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+*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK 44272 ***
+
+ SCHWARZ-WEISS-ROT
+ GROTESKEN
+ VON
+ MYNONA
+
+
+ MIT ZWEI ZEICHNUNGEN VON L. MEIDNER
+
+ LEIPZIG
+ KURT WOLFF VERLAG
+ 1916
+
+ Gedruckt bei E. Haberland in Leipzig-R.
+ September 1916 als einunddreißigster Band
+ der Bücherei »Der jüngste Tag«
+
+ COPYRIGHT 1916 BY KURT WOLFF VERLAG · LEIPZIG
+
+
+
+
+SCHWARZ-WEISS-ROT
+
+ODER
+
+DEUTSCHLANDS SIEG ÜBER ENGLAND UNTER GOETHES FARBEN
+
+
+ES ist im höchsten Grade ominös, daß Deutschland ganz buchstäblich _Goethes
+Farben_ trägt, nämlich außer den Extremen aller Farben, Weiß und Schwarz,
+gerade Rot, die Farbe aller Farben im Sinne Goethes; und daß Goethe mit
+dieser seiner Farbenauffassung seit mehr als einem Jahrhundert so
+vergeblich gerade gegen _England_, nämlich gegen den lichtverfinsternden
+Farbenlehrer Isaac Newton kämpft, welcher in einer jede Treue des deutschen
+Goetheauges verletzenden Art unglaublich falsch Farbe bekennt.
+
+Längst würde die deutsche Wissenschaft den farbenblinden Engländer mit
+Goetheschen Waffen niedergestreckt haben, wenn dieser sich nicht auf der
+Insel Mathematik mit scheinbarer Unüberwindlichkeit verbollwerkt hätte und
+von dorther seit über 200 Jahren die Welt aller Farben despotisch
+brutalisierte. Dieser Engländer lehrt messen und rechnen: aber Goethe lehrt
+_sehen_! Und man soll doch erst sehen lernen, _bevor_ man zählt und mißt,
+was man sieht. Es ist sehr charakteristisch für den Engländer, daß er sich
+verrechnen muß, weil er mit seiner Rechenkunst zu voreilig ist -- und
+sollte auch Jahrhunderte lang die scheinbare Präzision seiner Rechnung den
+falschesten Postenansatz verdecken. Goethe wird hoffentlich mit Deutschland
+so mitsiegen, daß Deutschlands Schulkinder sehr bald über die englischen
+Farben lachen lernen, die angeblich im Lichte stecken, während sie sich für
+jedes deutsche, d. h. Goethesche, also gesunde Auge ganz offenbar aus
+Finsternis und Licht, aus _Schwarz und Weiß_ also, erzeugen und im Rot das
+liebste Kind dieser Eltern haben:
+
+ »Es stammen ihrer sechs Geschwister
+ Von einem wundersamen _Paar_«
+
+sagte bereits Schiller vor Goethe. Ein großer Rechenmeister war dieser
+englische Fürst der Geister, Newton. Aber er hat ausgespielt, wenn
+Deutschland auf preußische Manier und mit Goethes Augen _Schwarz-Weiß_
+sehen lernt: es wird sich dann das Rot noch göttlicher herausrechnen, wenn
+es erst _sieht_, daß dieses freudig errötende Grau zwischen Schwarz und
+Weiß so wenig aus dem Lichte allein stammt wie das preußisch nüchterne, das
+ja ganz unverkennbar eine Mischung aus Schwarz und Weiß ist. Laßt Euch doch
+nicht von englisch perfekter Rechenkunst betören, die auf Lug und Trug, auf
+Augentäuschung beruht, und führt Eure Farben auch zum Sieg deutscher
+Gründlichkeit unter dem Farben-Generalfeldmarschall Goethe, diesem
+Über-Hindenburg aller Farbenlehre!
+
+Dadurch, daß Goethe auch ins _Schwarze_ getroffen hat, ist das Weiß erst
+fähig geworden, Farben zu entbinden. Sie, wie der nur halbgesichtige
+Engländer aus dem Weißen allein, dem Lichte, zu entwickeln, bloß um
+bequemer, aber auch einfältiger _rechnen_ zu können, dazu rechnete Goethe
+zu ehrlich, zu tief auch mit der Finsternis, dem Schwarz. Spiegelt sich
+hierin nicht symbolisch unser politischer Konflikt mit einem Volke, das
+aufgeklärtestes Licht heuchelt, indem es aber inwendig die bunt getigerte
+Tücke der ganzen Finsternis verbirgt, während der echt aufgeklärte Deutsche
+Goethe frei und offen außer _Weiß_ auch _Schwarz_ bekennt und die Iris des
+_Friedens_ dazwischen farbig entbrennen läßt, welche im _Purpur_ ihre
+feierlichste Vermählung hält?
+
+Zu verkennen, daß es ein echtes treues Schwarz gibt; sich anzustellen, wie
+wenn es lauter Licht gäbe, während man sogar das schwärzliche _Indigo_ (!)
+in diesem scheinbar lauteren Lichte verbirgt und, wann man will, berechnet
+hervorbrechen läßt -- ist das nicht englisch? -- Und ist es nicht
+kerndeutsch und Goethisch, daß Meister _Schwarz_ das Pulver erfunden hat:
+und daß, genau so wenig wie _Grau_, sich Farbe bloß aus Weiß, sondern bloß
+aus der _Vermischung_ von Schwarz mit Weiß gewinnen läßt, deren innigstes
+Kind gerade Rot ist? -- Wenn Deutschland alle Welt versöhnen, vermählen
+will, will England, um selber zu herrschen, überall entzweien; so wie
+Newton lieber das Licht in sich selbst entzweit, statt es mit der
+lichtlosen Finsternis nicht bloß gräulich, sondern farbenfroh zu vermählen:
+
+ »_Entzwei_ und herrsche!
+ Tüchtig Wort.
+ _Verein_ und leite --
+ Bess'rer Hort!«
+
+(Goethe.)
+
+England hat ausgespielt, auch in der Farbenlehre. Deutsche Farbenlehrer!
+Beginnt endlich einzusehen, daß Ihr von England mit schlauen Rechenkünsten
+um die halbe Wahrheit der Farbe betrogen werdet, und daß erst Goethe Euch
+die _ganze_ gewährt. Und Goethe, der zuletzt lacht, wird Euch auch dazu
+verhelfen, die besseren Mathematiker zu werden, weil er wie Kant den Mut
+hat, offen und unverheuchelt mit der _negativen_ Größe, mit dem
+ungeschminkten Minus und Schwarz der Finsternis zu rechnen, wie Dr. Luther
+mit dem Teufel. Dieses englische Licht ist nur eine andere Finsternis, und
+Deutschland kann von Goethe lernen, wie sich
+
+ »Licht und Schatten
+ Zu echter Klarheit gatten.«
+
+Schwarz-Weiß-Rot: -- Mutter, Vater, Kind. In diesem Rot sind alle Farben
+zusammen, es ist die Verschmelzung von Orange, also gesteigertem Gelb, mit
+Violett, gesteigertem Blau; während Blau und Gelb sich im Grün vermischen,
+dieser hoffnungsreichen Wurzel der Krone Rot. Welches »Wunder von Sinn im
+Zufall«, daß Deutschlands Fahnenfarben das wahre _Emblem_ der Goethischen
+Lehre bilden! Goethe stellte den Gegensatz offen dar, den es zu versöhnen
+gilt, und er versöhnt ihn hochrot hochzeitlich. Der schlaue Engländer
+verhehlt den Gegensatz, hüllt ihn in Unschuldsweiß und sucht ihn mit einer
+erflunkert friedliebenden Einheit zu bezwingen, die, zur Unfruchtbarkeit
+verurteilt, kriegerische Mißgeburten ausheckt. Im Zeichen Goethes,
+Schwarz-Weiß-Rot, soll Deutschland auch wissenschaftlich siegen! Das
+trübselige Schicksals_grau_ zwischen Licht und Finsternis zerreißt, und das
+elend vom Engländer gequälte _Paar_ erglüht in der Freudenröte seiner
+innigeren Vereinigung:
+
+ »Nun lacht die Welt,
+ Der _grause_ Vorhang riß,
+ Die Hochzeit kam
+ Für Licht und Finsternis.«
+
+
+
+
+GOETHE SPRICHT IN DEN PHONOGRAPHEN.
+
+EINE LIEBESGESCHICHTE
+
+
+»ES ist doch schade«, sagte Anna Pomke, ein zaghaftes Bürgermädchen, »daß
+der Phonograph nicht schon um 1800 erfunden worden war!«
+
+»Warum?« fragte Professor Abnossah Pschorr. »Es ist schade, liebe Pomke,
+daß ihn nicht bereits Eva dem Adam als Mitgift in die wilde Ehe brachte, es
+ist Manches schade, liebe Pomke.«
+
+»Ach, Herr Professor, ich hätte wenigstens so gern Goethes Stimme noch
+gehört! Er soll ein so schönes Organ gehabt haben, und was er sagte, war so
+gehaltvoll. Ach, hätte er doch in einen Phonographen sprechen können! Ach!
+Ach!«
+
+Die Pomke hatte sich längst verabschiedet, aber Abnossah, der eine Schwäche
+für ihre piepsige Molligkeit hatte, hörte noch immer ihr Ächzen. Professor
+Pschorr, der Erfinder des Ferntasters, versank in sein habituelles
+erfinderisches Nachdenken. Sollte es nicht noch jetzt nachträglich gelingen
+können, diesem Goethe (Abnossah war lächerlich eifersüchtig) den Klang
+seiner Stimme abzulisten? Immer, wenn Goethe sprach, brachte seine Stimme
+genau so regelrecht Schwingungen hervor, wie etwa die sanfte Stimme deiner
+Frau, lieber Leser. Diese Schwingungen stoßen auf Widerstände und werden
+reflektiert, so daß es ein Hin und Her gibt, welches im Laufe der Zeit zwar
+schwächer werden, aber nicht eigentlich aufhören kann. Diese von Goethes
+Stimme erregten Schwingungen dauern also jetzt noch fort, und man braucht
+nur einen geeigneten Empfangsapparat, um sie aufzunehmen, und ein Mikrophon
+zur Verstärkung ihrer inzwischen schwach gewordenen Klangwirkungen, um noch
+heutzutage Goethes Stimme lautwerden zu lassen. Das Schwierige war die
+Konstruktion des Empfangsapparats. Wie konnte dieser speziell auf die
+Schwingungen der Goetheschen Stimme berechnet werden, ohne daß Goethe
+leibhaftig hineinsprach? Fabelhafte Geschichte! Dazu müßte man eigentlich,
+fand Abnossah, den Bau der Goetheschen Kehle genau studieren. Er sah sich
+Bilder und Büsten Goethes an, aber diese gaben ihm nur sehr vage
+Vorstellungen. Schon wollte er das Ding aufgeben, als er sich plötzlich
+darauf besann, daß ja Goethe selbst, wenn auch in Leichenform, noch
+existierte. Sofort machte er eine Eingabe nach Weimar, man möge ihm die
+Besichtigung des Goetheschen Leichnams, zum Zwecke gewisser Abmessungen,
+auf kurze Zeit gestatten. Er wurde aber mit dieser Eingabe abschlägig
+beschieden. Was nun?
+
+Abnossah Pschorr begab sich, ausgerüstet mit einem Köfferchen voll feinster
+Abmessungs- und Einbruchsinstrumente, nach dem lieben alten Weimar;
+nebenbei gesagt, saß dort im Wartesaal erster Klasse die stadtbekannte
+Schwester des weltbekannten Bruders im anmutigen Gespräch mit einer alten
+Durchlaucht von Rudolstadt; Abnossah hörte gerade die Worte: »Unser Fritz
+hatte stets eine militärische Haltung, und doch war er sanft, er war mit
+andern von echt christlicher Sanftmut -- wie würde er sich über diesen
+Krieg gefreut haben! und über das herrliche, ja heilige Buch von Max
+Scheler!«
+
+Abnossah schlug vor Schrecken längelang hin. Er raffte sich nur mit Mühe
+wieder auf und nahm Quartier im »Elephanten«. In seinem Zimmer prüfte er
+die Instrumente sorgsam. Dann aber rückte er sich einen Stuhl vor den
+Spiegel und probierte nichts geringeres an als eine überraschend
+portraitähnliche Maske des alten Goethe; er band sie sich vors Antlitz und
+sprach hindurch:
+
+ »Du weißt, daß ich ganz sicher ein Genie,
+ Am Ende gar der Goethe selber bin!
+
+Platz da, Sie Tausendsapperloter! Oder ich rufe Schillern und Karl
+Augusten, meinen Fürsten, zu Hülfe, er Tölpel, er Substitut!«
+
+Diesen Spruch übte er sich ein, er sprach ihn mit sonorer, tiefer Stimme.
+
+Zur späten Nachtzeit begab er sich an die Fürstengruft. Moderne Einbrecher,
+die ich mir alle zu Lesern wünsche, werden über die übrigen Leser lächeln,
+die einen Einbruch in die wohlbewachte Weimarer Fürstengruft für unmöglich
+halten. Sie mögen aber bedenken, daß ein Professor Pschorr, als Einbrecher,
+kolossale Vorteile vor noch so geschickten Einbrechern von Fach voraus hat!
+Pschorr ist nicht nur der geschickteste Ingenieur, er ist auch
+Psychophysiolog, Hypnotiseur, Psychiater, Psychoanalytiker. Es ist
+überhaupt schade, daß es so wenige gebildete Verbrecher gibt: wenn nämlich
+dann alle Verbrechen gelängen, so würden sie endlich zur Natur der Dinge
+gehören und so wenig bestraft werden wie Naturereignisse: Wer stellt den
+Blitz zur Rede, daß er den Kassenschrank des Herrn Meier schmelzt?
+Einbrecher wie Pschorr sind mehr als Blitze, denn gegen sie hilft kein
+Ablenker.
+
+Pschorr konnte ein Grausen hervorrufen und die vor Entsetzen fast
+Erstarrten obendrein durch Hypnose an die Stelle bannen; und das in einem
+einzigen Augenblick. Denken Sie sich, Sie bewachten um Mitternacht die
+Fürstengruft: auf einmal steht Ihnen der alte Goethe gegenüber und bannt
+Sie fest, daß nichts mehr an Ihnen lebt als der Kopf. In solche Köpfe auf
+scheintoten Rümpfen verwandelte Pschorr die ganze Bewachungsgilde. Bis der
+Krampf sich löste, blieben ihm gut und gern etwa zwei Stunden, und diese
+nutzte er kräftig aus. Er ging in die Gruft, ließ einen Scheinwerfer
+aufzucken und fand auch bald den Sarg Goethes heraus. Nach kurzer Arbeit
+war er mit der Leiche bereits vertraut. Pietät ist gut für Leute, die sonst
+keine Sorgen haben. Daß Pschorr zweckgemäß am Kadaver Goethes
+herumhantierte, darf ihm nicht verargt werden, er nahm auch einige
+Wachsabdrücke; im übrigen hatte er vorgesorgt, daß er Alles und Jedes
+wieder in die vorige Ordnung brachte. Überhaupt sind gebildete
+Amateur-Verbrecher zwar radikaler als die Fachleute, aber grade diese
+Radikalität des exakten Gelingens gibt ihren Verbrechen den ästhetischen
+Liebreiz der Mathematik und restlos aufgelöster Rechenexempel.
+
+Als Pschorr sich wieder ins Freie begab, legte er noch einige Eleganz in
+diese Präzision, indem er absichtlich einen Posten wieder vom Bann befreite
+und ihn dann, wie oben, ins Gebet nahm. Dann riß er sich draußen sofort die
+Maske vom Antlitz und ging in langsamstem Tempo zum »Elephanten«. Er freute
+sich; er hatte, was er gewollt hatte. Gleich am andern Morgen reiste er
+zurück.
+
+Nun begann für ihn die regste Arbeitszeit. Sie wissen, man kann nach einem
+Skelett den fleischernen Leib rekonstruieren; jedenfalls konnte das
+Pschorr. Die genaue Nachbildung der Goetheschen Luftwege bis zu
+Stimmbändern und Lungen hatte für ihn jetzt keine unüberwindbaren
+Schwierigkeiten mehr. Die Klangfärbung und Stärke der Töne, die von diesen
+Organen hervorgebracht wurden, war auf das leichteste festzustellen --
+brauchte man doch nur den Luftstrom, der Goethes nachgemessenen Lungen
+entsprach, hindurchstreichen zu lassen. Es dauerte nicht lange, und Goethe
+sprach, wie er zu seinen Lebzeiten gesprochen haben mußte.
+
+Allein es handelte sich darum, daß er nicht nur die eigne Stimme, sondern
+auch die Worte wiederholte, die er mit dieser Stimme vor hundert Jahren
+wirklich gesprochen hatte. Dazu war es nötig, in einem Raum, in dem solche
+Worte oft erschollen waren, Goethes Attrappe aufzustellen.
+
+Abnossah ließ die Pomke bitten. Sie kam und lachte ihn reizend an.
+
+»Wollen Sie ihn sprechen hören?«
+
+»Wen?« fragte Anna Pomke.
+
+»Ihren Goethe.«
+
+»Meinen?! Nanu! Professor!«
+
+»Also ja!«
+
+Abnossah kurbelte am Phonographen, und man hörte:
+
+»Freunde, flieht die dunkle Kammer . . .« usw.
+
+Die Pomke war eigentümlich erschüttert.
+
+»Ja,« sagte sie hastig, »genau so habe ich mir das Organ gedacht, es ist ja
+bezaubernd!«
+
+»Freilich,« rief Pschorr. »Ich will Sie aber nicht betrügen, meine Beste!
+Wohl ist es Goethe, seine Stimme, seine Worte. Aber noch nicht die
+wirkliche Wiederholung wirklich von ihm gesprochener Worte. Was Sie eben
+hörten, ist die Wiederholung einer Möglichkeit, noch keiner Wirklichkeit.
+Mir liegt aber daran, Ihren Wunsch genau zu erfüllen, und darum schlage ich
+Ihnen eine gemeinsame Reise nach Weimar vor.«
+
+Im Wartesaal des Weimarer Bahnhofs saß wieder zufällig die stadtbekannte
+Schwester des weltbekannten Bruders und flüsterte einer älteren Dame zu:
+
+»Es liegt da noch etwas Allerletztes von meinem seligen Bruder; aber das
+soll erst im Jahre 2000 heraus. Die Welt ist noch nicht reif genug. Mein
+Bruder hatte von seinen Vorfahren her die fromme Ehrfurcht im Blute. Die
+Welt ist aber frivol und würde zwischen einem Satyr und diesem Heiligen
+keinen Unterschied machen. Die kleinen italienischen Leute sahen den
+Heiligen in ihm.«
+
+Pomke wäre umgefallen, wenn Pschorr sie nicht aufgefangen hätte, er wurde
+dabei merkwürdig rot, und sie lächelte ihn reizend an. Man fuhr sofort nach
+dem Goethehaus. Hofrat Professor Böffel machte die Honneurs. Pschorr
+brachte sein Anliegen vor. Böffel wurde stutzig:
+
+»Sie haben Goethes Kehlkopf als Attrappe, als mechanischen Apparat
+mitgebracht? Verstehe ich Sie recht?« --
+
+»Und ich suche um die Erlaubnis nach, ihn im Arbeitszimmer Goethes
+aufstellen zu dürfen.« --
+
+»Ja, gern. Aber zu was Ende? Was wollen Sie? Was soll das bedeuten? Die
+Zeitungen sind grade von etwas Sonderbarem so voll, man weiß nicht, was man
+davon halten soll. Die Posten der Fürstengruft wollen den alten Goethe
+gesehen haben, und einen habe er sogar angedonnert! Die Andern waren von
+der Erscheinung so benommen, daß man sie ärztlich behandeln lassen mußte.
