meine beiden -Militärbureaus und die Wohnung für das auf Quartier Anspruch habende -Domesticale. Sollte dann noch Raum übrig bleiben, so würde ich einige<span class="pagenum"><a name="Seite_66" id="Seite_66">[S. 66]</a></span> -meiner alten Diener, welche bis zu meiner Verheiratung freie Wohnung -hier hatten, dort unterbringen, die es wohl verdienen, da einer -derselben jetzt 30 Jahre, ein anderer 28 Jahre, 20 Jahre bei mir ist. -Außerdem reicht das Kellergelaß im zu erbauenden Palais nicht aus, so -daß die des Schuckmannschen Hauses ebenfalls gebraucht würden.</p> - -<p>Sie werden sich hiernach gnädigst überzeugen, daß, wenn streng genommen -nicht das ganze Schuckmannsche Haus vielleicht gebraucht würde, doch -eine Teilung desselben unmöglich ist, es auf der anderen Seite wiederum -gar nicht zu entbehren ist. Auch in der Zukunft dürfte es vielleicht -noch sehr nützlich werden.</p> - -<p>Die Unterbringung des Ministeriums des Innern dürfte keine -Schwierigkeiten haben, indem das Haus des Staatskanzlers in sofern -disponibel ist, als der Geheimrat v. Stägemann<a name="FNAnker_58_58" id="FNAnker_58_58"></a><a href="#Fussnote_58_58" class="fnanchor">[58]</a> in demselben zur -Miete wohnt. Die Bureaus des Ministers Graf Lottum<a name="FNAnker_59_59" id="FNAnker_59_59"></a><a href="#Fussnote_59_59" class="fnanchor">[59]</a>, welche sich in -jenem Hause befinden, oder die des Ministers v. Schuckmann<a name="FNAnker_60_60" id="FNAnker_60_60"></a><a href="#Fussnote_60_60" class="fnanchor">[60]</a> würden -die Acquisition eines kleinen Locals nötig machen. (Als Carl sein -Palais erhielt, mußten für den Generalstab und für das Ministerium -der auswärtigen Angelegenheiten gleichfalls Locale beschafft werden.) -Übrigens wird die Deplacierung des Ministeriums des Innern ungefähr -erst in zwei Jahren nötig, da der ganze Bau und die Einrichtung bis -zum Einziehen wohl drei Jahre erfordern würde, im dritten Jahre -aber erst mit dem Bau der Stallungen vorgeschritten zu werden -braucht. Im Schuckmannschen Hause selbst würden nur unbedeutende -Wohnungseinrichtungen vorkommen, wie dies in jedem lang bewohnt -gewesenen Hause der Fall ist, die Damen sich überdies selbst möblieren -müssen und für die Bureaux-Einrichtung alles existiert.</p> - -<p>Demungeachtet kommt der Kostenanschlag schon hoch genug und erreicht -dieselbe Summe, welche alle diejenigen Projecte erreichten, die ich -Ihnen voriges Jahr vorlegte. Der Geh. Rat Schinkel hat nämlich den -Bau nach den höchsten Sätzen (die des Museums) angeschlagen, um eher -dahinter in der Ausführung zu bleiben, als sie zu übersteigen,<span class="pagenum"><a name="Seite_67" id="Seite_67">[S. 67]</a></span> wonach -derselbe mit der ganzen Einrichtung bis zum Einziehen 340000 Thlr. -beträgt. Von den hierin begriffenen 80000 Thlr. Einrichtungskosten -gehen die sämtlichen Möbel ab, welche bei der Einrichtung unsers -jetzigen Hauses angeschafft wurden, wodurch die Summe noch um Etwas -also sich ermäßigt.</p> - -<p>Was für eine Einrichtung hinsichtlich unsers jetzigen Hauses und des -Schuckmannschen getroffen werden soll, wird von Ihrem Befehl abhängen, -ob dieselben nämlich von ihren jetzigen Behörden erkauft werden -oder ob sie wie bisher auf deren Rechnung benutzt werden sollen. -Das unsrige gehört nämlich dem Militärfond und das Schuckmanns der -Landeswitwenkasse. Der Kauf beider Grundstücke würde ungefähr 100000 -Thlr. betragen.</p> - -<p>Wenn Sie nun die Gnade hätten, diesen Bau zu genehmigen, so würde -ich vorschlagen, denselben unter Schinkels Leitung durch einen -Militärcommissarius, Capitän Moser, ausführen zu lassen, weil derselbe -gewiß manche Ersparnis erzielen wird.</p> - -<p>Während des Baues selbst würden wir Sie gnädigst ersuchen, uns im -Schloß eine Wohnung zu bestimmen, vielleicht einen Teil des großen -Appartements des seligen Königs, sodaß ich meine alten Zimmer wieder -bewohnen könnte. Auf diese Art wird keines des gewöhnlich im Gebrauch -seienden Fremden-Appartements der Disposition entzogen.</p> - -<p>Wir dürfen vielleicht um so rascher einer Entscheidung von Ihnen -entgegensehen, da für diesen Sommer unserm Hause, wenn wir es so ferner -bewohnen müßten, eine Hauptreparatur bevorsteht, indem das Dach fast -ganz neu gebaut werden muß, die Schornsteine so baufällig sind und so -feuergefährlich angelegt, daß die Balken seit mehreren Wochen, vom -Putz abgefallen, in den Schornstein frei hineinstehen, daß sie neu -gebaut werden müssen, wobei sämmtliche Plafonds ruiniert werden und -wahrscheinlich auch die Tapeten; die Balkenlage zwischen den Etagen -teilweise erneuert werden muß, wodurch also die Parquets und die ganzen -Stuben ruiniert würden. Somit würde diese Hauptreparatur sehr viel -Geld kosten und doch nur ein sehr schlechtgebautes Haus nur teilweise -ausflicken.</p> - -<p>Wie schön übrigens das neu zu schaffende Palais den Platz hier zieren -würde, brauche ich kaum anzuführen, da es zu den übrigen schönen -Gebäuden ein schöner Schluß sein würde, um so mehr, da,<span class="pagenum"><a name="Seite_68" id="Seite_68">[S. 68]</a></span> wie ich höre, -die Statue Friedrichs des Großen hier vor unsern Fenstern errichtet -werden soll.</p> - -<p>Der Geheimrat Schinkel hängt freilich sehr an seinem früheren Projekt -auf dem Packhofe, was gewiß sehr schön ist, aber wegen seiner -zurückgezogenen Lage uns mit der hiesigen Lage nicht vergleichbar -erscheint. Ich lege dieses Projekt auch wiederum bei<a name="FNAnker_61_61" id="FNAnker_61_61"></a><a href="#Fussnote_61_61" class="fnanchor">[61]</a> und bemerke -nur, daß der Kostenbetrag desselben, wie ich ihn voriges Jahr angab, -viel zu gering war und er nach den jetzt für den hiesigen Bau von -Schinkel angenommenen Sätzen sich nicht auf 300000 Thlr. beläuft, -sondern auf 415760 Thlr., wobei der Bau von zwei Quais und der Ankauf -des Platzes (aus dem Museumsfond) nicht mit inbegriffen ist.</p> - -<p>Um die Übersicht zu haben, wie die jetzigen Grundstücke, welche wir -und Schuckmann bewohnen, zu einander liegen und gebaut sind und wie -die projektierten Veränderungen sich dazu verhalten, habe ich den Plan -<span class="antiqua">C</span> beigefügt. So sehr wir nun erwartungsvoll Ihrer gnädigen -Entscheidung entgegen sehen, wohl einsehend, daß es nichts Geringes -ist, was für uns wir von Ihrer Gnade erbitten, namentlich wenn ein -Vergleich der nötig werdenden Summen gegen die Summe gezogen wird, -welche Sie für Carl und Albrecht bewilligt haben, aber dies gehet -lediglich aus dem Verhältnis hervor, daß bei uns nicht wie bei den -Brüdern von der Einrichtung eines Palais zum Palais, sondern von der -Umformung eines Privathauses in ein Palais die Rede ist, da keine -Palais mehr vorhanden sind, wenn nicht das Projekt wieder aufgenommen -würde, die Universität dadurch wieder disponibel zu machen, daß man sie -nach dem dazu einzurichtenden Academiegebäude überträgt.</p> - -<p>Sollten wir von Ihrer Gnade die Bewilligung der hier gemachten -Vorschläge erlangen, so würden wir Ihnen unendlich dankbar sein, wie -wir es schon für so viele Beweise Ihrer Liebe und Gnade ewig sein -werden.</p> - -<p class="gruss"><span class="mright2">Ihr gehorsamer Sohn</span><br /> -Wilhelm.</p> - -<p class="briefkopf">Berlin, den 29. April 1830.</p> - -<p>Soeben erhalte ich ein Schreiben des Kriegsministers, eine Antwort auf -den Vortrag, den ich ihm in Bezug auf meine militärischen Aus<span class="pagenum"><a name="Seite_69" id="Seite_69">[S. 69]</a></span>gaben -gemacht hatte, in welcher er mir Ihre genommene Entscheidung über -diesen Punkt mitteilt. Wenngleich ich gehofft hatte, von Ihrer -Gnade einen Zuschuß zu erhalten, bei den ganz klar nachgewiesenen -Mehrausgaben jährlich von 800 Rthlr., so muß ich Ihre abschlägige -Antwort hierauf freilich ruhig hinnehmen, nicht so aber kann ich dies -mit der Ankündigung, die Sie mir durch den Kriegsminister machen -lassen, daß Sie mich vom Commando der ersten Gardedivision entbinden -wollten, wenn mich dasselbe wegen meiner pecuniären Verhältnisse -geniere. Vor 10 Jahren berief mich Ihre Gnade zu diesem Commando, -noch in einem sehr frühen Alter. Als Sie mich wenige Jahre darauf an -die Spitze des III. Armeecorps stellten<a name="FNAnker_62_62" id="FNAnker_62_62"></a><a href="#Fussnote_62_62" class="fnanchor">[62]</a>, beließen Sie mir jenes -Commando und da durfte ich wagen zu hoffen, daß Ihr Vertrauen und Ihre -Zufriedenheit mit meinen Leistungen es war, die mich dieses Vorzuges -eines doppelten Commandos würdigten. Die Anhänglichkeit, welche ich -an dies mein erstes selbstständiges Verhältnis habe, sowie, ich darf -es aussprechen, die Anhänglichkeit, welche mir jene Untergebenen -seit 10 und 12 Jahren bewiesen haben, sind Ihnen nicht unbekannt -geblieben; meinen ganzen Stolz setzte ich in das bewiesene Vertrauen, -einem Commando vorzustehen, von welchem die Instruction in die ganze -Armee übergegangen ist und jährlich übergeht. Und diesen mir so teuer -gewordenen, ehrenvollen Posten lassen Sie mir jetzt anbieten, um 400 -Rthlr. aufzugeben, nachdem Sie durch den Kriegsminister mir sagen -ließen, daß Sie annehmen, daß die Prinzen Ihres Hauses es als eine -Ehrensache betrachten würden, wenn Ihre Gnade ihnen Militärcommandos -anvertraut. Ich darf es Ihnen nicht verschweigen, daß dies Anerbieten, -aus <em class="gesperrt">diesem</em> Grunde, mein Inneres so gewaltsam erschüttert hat, -daß nur Tränen meinem gepreßten Herzen Luft machen konnten. Das -Gefühl der Ehre ist in mir so rege, daß es sich nur mit dem Gefühl -der Dankbarkeit vergleichen kann, welche mich belebt, daß Ihre Gnade -mich berief, in ausgedehntem Wirkungskreise dieses den Militär-Stand -allein leitende Princip immer mehr zu verbreiten und recht innig mit -dem Geiste meiner Untergebenen zu verschmelzen. Daß Sie dies Ehrgefühl -je bei Ihren Söhnen vermissen könnten, ist unmöglich. Unfähig werden -Sie mich daher auch halten, aus Mangel an Ehrgefühl und um<span class="pagenum"><a name="Seite_70" id="Seite_70">[S. 70]</a></span> 400 Rthlr. -weniger auszugeben, eine Stelle aufzugeben, die bisher mein Glück wegen -ihrer Wichtigkeit und wegen Ihres bewiesenen Vertrauens machte. Sollte -ich dies Vertrauen verloren haben, so bin ich jeden Augenblick bereit, -einem Würdigeren meine Stelle zu überlassen.</p> - -<p>Was nun jedoch den von Ihnen verminderten Zuschuß von 800 Rthlr. -betrifft, so muß ich mich wenigstens über den Verdacht rechtfertigen, -als wäre jene Forderung unbillig. Denn ich kann nur annehmen, daß -<em class="gesperrt">dies</em> der Grund ist, der mir Ihre Verweigerung zuzog. Ich -unterstehe mich daher Ihnen hier meine ganzen pecuniären Verhältnisse -darzustellen.</p> - -<p>Der mir bewilligte Etat von 88000 Thlr. ist in seine bestimmten Etats -abgeteilt und Ersparnisse bei denselben sind sehr unsicher. Für unsere -Person beziehen die Princeß und ich jeder 6000 Thlr. von diesem -Haupt-Etat, von welchem, wie Sie leicht denken können, bei der Princeß, -die gar nichts von zu Hause erhält, nichts erspart werden kann; ich -kann nicht nur nichts zurücklegen, sondern brauche die mir von Ihnen -so sehr gnädig verliehenen 11000 Thlr. Zulage vollkommen. Sollten Sie -eine Durchsicht meiner Rechnungen befehlen, so scheue ich diese nicht, -da ich, eingedenk Ihrer Worte, als Sie mir jene Zulage gaben: „daß -wir auch eine gute Anwendung von derselben machen sollten“ versichern -darf, daß die Hälfte auf Unterstützungen verwendet ist. Der erste -Jahresabschluß meiner Etats-Rechnungen hat eine Ersparnis von 4000 -Thlr. ergeben. Davon sind 3000 Thlr. zur Reise nach Weimar gebraucht -worden, so daß 1000 Thlr. erspart sind. Sollte eine solche Reise also -auch nur ein Geringes mehr einst kosten, so ist gar kein Überschuß -vorhanden. Dieser Fall dürfte bereits in diesem Jahre eintreten, wo -die schlesische Reise, die zur Revue usw. vorkommen werden. An den mir -bewilligten Inspektionsreise-Geldern wird fast nichts erspart, da sie -nach dem Bedürfnis bewilligt wurden. Aus dieser getreuen Übersicht -werden Sie sich gnädigst überzeugen, wie sehr mich eine, nun also -zur Norm werdende Mehrausgabe von jährlich 800 Thlr. genieren muß, -da die möglichen Ersparnisse nur hinreichen, extraordinäre Ausgaben -wie Reisen ect. zu leisten. Was nun noch die Summe betrifft, welche -ich mein Vermögen nenne, und welche aus den Ersparnissen seit meinen -Kinderjahren besteht, die mir der General Braun im Jahre 1817 übergab -sowie aus der Erbschaft von Mama und aus den Etatersparnissen bis zum -vorigen Jahr, so beläuft sich diese auf 70000 Rthlr. Von denselben -habe ich<span class="pagenum"><a name="Seite_71" id="Seite_71">[S. 71]</a></span> beinahe 30000 Thlr. teils zinsenfrei, teils verzinset -nach und nach verliehen und dürften mehrere (Teile) dieser Summe, -wie ich bereits mehrfach die Erfahrung gemacht habe, wohl nicht -zurückzuerhalten sein, ohne geizig und indelicat zu erscheinen.</p> - -<p>Das ist also die einzige Summe, über die ich disponieren kann, die sich -aber, wie gezeigt, nicht vermehren, sondern nur vermindern kann. Wenn -Sie nun gnädigst bedenken, daß ich noch keine Besitzung habe, also -weder zur Acquerierung einer solchen noch zur Unterhaltung derselben -diese Summe bisher verwandte, ich auch noch kein Palais besitze, dessen -Einrichtung gewöhnlich die angeschlagenen und bewilligten Kosten, -wie bekannt fast bei allen Bauten, übersteigt, Sie diese Mehrkosten -aber, wie bei Carls Palais-Bau, nicht zu übernehmen die Gnade haben, -so werden Sie sich ebenso gnädigst überzeugen wollen, daß ich alle -Ursache habe, mit meinem sogenannten Vermögen haushälterisch umzugehen, -ungerechnet, daß man doch vernünftiger Weise eine Summe sich für -unvorhergesehene Fälle und für jede Zukunft zu erübrigen sucht.</p> - -<p>Ihrer gnädigen Überzeugung und Ansicht muß ich es nun, nach dieser -wahrhaften Darstellung, überlassen zu beurteilen, ob ich eine unbillige -Forderung tat, wenn ich um 800 Thlr. Zuschuß antrug und bemerke ich -nur nochmals, daß ich beim Generalcommando 6 Zulagen an Adjutanten zu -zahlen habe, aus dem Militär-Zuschuß, während Fritz<a name="FNAnker_63_63" id="FNAnker_63_63"></a><a href="#Fussnote_63_63" class="fnanchor">[63]</a> mit demselben -Zuschuß nur 3 Zulagen zahlt, hier also eine Vergleichung, wie Sie -sie mir durch den Kriegsminister aufstellen lassen, nicht haltbar -erscheinen dürfte. Daß ich diese Zulagen jedoch verringern sollte, kann -wohl in Ihrer Intention nicht liegen, da es sich mit der Würde meiner -Stellung nicht vereinigen läßt.</p> - -<p class="gruss"><span class="mright2">Ihr gehorsamer Sohn</span><br /> -Wilhelm.</p> - -<div class="chapter"> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_72" id="Seite_72">[S. 72]</a></span></p> - -<h2 class="nobreak" id="Der_Hallenser_Kirchenstreit">Der Hallenser -Kirchenstreit.</h2> - -</div> - -<p class="briefkopf">Ems, den 19. Juli 1830.</p> - -<p>Die Ereignisse zu Halle<a name="FNAnker_64_64" id="FNAnker_64_64"></a><a href="#Fussnote_64_64" class="fnanchor">[64]</a> in kirchlicher Hinsicht ziehen die -Aufmerksamkeit von ganz Deutschland ungemein auf sich. Überall hört man -davon sprechen und ist sehr gespannt auf ihren Ausgang. Niemand kann -sich denken, daß die zwei questionierten Professoren im Amt bleiben -können, da eine bloße Verwarnung nicht ausreichend erscheint bei der -allgemeinen Aufmerksamkeit, die die Sache erregt hat, und ein Exempel -zu statuieren wohl im höchsten Grade notwendig geworden ist. Denn bei -dem regen Leben für Religion und deren Wahrheiten, das sich jetzt -wiederum zeigt, sollte ich meinen, könnte man der entgegengesetzten -Richtung der verfälschten Religion nicht kräftig und bestimmt genug -entgegentreten. Daher erscheint mir der Ausgang der Halleschen Händel -ungemein wichtig in jeder Beziehung. Sehr schlimm ist es freilich, daß -die gedruckte Dogmatik<a name="FNAnker_65_65" id="FNAnker_65_65"></a><a href="#Fussnote_65_65" class="fnanchor">[65]</a> dieser Herren so allgemein verbreitet ist, -so allgemein nach ihr gelehrt wird und von allen rationalistischen -Geistlichen, deren es nur noch zu viele gibt, den jüngeren Theologen -empfohlen und gepriesen wird, so daß die Absetzung des Verfassers im -Amt zwar noch<span class="pagenum"><a name="Seite_73" id="Seite_73">[S. 73]</a></span> nicht Allem abhelfen wird, aber doch Allen die Augen -öffnen muß... Eine andere Klippe, die zu umschiffen bleibt, ist nun -wieder die sogenannte Frömmelei, die affichierte Zungen-Religion, worin -mir viel Eitelkeit und überhebendes Wesen zu liegen scheint, sowie -ein böser Schritt zum Sectieren und Separieren. Ich höre, daß Herr v. -Gerlach, der Bruder des meinigen<a name="FNAnker_66_66" id="FNAnker_66_66"></a><a href="#Fussnote_66_66" class="fnanchor">[66]</a>, der jene Hallenser Dinge ans -Licht brachte, auch in dieser frömmelnden Richtung sein soll und da -wäre es auch wohl weniger eitel gewesen, wenn er die Sache nicht hätte -drucken lassen, so ihm ja der Weg offen stand, Ihnen die Anzeige jener -Abscheulichkeiten zu machen...</p> - -<div class="chapter"> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_74" id="Seite_74">[S. 74]</a></span></p> - -<h2 class="nobreak" id="Die_Pariser_Julirevolution">Die Pariser Julirevolution.</h2> - -</div> - -<div class="blockquot"> - -<p>Mit dem Regierungsantritt Karls X. im Jahre 1824 waren in -Frankreich rückschrittliche Tendenzen und Elemente erneut ans -Ruder gekommen. Gesetzgebung, Verwaltung und Presse gerieten in -mannigfache Abhängigkeiten, Parteikämpfe erfüllten die Kammern, -Leitungen, Gerichte und Salons, deren Debatten einen europäischen -Widerhall fanden. 1828 kam es zu einer regierungsfeindlichen -Mehrheit unter den Deputierten; an Stelle des Ministerpräsidenten -Villèle amtierte Herr von Martignac, der vergeblich versuchte, eine -gemäßigte Mittelpartei zu bilden. Karl X. glaubte daher im Juli -1829 ein Ministerium seiner Wahl einsetzen zu können, an dessen -Spitze der unbeliebte Herzog Jules de Polignac trat. Der König -hoffte durch Erfolge in der auswärtigen Politik durch Eroberungen -am Rhein oder durch Kolonialerwerb in Algier eine Regierung nach -seinem Sinne durchführen zu können; als aber die heimgeschickte -oppositionelle Mehrheit der Deputierten-Kammer durch die Neuwahlen -wieder dorthin zurückkehrte, begann die Situation sich zuzuspitzen; -der „rechtlose Willkürakt“, durch den Karl X. mit seinen -„Ordonnanzen“ vom 25. Juli 1830 das Wahlrecht einschränkte und die -Preßfreiheit aufhob, kostete ihm den Thron. Die Pariser Revolution -vom 26. bis 29. Juli, deren allgemeine Bedeutung nach einem Worte -Jakob Burckhardts in seinen „Weltgeschichtlichen Betrachtungen“ -als europäische Erschütterung viel größer als die spezielle -politische war, der dreitägige Aufstand, in welchem die Pariser -Liberalen durch das großstädtische Proletariat den legitimen -König davonjagen ließen und den nationalen auf den Thron setzten, -das Werk der studierenden Jugend und gleich ihr republikanisch -gesinnter Arbeiter triumphierte über die militärischen Mittel des -verblendeten Königs. Der Befehlshaber der königlichen Truppen, -Marschall Marmont, konnte die Lage nicht halten; die „Ordonnanzen“ -wurden zurückgezogen und ein volkstümliches Ministerium mit -dem Herzog von Mortemart in Aussicht genommen; trotzdem aber -verhandelte der König insgeheim mit den Männern um Polignac weiter -und verlor somit die letzte Möglichkeit eines Ausgleiches; in der -Frühe des 30. Juli hatte der jugendliche Thiers, der Redakteur des -„<span class="antiqua">National</span>“, der am meisten zum öffentlichen Widerstande -gegen die „Ordonnanzen“ beigetragen hatte, durch einen glänzend -stilisierten öffentlichen Aufruf auf den Herzog von Orléans als -auf den kommenden Mann Frankreichs hingewiesen. Im Stadthaus -von Paris führte der alte Lafayette wie einst im Jahre 1789 die -Nationalgarden des Landes, und die Riesenstadt zitterte vor einer -Wiederholung blutiger Straßenkämpfe.... da beschleunigte jener -meisterhafte Aufruf die Bildung einer Partei Orléans.</p> - -<p>Louis Philippe, Herzog von Orléans, hatte sich in den -entscheidenden Tagen aus der Öffentlichkeit zurückgezogen; -jetzt erging an ihn die Aufforderung, den Posten eines -Generalstatthalters zu übernehmen, der er sich nicht mehr entziehen -konnte. Im<span class="pagenum"><a name="Seite_75" id="Seite_75">[S. 75]</a></span> Laufe des 31. Juli hatte er durch eine Proklamation -diese Würde angenommen und zeigte sich mit Lafayette unter der -Trikolore dem Volk: das Schicksal Karls X. war besiegelt; am 2. -August hat er mit dem Dauphin auf die Krone verzichtet, und wenige -Tage später bestieg der „Bürgerkönig“ Louis Philippe den Thron von -Frankreich. Seine europäische Anerkennung ist verhältnismäßig rasch -erfolgt.... Prinz Wilhelm weiß in den nachfolgenden Briefen dieses -Vorgehen der Mächte nicht scharf genug zu tadeln. Im selben Monat, -am 25. August 1830, brach in Brüssel die belgische Revolution aus; -noch waren die europäischen Kabinette durch die französischen -Ereignisse derartig verwirrt, daß sie diesen neuen, gefährlichen -Unruhen zunächst verhältnismäßig gleichgültig gegenüberstanden. -Durch einen Besuch bei dem ihm verwandten niederländischen Hofe Im -Haag hatte Prinz Wilhelm die Ereignisse in Paris fast aus nächster -Nähe miterleben können; wenn ihn auch Ende August desselben Jahres -eine militärische Inspektionsreise nach dem Rheinland rief, so -blieb er doch mit dem niederländischen Hofe in enger Verbindung -und erlebte den Beginn der Trennung der durch die Willkür der -Großmächte 1814/5 zusammengekuppelten Nationalitäten der Holländer -und Belgier.</p> - -<p>Das kunstreiche Gebilde des europäischen Friedens mit seinen -wohlabgemessenen und aufeinander berechneten Pfeilern, Legitimität -der Krone, christlicher Sinn der zur heiligen Allianz vereinten -Monarchen-Völker, die je nach ihrer geschichtlich gewordenen -Eigentümlichkeit ihren gesetzlichen Anteil am Leben besaßen —, -dies Gebäude, umsorgt von den einen, gehaßt von den andern, das -selbst die gefährliche Erschütterung des Aufstandes der Griechen -gegen ihren legitimen Sultan schließlich überdauert zu haben -schien, stürzte zusammen. Kunst, Weisheit und Gesittung, die in -seinem Innern Schutz gefunden hatten, schienen aufs neue gefährdet. -Nichts Geringers als einen Rückfall in die Barbarei, einen neuen -Dreißigjährigen Krieg weissagte Niebuhr. Die Angst, daß wie -vor vierzig Jahren das Feuer nicht auf seinen Herd beschränkt -bleiben und die Welt wiederum in seine Flammen getaucht werden -würde, schien Recht zu bekommen, als die Revolution nach Belgien -übergriff. Preußen begann vielleicht gar, nicht allein durch die -Nachbarschaft der Rheinprovinz, sondern vor allem durch das nahe -verwandtschaftliche Verhältnis seines Königs zu dem Beherrscher des -niederländischen Gesamtstaates — Friedrich Wilhelms III. Schwester -Wilhelmine war die Gattin des Königs der Niederlande — unmittelbar -hineinverwickelt zu werden, ganz abgesehen davon, daß sich für ein -revolutionäres Frankreich aus dem benachbarten — belgischen — -Ereignis ungeahnte Möglichkeiten zur Wiederaufnahme der Politik -von 1792 ergaben. Eine Wolke neuer Revolutionskriege drohte am -Horizonte heraufzuziehen.... Doch die belgischen Verhältnisse -klärten sich.... die Londoner Botschafterkonferenz gab der von -den Revolutionären durchgeführten Trennung ihren nachträglichen -Segen; im Januar 1831 wurden unter dem Vorantritte Preußens von -dem vereinigten Europa die Grundmauern des zukünftigen belgischen -Staates gelegt.</p> - -</div> - -<p class="briefkopf">Im Haag, den 28. Juli 1830.</p> - -<p>.... Der gestern hier bekannt gewordene <span class="antiqua">Coup d’état</span> des Königs -von Frankreich erregt allgemeines Aufsehen und allgemeine Besorgnisse. -Die Nachrichten, die man hier haben will, sollen, wenn sie gegründet<span class="pagenum"><a name="Seite_76" id="Seite_76">[S. 76]</a></span> -sind, die Besorgnisse sehr gegründet erscheinen lassen und eine nicht -zu berechnende Reaction befürchten lassen. Im entgegengesetzten Falle, -d. h. wenn dieser <span class="antiqua">Coup d’état</span> glückt und ohne Reaction verläuft, -so ist Charles X. nur Glück zu wünschen, denn die Wirtschaft würde -doch zu toll in Frankreich, wenn nicht, so sind leider die Folgen -unberechenbar.</p> - -<p class="briefkopf">Im Haag, den 2. August 1830.</p> - -<p>Wenngleich ich annehmen darf, daß Sie von Allem unterrichtet sind, -was sich Schreckliches in Paris in den Tagen vom 27. bis 30. ereignet -hat, so nehme ich keinen Anstand, dasjenige Ihnen hiermit schleunigst -zukommen zu lassen, was man hier teils direkt, teils indirekt erfahren -hat. Die Abdication des Königs und des Dauphins zu Gunsten des Herzogs -von Bordeaux, unter Vormundschaft des Herzogs von Orléans, scheint -sich nicht zu bestätigen. Herr d’Agoult, von dem erst heute die ersten -Meldungen eingegangen sind, schreibt, daß Marschall Marmont noch einen -Teil von Paris besetzt hält; eine Deputation der sich constituiert -habenden Regentschaft hat ihm folgende Vorschläge gemacht: Der König -soll sogleich das Ministerium wechseln, sogleich die Ordres vom 25. -Juli zurücknehmen und die Kammern zum 3. berufen, dann wolle man -weiter mit ihm unterhandeln. Marmont habe erklärt, er habe keine -Instruktionen, werde aber Polignac aufsuchen, der in der Nähe sei. Nach -einer halben Stunde sei er mit der Antwort gekommen, daß auf solche -Conditionen nicht unterhandelt werden könnte, worauf ihm die Deputation -erwidert: <span class="antiqua">Voulez-vous donc la guerre civile?</span> was Marmont mit -einer stillschweigenden Verbeugung und weggehend beantwortet habe. -Der König soll, nach Einigen, mit 8–10000 Mann nach der Vendée, nach -Anderen nach Lille sich gewendet haben. In Lille waren auch Unruhen -ausgebrochen, die aber durch die Garnison ohne Blutvergießen gestillt -worden sind. Nach eben eingehenden Nachrichten hat die Stadt aus ihrer -Mitte eine Municipalität gewählt. Die ganze Picardie soll im Aufstand -sein. In Rouen sind die Unruhen den Parisern gleich gewesen. Da alle -Nachrichten übereinstimmen, daß die Garde und die übrigen Truppen in -Paris trotz des enormen Verlustes treu geblieben sind und von der -übrigen Armee also wohl dasselbe zu erwarten steht, so behalte ich die -Hoffnung, daß, wenn der König nur fest bleibt, er noch im Stande sein -wird, die Sache herzustellen, wenn die erste Wut in<span class="pagenum"><a name="Seite_77" id="Seite_77">[S. 77]</a></span> Paris sich gelegt -haben wird und zugleich die Politik des übrigen Europas sich als recht -einig und imposant darstellt. Der König der Niederlande, bei dem ich -gestern und vorgestern in Loo<a name="FNAnker_67_67" id="FNAnker_67_67"></a><a href="#Fussnote_67_67" class="fnanchor">[67]</a> war, wo gerade diese Nachrichten -ankamen, war noch unentschieden, was er tun sollte; bevor er irgend ein -Message an Karl X. sendet, falls er sich der Grenze nähert, will er -erst abwarten, was derselbe für Maßregeln ergreift, doch scheint es, -werden hier die Grenz-Festungen stärker besetzt und armiert und Alles -zu einer schleunigen Complettierung und Mobilmachung vorbereitet. Der -König hier ist der Ansicht, daß, den Fall ausgenommen, daß Charles -X. mit seiner treu bleibenden Armee die Ruhe und seine Autorität -wiederherstellt, jeder andere Fall nur die mittelbare oder unmittelbare -Einwirkung der bewaffneten Macht der anderen Staaten nach sich ziehen -kann, d. h. entweder einen Grenz-Cordon oder geradezu einen Einmarsch -in Frankreich auf Wunsch seines Königs, um ihn zu restituieren. Aber -dann nur Einheit und Übereinstimmung, um nicht etwa einzeln sich Extras -auszusetzen. Mir scheint dies Raisonnement des Königs sehr richtig. -Er ist für seine südlichen Provinzen ganz ruhig bis jetzt, und mit -Recht, da alle geheimen Nachrichten von dort den Geist als sehr gut -beim Empfang der schrecklichen Pariser Begebenheit schildern. Die -Festigkeit des Königs diesen Winter hier gegen die Generalstaaten ist -von unberechenbarem Nutzen also gewesen, wie man sieht. Gott gebe, daß -alles so bleibt.</p> - -<p>Das Extra-Blatt des Courier français, welches die heillose Proclamation -Lafayettes an die National-Garde enthält, wie die 1000 anderen kleinen -Charakter-Züge der <span class="antiqua">citoyens</span>, werden Sie wohl erhalten haben, da -es hier angekommen ist wie sonst die gewöhnlichen Zeitungen.</p> - -<p>Ihnen den Eindruck, den dies Alles auf mich gemacht hat, zu schildern -bin ich nicht im Stande. Bei Lesung dieser Sachen glaubt man Zeitungen -von vor 40 Jahren zu lesen. Es ist wirklich gräßlich. Ich hatte den -festen Glauben, bei Allem, was man in Frankreich sich trainieren sah, -daß dennoch nichts zum Ausbruch kommen würde, weil eben die Nation die -Greuel einer Revolution <em class="gesperrt">gesehen</em> hat und <em class="gesperrt">kennt</em>, und also -eher wie jede andere davor zurückbeben müßte. Aber nein. Eine 40jährige -bittere Erfahrung hat sie nicht klüger, nicht ruhiger gemacht.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_78" id="Seite_78">[S. 78]</a></span></p> - -<p>Sollte es wirklich zu Truppenbewegungen in dieser großen Catastrophe -kommen, so darf ich wohl mit Bestimmtheit darauf rechnen, daß Sie mich -nicht vergessen werden, wenn selbst mein Corps nicht mobil gemacht -würde.</p> - -<p>Soeben erfahre ich, daß der englische Ambassadeur hier sich bereits -über die französischen Angelegenheiten abgesprochen hat und zwar -Englands Verhalten als völlig passiv geschildert, selbst in dem -Fall, daß Charles X. die Unterstützung der Alliance in Anspruch -nimmt. Daß man hier diese Ansicht nicht teilt und wohl nicht von -vielen Gouvernements geteilt werden dürfte, begreift sich leicht, und -namentlich ist wohl Niemand mehr interessiert an der Sache als Preußen -und Niederland durch die langen Grenzen. Die Unbegreiflichkeit der -englischen Politik verleugnet sich also wiederum nicht. Mögen nur die -anderen Mächte recht einig sein und einen gemeinschaftlichen raschen -Entschluß fassen, denn mir scheint, daß der moralische Eindruck, den -dies in Frankreich machen muß, so groß sein wird, daß ein Krieg dadurch -évitiert wird. Trennung und Zeitverlust scheint mir in diesem Moment -das Unglücklichste zu sein. Graf Douavaroff geht als Courir nach -Petersburg auf Wilhelms<a name="FNAnker_68_68" id="FNAnker_68_68"></a><a href="#Fussnote_68_68" class="fnanchor">[68]</a> Wunsch und bringt diesen Brief nach Berlin; -vielleicht dürfte von Ihrer Seite diese Gelegenheit nach Petersburg -gleich benutzt werden, um Ihre Ansicht dahin zu überbringen.</p> - -<p>Soeben erhielt Fritz einen Brief eines niederländischen Generales, -der gerade auf Urlaub sich in Paris befunden hat und am 29. Mittags -es verließ während der tollsten Massacres. Seine Schilderungen sind -schrecklich. Die umgekommenen Menschen werden zwischen 15 und 20000 -angegeben. Alle Bäume auf den Boulevards sind umgehauen, um Verhaue zu -bilden, damit die Cavalerie nicht agieren konnte.</p> - -<p class="briefkopf">Im Haag, den 4. August 1830.</p> - -<p>Die heutigen Nachrichten aus Frankreich sagen, daß der König auf dem -Marsch nach Nantes ist, daß aber die ihn begleitenden Truppen nach und -nach (ihn) verlassen und daß die Nachrichten, die man in Paris über -die Stimmung der Vendee hat, sehr ungünstig lauten. Wohin wird sich -also der König wenden? Der heute angekommene Constitutionel<span class="pagenum"><a name="Seite_79" id="Seite_79">[S. 79]</a></span> indigniert -aufs Äußerste durch seine revolutionäre Sprache und durch die -Erzählungen über des Herzogs von Orleans Benehmen. Es scheint danach -aber nicht, daß der Herzog <em class="gesperrt">für</em> den König und seine nächsten -Agnaten zu arbeiten scheint. Die Sache des Königs scheint demnach -verloren zu sein, sowie die des Dauphins; werden sie resignieren zu -Gunsten des Herzogs von Bordeaux? Wird der Herzog von Orleans die -bloße Vormundschaft über den Bordeaux übernehmen wollen? Wird Charles -X. nicht die Unterstützung der Alliance in Anspruch nehmen, um die -Legitimität wiederherzustellen und einzusetzen? Dies sind wohl Fragen, -die ganz Europa jetzt in Bewegung setzen werden und deren Antwort die -größten Folgen haben muß.</p> - -<p>Wäre doch eine Zusammenkunft der großen Souveraine<a name="FNAnker_69_69" id="FNAnker_69_69"></a><a href="#Fussnote_69_69" class="fnanchor">[69]</a> jetzt schnell -möglich, um einen großen schnellen Entschluß zu fassen. Denn bevor man -zusammenkommt, muß Alles so klar schon sein, daß man einen Entschluß -fassen kann.