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| author | Roger Frank <rfrank@pglaf.org> | 2025-10-15 02:12:02 -0700 |
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You may copy it, give it away or +re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included +with this eBook or online at www.gutenberg.org + + +Title: Das Motiv der Kästchenwahl + +Author: Sigmund Freud + +Editor: Sigmund Freud + Otto Rank + Hanns Sachs + +Release Date: December 24, 2007 [EBook #24017] + +Language: German + +Character set encoding: UTF-8 + +*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DAS MOTIV DER KÄSTCHENWAHL *** + + + + +Produced by Jana Srna and the Online Distributed +Proofreading Team at http://www.pgdp.net + + + + + + + IMAGO + + + ZEITSCHRIFT FÜR ANWENDUNG DER PSYCHOANALYSE + AUF DIE GEISTESWISSENSCHAFTEN + + HERAUSGEGEBEN VON PROF. DR. SIGM. FREUD + + SCHRIFTLEITUNG: + II. 3. DR. OTTO RANK / DR. HANNS SACHS 1913 + + + + +Das Motiv der Kästchenwahl. + +Von SIGM. FREUD. + + +I. + +Zwei Szenen aus _Shakespeare_, eine heitere und eine tragische, haben +mir kürzlich den Anlaß zu einer kleinen Problemstellung und Lösung +gegeben. + +Die heitere ist die der Wahl des Freiers zwischen drei Kästchen im +»Kaufmann von Venedig«. Die schöne und kluge Porzia ist durch den Willen +ihres Vaters gebunden, nur den von ihren Bewerbern zum Mann zu nehmen, +der von drei ihm vorgelegten Kästchen das richtige wählt. Die drei +Kästchen sind von Gold, von Silber und von Blei; das richtige ist jenes, +welches ihr Bildnis einschließt. Zwei Bewerber sind bereits erfolglos +abgezogen, sie hatten Gold und Silber gewählt. Bassanio, der Dritte, +entscheidet sich für das Blei; er gewinnt damit die Braut, deren Neigung +ihm bereits vor der Schicksalsprobe gehört hat. Jeder der Freier hatte +seine Entscheidung durch eine Rede motiviert, in welcher er das von ihm +bevorzugte Metall anpries, während er die beiden anderen herabsetzte. +Die schwerste Aufgabe war dabei dem glücklichen dritten Freier +zugefallen; was er zur Verherrlichung des Bleis gegen Gold und Silber +sagen kann, ist wenig und klingt gezwungen. Stünden wir in der +psychoanalytischen Praxis vor solcher Rede, so würden wir hinter der +unbefriedigenden Begründung geheimgehaltene Motive wittern. + +_Shakespeare_ hat das Orakel der Kästchenwahl nicht selbst erfunden, er +nahm es aus einer Erzählung der »Gesta Romanorum«, in welcher ein +Mädchen dieselbe Wahl vornimmt, um den Sohn des Kaisers zu gewinnen[1]. +Auch hier ist das dritte Metall, das Blei, das Glückbringende. Es ist +nicht schwer zu erraten, daß hier ein altes Motiv vorliegt, welches nach +Deutung, Ableitung und Zurückführung verlangt. Eine erste Vermutung, +was wohl die Wahl zwischen Gold, Silber und Blei bedeuten möge, findet +bald Bestätigung durch eine Äußerung von E. _Stucken_[2], der sich in +weitausgreifendem Zusammenhang mit dem nämlichen Stoff beschäftigt. Er +sagt: »Wer die drei Freier Porzias sind, erhellt aus dem, was sie +wählen: Der Prinz von Marokko wählt den goldenen Kasten: er ist die +Sonne; der Prinz von Arragon wählt den silbernen Kasten: er ist der +Mond; Bassanio wählt den bleiernen Kasten: er ist der Sternenknabe.