+Der Großherzog hat sich den Fall vortragen lassen.«
+
+Anna Pomke blickte prüfend auf Pschorr. Abnossah aber fragte verwundert:
+
+»Was hat das aber mit meinem Anliegen zu tun? Es ist ja allerdings kurios
+-- vielleicht hat sich ein Schauspieler einen Scherz erlaubt?«
+
+»Ah! Sie haben recht, man sollte einmal in dieser Richtung nachspüren. Ich
+mußte nur unwillkürlich . . . . Aber wie können Sie Goethes Kehlkopf
+imitieren, da Sie ihn doch unmöglich nach der Natur modellieren konnten?«
+
+»Am liebsten würde ich das getan haben, aber leider hat man mir die
+Erlaubnis versagt.«
+
+»Sie würde Ihnen auch wenig genutzt haben, vermute ich.«
+
+»Wieso?«
+
+»Meines Wissens ist Goethe tot.«
+
+»Bitte, das Skelett, besonders des Schädels würde genügen, um das Modell
+präzis zu konstruieren; wenigstens mir genügen.«
+
+»Man kennt Ihre Virtuosität, Professor. Was wollen Sie mit dem Kehlkopf,
+wenn ich fragen darf?«
+
+»Ich will den Stimmklang des Goetheschen Organs täuschend naturgetreu
+reproduzieren.«
+
+»Und Sie haben das Modell?« --
+
+»Hier!«
+
+Abnossah ließ ein Etui aufspringen. Böffel schrie sonderbar. Die Pomke
+lächelte stolz.
+
+»Aber Sie können doch«, rief Böffel, »diesen Kehlkopf gar nicht nach dem
+Skelett gemacht haben!?«
+
+»So gut wie! Nämlich nach gewissen genau lebensgroßen und -echten Büsten
+und Bildern; ich bin in diesen Dingen sehr geschickt.«
+
+»Man weiß es! Aber was wollen Sie mit diesem Modell in Goethes ehemaligem
+Arbeitszimmer?«
+
+»Er mag da manches Interessante laut ausgesprochen haben; und da die
+Tonschwingungen seiner Worte, wenn auch natürlich ungemein abgeschwächt,
+dort noch vibrieren müssen.«
+
+»Sie meinen?«
+
+»Es ist keine Meinung, es ist so!«
+
+»Ja?«
+
+»Ja!«
+
+»So wollen Sie?«
+
+»So will ich diese Schwingungen durch den Kehlkopf hindurchsaugen.«
+
+»Was?«
+
+»Was ich Ihnen sagte.«
+
+»Tolle Idee -- Verzeihung! aber ich kann das kaum ernst nehmen.«
+
+»Desto dringender bestehe ich darauf, daß Sie mir Gelegenheit geben, Sie zu
+überzeugen, daß es mir ernst damit ist. Ich begreife Ihren Widerstand
+nicht; ich richte doch mit diesem harmlosen Apparate keinen Schaden an!«
+
+»Das nicht. Ich widerstrebe ja auch gar nicht; ich bin aber doch von Amts
+wegen verpflichtet, gewisse Fragen zu stellen. Ich hoffe, Sie verargen mir
+das nicht?«
+
+»Gott bewahre!«
+
+Im Arbeitszimmer Goethes entwickelte sich jetzt, im Beisein Anna Pomkes,
+Professor Böffels, einiger neugieriger Assistenten und Diener, die folgende
+Szene.
+
+Pschorr stellte sein Modell so auf ein Stativ, daß der Mund, wie er sich
+vergewisserte, dort angebracht war, wo der Lebende sich einst befunden
+hatte, wenn Goethe saß. Nun zog Pschorr eine Art Gummiluftkissen aus der
+Tasche und verschloß mit dessen einem offenstehenden Zipfel Nase und Mund
+des Modells. Er öffnete das Kissen und breitete es wie eine Decke über die
+Platte eines kleinen Tisches, den er heranschob. Auf diese Art Decke
+stellte er einen allerliebsten Miniaturphonographen mit
+Mikrophonvorrichtung, den er seinem mitgebrachten Köfferchen entnahm. Um
+den Phonographen herum wickelte er nun sorgfältig die Decke, schloß sie
+wieder in Form eines Zipfels mit winziger Öffnung, schraubte in den offenen
+freien Zipfel, dem Munde gegenüber, eine Art Blasbalg, der aber, wie er
+erklärte, die Luft des Zimmers nicht in die Mundhöhle hineinblies, sondern
+aus ihr heraussaugte.
+
+Wenn ich, dozierte Pschorr, den Nasenrachenraum des Modells jetzt gleichsam
+ausatmen lasse, wie beim Sprechen, so funktioniert dieser speziell
+Goethesche Kehlkopf als eine Art Sieb, welches bloß die Tonschwingungen der
+Goetheschen Stimme hindurchläßt, wenn welche vorhanden sind; und es sind
+gewiß welche vorhanden. Sollten sie schwach sein, so ist eben der Apparat
+mit Verstärkungsvorrichtungen versehen.
+
+Man hörte im Gummikissen das Surren des aufnehmenden Phonographen. Ja, man
+konnte sich des Grausens nicht erwehren, als man innen undeutlich eine
+leiseste Flüstersprache zu vernehmen glaubte. Die Pomke sagte:
+
+»Ach bitte!« und legte ihr feines Ohr an die Gummihaut. Sie fuhr sofort
+zusammen, denn innen rauschte es heiser:
+
+»Wie gesagt, mein lieber Eckermann, dieser Newton war blind mit seinen
+sehenden Augen. Wie sehr gewahren wir das, mein Lieber, an gar manchem so
+offen Scheinenden! Daher bedarf insonders der Sinn des Auges der Kritik
+unsres Urteils. Wo diese fehlt, dort fehlt eigentlich auch aller Sinn. Aber
+die Welt spottet des Urteils, sie spottet der Vernunft. Was sie ernstlich
+will, ist kritiklose Sensation. Ich habe das so oft schmerzlich erfahren,
+werde aber nicht müde werden, aller Welt zu widersprechen und nach meiner
+Art gegen Newton Farbe zu bekennen.«
+
+Das hörte die Pomke mit frohem Entsetzen. Sie zitterte und sagte:
+
+»Göttlich! Göttlich! Professor, ich verdanke Ihnen den schönsten Augenblick
+meines Lebens.«
+
+»Haben Sie etwas hören können?«
+
+»Gewiß! Leise, aber so deutlich!«
+
+Pschorr nickte zufrieden. Er blasbalgte noch eine Weile und meinte dann:
+
+Vorläufig dürfte das genügen.
+
+Bis auf den Phonographen verpackte er alle Utensilien wieder in seinem
+Köfferchen. Alle Anwesenden waren interessiert und erschrocken. Böffel
+fragte:
+
+»Sie glauben wirklich, Professor, einstmals hier gesprochene Worte Goethes
+reell wieder aufgefangen zu haben? ein echtes Echo aus Goethes eigenem
+Munde?« --
+
+»Ich glaube es nicht nur, sondern bin dessen gewiß. Ich werde jetzt den
+Phonographen mit Mikrophon repetieren lassen und sage Ihnen voraus, Sie
+werden mir recht geben müssen.«
+
+Das bekannte heisere Zischen, Räuspern und Quetschen. Dann ertönte eine
+besondre Stimme, bei deren Klang alle Anwesenden, Abnossah selber,
+elektrisiert zusammenzuckten. Man hörte die soeben zitierten Worte. Sodann
+ging es weiter:
+
+»Ei wohl! Er, Newton, er hat es gesehen. Hat er? Das kontinuierliche
+Farbenspektrum? Ich aber, mein Bester, ich wiederhole es, er hat sich
+getäuscht: er hat einer optischen Täuschung beigewohnt und selbige
+kritiklos hingenommen, froh darüber, nur sogleich zählen und messen und
+klügeln zu können. Zum Teufel mit seinem Monismus, seiner
+Kontinuierlichkeit, da doch ein Farben-Gegensatz den Schein dieser erst
+möglich macht! Eckermännchen! Eckermännlein! Bleiben Sie mir ja im Sattel!
+Das Weiße -- weder gibt es Farbe her, noch ist aus Farben jemals Weißes zu
+gewinnen. Sondern es muß sich, durch ein Mittel, mit Schwarz mechanisch
+verbinden, um Grau; und chemisch vermählen, um das bunte Grau der Farben
+erzeugen zu können. Und nicht Weißes erhalten Sie, wenn Sie die Farbe
+neutralisieren. Sondern Sie stellen dann den ursprünglichen Kontrast wieder
+her, also Schwarz gegen Weiß: wovon man nun freilich nur das Weiße blendend
+klar sieht. Ich, Lieber, sehe die Finsternis ebenso klar, und hat Newton
+allein ins Weiße, so habe ich, mein gar Wertester, zudem noch ins Schwarze
+getroffen. Ich dächte doch, das sollte der weiland Bogenschütz in Ihnen baß
+bewundern! So und nicht anders ist und sei es! Und die fernere Enkel- --
+bedenkt man die absurde Welt, wohl gar allzu ferne Urenkelschaft wird über
+Newton von mir lachen lernen!«
+
+Böffel hatte sich gesetzt, alles jubelte durcheinander. Die Diener
+trampelten vor Vergnügen, wie die Studenten in des ungeheuer umwälzenden,
+hochherrlichen Reuckens, des bieder-dämonischen Greises, flammenden
+Vorlesungen. Aber Abnossah sagte streng:
+
+»Meine Herrschaften! Sie unterbrechen Goethes Rede! Er hat noch etwas zu
+sagen!«
+
+Stille trat wieder ein, man hörte:
+
+»Nein und aber nein, mein Teuerster! Gewiß hätten Sie gekonnt, wofern Sie
+nur gewollt hätten! Der Wille, der Wille ist es, der bei diesen
+Newtonianern schlecht ist. Und ein schlechtes Wollen ist ein verderbliches
+Können, ein tätiges Unvermögen, wovor es mich schaudert, da ich es doch
+allenthalben über und über gewahr werde und daran gewöhnt sein sollte. Der
+Wille, mein Guter, der Sie harmlos genug darüber gesonnen sein mögen, ist
+der wahrhafte Urheber aller großen und kleinen Dinge, und nicht das
+göttliche Können, sondern das Wollen ist es, das göttliche Wollen, an dem
+der Mensch zuschanden wird und alle seine Unzulänglichkeit daran erweist.
+Würden sie göttlich wollen, so wäre das Können notwendig und nicht nur
+leicht, und gar manches, mein Lieber, wäre alltägliche Erfahrung, was jetzt
+nicht einmal ahnungsweise sich hervorwagen dürfte, ohne angefeindet oder
+verspottet zu werden.
+
+Da war der junge Schopenhauer, ein das Höchste versprechender Jüngling,
+voll vom herrlichsten Wollen, aber dieses durchaus angekränkelt vom
+Wurmfraß des Zuviels, der eignen Ungenügsamkeit. Wie, in der Farbenlehre,
+ihn die reine Sonne verblendete, daß er die Nacht als keine andre Sonne,
+sondern als null und nichts dagegen gelten und wirken ließ, so bestach ihn
+im Ganzen des Lebens dessen ungetrübter Glanz, gegen dessen reines Strahlen
+ihm das Menschenleben gar nichts und verwerflich schien. Ersehen Sie, mein
+Bester! daß der reinste, ja, der göttlichste Wille Gefahr läuft, zu
+scheitern, wenn er unbedingt starr sich durchzusetzen begierig ist: wenn er
+auf die Bedingungen, als auf ebenso viele mit Notwendigkeit gesetzte Mittel
+seines Könnens, nicht klüglich und geschmeidig einzugehen, sich bequemt!
+Ja, der Wille ist ein Magier! Was vermöchte er nicht! Aber der menschliche
+Wille ist gar kein Wille, er ist ein schlechter Wille, und das ist der
+ganze Jammer. Ha! haha! hehe! hi!« Goethe lachte sehr mysteriös und fuhr
+fast flüsternd fort: »Ich könnte sehr wohl, mein Köstlicher! Ihnen noch
+etwas anvertrauen, etwas verraten. Sie werden es für ein Märchen halten;
+mir selbst aber ist es zur vollen Klarheit aufgegangen. Der eigne Wille
+kann das Schicksal übermeistern, er kann es zwingen, daß es ihm diene, wenn
+er -- nun horchen Sie wohl auf! -- die göttlich ungemeine, wenn er die
+schöpferische Absicht und Anstrengung, welche in ihm ruht und angespannt
+ist, keineswegs wähnte, auch noch überdies in angestrengtester
+Absichtlichkeit äußern und durch die angestraffteste Muskulatur nach außen
+hin wirksam sein lassen zu sollen. Sehen Sie die Erde, wie sie es drehend
+treibt! Welcher irdische Fleiß! Welches unaufhörlich bewegte Treiben! Aber
+wohlan, mein Eckermännlein! dieser Fleiß ist nur irdisch, dieses Treiben
+nur mechanisch fatal -- hingegen der magische Sonnen-Wille göttlich ruhend
+in sich selber schwingt, und durch diese so höchst ungemeine
+Selbstgenugsamkeit jenen Elektromagnetismus entwickelt, welcher das ganze
+Heer der Planeten, Monde und Kometen in dienendster Unterwürfigkeit
+wimmelnd zu seinen Füßen erniedrigt. Mein Lieber, wer es verstände, es
+erlebte, im allerdurchlauchtesten Geistessinne dieser hehre Täter zu sein!
+-- -- -- Allein, genug und abermals genug. Ich bin es gewohnt gewesen, wo
+ich andre und oft sogar Schillern frei schwärmen sah, mir Gewalt anzutun,
+jener so göttlichen Aktivität zu Liebe, von der man nur schweigen sollte,
+weil alles Reden hier nicht nur unnütz und überflüssig wäre, sondern, indem
+es ein albern gemeines Verständnis, wo nicht gar das entschiedenste
+Mißverständnis erregte, sogar schädlich und hinderlich werden müßte. Denken
+Sie des, Trauter, und hegen es in Ihrem Herzen, ohne daß Sie es zu
+enträtseln trachteten! Vertraun Sie, daß es sich Ihnen einst von selber
+enträtseln werde, und gehen heut Abend mit Wölfchen, den es schon gelüstet,
+ins Schauspiel, da Sie denn mit Kotzebue gelinde verfahren mögen, wiewohl
+es uns widert!«
+
+»O Gott«, sagte die Pomke, während die andern begeistert auf Abnossah
+eindrangen, »o Gott! Ach dürfte ich endlos zuhören! Wieviel hat uns dieser
+Eckermann unterschlagen!«
+
+Aus dem Apparat kam, nach geraumer Weile, ein Schnarchen, dann gar nichts
+mehr. Abnossah sagte:
+
+»Meine Herrschaften, Goethe schläft hörbar. Wir hätten vor einigen Stunden,
+wo nicht gar einem Tage, nichts mehr zu erwarten. Längeres Verweilen ist
+nutzlos. Der Apparat richtet sich, wie Ihnen einleuchten muß, so genau nach
+der Wirklichkeit des Zeitablaufs, daß wir, an dieser Stelle, günstigsten
+Falls, erst wieder etwas hörten, falls Eckermann am selben Abend nach dem
+Theater nochmals bei Goethe erschienen wäre. Ich habe keine Zeit mehr, das
+abzuwarten.«
+
+»Wie kommt es,« fragte Böffel, ein wenig skeptisch, »daß wir gerade diese
+Aussprache mit anhören konnten?«
+
+»Das ist ein Zufall,« erwiderte Pschorr. »Die Bedingungen, vor allem die
+Struktur des Apparats und sein Standort, waren zufällig so getroffen, daß
+(wie ausgerechnet) grade diese und keine andern Tonschwingungen wirksam
+werden konnten. Allenfalls habe ich respektiert, daß Goethe saß, und den
+Platz des Sessels.«
+
+»Ach bitte, bitte! Abnossah!« (Die Pomke war wie im Rausch, fast mänadisch,
+sie nannte ihn beim Vornamen, was noch nie geschehen war.) »Versuchen Sie's
+doch noch an einer andern Stelle! Ich kann nicht genug hören -- und wenn's
+auch nur das Schnarchen wäre!«
+
+Abnossah ließ den Apparat verschwinden und schnallte den Koffer zu. Er war
+sehr blaß geworden:
+
+»Meine liebe Anna -- meine Gnädigste,« verbesserte er sich: »-- ein
+andermal!« (Die Eifersucht auf den alten Goethe zerwühlte ihm das
+Eingeweide).
+
+»Wie wäre es,« fragte Böffel, »mit Schillers Schädel? Das würde ja den
+Streit entscheiden, ob man den echten hätte.«
+
+»Gewiß«, sagte Abnossah, »denn wenn man Schillern sagen hörte: >Wie wärsch
+mit e Scheelchen Heeßen?< -- so wäre es nicht Schillers Schädel. -- Ich
+überlege mir; ob sich die Erfindung nicht raffinieren ließe? Vielleicht
+stelle ich einen Durchschnittskehlkopf her, an dem man schrauben kann, wie
+an einem Operngucker, um ihn an alle irgend möglichen Schwingungsarten zu
+akkommodieren. Man könnte dann die Antike und das Mittelalter wieder
+sprechen hören, die richtige Aussprache der alten Idiome feststellen. Und
+die verehrten Zeitgenossen, die unanständige Dinge laut sagten, wären der
+Polizei auszuliefern.«
+
+Abnossah bot der Pomke seinen Arm, und sie gingen wieder nach dem Bahnhof.
+Behutsam traten sie in den Wartesaal, aber die Stadtbekannte hatte sich
+schon entfernt. Abnossah sagte:
+
+»Wenn sie mir den Kehlkopf des berühmten Bruders auslieferte? Aber sie wird
+es nicht tun; sie wird einwenden, das Volk sei noch nicht reif, und die
+Intelligenz habe nicht die Ehrfurcht des Volkes, und so ist nichts zu
+machen, Geliebte! Geliebte! Denn (oh!) das! Das sind! Das bist du! Du!«
+
+Aber die Pomke hatte gar nicht hingehört. Sie schien zu träumen.
+
+»Wie er die R's betont!« hauchte sie beklommen.
+
+Abnossah schneuzte sich wütend die Nase; Anna fuhr auf, sie fragte
+zerstreut:
+
+»Sie sagten etwas, lieber Pschorr? Und ich vergesse den Meister über sein
+Werk! Aber mir versinkt die Welt, wenn ich Goethes eigne Stimme höre!«
+
+Sie stiegen zur Rückfahrt in den Bahnwagen. Die Pomke sprach nichts,
+Abnossah brütete stumm. Hinter Halle a. S. schmiß er das Köfferchen mit dem
+Kehlkopf Goethes aus dem Fenster vor die Räder eines aus entgegengesetzter
+Richtung heranbrausenden Zuges. Die Pomke schrie laut auf:
+
+»Was haben Sie getan?«
+
+»Geliebt,« seufzte Pschorr, »und bald auch gelebet -- und meinen
+siegreichen Nebenbuhler, Goethes Kehlkopf, zu Schanden gemacht.«
+
+Blutrot wurde da die Pomke und warf sich lachend und heftig in die sich
+fest um sie schlingenden Arme Abnossahs. In diesem Moment erschien der
+Schaffner und forderte die Fahrkarten.