</p> - -<p>Der König ist heute vom Loo hier eingetroffen; es werden die -Grenz-Festungen, welche nicht hinreichende Garnisonen haben, stärker -besetzt werden, dieselben gegen einen gewaltsamen Angriff vorbereitend -armiert werden und zum 1. September, wo die Beurlaubten stets -einkommen, aber nicht vollzählig, sollen dieselben complett eingezogen -werden, mit Ausnahme der Reserve-Bataillone. Man ist hier natürlich -sehr gespannt, was Sie wegen Luxemburg und Saarlouis befehlen werden, -so wie überhaupt auf die vorbereitenden Maaßregeln am Rhein,<span class="pagenum"><a name="Seite_80" id="Seite_80">[S. 80]</a></span> da die -Niederlande von Niemand eher und kräftiger Unterstützung erwarten -können, als von Preußen, wenn es zum Extreme kommen sollte. Von -Thionville aus sind Vorposten gegen unsere Grenze ausgesetzt worden.</p> - -<p class="briefkopf">Im Haag, den 6. August 1830.</p> - -<p>Die Hoffnung, daß der König von Frankreich das Äußerste wagen würde, um -seine Macht und sein Ansehen, d. h. seinen Thron wieder herzustellen, -ist verschwunden. Die heute hier erhaltene Eröffnungsrede des Herzogs -von Orleans in den Kammern zeigt uns offiziell die Resignation des -Königs und des Dauphins an. Glücklicherweise nicht die des Herzogs -von Bordeaux, welche aber von der sublimen Nation auch verlangt wird. -Sollte Charles X. auch zur Resignation für den minorennen Kleinen noch -gezwungen werden, so scheint es mir, kann Europa diesen Akt nicht -anerkennen; es würde ja die Revolution bis zur letzten Neige anerkennen -und legalisieren.</p> - -<p>Daß hier nur dieser Gegenstand die stete Conversation macht, können -Sie leicht denken. Die Meinungen, die sich hier ausbilden, zerfallen -in zwei Hauptabteilungen; 1.) darf man die stattgehabte Revolution -ungestraft von Europa gehen lassen, also sie legalisieren, oder muß -man ihr auf das Bestimmteste und Entschiedenste entgegen treten und -Frankreich züchtigen? 2.) Darf man eine solche Züchtigung vornehmen, -ohne befürchten zu müssen, die revolutionären Prinzipien fast in -allen Staaten zum Ausbruch zu reizen und wird man nicht vielmehr aus -dieser Befürchtung die Revolution anerkennen müssen, was mit anderen -Worten heißt, die Revolutions-Partei in ganz Europa cajolieren und zur -nächsten Nachahmung des 27. bis 29. Juli anspornen?</p> - -<p>Daß ich natürlich zur ersten Abteilung dieses Raisonnements halte, -brauche ich wohl kaum erst zu versichern.</p> - -<p>Die Revolution ward nach 20jähriger Dauer im Jahre 1814 bekämpft, -besiegt und der legale Stand der Dinge durch die Wiedereinsetzung -der Bourbons auf den Thron ihrer Väter durch ganz Europa wieder -hergestellt. Die Revolutionen von Spanien, Neapel und Piemont -wurden durch gewaffnete Hand gedämpft, die abgesetzten Souveräne -wieder eingesetzt und ihre Staaten durch vieljährige Occupation der -Befreiungsarmee beruhigt. Jetzt bricht in dem Lande, wovon aus aller -revolutionäre Stoß ausging, wovon aus er seit 15 Friedensjahren -nach<span class="pagenum"><a name="Seite_81" id="Seite_81">[S. 81]</a></span> allen Seiten hin verbreitet und unterhalten ward, eine neue -Revolution aus und der König und seine Dynastie (werden) entthront. -Kann Europa in diesem Falle anders handeln, weniger tun, als es in -Spanien, Neapel und Piemont tat? Ist der jetzige Fall nicht viel -graver, erhebt die Revolution in diesem Moment den Kopf nicht viel -mächtiger und gefährlicher als seit 15 Jahren? Mir scheint die Crisis -gekommen zu sein, wo es sich entscheiden muß, ob die Legitimität oder -die Revolution triumphieren soll. Die Legitimität wird triumphieren, -wenn Europa einen einmütigen, allgemeinen Beschluß zur Züchtigung -Frankreichs faßt. Die Revolution wird triumphieren, wenn Europa dem -jetzigen Treiben in Frankreich ruhig gewähren läßt, sie wird dadurch -legalisiert und kein Thron dürfte mehr sicher stehen.</p> - -<p>Durch eine Züchtigung Frankreichs wird meiner festen Überzeugung nach -der revolutionäre Stoff in Europa unterdrückt und durch strenges -Gericht in Frankreich dieser Stoff vielleicht allenthalben — -wenigstens auf lange, wenn auch nicht auf immer — ausgerottet.</p> - -<p>Die entgegenstehende Ansicht sagt: dieser revolutionäre Stoff ist in -Europa viel zu sehr verbreitet (in den Niederlanden, vielleicht linkem -Rhein-Ufer, Polen, Italien, Spanien), als daß man es wagen dürfte, -gegen die Revolution anzukämpfen; man würde in dem Falle es erleben, -daß in allen genannten Ländern jener Stoff zum Ausbruch käme und es -wäre sehr die Frage, ob es gelingen würde, ihn mit den eigenen Truppen -und Kräften, ein Jeder bei sich, zu überwältigen. Auch habe die jetzige -französische Revolution einen Schein von Recht, indem man den König -Charles X. beschuldigen könne, seinen Eid einigermaßen gebrochen zu -haben (was ich nicht zugeben kann, da ihm der Artikel 14 der Charte das -Recht zu extraordinären Maaßregeln beilegt und den Gebrauch desselben -freilich seinem Gewissen allein überlassen muß) und wenn, wie ich gern -zugebe, Charles X. meiner Ansicht nach jetzt und so nicht hätte diesen -<span class="antiqua">Coup d’état</span> ausführen sollen, so hat darüber doch Niemand als -die Nation mit ihm zu richten oder gar das Recht, ihn zu entthronen.</p> - -<p>Was den ersten Teil dieser entgegenstehenden Ansichten betrifft, so -habe ich schon meine Nichtbefürchtungen dieser Art ausgesprochen; -sollte eine solche revolutionäre Reaction aber wirklich durch ganz -Europa sich erzeugen, nun so ist es immer besser, daß man seine Feinde -kennen<span class="pagenum"><a name="Seite_82" id="Seite_82">[S. 82]</a></span> lernt und sie zu bezwingen sucht; da hoffe ich denn doch, -daß ein Jeder bei sich zu Stande zu kommen wissen wird. Denn es ist -allenthalben der Kampf aus demselben Prinzip gegen dasselbe Prinzip. -Der Sieg steht bei Gott.</p> - -<p>Was nun die Züchtigung Frankreichs betrifft, so muß ich freilich -gestehen, daß ich sehr glücklich mich preise, die Art derselben -nicht vorzuschlagen zu brauchen. Am schwierigsten ist der Fall, wenn -der Herzog von Bordeaux unter Vormundschaft des Herzogs von Orleans -erhalten wird, weil in diesem Fall einige Legalität sich einmischt; -doch nie kann man übersehen, daß die Nation durch Revolution gegen -ihren König dahin gelangte. Da aber alle Proklamationen sagen, daß -gegen den Bordeaux der Umstand spreche, daß er zu einer Dynastie -gehöre, die sich <span class="antiqua">par la grace de dieu</span> genannt habe, jetzt aber -ein König nur <span class="antiqua">par la volonté du peuple</span> bestehen könne und -solle, so wird an die Erhaltung der Rechte des Bordeaux wohl nicht zu -denken sein. Dann scheint mir der Fall klar zu sein: Europa muß mit -gewaffneter Hand die Rechte des Herzogs von Bordeaux herstellen und -Frankreich mit seiner Revolution und seinem Orléans zu Paaren treiben.</p> - -<p>Krieg scheint mir leider unausbleiblich. Handelt Europa nicht so, wie -ich hier es andeute, so greift uns Orleans in Zeit von einem Jahre an; -das linke Rhein-Ufer ist sein Ziel, um zum Tyrann dann zu werden.</p> - -<p>Ob die Züchtigung Frankreichs dann noch in einer langen Occupation oder -in Verringerung seines Gebietes bestehen soll, das sind Fragen, die -heute wohl schwer zu entscheiden sind.</p> - -<p>Aber wenn Europa handelt, so muß es gemeinsam, kräftig, mit aller Macht -auftreten und recht vorbereitet in den Kampf treten; denn er wird nicht -leicht sein.</p> - -<p>Wäre es doch möglich, daß eine Zusammenkunft zwischen Ihnen, den beiden -Kaisern und dem hiesigen König möglich wäre; wie rasch und wie viel -besser verhandelt sich alles mündlich. Die Heilige Alliance muß jetzt -oder niemals zeigen, daß sie noch existiert und ganz im Geiste des -seligen Kaisers<a name="FNAnker_70_70" id="FNAnker_70_70"></a><a href="#Fussnote_70_70" class="fnanchor">[70]</a> handeln.</p> - -<p>Noch ist in den Niederlanden Alles ruhig; aber in Brüssel spricht -man doch schon sehr laut <span class="antiqua">du grand exemple donné de la France; van -Maassen c’est notre Polignac, c’est une bonne leçon pour Monsieur<span class="pagenum"><a name="Seite_83" id="Seite_83">[S. 83]</a></span> -van Maassen etc.</span> In Köln aber auch hat der Darmstädter Graf -Wittgenstein in einem Zeitungssalon zugesehen, wie die Pariser -Nachrichten vom Stuhle herab laut vorgelesen wurden und bei den -tollsten Stellen Bravos und Applaudissements erschallt sind.</p> - -<p>Das sind ein paar Züge, die beweisen, was zu erwarten wäre, wenn die -Pariser Revolution ungestraft hingeht und somit legal wird oder was zu -erwarten ist, wenn Orleans das linke Rheinufer erobern will und die -Niederlande... Der König hat hier nur die Verstärkung der Artillerie -in den Gränz-Plätzen angeordnet, aber nicht die durch Truppen anderer -Waffen...</p> - -<p class="gruss"><span class="mright2">Ihr gehorsamer Sohn</span><br /> -Wilhelm.</p> - -<p class="briefkopf">Im Haag, den 8. August 1830.</p> - -<p>Die Nachricht, daß Charles X. der Gefahr des nach Rambouillet -gestürmten bewaffneten Haufens in die Hände zu fallen entronnen -ist, hat uns freilich sehr erleichtert hier, aber die Gefahr bleibt -immer noch sehr dringend für ihn bis zu dem Moment, wo er sich wird -embarquieren können...</p> - -<p>Den Fürsten Wittgenstein, der die Kölner Mitteilungen gemacht hat, habe -ich gestern gesprochen... er meint, daß sie vielleicht nur eine Scene -gewesen, wie man sie wohl an vielen Orten erlebt haben würde, ohne -deshalb auf einen allgemeinen schlechten Geist rechnen zu können, worin -ich ihm ganz beistimme...</p> - -<p>Der König hat gestern den General Constant au secret nach London -gesandt, um mit dem Herzoge von Wellington zu conferieren, namentlich -in militärischer Hinsicht über die hiesigen Lande und wiederum speciale -über den Festungsgürtel, der in seiner jetzigen Verfassung ganz offen, -unarmiert dasteht. Denn, wenn etwas unternommen werden sollte, so -wünscht der König vor Allem, daß dem Beschlusse des Congresses von -Aachen<a name="FNAnker_71_71" id="FNAnker_71_71"></a><a href="#Fussnote_71_71" class="fnanchor">[71]</a> zu Folge Preußen und England die zu besetzen übernommenen -Festungen auch sofort besetzen würden, was uns wohl 24–30000 Mann -kosten würde.</p> - -<p class="gruss"><span class="mright2">Ihr gehorsamer Sohn</span><br /> -Wilhelm.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_84" id="Seite_84">[S. 84]</a></span></p> - -<p class="briefkopf">Im Haag, den 12. August 1830.</p> - -<p>Gestern früh erhielten wir hier die Nachricht von der nunmehr wirklich -erfolgten Erhebung auf den Thron des Herzogs von Orléans und daß -Lafayette diese Art König <span class="antiqua">par la volonté de la sublime nation et par -la constitution la plus belle république</span> getauft hat, eine Taufe, -die Ironie und Wahrheit zugleich enthält. Was ich und die mit mir -Gleichgesinnten hier sagen, werden Sie aus meinem langen Brief folgern, -nämlich daß der nun also wirklich bei Seite geschobene und übergangene -Herzog von Bordeaux der Anknüpfungspunkt für Europa wird, indem es -dessen Rechte auf die Krone behauptet, verteidigt und für ihn Alles -wagen müßte. Man hat in den merkwürdigen Sitzungen der Kammern gesehen, -wie offen und frei sich Viele für die Legitimität und für den Herzog -von Bordeaux ausgesprochen haben. Außerdem stimmen die Nachrichten aus -Frankreich darin überein, daß freilich die Revolution sich überall -(breit) gemacht hat, weil Paris das unglückliche Beispiel gab, daß -aber nur in wenig Orten sich Enthusiasmus gezeigt und vielmehr eine -allgemeine Bangigkeit, ein allgemeiner Schrecken über das Geschehene -sich ausspricht, fürchtend, daß der blühende Zustand des Landes, die -glücklichen Verhältnisse mit dem Auslande usw. sich nur zu leicht -ändern werden. Mir scheint es daher, daß man für die Sache des Herzogs -von Bordeaux eine große Partei finden würde, obgleich man sich nicht -verhehlen darf, daß eine Agression durch Europas Mächte eine große -Einheit zur Abwehrung des Feindes erzeugen würde. Aber man hat sie -1815 überwunden und wenngleich nach 15 Friedensjahren sich Vieles -consolidiert hat und kräftiger geworden ist, so würde 1830 oder 1831 -der gerechten Sache auch der Sieg nicht fehlen.</p> - -<p>Lord Bagot, der englische Ambassadeur hier hat... gesagt, daß er gewiß -überzeugt sei, daß, wenn der Herzog von Orléans seine Thronbesteigung -nur den Mächten anzeige, England gewiß die Antwort geben würde, daß -seine Anerkennung von der übereinstimmenden Ansicht aller großen Mächte -abhängen müsse, die sich dazu auf einem Congreß gewiß schleunigst -versammeln würden.</p> - -<p>Geheime Nachrichten, namentlich von der belgischen Grenze her -sagen, daß die hiesige liberale Partei von der französischen auf’s -inständigste gebeten wird, sich noch ganz ruhig zu verhalten, weil im -entgegengesetzten Falle dies die Aufmerksamkeit der Regierung auf sich -ziehen müßte und<span class="pagenum"><a name="Seite_85" id="Seite_85">[S. 85]</a></span> zu Gegenmaßregeln veranlassen würde. Dies sei es, was -sie in Frankreich am meisten fürchten müßten, weil ein Entgegentreten -der Regierung gegen das liberale Prinzip jetzt der jungen Revolution -nur höchst nachteilig werden könnte und die Angst für das Ausland -noch mehr vermehren würde. Darum erscheinen auch mit einem Male in -den hiesigen liberalen Blättern ruhigere Artikel. Diese Nachrichten -scheinen mir nicht unwichtig der Berücksichtigung in diesen wichtigen -Momenten und bei Beurteilung der Meinung Frankreichs und der liberalen -Parteien.</p> - -<p class="briefkopf">Im Haag, den 13. August 1830.</p> - -<p>.... als Wilhelm zu mir kam, um mich in Kenntnis von Wellingtons -Ansichten zu setzen, die er ihm in einem Briefe... ausspricht. Das -kurze Resumee dieses Schreibens ist folgendes: Die Hoffnung, welche -seit 1815 bestand, den Frieden in Europa erhalten zu sehen, sei -jetzt nicht mehr so groß nach den Ereignissen von Paris. Es sei ihm -viel weniger bang für etwaige kriegerische Schritte des Orleans als -für dergleichen von Seiten der enthusiasmierten Nationalgarden, -die so ziemlich die Anarchie zu ihrem Ziele sich gesetzt zu haben -scheinen. Die neue Regierung würde nicht im Stande sein, irgend -einem unüberlegten Schritt dieser Banden vorzubeugen noch die Kraft -haben, eine Reparation zu machen, falls fremdes Gebiet dabei betreten -worden wäre. Kurzum, der Herzog deutet an, daß das Volk stärker als -die Regierung ist (das ist es ja gerade, was die Revolution auch -wollte) und daß man daher an den Grenzen sehr auf seiner Hut sein -müßte. Er rät demnach das zu tun, was Sie für Saarlouis und Luxemburg -angeordnet haben, nämlich die Grenzplätze gegen einen gewaltsamen -Angriff zu sichern, jedoch alle Anstalten dazu mit dem wenigstmöglichen -Aufsehen zu machen, damit keine Jalousie erregt wird. Außerdem rät er, -gleichfalls wie Sie bereits befohlen haben, alle Anstalten zu treffen, -daß Alles vorbereitet sei zu späteren größeren möglichen Ereignissen -und sich immer so zu halten, daß man vorbereiteter als die Franzosen -sei. Er schlägt vor, Feldgeschütze nach den Grenzfestungen zu senden, -um, falls <span class="antiqua">une colonne mobile Garde nationale</span> sich eine Incursion -erlauben sollte, ihr auch mit Geschütz entgegen gehen zu können.</p> - -<p>Außerdem läßt der Herzog wissen, daß die Revolution in Paris -keineswegs, wie es den Anschein habe, eine Sache des Momentes gewesen<span class="pagenum"><a name="Seite_86" id="Seite_86">[S. 86]</a></span> -sei, sondern ein <span class="antiqua">de longue main</span> vorbereiteter Schlag, indem -unter dem vermeintlichen Pöbel allenthalben verkleidete Offiziere, -<span class="antiqua">à demi soldé, vieux soldats de Napoléon</span> und andere verkleidete -<span class="antiqua">messieurs</span> sich befunden hätten, woher man denn auch die -auffallende Ordnung im Gefecht so wie die völlig regelmäßigen -Detachierungen zum Verhauen der Wege, zum Errichten der Barrikaden -und so Mehreres sich erklären könne. Es war Alles vorbereitet, damit -vom 3. bei Eröffnung der Kammern durch Charles X. die Revolution -losbrechen sollte, wo man in der Thron-Rede oder sonst auf irgend eine -Art Veranlassung dazu zu finden hoffte; die Ordonnanzen vom 25. Juli -sollten der Sache zuvorkommen... den Erfolg aber sehen wir. Man sieht -also immer deutlicher, daß die armen Bourbons hätten tun können, was -sie wollten, ihnen das jetzige harte Los jedenfalls zugedacht war<a name="FNAnker_72_72" id="FNAnker_72_72"></a><a href="#Fussnote_72_72" class="fnanchor">[72]</a>.</p> - -<p class="briefkopf">Im Haag, den 19. August 1830.</p> - -<p>Sie werden auch die sehr widersprechenden Nachrichten über die Reise -des Königs Charles X. erhalten haben. Vorgestern kam aus Paris die -Nachricht, daß der König in Ostende landen würde, um sich dann zu -Lande weiter nach Deutschland zu begeben. Gestern kam per Estafette -die Nachricht, daß Marschall Moison den Befehl vom Herzog von Orleans -erhalten habe, den König in keinem niederländischen Hafen landen zu -lassen und wahrscheinlich nach Portsmouth gehen würde. Heute sind keine -weiteren Nachrichten gekommen. Ich fürchte, daß der Empfang,<span class="pagenum"><a name="Seite_87" id="Seite_87">[S. 87]</a></span> den -Charles X. in England erhalten wird, sehr niederdrückend für ihn sein -dürfte, da, wenn auch niemand wohl seine Partei nehmen kann, doch wohl -kein Volk so geneigt ist, seine Gesinnungen laut ausbrechen zu lassen, -wie das englische. Übrigens muß man doch in den Befehlen Orleans’, der -dem armen König, dem er Krone und Land nahm, nicht einmal erlaubt, frei -seine Fluchtreise zu bestimmen, eine Härte und Impertinenz erblicken, -die weit geht. Übrigens scheint mir sehr große Gährung in Paris -fortwährend zu existieren, die uns alle Zeitungen seit mehreren Tagen -wohl zeigten, aber noch mehr die Proclamation des Orleans vom 16. Die -Contre-Revolution wird wohl nicht ausbleiben, denn die Ultra-Liberalen, -sieht man wohl, sind noch lange nicht zufrieden. Gewiß erleben wir noch -blutige Auftritte in Paris und <span class="antiqua">le roi citoyen</span> wird wohl auch müssen -unter <span class="antiqua">les concitoyens</span> schießen lassen. Dies wird Europa wohl -abwarten wollen; wenn nur dadurch nicht das Legitimitätsprinzip zu kurz -kommt!</p> - -<p class="gruss"><span class="mright2">Ihr gehorsamer Sohn</span><br /> -Wilhelm.</p> - -<p class="briefkopf">Im Haag, den 20. August 1830.</p> - -<p>Gestern langte hier aus London die Nachricht ein, daß Charles X. -am 17. auf der Reede vor Portsmouth angelangt sei und so lange an -Bord des Schiffes bleiben wollte, bis er Antwort aus London auf die -Meldung seiner Ankunft erhalten haben würde. Diese Meldung war durch -telegraphische Depesche nach London gekommen und die Antwort des -Gouvernements noch nicht bekannt.</p> - -<p>Eine andere sehr wenig erfreuliche Antwort gab noch gestern Abend -der niederländische Ambassadeur, Falk, aus London, daß nämlich das -englische Ministerium sehr geneigt sei, den Herzog von Orleans als -König anzuerkennen... demnächst wäre jetzt das englische Gouvernement -auch geneigt, Don Miguel<a name="FNAnker_73_73" id="FNAnker_73_73"></a><a href="#Fussnote_73_73" class="fnanchor">[73]</a> anzuerkennen, ob aus Legitimität oder -revolutionären Prinzipien, weiß ich nicht.</p> - -<p>Die Schlußfolge aus Beiden ist aber, daß also vorgeschlagen wird, zwei -Revolutionen anzuerkennen oder aber die größte aller Inkonsequenzen zu -begehen, in Portugal die Legitimität und zugleich in Frankreich die -Revolution anzuerkennen.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_88" id="Seite_88">[S. 88]</a></span></p> - -<p>Wenn bloß das confuse englische Ministerium so spräche, so würde ich -mich eher von dem Donnerschlage erholen, den mir diese Nachricht -gegeben hat; da aber russische und andere Diplomaten diese Ansichten -teilen, so gestehe ich, daß mich eine Trauer erfüllt, die ich nicht -bergen kann. Also die Revolte des Pariser Pöbels soll von ganz Europa -anerkannt werden und ihr Resultat gekrönt. Das, was alle rechtdenkenden -Menschen mit Schauder erfüllt hat, soll legalisiert werden? Welch’ -eine Aufforderung für alle Übelwollenden zur Nachahmung würde in einer -solchen Anerkennung liegen. Wie kann man einer Nation noch Treu und -Glauben schenken, wie kann man ihre Eitelkeit durch solche Anerkennung -noch mehren und stärken wollen, eine Nation, die zu allen solchen -Freveln bereit ist, wie wir sie wieder seit drei Wochen sehen, wie wir -sie seit 40 Jahren erlebt haben? Und wenn es noch die Nation wirklich -wäre; aber es ist immer nur eine Partei, die den Anstoß gibt, der die -betörte und leichtfertige Nation willenlos folgt. Also dieser Partei -unterwürfe sich Europa durch jene Anerkennung; welch’ ein Triumph für -diese Partei und für alle Revolutionen. Welche Throne würden da noch -sicher stehen?</p> - -<p>Die Gründe, die England zu diesen Anerkennungs-Ansichten bewegen, -sollen die sein, daß es dadurch hofft, einer Republik oder einer -Anarchie in Frankreich zuvor zu kommen. Allerdings wird man den sehr -schwankenden Thron des Orleans durch Anerkennung consolidieren, aber -auf Unkosten des Princips, das alle Throne nur erhalten kann. Aber bei -der sehr großen Unsicherheit des Throns des Orleans, die sich täglich -officiell und in privaten Unterhaltungen ausspricht, beim Austritt -aller Wohldenkenden aus der Kammer, bei der Unzufriedenheit, die bei -allen <span class="antiqua">gens de bien</span> existieren soll, bei allen solchen Erscheinungen -bedarf es nur des Anstoßes von Außen, um das unsicher fundamentierte -Gebäude umzuwerfen und die Legitimität durch den Bordeaux triumphieren -zu lassen, dem man freilich eine Constitution zur Seite setzen und zu -erhalten wissen muß, die Hand und Fuß hat.</p> - -<p>Verzeihen Sie gnädigst diese freimütigen Äußerungen, aber ich war zu -ergriffen, um sie Ihnen nicht mitzuteilen.</p> - -<p class="gruss"><span class="mright2">Ihr gehorsamer Sohn</span><br /> -Wilhelm.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_89" id="Seite_89">[S. 89]</a></span></p> - -<p class="briefkopf">Im Haag, den 22. August 1830.</p> - -<p>Was mir an Ihrem gnädigen Briefe natürlich das Interessanteste war, -war Ihre Ansicht über das, was wegen der Ereignisse in Frankreich zu -tun sei. Da ich daraus ersah, daß Sie mit der hier bereits bekannten -englischen Ansicht sich einverstanden erklären, und wie man indirect -nun auch weiß, daß Österreich so denkt und Rußland so denken wird, -so sehe ich freilich, daß ich mit meiner Ansicht das Feld räumen -muß, wobei es vielleicht vergönnt sein wird, daß ich meinem Innern -die ausgesprochene Überzeugung bewahre und daß Gott gebe, daß meine -Besorgnisse nicht kurz über lang eintreffen, namentlich wenn nun noch -der Orleans anerkannt wird; dann dürften in 10 bis 15 Jahren viele -dergleichen Könige auf Europas Thronen sitzen, wenn auch die mit mir -Gleichgesinnten für die gute Sache zu sterben werden gewußt haben.</p> - -<p>Da Sie selbst mit Gewißheit annehmen, daß über kurz oder lang wir von -der Revolution werden ergriffen werden, weil Frankreich die Eroberung -Belgiens und des linken Rheinufers verlangen wird, eine Ansicht, die -ich in einem meiner ersten Briefe von hier auch schon auszusprechen -wagte, so werden Sie es mir nicht übel nehmen, wenn ich mich auch -noch über diesen Gegenstand ausspreche und namentlich, ob nicht ein -Angriffskrieg Europas gegen Frankreich jetzt vorzuziehen sei.</p> - -<p>Frankreich ist in diesem Augenblick in einem Zustand von Unsicherheit -über das, was es getan hat, über die Möglichkeit der Erhaltung des -Erlangten, über die Maßregeln, welche Europa ergreifen wird, von dem -Alle gewiß Mißbilligung und Strafe fürchten; demnächst daraus folgend -sehen wir die Parteiungen täglich in Paris ausbrechen, die der Roi -citoyen und die Seinigen mit Proklamationen dämpfen müssen; man sieht -in den Journalen bereits die alte Unzufriedenheit mit dem Souverain und -den Ministern ausgesprochen (trägt die Zügellosigkeit der Presse unter -der vorigen Regierung nicht einen großen Teil der Schuld der jetzigen -Revolution?); wir sehen die Armee in einer völligen Reorganisation, -mit detachierten Armeen in Algier und Griechenland; wir sehen die -freimütigen Äußerungen vieler Pairs und Deputierten, die sich aus den -Ämtern zurückziehen, es mit ihrem Gewissen nicht vereinigen könnend, -der neuen Regierung zu schwören und zu dienen (und wie stark mag -die Partei derer nicht sein, die eben so denken, aber sich<span class="pagenum"><a name="Seite_90" id="Seite_90">[S. 90]</a></span> nicht -ausspricht, die aber auf Europa hofft und wartet als Erlöserin?). -Alle diese Verhältnisse werden noch Monate lang so bestehen, aber die -Consolidierung des Reichs und der Verhältnisse wird mit Riesenschritten -fortschreiten, wenn es erst erfährt, daß Europa nicht intervenieren -wird oder gar Orleans anerkennt. Die Unsicherheit und Bangigkeit -im Lande verschwindet dann, die Gutgesinnten unterwerfen sich dem -Anerkannt-Bestehenden, die Armee ist reorganisiert, die detachierten -Corps werden herangezogen.</p> - -<p>Wenn so also in Jahr und Tag das neue Frankreich sich consolidiert -haben wird und sich kräftig und gerüstet fühlt, einen Schlag nach außen -tun zu können, dann wird es uns angreifen. Wenn der Himmel uns dann -den Sieg gibt, so wird der Kampf, wie Sie selbst sagen, auch nicht -leicht sein, nein, er wird ungleich schwerer als diesen Augenblick -sein, da man dann nicht mehr darauf rechnen kann, einen unsicheren und -schwankenden Thron, der nur von Parteiungen erzeugt und gehalten wird, -mit einem Schlag wie 1815 zu zertrümmern, sondern weil man es alsdann -mit einer, das neue Verhältnis teils lieb gewonnenen, teils ruhig -ertragenden Nation zu tun haben wird. Und das Ende des Ganzen ist, daß -man mit dem Geschöpf der Revolution einen Frieden schließt, wenn die -Pariser nicht ihren Orleans wie ihren Napoleon und ihren Charles nach -Belieben absetzen wollen und Europa dies abwarten muß, bis es mit dem -Herzog von Bordeaux und der Legitimität hervortritt.</p> - -<p>Wenn dagegen Europa jetzt mit diesem Princip auftritt und -gemeinschaftlich wohl gerüstet in 2–3 Monaten den Krieg erklärte, bis -wohin alle Armeen am Rhein concentriert sein könnten, so würde man -Frankreich weder durch eine stillschweigende noch durch eine officielle -Anerkennung des Geschehenen consolidiert haben, noch es consolidiert -finden, sondern man findet es in dem geschilderten Zustande von -Unsicherheit über die Möglichkeit der Erhaltung des Geschehenen, in der -gerechten Besorgnis, einem Stoß von ganz Europa nicht widerstehen zu -können; die gute Partei würde mit Ungeduld den Moment erwarten, wo die -Legitimität triumphieren wird und wo der nicht anerkannte Souverain von -Europa destituiert wird; man findet die Armee noch nicht organisiert -und nicht einmal einen Feldherrn, wie Napoleon, der 1815 Alles -electrisierte und der dennoch in einer Schlacht nur von zwei großen -und einer kleinen Armee geschlagen unterlag. Wieviel Chancen<span class="pagenum"><a name="Seite_91" id="Seite_91">[S. 91]</a></span> also -für das Gelingen eines Angriffskrieges <em class="gesperrt">jetzt</em> gegen Frankreich. -Und selbst für den ungünstigst anzunehmenden Fall, den ich der Erste -bin, als gewiß aufzustellen, daß im Moment, wo Europa Frankreich den -Krieg erklärt, <em class="gesperrt">alle</em> Parteien zusammenstimmen und zusammenhalten -werden, um den einfallenden Feind abzuwehren, so würde dadurch diese -Harmonie im <em class="gesperrt">jetzigen</em> Moment von nicht größerer Dauer sein als -1815. So wie damals würde vielleicht mit einem Schlage die Sache -beendigt, denn Orleans’ Thron scheint mir nicht einmal so fest zu -stehen als der von Napoleon in 100 <span class="antiqua">jours</span>.</p> - -<p>Demnach hat es mich also bedünken wollen, daß ein Aggressiv-Krieg -Europas jetzt gegen Frankreich nicht nur zum Besten und zum Triumph der -guten Sache gereichen würde und die Revolution dadurch allenthalben -auf lange Jahre unterdrückt werden würde, sondern auch der Kampf viel -leichter und der Erfolg sicherer sein würde. Auch wer weiß, ob, wenn -Frankreich einst Belgien und uns angreift, wir auf die Armeen der -Verbündeten rechnen können, die sie jetzt des Princips halber stellen -müßten oder dann nur auf die tractatmäßigen Corps.</p> - -<p>Wie ungeduldig ich bin, zu erfahren, was Europa auch ohne -Kriegserklärung beschließen wird, um sein Mißfallen mit der Revolution -auszusprechen, begreifen Sie gewiß. Die Nicht-Anerkennung Orleans und -die officielle Mißbilligung alles Geschehenen und damit Frankreich -seinem Schicksal sich überlassend, dürfte jetzt doch noch nötig sein, -um wenigstens einen moralischen Eindruck der Einigkeit Europas zu geben -und dadurch Frankreich zittern zu machen.</p> - -<p>Verzeihen Sie gnädigst meine freimütigen Äußerungen, aber der Moment -ist zu groß, als daß ich es nicht wagen dürfte, mich auszusprechen, -wenn es auch nur verhallende Worte sind.</p> - -<p class="gruss"><span class="mright2">Ihr gehorsamer Sohn</span><br /> -Wilhelm.</p> - -<p class="briefkopf">Düsseldorf, den 28. August 1830.</p> - -<p>In diesem Augenblick geht durch einen Privat-Brief aus Brüssel die -Nachricht hier ein, daß daselbst am 25. Abends bei Aufführung der -<span class="antiqua">Muette de Portici</span> ein Aufruhr ausgebrochen ist, der mit Pfeifen -im 5. Akt begonnen hat. Darauf hat man die Presse des royalistischen -Journales zerstört, die Wohnung des Justizministers und zweier anderer<span class="pagenum"><a name="Seite_92" id="Seite_92">[S. 92]</a></span> -Beamten zerstört; die Rufe <span class="antiqua">Vive la liberté, à bas les ministres, -vive Napoléon II</span> wurden ausgestoßen, die Wachen verhielten sich -ruhig. Um 2 Uhr Nachts hat, da sich der Aufruhr nicht legte, das Feuer -der Truppen begonnen; einige haben zu feuern refusiert, das Volk hatte -eine Kanone erobert; das Schloß war in Gefahr und mit Cavallerie -umgeben. Um 6 Uhr früh dauerte das Feuer fort; es sollten nach -Augenzeugen-Nachrichten viele Menschen tot und blessiert sein.</p> - -<p>So wäre denn die Revolution in Spanien und den Niederlanden über -die Grenzen gebrochen<a name="FNAnker_74_74" id="FNAnker_74_74"></a><a href="#Fussnote_74_74" class="fnanchor">[74]</a>... Hier soll der Geist gut sein, einige -Schreier ausgenommen. Ich bin sehr herzlich hier empfangen worden, mit -Illumination und Hurrah und Fackelzug... Ich darf nicht unterlassen, -untertänigst zu bemerken, wie schwach unsere Festungen besetzt sind, -bei der Concentration des 2. Armee-Corps. Lüttich ist eine schlecht -gesinnte Stadt. Jülich hat 100 Mann Garnison, Köln nicht mehr.</p> - -<p class="briefkopf">Köln, den 29. August 1830.</p> - -<p>Die Brüsseler Unruhen scheinen sich gänzlich gelegt zu haben... die -ganze Sache scheint nur den Charakter eines Excesses, allerdings der -gröbsten und gefährlichsten Natur zu tragen, dem aber unleugbar ein -politischer Grund zur Basis diente, der aber glücklicher Weise weder -von den Behörden noch dem angesehenen Teile der Bürger geteilt wird...</p> - -<p>Da ich nicht das Glück gehabt habe, in der Beurteilung der -französischen Revolution und der gegen dieselbe zu unternehmenden -Reppressalien<span class="pagenum"><a name="Seite_93" id="Seite_93">[S. 93]</a></span> und deren Bekämpfung Ihre Intentionen zu treffen, -so scheue ich fast, über diese belgischen Ereignisse ein Urteil zu -fällen. Aber dennoch drängt es mich, auszusprechen, was daraus werden -soll, wenn die Untertanen <span class="antiqua">ad libitum</span> die Souveraine bedrohen -und durch Wort und Tat zwingen wollen, die Minister und überhaupt die -Regierungsprinzipien nach ihrem Urteil, nach ihrem Willen zu wechseln -und zu ändern. Die Ereignisse in Paris seit 3 Jahren sollten doch -recht aufmerksam machen, was daraus wird, wenn ewig den Schreiern -Concessionen gemacht werden.</p> - -<p>So sehen wir aber, wohin man kommt, wenn stets Concessionen gemacht -werden, die so lange verlangt und gesteigert werden, bis die -Souveränität der der Orleans gleich kommt, das heißt, ein Mannequin!</p> - -<p>Ich kann daher meine Ansicht nicht ändern; so lange man nicht mit -aller Kraft und Gewalt der Revolution da, wo sie am abscheulichsten -ausgebrochen ist und zu Resultaten geführt hat, also in Paris, -entgegen tritt, so lange wird man auch das revolutionäre Princip nicht -unterdrücken, sondern es nur nähren und bald allenthalben zum Ausbruch -bringen!</p> - -<p>Alles hier ist Ihrer Person ganz ungemein und unumwunden ergeben. Die -Behörden können freilich nicht leugnen, daß es allenthalben Vereine -gibt, die bei großen Fabrikstädten wie hier und in Aachen namentlich -Unruhen oder unruhige Auftritte herbeizuführen trachten könnten; aber -an eine Folge übler Art von dergleichen wäre nicht zu denken.</p> - -<p class="briefkopf">Lippstadt, den 31. August 1830.</p> - -<p>Die Ruhe, welche in den Niederlanden hergestellt zu sein schien, -hat sich leider nicht bestätigt und ist im Gegenteil die Sache viel -schlimmer geworden... Der König hat Ihre Unterstützung für seinen -wankenden Thron in Anspruch genommen...