summaryrefslogtreecommitdiff
diff options
context:
space:
mode:
-rw-r--r--.gitattributes4
-rw-r--r--LICENSE.txt11
-rw-r--r--README.md2
-rw-r--r--old/51705-0.txt3410
-rw-r--r--old/51705-0.zipbin69397 -> 0 bytes
-rw-r--r--old/51705-h.zipbin110560 -> 0 bytes
-rw-r--r--old/51705-h/51705-h.htm3971
-rw-r--r--old/51705-h/images/cover.jpgbin40259 -> 0 bytes
8 files changed, 17 insertions, 7381 deletions
diff --git a/.gitattributes b/.gitattributes
new file mode 100644
index 0000000..d7b82bc
--- /dev/null
+++ b/.gitattributes
@@ -0,0 +1,4 @@
+*.txt text eol=lf
+*.htm text eol=lf
+*.html text eol=lf
+*.md text eol=lf
diff --git a/LICENSE.txt b/LICENSE.txt
new file mode 100644
index 0000000..6312041
--- /dev/null
+++ b/LICENSE.txt
@@ -0,0 +1,11 @@
+This eBook, including all associated images, markup, improvements,
+metadata, and any other content or labor, has been confirmed to be
+in the PUBLIC DOMAIN IN THE UNITED STATES.
+
+Procedures for determining public domain status are described in
+the "Copyright How-To" at https://www.gutenberg.org.
+
+No investigation has been made concerning possible copyrights in
+jurisdictions other than the United States. Anyone seeking to utilize
+this eBook outside of the United States should confirm copyright
+status under the laws that apply to them.
diff --git a/README.md b/README.md
new file mode 100644
index 0000000..1348119
--- /dev/null
+++ b/README.md
@@ -0,0 +1,2 @@
+Project Gutenberg (https://www.gutenberg.org) public repository for
+eBook #51705 (https://www.gutenberg.org/ebooks/51705)
diff --git a/old/51705-0.txt b/old/51705-0.txt
deleted file mode 100644
index 7364037..0000000
--- a/old/51705-0.txt
+++ /dev/null
@@ -1,3410 +0,0 @@
-The Project Gutenberg EBook of Die Komposition des Buches Jes. c. 28-33., by
-Martin Brückner
-
-This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with
-almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or
-re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included
-with this eBook or online at www.gutenberg.org/license
-
-
-Title: Die Komposition des Buches Jes. c. 28-33.
-
-Author: Martin Brückner
-
-Release Date: April 9, 2016 [EBook #51705]
-
-Language: German
-
-Character set encoding: UTF-8
-
-*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE KOMPOSITION DES BUCHES ***
-
-
-
-
-Produced by Alexander Bauer, Jana Srna, Reiner Ruf, and
-the Online Distributed Proofreading Team at
-http://www.pgdp.net
-
-
-
-
-
-
- ####################################################################
-
- Anmerkungen zur Transkription:
-
- Der vorliegende Text wurde anhand der Dissertation des Pastors
- Martin Brückner (ohne Jahresangabe) so weit wie möglich
- originalgetreu wiedergegeben. Einige Satzzeichen und Umlautpunkte
- waren nur undeutlich erkennbar und wurden sinngemäß hinzugefügt.
- Zahlreiche Lettern waren kopfstehend in den Drucksatz eingefügt,
- was u.a. regelmäßig zu Verwechslungen zwischen den Buchstaben
- ‚u‘ und ‚n‘ führt. Diese und alle anderen offensichtlichen
- typographischen Fehler wurden stillschweigend korrigiert.
-
- Personennamen wurden meist gesperrt gedruckt, was allerdings
- nicht durchgehend beibehalten wurde. Die Großbuchstaben Ä und Ü
- wurden teilweise direkt in Form der Umlaute, zum Teil auch in
- deren Umschreibung (Ae, Ue) dargestellt. Einige Begriffe wurden
- in unterschiedlichen Schreibweisen nebeneinander verwendet (z.B.
- ‚Szene‘ und ‚Scene‘). In allen diesen Fällen wurden hinsichtlich
- des vorliegenden Textes keinerlei Änderungen vorgenommen.
-
- In der Fußnote [4] wurde die Seitennummer (71) des Anhanges
- hinzugefügt. Der Fußnotenanker zur Fußnote [12] fehlt im
- Originaltext; dieser wurde vom Bearbeiter willkürlich an den
- Schluss des ersten Absatzes der betreffenden Buchseite gesetzt, da
- der Sinn des Textes die genaue Stelle nicht zwingend nahelegt. Die
- Seitenangabe in der Fußnote [45] ist im Original nicht vorhanden
- und muss deshalb in der vorliegenden Ausgabe offenbleiben.
-
- Gesperrt gedruckte Passagen wurden mit ~Tilden~ gekennzeichnet.
-
- ####################################################################
-
-
-
-
- Die Komposition des Buches Jes. c. 28-33.
-
- Inaugural-Dissertation
-
- zur
-
- Erlangung der Doktorwürde
-
- bei der
-
- philosophischen Fakultät der Universität Leipzig.
-
- Eingereicht
-
- von
-
- Martin Brückner, Pastor.
-
-
-
-
-Inhaltsangabe:
-
-
- Seite:
-
- Einleitung 1-3
-
-
- I. Die jesajanischen Stücke:
-
- Ihre innere Zusammengehörigkeit 3-14
-
- a) Ihre Gleichartigkeit nach Form und Inhalt 3-8
-
- b) Ihr sachlich-chronologischer Zusammenhang 9-14
-
- Ihre äussere Unvollständigkeit und Zusammenhangslosigkeit 14-24
-
- a) Die mangelhaften Eingänge 14-21
-
- b) Das Fehlen redaktioneller Verbindung 21-24
-
- Die Herkunft der jes. Stücke aus einem grösseren
- geschichtlichen Zusammenhange 25-34
-
- a) Die verschiedene Redeform der einzelnen Stücke 25-30
-
- b) Die Eingänge von c. 28,7. 28,14. 29,19. 30,8. 31,4 30-34
-
- Bestätigung des gewonnenen Resultates 34-48
-
- a) Die kurzen Stücke 34-37
-
- b) Die geschichtlichen Darstellungen in c. 6-8,18
- Zusammenfassung. c. 32,9-14 37-48
-
-
- II. Die nichtjesajanischen Stücke:
-
- Ihr Verhältnis zu den jesajanischen Stücken 48-54
-
- Ihr Verhältnis zu einander 54-61
-
- Die Fortsetzungen jesajanischer Stücke 54-56
-
- Die selbstständigen Stücke 56-61
-
- Resultat und Abfassungszeit 62-65
-
-
- III. Zusammenfassende Darstellung der Entstehungs-Geschichte
- des Buches Jes. c. 28-33 65-69
-
- Schlussbemerkungen 69-71
-
-
- Anhang:
-
- c. 28,23-29 71-77
-
- c. 32,15-20 77-84
-
-
-
-
-Im ersten, ungedruckten Teile der vorliegenden Dissertation ist
-namentlich auf Grund der von ~Duhm~ in seinem Kommentare zu Jesaia[1]
-und von ~Hackmann~ in seiner Schrift über die Zukunftserwartung
-des Jesaia[2] vorgenommenen Untersuchungen eine eingehende Analyse
-des Buches Jes. c. 28-33 gegeben worden. Dieselbe hat zu folgendem
-Resultate geführt:
-
-1. Von Jesaia stammen folgende Stücke: c. 28,1-4, v. 7-13, v. 14-22, c.
-29,1-3. 4a. 7, v. 9 f., v. 13 f., v. 15, c. 30,1-5, v. 6 f., v. 8-17,
-c. 31,1-4, c. 32,9-14.
-
-2. Die übrigen Abschnitte: c. 28,5 f., v. 23-29, c. 29,4b. 5 f. 8, v.
-11 f., v. 16-24, c. 30,18-26, v. 27-33, c. 31,5-9, c. 32,1-8, v. 15-20,
-c. 33 gehören einer späteren Zeit an.
-
-Schon ~Duhm~ und ~Hackmann~ sind bei ihren Untersuchungen über die
-Entstehung unseres Buches unabhängig von einander[3] in der Hauptsache
-zu auffallend gleichem Resultate geführt worden.
-
-Die Ergebnisse meiner Untersuchungen stimmen meist mit denen
-~Hackmanns~ überein und sind nur eingehender begründet worden, als es
-für ~Hackmann~ im Rahmen seiner Schrift möglich war.
-
-Zu bedeutenderen Abweichungen in der Analyse bin ich nur in betreff
-der beiden Stücke c. 28,23-29 und c. 32,15-20 gekommen. Die Begründung
-meiner Stellungnahme zu beiden Stücken soll deshalb der vorliegenden
-Schrift in einem Anhange beigefügt werden.[4]
-
-Es ist nun die Aufgabe der vorliegenden Abhandlung, nachzuweisen, wie
-es gekommen ist, dass die verschiedenen Bestandteile des Buches Jes.
-c. 28-33 zu dem vorliegenden Buche zusammengeschmolzen sind. Wir haben
-also die Entstehungsgeschichte des Buches zu rekonstruieren.
-
-Diese positive Arbeit der Kritik ist ebensosehr wünschenswert wie
-notwendig.
-
-Sie ist wünschenswert zur eigenen Rechtfertigung der kritischen Arbeit.
-Denn es würde sich ja sonst die Frage erheben, wie es möglich sei,
-dass ein Buch aus so disparaten Bestandteilen entstanden und zu einem
-Ganzen zusammengewachsen sei. Stellt es sich aber heraus, dass sich
-für die Beantwortung dieser Frage wissenschaftlich wohl zu begründende
-Hypothesen aufstellen lassen, so erhält dadurch die Richtigkeit der im
-ersten Teile gewonnenen Resultate eine neue und starke Stütze. Denn
-bisher sind alle Versuche gescheitert, die Komposition unseres Buches
-oder einzelner Kapitel desselben, namentlich des c. 28, bei Annahme
-jesajanischer Autorschaft zu erklären.
-
-Wünschenswert ist die Beantwortung der Frage nach der
-Entstehungsgeschichte unseres Buches auch aus sachlichen Gründen.
-Einmal wird erst dadurch Zweck und Anlage des Buches klar, wenn man
-weiss, wie es entstanden ist, und sodann wirft die Erkenntnis der
-Entstehung des Buches auch ein Licht auf die Verfasser und ihre ganze
-Zeit.
-
-Diese sachlichen Rücksichten machen die Arbeit aber auch notwendig. Die
-Aufgabe der Kritik erschöpft sich keineswegs damit, dass vorhandene
-Anschauungen zerstört oder als irrig nachgewiesen werden, sondern es
-ist vielmehr das Ziel und der eigentliche Zweck derselben, an Stelle
-der alten Anschauungen neue, der Wahrheit entsprechendere zu setzen.
-
-Wenden wir uns nun der Lösung dieser Aufgabe an unserem Buche selbst
-zu, so ergeben sich aus dem im ersten Teile unserer Untersuchung
-festgestellten Charakter des Buches ganz von selbst zwei Teile zur
-Behandlung des vorhandenen Materials:
-
- 1. Die jesajanischen Bestandteile des Buches.
- 2. Die nichtjesajanischen Stücke desselben.
-
-Im ersten Teile wird zu fragen sein, ob die jesajanischen Bestandteile
-unseres Buches ein zusammengehöriges Ganze für sich bilden, oder woher
-sie, falls und soweit das nicht der Fall ist, entnommen sind.
-
-Sodann wird zu untersuchen sein, ob und wie weit die nichtjesajanischen
-Stücke von dem Hersteller des Buches selbst verfasst oder auf
-verschiedene Autoren zurückzuführen sind.
-
-Als Abschluss des Ganzen soll dann aus den gewonnenen Resultaten
-in kurz zusammenfassender Darstellung ein Ueberblick über die
-Entstehungsgeschichte unseres Buches gegeben werden, wobei vor allem
-Zweck und Anlage des Buches berücksichtigt werden müssen.
-
-Auf diese Weise werden wir in der Beantwortung der Frage nach der
-Komposition des Buches Jesaia c. 28-33 zu annähernd sicheren Resultaten
-gelangen können.
-
-
-
-
-I.
-
-
-Wir haben es also zunächst mit den jesajanischen Bestandteilen unseres
-Buches zu thun.
-
-Wenn man die oben angegebenen jesajanischen Stücke des Buches c. 28-33
-hintereinander durchliest[5], so fällt zunächst ein doppeltes auf, das
-man sonst im ganzen Jesaia-Buche nicht wieder antrifft, nämlich einmal
-der durchweg gleichartige Charakter der einzelnen Stücke, und sodann
-die innerhalb derselben erkennbare chronologisch-sachliche Entwicklung.
-
-Auf beides ist im ersten Teile der Untersuchung schon hingewiesen
-worden, muss aber an dieser Stelle noch näher eingegangen werden. Was
-die Gleichartigkeit aller dieser Stücke betrifft, so bezieht sich diese
-sowohl auf die Form als auch auf den Inhalt derselben. Schon ganz
-äusserlich, in wiederkehrenden Wendungen und Gedanken, fällt diese
-Gleichartigkeit auf. Bezüglich des Ausdruckes ist hinzuweisen auf das
-immer wiederkehrende הוי im Anfange der Rede c. 29,1. 29,15. 30,1.
-31,1; ferner auf das ‏העם חזה‎ 28,11. 28,14. 29,13. vgl. ferner die
-Wendungen und Gedanken c. 28,12 mit c. 30,15; c. 29,15 mit c. 30,1 und
-31,1; c. 28,7 f. mit c. 29,9 f; c. 30,5 mit c. 30,7; c. 30,1 mit 30,9;
-c. 28,21 mit 29,14 und c. 31,2 (c. 28,11); c. 28,15. 17b. 18a. mit c.
-30,2 f.
-
-Sämmtliche Stücke enthalten Drohworte, sei es in Form der Rede oder
-Schilderung. Die Adressaten der Reden sind immer die Leiter des Volkes,
-die Propheten und Priester oder die weltlichen Würdenträger; an sie
-sind die Drohreden gerichtet, die aber doch immer in ihrem Verlaufe das
-ganze Volk bedrohen.
-
-Endlich ist auch die Anlage der Reden meist gleichartig: erst kommt der
-Grund der Drohung, dann folgt die Drohung selber. So ist es c. 28,9 ff.
-c. 28,14 ff. c. 29,13 f. c. 30,1 ff. c. 30,8 ff. 31,1 ff. Dabei ist
-auch die äussere Gleichmässigkeit der Form zu beachten; mehrere Reden
-wiederholen das Schema: לכן כה אמד יהוה — יען כי vgl. c. 28,15. 16 mit
-c. 29,13. 14. und c. 30,12; c. 30 und 31 sind ganz parallel gebaut.[6]
-
-Sehen wir nun auf den Inhalt der Drohungen und ihrer Begründung, so
-ergiebt sich auch hier eine durchgehende Gleichartigkeit. Ganz deutlich
-ist es in c. 30 und 31 ausgesprochen, um was es sich bei den Drohreden
-Jesaias handelt, nämlich um das ägyptische Bündnis. Die Volksleiter
-führen damit einen Beschluss aus, der nicht von Jahwe ist, und um
-dessentwillen sie seinen Mund nicht befragt haben c. 30,1 f. c. 31,1.
-Es ist an diesen Stellen nicht nur ausgesprochen, dass sich Jesaias
-Drohreden wider das ägyptische Bündnis richten, sondern auch zugleich
-gesagt, warum sie das thun, nämlich weil der Anschluss an Aegypten
-wider Jahwes Willen ist; weil sie sich damit nicht nur an fremde Hülfe
-wenden, sondern das auch thun mit Umgehung Jahwes und seines Propheten.
-Halten wir diese Begründung fest, dann wird es klar, dass auch in
-den vorhergehenden Stücken nur von diesem ägyptischen Bündnisse die
-Rede sein kann. Am durchsichtigsten ist das noch bei c. 29,15. Hier
-weist nicht nur die ganze parallele Anlage, sondern auch der Ausdruck
-עצה darauf hin, dass unter dem Beschluss, den man vor Jahwe und seinem
-Propheten verbergen will, derselbe gemeint ist, wie in c. 30,1 f.,
-nämlich „hinabzuziehen nach Aegypten um Hülfe“.
-
-Aber schon in c. 29,13 f. scheint von diesen politischen Dingen nicht
-mehr die Rede zu sein. Es scheint vielmehr nur ganz allgemein die
-ethische Seite der Religion gegenüber dem blos äusserlichen Kultus
-hervorgehoben zu werden. Indessen glaube ich einmal, dass man immer
-gut thun wird, sich bei den Aussprüchen der alten Schriftsteller,
-namentlich der bedeutenderen unter ihnen, nicht bei allgemeiner Deutung
-zu beruhigen, sondern nach besonderen, konkreten Beziehungen zu fragen,
-und sodann scheint mir hier die an den Ausspruch angeknüpfte Drohung
-auf ein bestimmtes Faktum hinzuweisen. In v. 14b wird gesagt, dass sich
-die Weisheit der Weisen des Volkes verstecken, und die Einsicht seiner
-Einsichtigen untergehen wird. Die Drohung geht also auf die Leiter des
-Volkes, die sich in ihren Plänen verrechnet haben werden. Das führt uns
-im Blicke auf die folgenden Stücke auf das ägyptische Bündnis oder auf
-damit zusammenhängende Maassnahmen, etwa den Abfall von Assur. Dann
-lässt sich aber auch v. 13 gut auf diese politischen Dinge deuten. Die
-Entfernung des Herzens von Jahwe besteht darin, dass man ihn nicht um
-Rat fragt, dass man in Ungehorsam wider ihn diese politischen Dinge
-unternimmt und doch dabei äusserlich, in Opfern und Gottesdienst sich
-gebährdet, als ob man ihn auf das Höchste ehrt. Darum ist Jahwes Urteil
-darüber:
-
- דאת ם אתי מצות אנשים מלמדה
-
-„Ihr mich fürchten“, ist hier Ausdruck für „Religion“, indem es das
-Wesen des Begriffes religio bezeichnet und damit andeutet, worin ihre
-Religion bestehen müsste, nämlich in Gottesfurcht, die sie abhalten
-müsste, wider Jahwe und seinen Propheten zu handeln, ihre Religion ist
-aber nur ein gelerntes Gebot, „ein bindender Rechtsbrauch, der gelernt
-werden muss“ (Duhm).
-
-Für das kurze Drohwort c. 29,9 f. lässt sich natürlich auch nicht mit
-absoluter Sicherheit eine konkrete Beziehung angeben. Nur so viel
-lässt sich sagen, dass sich der Ausdruck und der Ton des Stückes am
-besten aus der Beziehung auf jene politische Dinge erklären lässt. v.
-9b: Seid trunken, doch nicht von Meth, taumelt, doch nicht von Wein,
-weist auf den Taumel des von Freiheitsdurst und Siegesträumen erhitzten
-Volkes hin. Bezüglich des Tons der Rede hebt ~Duhm~ hervor, dass die
-Erregtheit, mit der sie hervorgestossen wird, einen Kampf mit den
-Volksleitern zu reflektieren scheint.
-
-In der Rede c. 29,1 ff. findet sich keine Begründung der Drohung. Die
-ironische Aufforderung: fügt Jahr zu Jahr, lasst die Feste kreisen!
-will ihnen nur entgegenhalten, dass ihnen die blos äussere, wenn auch
-noch so eifrige Ausübung des Kultus als blosser Lippendienst (c. 29,13)
-nichts helfen wird.
-
-In c. 28,14 ff. kann unter der v. 13 und 18 f. erwähnten Geissel nach
-allem, was wir sonst von Jesaia wissen, nichts anderes gemeint sein,
-als Assur. Damit hat auch diese Rede inhaltlich politischen Charakter
-genommen, was damit stimmt, dass sie an die Beherrscher des Volkes
-gerichtet ist. Deshalb könnte man annehmen, dass auch der Bund mit
-dem Tode und der Vertrag mit Scheol v. 15 auf politische Verträge
-mit Assur oder Aegypten zu deuten seien. Es scheinen aber vielmehr
-nach den Ausdrücken, die gebraucht sind, abergläubische Praktiken
-gemeint zu sein. Zu diesen Mitteln greifen sie, anstatt bei Jahwe
-Zuflucht zu suchen, aber deshalb, weil sie durch ihren ohne Jahwes
-Befehl vollzognen Abfall von Assur den Zorn und die Rache Jahwes
-heraufbeschworen haben.
-
-Davon, dass sie wider Jahwes Willen abgefallen sind und den Krieg mit
-Assur herbeigeführt haben, scheint c. 28,12 zu reden. Das Stück c.
-28,7-13 wendet sich gegen die Priester und Propheten, die den Willen
-Jahwes nicht verstehen oder nicht verstehen wollen, jedenfalls aber
-Prophezeiungen geben, die den Offenbarungen, welche Jesaia erhalten
-hat, widersprechen. Jesaia forderte im Namen Jahwes Unterwerfung und
-Ausharren, jene werden, wahrscheinlich auch im Bewusstsein, in Jahwes
-Namen zu reden, zu Abfall von Assur und Krieg geraten haben. Der Spruch
-Jahwes v. 12: „Dies ist die Ruhe, gebt Ruhe dem Müden, und dies ist
-die Erholung!“ bedeutet dann im Zusammenhange die Verzichtleistung
-auf politische Unternehmungen. Das ist jedenfalls die beste und auch
-genügende Erklärung der sonst unverständlichen Worte, die auch durch
-den parallelen Ausspruch c. 30,15 ihre Bestätigung erhält.
-
-So haben alle Stücke[7] des Buches Jesaia c. 28-31 ihre Beziehung auf
-dieselben politischen Verhältnisse, nämlich auf den Abfall Judas von
-Assur und das damit zusammenhängende ägyptische Bündnis.
-
-Dementsprechend haben auch die Drohungen den gleichen Inhalt in allen
-Stücken, nämlich die Unterwerfung und Vernichtung Judas durch Assur.
-In einigen Stellen tritt das ganz klar zu Tage. In c. 29,3 wird die
-Belagerung Jerusalems durch Schanzen und Belagerungswerke, die das
-feindliche Heer errichtet, beschrieben. In c. 30,17 wird gesagt, dass
-die judäischen Truppen trotz der ägyptischen Hülfe von dem feindlichen
-Heere zersprengt werden würden, so dass von ihrem ganzen Heere nur
-versprengte Flüchtlinge, wie ein einzelner Signalmast auf dem Berge,
-übrig bleiben werden. Nach c. 31,3 wird Jahwe wie ein Löwe im Heerzuge
-über den Berg Zions und seinen Hügel herfallen. Es ist schon oben
-erwähnt worden, dass die c. 28,15 und 18 erwähnte Geissel nichts
-Anderes bedeuten kann als Assur, und auch v. 21 lässt auf eine aus
-Kriegsgefahr entstehende Not schliessen. So wird auch das Bild von der
-einstürzenden Mauer c. 30,13 f. im Munde des Jesaia auf den Sturz der
-Mauern Jerusalems zu deuten sein, vgl. 29,1 ff., auch 32,13 f., c. 22
-und 5,1 ff.
-
-Die Vergleichung der einzelnen jesajanischen Stücke unseres Buches
-ergiebt, dass dieselben sowohl der Form als auch dem Inhalte nach
-zusammengehören. Ausgenommen sind dabei das erste und das letzte Stück
-des Buches, c. 28,1-4 und c. 32,9-14. Das erste Stück c. 28,1-4 hat es
-überhaupt nicht mit Juda und Jerusalem zu thun, sondern mit Ephraim
-und weissagt den schnellen Untergang Samarias durch Assur. Das letzte
-Stück c. 32,9-14 wendet sich zwar gegen Jerusalem und weissagt sogar
-am deutlichsten den definitiven Untergang der Stadt; es zeigt aber
-doch so bedeutende Abweichungen von den vorangehenden Stücken, dass es
-nicht ohne Weiteres mit denselben zusammengethan werden kann. Nicht
-nur in der poetischen Form weicht es von denselben ab, auch inhaltlich
-unterscheidet es sich von ihnen dadurch, dass es nicht an die
-Volksleiter, sondern an die Frauen Jerusalems gerichtet ist, und dass
-ihm im Zusammenhange damit jede Beziehung auf das ägyptische Bündnis
-fehlt. Abgesehen von diesen beiden Stücken aber herrscht, wie wir
-gesehen haben, eine weitgehende formelle wie sachliche Uebereinstimmung
-unter den jesajanischen Stücken des Buches c. 28-33. Wir werden
-aber noch weiter gehen können. Es lässt sich zeigen, dass innerhalb
-derselben eine chronologische und sachliche Entwickelung stattfindet.
-
-Nach c. 31,2 f. nimmt Jesaia, wie schon bemerkt worden ist, als
-ausgemachte Thatsache an, dass die Aegypter Juda zu Hülfe kommen und
-darum auch mit demselben zu Grunde gehen werden. Das setzt voraus, dass
-das Bündnis mit Aegypten eine abgeschlossene Thatsache ist. Aus v. 1
-und 3a ist übrigens auch zu schliessen, dass die Aegypter Juda nicht
-blos sachliche Unterstützung, etwa Geld und Pferde, sondern auch die
-Hülfe eines Kriegsheeres versprochen haben, und v. 3a zeigt, wie grosse
-Hoffnung die Judäer auf diese Unterstützung gesetzt haben. Aus c. 30,9
-ff. ist das noch nicht klar; da richtet sich auch die Drohung nur gegen
-Juda. Indessen ergiebt sich dort auch aus v. 15 ff., dass der Vertrag
-mit Aegypten bereits abgeschlossen ist.
-
-c. 30,1 ff. wendet sich gegen die, die einen Beschluss ausführen
-wollen, der nicht von Jahwe ausgegangen ist, die Gussopfer giessen
-wollen, aber nicht mit Jahwes Geist, d. h. die nach Aegypten
-hinabziehen, um dort den wider Jahwes Willen eingegangenen Bund
-abzuschliessen.
-
-c. 30,6 f. schildert sie, wie sie den dafür zu entrichtenden Tribut
-nach Aegypten bringen.
-
-Dreimal also, in c. 30,1 ff, in c. 30,6 f. und in c. 31,1 ff. ist von
-einem Hinabziehen nach Aegypten die Rede. Aber jedes Mal hat dasselbe
-einen anderen Zweck. ~Duhm~ meint, dass c. 30,6 f. inhaltlich ziemlich
-identisch mit dem vorhergehenden sei und hält c. 31,1 ff. für ein vom
-Redaktor zusammengestelltes kürzeres Seitenstück zu c. 30. Das ist
-indessen nicht der Fall. In c. 30,1 ff. ziehen sie hinab, um den Bund
-abzuschliessen (vgl. v. 1 und die Ausdrücke in v. 2b), nach c. 30,6 f.
-thun sie es, um ihre Güter und Schätze hinzubringen, d. h., um den ~für
-die versprochene~ Hülfe zu leistenden Tribut zu entrichten; endlich
-nach c. 31,1 ff. ziehen sie dem versprochenen Hülfsheer entgegen.
-Darauf deuten die Ausdrücke in v. 1: die auf Rosse schauen und auf den
-Tross, weil er gross, und auf die Reiter, weil sie sehr stark sind.
-Darauf deutet auch der weitere Inhalt der Rede, der sich mindestens
-ebenso sehr gegen die Hülfe der Aegypter als gegen Juda selbst wendet.
-
-Man wird zwar diese inhaltliche Unterscheidung innerhalb dieser drei
-Stücke, die sich gegen die wenden, die „nach Aegypten hinabgehen“,
-nicht mit absoluter Gewissheit machen dürfen; aber neben den doch mit
-ziemlicher Deutlichkeit im Texte gegebenen Andeutungen führt noch eine
-Erwägung allgemeiner Art auf die Notwendigkeit überhaupt, derartige
-Unterscheidungen besonders bei Reden von so konkreter Veranlassung
-festzustellen. Will man nicht, was doch gewiss niemand thun wird,
-annehmen, dass Jesaia seine Reden, ehe er sie hielt, predigtähnlich
-ausgearbeitet habe, so ist kein irgendwie durchschlagender Grund
-einzusehen, warum er nachträglich Reden von so gleichartigem konkreten
-Inhalt in nur variierter Form zu Papier gebracht und herausgegeben
-haben sollte. Mündlich konnte und wird Jesaia sich mehrfach über
-denselben Gegenstand ausgesprochen haben; aber schriftlich genügte eine
-Aufzeichnung völlig zur Dokumentierung seiner Ansicht.
-
-Wir kommen zu c. 29,15. Dieses kurze Stück besagt ein doppeltes über
-das Bündnis mit Aegypten: 1. dass die Volksleiter den Beschluss, mit
-Aegypten ein Bündnis zu schliessen, definitiv gefasst haben, aber
-heimlich vor Jahwe und seinem Propheten, und 2. dass Jesaia davon Kunde
-erhalten hat. Es geht also chronologisch und sachlich den folgenden,
-oben besprochenen Stücken voran. Als Jesaia das Wort c. 29,15 sprach,
-war gewissermassen im Staatsrate beschlossen, in Aegypten um ein
-Bündnis wider Assur nachzusuchen. Die folgenden Stücke wenden sich
-gegen die Ausführung dieses Staatsbeschlusses.
-
-Sehen wir uns nun die vorhergehenden Abschnitte in c. 28 und 29 an, so
-haben sie gegenüber den folgenden dies gemeinsam, dass in ihnen von
-diesem förmlichen und definitiven Beschluss der Volksleiter noch nicht
-die Rede ist. Denn wir haben gesehen, dass auch die Stelle c. 28,15
-nicht direkt auf den Bund mit Aegypten bezogen werden darf, obwohl
-derselbe auch dort schon im Hintergrunde steht. Die Situation, welche
-die jesajanischen Stücke in c. 28 und 29 voraussetzen, ist folgende.
-Die Vorgänge in Assur haben die schon vorhandenen ägyptenfreundlichen
-Neigungen und Strömungen Judas mächtig geschürt. Das ganze Volk ist
-erfüllt von Freiheitsdurst und Thatendrang, es sehnt sich danach, das
-drückende und verhasste Joch Assurs abzuschütteln. Diese patriotische
-Begeisterung wird von Priestern und Propheten geteilt und genährt; auch
-die Leiter des Volkes treten dafür ein und haben sich über das Gelingen
-des Planes durch Nekromantie und allerhand Zaubermittel Gewissheit
-verschafft.
-
-Diese Situation spiegeln die Stücke in c. 28 und 29 nun auch unter sich
-in gewisser chronologischer und sachlicher Ordnung wieder.
-
-c. 28,7-13 hat es mit den Priestern und Propheten zu thun, die das
-Feuer der Begeisterung im Volke durch Opfer und Weissagungen schüren.
-Jesaia kommt ihnen in seiner Nüchternheit einfältig vor, so dass sie
-über ihn spotten. Aber eine andere Begeisterung hat auch ihn erfasst,
-die Begeisterung, im Dienste seines Gottes und der Wahrheit zu stehen,
-und in gewaltiger Drohrede voll erhabenstem Schwung giebt er ihnen
-ihren Spott zurück.
-
-Das zweite Stück, c. 28,14-23, wendet sich gegen die Volksleiter, die
-sich von Priestern und Propheten haben „fest“ machen lassen. Dass das
-unter anderem auch durch Orakel geschehen ist, zeigt v. 19: „und es
-wird rein Entsetzen sein, Orakel zu deuten“. Das setzt voraus, dass sie
-dem Propheten Orakel entgegengehalten haben, die ihnen das Gelingen
-ihres Planes verheissen, eine weitere Bestätigung für unsere Auffassung
-von v. 15. In v. 22 deuten die Worte, „dass nicht fest werden eure
-Bande“, auch darauf hin, dass der Plan des Bündnisses mit Aegypten noch
-nicht zum definitiven Staatsbeschluss erhoben worden ist.
-
-In c. 29,1 ff. ist von dem Bündnisse mit Aegypten nicht die Rede; aber
-die Gewissheit, mit der Jesaia hier die Belagerung Jerusalems kommen
-sieht, beweist, dass der Plan vorgeschritten ist, und dass seine Reden
-dagegen fruchtlos geblieben sind. c. 29,9 f. setzt, wie wir schon
-gesehen haben, einen erbitterten Kampf Jesaias mit den Volksleitern
-voraus, zeigt aber zugleich, dass sie in ihrer wilden Begeisterung
-(v. 9 b) blind gegen seine Warnungsreden sind (v. 9 a), so dass
-Jesaia an ihnen verzweifelt und in ihrem Verhalten das definitive
-Verstockungsgericht Jahwes erkennt (v. 10).
-
-c. 29,13 f. endlich wendet sich an das Volk, das in fanatisiertem Eifer
-nur um so mehr den äusserlichen Jahwekult betreibt. Jesaia verachtet
-es um seines Lippendienstes willen, erkennt aber zugleich, dass es von
-seinen „Weisen“ verführt ist v. 14.
-
-Ueberblicken wir diese innerhalb der einzelnen jesajanischen Stücke
-nachgewiesene chronologisch-sachliche Entwicklung noch einmal,
-so erkennen wir innerhalb derselben zwei scharf von einander
-unterschiedene Phasen. Die erste umfasst die Abschnitte in c. 28 und
-29 bis zu dem Stücke 29,13 f. In ihr ist noch alles in Bewegung und
-der Plan des ägyptischen Bündnisses noch nicht zum Staatsbeschluss
-erhoben; von c. 29,15 an ist dagegen dieser Staatsbeschluss gefasst und
-kommt zur Ausführung. Das ergiebt nun eine formelle und inhaltliche
-Unterscheidung dieser beiden grösseren Abschnitte, die freilich
-ihren inneren Zusammenhang nicht zerreisst, sondern vielmehr nur die
-Richtigkeit der nachgewiesenen chronologisch-sachlichen Entwicklung
-bestätigt.
-
-Der äusserlich gleichmässige Eingang der Reden in c. 29,15, c. 30,1 ff.
-und 31,1 ff. ist schon erwähnt worden. Alle drei Reden beginnen mit dem
-„Wehe denen, die u. s. w.“ In dem ersten Abschnitt findet sich weder
-diese Form noch überhaupt solche Gleichmässigkeit. Das kommt daher,
-dass der Prophet im zweiten Abschnitte immer dieselben Gegner vor Augen
-hat, nämlich die, welche den Bund beschliessen und zur Ausführung
-bringen, während er sich im ersten Abschnitte bald an die Priester und
-Propheten, bald an die Volksleiter, bald an das Volk wendet, um das
-Zustandekommen des Beschlusses zu verhüten. Damit hängt auch zusammen,
-dass im ersten Abschnitte die Drohung noch unbestimmter, an einer
-Stelle c. 28,22 sogar halb hypothetisch ausgesprochen ist. Jesaia sagt
-nur, dass sie straucheln und zerschellen werden, dass er Untergang und
-Entscheidung von Jahwe gehört habe, dass Jahwe sie wunderbar behandeln
-werde. Nur c. 29,1 ff. redet er bestimmt von der Belagerung Jerusalems;
-denn freilich ist er von ihrer Unverbesserlichkeit überzeugt c. 29,10.
-Aber doch ist seine Strafverkündigung im zweiten Teile bestimmter und
-konkreter. Da heisst es nicht mehr: wenn ihr das thut, sondern: weil
-ihr das gethan habt, so werdet ihr untergehen c. 30,12 f., 15 f. c.
-31,1 ff. vgl. auch 30,2 f. Da redet c. 30,13 f. von der gänzlichen
-Zerstörung Jerusalems, c. 30,16 f. von der völligen Vernichtung ihres
-Heeres, und c. 31,1-3 verkündet den verbündeten Heeren den Untergang
-ebenso wie c. 31,4 die rettungslose Zerstörung Jerusalems.
-
-Dieser Unterschied in beiden Teilen der in Betracht kommenden Stücke
-hebt darum aber den oben nachgewiesenen inneren Zusammenhang nicht auf,
-sondern bestätigt nur die Richtigkeit der nachgewiesenen Entwicklung,
-indem er ein Moment der Erklärung fordert, welches gerade in dem
-definitiven Beschluss, das ägyptische Bündnis einzugehen, ausreichend
-gegeben ist.
-
-Das Urteil Dillmanns über den Zusammenhang der Kapitel 28-32, dass
-Jesaia den Plan des ägyptischen Bündnisses in denselben von seinem
-ersten Auftauchen an bis zu seiner schliesslichen Ausführung Schritt
-für Schritt mit seinen Warnungsreden verfolgt, hat sich also auch
-für uns, wenn auch in anderer Weise und jedenfalls in sachlich
-zutreffenderer Weise als richtig herausgestellt. Die jesajanischen
-Stücke unseres Buches, mit Ausnahme des ersten und des letzten,
-stehen nicht nur unter einander in formellem und sachlichem
-Verwandtschaftsverhältnis, sondern weisen auch in der uns vorliegenden
-Reihenfolge eine stufenweise chronologische und sachliche Ordnung und
-Entwicklung auf.
-
-Diese Thatsache ist es auch gewesen, die die Kritik so lange verhindert
-hat, an die scheinbar dadurch so geschlossene Einheit der Kapitel
-28-32 ihren Hebel anzusetzen. Nachdem das aber nun geschehen ist, und
-die jesajanischen Bestandteile dieser Kapitel trotzdem dieselbe, ja
-eine noch viel engere Geschlossenheit aufweisen, so sollte man meinen,
-dass wir nun in den jesajanischen Bestandteilen das eigentliche,
-von Jesaia selbst verfasste Buch, vor uns haben. Indessen wird die
-weitere Untersuchung doch zeigen, dass auch diese jesajanischen
-Bestandteile des Buches wenigstens nicht in der Gestalt, in der sie
-uns jetzt vorliegen, als ein einheitliches Ganze aus der Hand des
-Jesaia hervorgegangen sein können. Nehmen wir diese zusammengehörigen
-Stücke so vor uns, wie wir sie jetzt haben, so fehlt ihnen zunächst der
-Anfang.[8]
-
-Das Stück c. 28,7 ff. beginnt mit den Worten:
-
- וגם אלה בלין שגי ובשכר תעו
-
-Die Worte וגם אלה weisen ganz notwendig auf etwas Vorhergegangenes.
-Wollte man sie aber als einen nachträglichen Zusatz des Redaktors
-streichen, der durch dieselben das Stück c. 28,7 ff. mit dem
-Vorhergehenden habe verbinden wollen, so bliebe doch auch so noch der
-übrige Anfang des Stückes unerklärt und unverständlich. Mit den Worten:
-„im Wein schwindeln und im Meth schwanken sie“ kann Jesaia auch nicht
-ein Buch oder eine Redesammlung angefangen haben. Man kann aber auch
-nicht die ganze Einleitung zu der folgenden Scene, also v. 7 und 8, für
-einen nachträglichen, erläuternden Zusatz erklären, denn die v. 9 ff.
-geschilderte Szene bedarf notwendig eines solchen Zusatzes und ist erst
-recht kein passender und verständlicher Eingang der folgenden Rede oder
-gar der ganzen Sammlung. Es ist also notwendig anzunehmen, dass dem v.
-7 noch etwas Anderes vorausgegangen ist. Was ist dies aber?
-
-Auf v. 5 und 6 kann hier keine Rücksicht genommen werden, da diese
-Verse nicht von Jesaia sind. Dagegen bieten sich uns die Verse 1-4
-unseres Kapitels als eine scheinbar sehr befriedigende Lösung unserer
-Frage dar. Das Stück c. 28,1-4 wendet sich gegen Samaria und seine
-Trunkenen, die v. 1 und 3 erwähnt werden, und droht den schnellen
-Untergang der Stadt durch einen Gewaltigen Jahwes an. An diese
-Drohung scheint sich nun v. 7 f. äusserst bequem anzuschliessen.
-Besonders eindrucksvoll scheint dann das וגם אלה zu sein, indem es so
-zugleich auch auf die Strafe hinweist, die auch den jerusalemischen
-Trunkenbolden droht. Zudem scheint das Stück wie geschaffen als
-Einleitung in eine derartige Sammlung wie die vorliegende. Der Eingang
-dieser Drohung lässt an poetischer Kraft und Fülle sonstigen Eingängen
-Jesaias in Reden und Redesammlungen nichts nach. Deshalb steht auch
-~Duhm~ nicht an, anzunehmen, dass Jesaia selbst die Verbindung in v. 7
-f. mit v. 1-4 hergestellt habe, als er nämlich alle einzelnen Stücke
-zu einem Büchlein vereinigte. Allein diese Annahme ~Duhms~ bereitet
-doch Schwierigkeiten, die sich nicht beseitigen lassen, und die deshalb
-diese Annahme für unser Stück mindestens widerraten, für andere Stücke
-aber geradezu unmöglich machen.
-
-Dass man nicht etwa annehmen darf, dass Jesaia c. 28,1-4 und v. 7
-ff. in einem Zuge in Jerusalem gesprochen habe, ist im ersten Teile
-dieser Abhandlung schon bewiesen worden. Die Ereignisse, auf die
-sich c. 28,1-4 bezieht, liegen 20 Jahre früher, und v. 7 ff. bilden
-gar keine eigentliche Rede, sondern enthalten die Schilderung einer
-wahrscheinlich im Tempelvorhof vorgefallenen Szene.
-
-Es kann sich also nur um nachträgliche schriftstellerische Verbindung
-beider Stücke handeln. Dies kann nach der gangbaren Vorstellung der
-Entstehung jesajanischer Schriften nur geschehen sein, als Jesaia das
-Stück v. 7-13 niederschrieb, oder als er die Sammlung der einzelnen
-vorliegenden Stücke vornahm. Die erstere Annahme ist an sich sehr
-unwahrscheinlich. Denn es ist nicht wohl denkbar, dass Jesaia als
-Einleitung zu dem kurzen Stücke v. 7-13 eine fast gleich lange Rede
-gesetzt habe, die sich inhaltlich auf ganz andere Umstände und Zeitlage
-bezieht. Denn die Trunkenheit der Priester und Propheten bildet doch
-nur den Ausgangspunkt und Hintergrund der Szene, während sich die
-eigentlichen Auseinandersetzungen auf ganz andere Dinge beziehen (v.
-12). Vor allen Dingen aber sollte man erwarten, dass dann der Prophet
-irgendwie auf seine Einleitung Bezug genommen hätte. Da dies aber
-nicht geschehen ist, so ist auch an eine engere schriftstellerische
-Verbindung zwischen v. 1-4 und v. 7-13 nicht zu denken.
-
-Aehnliche Einwände erheben sich gegen die Annahme ~Duhms~, dass Jesaia
-die Verbindung zwischen v. 1-4 und v. 7 ff. erst später hergestellt
-habe, als er die einzelnen Stücke unseres Buches zu einer Sammlung
-vereinigte. Welche Gründe sollte wohl der Prophet gehabt haben, diese
-inhaltlich und zeitlich so fern liegende Drohrede mit den andern so eng
-zusammengehörigen Stücken zu vereinigen, und dieselbe als Einleitung
-an die Spitze derselben zu stellen. Denn ein besonderer Grund musste
-doch dafür angegeben werden können, aus dem Jesaia dieses Stück aus
-der Zeit vor der Zerstörung Samarias mit den aus der Sanherib-Zeit
-stammenden Stücken verbunden haben könnte. Nun ergiebt sich aber aus
-einem Vergleich dieses Stückes mit den übrigen Abschnitten
-
-1. dass in den sämmtlichen übrigen Stücken auch nicht ein einziges Mal
-ausser in c. 28,7, auf c. 28,1-4 Bezug genommen wird.
-
-2. dass c. 28,1-4 in inhaltlicher Beziehung völlig andersartig ist
-als die sämmtlichen anderen Stücke. In letzteren handelt es sich, wie
-wir gesehen haben, um politische Dinge; der Grund aller Drohungen ist
-das wider Jahwes Willen geplante und vollzogene Bündnis mit Aegypten.
-In c. 28,1-4 wird dagegen als Ursache des Unterganges von Samaria die
-sittliche Verkommenheit seiner Bewohner angeführt, die sich in ihrer
-Völlerei kundgiebt.
-
-Die einzige Beziehung hat das Stück c. 28,1-4 zu den Versen 7 und 8
-dieses Kapitels, und zwar auch nur darin, dass in v. 7 und 8 auch
-von Trunkenen die Rede ist. Allein diese Beziehung ist doch eben nur
-sehr äusserlich und kann deshalb eher einem Redaktor als dem Jesaia
-selbst zugetraut werden. Ein solches Armutszeugnis dürfen wir doch dem
-Jesaia nicht ausstellen, dass er nicht eine selbstständige Einleitung
-zu seiner Sammlung habe herstellen können, sondern dass er dazu ein
-möglichst wenig passendes Stück aus früherer Zeit gewissermassen
-an den Haaren herbeigezogen habe. Es spricht auch noch ausser den
-inneren Gründen ein äusserer Umstand dafür, dass c. 28,1-4 nicht von
-Jesaia, sondern von einem späteren Redaktor an die Spitze der Sammlung
-gestellt sei, das sind die beiden unechten Verse 5 und 6. Wären v.
-1-4 von Anfang an eng mit v. 7 ff. verbunden gewesen, so wäre es kaum
-denkbar, dass sich zwischen v. 4 und das וגם אלה v. 7 jene beiden
-Verse eingedrängt hätten. Ist aber die Verbindung von v. 1-4 mit v. 7
-ff. erst vom Redaktor hergestellt, dann stammen jedenfalls auch die
-dieselbe herstellenden Worte von ihm, und wahrscheinlich ist dann
-überhaupt v. 7 f. eine für jene Verbindung vom Redaktor hergestellte
-Umarbeitung einer etwas anderen jesajanischen Einleitung zu der v. 9
-ff. geschilderten Szene im Tempelvorhof. Denn es ist schon im ersten
-Teile der Abhandlung hervorgehoben worden, dass v. 7 f. wahrscheinlich
-nicht so, wie wir sie haben, von Jesaia niedergeschrieben worden sind.
-Eine jesajanische Einleitung hat sicher vor v. 9 ff. gestanden, weil
-dieselben sonst unverständlich wären und keinen Eingang hätten. Aber
-der Redaktor hat wahrscheinlich das darin von der Trunkenheit der
-Priester und Propheten Gesagte stark betont und weiter ausgemalt,
-um einen möglichst engen Anschluss an v. 1-4 zu erhalten, und hat
-dagegen Manches weggelassen, was uns vielleicht für das Verständnis
-von v. 9 ff. wertvoller gewesen wäre. Ob aber die Verbindung von
-c. 28,1-4 mit den übrigen Stücken dadurch entstanden sei, dass in
-der jesajanischen Aufzeichnung erzählt war, wie der Prophet sich im
-Streite mit den trunkenen Jerusalemiten auf die ehemalige Weissagung
-über Samaria und auf ihre vor Augen liegende Erfüllung berufen hat,
-wie ~Hackmann~[9] annimmt, lässt sich nicht mehr ausmachen.
-Nötig ist diese Annahme keineswegs, da die späteren Sammler durchaus
-keine Rücksicht auf die Chronologie nahmen, und für denselben zur
-Aufnahme des Stückes z. B. auch das חוי im Anfange sehr wohl
-ausschlaggebend gewesen sein kann.
-
-So viel scheint mir wenigstens erwiesen zu sein, dass der Anfang
-der zusammengehörigen jesajanischen Stücke unseres Buches nicht
-mehr erhalten, sondern von einem anderen durch das allerdings auch
-jesajanische, aber unserm Zusammenhange fremdartig gegenüberstehende
-Stück Jes. 28,1-4 ersetzt worden ist.
-
-Aber auch die übrigen sachlich zusammengehörigen Stücke können so, wie
-sie uns vorliegen, trotz ihres grossen sachlichen Zusammenhanges und
-ihrer strengen zeitlichen Reihenfolge nicht als eine von Jesaia selbst
-hergestellte Sammlung angesehen werden. ~Duhm~ vertritt allerdings
-diese Meinung. Er sagt[10]: „Ich halte es für möglich, dass Jesaia die
-Stücke, die wir jetzt von c. 28,1 an lesen, die sich recht gut als eine
-durch Jesaias eigene Hand redigierte Schrift auffassen lassen, in ihrer
-dem Anschein nach beispiellos korrekten chronologischen Reihenfolge
-zusammengestellt habe; diese Schrift geht dann mindestens bis c. 30,17
-umfasst aber vielleicht auch noch c. 30,27-31,9.“
-
-Aber ~Duhm~ vermag es selbst nicht, diese seine Ansicht für alle
-jesajanischen Stücke innerhalb des von ihm angenommenen Rahmens
-durchzuführen.
-
-Das ist zunächst bei dem Stücke c. 30,6 f. der Fall. Das Stück trägt
-die Ueberschrift:
-
- משא בהמות גנב
-
-Hätte dieses Stück ursprünglich dicht neben c. 30,1-5 gestanden, so
-wäre nicht einzusehen, wie diese Ueberschrift gerade zwischen v.
-5 und 6 hineingekommen wäre. Denn auch v. 1-5 reden von dem Zuge
-nach Aegypten, gehören also äusserlich und innerlich ziemlich eng
-zusammen, und kein Mensch würde v. 6 f. für ein besonderes, für sich
-bestehendes Orakel gehalten haben. Man müsste also erwarten, dass
-dann die Ueberschrift vor v. 1 stünde. ~Duhm~ findet es daher
-wahrscheinlich, dass das Stück einst, wegen seiner Stichwortüberschrift
-neben c. 21. 22 gestanden habe und erst von dem letzten Redaktor
-hierher versetzt worden sei. Ob sich nicht eine andere, ebenso
-befriedigende Erklärung dafür wird finden lassen, werden wir nachher
-sehen; hier soll nur festgestellt werden, dass das Stück v. 6 f. sich
-nicht ursprünglich direkt an v. 1-5 angeschlossen haben kann.
-
-Zweifelhaft erscheint es ~Duhm~ ferner, ob das Stück c. 29,13 f. die
-Fortsetzung zu v. 9 f. bildet. Die einleitenden Worte: der Herr sprach,
-scheinen ihm auf einen andern, vielleicht historischen Zusammenhang
-hinzuweisen, aus dem der Sammler das Stück herausgebrochen hat. Dass
-sein Inhalt für seine Zuweisung zur Periode Sanheribs spricht, ist
-an sich noch kein Beweis für die Ursprünglichkeit seiner jetzigen
-Stellung. Denn wir haben auch jetzt noch an anderen Stellen des
-Jesaia-Buches Stücke, die jener Periode zugehören. Es handelt sich
-hier nicht um den Inhalt, sondern um die Form des Anschlusses. Und da
-muss doch gesagt werden, dass die einleitende Formel „und es sprach
-der Herr“ nicht zum direkten Anschlusse von v. 13 f. an v. 9 f. passt.
-Denn diese Formel würde, falls sie von Jesaia zur Verbindung der beiden
-Stücke geschrieben wäre, beide zu einem Ganzen verbinden. Dass das aber
-nicht geht, ist bereits im ersten Teile der Abhandlung gezeigt worden.
-
-Das einzige Stück, welches ausser dem eben besprochenen noch eine
-scheinbare Verbindung mit dem vorhergehenden aufweist, ist c. 28,14 ff.
-Aber auch hier zeigt grade die Art dieser Verbindung, dass dieselbe
-nicht von Jesaia zum Zwecke des direkten Anschlusses von v. 14 ff.
-an v. 7-13 hergestellt sein kann. Denn die Verbindung von v. 14 ff.
-mit dem Vorhergehenden durch לכן ist ungeschickt und verdunkelt den
-Sinn. Es ist oben gezeigt worden, welche Schwierigkeiten dieses לכן
-den Auslegern bereitet, und zu welchen gezwungenen Erklärungen es
-geführt hat. Denn einmal enthält das Stück v. 14 ff. selbst in v. 15
-die Begründung zu der folgenden Drohung, auf die auch ausdrücklich in
-v. 18 Bezug genommen wird; andrerseits ist aber in v. 7 ff. von einer
-solchen Begründung, auf die doch das לכן weisen müsste, gar keine Rede.
-Daher ist das לכן entweder nachträglich vom Redaktor hergestellt, oder
-weist, was noch wahrscheinlicher ist, auf einen anderen Zusammenhang
-hin. Denn es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass ein Sammler, der doch
-sonst jesajanische Stücke ohne besondere Verknüpfung aneinandergereiht
-hat, ohne Grund diese unpassende Verbindung hergestellt haben sollte.
-
-So ergiebt sich uns also, dass grade die Stücke, die mit dem
-vorhergehenden schriftstellerisch verbunden zu sein scheinen, eben um
-dieser Verbindung willen nicht von Jesaia selbst so zusammengestellt
-sein können, sondern dass ihr Eingang vielmehr auf einen anderen,
-als ihren jetzigen Zusammenhang hinweist. Doch ehe wir auf die Frage
-eingehen, welches etwa ihr ursprünglicher Zusammenhang gewesen sein
-könne, müssen wir uns noch mit den übrigen jesajanischen Stücken
-befassen. Es sind die Stücke: c. 29,1 ff., 29,9 f., 29,15, 30,1
-ff., 30,8 ff., 31,1 ff. Alle diese Stücke stehen ohne irgendwelche
-schriftstellerische Verbindung neben einander.
-
-An sich ist das Fehlen redaktioneller Verbindung der Stücke nun
-freilich kein Grund, ihre Zusammenstellung dem Jesaia abzusprechen.
-Es ist im Gegenteil oft der Fehler bei der Erklärung prophetischer
-Schriften, dass man eine Verbindung zwischen einzelnen Reden
-herzustellen sucht, die nicht vorhanden und nicht beabsichtigt ist.
-
-Aber wenn wir die in Rede stehenden Stücke betrachten, so werden wir
-doch zu dem Schlusse gedrängt, dass ~diese~ Stücke in ihrer
-jetzigen Gestalt nicht von Jesaia selbst zu einem Buch zusammengestellt
-sein können.
-
-Zunächst müssen wir c. 30,8 ff. aus der vermeintlichen Sammlung
-ausscheiden. Denn dieses Stück setzt in seinem Eingange unbedingt
-einen anderen Zusammenhang voraus, als er in dem vorhergehenden Stücke
-gegeben ist. Das Stück beginnt mit den Worten:
-
- Jetzt geh’ hinein, schreib es nieder, und auf ein Buch zeichne es!
-
-Mag der Vers auch nicht mehr ganz in Ordnung sein[11], so bleibt doch
-immer bestehen, dass Jesaia aufgefordert wird, „jetzt“ hinein (?) zu
-gehen und „es“ aufzuschreiben. Worauf bezieht sich das עתה, und was ist
-mit den Suffixen in den Verben gemeint? Da uns das nicht im Folgenden
-gesagt wird, so müssten wir erwarten, dass es im Vorhergehenden
-irgendwie angedeutet sei. Das Witzwort in v. 7 b kann es nicht sein;
-denn erstens stammt es nicht von Jesaia, und zweitens steht es in dem
-Stück v. 6 f., das, wie wir gesehen haben, auch nicht ohne Weiteres dem
-Zusammenhange angehört. In dem vorhergehenden Stück c. 30,1-5 lässt
-sich aber auch nichts zur Erklärung finden. Dann ist aber klar, dass
-auch dieses Stück nicht als unmittelbare Fortsetzung des vorhergehenden
-von Jesaia niedergeschrieben sein kann.
-
-Die noch übrigen Stücke fordern in ihren Anfängen keine Beziehungen
-auf etwas Vorangegangenes. Sie könnten also an sich wohl in ihrer
-Reihenfolge von Jesaia zu einer Sammlung zusammengestellt worden sein.
-Aber ein anderer Umstand widerspricht dieser Möglichkeit. Würden
-wir nämlich die vorherbesprochenen Abschnitte aus dieser Sammlung
-herausnehmen, so würde dadurch der sachlich-chronologische Zusammenhang
-der Stücke, den wir oben nachgewiesen haben, zerstört werden. Wir kämen
-ja auch dann zu der unglaublichen Annahme, dass Jesaia seine eigenen
-zusammengehörigen Stücke nur zum kleinen Teil geordnet habe, und
-dass es erst einem späteren Bearbeiter gelungen sei, für alle Stücke
-die chronologisch-sachliche Ordnung herzustellen. Dieser Annahme ist
-jedenfalls die andere vorzuziehen, dass die Zusammenstellung der Stücke
-in der Gestalt, in welcher sie uns vorliegen, überhaupt nicht auf
-Jesaia, sondern auf einen späteren Sammler zurückzuführen ist.
-
-Zu diesem Resultate werden wir auch noch durch eine andere, etwas
-allgemeinere Erwägung geführt. Wenn wir fragen, in welcher Weise
-Jesaia die vorliegende Sammlung hergestellt haben könnte, so bieten
-sich zur Beantwortung dieser Frage überhaupt nur zwei Möglichkeiten.
-Entweder hat der Prophet seine früher vereinzelt und nacheinander
-aufgeschriebenen Stücke und Reden in einer späteren Zeit geordnet
-und zusammengestellt, oder er hat die in einer früheren Zeit nur
-gehaltenen Reden selbstständig reproduziert und zu Papier gebracht.
-In letzterem Falle wäre dann die Sammlung gewissermassen wie aus
-einem Gusse entstanden. Aber in diesem Falle müssten erst recht
-alle einzelnen Stücke der Sammlung unter einander verbunden sein und
-auch schriftstellerisch zusammen ein wohl abgerundetes Ganze bilden.
-Das kann man aber von den vorliegenden Stücken trotz ihrer korrekten
-sachlichen Ordnung nicht behaupten.[12]
-
-Darum müssten sie auf die erstere Art entstanden sein, wenn sie in
-ihrer jetzigen Form eine von Jesaia hergestellte Sammlung bilden
-sollten. Es ist aber unmöglich, sich alle einzelnen Stücke auf diese
-Art entstanden sein zu denken. Ueberhaupt ist diese ganze gangbare
-Vorstellung von der Niederschrift wirklich gehaltener prophetischer
-Reden schwer zu vollziehen. Man muss ~Hackmann~ Recht geben, dass
-es „beinahe etwas ebenso Unnatürliches hat, zu denken, der Prophet
-habe seine in der Glut des Geistes geredeten Worte nachher schriftlich
-wiederholt, wie wenn man annähme, er hätte sie vorher wie eine zu
-haltende Predigt ausgearbeitet.“ So lange wir indessen nicht eine
-andere genügende Erklärung für die Aufzeichnung prophetischer Reden
-in unsern Prophetenbüchern haben, wird diese Vorstellung wohl weiter
-gangbar bleiben. Wir müssen darum auch an dieser Stelle mit ihr rechnen
-und hoffen, sie wenigstens für unser Buch zerstören zu können.
-
-Auf diejenigen längeren Reden unserer Stücke, welche deutlich Schuld
-und Strafe verkünden, und die auch einen selbstständigen Eingang und
-Abschluss bilden, lässt sich vielleicht die angegebene Vorstellung
-ihrer Niederschrift anwenden. In ihnen hatte der Prophet dann, entweder
-für sich, oder für seine Zeitgenossen und die späteren Geschlechter
-deutlich seine Meinung aufbewahrt.
-
-Aber es giebt grade auch unter den uns vorliegenden Stücken solche, bei
-denen man für sich allein weder erkennt, an wen sie gerichtet sind,
-noch worauf sie sich beziehen; kurze Sprüche, die für sich allein
-überhaupt gar keinen Sinn geben.
-
-So hätte sich der Prophet aus der Zeit, in der er den definitiven
-Entschluss der Volksleiter, sich mit Aegypten zu verbinden erfuhr,
-nur c. 29,15 notiert! Ist es ferner vorstellbar, dass sich Jesaia
-als Wiedergabe einer oder mehrerer Reden und heftiger Kämpfe mit
-den Volksleitern c. 29,9 f. aufgeschrieben habe לְעֵד עד עולם?! Oder was
-mochte wohl Jesaia damit bezwecken, als er, nicht als Rede, sondern in
-Form der Erzählung die Thatsache niederschrieb, dass die judäischen
-Gesandten auf dem Wege nach Aegypten seien (c. 30,6 f.)? Dieselbe Frage
-erhebt sich gegenüher der Schilderung jener Szene im Tempelvorhof c.
-28,7 ff. Endlich müssten wir auch annehmen, dass die jetzt in ihrem
-Anfange unvollständigen Stücke schon bei ihrer ersten Aufzeichnung
-von Jesaia so unvollständig niedergeschrieben wären, da es sonst
-unbegreiflich wäre, warum er sie nicht vollständig in seine Sammlung
-herübergenommen hätte. Aus allen diesen Gründen ist die Annahme, dass
-Jesaia die vorliegende Sammlung aus einzelnen früher selbstständigen
-Stücken hergestellt habe, unzulässig, und damit ist überhaupt die
-Sammlung der Stücke in der uns vorliegenden Gestalt durch Jesaia selbst
-unerklärlich.
-
-So hat uns also nicht nur die Untersuchung der einzelnen Stücke
-auf ihren Zusammenhang untereinander, sondern auch die Erwägung
-allgemeinerer Art zu demselben Resultate geführt, dass die inhaltlich
-zusammengehörigen Stücke unseres Buches, so wie sie uns jetzt
-vorliegen, nicht von Jesaia zusammengestellt sein können.
-
-Sie müssen daher von einem späteren Sammler in ihren jetzigen
-Zusammenhang gebracht sein. Aber woher hat sie dieser spätere Sammler
-entnommen? Er kann sie jedenfalls nicht aus einzelnen Aufzeichnungen
-Jesaias zusammengestellt haben. Denn wir haben gesehen, dass es
-undenkbar ist, dass Jesaia alle diese einzelnen Stücke zu verschiedenen
-Zeiten einzeln und als selbstständige Stücke aufgezeichnet habe.
-Ausserdem wäre auch ein späterer Sammler kaum im Stande gewesen,
-die in der Reihenfolge der Stücke waltende grosse sachliche Ordnung
-herzustellen.
-
-Daher müssen die einzelnen Stücke aus einem grösseren Zusammenhange
-stammen. Darauf führt 1. ihre chronologisch-sachliche Ordnung, 2. der
-Umstand, dass mehrere Stücke teils in ihrem Anfange unvollständig sind
-(c. 28,7 ff. c. 30,8 ff.), teils auch durch die Art ihres Anfanges auf
-etwas Verlorengegangenes schliessen lassen (c. 28,14 ff. c. 29,13 f.).
-Halten wir die beiden Punkte zusammen, so lässt sich vermuten, und
-zwar namentlich aus der innerhalb der einzelnen Stücke herrschenden
-chronologischen Ordnung, dass der grössere Zusammenhang, aus dem die
-einzelnen Stücke entnommen sind, ein geschichtlicher Zusammenhang
-gewesen ist.
-
-Es gilt nun im Folgenden zunächst, diese Vermutung wissenschaftlich
-näher zu begründen, und zu zeigen, dass sich durch diese Annahme eines
-ursprünglich geschichtlichen Zusammenhanges der in Frage stehenden
-jesajanischen Stücke des Buches alle vorhandenen Schwierigkeiten
-beseitigen lassen.