+
+»Gott! Nossah!« murmelte die Pomke, »du mußt, du mußt mir einen neuen
+Kehlkopf Goethes verschaffen, du mußt -- sonst --«
+
+»Kein Sonst! Après les noces, meine Taube!«
+
+ * * * * *
+
+ Prof. Dr. Abnossah Pschorr
+ Anna Pschorr geb. Pomke
+ Vermählte
+ z. Zt. Weimar im »Elephanten«.
+
+
+
+
+DAS WUNDER-EI
+
+
+DENKEN sich mal! Also denken Sie sich mal ein riesengroßes, ein Ei so groß
+wie etwa der Petersdom, der Kölner und Notre Dame zusammengenommen. Also
+denken Sie sich mal: Ich, nicht faul, geh durch die Wüste, und mitten in
+der Wüste (Durst, Kamel, weißes Gebein in braungelbem Sand, eine
+Messerspitz' El--se--las--Kersch--ül--er, Karawane, Oase, Schakal,
+Zisterne, Wüstenkönig -- pschüh!!) ragt und wölbt sich das herrliche
+Riesen-Ei. Denken sich mal die Sonne ein Funkeln prall 'runter duschend,
+daß das Licht vom Ei nur so abspritzt. Mein erster Gedanke war: Fata (Fee)
+Morgana. Nix zu machen! Ich tippe dran. Das Ei verrät sich dem Tast- und
+Temperaturgefühl. Ich frage 'rein: »Ist da jemand drin?« Keine Antwort!
+Jeder andre wäre vorbeigegangen, es wäre ihm nicht geheuer gewesen, oder
+was weiß ich. In solchen Fällen pflege ich aber nicht eher zu ruhen, als
+bis ich genau weiß, woran ich bin. Ich geh also um das Ei 'rum -- und
+richtig, in Manneshöhe entdeck' ich einen dunkelgrünen Knopf, so groß wie
+eine Walnuß. Ich drücke. Das Ei sinkt Ihnen mächtig in den Boden, bloß die
+Spitze guckt noch aus dem Wüstensand 'raus. Denken Sie mal, wie das auf
+mich wirken mußte. Auf der Spitze war aber ein ebensolcher Druckknopf. Ich
+drücke -- der Donner! Es gibt mir einen Schlag: das Ei war plötzlich, aber
+doch sanft, wieder hochgeglitten. Denken Sie mal, daß ich mitten in der
+Wüste dieses Spiel gegen hundertmal wiederholte. Denken Sie mal! Ich freute
+mich wie ein Kind. Schließlich wurde ich aber allmählich auf den tiefern
+Sinn dieses kindischen Spiels neugierig. Untersuche also nochmals das Ei
+und finde endlich nach langem Bemühen eine ganz feine Fuge, die vertikal
+durch das ganze Ei zu gehen scheint. Ich sehe mir den Druckknopf an, ich
+fasse ihn an, ohne zu drücken, unversehens drehe ich dran -- da legst di
+nieder: Das Ei legt sich auf die Seite, die Spitze, auf der es stand, kehrt
+sich mir aus der Erde wie die einladendste Pforte zu, ein jaspisgelber
+Eidotter glänzt mich verheißend an. Denken Sie mal, da verschönte, wie man
+sagt, ein Lächeln meine häßlichen Züge. Auf dem Eidotter las ich folgende
+Inschrift:
+
+ »Wüstenwanderer,
+ der zum erstenmal das
+ Ei der Eier
+ erblickt und sich (denken Sie mal!) kindlich daran ergötzt hat,
+ wisse:
+ daß dieses Ei allein die Wüste zum Eden umschaffen kann. Eia!
+ Löse mir nun dieses Eies Geheimnis!«
+
+Verfluchter Leser, haben Sie die Fuge vergessen? Diese Fuge ging nun auch
+vertikal über die bauchige Eidotterpforte. Aber kein Knopf war dran. Ich
+klopfe an, es klingt, wie wenn Sie sich bei geschlossenen Ohren mit der
+Fingerspitze auf den Deetz hacken. Ich seh' mir nochmals ganz genau die
+kreisrunde Grenze an zwischen Dotter und Schale, und denken Sie mal, rechts
+von der Spalte, der Fuge, ist eine vielleicht fingergroße Öffnung; ich
+stecke auch vorsichtig den Finger hinein. Aber denken Sie mal, ich kriege
+ihn nicht wieder 'raus. Was würden Sie nun getan haben? Zur nächsten
+Polizei gehen? Ha, Europa bleibt hier hübsch draußen! Außerdem läßt kein
+Ehrenmann so leicht seinen Finger im Stich. Da ich den Finger nicht wieder
+'rauskriegte, drückte ich mit der ganzen Gewalt meiner Hand noch fester
+nach -- und richtig, der Dotter rechts ließ sich 'raufrollen, ich bekam den
+Finger frei und sah in das Ei hinein. Da ich aber nichts Genaues
+unterschied, gab ich dieser rechten Eidotterhälfte einen kräftigen Schubs
+nach oben und stieg (denken Sie mal) in das Ei hinein. Ich hatte das
+Gefühl, als ginge ich auf gelbem Schnee. Nachdem sich meine Augen an die
+milde Dämmerung gewöhnt hatten, seh, ich auf einmal sich eine breite schöne
+Treppe mit flachen Alabasterstufen vor mir erheben. Steige nun hoch auf ein
+Aussichts-Plateau und staune das Ei-Innere an. Hüben liegt die Pforte,
+drüben die Gipfelspitze, unter mir gelber Schnee, über mir gleißt durch die
+Fuge die obige Wüstensonne. Denken Sie mal an meine Situation! Immerhin
+entdecke ich im ganzen weiter nichts Merkwürdiges, es sei denn die Spitze,
+wo irgendetwas zu lauern schien. Vom Plateau aus führte dorthin eine
+entgegengesetzte Treppe, die ich dann auch betrat, und die abwärts bis zur
+Spitze ging. Und diese ewige Eierschalenwölbung! Der ewige gelbe Schnee,
+oder was es für'n Zeugs war. Wie ich nun endlich an der Spitze stehe, seh'
+ich im selben Moment die Pforte gegenüber zurollen, denken Sie nur mal an.
+Ich schreie. Ich kann Ihnen nur den guten Rat geben: schreien Sie nie in
+einem Ei! Das gibt so'n herumrollendes Getöse, daß Ihnen schlimm wird.
+
+Aber nicht nur die Pforte rollt zu, sondern ich merke, das Ei geht Ihnen
+wieder hoch, es richtet sich auf, aus der Treppe wird eine steilrechte
+Leiter, auf deren oberster Sprosse ich stehe. Und plötzlich, denken Sie
+mal, fühl' ich das Wüsten-Ei wieder tief in die Erde sausen. Trotzdem blieb
+es schön dämmerig, denn seh'n Sie mal: die Eierschale phosphoreszierte nur
+so drauf los. Und nun endlich geschah das Seltsamste: Das Ei sprach mit
+mir, das heißt: es phosphoreszierte mich immerfort so artikuliert an, daß
+ich unwillkürlich verstehen mußte. Denken Sie mal, das Ei behauptete, die
+Wiedergesundung der ganzen Wüste hinge von seiner Vernichtung ab. Ein
+scherzhaftes Ei! Ich lächelte nicht wenig. Da wetterleuchtete mir das Ei
+die bekannte These: »Die Wüste wächst!«
+
+Und ob ich nicht bemerkt hätte, daß das Ei steigen und sinken könne? Na ob!
+Es sagte mir nun, ich solle auf der Leiter zur untern Pforte klettern, sie
+öffnen und ein kleines, aber widerwärtiges Hindernis dort unten beseitigen;
+ich würde dann schon weiteres hören (oder vielmehr sehen). Während mein
+einziger Gedanke war: wie komme ich nur recht rasch aus diesem unheimlichen
+Ei? mußte ich jetzt im Gegenteil noch obendrein in der Versenkung unterm Ei
+verschwinden! Aber freundlich phosphoreszierte das Ei mir zu, getrost
+hinunterzusteigen, und wie auf sanften Fittichen fühlte ich mich mehr
+getragen, als daß ich ging. Die Pforte jedoch ließ sich so leicht nicht
+öffnen. Bedenken Sie auch nur mal, daß sie einige hundert Meter unter der
+Erdoberfläche lag, und daß ich gar nicht wissen konnte, welche Hölle
+losbrach, wenn ich den Eidotter da unten wieder aufrollte. Als ich zögerte,
+phosphoreszierte man mir wieder ermutigend zu. Endlich fand ich mit dem
+Finger wieder die kleine Öffnung und schob das Ding in die Höhe. Kaum
+klaffte die Öffnung, als aus dieser ein Sturmsausen fuhr, das mich im
+Moment, so daß ich fast erstickte, hoch gegen die Eispitze schmiß, und, ehe
+ich noch wußte, was mit mir geschah, klappte diese Spitze nach außen zurück
+wie ein Deckel, und ich lag im Wüstensand.
+
+Jetzt fort! war mein erster Gedanke -- ein Königreich für ein Kamel oder
+Dromedar! Kein Schiff der Wüste im ganzen Umkreis! Statt dessen -- was
+glauben Sie wohl, wie ich staunte, als ich entdeckte, daß hinter mir aus
+dem Ei mir jemand nachgekrochen war, eine Art Mumie mit Bändern und
+Wickeln. Die Dame (oder meinen Sie, daß es ein Herr war?) sagte mir in
+einer Sprache, die ich seltsamerweise, trotzdem ich sie noch nie vernommen
+hatte, doch sofort verstand (bilden Sie sich ein, es wäre eine Musik ohne
+Tonleiter gewesen) folgendes:
+
+»Vorwitziger, einfältiger, furchtsamer, nicht aber antipathischer
+Menschenkerl! Der Zufall, harmloser Weltling, hat dich geadelt! Bis jetzt
+lächerlich oberflach das kranke Geheimnis meiner Wüste durchpilgernd, bist
+du schon, von meinem Hauch berührt, nicht mehr unbedeutend genug, meinen
+Wink mißzuverstehen. Wisse, die Wüste ist dasselbe nur deutlicher, was die
+Erde ist, leonum arida nutrix, fast unfruchtbar, weil ihr das Ei, das
+Prinzip der Fruchtbarkeit, aus dem Zentrum ihrer Sphäre gerenkt, an ihrer
+Oberfläche verdorrt und ausschalt, und ich, die Seele der Seelen, zur Mumie
+und erst durch dich, erhabener Dummkopf, elektrisiert worden bin. Wie wirst
+du von deiner eignen Tat jetzt überragt! Vollende sie! Du drückst, wenn ich
+wieder im Ei bin und die Spitze zuklappt, auf deren Knopf. Im selben Maße,
+wie dann langsam, langsam, aber unfehlbar sicher dieses Ei zur Erdmitte
+sinkt, wird es kleiner und kleiner, in seiner fruchtbaren Kraft aber
+konzentrierter, und es entbindet sie, wenn es, in der Mitte angelangt, zur
+Mitte rein vernichtet und verdichtet ist, strahlend durch und durch nach
+außen, nach oben, bis in alle Himmel hin. Auch du, mein Guter, erst eben
+noch ein kleiner Lumpenhund von Unbedeutendheit, wirst es spüren: leben
+heißt genial sein, göttlich empfinden und wirken! Wohlan!«
+
+. . . Kennen Sie zufällig den preziösen alten Baron, der bei ähnlichen
+Gelegenheiten hundertmal hintereinander »Wahnsinn, Wahnsinn!« sagt? Ich
+ließ also die Mumie ruhig über Eierschalenbord hopsen. Ich klappte ja auch,
+wie ich gern gestehe, den Ei-Deckel ruhig wieder zu. Aber den Knopf? Den
+hab, ich nie wieder berührt! Ich langte mir von hinten her meine vom
+Eierstaub übel gelb bemehlten Rockzipfel nach vorn, und, sie unter meine
+Arme nehmend, rannte ich rascher als jedes Kamel davon.
+
+Was heißt hier überhaupt »Prinzip der Fruchtbarkeit«? Soll ich die Erde
+übervölkern? Soll ich mich (ausgerechnet mich) von einer ollen Mumie in
+Ungelegenheiten bringen lassen? Weiß Gott, die Erde ist kein Eierkuchen, am
+wenigsten aux confitures. Sollte das Heil der Welt von einer Nebensache
+abhängen? Vom Druck auf einen Knopf? Schließlich weiß ich gar nicht mehr,
+wo das Ei zu finden ist. Wenn aber der Leser Lust hätte, so wäre ja grade
+dieses Ei bei der nächsten Ostereiersuche sehr zu empfehlen! Denn wenn ich
+auch feige davongelaufen bin -- wer weiß! Vielleicht gehört größerer Mut
+dazu, ein ganz nahes ungeheures Glück leicht zu ergreifen, als ein
+abenteuerlich fernes unter Überwindung ungeheurer Gefahren auch bloß zu
+ahnen. Prüfen wir uns! Denken Sie mal nach, ob Sie jetzt gleich sofort auf
+der Stelle durch einen leichten Fingerdruck das Massen-Glück, das Heil der
+ganzen Welt herbeiführen wollten? Ob Sie davor nicht eine fürchterlichere
+Angst anwandeln würde als vor irgendeinem Ihrer so bequem zu habenden
+Märtyrertode?? -- --
+
+Und doch lasse ich in Gedanken heimlich manche Träne auf das Ei der Wüste
+fallen; ich hätte -- ja! hätte drücken sollen --!
+
+
+
+
+DAS ABGEBROCHNE
+
+
+-- sagte Klärchen. Und wie gerade ihr Blick schmelzen wollte, faßte ich
+mich, kam ihr zuvor und ließ den meinigen noch vorher schmelzen.
+
+»Aber was wird dein Papa sagen?«
+
+»Mein Papa kann mich --«
+
+»Um Gottes willen!«
+
+»-- am Ende nicht zurückhalten.«
+
+So begann unsere Liebe.
+
+(Fortsetzung folgt.)
+
+ * * * * *
+
+(Fortsetzung.)
+
+Der Friede brach plötzlich herein wie ein Ungewitter. Die Wipfel der Bürger
+welkten. Die Kinder verloren den süßen Analphabetismus aus ihren (wie Tante
+sagte) Gesichtchen. Der Friede legte sich auf die Straße, in der unser
+Häuschen steht, da sah es bald aus wie der Turm zu Pisa, wissen Sie, die
+Toilette mit ihrem Schwerpunkt über den Unterstützungspunkt der Hauskapelle
+beinah hinausfallend. Miessauers Liebesgesang an Albanien erscholl draußen
+vor den Toren. Da sagte mir Klara:
+
+»Die Lande in Ruhe! Atme auf, du Rumplertaube ob dem London meines nicht
+mehr stürmischen Busens.« Ich lachte, wie nur der Glückliche im Frieden
+lachen kann -- so nämlich:
+
+ . . . daß die Flöhe leiser stechen,
+ die dich kurz vorher behopsten,
+ und die Läuse, die sich moppsten,
+ in dein Fell von frischem brechen.
+
+(Fortsetzung folgt.)
+
+ * * * * *
+
+(Fortsetzung.)
+
+Nun war Klara endlich eine alte Frau geworden, die sich meiner kaum noch
+erinnerte. Ich selbst ruhte auch lange schon von meinen Irrfahrten (auf dem
+Friedhof der Selbstmörder) aus. Unsre junge Generation feierte bereits ihre
+fünfzigsten Geburtstage; sie trug in ihren Anzügen Taschen, in denen sie
+die Fäuste ballen konnte. Sonst alles so liebenswürdig, selbst der Tod
+lächelte schelmisch, und in seinen Wangen zeigten sich liebliche
+Senkgrübchen. Da -- ich glaube Mittwoch -- karjolte mein Grab los. Ein
+langer Schleier von Verzweiflungen wehte flordünn über die Eingesunkenen,
+darunter her rollten unsre Gräber wie blumengeschmückte Autos beim
+Festkorso. Wir sausten zur Stadt, ich ließ mein Autograb vor dem Haus
+meiner greisen Wittib halten: »Wie bist noch gegen mich gesinnt? Und
+weinest oder lachst du?«
+
+(Fortsetzung folgt.)
+
+ * * * * *
+
+(Fortsetzung.)
+
+Auch die andern Grabgefährten hielten bald da, bald dort. Und die Ihnen
+bekannten »Lieben«, die sich gern »unsre« nennen, kamen. Sie kamen herbei,
+sie eilten, sie genierten sich. Auch Klara kam:
+
+»Wie hast du dein Leichentuch arrangiert, Helmut-Hinrich? Immer noch der
+alte Theatraliker -- so in die Höhe, so --« ein Tränenrieseln drang unter
+ihren zarten, welken Lidern hervor, und die Sonne. Ich meine wohl, die
+Sonne schien so goldwarm um die alte Gestalt herum, so unsäglich ironisch,
+so anders. Rührungen gibt es, ganz leise, unmerklich, bis zum Sterben des
+Todes. Ich hatte mit Klara einige Kinder erzeugt, sie sahen aus den
+Fenstern, sie winkten mit den Tüchern, ich rasselte mit knöchernen Fingern
+hinauf wie mit Kastagnetten und ballerte meinen Schädel bis unters Dach.
+Doch:
+
+ »Ade nun, ihr Lieben,
+ Geschieden muß sein!«
+
+(Fortsetzung folgt.)
+
+ * * * * *
+
+(Fortsetzung.)
+
+Klara wollte gern mit, ich widerriet es ihr. Laß deinen andern Fuß, flehte
+ich, nicht wissen, daß du mit dem einen schon dort stehst, wohin ich jetzt
+mit meinen beiden springe. Noch ein Kuß. Noch einer. Noch zwei. Noch
+[Formel 034-1] Küsse. Ein Blick von der Brechungskraft [Formel 034-2] --
+und
+
+»Weiter, weiter . . .«, na, »hopp, hopp, hopp!« schon weniger. Nein,
+sämtliche Trompeten von Jericho unsre Hupen. »Die Gräberautos,« hieß es in
+einem Bericht, »passierten soeben unser Örtchen. Die Spitzen der Behörden
+hatten sich mit der Schuljugend zur Begrüßung aufgestellt. Bürgermeister
+Verbogen hielt die Festrede, worin er überzeugend nachwies, daß justament
+einzig und allein die Selbstmörder eine ganz besondere Talentiertheit zur
+Unsterblichkeit entfalteten. An Exzellenz Häckel ging ein
+Huldigungstelegramm ab.«
+
+(Fortsetzung folgt)
+
+ * * * * *
+
+(Fortsetzung.)