</p> - -<p>Leider sehe ich immer mehr meine Ansicht bestätigt, daß die -Revolutionäre mit jedem Moment dreister und um sich greifender werden, -als deren Principien nicht allgemein bekämpft und auf den Kopf getreten -werden. Ich hoffe und rechne sehr darauf, daß die energischen Maßregeln -in den Niederlanden die Brüsseler usw. zu Paaren treiben werden...</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_94" id="Seite_94">[S. 94]</a></span></p> - -<p class="briefkopf">Lippstadt, den 1. September 1830.</p> - -<p>Heute früh 7 Uhr erhielt ich die erste Meldung von dem Aufstande in -Aachen... So niederschlagend auch der Auftritt in Aachen ist, so kann -ich doch nicht leugnen, hat er mich nicht überrascht. Die Stimmung -jenseits des Rheines ist nicht günstig gewesen: „sie dächten gar -nicht daran, preußisch zu bleiben, auch wäre das Ihre Ansicht, denn -nur darum, weil sie bald wieder französisch werden würden, hätten -Sie ihnen die französische Gesetzgebung gelassen“... Von neuem zeigt -sich also, daß die unglückselige französische Gesetzgebung Schuld an -der Entfremdung der Gemüter von Preußen ist. Von allen Seiten bin ich -wieder angelegen worden, Sie inständig zu bitten, die preußischen -Gesetze lieber heute wie morgen einzuführen. Und ich kann nicht anders -als aus voller Überzeugung Sie fußfällig zu ersuchen, die jetzige -Crisis zu brauchen, um Ihre Gesetze so schnell wie möglich am Rhein -einzuführen. Die Revision der Gesetzgebung, bis zu deren Beendigung die -Einführung der preußischen Gesetze ausgesetzt bleiben soll, ist noch -so weit im Felde, daß unter vielen Jahren an deren Beendigung nicht zu -denken ist, um so mehr, als die damit beauftragte Commission auch sehr -eigentümlich combiniert sein soll. Dieses beständige Hinausschieben der -Einführung der Gesetze am Rhein hat auch schon die Ansicht verbreitet, -man fürchte sich eigentlich jetzt, unsere Gesetze einzuführen. Diesem -Allem könnten Sie jetzt so rasch ein Ende machen...</p> - -<p class="briefkopf">Lippstadt, den 3. September 1830.</p> - -<p>Die soeben aus Elberfeld eingegangene Meldung des dort statt gehabten -Auflaufes eile ich Ihnen zu übersenden. Der Bürgersinn hat sich, wie -es scheint, dort und in Köln und in Aachen bei den verschiedenen -Aufständen sehr gut gezeigt. Eine aufrührerische Affiliation -zwischen allen Fabrikorten ist aber unverkennbar, die unstreitig von -revolutionären Emmissairs herrührt; die Revolution sucht allenthalben -die Gründe der Unzufriedenheit zu erkunden, um darauf Unruhe zu -basieren; bei uns scheint sie aber bis jetzt noch glücklicher Weise -keinen nahrhaften Boden zu finden.</p> - -<p class="briefkopf">Coblenz, den 6. September 1830.</p> - -<p>Soeben erhalte ich aus dem Haag die Nachricht, daß Wilhelm von Oranien -dort am 3. ganz unerwartet angelangt ist, um die Proposition<span class="pagenum"><a name="Seite_95" id="Seite_95">[S. 95]</a></span> der -Belgier zu überbringen, Belgien als ein eigenes Königreich ganz vom -Königreich Holland zu trennen. Unter dieser Bedingung wollten sie -ferner die Herrschaft des Königs anerkennen. Wenn ich meine Meinung -aussprechen darf, so glaube ich, hätte der König von Hause aus diese -Trennung bei Übernahme der Krone verfügen sollen, weil diese beiden -Nationen nie zusammenzubringen wären; dies hat mir wenigstens vom -ersten Augenblick an eingeleuchtet. Es scheint, daß der König auf diese -Trennung eingehen wird als einziges Mittel, Belgien sich zu erhalten -ohne Blutvergießen. Was ihm diese Concession kosten wird im Laufe der -Zeit, ist unberechenbar, denn wer den Finger gibt, muß bald die ganze -Hand nachgeben.</p> - -<p>So hätte denn die Revolution in Zeit von 4 Wochen den zweiten Sieg -davon getragen...</p> - -<p>Wir fangen an, etwas Luft zu schöpfen<a name="FNAnker_75_75" id="FNAnker_75_75"></a><a href="#Fussnote_75_75" class="fnanchor">[75]</a>, seit der heutigen Nachricht -aus Brüssel. Wilhelm von Oranien hat sich wirklich aufgeopfert, aber -auch viel aushalten müssen. In Loewen und Lüttich ist die Gährung noch -sehr groß...</p> - -<p class="briefkopf">Im Haag, den 13. September 1830.</p> - -<p>.... daß der König aus Paris aus sicherer Quelle wisse, daß sich -daselbst mit einemmale eine Menge deutscher Studenten von vielen -Universitäten eingefunden hätten, die plötzlich alle abgereist seien, -<span class="antiqua">après avoir reçu le mot d’ordre</span>, wie der König sich ausdrückte, -um <span class="antiqua">ce mot d’ordre</span> ihren Corporationen zu überbringen. Es sei -dies von großer Wichtigkeit und von den deutschen Fürsten durchaus -nicht außer Acht zu lassen, weil etwas sehr Unangenehmes sonst zu -erwarten stände.</p> - -<p>Der König trug mir auf, Ihnen dies doch gleich wissen zu lassen und -habe er es allen Gesandten hier schleunigst mitteilen lassen.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_96" id="Seite_96">[S. 96]</a></span></p> - -<p>Was daran wahr sein mag, ist schwer zu entscheiden; indessen in der -jetzigen Zeit, wo die Pariser Revolution schon so viele Imitateurs -findet, wovon die Ereignisse in Braunschweig<a name="FNAnker_76_76" id="FNAnker_76_76"></a><a href="#Fussnote_76_76" class="fnanchor">[76]</a> neuerdings wieder -zeugen — auch von Cassel fängt man an zu sprechen — darf man wohl -jede Andeutungen, die auf Conspiration hinweisen, nicht außer Acht -lassen. Und wenn diese Studentengeschichte auch nur einen momentanen -Aufstand erregen sollte, so kann der doch so manches Menschenleben -kosten und daher ist jede Vorsicht wohl heute zu Tage um so mehr sehr -zu empfehlen. General Borstell ist benachrichtigt, um für Bonn ein -wachsames Auge zu haben und namentlich um zu erfahren zu suchen, ob -wirklich Emmissaire in Paris gewesen sind und zurückkehrten und wie ihr -Betragen ist. Bekannt ist, daß in den Hundstags-Ferien unglaublich viel -deutsche Studenten nach Paris geeilt sind, um die große Nation in der -Nähe zu bewundern.</p> - -<p class="briefkopf">Im Haag, den 14. September 1830.</p> - -<p>Sie können sich gar nicht denken, mit welchem Vertrauen Alles auf Sie -und Ihre Armee hier sieht. Der Eindruck, den die bei uns sogleich -gestillte Emeute hier gemacht hat, ist nicht zu schildern; das -Vertrauen zu Preußen ist dadurch um ein Unglaubliches gestiegen. In -Alost mußte der Herzog Bernhard von Weimar<a name="FNAnker_77_77" id="FNAnker_77_77"></a><a href="#Fussnote_77_77" class="fnanchor">[77]</a> eine Emeute stillen; er -konnte die Impertinenz der Behörden nicht bezwingen, so daß er endlich -sagte: wenn sie so fortfahren zu handeln, so sind in 14 Tagen die -preußischen Armeen hier, da wird kurzer Proceß gemacht; in 24 Stunden -ist das Urteil dann gefällt und ausgeführt. Das hat einen solchen -Eindruck gemacht, daß die Gesichter sich verzogen und sogleich klein -beigegeben ward.</p> - -<p class="briefkopf">Im Haag, den 16. September 1830.</p> - -<p>Gestern Mittag erfuhren wir hier die traurigen Nachrichten aus -Dresden<a name="FNAnker_78_78" id="FNAnker_78_78"></a><a href="#Fussnote_78_78" class="fnanchor">[78]</a>. Die ungestrafte Pariser Revolution findet also, wie ich es -leider nur zu wahr ahndete, immer mehr Nachfolger.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_97" id="Seite_97">[S. 97]</a></span></p> - -<p>Was nun meine Besuche in den Städten am Rhein betrifft, die ich nach -den stattgehabten Emeuten dort machte, so fand ich zuvörderst in -Elberfeld eine Niedergeschlagenheit, die nicht zu schildern ist; der -Empfang und die Versicherungen von Anhänglichkeit, welche ich 5 Tage -dort vorher erlebt hatte, mochten den Anwesenden wohl eine Art Scham -erzeugen, die ich mich veranlaßt fand selbst als falsch und unnötig -ihnen vorzuhalten. Denn der Aufstand war ja durch die niedrigste -Volksklasse erzeugt worden und durch diejenigen, welche jetzt als -Repräsentanten der Bürgerschaft vor mir standen, sogleich ohne Militär -gedämpft worden, sodaß ihnen ja nichts zur Last fiel, sondern ich im -Gegenteil ihnen nur danken konnte für ihr schönes, entschlossenes und -festes Benehmen. Diese Worte richteten sie wieder auf, und gewiß ist -die Stimmung dort vorzüglich und die Anhänglichkeit an Ihre Person -außerordentlich groß. In Köln war ich bei meiner ersten Anwesenheit -ohne alle äußeren Zeichen von Enthusiasmus behandelt worden, ja ich -möchte eher sagen, daß man in der Stadt fast keine Notiz von mir -nahm, obgleich abends die Stadt erleuchtet war, aber schwerlich ganz -freiwillig. Um so auffallender war es mir, daß, als ich nun nach dem -Auflauf wieder herkam, der auch durch die Bürger allein gedämpft worden -war, ich sogleich beim Aussteigen mit Hurrah von den Bürgern und von -den Angeseheneren begrüßt ward, was sich auch wiederholte, wo ich mich -sehen ließ, woraus ich sehr deutlich entnehmen konnte, daß sich die -Bürger etwas darauf zu Gute taten, daß sie ihre Anhänglichkeit an Ruhe -und Ordnung, an Ihre Person und an den bestehenden Zustand der Dinge -auf eine so eclatante Art durch ihr Benehmen gegen die Aufrührer hatten -kund tun können.</p> - -<p>Die einzelnen Wünsche, die ich im allgemeinsten gehört habe, gehen -hauptsächlich darauf hin, daß man es sehr gern sehen würde, wenn mehr -Eingeborene in Westphalen und im Rheinland angestellt würden. Ein -anderer Wunsch ist, daß die Geschäfte rascher betrieben werden möchten, -indem die Sachen in den Ministerien entsetzlich verschleppt werden. -Und dann noch, daß das Unterrichtsministerium praktischer eingreifen -möchte, was freilich von Altenstein<a name="FNAnker_79_79" id="FNAnker_79_79"></a><a href="#Fussnote_79_79" class="fnanchor">[79]</a> nicht mehr zu erwarten ist...</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_98" id="Seite_98">[S. 98]</a></span></p> - -<p>Es sind heute schlechte Nachrichten aus Brüssel gekommen. Man hat dort -die Thron-Rede öffentlich verbrannt und ein Auflauf von 5–600 Menschen -hat stattgefunden; um 11 Uhr Abends war jedoch die Ruhe hergestellt. -Es scheint, daß diese Nachricht zu ernsten Mitteln endlich den Anstoß -gibt, aber die Generalstaaten sollen erst diese Mittel vorschlagen und -verlangen; damit gehen immer mehrere Tage verloren; die jungen Truppen, -die <span class="antiqua">au qui vive</span> stehen, schon einmal zurück mußten und von den -Rebellen bearbeitet werden durch Emissairs und Proclamationen, werden -mißmutiger; kurzum die Lage ist sehr bedenklich, wenn nicht bald und -rasch etwas geschieht. Der König ist sehr niedergeschlagen. Er sagte -mir heute: Wie haben sich die Dinge geändert, seitdem Sie bei uns -sind; nirgends ist ja mehr Treu und Glauben zu finden; die heiligsten -Rechte werden ja nicht mehr respectiert. Dann setzte er hinzu: Meine -Lage ist verzweifelt; wenn ein europäischer Krieg ausbricht, so bin -ich paralysiert; mein halbes Reich ist in Aufruhr, die Hälfte der -Armee jenseits Brüssel in den Festungen isoliert und diese schwach -besetzt; bleiben die Truppen nicht treu, so sind diese Festungen alle -für Frankreich erbaut, die Finanzen, die blühten, sind schon jetzt -gedrückt, die Papiere so gefallen, daß man mit ihnen keinen Handel -machen kann; ich habe also gar keine Mittel tätig zu sein, wenn ein -Krieg ausbricht...</p> - -<p class="briefkopf">Nimwegen, den 19. September 1830.</p> - -<p>Gleich vorgestern, als nach dem Diner die ersten alarmierenden -Nachrichten eintrafen, sandte der König seinen Adjutanten an Fritz, um -ihm den Befehl zum Vorrücken gegen Brüssel zu geben, da nun kein Moment -zu versäumen sei, die Residenz zum Gehorsam zu zwingen, bevor das -platte Land im Aufstand sei. Fritz erhielt zugleich den Befehl, wenn -er mit seinem Corps vor Brüssel concentriert stehe, eine Proclamation -zu erlassen, in welcher die Stadt im Guten noch einmal zum Gehorsam -aufgefordert wird und in welcher der König eine Art Pardon annonciert -und nur die Rädelsführer zu strafen verspricht (eine Art limitierte -Amnestie, von der Wilhelm sagt, daß sie doch die Hände nicht zu sehr -bände; über das Geschehene ist nichts zu sagen, sonst glaube ich, sind -die Amnestien nicht zum Heile der Throne ausgeschlagen). Wenn diese -Aufforderung nach einigen Stunden Bedenkzeit nicht angenommen, und<span class="pagenum"><a name="Seite_99" id="Seite_99">[S. 99]</a></span> -ausgeführt ist, so soll Fritz den Gehorsam mit Gewalt erzwingen und da -habe ich ihn inständigst gebeten, jedes Straßen-Gefecht zu evitieren -und Alles durch ein Bombardement zu zwingen suchen. Wahrscheinlich -steht Fritz heute Abend schon vor Brüssel, spätestens morgen, sodaß am -21. bestimmt der entscheidende Schlag sein wird. Gott gebe seinen Segen.</p> - -<p>Sollte die Sache manquieren, ja dann sagte mir der König gestern -ausdrücklich, daß er alsdann Belgien aufgeben müßte für den Moment; -er würde eine Defensiv-Stellung von Antwerpen nach Maastricht nehmen -und in dieser die Unterstützung der Alliierten abwarten, die er dann -sogleich in Anspruch nehmen würde. Er fügte hinzu, daß dann freilich -ein allgemeiner Krieg unvermeidlich sei, da ihm Frankreich habe -officiell anzeigen lassen, daß, wenn er von Europa unterstützt würde, -der sogenannte König Orleans die Revolution Belgiens seinerseits -unterstützen würde. Dahin wären wir nun also in Europa gekommen, daß, -während fast alle Mächte die Revolution bekämpften, nun schon das -Zerwürfnis eingetreten ist, daß eine bedeutende Macht erklärt, die -Revolution unterstützen zu wollen, wenn die andern Mächte sie angreifen -wollen. Wohin soll das noch führen<a name="FNAnker_80_80" id="FNAnker_80_80"></a><a href="#Fussnote_80_80" class="fnanchor">[80]</a>!</p> - -<p>Ich hoffe, daß Fritz von Oranien in Brüssel den Frieden Europas auf -einige Jahre wenigstens noch erhalten wird<a name="FNAnker_81_81" id="FNAnker_81_81"></a><a href="#Fussnote_81_81" class="fnanchor">[81]</a>.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_100" id="Seite_100">[S. 100]</a></span></p> - -<p class="briefkopf">Weimar, den 28. September 1830.</p> - -<p>Auf der Durchfahrt durch Gotha kommen soeben Reisende an, welche von -Hanau bis Fulda, Fulda selbst ausgenommen, alle Städte im Aufruhr -gefunden haben. Allenthalben würden, wie vor einigen Nächten in -Hanau, die öffentlichen Bureaus und Beamten-Wohnungen geplündert und -verbrannt und alles schreie nach Freiheit, der Kurfürst verweigere eine -Verfassung, die Wappen wurden abgerissen, die Durchreisenden mußten -mit: es lebe die Freiheit rufen, wobei man ihnen eine Axt vors Gesicht -hielt; nicht nur die Städte, sondern auch die Bewohner des platten -Landes sind im Aufstande; sie jagen die Schulzen und Amtsleute fort, -ziehen bewaffnet von einem Ort zum andern, setzen sogleich Wachen und -Signale aus, kurzum die Sachen werden natürlich durch immer noch nicht -habhaft zu werdende Emmissaire nach ein und demselben Plane geleitet, -überall wird gesengt und gebrannt, aber nirgends gestohlen. Auf Zuruf -einer Stimme: es ist genug für heute geht alles ruhig auseinander -gerade wie in Brüssel bei dem Rufe: <span class="antiqua">c’est assez</span>. Der soeben -eintreffende Großherzog von Oldenburg bestätigt nicht nur all’ die eben -erzählten Greuel, sondern ist Augenzeuge derselben gewesen, indem auch -ihm unter anderm jene Axt vorgehalten worden ist. In Fulda war gestern -Mittag bei seiner Abreise die Unruhe auch schon ausgebrochen und die -schwachen Behörden hatten sogleich die Licent-Erhebung, welches die -Haupt-Forderung der Meuterer ist, aufgehoben. Das Militär sieht überall -ruhig zu dem Unwesen zu. Der Großherzog von Oldenburg und der Herzog -von Coburg, der mir gestern Rendez-Vous in Gotha gab, sprachen Beide -äußerst determiniert, besonders ersterer hatte echte Ansichten über -das Militär und seine Leistungen bei solchen Excessen ausgesprochen. -Wenn nur endlich irgendwo einmal Ernst und Strenge gegen die Meuterer -gezeigt würde und nicht überall die unzeitige Nachgiebigkeit erblickt -würde<a name="FNAnker_82_82" id="FNAnker_82_82"></a><a href="#Fussnote_82_82" class="fnanchor">[82]</a>... Der Großherzog von Oldenburg machte den glaube ich ganz -zweckmäßigen Vorschlag, man sollte<span class="pagenum"><a name="Seite_101" id="Seite_101">[S. 101]</a></span> mobile Colonnen formieren in -hiesiger Gegend, in Böhmen und Bayern vielleicht, die sich gleich nach -den aufgestandenen Gegenden zu begeben hätten, um sie zur Raison zu -bringen. Der Herzog von Coburg drängt, wohl sehr mit Recht, auf eine -Art Manifest des Bundes, in dem diese unerhörten Frevel öffentlich -verpönt und als mit Gewalt zu bekämpfend dargestellt würden.</p> - -<p class="briefkopf">Weimar, den 14. Oktober 1830.</p> - -<p>Sie haben mich durch den Grafen Lottum<a name="FNAnker_83_83" id="FNAnker_83_83"></a><a href="#Fussnote_83_83" class="fnanchor">[83]</a> befragen lassen, was es für -eine Bewandtnis mit einer Rede habe, die ich in Coblenz gehalten hätte, -die jetzt in mehreren Zeitungen gedruckt stehe. Wenngleich mir der -Graf Lottum nicht sagen konnte, auf Befragen, ob Sie den Inhalt dieser -sogenannten Rede tadelten, so mußte ich durch seine Sendung durch Sie -an mich doch etwas Tadelndes vermuten. Es kann mir daher nichts übrig -bleiben, als den wahren Zusammenhang der Sache vorzutragen, um mich -dann Ihrem Schicksale zu überlassen. Daß ich keine Reden zu halten -pflege, wissen Sie wohl und am allerwenigsten war meine Stellung in den -Rhein-Provinzen diesen Sommer dazu geeignet; denn große Reden verfehlen -oft ihren Zweck, wenn es auch nur darum wäre, weil die Menschen sich -sagen: der will uns durch Redensarten gewinnen. Alles, was ich gesagt -habe, war im Conversationstone gesprochen bei der Präsentation der -Behörden, wo dann bald diese, bald jene Äußerung zu Einem oder dem -Anderen oder auch zu Mehreren zugleich gesagt wird; und beim Interesse -des Gegenstandes kam es natürlich oft, daß ein Jeder zu horchen -versuchte, was ich sprach, dann also auch alle still waren und man so -meinen Worten die Ehre angetan hat, sie in eine Rede zusammenzufassen.</p> - -<p>Übrigens sprach ich mich nicht allein in Coblenz so aus, sondern in -Cöln, Düsseldorf, Aachen, Lippstadt, Wesel usw.; überall sagte ich dem -Sinne nach dasselbe und dies Alles habe ich mir aus den Inhalten Ihres -eigenen Briefes... construiert. Demnach ging der Sinn meiner Worte -dahin: „daß Sie es bedauerten, zum zweiten Male von der Bereisung der -westlichen Provinzen und der dortigen Armee-Corps verhindert zu<span class="pagenum"><a name="Seite_102" id="Seite_102">[S. 102]</a></span> werden -und daß Sie mir aufgetragen hätten, dies den Truppen und den Einwohnern -bekannt zu machen“. Wenn im vergangenen Jahre ein so schöner Grund Sie -von dieser Reise abgehalten hätte, so wäre es nur im höchsten Grade -zu beklagen, daß in diesem Jahre der Grund ein so höchst trauriger, -unglücklicher sei; denn bei den jetzigen gestörten Verhältnissen in -Frankreich, die ganz Europa in Unruhe und Bewegung zu setzen drohen, -hätten Sie natürlich die Residenz nicht verlassen können, um sich mit -Ihren Alliierten desto rascher beraten zu können. Was die französische -Revolution beträfe, so würden Sie sich nicht in diese inneren -Angelegenheiten mischen; man würde die Revolution wie einen Krater -beobachten, der in sich selbst ausbrennen müßte und man würde nur auf -seiner Hut sein, daß dieser Krater keine Crevasse bekäme, aus der sich -der Gährungsstoff auf andere Länder ergießen könne. Sollte Preußen -jedoch nicht angegriffen werden, so wären Sie fest entschlossen, alle -Ihre Kräfte aufzubieten, um den jetzigen Besitzstand zu erhalten, und -Sie würden keinen Mann Ihrer bewaffneten Macht zurücklassen, um auch -den letzten Ihrer Untertanen zu beschützen und sich zu erhalten. Was -die verschiedenen Aufstände im Preußischen beträfe, so hätten Sie dem -wohlgesinnten Teil der Untertanen Gelegenheit gegeben zu zeigen, wie -sehr sie Ihrem Szepter anhingen, indem sie den Emeuten allenthalben -rasch ein Ziel gesetzt hätten. Ich müßte aber einem Jeden zu bedenken -geben, daß man nicht nur durch Aufstände gegen Sie sich auflehnen, -sondern daß auch durch Gesinnungen und Handeln eines Jeden in seinem -Wirkungskreise Auflehnung entstehen könne, und daher müßte ich -namentlich die Behörden aufmerksam machen, genau den geregelten und -vorgezeichneten Gang Ihrer Regierungsform ins Auge zu fassen, damit -ein Jeder in Ihrem Sinne Recht und Billigkeit ausübe. Jede Abweichung -hiervon wäre gegen Ihre Absicht und gegen den Sinn Ihrer Regierung und -könne daher eine Ahndung nach sich ziehen.</p> - -<p>Wenn Sie gegen diese Worte und deren Sinn etwas zu erinnern finden, -so muß ich Belehrung darüber erwarten; ich glaube aber versichern zu -können, daß sie nicht nachteilig gewirkt haben und das Interesse, -welches Sie an den getrennten Provinzen nehmen, den Einwohnern von -Neuem gezeigt und sie sehr erfreut hat.</p> - -<p class="gruss"><span class="mright2">Ihr gehorsamer Sohn</span><br /> -Wilhelm.</p> - -<div class="chapter"> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_103" id="Seite_103">[S. 103]</a></span></p> - -<h2 class="nobreak" id="Im_Dienste_des_Staates">Im Dienste des Staates.</h2> - -</div> - -<p class="briefkopf">Berlin, den 14. November 1830.</p> - -<p>Auf meinen dienstlichen Antrag, den Kavallerie-Regimentern -die Kriegsreserven-Mannschaften so lange zu belassen, bis die -Augmentations-Mannschaft im Februar oder März eintrifft, habe ich -heute die abschlägige Bescheidung des Kriegsministers auf Ihren Befehl -erhalten. Verzeihen Sie gnädigst, wenn ich noch ein Mal in dieser -Angelegenheit mich direkt an Sie wende. Mein Zweck kann ja kein anderer -sein, als Ihre Kavallerie vor einem möglichen Erscheinen im Felde zu -sichern, der ihr und ihrem Namen nur Nachteil bringen kann.</p> - -<p>Die jetzige Stärke eines Kavallerie-Regimentes ist 462 Gemeine; -davon sollen nun ein Drittel entlassen werden, also pp. 150 Gemeine; -es verbleiben also ausrückender Stand 378 Gemeine. Davon Kranke, -Kommandierte ect. vielleicht 18 Mann. Schlagfertiger Stand also 300 -Mann.</p> - -<p>Mit 300 Pferden also würde ein Kavallerie-Regiment marschieren, wenn -im Laufe der nächsten Monate ein Marsch befohlen würde. Wenngleich -ich die politischen Ereignisse nicht kenne, so scheint doch aus allem -hervorzugehen, daß die Krisis gekommen ist, wo es sich entscheiden muß, -ob in wenigen Wochen Belgien sich friedlich gibt oder ob es gezwungen -werden muß, dem Willen Europas sich zu beugen. Tritt letzterer Fall -ein, so scheint ein Einrücken unserer Truppen so schnell als möglich -doch unumgänglich nötig, um noch so viel zu retten als möglich. Dann -tritt aber auch der Fall ein, daß die Kavallerie-Regimenter am Rhein -schnell aufbrechen müssen und nicht 14 Tage bis 3 und 4 Wochen auf die -Einziehung ihrer Kriegsreserven warten können; folglich marschieren -sie dann mit 300 Gemeinen. Noch schlimmer gestaltet sich das Ganze für -mein Armeekorps. Dasselbe wird doch allerwenigstens nach dem<span class="pagenum"><a name="Seite_104" id="Seite_104">[S. 104]</a></span> Rhein -marschieren müssen, wenn die dortigen Corps vorrücken (freilich wäre es -mir lieber, wenn mein Corps gleich mit vor den Feind rücken könnte), -dann habe ich also auch aber nur Kavallerie-Regimenter zu 300 Gemeinen; -meine Kriegsreserve-Mannschaft kann ich aber unter 6 Wochen nicht in -den jetzigen Garnisonen haben und nicht unter 2 Monaten am Rhein. -Die jetzt einkommenden Rekruten pp. 150 müssen zurückbleiben oder -unausexerciert folgen; dasselbe gilt von den Rekruten, die jetzt oder -im Februar kommen sollen.</p> - -<p>Ein Regiment hat jetzt etatmäßige Pferde 468; angenommen, es haben nur -18 Pferde ausrangiert, bleiben 450. Folglich, um den neuen Etat von -584 Pferden zu erreichen, bedarf es 134 Pferde; davon erhält es jetzt -60 und im Februar 74 Stück. Wenn also in den nächsten 4 Wochen ein -Marsch eintritt, so muß ein Regiment 450 Pferde und 60 Pferde, Summa -510 Pferde mitnehmen; darauf hat es aber nur 300 gedienter Leute und -150 Rekruten, also genau 210 Pferde mehr zu warten, als es Leute zu -deren Wartung hat und wenn die Rekruten mit die Pferde warten können, -so bleiben immer noch 60 Pferde mehr als wartende Soldaten. In der -Garnison in Ruhe läßt sich das allenfalls ertragen, aber auf einem -Marsch wäre es ein entsetzlicher Übelstand<a name="FNAnker_84_84" id="FNAnker_84_84"></a><a href="#Fussnote_84_84" class="fnanchor">[84]</a>.</p> - -<p>Aus allem diesem fühlte ich mich daher bewogen, Ihnen nochmals den -Antrag vorzulegen, die Kriegsreserven der Kavallerie-Regimenter des -3., 4., 7. und 8. Armeecorps so lange vor der Hand bei den Regimentern -zu belassen, bis die zweite Remonte zur Augmentation eingetroffen -ist, ungefähr so im Februar, bis wohin sich so Vieles am politischen -Horizonte aufgeklärt haben muß und namentlich, ob man sich noch mehr -oder weniger rüsten muß. Tritt bis dahin aber jenes Corps in Marsch, -so sind die Kavallerie-Regimenter doch einigermaßen schlagfertig, was -ohne Einbehaltung der Kriegsreserven fast nicht möglich ist. Am 23. -d. M. sollen die Kriegsreserven meiner Kavallerie abgehen; die der 5. -Kavallerie-Brigade sind schon zweimal fort gewesen und zweimal wieder -eingezogen worden. Ich habe jedem Mann aus meiner Tasche einen halben -Taler geschenkt, um sie einigermaßen für die gehabten<span class="pagenum"><a name="Seite_105" id="Seite_105">[S. 105]</a></span> Kosten an -Kleidung und Putzzeug zu entschädigen. Dies zum dritten Mal zu erleben, -was leicht möglich wäre bei der zu erwartenden Entscheidung der Krisis, -wäre wohl sehr unangenehm in jeder Beziehung.</p> - -<p class="gruss"><span class="mright2">Ihr gehorsamer Sohn</span><br /> -Wilhelm.</p> - -<p class="briefkopf">(Ohne Datum.)</p> - -<p>Wilhelm Solms hat mich in seiner Heiratsangelegenheit zum Mitvertrauten -erwählt. Dieselbe ist Ihnen durch seine Mutter und deren Brüder -bekannt gemacht worden, um Ihren Consens zu erbitten. Sie haben -dabei ausgesprochen, daß Sie den Wunsch hätten, man möchte doch noch -Versuche machen, ob man die Gräfin Kinsky-Mutter nicht vermögen könnte -nachzugeben, daß auch die einstigen Töchter aus der zu schließenden Ehe -den evangelischen Glauben annähmen. Sie sind darin Wilhelms Wünschen -nur unterstützend beigetreten, doch hatte er gleich von Anfang an nicht -die Hoffnung, daß seine künftige Schwiegermutter nachgeben würde, da -es ihm Mühe gemacht hatte, die evangelische Religion für die Söhne zu -erlangen.</p> - -<p>Der Herzog Carl, welcher diese Religionsfrage der Töchter nun betrieb, -verpflanzte dieselbe auf ein fremdes Terrain, indem er mit dem Gesetze -einschreiten wollte, indem er seinem Neffen versicherte, Sie würden -Ihren Consens nicht geben, wenn nicht das Gesetz erfüllet würde, d. -h. nach des Herzogs Auslegung, die Töchter <em class="gesperrt">müßten</em> katholisch -werden. Wilhelm Solms, der sich mit der Sache natürlich sehr vertraut -gemacht hatte, auch bereits die Einwilligung seiner Mutter und seines -Familien-Chefs, von Letzterem sogar durch offizielle Urkunde, hatte, -daß die einstigen Töchter katholisch werden sollten, fand in den -Gesetzen nirgends die vom Herzog Carl gemachte Auslegung derselben. -Denn im Gesetz heißt es ausdrücklich so: die Regel ist, daß alle -Kinder der Religion des Vaters folgen; wenn jedoch ein anderes bei den -Ehepakten beschlossen wird, so mischt sich das Gesetz nicht darein; nur -in dem Falle, daß eine Verschiedenheit der Wünsche obwaltet und eine -Einigung nicht möglich ist, so tritt das Gesetz mit der aufgestellten -Regel ein. Ja selbst wenn die Brautleute gleicher Meinung waren, bei -der Geburt eines Kindes eines der nunmehrigen Eltern desselben aber -die Meinung gewechselt<span class="pagenum"><a name="Seite_106" id="Seite_106">[S. 106]</a></span> haben sollte und eine Einigung gutwillig nicht -möglich ist, so schreitet auf Verlangen wiederum das Gesetz mit seiner -Regel ein. Diese hier aufgestellte Auslegung des Gesetzes beruht auf -den Aussprüchen der Geheimräte v. Raumer, Savigny und Kamptz und ist -auch die ganz allgemein in Anwendung kommende Praxis. Wilhelm Solms -muß also vermuten, daß sein Onkel in der Auslegung des Gesetzes -geirrt habe, was ihm dadurch noch mehr bestätigt ward, daß vor wenig -Tagen sich der Herzog völlig lossagt, ferner in der Angelegenheit -zu tun haben zu wollen und den Großherzog an seine Stelle setzt. -Außerdem hatte aber der Herzog Carl auch noch obengenannte Urkunde -des Fürsten Solms als unstatthaft angreifen wollen, obgleich sie -schon in Wien mitgeteilt ist, behauptend, die mediatisierten Fürsten -dürften dergleichen Dokumente in ihren Familien nicht ausstellen, wenn -sie gegen Landesgesetze verstießen. Da aber, wie gezeigt, gegen die -Landesgesetze gar nicht verstoßen ist, indem mit Übereinstimmung von -allen Parteien die katholische Religion für die Töchter stipuliert -ward, so fällt auch dieser Einwurf des Herzogs zusammen, abgesehen -davon, daß den mediatisierten Häusern selbst solche Anordnungen zu -treffen vorbehalten ist.</p> - -<p>Wilhelm Solms ist nun natürlich sehr <span class="antiqua">en peur</span> zu vermuten, daß -Ihnen die Sache als eine Ungesetzmäßigkeit vorgestellt sein möchte, was -zu berichtigen ich sehr gern für ihn übernommen habe. Der hofft also, -wenn der Großherzog Ihnen das Nichtnachgeben der Gräfin Kinsky wird -angezeigt haben, Sie Ihren Consens erteilen werden, wenn Sie gesehen -haben, daß Alles geschehen war, die Gräfin zu bewegen, Ihrem Wunsche -nachzugeben; der Entscheidung Ihres Consenses wird das Gesetz nirgend -im Wege stehen. Sie werden Zwei sehr glücklich machen, denn die Briefe -der Braut schildern sie als sehr verliebt und sehr ausgezeichnet von -Herz und Geist, und Wilhelm ist sehr entzückt und gefällt mir ganz -ungemein in der ganzen Angelegenheit<a name="FNAnker_85_85" id="FNAnker_85_85"></a><a href="#Fussnote_85_85" class="fnanchor">[85]</a>...</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_107" id="Seite_107">[S. 107]</a></span></p> - -<p class="briefkopf">Berlin, den 29. März 1831.</p> - -<p>Wenngleich ich nicht weiß, ob Ihr Vertrauen dem Prinzen Radziwill<a name="FNAnker_86_86" id="FNAnker_86_86"></a><a href="#Fussnote_86_86" class="fnanchor">[86]</a> -beim nächsten Avancement in der Armee eine Regiments-Commando-Stelle -verleihen wird, so wäre dies bei seinem Anciennitäts-Verhältnis doch -möglich. Ich glaube es daher der Freundschaft für ihn schuldig zu sein, -über seine Persönlichkeit und über die daraus etwa entspringende Wahl -des ihm anzuvertrauenden Regimentes Folgendes zu sagen.</p> - -<p>Sein sehnlichster Wunsch und der seiner Familie ist es, einst das 19. -Infanterie-Regiment zu befehligen, indem er demselben nun schon so -lange angehört. Der jetzige Commandeur, Oberstleutnant v. Valentini, -hat diesen Wunsch sehr begreiflich gefunden, sich ganz erbötig erklärt, -ein Regiment zu tauschen, wenn es Ihr Befehl sei. Später hat er jedoch -seine Ansicht in dieser Hinsicht plötzlich geändert. Dem General -Witzleben teilte ich schon vor längerer Zeit den Wunsch des Prinzen -mit. Er erwiderte mir, daß der Prinz zu sehr Pole sei, als daß man -ihm dies Regiment anvertrauen könne und daß mehrere Dinge über ihn in -dieser Beziehung berichtet seien, die Sie nicht veranlassen würden, -ihm das 19. Regiment zu geben. Ich teilte dem Prinzen diese ganze -Unterredung und Mitteilung des Generals Witzleben mit. Er war darüber -nicht verwundert, weil er sehr wohl wußte, daß man von Posen aus so -über ihn berichte. Als Mann von Ehre begnügte er sich zu erwidern, -daß er sich nicht rechtfertigen würde, sondern die Zeit entscheiden -lassen wollte. Wie wenig er übrigens blind über die Polen ist, wird -seine Mitteilung — schon vor einigen Jahren — beweisen, wo er -mich benachrichtigte, daß der Geist in Posen usw. anfinge sich zu -verschlechtern usw. und daß er dieserhalb beständig zu predigen habe.</p> - -<p>Jetzt seit der polnischen Revolution wird, glaube ich, ein Jeder, der -ihn unparteiisch hat sprechen hören, ihm das Zeugnis erteilen, daß man -nicht richtiger das Verhältnis beurteilen kann als er; aber freilich -kann ich ihn dabei nicht lossprechen, manches Ding, was unter dem -Großfürsten Konstantin geschehen ist, bei seinem Namen genannt zu haben -und vielleicht nicht immer vorsichtig genug. Aber Rebellion bleibe für -ihn Rebellion, wenngleich das Interesse von seines Vaters Landsleuten -ihm am Herzen liegt. Wenn er sich also in dieser Beziehung mancher -Unachtsamkeit wirklich anzuklagen haben mag, so ist das doch sehr weit<span class="pagenum"><a name="Seite_108" id="Seite_108">[S. 108]</a></span> -entfernt von einer Gesinnung, die Mißtrauen gegen ihn aufkommen lassen -könnte. Ich darf es Ihnen versichern, Sie können keinen ergebeneren und -treueren Offizier in Ihrer Armee haben als ihn, denn Wenige kennen ihn -so genau wie ich...</p> - -<p>Der Prinz wird natürlich jedes andere Regiment, das Sie ihm übergeben, -als ein unschätzbares Vertrauen übernehmen, aber ein sehr schmerzhaftes -Gefühl wird es ihm sein und bleiben, glauben zu müssen, daß man -aus politischen Gründen ihm mißtraut und daher von seinem jetzigen -Regimente entfernt. Verzeihen Sie gnädigst, wenn Freundschaft und -Überzeugung diese Zeilen mir eingeben.