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You may copy it, give it away or -re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included -with this eBook or online at www.gutenberg.org/license - - -Title: Die Komposition des Buches Jes. c. 28-33. - -Author: Martin Brückner - -Release Date: April 9, 2016 [EBook #51705] - -Language: German - -Character set encoding: UTF-8 - -*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE KOMPOSITION DES BUCHES *** - - - - -Produced by Alexander Bauer, Jana Srna, Reiner Ruf, and -the Online Distributed Proofreading Team at -http://www.pgdp.net - - - - - - - #################################################################### - - Anmerkungen zur Transkription: - - Der vorliegende Text wurde anhand der Dissertation des Pastors - Martin Brückner (ohne Jahresangabe) so weit wie möglich - originalgetreu wiedergegeben. Einige Satzzeichen und Umlautpunkte - waren nur undeutlich erkennbar und wurden sinngemäß hinzugefügt. - Zahlreiche Lettern waren kopfstehend in den Drucksatz eingefügt, - was u.a. regelmäßig zu Verwechslungen zwischen den Buchstaben - ‚u‘ und ‚n‘ führt. Diese und alle anderen offensichtlichen - typographischen Fehler wurden stillschweigend korrigiert. - - Personennamen wurden meist gesperrt gedruckt, was allerdings - nicht durchgehend beibehalten wurde. Die Großbuchstaben Ä und Ü - wurden teilweise direkt in Form der Umlaute, zum Teil auch in - deren Umschreibung (Ae, Ue) dargestellt. Einige Begriffe wurden - in unterschiedlichen Schreibweisen nebeneinander verwendet (z.B. - ‚Szene‘ und ‚Scene‘). In allen diesen Fällen wurden hinsichtlich - des vorliegenden Textes keinerlei Änderungen vorgenommen. - - In der Fußnote [4] wurde die Seitennummer (71) des Anhanges - hinzugefügt. Der Fußnotenanker zur Fußnote [12] fehlt im - Originaltext; dieser wurde vom Bearbeiter willkürlich an den - Schluss des ersten Absatzes der betreffenden Buchseite gesetzt, da - der Sinn des Textes die genaue Stelle nicht zwingend nahelegt. Die - Seitenangabe in der Fußnote [45] ist im Original nicht vorhanden - und muss deshalb in der vorliegenden Ausgabe offenbleiben. - - Gesperrt gedruckte Passagen wurden mit ~Tilden~ gekennzeichnet. - - #################################################################### - - - - - Die Komposition des Buches Jes. c. 28-33. - - Inaugural-Dissertation - - zur - - Erlangung der Doktorwürde - - bei der - - philosophischen Fakultät der Universität Leipzig. - - Eingereicht - - von - - Martin Brückner, Pastor. - - - - -Inhaltsangabe: - - - Seite: - - Einleitung 1-3 - - - I. Die jesajanischen Stücke: - - Ihre innere Zusammengehörigkeit 3-14 - - a) Ihre Gleichartigkeit nach Form und Inhalt 3-8 - - b) Ihr sachlich-chronologischer Zusammenhang 9-14 - - Ihre äussere Unvollständigkeit und Zusammenhangslosigkeit 14-24 - - a) Die mangelhaften Eingänge 14-21 - - b) Das Fehlen redaktioneller Verbindung 21-24 - - Die Herkunft der jes. Stücke aus einem grösseren - geschichtlichen Zusammenhange 25-34 - - a) Die verschiedene Redeform der einzelnen Stücke 25-30 - - b) Die Eingänge von c. 28,7. 28,14. 29,19. 30,8. 31,4 30-34 - - Bestätigung des gewonnenen Resultates 34-48 - - a) Die kurzen Stücke 34-37 - - b) Die geschichtlichen Darstellungen in c. 6-8,18 - Zusammenfassung. c. 32,9-14 37-48 - - - II. Die nichtjesajanischen Stücke: - - Ihr Verhältnis zu den jesajanischen Stücken 48-54 - - Ihr Verhältnis zu einander 54-61 - - Die Fortsetzungen jesajanischer Stücke 54-56 - - Die selbstständigen Stücke 56-61 - - Resultat und Abfassungszeit 62-65 - - - III. Zusammenfassende Darstellung der Entstehungs-Geschichte - des Buches Jes. c. 28-33 65-69 - - Schlussbemerkungen 69-71 - - - Anhang: - - c. 28,23-29 71-77 - - c. 32,15-20 77-84 - - - - -Im ersten, ungedruckten Teile der vorliegenden Dissertation ist -namentlich auf Grund der von ~Duhm~ in seinem Kommentare zu Jesaia[1] -und von ~Hackmann~ in seiner Schrift über die Zukunftserwartung -des Jesaia[2] vorgenommenen Untersuchungen eine eingehende Analyse -des Buches Jes. c. 28-33 gegeben worden. Dieselbe hat zu folgendem -Resultate geführt: - -1. Von Jesaia stammen folgende Stücke: c. 28,1-4, v. 7-13, v. 14-22, c. -29,1-3. 4a. 7, v. 9 f., v. 13 f., v. 15, c. 30,1-5, v. 6 f., v. 8-17, -c. 31,1-4, c. 32,9-14. - -2. Die übrigen Abschnitte: c. 28,5 f., v. 23-29, c. 29,4b. 5 f. 8, v. -11 f., v. 16-24, c. 30,18-26, v. 27-33, c. 31,5-9, c. 32,1-8, v. 15-20, -c. 33 gehören einer späteren Zeit an. - -Schon ~Duhm~ und ~Hackmann~ sind bei ihren Untersuchungen über die -Entstehung unseres Buches unabhängig von einander[3] in der Hauptsache -zu auffallend gleichem Resultate geführt worden. - -Die Ergebnisse meiner Untersuchungen stimmen meist mit denen -~Hackmanns~ überein und sind nur eingehender begründet worden, als es -für ~Hackmann~ im Rahmen seiner Schrift möglich war. - -Zu bedeutenderen Abweichungen in der Analyse bin ich nur in betreff -der beiden Stücke c. 28,23-29 und c. 32,15-20 gekommen. Die Begründung -meiner Stellungnahme zu beiden Stücken soll deshalb der vorliegenden -Schrift in einem Anhange beigefügt werden.[4] - -Es ist nun die Aufgabe der vorliegenden Abhandlung, nachzuweisen, wie -es gekommen ist, dass die verschiedenen Bestandteile des Buches Jes. -c. 28-33 zu dem vorliegenden Buche zusammengeschmolzen sind. Wir haben -also die Entstehungsgeschichte des Buches zu rekonstruieren. - -Diese positive Arbeit der Kritik ist ebensosehr wünschenswert wie -notwendig. - -Sie ist wünschenswert zur eigenen Rechtfertigung der kritischen Arbeit. -Denn es würde sich ja sonst die Frage erheben, wie es möglich sei, -dass ein Buch aus so disparaten Bestandteilen entstanden und zu einem -Ganzen zusammengewachsen sei. Stellt es sich aber heraus, dass sich -für die Beantwortung dieser Frage wissenschaftlich wohl zu begründende -Hypothesen aufstellen lassen, so erhält dadurch die Richtigkeit der im -ersten Teile gewonnenen Resultate eine neue und starke Stütze. Denn -bisher sind alle Versuche gescheitert, die Komposition unseres Buches -oder einzelner Kapitel desselben, namentlich des c. 28, bei Annahme -jesajanischer Autorschaft zu erklären. - -Wünschenswert ist die Beantwortung der Frage nach der -Entstehungsgeschichte unseres Buches auch aus sachlichen Gründen. -Einmal wird erst dadurch Zweck und Anlage des Buches klar, wenn man -weiss, wie es entstanden ist, und sodann wirft die Erkenntnis der -Entstehung des Buches auch ein Licht auf die Verfasser und ihre ganze -Zeit. - -Diese sachlichen Rücksichten machen die Arbeit aber auch notwendig. Die -Aufgabe der Kritik erschöpft sich keineswegs damit, dass vorhandene -Anschauungen zerstört oder als irrig nachgewiesen werden, sondern es -ist vielmehr das Ziel und der eigentliche Zweck derselben, an Stelle -der alten Anschauungen neue, der Wahrheit entsprechendere zu setzen. - -Wenden wir uns nun der Lösung dieser Aufgabe an unserem Buche selbst -zu, so ergeben sich aus dem im ersten Teile unserer Untersuchung -festgestellten Charakter des Buches ganz von selbst zwei Teile zur -Behandlung des vorhandenen Materials: - - 1. Die jesajanischen Bestandteile des Buches. - 2. Die nichtjesajanischen Stücke desselben. - -Im ersten Teile wird zu fragen sein, ob die jesajanischen Bestandteile -unseres Buches ein zusammengehöriges Ganze für sich bilden, oder woher -sie, falls und soweit das nicht der Fall ist, entnommen sind. - -Sodann wird zu untersuchen sein, ob und wie weit die nichtjesajanischen -Stücke von dem Hersteller des Buches selbst verfasst oder auf -verschiedene Autoren zurückzuführen sind. - -Als Abschluss des Ganzen soll dann aus den gewonnenen Resultaten -in kurz zusammenfassender Darstellung ein Ueberblick über die -Entstehungsgeschichte unseres Buches gegeben werden, wobei vor allem -Zweck und Anlage des Buches berücksichtigt werden müssen. - -Auf diese Weise werden wir in der Beantwortung der Frage nach der -Komposition des Buches Jesaia c. 28-33 zu annähernd sicheren Resultaten -gelangen können. - - - - -I. - - -Wir haben es also zunächst mit den jesajanischen Bestandteilen unseres -Buches zu thun. - -Wenn man die oben angegebenen jesajanischen Stücke des Buches c. 28-33 -hintereinander durchliest[5], so fällt zunächst ein doppeltes auf, das -man sonst im ganzen Jesaia-Buche nicht wieder antrifft, nämlich einmal -der durchweg gleichartige Charakter der einzelnen Stücke, und sodann -die innerhalb derselben erkennbare chronologisch-sachliche Entwicklung. - -Auf beides ist im ersten Teile der Untersuchung schon hingewiesen -worden, muss aber an dieser Stelle noch näher eingegangen werden. Was -die Gleichartigkeit aller dieser Stücke betrifft, so bezieht sich diese -sowohl auf die Form als auch auf den Inhalt derselben. Schon ganz -äusserlich, in wiederkehrenden Wendungen und Gedanken, fällt diese -Gleichartigkeit auf. Bezüglich des Ausdruckes ist hinzuweisen auf das -immer wiederkehrende הוי im Anfange der Rede c. 29,1. 29,15. 30,1. -31,1; ferner auf das העם חזה 28,11. 28,14. 29,13. vgl. ferner die -Wendungen und Gedanken c. 28,12 mit c. 30,15; c. 29,15 mit c. 30,1 und -31,1; c. 28,7 f. mit c. 29,9 f; c. 30,5 mit c. 30,7; c. 30,1 mit 30,9; -c. 28,21 mit 29,14 und c. 31,2 (c. 28,11); c. 28,15. 17b. 18a. mit c. -30,2 f. - -Sämmtliche Stücke enthalten Drohworte, sei es in Form der Rede oder -Schilderung. Die Adressaten der Reden sind immer die Leiter des Volkes, -die Propheten und Priester oder die weltlichen Würdenträger; an sie -sind die Drohreden gerichtet, die aber doch immer in ihrem Verlaufe das -ganze Volk bedrohen. - -Endlich ist auch die Anlage der Reden meist gleichartig: erst kommt der -Grund der Drohung, dann folgt die Drohung selber. So ist es c. 28,9 ff. -c. 28,14 ff. c. 29,13 f. c. 30,1 ff. c. 30,8 ff. 31,1 ff. Dabei ist -auch die äussere Gleichmässigkeit der Form zu beachten; mehrere Reden -wiederholen das Schema: לכן כה אמד יהוה — יען כי vgl. c. 28,15. 16 mit -c. 29,13. 14. und c. 30,12; c. 30 und 31 sind ganz parallel gebaut.[6] - -Sehen wir nun auf den Inhalt der Drohungen und ihrer Begründung, so -ergiebt sich auch hier eine durchgehende Gleichartigkeit. Ganz deutlich -ist es in c. 30 und 31 ausgesprochen, um was es sich bei den Drohreden -Jesaias handelt, nämlich um das ägyptische Bündnis. Die Volksleiter -führen damit einen Beschluss aus, der nicht von Jahwe ist, und um -dessentwillen sie seinen Mund nicht befragt haben c. 30,1 f. c. 31,1. -Es ist an diesen Stellen nicht nur ausgesprochen, dass sich Jesaias -Drohreden wider das ägyptische Bündnis richten, sondern auch zugleich -gesagt, warum sie das thun, nämlich weil der Anschluss an Aegypten -wider Jahwes Willen ist; weil sie sich damit nicht nur an fremde Hülfe -wenden, sondern das auch thun mit Umgehung Jahwes und seines Propheten. -Halten wir diese Begründung fest, dann wird es klar, dass auch in -den vorhergehenden Stücken nur von diesem ägyptischen Bündnisse die -Rede sein kann. Am durchsichtigsten ist das noch bei c. 29,15. Hier -weist nicht nur die ganze parallele Anlage, sondern auch der Ausdruck -עצה darauf hin, dass unter dem Beschluss, den man vor Jahwe und seinem -Propheten verbergen will, derselbe gemeint ist, wie in c. 30,1 f., -nämlich „hinabzuziehen nach Aegypten um Hülfe“. - -Aber schon in c. 29,13 f. scheint von diesen politischen Dingen nicht -mehr die Rede zu sein. Es scheint vielmehr nur ganz allgemein die -ethische Seite der Religion gegenüber dem blos äusserlichen Kultus -hervorgehoben zu werden. Indessen glaube ich einmal, dass man immer -gut thun wird, sich bei den Aussprüchen der alten Schriftsteller, -namentlich der bedeutenderen unter ihnen, nicht bei allgemeiner Deutung -zu beruhigen, sondern nach besonderen, konkreten Beziehungen zu fragen, -und sodann scheint mir hier die an den Ausspruch angeknüpfte Drohung -auf ein bestimmtes Faktum hinzuweisen. In v. 14b wird gesagt, dass sich -die Weisheit der Weisen des Volkes verstecken, und die Einsicht seiner -Einsichtigen untergehen wird. Die Drohung geht also auf die Leiter des -Volkes, die sich in ihren Plänen verrechnet haben werden. Das führt uns -im Blicke auf die folgenden Stücke auf das ägyptische Bündnis oder auf -damit zusammenhängende Maassnahmen, etwa den Abfall von Assur. Dann -lässt sich aber auch v. 13 gut auf diese politischen Dinge deuten. Die -Entfernung des Herzens von Jahwe besteht darin, dass man ihn nicht um -Rat fragt, dass man in Ungehorsam wider ihn diese politischen Dinge -unternimmt und doch dabei äusserlich, in Opfern und Gottesdienst sich -gebährdet, als ob man ihn auf das Höchste ehrt. Darum ist Jahwes Urteil -darüber: - - דאת ם אתי מצות אנשים מלמדה - -„Ihr mich fürchten“, ist hier Ausdruck für „Religion“, indem es das -Wesen des Begriffes religio bezeichnet und damit andeutet, worin ihre -Religion bestehen müsste, nämlich in Gottesfurcht, die sie abhalten -müsste, wider Jahwe und seinen Propheten zu handeln, ihre Religion ist -aber nur ein gelerntes Gebot, „ein bindender Rechtsbrauch, der gelernt -werden muss“ (Duhm). - -Für das kurze Drohwort c. 29,9 f. lässt sich natürlich auch nicht mit -absoluter Sicherheit eine konkrete Beziehung angeben. Nur so viel -lässt sich sagen, dass sich der Ausdruck und der Ton des Stückes am -besten aus der Beziehung auf jene politische Dinge erklären lässt. v. -9b: Seid trunken, doch nicht von Meth, taumelt, doch nicht von Wein, -weist auf den Taumel des von Freiheitsdurst und Siegesträumen erhitzten -Volkes hin. Bezüglich des Tons der Rede hebt ~Duhm~ hervor, dass die -Erregtheit, mit der sie hervorgestossen wird, einen Kampf mit den -Volksleitern zu reflektieren scheint. - -In der Rede c. 29,1 ff. findet sich keine Begründung der Drohung. Die -ironische Aufforderung: fügt Jahr zu Jahr, lasst die Feste kreisen! -will ihnen nur entgegenhalten, dass ihnen die blos äussere, wenn auch -noch so eifrige Ausübung des Kultus als blosser Lippendienst (c. 29,13) -nichts helfen wird. - -In c. 28,14 ff. kann unter der v. 13 und 18 f. erwähnten Geissel nach -allem, was wir sonst von Jesaia wissen, nichts anderes gemeint sein, -als Assur. Damit hat auch diese Rede inhaltlich politischen Charakter -genommen, was damit stimmt, dass sie an die Beherrscher des Volkes -gerichtet ist. Deshalb könnte man annehmen, dass auch der Bund mit -dem Tode und der Vertrag mit Scheol v. 15 auf politische Verträge -mit Assur oder Aegypten zu deuten seien. Es scheinen aber vielmehr -nach den Ausdrücken, die gebraucht sind, abergläubische Praktiken -gemeint zu sein. Zu diesen Mitteln greifen sie, anstatt bei Jahwe -Zuflucht zu suchen, aber deshalb, weil sie durch ihren ohne Jahwes -Befehl vollzognen Abfall von Assur den Zorn und die Rache Jahwes -heraufbeschworen haben. - -Davon, dass sie wider Jahwes Willen abgefallen sind und den Krieg mit -Assur herbeigeführt haben, scheint c. 28,12 zu reden. Das Stück c. -28,7-13 wendet sich gegen die Priester und Propheten, die den Willen -Jahwes nicht verstehen oder nicht verstehen wollen, jedenfalls aber -Prophezeiungen geben, die den Offenbarungen, welche Jesaia erhalten -hat, widersprechen. Jesaia forderte im Namen Jahwes Unterwerfung und -Ausharren, jene werden, wahrscheinlich auch im Bewusstsein, in Jahwes -Namen zu reden, zu Abfall von Assur und Krieg geraten haben. Der Spruch -Jahwes v. 12: „Dies ist die Ruhe, gebt Ruhe dem Müden, und dies ist -die Erholung!“ bedeutet dann im Zusammenhange die Verzichtleistung -auf politische Unternehmungen. Das ist jedenfalls die beste und auch -genügende Erklärung der sonst unverständlichen Worte, die auch durch -den parallelen Ausspruch c. 30,15 ihre Bestätigung erhält. - -So haben alle Stücke[7] des Buches Jesaia c. 28-31 ihre Beziehung auf -dieselben politischen Verhältnisse, nämlich auf den Abfall Judas von -Assur und das damit zusammenhängende ägyptische Bündnis. - -Dementsprechend haben auch die Drohungen den gleichen Inhalt in allen -Stücken, nämlich die Unterwerfung und Vernichtung Judas durch Assur. -In einigen Stellen tritt das ganz klar zu Tage. In c. 29,3 wird die -Belagerung Jerusalems durch Schanzen und Belagerungswerke, die das -feindliche Heer errichtet, beschrieben. In c. 30,17 wird gesagt, dass -die judäischen Truppen trotz der ägyptischen Hülfe von dem feindlichen -Heere zersprengt werden würden, so dass von ihrem ganzen Heere nur -versprengte Flüchtlinge, wie ein einzelner Signalmast auf dem Berge, -übrig bleiben werden. Nach c. 31,3 wird Jahwe wie ein Löwe im Heerzuge -über den Berg Zions und seinen Hügel herfallen. Es ist schon oben -erwähnt worden, dass die c. 28,15 und 18 erwähnte Geissel nichts -Anderes bedeuten kann als Assur, und auch v. 21 lässt auf eine aus -Kriegsgefahr entstehende Not schliessen. So wird auch das Bild von der -einstürzenden Mauer c. 30,13 f. im Munde des Jesaia auf den Sturz der -Mauern Jerusalems zu deuten sein, vgl. 29,1 ff., auch 32,13 f., c. 22 -und 5,1 ff. - -Die Vergleichung der einzelnen jesajanischen Stücke unseres Buches -ergiebt, dass dieselben sowohl der Form als auch dem Inhalte nach -zusammengehören. Ausgenommen sind dabei das erste und das letzte Stück -des Buches, c. 28,1-4 und c. 32,9-14. Das erste Stück c. 28,1-4 hat es -überhaupt nicht mit Juda und Jerusalem zu thun, sondern mit Ephraim -und weissagt den schnellen Untergang Samarias durch Assur. Das letzte -Stück c. 32,9-14 wendet sich zwar gegen Jerusalem und weissagt sogar -am deutlichsten den definitiven Untergang der Stadt; es zeigt aber -doch so bedeutende Abweichungen von den vorangehenden Stücken, dass es -nicht ohne Weiteres mit denselben zusammengethan werden kann. Nicht -nur in der poetischen Form weicht es von denselben ab, auch inhaltlich -unterscheidet es sich von ihnen dadurch, dass es nicht an die -Volksleiter, sondern an die Frauen Jerusalems gerichtet ist, und dass -ihm im Zusammenhange damit jede Beziehung auf das ägyptische Bündnis -fehlt. Abgesehen von diesen beiden Stücken aber herrscht, wie wir -gesehen haben, eine weitgehende formelle wie sachliche Uebereinstimmung -unter den jesajanischen Stücken des Buches c. 28-33. Wir werden -aber noch weiter gehen können. Es lässt sich zeigen, dass innerhalb -derselben eine chronologische und sachliche Entwickelung stattfindet. - -Nach c. 31,2 f. nimmt Jesaia, wie schon bemerkt worden ist, als -ausgemachte Thatsache an, dass die Aegypter Juda zu Hülfe kommen und -darum auch mit demselben zu Grunde gehen werden. Das setzt voraus, dass -das Bündnis mit Aegypten eine abgeschlossene Thatsache ist. Aus v. 1 -und 3a ist übrigens auch zu schliessen, dass die Aegypter Juda nicht -blos sachliche Unterstützung, etwa Geld und Pferde, sondern auch die -Hülfe eines Kriegsheeres versprochen haben, und v. 3a zeigt, wie grosse -Hoffnung die Judäer auf diese Unterstützung gesetzt haben. Aus c. 30,9 -ff. ist das noch nicht klar; da richtet sich auch die Drohung nur gegen -Juda. Indessen ergiebt sich dort auch aus v. 15 ff., dass der Vertrag -mit Aegypten bereits abgeschlossen ist. - -c. 30,1 ff. wendet sich gegen die, die einen Beschluss ausführen -wollen, der nicht von Jahwe ausgegangen ist, die Gussopfer giessen -wollen, aber nicht mit Jahwes Geist, d. h. die nach Aegypten -hinabziehen, um dort den wider Jahwes Willen eingegangenen Bund -abzuschliessen. - -c. 30,6 f. schildert sie, wie sie den dafür zu entrichtenden Tribut -nach Aegypten bringen. - -Dreimal also, in c. 30,1 ff, in c. 30,6 f. und in c. 31,1 ff. ist von -einem Hinabziehen nach Aegypten die Rede. Aber jedes Mal hat dasselbe -einen anderen Zweck. ~Duhm~ meint, dass c. 30,6 f. inhaltlich ziemlich -identisch mit dem vorhergehenden sei und hält c. 31,1 ff. für ein vom -Redaktor zusammengestelltes kürzeres Seitenstück zu c. 30. Das ist -indessen nicht der Fall. In c. 30,1 ff. ziehen sie hinab, um den Bund -abzuschliessen (vgl. v. 1 und die Ausdrücke in v. 2b), nach c. 30,6 f. -thun sie es, um ihre Güter und Schätze hinzubringen, d. h., um den ~für -die versprochene~ Hülfe zu leistenden Tribut zu entrichten; endlich -nach c. 31,1 ff. ziehen sie dem versprochenen Hülfsheer entgegen. -Darauf deuten die Ausdrücke in v. 1: die auf Rosse schauen und auf den -Tross, weil er gross, und auf die Reiter, weil sie sehr stark sind. -Darauf deutet auch der weitere Inhalt der Rede, der sich mindestens -ebenso sehr gegen die Hülfe der Aegypter als gegen Juda selbst wendet. - -Man wird zwar diese inhaltliche Unterscheidung innerhalb dieser drei -Stücke, die sich gegen die wenden, die „nach Aegypten hinabgehen“, -nicht mit absoluter Gewissheit machen dürfen; aber neben den doch mit -ziemlicher Deutlichkeit im Texte gegebenen Andeutungen führt noch eine -Erwägung allgemeiner Art auf die Notwendigkeit überhaupt, derartige -Unterscheidungen besonders bei Reden von so konkreter Veranlassung -festzustellen. Will man nicht, was doch gewiss niemand thun wird, -annehmen, dass Jesaia seine Reden, ehe er sie hielt, predigtähnlich -ausgearbeitet habe, so ist kein irgendwie durchschlagender Grund -einzusehen, warum er nachträglich Reden von so gleichartigem konkreten -Inhalt in nur variierter Form zu Papier gebracht und herausgegeben -haben sollte. Mündlich konnte und wird Jesaia sich mehrfach über -denselben Gegenstand ausgesprochen haben; aber schriftlich genügte eine -Aufzeichnung völlig zur Dokumentierung seiner Ansicht. - -Wir kommen zu c. 29,15. Dieses kurze Stück besagt ein doppeltes über -das Bündnis mit Aegypten: 1. dass die Volksleiter den Beschluss, mit -Aegypten ein Bündnis zu schliessen, definitiv gefasst haben, aber -heimlich vor Jahwe und seinem Propheten, und 2. dass Jesaia davon Kunde -erhalten hat. Es geht also chronologisch und sachlich den folgenden, -oben besprochenen Stücken voran. Als Jesaia das Wort c. 29,15 sprach, -war gewissermassen im Staatsrate beschlossen, in Aegypten um ein -Bündnis wider Assur nachzusuchen. Die folgenden Stücke wenden sich -gegen die Ausführung dieses Staatsbeschlusses. - -Sehen wir uns nun die vorhergehenden Abschnitte in c. 28 und 29 an, so -haben sie gegenüber den folgenden dies gemeinsam, dass in ihnen von -diesem förmlichen und definitiven Beschluss der Volksleiter noch nicht -die Rede ist. Denn wir haben gesehen, dass auch die Stelle c. 28,15 -nicht direkt auf den Bund mit Aegypten bezogen werden darf, obwohl -derselbe auch dort schon im Hintergrunde steht. Die Situation, welche -die jesajanischen Stücke in c. 28 und 29 voraussetzen, ist folgende. -Die Vorgänge in Assur haben die schon vorhandenen ägyptenfreundlichen -Neigungen und Strömungen Judas mächtig geschürt. Das ganze Volk ist -erfüllt von Freiheitsdurst und Thatendrang, es sehnt sich danach, das -drückende und verhasste Joch Assurs abzuschütteln. Diese patriotische -Begeisterung wird von Priestern und Propheten geteilt und genährt; auch -die Leiter des Volkes treten dafür ein und haben sich über das Gelingen -des Planes durch Nekromantie und allerhand Zaubermittel Gewissheit -verschafft. - -Diese Situation spiegeln die Stücke in c. 28 und 29 nun auch unter sich -in gewisser chronologischer und sachlicher Ordnung wieder. - -c. 28,7-13 hat es mit den Priestern und Propheten zu thun, die das -Feuer der Begeisterung im Volke durch Opfer und Weissagungen schüren. -Jesaia kommt ihnen in seiner Nüchternheit einfältig vor, so dass sie -über ihn spotten. Aber eine andere Begeisterung hat auch ihn erfasst, -die Begeisterung, im Dienste seines Gottes und der Wahrheit zu stehen, -und in gewaltiger Drohrede voll erhabenstem Schwung giebt er ihnen -ihren Spott zurück. - -Das zweite Stück, c. 28,14-23, wendet sich gegen die Volksleiter, die -sich von Priestern und Propheten haben „fest“ machen lassen. Dass das -unter anderem auch durch Orakel geschehen ist, zeigt v. 19: „und es -wird rein Entsetzen sein, Orakel zu deuten“. Das setzt voraus, dass sie -dem Propheten Orakel entgegengehalten haben, die ihnen das Gelingen -ihres Planes verheissen, eine weitere Bestätigung für unsere Auffassung -von v. 15. In v. 22 deuten die Worte, „dass nicht fest werden eure -Bande“, auch darauf hin, dass der Plan des Bündnisses mit Aegypten noch -nicht zum definitiven Staatsbeschluss erhoben worden ist. - -In c. 29,1 ff. ist von dem Bündnisse mit Aegypten nicht die Rede; aber -die Gewissheit, mit der Jesaia hier die Belagerung Jerusalems kommen -sieht, beweist, dass der Plan vorgeschritten ist, und dass seine Reden -dagegen fruchtlos geblieben sind. c. 29,9 f. setzt, wie wir schon -gesehen haben, einen erbitterten Kampf Jesaias mit den Volksleitern -voraus, zeigt aber zugleich, dass sie in ihrer wilden Begeisterung -(v. 9 b) blind gegen seine Warnungsreden sind (v. 9 a), so dass -Jesaia an ihnen verzweifelt und in ihrem Verhalten das definitive -Verstockungsgericht Jahwes erkennt (v. 10). - -c. 29,13 f. endlich wendet sich an das Volk, das in fanatisiertem Eifer -nur um so mehr den äusserlichen Jahwekult betreibt. Jesaia verachtet -es um seines Lippendienstes willen, erkennt aber zugleich, dass es von -seinen „Weisen“ verführt ist v. 14. - -Ueberblicken wir diese innerhalb der einzelnen jesajanischen Stücke -nachgewiesene chronologisch-sachliche Entwicklung noch einmal, -so erkennen wir innerhalb derselben zwei scharf von einander -unterschiedene Phasen. Die erste umfasst die Abschnitte in c. 28 und -29 bis zu dem Stücke 29,13 f. In ihr ist noch alles in Bewegung und -der Plan des ägyptischen Bündnisses noch nicht zum Staatsbeschluss -erhoben; von c. 29,15 an ist dagegen dieser Staatsbeschluss gefasst und -kommt zur Ausführung. Das ergiebt nun eine formelle und inhaltliche -Unterscheidung dieser beiden grösseren Abschnitte, die freilich -ihren inneren Zusammenhang nicht zerreisst, sondern vielmehr nur die -Richtigkeit der nachgewiesenen chronologisch-sachlichen Entwicklung -bestätigt. - -Der äusserlich gleichmässige Eingang der Reden in c. 29,15, c. 30,1 ff. -und 31,1 ff. ist schon erwähnt worden. Alle drei Reden beginnen mit dem -„Wehe denen, die u. s. w.“ In dem ersten Abschnitt findet sich weder -diese Form noch überhaupt solche Gleichmässigkeit. Das kommt daher, -dass der Prophet im zweiten Abschnitte immer dieselben Gegner vor Augen -hat, nämlich die, welche den Bund beschliessen und zur Ausführung -bringen, während er sich im ersten Abschnitte bald an die Priester und -Propheten, bald an die Volksleiter, bald an das Volk wendet, um das -Zustandekommen des Beschlusses zu verhüten. Damit hängt auch zusammen, -dass im ersten Abschnitte die Drohung noch unbestimmter, an einer -Stelle c. 28,22 sogar halb hypothetisch ausgesprochen ist. Jesaia sagt -nur, dass sie straucheln und zerschellen werden, dass er Untergang und -Entscheidung von Jahwe gehört habe, dass Jahwe sie wunderbar behandeln -werde. Nur c. 29,1 ff. redet er bestimmt von der Belagerung Jerusalems; -denn freilich ist er von ihrer Unverbesserlichkeit überzeugt c. 29,10. -Aber doch ist seine Strafverkündigung im zweiten Teile bestimmter und -konkreter. Da heisst es nicht mehr: wenn ihr das thut, sondern: weil -ihr das gethan habt, so werdet ihr untergehen c. 30,12 f., 15 f. c. -31,1 ff. vgl. auch 30,2 f. Da redet c. 30,13 f. von der gänzlichen -Zerstörung Jerusalems, c. 30,16 f. von der völligen Vernichtung ihres -Heeres, und c. 31,1-3 verkündet den verbündeten Heeren den Untergang -ebenso wie c. 31,4 die rettungslose Zerstörung Jerusalems. - -Dieser Unterschied in beiden Teilen der in Betracht kommenden Stücke -hebt darum aber den oben nachgewiesenen inneren Zusammenhang nicht auf, -sondern bestätigt nur die Richtigkeit der nachgewiesenen Entwicklung, -indem er ein Moment der Erklärung fordert, welches gerade in dem -definitiven Beschluss, das ägyptische Bündnis einzugehen, ausreichend -gegeben ist. - -Das Urteil Dillmanns über den Zusammenhang der Kapitel 28-32, dass -Jesaia den Plan des ägyptischen Bündnisses in denselben von seinem -ersten Auftauchen an bis zu seiner schliesslichen Ausführung Schritt -für Schritt mit seinen Warnungsreden verfolgt, hat sich also auch -für uns, wenn auch in anderer Weise und jedenfalls in sachlich -zutreffenderer Weise als richtig herausgestellt. Die jesajanischen -Stücke unseres Buches, mit Ausnahme des ersten und des letzten, -stehen nicht nur unter einander in formellem und sachlichem -Verwandtschaftsverhältnis, sondern weisen auch in der uns vorliegenden -Reihenfolge eine stufenweise chronologische und sachliche Ordnung und -Entwicklung auf. - -Diese Thatsache ist es auch gewesen, die die Kritik so lange verhindert -hat, an die scheinbar dadurch so geschlossene Einheit der Kapitel -28-32 ihren Hebel anzusetzen. Nachdem das aber nun geschehen ist, und -die jesajanischen Bestandteile dieser Kapitel trotzdem dieselbe, ja -eine noch viel engere Geschlossenheit aufweisen, so sollte man meinen, -dass wir nun in den jesajanischen Bestandteilen das eigentliche, -von Jesaia selbst verfasste Buch, vor uns haben. Indessen wird die -weitere Untersuchung doch zeigen, dass auch diese jesajanischen -Bestandteile des Buches wenigstens nicht in der Gestalt, in der sie -uns jetzt vorliegen, als ein einheitliches Ganze aus der Hand des -Jesaia hervorgegangen sein können. Nehmen wir diese zusammengehörigen -Stücke so vor uns, wie wir sie jetzt haben, so fehlt ihnen zunächst der -Anfang.[8] - -Das Stück c. 28,7 ff. beginnt mit den Worten: - - וגם אלה בלין שגי ובשכר תעו - -Die Worte וגם אלה weisen ganz notwendig auf etwas Vorhergegangenes. -Wollte man sie aber als einen nachträglichen Zusatz des Redaktors -streichen, der durch dieselben das Stück c. 28,7 ff. mit dem -Vorhergehenden habe verbinden wollen, so bliebe doch auch so noch der -übrige Anfang des Stückes unerklärt und unverständlich. Mit den Worten: -„im Wein schwindeln und im Meth schwanken sie“ kann Jesaia auch nicht -ein Buch oder eine Redesammlung angefangen haben. Man kann aber auch -nicht die ganze Einleitung zu der folgenden Scene, also v. 7 und 8, für -einen nachträglichen, erläuternden Zusatz erklären, denn die v. 9 ff. -geschilderte Szene bedarf notwendig eines solchen Zusatzes und ist erst -recht kein passender und verständlicher Eingang der folgenden Rede oder -gar der ganzen Sammlung. Es ist also notwendig anzunehmen, dass dem v. -7 noch etwas Anderes vorausgegangen ist. Was ist dies aber? - -Auf v. 5 und 6 kann hier keine Rücksicht genommen werden, da diese -Verse nicht von Jesaia sind. Dagegen bieten sich uns die Verse 1-4 -unseres Kapitels als eine scheinbar sehr befriedigende Lösung unserer -Frage dar. Das Stück c. 28,1-4 wendet sich gegen Samaria und seine -Trunkenen, die v. 1 und 3 erwähnt werden, und droht den schnellen -Untergang der Stadt durch einen Gewaltigen Jahwes an. An diese -Drohung scheint sich nun v. 7 f. äusserst bequem anzuschliessen. -Besonders eindrucksvoll scheint dann das וגם אלה zu sein, indem es so -zugleich auch auf die Strafe hinweist, die auch den jerusalemischen -Trunkenbolden droht. Zudem scheint das Stück wie geschaffen als -Einleitung in eine derartige Sammlung wie die vorliegende. Der Eingang -dieser Drohung lässt an poetischer Kraft und Fülle sonstigen Eingängen -Jesaias in Reden und Redesammlungen nichts nach. Deshalb steht auch -~Duhm~ nicht an, anzunehmen, dass Jesaia selbst die Verbindung in v. 7 -f. mit v. 1-4 hergestellt habe, als er nämlich alle einzelnen Stücke -zu einem Büchlein vereinigte. Allein diese Annahme ~Duhms~ bereitet -doch Schwierigkeiten, die sich nicht beseitigen lassen, und die deshalb -diese Annahme für unser Stück mindestens widerraten, für andere Stücke -aber geradezu unmöglich machen. - -Dass man nicht etwa annehmen darf, dass Jesaia c. 28,1-4 und v. 7 -ff. in einem Zuge in Jerusalem gesprochen habe, ist im ersten Teile -dieser Abhandlung schon bewiesen worden. Die Ereignisse, auf die -sich c. 28,1-4 bezieht, liegen 20 Jahre früher, und v. 7 ff. bilden -gar keine eigentliche Rede, sondern enthalten die Schilderung einer -wahrscheinlich im Tempelvorhof vorgefallenen Szene. - -Es kann sich also nur um nachträgliche schriftstellerische Verbindung -beider Stücke handeln. Dies kann nach der gangbaren Vorstellung der -Entstehung jesajanischer Schriften nur geschehen sein, als Jesaia das -Stück v. 7-13 niederschrieb, oder als er die Sammlung der einzelnen -vorliegenden Stücke vornahm. Die erstere Annahme ist an sich sehr -unwahrscheinlich. Denn es ist nicht wohl denkbar, dass Jesaia als -Einleitung zu dem kurzen Stücke v. 7-13 eine fast gleich lange Rede -gesetzt habe, die sich inhaltlich auf ganz andere Umstände und Zeitlage -bezieht. Denn die Trunkenheit der Priester und Propheten bildet doch -nur den Ausgangspunkt und Hintergrund der Szene, während sich die -eigentlichen Auseinandersetzungen auf ganz andere Dinge beziehen (v. -12). Vor allen Dingen aber sollte man erwarten, dass dann der Prophet -irgendwie auf seine Einleitung Bezug genommen hätte. Da dies aber -nicht geschehen ist, so ist auch an eine engere schriftstellerische -Verbindung zwischen v. 1-4 und v. 7-13 nicht zu denken. - -Aehnliche Einwände erheben sich gegen die Annahme ~Duhms~, dass Jesaia -die Verbindung zwischen v. 1-4 und v. 7 ff. erst später hergestellt -habe, als er die einzelnen Stücke unseres Buches zu einer Sammlung -vereinigte. Welche Gründe sollte wohl der Prophet gehabt haben, diese -inhaltlich und zeitlich so fern liegende Drohrede mit den andern so eng -zusammengehörigen Stücken zu vereinigen, und dieselbe als Einleitung -an die Spitze derselben zu stellen. Denn ein besonderer Grund musste -doch dafür angegeben werden können, aus dem Jesaia dieses Stück aus -der Zeit vor der Zerstörung Samarias mit den aus der Sanherib-Zeit -stammenden Stücken verbunden haben könnte. Nun ergiebt sich aber aus -einem Vergleich dieses Stückes mit den übrigen Abschnitten - -1. dass in den sämmtlichen übrigen Stücken auch nicht ein einziges Mal -ausser in c. 28,7, auf c. 28,1-4 Bezug genommen wird. - -2. dass c. 28,1-4 in inhaltlicher Beziehung völlig andersartig ist -als die sämmtlichen anderen Stücke. In letzteren handelt es sich, wie -wir gesehen haben, um politische Dinge; der Grund aller Drohungen ist -das wider Jahwes Willen geplante und vollzogene Bündnis mit Aegypten. -In c. 28,1-4 wird dagegen als Ursache des Unterganges von Samaria die -sittliche Verkommenheit seiner Bewohner angeführt, die sich in ihrer -Völlerei kundgiebt. - -Die einzige Beziehung hat das Stück c. 28,1-4 zu den Versen 7 und 8 -dieses Kapitels, und zwar auch nur darin, dass in v. 7 und 8 auch -von Trunkenen die Rede ist. Allein diese Beziehung ist doch eben nur -sehr äusserlich und kann deshalb eher einem Redaktor als dem Jesaia -selbst zugetraut werden. Ein solches Armutszeugnis dürfen wir doch dem -Jesaia nicht ausstellen, dass er nicht eine selbstständige Einleitung -zu seiner Sammlung habe herstellen können, sondern dass er dazu ein -möglichst wenig passendes Stück aus früherer Zeit gewissermassen -an den Haaren herbeigezogen habe. Es spricht auch noch ausser den -inneren Gründen ein äusserer Umstand dafür, dass c. 28,1-4 nicht von -Jesaia, sondern von einem späteren Redaktor an die Spitze der Sammlung -gestellt sei, das sind die beiden unechten Verse 5 und 6. Wären v. -1-4 von Anfang an eng mit v. 7 ff. verbunden gewesen, so wäre es kaum -denkbar, dass sich zwischen v. 4 und das וגם אלה v. 7 jene beiden -Verse eingedrängt hätten. Ist aber die Verbindung von v. 1-4 mit v. 7 -ff. erst vom Redaktor hergestellt, dann stammen jedenfalls auch die -dieselbe herstellenden Worte von ihm, und wahrscheinlich ist dann -überhaupt v. 7 f. eine für jene Verbindung vom Redaktor hergestellte -Umarbeitung einer etwas anderen jesajanischen Einleitung zu der v. 9 -ff. geschilderten Szene im Tempelvorhof. Denn es ist schon im ersten -Teile der Abhandlung hervorgehoben worden, dass v. 7 f. wahrscheinlich -nicht so, wie wir sie haben, von Jesaia niedergeschrieben worden sind. -Eine jesajanische Einleitung hat sicher vor v. 9 ff. gestanden, weil -dieselben sonst unverständlich wären und keinen Eingang hätten. Aber -der Redaktor hat wahrscheinlich das darin von der Trunkenheit der -Priester und Propheten Gesagte stark betont und weiter ausgemalt, -um einen möglichst engen Anschluss an v. 1-4 zu erhalten, und hat -dagegen Manches weggelassen, was uns vielleicht für das Verständnis -von v. 9 ff. wertvoller gewesen wäre. Ob aber die Verbindung von -c. 28,1-4 mit den übrigen Stücken dadurch entstanden sei, dass in -der jesajanischen Aufzeichnung erzählt war, wie der Prophet sich im -Streite mit den trunkenen Jerusalemiten auf die ehemalige Weissagung -über Samaria und auf ihre vor Augen liegende Erfüllung berufen hat, -wie ~Hackmann~[9] annimmt, lässt sich nicht mehr ausmachen. -Nötig ist diese Annahme keineswegs, da die späteren Sammler durchaus -keine Rücksicht auf die Chronologie nahmen, und für denselben zur -Aufnahme des Stückes z. B. auch das חוי im Anfange sehr wohl -ausschlaggebend gewesen sein kann. - -So viel scheint mir wenigstens erwiesen zu sein, dass der Anfang -der zusammengehörigen jesajanischen Stücke unseres Buches nicht -mehr erhalten, sondern von einem anderen durch das allerdings auch -jesajanische, aber unserm Zusammenhange fremdartig gegenüberstehende -Stück Jes. 28,1-4 ersetzt worden ist. - -Aber auch die übrigen sachlich zusammengehörigen Stücke können so, wie -sie uns vorliegen, trotz ihres grossen sachlichen Zusammenhanges und -ihrer strengen zeitlichen Reihenfolge nicht als eine von Jesaia selbst -hergestellte Sammlung angesehen werden. ~Duhm~ vertritt allerdings -diese Meinung. Er sagt[10]: „Ich halte es für möglich, dass Jesaia die -Stücke, die wir jetzt von c. 28,1 an lesen, die sich recht gut als eine -durch Jesaias eigene Hand redigierte Schrift auffassen lassen, in ihrer -dem Anschein nach beispiellos korrekten chronologischen Reihenfolge -zusammengestellt habe; diese Schrift geht dann mindestens bis c. 30,17 -umfasst aber vielleicht auch noch c. 30,27-31,9.“ - -Aber ~Duhm~ vermag es selbst nicht, diese seine Ansicht für alle -jesajanischen Stücke innerhalb des von ihm angenommenen Rahmens -durchzuführen. - -Das ist zunächst bei dem Stücke c. 30,6 f. der Fall. Das Stück trägt -die Ueberschrift: - - משא בהמות גנב - -Hätte dieses Stück ursprünglich dicht neben c. 30,1-5 gestanden, so -wäre nicht einzusehen, wie diese Ueberschrift gerade zwischen v. -5 und 6 hineingekommen wäre. Denn auch v. 1-5 reden von dem Zuge -nach Aegypten, gehören also äusserlich und innerlich ziemlich eng -zusammen, und kein Mensch würde v. 6 f. für ein besonderes, für sich -bestehendes Orakel gehalten haben. Man müsste also erwarten, dass -dann die Ueberschrift vor v. 1 stünde. ~Duhm~ findet es daher -wahrscheinlich, dass das Stück einst, wegen seiner Stichwortüberschrift -neben c. 21. 22 gestanden habe und erst von dem letzten Redaktor -hierher versetzt worden sei. Ob sich nicht eine andere, ebenso -befriedigende Erklärung dafür wird finden lassen, werden wir nachher -sehen; hier soll nur festgestellt werden, dass das Stück v. 6 f. sich -nicht ursprünglich direkt an v. 1-5 angeschlossen haben kann. - -Zweifelhaft erscheint es ~Duhm~ ferner, ob das Stück c. 29,13 f. die -Fortsetzung zu v. 9 f. bildet. Die einleitenden Worte: der Herr sprach, -scheinen ihm auf einen andern, vielleicht historischen Zusammenhang -hinzuweisen, aus dem der Sammler das Stück herausgebrochen hat. Dass -sein Inhalt für seine Zuweisung zur Periode Sanheribs spricht, ist -an sich noch kein Beweis für die Ursprünglichkeit seiner jetzigen -Stellung. Denn wir haben auch jetzt noch an anderen Stellen des -Jesaia-Buches Stücke, die jener Periode zugehören. Es handelt sich -hier nicht um den Inhalt, sondern um die Form des Anschlusses. Und da -muss doch gesagt werden, dass die einleitende Formel „und es sprach -der Herr“ nicht zum direkten Anschlusse von v. 13 f. an v. 9 f. passt. -Denn diese Formel würde, falls sie von Jesaia zur Verbindung der beiden -Stücke geschrieben wäre, beide zu einem Ganzen verbinden. Dass das aber -nicht geht, ist bereits im ersten Teile der Abhandlung gezeigt worden. - -Das einzige Stück, welches ausser dem eben besprochenen noch eine -scheinbare Verbindung mit dem vorhergehenden aufweist, ist c. 28,14 ff. -Aber auch hier zeigt grade die Art dieser Verbindung, dass dieselbe -nicht von Jesaia zum Zwecke des direkten Anschlusses von v. 14 ff. -an v. 7-13 hergestellt sein kann. Denn die Verbindung von v. 14 ff. -mit dem Vorhergehenden durch לכן ist ungeschickt und verdunkelt den -Sinn. Es ist oben gezeigt worden, welche Schwierigkeiten dieses לכן -den Auslegern bereitet, und zu welchen gezwungenen Erklärungen es -geführt hat. Denn einmal enthält das Stück v. 14 ff. selbst in v. 15 -die Begründung zu der folgenden Drohung, auf die auch ausdrücklich in -v. 18 Bezug genommen wird; andrerseits ist aber in v. 7 ff. von einer -solchen Begründung, auf die doch das לכן weisen müsste, gar keine Rede. -Daher ist das לכן entweder nachträglich vom Redaktor hergestellt, oder -weist, was noch wahrscheinlicher ist, auf einen anderen Zusammenhang -hin. Denn es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass ein Sammler, der doch -sonst jesajanische Stücke ohne besondere Verknüpfung aneinandergereiht -hat, ohne Grund diese unpassende Verbindung hergestellt haben sollte. - -So ergiebt sich uns also, dass grade die Stücke, die mit dem -vorhergehenden schriftstellerisch verbunden zu sein scheinen, eben um -dieser Verbindung willen nicht von Jesaia selbst so zusammengestellt -sein können, sondern dass ihr Eingang vielmehr auf einen anderen, -als ihren jetzigen Zusammenhang hinweist. Doch ehe wir auf die Frage -eingehen, welches etwa ihr ursprünglicher Zusammenhang gewesen sein -könne, müssen wir uns noch mit den übrigen jesajanischen Stücken -befassen. Es sind die Stücke: c. 29,1 ff., 29,9 f., 29,15, 30,1 -ff., 30,8 ff., 31,1 ff. Alle diese Stücke stehen ohne irgendwelche -schriftstellerische Verbindung neben einander. - -An sich ist das Fehlen redaktioneller Verbindung der Stücke nun -freilich kein Grund, ihre Zusammenstellung dem Jesaia abzusprechen. -Es ist im Gegenteil oft der Fehler bei der Erklärung prophetischer -Schriften, dass man eine Verbindung zwischen einzelnen Reden -herzustellen sucht, die nicht vorhanden und nicht beabsichtigt ist. - -Aber wenn wir die in Rede stehenden Stücke betrachten, so werden wir -doch zu dem Schlusse gedrängt, dass ~diese~ Stücke in ihrer -jetzigen Gestalt nicht von Jesaia selbst zu einem Buch zusammengestellt -sein können. - -Zunächst müssen wir c. 30,8 ff. aus der vermeintlichen Sammlung -ausscheiden. Denn dieses Stück setzt in seinem Eingange unbedingt -einen anderen Zusammenhang voraus, als er in dem vorhergehenden Stücke -gegeben ist. Das Stück beginnt mit den Worten: - - Jetzt geh’ hinein, schreib es nieder, und auf ein Buch zeichne es! - -Mag der Vers auch nicht mehr ganz in Ordnung sein[11], so bleibt doch -immer bestehen, dass Jesaia aufgefordert wird, „jetzt“ hinein (?) zu -gehen und „es“ aufzuschreiben. Worauf bezieht sich das עתה, und was ist -mit den Suffixen in den Verben gemeint? Da uns das nicht im Folgenden -gesagt wird, so müssten wir erwarten, dass es im Vorhergehenden -irgendwie angedeutet sei. Das Witzwort in v. 7 b kann es nicht sein; -denn erstens stammt es nicht von Jesaia, und zweitens steht es in dem -Stück v. 6 f., das, wie wir gesehen haben, auch nicht ohne Weiteres dem -Zusammenhange angehört. In dem vorhergehenden Stück c. 30,1-5 lässt -sich aber auch nichts zur Erklärung finden. Dann ist aber klar, dass -auch dieses Stück nicht als unmittelbare Fortsetzung des vorhergehenden -von Jesaia niedergeschrieben sein kann. - -Die noch übrigen Stücke fordern in ihren Anfängen keine Beziehungen -auf etwas Vorangegangenes. Sie könnten also an sich wohl in ihrer -Reihenfolge von Jesaia zu einer Sammlung zusammengestellt worden sein. -Aber ein anderer Umstand widerspricht dieser Möglichkeit. Würden -wir nämlich die vorherbesprochenen Abschnitte aus dieser Sammlung -herausnehmen, so würde dadurch der sachlich-chronologische Zusammenhang -der Stücke, den wir oben nachgewiesen haben, zerstört werden. Wir kämen -ja auch dann zu der unglaublichen Annahme, dass Jesaia seine eigenen -zusammengehörigen Stücke nur zum kleinen Teil geordnet habe, und -dass es erst einem späteren Bearbeiter gelungen sei, für alle Stücke -die chronologisch-sachliche Ordnung herzustellen. Dieser Annahme ist -jedenfalls die andere vorzuziehen, dass die Zusammenstellung der Stücke -in der Gestalt, in welcher sie uns vorliegen, überhaupt nicht auf -Jesaia, sondern auf einen späteren Sammler zurückzuführen ist. - -Zu diesem Resultate werden wir auch noch durch eine andere, etwas -allgemeinere Erwägung geführt. Wenn wir fragen, in welcher Weise -Jesaia die vorliegende Sammlung hergestellt haben könnte, so bieten -sich zur Beantwortung dieser Frage überhaupt nur zwei Möglichkeiten. -Entweder hat der Prophet seine früher vereinzelt und nacheinander -aufgeschriebenen Stücke und Reden in einer späteren Zeit geordnet -und zusammengestellt, oder er hat die in einer früheren Zeit nur -gehaltenen Reden selbstständig reproduziert und zu Papier gebracht. -In letzterem Falle wäre dann die Sammlung gewissermassen wie aus -einem Gusse entstanden. Aber in diesem Falle müssten erst recht -alle einzelnen Stücke der Sammlung unter einander verbunden sein und -auch schriftstellerisch zusammen ein wohl abgerundetes Ganze bilden. -Das kann man aber von den vorliegenden Stücken trotz ihrer korrekten -sachlichen Ordnung nicht behaupten.[12] - -Darum müssten sie auf die erstere Art entstanden sein, wenn sie in -ihrer jetzigen Form eine von Jesaia hergestellte Sammlung bilden -sollten. Es ist aber unmöglich, sich alle einzelnen Stücke auf diese -Art entstanden sein zu denken. Ueberhaupt ist diese ganze gangbare -Vorstellung von der Niederschrift wirklich gehaltener prophetischer -Reden schwer zu vollziehen. Man muss ~Hackmann~ Recht geben, dass -es „beinahe etwas ebenso Unnatürliches hat, zu denken, der Prophet -habe seine in der Glut des Geistes geredeten Worte nachher schriftlich -wiederholt, wie wenn man annähme, er hätte sie vorher wie eine zu -haltende Predigt ausgearbeitet.