-
-Der einzige, der bisher diese Vermutung ausgesprochen hat, ist
-~Hackmann~, in seiner Schrift über die Zukunftserwartung des
-Jesaia. Er sagt dort Seite 47: „Unwillkürlich umgiebt man diese
-Reden mit Geschichte, und -- sollten sie nicht auch ursprünglich in
-geschichtlicher Umrahmung gestanden haben? Anzeichen für ein früheres
-Vorhandensein historischer Einkleidung liegen wohl vor. Das cap.
-28 steht so sehr mit einem konkreten geschichtlichen Vorgange in
-Verbindung, dass die Vorstellung nahe liegt, eine kurze Darstellung
-der begleitenden Verhältnisse sei einmal damit Hand in Hand gegangen.
-Manche Einzelheiten sind wie eine Bezugnahme auf eine nebenhergehende
-Erzählung; v. 9 f. setzt eine Unterbrechung der Rede durch Einwürfe
-der Trunkenen voraus; v. 15 redet in Anspielungen von einem Faktum,
-über welches ursprünglich vielleicht auch einige Worte verloren waren.
-Aehnlich ist es mit Stellen wie 30,1. 6. 15 und 16. Natürlich ist
-nur ein kurzer und einfacher Rahmen der Situation für die einzelnen
-Aussprüche anzunehmen, in der Weise von c. 7 und 8.“
-
-Es gilt nun im Folgenden, diese von ~Hackmann~ mehr andeutungsweise
-ausgesprochene Vermutung näher zu begründen und allseitig sicher zu
-stellen.
-
-Ein starker Wahrscheinlichkeitsgrund für die Richtigkeit dieser Annahme
-liegt ja vor allen Dingen in der oben nachgewiesenen chronologischen
-Reihenfolge unserer Stücke. Wir müssen uns aber auch nach möglichst
-starken äusseren Stützen für dieselbe umsehen. Diese liegen nun aber
-meines Erachtens nicht zuerst in den von ~Hackmann~ hervorgehobenen
-Anzeichen einer früheren geschichtlichen Umrahmung, obwohl auch diese,
-wie wir nachher sehen werden, stark mit ins Gewicht fallen.
-
-Der Hauptbeweis für die Annahme eines früheren geschichtlichen
-Zusammenhanges unserer Stücke liegt vielmehr in der Beschaffenheit
-dieser Stücke selbst.
-
-Diese enthalten nämlich keineswegs alle, wie man bisher meist
-angenommen hat, Reden, sondern sind zum guten Teil selbst noch
-geschichtliche Darstellungen, zum Teil geben sie auch Reden in
-geschichtlich referierender Form wieder.
-
-Eigentliche Reden enthalten überhaupt nur folgende Stücke: 1. c.
-28,14-22. Dieses Stück wendet sich mit direkter Anrede gleich in v.
-14 an die Machthaber in Jerusalem und behält die Form der Anrede bis
-zum Schlusse bei. 2. c. 29,9 f. Wer in dem kurzen Stücke angeredet
-ist, ist nicht gesagt; wahrscheinlich sind es die Volksleiter, denen
-Jesaia das Verstockungsgericht Jahwes ankündigt. 3. c. 30,1-5. Indessen
-ist hier schon zu merken, dass die Rede erst von v. 3 an mit dem והיה
-לכם direkte Anrede wird. In v. 1 f. ist der Spruch Jahwes in dritter
-Person referierend wiedergegeben. Denn die Worte: הוי בנים סוררם נאם
-יהוה darf man nicht übersetzen: Wehe euch widerspenstigen Söhnen, ist
-der Spruch Jahwes; sondern sie heissen: Wehe über die widerspenstigen
-Söhne u. s. w. Das geht klar hervor aus c. 29,15. Das Stück beginnt
-ganz parallel: הוי המעמיקים und fügt dann den Nachsatz in dritter
-Person an, wie aus dem מעשיהם und dem ויאמרו hervorgeht, vgl. auch c.
-31,1 f. 4. c. 30,12-17. Die Rede wendet sich an die Volksleiter und
-verkündet ihnen wegen ihres Ungehorsams gegen den Willen Jahwes den
-Untergang. Aber diese Rede will nicht die Wiedergabe einer Rede Jesaias
-an das Volk sein. Jesaia steht gar nicht vor dem Volk, sondern sitzt in
-seinem Hause und schreibt diese Rede als eine Rede Jahwes an das Volk
-für einen späteren Tag auf. Denn mit den Worten: לכן כה אמר קדןש ישראל
-(v. 12) ist dieselbe nicht nur als Rede Jahwes bezeichnet, sondern auch
-eng an die vorangehenden Verse 8-11 angeschlossen. Damit ist natürlich
-nicht gesagt, dass Jesaia nicht ähnliche Reden an das Volk gehalten
-hat. Aber es kommt hier auf die Form an, in welcher die vorliegende
-Rede aufgezeichnet ist; und darnach ist dieselbe nicht die Wiedergabe
-einer an das Volk gehaltenen Rede, sondern einer dem Jesaia von Jahwe
-geoffenbarten Rede, die ihm zum Zeugnis dienen soll ליום אחרון.
-
-Die vier Reden sind die einzigen direkten, in der zweiten Person an
-das Volk oder dessen Leiter gerichteten Reden unserer Stücke. Und auch
-diese erfahren in ihrer Bedeutung als solcher, wie wir gesehen haben,
-Einschränkungen.
-
-Neben diesen direkten Reden an das Volk stehen andere, die in
-erzählender Form in der dritten Person berichtet sind. Dazu gehören,
-wie oben zu c. 30,1-5 schon bemerkt worden ist, die Wehereden in c.
-29,15 und c. 31,1 ff. Es sind Zornesausbrüche Jesaias im Namen seines
-Gottes, hervorgerufen durch das Zustandekommen und die Ausführung jenes
-Beschlusses, durch welchen sich das Volk in seinen Führern definitiv
-vom Gehorsam gegenüber Jahwe losgesagt hat. Es ist fraglich, ob Jesaia
-diese Aussprüche je mündlich vorgetragen hat; sie eignen sich mehr zu
-schriftlichen Drohworten, und nach c. 30,8 scheint es, als ob sich
-Jesaia von da an überhaupt auf Weisung seines Gottes vom Schauplatz
-der öffentlichen Thätigkeit zurückgezogen habe. Die Form von c. 31
-überhaupt ist nicht die einer feurigen Rede, als vielmehr die einer
-grimmigen und doch siegesgewissen Argumentation. Man achte auf das וגם
-הוא חכם ויבא רע in v. 2 und die Gegenüberstellung Jahwes und Aegyptens
-in v. 3; ebenso auf das siegesgewisse: כי כה אמר יהוה אלי in v. 4. Er
-weiss es, dass Jahwe zu ihm und durch ihn geredet hat, und dass er
-darum zuletzt noch Recht behalten wird seinen Gegnern gegenüber.
-
-Jedenfalls ist auch c. 29,1 ff. zu diesen indirekten Drohreden zu
-rechnen. Das ergiebt sich schon daraus, dass Ariel (der Opferherd)
-angeredet ist. Aber das Stück bietet solche Schwierigkeiten, dass sich
-seine Form überhaupt nicht mehr wird mit Sicherheit feststellen lassen.
-In v. 1 redet Jesaia, v. 2 geht unvermittelt in die Rede Jahwes über,
-so dass anzunehmen ist, dass zwischen v. 1 und 2 etwas ausgefallen ist,
-was auch der völlig abweichende Text der LXX wahrscheinlich macht.
-Gehört v. 7 zum ursprünglichen Text, dann ist die Rede überhaupt in
-Schilderung übergegangen. Denn in v. 7 ist Ariel in der dritten Person
-genannt.
-
-Wir kommen nun zu einer dritten Gruppe von Stücken, in denen Worte
-Jahwes an Jesaia berichtet werden; und weil dies ganz in der Gestalt
-geschieht, wie sie dem Jesaia gegeben werden, so tragen diese Stücke
-vollkommen die Form der Erzählung. Zu diesen Stücken gehören c. 29,13
-f. und c. 30,8 ff.
-
-Zu c. 29,13 f. bemerkt schon ~Duhm~, dass dieser Spruch wegen der
-Einleitung der Herr sprach, vielleicht auf einen historischen
-Zusammenhang hinweise. Aber nicht nur die einleitenden Worte, sondern
-auch die Worte der Rede Jahwes tragen die Form der historischen
-Darstellung. Es heisst ja nicht: weil ihr euch nähert... sondern weil
-sich dies Volk nähert... drum siehe behandle ich es wunderbar. Der
-Angeredete ist der Erzähler.
-
-In c. 30,8 bezieht sich nun auch der Inhalt der Rede Jahwes auf Jesaia,
-Jesaia erzählt hier einen Befehl Jahwes, den er erhalten hat, mit den
-Worten Jahwes wieder; das ist also auch keine Rede Jesaias, sondern
-historische Darstellung einer Rede Jahwes an Jesaia. Wahrscheinlich
-gehören die mit כי angeschlossenen Worte v. 9-11 noch mit zur Rede
-Jahwes als Begründung des Befehls. Jahwe wird zwar in v. 9 und 11 in
-dritter Person erwähnt; aber es hat nichts Befremdliches, wenn Jahwe
-von sich in dritter Person redet. Ueber die weitere Fortsetzung v. 12
-ff. ist schon oben die Rede gewesen.
-
-Nun bleiben noch zwei Stücke übrig, die jedes für sich behandelt werden
-müssen: c. 30,6 f. und c. 28,7 ff. c. 30,6 f. enthält überhaupt keine
-Rede, sondern reine Erzählung. Es steht zwar jetzt: Orakel „Wüsten des
-Südlandes“ darüber; aber auch diese geheimnisvolle Ueberschrift kann
-natürlich für uns nicht die Erzählung in eine Rede verwandeln. „Im
-Land der Enge und Angst.... führen sie auf... Eseln ..... ihre Schätze
-zum Volk, das nicht nützt.....“ Dieser einfache Satz ist durch einiges
-poëtische Beiwerk erläutert und erweitert. Das ist das geheimnisvolle
-Orakel. Das Land der Angst ist die Wüste, die Schätze sind der Tribut
-für die versprochene Hülfe, das Volk, das nicht nützt, ist Aegypten. Es
-liegt derber Spott in dieser Schilderung Jesaias.
-
-c. 28,7-13 ist weder blos Erzählung noch blos Rede, sondern es ist
-Erzählung, direkte und indirekte Rede zusammen, kurz, es ist die
-lebendige historische Darstellung einer gewaltigen im Tempelvorhof
-vorgefallenen Scene. Die Einleitung erzählt oder vielmehr hat erzählt
-die Situation; denn wie wir oben gesehen haben, ist sie jetzt
-wahrscheinlich von einem späteren Bearbeiter stark modifiziert. In v.
-9 f. folgt dann in direkter Rede die Wiedergabe der Anrede oder besser
-der Hohnrede der trunkenen Priester und Propheten. Sie reden nicht
-Jesaia, sondern sich gegenseitig an, da sie von Jesaia in der dritten
-Person reden. Und darauf folgt -- nicht eine Anrede an, sondern ein
-Urteil Jesaias über die Trunkenen und ihre Rede; denn von den Trunkenen
-ist im Folgenden in der dritten Person geredet. Wenn wir fragen wollen,
-an wen Jesaia sich dieses Urteil über die Trunkenen und ihre Rede
-gerichtet dachte, so werden wir wohl antworten müssen, dass er dabei
-nicht jene Spötter, sondern die Leser seines Buches im Auge hatte.
-Dass Jesaia nicht eine ähnliche Drohrede jenen Spöttern ins Gesicht
-geschleudert habe, soll damit wieder nicht gesagt sein; die hier so
-drastisch und lebendig dargestellte Szene hat Jesaia gewiss selbst
-erlebt. Aber die Form der Wiedergabe seiner Entgegnung ist doch nun
-einmal nicht Rede -- dann müsste die zweite Person stehen --, sondern
-urteilende Darstellung.
-
-Der Überblick über die Form der in Frage stehenden jesajanischen
-Stücke hat uns gezeigt, dass dieselben nur zum kleinsten Teil wörtlich
-wiedergegebene Reden enthalten, dass die Aufzeichnung auch vieler
-Reden in indirekt referierender Form gehalten ist, und dass, was
-für unsere Frage die Hauptsache ist, sich sogar mehrere Stücke in
-rein historischer Darstellung finden. Um die letzteren noch einmal
-aufzuzählen, so sind dies c. 28,7-13. c. 29,13 f. c. 30,6 f. c. 30,8-11.
-
-Dieser bisher immer übersehene Thatbestand ist natürlich ein sehr
-entscheidendes äusseres Moment für die Richtigkeit unserer Vermutung,
-dass die zusammenhängenden jesajanischen Stücke unseres Buches
-ursprünglich einem grösseren historischen Zusammenhange angehört haben.
-Denn bei dieser Annahme erklärt es sich allein, dass sich in den uns
-erhaltenen jesajanischen Stücken unseres Buches bald die Form der
-direkten, bald der indirekten Rede findet, und dass sogar einige Stücke
-die Form der reinen Erzählung tragen, während sich dieser Wechsel der
-Form bei der bisher üblichen Vorstellung der Entstehung jesajanischer
-Stücke doch durchaus nicht verstehen lässt. Wie sollte Jesaia dazu
-gekommen sein, solche zum Teil abgerissenen und unvollständigen
-Stücke von Reden, Erzählungen und Szenen aufgeschrieben und später
-zusammengestellt zu haben!
-
-Auf einen grösseren ursprünglich historischen Zusammenhang weisen nun
-auch zweitens die oben besprochenen Eingänge einzelner Stücke hin, die
-jetzt zum Teil völlig Unzusammengehöriges eng mit einander verbinden.
-Es sind die Eingänge c. 28,7. 28,14. 29,13. 30,8. und in weiterem Sinne
-noch c. 31,4.
-
-Am deutlichsten ist das bei c. 29,13. Die Worte ויאמר יהוה können, wie
-wir gesehen haben, nicht v. 13 mit v. 10 verbinden. Es muss also vor
-v. 13 etwas ausgefallen sein, woran die Worte ויאמר יהוה ursprünglich
-angeknüpft haben. Dann weist aber das Stück, das selber erzählende
-Form trägt, gerade auch mit seiner der Erzählungsform entnommenen
-Einleitungsformel unabweislich auf einen historischen Zusammenhang hin.
-Der Inhalt lässt sich natürlich nicht mehr bestimmen, muss aber mit der
-angeführten Rede Jahwes irgendwie in Beziehung gestanden haben.
-
-Über den Eingang in c. 28,7 ist oben schon näher die Rede gewesen.
-c. 28,9 ff. fordern eine Einleitung, die die Situation beschreibt.
-Wären die Worte in c. 28,7 אלה נגם jesajanisch, dann würden sie, wie
-~Hackmann~ meint, allerdings auf eine ähnliche historische Beschreibung
-der trunkenen Ephraims zurückweisen. Aber die Ursprünglichkeit des
-überlieferten Textes in v. 7 f. ist nicht sehr wahrscheinlich.
-Andererseits weist aber gerade auch der überlieferte Text darauf hin,
-dass vor v. 9 eine ähnliche und jedenfalls umfassendere historische
-Einleitung gestanden haben muss; denn der Bearbeiter kann die jetzige
-nicht aus der Luft gegriffen haben, zumal im Folgenden von der
-Trunkenheit der Priester nicht mehr die Rede ist, und dann liegt es
-auch durchaus, wie wir noch sehen werden, der Art des Bearbeiters
-unserer Stücke fern, derartige geschichtliche Einleitungen zu bilden;
-er hat sie im Gegenteil, überall, wo es möglich war, entfernt und nur
-die Reden in seine Sammlung aufgenommen.
-
-In c. 28,14 bereitet das לכן, wie wir gesehen haben, den Auslegern
-grosse Schwierigkeiten. Dasselbe setzt voraus, dass der Grund der
-folgenden Drohrede im Vorhergehenden angegeben war. Nun ist derselbe
-aber in v. 7-13 nicht angegeben. Also muss vor v. 14 etwas ausgefallen
-sein, was den Grund der folgenden Drohung enthalten hat. Das kann
-aber nicht etwa der Anfang der Rede selbst gewesen sein. Denn in
-der v. 14 ff. angeführten Rede ist der Grund der Drohung in v. 15
-voll und ausreichend angegeben vgl. v. 17 f. Dieser Umstand fordert
-vielmehr nothwendig die Annahme, dass der Grund der Drohrede vorher
-in geschichtlichem Bericht gegeben war. Man könnte höchstens noch
-annehmen, dass das לכן v. 14 überhaupt nicht ursprünglich zu dem
-jesajanischen Stücke gehört habe, sondern vom Bearbeiter hinzugesetzt
-sei, um v. 14 ff. mit dem Vorhergehenden zu verbinden. Aber einmal
-hat der Sammler auch sonst in unserem Buche jesajanische Stücke ohne
-besondere Verbindung nebeneinander gestellt, und es wäre kein rechter
-Grund ersichtlich, warum er grade dieses durch ein nachträglich
-hinzugefügtes לכן mit dem vorhergehenden verbunden haben sollte;
-sodann aber setzt auch die Art und Weise, in der v. 15 der Grund der
-Drohung angegeben wird, eine Rückbeziehung auf konkrete geschichtliche
-Verhältnisse voraus, die ohne vorhergegangene Erläuterung dunkel bliebe
-und darum auch für uns thatsächlich dunkel ist. Hier kommen wir mit
-~Hackmann~ überein, der in seiner oben angeführten Ausführung sagt,
-v. 15 rede in Anspielungen auf ein Faktum, über welches ursprünglich
-vielleicht einige Worte verloren waren. Wir meinen, dass das לכן in v.
-14 noch deutlich diesen Ausfall erkennen lässt.
-
-In c. 30,8 ist es nicht die Form, sondern der Inhalt des Verses
-selbst, der auf geschichtliche Beziehungen zurückweist, deren Angabe
-einmal vor ihm gestanden haben muss. Sowohl der Zeitpunkt des עתה,
-als auch der Inhalt dessen, was Jesaia aufschreiben soll, muss einmal
-irgendwie vor v. 8 erzählt gewesen sein. Denn jetzt steht der Vers
-völlig in der Luft und die Suffixe in den Verben haben keine Beziehung
-auf etwas Vorhergehendes, die sie doch notwendig fordern.
-
-In c. 31,4 endlich kann sich der Eingang: כי כה אמר יהוה אלי zur Not
-als Fortsetzung an v. 3 anschliessen. Wahrscheinlich ist dies indessen
-nicht. Denn einmal hat das Stück v. 1-3 in den Worten:
-
- וכשל עוזר ונפל עזר
-
-einen gewaltigen und völlig genügenden Abschluss erreicht; und zweitens
-passt der Inhalt von v. 4 nicht genau zu 1-3. Denn v. 1-3 stellen
-Ägypten in den Vordergrund, während v. 4 von der Belagerung Jerusalems
-handelt. Ist aber v. 4 von v. 1-3 zu trennen, dann verlangen die Worte:
-כי כה אמר יהוה אלי eine Ergänzung, die jetzt ausgefallen ist. Die
-Annahme wird dadurch noch wahrscheinlicher, dass das letzte Sätzchen
-in v. 3 mit seinem יחדו und יכליון jedenfalls mit ~Duhm~ für einen vom
-Sammler hinzugesetzten Abschluss zu halten ist.
-
-Die besprochenen Eingänge in c. 28,7. 28,14. 29,13. 30,8. und 31,4
-machen also wahrscheinlich, dass den durch sie eingeleiteten Stücken
-andere, und zwar zum Teil sicher in geschichtlicher Form, einst
-vorangegangen sind. Dasselbe ist natürlich auch bei den übrigen, nicht
-besprochenen Stücken, nicht ausgeschlossen; es finden sich in denselben
-nur keine Anzeichen mehr vor, die noch mit einiger Deutlichkeit darauf
-hinweisen.
-
-Diese Untersuchungen bestätigen die Vermutung ~Hackmanns~, dass unsere
-Stücke ursprünglich in geschichtlicher Umrahmung gestanden haben. Die
-inneren Gründe, die er als Stützen seiner Vermutung anführt, lassen
-sich freilich nicht so beweisen, dienen aber dem geführten Beweise zur
-Bestätigung. Denn dass wirklich manche Einzelheiten in unseren Stücken
-wie eine Bezugnahme auf eine nebenhergehende Erzählung erscheinen,
-wird jeder zugeben, der die Stücke mit Aufmerksamkeit liest. Ueber c.
-28,15 ist vorhin schon die Rede gewesen. Aehnliches wird man von den
-auch inhaltlich ähnlichen Versen c. 30,15 f. sagen dürfen. Doch c.
-30,6 kann nicht mit angeführt werden, da v. 6 f. nicht Rede, sondern
-Erzählung enthalten. Ebenso ist es mit c. 28,9 f., das nach ~Hackmann~
-eine Unterbrechung der Rede Jesaias durch Einwürfe der Trunkenen
-voraussetzt. Denn die v. 9 f. vorausgehenden Verse 6 und 7 sind nicht
-Bestandteile einer Rede Jesaias, sondern bilden die geschichtliche
-Einleitung zu der v. 9 ff. dargestellten Szene.
-
-Doch wir bedürfen auch keiner weiteren Beweise mehr für die Richtigkeit
-der aufgestellten Hypothese, dass die zusammengehörigen jesajanischen
-Stücke unseres Buches ursprünglich einem grösseren geschichtlichen
-Zusammenhange angehört haben. Wir haben folgende Thatsachen
-festgestellt:
-
- 1. Den in Betracht kommenden jesajanischen Stücken liegt eine
- streng chronologisch-sachliche Ordnung zu Grunde.
-
- 2. Dieselben enthalten nur zum Teil die Wiedergabe von Reden des
- Propheten; zum Teil enthalten sie auch erzählende Darstellungen von
- Reden und Ereignissen.
-
- 3. Die Eingänge mehrerer Stücke nehmen deutlich auf einst
- vorhergegangene geschichtliche Darstellungen Bezug.
-
-Diese Thatsachen finden ihre Erklärung nur durch die Annahme, dass
-unsere Stücke einst in einer grösseren geschichtlichen Umrahmung
-gestanden haben.
-
-Diese Annahme wird nun noch durch folgende Umstände bestätigt. Zunächst
-erklärt sich durch dieselbe am leichtesten die Beschaffenheit, in
-welcher uns die jesajanischen Stücke vorliegen. Die jesajanischen
-Partieen unseres Buches bestehen aus lauter einzelnen, zum Teil
-abgebrochenen Stücken und lassen jede schriftstellerische Verbindung
-unter einander vermissen. Diese Thatsache findet allein eine genügende
-Erklärung in der Annahme, dass dieselben aus einem grösseren
-Zusammenhange herausgebrochen sind.
-
-Dadurch erklärt sich vor allem auch das Vorhandensein vieler so kurzer
-Stücke, die jetzt wegen ihrer Zusammenhangslosigkeit als selbstständige
-Stücke behandelt werden müssen, ohne dass man einsieht, wie sie
-entstanden sein und für sich allein existiert haben könnten. Solche
-Stücke sind c. 29,9 f. 13 f. 15 c. 30,6 f. Man kann nicht sagen, dass
-ihnen am Anfange oder Schlusse etwas fehlt. ~Duhm~ nimmt dies zwar
-von c. 29,15 an: „was etwa noch fehlt, scheint unleserlich geworden
-und darum vom Redaktor durch v. 16-24 ersetzt zu sein.“ Allein in
-diesen Versen lässt sich nichts entdecken, was die Annahme ~Duhms~
-begünstigen könnte. Das nimmt auch ~Duhm~ nicht an; er hat keinen
-anderen Grund für seine Annahme als die Unwahrscheinlichkeit, dass
-dieses kurze Stück einst selbstständig existiert habe. Innerhalb einer
-geschichtlichen Darstellung kann aber auch eine so kurze Rede sehr wohl
-gestanden haben.
-
-Dasselbe gilt von den anderen Stücken. c. 29,9 f. ist als selbstständig
-aufgezeichnete Rede völlig unerklärlich. Man weiss weder, an wen sie
-gerichtet ist, noch, worauf sie sich bezieht, noch, was sie droht. Ist
-es wohl wahrscheinlich, dass Jesaia solche kurze Sätze aufgezeichnet
-hat? Eine irgendwie genügende Erklärung dafür kann man nicht finden.
-Dagegen liefert die Annahme, dass ein späterer Redaktor diese Reden
-aus einem geschichtlichen Zusammenhange herausgebrochen habe, eine
-vollständig genügende Erklärung sowohl für ihre Kürze als auch für ihre
-sonst befremdliche Unverständlichkeit. Denn in ihrem ursprünglichen
-Zusammenhange können alle ihre uns jetzt zum Teil dunklen Beziehungen
-sehr deutlich gewesen sein.
-
-Einer besonderen Erklärung bedarf noch das kurze Stück c. 30,6 f., das
-jetzt die Ueberschrift משא בהמות נגב trägt. Dass dieses kurze, noch
-dazu rein erzählende Stück einst eine besondere und selbstständige
-Aufzeichnung Jesaias gebildet haben soll, ist undenkbar, trotzdem, dass
-es jetzt als besonderes Stück behandelt werden muss und auch schon von
-dem Verfasser jener Ueberschrift als solches behandelt worden ist.
-Aber ~Duhm~ will nun eben um dieser Stichwortüberschrift willen das
-Stück ganz aus seinem jetzigen Zusammenhange entfernen und hält es für
-wahrscheinlich, dass es einst neben c. 21. 22 gestanden hat und erst
-vom letzten Redaktor an seine jetzige Stelle versetzt worden ist.
-Allein die in c. 21 mit Stichwortüberschriften versehenen Orakel sind
-nicht jesajanisch und werden auch von ~Duhm~ nicht für jesajanisch
-gehalten, und c. 22 gehört nicht derselben Zeit an wie unsere Stücke.
-Andrerseits passt das Stück c. 30,5 f. seinem Inhalte nach vorzüglich
-hinter v. 1-5, während es doch nicht einzusehen ist, dass es der letzte
-Redaktor, der es doch gewiss unter der dogmatischen Brille seiner
-Stichwortüberschrift betrachtet hat, an seinen geschichtlich richtigen
-Platz gesetzt haben sollte. Ich glaube aber, dass sich bei unserer
-Annahme eines ursprünglich geschichtlichen Zusammenhanges unserer
-Stücke eine genügende Erklärung für das Stück und seine Ueberschrift
-geben lässt.
-
-Es ist nämlich klar, dass der Sammler unserer Stücke, wie der von
-c. 1 (resp. 2) -- 12 und der von c. 13 ff. eine Sammlung von משאות
-ישעיהו hat geben wollen vgl. c. 1,1. 2,1. 13,1. Dazu gehörten vor
-allem alle ~Reden~, die Jesaia gehalten hat, oder die ihm als חזון
-(c. 1,1) von Jahwe offenbart worden sind. Daraus erklärt es sich,
-dass unsere sämmtlichen Stücke Reden, sei es von Jesaia, sei es von
-Jahwe enthalten, und dass der Sammler grade die sie verbindenden
-geschichtlichen Partieen weggelassen hat. Er hat nun diese Reden
-wörtlich so aus ihrem geschichtlichen Zusammenhange herausgenommen, wie
-er sie vorfand; daher es kommt, dass viele durch ihre Form noch den
-geschichtlichen Zusammenhang verraten. Nur in c. 28,7 f. hat er eine
-kurze geschichtliche Einleitung stehen lassen, um v. 9 ff. mit v. 1-4
-zu verbinden.
-
-Ausser diesen Einleitungsversen ist nun das Stück c. 30,6 f. das
-einzige, welches überhaupt keine Rede, weder von Jesaia, noch von
-Jahwe, enthält, sondern der reinen Erzählungsform angehört. Wie kommt
-es nun, dass es der Hersteller unseres Buches dennoch aus seinem
-Zusammenhange herausgelöst und seiner Sammlung einverleibt hat? Es
-lässt sich kein anderer Grund dafür finden als der, dass er es dennoch
-für eine משא ישעיהו gehalten hat. Entweder that er dies, weil er die
-Stichwortüberschrift, vielleicht am Rande seines Exemplares, schon
-vorfand, oder er hat dieselbe, was auch möglich ist, erst selbst
-verfasst und zugesetzt, weil er die Verse für ein „Orakel“ des Jesaia
-hielt und sie als solches kennzeichnen wollte. Denn es wird ja immerhin
-auch für seine damaligen Leser nicht ganz leicht gewesen sein, in
-diesen Versen ein „Orakel über die Tiere des Südlandes“ zu erkennen.
-So erklärt sich m. E. die Ueberschrift dieses Stückes so wie auch die
-Aufnahme desselben in unsere Sammlung am leichtesten.
-
-Es lassen sich also alle Schwierigkeiten, die sich aus der
-Beschaffenheit der jesajanischen Stücke unseres Buches für ihre
-Herkunft und Aufnahme in unsere Sammlung ergeben, durch die Annahme
-eines ursprünglich geschichtlichen Zusammenhanges derselben beseitigen,
-während sie sonst unerklärlich bleiben würden. Dieser Umstand stützt
-und bestätigt daher die Richtigkeit unserer These.
-
-Es lässt sich aber noch eine andere, sehr wertvolle Bestätigung
-derselben aufweisen. Das ist die Thatsache, dass sich auch sonst im
-Jesaia-Buche unzweifelhaft jesajanische Stücke in geschichtlicher
-Darstellung finden. Es sind dies die Abschnitte c. 6-8,18, c. 20 und c.
-22.
-
-Es ist klar, von welcher Bedeutung diese Thatsache für die
-Annehmbarkeit unseres Ergebnisses sein muss. Fänden sich nämlich
-im Jesaia-Buche sonst keine derartigen, von Jesaia stammenden
-geschichtlichen Darstellungen, sondern nur, worauf etwa c. 1-5 führen
-könnten, Redesammlungen, so würde sich immer wieder gegen unser
-Ergebnis das Bedenken erheben, dass es doch sonst nicht Jesaias Art
-sei, derartige geschichtliche Darstellungen zu geben.
-
-Wir müssen deshalb noch kurz auf das Verhältnis der übrigen Prophetieen
-des Jesaia zu den in unserer Sammlung enthaltenen eingehen. Es wird
-sich zeigen, dass nicht nur wenigstens die in c. 6-8 enthaltene Schrift
-der unserer Sammlung zu Grunde liegenden nach Zweck und Anlage sehr
-ähnlich ist, sondern auch, dass diese geschichtlichen Darstellungen den
-wesentlichsten Teil von allem ausmachen, was Jesaia überhaupt gegen
-Jerusalem und Juda geschrieben hat.
-
-Gewöhnlich nimmt man an, dass c. 6-9,6 eine kleine, von Jesaia selbst
-hergestellte Sondersammlung seiner Prophetieen sei. Richtig ist an
-dieser Annahme nur, dass der Hersteller der grösseren Sammlung,
-etwa der von c. 2-12, c. 6-9,6 bereits als abgeschlossene Sammlung
-vor sich hatte; denn sonst hätte er c. 6 an den Anfang seiner
-grösseren Sammlung gestellt. Aber ~Hackmann~ hat meines Erachtens
-entscheidend nachgewiesen, dass das Büchlein c. 6-9,6 nicht von Jesaia
-zusammengestellt sein kann.[13] Denn die hinter c. 8,18 folgenden Worte
-bilden ein Fragment aus allerlei zerbröckelten Stücken, und sind dazu
-zusammengetragen, um den Uebergang zu c. 9 herzustellen. ~Hackmann~
-macht nun darauf aufmerksam, dass c. 8,16-18 den Eindruck eines
-Schlusses machen. „Die Schlussworte:
-
- אשר נתן לי יהוה לאתות ולמופתים בישראל
- מעם יהוה צבאות השכן בהר ציון
-
-sind ein guter Abschluss“.
-
-Da nun c. 6 ein in sich geschlossenes Ganze für sich bildet, so liegt
-die Folgerung nahe, dass die Zusammenhänge von c. 7 und 8 in c. 8,16-18
-ihren Abschluss finden.
-
-Und in der That ist es grade die Sammlung c. 7-8,18, die der dem Buche
-c. 28-33 zu Grunde liegenden jesajanischen Schrift nach Zweck und
-Anlage so überaus ähnlich ist.
-
-Dieselbe kann dem von uns gefundenen Resultate einer ursprünglich
-geschichtlichen Form jener Schrift um so mehr zur Bestätigung dienen,
-als hier die geschichtliche Darstellungsform in den einzelnen Stücken
-noch viel deutlicher zu Tage tritt. Sehen wir uns dieselben daraufhin
-etwas näher an!
-
-c. 7,1-17 enthält nach ~Duhm~ einen „Bericht“ von Handlungen und
-Reden Jesaias beim Herannahen der Syrer und Israeliten gegen Juda.
-Wirklich enthält auch c. 7, auch wenn man v. 1 (= II. Kön. 16,5) vom
-Sammler entlehnt sein lässt, um den verlorenen Eingang einigermassen
-zu ersetzen, nicht die Wiedergabe einer Rede Jesaias, sondern einen
-Bericht, eine Erzählung aus des Propheten Feder.
-
-Zuerst erzählt der Prophet kurz von dem Herannahen der beiden Heere und
-den darob entstandenen Schrecken beim Hause Davids. Darauf giebt er
-den ihm von Jahwe zu teil gewordenen Auftrag wieder, dem Ahas auf die
-Strasse des Walkerfeldes ans Ende der Wasserleitung des oberen Teiches
-entgegenzugehen und ihm Mut und Trost zuzusprechen. Hieran schliesst
-sich die Wiedergabe der Unterredung zwischen Jesaia und dem Könige:
-Jesaia bietet dem Ahas ein Zeichen (או ת) an; Ahas schlägt es ab;
-Jesaia bestimmt nun selbst ein tröstliches Zeichen baldiger Rettung,
-knüpft aber zugleich wegen des verstockten Unglaubens des Königs eine
-Drohung gegen ihn und das Reich Juda daran.[14]
-
-In c. 8,1 und 3 f. ~erzählt~ Jesaia zwei weitere Versuche, das
-verstockte Volk zur Umkehr und zum Glauben zu bewegen. Da seine Reden
-nichts helfen, versucht er, durch ein anderes Wahrzeichen (אות) seinem
-Volke nahe zu kommen. Er nimmt eine Tafel und schreibt darauf:
-Maher-schalal-chas-baz. Dann giebt er diesen Namen seinem bald darauf
-geborenen Sohne. So viel hat Jesaia gethan, um das Volk zur Umkehr und
-zum Glauben zu bringen. Es hat aber nichts geholfen: c. 8,6:
-
- מאס העם הזה את מי השלח ההלכים לאט
-
-Nun folgt das Verwerfungsurteil über Juda in mehreren Drohreden c.
-8,6-18, die wohl inhaltlich zusammengehören, aber auch wie in c. 28 ff.
-die schriftstellerische Verbindung nicht mehr aufweisen.
-
-Wie in der in c. 28 ff. enthaltenen jesajanischen Schrift ist auch hier
-der Zweck derselben, dem verstockten Volke das Verwerfungsurteil Jahwes
-zu verkünden und zu begründen. Auch diese Schrift zerfällt in zwei
-Teile: c. 7-8,4 schildern die Bemühungen Jesaias um die Bekehrung des
-Volkes; c. 8,5-16 verkünden dem verstockten Volke das Gericht.
-
-Dass c. 8,5 ff. wirklich mit dem Vorhergehenden zusammenhängen, zeigt
-v. 5:
-
- ויסף יהוה דבר אלי עוד לאמר
-
-Nur kann Jesaia unmöglich die mit diesen Worten eingeleitete Rede
-so an das vorhergehende Stück angeschlossen haben. Denn v. 3 f.
-enthalten eine tröstliche Zusage an Juda, v. 6 ff. dagegen eine scharfe
-Gerichtsdrohung. Es muss also zwischen v. 4 und 5 etwas ausgefallen
-sein; und zwar muss vor v. 5 eine ähnliche Drohrede gestanden haben
-wegen des יוסף und des עוד in v. 5. Das ist vielleicht die Drohung
-gewesen, die jetzt in c. 7,18 ff. enthalten ist (vgl. vorige Anmerkung).
-
-Dass auch dieser zweite Teil der Schrift ursprünglich in historischem
-Rahmen gestanden hat, beweist der in der Form eines Berichtes
-abgefasste Eingang zu v. 11 ff., beweist auch der Schluss der Schrift
-v. 16-18, der keine Rede enthält und von dem Vorhergehenden losgerissen
-sinnlos wird.
-
-Der gegebene Überblick über den Zusammenhang und die Darstellungsform
-von c. 7-8,18 zeigt, dass wir hier auch eine in der Form der
-geschichtlichen Darstellung verfasste Schrift Jesaias vor uns haben.
-Auf die litterarische Beschaffenheit derselben kann hier natürlich
-nicht näher eingegangen werden[15]; es ist nur noch zu fragen, wann
-etwa Jesaia diese Aufzeichnungen gemacht haben könnte. Wir werden
-anzunehmen haben, dass c. 7 und 8 eine längere Wirkungsperiode Jesaias
-umspannen, dass namentlich zwischen c. 8,4 und 8,5 ff. Ereignisse
-liegen, die den Umschwung in Jesaias Prophetie begründet und veranlasst
-haben. Diese Ereignisse haben den Jesaia bewogen, sich vom öffentlichen
-Auftreten zurückzuziehen, c. 8,16-18. Sie müssen daher sein Auftreten
-nutzlos gemacht haben. Da sie auch nur politischer Natur gewesen sein
-können, denn um politische Ereignisse dreht sich der ganze Inhalt von
-c. 7 f., so kann nichts Anderes gemeint sein als die Botschaft des Ahas
-an Thiglath-Pileser 2. Kön. 16,7. Also ganz ähnlich wie in c. 28 ff.
-ist es auch hier das Bündnis mit einer auswärtigen Macht, um das es
-sich handelt. Statt auf Jahwe zu trauen, setzt „dies Volk da“ seine
-Hoffnung auf eine heidnische Grossmacht.
-
-Stellen wir nun noch einmal die Vergleichungspunkte der in c. 7 f.
-und in c. 28 ff. enthaltenen geschichtlichen Aufzeichnungen Jesaias
-zusammen. Analog ist:
-
- 1. Die Veranlassung derselben. In beiden Fällen handelt es sich
- um das Zustandekommen eines Bündnisses mit einer heidnischen
- Weltmacht, gegen das Jesaia vergeblich gekämpft hat. Da sein Reden
- nutzlos geblieben ist, zieht er sich zurück und schreibt (c. 8,16
- ff. 30,8).
-
- 2. Der Zweck derselben. Sie sollen beide ein ewiges Zeugnis dafür
- sein, dass Jesaia die Schuld des Volkes erkannt und gebrandmarkt,
- sowie die Strafgerichte Jahwes vorhergesagt habe.
-
- 3. Die Anlage derselben. In beiden schildert Jesaia zuerst seine
- vergeblichen Versuche, Volk und König zum Glauben zu bewegen, um
- dann dem verstockten Volke den Untergang zu verkünden.
-
- 4. Einzelheiten des Inhalts und der Form: c. 7,4 mit 30,15 f.,
- 7,9 mit 28,16, 8,6 f. mit 30,12 f., 8,9 f. mit 29,9 f., 8,15 mit
- 28,13., 8,14 mit 28,16., 8,16-18 mit 30,8.
-
- 5. „v. 16 (in c. 8) klingt wie ein Abschiednehmen von der Arbeit
- unter dem Volke (~Duhm~).“ Dasselbe gilt von dem עתה בוא c. 30,8.
-
-Eine geschichtliche Aufzeichnung Jesaias haben wir nun ferner in c.
-6, in welchem Jesaia seine Berufungsvision erzählt. Sie ist uns dem
-Anscheine nach noch vollständig so erhalten, wie sie aus der Hand des
-Propheten hervorgegangen ist[16].
-
-In diesem Kapitel haben wir also eine weitere wertvolle Bestätigung
-dafür, dass Jesaia in geschichtlicher Darstellung auch sonst
-geschrieben hat. Wollte man darauf hinweisen, dass die Schilderung
-dieser Berufungsvision eben etwas ganz Besonderes sei, so ist dagegen
-zu erwidern, dass der Zweck ihrer Niederschrift dennoch ganz derselbe
-ist wie der der Aufzeichnung von c. 7 f. und c. 28 ff.
-
-Es ist oben schon darauf hingewiesen worden, dass das Kapitel sicher
-vom Propheten erst später aufgezeichnet worden ist, und ebenso ist
-der Versuch ~Hackmanns~, seinen Inhalt auf Nordisrael zu deuten, als
-unhaltbar nachgewiesen worden. Der Ausdruck העם הזה fordert gerade auch
-in diesem Kapitel (v. 5 und v. 1) seine Beziehung auf Juda. Der Zweck
-des Kapitels geht natürlich aus dem Inhalte der dem Jesaia gewordenen
-Offenbarung v. 9 ff. hervor: in v. 9 f. wird das Verstockungsgericht
-über das Volk ausgesprochen; in v. 11 (-13) wird ihm als Strafe dafür
-der gänzliche Untergang verkündet. Dieser in c. 6 ausgesprochene Zweck
-setzt voraus, dass der Niederschrift dieses Kapitels eine längere
-Wirksamkeit vorausgegangen ist. Nicht, als ob Jesaia im Beginne seiner
-Wirksamkeit nicht ähnliche Gedanken oder Offenbarungen gehabt haben
-könnte; über solche Möglichkeiten lässt sich schwer streiten; aber
-niedergeschrieben haben kann Jesaia solche Gedanken erst, nachdem sich
-das Volk wirklich seiner Predigt gegenüber verstockt gezeigt hat. Daher
-wird ~Duhm~ recht haben, dass die Niederschrift dieser Berufungsvision
-neben den c. 8,16 und c. 30,8 erwähnten ein neues Dokument von der
-Wahrheit und Wahrhaftigkeit seiner Mission sein soll.
-
-Mir scheint es nun inhaltlich dem c. 30,8 erwähnten Dokumente, d.
-h. also der in c. 28 ff. enthaltenen jesajanischen Schrift näher zu
-stehen. Denn einmal erscheint Jesaia dort mehr als in c. 7 f. von
-Anfang an von der Unverbesserlichkeit des Volkes überzeugt (vgl.
-c. 6,9 f. mit c. 29,9 f.), und dann entspricht auch die radikale
-Verkündigung des Unterganges von Juda in c. 6 mehr den Drohreden in
-c. 28 ff. als den in c. 8[17]. Wir haben also in c. 6 eine weitere
-wertvolle Bestätigung für unser Resultat bezüglich der geschichtlichen
-Darstellungsform der in c. 28 ff. enthaltenen Schrift.
-
-Es kommen nun noch als geschichtliche Stücke c. 20 und c. 22 in
-Betracht, über die wir aber schnell hinweggehen können.
-
-c. 20 gehört seiner Überschrift und seinem Inhalte nach ins Jahr 711.
-Es ist aber seiner Herkunft nach nicht ganz unverdächtig. Möglich wäre
-es, „dass es ähnlichen Ursprung hätte wie c. 36-39, und zu Gunsten
-dieser Annahme könnte man auf den in mehrfacher Beziehung verdächtigen
-v. 2 hinweisen (Duhm).“
-
-c. 22 fällt in die Zeit nach 701. Es ist bezüglich seiner
-Einheitlichkeit und Darstellungsform durchaus nicht allgemein
-anerkannt; da ich es aber für eine geschichtliche Darstellung halte; so
-sollte es wenigstens nicht unerwähnt bleiben[18].
-
-Diese im Vorhergehenden besprochenen geschichtlichen Darstellungen
-bilden nun nicht etwa den kleinsten, sondern vielmehr den weitaus
-grössten Teil dessen, was der Prophet Jesaia gegen Juda und Jerusalem
-überhaupt geschrieben hat. Denn ausser den besprochenen Abschnitten
-sind nur noch das kurze Stück c. 32,9-14 und die in c. 1-5 enthaltenen
-Drohreden gegen Juda und Jerusalem dem Jesaia zuzuschreiben[19].
-
-Eine vollgültige Bestätigung dieses statistischen Befundes können wir
-nun noch aus des Jesaia eigenen Worten entnehmen, nämlich aus den
-beiden Versen c. 30,8 und c. 8,16.
-
-In c. 30,8 heisst es: Jetzt geh hinein und schreib es nieder! Also,
-nachdem Jesaia lange vergeblich durch öffentliche Rede unter dem Volke
-gewirkt hatte, erhielt er den göttlichen Auftrag, sich vom Schauplatz
-der öffentlichen Thätigkeit zurückzuziehen und seine Drohungen
-niederzuschreiben לעֵד עד עולם. Dieser Auftrag Jahwes an Jesaia enthält
-doch offenbar für unsere Frage ein Doppeltes:
-
- 1. dass Jesaia bis dahin seine Reden nicht aufgeschrieben hat, dass
- also die gewöhnliche Annahme, dass er gewissermassen ein Tagebuch
- über seine Reden geführt habe, gegenüber den eigenen Worten Jesaias
- nicht stichhaltig ist;
-
- 2. dass es für Jesaia eines besonderen Auftrages Jahwes oder eines
- besonderen Zweckes bedurfte, seine Weissagungen niederzuschreiben.
-
-Der Zweck ist auch in c. 8,16 besonders hervorgehoben:
-
- צור תעודה חתום תורה בלמדי
-
-Der Zweck der Niederschrift ist also nach beiden Stellen wie bei der
-Aufstellung der Tafel c. 8,1 f. und der Namengebung seiner Söhne c.
-8,3 f. 18 der, dass sie einer späteren Generation (עד עולם c. 30,8 und
-בלמדי 8,16) zum Zeugnis (לעד c. 30,8 und תעודה 8,16) der Wahrheit und
-Wahrhaftigkeit seiner Prophezeiungen dienen soll.
-
-Jedenfalls geht aus beiden Stellen hervor, dass der Prophet erst
-deshalb zur Niederschrift schreitet, weil er erkennt, dass die
-mündliche Predigt aussichtslos sei. Das wird daher auch von den
-anderen Stücken gelten, die etwa noch auf ihn zurückzuführen sind. Ein
-eigentlicher Schriftsteller wie Jeremia und die späteren Propheten, ist
-Jesaia noch nicht gewesen. Da nun die Niederschriften, auf welche jene
-beiden Stellen weisen, c. 7 f. und c. 28 ff., die Hauptperioden der
-Wirksamkeit Jesaias umspannen, so werden wir a priori anzunehmen haben,
-dass sie auch den grössten Teil dessen ausmachen, was Jesaia gegen
-Jerusalem und Juda geschrieben hat. Durch diese Stellen wird also das
-durch den statistischen Befund herausgestellte Verhältnis bestätigt.
-
-Der Ueberblick über die schriftstellerische Thätigkeit des
-Jesaia hat gezeigt, dass die Annahme einer ursprünglich
-geschichtlich-darstellenden Gestalt der jesajanischen Stücke in
-c. 28-33 durch die Beschaffenheit der in den anderen Sammlungen
-enthaltenen Stücke nicht widerraten, sondern vielmehr empfohlen
-wird. Ja, es ist gezeigt worden, dass jene in darstellender Form
-geschriebenen Stücke den weitaus grössten Teil von allem ausmachen, was
-Jesaia gegen Jerusalem und Juda geschrieben hat.
-
-Kehren wir nach diesem Ueberblicke über die Entstehung der übrigen
-jesajanischen Stücke zu unserem Buche c. 28 ff. zurück, so können wir
-jetzt folgendes Resultat feststellen:
-
- 1. In dem Buche c. 28-33 sind drei verschiedene jesajanische
- Schriften enthalten, nämlich ausser den beiden kurzen Stücken c.
- 28,1-4 und c. 32,9-14 eine Anzahl Bruchstücke aus einer grösseren
- Schrift Jesaias.
-
- 2. c. 28,1-4 enthält eine Weissagung Jesaias von dem Untergange
- Samarias. Die Abfassung dieses Stückes fällt also jedenfalls vor
- 722, wegen des Schweigens über Aram und Damaskus wahrscheinlich
- nach 732; vielleicht liegt ihm als bestimmter Anlass der Abfall
- Hoseas von Assyrien zu Grunde, dann stammt es etwa aus dem Jahre
- 725/24[20].
-
- 3. Die in c. 28,7-31,4 enthaltenen Bruchstücke gehören ursprünglich
- einer grösseren geschichtlichen Darstellung der Kämpfe Jesaias
- mit den Volksleitern wider das Zustandekommen des ägyptischen
- Bündnisses an. Jesaia hat diese Schrift etwa im Jahre ± 703 v. Chr.
- selbst verfasst zum Zeugnis für einen späteren Tag.
-
- 4. Es bleibt noch das kurze Stück c. 32,9-14 übrig. Ueber die
- Abfassungszeit dieses Stückes lässt sich aus seinem Inhalte nichts
- absolut Sicheres entnehmen. Jesaia kündigt den Weibern Jerusalems
- die völlige Verwüstung der Stadt und ihrer anmutigen Umgebung an.
- Das könnte Jesaia freilich zu jeder Zeit seiner Wirksamkeit gethan
- haben. Aber die Verkündigung klingt so radikal und unbedingt, dass
- sie mit ihrem Inhalte auf Anzeichen ihrer Verwirklichung zu deuten
- scheint. Vor allem ist hier der Ton etwas anders als sonst. Man
- könnte die Dichtung fast ein Klagelied nennen. Die Anrede in v.
- 9 ist weniger bitter als traurig. Statt des sonstigen harten und
- verächtlichen העם הזה steht hier v. 13 das mitleidig empfindende
- עמי. Man hat den Eindruck, als ob einerseits Jerusalem mitten im
- Unglück stände, Jesaia die Erfüllung seiner Drohungen eintreten
- sähe, als ob aber das Volk und namentlich die Frauen Jerusalems
- nicht recht daran glaubten. Die Stimmung ist ähnlich wie in c.
- 22; vgl. namentlich v. 4: lasst mich bitter weinen! auch v. 11 b.
- 13 f. Dieses Kapitel ist nach dem Vorgange ~Sörensens~[21] mit
- ~Hackmann~ in die Zeit nach dem Abzuge Sanheribs zu setzen[22]. Die
- überstandene Not hat die Jerusalemiter nicht gebessert; der Prophet
- schaut tiefer. Er sieht in ihrer Unbussfertigkeit die Besiegelung
- ihres gewissen Unterganges: „Wahrlich, nicht wird diese Sünde
- euch gesühnt, bis dass ihr tot seid.“ v. 14. Dieselbe Stimmung
- atmet unsere Weissagung, nur fehlt ihr die Bitterkeit. Vielleicht
- fällt sie deshalb noch vor den Abzug Sanheribs in das Jahr 702/1.
- Sicheres lässt sich nicht aussagen.
-
-Wir stehen am Ende mit der Besprechung der jesajanischen Stücke unseres
-Buches. Sie hat uns nicht nur einen interessanten und lehrreichen
-Einblick in die schriftstellerische Thätigkeit des Jesaia gegeben,
-sondern sie wird uns nun auch die Beantwortung der Frage, wie diese
-Stücke in ihren jetzigen Zusammenhang gekommen sind, wesentlich
-erleichtern. Halten wir an der Annahme fest, dass der Bearbeiter
-unseres Buches, um eine Sammlung von משאות ישעיהו herauszugeben, die
-meisten seiner jesajanischen Stücke aus einem grösseren Zusammenhange
-herausgenommen hat, so werden wir auch verstehen, wie er dazu
-gekommen ist, sie mit eigenen Zuthaten und Ergänzungen zu versehen.
-Die Komposition unseres Buches, die sonst bei seinem mosaikartigen
-Charakter und den beiden sich widersprechenden Gedankenreihen ein
-Rätsel bleibt, wird so erklärlich.
-
-
-
-
-II.
-
-
-Wir haben es also jetzt mit der Arbeit einer späteren Zeit zu thun. Es
-liegt in dem ganzen Charakter derselben begründet, dass wir mit ihren
-Erzeugnissen mehr auf das Gebiet der Vermutungen als der sicheren
-Ergebnisse gestellt sind. Denn dieselben haben es meist nicht mit
-der Gegenwart, sondern mit der Zukunft, und zwar alle mit derselben
-Zukunft, nämlich mit „jenem Tage“, zu thun. Sie sind daher meist zu
-wenig zeitgeschichtlich bestimmt, als dass man für die Frage nach ihrer
-Herkunft unumstösslich festen Boden gewinnen könnte.
-
-Das gilt auch von den nichtjesajanischen Stücken unseres Buches. Es
-wäre vergebliche Mühe, wenn man aus den einzelnen Stücken Schlüsse
-auf Verfasser und Herkunft ziehen wollte. Ebenso würde es zu nichts
-führen, wenn man, wie wir es bei den jesajanischen Stücken unseres
-Buches gethan haben, die Frage aufwerfen wollte, ob die einzelnen
-Stücke resp. welche unter einander in Zusammenhang stehen. Sie
-behandeln alle das eine Thema: die goldene Zukunft, und dieses würde
-sie unter einander ebenso sehr und ebenso wenig verbinden, wie sie
-selbst in sich dadurch verbunden sind. Ob man z. B. c. 29,16-24 mit c.
-30,18-26 zu einem Stück vereint oder jedes der beiden in zwei oder mehr
-Stücke teilt, macht für ihren Inhalt und Gedankengang nichts aus.
-
-Um daher für die nichtjesajanischen Stücke unseres Buches bezüglich
-ihrer Herkunft und Zeitansetzung zu einem einigermassen sicheren
-Ergebnisse zu gelangen, müssen wir einen anderen Weg der Untersuchung
-einschlagen.
-
-Wir werden zunächst das Verhältnis dieser Stücke zu den jesajanischen
-Partieen ins Auge fassen. Es wird festzustellen sein, welche
-unter ihnen sich als unmittelbare und beabsichtigte Fortsetzungen
-jesajanischer Partieen geben, und welche etwa selbstständig daneben
-stehen.
-
-Sodann haben wir zu untersuchen, ob sie unter einander auf denselben
-oder mehrere Verfasser schliessen lassen. Dann erst können wir nach
-Anzeichen einer genaueren Zeitbestimmung fragen.
-
-Endlich wird dann aus den gewonnenen Resultaten eine Uebersicht über
-Zweck, Art und Zeit der Zusammenstellung unseres Buches zu geben sein.
-
-Es wird sich zeigen, dass wir auf diesem Wege zu einem annähernd
-sicheren Resultate über die Entstehungsgeschichte unseres Buches werden
-gelangen können.
-
-Das erste Stück, mit welchem wir es zu thun haben, ist c. 28,5 f.
-Dieses ist ganz deutlich zum Zwecke der Fortsetzung von v. 1-4
-komponiert. Das zeigt erstens die Anknüpfung an das Vorhergehende durch
-die Worte: ביום ההוא und zweitens die Wahl der Bilder und Ausdrücke,
-die aus dem Vorhergehenden genommen sind. Die Bilder, die Jesaia vorher
-von Samaria und dessen trunkenen Grossen gebraucht hat, werden hier in
-geschmackloser Nachahmung auf Jahwe angewendet vgl. v. 5 mit v. 1 und 3.
-
-Ob wir in c. 29,5 ff. eine einfache Fortsetzung des jesajanischen
-Stückes v. 1-4 oder eine Umarbeitung einer ursprünglich jesajanischen
-Fortsetzung haben, ist nicht mehr sicher zu entscheiden. v. 4b ist
-spätere Parallele zu 4a, v. 8 zu v. 7, und zu dem Stücke v. 1-4 fehlt
-der Schluss. Jedenfalls ist klar, dass v. 5-8 kein selbstständiges
-Stück für sich bildet, sondern entweder als Fortsetzung oder als
-Umarbeitung von einem späteren an v. 1-4a angeschlossen ist.
-
-Aehnlich ist es mit c. 31,5 ff. Der Anschluss an v. 1-4 ist dadurch
-hergestellt, dass der Verfasser neben das Bild vom knurrenden Löwen das
-andere von den flatternden Vögeln gestellt hat, das ihm als Bild des
-Schutzes jedenfalls geeigneter erscheinen musste.
-
-Ob er im Folgenden jesajanische Ueberreste mit benutzt hat, lässt sich
-hier noch weniger feststellen, da sich kein Vers mehr als ursprünglich
-jesajanisches Gut zu erkennen giebt; nur ist wahrscheinlich, dass v. 4
-einst eine erläuternde Fortsetzung gehabt hat, und möglich, dass die
-Hand des Späteren schon in v. 4b verbessernd eingegriffen hat, da das
-ירד nicht ganz der ersten Hälfte der Vergleichung entspricht. Aber dass
-v. 5-8 jetzt wirklich die Fortsetzung Von v. 1-4 bilden sollen und dazu
-hergestellt sind, geht auch sonst aus seinem Inhalt und den gebrauchten
-Ausdrücken deutlich hervor. v. 6 weist mit seinem Inhalte auf v. 1b,
-in seiner Form העמיקי auf c. 29,15. Besonders deutlich ist v. 8 eine
-Nachbildung von v. 3. Dem אדם ולא אל in v. 3 steht gegenüber das לא
-איש בחרב in v. 8; dem בשר ולא רוח in v. 3 das חרב לא אדם in v. 8. Dass
-diese Nachbildung des Ausdruckes mit ihrem doppelten חרב und ihrer
-wunderbaren Vorstellung sehr glücklich wäre, kann man nicht behaupten.
-Um so deutlicher zeigt sich aber gerade darin die Nachbildung.
-Hinzuweisen ist auch noch auf das אור v. 9, bei dem man mit Recht an
-das אריאל c. 29 denkt.
-
-Auch c. 32,15-20 giebt sich als direkte Fortsetzung von v. 9-14. Die
-Worte עד יערה עלינו רוח ממרום knüpfen mit ihrem עד unmittelbar an
-das עד עולם in v. 14 an. Dass diese inhaltlich scheinbar unmögliche
-Verbindung nur von einem Solchen vollzogen werden konnte, dem die
-eschatologischen Ideen der späteren Zeit dogmatisch feststanden, ist
-schon im ersten Teile gezeigt worden. Aber Inhalt und Form zeigen auch
-deutlich, dass auch diese Verse überhaupt erst als Fortsetzung von
-v. 9-14 entstanden sind. In v. 9-14 wird zuerst die Verwüstung der
-Gärten und Fruchtgefilde, und dann die Zertrümmerung der menschlichen
-Wohnungen gedroht; in v. 15-20 wird zuerst verheissen, dass die Wüste
-zum Fruchtgefild werden soll und dann werden den Menschen sichere
-Wohnungen in Aussicht gestellt. Zur Entlehnung der Ausdrücke ist vor
-allem v. 9 f. mit v. 18b zu vergleichen. Die Prädikate der Frauen
-Jerusalems שאננות und בטחות werden hier auf die Wohnungen übertragen.
-Vgl. auch v. 17 am Schluss.
-
-In c. 29,9 f. musste es für die Späteren unverständlich sein, was unter
-dem dort verkündeten Verstockungsgerichte gemeint sei. Der Verfasser
-von v. 11 f. hat eine Erklärung von v. 9 f. im Sinne der späteren Zeit
-gegeben. Er sieht darin, dass seinen Zeitgenossen „das Gesicht von dem
-allen“, d. h. die dem Jesaia gewordenen Offenbarungen wie ein Buch mit
-sieben Siegeln erscheint, eine Erfüllung der Weissagung v. 10, und
-es ist offenbar seine Absicht, durch seine Zusätze den Schleier des
-Verständnisses zu lüften. Der Anschluss der Verse an die vorhergehenden
-durch ותהי und die Beziehung von חזות כל auf das Vorangegangene zeigen,
-dass die Verse keine selbstständige Bedeutung haben können und wollen.
-
-An das kurze Stück c. 29,15 schliesst sich eine längere
-Auseinandersetzung über eschatologische Dinge an. Der Ausruf: הפככם
-geht unmittelbar auf die in v. 15 getadelte Frage zurück und steht
-inhaltlich schon mit v. 14 in Zusammenhang. Der Verfasser fasst die
-Frage in v. 15 als Verzweiflungsfrage der Elenden seines Volkes auf,
-und giebt deshalb trostreichen Aufschluss. v. 18, ähnlich wie v. 11 f.,
-geht auf die Worte: והיה במחשך מעשיהם in v. 15 zurück. Zu v. 24 vgl.
-c. 28,9 f., zu v. 17 c. 32,15. Diese beständige Bezugnahme auf seine
-Umgebung beweist, dass auch dieses Stück kein selbstständiges Produkt
-eines andern Autors, sondern erst zum Zwecke der Erläuterung und
-Fortsetzung von v. 15 und den vorangegangenen Versen geschrieben ist.
-
-Dasselbe gilt auch von dem Stücke c. 30,18-26. Durch ein ולכן ist
-es eng an das Vorhergehende angeschlossen. Und der, welcher es
-angeschlossen hat, hat es auch geschrieben. ~Duhm~ meint zwar, dass
-das „darum“ v. 18 so gänzlich unmöglich als Fortsetzung von v. 17
-sei, dass man nur annehmen kann, der Ergänzer habe das Auge mehr auf
-seinen eigenen früheren Einsatz, als auf den Text des alten Propheten
-gerichtet gehabt. Man muss aber eben bedenken, dass derselbe auch v.
-8-17 unter eschatologischem Gesichtspunkt angesehen hat. Für ihn ist
-das Volk, zu dem er redet, der in v. 17 genannte Rest. Die Drohung
-sieht er bereits erfüllt; und grade die Erfüllung derselben ist ihm ein
-Beweis, dass auch die Erfüllung der Verheissung nahe bevorsteht, dass
-Jahwe voll Ungeduld ist, seinem Volke Huld zu schenken v. 18.
-
-Und nicht nur v. 18 schliesst sich an das Vorhergehende eng an, auch
-die übrigen Verse stehen damit in Verbindung. v. 20 stellt Jahwe als
-Lehrer seines Volkes hin, weil in v. 9 von der תורת יהוה die Rede
-gewesen ist. v. 21 weist auf den rechten Weg, von dem sie nach v. 11
-abgewichen sind; v. 26b nimmt ganz das Bild von v. 13 f. wieder auf.
-Berg und Hügel in v. 25 sind aus v. 17b; der Tag des grossen Würgens,
-„wenn Türme fallen“ spielt auf v. 13 f. an.
-
-Es bleiben nun noch vier Stücke übrig, die inhaltlich nicht in so reger
-Beziehung mit ihrer Umgebung stehen und in sich selbst einen mehr
-geschlossenen Zusammenhang bilden: c. 28,24-29, c. 30,27-33, c. 32,1-8,
-c. 33. Diese bedürfen deshalb noch einer besonderen Besprechung.