+
+Kaum hatten wir nun, durch ein paar Handgriffe, unsre Gräberautos in
+Luftgräberschiffe umgewandelt, als oben im herrlichen frischen Himmel Fritz
+M . . . . . . . r sich erbot, uns Gespräche halten zu lassen. Er wies uns
+Proben -- gar nicht übel! Jedoch die Brauchbarkeit des Himmels zur
+Diskretion vor unsern Lieben soll nicht beeinträchtigt werden. Gern, sagten
+wir ihm, wollten wir auf sie pfeifen, ungern zu ihnen reden. Entsetzlich
+schwer begriff dieses olle Sprachrohr seine völlige Überflüssigkeit. Es
+legte sich verstohlen an H. v. Kleist an, kam aber versehentlich an das
+vis-à-vis von dessen Mund, und v. Kl. entnahm einer seiner Anekdoten einen
+Äolus und ließ diesen.
+
+(Fortsetzung folgt.)
+
+ * * * * *
+
+(Fortsetzung und Schluß.)
+
+Das Abgebrochne aber ist es, das so siegt. Wenn Sie jemals auf unserm
+ungewöhnlichen Wege in den Himmel kommen sollten: lassen Sie von dem an die
+Konsequenz. Nicht in ihr, nie in ihr, nur in Ihren Abgebrochenheiten ruht
+und schwelgt Ihr Himmel. Sie seufzen. Unterbrechen Sie Ihr Seufzen.
+Unterbrechen Sie die Gedanken und Stimmungen, die sich konsequenterweise
+daran knüpfen wollen! Essen Sie einen Pfirsich, stecken Sie seinen Kern ja
+in Ihren (bloß schon darauf wartenden) Blinddarm. Vergessen Sie nie, daß
+Sie _nur zur Zerstreuung_ gesammelt sind! »Vergißmeinnicht« ist die
+schlimmste Blume, denn nur ihretwegen hat man das Grab erfunden, worauf sie
+blüht. --
+
+
+
+
+TOILETTPAPIER! TOILETTPAPIER!
+
+
+EIN Mann ging ja aus. Vorn hatte er ein Baro-, hinten ein Thermometer am
+Rocke befestigt. Er ärgerte sich doch, daß die Wetterhäuschen so
+feststanden. Er wollte ja selbst ein lebendiges, wandelndes Wetterhäuschen
+sein.
+
+Der Mann ging an Leute 'ran und klappte ihnen den Deckel seiner Uhr an die
+Nasen: »Sie wollen gewiß gern wissen,« sagte er liebreich, »wie spät es
+ist? bitte!« -- Die Leute mochten das nicht, sie empfanden es als
+Belästigung, sie wurden ungeduldig. Aber Boboll (so hieß der Mann) machte
+sie noch auf sein Thermometer aufmerksam; worauf sie ihn erregt anblickten
+und weitergingen. Jedoch er ließ es nicht zu, er lief ihnen eilfertig voran
+und hinderte sie am Weitergehen. Dann drehte er sich um und sagte: »Hinten
+können sie auch den genauen Barometerstand nachsehen.«
+
+Damit hatte er die Leute besiegt, sie ließen gar nicht mehr von ihm, sie
+umhegten ihn warm, und er schritt zufrieden in ihrer Mitte. Aus den Taschen
+zog er darauf gute Pakete parfümiertes Toilettpapier und verteilte sie
+herzlich gern. Den Damen gab er Sicherheitsnadeln und Puderpapier. Ein
+reicher Herr hatte auch etwas genommen und bot ihm Geld -- aber er lehnte
+es ab und fragte unschuldig genug: »Bin ich ein Automat? Ich tue es ja
+freiwillig.« Da wurde der reiche Herr rot vor Frohsinn, und alle jubelten
+und freuten sich mit ihm. Viele riefen: »20 Grad im Schatten!« Andre wiesen
+einander das feine Papier; und jemand sagte, ich glaube hinten sein
+Barometer sinkt. Hierüber johlte die jüngere Umgebung so anhaltend, daß der
+ganze Trupp mit Bobolln in der Mitte von Schutzmännern umstellt und
+aufgefordert wurde, sich zu zerstreuen. Bobolln wollten sie festnehmen,
+weil sie ihn für einen Straßenhändler ohne Gewerbeschein hielten. Aber der
+reiche Herr klärte dieses Mißverständnis auf. Und als die Schutzmänner das
+Nähere hörten und sahen, wurden sie lustig und guter Dinge; sie sagten alle
+mit _einer_ Stimme: »Lütütü«! und pochten sich dabei mit ihren Zeigefingern
+gegen ihre kräftigen Stirnen.
+
+Auf der Wache gab Boboll an, er sei ein Menschenfreund, und mit seinen
+geringen Mitteln könne er leider nicht mehr tun. Er habe aber einen
+sicheren Blick für kleine Bedürfnisse der Passanten. Gewisse Bedürfnisse
+müßten allerdings erst geweckt werden. Fast jeder vermisse irgend eine
+kleine Behaglichkeit. Boboll nahm ein Sammetbürstchen aus der Tasche, einen
+dreiteiligen Handspiegel, ein umlegbares Schreibepultchen, einen Ferngucker
+und andre nützliche Dinge. --
+
+Die Schutzleute betrachteten sich Bobolln lange Zeit aufmerksam. Er aber
+behielt seine schlichte Haltung bei und seinen guten Blick. Schließlich
+rieten ihm die Schutzleute ab, den Passanten zu helfen; ja, sie untersagten
+es ihm, weil es Unfug sei, da es Menschenaufläufe verursache; sie
+verwarnten ihn ernstlich und gaben ihm kund, er werde bei der nächsten
+Gelegenheit festgenommen werden. Hierauf ließen sie ihn frei und konnten
+sich noch eine geraume Weile kaum von ihm erholen. -- -- --
+
+Boboll ging durch die Passanten und spürte ihre Bedürfnisse wieder so
+deutlich. Einem Herrn nahm er den Zylinderhut ab. Es war ein rosiger,
+pikanter Junge, der es eilig hatte. Aber Boboll zog sein Bürstchen, und da
+er den seidnen Hut fein glatt streichelte, beantwortete er die eifrigen
+Fragen des jungen Menschen gar nicht, sondern überreichte ihm mit Stolz die
+glänzende Zierde. Der Bengel klappte sie erst Bobolln ans Ohr, dann sich
+auf den Kopf und wollte rasch weiter. Aber Boboll fragte ihn, ob er
+Toilettpapier brauche, ob er den Barometerstand wissen wolle, bitte hinten,
+Thermometer sei vorn; und Boboll ließ ihn auch noch in den dreiteiligen
+Spiegel sehen. Der elegante, aber rohe Kerl knallte ihm darauf eine runter
+und rannte ihn über den Haufen, daß er im Mist lag. Der Spiegel klirrte in
+Stücke, und aus der Ferne flog noch ein Bändchen Toilettpapier heftig genug
+an Bobolls rechtes Auge.
+
+Ahnungslose, mitleidige Passanten halfen Bobolln wieder auf die Beine; sie
+befreiten ihn von den Scherben des Spiegels und der andern Glasinstrumente.
+Boboll aber, noch erschüttert, forschte bereits wieder in ihren Mienen.
+Ach! Wie Vieles erriet er darin so genau: sie brauchten fast jeder Papier,
+Nadeln, Zeit- und andre Messer. Manche hatten das Datum vergessen; oder sie
+würden gern rasch etwas niederschreiben; oder es juckte sie an Stellen, zu
+denen sie selbst nicht gelangen konnten. Eine Dame hatte geweint, sie
+brauchte Puder; einem Herrn fehlte der Knopf an genierlicher Stelle. Gering
+waren diese Bedürfnisse -- gewiß! Aber Boboll fand seine Seligkeit darin,
+sie zu befriedigen; und Boboll durfte es nicht mehr, es ging nicht, er sah
+es ein.
+
+Das war nichts Geringes für ihn, es war seine Unbrauchbarmachung, das Ende,
+der Tod. Boboll mochte nur so funktionieren, nur als dieser kleine
+Passantengott, oder gar nicht. Entschlossen, sein Helfertum, aber mit
+diesem auch das Leben aufzugeben, dachte er nur noch darüber nach, wie er
+wenigstens aus seinem Tod den Passanten so manche Freude bereiten könne.
+Sein Vermögen stiftete er zur Errichtung einer fahrenden
+Bedürfnisbefriedigungsanstalt: hier sollten die Leute alle die vermißten
+Kleinigkeiten wiederfinden, die ihnen Boboll selbst nicht mehr zugute tun
+durfte. Bobolln fiel es als sehr sinnig ein, seine Leiche verbrennen und
+die Urne mit der Asche auf Wagen I ewig mitfahren zu lassen. Plötzlich
+hatte er eine viel glücklichere Idee.
+
+Kennen Sie die vielen Herrschaften, die den Verlust eines ihnen
+Nahestehenden beklagen, bis sie dessen Leiche schließlich in der Morgue
+entdecken? So! So! wollte Boboll sich sterben lassen. Er studierte
+Inserate, Polizeiberichte und Anschlagsäulen, und endlich gelang es ihm,
+einen richtigen Toten als vermißt angezeigt zu finden, der nach den
+Indizien ungefähr Ähnlichkeit mit ihm haben mußte. Gesucht wurde die Leiche
+des Krankenhäuslers Edgar Schiebedonkel, die wahrscheinlich von einem
+Wärter an die Anatomie verschachert worden war. Boboll besorgte sich eine
+Photographie Schiebedonkels und machte sich sorgfältig nach dieser zurecht,
+u. a. gehörte dazu eine Schnapsnase, eine Glatze, eine Narbe und mehrere
+Zahnlücken. Ja, Boboll ließ für schweres Geld Schiebedonkels alte
+Leibwäsche und Kleidung ankaufen. Aber sobald er sich die herzliche Freude
+der Familie und auch des entlasteten Wärters recht lebhaft vorstellte, wenn
+endlich Schiebedonkels Leiche sich im Schauhause wiederfände; so dünkte ihm
+kein Opfer zu gering, um der unmittelbare Urheber dieser Erfreuung zu
+werden.
+
+Sein Testament schloß mit diesem Passus: »Um der Stiftung, die ich hiermit
+errichte, keinen Pfennig unnütz zu entziehen, stopfe ich Dynamitpatronen in
+meinen Kopf und Rumpf überall, wo es nur irgend angeht; ich zerplatze ohne
+Rückbleibsel und spare so die Beerdigungskosten zu Nutz und Frommen aller
+Passanten.« -- -- --
+
+So geschah es, daß eines schönen Tages der Wärter und die Familie
+Schiebedonkel ohne Zögern entschieden den toten Edgar in der Morgue
+rekognoszierten. Da aber hättet ihr einmal etwas sehen können: Edgars
+Leiche lächelte! Sie wollten, sie konnten es nicht für möglich halten, aber
+sie sahen es! Wahre Güte, echte Menschenfreundlichkeit gibt selbst Ihrer
+Leiche ein joviales Aussehen. --
+
+Und just, als Familie Schiebedonkel mit dem Wärter den toten Boboll, den
+sie (der Wärter verwundert und froh) mit Edgarn verwechselten, zu Grabe
+brachten, karambolierte der Leichenwagen mit dem bekränzten ersten Tram der
+fahrenden Bedürfnisbefriedigungsanstalt, auf dessen Perron ein Greis
+Toilettpapier ausschrie. -- --
+
+
+
+
+DAS VERTIKALE GEWERBE
+
+
+BEFÜRCHTEN Sie nichts, Leserin! Wir wollen von etwas anderem reden. Kommen
+Sie doch bitte nach der Zeppelinstraße. So. Da sind wir schon. Sie sehen
+eine Ballonhalle? Recht! Wir gehen hinein, wir werden einen Aufstieg
+machen, innerhalb einer Stunde sämtliche Länder der Erde überfliegen -- und
+doch in dieser Ballonhalle bleiben.
+
+Sie wissen, man kann bereits auf ähnliche Weise zu Wasser und zu Lande
+reisen, in der Illusion, man säße in einem fahrenden Schilf oder
+Eisenbahnwagen, die gemalte Landschaft rollt draußen vor den Fenstern
+vorbei. Die Luftschiffahrt aber, die wir jetzt vorhaben, wird Sie durch die
+Restlosigkeit der Illusion entzücken. In diesem eigens zur exakten
+Vortäuschung von Luftreisen errichteten Kino hängt der Zuschauerraum hoch
+über der Schirmbühne. Sie kennen die Technik der sogenannten
+Hexenschaukeln: der Platz des Zuschauers ist stabil, der Raum aber um ihn
+herum beweglich, so daß der Plafond und der Fußboden beliebig miteinander
+verwechselt werden können, und der Zuschauer desorientiert und schwindlig
+wird. Nach diesem Beispiel sollten alle Räume zu Darstellungen eingerichtet
+sein; das beliebte horizontale Kino, in dem der Schirm sich vor dem
+Zuschauer befindet, ginge dann mit Leichtigkeit so zu verwandeln, daß der
+Zuschauer sich bald unter, bald über dem Schirm plaziert sähe; dadurch
+könnten die wunderbarsten Wirkungen hervorgebracht werden!
+
+Hier nun treten wir ein wie in die Gondelgalerien eines Riesenluftschiffs.
+Diese Gondelgalerien sind an der Decke eines Saales befestigt, und diese
+Decke ist dem Bauch eines Ballons nachgebildet. Von diesem Ballongewölbe
+hängt, an Tauwerk und Schnüren, das Parallel-Ring-System aus vier Galerien
+herab, auf dem Sitzplätze so angebracht sind, daß die Zuschauer über beide
+Brüstungen nach unten sehen können. Die innerste Galerie hat nur eine
+Brüstung nach außen hin; ihr Kreisrund ist nach innen hin durch einen
+Fußboden ausgefüllt; unter diesem befindet sich die Zelle des Technikers
+mit dem Projektionsapparat, dessen Aufnahmen bei Gelegenheit wirklicher
+Luftschiffahrten angefertigt worden sind. Beiläufig bemerkt, hört sich das
+Geräusch dieses Apparates wie das Surren der Schraube eines Luftschiffs an
+und dient also zur Erhöhung der Illusion.
+
+In senkrechter Tiefe unter diesen Galerien liegt die Bühne wie in einem
+Abgrund. Würde man einen Schlafenden auf eine dieser Galerien bringen und
+ihn dort aufwecken; sähe er dann über sich das Tauwerk und den Ballon,
+hörte er das Surren wie von einer Schraube und überzeugte sich beim Blicken
+in die Tiefe, daß unten etwa London vorbeizöge -- so würde er niemals auf
+die Vermutung einer Illusion geraten. Mit größter Leichtigkeit sind Abstieg
+und Aufstieg vorzuspiegeln: das zum Aufstieg gebrauchte Filmband wird
+umgekehrt abgerollt.
+
+Gleich das erste Bild wirft Sie unentrinnbar in den Wahn, Sie schwebten
+über der Halle desselben Theaters, in dem Sie sitzen, aufwärts, und Sie
+sähen, aus der Vogelperspektive, die weitere und immer weitere Umgebung.
+Der Lauf beschleunigt sich, und eine Reihe immer fernerer Landschaften und
+Städte ziehn unter Ihren Augen vorüber. Sie überfliegen Gebirge, Meere,
+Ströme, unter Ihnen rollt die ganze Erde vorbei.
+
+Das ist aber noch gar nichts gegen die ungeheuere Steigerung der Illusion
+durch den Umstand, daß der Apparat schließlich astronomische Objekte
+projiziert, und Sie sich wirklich unter die Sterne versetzt glauben können.
+Diese Aufnahmen sind künstlich, aber sehr raffiniert hergestellt. Ihre
+Reihe beginnt mit der Erhebung von der Erdkugel: Sie sehen z. B. unter sich
+das Meer mit einigem Inselland; es versinkt in die Tiefe und wird dabei
+zauberhaft plötzlich sphärisch, die Wölbung wird kleiner und kleiner -- auf
+einmal liegt sie tief unter Ihnen als Erdkugel, und Sie sind im Raum ohne
+Boden, bis Sie sich einer neuen Sternwelt, etwa dem Mond, dem Mars, wo
+nicht gar der Sonne nähern.
+
+Wie? Sie sagen, es gäbe weder die Zeppelinstraße noch so ein Kino? Sie
+irren sich! Die Kino-Unternehmer sind noch lange nicht so dumm, eine solche
+Gründung zu unterlassen. Und übrigens, argwöhnen Sie vielmehr, die gesamte
+Welt wäre bereits ein so vertikales Gewerbe -- aber nicht bloß optisch,
+sondern plastisch bis in alle Sinne hinein. Adieu! -- -- --
+
+
+
+
+
+End of the Project Gutenberg EBook of Schwarz-Weiß-Rot, by Mynona
+
+*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK 44272 ***
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@@ -1,1538 +0,0 @@
-The Project Gutenberg EBook of Schwarz-Weiß-Rot, by Mynona
-
-This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with
-almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or
-re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included
-with this eBook or online at www.gutenberg.org
-
-
-Title: Schwarz-Weiß-Rot
- Grotesken
-
-Author: Mynona
-
-Illustrator: Ludwig Meidner
-
-Release Date: November 24, 2013 [EBook #44272]
-
-Language: German
-
-Character set encoding: ISO-8859-1
-
-*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK SCHWARZ-WEIß-ROT ***
-
-
-
-
-Produced by Jens Sadowski
-
-
-
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-
-
-
-
-
-
- SCHWARZ-WEISS-ROT
- GROTESKEN
- VON
- MYNONA
-
-
- MIT ZWEI ZEICHNUNGEN VON L. MEIDNER
-
- LEIPZIG
- KURT WOLFF VERLAG
- 1916
-
- Gedruckt bei E. Haberland in Leipzig-R.
- September 1916 als einunddreißigster Band
- der Bücherei »Der jüngste Tag«
-
- COPYRIGHT 1916 BY KURT WOLFF VERLAG · LEIPZIG
-
-
-
-
-SCHWARZ-WEISS-ROT
-
-ODER
-
-DEUTSCHLANDS SIEG ÜBER ENGLAND UNTER GOETHES FARBEN
-
-
-ES ist im höchsten Grade ominös, daß Deutschland ganz buchstäblich _Goethes
-Farben_ trägt, nämlich außer den Extremen aller Farben, Weiß und Schwarz,
-gerade Rot, die Farbe aller Farben im Sinne Goethes; und daß Goethe mit
-dieser seiner Farbenauffassung seit mehr als einem Jahrhundert so
-vergeblich gerade gegen _England_, nämlich gegen den lichtverfinsternden
-Farbenlehrer Isaac Newton kämpft, welcher in einer jede Treue des deutschen
-Goetheauges verletzenden Art unglaublich falsch Farbe bekennt.