</p> - -<p class="gruss"><span class="mright2">Ihr gehorsamer Sohn</span><br /> -Wilhelm.</p> - -<p class="briefkopf">Belvedère bei Weimar, den 26. Juni 1831.</p> - -<p>Die russische Remonte schlägt außerordentlich gut ein und ist wirklich -jetzt <span class="antiqua">magnifique</span>; auch die Augmentations-Pferde sind sehr gut, -so auch beim 3. Ulanen-Regiment. Leider kann ich nicht dasselbe von -den sogenannten russischen Pferden sagen, welche das 2. Dragoner- -und das 3. Husaren-Regiment als Augmentation erhalten haben für -die außerordentlich guten, welche sie an die Regimenter des 4., 7. -und 8. Corps haben vor 6 Wochen abgeben müssen. Diese sogenannten -russischen Pferde sind nicht nur unter der Kritik schlecht, wenigstens -zu Dreiviertel der ganzen Masse, sondern sind sie nicht einmal -einstellungsfähig, was das Haupterfordernis dieser Augmentationspferde -war... Der Kriegsminister ist freilich selbst sehr ungehalten auf -diesen Ankauf und wenn er auch Ersatz stellen will, so kann er es -doch nicht hindern, daß diese Regimenter statt in vier Wochen erst in -mehreren Monaten schlagfertig auf die Kriegsstärke werden. Ich hatte es -ihm vorher gesagt und bin wirklich sehr niedergeschlagen, weil meine -Cavallerie die einzige in der ganzen Armee ist, der es so ergeht...</p> - -<p class="briefkopf">Im Neuen Palais, 30. Juli 1831.</p> - -<p>In militärisch-cholerischer<a name="FNAnker_87_87" id="FNAnker_87_87"></a><a href="#Fussnote_87_87" class="fnanchor">[87]</a> Beziehung melde ich nur noch, daß -auf Aufforderung des Generals v. Thile von gestern der Oberst v. -Neumann<span class="pagenum"><a name="Seite_109" id="Seite_109">[S. 109]</a></span> angewiesen worden ist, eine Compagnie des Kaiser Franz -Füselier-Bataillons und eine Escadron jenseits Stettin zu detachieren, -indem die dortige Garnison nur 100 Mann disponibel zum Cordon bis zum -Haff machen kann, daher die verlangte Aushülfe notwendig wurde. Das -Füselier-Bataillon des ersten Garde-Regiments wird, wenn jene Lücke -links geschlossen werden muß, auf dem rechten Flügel des Cordons -diese Links-Schiebung ersetzen. Die Bataillone sind guten Muts -ausmarschiert, um so mehr, weil die Soldaten nicht glauben, daß sie -blos gegen die Krankheit, sondern gegen die Polen marschieren, wovon -die nur mitgenommenen 15 scharfen Patronen sie nicht zu detrompieren -vermochten. Die Bemerkung hörte man allgemein, daß man nach 16 -Friedensjahren nicht erwartet hätte, zum ersten Male nach Osten und -gegen eine Seuche wieder auszumarschieren und daß die westliche -Richtung lieber eingeschlagen worden wäre, einen andern Feind findend. -Wer weiß, was über kurz oder lang uns bevorsteht, dann ist die jetzige -Zeit ein gutes Aguerriren...</p> - -<p class="briefkopf">Berlin, den 10. Februar 1832.</p> - -<p>Durch den Kriegsminister ist mir Ihr Befehl zugegangen, nach welchem -eine sehr bedeutende Beurlaubung bei der Infanterie eintreten soll. -Die Staatskassen müssen freilich sehr erschöpft sein, da Sie sich zu -dieser Maaßregel entschlossen haben, denn Niemand ist ja fürsorglicher -für das Wohl der Armee als Sie und Niemand weiß daher besser als Sie, -wie schmerzlich dieser Befehl der Armee sein muß, wie desorganisierend -er momentan und vielleicht auf länger auf dieselbe wirken muß. Ich kann -daher auch nicht, wenn ich es mir auch gern unterstehen möchte, auf -Zurücknahme dieser Anordnung für die ganze Infanterie antragen; aber -ich wage es, Ihnen die Lage der Infanterie des dritten Armee-Corps -untertänigst vorzutragen. Durch die Dislocation derselben außer ihrem -Cordon trifft diese Maßregel dieselbe ungleich härter und führt weniger -zum Ziel der Ersparnisse.</p> - -<p>1.) Die Beurlaubung wird nicht viel vor Ende des Monats eintreten, -sodaß also ungefähr dieselbe nur auf 3 Monate eintritt.</p> - -<p>2.) Nach meinem ungefähren Überschlag wird die Entlassung beim dritten -Armee-Corps circa 2200 Mann betragen. Der Mann zu 3 Taler monatlich -berechnet, gibt die Summe von 10000 Talern, in 3 Monaten also 30000 -Taler, welche erspart werden.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_110" id="Seite_110">[S. 110]</a></span></p> - -<p>3.) Davon sind jedoch wiederum abzurechnen wenigstens 14 Tage Hin- und -14 Tage Her-Marsch, also wieder ein Monat, sodaß wieder 10000 Taler -abzurechnen sind, und es bliebe also nur ca. 20000 Taler Ersparnis.</p> - -<p>4.) Wie Wenige werden sich finden, die auf eine so kurze Zeit nach -Hause gehen, wie sie kein Unterkommen, kein Verdienst auf 2 Monate -finden?</p> - -<p>5.) Bei der Aussicht einer großen Revue für das dritte Armee-Corps -wird die Maaßregel für dasselbe im höchsten Grade drückend. -Die Desorganisation der Truppen tritt in dem Moment ein, wo -die Compagnie-Exercier-Zeit beginnt, wo die Rekruten durch die -Zusammenstellung mit den alten Mannschaften erst anfangen sich -zu orientieren und als Soldaten zu fühlen. Das Fortschreiten -der Ausbildung von Stufe zu Stufe, Compagnie-, Bataillon-, -Regiments-Exercieren wird unmöglich, teils aus Mangel an -Formations-Möglichkeit, teils weil mit vier wachtfreien Nächten die -Mannschaft so fatiguirt wird, daß an ein systematisches Exercieren -kaum zu denken ist. Jede Vermehrung von Kranken im Frühjahr, die -leider jetzt immer zu erwarten ist, jedes kleine Kommando und andere -Zufälligkeiten vermindern den wachtgebenden Stand, sodaß bald mit 3, -bald mit 2 Nächten wird aufgezogen werden müssen. Bei einer solchen -Fatigue hat die Erfahrung, namentlich in Coblenz bis zum Jahre 1830, -gelehrt, daß die jungen Leute nicht auf dem Posten sich wach zu -erhalten vermögen, sie schlafen ein, werden so betroffen, arretiert, -sodaß ihre Existenz höchst gefährdet ist, da sie zwischen Ermattung -auf Posten durch Mangel an Schlaf, was die Gesundheit untergräbt, -und Arretierung wegen Erliegung der Fatigue zu wählen haben. Dies -Bild erscheint grell, ist aber leider aus der Erfahrung von Coblenz -gegriffen und findet sich in einem Brief von mir an den General -Witzleben aus Ems von 1830. Ich fürchte mit Recht, daß ähnliche -traurige Verhältnisse nun in Magdeburg, Erfurt, Cüstrin und Wittenberg -eintreten werden. Wie soll bei solchen Fatiguen viel exerciert werden -können? Die Ausbildung der Truppe ist also während der drei Monate fast -unmöglich.</p> - -<p>6.) Am 1. Juni soll die beurlaubte Mannschaft wieder eintreffen -bei den Regimentern. Um Ihre Zufriedenheit zu erlangen im Herbst, -ist es unumgänglich nötig, daß wie 1827 die Vorübungen der Truppe -systematisch<span class="pagenum"><a name="Seite_111" id="Seite_111">[S. 111]</a></span> in ihrer größeren Zusammensetzung fortschreiten; sonst -kann ich nicht verantwortlich sein für Ordnung der Ausführung des -Verlangten. Eine desfalsige Berechnung ergibt, daß die Erfurter -Garnison in der Hälfte Juli aufbrechen muß; sie hat also kaum 5 Wochen, -um mit der Mannschaft im Detail alles nachzuholen, was erforderlich -ist. Welch’ ein kurzer Zeitraum für die feine Ausbildung im Detail; -welche Anstrengungen, welche Überbietung der Kräfte aller Teile gehört -dazu, um zu Stande zu kommen? Eine so übermäßige Anspannung erkältet -leicht den höchsten Eifer und die größte Lust. Und wenn es mir auch -glückte, das Corps wie vor 6 Jahren Ihnen vorzuführen, so bangt mir -wahrlich vor der Frage, was für Kräfte aufgeboten wurden, um in so -kurzer Zeit so viel zu erreichen.</p> - -<p>Aus dieser, ich fühle es, sehr kühnen und gewagten Darstellung der -Folgen, welche die Beurlaubungsmaßregel bei meiner Infanterie haben -wird, unterstehe ich mich darauf anzutragen, die Maßregel bei dieser -Infanterie zurückzunehmen, teils, weil die Ersparnis-Erzielung bei -derselben gering ist, durch ihre Dislocation, teils weil die Kräfte der -Mannschaften beim Wachtdienst und bei den übereilten späteren Übungen -gefährdet werden... Ich muß bemerken, daß meine Befehle zur Beurlaubung -bereits abgegangen sind, eine gnädige baldige Entscheidung also sehr -erwünscht ist.</p> - -<p class="gruss"><span class="mright2">Ihr gehorsamer Sohn</span><br /> -Wilhelm.</p> - -<p class="briefkopf">Berlin, den 8. Oktober 1832.</p> - -<p>Der gestrige Morgen in Bellevue, wo wir Charles X. und den -Dauphin begrüßten, gehört gewiß zu den ergreifendsten Momenten des -Lebens. Ich vermag den Eindruck nicht zu schildern, den der Anblick des -Mannes, auf einer solchen Reise begriffen, auf mich machte, den man vor -17 Jahren in Folge so mühseliger Anstrengungen und Opfer auf den Thron -seiner Väter zurückführen sah. Der Wechsel der entsetzlichen Schicksale -trat zu grell hervor, als daß man nicht tief erschüttert sein mußte.</p> - -<p>Der König war in seiner bekannten Art heiter und außerordentlich -gerührt und dankbar über Alles, was ihm seit seinem Eintritt ins -Preußische begegnet ist, denn allgemein soll man ihm die größte -Teilnahme<span class="pagenum"><a name="Seite_112" id="Seite_112">[S. 112]</a></span> verbunden mit dem schuldigen Respect erwiesen haben... Er -sprach über die Revolution und sagte, daß er immer nur das Wohl seines -Landes im Auge gehabt habe und auch glaube, immer nur die richtigsten -Mittel gewählt zu haben; aber freilich einen Fehler habe er gemacht, -nämlich den, im Juli 1830 nicht 50000 Mann mehr nach Paris gezogen zu -haben, aber er hätte eine solche Maßregel nicht für nötig gehalten, -zu sehr auf die Gesinnung des Volkes rechnend. Er fürchtet sehr für -Frankreichs Ruhe in den nächsten Monaten bei Eröffnung und während der -Sitzung der Kammern, hinzufügend, er wünsche es nicht, denn er wünsche -zur die Zufriedenheit des Landes, aber er fürchte nur Unruhen. <span class="antiqua">Le -gouvernement a bien de la peine de remettre les affaires en ordre et de -se consolider</span> sagte er auch unter anderm. Auch freute er sich über -die Bundestagsbeschlüsse und sagte: <span class="antiqua">la liberté de la presse, c’est -le reste</span>...</p> - -<p class="briefkopf">Berlin, den 24. Februar 1833<a name="FNAnker_88_88" id="FNAnker_88_88"></a><a href="#Fussnote_88_88" class="fnanchor">[88]</a>.</p> - -<p>Es ist ein schwer zu beschreibendes Gefühl, mit welchem ich (in) diesem -Augenblick die Feder ergreife, da ich weiß, daß ich mich über die ganze -Zukunft der preußischen Armee aussprechen muß.</p> - -<p>Vom Generalleutnant von Witzleben bin ich heute früh aufgefordert -worden, mich über die künftige Dienstzeit des Infanteristen nach den -mitgeteilten Plänen auszusprechen.</p> - -<p>Früh schon hat mich Ihre Gnade und Ihr Vertrauen an die Spitze höherer -Truppencommandos berufen, sodaß ich bereits aus den gesammelten -Erfahrungen mir ein Urteil zutrauen darf. Wahrscheinlich berufen, -dereinst noch die mir anvertrauten Truppen zur Erhaltung Ihres -Thrones und Ihres Vaterlandes gegen den Feind zu führen, muß ich auch -wissen, wie die Truppen beschaffen sind, mit denen ich so hohe Güter -verteidigen soll. Eine Vernachlässigung meiner heiligsten Pflicht würde -es sein, wenn ich in einem Augenblicke schweigen wollte, wo es darauf -ankommt, die Beschaffenheit dieser Truppe so zu untergraben,<span class="pagenum"><a name="Seite_113" id="Seite_113">[S. 113]</a></span> daß deren -Führer dereinst nicht mehr wissen können, ob sie für deren Gehorsam und -Disciplin sich verbürgen können. Eine schwere Verantwortlichkeit würde -ich auf mich nehmen, wenn ich in diesem entscheidenden Moment nicht auf -das aufmerksam machte, was die Armee bedroht und wenn ich in ein System -willigte, von dem ich nur Übles erwarte und vielleicht in einer fernen -Zukunft — wenn es zu spät ist — hören müßte: warum hat man damals -darein gewilligt, warum hat man nicht gesprochen, als es Zeit war.</p> - -<p>Im Monat October habe ich es gewagt, über den fraglichen Gegenstand -meine Ansichten ganz <span class="antiqua">in exstenso</span> vorzulegen. Wenn jenes Memoire -es nicht vermochte, die Beschließungen abzuwenden, von deren Anwendung -ich heute unterrichtet werde, so wird es freilich dieses Schreiben -noch viel weniger vermögen, wo ich mich nur auf jenes Memoire beziehen -kann. Aber verwahren muß ich mich gegen alle Folgen, die aus dem -beabsichtigten Schritt entspringen müssen, und dies hiermit zu tun ist -meine Pflicht.</p> - -<p>Wohl weiß ich, daß gewichtige Stimmen keinen Übelstand in der -verkürzten Dienstzeit des Infanteristen sehen wollen; noch heute -sprach ich mit Generalleutnant Grollmann davon, aber wie künftig -Unteroffiziere zu beschaffen sein werden, daran hatte er nicht -gedacht, gleichfalls nicht, wie nach 16 monatlicher Dienstzeit sich -noch Kapitulanten finden werden, die Pflanzschulen der Unteroffiziere. -Er sagt, in 16 Monaten könne man einen Unteroffizier vollkommen -ausexercieren und felddienstfähig machen; ich versichere dies in 8–10 -Monaten tun zu wollen, aber weder in 8, 10 noch 16 Monaten erzieht man -einen Soldaten, der es dem Geist nach ist, d. h. einen, der nicht aus -Furcht vor Strafe, sondern aus einer gewordenen Überzeugung handelt, -wie es ihm gelehrt ist. Wie will man Vertrauen auf einen Soldaten -auf Vorposten setzen, der kaum unter den Augen des Vorgesetzten das -Befohlene tut, weil er das Befohlene noch nicht inne hat und haben -kann. Wie wird im Kriege die Disciplin in einer Truppe zu erhalten -sein, die sie in 16 Monaten kaum der Idee nach kennen gelernt hat, dem -Geiste nach aber gar nicht; wie wird diese Disciplin in der Landwehr, -bei der Composition ihrer Offiziere aussehen, da sie in 16 Monaten -nicht erlernt ist, geschweige denn nach 10 Jahren der Beurlaubung. -Es gibt deutsche Armeen, die bei ihrer kurzen Dienstzeit weder das -Vertrauen<span class="pagenum"><a name="Seite_114" id="Seite_114">[S. 114]</a></span> des In- noch Auslandes haben; die aber wohl <em class="gesperrt">ein</em> -Renomee sich gemacht haben, das der Indisciplin. Die Preußische Armee -zeichnete sich von jeher durch das Gegenteil aus; sie besitzt, und mit -Recht, das Vertrauen des In- und Auslandes, weil ein Jeder fühlt, daß -sie allein noch in Deutschland auf richtige Prinzipien gegründet ist, -daß ihre Glieder zu wirklichen, kräftigen Kriegern erzogen werden, -weil ihnen die Zeit dazu vergönnt ist. — Wie wird sich das Alles -ändern, wenn nun die Dienstzeit des Soldaten denen der andern Heere -gleichkommt, auf die gerade dieserhalb man kein Vertrauen setzt.</p> - -<p>Wenn wirklich die Reducierung der Dienstzeit von 36 auf 16 Monate -stattfinden soll, so wird man sich vor einer Haupttäuschung zu wahren -haben, nämlich der, daß man nicht mehr die Ansprüche an die Armee und -Landwehr einst beim Beginn eines Krieges mache, die man an sie zu -machen berechtigt war, als das Edikt vom Jahr 1814 erschien. Durch -die Reducierung der Dienstzeit tritt die Infanterie auf die Linie der -anderen kleinen deutschen Armeen und man ist nicht berechtigt, mehr -von der unsrigen als von jenen zu verlangen. Das Edikt vom Jahre 1814 -zeigte eine Armee von Linientruppen beim Beginn eines Krieges, in -welcher eine feste soldatische Ausbildung möglich war, und daneben -die Landwehr, welche durch jene feste soldatische Ausbildung gegangen -war und daher ein Stamm sein konnte, trotz der langen Beurlaubung -jener Ausbildung in allen Teilen Ehre zu machen. Jetzt nun soll der -Vordersatz schwinden, was soll aus dem Nachsatz werden?</p> - -<p>Die schöne Haltung der Armee gibt am meisten Stoff für die Laien, -um die Behauptung der verkürzten Dienstzeit aufzustellen. Man kehre -den Satz um: gesetzt, es wäre nicht gelungen, die Armee so schön -zu erhalten, sondern das Gegenteil, würden die Laien nicht selbst -behaupten, die Dienstzeit müsse verlängert werden? Denn es sehe die -Truppe zum Erbarmen aus? Ganz einfach und schlagend ist der Satz, da -ein Soldat 3 Jahre dienen <em class="gesperrt">muß</em>, um dem <em class="gesperrt">Geist</em> nach Soldat -zu sein, so kann er auch so gut aussehen, wie der preußische Soldat -aussieht, aber nicht <em class="gesperrt">um</em> so gut auszusehen, soll er drei Jahre -dienen.</p> - -<p>Schließlich kann ich nicht unberührt lassen, daß ich aus sicherer -und sehr wohl unterrichteter Quelle weiß, daß auch das Jahr 1832 -wieder Überschüsse im Jahres-Abschluß liefert, die den früheren nicht -nachstehen: ich muß daher noch einmal auf die im Memoire vom Oktober<span class="pagenum"><a name="Seite_115" id="Seite_115">[S. 115]</a></span> -abgesprochene Ansicht zurückkommen; man zweige anderthalb Millionen -von diesen nun seit 3 Jahren constant sich bleibenden Überschüssen -zum Militär-Etat ab, lege das andere in den Schatz und Erlassung -von Steuern möge eintreten, wenn jener gefüllt ist, aber ehe jene -Millionen nicht zum Militär-Etat gebracht sind, darf kein Steuer-Erlaß -eintreten. Ist dieser erst eingetreten, und die Dienstzeit verkürzt, -wer kann <em class="gesperrt">dann</em> jemals daran denken, eine Steuer-Erhöhung und -eine verlängerte Dienstzeit wieder vorzuschlagen? So stehen wir am -Wendepunkt dieser ins tiefste Innerste mich erschütternden Frage, deren -Lösung das Schicksal des Vaterlandes und des Thrones in sich schließt. -Tief ergriffen und schmerzlich bewegt verbleibe ich</p> - -<p class="gruss"><span class="mright2">Ihr gehorsamer Sohn</span><br /> -Wilhelm.</p> - -<p class="briefkopf">Im neuen Palais, 30. Juli 1833.</p> - -<p>Eine zweite Bitte, die ich vorzutragen wage, verdient eine sehr zarte -Behandlung, da Sie mir dieselbe bereits vor 7 Jahren zwar nicht -definitiv abgeschlagen, jedoch durch Ihre Nicht-Entscheidung auch -nicht genehmigten. Es ist dies das Projekt eines kleinen Besitztums -auf dem Babelsberg<a name="FNAnker_89_89" id="FNAnker_89_89"></a><a href="#Fussnote_89_89" class="fnanchor">[89]</a>. Sie fanden das damalige Projekt zu groß und -zu kostspielig. Das, was ich jetzt vorzutragen wage, wird diesen -Vorwurf nicht verdienen, da es nur eine Cottage von 50 Fuß Quadrat -und eine kleine Garten-Anlage rund herum in sich begreift. Der ganze -übrige Berg würde bleiben, wie er ist und nur gangbarer gemacht -werden. Die projektierte Anlage würde am unteren Abhange zunächst dem -Fischerhäuschen zu liegen kommen, mit einem kleinen Teil des offenen -Feldes;<span class="pagenum"><a name="Seite_116" id="Seite_116">[S. 116]</a></span> das Ganze würde ungefähr 6000 Tlr. abzuführen kosten. Die -neu angelegten Promenaden auf dem Berge, die jedoch weder von mir -angelegt noch bezahlt sind, haben durch die schönen Aussichten, die -sie gewähren, den Wunsch von neuem in mir rege gemacht, jenes frühere -Projekt wieder aufzunehmen, da ich mich in der Wahl der schönen Lage -wohl nicht geirrt habe. Augusta teilt sehr meinen Wunsch und den -Gefallen an einem kleinen Besitztum. Im Gewährungsfall würde ich den -Berg in Erbpacht nehmen, jährlich 90 Tlr., weil ich keinen andern -Besitz-Titel anzugeben habe. Da die Zeiten jetzt friedlich sind, so -darf ich hoffen, Ihre gnädige Einwilligung zu erhalten...</p> - -<p class="briefkopf">Weimar, den 23. Oktober 1833.</p> - -<p>.... Ich war gestern in Erfurt... nach der Parade führte die Infanterie -ein kurzes Exercieren aus. Die Truppen sahen sehr gut aus, wenngleich -die schönen gedienten Leute vom Herbstmanöver zu vermissen waren... -Auch das hiesige Bataillon habe ich in Parade gesehen. Es war sehr -schwach... die Haltung ist mit einem gewöhnlichen Landwehrbataillon -früherer Art zu vergleichen, da die Mannschaften erst vier Wochen -bei der Fahne sind... exerciert ward nicht, so daß ich von dem neu -eingeführten preußischen Reglement nicht urteilen konnte. Die Griffe -haben sie nicht eingeführt, da sie noch französische Gewehre besitzen, -also die preußische Chargierung nicht annehmen können. Es wäre -vielleicht nicht unzweckmäßig, zu versuchen, das preußische Gewehr -hierher zu verpflanzen, damit ein Anfang zur Egalisierung des Kalibers -gemacht würde...</p> - -<p class="briefkopf">Weimar, den 31. Oktober 1833.</p> - -<p>.... Vor einigen Tagen habe ich den nun von Ihnen bestimmten -Infanterie-Etat und die auf 2 Jahre bestimmte Dienstzeit zugeschickt -erhalten. Ich sehe, daß auf die Gegenrechnung, welche ich in meiner -Eingabe im Juli machte, nicht berücksichtigt worden ist. Ich kann -nur wünschen, daß meine Rechnung unrichtig war; indessen nach -den bisherigen Erfahrungen muß ich fürchten, daß ich mich nicht -verrechnete. Da nun zur großen Revue vor Ihnen, also höchstens alle -vier Jahre, die Kriegsreserven-Rekruten eingezogen werden sollen, so -sind die Bataillone<span class="pagenum"><a name="Seite_117" id="Seite_117">[S. 117]</a></span> vier Jahre lang incomplet, so daß beim Ausmarsch -so viele rohe Rekruten eingezogen wenden müssen, als das Manquement -beträgt und dies wirkt ebenso auf die Landwehr; ich bin daher nicht -ohne Besorgnis.</p> - -<p class="briefkopf">Berlin, den 1. März 1834.</p> - -<p>Die Vorbereitungen zum Umbau unsers Palais sind nunmehr so weit -vorgeschritten, daß derselbe auf dem bisher innegehabten Grundstück -unter den Linden in der Mitte dieses Monats beginnen kann, so daß -bereits im Herbst das erneuerte Gebäude unter Dach sein kann. Mit -Ihrer gnädigen Erlaubnis würden wir daher um die angegebene Zeit -unsern Umzug nach dem Schlosse bewerkstelligen. Den Vorstellungen des -Hofmarschalls v. Malzahn habe ich gern nachgegeben, wenn ich Ihre -Genehmigung nachsuche, nicht die früher gewählten Räume bewohnen zu -dürfen, sondern das kleine Appartement des seligen Königs, da dasselbe -alle Bequemlichkeiten darbietet, die dem zuerst gewählten durch das -Erscheinen des Kleinen<a name="FNAnker_90_90" id="FNAnker_90_90"></a><a href="#Fussnote_90_90" class="fnanchor">[90]</a> nun abgehen.</p> - -<p>In der Anlage überreiche ich untertänigst die Pläne des Baurats -Langhans<a name="FNAnker_91_91" id="FNAnker_91_91"></a><a href="#Fussnote_91_91" class="fnanchor">[91]</a>, die die Genehmigung des Geheimrats Schinkel erhalten -haben. Von den mitkommenden Façaden erscheint die im Florentinischen -Stil mit den Bogenfenstern wegen ihrer Seltenheit in Berlin vielleicht -den Vorzug zu verdienen. Sollten Sie jedoch den anderen den Beifall -zollen, so sehe ich Ihren Befehlen entgegen, die ich aber vielleicht -bald erbitten darf, damit der Baumeister sich auf das eine oder andere -präpariere...</p> - -<p class="briefkopf">Dobberan, den 13. August 1834.</p> - -<p>.... Durch den Hofmarschall von Malzahn bin ich benachrichtigt worden, -daß Sie die Kosten der Instandsetzung der Fenster, Küchen usw. in dem -mir im Schloß angewiesenen Räumen, nicht übernehmen zu wollen befohlen -haben. Ich darf mich wenigstens über jenen Antrag rechtfertigen, denn -ich habe ihn beim Hofmarschall gemacht, in der<span class="pagenum"><a name="Seite_118" id="Seite_118">[S. 118]</a></span> Voraussetzung, daß -es seine Pflicht sei, die angewiesenen Räume in solchem Zustand zu -überweisen oder herzustellen, daß sie brauchbar sind. In Küche und -Keller war dies in einem so hohen Grade nicht der Fall, daß Sie die -Details kaum glauben würden. Wie wenig aber die Wohnung selbst gegen -die Winterwitterung geschützt ist, beweist die gemachte Aufnahme -zu den Reparaturen, die der Kastellan besorgt hat und auch, daß -Alexandrine<a name="FNAnker_92_92" id="FNAnker_92_92"></a><a href="#Fussnote_92_92" class="fnanchor">[92]</a> vorigen Winter ein Zimmer ganz hat verlassen müssen, -weil es nicht mehr wegen Zug und Kälte bewohnbar war.</p> - -<p>Ich glaubte diese Ausführungen machen zu dürfen, um wenigstens den -Glauben von mir abzuwenden, als habe ich etwas Unbilliges verlangt. Die -verlangte Summe war allerdings nicht bedeutend, aber ich glaubte das -Recht auf meiner Seite zu haben, als ich dem Hofmarschall den Antrag -machte, während ich mir ein Palais baue, die einstweilen überwiesenen -Schloß-Zimmer nicht auch noch im baulichen Zustande halten zu müssen.</p> - -<p class="briefkopf">Wien, den 14. März 1835.</p> - -<p>.... Immer mehr muß man die Weisheit bewundern, mit welcher der -verstorbene Kaiser seine letzten Anordnungen traf, die, wenn sie auch -länger schon mit dem Fürsten Metternich vorbesprochen waren, doch nur -in den letzten Lebensaugenblicken zu Papier gebracht wurden. Das so zu -nennende politische Vermächtnis für seinen Nachfolger, wovon mir Fürst -Metternich eine Abschrift im engsten Vertrauen für Sie mitgeben wird, -ist ein Muster von Weisheit, Einfachheit und Kürze und muß einen tiefen -und heilsamen Eindruck auf Jeden machen. Die Einigkeit der kaiserlichen -Familie fährt fort, sich bei jeder Gelegenheit abzusprechen; dieselbe -Einigkeit in den Grundsätzen, zu den Handlungen, und in den allgemeinen -politischen Ansichten ist bei allen höchsten Beamten und bei Allen, -die ich sonst noch gesprochen habe, ungemein erhebend und erfreulich -zu sehen. Die Armee soll in einer musterhaften Verfassung sein und -durch ein enormes Avencement, was lauter junge Männer an die Spitze der -Truppen brachte, auch in ihrem geistigen Elemente im höchsten Grade -belebt. Durch alle diese Verhältnisse erscheint Österreich in diesem -Moment trotz des entsetzlichen Stoßes, den es soeben erlitten hat, -dennoch auf einem Standpunkt<span class="pagenum"><a name="Seite_119" id="Seite_119">[S. 119]</a></span> zu stehen, der volle Anerkennung verdient -und der, wenn Menschen und Umstände so verbleiben, eine ungetrübte -Zukunft versprechen; und daß die am Ruder stehenden Männer keine -veränderten Umstände herbeiführen wollen, dafür bürgt das Gefühl des -notwendigen Zusammenhaltens Aller; hier liegt die ganze Garantie für -die Zukunft.</p> - -<p class="briefkopf">Berlin, den 24. April 1835.</p> - -<p>Der Kriegsminister benachrichtigt mich heute in einem Privatschreiben, -was Sie infolge seines erneuten Vortrages über die Dienstreisen zu -erklären geruht haben. Ich muß zwar vermuten, daß der Minister bei -dieser Gelegenheit auch meine Vorstellungen erwähnt hat, die ich -ihm auf die Cabinetsordre vom 18. März gemacht habe. Da jedoch Ihre -anderweitigen Erklärungen, die ich heute in Erfahrung bringe, die -Besorgnisse für das fernere Wohl der Armee, welche mir meine Eingaben -an den Kriegsminister diktierten, leider nicht benehmen, so halte -ich es für meine Pflicht, als eines der Organe der Armee und vermöge -meiner Kindesstellung zu Ihnen, hier in der Kürze die Gründe nochmals -auszuführen, welche mir jene Besorgnisse einflößen.</p> - -<p>Bei einer Armee von langer Dienstzeit läßt es sich einigermaßen -denken, daß eine mehrmalige Inspicierung im Jahre durch die höchsten -Vorgesetzten überflüssig sein mag, wenngleich ihr Unterbleiben auch -hier niemals vorteilhaft auf den Geist der Truppen wirken wird; denn -diese wollen ihren Vorgesetzten doch sehen und kennen lernen und werden -es ihnen immer als Faulheit auslegen, wenn sie dieselben niemals in -ihre Dislocierungen sich begeben sehen, wo man sich nach dem Ergehen -der Truppe erkundigen kann, Mängeln abhelfen, kurzum Interesse für -ihr Wohlergehen an den Tag legen siehet. Bei einer Armee jedoch wie -die preußische, wo in der Linieninfanterie namentlich jährlich jetzt -die Hälfte sich erneut und in der Kavallerie ein Drittel, da ist eine -unausgesetzte Kontrolle der höheren Vorgesetzten durchaus von Nöten, -teils um im Allgemeinen Spannung zu erzeugen, und auf der anderen Seite -Aufmunterung, teils um Egalité in den Regimentern einer Brigade und -eines Armee-Corps herbeizuführen. Selbst nach den heute erhaltenen -Erklärungen ist es den Brigadekommandeuren völlig untersagt, ihre -Regimenter anders als im Herbst bei den Regimentsconcentrationen zu -be<span class="pagenum"><a name="Seite_120" id="Seite_120">[S. 120]</a></span>sichtigen. Wenn sie nun hierbei in den Details Mängel entdecken, -so ist nun keine Zeit mehr, um dieselben zu redressieren; dieselben -werden sich also auf die fernere Brigade- und Divisionsübung ausdehnen -und erst im Laufe des nächsten Jahres zur Abstellung kommen; ob -sie aber abgestellt sind, davon soll sich der Brigadecommandeur -nicht überzeugen dürfen, bis ein volles Jahr verlaufen ist und die -nächste Regimentsconcentration eintritt, denn die Cabinettsordre sagt -ausdrücklich, daß ein Truppenteil nur inspiciert werden soll, wenn er -in seiner Ausbildung zurückgekommen ist; ein solches Zurückkommen ist -aber sehr relativ und jedenfalls wird künftig des Brigadecommandeurs -Erscheinen nur als eine Strafe zu betrachten sein, während es jetzt -Ermunterung war. Da, wie ich heute erfahre, es den commandierenden -Generalen ferner zwar gestattet sein soll, bei Gelegenheit der -Landwehr-Inspicierung auch die Linientruppen zu sehen... wenn sie -diese nun aber nicht zur Zufriedenheit ausgebildet finden, so trifft -den Brigade- oder Divisionscommandeur unmöglich ein Vorwurf, denn sie -durften sie ja nicht selbst zuvor inspicieren und sie sind also aller -Verantwortlichkeit frei. Darf ich hiernach wohl noch auf die Stellung -aufmerksam machen, in welche somit die höheren Vorgesetzten zu ihren -Untergebenen gestellt werden? Erscheinen sie hiernach nicht während -11 Monate im Jahr völlig überflüssig und bloß für das Bureaugeschäft -da zu sein? Der commandierende General und der Regimentscommandeur -sind demnach die einzigen controllierenden und also verantwortlichen -Behörden. Und wenn selbst, wie mir der Kriegsminister bemerkte, auch -die Inspicierungen durch den commandierenden General nicht nötig -erscheinen, so wäre also alle Verantwortlichkeit über die Ausbildung -der Truppen einzig und allein dem Gutdünken der Regimentscommandeure -überlassen. Ob dann die so oft lobend anerkannte Gleichmäßigkeit ferner -noch erhalten werden kann und ob nicht vielmehr jedes Regiment nach -der einseitigen Ansicht seines Kommandeurs ausgebildet sein wird, muß -ich untertänigst zu beurteilen anheimstellen. Wenigstens würde es sehr -hart sein, wenn irgend ein höherer Vorgesetzter künftighin für den -Zustand seiner Truppen noch verantwortlich gemacht würde; jedenfalls -müßte er sich immer ausbitten, nicht bevor ein Jahr abgelaufen ist, ein -tadelndes Urteil aussprechen zu hören und im Laufe dieses Jahres muß er -es wieder dem guten Willen des Regimentscommandeurs überlassen, ob er -das Getadelte bessern will, da der Bri<span class="pagenum"><a name="Seite_121" id="Seite_121">[S. 121]</a></span>gade- oder Divisionscommandeur -erst nach einem Jahre nachsehen darf, ob er gebessert hat.</p> - -<p>Außer den Übelständen, daß alle Kontrolle aufhört über die Truppen, -wenn der neue Befehl durchgeführt wird, tritt auch noch der ein, daß -die nähere Kenntnis der Führer der isoliert stehenden Truppenteile -völlig aufhört. Je mehr Truppen zusammen sind zum Herbstmanöver, je -weniger ist Kennenlernung der Einzelnen möglich; auch erlauben die -Fatiguen dieser Zeit gar keine geselligen Vereinigungen, die einzige -Art, wie man Individuen kennen lernt. Hierzu dienten nun gerade die -Inspektionsreisen der verschiedenen Vorgesetzten hauptsächlich; wie -soll aber künftig ein Brigadecommandeur in der Conduitenliste über die -einzelnen Offiziere ein Urteil fällen können, die er nur im Gewühl -des Herbstmanövers ein Mal im Jahre sieht? Wie steigert sich die -Unmöglichkeit eines gediegenen Urteiles über die Untergebenen für die -höheren Generale?</p> - -<p>Alle Kenntnis der Garnisonen und Garnison-Einrichtungen hört -künftig für die höheren Befehlshaber auf, gewiß zum größten -Nachteile der Truppen, da man sich künftig ganz auf das Urteil eines -Intendanturbeamten verlassen muß.</p> - -<p>Wenn ich somit im Allgemeinen mich ausgesprochen habe über das Princip, -was durch die neue Verordnung aufgestellt werden soll, so muß ich nun -auch noch untertänigst von der Veranlagung sprechen, aus welchem das -alte Prinzip aufgehoben wird. Es ist dies der Kostenpunkt, denn die -Reisen sollen enorm kosten. Aus folgender Berechnung hoffe ich ziemlich -klar zu zeigen, daß es wenigstens nicht die Generale sein können, -welche die enormen Kosten veranlassen.