« Zur +Unterstützung dieser Deutung zitiert er eine Episode aus dem estnischen +Volksepos Kalewipoeg, in welcher die drei Freier unverkleidet als +Sonnen-, Mond- und Sternenjüngling (»des Polarsterns ältestes Söhnchen«) +auftreten und die Braut wiederum dem Dritten zufällt. + + [1] G. _Brandes_, William Shakespeare, 1896. + + [2] Ed. _Stucken_, Astralmythen, p. 655, Leipzig 1907. + +So führte also unser kleines Problem auf einen Astralmythus! Nur schade, +daß wir mit dieser Aufklärung nicht zu Ende gekommen sind. Das Fragen +setzt sich weiter fort, denn wir glauben nicht mit manchen +Mythenforschern, daß die Mythen vom Himmel herabgelesen worden sind, +vielmehr urteilen wir mit O. _Rank_[3], daß sie auf den Himmel +projiziert wurden, nachdem sie anderswo unter rein menschlichen +Bedingungen entstanden waren. Diesem menschlichen Inhalt gilt aber unser +Interesse. + + [3] O. _Rank_, Der Mythus von der Geburt des Helden, p. 8 fg., Wien + und Leipzig 1909. + +Fassen wir unseren Stoff nochmals ins Auge. Im estnischen Epos wie in +der Erzählung der Gesta Romanorum handelt es sich um die Wahl eines +Mädchens zwischen drei Freiern, in der Szene des »Kaufmann von Venedig« +anscheinend um das nämliche, aber gleichzeitig tritt an dieser letzten +Stelle etwas wie eine Umkehrung des Motivs auf: Ein Mann wählt zwischen +drei -- Kästchen. Wenn wir es mit einem Traum zu tun hätten, würden wir +sofort daran denken, daß die Kästchen auch Frauen sind, Symbole des +Wesentlichen an der Frau und darum der Frau selbst, wie Büchsen, Dosen, +Schachteln, Körbe usw. Gestatten wir uns eine solche symbolische +Ersetzung auch beim Mythus anzunehmen, so wird die Kästchenszene im +»Kaufmann von Venedig« wirklich zur Umkehrung, die wir vermutet haben. +Mit einem Ruck, wie er sonst nur im Märchen beschrieben wird, haben wir +unserem Thema das astrale Gewand abgestreift und sehen nun, es behandelt +ein menschliches Motiv, die _Wahl eines Mannes zwischen drei Frauen_. + +Dasselbe ist aber der Inhalt einer anderen Szene _Shakespeare_s in einem +der erschütterndsten seiner Dramen, keine Brautwahl diesmal, aber doch +durch so viel geheime Ähnlichkeiten mit der Kästchenwahl im »Kaufmann« +verknüpft. Der alte König Lear beschließt noch bei Lebzeiten sein Reich +unter seine drei Töchter zu verteilen, je nach Maßgabe der Liebe, die +sie für ihn äußern. Die beiden älteren, _Goneril_ und _Regan_, +erschöpften sich in Beteuerungen und Anpreisungen ihrer Liebe, die +dritte, _Cordelia_, weigert sich dessen. Er hätte diese unscheinbare, +wortlose Liebe der Dritten erkennen und belohnen sollen, aber er +verkennt sie, verstößt Cordelia und teilt das Reich unter die beiden +anderen, zu seinem und zu aller Unheil. Ist das nicht wieder eine Szene +der Wahl zwischen drei Frauen, von denen die jüngste die beste, die +vorzüglichste ist? + +Sofort fallen uns nun aus Mythus, Märchen und Dichtung andere Szenen +ein, welche die nämliche Situation zum Inhalt haben: Der Hirte Paris hat +die Wahl zwischen drei Göttinnen, von denen er die dritte zur Schönsten +erklärt. Aschenputtel ist eine ebensolche Jüngste, die der Königssohn +den beiden Älteren vorzieht, Psyche im Märchen des Apulejus ist die +jüngste und schönste von drei Schwestern, Psyche, die einerseits als +menschlich gewordene Aphrodite verehrt wird, anderseits von dieser +Göttin behandelt wird wie Aschenputtel von ihrer Stiefmutter, einen +vermischten Haufen von Samenkörnern schlichten soll und es mit Hilfe von +kleinen Tieren (Tauben bei Aschenputtel, Ameisen bei Psyche) +zustandebringt[4]. Wer sich weiter im Material umsehen wollte, würde +gewiß noch andere Gestaltungen desselben Motivs mit Erhaltung derselben +wesentlichen Züge auffinden können. + + [4] Den Hinweis auf diese Übereinstimmungen verdanke ich Dr. O. _Rank_. + +Begnügen wir uns mit Cordelia, Aphrodite, Aschenputtel und Psyche! Die +drei Frauen, von denen die dritte die vorzüglichste ist, sind wohl als +irgendwie gleichartig aufzufassen, wenn sie als Schwestern vorgeführt +werden. Es soll uns nicht irre machen, wenn es bei Lear die drei Töchter +des Wählenden sind, das bedeutet vielleicht nichts anderes, als daß Lear +als alter Mann dargestellt werden soll. Den alten