-
-Längst würde die deutsche Wissenschaft den farbenblinden Engländer mit
-Goetheschen Waffen niedergestreckt haben, wenn dieser sich nicht auf der
-Insel Mathematik mit scheinbarer Unüberwindlichkeit verbollwerkt hätte und
-von dorther seit über 200 Jahren die Welt aller Farben despotisch
-brutalisierte. Dieser Engländer lehrt messen und rechnen: aber Goethe lehrt
-_sehen_! Und man soll doch erst sehen lernen, _bevor_ man zählt und mißt,
-was man sieht. Es ist sehr charakteristisch für den Engländer, daß er sich
-verrechnen muß, weil er mit seiner Rechenkunst zu voreilig ist -- und
-sollte auch Jahrhunderte lang die scheinbare Präzision seiner Rechnung den
-falschesten Postenansatz verdecken. Goethe wird hoffentlich mit Deutschland
-so mitsiegen, daß Deutschlands Schulkinder sehr bald über die englischen
-Farben lachen lernen, die angeblich im Lichte stecken, während sie sich für
-jedes deutsche, d. h. Goethesche, also gesunde Auge ganz offenbar aus
-Finsternis und Licht, aus _Schwarz und Weiß_ also, erzeugen und im Rot das
-liebste Kind dieser Eltern haben:
-
- »Es stammen ihrer sechs Geschwister
- Von einem wundersamen _Paar_«
-
-sagte bereits Schiller vor Goethe. Ein großer Rechenmeister war dieser
-englische Fürst der Geister, Newton. Aber er hat ausgespielt, wenn
-Deutschland auf preußische Manier und mit Goethes Augen _Schwarz-Weiß_
-sehen lernt: es wird sich dann das Rot noch göttlicher herausrechnen, wenn
-es erst _sieht_, daß dieses freudig errötende Grau zwischen Schwarz und
-Weiß so wenig aus dem Lichte allein stammt wie das preußisch nüchterne, das
-ja ganz unverkennbar eine Mischung aus Schwarz und Weiß ist. Laßt Euch doch
-nicht von englisch perfekter Rechenkunst betören, die auf Lug und Trug, auf
-Augentäuschung beruht, und führt Eure Farben auch zum Sieg deutscher
-Gründlichkeit unter dem Farben-Generalfeldmarschall Goethe, diesem
-Über-Hindenburg aller Farbenlehre!
-
-Dadurch, daß Goethe auch ins _Schwarze_ getroffen hat, ist das Weiß erst
-fähig geworden, Farben zu entbinden. Sie, wie der nur halbgesichtige
-Engländer aus dem Weißen allein, dem Lichte, zu entwickeln, bloß um
-bequemer, aber auch einfältiger _rechnen_ zu können, dazu rechnete Goethe
-zu ehrlich, zu tief auch mit der Finsternis, dem Schwarz. Spiegelt sich
-hierin nicht symbolisch unser politischer Konflikt mit einem Volke, das
-aufgeklärtestes Licht heuchelt, indem es aber inwendig die bunt getigerte
-Tücke der ganzen Finsternis verbirgt, während der echt aufgeklärte Deutsche
-Goethe frei und offen außer _Weiß_ auch _Schwarz_ bekennt und die Iris des
-_Friedens_ dazwischen farbig entbrennen läßt, welche im _Purpur_ ihre
-feierlichste Vermählung hält?
-
-Zu verkennen, daß es ein echtes treues Schwarz gibt; sich anzustellen, wie
-wenn es lauter Licht gäbe, während man sogar das schwärzliche _Indigo_ (!)
-in diesem scheinbar lauteren Lichte verbirgt und, wann man will, berechnet
-hervorbrechen läßt -- ist das nicht englisch? -- Und ist es nicht
-kerndeutsch und Goethisch, daß Meister _Schwarz_ das Pulver erfunden hat:
-und daß, genau so wenig wie _Grau_, sich Farbe bloß aus Weiß, sondern bloß
-aus der _Vermischung_ von Schwarz mit Weiß gewinnen läßt, deren innigstes
-Kind gerade Rot ist? -- Wenn Deutschland alle Welt versöhnen, vermählen
-will, will England, um selber zu herrschen, überall entzweien; so wie
-Newton lieber das Licht in sich selbst entzweit, statt es mit der
-lichtlosen Finsternis nicht bloß gräulich, sondern farbenfroh zu vermählen:
-
- »_Entzwei_ und herrsche!
- Tüchtig Wort.
- _Verein_ und leite --
- Bess'rer Hort!«
-
-(Goethe.)
-
-England hat ausgespielt, auch in der Farbenlehre. Deutsche Farbenlehrer!
-Beginnt endlich einzusehen, daß Ihr von England mit schlauen Rechenkünsten
-um die halbe Wahrheit der Farbe betrogen werdet, und daß erst Goethe Euch
-die _ganze_ gewährt. Und Goethe, der zuletzt lacht, wird Euch auch dazu
-verhelfen, die besseren Mathematiker zu werden, weil er wie Kant den Mut
-hat, offen und unverheuchelt mit der _negativen_ Größe, mit dem
-ungeschminkten Minus und Schwarz der Finsternis zu rechnen, wie Dr. Luther
-mit dem Teufel. Dieses englische Licht ist nur eine andere Finsternis, und
-Deutschland kann von Goethe lernen, wie sich
-
- »Licht und Schatten
- Zu echter Klarheit gatten.«
-
-Schwarz-Weiß-Rot: -- Mutter, Vater, Kind. In diesem Rot sind alle Farben
-zusammen, es ist die Verschmelzung von Orange, also gesteigertem Gelb, mit
-Violett, gesteigertem Blau; während Blau und Gelb sich im Grün vermischen,
-dieser hoffnungsreichen Wurzel der Krone Rot. Welches »Wunder von Sinn im
-Zufall«, daß Deutschlands Fahnenfarben das wahre _Emblem_ der Goethischen
-Lehre bilden! Goethe stellte den Gegensatz offen dar, den es zu versöhnen
-gilt, und er versöhnt ihn hochrot hochzeitlich. Der schlaue Engländer
-verhehlt den Gegensatz, hüllt ihn in Unschuldsweiß und sucht ihn mit einer
-erflunkert friedliebenden Einheit zu bezwingen, die, zur Unfruchtbarkeit
-verurteilt, kriegerische Mißgeburten ausheckt. Im Zeichen Goethes,
-Schwarz-Weiß-Rot, soll Deutschland auch wissenschaftlich siegen! Das
-trübselige Schicksals_grau_ zwischen Licht und Finsternis zerreißt, und das
-elend vom Engländer gequälte _Paar_ erglüht in der Freudenröte seiner
-innigeren Vereinigung:
-
- »Nun lacht die Welt,
- Der _grause_ Vorhang riß,
- Die Hochzeit kam
- Für Licht und Finsternis.«
-
-
-
-
-GOETHE SPRICHT IN DEN PHONOGRAPHEN.
-
-EINE LIEBESGESCHICHTE
-
-
-»ES ist doch schade«, sagte Anna Pomke, ein zaghaftes Bürgermädchen, »daß
-der Phonograph nicht schon um 1800 erfunden worden war!«
-
-»Warum?« fragte Professor Abnossah Pschorr. »Es ist schade, liebe Pomke,
-daß ihn nicht bereits Eva dem Adam als Mitgift in die wilde Ehe brachte, es
-ist Manches schade, liebe Pomke.«
-
-»Ach, Herr Professor, ich hätte wenigstens so gern Goethes Stimme noch
-gehört! Er soll ein so schönes Organ gehabt haben, und was er sagte, war so
-gehaltvoll. Ach, hätte er doch in einen Phonographen sprechen können! Ach!
-Ach!«
-
-Die Pomke hatte sich längst verabschiedet, aber Abnossah, der eine Schwäche
-für ihre piepsige Molligkeit hatte, hörte noch immer ihr Ächzen. Professor
-Pschorr, der Erfinder des Ferntasters, versank in sein habituelles
-erfinderisches Nachdenken. Sollte es nicht noch jetzt nachträglich gelingen
-können, diesem Goethe (Abnossah war lächerlich eifersüchtig) den Klang
-seiner Stimme abzulisten? Immer, wenn Goethe sprach, brachte seine Stimme
-genau so regelrecht Schwingungen hervor, wie etwa die sanfte Stimme deiner
-Frau, lieber Leser. Diese Schwingungen stoßen auf Widerstände und werden
-reflektiert, so daß es ein Hin und Her gibt, welches im Laufe der Zeit zwar
-schwächer werden, aber nicht eigentlich aufhören kann. Diese von Goethes
-Stimme erregten Schwingungen dauern also jetzt noch fort, und man braucht
-nur einen geeigneten Empfangsapparat, um sie aufzunehmen, und ein Mikrophon
-zur Verstärkung ihrer inzwischen schwach gewordenen Klangwirkungen, um noch
-heutzutage Goethes Stimme lautwerden zu lassen. Das Schwierige war die
-Konstruktion des Empfangsapparats. Wie konnte dieser speziell auf die
-Schwingungen der Goetheschen Stimme berechnet werden, ohne daß Goethe
-leibhaftig hineinsprach? Fabelhafte Geschichte! Dazu müßte man eigentlich,
-fand Abnossah, den Bau der Goetheschen Kehle genau studieren. Er sah sich
-Bilder und Büsten Goethes an, aber diese gaben ihm nur sehr vage
-Vorstellungen. Schon wollte er das Ding aufgeben, als er sich plötzlich
-darauf besann, daß ja Goethe selbst, wenn auch in Leichenform, noch
-existierte. Sofort machte er eine Eingabe nach Weimar, man möge ihm die
-Besichtigung des Goetheschen Leichnams, zum Zwecke gewisser Abmessungen,
-auf kurze Zeit gestatten. Er wurde aber mit dieser Eingabe abschlägig
-beschieden. Was nun?
-
-Abnossah Pschorr begab sich, ausgerüstet mit einem Köfferchen voll feinster
-Abmessungs- und Einbruchsinstrumente, nach dem lieben alten Weimar;
-nebenbei gesagt, saß dort im Wartesaal erster Klasse die stadtbekannte
-Schwester des weltbekannten Bruders im anmutigen Gespräch mit einer alten
-Durchlaucht von Rudolstadt; Abnossah hörte gerade die Worte: »Unser Fritz
-hatte stets eine militärische Haltung, und doch war er sanft, er war mit
-andern von echt christlicher Sanftmut -- wie würde er sich über diesen
-Krieg gefreut haben! und über das herrliche, ja heilige Buch von Max
-Scheler!«
-
-Abnossah schlug vor Schrecken längelang hin. Er raffte sich nur mit Mühe
-wieder auf und nahm Quartier im »Elephanten«. In seinem Zimmer prüfte er
-die Instrumente sorgsam. Dann aber rückte er sich einen Stuhl vor den
-Spiegel und probierte nichts geringeres an als eine überraschend
-portraitähnliche Maske des alten Goethe; er band sie sich vors Antlitz und
-sprach hindurch:
-
- »Du weißt, daß ich ganz sicher ein Genie,
- Am Ende gar der Goethe selber bin!
-
-Platz da, Sie Tausendsapperloter! Oder ich rufe Schillern und Karl
-Augusten, meinen Fürsten, zu Hülfe, er Tölpel, er Substitut!«
-
-Diesen Spruch übte er sich ein, er sprach ihn mit sonorer, tiefer Stimme.
-
-Zur späten Nachtzeit begab er sich an die Fürstengruft. Moderne Einbrecher,
-die ich mir alle zu Lesern wünsche, werden über die übrigen Leser lächeln,
-die einen Einbruch in die wohlbewachte Weimarer Fürstengruft für unmöglich
-halten. Sie mögen aber bedenken, daß ein Professor Pschorr, als Einbrecher,
-kolossale Vorteile vor noch so geschickten Einbrechern von Fach voraus hat!
-Pschorr ist nicht nur der geschickteste Ingenieur, er ist auch
-Psychophysiolog, Hypnotiseur, Psychiater, Psychoanalytiker. Es ist
-überhaupt schade, daß es so wenige gebildete Verbrecher gibt: wenn nämlich
-dann alle Verbrechen gelängen, so würden sie endlich zur Natur der Dinge
-gehören und so wenig bestraft werden wie Naturereignisse: Wer stellt den
-Blitz zur Rede, daß er den Kassenschrank des Herrn Meier schmelzt?
-Einbrecher wie Pschorr sind mehr als Blitze, denn gegen sie hilft kein
-Ablenker.
-
-Pschorr konnte ein Grausen hervorrufen und die vor Entsetzen fast
-Erstarrten obendrein durch Hypnose an die Stelle bannen; und das in einem
-einzigen Augenblick. Denken Sie sich, Sie bewachten um Mitternacht die
-Fürstengruft: auf einmal steht Ihnen der alte Goethe gegenüber und bannt
-Sie fest, daß nichts mehr an Ihnen lebt als der Kopf. In solche Köpfe auf
-scheintoten Rümpfen verwandelte Pschorr die ganze Bewachungsgilde. Bis der
-Krampf sich löste, blieben ihm gut und gern etwa zwei Stunden, und diese
-nutzte er kräftig aus. Er ging in die Gruft, ließ einen Scheinwerfer
-aufzucken und fand auch bald den Sarg Goethes heraus. Nach kurzer Arbeit
-war er mit der Leiche bereits vertraut. Pietät ist gut für Leute, die sonst
-keine Sorgen haben. Daß Pschorr zweckgemäß am Kadaver Goethes
-herumhantierte, darf ihm nicht verargt werden, er nahm auch einige
-Wachsabdrücke; im übrigen hatte er vorgesorgt, daß er Alles und Jedes
-wieder in die vorige Ordnung brachte. Überhaupt sind gebildete
-Amateur-Verbrecher zwar radikaler als die Fachleute, aber grade diese
-Radikalität des exakten Gelingens gibt ihren Verbrechen den ästhetischen
-Liebreiz der Mathematik und restlos aufgelöster Rechenexempel.
-
-Als Pschorr sich wieder ins Freie begab, legte er noch einige Eleganz in
-diese Präzision, indem er absichtlich einen Posten wieder vom Bann befreite
-und ihn dann, wie oben, ins Gebet nahm. Dann riß er sich draußen sofort die
-Maske vom Antlitz und ging in langsamstem Tempo zum »Elephanten«. Er freute
-sich; er hatte, was er gewollt hatte. Gleich am andern Morgen reiste er
-zurück.
-
-Nun begann für ihn die regste Arbeitszeit. Sie wissen, man kann nach einem
-Skelett den fleischernen Leib rekonstruieren; jedenfalls konnte das
-Pschorr. Die genaue Nachbildung der Goetheschen Luftwege bis zu
-Stimmbändern und Lungen hatte für ihn jetzt keine unüberwindbaren
-Schwierigkeiten mehr. Die Klangfärbung und Stärke der Töne, die von diesen
-Organen hervorgebracht wurden, war auf das leichteste festzustellen --
-brauchte man doch nur den Luftstrom, der Goethes nachgemessenen Lungen
-entsprach, hindurchstreichen zu lassen. Es dauerte nicht lange, und Goethe
-sprach, wie er zu seinen Lebzeiten gesprochen haben mußte.
-
-Allein es handelte sich darum, daß er nicht nur die eigne Stimme, sondern
-auch die Worte wiederholte, die er mit dieser Stimme vor hundert Jahren
-wirklich gesprochen hatte. Dazu war es nötig, in einem Raum, in dem solche
-Worte oft erschollen waren, Goethes Attrappe aufzustellen.
-
-Abnossah ließ die Pomke bitten. Sie kam und lachte ihn reizend an.
-
-»Wollen Sie ihn sprechen hören?«
-
-»Wen?« fragte Anna Pomke.
-
-»Ihren Goethe.«
-
-»Meinen?! Nanu! Professor!«
-
-»Also ja!«
-
-Abnossah kurbelte am Phonographen, und man hörte:
-
-»Freunde, flieht die dunkle Kammer . . .« usw.
-
-Die Pomke war eigentümlich erschüttert.
-
-»Ja,« sagte sie hastig, »genau so habe ich mir das Organ gedacht, es ist ja
-bezaubernd!«
-
-»Freilich,« rief Pschorr. »Ich will Sie aber nicht betrügen, meine Beste!
-Wohl ist es Goethe, seine Stimme, seine Worte. Aber noch nicht die
-wirkliche Wiederholung wirklich von ihm gesprochener Worte. Was Sie eben
-hörten, ist die Wiederholung einer Möglichkeit, noch keiner Wirklichkeit.
-Mir liegt aber daran, Ihren Wunsch genau zu erfüllen, und darum schlage ich
-Ihnen eine gemeinsame Reise nach Weimar vor.«
-
-Im Wartesaal des Weimarer Bahnhofs saß wieder zufällig die stadtbekannte
-Schwester des weltbekannten Bruders und flüsterte einer älteren Dame zu:
-
-»Es liegt da noch etwas Allerletztes von meinem seligen Bruder; aber das
-soll erst im Jahre 2000 heraus. Die Welt ist noch nicht reif genug. Mein
-Bruder hatte von seinen Vorfahren her die fromme Ehrfurcht im Blute. Die
-Welt ist aber frivol und würde zwischen einem Satyr und diesem Heiligen
-keinen Unterschied machen. Die kleinen italienischen Leute sahen den
-Heiligen in ihm.«
-
-Pomke wäre umgefallen, wenn Pschorr sie nicht aufgefangen hätte, er wurde
-dabei merkwürdig rot, und sie lächelte ihn reizend an. Man fuhr sofort nach
-dem Goethehaus. Hofrat Professor Böffel machte die Honneurs. Pschorr
-brachte sein Anliegen vor. Böffel wurde stutzig:
-
-»Sie haben Goethes Kehlkopf als Attrappe, als mechanischen Apparat
-mitgebracht? Verstehe ich Sie recht?« --
-
-»Und ich suche um die Erlaubnis nach, ihn im Arbeitszimmer Goethes
-aufstellen zu dürfen.« --
-
-»Ja, gern. Aber zu was Ende? Was wollen Sie? Was soll das bedeuten? Die
-Zeitungen sind grade von etwas Sonderbarem so voll, man weiß nicht, was man
-davon halten soll. Die Posten der Fürstengruft wollen den alten Goethe
-gesehen haben, und einen habe er sogar angedonnert! Die Andern waren von
-der Erscheinung so benommen, daß man sie ärztlich behandeln lassen mußte.
-Der Großherzog hat sich den Fall vortragen lassen.«
-
-Anna Pomke blickte prüfend auf Pschorr. Abnossah aber fragte verwundert:
-
-»Was hat das aber mit meinem Anliegen zu tun? Es ist ja allerdings kurios
--- vielleicht hat sich ein Schauspieler einen Scherz erlaubt?«
-
-»Ah! Sie haben recht, man sollte einmal in dieser Richtung nachspüren. Ich
-mußte nur unwillkürlich . . . . Aber wie können Sie Goethes Kehlkopf
-imitieren, da Sie ihn doch unmöglich nach der Natur modellieren konnten?«
-
-»Am liebsten würde ich das getan haben, aber leider hat man mir die
-Erlaubnis versagt.«
-
-»Sie würde Ihnen auch wenig genutzt haben, vermute ich.«
-
-»Wieso?«
-
-»Meines Wissens ist Goethe tot.«
-
-»Bitte, das Skelett, besonders des Schädels würde genügen, um das Modell
-präzis zu konstruieren; wenigstens mir genügen.«
-
-»Man kennt Ihre Virtuosität, Professor. Was wollen Sie mit dem Kehlkopf,
-wenn ich fragen darf?«
-
-»Ich will den Stimmklang des Goetheschen Organs täuschend naturgetreu
-reproduzieren.«
-
-»Und Sie haben das Modell?« --
-
-»Hier!«
-
-Abnossah ließ ein Etui aufspringen. Böffel schrie sonderbar. Die Pomke
-lächelte stolz.