“ So lange wir indessen nicht eine -andere genügende Erklärung für die Aufzeichnung prophetischer Reden -in unsern Prophetenbüchern haben, wird diese Vorstellung wohl weiter -gangbar bleiben. Wir müssen darum auch an dieser Stelle mit ihr rechnen -und hoffen, sie wenigstens für unser Buch zerstören zu können. - -Auf diejenigen längeren Reden unserer Stücke, welche deutlich Schuld -und Strafe verkünden, und die auch einen selbstständigen Eingang und -Abschluss bilden, lässt sich vielleicht die angegebene Vorstellung -ihrer Niederschrift anwenden. In ihnen hatte der Prophet dann, entweder -für sich, oder für seine Zeitgenossen und die späteren Geschlechter -deutlich seine Meinung aufbewahrt. - -Aber es giebt grade auch unter den uns vorliegenden Stücken solche, bei -denen man für sich allein weder erkennt, an wen sie gerichtet sind, -noch worauf sie sich beziehen; kurze Sprüche, die für sich allein -überhaupt gar keinen Sinn geben. - -So hätte sich der Prophet aus der Zeit, in der er den definitiven -Entschluss der Volksleiter, sich mit Aegypten zu verbinden erfuhr, -nur c. 29,15 notiert! Ist es ferner vorstellbar, dass sich Jesaia -als Wiedergabe einer oder mehrerer Reden und heftiger Kämpfe mit -den Volksleitern c. 29,9 f. aufgeschrieben habe לְעֵד עד עולם?! Oder was -mochte wohl Jesaia damit bezwecken, als er, nicht als Rede, sondern in -Form der Erzählung die Thatsache niederschrieb, dass die judäischen -Gesandten auf dem Wege nach Aegypten seien (c. 30,6 f.)? Dieselbe Frage -erhebt sich gegenüher der Schilderung jener Szene im Tempelvorhof c. -28,7 ff. Endlich müssten wir auch annehmen, dass die jetzt in ihrem -Anfange unvollständigen Stücke schon bei ihrer ersten Aufzeichnung -von Jesaia so unvollständig niedergeschrieben wären, da es sonst -unbegreiflich wäre, warum er sie nicht vollständig in seine Sammlung -herübergenommen hätte. Aus allen diesen Gründen ist die Annahme, dass -Jesaia die vorliegende Sammlung aus einzelnen früher selbstständigen -Stücken hergestellt habe, unzulässig, und damit ist überhaupt die -Sammlung der Stücke in der uns vorliegenden Gestalt durch Jesaia selbst -unerklärlich. - -So hat uns also nicht nur die Untersuchung der einzelnen Stücke -auf ihren Zusammenhang untereinander, sondern auch die Erwägung -allgemeinerer Art zu demselben Resultate geführt, dass die inhaltlich -zusammengehörigen Stücke unseres Buches, so wie sie uns jetzt -vorliegen, nicht von Jesaia zusammengestellt sein können. - -Sie müssen daher von einem späteren Sammler in ihren jetzigen -Zusammenhang gebracht sein. Aber woher hat sie dieser spätere Sammler -entnommen? Er kann sie jedenfalls nicht aus einzelnen Aufzeichnungen -Jesaias zusammengestellt haben. Denn wir haben gesehen, dass es -undenkbar ist, dass Jesaia alle diese einzelnen Stücke zu verschiedenen -Zeiten einzeln und als selbstständige Stücke aufgezeichnet habe. -Ausserdem wäre auch ein späterer Sammler kaum im Stande gewesen, -die in der Reihenfolge der Stücke waltende grosse sachliche Ordnung -herzustellen. - -Daher müssen die einzelnen Stücke aus einem grösseren Zusammenhange -stammen. Darauf führt 1. ihre chronologisch-sachliche Ordnung, 2. der -Umstand, dass mehrere Stücke teils in ihrem Anfange unvollständig sind -(c. 28,7 ff. c. 30,8 ff.), teils auch durch die Art ihres Anfanges auf -etwas Verlorengegangenes schliessen lassen (c. 28,14 ff. c. 29,13 f.). -Halten wir die beiden Punkte zusammen, so lässt sich vermuten, und -zwar namentlich aus der innerhalb der einzelnen Stücke herrschenden -chronologischen Ordnung, dass der grössere Zusammenhang, aus dem die -einzelnen Stücke entnommen sind, ein geschichtlicher Zusammenhang -gewesen ist. - -Es gilt nun im Folgenden zunächst, diese Vermutung wissenschaftlich -näher zu begründen, und zu zeigen, dass sich durch diese Annahme eines -ursprünglich geschichtlichen Zusammenhanges der in Frage stehenden -jesajanischen Stücke des Buches alle vorhandenen Schwierigkeiten -beseitigen lassen. - -Der einzige, der bisher diese Vermutung ausgesprochen hat, ist -~Hackmann~, in seiner Schrift über die Zukunftserwartung des -Jesaia. Er sagt dort Seite 47: „Unwillkürlich umgiebt man diese -Reden mit Geschichte, und -- sollten sie nicht auch ursprünglich in -geschichtlicher Umrahmung gestanden haben? Anzeichen für ein früheres -Vorhandensein historischer Einkleidung liegen wohl vor. Das cap. -28 steht so sehr mit einem konkreten geschichtlichen Vorgange in -Verbindung, dass die Vorstellung nahe liegt, eine kurze Darstellung -der begleitenden Verhältnisse sei einmal damit Hand in Hand gegangen. -Manche Einzelheiten sind wie eine Bezugnahme auf eine nebenhergehende -Erzählung; v. 9 f. setzt eine Unterbrechung der Rede durch Einwürfe -der Trunkenen voraus; v. 15 redet in Anspielungen von einem Faktum, -über welches ursprünglich vielleicht auch einige Worte verloren waren. -Aehnlich ist es mit Stellen wie 30,1. 6. 15 und 16. Natürlich ist -nur ein kurzer und einfacher Rahmen der Situation für die einzelnen -Aussprüche anzunehmen, in der Weise von c. 7 und 8.“ - -Es gilt nun im Folgenden, diese von ~Hackmann~ mehr andeutungsweise -ausgesprochene Vermutung näher zu begründen und allseitig sicher zu -stellen. - -Ein starker Wahrscheinlichkeitsgrund für die Richtigkeit dieser Annahme -liegt ja vor allen Dingen in der oben nachgewiesenen chronologischen -Reihenfolge unserer Stücke. Wir müssen uns aber auch nach möglichst -starken äusseren Stützen für dieselbe umsehen. Diese liegen nun aber -meines Erachtens nicht zuerst in den von ~Hackmann~ hervorgehobenen -Anzeichen einer früheren geschichtlichen Umrahmung, obwohl auch diese, -wie wir nachher sehen werden, stark mit ins Gewicht fallen. - -Der Hauptbeweis für die Annahme eines früheren geschichtlichen -Zusammenhanges unserer Stücke liegt vielmehr in der Beschaffenheit -dieser Stücke selbst. - -Diese enthalten nämlich keineswegs alle, wie man bisher meist -angenommen hat, Reden, sondern sind zum guten Teil selbst noch -geschichtliche Darstellungen, zum Teil geben sie auch Reden in -geschichtlich referierender Form wieder. - -Eigentliche Reden enthalten überhaupt nur folgende Stücke: 1. c. -28,14-22. Dieses Stück wendet sich mit direkter Anrede gleich in v. -14 an die Machthaber in Jerusalem und behält die Form der Anrede bis -zum Schlusse bei. 2. c. 29,9 f. Wer in dem kurzen Stücke angeredet -ist, ist nicht gesagt; wahrscheinlich sind es die Volksleiter, denen -Jesaia das Verstockungsgericht Jahwes ankündigt. 3. c. 30,1-5. Indessen -ist hier schon zu merken, dass die Rede erst von v. 3 an mit dem והיה -לכם direkte Anrede wird. In v. 1 f. ist der Spruch Jahwes in dritter -Person referierend wiedergegeben. Denn die Worte: הוי בנים סוררם נאם -יהוה darf man nicht übersetzen: Wehe euch widerspenstigen Söhnen, ist -der Spruch Jahwes; sondern sie heissen: Wehe über die widerspenstigen -Söhne u. s. w. Das geht klar hervor aus c. 29,15. Das Stück beginnt -ganz parallel: הוי המעמיקים und fügt dann den Nachsatz in dritter -Person an, wie aus dem מעשיהם und dem ויאמרו hervorgeht, vgl. auch c. -31,1 f. 4. c. 30,12-17. Die Rede wendet sich an die Volksleiter und -verkündet ihnen wegen ihres Ungehorsams gegen den Willen Jahwes den -Untergang. Aber diese Rede will nicht die Wiedergabe einer Rede Jesaias -an das Volk sein. Jesaia steht gar nicht vor dem Volk, sondern sitzt in -seinem Hause und schreibt diese Rede als eine Rede Jahwes an das Volk -für einen späteren Tag auf. Denn mit den Worten: לכן כה אמר קדןש ישראל -(v. 12) ist dieselbe nicht nur als Rede Jahwes bezeichnet, sondern auch -eng an die vorangehenden Verse 8-11 angeschlossen. Damit ist natürlich -nicht gesagt, dass Jesaia nicht ähnliche Reden an das Volk gehalten -hat. Aber es kommt hier auf die Form an, in welcher die vorliegende -Rede aufgezeichnet ist; und darnach ist dieselbe nicht die Wiedergabe -einer an das Volk gehaltenen Rede, sondern einer dem Jesaia von Jahwe -geoffenbarten Rede, die ihm zum Zeugnis dienen soll ליום אחרון. - -Die vier Reden sind die einzigen direkten, in der zweiten Person an -das Volk oder dessen Leiter gerichteten Reden unserer Stücke. Und auch -diese erfahren in ihrer Bedeutung als solcher, wie wir gesehen haben, -Einschränkungen. - -Neben diesen direkten Reden an das Volk stehen andere, die in -erzählender Form in der dritten Person berichtet sind. Dazu gehören, -wie oben zu c. 30,1-5 schon bemerkt worden ist, die Wehereden in c. -29,15 und c. 31,1 ff. Es sind Zornesausbrüche Jesaias im Namen seines -Gottes, hervorgerufen durch das Zustandekommen und die Ausführung jenes -Beschlusses, durch welchen sich das Volk in seinen Führern definitiv -vom Gehorsam gegenüber Jahwe losgesagt hat. Es ist fraglich, ob Jesaia -diese Aussprüche je mündlich vorgetragen hat; sie eignen sich mehr zu -schriftlichen Drohworten, und nach c. 30,8 scheint es, als ob sich -Jesaia von da an überhaupt auf Weisung seines Gottes vom Schauplatz -der öffentlichen Thätigkeit zurückgezogen habe. Die Form von c. 31 -überhaupt ist nicht die einer feurigen Rede, als vielmehr die einer -grimmigen und doch siegesgewissen Argumentation. Man achte auf das וגם -הוא חכם ויבא רע in v. 2 und die Gegenüberstellung Jahwes und Aegyptens -in v. 3; ebenso auf das siegesgewisse: כי כה אמר יהוה אלי in v. 4. Er -weiss es, dass Jahwe zu ihm und durch ihn geredet hat, und dass er -darum zuletzt noch Recht behalten wird seinen Gegnern gegenüber. - -Jedenfalls ist auch c. 29,1 ff. zu diesen indirekten Drohreden zu -rechnen. Das ergiebt sich schon daraus, dass Ariel (der Opferherd) -angeredet ist. Aber das Stück bietet solche Schwierigkeiten, dass sich -seine Form überhaupt nicht mehr wird mit Sicherheit feststellen lassen. -In v. 1 redet Jesaia, v. 2 geht unvermittelt in die Rede Jahwes über, -so dass anzunehmen ist, dass zwischen v. 1 und 2 etwas ausgefallen ist, -was auch der völlig abweichende Text der LXX wahrscheinlich macht. -Gehört v. 7 zum ursprünglichen Text, dann ist die Rede überhaupt in -Schilderung übergegangen. Denn in v. 7 ist Ariel in der dritten Person -genannt. - -Wir kommen nun zu einer dritten Gruppe von Stücken, in denen Worte -Jahwes an Jesaia berichtet werden; und weil dies ganz in der Gestalt -geschieht, wie sie dem Jesaia gegeben werden, so tragen diese Stücke -vollkommen die Form der Erzählung. Zu diesen Stücken gehören c. 29,13 -f. und c. 30,8 ff. - -Zu c. 29,13 f. bemerkt schon ~Duhm~, dass dieser Spruch wegen der -Einleitung der Herr sprach, vielleicht auf einen historischen -Zusammenhang hinweise. Aber nicht nur die einleitenden Worte, sondern -auch die Worte der Rede Jahwes tragen die Form der historischen -Darstellung. Es heisst ja nicht: weil ihr euch nähert... sondern weil -sich dies Volk nähert... drum siehe behandle ich es wunderbar. Der -Angeredete ist der Erzähler. - -In c. 30,8 bezieht sich nun auch der Inhalt der Rede Jahwes auf Jesaia, -Jesaia erzählt hier einen Befehl Jahwes, den er erhalten hat, mit den -Worten Jahwes wieder; das ist also auch keine Rede Jesaias, sondern -historische Darstellung einer Rede Jahwes an Jesaia. Wahrscheinlich -gehören die mit כי angeschlossenen Worte v. 9-11 noch mit zur Rede -Jahwes als Begründung des Befehls. Jahwe wird zwar in v. 9 und 11 in -dritter Person erwähnt; aber es hat nichts Befremdliches, wenn Jahwe -von sich in dritter Person redet. Ueber die weitere Fortsetzung v. 12 -ff. ist schon oben die Rede gewesen. - -Nun bleiben noch zwei Stücke übrig, die jedes für sich behandelt werden -müssen: c. 30,6 f. und c. 28,7 ff. c. 30,6 f. enthält überhaupt keine -Rede, sondern reine Erzählung. Es steht zwar jetzt: Orakel „Wüsten des -Südlandes“ darüber; aber auch diese geheimnisvolle Ueberschrift kann -natürlich für uns nicht die Erzählung in eine Rede verwandeln. „Im -Land der Enge und Angst.... führen sie auf... Eseln ..... ihre Schätze -zum Volk, das nicht nützt.....“ Dieser einfache Satz ist durch einiges -poëtische Beiwerk erläutert und erweitert. Das ist das geheimnisvolle -Orakel. Das Land der Angst ist die Wüste, die Schätze sind der Tribut -für die versprochene Hülfe, das Volk, das nicht nützt, ist Aegypten. Es -liegt derber Spott in dieser Schilderung Jesaias. - -c. 28,7-13 ist weder blos Erzählung noch blos Rede, sondern es ist -Erzählung, direkte und indirekte Rede zusammen, kurz, es ist die -lebendige historische Darstellung einer gewaltigen im Tempelvorhof -vorgefallenen Scene. Die Einleitung erzählt oder vielmehr hat erzählt -die Situation; denn wie wir oben gesehen haben, ist sie jetzt -wahrscheinlich von einem späteren Bearbeiter stark modifiziert. In v. -9 f. folgt dann in direkter Rede die Wiedergabe der Anrede oder besser -der Hohnrede der trunkenen Priester und Propheten. Sie reden nicht -Jesaia, sondern sich gegenseitig an, da sie von Jesaia in der dritten -Person reden. Und darauf folgt -- nicht eine Anrede an, sondern ein -Urteil Jesaias über die Trunkenen und ihre Rede; denn von den Trunkenen -ist im Folgenden in der dritten Person geredet. Wenn wir fragen wollen, -an wen Jesaia sich dieses Urteil über die Trunkenen und ihre Rede -gerichtet dachte, so werden wir wohl antworten müssen, dass er dabei -nicht jene Spötter, sondern die Leser seines Buches im Auge hatte. -Dass Jesaia nicht eine ähnliche Drohrede jenen Spöttern ins Gesicht -geschleudert habe, soll damit wieder nicht gesagt sein; die hier so -drastisch und lebendig dargestellte Szene hat Jesaia gewiss selbst -erlebt. Aber die Form der Wiedergabe seiner Entgegnung ist doch nun -einmal nicht Rede -- dann müsste die zweite Person stehen --, sondern -urteilende Darstellung. - -Der Überblick über die Form der in Frage stehenden jesajanischen -Stücke hat uns gezeigt, dass dieselben nur zum kleinsten Teil wörtlich -wiedergegebene Reden enthalten, dass die Aufzeichnung auch vieler -Reden in indirekt referierender Form gehalten ist, und dass, was -für unsere Frage die Hauptsache ist, sich sogar mehrere Stücke in -rein historischer Darstellung finden. Um die letzteren noch einmal -aufzuzählen, so sind dies c. 28,7-13. c. 29,13 f. c. 30,6 f. c. 30,8-11. - -Dieser bisher immer übersehene Thatbestand ist natürlich ein sehr -entscheidendes äusseres Moment für die Richtigkeit unserer Vermutung, -dass die zusammenhängenden jesajanischen Stücke unseres Buches -ursprünglich einem grösseren historischen Zusammenhange angehört haben. -Denn bei dieser Annahme erklärt es sich allein, dass sich in den uns -erhaltenen jesajanischen Stücken unseres Buches bald die Form der -direkten, bald der indirekten Rede findet, und dass sogar einige Stücke -die Form der reinen Erzählung tragen, während sich dieser Wechsel der -Form bei der bisher üblichen Vorstellung der Entstehung jesajanischer -Stücke doch durchaus nicht verstehen lässt. Wie sollte Jesaia dazu -gekommen sein, solche zum Teil abgerissenen und unvollständigen -Stücke von Reden, Erzählungen und Szenen aufgeschrieben und später -zusammengestellt zu haben! - -Auf einen grösseren ursprünglich historischen Zusammenhang weisen nun -auch zweitens die oben besprochenen Eingänge einzelner Stücke hin, die -jetzt zum Teil völlig Unzusammengehöriges eng mit einander verbinden. -Es sind die Eingänge c. 28,7. 28,14. 29,13. 30,8. und in weiterem Sinne -noch c. 31,4. - -Am deutlichsten ist das bei c. 29,13. Die Worte ויאמר יהוה können, wie -wir gesehen haben, nicht v. 13 mit v. 10 verbinden. Es muss also vor -v. 13 etwas ausgefallen sein, woran die Worte ויאמר יהוה ursprünglich -angeknüpft haben. Dann weist aber das Stück, das selber erzählende -Form trägt, gerade auch mit seiner der Erzählungsform entnommenen -Einleitungsformel unabweislich auf einen historischen Zusammenhang hin. -Der Inhalt lässt sich natürlich nicht mehr bestimmen, muss aber mit der -angeführten Rede Jahwes irgendwie in Beziehung gestanden haben. - -Über den Eingang in c. 28,7 ist oben schon näher die Rede gewesen. -c. 28,9 ff. fordern eine Einleitung, die die Situation beschreibt. -Wären die Worte in c. 28,7 אלה נגם jesajanisch, dann würden sie, wie -~Hackmann~ meint, allerdings auf eine ähnliche historische Beschreibung -der trunkenen Ephraims zurückweisen. Aber die Ursprünglichkeit des -überlieferten Textes in v. 7 f. ist nicht sehr wahrscheinlich. -Andererseits weist aber gerade auch der überlieferte Text darauf hin, -dass vor v. 9 eine ähnliche und jedenfalls umfassendere historische -Einleitung gestanden haben muss; denn der Bearbeiter kann die jetzige -nicht aus der Luft gegriffen haben, zumal im Folgenden von der -Trunkenheit der Priester nicht mehr die Rede ist, und dann liegt es -auch durchaus, wie wir noch sehen werden, der Art des Bearbeiters -unserer Stücke fern, derartige geschichtliche Einleitungen zu bilden; -er hat sie im Gegenteil, überall, wo es möglich war, entfernt und nur -die Reden in seine Sammlung aufgenommen. - -In c. 28,14 bereitet das לכן, wie wir gesehen haben, den Auslegern -grosse Schwierigkeiten. Dasselbe setzt voraus, dass der Grund der -folgenden Drohrede im Vorhergehenden angegeben war. Nun ist derselbe -aber in v. 7-13 nicht angegeben. Also muss vor v. 14 etwas ausgefallen -sein, was den Grund der folgenden Drohung enthalten hat. Das kann -aber nicht etwa der Anfang der Rede selbst gewesen sein. Denn in -der v. 14 ff. angeführten Rede ist der Grund der Drohung in v. 15 -voll und ausreichend angegeben vgl. v. 17 f. Dieser Umstand fordert -vielmehr nothwendig die Annahme, dass der Grund der Drohrede vorher -in geschichtlichem Bericht gegeben war. Man könnte höchstens noch -annehmen, dass das לכן v. 14 überhaupt nicht ursprünglich zu dem -jesajanischen Stücke gehört habe, sondern vom Bearbeiter hinzugesetzt -sei, um v. 14 ff. mit dem Vorhergehenden zu verbinden. Aber einmal -hat der Sammler auch sonst in unserem Buche jesajanische Stücke ohne -besondere Verbindung nebeneinander gestellt, und es wäre kein rechter -Grund ersichtlich, warum er grade dieses durch ein nachträglich -hinzugefügtes לכן mit dem vorhergehenden verbunden haben sollte; -sodann aber setzt auch die Art und Weise, in der v. 15 der Grund der -Drohung angegeben wird, eine Rückbeziehung auf konkrete geschichtliche -Verhältnisse voraus, die ohne vorhergegangene Erläuterung dunkel bliebe -und darum auch für uns thatsächlich dunkel ist. Hier kommen wir mit -~Hackmann~ überein, der in seiner oben angeführten Ausführung sagt, -v. 15 rede in Anspielungen auf ein Faktum, über welches ursprünglich -vielleicht einige Worte verloren waren. Wir meinen, dass das לכן in v. -14 noch deutlich diesen Ausfall erkennen lässt. - -In c. 30,8 ist es nicht die Form, sondern der Inhalt des Verses -selbst, der auf geschichtliche Beziehungen zurückweist, deren Angabe -einmal vor ihm gestanden haben muss. Sowohl der Zeitpunkt des עתה, -als auch der Inhalt dessen, was Jesaia aufschreiben soll, muss einmal -irgendwie vor v. 8 erzählt gewesen sein. Denn jetzt steht der Vers -völlig in der Luft und die Suffixe in den Verben haben keine Beziehung -auf etwas Vorhergehendes, die sie doch notwendig fordern. - -In c. 31,4 endlich kann sich der Eingang: כי כה אמר יהוה אלי zur Not -als Fortsetzung an v. 3 anschliessen. Wahrscheinlich ist dies indessen -nicht. Denn einmal hat das Stück v. 1-3 in den Worten: - - וכשל עוזר ונפל עזר - -einen gewaltigen und völlig genügenden Abschluss erreicht; und zweitens -passt der Inhalt von v. 4 nicht genau zu 1-3. Denn v. 1-3 stellen -Ägypten in den Vordergrund, während v. 4 von der Belagerung Jerusalems -handelt. Ist aber v. 4 von v. 1-3 zu trennen, dann verlangen die Worte: -כי כה אמר יהוה אלי eine Ergänzung, die jetzt ausgefallen ist. Die -Annahme wird dadurch noch wahrscheinlicher, dass das letzte Sätzchen -in v. 3 mit seinem יחדו und יכליון jedenfalls mit ~Duhm~ für einen vom -Sammler hinzugesetzten Abschluss zu halten ist. - -Die besprochenen Eingänge in c. 28,7. 28,14. 29,13. 30,8. und 31,4 -machen also wahrscheinlich, dass den durch sie eingeleiteten Stücken -andere, und zwar zum Teil sicher in geschichtlicher Form, einst -vorangegangen sind. Dasselbe ist natürlich auch bei den übrigen, nicht -besprochenen Stücken, nicht ausgeschlossen; es finden sich in denselben -nur keine Anzeichen mehr vor, die noch mit einiger Deutlichkeit darauf -hinweisen. - -Diese Untersuchungen bestätigen die Vermutung ~Hackmanns~, dass unsere -Stücke ursprünglich in geschichtlicher Umrahmung gestanden haben. Die -inneren Gründe, die er als Stützen seiner Vermutung anführt, lassen -sich freilich nicht so beweisen, dienen aber dem geführten Beweise zur -Bestätigung. Denn dass wirklich manche Einzelheiten in unseren Stücken -wie eine Bezugnahme auf eine nebenhergehende Erzählung erscheinen, -wird jeder zugeben, der die Stücke mit Aufmerksamkeit liest. Ueber c. -28,15 ist vorhin schon die Rede gewesen. Aehnliches wird man von den -auch inhaltlich ähnlichen Versen c. 30,15 f. sagen dürfen. Doch c. -30,6 kann nicht mit angeführt werden, da v. 6 f. nicht Rede, sondern -Erzählung enthalten. Ebenso ist es mit c. 28,9 f., das nach ~Hackmann~ -eine Unterbrechung der Rede Jesaias durch Einwürfe der Trunkenen -voraussetzt. Denn die v. 9 f. vorausgehenden Verse 6 und 7 sind nicht -Bestandteile einer Rede Jesaias, sondern bilden die geschichtliche -Einleitung zu der v. 9 ff. dargestellten Szene. - -Doch wir bedürfen auch keiner weiteren Beweise mehr für die Richtigkeit -der aufgestellten Hypothese, dass die zusammengehörigen jesajanischen -Stücke unseres Buches ursprünglich einem grösseren geschichtlichen -Zusammenhange angehört haben. Wir haben folgende Thatsachen -festgestellt: - - 1. Den in Betracht kommenden jesajanischen Stücken liegt eine - streng chronologisch-sachliche Ordnung zu Grunde. - - 2. Dieselben enthalten nur zum Teil die Wiedergabe von Reden des - Propheten; zum Teil enthalten sie auch erzählende Darstellungen von - Reden und Ereignissen. - - 3. Die Eingänge mehrerer Stücke nehmen deutlich auf einst - vorhergegangene geschichtliche Darstellungen Bezug. - -Diese Thatsachen finden ihre Erklärung nur durch die Annahme, dass -unsere Stücke einst in einer grösseren geschichtlichen Umrahmung -gestanden haben. - -Diese Annahme wird nun noch durch folgende Umstände bestätigt. Zunächst -erklärt sich durch dieselbe am leichtesten die Beschaffenheit, in -welcher uns die jesajanischen Stücke vorliegen. Die jesajanischen -Partieen unseres Buches bestehen aus lauter einzelnen, zum Teil -abgebrochenen Stücken und lassen jede schriftstellerische Verbindung -unter einander vermissen. Diese Thatsache findet allein eine genügende -Erklärung in der Annahme, dass dieselben aus einem grösseren -Zusammenhange herausgebrochen sind. - -Dadurch erklärt sich vor allem auch das Vorhandensein vieler so kurzer -Stücke, die jetzt wegen ihrer Zusammenhangslosigkeit als selbstständige -Stücke behandelt werden müssen, ohne dass man einsieht, wie sie -entstanden sein und für sich allein existiert haben könnten. Solche -Stücke sind c. 29,9 f. 13 f. 15 c. 30,6 f. Man kann nicht sagen, dass -ihnen am Anfange oder Schlusse etwas fehlt. ~Duhm~ nimmt dies zwar -von c. 29,15 an: „was etwa noch fehlt, scheint unleserlich geworden -und darum vom Redaktor durch v. 16-24 ersetzt zu sein.“ Allein in -diesen Versen lässt sich nichts entdecken, was die Annahme ~Duhms~ -begünstigen könnte. Das nimmt auch ~Duhm~ nicht an; er hat keinen -anderen Grund für seine Annahme als die Unwahrscheinlichkeit, dass -dieses kurze Stück einst selbstständig existiert habe. Innerhalb einer -geschichtlichen Darstellung kann aber auch eine so kurze Rede sehr wohl -gestanden haben. - -Dasselbe gilt von den anderen Stücken. c. 29,9 f. ist als selbstständig -aufgezeichnete Rede völlig unerklärlich. Man weiss weder, an wen sie -gerichtet ist, noch, worauf sie sich bezieht, noch, was sie droht. Ist -es wohl wahrscheinlich, dass Jesaia solche kurze Sätze aufgezeichnet -hat? Eine irgendwie genügende Erklärung dafür kann man nicht finden. -Dagegen liefert die Annahme, dass ein späterer Redaktor diese Reden -aus einem geschichtlichen Zusammenhange herausgebrochen habe, eine -vollständig genügende Erklärung sowohl für ihre Kürze als auch für ihre -sonst befremdliche Unverständlichkeit. Denn in ihrem ursprünglichen -Zusammenhange können alle ihre uns jetzt zum Teil dunklen Beziehungen -sehr deutlich gewesen sein. - -Einer besonderen Erklärung bedarf noch das kurze Stück c. 30,6 f., das -jetzt die Ueberschrift משא בהמות נגב trägt. Dass dieses kurze, noch -dazu rein erzählende Stück einst eine besondere und selbstständige -Aufzeichnung Jesaias gebildet haben soll, ist undenkbar, trotzdem, dass -es jetzt als besonderes Stück behandelt werden muss und auch schon von -dem Verfasser jener Ueberschrift als solches behandelt worden ist. -Aber ~Duhm~ will nun eben um dieser Stichwortüberschrift willen das -Stück ganz aus seinem jetzigen Zusammenhange entfernen und hält es für -wahrscheinlich, dass es einst neben c. 21. 22 gestanden hat und erst -vom letzten Redaktor an seine jetzige Stelle versetzt worden ist. -Allein die in c. 21 mit Stichwortüberschriften versehenen Orakel sind -nicht jesajanisch und werden auch von ~Duhm~ nicht für jesajanisch -gehalten, und c. 22 gehört nicht derselben Zeit an wie unsere Stücke. -Andrerseits passt das Stück c. 30,5 f. seinem Inhalte nach vorzüglich -hinter v. 1-5, während es doch nicht einzusehen ist, dass es der letzte -Redaktor, der es doch gewiss unter der dogmatischen Brille seiner -Stichwortüberschrift betrachtet hat, an seinen geschichtlich richtigen -Platz gesetzt haben sollte. Ich glaube aber, dass sich bei unserer -Annahme eines ursprünglich geschichtlichen Zusammenhanges unserer -Stücke eine genügende Erklärung für das Stück und seine Ueberschrift -geben lässt. - -Es ist nämlich klar, dass der Sammler unserer Stücke, wie der von -c. 1 (resp. 2) -- 12 und der von c. 13 ff. eine Sammlung von משאות -ישעיהו hat geben wollen vgl. c. 1,1. 2,1. 13,1. Dazu gehörten vor -allem alle ~Reden~, die Jesaia gehalten hat, oder die ihm als חזון -(c. 1,1) von Jahwe offenbart worden sind. Daraus erklärt es sich, -dass unsere sämmtlichen Stücke Reden, sei es von Jesaia, sei es von -Jahwe enthalten, und dass der Sammler grade die sie verbindenden -geschichtlichen Partieen weggelassen hat. Er hat nun diese Reden -wörtlich so aus ihrem geschichtlichen Zusammenhange herausgenommen, wie -er sie vorfand; daher es kommt, dass viele durch ihre Form noch den -geschichtlichen Zusammenhang verraten. Nur in c. 28,7 f. hat er eine -kurze geschichtliche Einleitung stehen lassen, um v. 9 ff. mit v. 1-4 -zu verbinden. - -Ausser diesen Einleitungsversen ist nun das Stück c. 30,6 f. das -einzige, welches überhaupt keine Rede, weder von Jesaia, noch von -Jahwe, enthält, sondern der reinen Erzählungsform angehört. Wie kommt -es nun, dass es der Hersteller unseres Buches dennoch aus seinem -Zusammenhange herausgelöst und seiner Sammlung einverleibt hat? Es -lässt sich kein anderer Grund dafür finden als der, dass er es dennoch -für eine משא ישעיהו gehalten hat. Entweder that er dies, weil er die -Stichwortüberschrift, vielleicht am Rande seines Exemplares, schon -vorfand, oder er hat dieselbe, was auch möglich ist, erst selbst -verfasst und zugesetzt, weil er die Verse für ein „Orakel“ des Jesaia -hielt und sie als solches kennzeichnen wollte. Denn es wird ja immerhin -auch für seine damaligen Leser nicht ganz leicht gewesen sein, in -diesen Versen ein „Orakel über die Tiere des Südlandes“ zu erkennen. -So erklärt sich m. E. die Ueberschrift dieses Stückes so wie auch die -Aufnahme desselben in unsere Sammlung am leichtesten. - -Es lassen sich also alle Schwierigkeiten, die sich aus der -Beschaffenheit der jesajanischen Stücke unseres Buches für ihre -Herkunft und Aufnahme in unsere Sammlung ergeben, durch die Annahme -eines ursprünglich geschichtlichen Zusammenhanges derselben beseitigen, -während sie sonst unerklärlich bleiben würden. Dieser Umstand stützt -und bestätigt daher die Richtigkeit unserer These. - -Es lässt sich aber noch eine andere, sehr wertvolle Bestätigung -derselben aufweisen. Das ist die Thatsache, dass sich auch sonst im -Jesaia-Buche unzweifelhaft jesajanische Stücke in geschichtlicher -Darstellung finden. Es sind dies die Abschnitte c. 6-8,18, c. 20 und c. -22. - -Es ist klar, von welcher Bedeutung diese Thatsache für die -Annehmbarkeit unseres Ergebnisses sein muss. Fänden sich nämlich -im Jesaia-Buche sonst keine derartigen, von Jesaia stammenden -geschichtlichen Darstellungen, sondern nur, worauf etwa c. 1-5 führen -könnten, Redesammlungen, so würde sich immer wieder gegen unser -Ergebnis das Bedenken erheben, dass es doch sonst nicht Jesaias Art -sei, derartige geschichtliche Darstellungen zu geben. - -Wir müssen deshalb noch kurz auf das Verhältnis der übrigen Prophetieen -des Jesaia zu den in unserer Sammlung enthaltenen eingehen. Es wird -sich zeigen, dass nicht nur wenigstens die in c. 6-8 enthaltene Schrift -der unserer Sammlung zu Grunde liegenden nach Zweck und Anlage sehr -ähnlich ist, sondern auch, dass diese geschichtlichen Darstellungen den -wesentlichsten Teil von allem ausmachen, was Jesaia überhaupt gegen -Jerusalem und Juda geschrieben hat. - -Gewöhnlich nimmt man an, dass c. 6-9,6 eine kleine, von Jesaia selbst -hergestellte Sondersammlung seiner Prophetieen sei. Richtig ist an -dieser Annahme nur, dass der Hersteller der grösseren Sammlung, -etwa der von c. 2-12, c. 6-9,6 bereits als abgeschlossene Sammlung -vor sich hatte; denn sonst hätte er c. 6 an den Anfang seiner -grösseren Sammlung gestellt. Aber ~Hackmann~ hat meines Erachtens -entscheidend nachgewiesen, dass das Büchlein c. 6-9,6 nicht von Jesaia -zusammengestellt sein kann.[13] Denn die hinter c. 8,18 folgenden Worte -bilden ein Fragment aus allerlei zerbröckelten Stücken, und sind dazu -zusammengetragen, um den Uebergang zu c. 9 herzustellen. ~Hackmann~ -macht nun darauf aufmerksam, dass c. 8,16-18 den Eindruck eines -Schlusses machen. „Die Schlussworte: - - אשר נתן לי יהוה לאתות ולמופתים בישראל - מעם יהוה צבאות השכן בהר ציון - -sind ein guter Abschluss“. - -Da nun c. 6 ein in sich geschlossenes Ganze für sich bildet, so liegt -die Folgerung nahe, dass die Zusammenhänge von c. 7 und 8 in c. 8,16-18 -ihren Abschluss finden. - -Und in der That ist es grade die Sammlung c. 7-8,18, die der dem Buche -c. 28-33 zu Grunde liegenden jesajanischen Schrift nach Zweck und -Anlage so überaus ähnlich ist. - -Dieselbe kann dem von uns gefundenen Resultate einer ursprünglich -geschichtlichen Form jener Schrift um so mehr zur Bestätigung dienen, -als hier die geschichtliche Darstellungsform in den einzelnen Stücken -noch viel deutlicher zu Tage tritt. Sehen wir uns dieselben daraufhin -etwas näher an! - -c. 7,1-17 enthält nach ~Duhm~ einen „Bericht“ von Handlungen und -Reden Jesaias beim Herannahen der Syrer und Israeliten gegen Juda. -Wirklich enthält auch c. 7, auch wenn man v. 1 (= II. Kön. 16,5) vom -Sammler entlehnt sein lässt, um den verlorenen Eingang einigermassen -zu ersetzen, nicht die Wiedergabe einer Rede Jesaias, sondern einen -Bericht, eine Erzählung aus des Propheten Feder. - -Zuerst erzählt der Prophet kurz von dem Herannahen der beiden Heere und -den darob entstandenen Schrecken beim Hause Davids. Darauf giebt er -den ihm von Jahwe zu teil gewordenen Auftrag wieder, dem Ahas auf die -Strasse des Walkerfeldes ans Ende der Wasserleitung des oberen Teiches -entgegenzugehen und ihm Mut und Trost zuzusprechen. Hieran schliesst -sich die Wiedergabe der Unterredung zwischen Jesaia und dem Könige: -Jesaia bietet dem Ahas ein Zeichen (או ת) an; Ahas schlägt es ab; -Jesaia bestimmt nun selbst ein tröstliches Zeichen baldiger Rettung, -knüpft aber zugleich wegen des verstockten Unglaubens des Königs eine -Drohung gegen ihn und das Reich Juda daran.[14] - -In c. 8,1 und 3 f. ~erzählt~ Jesaia zwei weitere Versuche, das -verstockte Volk zur Umkehr und zum Glauben zu bewegen. Da seine Reden -nichts helfen, versucht er, durch ein anderes Wahrzeichen (אות) seinem -Volke nahe zu kommen. Er nimmt eine Tafel und schreibt darauf: -Maher-schalal-chas-baz. Dann giebt er diesen Namen seinem bald darauf -geborenen Sohne. So viel hat Jesaia gethan, um das Volk zur Umkehr und -zum Glauben zu bringen. Es hat aber nichts geholfen: c. 8,6: - - מאס העם הזה את מי השלח ההלכים לאט - -Nun folgt das Verwerfungsurteil über Juda in mehreren Drohreden c. -8,6-18, die wohl inhaltlich zusammengehören, aber auch wie in c. 28 ff. -die schriftstellerische Verbindung nicht mehr aufweisen. - -Wie in der in c. 28 ff. enthaltenen jesajanischen Schrift ist auch hier -der Zweck derselben, dem verstockten Volke das Verwerfungsurteil Jahwes -zu verkünden und zu begründen. Auch diese Schrift zerfällt in zwei -Teile: c. 7-8,4 schildern die Bemühungen Jesaias um die Bekehrung des -Volkes; c. 8,5-16 verkünden dem verstockten Volke das Gericht. - -Dass c. 8,5 ff. wirklich mit dem Vorhergehenden zusammenhängen, zeigt -v. 5: - - ויסף יהוה דבר אלי עוד לאמר - -Nur kann Jesaia unmöglich die mit diesen Worten eingeleitete Rede -so an das vorhergehende Stück angeschlossen haben. Denn v. 3 f. -enthalten eine tröstliche Zusage an Juda, v. 6 ff. dagegen eine scharfe -Gerichtsdrohung. Es muss also zwischen v. 4 und 5 etwas ausgefallen -sein; und zwar muss vor v. 5 eine ähnliche Drohrede gestanden haben -wegen des יוסף und des עוד in v. 5. Das ist vielleicht die Drohung -gewesen, die jetzt in c. 7,18 ff. enthalten ist (vgl. vorige Anmerkung). - -Dass auch dieser zweite Teil der Schrift ursprünglich in historischem -Rahmen gestanden hat, beweist der in der Form eines Berichtes -abgefasste Eingang zu v. 11 ff., beweist auch der Schluss der Schrift -v. 16-18, der keine Rede enthält und von dem Vorhergehenden losgerissen -sinnlos wird. - -Der gegebene Überblick über den Zusammenhang und die Darstellungsform -von c. 7-8,18 zeigt, dass wir hier auch eine in der Form der -geschichtlichen Darstellung verfasste Schrift Jesaias vor uns haben. -Auf die litterarische Beschaffenheit derselben kann hier natürlich -nicht näher eingegangen werden[15]; es ist nur noch zu fragen, wann -etwa Jesaia diese Aufzeichnungen gemacht haben könnte. Wir werden -anzunehmen haben, dass c. 7 und 8 eine längere Wirkungsperiode Jesaias -umspannen, dass namentlich zwischen c. 8,4 und 8,5 ff. Ereignisse -liegen, die den Umschwung in Jesaias Prophetie begründet und veranlasst -haben. Diese Ereignisse haben den Jesaia bewogen, sich vom öffentlichen -Auftreten zurückzuziehen, c. 8,16-18. Sie müssen daher sein Auftreten -nutzlos gemacht haben. Da sie auch nur politischer Natur gewesen sein -können, denn um politische Ereignisse dreht sich der ganze Inhalt von -c. 7 f., so kann nichts Anderes gemeint sein als die Botschaft des Ahas -an Thiglath-Pileser 2. Kön. 16,7. Also ganz ähnlich wie in c. 28 ff. -ist es auch hier das Bündnis mit einer auswärtigen Macht, um das es -sich handelt. Statt auf Jahwe zu trauen, setzt „dies Volk da“ seine -Hoffnung auf eine heidnische Grossmacht. - -Stellen wir nun noch einmal die Vergleichungspunkte der in c. 7 f. -und in c. 28 ff. enthaltenen geschichtlichen Aufzeichnungen Jesaias -zusammen. Analog ist: - - 1. Die Veranlassung derselben. In beiden Fällen handelt es sich - um das Zustandekommen eines Bündnisses mit einer heidnischen - Weltmacht, gegen das Jesaia vergeblich gekämpft hat. Da sein Reden - nutzlos geblieben ist, zieht er sich zurück und schreibt (c. 8,16 - ff. 30,8). - - 2. Der Zweck derselben. Sie sollen beide ein ewiges Zeugnis dafür - sein, dass Jesaia die Schuld des Volkes erkannt und gebrandmarkt, - sowie die Strafgerichte Jahwes vorhergesagt habe. - - 3. Die Anlage derselben. In beiden schildert Jesaia zuerst seine - vergeblichen Versuche, Volk und König zum Glauben zu bewegen, um - dann dem verstockten Volke den Untergang zu verkünden. - - 4. Einzelheiten des Inhalts und der Form: c. 7,4 mit 30,15 f., - 7,9 mit 28,16, 8,6 f. mit 30,12 f., 8,9 f. mit 29,9 f., 8,15 mit - 28,13., 8,14 mit 28,16., 8,16-18 mit 30,8. - - 5. „v. 16 (in c. 8) klingt wie ein Abschiednehmen von der Arbeit - unter dem Volke (~Duhm~).“ Dasselbe gilt von dem עתה בוא c. 30,8. - -Eine geschichtliche Aufzeichnung Jesaias haben wir nun ferner in c. -6, in welchem Jesaia seine Berufungsvision erzählt. Sie ist uns dem -Anscheine nach noch vollständig so erhalten, wie sie aus der Hand des -Propheten hervorgegangen ist[16]. - -In diesem Kapitel haben wir also eine weitere wertvolle Bestätigung -dafür, dass Jesaia in geschichtlicher Darstellung auch sonst -geschrieben hat. Wollte man darauf hinweisen, dass die Schilderung -dieser Berufungsvision eben etwas ganz Besonderes sei, so ist dagegen -zu erwidern, dass der Zweck ihrer Niederschrift dennoch ganz derselbe -ist wie der der Aufzeichnung von c. 7 f. und c. 28 ff. - -Es ist oben schon darauf hingewiesen worden, dass das Kapitel sicher -vom Propheten erst später aufgezeichnet worden ist, und ebenso ist -der Versuch ~Hackmanns~, seinen Inhalt auf Nordisrael zu deuten, als -unhaltbar nachgewiesen worden. Der Ausdruck העם הזה fordert gerade auch -in diesem Kapitel (v. 5 und v. 1) seine Beziehung auf Juda. Der Zweck -des Kapitels geht natürlich aus dem Inhalte der dem Jesaia gewordenen -Offenbarung v. 9 ff. hervor: in v. 9 f. wird das Verstockungsgericht -über das Volk ausgesprochen; in v. 11 (-13) wird ihm als Strafe dafür -der gänzliche Untergang verkündet. Dieser in c. 6 ausgesprochene Zweck -setzt voraus, dass der Niederschrift dieses Kapitels eine längere -Wirksamkeit vorausgegangen ist. Nicht, als ob Jesaia im Beginne seiner -Wirksamkeit nicht ähnliche Gedanken oder Offenbarungen gehabt haben -könnte; über solche Möglichkeiten lässt sich schwer streiten; aber -niedergeschrieben haben kann Jesaia solche Gedanken erst, nachdem sich -das Volk wirklich seiner Predigt gegenüber verstockt gezeigt hat. Daher -wird ~Duhm~ recht haben, dass die Niederschrift dieser Berufungsvision -neben den c. 8,16 und c. 30,8 erwähnten ein neues Dokument von der -Wahrheit und Wahrhaftigkeit seiner Mission sein soll. - -Mir scheint es nun inhaltlich dem c. 30,8 erwähnten Dokumente, d. -h. also der in c. 28 ff. enthaltenen jesajanischen Schrift näher zu -stehen. Denn einmal erscheint Jesaia dort mehr als in c. 7 f. von -Anfang an von der Unverbesserlichkeit des Volkes überzeugt (vgl. -c. 6,9 f. mit c. 29,9 f.), und dann entspricht auch die radikale -Verkündigung des Unterganges von Juda in c. 6 mehr den Drohreden in -c. 28 ff. als den in c. 8[17]. Wir haben also in c. 6 eine weitere -wertvolle Bestätigung für unser Resultat bezüglich der geschichtlichen -Darstellungsform der in c. 28 ff. enthaltenen Schrift. - -Es kommen nun noch als geschichtliche Stücke c. 20 und c. 22 in -Betracht, über die wir aber schnell hinweggehen können. - -c. 20 gehört seiner Überschrift und seinem Inhalte nach ins Jahr 711. -Es ist aber seiner Herkunft nach nicht ganz unverdächtig. Möglich wäre -es, „dass es ähnlichen Ursprung hätte wie c. 36-39, und zu Gunsten -dieser Annahme könnte man auf den in mehrfacher Beziehung verdächtigen -v. 2 hinweisen (Duhm).“ - -c. 22 fällt in die Zeit nach 701. Es ist bezüglich seiner -Einheitlichkeit und Darstellungsform durchaus nicht allgemein -anerkannt; da ich es aber für eine geschichtliche Darstellung halte; so -sollte es wenigstens nicht unerwähnt bleiben[18]. - -Diese im Vorhergehenden besprochenen geschichtlichen Darstellungen -bilden nun nicht etwa den kleinsten, sondern vielmehr den weitaus -grössten Teil dessen, was der Prophet Jesaia gegen Juda und Jerusalem -überhaupt geschrieben hat. Denn ausser den besprochenen Abschnitten -sind nur noch das kurze Stück c. 32,9-14 und die in c. 1-5 enthaltenen -Drohreden gegen Juda und Jerusalem dem Jesaia zuzuschreiben[19]. - -Eine vollgültige Bestätigung dieses statistischen Befundes können wir -nun noch aus des Jesaia eigenen Worten entnehmen, nämlich aus den -beiden Versen c. 30,8 und c. 8,16. - -In c. 30,8 heisst es: Jetzt geh hinein und schreib es nieder! Also, -nachdem Jesaia lange vergeblich durch öffentliche Rede unter dem Volke -gewirkt hatte, erhielt er den göttlichen Auftrag, sich vom Schauplatz -der öffentlichen Thätigkeit zurückzuziehen und seine Drohungen -niederzuschreiben לעֵד עד עולם. Dieser Auftrag Jahwes an Jesaia enthält -doch offenbar für unsere Frage ein Doppeltes: - - 1. dass Jesaia bis dahin seine Reden nicht aufgeschrieben hat, dass - also die gewöhnliche Annahme, dass er gewissermassen ein Tagebuch - über seine Reden geführt habe, gegenüber den eigenen Worten Jesaias - nicht stichhaltig ist; - - 2. dass es für Jesaia eines besonderen Auftrages Jahwes oder eines - besonderen Zweckes bedurfte, seine Weissagungen niederzuschreiben. - -Der Zweck ist auch in c. 8,16 besonders hervorgehoben: - - צור תעודה חתום תורה בלמדי - -Der Zweck der Niederschrift ist also nach beiden Stellen wie bei der -Aufstellung der Tafel c. 8,1 f. und der Namengebung seiner Söhne c. -8,3 f. 18 der, dass sie einer späteren Generation (עד עולם c. 30,8 und -בלמדי 8,16) zum Zeugnis (לעד c. 30,8 und תעודה 8,16) der Wahrheit und -Wahrhaftigkeit seiner Prophezeiungen dienen soll. - -Jedenfalls geht aus beiden Stellen hervor, dass der Prophet erst -deshalb zur Niederschrift schreitet, weil er erkennt, dass die -mündliche Predigt aussichtslos sei. Das wird daher auch von den -anderen Stücken gelten, die etwa noch auf ihn zurückzuführen sind. Ein -eigentlicher Schriftsteller wie Jeremia und die späteren Propheten, ist -Jesaia noch nicht gewesen. Da nun die Niederschriften, auf welche jene -beiden Stellen weisen, c. 7 f. und c. 28 ff., die Hauptperioden der -Wirksamkeit Jesaias umspannen, so werden wir a priori anzunehmen haben, -dass sie auch den grössten Teil dessen ausmachen, was Jesaia gegen -Jerusalem und Juda geschrieben hat. Durch diese Stellen wird also das -durch den statistischen Befund herausgestellte Verhältnis bestätigt. - -Der Ueberblick über die schriftstellerische Thätigkeit des -Jesaia hat gezeigt, dass die Annahme einer ursprünglich -geschichtlich-darstellenden Gestalt der jesajanischen Stücke in -c. 28-33 durch die Beschaffenheit der in den anderen Sammlungen -enthaltenen Stücke nicht widerraten, sondern vielmehr empfohlen -wird. Ja, es ist gezeigt worden, dass jene in darstellender Form -geschriebenen Stücke den weitaus grössten Teil von allem ausmachen, was -Jesaia gegen Jerusalem und Juda geschrieben hat. - -Kehren wir nach diesem Ueberblicke über die Entstehung der übrigen -jesajanischen Stücke zu unserem Buche c. 28 ff. zurück, so können wir -jetzt folgendes Resultat feststellen: - - 1. In dem Buche c. 28-33 sind drei verschiedene jesajanische - Schriften enthalten, nämlich ausser den beiden kurzen Stücken c. - 28,1-4 und c. 32,9-14 eine Anzahl Bruchstücke aus einer grösseren - Schrift Jesaias. - - 2. c. 28,1-4 enthält eine Weissagung Jesaias von dem Untergange - Samarias. Die Abfassung dieses Stückes fällt also jedenfalls vor - 722, wegen des Schweigens über Aram und Damaskus wahrscheinlich - nach 732; vielleicht liegt ihm als bestimmter Anlass der Abfall - Hoseas von Assyrien zu Grunde, dann stammt es etwa aus dem Jahre - 725/24[20]. - - 3. Die in c. 28,7-31,4 enthaltenen Bruchstücke gehören ursprünglich - einer grösseren geschichtlichen Darstellung der Kämpfe Jesaias - mit den Volksleitern wider das Zustandekommen des ägyptischen - Bündnisses an. Jesaia hat diese Schrift etwa im Jahre ± 703 v. Chr. - selbst verfasst zum Zeugnis für einen späteren Tag. - - 4. Es bleibt noch das kurze Stück c. 32,9-14 übrig. Ueber die - Abfassungszeit dieses Stückes lässt sich aus seinem Inhalte nichts - absolut Sicheres entnehmen. Jesaia kündigt den Weibern Jerusalems - die völlige Verwüstung der Stadt und ihrer anmutigen Umgebung an. - Das könnte Jesaia freilich zu jeder Zeit seiner Wirksamkeit gethan - haben. Aber die Verkündigung klingt so radikal und unbedingt, dass - sie mit ihrem Inhalte auf Anzeichen ihrer Verwirklichung zu deuten - scheint. Vor allem ist hier der Ton etwas anders als sonst. Man - könnte die Dichtung fast ein Klagelied nennen. Die Anrede in v. - 9 ist weniger bitter als traurig. Statt des sonstigen harten und - verächtlichen העם הזה steht hier v. 13 das mitleidig empfindende - עמי. Man hat den Eindruck, als ob einerseits Jerusalem mitten im - Unglück stände, Jesaia die Erfüllung seiner Drohungen eintreten - sähe, als ob aber das Volk und namentlich die Frauen Jerusalems - nicht recht daran glaubten. Die Stimmung ist ähnlich wie in c. - 22; vgl. namentlich v. 4: lasst mich bitter weinen! auch v. 11 b. - 13 f. Dieses Kapitel ist nach dem Vorgange ~Sörensens~[21] mit - ~Hackmann~ in die Zeit nach dem Abzuge Sanheribs zu setzen[22]. Die - überstandene Not hat die Jerusalemiter nicht gebessert; der Prophet - schaut tiefer. Er sieht in ihrer Unbussfertigkeit die Besiegelung - ihres gewissen Unterganges: „Wahrlich, nicht wird diese Sünde - euch gesühnt, bis dass ihr tot seid.