Mann kann man nicht +leicht anders zwischen drei Frauen wählen lassen; darum werden diese zu +seinen Töchtern. + +Wer sind aber diese drei Schwestern und warum muß die Wahl auf die +Dritte fallen? Wenn wir diese Frage beantworten könnten, wären wir im +Besitz der gesuchten Deutung. Nun haben wir uns bereits einmal der +Anwendung psychoanalytischer Techniken bedient, als wir uns die drei +Kästchen symbolisch als drei Frauen aufklärten. Haben wir den Mut, ein +solches Verfahren fortzusetzen, so betreten wir einen Weg, der zunächst +ins Unvorhergesehene, Unbegreifliche, auf Umwegen vielleicht zu einem +Ziele führt. + +Es darf uns auffallen, daß jene vorzügliche Dritte in mehreren Fällen +außer ihrer Schönheit noch gewisse Besonderheiten hat. Es sind +Eigenschaften, die nach irgendeiner Einheit zu streben scheinen; wir +dürfen gewiß nicht erwarten, sie in allen Beispielen gleich gut +ausgeprägt zu finden. Cordelia macht sich unkenntlich, unscheinbar wie +das Blei, sie bleibt stumm, sie »liebt und schweigt«. Aschenputtel +verbirgt sich, so daß sie nicht aufzufinden ist. Wir dürfen vielleicht +das sich Verbergen dem Verstummen gleichsetzen. Dies wären allerdings +nur zwei Fälle von den fünf, die wir herausgesucht haben. Aber eine +Andeutung davon findet sich merkwürdigerweise auch noch bei zwei +anderen. Wir haben uns ja entschlossen, die widerspenstig ablehnende +Cordelia dem Blei zu vergleichen. Von diesem heißt es in der kurzen Rede +des Bassanio während der Kästchenwahl, eigentlich so ganz unvermittelt: + + _Thy paleness moves me more than eloquence._ + (_plainness_ nach anderer Leseart). + +Also: Deine Schlichtheit geht mir näher als der beiden anderen +schreiendes Wesen. Gold und Silber sind »laut«, das Blei ist stumm, +wirklich wie Cordelia, die »liebt und schweigt«[5]. + + [5] In der _Schlegel_schen Übersetzung geht diese Anspielung ganz + verloren, ja sie wird zur Gegenseite gewendet: + + Dein schlichtes Wesen spricht beredt mich an. + +In den altgriechischen Erzählungen des Parisurteils ist von einer +solchen Zurückhaltung der Aphrodite nichts enthalten. Jede der drei +Göttinnen spricht zu dem Jüngling und sucht ihn durch Verheißungen zu +gewinnen. Aber in einer ganz modernen Bearbeitung derselben Szene kommt +der uns auffällig gewordene Zug der Dritten sonderbarerweise wieder zum +Vorschein. Im Libretto der »Schönen Helena« erzählt Paris, nachdem er +von den Werbungen der beiden anderen Göttinnen berichtet, wie sich +Aphrodite in diesem Wettkampf um den Schönheitspreis benommen: + + Und die Dritte -- ja die Dritte -- + Stand daneben und blieb _stumm_. + Ihr mußt' ich den Apfel geben usw. + +Entschließen wir uns, die Eigentümlichkeit unserer Dritten in der +»Stummheit« konzentriert zu sehen, so sagt uns die Psychoanalyse: +Stummheit ist im Traume eine gebräuchliche Darstellung des Todes[6]. + + [6] Auch in _Stekel_s »Sprache des Traumes« 1911 unter den + Todessymbolen angeführt. (p. 351.) + +Vor mehr als zehn Jahren teilte mir ein hochintelligenter Mann einen +Traum mit, den er als Beweis für die telepathische Natur der Träume +verwerten wollte. Er sah einen abwesenden Freund, von dem er überlange +keine Nachricht erhalten hatte, und machte ihm eindringliche Vorwürfe +über sein Stillschweigen. Der Freund gab keine Antwort. Es stellte sich +dann heraus, daß er ungefähr um die Zeit dieses Traumes durch Selbstmord +geendet hatte. Lassen wir das Problem der Telepathie beiseite; daß die +Stummheit im Traume zur Darstellung des Todes wird, scheint hier nicht +zweifelhaft. Auch das sich Verbergen, Unauffindbarsein, wie es der +Märchenprinz dreimal beim Aschenputtel erlebt, ist im Traume ein +unverkennbares Todessymbol; nicht minder die