-
-c. 28,23-29 enthält ein dem Landbau entnommenes Maschal mit einer
-besonderen, dem Volksliede nachgeahmten Einleitung. Schon um dieser
-Einleitung willen wird es von den Auslegern als besonderes Stück
-behandelt, das Jesaia erst bei der Zusammenstellung seines Buches an
-seine jetzige Stelle gesetzt habe. Dass es indessen nicht von Jesaia
-sein kann, ist oben bewiesen worden. Sein Inhalt ist rein tröstlicher
-Natur. Aber grade deswegen nimmt es zu seiner Umgebung bezw. zu den
-voraufgegangenen jesajanischen Stücken dieselbe Stellung ein, wie die
-besprochenen unjesajanischen Stücke zu den ihren. Es bringt gegenüber
-den vorangegangenen Drohungen die Verheissung, indem es zugleich durch
-seinen Inhalt die Drohung und Strafe erklärt. Dass das Maschal zu den
-voraufgegangenen Stücken wirklich auch in diese Beziehung gebracht sein
-will, geht deutlich aus v. 29 hervor. Dieser Vers ist das Gegenstück zu
-v. 22. In v. 22 heisst es:
-
- כי כלה ונחרצה שמעתי מאת יהוה צבאות
-
-In Vers 29 wird gesagt:
-
- גם זאת מעם יהוה צבאות יצאה
-
-Es ist klar, dass dieser Vers mit seinem גם זאת auf v. 22 zurückweist,
-dass er also auch erst um dieser Rückbeziehung willen geschrieben
-ist. Aber damit ist nicht gesagt, dass auch das Maschal erst um der
-vorangehenden Stücke willen gedichtet worden ist. Bestimmte Bezugnahmen
-auf das Vorhergehende in Inhalt und Form finden sich in demselben
-nicht. Wir werden es daher vorläufig als ein besonderes Stück zu
-betrachten haben. Die Frage, ob es nicht mit den anderen Stücken
-trotzdem denselben Verfasser haben könne, wird nachher erörtert werden.
-
-Wir kommen zu c. 30,27-33. Auch dieses Stück ist eine besondere
-Weissagung, welche von dem Erscheinen Jahwes zum Entscheidungskampfe
-mit „Assur“ handelt. Sie beginnt ohne irgendwelche Anknüpfung an das
-auch selbst schon unjesajanische Stück v. 18-26 mit dem volltönenden
-Eingänge:
-
- הנה שם יהוה בא
-
-Das Stück ist aber auch in sofern selbstständig, als es keinerlei
-Anspielungen und Rückbeziehungen auf die jesajanischen Stücke unseres
-Buches enthält. Assur wird in denselben nicht einmal erwähnt.
-
-Ohne Anschluss an ihre Umgebung nach vorwärts und rückwärts ist auch
-die messianische Weissagung c. 32,1-8; auch sie setzt völlig neu ein
-mit ihrem הן v. 1. Andrerseits ist aber doch hervorzuheben, dass sich
-in diesem Abschnitte manche Anklänge an jesajanische Stellen unseres
-Buches finden, die wie Rückbeziehungen und Nachahmungen aussehen, v. 2b
-erinnert an c. 28,12, v. 3a an c. 29,9 f. 30,10; die Stammler in v. 4
-an c. 28,7 ff., 30,10. 2.
-
-Diese Beziehungen sind ja freilich für sich genommen keine zwingenden
-Beweise dafür, dass das Stück c. 32,1-8 der Herstellung unserer
-Sammlung seine Entstehung zu verdanken hat; wir werden aber nachher
-sehen, dass noch andere Gründe stark für diese Annahme sprechen.
-
-c. 33 ist wieder ein für sich selbstständiges Stück. Es ahmt zwar mit
-seinem הוי in v. 1 den jesajanischen Stücken nach; es schliesst sich
-aber weder unmittelbar an jesajanische Partieen an, noch ist in seinem
-Inhalt und seiner Form etwas zu entdecken, was sonst auf dieselben
-hinwiese und als Erklärung oder Berichtigung derselben aufgefasst
-werden könnte.
-
-Wir kommen jetzt zur Besprechung des Verhältnisses der unjesajanischen
-Stücke zu einander. Hierbei ist eigentlich schon im Voraus anzunehmen,
-dass die Fortsetzungen und Ergänzungen der zusammmengehörigen
-jesajanischen Partieen von demselben Verfasser herrühren. Denn die
-Herstellung unseres Buches durch Entnahme jesajanischer Stücke aus
-einem grösseren Zusammenhange kann nur das Werk eines Mannes sein.
-Höchstens können spätere Leser hier und da Worte oder Sätze in den
-Zusammenhang eingeschoben, oder sich schon in dem dem Verfasser
-vorgelegenen jesajanischen Buche fremde Bestandteile befunden haben.
-Auf diese letztere Möglichkeit werden wir später noch zurückkommen. Für
-die meisten dieser Fortsetzungen und Ergänzungen lassen sich aber auch
-litterar-kritische Gründe aufweisen, die die Herleitung von ein und
-demselben Verfasser empfehlen.
-
-Hierfür kommt vor allem in Betracht die Gleichartigkeit der
-schriftstellerischen Form, in der die Stücke hergestellt sind. Alle
-sind gleichmässig eng und doch sehr äusserlich mit den jesajanischen
-Stücken verbunden, vgl. das ויהי c. 29,4 und 11; das ולכן c. 30,18;
-das הפככם c. 29,16; die Gegenüberstellung der verschiedenen Bilder c.
-31. Alle Stücke entlehnen bei ihrer Bezugnahme auf die jesajanischen
-Partieen gleichmässig in ziemlich äusserlicher und wenig geschickter
-Weise Bilder und Ausdrücke aus denselben, wie oben gezeigt worden
-ist. Aber auch sonst zeigen diese Stücke unter einander manche
-Aehnlichkeiten. Das tritt namentlich in den beiden längsten von ihnen,
-c. 29,16-24 und c. 30,18-26, hervor. Die Anlage von c. 30,18 ff. ist
-der von c. 29,16 ff. ziemlich ähnlich. Zuerst heisst es c. 30,18, dass
-Jahwe voll Ungeduld wartet, seine Huld zu offenbaren. Das entspricht
-dem הלא עוד מעט מזער in c. 29,17. Die Not, von der c. 30,18 redet, ist
-in c. 29,22 ff. geschildert. c. 30,20 entspricht inhaltlich c. 29,24.
-Dort ist gesagt, dass die Juden ihren „Lehrer“ Jahwe sehen sollen
-(es heisst nicht: auf ihn sehen sollen); hier werden sie „die Lehre
-lernen“; aus Finsternis heraus werden die Augen der Blinden sehen v. 18.
-
-Auch die in beiden Stücken vorausgesetzte Situation scheint dieselbe
-zu sein. c. 30,20 ist von Brot der Not und Wasser der Drangsal die
-Rede; das scheint auf erlittene Drangsalierungen und vielleicht sogar
-Belagerung zu deuten vgl. auch v. 26. Aehnlich ist 29,16 ff. 22 b wohl
-von äusseren Feinden die Rede, vor denen „Jakob erbleicht“, besonders
-aber c. 28,6 f., wo gesagt ist, dass Jahwe denen zur Heldenkraft werden
-soll, „die den Kampf zum Thor zurücktreiben“, vgl. auch 29,8. Endlich
-ist auch allen diesen Stücken die Stimmung gemeinsam, dass das Volk, zu
-dem sie reden, die Offenbarungen seiner Apokalyptiker nicht mehr recht
-glauben will, dass es blind und taub ist (c. 29,81 f., 18, 24. c. 30,20
-f.), murrt c. 29,24 und sich unverständig zeigt c. 29,16. Deshalb geben
-sich auch alle diese Stücke die möglichste Mühe, die Notwendigkeit und
-Möglichkeit eines baldigen Umschwunges der Dinge zu beweisen c. 29,8.
-11 f. 16 f. c. 30,18 f. vgl. auch c. 28,23-29. c. 32,6 f.
-
-Aus allen diesen Gründen zusammen mit der oben hervorgehobenen inneren
-Wahrscheinlichkeit wird man das Recht haben, alle Fortsetzungen und
-Ergänzungen der zusammengehörigen jesajanischen Stücke von demselben
-Verfasser herzuleiten.
-
-Von demselben Verfasser scheint mir auch der Zusatz von c. 28,1-4
-herzurühren. Wir haben schon gesehen, dass c. 28,1-4 mit v. 7 ff.
-schriftstellerisch verbunden ist. Es gehört also jetzt eng zu den
-zusammengehörigen jesajanischen Stücken unseres Buches. Die Art seines
-Anschlusses an das jesajanische Stück sowie der Benutzung des darin
-gebrauchten Bildes und die in v. 7 vorausgesetzte Situation einer
-Bedrängung resp. Belagerung Jerusalems sind der Art und Stimmung der
-anderen Stücke ziemlich ähnlich.
-
-Anders ist es mit dem Zusatz zu c. 32,9-14. Zwar ist auch hier die
-Form des Anschlusses an das jesajanische Stück (durch עד יערה) der der
-übrigen Stücke völlig analog, und auch die oben besprochene Art der
-Benutzung von Ausdruck und Inhalt desselben entsprechend. Aber doch hat
-man den Eindruck, dass c. 32,15-20 nach Form und Inhalt andersartig ist
-als die übrigen Zusätze. Das Stück ist in seiner ganzen Stimmung nicht
-so darauf angelegt, den Lesern in tröstlicher und lehrhafter Weise die
-Gewissheit und den baldigen Eintritt des grossen Umschwunges der Dinge
-ans Herz zu legen, als dass es vielmehr kompilatorisch und apodiktisch
-eine Aussage des eschatologischen Dogmas an die andere reiht. Von
-der Ausgiessung des Geistes, die der Verfasser als bekanntes Dogma
-einführt, ist nur hier die Rede, obwohl z. B. c. 30,18 ff. und c. 29,18
-Gelegenheit geboten hätten, davon zu reden. Sämmtliche Aussagen in v.
-15-20 klingen wie Anspielungen und Nachahmungen aus den vorhergehenden
-Zusätzen. v. 17 setzt deutlich c. 32,1 voraus; v. 18 lehnt sich im
-Ausdrucke an 32,9 und 30,15 an; v. 20 ist zusammenfassende Nachahmung
-von c. 30,23-25; v. 15b ist etwas veränderte Wiederholung von c. 29,17.
-Nun könnte man ja grade aus diesen Anklängen auf denselben Verfasser
-schliessen; aber die Art und Weise, wie z. B. c. 29,17 in v. 15b
-wiederholt wird, macht doch wahrscheinlich, dass ein anderer diese
-Wiederholung vollzogen hat, denn der Sinn in c. 29,17 ist ein völlig
-anderer als in c. 32,15. Dort ist die völlige Umwandlung der Natur
-gemeint: der Libanon soll zum Fruchtgefilde, und dieses zum Waldgebirge
-werden. Hier dagegen soll die einstige Fruchtbarkeit des ganzen Landes
-in Aussicht gestellt werden: die Wüste soll Fruchtgarten, und dieser
-Wald werden. Es kommt dadurch natürlich eine etwas verunglückte Klimax
-heraus, aber das macht gerade um so wahrscheinlicher, dass v. 15b
-Nachahmung von c. 29,17 ist (~Stade~), als umgekehrt (~Duhm~).
-
-Mit c. 32,15-20 steht nun c. 33 im engen Zusammenhange. Das hebt auch
-~Dillmann~ hervor, der wegen der Anklänge von c. 33,5 f. 16 an c. 32,15
-f. 18 annimmt, dass derselbe Schriftsteller, der c. 33 überarbeitet
-hat, auch c. 32,9-20 einer Schlussredaktion unterzogen habe. Für uns
-geht aus diesen Anklängen nicht die Annahme einer Schlussredaktion,
-sondern die der Zusammengehörigkeit beider Stücke hervor. Denn mit
-Jesaia haben c. 32,15 ff. und c. 33 nichts zu thun. c. 33,16 f.
-erinnert zwar auch stark an 30,20 und ~Duhm~ glaubt deshalb, in beiden
-Stücken dieselbe Hand sehen zu müssen, „v. 17 ff. haben wie c. 29,16
-ff. die Tendenz, die Gesetzestreuen zu trösten und zum Ausharren
-anzufeuern, man erkennt, warum das Büchlein c. 28-33 zusammengestellt
-ist, nicht aus blossem Sammeleifer, um den prophetischen Kanon zu
-kompletieren, sondern aus demselben Grunde, aus dem das Buch Daniel
-geschrieben wurde.“[23] Aber eben diese Tendenz war damals für jeden
-Apokalyptiker die gleiche und lässt deshalb keinen Schluss auf
-Identität der Verfasser zu; die Art aber, in der hier diese Tendenz
-vorgetragen wird, ist nicht ganz so lehrhaft wie in c. 29 und 30; und
-wenn wir in c. 32,15 ff. einen anderen Verfasser erkannt zu haben
-glauben wie in c. 29 f., so wird dies auch von c. 33 zu gelten haben,
-das sich mit c. 32,15 ff. berührt.
-
-Ist unsere Annahme richtig, so kämen wir auch von der Betrachtung der
-nichtjesajanischen Stücke aus zu dem Schlusse, dass c. 32,9 bis c.
-33,24 ursprünglich nicht zu dem Buche c. 28 ff. gehört haben, sondern
-erst später als Nachträge an dasselbe angeschlossen worden sind. Und
-zwar werden wir zwei solcher Nachträge anzunehmen haben: c. 32,9-20 und
-c. 33. Denn einmal setzt c. 33 neu ein und ist in seinem Anfange eine
-äusserliche Nachbildung des „Wehe“-Buches c. 28 ff., und dann erklären
-sich so auch die angeführten Beziehungen zwischen ihm und c. 32,15 ff.
-am besten.
-
-Betrachten wir nun noch die drei noch übrigen nichtjesajanischen
-Stücke unseres Buches. Den Abschluss desselben bildet die messianische
-Weissagung in c. 32,1-8. ~Duhm~ will dieses Stück mit c. 2,2-4 und c.
-11,1-8 in ursprünglichen Zusammenhang bringen. Da auch diese Stücke uns
-nicht als jesajanisch gelten[24], so wäre das auch für uns möglich.
-Aber gerade der Umstand, den ~Duhm~ als ein starkes Hindernis für
-nachexilische Ansetzung geltend macht, dass nämlich ein nachexilischer
-Dichter nicht so trocken von dem Messias hätte sprechen können, wie
-c. 32,1 ff. thut, macht es doch unmöglich, das Stück mit c. 11,1 ff.
-von demselben Verfasser abzuleiten, der in c. 11,1 ff. so begeistert
-und poetisch redet. Vielmehr passt gerade die trockene und lehrhafte
-Art unseres Stückes ausgezeichnet zu den übrigen nichtjesajanischen
-Partieen unseres Buches, und da, wie wir gesehen haben, unser Stück
-namentlich in v. 3-5 beständig auf die vorhergehenden Partieen Bezug
-nimmt, so ist es höchst wahrscheinlich, dass der Zusammensteller
-unseres Buches das Stück selbst als Abschluss desselben gedichtet hat.
-Der messianische Anfang und die Aehnlichkeit im Versbau mit c. 11,1
-ff. erklärt sich vielleicht daraus, dass der Verfasser das mit c. 11,1
-ff. schliessende Buch gekannt hat und seinem Buche einen ähnlichen
-Abschluss geben wollte.
-
-Wegen seines lehrhaften Charakters ist man nun auch berechtigt, das
-Maschal in c. 28,23-29 dem Hersteller unseres Buches zuzuschreiben.
-Wir haben gesehen, dass es durch v. 29 eng als Erklärung und Ergänzung
-der jesajanischen Partieen in c. 28,7-22 vom Verfasser des Buches
-an das Vorhergehende angeschlossen ist, dass sich aber aus dem Text
-keine Anknüpfungspunkte dafür ergeben, dass es erst zu diesem Zwecke
-gedichtet sei. Aber sein lehrhafter Inhalt und die trockene, lehrhafte
-Form, in welcher derselbe vorgetragen wird (namentlich v. 23. 25. 28)
-passt vorzüglich zu der sonstigen Art unseres Verfassers, namentlich
-auch zu c. 32,7 f. Sodann spricht ein Umstand dafür, dass das Maschal
-in unserm Zusammenhange seine ursprüngliche Stelle hat, nämlich der,
-dass es keine selbstständige Nutzanwendung hat und wahrscheinlich nach
-seinem ganzen Bau niemals gehabt hat, dass es also auf einen derartigen
-Zusammenhang, wie den unsern, angewiesen ist. Endlich könnte man auf
-den Vergleich von v. 25 mit 29,17 hinweisen. In beiden Fällen wird in
-schulmässig lehrhafter Weise mit dem Fragewort הלא eine argumentatio
-e concessis eingeführt. Auch erinnert das לא לנעה in v. 28 dem Sinne
-nach an das עוד מעט מזער c. 29,17 und an das בכו לא תבכה] c. 30,19: du
-sollst nicht immerfort weinen.
-
-Es bleibt nun nur noch c. 30,27-33 übrig. Dieses Stück ist in sich
-vollkommen selbstständig und hat zu den jesajanischen Partieen unseres
-Buches gar keine innere und äussere Beziehungen. Es unterscheidet sich
-aber auch in Form und Inhalt vollständig von den nichtjesajanischen
-Stücken desselben. Statt der lehrhaften Auseinandersetzungen haben
-wir hier schwülstige Schilderungen und groteske Bilder. Es ist schon
-deshalb kaum anzunehmen, dass es von demselben Verfasser herrührt
-wie die anderen Stücke. Zudem folgt es auf ein nichtjesajanisches
-Stück, und man dürfte wohl annehmen, dass der Verfasser seine eigene
-Fortsetzung mit dem Vorhergehenden in etwas engere Beziehung gesetzt
-haben würde. Auch inhaltlich unterscheidet sich das Stück von den
-anderen nichtjesajanischen Stücken. Während es in den vorhergehenden
-Stücken darauf ankam, das Volk über sein Unglück zu belehren und
-auf das baldige Eintreten der goldenen Zukunft zu vertrösten, wird
-hier ein Schlachtlied wider „Assur“ angestimmt. Nur c. 31,8 f. hat
-ähnlichen Inhalt. Es ist aber auch ganz deutlich, dass diese beiden
-Verse von unserm Stücke abhängen und auf dasselbe Bezug nehmen. Denn
-Assur wird in c. 31,8 als bekannt eingeführt, der Fels erinnert an
-c. 30,29b; endlich das Feuer und der Backofen in Jerusalem v. 9b
-ist eine Anspielung auf c. 30,33, wonach das feindliche Heer auf
-dem Scheiterhaufen verbrannt werden soll. c. 31,8 f. ist nun ohne
-Zweifel vom Hersteller des Buches als Fortsetzung und Ergänzung von
-v. 1-4 verfasst (v. 8 ist Nachbildung von v. 3). Das beweist nun
-aber eher gegen als für die Identität des Verfassers von c. 30,27
-ff. und c. 31,8 f. Denn es ist nicht anzunehmen, dass der Verfasser
-sich selbst so ausgeschrieben und auf seine eigene Dichtung als auf
-den „Spruch Jahwes“ hingewiesen haben sollte, wie v. 8 f. thun.
-Viel wahrscheinlicher ist, dass der Hersteller des Buches das Stück
-c. 30,27-33 für jesajanisch gehalten und darum in seine Sammlung
-aufgenommen hat.
-
-Der Sammler hat nun das Stück entweder schon in dem grösseren
-Zusammenhange, aus dem er seine jesajanischen Stücke entnommen
-hat, vorgefunden, oder er hat es, wie c. 28,1-4 als ein besonderes
-Orakel besessen. Bei der letzteren Annahme lässt sich allerdings
-kein genügender Grund entdecken, warum er das Stück dann in den
-jesajanischen Zusammenhang vor c. 31,1-4 eingeschoben hätte; es
-hätte auch nach c. 31 seinen guten Platz gehabt, während es an
-seiner jetzigen Stelle mit seiner Umgebung nach vorn und hinten
-ohne Zusammenhang steht. Daher werden wir wohl anzunehmen haben,
-dass der Sammler das Stück in dem von ihm benutzten geschichtlichen
-Zusammenhange schon vorgefunden hat. Diese Annahme bereitet auch
-gar keine Schwierigkeiten, wenn man bedenkt, wie z. B. in den
-geschichtlichen Anhängen des Jesaia-Buches, c. 36-39, auch nachträglich
-noch grössere Stücke, wie c. 38,10-20 eingeschoben werden konnten. Ja,
-wir werden a priori anzunehmen haben, dass es sehr unwahrscheinlich
-ist, dass sich die von Jesaia verfasste geschichtliche Darstellung bis
-zu der Zeit, in welcher der Verfasser unseres Buches schrieb, völlig
-rein von fremdem Gute gehalten haben sollte.
-
-Ueberblicken wir jetzt noch einmal den Gang unserer Untersuchung
-über die nichtjesajanischen Stücke des Buches c. 28-33, so haben wir
-folgende Resultate gewonnen:
-
-1) Diejenigen Stücke, welche sich als Fortsetzungen oder Ergänzungen
-der jesajanischen Partieen unseres Buches geben, rühren alle von
-demselben Verfasser her. Es sind dies folgende Abschnitte: c. 28,5 f.
-c. 29,4-8. c. 29,11 f. c. 29,16-24. c. 30,18-26. c. 31,4-8. Ausserdem
-gehören dem Hersteller unseres Buches wahrscheinlich noch an: das
-Maschal c. 28,23-29 und die messianische Weissagung c. 32,1-8.
-
-2) c. 30,27-33 ist eine Weissagung über die Vernichtung Assurs
-von unbekannter Hand, die aber der Hersteller unseres Buches für
-jesajanisch gehalten und jedenfalls auch schon im Zusammenhange der
-jesajanischen Stücke vorgefunden hat.
-
-3) c. 32,15-20 und c. 33 sind sammt dem dazu gehörigen jesajanischen
-Stücke spätere Nachtragungen und Ergänzungen, wahrscheinlich auch von
-anderer Hand.
-
-Es käme nun noch darauf an, für die Abfassung der einzelnen Stücke
-eine genaue Zeitangabe zu ermitteln. Das ist nun aber bei ihrer
-Beschaffenheit ganz unmöglich. Denn die eschatologischen Weissagungen
-der nachexilischen Zeit schweben in der Luft, handeln von der
-Zukunft, ohne die Gegenwart zu berücksichtigen. Vollkommen ist dies
-freilich nicht möglich; aber der geschichtliche Hintergrund, den sie
-widerspiegeln, ist so allgemein, dass er auf Jahrhunderte, ja auf
-das ganze nachexilische Judentum passt. „Die jüdische Hoffnung hatte
-nicht den realistischen Charakter der alten Weissagung. Keine Brücke
-leitete von der Gegenwart hinüber in die Zukunft, das Reich Davids
-sollte plötzlich durch das Eingreifen eines deus ex machina in die Welt
-gesetzt werden. Die Ereignisse der Zeit führten den Tag Jahwes nicht
-herbei, sondern waren nur Symptome, dass er nahe.“[25]
-
-Der Charakter der Zeit, aus der diese Weissagungen stammen, spiegelt
-sich fast nur in der Stimmung wieder, die sie beseelt. Aber auch diese
-Stimmung war für das nachexilische Judentum nahezu immer dieselbe.
-Es klingt fast wie eine Charakterisierung unserer Stücke, wenn
-~Wellhausen~[26] darüber schreibt: „Die Stimmung, die wir bei den
-heimgekehrten Verbannten fanden, blieb permanent, weil der Widerspruch
-nicht aufhörte, dass das messianische Heil längst fällig war und doch
-nicht eintrat. Die Befreiung aus dem Exil hatte die bitter empfundene
-Fremdherrschaft doch nicht beseitigt. Nachdem das Gefängnis längst
-gewendet war, musste die Bitte: „Wende das Gefängnis!“ noch immer
-wiederholt werden. Sion war zwar wieder gebaut, doch im Drucke der
-Zeiten. Die Frömmigkeit war Traurigkeit; erst von der Zukunft wagte man
-zu hoffen, dass dann die Opfer dem Herrn gefallen würden.“
-
-Wollen wir eine einigermassen sichere Zeitbestimmung für unsere
-Weissagungen finden, so müssen wir mehr die Theologie und die Form
-derselben zu Rate ziehen; der allenfalls erkennbare zeitgeschichtliche
-Hintergrund kommt erst bestätigend in zweiter Linie in Betracht.
-
-Wir haben daher vor allem das Verhältnis unserer Stücke mit anderen
-Erzeugnissen des alttestamentlichen Schrifttums ins Auge zu
-fassen. Da ist es nun von vornherein als bemerkenswerte Thatsache
-hinzustellen, dass unsere Stücke mit den Schriften der vorexilischen
-Periode weder in Form noch Inhalt in irgend einer Beziehung stehen,
-dass sie dagegen nach beiden Seiten das engste Verwandtschafts-
-und Abhängigkeitsverhältnis mit anerkannt nachexilischen Schriften
-aufweisen.
-
-Im einzelnen ist ja darauf schon bei der Besprechung dieser Stücke
-im ersten Teile dieser Abhandlung eingegangen worden. Hier seien
-nur noch einmal die Berührungspunkte mit Deutero- und Trito-Jesaja
-zusammengestellt, die in unseren Stücken besonders stark hervortreten:
-
-Vergleiche dazu: c. 29,16 mit 45,9. c. 29,18 mit 42,18. c. 29,29 mit
-41,16. c. 30,26 mit 65,17. c. 32,6-8 mit 58,7-10. c. 32,20 mit 58,11.
-c. 33,3 mit 66,6. c. 33,5 mit 40,22. 66,1. c. 33,14 mit 66,24. c. 33,24
-mit 60,21.
-
-Bedeutsam tritt vor allem die Abhängigkeit des grösseren Stückes c.
-29,16 ff. von Deuterojesaja hervor. Man wird ~Duhm~[27] beistimmen
-können, dass man sich des Eindrucks nicht erwehren kann, dass
-die Nachahmung des Deuterojesaja nach c. 29,16 ff. nicht ganz
-unbewusst geschehen sei, so dass die Möglichkeit vorliegt, dass
-der Verfasser den Deuterojesaja für jesajanisch gehalten habe. Mit
-Bestimmtheit lässt sich das freilich nicht sagen. Jedenfalls steht
-aber die Abhängigkeit fest. Ebenso lässt sich ein Abhängigkeits- und
-Verwandtschaftsverhältnis unserer Stücke mit den spätesten Psalmen
-und Propheten, wie Deutero-Sacharja und Joel, nachweisen, wie im
-ersten Teile gezeigt worden ist. Daraus geht hervor, dass wir mit der
-Zeitansetzung unserer Stücke bis ins zweite Jahrhundert hinabzugehen
-haben.
-
-Auf diese Zeit passen nun auch die Anspielungen auf die Gegenwart,
-die sich in ihnen, namentlich in c. 33 finden. Aus ihnen hat ~Duhm~
-wahrscheinlich gemacht, dass dieses Kapitel ungefähr aus dem Jahre 162
-stammt[28]. Diese Zeitansetzung unserer Stücke in die erste Hälfte des
-zweiten Jahrhunderts findet nun auch aus c. 30,27 ff. und c. 31,7 f.
-eine weitere Bestätigung.
-
-Diese beiden Stücke wenden sich gegen „Assur“. Was konnte aber ein
-nachexilischer Schriftsteller für ein Interesse daran haben, gegen das
-Assur Jesaias eine Drohweissagung zu schreiben, das es doch gar nicht
-mehr gab? Unter „Assur“ kann hier nur Syrien, das „Assur“ des zweiten
-Jahrhunderts, verstanden werden.
-
-In diese vielbewegte Zeit der Seleuzidenherrschaft passen nun auch
-die in den anderen Stücken wahrgenommenen Andeutungen auf Kämpfe und
-Kriegsnöte. Dahin gehört „das Brot der Not und Wasser der Drangsal“
-in c. 30,20, das „Erbleichen“ Jakobs in c. 29,22 und endlich auch c.
-28,6b, wo gesagt wird, dass Jahwe denen zur Heldenkraft werden wird,
-„die den Kampf zum Thore zurücktreiben.“
-
-Es ist demnach aus inneren und äusseren Gründen wahrscheinlich, dass
-wir als ungefähre Abfassungszeit der nichtjesajanischen Stücke unseres
-Buches die erste Hälfte des zweiten Jahrhunderts v. Chr. anzunehmen
-haben. Sollte die Annahme ~Duhms~, dass c. 33 aus dem Jahre 162 stammt
--- was freilich nur eine Vermutung bleiben kann -- richtig sein, so
-hätten wir damit den terminus ad quem der Fertigstellung des Buches
-c. 28-33 gewonnen. Denn c. 33 setzt, wie wir gesehen haben, das
-Vorhandensein des übrigen Buches bereits voraus und ist hinter c.
-32,9-14 als zweiter Nachtrag an dasselbe angeschlossen worden. Das
-älteste unjesajanische Stück unseres Buches ist c. 30,27-33. Da es
-gegen „Assur“ gerichtet ist, werden wir für seine Entstehung etwa das
-Jahr ±200 anzunehmen haben. Die Hauptmasse würde demnach etwa in die
-Mitte zwischen 200 und 162 fallen, also um das Jahr ±180. Bestimmtere
-Anhaltspunkte für die Zeitansetzung finden sich nicht.
-
-
-
-
-III.
-
-
-Wir haben nun im Vorstehenden auch für die nichtjesajanischen Partieen
-unseres Buches eine Scheidung und Zeitansetzung der untereinander
-zusammengehörigen Stücke zu geben versucht. Es erübrigt noch, dass wir
-aus den gewonnenen Resultaten einen Ueberblick über den Zweck und die
-Anlage unseres Buches gewinnen. Das wird am besten durch eine kurze,
-zusammenfassende Darstellung der Entstehungsgeschichte unseres Buches
-geschehen.[29]
-
-Als im Jahre 705 v. Chr. der gewaltige König Sargon von Assur ermordet
-worden war, und der Babylonier Merodachbaladan den Regierungswechsel
-zu einem Aufstande benutzt hatte, schien vielen Vasallenstaaten des
-grossen Assyrerreiches der Augenblick gekommen zu sein, das verhasste
-Joch abzuschütteln. Auch in Juda regten sich Abfallsgelüste. Allein
-freilich konnte mans nicht wagen; es galt, sich mit Ägypten zu
-verbinden. Die ägyptenfreundliche Partei gewann die Oberhand; ein
-Freiheitstaumel patriotischer Begeisterung erfasste alle. Nur ein Mann
-blieb ruhig, der Prophet Jesaia; im Namen seines Gottes forderte er das
-Aufgeben dieser Pläne. Nicht auf Menschen, auf Jahwe solle man sich
-verlassen. „Glaubet ihr nicht, so bleibet ihr nicht.“ Er schleuderte
-seine Drohungen hinein in das Volk; er trat in dem Tempelvorhofe
-den trunkenen Priestern entgegen; er verkündete den Leitern und
-Machthabern des Volkes den Untergang. Es half nichts. Der Aufstand
-im Bunde mit Ägypten wurde Thatsache. Heimlich vor dem gewaltigen
-Manne verwirklichte man seine Pläne. Als Jesaia davon erfuhr, hat
-er wohl noch einmal in gewaltiger Drohrede das Strafgericht Jahwes
-verkündet.[30] Aber dann zog er sich zurück: „Jetzt geh’ hinein und
-schreib es nieder, und auf ein Buch zeichne es, dass es sei für einen
-spätern Tag, zum Zeugen für immer!“ c. 30,8.
-
-Dieser Befehl Jahwes, den Jesaia erhielt, war der Antrieb zur
-Aufzeichnung des Buches, das unserm Buche Jesaia c. 28-33 zu Grunde
-liegt. Nicht aus eigenem Antriebe hat Jesaia geschrieben; er führt
-seine schriftstellerische Thätigkeit selbst auf einen besonderen Befehl
-Jahwes zurück. Auch nicht aus blossem schriftstellerischen oder rein
-historischem Interesse hat Jesaia sein Buch verfasst, sondern zum
-Zeugnis für einen folgenden Tag, um der Wahrheit willen, damit Jahwe
-in seinem Propheten Recht behalte.[31] Wir dürfen darum auch nicht
-annehmen, dass die unserm Buche zu Grunde liegende Schrift Jesaias, in
-welcher er sein Auftreten geschildert hat, einen allzugrossen Umfang
-gehabt habe; einige kurze Notizen[32] über die den Reden zu Grunde
-liegenden Ereignisse werden die uns jetzt erhaltenen Stücke verbunden
-haben, etwa in der Weise von c. 7.
-
-Welche Schicksale dieses Buch bis zum zweiten Jahrhundert gehabt hat,
-ist uns unbekannt. Aus c. 30,27 ff. geht indes hervor, dass auch dieses
-Buch von fremden Einflüssen nicht unberührt geblieben ist. Ebenso ist
-möglicherweise c. 28,16 spätere Zuthat. Ob unter den fortgelassenen
-geschichtlichen Bestandteilen fremde Stücke waren, lässt sich natürlich
-nicht sagen. Der Text der jesajanischen Stücke ist teilweise sehr
-verdorben, zum Teil auch verloren gegangen. Ganz verstümmelt ist c.
-29,1 ff., wahrscheinlich auch der Anfang des Buches; unvollständig
-erhalten ist wohl auch der Schluss c. 31,4. Dennoch geht aber aus der
-grossen chronologisch-sachlichen Ordnung unserer noch jetzt erhaltenen
-jesajanischen Stücke hervor, dass das ursprüngliche Buch sich ziemlich
-vollständig erhalten haben muss.[33]
-
-Endlich ist aber auch dieses Buch dem Schicksale so vieler anderen
-älteren Schriften verfallen. Ein Apokalyptiker des zweiten Jahrhunderts
-besorgte eine neue Ausgabe dieses alten Buches. Er fand, dass die darin
-aufgezeichneten Gesichte Jesaias in seiner bedrängten Zeit sich zu
-erfüllen begännen. Die Not der Fremdherrschaft, unter der seine Zeit
-seufzte, ist die Erfüllung der von dem uralten Propheten geweissagten
-Gerichte Jahwes über sein Volk wegen des Abfalls, den „sie“ (nämlich
-die frühere Generation) begingen.[34] Er deutete die darin geweissagte
-Bedrängung Jerusalems auf die syrische Tyrannei.[35] Bei dieser Deutung
-konnte ihm freilich die geschichtliche Umrahmung nichts helfen. Es kam
-ihm auch an sich nur auf die Offenbarungen, also auf die Sammlung des
-reinen Wortes an. So brach er denn alle wirklichen und vermeintlichen
-Reden aus ihrem geschichtlichen Zusammenhange heraus und verarbeitete
-sie zu einem neuen Buche.
-
-In den jesajanischen „Gesichten“ (c. 29,11) war aber nur eine Seite
-der Endzeit hervorgehoben, nämlich das Gericht. Die andere Seite, die
-Erlösung und das messianische Heil, fehlte. Sie hat der Herausgeber aus
-seinem eigenen Schatze hinzugefügt. Das sollte kein Betrug sein und war
-auch keiner.
-
-Der Verfasser schrieb seine Stücke als notwendige Erläuterungen und
-Ergänzungen, und zwar, wie er sicher annahm, ganz im Geiste Jesaias.
-Was er über das zu erwartende Heil geschrieben hat, war nicht seine
-Erfindung, sondern zu seiner Zeit allgemeingültiges Dogma. Ja, er hat
-seine Gedanken zum Teil aus einem anderen von ihm für jesajanisch
-gehaltenen Buche, dem Deuterojesaja, entlehnt. Wie harmlos er den
-jesajanischen Stücken gegenübergestanden hat, ergiebt sich z. B.
-daraus, dass er die Schilderung Jesaias von dem Zuge der jüdischen
-Gesandtschaft nach Aegypten c. 30,6 f. für ein geheimnisvolles Orakel
-über die Tiere des Südlandes gehalten hat.
-
-Seine Schrift sollte eine Trostschrift sein. In der Zeit des Verfassers
-fing man an, an der Sicherheit des messianischen Heils irre zu werden.
-Da galt es, die Zeichen der Zeit zu verstehen und sie zum Trost und
-zur Belehrung des Volkes nach den Weissagungen der alten Propheten
-zu deuten. Aus diesem Zwecke erklärt sich der teils lehrhafte, teils
-weinerliche Ton der Schrift. „Die Gerichte, die Jesaia verkündet
-hat, geschehen jetzt in eurer Mitte; nur noch ein kleines Weilchen,
-dann folgt die grosse Umwandlung der Dinge; du Volk in Sion sollst
-nicht immerfort weinen; gab auch der Herr Brot der Not und Wasser der
-Drangsal, so wird er sich jetzt bald eurer erbarmen; wie man nicht
-immerfort drischt, so wird euch der Herr auch nicht immerfort schlagen.
-Grade die Trübsal ist ein sicheres Zeichen des nahen Heils; dann wird
-„Assur“ vernichtet, ihr aber werdet gesegnet werden.“
-
-Eine derartige Trostschrift wollte der Verfasser geben. Er that dies,
-indem er aus dem jesajanischen Buche alle wirklichen und vermeintlichen
-Reden herausbrach und sie mit seinen Erklärungen und Ergänzungen zu
-einem neuen Buche verarbeitete. So ist es gekommen, dass in dem neuen
-Buche die beiden sich ergänzenden Gedankenreihen von Gericht und Segen
-immer abwechselnd zu Worte kamen. Für den Zweck der Schrift konnte
-das nur um so wirksamer und eindringlicher sein, jemehr dadurch der
-eigentliche Charakter der Drohreden verwischt wurde. Dem Verfasser aber
-war diese Methode durch die Art der Gewinnung der jesajanischen Stücke
-an die Hand gegeben.
-
-Als Einteilungsprinzip diente ihm das mehrfach in den jesajanischen
-Stücken vorkommende הוי. Das wird ihn wohl auch veranlasst haben,
-an Stelle des vielleicht verstümmelten Einganges des Buches das in
-formaler Beziehung ganz passende Stück c. 28,1-4 zu setzen. Denn mit
-einem jesajanischen Stücke wollte er doch sein Buch beginnen.[36]
-Als Abschluss seines ganzen Werkes dichtete er nach dem Muster von
-c. 9,1-6 oder c. 11,1-9 die etwas verunglückte Weissagung c. 32,1-8.
-Ein späterer hat dann in ähnlicher Weise c. 32,9-20 hinzugefügt. Als
-zweiter Nachtrag reihte sich dann noch c. 33 an. Der Verfasser hat es
-in seinem Anfange dem Buche c. 28 ff. nachgebildet. So erschien dann
-die Schrift in damaliger Weise als חסון ישעיהו, wurde als solche später
-in das Ganze unseres Jesajabuches aufgenommen und blieb in dieser
-Geltung seitdem unangefochten.
-
-Dadurch, dass es der Kritik gelungen ist, die widerspruchsvolle Einheit
-auch dieser Sammlung des Jesaia-Buches zu zerstören, hat sie der
-alttestamentlichen Wissenschaft einen grossen Dienst geleistet.
-
-Zunächst ist es dadurch erst möglich geworden, ein entsprechendes Bild
-von der schriftstellerischen Thätigkeit jenes grossen Propheten des 8.
-Jahrhunderts zu gewinnen. Man hat sich nie eine rechte Anschauung davon
-machen können. Weder die Annahme einer vorhergehenden predigtähnlichen
-Ausarbeitung noch die der eigenen nachträglichen Niederschrift und
-redaktionellen Sammlung seiner in glühender Begeisterung gehaltenen
-Reden konnte befriedigen. Die Aufgabe des „Schriftstellers“ Jesaia
-ist gewiss kein Schaden für seine Bedeutung als Prophet. Sehr wohl
-erklärlich aber ist, dass Jesaia, nachdem er vergeblich durch mündliche
-Predigt gewirkt hat, nun auf Befehl seines Gottes davon eine kurze
-Darstellung giebt zum Zeugnis für einen folgenden Tag. So wird seine
-schriftstellerische Thätigkeit in seine prophetische mit hineingezogen.
-
-Von weittragendster Bedeutung ist aber die richtige Erkenntnis von der
-Komposition von Jesaia c. 28-33 für die inhaltliche Beurteilung seiner
-Prophetie. Gehören ihm nämlich in jenen Kapiteln nur die Drohreden an,
-hat demnach Jesaia grade in den Jahren 705 ff. den Untergang Jerusalems
-verkündet, so darf wahrlich seine Bedeutung für die Folgezeit nicht
-mehr darin gesehen werden, dass er die Unverletzlichkeit Jerusalems
-als der Gottesstadt festgehalten habe. Ja, es wird dann überhaupt
-der Meinung, die in ihm noch gern den Propheten „einer beglückenden
-Fernsicht und milden Tröstung“ sieht, immer mehr der Boden entzogen.
-„Ihn darf man nicht den Propheten der Hoffnung, wohl aber mehr als alle
-andern den Propheten des ~Glaubens~ nennen“ (Hackmann).
-
-Endlich lässt uns auch die Erkenntnis der Komposition unseres Buches
-einen lehrreichen Einblick in die Arbeit und Anschauungen des späteren
-Judentums thun. Denn wir haben es bei diesem Buche nicht mit blosser
-Ueberarbeitung oder mit Einschaltungen zu thun, sondern mit völliger
-Umgestaltung einer altprophetischen Schrift; und es dürfte im ganzen
-Kanon kaum eine Schrift geben, bei der, wie an unserer, der Zweck und
-die Art der Umgestaltung deutlich zu erkennen wäre.
-
-~Duhm~ ist der erste gewesen, der dem Buche c. 28-33 den falschen
-Schein der Einheitlichkeit genommen hat; ~Hackmann~ hat die Scheidung
-von jesajanischem und nichtjesajanischem Materiale auf die richtigen
-Prinzipien zurückgeführt. Der Zweck dieser Abhandlung ist es gewesen,
-durch eingehende Darlegung der Komposition des Buches die Richtigkeit
-der von ~Hackmann~ aufgestellten Prinzipien zu begründen und dadurch
-der von ~Duhm~ eröffneten Anschauung von der Gestaltung dieses Buches
-weiter Bahn zu brechen. Sie will an ihrem Teile einen kleinen Beitrag
-liefern zur Lösung des grossen Problems, das die Erkenntnis von der
-Beschaffenheit des Jesaia-Buches der neueren alttestamentlichen
-Forschung gestellt hat.
-
-
-
-
-Anhang.
-
-
-1. c. 28,23-29.
-
-Diese Dichtung enthält ein dem Landbau entnommenes Gleichnis, welches
-das Verhalten Jahwes seinem Volke gegenüber abbilden soll.
-
-Sie hat eine besonders feierliche Einleitung, wie sie der Volkssänger
-gebraucht, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, und wie sie auch
-Jesaia in dem Gleichnisse vom Weinberge c. 5,1 nachgeahmt hat. Schon
-dadurch wird es unwahrscheinlich, dass ihr eine längere oder kürzere
-Rede voraufgegangen sei. Selbst ~Dillmann~ findet es wahrscheinlich,
-dass v. 23-29 ursprünglich nicht in unmittelbarer Fortsetzung von v.
-7-22 gesprochen ist.[37]
-
-Aber auch inhaltlich steht dies Maschal mit v. 7-22 in keinem
-Zusammenhange, so dass man annehmen könnte, Jesaia habe es nachträglich
-selbst als Fortsetzung an seine jetzige Stelle gesetzt. Die Ausleger
-geben sich vergeblich Mühe, den Zweck und Inhalt der Parabel mit dem
-Vorangegangenen in Einklang zu bringen.[38]
-
-Betrachtet man die Parabel für sich, so kann ihr Inhalt nur tröstlicher
-Art sein. Wie der Landmann nicht immerfort pflügt und eggt, sondern
-auch säet, nachdem er den Boden geebnet hat, so wird -- das ist die
-einzig richtige Parallele, auch Jahwe nicht immerfort zerstören,
-sondern auch bauen. Wie Dill und Kümmel nicht mit der Schleife
-gedroschen, sondern mit dem Stecken geklopft wird -- nämlich, damit sie
-nicht beschädigt werden -- so wird auch Jahwe sein Volk nicht zu Grunde
-richten, sondern nur züchtigen. Ebenso: wie Brotkorn nicht vom Rade des
-Wagens zermalmt wird, sondern nur von der Spreu geschieden, so wird
-Jahwe auch sein Volk nicht zermalmen, sondern es nur so lange strafen,
-bis es gereinigt und geläutert ist. Denn wunderbar ist sein Rat, gross
-seine Einsicht.
-
-Enthält aber das Maschal Tröstung, wie passt es dann als Fortsetzung
-zu v. 7-22. Denn dass Jesaia, wie ~Meinhold~[39] will, eine versteckte
-Drohung gegen die Magnaten darin habe aussprechen wollen, ist gänzlich
-unverständlich. Und noch dazu soll Jesaia das Maschal eigens dazu
-gedichtet haben, die vorstehende Drohrede zu verstärken und die Grossen
-zu erschrecken! In der That, diese Erklärung ist kaum wunderbarer, als
-der Fehlgriff ~Ewalds~, der, auf die vorhergehenden Drohungen wider
-die trunkenen Judäer zurückgehend, in der Bilderrede v. 23-29 eine
-symbolische Abmahnung von der Unmässigkeit im Trinken erblickt.
-
-Auf andere Art sucht ~Dillmann~ darzuthun, dass sich das Maschal noch
-„im Gedankenkreis des vorigen Abschnittes bewegt“. Denn teils ist es
-die Bewunderung des göttlichen Verstandes, worauf das Ganze hinausläuft
-(v. 29), und darin berührt es sich mit v. 21, teils wird aller
-Nachdruck darauf gelegt, dass der Landmann nicht immerfort den Boden
-umbricht, und darin berührt es sich mit v. 16 f., wonach „Gott nicht
-blos zerstört, sondern aufbaut“.
-
-Aber v. 21 und 29 berühren sich nicht so, wie ~Dillmann~ sagt. Beide
-Verse drücken zwar eine Verwunderung aus, und zwar über Gottes Thun.
-Trotzdem besagt v. 29 so ziemlich das Gegenteil von v. 21. In v. 21
-wundert sich der Prophet über Gottes Thun, weil er es nicht versteht.
-„Dem Propheten selber ist offenbar höchst fremd zu Mute, wenn er sich
-jenes Werk vorstellt, dass Jahwe mit Assurs wilden Scharen gegen Juda
-zu Felde ziehen soll: fremd seine That, wildfremd sein Werk!“ (Duhm).
-Aber freilich, nach Dillmann thut Jesaia den Ausruf, weil er es
-durchschaut, dass Jahwe schliesslich doch nicht Zion vertilgen, sondern
-durch die Strafe seine Verklärung bewirken wird![40] Wo steht davon
-auch nur ein Wort? Aber der wuchtigen Rede des Jesaia wird alles Mark
-entzogen, wenn er am Schlusse seiner Drohungen theologisch spintisiert
-und diesen unausgesprochenen Reflexionen durch Worte der Bewunderung
-Ausdruck gegeben hätte! Nein, er durchschaut eben den Ratschluss Gottes
-nicht, daher die Ausdrücke זר und נכריה, aber die Thatsache ist ihm
-gewiss: er hat Vertilgung als festen Beschluss Jahwes vernommen (v.
-22), und es ist auch ihm eitel Entsetzen, Orakel zu deuten (v. 19).
-
-Ganz anders in v. 29, wo auch durch das גם זאת am Anfange deutlich
-der ~Gegensatz~ zu v. 21 zum Ausdruck kommt. Insofern stehen
-allerdings beide Verse in Berührung. In den vorhergehenden Versen
-ist durch mehrere dem Landbau entlehnte Vergleiche das Thun Jahwes
-verständlich gemacht. Jahwe sucht sein Volk heim. Aber wer sich in
-seine Wege vertieft, der wird erkennen, dass das Pflügen und Dreschen
-zwar notwendig ist, aber nicht ewig währen kann. Wunderbarlich ist
-sein Raten; aber er führt es herrlich hinaus. Hier ist theologische
-Reflexion. Mit Recht sagt ~Duhm~[41]: „Das Stück löst keine scheinbaren
-Widersprüche, die in v. 7-22 enthalten wären und die auch Dillmann erst
-nachträglich einfallen.“
-
-Aber ich kann auch ~Duhm~[41] darin nicht beistimmen, dass das
-Maschal den Propheten wider den spöttischen Vorwurf verteidige, dass
-seine Drohungen nicht eintreffen. Denn es setzt ja Trübsal voraus
-und verkündet nicht das Eintreffen der Drohung, sondern das Ende der
-Plagen. Nur mit völliger Umbiegung seines einfachen Wortsinnes kann man
-ihm im Zusammenhange eine solche Deutung geben, wie auch Duhm es thut.
-
-Richtiger nach seinem Wortsinne deutet ~Guthe~[42] das Gleichnis:
-„So hat auch die Strafe Jahwes ein Ende, wenn die Zeit des Segens
-herbeigekommen ist.“ Aber um es so deuten zu können, muss er es aus
-dem Zusammenhange entfernen. Doch giebt er ihm aus seiner Konstruktion
-eines zweifachen Zukunftsbildes eine Nutzanwendung, die unhaltbar
-erscheint.[43]
-
-Das Maschal ist also weder direkte Fortsetzung von v. 7-22, noch kann
-es später von dem Propheten an seine jetzige Stelle gesetzt sein. Ja,
-es stammt überhaupt nicht von Jesaia.
-
-Das Gleichnis enthält eine tröstliche Verheissung an das heimgesuchte
-und geplagte Volk. Die Situation, die es voraussetzt, ist die, dass
-das Volk schon lange Zeit unter den Schlägen Jahwes zu leiden hat.
-Darauf liegt aller Nachdruck. So beginnt das Gleichnis schon mit der
-schmerzlichen Frage הכל היום, die es ja mit einem tröstlichen „nein“
-beantwortet. Ebenso heisst es v. 28: כי לא לנצח אדוש ידושנו. Das ist
-bisher von den Auslegern übersehen worden, weil sie immer den Jesaia
-als Autor vor Augen hatten. Und doch liegt in dem ganzen Maschal der
-Hauptton darauf, dass das Volk gerade deshalb, weil es schon lange
-Zeit, eine Ewigkeit (v. 28,23) unter der Zuchtrute Jahwes zu leiden
-hat, und deswegen an der Hülfe und Erlösung zu zweifeln anfängt, durch
-den aus dem Landbau genommenen Vergleich auf die einst doch und gewiss
-eintretende Zeit des Segens vertröstet werden soll.
-
-Diese Situation passt allerdings gar nicht auf die Zeit Jesaias, wohl
-aber sehr gut auf die nachexilische Gemeinde. Jesaia hat auch das Volk
-nie in seinen Reden als ein solches angesehen, das schon zu lange
-Zeit unter den Schlägen Jahwes leidet, so dass es nun auf Erlösung
-hoffen dürfte[44], sondern immer als ein solches, dem das gewaltige
-Drohgericht Gottes noch bevorsteht.
-
-Das durch den Inhalt des Maschals gewonnene Resultat findet nun noch
-mehrfache anderweitige Bestätigung. Zunächst ist befremdlich, dass es
-ganz allgemein gehalten ist und ohne weitere Nutzanwendung bleibt.
-Das ist sonst nicht Jesaias Art. Das Lied vom Weinberge c. 5,1 ff.
-erhält sofort seine konkrete Beziehung. Für das nachexilische Judentum
-bedurfte es einer solchen nicht. Da war die Situation immer dieselbe.
-
-Auf die nüchterne, theologisierende Reflexion ist oben schon aufmerksam
-gemacht worden. Das Bild des Landbaues ist an sich passend; doch wird
-es durch immer neue Wendungen breit ausgeführt, ohne doch einen neuen
-Gedanken zu bringen. Auch der Stil ist matt und raisonnierend vgl.
-das הלוא אם v. 25 und den Anfang von 28 לחם יודק, den man als Frage
-auffassen muss, um überhaupt einen Sinn zu erhalten.
-
-Oben ist gesagt, dass der Eingang der Einleitung eines Volksliedes
-nachgeahmt ist; aber doch nicht sehr geschickt, durch blosse Häufung
-von Imperativen, von denen der eine (שמעו) doppelt vorkommt. Ausserdem
-hat ~Meinhold~, wenn auch in anderer Absicht, darauf aufmerksam
-gemacht, dass in der älteren klassischen Zeit mit שמעו immer eine
-Drohung eingeführt werde; erst in späterer Zeit, wo man für das
-unterdrückte Volk keine Drohungen mehr hatte, gebrauchte man das Wort
-auch zur Einleitung in Trostreden (Jes. 36,1. 4. Jes. 37,4 f. 46,3. 12
-etc.).
-
-Wenig geschickt ist die Vorwegnahme des Säens in v. 24 (לזרע), wovon
-doch eigentlich erst v. 25 redet; künstlich die Konstruktion von v. 26,
-der das Subjekt erst im 2. Stichos bringt; v. 28 ist auch in seiner
-zweiten Hälfte schwerfällig und wird nicht leichter, wenn man auch die
-Pferde durch Korrektur beseitigt und וּפְרָשׂוֹ ולא liest (Duhm). Denn
-der erste Stichos giebt sich nicht als erster Vordersatz zu erkennen
-und der Sinn wird verbogen; denn nicht darauf kommt es an, ob das Brot
-nach dem Dreschen zermalmt wird, sondern dass das nicht durch das
-Dreschen geschieht. In v. 29 streicht ~Duhm~ das צבאות, weil Jahwe
-als Gott der Heerscharen nicht der Lehrmeister der Bauern war. Gewiss
-nicht für Jesaia; aber wohl für einen Späteren, für den der Begriff die
-konkrete Färbung nicht mehr hatte. Überhaupt ist die ganze Auffassung,
-dass Jahwe Lehrmeister der Bauern sei, zu Jesaias Zeit angesichts
-solcher Stellen wie ~Hosea~ 2,4 ff. kaum so volkstümlich gewesen, wie
-unser Gedicht voraussetzt.
-
-Sprachlich Ausschlag gebend ist vor allem das Wort תושיה, das zum
-Wortvorrat der Weisheitslehrer gehört (Pr. 2,7. 3,21. 8,14. 18,1. Tob.
-5,12. 6,13. 11,6. 12,6. 26,3 und die späte und verstümmelte Stelle Mi.
-6,9). Das Wort wird also nicht, wie ~Duhm~ meint, durch unsre Stelle
-als alt erwiesen. Endlich sei noch auf die beiden Begriffe נסמן und
-שורה hingewiesen, die sehr jung und für uns unübersetzbar sind. Da sie
-die LXX nicht hat (nur Cod. R hat für שורה κέγχρον), streichen sie
-viele Ausleger, wogegen aber ~Dillmann~ Einspruch erhebt.
-
-Die Verse 23-29 sind nach alledem nicht von Jesaia; sie sind vielmehr
-erst spät verfasst und mit der Drohung v. 14-22 verbunden worden, um
-derselben einen Trostspruch gegenüberzustellen. So erklärt sich auch
-das גם זאת v. 29 am leichtesten, das, auf v. 21 f. zurückblickend, den
-festen Vertilgungsbeschluss Jahwes im Blick auf sein wunderbar weises
-Walten korrigiert.[45]
-
-
-2. c. 32,15-20.
-
-Gewöhnlich nimmt man v. 15-20 mit den vorhergehenden Versen 9-14
-zusammen; und gegen diesen Abschnitt v. 9-20 als ganzen hat auch
-~Stade~ sein Bedenken erhoben. Es ist aber unmöglich, die Verbindung
-beider Stücke aufrecht zu erhalten. Der Abschnitt v. 9-20 beginnt mit
-einer furchtbaren Drohung gegen die sorglosen Weiber Jerusalems und
-schliesst daran die Verkündigung des Unterganges der Stadt, um dann
-plötzlich wieder v. 15 ff. in die glänzendste Zukunftsschilderung
-einzulenken.
-
-Dieser plötzliche Umschwung in v. 15 ff. schlägt der vorhergegangenen
-Ankündigung der Verwüstung Jerusalems zu sehr ins Gesicht, als dass er
-nicht Bedenken gegen seine Ursprünglichkeit wachrufen müsste. Sieht
-man sich den Übergang von v. 14 zu v. 15 näher an, so erkennt man
-dann auch, dass er nicht von dem hergestellt sein kann, der v. 9-14
-geschrieben hat. Bisher haben sich allerdings alle Exegeten diesen
-Übergang gefallen lassen. Erst ~Duhm~ hat die Unmöglichkeit erkannt,
-v. 15 ff. mit v. 9-14 zu verbinden, obwohl er beide Stücke dem Jesaia
-als Verfasser zuschreibt.
-
-v. 14 sagt, dass Jerusalem von der Erde verschwinden soll, so dass
-auf ihren Trümmern wilde Esel und Herden weiden werden; und das soll
-so bleiben עד עולם. v. 15 fährt dann fort: עד יערה עלינו רוח ממרום.
-„Dies עד,“ sagt ~Duhm~, „ist so unglücklich wie möglich; denn abgesehen
-davon, dass gleich die folgenden Stichen sich nicht mehr von ihm
-regieren lassen, kann doch nur ein in Zukunftshoffnung schwelgender
-Schriftsteller den Nexus vertragen: Jerusalem wird verwüstet sein auf
-ewig, bis dass das Gegenteil eintritt.“ Aber man muss noch weiter
-gehen. Denn von dem „Gegenteil“ der Verwüstung, von dem Wiederaufbau
-Jerusalems, ist weder in v. 15 noch in den folgenden Versen die Rede.
-Es wird darin vielmehr die innere Umwandlung, die Fruchtbarkeit des
-Landes und der Friede, der dann im Lande herrschen wird, geschildert,
-der Wiederaufbau Jerusalems aber vorausgesetzt. Und doch müsste in
-ihnen grade davon die Rede sein, wenn sie auch nur „als scharfer
-Gegensatz“ die Fortsetzung von v. 9-14 bilden sollen.
-
-Auch hier hat man darum wieder zur Vergewaltigung des klaren Sinnes
-des Textes in v. 14 seine Zuflucht nehmen müssen, um v. 15 ff. auch
-nur einigermassen als ursprüngliche Fortsetzung zu v. 9-14 verstehen
-zu können. Ob unter ארמון der Königssitz (Cheyne), was doch am
-wahrscheinlichsten ist, da das Wort so absolut und im sing. steht,
-oder Landhäuser (?) oder Prachtbauten der Magnaten in der Stadt zu
-verstehen sind, darüber kann man streiten; ebenso darüber, was בהן
-(Wartturm Neh. 3,25 ff.?) und עפל (Hügel, wohl der südliche Teil des
-Osthügels 2 Chr. 27,3. 33,4. Neh. 3,26. 11,21) bedeuten soll. Aber
-dass in v. 14 nicht blos von einem Verlassen, sondern von Zerstörung
-die Rede ist, sollte doch niemand abstreiten. Dillmann sagt zwar, von
-Zerstörung sei nicht die Rede, sondern von Verödung, welche durch die
-Fortschaffung der Bewohner, zumal der leichtsinnigen Grossen, im
-assyrischen Sturm bewerkstelligt wird. Aber eine verödete Stadt, die
-zur Wonne für Wildesel und zum Weideplatz für Herden geworden ist, ist
-doch wohl auch als zerstört, ja als gänzlich verschwunden gedacht.
-Dillmann hat es aber ganz übersehen, sich mit diesem Schlusse von v. 14
-auseinanderzusetzen.
-
-Ebenso wie die Thatsache der Verwüstung Jerusalems macht auch die
-Drohung, dass es עד עולם so bleiben werde, die Anknüpfung von v. 15
-ff. an v. 14 unmöglich. Deshalb hat man versucht, die Bedeutung des עד
-עולם abzuschwächen. Dillmann will es „nach עד יערה v. 15“ erklären,
-da die Grundbedeutung des Wortes עולם „Dauer“ sei. Aber schon die
-Präposition עד giebt dem Worte die Bedeutung „immerdar“. Dillmann führt
-für sich die Stelle 1. Sam. 1,22 an. Aber gerade dort bezeichnet עד
-עולם den Dienst Samuels vor Jahwe als einen bleibenden im Gegensatze
-zu einem nur zeitweiligen. Die Redensart 1 Reg. 1,31 ist aber doch
-eben als solche zu verstehen. Endlich erklärt Dillmann selbst das עד
-עולם nachher im 17. v. unseres Kapitels: „auf immer, hier (!) ohne
-Einschränkung!“
-
-Ist nach alledem v. 15 ff. nicht als ursprüngliche Fortsetzung von v.
-9-14 aufzufassen, so verteilen sich nun auch die von Stade erhobenen
-Bedenken gegen 9-20 auf die beiden Abschnitte v. 9-14 und v. 15-20,
-und zwar so, dass die hauptsächlichsten und stichhaltigsten auf den
-letzteren Abschnitt fallen.[46]
-
-Zwar nicht das ist richtig, dass nach v. 15 die Umwandlung der Natur
-dadurch vermittelt wird, dass ein Geist aus der Höhe ausgegossen
-wird; sondern beides ist zweierlei; die Umwandlung geschieht durch
-ein Allmachtswunder Gottes in der Natur, und durch die Ausgiessung
-des Geistes werden den Menschen übersinnliche Wunderkräfte verheissen
-vgl. Jes. 44,3. Joel 3,1 ff. Sach. 12,10. auch Jes. 11,2 f. Auch gegen
-die Bemerkung Stades wendet sich Duhm mit Recht, dass die Älteren die
-Bekehrung als Wirkung des göttlichen Gerichts fassen, welches die
-Menschen über ihre Sünde belehrt und in ihnen den freien Entschluss
-zur Umkehr erweckt. Das Gericht erscheint als Strafe für verweigerte
-Busse und nicht als Zuchtmittel. Aber damit wird doch nicht das
-sachliche Bedenken Stades entkräftet, dass in v. 16 משפט und צדקה als
-dona gratiae, als Geschenk Gottes in jener Zeit verheissen werden. Was
-soll denn sonst v. 16? Hier erscheint doch Recht und Gerechtigkeit
-ebenso als Verheissungsgut, wie in v. 15 die Ausgiessung des Geistes
-und die Umwandlung der Natur. Und dazu ist allerdings Ez. 36,24 ff.
-zu vergleichen. Die detaillierten Angaben dieser Stelle sind in v. 16
-ebenso vorausgesetzt wie in v. 15 die oben angeführten Weissagungen
-über die Geistesausgiessung. Dass letztere so kurz erwähnt wird, als
-wüsste der Leser schon, was sie zu bedeuten hat, giebt auch Duhm zu; er
-meint aber, dass vor v. 15 etwas ausgefallen sei. Aber wenn das auch
-so wäre, so könnte das kaum eine Erklärung über die Geistesausgiessung
-oder deren Wirkung gewesen sein; diese könnte nach der Konstruktion
-des Satzes höchstens folgen, nicht vorhergehen, v. 15 b kann man
-ebenso gut eine unglückliche Wiederholung von c. 29,17 nennen, wie
-diesen Vers als Nachahmung von v. 15 bezeichnen. Keiner von beiden
-trägt Züge der Ursprünglichkeit. Duhm hält unseren Vers für das jesaj.