</p> - -<p>Im dritten Armee-Corps haben sämtliche Generale im Jahre 1834 2800 -Taler verreist; in runder Summe 3000 Taler. Wenn man dies auf neun -Generalcommandos anwendet, so ergibt sich eine Summe von 27000 Talern. -Wenn man nun annimmt, daß kein Armee-Corps so übel hinsichtlich -der Reisen dislociert ist als das dritte, indem nirgends so viele -Bataillone isoliert garnisonieren (in Königsberg, Danzig, Stettin, -Magdeburg, Erfurt, Posen, Breslau, Neiße, Münster, Wesel, Köln, Coblenz -und Trier liegen Bataillone), so dürfte hieraus folgern, daß in anderen -Armee-Corps auch viel weniger Reisen vorkommen und also noch gegen jene -3000 Taler erspart werden müßte. Dagegen sind einige Bezirke größer -als der dritte und ich will daher sogar annehmen, daß<span class="pagenum"><a name="Seite_122" id="Seite_122">[S. 122]</a></span> nicht allein -27000, sondern 30000 Taler jährlich verreist werden, d. h. auf die -Art, wie meine Generale im Jahre 1834: der Divisionsgeneral zweimal, -der Brigadegeneral dreimal. Da nun der Reiseetat, wie er ausgeworfen -ist, 190000 Taler beträgt, so bleiben 160000 Taler übrig für die -Generalinspekteure und für die Inspekteure, Regimentscommandeure, -wenn sie über vier Meilen haben, und für das Civil-Personal des -Kriegsministeriums. Nun hat mir aber der Kriegsminister versichert, -der Etat sei um 200000 Taler überschritten worden, also seien -390000 verreist worden. Wie das möglich gewesen ist, bleibt mir ein -unauflösliches Rätsel. Ich weiß allerdings, daß ein General 11000 Taler -allein verreist hat, ein anderer dagegen nur 600; aber selbst wenn -man 11000 mit 2 Armee-Corps multipliciert, so kommen 22000 Taler auf -die commandierenden Generale und es bleiben immer noch 222000 Taler -übrig. Eines klareren Beweises bedarf es wohl schwerlich, daß es die -Inspektionsreisen der <em class="gesperrt">Generale</em> nicht sind, welche, wenn sie -auf das Notwendigste beschränkt werden wie im dritten Armee-Corps, -jene ungeheuere Mehrausgabe verursachen. Wenn diese Beschränkungen -allenthalben einträten, d. h. der commandierende General ein Mal, der -Divisionscommandeur zwei Mal und der Brigadecommandeur drei Mal im -Jahre reist oder das den verschiedenen Generälen sagte, daß sie, je -nach ihrer Categorie, nicht mehr als eine gewisse Summe liquidieren -dürften, die aber nach obiger Reisezahl berechnet werden kann und wie -ich dies dem Kriegsminister speciell berechnet habe, so würde der -Reiseetat nicht überschritten werden und dadurch alle Vorgesetzten in -der Möglichkeit sein, ihre Truppen von Zeit zu Zeit zu inspicieren.</p> - -<p>Wenngleich ich kaum erwarten darf, daß diese Auseinandersetzungen Sie -zu einer nochmaligen Recherche der ganzen Angelegenheit bewegen werden, -namentlich, auf welche unverantwortliche Art jene enorme Summe hat -können verreist werden, so glaube ich doch nicht schweigen zu dürfen, -um so mehr, da mir noch nach meiner Eingabe an den Kriegsminister -die Äußerungen vieler Generale zukamen, die ganz wie ich diese -Angelegenheit betrauern.</p> - -<p>Uns allen erscheint es sehr leicht, den existierenden Mißbräuchen -entgegen zu arbeiten, ohne deshalb ein neues Princip der Ökonomie -wegen in der Armee einzuführen, die sich beim alten Princip sehr wohl<span class="pagenum"><a name="Seite_123" id="Seite_123">[S. 123]</a></span> -befand, während das neue nur Schmerz erregt hat. Denn allen Generalen -kann es doch nur schmerzlich sein, ihnen eine Stellung gegeben zu -sehen, von welcher aus sie auf die richtige Bearbeitung des ihnen -anvertrauten Materiales keine Einwirkung haben sollen und sich daher -auch aller Verantwortlichkeit überhoben zu sehen. Das unausbleibliche -Gefühl, überflüssig zu sein, muß sich einem Jeden aufdrängen und kann -unmöglich auf den Geist der Armee günstig wirken. Sehr wohl weiß ich, -daß ich viel wage, mich so unumwunden über eine bereits von Ihnen -erlassene Ordre auszusprechen. Aber täglich mehr mich überzeugend, -welchen Eindruck diese Bestimmung auf die Befehlshaber gemacht hat, -halte ich mich um so mehr verpflichtet, nicht zu schweigen, und Ihnen -im Namen der Beteiligten zu zeigen, zu welchen Consequenzen jene -Anordnungen führen.</p> - -<p class="gruss"><span class="mright2">Ihr gehorsamer Sohn</span><br /> -Wilhelm.</p> - -<p class="briefkopf">Ludwigslust, den 12. Juni 1835.</p> - -<p>Während meiner diesjährigen Inspectionsreise werde ich fast von allen -Landesbehörden mit der Bitte angegangen, ob es nicht möglich sei, -die Rekrutengestellung statt am 1. April im Herbst, also etwa am 1. -Oktober eintreten zu lassen. Da natürlich dies der einstimmige Wunsch -aller Militärs ist, so werde ich binnen kurzem mich unterstehen, einen -officiellen Antrag untertänigst dieserhalb einzureichen, um wenigstens -für das 3. Armee-Corps diesen Einstellungstermin zu erlangen.</p> - -<p>Ich bin beständig für denselben gewesen und gab nur in der Kommission -und in meinem Berichte deshalb nach, weil man eine Gleichmäßigkeit -des Einstellungstermines beliebte und die nördlichen Armee-Corps die -Winterkälte ohne Exercierhäuser gegen jenen Termin einwendeten. Im 3. -Armee-Corps fällt dieser Grund fort, da fast überall Exercierhäuser -oder Gelasse sind, auch die Garde sich ja bis vor 5 Jahren ohne -dergleichen behalf. Für die Einwohner wäre dieser Termin deswegen -unendlich vorteilhafter, weil alle Unsicherheit über die Einstellung -des Einzelnen fortfällt, wenn er nicht 6 Monate zu Haus gehen muß, denn -während der Zeit stellen die Regimenter Freiwillige ein und brauchen -daher um so weniger Cantonisten; die also, welche nicht gebraucht -werden,<span class="pagenum"><a name="Seite_124" id="Seite_124">[S. 124]</a></span> es aber erst im März erfahren, sind nun ohne Brot, da ihre -Dienste gekündigt waren, die Einstellung der sogenannten Brotlosen -fällt auch fort, d. h. derjenigen, welche im Herbst gleich erklären, -ohne sofortige Einstellung nicht leben zu können; für Jeden solcher -Rekruten muß nun also ein anderer entlassen werden, der noch nicht -2 Jahre dient. Durch alles dies entsteht eine Unsicherheit bei den -Einzustellenden und eine Not für den Einzelnen, die mit einem Male -gehoben wäre, wenn im Herbst ausgehoben und gleich eingestellt würde...</p> - -<p class="briefkopf">Berlin, den 14. Januar 1836.</p> - -<p>In den Anlagen unterstehe ich mich, Ihnen untertänigst vorzulegen:</p> - -<p>1.) einige Bemerkungen über zweckmäßig scheinende Einrichtungen bei der -russischen Truppe;</p> - -<p>2.) meine Ansicht über die jetzt im Werk stehende Veränderung der -Kadettenanstalten;</p> - -<p>3.) Vorschläge über Besetzung einiger Vakanzen im 3. Armee-Corps. -Die Ansichten <span class="antiqua">ad</span> zwei habe ich weder den früheren noch den jetzigen -Cadetten-Commandos mitgeteilt, obgleich sie denen des früheren -entsprossen sind. Ich habe sie natürlich nur in allgemeinen Umrissen -hingestellt, glaube aber, sie doch nicht unterdrücken zu dürfen in -einem Moment, wo von Umformung dieser Anstalten die Rede ist.</p> - -<p class="gruss"><span class="mright2">Ihr gehorsamer Sohn</span><br /> -Wilhelm.</p> - -<p class="mtop1">Bei dem mir erst vor kurzem bekannt gewordenen Plan der Vermehrung -der Kadettenanstalten durch Gründung zweier, in Schlesien und -in Westphalen, welche zur Berliner so gestellt werden sollen -in Gemeinschaft mit der Culmer und Potsdamer, daß aus den -Provinzial-Anstalten die Zöglinge nur als Port d’Epee-Fähnriche in die -Armee treten sollen, während die ausgezeichneten Zöglinge derselben -nach dem Berliner Corps kommen sollen, um daselbst bis zum Austritt -als Offiziere gebildet zu werden, liegt eine gewiß sehr heilsame -Ansicht und Absicht zu Grunde. Doch scheint dabei ein früherer Plan -des Generals v. Braase, den er vor Jahren schon dem Kriegsminister -einreichte, ganz übersehen worden zu sein. Die Grundidee ist allerdings -dieselbe, doch unterscheidet sich dieser Plan von dem im Werk stehenden -dadurch, daß</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_125" id="Seite_125">[S. 125]</a></span></p> - -<p>1.) das Berliner Kadettencorps einen verringerten Etat von Zöglingen -als jetzt erhalten sollte und daß dadurch</p> - -<p>2.) bei einer solchen Verringerung die Kosten der neu zu errichtenden -Anstalten ganz gedeckt werden können.</p> - -<p>Die Ansichten, die für 1 sprechen, sind das gewiß vielfach gefühlte -Bedürfnis, sich in der Armee einzelne Offiziere zu erziehen und zu -bilden, die durch Vielseitigkeit der geistigen Bildung und durch eine -höhere und feinere Erziehung zu mehrseitigen Verhältnissen vorbereitet -sind und gebraucht werden können. Je höher man die Ansprüche steigert, -je geringer wird die Anzahl der zu dirigierenden Zöglinge sein müssen -und desto sorgfältiger wird alsdann Auswahl in den Vor-Anstalten zu -treffen sein. Wenn der Etat dieser Anstalt auf 100 Zöglinge festgesetzt -würde, so wäre dies wohl das Maximum, bei welchem man noch eine so -sorgfältige Erziehung und Ausbildung erwarten kann als hier gewünscht -wird. Unzertrennlich von einer solchen Anstalt ist jedoch ein längeres -Verweilen in derselben. Es würde zu erwägen sein, ob dieses längere -Verbleiben für alle Zöglinge durchgängig stattfinden sollte oder ob, -wenn etwa das 19. Jahr als Austritt aus der Anstalt festgesetzt würde, -mit welchem sie als Offizier zur Armee übertreten, die Fähigsten -unter den Abscheidenden zwar auch zu Offizieren avancierten, aber nun -noch vielleicht zwei Jahre eine fernere Ausbildung erhielten, nach -welcher Zeit sie erst patentiert zur Armee versetzt würden, entweder -mit dem Datum ihres Avancements zum Offizier oder bei ausgezeichneten -Fähigkeiten und großer Application mit selbst vordatierten -Patenten. Es würde dies eine Begünstigung sein, wie sie jetzt den -Portepee-Fähnrichen zu Teil wird, welche nach vorzüglichem Examen ohne -Vorschlag Allerhöchst avanciert worden. Wenn dies längere Verbleiben -der Fähigsten beliebt würde, so könnten diese Zöglinge vielleicht -danach in den Sommer- oder Herbst-Monaten Teil an den praktischen -Übungen der Truppen nehmen. Eine Hauptbedingung würde für diese -fähigsten Zöglinge bei ihrem Übertritt zur Armee die sein, daß sie, -wenn sie auch noch so fähig für den Generalstab oder die Adjutantur -qualificiert schon befunden würden, sie jedenfalls erst auf mehrere -Jahre zum praktischen Dienst eintreten müßten bei der Truppe.</p> - -<p><span class="antiqua">ad</span> 2.) durch die Verringerung des Etats des Berliner -Cadettenhauses werden Räume und Gebäude disponible, die -verkauft werden<span class="pagenum"><a name="Seite_126" id="Seite_126">[S. 126]</a></span> können. Der ganze Hausetat wird verringert -und daher wohlfeiler, so daß aus diesen Ersparnissen ect. die -Neueinrichtungskosten der zwei zu errichtenden Anstalten gedeckt werden -können, sowie deren Neuetats keine Mehrkosten erzeugen würden.</p> - -<p>Der bereits gehörte Einwand, daß die Officiere, welche die Kriegsschule -besuchen, solche Individuen wären, als die sind, welche man hier im -Auge hat und schaffen will, ist nicht haltbar, denn 1. werden die -die Kriegsschule besuchenden Officiere der Natur der Sache nach nur -in derselben unterrichtet, aber nicht ferner erzogen, und 2. findet -zum Besuche dieser Schule keine Auswahl beim Anmelden durch höhere -Vorgesetzte statt, sondern, wer die Fähigkeiten, das Examen machen -zu können, in sich fühlt, meldet sich und nur das Bestehen im Examen -entscheidet über ihre Annahme. Der große Nutzen, den die Kriegsschule -übrigens stiftet, ist unverkennbar und muß dieselbe unverändert -fortbestehen.</p> - -<p>Der ganze hier gemachte Vorschlag ähnelt in Einigem der ehemaligen -<span class="antiqua">Ecole militaire</span>; nur daß die Zahl der Schüler größer ist und -die Kosten nicht so disproportioniert wie in jener Anstalt wären. -Folgendes würden ungefähr die zur Ausführung kommenden Änderungen in -den verschiedenen Cadettenanstalten sein:</p> - -<p>Die vier Provinzial-Cadettenanstalten werden etatmäßig auf 204 Köpfe -gebracht; gibt 816 Zöglinge; das Berliner Cadettencorps wird etatmäßig -stark 100 Zöglinge; Summa 916 Zöglinge.</p> - -<p>Die Annahme in den Provinzial-Cadettenanstalten findet wie bisher statt -mit dem 11. Jahre. Die Zöglinge verbleiben in denselben bis zum 17. -Jahre, also 6 Jahre. Nach bestandenem Port d’Epee-Fähnrichs-Examen -scheiden jährlich 34 aus, in Summa 136 Zöglinge und zwar 24 treten -zur Armee über und 10 treten in das Berliner Cadettencorps, also 96 -und 40 Zöglinge. Die auf solche Art erfolgende Complettierung des -Berliner Cadettencorps ergibt ein Manquement von 20 Köpfen, welches -absichtlich geschieht, um einer oder der anderen Anstalt Spielraum -zu lassen, einige Zöglinge mehr hierher abzugeben, wenn sich mehr -qualificierte vorfinden als 10. Das Verbleiben in dem Corps ist auf 2 -Jahre festgesetzt, so daß jährlich die Hälfte, also 40 Zöglinge als -Officiere in die Armee übertreten. Diese Anzahl verringert sich, je -nach dem einige Zöglinge nach erfolgtem Officiers-Examen und nach<span class="pagenum"><a name="Seite_127" id="Seite_127">[S. 127]</a></span> -Ernennung zu Officieren noch zu der höheren Bildungsklasse in der -Anstalt zurückgehalten werden.</p> - -<p>Die obigen jährlich übertretenden 96 Port d’Epee-Fähnriche und diese -jährlich übertretenden 40 Officiere geben vorstehende 136 Individuen, -die jährlich der Armee aus den Anstalten zuwachsen und welche Anzahl -daher jährlich in den Anstalten neu aufgenommen werden kann. Für die -zur höhern Bildungsstufe ausgewählten Zöglinge würde gleichfalls eine -zweijährige Dauer angenommen als längeres Verbleiben in der Anstalt. -Die Zahl dieser Eleven bleibt unbestimmt, dürfte aber 20 nicht -überschreiten.</p> - -<p>Da es vorkommt, daß fähige junge Leute in einem Jahre das Port -d’Epee und Officiers-Examen machen, und dies vielleicht bei allen -den Zöglingen zu erwarten stünde, welche zum Übertritt ins Berliner -Cadettencorps ausersehen sind, so könnte angeordnet werden, damit sie -ihren Mitzöglingen, die bald nach ihrem Übertritt zu Regimentern das -Officier-Examen machen, nicht in der Anciennität einst unverschuldet -nachstehen, daß diese Zöglinge bereits die ersten Jahre ihres Eintritts -ins Berliner Corps zum Officier-Examen zugelassen werden. Bestehen sie -im Examen, so könnte man ihnen gestatten, den Officierdegen zu tragen -und würde ihnen Patente beim Austritt im nächsten Jahre von jenem -Examentermine verleihen.</p> - -<p class="gruss">Wilhelm.</p> - -<p class="briefkopf">Marienbad, den 17. Juli 1836.</p> - -<p>Eine interessante Mitteilung hat mir der König von Württemberg -gemacht, die über die Schlauheit Louis Philipps einiges Licht gibt. -Schon vor 3 Jahren ließ Letzterer durch eine Dame aus Paris, die in -Stuttgart verschwägert ist, unter der Hand den König von Württemberg -sondieren, ob der Herzog von Orleans wohl rechnen könnte, die Hand -einer der Töchter des Königs zu erhalten; der König lehnte die Sache in -ausreichender Antwort gänzlich ab. Demungeachtet erschien im vorigen -Jahre, 1835, der französische Gesandte in Karlsruhe, Mr. de Mornais, -in Stuttgart mit der officiellen Mission, um die Hand der ältesten -Princeß für den Herzog von Orleans anzuhalten, wobei er den Auftrag -hatte zu sagen, daß diese Verbindung in jeder Beziehung günstig für -Württemberg sei, daß sie es aber dadurch noch mehr werden<span class="pagenum"><a name="Seite_128" id="Seite_128">[S. 128]</a></span> solle, -indem Louis Philipp verspreche, den württembergischen Ländern jeden -möglichen Vorteil zu verschaffen; denn, da es doch natürlich sei, daß -über kurz oder lang ein Bruch mit Frankreich erfolge oder daß Unruhen -in Deutschland ausbrächen, so würde er dann natürlich die Propaganda -loslassen, wobei er aber verspreche, daß Württemberg von derselben so -wie überhaupt bei jeder Gelegenheit verschont bleiben solle; bei einem -Friedensschluß jedoch oder bei sonstiger Veranlassung werde Louis -Philipp Alles anwenden, um das Königreich Württemberg bedeutend zu -vergrößern.</p> - -<p>Der König von Württemberg refusierte aber ganz bestimmt die Hand seiner -Tochter, weil er dieselbe in Deutschland etabliert sehen wollte; -übrigens sei er mit seiner jetzigen Lage völlig zufrieden, so daß also -alle Verheißungen ihn nicht umstimmen würden und sei er entschieden, -mit Deutschland Freud’ und Leid zu teilen...</p> - -<p class="briefkopf">Marienbad, den 3. August 1836.</p> - -<p>Soeben erhalte ich aus Berlin die amtliche Mitteilung, daß Sie nicht -die Gnade gehabt haben, auf meinen Vorschlag wegen der Verlegung -des Einstellungstermines des Infanterie-Ersatzes vom Frühjahr auf -den Herbst einzugehen. Ich kann nicht leugnen, daß mich diese Ihre -Entscheidung recht bekümmert, da ich aus den entwickelten Gründen, -militärischen sowohl wie administrativen, hoffen durfte, daß wenigstens -ausnahmsweise, behufs der nächsten großen Revue des dritten Armeecorps -das Verfahren genehmigt werden würde, um so mehr... als ich aus dem -Kriegsministerium erfuhr, daß in demselben sowohl die Stimmen dafür -sind als auch von den höchsten Zivilbehörden schon mehreremals dringend -diese Angelegenheit in Anregung gebracht worden ist. Es kann also wohl -nur die Privatansicht des Generals Schöler im kriegsministeriellen -Bericht an Sie sich gegen die Maßregel ausgesprochen haben; der General -v. Witzleben hätte es gewiß nicht getan. Die Ansicht, daß es eine -Abweichung von dem Bestehenden sei, welche erst triftig untersucht -werden müßte, darf ich vielleicht insofern bekämpfen, als im Bereich -des dritten und vierten Armeecorps alle Militär- und Civilbeamten -für die Verlegung sind, so daß also einer ausnahmsweisen oder -versuchsweisen Ausführung gar nichts im Wege stehen würde und<span class="pagenum"><a name="Seite_129" id="Seite_129">[S. 129]</a></span> dieselbe -vom gemeinen Mann selbst als eine große Erleichterung angesehen wird. -Ich würde auf eine allgemeine Veränderung auf meinen Bericht allein -niemals gerechnet haben, da die Zeit zu kurz war, vom Juli bis zum -September die Sache in allen Provinzen untersuchen zu lassen. Aber da -so viele gewichtige Stimmen sich dafür ausgesprochen haben, so rechnete -ich wirklich mit Bestimmtheit auf die versuchsweise Einführung bei -meinem Corps, welche Bitte ich nochmals auszusprechen mich unterfange.</p> - -<p>Wollten Sie vielleicht noch ein anderes Urteil hören, so würde ich -vorschlagen, den General v. Röder zu einem Bericht aufzufordern. -General v. Natzmer<a name="FNAnker_93_93" id="FNAnker_93_93"></a><a href="#Fussnote_93_93" class="fnanchor">[93]</a> spricht mir fast täglich hier von dieser -Angelegenheit und von seinem sehnlichen Wunsch, sie in Anwendung kommen -zu sehen...</p> - -<p class="briefkopf">Babelsberg, den 17. Oktober 1837.</p> - -<p>Wenn mit dem morgigen Tage mein Sohn sein 6. Jahr zurücklegt und dies -öfters der Termin gewesen ist, an welchem die Prinzen Ihres Hauses -aus den Händen der Bonnen in die der Gouverneure überzugehen pflegen, -bisher dieses Überganges meines Sohnes jedoch noch nicht Erwähnung -geschehen ist, so halte ich es für meine Pflicht, mich darüber heute -noch gegen Sie auszusprechen. Die Madame Godet, dessen Sorge der Kleine -bisher anvertraut war, ist in jeder Beziehung so ausgezeichnet und von -so eminent-günstigem Einfluß auf die Entwicklung desselben gewesen, -daß wir nicht dankbar genug sein können, daß sie uns vom Schicksal -zugeführt worden ist. Dies ist aber auch der Grund, warum wir es sehr -wünschen, daß der Kleine noch eine Zeit lang ihrer Pflege und Erziehung -anvertraut bleibe, so daß nur erst im Laufe des Sommers wir den -Übergang zu einem Gouverneur wünschen können. Was nun die Wahl selbst -eines Gouverneurs betrifft, so ist sie unendlich schwer, wenn ich -bedenke, welcher Zukunft mein Sohn vielleicht entgegen geht. Ich fühle -die ganze Verantwortung nur zu schwer auf mir lasten, welche diese Wahl -mit sich führt und ich muß<span class="pagenum"><a name="Seite_130" id="Seite_130">[S. 130]</a></span> gestehen, daß dieselbe eigentlich noch -nicht fest bei mir ist. Mein Plan ist, einen älteren Offizier zu wählen -als eigentlichen Gouverneur, unter ihm aber einen jüngeren Offizier -angestellt zu sehen, der zugleich von jenem älteren die Richtung -erhält, den Kleinen aber hauptsächlich dann leiten soll, wenn jener -ältere Offizier durch Familienverhältnisse oder sonstige Abhaltungen -behindert ist, um ihn zu sein. Vorläufig habe ich zum Gouverneur den -Oberstleutnant von Unruh, meinen Adjutanten, ausersehen, ihm jedoch -noch niemals davon sprechen wollen, bevor ich Ihre Ansicht kenne. -Für den jüngeren Offizier ist meine Wahl noch nicht so festgestellt -und werde ich mir vorbehalten, hierüber, wenn Sie den ganzen Plan -genehmigen, später Vortrag zu machen.</p> - -<p class="gruss"><span class="mright2">Ihr gehorsamer Sohn</span><br /> -Wilhelm.</p> - -<p class="briefkopf">Berlin, den 31. Mai 1838.</p> - -<p>Ihren Wunsch, bei meinem Sohne außer dem Obersten v. Unruh als -Gouverneur keinen zweiten jüngeren Offizier, sondern einen -Zivil-Gouverneur anzustellen, habe ich natürlich nur als einen Befehl -ansehen können und habe ich sofort Erkundigungen über dergleichen -junge Männer angestellt. Es hat sich als ein ganz vorzügliches Subjekt -der Sohn der jetzigen Bonne des Kleinen, Herr Godet<a name="FNAnker_94_94" id="FNAnker_94_94"></a><a href="#Fussnote_94_94" class="fnanchor">[94]</a> in Neuchatel -herausstellt, den wir bereits seit längerer Zeit kennen, als er seine -Studien hier machte. Da er sich der Theologie widmet, so adressierten -sich unsere Erkundigungen an den Hofprediger Stracht und den Professor -Neander<a name="FNAnker_95_95" id="FNAnker_95_95"></a><a href="#Fussnote_95_95" class="fnanchor">[95]</a>, welche Beide dem jungen Godet das ungeteilteste Lob, -namentlich Letzterer, erteilte.</p> - -<p>Ich habe daher dem jungen Manne das Anerbieten, die Stellung bei meinem -Sohne anzunehmen, gemacht und sehe seiner Antwort entgegen.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_131" id="Seite_131">[S. 131]</a></span></p> - -<p>Der beste Termin zum Wechsel des Erziehungspersonales dürfte nun -wohl erst der Herbst sein, indem mit den neuen Hoffnungen in meiner -Familie dann gleich Alles auf ein Mal verändert werden könnte, um -so mehr, da wir hoffen, Madame Godet bei dem zu erwartenden Kinde, -wenn der Himmel Alles gnädig wendet, ihre Stelle anzuweisen. Auch ist -durch die Feuersbrunst auf dem Babelsberge kein Gelaß mehr vorhanden, -wo Gouverneur und Instructeur untergebracht werden könnten für -diesen Sommer. Dagegen soll Oberst Unruh, wenn er mit mir vom Rhein -zurückgekehrt sein wird, so viel als möglich sich in der Gesellschaft -des Kleinen befinden.</p> - -<p class="gruss"><span class="mright2">Ihr gehorsamer Sohn</span><br /> -Wilhelm.</p> - -<p class="briefkopf">Saarlouis, den 21. Juni 1838.</p> - -<p>.... Aachen habe ich seit 8 Jahren noch unglaublich verschönert -gefunden... Es herrscht viel Elegance und Luxus in Toiletten und -Equipagen, sodaß ich ganz frappiert war. Die Zweige der Industrie in -und um Aachen nehmen unglaublich zu, sowie auch auf der Straße von -Trier hierher. Ich habe vielerlei Fabriken besichtigt... in Malmedy -(ein so echt französisches Völkchen, daß man sich inmitten nach -Frankreich versetzt glaubt, der enormen Patrioten ihren Reden nach -zu urteilen) ..., die alle in Flor sind und außerordentlich in ihren -grandiosen Anlagen, Einrichtungen und Resultaten sind. Es ist eine -wahre Freude zu sehen...</p> - -<p class="briefkopf">Berlin, den 6. Oktober 1838.</p> - -<p>Sie haben gnädigst vorläufig die Wahl des Obersten v. Unruh als -Gouverneur meines Sohnes zu genehmigen geruht. Da dies Verhältnis -nunmehr vollständig eintreten muß, so wollte ich nun die desfalsige -Ernennung hiermit antragen. Die große Gewissenhaftigkeit des -Obersten v. Unruh hat ihn aber den Wunsch aussprechen lassen, die -Gouverneurstellung ihm vorläufig nur als ein Commando zu übertragen, -während er noch mein persönlicher Adjutant bleibt, damit, wenn er oder -ich die gewünschte Qualification zu seinem Amt nicht entsprechend -fände, sein Rücktritt zu mir für beide Teile weniger empfindlich wäre. -Da ich diese Ansicht nur teilen kann, so will ich also untertänigst -hiermit darauf<span class="pagenum"><a name="Seite_132" id="Seite_132">[S. 132]</a></span> antragen, den Oberst v. Unruh nur zur Führung -meines Sohnes mit Beibehalt seines Verhältnisses als mein Adjutant -commandieren zu lassen.</p> - -<p>Zum Untererzieher haben Sie gleichfalls vorläufig den Herrn Friedrich -Godet zu wählen genehmigt; seine Ernennung würde daher nunmehr auch -erfolgen müssen.</p> - -<p>Beide Herren haben bereits seit diesem Sommer meinen Sohn des Öfteren -besucht und sich mit ihm bekannt gemacht, um den Übergang mit einem -Male nicht zu plötzlich für das Kind zu machen.</p> - -<p class="gruss"><span class="mright2">Ihr gehorsamer Sohn</span><br /> -Wilhelm.</p> - -<p class="briefkopf">Berlin, den 30. November 1838.</p> - -<p>Schon nach meiner Rückkehr von der ersten Inspektionsreise am Rhein -im Sommer dieses Jahres hatte ich es für meine Pflicht gehalten, -Ihnen Meldung von dem Eindruck zu machen, welchen mir die Stimmung -der Bewohner in jenen Provinzen gemacht hatte. Was ich Ihnen gleich -anfangs mündlich meldete, wollte ich schriftlich vervollständigen. Die -Zeit in Teplitz ließ nur jedoch kaum so viel Muße, die militärischen -Arbeiten zu vollenden; die zweite Inspektionsreise, die Herbstmanöver -und vor allem die schon zum 4. Oktober damals anberaumte Ankunft der -Oberpräsidenten jener Provinzen ließen jene Arbeiten unvollendet. -Ich sehe mich jedoch jetzt veranlaßt, einen Teil jener Bemerkungen -aufzunehmen und zur Sprache zu bringen, indem ich erfahren habe, -daß dieser Gegenstand bereits Ihre ganze Aufmerksamkeit auf sich -gezogen hat. Es ist dies die Stellung des Minister von Kamptz<a name="FNAnker_96_96" id="FNAnker_96_96"></a><a href="#Fussnote_96_96" class="fnanchor">[96]</a> -als Justizminister für die Rhein-Provinz oder für die französische -Gesetzgebung.</p> - -<p>Meine pflichtmäßige Überzeugung muß ich nach Allem, was ich darüber -fast täglich auf meiner Reise hörte, dahin aussprechen, daß der -Minister v. Kamptz alles und jedes Vertrauen in der Provinz verloren -hat, jeglicher Achtung ermangelt und somit seine fernere Belassung in -der Stellung unhaltbar geworden ist.</p> - -<p>Die Gründe zu dieser Stimmung sind sehr kurz gefaßt folgende: Herr -v. Kamptz hat bei Übernahme des Ministerium teils öffentlich,<span class="pagenum"><a name="Seite_133" id="Seite_133">[S. 133]</a></span> teils -privatim erklärt, daß er Alles, was in seiner Macht stände, anwenden -würde, um die französische Gesetzgebung abzuschaffen; er wolle sie, was -er auch völlig erfüllt hat, so durchführen, daß sie in ihrer Konsequenz -gestört werde und somit von selbst fallen müsse. Darauf hat er in zwei -Jahren eine Rundreise in der Provinz gemacht und nun mit einem Male -die entgegengesetzte Sprache geführt, sich auf das Lebendigste für -die Erhaltung der französischen Gesetzgebung ausgesprochen und seine -<span class="antiqua">bonnes offices</span> zu diesem Zwecke versichert. Kaum von dieser -Rundreise zurückgekehrt, hat er sich wieder ganz in der früheren Art -ausgesprochen und in Privatbriefen vernehmen lassen und wieder in der -früheren Richtung verfahren. Es bedarf wohl gar keines Kommentars, um -die Mißstimmung aller Klassen der Bevölkerung, aber namentlich des -Beamtenstandes und der gebildeten Mittelklasse zu erklären, wenn man -einen so hochgestellten Staatsmann so veränderlich in seinen Ansichten -erblickt, von dem das Wohl und Wehe der Bevölkerung abhängen soll. -Hierzu gesellt sich nun aber noch eine Schwäche in der Behandlung -der Personal-Verhältnisse, welche noch weniger dem Ministerium -Kamptz Achtung erwerben kann. Er steht mit vielen Justizbeamten in -Correspondenz, die ihm so zu sagen den Hof machen; die Personen -begünstigt er bei Anstellungen und Beförderungen, wobei die ärgsten -Mißgriffe vorgekommen sein sollen. Außerdem hat er das ihm in einzelnen -Fällen von Ihnen delegierte Begnadigungsrecht in einem Maaße mißbraucht -und ausgedehnt, daß es fast sprichwörtlich am Rhein geworden ist, wenn -ein Verbrecher nach der Strenge der Gesetze verurteilt wird, derselbe -gar bald zum Nachteil der Mitmenschen von Herrn v. Kamptz begnadigt -werden würde.</p> - -<p>Wenn derselbe somit also alle Achtung, alles Vertrauen und Ansehen -verloren hat, so ist es nur zu erklärlich, wie sich gegen denselben nur -<em class="gesperrt">eine</em> Stimme in dieser Beziehung erhoben hat, ja wie leider sich -in den Reihen der Justizbeamten eine Opposition gegen ihren Minister -erhebt, die an und für sich gewiß sehr sträflich, aber wahrlich nicht -zu verwundern ist.</p> - -<p>Wenn alle diese Ansichten und Mitteilungen einzeln nur mir zu Ohren -gekommen wären, so würde ich noch kein großes Gewicht darauf gelegt -haben; aber ich kann versichern, daß meine Umgebung auf der Reise -mir fast täglich aus jedem Nachtquartier dieselben Mitteilungen zu<span class="pagenum"><a name="Seite_134" id="Seite_134">[S. 134]</a></span> -machen hatte, sodaß es unter uns fast schon zur täglichen Begrüßung -gehörte, was man Neues über Herrn v. Kamptz vernommen habe. Somit ist -die Stimmung gegen denselben also als eine ganz allgemein mauvaise nur -anzusehen. Sie ist aber um so übler, als die Justiz doch diejenige -Partei ist, welche Jedermann einleuchtend ist und die am allermeisten -besprochen wird. Eine so begründete Mißstimmung aber über diese Branche -bestehen zu lassen, während noch so viele andere Gründe zur Aufregung -in jener Provinz vorhanden sind in diesem Augenblick, scheint einer -großen Aufmerksamkeit wert. Und da die Abhülfe für den gegebenen Fall -rasch gefunden ist, und mit Schonung für die Person eintreten kann, -die Ruhe, das Vertrauen der Provinz aber vor Allem jetzt erhalten -werden muß, so habe ich keinen Anstand nehmen dürfen, mich hier offen -auszusprechen.</p> - -<p>Ich hoffe von Ihnen nicht mißverstanden zu werden bei diesem Schritt; -es ist der erste der Art, den ich tue, wohl wissend, daß mir für -gewöhnlich die Einmischung in solche Verhältnisse nicht zusteht. -Aber meine Stellung im Laufe dieses Jahres zur Rhein-Provinz, die -Dringlichkeit des questionierten Verhältnisses, das mir nur zu klar -geworden ist, ließen mich zum Besten Ihres Dienstes und des Landes -diese Zeilen aufsetzen.</p> - -<p>Was nun noch die französische Gesetzgebung an und für sich anbetrifft, -so gehöre ich zwar zu denen, die sie so früh wie möglich abgeschafft -zu sehen wünschen. Indessen, da man dieselbe nun 25 Jahre in Kraft -gelassen hat, so scheint es mir nicht möglich, sie anders als bei -Erscheinen der umgearbeiteten allgemeinen Gesetzgebung aufheben zu -können, ohne die Stimmung am Rhein jetzt zu irritieren. Die Provinz -hierüber zu beruhigen, dürfte sehr wichtig sein; bis zum Erscheinen -jener revidierten Gesetzgebung aber ist gewiß es von Wichtigkeit, -daß die französischen Gesetze in’s Deutsche übersetzt werden und -als rheinisches Recht in Kraft bleiben. Diese Arbeit in Jahresfrist -vollenden zu können, wird allgemein versichert.</p> - -<p>Wenn der Minister v. Kamptz die Revision der Gesetzgebung vorläufig -noch behält, so wird ihm die Entbindung vom Rheinischen Ministerium -weniger empfindlich sein. Dasselbe soll, allen gehörten Ansichten nach, -am besten wieder mit dem Justizministerium zu verbinden sein, wo es -ein Departement bilden würde, an dessen Spitze zu stellen all<span class="pagenum"><a name="Seite_135" id="Seite_135">[S. 135]</a></span>gemein -der Regierungspräsident Reppenthal zu Köln als der Fähigste zu diesem -Posten bezeichnet wird. Ihre Entschuldigung über den gewagten Schritt -mir untertänigst erbittend, verbleibe ich</p> - -<p class="gruss"><span class="mright2">Ihr gehorsamer Sohn</span><br /> -Wilhelm.</p> - -<p class="briefkopf">Berlin, den 3. December 1838, ½12 Nachts.</p> - -<p>Gott hat unsere Wünsche und Hoffnungen auf das gnädigste in Erfüllung -gehen lassen. Zehn Minuten vor 11 Uhr ist Augusta sehr rasch und -glücklich von einer Tochter<a name="FNAnker_97_97" id="FNAnker_97_97"></a><a href="#Fussnote_97_97" class="fnanchor">[97]</a> entbunden worden. Nicht genug können -wir Gott danken für die so leichte und rasche Entbindung. Welch’ ein -Kontrast mit vor 7 Jahren. Gestern Mittag empfand Augusta einige -Anzeichen, daß es recht bald zur Entbindung kommen würde. Da es heute -ganz so wie gestern blieb, so fuhr sie um 2 Uhr spazieren. Um 5 empfand -sie etwas mehr Schmerzen; die Hebamme erklärte aber, daß bis Morgen -Mittag an nichts zu denken sei. Um ½8 wurden die Schmerzen heftiger -und häufiger und um 9 erklärte die Hebamme, daß die Geburt in ganz -Kurzem bevorstände. Trotz der langen Erwartung waren wir auf diese -Schnelle nicht gefaßt, sodaß Alles über Hals und Kopf arrangiert ward. -Augusta ging ins Bett um ½10 und um 11 Uhr weniger 10 Minuten war -sie entbunden ohne alle künstlichen Mittel, bloß durch die Hebamme im -Beisein von <span class="antiqua">Dr.</span> Hack.</p> - -<p>Augusta hat im Ganzen eigentlich wenig gelitten, was schon in der -kurzen Dauer der Wehen begründet ist. Dennoch war sie sehr erschöpft -und mehreren Ohnmachten nahe. Nach ¼stündigem Schlaf kam sie ganz zu -sich und fühlt sich wohl.</p> - -<p>Mademoiselle ist sehr blühend und stark zur Welt gekommen und hat -gewaltig geschrien, bis der unersättliche Durst gestillt ward.</p> - -<p>Gott gebe, daß Mutter und Tochter ferner sich Seines Segens zu erfreuen -haben.</p> - -<p class="gruss"><span class="mright2">Ihr sehr glücklicher Sohn</span><br /> -Wilhelm.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_136" id="Seite_136">[S. 136]</a></span></p> - -<p class="briefkopf">Berlin, den 18. Juni 1839.</p> - -<p>Soeben war der Fürst Wittgenstein bei mir, um mir Ihre gnädigen -Bestimmungen wegen der Geldangelegenheiten bei meiner bevorstehenden -Badereise anzuzeigen sowie das Geschenk eines Landaulet-Reise-Wagens, -welchen die Ärzte für wünschenswert halten.