auffällige Blässe, an +welche die paleness des Bleis in der einen Leseart des _Shakespeare_schen +Textes erinnert[7]. Die Übertragung dieser Deutungen aus der Sprache des +Traumes auf die Ausdrucksweise des uns beschäftigenden Mythus wird uns +aber wesentlich erleichtert, wenn wir wahrscheinlich machen können, daß +die Stummheit auch in anderen Produktionen, die nicht Träume sind, als +Zeichen des Totseins gedeutet werden muß. + + [7] _Stekel_, l. c. + +Ich greife hier das neunte der _Grimm_schen Volksmärchen heraus, welches +die Überschrift hat: »Die zwölf Brüder«[8]. Ein König und eine Königin +hatten zwölf Kinder, lauter Buben. Da sagte der König, wenn das +dreizehnte Kind ein Mädchen ist, müssen die Buben sterben. In Erwartung +dieser Geburt läßt er zwölf Särge machen. Die zwölf Söhne flüchten sich +mit Hilfe der Mutter in einen versteckten Wald und schwören jedem +Mädchen den Tod, dem sie begegnen sollten. + + [8] P. 50 der Reklamausgabe, I. Bd. + +Ein Mädchen wird geboren, wächst heran und erfährt einmal von der +Mutter, daß es zwölf Brüder gehabt hat. Es beschließt, sie aufzusuchen +und findet im Walde den Jüngsten, der sie erkennt aber verbergen möchte +wegen des Eides der Brüder. Die Schwester sagt: Ich will gerne sterben, +wenn ich damit meine zwölf Brüder erlösen kann. Die Brüder nehmen sie +aber herzlich auf, sie bleibt bei ihnen und besorgt ihnen das Haus. + +In einem kleinen Garten bei dem Haus wachsen zwölf Lilienblumen; die +bricht das Mädchen ab, um jedem Bruder eine zu schenken. In diesem +Augenblicke werden die Brüder in Raben verwandelt und verschwinden mit +Haus und Garten. -- Die Raben sind Seelenvögel, die Tötung der zwölf +Brüder durch ihre Schwester wird durch das Abpflücken der Blumen von +neuem dargestellt, wie zu Eingang durch die Särge und das Verschwinden +der Brüder. -- Das Mädchen, das wiederum bereit ist, seine Brüder vom +Tod zu erlösen, erfährt nun als Bedingung, daß sie sieben Jahre stumm +sein, kein einziges Wort sprechen darf. Sie unterzieht sich dieser +Probe, durch die sie selbst in Lebensgefahr gerät, d. h. sie stirbt +selbst für die Brüder, wie sie es vor dem Zusammentreffen mit den +Brüdern gelobt hat. Durch die Einhaltung der Stummheit gelingt ihr +endlich die Erlösung der Raben. + +Ganz ähnlich werden im Märchen von den »sechs Schwänen« die in Vögel +verwandelten Brüder durch die Stummheit der Schwester erlöst, d. h. +wiederbelebt. Das Mädchen hat den festen Entschluß gefaßt, seine Brüder +zu erlösen, und »wenn es auch sein Leben kostete« und bringt als +Gemahlin des Königs wiederum ihr eigenes Leben in Gefahr, weil sie gegen +böse Anklagen ihre Stummheit nicht aufgeben will. + +Wir würden sicherlich aus den Märchen noch andere Beweise erbringen +können, daß die Stummheit als Darstellung des Todes verstanden werden +muß. Wenn wir diesem Anzeichen folgen dürfen, so wäre die dritte unserer +Schwestern, zwischen denen die Wahl stattfindet, eine Tote. Sie kann +aber auch etwas anderes sein, nämlich der Tod selbst, die Todesgöttin. +Vermöge einer gar nicht seltenen Verschiebung werden die Eigenschaften, +die eine Gottheit den Menschen zuteilt, ihr selbst zugeschrieben. Am +wenigsten wird uns solche Verschiebung bei der Todesgöttin befremden, +denn in der modernen Auffassung und Darstellung, die hier vorweggenommen +würde, ist der Tod selbst nur ein Toter. + +Wenn aber die dritte der Schwestern die Todesgöttin ist, so kennen wir +die Schwestern. Es sind die Schicksalsschwestern, die _Moiren_ oder +Parzen oder Nornen, deren dritte _Atropos_ heißt: die Unerbittliche. + + +II. + +Stellen wir die Sorge, wie die gefundene Deutung in unseren Mythus +einzufügen ist, einstweilen beiseite, und holen wir