“ v. 14. Dieselbe Stimmung - atmet unsere Weissagung, nur fehlt ihr die Bitterkeit. Vielleicht - fällt sie deshalb noch vor den Abzug Sanheribs in das Jahr 702/1. - Sicheres lässt sich nicht aussagen. - -Wir stehen am Ende mit der Besprechung der jesajanischen Stücke unseres -Buches. Sie hat uns nicht nur einen interessanten und lehrreichen -Einblick in die schriftstellerische Thätigkeit des Jesaia gegeben, -sondern sie wird uns nun auch die Beantwortung der Frage, wie diese -Stücke in ihren jetzigen Zusammenhang gekommen sind, wesentlich -erleichtern. Halten wir an der Annahme fest, dass der Bearbeiter -unseres Buches, um eine Sammlung von משאות ישעיהו herauszugeben, die -meisten seiner jesajanischen Stücke aus einem grösseren Zusammenhange -herausgenommen hat, so werden wir auch verstehen, wie er dazu -gekommen ist, sie mit eigenen Zuthaten und Ergänzungen zu versehen. -Die Komposition unseres Buches, die sonst bei seinem mosaikartigen -Charakter und den beiden sich widersprechenden Gedankenreihen ein -Rätsel bleibt, wird so erklärlich. - - - - -II. - - -Wir haben es also jetzt mit der Arbeit einer späteren Zeit zu thun. Es -liegt in dem ganzen Charakter derselben begründet, dass wir mit ihren -Erzeugnissen mehr auf das Gebiet der Vermutungen als der sicheren -Ergebnisse gestellt sind. Denn dieselben haben es meist nicht mit -der Gegenwart, sondern mit der Zukunft, und zwar alle mit derselben -Zukunft, nämlich mit „jenem Tage“, zu thun. Sie sind daher meist zu -wenig zeitgeschichtlich bestimmt, als dass man für die Frage nach ihrer -Herkunft unumstösslich festen Boden gewinnen könnte. - -Das gilt auch von den nichtjesajanischen Stücken unseres Buches. Es -wäre vergebliche Mühe, wenn man aus den einzelnen Stücken Schlüsse -auf Verfasser und Herkunft ziehen wollte. Ebenso würde es zu nichts -führen, wenn man, wie wir es bei den jesajanischen Stücken unseres -Buches gethan haben, die Frage aufwerfen wollte, ob die einzelnen -Stücke resp. welche unter einander in Zusammenhang stehen. Sie -behandeln alle das eine Thema: die goldene Zukunft, und dieses würde -sie unter einander ebenso sehr und ebenso wenig verbinden, wie sie -selbst in sich dadurch verbunden sind. Ob man z. B. c. 29,16-24 mit c. -30,18-26 zu einem Stück vereint oder jedes der beiden in zwei oder mehr -Stücke teilt, macht für ihren Inhalt und Gedankengang nichts aus. - -Um daher für die nichtjesajanischen Stücke unseres Buches bezüglich -ihrer Herkunft und Zeitansetzung zu einem einigermassen sicheren -Ergebnisse zu gelangen, müssen wir einen anderen Weg der Untersuchung -einschlagen. - -Wir werden zunächst das Verhältnis dieser Stücke zu den jesajanischen -Partieen ins Auge fassen. Es wird festzustellen sein, welche -unter ihnen sich als unmittelbare und beabsichtigte Fortsetzungen -jesajanischer Partieen geben, und welche etwa selbstständig daneben -stehen. - -Sodann haben wir zu untersuchen, ob sie unter einander auf denselben -oder mehrere Verfasser schliessen lassen. Dann erst können wir nach -Anzeichen einer genaueren Zeitbestimmung fragen. - -Endlich wird dann aus den gewonnenen Resultaten eine Uebersicht über -Zweck, Art und Zeit der Zusammenstellung unseres Buches zu geben sein. - -Es wird sich zeigen, dass wir auf diesem Wege zu einem annähernd -sicheren Resultate über die Entstehungsgeschichte unseres Buches werden -gelangen können. - -Das erste Stück, mit welchem wir es zu thun haben, ist c. 28,5 f. -Dieses ist ganz deutlich zum Zwecke der Fortsetzung von v. 1-4 -komponiert. Das zeigt erstens die Anknüpfung an das Vorhergehende durch -die Worte: ביום ההוא und zweitens die Wahl der Bilder und Ausdrücke, -die aus dem Vorhergehenden genommen sind. Die Bilder, die Jesaia vorher -von Samaria und dessen trunkenen Grossen gebraucht hat, werden hier in -geschmackloser Nachahmung auf Jahwe angewendet vgl. v. 5 mit v. 1 und 3. - -Ob wir in c. 29,5 ff. eine einfache Fortsetzung des jesajanischen -Stückes v. 1-4 oder eine Umarbeitung einer ursprünglich jesajanischen -Fortsetzung haben, ist nicht mehr sicher zu entscheiden. v. 4b ist -spätere Parallele zu 4a, v. 8 zu v. 7, und zu dem Stücke v. 1-4 fehlt -der Schluss. Jedenfalls ist klar, dass v. 5-8 kein selbstständiges -Stück für sich bildet, sondern entweder als Fortsetzung oder als -Umarbeitung von einem späteren an v. 1-4a angeschlossen ist. - -Aehnlich ist es mit c. 31,5 ff. Der Anschluss an v. 1-4 ist dadurch -hergestellt, dass der Verfasser neben das Bild vom knurrenden Löwen das -andere von den flatternden Vögeln gestellt hat, das ihm als Bild des -Schutzes jedenfalls geeigneter erscheinen musste. - -Ob er im Folgenden jesajanische Ueberreste mit benutzt hat, lässt sich -hier noch weniger feststellen, da sich kein Vers mehr als ursprünglich -jesajanisches Gut zu erkennen giebt; nur ist wahrscheinlich, dass v. 4 -einst eine erläuternde Fortsetzung gehabt hat, und möglich, dass die -Hand des Späteren schon in v. 4b verbessernd eingegriffen hat, da das -ירד nicht ganz der ersten Hälfte der Vergleichung entspricht. Aber dass -v. 5-8 jetzt wirklich die Fortsetzung Von v. 1-4 bilden sollen und dazu -hergestellt sind, geht auch sonst aus seinem Inhalt und den gebrauchten -Ausdrücken deutlich hervor. v. 6 weist mit seinem Inhalte auf v. 1b, -in seiner Form העמיקי auf c. 29,15. Besonders deutlich ist v. 8 eine -Nachbildung von v. 3. Dem אדם ולא אל in v. 3 steht gegenüber das לא -איש בחרב in v. 8; dem בשר ולא רוח in v. 3 das חרב לא אדם in v. 8. Dass -diese Nachbildung des Ausdruckes mit ihrem doppelten חרב und ihrer -wunderbaren Vorstellung sehr glücklich wäre, kann man nicht behaupten. -Um so deutlicher zeigt sich aber gerade darin die Nachbildung. -Hinzuweisen ist auch noch auf das אור v. 9, bei dem man mit Recht an -das אריאל c. 29 denkt. - -Auch c. 32,15-20 giebt sich als direkte Fortsetzung von v. 9-14. Die -Worte עד יערה עלינו רוח ממרום knüpfen mit ihrem עד unmittelbar an -das עד עולם in v. 14 an. Dass diese inhaltlich scheinbar unmögliche -Verbindung nur von einem Solchen vollzogen werden konnte, dem die -eschatologischen Ideen der späteren Zeit dogmatisch feststanden, ist -schon im ersten Teile gezeigt worden. Aber Inhalt und Form zeigen auch -deutlich, dass auch diese Verse überhaupt erst als Fortsetzung von -v. 9-14 entstanden sind. In v. 9-14 wird zuerst die Verwüstung der -Gärten und Fruchtgefilde, und dann die Zertrümmerung der menschlichen -Wohnungen gedroht; in v. 15-20 wird zuerst verheissen, dass die Wüste -zum Fruchtgefild werden soll und dann werden den Menschen sichere -Wohnungen in Aussicht gestellt. Zur Entlehnung der Ausdrücke ist vor -allem v. 9 f. mit v. 18b zu vergleichen. Die Prädikate der Frauen -Jerusalems שאננות und בטחות werden hier auf die Wohnungen übertragen. -Vgl. auch v. 17 am Schluss. - -In c. 29,9 f. musste es für die Späteren unverständlich sein, was unter -dem dort verkündeten Verstockungsgerichte gemeint sei. Der Verfasser -von v. 11 f. hat eine Erklärung von v. 9 f. im Sinne der späteren Zeit -gegeben. Er sieht darin, dass seinen Zeitgenossen „das Gesicht von dem -allen“, d. h. die dem Jesaia gewordenen Offenbarungen wie ein Buch mit -sieben Siegeln erscheint, eine Erfüllung der Weissagung v. 10, und -es ist offenbar seine Absicht, durch seine Zusätze den Schleier des -Verständnisses zu lüften. Der Anschluss der Verse an die vorhergehenden -durch ותהי und die Beziehung von חזות כל auf das Vorangegangene zeigen, -dass die Verse keine selbstständige Bedeutung haben können und wollen. - -An das kurze Stück c. 29,15 schliesst sich eine längere -Auseinandersetzung über eschatologische Dinge an. Der Ausruf: הפככם -geht unmittelbar auf die in v. 15 getadelte Frage zurück und steht -inhaltlich schon mit v. 14 in Zusammenhang. Der Verfasser fasst die -Frage in v. 15 als Verzweiflungsfrage der Elenden seines Volkes auf, -und giebt deshalb trostreichen Aufschluss. v. 18, ähnlich wie v. 11 f., -geht auf die Worte: והיה במחשך מעשיהם in v. 15 zurück. Zu v. 24 vgl. -c. 28,9 f., zu v. 17 c. 32,15. Diese beständige Bezugnahme auf seine -Umgebung beweist, dass auch dieses Stück kein selbstständiges Produkt -eines andern Autors, sondern erst zum Zwecke der Erläuterung und -Fortsetzung von v. 15 und den vorangegangenen Versen geschrieben ist. - -Dasselbe gilt auch von dem Stücke c. 30,18-26. Durch ein ולכן ist -es eng an das Vorhergehende angeschlossen. Und der, welcher es -angeschlossen hat, hat es auch geschrieben. ~Duhm~ meint zwar, dass -das „darum“ v. 18 so gänzlich unmöglich als Fortsetzung von v. 17 -sei, dass man nur annehmen kann, der Ergänzer habe das Auge mehr auf -seinen eigenen früheren Einsatz, als auf den Text des alten Propheten -gerichtet gehabt. Man muss aber eben bedenken, dass derselbe auch v. -8-17 unter eschatologischem Gesichtspunkt angesehen hat. Für ihn ist -das Volk, zu dem er redet, der in v. 17 genannte Rest. Die Drohung -sieht er bereits erfüllt; und grade die Erfüllung derselben ist ihm ein -Beweis, dass auch die Erfüllung der Verheissung nahe bevorsteht, dass -Jahwe voll Ungeduld ist, seinem Volke Huld zu schenken v. 18. - -Und nicht nur v. 18 schliesst sich an das Vorhergehende eng an, auch -die übrigen Verse stehen damit in Verbindung. v. 20 stellt Jahwe als -Lehrer seines Volkes hin, weil in v. 9 von der תורת יהוה die Rede -gewesen ist. v. 21 weist auf den rechten Weg, von dem sie nach v. 11 -abgewichen sind; v. 26b nimmt ganz das Bild von v. 13 f. wieder auf. -Berg und Hügel in v. 25 sind aus v. 17b; der Tag des grossen Würgens, -„wenn Türme fallen“ spielt auf v. 13 f. an. - -Es bleiben nun noch vier Stücke übrig, die inhaltlich nicht in so reger -Beziehung mit ihrer Umgebung stehen und in sich selbst einen mehr -geschlossenen Zusammenhang bilden: c. 28,24-29, c. 30,27-33, c. 32,1-8, -c. 33. Diese bedürfen deshalb noch einer besonderen Besprechung. - -c. 28,23-29 enthält ein dem Landbau entnommenes Maschal mit einer -besonderen, dem Volksliede nachgeahmten Einleitung. Schon um dieser -Einleitung willen wird es von den Auslegern als besonderes Stück -behandelt, das Jesaia erst bei der Zusammenstellung seines Buches an -seine jetzige Stelle gesetzt habe. Dass es indessen nicht von Jesaia -sein kann, ist oben bewiesen worden. Sein Inhalt ist rein tröstlicher -Natur. Aber grade deswegen nimmt es zu seiner Umgebung bezw. zu den -voraufgegangenen jesajanischen Stücken dieselbe Stellung ein, wie die -besprochenen unjesajanischen Stücke zu den ihren. Es bringt gegenüber -den vorangegangenen Drohungen die Verheissung, indem es zugleich durch -seinen Inhalt die Drohung und Strafe erklärt. Dass das Maschal zu den -voraufgegangenen Stücken wirklich auch in diese Beziehung gebracht sein -will, geht deutlich aus v. 29 hervor. Dieser Vers ist das Gegenstück zu -v. 22. In v. 22 heisst es: - - כי כלה ונחרצה שמעתי מאת יהוה צבאות - -In Vers 29 wird gesagt: - - גם זאת מעם יהוה צבאות יצאה - -Es ist klar, dass dieser Vers mit seinem גם זאת auf v. 22 zurückweist, -dass er also auch erst um dieser Rückbeziehung willen geschrieben -ist. Aber damit ist nicht gesagt, dass auch das Maschal erst um der -vorangehenden Stücke willen gedichtet worden ist. Bestimmte Bezugnahmen -auf das Vorhergehende in Inhalt und Form finden sich in demselben -nicht. Wir werden es daher vorläufig als ein besonderes Stück zu -betrachten haben. Die Frage, ob es nicht mit den anderen Stücken -trotzdem denselben Verfasser haben könne, wird nachher erörtert werden. - -Wir kommen zu c. 30,27-33. Auch dieses Stück ist eine besondere -Weissagung, welche von dem Erscheinen Jahwes zum Entscheidungskampfe -mit „Assur“ handelt. Sie beginnt ohne irgendwelche Anknüpfung an das -auch selbst schon unjesajanische Stück v. 18-26 mit dem volltönenden -Eingänge: - - הנה שם יהוה בא - -Das Stück ist aber auch in sofern selbstständig, als es keinerlei -Anspielungen und Rückbeziehungen auf die jesajanischen Stücke unseres -Buches enthält. Assur wird in denselben nicht einmal erwähnt. - -Ohne Anschluss an ihre Umgebung nach vorwärts und rückwärts ist auch -die messianische Weissagung c. 32,1-8; auch sie setzt völlig neu ein -mit ihrem הן v. 1. Andrerseits ist aber doch hervorzuheben, dass sich -in diesem Abschnitte manche Anklänge an jesajanische Stellen unseres -Buches finden, die wie Rückbeziehungen und Nachahmungen aussehen, v. 2b -erinnert an c. 28,12, v. 3a an c. 29,9 f. 30,10; die Stammler in v. 4 -an c. 28,7 ff., 30,10. 2. - -Diese Beziehungen sind ja freilich für sich genommen keine zwingenden -Beweise dafür, dass das Stück c. 32,1-8 der Herstellung unserer -Sammlung seine Entstehung zu verdanken hat; wir werden aber nachher -sehen, dass noch andere Gründe stark für diese Annahme sprechen. - -c. 33 ist wieder ein für sich selbstständiges Stück. Es ahmt zwar mit -seinem הוי in v. 1 den jesajanischen Stücken nach; es schliesst sich -aber weder unmittelbar an jesajanische Partieen an, noch ist in seinem -Inhalt und seiner Form etwas zu entdecken, was sonst auf dieselben -hinwiese und als Erklärung oder Berichtigung derselben aufgefasst -werden könnte. - -Wir kommen jetzt zur Besprechung des Verhältnisses der unjesajanischen -Stücke zu einander. Hierbei ist eigentlich schon im Voraus anzunehmen, -dass die Fortsetzungen und Ergänzungen der zusammmengehörigen -jesajanischen Partieen von demselben Verfasser herrühren. Denn die -Herstellung unseres Buches durch Entnahme jesajanischer Stücke aus -einem grösseren Zusammenhange kann nur das Werk eines Mannes sein. -Höchstens können spätere Leser hier und da Worte oder Sätze in den -Zusammenhang eingeschoben, oder sich schon in dem dem Verfasser -vorgelegenen jesajanischen Buche fremde Bestandteile befunden haben. -Auf diese letztere Möglichkeit werden wir später noch zurückkommen. Für -die meisten dieser Fortsetzungen und Ergänzungen lassen sich aber auch -litterar-kritische Gründe aufweisen, die die Herleitung von ein und -demselben Verfasser empfehlen. - -Hierfür kommt vor allem in Betracht die Gleichartigkeit der -schriftstellerischen Form, in der die Stücke hergestellt sind. Alle -sind gleichmässig eng und doch sehr äusserlich mit den jesajanischen -Stücken verbunden, vgl. das ויהי c. 29,4 und 11; das ולכן c. 30,18; -das הפככם c. 29,16; die Gegenüberstellung der verschiedenen Bilder c. -31. Alle Stücke entlehnen bei ihrer Bezugnahme auf die jesajanischen -Partieen gleichmässig in ziemlich äusserlicher und wenig geschickter -Weise Bilder und Ausdrücke aus denselben, wie oben gezeigt worden -ist. Aber auch sonst zeigen diese Stücke unter einander manche -Aehnlichkeiten. Das tritt namentlich in den beiden längsten von ihnen, -c. 29,16-24 und c. 30,18-26, hervor. Die Anlage von c. 30,18 ff. ist -der von c. 29,16 ff. ziemlich ähnlich. Zuerst heisst es c. 30,18, dass -Jahwe voll Ungeduld wartet, seine Huld zu offenbaren. Das entspricht -dem הלא עוד מעט מזער in c. 29,17. Die Not, von der c. 30,18 redet, ist -in c. 29,22 ff. geschildert. c. 30,20 entspricht inhaltlich c. 29,24. -Dort ist gesagt, dass die Juden ihren „Lehrer“ Jahwe sehen sollen -(es heisst nicht: auf ihn sehen sollen); hier werden sie „die Lehre -lernen“; aus Finsternis heraus werden die Augen der Blinden sehen v. 18. - -Auch die in beiden Stücken vorausgesetzte Situation scheint dieselbe -zu sein. c. 30,20 ist von Brot der Not und Wasser der Drangsal die -Rede; das scheint auf erlittene Drangsalierungen und vielleicht sogar -Belagerung zu deuten vgl. auch v. 26. Aehnlich ist 29,16 ff. 22 b wohl -von äusseren Feinden die Rede, vor denen „Jakob erbleicht“, besonders -aber c. 28,6 f., wo gesagt ist, dass Jahwe denen zur Heldenkraft werden -soll, „die den Kampf zum Thor zurücktreiben“, vgl. auch 29,8. Endlich -ist auch allen diesen Stücken die Stimmung gemeinsam, dass das Volk, zu -dem sie reden, die Offenbarungen seiner Apokalyptiker nicht mehr recht -glauben will, dass es blind und taub ist (c. 29,81 f., 18, 24. c. 30,20 -f.), murrt c. 29,24 und sich unverständig zeigt c. 29,16. Deshalb geben -sich auch alle diese Stücke die möglichste Mühe, die Notwendigkeit und -Möglichkeit eines baldigen Umschwunges der Dinge zu beweisen c. 29,8. -11 f. 16 f. c. 30,18 f. vgl. auch c. 28,23-29. c. 32,6 f. - -Aus allen diesen Gründen zusammen mit der oben hervorgehobenen inneren -Wahrscheinlichkeit wird man das Recht haben, alle Fortsetzungen und -Ergänzungen der zusammengehörigen jesajanischen Stücke von demselben -Verfasser herzuleiten. - -Von demselben Verfasser scheint mir auch der Zusatz von c. 28,1-4 -herzurühren. Wir haben schon gesehen, dass c. 28,1-4 mit v. 7 ff. -schriftstellerisch verbunden ist. Es gehört also jetzt eng zu den -zusammengehörigen jesajanischen Stücken unseres Buches. Die Art seines -Anschlusses an das jesajanische Stück sowie der Benutzung des darin -gebrauchten Bildes und die in v. 7 vorausgesetzte Situation einer -Bedrängung resp. Belagerung Jerusalems sind der Art und Stimmung der -anderen Stücke ziemlich ähnlich. - -Anders ist es mit dem Zusatz zu c. 32,9-14. Zwar ist auch hier die -Form des Anschlusses an das jesajanische Stück (durch עד יערה) der der -übrigen Stücke völlig analog, und auch die oben besprochene Art der -Benutzung von Ausdruck und Inhalt desselben entsprechend. Aber doch hat -man den Eindruck, dass c. 32,15-20 nach Form und Inhalt andersartig ist -als die übrigen Zusätze. Das Stück ist in seiner ganzen Stimmung nicht -so darauf angelegt, den Lesern in tröstlicher und lehrhafter Weise die -Gewissheit und den baldigen Eintritt des grossen Umschwunges der Dinge -ans Herz zu legen, als dass es vielmehr kompilatorisch und apodiktisch -eine Aussage des eschatologischen Dogmas an die andere reiht. Von -der Ausgiessung des Geistes, die der Verfasser als bekanntes Dogma -einführt, ist nur hier die Rede, obwohl z. B. c. 30,18 ff. und c. 29,18 -Gelegenheit geboten hätten, davon zu reden. Sämmtliche Aussagen in v. -15-20 klingen wie Anspielungen und Nachahmungen aus den vorhergehenden -Zusätzen. v. 17 setzt deutlich c. 32,1 voraus; v. 18 lehnt sich im -Ausdrucke an 32,9 und 30,15 an; v. 20 ist zusammenfassende Nachahmung -von c. 30,23-25; v. 15b ist etwas veränderte Wiederholung von c. 29,17. -Nun könnte man ja grade aus diesen Anklängen auf denselben Verfasser -schliessen; aber die Art und Weise, wie z. B. c. 29,17 in v. 15b -wiederholt wird, macht doch wahrscheinlich, dass ein anderer diese -Wiederholung vollzogen hat, denn der Sinn in c. 29,17 ist ein völlig -anderer als in c. 32,15. Dort ist die völlige Umwandlung der Natur -gemeint: der Libanon soll zum Fruchtgefilde, und dieses zum Waldgebirge -werden. Hier dagegen soll die einstige Fruchtbarkeit des ganzen Landes -in Aussicht gestellt werden: die Wüste soll Fruchtgarten, und dieser -Wald werden. Es kommt dadurch natürlich eine etwas verunglückte Klimax -heraus, aber das macht gerade um so wahrscheinlicher, dass v. 15b -Nachahmung von c. 29,17 ist (~Stade~), als umgekehrt (~Duhm~). - -Mit c. 32,15-20 steht nun c. 33 im engen Zusammenhange. Das hebt auch -~Dillmann~ hervor, der wegen der Anklänge von c. 33,5 f. 16 an c. 32,15 -f. 18 annimmt, dass derselbe Schriftsteller, der c. 33 überarbeitet -hat, auch c. 32,9-20 einer Schlussredaktion unterzogen habe. Für uns -geht aus diesen Anklängen nicht die Annahme einer Schlussredaktion, -sondern die der Zusammengehörigkeit beider Stücke hervor. Denn mit -Jesaia haben c. 32,15 ff. und c. 33 nichts zu thun. c. 33,16 f. -erinnert zwar auch stark an 30,20 und ~Duhm~ glaubt deshalb, in beiden -Stücken dieselbe Hand sehen zu müssen, „v. 17 ff. haben wie c. 29,16 -ff. die Tendenz, die Gesetzestreuen zu trösten und zum Ausharren -anzufeuern, man erkennt, warum das Büchlein c. 28-33 zusammengestellt -ist, nicht aus blossem Sammeleifer, um den prophetischen Kanon zu -kompletieren, sondern aus demselben Grunde, aus dem das Buch Daniel -geschrieben wurde.“[23] Aber eben diese Tendenz war damals für jeden -Apokalyptiker die gleiche und lässt deshalb keinen Schluss auf -Identität der Verfasser zu; die Art aber, in der hier diese Tendenz -vorgetragen wird, ist nicht ganz so lehrhaft wie in c. 29 und 30; und -wenn wir in c. 32,15 ff. einen anderen Verfasser erkannt zu haben -glauben wie in c. 29 f., so wird dies auch von c. 33 zu gelten haben, -das sich mit c. 32,15 ff. berührt. - -Ist unsere Annahme richtig, so kämen wir auch von der Betrachtung der -nichtjesajanischen Stücke aus zu dem Schlusse, dass c. 32,9 bis c. -33,24 ursprünglich nicht zu dem Buche c. 28 ff. gehört haben, sondern -erst später als Nachträge an dasselbe angeschlossen worden sind. Und -zwar werden wir zwei solcher Nachträge anzunehmen haben: c. 32,9-20 und -c. 33. Denn einmal setzt c. 33 neu ein und ist in seinem Anfange eine -äusserliche Nachbildung des „Wehe“-Buches c. 28 ff., und dann erklären -sich so auch die angeführten Beziehungen zwischen ihm und c. 32,15 ff. -am besten. - -Betrachten wir nun noch die drei noch übrigen nichtjesajanischen -Stücke unseres Buches. Den Abschluss desselben bildet die messianische -Weissagung in c. 32,1-8. ~Duhm~ will dieses Stück mit c. 2,2-4 und c. -11,1-8 in ursprünglichen Zusammenhang bringen. Da auch diese Stücke uns -nicht als jesajanisch gelten[24], so wäre das auch für uns möglich. -Aber gerade der Umstand, den ~Duhm~ als ein starkes Hindernis für -nachexilische Ansetzung geltend macht, dass nämlich ein nachexilischer -Dichter nicht so trocken von dem Messias hätte sprechen können, wie -c. 32,1 ff. thut, macht es doch unmöglich, das Stück mit c. 11,1 ff. -von demselben Verfasser abzuleiten, der in c. 11,1 ff. so begeistert -und poetisch redet. Vielmehr passt gerade die trockene und lehrhafte -Art unseres Stückes ausgezeichnet zu den übrigen nichtjesajanischen -Partieen unseres Buches, und da, wie wir gesehen haben, unser Stück -namentlich in v. 3-5 beständig auf die vorhergehenden Partieen Bezug -nimmt, so ist es höchst wahrscheinlich, dass der Zusammensteller -unseres Buches das Stück selbst als Abschluss desselben gedichtet hat. -Der messianische Anfang und die Aehnlichkeit im Versbau mit c. 11,1 -ff. erklärt sich vielleicht daraus, dass der Verfasser das mit c. 11,1 -ff. schliessende Buch gekannt hat und seinem Buche einen ähnlichen -Abschluss geben wollte. - -Wegen seines lehrhaften Charakters ist man nun auch berechtigt, das -Maschal in c. 28,23-29 dem Hersteller unseres Buches zuzuschreiben. -Wir haben gesehen, dass es durch v. 29 eng als Erklärung und Ergänzung -der jesajanischen Partieen in c. 28,7-22 vom Verfasser des Buches -an das Vorhergehende angeschlossen ist, dass sich aber aus dem Text -keine Anknüpfungspunkte dafür ergeben, dass es erst zu diesem Zwecke -gedichtet sei. Aber sein lehrhafter Inhalt und die trockene, lehrhafte -Form, in welcher derselbe vorgetragen wird (namentlich v. 23. 25. 28) -passt vorzüglich zu der sonstigen Art unseres Verfassers, namentlich -auch zu c. 32,7 f. Sodann spricht ein Umstand dafür, dass das Maschal -in unserm Zusammenhange seine ursprüngliche Stelle hat, nämlich der, -dass es keine selbstständige Nutzanwendung hat und wahrscheinlich nach -seinem ganzen Bau niemals gehabt hat, dass es also auf einen derartigen -Zusammenhang, wie den unsern, angewiesen ist. Endlich könnte man auf -den Vergleich von v. 25 mit 29,17 hinweisen. In beiden Fällen wird in -schulmässig lehrhafter Weise mit dem Fragewort הלא eine argumentatio -e concessis eingeführt. Auch erinnert das לא לנעה in v. 28 dem Sinne -nach an das עוד מעט מזער c. 29,17 und an das בכו לא תבכה] c. 30,19: du -sollst nicht immerfort weinen. - -Es bleibt nun nur noch c. 30,27-33 übrig. Dieses Stück ist in sich -vollkommen selbstständig und hat zu den jesajanischen Partieen unseres -Buches gar keine innere und äussere Beziehungen. Es unterscheidet sich -aber auch in Form und Inhalt vollständig von den nichtjesajanischen -Stücken desselben. Statt der lehrhaften Auseinandersetzungen haben -wir hier schwülstige Schilderungen und groteske Bilder. Es ist schon -deshalb kaum anzunehmen, dass es von demselben Verfasser herrührt -wie die anderen Stücke. Zudem folgt es auf ein nichtjesajanisches -Stück, und man dürfte wohl annehmen, dass der Verfasser seine eigene -Fortsetzung mit dem Vorhergehenden in etwas engere Beziehung gesetzt -haben würde. Auch inhaltlich unterscheidet sich das Stück von den -anderen nichtjesajanischen Stücken. Während es in den vorhergehenden -Stücken darauf ankam, das Volk über sein Unglück zu belehren und -auf das baldige Eintreten der goldenen Zukunft zu vertrösten, wird -hier ein Schlachtlied wider „Assur“ angestimmt. Nur c. 31,8 f. hat -ähnlichen Inhalt. Es ist aber auch ganz deutlich, dass diese beiden -Verse von unserm Stücke abhängen und auf dasselbe Bezug nehmen. Denn -Assur wird in c. 31,8 als bekannt eingeführt, der Fels erinnert an -c. 30,29b; endlich das Feuer und der Backofen in Jerusalem v. 9b -ist eine Anspielung auf c. 30,33, wonach das feindliche Heer auf -dem Scheiterhaufen verbrannt werden soll. c. 31,8 f. ist nun ohne -Zweifel vom Hersteller des Buches als Fortsetzung und Ergänzung von -v. 1-4 verfasst (v. 8 ist Nachbildung von v. 3). Das beweist nun -aber eher gegen als für die Identität des Verfassers von c. 30,27 -ff. und c. 31,8 f. Denn es ist nicht anzunehmen, dass der Verfasser -sich selbst so ausgeschrieben und auf seine eigene Dichtung als auf -den „Spruch Jahwes“ hingewiesen haben sollte, wie v. 8 f. thun. -Viel wahrscheinlicher ist, dass der Hersteller des Buches das Stück -c. 30,27-33 für jesajanisch gehalten und darum in seine Sammlung -aufgenommen hat. - -Der Sammler hat nun das Stück entweder schon in dem grösseren -Zusammenhange, aus dem er seine jesajanischen Stücke entnommen -hat, vorgefunden, oder er hat es, wie c. 28,1-4 als ein besonderes -Orakel besessen. Bei der letzteren Annahme lässt sich allerdings -kein genügender Grund entdecken, warum er das Stück dann in den -jesajanischen Zusammenhang vor c. 31,1-4 eingeschoben hätte; es -hätte auch nach c. 31 seinen guten Platz gehabt, während es an -seiner jetzigen Stelle mit seiner Umgebung nach vorn und hinten -ohne Zusammenhang steht. Daher werden wir wohl anzunehmen haben, -dass der Sammler das Stück in dem von ihm benutzten geschichtlichen -Zusammenhange schon vorgefunden hat. Diese Annahme bereitet auch -gar keine Schwierigkeiten, wenn man bedenkt, wie z. B. in den -geschichtlichen Anhängen des Jesaia-Buches, c. 36-39, auch nachträglich -noch grössere Stücke, wie c. 38,10-20 eingeschoben werden konnten. Ja, -wir werden a priori anzunehmen haben, dass es sehr unwahrscheinlich -ist, dass sich die von Jesaia verfasste geschichtliche Darstellung bis -zu der Zeit, in welcher der Verfasser unseres Buches schrieb, völlig -rein von fremdem Gute gehalten haben sollte. - -Ueberblicken wir jetzt noch einmal den Gang unserer Untersuchung -über die nichtjesajanischen Stücke des Buches c. 28-33, so haben wir -folgende Resultate gewonnen: - -1) Diejenigen Stücke, welche sich als Fortsetzungen oder Ergänzungen -der jesajanischen Partieen unseres Buches geben, rühren alle von -demselben Verfasser her. Es sind dies folgende Abschnitte: c. 28,5 f. -c. 29,4-8. c. 29,11 f. c. 29,16-24. c. 30,18-26. c. 31,4-8. Ausserdem -gehören dem Hersteller unseres Buches wahrscheinlich noch an: das -Maschal c. 28,23-29 und die messianische Weissagung c. 32,1-8. - -2) c. 30,27-33 ist eine Weissagung über die Vernichtung Assurs -von unbekannter Hand, die aber der Hersteller unseres Buches für -jesajanisch gehalten und jedenfalls auch schon im Zusammenhange der -jesajanischen Stücke vorgefunden hat. - -3) c. 32,15-20 und c. 33 sind sammt dem dazu gehörigen jesajanischen -Stücke spätere Nachtragungen und Ergänzungen, wahrscheinlich auch von -anderer Hand. - -Es käme nun noch darauf an, für die Abfassung der einzelnen Stücke -eine genaue Zeitangabe zu ermitteln. Das ist nun aber bei ihrer -Beschaffenheit ganz unmöglich. Denn die eschatologischen Weissagungen -der nachexilischen Zeit schweben in der Luft, handeln von der -Zukunft, ohne die Gegenwart zu berücksichtigen. Vollkommen ist dies -freilich nicht möglich; aber der geschichtliche Hintergrund, den sie -widerspiegeln, ist so allgemein, dass er auf Jahrhunderte, ja auf -das ganze nachexilische Judentum passt. „Die jüdische Hoffnung hatte -nicht den realistischen Charakter der alten Weissagung. Keine Brücke -leitete von der Gegenwart hinüber in die Zukunft, das Reich Davids -sollte plötzlich durch das Eingreifen eines deus ex machina in die Welt -gesetzt werden. Die Ereignisse der Zeit führten den Tag Jahwes nicht -herbei, sondern waren nur Symptome, dass er nahe.“[25] - -Der Charakter der Zeit, aus der diese Weissagungen stammen, spiegelt -sich fast nur in der Stimmung wieder, die sie beseelt. Aber auch diese -Stimmung war für das nachexilische Judentum nahezu immer dieselbe. -Es klingt fast wie eine Charakterisierung unserer Stücke, wenn -~Wellhausen~[26] darüber schreibt: „Die Stimmung, die wir bei den -heimgekehrten Verbannten fanden, blieb permanent, weil der Widerspruch -nicht aufhörte, dass das messianische Heil längst fällig war und doch -nicht eintrat. Die Befreiung aus dem Exil hatte die bitter empfundene -Fremdherrschaft doch nicht beseitigt. Nachdem das Gefängnis längst -gewendet war, musste die Bitte: „Wende das Gefängnis!“ noch immer -wiederholt werden. Sion war zwar wieder gebaut, doch im Drucke der -Zeiten. Die Frömmigkeit war Traurigkeit; erst von der Zukunft wagte man -zu hoffen, dass dann die Opfer dem Herrn gefallen würden.“ - -Wollen wir eine einigermassen sichere Zeitbestimmung für unsere -Weissagungen finden, so müssen wir mehr die Theologie und die Form -derselben zu Rate ziehen; der allenfalls erkennbare zeitgeschichtliche -Hintergrund kommt erst bestätigend in zweiter Linie in Betracht. - -Wir haben daher vor allem das Verhältnis unserer Stücke mit anderen -Erzeugnissen des alttestamentlichen Schrifttums ins Auge zu -fassen. Da ist es nun von vornherein als bemerkenswerte Thatsache -hinzustellen, dass unsere Stücke mit den Schriften der vorexilischen -Periode weder in Form noch Inhalt in irgend einer Beziehung stehen, -dass sie dagegen nach beiden Seiten das engste Verwandtschafts- -und Abhängigkeitsverhältnis mit anerkannt nachexilischen Schriften -aufweisen. - -Im einzelnen ist ja darauf schon bei der Besprechung dieser Stücke -im ersten Teile dieser Abhandlung eingegangen worden. Hier seien -nur noch einmal die Berührungspunkte mit Deutero- und Trito-Jesaja -zusammengestellt, die in unseren Stücken besonders stark hervortreten: - -Vergleiche dazu: c. 29,16 mit 45,9. c. 29,18 mit 42,18. c. 29,29 mit -41,16. c. 30,26 mit 65,17. c. 32,6-8 mit 58,7-10. c. 32,20 mit 58,11. -c. 33,3 mit 66,6. c. 33,5 mit 40,22. 66,1. c. 33,14 mit 66,24. c. 33,24 -mit 60,21. - -Bedeutsam tritt vor allem die Abhängigkeit des grösseren Stückes c. -29,16 ff. von Deuterojesaja hervor. Man wird ~Duhm~[27] beistimmen -können, dass man sich des Eindrucks nicht erwehren kann, dass -die Nachahmung des Deuterojesaja nach c. 29,16 ff. nicht ganz -unbewusst geschehen sei, so dass die Möglichkeit vorliegt, dass -der Verfasser den Deuterojesaja für jesajanisch gehalten habe. Mit -Bestimmtheit lässt sich das freilich nicht sagen. Jedenfalls steht -aber die Abhängigkeit fest. Ebenso lässt sich ein Abhängigkeits- und -Verwandtschaftsverhältnis unserer Stücke mit den spätesten Psalmen -und Propheten, wie Deutero-Sacharja und Joel, nachweisen, wie im -ersten Teile gezeigt worden ist. Daraus geht hervor, dass wir mit der -Zeitansetzung unserer Stücke bis ins zweite Jahrhundert hinabzugehen -haben. - -Auf diese Zeit passen nun auch die Anspielungen auf die Gegenwart, -die sich in ihnen, namentlich in c. 33 finden. Aus ihnen hat ~Duhm~ -wahrscheinlich gemacht, dass dieses Kapitel ungefähr aus dem Jahre 162 -stammt[28]. Diese Zeitansetzung unserer Stücke in die erste Hälfte des -zweiten Jahrhunderts findet nun auch aus c. 30,27 ff. und c. 31,7 f. -eine weitere Bestätigung. - -Diese beiden Stücke wenden sich gegen „Assur“. Was konnte aber ein -nachexilischer Schriftsteller für ein Interesse daran haben, gegen das -Assur Jesaias eine Drohweissagung zu schreiben, das es doch gar nicht -mehr gab? Unter „Assur“ kann hier nur Syrien, das „Assur“ des zweiten -Jahrhunderts, verstanden werden. - -In diese vielbewegte Zeit der Seleuzidenherrschaft passen nun auch -die in den anderen Stücken wahrgenommenen Andeutungen auf Kämpfe und -Kriegsnöte. Dahin gehört „das Brot der Not und Wasser der Drangsal“ -in c. 30,20, das „Erbleichen“ Jakobs in c. 29,22 und endlich auch c. -28,6b, wo gesagt wird, dass Jahwe denen zur Heldenkraft werden wird, -„die den Kampf zum Thore zurücktreiben.“ - -Es ist demnach aus inneren und äusseren Gründen wahrscheinlich, dass -wir als ungefähre Abfassungszeit der nichtjesajanischen Stücke unseres -Buches die erste Hälfte des zweiten Jahrhunderts v. Chr. anzunehmen -haben. Sollte die Annahme ~Duhms~, dass c. 33 aus dem Jahre 162 stammt --- was freilich nur eine Vermutung bleiben kann -- richtig sein, so -hätten wir damit den terminus ad quem der Fertigstellung des Buches -c. 28-33 gewonnen. Denn c. 33 setzt, wie wir gesehen haben, das -Vorhandensein des übrigen Buches bereits voraus und ist hinter c. -32,9-14 als zweiter Nachtrag an dasselbe angeschlossen worden. Das -älteste unjesajanische Stück unseres Buches ist c. 30,27-33. Da es -gegen „Assur“ gerichtet ist, werden wir für seine Entstehung etwa das -Jahr ±200 anzunehmen haben. Die Hauptmasse würde demnach etwa in die -Mitte zwischen 200 und 162 fallen, also um das Jahr ±180. Bestimmtere -Anhaltspunkte für die Zeitansetzung finden sich nicht. - - - - -III. - - -Wir haben nun im Vorstehenden auch für die nichtjesajanischen Partieen -unseres Buches eine Scheidung und Zeitansetzung der untereinander -zusammengehörigen Stücke zu geben versucht. Es erübrigt noch, dass wir -aus den gewonnenen Resultaten einen Ueberblick über den Zweck und die -Anlage unseres Buches gewinnen. Das wird am besten durch eine kurze, -zusammenfassende Darstellung der Entstehungsgeschichte unseres Buches -geschehen.[29] - -Als im Jahre 705 v. Chr. der gewaltige König Sargon von Assur ermordet -worden war, und der Babylonier Merodachbaladan den Regierungswechsel -zu einem Aufstande benutzt hatte, schien vielen Vasallenstaaten des -grossen Assyrerreiches der Augenblick gekommen zu sein, das verhasste -Joch abzuschütteln. Auch in Juda regten sich Abfallsgelüste. Allein -freilich konnte mans nicht wagen; es galt, sich mit Ägypten zu -verbinden. Die ägyptenfreundliche Partei gewann die Oberhand; ein -Freiheitstaumel patriotischer Begeisterung erfasste alle. Nur ein Mann -blieb ruhig, der Prophet Jesaia; im Namen seines Gottes forderte er das -Aufgeben dieser Pläne. Nicht auf Menschen, auf Jahwe solle man sich -verlassen. „Glaubet ihr nicht, so bleibet ihr nicht.“ Er schleuderte -seine Drohungen hinein in das Volk; er trat in dem Tempelvorhofe -den trunkenen Priestern entgegen; er verkündete den Leitern und -Machthabern des Volkes den Untergang. Es half nichts. Der Aufstand -im Bunde mit Ägypten wurde Thatsache. Heimlich vor dem gewaltigen -Manne verwirklichte man seine Pläne. Als Jesaia davon erfuhr, hat -er wohl noch einmal in gewaltiger Drohrede das Strafgericht Jahwes -verkündet.[30] Aber dann zog er sich zurück: „Jetzt geh’ hinein und -schreib es nieder, und auf ein Buch zeichne es, dass es sei für einen -spätern Tag, zum Zeugen für immer!“ c. 30,8. - -Dieser Befehl Jahwes, den Jesaia erhielt, war der Antrieb zur -Aufzeichnung des Buches, das unserm Buche Jesaia c. 28-33 zu Grunde -liegt. Nicht aus eigenem Antriebe hat Jesaia geschrieben; er führt -seine schriftstellerische Thätigkeit selbst auf einen besonderen Befehl -Jahwes zurück. Auch nicht aus blossem schriftstellerischen oder rein -historischem Interesse hat Jesaia sein Buch verfasst, sondern zum -Zeugnis für einen folgenden Tag, um der Wahrheit willen, damit Jahwe -in seinem Propheten Recht behalte.[31] Wir dürfen darum auch nicht -annehmen, dass die unserm Buche zu Grunde liegende Schrift Jesaias, in -welcher er sein Auftreten geschildert hat, einen allzugrossen Umfang -gehabt habe; einige kurze Notizen[32] über die den Reden zu Grunde -liegenden Ereignisse werden die uns jetzt erhaltenen Stücke verbunden -haben, etwa in der Weise von c. 7. - -Welche Schicksale dieses Buch bis zum zweiten Jahrhundert gehabt hat, -ist uns unbekannt. Aus c. 30,27 ff. geht indes hervor, dass auch dieses -Buch von fremden Einflüssen nicht unberührt geblieben ist. Ebenso ist -möglicherweise c. 28,16 spätere Zuthat. Ob unter den fortgelassenen -geschichtlichen Bestandteilen fremde Stücke waren, lässt sich natürlich -nicht sagen. Der Text der jesajanischen Stücke ist teilweise sehr -verdorben, zum Teil auch verloren gegangen. Ganz verstümmelt ist c. -29,1 ff., wahrscheinlich auch der Anfang des Buches; unvollständig -erhalten ist wohl auch der Schluss c. 31,4. Dennoch geht aber aus der -grossen chronologisch-sachlichen Ordnung unserer noch jetzt erhaltenen -jesajanischen Stücke hervor, dass das ursprüngliche Buch sich ziemlich -vollständig erhalten haben muss.[33] - -Endlich ist aber auch dieses Buch dem Schicksale so vieler anderen -älteren Schriften verfallen. Ein Apokalyptiker des zweiten Jahrhunderts -besorgte eine neue Ausgabe dieses alten Buches. Er fand, dass die darin -aufgezeichneten Gesichte Jesaias in seiner bedrängten Zeit sich zu -erfüllen begännen. Die Not der Fremdherrschaft, unter der seine Zeit -seufzte, ist die Erfüllung der von dem uralten Propheten geweissagten -Gerichte Jahwes über sein Volk wegen des Abfalls, den „sie“ (nämlich -die frühere Generation) begingen.[34] Er deutete die darin geweissagte -Bedrängung Jerusalems auf die syrische Tyrannei.[35] Bei dieser Deutung -konnte ihm freilich die geschichtliche Umrahmung nichts helfen. Es kam -ihm auch an sich nur auf die Offenbarungen, also auf die Sammlung des -reinen Wortes an. So brach er denn alle wirklichen und vermeintlichen -Reden aus ihrem geschichtlichen Zusammenhange heraus und verarbeitete -sie zu einem neuen Buche. - -In den jesajanischen „Gesichten“ (c. 29,11) war aber nur eine Seite -der Endzeit hervorgehoben, nämlich das Gericht. Die andere Seite, die -Erlösung und das messianische Heil, fehlte. Sie hat der Herausgeber aus -seinem eigenen Schatze hinzugefügt. Das sollte kein Betrug sein und war -auch keiner. - -Der Verfasser schrieb seine Stücke als notwendige Erläuterungen und -Ergänzungen, und zwar, wie er sicher annahm, ganz im Geiste Jesaias. -Was er über das zu erwartende Heil geschrieben hat, war nicht seine -Erfindung, sondern zu seiner Zeit allgemeingültiges Dogma. Ja, er hat -seine Gedanken zum Teil aus einem anderen von ihm für jesajanisch -gehaltenen Buche, dem Deuterojesaja, entlehnt. Wie harmlos er den -jesajanischen Stücken gegenübergestanden hat, ergiebt sich z. B. -daraus, dass er die Schilderung Jesaias von dem Zuge der jüdischen -Gesandtschaft nach Aegypten c. 30,6 f. für ein geheimnisvolles Orakel -über die Tiere des Südlandes gehalten hat. - -Seine Schrift sollte eine Trostschrift sein. In der Zeit des Verfassers -fing man an, an der Sicherheit des messianischen Heils irre zu werden. -Da galt es, die Zeichen der Zeit zu verstehen und sie zum Trost und -zur Belehrung des Volkes nach den Weissagungen der alten Propheten -zu deuten. Aus diesem Zwecke erklärt sich der teils lehrhafte, teils -weinerliche Ton der Schrift. „Die Gerichte, die Jesaia verkündet -hat, geschehen jetzt in eurer Mitte; nur noch ein kleines Weilchen, -dann folgt die grosse Umwandlung der Dinge; du Volk in Sion sollst -nicht immerfort weinen; gab auch der Herr Brot der Not und Wasser der -Drangsal, so wird er sich jetzt bald eurer erbarmen; wie man nicht -immerfort drischt, so wird euch der Herr auch nicht immerfort schlagen. -Grade die Trübsal ist ein sicheres Zeichen des nahen Heils; dann wird -„Assur“ vernichtet, ihr aber werdet gesegnet werden.“ - -Eine derartige Trostschrift wollte der Verfasser geben. Er that dies, -indem er aus dem jesajanischen Buche alle wirklichen und vermeintlichen -Reden herausbrach und sie mit seinen Erklärungen und Ergänzungen zu -einem neuen Buche verarbeitete. So ist es gekommen, dass in dem neuen -Buche die beiden sich ergänzenden Gedankenreihen von Gericht und Segen -immer abwechselnd zu Worte kamen. Für den Zweck der Schrift konnte -das nur um so wirksamer und eindringlicher sein, jemehr dadurch der -eigentliche Charakter der Drohreden verwischt wurde. Dem Verfasser aber -war diese Methode durch die Art der Gewinnung der jesajanischen Stücke -an die Hand gegeben. - -Als Einteilungsprinzip diente ihm das mehrfach in den jesajanischen -Stücken vorkommende הוי. Das wird ihn wohl auch veranlasst haben, -an Stelle des vielleicht verstümmelten Einganges des Buches das in -formaler Beziehung ganz passende Stück c. 28,1-4 zu setzen. Denn mit -einem jesajanischen Stücke wollte er doch sein Buch beginnen.[36] -Als Abschluss seines ganzen Werkes dichtete er nach dem Muster von -c. 9,1-6 oder c. 11,1-9 die etwas verunglückte Weissagung c. 32,1-8. -Ein späterer hat dann in ähnlicher Weise c. 32,9-20 hinzugefügt. Als -zweiter Nachtrag reihte sich dann noch c. 33 an. Der Verfasser hat es -in seinem Anfange dem Buche c. 28 ff. nachgebildet. So erschien dann -die Schrift in damaliger Weise als חסון ישעיהו, wurde als solche später -in das Ganze unseres Jesajabuches aufgenommen und blieb in dieser -Geltung seitdem unangefochten. - -Dadurch, dass es der Kritik gelungen ist, die widerspruchsvolle Einheit -auch dieser Sammlung des Jesaia-Buches zu zerstören, hat sie der -alttestamentlichen Wissenschaft einen grossen Dienst geleistet. - -Zunächst ist es dadurch erst möglich geworden, ein entsprechendes Bild -von der schriftstellerischen Thätigkeit jenes grossen Propheten des 8. -Jahrhunderts zu gewinnen. Man hat sich nie eine rechte Anschauung davon -machen können. Weder die Annahme einer vorhergehenden predigtähnlichen -Ausarbeitung noch die der eigenen nachträglichen Niederschrift und -redaktionellen Sammlung seiner in glühender Begeisterung gehaltenen -Reden konnte befriedigen. Die Aufgabe des „Schriftstellers“ Jesaia -ist gewiss kein Schaden für seine Bedeutung als Prophet. Sehr wohl -erklärlich aber ist, dass Jesaia, nachdem er vergeblich durch mündliche -Predigt gewirkt hat, nun auf Befehl seines Gottes davon eine kurze -Darstellung giebt zum Zeugnis für einen folgenden Tag. So wird seine -schriftstellerische Thätigkeit in seine prophetische mit hineingezogen. - -Von weittragendster Bedeutung ist aber die richtige Erkenntnis von der -Komposition von Jesaia c. 28-33 für die inhaltliche Beurteilung seiner -Prophetie. Gehören ihm nämlich in jenen Kapiteln nur die Drohreden an, -hat demnach Jesaia grade in den Jahren 705 ff. den Untergang Jerusalems -verkündet, so darf wahrlich seine Bedeutung für die Folgezeit nicht -mehr darin gesehen werden, dass er die Unverletzlichkeit Jerusalems -als der Gottesstadt festgehalten habe. Ja, es wird dann überhaupt -der Meinung, die in ihm noch gern den Propheten „einer beglückenden -Fernsicht und milden Tröstung“ sieht, immer mehr der Boden entzogen. -„Ihn darf man nicht den Propheten der Hoffnung, wohl aber mehr als alle -andern den Propheten des ~Glaubens~ nennen“ (Hackmann). - -Endlich lässt uns auch die Erkenntnis der Komposition unseres Buches -einen lehrreichen Einblick in die Arbeit und Anschauungen des späteren -Judentums thun. Denn wir haben es bei diesem Buche nicht mit blosser -Ueberarbeitung oder mit Einschaltungen zu thun, sondern mit völliger -Umgestaltung einer altprophetischen Schrift; und es dürfte im ganzen -Kanon kaum eine Schrift geben, bei der, wie an unserer, der Zweck und -die Art der Umgestaltung deutlich zu erkennen wäre. - -~Duhm~ ist der erste gewesen, der dem Buche c. 28-33 den falschen -Schein der Einheitlichkeit genommen hat; ~Hackmann~ hat die Scheidung -von jesajanischem und nichtjesajanischem Materiale auf die richtigen -Prinzipien zurückgeführt. Der Zweck dieser Abhandlung ist es gewesen, -durch eingehende Darlegung der Komposition des Buches die Richtigkeit -der von ~Hackmann~ aufgestellten Prinzipien zu begründen und dadurch -der von ~Duhm~ eröffneten Anschauung von der Gestaltung dieses Buches -weiter Bahn zu brechen. Sie will an ihrem Teile einen kleinen Beitrag -liefern zur Lösung des grossen Problems, das die Erkenntnis von der -Beschaffenheit des Jesaia-Buches der neueren alttestamentlichen -Forschung gestellt hat. - - - - -Anhang. - - -1. c. 28,23-29. - -Diese Dichtung enthält ein dem Landbau entnommenes Gleichnis, welches -das Verhalten Jahwes seinem Volke gegenüber abbilden soll. - -Sie hat eine besonders feierliche Einleitung, wie sie der Volkssänger -gebraucht, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, und wie sie auch -Jesaia in dem Gleichnisse vom Weinberge c. 5,1 nachgeahmt hat. Schon -dadurch wird es unwahrscheinlich, dass ihr eine längere oder kürzere -Rede voraufgegangen sei. Selbst ~Dillmann~ findet es wahrscheinlich, -dass v. 23-29 ursprünglich nicht in unmittelbarer Fortsetzung von v. -7-22 gesprochen ist.[37] - -Aber auch inhaltlich steht dies Maschal mit v. 7-22 in keinem -Zusammenhange, so dass man annehmen könnte, Jesaia habe es nachträglich -selbst als Fortsetzung an seine jetzige Stelle gesetzt. Die Ausleger -geben sich vergeblich Mühe, den Zweck und Inhalt der Parabel mit dem -Vorangegangenen in Einklang zu bringen.[38] - -Betrachtet man die Parabel für sich, so kann ihr Inhalt nur tröstlicher -Art sein. Wie der Landmann nicht immerfort pflügt und eggt, sondern -auch säet, nachdem er den Boden geebnet hat, so wird -- das ist die -einzig richtige Parallele, auch Jahwe nicht immerfort zerstören, -sondern auch bauen. Wie Dill und Kümmel nicht mit der Schleife -gedroschen, sondern mit dem Stecken geklopft wird -- nämlich, damit sie -nicht beschädigt werden -- so wird auch Jahwe sein Volk nicht zu Grunde -richten, sondern nur züchtigen. Ebenso: wie Brotkorn nicht vom Rade des -Wagens zermalmt wird, sondern nur von der Spreu geschieden, so wird -Jahwe auch sein Volk nicht zermalmen, sondern es nur so lange strafen, -bis es gereinigt und geläutert ist. Denn wunderbar ist sein Rat, gross -seine Einsicht. - -Enthält aber das Maschal Tröstung, wie passt es dann als Fortsetzung -zu v. 7-22. Denn dass Jesaia, wie ~Meinhold~[39] will, eine versteckte -Drohung gegen die Magnaten darin habe aussprechen wollen, ist gänzlich -unverständlich. Und noch dazu soll Jesaia das Maschal eigens dazu -gedichtet haben, die vorstehende Drohrede zu verstärken und die Grossen -zu erschrecken! In der That, diese Erklärung ist kaum wunderbarer, als -der Fehlgriff ~Ewalds~, der, auf die vorhergehenden Drohungen wider -die trunkenen Judäer zurückgehend, in der Bilderrede v. 23-29 eine -symbolische Abmahnung von der Unmässigkeit im Trinken erblickt. - -Auf andere Art sucht ~Dillmann~ darzuthun, dass sich das Maschal noch -„im Gedankenkreis des vorigen Abschnittes bewegt“. Denn teils ist es -die Bewunderung des göttlichen Verstandes, worauf das Ganze hinausläuft -(v. 29), und darin berührt es sich mit v. 21, teils wird aller -Nachdruck darauf gelegt, dass der Landmann nicht immerfort den Boden -umbricht, und darin berührt es sich mit v. 16 f., wonach „Gott nicht -blos zerstört, sondern aufbaut“. - -Aber v. 21 und 29 berühren sich nicht so, wie ~Dillmann~ sagt. Beide -Verse drücken zwar eine Verwunderung aus, und zwar über Gottes Thun. -Trotzdem besagt v. 29 so ziemlich das Gegenteil von v. 21. In v. 21 -wundert sich der Prophet über Gottes Thun, weil er es nicht versteht. -„Dem Propheten selber ist offenbar höchst fremd zu Mute, wenn er sich -jenes Werk vorstellt, dass Jahwe mit Assurs wilden Scharen gegen Juda -zu Felde ziehen soll: fremd seine That, wildfremd sein Werk!“ (Duhm). -Aber freilich, nach Dillmann thut Jesaia den Ausruf, weil er es -durchschaut, dass Jahwe schliesslich doch nicht Zion vertilgen, sondern -durch die Strafe seine Verklärung bewirken wird![40] Wo steht davon -auch nur ein Wort? Aber der wuchtigen Rede des Jesaia wird alles Mark -entzogen, wenn er am Schlusse seiner Drohungen theologisch spintisiert -und diesen unausgesprochenen Reflexionen durch Worte der Bewunderung -Ausdruck gegeben hätte! Nein, er durchschaut eben den Ratschluss Gottes -nicht, daher die Ausdrücke זר und נכריה, aber die Thatsache ist ihm -gewiss: er hat Vertilgung als festen Beschluss Jahwes vernommen (v. -22), und es ist auch ihm eitel Entsetzen, Orakel zu deuten (v. 19). - -Ganz anders in v. 29, wo auch durch das גם זאת am Anfange deutlich -der ~Gegensatz~ zu v. 21 zum Ausdruck kommt. Insofern stehen -allerdings beide Verse in Berührung. In den vorhergehenden Versen -ist durch mehrere dem Landbau entlehnte Vergleiche das Thun Jahwes -verständlich gemacht. Jahwe sucht sein Volk heim. Aber wer sich in -seine Wege vertieft, der wird erkennen, dass das Pflügen und Dreschen -zwar notwendig ist, aber nicht ewig währen kann. Wunderbarlich ist -sein Raten; aber er führt es herrlich hinaus. Hier ist theologische -Reflexion. Mit Recht sagt ~Duhm~[41]: „Das Stück löst keine scheinbaren -Widersprüche, die in v. 7-22 enthalten wären und die auch Dillmann erst -nachträglich einfallen.