-Vorbild und erklärt ihn so: Die Wüste soll Fruchtgarten werden und
-dieser Fruchtgarten soll wie ein Wald mit fruchtbaren Bäumen bewachsen
-sein. Das ist doch nur eine verlegene Umgehung der Erklärung Guthes,
-nach welcher יער Steigerung zu כרמל bildet. Aber יער heisst (wildes)
-Waldgebirge und nicht Park oder Obstgarten. Freilich passt die
-gewöhnliche Erklärung des zweiten Gliedes unseres Verses als Gegensatz
-zum ersten nicht in den Zusammenhang der Verheissungen; aber der
-einfache Wortlaut besagt nichts Anderes. Die Wüste soll Fruchtgarten,
-dieser wildes Waldgebirge werden. Die grosse Umwälzung gehörte eben
-zum eschatologischen Dogma, und die Verbindung der hierzu gehörigen
-Aussagen kümmerte die späteren Eschatologiker wenig; je bunter, um so
-besser. Ist es nicht schon bunt genug, dass in unserm kleinen Stücke
-erst (v. 15a) von der Ausgiessung des Geistes geredet wird, dann in
-v. 15b von der Naturumwälzung; dann wieder in v. 16 von der inneren
-Umwandlung der Menschen; in v. 17 f. von dem allgemeinen Frieden und
-der Sicherheit vor Feinden; in v. 19 von dem Untergange der Heiden und
-endlich in v. 20 noch einmal mit einem Segenswunsche abschliessend von
-dem Glücke und wunderbaren Aufblühen der Landwirtschaft! Gegenüber
-diesem wirren Durcheinander hat man gewiss kein Recht, bei der Exegese
-der einzelnen Verse auf den inhaltlichen Zusammenhang derselben unter
-einander allzugrossen Wert zu legen. Vielmehr zeigt sich hier ein sehr
-äusserlicher Anschluss an die Form und den Ausdruck der Gedanken. Das
-werden wir gleich sehen, wenn wir uns nun den einzelnen Versen unseres
-Abschnittes weiter zuwenden.
-
-Für v. 16 wird nämlich Stade Recht behalten müssen, wenn er sagt, dass
-sich dieser Vers mühsam an dem in v. 15 gegebenen Gegensatze weiter
-spinnt. Denn die מדבר in der nach v. 16 das Recht wohnen soll, ist
-doch eigentlich nach v. 15 gar nicht mehr vorhanden, sondern zum כרמל
-geworden! Wenn Duhm das damit entschuldigt, dass für eine Viehzucht
-treibende Bevölkerung eine מדבר (hier in der Bedeutung Trift) vorhanden
-sein muss, und diese nur weiter in die Wüste hineingeschoben zu denken
-sei, so ist das schon recht gut; aber dieser erklärende Zwischengedanke
-steht doch eben nicht da, und v. 16 knüpft in der Form so eng an v. 15
-an, dass man zuerst an die in v. 15 erwähnte מדבר denken muss. Dieser
-Anschluss ist also jedenfalls nicht sehr geschickt, sondern „mühsam“.
-
-In v. 17 beseitigt Duhm die Anstösse: er streicht das zweite צדקה
-liest statt „‏השקט‎“ „‏המשפט‎“, lässt die Kopula vor בטח weg und
-erklärt endlich עד עולם für einen müssigen Zusatz. Ob solche
-weitgehenden Korrekturen in dem sonst gut erhaltenen Texte, zumal
-sie nicht eigentlich Fehler, sondern nur Ungeschicklichkeiten der
-Form beseitigen, erlaubt sind, dürfte doch die Frage sein. Duhm
-unternimmt die Korrekturen auch nur unter der Voraussetzung, dass das
-Stück jesajanisch sei. Inhaltlich bleiben freilich auch so nur leere
-Allgemeinheiten und abstrakte Begriffe übrig. Jesaia würde kaum so
-allgemein von einer מעשה העדקה und עבדת המשפט geredet haben; er hätte
-sich gewiss konkret ausgedrückt.
-
-Von v. 18 giebt auch Duhm zu, dass derselbe „unstreitig einen etwas
-leeren Eindruck macht;“ die Schilderung ist überladen; die drei
-Ausdrücke „Wohnstätten des Friedens“, „sichere Wohnungen“ und „sorglose
-Ruhesitze“ besagen doch ganz dasselbe. Das ist freilich nicht Jesaias
-Art; wo aber sonst schon Anzeichen für spätere Abfassung vorliegen, ist
-das nur ein weiteres Kennzeichen der Unechtheit, und man hat kein Recht
-mehr, nur der ungeschickten Form wegen Varianten anzunehmen. Merkwürdig
-ist auch der Ausdruck עמי; das Subjekt des suff. ist vielleicht Gott;
-in v. 15 heisst es עלינו, in v. 20 אשריכם. Solcher Wechsel in der
-Person ist bei Späteren häufig; vgl. auch c. 33,1 mit 2 und 3; ebenso
-v. 14 ff.
-
-v. 19 findet auch ~Duhm~ wieder „vollends sonderbar und unbegreiflich“.
-Und das mit Recht. Denn mitten in der Schilderung der goldenen Zeit
-redet dieser Vers plötzlich von den Schrecken des Gerichts. Allerdings
-thut er das so dunkel, dass die Ausleger schon immer geschwankt haben,
-ob sie dieses Gericht auf Jerusalem oder Assur beziehen sollten.
-Auf beide passt der Wortlaut und Zusammenhang gleich schlecht.
-Versteht man, wie die meisten Ausleger es thun, unter יער im 1. Gl.
-den Assyrer, so ist im 2. Gl. der Ausdruck עיר für die Bollwerke
-der feindlichen Weltmacht nicht grade glücklich gewählt. Dillmann
-und andere beziehen den Vers deshalb auf Jerusalem: „Daran muss der
-Prophet, gemäss der Endabsicht des Stückes, noch einmal kurz erinnern,
-dass ohne schweres Zorngericht und tiefe Beugung es nicht abgeht.“
-So findet sich ~Dillmann~ mit der gradezu unerhörten Stellung dieses
-Verses mitten unter den glänzendsten Zukunftsbildern ab! Entkräften
-lassen sich solche Behauptungen nicht mehr; man wird ihnen einfach
-die entgegengesetzte gegenüber stellen müssen: Wenn in diesem Verse
-Jerusalem bedroht wäre, so könnte er nicht dem Zusammenhange angehören.
-~Duhm~ meint, dass der Vers vielleicht einem Gedichte über ein fremdes
-Volk entnommen und von einem Leser, dem er bei v. 14 (?) eingefallen
-sei, an den Rand geschrieben worden sei. Dann bleibt doch völlig
-unerklärt, wie er später grade an die unpassende Stelle gekommen sein
-soll, an der er jetzt steht. An seiner jetzigen Stelle kann er nur auf
-die feindliche Weltmacht bezogen werden und ist nur dann erklärlich,
-wenn er sowohl wie seine Umgebung nicht von Jesaia stammt. Denn für
-die späten Eschatologiker fallen die Bedenken hin. Gehört der Inhalt
-nur zum eschatologischen Dogma, so hat er sein Recht im Zusammenhange
-erworben. Der Ausdruck יער für den Assyrer ist aus c. 10,18. 33 f.
-verständlich. Unter der Stadt sind die feindlichen Bollwerke zu
-verstehen wie in c. 24 ff. Der Ausdruck עיר scheint mir lediglich
-als Parallele gewählt zu sein, um den schon sonst durch Paronomasien
-gezierten Vers möglichst künstlich zu gestalten. Denn ich glaube mit
-Stade, dass im Anfange des Verses ברר eigens vom Verfasser gebildet
-ist, um mit dem folgenden ברדת zu assonieren, und dass deshalb nicht
-mit Secker u. a. ירד zu lesen ist. Im zweiten Versgliede entspricht dem
-ja auch das unglückliche בשפל תשפל. So erklären sich wenigstens alle
-Schwierigkeiten und Wunderlichkeiten dieses Verses.
-
-Die Seligpreisung aller, die die goldene Zeit erleben, beschliesst den
-Abschnitt. Freilich ist auch hier der Inhalt dessen, was gemeint ist,
-nicht aus dem Wortlaute allein, sondern nur aus seiner Verbindung mit
-dem als bekannt vorausgesetzten eschatologischen Dogma zu gewinnen.
-Denn eine Glücklichpreisung der Nomaden oder Landbewohner als solcher
-ist natürlich hier nicht gemeint. Ebensowenig stellt der Vers den Lohn
-treuer Arbeit in Aussicht. Sondern das זרעי על נל מים will sagen, dass
-in jener Zeit die Bäche nie versiegen werden Job. 6,15. Jes. 58,11;
-und das zweite Versglied weist darauf hin, dass die Prärie fruchtbar
-und völlig gefahrlos sein wird. Ob Jesaia von seinen Zeitgenossen
-so verstanden wäre? Der, der v. 20 geschrieben hat, hat doch wohl
-bei seinen Lesern die Bekanntschaft mit dem eschatologischen Dogma
-vorausgesetzt.
-
-Es hat sich uns gezeigt, dass nicht nur der Abschnitt c. 32,15-20
-als solcher nach Inhalt und Form, sondern auch jeder einzelne
-Vers desselben die Spuren später Herkunft trägt. Es kann darum
-von jesajanischer Abfassung desselben keine Rede sein. Die genaue
-Bekanntschaft mit dem eschatologischen Dogma, die er voraussetzt und
-seine Berührungen mit spätjüdischen Schriften (Job. Joel. Jes. 24 ff.)
-zwingen sogar, für die Zeit seiner Entstehung bis tief ins zweite
-Jahrhundert hinabzugehen. Genaueres über die Zeit seiner Herkunft lässt
-sich natürlich nicht sagen, da sein Inhalt zu allgemein ist.
-
-
-
-
-Lebenslauf.
-
-
-Ich, ~Martin Brückner~, evangelischer Konfession, bin am 16. Juni
-1868 zu Friedersdorf bei Goerlitz geboren. Mein Vater ist Pastor und
-Königlicher Kreis-Schulinspektor zu Gersdorf bei Goerlitz. Ihm habe
-ich die Grundlage meiner Bildung zu verdanken. Von Tertia an war ich
-Alumnus auf der Königlichen Landesschule Pforta. Diese verliess ich
-Ostern 1888 mit dem Reifezeugnis, um in Tübingen, Leipzig und Halle
-acht Semester Theologie zu studieren. Ich besuchte Vorlesungen und
-Seminare bei folgenden akademischen Lehrern: Beyschlag, Brieger, Buder,
-Erdmann, Fricke, Gunkel, Guthe, Haupt, Hering, Kaehler, Koestlin,
-Kautzsch, Loofs, Spitta. Im Februar 1893 bestand ich in Halle die erste
-theologische Prüfung, absolvierte den Seminarkursus in Liegnitz und war
-ein Jahr in Pommern als Hauslehrer thätig. Ostern 1894 wurde ich in das
-Predigerseminar zu Wittenberg aufgenommen, wo ich an den theologischen
-und pädagogischen Vorlesungen und Uebungen der Herren Sup. D. Quandt,
-Prof. D. Reinicke und Prof. Schmidt teilnahm. Im Mai 1895 wurde ich als
-Pastor nach Altraudten bei Raudten berufen.
-
-Allen meinen verehrten Lehrern sage ich für vielfache Anregung und
-Förderung auch an dieser Stelle aufrichtigen Dank.
-
-
-
-
-FUSSNOTEN:
-
-[1] Das Buch Jesaia übersetzt und erklärt. Göttingen 1892.
-
-[2] Die Zukunftserwartung des Jesaia. Göttingen 1893.
-
-[3] Hackmann a. a. O. S. 7 Anm.
-
-[4] S. 71
-
-[5] Mit Ausnahme des ersten und letzten Stückes, die besonders
-besprochen werden müssen.
-
-[6] Denselben Bau im Anfange zeigt auch das kurze Stück c. 29,15.
-
-[7] Mit Ausnahme von c. 28,1-4 und 32,9-14.
-
-[8] Bezüglich des Schlusses könnte man sich ja zur Not mit c. 31,4
-begnügen. Aber der oben nachgewiesene grobe Missverstand vieler
-Exegeten in der Auslegung des Bildes vom knurrenden Löwen über seiner
-Beute zeigt doch, dass dies allzukurze Wort ein nicht völlig genügender
-Abschluss des Ganzen ist. c. 31,1-3 redet von der Vernichtung der
-beiden verbündeten Heere: „Da stürzt der Schützer und fällt der
-Geschützte“ v. 4 soll nun jedenfalls in gewaltigem Bilde vom Löwen
-den Untergang der Stadt Jerusalem malen. Aber Jesaia sagt in diesem
-Verse nur, dass sich Jahwe im wilden Heerzuge der Assyrer auf
-Jerusalem stürzen wird. Was dann geschieht, sagt Jesaia nicht mehr.
-Wahrscheinlich ist, dass der Schluss weggefallen ist; möglich ist aber
-allerdings auch, dass sich Jesaia mit der Andeutung durch das kurze,
-aber packende Bild begnügt hat. Das konnte sich jeder selber ausmalen,
-wie es der Beute unter den Tatzen des knurrenden Löwen ergehen würde;
-und Jesaia hat auch sonst nicht, auch nicht in dem Bilde vom Weinberge
-c. 5. die Zerstörung Jerusalems mit dürren Worten ausgesprochen.
-
-[9] S. 48.
-
-[10] Zu c. 30,8 S. 195.
-
-[11] ~Duhm~, Kommentar S. 195.
-
-[12] S. 49.
-
-[13] a. a. O. S. 22 ff., cf. S. 62 ff., vgl. auch ~Duhm~ Comm. zu den
-Stellen.
-
-[14] Hackmann will zwar der viel grösseren Leichtigkeit des
-Verständnisses wegen (S. 67) v. 18 ff. auf Israel bezogen wissen; aber,
-wie mir scheint doch mit Unrecht. Denn die ganze Schrift c. 7 f. ist
-gegen Juda geschrieben; da hätte doch eine solche Expektoration über
-das Geschick Nordisraels wenig Sinn. Freilich, direkte Fortsetzung der
-Rede v. 13-16 ist v. 18 ff. nicht; v. 17 ist vom Redaktor und v. 18
-ff. sind stark überarbeitet (vgl. schon das ewige ביום ההיא v. 18. 20.
-21. 23). Die Verse haben hinter c. 7 ursprünglich vielleicht dieselbe
-Bedeutung gehabt, wie c. 8,5 ff. hinter c. 8,1-4: Sie sprechen das
-Urteil Jesaias resp. Jahwes aus; aber nicht als Rede Jesaias an den
-König, sondern nur in schriftlicher Darstellung. Vielleicht haben v.
-18 ff. einst hinter c. 8,1-4 gestanden und sind vom Redaktor erst
-verbessert und vermehrt an ihren jetzigen Platz gestellt, um die
-messianisch verstandene Immannuelweissagung etwas zu verlängern und zu
-verzieren.
-
-[15] Vgl. darüber Duhm Comm. S. 49 ff., und Hackmann a. a. O. S.
-62-70. Die Annahme eines ursprünglich geschichtlichen Zusammenhanges
-der Stücke in c. 7 f. beseitigt jedenfalls sonst unüberwindliche
-Schwierigkeiten für die Annahme jesajanischer Herkunft derselben, die
-sich für einzelne Partien (c. 7,2-16, c. 8,1-4, 14 f. 16-18) doch
-immer aufdrängt. Hervorgehoben sind die Schwierigkeiten von c. 7
-namentlich von de Lagarde Sem. I. 9 ff. und Studer J. P. Th. V. 76 ff.
-Andererseits meint schon Ewald (I. 320. 329 f.), dass die Erzählungen
-dieses Stückes einst vollständiger gewesen seien, und auch Dillmann
-(Comm. S. 62) giebt es als Eigentümlichkeit des Stückes c. 6-9,6 an,
-dass es „geschichtlich angelegt ist“. Der Redaktor, der es bearbeitet
-und in seine Sammlung (c. 6-9,6) aufgenommen hat, hat es natürlich
-„messianisch“ behandelt. Das zeigt seine eigene Weissagung c. 9,1-6.
-Er dichtet dem Messias einen dritten Namen an, der noch länger ist
-als der in 8,1-4 genannte und auf die beiden anderen Bezug nimmt. Aus
-dem Immanu-el hat er sein El gibbor, aus dem chas-baz sein abi-ad
-(daher nicht Ewigvater, sondern Beutevater). Der „Wunderrat“ entstammt
-vielleicht dem wunderbaren אות c. 7,10. Der „Friedefürst“ ist eigene
-Zuthat, weil das Hauptmerkmal des Messias in seinem Namen nicht fehlen
-durfte.
-
-[16] Das tröstliche Schlusssätzchen ist unecht und fehlt noch in LXX.
-Vielleicht sind überhaupt v. 12 f. zu streichen. Sie bringen gegenüber
-v. 11 nichts Neues, reden vielmehr von einer zweimaligen Deportation,
-nachdem in v. 11 das Land schon menschenleer geworden war. Vgl.
-hierüber Duhm Comm. S. 48.
-
-[17] Die Möglichkeit so später Niederschrift ist nicht zu bezweifeln
-cf. Duhm zu c. 6. Für Jesaia war das eine ebenso glänzende wie
-innerlich wahre Rechtfertigung seines erfolglosen Wirkens, dass er
-dennoch den göttlichen Zweck seiner Sendung erfüllt habe. -- Dass c. 6
-jetzt vor c. 7 und nicht vor c. 28 steht, rührt daher, dass es zeitlich
-dahin gehört und wahrscheinlich schon bei der ersten Gesammtausgabe der
-drei Schriften Jesaias an diesen Platz gestellt ist.
-
-[18] Zu c. 22 vgl. namentlich Hackmann a. a. O. S. 108 f.
-
-[19] Über die in c. 1-5 aufbewahrten Stücke urteilt Hackmann S. 49,
-dass sie von Anhängern und Freunden des Propheten niedergeschrieben
-sind, da sich für den Propheten kein Motiv zur Fixirung der meist
-kurzen Sprüche finden lasse. Indessen besteht vielleicht auch
-die Möglichkeit, dass einzelne von ihnen früher den grösseren
-geschichtlichen Darstellungen angehört haben. Zu 3,6 bemerkt Duhm: „Der
-Eingang (ויאמר יהוה) legt die Vermutung nahe, dass das Stück einst
-einem grösseren Zusammenhange angehörte.“ Auch die Weherufe in c. 5
-sind wohl aus ursprünglich anderen Zusammenhängen hergenommen, denn sie
-stehen bunt durcheinander. Vgl. z. B. c. 5,18 ff. mit c. 28,9. 22 ff.
-c. 30,10.
-
-[20] Näheres s. Hackmann a. a. O. S. 80 ff.
-
-[21] Juda und die assyrische Weltmacht: S. 5 ff.
-
-[22] a. a. O. S. 92-97., 108 f.
-
-[23] Comm. S. 221.
-
-[24] ~Hackmann~ a. a. O. S. 136 ff.
-
-[25] ~Wellhausen~: Israelitische und jüdische Geschichte. 1894. S. 165.
-
-[26] a. a. O., S. 164.
-
-[27] Comm. S. 188.
-
-[28] Comm. S. 216 ff.
-
-[29] S. zum Folgenden Stade, Geschichte d. V. J. I. 614 ff. Wellhausen.
-Gesch. d. j. V. S. 85 f.
-
-[30] c. 30,9 ff.
-
-[31] Vgl. auch Duhm Comm. S. XVI: „So viel Jesaia geschrieben hat,
-so ist er doch kein Schriftsteller von Beruf; er schreibt teils aus
-dem allgemeinen Grunde, dem mündlich gesprochenen Worte eine grössere
-Ausbreitung und nachhaltigere Wirkung zu geben, teils zu dem besonderen
-Zwecke, um gegenüber dem Unglauben der Mehrheit seines Volkes
-Beweisstücke für die richtige Vorhersagung der Ereignisse zu schaffen.“
-
-[32] Vgl. hierzu Hackmann a. a. O. S. 47.
-
-[33] Das kommt vielleicht daher, dass man mit dem Buche, das nur
-Drohungen enthielt, nach dem Exil zuerst nichts Rechtes anzufangen
-wusste. Uebrigens mögen wohl auch die geschichtlichen Partieen schon
-früher mehr vernachlässigt worden sein, da man an ihnen natürlich
-immer das geringere Interesse haben musste, zumal sie obendrein mit
-der späteren Sage von Jesaias Stellung zur Zerstörung Jerusalems nicht
-stimmten. Nötig ist aber diese Annahme zur Erklärung ihrer Ausscheidung
-nicht. Jene Zeit stand solchen geschichtlichen Stoffen völlig kritiklos
-gegenüber.
-
-[34] c. 31,6. Der Apokalyptiker hat bei dieser Deutung freilich
-nicht das ägyptische Bündnis, sondern den Abfall seiner Zeit, die
-Bilderverehrung, im Sinne, wie v. 7 deutlich zeigt.
-
-[35] Das spricht er freilich nicht aus, weil es ihm und seiner Zeit für
-selbstverständlich galt. Bewiesen ist es aber für uns durch die Art und
-Weise, wie er seine Trostsprüche von der Zukunft mit jenen Drohreden
-verbunden hat: c. 29,17. 30,18. 32,15. 29,5 f. Aus diesen Stellen geht
-deutlich hervor, dass der Verfasser den Eintritt der goldenen Zeit
-in engen zeitlichen Zusammenhang mit dem Eintreten der Drohgerichte
-bringt, und dass er sein Volk gerade durch diesen Hinweis belehren und
-trösten will. Daraus ergiebt sich, dass er die Drohweissagungen in
-seiner Gegenwart erfüllt sieht.
-
-[36] Die Wahl dieses gegen Samarien gerichteten Stückes zeigt wieder
-deutlich die völlige Kritiklosigkeit des Verfassers.
-
-[37] Comm. S. 258.
-
-[38] Eine Zusammenstellung der verschiedenen Auslegungen bei Dillm. a.
-a. O. S. 258.
-
-[39] Studien u. Kritiken 1893. S. 1-46.
-
-[40] Comm. S. 257.
-
-[41] Comm. S. 178 f., vgl. auch Hackmann a. a. O. S. 40.
-
-[42] Das Zukunftsbild des Jesaia. Akad. Antrittsvorles. Leipzig 1885.
-
-[43] Guthe findet in dem „Klopfen“ des Kümmels und „Dreschen“ des
-Brotes den Unterschied, dass Israel die härteren, Juda die milderen
-Strafen zu erleiden hat. Aber beides bezeichnet dieselbe Sache. Dill
-wird eben geklopft, Korn mit der Schleife gedroschen.
-
-[44] Auch c. 1,4 ff. nicht. Von Vergebung und Ende der Plagen ist
-da keine Rede. v. 8 Schluss und v. 9 scheinen mir Glossen zu sein.
-Das כעיר נצורה passt nicht zu den vorhergehenden Bildern und scheint
-hinzugesetzt, weil diese zu respektswidrig sind. In v. 9 deutet sowohl
-שריו als כמעט als auch der anders wie in v. 10 gestimmte Vergleich mit
-Sodom und Gemorrha auf spätere Zeit.
-
-[45] Genaueres über die Verbindung des Abschnittes mit dem Vorstehenden
-S.
-
-[46] Über den Abschnitt v. 9-14 vgl. Duhm, Comm. S. 212 f. Der
-Haupteinwand Stades, dass „die Erwartung, dass Jerusalem verwüstet
-werden solle, mit Jesaias sonstigen Zukunftserwartungen nicht wohl
-vereinbar“ sei, spricht angesichts solcher Stellen wie c. 5,14. 17.
-c. 22,14. c. 6. c. 7,18 ff. c. 2,12 ff. eher für als gegen Jesaias
-Autorschaft.
-
-
-
-
-
-End of the Project Gutenberg EBook of Die Komposition des Buches Jes. c.
-28-33., by Martin Brückner
-
-*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE KOMPOSITION DES BUCHES ***
-
-***** This file should be named 51705-0.txt or 51705-0.zip *****
-This and all associated files of various formats will be found in:
- http://www.gutenberg.org/5/1/7/0/51705/
-
-Produced by Alexander Bauer, Jana Srna, Reiner Ruf, and
-the Online Distributed Proofreading Team at
-http://www.pgdp.net
-
-
-Updated editions will replace the previous one--the old editions
-will be renamed.
-
-Creating the works from public domain print editions means that no
-one owns a United States copyright in these works, so the Foundation
-(and you!) can copy and distribute it in the United States without
-permission and without paying copyright royalties. Special rules,
-set forth in the General Terms of Use part of this license, apply to
-copying and distributing Project Gutenberg-tm electronic works to
-protect the PROJECT GUTENBERG-tm concept and trademark. Project
-Gutenberg is a registered trademark, and may not be used if you
-charge for the eBooks, unless you receive specific permission. If you
-do not charge anything for copies of this eBook, complying with the
-rules is very easy. You may use this eBook for nearly any purpose
-such as creation of derivative works, reports, performances and
-research. They may be modified and printed and given away--you may do
-practically ANYTHING with public domain eBooks. Redistribution is
-subject to the trademark license, especially commercial
-redistribution.
-
-
-
-*** START: FULL LICENSE ***
-
-THE FULL PROJECT GUTENBERG LICENSE
-PLEASE READ THIS BEFORE YOU DISTRIBUTE OR USE THIS WORK
-
-To protect the Project Gutenberg-tm mission of promoting the free
-distribution of electronic works, by using or distributing this work
-(or any other work associated in any way with the phrase "Project
-Gutenberg"), you agree to comply with all the terms of the Full Project
-Gutenberg-tm License (available with this file or online at
-http://gutenberg.org/license).
-
-
-Section 1. General Terms of Use and Redistributing Project Gutenberg-tm
-electronic works
-
-1.A. By reading or using any part of this Project Gutenberg-tm
-electronic work, you indicate that you have read, understand, agree to
-and accept all the terms of this license and intellectual property
-(trademark/copyright) agreement. If you do not agree to abide by all
-the terms of this agreement, you must cease using and return or destroy
-all copies of Project Gutenberg-tm electronic works in your possession.
-If you paid a fee for obtaining a copy of or access to a Project
-Gutenberg-tm electronic work and you do not agree to be bound by the
-terms of this agreement, you may obtain a refund from the person or
-entity to whom you paid the fee as set forth in paragraph 1.E.8.
-
-1.B. "Project Gutenberg" is a registered trademark. It may only be
-used on or associated in any way with an electronic work by people who
-agree to be bound by the terms of this agreement. There are a few
-things that you can do with most Project Gutenberg-tm electronic works
-even without complying with the full terms of this agreement. See
-paragraph 1.C below. There are a lot of things you can do with Project
-Gutenberg-tm electronic works if you follow the terms of this agreement
-and help preserve free future access to Project Gutenberg-tm electronic
-works. See paragraph 1.E below.
-
-1.C. The Project Gutenberg Literary Archive Foundation ("the Foundation"
-or PGLAF), owns a compilation copyright in the collection of Project
-Gutenberg-tm electronic works. Nearly all the individual works in the
-collection are in the public domain in the United States. If an
-individual work is in the public domain in the United States and you are
-located in the United States, we do not claim a right to prevent you from
-copying, distributing, performing, displaying or creating derivative
-works based on the work as long as all references to Project Gutenberg
-are removed. Of course, we hope that you will support the Project
-Gutenberg-tm mission of promoting free access to electronic works by
-freely sharing Project Gutenberg-tm works in compliance with the terms of
-this agreement for keeping the Project Gutenberg-tm name associated with
-the work. You can easily comply with the terms of this agreement by
-keeping this work in the same format with its attached full Project
-Gutenberg-tm License when you share it without charge with others.
-
-1.D. The copyright laws of the place where you are located also govern
-what you can do with this work. Copyright laws in most countries are in
-a constant state of change. If you are outside the United States, check
-the laws of your country in addition to the terms of this agreement
-before downloading, copying, displaying, performing, distributing or
-creating derivative works based on this work or any other Project
-Gutenberg-tm work. The Foundation makes no representations concerning
-the copyright status of any work in any country outside the United
-States.
-
-1.E. Unless you have removed all references to Project Gutenberg:
-
-1.E.1. The following sentence, with active links to, or other immediate
-access to, the full Project Gutenberg-tm License must appear prominently
-whenever any copy of a Project Gutenberg-tm work (any work on which the
-phrase "Project Gutenberg" appears, or with which the phrase "Project
-Gutenberg" is associated) is accessed, displayed, performed, viewed,
-copied or distributed:
-
-This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with
-almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or
-re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included
-with this eBook or online at www.gutenberg.org/license
-
-1.E.2. If an individual Project Gutenberg-tm electronic work is derived
-from the public domain (does not contain a notice indicating that it is
-posted with permission of the copyright holder), the work can be copied
-and distributed to anyone in the United States without paying any fees
-or charges. If you are redistributing or providing access to a work
-with the phrase "Project Gutenberg" associated with or appearing on the
-work, you must comply either with the requirements of paragraphs 1.E.1
-through 1.E.7 or obtain permission for the use of the work and the
-Project Gutenberg-tm trademark as set forth in paragraphs 1.E.8 or
-1.E.9.
-
-1.E.3. If an individual Project Gutenberg-tm electronic work is posted
-with the permission of the copyright holder, your use and distribution
-must comply with both paragraphs 1.E.1 through 1.E.7 and any additional
-terms imposed by the copyright holder. Additional terms will be linked
-to the Project Gutenberg-tm License for all works posted with the
-permission of the copyright holder found at the beginning of this work.
-
-1.E.4. Do not unlink or detach or remove the full Project Gutenberg-tm
-License terms from this work, or any files containing a part of this
-work or any other work associated with Project Gutenberg-tm.
-
-1.E.5. Do not copy, display, perform, distribute or redistribute this
-electronic work, or any part of this electronic work, without
-prominently displaying the sentence set forth in paragraph 1.E.1 with
-active links or immediate access to the full terms of the Project
-Gutenberg-tm License.
-
-1.E.6. You may convert to and distribute this work in any binary,
-compressed, marked up, nonproprietary or proprietary form, including any
-word processing or hypertext form. However, if you provide access to or
-distribute copies of a Project Gutenberg-tm work in a format other than
-"Plain Vanilla ASCII" or other format used in the official version
-posted on the official Project Gutenberg-tm web site (www.gutenberg.org),
-you must, at no additional cost, fee or expense to the user, provide a
-copy, a means of exporting a copy, or a means of obtaining a copy upon
-request, of the work in its original "Plain Vanilla ASCII" or other
-form. Any alternate format must include the full Project Gutenberg-tm
-License as specified in paragraph 1.E.1.
-
-1.E.7. Do not charge a fee for access to, viewing, displaying,
-performing, copying or distributing any Project Gutenberg-tm works
-unless you comply with paragraph 1.E.8 or 1.E.9.
-
-1.E.8. You may charge a reasonable fee for copies of or providing
-access to or distributing Project Gutenberg-tm electronic works provided
-that
-
-- You pay a royalty fee of 20% of the gross profits you derive from
- the use of Project Gutenberg-tm works calculated using the method
- you already use to calculate your applicable taxes. The fee is
- owed to the owner of the Project Gutenberg-tm trademark, but he
- has agreed to donate royalties under this paragraph to the
- Project Gutenberg Literary Archive Foundation. Royalty payments
- must be paid within 60 days following each date on which you
- prepare (or are legally required to prepare) your periodic tax
- returns. Royalty payments should be clearly marked as such and
- sent to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation at the
- address specified in Section 4, "Information about donations to
- the Project Gutenberg Literary Archive Foundation."
-
-- You provide a full refund of any money paid by a user who notifies
- you in writing (or by e-mail) within 30 days of receipt that s/he
- does not agree to the terms of the full Project Gutenberg-tm
- License. You must require such a user to return or
- destroy all copies of the works possessed in a physical medium
- and discontinue all use of and all access to other copies of
- Project Gutenberg-tm works.
-
-- You provide, in accordance with paragraph 1.F.3, a full refund of any
- money paid for a work or a replacement copy, if a defect in the
- electronic work is discovered and reported to you within 90 days
- of receipt of the work.
-
-- You comply with all other terms of this agreement for free
- distribution of Project Gutenberg-tm works.
-
-1.E.9. If you wish to charge a fee or distribute a Project Gutenberg-tm
-electronic work or group of works on different terms than are set
-forth in this agreement, you must obtain permission in writing from
-both the Project Gutenberg Literary Archive Foundation and Michael
-Hart, the owner of the Project Gutenberg-tm trademark. Contact the
-Foundation as set forth in Section 3 below.
-
-1.F.
-
-1.F.1. Project Gutenberg volunteers and employees expend considerable
-effort to identify, do copyright research on, transcribe and proofread
-public domain works in creating the Project Gutenberg-tm
-collection. Despite these efforts, Project Gutenberg-tm electronic
-works, and the medium on which they may be stored, may contain
-"Defects," such as, but not limited to, incomplete, inaccurate or
-corrupt data, transcription errors, a copyright or other intellectual
-property infringement, a defective or damaged disk or other medium, a
-computer virus, or computer codes that damage or cannot be read by
-your equipment.
-
-1.F.2. LIMITED WARRANTY, DISCLAIMER OF DAMAGES - Except for the "Right
-of Replacement or Refund" described in paragraph 1.F.3, the Project
-Gutenberg Literary Archive Foundation, the owner of the Project
-Gutenberg-tm trademark, and any other party distributing a Project
-Gutenberg-tm electronic work under this agreement, disclaim all
-liability to you for damages, costs and expenses, including legal
-fees. YOU AGREE THAT YOU HAVE NO REMEDIES FOR NEGLIGENCE, STRICT
-LIABILITY, BREACH OF WARRANTY OR BREACH OF CONTRACT EXCEPT THOSE
-PROVIDED IN PARAGRAPH 1.F.3. YOU AGREE THAT THE FOUNDATION, THE
-TRADEMARK OWNER, AND ANY DISTRIBUTOR UNDER THIS AGREEMENT WILL NOT BE
-LIABLE TO YOU FOR ACTUAL, DIRECT, INDIRECT, CONSEQUENTIAL, PUNITIVE OR
-INCIDENTAL DAMAGES EVEN IF YOU GIVE NOTICE OF THE POSSIBILITY OF SUCH
-DAMAGE.
-
-1.F.3. LIMITED RIGHT OF REPLACEMENT OR REFUND - If you discover a
-defect in this electronic work within 90 days of receiving it, you can
-receive a refund of the money (if any) you paid for it by sending a
-written explanation to the person you received the work from. If you
-received the work on a physical medium, you must return the medium with
-your written explanation. The person or entity that provided you with
-the defective work may elect to provide a replacement copy in lieu of a
-refund. If you received the work electronically, the person or entity
-providing it to you may choose to give you a second opportunity to
-receive the work electronically in lieu of a refund. If the second copy
-is also defective, you may demand a refund in writing without further
-opportunities to fix the problem.
-
-1.F.4. Except for the limited right of replacement or refund set forth
-in paragraph 1.F.3, this work is provided to you 'AS-IS' WITH NO OTHER
-WARRANTIES OF ANY KIND, EXPRESS OR IMPLIED, INCLUDING BUT NOT LIMITED TO
-WARRANTIES OF MERCHANTABILITY OR FITNESS FOR ANY PURPOSE.
-
-1.F.5. Some states do not allow disclaimers of certain implied
-warranties or the exclusion or limitation of certain types of damages.
-If any disclaimer or limitation set forth in this agreement violates the
-law of the state applicable to this agreement, the agreement shall be
-interpreted to make the maximum disclaimer or limitation permitted by
-the applicable state law. The invalidity or unenforceability of any
-provision of this agreement shall not void the remaining provisions.
-
-1.F.6. INDEMNITY - You agree to indemnify and hold the Foundation, the
-trademark owner, any agent or employee of the Foundation, anyone
-providing copies of Project Gutenberg-tm electronic works in accordance
-with this agreement, and any volunteers associated with the production,
-promotion and distribution of Project Gutenberg-tm electronic works,
-harmless from all liability, costs and expenses, including legal fees,
-that arise directly or indirectly from any of the following which you do
-or cause to occur: (a) distribution of this or any Project Gutenberg-tm
-work, (b) alteration, modification, or additions or deletions to any
-Project Gutenberg-tm work, and (c) any Defect you cause.
-
-
-Section 2. Information about the Mission of Project Gutenberg-tm
-
-Project Gutenberg-tm is synonymous with the free distribution of
-electronic works in formats readable by the widest variety of computers
-including obsolete, old, middle-aged and new computers. It exists
-because of the efforts of hundreds of volunteers and donations from
-people in all walks of life.
-
-Volunteers and financial support to provide volunteers with the
-assistance they need, are critical to reaching Project Gutenberg-tm's
-goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will
-remain freely available for generations to come. In 2001, the Project
-Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure
-and permanent future for Project Gutenberg-tm and future generations.
-To learn more about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation
-and how your efforts and donations can help, see Sections 3 and 4
-and the Foundation web page at http://www.pglaf.org.
-
-
-Section 3. Information about the Project Gutenberg Literary Archive
-Foundation
-
-The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit
-501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the
-state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal
-Revenue Service. The Foundation's EIN or federal tax identification
-number is 64-6221541. Its 501(c)(3) letter is posted at
-http://pglaf.org/fundraising. Contributions to the Project Gutenberg
-Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent
-permitted by U.S. federal laws and your state's laws.
-
-The Foundation's principal office is located at 4557 Melan Dr. S.
-Fairbanks, AK, 99712., but its volunteers and employees are scattered
-throughout numerous locations. Its business office is located at
-809 North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887, email
-business@pglaf.org. Email contact links and up to date contact
-information can be found at the Foundation's web site and official
-page at http://pglaf.org
-
-For additional contact information:
- Dr. Gregory B. Newby
- Chief Executive and Director
- gbnewby@pglaf.org
-
-
-Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg
-Literary Archive Foundation
-
-Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide
-spread public support and donations to carry out its mission of
-increasing the number of public domain and licensed works that can be
-freely distributed in machine readable form accessible by the widest
-array of equipment including outdated equipment. Many small donations
-($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt
-status with the IRS.
-
-The Foundation is committed to complying with the laws regulating
-charities and charitable donations in all 50 states of the United
-States. Compliance requirements are not uniform and it takes a
-considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up
-with these requirements. We do not solicit donations in locations
-where we have not received written confirmation of compliance. To
-SEND DONATIONS or determine the status of compliance for any
-particular state visit http://pglaf.org
-
-While we cannot and do not solicit contributions from states where we
-have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition
-against accepting unsolicited donations from donors in such states who
-approach us with offers to donate.
-
-International donations are gratefully accepted, but we cannot make
-any statements concerning tax treatment of donations received from
-outside the United States. U.S. laws alone swamp our small staff.
-
-Please check the Project Gutenberg Web pages for current donation
-methods and addresses. Donations are accepted in a number of other
-ways including checks, online payments and credit card donations.
-To donate, please visit: http://pglaf.org/donate
-
-
-Section 5. General Information About Project Gutenberg-tm electronic
-works.
-
-Professor Michael S. Hart is the originator of the Project Gutenberg-tm
-concept of a library of electronic works that could be freely shared
-with anyone. For thirty years, he produced and distributed Project
-Gutenberg-tm eBooks with only a loose network of volunteer support.
-
-
-Project Gutenberg-tm eBooks are often created from several printed
-editions, all of which are confirmed as Public Domain in the U.S.
-unless a copyright notice is included. Thus, we do not necessarily
-keep eBooks in compliance with any particular paper edition.
-
-
-Most people start at our Web site which has the main PG search facility:
-
- http://www.gutenberg.org
-
-This Web site includes information about Project Gutenberg-tm,
-including how to make donations to the Project Gutenberg Literary
-Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and how to
-subscribe to our email newsletter to hear about new eBooks.
diff --git a/old/51705-0.zip b/old/51705-0.zip
deleted file mode 100644
index f0e3758..0000000
--- a/old/51705-0.zip
+++ /dev/null
Binary files differ
diff --git a/old/51705-h.zip b/old/51705-h.zip
deleted file mode 100644
index 2e30481..0000000
--- a/old/51705-h.zip
+++ /dev/null
Binary files differ
diff --git a/old/51705-h/51705-h.htm b/old/51705-h/51705-h.htm
deleted file mode 100644
index e250f43..0000000
--- a/old/51705-h/51705-h.htm
+++ /dev/null
@@ -1,3971 +0,0 @@
-<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.0 Strict//EN"
- "http://www.w3.org/TR/xhtml1/DTD/xhtml1-strict.dtd">
-<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml" xml:lang="de" lang="de">
- <head>
- <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html;charset=utf-8" />
- <meta http-equiv="Content-Style-Type" content="text/css" />
- <title>
- The Project Gutenberg eBook of Die Komposition des Buches Jes. c. 28-33., by Martin Brückner.
- </title>
- <link rel="coverpage" href="images/cover.jpg" />
- <style type="text/css">
-
-body {
- margin-left: 10%;
- margin-right: 10%;
-}
-
- h1,h2,h3 {
- text-align: center; /* all headings centered */
- clear: both;
- font-weight: normal;}
-
-h3 {margin-top: 2em;}
-
-h1 {font-size: 275%;}
-h2 {font-size: 185%;}
-.s3 {font-size: 150%;}
-.s4 {font-size: 115%;}
-.s5 {font-size: 90%;}
-
-h2.nobreak {page-break-before: avoid;}
-
-div.chapter {page-break-before: always;}
-
-div.titel {margin: 1.5em 15%;}
-
-p {
- margin-top: .51em;
- text-align: justify;
- margin-bottom: .49em;
- text-indent: 1.5em;}
-
-p.center {text-indent: 0;}
-
-p.initial:first-letter {font-size: 200%;}
-
-hr {
- width: 33%;
- margin-top: 2em;
- margin-bottom: 2em;
- margin-left: auto;
- margin-right: auto;
- clear: both;
-}
-
-hr.chap {width: 65%; margin: 2em 17.5%;}
-hr.full {width: 95%; margin: 2.5em 2.5%;}
-
-hr.r25 {width: 25%; margin: 1.5em 37.5%;}
-
-table {
- margin-left: auto;
- margin-right: auto;}
-
-table.toc {
- width: 80%;
- margin: auto 10%;}
-
-td.ste {
- width: 15%;
- text-align: right;}
-
-td.kap {
- text-align: center;
- padding-top: 1em;}
-
-td.ukap {
- text-align: left;
- padding-left: 3em;
- text-indent: -3em;}
-
-td.uukap {
- text-align: left;
- padding-left: 4em;
- text-indent: -2em;}
-
-.tdr {text-align: right;}
-
-.pagenum { /* uncomment the next line for invisible page numbers */
- /* visibility: hidden; */
- position: absolute;
- left: 92%;
- font-size: smaller;
- text-align: right;
-} /* page numbers */
-
-.blockquot {
- margin-left: 5%;
- margin-right: 10%;
-}
-
-.center {text-align: center;}
-
-.gesperrt{
- letter-spacing: 0.2em;
- margin-right: -0.2em;}
-
-/* Footnotes */
-.footnotes {
- border: black thin dashed;
- background-color: #f5fffa}
-
-.footnote {
- margin-left: 10%;
- margin-right: 10%;
- font-size: 0.9em;}
-
-.footnote .label {
- position: absolute;
- right: 84%;
- text-align: right;}
-
-.fnanchor {
- vertical-align: top;
- font-size: .7em;
- text-decoration: none;
- letter-spacing: 0;
- margin-right: 0}
-
-/* Poetry */
-.poetry-container {text-align: center;}
-
-.poetry {
- display: inline-block;
- text-align: left;}
-
-.poetry .stanza {margin: 1em auto;}
-
-.poetry .verse {
- text-indent: -3em;
- padding-left: 3em;}
-
-/* Transcriber's notes */
-.transnote {
- background-color: #E6E6FA;
- color: black;
- font-size:smaller;
- padding:0.5em;
- margin-bottom:5em;
- border: black thin dotted}
-
-.transnote p {text-indent: 0;}
-
-p.nohtml {display: none;}
-
-@media handheld {
-
-p.nohtml {display: block;}
-
-table.toc {
- width: 100%;
- margin: auto 0;}
-
-.poetry-container {
- display: block;
- text-align: left;
- margin-left: 2.5em;}
-
-.gesperrt {
- letter-spacing: 0;
- margin-right: 0;
- font-style: italic;}
-
-}
-
- </style>
- </head>
-<body>
-
-
-<pre>
-
-The Project Gutenberg EBook of Die Komposition des Buches Jes. c. 28-33., by
-Martin Brückner
-
-This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with
-almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or
-re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included
-with this eBook or online at www.gutenberg.org/license
-
-
-Title: Die Komposition des Buches Jes. c. 28-33.
-
-Author: Martin Brückner
-
-Release Date: April 9, 2016 [EBook #51705]
-
-Language: German
-
-Character set encoding: UTF-8
-
-*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE KOMPOSITION DES BUCHES ***
-
-
-
-
-Produced by Alexander Bauer, Jana Srna, Reiner Ruf, and
-the Online Distributed Proofreading Team at
-http://www.pgdp.net
-
-
-
-
-
-
-</pre>
-
-
-<div class="titel">
-
-<h1>Die Komposition des Buches Jes. c. 28&ndash;33.</h1>
-
-<hr class="r25" />
-
-<p class="s3 center">Inaugural-Dissertation</p>
-
-<p class="s5 center">zur</p>
-
-<p class="s3 center"><b>Erlangung der Doktorwürde</b></p>
-
-<p class="s5 center">bei der</p>
-
-<p class="s4 center">philosophischen Fakultät der Universität Leipzig.</p>
-
-<hr class="r25" />
-
-<p class="s5 center">Eingereicht</p>
-
-<p class="s5 center">von</p>
-
-<p class="center"><b>Martin Brückner</b>, Pastor.</p>
-
-</div>
-
-<div class="chapter">
-
-<hr class="chap" />
-
-<h2 class="nobreak" id="Inhaltsangabe">Inhaltsangabe:</h2>
-
-</div>
-
-<table class="toc" summary="Inhaltsangabe">
- <tr>
- <td class="kap">
- &nbsp;
- </td>
- <td class="ste">
- Seite:
- </td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="ukap">
- Einleitung
- </td>
- <td class="ste">
- <a href="#Seite_1">1</a>&ndash;3
- </td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="kap">
- I. Die jesajanischen Stücke:
- </td>
- <td class="ste">
- &nbsp;
- </td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="ukap">
- Ihre innere Zusammengehörigkeit
- </td>
- <td class="ste">
- <a href="#Seite_3"> 3</a>&ndash;14
- </td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="uukap">
- a) Ihre Gleichartigkeit nach Form und Inhalt
- </td>
- <td class="ste">
- <a href="#Seite_3"> 3</a>&ndash;8
- </td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="uukap">
- b) Ihr sachlich-chronologischer Zusammenhang
- </td>
- <td class="ste">
- <a href="#Seite_9"> 9</a>&ndash;14
- </td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="ukap">
- Ihre äussere Unvollständigkeit und Zusammenhangslosigkeit
- </td>
- <td class="ste">
- <a href="#Seite_14"> 14</a>&ndash;24
- </td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="uukap">
- a) Die mangelhaften Eingänge
- </td>
- <td class="ste">
- <a href="#Seite_14"> 14</a>&ndash;21
- </td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="uukap">
- b) Das Fehlen redaktioneller Verbindung
- </td>
- <td class="ste">
- <a href="#Seite_21"> 21</a>&ndash;24
- </td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="ukap">
- Die Herkunft der jes. Stücke aus einem grösseren geschichtlichen
- Zusammenhange
- </td>
- <td class="ste">
- <a href="#Seite_25"> 25</a>&ndash;34
- </td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="uukap">
- a) Die verschiedene Redeform der einzelnen Stücke
- </td>
- <td class="ste">
- <a href="#Seite_25"> 25</a>&ndash;30
- </td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="uukap">
- b) Die Eingänge von c. 28,7. 28,14. 29,19. 30,8. 31,4
- </td>
- <td class="ste">
- <a href="#Seite_30"> 30</a>&ndash;34
- </td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="ukap">
- Bestätigung des gewonnenen Resultates
- </td>
- <td class="ste">
- <a href="#Seite_34"> 34</a>&ndash;48
- </td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="uukap">
- a) Die kurzen Stücke
- </td>
- <td class="ste">
- <a href="#Seite_34"> 34</a>&ndash;37
- </td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="uukap">
- b) Die geschichtlichen Darstellungen in c. 6&ndash;8,18<br />
- Zusammenfassung. c. 32,9&ndash;14
- </td>
- <td class="ste">
- <a href="#Seite_37"> 37</a>&ndash;48
- </td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="kap">
- II. Die nichtjesajanischen Stücke:
- </td>
- <td class="ste">
- &nbsp;
- </td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="ukap">
- Ihr Verhältnis zu den jesajanischen Stücken
- </td>
- <td class="ste">
- <a href="#Seite_48"> 48</a>&ndash;54
- </td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="ukap">
- Ihr Verhältnis zu einander
- </td>
- <td class="ste">
- <a href="#Seite_54"> 54</a>&ndash;61
- </td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="uukap">
- Die Fortsetzungen jesajanischer Stücke
- </td>
- <td class="ste">
- <a href="#Seite_54"> 54</a>&ndash;56
- </td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="uukap">
- Die selbstständigen Stücke
- </td>
- <td class="ste">
- <a href="#Seite_56"> 56</a>&ndash;61
- </td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="ukap">
- Resultat und Abfassungszeit
- </td>
- <td class="ste">
- <a href="#Seite_62"> 62</a>&ndash;65
- </td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="kap">
- III. Zusammenfassende Darstellung der Entstehungs-Geschichte
- des Buches Jes. c. 28&ndash;33
- </td>
- <td class="ste">
- <a href="#Seite_65"> 65</a>&ndash;69
- </td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="ukap">
- Schlussbemerkungen
- </td>
- <td class="ste">
- <a href="#Seite_69"> 69</a>&ndash;71
- </td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="kap">
- Anhang:
- </td>
- <td class="ste">
- &nbsp;
- </td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="ukap">
- c. 28,23&ndash;29
- </td>
- <td class="ste">
- <a href="#Seite_71"> 71</a>&ndash;77
- </td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="ukap">
- c. 32,15&ndash;20
- </td>
- <td class="ste">
- <a href="#Seite_77"> 77</a>&ndash;84
- </td>
- </tr>
-
-</table>
-
-<hr class="chap" />
-
-<div class="chapter">
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Seite_1" id="Seite_1">[S. 1]</a></span></p>
-
-<h2 class="nobreak" id="Einleitung" title="Einleitung"></h2>
-
-</div>
-
-<p class="initial">Im ersten, ungedruckten Teile der vorliegenden Dissertation ist
-namentlich auf Grund der von <span class="gesperrt">Duhm</span> in seinem Kommentare
-zu Jesaia<a name="FNAnker_1_1" id="FNAnker_1_1"></a><a href="#Fussnote_1_1" class="fnanchor">[1]</a> und von <span class="gesperrt">Hackmann</span> in seiner Schrift über die
-Zukunftserwartung des Jesaia<a name="FNAnker_2_2" id="FNAnker_2_2"></a><a href="#Fussnote_2_2" class="fnanchor">[2]</a> vorgenommenen Untersuchungen eine
-eingehende Analyse des Buches Jes. c. 28&ndash;33 gegeben worden. Dieselbe
-hat zu folgendem Resultate geführt:</p>
-
-<p>1. Von Jesaia stammen folgende Stücke: c. 28,1&ndash;4, v. 7&ndash;13, v. 14&ndash;22, c.
-29,1&ndash;3. 4a. 7, v. 9 f., v. 13 f., v. 15, c. 30,1&ndash;5, v. 6 f., v. 8&ndash;17,
-c. 31,1&ndash;4, c. 32,9&ndash;14.</p>
-
-<p>2. Die übrigen Abschnitte: c. 28,5 f., v. 23&ndash;29, c. 29,4b. 5 f. 8, v.
-11 f., v. 16&ndash;24, c. 30,18&ndash;26, v. 27&ndash;33, c. 31,5&ndash;9, c. 32,1&ndash;8, v. 15&ndash;20,
-c. 33 gehören einer späteren Zeit an.</p>
-
-<p>Schon <span class="gesperrt">Duhm</span> und <span class="gesperrt">Hackmann</span> sind bei ihren Untersuchungen
-über die Entstehung unseres Buches unabhängig von einander<a name="FNAnker_3_3" id="FNAnker_3_3"></a><a href="#Fussnote_3_3" class="fnanchor">[3]</a> in der
-Hauptsache zu auffallend gleichem Resultate geführt worden.</p>
-
-<p>Die Ergebnisse meiner Untersuchungen stimmen meist mit denen
-<span class="gesperrt">Hackmanns</span> überein und sind nur eingehender begründet worden, als
-es für <span class="gesperrt">Hackmann</span> im Rahmen seiner Schrift möglich war.</p>
-
-<p>Zu bedeutenderen Abweichungen in der Analyse bin ich nur in betreff
-der beiden Stücke c. 28,23&ndash;29 und c. 32,15&ndash;20 gekommen. Die Begründung
-meiner Stellungnahme<span class="pagenum"><a name="Seite_2" id="Seite_2">[S. 2]</a></span> zu beiden Stücken soll deshalb der vorliegenden
-Schrift in einem Anhange beigefügt werden.<a name="FNAnker_4_4" id="FNAnker_4_4"></a><a href="#Fussnote_4_4" class="fnanchor">[4]</a></p>
-
-<p>Es ist nun die Aufgabe der vorliegenden Abhandlung, nachzuweisen, wie
-es gekommen ist, dass die verschiedenen Bestandteile des Buches Jes.
-c. 28&ndash;33 zu dem vorliegenden Buche zusammengeschmolzen sind. Wir haben
-also die Entstehungsgeschichte des Buches zu rekonstruieren.</p>
-
-<p>Diese positive Arbeit der Kritik ist ebensosehr wünschenswert wie
-notwendig.</p>
-
-<p>Sie ist wünschenswert zur eigenen Rechtfertigung der kritischen Arbeit.
-Denn es würde sich ja sonst die Frage erheben, wie es möglich sei,
-dass ein Buch aus so disparaten Bestandteilen entstanden und zu einem
-Ganzen zusammengewachsen sei. Stellt es sich aber heraus, dass sich
-für die Beantwortung dieser Frage wissenschaftlich wohl zu begründende
-Hypothesen aufstellen lassen, so erhält dadurch die Richtigkeit der im
-ersten Teile gewonnenen Resultate eine neue und starke Stütze. Denn
-bisher sind alle Versuche gescheitert, die Komposition unseres Buches
-oder einzelner Kapitel desselben, namentlich des c. 28, bei Annahme
-jesajanischer Autorschaft zu erklären.</p>
-
-<p>Wünschenswert ist die Beantwortung der Frage nach der
-Entstehungsgeschichte unseres Buches auch aus sachlichen Gründen.
-Einmal wird erst dadurch Zweck und Anlage des Buches klar, wenn man
-weiss, wie es entstanden ist, und sodann wirft die Erkenntnis der
-Entstehung des Buches auch ein Licht auf die Verfasser und ihre ganze
-Zeit.</p>
-
-<p>Diese sachlichen Rücksichten machen die Arbeit aber auch notwendig. Die
-Aufgabe der Kritik erschöpft sich keineswegs damit, dass vorhandene
-Anschauungen zerstört oder als irrig nachgewiesen werden, sondern es
-ist vielmehr das Ziel und der eigentliche Zweck derselben, an Stelle
-der alten Anschauungen neue, der Wahrheit entsprechendere zu setzen.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Seite_3" id="Seite_3">[S. 3]</a></span></p>
-
-<p>Wenden wir uns nun der Lösung dieser Aufgabe an unserem Buche selbst
-zu, so ergeben sich aus dem im ersten Teile unserer Untersuchung
-festgestellten Charakter des Buches ganz von selbst zwei Teile zur
-Behandlung des vorhandenen Materials:</p>
-
-<ol>
- <li>Die jesajanischen Bestandteile des Buches.</li>
- <li>2. Die nichtjesajanischen Stücke desselben.</li>
-</ol>
-
-<p>Im ersten Teile wird zu fragen sein, ob die jesajanischen Bestandteile
-unseres Buches ein zusammengehöriges Ganze für sich bilden, oder woher
-sie, falls und soweit das nicht der Fall ist, entnommen sind.</p>
-
-<p>Sodann wird zu untersuchen sein, ob und wie weit die nichtjesajanischen
-Stücke von dem Hersteller des Buches selbst verfasst oder auf
-verschiedene Autoren zurückzuführen sind.</p>
-
-<p>Als Abschluss des Ganzen soll dann aus den gewonnenen Resultaten
-in kurz zusammenfassender Darstellung ein Ueberblick über die
-Entstehungsgeschichte unseres Buches gegeben werden, wobei vor allem
-Zweck und Anlage des Buches berücksichtigt werden müssen.</p>
-
-<p>Auf diese Weise werden wir in der Beantwortung der Frage nach der
-Komposition des Buches Jesaia c. 28&ndash;33 zu annähernd sicheren Resultaten
-gelangen können.</p>
-
-<hr class="chap" />
-
-<div class="chapter">
-
-<h2 class="nobreak" id="I">I.</h2>
-
-</div>
-
-<p>Wir haben es also zunächst mit den jesajanischen Bestandteilen unseres
-Buches zu thun.</p>
-
-<p>Wenn man die oben angegebenen jesajanischen Stücke des Buches c. 28&ndash;33
-hintereinander durchliest<a name="FNAnker_5_5" id="FNAnker_5_5"></a><a href="#Fussnote_5_5" class="fnanchor">[5]</a>, so fällt zunächst ein doppeltes auf, das
-man sonst im ganzen Jesaia-Buche nicht wieder antrifft, nämlich einmal
-der durchweg gleichartige Charakter der einzelnen Stücke, und sodann<span class="pagenum"><a name="Seite_4" id="Seite_4">[S. 4]</a></span>
-die innerhalb derselben erkennbare chronologisch-sachliche Entwicklung.</p>
-
-<p>Auf beides ist im ersten Teile der Untersuchung schon hingewiesen
-worden, muss aber an dieser Stelle noch näher eingegangen werden. Was
-die Gleichartigkeit aller dieser Stücke betrifft, so bezieht sich diese
-sowohl auf die Form als auch auf den Inhalt derselben. Schon ganz
-äusserlich, in wiederkehrenden Wendungen und Gedanken, fällt diese
-Gleichartigkeit auf. Bezüglich des Ausdruckes ist hinzuweisen auf das
-immer wiederkehrende &#1492;&#1493;&#1497; im Anfange der Rede c. 29,1. 29,15. 30,1.
-31,1; ferner auf das &rlm;&#1492;&#1506;&#1501; &#1495;&#1494;&#1492;&lrm; 28,11. 28,14. 29,13. vgl. ferner die
-Wendungen und Gedanken c. 28,12 mit c. 30,15; c. 29,15 mit c. 30,1 und
-31,1; c. 28,7 f. mit c. 29,9 f; c. 30,5 mit c. 30,7; c. 30,1 mit 30,9;
-c. 28,21 mit 29,14 und c. 31,2 (c. 28,11); c. 28,15. 17b. 18a. mit c.
-30,2 f.</p>
-
-<p>Sämmtliche Stücke enthalten Drohworte, sei es in Form der Rede oder
-Schilderung. Die Adressaten der Reden sind immer die Leiter des Volkes,
-die Propheten und Priester oder die weltlichen Würdenträger; an sie
-sind die Drohreden gerichtet, die aber doch immer in ihrem Verlaufe das
-ganze Volk bedrohen.</p>
-
-<p>Endlich ist auch die Anlage der Reden meist gleichartig: erst kommt der
-Grund der Drohung, dann folgt die Drohung selber. So ist es c. 28,9 ff.
-c. 28,14 ff. c. 29,13 f. c. 30,1 ff. c. 30,8 ff. 31,1 ff. Dabei ist
-auch die äussere Gleichmässigkeit der Form zu beachten; mehrere Reden
-wiederholen das Schema: &#1500;&#1499;&#1503; &#1499;&#1492; &#1488;&#1502;&#1491; &#1497;&#1492;&#1493;&#1492; &mdash; &#1497;&#1506;&#1503; &#1499;&#1497; vgl. c. 28,15. 16 mit
-c. 29,13. 14. und c. 30,12; c. 30 und 31 sind ganz parallel gebaut.<a name="FNAnker_6_6" id="FNAnker_6_6"></a><a href="#Fussnote_6_6" class="fnanchor">[6]</a></p>
-
-<p>Sehen wir nun auf den Inhalt der Drohungen und ihrer Begründung, so
-ergiebt sich auch hier eine durchgehende Gleichartigkeit. Ganz deutlich
-ist es in c. 30 und 31 aus<span class="pagenum"><a name="Seite_5" id="Seite_5">[S. 5]</a></span>gesprochen, um was es sich bei den Drohreden
-Jesaias handelt, nämlich um das ägyptische Bündnis. Die Volksleiter
-führen damit einen Beschluss aus, der nicht von Jahwe ist, und um
-dessentwillen sie seinen Mund nicht befragt haben c. 30,1 f. c. 31,1.
-Es ist an diesen Stellen nicht nur ausgesprochen, dass sich Jesaias
-Drohreden wider das ägyptische Bündnis richten, sondern auch zugleich
-gesagt, warum sie das thun, nämlich weil der Anschluss an Aegypten
-wider Jahwes Willen ist; weil sie sich damit nicht nur an fremde Hülfe
-wenden, sondern das auch thun mit Umgehung Jahwes und seines Propheten.