uns bei den +Mythologen Belehrung über Rolle und Herkunft der Schicksalsgöttinnen[9]. + + [9] Das folgende nach _Roscher_s Lexikon der griechischen und + römischen Mythologie unter den entsprechenden Titeln. + +Die älteste griechische Mythologie kennt nur eine Μοῖρα als +Personifikation des unentrinnbaren Schicksals (bei Homer). Die +Fortentwicklung dieser einen Moira zu einem Schwesterverein von drei +(seltener zwei) Gottheiten erfolgte wahrscheinlich in Anlehnung an +andere Göttergestalten, denen die Moiren nahestehen, die Chariten und +die Horen. + +Die Horen sind ursprünglich Gottheiten der himmlischen Gewässer, die +Regen und Tau spenden, der Wolken, aus denen der Regen niederfällt, und +da diese Wolken als Gespinst erfaßt werden, ergibt sich für diese +Göttinnen der Charakter der Spinnerinnen, der dann an den Moiren fixiert +wird. In den von der Sonne verwöhnten Mittelmeerländern ist es der +Regen, von dem die Fruchtbarkeit des Bodens abhängig wird, und darum +wandeln sich die Horen zu Vegetationsgottheiten. Man dankt ihnen die +Schönheit der Blumen und den Reichtum der Früchte, stattet sie mit einer +Fülle von liebenswürdigen und anmutigen Zügen aus. Sie werden zu den +göttlichen Vertreterinnen der Jahreszeiten und erwerben vielleicht durch +diese Beziehung ihre Dreizahl, wenn die heilige Natur der Drei zu deren +Aufklärung nicht genügen sollte. Denn diese alten Völker unterschieden +zuerst nur drei Jahreszeiten: Winter, Frühling und Sommer. Der Herbst +kam erst in späten griechisch-römischen Zeiten hinzu; dann bildete die +Kunst häufig vier Horen ab. + +Die Beziehung zur Zeit blieb den Horen erhalten; sie wachten später über +die Tageszeiten wie zuerst über die Zeiten des Jahres; endlich sank ihr +Name zur Bezeichnung der Stunde (heure, ora) herab. Die den Horen und +Moiren wesensverwandten Nornen der deutschen Mythologie tragen diese +Zeitbedeutung in ihren Namen zur Schau. Es konnte aber nicht ausbleiben, +daß das Wesen dieser Gottheiten tiefer erfaßt und in das Gesetzmäßige im +Wandel der Zeiten verlegt wurde; die Horen wurden so zu Hüterinnen des +Naturgesetzes und der heiligen Ordnung, welche mit unabänderlicher +Reihenfolge in der Natur das gleiche wiederkehren läßt. + +Diese Erkenntnis der Natur wirkte zurück auf die Auffassung des +menschlichen Lebens. Der Naturmythus wandelte sich zum Menschenmythus; +aus den Wettergöttinnen wurden Schicksalsgottheiten. Aber diese Seite +der Horen kam erst in den Moiren zum Ausdruck, die über die notwendige +Ordnung im Menschenleben so unerbittlich wachen wie die Horen über die +Gesetzmäßigkeit der Natur. Das unabwendbar Strenge des Gesetzes, die +Beziehung zu Tod und Untergang, die an den lieblichen Gestalten der +Horen vermieden worden waren, sie prägten sich nun an den Moiren aus, +als ob der Mensch den ganzen Ernst des Naturgesetzes erst dann empfände, +wenn er die eigene Person ihm unterordnen soll. + +Die Namen der drei Spinnerinnen haben auch bei den Mythologen +bedeutsames Verständnis gefunden. Die zweite _Lachesis_ scheint das +»innerhalb der Gesetzmäßigkeit des Schicksals Zufällige« zu +bezeichnen[10] -- wir würden sagen: das Erleben -- wie _Atropos_ das +Unabwendbare, den Tod, und dann bliebe für _Klotho_ die Bedeutung der +verhängnisvollen, mitgebrachten Anlage. + + [10] J. _Roscher_ nach Preller-Robert, Griech. Mythologie. + +Und nun ist es Zeit, zu dem der Deutung unterliegenden Motiv der Wahl +zwischen drei Schwestern zurückzukehren. Mit tiefem Mißvergnügen werden +wir bemerken, wie unverständlich die betrachteten Situationen werden, +wenn wir in sie die gefundene Deutung einsetzen, und welche Widersprüche +zum scheinbaren Inhalt derselben sich dann ergeben. Die dritte