“ - -Aber ich kann auch ~Duhm~[41] darin nicht beistimmen, dass das -Maschal den Propheten wider den spöttischen Vorwurf verteidige, dass -seine Drohungen nicht eintreffen. Denn es setzt ja Trübsal voraus -und verkündet nicht das Eintreffen der Drohung, sondern das Ende der -Plagen. Nur mit völliger Umbiegung seines einfachen Wortsinnes kann man -ihm im Zusammenhange eine solche Deutung geben, wie auch Duhm es thut. - -Richtiger nach seinem Wortsinne deutet ~Guthe~[42] das Gleichnis: -„So hat auch die Strafe Jahwes ein Ende, wenn die Zeit des Segens -herbeigekommen ist.“ Aber um es so deuten zu können, muss er es aus -dem Zusammenhange entfernen. Doch giebt er ihm aus seiner Konstruktion -eines zweifachen Zukunftsbildes eine Nutzanwendung, die unhaltbar -erscheint.[43] - -Das Maschal ist also weder direkte Fortsetzung von v. 7-22, noch kann -es später von dem Propheten an seine jetzige Stelle gesetzt sein. Ja, -es stammt überhaupt nicht von Jesaia. - -Das Gleichnis enthält eine tröstliche Verheissung an das heimgesuchte -und geplagte Volk. Die Situation, die es voraussetzt, ist die, dass -das Volk schon lange Zeit unter den Schlägen Jahwes zu leiden hat. -Darauf liegt aller Nachdruck. So beginnt das Gleichnis schon mit der -schmerzlichen Frage הכל היום, die es ja mit einem tröstlichen „nein“ -beantwortet. Ebenso heisst es v. 28: כי לא לנצח אדוש ידושנו. Das ist -bisher von den Auslegern übersehen worden, weil sie immer den Jesaia -als Autor vor Augen hatten. Und doch liegt in dem ganzen Maschal der -Hauptton darauf, dass das Volk gerade deshalb, weil es schon lange -Zeit, eine Ewigkeit (v. 28,23) unter der Zuchtrute Jahwes zu leiden -hat, und deswegen an der Hülfe und Erlösung zu zweifeln anfängt, durch -den aus dem Landbau genommenen Vergleich auf die einst doch und gewiss -eintretende Zeit des Segens vertröstet werden soll. - -Diese Situation passt allerdings gar nicht auf die Zeit Jesaias, wohl -aber sehr gut auf die nachexilische Gemeinde. Jesaia hat auch das Volk -nie in seinen Reden als ein solches angesehen, das schon zu lange -Zeit unter den Schlägen Jahwes leidet, so dass es nun auf Erlösung -hoffen dürfte[44], sondern immer als ein solches, dem das gewaltige -Drohgericht Gottes noch bevorsteht. - -Das durch den Inhalt des Maschals gewonnene Resultat findet nun noch -mehrfache anderweitige Bestätigung. Zunächst ist befremdlich, dass es -ganz allgemein gehalten ist und ohne weitere Nutzanwendung bleibt. -Das ist sonst nicht Jesaias Art. Das Lied vom Weinberge c. 5,1 ff. -erhält sofort seine konkrete Beziehung. Für das nachexilische Judentum -bedurfte es einer solchen nicht. Da war die Situation immer dieselbe. - -Auf die nüchterne, theologisierende Reflexion ist oben schon aufmerksam -gemacht worden. Das Bild des Landbaues ist an sich passend; doch wird -es durch immer neue Wendungen breit ausgeführt, ohne doch einen neuen -Gedanken zu bringen. Auch der Stil ist matt und raisonnierend vgl. -das הלוא אם v. 25 und den Anfang von 28 לחם יודק, den man als Frage -auffassen muss, um überhaupt einen Sinn zu erhalten. - -Oben ist gesagt, dass der Eingang der Einleitung eines Volksliedes -nachgeahmt ist; aber doch nicht sehr geschickt, durch blosse Häufung -von Imperativen, von denen der eine (שמעו) doppelt vorkommt. Ausserdem -hat ~Meinhold~, wenn auch in anderer Absicht, darauf aufmerksam -gemacht, dass in der älteren klassischen Zeit mit שמעו immer eine -Drohung eingeführt werde; erst in späterer Zeit, wo man für das -unterdrückte Volk keine Drohungen mehr hatte, gebrauchte man das Wort -auch zur Einleitung in Trostreden (Jes. 36,1. 4. Jes. 37,4 f. 46,3. 12 -etc.). - -Wenig geschickt ist die Vorwegnahme des Säens in v. 24 (לזרע), wovon -doch eigentlich erst v. 25 redet; künstlich die Konstruktion von v. 26, -der das Subjekt erst im 2. Stichos bringt; v. 28 ist auch in seiner -zweiten Hälfte schwerfällig und wird nicht leichter, wenn man auch die -Pferde durch Korrektur beseitigt und וּפְרָשׂוֹ ולא liest (Duhm). Denn -der erste Stichos giebt sich nicht als erster Vordersatz zu erkennen -und der Sinn wird verbogen; denn nicht darauf kommt es an, ob das Brot -nach dem Dreschen zermalmt wird, sondern dass das nicht durch das -Dreschen geschieht. In v. 29 streicht ~Duhm~ das צבאות, weil Jahwe -als Gott der Heerscharen nicht der Lehrmeister der Bauern war. Gewiss -nicht für Jesaia; aber wohl für einen Späteren, für den der Begriff die -konkrete Färbung nicht mehr hatte. Überhaupt ist die ganze Auffassung, -dass Jahwe Lehrmeister der Bauern sei, zu Jesaias Zeit angesichts -solcher Stellen wie ~Hosea~ 2,4 ff. kaum so volkstümlich gewesen, wie -unser Gedicht voraussetzt. - -Sprachlich Ausschlag gebend ist vor allem das Wort תושיה, das zum -Wortvorrat der Weisheitslehrer gehört (Pr. 2,7. 3,21. 8,14. 18,1. Tob. -5,12. 6,13. 11,6. 12,6. 26,3 und die späte und verstümmelte Stelle Mi. -6,9). Das Wort wird also nicht, wie ~Duhm~ meint, durch unsre Stelle -als alt erwiesen. Endlich sei noch auf die beiden Begriffe נסמן und -שורה hingewiesen, die sehr jung und für uns unübersetzbar sind. Da sie -die LXX nicht hat (nur Cod. R hat für שורה κέγχρον), streichen sie -viele Ausleger, wogegen aber ~Dillmann~ Einspruch erhebt. - -Die Verse 23-29 sind nach alledem nicht von Jesaia; sie sind vielmehr -erst spät verfasst und mit der Drohung v. 14-22 verbunden worden, um -derselben einen Trostspruch gegenüberzustellen. So erklärt sich auch -das גם זאת v. 29 am leichtesten, das, auf v. 21 f. zurückblickend, den -festen Vertilgungsbeschluss Jahwes im Blick auf sein wunderbar weises -Walten korrigiert.[45] - - -2. c. 32,15-20. - -Gewöhnlich nimmt man v. 15-20 mit den vorhergehenden Versen 9-14 -zusammen; und gegen diesen Abschnitt v. 9-20 als ganzen hat auch -~Stade~ sein Bedenken erhoben. Es ist aber unmöglich, die Verbindung -beider Stücke aufrecht zu erhalten. Der Abschnitt v. 9-20 beginnt mit -einer furchtbaren Drohung gegen die sorglosen Weiber Jerusalems und -schliesst daran die Verkündigung des Unterganges der Stadt, um dann -plötzlich wieder v. 15 ff. in die glänzendste Zukunftsschilderung -einzulenken. - -Dieser plötzliche Umschwung in v. 15 ff. schlägt der vorhergegangenen -Ankündigung der Verwüstung Jerusalems zu sehr ins Gesicht, als dass er -nicht Bedenken gegen seine Ursprünglichkeit wachrufen müsste. Sieht -man sich den Übergang von v. 14 zu v. 15 näher an, so erkennt man -dann auch, dass er nicht von dem hergestellt sein kann, der v. 9-14 -geschrieben hat. Bisher haben sich allerdings alle Exegeten diesen -Übergang gefallen lassen. Erst ~Duhm~ hat die Unmöglichkeit erkannt, -v. 15 ff. mit v. 9-14 zu verbinden, obwohl er beide Stücke dem Jesaia -als Verfasser zuschreibt. - -v. 14 sagt, dass Jerusalem von der Erde verschwinden soll, so dass -auf ihren Trümmern wilde Esel und Herden weiden werden; und das soll -so bleiben עד עולם. v. 15 fährt dann fort: עד יערה עלינו רוח ממרום. -„Dies עד,“ sagt ~Duhm~, „ist so unglücklich wie möglich; denn abgesehen -davon, dass gleich die folgenden Stichen sich nicht mehr von ihm -regieren lassen, kann doch nur ein in Zukunftshoffnung schwelgender -Schriftsteller den Nexus vertragen: Jerusalem wird verwüstet sein auf -ewig, bis dass das Gegenteil eintritt.“ Aber man muss noch weiter -gehen. Denn von dem „Gegenteil“ der Verwüstung, von dem Wiederaufbau -Jerusalems, ist weder in v. 15 noch in den folgenden Versen die Rede. -Es wird darin vielmehr die innere Umwandlung, die Fruchtbarkeit des -Landes und der Friede, der dann im Lande herrschen wird, geschildert, -der Wiederaufbau Jerusalems aber vorausgesetzt. Und doch müsste in -ihnen grade davon die Rede sein, wenn sie auch nur „als scharfer -Gegensatz“ die Fortsetzung von v. 9-14 bilden sollen. - -Auch hier hat man darum wieder zur Vergewaltigung des klaren Sinnes -des Textes in v. 14 seine Zuflucht nehmen müssen, um v. 15 ff. auch -nur einigermassen als ursprüngliche Fortsetzung zu v. 9-14 verstehen -zu können. Ob unter ארמון der Königssitz (Cheyne), was doch am -wahrscheinlichsten ist, da das Wort so absolut und im sing. steht, -oder Landhäuser (?) oder Prachtbauten der Magnaten in der Stadt zu -verstehen sind, darüber kann man streiten; ebenso darüber, was בהן -(Wartturm Neh. 3,25 ff.?) und עפל (Hügel, wohl der südliche Teil des -Osthügels 2 Chr. 27,3. 33,4. Neh. 3,26. 11,21) bedeuten soll. Aber -dass in v. 14 nicht blos von einem Verlassen, sondern von Zerstörung -die Rede ist, sollte doch niemand abstreiten. Dillmann sagt zwar, von -Zerstörung sei nicht die Rede, sondern von Verödung, welche durch die -Fortschaffung der Bewohner, zumal der leichtsinnigen Grossen, im -assyrischen Sturm bewerkstelligt wird. Aber eine verödete Stadt, die -zur Wonne für Wildesel und zum Weideplatz für Herden geworden ist, ist -doch wohl auch als zerstört, ja als gänzlich verschwunden gedacht. -Dillmann hat es aber ganz übersehen, sich mit diesem Schlusse von v. 14 -auseinanderzusetzen. - -Ebenso wie die Thatsache der Verwüstung Jerusalems macht auch die -Drohung, dass es עד עולם so bleiben werde, die Anknüpfung von v. 15 -ff. an v. 14 unmöglich. Deshalb hat man versucht, die Bedeutung des עד -עולם abzuschwächen. Dillmann will es „nach עד יערה v. 15“ erklären, -da die Grundbedeutung des Wortes עולם „Dauer“ sei. Aber schon die -Präposition עד giebt dem Worte die Bedeutung „immerdar“. Dillmann führt -für sich die Stelle 1. Sam. 1,22 an. Aber gerade dort bezeichnet עד -עולם den Dienst Samuels vor Jahwe als einen bleibenden im Gegensatze -zu einem nur zeitweiligen. Die Redensart 1 Reg. 1,31 ist aber doch -eben als solche zu verstehen. Endlich erklärt Dillmann selbst das עד -עולם nachher im 17. v. unseres Kapitels: „auf immer, hier (!) ohne -Einschränkung!“ - -Ist nach alledem v. 15 ff. nicht als ursprüngliche Fortsetzung von v. -9-14 aufzufassen, so verteilen sich nun auch die von Stade erhobenen -Bedenken gegen 9-20 auf die beiden Abschnitte v. 9-14 und v. 15-20, -und zwar so, dass die hauptsächlichsten und stichhaltigsten auf den -letzteren Abschnitt fallen.[46] - -Zwar nicht das ist richtig, dass nach v. 15 die Umwandlung der Natur -dadurch vermittelt wird, dass ein Geist aus der Höhe ausgegossen -wird; sondern beides ist zweierlei; die Umwandlung geschieht durch -ein Allmachtswunder Gottes in der Natur, und durch die Ausgiessung -des Geistes werden den Menschen übersinnliche Wunderkräfte verheissen -vgl. Jes. 44,3. Joel 3,1 ff. Sach. 12,10. auch Jes. 11,2 f. Auch gegen -die Bemerkung Stades wendet sich Duhm mit Recht, dass die Älteren die -Bekehrung als Wirkung des göttlichen Gerichts fassen, welches die -Menschen über ihre Sünde belehrt und in ihnen den freien Entschluss -zur Umkehr erweckt. Das Gericht erscheint als Strafe für verweigerte -Busse und nicht als Zuchtmittel. Aber damit wird doch nicht das -sachliche Bedenken Stades entkräftet, dass in v. 16 משפט und צדקה als -dona gratiae, als Geschenk Gottes in jener Zeit verheissen werden. Was -soll denn sonst v. 16? Hier erscheint doch Recht und Gerechtigkeit -ebenso als Verheissungsgut, wie in v. 15 die Ausgiessung des Geistes -und die Umwandlung der Natur. Und dazu ist allerdings Ez. 36,24 ff. -zu vergleichen. Die detaillierten Angaben dieser Stelle sind in v. 16 -ebenso vorausgesetzt wie in v. 15 die oben angeführten Weissagungen -über die Geistesausgiessung. Dass letztere so kurz erwähnt wird, als -wüsste der Leser schon, was sie zu bedeuten hat, giebt auch Duhm zu; er -meint aber, dass vor v. 15 etwas ausgefallen sei. Aber wenn das auch -so wäre, so könnte das kaum eine Erklärung über die Geistesausgiessung -oder deren Wirkung gewesen sein; diese könnte nach der Konstruktion -des Satzes höchstens folgen, nicht vorhergehen, v. 15 b kann man -ebenso gut eine unglückliche Wiederholung von c. 29,17 nennen, wie -diesen Vers als Nachahmung von v. 15 bezeichnen. Keiner von beiden -trägt Züge der Ursprünglichkeit. Duhm hält unseren Vers für das jesaj. -Vorbild und erklärt ihn so: Die Wüste soll Fruchtgarten werden und -dieser Fruchtgarten soll wie ein Wald mit fruchtbaren Bäumen bewachsen -sein. Das ist doch nur eine verlegene Umgehung der Erklärung Guthes, -nach welcher יער Steigerung zu כרמל bildet. Aber יער heisst (wildes) -Waldgebirge und nicht Park oder Obstgarten. Freilich passt die -gewöhnliche Erklärung des zweiten Gliedes unseres Verses als Gegensatz -zum ersten nicht in den Zusammenhang der Verheissungen; aber der -einfache Wortlaut besagt nichts Anderes. Die Wüste soll Fruchtgarten, -dieser wildes Waldgebirge werden. Die grosse Umwälzung gehörte eben -zum eschatologischen Dogma, und die Verbindung der hierzu gehörigen -Aussagen kümmerte die späteren Eschatologiker wenig; je bunter, um so -besser. Ist es nicht schon bunt genug, dass in unserm kleinen Stücke -erst (v. 15a) von der Ausgiessung des Geistes geredet wird, dann in -v. 15b von der Naturumwälzung; dann wieder in v. 16 von der inneren -Umwandlung der Menschen; in v. 17 f. von dem allgemeinen Frieden und -der Sicherheit vor Feinden; in v. 19 von dem Untergange der Heiden und -endlich in v. 20 noch einmal mit einem Segenswunsche abschliessend von -dem Glücke und wunderbaren Aufblühen der Landwirtschaft! Gegenüber -diesem wirren Durcheinander hat man gewiss kein Recht, bei der Exegese -der einzelnen Verse auf den inhaltlichen Zusammenhang derselben unter -einander allzugrossen Wert zu legen. Vielmehr zeigt sich hier ein sehr -äusserlicher Anschluss an die Form und den Ausdruck der Gedanken. Das -werden wir gleich sehen, wenn wir uns nun den einzelnen Versen unseres -Abschnittes weiter zuwenden. - -Für v. 16 wird nämlich Stade Recht behalten müssen, wenn er sagt, dass -sich dieser Vers mühsam an dem in v. 15 gegebenen Gegensatze weiter -spinnt. Denn die מדבר in der nach v. 16 das Recht wohnen soll, ist -doch eigentlich nach v. 15 gar nicht mehr vorhanden, sondern zum כרמל -geworden! Wenn Duhm das damit entschuldigt, dass für eine Viehzucht -treibende Bevölkerung eine מדבר (hier in der Bedeutung Trift) vorhanden -sein muss, und diese nur weiter in die Wüste hineingeschoben zu denken -sei, so ist das schon recht gut; aber dieser erklärende Zwischengedanke -steht doch eben nicht da, und v. 16 knüpft in der Form so eng an v. 15 -an, dass man zuerst an die in v. 15 erwähnte מדבר denken muss. Dieser -Anschluss ist also jedenfalls nicht sehr geschickt, sondern „mühsam“. - -In v. 17 beseitigt Duhm die Anstösse: er streicht das zweite צדקה -liest statt „השקט“ „המשפט“, lässt die Kopula vor בטח weg und -erklärt endlich עד עולם für einen müssigen Zusatz. Ob solche -weitgehenden Korrekturen in dem sonst gut erhaltenen Texte, zumal -sie nicht eigentlich Fehler, sondern nur Ungeschicklichkeiten der -Form beseitigen, erlaubt sind, dürfte doch die Frage sein. Duhm -unternimmt die Korrekturen auch nur unter der Voraussetzung, dass das -Stück jesajanisch sei. Inhaltlich bleiben freilich auch so nur leere -Allgemeinheiten und abstrakte Begriffe übrig. Jesaia würde kaum so -allgemein von einer מעשה העדקה und עבדת המשפט geredet haben; er hätte -sich gewiss konkret ausgedrückt. - -Von v. 18 giebt auch Duhm zu, dass derselbe „unstreitig einen etwas -leeren Eindruck macht;“ die Schilderung ist überladen; die drei -Ausdrücke „Wohnstätten des Friedens“, „sichere Wohnungen“ und „sorglose -Ruhesitze“ besagen doch ganz dasselbe. Das ist freilich nicht Jesaias -Art; wo aber sonst schon Anzeichen für spätere Abfassung vorliegen, ist -das nur ein weiteres Kennzeichen der Unechtheit, und man hat kein Recht -mehr, nur der ungeschickten Form wegen Varianten anzunehmen. Merkwürdig -ist auch der Ausdruck עמי; das Subjekt des suff. ist vielleicht Gott; -in v. 15 heisst es עלינו, in v. 20 אשריכם. Solcher Wechsel in der -Person ist bei Späteren häufig; vgl. auch c. 33,1 mit 2 und 3; ebenso -v. 14 ff. - -v. 19 findet auch ~Duhm~ wieder „vollends sonderbar und unbegreiflich“. -Und das mit Recht. Denn mitten in der Schilderung der goldenen Zeit -redet dieser Vers plötzlich von den Schrecken des Gerichts. Allerdings -thut er das so dunkel, dass die Ausleger schon immer geschwankt haben, -ob sie dieses Gericht auf Jerusalem oder Assur beziehen sollten. -Auf beide passt der Wortlaut und Zusammenhang gleich schlecht. -Versteht man, wie die meisten Ausleger es thun, unter יער im 1. Gl. -den Assyrer, so ist im 2. Gl. der Ausdruck עיר für die Bollwerke -der feindlichen Weltmacht nicht grade glücklich gewählt. Dillmann -und andere beziehen den Vers deshalb auf Jerusalem: „Daran muss der -Prophet, gemäss der Endabsicht des Stückes, noch einmal kurz erinnern, -dass ohne schweres Zorngericht und tiefe Beugung es nicht abgeht.“ -So findet sich ~Dillmann~ mit der gradezu unerhörten Stellung dieses -Verses mitten unter den glänzendsten Zukunftsbildern ab! Entkräften -lassen sich solche Behauptungen nicht mehr; man wird ihnen einfach -die entgegengesetzte gegenüber stellen müssen: Wenn in diesem Verse -Jerusalem bedroht wäre, so könnte er nicht dem Zusammenhange angehören. -~Duhm~ meint, dass der Vers vielleicht einem Gedichte über ein fremdes -Volk entnommen und von einem Leser, dem er bei v. 14 (?) eingefallen -sei, an den Rand geschrieben worden sei. Dann bleibt doch völlig -unerklärt, wie er später grade an die unpassende Stelle gekommen sein -soll, an der er jetzt steht. An seiner jetzigen Stelle kann er nur auf -die feindliche Weltmacht bezogen werden und ist nur dann erklärlich, -wenn er sowohl wie seine Umgebung nicht von Jesaia stammt. Denn für -die späten Eschatologiker fallen die Bedenken hin. Gehört der Inhalt -nur zum eschatologischen Dogma, so hat er sein Recht im Zusammenhange -erworben. Der Ausdruck יער für den Assyrer ist aus c. 10,18. 33 f. -verständlich. Unter der Stadt sind die feindlichen Bollwerke zu -verstehen wie in c. 24 ff. Der Ausdruck עיר scheint mir lediglich -als Parallele gewählt zu sein, um den schon sonst durch Paronomasien -gezierten Vers möglichst künstlich zu gestalten. Denn ich glaube mit -Stade, dass im Anfange des Verses ברר eigens vom Verfasser gebildet -ist, um mit dem folgenden ברדת zu assonieren, und dass deshalb nicht -mit Secker u. a. ירד zu lesen ist. Im zweiten Versgliede entspricht dem -ja auch das unglückliche בשפל תשפל. So erklären sich wenigstens alle -Schwierigkeiten und Wunderlichkeiten dieses Verses. - -Die Seligpreisung aller, die die goldene Zeit erleben, beschliesst den -Abschnitt. Freilich ist auch hier der Inhalt dessen, was gemeint ist, -nicht aus dem Wortlaute allein, sondern nur aus seiner Verbindung mit -dem als bekannt vorausgesetzten eschatologischen Dogma zu gewinnen. -Denn eine Glücklichpreisung der Nomaden oder Landbewohner als solcher -ist natürlich hier nicht gemeint. Ebensowenig stellt der Vers den Lohn -treuer Arbeit in Aussicht. Sondern das זרעי על נל מים will sagen, dass -in jener Zeit die Bäche nie versiegen werden Job. 6,15. Jes. 58,11; -und das zweite Versglied weist darauf hin, dass die Prärie fruchtbar -und völlig gefahrlos sein wird. Ob Jesaia von seinen Zeitgenossen -so verstanden wäre? Der, der v. 20 geschrieben hat, hat doch wohl -bei seinen Lesern die Bekanntschaft mit dem eschatologischen Dogma -vorausgesetzt. - -Es hat sich uns gezeigt, dass nicht nur der Abschnitt c. 32,15-20 -als solcher nach Inhalt und Form, sondern auch jeder einzelne -Vers desselben die Spuren später Herkunft trägt. Es kann darum -von jesajanischer Abfassung desselben keine Rede sein. Die genaue -Bekanntschaft mit dem eschatologischen Dogma, die er voraussetzt und -seine Berührungen mit spätjüdischen Schriften (Job. Joel. Jes. 24 ff.) -zwingen sogar, für die Zeit seiner Entstehung bis tief ins zweite -Jahrhundert hinabzugehen. Genaueres über die Zeit seiner Herkunft lässt -sich natürlich nicht sagen, da sein Inhalt zu allgemein ist. - - - - -Lebenslauf. - - -Ich, ~Martin Brückner~, evangelischer Konfession, bin am 16. Juni -1868 zu Friedersdorf bei Goerlitz geboren. Mein Vater ist Pastor und -Königlicher Kreis-Schulinspektor zu Gersdorf bei Goerlitz. Ihm habe -ich die Grundlage meiner Bildung zu verdanken. Von Tertia an war ich -Alumnus auf der Königlichen Landesschule Pforta. Diese verliess ich -Ostern 1888 mit dem Reifezeugnis, um in Tübingen, Leipzig und Halle -acht Semester Theologie zu studieren. Ich besuchte Vorlesungen und -Seminare bei folgenden akademischen Lehrern: Beyschlag, Brieger, Buder, -Erdmann, Fricke, Gunkel, Guthe, Haupt, Hering, Kaehler, Koestlin, -Kautzsch, Loofs, Spitta. Im Februar 1893 bestand ich in Halle die erste -theologische Prüfung, absolvierte den Seminarkursus in Liegnitz und war -ein Jahr in Pommern als Hauslehrer thätig. Ostern 1894 wurde ich in das -Predigerseminar zu Wittenberg aufgenommen, wo ich an den theologischen -und pädagogischen Vorlesungen und Uebungen der Herren Sup. D. Quandt, -Prof. D. Reinicke und Prof. Schmidt teilnahm. Im Mai 1895 wurde ich als -Pastor nach Altraudten bei Raudten berufen. - -Allen meinen verehrten Lehrern sage ich für vielfache Anregung und -Förderung auch an dieser Stelle aufrichtigen Dank. - - - - -FUSSNOTEN: - -[1] Das Buch Jesaia übersetzt und erklärt. Göttingen 1892. - -[2] Die Zukunftserwartung des Jesaia. Göttingen 1893. - -[3] Hackmann a. a. O. S. 7 Anm. - -[4] S. 71 - -[5] Mit Ausnahme des ersten und letzten Stückes, die besonders -besprochen werden müssen. - -[6] Denselben Bau im Anfange zeigt auch das kurze Stück c. 29,15. - -[7] Mit Ausnahme von c. 28,1-4 und 32,9-14. - -[8] Bezüglich des Schlusses könnte man sich ja zur Not mit c. 31,4 -begnügen. Aber der oben nachgewiesene grobe Missverstand vieler -Exegeten in der Auslegung des Bildes vom knurrenden Löwen über seiner -Beute zeigt doch, dass dies allzukurze Wort ein nicht völlig genügender -Abschluss des Ganzen ist. c. 31,1-3 redet von der Vernichtung der -beiden verbündeten Heere: „Da stürzt der Schützer und fällt der -Geschützte“ v. 4 soll nun jedenfalls in gewaltigem Bilde vom Löwen -den Untergang der Stadt Jerusalem malen. Aber Jesaia sagt in diesem -Verse nur, dass sich Jahwe im wilden Heerzuge der Assyrer auf -Jerusalem stürzen wird. Was dann geschieht, sagt Jesaia nicht mehr. -Wahrscheinlich ist, dass der Schluss weggefallen ist; möglich ist aber -allerdings auch, dass sich Jesaia mit der Andeutung durch das kurze, -aber packende Bild begnügt hat. Das konnte sich jeder selber ausmalen, -wie es der Beute unter den Tatzen des knurrenden Löwen ergehen würde; -und Jesaia hat auch sonst nicht, auch nicht in dem Bilde vom Weinberge -c. 5. die Zerstörung Jerusalems mit dürren Worten ausgesprochen. - -[9] S. 48. - -[10] Zu c. 30,8 S. 195. - -[11] ~Duhm~, Kommentar S. 195. - -[12] S. 49. - -[13] a. a. O. S. 22 ff., cf. S. 62 ff., vgl. auch ~Duhm~ Comm. zu den -Stellen. - -[14] Hackmann will zwar der viel grösseren Leichtigkeit des -Verständnisses wegen (S. 67) v. 18 ff. auf Israel bezogen wissen; aber, -wie mir scheint doch mit Unrecht. Denn die ganze Schrift c. 7 f. ist -gegen Juda geschrieben; da hätte doch eine solche Expektoration über -das Geschick Nordisraels wenig Sinn. Freilich, direkte Fortsetzung der -Rede v. 13-16 ist v. 18 ff. nicht; v. 17 ist vom Redaktor und v. 18 -ff. sind stark überarbeitet (vgl. schon das ewige ביום ההיא v. 18. 20. -21. 23). Die Verse haben hinter c. 7 ursprünglich vielleicht dieselbe -Bedeutung gehabt, wie c. 8,5 ff. hinter c. 8,1-4: Sie sprechen das -Urteil Jesaias resp. Jahwes aus; aber nicht als Rede Jesaias an den -König, sondern nur in schriftlicher Darstellung. Vielleicht haben v. -18 ff. einst hinter c. 8,1-4 gestanden und sind vom Redaktor erst -verbessert und vermehrt an ihren jetzigen Platz gestellt, um die -messianisch verstandene Immannuelweissagung etwas zu verlängern und zu -verzieren. - -[15] Vgl. darüber Duhm Comm. S. 49 ff., und Hackmann a. a. O. S. -62-70. Die Annahme eines ursprünglich geschichtlichen Zusammenhanges -der Stücke in c. 7 f. beseitigt jedenfalls sonst unüberwindliche -Schwierigkeiten für die Annahme jesajanischer Herkunft derselben, die -sich für einzelne Partien (c. 7,2-16, c. 8,1-4, 14 f. 16-18) doch -immer aufdrängt. Hervorgehoben sind die Schwierigkeiten von c. 7 -namentlich von de Lagarde Sem. I. 9 ff. und Studer J. P. Th. V. 76 ff. -Andererseits meint schon Ewald (I. 320. 329 f.), dass die Erzählungen -dieses Stückes einst vollständiger gewesen seien, und auch Dillmann -(Comm. S. 62) giebt es als Eigentümlichkeit des Stückes c. 6-9,6 an, -dass es „geschichtlich angelegt ist“. Der Redaktor, der es bearbeitet -und in seine Sammlung (c. 6-9,6) aufgenommen hat, hat es natürlich -„messianisch“ behandelt. Das zeigt seine eigene Weissagung c. 9,1-6. -Er dichtet dem Messias einen dritten Namen an, der noch länger ist -als der in 8,1-4 genannte und auf die beiden anderen Bezug nimmt. Aus -dem Immanu-el hat er sein El gibbor, aus dem chas-baz sein abi-ad -(daher nicht Ewigvater, sondern Beutevater). Der „Wunderrat“ entstammt -vielleicht dem wunderbaren אות c. 7,10. Der „Friedefürst“ ist eigene -Zuthat, weil das Hauptmerkmal des Messias in seinem Namen nicht fehlen -durfte. - -[16] Das tröstliche Schlusssätzchen ist unecht und fehlt noch in LXX. -Vielleicht sind überhaupt v. 12 f. zu streichen. Sie bringen gegenüber -v. 11 nichts Neues, reden vielmehr von einer zweimaligen Deportation, -nachdem in v. 11 das Land schon menschenleer geworden war. Vgl. -hierüber Duhm Comm. S. 48. - -[17] Die Möglichkeit so später Niederschrift ist nicht zu bezweifeln -cf. Duhm zu c. 6. Für Jesaia war das eine ebenso glänzende wie -innerlich wahre Rechtfertigung seines erfolglosen Wirkens, dass er -dennoch den göttlichen Zweck seiner Sendung erfüllt habe. -- Dass c. 6 -jetzt vor c. 7 und nicht vor c. 28 steht, rührt daher, dass es zeitlich -dahin gehört und wahrscheinlich schon bei der ersten Gesammtausgabe der -drei Schriften Jesaias an diesen Platz gestellt ist. - -[18] Zu c. 22 vgl. namentlich Hackmann a. a. O. S. 108 f. - -[19] Über die in c. 1-5 aufbewahrten Stücke urteilt Hackmann S. 49, -dass sie von Anhängern und Freunden des Propheten niedergeschrieben -sind, da sich für den Propheten kein Motiv zur Fixirung der meist -kurzen Sprüche finden lasse. Indessen besteht vielleicht auch -die Möglichkeit, dass einzelne von ihnen früher den grösseren -geschichtlichen Darstellungen angehört haben. Zu 3,6 bemerkt Duhm: „Der -Eingang (ויאמר יהוה) legt die Vermutung nahe, dass das Stück einst -einem grösseren Zusammenhange angehörte.“ Auch die Weherufe in c. 5 -sind wohl aus ursprünglich anderen Zusammenhängen hergenommen, denn sie -stehen bunt durcheinander. Vgl. z. B. c. 5,18 ff. mit c. 28,9. 22 ff. -c. 30,10. - -[20] Näheres s. Hackmann a. a. O. S. 80 ff. - -[21] Juda und die assyrische Weltmacht: S. 5 ff. - -[22] a. a. O. S. 92-97., 108 f. - -[23] Comm. S. 221. - -[24] ~Hackmann~ a. a. O. S. 136 ff. - -[25] ~Wellhausen~: Israelitische und jüdische Geschichte. 1894. S. 165. - -[26] a. a. O., S. 164. - -[27] Comm. S. 188. - -[28] Comm. S. 216 ff. - -[29] S. zum Folgenden Stade, Geschichte d. V. J. I. 614 ff. Wellhausen. -Gesch. d. j. V. S. 85 f. - -[30] c. 30,9 ff. - -[31] Vgl. auch Duhm Comm. S. XVI: „So viel Jesaia geschrieben hat, -so ist er doch kein Schriftsteller von Beruf; er schreibt teils aus -dem allgemeinen Grunde, dem mündlich gesprochenen Worte eine grössere -Ausbreitung und nachhaltigere Wirkung zu geben, teils zu dem besonderen -Zwecke, um gegenüber dem Unglauben der Mehrheit seines Volkes -Beweisstücke für die richtige Vorhersagung der Ereignisse zu schaffen.“ - -[32] Vgl. hierzu Hackmann a. a. O. S. 47. - -[33] Das kommt vielleicht daher, dass man mit dem Buche, das nur -Drohungen enthielt, nach dem Exil zuerst nichts Rechtes anzufangen -wusste. Uebrigens mögen wohl auch die geschichtlichen Partieen schon -früher mehr vernachlässigt worden sein, da man an ihnen natürlich -immer das geringere Interesse haben musste, zumal sie obendrein mit -der späteren Sage von Jesaias Stellung zur Zerstörung Jerusalems nicht -stimmten. Nötig ist aber diese Annahme zur Erklärung ihrer Ausscheidung -nicht. Jene Zeit stand solchen geschichtlichen Stoffen völlig kritiklos -gegenüber. - -[34] c. 31,6. Der Apokalyptiker hat bei dieser Deutung freilich -nicht das ägyptische Bündnis, sondern den Abfall seiner Zeit, die -Bilderverehrung, im Sinne, wie v. 7 deutlich zeigt. - -[35] Das spricht er freilich nicht aus, weil es ihm und seiner Zeit für -selbstverständlich galt. Bewiesen ist es aber für uns durch die Art und -Weise, wie er seine Trostsprüche von der Zukunft mit jenen Drohreden -verbunden hat: c. 29,17. 30,18. 32,15. 29,5 f. Aus diesen Stellen geht -deutlich hervor, dass der Verfasser den Eintritt der goldenen Zeit -in engen zeitlichen Zusammenhang mit dem Eintreten der Drohgerichte -bringt, und dass er sein Volk gerade durch diesen Hinweis belehren und -trösten will. Daraus ergiebt sich, dass er die Drohweissagungen in -seiner Gegenwart erfüllt sieht. - -[36] Die Wahl dieses gegen Samarien gerichteten Stückes zeigt wieder -deutlich die völlige Kritiklosigkeit des Verfassers. - -[37] Comm. S. 258. - -[38] Eine Zusammenstellung der verschiedenen Auslegungen bei Dillm. a. -a. O. S. 258. - -[39] Studien u. Kritiken 1893. S. 1-46. - -[40] Comm. S. 257. - -[41] Comm. S. 178 f., vgl. auch Hackmann a. a. O. S. 40. - -[42] Das Zukunftsbild des Jesaia. Akad. Antrittsvorles. Leipzig 1885. - -[43] Guthe findet in dem „Klopfen“ des Kümmels und „Dreschen“ des -Brotes den Unterschied, dass Israel die härteren, Juda die milderen -Strafen zu erleiden hat. Aber beides bezeichnet dieselbe Sache. Dill -wird eben geklopft, Korn mit der Schleife gedroschen. - -[44] Auch c. 1,4 ff. nicht. Von Vergebung und Ende der Plagen ist -da keine Rede. v. 8 Schluss und v. 9 scheinen mir Glossen zu sein. -Das כעיר נצורה passt nicht zu den vorhergehenden Bildern und scheint -hinzugesetzt, weil diese zu respektswidrig sind. In v. 9 deutet sowohl -שריו als כמעט als auch der anders wie in v. 10 gestimmte Vergleich mit -Sodom und Gemorrha auf spätere Zeit. - -[45] Genaueres über die Verbindung des Abschnittes mit dem Vorstehenden -S. - -[46] Über den Abschnitt v. 9-14 vgl. Duhm, Comm. S. 212 f. Der -Haupteinwand Stades, dass „die Erwartung, dass Jerusalem verwüstet -werden solle, mit Jesaias sonstigen Zukunftserwartungen nicht wohl -vereinbar“ sei, spricht angesichts solcher Stellen wie c. 5,14. 17. -c. 22,14. c. 6. c. 7,18 ff. c. 2,12 ff. eher für als gegen Jesaias -Autorschaft. - - - - - -End of the Project Gutenberg EBook of Die Komposition des Buches Jes. c. -28-33., by Martin Brückner - -*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE KOMPOSITION DES BUCHES *** - -***** This file should be named 51705-0.txt or 51705-0.zip ***** -This and all associated files of various formats will be found in: - http://www.gutenberg.org/5/1/7/0/51705/ - -Produced by Alexander Bauer, Jana Srna, Reiner Ruf, and -the Online Distributed Proofreading Team at -http://www.pgdp.net - - -Updated editions will replace the previous one--the old editions -will be renamed. - -Creating the works from public domain print editions means that no -one owns a United States copyright in these works, so the Foundation -(and you!) can copy and distribute it in the United States without -permission and without paying copyright royalties. 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Thus, we do not necessarily -keep eBooks in compliance with any particular paper edition. - - -Most people start at our Web site which has the main PG search facility: - - http://www.gutenberg.org - -This Web site includes information about Project Gutenberg-tm, -including how to make donations to the Project Gutenberg Literary -Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and how to -subscribe to our email newsletter to hear about new eBooks. diff --git a/old/51705-0.zip b/old/51705-0.zip Binary files differdeleted file mode 100644 index f0e3758..0000000 --- a/old/51705-0.zip +++ /dev/null diff --git a/old/51705-h.zip b/old/51705-h.zip Binary files differdeleted file mode 100644 index 2e30481..0000000 --- a/old/51705-h.zip +++ /dev/null diff --git a/old/51705-h/51705-h.htm b/old/51705-h/51705-h.htm deleted file mode 100644 index e250f43..0000000 --- a/old/51705-h/51705-h.htm +++ /dev/null @@ -1,3971 +0,0 @@ -<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.0 Strict//EN" - "http://www.w3.org/TR/xhtml1/DTD/xhtml1-strict.dtd"> -<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml" xml:lang="de" lang="de"> - <head> - <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html;charset=utf-8" /> - <meta http-equiv="Content-Style-Type" content="text/css" /> - <title> - The Project Gutenberg eBook of Die Komposition des Buches Jes. c. 28-33., by Martin Brückner. - </title> - <link rel="coverpage" href="images/cover.jpg" /> - <style type="text/css"> - -body { - margin-left: 10%; - margin-right: 10%; -} - - h1,h2,h3 { - text-align: center; /* all headings centered */ - clear: both; - font-weight: normal;} - -h3 {margin-top: 2em;} - -h1 {font-size: 275%;} -h2 {font-size: 185%;} -.s3 {font-size: 150%;} -.s4 {font-size: 115%;} -.s5 {font-size: 90%;} - -h2.nobreak {page-break-before: avoid;} - -div.chapter {page-break-before: always;} - -div.titel {margin: 1.5em 15%;} - -p { - margin-top: .51em; - text-align: justify; - margin-bottom: .49em; - text-indent: 1.5em;} - -p.center {text-indent: 0;} - -p.initial:first-letter {font-size: 200%;} - -hr { - width: 33%; - margin-top: 2em; - margin-bottom: 2em; - margin-left: auto; - margin-right: auto; - clear: both; -} - -hr.chap {width: 65%; margin: 2em 17.5%;} -hr.full {width: 95%; margin: 2.5em 2.5%;} - -hr.r25 {width: 25%; margin: 1.5em 37.5%;} - -table { - margin-left: auto; - margin-right: auto;} - -table.toc { - width: 80%; - margin: auto 10%;} - -td.ste { - width: 15%; - text-align: right;} - -td.kap { - text-align: center; - padding-top: 1em;} - -td.ukap { - text-align: left; - padding-left: 3em; - text-indent: -3em;} - -td.uukap { - text-align: left; - padding-left: 4em; - text-indent: -2em;} - -.tdr {text-align: right;} - -.pagenum { /* uncomment the next line for invisible page numbers */ - /* visibility: hidden; */ - position: absolute; - left: 92%; - font-size: smaller; - text-align: right; -} /* page numbers */ - -.blockquot { - margin-left: 5%; - margin-right: 10%; -} - -.center {text-align: center;} - -.gesperrt{ - letter-spacing: 0.2em; - margin-right: -0.2em;} - -/* Footnotes */ -.footnotes { - border: black thin dashed; - background-color: #f5fffa} - -.footnote { - margin-left: 10%; - margin-right: 10%; - font-size: 0.9em;} - -.footnote .label { - position: absolute; - right: 84%; - text-align: right;} - -.fnanchor { - vertical-align: top; - font-size: .7em; - text-decoration: none; - letter-spacing: 0; - margin-right: 0} - -/* Poetry */ -.poetry-container {text-align: center;} - -.poetry { - display: inline-block; - text-align: left;} - -.poetry .stanza {margin: 1em auto;} - -.poetry .verse { - text-indent: -3em; - padding-left: 3em;} - -/* Transcriber's notes */ -.transnote { - background-color: #E6E6FA; - color: black; - font-size:smaller; - padding:0.5em; - margin-bottom:5em; - border: black thin dotted} - -.transnote p {text-indent: 0;} - -p.nohtml {display: none;} - -@media handheld { - -p.nohtml {display: block;} - -table.toc { - width: 100%; - margin: auto 0;} - -.poetry-container { - display: block; - text-align: left; - margin-left: 2.5em;} - -.gesperrt { - letter-spacing: 0; - margin-right: 0; - font-style: italic;} - -} - - </style> - </head> -<body> - - -<pre> - -The Project Gutenberg EBook of Die Komposition des Buches Jes. c. 28-33., by -Martin Brückner - -This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with -almost no restrictions whatsoever. 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Die jesajanischen Stücke: - </td> - <td class="ste"> - - </td> - </tr> - <tr> - <td class="ukap"> - Ihre innere Zusammengehörigkeit - </td> - <td class="ste"> - <a href="#Seite_3"> 3</a>–14 - </td> - </tr> - <tr> - <td class="uukap"> - a) Ihre Gleichartigkeit nach Form und Inhalt - </td> - <td class="ste"> - <a href="#Seite_3"> 3</a>–8 - </td> - </tr> - <tr> - <td class="uukap"> - b) Ihr sachlich-chronologischer Zusammenhang - </td> - <td class="ste"> - <a href="#Seite_9"> 9</a>–14 - </td> - </tr> - <tr> - <td class="ukap"> - Ihre äussere Unvollständigkeit und Zusammenhangslosigkeit - </td> - <td class="ste"> - <a href="#Seite_14"> 14</a>–24 - </td> - </tr> - <tr> - <td class="uukap"> - a) Die mangelhaften Eingänge - </td> - <td class="ste"> - <a href="#Seite_14"> 14</a>–21 - </td> - </tr> - <tr> - <td class="uukap"> - b) Das Fehlen redaktioneller Verbindung - </td> - <td class="ste"> - <a href="#Seite_21"> 21</a>–24 - </td> - </tr> - <tr> - <td class="ukap"> - Die Herkunft der jes. Stücke aus einem grösseren geschichtlichen - Zusammenhange - </td> - <td class="ste"> - <a href="#Seite_25"> 25</a>–34 - </td> - </tr> - <tr> - <td class="uukap"> - a) Die verschiedene Redeform der einzelnen Stücke - </td> - <td class="ste"> - <a href="#Seite_25"> 25</a>–30 - </td> - </tr> - <tr> - <td class="uukap"> - b) Die Eingänge von c. 28,7. 28,14. 29,19. 30,8. 31,4 - </td> - <td class="ste"> - <a href="#Seite_30"> 30</a>–34 - </td> - </tr> - <tr> - <td class="ukap"> - Bestätigung des gewonnenen Resultates - </td> - <td class="ste"> - <a href="#Seite_34"> 34</a>–48 - </td> - </tr> - <tr> - <td class="uukap"> - a) Die kurzen Stücke - </td> - <td class="ste"> - <a href="#Seite_34"> 34</a>–37 - </td> - </tr> - <tr> - <td class="uukap"> - b) Die geschichtlichen Darstellungen in c. 6–8,18<br /> - Zusammenfassung. c. 32,9–14 - </td> - <td class="ste"> - <a href="#Seite_37"> 37</a>–48 - </td> - </tr> - <tr> - <td class="kap"> - II. Die nichtjesajanischen Stücke: - </td> - <td class="ste"> - - </td> - </tr> - <tr> - <td class="ukap"> - Ihr Verhältnis zu den jesajanischen Stücken - </td> - <td class="ste"> - <a href="#Seite_48"> 48</a>–54 - </td> - </tr> - <tr> - <td class="ukap"> - Ihr Verhältnis zu einander - </td> - <td class="ste"> - <a href="#Seite_54"> 54</a>–61 - </td> - </tr> - <tr> - <td class="uukap"> - Die Fortsetzungen jesajanischer Stücke - </td> - <td class="ste"> - <a href="#Seite_54"> 54</a>–56 - </td> - </tr> - <tr> - <td class="uukap"> - Die selbstständigen Stücke - </td> - <td class="ste"> - <a href="#Seite_56"> 56</a>–61 - </td> - </tr> - <tr> - <td class="ukap"> - Resultat und Abfassungszeit - </td> - <td class="ste"> - <a href="#Seite_62"> 62</a>–65 - </td> - </tr> - <tr> - <td class="kap"> - III. Zusammenfassende Darstellung der Entstehungs-Geschichte - des Buches Jes. c. 28–33 - </td> - <td class="ste"> - <a href="#Seite_65"> 65</a>–69 - </td> - </tr> - <tr> - <td class="ukap"> - Schlussbemerkungen - </td> - <td class="ste"> - <a href="#Seite_69"> 69</a>–71 - </td> - </tr> - <tr> - <td class="kap"> - Anhang: - </td> - <td class="ste"> - - </td> - </tr> - <tr> - <td class="ukap"> - c. 28,23–29 - </td> - <td class="ste"> - <a href="#Seite_71"> 71</a>–77 - </td> - </tr> - <tr> - <td class="ukap"> - c. 32,15–20 - </td> - <td class="ste"> - <a href="#Seite_77"> 77</a>–84 - </td> - </tr> - -</table> - -<hr class="chap" /> - -<div class="chapter"> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_1" id="Seite_1">[S. 1]</a></span></p> - -<h2 class="nobreak" id="Einleitung" title="Einleitung"></h2> - -</div> - -<p class="initial">Im ersten, ungedruckten Teile der vorliegenden Dissertation ist -namentlich auf Grund der von <span class="gesperrt">Duhm</span> in seinem Kommentare -zu Jesaia<a name="FNAnker_1_1" id="FNAnker_1_1"></a><a href="#Fussnote_1_1" class="fnanchor">[1]</a> und von <span class="gesperrt">Hackmann</span> in seiner Schrift über die -Zukunftserwartung des Jesaia<a name="FNAnker_2_2" id="FNAnker_2_2"></a><a href="#Fussnote_2_2" class="fnanchor">[2]</a> vorgenommenen Untersuchungen eine -eingehende Analyse des Buches Jes. c. 28–33 gegeben worden. Dieselbe -hat zu folgendem Resultate geführt:</p> - -<p>1. Von Jesaia stammen folgende Stücke: c. 28,1–4, v. 7–13, v. 14–22, c. -29,1–3. 4a. 7, v. 9 f., v. 13 f., v. 15, c. 30,1–5, v. 6 f., v. 8–17, -c. 31,1–4, c. 32,9–14.</p> - -<p>2. Die übrigen Abschnitte: c. 28,5 f., v. 23–29, c. 29,4b. 5 f. 8, v. -11 f., v. 16–24, c. 30,18–26, v. 27–33, c. 31,5–9, c. 32,1–8, v. 15–20, -c. 33 gehören einer späteren Zeit an.</p> - -<p>Schon <span class="gesperrt">Duhm</span> und <span class="gesperrt">Hackmann</span> sind bei ihren Untersuchungen -über die Entstehung unseres Buches unabhängig von einander<a name="FNAnker_3_3" id="FNAnker_3_3"></a><a href="#Fussnote_3_3" class="fnanchor">[3]</a> in der -Hauptsache zu auffallend gleichem Resultate geführt worden.</p> - -<p>Die Ergebnisse meiner Untersuchungen stimmen meist mit denen -<span class="gesperrt">Hackmanns</span> überein und sind nur eingehender begründet worden, als -es für <span class="gesperrt">Hackmann</span> im Rahmen seiner Schrift möglich war.</p> - -<p>Zu bedeutenderen Abweichungen in der Analyse bin ich nur in betreff -der beiden Stücke c. 28,23–29 und c. 32,15–20 gekommen. Die Begründung -meiner Stellungnahme<span class="pagenum"><a name="Seite_2" id="Seite_2">[S. 2]</a></span> zu beiden Stücken soll deshalb der vorliegenden -Schrift in einem Anhange beigefügt werden.<a name="FNAnker_4_4" id="FNAnker_4_4"></a><a href="#Fussnote_4_4" class="fnanchor">[4]</a></p> - -<p>Es ist nun die Aufgabe der vorliegenden Abhandlung, nachzuweisen, wie -es gekommen ist, dass die verschiedenen Bestandteile des Buches Jes. -c. 28–33 zu dem vorliegenden Buche zusammengeschmolzen sind. Wir haben -also die Entstehungsgeschichte des Buches zu rekonstruieren.</p> - -<p>Diese positive Arbeit der Kritik ist ebensosehr wünschenswert wie -notwendig.</p> - -<p>Sie ist wünschenswert zur eigenen Rechtfertigung der kritischen Arbeit. -Denn es würde sich ja sonst die Frage erheben, wie es möglich sei, -dass ein Buch aus so disparaten Bestandteilen entstanden und zu einem -Ganzen zusammengewachsen sei. Stellt es sich aber heraus, dass sich -für die Beantwortung dieser Frage wissenschaftlich wohl zu begründende -Hypothesen aufstellen lassen, so erhält dadurch die Richtigkeit der im -ersten Teile gewonnenen Resultate eine neue und starke Stütze. Denn -bisher sind alle Versuche gescheitert, die Komposition unseres Buches -oder einzelner Kapitel desselben, namentlich des c. 28, bei Annahme -jesajanischer Autorschaft zu erklären.</p> - -<p>Wünschenswert ist die Beantwortung der Frage nach der -Entstehungsgeschichte unseres Buches auch aus sachlichen Gründen. -Einmal wird erst dadurch Zweck und Anlage des Buches klar, wenn man -weiss, wie es entstanden ist, und sodann wirft die Erkenntnis der -Entstehung des Buches auch ein Licht auf die Verfasser und ihre ganze -Zeit.</p> - -<p>Diese sachlichen Rücksichten machen die Arbeit aber auch notwendig. Die -Aufgabe der Kritik erschöpft sich keineswegs damit, dass vorhandene -Anschauungen zerstört oder als irrig nachgewiesen werden, sondern es -ist vielmehr das Ziel und der eigentliche Zweck derselben, an Stelle -der alten Anschauungen neue, der Wahrheit entsprechendere zu setzen.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_3" id="Seite_3">[S. 3]</a></span></p> - -<p>Wenden wir uns nun der Lösung dieser Aufgabe an unserem Buche selbst -zu, so ergeben sich aus dem im ersten Teile unserer Untersuchung -festgestellten Charakter des Buches ganz von selbst zwei Teile zur -Behandlung des vorhandenen Materials:</p> - -<ol> - <li>Die jesajanischen Bestandteile des Buches.</li> - <li>2. Die nichtjesajanischen Stücke desselben.</li> -</ol> - -<p>Im ersten Teile wird zu fragen sein, ob die jesajanischen Bestandteile -unseres Buches ein zusammengehöriges Ganze für sich bilden, oder woher -sie, falls und soweit das nicht der Fall ist, entnommen sind.</p> - -<p>Sodann wird zu untersuchen sein, ob und wie weit die nichtjesajanischen -Stücke von dem Hersteller des Buches selbst verfasst oder auf -verschiedene Autoren zurückzuführen sind.</p> - -<p>Als Abschluss des Ganzen soll dann aus den gewonnenen Resultaten -in kurz zusammenfassender Darstellung ein Ueberblick über die -Entstehungsgeschichte unseres Buches gegeben werden, wobei vor allem -Zweck und Anlage des Buches berücksichtigt werden müssen.</p> - -<p>Auf diese Weise werden wir in der Beantwortung der Frage nach der -Komposition des Buches Jesaia c. 28–33 zu annähernd sicheren Resultaten -gelangen können.</p> - -<hr class="chap" /> - -<div class="chapter"> - -<h2 class="nobreak" id="I">I.</h2> - -</div> - -<p>Wir haben es also zunächst mit den jesajanischen Bestandteilen unseres -Buches zu thun.</p> - -<p>Wenn man die oben angegebenen jesajanischen Stücke des Buches c. 28–33 -hintereinander durchliest<a name="FNAnker_5_5" id="FNAnker_5_5"></a><a href="#Fussnote_5_5" class="fnanchor">[5]</a>, so fällt zunächst ein doppeltes auf, das -man sonst im ganzen Jesaia-Buche nicht wieder antrifft, nämlich einmal -der durchweg gleichartige Charakter der einzelnen Stücke, und sodann<span class="pagenum"><a name="Seite_4" id="Seite_4">[S. 4]</a></span> -die innerhalb derselben erkennbare chronologisch-sachliche Entwicklung.</p> - -<p>Auf beides ist im ersten Teile der Untersuchung schon hingewiesen -worden, muss aber an dieser Stelle noch näher eingegangen werden. Was -die Gleichartigkeit aller dieser Stücke betrifft, so bezieht sich diese -sowohl auf die Form als auch auf den Inhalt derselben. Schon ganz -äusserlich, in wiederkehrenden Wendungen und Gedanken, fällt diese -Gleichartigkeit auf. Bezüglich des Ausdruckes ist hinzuweisen auf das -immer wiederkehrende הוי im Anfange der Rede c. 29,1. 29,15. 30,1. -31,1; ferner auf das ‏העם חזה‎ 28,11. 28,14. 29,13. vgl. ferner die -Wendungen und Gedanken c. 28,12 mit c. 30,15; c. 29,15 mit c. 30,1 und -31,1; c. 28,7 f. mit c. 29,9 f; c. 30,5 mit c. 30,7; c. 30,1 mit 30,9; -c. 28,21 mit 29,14 und c. 31,2 (c. 28,11); c. 28,15. 17b. 18a. mit c. -30,2 f.