-Halten wir diese Begründung fest, dann wird es klar, dass auch in
-den vorhergehenden Stücken nur von diesem ägyptischen Bündnisse die
-Rede sein kann. Am durchsichtigsten ist das noch bei c. 29,15. Hier
-weist nicht nur die ganze parallele Anlage, sondern auch der Ausdruck
-עצה darauf hin, dass unter dem Beschluss, den man vor Jahwe und
-seinem Propheten verbergen will, derselbe gemeint ist, wie in c. 30,1
-f., nämlich „hinabzuziehen nach Aegypten um Hülfe“.</p>
-
-<p>Aber schon in c. 29,13 f. scheint von diesen politischen Dingen nicht
-mehr die Rede zu sein. Es scheint vielmehr nur ganz allgemein die
-ethische Seite der Religion gegenüber dem blos äusserlichen Kultus
-hervorgehoben zu werden. Indessen glaube ich einmal, dass man immer
-gut thun wird, sich bei den Aussprüchen der alten Schriftsteller,
-namentlich der bedeutenderen unter ihnen, nicht bei allgemeiner Deutung
-zu beruhigen, sondern nach besonderen, konkreten Beziehungen zu fragen,
-und sodann scheint mir hier die an den Ausspruch angeknüpfte Drohung
-auf ein bestimmtes Faktum hinzuweisen. In v. 14b wird gesagt, dass sich
-die Weisheit der Weisen des Volkes verstecken, und die Einsicht seiner
-Einsichtigen untergehen wird. Die Drohung geht also auf die Leiter des
-Volkes, die sich in ihren Plänen verrechnet haben werden. Das führt uns
-im Blicke auf die folgenden Stücke auf das ägyptische Bündnis oder auf
-damit zusammenhängende Maassnahmen, etwa den Abfall von Assur.<span class="pagenum"><a name="Seite_6" id="Seite_6">[S. 6]</a></span> Dann
-lässt sich aber auch v. 13 gut auf diese politischen Dinge deuten. Die
-Entfernung des Herzens von Jahwe besteht darin, dass man ihn nicht um
-Rat fragt, dass man in Ungehorsam wider ihn diese politischen Dinge
-unternimmt und doch dabei äusserlich, in Opfern und Gottesdienst sich
-gebährdet, als ob man ihn auf das Höchste ehrt. Darum ist Jahwes Urteil
-darüber:</p>
-
-<p class="center">&#1491;&#1488;&#1514; &#1501; &#1488;&#1514;&#1497; &#1502;&#1510;&#1493;&#1514; &#1488;&#1504;&#1513;&#1497;&#1501; &#1502;&#1500;&#1502;&#1491;&#1492;</p>
-
-<p>„Ihr mich fürchten“, ist hier Ausdruck für „Religion“, indem es das
-Wesen des Begriffes religio bezeichnet und damit andeutet, worin ihre
-Religion bestehen müsste, nämlich in Gottesfurcht, die sie abhalten
-müsste, wider Jahwe und seinen Propheten zu handeln, ihre Religion ist
-aber nur ein gelerntes Gebot, „ein bindender Rechtsbrauch, der gelernt
-werden muss“ (Duhm).</p>
-
-<p>Für das kurze Drohwort c. 29,9 f. lässt sich natürlich auch nicht mit
-absoluter Sicherheit eine konkrete Beziehung angeben. Nur so viel
-lässt sich sagen, dass sich der Ausdruck und der Ton des Stückes am
-besten aus der Beziehung auf jene politische Dinge erklären lässt. v.
-9b: Seid trunken, doch nicht von Meth, taumelt, doch nicht von Wein,
-weist auf den Taumel des von Freiheitsdurst und Siegesträumen erhitzten
-Volkes hin. Bezüglich des Tons der Rede hebt <span class="gesperrt">Duhm</span> hervor, dass
-die Erregtheit, mit der sie hervorgestossen wird, einen Kampf mit den
-Volksleitern zu reflektieren scheint.</p>
-
-<p>In der Rede c. 29,1 ff. findet sich keine Begründung der Drohung. Die
-ironische Aufforderung: fügt Jahr zu Jahr, lasst die Feste kreisen!
-will ihnen nur entgegenhalten, dass ihnen die blos äussere, wenn auch
-noch so eifrige Ausübung des Kultus als blosser Lippendienst (c. 29,13)
-nichts helfen wird.</p>
-
-<p>In c. 28,14 ff. kann unter der v. 13 und 18 f. erwähnten Geissel nach
-allem, was wir sonst von Jesaia wissen, nichts anderes gemeint sein,
-als Assur. Damit hat auch diese Rede inhaltlich politischen Charakter
-genommen, was damit<span class="pagenum"><a name="Seite_7" id="Seite_7">[S. 7]</a></span> stimmt, dass sie an die Beherrscher des Volkes
-gerichtet ist. Deshalb könnte man annehmen, dass auch der Bund mit
-dem Tode und der Vertrag mit Scheol v. 15 auf politische Verträge
-mit Assur oder Aegypten zu deuten seien. Es scheinen aber vielmehr
-nach den Ausdrücken, die gebraucht sind, abergläubische Praktiken
-gemeint zu sein. Zu diesen Mitteln greifen sie, anstatt bei Jahwe
-Zuflucht zu suchen, aber deshalb, weil sie durch ihren ohne Jahwes
-Befehl vollzognen Abfall von Assur den Zorn und die Rache Jahwes
-heraufbeschworen haben.</p>
-
-<p>Davon, dass sie wider Jahwes Willen abgefallen sind und den Krieg mit
-Assur herbeigeführt haben, scheint c. 28,12 zu reden. Das Stück c.
-28,7&ndash;13 wendet sich gegen die Priester und Propheten, die den Willen
-Jahwes nicht verstehen oder nicht verstehen wollen, jedenfalls aber
-Prophezeiungen geben, die den Offenbarungen, welche Jesaia erhalten
-hat, widersprechen. Jesaia forderte im Namen Jahwes Unterwerfung und
-Ausharren, jene werden, wahrscheinlich auch im Bewusstsein, in Jahwes
-Namen zu reden, zu Abfall von Assur und Krieg geraten haben. Der Spruch
-Jahwes v. 12: „Dies ist die Ruhe, gebt Ruhe dem Müden, und dies ist
-die Erholung!“ bedeutet dann im Zusammenhange die Verzichtleistung
-auf politische Unternehmungen. Das ist jedenfalls die beste und auch
-genügende Erklärung der sonst unverständlichen Worte, die auch durch
-den parallelen Ausspruch c. 30,15 ihre Bestätigung erhält.</p>
-
-<p>So haben alle Stücke<a name="FNAnker_7_7" id="FNAnker_7_7"></a><a href="#Fussnote_7_7" class="fnanchor">[7]</a> des Buches Jesaia c. 28&ndash;31 ihre Beziehung auf
-dieselben politischen Verhältnisse, nämlich auf den Abfall Judas von
-Assur und das damit zusammenhängende ägyptische Bündnis.</p>
-
-<p>Dementsprechend haben auch die Drohungen den gleichen Inhalt in allen
-Stücken, nämlich die Unterwerfung und Vernichtung Judas durch Assur.
-In einigen Stellen tritt das ganz klar zu Tage. In c. 29,3 wird die
-Belagerung Jeru<span class="pagenum"><a name="Seite_8" id="Seite_8">[S. 8]</a></span>salems durch Schanzen und Belagerungswerke, die das
-feindliche Heer errichtet, beschrieben. In c. 30,17 wird gesagt, dass
-die judäischen Truppen trotz der ägyptischen Hülfe von dem feindlichen
-Heere zersprengt werden würden, so dass von ihrem ganzen Heere nur
-versprengte Flüchtlinge, wie ein einzelner Signalmast auf dem Berge,
-übrig bleiben werden. Nach c. 31,3 wird Jahwe wie ein Löwe im Heerzuge
-über den Berg Zions und seinen Hügel herfallen. Es ist schon oben
-erwähnt worden, dass die c. 28,15 und 18 erwähnte Geissel nichts
-Anderes bedeuten kann als Assur, und auch v. 21 lässt auf eine aus
-Kriegsgefahr entstehende Not schliessen. So wird auch das Bild von der
-einstürzenden Mauer c. 30,13 f. im Munde des Jesaia auf den Sturz der
-Mauern Jerusalems zu deuten sein, vgl. 29,1 ff., auch 32,13 f., c. 22
-und 5,1 ff.</p>
-
-<p>Die Vergleichung der einzelnen jesajanischen Stücke unseres Buches
-ergiebt, dass dieselben sowohl der Form als auch dem Inhalte nach
-zusammengehören. Ausgenommen sind dabei das erste und das letzte Stück
-des Buches, c. 28,1&ndash;4 und c. 32,9&ndash;14. Das erste Stück c. 28,1&ndash;4 hat es
-überhaupt nicht mit Juda und Jerusalem zu thun, sondern mit Ephraim
-und weissagt den schnellen Untergang Samarias durch Assur. Das letzte
-Stück c. 32,9&ndash;14 wendet sich zwar gegen Jerusalem und weissagt sogar
-am deutlichsten den definitiven Untergang der Stadt; es zeigt aber
-doch so bedeutende Abweichungen von den vorangehenden Stücken, dass es
-nicht ohne Weiteres mit denselben zusammengethan werden kann. Nicht
-nur in der poetischen Form weicht es von denselben ab, auch inhaltlich
-unterscheidet es sich von ihnen dadurch, dass es nicht an die
-Volksleiter, sondern an die Frauen Jerusalems gerichtet ist, und dass
-ihm im Zusammenhange damit jede Beziehung auf das ägyptische Bündnis
-fehlt. Abgesehen von diesen beiden Stücken aber herrscht, wie wir
-gesehen haben, eine weitgehende formelle wie sachliche Uebereinstimmung
-unter den jesajanischen Stücken des Buches c. 28&ndash;33. Wir werden
-aber<span class="pagenum"><a name="Seite_9" id="Seite_9">[S. 9]</a></span> noch weiter gehen können. Es lässt sich zeigen, dass innerhalb
-derselben eine chronologische und sachliche Entwickelung stattfindet.</p>
-
-<p>Nach c. 31,2 f. nimmt Jesaia, wie schon bemerkt worden ist, als
-ausgemachte Thatsache an, dass die Aegypter Juda zu Hülfe kommen und
-darum auch mit demselben zu Grunde gehen werden. Das setzt voraus, dass
-das Bündnis mit Aegypten eine abgeschlossene Thatsache ist. Aus v. 1
-und 3a ist übrigens auch zu schliessen, dass die Aegypter Juda nicht
-blos sachliche Unterstützung, etwa Geld und Pferde, sondern auch die
-Hülfe eines Kriegsheeres versprochen haben, und v. 3a zeigt, wie grosse
-Hoffnung die Judäer auf diese Unterstützung gesetzt haben. Aus c. 30,9
-ff. ist das noch nicht klar; da richtet sich auch die Drohung nur gegen
-Juda. Indessen ergiebt sich dort auch aus v. 15 ff., dass der Vertrag
-mit Aegypten bereits abgeschlossen ist.</p>
-
-<p>c. 30,1 ff. wendet sich gegen die, die einen Beschluss ausführen
-wollen, der nicht von Jahwe ausgegangen ist, die Gussopfer giessen
-wollen, aber nicht mit Jahwes Geist, d. h. die nach Aegypten
-hinabziehen, um dort den wider Jahwes Willen eingegangenen Bund
-abzuschliessen.</p>
-
-<p>c. 30,6 f. schildert sie, wie sie den dafür zu entrichtenden Tribut
-nach Aegypten bringen.</p>
-
-<p>Dreimal also, in c. 30,1 ff, in c. 30,6 f. und in c. 31,1 ff. ist von
-einem Hinabziehen nach Aegypten die Rede. Aber jedes Mal hat dasselbe
-einen anderen Zweck. <span class="gesperrt">Duhm</span> meint, dass c. 30,6 f. inhaltlich
-ziemlich identisch mit dem vorhergehenden sei und hält c. 31,1 ff.
-für ein vom Redaktor zusammengestelltes kürzeres Seitenstück zu c.
-30. Das ist indessen nicht der Fall. In c. 30,1 ff. ziehen sie hinab,
-um den Bund abzuschliessen (vgl. v. 1 und die Ausdrücke in v. 2b),
-nach c. 30,6 f. thun sie es, um ihre Güter und Schätze hinzubringen,
-d. h., um den <span class="gesperrt">für die versprochene</span> Hülfe zu leistenden Tribut
-zu entrichten; endlich nach c. 31,1 ff. ziehen sie dem versprochenen
-Hülfsheer entgegen. Darauf deuten die Ausdrücke in v. 1: die auf Rosse
-schauen und auf<span class="pagenum"><a name="Seite_10" id="Seite_10">[S. 10]</a></span> den Tross, weil er gross, und auf die Reiter, weil sie
-sehr stark sind. Darauf deutet auch der weitere Inhalt der Rede, der
-sich mindestens ebenso sehr gegen die Hülfe der Aegypter als gegen Juda
-selbst wendet.</p>
-
-<p>Man wird zwar diese inhaltliche Unterscheidung innerhalb dieser drei
-Stücke, die sich gegen die wenden, die „nach Aegypten hinabgehen“,
-nicht mit absoluter Gewissheit machen dürfen; aber neben den doch mit
-ziemlicher Deutlichkeit im Texte gegebenen Andeutungen führt noch eine
-Erwägung allgemeiner Art auf die Notwendigkeit überhaupt, derartige
-Unterscheidungen besonders bei Reden von so konkreter Veranlassung
-festzustellen. Will man nicht, was doch gewiss niemand thun wird,
-annehmen, dass Jesaia seine Reden, ehe er sie hielt, predigtähnlich
-ausgearbeitet habe, so ist kein irgendwie durchschlagender Grund
-einzusehen, warum er nachträglich Reden von so gleichartigem konkreten
-Inhalt in nur variierter Form zu Papier gebracht und herausgegeben
-haben sollte. Mündlich konnte und wird Jesaia sich mehrfach über
-denselben Gegenstand ausgesprochen haben; aber schriftlich genügte eine
-Aufzeichnung völlig zur Dokumentierung seiner Ansicht.</p>
-
-<p>Wir kommen zu c. 29,15. Dieses kurze Stück besagt ein doppeltes über
-das Bündnis mit Aegypten: 1. dass die Volksleiter den Beschluss, mit
-Aegypten ein Bündnis zu schliessen, definitiv gefasst haben, aber
-heimlich vor Jahwe und seinem Propheten, und 2. dass Jesaia davon Kunde
-erhalten hat. Es geht also chronologisch und sachlich den folgenden,
-oben besprochenen Stücken voran. Als Jesaia das Wort c. 29,15 sprach,
-war gewissermassen im Staatsrate beschlossen, in Aegypten um ein
-Bündnis wider Assur nachzusuchen. Die folgenden Stücke wenden sich
-gegen die Ausführung dieses Staatsbeschlusses.</p>
-
-<p>Sehen wir uns nun die vorhergehenden Abschnitte in c. 28 und 29 an, so
-haben sie gegenüber den folgenden dies gemeinsam, dass in ihnen von
-diesem förmlichen und definitiven Beschluss der Volksleiter noch nicht
-die Rede ist.<span class="pagenum"><a name="Seite_11" id="Seite_11">[S. 11]</a></span> Denn wir haben gesehen, dass auch die Stelle c. 28,15
-nicht direkt auf den Bund mit Aegypten bezogen werden darf, obwohl
-derselbe auch dort schon im Hintergrunde steht. Die Situation, welche
-die jesajanischen Stücke in c. 28 und 29 voraussetzen, ist folgende.
-Die Vorgänge in Assur haben die schon vorhandenen ägyptenfreundlichen
-Neigungen und Strömungen Judas mächtig geschürt. Das ganze Volk ist
-erfüllt von Freiheitsdurst und Thatendrang, es sehnt sich danach, das
-drückende und verhasste Joch Assurs abzuschütteln. Diese patriotische
-Begeisterung wird von Priestern und Propheten geteilt und genährt; auch
-die Leiter des Volkes treten dafür ein und haben sich über das Gelingen
-des Planes durch Nekromantie und allerhand Zaubermittel Gewissheit
-verschafft.</p>
-
-<p>Diese Situation spiegeln die Stücke in c. 28 und 29 nun auch unter sich
-in gewisser chronologischer und sachlicher Ordnung wieder.</p>
-
-<p>c. 28,7&ndash;13 hat es mit den Priestern und Propheten zu thun, die das
-Feuer der Begeisterung im Volke durch Opfer und Weissagungen schüren.
-Jesaia kommt ihnen in seiner Nüchternheit einfältig vor, so dass sie
-über ihn spotten. Aber eine andere Begeisterung hat auch ihn erfasst,
-die Begeisterung, im Dienste seines Gottes und der Wahrheit zu stehen,
-und in gewaltiger Drohrede voll erhabenstem Schwung giebt er ihnen
-ihren Spott zurück.</p>
-
-<p>Das zweite Stück, c. 28,14&ndash;23, wendet sich gegen die Volksleiter, die
-sich von Priestern und Propheten haben „fest“ machen lassen. Dass das
-unter anderem auch durch Orakel geschehen ist, zeigt v. 19: „und es
-wird rein Entsetzen sein, Orakel zu deuten“. Das setzt voraus, dass sie
-dem Propheten Orakel entgegengehalten haben, die ihnen das Gelingen
-ihres Planes verheissen, eine weitere Bestätigung für unsere Auffassung
-von v. 15. In v. 22 deuten die Worte, „dass nicht fest werden eure
-Bande“, auch darauf hin, dass der Plan des Bündnisses mit Aegypten noch
-nicht zum definitiven Staatsbeschluss erhoben worden ist.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Seite_12" id="Seite_12">[S. 12]</a></span></p>
-
-<p>In c. 29,1 ff. ist von dem Bündnisse mit Aegypten nicht die Rede; aber
-die Gewissheit, mit der Jesaia hier die Belagerung Jerusalems kommen
-sieht, beweist, dass der Plan vorgeschritten ist, und dass seine Reden
-dagegen fruchtlos geblieben sind. c. 29,9 f. setzt, wie wir schon
-gesehen haben, einen erbitterten Kampf Jesaias mit den Volksleitern
-voraus, zeigt aber zugleich, dass sie in ihrer wilden Begeisterung
-(v. 9 b) blind gegen seine Warnungsreden sind (v. 9 a), so dass
-Jesaia an ihnen verzweifelt und in ihrem Verhalten das definitive
-Verstockungsgericht Jahwes erkennt (v. 10).</p>
-
-<p>c. 29,13 f. endlich wendet sich an das Volk, das in fanatisiertem Eifer
-nur um so mehr den äusserlichen Jahwekult betreibt. Jesaia verachtet
-es um seines Lippendienstes willen, erkennt aber zugleich, dass es von
-seinen „Weisen“ verführt ist v. 14.</p>
-
-<p>Ueberblicken wir diese innerhalb der einzelnen jesajanischen Stücke
-nachgewiesene chronologisch-sachliche Entwicklung noch einmal,
-so erkennen wir innerhalb derselben zwei scharf von einander
-unterschiedene Phasen. Die erste umfasst die Abschnitte in c. 28 und
-29 bis zu dem Stücke 29,13 f. In ihr ist noch alles in Bewegung und
-der Plan des ägyptischen Bündnisses noch nicht zum Staatsbeschluss
-erhoben; von c. 29,15 an ist dagegen dieser Staatsbeschluss gefasst und
-kommt zur Ausführung. Das ergiebt nun eine formelle und inhaltliche
-Unterscheidung dieser beiden grösseren Abschnitte, die freilich
-ihren inneren Zusammenhang nicht zerreisst, sondern vielmehr nur die
-Richtigkeit der nachgewiesenen chronologisch-sachlichen Entwicklung
-bestätigt.</p>
-
-<p>Der äusserlich gleichmässige Eingang der Reden in c. 29,15, c. 30,1 ff.
-und 31,1 ff. ist schon erwähnt worden. Alle drei Reden beginnen mit dem
-„Wehe denen, die u. s. w.“ In dem ersten Abschnitt findet sich weder
-diese Form noch überhaupt solche Gleichmässigkeit. Das kommt daher,
-dass der Prophet im zweiten Abschnitte immer dieselben Gegner vor Augen
-hat, nämlich die, welche den Bund beschliessen<span class="pagenum"><a name="Seite_13" id="Seite_13">[S. 13]</a></span> und zur Ausführung
-bringen, während er sich im ersten Abschnitte bald an die Priester und
-Propheten, bald an die Volksleiter, bald an das Volk wendet, um das
-Zustandekommen des Beschlusses zu verhüten. Damit hängt auch zusammen,
-dass im ersten Abschnitte die Drohung noch unbestimmter, an einer
-Stelle c. 28,22 sogar halb hypothetisch ausgesprochen ist. Jesaia sagt
-nur, dass sie straucheln und zerschellen werden, dass er Untergang und
-Entscheidung von Jahwe gehört habe, dass Jahwe sie wunderbar behandeln
-werde. Nur c. 29,1 ff. redet er bestimmt von der Belagerung Jerusalems;
-denn freilich ist er von ihrer Unverbesserlichkeit überzeugt c. 29,10.
-Aber doch ist seine Strafverkündigung im zweiten Teile bestimmter und
-konkreter. Da heisst es nicht mehr: wenn ihr das thut, sondern: weil
-ihr das gethan habt, so werdet ihr untergehen c. 30,12 f., 15 f. c.
-31,1 ff. vgl. auch 30,2 f. Da redet c. 30,13 f. von der gänzlichen
-Zerstörung Jerusalems, c. 30,16 f. von der völligen Vernichtung ihres
-Heeres, und c. 31,1&ndash;3 verkündet den verbündeten Heeren den Untergang
-ebenso wie c. 31,4 die rettungslose Zerstörung Jerusalems.</p>
-
-<p>Dieser Unterschied in beiden Teilen der in Betracht kommenden Stücke
-hebt darum aber den oben nachgewiesenen inneren Zusammenhang nicht auf,
-sondern bestätigt nur die Richtigkeit der nachgewiesenen Entwicklung,
-indem er ein Moment der Erklärung fordert, welches gerade in dem
-definitiven Beschluss, das ägyptische Bündnis einzugehen, ausreichend
-gegeben ist.</p>
-
-<p>Das Urteil Dillmanns über den Zusammenhang der Kapitel 28&ndash;32, dass
-Jesaia den Plan des ägyptischen Bündnisses in denselben von seinem
-ersten Auftauchen an bis zu seiner schliesslichen Ausführung Schritt
-für Schritt mit seinen Warnungsreden verfolgt, hat sich also auch
-für uns, wenn auch in anderer Weise und jedenfalls in sachlich
-zutreffenderer Weise als richtig herausgestellt. Die jesajanischen
-Stücke unseres Buches, mit Ausnahme des ersten und des letzten,
-stehen nicht nur unter einander in formellem und sachlichem<span class="pagenum"><a name="Seite_14" id="Seite_14">[S. 14]</a></span>
-Verwandtschaftsverhältnis, sondern weisen auch in der uns vorliegenden
-Reihenfolge eine stufenweise chronologische und sachliche Ordnung und
-Entwicklung auf.</p>
-
-<p>Diese Thatsache ist es auch gewesen, die die Kritik so lange verhindert
-hat, an die scheinbar dadurch so geschlossene Einheit der Kapitel
-28&ndash;32 ihren Hebel anzusetzen. Nachdem das aber nun geschehen ist, und
-die jesajanischen Bestandteile dieser Kapitel trotzdem dieselbe, ja
-eine noch viel engere Geschlossenheit aufweisen, so sollte man meinen,
-dass wir nun in den jesajanischen Bestandteilen das eigentliche,
-von Jesaia selbst verfasste Buch, vor uns haben. Indessen wird die
-weitere Untersuchung doch zeigen, dass auch diese jesajanischen
-Bestandteile des Buches wenigstens nicht in der Gestalt, in der sie
-uns jetzt vorliegen, als ein einheitliches Ganze aus der Hand des
-Jesaia hervorgegangen sein können. Nehmen wir diese zusammengehörigen
-Stücke so vor uns, wie wir sie jetzt haben, so fehlt ihnen zunächst der
-Anfang.<a name="FNAnker_8_8" id="FNAnker_8_8"></a><a href="#Fussnote_8_8" class="fnanchor">[8]</a></p>
-
-<p>Das Stück c. 28,7 ff. beginnt mit den Worten:</p>
-
-<p class="center">&#1493;&#1490;&#1501; &#1488;&#1500;&#1492; &#1489;&#1500;&#1497;&#1503; &#1513;&#1490;&#1497; &#1493;&#1489;&#1513;&#1499;&#1512; &#1514;&#1506;&#1493;</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Seite_15" id="Seite_15">[S. 15]</a></span></p>
-
-<p>Die Worte &#1493;&#1490;&#1501; &#1488;&#1500;&#1492; weisen ganz notwendig auf etwas Vorhergegangenes.
-Wollte man sie aber als einen nachträglichen Zusatz des Redaktors
-streichen, der durch dieselben das Stück c. 28,7 ff. mit dem
-Vorhergehenden habe verbinden wollen, so bliebe doch auch so noch der
-übrige Anfang des Stückes unerklärt und unverständlich. Mit den Worten:
-„im Wein schwindeln und im Meth schwanken sie“ kann Jesaia auch nicht
-ein Buch oder eine Redesammlung angefangen haben. Man kann aber auch
-nicht die ganze Einleitung zu der folgenden Scene, also v. 7 und 8, für
-einen nachträglichen, erläuternden Zusatz erklären, denn die v. 9 ff.
-geschilderte Szene bedarf notwendig eines solchen Zusatzes und ist erst
-recht kein passender und verständlicher Eingang der folgenden Rede oder
-gar der ganzen Sammlung. Es ist also notwendig anzunehmen, dass dem v.
-7 noch etwas Anderes vorausgegangen ist. Was ist dies aber?</p>
-
-<p>Auf v. 5 und 6 kann hier keine Rücksicht genommen werden, da diese
-Verse nicht von Jesaia sind. Dagegen bieten sich uns die Verse 1&ndash;4
-unseres Kapitels als eine scheinbar sehr befriedigende Lösung unserer
-Frage dar. Das Stück c. 28,1&ndash;4 wendet sich gegen Samaria und seine
-Trunkenen, die v. 1 und 3 erwähnt werden, und droht den schnellen
-Untergang der Stadt durch einen Gewaltigen Jahwes an. An diese
-Drohung scheint sich nun v. 7 f. äusserst bequem anzuschliessen.
-Besonders eindrucksvoll scheint dann das &#1493;&#1490;&#1501; &#1488;&#1500;&#1492; zu sein, indem es so
-zugleich auch auf die Strafe hinweist, die auch den jerusalemischen
-Trunkenbolden droht. Zudem scheint das Stück wie geschaffen als
-Einleitung in eine derartige Sammlung wie die vorliegende. Der Eingang
-dieser Drohung lässt an poetischer Kraft und Fülle sonstigen Eingängen
-Jesaias in Reden und Redesammlungen nichts nach. Deshalb steht auch
-<span class="gesperrt">Duhm</span> nicht an, anzunehmen, dass Jesaia selbst die Verbindung
-in v. 7 f. mit v. 1&ndash;4 hergestellt habe, als er nämlich alle einzelnen
-Stücke zu einem Büchlein vereinigte. Allein diese Annahme <span class="gesperrt">Duhms</span>
-bereitet doch Schwierigkeiten, die sich nicht beseitigen lassen, und
-die deshalb diese<span class="pagenum"><a name="Seite_16" id="Seite_16">[S. 16]</a></span> Annahme für unser Stück mindestens widerraten, für
-andere Stücke aber geradezu unmöglich machen.</p>
-
-<p>Dass man nicht etwa annehmen darf, dass Jesaia c. 28,1&ndash;4 und v. 7
-ff. in einem Zuge in Jerusalem gesprochen habe, ist im ersten Teile
-dieser Abhandlung schon bewiesen worden. Die Ereignisse, auf die
-sich c. 28,1&ndash;4 bezieht, liegen 20 Jahre früher, und v. 7 ff. bilden
-gar keine eigentliche Rede, sondern enthalten die Schilderung einer
-wahrscheinlich im Tempelvorhof vorgefallenen Szene.</p>
-
-<p>Es kann sich also nur um nachträgliche schriftstellerische Verbindung
-beider Stücke handeln. Dies kann nach der gangbaren Vorstellung der
-Entstehung jesajanischer Schriften nur geschehen sein, als Jesaia das
-Stück v. 7&ndash;13 niederschrieb, oder als er die Sammlung der einzelnen
-vorliegenden Stücke vornahm. Die erstere Annahme ist an sich sehr
-unwahrscheinlich. Denn es ist nicht wohl denkbar, dass Jesaia als
-Einleitung zu dem kurzen Stücke v. 7&ndash;13 eine fast gleich lange Rede
-gesetzt habe, die sich inhaltlich auf ganz andere Umstände und Zeitlage
-bezieht. Denn die Trunkenheit der Priester und Propheten bildet doch
-nur den Ausgangspunkt und Hintergrund der Szene, während sich die
-eigentlichen Auseinandersetzungen auf ganz andere Dinge beziehen (v.
-12). Vor allen Dingen aber sollte man erwarten, dass dann der Prophet
-irgendwie auf seine Einleitung Bezug genommen hätte. Da dies aber
-nicht geschehen ist, so ist auch an eine engere schriftstellerische
-Verbindung zwischen v. 1&ndash;4 und v. 7&ndash;13 nicht zu denken.</p>
-
-<p>Aehnliche Einwände erheben sich gegen die Annahme <span class="gesperrt">Duhms</span>,
-dass Jesaia die Verbindung zwischen v. 1&ndash;4 und v. 7 ff. erst später
-hergestellt habe, als er die einzelnen Stücke unseres Buches zu einer
-Sammlung vereinigte. Welche Gründe sollte wohl der Prophet gehabt
-haben, diese inhaltlich und zeitlich so fern liegende Drohrede mit den
-andern so eng zusammengehörigen Stücken zu vereinigen, und dieselbe
-als Einleitung an die Spitze derselben zu stellen. Denn ein besonderer
-Grund musste doch dafür angegeben<span class="pagenum"><a name="Seite_17" id="Seite_17">[S. 17]</a></span> werden können, aus dem Jesaia
-dieses Stück aus der Zeit vor der Zerstörung Samarias mit den aus der
-Sanherib-Zeit stammenden Stücken verbunden haben könnte. Nun ergiebt
-sich aber aus einem Vergleich dieses Stückes mit den übrigen Abschnitten</p>
-
-<p>1. dass in den sämmtlichen übrigen Stücken auch nicht ein einziges Mal
-ausser in c. 28,7, auf c. 28,1&ndash;4 Bezug genommen wird.</p>
-
-<p>2. dass c. 28,1&ndash;4 in inhaltlicher Beziehung völlig andersartig ist
-als die sämmtlichen anderen Stücke. In letzteren handelt es sich, wie
-wir gesehen haben, um politische Dinge; der Grund aller Drohungen ist
-das wider Jahwes Willen geplante und vollzogene Bündnis mit Aegypten.
-In c. 28,1&ndash;4 wird dagegen als Ursache des Unterganges von Samaria die
-sittliche Verkommenheit seiner Bewohner angeführt, die sich in ihrer
-Völlerei kundgiebt.</p>
-
-<p>Die einzige Beziehung hat das Stück c. 28,1&ndash;4 zu den Versen 7 und 8
-dieses Kapitels, und zwar auch nur darin, dass in v. 7 und 8 auch
-von Trunkenen die Rede ist. Allein diese Beziehung ist doch eben nur
-sehr äusserlich und kann deshalb eher einem Redaktor als dem Jesaia
-selbst zugetraut werden. Ein solches Armutszeugnis dürfen wir doch dem
-Jesaia nicht ausstellen, dass er nicht eine selbstständige Einleitung
-zu seiner Sammlung habe herstellen können, sondern dass er dazu ein
-möglichst wenig passendes Stück aus früherer Zeit gewissermassen
-an den Haaren herbeigezogen habe. Es spricht auch noch ausser den
-inneren Gründen ein äusserer Umstand dafür, dass c. 28,1&ndash;4 nicht von
-Jesaia, sondern von einem späteren Redaktor an die Spitze der Sammlung
-gestellt sei, das sind die beiden unechten Verse 5 und 6. Wären v.
-1&ndash;4 von Anfang an eng mit v. 7 ff. verbunden gewesen, so wäre es kaum
-denkbar, dass sich zwischen v. 4 und das &#1493;&#1490;&#1501; &#1488;&#1500;&#1492; v. 7 jene beiden
-Verse eingedrängt hätten. Ist aber die Verbindung von v. 1&ndash;4 mit v. 7
-ff. erst vom Redaktor hergestellt, dann stammen jedenfalls auch die
-dieselbe herstellenden Worte von ihm, und<span class="pagenum"><a name="Seite_18" id="Seite_18">[S. 18]</a></span> wahrscheinlich ist dann
-überhaupt v. 7 f. eine für jene Verbindung vom Redaktor hergestellte
-Umarbeitung einer etwas anderen jesajanischen Einleitung zu der v. 9
-ff. geschilderten Szene im Tempelvorhof. Denn es ist schon im ersten
-Teile der Abhandlung hervorgehoben worden, dass v. 7 f. wahrscheinlich
-nicht so, wie wir sie haben, von Jesaia niedergeschrieben worden sind.
-Eine jesajanische Einleitung hat sicher vor v. 9 ff. gestanden, weil
-dieselben sonst unverständlich wären und keinen Eingang hätten. Aber
-der Redaktor hat wahrscheinlich das darin von der Trunkenheit der
-Priester und Propheten Gesagte stark betont und weiter ausgemalt,
-um einen möglichst engen Anschluss an v. 1&ndash;4 zu erhalten, und hat
-dagegen Manches weggelassen, was uns vielleicht für das Verständnis
-von v. 9 ff. wertvoller gewesen wäre. Ob aber die Verbindung von
-c. 28,1&ndash;4 mit den übrigen Stücken dadurch entstanden sei, dass in
-der jesajanischen Aufzeichnung erzählt war, wie der Prophet sich im
-Streite mit den trunkenen Jerusalemiten auf die ehemalige Weissagung
-über Samaria und auf ihre vor Augen liegende Erfüllung berufen hat,
-wie <span class="gesperrt">Hackmann</span><a name="FNAnker_9_9" id="FNAnker_9_9"></a><a href="#Fussnote_9_9" class="fnanchor">[9]</a> annimmt, lässt sich nicht mehr ausmachen.
-Nötig ist diese Annahme keineswegs, da die späteren Sammler durchaus
-keine Rücksicht auf die Chronologie nahmen, und für denselben zur
-Aufnahme des Stückes z. B. auch das &#1495;&#1493;&#1497; im Anfange sehr wohl
-ausschlaggebend gewesen sein kann.</p>
-
-<p>So viel scheint mir wenigstens erwiesen zu sein, dass der Anfang
-der zusammengehörigen jesajanischen Stücke unseres Buches nicht
-mehr erhalten, sondern von einem anderen durch das allerdings auch
-jesajanische, aber unserm Zusammenhange fremdartig gegenüberstehende
-Stück Jes. 28,1&ndash;4 ersetzt worden ist.</p>
-
-<p>Aber auch die übrigen sachlich zusammengehörigen Stücke können so, wie
-sie uns vorliegen, trotz ihres grossen sachlichen Zusammenhanges und
-ihrer strengen zeitlichen<span class="pagenum"><a name="Seite_19" id="Seite_19">[S. 19]</a></span> Reihenfolge nicht als eine von Jesaia selbst
-hergestellte Sammlung angesehen werden. <span class="gesperrt">Duhm</span> vertritt allerdings
-diese Meinung. Er sagt<a name="FNAnker_10_10" id="FNAnker_10_10"></a><a href="#Fussnote_10_10" class="fnanchor">[10]</a>: „Ich halte es für möglich, dass Jesaia die
-Stücke, die wir jetzt von c. 28,1 an lesen, die sich recht gut als eine
-durch Jesaias eigene Hand redigierte Schrift auffassen lassen, in ihrer
-dem Anschein nach beispiellos korrekten chronologischen Reihenfolge
-zusammengestellt habe; diese Schrift geht dann mindestens bis c. 30,17
-umfasst aber vielleicht auch noch c. 30,27&ndash;31,9.“</p>
-
-<p>Aber <span class="gesperrt">Duhm</span> vermag es selbst nicht, diese seine Ansicht für
-alle jesajanischen Stücke innerhalb des von ihm angenommenen Rahmens
-durchzuführen.</p>
-
-<p>Das ist zunächst bei dem Stücke c. 30,6 f. der Fall. Das Stück trägt
-die Ueberschrift:</p>
-
-<p class="center">&#1502;&#1513;&#1488; &#1489;&#1492;&#1502;&#1493;&#1514; &#1490;&#1504;&#1489;</p>
-
-<p>Hätte dieses Stück ursprünglich dicht neben c. 30,1&ndash;5 gestanden, so
-wäre nicht einzusehen, wie diese Ueberschrift gerade zwischen v.
-5 und 6 hineingekommen wäre. Denn auch v. 1&ndash;5 reden von dem Zuge
-nach Aegypten, gehören also äusserlich und innerlich ziemlich eng
-zusammen, und kein Mensch würde v. 6 f. für ein besonderes, für sich
-bestehendes Orakel gehalten haben. Man müsste also erwarten, dass
-dann die Ueberschrift vor v. 1 stünde. <span class="gesperrt">Duhm</span> findet es daher
-wahrscheinlich, dass das Stück einst, wegen seiner Stichwortüberschrift
-neben c. 21. 22 gestanden habe und erst von dem letzten Redaktor
-hierher versetzt worden sei. Ob sich nicht eine andere, ebenso
-befriedigende Erklärung dafür wird finden lassen, werden wir nachher
-sehen; hier soll nur festgestellt werden, dass das Stück v. 6 f. sich
-nicht ursprünglich direkt an v. 1&ndash;5 angeschlossen haben kann.</p>
-
-<p>Zweifelhaft erscheint es <span class="gesperrt">Duhm</span> ferner, ob das Stück c. 29,13
-f. die Fortsetzung zu v. 9 f. bildet. Die einleitenden Worte: der
-Herr sprach, scheinen ihm auf einen andern,<span class="pagenum"><a name="Seite_20" id="Seite_20">[S. 20]</a></span> vielleicht historischen
-Zusammenhang hinzuweisen, aus dem der Sammler das Stück herausgebrochen
-hat. Dass sein Inhalt für seine Zuweisung zur Periode Sanheribs
-spricht, ist an sich noch kein Beweis für die Ursprünglichkeit seiner
-jetzigen Stellung. Denn wir haben auch jetzt noch an anderen Stellen
-des Jesaia-Buches Stücke, die jener Periode zugehören. Es handelt sich
-hier nicht um den Inhalt, sondern um die Form des Anschlusses. Und da
-muss doch gesagt werden, dass die einleitende Formel „und es sprach
-der Herr“ nicht zum direkten Anschlusse von v. 13 f. an v. 9 f. passt.
-Denn diese Formel würde, falls sie von Jesaia zur Verbindung der beiden
-Stücke geschrieben wäre, beide zu einem Ganzen verbinden. Dass das aber
-nicht geht, ist bereits im ersten Teile der Abhandlung gezeigt worden.</p>
-
-<p>Das einzige Stück, welches ausser dem eben besprochenen noch eine
-scheinbare Verbindung mit dem vorhergehenden aufweist, ist c. 28,14 ff.
-Aber auch hier zeigt grade die Art dieser Verbindung, dass dieselbe
-nicht von Jesaia zum Zwecke des direkten Anschlusses von v. 14 ff.
-an v. 7&ndash;13 hergestellt sein kann. Denn die Verbindung von v. 14 ff.
-mit dem Vorhergehenden durch &#1500;&#1499;&#1503; ist ungeschickt und verdunkelt
-den Sinn. Es ist oben gezeigt worden, welche Schwierigkeiten dieses
-&#1500;&#1499;&#1503; den Auslegern bereitet, und zu welchen gezwungenen Erklärungen
-es geführt hat. Denn einmal enthält das Stück v. 14 ff. selbst in v.
-15 die Begründung zu der folgenden Drohung, auf die auch ausdrücklich
-in v. 18 Bezug genommen wird; andrerseits ist aber in v. 7 ff. von
-einer solchen Begründung, auf die doch das &#1500;&#1499;&#1503; weisen müsste,
-gar keine Rede. Daher ist das &#1500;&#1499;&#1503; entweder nachträglich vom
-Redaktor hergestellt, oder weist, was noch wahrscheinlicher ist, auf
-einen anderen Zusammenhang hin. Denn es ist nicht sehr wahrscheinlich,
-dass ein Sammler, der doch sonst jesajanische Stücke ohne besondere
-Verknüpfung aneinandergereiht hat, ohne Grund diese unpassende
-Verbindung hergestellt haben sollte.</p>
-
-<p>So ergiebt sich uns also, dass grade die Stücke, die mit<span class="pagenum"><a name="Seite_21" id="Seite_21">[S. 21]</a></span> dem
-vorhergehenden schriftstellerisch verbunden zu sein scheinen, eben um
-dieser Verbindung willen nicht von Jesaia selbst so zusammengestellt
-sein können, sondern dass ihr Eingang vielmehr auf einen anderen,
-als ihren jetzigen Zusammenhang hinweist. Doch ehe wir auf die Frage
-eingehen, welches etwa ihr ursprünglicher Zusammenhang gewesen sein
-könne, müssen wir uns noch mit den übrigen jesajanischen Stücken
-befassen. Es sind die Stücke: c. 29,1 ff., 29,9 f., 29,15, 30,1
-ff., 30,8 ff., 31,1 ff. Alle diese Stücke stehen ohne irgendwelche
-schriftstellerische Verbindung neben einander.</p>
-
-<p>An sich ist das Fehlen redaktioneller Verbindung der Stücke nun
-freilich kein Grund, ihre Zusammenstellung dem Jesaia abzusprechen.
-Es ist im Gegenteil oft der Fehler bei der Erklärung prophetischer
-Schriften, dass man eine Verbindung zwischen einzelnen Reden
-herzustellen sucht, die nicht vorhanden und nicht beabsichtigt ist.</p>
-
-<p>Aber wenn wir die in Rede stehenden Stücke betrachten, so werden wir
-doch zu dem Schlusse gedrängt, dass <span class="gesperrt">diese</span> Stücke in ihrer
-jetzigen Gestalt nicht von Jesaia selbst zu einem Buch zusammengestellt
-sein können.</p>
-
-<p>Zunächst müssen wir c. 30,8 ff. aus der vermeintlichen Sammlung
-ausscheiden. Denn dieses Stück setzt in seinem Eingange unbedingt
-einen anderen Zusammenhang voraus, als er in dem vorhergehenden Stücke
-gegeben ist. Das Stück beginnt mit den Worten:</p>
-
-<div class="poetry-container">
- <div class="poetry">
- <div class="stanza">
- <div class="verse">Jetzt geh’ hinein, schreib es nieder, und auf ein Buch zeichne es!</div>
- </div>
- </div>
-</div>
-
-<p>Mag der Vers auch nicht mehr ganz in Ordnung sein<a name="FNAnker_11_11" id="FNAnker_11_11"></a><a href="#Fussnote_11_11" class="fnanchor">[11]</a>, so bleibt doch
-immer bestehen, dass Jesaia aufgefordert wird, „jetzt“ hinein (?)
-zu gehen und „es“ aufzuschreiben. Worauf bezieht sich das &#1506;&#1514;&#1492;,
-und was ist mit den Suffixen in den Verben gemeint? Da uns das
-nicht im Folgenden gesagt wird, so müssten wir erwarten, dass es im
-Vorhergehenden<span class="pagenum"><a name="Seite_22" id="Seite_22">[S. 22]</a></span> irgendwie angedeutet sei. Das Witzwort in v. 7 b kann
-es nicht sein; denn erstens stammt es nicht von Jesaia, und zweitens
-steht es in dem Stück v. 6 f., das, wie wir gesehen haben, auch nicht
-ohne Weiteres dem Zusammenhange angehört. In dem vorhergehenden Stück
-c. 30,1&ndash;5 lässt sich aber auch nichts zur Erklärung finden. Dann ist
-aber klar, dass auch dieses Stück nicht als unmittelbare Fortsetzung
-des vorhergehenden von Jesaia niedergeschrieben sein kann.</p>
-
-<p>Die noch übrigen Stücke fordern in ihren Anfängen keine Beziehungen
-auf etwas Vorangegangenes. Sie könnten also an sich wohl in ihrer
-Reihenfolge von Jesaia zu einer Sammlung zusammengestellt worden sein.
-Aber ein anderer Umstand widerspricht dieser Möglichkeit. Würden
-wir nämlich die vorherbesprochenen Abschnitte aus dieser Sammlung
-herausnehmen, so würde dadurch der sachlich-chronologische Zusammenhang
-der Stücke, den wir oben nachgewiesen haben, zerstört werden. Wir kämen
-ja auch dann zu der unglaublichen Annahme, dass Jesaia seine eigenen
-zusammengehörigen Stücke nur zum kleinen Teil geordnet habe, und
-dass es erst einem späteren Bearbeiter gelungen sei, für alle Stücke
-die chronologisch-sachliche Ordnung herzustellen. Dieser Annahme ist
-jedenfalls die andere vorzuziehen, dass die Zusammenstellung der Stücke
-in der Gestalt, in welcher sie uns vorliegen, überhaupt nicht auf
-Jesaia, sondern auf einen späteren Sammler zurückzuführen ist.</p>
-
-<p>Zu diesem Resultate werden wir auch noch durch eine andere, etwas
-allgemeinere Erwägung geführt. Wenn wir fragen, in welcher Weise
-Jesaia die vorliegende Sammlung hergestellt haben könnte, so bieten
-sich zur Beantwortung dieser Frage überhaupt nur zwei Möglichkeiten.
-Entweder hat der Prophet seine früher vereinzelt und nacheinander
-aufgeschriebenen Stücke und Reden in einer späteren Zeit geordnet
-und zusammengestellt, oder er hat die in einer früheren Zeit nur
-gehaltenen Reden selbstständig reproduziert und zu Papier gebracht.
-In letzterem Falle wäre dann die Sammlung gewissermassen wie aus
-einem Gusse ent<span class="pagenum"><a name="Seite_23" id="Seite_23">[S. 23]</a></span>standen. Aber in diesem Falle müssten erst recht
-alle einzelnen Stücke der Sammlung unter einander verbunden sein und
-auch schriftstellerisch zusammen ein wohl abgerundetes Ganze bilden.
-Das kann man aber von den vorliegenden Stücken trotz ihrer korrekten
-sachlichen Ordnung nicht behaupten.<a name="FNAnker_12_12" id="FNAnker_12_12"></a><a href="#Fussnote_12_12" class="fnanchor">[12]</a></p>
-
-<p>Darum müssten sie auf die erstere Art entstanden sein, wenn sie in
-ihrer jetzigen Form eine von Jesaia hergestellte Sammlung bilden
-sollten. Es ist aber unmöglich, sich alle einzelnen Stücke auf diese
-Art entstanden sein zu denken. Ueberhaupt ist diese ganze gangbare
-Vorstellung von der Niederschrift wirklich gehaltener prophetischer
-Reden schwer zu vollziehen. Man muss <span class="gesperrt">Hackmann</span> Recht geben, dass
-es „beinahe etwas ebenso Unnatürliches hat, zu denken, der Prophet
-habe seine in der Glut des Geistes geredeten Worte nachher schriftlich
-wiederholt, wie wenn man annähme, er hätte sie vorher wie eine zu
-haltende Predigt ausgearbeitet.“ So lange wir indessen nicht eine
-andere genügende Erklärung für die Aufzeichnung prophetischer Reden
-in unsern Prophetenbüchern haben, wird diese Vorstellung wohl weiter
-gangbar bleiben. Wir müssen darum auch an dieser Stelle mit ihr rechnen
-und hoffen, sie wenigstens für unser Buch zerstören zu können.</p>
-
-<p>Auf diejenigen längeren Reden unserer Stücke, welche deutlich Schuld
-und Strafe verkünden, und die auch einen selbstständigen Eingang und
-Abschluss bilden, lässt sich vielleicht die angegebene Vorstellung
-ihrer Niederschrift anwenden. In ihnen hatte der Prophet dann, entweder
-für sich, oder für seine Zeitgenossen und die späteren Geschlechter
-deutlich seine Meinung aufbewahrt.</p>
-
-<p>Aber es giebt grade auch unter den uns vorliegenden Stücken solche, bei
-denen man für sich allein weder erkennt, an wen sie gerichtet sind,
-noch worauf sie sich beziehen; kurze Sprüche, die für sich allein
-überhaupt gar keinen Sinn geben.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Seite_24" id="Seite_24">[S. 24]</a></span></p>
-
-<p>So hätte sich der Prophet aus der Zeit, in der er den definitiven
-Entschluss der Volksleiter, sich mit Aegypten zu verbinden erfuhr,
-nur c. 29,15 notiert! Ist es ferner vorstellbar, dass sich Jesaia
-als Wiedergabe einer oder mehrerer Reden und heftiger Kämpfe mit
-den Volksleitern c. 29,9 f. aufgeschrieben habe &#1500;&#1456;&#1506;&#1461;&#1491; &#1506;&#1491; &#1506;&#1493;&#1500;&#1501;?! Oder was
-mochte wohl Jesaia damit bezwecken, als er, nicht als Rede, sondern in
-Form der Erzählung die Thatsache niederschrieb, dass die judäischen
-Gesandten auf dem Wege nach Aegypten seien (c. 30,6 f.)? Dieselbe Frage
-erhebt sich gegenüher der Schilderung jener Szene im Tempelvorhof c.
-28,7 ff. Endlich müssten wir auch annehmen, dass die jetzt in ihrem
-Anfange unvollständigen Stücke schon bei ihrer ersten Aufzeichnung
-von Jesaia so unvollständig niedergeschrieben wären, da es sonst
-unbegreiflich wäre, warum er sie nicht vollständig in seine Sammlung
-herübergenommen hätte. Aus allen diesen Gründen ist die Annahme, dass
-Jesaia die vorliegende Sammlung aus einzelnen früher selbstständigen
-Stücken hergestellt habe, unzulässig, und damit ist überhaupt die
-Sammlung der Stücke in der uns vorliegenden Gestalt durch Jesaia selbst
-unerklärlich.</p>
-
-<p>So hat uns also nicht nur die Untersuchung der einzelnen Stücke
-auf ihren Zusammenhang untereinander, sondern auch die Erwägung
-allgemeinerer Art zu demselben Resultate geführt, dass die inhaltlich
-zusammengehörigen Stücke unseres Buches, so wie sie uns jetzt
-vorliegen, nicht von Jesaia zusammengestellt sein können.</p>
-
-<p>Sie müssen daher von einem späteren Sammler in ihren jetzigen
-Zusammenhang gebracht sein. Aber woher hat sie dieser spätere Sammler
-entnommen? Er kann sie jedenfalls nicht aus einzelnen Aufzeichnungen
-Jesaias zusammengestellt haben. Denn wir haben gesehen, dass es
-undenkbar ist, dass Jesaia alle diese einzelnen Stücke zu verschiedenen
-Zeiten einzeln und als selbstständige Stücke aufgezeichnet habe.
-Ausserdem wäre auch ein späterer Sammler kaum im Stande gewesen,
-die in der Reihenfolge der Stücke waltende grosse sachliche Ordnung
-herzustellen.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Seite_25" id="Seite_25">[S. 25]</a></span></p>
-
-<p>Daher müssen die einzelnen Stücke aus einem grösseren Zusammenhange
-stammen. Darauf führt 1. ihre chronologisch-sachliche Ordnung, 2. der
-Umstand, dass mehrere Stücke teils in ihrem Anfange unvollständig sind
-(c. 28,7 ff. c. 30,8 ff.), teils auch durch die Art ihres Anfanges auf
-etwas Verlorengegangenes schliessen lassen (c. 28,14 ff. c. 29,13 f.).
-Halten wir die beiden Punkte zusammen, so lässt sich vermuten, und
-zwar namentlich aus der innerhalb der einzelnen Stücke herrschenden
-chronologischen Ordnung, dass der grössere Zusammenhang, aus dem die
-einzelnen Stücke entnommen sind, ein geschichtlicher Zusammenhang
-gewesen ist.</p>
-
-<p>Es gilt nun im Folgenden zunächst, diese Vermutung wissenschaftlich
-näher zu begründen, und zu zeigen, dass sich durch diese Annahme eines
-ursprünglich geschichtlichen Zusammenhanges der in Frage stehenden
-jesajanischen Stücke des Buches alle vorhandenen Schwierigkeiten
-beseitigen lassen.</p>
-
-<p>Der einzige, der bisher diese Vermutung ausgesprochen hat, ist
-<span class="gesperrt">Hackmann</span>, in seiner Schrift über die Zukunftserwartung des
-Jesaia. Er sagt dort Seite 47: „Unwillkürlich umgiebt man diese
-Reden mit Geschichte, und &mdash; sollten sie nicht auch ursprünglich in
-geschichtlicher Umrahmung gestanden haben? Anzeichen für ein früheres
-Vorhandensein historischer Einkleidung liegen wohl vor. Das cap.
-28 steht so sehr mit einem konkreten geschichtlichen Vorgange in
-Verbindung, dass die Vorstellung nahe liegt, eine kurze Darstellung
-der begleitenden Verhältnisse sei einmal damit Hand in Hand gegangen.
-Manche Einzelheiten sind wie eine Bezugnahme auf eine nebenhergehende
-Erzählung; v. 9 f. setzt eine Unterbrechung der Rede durch Einwürfe
-der Trunkenen voraus; v. 15 redet in Anspielungen von einem Faktum,
-über welches ursprünglich vielleicht auch einige Worte verloren waren.
-Aehnlich ist es mit Stellen wie 30,1. 6. 15 und 16. Natürlich ist
-nur ein kurzer und einfacher Rahmen der Situation für die einzelnen
-Aussprüche anzunehmen, in der Weise von c. 7 und 8.“</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Seite_26" id="Seite_26">[S. 26]</a></span></p>
-
-<p>Es gilt nun im Folgenden, diese von <span class="gesperrt">Hackmann</span> mehr
-andeutungsweise ausgesprochene Vermutung näher zu begründen und
-allseitig sicher zu stellen.</p>
-
-<p>Ein starker Wahrscheinlichkeitsgrund für die Richtigkeit dieser Annahme
-liegt ja vor allen Dingen in der oben nachgewiesenen chronologischen
-Reihenfolge unserer Stücke. Wir müssen uns aber auch nach möglichst
-starken äusseren Stützen für dieselbe umsehen. Diese liegen nun
-aber meines Erachtens nicht zuerst in den von <span class="gesperrt">Hackmann</span>
-hervorgehobenen Anzeichen einer früheren geschichtlichen Umrahmung,
-obwohl auch diese, wie wir nachher sehen werden, stark mit ins Gewicht
-fallen.</p>
-
-<p>Der Hauptbeweis für die Annahme eines früheren geschichtlichen
-Zusammenhanges unserer Stücke liegt vielmehr in der Beschaffenheit
-dieser Stücke selbst.</p>
-
-<p>Diese enthalten nämlich keineswegs alle, wie man bisher meist
-angenommen hat, Reden, sondern sind zum guten Teil selbst noch
-geschichtliche Darstellungen, zum Teil geben sie auch Reden in
-geschichtlich referierender Form wieder.</p>
-
-<p>Eigentliche Reden enthalten überhaupt nur folgende Stücke: 1. c.
-28,14&ndash;22. Dieses Stück wendet sich mit direkter Anrede gleich in v.
-14 an die Machthaber in Jerusalem und behält die Form der Anrede bis
-zum Schlusse bei. 2. c. 29,9 f. Wer in dem kurzen Stücke angeredet
-ist, ist nicht gesagt; wahrscheinlich sind es die Volksleiter, denen
-Jesaia das Verstockungsgericht Jahwes ankündigt. 3. c. 30,1&ndash;5. Indessen
-ist hier schon zu merken, dass die Rede erst von v. 3 an mit dem
-&#1493;&#1492;&#1497;&#1492; &#1500;&#1499;&#1501; direkte Anrede wird. In v. 1 f. ist der Spruch Jahwes in
-dritter Person referierend wiedergegeben. Denn die Worte: &#1492;&#1493;&#1497; &#1489;&#1504;&#1497;&#1501; &#1505;&#1493;&#1512;&#1512;&#1501; &#1504;&#1488;&#1501; &#1497;&#1492;&#1493;&#1492;
-darf man nicht übersetzen: Wehe euch widerspenstigen Söhnen, ist der
-Spruch Jahwes; sondern sie heissen: Wehe über die widerspenstigen
-Söhne u. s. w. Das geht klar hervor aus c. 29,15. Das Stück beginnt
-ganz parallel: &#1492;&#1493;&#1497; &#1492;&#1502;&#1506;&#1502;&#1497;&#1511;&#1497;&#1501; und fügt dann den Nachsatz in dritter Person
-an, wie aus<span class="pagenum"><a name="Seite_27" id="Seite_27">[S. 27]</a></span> dem &#1502;&#1506;&#1513;&#1497;&#1492;&#1501;
-und dem &#1493;&#1497;&#1488;&#1502;&#1512;&#1493; hervorgeht, vgl. auch c.
-31,1 f. 4. c. 30,12&ndash;17. Die Rede wendet sich an die Volksleiter und
-verkündet ihnen wegen ihres Ungehorsams gegen den Willen Jahwes den
-Untergang. Aber diese Rede will nicht die Wiedergabe einer Rede Jesaias
-an das Volk sein. Jesaia steht gar nicht vor dem Volk, sondern sitzt
-in seinem Hause und schreibt diese Rede als eine Rede Jahwes an das
-Volk für einen späteren Tag auf. Denn mit den Worten: &#1500;&#1499;&#1503; &#1499;&#1492; &#1488;&#1502;&#1512; &#1511;&#1491;&#1503;&#1513; &#1497;&#1513;&#1512;&#1488;&#1500; (v. 12)
-ist dieselbe nicht nur als Rede Jahwes bezeichnet, sondern auch eng
-an die vorangehenden Verse 8&ndash;11 angeschlossen. Damit ist natürlich
-nicht gesagt, dass Jesaia nicht ähnliche Reden an das Volk gehalten
-hat. Aber es kommt hier auf die Form an, in welcher die vorliegende
-Rede aufgezeichnet ist; und darnach ist dieselbe nicht die Wiedergabe
-einer an das Volk gehaltenen Rede, sondern einer dem Jesaia von Jahwe
-geoffenbarten Rede, die ihm zum Zeugnis dienen soll &#1500;&#1497;&#1493;&#1501; &#1488;&#1495;&#1512;&#1493;&#1503;.</p>
-
-<p>Die vier Reden sind die einzigen direkten, in der zweiten Person an
-das Volk oder dessen Leiter gerichteten Reden unserer Stücke. Und auch
-diese erfahren in ihrer Bedeutung als solcher, wie wir gesehen haben,
-Einschränkungen.</p>
-
-<p>Neben diesen direkten Reden an das Volk stehen andere, die in
-erzählender Form in der dritten Person berichtet sind. Dazu gehören,
-wie oben zu c. 30,1&ndash;5 schon bemerkt worden ist, die Wehereden in c.
-29,15 und c. 31,1 ff. Es sind Zornesausbrüche Jesaias im Namen seines
-Gottes, hervorgerufen durch das Zustandekommen und die Ausführung jenes
-Beschlusses, durch welchen sich das Volk in seinen Führern definitiv
-vom Gehorsam gegenüber Jahwe losgesagt hat. Es ist fraglich, ob Jesaia
-diese Aussprüche je mündlich vorgetragen hat; sie eignen sich mehr zu
-schriftlichen Drohworten, und nach c. 30,8 scheint es, als ob sich
-Jesaia von da an überhaupt auf Weisung seines Gottes vom Schauplatz
-der öffentlichen Thätigkeit zurückgezogen habe. Die Form von c. 31
-überhaupt ist nicht die einer feurigen Rede,<span class="pagenum"><a name="Seite_28" id="Seite_28">[S. 28]</a></span> als vielmehr die einer
-grimmigen und doch siegesgewissen Argumentation. Man achte auf das
-&#1493;&#1490;&#1501; &#1492;&#1493;&#1488; &#1495;&#1499;&#1501; &#1493;&#1497;&#1489;&#1488; &#1512;&#1506; in v. 2 und die Gegenüberstellung Jahwes und Aegyptens in v.
-3; ebenso auf das siegesgewisse: &#1499;&#1497; &#1499;&#1492; &#1488;&#1502;&#1512; &#1497;&#1492;&#1493;&#1492; &#1488;&#1500;&#1497; in v. 4. Er weiss es, dass
-Jahwe zu ihm und durch ihn geredet hat, und dass er darum zuletzt noch
-Recht behalten wird seinen Gegnern gegenüber.</p>
-
-<p>Jedenfalls ist auch c. 29,1 ff. zu diesen indirekten Drohreden zu
-rechnen. Das ergiebt sich schon daraus, dass Ariel (der Opferherd)
-angeredet ist. Aber das Stück bietet solche Schwierigkeiten, dass sich
-seine Form überhaupt nicht mehr wird mit Sicherheit feststellen lassen.
-In v. 1 redet Jesaia, v. 2 geht unvermittelt in die Rede Jahwes über,
-so dass anzunehmen ist, dass zwischen v. 1 und 2 etwas ausgefallen ist,
-was auch der völlig abweichende Text der LXX wahrscheinlich macht.
-Gehört v. 7 zum ursprünglichen Text, dann ist die Rede überhaupt in
-Schilderung übergegangen. Denn in v. 7 ist Ariel in der dritten Person
-genannt.</p>
-
-<p>Wir kommen nun zu einer dritten Gruppe von Stücken, in denen Worte
-Jahwes an Jesaia berichtet werden; und weil dies ganz in der Gestalt
-geschieht, wie sie dem Jesaia gegeben werden, so tragen diese Stücke
-vollkommen die Form der Erzählung. Zu diesen Stücken gehören c. 29,13
-f. und c. 30,8 ff.</p>
-
-<p>Zu c. 29,13 f. bemerkt schon <span class="gesperrt">Duhm</span>, dass dieser Spruch wegen
-der Einleitung der Herr sprach, vielleicht auf einen historischen
-Zusammenhang hinweise. Aber nicht nur die einleitenden Worte, sondern
-auch die Worte der Rede Jahwes tragen die Form der historischen
-Darstellung. Es heisst ja nicht: weil ihr euch nähert... sondern weil
-sich dies Volk nähert... drum siehe behandle ich es wunderbar. Der
-Angeredete ist der Erzähler.</p>
-
-<p>In c. 30,8 bezieht sich nun auch der Inhalt der Rede Jahwes auf Jesaia,
-Jesaia erzählt hier einen Befehl Jahwes, den er erhalten hat, mit den
-Worten Jahwes wieder; das<span class="pagenum"><a name="Seite_29" id="Seite_29">[S. 29]</a></span> ist also auch keine Rede Jesaias, sondern
-historische Darstellung einer Rede Jahwes an Jesaia. Wahrscheinlich
-gehören die mit &#1499;&#1497; angeschlossenen Worte v. 9&ndash;11 noch mit zur
-Rede Jahwes als Begründung des Befehls. Jahwe wird zwar in v. 9 und 11
-in dritter Person erwähnt; aber es hat nichts Befremdliches, wenn Jahwe
-von sich in dritter Person redet. Ueber die weitere Fortsetzung v. 12
-ff. ist schon oben die Rede gewesen.</p>
-
-<p>Nun bleiben noch zwei Stücke übrig, die jedes für sich behandelt werden
-müssen: c. 30,6 f. und c. 28,7 ff. c. 30,6 f. enthält überhaupt keine
-Rede, sondern reine Erzählung. Es steht zwar jetzt: Orakel „Wüsten des
-Südlandes“ darüber; aber auch diese geheimnisvolle Ueberschrift kann
-natürlich für uns nicht die Erzählung in eine Rede verwandeln. „Im
-Land der Enge und Angst.... führen sie auf... Eseln ..... ihre Schätze
-zum Volk, das nicht nützt.....“ Dieser einfache Satz ist durch einiges
-poëtische Beiwerk erläutert und erweitert. Das ist das geheimnisvolle
-Orakel. Das Land der Angst ist die Wüste, die Schätze sind der Tribut
-für die versprochene Hülfe, das Volk, das nicht nützt, ist Aegypten. Es
-liegt derber Spott in dieser Schilderung Jesaias.</p>
-
-<p>c. 28,7&ndash;13 ist weder blos Erzählung noch blos Rede, sondern es ist
-Erzählung, direkte und indirekte Rede zusammen, kurz, es ist die
-lebendige historische Darstellung einer gewaltigen im Tempelvorhof
-vorgefallenen Scene. Die Einleitung erzählt oder vielmehr hat erzählt
-die Situation; denn wie wir oben gesehen haben, ist sie jetzt
-wahrscheinlich von einem späteren Bearbeiter stark modifiziert. In v.