</p> - -<p>Kaum weiß ich Worte zu finden, um Ihnen meinen tiefgefühlten Dank -für diese Beweise Ihrer unendlichen Gnade, Liebe und Fürsorge -auszusprechen. Es sind Beweise, die mir so tief ins Herz gehen, daß ich -kaum Herr meiner Thränen bin, wenn ich die Bedeutung dieser Gnaden mir -klar mache.</p> - -<p>Möge der Himmel mir die verlorene Gesundheit wiederschenken und es mir -dann vergönnt sein, mit neuer Kraft mich Ihrem Dienst zu weihen und -damit die kindliche Dankbarkeit abzutragen, zu der ich immer, aber -heute mehr wie je, verpflichtet bin.</p> - -<p class="gruss"><span class="mright2">Ihr gehorsamer Sohn</span><br /> -Wilhelm.</p> - -<p class="briefkopf">Berlin, den 15. Juni 1839.</p> - -<p>Bei der unendlich gnädigen Art, mit welcher Sie für meine diesmalige -Badereise gesorgt haben, wird es mir schwer, mit folgendem Vortrage Sie -anzugehen und ich muß es, weil der <span class="antiqua">Dr.</span> Kuntzmann mir wiederholt -es zur Pflicht gemacht hat. Es ist auch nicht für mich, sondern für -Augusta, daß ich sprechen muß. Sie leidet seit ihrem letzten Wochenbett -wieder so bedeutend an Dérangement des Unterleibes, daß ihr der -Gebrauch Marienbads unerläßlich geworden ist und zwar an der Quelle, -indem der Gebrauch dieses Brunnens hier schon fast gar keine Wirkung -mehr tut. Der Grund, warum ich so spät mit diesem Vortrag komme, liegt -in dem Kampf, den ich mit Augusta und ihrem Arzt gehabt habe, indem -Letzterer auf die Badereise bestand, Erstere jedoch aus Discretion -gegen Sie wegen der zu erbittenden Reisemittel durchaus sich sträubte -auf den Plan einzugehen. Wenn ich nun diese Discretion doppelt in -diesem Jahre teilen müßte, so gebietet es mir doch auf der anderen -Seite die Pflicht für Augustas Gesundheit, Ihre Erlaubnis zu dieser -Badereise nachzusuchen und um die nötigen Reisemittel zu bitten.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_137" id="Seite_137">[S. 137]</a></span></p> - -<p>Der Schein einer Vergnügungsreise dürfte doch wohl auf diese Reise -nicht zu werfen sein, weil, als solche betrachtet, wohl nichts -natürlicher gewesen wäre, als daß Augusta mich nach meiner schweren -Krankheit nach Ems begleitet hätte, was für sie und mich eine -Beruhigung gewesen wäre. Aber aus obiger Diskretion haben wir diesem -Wunsch nicht nachgegeben und als Ihre gnädige Bestimmung über die -pecuniären Verhältnisse meiner Reise mir bekannt wurden, war nun schon -des <span class="antiqua">Dr.</span> Kuntzmann dringende Bitte wegen Marienbad geschehen, -sodaß nun eine nachträgliche Bitte um Augustas Mitreise nach Ems auch -nicht mehr zulässig war.</p> - -<p>Im Falle Ihrer Genehmigung wird Augusta jedenfalls ihre Reise nicht -vor Mitte Juli antreten, um zu Ihrer Disposition bis zu Ihrer Abreise -nach Teplitz zu bleiben und würde ich sie dann auf meiner Rückreise in -Marienbad abholen können.</p> - -<p>Durch Fürst Wittgenstein darf Augusta Ihrer gnädigen Entschließung wohl -entgegen sehen.</p> - -<p class="gruss"><span class="mright2">Ihr gehorsamer Sohn</span><br /> -Wilhelm.</p> - -<div class="chapter"> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_138" id="Seite_138">[S. 138]</a></span></p> - -<h2 class="nobreak" id="Die_Schweizer_Reise">Die Schweizer Reise.</h2> - -</div> - -<p class="briefkopf">Frankfurt a. M., den 3. August 1839.</p> - -<p>Wieder zur Feder muß ich greifen, und dieses Jahr aus großer -Entfernung, um Ihnen am heutigen teueren Tage<a name="FNAnker_98_98" id="FNAnker_98_98"></a><a href="#Fussnote_98_98" class="fnanchor">[98]</a> meine ebenso -untertänigen wie herzlichsten und kindlichsten Wünsche für Ihr Heil und -Wohl darzubringen. Möge Gottes Segen ferner wie bisher auf Ihnen ruhen -und die Genugtuung für Ihren erhabenen und schweren Beruf auch ferner -wie bisher Ihnen werden, im Hinblick auf die Segnungen, welche Sie -verbreiten. Möge es mir gelingen, mir Ihre Gnade zu erhalten und Ihre -väterliche Liebe, die sich in der neuesten Zeit so unendlich gnädig -gegen mich aussprach und mich zu tief gerührtem Dank verpflichtet, zu -verdienen. Meine Leistungen dereinst sollen Zeugnis von diesem meinem -Danke und von meinem Willen geben.</p> - -<p>Am 28. Nachmittags habe ich Ems<a name="FNAnker_99_99" id="FNAnker_99_99"></a><a href="#Fussnote_99_99" class="fnanchor">[99]</a> verlassen mit den Gefühlen der -Dankbarkeit gegen die Vorsehung, die mir dort die Grundlage zur -völligen Wiederherstellung gewährt zu haben scheint...</p> - -<p>Bei meiner Ankunft hier empfing ich den Brief von Oberst v. Lindheim -vom 23. Juli, den er mir in Ihrem Auftrage schrieb und also 8 Tage -brauchte, um mich zu erreichen. Von Ihrer gnädigen Fürsorge für -meine Gesundheit und der dieserhalb aufgestellten Bedenken gegen -einen Aufenthalt in Baden-Baden bin ich tief durchdrungen... Die -lebendigere Lebensweise in Baden-Baden mitzumachen oder nicht, hängt<span class="pagenum"><a name="Seite_139" id="Seite_139">[S. 139]</a></span> -von meinem Befinden ab und dürfte ich wohl kein großes Behagen -an der französischen Welt haben, welche dort <em class="gesperrt">leider</em> die -Hauptgesellschaft bilden soll und der ich mich wohl nicht anschließen -werde und mit dem Vorschützen meiner Gesundheit genug Veranlassung -habe, mich zurückzuhalten, ohne anzustoßen...</p> - -<p>Das Resumé dürfte also sein, daß die gehegten Bedenken gegen einen -Aufenthalt in Baden-Baden verschwinden dürften, teils weil meine -Gesundheit so fortgeschritten ist, daß ich Manches schon zu ertragen -vermag, woran freilich bei meiner Abreise von Berlin nicht zu glauben -war, teils aber die Lebensweise ganz in meiner Hand liegt. Wenn ich -demnach also den 6. in Baden-Baden einzutreffen gedenke, so kann ich -es nicht unterlassen, Ihnen nochmals für Ihre gnädigen Bedenken für -meine Gesundheit meinen tiefgefühltesten Dank abzustatten. Diese Ihre -väterliche Fürsorge geht noch deutlicher aus dem Opfer hervor, welches -Sie mir im Briefe des Obersten Lindheim zu bringen befehlen. Das -Aufgeben der Beiwohnung der Herbstmanöver ist ein schwerer, schwerer -Entschluß. Alles hatte ich getan, um dieses Opfer nicht nötig zu haben -zu bringen. Freilich muß ich es selbst eingestehen, daß Vorfälle -eintreten könnten, die mir nachteilig werden dürften bei den Manövern -und daß es vorsichtiger ist, wenn ich Ihrer gnädigen Anweisung Gehör -gebe... Somit werde ich also verzichten müssen auf das, worauf ich -mich so sehr gefreut hatte und namentlich auf ein Lager bei Potsdam, -was ich selbst in diesem Jahre vorschlagen wollte. Dazu kommt noch, -daß ich alle Läger bei Potsdam bisher versäumte; 1828 war ich in Wien, -1830 nach der Juli-Empörung befahlen Sie mir, die Revue über die vierte -Armee-Abteilung abzunehmen. Auch die 6. Division wieder zu sehen, würde -mir so große Freude gemacht haben. Doch der Vernunft werde ich wohl -Gehör geben müssen. Wenn ich also dies große Opfer bringe, so darf -ich dagegen mir eine Gnade ausbitten, die darin besteht, daß Sie mir -gestatten, Augusta nach ihrer beendigten Kur nach Karlsruhe kommen zu -lassen, um die fünf Wochen, welche ich nach Schluß meiner Kur bis zur -Rückkehr nach Berlin (22. August bis Ende September) übrig habe, mit -ihr zuzubringen und eine kleine Reise nach der Schweiz, vielleicht bis -an die italienischen Seen, zu unternehmen. Diese Zerstreuung würde, -mit der Freude, Augusta die herrlichen Gegenden sehen zu lassen, -mich einigermaßen über das, was ich in der Heimat<span class="pagenum"><a name="Seite_140" id="Seite_140">[S. 140]</a></span> aufgeben muß, -hinwegführen, ohne in eine Art Hypochondrie zu verfallen, was sonst -möglich wäre, wenn ich tagtäglich, wenn auch entfernt, aber doch -unbeschäftigt, nach Potsdam denken müßte...</p> - -<p class="briefkopf">Baden-Baden, den 20. August 1839.</p> - -<p>.... Gestern Abend 7 Uhr ist Augusta glücklich hier angekommen. Sie -können sich leicht unsere Freude denken. Denn unser Abschied war sehr, -sehr schwer; ich ging selbst sehr besorgt um meine Gesundheit ab und -Augusta war es wohl noch mehr als ich. Nun fand sie mich so ganz -hergestellt und gesund aussehend, wie sie es selbst versichert es nicht -erwartet zu haben. Dieser ihr Ausspruch wird hoffentlich auch Ihnen -beweisen, daß meine früheren Darstellungen über meinen Zustand nur -die Wahrheit enthielten und ich gewiß somit am besten alle Gerüchte -widerlege, die man über Unvorsichtigkeit usw. meinerseits verbreitet -hatte...</p> - -<p class="briefkopf">Baden-Baden, den 23. August 1839.</p> - -<p>Nach Augustens Ankunft am 21. haben wir täglich Excursionen in der -schönen Umgegend gemacht und wurden stets vom Wetter begünstigt. -Gestern hatten wir einen Regentag und auch gestern noch kühles Wetter. -Morgen werden wir der Großherzogin Sophie unsern Besuch in Karlsruhe -machen; es ist gerade der Geburtstag des abwesenden Großherzogs. Am 30. -gehen wir nach Freiburg,</p> - -<table class="exkursionen" summary="Exkursionen"> - - <tr> - <td class="vat" colspan="3"> - den 1. nach Zürich, - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat" colspan="3"> - den 2. nach Luzern, - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat" colspan="3"> - den 3. auf den Righi, - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat"> - den 4. nach Wasen im Reußtal, - </td> - <td class="vam" rowspan="5"> - <div class="figcenter"> - <a id="klammer" name="klammer"> - <img class="klammer" src="images/163_klammer.jpg" - alt="" /></a> - </div> - </td> - <td class="vam" rowspan="5"> - d. h. bei schönem Wetter, sonst zurück nach Luzern und so nach - Thun usw. bis zum 8. - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat"> - den 5. über die Furka nach der Grimsel, - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat"> - den 6. nach Meyringen, - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat"> - den 7. nach Grindelwald, - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat"> - den 8. nach Lauterbrunn und Interlaken, - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat" colspan="3"> - den 9. nach Bern, - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat" colspan="3"> - den 10. nach Neuchatel, - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat" colspan="3"> - den 11. daselbst, - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat" colspan="3"> - den 12. nach Lausanne, - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat" colspan="3"> - den 13. nach Chamouny, - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat" colspan="3"> -<span class="pagenum"><a name="Seite_141" id="Seite_141">[S. 141]</a></span> - den 14. nach Martigny, - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat" colspan="3"> - den 15. nach Brieg, - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat" colspan="3"> - den 16. über den Simplon, - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat" colspan="3"> - den 17. auf den Lago maggiore und nach Mailand, - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat" colspan="3"> - den 18. nach Como, - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat" colspan="3"> - den 19. am Comer See, - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat" colspan="3"> - den 20. über den Splügen, - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat" colspan="3"> - den 21. den halben Weg nach Insbruck, - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat" colspan="3"> - den 22. nach Insbruck, - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat" colspan="3"> - den 23. nach St. Johann, - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat" colspan="3"> - den 24. nach Salzburg, - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat" colspan="3"> - den 25. nach Vels, - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat" colspan="3"> - den 26. nach Budweis, - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat" colspan="3"> - den 27. nach Prag, - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat" colspan="3"> - den 28. nach Dresden, - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat" colspan="3"> - den 29. nach Berlin. - </td> - </tr> -</table> - -<p>Sollten die Witterungs- oder die Gesundheitsverhältnisse eine Änderung -herbeiführen, so würden wir namentlich die kleineren Excursionen in -den kleinen Cantons unterlassen und dann um so viel früher den Simplon -überschreiten. Da ich Mailand zu besuchen nicht in meinem Briefe aus -Frankfurt a. M. vom 3. August erwähnte, so werde ich, da Sie auf diesen -Brief Augustas Weiterreise gestatteten, die zwei Reisetage nach Mailand -mehr nicht zur Liquidation bringen, um Ihre Gnade nicht zu mißbrauchen.</p> - -<p>Nach diesem Plan hoffen wir also zu Augustas Geburtstag zurück zu sein; -aber freilich mit Gewißheit läßt es sich nicht vorhersagen, ob nicht -ein paar Tage manquieren könnten.</p> - -<p>Es wird mir heute aus Berlin geschrieben, daß Sie noch nicht bestimmt -hätten, wer die Manöver bei Potsdam commandieren wird, was mich -ordentlich tourmentiert. Auch soll ja im Lehrbataillon und der -Spandauer Garnison eine ungewöhnliche Krankenzahl einreißen; wenn nur -nicht wieder die Cholera kommt, die schon in Schlesien sich zeigen -soll. Dies Alles geht mir so im Kopfe herum, daß mir meine Abwesenheit -immer schwerer wird, da gerade unter solchen Verhältnissen so Vieles -anzuordnen sein würde, was Fürsorge erheischt.</p> - -<p>Ich fühle jetzt fast zum ersten Male in meinem Leben, wie ohne<span class="pagenum"><a name="Seite_142" id="Seite_142">[S. 142]</a></span> -Gesundheit Alles zerstört ist und man zu nichts taugt. Gott sei Dank, -daß ich sagen kann, daß ich völlig hergestellt bin, was ich seit -kurzem auch daran bemerke, daß ich unwillkürlich einen raschen Schritt -wieder angenommen habe, den ich lange vermißt. Nächst Gottes gnädigem -Beistande verdanke ich Ihrer Gnade zu meiner Wiederherstellung so viel, -da Sie mir so Alles bewilligten, was zu meiner Beruhigung gereichte. -Aber meinen Arzt, den <span class="antiqua">Dr.</span> Großheim, muß ich speciell Ihrer Gnade -empfehlen, dem ich unendlich viel verdanke und der stets Ansprüche auf -meine vollkommenste Anerkennung haben wird.</p> - -<p class="gruss"><span class="mright2">Ihr gehorsamer Sohn</span><br /> -Wilhelm.</p> - -<p class="briefkopf">Karlsruhe, den 30. August 1839.</p> - -<p>.... Gleich nach meiner Ankunft hier besichtigte ich mit dem General -Lassolaye die von ihm vervollkommneten Geschütz-Lafetten, deren -Konstruktion Ihnen eingeschickt worden ist. Die Sache erscheint -ungemein praktisch für die Leichtigkeit und Gelenkigkeit, ohne -Verminderung der Haltbarkeit. Ich bin aber nicht Techniker genug, -um etwaige Übelstände zu ergründen; doch erscheint die Erfindung, -die sich in den schlechtesten Gebirgswegen bewährt hat, jedenfalls -beachtenswert...</p> - -<p class="briefkopf">Bern, den 12. September 1839.</p> - -<p>Gestern bei meiner Ankunft hierselbst erhielt ich ein Schreiben des -Fürsten Wittgenstein vom 29. v. M., in dem er mir in Ihrem Auftrage -schreibt, daß Sie mir meine weitere Reise oder Rückkunft lediglich -anheimstellen, indem Sie mich zwar vom Kommando der Manöver entbunden -hätten, aber dies meine Rückkunft nicht ausgeschlossen habe. Welch’ -einen Eindruck diese Ihre Ansicht auf mich gemacht hat, vermag ich -nicht zu beschreiben. Keine Ahnung hatte ich von derselben. Ich bin -drei Wochen ohne Antwort geblieben auf meine Anfrage, ob ich, da ich -das schwere, schwere Opfer brächte, nicht zum Manöver zurückzukehren, -mit Augusta diese Zeit in der Schweiz verreisen dürfte. Erst am 19. -August erfuhr ich durch Luisens Brief an Augusta, daß Sie deren Reise -zu mir und ihre fernere Reise mit mir genehmigt hätten. In Karlsruhe -erhielt ich Ihren gnädigen Brief vom 20. August, worin Sie sogar eine -Andeutung wegen einer Traubencur in Meran, also zum<span class="pagenum"><a name="Seite_143" id="Seite_143">[S. 143]</a></span> Oktober, machen; -wie konnte ich nach diesem Allen annehmen, daß Sie meine Rückkehr zur -Manöverzeit erwarten? Auch darf ich es frei gestehen, daß ich nicht -es mir klar zu machen weiß, in welcher Art sich meine Anwesenheit in -Berlin und Potsdam nach Ihren Intentionen gestalten sollte, ob, wenn -ich hergestellt, als Zuschauer bei einem Truppenkommando erscheinen -sollte oder hätte kommandieren sollen, so lange es schön Wetter und -nicht fatiguant war, oder ob ich als Reconvalescent hätte, wie im -Frühjahr, zu Hause bleiben sollen?</p> - -<p>Wäre mir Fürst Wittgensteins Brief 48 Stunden früher zugekommen, so -wäre ich Tag und Nacht nach Berlin geeilt und hätte am 15. September -mir Ihre Befehle selbst in dieser Beziehung erbeten; das ist nun -unmöglich. Ja, wenn mir Ihre Intention nur in Baden bekannt geworden -wäre, so hätte ich den ersten Plan meines Arztes, nach der Molkencur -eine kleine Schweizertour bis zum Beginn der Manöver, selbst mit -Augusta ausführen können. So aber ist Fürst Wittgensteins Brief an -dem Tage, den 29. v. M., geschrieben, an welchem wir unsere Reise -begannen und mir hier zugekommen, nachdem wir 14 Tage verreiset sind -und zwar heute, wo das Lager bezogen wird. Den Brief des Oberst v. -Lindheim vom 23. Juli aus Teplitz konnte ich aber auf keinerlei Art -so auslegen, daß ich nach Berlin kommen sollte, ohne mein Kommando zu -übernehmen. Und wenn ich dies hätte übersehen zu verstehen, so hätte -ich wohl erwarten dürfen, daß mir mein Mißverstehen sogleich angedeutet -worden wäre, als ich am 3. August Augustas Reise zu mir und mit mir -während der Manöverzeit bei Ihnen beantragte. Dies Alles aber geschah -nicht, sondern Ihre Genehmigung zur Schweizer Reise erfolgte ohne alle -Restriction. Somit ich also in jeder Beziehung recht unglücklich bin. -Denn ich sehe nun, daß ich gegen Ihren Willen abwesend vom Manöver -bin und gegen Ihren Willen reise. Mir wollen Sie gnädigst dieses -unglückliche Mißverständnis nicht aufbürden, und schicke ich dieserhalb -dem Fürsten Wittgenstein heute die nötigen Briefe und Korrespondenzen -zu. Unsere Reise ist über alle Begriffe vom Wetter begünstigt; die -himmlischsten Sommertage begleiten uns fortwährend, so daß wir Alles im -vollsten Maaße genießen und ich war bis heute vollkommen wohl.</p> - -<p class="gruss"><span class="mright2">Ihr gehorsamer Sohn</span><br /> -Wilhelm.</p> - -<div class="chapter"> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_144" id="Seite_144"></a></span></p> - -<h2 class="nobreak" id="Personenregister">Personenregister</h2> - -</div> - -<ul class="index"><li class="ifrst"> Albrecht, Prinz von Preußen S. <a href="#Seite_64">64</a>, <a href="#Seite_68">68</a>.</li> - -<li class="indx"> Alexander I., russischer Kaiser S. <a href="#Seite_82">82</a>.</li> - -<li class="indx"> Alexandrine, Prinzessin von Preußen, jüngere Schwester des Prinzen -Wilhelm, Großherzogin von Mecklenburg S. <a href="#Seite_118">118</a>.</li> - -<li class="indx"> Altenstein, K. v., preußischer Unterrichtsminister S. <a href="#Seite_97">97</a>.</li> - -<li class="indx"> Auber, französischer Komponist, S. <a href="#Seite_xix">XIX</a>.</li> - -<li class="indx"> Augusta, Prinzessin von Weimar S. <a href="#Seite_27">27</a>f.</li> - -<li class="ifrst"> Bazaine, P.-D., französischer General in russischen Diensten S. <a href="#Seite_5">5</a>.</li> - -<li class="indx"> Bernhard, Prinz von Weimar, niederländischer General S. <a href="#Seite_96">96</a>.</li> - -<li class="indx"> Bernstorff, Chr. G. Graf v., preußischer Minister S. <a href="#Seite_10">10</a>, <a href="#Seite_24">24</a>/<a href="#Seite_25">5</a>.</li> - -<li class="ifrst"> Cecile, Prinzessin von Schweden S. <a href="#Seite_28">28</a>f.</li> - -<li class="indx"> Charlotte, Prinzessin von Preußen, Schwester des Prinzen Wilhelm, -Kaiserin von Rußland S. <a href="#Seite_3">3</a>.</li> - -<li class="indx"> Constantin, älterer Bruder des russischen Kaisers Nikolaus I. S. <a href="#Seite_8">8</a>, -<a href="#Seite_51">51</a>.</li> - -<li class="indx"> Curtius, Ernst, Erzieher des Prinzen Friedrich Wilhelm S. <a href="#Seite_130">130</a>.</li> - -<li class="ifrst"> Elise, Prinzessin v. Radziwill S. <a href="#Seite_26">26</a>.</li> - -<li class="ifrst"> Ferdinand, österreichischer Erzherzog, dann Kaiser S. <a href="#Seite_21">21</a>.</li> - -<li class="indx"> Friedrich, Prinz der Niederlande, Vetter des Prinzen Wilhelm S. <a href="#Seite_78">78</a>f.</li> - -<li class="ifrst"> Gesenius, Theologieprofessor in Halle S. <a href="#Seite_72">72</a>.</li> - -<li class="indx"> Gerlach, L. v., Adjutant des Prinzen Wilhelm S. <a href="#Seite_73">73</a>.</li> - -<li class="indx"> Gerlach, O. v., Geistlicher in Berlin S. <a href="#Seite_72">72</a>.</li> - -<li class="indx"> Godet, Fr., Erzieher des Prinzen Friedrich Wilhelm von Preußen S. -<a href="#Seite_130">130</a>f.</li> - -<li class="indx"> Goethe, W. v. S. <a href="#Seite_45">45</a>.</li> - -<li class="indx"> Grollmann, Generalleutnant S. <a href="#Seite_113">113</a>.</li> - -<li class="indx"> Gustav IV. Adolf von Schweden S. <a href="#Seite_21">21</a>.</li> - -<li class="ifrst"> Hengstenberg, E. W., Theologieprofessor in Berlin S. <a href="#Seite_72">72</a>.</li> - -<li class="indx"> Hufeland, Chr. W., Arzt S. <a href="#Seite_27">27</a>, <a href="#Seite_29">29</a>, <a href="#Seite_43">43</a>.</li> - -<li class="indx"> Humboldt, Wilh. v. S. <a href="#Seite_45">45</a>.</li> - -<li class="ifrst"> Kamptz, K. Chr. A. H. v., preußischer Justizminister S. <a href="#Seite_132">132</a>f.</li> - -<li class="indx"> Karl II., Herzog von Braunschweig S. <a href="#Seite_96">96</a>.</li> - -<li class="indx"> Karl X., König von Frankreich S. <a href="#Seite_74">74</a>f., <a href="#Seite_111">111</a>.</li> - -<li class="indx"> Karl, Prinz von Preußen S. <a href="#Seite_47">47</a>/<a href="#Seite_48">8</a>, <a href="#Seite_50">50</a>, <a href="#Seite_64">64</a>, <a href="#Seite_66">66</a>, <a href="#Seite_68">68</a>.</li> - -<li class="indx"> Karl, Herzog von Mecklenburg, Stiefbruder der Königin Luise S. <a href="#Seite_99">99</a>.</li> - -<li class="ifrst"> Lafayette S. <a href="#Seite_74">74</a>, <a href="#Seite_77">77</a>.</li> - -<li class="indx"> Langhans, K. F., Architekt S. <a href="#Seite_117">117</a>.</li> - -<li class="indx"> Lieven, Chr., russischer Botschafter in London S. <a href="#Seite_8">8</a>, <a href="#Seite_24">24</a>.</li> - -<li class="indx"> Lottum, K. Fr. H. v., preußischer Staatsmann S. <a href="#Seite_66">66</a>, <a href="#Seite_101">101</a>.</li> - -<li class="indx"> Louis Philippe, Herzog von Orleans, später der „Bürgerkönig“ S. <a href="#Seite_74">74</a>f.</li> - -<li class="indx"> Luise, Königin von Preußen S. <a href="#Seite_50">50</a>, <a href="#Seite_58">58</a>.</li> - -<li class="indx"> Luise, Prinzessin von Preußen, später Großherzogin von Baden S. <a href="#Seite_135">135</a>.</li> - -<li class="indx"> Luise, Großherzogin von Weimar S. <a href="#Seite_47">47</a>.</li> - -<li class="ifrst"> Maria Feodorowna, Kaiserin-Mutter von Rußland S. <a href="#Seite_3">3</a>, <a href="#Seite_27">27</a>, <a href="#Seite_37">37</a>, <a href="#Seite_49">49</a>, <a href="#Seite_50">50</a>, -<a href="#Seite_51">51</a>, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> - -<li class="indx"> Maria Feodorowna, Großherzogin von Weimar S. <a href="#Seite_37">37</a>, <a href="#Seite_46">46</a>f.</li> - -<li class="indx"> Maria, Prinzessin von Weimar S. <a href="#Seite_47">47</a>, <a href="#Seite_48">48</a>, <a href="#Seite_50">50</a>.</li> - -<li class="indx"> Marmont, französischer Marschall S. <a href="#Seite_74">74–76</a>.</li> - -<li class="indx"> Metternich, Fürst, Leiter der österreichischen Politik S. <a href="#Seite_56">56</a>, <a href="#Seite_118">118</a>.</li> - -<li class="indx"> Don Miguel, König von Portugal S. <a href="#Seite_36">36</a>, <a href="#Seite_87">87</a>.</li> - -<li class="indx"> Miltiz, v., preußischer Gesandter in Konstantinopel S. <a href="#Seite_10">10</a>.</li> - -<li class="indx"> Motz, Fr. Chr. Ad. v., preußischer Finanzminister S. <a href="#Seite_16">16</a>.</li> - -<li class="ifrst"> Natzmer, O. v., preußischer General S. <a href="#Seite_129">129</a>.</li> - -<li class="indx"> Neander, Aug., Theologieprofessor in Berlin S. <a href="#Seite_130">130</a>.</li> - -<li class="indx"> Nicolaus I., Kaiser von Rußland S. <a href="#Seite_3">3</a>f.</li> - -<li class="ifrst"> Ottenfels, v., österreichischer Gesandter in Konstantinopel S. <a href="#Seite_3">3</a>, -<a href="#Seite_18">18</a>, <a href="#Seite_21">21</a>.</li> - -<li class="ifrst"> Paskewitsch, russischer General S. <a href="#Seite_2">2</a>, <a href="#Seite_17">17–18</a>.</li> - -<li class="indx"> Polignac, J. de, französischer Minister S. <a href="#Seite_74">74</a>, <a href="#Seite_76">76</a>.</li> - -<li class="ifrst"> Schinkel, K. Fr., Architekt S. <a href="#Seite_64">64</a>, <a href="#Seite_66">66</a>/<a href="#Seite_67">7</a>, <a href="#Seite_115">115</a>, <a href="#Seite_117">117</a>.</li> - -<li class="indx"> Schöler, F. v., preußischer Diplomat in Petersburg S. <a href="#Seite_3">3</a>f.</li> - -<li class="indx"> Schuckmann, K. Fr. v., preußischer Minister S. <a href="#Seite_66">66</a>, <a href="#Seite_68">68</a>.</li> - -<li class="indx"> Schweizer, Chr. W., weimarischer Staatsmann S. <a href="#Seite_62">62</a>.</li> - -<li class="indx"> Stägemann, Fr. Aug., preußischer Staatsmann S. <a href="#Seite_76">76</a>.</li> - -<li class="ifrst"> Tatischtschew, russischer Botschafter in Wien S. <a href="#Seite_5">5</a>f., <a href="#Seite_41">41</a>.</li> - -<li class="ifrst"> Wegscheider, Professor in Halle S. <a href="#Seite_72">72</a>.</li> - -<li class="indx"> Wellington, Herzog v., britischer Feldherr und Staatsmann S. <a href="#Seite_9">9</a>, <a href="#Seite_15">15</a>, -<a href="#Seite_83">83</a>, <a href="#Seite_85">85</a>.</li> - -<li class="indx"> Wilhelm, Prinz Radziwill S. <a href="#Seite_107">107</a>/<a href="#Seite_108">8</a>.</li> - -<li class="indx"> Wilhelm, Prinz zu Solms S. <a href="#Seite_105">105</a>/<a href="#Seite_106">6</a>.</li> - -<li class="indx"> Wilhelm I., König der Niederlande S. <a href="#Seite_77">77</a>.</li> - -<li class="indx"> Wilhelmine, Prinzessin von Preußen, Königin der Niederlande S. <a href="#Seite_65">65</a>, -<a href="#Seite_75">75</a>.</li> - -<li class="indx"> Wittgenstein, Fürst, preußischer Hausminister S. <a href="#Seite_136">136</a>, <a href="#Seite_143">143</a>/<a href="#Seite_144">44</a>.</li> - -<li class="indx"> Witzleben, J. v., Generaladjutant Friedrich Wilhelms III. S. <a href="#Seite_8">8</a>.</li></ul> - -<hr class="chap" /> - -<div class="chapter"> - -<p class="s2 center" id="faks">Faksimile des Briefes auf den Seiten <a href="#Seite_50">50–52</a></p> - -</div> - -<div class="figcenter"> - <a id="faksimile1" name="faksimile1"> - <img class="mtop2" src="images/faksimile1.jpg" - alt="Faksimile 1, Brief S. 50-52" /></a> - <p class="s6 center padbot3 ebhide"><a href="images/faksimile1_hr.jpg">❏<br /> - <span class="smaller">GRÖSSERE BILDANSICHT</span></a></p> -</div> - -<div class="figcenter break-before"> - <a id="faksimile2" name="faksimile2"> - <img src="images/faksimile2.jpg" - alt="Faksimile 2, Brief S. 50-52" /></a> - <p class="s6 center padbot3 ebhide"><a href="images/faksimile2_hr.jpg">❏<br /> - <span class="smaller">GRÖSSERE BILDANSICHT</span></a></p> -</div> - -<div class="figcenter break-before"> - <a id="faksimile3" name="faksimile3"> - <img src="images/faksimile3.jpg" - alt="Faksimile 3, Brief S. 50-52" /></a> - <p class="s6 center padbot3 ebhide"><a href="images/faksimile3_hr.jpg">❏<br /> - <span class="smaller">GRÖSSERE BILDANSICHT</span></a></p> -</div> - -<div class="figcenter break-before"> - <a id="faksimile4" name="faksimile4"> - <img src="images/faksimile4.jpg" - alt="Faksimile 4, Brief S. 50-52" /></a> - <p class="s6 center padbot3 ebhide"><a href="images/faksimile4_hr.jpg">❏<br /> - <span class="smaller">GRÖSSERE BILDANSICHT</span></a></p> -</div> - -<hr class="full" /> - -<div class="chapter"> - -<div class="footnotes"> - -<p class="s3 center padtop1" id="FOOTNOTES"><b>Fußnoten:</b></p> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_1_1" id="Fussnote_1_1"></a><a href="#FNAnker_1_1"><span class="label">[1]</span></a> Ein einziges Mal fällt in diesen Briefen ein Wort über -ein Ereignis des Theaters... aus dem Neuen Palais schreibt der Prinz -am 19. Juli 1835 an seinen Vater: Vor einigen Tagen haben wir die -erste Aufführung des <span class="antiqua">Cheval de bronze</span> gesehen. Das Ganze ist -sehr schön ausstaffiert; das Sujet etwas matt mitunter und die Musik -bei weitem nicht so in die Ohren fallend, wie Aubers frühere Opern, -obgleich mehrere sehr hübsche Stellen vorkommen; der erste Akt läßt -einen vorzüglich sehr ruhig.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_2_2" id="Fussnote_2_2"></a><a href="#FNAnker_2_2"><span class="label">[2]</span></a> Festschrift der Kaiser Wilhelm-Gesellschaft, 1921, S. 261.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_3_3" id="Fussnote_3_3"></a><a href="#FNAnker_3_3"><span class="label">[3]</span></a> -Vgl. <a href="#Seite_34">S. 34</a>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_4_4" id="Fussnote_4_4"></a><a href="#FNAnker_4_4"><span class="label">[4]</span></a> Friedrich v. Schöler (1772/1840), der von 1807 bis 1834 -als ausgezeichneter und in schwierigen Situationen bewährter Diplomat -bei der preußischen Gesandtschaft in Petersburg tätig war, ehe er in -gleicher Eigenschaft an den Frankfurter Bundestag übersiedelte, hat in -seinen regelmäßigen Berichten an Friedrich Wilhelm III., die für einen -Teil dieser Veröffentlichung trotz ihrer Verwertung in Th. Schiemanns -Geschichte Rußlands noch manch’ wertvollen Beitrag liefern, sofort -von der Anwesenheit des Prinzen Wilhelm in der russischen Hauptstadt -Notiz genommen: „Seine Kgl. Hoheit ist im Winterpalais abgestiegen, in -einem neuen Appartement, den Zimmern Ihrer Majestät der regierenden -Kaiserin so nahe als möglich; die Wohnung Sr. Majestät des Kaisers -liegt ebenfalls in diesem Teil des Schlosses; Seine Kgl. Hoheit waren -daher so zu sagen im Augenblick des Eintretens von den Armen der ganzen -kaiserlichen Familie auf das liebevollste und herzlichste umfangen.“ -(Schöler an den König, 21. 12./2. 1. 1827/8) — Prinz Wilhelm selbst -berichtet über Schwester und Schwager: „Nicolas ist unbegreiflich stark -geworden, so, daß er von hinten dem seligen Kaiser erinnert; dabei ist -er auch im Gesicht viel wohler und stärker als vorig(es) Jahr, sodaß -dieses Kaiser-Paar seines Gleichen suchen kann.“</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_5_5" id="Fussnote_5_5"></a><a href="#FNAnker_5_5"><span class="label">[5]</span></a> „Am 8. December verließen die Botschafter von England, -Sir Stratfort Canning, und Frankreich, General Graf Guilleminot, -und am 16. December auch der russische Gesandte, v. Ribeaupierre, -Konstantinopel, um sich über Smyrna nach dem Occident zu begeben. -Fast gleichzeitig traf von Wien die Nachricht ein, daß Metternich, -offenbar im Gefühl der Unmöglichkeit, unter den obwaltenden Umständen -der Stimme der Billigkeit und Mäßigung Gehör zu verschaffen, die ihm -übertragene Vermittlung ablehne. Der österreichische Internuntius Baron -v. Ottenfels — von den Vertretern der Großmächte der einzige, der bis -dahin in einiger Verbindung mit den türkischen Ministern geblieben war -— verlor damit ebenfalls alles Vertrauen, und die Pforte stand ohne -jeglichen diplomatischen Rat da.“ (G. Rosen, Geschichte der Türkei, -1826 bis 1856, Erster Teil, 1866, S. 55.) Dazu die Bemerkung des -Prinzen Wilhelm, St. Petersburg, 23. Dec./4. Jan. 1827/8: .... Vor drei -Tagen erhielt der Kaiser die Nachricht, daß Ribeaupierre nicht nach -Odessa, sondern widriger Winde halber nach Triest hat gehen müssen, -ein Zufall, der dem Kaiser sehr lieb ist, indem er sagte: der Himmel -habe die Instruktion ihm zukommen lassen, die er vergessen habe, ihm -nach Konstantinopel zu senden. Ribeaupierre erhält Befehl, in Triest -zu bleiben und sich womöglich mit seinen zwei Kollegen fortwährend in -Kommunikation zu erhalten.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_6_6" id="Fussnote_6_6"></a><a href="#FNAnker_6_6"><span class="label">[6]</span></a> Auf einen nicht erhaltenen Brief vom 4./16. Januar 1828 -bezieht sich folgender Satz aus einem Schreiben Friedrich Wilhelms -III. an seinen Sohn aus Berlin, den 18./30. des genannten Monats:.... -Der Bericht hatte für mich das bedeutendste Interesse, da ich aus ihm -besser als auf irgend eine Weise die Art ersah, wie man oder besser -gesagt, wie der Kaiser seine Lage und die Lage der Dinge im Orient -überhaupt in Beziehung auf die griechische Angelegenheit beurteilt. -Du hast in diesem Berichte auf’s Neue zu beweisen, mit welcher -Aufmerksamkeit und Auffassungsgabe Du einem so wichtigen Gegenstand -zu folgen weißt und freut es mich, Dir darüber meine Zufriedenheit -ausdrücken zu können....