-
-»Aber Sie können doch«, rief Böffel, »diesen Kehlkopf gar nicht nach dem
-Skelett gemacht haben!?«
-
-»So gut wie! Nämlich nach gewissen genau lebensgroßen und -echten Büsten
-und Bildern; ich bin in diesen Dingen sehr geschickt.«
-
-»Man weiß es! Aber was wollen Sie mit diesem Modell in Goethes ehemaligem
-Arbeitszimmer?«
-
-»Er mag da manches Interessante laut ausgesprochen haben; und da die
-Tonschwingungen seiner Worte, wenn auch natürlich ungemein abgeschwächt,
-dort noch vibrieren müssen.«
-
-»Sie meinen?«
-
-»Es ist keine Meinung, es ist so!«
-
-»Ja?«
-
-»Ja!«
-
-»So wollen Sie?«
-
-»So will ich diese Schwingungen durch den Kehlkopf hindurchsaugen.«
-
-»Was?«
-
-»Was ich Ihnen sagte.«
-
-»Tolle Idee -- Verzeihung! aber ich kann das kaum ernst nehmen.«
-
-»Desto dringender bestehe ich darauf, daß Sie mir Gelegenheit geben, Sie zu
-überzeugen, daß es mir ernst damit ist. Ich begreife Ihren Widerstand
-nicht; ich richte doch mit diesem harmlosen Apparate keinen Schaden an!«
-
-»Das nicht. Ich widerstrebe ja auch gar nicht; ich bin aber doch von Amts
-wegen verpflichtet, gewisse Fragen zu stellen. Ich hoffe, Sie verargen mir
-das nicht?«
-
-»Gott bewahre!«
-
-Im Arbeitszimmer Goethes entwickelte sich jetzt, im Beisein Anna Pomkes,
-Professor Böffels, einiger neugieriger Assistenten und Diener, die folgende
-Szene.
-
-Pschorr stellte sein Modell so auf ein Stativ, daß der Mund, wie er sich
-vergewisserte, dort angebracht war, wo der Lebende sich einst befunden
-hatte, wenn Goethe saß. Nun zog Pschorr eine Art Gummiluftkissen aus der
-Tasche und verschloß mit dessen einem offenstehenden Zipfel Nase und Mund
-des Modells. Er öffnete das Kissen und breitete es wie eine Decke über die
-Platte eines kleinen Tisches, den er heranschob. Auf diese Art Decke
-stellte er einen allerliebsten Miniaturphonographen mit
-Mikrophonvorrichtung, den er seinem mitgebrachten Köfferchen entnahm. Um
-den Phonographen herum wickelte er nun sorgfältig die Decke, schloß sie
-wieder in Form eines Zipfels mit winziger Öffnung, schraubte in den offenen
-freien Zipfel, dem Munde gegenüber, eine Art Blasbalg, der aber, wie er
-erklärte, die Luft des Zimmers nicht in die Mundhöhle hineinblies, sondern
-aus ihr heraussaugte.
-
-Wenn ich, dozierte Pschorr, den Nasenrachenraum des Modells jetzt gleichsam
-ausatmen lasse, wie beim Sprechen, so funktioniert dieser speziell
-Goethesche Kehlkopf als eine Art Sieb, welches bloß die Tonschwingungen der
-Goetheschen Stimme hindurchläßt, wenn welche vorhanden sind; und es sind
-gewiß welche vorhanden. Sollten sie schwach sein, so ist eben der Apparat
-mit Verstärkungsvorrichtungen versehen.
-
-Man hörte im Gummikissen das Surren des aufnehmenden Phonographen. Ja, man
-konnte sich des Grausens nicht erwehren, als man innen undeutlich eine
-leiseste Flüstersprache zu vernehmen glaubte. Die Pomke sagte:
-
-»Ach bitte!« und legte ihr feines Ohr an die Gummihaut. Sie fuhr sofort
-zusammen, denn innen rauschte es heiser:
-
-»Wie gesagt, mein lieber Eckermann, dieser Newton war blind mit seinen
-sehenden Augen. Wie sehr gewahren wir das, mein Lieber, an gar manchem so
-offen Scheinenden! Daher bedarf insonders der Sinn des Auges der Kritik
-unsres Urteils. Wo diese fehlt, dort fehlt eigentlich auch aller Sinn. Aber
-die Welt spottet des Urteils, sie spottet der Vernunft. Was sie ernstlich
-will, ist kritiklose Sensation. Ich habe das so oft schmerzlich erfahren,
-werde aber nicht müde werden, aller Welt zu widersprechen und nach meiner
-Art gegen Newton Farbe zu bekennen.«
-
-Das hörte die Pomke mit frohem Entsetzen. Sie zitterte und sagte:
-
-»Göttlich! Göttlich! Professor, ich verdanke Ihnen den schönsten Augenblick
-meines Lebens.«
-
-»Haben Sie etwas hören können?«
-
-»Gewiß! Leise, aber so deutlich!«
-
-Pschorr nickte zufrieden. Er blasbalgte noch eine Weile und meinte dann:
-
-Vorläufig dürfte das genügen.
-
-Bis auf den Phonographen verpackte er alle Utensilien wieder in seinem
-Köfferchen. Alle Anwesenden waren interessiert und erschrocken. Böffel
-fragte:
-
-»Sie glauben wirklich, Professor, einstmals hier gesprochene Worte Goethes
-reell wieder aufgefangen zu haben? ein echtes Echo aus Goethes eigenem
-Munde?« --
-
-»Ich glaube es nicht nur, sondern bin dessen gewiß. Ich werde jetzt den
-Phonographen mit Mikrophon repetieren lassen und sage Ihnen voraus, Sie
-werden mir recht geben müssen.«
-
-Das bekannte heisere Zischen, Räuspern und Quetschen. Dann ertönte eine
-besondre Stimme, bei deren Klang alle Anwesenden, Abnossah selber,
-elektrisiert zusammenzuckten. Man hörte die soeben zitierten Worte. Sodann
-ging es weiter:
-
-»Ei wohl! Er, Newton, er hat es gesehen. Hat er? Das kontinuierliche
-Farbenspektrum? Ich aber, mein Bester, ich wiederhole es, er hat sich
-getäuscht: er hat einer optischen Täuschung beigewohnt und selbige
-kritiklos hingenommen, froh darüber, nur sogleich zählen und messen und
-klügeln zu können. Zum Teufel mit seinem Monismus, seiner
-Kontinuierlichkeit, da doch ein Farben-Gegensatz den Schein dieser erst
-möglich macht! Eckermännchen! Eckermännlein! Bleiben Sie mir ja im Sattel!
-Das Weiße -- weder gibt es Farbe her, noch ist aus Farben jemals Weißes zu
-gewinnen. Sondern es muß sich, durch ein Mittel, mit Schwarz mechanisch
-verbinden, um Grau; und chemisch vermählen, um das bunte Grau der Farben
-erzeugen zu können. Und nicht Weißes erhalten Sie, wenn Sie die Farbe
-neutralisieren. Sondern Sie stellen dann den ursprünglichen Kontrast wieder
-her, also Schwarz gegen Weiß: wovon man nun freilich nur das Weiße blendend
-klar sieht. Ich, Lieber, sehe die Finsternis ebenso klar, und hat Newton
-allein ins Weiße, so habe ich, mein gar Wertester, zudem noch ins Schwarze
-getroffen. Ich dächte doch, das sollte der weiland Bogenschütz in Ihnen baß
-bewundern! So und nicht anders ist und sei es! Und die fernere Enkel- --
-bedenkt man die absurde Welt, wohl gar allzu ferne Urenkelschaft wird über
-Newton von mir lachen lernen!«
-
-Böffel hatte sich gesetzt, alles jubelte durcheinander. Die Diener
-trampelten vor Vergnügen, wie die Studenten in des ungeheuer umwälzenden,
-hochherrlichen Reuckens, des bieder-dämonischen Greises, flammenden
-Vorlesungen. Aber Abnossah sagte streng:
-
-»Meine Herrschaften! Sie unterbrechen Goethes Rede! Er hat noch etwas zu
-sagen!«
-
-Stille trat wieder ein, man hörte:
-
-»Nein und aber nein, mein Teuerster! Gewiß hätten Sie gekonnt, wofern Sie
-nur gewollt hätten! Der Wille, der Wille ist es, der bei diesen
-Newtonianern schlecht ist. Und ein schlechtes Wollen ist ein verderbliches
-Können, ein tätiges Unvermögen, wovor es mich schaudert, da ich es doch
-allenthalben über und über gewahr werde und daran gewöhnt sein sollte. Der
-Wille, mein Guter, der Sie harmlos genug darüber gesonnen sein mögen, ist
-der wahrhafte Urheber aller großen und kleinen Dinge, und nicht das
-göttliche Können, sondern das Wollen ist es, das göttliche Wollen, an dem
-der Mensch zuschanden wird und alle seine Unzulänglichkeit daran erweist.
-Würden sie göttlich wollen, so wäre das Können notwendig und nicht nur
-leicht, und gar manches, mein Lieber, wäre alltägliche Erfahrung, was jetzt
-nicht einmal ahnungsweise sich hervorwagen dürfte, ohne angefeindet oder
-verspottet zu werden.
-
-Da war der junge Schopenhauer, ein das Höchste versprechender Jüngling,
-voll vom herrlichsten Wollen, aber dieses durchaus angekränkelt vom
-Wurmfraß des Zuviels, der eignen Ungenügsamkeit. Wie, in der Farbenlehre,
-ihn die reine Sonne verblendete, daß er die Nacht als keine andre Sonne,
-sondern als null und nichts dagegen gelten und wirken ließ, so bestach ihn
-im Ganzen des Lebens dessen ungetrübter Glanz, gegen dessen reines Strahlen
-ihm das Menschenleben gar nichts und verwerflich schien. Ersehen Sie, mein
-Bester! daß der reinste, ja, der göttlichste Wille Gefahr läuft, zu
-scheitern, wenn er unbedingt starr sich durchzusetzen begierig ist: wenn er
-auf die Bedingungen, als auf ebenso viele mit Notwendigkeit gesetzte Mittel
-seines Könnens, nicht klüglich und geschmeidig einzugehen, sich bequemt!
-Ja, der Wille ist ein Magier! Was vermöchte er nicht! Aber der menschliche
-Wille ist gar kein Wille, er ist ein schlechter Wille, und das ist der
-ganze Jammer. Ha! haha! hehe! hi!« Goethe lachte sehr mysteriös und fuhr
-fast flüsternd fort: »Ich könnte sehr wohl, mein Köstlicher! Ihnen noch
-etwas anvertrauen, etwas verraten. Sie werden es für ein Märchen halten;
-mir selbst aber ist es zur vollen Klarheit aufgegangen. Der eigne Wille
-kann das Schicksal übermeistern, er kann es zwingen, daß es ihm diene, wenn
-er -- nun horchen Sie wohl auf! -- die göttlich ungemeine, wenn er die
-schöpferische Absicht und Anstrengung, welche in ihm ruht und angespannt
-ist, keineswegs wähnte, auch noch überdies in angestrengtester
-Absichtlichkeit äußern und durch die angestraffteste Muskulatur nach außen
-hin wirksam sein lassen zu sollen. Sehen Sie die Erde, wie sie es drehend
-treibt! Welcher irdische Fleiß! Welches unaufhörlich bewegte Treiben! Aber
-wohlan, mein Eckermännlein! dieser Fleiß ist nur irdisch, dieses Treiben
-nur mechanisch fatal -- hingegen der magische Sonnen-Wille göttlich ruhend
-in sich selber schwingt, und durch diese so höchst ungemeine
-Selbstgenugsamkeit jenen Elektromagnetismus entwickelt, welcher das ganze
-Heer der Planeten, Monde und Kometen in dienendster Unterwürfigkeit
-wimmelnd zu seinen Füßen erniedrigt. Mein Lieber, wer es verstände, es
-erlebte, im allerdurchlauchtesten Geistessinne dieser hehre Täter zu sein!
--- -- -- Allein, genug und abermals genug. Ich bin es gewohnt gewesen, wo
-ich andre und oft sogar Schillern frei schwärmen sah, mir Gewalt anzutun,
-jener so göttlichen Aktivität zu Liebe, von der man nur schweigen sollte,
-weil alles Reden hier nicht nur unnütz und überflüssig wäre, sondern, indem
-es ein albern gemeines Verständnis, wo nicht gar das entschiedenste
-Mißverständnis erregte, sogar schädlich und hinderlich werden müßte. Denken
-Sie des, Trauter, und hegen es in Ihrem Herzen, ohne daß Sie es zu
-enträtseln trachteten! Vertraun Sie, daß es sich Ihnen einst von selber
-enträtseln werde, und gehen heut Abend mit Wölfchen, den es schon gelüstet,
-ins Schauspiel, da Sie denn mit Kotzebue gelinde verfahren mögen, wiewohl
-es uns widert!«
-
-»O Gott«, sagte die Pomke, während die andern begeistert auf Abnossah
-eindrangen, »o Gott! Ach dürfte ich endlos zuhören! Wieviel hat uns dieser
-Eckermann unterschlagen!«
-
-Aus dem Apparat kam, nach geraumer Weile, ein Schnarchen, dann gar nichts
-mehr. Abnossah sagte:
-
-»Meine Herrschaften, Goethe schläft hörbar. Wir hätten vor einigen Stunden,
-wo nicht gar einem Tage, nichts mehr zu erwarten. Längeres Verweilen ist
-nutzlos. Der Apparat richtet sich, wie Ihnen einleuchten muß, so genau nach
-der Wirklichkeit des Zeitablaufs, daß wir, an dieser Stelle, günstigsten
-Falls, erst wieder etwas hörten, falls Eckermann am selben Abend nach dem
-Theater nochmals bei Goethe erschienen wäre. Ich habe keine Zeit mehr, das
-abzuwarten.«
-
-»Wie kommt es,« fragte Böffel, ein wenig skeptisch, »daß wir gerade diese
-Aussprache mit anhören konnten?«
-
-»Das ist ein Zufall,« erwiderte Pschorr. »Die Bedingungen, vor allem die
-Struktur des Apparats und sein Standort, waren zufällig so getroffen, daß
-(wie ausgerechnet) grade diese und keine andern Tonschwingungen wirksam
-werden konnten. Allenfalls habe ich respektiert, daß Goethe saß, und den
-Platz des Sessels.«
-
-»Ach bitte, bitte! Abnossah!« (Die Pomke war wie im Rausch, fast mänadisch,
-sie nannte ihn beim Vornamen, was noch nie geschehen war.) »Versuchen Sie's
-doch noch an einer andern Stelle! Ich kann nicht genug hören -- und wenn's
-auch nur das Schnarchen wäre!«
-
-Abnossah ließ den Apparat verschwinden und schnallte den Koffer zu. Er war
-sehr blaß geworden:
-
-»Meine liebe Anna -- meine Gnädigste,« verbesserte er sich: »-- ein
-andermal!« (Die Eifersucht auf den alten Goethe zerwühlte ihm das
-Eingeweide).
-
-»Wie wäre es,« fragte Böffel, »mit Schillers Schädel? Das würde ja den
-Streit entscheiden, ob man den echten hätte.«
-
-»Gewiß«, sagte Abnossah, »denn wenn man Schillern sagen hörte: >Wie wärsch
-mit e Scheelchen Heeßen?< -- so wäre es nicht Schillers Schädel. -- Ich
-überlege mir; ob sich die Erfindung nicht raffinieren ließe? Vielleicht
-stelle ich einen Durchschnittskehlkopf her, an dem man schrauben kann, wie
-an einem Operngucker, um ihn an alle irgend möglichen Schwingungsarten zu
-akkommodieren. Man könnte dann die Antike und das Mittelalter wieder
-sprechen hören, die richtige Aussprache der alten Idiome feststellen. Und
-die verehrten Zeitgenossen, die unanständige Dinge laut sagten, wären der
-Polizei auszuliefern.«
-
-Abnossah bot der Pomke seinen Arm, und sie gingen wieder nach dem Bahnhof.
-Behutsam traten sie in den Wartesaal, aber die Stadtbekannte hatte sich
-schon entfernt. Abnossah sagte:
-
-»Wenn sie mir den Kehlkopf des berühmten Bruders auslieferte? Aber sie wird
-es nicht tun; sie wird einwenden, das Volk sei noch nicht reif, und die
-Intelligenz habe nicht die Ehrfurcht des Volkes, und so ist nichts zu
-machen, Geliebte! Geliebte! Denn (oh!) das! Das sind! Das bist du! Du!«
-
-Aber die Pomke hatte gar nicht hingehört. Sie schien zu träumen.
-
-»Wie er die R's betont!« hauchte sie beklommen.
-
-Abnossah schneuzte sich wütend die Nase; Anna fuhr auf, sie fragte
-zerstreut:
-
-»Sie sagten etwas, lieber Pschorr? Und ich vergesse den Meister über sein
-Werk! Aber mir versinkt die Welt, wenn ich Goethes eigne Stimme höre!«
-
-Sie stiegen zur Rückfahrt in den Bahnwagen. Die Pomke sprach nichts,
-Abnossah brütete stumm. Hinter Halle a. S. schmiß er das Köfferchen mit dem
-Kehlkopf Goethes aus dem Fenster vor die Räder eines aus entgegengesetzter
-Richtung heranbrausenden Zuges. Die Pomke schrie laut auf:
-
-»Was haben Sie getan?«
-
-»Geliebt,« seufzte Pschorr, »und bald auch gelebet -- und meinen
-siegreichen Nebenbuhler, Goethes Kehlkopf, zu Schanden gemacht.«
-
-Blutrot wurde da die Pomke und warf sich lachend und heftig in die sich
-fest um sie schlingenden Arme Abnossahs. In diesem Moment erschien der
-Schaffner und forderte die Fahrkarten.
-
-»Gott! Nossah!« murmelte die Pomke, »du mußt, du mußt mir einen neuen
-Kehlkopf Goethes verschaffen, du mußt -- sonst --«
-
-»Kein Sonst! Après les noces, meine Taube!«
-
- * * * * *
-
- Prof. Dr. Abnossah Pschorr
- Anna Pschorr geb. Pomke
- Vermählte
- z. Zt. Weimar im »Elephanten«.
-
-
-
-
-DAS WUNDER-EI
-
-
-DENKEN sich mal! Also denken Sie sich mal ein riesengroßes, ein Ei so groß
-wie etwa der Petersdom, der Kölner und Notre Dame zusammengenommen. Also
-denken Sie sich mal: Ich, nicht faul, geh durch die Wüste, und mitten in
-der Wüste (Durst, Kamel, weißes Gebein in braungelbem Sand, eine
-Messerspitz' El--se--las--Kersch--ül--er, Karawane, Oase, Schakal,
-Zisterne, Wüstenkönig -- pschüh!!) ragt und wölbt sich das herrliche
-Riesen-Ei. Denken sich mal die Sonne ein Funkeln prall 'runter duschend,
-daß das Licht vom Ei nur so abspritzt. Mein erster Gedanke war: Fata (Fee)
-Morgana. Nix zu machen! Ich tippe dran. Das Ei verrät sich dem Tast- und
-Temperaturgefühl. Ich frage 'rein: »Ist da jemand drin?« Keine Antwort!