-9 f. folgt dann in direkter Rede die Wiedergabe der Anrede oder besser
-der Hohnrede der trunkenen Priester und Propheten. Sie reden nicht
-Jesaia, sondern sich gegenseitig an, da sie von Jesaia in der dritten
-Person reden. Und darauf folgt &mdash; nicht eine Anrede an, sondern ein
-Urteil Jesaias über die Trunkenen und ihre Rede; denn von den Trunkenen
-ist im Folgenden in der dritten Person geredet. Wenn wir fragen wollen,
-an wen Jesaia sich dieses Urteil<span class="pagenum"><a name="Seite_30" id="Seite_30">[S. 30]</a></span> über die Trunkenen und ihre Rede
-gerichtet dachte, so werden wir wohl antworten müssen, dass er dabei
-nicht jene Spötter, sondern die Leser seines Buches im Auge hatte.
-Dass Jesaia nicht eine ähnliche Drohrede jenen Spöttern ins Gesicht
-geschleudert habe, soll damit wieder nicht gesagt sein; die hier so
-drastisch und lebendig dargestellte Szene hat Jesaia gewiss selbst
-erlebt. Aber die Form der Wiedergabe seiner Entgegnung ist doch nun
-einmal nicht Rede &mdash; dann müsste die zweite Person stehen &mdash;, sondern
-urteilende Darstellung.</p>
-
-<p>Der Überblick über die Form der in Frage stehenden jesajanischen
-Stücke hat uns gezeigt, dass dieselben nur zum kleinsten Teil wörtlich
-wiedergegebene Reden enthalten, dass die Aufzeichnung auch vieler
-Reden in indirekt referierender Form gehalten ist, und dass, was
-für unsere Frage die Hauptsache ist, sich sogar mehrere Stücke in
-rein historischer Darstellung finden. Um die letzteren noch einmal
-aufzuzählen, so sind dies c. 28,7&ndash;13. c. 29,13 f. c. 30,6 f. c. 30,8&ndash;11.</p>
-
-<p>Dieser bisher immer übersehene Thatbestand ist natürlich ein sehr
-entscheidendes äusseres Moment für die Richtigkeit unserer Vermutung,
-dass die zusammenhängenden jesajanischen Stücke unseres Buches
-ursprünglich einem grösseren historischen Zusammenhange angehört haben.
-Denn bei dieser Annahme erklärt es sich allein, dass sich in den uns
-erhaltenen jesajanischen Stücken unseres Buches bald die Form der
-direkten, bald der indirekten Rede findet, und dass sogar einige Stücke
-die Form der reinen Erzählung tragen, während sich dieser Wechsel der
-Form bei der bisher üblichen Vorstellung der Entstehung jesajanischer
-Stücke doch durchaus nicht verstehen lässt. Wie sollte Jesaia dazu
-gekommen sein, solche zum Teil abgerissenen und unvollständigen
-Stücke von Reden, Erzählungen und Szenen aufgeschrieben und später
-zusammengestellt zu haben!</p>
-
-<p>Auf einen grösseren ursprünglich historischen Zusammenhang weisen nun
-auch zweitens die oben besprochenen Ein<span class="pagenum"><a name="Seite_31" id="Seite_31">[S. 31]</a></span>gänge einzelner Stücke hin, die
-jetzt zum Teil völlig Unzusammengehöriges eng mit einander verbinden.
-Es sind die Eingänge c. 28,7. 28,14. 29,13. 30,8. und in weiterem Sinne
-noch c. 31,4.</p>
-
-<p>Am deutlichsten ist das bei c. 29,13. Die Worte &#1493;&#1497;&#1488;&#1502;&#1512; &#1497;&#1492;&#1493;&#1492; können, wie
-wir gesehen haben, nicht v. 13 mit v. 10 verbinden. Es muss also vor
-v. 13 etwas ausgefallen sein, woran die Worte &#1493;&#1497;&#1488;&#1502;&#1512; &#1497;&#1492;&#1493;&#1492; ursprünglich
-angeknüpft haben. Dann weist aber das Stück, das selber erzählende
-Form trägt, gerade auch mit seiner der Erzählungsform entnommenen
-Einleitungsformel unabweislich auf einen historischen Zusammenhang hin.
-Der Inhalt lässt sich natürlich nicht mehr bestimmen, muss aber mit der
-angeführten Rede Jahwes irgendwie in Beziehung gestanden haben.</p>
-
-<p>Über den Eingang in c. 28,7 ist oben schon näher die Rede gewesen.
-c. 28,9 ff. fordern eine Einleitung, die die Situation beschreibt.
-Wären die Worte in c. 28,7 &#1488;&#1500;&#1492; &#1504;&#1490;&#1501; jesajanisch, dann würden sie,
-wie <span class="gesperrt">Hackmann</span> meint, allerdings auf eine ähnliche historische
-Beschreibung der trunkenen Ephraims zurückweisen. Aber die
-Ursprünglichkeit des überlieferten Textes in v. 7 f. ist nicht sehr
-wahrscheinlich. Andererseits weist aber gerade auch der überlieferte
-Text darauf hin, dass vor v. 9 eine ähnliche und jedenfalls
-umfassendere historische Einleitung gestanden haben muss; denn der
-Bearbeiter kann die jetzige nicht aus der Luft gegriffen haben, zumal
-im Folgenden von der Trunkenheit der Priester nicht mehr die Rede ist,
-und dann liegt es auch durchaus, wie wir noch sehen werden, der Art des
-Bearbeiters unserer Stücke fern, derartige geschichtliche Einleitungen
-zu bilden; er hat sie im Gegenteil, überall, wo es möglich war,
-entfernt und nur die Reden in seine Sammlung aufgenommen.</p>
-
-<p>In c. 28,14 bereitet das &#1500;&#1499;&#1503;, wie wir gesehen haben, den Auslegern
-grosse Schwierigkeiten. Dasselbe setzt voraus, dass der Grund der
-folgenden Drohrede im Vorhergehenden<span class="pagenum"><a name="Seite_32" id="Seite_32">[S. 32]</a></span> angegeben war. Nun ist derselbe
-aber in v. 7&ndash;13 nicht angegeben. Also muss vor v. 14 etwas ausgefallen
-sein, was den Grund der folgenden Drohung enthalten hat. Das kann
-aber nicht etwa der Anfang der Rede selbst gewesen sein. Denn in
-der v. 14 ff. angeführten Rede ist der Grund der Drohung in v. 15
-voll und ausreichend angegeben vgl. v. 17 f. Dieser Umstand fordert
-vielmehr nothwendig die Annahme, dass der Grund der Drohrede vorher
-in geschichtlichem Bericht gegeben war. Man könnte höchstens noch
-annehmen, dass das &#1500;&#1499;&#1503; v. 14 überhaupt nicht ursprünglich zu dem
-jesajanischen Stücke gehört habe, sondern vom Bearbeiter hinzugesetzt
-sei, um v. 14 ff. mit dem Vorhergehenden zu verbinden. Aber einmal
-hat der Sammler auch sonst in unserem Buche jesajanische Stücke ohne
-besondere Verbindung nebeneinander gestellt, und es wäre kein rechter
-Grund ersichtlich, warum er grade dieses durch ein nachträglich
-hinzugefügtes &#1500;&#1499;&#1503; mit dem vorhergehenden verbunden haben sollte;
-sodann aber setzt auch die Art und Weise, in der v. 15 der Grund der
-Drohung angegeben wird, eine Rückbeziehung auf konkrete geschichtliche
-Verhältnisse voraus, die ohne vorhergegangene Erläuterung dunkel bliebe
-und darum auch für uns thatsächlich dunkel ist. Hier kommen wir mit
-<span class="gesperrt">Hackmann</span> überein, der in seiner oben angeführten Ausführung
-sagt, v. 15 rede in Anspielungen auf ein Faktum, über welches
-ursprünglich vielleicht einige Worte verloren waren. Wir meinen, dass
-das &#1500;&#1499;&#1503; in v. 14 noch deutlich diesen Ausfall erkennen lässt.</p>
-
-<p>In c. 30,8 ist es nicht die Form, sondern der Inhalt des Verses selbst,
-der auf geschichtliche Beziehungen zurückweist, deren Angabe einmal vor
-ihm gestanden haben muss. Sowohl der Zeitpunkt des &#1506;&#1514;&#1492;, als auch
-der Inhalt dessen, was Jesaia aufschreiben soll, muss einmal irgendwie
-vor v. 8 erzählt gewesen sein. Denn jetzt steht der Vers völlig in der
-Luft und die Suffixe in den Verben haben keine Beziehung auf etwas
-Vorhergehendes, die sie doch notwendig fordern.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Seite_33" id="Seite_33">[S. 33]</a></span></p>
-
-<p>In c. 31,4 endlich kann sich der Eingang: &#1499;&#1497; &#1499;&#1492; &#1488;&#1502;&#1512; &#1497;&#1492;&#1493;&#1492; &#1488;&#1500;&#1497; zur Not als
-Fortsetzung an v. 3 anschliessen. Wahrscheinlich ist dies indessen
-nicht. Denn einmal hat das Stück v. 1&ndash;3 in den Worten:</p>
-
-<p class="center">&#1493;&#1499;&#1513;&#1500; &#1506;&#1493;&#1494;&#1512; &#1493;&#1504;&#1508;&#1500; &#1506;&#1494;&#1512;</p>
-
-<p>einen gewaltigen und völlig genügenden Abschluss erreicht; und zweitens
-passt der Inhalt von v. 4 nicht genau zu 1&ndash;3. Denn v. 1&ndash;3 stellen
-Ägypten in den Vordergrund, während v. 4 von der Belagerung Jerusalems
-handelt. Ist aber v. 4 von v. 1&ndash;3 zu trennen, dann verlangen die Worte:
-&#1499;&#1497; &#1499;&#1492; &#1488;&#1502;&#1512; &#1497;&#1492;&#1493;&#1492; &#1488;&#1500;&#1497; eine Ergänzung, die jetzt ausgefallen ist. Die Annahme wird
-dadurch noch wahrscheinlicher, dass das letzte Sätzchen in v. 3 mit
-seinem &#1497;&#1495;&#1491;&#1493; und &#1497;&#1499;&#1500;&#1497;&#1493;&#1503; jedenfalls mit <span class="gesperrt">Duhm</span> für einen vom
-Sammler hinzugesetzten Abschluss zu halten ist.</p>
-
-<p>Die besprochenen Eingänge in c. 28,7. 28,14. 29,13. 30,8. und 31,4
-machen also wahrscheinlich, dass den durch sie eingeleiteten Stücken
-andere, und zwar zum Teil sicher in geschichtlicher Form, einst
-vorangegangen sind. Dasselbe ist natürlich auch bei den übrigen, nicht
-besprochenen Stücken, nicht ausgeschlossen; es finden sich in denselben
-nur keine Anzeichen mehr vor, die noch mit einiger Deutlichkeit darauf
-hinweisen.</p>
-
-<p>Diese Untersuchungen bestätigen die Vermutung <span class="gesperrt">Hackmanns</span>, dass
-unsere Stücke ursprünglich in geschichtlicher Umrahmung gestanden
-haben. Die inneren Gründe, die er als Stützen seiner Vermutung anführt,
-lassen sich freilich nicht so beweisen, dienen aber dem geführten
-Beweise zur Bestätigung. Denn dass wirklich manche Einzelheiten in
-unseren Stücken wie eine Bezugnahme auf eine nebenhergehende Erzählung
-erscheinen, wird jeder zugeben, der die Stücke mit Aufmerksamkeit
-liest. Ueber c. 28,15 ist vorhin schon die Rede gewesen. Aehnliches
-wird man von den auch inhaltlich ähnlichen Versen c. 30,15 f. sagen
-dürfen. Doch c. 30,6 kann nicht mit angeführt werden, da v. 6 f. nicht
-Rede, sondern Erzählung enthalten. Ebenso ist es mit<span class="pagenum"><a name="Seite_34" id="Seite_34">[S. 34]</a></span> c. 28,9 f., das
-nach <span class="gesperrt">Hackmann</span> eine Unterbrechung der Rede Jesaias durch Einwürfe
-der Trunkenen voraussetzt. Denn die v. 9 f. vorausgehenden Verse 6
-und 7 sind nicht Bestandteile einer Rede Jesaias, sondern bilden die
-geschichtliche Einleitung zu der v. 9 ff. dargestellten Szene.</p>
-
-<p>Doch wir bedürfen auch keiner weiteren Beweise mehr für die Richtigkeit
-der aufgestellten Hypothese, dass die zusammengehörigen jesajanischen
-Stücke unseres Buches ursprünglich einem grösseren geschichtlichen
-Zusammenhange angehört haben. Wir haben folgende Thatsachen
-festgestellt:</p>
-
-<div class="blockquot">
-
-<p>1. Den in Betracht kommenden jesajanischen Stücken liegt eine
-streng chronologisch-sachliche Ordnung zu Grunde.</p>
-
-<p>2. Dieselben enthalten nur zum Teil die Wiedergabe von Reden des
-Propheten; zum Teil enthalten sie auch erzählende Darstellungen von
-Reden und Ereignissen.</p>
-
-<p>3. Die Eingänge mehrerer Stücke nehmen deutlich auf einst
-vorhergegangene geschichtliche Darstellungen Bezug.</p></div>
-
-<p>Diese Thatsachen finden ihre Erklärung nur durch die Annahme, dass
-unsere Stücke einst in einer grösseren geschichtlichen Umrahmung
-gestanden haben.</p>
-
-<p>Diese Annahme wird nun noch durch folgende Umstände bestätigt. Zunächst
-erklärt sich durch dieselbe am leichtesten die Beschaffenheit, in
-welcher uns die jesajanischen Stücke vorliegen. Die jesajanischen
-Partieen unseres Buches bestehen aus lauter einzelnen, zum Teil
-abgebrochenen Stücken und lassen jede schriftstellerische Verbindung
-unter einander vermissen. Diese Thatsache findet allein eine genügende
-Erklärung in der Annahme, dass dieselben aus einem grösseren
-Zusammenhange herausgebrochen sind.</p>
-
-<p>Dadurch erklärt sich vor allem auch das Vorhandensein vieler so kurzer
-Stücke, die jetzt wegen ihrer Zusammenhangslosigkeit als selbstständige
-Stücke behandelt werden müssen, ohne dass man einsieht, wie sie
-entstanden sein und für sich allein existiert haben könnten. Solche
-Stücke<span class="pagenum"><a name="Seite_35" id="Seite_35">[S. 35]</a></span> sind c. 29,9 f. 13 f. 15 c. 30,6 f. Man kann nicht sagen, dass
-ihnen am Anfange oder Schlusse etwas fehlt. <span class="gesperrt">Duhm</span> nimmt dies zwar
-von c. 29,15 an: „was etwa noch fehlt, scheint unleserlich geworden
-und darum vom Redaktor durch v. 16&ndash;24 ersetzt zu sein.“ Allein in
-diesen Versen lässt sich nichts entdecken, was die Annahme <span class="gesperrt">Duhms</span>
-begünstigen könnte. Das nimmt auch <span class="gesperrt">Duhm</span> nicht an; er hat keinen
-anderen Grund für seine Annahme als die Unwahrscheinlichkeit, dass
-dieses kurze Stück einst selbstständig existiert habe. Innerhalb einer
-geschichtlichen Darstellung kann aber auch eine so kurze Rede sehr wohl
-gestanden haben.</p>
-
-<p>Dasselbe gilt von den anderen Stücken. c. 29,9 f. ist als selbstständig
-aufgezeichnete Rede völlig unerklärlich. Man weiss weder, an wen sie
-gerichtet ist, noch, worauf sie sich bezieht, noch, was sie droht. Ist
-es wohl wahrscheinlich, dass Jesaia solche kurze Sätze aufgezeichnet
-hat? Eine irgendwie genügende Erklärung dafür kann man nicht finden.
-Dagegen liefert die Annahme, dass ein späterer Redaktor diese Reden
-aus einem geschichtlichen Zusammenhange herausgebrochen habe, eine
-vollständig genügende Erklärung sowohl für ihre Kürze als auch für ihre
-sonst befremdliche Unverständlichkeit. Denn in ihrem ursprünglichen
-Zusammenhange können alle ihre uns jetzt zum Teil dunklen Beziehungen
-sehr deutlich gewesen sein.</p>
-
-<p>Einer besonderen Erklärung bedarf noch das kurze Stück c. 30,6 f.,
-das jetzt die Ueberschrift &#1502;&#1513;&#1488; &#1489;&#1492;&#1502;&#1493;&#1514; &#1504;&#1490;&#1489; trägt. Dass dieses kurze, noch
-dazu rein erzählende Stück einst eine besondere und selbstständige
-Aufzeichnung Jesaias gebildet haben soll, ist undenkbar, trotzdem, dass
-es jetzt als besonderes Stück behandelt werden muss und auch schon von
-dem Verfasser jener Ueberschrift als solches behandelt worden ist. Aber
-<span class="gesperrt">Duhm</span> will nun eben um dieser Stichwortüberschrift willen das
-Stück ganz aus seinem jetzigen Zusammenhange entfernen und hält es für
-wahrscheinlich, dass es einst neben c. 21. 22 gestanden hat und erst
-vom letzten Redaktor an seine jetzige Stelle versetzt worden ist.<span class="pagenum"><a name="Seite_36" id="Seite_36">[S. 36]</a></span>
-Allein die in c. 21 mit Stichwortüberschriften versehenen Orakel sind
-nicht jesajanisch und werden auch von <span class="gesperrt">Duhm</span> nicht für jesajanisch
-gehalten, und c. 22 gehört nicht derselben Zeit an wie unsere Stücke.
-Andrerseits passt das Stück c. 30,5 f. seinem Inhalte nach vorzüglich
-hinter v. 1&ndash;5, während es doch nicht einzusehen ist, dass es der letzte
-Redaktor, der es doch gewiss unter der dogmatischen Brille seiner
-Stichwortüberschrift betrachtet hat, an seinen geschichtlich richtigen
-Platz gesetzt haben sollte. Ich glaube aber, dass sich bei unserer
-Annahme eines ursprünglich geschichtlichen Zusammenhanges unserer
-Stücke eine genügende Erklärung für das Stück und seine Ueberschrift
-geben lässt.</p>
-
-<p>Es ist nämlich klar, dass der Sammler unserer Stücke, wie der von c.
-1 (resp. 2) &mdash; 12 und der von c. 13 ff. eine Sammlung von &#1502;&#1513;&#1488;&#1493;&#1514; &#1497;&#1513;&#1506;&#1497;&#1492;&#1493;
-hat geben wollen vgl. c. 1,1. 2,1. 13,1. Dazu gehörten vor allem alle
-<span class="gesperrt">Reden</span>, die Jesaia gehalten hat, oder die ihm als &#1495;&#1494;&#1493;&#1503;
-(c. 1,1) von Jahwe offenbart worden sind. Daraus erklärt es sich,
-dass unsere sämmtlichen Stücke Reden, sei es von Jesaia, sei es von
-Jahwe enthalten, und dass der Sammler grade die sie verbindenden
-geschichtlichen Partieen weggelassen hat. Er hat nun diese Reden
-wörtlich so aus ihrem geschichtlichen Zusammenhange herausgenommen, wie
-er sie vorfand; daher es kommt, dass viele durch ihre Form noch den
-geschichtlichen Zusammenhang verraten. Nur in c. 28,7 f. hat er eine
-kurze geschichtliche Einleitung stehen lassen, um v. 9 ff. mit v. 1&ndash;4
-zu verbinden.</p>
-
-<p>Ausser diesen Einleitungsversen ist nun das Stück c. 30,6 f. das
-einzige, welches überhaupt keine Rede, weder von Jesaia, noch von
-Jahwe, enthält, sondern der reinen Erzählungsform angehört. Wie kommt
-es nun, dass es der Hersteller unseres Buches dennoch aus seinem
-Zusammenhange herausgelöst und seiner Sammlung einverleibt hat? Es
-lässt sich kein anderer Grund dafür finden als der, dass er es dennoch
-für eine &#1502;&#1513;&#1488; &#1497;&#1513;&#1506;&#1497;&#1492;&#1493; gehalten hat. Entweder that er dies, weil er die
-Stichwortüberschrift, vielleicht am<span class="pagenum"><a name="Seite_37" id="Seite_37">[S. 37]</a></span> Rande seines Exemplares, schon
-vorfand, oder er hat dieselbe, was auch möglich ist, erst selbst
-verfasst und zugesetzt, weil er die Verse für ein „Orakel“ des Jesaia
-hielt und sie als solches kennzeichnen wollte. Denn es wird ja immerhin
-auch für seine damaligen Leser nicht ganz leicht gewesen sein, in
-diesen Versen ein „Orakel über die Tiere des Südlandes“ zu erkennen.
-So erklärt sich m. E. die Ueberschrift dieses Stückes so wie auch die
-Aufnahme desselben in unsere Sammlung am leichtesten.</p>
-
-<p>Es lassen sich also alle Schwierigkeiten, die sich aus der
-Beschaffenheit der jesajanischen Stücke unseres Buches für ihre
-Herkunft und Aufnahme in unsere Sammlung ergeben, durch die Annahme
-eines ursprünglich geschichtlichen Zusammenhanges derselben beseitigen,
-während sie sonst unerklärlich bleiben würden. Dieser Umstand stützt
-und bestätigt daher die Richtigkeit unserer These.</p>
-
-<p>Es lässt sich aber noch eine andere, sehr wertvolle Bestätigung
-derselben aufweisen. Das ist die Thatsache, dass sich auch sonst im
-Jesaia-Buche unzweifelhaft jesajanische Stücke in geschichtlicher
-Darstellung finden. Es sind dies die Abschnitte c. 6&ndash;8,18, c. 20 und c.
-22.</p>
-
-<p>Es ist klar, von welcher Bedeutung diese Thatsache für die
-Annehmbarkeit unseres Ergebnisses sein muss. Fänden sich nämlich
-im Jesaia-Buche sonst keine derartigen, von Jesaia stammenden
-geschichtlichen Darstellungen, sondern nur, worauf etwa c. 1&ndash;5 führen
-könnten, Redesammlungen, so würde sich immer wieder gegen unser
-Ergebnis das Bedenken erheben, dass es doch sonst nicht Jesaias Art
-sei, derartige geschichtliche Darstellungen zu geben.</p>
-
-<p>Wir müssen deshalb noch kurz auf das Verhältnis der übrigen Prophetieen
-des Jesaia zu den in unserer Sammlung enthaltenen eingehen. Es wird
-sich zeigen, dass nicht nur wenigstens die in c. 6&ndash;8 enthaltene Schrift
-der unserer Sammlung zu Grunde liegenden nach Zweck und Anlage sehr
-ähnlich ist, sondern auch, dass diese geschichtlichen Darstellungen den
-wesentlichsten Teil von allem ausmachen,<span class="pagenum"><a name="Seite_38" id="Seite_38">[S. 38]</a></span> was Jesaia überhaupt gegen
-Jerusalem und Juda geschrieben hat.</p>
-
-<p>Gewöhnlich nimmt man an, dass c. 6&ndash;9,6 eine kleine, von Jesaia selbst
-hergestellte Sondersammlung seiner Prophetieen sei. Richtig ist an
-dieser Annahme nur, dass der Hersteller der grösseren Sammlung, etwa
-der von c. 2&ndash;12, c. 6&ndash;9,6 bereits als abgeschlossene Sammlung vor
-sich hatte; denn sonst hätte er c. 6 an den Anfang seiner grösseren
-Sammlung gestellt. Aber <span class="gesperrt">Hackmann</span> hat meines Erachtens
-entscheidend nachgewiesen, dass das Büchlein c. 6&ndash;9,6 nicht von Jesaia
-zusammengestellt sein kann.<a name="FNAnker_13_13" id="FNAnker_13_13"></a><a href="#Fussnote_13_13" class="fnanchor">[13]</a> Denn die hinter c. 8,18 folgenden
-Worte bilden ein Fragment aus allerlei zerbröckelten Stücken, und
-sind dazu zusammengetragen, um den Uebergang zu c. 9 herzustellen.
-<span class="gesperrt">Hackmann</span> macht nun darauf aufmerksam, dass c. 8,16&ndash;18 den
-Eindruck eines Schlusses machen. „Die Schlussworte:</p>
-
-<div class="poetry-container">
- <div class="poetry">
- <div class="stanza">
- <div class="verse">&#1488;&#1513;&#1512; &#1504;&#1514;&#1503; &#1500;&#1497; &#1497;&#1492;&#1493;&#1492; &#1500;&#1488;&#1514;&#1493;&#1514; &#1493;&#1500;&#1502;&#1493;&#1508;&#1514;&#1497;&#1501; &#1489;&#1497;&#1513;&#1512;&#1488;&#1500;</div>
- <div class="verse tdr">&#1502;&#1506;&#1501; &#1497;&#1492;&#1493;&#1492; &#1510;&#1489;&#1488;&#1493;&#1514; &#1492;&#1513;&#1499;&#1503; &#1489;&#1492;&#1512; &#1510;&#1497;&#1493;&#1503;</div>
- </div>
- </div>
-</div>
-
-<p>sind ein guter Abschluss“.</p>
-
-<p>Da nun c. 6 ein in sich geschlossenes Ganze für sich bildet, so liegt
-die Folgerung nahe, dass die Zusammenhänge von c. 7 und 8 in c. 8,16&ndash;18
-ihren Abschluss finden.</p>
-
-<p>Und in der That ist es grade die Sammlung c. 7&ndash;8,18, die der dem Buche
-c. 28&ndash;33 zu Grunde liegenden jesajanischen Schrift nach Zweck und
-Anlage so überaus ähnlich ist.</p>
-
-<p>Dieselbe kann dem von uns gefundenen Resultate einer ursprünglich
-geschichtlichen Form jener Schrift um so mehr zur Bestätigung dienen,
-als hier die geschichtliche Darstellungsform in den einzelnen Stücken
-noch viel deutlicher zu Tage tritt. Sehen wir uns dieselben daraufhin
-etwas näher an!</p>
-
-<p>c. 7,1&ndash;17 enthält nach <span class="gesperrt">Duhm</span> einen „Bericht“ von<span class="pagenum"><a name="Seite_39" id="Seite_39">[S. 39]</a></span> Handlungen und
-Reden Jesaias beim Herannahen der Syrer und Israeliten gegen Juda.
-Wirklich enthält auch c. 7, auch wenn man v. 1 (= II. Kön. 16,5) vom
-Sammler entlehnt sein lässt, um den verlorenen Eingang einigermassen
-zu ersetzen, nicht die Wiedergabe einer Rede Jesaias, sondern einen
-Bericht, eine Erzählung aus des Propheten Feder.</p>
-
-<p>Zuerst erzählt der Prophet kurz von dem Herannahen der beiden Heere und
-den darob entstandenen Schrecken beim Hause Davids. Darauf giebt er
-den ihm von Jahwe zu teil gewordenen Auftrag wieder, dem Ahas auf die
-Strasse des Walkerfeldes ans Ende der Wasserleitung des oberen Teiches
-entgegenzugehen und ihm Mut und Trost zuzusprechen. Hieran schliesst
-sich die Wiedergabe der Unterredung zwischen Jesaia und dem Könige:
-Jesaia bietet dem Ahas ein Zeichen (&#1488;&#1493; &#1514;) an; Ahas schlägt es ab;
-Jesaia bestimmt nun selbst ein tröstliches Zeichen baldiger Rettung,
-knüpft aber zugleich wegen des verstockten Unglaubens des Königs eine
-Drohung gegen ihn und das Reich Juda daran.<a name="FNAnker_14_14" id="FNAnker_14_14"></a><a href="#Fussnote_14_14" class="fnanchor">[14]</a></p>
-
-<p>In c. 8,1 und 3 f. <span class="gesperrt">erzählt</span> Jesaia zwei weitere Versuche, das
-verstockte Volk zur Umkehr und zum Glauben zu bewegen. Da seine Reden
-nichts helfen, versucht er, durch ein anderes Wahrzeichen (&#1488;&#1493;&#1514;)
-seinem Volke nahe zu<span class="pagenum"><a name="Seite_40" id="Seite_40">[S. 40]</a></span> kommen. Er nimmt eine Tafel und schreibt darauf:
-Maher-schalal-chas-baz. Dann giebt er diesen Namen seinem bald darauf
-geborenen Sohne. So viel hat Jesaia gethan, um das Volk zur Umkehr und
-zum Glauben zu bringen. Es hat aber nichts geholfen: c. 8,6:</p>
-
-<p class="center">&#1502;&#1488;&#1505; &#1492;&#1506;&#1501; &#1492;&#1494;&#1492; &#1488;&#1514; &#1502;&#1497; &#1492;&#1513;&#1500;&#1495; &#1492;&#1492;&#1500;&#1499;&#1497;&#1501; &#1500;&#1488;&#1496;</p>
-
-<p>Nun folgt das Verwerfungsurteil über Juda in mehreren Drohreden c.
-8,6&ndash;18, die wohl inhaltlich zusammengehören, aber auch wie in c. 28 ff.
-die schriftstellerische Verbindung nicht mehr aufweisen.</p>
-
-<p>Wie in der in c. 28 ff. enthaltenen jesajanischen Schrift ist auch hier
-der Zweck derselben, dem verstockten Volke das Verwerfungsurteil Jahwes
-zu verkünden und zu begründen. Auch diese Schrift zerfällt in zwei
-Teile: c. 7&ndash;8,4 schildern die Bemühungen Jesaias um die Bekehrung des
-Volkes; c. 8,5&ndash;16 verkünden dem verstockten Volke das Gericht.</p>
-
-<p>Dass c. 8,5 ff. wirklich mit dem Vorhergehenden zusammenhängen, zeigt
-v. 5:</p>
-
-<p class="center">&#1493;&#1497;&#1505;&#1507; &#1497;&#1492;&#1493;&#1492; &#1491;&#1489;&#1512; &#1488;&#1500;&#1497; &#1506;&#1493;&#1491; &#1500;&#1488;&#1502;&#1512;</p>
-
-<p>Nur kann Jesaia unmöglich die mit diesen Worten eingeleitete Rede
-so an das vorhergehende Stück angeschlossen haben. Denn v. 3 f.
-enthalten eine tröstliche Zusage an Juda, v. 6 ff. dagegen eine scharfe
-Gerichtsdrohung. Es muss also zwischen v. 4 und 5 etwas ausgefallen
-sein; und zwar muss vor v. 5 eine ähnliche Drohrede gestanden haben
-wegen des &#1497;&#1493;&#1505;&#1507; und des &#1506;&#1493;&#1491; in v. 5. Das ist vielleicht die
-Drohung gewesen, die jetzt in c. 7,18 ff. enthalten ist (vgl. vorige
-Anmerkung).</p>
-
-<p>Dass auch dieser zweite Teil der Schrift ursprünglich in historischem
-Rahmen gestanden hat, beweist der in der Form eines Berichtes
-abgefasste Eingang zu v. 11 ff., beweist auch der Schluss der Schrift
-v. 16&ndash;18, der keine Rede enthält und von dem Vorhergehenden losgerissen
-sinnlos wird.</p>
-
-<p>Der gegebene Überblick über den Zusammenhang und die Darstellungsform
-von c. 7&ndash;8,18 zeigt, dass wir hier auch eine in der Form der
-geschichtlichen Darstellung ver<span class="pagenum"><a name="Seite_41" id="Seite_41">[S. 41]</a></span>fasste Schrift Jesaias vor uns haben.
-Auf die litterarische Beschaffenheit derselben kann hier natürlich
-nicht näher eingegangen werden<a name="FNAnker_15_15" id="FNAnker_15_15"></a><a href="#Fussnote_15_15" class="fnanchor">[15]</a>; es ist nur noch zu fragen, wann
-etwa Jesaia diese Aufzeichnungen gemacht haben könnte. Wir werden
-anzunehmen haben, dass c. 7 und 8 eine längere Wirkungsperiode Jesaias
-umspannen, dass namentlich zwischen c. 8,4 und 8,5 ff. Ereignisse
-liegen, die den Umschwung in Jesaias Prophetie begründet und veranlasst
-haben. Diese Ereignisse haben den Jesaia bewogen, sich vom öffentlichen
-Auftreten zurückzuziehen, c. 8,16&ndash;18. Sie müssen daher sein Auftreten
-nutzlos gemacht haben. Da sie auch nur politischer Natur gewesen sein
-können, denn um politische Ereignisse dreht sich der ganze Inhalt von
-c. 7 f., so kann nichts Anderes gemeint sein als die Botschaft des Ahas
-an Thiglath-Pileser 2. Kön. 16,7. Also ganz ähnlich wie in c. 28 ff.
-ist es auch hier das Bündnis mit einer auswärtigen Macht, um das es
-sich handelt. Statt auf Jahwe zu trauen,<span class="pagenum"><a name="Seite_42" id="Seite_42">[S. 42]</a></span> setzt „dies Volk da“ seine
-Hoffnung auf eine heidnische Grossmacht.</p>
-
-<p>Stellen wir nun noch einmal die Vergleichungspunkte der in c. 7 f.
-und in c. 28 ff. enthaltenen geschichtlichen Aufzeichnungen Jesaias
-zusammen. Analog ist:</p>
-
-<div class="blockquot">
-
-<p>1. Die Veranlassung derselben. In beiden Fällen handelt es sich
-um das Zustandekommen eines Bündnisses mit einer heidnischen
-Weltmacht, gegen das Jesaia vergeblich gekämpft hat. Da sein Reden
-nutzlos geblieben ist, zieht er sich zurück und schreibt (c. 8,16
-ff. 30,8).</p>
-
-<p>2. Der Zweck derselben. Sie sollen beide ein ewiges Zeugnis dafür
-sein, dass Jesaia die Schuld des Volkes erkannt und gebrandmarkt,
-sowie die Strafgerichte Jahwes vorhergesagt habe.</p>
-
-<p>3. Die Anlage derselben. In beiden schildert Jesaia zuerst seine
-vergeblichen Versuche, Volk und König zum Glauben zu bewegen, um
-dann dem verstockten Volke den Untergang zu verkünden.</p>
-
-<p>4. Einzelheiten des Inhalts und der Form: c. 7,4 mit 30,15 f.,
-7,9 mit 28,16, 8,6 f. mit 30,12 f., 8,9 f. mit 29,9 f., 8,15 mit
-28,13., 8,14 mit 28,16., 8,16&ndash;18 mit 30,8.</p>
-
-<p>5. „v. 16 (in c. 8) klingt wie ein Abschiednehmen von der Arbeit
-unter dem Volke (<span class="gesperrt">Duhm</span>).“ Dasselbe gilt von dem &#1506;&#1514;&#1492; &#1489;&#1493;&#1488; c.
-30,8.</p></div>
-
-<p>Eine geschichtliche Aufzeichnung Jesaias haben wir nun ferner in c.
-6, in welchem Jesaia seine Berufungsvision erzählt. Sie ist uns dem
-Anscheine nach noch vollständig so erhalten, wie sie aus der Hand des
-Propheten hervorgegangen ist<a name="FNAnker_16_16" id="FNAnker_16_16"></a><a href="#Fussnote_16_16" class="fnanchor">[16]</a>.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Seite_43" id="Seite_43">[S. 43]</a></span></p>
-
-<p>In diesem Kapitel haben wir also eine weitere wertvolle Bestätigung
-dafür, dass Jesaia in geschichtlicher Darstellung auch sonst
-geschrieben hat. Wollte man darauf hinweisen, dass die Schilderung
-dieser Berufungsvision eben etwas ganz Besonderes sei, so ist dagegen
-zu erwidern, dass der Zweck ihrer Niederschrift dennoch ganz derselbe
-ist wie der der Aufzeichnung von c. 7 f. und c. 28 ff.</p>
-
-<p>Es ist oben schon darauf hingewiesen worden, dass das Kapitel sicher
-vom Propheten erst später aufgezeichnet worden ist, und ebenso ist
-der Versuch <span class="gesperrt">Hackmanns</span>, seinen Inhalt auf Nordisrael zu deuten,
-als unhaltbar nachgewiesen worden. Der Ausdruck &#1492;&#1506;&#1501; &#1492;&#1494;&#1492; fordert
-gerade auch in diesem Kapitel (v. 5 und v. 1) seine Beziehung auf
-Juda. Der Zweck des Kapitels geht natürlich aus dem Inhalte der dem
-Jesaia gewordenen Offenbarung v. 9 ff. hervor: in v. 9 f. wird das
-Verstockungsgericht über das Volk ausgesprochen; in v. 11 (-13) wird
-ihm als Strafe dafür der gänzliche Untergang verkündet. Dieser in c.
-6 ausgesprochene Zweck setzt voraus, dass der Niederschrift dieses
-Kapitels eine längere Wirksamkeit vorausgegangen ist. Nicht, als ob
-Jesaia im Beginne seiner Wirksamkeit nicht ähnliche Gedanken oder
-Offenbarungen gehabt haben könnte; über solche Möglichkeiten lässt
-sich schwer streiten; aber niedergeschrieben haben kann Jesaia solche
-Gedanken erst, nachdem sich das Volk wirklich seiner Predigt gegenüber
-verstockt gezeigt hat. Daher wird <span class="gesperrt">Duhm</span> recht haben, dass die
-Niederschrift dieser Berufungsvision neben den c. 8,16 und c. 30,8
-erwähnten ein neues Dokument von der Wahrheit und Wahrhaftigkeit seiner
-Mission sein soll.</p>
-
-<p>Mir scheint es nun inhaltlich dem c. 30,8 erwähnten Dokumente, d.
-h. also der in c. 28 ff. enthaltenen jesajanischen Schrift näher zu
-stehen. Denn einmal erscheint Jesaia dort mehr als in c. 7 f. von
-Anfang an von der Unverbesserlichkeit des Volkes überzeugt (vgl.
-c. 6,9 f. mit c. 29,9 f.), und dann entspricht auch die radikale
-Verkündigung des Unterganges von Juda in c. 6 mehr den Drohreden in
-c. 28 ff. als<span class="pagenum"><a name="Seite_44" id="Seite_44">[S. 44]</a></span> den in c. 8<a name="FNAnker_17_17" id="FNAnker_17_17"></a><a href="#Fussnote_17_17" class="fnanchor">[17]</a>. Wir haben also in c. 6 eine weitere
-wertvolle Bestätigung für unser Resultat bezüglich der geschichtlichen
-Darstellungsform der in c. 28 ff. enthaltenen Schrift.</p>
-
-<p>Es kommen nun noch als geschichtliche Stücke c. 20 und c. 22 in
-Betracht, über die wir aber schnell hinweggehen können.</p>
-
-<p>c. 20 gehört seiner Überschrift und seinem Inhalte nach ins Jahr 711.
-Es ist aber seiner Herkunft nach nicht ganz unverdächtig. Möglich wäre
-es, „dass es ähnlichen Ursprung hätte wie c. 36&ndash;39, und zu Gunsten
-dieser Annahme könnte man auf den in mehrfacher Beziehung verdächtigen
-v. 2 hinweisen (Duhm).“</p>
-
-<p>c. 22 fällt in die Zeit nach 701. Es ist bezüglich seiner
-Einheitlichkeit und Darstellungsform durchaus nicht allgemein
-anerkannt; da ich es aber für eine geschichtliche Darstellung halte; so
-sollte es wenigstens nicht unerwähnt bleiben<a name="FNAnker_18_18" id="FNAnker_18_18"></a><a href="#Fussnote_18_18" class="fnanchor">[18]</a>.</p>
-
-<p>Diese im Vorhergehenden besprochenen geschichtlichen Darstellungen
-bilden nun nicht etwa den kleinsten, sondern vielmehr den weitaus
-grössten Teil dessen, was der Prophet Jesaia gegen Juda und Jerusalem
-überhaupt geschrieben hat. Denn ausser den besprochenen Abschnitten
-sind nur noch das kurze Stück c. 32,9&ndash;14 und die in c. 1&ndash;5 enthaltenen
-Drohreden gegen Juda und Jerusalem dem Jesaia zuzuschreiben<a name="FNAnker_19_19" id="FNAnker_19_19"></a><a href="#Fussnote_19_19" class="fnanchor">[19]</a>.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Seite_45" id="Seite_45">[S. 45]</a></span></p>
-
-<p>Eine vollgültige Bestätigung dieses statistischen Befundes können wir
-nun noch aus des Jesaia eigenen Worten entnehmen, nämlich aus den
-beiden Versen c. 30,8 und c. 8,16.</p>
-
-<p>In c. 30,8 heisst es: Jetzt geh hinein und schreib es nieder! Also,
-nachdem Jesaia lange vergeblich durch öffentliche Rede unter dem Volke
-gewirkt hatte, erhielt er den göttlichen Auftrag, sich vom Schauplatz
-der öffentlichen Thätigkeit zurückzuziehen und seine Drohungen
-niederzuschreiben &#1500;&#1506;&#1461;&#1491; &#1506;&#1491; &#1506;&#1493;&#1500;&#1501;. Dieser Auftrag Jahwes an Jesaia enthält
-doch offenbar für unsere Frage ein Doppeltes:</p>
-
-<div class="blockquot">
-
-<p>1. dass Jesaia bis dahin seine Reden nicht aufgeschrieben hat, dass
-also die gewöhnliche Annahme, dass er gewissermassen ein Tagebuch
-über seine Reden geführt habe, gegenüber den eigenen Worten Jesaias
-nicht stichhaltig ist;</p>
-
-<p>2. dass es für Jesaia eines besonderen Auftrages Jahwes oder eines
-besonderen Zweckes bedurfte, seine Weissagungen niederzuschreiben.</p></div>
-
-<p>Der Zweck ist auch in c. 8,16 besonders hervorgehoben:</p>
-
-<p class="center">&#1510;&#1493;&#1512; &#1514;&#1506;&#1493;&#1491;&#1492; &#1495;&#1514;&#1493;&#1501; &#1514;&#1493;&#1512;&#1492; &#1489;&#1500;&#1502;&#1491;&#1497;</p>
-
-<p>Der Zweck der Niederschrift ist also nach beiden Stellen wie bei der
-Aufstellung der Tafel c. 8,1 f. und der Namengebung seiner Söhne c. 8,3
-f. 18 der, dass sie einer späteren Generation (&#1506;&#1491; &#1506;&#1493;&#1500;&#1501; c. 30,8 und
-&#1489;&#1500;&#1502;&#1491;&#1497; 8,16) zum Zeugnis (&#1500;&#1506;&#1491; c. 30,8 und &#1514;&#1506;&#1493;&#1491;&#1492; 8,16) der
-Wahrheit und Wahrhaftigkeit seiner Prophezeiungen dienen soll.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Seite_46" id="Seite_46">[S. 46]</a></span></p>
-
-<p>Jedenfalls geht aus beiden Stellen hervor, dass der Prophet erst
-deshalb zur Niederschrift schreitet, weil er erkennt, dass die
-mündliche Predigt aussichtslos sei. Das wird daher auch von den
-anderen Stücken gelten, die etwa noch auf ihn zurückzuführen sind. Ein
-eigentlicher Schriftsteller wie Jeremia und die späteren Propheten, ist
-Jesaia noch nicht gewesen. Da nun die Niederschriften, auf welche jene
-beiden Stellen weisen, c. 7 f. und c. 28 ff., die Hauptperioden der
-Wirksamkeit Jesaias umspannen, so werden wir a priori anzunehmen haben,
-dass sie auch den grössten Teil dessen ausmachen, was Jesaia gegen
-Jerusalem und Juda geschrieben hat. Durch diese Stellen wird also das
-durch den statistischen Befund herausgestellte Verhältnis bestätigt.</p>
-
-<p>Der Ueberblick über die schriftstellerische Thätigkeit des
-Jesaia hat gezeigt, dass die Annahme einer ursprünglich
-geschichtlich-darstellenden Gestalt der jesajanischen Stücke in
-c. 28&ndash;33 durch die Beschaffenheit der in den anderen Sammlungen
-enthaltenen Stücke nicht widerraten, sondern vielmehr empfohlen
-wird. Ja, es ist gezeigt worden, dass jene in darstellender Form
-geschriebenen Stücke den weitaus grössten Teil von allem ausmachen, was
-Jesaia gegen Jerusalem und Juda geschrieben hat.</p>
-
-<p>Kehren wir nach diesem Ueberblicke über die Entstehung der übrigen
-jesajanischen Stücke zu unserem Buche c. 28 ff. zurück, so können wir
-jetzt folgendes Resultat feststellen:</p>
-
-<div class="blockquot">
-
-<p>1. In dem Buche c. 28&ndash;33 sind drei verschiedene jesajanische
-Schriften enthalten, nämlich ausser den beiden kurzen Stücken c.
-28,1&ndash;4 und c. 32,9&ndash;14 eine Anzahl Bruchstücke aus einer grösseren
-Schrift Jesaias.</p>
-
-<p>2. c. 28,1&ndash;4 enthält eine Weissagung Jesaias von dem Untergange
-Samarias. Die Abfassung dieses Stückes fällt also jedenfalls vor
-722, wegen des Schweigens über Aram und Damaskus wahrscheinlich
-nach 732; vielleicht liegt ihm als bestimmter Anlass der Abfall
-Hoseas von<span class="pagenum"><a name="Seite_47" id="Seite_47">[S. 47]</a></span> Assyrien zu Grunde, dann stammt es etwa aus dem Jahre
-725/24<a name="FNAnker_20_20" id="FNAnker_20_20"></a><a href="#Fussnote_20_20" class="fnanchor">[20]</a>.</p>
-
-<p>3. Die in c. 28,7&ndash;31,4 enthaltenen Bruchstücke gehören ursprünglich
-einer grösseren geschichtlichen Darstellung der Kämpfe Jesaias
-mit den Volksleitern wider das Zustandekommen des ägyptischen
-Bündnisses an. Jesaia hat diese Schrift etwa im Jahre ± 703 v. Chr.
-selbst verfasst zum Zeugnis für einen späteren Tag.</p>
-
-<p>4. Es bleibt noch das kurze Stück c. 32,9&ndash;14 übrig. Ueber die
-Abfassungszeit dieses Stückes lässt sich aus seinem Inhalte nichts
-absolut Sicheres entnehmen. Jesaia kündigt den Weibern Jerusalems
-die völlige Verwüstung der Stadt und ihrer anmutigen Umgebung an.
-Das könnte Jesaia freilich zu jeder Zeit seiner Wirksamkeit gethan
-haben. Aber die Verkündigung klingt so radikal und unbedingt, dass
-sie mit ihrem Inhalte auf Anzeichen ihrer Verwirklichung zu deuten
-scheint. Vor allem ist hier der Ton etwas anders als sonst. Man
-könnte die Dichtung fast ein Klagelied nennen. Die Anrede in v.
-9 ist weniger bitter als traurig. Statt des sonstigen harten und
-verächtlichen &#1492;&#1506;&#1501; &#1492;&#1494;&#1492; steht hier v. 13 das mitleidig empfindende
-&#1506;&#1502;&#1497;. Man hat den Eindruck, als ob einerseits Jerusalem mitten
-im Unglück stände, Jesaia die Erfüllung seiner Drohungen eintreten
-sähe, als ob aber das Volk und namentlich die Frauen Jerusalems
-nicht recht daran glaubten. Die Stimmung ist ähnlich wie in c.
-22; vgl. namentlich v. 4: lasst mich bitter weinen! auch v. 11 b.
-13 f. Dieses Kapitel ist nach dem Vorgange <span class="gesperrt">Sörensens</span><a name="FNAnker_21_21" id="FNAnker_21_21"></a><a href="#Fussnote_21_21" class="fnanchor">[21]</a>
-mit <span class="gesperrt">Hackmann</span> in die Zeit nach dem Abzuge Sanheribs
-zu setzen<a name="FNAnker_22_22" id="FNAnker_22_22"></a><a href="#Fussnote_22_22" class="fnanchor">[22]</a>. Die überstandene Not hat die Jerusalemiter
-nicht gebessert; der Prophet schaut tiefer. Er sieht in ihrer
-Unbussfertigkeit die Besiegelung ihres gewissen Unterganges:
-„Wahrlich, nicht wird diese Sünde euch ge<span class="pagenum"><a name="Seite_48" id="Seite_48">[S. 48]</a></span>sühnt, bis dass ihr tot
-seid.“ v. 14. Dieselbe Stimmung atmet unsere Weissagung, nur fehlt
-ihr die Bitterkeit. Vielleicht fällt sie deshalb noch vor den Abzug
-Sanheribs in das Jahr 702/1. Sicheres lässt sich nicht aussagen.</p></div>
-
-<p>Wir stehen am Ende mit der Besprechung der jesajanischen Stücke unseres
-Buches. Sie hat uns nicht nur einen interessanten und lehrreichen
-Einblick in die schriftstellerische Thätigkeit des Jesaia gegeben,
-sondern sie wird uns nun auch die Beantwortung der Frage, wie diese
-Stücke in ihren jetzigen Zusammenhang gekommen sind, wesentlich
-erleichtern. Halten wir an der Annahme fest, dass der Bearbeiter
-unseres Buches, um eine Sammlung von &#1502;&#1513;&#1488;&#1493;&#1514; &#1497;&#1513;&#1506;&#1497;&#1492;&#1493; herauszugeben, die
-meisten seiner jesajanischen Stücke aus einem grösseren Zusammenhange
-herausgenommen hat, so werden wir auch verstehen, wie er dazu
-gekommen ist, sie mit eigenen Zuthaten und Ergänzungen zu versehen.
-Die Komposition unseres Buches, die sonst bei seinem mosaikartigen
-Charakter und den beiden sich widersprechenden Gedankenreihen ein
-Rätsel bleibt, wird so erklärlich.</p>
-
-<hr class="chap" />
-
-<div class="chapter">
-
-<h2 class="nobreak" id="II">II.</h2>
-
-</div>
-
-<p>Wir haben es also jetzt mit der Arbeit einer späteren Zeit zu thun. Es
-liegt in dem ganzen Charakter derselben begründet, dass wir mit ihren
-Erzeugnissen mehr auf das Gebiet der Vermutungen als der sicheren
-Ergebnisse gestellt sind. Denn dieselben haben es meist nicht mit
-der Gegenwart, sondern mit der Zukunft, und zwar alle mit derselben
-Zukunft, nämlich mit „jenem Tage“, zu thun. Sie sind daher meist zu
-wenig zeitgeschichtlich bestimmt, als dass man für die Frage nach ihrer
-Herkunft unumstösslich festen Boden gewinnen könnte.</p>
-
-<p>Das gilt auch von den nichtjesajanischen Stücken unseres Buches. Es
-wäre vergebliche Mühe, wenn man aus den einzelnen Stücken Schlüsse
-auf Verfasser und Herkunft ziehen<span class="pagenum"><a name="Seite_49" id="Seite_49">[S. 49]</a></span> wollte. Ebenso würde es zu nichts
-führen, wenn man, wie wir es bei den jesajanischen Stücken unseres
-Buches gethan haben, die Frage aufwerfen wollte, ob die einzelnen
-Stücke resp. welche unter einander in Zusammenhang stehen. Sie
-behandeln alle das eine Thema: die goldene Zukunft, und dieses würde
-sie unter einander ebenso sehr und ebenso wenig verbinden, wie sie
-selbst in sich dadurch verbunden sind. Ob man z. B. c. 29,16&ndash;24 mit c.
-30,18&ndash;26 zu einem Stück vereint oder jedes der beiden in zwei oder mehr
-Stücke teilt, macht für ihren Inhalt und Gedankengang nichts aus.</p>
-
-<p>Um daher für die nichtjesajanischen Stücke unseres Buches bezüglich
-ihrer Herkunft und Zeitansetzung zu einem einigermassen sicheren
-Ergebnisse zu gelangen, müssen wir einen anderen Weg der Untersuchung
-einschlagen.</p>
-
-<p>Wir werden zunächst das Verhältnis dieser Stücke zu den jesajanischen
-Partieen ins Auge fassen. Es wird festzustellen sein, welche
-unter ihnen sich als unmittelbare und beabsichtigte Fortsetzungen
-jesajanischer Partieen geben, und welche etwa selbstständig daneben
-stehen.</p>
-
-<p>Sodann haben wir zu untersuchen, ob sie unter einander auf denselben
-oder mehrere Verfasser schliessen lassen. Dann erst können wir nach
-Anzeichen einer genaueren Zeitbestimmung fragen.</p>
-
-<p>Endlich wird dann aus den gewonnenen Resultaten eine Uebersicht über
-Zweck, Art und Zeit der Zusammenstellung unseres Buches zu geben sein.</p>
-
-<p>Es wird sich zeigen, dass wir auf diesem Wege zu einem annähernd
-sicheren Resultate über die Entstehungsgeschichte unseres Buches werden
-gelangen können.</p>
-
-<p>Das erste Stück, mit welchem wir es zu thun haben, ist c. 28,5 f.
-Dieses ist ganz deutlich zum Zwecke der Fortsetzung von v. 1&ndash;4
-komponiert. Das zeigt erstens die Anknüpfung an das Vorhergehende durch
-die Worte: &#1489;&#1497;&#1493;&#1501; &#1492;&#1492;&#1493;&#1488; und zweitens die Wahl der Bilder und Ausdrücke,<span class="pagenum"><a name="Seite_50" id="Seite_50">[S. 50]</a></span>
-die aus dem Vorhergehenden genommen sind. Die Bilder, die Jesaia vorher
-von Samaria und dessen trunkenen Grossen gebraucht hat, werden hier in
-geschmackloser Nachahmung auf Jahwe angewendet vgl. v. 5 mit v. 1 und 3.</p>
-
-<p>Ob wir in c. 29,5 ff. eine einfache Fortsetzung des jesajanischen
-Stückes v. 1&ndash;4 oder eine Umarbeitung einer ursprünglich jesajanischen
-Fortsetzung haben, ist nicht mehr sicher zu entscheiden. v. 4b ist
-spätere Parallele zu 4a, v. 8 zu v. 7, und zu dem Stücke v. 1&ndash;4 fehlt
-der Schluss. Jedenfalls ist klar, dass v. 5&ndash;8 kein selbstständiges
-Stück für sich bildet, sondern entweder als Fortsetzung oder als
-Umarbeitung von einem späteren an v. 1&ndash;4a angeschlossen ist.</p>
-
-<p>Aehnlich ist es mit c. 31,5 ff. Der Anschluss an v. 1&ndash;4 ist dadurch
-hergestellt, dass der Verfasser neben das Bild vom knurrenden Löwen das
-andere von den flatternden Vögeln gestellt hat, das ihm als Bild des
-Schutzes jedenfalls geeigneter erscheinen musste.</p>
-
-<p>Ob er im Folgenden jesajanische Ueberreste mit benutzt hat, lässt sich
-hier noch weniger feststellen, da sich kein Vers mehr als ursprünglich
-jesajanisches Gut zu erkennen giebt; nur ist wahrscheinlich, dass v. 4
-einst eine erläuternde Fortsetzung gehabt hat, und möglich, dass die
-Hand des Späteren schon in v. 4b verbessernd eingegriffen hat, da das
-&#1497;&#1512;&#1491; nicht ganz der ersten Hälfte der Vergleichung entspricht. Aber
-dass v. 5&ndash;8 jetzt wirklich die Fortsetzung Von v. 1&ndash;4 bilden sollen
-und dazu hergestellt sind, geht auch sonst aus seinem Inhalt und den
-gebrauchten Ausdrücken deutlich hervor. v. 6 weist mit seinem Inhalte
-auf v. 1b, in seiner Form &#1492;&#1506;&#1502;&#1497;&#1511;&#1497; auf c. 29,15. Besonders deutlich ist
-v. 8 eine Nachbildung von v. 3. Dem &#1488;&#1491;&#1501; &#1493;&#1500;&#1488; &#1488;&#1500; in v. 3 steht gegenüber
-das &#1500;&#1488; &#1488;&#1497;&#1513; &#1489;&#1495;&#1512;&#1489; in v. 8; dem &#1489;&#1513;&#1512; &#1493;&#1500;&#1488; &#1512;&#1493;&#1495;
-in v. 3 das &#1495;&#1512;&#1489; &#1500;&#1488; &#1488;&#1491;&#1501; in v. 8. Dass
-diese Nachbildung des Ausdruckes mit ihrem doppelten &#1495;&#1512;&#1489; und ihrer
-wunderbaren Vorstellung sehr glücklich wäre, kann man nicht behaupten.
-Um so deutlicher zeigt sich aber gerade<span class="pagenum"><a name="Seite_51" id="Seite_51">[S. 51]</a></span> darin die Nachbildung.
-Hinzuweisen ist auch noch auf das &#1488;&#1493;&#1512; v. 9, bei dem man mit Recht
-an das &#1488;&#1512;&#1497;&#1488;&#1500; c. 29 denkt.</p>
-
-<p>Auch c. 32,15&ndash;20 giebt sich als direkte Fortsetzung von v. 9&ndash;14. Die
-Worte &#1506;&#1491; &#1497;&#1506;&#1512;&#1492; &#1506;&#1500;&#1497;&#1504;&#1493; &#1512;&#1493;&#1495; &#1502;&#1502;&#1512;&#1493;&#1501;
-knüpfen mit ihrem &#1506;&#1491; unmittelbar an das &#1506;&#1491; &#1506;&#1493;&#1500;&#1501;
-in v. 14 an. Dass diese inhaltlich scheinbar unmögliche Verbindung nur
-von einem Solchen vollzogen werden konnte, dem die eschatologischen
-Ideen der späteren Zeit dogmatisch feststanden, ist schon im ersten
-Teile gezeigt worden. Aber Inhalt und Form zeigen auch deutlich,
-dass auch diese Verse überhaupt erst als Fortsetzung von v. 9&ndash;14
-entstanden sind. In v. 9&ndash;14 wird zuerst die Verwüstung der Gärten und
-Fruchtgefilde, und dann die Zertrümmerung der menschlichen Wohnungen
-gedroht; in v. 15&ndash;20 wird zuerst verheissen, dass die Wüste zum
-Fruchtgefild werden soll und dann werden den Menschen sichere Wohnungen
-in Aussicht gestellt. Zur Entlehnung der Ausdrücke ist vor allem v.
-9 f. mit v. 18b zu vergleichen. Die Prädikate der Frauen Jerusalems
-&#1513;&#1488;&#1504;&#1504;&#1493;&#1514; und &#1489;&#1496;&#1495;&#1493;&#1514; werden hier auf die Wohnungen übertragen. Vgl.
-auch v. 17 am Schluss.</p>
-
-<p>In c. 29,9 f. musste es für die Späteren unverständlich sein, was unter
-dem dort verkündeten Verstockungsgerichte gemeint sei. Der Verfasser
-von v. 11 f. hat eine Erklärung von v. 9 f. im Sinne der späteren Zeit
-gegeben. Er sieht darin, dass seinen Zeitgenossen „das Gesicht von dem
-allen“, d. h. die dem Jesaia gewordenen Offenbarungen wie ein Buch mit
-sieben Siegeln erscheint, eine Erfüllung der Weissagung v. 10, und
-es ist offenbar seine Absicht, durch seine Zusätze den Schleier des
-Verständnisses zu lüften. Der Anschluss der Verse an die vorhergehenden
-durch &#1493;&#1514;&#1492;&#1497; und die Beziehung von &#1495;&#1494;&#1493;&#1514; &#1499;&#1500; auf das Vorangegangene
-zeigen, dass die Verse keine selbstständige Bedeutung haben können und
-wollen.</p>
-
-<p>An das kurze Stück c. 29,15 schliesst sich eine längere
-Auseinandersetzung über eschatologische Dinge an. Der Ausruf: &#1492;&#1508;&#1499;&#1499;&#1501;
-geht unmittelbar auf die in v. 15 getadelte<span class="pagenum"><a name="Seite_52" id="Seite_52">[S. 52]</a></span> Frage zurück und steht
-inhaltlich schon mit v. 14 in Zusammenhang. Der Verfasser fasst die
-Frage in v. 15 als Verzweiflungsfrage der Elenden seines Volkes auf,
-und giebt deshalb trostreichen Aufschluss. v. 18, ähnlich wie v. 11 f.,
-geht auf die Worte: &#1493;&#1492;&#1497;&#1492; &#1489;&#1502;&#1495;&#1513;&#1498; &#1502;&#1506;&#1513;&#1497;&#1492;&#1501; in v. 15 zurück. Zu v. 24 vgl. c. 28,9
-f., zu v. 17 c. 32,15. Diese beständige Bezugnahme auf seine Umgebung
-beweist, dass auch dieses Stück kein selbstständiges Produkt eines
-andern Autors, sondern erst zum Zwecke der Erläuterung und Fortsetzung
-von v. 15 und den vorangegangenen Versen geschrieben ist.</p>
-
-<p>Dasselbe gilt auch von dem Stücke c. 30,18&ndash;26. Durch ein &#1493;&#1500;&#1499;&#1503;
-ist es eng an das Vorhergehende angeschlossen. Und der, welcher es
-angeschlossen hat, hat es auch geschrieben. <span class="gesperrt">Duhm</span> meint zwar,
-dass das „darum“ v. 18 so gänzlich unmöglich als Fortsetzung von v. 17
-sei, dass man nur annehmen kann, der Ergänzer habe das Auge mehr auf
-seinen eigenen früheren Einsatz, als auf den Text des alten Propheten
-gerichtet gehabt. Man muss aber eben bedenken, dass derselbe auch v.
-8&ndash;17 unter eschatologischem Gesichtspunkt angesehen hat. Für ihn ist
-das Volk, zu dem er redet, der in v. 17 genannte Rest. Die Drohung
-sieht er bereits erfüllt; und grade die Erfüllung derselben ist ihm ein
-Beweis, dass auch die Erfüllung der Verheissung nahe bevorsteht, dass
-Jahwe voll Ungeduld ist, seinem Volke Huld zu schenken v. 18.</p>
-
-<p>Und nicht nur v. 18 schliesst sich an das Vorhergehende eng an, auch
-die übrigen Verse stehen damit in Verbindung. v. 20 stellt Jahwe als
-Lehrer seines Volkes hin, weil in v. 9 von der &#1514;&#1493;&#1512;&#1514; &#1497;&#1492;&#1493;&#1492; die Rede
-gewesen ist. v. 21 weist auf den rechten Weg, von dem sie nach v. 11
-abgewichen sind; v. 26b nimmt ganz das Bild von v. 13 f. wieder auf.