</p> - -<p>Sämmtliche Stücke enthalten Drohworte, sei es in Form der Rede oder -Schilderung. Die Adressaten der Reden sind immer die Leiter des Volkes, -die Propheten und Priester oder die weltlichen Würdenträger; an sie -sind die Drohreden gerichtet, die aber doch immer in ihrem Verlaufe das -ganze Volk bedrohen.</p> - -<p>Endlich ist auch die Anlage der Reden meist gleichartig: erst kommt der -Grund der Drohung, dann folgt die Drohung selber. So ist es c. 28,9 ff. -c. 28,14 ff. c. 29,13 f. c. 30,1 ff. c. 30,8 ff. 31,1 ff. Dabei ist -auch die äussere Gleichmässigkeit der Form zu beachten; mehrere Reden -wiederholen das Schema: לכן כה אמד יהוה — יען כי vgl. c. 28,15. 16 mit -c. 29,13. 14. und c. 30,12; c. 30 und 31 sind ganz parallel gebaut.<a name="FNAnker_6_6" id="FNAnker_6_6"></a><a href="#Fussnote_6_6" class="fnanchor">[6]</a></p> - -<p>Sehen wir nun auf den Inhalt der Drohungen und ihrer Begründung, so -ergiebt sich auch hier eine durchgehende Gleichartigkeit. Ganz deutlich -ist es in c. 30 und 31 aus<span class="pagenum"><a name="Seite_5" id="Seite_5">[S. 5]</a></span>gesprochen, um was es sich bei den Drohreden -Jesaias handelt, nämlich um das ägyptische Bündnis. Die Volksleiter -führen damit einen Beschluss aus, der nicht von Jahwe ist, und um -dessentwillen sie seinen Mund nicht befragt haben c. 30,1 f. c. 31,1. -Es ist an diesen Stellen nicht nur ausgesprochen, dass sich Jesaias -Drohreden wider das ägyptische Bündnis richten, sondern auch zugleich -gesagt, warum sie das thun, nämlich weil der Anschluss an Aegypten -wider Jahwes Willen ist; weil sie sich damit nicht nur an fremde Hülfe -wenden, sondern das auch thun mit Umgehung Jahwes und seines Propheten. -Halten wir diese Begründung fest, dann wird es klar, dass auch in -den vorhergehenden Stücken nur von diesem ägyptischen Bündnisse die -Rede sein kann. Am durchsichtigsten ist das noch bei c. 29,15. Hier -weist nicht nur die ganze parallele Anlage, sondern auch der Ausdruck -עצה darauf hin, dass unter dem Beschluss, den man vor Jahwe und -seinem Propheten verbergen will, derselbe gemeint ist, wie in c. 30,1 -f., nämlich „hinabzuziehen nach Aegypten um Hülfe“.</p> - -<p>Aber schon in c. 29,13 f. scheint von diesen politischen Dingen nicht -mehr die Rede zu sein. Es scheint vielmehr nur ganz allgemein die -ethische Seite der Religion gegenüber dem blos äusserlichen Kultus -hervorgehoben zu werden. Indessen glaube ich einmal, dass man immer -gut thun wird, sich bei den Aussprüchen der alten Schriftsteller, -namentlich der bedeutenderen unter ihnen, nicht bei allgemeiner Deutung -zu beruhigen, sondern nach besonderen, konkreten Beziehungen zu fragen, -und sodann scheint mir hier die an den Ausspruch angeknüpfte Drohung -auf ein bestimmtes Faktum hinzuweisen. In v. 14b wird gesagt, dass sich -die Weisheit der Weisen des Volkes verstecken, und die Einsicht seiner -Einsichtigen untergehen wird. Die Drohung geht also auf die Leiter des -Volkes, die sich in ihren Plänen verrechnet haben werden. Das führt uns -im Blicke auf die folgenden Stücke auf das ägyptische Bündnis oder auf -damit zusammenhängende Maassnahmen, etwa den Abfall von Assur.<span class="pagenum"><a name="Seite_6" id="Seite_6">[S. 6]</a></span> Dann -lässt sich aber auch v. 13 gut auf diese politischen Dinge deuten. Die -Entfernung des Herzens von Jahwe besteht darin, dass man ihn nicht um -Rat fragt, dass man in Ungehorsam wider ihn diese politischen Dinge -unternimmt und doch dabei äusserlich, in Opfern und Gottesdienst sich -gebährdet, als ob man ihn auf das Höchste ehrt. Darum ist Jahwes Urteil -darüber:</p> - -<p class="center">דאת ם אתי מצות אנשים מלמדה</p> - -<p>„Ihr mich fürchten“, ist hier Ausdruck für „Religion“, indem es das -Wesen des Begriffes religio bezeichnet und damit andeutet, worin ihre -Religion bestehen müsste, nämlich in Gottesfurcht, die sie abhalten -müsste, wider Jahwe und seinen Propheten zu handeln, ihre Religion ist -aber nur ein gelerntes Gebot, „ein bindender Rechtsbrauch, der gelernt -werden muss“ (Duhm).</p> - -<p>Für das kurze Drohwort c. 29,9 f. lässt sich natürlich auch nicht mit -absoluter Sicherheit eine konkrete Beziehung angeben. Nur so viel -lässt sich sagen, dass sich der Ausdruck und der Ton des Stückes am -besten aus der Beziehung auf jene politische Dinge erklären lässt. v. -9b: Seid trunken, doch nicht von Meth, taumelt, doch nicht von Wein, -weist auf den Taumel des von Freiheitsdurst und Siegesträumen erhitzten -Volkes hin. Bezüglich des Tons der Rede hebt <span class="gesperrt">Duhm</span> hervor, dass -die Erregtheit, mit der sie hervorgestossen wird, einen Kampf mit den -Volksleitern zu reflektieren scheint.</p> - -<p>In der Rede c. 29,1 ff. findet sich keine Begründung der Drohung. Die -ironische Aufforderung: fügt Jahr zu Jahr, lasst die Feste kreisen! -will ihnen nur entgegenhalten, dass ihnen die blos äussere, wenn auch -noch so eifrige Ausübung des Kultus als blosser Lippendienst (c. 29,13) -nichts helfen wird.</p> - -<p>In c. 28,14 ff. kann unter der v. 13 und 18 f. erwähnten Geissel nach -allem, was wir sonst von Jesaia wissen, nichts anderes gemeint sein, -als Assur. Damit hat auch diese Rede inhaltlich politischen Charakter -genommen, was damit<span class="pagenum"><a name="Seite_7" id="Seite_7">[S. 7]</a></span> stimmt, dass sie an die Beherrscher des Volkes -gerichtet ist. Deshalb könnte man annehmen, dass auch der Bund mit -dem Tode und der Vertrag mit Scheol v. 15 auf politische Verträge -mit Assur oder Aegypten zu deuten seien. Es scheinen aber vielmehr -nach den Ausdrücken, die gebraucht sind, abergläubische Praktiken -gemeint zu sein. Zu diesen Mitteln greifen sie, anstatt bei Jahwe -Zuflucht zu suchen, aber deshalb, weil sie durch ihren ohne Jahwes -Befehl vollzognen Abfall von Assur den Zorn und die Rache Jahwes -heraufbeschworen haben.</p> - -<p>Davon, dass sie wider Jahwes Willen abgefallen sind und den Krieg mit -Assur herbeigeführt haben, scheint c. 28,12 zu reden. Das Stück c. -28,7–13 wendet sich gegen die Priester und Propheten, die den Willen -Jahwes nicht verstehen oder nicht verstehen wollen, jedenfalls aber -Prophezeiungen geben, die den Offenbarungen, welche Jesaia erhalten -hat, widersprechen. Jesaia forderte im Namen Jahwes Unterwerfung und -Ausharren, jene werden, wahrscheinlich auch im Bewusstsein, in Jahwes -Namen zu reden, zu Abfall von Assur und Krieg geraten haben. Der Spruch -Jahwes v. 12: „Dies ist die Ruhe, gebt Ruhe dem Müden, und dies ist -die Erholung!“ bedeutet dann im Zusammenhange die Verzichtleistung -auf politische Unternehmungen. Das ist jedenfalls die beste und auch -genügende Erklärung der sonst unverständlichen Worte, die auch durch -den parallelen Ausspruch c. 30,15 ihre Bestätigung erhält.</p> - -<p>So haben alle Stücke<a name="FNAnker_7_7" id="FNAnker_7_7"></a><a href="#Fussnote_7_7" class="fnanchor">[7]</a> des Buches Jesaia c. 28–31 ihre Beziehung auf -dieselben politischen Verhältnisse, nämlich auf den Abfall Judas von -Assur und das damit zusammenhängende ägyptische Bündnis.</p> - -<p>Dementsprechend haben auch die Drohungen den gleichen Inhalt in allen -Stücken, nämlich die Unterwerfung und Vernichtung Judas durch Assur. -In einigen Stellen tritt das ganz klar zu Tage. In c. 29,3 wird die -Belagerung Jeru<span class="pagenum"><a name="Seite_8" id="Seite_8">[S. 8]</a></span>salems durch Schanzen und Belagerungswerke, die das -feindliche Heer errichtet, beschrieben. In c. 30,17 wird gesagt, dass -die judäischen Truppen trotz der ägyptischen Hülfe von dem feindlichen -Heere zersprengt werden würden, so dass von ihrem ganzen Heere nur -versprengte Flüchtlinge, wie ein einzelner Signalmast auf dem Berge, -übrig bleiben werden. Nach c. 31,3 wird Jahwe wie ein Löwe im Heerzuge -über den Berg Zions und seinen Hügel herfallen. Es ist schon oben -erwähnt worden, dass die c. 28,15 und 18 erwähnte Geissel nichts -Anderes bedeuten kann als Assur, und auch v. 21 lässt auf eine aus -Kriegsgefahr entstehende Not schliessen. So wird auch das Bild von der -einstürzenden Mauer c. 30,13 f. im Munde des Jesaia auf den Sturz der -Mauern Jerusalems zu deuten sein, vgl. 29,1 ff., auch 32,13 f., c. 22 -und 5,1 ff.</p> - -<p>Die Vergleichung der einzelnen jesajanischen Stücke unseres Buches -ergiebt, dass dieselben sowohl der Form als auch dem Inhalte nach -zusammengehören. Ausgenommen sind dabei das erste und das letzte Stück -des Buches, c. 28,1–4 und c. 32,9–14. Das erste Stück c. 28,1–4 hat es -überhaupt nicht mit Juda und Jerusalem zu thun, sondern mit Ephraim -und weissagt den schnellen Untergang Samarias durch Assur. Das letzte -Stück c. 32,9–14 wendet sich zwar gegen Jerusalem und weissagt sogar -am deutlichsten den definitiven Untergang der Stadt; es zeigt aber -doch so bedeutende Abweichungen von den vorangehenden Stücken, dass es -nicht ohne Weiteres mit denselben zusammengethan werden kann. Nicht -nur in der poetischen Form weicht es von denselben ab, auch inhaltlich -unterscheidet es sich von ihnen dadurch, dass es nicht an die -Volksleiter, sondern an die Frauen Jerusalems gerichtet ist, und dass -ihm im Zusammenhange damit jede Beziehung auf das ägyptische Bündnis -fehlt. Abgesehen von diesen beiden Stücken aber herrscht, wie wir -gesehen haben, eine weitgehende formelle wie sachliche Uebereinstimmung -unter den jesajanischen Stücken des Buches c. 28–33. Wir werden -aber<span class="pagenum"><a name="Seite_9" id="Seite_9">[S. 9]</a></span> noch weiter gehen können. Es lässt sich zeigen, dass innerhalb -derselben eine chronologische und sachliche Entwickelung stattfindet.</p> - -<p>Nach c. 31,2 f. nimmt Jesaia, wie schon bemerkt worden ist, als -ausgemachte Thatsache an, dass die Aegypter Juda zu Hülfe kommen und -darum auch mit demselben zu Grunde gehen werden. Das setzt voraus, dass -das Bündnis mit Aegypten eine abgeschlossene Thatsache ist. Aus v. 1 -und 3a ist übrigens auch zu schliessen, dass die Aegypter Juda nicht -blos sachliche Unterstützung, etwa Geld und Pferde, sondern auch die -Hülfe eines Kriegsheeres versprochen haben, und v. 3a zeigt, wie grosse -Hoffnung die Judäer auf diese Unterstützung gesetzt haben. Aus c. 30,9 -ff. ist das noch nicht klar; da richtet sich auch die Drohung nur gegen -Juda. Indessen ergiebt sich dort auch aus v. 15 ff., dass der Vertrag -mit Aegypten bereits abgeschlossen ist.</p> - -<p>c. 30,1 ff. wendet sich gegen die, die einen Beschluss ausführen -wollen, der nicht von Jahwe ausgegangen ist, die Gussopfer giessen -wollen, aber nicht mit Jahwes Geist, d. h. die nach Aegypten -hinabziehen, um dort den wider Jahwes Willen eingegangenen Bund -abzuschliessen.</p> - -<p>c. 30,6 f. schildert sie, wie sie den dafür zu entrichtenden Tribut -nach Aegypten bringen.</p> - -<p>Dreimal also, in c. 30,1 ff, in c. 30,6 f. und in c. 31,1 ff. ist von -einem Hinabziehen nach Aegypten die Rede. Aber jedes Mal hat dasselbe -einen anderen Zweck. <span class="gesperrt">Duhm</span> meint, dass c. 30,6 f. inhaltlich -ziemlich identisch mit dem vorhergehenden sei und hält c. 31,1 ff. -für ein vom Redaktor zusammengestelltes kürzeres Seitenstück zu c. -30. Das ist indessen nicht der Fall. In c. 30,1 ff. ziehen sie hinab, -um den Bund abzuschliessen (vgl. v. 1 und die Ausdrücke in v. 2b), -nach c. 30,6 f. thun sie es, um ihre Güter und Schätze hinzubringen, -d. h., um den <span class="gesperrt">für die versprochene</span> Hülfe zu leistenden Tribut -zu entrichten; endlich nach c. 31,1 ff. ziehen sie dem versprochenen -Hülfsheer entgegen. Darauf deuten die Ausdrücke in v. 1: die auf Rosse -schauen und auf<span class="pagenum"><a name="Seite_10" id="Seite_10">[S. 10]</a></span> den Tross, weil er gross, und auf die Reiter, weil sie -sehr stark sind. Darauf deutet auch der weitere Inhalt der Rede, der -sich mindestens ebenso sehr gegen die Hülfe der Aegypter als gegen Juda -selbst wendet.</p> - -<p>Man wird zwar diese inhaltliche Unterscheidung innerhalb dieser drei -Stücke, die sich gegen die wenden, die „nach Aegypten hinabgehen“, -nicht mit absoluter Gewissheit machen dürfen; aber neben den doch mit -ziemlicher Deutlichkeit im Texte gegebenen Andeutungen führt noch eine -Erwägung allgemeiner Art auf die Notwendigkeit überhaupt, derartige -Unterscheidungen besonders bei Reden von so konkreter Veranlassung -festzustellen. Will man nicht, was doch gewiss niemand thun wird, -annehmen, dass Jesaia seine Reden, ehe er sie hielt, predigtähnlich -ausgearbeitet habe, so ist kein irgendwie durchschlagender Grund -einzusehen, warum er nachträglich Reden von so gleichartigem konkreten -Inhalt in nur variierter Form zu Papier gebracht und herausgegeben -haben sollte. Mündlich konnte und wird Jesaia sich mehrfach über -denselben Gegenstand ausgesprochen haben; aber schriftlich genügte eine -Aufzeichnung völlig zur Dokumentierung seiner Ansicht.</p> - -<p>Wir kommen zu c. 29,15. Dieses kurze Stück besagt ein doppeltes über -das Bündnis mit Aegypten: 1. dass die Volksleiter den Beschluss, mit -Aegypten ein Bündnis zu schliessen, definitiv gefasst haben, aber -heimlich vor Jahwe und seinem Propheten, und 2. dass Jesaia davon Kunde -erhalten hat. Es geht also chronologisch und sachlich den folgenden, -oben besprochenen Stücken voran. Als Jesaia das Wort c. 29,15 sprach, -war gewissermassen im Staatsrate beschlossen, in Aegypten um ein -Bündnis wider Assur nachzusuchen. Die folgenden Stücke wenden sich -gegen die Ausführung dieses Staatsbeschlusses.</p> - -<p>Sehen wir uns nun die vorhergehenden Abschnitte in c. 28 und 29 an, so -haben sie gegenüber den folgenden dies gemeinsam, dass in ihnen von -diesem förmlichen und definitiven Beschluss der Volksleiter noch nicht -die Rede ist.<span class="pagenum"><a name="Seite_11" id="Seite_11">[S. 11]</a></span> Denn wir haben gesehen, dass auch die Stelle c. 28,15 -nicht direkt auf den Bund mit Aegypten bezogen werden darf, obwohl -derselbe auch dort schon im Hintergrunde steht. Die Situation, welche -die jesajanischen Stücke in c. 28 und 29 voraussetzen, ist folgende. -Die Vorgänge in Assur haben die schon vorhandenen ägyptenfreundlichen -Neigungen und Strömungen Judas mächtig geschürt. Das ganze Volk ist -erfüllt von Freiheitsdurst und Thatendrang, es sehnt sich danach, das -drückende und verhasste Joch Assurs abzuschütteln. Diese patriotische -Begeisterung wird von Priestern und Propheten geteilt und genährt; auch -die Leiter des Volkes treten dafür ein und haben sich über das Gelingen -des Planes durch Nekromantie und allerhand Zaubermittel Gewissheit -verschafft.</p> - -<p>Diese Situation spiegeln die Stücke in c. 28 und 29 nun auch unter sich -in gewisser chronologischer und sachlicher Ordnung wieder.</p> - -<p>c. 28,7–13 hat es mit den Priestern und Propheten zu thun, die das -Feuer der Begeisterung im Volke durch Opfer und Weissagungen schüren. -Jesaia kommt ihnen in seiner Nüchternheit einfältig vor, so dass sie -über ihn spotten. Aber eine andere Begeisterung hat auch ihn erfasst, -die Begeisterung, im Dienste seines Gottes und der Wahrheit zu stehen, -und in gewaltiger Drohrede voll erhabenstem Schwung giebt er ihnen -ihren Spott zurück.</p> - -<p>Das zweite Stück, c. 28,14–23, wendet sich gegen die Volksleiter, die -sich von Priestern und Propheten haben „fest“ machen lassen. Dass das -unter anderem auch durch Orakel geschehen ist, zeigt v. 19: „und es -wird rein Entsetzen sein, Orakel zu deuten“. Das setzt voraus, dass sie -dem Propheten Orakel entgegengehalten haben, die ihnen das Gelingen -ihres Planes verheissen, eine weitere Bestätigung für unsere Auffassung -von v. 15. In v. 22 deuten die Worte, „dass nicht fest werden eure -Bande“, auch darauf hin, dass der Plan des Bündnisses mit Aegypten noch -nicht zum definitiven Staatsbeschluss erhoben worden ist.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_12" id="Seite_12">[S. 12]</a></span></p> - -<p>In c. 29,1 ff. ist von dem Bündnisse mit Aegypten nicht die Rede; aber -die Gewissheit, mit der Jesaia hier die Belagerung Jerusalems kommen -sieht, beweist, dass der Plan vorgeschritten ist, und dass seine Reden -dagegen fruchtlos geblieben sind. c. 29,9 f. setzt, wie wir schon -gesehen haben, einen erbitterten Kampf Jesaias mit den Volksleitern -voraus, zeigt aber zugleich, dass sie in ihrer wilden Begeisterung -(v. 9 b) blind gegen seine Warnungsreden sind (v. 9 a), so dass -Jesaia an ihnen verzweifelt und in ihrem Verhalten das definitive -Verstockungsgericht Jahwes erkennt (v. 10).</p> - -<p>c. 29,13 f. endlich wendet sich an das Volk, das in fanatisiertem Eifer -nur um so mehr den äusserlichen Jahwekult betreibt. Jesaia verachtet -es um seines Lippendienstes willen, erkennt aber zugleich, dass es von -seinen „Weisen“ verführt ist v. 14.</p> - -<p>Ueberblicken wir diese innerhalb der einzelnen jesajanischen Stücke -nachgewiesene chronologisch-sachliche Entwicklung noch einmal, -so erkennen wir innerhalb derselben zwei scharf von einander -unterschiedene Phasen. Die erste umfasst die Abschnitte in c. 28 und -29 bis zu dem Stücke 29,13 f. In ihr ist noch alles in Bewegung und -der Plan des ägyptischen Bündnisses noch nicht zum Staatsbeschluss -erhoben; von c. 29,15 an ist dagegen dieser Staatsbeschluss gefasst und -kommt zur Ausführung. Das ergiebt nun eine formelle und inhaltliche -Unterscheidung dieser beiden grösseren Abschnitte, die freilich -ihren inneren Zusammenhang nicht zerreisst, sondern vielmehr nur die -Richtigkeit der nachgewiesenen chronologisch-sachlichen Entwicklung -bestätigt.</p> - -<p>Der äusserlich gleichmässige Eingang der Reden in c. 29,15, c. 30,1 ff. -und 31,1 ff. ist schon erwähnt worden. Alle drei Reden beginnen mit dem -„Wehe denen, die u. s. w.“ In dem ersten Abschnitt findet sich weder -diese Form noch überhaupt solche Gleichmässigkeit. Das kommt daher, -dass der Prophet im zweiten Abschnitte immer dieselben Gegner vor Augen -hat, nämlich die, welche den Bund beschliessen<span class="pagenum"><a name="Seite_13" id="Seite_13">[S. 13]</a></span> und zur Ausführung -bringen, während er sich im ersten Abschnitte bald an die Priester und -Propheten, bald an die Volksleiter, bald an das Volk wendet, um das -Zustandekommen des Beschlusses zu verhüten. Damit hängt auch zusammen, -dass im ersten Abschnitte die Drohung noch unbestimmter, an einer -Stelle c. 28,22 sogar halb hypothetisch ausgesprochen ist. Jesaia sagt -nur, dass sie straucheln und zerschellen werden, dass er Untergang und -Entscheidung von Jahwe gehört habe, dass Jahwe sie wunderbar behandeln -werde. Nur c. 29,1 ff. redet er bestimmt von der Belagerung Jerusalems; -denn freilich ist er von ihrer Unverbesserlichkeit überzeugt c. 29,10. -Aber doch ist seine Strafverkündigung im zweiten Teile bestimmter und -konkreter. Da heisst es nicht mehr: wenn ihr das thut, sondern: weil -ihr das gethan habt, so werdet ihr untergehen c. 30,12 f., 15 f. c. -31,1 ff. vgl. auch 30,2 f. Da redet c. 30,13 f. von der gänzlichen -Zerstörung Jerusalems, c. 30,16 f. von der völligen Vernichtung ihres -Heeres, und c. 31,1–3 verkündet den verbündeten Heeren den Untergang -ebenso wie c. 31,4 die rettungslose Zerstörung Jerusalems.</p> - -<p>Dieser Unterschied in beiden Teilen der in Betracht kommenden Stücke -hebt darum aber den oben nachgewiesenen inneren Zusammenhang nicht auf, -sondern bestätigt nur die Richtigkeit der nachgewiesenen Entwicklung, -indem er ein Moment der Erklärung fordert, welches gerade in dem -definitiven Beschluss, das ägyptische Bündnis einzugehen, ausreichend -gegeben ist.</p> - -<p>Das Urteil Dillmanns über den Zusammenhang der Kapitel 28–32, dass -Jesaia den Plan des ägyptischen Bündnisses in denselben von seinem -ersten Auftauchen an bis zu seiner schliesslichen Ausführung Schritt -für Schritt mit seinen Warnungsreden verfolgt, hat sich also auch -für uns, wenn auch in anderer Weise und jedenfalls in sachlich -zutreffenderer Weise als richtig herausgestellt. Die jesajanischen -Stücke unseres Buches, mit Ausnahme des ersten und des letzten, -stehen nicht nur unter einander in formellem und sachlichem<span class="pagenum"><a name="Seite_14" id="Seite_14">[S. 14]</a></span> -Verwandtschaftsverhältnis, sondern weisen auch in der uns vorliegenden -Reihenfolge eine stufenweise chronologische und sachliche Ordnung und -Entwicklung auf.</p> - -<p>Diese Thatsache ist es auch gewesen, die die Kritik so lange verhindert -hat, an die scheinbar dadurch so geschlossene Einheit der Kapitel -28–32 ihren Hebel anzusetzen. Nachdem das aber nun geschehen ist, und -die jesajanischen Bestandteile dieser Kapitel trotzdem dieselbe, ja -eine noch viel engere Geschlossenheit aufweisen, so sollte man meinen, -dass wir nun in den jesajanischen Bestandteilen das eigentliche, -von Jesaia selbst verfasste Buch, vor uns haben. Indessen wird die -weitere Untersuchung doch zeigen, dass auch diese jesajanischen -Bestandteile des Buches wenigstens nicht in der Gestalt, in der sie -uns jetzt vorliegen, als ein einheitliches Ganze aus der Hand des -Jesaia hervorgegangen sein können. Nehmen wir diese zusammengehörigen -Stücke so vor uns, wie wir sie jetzt haben, so fehlt ihnen zunächst der -Anfang.<a name="FNAnker_8_8" id="FNAnker_8_8"></a><a href="#Fussnote_8_8" class="fnanchor">[8]</a></p> - -<p>Das Stück c. 28,7 ff. beginnt mit den Worten:</p> - -<p class="center">וגם אלה בלין שגי ובשכר תעו</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_15" id="Seite_15">[S. 15]</a></span></p> - -<p>Die Worte וגם אלה weisen ganz notwendig auf etwas Vorhergegangenes. -Wollte man sie aber als einen nachträglichen Zusatz des Redaktors -streichen, der durch dieselben das Stück c. 28,7 ff. mit dem -Vorhergehenden habe verbinden wollen, so bliebe doch auch so noch der -übrige Anfang des Stückes unerklärt und unverständlich. Mit den Worten: -„im Wein schwindeln und im Meth schwanken sie“ kann Jesaia auch nicht -ein Buch oder eine Redesammlung angefangen haben. Man kann aber auch -nicht die ganze Einleitung zu der folgenden Scene, also v. 7 und 8, für -einen nachträglichen, erläuternden Zusatz erklären, denn die v. 9 ff. -geschilderte Szene bedarf notwendig eines solchen Zusatzes und ist erst -recht kein passender und verständlicher Eingang der folgenden Rede oder -gar der ganzen Sammlung. Es ist also notwendig anzunehmen, dass dem v. -7 noch etwas Anderes vorausgegangen ist. Was ist dies aber?</p> - -<p>Auf v. 5 und 6 kann hier keine Rücksicht genommen werden, da diese -Verse nicht von Jesaia sind. Dagegen bieten sich uns die Verse 1–4 -unseres Kapitels als eine scheinbar sehr befriedigende Lösung unserer -Frage dar. Das Stück c. 28,1–4 wendet sich gegen Samaria und seine -Trunkenen, die v. 1 und 3 erwähnt werden, und droht den schnellen -Untergang der Stadt durch einen Gewaltigen Jahwes an. An diese -Drohung scheint sich nun v. 7 f. äusserst bequem anzuschliessen. -Besonders eindrucksvoll scheint dann das וגם אלה zu sein, indem es so -zugleich auch auf die Strafe hinweist, die auch den jerusalemischen -Trunkenbolden droht. Zudem scheint das Stück wie geschaffen als -Einleitung in eine derartige Sammlung wie die vorliegende. Der Eingang -dieser Drohung lässt an poetischer Kraft und Fülle sonstigen Eingängen -Jesaias in Reden und Redesammlungen nichts nach. Deshalb steht auch -<span class="gesperrt">Duhm</span> nicht an, anzunehmen, dass Jesaia selbst die Verbindung -in v. 7 f. mit v. 1–4 hergestellt habe, als er nämlich alle einzelnen -Stücke zu einem Büchlein vereinigte. Allein diese Annahme <span class="gesperrt">Duhms</span> -bereitet doch Schwierigkeiten, die sich nicht beseitigen lassen, und -die deshalb diese<span class="pagenum"><a name="Seite_16" id="Seite_16">[S. 16]</a></span> Annahme für unser Stück mindestens widerraten, für -andere Stücke aber geradezu unmöglich machen.</p> - -<p>Dass man nicht etwa annehmen darf, dass Jesaia c. 28,1–4 und v. 7 -ff. in einem Zuge in Jerusalem gesprochen habe, ist im ersten Teile -dieser Abhandlung schon bewiesen worden. Die Ereignisse, auf die -sich c. 28,1–4 bezieht, liegen 20 Jahre früher, und v. 7 ff. bilden -gar keine eigentliche Rede, sondern enthalten die Schilderung einer -wahrscheinlich im Tempelvorhof vorgefallenen Szene.</p> - -<p>Es kann sich also nur um nachträgliche schriftstellerische Verbindung -beider Stücke handeln. Dies kann nach der gangbaren Vorstellung der -Entstehung jesajanischer Schriften nur geschehen sein, als Jesaia das -Stück v. 7–13 niederschrieb, oder als er die Sammlung der einzelnen -vorliegenden Stücke vornahm. Die erstere Annahme ist an sich sehr -unwahrscheinlich. Denn es ist nicht wohl denkbar, dass Jesaia als -Einleitung zu dem kurzen Stücke v. 7–13 eine fast gleich lange Rede -gesetzt habe, die sich inhaltlich auf ganz andere Umstände und Zeitlage -bezieht. Denn die Trunkenheit der Priester und Propheten bildet doch -nur den Ausgangspunkt und Hintergrund der Szene, während sich die -eigentlichen Auseinandersetzungen auf ganz andere Dinge beziehen (v. -12). Vor allen Dingen aber sollte man erwarten, dass dann der Prophet -irgendwie auf seine Einleitung Bezug genommen hätte. Da dies aber -nicht geschehen ist, so ist auch an eine engere schriftstellerische -Verbindung zwischen v. 1–4 und v. 7–13 nicht zu denken.</p> - -<p>Aehnliche Einwände erheben sich gegen die Annahme <span class="gesperrt">Duhms</span>, -dass Jesaia die Verbindung zwischen v. 1–4 und v. 7 ff. erst später -hergestellt habe, als er die einzelnen Stücke unseres Buches zu einer -Sammlung vereinigte. Welche Gründe sollte wohl der Prophet gehabt -haben, diese inhaltlich und zeitlich so fern liegende Drohrede mit den -andern so eng zusammengehörigen Stücken zu vereinigen, und dieselbe -als Einleitung an die Spitze derselben zu stellen. Denn ein besonderer -Grund musste doch dafür angegeben<span class="pagenum"><a name="Seite_17" id="Seite_17">[S. 17]</a></span> werden können, aus dem Jesaia -dieses Stück aus der Zeit vor der Zerstörung Samarias mit den aus der -Sanherib-Zeit stammenden Stücken verbunden haben könnte. Nun ergiebt -sich aber aus einem Vergleich dieses Stückes mit den übrigen Abschnitten</p> - -<p>1. dass in den sämmtlichen übrigen Stücken auch nicht ein einziges Mal -ausser in c. 28,7, auf c. 28,1–4 Bezug genommen wird.</p> - -<p>2. dass c. 28,1–4 in inhaltlicher Beziehung völlig andersartig ist -als die sämmtlichen anderen Stücke. In letzteren handelt es sich, wie -wir gesehen haben, um politische Dinge; der Grund aller Drohungen ist -das wider Jahwes Willen geplante und vollzogene Bündnis mit Aegypten. -In c. 28,1–4 wird dagegen als Ursache des Unterganges von Samaria die -sittliche Verkommenheit seiner Bewohner angeführt, die sich in ihrer -Völlerei kundgiebt.</p> - -<p>Die einzige Beziehung hat das Stück c. 28,1–4 zu den Versen 7 und 8 -dieses Kapitels, und zwar auch nur darin, dass in v. 7 und 8 auch -von Trunkenen die Rede ist. Allein diese Beziehung ist doch eben nur -sehr äusserlich und kann deshalb eher einem Redaktor als dem Jesaia -selbst zugetraut werden. Ein solches Armutszeugnis dürfen wir doch dem -Jesaia nicht ausstellen, dass er nicht eine selbstständige Einleitung -zu seiner Sammlung habe herstellen können, sondern dass er dazu ein -möglichst wenig passendes Stück aus früherer Zeit gewissermassen -an den Haaren herbeigezogen habe. Es spricht auch noch ausser den -inneren Gründen ein äusserer Umstand dafür, dass c. 28,1–4 nicht von -Jesaia, sondern von einem späteren Redaktor an die Spitze der Sammlung -gestellt sei, das sind die beiden unechten Verse 5 und 6. Wären v. -1–4 von Anfang an eng mit v. 7 ff. verbunden gewesen, so wäre es kaum -denkbar, dass sich zwischen v. 4 und das וגם אלה v. 7 jene beiden -Verse eingedrängt hätten. Ist aber die Verbindung von v. 1–4 mit v. 7 -ff. erst vom Redaktor hergestellt, dann stammen jedenfalls auch die -dieselbe herstellenden Worte von ihm, und<span class="pagenum"><a name="Seite_18" id="Seite_18">[S. 18]</a></span> wahrscheinlich ist dann -überhaupt v. 7 f. eine für jene Verbindung vom Redaktor hergestellte -Umarbeitung einer etwas anderen jesajanischen Einleitung zu der v. 9 -ff. geschilderten Szene im Tempelvorhof. Denn es ist schon im ersten -Teile der Abhandlung hervorgehoben worden, dass v. 7 f. wahrscheinlich -nicht so, wie wir sie haben, von Jesaia niedergeschrieben worden sind. -Eine jesajanische Einleitung hat sicher vor v. 9 ff. gestanden, weil -dieselben sonst unverständlich wären und keinen Eingang hätten. Aber -der Redaktor hat wahrscheinlich das darin von der Trunkenheit der -Priester und Propheten Gesagte stark betont und weiter ausgemalt, -um einen möglichst engen Anschluss an v. 1–4 zu erhalten, und hat -dagegen Manches weggelassen, was uns vielleicht für das Verständnis -von v. 9 ff. wertvoller gewesen wäre. Ob aber die Verbindung von -c. 28,1–4 mit den übrigen Stücken dadurch entstanden sei, dass in -der jesajanischen Aufzeichnung erzählt war, wie der Prophet sich im -Streite mit den trunkenen Jerusalemiten auf die ehemalige Weissagung -über Samaria und auf ihre vor Augen liegende Erfüllung berufen hat, -wie <span class="gesperrt">Hackmann</span><a name="FNAnker_9_9" id="FNAnker_9_9"></a><a href="#Fussnote_9_9" class="fnanchor">[9]</a> annimmt, lässt sich nicht mehr ausmachen. -Nötig ist diese Annahme keineswegs, da die späteren Sammler durchaus -keine Rücksicht auf die Chronologie nahmen, und für denselben zur -Aufnahme des Stückes z. B. auch das חוי im Anfange sehr wohl -ausschlaggebend gewesen sein kann.</p> - -<p>So viel scheint mir wenigstens erwiesen zu sein, dass der Anfang -der zusammengehörigen jesajanischen Stücke unseres Buches nicht -mehr erhalten, sondern von einem anderen durch das allerdings auch -jesajanische, aber unserm Zusammenhange fremdartig gegenüberstehende -Stück Jes. 28,1–4 ersetzt worden ist.</p> - -<p>Aber auch die übrigen sachlich zusammengehörigen Stücke können so, wie -sie uns vorliegen, trotz ihres grossen sachlichen Zusammenhanges und -ihrer strengen zeitlichen<span class="pagenum"><a name="Seite_19" id="Seite_19">[S. 19]</a></span> Reihenfolge nicht als eine von Jesaia selbst -hergestellte Sammlung angesehen werden. <span class="gesperrt">Duhm</span> vertritt allerdings -diese Meinung. Er sagt<a name="FNAnker_10_10" id="FNAnker_10_10"></a><a href="#Fussnote_10_10" class="fnanchor">[10]</a>: „Ich halte es für möglich, dass Jesaia die -Stücke, die wir jetzt von c. 28,1 an lesen, die sich recht gut als eine -durch Jesaias eigene Hand redigierte Schrift auffassen lassen, in ihrer -dem Anschein nach beispiellos korrekten chronologischen Reihenfolge -zusammengestellt habe; diese Schrift geht dann mindestens bis c. 30,17 -umfasst aber vielleicht auch noch c. 30,27–31,9.“</p> - -<p>Aber <span class="gesperrt">Duhm</span> vermag es selbst nicht, diese seine Ansicht für -alle jesajanischen Stücke innerhalb des von ihm angenommenen Rahmens -durchzuführen.</p> - -<p>Das ist zunächst bei dem Stücke c. 30,6 f. der Fall. Das Stück trägt -die Ueberschrift:</p> - -<p class="center">משא בהמות גנב</p> - -<p>Hätte dieses Stück ursprünglich dicht neben c. 30,1–5 gestanden, so -wäre nicht einzusehen, wie diese Ueberschrift gerade zwischen v. -5 und 6 hineingekommen wäre. Denn auch v. 1–5 reden von dem Zuge -nach Aegypten, gehören also äusserlich und innerlich ziemlich eng -zusammen, und kein Mensch würde v. 6 f. für ein besonderes, für sich -bestehendes Orakel gehalten haben. Man müsste also erwarten, dass -dann die Ueberschrift vor v. 1 stünde. <span class="gesperrt">Duhm</span> findet es daher -wahrscheinlich, dass das Stück einst, wegen seiner Stichwortüberschrift -neben c. 21. 22 gestanden habe und erst von dem letzten Redaktor -hierher versetzt worden sei. Ob sich nicht eine andere, ebenso -befriedigende Erklärung dafür wird finden lassen, werden wir nachher -sehen; hier soll nur festgestellt werden, dass das Stück v. 6 f. sich -nicht ursprünglich direkt an v. 1–5 angeschlossen haben kann.</p> - -<p>Zweifelhaft erscheint es <span class="gesperrt">Duhm</span> ferner, ob das Stück c. 29,13 -f. die Fortsetzung zu v. 9 f. bildet. Die einleitenden Worte: der -Herr sprach, scheinen ihm auf einen andern,<span class="pagenum"><a name="Seite_20" id="Seite_20">[S. 20]</a></span> vielleicht historischen -Zusammenhang hinzuweisen, aus dem der Sammler das Stück herausgebrochen -hat. Dass sein Inhalt für seine Zuweisung zur Periode Sanheribs -spricht, ist an sich noch kein Beweis für die Ursprünglichkeit seiner -jetzigen Stellung. Denn wir haben auch jetzt noch an anderen Stellen -des Jesaia-Buches Stücke, die jener Periode zugehören. Es handelt sich -hier nicht um den Inhalt, sondern um die Form des Anschlusses. Und da -muss doch gesagt werden, dass die einleitende Formel „und es sprach -der Herr“ nicht zum direkten Anschlusse von v. 13 f. an v. 9 f. passt. -Denn diese Formel würde, falls sie von Jesaia zur Verbindung der beiden -Stücke geschrieben wäre, beide zu einem Ganzen verbinden. Dass das aber -nicht geht, ist bereits im ersten Teile der Abhandlung gezeigt worden.</p> - -<p>Das einzige Stück, welches ausser dem eben besprochenen noch eine -scheinbare Verbindung mit dem vorhergehenden aufweist, ist c. 28,14 ff. -Aber auch hier zeigt grade die Art dieser Verbindung, dass dieselbe -nicht von Jesaia zum Zwecke des direkten Anschlusses von v. 14 ff. -an v. 7–13 hergestellt sein kann. Denn die Verbindung von v. 14 ff. -mit dem Vorhergehenden durch לכן ist ungeschickt und verdunkelt -den Sinn. Es ist oben gezeigt worden, welche Schwierigkeiten dieses -לכן den Auslegern bereitet, und zu welchen gezwungenen Erklärungen -es geführt hat. Denn einmal enthält das Stück v. 14 ff. selbst in v. -15 die Begründung zu der folgenden Drohung, auf die auch ausdrücklich -in v. 18 Bezug genommen wird; andrerseits ist aber in v. 7 ff. von -einer solchen Begründung, auf die doch das לכן weisen müsste, -gar keine Rede. Daher ist das לכן entweder nachträglich vom -Redaktor hergestellt, oder weist, was noch wahrscheinlicher ist, auf -einen anderen Zusammenhang hin. Denn es ist nicht sehr wahrscheinlich, -dass ein Sammler, der doch sonst jesajanische Stücke ohne besondere -Verknüpfung aneinandergereiht hat, ohne Grund diese unpassende -Verbindung hergestellt haben sollte.</p> - -<p>So ergiebt sich uns also, dass grade die Stücke, die mit<span class="pagenum"><a name="Seite_21" id="Seite_21">[S. 21]</a></span> dem -vorhergehenden schriftstellerisch verbunden zu sein scheinen, eben um -dieser Verbindung willen nicht von Jesaia selbst so zusammengestellt -sein können, sondern dass ihr Eingang vielmehr auf einen anderen, -als ihren jetzigen Zusammenhang hinweist. Doch ehe wir auf die Frage -eingehen, welches etwa ihr ursprünglicher Zusammenhang gewesen sein -könne, müssen wir uns noch mit den übrigen jesajanischen Stücken -befassen. Es sind die Stücke: c. 29,1 ff., 29,9 f., 29,15, 30,1 -ff., 30,8 ff., 31,1 ff. Alle diese Stücke stehen ohne irgendwelche -schriftstellerische Verbindung neben einander.</p> - -<p>An sich ist das Fehlen redaktioneller Verbindung der Stücke nun -freilich kein Grund, ihre Zusammenstellung dem Jesaia abzusprechen. -Es ist im Gegenteil oft der Fehler bei der Erklärung prophetischer -Schriften, dass man eine Verbindung zwischen einzelnen Reden -herzustellen sucht, die nicht vorhanden und nicht beabsichtigt ist.</p> - -<p>Aber wenn wir die in Rede stehenden Stücke betrachten, so werden wir -doch zu dem Schlusse gedrängt, dass <span class="gesperrt">diese</span> Stücke in ihrer -jetzigen Gestalt nicht von Jesaia selbst zu einem Buch zusammengestellt -sein können.</p> - -<p>Zunächst müssen wir c. 30,8 ff. aus der vermeintlichen Sammlung -ausscheiden. Denn dieses Stück setzt in seinem Eingange unbedingt -einen anderen Zusammenhang voraus, als er in dem vorhergehenden Stücke -gegeben ist. Das Stück beginnt mit den Worten:</p> - -<div class="poetry-container"> - <div class="poetry"> - <div class="stanza"> - <div class="verse">Jetzt geh’ hinein, schreib es nieder, und auf ein Buch zeichne es!</div> - </div> - </div> -</div> - -<p>Mag der Vers auch nicht mehr ganz in Ordnung sein<a name="FNAnker_11_11" id="FNAnker_11_11"></a><a href="#Fussnote_11_11" class="fnanchor">[11]</a>, so bleibt doch -immer bestehen, dass Jesaia aufgefordert wird, „jetzt“ hinein (?) -zu gehen und „es“ aufzuschreiben. Worauf bezieht sich das עתה, -und was ist mit den Suffixen in den Verben gemeint? Da uns das -nicht im Folgenden gesagt wird, so müssten wir erwarten, dass es im -Vorhergehenden<span class="pagenum"><a name="Seite_22" id="Seite_22">[S. 22]</a></span> irgendwie angedeutet sei. Das Witzwort in v. 7 b kann -es nicht sein; denn erstens stammt es nicht von Jesaia, und zweitens -steht es in dem Stück v. 6 f., das, wie wir gesehen haben, auch nicht -ohne Weiteres dem Zusammenhange angehört. In dem vorhergehenden Stück -c. 30,1–5 lässt sich aber auch nichts zur Erklärung finden. Dann ist -aber klar, dass auch dieses Stück nicht als unmittelbare Fortsetzung -des vorhergehenden von Jesaia niedergeschrieben sein kann.</p> - -<p>Die noch übrigen Stücke fordern in ihren Anfängen keine Beziehungen -auf etwas Vorangegangenes. Sie könnten also an sich wohl in ihrer -Reihenfolge von Jesaia zu einer Sammlung zusammengestellt worden sein. -Aber ein anderer Umstand widerspricht dieser Möglichkeit. Würden -wir nämlich die vorherbesprochenen Abschnitte aus dieser Sammlung -herausnehmen, so würde dadurch der sachlich-chronologische Zusammenhang -der Stücke, den wir oben nachgewiesen haben, zerstört werden. Wir kämen -ja auch dann zu der unglaublichen Annahme, dass Jesaia seine eigenen -zusammengehörigen Stücke nur zum kleinen Teil geordnet habe, und -dass es erst einem späteren Bearbeiter gelungen sei, für alle Stücke -die chronologisch-sachliche Ordnung herzustellen. Dieser Annahme ist -jedenfalls die andere vorzuziehen, dass die Zusammenstellung der Stücke -in der Gestalt, in welcher sie uns vorliegen, überhaupt nicht auf -Jesaia, sondern auf einen späteren Sammler zurückzuführen ist.</p> - -<p>Zu diesem Resultate werden wir auch noch durch eine andere, etwas -allgemeinere Erwägung geführt. Wenn wir fragen, in welcher Weise -Jesaia die vorliegende Sammlung hergestellt haben könnte, so bieten -sich zur Beantwortung dieser Frage überhaupt nur zwei Möglichkeiten. -Entweder hat der Prophet seine früher vereinzelt und nacheinander -aufgeschriebenen Stücke und Reden in einer späteren Zeit geordnet -und zusammengestellt, oder er hat die in einer früheren Zeit nur -gehaltenen Reden selbstständig reproduziert und zu Papier gebracht. -In letzterem Falle wäre dann die Sammlung gewissermassen wie aus -einem Gusse ent<span class="pagenum"><a name="Seite_23" id="Seite_23">[S. 23]</a></span>standen. Aber in diesem Falle müssten erst recht -alle einzelnen Stücke der Sammlung unter einander verbunden sein und -auch schriftstellerisch zusammen ein wohl abgerundetes Ganze bilden. -Das kann man aber von den vorliegenden Stücken trotz ihrer korrekten -sachlichen Ordnung nicht behaupten.<a name="FNAnker_12_12" id="FNAnker_12_12"></a><a href="#Fussnote_12_12" class="fnanchor">[12]</a></p> - -<p>Darum müssten sie auf die erstere Art entstanden sein, wenn sie in -ihrer jetzigen Form eine von Jesaia hergestellte Sammlung bilden -sollten. Es ist aber unmöglich, sich alle einzelnen Stücke auf diese -Art entstanden sein zu denken. Ueberhaupt ist diese ganze gangbare -Vorstellung von der Niederschrift wirklich gehaltener prophetischer -Reden schwer zu vollziehen. Man muss <span class="gesperrt">Hackmann</span> Recht geben, dass -es „beinahe etwas ebenso Unnatürliches hat, zu denken, der Prophet -habe seine in der Glut des Geistes geredeten Worte nachher schriftlich -wiederholt, wie wenn man annähme, er hätte sie vorher wie eine zu -haltende Predigt ausgearbeitet.“ So lange wir indessen nicht eine -andere genügende Erklärung für die Aufzeichnung prophetischer Reden -in unsern Prophetenbüchern haben, wird diese Vorstellung wohl weiter -gangbar bleiben. Wir müssen darum auch an dieser Stelle mit ihr rechnen -und hoffen, sie wenigstens für unser Buch zerstören zu können.</p> - -<p>Auf diejenigen längeren Reden unserer Stücke, welche deutlich Schuld -und Strafe verkünden, und die auch einen selbstständigen Eingang und -Abschluss bilden, lässt sich vielleicht die angegebene Vorstellung -ihrer Niederschrift anwenden. In ihnen hatte der Prophet dann, entweder -für sich, oder für seine Zeitgenossen und die späteren Geschlechter -deutlich seine Meinung aufbewahrt.</p> - -<p>Aber es giebt grade auch unter den uns vorliegenden Stücken solche, bei -denen man für sich allein weder erkennt, an wen sie gerichtet sind, -noch worauf sie sich beziehen; kurze Sprüche, die für sich allein -überhaupt gar keinen Sinn geben.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_24" id="Seite_24">[S. 24]</a></span></p> - -<p>So hätte sich der Prophet aus der Zeit, in der er den definitiven -Entschluss der Volksleiter, sich mit Aegypten zu verbinden erfuhr, -nur c. 29,15 notiert! Ist es ferner vorstellbar, dass sich Jesaia -als Wiedergabe einer oder mehrerer Reden und heftiger Kämpfe mit -den Volksleitern c. 29,9 f. aufgeschrieben habe לְעֵד עד עולם?! Oder was -mochte wohl Jesaia damit bezwecken, als er, nicht als Rede, sondern in -Form der Erzählung die Thatsache niederschrieb, dass die judäischen -Gesandten auf dem Wege nach Aegypten seien (c. 30,6 f.)? Dieselbe Frage -erhebt sich gegenüher der Schilderung jener Szene im Tempelvorhof c. -28,7 ff. Endlich müssten wir auch annehmen, dass die jetzt in ihrem -Anfange unvollständigen Stücke schon bei ihrer ersten Aufzeichnung -von Jesaia so unvollständig niedergeschrieben wären, da es sonst -unbegreiflich wäre, warum er sie nicht vollständig in seine Sammlung -herübergenommen hätte. Aus allen diesen Gründen ist die Annahme, dass -Jesaia die vorliegende Sammlung aus einzelnen früher selbstständigen -Stücken hergestellt habe, unzulässig, und damit ist überhaupt die -Sammlung der Stücke in der uns vorliegenden Gestalt durch Jesaia selbst -unerklärlich.</p> - -<p>So hat uns also nicht nur die Untersuchung der einzelnen Stücke -auf ihren Zusammenhang untereinander, sondern auch die Erwägung -allgemeinerer Art zu demselben Resultate geführt, dass die inhaltlich -zusammengehörigen Stücke unseres Buches, so wie sie uns jetzt -vorliegen, nicht von Jesaia zusammengestellt sein können.</p> - -<p>Sie müssen daher von einem späteren Sammler in ihren jetzigen -Zusammenhang gebracht sein. Aber woher hat sie dieser spätere Sammler -entnommen? Er kann sie jedenfalls nicht aus einzelnen Aufzeichnungen -Jesaias zusammengestellt haben. Denn wir haben gesehen, dass es -undenkbar ist, dass Jesaia alle diese einzelnen Stücke zu verschiedenen -Zeiten einzeln und als selbstständige Stücke aufgezeichnet habe. -Ausserdem wäre auch ein späterer Sammler kaum im Stande gewesen, -die in der Reihenfolge der Stücke waltende grosse sachliche Ordnung -herzustellen.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_25" id="Seite_25">[S. 25]</a></span></p> - -<p>Daher müssen die einzelnen Stücke aus einem grösseren Zusammenhange -stammen. Darauf führt 1. ihre chronologisch-sachliche Ordnung, 2. der -Umstand, dass mehrere Stücke teils in ihrem Anfange unvollständig sind -(c. 28,7 ff. c. 30,8 ff.), teils auch durch die Art ihres Anfanges auf -etwas Verlorengegangenes schliessen lassen (c. 28,14 ff. c. 29,13 f.). -Halten wir die beiden Punkte zusammen, so lässt sich vermuten, und -zwar namentlich aus der innerhalb der einzelnen Stücke herrschenden -chronologischen Ordnung, dass der grössere Zusammenhang, aus dem die -einzelnen Stücke entnommen sind, ein geschichtlicher Zusammenhang -gewesen ist.</p> - -<p>Es gilt nun im Folgenden zunächst, diese Vermutung wissenschaftlich -näher zu begründen, und zu zeigen, dass sich durch diese Annahme eines -ursprünglich geschichtlichen Zusammenhanges der in Frage stehenden -jesajanischen Stücke des Buches alle vorhandenen Schwierigkeiten -beseitigen lassen.</p> - -<p>Der einzige, der bisher diese Vermutung ausgesprochen hat, ist -<span class="gesperrt">Hackmann</span>, in seiner Schrift über die Zukunftserwartung des -Jesaia. Er sagt dort Seite 47: „Unwillkürlich umgiebt man diese -Reden mit Geschichte, und — sollten sie nicht auch ursprünglich in -geschichtlicher Umrahmung gestanden haben? Anzeichen für ein früheres -Vorhandensein historischer Einkleidung liegen wohl vor. Das cap. -28 steht so sehr mit einem konkreten geschichtlichen Vorgange in -Verbindung, dass die Vorstellung nahe liegt, eine kurze Darstellung -der begleitenden Verhältnisse sei einmal damit Hand in Hand gegangen. -Manche Einzelheiten sind wie eine Bezugnahme auf eine nebenhergehende -Erzählung; v. 9 f. setzt eine Unterbrechung der Rede durch Einwürfe -der Trunkenen voraus; v. 15 redet in Anspielungen von einem Faktum, -über welches ursprünglich vielleicht auch einige Worte verloren waren. -Aehnlich ist es mit Stellen wie 30,1. 6. 15 und 16. Natürlich ist -nur ein kurzer und einfacher Rahmen der Situation für die einzelnen -Aussprüche anzunehmen, in der Weise von c. 7 und 8.“</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_26" id="Seite_26">[S. 26]</a></span></p> - -<p>Es gilt nun im Folgenden, diese von <span class="gesperrt">Hackmann</span> mehr -andeutungsweise ausgesprochene Vermutung näher zu begründen und -allseitig sicher zu stellen.</p> - -<p>Ein starker Wahrscheinlichkeitsgrund für die Richtigkeit dieser Annahme -liegt ja vor allen Dingen in der oben nachgewiesenen chronologischen -Reihenfolge unserer Stücke. Wir müssen uns aber auch nach möglichst -starken äusseren Stützen für dieselbe umsehen. Diese liegen nun -aber meines Erachtens nicht zuerst in den von <span class="gesperrt">Hackmann</span> -hervorgehobenen Anzeichen einer früheren geschichtlichen Umrahmung, -obwohl auch diese, wie wir nachher sehen werden, stark mit ins Gewicht -fallen.</p> - -<p>Der Hauptbeweis für die Annahme eines früheren geschichtlichen -Zusammenhanges unserer Stücke liegt vielmehr in der Beschaffenheit -dieser Stücke selbst.</p> - -<p>Diese enthalten nämlich keineswegs alle, wie man bisher meist -angenommen hat, Reden, sondern sind zum guten Teil selbst noch -geschichtliche Darstellungen, zum Teil geben sie auch Reden in -geschichtlich referierender Form wieder.</p> - -<p>Eigentliche Reden enthalten überhaupt nur folgende Stücke: 1. c. -28,14–22. Dieses Stück wendet sich mit direkter Anrede gleich in v. -14 an die Machthaber in Jerusalem und behält die Form der Anrede bis -zum Schlusse bei. 2. c. 29,9 f. Wer in dem kurzen Stücke angeredet -ist, ist nicht gesagt; wahrscheinlich sind es die Volksleiter, denen -Jesaia das Verstockungsgericht Jahwes ankündigt. 