-Jeder andre wäre vorbeigegangen, es wäre ihm nicht geheuer gewesen, oder
-was weiß ich. In solchen Fällen pflege ich aber nicht eher zu ruhen, als
-bis ich genau weiß, woran ich bin. Ich geh also um das Ei 'rum -- und
-richtig, in Manneshöhe entdeck' ich einen dunkelgrünen Knopf, so groß wie
-eine Walnuß. Ich drücke. Das Ei sinkt Ihnen mächtig in den Boden, bloß die
-Spitze guckt noch aus dem Wüstensand 'raus. Denken Sie mal, wie das auf
-mich wirken mußte. Auf der Spitze war aber ein ebensolcher Druckknopf. Ich
-drücke -- der Donner! Es gibt mir einen Schlag: das Ei war plötzlich, aber
-doch sanft, wieder hochgeglitten. Denken Sie mal, daß ich mitten in der
-Wüste dieses Spiel gegen hundertmal wiederholte. Denken Sie mal! Ich freute
-mich wie ein Kind. Schließlich wurde ich aber allmählich auf den tiefern
-Sinn dieses kindischen Spiels neugierig. Untersuche also nochmals das Ei
-und finde endlich nach langem Bemühen eine ganz feine Fuge, die vertikal
-durch das ganze Ei zu gehen scheint. Ich sehe mir den Druckknopf an, ich
-fasse ihn an, ohne zu drücken, unversehens drehe ich dran -- da legst di
-nieder: Das Ei legt sich auf die Seite, die Spitze, auf der es stand, kehrt
-sich mir aus der Erde wie die einladendste Pforte zu, ein jaspisgelber
-Eidotter glänzt mich verheißend an. Denken Sie mal, da verschönte, wie man
-sagt, ein Lächeln meine häßlichen Züge. Auf dem Eidotter las ich folgende
-Inschrift:
-
- »Wüstenwanderer,
- der zum erstenmal das
- Ei der Eier
- erblickt und sich (denken Sie mal!) kindlich daran ergötzt hat,
- wisse:
- daß dieses Ei allein die Wüste zum Eden umschaffen kann. Eia!
- Löse mir nun dieses Eies Geheimnis!«
-
-Verfluchter Leser, haben Sie die Fuge vergessen? Diese Fuge ging nun auch
-vertikal über die bauchige Eidotterpforte. Aber kein Knopf war dran. Ich
-klopfe an, es klingt, wie wenn Sie sich bei geschlossenen Ohren mit der
-Fingerspitze auf den Deetz hacken. Ich seh' mir nochmals ganz genau die
-kreisrunde Grenze an zwischen Dotter und Schale, und denken Sie mal, rechts
-von der Spalte, der Fuge, ist eine vielleicht fingergroße Öffnung; ich
-stecke auch vorsichtig den Finger hinein. Aber denken Sie mal, ich kriege
-ihn nicht wieder 'raus. Was würden Sie nun getan haben? Zur nächsten
-Polizei gehen? Ha, Europa bleibt hier hübsch draußen! Außerdem läßt kein
-Ehrenmann so leicht seinen Finger im Stich. Da ich den Finger nicht wieder
-'rauskriegte, drückte ich mit der ganzen Gewalt meiner Hand noch fester
-nach -- und richtig, der Dotter rechts ließ sich 'raufrollen, ich bekam den
-Finger frei und sah in das Ei hinein. Da ich aber nichts Genaues
-unterschied, gab ich dieser rechten Eidotterhälfte einen kräftigen Schubs
-nach oben und stieg (denken Sie mal) in das Ei hinein. Ich hatte das
-Gefühl, als ginge ich auf gelbem Schnee. Nachdem sich meine Augen an die
-milde Dämmerung gewöhnt hatten, seh, ich auf einmal sich eine breite schöne
-Treppe mit flachen Alabasterstufen vor mir erheben. Steige nun hoch auf ein
-Aussichts-Plateau und staune das Ei-Innere an. Hüben liegt die Pforte,
-drüben die Gipfelspitze, unter mir gelber Schnee, über mir gleißt durch die
-Fuge die obige Wüstensonne. Denken Sie mal an meine Situation! Immerhin
-entdecke ich im ganzen weiter nichts Merkwürdiges, es sei denn die Spitze,
-wo irgendetwas zu lauern schien. Vom Plateau aus führte dorthin eine
-entgegengesetzte Treppe, die ich dann auch betrat, und die abwärts bis zur
-Spitze ging. Und diese ewige Eierschalenwölbung! Der ewige gelbe Schnee,
-oder was es für'n Zeugs war. Wie ich nun endlich an der Spitze stehe, seh'
-ich im selben Moment die Pforte gegenüber zurollen, denken Sie nur mal an.
-Ich schreie. Ich kann Ihnen nur den guten Rat geben: schreien Sie nie in
-einem Ei! Das gibt so'n herumrollendes Getöse, daß Ihnen schlimm wird.
-
-Aber nicht nur die Pforte rollt zu, sondern ich merke, das Ei geht Ihnen
-wieder hoch, es richtet sich auf, aus der Treppe wird eine steilrechte
-Leiter, auf deren oberster Sprosse ich stehe. Und plötzlich, denken Sie
-mal, fühl' ich das Wüsten-Ei wieder tief in die Erde sausen. Trotzdem blieb
-es schön dämmerig, denn seh'n Sie mal: die Eierschale phosphoreszierte nur
-so drauf los. Und nun endlich geschah das Seltsamste: Das Ei sprach mit
-mir, das heißt: es phosphoreszierte mich immerfort so artikuliert an, daß
-ich unwillkürlich verstehen mußte. Denken Sie mal, das Ei behauptete, die
-Wiedergesundung der ganzen Wüste hinge von seiner Vernichtung ab. Ein
-scherzhaftes Ei! Ich lächelte nicht wenig. Da wetterleuchtete mir das Ei
-die bekannte These: »Die Wüste wächst!«
-
-Und ob ich nicht bemerkt hätte, daß das Ei steigen und sinken könne? Na ob!
-Es sagte mir nun, ich solle auf der Leiter zur untern Pforte klettern, sie
-öffnen und ein kleines, aber widerwärtiges Hindernis dort unten beseitigen;
-ich würde dann schon weiteres hören (oder vielmehr sehen). Während mein
-einziger Gedanke war: wie komme ich nur recht rasch aus diesem unheimlichen
-Ei? mußte ich jetzt im Gegenteil noch obendrein in der Versenkung unterm Ei
-verschwinden! Aber freundlich phosphoreszierte das Ei mir zu, getrost
-hinunterzusteigen, und wie auf sanften Fittichen fühlte ich mich mehr
-getragen, als daß ich ging. Die Pforte jedoch ließ sich so leicht nicht
-öffnen. Bedenken Sie auch nur mal, daß sie einige hundert Meter unter der
-Erdoberfläche lag, und daß ich gar nicht wissen konnte, welche Hölle
-losbrach, wenn ich den Eidotter da unten wieder aufrollte. Als ich zögerte,
-phosphoreszierte man mir wieder ermutigend zu. Endlich fand ich mit dem
-Finger wieder die kleine Öffnung und schob das Ding in die Höhe. Kaum
-klaffte die Öffnung, als aus dieser ein Sturmsausen fuhr, das mich im
-Moment, so daß ich fast erstickte, hoch gegen die Eispitze schmiß, und, ehe
-ich noch wußte, was mit mir geschah, klappte diese Spitze nach außen zurück
-wie ein Deckel, und ich lag im Wüstensand.
-
-Jetzt fort! war mein erster Gedanke -- ein Königreich für ein Kamel oder
-Dromedar! Kein Schiff der Wüste im ganzen Umkreis! Statt dessen -- was
-glauben Sie wohl, wie ich staunte, als ich entdeckte, daß hinter mir aus
-dem Ei mir jemand nachgekrochen war, eine Art Mumie mit Bändern und
-Wickeln. Die Dame (oder meinen Sie, daß es ein Herr war?) sagte mir in
-einer Sprache, die ich seltsamerweise, trotzdem ich sie noch nie vernommen
-hatte, doch sofort verstand (bilden Sie sich ein, es wäre eine Musik ohne
-Tonleiter gewesen) folgendes:
-
-»Vorwitziger, einfältiger, furchtsamer, nicht aber antipathischer
-Menschenkerl! Der Zufall, harmloser Weltling, hat dich geadelt! Bis jetzt
-lächerlich oberflach das kranke Geheimnis meiner Wüste durchpilgernd, bist
-du schon, von meinem Hauch berührt, nicht mehr unbedeutend genug, meinen
-Wink mißzuverstehen. Wisse, die Wüste ist dasselbe nur deutlicher, was die
-Erde ist, leonum arida nutrix, fast unfruchtbar, weil ihr das Ei, das
-Prinzip der Fruchtbarkeit, aus dem Zentrum ihrer Sphäre gerenkt, an ihrer
-Oberfläche verdorrt und ausschalt, und ich, die Seele der Seelen, zur Mumie
-und erst durch dich, erhabener Dummkopf, elektrisiert worden bin. Wie wirst
-du von deiner eignen Tat jetzt überragt! Vollende sie! Du drückst, wenn ich
-wieder im Ei bin und die Spitze zuklappt, auf deren Knopf. Im selben Maße,
-wie dann langsam, langsam, aber unfehlbar sicher dieses Ei zur Erdmitte
-sinkt, wird es kleiner und kleiner, in seiner fruchtbaren Kraft aber
-konzentrierter, und es entbindet sie, wenn es, in der Mitte angelangt, zur
-Mitte rein vernichtet und verdichtet ist, strahlend durch und durch nach
-außen, nach oben, bis in alle Himmel hin. Auch du, mein Guter, erst eben
-noch ein kleiner Lumpenhund von Unbedeutendheit, wirst es spüren: leben
-heißt genial sein, göttlich empfinden und wirken! Wohlan!«
-
-. . . Kennen Sie zufällig den preziösen alten Baron, der bei ähnlichen
-Gelegenheiten hundertmal hintereinander »Wahnsinn, Wahnsinn!« sagt? Ich
-ließ also die Mumie ruhig über Eierschalenbord hopsen. Ich klappte ja auch,
-wie ich gern gestehe, den Ei-Deckel ruhig wieder zu. Aber den Knopf? Den
-hab, ich nie wieder berührt! Ich langte mir von hinten her meine vom
-Eierstaub übel gelb bemehlten Rockzipfel nach vorn, und, sie unter meine
-Arme nehmend, rannte ich rascher als jedes Kamel davon.
-
-Was heißt hier überhaupt »Prinzip der Fruchtbarkeit«? Soll ich die Erde
-übervölkern? Soll ich mich (ausgerechnet mich) von einer ollen Mumie in
-Ungelegenheiten bringen lassen? Weiß Gott, die Erde ist kein Eierkuchen, am
-wenigsten aux confitures. Sollte das Heil der Welt von einer Nebensache
-abhängen? Vom Druck auf einen Knopf? Schließlich weiß ich gar nicht mehr,
-wo das Ei zu finden ist. Wenn aber der Leser Lust hätte, so wäre ja grade
-dieses Ei bei der nächsten Ostereiersuche sehr zu empfehlen! Denn wenn ich
-auch feige davongelaufen bin -- wer weiß! Vielleicht gehört größerer Mut
-dazu, ein ganz nahes ungeheures Glück leicht zu ergreifen, als ein
-abenteuerlich fernes unter Überwindung ungeheurer Gefahren auch bloß zu
-ahnen. Prüfen wir uns! Denken Sie mal nach, ob Sie jetzt gleich sofort auf
-der Stelle durch einen leichten Fingerdruck das Massen-Glück, das Heil der
-ganzen Welt herbeiführen wollten? Ob Sie davor nicht eine fürchterlichere
-Angst anwandeln würde als vor irgendeinem Ihrer so bequem zu habenden
-Märtyrertode?? -- --
-
-Und doch lasse ich in Gedanken heimlich manche Träne auf das Ei der Wüste
-fallen; ich hätte -- ja! hätte drücken sollen --!
-
-
-
-
-DAS ABGEBROCHNE
-
-
--- sagte Klärchen. Und wie gerade ihr Blick schmelzen wollte, faßte ich
-mich, kam ihr zuvor und ließ den meinigen noch vorher schmelzen.
-
-»Aber was wird dein Papa sagen?«
-
-»Mein Papa kann mich --«
-
-»Um Gottes willen!«
-
-»-- am Ende nicht zurückhalten.«
-
-So begann unsere Liebe.
-
-(Fortsetzung folgt.)
-
- * * * * *
-
-(Fortsetzung.)
-
-Der Friede brach plötzlich herein wie ein Ungewitter. Die Wipfel der Bürger
-welkten. Die Kinder verloren den süßen Analphabetismus aus ihren (wie Tante
-sagte) Gesichtchen. Der Friede legte sich auf die Straße, in der unser
-Häuschen steht, da sah es bald aus wie der Turm zu Pisa, wissen Sie, die
-Toilette mit ihrem Schwerpunkt über den Unterstützungspunkt der Hauskapelle
-beinah hinausfallend. Miessauers Liebesgesang an Albanien erscholl draußen
-vor den Toren. Da sagte mir Klara:
-
-»Die Lande in Ruhe! Atme auf, du Rumplertaube ob dem London meines nicht
-mehr stürmischen Busens.« Ich lachte, wie nur der Glückliche im Frieden
-lachen kann -- so nämlich:
-
- . . . daß die Flöhe leiser stechen,
- die dich kurz vorher behopsten,
- und die Läuse, die sich moppsten,
- in dein Fell von frischem brechen.
-
-(Fortsetzung folgt.)
-
- * * * * *
-
-(Fortsetzung.)
-
-Nun war Klara endlich eine alte Frau geworden, die sich meiner kaum noch
-erinnerte. Ich selbst ruhte auch lange schon von meinen Irrfahrten (auf dem
-Friedhof der Selbstmörder) aus. Unsre junge Generation feierte bereits ihre
-fünfzigsten Geburtstage; sie trug in ihren Anzügen Taschen, in denen sie
-die Fäuste ballen konnte. Sonst alles so liebenswürdig, selbst der Tod
-lächelte schelmisch, und in seinen Wangen zeigten sich liebliche
-Senkgrübchen. Da -- ich glaube Mittwoch -- karjolte mein Grab los. Ein
-langer Schleier von Verzweiflungen wehte flordünn über die Eingesunkenen,
-darunter her rollten unsre Gräber wie blumengeschmückte Autos beim
-Festkorso. Wir sausten zur Stadt, ich ließ mein Autograb vor dem Haus
-meiner greisen Wittib halten: »Wie bist noch gegen mich gesinnt? Und
-weinest oder lachst du?«
-
-(Fortsetzung folgt.)
-
- * * * * *
-
-(Fortsetzung.)
-
-Auch die andern Grabgefährten hielten bald da, bald dort. Und die Ihnen
-bekannten »Lieben«, die sich gern »unsre« nennen, kamen. Sie kamen herbei,
-sie eilten, sie genierten sich. Auch Klara kam:
-
-»Wie hast du dein Leichentuch arrangiert, Helmut-Hinrich? Immer noch der
-alte Theatraliker -- so in die Höhe, so --« ein Tränenrieseln drang unter
-ihren zarten, welken Lidern hervor, und die Sonne. Ich meine wohl, die
-Sonne schien so goldwarm um die alte Gestalt herum, so unsäglich ironisch,
-so anders. Rührungen gibt es, ganz leise, unmerklich, bis zum Sterben des
-Todes. Ich hatte mit Klara einige Kinder erzeugt, sie sahen aus den
-Fenstern, sie winkten mit den Tüchern, ich rasselte mit knöchernen Fingern
-hinauf wie mit Kastagnetten und ballerte meinen Schädel bis unters Dach.
-Doch:
-
- »Ade nun, ihr Lieben,
- Geschieden muß sein!«
-
-(Fortsetzung folgt.)
-
- * * * * *
-
-(Fortsetzung.)
-
-Klara wollte gern mit, ich widerriet es ihr. Laß deinen andern Fuß, flehte
-ich, nicht wissen, daß du mit dem einen schon dort stehst, wohin ich jetzt
-mit meinen beiden springe. Noch ein Kuß. Noch einer. Noch zwei. Noch
-[Formel 034-1] Küsse. Ein Blick von der Brechungskraft [Formel 034-2] --
-und
-
-»Weiter, weiter . . .«, na, »hopp, hopp, hopp!« schon weniger. Nein,
-sämtliche Trompeten von Jericho unsre Hupen. »Die Gräberautos,« hieß es in
-einem Bericht, »passierten soeben unser Örtchen. Die Spitzen der Behörden
-hatten sich mit der Schuljugend zur Begrüßung aufgestellt. Bürgermeister
-Verbogen hielt die Festrede, worin er überzeugend nachwies, daß justament
-einzig und allein die Selbstmörder eine ganz besondere Talentiertheit zur
-Unsterblichkeit entfalteten. An Exzellenz Häckel ging ein
-Huldigungstelegramm ab.«
-
-(Fortsetzung folgt)
-
- * * * * *
-
-(Fortsetzung.)
-
-Kaum hatten wir nun, durch ein paar Handgriffe, unsre Gräberautos in
-Luftgräberschiffe umgewandelt, als oben im herrlichen frischen Himmel Fritz
-M . . . . . . . r sich erbot, uns Gespräche halten zu lassen. Er wies uns
-Proben -- gar nicht übel! Jedoch die Brauchbarkeit des Himmels zur
-Diskretion vor unsern Lieben soll nicht beeinträchtigt werden. Gern, sagten
-wir ihm, wollten wir auf sie pfeifen, ungern zu ihnen reden. Entsetzlich
-schwer begriff dieses olle Sprachrohr seine völlige Überflüssigkeit. Es
-legte sich verstohlen an H. v. Kleist an, kam aber versehentlich an das
-vis-à-vis von dessen Mund, und v. Kl. entnahm einer seiner Anekdoten einen
-Äolus und ließ diesen.
-
-(Fortsetzung folgt.)
-
- * * * * *
-
-(Fortsetzung und Schluß.)
-
-Das Abgebrochne aber ist es, das so siegt. Wenn Sie jemals auf unserm
-ungewöhnlichen Wege in den Himmel kommen sollten: lassen Sie von dem an die
-Konsequenz. Nicht in ihr, nie in ihr, nur in Ihren Abgebrochenheiten ruht
-und schwelgt Ihr Himmel. Sie seufzen. Unterbrechen Sie Ihr Seufzen.
-Unterbrechen Sie die Gedanken und Stimmungen, die sich konsequenterweise
-daran knüpfen wollen! Essen Sie einen Pfirsich, stecken Sie seinen Kern ja
-in Ihren (bloß schon darauf wartenden) Blinddarm. Vergessen Sie nie, daß
-Sie _nur zur Zerstreuung_ gesammelt sind! »Vergißmeinnicht« ist die
-schlimmste Blume, denn nur ihretwegen hat man das Grab erfunden, worauf sie
-blüht. --
-
-
-
-
-TOILETTPAPIER! TOILETTPAPIER!
-
-
-EIN Mann ging ja aus. Vorn hatte er ein Baro-, hinten ein Thermometer am
-Rocke befestigt. Er ärgerte sich doch, daß die Wetterhäuschen so
-feststanden. Er wollte ja selbst ein lebendiges, wandelndes Wetterhäuschen
-sein.