-Berg und Hügel in v. 25 sind aus v. 17b; der Tag des grossen Würgens,
-„wenn Türme fallen“ spielt auf v. 13 f. an.</p>
-
-<p>Es bleiben nun noch vier Stücke übrig, die inhaltlich nicht in so reger
-Beziehung mit ihrer Umgebung stehen und<span class="pagenum"><a name="Seite_53" id="Seite_53">[S. 53]</a></span> in sich selbst einen mehr
-geschlossenen Zusammenhang bilden: c. 28,24&ndash;29, c. 30,27&ndash;33, c. 32,1&ndash;8,
-c. 33. Diese bedürfen deshalb noch einer besonderen Besprechung.</p>
-
-<p>c. 28,23&ndash;29 enthält ein dem Landbau entnommenes Maschal mit einer
-besonderen, dem Volksliede nachgeahmten Einleitung. Schon um dieser
-Einleitung willen wird es von den Auslegern als besonderes Stück
-behandelt, das Jesaia erst bei der Zusammenstellung seines Buches an
-seine jetzige Stelle gesetzt habe. Dass es indessen nicht von Jesaia
-sein kann, ist oben bewiesen worden. Sein Inhalt ist rein tröstlicher
-Natur. Aber grade deswegen nimmt es zu seiner Umgebung bezw. zu den
-voraufgegangenen jesajanischen Stücken dieselbe Stellung ein, wie die
-besprochenen unjesajanischen Stücke zu den ihren. Es bringt gegenüber
-den vorangegangenen Drohungen die Verheissung, indem es zugleich durch
-seinen Inhalt die Drohung und Strafe erklärt. Dass das Maschal zu den
-voraufgegangenen Stücken wirklich auch in diese Beziehung gebracht sein
-will, geht deutlich aus v. 29 hervor. Dieser Vers ist das Gegenstück zu
-v. 22. In v. 22 heisst es:</p>
-
-<p class="center">&#1499;&#1497; &#1499;&#1500;&#1492; &#1493;&#1504;&#1495;&#1512;&#1510;&#1492; &#1513;&#1502;&#1506;&#1514;&#1497; &#1502;&#1488;&#1514; &#1497;&#1492;&#1493;&#1492; &#1510;&#1489;&#1488;&#1493;&#1514;</p>
-
-<p>In Vers 29 wird gesagt:</p>
-
-<p class="center">&#1490;&#1501; &#1494;&#1488;&#1514; &#1502;&#1506;&#1501; &#1497;&#1492;&#1493;&#1492; &#1510;&#1489;&#1488;&#1493;&#1514; &#1497;&#1510;&#1488;&#1492;</p>
-
-<p>Es ist klar, dass dieser Vers mit seinem &#1490;&#1501; &#1494;&#1488;&#1514; auf v. 22
-zurückweist, dass er also auch erst um dieser Rückbeziehung willen
-geschrieben ist. Aber damit ist nicht gesagt, dass auch das Maschal
-erst um der vorangehenden Stücke willen gedichtet worden ist. Bestimmte
-Bezugnahmen auf das Vorhergehende in Inhalt und Form finden sich in
-demselben nicht. Wir werden es daher vorläufig als ein besonderes Stück
-zu betrachten haben. Die Frage, ob es nicht mit den anderen Stücken
-trotzdem denselben Verfasser haben könne, wird nachher erörtert werden.</p>
-
-<p>Wir kommen zu c. 30,27&ndash;33. Auch dieses Stück ist eine besondere
-Weissagung, welche von dem Erscheinen Jahwes zum Entscheidungskampfe
-mit „Assur“ handelt. Sie<span class="pagenum"><a name="Seite_54" id="Seite_54">[S. 54]</a></span> beginnt ohne irgendwelche Anknüpfung an das
-auch selbst schon unjesajanische Stück v. 18&ndash;26 mit dem volltönenden
-Eingänge:</p>
-
-<p class="center">&#1492;&#1504;&#1492; &#1513;&#1501; &#1497;&#1492;&#1493;&#1492; &#1489;&#1488;</p>
-
-<p>Das Stück ist aber auch in sofern selbstständig, als es keinerlei
-Anspielungen und Rückbeziehungen auf die jesajanischen Stücke unseres
-Buches enthält. Assur wird in denselben nicht einmal erwähnt.</p>
-
-<p>Ohne Anschluss an ihre Umgebung nach vorwärts und rückwärts ist auch
-die messianische Weissagung c. 32,1&ndash;8; auch sie setzt völlig neu ein
-mit ihrem &#1492;&#1503; v. 1. Andrerseits ist aber doch hervorzuheben, dass
-sich in diesem Abschnitte manche Anklänge an jesajanische Stellen
-unseres Buches finden, die wie Rückbeziehungen und Nachahmungen
-aussehen, v. 2b erinnert an c. 28,12, v. 3a an c. 29,9 f. 30,10; die
-Stammler in v. 4 an c. 28,7 ff., 30,10. 2.</p>
-
-<p>Diese Beziehungen sind ja freilich für sich genommen keine zwingenden
-Beweise dafür, dass das Stück c. 32,1&ndash;8 der Herstellung unserer
-Sammlung seine Entstehung zu verdanken hat; wir werden aber nachher
-sehen, dass noch andere Gründe stark für diese Annahme sprechen.</p>
-
-<p>c. 33 ist wieder ein für sich selbstständiges Stück. Es ahmt zwar mit
-seinem &#1492;&#1493;&#1497; in v. 1 den jesajanischen Stücken nach; es schliesst
-sich aber weder unmittelbar an jesajanische Partieen an, noch ist
-in seinem Inhalt und seiner Form etwas zu entdecken, was sonst auf
-dieselben hinwiese und als Erklärung oder Berichtigung derselben
-aufgefasst werden könnte.</p>
-
-<p>Wir kommen jetzt zur Besprechung des Verhältnisses der unjesajanischen
-Stücke zu einander. Hierbei ist eigentlich schon im Voraus anzunehmen,
-dass die Fortsetzungen und Ergänzungen der zusammmengehörigen
-jesajanischen Partieen von demselben Verfasser herrühren. Denn die
-Herstellung unseres Buches durch Entnahme jesajanischer Stücke aus
-einem grösseren Zusammenhange kann nur das Werk eines Mannes sein.
-Höchstens können spätere Leser hier<span class="pagenum"><a name="Seite_55" id="Seite_55">[S. 55]</a></span> und da Worte oder Sätze in den
-Zusammenhang eingeschoben, oder sich schon in dem dem Verfasser
-vorgelegenen jesajanischen Buche fremde Bestandteile befunden haben.
-Auf diese letztere Möglichkeit werden wir später noch zurückkommen. Für
-die meisten dieser Fortsetzungen und Ergänzungen lassen sich aber auch
-litterar-kritische Gründe aufweisen, die die Herleitung von ein und
-demselben Verfasser empfehlen.</p>
-
-<p>Hierfür kommt vor allem in Betracht die Gleichartigkeit der
-schriftstellerischen Form, in der die Stücke hergestellt sind. Alle
-sind gleichmässig eng und doch sehr äusserlich mit den jesajanischen
-Stücken verbunden, vgl. das &#1493;&#1497;&#1492;&#1497; c. 29,4 und 11;
-das &#1493;&#1500;&#1499;&#1503; c. 30,18; das &#1492;&#1508;&#1499;&#1499;&#1501; c. 29,16; die Gegenüberstellung der verschiedenen
-Bilder c. 31. Alle Stücke entlehnen bei ihrer Bezugnahme auf die
-jesajanischen Partieen gleichmässig in ziemlich äusserlicher und wenig
-geschickter Weise Bilder und Ausdrücke aus denselben, wie oben gezeigt
-worden ist. Aber auch sonst zeigen diese Stücke unter einander manche
-Aehnlichkeiten. Das tritt namentlich in den beiden längsten von ihnen,
-c. 29,16&ndash;24 und c. 30,18&ndash;26, hervor. Die Anlage von c. 30,18 ff. ist
-der von c. 29,16 ff. ziemlich ähnlich. Zuerst heisst es c. 30,18, dass
-Jahwe voll Ungeduld wartet, seine Huld zu offenbaren. Das entspricht
-dem &#1492;&#1500;&#1488; &#1506;&#1493;&#1491; &#1502;&#1506;&#1496; &#1502;&#1494;&#1506;&#1512; in c. 29,17. Die Not, von der c. 30,18 redet, ist in c.
-29,22 ff. geschildert. c. 30,20 entspricht inhaltlich c. 29,24. Dort
-ist gesagt, dass die Juden ihren „Lehrer“ Jahwe sehen sollen (es heisst
-nicht: auf ihn sehen sollen); hier werden sie „die Lehre lernen“; aus
-Finsternis heraus werden die Augen der Blinden sehen v. 18.</p>
-
-<p>Auch die in beiden Stücken vorausgesetzte Situation scheint dieselbe
-zu sein. c. 30,20 ist von Brot der Not und Wasser der Drangsal die
-Rede; das scheint auf erlittene Drangsalierungen und vielleicht sogar
-Belagerung zu deuten vgl. auch v. 26. Aehnlich ist 29,16 ff. 22 b wohl
-von äusseren Feinden die Rede, vor denen „Jakob erbleicht“, beson<span class="pagenum"><a name="Seite_56" id="Seite_56">[S. 56]</a></span>ders
-aber c. 28,6 f., wo gesagt ist, dass Jahwe denen zur Heldenkraft werden
-soll, „die den Kampf zum Thor zurücktreiben“, vgl. auch 29,8. Endlich
-ist auch allen diesen Stücken die Stimmung gemeinsam, dass das Volk, zu
-dem sie reden, die Offenbarungen seiner Apokalyptiker nicht mehr recht
-glauben will, dass es blind und taub ist (c. 29,81 f., 18, 24. c. 30,20
-f.), murrt c. 29,24 und sich unverständig zeigt c. 29,16. Deshalb geben
-sich auch alle diese Stücke die möglichste Mühe, die Notwendigkeit und
-Möglichkeit eines baldigen Umschwunges der Dinge zu beweisen c. 29,8.
-11 f. 16 f. c. 30,18 f. vgl. auch c. 28,23&ndash;29. c. 32,6 f.</p>
-
-<p>Aus allen diesen Gründen zusammen mit der oben hervorgehobenen inneren
-Wahrscheinlichkeit wird man das Recht haben, alle Fortsetzungen und
-Ergänzungen der zusammengehörigen jesajanischen Stücke von demselben
-Verfasser herzuleiten.</p>
-
-<p>Von demselben Verfasser scheint mir auch der Zusatz von c. 28,1&ndash;4
-herzurühren. Wir haben schon gesehen, dass c. 28,1&ndash;4 mit v. 7 ff.
-schriftstellerisch verbunden ist. Es gehört also jetzt eng zu den
-zusammengehörigen jesajanischen Stücken unseres Buches. Die Art seines
-Anschlusses an das jesajanische Stück sowie der Benutzung des darin
-gebrauchten Bildes und die in v. 7 vorausgesetzte Situation einer
-Bedrängung resp. Belagerung Jerusalems sind der Art und Stimmung der
-anderen Stücke ziemlich ähnlich.</p>
-
-<p>Anders ist es mit dem Zusatz zu c. 32,9&ndash;14. Zwar ist auch hier die Form
-des Anschlusses an das jesajanische Stück (durch &#1506;&#1491; &#1497;&#1506;&#1512;&#1492;) der der
-übrigen Stücke völlig analog, und auch die oben besprochene Art der
-Benutzung von Ausdruck und Inhalt desselben entsprechend. Aber doch hat
-man den Eindruck, dass c. 32,15&ndash;20 nach Form und Inhalt andersartig ist
-als die übrigen Zusätze. Das Stück ist in seiner ganzen Stimmung nicht
-so darauf angelegt, den Lesern in tröstlicher und lehrhafter Weise die
-Gewissheit und den baldigen Eintritt des grossen Umschwunges der Dinge
-ans Herz zu legen, als dass es vielmehr kompilatorisch und<span class="pagenum"><a name="Seite_57" id="Seite_57">[S. 57]</a></span> apodiktisch
-eine Aussage des eschatologischen Dogmas an die andere reiht. Von
-der Ausgiessung des Geistes, die der Verfasser als bekanntes Dogma
-einführt, ist nur hier die Rede, obwohl z. B. c. 30,18 ff. und c. 29,18
-Gelegenheit geboten hätten, davon zu reden. Sämmtliche Aussagen in v.
-15&ndash;20 klingen wie Anspielungen und Nachahmungen aus den vorhergehenden
-Zusätzen. v. 17 setzt deutlich c. 32,1 voraus; v. 18 lehnt sich im
-Ausdrucke an 32,9 und 30,15 an; v. 20 ist zusammenfassende Nachahmung
-von c. 30,23&ndash;25; v. 15b ist etwas veränderte Wiederholung von c. 29,17.
-Nun könnte man ja grade aus diesen Anklängen auf denselben Verfasser
-schliessen; aber die Art und Weise, wie z. B. c. 29,17 in v. 15b
-wiederholt wird, macht doch wahrscheinlich, dass ein anderer diese
-Wiederholung vollzogen hat, denn der Sinn in c. 29,17 ist ein völlig
-anderer als in c. 32,15. Dort ist die völlige Umwandlung der Natur
-gemeint: der Libanon soll zum Fruchtgefilde, und dieses zum Waldgebirge
-werden. Hier dagegen soll die einstige Fruchtbarkeit des ganzen Landes
-in Aussicht gestellt werden: die Wüste soll Fruchtgarten, und dieser
-Wald werden. Es kommt dadurch natürlich eine etwas verunglückte Klimax
-heraus, aber das macht gerade um so wahrscheinlicher, dass v. 15b
-Nachahmung von c. 29,17 ist (<span class="gesperrt">Stade</span>), als umgekehrt (<span class="gesperrt">Duhm</span>).</p>
-
-<p>Mit c. 32,15&ndash;20 steht nun c. 33 im engen Zusammenhange. Das hebt auch
-<span class="gesperrt">Dillmann</span> hervor, der wegen der Anklänge von c. 33,5 f. 16
-an c. 32,15 f. 18 annimmt, dass derselbe Schriftsteller, der c. 33
-überarbeitet hat, auch c. 32,9&ndash;20 einer Schlussredaktion unterzogen
-habe. Für uns geht aus diesen Anklängen nicht die Annahme einer
-Schlussredaktion, sondern die der Zusammengehörigkeit beider Stücke
-hervor. Denn mit Jesaia haben c. 32,15 ff. und c. 33 nichts zu thun.
-c. 33,16 f. erinnert zwar auch stark an 30,20 und <span class="gesperrt">Duhm</span> glaubt
-deshalb, in beiden Stücken dieselbe Hand sehen zu müssen, „v. 17 ff.
-haben wie c. 29,16 ff. die Tendenz, die Gesetzestreuen zu trösten
-und zum Ausharren anzufeuern, man erkennt, warum das Büchlein c.
-28&ndash;33 zusammengestellt<span class="pagenum"><a name="Seite_58" id="Seite_58">[S. 58]</a></span> ist, nicht aus blossem Sammeleifer, um den
-prophetischen Kanon zu kompletieren, sondern aus demselben Grunde, aus
-dem das Buch Daniel geschrieben wurde.“<a name="FNAnker_23_23" id="FNAnker_23_23"></a><a href="#Fussnote_23_23" class="fnanchor">[23]</a> Aber eben diese Tendenz war
-damals für jeden Apokalyptiker die gleiche und lässt deshalb keinen
-Schluss auf Identität der Verfasser zu; die Art aber, in der hier diese
-Tendenz vorgetragen wird, ist nicht ganz so lehrhaft wie in c. 29 und
-30; und wenn wir in c. 32,15 ff. einen anderen Verfasser erkannt zu
-haben glauben wie in c. 29 f., so wird dies auch von c. 33 zu gelten
-haben, das sich mit c. 32,15 ff. berührt.</p>
-
-<p>Ist unsere Annahme richtig, so kämen wir auch von der Betrachtung der
-nichtjesajanischen Stücke aus zu dem Schlusse, dass c. 32,9 bis c.
-33,24 ursprünglich nicht zu dem Buche c. 28 ff. gehört haben, sondern
-erst später als Nachträge an dasselbe angeschlossen worden sind. Und
-zwar werden wir zwei solcher Nachträge anzunehmen haben: c. 32,9&ndash;20 und
-c. 33. Denn einmal setzt c. 33 neu ein und ist in seinem Anfange eine
-äusserliche Nachbildung des „Wehe“-Buches c. 28 ff., und dann erklären
-sich so auch die angeführten Beziehungen zwischen ihm und c. 32,15 ff.
-am besten.</p>
-
-<p>Betrachten wir nun noch die drei noch übrigen nichtjesajanischen
-Stücke unseres Buches. Den Abschluss desselben bildet die messianische
-Weissagung in c. 32,1&ndash;8. <span class="gesperrt">Duhm</span> will dieses Stück mit c. 2,2&ndash;4 und
-c. 11,1&ndash;8 in ursprünglichen Zusammenhang bringen. Da auch diese Stücke
-uns nicht als jesajanisch gelten<a name="FNAnker_24_24" id="FNAnker_24_24"></a><a href="#Fussnote_24_24" class="fnanchor">[24]</a>, so wäre das auch für uns möglich.
-Aber gerade der Umstand, den <span class="gesperrt">Duhm</span> als ein starkes Hindernis für
-nachexilische Ansetzung geltend macht, dass nämlich ein nachexilischer
-Dichter nicht so trocken von dem Messias hätte sprechen können, wie
-c. 32,1 ff. thut, macht es doch unmöglich, das Stück mit c. 11,1 ff.
-von demselben Verfasser abzuleiten, der in c. 11,1 ff. so begeistert
-und poetisch redet. Vielmehr passt gerade die trockene und<span class="pagenum"><a name="Seite_59" id="Seite_59">[S. 59]</a></span> lehrhafte
-Art unseres Stückes ausgezeichnet zu den übrigen nichtjesajanischen
-Partieen unseres Buches, und da, wie wir gesehen haben, unser Stück
-namentlich in v. 3&ndash;5 beständig auf die vorhergehenden Partieen Bezug
-nimmt, so ist es höchst wahrscheinlich, dass der Zusammensteller
-unseres Buches das Stück selbst als Abschluss desselben gedichtet hat.
-Der messianische Anfang und die Aehnlichkeit im Versbau mit c. 11,1
-ff. erklärt sich vielleicht daraus, dass der Verfasser das mit c. 11,1
-ff. schliessende Buch gekannt hat und seinem Buche einen ähnlichen
-Abschluss geben wollte.</p>
-
-<p>Wegen seines lehrhaften Charakters ist man nun auch berechtigt, das
-Maschal in c. 28,23&ndash;29 dem Hersteller unseres Buches zuzuschreiben.
-Wir haben gesehen, dass es durch v. 29 eng als Erklärung und Ergänzung
-der jesajanischen Partieen in c. 28,7&ndash;22 vom Verfasser des Buches
-an das Vorhergehende angeschlossen ist, dass sich aber aus dem Text
-keine Anknüpfungspunkte dafür ergeben, dass es erst zu diesem Zwecke
-gedichtet sei. Aber sein lehrhafter Inhalt und die trockene, lehrhafte
-Form, in welcher derselbe vorgetragen wird (namentlich v. 23. 25. 28)
-passt vorzüglich zu der sonstigen Art unseres Verfassers, namentlich
-auch zu c. 32,7 f. Sodann spricht ein Umstand dafür, dass das Maschal
-in unserm Zusammenhange seine ursprüngliche Stelle hat, nämlich der,
-dass es keine selbstständige Nutzanwendung hat und wahrscheinlich
-nach seinem ganzen Bau niemals gehabt hat, dass es also auf einen
-derartigen Zusammenhang, wie den unsern, angewiesen ist. Endlich könnte
-man auf den Vergleich von v. 25 mit 29,17 hinweisen. In beiden Fällen
-wird in schulmässig lehrhafter Weise mit dem Fragewort &#1492;&#1500;&#1488; eine
-argumentatio e concessis eingeführt. Auch erinnert das &#1500;&#1488; &#1500;&#1504;&#1506;&#1492; in
-v. 28 dem Sinne nach an das &#1506;&#1493;&#1491; &#1502;&#1506;&#1496; &#1502;&#1494;&#1506;&#1512;
-c. 29,17 und an das &#1489;&#1499;&#1493; &#1500;&#1488; &#1514;&#1489;&#1499;&#1492; c.
-30,19: du sollst nicht immerfort weinen.</p>
-
-<p>Es bleibt nun nur noch c. 30,27&ndash;33 übrig. Dieses Stück ist in sich
-vollkommen selbstständig und hat zu den jesajanischen Partieen unseres
-Buches gar keine innere und<span class="pagenum"><a name="Seite_60" id="Seite_60">[S. 60]</a></span> äussere Beziehungen. Es unterscheidet sich
-aber auch in Form und Inhalt vollständig von den nichtjesajanischen
-Stücken desselben. Statt der lehrhaften Auseinandersetzungen haben
-wir hier schwülstige Schilderungen und groteske Bilder. Es ist schon
-deshalb kaum anzunehmen, dass es von demselben Verfasser herrührt
-wie die anderen Stücke. Zudem folgt es auf ein nichtjesajanisches
-Stück, und man dürfte wohl annehmen, dass der Verfasser seine eigene
-Fortsetzung mit dem Vorhergehenden in etwas engere Beziehung gesetzt
-haben würde. Auch inhaltlich unterscheidet sich das Stück von den
-anderen nichtjesajanischen Stücken. Während es in den vorhergehenden
-Stücken darauf ankam, das Volk über sein Unglück zu belehren und
-auf das baldige Eintreten der goldenen Zukunft zu vertrösten, wird
-hier ein Schlachtlied wider „Assur“ angestimmt. Nur c. 31,8 f. hat
-ähnlichen Inhalt. Es ist aber auch ganz deutlich, dass diese beiden
-Verse von unserm Stücke abhängen und auf dasselbe Bezug nehmen. Denn
-Assur wird in c. 31,8 als bekannt eingeführt, der Fels erinnert an
-c. 30,29b; endlich das Feuer und der Backofen in Jerusalem v. 9b
-ist eine Anspielung auf c. 30,33, wonach das feindliche Heer auf
-dem Scheiterhaufen verbrannt werden soll. c. 31,8 f. ist nun ohne
-Zweifel vom Hersteller des Buches als Fortsetzung und Ergänzung von
-v. 1&ndash;4 verfasst (v. 8 ist Nachbildung von v. 3). Das beweist nun
-aber eher gegen als für die Identität des Verfassers von c. 30,27
-ff. und c. 31,8 f. Denn es ist nicht anzunehmen, dass der Verfasser
-sich selbst so ausgeschrieben und auf seine eigene Dichtung als auf
-den „Spruch Jahwes“ hingewiesen haben sollte, wie v. 8 f. thun.
-Viel wahrscheinlicher ist, dass der Hersteller des Buches das Stück
-c. 30,27&ndash;33 für jesajanisch gehalten und darum in seine Sammlung
-aufgenommen hat.</p>
-
-<p>Der Sammler hat nun das Stück entweder schon in dem grösseren
-Zusammenhange, aus dem er seine jesajanischen Stücke entnommen
-hat, vorgefunden, oder er hat es, wie c. 28,1&ndash;4 als ein besonderes
-Orakel besessen. Bei der letzteren Annahme lässt sich allerdings
-kein genügender<span class="pagenum"><a name="Seite_61" id="Seite_61">[S. 61]</a></span> Grund entdecken, warum er das Stück dann in den
-jesajanischen Zusammenhang vor c. 31,1&ndash;4 eingeschoben hätte; es
-hätte auch nach c. 31 seinen guten Platz gehabt, während es an
-seiner jetzigen Stelle mit seiner Umgebung nach vorn und hinten
-ohne Zusammenhang steht. Daher werden wir wohl anzunehmen haben,
-dass der Sammler das Stück in dem von ihm benutzten geschichtlichen
-Zusammenhange schon vorgefunden hat. Diese Annahme bereitet auch
-gar keine Schwierigkeiten, wenn man bedenkt, wie z. B. in den
-geschichtlichen Anhängen des Jesaia-Buches, c. 36&ndash;39, auch nachträglich
-noch grössere Stücke, wie c. 38,10&ndash;20 eingeschoben werden konnten. Ja,
-wir werden a priori anzunehmen haben, dass es sehr unwahrscheinlich
-ist, dass sich die von Jesaia verfasste geschichtliche Darstellung bis
-zu der Zeit, in welcher der Verfasser unseres Buches schrieb, völlig
-rein von fremdem Gute gehalten haben sollte.</p>
-
-<p>Ueberblicken wir jetzt noch einmal den Gang unserer Untersuchung
-über die nichtjesajanischen Stücke des Buches c. 28&ndash;33, so haben wir
-folgende Resultate gewonnen:</p>
-
-<p>1) Diejenigen Stücke, welche sich als Fortsetzungen oder Ergänzungen
-der jesajanischen Partieen unseres Buches geben, rühren alle von
-demselben Verfasser her. Es sind dies folgende Abschnitte: c. 28,5 f.
-c. 29,4&ndash;8. c. 29,11 f. c. 29,16&ndash;24. c. 30,18&ndash;26. c. 31,4&ndash;8. Ausserdem
-gehören dem Hersteller unseres Buches wahrscheinlich noch an: das
-Maschal c. 28,23&ndash;29 und die messianische Weissagung c. 32,1&ndash;8.</p>
-
-<p>2) c. 30,27&ndash;33 ist eine Weissagung über die Vernichtung Assurs
-von unbekannter Hand, die aber der Hersteller unseres Buches für
-jesajanisch gehalten und jedenfalls auch schon im Zusammenhange der
-jesajanischen Stücke vorgefunden hat.</p>
-
-<p>3) c. 32,15&ndash;20 und c. 33 sind sammt dem dazu gehörigen jesajanischen
-Stücke spätere Nachtragungen und Ergänzungen, wahrscheinlich auch von
-anderer Hand.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Seite_62" id="Seite_62">[S. 62]</a></span></p>
-
-<p>Es käme nun noch darauf an, für die Abfassung der einzelnen Stücke
-eine genaue Zeitangabe zu ermitteln. Das ist nun aber bei ihrer
-Beschaffenheit ganz unmöglich. Denn die eschatologischen Weissagungen
-der nachexilischen Zeit schweben in der Luft, handeln von der
-Zukunft, ohne die Gegenwart zu berücksichtigen. Vollkommen ist dies
-freilich nicht möglich; aber der geschichtliche Hintergrund, den sie
-widerspiegeln, ist so allgemein, dass er auf Jahrhunderte, ja auf
-das ganze nachexilische Judentum passt. „Die jüdische Hoffnung hatte
-nicht den realistischen Charakter der alten Weissagung. Keine Brücke
-leitete von der Gegenwart hinüber in die Zukunft, das Reich Davids
-sollte plötzlich durch das Eingreifen eines deus ex machina in die Welt
-gesetzt werden. Die Ereignisse der Zeit führten den Tag Jahwes nicht
-herbei, sondern waren nur Symptome, dass er nahe.“<a name="FNAnker_25_25" id="FNAnker_25_25"></a><a href="#Fussnote_25_25" class="fnanchor">[25]</a></p>
-
-<p>Der Charakter der Zeit, aus der diese Weissagungen stammen, spiegelt
-sich fast nur in der Stimmung wieder, die sie beseelt. Aber auch diese
-Stimmung war für das nachexilische Judentum nahezu immer dieselbe.
-Es klingt fast wie eine Charakterisierung unserer Stücke, wenn
-<span class="gesperrt">Wellhausen</span><a name="FNAnker_26_26" id="FNAnker_26_26"></a><a href="#Fussnote_26_26" class="fnanchor">[26]</a> darüber schreibt: „Die Stimmung, die wir bei den
-heimgekehrten Verbannten fanden, blieb permanent, weil der Widerspruch
-nicht aufhörte, dass das messianische Heil längst fällig war und doch
-nicht eintrat. Die Befreiung aus dem Exil hatte die bitter empfundene
-Fremdherrschaft doch nicht beseitigt. Nachdem das Gefängnis längst
-gewendet war, musste die Bitte: „Wende das Gefängnis!“ noch immer
-wiederholt werden. Sion war zwar wieder gebaut, doch im Drucke der
-Zeiten. Die Frömmigkeit war Traurigkeit; erst von der Zukunft wagte man
-zu hoffen, dass dann die Opfer dem Herrn gefallen würden.“</p>
-
-<p>Wollen wir eine einigermassen sichere Zeitbestimmung für unsere
-Weissagungen finden, so müssen wir mehr die<span class="pagenum"><a name="Seite_63" id="Seite_63">[S. 63]</a></span> Theologie und die Form
-derselben zu Rate ziehen; der allenfalls erkennbare zeitgeschichtliche
-Hintergrund kommt erst bestätigend in zweiter Linie in Betracht.</p>
-
-<p>Wir haben daher vor allem das Verhältnis unserer Stücke mit anderen
-Erzeugnissen des alttestamentlichen Schrifttums ins Auge zu
-fassen. Da ist es nun von vornherein als bemerkenswerte Thatsache
-hinzustellen, dass unsere Stücke mit den Schriften der vorexilischen
-Periode weder in Form noch Inhalt in irgend einer Beziehung stehen,
-dass sie dagegen nach beiden Seiten das engste Verwandtschafts-
-und Abhängigkeitsverhältnis mit anerkannt nachexilischen Schriften
-aufweisen.</p>
-
-<p>Im einzelnen ist ja darauf schon bei der Besprechung dieser Stücke
-im ersten Teile dieser Abhandlung eingegangen worden. Hier seien
-nur noch einmal die Berührungspunkte mit Deutero- und Trito-Jesaja
-zusammengestellt, die in unseren Stücken besonders stark hervortreten:</p>
-
-<p>Vergleiche dazu: c. 29,16 mit 45,9. c. 29,18 mit 42,18. c. 29,29 mit
-41,16. c. 30,26 mit 65,17. c. 32,6&ndash;8 mit 58,7&ndash;10. c. 32,20 mit 58,11.
-c. 33,3 mit 66,6. c. 33,5 mit 40,22. 66,1. c. 33,14 mit 66,24. c. 33,24
-mit 60,21.</p>
-
-<p>Bedeutsam tritt vor allem die Abhängigkeit des grösseren Stückes
-c. 29,16 ff. von Deuterojesaja hervor. Man wird <span class="gesperrt">Duhm</span><a name="FNAnker_27_27" id="FNAnker_27_27"></a><a href="#Fussnote_27_27" class="fnanchor">[27]</a>
-beistimmen können, dass man sich des Eindrucks nicht erwehren kann,
-dass die Nachahmung des Deuterojesaja nach c. 29,16 ff. nicht ganz
-unbewusst geschehen sei, so dass die Möglichkeit vorliegt, dass
-der Verfasser den Deuterojesaja für jesajanisch gehalten habe. Mit
-Bestimmtheit lässt sich das freilich nicht sagen. Jedenfalls steht
-aber die Abhängigkeit fest. Ebenso lässt sich ein Abhängigkeits- und
-Verwandtschaftsverhältnis unserer Stücke mit den spätesten Psalmen
-und Propheten, wie Deutero-Sacharja und Joel, nachweisen, wie im
-ersten Teile gezeigt worden ist.<span class="pagenum"><a name="Seite_64" id="Seite_64">[S. 64]</a></span> Daraus geht hervor, dass wir mit der
-Zeitansetzung unserer Stücke bis ins zweite Jahrhundert hinabzugehen
-haben.</p>
-
-<p>Auf diese Zeit passen nun auch die Anspielungen auf die Gegenwart, die
-sich in ihnen, namentlich in c. 33 finden. Aus ihnen hat <span class="gesperrt">Duhm</span>
-wahrscheinlich gemacht, dass dieses Kapitel ungefähr aus dem Jahre 162
-stammt<a name="FNAnker_28_28" id="FNAnker_28_28"></a><a href="#Fussnote_28_28" class="fnanchor">[28]</a>. Diese Zeitansetzung unserer Stücke in die erste Hälfte des
-zweiten Jahrhunderts findet nun auch aus c. 30,27 ff. und c. 31,7 f.
-eine weitere Bestätigung.</p>
-
-<p>Diese beiden Stücke wenden sich gegen „Assur“. Was konnte aber ein
-nachexilischer Schriftsteller für ein Interesse daran haben, gegen das
-Assur Jesaias eine Drohweissagung zu schreiben, das es doch gar nicht
-mehr gab? Unter „Assur“ kann hier nur Syrien, das „Assur“ des zweiten
-Jahrhunderts, verstanden werden.</p>
-
-<p>In diese vielbewegte Zeit der Seleuzidenherrschaft passen nun auch
-die in den anderen Stücken wahrgenommenen Andeutungen auf Kämpfe und
-Kriegsnöte. Dahin gehört „das Brot der Not und Wasser der Drangsal“
-in c. 30,20, das „Erbleichen“ Jakobs in c. 29,22 und endlich auch c.
-28,6b, wo gesagt wird, dass Jahwe denen zur Heldenkraft werden wird,
-„die den Kampf zum Thore zurücktreiben.“</p>
-
-<p>Es ist demnach aus inneren und äusseren Gründen wahrscheinlich, dass
-wir als ungefähre Abfassungszeit der nichtjesajanischen Stücke unseres
-Buches die erste Hälfte des zweiten Jahrhunderts v. Chr. anzunehmen
-haben. Sollte die Annahme <span class="gesperrt">Duhms</span>, dass c. 33 aus dem Jahre 162
-stammt &mdash; was freilich nur eine Vermutung bleiben kann &mdash; richtig
-sein, so hätten wir damit den terminus ad quem der Fertigstellung des
-Buches c. 28&ndash;33 gewonnen. Denn c. 33 setzt, wie wir gesehen haben,
-das Vorhandensein des übrigen Buches bereits voraus und ist hinter c.
-32,9&ndash;14 als zweiter Nachtrag an dasselbe angeschlossen worden. Das
-älteste unjesajanische Stück unseres Buches ist c. 30,27&ndash;33. Da es
-gegen „Assur“<span class="pagenum"><a name="Seite_65" id="Seite_65">[S. 65]</a></span> gerichtet ist, werden wir für seine Entstehung etwa das
-Jahr ±200 anzunehmen haben. Die Hauptmasse würde demnach etwa in die
-Mitte zwischen 200 und 162 fallen, also um das Jahr ±180. Bestimmtere
-Anhaltspunkte für die Zeitansetzung finden sich nicht.</p>
-
-<hr class="chap" />
-
-<div class="chapter">
-
-<h2 class="nobreak" id="III">III.</h2>
-
-</div>
-
-<p>Wir haben nun im Vorstehenden auch für die nichtjesajanischen Partieen
-unseres Buches eine Scheidung und Zeitansetzung der untereinander
-zusammengehörigen Stücke zu geben versucht. Es erübrigt noch, dass wir
-aus den gewonnenen Resultaten einen Ueberblick über den Zweck und die
-Anlage unseres Buches gewinnen. Das wird am besten durch eine kurze,
-zusammenfassende Darstellung der Entstehungsgeschichte unseres Buches
-geschehen.<a name="FNAnker_29_29" id="FNAnker_29_29"></a><a href="#Fussnote_29_29" class="fnanchor">[29]</a></p>
-
-<p>Als im Jahre 705 v. Chr. der gewaltige König Sargon von Assur ermordet
-worden war, und der Babylonier Merodachbaladan den Regierungswechsel
-zu einem Aufstande benutzt hatte, schien vielen Vasallenstaaten des
-grossen Assyrerreiches der Augenblick gekommen zu sein, das verhasste
-Joch abzuschütteln. Auch in Juda regten sich Abfallsgelüste. Allein
-freilich konnte mans nicht wagen; es galt, sich mit Ägypten zu
-verbinden. Die ägyptenfreundliche Partei gewann die Oberhand; ein
-Freiheitstaumel patriotischer Begeisterung erfasste alle. Nur ein Mann
-blieb ruhig, der Prophet Jesaia; im Namen seines Gottes forderte er das
-Aufgeben dieser Pläne. Nicht auf Menschen, auf Jahwe solle man sich
-verlassen. „Glaubet ihr nicht, so bleibet ihr nicht.“ Er schleuderte
-seine Drohungen hinein in das Volk; er trat in dem Tempelvorhofe
-den trunkenen Priestern entgegen; er verkündete den Leitern und
-Machthabern des Volkes den Untergang. Es half nichts. Der Aufstand
-im Bunde mit Ägypten wurde Thatsache. Heimlich vor dem gewaltigen
-Manne verwirklichte man seine Pläne. Als Jesaia davon erfuhr, hat
-er wohl noch einmal in gewaltiger Droh<span class="pagenum"><a name="Seite_66" id="Seite_66">[S. 66]</a></span>rede das Strafgericht Jahwes
-verkündet.<a name="FNAnker_30_30" id="FNAnker_30_30"></a><a href="#Fussnote_30_30" class="fnanchor">[30]</a> Aber dann zog er sich zurück: „Jetzt geh’ hinein und
-schreib es nieder, und auf ein Buch zeichne es, dass es sei für einen
-spätern Tag, zum Zeugen für immer!“ c. 30,8.</p>
-
-<p>Dieser Befehl Jahwes, den Jesaia erhielt, war der Antrieb zur
-Aufzeichnung des Buches, das unserm Buche Jesaia c. 28&ndash;33 zu Grunde
-liegt. Nicht aus eigenem Antriebe hat Jesaia geschrieben; er führt
-seine schriftstellerische Thätigkeit selbst auf einen besonderen Befehl
-Jahwes zurück. Auch nicht aus blossem schriftstellerischen oder rein
-historischem Interesse hat Jesaia sein Buch verfasst, sondern zum
-Zeugnis für einen folgenden Tag, um der Wahrheit willen, damit Jahwe
-in seinem Propheten Recht behalte.<a name="FNAnker_31_31" id="FNAnker_31_31"></a><a href="#Fussnote_31_31" class="fnanchor">[31]</a> Wir dürfen darum auch nicht
-annehmen, dass die unserm Buche zu Grunde liegende Schrift Jesaias, in
-welcher er sein Auftreten geschildert hat, einen allzugrossen Umfang
-gehabt habe; einige kurze Notizen<a name="FNAnker_32_32" id="FNAnker_32_32"></a><a href="#Fussnote_32_32" class="fnanchor">[32]</a> über die den Reden zu Grunde
-liegenden Ereignisse werden die uns jetzt erhaltenen Stücke verbunden
-haben, etwa in der Weise von c. 7.</p>
-
-<p>Welche Schicksale dieses Buch bis zum zweiten Jahrhundert gehabt hat,
-ist uns unbekannt. Aus c. 30,27 ff. geht indes hervor, dass auch dieses
-Buch von fremden Einflüssen nicht unberührt geblieben ist. Ebenso ist
-möglicherweise c. 28,16 spätere Zuthat. Ob unter den fortgelassenen
-geschichtlichen Bestandteilen fremde Stücke waren, lässt sich natürlich
-nicht sagen. Der Text der jesajanischen Stücke ist teilweise sehr
-verdorben, zum Teil auch verloren gegangen. Ganz verstümmelt ist c.
-29,1 ff., wahrscheinlich<span class="pagenum"><a name="Seite_67" id="Seite_67">[S. 67]</a></span> auch der Anfang des Buches; unvollständig
-erhalten ist wohl auch der Schluss c. 31,4. Dennoch geht aber aus der
-grossen chronologisch-sachlichen Ordnung unserer noch jetzt erhaltenen
-jesajanischen Stücke hervor, dass das ursprüngliche Buch sich ziemlich
-vollständig erhalten haben muss.<a name="FNAnker_33_33" id="FNAnker_33_33"></a><a href="#Fussnote_33_33" class="fnanchor">[33]</a></p>
-
-<p>Endlich ist aber auch dieses Buch dem Schicksale so vieler anderen
-älteren Schriften verfallen. Ein Apokalyptiker des zweiten Jahrhunderts
-besorgte eine neue Ausgabe dieses alten Buches. Er fand, dass die darin
-aufgezeichneten Gesichte Jesaias in seiner bedrängten Zeit sich zu
-erfüllen begännen. Die Not der Fremdherrschaft, unter der seine Zeit
-seufzte, ist die Erfüllung der von dem uralten Propheten geweissagten
-Gerichte Jahwes über sein Volk wegen des Abfalls, den „sie“ (nämlich
-die frühere Generation) begingen.<a name="FNAnker_34_34" id="FNAnker_34_34"></a><a href="#Fussnote_34_34" class="fnanchor">[34]</a> Er deutete die darin geweissagte
-Bedrängung Jerusalems auf die syrische Tyrannei.<a name="FNAnker_35_35" id="FNAnker_35_35"></a><a href="#Fussnote_35_35" class="fnanchor">[35]</a> Bei dieser Deutung
-konnte ihm<span class="pagenum"><a name="Seite_68" id="Seite_68">[S. 68]</a></span> freilich die geschichtliche Umrahmung nichts helfen. Es kam
-ihm auch an sich nur auf die Offenbarungen, also auf die Sammlung des
-reinen Wortes an. So brach er denn alle wirklichen und vermeintlichen
-Reden aus ihrem geschichtlichen Zusammenhange heraus und verarbeitete
-sie zu einem neuen Buche.</p>
-
-<p>In den jesajanischen „Gesichten“ (c. 29,11) war aber nur eine Seite
-der Endzeit hervorgehoben, nämlich das Gericht. Die andere Seite, die
-Erlösung und das messianische Heil, fehlte. Sie hat der Herausgeber aus
-seinem eigenen Schatze hinzugefügt. Das sollte kein Betrug sein und war
-auch keiner.</p>
-
-<p>Der Verfasser schrieb seine Stücke als notwendige Erläuterungen und
-Ergänzungen, und zwar, wie er sicher annahm, ganz im Geiste Jesaias.
-Was er über das zu erwartende Heil geschrieben hat, war nicht seine
-Erfindung, sondern zu seiner Zeit allgemeingültiges Dogma. Ja, er hat
-seine Gedanken zum Teil aus einem anderen von ihm für jesajanisch
-gehaltenen Buche, dem Deuterojesaja, entlehnt. Wie harmlos er den
-jesajanischen Stücken gegenübergestanden hat, ergiebt sich z. B.
-daraus, dass er die Schilderung Jesaias von dem Zuge der jüdischen
-Gesandtschaft nach Aegypten c. 30,6 f. für ein geheimnisvolles Orakel
-über die Tiere des Südlandes gehalten hat.</p>
-
-<p>Seine Schrift sollte eine Trostschrift sein. In der Zeit des Verfassers
-fing man an, an der Sicherheit des messianischen Heils irre zu werden.
-Da galt es, die Zeichen der Zeit zu verstehen und sie zum Trost und
-zur Belehrung des Volkes nach den Weissagungen der alten Propheten
-zu deuten. Aus diesem Zwecke erklärt sich der teils lehrhafte, teils
-weinerliche Ton der Schrift. „Die Gerichte, die Jesaia verkündet
-hat, geschehen jetzt in eurer Mitte; nur noch ein kleines Weilchen,
-dann folgt die grosse Umwandlung der Dinge; du Volk in Sion sollst
-nicht immerfort weinen; gab auch der Herr Brot der Not und Wasser der
-Drangsal, so wird er sich jetzt bald eurer erbarmen; wie man nicht<span class="pagenum"><a name="Seite_69" id="Seite_69">[S. 69]</a></span>
-immerfort drischt, so wird euch der Herr auch nicht immerfort schlagen.
-Grade die Trübsal ist ein sicheres Zeichen des nahen Heils; dann wird
-„Assur“ vernichtet, ihr aber werdet gesegnet werden.“</p>
-
-<p>Eine derartige Trostschrift wollte der Verfasser geben. Er that dies,
-indem er aus dem jesajanischen Buche alle wirklichen und vermeintlichen
-Reden herausbrach und sie mit seinen Erklärungen und Ergänzungen zu
-einem neuen Buche verarbeitete. So ist es gekommen, dass in dem neuen
-Buche die beiden sich ergänzenden Gedankenreihen von Gericht und Segen
-immer abwechselnd zu Worte kamen. Für den Zweck der Schrift konnte
-das nur um so wirksamer und eindringlicher sein, jemehr dadurch der
-eigentliche Charakter der Drohreden verwischt wurde. Dem Verfasser aber
-war diese Methode durch die Art der Gewinnung der jesajanischen Stücke
-an die Hand gegeben.</p>
-
-<p>Als Einteilungsprinzip diente ihm das mehrfach in den jesajanischen
-Stücken vorkommende &#1492;&#1493;&#1497;. Das wird ihn wohl auch veranlasst haben,
-an Stelle des vielleicht verstümmelten Einganges des Buches das in
-formaler Beziehung ganz passende Stück c. 28,1&ndash;4 zu setzen. Denn mit
-einem jesajanischen Stücke wollte er doch sein Buch beginnen.<a name="FNAnker_36_36" id="FNAnker_36_36"></a><a href="#Fussnote_36_36" class="fnanchor">[36]</a>
-Als Abschluss seines ganzen Werkes dichtete er nach dem Muster von
-c. 9,1&ndash;6 oder c. 11,1&ndash;9 die etwas verunglückte Weissagung c. 32,1&ndash;8.
-Ein späterer hat dann in ähnlicher Weise c. 32,9&ndash;20 hinzugefügt. Als
-zweiter Nachtrag reihte sich dann noch c. 33 an. Der Verfasser hat es
-in seinem Anfange dem Buche c. 28 ff. nachgebildet. So erschien dann
-die Schrift in damaliger Weise als &#1495;&#1505;&#1493;&#1503; &#1497;&#1513;&#1506;&#1497;&#1492;&#1493;, wurde als solche später in
-das Ganze unseres Jesajabuches aufgenommen und blieb in dieser Geltung
-seitdem unangefochten.</p>
-
-<p>Dadurch, dass es der Kritik gelungen ist, die widerspruchsvolle Einheit
-auch dieser Sammlung des Jesaia-Buches<span class="pagenum"><a name="Seite_70" id="Seite_70">[S. 70]</a></span> zu zerstören, hat sie der
-alttestamentlichen Wissenschaft einen grossen Dienst geleistet.</p>
-
-<p>Zunächst ist es dadurch erst möglich geworden, ein entsprechendes Bild
-von der schriftstellerischen Thätigkeit jenes grossen Propheten des 8.
-Jahrhunderts zu gewinnen. Man hat sich nie eine rechte Anschauung davon
-machen können. Weder die Annahme einer vorhergehenden predigtähnlichen
-Ausarbeitung noch die der eigenen nachträglichen Niederschrift und
-redaktionellen Sammlung seiner in glühender Begeisterung gehaltenen
-Reden konnte befriedigen. Die Aufgabe des „Schriftstellers“ Jesaia
-ist gewiss kein Schaden für seine Bedeutung als Prophet. Sehr wohl
-erklärlich aber ist, dass Jesaia, nachdem er vergeblich durch mündliche
-Predigt gewirkt hat, nun auf Befehl seines Gottes davon eine kurze
-Darstellung giebt zum Zeugnis für einen folgenden Tag. So wird seine
-schriftstellerische Thätigkeit in seine prophetische mit hineingezogen.</p>
-
-<p>Von weittragendster Bedeutung ist aber die richtige Erkenntnis von der
-Komposition von Jesaia c. 28&ndash;33 für die inhaltliche Beurteilung seiner
-Prophetie. Gehören ihm nämlich in jenen Kapiteln nur die Drohreden an,
-hat demnach Jesaia grade in den Jahren 705 ff. den Untergang Jerusalems
-verkündet, so darf wahrlich seine Bedeutung für die Folgezeit nicht
-mehr darin gesehen werden, dass er die Unverletzlichkeit Jerusalems
-als der Gottesstadt festgehalten habe. Ja, es wird dann überhaupt
-der Meinung, die in ihm noch gern den Propheten „einer beglückenden
-Fernsicht und milden Tröstung“ sieht, immer mehr der Boden entzogen.
-„Ihn darf man nicht den Propheten der Hoffnung, wohl aber mehr als alle
-andern den Propheten des <span class="gesperrt">Glaubens</span> nennen“ (Hackmann).</p>
-
-<p>Endlich lässt uns auch die Erkenntnis der Komposition unseres Buches
-einen lehrreichen Einblick in die Arbeit und Anschauungen des späteren
-Judentums thun. Denn wir haben es bei diesem Buche nicht mit blosser
-Ueberarbeitung oder mit Einschaltungen zu thun, sondern mit völliger
-Um<span class="pagenum"><a name="Seite_71" id="Seite_71">[S. 71]</a></span>gestaltung einer altprophetischen Schrift; und es dürfte im ganzen
-Kanon kaum eine Schrift geben, bei der, wie an unserer, der Zweck und
-die Art der Umgestaltung deutlich zu erkennen wäre.</p>
-
-<p><span class="gesperrt">Duhm</span> ist der erste gewesen, der dem Buche c. 28&ndash;33 den falschen
-Schein der Einheitlichkeit genommen hat; <span class="gesperrt">Hackmann</span> hat die
-Scheidung von jesajanischem und nichtjesajanischem Materiale auf die
-richtigen Prinzipien zurückgeführt. Der Zweck dieser Abhandlung ist
-es gewesen, durch eingehende Darlegung der Komposition des Buches
-die Richtigkeit der von <span class="gesperrt">Hackmann</span> aufgestellten Prinzipien zu
-begründen und dadurch der von <span class="gesperrt">Duhm</span> eröffneten Anschauung von
-der Gestaltung dieses Buches weiter Bahn zu brechen. Sie will an ihrem
-Teile einen kleinen Beitrag liefern zur Lösung des grossen Problems,
-das die Erkenntnis von der Beschaffenheit des Jesaia-Buches der neueren
-alttestamentlichen Forschung gestellt hat.</p>
-
-<hr class="chap" />
-
-<div class="chapter">
-
-<h2 class="nobreak" id="Anhang">Anhang.</h2>
-
-</div>
-
-<h3>1. c. 28,23&ndash;29.</h3>
-
-<p>Diese Dichtung enthält ein dem Landbau entnommenes Gleichnis, welches
-das Verhalten Jahwes seinem Volke gegenüber abbilden soll.</p>
-
-<p>Sie hat eine besonders feierliche Einleitung, wie sie der Volkssänger
-gebraucht, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, und wie sie
-auch Jesaia in dem Gleichnisse vom Weinberge c. 5,1 nachgeahmt hat.
-Schon dadurch wird es unwahrscheinlich, dass ihr eine längere oder
-kürzere Rede voraufgegangen sei. Selbst <span class="gesperrt">Dillmann</span> findet es
-wahrscheinlich, dass v. 23&ndash;29 ursprünglich nicht in unmittelbarer
-Fortsetzung von v. 7&ndash;22 gesprochen ist.<a name="FNAnker_37_37" id="FNAnker_37_37"></a><a href="#Fussnote_37_37" class="fnanchor">[37]</a></p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Seite_72" id="Seite_72">[S. 72]</a></span></p>
-
-<p>Aber auch inhaltlich steht dies Maschal mit v. 7&ndash;22 in keinem
-Zusammenhange, so dass man annehmen könnte, Jesaia habe es nachträglich
-selbst als Fortsetzung an seine jetzige Stelle gesetzt. Die Ausleger
-geben sich vergeblich Mühe, den Zweck und Inhalt der Parabel mit dem
-Vorangegangenen in Einklang zu bringen.<a name="FNAnker_38_38" id="FNAnker_38_38"></a><a href="#Fussnote_38_38" class="fnanchor">[38]</a></p>
-
-<p>Betrachtet man die Parabel für sich, so kann ihr Inhalt nur tröstlicher
-Art sein. Wie der Landmann nicht immerfort pflügt und eggt, sondern
-auch säet, nachdem er den Boden geebnet hat, so wird &mdash; das ist die
-einzig richtige Parallele, auch Jahwe nicht immerfort zerstören,
-sondern auch bauen. Wie Dill und Kümmel nicht mit der Schleife
-gedroschen, sondern mit dem Stecken geklopft wird &mdash; nämlich, damit sie
-nicht beschädigt werden &mdash; so wird auch Jahwe sein Volk nicht zu Grunde
-richten, sondern nur züchtigen. Ebenso: wie Brotkorn nicht vom Rade des
-Wagens zermalmt wird, sondern nur von der Spreu geschieden, so wird
-Jahwe auch sein Volk nicht zermalmen, sondern es nur so lange strafen,
-bis es gereinigt und geläutert ist. Denn wunderbar ist sein Rat, gross
-seine Einsicht.</p>
-
-<p>Enthält aber das Maschal Tröstung, wie passt es dann als Fortsetzung
-zu v. 7&ndash;22. Denn dass Jesaia, wie <span class="gesperrt">Meinhold</span><a name="FNAnker_39_39" id="FNAnker_39_39"></a><a href="#Fussnote_39_39" class="fnanchor">[39]</a> will, eine
-versteckte Drohung gegen die Magnaten darin habe aussprechen wollen,
-ist gänzlich unverständlich. Und noch dazu soll Jesaia das Maschal
-eigens dazu gedichtet haben, die vorstehende Drohrede zu verstärken
-und die Grossen zu erschrecken! In der That, diese Erklärung ist
-kaum wunderbarer, als der Fehlgriff <span class="gesperrt">Ewalds</span>, der, auf die
-vorhergehenden Drohungen wider die trunkenen Judäer zurückgehend, in
-der Bilderrede v. 23&ndash;29 eine symbolische Abmahnung von der Unmässigkeit
-im Trinken erblickt.</p>
-
-<p>Auf andere Art sucht <span class="gesperrt">Dillmann</span> darzuthun, dass sich<span class="pagenum"><a name="Seite_73" id="Seite_73">[S. 73]</a></span> das Maschal
-noch „im Gedankenkreis des vorigen Abschnittes bewegt“. Denn teils
-ist es die Bewunderung des göttlichen Verstandes, worauf das Ganze
-hinausläuft (v. 29), und darin berührt es sich mit v. 21, teils wird
-aller Nachdruck darauf gelegt, dass der Landmann nicht immerfort den
-Boden umbricht, und darin berührt es sich mit v. 16 f., wonach „Gott
-nicht blos zerstört, sondern aufbaut“.</p>
-
-<p>Aber v. 21 und 29 berühren sich nicht so, wie <span class="gesperrt">Dillmann</span> sagt.
-Beide Verse drücken zwar eine Verwunderung aus, und zwar über Gottes
-Thun. Trotzdem besagt v. 29 so ziemlich das Gegenteil von v. 21. In
-v. 21 wundert sich der Prophet über Gottes Thun, weil er es nicht
-versteht. „Dem Propheten selber ist offenbar höchst fremd zu Mute,
-wenn er sich jenes Werk vorstellt, dass Jahwe mit Assurs wilden
-Scharen gegen Juda zu Felde ziehen soll: fremd seine That, wildfremd
-sein Werk!“ (Duhm). Aber freilich, nach Dillmann thut Jesaia den
-Ausruf, weil er es durchschaut, dass Jahwe schliesslich doch nicht
-Zion vertilgen, sondern durch die Strafe seine Verklärung bewirken
-wird!<a name="FNAnker_40_40" id="FNAnker_40_40"></a><a href="#Fussnote_40_40" class="fnanchor">[40]</a> Wo steht davon auch nur ein Wort? Aber der wuchtigen Rede des
-Jesaia wird alles Mark entzogen, wenn er am Schlusse seiner Drohungen
-theologisch spintisiert und diesen unausgesprochenen Reflexionen durch
-Worte der Bewunderung Ausdruck gegeben hätte! Nein, er durchschaut
-eben den Ratschluss Gottes nicht, daher die Ausdrücke &#1494;&#1512; und
-&#1504;&#1499;&#1512;&#1497;&#1492;, aber die Thatsache ist ihm gewiss: er hat Vertilgung als
-festen Beschluss Jahwes vernommen (v. 22), und es ist auch ihm eitel
-Entsetzen, Orakel zu deuten (v. 19).</p>
-
-<p>Ganz anders in v. 29, wo auch durch das &#1490;&#1501; &#1494;&#1488;&#1514; am Anfange deutlich
-der <span class="gesperrt">Gegensatz</span> zu v. 21 zum Ausdruck kommt. Insofern stehen
-allerdings beide Verse in Berührung. In den vorhergehenden Versen
-ist durch mehrere dem Landbau entlehnte Vergleiche das Thun Jahwes
-verständlich gemacht. Jahwe sucht sein Volk heim. Aber wer sich in<span class="pagenum"><a name="Seite_74" id="Seite_74">[S. 74]</a></span>
-seine Wege vertieft, der wird erkennen, dass das Pflügen und Dreschen
-zwar notwendig ist, aber nicht ewig währen kann. Wunderbarlich ist
-sein Raten; aber er führt es herrlich hinaus. Hier ist theologische
-Reflexion. Mit Recht sagt <span class="gesperrt">Duhm</span>[41]: „Das Stück löst keine
-scheinbaren Widersprüche, die in v. 7&ndash;22 enthalten wären und die auch
-Dillmann erst nachträglich einfallen.“</p>
-
-<p>Aber ich kann auch <span class="gesperrt">Duhm</span><a name="FNAnker_41_41" id="FNAnker_41_41"></a><a href="#Fussnote_41_41" class="fnanchor">[41]</a> darin nicht beistimmen, dass das
-Maschal den Propheten wider den spöttischen Vorwurf verteidige, dass
-seine Drohungen nicht eintreffen. Denn es setzt ja Trübsal voraus
-und verkündet nicht das Eintreffen der Drohung, sondern das Ende der
-Plagen. Nur mit völliger Umbiegung seines einfachen Wortsinnes kann man
-ihm im Zusammenhange eine solche Deutung geben, wie auch Duhm es thut.</p>
-
-<p>Richtiger nach seinem Wortsinne deutet <span class="gesperrt">Guthe</span><a name="FNAnker_42_42" id="FNAnker_42_42"></a><a href="#Fussnote_42_42" class="fnanchor">[42]</a> das Gleichnis:
-„So hat auch die Strafe Jahwes ein Ende, wenn die Zeit des Segens
-herbeigekommen ist.“ Aber um es so deuten zu können, muss er es aus
-dem Zusammenhange entfernen. Doch giebt er ihm aus seiner Konstruktion
-eines zweifachen Zukunftsbildes eine Nutzanwendung, die unhaltbar
-erscheint.<a name="FNAnker_43_43" id="FNAnker_43_43"></a><a href="#Fussnote_43_43" class="fnanchor">[43]</a></p>
-
-<p>Das Maschal ist also weder direkte Fortsetzung von v. 7&ndash;22, noch kann
-es später von dem Propheten an seine jetzige Stelle gesetzt sein. Ja,
-es stammt überhaupt nicht von Jesaia.</p>
-
-<p>Das Gleichnis enthält eine tröstliche Verheissung an das heimgesuchte
-und geplagte Volk. Die Situation, die es voraussetzt, ist die, dass
-das Volk schon lange Zeit unter<span class="pagenum"><a name="Seite_75" id="Seite_75">[S. 75]</a></span> den Schlägen Jahwes zu leiden hat.
-Darauf liegt aller Nachdruck. So beginnt das Gleichnis schon mit der
-schmerzlichen Frage &#1492;&#1499;&#1500; &#1492;&#1497;&#1493;&#1501;, die es ja mit einem tröstlichen „nein“
-beantwortet. Ebenso heisst es v. 28: &#1499;&#1497; &#1500;&#1488; &#1500;&#1504;&#1510;&#1495; &#1488;&#1491;&#1493;&#1513; &#1497;&#1491;&#1493;&#1513;&#1504;&#1493;. Das ist bisher von den
-Auslegern übersehen worden, weil sie immer den Jesaia als Autor vor
-Augen hatten. Und doch liegt in dem ganzen Maschal der Hauptton darauf,
-dass das Volk gerade deshalb, weil es schon lange Zeit, eine Ewigkeit
-(v. 28,23) unter der Zuchtrute Jahwes zu leiden hat, und deswegen an
-der Hülfe und Erlösung zu zweifeln anfängt, durch den aus dem Landbau
-genommenen Vergleich auf die einst doch und gewiss eintretende Zeit des
-Segens vertröstet werden soll.</p>
-
-<p>Diese Situation passt allerdings gar nicht auf die Zeit Jesaias, wohl
-aber sehr gut auf die nachexilische Gemeinde. Jesaia hat auch das Volk
-nie in seinen Reden als ein solches angesehen, das schon zu lange
-Zeit unter den Schlägen Jahwes leidet, so dass es nun auf Erlösung
-hoffen dürfte<a name="FNAnker_44_44" id="FNAnker_44_44"></a><a href="#Fussnote_44_44" class="fnanchor">[44]</a>, sondern immer als ein solches, dem das gewaltige
-Drohgericht Gottes noch bevorsteht.</p>
-
-<p>Das durch den Inhalt des Maschals gewonnene Resultat findet nun noch
-mehrfache anderweitige Bestätigung. Zunächst ist befremdlich, dass es
-ganz allgemein gehalten ist und ohne weitere Nutzanwendung bleibt.
-Das ist sonst nicht Jesaias Art. Das Lied vom Weinberge c. 5,1 ff.
-erhält sofort seine konkrete Beziehung. Für das nachexilische Judentum
-bedurfte es einer solchen nicht. Da war die Situation immer dieselbe.</p>
-
-<p>Auf die nüchterne, theologisierende Reflexion ist oben schon aufmerksam
-gemacht worden. Das Bild des Land<span class="pagenum"><a name="Seite_76" id="Seite_76">[S. 76]</a></span>baues ist an sich passend; doch wird
-es durch immer neue Wendungen breit ausgeführt, ohne doch einen neuen
-Gedanken zu bringen. Auch der Stil ist matt und raisonnierend vgl.
-das &#1492;&#1500;&#1493;&#1488; &#1488;&#1501; v. 25 und den Anfang von 28 &#1500;&#1495;&#1501; &#1497;&#1493;&#1491;&#1511;, den man als Frage
-auffassen muss, um überhaupt einen Sinn zu erhalten.</p>
-
-<p>Oben ist gesagt, dass der Eingang der Einleitung eines Volksliedes
-nachgeahmt ist; aber doch nicht sehr geschickt, durch blosse Häufung
-von Imperativen, von denen der eine (&#1513;&#1502;&#1506;&#1493;) doppelt vorkommt.
-Ausserdem hat <span class="gesperrt">Meinhold</span>, wenn auch in anderer Absicht, darauf
-aufmerksam gemacht, dass in der älteren klassischen Zeit mit &#1513;&#1502;&#1506;&#1493;
-immer eine Drohung eingeführt werde; erst in späterer Zeit, wo man für
-das unterdrückte Volk keine Drohungen mehr hatte, gebrauchte man das
-Wort auch zur Einleitung in Trostreden (Jes. 36,1. 4. Jes. 37,4 f.
-46,3. 12 etc.).</p>
-
-<p>Wenig geschickt ist die Vorwegnahme des Säens in v. 24 (&#1500;&#1494;&#1512;&#1506;),
-wovon doch eigentlich erst v. 25 redet; künstlich die Konstruktion von
-v. 26, der das Subjekt erst im 2. Stichos bringt; v. 28 ist auch in
-seiner zweiten Hälfte schwerfällig und wird nicht leichter, wenn man
-auch die Pferde durch Korrektur beseitigt und &#1493;&#1468;&#1508;&#1456;&#1512;&#1464;&#1513;&#1474;&#1493;&#1465; &#1493;&#1500;&#1488; liest (Duhm).