3. c. 30,1–5. Indessen -ist hier schon zu merken, dass die Rede erst von v. 3 an mit dem -והיה לכם direkte Anrede wird. In v. 1 f. ist der Spruch Jahwes in -dritter Person referierend wiedergegeben. Denn die Worte: הוי בנים סוררם נאם יהוה -darf man nicht übersetzen: Wehe euch widerspenstigen Söhnen, ist der -Spruch Jahwes; sondern sie heissen: Wehe über die widerspenstigen -Söhne u. s. w. Das geht klar hervor aus c. 29,15. Das Stück beginnt -ganz parallel: הוי המעמיקים und fügt dann den Nachsatz in dritter Person -an, wie aus<span class="pagenum"><a name="Seite_27" id="Seite_27">[S. 27]</a></span> dem מעשיהם -und dem ויאמרו hervorgeht, vgl. auch c. -31,1 f. 4. c. 30,12–17. Die Rede wendet sich an die Volksleiter und -verkündet ihnen wegen ihres Ungehorsams gegen den Willen Jahwes den -Untergang. Aber diese Rede will nicht die Wiedergabe einer Rede Jesaias -an das Volk sein. Jesaia steht gar nicht vor dem Volk, sondern sitzt -in seinem Hause und schreibt diese Rede als eine Rede Jahwes an das -Volk für einen späteren Tag auf. Denn mit den Worten: לכן כה אמר קדןש ישראל (v. 12) -ist dieselbe nicht nur als Rede Jahwes bezeichnet, sondern auch eng -an die vorangehenden Verse 8–11 angeschlossen. Damit ist natürlich -nicht gesagt, dass Jesaia nicht ähnliche Reden an das Volk gehalten -hat. Aber es kommt hier auf die Form an, in welcher die vorliegende -Rede aufgezeichnet ist; und darnach ist dieselbe nicht die Wiedergabe -einer an das Volk gehaltenen Rede, sondern einer dem Jesaia von Jahwe -geoffenbarten Rede, die ihm zum Zeugnis dienen soll ליום אחרון.</p> - -<p>Die vier Reden sind die einzigen direkten, in der zweiten Person an -das Volk oder dessen Leiter gerichteten Reden unserer Stücke. Und auch -diese erfahren in ihrer Bedeutung als solcher, wie wir gesehen haben, -Einschränkungen.</p> - -<p>Neben diesen direkten Reden an das Volk stehen andere, die in -erzählender Form in der dritten Person berichtet sind. Dazu gehören, -wie oben zu c. 30,1–5 schon bemerkt worden ist, die Wehereden in c. -29,15 und c. 31,1 ff. Es sind Zornesausbrüche Jesaias im Namen seines -Gottes, hervorgerufen durch das Zustandekommen und die Ausführung jenes -Beschlusses, durch welchen sich das Volk in seinen Führern definitiv -vom Gehorsam gegenüber Jahwe losgesagt hat. Es ist fraglich, ob Jesaia -diese Aussprüche je mündlich vorgetragen hat; sie eignen sich mehr zu -schriftlichen Drohworten, und nach c. 30,8 scheint es, als ob sich -Jesaia von da an überhaupt auf Weisung seines Gottes vom Schauplatz -der öffentlichen Thätigkeit zurückgezogen habe. Die Form von c. 31 -überhaupt ist nicht die einer feurigen Rede,<span class="pagenum"><a name="Seite_28" id="Seite_28">[S. 28]</a></span> als vielmehr die einer -grimmigen und doch siegesgewissen Argumentation. Man achte auf das -וגם הוא חכם ויבא רע in v. 2 und die Gegenüberstellung Jahwes und Aegyptens in v. -3; ebenso auf das siegesgewisse: כי כה אמר יהוה אלי in v. 4. Er weiss es, dass -Jahwe zu ihm und durch ihn geredet hat, und dass er darum zuletzt noch -Recht behalten wird seinen Gegnern gegenüber.</p> - -<p>Jedenfalls ist auch c. 29,1 ff. zu diesen indirekten Drohreden zu -rechnen. Das ergiebt sich schon daraus, dass Ariel (der Opferherd) -angeredet ist. Aber das Stück bietet solche Schwierigkeiten, dass sich -seine Form überhaupt nicht mehr wird mit Sicherheit feststellen lassen. -In v. 1 redet Jesaia, v. 2 geht unvermittelt in die Rede Jahwes über, -so dass anzunehmen ist, dass zwischen v. 1 und 2 etwas ausgefallen ist, -was auch der völlig abweichende Text der LXX wahrscheinlich macht. -Gehört v. 7 zum ursprünglichen Text, dann ist die Rede überhaupt in -Schilderung übergegangen. Denn in v. 7 ist Ariel in der dritten Person -genannt.</p> - -<p>Wir kommen nun zu einer dritten Gruppe von Stücken, in denen Worte -Jahwes an Jesaia berichtet werden; und weil dies ganz in der Gestalt -geschieht, wie sie dem Jesaia gegeben werden, so tragen diese Stücke -vollkommen die Form der Erzählung. Zu diesen Stücken gehören c. 29,13 -f. und c. 30,8 ff.</p> - -<p>Zu c. 29,13 f. bemerkt schon <span class="gesperrt">Duhm</span>, dass dieser Spruch wegen -der Einleitung der Herr sprach, vielleicht auf einen historischen -Zusammenhang hinweise. Aber nicht nur die einleitenden Worte, sondern -auch die Worte der Rede Jahwes tragen die Form der historischen -Darstellung. Es heisst ja nicht: weil ihr euch nähert... sondern weil -sich dies Volk nähert... drum siehe behandle ich es wunderbar. Der -Angeredete ist der Erzähler.</p> - -<p>In c. 30,8 bezieht sich nun auch der Inhalt der Rede Jahwes auf Jesaia, -Jesaia erzählt hier einen Befehl Jahwes, den er erhalten hat, mit den -Worten Jahwes wieder; das<span class="pagenum"><a name="Seite_29" id="Seite_29">[S. 29]</a></span> ist also auch keine Rede Jesaias, sondern -historische Darstellung einer Rede Jahwes an Jesaia. Wahrscheinlich -gehören die mit כי angeschlossenen Worte v. 9–11 noch mit zur -Rede Jahwes als Begründung des Befehls. Jahwe wird zwar in v. 9 und 11 -in dritter Person erwähnt; aber es hat nichts Befremdliches, wenn Jahwe -von sich in dritter Person redet. Ueber die weitere Fortsetzung v. 12 -ff. ist schon oben die Rede gewesen.</p> - -<p>Nun bleiben noch zwei Stücke übrig, die jedes für sich behandelt werden -müssen: c. 30,6 f. und c. 28,7 ff. c. 30,6 f. enthält überhaupt keine -Rede, sondern reine Erzählung. Es steht zwar jetzt: Orakel „Wüsten des -Südlandes“ darüber; aber auch diese geheimnisvolle Ueberschrift kann -natürlich für uns nicht die Erzählung in eine Rede verwandeln. „Im -Land der Enge und Angst.... führen sie auf... Eseln ..... ihre Schätze -zum Volk, das nicht nützt.....“ Dieser einfache Satz ist durch einiges -poëtische Beiwerk erläutert und erweitert. Das ist das geheimnisvolle -Orakel. Das Land der Angst ist die Wüste, die Schätze sind der Tribut -für die versprochene Hülfe, das Volk, das nicht nützt, ist Aegypten. Es -liegt derber Spott in dieser Schilderung Jesaias.</p> - -<p>c. 28,7–13 ist weder blos Erzählung noch blos Rede, sondern es ist -Erzählung, direkte und indirekte Rede zusammen, kurz, es ist die -lebendige historische Darstellung einer gewaltigen im Tempelvorhof -vorgefallenen Scene. Die Einleitung erzählt oder vielmehr hat erzählt -die Situation; denn wie wir oben gesehen haben, ist sie jetzt -wahrscheinlich von einem späteren Bearbeiter stark modifiziert. In v. -9 f. folgt dann in direkter Rede die Wiedergabe der Anrede oder besser -der Hohnrede der trunkenen Priester und Propheten. Sie reden nicht -Jesaia, sondern sich gegenseitig an, da sie von Jesaia in der dritten -Person reden. Und darauf folgt — nicht eine Anrede an, sondern ein -Urteil Jesaias über die Trunkenen und ihre Rede; denn von den Trunkenen -ist im Folgenden in der dritten Person geredet. Wenn wir fragen wollen, -an wen Jesaia sich dieses Urteil<span class="pagenum"><a name="Seite_30" id="Seite_30">[S. 30]</a></span> über die Trunkenen und ihre Rede -gerichtet dachte, so werden wir wohl antworten müssen, dass er dabei -nicht jene Spötter, sondern die Leser seines Buches im Auge hatte. -Dass Jesaia nicht eine ähnliche Drohrede jenen Spöttern ins Gesicht -geschleudert habe, soll damit wieder nicht gesagt sein; die hier so -drastisch und lebendig dargestellte Szene hat Jesaia gewiss selbst -erlebt. Aber die Form der Wiedergabe seiner Entgegnung ist doch nun -einmal nicht Rede — dann müsste die zweite Person stehen —, sondern -urteilende Darstellung.</p> - -<p>Der Überblick über die Form der in Frage stehenden jesajanischen -Stücke hat uns gezeigt, dass dieselben nur zum kleinsten Teil wörtlich -wiedergegebene Reden enthalten, dass die Aufzeichnung auch vieler -Reden in indirekt referierender Form gehalten ist, und dass, was -für unsere Frage die Hauptsache ist, sich sogar mehrere Stücke in -rein historischer Darstellung finden. Um die letzteren noch einmal -aufzuzählen, so sind dies c. 28,7–13. c. 29,13 f. c. 30,6 f. c. 30,8–11.</p> - -<p>Dieser bisher immer übersehene Thatbestand ist natürlich ein sehr -entscheidendes äusseres Moment für die Richtigkeit unserer Vermutung, -dass die zusammenhängenden jesajanischen Stücke unseres Buches -ursprünglich einem grösseren historischen Zusammenhange angehört haben. -Denn bei dieser Annahme erklärt es sich allein, dass sich in den uns -erhaltenen jesajanischen Stücken unseres Buches bald die Form der -direkten, bald der indirekten Rede findet, und dass sogar einige Stücke -die Form der reinen Erzählung tragen, während sich dieser Wechsel der -Form bei der bisher üblichen Vorstellung der Entstehung jesajanischer -Stücke doch durchaus nicht verstehen lässt. Wie sollte Jesaia dazu -gekommen sein, solche zum Teil abgerissenen und unvollständigen -Stücke von Reden, Erzählungen und Szenen aufgeschrieben und später -zusammengestellt zu haben!</p> - -<p>Auf einen grösseren ursprünglich historischen Zusammenhang weisen nun -auch zweitens die oben besprochenen Ein<span class="pagenum"><a name="Seite_31" id="Seite_31">[S. 31]</a></span>gänge einzelner Stücke hin, die -jetzt zum Teil völlig Unzusammengehöriges eng mit einander verbinden. -Es sind die Eingänge c. 28,7. 28,14. 29,13. 30,8. und in weiterem Sinne -noch c. 31,4.</p> - -<p>Am deutlichsten ist das bei c. 29,13. Die Worte ויאמר יהוה können, wie -wir gesehen haben, nicht v. 13 mit v. 10 verbinden. Es muss also vor -v. 13 etwas ausgefallen sein, woran die Worte ויאמר יהוה ursprünglich -angeknüpft haben. Dann weist aber das Stück, das selber erzählende -Form trägt, gerade auch mit seiner der Erzählungsform entnommenen -Einleitungsformel unabweislich auf einen historischen Zusammenhang hin. -Der Inhalt lässt sich natürlich nicht mehr bestimmen, muss aber mit der -angeführten Rede Jahwes irgendwie in Beziehung gestanden haben.</p> - -<p>Über den Eingang in c. 28,7 ist oben schon näher die Rede gewesen. -c. 28,9 ff. fordern eine Einleitung, die die Situation beschreibt. -Wären die Worte in c. 28,7 אלה נגם jesajanisch, dann würden sie, -wie <span class="gesperrt">Hackmann</span> meint, allerdings auf eine ähnliche historische -Beschreibung der trunkenen Ephraims zurückweisen. Aber die -Ursprünglichkeit des überlieferten Textes in v. 7 f. ist nicht sehr -wahrscheinlich. Andererseits weist aber gerade auch der überlieferte -Text darauf hin, dass vor v. 9 eine ähnliche und jedenfalls -umfassendere historische Einleitung gestanden haben muss; denn der -Bearbeiter kann die jetzige nicht aus der Luft gegriffen haben, zumal -im Folgenden von der Trunkenheit der Priester nicht mehr die Rede ist, -und dann liegt es auch durchaus, wie wir noch sehen werden, der Art des -Bearbeiters unserer Stücke fern, derartige geschichtliche Einleitungen -zu bilden; er hat sie im Gegenteil, überall, wo es möglich war, -entfernt und nur die Reden in seine Sammlung aufgenommen.</p> - -<p>In c. 28,14 bereitet das לכן, wie wir gesehen haben, den Auslegern -grosse Schwierigkeiten. Dasselbe setzt voraus, dass der Grund der -folgenden Drohrede im Vorhergehenden<span class="pagenum"><a name="Seite_32" id="Seite_32">[S. 32]</a></span> angegeben war. Nun ist derselbe -aber in v. 7–13 nicht angegeben. Also muss vor v. 14 etwas ausgefallen -sein, was den Grund der folgenden Drohung enthalten hat. Das kann -aber nicht etwa der Anfang der Rede selbst gewesen sein. Denn in -der v. 14 ff. angeführten Rede ist der Grund der Drohung in v. 15 -voll und ausreichend angegeben vgl. v. 17 f. Dieser Umstand fordert -vielmehr nothwendig die Annahme, dass der Grund der Drohrede vorher -in geschichtlichem Bericht gegeben war. Man könnte höchstens noch -annehmen, dass das לכן v. 14 überhaupt nicht ursprünglich zu dem -jesajanischen Stücke gehört habe, sondern vom Bearbeiter hinzugesetzt -sei, um v. 14 ff. mit dem Vorhergehenden zu verbinden. Aber einmal -hat der Sammler auch sonst in unserem Buche jesajanische Stücke ohne -besondere Verbindung nebeneinander gestellt, und es wäre kein rechter -Grund ersichtlich, warum er grade dieses durch ein nachträglich -hinzugefügtes לכן mit dem vorhergehenden verbunden haben sollte; -sodann aber setzt auch die Art und Weise, in der v. 15 der Grund der -Drohung angegeben wird, eine Rückbeziehung auf konkrete geschichtliche -Verhältnisse voraus, die ohne vorhergegangene Erläuterung dunkel bliebe -und darum auch für uns thatsächlich dunkel ist. Hier kommen wir mit -<span class="gesperrt">Hackmann</span> überein, der in seiner oben angeführten Ausführung -sagt, v. 15 rede in Anspielungen auf ein Faktum, über welches -ursprünglich vielleicht einige Worte verloren waren. Wir meinen, dass -das לכן in v. 14 noch deutlich diesen Ausfall erkennen lässt.</p> - -<p>In c. 30,8 ist es nicht die Form, sondern der Inhalt des Verses selbst, -der auf geschichtliche Beziehungen zurückweist, deren Angabe einmal vor -ihm gestanden haben muss. Sowohl der Zeitpunkt des עתה, als auch -der Inhalt dessen, was Jesaia aufschreiben soll, muss einmal irgendwie -vor v. 8 erzählt gewesen sein. Denn jetzt steht der Vers völlig in der -Luft und die Suffixe in den Verben haben keine Beziehung auf etwas -Vorhergehendes, die sie doch notwendig fordern.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_33" id="Seite_33">[S. 33]</a></span></p> - -<p>In c. 31,4 endlich kann sich der Eingang: כי כה אמר יהוה אלי zur Not als -Fortsetzung an v. 3 anschliessen. Wahrscheinlich ist dies indessen -nicht. Denn einmal hat das Stück v. 1–3 in den Worten:</p> - -<p class="center">וכשל עוזר ונפל עזר</p> - -<p>einen gewaltigen und völlig genügenden Abschluss erreicht; und zweitens -passt der Inhalt von v. 4 nicht genau zu 1–3. Denn v. 1–3 stellen -Ägypten in den Vordergrund, während v. 4 von der Belagerung Jerusalems -handelt. Ist aber v. 4 von v. 1–3 zu trennen, dann verlangen die Worte: -כי כה אמר יהוה אלי eine Ergänzung, die jetzt ausgefallen ist. Die Annahme wird -dadurch noch wahrscheinlicher, dass das letzte Sätzchen in v. 3 mit -seinem יחדו und יכליון jedenfalls mit <span class="gesperrt">Duhm</span> für einen vom -Sammler hinzugesetzten Abschluss zu halten ist.</p> - -<p>Die besprochenen Eingänge in c. 28,7. 28,14. 29,13. 30,8. und 31,4 -machen also wahrscheinlich, dass den durch sie eingeleiteten Stücken -andere, und zwar zum Teil sicher in geschichtlicher Form, einst -vorangegangen sind. Dasselbe ist natürlich auch bei den übrigen, nicht -besprochenen Stücken, nicht ausgeschlossen; es finden sich in denselben -nur keine Anzeichen mehr vor, die noch mit einiger Deutlichkeit darauf -hinweisen.</p> - -<p>Diese Untersuchungen bestätigen die Vermutung <span class="gesperrt">Hackmanns</span>, dass -unsere Stücke ursprünglich in geschichtlicher Umrahmung gestanden -haben. Die inneren Gründe, die er als Stützen seiner Vermutung anführt, -lassen sich freilich nicht so beweisen, dienen aber dem geführten -Beweise zur Bestätigung. Denn dass wirklich manche Einzelheiten in -unseren Stücken wie eine Bezugnahme auf eine nebenhergehende Erzählung -erscheinen, wird jeder zugeben, der die Stücke mit Aufmerksamkeit -liest. Ueber c. 28,15 ist vorhin schon die Rede gewesen. Aehnliches -wird man von den auch inhaltlich ähnlichen Versen c. 30,15 f. sagen -dürfen. Doch c. 30,6 kann nicht mit angeführt werden, da v. 6 f. nicht -Rede, sondern Erzählung enthalten. Ebenso ist es mit<span class="pagenum"><a name="Seite_34" id="Seite_34">[S. 34]</a></span> c. 28,9 f., das -nach <span class="gesperrt">Hackmann</span> eine Unterbrechung der Rede Jesaias durch Einwürfe -der Trunkenen voraussetzt. Denn die v. 9 f. vorausgehenden Verse 6 -und 7 sind nicht Bestandteile einer Rede Jesaias, sondern bilden die -geschichtliche Einleitung zu der v. 9 ff. dargestellten Szene.</p> - -<p>Doch wir bedürfen auch keiner weiteren Beweise mehr für die Richtigkeit -der aufgestellten Hypothese, dass die zusammengehörigen jesajanischen -Stücke unseres Buches ursprünglich einem grösseren geschichtlichen -Zusammenhange angehört haben. Wir haben folgende Thatsachen -festgestellt:</p> - -<div class="blockquot"> - -<p>1. Den in Betracht kommenden jesajanischen Stücken liegt eine -streng chronologisch-sachliche Ordnung zu Grunde.</p> - -<p>2. Dieselben enthalten nur zum Teil die Wiedergabe von Reden des -Propheten; zum Teil enthalten sie auch erzählende Darstellungen von -Reden und Ereignissen.</p> - -<p>3. Die Eingänge mehrerer Stücke nehmen deutlich auf einst -vorhergegangene geschichtliche Darstellungen Bezug.</p></div> - -<p>Diese Thatsachen finden ihre Erklärung nur durch die Annahme, dass -unsere Stücke einst in einer grösseren geschichtlichen Umrahmung -gestanden haben.</p> - -<p>Diese Annahme wird nun noch durch folgende Umstände bestätigt. Zunächst -erklärt sich durch dieselbe am leichtesten die Beschaffenheit, in -welcher uns die jesajanischen Stücke vorliegen. Die jesajanischen -Partieen unseres Buches bestehen aus lauter einzelnen, zum Teil -abgebrochenen Stücken und lassen jede schriftstellerische Verbindung -unter einander vermissen. Diese Thatsache findet allein eine genügende -Erklärung in der Annahme, dass dieselben aus einem grösseren -Zusammenhange herausgebrochen sind.</p> - -<p>Dadurch erklärt sich vor allem auch das Vorhandensein vieler so kurzer -Stücke, die jetzt wegen ihrer Zusammenhangslosigkeit als selbstständige -Stücke behandelt werden müssen, ohne dass man einsieht, wie sie -entstanden sein und für sich allein existiert haben könnten. Solche -Stücke<span class="pagenum"><a name="Seite_35" id="Seite_35">[S. 35]</a></span> sind c. 29,9 f. 13 f. 15 c. 30,6 f. Man kann nicht sagen, dass -ihnen am Anfange oder Schlusse etwas fehlt. <span class="gesperrt">Duhm</span> nimmt dies zwar -von c. 29,15 an: „was etwa noch fehlt, scheint unleserlich geworden -und darum vom Redaktor durch v. 16–24 ersetzt zu sein.“ Allein in -diesen Versen lässt sich nichts entdecken, was die Annahme <span class="gesperrt">Duhms</span> -begünstigen könnte. Das nimmt auch <span class="gesperrt">Duhm</span> nicht an; er hat keinen -anderen Grund für seine Annahme als die Unwahrscheinlichkeit, dass -dieses kurze Stück einst selbstständig existiert habe. Innerhalb einer -geschichtlichen Darstellung kann aber auch eine so kurze Rede sehr wohl -gestanden haben.</p> - -<p>Dasselbe gilt von den anderen Stücken. c. 29,9 f. ist als selbstständig -aufgezeichnete Rede völlig unerklärlich. Man weiss weder, an wen sie -gerichtet ist, noch, worauf sie sich bezieht, noch, was sie droht. Ist -es wohl wahrscheinlich, dass Jesaia solche kurze Sätze aufgezeichnet -hat? Eine irgendwie genügende Erklärung dafür kann man nicht finden. -Dagegen liefert die Annahme, dass ein späterer Redaktor diese Reden -aus einem geschichtlichen Zusammenhange herausgebrochen habe, eine -vollständig genügende Erklärung sowohl für ihre Kürze als auch für ihre -sonst befremdliche Unverständlichkeit. Denn in ihrem ursprünglichen -Zusammenhange können alle ihre uns jetzt zum Teil dunklen Beziehungen -sehr deutlich gewesen sein.</p> - -<p>Einer besonderen Erklärung bedarf noch das kurze Stück c. 30,6 f., -das jetzt die Ueberschrift משא בהמות נגב trägt. Dass dieses kurze, noch -dazu rein erzählende Stück einst eine besondere und selbstständige -Aufzeichnung Jesaias gebildet haben soll, ist undenkbar, trotzdem, dass -es jetzt als besonderes Stück behandelt werden muss und auch schon von -dem Verfasser jener Ueberschrift als solches behandelt worden ist. Aber -<span class="gesperrt">Duhm</span> will nun eben um dieser Stichwortüberschrift willen das -Stück ganz aus seinem jetzigen Zusammenhange entfernen und hält es für -wahrscheinlich, dass es einst neben c. 21. 22 gestanden hat und erst -vom letzten Redaktor an seine jetzige Stelle versetzt worden ist.<span class="pagenum"><a name="Seite_36" id="Seite_36">[S. 36]</a></span> -Allein die in c. 21 mit Stichwortüberschriften versehenen Orakel sind -nicht jesajanisch und werden auch von <span class="gesperrt">Duhm</span> nicht für jesajanisch -gehalten, und c. 22 gehört nicht derselben Zeit an wie unsere Stücke. -Andrerseits passt das Stück c. 30,5 f. seinem Inhalte nach vorzüglich -hinter v. 1–5, während es doch nicht einzusehen ist, dass es der letzte -Redaktor, der es doch gewiss unter der dogmatischen Brille seiner -Stichwortüberschrift betrachtet hat, an seinen geschichtlich richtigen -Platz gesetzt haben sollte. Ich glaube aber, dass sich bei unserer -Annahme eines ursprünglich geschichtlichen Zusammenhanges unserer -Stücke eine genügende Erklärung für das Stück und seine Ueberschrift -geben lässt.</p> - -<p>Es ist nämlich klar, dass der Sammler unserer Stücke, wie der von c. -1 (resp. 2) — 12 und der von c. 13 ff. eine Sammlung von משאות ישעיהו -hat geben wollen vgl. c. 1,1. 2,1. 13,1. Dazu gehörten vor allem alle -<span class="gesperrt">Reden</span>, die Jesaia gehalten hat, oder die ihm als חזון -(c. 1,1) von Jahwe offenbart worden sind. Daraus erklärt es sich, -dass unsere sämmtlichen Stücke Reden, sei es von Jesaia, sei es von -Jahwe enthalten, und dass der Sammler grade die sie verbindenden -geschichtlichen Partieen weggelassen hat. Er hat nun diese Reden -wörtlich so aus ihrem geschichtlichen Zusammenhange herausgenommen, wie -er sie vorfand; daher es kommt, dass viele durch ihre Form noch den -geschichtlichen Zusammenhang verraten. Nur in c. 28,7 f. hat er eine -kurze geschichtliche Einleitung stehen lassen, um v. 9 ff. mit v. 1–4 -zu verbinden.</p> - -<p>Ausser diesen Einleitungsversen ist nun das Stück c. 30,6 f. das -einzige, welches überhaupt keine Rede, weder von Jesaia, noch von -Jahwe, enthält, sondern der reinen Erzählungsform angehört. Wie kommt -es nun, dass es der Hersteller unseres Buches dennoch aus seinem -Zusammenhange herausgelöst und seiner Sammlung einverleibt hat? Es -lässt sich kein anderer Grund dafür finden als der, dass er es dennoch -für eine משא ישעיהו gehalten hat. Entweder that er dies, weil er die -Stichwortüberschrift, vielleicht am<span class="pagenum"><a name="Seite_37" id="Seite_37">[S. 37]</a></span> Rande seines Exemplares, schon -vorfand, oder er hat dieselbe, was auch möglich ist, erst selbst -verfasst und zugesetzt, weil er die Verse für ein „Orakel“ des Jesaia -hielt und sie als solches kennzeichnen wollte. Denn es wird ja immerhin -auch für seine damaligen Leser nicht ganz leicht gewesen sein, in -diesen Versen ein „Orakel über die Tiere des Südlandes“ zu erkennen. -So erklärt sich m. E. die Ueberschrift dieses Stückes so wie auch die -Aufnahme desselben in unsere Sammlung am leichtesten.</p> - -<p>Es lassen sich also alle Schwierigkeiten, die sich aus der -Beschaffenheit der jesajanischen Stücke unseres Buches für ihre -Herkunft und Aufnahme in unsere Sammlung ergeben, durch die Annahme -eines ursprünglich geschichtlichen Zusammenhanges derselben beseitigen, -während sie sonst unerklärlich bleiben würden. Dieser Umstand stützt -und bestätigt daher die Richtigkeit unserer These.</p> - -<p>Es lässt sich aber noch eine andere, sehr wertvolle Bestätigung -derselben aufweisen. Das ist die Thatsache, dass sich auch sonst im -Jesaia-Buche unzweifelhaft jesajanische Stücke in geschichtlicher -Darstellung finden. Es sind dies die Abschnitte c. 6–8,18, c. 20 und c. -22.</p> - -<p>Es ist klar, von welcher Bedeutung diese Thatsache für die -Annehmbarkeit unseres Ergebnisses sein muss. Fänden sich nämlich -im Jesaia-Buche sonst keine derartigen, von Jesaia stammenden -geschichtlichen Darstellungen, sondern nur, worauf etwa c. 1–5 führen -könnten, Redesammlungen, so würde sich immer wieder gegen unser -Ergebnis das Bedenken erheben, dass es doch sonst nicht Jesaias Art -sei, derartige geschichtliche Darstellungen zu geben.</p> - -<p>Wir müssen deshalb noch kurz auf das Verhältnis der übrigen Prophetieen -des Jesaia zu den in unserer Sammlung enthaltenen eingehen. Es wird -sich zeigen, dass nicht nur wenigstens die in c. 6–8 enthaltene Schrift -der unserer Sammlung zu Grunde liegenden nach Zweck und Anlage sehr -ähnlich ist, sondern auch, dass diese geschichtlichen Darstellungen den -wesentlichsten Teil von allem ausmachen,<span class="pagenum"><a name="Seite_38" id="Seite_38">[S. 38]</a></span> was Jesaia überhaupt gegen -Jerusalem und Juda geschrieben hat.</p> - -<p>Gewöhnlich nimmt man an, dass c. 6–9,6 eine kleine, von Jesaia selbst -hergestellte Sondersammlung seiner Prophetieen sei. Richtig ist an -dieser Annahme nur, dass der Hersteller der grösseren Sammlung, etwa -der von c. 2–12, c. 6–9,6 bereits als abgeschlossene Sammlung vor -sich hatte; denn sonst hätte er c. 6 an den Anfang seiner grösseren -Sammlung gestellt. Aber <span class="gesperrt">Hackmann</span> hat meines Erachtens -entscheidend nachgewiesen, dass das Büchlein c. 6–9,6 nicht von Jesaia -zusammengestellt sein kann.<a name="FNAnker_13_13" id="FNAnker_13_13"></a><a href="#Fussnote_13_13" class="fnanchor">[13]</a> Denn die hinter c. 8,18 folgenden -Worte bilden ein Fragment aus allerlei zerbröckelten Stücken, und -sind dazu zusammengetragen, um den Uebergang zu c. 9 herzustellen. -<span class="gesperrt">Hackmann</span> macht nun darauf aufmerksam, dass c. 8,16–18 den -Eindruck eines Schlusses machen. „Die Schlussworte:</p> - -<div class="poetry-container"> - <div class="poetry"> - <div class="stanza"> - <div class="verse">אשר נתן לי יהוה לאתות ולמופתים בישראל</div> - <div class="verse tdr">מעם יהוה צבאות השכן בהר ציון</div> - </div> - </div> -</div> - -<p>sind ein guter Abschluss“.</p> - -<p>Da nun c. 6 ein in sich geschlossenes Ganze für sich bildet, so liegt -die Folgerung nahe, dass die Zusammenhänge von c. 7 und 8 in c. 8,16–18 -ihren Abschluss finden.</p> - -<p>Und in der That ist es grade die Sammlung c. 7–8,18, die der dem Buche -c. 28–33 zu Grunde liegenden jesajanischen Schrift nach Zweck und -Anlage so überaus ähnlich ist.</p> - -<p>Dieselbe kann dem von uns gefundenen Resultate einer ursprünglich -geschichtlichen Form jener Schrift um so mehr zur Bestätigung dienen, -als hier die geschichtliche Darstellungsform in den einzelnen Stücken -noch viel deutlicher zu Tage tritt. Sehen wir uns dieselben daraufhin -etwas näher an!</p> - -<p>c. 7,1–17 enthält nach <span class="gesperrt">Duhm</span> einen „Bericht“ von<span class="pagenum"><a name="Seite_39" id="Seite_39">[S. 39]</a></span> Handlungen und -Reden Jesaias beim Herannahen der Syrer und Israeliten gegen Juda. -Wirklich enthält auch c. 7, auch wenn man v. 1 (= II. Kön. 16,5) vom -Sammler entlehnt sein lässt, um den verlorenen Eingang einigermassen -zu ersetzen, nicht die Wiedergabe einer Rede Jesaias, sondern einen -Bericht, eine Erzählung aus des Propheten Feder.</p> - -<p>Zuerst erzählt der Prophet kurz von dem Herannahen der beiden Heere und -den darob entstandenen Schrecken beim Hause Davids. Darauf giebt er -den ihm von Jahwe zu teil gewordenen Auftrag wieder, dem Ahas auf die -Strasse des Walkerfeldes ans Ende der Wasserleitung des oberen Teiches -entgegenzugehen und ihm Mut und Trost zuzusprechen. Hieran schliesst -sich die Wiedergabe der Unterredung zwischen Jesaia und dem Könige: -Jesaia bietet dem Ahas ein Zeichen (או ת) an; Ahas schlägt es ab; -Jesaia bestimmt nun selbst ein tröstliches Zeichen baldiger Rettung, -knüpft aber zugleich wegen des verstockten Unglaubens des Königs eine -Drohung gegen ihn und das Reich Juda daran.<a name="FNAnker_14_14" id="FNAnker_14_14"></a><a href="#Fussnote_14_14" class="fnanchor">[14]</a></p> - -<p>In c. 8,1 und 3 f. <span class="gesperrt">erzählt</span> Jesaia zwei weitere Versuche, das -verstockte Volk zur Umkehr und zum Glauben zu bewegen. Da seine Reden -nichts helfen, versucht er, durch ein anderes Wahrzeichen (אות) -seinem Volke nahe zu<span class="pagenum"><a name="Seite_40" id="Seite_40">[S. 40]</a></span> kommen. Er nimmt eine Tafel und schreibt darauf: -Maher-schalal-chas-baz. Dann giebt er diesen Namen seinem bald darauf -geborenen Sohne. So viel hat Jesaia gethan, um das Volk zur Umkehr und -zum Glauben zu bringen. Es hat aber nichts geholfen: c. 8,6:</p> - -<p class="center">מאס העם הזה את מי השלח ההלכים לאט</p> - -<p>Nun folgt das Verwerfungsurteil über Juda in mehreren Drohreden c. -8,6–18, die wohl inhaltlich zusammengehören, aber auch wie in c. 28 ff. -die schriftstellerische Verbindung nicht mehr aufweisen.</p> - -<p>Wie in der in c. 28 ff. enthaltenen jesajanischen Schrift ist auch hier -der Zweck derselben, dem verstockten Volke das Verwerfungsurteil Jahwes -zu verkünden und zu begründen. Auch diese Schrift zerfällt in zwei -Teile: c. 7–8,4 schildern die Bemühungen Jesaias um die Bekehrung des -Volkes; c. 8,5–16 verkünden dem verstockten Volke das Gericht.</p> - -<p>Dass c. 8,5 ff. wirklich mit dem Vorhergehenden zusammenhängen, zeigt -v. 5:</p> - -<p class="center">ויסף יהוה דבר אלי עוד לאמר</p> - -<p>Nur kann Jesaia unmöglich die mit diesen Worten eingeleitete Rede -so an das vorhergehende Stück angeschlossen haben. Denn v. 3 f. -enthalten eine tröstliche Zusage an Juda, v. 6 ff. dagegen eine scharfe -Gerichtsdrohung. Es muss also zwischen v. 4 und 5 etwas ausgefallen -sein; und zwar muss vor v. 5 eine ähnliche Drohrede gestanden haben -wegen des יוסף und des עוד in v. 5. Das ist vielleicht die -Drohung gewesen, die jetzt in c. 7,18 ff. enthalten ist (vgl. vorige -Anmerkung).</p> - -<p>Dass auch dieser zweite Teil der Schrift ursprünglich in historischem -Rahmen gestanden hat, beweist der in der Form eines Berichtes -abgefasste Eingang zu v. 11 ff., beweist auch der Schluss der Schrift -v. 16–18, der keine Rede enthält und von dem Vorhergehenden losgerissen -sinnlos wird.</p> - -<p>Der gegebene Überblick über den Zusammenhang und die Darstellungsform -von c. 7–8,18 zeigt, dass wir hier auch eine in der Form der -geschichtlichen Darstellung ver<span class="pagenum"><a name="Seite_41" id="Seite_41">[S. 41]</a></span>fasste Schrift Jesaias vor uns haben. -Auf die litterarische Beschaffenheit derselben kann hier natürlich -nicht näher eingegangen werden<a name="FNAnker_15_15" id="FNAnker_15_15"></a><a href="#Fussnote_15_15" class="fnanchor">[15]</a>; es ist nur noch zu fragen, wann -etwa Jesaia diese Aufzeichnungen gemacht haben könnte. Wir werden -anzunehmen haben, dass c. 7 und 8 eine längere Wirkungsperiode Jesaias -umspannen, dass namentlich zwischen c. 8,4 und 8,5 ff. Ereignisse -liegen, die den Umschwung in Jesaias Prophetie begründet und veranlasst -haben. Diese Ereignisse haben den Jesaia bewogen, sich vom öffentlichen -Auftreten zurückzuziehen, c. 8,16–18. Sie müssen daher sein Auftreten -nutzlos gemacht haben. Da sie auch nur politischer Natur gewesen sein -können, denn um politische Ereignisse dreht sich der ganze Inhalt von -c. 7 f., so kann nichts Anderes gemeint sein als die Botschaft des Ahas -an Thiglath-Pileser 2. Kön. 16,7. Also ganz ähnlich wie in c. 28 ff. -ist es auch hier das Bündnis mit einer auswärtigen Macht, um das es -sich handelt. Statt auf Jahwe zu trauen,<span class="pagenum"><a name="Seite_42" id="Seite_42">[S. 42]</a></span> setzt „dies Volk da“ seine -Hoffnung auf eine heidnische Grossmacht.</p> - -<p>Stellen wir nun noch einmal die Vergleichungspunkte der in c. 7 f. -und in c. 28 ff. enthaltenen geschichtlichen Aufzeichnungen Jesaias -zusammen. Analog ist:</p> - -<div class="blockquot"> - -<p>1. Die Veranlassung derselben. In beiden Fällen handelt es sich -um das Zustandekommen eines Bündnisses mit einer heidnischen -Weltmacht, gegen das Jesaia vergeblich gekämpft hat. Da sein Reden -nutzlos geblieben ist, zieht er sich zurück und schreibt (c. 8,16 -ff. 30,8).</p> - -<p>2. Der Zweck derselben. Sie sollen beide ein ewiges Zeugnis dafür -sein, dass Jesaia die Schuld des Volkes erkannt und gebrandmarkt, -sowie die Strafgerichte Jahwes vorhergesagt habe.</p> - -<p>3. Die Anlage derselben. In beiden schildert Jesaia zuerst seine -vergeblichen Versuche, Volk und König zum Glauben zu bewegen, um -dann dem verstockten Volke den Untergang zu verkünden.</p> - -<p>4. Einzelheiten des Inhalts und der Form: c. 7,4 mit 30,15 f., -7,9 mit 28,16, 8,6 f. mit 30,12 f., 8,9 f. mit 29,9 f., 8,15 mit -28,13., 8,14 mit 28,16., 8,16–18 mit 30,8.</p> - -<p>5. „v. 16 (in c. 8) klingt wie ein Abschiednehmen von der Arbeit -unter dem Volke (<span class="gesperrt">Duhm</span>).“ Dasselbe gilt von dem עתה בוא c. -30,8.</p></div> - -<p>Eine geschichtliche Aufzeichnung Jesaias haben wir nun ferner in c. -6, in welchem Jesaia seine Berufungsvision erzählt. Sie ist uns dem -Anscheine nach noch vollständig so erhalten, wie sie aus der Hand des -Propheten hervorgegangen ist<a name="FNAnker_16_16" id="FNAnker_16_16"></a><a href="#Fussnote_16_16" class="fnanchor">[16]</a>.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_43" id="Seite_43">[S. 43]</a></span></p> - -<p>In diesem Kapitel haben wir also eine weitere wertvolle Bestätigung -dafür, dass Jesaia in geschichtlicher Darstellung auch sonst -geschrieben hat. Wollte man darauf hinweisen, dass die Schilderung -dieser Berufungsvision eben etwas ganz Besonderes sei, so ist dagegen -zu erwidern, dass der Zweck ihrer Niederschrift dennoch ganz derselbe -ist wie der der Aufzeichnung von c. 7 f. und c. 28 ff.</p> - -<p>Es ist oben schon darauf hingewiesen worden, dass das Kapitel sicher -vom Propheten erst später aufgezeichnet worden ist, und ebenso ist -der Versuch <span class="gesperrt">Hackmanns</span>, seinen Inhalt auf Nordisrael zu deuten, -als unhaltbar nachgewiesen worden. Der Ausdruck העם הזה fordert -gerade auch in diesem Kapitel (v. 5 und v. 1) seine Beziehung auf -Juda. Der Zweck des Kapitels geht natürlich aus dem Inhalte der dem -Jesaia gewordenen Offenbarung v. 9 ff. hervor: in v. 9 f. wird das -Verstockungsgericht über das Volk ausgesprochen; in v. 11 (-13) wird -ihm als Strafe dafür der gänzliche Untergang verkündet. Dieser in c. -6 ausgesprochene Zweck setzt voraus, dass der Niederschrift dieses -Kapitels eine längere Wirksamkeit vorausgegangen ist. Nicht, als ob -Jesaia im Beginne seiner Wirksamkeit nicht ähnliche Gedanken oder -Offenbarungen gehabt haben könnte; über solche Möglichkeiten lässt -sich schwer streiten; aber niedergeschrieben haben kann Jesaia solche -Gedanken erst, nachdem sich das Volk wirklich seiner Predigt gegenüber -verstockt gezeigt hat. Daher wird <span class="gesperrt">Duhm</span> recht haben, dass die -Niederschrift dieser Berufungsvision neben den c. 8,16 und c. 30,8 -erwähnten ein neues Dokument von der Wahrheit und Wahrhaftigkeit seiner -Mission sein soll.</p> - -<p>Mir scheint es nun inhaltlich dem c. 30,8 erwähnten Dokumente, d. -h. also der in c. 28 ff. enthaltenen jesajanischen Schrift näher zu -stehen. Denn einmal erscheint Jesaia dort mehr als in c. 7 f. von -Anfang an von der Unverbesserlichkeit des Volkes überzeugt (vgl. -c. 6,9 f. mit c. 29,9 f.), und dann entspricht auch die radikale -Verkündigung des Unterganges von Juda in c. 6 mehr den Drohreden in -c. 28 ff. als<span class="pagenum"><a name="Seite_44" id="Seite_44">[S. 44]</a></span> den in c. 8<a name="FNAnker_17_17" id="FNAnker_17_17"></a><a href="#Fussnote_17_17" class="fnanchor">[17]</a>. Wir haben also in c. 6 eine weitere -wertvolle Bestätigung für unser Resultat bezüglich der geschichtlichen -Darstellungsform der in c. 28 ff. enthaltenen Schrift.</p> - -<p>Es kommen nun noch als geschichtliche Stücke c. 20 und c. 22 in -Betracht, über die wir aber schnell hinweggehen können.</p> - -<p>c. 20 gehört seiner Überschrift und seinem Inhalte nach ins Jahr 711. -Es ist aber seiner Herkunft nach nicht ganz unverdächtig. Möglich wäre -es, „dass es ähnlichen Ursprung hätte wie c. 36–39, und zu Gunsten -dieser Annahme könnte man auf den in mehrfacher Beziehung verdächtigen -v. 2 hinweisen (Duhm).“</p> - -<p>c. 22 fällt in die Zeit nach 701. Es ist bezüglich seiner -Einheitlichkeit und Darstellungsform durchaus nicht allgemein -anerkannt; da ich es aber für eine geschichtliche Darstellung halte; so -sollte es wenigstens nicht unerwähnt bleiben<a name="FNAnker_18_18" id="FNAnker_18_18"></a><a href="#Fussnote_18_18" class="fnanchor">[18]</a>.</p> - -<p>Diese im Vorhergehenden besprochenen geschichtlichen Darstellungen -bilden nun nicht etwa den kleinsten, sondern vielmehr den weitaus -grössten Teil dessen, was der Prophet Jesaia gegen Juda und Jerusalem -überhaupt geschrieben hat. Denn ausser den besprochenen Abschnitten -sind nur noch das kurze Stück c. 32,9–14 und die in c. 1–5 enthaltenen -Drohreden gegen Juda und Jerusalem dem Jesaia zuzuschreiben<a name="FNAnker_19_19" id="FNAnker_19_19"></a><a href="#Fussnote_19_19" class="fnanchor">[19]</a>.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_45" id="Seite_45">[S. 45]</a></span></p> - -<p>Eine vollgültige Bestätigung dieses statistischen Befundes können wir -nun noch aus des Jesaia eigenen Worten entnehmen, nämlich aus den -beiden Versen c. 30,8 und c. 8,16.</p> - -<p>In c. 30,8 heisst es: Jetzt geh hinein und schreib es nieder! Also, -nachdem Jesaia lange vergeblich durch öffentliche Rede unter dem Volke -gewirkt hatte, erhielt er den göttlichen Auftrag, sich vom Schauplatz -der öffentlichen Thätigkeit zurückzuziehen und seine Drohungen -niederzuschreiben לעֵד עד עולם. Dieser Auftrag Jahwes an Jesaia enthält -doch offenbar für unsere Frage ein Doppeltes:</p> - -<div class="blockquot"> - -<p>1. dass Jesaia bis dahin seine Reden nicht aufgeschrieben hat, dass -also die gewöhnliche Annahme, dass er gewissermassen ein Tagebuch -über seine Reden geführt habe, gegenüber den eigenen Worten Jesaias -nicht stichhaltig ist;</p> - -<p>2. dass es für Jesaia eines besonderen Auftrages Jahwes oder eines -besonderen Zweckes bedurfte, seine Weissagungen niederzuschreiben.</p></div> - -<p>Der Zweck ist auch in c. 8,16 besonders hervorgehoben:</p> - -<p class="center">צור תעודה חתום תורה בלמדי</p> - -<p>Der Zweck der Niederschrift ist also nach beiden Stellen wie bei der -Aufstellung der Tafel c. 8,1 f. und der Namengebung seiner Söhne c. 8,3 -f. 18 der, dass sie einer späteren Generation (עד עולם c. 30,8 und -בלמדי 8,16) zum Zeugnis (לעד c. 30,8 und תעודה 8,16) der -Wahrheit und Wahrhaftigkeit seiner Prophezeiungen dienen soll.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_46" id="Seite_46">[S. 46]</a></span></p> - -<p>Jedenfalls geht aus beiden Stellen hervor, dass der Prophet erst -deshalb zur Niederschrift schreitet, weil er erkennt, dass die -mündliche Predigt aussichtslos sei. Das wird daher auch von den -anderen Stücken gelten, die etwa noch auf ihn zurückzuführen sind. Ein -eigentlicher Schriftsteller wie Jeremia und die späteren Propheten, ist -Jesaia noch nicht gewesen. Da nun die Niederschriften, auf welche jene -beiden Stellen weisen, c. 7 f. und c. 28 ff., die Hauptperioden der -Wirksamkeit Jesaias umspannen, so werden wir a priori anzunehmen haben, -dass sie auch den grössten Teil dessen ausmachen, was Jesaia gegen -Jerusalem und Juda geschrieben hat. Durch diese Stellen wird also das -durch den statistischen Befund herausgestellte Verhältnis bestätigt.</p> - -<p>Der Ueberblick über die schriftstellerische Thätigkeit des -Jesaia hat gezeigt, dass die Annahme einer ursprünglich -geschichtlich-darstellenden Gestalt der jesajanischen Stücke in -c. 28–33 durch die Beschaffenheit der in den anderen Sammlungen -enthaltenen Stücke nicht widerraten, sondern vielmehr empfohlen -wird. Ja, es ist gezeigt worden, dass jene in darstellender Form -geschriebenen Stücke den weitaus grössten Teil von allem ausmachen, was -Jesaia gegen Jerusalem und Juda geschrieben hat.</p> - -<p>Kehren wir nach diesem Ueberblicke über die Entstehung der übrigen -jesajanischen Stücke zu unserem Buche c. 28 ff. zurück, so können wir -jetzt folgendes Resultat feststellen:</p> - -<div class="blockquot"> - -<p>1. In dem Buche c. 28–33 sind drei verschiedene jesajanische -Schriften enthalten, nämlich ausser den beiden kurzen Stücken c. -28,1–4 und c. 32,9–14 eine Anzahl Bruchstücke aus einer grösseren -Schrift Jesaias.</p> - -<p>2. c. 28,1–4 enthält eine Weissagung Jesaias von dem Untergange -Samarias. Die Abfassung dieses Stückes fällt also jedenfalls vor -722, wegen des Schweigens über Aram und Damaskus wahrscheinlich -nach 732; vielleicht liegt ihm als bestimmter Anlass der Abfall -Hoseas von<span class="pagenum"><a name="Seite_47" id="Seite_47">[S. 47]</a></span> Assyrien zu Grunde, dann stammt es etwa aus dem Jahre -725/24<a name="FNAnker_20_20" id="FNAnker_20_20"></a><a href="#Fussnote_20_20" class="fnanchor">[20]</a>.</p> - -<p>3. Die in c. 28,7–31,4 enthaltenen Bruchstücke gehören ursprünglich -einer grösseren geschichtlichen Darstellung der Kämpfe Jesaias -mit den Volksleitern wider das Zustandekommen des ägyptischen -Bündnisses an. Jesaia hat diese Schrift etwa im Jahre ± 703 v. Chr. -selbst verfasst zum Zeugnis für einen späteren Tag.</p> - -<p>4. Es bleibt noch das kurze Stück c. 32,9–14 übrig. Ueber die -Abfassungszeit dieses Stückes lässt sich aus seinem Inhalte nichts -absolut Sicheres entnehmen. Jesaia kündigt den Weibern Jerusalems -die völlige Verwüstung der Stadt und ihrer anmutigen Umgebung an. -Das könnte Jesaia freilich zu jeder Zeit seiner Wirksamkeit gethan -haben. Aber die Verkündigung klingt so radikal und unbedingt, dass -sie mit ihrem Inhalte auf Anzeichen ihrer Verwirklichung zu deuten -scheint. Vor allem ist hier der Ton etwas anders als sonst. Man -könnte die Dichtung fast ein Klagelied nennen. Die Anrede in v. -9 ist weniger bitter als traurig. Statt des sonstigen harten und -verächtlichen העם הזה steht hier v. 13 das mitleidig empfindende -עמי. Man hat den Eindruck, als ob einerseits Jerusalem mitten -im Unglück stände, Jesaia die Erfüllung seiner Drohungen eintreten -sähe, als ob aber das Volk und namentlich die Frauen Jerusalems -nicht recht daran glaubten. Die Stimmung ist ähnlich wie in c. -22; vgl. namentlich v. 4: lasst mich bitter weinen! auch v. 11 b. -13 f. Dieses Kapitel ist nach dem Vorgange <span class="gesperrt">Sörensens</span><a name="FNAnker_21_21" id="FNAnker_21_21"></a><a href="#Fussnote_21_21" class="fnanchor">[21]</a> -mit <span class="gesperrt">Hackmann</span> in die Zeit nach dem Abzuge Sanheribs -zu setzen<a name="FNAnker_22_22" id="FNAnker_22_22"></a><a href="#Fussnote_22_22" class="fnanchor">[22]</a>. Die überstandene Not hat die Jerusalemiter -nicht gebessert; der Prophet schaut tiefer. Er sieht in ihrer -Unbussfertigkeit die Besiegelung ihres gewissen Unterganges: -„Wahrlich, nicht wird diese Sünde euch ge<span class="pagenum"><a name="Seite_48" id="Seite_48">[S. 48]</a></span>sühnt, bis dass ihr tot -seid.“ v. 14. Dieselbe Stimmung atmet unsere Weissagung, nur fehlt -ihr die Bitterkeit. Vielleicht fällt sie deshalb noch vor den Abzug -Sanheribs in das Jahr 702/1. Sicheres lässt sich nicht aussagen.</p></div> - -<p>Wir stehen am Ende mit der Besprechung der jesajanischen Stücke unseres -Buches. Sie hat uns nicht nur einen interessanten und lehrreichen -Einblick in die schriftstellerische Thätigkeit des Jesaia gegeben, -sondern sie wird uns nun auch die Beantwortung der Frage, wie diese -Stücke in ihren jetzigen Zusammenhang gekommen sind, wesentlich -erleichtern. Halten wir an der Annahme fest, dass der Bearbeiter -unseres Buches, um eine Sammlung von משאות ישעיהו herauszugeben, die -meisten seiner jesajanischen Stücke aus einem grösseren Zusammenhange -herausgenommen hat, so werden wir auch verstehen, wie er dazu -gekommen ist, sie mit eigenen Zuthaten und Ergänzungen zu versehen. -Die Komposition unseres Buches, die sonst bei seinem mosaikartigen -Charakter und den beiden sich widersprechenden Gedankenreihen ein -Rätsel bleibt, wird so erklärlich.</p> - -<hr class="chap" /> - -<div class="chapter"> - -<h2 class="nobreak" id="II">II.</h2> - -</div> - -<p>Wir haben es also jetzt mit der Arbeit einer späteren Zeit zu thun. Es -liegt in dem ganzen Charakter derselben begründet, dass wir mit ihren -Erzeugnissen mehr auf das Gebiet der Vermutungen als der sicheren -Ergebnisse gestellt sind. Denn dieselben haben es meist nicht mit -der Gegenwart, sondern mit der Zukunft, und zwar alle mit derselben -Zukunft, nämlich mit „jenem Tage“, zu thun. Sie sind daher meist zu -wenig zeitgeschichtlich bestimmt, als dass man für die Frage nach ihrer -Herkunft unumstösslich festen Boden gewinnen könnte.</p> - -<p>Das gilt auch von den nichtjesajanischen Stücken unseres Buches. Es -wäre vergebliche Mühe, wenn man aus den einzelnen Stücken Schlüsse -auf Verfasser und Herkunft ziehen<span class="pagenum"><a name="Seite_49" id="Seite_49">[S. 49]</a></span> wollte. Ebenso würde es zu nichts -führen, wenn man, wie wir es bei den jesajanischen Stücken unseres -Buches gethan haben, die Frage aufwerfen wollte, ob die einzelnen -Stücke resp. welche unter einander in Zusammenhang stehen. Sie -behandeln alle das eine Thema: die goldene Zukunft, und dieses würde -sie unter einander ebenso sehr und ebenso wenig verbinden, wie sie -selbst in sich dadurch verbunden sind. Ob man z. B. c. 29,16–24 mit c. -30,18–26 zu einem Stück vereint oder jedes der beiden in zwei oder mehr -Stücke teilt, macht für ihren Inhalt und Gedankengang nichts aus.</p> - -<p>Um daher für die nichtjesajanischen Stücke unseres Buches bezüglich -ihrer Herkunft und Zeitansetzung zu einem einigermassen sicheren -Ergebnisse zu gelangen, müssen wir einen anderen Weg der Untersuchung -einschlagen.</p> - -<p>Wir werden zunächst das Verhältnis dieser Stücke zu den jesajanischen -Partieen ins Auge fassen. Es wird festzustellen sein, welche -unter ihnen sich als unmittelbare und beabsichtigte Fortsetzungen -jesajanischer Partieen geben, und welche etwa selbstständig daneben -stehen.</p> - -<p>Sodann haben wir zu untersuchen, ob sie unter einander auf denselben -oder mehrere Verfasser schliessen lassen. Dann erst können wir nach -Anzeichen einer genaueren Zeitbestimmung fragen.</p> - -<p>Endlich wird dann aus den gewonnenen Resultaten eine Uebersicht über -Zweck, Art und Zeit der Zusammenstellung unseres Buches zu geben sein.</p> - -<p>Es wird sich zeigen, dass wir auf diesem Wege zu einem annähernd -sicheren Resultate über die Entstehungsgeschichte unseres Buches werden -gelangen können.</p> - -<p>Das erste Stück, mit welchem wir es zu thun haben, ist c. 28,5 f. -Dieses ist ganz deutlich zum Zwecke der Fortsetzung von v. 1–4 -komponiert. Das zeigt erstens die Anknüpfung an das Vorhergehende durch -die Worte: ביום ההוא und zweitens die Wahl der Bilder und Ausdrücke,<span class="pagenum"><a name="Seite_50" id="Seite_50">[S. 50]</a></span> -die aus dem Vorhergehenden genommen sind. Die Bilder, die Jesaia vorher -von Samaria und dessen trunkenen Grossen gebraucht hat, werden hier in -geschmackloser Nachahmung auf Jahwe angewendet vgl. v. 5 mit v. 1 und 3.