</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_7_7" id="Fussnote_7_7"></a><a href="#FNAnker_7_7"><span class="label">[7]</span></a> „Der erste Grund an der Verzögerung, welche die Ausführung -des Friedensbeschlusses erleidet, bleibt immer die Liebe des Schahs zu -seinen Schätzen. Er soll sich nicht entschließen können mehr als 100000 -Kruß, die ungefähr zweimal so viel Silberrubel wert sein mögen, in -einem Tage auszugeben. Da nun Sr. Majestät genötigt ist, sich von dem -Werte von 5 Millionen Kruß oder 40 Millionen Rubel Banco-Assignationen -zu trennen, so würde die Auszahlung jedenfalls etwas lange dauern, wenn -General Paskewitsch nicht die Mittel hätte, einige Beschleunigung in -dieselbe zu bringen. Indeß soll die Fortschaffung dieses baren Geldes -von Teheran bis Tawris nicht unbedeutende Schwierigkeiten haben, unter -welchen die Neigung des früheren Besitzers desselben, bei dieser -Gelegenheit wieder zu dem ihrigen zu gelangen, vielleicht nicht die -kleinste sein dürfte.“ (Schöler, 25. Jan./6. Febr. 1823.)</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_8_8" id="Fussnote_8_8"></a><a href="#FNAnker_8_8"><span class="label">[8]</span></a> Der russische Gesandte in Paris.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_9_9" id="Fussnote_9_9"></a><a href="#FNAnker_9_9"><span class="label">[9]</span></a> Das ausgesprochen reaktionäre Ministerium Villèle war -Anfang Januar 1823 durch den gemäßigten Royalisten Martignac ersetzt -worden, der eine freiheitlichere innere Entwicklung anstrebte.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_10_10" id="Fussnote_10_10"></a><a href="#FNAnker_10_10"><span class="label">[10]</span></a> „Prinz Wilhelm hat aus Petersburg an den Major v. Wilisen -geschrieben, der Kaiser Nikolaus werde in keinem Falle von seinem -bisherigen Gange hinsichtlich der Türken nachlassen; der Krieg sei -unvermeidlich, wenn die Türken nicht nachgeben. Er ist sehr gegen -Österreich, dessen Schuld es sei, daß man nicht längst aufs Reine -gekommen sei und dem allein alles bevorstehende Blutvergießen zur Last -falle. Mit dem jetzigen französischen Ministerium ist man in Petersburg -sehr zufrieden, nennt es das <span class="antiqua">ministère des braves gens</span> und -lacht über den Grafen Pozzo di Borgo, der da meint, es könne und dürfe -keinen Bestand haben.“ (Varnhagen v. Ense in seinen „Blättern aus der -Preußischen Geschichte“, am 5. Januar 1828.)</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_11_11" id="Fussnote_11_11"></a><a href="#FNAnker_11_11"><span class="label">[11]</span></a> Der „Kaiserliche IngenieurGeneral“ Pierre-Dominique -Bazaine (1783/1838) war durch Napoleons Vermittlung seinerzeit in -russische Dienste getreten und galt als ein ausgezeichneter Fachmann.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_12_12" id="Fussnote_12_12"></a><a href="#FNAnker_12_12"><span class="label">[12]</span></a> Russischer Botschafter in Wien.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_13_13" id="Fussnote_13_13"></a><a href="#FNAnker_13_13"><span class="label">[13]</span></a> Die allgemeine politische Situation war in diesen Tagen -völlig ungeklärt: „Österreich hat gegen die drei Mächte, welche den -Londoner Vertrag unterzeichnet haben, eine ziemlich dreiste Sprache -angenommen; das Verhältnis beider Kaiserhöfe zu einander ist sehr -gereizt und gerade das beunruhigt den König“, notierte Varnhagen von -Ense in seinen Blättern aus der preußischen Geschichte am 5. Januar -1828. Auch Schölers Berichte wissen davon zu melden: „Die Meinung, daß -Rußland den Krieg mit der Pforte wünsche, oder die Meinung, daß es -diesen Krieg scheue, sind beide gleich große, aber häufig, bald hier, -bald dort genährte Irrtümer, die wesentlich dazu beigetragen haben, die -gegenwärtige Verwicklung der griechischen Pacificationsangelegenheiten -herbeizuführen.“ (Schöler am 24. 12./5. 1. 1827/8); „Österreich -verfolgt ganz unbegreiflicher Weise den höchst bedenklichen Zweck, -die Übereinstimmung der verbündeten Mächte so viel als möglich zu -hindern“ (Schöler am 28. 12./9. 1. 1827/8), und Friedrich Wilhelm -III. schreibt aus Berlin seinem Sohn am 5./17. Februar 1828:.... -besonders haben mir die politischen Neuigkeiten, die Angelegenheiten -Rußlands in Beziehung auf Österreich betreffend, angenehm sein müssen, -da sich ziemlich bestimmt daraus ergiebt, daß letzteres Kabinett -sich in einem wünschenswerteren Sinn als seither ausspricht. Im -übrigen befinden wir uns noch immerfort in einer gewissen Krisis in -Betreff der orientalischen Angelegenheit, da sich England seit dem -Ministeriumwechsel noch immer nicht recht über seine eigentlichen -Absichten darüber erklärt hat....</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_14_14" id="Fussnote_14_14"></a><a href="#FNAnker_14_14"><span class="label">[14]</span></a> Der ältere Bruder des Kaisers Nicolaus lebte in Warschau, -nachdem er im Dezember 1825 im „Großmutsstreit“ auf die Krone -verzichtet hatte.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_15_15" id="Fussnote_15_15"></a><a href="#FNAnker_15_15"><span class="label">[15]</span></a> „Das alberne Gerücht, daß im Falle eines Türkenkrieges -preußische Truppen das Königreich Polen besetzen und verwahren werden, -ist überall verbreitet und wird gar sehr geglaubt.“ (Varnhagen von -Ense, Blätter aus der Preußischen Geschichte, Eintragung vom 5. Januar -1828.)</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_16_16" id="Fussnote_16_16"></a><a href="#FNAnker_16_16"><span class="label">[16]</span></a> Job v. Witzleben (1783/1837, seit 1834 preußischer -Kriegsminister) war Generaladjutant des Königs, „zwanzig Jahre lang der -mächtigste Untertan im Staate“ und, wie Friedrich Wilhelm III. sagte, -„mein Freund und Mitarbeiter an den großen Plänen zur Beglückung des -Volkes“.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_17_17" id="Fussnote_17_17"></a><a href="#FNAnker_17_17"><span class="label">[17]</span></a> Christoph Lieven (1774/1839), der russische Botschafter -in London.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_18_18" id="Fussnote_18_18"></a><a href="#FNAnker_18_18"><span class="label">[18]</span></a> „Erwägt man, daß der Kaiser vor einiger Zeit noch gegen -den Prinzen Wilhelm des Umstandes gedachte, daß die vielen inneren -Geschäfte die neuen englischen Minister hindern würden, sogleich die -auswärtigen in Erwägung zu ziehen, dagegen aber jetzt, und seit kurzem -erst mit besonderer Bestimmtheit von dem Termine des Einrückens in die -Fürstentümer spricht, so hat man die Erklärung dieser Verschiedenheit -in den Äußerungen des Monarchen“ — eine widersinnige, zwecklose Phrase -in der Eröffnungsrede des englischen Parlamentes, die man der Eitelkeit -des Herzogs Wellington und dem Einflusse des Fürsten Esterhazy, des -österreichischen Gesandten, zuschreibt, hat die Empfindlichkeit des -Kaisers sehr erregt —; „es bleibt nur zu wünschen, das die Vorliebe -des — englischen — Königs für den österreichischen Botschafter -und die eigne Verfeindung mit dem russischen den nunmehrigen -Premierminister von England zu keiner falschen Maßregel verleite.“ -(Schöler, 9./21. Februar 1828.)</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_19_19" id="Fussnote_19_19"></a><a href="#FNAnker_19_19"><span class="label">[19]</span></a> Der Sieger von Waterloo, Wellington, (1769/1852) übernahm -Mitte Januar 1828 die Leitung des englischen Ministeriums.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_20_20" id="Fussnote_20_20"></a><a href="#FNAnker_20_20"><span class="label">[20]</span></a> „Alles, was von dem Ministerio unter Herzog Wellington -zu erwarten ist, wird demnach wirklich auch nicht weiter gehen, als -bisher, nämlich den Ereignissen sich nach wie vor hingebend wird das -Ministerium ebenso als die beiden letzteren nur den Vorwurf, daß man -den Bedingungen des Tractates nicht nachgekommen sei, möglichst zu -vermeiden und dadurch den Kaiser Nicolaus abzuhalten suchen, seinen -eignen Weg zu gehen. Seinerseits hat dieser Monarch unterdeß einen -Schritt getan, der keinen Zweifel übrig läßt, daß er selbst dem -Erfinder des Protokolls vom 4. April wenigstens kein Übermaß von -Neigung zur Erfüllung desselben in seiner erweiterten Gestalt zutraue, -indem er sich bewogen gefühlt hat, persönlich an den Herzog von -Wellington zu schreiben und demselben die besondere Berücksichtigung -zu Gemüte zu führen, die Herzog Wellington — mehr als jeder Andere -— der Erfüllung des Zweckes jenes Protokolls zu widmen verpflichtet -sei. Die Antwort des Herzogs ist noch nicht erfolgt, indeß weiß man -aus den neusten Berichten des Fürsten Lieven, daß das kaiserliche -Schreiben seine Wirkung nicht verfehlt und die bestimmteste Zusage von -Seiten des neuen Premierminister veranlaßt hat, die Stipulationen des -Vertrages gewissenhaft zu erfüllen und Alles aufzubieten, die Zwecke -desselben vollständig zu erreichen. Hiernach scheint denn wirklich -jenes Schreiben zur glücklichen Stunde angekommen zu sein, da Fürst -Lieven früher gemeldet hatte, daß ihm über die guten Dispositionen des -Herzogs nur indirect Versicherungen gemacht worden wären.“ (Schöler, -28. Januar/9. Februar 1828.)</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_21_21" id="Fussnote_21_21"></a><a href="#FNAnker_21_21"><span class="label">[21]</span></a> Christian Günther Graf v. Bernstorff (1769/1835) war -im April 1818 auf Hardenbergs Veranlassung aus dem dänischen in -den preußischen Staatsdienst übergetreten und leitete damals die -auswärtige Politik. „Wenn Bernstorff in den deutschen Angelegenheiten -dem österreichischen Staatslenker einen allzu gefälligen Vortritt -ließ, so lehnte er sich beim Eintritt der großen Ereignisse von -weltgeschichtlicher Bedeutung bis zur Gefahr an Rußland; denn mit -seiner Bezeichnung der Zumutungen Rußlands an die Pforte im Jahre 1828 -als ‚gerechte Anforderungen‘, wobei er freilich wohl nur an die von der -öffentlichen Meinung ersehnte Befreiung Griechenlands gedacht haben -mochte, hätte er leicht einen Krieg wider Preußen hervorrufen können, -in welchem die Westmächte sich mit Österreich zu seiner Vernichtung -zusammen gefunden haben würden“ (Allg. Deutsche Biogr. Bd. 2, S. 498).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_22_22" id="Fussnote_22_22"></a><a href="#FNAnker_22_22"><span class="label">[22]</span></a> Der preußische Gesandte in Konstantinopel.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_23_23" id="Fussnote_23_23"></a><a href="#FNAnker_23_23"><span class="label">[23]</span></a> Dazu die ausführliche Äußerung Friedrich Wilhelms -III. an seinen Sohn, Berlin, den 28. Februar/8. März 1828:.... mit -einigem Befremden ersehe ich durch sie (d. i. Deine Briefe), daß -man die politischen Verhältnisse Preußens aus einem Gesichtspunkte -anzusehen fortfährt, den ich durchaus als unrichtig annehmen muß, -ja, daß man Dich selbst fast dahin gebracht hat, diese Ansichten -einigermaßen zu teilen. Allerdings haben sich seit Deiner Abreise -von hier die orientalischen Angelegenheiten in einer für mich aber -keineswegs unerwarteten Weise gestaltet. Die unsrigen sind jedoch -dieselben geblieben und mußten auch ganz natürlich dieselben bleiben, -wenn man nicht durchaus die Stellung Preußens verkennen will. <span class="antiqua">Pour -refraichir nos idées</span>, wie man zu sagen pflegt, habe ich den Grafen -Bernstorff beauftragt, ein Mémoire für Dich anzufertigen, das ich -Dir.... überschicken werde. Es enthält eine deutliche Übersicht über -die jetzige Lage der Dinge, und die darin abgesprochenen Grundsätze -sind vollkommen die meinigen. Ich überlasse Dir, davon beliebigen, aber -vorsichtigen Gebrauch zu machen. Im allgemeinen ist die Lage Europas -sehr bedenklich, zumal wenn Rußland mit den Ansichten Englands nicht -einverstanden sein sollte und isoliert zu handeln entschlossen wäre, -woraus unabsehbare Verwicklungen entstehen müßten, die höchst traurige -Folgen haben müßten. Daß also unter solchen Umständen an eine tätige -militärische Teilnahme unsererseits nicht gedacht werden kann, liegt -klar zu Tage. Truppen zu haben, ist allerdings eine wesentliche Sache, -allein blos um dies zu erlangen, macht man noch keinen Krieg nicht....</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_24_24" id="Fussnote_24_24"></a><a href="#FNAnker_24_24"><span class="label">[24]</span></a> Friedr. Christ. Ad. v. Motz (1775/1830) war von 1825 an -preußischer Finanzminister, der für das Zustandekommen des deutschen -Zollvereines von größtem Einfluß war.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_25_25" id="Fussnote_25_25"></a><a href="#FNAnker_25_25"><span class="label">[25]</span></a> Wie verworren die politische Lage in dieser Zeit war, -zeigt ein Satz aus einem gleichzeitigen, umfangreichen Berichte -Schölers an den König vom 9./21. Februar 1828; die preußischen -Gesandten „an den verbündeten Höfen“ hatten berichtet, „als ob man in -Paris die Besetzung der Fürstentümer von Rußland nicht anders als unter -Zustimmung der beiden anderen Mächte befahre, in London aber zu dieser -Besetzung weder als isolierte russische Maßregel noch im Auftrage -der Alliance seine Zustimmung zu geben gedenke. Rußland seinerseits -hingegen erklärt, daß es fortwährend nur mit seinen Verbündeten in -Übereinstimmung handeln werde.“</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_26_26" id="Fussnote_26_26"></a><a href="#FNAnker_26_26"><span class="label">[26]</span></a> „In der Tat, es dürfte schwer sein etwas zu erdenken, -was mehr im Stande wäre, die Mäßigung des Kaisers Nicolaus zu Ende zu -treiben und den Entschluß, allein gegen die Pforte loszubrechen, bei -ihm zur Reife zu bringen als diese wiederholten Versuche Österreichs, -die Alliierten von Rußland in einen Mittelweg zu ziehen, zu dem -sie ohnehin mehr oder weniger geneigt sind, auf welchem aber die -Herstellung des russischen Einflusses in Konstantinopel voraussichtlich -in dem Maße nicht erreicht werden kann, in welchem er früher -bestanden, Kaiser Nicolaus ihn durch die Konvention von Ackerman ihn -wiederzugewinnen und nie mehr aufzugeben feierlich erklärt hat. Das -berührt gerade die Stelle, die Österreichs Politik in der griechischen -Angelegenheit wund gerieben und so empfindlich gemacht hat, daß jede -Berührung höchst bedenklich wird; aber es ist zugleich der Punkt, über -den die Täuschungen des Fürsten Metternich so lange angehalten haben, -daß deren Übung unmöglich geworden scheint.“ (Schöler, 16./28. Februar -1828.)</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_27_27" id="Fussnote_27_27"></a><a href="#FNAnker_27_27"><span class="label">[27]</span></a> Türkische Bezeichnung für einen Erlaß des Sultans, -der einen hochpolitischen Inhalt hat. Schöler bezeichnet den hier -in Frage kommenden Hatischeriff (am 22. 2./5. 3. 1828) als „ein -Denkmal muselmännischen Unsinns und tief eingewurzelten Hasses gegen -Rußland und die ganze Christenheit, in welchem der Sultan unverhohlen -ausspricht, daß die in Ackerman eingegangenen Bedingungen sämtlich zu -erfüllen keineswegs seine Absicht sei und er, im Voraus überzeugt, -daß der Säbel entscheiden müsse, nur gezögert habe, um Zeit zur -hinreichenden Rüstung zu gewinnen.“</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_28_28" id="Fussnote_28_28"></a><a href="#FNAnker_28_28"><span class="label">[28]</span></a> Der König an seinen Sohn, Berlin, den 20. März 1828:.... -Sehr wichtige Nachrichten gabst Du mir durch Deine Briefe. Der -Persische Frieden ist unter ihnen die erfreulichste. Die orientalischen -Angelegenheiten verwirren sich immer mehr, ein klares Bild sich jetzt -von ihnen zu machen, ist unmöglich, die von mir von jeher vermutete -Verschiedenheit der Ansichten und Interessen der größeren Mächte -Europas fangen an, sich sehr deutlich zu zeigen, da England einen ganz -neuen und ganz anderen Weg einzuschlagen auf dem Punkte steht, doch -weiß ich darüber noch nichts ganz offizielles. Spränge es gänzlich ab, -so wäre die Verwirrung unberechenbar....</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_29_29" id="Fussnote_29_29"></a><a href="#FNAnker_29_29"><span class="label">[29]</span></a> „Der am 3./15. März aus London in Petersburg -eingetroffene Kurir überbrachte die Nachricht“, daß in der dortigen -Ministerkonferenz die Abrede getroffen sei: noch einmal — also trotz -des Hattischerifs — und zwar mit Zuziehung von Preußen und Österreich, -Anträge in Konstantinopel zu machen. Dem gegenüber präzisierte -Rußland seinen Standpunkt folgendermaßen: es fordert Genugtuung für -die Verletzung seiner Traktate mit der Pforte und erklärt, selbige -unverzüglich annehmen zu wollen, zugleich aber in Hinsicht der -griechischen Angelegenheit den Vertrag vom 6. Juli zu befolgen. „Das -gibt also eine Beratung, den Krieg zu vermeiden und den wirklichen -Krieg daneben; wie lange wird hierbei das freundschaftliche Vernehmen -unter den drei verbündeten Mächten bestehen können?“ (Schöler an den -preußischen Minister des Auswärtigen, Graf Bernstorff, 3./15. März -1828.)</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_30_30" id="Fussnote_30_30"></a><a href="#FNAnker_30_30"><span class="label">[30]</span></a> Das Mémoire, in französischer Sprache — also wohl auch -für den Zaren bestimmt —, stellte in 28 Punkten die Lage dar. Vgl. -dazu <a href="#Fussnote_23_23">Anm. S. 11</a>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_31_31" id="Fussnote_31_31"></a><a href="#FNAnker_31_31"><span class="label">[31]</span></a> Kaiser Nikolaus sagte auf der Parade zu Schöler am 3./20. -März: „daß Preußen sich gegen die andern Mächte nach wie vor für -Rußlands Recht erklärt, von einer tätigen Unterstützung ist nie die -Rede gewesen“. Fast zur selben Zeit faßte der König in einem Brief an -seinen Sohn (16./28. März 1828) die Lage dahin zusammen:.... Alles, was -jetzt in der politischen Welt vorgeht, sind die Folgen des Protokolls -und des trilateralen Vertrages; wollte man durch diese dahin kommen, -wo wir gekommen sind, so ist der Zweck erreicht, denn daß das Resultat -derselben das ergeben würde, was es ergeben hat, daran habe ich keinen -Augenblick gezweifelt, daher ich auch die jetzige Lage der Dinge als -etwas keineswegs unerwartetes betrachte. Wohin sie aber führen kann, -ist nicht leicht vorauszusehen, denn daß der Trilateralvertrag ohne -Krieg ein Unding war, war klar vorauszusehen. <span class="antiqua">Et j’en reviens -toujours à nos moutons</span>, das heißt auf die Grundsätze, die ich -über diese Angelegenheit von Anfang an ausgesprochen habe, niemand -aber wollte darauf hören. Nun ist die Verwirrung der Meinungen da; -meine Schuld ist es nicht, denn ich habe zu Gunsten Rußlands bei -Österreich und England zu wirken versucht, so viel ich vermochte ohne -Unterlaß, allein umsonst. Österreich blieb wenigstens seiner Politik -treu, aber was soll man von England denken? Wellington ist freilich -nicht Canning und was dieser gebraut hat, will jener nicht ausbaden, -weil, wie es klar genug war, Englands Interesse keinen verderblichen -Krieg mit der Pforte haben will.... Schöler präzisierte Preußens -Notwendigkeiten und Möglichkeiten sehr scharf: „Nun scheint aber -Preußen mir die Macht zu sein, die diese Aufgabe, Europa vor einem -allgemeinen Kriege zu bewahren, und damit zugleich die Frage lösen -könne, welche Stellung sie in dem europäischen Staatenvereine einnähme -und alle Verhältnisse scheinen mir dazu anzumahnen, gleichsam zu dem -Entschlusse hinzudrängen, dieser Lösung uns zu unterziehen. Wenn -Preußen, mit allen seinen bisherigen Erklärungen übereinstimmend, ernst -und milde ausspricht, öffentlich ausspricht, daß es Rußlands volle -Befugnis, ja selbst Verpflichtung, die Pforte zu Paaren zu treiben, -anerkenne, und im eintretenden Falle nach dieser Überzeugung verfahren -werde, dann werden England und Österreich sich gewiß nicht zu Schritten -entschließen, zu denen sie ohnehin keine wahrhafte Verletzung eines -wesentlichen Interesse auffordert. Eine solche Erklärung berechtigt -aber vollkommen andererseits auch hinzuzufügen, daß selbige nur auf -das Vertrauen in des Kaisers Mäßigung und festen Entschluß, sich keine -anderweitigen Vorteile anzueignen, begründet sei, folglich auch nur mit -diesem Vertrauen bestehen und gültig bleiben kann.“ (Schöler an Graf -Bernstorff, 1/13. April 1828, dem Sinne nach identisch mit einem zwei -Tage vorher an den König abgeschickten Bericht.)</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_32_32" id="Fussnote_32_32"></a><a href="#FNAnker_32_32"><span class="label">[32]</span></a> „<span class="antiqua">Supplément extraordinaire au Journal de St. -Pétersburg. Nr. 36</span>“; es enthält in französischer Sprache die 16 -Artikel des Friedensvertrages zwischen Rußland und Persien.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_33_33" id="Fussnote_33_33"></a><a href="#FNAnker_33_33"><span class="label">[33]</span></a> Dom Pedro von Portugal hatte Anfang Mai 1826 auf die -Krone verzichtet, übertrug sie auf seine siebenjährige Tochter Maria -II. da Gloria und verlobte diese mit ihrem Oheim Miguel, den er im -Juli des nächsten Jahres zum Regenten ernannte. Kaum war dieser jedoch -im Februar 1828 in Lissabon angelangt, so hob er die Verfassung auf -und ließ diesen Gewaltstreich durch die wieder einberufenen alten -Landstände, die Cortes, gutheißen und sich am 30. Juni zum absoluten -König ausrufen. Die hieraus entstehenden Wirren sind erst 1834 zu Ende -gegangen.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_34_34" id="Fussnote_34_34"></a><a href="#FNAnker_34_34"><span class="label">[34]</span></a> Am 14. April 1828 erließ Kaiser Nikolaus I. das Manifest, -das die Kriegserklärung Rußlands an die Türkei enthielt.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_35_35" id="Fussnote_35_35"></a><a href="#FNAnker_35_35"><span class="label">[35]</span></a> Die geplante Begegnung kam nicht zustande; am 21. -April/3. Mai 1828 schrieb der Prinz seinem Vater aus Petersburg: Ein -vor vier Tagen wieder eingetroffener Kurir aus Weimar brachte die -Nachricht, daß die Großfürstin Marie dennoch kommt.... durch die so -verspätete Reise der Großfürstin ist also auch mir jede Möglichkeit -genommen, sie zu sehen. Ihre Entscheidung meinetwegen mag nun ausfallen -wie sie wolle.... die Gelegenheit mir zu nehmen, einen Krieg mit zu -machen, den man wünschen darf im Vergleich zu allen anderen möglichen -Kriegen, kann ich mir nicht möglich denken.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_36_36" id="Fussnote_36_36"></a><a href="#FNAnker_36_36"><span class="label">[36]</span></a> Der König an Prinz Wilhelm, Potsdam, den 9. April -1828:.... Mit dem von hier abzusendenden Feldjäger geht ein -Antwortschreiben von mir an den Kaiser ab. Es ist die Antwort auf -das, was mir durch Alopeus zugekommen ist, benebst einer Kopie der -Instruktionen, die unsere Gesandten in London, Paris und Wien erhalten, -um, nach des Kaisers Wunsch das Recht (bei den besagten Höfen) geltend -zu machen, seine Angelegenheiten mit der Pforte allein zu betreiben, -d. h. dieser den Krieg zu erklären wegen der Verletzungen des Traktats -von Akkerman und der in dem Hattischerif ausgesprochenen Beleidigungen -Rußlands. So sehr ich nun auch dies Recht anerkennen muß, das als eine -immidiäre Folge des deplorablen Trilateral-Traktats anzusehen ist, -so unumwunden habe ich mich dennoch darüber aussprechen müssen, wie -wünschenswert es gewesen wäre, dies in anderer Weise geltend zu machen, -um auch den letzten Schein von sich zu entfernen, als sähe Rußland -sich wegen dieser Angelegenheit für gänzlich entbunden an, sie mit dem -Trilateral-Traktat in Verbindung zu bringen.... Nach meiner Ansicht -wäre es noch jetzt nicht zu spät, die von mir angeschlagene Sprache -gegen die übrigen Mächte zu führen, denn wenn keine Zeit verloren wird, -so werden die Operationen bis zur Donau auf keine Weise gehemmt, aber -die Meinung für Rußlands gerechte Sache würde in den Augen der Welt -noch unendlich dadurch gewinnen müssen.....</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_37_37" id="Fussnote_37_37"></a><a href="#FNAnker_37_37"><span class="label">[37]</span></a> Am 22. September 1828 hatte der Prinz an seinen Vater -aus Wien geschrieben: Alles (wegen meiner Abreise) würde sich freilich -ändern, wenn ich entscheidende Antworten aus Weimar erhielte und zwar -günstige; der 30. September wird alsdann dort ein wichtiger Tag und ich -gerate aufs Neue zwischen zwei Feuer. Meine Ungeduld über diesen Punkt -wächst mit jedem Tage.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_38_38" id="Fussnote_38_38"></a><a href="#FNAnker_38_38"><span class="label">[38]</span></a> Von dort schreibt der Prinz am 10. Oktober 1828 an seinen -Vater: Ich unternehme diesen entscheidenden, wohl für mein ganzes -Dasein entscheidenden Weg mit allem Vertrauen zu Gott, daß er mich nach -Seinem Willen leiten, führen und ans Ziel bringen wird. Ist dieser Weg -Sein Wille nicht, so wird Er mir Kraft und Standhaftigkeit geben, um -Prüfungen zu bestehen.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_39_39" id="Fussnote_39_39"></a><a href="#FNAnker_39_39"><span class="label">[39]</span></a> Prinz Karl v. Preußen, der dritte Sohn Friedrich Wilhelms -III. (1801/83), vermählt seit 1827 mit Maria v. Weimar (1808/77), der -älteren Schwester der Prinzessin Augusta.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_40_40" id="Fussnote_40_40"></a><a href="#FNAnker_40_40"><span class="label">[40]</span></a> Kleines Städtchen in der Nähe von Großheringen bei -Weimar.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_41_41" id="Fussnote_41_41"></a><a href="#FNAnker_41_41"><span class="label">[41]</span></a> Luise Augusta v. Hessen, die von 1775 bis 1828 mit Karl -August von Weimar vermählt war.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_42_42" id="Fussnote_42_42"></a><a href="#FNAnker_42_42"><span class="label">[42]</span></a> Fächer.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_43_43" id="Fussnote_43_43"></a><a href="#FNAnker_43_43"><span class="label">[43]</span></a> Die Kaiserin-Mutter Maria Feodorowna (Sophie Dorothea von -Württemberg), die Enkelin einer Schwester Friedrichs des Großen und -zweite Gattin Pauls I. von Rußland, war am 25. Oktober 1759 geboren und -starb am 5. November 1828 (vgl. S. 54).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_44_44" id="Fussnote_44_44"></a><a href="#FNAnker_44_44"><span class="label">[44]</span></a> Der König teilte der Kaiserin-Mutter aus Charlottenburg -am 26./28. Oktober 1828 die Verlobung seines Sohnes mit; der Brief hat -die Adressatin, die am 5. November 1828 starb, nicht mehr erreicht. -An ihrer Stelle antwortete Kaiser Nikolaus Mitte November desselben -Jahres (Publikationen aus den Preußischen Staatsarchiven, Bd. 75, 1900, -Nr. 410, 455). — Dem Brautpaar gratulierte Friedrich Wilhelm III. mit -folgenden Zeilen: Charlottenburg, den 27. Oktober 1828. .... Ein unter -so günstigen Umständen geschlossener Bund gewährt sich die heitersten -Aussichten für die Zukunft und wird auch sicher von Gott gesegnet -werden. Daß der Segen einer liebevollen Mutter nicht ausgeblieben wäre, -hätte sie dies frohe Ereignis erleben können, dafür glaube ich Bürge -sein zu dürfen. Daß der meinige dabei nicht ausbleiben kann, versteht -sich von selbst und recht übermäßig habe ich zu Gott gebetet, daß er -Alles zum Besten lenken wolle. -</p> -<p> -Deiner Auserwählten bitte ich in meinem Namen zu sagen, daß sie sowohl -von mir als unserer ganzen Familie mit eben der Herzlichkeit und -Zuvorkommenheit aufgenommen werden würde, wie ihre Schwester Marie -und daß wir uns glücklich schätzen, sie von nun an als die unsrige -betrachten zu dürfen....</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_45_45" id="Fussnote_45_45"></a><a href="#FNAnker_45_45"><span class="label">[45]</span></a> Die Belagerung des türkischen Warna am Schwarzen Meer, -bei der seit Anfang September Kaiser Nikolaus zugegen war, bildete ein -Hauptereignis des russisch-türkischen Krieges; sie ging am 9. Oktober -nach einer Dauer von 89 Tagen zu Ende.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_46_46" id="Fussnote_46_46"></a><a href="#FNAnker_46_46"><span class="label">[46]</span></a> -Vgl. <a href="#Fussnote_44_44">S. 51, Anmerkung</a>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_47_47" id="Fussnote_47_47"></a><a href="#FNAnker_47_47"><span class="label">[47]</span></a> -Vgl. <a href="#Seite_49">S. 49</a>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_48_48" id="Fussnote_48_48"></a><a href="#FNAnker_48_48"><span class="label">[48]</span></a> Am 28. Dezember 1828 heißt es aus Weimar:.... Von den -sehr zufriedenen Gesichtern, die mich hier empfangen haben, brauche ich -wohl kaum eine Schilderung zu machen. Augusta war ganz content, wie -es schien, mich wiederzusehen, und ich war es nicht minder. Sie war -<span class="antiqua">per attention</span> bei meiner Ankunft nur in halber Trauer, das heißt -in Grau, was mir gar lieb war, denn außer am Versprechungstag und dem -Geburtstag der lieben, seligen Kaiserin sah ich sie nur schwarz....</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_49_49" id="Fussnote_49_49"></a><a href="#FNAnker_49_49"><span class="label">[49]</span></a> Am 17. Oktober 1828 hatte der König seinem Sohn aus -Potsdam geschrieben: „.... Deine letzten Briefe aus Teplitz waren -in der Tat mit so richtiger Fassungsgabe ausgesetzt, daß sie nicht -leicht etwas zu wünschen übrig ließen und ich kann nicht unterlassen, -Dir darüber meine ganze Zufriedenheit und mein ganzes Wohlgefallen -auszudrücken. Wenn man so reist und beobachtet, wie Du, geschieht es -mit Nutzen und trägt Früchte. Die politischen Unterredungen, die Du -mit dem Kaiser und mit Metternich gehabt, haben ganz besonders meine -Aufmerksamkeit in Anspruch genommen. Ich hoffe, sie sollen nicht ohne -Nutzen geblieben sein für das, was jetzt fast ausschließlich die -größeren Mächte Europas beschäftigt. Mehr ins Detail einzugehen ist -jetzt nicht der Augenblick.“ Vgl. dazu: „Der Kaiser von Österreich -und Metternich haben mit dem Prinzen Wilhelm in Wien sehr ernstlich -über die griechisch-türkischen Sachen gesprochen und ihn für die -österreichische Ansicht zu gewinnen gesucht. Der Prinz sagte dem -Kaiser dagegen, Österreich habe sich die öffentliche Meinung und -mit ihr manchen Vorteil entfremdet, weil es die Griechen gleich von -Anfang so sehr herabgesetzt, wenigstens ihre Sache und ihren Mut hätte -man anerkennen müssen; ‚Schauens, Sie mögen Recht haben‘, sagte der -Kaiser.“ (Varnhagen v. Ense, Blätter aus der preußischen Geschichte, -Eintragung vom 2. Dezember 1828.)</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_50_50" id="Fussnote_50_50"></a><a href="#FNAnker_50_50"><span class="label">[50]</span></a> In dem Briefe von Prinz Wilhelm an seinen Vater aus -Weimar vom 5. März 1829 taucht zum ersten Male der Vorschlag des -Prinzen an die Großfürstin auf, das mit ihrem Bruder, dem Zaren, -geplante Wiedersehen nicht in Warschau, sondern in Berlin gelegentlich -seiner, d. h. des Prinzen Wilhelm Vermählung mit Augusta zu -ermöglichen; Prinz Wilhelm bittet seinen Vater, daß er seiner Tochter -und seinem Schwiegersohne diesen Vorschlag machen soll.... „es wäre -das Glückseligste, was mir geschehen könnte und ein Wunsch ginge in -Erfüllung, an dessen Erreichbarkeit ich nie gedacht hätte.“ Am 15. -März schreibt Prinz Wilhelm an seinen Vater: „Daß Sie an Charlotte -schrieben, um sie nach Berlin einzuladen, noch ehe ich darum bat, ist -gar zu prächtig.“</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_51_51" id="Fussnote_51_51"></a><a href="#FNAnker_51_51"><span class="label">[51]</span></a> Todestag der Königin Luise. — Am 18. Juli, ihrem -Geburtstag, schreibt der Prinz an seinen Vater:.... Wir werden morgen -zum Monument nach Charlottenburg gehen.... meine Gebete an der heiligen -Stätte sind jetzt neuer Art, da ich ja für ein Glück dort zu danken -habe, das gewiß von oben gehalten und gesegnet wird....</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_52_52" id="Fussnote_52_52"></a><a href="#FNAnker_52_52"><span class="label">[52]</span></a> In der bei Cotta in Stuttgart — nicht in Dresden! — -erscheinenden „encyclopädischen Zeitschrift für gebildete Leser“ -Hesperus (1829) war in den Nummern 206 bis 219 ein anonymer — „der -Verfasser ist Katholik und Süddeutscher, war nie preußischer Untertan -und ist auch jetzt in keinerlei Verband mit Regierung oder Untertanen -dieses Landes“ — Aufsatz aus dem November 1828: Ein neues Manuskript -aus Süddeutschland, veröffentlicht worden, worin sich folgende Sätze -finden: „Da erscheint die Morgenröte Deutschlands; man erstaunt über -die Taten der Preußen.... eine unbekannte Kraft überwältigt Alles und -siegt, die Riesenkraft der Einheit.... der Wiener Congreß täuscht -Alles, noch hoffen Alle Alles von Preußen, auch diese Hoffnung -schwindet. In jetziger Zeit, wo die moralische Kraft so viel zählt, -mag man Preußen mit Recht den ersten Staaten beizählen, besonders -wenn man seine vortrefflich eingerichtete Militärmacht, das Aufblühen -seiner Finanzen, seiner Nahrungsquellen und seiner Bevölkerung sowie -die Tätigkeit der Regierung, was Erhaltung und Bildung betrifft, mit -in Anschlag bringt.