-Denn der erste Stichos giebt sich nicht als erster Vordersatz zu
-erkennen und der Sinn wird verbogen; denn nicht darauf kommt es an, ob
-das Brot nach dem Dreschen zermalmt wird, sondern dass das nicht durch
-das Dreschen geschieht. In v. 29 streicht <span class="gesperrt">Duhm</span> das &#1510;&#1489;&#1488;&#1493;&#1514;,
-weil Jahwe als Gott der Heerscharen nicht der Lehrmeister der Bauern
-war. Gewiss nicht für Jesaia; aber wohl für einen Späteren, für den
-der Begriff die konkrete Färbung nicht mehr hatte. Überhaupt ist die
-ganze Auffassung, dass Jahwe Lehrmeister der Bauern sei, zu Jesaias
-Zeit angesichts solcher Stellen wie <span class="gesperrt">Hosea</span> 2,4 ff. kaum so
-volkstümlich gewesen, wie unser Gedicht voraussetzt.</p>
-
-<p>Sprachlich Ausschlag gebend ist vor allem das Wort &#1514;&#1493;&#1513;&#1497;&#1492;, das zum
-Wortvorrat der Weisheitslehrer gehört<span class="pagenum"><a name="Seite_77" id="Seite_77">[S. 77]</a></span> (Pr. 2,7. 3,21. 8,14. 18,1.
-Tob. 5,12. 6,13. 11,6. 12,6. 26,3 und die späte und verstümmelte
-Stelle Mi. 6,9). Das Wort wird also nicht, wie <span class="gesperrt">Duhm</span> meint,
-durch unsre Stelle als alt erwiesen. Endlich sei noch auf die beiden
-Begriffe &#1504;&#1505;&#1502;&#1503; und &#1513;&#1493;&#1512;&#1492; hingewiesen, die sehr jung und für
-uns unübersetzbar sind. Da sie die LXX nicht hat (nur Cod. R hat für
-&#1513;&#1493;&#1512;&#1492; κέγχρον), streichen sie viele Ausleger, wogegen aber
-<span class="gesperrt">Dillmann</span> Einspruch erhebt.</p>
-
-<p>Die Verse 23&ndash;29 sind nach alledem nicht von Jesaia; sie sind vielmehr
-erst spät verfasst und mit der Drohung v. 14&ndash;22 verbunden worden, um
-derselben einen Trostspruch gegenüberzustellen. So erklärt sich auch
-das &#1490;&#1501; &#1494;&#1488;&#1514; v. 29 am leichtesten, das, auf v. 21 f. zurückblickend,
-den festen Vertilgungsbeschluss Jahwes im Blick auf sein wunderbar
-weises Walten korrigiert.<a name="FNAnker_45_45" id="FNAnker_45_45"></a><a href="#Fussnote_45_45" class="fnanchor">[45]</a></p>
-
-<h3>2. c. 32,15&ndash;20.</h3>
-
-<p>Gewöhnlich nimmt man v. 15&ndash;20 mit den vorhergehenden Versen 9&ndash;14
-zusammen; und gegen diesen Abschnitt v. 9&ndash;20 als ganzen hat auch
-<span class="gesperrt">Stade</span> sein Bedenken erhoben. Es ist aber unmöglich, die
-Verbindung beider Stücke aufrecht zu erhalten. Der Abschnitt v. 9&ndash;20
-beginnt mit einer furchtbaren Drohung gegen die sorglosen Weiber
-Jerusalems und schliesst daran die Verkündigung des Unterganges
-der Stadt, um dann plötzlich wieder v. 15 ff. in die glänzendste
-Zukunftsschilderung einzulenken.</p>
-
-<p>Dieser plötzliche Umschwung in v. 15 ff. schlägt der vorhergegangenen
-Ankündigung der Verwüstung Jerusalems zu sehr ins Gesicht, als dass er
-nicht Bedenken gegen seine Ursprünglichkeit wachrufen müsste. Sieht
-man sich den Übergang von v. 14 zu v. 15 näher an, so erkennt man
-dann auch, dass er nicht von dem hergestellt sein kann, der v. 9&ndash;14
-geschrieben hat. Bisher haben sich allerdings alle Exegeten diesen
-Übergang gefallen lassen. Erst <span class="gesperrt">Duhm</span> hat<span class="pagenum"><a name="Seite_78" id="Seite_78">[S. 78]</a></span> die Unmöglichkeit
-erkannt, v. 15 ff. mit v. 9&ndash;14 zu verbinden, obwohl er beide Stücke dem
-Jesaia als Verfasser zuschreibt.</p>
-
-<p>v. 14 sagt, dass Jerusalem von der Erde verschwinden soll, so dass auf
-ihren Trümmern wilde Esel und Herden weiden werden; und das soll so
-bleiben &#1506;&#1491; &#1506;&#1493;&#1500;&#1501;. v. 15 fährt dann fort:
-&#1506;&#1491; &#1497;&#1506;&#1512;&#1492; &#1506;&#1500;&#1497;&#1504;&#1493; &#1512;&#1493;&#1495; &#1502;&#1502;&#1512;&#1493;&#1501;. „Dies &#1506;&#1491;,“
-sagt <span class="gesperrt">Duhm</span>, „ist so unglücklich wie möglich; denn abgesehen
-davon, dass gleich die folgenden Stichen sich nicht mehr von ihm
-regieren lassen, kann doch nur ein in Zukunftshoffnung schwelgender
-Schriftsteller den Nexus vertragen: Jerusalem wird verwüstet sein auf
-ewig, bis dass das Gegenteil eintritt.“ Aber man muss noch weiter
-gehen. Denn von dem „Gegenteil“ der Verwüstung, von dem Wiederaufbau
-Jerusalems, ist weder in v. 15 noch in den folgenden Versen die Rede.
-Es wird darin vielmehr die innere Umwandlung, die Fruchtbarkeit des
-Landes und der Friede, der dann im Lande herrschen wird, geschildert,
-der Wiederaufbau Jerusalems aber vorausgesetzt. Und doch müsste in
-ihnen grade davon die Rede sein, wenn sie auch nur „als scharfer
-Gegensatz“ die Fortsetzung von v. 9&ndash;14 bilden sollen.</p>
-
-<p>Auch hier hat man darum wieder zur Vergewaltigung des klaren Sinnes
-des Textes in v. 14 seine Zuflucht nehmen müssen, um v. 15 ff. auch
-nur einigermassen als ursprüngliche Fortsetzung zu v. 9&ndash;14 verstehen
-zu können. Ob unter &#1488;&#1512;&#1502;&#1493;&#1503; der Königssitz (Cheyne), was doch am
-wahrscheinlichsten ist, da das Wort so absolut und im sing. steht,
-oder Landhäuser (?) oder Prachtbauten der Magnaten in der Stadt zu
-verstehen sind, darüber kann man streiten; ebenso darüber, was &#1489;&#1492;&#1503;
-(Wartturm Neh. 3,25 ff.?) und &#1506;&#1508;&#1500; (Hügel, wohl der südliche Teil
-des Osthügels 2 Chr. 27,3. 33,4. Neh. 3,26. 11,21) bedeuten soll. Aber
-dass in v. 14 nicht blos von einem Verlassen, sondern von Zerstörung
-die Rede ist, sollte doch niemand abstreiten. Dillmann sagt zwar, von
-Zerstörung sei nicht die Rede, sondern von Verödung, welche durch die
-Fortschaffung der Bewohner, zumal der leicht<span class="pagenum"><a name="Seite_79" id="Seite_79">[S. 79]</a></span>sinnigen Grossen, im
-assyrischen Sturm bewerkstelligt wird. Aber eine verödete Stadt, die
-zur Wonne für Wildesel und zum Weideplatz für Herden geworden ist, ist
-doch wohl auch als zerstört, ja als gänzlich verschwunden gedacht.
-Dillmann hat es aber ganz übersehen, sich mit diesem Schlusse von v. 14
-auseinanderzusetzen.</p>
-
-<p>Ebenso wie die Thatsache der Verwüstung Jerusalems macht auch die
-Drohung, dass es &#1506;&#1491; &#1506;&#1493;&#1500;&#1501; so bleiben werde, die Anknüpfung von v.
-15 ff. an v. 14 unmöglich. Deshalb hat man versucht, die Bedeutung
-des &#1506;&#1491; &#1506;&#1493;&#1500;&#1501; abzuschwächen. Dillmann will es „nach &#1506;&#1491; &#1497;&#1506;&#1512;&#1492; v. 15“
-erklären, da die Grundbedeutung des Wortes &#1506;&#1493;&#1500;&#1501; „Dauer“ sei.
-Aber schon die Präposition &#1506;&#1491; giebt dem Worte die Bedeutung
-„immerdar“. Dillmann führt für sich die Stelle 1. Sam. 1,22 an. Aber
-gerade dort bezeichnet &#1506;&#1491; &#1506;&#1493;&#1500;&#1501; den Dienst Samuels vor Jahwe als einen
-bleibenden im Gegensatze zu einem nur zeitweiligen. Die Redensart 1
-Reg. 1,31 ist aber doch eben als solche zu verstehen. Endlich erklärt
-Dillmann selbst das &#1506;&#1491; &#1506;&#1493;&#1500;&#1501; nachher im 17. v. unseres Kapitels: „auf
-immer, hier (!) ohne Einschränkung!“</p>
-
-<p>Ist nach alledem v. 15 ff. nicht als ursprüngliche Fortsetzung von v.
-9&ndash;14 aufzufassen, so verteilen sich nun auch die von Stade erhobenen
-Bedenken gegen 9&ndash;20 auf die beiden Abschnitte v. 9&ndash;14 und v. 15&ndash;20,
-und zwar so, dass die hauptsächlichsten und stichhaltigsten auf den
-letzteren Abschnitt fallen.<a name="FNAnker_46_46" id="FNAnker_46_46"></a><a href="#Fussnote_46_46" class="fnanchor">[46]</a></p>
-
-<p>Zwar nicht das ist richtig, dass nach v. 15 die Umwandlung der Natur
-dadurch vermittelt wird, dass ein Geist aus der Höhe ausgegossen
-wird; sondern beides ist zweierlei;<span class="pagenum"><a name="Seite_80" id="Seite_80">[S. 80]</a></span> die Umwandlung geschieht durch
-ein Allmachtswunder Gottes in der Natur, und durch die Ausgiessung
-des Geistes werden den Menschen übersinnliche Wunderkräfte verheissen
-vgl. Jes. 44,3. Joel 3,1 ff. Sach. 12,10. auch Jes. 11,2 f. Auch gegen
-die Bemerkung Stades wendet sich Duhm mit Recht, dass die Älteren die
-Bekehrung als Wirkung des göttlichen Gerichts fassen, welches die
-Menschen über ihre Sünde belehrt und in ihnen den freien Entschluss zur
-Umkehr erweckt. Das Gericht erscheint als Strafe für verweigerte Busse
-und nicht als Zuchtmittel. Aber damit wird doch nicht das sachliche
-Bedenken Stades entkräftet, dass in v. 16 &#1502;&#1513;&#1508;&#1496; und &#1510;&#1491;&#1511;&#1492; als
-dona gratiae, als Geschenk Gottes in jener Zeit verheissen werden. Was
-soll denn sonst v. 16? Hier erscheint doch Recht und Gerechtigkeit
-ebenso als Verheissungsgut, wie in v. 15 die Ausgiessung des Geistes
-und die Umwandlung der Natur. Und dazu ist allerdings Ez. 36,24 ff.
-zu vergleichen. Die detaillierten Angaben dieser Stelle sind in v. 16
-ebenso vorausgesetzt wie in v. 15 die oben angeführten Weissagungen
-über die Geistesausgiessung. Dass letztere so kurz erwähnt wird, als
-wüsste der Leser schon, was sie zu bedeuten hat, giebt auch Duhm zu; er
-meint aber, dass vor v. 15 etwas ausgefallen sei. Aber wenn das auch
-so wäre, so könnte das kaum eine Erklärung über die Geistesausgiessung
-oder deren Wirkung gewesen sein; diese könnte nach der Konstruktion des
-Satzes höchstens folgen, nicht vorhergehen, v. 15 b kann man ebenso
-gut eine unglückliche Wiederholung von c. 29,17 nennen, wie diesen
-Vers als Nachahmung von v. 15 bezeichnen. Keiner von beiden trägt Züge
-der Ursprünglichkeit. Duhm hält unseren Vers für das jesaj. Vorbild
-und erklärt ihn so: Die Wüste soll Fruchtgarten werden und dieser
-Fruchtgarten soll wie ein Wald mit fruchtbaren Bäumen bewachsen sein.
-Das ist doch nur eine verlegene Umgehung der Erklärung Guthes, nach
-welcher &#1497;&#1506;&#1512; Steigerung zu &#1499;&#1512;&#1502;&#1500;
-bildet. Aber &#1497;&#1506;&#1512; heisst
-(wildes) Waldgebirge und nicht Park oder Obstgarten. Freilich passt die
-gewöhnliche Erklärung<span class="pagenum"><a name="Seite_81" id="Seite_81">[S. 81]</a></span> des zweiten Gliedes unseres Verses als Gegensatz
-zum ersten nicht in den Zusammenhang der Verheissungen; aber der
-einfache Wortlaut besagt nichts Anderes. Die Wüste soll Fruchtgarten,
-dieser wildes Waldgebirge werden. Die grosse Umwälzung gehörte eben
-zum eschatologischen Dogma, und die Verbindung der hierzu gehörigen
-Aussagen kümmerte die späteren Eschatologiker wenig; je bunter, um so
-besser. Ist es nicht schon bunt genug, dass in unserm kleinen Stücke
-erst (v. 15a) von der Ausgiessung des Geistes geredet wird, dann in
-v. 15b von der Naturumwälzung; dann wieder in v. 16 von der inneren
-Umwandlung der Menschen; in v. 17 f. von dem allgemeinen Frieden und
-der Sicherheit vor Feinden; in v. 19 von dem Untergange der Heiden und
-endlich in v. 20 noch einmal mit einem Segenswunsche abschliessend von
-dem Glücke und wunderbaren Aufblühen der Landwirtschaft! Gegenüber
-diesem wirren Durcheinander hat man gewiss kein Recht, bei der Exegese
-der einzelnen Verse auf den inhaltlichen Zusammenhang derselben unter
-einander allzugrossen Wert zu legen. Vielmehr zeigt sich hier ein sehr
-äusserlicher Anschluss an die Form und den Ausdruck der Gedanken. Das
-werden wir gleich sehen, wenn wir uns nun den einzelnen Versen unseres
-Abschnittes weiter zuwenden.</p>
-
-<p>Für v. 16 wird nämlich Stade Recht behalten müssen, wenn er sagt,
-dass sich dieser Vers mühsam an dem in v. 15 gegebenen Gegensatze
-weiter spinnt. Denn die &#1502;&#1491;&#1489;&#1512; in der nach v. 16 das Recht wohnen
-soll, ist doch eigentlich nach v. 15 gar nicht mehr vorhanden, sondern
-zum &#1499;&#1512;&#1502;&#1500; geworden! Wenn Duhm das damit entschuldigt, dass für
-eine Viehzucht treibende Bevölkerung eine &#1502;&#1491;&#1489;&#1512; (hier in der
-Bedeutung Trift) vorhanden sein muss, und diese nur weiter in die
-Wüste hineingeschoben zu denken sei, so ist das schon recht gut; aber
-dieser erklärende Zwischengedanke steht doch eben nicht da, und v. 16
-knüpft in der Form so eng an v. 15 an, dass man zuerst an die in v. 15
-erwähnte &#1502;&#1491;&#1489;&#1512; denken muss. Dieser Anschluss ist also jedenfalls
-nicht sehr geschickt, sondern „mühsam“.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a name="Seite_82" id="Seite_82">[S. 82]</a></span></p>
-
-<p>In v. 17 beseitigt Duhm die Anstösse: er streicht das zweite &#1510;&#1491;&#1511;&#1492;
-liest statt „&rlm;&#1492;&#1513;&#1511;&#1496;&lrm;“ „&rlm;&#1492;&#1502;&#1513;&#1508;&#1496;&lrm;“,
-lässt die Kopula vor &#1489;&#1496;&#1495; weg
-und erklärt endlich &#1506;&#1491; &#1506;&#1493;&#1500;&#1501; für einen müssigen Zusatz. Ob solche
-weitgehenden Korrekturen in dem sonst gut erhaltenen Texte, zumal
-sie nicht eigentlich Fehler, sondern nur Ungeschicklichkeiten der
-Form beseitigen, erlaubt sind, dürfte doch die Frage sein. Duhm
-unternimmt die Korrekturen auch nur unter der Voraussetzung, dass das
-Stück jesajanisch sei. Inhaltlich bleiben freilich auch so nur leere
-Allgemeinheiten und abstrakte Begriffe übrig. Jesaia würde kaum so
-allgemein von einer &#1502;&#1506;&#1513;&#1492; &#1492;&#1506;&#1491;&#1511;&#1492;
-und &#1506;&#1489;&#1491;&#1514; &#1492;&#1502;&#1513;&#1508;&#1496; geredet haben; er hätte sich
-gewiss konkret ausgedrückt.</p>
-
-<p>Von v. 18 giebt auch Duhm zu, dass derselbe „unstreitig einen etwas
-leeren Eindruck macht;“ die Schilderung ist überladen; die drei
-Ausdrücke „Wohnstätten des Friedens“, „sichere Wohnungen“ und „sorglose
-Ruhesitze“ besagen doch ganz dasselbe. Das ist freilich nicht Jesaias
-Art; wo aber sonst schon Anzeichen für spätere Abfassung vorliegen, ist
-das nur ein weiteres Kennzeichen der Unechtheit, und man hat kein Recht
-mehr, nur der ungeschickten Form wegen Varianten anzunehmen. Merkwürdig
-ist auch der Ausdruck &#1506;&#1502;&#1497;; das Subjekt des suff. ist vielleicht
-Gott; in v. 15 heisst es &#1506;&#1500;&#1497;&#1504;&#1493;, in v. 20
-&#1488;&#1513;&#1512;&#1497;&#1499;&#1501;. Solcher Wechsel
-in der Person ist bei Späteren häufig; vgl. auch c. 33,1 mit 2 und 3;
-ebenso v. 14 ff.</p>
-
-<p>v. 19 findet auch <span class="gesperrt">Duhm</span> wieder „vollends sonderbar und
-unbegreiflich“. Und das mit Recht. Denn mitten in der Schilderung
-der goldenen Zeit redet dieser Vers plötzlich von den Schrecken des
-Gerichts. Allerdings thut er das so dunkel, dass die Ausleger schon
-immer geschwankt haben, ob sie dieses Gericht auf Jerusalem oder
-Assur beziehen sollten. Auf beide passt der Wortlaut und Zusammenhang
-gleich schlecht. Versteht man, wie die meisten Ausleger es thun,
-unter &#1497;&#1506;&#1512; im 1. Gl. den Assyrer, so ist im 2. Gl. der Ausdruck
-&#1506;&#1497;&#1512; für die Bollwerke der feindlichen Weltmacht<span class="pagenum"><a name="Seite_83" id="Seite_83">[S. 83]</a></span> nicht grade
-glücklich gewählt. Dillmann und andere beziehen den Vers deshalb auf
-Jerusalem: „Daran muss der Prophet, gemäss der Endabsicht des Stückes,
-noch einmal kurz erinnern, dass ohne schweres Zorngericht und tiefe
-Beugung es nicht abgeht.“ So findet sich <span class="gesperrt">Dillmann</span> mit der
-gradezu unerhörten Stellung dieses Verses mitten unter den glänzendsten
-Zukunftsbildern ab! Entkräften lassen sich solche Behauptungen nicht
-mehr; man wird ihnen einfach die entgegengesetzte gegenüber stellen
-müssen: Wenn in diesem Verse Jerusalem bedroht wäre, so könnte er
-nicht dem Zusammenhange angehören. <span class="gesperrt">Duhm</span> meint, dass der Vers
-vielleicht einem Gedichte über ein fremdes Volk entnommen und von einem
-Leser, dem er bei v. 14 (?) eingefallen sei, an den Rand geschrieben
-worden sei. Dann bleibt doch völlig unerklärt, wie er später grade
-an die unpassende Stelle gekommen sein soll, an der er jetzt steht.
-An seiner jetzigen Stelle kann er nur auf die feindliche Weltmacht
-bezogen werden und ist nur dann erklärlich, wenn er sowohl wie seine
-Umgebung nicht von Jesaia stammt. Denn für die späten Eschatologiker
-fallen die Bedenken hin. Gehört der Inhalt nur zum eschatologischen
-Dogma, so hat er sein Recht im Zusammenhange erworben. Der Ausdruck
-&#1497;&#1506;&#1512; für den Assyrer ist aus c. 10,18. 33 f. verständlich. Unter
-der Stadt sind die feindlichen Bollwerke zu verstehen wie in c. 24 ff.
-Der Ausdruck &#1506;&#1497;&#1512; scheint mir lediglich als Parallele gewählt zu
-sein, um den schon sonst durch Paronomasien gezierten Vers möglichst
-künstlich zu gestalten. Denn ich glaube mit Stade, dass im Anfange des
-Verses &#1489;&#1512;&#1512; eigens vom Verfasser gebildet ist, um mit dem folgenden
-&#1489;&#1512;&#1491;&#1514; zu assonieren, und dass deshalb nicht mit Secker u. a.
-&#1497;&#1512;&#1491; zu lesen ist. Im zweiten Versgliede entspricht dem ja auch das
-unglückliche &#1489;&#1513;&#1508;&#1500; &#1514;&#1513;&#1508;&#1500;. So erklären sich wenigstens alle Schwierigkeiten
-und Wunderlichkeiten dieses Verses.</p>
-
-<p>Die Seligpreisung aller, die die goldene Zeit erleben, beschliesst den
-Abschnitt. Freilich ist auch hier der Inhalt<span class="pagenum"><a name="Seite_84" id="Seite_84">[S. 84]</a></span> dessen, was gemeint ist,
-nicht aus dem Wortlaute allein, sondern nur aus seiner Verbindung mit
-dem als bekannt vorausgesetzten eschatologischen Dogma zu gewinnen.
-Denn eine Glücklichpreisung der Nomaden oder Landbewohner als solcher
-ist natürlich hier nicht gemeint. Ebensowenig stellt der Vers den
-Lohn treuer Arbeit in Aussicht. Sondern das &#1494;&#1512;&#1506;&#1497; &#1506;&#1500; &#1504;&#1500; &#1502;&#1497;&#1501; will sagen, dass
-in jener Zeit die Bäche nie versiegen werden Job. 6,15. Jes. 58,11;
-und das zweite Versglied weist darauf hin, dass die Prärie fruchtbar
-und völlig gefahrlos sein wird. Ob Jesaia von seinen Zeitgenossen
-so verstanden wäre? Der, der v. 20 geschrieben hat, hat doch wohl
-bei seinen Lesern die Bekanntschaft mit dem eschatologischen Dogma
-vorausgesetzt.</p>
-
-<p>Es hat sich uns gezeigt, dass nicht nur der Abschnitt c. 32,15&ndash;20
-als solcher nach Inhalt und Form, sondern auch jeder einzelne
-Vers desselben die Spuren später Herkunft trägt. Es kann darum
-von jesajanischer Abfassung desselben keine Rede sein. Die genaue
-Bekanntschaft mit dem eschatologischen Dogma, die er voraussetzt und
-seine Berührungen mit spätjüdischen Schriften (Job. Joel. Jes. 24 ff.)
-zwingen sogar, für die Zeit seiner Entstehung bis tief ins zweite
-Jahrhundert hinabzugehen. Genaueres über die Zeit seiner Herkunft lässt
-sich natürlich nicht sagen, da sein Inhalt zu allgemein ist.</p>
-
-<hr class="chap" />
-
-<div class="chapter">
-
-<h2 class="nobreak" id="Lebenslauf">Lebenslauf.</h2>
-
-</div>
-
-<p>Ich, <span class="gesperrt">Martin Brückner</span>, evangelischer Konfession, bin am 16. Juni
-1868 zu Friedersdorf bei Goerlitz geboren. Mein Vater ist Pastor und
-Königlicher Kreis-Schulinspektor zu Gersdorf bei Goerlitz. Ihm habe
-ich die Grundlage meiner Bildung zu verdanken. Von Tertia an war ich
-Alumnus auf der Königlichen Landesschule Pforta. Diese verliess ich
-Ostern 1888 mit dem Reifezeugnis, um in Tübingen, Leipzig und Halle
-acht Semester Theologie zu studieren. Ich besuchte Vorlesungen und
-Seminare bei folgenden akademischen Lehrern: Beyschlag, Brieger, Buder,
-Erdmann, Fricke, Gunkel, Guthe, Haupt, Hering, Kaehler, Koestlin,
-Kautzsch, Loofs, Spitta. Im Februar 1893 bestand ich in Halle die erste
-theologische Prüfung, absolvierte den Seminarkursus in Liegnitz und war
-ein Jahr in Pommern als Hauslehrer thätig. Ostern 1894 wurde ich in das
-Predigerseminar zu Wittenberg aufgenommen, wo ich an den theologischen
-und pädagogischen Vorlesungen und Uebungen der Herren Sup. D. Quandt,
-Prof. D. Reinicke und Prof. Schmidt teilnahm. Im Mai 1895 wurde ich als
-Pastor nach Altraudten bei Raudten berufen.</p>
-
-<p>Allen meinen verehrten Lehrern sage ich für vielfache Anregung und
-Förderung auch an dieser Stelle aufrichtigen Dank.</p>
-
-<hr class="chap" />
-
-<div class="chapter">
-
-<div class="footnotes">
-
-<h2 class="nobreak" id="FUSSNOTEN">FUSSNOTEN:</h2>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Fussnote_1_1" id="Fussnote_1_1"></a><a href="#FNAnker_1_1"><span class="label">[1]</span></a> Das Buch Jesaia übersetzt und erklärt. Göttingen 1892.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Fussnote_2_2" id="Fussnote_2_2"></a><a href="#FNAnker_2_2"><span class="label">[2]</span></a> Die Zukunftserwartung des Jesaia. Göttingen 1893.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Fussnote_3_3" id="Fussnote_3_3"></a><a href="#FNAnker_3_3"><span class="label">[3]</span></a> Hackmann a. a. O. S. 7 Anm.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Fussnote_4_4" id="Fussnote_4_4"></a><a href="#FNAnker_4_4"><span class="label">[4]</span></a>
-<a href="#Seite_71">S. 71</a>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Fussnote_5_5" id="Fussnote_5_5"></a><a href="#FNAnker_5_5"><span class="label">[5]</span></a> Mit Ausnahme des ersten und letzten Stückes, die besonders
-besprochen werden müssen.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Fussnote_6_6" id="Fussnote_6_6"></a><a href="#FNAnker_6_6"><span class="label">[6]</span></a> Denselben Bau im Anfange zeigt auch das kurze Stück c.
-29,15.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Fussnote_7_7" id="Fussnote_7_7"></a><a href="#FNAnker_7_7"><span class="label">[7]</span></a> Mit Ausnahme von c. 28,1&ndash;4 und 32,9&ndash;14.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Fussnote_8_8" id="Fussnote_8_8"></a><a href="#FNAnker_8_8"><span class="label">[8]</span></a> Bezüglich des Schlusses könnte man sich ja zur Not mit
-c. 31,4 begnügen. Aber der oben nachgewiesene grobe Missverstand
-vieler Exegeten in der Auslegung des Bildes vom knurrenden Löwen
-über seiner Beute zeigt doch, dass dies allzukurze Wort ein nicht
-völlig genügender Abschluss des Ganzen ist. c. 31,1&ndash;3 redet von der
-Vernichtung der beiden verbündeten Heere: „Da stürzt der Schützer und
-fällt der Geschützte“ v. 4 soll nun jedenfalls in gewaltigem Bilde vom
-Löwen den Untergang der Stadt Jerusalem malen. Aber Jesaia sagt in
-diesem Verse nur, dass sich Jahwe im wilden Heerzuge der Assyrer auf
-Jerusalem stürzen wird. Was dann geschieht, sagt Jesaia nicht mehr.
-Wahrscheinlich ist, dass der Schluss weggefallen ist; möglich ist aber
-allerdings auch, dass sich Jesaia mit der Andeutung durch das kurze,
-aber packende Bild begnügt hat. Das konnte sich jeder selber ausmalen,
-wie es der Beute unter den Tatzen des knurrenden Löwen ergehen würde;
-und Jesaia hat auch sonst nicht, auch nicht in dem Bilde vom Weinberge
-c. 5. die Zerstörung Jerusalems mit dürren Worten ausgesprochen.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Fussnote_9_9" id="Fussnote_9_9"></a><a href="#FNAnker_9_9"><span class="label">[9]</span></a>
-<a href="#Seite_48">S. 48</a>.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Fussnote_10_10" id="Fussnote_10_10"></a><a href="#FNAnker_10_10"><span class="label">[10]</span></a> Zu c. 30,8 S. 195.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Fussnote_11_11" id="Fussnote_11_11"></a><a href="#FNAnker_11_11"><span class="label">[11]</span></a> <span class="gesperrt">Duhm</span>, Kommentar S. 195.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Fussnote_12_12" id="Fussnote_12_12"></a><a href="#FNAnker_12_12"><span class="label">[12]</span></a>
-S. 49.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Fussnote_13_13" id="Fussnote_13_13"></a><a href="#FNAnker_13_13"><span class="label">[13]</span></a> a. a. O. S. 22 ff., cf. S. 62 ff., vgl. auch <span class="gesperrt">Duhm</span>
-Comm. zu den Stellen.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Fussnote_14_14" id="Fussnote_14_14"></a><a href="#FNAnker_14_14"><span class="label">[14]</span></a> Hackmann will zwar der viel grösseren Leichtigkeit des
-Verständnisses wegen (S. 67) v. 18 ff. auf Israel bezogen wissen; aber,
-wie mir scheint doch mit Unrecht. Denn die ganze Schrift c. 7 f. ist
-gegen Juda geschrieben; da hätte doch eine solche Expektoration über
-das Geschick Nordisraels wenig Sinn. Freilich, direkte Fortsetzung der
-Rede v. 13&ndash;16 ist v. 18 ff. nicht; v. 17 ist vom Redaktor und v. 18
-ff. sind stark überarbeitet (vgl. schon das ewige &#1489;&#1497;&#1493;&#1501; &#1492;&#1492;&#1497;&#1488; v. 18. 20.
-21. 23). Die Verse haben hinter c. 7 ursprünglich vielleicht dieselbe
-Bedeutung gehabt, wie c. 8,5 ff. hinter c. 8,1&ndash;4: Sie sprechen das
-Urteil Jesaias resp. Jahwes aus; aber nicht als Rede Jesaias an den
-König, sondern nur in schriftlicher Darstellung. Vielleicht haben v.
-18 ff. einst hinter c. 8,1&ndash;4 gestanden und sind vom Redaktor erst
-verbessert und vermehrt an ihren jetzigen Platz gestellt, um die
-messianisch verstandene Immannuelweissagung etwas zu verlängern und zu
-verzieren.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Fussnote_15_15" id="Fussnote_15_15"></a><a href="#FNAnker_15_15"><span class="label">[15]</span></a> Vgl. darüber Duhm Comm. S. 49 ff., und Hackmann a. a. O.
-S. 62&ndash;70. Die Annahme eines ursprünglich geschichtlichen Zusammenhanges
-der Stücke in c. 7 f. beseitigt jedenfalls sonst unüberwindliche
-Schwierigkeiten für die Annahme jesajanischer Herkunft derselben, die
-sich für einzelne Partien (c. 7,2&ndash;16, c. 8,1&ndash;4, 14 f. 16&ndash;18) doch
-immer aufdrängt. Hervorgehoben sind die Schwierigkeiten von c. 7
-namentlich von de Lagarde Sem. I. 9 ff. und Studer J. P. Th. V. 76 ff.
-Andererseits meint schon Ewald (I. 320. 329 f.), dass die Erzählungen
-dieses Stückes einst vollständiger gewesen seien, und auch Dillmann
-(Comm. S. 62) giebt es als Eigentümlichkeit des Stückes c. 6&ndash;9,6 an,
-dass es „geschichtlich angelegt ist“. Der Redaktor, der es bearbeitet
-und in seine Sammlung (c. 6&ndash;9,6) aufgenommen hat, hat es natürlich
-„messianisch“ behandelt. Das zeigt seine eigene Weissagung c. 9,1&ndash;6.
-Er dichtet dem Messias einen dritten Namen an, der noch länger ist
-als der in 8,1&ndash;4 genannte und auf die beiden anderen Bezug nimmt. Aus
-dem Immanu-el hat er sein El gibbor, aus dem chas-baz sein abi-ad
-(daher nicht Ewigvater, sondern Beutevater). Der „Wunderrat“ entstammt
-vielleicht dem wunderbaren &#1488;&#1493;&#1514; c. 7,10. Der „Friedefürst“ ist
-eigene Zuthat, weil das Hauptmerkmal des Messias in seinem Namen nicht
-fehlen durfte.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Fussnote_16_16" id="Fussnote_16_16"></a><a href="#FNAnker_16_16"><span class="label">[16]</span></a> Das tröstliche Schlusssätzchen ist unecht und fehlt noch
-in LXX. Vielleicht sind überhaupt v. 12 f. zu streichen. Sie bringen
-gegenüber v. 11 nichts Neues, reden vielmehr von einer zweimaligen
-Deportation, nachdem in v. 11 das Land schon menschenleer geworden war.
-Vgl. hierüber Duhm Comm. S. 48.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Fussnote_17_17" id="Fussnote_17_17"></a><a href="#FNAnker_17_17"><span class="label">[17]</span></a> Die Möglichkeit so später Niederschrift ist nicht zu
-bezweifeln cf. Duhm zu c. 6. Für Jesaia war das eine ebenso glänzende
-wie innerlich wahre Rechtfertigung seines erfolglosen Wirkens, dass er
-dennoch den göttlichen Zweck seiner Sendung erfüllt habe. &mdash; Dass c. 6
-jetzt vor c. 7 und nicht vor c. 28 steht, rührt daher, dass es zeitlich
-dahin gehört und wahrscheinlich schon bei der ersten Gesammtausgabe der
-drei Schriften Jesaias an diesen Platz gestellt ist.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Fussnote_18_18" id="Fussnote_18_18"></a><a href="#FNAnker_18_18"><span class="label">[18]</span></a> Zu c. 22 vgl. namentlich Hackmann a. a. O. S. 108 f.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Fussnote_19_19" id="Fussnote_19_19"></a><a href="#FNAnker_19_19"><span class="label">[19]</span></a> Über die in c. 1&ndash;5 aufbewahrten Stücke urteilt
-Hackmann S. 49, dass sie von Anhängern und Freunden des Propheten
-niedergeschrieben sind, da sich für den Propheten kein Motiv zur
-Fixirung der meist kurzen Sprüche finden lasse. Indessen besteht
-vielleicht auch die Möglichkeit, dass einzelne von ihnen früher den
-grösseren geschichtlichen Darstellungen angehört haben. Zu 3,6 bemerkt
-Duhm: „Der Eingang (&#1493;&#1497;&#1488;&#1502;&#1512; &#1497;&#1492;&#1493;&#1492;) legt die Vermutung nahe, dass das Stück
-einst einem grösseren Zusammenhange angehörte.“ Auch die Weherufe in c.
-5 sind wohl aus ursprünglich anderen Zusammenhängen hergenommen, denn
-sie stehen bunt durcheinander. Vgl. z. B. c. 5,18 ff. mit c. 28,9. 22
-ff. c. 30,10.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Fussnote_20_20" id="Fussnote_20_20"></a><a href="#FNAnker_20_20"><span class="label">[20]</span></a> Näheres s. Hackmann a. a. O. S. 80 ff.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Fussnote_21_21" id="Fussnote_21_21"></a><a href="#FNAnker_21_21"><span class="label">[21]</span></a> Juda und die assyrische Weltmacht: S. 5 ff.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Fussnote_22_22" id="Fussnote_22_22"></a><a href="#FNAnker_22_22"><span class="label">[22]</span></a> a. a. O. S. 92&ndash;97., 108 f.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Fussnote_23_23" id="Fussnote_23_23"></a><a href="#FNAnker_23_23"><span class="label">[23]</span></a> Comm. S. 221.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Fussnote_24_24" id="Fussnote_24_24"></a><a href="#FNAnker_24_24"><span class="label">[24]</span></a> <span class="gesperrt">Hackmann</span> a. a. O. S. 136 ff.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Fussnote_25_25" id="Fussnote_25_25"></a><a href="#FNAnker_25_25"><span class="label">[25]</span></a> <span class="gesperrt">Wellhausen</span>: Israelitische und jüdische Geschichte.
-1894. S. 165.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Fussnote_26_26" id="Fussnote_26_26"></a><a href="#FNAnker_26_26"><span class="label">[26]</span></a> a. a. O., S. 164.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Fussnote_27_27" id="Fussnote_27_27"></a><a href="#FNAnker_27_27"><span class="label">[27]</span></a> Comm. S. 188.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Fussnote_28_28" id="Fussnote_28_28"></a><a href="#FNAnker_28_28"><span class="label">[28]</span></a> Comm. S. 216 ff.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Fussnote_29_29" id="Fussnote_29_29"></a><a href="#FNAnker_29_29"><span class="label">[29]</span></a> S. zum Folgenden Stade, Geschichte d. V. J. I. 614 ff.
-Wellhausen. Gesch. d. j. V. S. 85 f.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Fussnote_30_30" id="Fussnote_30_30"></a><a href="#FNAnker_30_30"><span class="label">[30]</span></a> c. 30,9 ff.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Fussnote_31_31" id="Fussnote_31_31"></a><a href="#FNAnker_31_31"><span class="label">[31]</span></a> Vgl. auch Duhm Comm. S. XVI: „So viel Jesaia geschrieben
-hat, so ist er doch kein Schriftsteller von Beruf; er schreibt teils
-aus dem allgemeinen Grunde, dem mündlich gesprochenen Worte eine
-grössere Ausbreitung und nachhaltigere Wirkung zu geben, teils zu dem
-besonderen Zwecke, um gegenüber dem Unglauben der Mehrheit seines
-Volkes Beweisstücke für die richtige Vorhersagung der Ereignisse zu
-schaffen.“</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Fussnote_32_32" id="Fussnote_32_32"></a><a href="#FNAnker_32_32"><span class="label">[32]</span></a> Vgl. hierzu Hackmann a. a. O. S. 47.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Fussnote_33_33" id="Fussnote_33_33"></a><a href="#FNAnker_33_33"><span class="label">[33]</span></a> Das kommt vielleicht daher, dass man mit dem Buche, das
-nur Drohungen enthielt, nach dem Exil zuerst nichts Rechtes anzufangen
-wusste. Uebrigens mögen wohl auch die geschichtlichen Partieen schon
-früher mehr vernachlässigt worden sein, da man an ihnen natürlich
-immer das geringere Interesse haben musste, zumal sie obendrein mit
-der späteren Sage von Jesaias Stellung zur Zerstörung Jerusalems nicht
-stimmten. Nötig ist aber diese Annahme zur Erklärung ihrer Ausscheidung
-nicht. Jene Zeit stand solchen geschichtlichen Stoffen völlig kritiklos
-gegenüber.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Fussnote_34_34" id="Fussnote_34_34"></a><a href="#FNAnker_34_34"><span class="label">[34]</span></a> c. 31,6. Der Apokalyptiker hat bei dieser Deutung
-freilich nicht das ägyptische Bündnis, sondern den Abfall seiner Zeit,
-die Bilderverehrung, im Sinne, wie v. 7 deutlich zeigt.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Fussnote_35_35" id="Fussnote_35_35"></a><a href="#FNAnker_35_35"><span class="label">[35]</span></a> Das spricht er freilich nicht aus, weil es ihm und
-seiner Zeit für selbstverständlich galt. Bewiesen ist es aber für uns
-durch die Art und Weise, wie er seine Trostsprüche von der Zukunft mit
-jenen Drohreden verbunden hat: c. 29,17. 30,18. 32,15. 29,5 f. Aus
-diesen Stellen geht deutlich hervor, dass der Verfasser den Eintritt
-der goldenen Zeit in engen zeitlichen Zusammenhang mit dem Eintreten
-der Drohgerichte bringt, und dass er sein Volk gerade durch diesen
-Hinweis belehren und trösten will. Daraus ergiebt sich, dass er die
-Drohweissagungen in seiner Gegenwart erfüllt sieht.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Fussnote_36_36" id="Fussnote_36_36"></a><a href="#FNAnker_36_36"><span class="label">[36]</span></a> Die Wahl dieses gegen Samarien gerichteten Stückes zeigt
-wieder deutlich die völlige Kritiklosigkeit des Verfassers.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Fussnote_37_37" id="Fussnote_37_37"></a><a href="#FNAnker_37_37"><span class="label">[37]</span></a> Comm. S. 258.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Fussnote_38_38" id="Fussnote_38_38"></a><a href="#FNAnker_38_38"><span class="label">[38]</span></a> Eine Zusammenstellung der verschiedenen Auslegungen bei
-Dillm. a. a. O. S. 258.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Fussnote_39_39" id="Fussnote_39_39"></a><a href="#FNAnker_39_39"><span class="label">[39]</span></a> Studien u. Kritiken 1893. S. 1&ndash;46.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Fussnote_40_40" id="Fussnote_40_40"></a><a href="#FNAnker_40_40"><span class="label">[40]</span></a> Comm. S. 257.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Fussnote_41_41" id="Fussnote_41_41"></a><a href="#FNAnker_41_41"><span class="label">[41]</span></a> Comm. S. 178 f., vgl. auch Hackmann a. a. O. S. 40.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Fussnote_42_42" id="Fussnote_42_42"></a><a href="#FNAnker_42_42"><span class="label">[42]</span></a> Das Zukunftsbild des Jesaia. Akad. Antrittsvorles.
-Leipzig 1885.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Fussnote_43_43" id="Fussnote_43_43"></a><a href="#FNAnker_43_43"><span class="label">[43]</span></a> Guthe findet in dem „Klopfen“ des Kümmels und „Dreschen“
-des Brotes den Unterschied, dass Israel die härteren, Juda die milderen
-Strafen zu erleiden hat. Aber beides bezeichnet dieselbe Sache. Dill
-wird eben geklopft, Korn mit der Schleife gedroschen.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Fussnote_44_44" id="Fussnote_44_44"></a><a href="#FNAnker_44_44"><span class="label">[44]</span></a> Auch c. 1,4 ff. nicht. Von Vergebung und Ende der Plagen
-ist da keine Rede. v. 8 Schluss und v. 9 scheinen mir Glossen zu sein.
-Das &#1499;&#1506;&#1497;&#1512; &#1504;&#1510;&#1493;&#1512;&#1492; passt nicht zu den vorhergehenden Bildern und scheint
-hinzugesetzt, weil diese zu respektswidrig sind. In v. 9 deutet sowohl
-&#1513;&#1512;&#1497;&#1493; als &#1499;&#1502;&#1506;&#1496; als auch der anders wie in v. 10 gestimmte
-Vergleich mit Sodom und Gemorrha auf spätere Zeit.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Fussnote_45_45" id="Fussnote_45_45"></a><a href="#FNAnker_45_45"><span class="label">[45]</span></a> Genaueres über die Verbindung des Abschnittes mit dem
-Vorstehenden S.</p></div>
-
-<div class="footnote">
-
-<p><a name="Fussnote_46_46" id="Fussnote_46_46"></a><a href="#FNAnker_46_46"><span class="label">[46]</span></a> Über den Abschnitt v. 9&ndash;14 vgl. Duhm, Comm. S. 212 f.
-Der Haupteinwand Stades, dass „die Erwartung, dass Jerusalem verwüstet
-werden solle, mit Jesaias sonstigen Zukunftserwartungen nicht wohl
-vereinbar“ sei, spricht angesichts solcher Stellen wie c. 5,14. 17.
-c. 22,14. c. 6. c. 7,18 ff. c. 2,12 ff. eher für als gegen Jesaias
-Autorschaft.</p></div>
-
-</div>
-
-</div>
-
-<hr class="full" />
-
-<div class="chapter">
-
-<div class="transnote">
-
-<p class="s4 center"><b>Anmerkungen zur Transkription</b></p>
-
-<p>Der vorliegende Text wurde anhand der Dissertation des Pastors
-Martin Brückner (ohne Jahresangabe) so weit wie möglich
-originalgetreu wiedergegeben. Einige Satzzeichen und Umlautpunkte
-waren nur undeutlich erkennbar und wurden sinngemäß hinzugefügt.
-Zahlreiche Lettern waren kopfstehend in den Drucksatz eingefügt,
-was u.a. regelmäßig zu Verwechslungen zwischen den Buchstaben
-‚u‘ und ‚n‘ führt. Diese und alle anderen offensichtlichen
-typographischen Fehler wurden stillschweigend korrigiert.</p>
-
-<p>Personennamen wurden meist gesperrt gedruckt, was allerdings
-nicht durchgehend beibehalten wurde. Die Großbuchstaben Ä und Ü
-wurden teilweise direkt in Form der Umlaute, zum Teil auch in
-deren Umschreibung (Ae, Ue) dargestellt. Einige Begriffe wurden
-in unterschiedlichen Schreibweisen nebeneinander verwendet (z.B.
-‚Szene‘ und ‚Scene‘). In allen diesen Fällen wurden hinsichtlich
-des vorliegenden Textes keinerlei Änderungen vorgenommen.</p>
-
-<p>In der <a href="#Fussnote_4_4">Fußnote [4]</a> wurde die Seitennummer (71) des Anhanges
-hinzugefügt. Der <a href="#FNAnker_12_12">Fußnotenanker zur Fußnote [12]</a> fehlt im
-Originaltext; dieser wurde vom Bearbeiter willkürlich an den
-Schluss des ersten Absatzes der betreffenden Buchseite gesetzt, da
-der Sinn des Textes die genaue Stelle nicht zwingend nahelegt. Die
-Seitenangabe in der <a href="#Fussnote_45_45">Fußnote [45]</a> ist im Original nicht vorhanden
-und muss deshalb in der vorliegenden Ausgabe offenbleiben.</p>
-
-<p class="nohtml">Gesperrt gedruckte Passagen im Original werden
-hier <i>kursiv</i> dargestellt.</p>
-
-</div>
-
-</div>
-
-
-
-
-
-
-
-
-<pre>
-
-
-
-
-
-End of the Project Gutenberg EBook of Die Komposition des Buches Jes. c.
-28-33., by Martin Brückner
-
-*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE KOMPOSITION DES BUCHES ***
-
-***** This file should be named 51705-h.htm or 51705-h.zip *****
-This and all associated files of various formats will be found in:
- http://www.gutenberg.org/5/1/7/0/51705/
-
-Produced by Alexander Bauer, Jana Srna, Reiner Ruf, and
-the Online Distributed Proofreading Team at
-http://www.pgdp.net
-
-
-Updated editions will replace the previous one--the old editions
-will be renamed.
-
-Creating the works from public domain print editions means that no
-one owns a United States copyright in these works, so the Foundation
-(and you!) can copy and distribute it in the United States without
-permission and without paying copyright royalties. Special rules,
-set forth in the General Terms of Use part of this license, apply to
-copying and distributing Project Gutenberg-tm electronic works to
-protect the PROJECT GUTENBERG-tm concept and trademark. Project
-Gutenberg is a registered trademark, and may not be used if you
-charge for the eBooks, unless you receive specific permission. If you
-do not charge anything for copies of this eBook, complying with the
-rules is very easy. You may use this eBook for nearly any purpose
-such as creation of derivative works, reports, performances and
-research. They may be modified and printed and given away--you may do
-practically ANYTHING with public domain eBooks. Redistribution is
-subject to the trademark license, especially commercial
-redistribution.
-
-
-
-*** START: FULL LICENSE ***
-
-THE FULL PROJECT GUTENBERG LICENSE
-PLEASE READ THIS BEFORE YOU DISTRIBUTE OR USE THIS WORK
-
-To protect the Project Gutenberg-tm mission of promoting the free
-distribution of electronic works, by using or distributing this work
-(or any other work associated in any way with the phrase "Project
-Gutenberg"), you agree to comply with all the terms of the Full Project
-Gutenberg-tm License (available with this file or online at
-http://gutenberg.org/license).
-
-
-Section 1. General Terms of Use and Redistributing Project Gutenberg-tm
-electronic works
-
-1.A. By reading or using any part of this Project Gutenberg-tm
-electronic work, you indicate that you have read, understand, agree to
-and accept all the terms of this license and intellectual property
-(trademark/copyright) agreement. If you do not agree to abide by all
-the terms of this agreement, you must cease using and return or destroy
-all copies of Project Gutenberg-tm electronic works in your possession.
-If you paid a fee for obtaining a copy of or access to a Project
-Gutenberg-tm electronic work and you do not agree to be bound by the
-terms of this agreement, you may obtain a refund from the person or
-entity to whom you paid the fee as set forth in paragraph 1.E.8.
-
-1.B. "Project Gutenberg" is a registered trademark. It may only be
-used on or associated in any way with an electronic work by people who
-agree to be bound by the terms of this agreement. There are a few
-things that you can do with most Project Gutenberg-tm electronic works
-even without complying with the full terms of this agreement. See
-paragraph 1.C below. There are a lot of things you can do with Project
-Gutenberg-tm electronic works if you follow the terms of this agreement
-and help preserve free future access to Project Gutenberg-tm electronic
-works. See paragraph 1.E below.
-
-1.C. The Project Gutenberg Literary Archive Foundation ("the Foundation"
-or PGLAF), owns a compilation copyright in the collection of Project
-Gutenberg-tm electronic works. Nearly all the individual works in the
-collection are in the public domain in the United States. If an
-individual work is in the public domain in the United States and you are
-located in the United States, we do not claim a right to prevent you from
-copying, distributing, performing, displaying or creating derivative
-works based on the work as long as all references to Project Gutenberg
-are removed. Of course, we hope that you will support the Project
-Gutenberg-tm mission of promoting free access to electronic works by
-freely sharing Project Gutenberg-tm works in compliance with the terms of
-this agreement for keeping the Project Gutenberg-tm name associated with
-the work. You can easily comply with the terms of this agreement by
-keeping this work in the same format with its attached full Project
-Gutenberg-tm License when you share it without charge with others.
-
-1.D. The copyright laws of the place where you are located also govern
-what you can do with this work. Copyright laws in most countries are in
-a constant state of change. If you are outside the United States, check
-the laws of your country in addition to the terms of this agreement
-before downloading, copying, displaying, performing, distributing or
-creating derivative works based on this work or any other Project
-Gutenberg-tm work. The Foundation makes no representations concerning
-the copyright status of any work in any country outside the United
-States.
-
-1.E. Unless you have removed all references to Project Gutenberg:
-
-1.E.1. The following sentence, with active links to, or other immediate
-access to, the full Project Gutenberg-tm License must appear prominently
-whenever any copy of a Project Gutenberg-tm work (any work on which the
-phrase "Project Gutenberg" appears, or with which the phrase "Project
-Gutenberg" is associated) is accessed, displayed, performed, viewed,
-copied or distributed:
-
-This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with
-almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or
-re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included
-with this eBook or online at www.gutenberg.org/license
-
-1.E.2. If an individual Project Gutenberg-tm electronic work is derived
-from the public domain (does not contain a notice indicating that it is
-posted with permission of the copyright holder), the work can be copied
-and distributed to anyone in the United States without paying any fees
-or charges. If you are redistributing or providing access to a work
-with the phrase "Project Gutenberg" associated with or appearing on the
-work, you must comply either with the requirements of paragraphs 1.E.1
-through 1.E.7 or obtain permission for the use of the work and the
-Project Gutenberg-tm trademark as set forth in paragraphs 1.E.8 or
-1.E.9.
-
-1.E.3. If an individual Project Gutenberg-tm electronic work is posted
-with the permission of the copyright holder, your use and distribution
-must comply with both paragraphs 1.E.1 through 1.E.7 and any additional
-terms imposed by the copyright holder. Additional terms will be linked
-to the Project Gutenberg-tm License for all works posted with the
-permission of the copyright holder found at the beginning of this work.
-
-1.E.4. Do not unlink or detach or remove the full Project Gutenberg-tm
-License terms from this work, or any files containing a part of this
-work or any other work associated with Project Gutenberg-tm.
-
-1.E.5. Do not copy, display, perform, distribute or redistribute this
-electronic work, or any part of this electronic work, without
-prominently displaying the sentence set forth in paragraph 1.E.1 with
-active links or immediate access to the full terms of the Project
-Gutenberg-tm License.
-
-1.E.6. You may convert to and distribute this work in any binary,
-compressed, marked up, nonproprietary or proprietary form, including any
-word processing or hypertext form. However, if you provide access to or
-distribute copies of a Project Gutenberg-tm work in a format other than
-"Plain Vanilla ASCII" or other format used in the official version
-posted on the official Project Gutenberg-tm web site (www.gutenberg.org),
-you must, at no additional cost, fee or expense to the user, provide a
-copy, a means of exporting a copy, or a means of obtaining a copy upon
-request, of the work in its original "Plain Vanilla ASCII" or other
-form. Any alternate format must include the full Project Gutenberg-tm
-License as specified in paragraph 1.E.1.
-
-1.E.7. Do not charge a fee for access to, viewing, displaying,
-performing, copying or distributing any Project Gutenberg-tm works
-unless you comply with paragraph 1.E.8 or 1.E.9.
-
-1.E.8. You may charge a reasonable fee for copies of or providing
-access to or distributing Project Gutenberg-tm electronic works provided
-that
-
-- You pay a royalty fee of 20% of the gross profits you derive from
- the use of Project Gutenberg-tm works calculated using the method
- you already use to calculate your applicable taxes. The fee is
- owed to the owner of the Project Gutenberg-tm trademark, but he
- has agreed to donate royalties under this paragraph to the
- Project Gutenberg Literary Archive Foundation. Royalty payments
- must be paid within 60 days following each date on which you
- prepare (or are legally required to prepare) your periodic tax
- returns. Royalty payments should be clearly marked as such and
- sent to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation at the
- address specified in Section 4, "Information about donations to
- the Project Gutenberg Literary Archive Foundation."
-
-- You provide a full refund of any money paid by a user who notifies
- you in writing (or by e-mail) within 30 days of receipt that s/he
- does not agree to the terms of the full Project Gutenberg-tm
- License. You must require such a user to return or
- destroy all copies of the works possessed in a physical medium
- and discontinue all use of and all access to other copies of
- Project Gutenberg-tm works.
-
-- You provide, in accordance with paragraph 1.F.3, a full refund of any
- money paid for a work or a replacement copy, if a defect in the
- electronic work is discovered and reported to you within 90 days
- of receipt of the work.
-
-- You comply with all other terms of this agreement for free
- distribution of Project Gutenberg-tm works.
-
-1.E.9. If you wish to charge a fee or distribute a Project Gutenberg-tm
-electronic work or group of works on different terms than are set
-forth in this agreement, you must obtain permission in writing from
-both the Project Gutenberg Literary Archive Foundation and Michael
-Hart, the owner of the Project Gutenberg-tm trademark. Contact the
-Foundation as set forth in Section 3 below.
-
-1.F.
-
-1.F.1. Project Gutenberg volunteers and employees expend considerable
-effort to identify, do copyright research on, transcribe and proofread
-public domain works in creating the Project Gutenberg-tm
-collection. Despite these efforts, Project Gutenberg-tm electronic
-works, and the medium on which they may be stored, may contain
-"Defects," such as, but not limited to, incomplete, inaccurate or
-corrupt data, transcription errors, a copyright or other intellectual
-property infringement, a defective or damaged disk or other medium, a
-computer virus, or computer codes that damage or cannot be read by
-your equipment.
-
-1.F.2. LIMITED WARRANTY, DISCLAIMER OF DAMAGES - Except for the "Right
-of Replacement or Refund" described in paragraph 1.F.3, the Project
-Gutenberg Literary Archive Foundation, the owner of the Project
-Gutenberg-tm trademark, and any other party distributing a Project
-Gutenberg-tm electronic work under this agreement, disclaim all
-liability to you for damages, costs and expenses, including legal
-fees. YOU AGREE THAT YOU HAVE NO REMEDIES FOR NEGLIGENCE, STRICT
-LIABILITY, BREACH OF WARRANTY OR BREACH OF CONTRACT EXCEPT THOSE
-PROVIDED IN PARAGRAPH 1.F.3. YOU AGREE THAT THE FOUNDATION, THE
-TRADEMARK OWNER, AND ANY DISTRIBUTOR UNDER THIS AGREEMENT WILL NOT BE
-LIABLE TO YOU FOR ACTUAL, DIRECT, INDIRECT, CONSEQUENTIAL, PUNITIVE OR
-INCIDENTAL DAMAGES EVEN IF YOU GIVE NOTICE OF THE POSSIBILITY OF SUCH
-DAMAGE.
-
-1.F.3. LIMITED RIGHT OF REPLACEMENT OR REFUND - If you discover a
-defect in this electronic work within 90 days of receiving it, you can
-receive a refund of the money (if any) you paid for it by sending a
-written explanation to the person you received the work from. If you
-received the work on a physical medium, you must return the medium with
-your written explanation. The person or entity that provided you with
-the defective work may elect to provide a replacement copy in lieu of a
-refund. If you received the work electronically, the person or entity
-providing it to you may choose to give you a second opportunity to
-receive the work electronically in lieu of a refund. If the second copy
-is also defective, you may demand a refund in writing without further
-opportunities to fix the problem.
-
-1.F.4. Except for the limited right of replacement or refund set forth
-in paragraph 1.F.3, this work is provided to you 'AS-IS' WITH NO OTHER
-WARRANTIES OF ANY KIND, EXPRESS OR IMPLIED, INCLUDING BUT NOT LIMITED TO
-WARRANTIES OF MERCHANTABILITY OR FITNESS FOR ANY PURPOSE.
-
-1.F.5. Some states do not allow disclaimers of certain implied
-warranties or the exclusion or limitation of certain types of damages.
-If any disclaimer or limitation set forth in this agreement violates the
-law of the state applicable to this agreement, the agreement shall be
-interpreted to make the maximum disclaimer or limitation permitted by
-the applicable state law. The invalidity or unenforceability of any
-provision of this agreement shall not void the remaining provisions.
-
-1.F.6. INDEMNITY - You agree to indemnify and hold the Foundation, the
-trademark owner, any agent or employee of the Foundation, anyone
-providing copies of Project Gutenberg-tm electronic works in accordance
-with this agreement, and any volunteers associated with the production,
-promotion and distribution of Project Gutenberg-tm electronic works,
-harmless from all liability, costs and expenses, including legal fees,
-that arise directly or indirectly from any of the following which you do
-or cause to occur: (a) distribution of this or any Project Gutenberg-tm
-work, (b) alteration, modification, or additions or deletions to any
-Project Gutenberg-tm work, and (c) any Defect you cause.
-
-
-Section 2. Information about the Mission of Project Gutenberg-tm
-
-Project Gutenberg-tm is synonymous with the free distribution of
-electronic works in formats readable by the widest variety of computers
-including obsolete, old, middle-aged and new computers. It exists
-because of the efforts of hundreds of volunteers and donations from
-people in all walks of life.
-
-Volunteers and financial support to provide volunteers with the
-assistance they need, are critical to reaching Project Gutenberg-tm's
-goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will
-remain freely available for generations to come. In 2001, the Project
-Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure
-and permanent future for Project Gutenberg-tm and future generations.
-To learn more about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation
-and how your efforts and donations can help, see Sections 3 and 4
-and the Foundation web page at http://www.pglaf.org.
-
-
-Section 3. Information about the Project Gutenberg Literary Archive
-Foundation
-
-The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit
-501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the
-state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal
-Revenue Service. The Foundation's EIN or federal tax identification
-number is 64-6221541. Its 501(c)(3) letter is posted at
-http://pglaf.org/fundraising. Contributions to the Project Gutenberg
-Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent
-permitted by U.S. federal laws and your state's laws.
-
-The Foundation's principal office is located at 4557 Melan Dr. S.
-Fairbanks, AK, 99712., but its volunteers and employees are scattered
-throughout numerous locations. Its business office is located at
-809 North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887, email
-business@pglaf.org. Email contact links and up to date contact
-information can be found at the Foundation's web site and official
-page at http://pglaf.org
-
-For additional contact information:
- Dr. Gregory B. Newby
- Chief Executive and Director
- gbnewby@pglaf.org
-
-
-Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg
-Literary Archive Foundation
-
-Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide
-spread public support and donations to carry out its mission of
-increasing the number of public domain and licensed works that can be
-freely distributed in machine readable form accessible by the widest
-array of equipment including outdated equipment. Many small donations
-($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt
-status with the IRS.
-
-The Foundation is committed to complying with the laws regulating
-charities and charitable donations in all 50 states of the United
-States. Compliance requirements are not uniform and it takes a
-considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up
-with these requirements. We do not solicit donations in locations
-where we have not received written confirmation of compliance. To
-SEND DONATIONS or determine the status of compliance for any
-particular state visit http://pglaf.org
-
-While we cannot and do not solicit contributions from states where we
-have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition
-against accepting unsolicited donations from donors in such states who
-approach us with offers to donate.
-
-International donations are gratefully accepted, but we cannot make
-any statements concerning tax treatment of donations received from
-outside the United States. U.S. laws alone swamp our small staff.
-
-Please check the Project Gutenberg Web pages for current donation
-methods and addresses. Donations are accepted in a number of other
-ways including checks, online payments and credit card donations.
-To donate, please visit: http://pglaf.org/donate
-
-
-Section 5. General Information About Project Gutenberg-tm electronic
-works.
-
-Professor Michael S. Hart is the originator of the Project Gutenberg-tm
-concept of a library of electronic works that could be freely shared
-with anyone. For thirty years, he produced and distributed Project
-Gutenberg-tm eBooks with only a loose network of volunteer support.
-
-
-Project Gutenberg-tm eBooks are often created from several printed
-editions, all of which are confirmed as Public Domain in the U.S.
-unless a copyright notice is included. Thus, we do not necessarily
-keep eBooks in compliance with any particular paper edition.
-
-
-Most people start at our Web site which has the main PG search facility:
-
- http://www.gutenberg.org
-
-This Web site includes information about Project Gutenberg-tm,
-including how to make donations to the Project Gutenberg Literary
-Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and how to
-subscribe to our email newsletter to hear about new eBooks.
-
-
-</pre>
-
-</body>
-</html>
diff --git a/old/51705-h/images/cover.jpg b/old/51705-h/images/cover.jpg
deleted file mode 100644
index e45db6a..0000000
--- a/old/51705-h/images/cover.jpg
+++ /dev/null
Binary files differ