</p> - -<p>Ob wir in c. 29,5 ff. eine einfache Fortsetzung des jesajanischen -Stückes v. 1–4 oder eine Umarbeitung einer ursprünglich jesajanischen -Fortsetzung haben, ist nicht mehr sicher zu entscheiden. v. 4b ist -spätere Parallele zu 4a, v. 8 zu v. 7, und zu dem Stücke v. 1–4 fehlt -der Schluss. Jedenfalls ist klar, dass v. 5–8 kein selbstständiges -Stück für sich bildet, sondern entweder als Fortsetzung oder als -Umarbeitung von einem späteren an v. 1–4a angeschlossen ist.</p> - -<p>Aehnlich ist es mit c. 31,5 ff. Der Anschluss an v. 1–4 ist dadurch -hergestellt, dass der Verfasser neben das Bild vom knurrenden Löwen das -andere von den flatternden Vögeln gestellt hat, das ihm als Bild des -Schutzes jedenfalls geeigneter erscheinen musste.</p> - -<p>Ob er im Folgenden jesajanische Ueberreste mit benutzt hat, lässt sich -hier noch weniger feststellen, da sich kein Vers mehr als ursprünglich -jesajanisches Gut zu erkennen giebt; nur ist wahrscheinlich, dass v. 4 -einst eine erläuternde Fortsetzung gehabt hat, und möglich, dass die -Hand des Späteren schon in v. 4b verbessernd eingegriffen hat, da das -ירד nicht ganz der ersten Hälfte der Vergleichung entspricht. Aber -dass v. 5–8 jetzt wirklich die Fortsetzung Von v. 1–4 bilden sollen -und dazu hergestellt sind, geht auch sonst aus seinem Inhalt und den -gebrauchten Ausdrücken deutlich hervor. v. 6 weist mit seinem Inhalte -auf v. 1b, in seiner Form העמיקי auf c. 29,15. Besonders deutlich ist -v. 8 eine Nachbildung von v. 3. Dem אדם ולא אל in v. 3 steht gegenüber -das לא איש בחרב in v. 8; dem בשר ולא רוח -in v. 3 das חרב לא אדם in v. 8. Dass -diese Nachbildung des Ausdruckes mit ihrem doppelten חרב und ihrer -wunderbaren Vorstellung sehr glücklich wäre, kann man nicht behaupten. -Um so deutlicher zeigt sich aber gerade<span class="pagenum"><a name="Seite_51" id="Seite_51">[S. 51]</a></span> darin die Nachbildung. -Hinzuweisen ist auch noch auf das אור v. 9, bei dem man mit Recht -an das אריאל c. 29 denkt.</p> - -<p>Auch c. 32,15–20 giebt sich als direkte Fortsetzung von v. 9–14. Die -Worte עד יערה עלינו רוח ממרום -knüpfen mit ihrem עד unmittelbar an das עד עולם -in v. 14 an. Dass diese inhaltlich scheinbar unmögliche Verbindung nur -von einem Solchen vollzogen werden konnte, dem die eschatologischen -Ideen der späteren Zeit dogmatisch feststanden, ist schon im ersten -Teile gezeigt worden. Aber Inhalt und Form zeigen auch deutlich, -dass auch diese Verse überhaupt erst als Fortsetzung von v. 9–14 -entstanden sind. In v. 9–14 wird zuerst die Verwüstung der Gärten und -Fruchtgefilde, und dann die Zertrümmerung der menschlichen Wohnungen -gedroht; in v. 15–20 wird zuerst verheissen, dass die Wüste zum -Fruchtgefild werden soll und dann werden den Menschen sichere Wohnungen -in Aussicht gestellt. Zur Entlehnung der Ausdrücke ist vor allem v. -9 f. mit v. 18b zu vergleichen. Die Prädikate der Frauen Jerusalems -שאננות und בטחות werden hier auf die Wohnungen übertragen. Vgl. -auch v. 17 am Schluss.</p> - -<p>In c. 29,9 f. musste es für die Späteren unverständlich sein, was unter -dem dort verkündeten Verstockungsgerichte gemeint sei. Der Verfasser -von v. 11 f. hat eine Erklärung von v. 9 f. im Sinne der späteren Zeit -gegeben. Er sieht darin, dass seinen Zeitgenossen „das Gesicht von dem -allen“, d. h. die dem Jesaia gewordenen Offenbarungen wie ein Buch mit -sieben Siegeln erscheint, eine Erfüllung der Weissagung v. 10, und -es ist offenbar seine Absicht, durch seine Zusätze den Schleier des -Verständnisses zu lüften. Der Anschluss der Verse an die vorhergehenden -durch ותהי und die Beziehung von חזות כל auf das Vorangegangene -zeigen, dass die Verse keine selbstständige Bedeutung haben können und -wollen.</p> - -<p>An das kurze Stück c. 29,15 schliesst sich eine längere -Auseinandersetzung über eschatologische Dinge an. Der Ausruf: הפככם -geht unmittelbar auf die in v. 15 getadelte<span class="pagenum"><a name="Seite_52" id="Seite_52">[S. 52]</a></span> Frage zurück und steht -inhaltlich schon mit v. 14 in Zusammenhang. Der Verfasser fasst die -Frage in v. 15 als Verzweiflungsfrage der Elenden seines Volkes auf, -und giebt deshalb trostreichen Aufschluss. v. 18, ähnlich wie v. 11 f., -geht auf die Worte: והיה במחשך מעשיהם in v. 15 zurück. Zu v. 24 vgl. c. 28,9 -f., zu v. 17 c. 32,15. Diese beständige Bezugnahme auf seine Umgebung -beweist, dass auch dieses Stück kein selbstständiges Produkt eines -andern Autors, sondern erst zum Zwecke der Erläuterung und Fortsetzung -von v. 15 und den vorangegangenen Versen geschrieben ist.</p> - -<p>Dasselbe gilt auch von dem Stücke c. 30,18–26. Durch ein ולכן -ist es eng an das Vorhergehende angeschlossen. Und der, welcher es -angeschlossen hat, hat es auch geschrieben. <span class="gesperrt">Duhm</span> meint zwar, -dass das „darum“ v. 18 so gänzlich unmöglich als Fortsetzung von v. 17 -sei, dass man nur annehmen kann, der Ergänzer habe das Auge mehr auf -seinen eigenen früheren Einsatz, als auf den Text des alten Propheten -gerichtet gehabt. Man muss aber eben bedenken, dass derselbe auch v. -8–17 unter eschatologischem Gesichtspunkt angesehen hat. Für ihn ist -das Volk, zu dem er redet, der in v. 17 genannte Rest. Die Drohung -sieht er bereits erfüllt; und grade die Erfüllung derselben ist ihm ein -Beweis, dass auch die Erfüllung der Verheissung nahe bevorsteht, dass -Jahwe voll Ungeduld ist, seinem Volke Huld zu schenken v. 18.</p> - -<p>Und nicht nur v. 18 schliesst sich an das Vorhergehende eng an, auch -die übrigen Verse stehen damit in Verbindung. v. 20 stellt Jahwe als -Lehrer seines Volkes hin, weil in v. 9 von der תורת יהוה die Rede -gewesen ist. v. 21 weist auf den rechten Weg, von dem sie nach v. 11 -abgewichen sind; v. 26b nimmt ganz das Bild von v. 13 f. wieder auf. -Berg und Hügel in v. 25 sind aus v. 17b; der Tag des grossen Würgens, -„wenn Türme fallen“ spielt auf v. 13 f. an.</p> - -<p>Es bleiben nun noch vier Stücke übrig, die inhaltlich nicht in so reger -Beziehung mit ihrer Umgebung stehen und<span class="pagenum"><a name="Seite_53" id="Seite_53">[S. 53]</a></span> in sich selbst einen mehr -geschlossenen Zusammenhang bilden: c. 28,24–29, c. 30,27–33, c. 32,1–8, -c. 33. Diese bedürfen deshalb noch einer besonderen Besprechung.</p> - -<p>c. 28,23–29 enthält ein dem Landbau entnommenes Maschal mit einer -besonderen, dem Volksliede nachgeahmten Einleitung. Schon um dieser -Einleitung willen wird es von den Auslegern als besonderes Stück -behandelt, das Jesaia erst bei der Zusammenstellung seines Buches an -seine jetzige Stelle gesetzt habe. Dass es indessen nicht von Jesaia -sein kann, ist oben bewiesen worden. Sein Inhalt ist rein tröstlicher -Natur. Aber grade deswegen nimmt es zu seiner Umgebung bezw. zu den -voraufgegangenen jesajanischen Stücken dieselbe Stellung ein, wie die -besprochenen unjesajanischen Stücke zu den ihren. Es bringt gegenüber -den vorangegangenen Drohungen die Verheissung, indem es zugleich durch -seinen Inhalt die Drohung und Strafe erklärt. Dass das Maschal zu den -voraufgegangenen Stücken wirklich auch in diese Beziehung gebracht sein -will, geht deutlich aus v. 29 hervor. Dieser Vers ist das Gegenstück zu -v. 22. In v. 22 heisst es:</p> - -<p class="center">כי כלה ונחרצה שמעתי מאת יהוה צבאות</p> - -<p>In Vers 29 wird gesagt:</p> - -<p class="center">גם זאת מעם יהוה צבאות יצאה</p> - -<p>Es ist klar, dass dieser Vers mit seinem גם זאת auf v. 22 -zurückweist, dass er also auch erst um dieser Rückbeziehung willen -geschrieben ist. Aber damit ist nicht gesagt, dass auch das Maschal -erst um der vorangehenden Stücke willen gedichtet worden ist. Bestimmte -Bezugnahmen auf das Vorhergehende in Inhalt und Form finden sich in -demselben nicht. Wir werden es daher vorläufig als ein besonderes Stück -zu betrachten haben. Die Frage, ob es nicht mit den anderen Stücken -trotzdem denselben Verfasser haben könne, wird nachher erörtert werden.</p> - -<p>Wir kommen zu c. 30,27–33. Auch dieses Stück ist eine besondere -Weissagung, welche von dem Erscheinen Jahwes zum Entscheidungskampfe -mit „Assur“ handelt. Sie<span class="pagenum"><a name="Seite_54" id="Seite_54">[S. 54]</a></span> beginnt ohne irgendwelche Anknüpfung an das -auch selbst schon unjesajanische Stück v. 18–26 mit dem volltönenden -Eingänge:</p> - -<p class="center">הנה שם יהוה בא</p> - -<p>Das Stück ist aber auch in sofern selbstständig, als es keinerlei -Anspielungen und Rückbeziehungen auf die jesajanischen Stücke unseres -Buches enthält. Assur wird in denselben nicht einmal erwähnt.</p> - -<p>Ohne Anschluss an ihre Umgebung nach vorwärts und rückwärts ist auch -die messianische Weissagung c. 32,1–8; auch sie setzt völlig neu ein -mit ihrem הן v. 1. Andrerseits ist aber doch hervorzuheben, dass -sich in diesem Abschnitte manche Anklänge an jesajanische Stellen -unseres Buches finden, die wie Rückbeziehungen und Nachahmungen -aussehen, v. 2b erinnert an c. 28,12, v. 3a an c. 29,9 f. 30,10; die -Stammler in v. 4 an c. 28,7 ff., 30,10. 2.</p> - -<p>Diese Beziehungen sind ja freilich für sich genommen keine zwingenden -Beweise dafür, dass das Stück c. 32,1–8 der Herstellung unserer -Sammlung seine Entstehung zu verdanken hat; wir werden aber nachher -sehen, dass noch andere Gründe stark für diese Annahme sprechen.</p> - -<p>c. 33 ist wieder ein für sich selbstständiges Stück. Es ahmt zwar mit -seinem הוי in v. 1 den jesajanischen Stücken nach; es schliesst -sich aber weder unmittelbar an jesajanische Partieen an, noch ist -in seinem Inhalt und seiner Form etwas zu entdecken, was sonst auf -dieselben hinwiese und als Erklärung oder Berichtigung derselben -aufgefasst werden könnte.</p> - -<p>Wir kommen jetzt zur Besprechung des Verhältnisses der unjesajanischen -Stücke zu einander. Hierbei ist eigentlich schon im Voraus anzunehmen, -dass die Fortsetzungen und Ergänzungen der zusammmengehörigen -jesajanischen Partieen von demselben Verfasser herrühren. Denn die -Herstellung unseres Buches durch Entnahme jesajanischer Stücke aus -einem grösseren Zusammenhange kann nur das Werk eines Mannes sein. -Höchstens können spätere Leser hier<span class="pagenum"><a name="Seite_55" id="Seite_55">[S. 55]</a></span> und da Worte oder Sätze in den -Zusammenhang eingeschoben, oder sich schon in dem dem Verfasser -vorgelegenen jesajanischen Buche fremde Bestandteile befunden haben. -Auf diese letztere Möglichkeit werden wir später noch zurückkommen. Für -die meisten dieser Fortsetzungen und Ergänzungen lassen sich aber auch -litterar-kritische Gründe aufweisen, die die Herleitung von ein und -demselben Verfasser empfehlen.</p> - -<p>Hierfür kommt vor allem in Betracht die Gleichartigkeit der -schriftstellerischen Form, in der die Stücke hergestellt sind. Alle -sind gleichmässig eng und doch sehr äusserlich mit den jesajanischen -Stücken verbunden, vgl. das ויהי c. 29,4 und 11; -das ולכן c. 30,18; das הפככם c. 29,16; die Gegenüberstellung der verschiedenen -Bilder c. 31. Alle Stücke entlehnen bei ihrer Bezugnahme auf die -jesajanischen Partieen gleichmässig in ziemlich äusserlicher und wenig -geschickter Weise Bilder und Ausdrücke aus denselben, wie oben gezeigt -worden ist. Aber auch sonst zeigen diese Stücke unter einander manche -Aehnlichkeiten. Das tritt namentlich in den beiden längsten von ihnen, -c. 29,16–24 und c. 30,18–26, hervor. Die Anlage von c. 30,18 ff. ist -der von c. 29,16 ff. ziemlich ähnlich. Zuerst heisst es c. 30,18, dass -Jahwe voll Ungeduld wartet, seine Huld zu offenbaren. Das entspricht -dem הלא עוד מעט מזער in c. 29,17. Die Not, von der c. 30,18 redet, ist in c. -29,22 ff. geschildert. c. 30,20 entspricht inhaltlich c. 29,24. Dort -ist gesagt, dass die Juden ihren „Lehrer“ Jahwe sehen sollen (es heisst -nicht: auf ihn sehen sollen); hier werden sie „die Lehre lernen“; aus -Finsternis heraus werden die Augen der Blinden sehen v. 18.</p> - -<p>Auch die in beiden Stücken vorausgesetzte Situation scheint dieselbe -zu sein. c. 30,20 ist von Brot der Not und Wasser der Drangsal die -Rede; das scheint auf erlittene Drangsalierungen und vielleicht sogar -Belagerung zu deuten vgl. auch v. 26. Aehnlich ist 29,16 ff. 22 b wohl -von äusseren Feinden die Rede, vor denen „Jakob erbleicht“, beson<span class="pagenum"><a name="Seite_56" id="Seite_56">[S. 56]</a></span>ders -aber c. 28,6 f., wo gesagt ist, dass Jahwe denen zur Heldenkraft werden -soll, „die den Kampf zum Thor zurücktreiben“, vgl. auch 29,8. Endlich -ist auch allen diesen Stücken die Stimmung gemeinsam, dass das Volk, zu -dem sie reden, die Offenbarungen seiner Apokalyptiker nicht mehr recht -glauben will, dass es blind und taub ist (c. 29,81 f., 18, 24. c. 30,20 -f.), murrt c. 29,24 und sich unverständig zeigt c. 29,16. Deshalb geben -sich auch alle diese Stücke die möglichste Mühe, die Notwendigkeit und -Möglichkeit eines baldigen Umschwunges der Dinge zu beweisen c. 29,8. -11 f. 16 f. c. 30,18 f. vgl. auch c. 28,23–29. c. 32,6 f.</p> - -<p>Aus allen diesen Gründen zusammen mit der oben hervorgehobenen inneren -Wahrscheinlichkeit wird man das Recht haben, alle Fortsetzungen und -Ergänzungen der zusammengehörigen jesajanischen Stücke von demselben -Verfasser herzuleiten.</p> - -<p>Von demselben Verfasser scheint mir auch der Zusatz von c. 28,1–4 -herzurühren. Wir haben schon gesehen, dass c. 28,1–4 mit v. 7 ff. -schriftstellerisch verbunden ist. Es gehört also jetzt eng zu den -zusammengehörigen jesajanischen Stücken unseres Buches. Die Art seines -Anschlusses an das jesajanische Stück sowie der Benutzung des darin -gebrauchten Bildes und die in v. 7 vorausgesetzte Situation einer -Bedrängung resp. Belagerung Jerusalems sind der Art und Stimmung der -anderen Stücke ziemlich ähnlich.</p> - -<p>Anders ist es mit dem Zusatz zu c. 32,9–14. Zwar ist auch hier die Form -des Anschlusses an das jesajanische Stück (durch עד יערה) der der -übrigen Stücke völlig analog, und auch die oben besprochene Art der -Benutzung von Ausdruck und Inhalt desselben entsprechend. Aber doch hat -man den Eindruck, dass c. 32,15–20 nach Form und Inhalt andersartig ist -als die übrigen Zusätze. Das Stück ist in seiner ganzen Stimmung nicht -so darauf angelegt, den Lesern in tröstlicher und lehrhafter Weise die -Gewissheit und den baldigen Eintritt des grossen Umschwunges der Dinge -ans Herz zu legen, als dass es vielmehr kompilatorisch und<span class="pagenum"><a name="Seite_57" id="Seite_57">[S. 57]</a></span> apodiktisch -eine Aussage des eschatologischen Dogmas an die andere reiht. Von -der Ausgiessung des Geistes, die der Verfasser als bekanntes Dogma -einführt, ist nur hier die Rede, obwohl z. B. c. 30,18 ff. und c. 29,18 -Gelegenheit geboten hätten, davon zu reden. Sämmtliche Aussagen in v. -15–20 klingen wie Anspielungen und Nachahmungen aus den vorhergehenden -Zusätzen. v. 17 setzt deutlich c. 32,1 voraus; v. 18 lehnt sich im -Ausdrucke an 32,9 und 30,15 an; v. 20 ist zusammenfassende Nachahmung -von c. 30,23–25; v. 15b ist etwas veränderte Wiederholung von c. 29,17. -Nun könnte man ja grade aus diesen Anklängen auf denselben Verfasser -schliessen; aber die Art und Weise, wie z. B. c. 29,17 in v. 15b -wiederholt wird, macht doch wahrscheinlich, dass ein anderer diese -Wiederholung vollzogen hat, denn der Sinn in c. 29,17 ist ein völlig -anderer als in c. 32,15. Dort ist die völlige Umwandlung der Natur -gemeint: der Libanon soll zum Fruchtgefilde, und dieses zum Waldgebirge -werden. Hier dagegen soll die einstige Fruchtbarkeit des ganzen Landes -in Aussicht gestellt werden: die Wüste soll Fruchtgarten, und dieser -Wald werden. Es kommt dadurch natürlich eine etwas verunglückte Klimax -heraus, aber das macht gerade um so wahrscheinlicher, dass v. 15b -Nachahmung von c. 29,17 ist (<span class="gesperrt">Stade</span>), als umgekehrt (<span class="gesperrt">Duhm</span>).</p> - -<p>Mit c. 32,15–20 steht nun c. 33 im engen Zusammenhange. Das hebt auch -<span class="gesperrt">Dillmann</span> hervor, der wegen der Anklänge von c. 33,5 f. 16 -an c. 32,15 f. 18 annimmt, dass derselbe Schriftsteller, der c. 33 -überarbeitet hat, auch c. 32,9–20 einer Schlussredaktion unterzogen -habe. Für uns geht aus diesen Anklängen nicht die Annahme einer -Schlussredaktion, sondern die der Zusammengehörigkeit beider Stücke -hervor. Denn mit Jesaia haben c. 32,15 ff. und c. 33 nichts zu thun. -c. 33,16 f. erinnert zwar auch stark an 30,20 und <span class="gesperrt">Duhm</span> glaubt -deshalb, in beiden Stücken dieselbe Hand sehen zu müssen, „v. 17 ff. -haben wie c. 29,16 ff. die Tendenz, die Gesetzestreuen zu trösten -und zum Ausharren anzufeuern, man erkennt, warum das Büchlein c. -28–33 zusammengestellt<span class="pagenum"><a name="Seite_58" id="Seite_58">[S. 58]</a></span> ist, nicht aus blossem Sammeleifer, um den -prophetischen Kanon zu kompletieren, sondern aus demselben Grunde, aus -dem das Buch Daniel geschrieben wurde.“<a name="FNAnker_23_23" id="FNAnker_23_23"></a><a href="#Fussnote_23_23" class="fnanchor">[23]</a> Aber eben diese Tendenz war -damals für jeden Apokalyptiker die gleiche und lässt deshalb keinen -Schluss auf Identität der Verfasser zu; die Art aber, in der hier diese -Tendenz vorgetragen wird, ist nicht ganz so lehrhaft wie in c. 29 und -30; und wenn wir in c. 32,15 ff. einen anderen Verfasser erkannt zu -haben glauben wie in c. 29 f., so wird dies auch von c. 33 zu gelten -haben, das sich mit c. 32,15 ff. berührt.</p> - -<p>Ist unsere Annahme richtig, so kämen wir auch von der Betrachtung der -nichtjesajanischen Stücke aus zu dem Schlusse, dass c. 32,9 bis c. -33,24 ursprünglich nicht zu dem Buche c. 28 ff. gehört haben, sondern -erst später als Nachträge an dasselbe angeschlossen worden sind. Und -zwar werden wir zwei solcher Nachträge anzunehmen haben: c. 32,9–20 und -c. 33. Denn einmal setzt c. 33 neu ein und ist in seinem Anfange eine -äusserliche Nachbildung des „Wehe“-Buches c. 28 ff., und dann erklären -sich so auch die angeführten Beziehungen zwischen ihm und c. 32,15 ff. -am besten.</p> - -<p>Betrachten wir nun noch die drei noch übrigen nichtjesajanischen -Stücke unseres Buches. Den Abschluss desselben bildet die messianische -Weissagung in c. 32,1–8. <span class="gesperrt">Duhm</span> will dieses Stück mit c. 2,2–4 und -c. 11,1–8 in ursprünglichen Zusammenhang bringen. Da auch diese Stücke -uns nicht als jesajanisch gelten<a name="FNAnker_24_24" id="FNAnker_24_24"></a><a href="#Fussnote_24_24" class="fnanchor">[24]</a>, so wäre das auch für uns möglich. -Aber gerade der Umstand, den <span class="gesperrt">Duhm</span> als ein starkes Hindernis für -nachexilische Ansetzung geltend macht, dass nämlich ein nachexilischer -Dichter nicht so trocken von dem Messias hätte sprechen können, wie -c. 32,1 ff. thut, macht es doch unmöglich, das Stück mit c. 11,1 ff. -von demselben Verfasser abzuleiten, der in c. 11,1 ff. so begeistert -und poetisch redet. Vielmehr passt gerade die trockene und<span class="pagenum"><a name="Seite_59" id="Seite_59">[S. 59]</a></span> lehrhafte -Art unseres Stückes ausgezeichnet zu den übrigen nichtjesajanischen -Partieen unseres Buches, und da, wie wir gesehen haben, unser Stück -namentlich in v. 3–5 beständig auf die vorhergehenden Partieen Bezug -nimmt, so ist es höchst wahrscheinlich, dass der Zusammensteller -unseres Buches das Stück selbst als Abschluss desselben gedichtet hat. -Der messianische Anfang und die Aehnlichkeit im Versbau mit c. 11,1 -ff. erklärt sich vielleicht daraus, dass der Verfasser das mit c. 11,1 -ff. schliessende Buch gekannt hat und seinem Buche einen ähnlichen -Abschluss geben wollte.</p> - -<p>Wegen seines lehrhaften Charakters ist man nun auch berechtigt, das -Maschal in c. 28,23–29 dem Hersteller unseres Buches zuzuschreiben. -Wir haben gesehen, dass es durch v. 29 eng als Erklärung und Ergänzung -der jesajanischen Partieen in c. 28,7–22 vom Verfasser des Buches -an das Vorhergehende angeschlossen ist, dass sich aber aus dem Text -keine Anknüpfungspunkte dafür ergeben, dass es erst zu diesem Zwecke -gedichtet sei. Aber sein lehrhafter Inhalt und die trockene, lehrhafte -Form, in welcher derselbe vorgetragen wird (namentlich v. 23. 25. 28) -passt vorzüglich zu der sonstigen Art unseres Verfassers, namentlich -auch zu c. 32,7 f. Sodann spricht ein Umstand dafür, dass das Maschal -in unserm Zusammenhange seine ursprüngliche Stelle hat, nämlich der, -dass es keine selbstständige Nutzanwendung hat und wahrscheinlich -nach seinem ganzen Bau niemals gehabt hat, dass es also auf einen -derartigen Zusammenhang, wie den unsern, angewiesen ist. Endlich könnte -man auf den Vergleich von v. 25 mit 29,17 hinweisen. In beiden Fällen -wird in schulmässig lehrhafter Weise mit dem Fragewort הלא eine -argumentatio e concessis eingeführt. Auch erinnert das לא לנעה in -v. 28 dem Sinne nach an das עוד מעט מזער -c. 29,17 und an das בכו לא תבכה c. -30,19: du sollst nicht immerfort weinen.</p> - -<p>Es bleibt nun nur noch c. 30,27–33 übrig. Dieses Stück ist in sich -vollkommen selbstständig und hat zu den jesajanischen Partieen unseres -Buches gar keine innere und<span class="pagenum"><a name="Seite_60" id="Seite_60">[S. 60]</a></span> äussere Beziehungen. Es unterscheidet sich -aber auch in Form und Inhalt vollständig von den nichtjesajanischen -Stücken desselben. Statt der lehrhaften Auseinandersetzungen haben -wir hier schwülstige Schilderungen und groteske Bilder. Es ist schon -deshalb kaum anzunehmen, dass es von demselben Verfasser herrührt -wie die anderen Stücke. Zudem folgt es auf ein nichtjesajanisches -Stück, und man dürfte wohl annehmen, dass der Verfasser seine eigene -Fortsetzung mit dem Vorhergehenden in etwas engere Beziehung gesetzt -haben würde. Auch inhaltlich unterscheidet sich das Stück von den -anderen nichtjesajanischen Stücken. Während es in den vorhergehenden -Stücken darauf ankam, das Volk über sein Unglück zu belehren und -auf das baldige Eintreten der goldenen Zukunft zu vertrösten, wird -hier ein Schlachtlied wider „Assur“ angestimmt. Nur c. 31,8 f. hat -ähnlichen Inhalt. Es ist aber auch ganz deutlich, dass diese beiden -Verse von unserm Stücke abhängen und auf dasselbe Bezug nehmen. Denn -Assur wird in c. 31,8 als bekannt eingeführt, der Fels erinnert an -c. 30,29b; endlich das Feuer und der Backofen in Jerusalem v. 9b -ist eine Anspielung auf c. 30,33, wonach das feindliche Heer auf -dem Scheiterhaufen verbrannt werden soll. c. 31,8 f. ist nun ohne -Zweifel vom Hersteller des Buches als Fortsetzung und Ergänzung von -v. 1–4 verfasst (v. 8 ist Nachbildung von v. 3). Das beweist nun -aber eher gegen als für die Identität des Verfassers von c. 30,27 -ff. und c. 31,8 f. Denn es ist nicht anzunehmen, dass der Verfasser -sich selbst so ausgeschrieben und auf seine eigene Dichtung als auf -den „Spruch Jahwes“ hingewiesen haben sollte, wie v. 8 f. thun. -Viel wahrscheinlicher ist, dass der Hersteller des Buches das Stück -c. 30,27–33 für jesajanisch gehalten und darum in seine Sammlung -aufgenommen hat.</p> - -<p>Der Sammler hat nun das Stück entweder schon in dem grösseren -Zusammenhange, aus dem er seine jesajanischen Stücke entnommen -hat, vorgefunden, oder er hat es, wie c. 28,1–4 als ein besonderes -Orakel besessen. Bei der letzteren Annahme lässt sich allerdings -kein genügender<span class="pagenum"><a name="Seite_61" id="Seite_61">[S. 61]</a></span> Grund entdecken, warum er das Stück dann in den -jesajanischen Zusammenhang vor c. 31,1–4 eingeschoben hätte; es -hätte auch nach c. 31 seinen guten Platz gehabt, während es an -seiner jetzigen Stelle mit seiner Umgebung nach vorn und hinten -ohne Zusammenhang steht. Daher werden wir wohl anzunehmen haben, -dass der Sammler das Stück in dem von ihm benutzten geschichtlichen -Zusammenhange schon vorgefunden hat. Diese Annahme bereitet auch -gar keine Schwierigkeiten, wenn man bedenkt, wie z. B. in den -geschichtlichen Anhängen des Jesaia-Buches, c. 36–39, auch nachträglich -noch grössere Stücke, wie c. 38,10–20 eingeschoben werden konnten. Ja, -wir werden a priori anzunehmen haben, dass es sehr unwahrscheinlich -ist, dass sich die von Jesaia verfasste geschichtliche Darstellung bis -zu der Zeit, in welcher der Verfasser unseres Buches schrieb, völlig -rein von fremdem Gute gehalten haben sollte.</p> - -<p>Ueberblicken wir jetzt noch einmal den Gang unserer Untersuchung -über die nichtjesajanischen Stücke des Buches c. 28–33, so haben wir -folgende Resultate gewonnen:</p> - -<p>1) Diejenigen Stücke, welche sich als Fortsetzungen oder Ergänzungen -der jesajanischen Partieen unseres Buches geben, rühren alle von -demselben Verfasser her. Es sind dies folgende Abschnitte: c. 28,5 f. -c. 29,4–8. c. 29,11 f. c. 29,16–24. c. 30,18–26. c. 31,4–8. Ausserdem -gehören dem Hersteller unseres Buches wahrscheinlich noch an: das -Maschal c. 28,23–29 und die messianische Weissagung c. 32,1–8.</p> - -<p>2) c. 30,27–33 ist eine Weissagung über die Vernichtung Assurs -von unbekannter Hand, die aber der Hersteller unseres Buches für -jesajanisch gehalten und jedenfalls auch schon im Zusammenhange der -jesajanischen Stücke vorgefunden hat.</p> - -<p>3) c. 32,15–20 und c. 33 sind sammt dem dazu gehörigen jesajanischen -Stücke spätere Nachtragungen und Ergänzungen, wahrscheinlich auch von -anderer Hand.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_62" id="Seite_62">[S. 62]</a></span></p> - -<p>Es käme nun noch darauf an, für die Abfassung der einzelnen Stücke -eine genaue Zeitangabe zu ermitteln. Das ist nun aber bei ihrer -Beschaffenheit ganz unmöglich. Denn die eschatologischen Weissagungen -der nachexilischen Zeit schweben in der Luft, handeln von der -Zukunft, ohne die Gegenwart zu berücksichtigen. Vollkommen ist dies -freilich nicht möglich; aber der geschichtliche Hintergrund, den sie -widerspiegeln, ist so allgemein, dass er auf Jahrhunderte, ja auf -das ganze nachexilische Judentum passt. „Die jüdische Hoffnung hatte -nicht den realistischen Charakter der alten Weissagung. Keine Brücke -leitete von der Gegenwart hinüber in die Zukunft, das Reich Davids -sollte plötzlich durch das Eingreifen eines deus ex machina in die Welt -gesetzt werden. Die Ereignisse der Zeit führten den Tag Jahwes nicht -herbei, sondern waren nur Symptome, dass er nahe.“<a name="FNAnker_25_25" id="FNAnker_25_25"></a><a href="#Fussnote_25_25" class="fnanchor">[25]</a></p> - -<p>Der Charakter der Zeit, aus der diese Weissagungen stammen, spiegelt -sich fast nur in der Stimmung wieder, die sie beseelt. Aber auch diese -Stimmung war für das nachexilische Judentum nahezu immer dieselbe. -Es klingt fast wie eine Charakterisierung unserer Stücke, wenn -<span class="gesperrt">Wellhausen</span><a name="FNAnker_26_26" id="FNAnker_26_26"></a><a href="#Fussnote_26_26" class="fnanchor">[26]</a> darüber schreibt: „Die Stimmung, die wir bei den -heimgekehrten Verbannten fanden, blieb permanent, weil der Widerspruch -nicht aufhörte, dass das messianische Heil längst fällig war und doch -nicht eintrat. Die Befreiung aus dem Exil hatte die bitter empfundene -Fremdherrschaft doch nicht beseitigt. Nachdem das Gefängnis längst -gewendet war, musste die Bitte: „Wende das Gefängnis!“ noch immer -wiederholt werden. Sion war zwar wieder gebaut, doch im Drucke der -Zeiten. Die Frömmigkeit war Traurigkeit; erst von der Zukunft wagte man -zu hoffen, dass dann die Opfer dem Herrn gefallen würden.“</p> - -<p>Wollen wir eine einigermassen sichere Zeitbestimmung für unsere -Weissagungen finden, so müssen wir mehr die<span class="pagenum"><a name="Seite_63" id="Seite_63">[S. 63]</a></span> Theologie und die Form -derselben zu Rate ziehen; der allenfalls erkennbare zeitgeschichtliche -Hintergrund kommt erst bestätigend in zweiter Linie in Betracht.</p> - -<p>Wir haben daher vor allem das Verhältnis unserer Stücke mit anderen -Erzeugnissen des alttestamentlichen Schrifttums ins Auge zu -fassen. Da ist es nun von vornherein als bemerkenswerte Thatsache -hinzustellen, dass unsere Stücke mit den Schriften der vorexilischen -Periode weder in Form noch Inhalt in irgend einer Beziehung stehen, -dass sie dagegen nach beiden Seiten das engste Verwandtschafts- -und Abhängigkeitsverhältnis mit anerkannt nachexilischen Schriften -aufweisen.</p> - -<p>Im einzelnen ist ja darauf schon bei der Besprechung dieser Stücke -im ersten Teile dieser Abhandlung eingegangen worden. Hier seien -nur noch einmal die Berührungspunkte mit Deutero- und Trito-Jesaja -zusammengestellt, die in unseren Stücken besonders stark hervortreten:</p> - -<p>Vergleiche dazu: c. 29,16 mit 45,9. c. 29,18 mit 42,18. c. 29,29 mit -41,16. c. 30,26 mit 65,17. c. 32,6–8 mit 58,7–10. c. 32,20 mit 58,11. -c. 33,3 mit 66,6. c. 33,5 mit 40,22. 66,1. c. 33,14 mit 66,24. c. 33,24 -mit 60,21.</p> - -<p>Bedeutsam tritt vor allem die Abhängigkeit des grösseren Stückes -c. 29,16 ff. von Deuterojesaja hervor. Man wird <span class="gesperrt">Duhm</span><a name="FNAnker_27_27" id="FNAnker_27_27"></a><a href="#Fussnote_27_27" class="fnanchor">[27]</a> -beistimmen können, dass man sich des Eindrucks nicht erwehren kann, -dass die Nachahmung des Deuterojesaja nach c. 29,16 ff. nicht ganz -unbewusst geschehen sei, so dass die Möglichkeit vorliegt, dass -der Verfasser den Deuterojesaja für jesajanisch gehalten habe. Mit -Bestimmtheit lässt sich das freilich nicht sagen. Jedenfalls steht -aber die Abhängigkeit fest. Ebenso lässt sich ein Abhängigkeits- und -Verwandtschaftsverhältnis unserer Stücke mit den spätesten Psalmen -und Propheten, wie Deutero-Sacharja und Joel, nachweisen, wie im -ersten Teile gezeigt worden ist.<span class="pagenum"><a name="Seite_64" id="Seite_64">[S. 64]</a></span> Daraus geht hervor, dass wir mit der -Zeitansetzung unserer Stücke bis ins zweite Jahrhundert hinabzugehen -haben.</p> - -<p>Auf diese Zeit passen nun auch die Anspielungen auf die Gegenwart, die -sich in ihnen, namentlich in c. 33 finden. Aus ihnen hat <span class="gesperrt">Duhm</span> -wahrscheinlich gemacht, dass dieses Kapitel ungefähr aus dem Jahre 162 -stammt<a name="FNAnker_28_28" id="FNAnker_28_28"></a><a href="#Fussnote_28_28" class="fnanchor">[28]</a>. Diese Zeitansetzung unserer Stücke in die erste Hälfte des -zweiten Jahrhunderts findet nun auch aus c. 30,27 ff. und c. 31,7 f. -eine weitere Bestätigung.</p> - -<p>Diese beiden Stücke wenden sich gegen „Assur“. Was konnte aber ein -nachexilischer Schriftsteller für ein Interesse daran haben, gegen das -Assur Jesaias eine Drohweissagung zu schreiben, das es doch gar nicht -mehr gab? Unter „Assur“ kann hier nur Syrien, das „Assur“ des zweiten -Jahrhunderts, verstanden werden.</p> - -<p>In diese vielbewegte Zeit der Seleuzidenherrschaft passen nun auch -die in den anderen Stücken wahrgenommenen Andeutungen auf Kämpfe und -Kriegsnöte. Dahin gehört „das Brot der Not und Wasser der Drangsal“ -in c. 30,20, das „Erbleichen“ Jakobs in c. 29,22 und endlich auch c. -28,6b, wo gesagt wird, dass Jahwe denen zur Heldenkraft werden wird, -„die den Kampf zum Thore zurücktreiben.“</p> - -<p>Es ist demnach aus inneren und äusseren Gründen wahrscheinlich, dass -wir als ungefähre Abfassungszeit der nichtjesajanischen Stücke unseres -Buches die erste Hälfte des zweiten Jahrhunderts v. Chr. anzunehmen -haben. Sollte die Annahme <span class="gesperrt">Duhms</span>, dass c. 33 aus dem Jahre 162 -stammt — was freilich nur eine Vermutung bleiben kann — richtig -sein, so hätten wir damit den terminus ad quem der Fertigstellung des -Buches c. 28–33 gewonnen. Denn c. 33 setzt, wie wir gesehen haben, -das Vorhandensein des übrigen Buches bereits voraus und ist hinter c. -32,9–14 als zweiter Nachtrag an dasselbe angeschlossen worden. Das -älteste unjesajanische Stück unseres Buches ist c. 30,27–33. Da es -gegen „Assur“<span class="pagenum"><a name="Seite_65" id="Seite_65">[S. 65]</a></span> gerichtet ist, werden wir für seine Entstehung etwa das -Jahr ±200 anzunehmen haben. Die Hauptmasse würde demnach etwa in die -Mitte zwischen 200 und 162 fallen, also um das Jahr ±180. Bestimmtere -Anhaltspunkte für die Zeitansetzung finden sich nicht.</p> - -<hr class="chap" /> - -<div class="chapter"> - -<h2 class="nobreak" id="III">III.</h2> - -</div> - -<p>Wir haben nun im Vorstehenden auch für die nichtjesajanischen Partieen -unseres Buches eine Scheidung und Zeitansetzung der untereinander -zusammengehörigen Stücke zu geben versucht. Es erübrigt noch, dass wir -aus den gewonnenen Resultaten einen Ueberblick über den Zweck und die -Anlage unseres Buches gewinnen. Das wird am besten durch eine kurze, -zusammenfassende Darstellung der Entstehungsgeschichte unseres Buches -geschehen.<a name="FNAnker_29_29" id="FNAnker_29_29"></a><a href="#Fussnote_29_29" class="fnanchor">[29]</a></p> - -<p>Als im Jahre 705 v. Chr. der gewaltige König Sargon von Assur ermordet -worden war, und der Babylonier Merodachbaladan den Regierungswechsel -zu einem Aufstande benutzt hatte, schien vielen Vasallenstaaten des -grossen Assyrerreiches der Augenblick gekommen zu sein, das verhasste -Joch abzuschütteln. Auch in Juda regten sich Abfallsgelüste. Allein -freilich konnte mans nicht wagen; es galt, sich mit Ägypten zu -verbinden. Die ägyptenfreundliche Partei gewann die Oberhand; ein -Freiheitstaumel patriotischer Begeisterung erfasste alle. Nur ein Mann -blieb ruhig, der Prophet Jesaia; im Namen seines Gottes forderte er das -Aufgeben dieser Pläne. Nicht auf Menschen, auf Jahwe solle man sich -verlassen. „Glaubet ihr nicht, so bleibet ihr nicht.“ Er schleuderte -seine Drohungen hinein in das Volk; er trat in dem Tempelvorhofe -den trunkenen Priestern entgegen; er verkündete den Leitern und -Machthabern des Volkes den Untergang. Es half nichts. Der Aufstand -im Bunde mit Ägypten wurde Thatsache. Heimlich vor dem gewaltigen -Manne verwirklichte man seine Pläne. Als Jesaia davon erfuhr, hat -er wohl noch einmal in gewaltiger Droh<span class="pagenum"><a name="Seite_66" id="Seite_66">[S. 66]</a></span>rede das Strafgericht Jahwes -verkündet.<a name="FNAnker_30_30" id="FNAnker_30_30"></a><a href="#Fussnote_30_30" class="fnanchor">[30]</a> Aber dann zog er sich zurück: „Jetzt geh’ hinein und -schreib es nieder, und auf ein Buch zeichne es, dass es sei für einen -spätern Tag, zum Zeugen für immer!“ c. 30,8.</p> - -<p>Dieser Befehl Jahwes, den Jesaia erhielt, war der Antrieb zur -Aufzeichnung des Buches, das unserm Buche Jesaia c. 28–33 zu Grunde -liegt. Nicht aus eigenem Antriebe hat Jesaia geschrieben; er führt -seine schriftstellerische Thätigkeit selbst auf einen besonderen Befehl -Jahwes zurück. Auch nicht aus blossem schriftstellerischen oder rein -historischem Interesse hat Jesaia sein Buch verfasst, sondern zum -Zeugnis für einen folgenden Tag, um der Wahrheit willen, damit Jahwe -in seinem Propheten Recht behalte.<a name="FNAnker_31_31" id="FNAnker_31_31"></a><a href="#Fussnote_31_31" class="fnanchor">[31]</a> Wir dürfen darum auch nicht -annehmen, dass die unserm Buche zu Grunde liegende Schrift Jesaias, in -welcher er sein Auftreten geschildert hat, einen allzugrossen Umfang -gehabt habe; einige kurze Notizen<a name="FNAnker_32_32" id="FNAnker_32_32"></a><a href="#Fussnote_32_32" class="fnanchor">[32]</a> über die den Reden zu Grunde -liegenden Ereignisse werden die uns jetzt erhaltenen Stücke verbunden -haben, etwa in der Weise von c. 7.</p> - -<p>Welche Schicksale dieses Buch bis zum zweiten Jahrhundert gehabt hat, -ist uns unbekannt. Aus c. 30,27 ff. geht indes hervor, dass auch dieses -Buch von fremden Einflüssen nicht unberührt geblieben ist. Ebenso ist -möglicherweise c. 28,16 spätere Zuthat. Ob unter den fortgelassenen -geschichtlichen Bestandteilen fremde Stücke waren, lässt sich natürlich -nicht sagen. Der Text der jesajanischen Stücke ist teilweise sehr -verdorben, zum Teil auch verloren gegangen. Ganz verstümmelt ist c. -29,1 ff., wahrscheinlich<span class="pagenum"><a name="Seite_67" id="Seite_67">[S. 67]</a></span> auch der Anfang des Buches; unvollständig -erhalten ist wohl auch der Schluss c. 31,4. Dennoch geht aber aus der -grossen chronologisch-sachlichen Ordnung unserer noch jetzt erhaltenen -jesajanischen Stücke hervor, dass das ursprüngliche Buch sich ziemlich -vollständig erhalten haben muss.<a name="FNAnker_33_33" id="FNAnker_33_33"></a><a href="#Fussnote_33_33" class="fnanchor">[33]</a></p> - -<p>Endlich ist aber auch dieses Buch dem Schicksale so vieler anderen -älteren Schriften verfallen. Ein Apokalyptiker des zweiten Jahrhunderts -besorgte eine neue Ausgabe dieses alten Buches. Er fand, dass die darin -aufgezeichneten Gesichte Jesaias in seiner bedrängten Zeit sich zu -erfüllen begännen. Die Not der Fremdherrschaft, unter der seine Zeit -seufzte, ist die Erfüllung der von dem uralten Propheten geweissagten -Gerichte Jahwes über sein Volk wegen des Abfalls, den „sie“ (nämlich -die frühere Generation) begingen.<a name="FNAnker_34_34" id="FNAnker_34_34"></a><a href="#Fussnote_34_34" class="fnanchor">[34]</a> Er deutete die darin geweissagte -Bedrängung Jerusalems auf die syrische Tyrannei.<a name="FNAnker_35_35" id="FNAnker_35_35"></a><a href="#Fussnote_35_35" class="fnanchor">[35]</a> Bei dieser Deutung -konnte ihm<span class="pagenum"><a name="Seite_68" id="Seite_68">[S. 68]</a></span> freilich die geschichtliche Umrahmung nichts helfen. Es kam -ihm auch an sich nur auf die Offenbarungen, also auf die Sammlung des -reinen Wortes an. So brach er denn alle wirklichen und vermeintlichen -Reden aus ihrem geschichtlichen Zusammenhange heraus und verarbeitete -sie zu einem neuen Buche.</p> - -<p>In den jesajanischen „Gesichten“ (c. 29,11) war aber nur eine Seite -der Endzeit hervorgehoben, nämlich das Gericht. Die andere Seite, die -Erlösung und das messianische Heil, fehlte. Sie hat der Herausgeber aus -seinem eigenen Schatze hinzugefügt. Das sollte kein Betrug sein und war -auch keiner.</p> - -<p>Der Verfasser schrieb seine Stücke als notwendige Erläuterungen und -Ergänzungen, und zwar, wie er sicher annahm, ganz im Geiste Jesaias. -Was er über das zu erwartende Heil geschrieben hat, war nicht seine -Erfindung, sondern zu seiner Zeit allgemeingültiges Dogma. Ja, er hat -seine Gedanken zum Teil aus einem anderen von ihm für jesajanisch -gehaltenen Buche, dem Deuterojesaja, entlehnt. Wie harmlos er den -jesajanischen Stücken gegenübergestanden hat, ergiebt sich z. B. -daraus, dass er die Schilderung Jesaias von dem Zuge der jüdischen -Gesandtschaft nach Aegypten c. 30,6 f. für ein geheimnisvolles Orakel -über die Tiere des Südlandes gehalten hat.</p> - -<p>Seine Schrift sollte eine Trostschrift sein. In der Zeit des Verfassers -fing man an, an der Sicherheit des messianischen Heils irre zu werden. -Da galt es, die Zeichen der Zeit zu verstehen und sie zum Trost und -zur Belehrung des Volkes nach den Weissagungen der alten Propheten -zu deuten. Aus diesem Zwecke erklärt sich der teils lehrhafte, teils -weinerliche Ton der Schrift. „Die Gerichte, die Jesaia verkündet -hat, geschehen jetzt in eurer Mitte; nur noch ein kleines Weilchen, -dann folgt die grosse Umwandlung der Dinge; du Volk in Sion sollst -nicht immerfort weinen; gab auch der Herr Brot der Not und Wasser der -Drangsal, so wird er sich jetzt bald eurer erbarmen; wie man nicht<span class="pagenum"><a name="Seite_69" id="Seite_69">[S. 69]</a></span> -immerfort drischt, so wird euch der Herr auch nicht immerfort schlagen. -Grade die Trübsal ist ein sicheres Zeichen des nahen Heils; dann wird -„Assur“ vernichtet, ihr aber werdet gesegnet werden.“</p> - -<p>Eine derartige Trostschrift wollte der Verfasser geben. Er that dies, -indem er aus dem jesajanischen Buche alle wirklichen und vermeintlichen -Reden herausbrach und sie mit seinen Erklärungen und Ergänzungen zu -einem neuen Buche verarbeitete. So ist es gekommen, dass in dem neuen -Buche die beiden sich ergänzenden Gedankenreihen von Gericht und Segen -immer abwechselnd zu Worte kamen. Für den Zweck der Schrift konnte -das nur um so wirksamer und eindringlicher sein, jemehr dadurch der -eigentliche Charakter der Drohreden verwischt wurde. Dem Verfasser aber -war diese Methode durch die Art der Gewinnung der jesajanischen Stücke -an die Hand gegeben.</p> - -<p>Als Einteilungsprinzip diente ihm das mehrfach in den jesajanischen -Stücken vorkommende הוי. Das wird ihn wohl auch veranlasst haben, -an Stelle des vielleicht verstümmelten Einganges des Buches das in -formaler Beziehung ganz passende Stück c. 28,1–4 zu setzen. Denn mit -einem jesajanischen Stücke wollte er doch sein Buch beginnen.<a name="FNAnker_36_36" id="FNAnker_36_36"></a><a href="#Fussnote_36_36" class="fnanchor">[36]</a> -Als Abschluss seines ganzen Werkes dichtete er nach dem Muster von -c. 9,1–6 oder c. 11,1–9 die etwas verunglückte Weissagung c. 32,1–8. -Ein späterer hat dann in ähnlicher Weise c. 32,9–20 hinzugefügt. Als -zweiter Nachtrag reihte sich dann noch c. 33 an. Der Verfasser hat es -in seinem Anfange dem Buche c. 28 ff. nachgebildet. So erschien dann -die Schrift in damaliger Weise als חסון ישעיהו, wurde als solche später in -das Ganze unseres Jesajabuches aufgenommen und blieb in dieser Geltung -seitdem unangefochten.</p> - -<p>Dadurch, dass es der Kritik gelungen ist, die widerspruchsvolle Einheit -auch dieser Sammlung des Jesaia-Buches<span class="pagenum"><a name="Seite_70" id="Seite_70">[S. 70]</a></span> zu zerstören, hat sie der -alttestamentlichen Wissenschaft einen grossen Dienst geleistet.</p> - -<p>Zunächst ist es dadurch erst möglich geworden, ein entsprechendes Bild -von der schriftstellerischen Thätigkeit jenes grossen Propheten des 8. -Jahrhunderts zu gewinnen. Man hat sich nie eine rechte Anschauung davon -machen können. Weder die Annahme einer vorhergehenden predigtähnlichen -Ausarbeitung noch die der eigenen nachträglichen Niederschrift und -redaktionellen Sammlung seiner in glühender Begeisterung gehaltenen -Reden konnte befriedigen. Die Aufgabe des „Schriftstellers“ Jesaia -ist gewiss kein Schaden für seine Bedeutung als Prophet. Sehr wohl -erklärlich aber ist, dass Jesaia, nachdem er vergeblich durch mündliche -Predigt gewirkt hat, nun auf Befehl seines Gottes davon eine kurze -Darstellung giebt zum Zeugnis für einen folgenden Tag. So wird seine -schriftstellerische Thätigkeit in seine prophetische mit hineingezogen.</p> - -<p>Von weittragendster Bedeutung ist aber die richtige Erkenntnis von der -Komposition von Jesaia c. 28–33 für die inhaltliche Beurteilung seiner -Prophetie. Gehören ihm nämlich in jenen Kapiteln nur die Drohreden an, -hat demnach Jesaia grade in den Jahren 705 ff. den Untergang Jerusalems -verkündet, so darf wahrlich seine Bedeutung für die Folgezeit nicht -mehr darin gesehen werden, dass er die Unverletzlichkeit Jerusalems -als der Gottesstadt festgehalten habe. Ja, es wird dann überhaupt -der Meinung, die in ihm noch gern den Propheten „einer beglückenden -Fernsicht und milden Tröstung“ sieht, immer mehr der Boden entzogen. -„Ihn darf man nicht den Propheten der Hoffnung, wohl aber mehr als alle -andern den Propheten des <span class="gesperrt">Glaubens</span> nennen“ (Hackmann).</p> - -<p>Endlich lässt uns auch die Erkenntnis der Komposition unseres Buches -einen lehrreichen Einblick in die Arbeit und Anschauungen des späteren -Judentums thun. Denn wir haben es bei diesem Buche nicht mit blosser -Ueberarbeitung oder mit Einschaltungen zu thun, sondern mit völliger -Um<span class="pagenum"><a name="Seite_71" id="Seite_71">[S. 71]</a></span>gestaltung einer altprophetischen Schrift; und es dürfte im ganzen -Kanon kaum eine Schrift geben, bei der, wie an unserer, der Zweck und -die Art der Umgestaltung deutlich zu erkennen wäre.</p> - -<p><span class="gesperrt">Duhm</span> ist der erste gewesen, der dem Buche c. 28–33 den falschen -Schein der Einheitlichkeit genommen hat; <span class="gesperrt">Hackmann</span> hat die -Scheidung von jesajanischem und nichtjesajanischem Materiale auf die -richtigen Prinzipien zurückgeführt. Der Zweck dieser Abhandlung ist -es gewesen, durch eingehende Darlegung der Komposition des Buches -die Richtigkeit der von <span class="gesperrt">Hackmann</span> aufgestellten Prinzipien zu -begründen und dadurch der von <span class="gesperrt">Duhm</span> eröffneten Anschauung von -der Gestaltung dieses Buches weiter Bahn zu brechen. Sie will an ihrem -Teile einen kleinen Beitrag liefern zur Lösung des grossen Problems, -das die Erkenntnis von der Beschaffenheit des Jesaia-Buches der neueren -alttestamentlichen Forschung gestellt hat.</p> - -<hr class="chap" /> - -<div class="chapter"> - -<h2 class="nobreak" id="Anhang">Anhang.</h2> - -</div> - -<h3>1. c. 28,23–29.</h3> - -<p>Diese Dichtung enthält ein dem Landbau entnommenes Gleichnis, welches -das Verhalten Jahwes seinem Volke gegenüber abbilden soll.</p> - -<p>Sie hat eine besonders feierliche Einleitung, wie sie der Volkssänger -gebraucht, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, und wie sie -auch Jesaia in dem Gleichnisse vom Weinberge c. 5,1 nachgeahmt hat. -Schon dadurch wird es unwahrscheinlich, dass ihr eine längere oder -kürzere Rede voraufgegangen sei. Selbst <span class="gesperrt">Dillmann</span> findet es -wahrscheinlich, dass v. 23–29 ursprünglich nicht in unmittelbarer -Fortsetzung von v. 7–22 gesprochen ist.<a name="FNAnker_37_37" id="FNAnker_37_37"></a><a href="#Fussnote_37_37" class="fnanchor">[37]</a></p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_72" id="Seite_72">[S. 72]</a></span></p> - -<p>Aber auch inhaltlich steht dies Maschal mit v. 7–22 in keinem -Zusammenhange, so dass man annehmen könnte, Jesaia habe es nachträglich -selbst als Fortsetzung an seine jetzige Stelle gesetzt. Die Ausleger -geben sich vergeblich Mühe, den Zweck und Inhalt der Parabel mit dem -Vorangegangenen in Einklang zu bringen.<a name="FNAnker_38_38" id="FNAnker_38_38"></a><a href="#Fussnote_38_38" class="fnanchor">[38]</a></p> - -<p>Betrachtet man die Parabel für sich, so kann ihr Inhalt nur tröstlicher -Art sein. Wie der Landmann nicht immerfort pflügt und eggt, sondern -auch säet, nachdem er den Boden geebnet hat, so wird — das ist die -einzig richtige Parallele, auch Jahwe nicht immerfort zerstören, -sondern auch bauen. Wie Dill und Kümmel nicht mit der Schleife -gedroschen, sondern mit dem Stecken geklopft wird — nämlich, damit sie -nicht beschädigt werden — so wird auch Jahwe sein Volk nicht zu Grunde -richten, sondern nur züchtigen. Ebenso: wie Brotkorn nicht vom Rade des -Wagens zermalmt wird, sondern nur von der Spreu geschieden, so wird -Jahwe auch sein Volk nicht zermalmen, sondern es nur so lange strafen, -bis es gereinigt und geläutert ist. Denn wunderbar ist sein Rat, gross -seine Einsicht.