“ Dann wird die Frage aufgeworfen, „ob Preußen -die Eigenschaften hat, Deutschlands Schicksal zu leiten“; bei der -Beantwortung wird zunächst festgestellt, daß „Preußen von allen -deutschen Ländern am meisten in physischer und geistiger Kultur -fortschreitet“, und das Für und Wider einer Alliance der übrigen -deutschen Staaten mit Preußen erwogen: „die Alliance mit Preußen gäbe -der Politik der deutschen Fürsten ihren wahren nationalen Haltepunkt, -ohne daß ihre Selbständigkeit und Freiheit darunter leiden könnte; das -Gewicht dieser echt deutschen Alliance gäbe erst Europa ein festes -Centrum...., hier wäre der Embryo eines ewigen Friedens gefunden.“ Als -Ergänzung zu diesen Gedankengängen diene eine Stelle aus einer in der -gleichen Zeitschrift Nr. 247 vom 15. Oktober gedruckten Korrespondenz -aus Rheinbayern: „der mit Preußen abgeschlossene Handelsvertrag ist -bekannt gemacht worden und gewiß muß ganz Deutschland dem hochherzigen -Monarchen, der es sich so mit Wärme angelegen sein läßt, Deutschland -von den lästigen Binnenzöllen zu befreien und es zu vereinen, den -wärmsten Dank zollen.“ Vgl. dazu folgende Briefstelle Friedrich -Wilhelms III. an seinen Sohn: Berlin, den 31. Oktober 1829. .... -Die sonderbare politische Stimmung oder Mißstimmung, die in Weimar -zum Nachteile Preußens herrscht, ist ebenso absurd wie lächerlich -und mir längst bekannt. Es ist dies die Folge des abgeschmackten -Finassierens, dessen sich die mehresten deutschen Staaten angesteckt -finden lassen. Das Warum ist schwer zu ergründen, da Hirngespinste -die Stelle der Gründe vertreten müssen. Gottlob, daß sich’s an vielen -Orten jetzt schon anders gestaltet, wie Du selbst es bemerkt hast. -Mir macht alles dies weder kalt noch warm. Sollen die Herren sich mit -Preußen verständigen, gut; wollen sie nicht, auch gut. Preußen bleibt -nichtsdestoweniger, was es ist.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_53_53" id="Fussnote_53_53"></a><a href="#FNAnker_53_53"><span class="label">[53]</span></a> Christian Wilhelm Schweitzer (1781/1856) war nach -etlichen Jahren der Lehrtätigkeit in Jena 1818 als Geheimer Staatsrat -in das Weimarsche Ministerium eingetreten, wo er sehr bald auf allen -Gebieten der Verwaltung usw. die ausschlaggebende Stimme hatte, bis er -im März 1848 zurücktreten mußte.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_54_54" id="Fussnote_54_54"></a><a href="#FNAnker_54_54"><span class="label">[54]</span></a> Karl Friedrich Schinkel (1781/1841), einer der -bedeutendsten Architekten des 19. Jahrhunderts, hatte bereits das alte -Johanniterordenpalais in Berlin zum Palais des Prinzen Karl umgebaut; -in Schinkels Sammlung architektonischer Entwürfe, Berlin, 1819/40, -Tafel 134/5, finden sich zwei Entwürfe für das Palais Wilhelms I.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_55_55" id="Fussnote_55_55"></a><a href="#FNAnker_55_55"><span class="label">[55]</span></a> Der erwähnte Plan liegt dem Originale des Briefes nicht -bei.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_56_56" id="Fussnote_56_56"></a><a href="#FNAnker_56_56"><span class="label">[56]</span></a> Das heute noch neben dem Palais stehende Gebäude, in dem -jahrzehntelang das königliche Hausministerium untergebracht war.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_57_57" id="Fussnote_57_57"></a><a href="#FNAnker_57_57"><span class="label">[57]</span></a> Die Schwester Friedrich Wilhelms III., Wilhelmine, war -mit Wilhelm I., König der Niederlande, vermählt; ihr hatte das Palais -ursprünglich gehört.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_58_58" id="Fussnote_58_58"></a><a href="#FNAnker_58_58"><span class="label">[58]</span></a> Friedr. Aug. Stägemann (1763/1840), der Mitarbeiter -Steins und Hardenbergs am preußischen Reformwerk, als Mitglied des -Staatsrates in ausschlaggebender innerpolitischen Stellung.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_59_59" id="Fussnote_59_59"></a><a href="#FNAnker_59_59"><span class="label">[59]</span></a> Vgl. Anm. S. 101.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_60_60" id="Fussnote_60_60"></a><a href="#FNAnker_60_60"><span class="label">[60]</span></a> Kaspar Friedrich v. Schuckmann (1755/1834), -ausgezeichneter preußischer Staatsmann, seit 1814 Minister.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_61_61" id="Fussnote_61_61"></a><a href="#FNAnker_61_61"><span class="label">[61]</span></a> Auch dieser Plan liegt dem Originale nicht bei.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_62_62" id="Fussnote_62_62"></a><a href="#FNAnker_62_62"><span class="label">[62]</span></a> Im Jahre 1824.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_63_63" id="Fussnote_63_63"></a><a href="#FNAnker_63_63"><span class="label">[63]</span></a> Der Kronprinz.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_64_64" id="Fussnote_64_64"></a><a href="#FNAnker_64_64"><span class="label">[64]</span></a> Die beiden Hallenser Theologie-Professoren Wegscheider -und Gesenius waren die gefeierten Wortführer des protestantischen -Rationalismus; der Berliner Theologieprofessor E. W. Hengstenberg -ließ in seiner Evangelischen Kirchenzeitung im Januar 1830 (Nr. 5/6) -einen anonymen, in Wahrheit aber von dem Berliner Geistlichen Otto v. -Gerlach auf Grund „gut nachgeschriebener Kolleghefte und mündlicher -Erzählungen der Zuhörer“ verfaßten Artikel: Der Rationalismus auf der -Universität Halle erscheinen, in dem in beweglichen Worten auf die -„Wunden hingewiesen ward, die der Unglaube diesen durch die Reformation -so reichlich gesegneten Ländern geschlagen hat und zu schlagen -fortfährt“. Friedrich Wilhelm III. ließ eine Untersuchung gegen die -beiden Hallenser Professoren einleiten, die aber schließlich im Sande -verlief.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_65_65" id="Fussnote_65_65"></a><a href="#FNAnker_65_65"><span class="label">[65]</span></a> Wegscheiders <span class="antiqua">Institutiones theologiae christianae -dogmaticae</span> erschienen erstmalig bereits 1815.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_66_66" id="Fussnote_66_66"></a><a href="#FNAnker_66_66"><span class="label">[66]</span></a> Leopold v. Gerlach (1790/1861) war seit 1826 der -persönliche Adjutant des Prinzen Wilhelm und seitdem auf das engste mit -ihm verbunden.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_67_67" id="Fussnote_67_67"></a><a href="#FNAnker_67_67"><span class="label">[67]</span></a> Loo ist das Sommerschloß des niederländischen -Königspaares.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_68_68" id="Fussnote_68_68"></a><a href="#FNAnker_68_68"><span class="label">[68]</span></a> Der König der Niederlande.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_69_69" id="Fussnote_69_69"></a><a href="#FNAnker_69_69"><span class="label">[69]</span></a> Als im Sommer 1832 der Plan einer Zusammenkunft der -Herrscher von Preußen, Rußland und Österreich daran scheiterte, daß -in dem dafür in Aussicht genommenen Teplitz die Cholera ausgebrochen -war, schrieb Prinz Wilhelm aus Alexandria am 12./24. Juli 1832 an -seinen Vater: Darf ich mein Gefühl aussprechen, so stimmt es ganz -mit dem des Kaisers (d. h. mit dem Bedauern über das Scheitern des -Planes) zusammen. Denn diese Zusammenkunft war es, welche mein erster -Gedanke nach der Revolution war. Jetzt, wo ohne solche Zusammenkunft -man freilich eins geworden ist, die Verhältnisse in Frankreich aber -täglich besorglicher werden, die bisherige Ruhe doch auch mit Opfern -erkauft ist, die eine inhaltschwere Consequenz in sich schließen, da -erscheint mir gerade der jetzige Moment so sehr geeignet und wichtig -zur Zusammenkunft, um sich über die Dauer dieses precairen Zustandes -Europas zu beraten. Denn wenn Fürst Taillerand auf die Frage, wie -dieser Zustand sich lösen werde, geantwortet haben soll: <span class="antiqua">ça finira -par un hazard</span>, so frage ich immer: <span class="antiqua">mais à quand ce hazard?</span>, -und in diesem <span class="antiqua">quand</span> liegt der Ruin fast aller großen Staaten.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_70_70" id="Fussnote_70_70"></a><a href="#FNAnker_70_70"><span class="label">[70]</span></a> D. h. russischen.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_71_71" id="Fussnote_71_71"></a><a href="#FNAnker_71_71"><span class="label">[71]</span></a> Im Herbst 1818, wo die Mächte der Heiligen Allianz -gegenseitige Übereinkommen für den Fall neuer Revolutionen getroffen -hatten.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_72_72" id="Fussnote_72_72"></a><a href="#FNAnker_72_72"><span class="label">[72]</span></a> Aus den Antworten des Königs an Prinz Wilhelm sei nur die -folgende Briefstelle zitiert: Pfaueninsel, den 16. August 1830. Einige -Wochen sind es erst her, daß ich Dir geschrieben, lieber Wilhelm, und -was hat sich alles in dieser kurzen Zeit zugetragen. Unerhörtes, so -viel Unerhörtes, daß das Schicksal Europas und insbesondere Preußens -und Belgiens wieder ganz so auf der Spitze steht als in dem unseligen -Zeitraume von 1789 zu 1814. Wahrlich, ein beugender und erdrückender -Gedanke, und doch ist dem so und nicht anders.... Frankreich -provozieren, hieße ein gefährliches Spiel wagen, obgleich mit Gewißheit -über kurz oder lang mit Krieg zu rechnen ist, da es gewißlich die -Gelegenheit vom Zaun brechen wird, um sich je eher, je lieber Belgiens -und des linken Rheinufers zu bemächtigen. Daß dies nun und nimmermehr -von uns zugegeben werden kann, unterliegt wohl keinem Zweifel, dann -aber ist auch mit Gewißheit auf die öffentliche Meinung und auf den -Schutz und Beistand unserer früheren Alliierten zu rechnen, obgleich -wir auch dann kein leichtes Spiel haben werden.... (Dieser Brief stimmt -fast wörtlich mit einem Schreiben Friedrich Wilhelms III. an seine -Tochter Charlotte, Kaiserin von Rußland, vom gleichen Tage überein: -vgl. Hohenzollernjahrbuch 1916, S. 152.)</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_73_73" id="Fussnote_73_73"></a><a href="#FNAnker_73_73"><span class="label">[73]</span></a> -Vgl. <a href="#Fussnote_33_33">Anm. 2 S. 36</a>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_74_74" id="Fussnote_74_74"></a><a href="#FNAnker_74_74"><span class="label">[74]</span></a> Als Ergänzung möge hier das briefliche Bekenntnis des -Königs an seine Tochter Charlotte vom 9./21. Dezember 1830 dienen -(vgl. Hohenzollern-Jahrbuch 1916, S. 154): „Einen schlimmeren und -verwickelteren politischen Zustand der Dinge in Europa habe ich noch -nicht erlebt, und wie viel Schlimmes erlebte ich nicht schon! Daß -hierbei die Lage Preußens die allerschlimmste zu nennen ist, ist wohl -einleuchtend. An dessen südwestlicher Grenze das kecke, übermütige, -kriegslustige Frankreich, alles Bestehende bedrohend, und neben diesem -das noch im offenbaren Aufruhr befindliche, keinem vermittelnden -Vorschlage Gehör gebende, rein tolle Belgien; den Geist der Unruhe, -der im deutschen Vaterlande spukt, will ich ganz übergehen, obgleich -auch er die größte Aufmerksamkeit erfordert; und nach Osten.... das -verräterische und fanatische Polen.... wahrlich, es möchte schwer sein, -sich eine schlimmere Lage zu denken. Mäßigung, kaltes Blut und sich -nach Möglichkeit auf das Schlimmste gefaßt zu machen und vorzubereiten, -ist alles, was dabei zu tun ist. Das Übrige ist von der Vorsehung zu -erwarten, die sich doch des armen Europas über kurz oder lang wieder -erbarmen wird.“</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_75_75" id="Fussnote_75_75"></a><a href="#FNAnker_75_75"><span class="label">[75]</span></a> Am 7. September 1830 heißt es ebenfalls aus Koblenz: Wie -richtig es ist, gerade hier Truppen aus den alten Provinzen zu haben, -in dieser bewegten Zeit, darf ich wohl aussprechen, ohne Mißtrauen -gerade gegen die hiesigen Truppen zu zeigen, deren Geist sich excellent -ausspricht. Aber Vorsicht ist ja nie überflüssig. Und wer weiß, was -eine Proklamation von Frankreich beim Einfall in unser Land bewirken -könnte. Jetzt haben die Bürger ihr Hab und Gut gegen den Pöbel-Aufstand -verteidigt, ob sie es aber auch gegen einen Feind tun würden, dem sie -so lange anhingen und zu dem sie noch immer hinsehen, ist die Frage; -die Behörden sagen ja, ganz sicher bin ich nicht darüber.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_76_76" id="Fussnote_76_76"></a><a href="#FNAnker_76_76"><span class="label">[76]</span></a> Herzog Karl II., der den Revolutionen in Paris und -Brüssel zufällig beigewohnt hatte, mußte am Abend des 6. September 1830 -der plötzlich und endlich ausbrechenden Wut des Volkes weichen und sein -Land für immer verlassen.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_77_77" id="Fussnote_77_77"></a><a href="#FNAnker_77_77"><span class="label">[77]</span></a> Bernhard v. Weimar, der zweite Sohn Karl Augusts -(1792/1862), trat 1815 in die Dienste des neugebildeten Königreiches -der Niederlande; er hat an der Niederwerfung der belgischen Revolution -den wesentlichsten Anteil gehabt.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_78_78" id="Fussnote_78_78"></a><a href="#FNAnker_78_78"><span class="label">[78]</span></a> Kurzer Aufstand am 9. September 1830.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_79_79" id="Fussnote_79_79"></a><a href="#FNAnker_79_79"><span class="label">[79]</span></a> Karl v. Stein zum Altenstein (1770/1840) beeinflußte als -preußischer Unterrichtsminister das geistige Leben des hier in Frage -kommenden Zeitabschnitts wesentlich.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_80_80" id="Fussnote_80_80"></a><a href="#FNAnker_80_80"><span class="label">[80]</span></a> Aus Charlottenburg meldet am 19. September 1830 der König -seinem Sohn: „.... Auch hier haben wir, um in der jetzigen allgemeinen -Mode nicht zurückzubleiben, einige tumultuarische Pöbel-Bewegungen -gehabt, welche zwar sogleich im Entstehen unterdrückt wurden, dennoch -aber es nötig gemacht haben, einen Teil der Garnison während der -Nacht auf den Beinen zu halten....“ Nach einer brieflichen Notiz des -Königs an seine Tochter Charlotte vom 13./25. September 1830 (vgl. -Hohenzollernjahrbuch 1916, S. 152) war „Onkel Karl“, d. i. Herzog -Karl von Mecklenburg, der bekannte Stiefbruder der Königin Luise, der -Wiederhersteller der äußeren Ordnung in Berlin gewesen: „er hat sich -mit großer Umsicht, Vorsicht und Festigkeit benommen und ist als der -Hauptleiter des Ganzen anzusehen; ihm also verdankt man hauptsächlich, -daß der Unordnung auf rechte Weise gesteuert ist und seitdem, -wenigstens für jetzt, völlige Ruhe herrscht.“</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_81_81" id="Fussnote_81_81"></a><a href="#FNAnker_81_81"><span class="label">[81]</span></a> An seine Tochter Charlotte schreibt Friedrich Wilhelm -III. nach Petersburg am 13./25. September 1830 (vgl. -Hohenzollernjahrbuch 1916, S. 153): „Aus Belgien erwartet man mit -Ungeduld und, ich möchte sagen, mit Bangigkeit Nachricht, indem Fritz -Oranien (Pr. Fr. d. Niederlande, des Königs Schwiegersohn) am 17. Ordre -empfangen hat, auf Brüssel zu marschieren, um die Revolution durch die -Gewalt zu besiegen. Möchte es ihm gelungen sein.“</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_82_82" id="Fussnote_82_82"></a><a href="#FNAnker_82_82"><span class="label">[82]</span></a> Am 1. Oktober 1830 heißt es aus Weimar an den Vater:.... -Die Umgegend hier ist noch immer in Gährung. Es sind 400 Mann nach Jena -geschickt worden, um Arrestationen vorzunehmen und die Bürgerschaft -zum Ablegen der Waffen zu nötigen, was auch sogleich erfolgt ist. Aus -Ilmenau war auch eine Deputation hier; man hat sie aber ernsthaft -auf den ungesetzlichen Schritt aufmerksam gemacht und sie sind ganz -beschämt abgegangen....</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_83_83" id="Fussnote_83_83"></a><a href="#FNAnker_83_83"><span class="label">[83]</span></a> Karl Friedrich Heinrich Graf v. Wylich und Lottum -(1767/1841) war ursprünglich als Offizier im militärischen -Verwaltungsdienste tätig; seit 1818 hat er als Mitglied des preußischen -Staatsrates die Finanzgeschäfte geführt, ohne irgendwie schöpferisch -hervorzutreten.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_84_84" id="Fussnote_84_84"></a><a href="#FNAnker_84_84"><span class="label">[84]</span></a> Am nächsten Tage korrigiert Prinz Wilhelm die Zahlen -seines Schreibens in einer ergänzenden Tabelle, „da ich den -Pferdebestand eines Kavallerieregiments bald exclusive, bald inclusive -Unteroffiziere berechnet habe“.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_85_85" id="Fussnote_85_85"></a><a href="#FNAnker_85_85"><span class="label">[85]</span></a> Prinz Wilhelm blieb auch weiterhin um Wilhelm Solms -besorgt; aus Belvedere bei Weimar heißt es am 26. Juni 1831: Soeben -erhalte ich einen Brief von Wilhelm Solms, der mir in seiner -Herzens-Angst schreibt, indem ihm die Nachricht zugekommen sei, Sie -wollten ihn nicht, seinem und seines Bruders und seiner Mutter Wunsch -gemäß, nach Düsseldorf versetzen, sondern zu einem andern Regimente -am Rhein. Ich glaube zwar nicht, daß dies Gerücht wahr ist, doch -wollte ich nochmals Ihre Gnade für ihn in Anspruch nehmen, daß es bei -seiner Versetzung nach Düsseldorf verbleibe, die ja so ganz für sein -Verhältnis paßt.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_86_86" id="Fussnote_86_86"></a><a href="#FNAnker_86_86"><span class="label">[86]</span></a> Wilhelm Radziwill, der Bruder der Prinzessin Elisa -(1797/1870).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_87_87" id="Fussnote_87_87"></a><a href="#FNAnker_87_87"><span class="label">[87]</span></a> Die Cholera drang im Sommer 1831 zum ersten Male als -Seuche in Deutschland ein.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_88_88" id="Fussnote_88_88"></a><a href="#FNAnker_88_88"><span class="label">[88]</span></a> Dieser Brief ist der einzige der Sammlung, der schon -gedruckt ist (bei E. Berner, Kaiser Wilhelms des Großen Briefe, Reden -und Schriften, Bd. 1, 1906, S. 108/12); das ist wohl nur dadurch zu -erklären, daß Friedrich Wilhelm III. das Schreiben seines Sohnes -wegen des darin behandelten Gegenstandes an die oberste Militärbehörde -weitergab, wo zu den betreffenden Akten eine Abschrift davon genommen -ward, ehe das Original wieder an den König zurückgelangte.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_89_89" id="Fussnote_89_89"></a><a href="#FNAnker_89_89"><span class="label">[89]</span></a> Als Knabe hatte Prinz Wilhelm auf dem „Babertsberge“ eine -Feldschanze angelegt; jetzt plante er dort ein einfaches Schlößchen. -Auf der ersten Seite des dort benutzten Fremdenbuches machte der -Prinz folgende Eintragung: Am 3. August 1833 erteilte mir der König -die Erlaubnis, meinen Lieblingsplan, auf dem Babelsberg ein Landhaus -und Garten gründen zu dürfen, in Ausführung zu bringen. Unter Leitung -des Gartendirektors Lenné begannen sogleich die ersten Gartenanlagen. -Im Oktober entwarf der Oberlandesbaudirektor Schinkel das Projekt -zum Schlößchen und in den ersten Tagen des März 1834 begann der Bau -desselben unter Leitung des Hofbauinspektors Gebhardt. Am ersten des -Monats Juny ward der Grundstein gelegt und im September 1835 ward der -Ausbau vollendet und das Schlößchen am 15. Oktober, als am Geburtstag -meines Sohnes, eingeweiht.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_90_90" id="Fussnote_90_90"></a><a href="#FNAnker_90_90"><span class="label">[90]</span></a> Der am 18. Oktober 1831 im Neuen Palais zu Potsdam -geborene spätere Kaiser Friedrich III.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_91_91" id="Fussnote_91_91"></a><a href="#FNAnker_91_91"><span class="label">[91]</span></a> Karl F. Langhans (1781/1869), der Sohn des Erbauers des -Brandenburger Tores: „.... das einfache, durch edle und stattliche -Verhältnisse ausgezeichnete Palais, eine Schöpfung, in der sich -Langhans, ohne Schinkels Schüler gewesen zu sein, diesem ebenbürtig -erwies“ (Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 17, S. 686).</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_92_92" id="Fussnote_92_92"></a><a href="#FNAnker_92_92"><span class="label">[92]</span></a> Die jüngere Schwester des Prinzen Wilhelm, seit 1822 mit -dem Erbgroßherzog Paul Friedrich v. Mecklenburg vermählt.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_93_93" id="Fussnote_93_93"></a><a href="#FNAnker_93_93"><span class="label">[93]</span></a> Oldwig v. Natzmer (1782/1861), des Prinzen „Lehrer in -militärischen Dingen“ und darüber hinaus sein menschlicher Vertrauter; -die beiden Veröffentlichungen von G. v. Natzmer: Aus dem Leben O. -v. N., 1870, und Unter den Hohenzollern, 1887/9, sind wesentliche -Ergänzungen zu den hier veröffentlichten Briefen.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_94_94" id="Fussnote_94_94"></a><a href="#FNAnker_94_94"><span class="label">[94]</span></a> Fr. Godet (1812/1900) hatte in Neuchâtel, Bonn und Berlin -studiert und war von 1838 bis 1846 Erzieher des kleinen Prinzen; er -ging als Geistlicher dann wieder in seine schweizerische Heimat zurück. -Ihm folgte als Erzieher des Prinzen Ernst Curtius; vgl. darüber: Ernst -Curtius, Ein Lebensbild in Briefen, 1913, Bd. 1, S. 237 ff.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_95_95" id="Fussnote_95_95"></a><a href="#FNAnker_95_95"><span class="label">[95]</span></a> August Neander (1789/1850) war ursprünglich Jude gewesen -und trat dann zum Protestantismus über. In Heidelberg und Berlin — -hier seit 1813 — hat er als der bedeutendste Kirchenhistoriker seiner -Zeit gewirkt.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_96_96" id="Fussnote_96_96"></a><a href="#FNAnker_96_96"><span class="label">[96]</span></a> Karl Chr. Alb. Heinr. v. Kamptz (1769/1849), ein stark -reaktionärer Beamter, war Vorsitzender der Justizabteilung des -preußischen Staatsrates.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_97_97" id="Fussnote_97_97"></a><a href="#FNAnker_97_97"><span class="label">[97]</span></a> Die spätere Großherzogin Luise von Baden.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_98_98" id="Fussnote_98_98"></a><a href="#FNAnker_98_98"><span class="label">[98]</span></a> Geburtstag des Königs.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_99_99" id="Fussnote_99_99"></a><a href="#FNAnker_99_99"><span class="label">[99]</span></a> Die Kur war erfolgreich: am 18. August 1839 schreibt -Prinz Wilhelm aus Baden-Baden an seinen Vater: Ob es die Nachfolge von -Ems ist oder die Molkenkur oder die hiesige Luft, vermag ich nicht -anzugeben, wenn ich versichern kann, daß seit einigen Tagen jede Spur -meines Brustleidens verschwunden ist, was eine große Beruhigung und -Freude mir gewährt. Wahrscheinlich werden wohl alle drei Ursachen zu -dem günstigen Zustande meiner Gesundheit beigetragen haben....</p></div> - -</div> - -</div> - - - - - - - - -<pre> - - - - - -End of the Project Gutenberg EBook of Wilhelms I. Briefe an seinen Vater -König Friedrich Wilhelm III., by Wilhelm I. - -*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK WILHELMS I. BRIEFE *** - -***** This file should be named 55193-h.htm or 55193-h.zip ***** -This and all associated files of various formats will be found in: - http://www.gutenberg.org/5/5/1/9/55193/ - -Produced by the Online Distributed Proofreading Team at -http://www.pgdp.net - - -Updated editions will replace the previous one--the old editions -will be renamed. - -Creating the works from public domain print editions means that no -one owns a United States copyright in these works, so the Foundation -(and you!) can copy and distribute it in the United States without -permission and without paying copyright royalties. Special rules, -set forth in the General Terms of Use part of this license, apply to -copying and distributing Project Gutenberg-tm electronic works to -protect the PROJECT GUTENBERG-tm concept and trademark. Project -Gutenberg is a registered trademark, and may not be used if you -charge for the eBooks, unless you receive specific permission. 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General Terms of Use and Redistributing Project Gutenberg-tm -electronic works - -1.A. By reading or using any part of this Project Gutenberg-tm -electronic work, you indicate that you have read, understand, agree to -and accept all the terms of this license and intellectual property -(trademark/copyright) agreement. If you do not agree to abide by all -the terms of this agreement, you must cease using and return or destroy -all copies of Project Gutenberg-tm electronic works in your possession. -If you paid a fee for obtaining a copy of or access to a Project -Gutenberg-tm electronic work and you do not agree to be bound by the -terms of this agreement, you may obtain a refund from the person or -entity to whom you paid the fee as set forth in paragraph 1.E.8. - -1.B. "Project Gutenberg" is a registered trademark. It may only be -used on or associated in any way with an electronic work by people who -agree to be bound by the terms of this agreement. 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It exists -because of the efforts of hundreds of volunteers and donations from -people in all walks of life. - -Volunteers and financial support to provide volunteers with the -assistance they need, are critical to reaching Project Gutenberg-tm's -goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will -remain freely available for generations to come. In 2001, the Project -Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure -and permanent future for Project Gutenberg-tm and future generations. -To learn more about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation -and how your efforts and donations can help, see Sections 3 and 4 -and the Foundation web page at http://www.pglaf.org. - - -Section 3. Information about the Project Gutenberg Literary Archive -Foundation - -The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit -501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the -state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal -Revenue Service. The Foundation's EIN or federal tax identification -number is 64-6221541. Its 501(c)(3) letter is posted at -http://pglaf.org/fundraising. Contributions to the Project Gutenberg -Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent -permitted by U.S. federal laws and your state's laws. - -The Foundation's principal office is located at 4557 Melan Dr. S. -Fairbanks, AK, 99712., but its volunteers and employees are scattered -throughout numerous locations. Its business office is located at -809 North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887, email -business@pglaf.org. Email contact links and up to date contact -information can be found at the Foundation's web site and official -page at http://pglaf.org - -For additional contact information: - Dr. Gregory B. Newby - Chief Executive and Director - gbnewby@pglaf.org - - -Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg -Literary Archive Foundation - -Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide -spread public support and donations to carry out its mission of -increasing the number of public domain and licensed works that can be -freely distributed in machine readable form accessible by the widest -array of equipment including outdated equipment. Many small donations -($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt -status with the IRS. - -The Foundation is committed to complying with the laws regulating -charities and charitable donations in all 50 states of the United -States. 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Donations are accepted in a number of other -ways including checks, online payments and credit card donations. -To donate, please visit: http://pglaf.org/donate - - -Section 5. General Information About Project Gutenberg-tm electronic -works. - -Professor Michael S. Hart is the originator of the Project Gutenberg-tm -concept of a library of electronic works that could be freely shared -with anyone. For thirty years, he produced and distributed Project -Gutenberg-tm eBooks with only a loose network of volunteer support. - - -Project Gutenberg-tm eBooks are often created from several printed -editions, all of which are confirmed as Public Domain in the U.S. -unless a copyright notice is included. Thus, we do not necessarily -keep eBooks in compliance with any particular paper edition. - - -Most people start at our Web site which has the main PG search facility: - - http://www.gutenberg.org - -This Web site includes information about Project Gutenberg-tm, -including how to make donations to the Project Gutenberg Literary -Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and how to -subscribe to our email newsletter to hear about new eBooks. - - -</pre> - -</body> -</html> diff --git a/old/55193-h/images/163_klammer.jpg b/old/55193-h/images/163_klammer.jpg Binary files differdeleted file mode 100644 index f066b42..0000000 --- a/old/55193-h/images/163_klammer.jpg +++ /dev/null diff --git a/old/55193-h/images/augusta.jpg b/old/55193-h/images/augusta.jpg Binary files differdeleted file mode 100644 index 85db421..0000000 --- a/old/55193-h/images/augusta.jpg +++ /dev/null diff --git a/old/55193-h/images/augusta_hr.jpg b/old/55193-h/images/augusta_hr.jpg Binary files differdeleted file mode 100644 index b792eea..0000000 --- a/old/55193-h/images/augusta_hr.jpg +++ /dev/null diff --git a/old/55193-h/images/cover.jpg b/old/55193-h/images/cover.jpg Binary files differdeleted file mode 100644 index 1f89dc1..0000000 --- a/old/55193-h/images/cover.jpg +++ /dev/null diff --git a/old/55193-h/images/deko.jpg b/old/55193-h/images/deko.jpg Binary files differdeleted file mode 100644 index e94f837..0000000 --- a/old/55193-h/images/deko.jpg +++ /dev/null diff --git a/old/55193-h/images/faksimile1.jpg b/old/55193-h/images/faksimile1.jpg Binary files differdeleted file mode 100644 index 998cb61..0000000 --- a/old/55193-h/images/faksimile1.jpg +++ /dev/null diff --git a/old/55193-h/images/faksimile1_hr.jpg b/old/55193-h/images/faksimile1_hr.jpg Binary files differdeleted file mode 100644 index 55e5ec0..0000000 --- a/old/55193-h/images/faksimile1_hr.jpg +++ /dev/null diff --git a/old/55193-h/images/faksimile2.jpg b/old/55193-h/images/faksimile2.jpg Binary files differdeleted file mode 100644 index 60b1158..0000000 --- a/old/55193-h/images/faksimile2.jpg +++ /dev/null diff --git a/old/55193-h/images/faksimile2_hr.jpg b/old/55193-h/images/faksimile2_hr.jpg Binary files differdeleted file mode 100644 index 0646c21..0000000 --- a/old/55193-h/images/faksimile2_hr.jpg +++ /dev/null diff --git a/old/55193-h/images/faksimile3.jpg b/old/55193-h/images/faksimile3.jpg Binary files differdeleted file mode 100644 index 7e86abd..0000000 --- a/old/55193-h/images/faksimile3.jpg +++ /dev/null diff --git a/old/55193-h/images/faksimile3_hr.jpg b/old/55193-h/images/faksimile3_hr.jpg Binary files differdeleted file mode 100644 index a9b2d55..0000000 --- a/old/55193-h/images/faksimile3_hr.jpg +++ /dev/null diff --git a/old/55193-h/images/faksimile4.jpg b/old/55193-h/images/faksimile4.jpg Binary files differdeleted file mode 100644 index 55bcceb..0000000 --- a/old/55193-h/images/faksimile4.jpg +++ /dev/null diff --git a/old/55193-h/images/faksimile4_hr.jpg b/old/55193-h/images/faksimile4_hr.jpg Binary files differdeleted file mode 100644 index c7e4fe1..0000000 --- a/old/55193-h/images/faksimile4_hr.jpg +++ /dev/null diff --git a/old/55193-h/images/palais.jpg b/old/55193-h/images/palais.jpg Binary files differdeleted file mode 100644 index 742cd17..0000000 --- a/old/55193-h/images/palais.jpg +++ /dev/null diff --git a/old/55193-h/images/palais_hr.jpg b/old/55193-h/images/palais_hr.jpg Binary files differdeleted file mode 100644 index 15b05f3..0000000 --- a/old/55193-h/images/palais_hr.jpg +++ /dev/null diff --git a/old/55193-h/images/signet.jpg b/old/55193-h/images/signet.jpg Binary files differdeleted file mode 100644 index 0b6ad7d..0000000 --- a/old/55193-h/images/signet.jpg +++ /dev/null diff --git a/old/55193-h/images/wilhelm.jpg b/old/55193-h/images/wilhelm.jpg Binary files differdeleted file mode 100644 index 5862ef9..0000000 --- a/old/55193-h/images/wilhelm.jpg +++ /dev/null diff --git a/old/55193-h/images/wilhelm_hr.jpg b/old/55193-h/images/wilhelm_hr.jpg Binary files differdeleted file mode 100644 index 6a3df1d..0000000 --- a/old/55193-h/images/wilhelm_hr.jpg +++ /dev/null |