-
-Der Mann ging an Leute 'ran und klappte ihnen den Deckel seiner Uhr an die
-Nasen: »Sie wollen gewiß gern wissen,« sagte er liebreich, »wie spät es
-ist? bitte!« -- Die Leute mochten das nicht, sie empfanden es als
-Belästigung, sie wurden ungeduldig. Aber Boboll (so hieß der Mann) machte
-sie noch auf sein Thermometer aufmerksam; worauf sie ihn erregt anblickten
-und weitergingen. Jedoch er ließ es nicht zu, er lief ihnen eilfertig voran
-und hinderte sie am Weitergehen. Dann drehte er sich um und sagte: »Hinten
-können sie auch den genauen Barometerstand nachsehen.«
-
-Damit hatte er die Leute besiegt, sie ließen gar nicht mehr von ihm, sie
-umhegten ihn warm, und er schritt zufrieden in ihrer Mitte. Aus den Taschen
-zog er darauf gute Pakete parfümiertes Toilettpapier und verteilte sie
-herzlich gern. Den Damen gab er Sicherheitsnadeln und Puderpapier. Ein
-reicher Herr hatte auch etwas genommen und bot ihm Geld -- aber er lehnte
-es ab und fragte unschuldig genug: »Bin ich ein Automat? Ich tue es ja
-freiwillig.« Da wurde der reiche Herr rot vor Frohsinn, und alle jubelten
-und freuten sich mit ihm. Viele riefen: »20 Grad im Schatten!« Andre wiesen
-einander das feine Papier; und jemand sagte, ich glaube hinten sein
-Barometer sinkt. Hierüber johlte die jüngere Umgebung so anhaltend, daß der
-ganze Trupp mit Bobolln in der Mitte von Schutzmännern umstellt und
-aufgefordert wurde, sich zu zerstreuen. Bobolln wollten sie festnehmen,
-weil sie ihn für einen Straßenhändler ohne Gewerbeschein hielten. Aber der
-reiche Herr klärte dieses Mißverständnis auf. Und als die Schutzmänner das
-Nähere hörten und sahen, wurden sie lustig und guter Dinge; sie sagten alle
-mit _einer_ Stimme: »Lütütü«! und pochten sich dabei mit ihren Zeigefingern
-gegen ihre kräftigen Stirnen.
-
-Auf der Wache gab Boboll an, er sei ein Menschenfreund, und mit seinen
-geringen Mitteln könne er leider nicht mehr tun. Er habe aber einen
-sicheren Blick für kleine Bedürfnisse der Passanten. Gewisse Bedürfnisse
-müßten allerdings erst geweckt werden. Fast jeder vermisse irgend eine
-kleine Behaglichkeit. Boboll nahm ein Sammetbürstchen aus der Tasche, einen
-dreiteiligen Handspiegel, ein umlegbares Schreibepultchen, einen Ferngucker
-und andre nützliche Dinge. --
-
-Die Schutzleute betrachteten sich Bobolln lange Zeit aufmerksam. Er aber
-behielt seine schlichte Haltung bei und seinen guten Blick. Schließlich
-rieten ihm die Schutzleute ab, den Passanten zu helfen; ja, sie untersagten
-es ihm, weil es Unfug sei, da es Menschenaufläufe verursache; sie
-verwarnten ihn ernstlich und gaben ihm kund, er werde bei der nächsten
-Gelegenheit festgenommen werden. Hierauf ließen sie ihn frei und konnten
-sich noch eine geraume Weile kaum von ihm erholen. -- -- --
-
-Boboll ging durch die Passanten und spürte ihre Bedürfnisse wieder so
-deutlich. Einem Herrn nahm er den Zylinderhut ab. Es war ein rosiger,
-pikanter Junge, der es eilig hatte. Aber Boboll zog sein Bürstchen, und da
-er den seidnen Hut fein glatt streichelte, beantwortete er die eifrigen
-Fragen des jungen Menschen gar nicht, sondern überreichte ihm mit Stolz die
-glänzende Zierde. Der Bengel klappte sie erst Bobolln ans Ohr, dann sich
-auf den Kopf und wollte rasch weiter. Aber Boboll fragte ihn, ob er
-Toilettpapier brauche, ob er den Barometerstand wissen wolle, bitte hinten,
-Thermometer sei vorn; und Boboll ließ ihn auch noch in den dreiteiligen
-Spiegel sehen. Der elegante, aber rohe Kerl knallte ihm darauf eine runter
-und rannte ihn über den Haufen, daß er im Mist lag. Der Spiegel klirrte in
-Stücke, und aus der Ferne flog noch ein Bändchen Toilettpapier heftig genug
-an Bobolls rechtes Auge.
-
-Ahnungslose, mitleidige Passanten halfen Bobolln wieder auf die Beine; sie
-befreiten ihn von den Scherben des Spiegels und der andern Glasinstrumente.
-Boboll aber, noch erschüttert, forschte bereits wieder in ihren Mienen.
-Ach! Wie Vieles erriet er darin so genau: sie brauchten fast jeder Papier,
-Nadeln, Zeit- und andre Messer. Manche hatten das Datum vergessen; oder sie
-würden gern rasch etwas niederschreiben; oder es juckte sie an Stellen, zu
-denen sie selbst nicht gelangen konnten. Eine Dame hatte geweint, sie
-brauchte Puder; einem Herrn fehlte der Knopf an genierlicher Stelle. Gering
-waren diese Bedürfnisse -- gewiß! Aber Boboll fand seine Seligkeit darin,
-sie zu befriedigen; und Boboll durfte es nicht mehr, es ging nicht, er sah
-es ein.
-
-Das war nichts Geringes für ihn, es war seine Unbrauchbarmachung, das Ende,
-der Tod. Boboll mochte nur so funktionieren, nur als dieser kleine
-Passantengott, oder gar nicht. Entschlossen, sein Helfertum, aber mit
-diesem auch das Leben aufzugeben, dachte er nur noch darüber nach, wie er
-wenigstens aus seinem Tod den Passanten so manche Freude bereiten könne.
-Sein Vermögen stiftete er zur Errichtung einer fahrenden
-Bedürfnisbefriedigungsanstalt: hier sollten die Leute alle die vermißten
-Kleinigkeiten wiederfinden, die ihnen Boboll selbst nicht mehr zugute tun
-durfte. Bobolln fiel es als sehr sinnig ein, seine Leiche verbrennen und
-die Urne mit der Asche auf Wagen I ewig mitfahren zu lassen. Plötzlich
-hatte er eine viel glücklichere Idee.
-
-Kennen Sie die vielen Herrschaften, die den Verlust eines ihnen
-Nahestehenden beklagen, bis sie dessen Leiche schließlich in der Morgue
-entdecken? So! So! wollte Boboll sich sterben lassen. Er studierte
-Inserate, Polizeiberichte und Anschlagsäulen, und endlich gelang es ihm,
-einen richtigen Toten als vermißt angezeigt zu finden, der nach den
-Indizien ungefähr Ähnlichkeit mit ihm haben mußte. Gesucht wurde die Leiche
-des Krankenhäuslers Edgar Schiebedonkel, die wahrscheinlich von einem
-Wärter an die Anatomie verschachert worden war. Boboll besorgte sich eine
-Photographie Schiebedonkels und machte sich sorgfältig nach dieser zurecht,
-u. a. gehörte dazu eine Schnapsnase, eine Glatze, eine Narbe und mehrere
-Zahnlücken. Ja, Boboll ließ für schweres Geld Schiebedonkels alte
-Leibwäsche und Kleidung ankaufen. Aber sobald er sich die herzliche Freude
-der Familie und auch des entlasteten Wärters recht lebhaft vorstellte, wenn
-endlich Schiebedonkels Leiche sich im Schauhause wiederfände; so dünkte ihm
-kein Opfer zu gering, um der unmittelbare Urheber dieser Erfreuung zu
-werden.
-
-Sein Testament schloß mit diesem Passus: »Um der Stiftung, die ich hiermit
-errichte, keinen Pfennig unnütz zu entziehen, stopfe ich Dynamitpatronen in
-meinen Kopf und Rumpf überall, wo es nur irgend angeht; ich zerplatze ohne
-Rückbleibsel und spare so die Beerdigungskosten zu Nutz und Frommen aller
-Passanten.« -- -- --
-
-So geschah es, daß eines schönen Tages der Wärter und die Familie
-Schiebedonkel ohne Zögern entschieden den toten Edgar in der Morgue
-rekognoszierten. Da aber hättet ihr einmal etwas sehen können: Edgars
-Leiche lächelte! Sie wollten, sie konnten es nicht für möglich halten, aber
-sie sahen es! Wahre Güte, echte Menschenfreundlichkeit gibt selbst Ihrer
-Leiche ein joviales Aussehen. --
-
-Und just, als Familie Schiebedonkel mit dem Wärter den toten Boboll, den
-sie (der Wärter verwundert und froh) mit Edgarn verwechselten, zu Grabe
-brachten, karambolierte der Leichenwagen mit dem bekränzten ersten Tram der
-fahrenden Bedürfnisbefriedigungsanstalt, auf dessen Perron ein Greis
-Toilettpapier ausschrie. -- --
-
-
-
-
-DAS VERTIKALE GEWERBE
-
-
-BEFÜRCHTEN Sie nichts, Leserin! Wir wollen von etwas anderem reden. Kommen
-Sie doch bitte nach der Zeppelinstraße. So. Da sind wir schon. Sie sehen
-eine Ballonhalle? Recht! Wir gehen hinein, wir werden einen Aufstieg
-machen, innerhalb einer Stunde sämtliche Länder der Erde überfliegen -- und
-doch in dieser Ballonhalle bleiben.
-
-Sie wissen, man kann bereits auf ähnliche Weise zu Wasser und zu Lande
-reisen, in der Illusion, man säße in einem fahrenden Schilf oder
-Eisenbahnwagen, die gemalte Landschaft rollt draußen vor den Fenstern
-vorbei. Die Luftschiffahrt aber, die wir jetzt vorhaben, wird Sie durch die
-Restlosigkeit der Illusion entzücken. In diesem eigens zur exakten
-Vortäuschung von Luftreisen errichteten Kino hängt der Zuschauerraum hoch
-über der Schirmbühne. Sie kennen die Technik der sogenannten
-Hexenschaukeln: der Platz des Zuschauers ist stabil, der Raum aber um ihn
-herum beweglich, so daß der Plafond und der Fußboden beliebig miteinander
-verwechselt werden können, und der Zuschauer desorientiert und schwindlig
-wird. Nach diesem Beispiel sollten alle Räume zu Darstellungen eingerichtet
-sein; das beliebte horizontale Kino, in dem der Schirm sich vor dem
-Zuschauer befindet, ginge dann mit Leichtigkeit so zu verwandeln, daß der
-Zuschauer sich bald unter, bald über dem Schirm plaziert sähe; dadurch
-könnten die wunderbarsten Wirkungen hervorgebracht werden!
-
-Hier nun treten wir ein wie in die Gondelgalerien eines Riesenluftschiffs.
-Diese Gondelgalerien sind an der Decke eines Saales befestigt, und diese
-Decke ist dem Bauch eines Ballons nachgebildet. Von diesem Ballongewölbe
-hängt, an Tauwerk und Schnüren, das Parallel-Ring-System aus vier Galerien
-herab, auf dem Sitzplätze so angebracht sind, daß die Zuschauer über beide
-Brüstungen nach unten sehen können. Die innerste Galerie hat nur eine
-Brüstung nach außen hin; ihr Kreisrund ist nach innen hin durch einen
-Fußboden ausgefüllt; unter diesem befindet sich die Zelle des Technikers
-mit dem Projektionsapparat, dessen Aufnahmen bei Gelegenheit wirklicher
-Luftschiffahrten angefertigt worden sind. Beiläufig bemerkt, hört sich das
-Geräusch dieses Apparates wie das Surren der Schraube eines Luftschiffs an
-und dient also zur Erhöhung der Illusion.
-
-In senkrechter Tiefe unter diesen Galerien liegt die Bühne wie in einem
-Abgrund. Würde man einen Schlafenden auf eine dieser Galerien bringen und
-ihn dort aufwecken; sähe er dann über sich das Tauwerk und den Ballon,
-hörte er das Surren wie von einer Schraube und überzeugte sich beim Blicken
-in die Tiefe, daß unten etwa London vorbeizöge -- so würde er niemals auf
-die Vermutung einer Illusion geraten. Mit größter Leichtigkeit sind Abstieg
-und Aufstieg vorzuspiegeln: das zum Aufstieg gebrauchte Filmband wird
-umgekehrt abgerollt.
-
-Gleich das erste Bild wirft Sie unentrinnbar in den Wahn, Sie schwebten
-über der Halle desselben Theaters, in dem Sie sitzen, aufwärts, und Sie
-sähen, aus der Vogelperspektive, die weitere und immer weitere Umgebung.
-Der Lauf beschleunigt sich, und eine Reihe immer fernerer Landschaften und
-Städte ziehn unter Ihren Augen vorüber. Sie überfliegen Gebirge, Meere,
-Ströme, unter Ihnen rollt die ganze Erde vorbei.
-
-Das ist aber noch gar nichts gegen die ungeheuere Steigerung der Illusion
-durch den Umstand, daß der Apparat schließlich astronomische Objekte
-projiziert, und Sie sich wirklich unter die Sterne versetzt glauben können.
-Diese Aufnahmen sind künstlich, aber sehr raffiniert hergestellt. Ihre
-Reihe beginnt mit der Erhebung von der Erdkugel: Sie sehen z. B. unter sich
-das Meer mit einigem Inselland; es versinkt in die Tiefe und wird dabei
-zauberhaft plötzlich sphärisch, die Wölbung wird kleiner und kleiner -- auf
-einmal liegt sie tief unter Ihnen als Erdkugel, und Sie sind im Raum ohne
-Boden, bis Sie sich einer neuen Sternwelt, etwa dem Mond, dem Mars, wo
-nicht gar der Sonne nähern.
-
-Wie? Sie sagen, es gäbe weder die Zeppelinstraße noch so ein Kino? Sie
-irren sich! Die Kino-Unternehmer sind noch lange nicht so dumm, eine solche
-Gründung zu unterlassen. Und übrigens, argwöhnen Sie vielmehr, die gesamte
-Welt wäre bereits ein so vertikales Gewerbe -- aber nicht bloß optisch,
-sondern plastisch bis in alle Sinne hinein. Adieu! -- -- --
-
-
-
-
-
-End of the Project Gutenberg EBook of Schwarz-Weiß-Rot, by Mynona
-
-*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK SCHWARZ-WEIß-ROT ***
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-outside the United States. U.S. laws alone swamp our small staff.
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-Please check the Project Gutenberg Web pages for current donation
-methods and addresses. Donations are accepted in a number of other
-ways including checks, online payments and credit card donations.
-To donate, please visit: www.gutenberg.org/donate
-
-
-Section 5. General Information About Project Gutenberg-tm electronic
-works.
-
-Professor Michael S. Hart was the originator of the Project Gutenberg-tm
-concept of a library of electronic works that could be freely shared
-with anyone. For forty years, he produced and distributed Project
-Gutenberg-tm eBooks with only a loose network of volunteer support.
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-Project Gutenberg-tm eBooks are often created from several printed
-editions, all of which are confirmed as Public Domain in the U.S.
-unless a copyright notice is included. Thus, we do not necessarily
-keep eBooks in compliance with any particular paper edition.
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-Most people start at our Web site which has the main PG search facility:
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-This Web site includes information about Project Gutenberg-tm,
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--- a/44272-8.zip
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Binary files differ
diff --git a/44272-h.zip b/44272-h.zip
deleted file mode 100644
index 3232a99..0000000
--- a/44272-h.zip
+++ /dev/null
Binary files differ
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index 013dd3b..70fd8f7 100644
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@@ -122,43 +122,9 @@ hr.hr10 { margin-left:45%; width:10%; }
</head>
<body>
+<div>*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK 44272 ***</div>
-<pre>
-
-The Project Gutenberg EBook of Schwarz-Weiß-Rot, by Mynona
-
-This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with
-almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or
-re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included
-with this eBook or online at www.gutenberg.org
-
-
-Title: Schwarz-Weiß-Rot
- Grotesken
-
-Author: Mynona
-
-Illustrator: Ludwig Meidner
-
-Release Date: November 24, 2013 [EBook #44272]
-
-Language: German
-
-Character set encoding: ISO-8859-1
-
-*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK SCHWARZ-WEIß-ROT ***
-
-
-
-
-Produced by Jens Sadowski
-
-
-
-
-
-</pre>
<div class="titlematter">
@@ -2014,371 +1980,7 @@ plastisch bis in alle Sinne hinein. Adieu! &mdash; &mdash; &mdash;
-<pre>
-
-
-
-
-
-End of the Project Gutenberg EBook of Schwarz-Weiß-Rot, by Mynona
-
-*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK SCHWARZ-WEIß-ROT ***
-
-***** This file should be named 44272-h.htm or 44272-h.zip *****
-This and all associated files of various formats will be found in:
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-
-Produced by Jens Sadowski
-
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-
-
-*** START: FULL LICENSE ***
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-
-
-Section 2. Information about the Mission of Project Gutenberg-tm
-
-Project Gutenberg-tm is synonymous with the free distribution of
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-including obsolete, old, middle-aged and new computers. It exists
-because of the efforts of hundreds of volunteers and donations from
-people in all walks of life.
-
-Volunteers and financial support to provide volunteers with the
-assistance they need are critical to reaching Project Gutenberg-tm's
-goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will
-remain freely available for generations to come. In 2001, the Project
-Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure
-and permanent future for Project Gutenberg-tm and future generations.
-To learn more about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation
-and how your efforts and donations can help, see Sections 3 and 4
-and the Foundation information page at www.gutenberg.org
-
-
-Section 3. Information about the Project Gutenberg Literary Archive
-Foundation
-
-The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit
-501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the
-state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal
-Revenue Service. The Foundation's EIN or federal tax identification
-number is 64-6221541. Contributions to the Project Gutenberg
-Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent
-permitted by U.S. federal laws and your state's laws.
-
-The Foundation's principal office is located at 4557 Melan Dr. S.
-Fairbanks, AK, 99712., but its volunteers and employees are scattered
-throughout numerous locations. Its business office is located at 809
-North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887. Email
-contact links and up to date contact information can be found at the
-Foundation's web site and official page at www.gutenberg.org/contact
-
-For additional contact information:
- Dr. Gregory B. Newby
- Chief Executive and Director
- gbnewby@pglaf.org
-
-Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg
-Literary Archive Foundation
-
-Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide
-spread public support and donations to carry out its mission of
-increasing the number of public domain and licensed works that can be
-freely distributed in machine readable form accessible by the widest
-array of equipment including outdated equipment. Many small donations
-($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt
-status with the IRS.
-
-The Foundation is committed to complying with the laws regulating
-charities and charitable donations in all 50 states of the United
-States. Compliance requirements are not uniform and it takes a
-considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up
-with these requirements. We do not solicit donations in locations
-where we have not received written confirmation of compliance. To
-SEND DONATIONS or determine the status of compliance for any
-particular state visit www.gutenberg.org/donate
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-While we cannot and do not solicit contributions from states where we
-have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition
-against accepting unsolicited donations from donors in such states who
-approach us with offers to donate.
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-</pre>
+<div>*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK 44272 ***</div>
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</html>
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