</p> - -<p>Enthält aber das Maschal Tröstung, wie passt es dann als Fortsetzung -zu v. 7–22. Denn dass Jesaia, wie <span class="gesperrt">Meinhold</span><a name="FNAnker_39_39" id="FNAnker_39_39"></a><a href="#Fussnote_39_39" class="fnanchor">[39]</a> will, eine -versteckte Drohung gegen die Magnaten darin habe aussprechen wollen, -ist gänzlich unverständlich. Und noch dazu soll Jesaia das Maschal -eigens dazu gedichtet haben, die vorstehende Drohrede zu verstärken -und die Grossen zu erschrecken! In der That, diese Erklärung ist -kaum wunderbarer, als der Fehlgriff <span class="gesperrt">Ewalds</span>, der, auf die -vorhergehenden Drohungen wider die trunkenen Judäer zurückgehend, in -der Bilderrede v. 23–29 eine symbolische Abmahnung von der Unmässigkeit -im Trinken erblickt.</p> - -<p>Auf andere Art sucht <span class="gesperrt">Dillmann</span> darzuthun, dass sich<span class="pagenum"><a name="Seite_73" id="Seite_73">[S. 73]</a></span> das Maschal -noch „im Gedankenkreis des vorigen Abschnittes bewegt“. Denn teils -ist es die Bewunderung des göttlichen Verstandes, worauf das Ganze -hinausläuft (v. 29), und darin berührt es sich mit v. 21, teils wird -aller Nachdruck darauf gelegt, dass der Landmann nicht immerfort den -Boden umbricht, und darin berührt es sich mit v. 16 f., wonach „Gott -nicht blos zerstört, sondern aufbaut“.</p> - -<p>Aber v. 21 und 29 berühren sich nicht so, wie <span class="gesperrt">Dillmann</span> sagt. -Beide Verse drücken zwar eine Verwunderung aus, und zwar über Gottes -Thun. Trotzdem besagt v. 29 so ziemlich das Gegenteil von v. 21. In -v. 21 wundert sich der Prophet über Gottes Thun, weil er es nicht -versteht. „Dem Propheten selber ist offenbar höchst fremd zu Mute, -wenn er sich jenes Werk vorstellt, dass Jahwe mit Assurs wilden -Scharen gegen Juda zu Felde ziehen soll: fremd seine That, wildfremd -sein Werk!“ (Duhm). Aber freilich, nach Dillmann thut Jesaia den -Ausruf, weil er es durchschaut, dass Jahwe schliesslich doch nicht -Zion vertilgen, sondern durch die Strafe seine Verklärung bewirken -wird!<a name="FNAnker_40_40" id="FNAnker_40_40"></a><a href="#Fussnote_40_40" class="fnanchor">[40]</a> Wo steht davon auch nur ein Wort? Aber der wuchtigen Rede des -Jesaia wird alles Mark entzogen, wenn er am Schlusse seiner Drohungen -theologisch spintisiert und diesen unausgesprochenen Reflexionen durch -Worte der Bewunderung Ausdruck gegeben hätte! Nein, er durchschaut -eben den Ratschluss Gottes nicht, daher die Ausdrücke זר und -נכריה, aber die Thatsache ist ihm gewiss: er hat Vertilgung als -festen Beschluss Jahwes vernommen (v. 22), und es ist auch ihm eitel -Entsetzen, Orakel zu deuten (v. 19).</p> - -<p>Ganz anders in v. 29, wo auch durch das גם זאת am Anfange deutlich -der <span class="gesperrt">Gegensatz</span> zu v. 21 zum Ausdruck kommt. Insofern stehen -allerdings beide Verse in Berührung. In den vorhergehenden Versen -ist durch mehrere dem Landbau entlehnte Vergleiche das Thun Jahwes -verständlich gemacht. Jahwe sucht sein Volk heim. Aber wer sich in<span class="pagenum"><a name="Seite_74" id="Seite_74">[S. 74]</a></span> -seine Wege vertieft, der wird erkennen, dass das Pflügen und Dreschen -zwar notwendig ist, aber nicht ewig währen kann. Wunderbarlich ist -sein Raten; aber er führt es herrlich hinaus. Hier ist theologische -Reflexion. Mit Recht sagt <span class="gesperrt">Duhm</span>[41]: „Das Stück löst keine -scheinbaren Widersprüche, die in v. 7–22 enthalten wären und die auch -Dillmann erst nachträglich einfallen.“</p> - -<p>Aber ich kann auch <span class="gesperrt">Duhm</span><a name="FNAnker_41_41" id="FNAnker_41_41"></a><a href="#Fussnote_41_41" class="fnanchor">[41]</a> darin nicht beistimmen, dass das -Maschal den Propheten wider den spöttischen Vorwurf verteidige, dass -seine Drohungen nicht eintreffen. Denn es setzt ja Trübsal voraus -und verkündet nicht das Eintreffen der Drohung, sondern das Ende der -Plagen. Nur mit völliger Umbiegung seines einfachen Wortsinnes kann man -ihm im Zusammenhange eine solche Deutung geben, wie auch Duhm es thut.</p> - -<p>Richtiger nach seinem Wortsinne deutet <span class="gesperrt">Guthe</span><a name="FNAnker_42_42" id="FNAnker_42_42"></a><a href="#Fussnote_42_42" class="fnanchor">[42]</a> das Gleichnis: -„So hat auch die Strafe Jahwes ein Ende, wenn die Zeit des Segens -herbeigekommen ist.“ Aber um es so deuten zu können, muss er es aus -dem Zusammenhange entfernen. Doch giebt er ihm aus seiner Konstruktion -eines zweifachen Zukunftsbildes eine Nutzanwendung, die unhaltbar -erscheint.<a name="FNAnker_43_43" id="FNAnker_43_43"></a><a href="#Fussnote_43_43" class="fnanchor">[43]</a></p> - -<p>Das Maschal ist also weder direkte Fortsetzung von v. 7–22, noch kann -es später von dem Propheten an seine jetzige Stelle gesetzt sein. Ja, -es stammt überhaupt nicht von Jesaia.</p> - -<p>Das Gleichnis enthält eine tröstliche Verheissung an das heimgesuchte -und geplagte Volk. Die Situation, die es voraussetzt, ist die, dass -das Volk schon lange Zeit unter<span class="pagenum"><a name="Seite_75" id="Seite_75">[S. 75]</a></span> den Schlägen Jahwes zu leiden hat. -Darauf liegt aller Nachdruck. So beginnt das Gleichnis schon mit der -schmerzlichen Frage הכל היום, die es ja mit einem tröstlichen „nein“ -beantwortet. Ebenso heisst es v. 28: כי לא לנצח אדוש ידושנו. Das ist bisher von den -Auslegern übersehen worden, weil sie immer den Jesaia als Autor vor -Augen hatten. Und doch liegt in dem ganzen Maschal der Hauptton darauf, -dass das Volk gerade deshalb, weil es schon lange Zeit, eine Ewigkeit -(v. 28,23) unter der Zuchtrute Jahwes zu leiden hat, und deswegen an -der Hülfe und Erlösung zu zweifeln anfängt, durch den aus dem Landbau -genommenen Vergleich auf die einst doch und gewiss eintretende Zeit des -Segens vertröstet werden soll.</p> - -<p>Diese Situation passt allerdings gar nicht auf die Zeit Jesaias, wohl -aber sehr gut auf die nachexilische Gemeinde. Jesaia hat auch das Volk -nie in seinen Reden als ein solches angesehen, das schon zu lange -Zeit unter den Schlägen Jahwes leidet, so dass es nun auf Erlösung -hoffen dürfte<a name="FNAnker_44_44" id="FNAnker_44_44"></a><a href="#Fussnote_44_44" class="fnanchor">[44]</a>, sondern immer als ein solches, dem das gewaltige -Drohgericht Gottes noch bevorsteht.</p> - -<p>Das durch den Inhalt des Maschals gewonnene Resultat findet nun noch -mehrfache anderweitige Bestätigung. Zunächst ist befremdlich, dass es -ganz allgemein gehalten ist und ohne weitere Nutzanwendung bleibt. -Das ist sonst nicht Jesaias Art. Das Lied vom Weinberge c. 5,1 ff. -erhält sofort seine konkrete Beziehung. Für das nachexilische Judentum -bedurfte es einer solchen nicht. Da war die Situation immer dieselbe.</p> - -<p>Auf die nüchterne, theologisierende Reflexion ist oben schon aufmerksam -gemacht worden. Das Bild des Land<span class="pagenum"><a name="Seite_76" id="Seite_76">[S. 76]</a></span>baues ist an sich passend; doch wird -es durch immer neue Wendungen breit ausgeführt, ohne doch einen neuen -Gedanken zu bringen. Auch der Stil ist matt und raisonnierend vgl. -das הלוא אם v. 25 und den Anfang von 28 לחם יודק, den man als Frage -auffassen muss, um überhaupt einen Sinn zu erhalten.</p> - -<p>Oben ist gesagt, dass der Eingang der Einleitung eines Volksliedes -nachgeahmt ist; aber doch nicht sehr geschickt, durch blosse Häufung -von Imperativen, von denen der eine (שמעו) doppelt vorkommt. -Ausserdem hat <span class="gesperrt">Meinhold</span>, wenn auch in anderer Absicht, darauf -aufmerksam gemacht, dass in der älteren klassischen Zeit mit שמעו -immer eine Drohung eingeführt werde; erst in späterer Zeit, wo man für -das unterdrückte Volk keine Drohungen mehr hatte, gebrauchte man das -Wort auch zur Einleitung in Trostreden (Jes. 36,1. 4. Jes. 37,4 f. -46,3. 12 etc.).</p> - -<p>Wenig geschickt ist die Vorwegnahme des Säens in v. 24 (לזרע), -wovon doch eigentlich erst v. 25 redet; künstlich die Konstruktion von -v. 26, der das Subjekt erst im 2. Stichos bringt; v. 28 ist auch in -seiner zweiten Hälfte schwerfällig und wird nicht leichter, wenn man -auch die Pferde durch Korrektur beseitigt und וּפְרָשׂוֹ ולא liest (Duhm). -Denn der erste Stichos giebt sich nicht als erster Vordersatz zu -erkennen und der Sinn wird verbogen; denn nicht darauf kommt es an, ob -das Brot nach dem Dreschen zermalmt wird, sondern dass das nicht durch -das Dreschen geschieht. In v. 29 streicht <span class="gesperrt">Duhm</span> das צבאות, -weil Jahwe als Gott der Heerscharen nicht der Lehrmeister der Bauern -war. Gewiss nicht für Jesaia; aber wohl für einen Späteren, für den -der Begriff die konkrete Färbung nicht mehr hatte. Überhaupt ist die -ganze Auffassung, dass Jahwe Lehrmeister der Bauern sei, zu Jesaias -Zeit angesichts solcher Stellen wie <span class="gesperrt">Hosea</span> 2,4 ff. kaum so -volkstümlich gewesen, wie unser Gedicht voraussetzt.</p> - -<p>Sprachlich Ausschlag gebend ist vor allem das Wort תושיה, das zum -Wortvorrat der Weisheitslehrer gehört<span class="pagenum"><a name="Seite_77" id="Seite_77">[S. 77]</a></span> (Pr. 2,7. 3,21. 8,14. 18,1. -Tob. 5,12. 6,13. 11,6. 12,6. 26,3 und die späte und verstümmelte -Stelle Mi. 6,9). Das Wort wird also nicht, wie <span class="gesperrt">Duhm</span> meint, -durch unsre Stelle als alt erwiesen. Endlich sei noch auf die beiden -Begriffe נסמן und שורה hingewiesen, die sehr jung und für -uns unübersetzbar sind. Da sie die LXX nicht hat (nur Cod. R hat für -שורה κέγχρον), streichen sie viele Ausleger, wogegen aber -<span class="gesperrt">Dillmann</span> Einspruch erhebt.</p> - -<p>Die Verse 23–29 sind nach alledem nicht von Jesaia; sie sind vielmehr -erst spät verfasst und mit der Drohung v. 14–22 verbunden worden, um -derselben einen Trostspruch gegenüberzustellen. So erklärt sich auch -das גם זאת v. 29 am leichtesten, das, auf v. 21 f. zurückblickend, -den festen Vertilgungsbeschluss Jahwes im Blick auf sein wunderbar -weises Walten korrigiert.<a name="FNAnker_45_45" id="FNAnker_45_45"></a><a href="#Fussnote_45_45" class="fnanchor">[45]</a></p> - -<h3>2. c. 32,15–20.</h3> - -<p>Gewöhnlich nimmt man v. 15–20 mit den vorhergehenden Versen 9–14 -zusammen; und gegen diesen Abschnitt v. 9–20 als ganzen hat auch -<span class="gesperrt">Stade</span> sein Bedenken erhoben. Es ist aber unmöglich, die -Verbindung beider Stücke aufrecht zu erhalten. Der Abschnitt v. 9–20 -beginnt mit einer furchtbaren Drohung gegen die sorglosen Weiber -Jerusalems und schliesst daran die Verkündigung des Unterganges -der Stadt, um dann plötzlich wieder v. 15 ff. in die glänzendste -Zukunftsschilderung einzulenken.</p> - -<p>Dieser plötzliche Umschwung in v. 15 ff. schlägt der vorhergegangenen -Ankündigung der Verwüstung Jerusalems zu sehr ins Gesicht, als dass er -nicht Bedenken gegen seine Ursprünglichkeit wachrufen müsste. Sieht -man sich den Übergang von v. 14 zu v. 15 näher an, so erkennt man -dann auch, dass er nicht von dem hergestellt sein kann, der v. 9–14 -geschrieben hat. Bisher haben sich allerdings alle Exegeten diesen -Übergang gefallen lassen. Erst <span class="gesperrt">Duhm</span> hat<span class="pagenum"><a name="Seite_78" id="Seite_78">[S. 78]</a></span> die Unmöglichkeit -erkannt, v. 15 ff. mit v. 9–14 zu verbinden, obwohl er beide Stücke dem -Jesaia als Verfasser zuschreibt.</p> - -<p>v. 14 sagt, dass Jerusalem von der Erde verschwinden soll, so dass auf -ihren Trümmern wilde Esel und Herden weiden werden; und das soll so -bleiben עד עולם. v. 15 fährt dann fort: -עד יערה עלינו רוח ממרום. „Dies עד,“ -sagt <span class="gesperrt">Duhm</span>, „ist so unglücklich wie möglich; denn abgesehen -davon, dass gleich die folgenden Stichen sich nicht mehr von ihm -regieren lassen, kann doch nur ein in Zukunftshoffnung schwelgender -Schriftsteller den Nexus vertragen: Jerusalem wird verwüstet sein auf -ewig, bis dass das Gegenteil eintritt.“ Aber man muss noch weiter -gehen. Denn von dem „Gegenteil“ der Verwüstung, von dem Wiederaufbau -Jerusalems, ist weder in v. 15 noch in den folgenden Versen die Rede. -Es wird darin vielmehr die innere Umwandlung, die Fruchtbarkeit des -Landes und der Friede, der dann im Lande herrschen wird, geschildert, -der Wiederaufbau Jerusalems aber vorausgesetzt. Und doch müsste in -ihnen grade davon die Rede sein, wenn sie auch nur „als scharfer -Gegensatz“ die Fortsetzung von v. 9–14 bilden sollen.</p> - -<p>Auch hier hat man darum wieder zur Vergewaltigung des klaren Sinnes -des Textes in v. 14 seine Zuflucht nehmen müssen, um v. 15 ff. auch -nur einigermassen als ursprüngliche Fortsetzung zu v. 9–14 verstehen -zu können. Ob unter ארמון der Königssitz (Cheyne), was doch am -wahrscheinlichsten ist, da das Wort so absolut und im sing. steht, -oder Landhäuser (?) oder Prachtbauten der Magnaten in der Stadt zu -verstehen sind, darüber kann man streiten; ebenso darüber, was בהן -(Wartturm Neh. 3,25 ff.?) und עפל (Hügel, wohl der südliche Teil -des Osthügels 2 Chr. 27,3. 33,4. Neh. 3,26. 11,21) bedeuten soll. Aber -dass in v. 14 nicht blos von einem Verlassen, sondern von Zerstörung -die Rede ist, sollte doch niemand abstreiten. Dillmann sagt zwar, von -Zerstörung sei nicht die Rede, sondern von Verödung, welche durch die -Fortschaffung der Bewohner, zumal der leicht<span class="pagenum"><a name="Seite_79" id="Seite_79">[S. 79]</a></span>sinnigen Grossen, im -assyrischen Sturm bewerkstelligt wird. Aber eine verödete Stadt, die -zur Wonne für Wildesel und zum Weideplatz für Herden geworden ist, ist -doch wohl auch als zerstört, ja als gänzlich verschwunden gedacht. -Dillmann hat es aber ganz übersehen, sich mit diesem Schlusse von v. 14 -auseinanderzusetzen.</p> - -<p>Ebenso wie die Thatsache der Verwüstung Jerusalems macht auch die -Drohung, dass es עד עולם so bleiben werde, die Anknüpfung von v. -15 ff. an v. 14 unmöglich. Deshalb hat man versucht, die Bedeutung -des עד עולם abzuschwächen. Dillmann will es „nach עד יערה v. 15“ -erklären, da die Grundbedeutung des Wortes עולם „Dauer“ sei. -Aber schon die Präposition עד giebt dem Worte die Bedeutung -„immerdar“. Dillmann führt für sich die Stelle 1. Sam. 1,22 an. Aber -gerade dort bezeichnet עד עולם den Dienst Samuels vor Jahwe als einen -bleibenden im Gegensatze zu einem nur zeitweiligen. Die Redensart 1 -Reg. 1,31 ist aber doch eben als solche zu verstehen. Endlich erklärt -Dillmann selbst das עד עולם nachher im 17. v. unseres Kapitels: „auf -immer, hier (!) ohne Einschränkung!“</p> - -<p>Ist nach alledem v. 15 ff. nicht als ursprüngliche Fortsetzung von v. -9–14 aufzufassen, so verteilen sich nun auch die von Stade erhobenen -Bedenken gegen 9–20 auf die beiden Abschnitte v. 9–14 und v. 15–20, -und zwar so, dass die hauptsächlichsten und stichhaltigsten auf den -letzteren Abschnitt fallen.<a name="FNAnker_46_46" id="FNAnker_46_46"></a><a href="#Fussnote_46_46" class="fnanchor">[46]</a></p> - -<p>Zwar nicht das ist richtig, dass nach v. 15 die Umwandlung der Natur -dadurch vermittelt wird, dass ein Geist aus der Höhe ausgegossen -wird; sondern beides ist zweierlei;<span class="pagenum"><a name="Seite_80" id="Seite_80">[S. 80]</a></span> die Umwandlung geschieht durch -ein Allmachtswunder Gottes in der Natur, und durch die Ausgiessung -des Geistes werden den Menschen übersinnliche Wunderkräfte verheissen -vgl. Jes. 44,3. Joel 3,1 ff. Sach. 12,10. auch Jes. 11,2 f. Auch gegen -die Bemerkung Stades wendet sich Duhm mit Recht, dass die Älteren die -Bekehrung als Wirkung des göttlichen Gerichts fassen, welches die -Menschen über ihre Sünde belehrt und in ihnen den freien Entschluss zur -Umkehr erweckt. Das Gericht erscheint als Strafe für verweigerte Busse -und nicht als Zuchtmittel. Aber damit wird doch nicht das sachliche -Bedenken Stades entkräftet, dass in v. 16 משפט und צדקה als -dona gratiae, als Geschenk Gottes in jener Zeit verheissen werden. Was -soll denn sonst v. 16? Hier erscheint doch Recht und Gerechtigkeit -ebenso als Verheissungsgut, wie in v. 15 die Ausgiessung des Geistes -und die Umwandlung der Natur. Und dazu ist allerdings Ez. 36,24 ff. -zu vergleichen. Die detaillierten Angaben dieser Stelle sind in v. 16 -ebenso vorausgesetzt wie in v. 15 die oben angeführten Weissagungen -über die Geistesausgiessung. Dass letztere so kurz erwähnt wird, als -wüsste der Leser schon, was sie zu bedeuten hat, giebt auch Duhm zu; er -meint aber, dass vor v. 15 etwas ausgefallen sei. Aber wenn das auch -so wäre, so könnte das kaum eine Erklärung über die Geistesausgiessung -oder deren Wirkung gewesen sein; diese könnte nach der Konstruktion des -Satzes höchstens folgen, nicht vorhergehen, v. 15 b kann man ebenso -gut eine unglückliche Wiederholung von c. 29,17 nennen, wie diesen -Vers als Nachahmung von v. 15 bezeichnen. Keiner von beiden trägt Züge -der Ursprünglichkeit. Duhm hält unseren Vers für das jesaj. Vorbild -und erklärt ihn so: Die Wüste soll Fruchtgarten werden und dieser -Fruchtgarten soll wie ein Wald mit fruchtbaren Bäumen bewachsen sein. -Das ist doch nur eine verlegene Umgehung der Erklärung Guthes, nach -welcher יער Steigerung zu כרמל -bildet. Aber יער heisst -(wildes) Waldgebirge und nicht Park oder Obstgarten. Freilich passt die -gewöhnliche Erklärung<span class="pagenum"><a name="Seite_81" id="Seite_81">[S. 81]</a></span> des zweiten Gliedes unseres Verses als Gegensatz -zum ersten nicht in den Zusammenhang der Verheissungen; aber der -einfache Wortlaut besagt nichts Anderes. Die Wüste soll Fruchtgarten, -dieser wildes Waldgebirge werden. Die grosse Umwälzung gehörte eben -zum eschatologischen Dogma, und die Verbindung der hierzu gehörigen -Aussagen kümmerte die späteren Eschatologiker wenig; je bunter, um so -besser. Ist es nicht schon bunt genug, dass in unserm kleinen Stücke -erst (v. 15a) von der Ausgiessung des Geistes geredet wird, dann in -v. 15b von der Naturumwälzung; dann wieder in v. 16 von der inneren -Umwandlung der Menschen; in v. 17 f. von dem allgemeinen Frieden und -der Sicherheit vor Feinden; in v. 19 von dem Untergange der Heiden und -endlich in v. 20 noch einmal mit einem Segenswunsche abschliessend von -dem Glücke und wunderbaren Aufblühen der Landwirtschaft! Gegenüber -diesem wirren Durcheinander hat man gewiss kein Recht, bei der Exegese -der einzelnen Verse auf den inhaltlichen Zusammenhang derselben unter -einander allzugrossen Wert zu legen. Vielmehr zeigt sich hier ein sehr -äusserlicher Anschluss an die Form und den Ausdruck der Gedanken. Das -werden wir gleich sehen, wenn wir uns nun den einzelnen Versen unseres -Abschnittes weiter zuwenden.</p> - -<p>Für v. 16 wird nämlich Stade Recht behalten müssen, wenn er sagt, -dass sich dieser Vers mühsam an dem in v. 15 gegebenen Gegensatze -weiter spinnt. Denn die מדבר in der nach v. 16 das Recht wohnen -soll, ist doch eigentlich nach v. 15 gar nicht mehr vorhanden, sondern -zum כרמל geworden! Wenn Duhm das damit entschuldigt, dass für -eine Viehzucht treibende Bevölkerung eine מדבר (hier in der -Bedeutung Trift) vorhanden sein muss, und diese nur weiter in die -Wüste hineingeschoben zu denken sei, so ist das schon recht gut; aber -dieser erklärende Zwischengedanke steht doch eben nicht da, und v. 16 -knüpft in der Form so eng an v. 15 an, dass man zuerst an die in v. 15 -erwähnte מדבר denken muss. Dieser Anschluss ist also jedenfalls -nicht sehr geschickt, sondern „mühsam“.</p> - -<p><span class="pagenum"><a name="Seite_82" id="Seite_82">[S. 82]</a></span></p> - -<p>In v. 17 beseitigt Duhm die Anstösse: er streicht das zweite צדקה -liest statt „‏השקט‎“ „‏המשפט‎“, -lässt die Kopula vor בטח weg -und erklärt endlich עד עולם für einen müssigen Zusatz. Ob solche -weitgehenden Korrekturen in dem sonst gut erhaltenen Texte, zumal -sie nicht eigentlich Fehler, sondern nur Ungeschicklichkeiten der -Form beseitigen, erlaubt sind, dürfte doch die Frage sein. Duhm -unternimmt die Korrekturen auch nur unter der Voraussetzung, dass das -Stück jesajanisch sei. Inhaltlich bleiben freilich auch so nur leere -Allgemeinheiten und abstrakte Begriffe übrig. Jesaia würde kaum so -allgemein von einer מעשה העדקה -und עבדת המשפט geredet haben; er hätte sich -gewiss konkret ausgedrückt.</p> - -<p>Von v. 18 giebt auch Duhm zu, dass derselbe „unstreitig einen etwas -leeren Eindruck macht;“ die Schilderung ist überladen; die drei -Ausdrücke „Wohnstätten des Friedens“, „sichere Wohnungen“ und „sorglose -Ruhesitze“ besagen doch ganz dasselbe. Das ist freilich nicht Jesaias -Art; wo aber sonst schon Anzeichen für spätere Abfassung vorliegen, ist -das nur ein weiteres Kennzeichen der Unechtheit, und man hat kein Recht -mehr, nur der ungeschickten Form wegen Varianten anzunehmen. Merkwürdig -ist auch der Ausdruck עמי; das Subjekt des suff. ist vielleicht -Gott; in v. 15 heisst es עלינו, in v. 20 -אשריכם. Solcher Wechsel -in der Person ist bei Späteren häufig; vgl. auch c. 33,1 mit 2 und 3; -ebenso v. 14 ff.</p> - -<p>v. 19 findet auch <span class="gesperrt">Duhm</span> wieder „vollends sonderbar und -unbegreiflich“. Und das mit Recht. Denn mitten in der Schilderung -der goldenen Zeit redet dieser Vers plötzlich von den Schrecken des -Gerichts. Allerdings thut er das so dunkel, dass die Ausleger schon -immer geschwankt haben, ob sie dieses Gericht auf Jerusalem oder -Assur beziehen sollten. Auf beide passt der Wortlaut und Zusammenhang -gleich schlecht. Versteht man, wie die meisten Ausleger es thun, -unter יער im 1. Gl. den Assyrer, so ist im 2. Gl. der Ausdruck -עיר für die Bollwerke der feindlichen Weltmacht<span class="pagenum"><a name="Seite_83" id="Seite_83">[S. 83]</a></span> nicht grade -glücklich gewählt. Dillmann und andere beziehen den Vers deshalb auf -Jerusalem: „Daran muss der Prophet, gemäss der Endabsicht des Stückes, -noch einmal kurz erinnern, dass ohne schweres Zorngericht und tiefe -Beugung es nicht abgeht.“ So findet sich <span class="gesperrt">Dillmann</span> mit der -gradezu unerhörten Stellung dieses Verses mitten unter den glänzendsten -Zukunftsbildern ab! Entkräften lassen sich solche Behauptungen nicht -mehr; man wird ihnen einfach die entgegengesetzte gegenüber stellen -müssen: Wenn in diesem Verse Jerusalem bedroht wäre, so könnte er -nicht dem Zusammenhange angehören. <span class="gesperrt">Duhm</span> meint, dass der Vers -vielleicht einem Gedichte über ein fremdes Volk entnommen und von einem -Leser, dem er bei v. 14 (?) eingefallen sei, an den Rand geschrieben -worden sei. Dann bleibt doch völlig unerklärt, wie er später grade -an die unpassende Stelle gekommen sein soll, an der er jetzt steht. -An seiner jetzigen Stelle kann er nur auf die feindliche Weltmacht -bezogen werden und ist nur dann erklärlich, wenn er sowohl wie seine -Umgebung nicht von Jesaia stammt. Denn für die späten Eschatologiker -fallen die Bedenken hin. Gehört der Inhalt nur zum eschatologischen -Dogma, so hat er sein Recht im Zusammenhange erworben. Der Ausdruck -יער für den Assyrer ist aus c. 10,18. 33 f. verständlich. Unter -der Stadt sind die feindlichen Bollwerke zu verstehen wie in c. 24 ff. -Der Ausdruck עיר scheint mir lediglich als Parallele gewählt zu -sein, um den schon sonst durch Paronomasien gezierten Vers möglichst -künstlich zu gestalten. Denn ich glaube mit Stade, dass im Anfange des -Verses ברר eigens vom Verfasser gebildet ist, um mit dem folgenden -ברדת zu assonieren, und dass deshalb nicht mit Secker u. a. -ירד zu lesen ist. Im zweiten Versgliede entspricht dem ja auch das -unglückliche בשפל תשפל. So erklären sich wenigstens alle Schwierigkeiten -und Wunderlichkeiten dieses Verses.</p> - -<p>Die Seligpreisung aller, die die goldene Zeit erleben, beschliesst den -Abschnitt. Freilich ist auch hier der Inhalt<span class="pagenum"><a name="Seite_84" id="Seite_84">[S. 84]</a></span> dessen, was gemeint ist, -nicht aus dem Wortlaute allein, sondern nur aus seiner Verbindung mit -dem als bekannt vorausgesetzten eschatologischen Dogma zu gewinnen. -Denn eine Glücklichpreisung der Nomaden oder Landbewohner als solcher -ist natürlich hier nicht gemeint. Ebensowenig stellt der Vers den -Lohn treuer Arbeit in Aussicht. Sondern das זרעי על נל מים will sagen, dass -in jener Zeit die Bäche nie versiegen werden Job. 6,15. Jes. 58,11; -und das zweite Versglied weist darauf hin, dass die Prärie fruchtbar -und völlig gefahrlos sein wird. Ob Jesaia von seinen Zeitgenossen -so verstanden wäre? Der, der v. 20 geschrieben hat, hat doch wohl -bei seinen Lesern die Bekanntschaft mit dem eschatologischen Dogma -vorausgesetzt.</p> - -<p>Es hat sich uns gezeigt, dass nicht nur der Abschnitt c. 32,15–20 -als solcher nach Inhalt und Form, sondern auch jeder einzelne -Vers desselben die Spuren später Herkunft trägt. Es kann darum -von jesajanischer Abfassung desselben keine Rede sein. Die genaue -Bekanntschaft mit dem eschatologischen Dogma, die er voraussetzt und -seine Berührungen mit spätjüdischen Schriften (Job. Joel. Jes. 24 ff.) -zwingen sogar, für die Zeit seiner Entstehung bis tief ins zweite -Jahrhundert hinabzugehen. Genaueres über die Zeit seiner Herkunft lässt -sich natürlich nicht sagen, da sein Inhalt zu allgemein ist.</p> - -<hr class="chap" /> - -<div class="chapter"> - -<h2 class="nobreak" id="Lebenslauf">Lebenslauf.</h2> - -</div> - -<p>Ich, <span class="gesperrt">Martin Brückner</span>, evangelischer Konfession, bin am 16. Juni -1868 zu Friedersdorf bei Goerlitz geboren. Mein Vater ist Pastor und -Königlicher Kreis-Schulinspektor zu Gersdorf bei Goerlitz. Ihm habe -ich die Grundlage meiner Bildung zu verdanken. Von Tertia an war ich -Alumnus auf der Königlichen Landesschule Pforta. Diese verliess ich -Ostern 1888 mit dem Reifezeugnis, um in Tübingen, Leipzig und Halle -acht Semester Theologie zu studieren. Ich besuchte Vorlesungen und -Seminare bei folgenden akademischen Lehrern: Beyschlag, Brieger, Buder, -Erdmann, Fricke, Gunkel, Guthe, Haupt, Hering, Kaehler, Koestlin, -Kautzsch, Loofs, Spitta. Im Februar 1893 bestand ich in Halle die erste -theologische Prüfung, absolvierte den Seminarkursus in Liegnitz und war -ein Jahr in Pommern als Hauslehrer thätig. Ostern 1894 wurde ich in das -Predigerseminar zu Wittenberg aufgenommen, wo ich an den theologischen -und pädagogischen Vorlesungen und Uebungen der Herren Sup. D. Quandt, -Prof. D. Reinicke und Prof. Schmidt teilnahm. Im Mai 1895 wurde ich als -Pastor nach Altraudten bei Raudten berufen.</p> - -<p>Allen meinen verehrten Lehrern sage ich für vielfache Anregung und -Förderung auch an dieser Stelle aufrichtigen Dank.</p> - -<hr class="chap" /> - -<div class="chapter"> - -<div class="footnotes"> - -<h2 class="nobreak" id="FUSSNOTEN">FUSSNOTEN:</h2> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_1_1" id="Fussnote_1_1"></a><a href="#FNAnker_1_1"><span class="label">[1]</span></a> Das Buch Jesaia übersetzt und erklärt. Göttingen 1892.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_2_2" id="Fussnote_2_2"></a><a href="#FNAnker_2_2"><span class="label">[2]</span></a> Die Zukunftserwartung des Jesaia. Göttingen 1893.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_3_3" id="Fussnote_3_3"></a><a href="#FNAnker_3_3"><span class="label">[3]</span></a> Hackmann a. a. O. S. 7 Anm.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_4_4" id="Fussnote_4_4"></a><a href="#FNAnker_4_4"><span class="label">[4]</span></a> -<a href="#Seite_71">S. 71</a>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_5_5" id="Fussnote_5_5"></a><a href="#FNAnker_5_5"><span class="label">[5]</span></a> Mit Ausnahme des ersten und letzten Stückes, die besonders -besprochen werden müssen.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_6_6" id="Fussnote_6_6"></a><a href="#FNAnker_6_6"><span class="label">[6]</span></a> Denselben Bau im Anfange zeigt auch das kurze Stück c. -29,15.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_7_7" id="Fussnote_7_7"></a><a href="#FNAnker_7_7"><span class="label">[7]</span></a> Mit Ausnahme von c. 28,1–4 und 32,9–14.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_8_8" id="Fussnote_8_8"></a><a href="#FNAnker_8_8"><span class="label">[8]</span></a> Bezüglich des Schlusses könnte man sich ja zur Not mit -c. 31,4 begnügen. Aber der oben nachgewiesene grobe Missverstand -vieler Exegeten in der Auslegung des Bildes vom knurrenden Löwen -über seiner Beute zeigt doch, dass dies allzukurze Wort ein nicht -völlig genügender Abschluss des Ganzen ist. c. 31,1–3 redet von der -Vernichtung der beiden verbündeten Heere: „Da stürzt der Schützer und -fällt der Geschützte“ v. 4 soll nun jedenfalls in gewaltigem Bilde vom -Löwen den Untergang der Stadt Jerusalem malen. Aber Jesaia sagt in -diesem Verse nur, dass sich Jahwe im wilden Heerzuge der Assyrer auf -Jerusalem stürzen wird. Was dann geschieht, sagt Jesaia nicht mehr. -Wahrscheinlich ist, dass der Schluss weggefallen ist; möglich ist aber -allerdings auch, dass sich Jesaia mit der Andeutung durch das kurze, -aber packende Bild begnügt hat. Das konnte sich jeder selber ausmalen, -wie es der Beute unter den Tatzen des knurrenden Löwen ergehen würde; -und Jesaia hat auch sonst nicht, auch nicht in dem Bilde vom Weinberge -c. 5. die Zerstörung Jerusalems mit dürren Worten ausgesprochen.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_9_9" id="Fussnote_9_9"></a><a href="#FNAnker_9_9"><span class="label">[9]</span></a> -<a href="#Seite_48">S. 48</a>.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_10_10" id="Fussnote_10_10"></a><a href="#FNAnker_10_10"><span class="label">[10]</span></a> Zu c. 30,8 S. 195.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_11_11" id="Fussnote_11_11"></a><a href="#FNAnker_11_11"><span class="label">[11]</span></a> <span class="gesperrt">Duhm</span>, Kommentar S. 195.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_12_12" id="Fussnote_12_12"></a><a href="#FNAnker_12_12"><span class="label">[12]</span></a> -S. 49.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_13_13" id="Fussnote_13_13"></a><a href="#FNAnker_13_13"><span class="label">[13]</span></a> a. a. O. S. 22 ff., cf. S. 62 ff., vgl. auch <span class="gesperrt">Duhm</span> -Comm. zu den Stellen.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_14_14" id="Fussnote_14_14"></a><a href="#FNAnker_14_14"><span class="label">[14]</span></a> Hackmann will zwar der viel grösseren Leichtigkeit des -Verständnisses wegen (S. 67) v. 18 ff. auf Israel bezogen wissen; aber, -wie mir scheint doch mit Unrecht. Denn die ganze Schrift c. 7 f. ist -gegen Juda geschrieben; da hätte doch eine solche Expektoration über -das Geschick Nordisraels wenig Sinn. Freilich, direkte Fortsetzung der -Rede v. 13–16 ist v. 18 ff. nicht; v. 17 ist vom Redaktor und v. 18 -ff. sind stark überarbeitet (vgl. schon das ewige ביום ההיא v. 18. 20. -21. 23). Die Verse haben hinter c. 7 ursprünglich vielleicht dieselbe -Bedeutung gehabt, wie c. 8,5 ff. hinter c. 8,1–4: Sie sprechen das -Urteil Jesaias resp. Jahwes aus; aber nicht als Rede Jesaias an den -König, sondern nur in schriftlicher Darstellung. Vielleicht haben v. -18 ff. einst hinter c. 8,1–4 gestanden und sind vom Redaktor erst -verbessert und vermehrt an ihren jetzigen Platz gestellt, um die -messianisch verstandene Immannuelweissagung etwas zu verlängern und zu -verzieren.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_15_15" id="Fussnote_15_15"></a><a href="#FNAnker_15_15"><span class="label">[15]</span></a> Vgl. darüber Duhm Comm. S. 49 ff., und Hackmann a. a. O. -S. 62–70. Die Annahme eines ursprünglich geschichtlichen Zusammenhanges -der Stücke in c. 7 f. beseitigt jedenfalls sonst unüberwindliche -Schwierigkeiten für die Annahme jesajanischer Herkunft derselben, die -sich für einzelne Partien (c. 7,2–16, c. 8,1–4, 14 f. 16–18) doch -immer aufdrängt. Hervorgehoben sind die Schwierigkeiten von c. 7 -namentlich von de Lagarde Sem. I. 9 ff. und Studer J. P. Th. V. 76 ff. -Andererseits meint schon Ewald (I. 320. 329 f.), dass die Erzählungen -dieses Stückes einst vollständiger gewesen seien, und auch Dillmann -(Comm. S. 62) giebt es als Eigentümlichkeit des Stückes c. 6–9,6 an, -dass es „geschichtlich angelegt ist“. Der Redaktor, der es bearbeitet -und in seine Sammlung (c. 6–9,6) aufgenommen hat, hat es natürlich -„messianisch“ behandelt. Das zeigt seine eigene Weissagung c. 9,1–6. -Er dichtet dem Messias einen dritten Namen an, der noch länger ist -als der in 8,1–4 genannte und auf die beiden anderen Bezug nimmt. Aus -dem Immanu-el hat er sein El gibbor, aus dem chas-baz sein abi-ad -(daher nicht Ewigvater, sondern Beutevater). Der „Wunderrat“ entstammt -vielleicht dem wunderbaren אות c. 7,10. Der „Friedefürst“ ist -eigene Zuthat, weil das Hauptmerkmal des Messias in seinem Namen nicht -fehlen durfte.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_16_16" id="Fussnote_16_16"></a><a href="#FNAnker_16_16"><span class="label">[16]</span></a> Das tröstliche Schlusssätzchen ist unecht und fehlt noch -in LXX. Vielleicht sind überhaupt v. 12 f. zu streichen. Sie bringen -gegenüber v. 11 nichts Neues, reden vielmehr von einer zweimaligen -Deportation, nachdem in v. 11 das Land schon menschenleer geworden war. -Vgl. hierüber Duhm Comm. S. 48.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_17_17" id="Fussnote_17_17"></a><a href="#FNAnker_17_17"><span class="label">[17]</span></a> Die Möglichkeit so später Niederschrift ist nicht zu -bezweifeln cf. Duhm zu c. 6. Für Jesaia war das eine ebenso glänzende -wie innerlich wahre Rechtfertigung seines erfolglosen Wirkens, dass er -dennoch den göttlichen Zweck seiner Sendung erfüllt habe. — Dass c. 6 -jetzt vor c. 7 und nicht vor c. 28 steht, rührt daher, dass es zeitlich -dahin gehört und wahrscheinlich schon bei der ersten Gesammtausgabe der -drei Schriften Jesaias an diesen Platz gestellt ist.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_18_18" id="Fussnote_18_18"></a><a href="#FNAnker_18_18"><span class="label">[18]</span></a> Zu c. 22 vgl. namentlich Hackmann a. a. O. S. 108 f.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_19_19" id="Fussnote_19_19"></a><a href="#FNAnker_19_19"><span class="label">[19]</span></a> Über die in c. 1–5 aufbewahrten Stücke urteilt -Hackmann S. 49, dass sie von Anhängern und Freunden des Propheten -niedergeschrieben sind, da sich für den Propheten kein Motiv zur -Fixirung der meist kurzen Sprüche finden lasse. Indessen besteht -vielleicht auch die Möglichkeit, dass einzelne von ihnen früher den -grösseren geschichtlichen Darstellungen angehört haben. Zu 3,6 bemerkt -Duhm: „Der Eingang (ויאמר יהוה) legt die Vermutung nahe, dass das Stück -einst einem grösseren Zusammenhange angehörte.“ Auch die Weherufe in c. -5 sind wohl aus ursprünglich anderen Zusammenhängen hergenommen, denn -sie stehen bunt durcheinander. Vgl. z. B. c. 5,18 ff. mit c. 28,9. 22 -ff. c. 30,10.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_20_20" id="Fussnote_20_20"></a><a href="#FNAnker_20_20"><span class="label">[20]</span></a> Näheres s. Hackmann a. a. O. S. 80 ff.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_21_21" id="Fussnote_21_21"></a><a href="#FNAnker_21_21"><span class="label">[21]</span></a> Juda und die assyrische Weltmacht: S. 5 ff.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_22_22" id="Fussnote_22_22"></a><a href="#FNAnker_22_22"><span class="label">[22]</span></a> a. a. O. S. 92–97., 108 f.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_23_23" id="Fussnote_23_23"></a><a href="#FNAnker_23_23"><span class="label">[23]</span></a> Comm. S. 221.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_24_24" id="Fussnote_24_24"></a><a href="#FNAnker_24_24"><span class="label">[24]</span></a> <span class="gesperrt">Hackmann</span> a. a. O. S. 136 ff.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_25_25" id="Fussnote_25_25"></a><a href="#FNAnker_25_25"><span class="label">[25]</span></a> <span class="gesperrt">Wellhausen</span>: Israelitische und jüdische Geschichte. -1894. S. 165.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_26_26" id="Fussnote_26_26"></a><a href="#FNAnker_26_26"><span class="label">[26]</span></a> a. a. O., S. 164.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_27_27" id="Fussnote_27_27"></a><a href="#FNAnker_27_27"><span class="label">[27]</span></a> Comm. S. 188.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_28_28" id="Fussnote_28_28"></a><a href="#FNAnker_28_28"><span class="label">[28]</span></a> Comm. S. 216 ff.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_29_29" id="Fussnote_29_29"></a><a href="#FNAnker_29_29"><span class="label">[29]</span></a> S. zum Folgenden Stade, Geschichte d. V. J. I. 614 ff. -Wellhausen. Gesch. d. j. V. S. 85 f.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_30_30" id="Fussnote_30_30"></a><a href="#FNAnker_30_30"><span class="label">[30]</span></a> c. 30,9 ff.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_31_31" id="Fussnote_31_31"></a><a href="#FNAnker_31_31"><span class="label">[31]</span></a> Vgl. auch Duhm Comm. S. XVI: „So viel Jesaia geschrieben -hat, so ist er doch kein Schriftsteller von Beruf; er schreibt teils -aus dem allgemeinen Grunde, dem mündlich gesprochenen Worte eine -grössere Ausbreitung und nachhaltigere Wirkung zu geben, teils zu dem -besonderen Zwecke, um gegenüber dem Unglauben der Mehrheit seines -Volkes Beweisstücke für die richtige Vorhersagung der Ereignisse zu -schaffen.“</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_32_32" id="Fussnote_32_32"></a><a href="#FNAnker_32_32"><span class="label">[32]</span></a> Vgl. hierzu Hackmann a. a. O. S. 47.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_33_33" id="Fussnote_33_33"></a><a href="#FNAnker_33_33"><span class="label">[33]</span></a> Das kommt vielleicht daher, dass man mit dem Buche, das -nur Drohungen enthielt, nach dem Exil zuerst nichts Rechtes anzufangen -wusste. Uebrigens mögen wohl auch die geschichtlichen Partieen schon -früher mehr vernachlässigt worden sein, da man an ihnen natürlich -immer das geringere Interesse haben musste, zumal sie obendrein mit -der späteren Sage von Jesaias Stellung zur Zerstörung Jerusalems nicht -stimmten. Nötig ist aber diese Annahme zur Erklärung ihrer Ausscheidung -nicht. Jene Zeit stand solchen geschichtlichen Stoffen völlig kritiklos -gegenüber.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_34_34" id="Fussnote_34_34"></a><a href="#FNAnker_34_34"><span class="label">[34]</span></a> c. 31,6. Der Apokalyptiker hat bei dieser Deutung -freilich nicht das ägyptische Bündnis, sondern den Abfall seiner Zeit, -die Bilderverehrung, im Sinne, wie v. 7 deutlich zeigt.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_35_35" id="Fussnote_35_35"></a><a href="#FNAnker_35_35"><span class="label">[35]</span></a> Das spricht er freilich nicht aus, weil es ihm und -seiner Zeit für selbstverständlich galt. Bewiesen ist es aber für uns -durch die Art und Weise, wie er seine Trostsprüche von der Zukunft mit -jenen Drohreden verbunden hat: c. 29,17. 30,18. 32,15. 29,5 f. Aus -diesen Stellen geht deutlich hervor, dass der Verfasser den Eintritt -der goldenen Zeit in engen zeitlichen Zusammenhang mit dem Eintreten -der Drohgerichte bringt, und dass er sein Volk gerade durch diesen -Hinweis belehren und trösten will. Daraus ergiebt sich, dass er die -Drohweissagungen in seiner Gegenwart erfüllt sieht.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_36_36" id="Fussnote_36_36"></a><a href="#FNAnker_36_36"><span class="label">[36]</span></a> Die Wahl dieses gegen Samarien gerichteten Stückes zeigt -wieder deutlich die völlige Kritiklosigkeit des Verfassers.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_37_37" id="Fussnote_37_37"></a><a href="#FNAnker_37_37"><span class="label">[37]</span></a> Comm. S. 258.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_38_38" id="Fussnote_38_38"></a><a href="#FNAnker_38_38"><span class="label">[38]</span></a> Eine Zusammenstellung der verschiedenen Auslegungen bei -Dillm. a. a. O. S. 258.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_39_39" id="Fussnote_39_39"></a><a href="#FNAnker_39_39"><span class="label">[39]</span></a> Studien u. Kritiken 1893. S. 1–46.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_40_40" id="Fussnote_40_40"></a><a href="#FNAnker_40_40"><span class="label">[40]</span></a> Comm. S. 257.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_41_41" id="Fussnote_41_41"></a><a href="#FNAnker_41_41"><span class="label">[41]</span></a> Comm. S. 178 f., vgl. auch Hackmann a. a. O. S. 40.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_42_42" id="Fussnote_42_42"></a><a href="#FNAnker_42_42"><span class="label">[42]</span></a> Das Zukunftsbild des Jesaia. Akad. Antrittsvorles. -Leipzig 1885.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_43_43" id="Fussnote_43_43"></a><a href="#FNAnker_43_43"><span class="label">[43]</span></a> Guthe findet in dem „Klopfen“ des Kümmels und „Dreschen“ -des Brotes den Unterschied, dass Israel die härteren, Juda die milderen -Strafen zu erleiden hat. Aber beides bezeichnet dieselbe Sache. Dill -wird eben geklopft, Korn mit der Schleife gedroschen.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_44_44" id="Fussnote_44_44"></a><a href="#FNAnker_44_44"><span class="label">[44]</span></a> Auch c. 1,4 ff. nicht. Von Vergebung und Ende der Plagen -ist da keine Rede. v. 8 Schluss und v. 9 scheinen mir Glossen zu sein. -Das כעיר נצורה passt nicht zu den vorhergehenden Bildern und scheint -hinzugesetzt, weil diese zu respektswidrig sind. In v. 9 deutet sowohl -שריו als כמעט als auch der anders wie in v. 10 gestimmte -Vergleich mit Sodom und Gemorrha auf spätere Zeit.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_45_45" id="Fussnote_45_45"></a><a href="#FNAnker_45_45"><span class="label">[45]</span></a> Genaueres über die Verbindung des Abschnittes mit dem -Vorstehenden S.</p></div> - -<div class="footnote"> - -<p><a name="Fussnote_46_46" id="Fussnote_46_46"></a><a href="#FNAnker_46_46"><span class="label">[46]</span></a> Über den Abschnitt v. 9–14 vgl. Duhm, Comm. S. 212 f. -Der Haupteinwand Stades, dass „die Erwartung, dass Jerusalem verwüstet -werden solle, mit Jesaias sonstigen Zukunftserwartungen nicht wohl -vereinbar“ sei, spricht angesichts solcher Stellen wie c. 5,14. 17. -c. 22,14. c. 6. c. 7,18 ff. c. 2,12 ff. eher für als gegen Jesaias -Autorschaft.</p></div> - -</div> - -</div> - -<hr class="full" /> - -<div class="chapter"> - -<div class="transnote"> - -<p class="s4 center"><b>Anmerkungen zur Transkription</b></p> - -<p>Der vorliegende Text wurde anhand der Dissertation des Pastors -Martin Brückner (ohne Jahresangabe) so weit wie möglich -originalgetreu wiedergegeben. Einige Satzzeichen und Umlautpunkte -waren nur undeutlich erkennbar und wurden sinngemäß hinzugefügt. -Zahlreiche Lettern waren kopfstehend in den Drucksatz eingefügt, -was u.a. regelmäßig zu Verwechslungen zwischen den Buchstaben -‚u‘ und ‚n‘ führt. Diese und alle anderen offensichtlichen -typographischen Fehler wurden stillschweigend korrigiert.</p> - -<p>Personennamen wurden meist gesperrt gedruckt, was allerdings -nicht durchgehend beibehalten wurde. Die Großbuchstaben Ä und Ü -wurden teilweise direkt in Form der Umlaute, zum Teil auch in -deren Umschreibung (Ae, Ue) dargestellt. Einige Begriffe wurden -in unterschiedlichen Schreibweisen nebeneinander verwendet (z.B. -‚Szene‘ und ‚Scene‘). In allen diesen Fällen wurden hinsichtlich -des vorliegenden Textes keinerlei Änderungen vorgenommen.</p> - -<p>In der <a href="#Fussnote_4_4">Fußnote [4]</a> wurde die Seitennummer (71) des Anhanges -hinzugefügt. Der <a href="#FNAnker_12_12">Fußnotenanker zur Fußnote [12]</a> fehlt im -Originaltext; dieser wurde vom Bearbeiter willkürlich an den -Schluss des ersten Absatzes der betreffenden Buchseite gesetzt, da -der Sinn des Textes die genaue Stelle nicht zwingend nahelegt. Die -Seitenangabe in der <a href="#Fussnote_45_45">Fußnote [45]</a> ist im Original nicht vorhanden -und muss deshalb in der vorliegenden Ausgabe offenbleiben.</p> - -<p class="nohtml">Gesperrt gedruckte Passagen im Original werden -hier <i>kursiv</i> dargestellt.</p> - -</div> - -</div> - - - - - - - - -<pre> - - - - - -End of the Project Gutenberg EBook of Die Komposition des Buches Jes. c. -28-33., by Martin Brückner - -*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE KOMPOSITION DES BUCHES *** - -***** This file should be named 51705-h.htm or 51705-h.zip ***** -This and all associated files of various formats will be found in: - http://www.gutenberg.org/5/1/7/0/51705/ - -Produced by Alexander Bauer, Jana Srna, Reiner Ruf, and -the Online Distributed Proofreading Team at -http://www.pgdp.net - - -Updated editions will replace the previous one--the old editions -will be renamed. - -Creating the works from public domain print editions means that no -one owns a United States copyright in these works, so the Foundation -(and you!) can copy and distribute it in the United States without -permission and without paying copyright royalties. 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Compliance requirements are not uniform and it takes a -considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up -with these requirements. We do not solicit donations in locations -where we have not received written confirmation of compliance. To -SEND DONATIONS or determine the status of compliance for any -particular state visit http://pglaf.org - -While we cannot and do not solicit contributions from states where we -have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition -against accepting unsolicited donations from donors in such states who -approach us with offers to donate. - -International donations are gratefully accepted, but we cannot make -any statements concerning tax treatment of donations received from -outside the United States. U.S. laws alone swamp our small staff. - -Please check the Project Gutenberg Web pages for current donation -methods and addresses. 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