der +Schwestern soll die Todesgöttin sein, der Tod selbst, und im Parisurteil +ist es die Liebesgöttin, im Märchen des Apulejus eine dieser letzteren +vergleichbare Schönheit, im Kaufmann die schönste und klügste Frau, im +Lear die einzig treue Tochter. Kann ein Widerspruch vollkommener gedacht +werden? Doch vielleicht ist diese unwahrscheinliche Steigerung ganz in +der Nähe. Sie liegt wirklich vor, wenn in unserem Motiv jedesmal +zwischen den Frauen frei gewählt wird, und wenn die Wahl dabei auf den +Tod fallen soll, den doch niemand wählt, dem man durch ein Verhängnis +zum Opfer fällt. + +Indes Widersprüche von einer gewissen Art, Ersetzungen durch das volle +kontradiktorische Gegenteil bereiten der analytischen Deutungsarbeit +keine ernste Schwierigkeit. Wir werden uns hier nicht darauf berufen, +daß Gegensätze in den Ausdrucksweisen des Unbewußten wie im Traume so +häufig durch eines und das nämliche Element dargestellt werden. Aber wir +werden daran denken, daß es Motive im Seelenleben gibt, welche die +Ersetzung durch das Gegenteil als sogenannte Reaktionsbildung +herbeiführen, und können den Gewinn unserer Arbeit gerade in der +Aufdeckung solcher verborgener Motive suchen. Die Schöpfung der Moiren +ist der Erfolg einer Einsicht, welche den Menschen mahnt, auch er sei +ein Stück der Natur und darum dem unabänderlichen Gesetz des Todes +unterworfen. Gegen diese Unterwerfung mußte sich etwas im Menschen +sträuben, der nur höchst ungern auf seine Ausnahmsstellung verzichtet. +Wir wissen, daß der Mensch seine Phantasietätigkeit zur Befriedigung +seiner von der Realität unbefriedigten Wünsche verwendet. So lehnte sich +denn seine Phantasie gegen die im Moirenmythus verkörperte Einsicht auf +und schuf den davon abgeleiteten Mythus, in dem die Todesgöttin durch +die Liebesgöttin, und was ihr an menschlichen Gestaltungen gleichkommt, +ersetzt ist. Die dritte der Schwestern ist nicht mehr der Tod, sie ist +die schönste, beste, begehrenswerteste, liebenswerteste der Frauen. Und +diese Ersetzung war technisch keineswegs schwer; sie war durch eine alte +Ambivalenz vorbereitet, sie vollzog sich längs eines uralten +Zusammenhanges, der noch nicht lange vergessen sein konnte. Die +Liebesgöttin selbst, die jetzt an die Stelle der Todesgöttin trat, war +einst mit ihr identisch gewesen. Noch die griechische Aphrodite +entbehrte nicht völlig der Beziehungen zur Unterwelt, obwohl sie ihre +chthonische Rolle längst an andere Göttergestalten, an die Persephone, +die dreigestaltige Artemis-Hekate, abgegeben hatte. Die großen +Muttergottheiten der orientalischen Völker scheinen aber alle ebensowohl +Zeugerinnen wie Vernichterinnen, Göttinnen des Lebens und der +Befruchtung wie Todesgöttinnen gewesen zu sein. So greift die Ersetzung +durch ein Wunschgegenteil bei unserem Motiv auf eine uralte Identität +zurück. + +Dieselbe Erwägung beantwortet uns die Frage, woher der Zug der Wahl in +den Mythus von den drei Schwestern geraten ist. Es hat hier wiederum +eine Wunschverkehrung stattgefunden. Wahl steht an der Stelle von +Notwendigkeit, von Verhängnis. So überwindet der Mensch den Tod, den er +in seinem Denken anerkannt hat. Es ist kein stärkerer Triumph der +Wunscherfüllung denkbar. Man wählt dort, wo man in Wirklichkeit dem +Zwange gehorcht, und die man wählt, ist nicht die Schreckliche, sondern +die Schönste und Begehrenswerteste. + +Bei näherem Zusehen merken wir freilich, daß die Entstellungen des +ursprünglichen Mythus nicht gründlich genug sind, um sich nicht durch +Resterscheinungen zu verraten. Die freie Wahl zwischen den drei +Schwestern ist eigentlich keine freie Wahl, denn sie muß +notwendigerweise die dritte treffen, wenn nicht, wie im Lear, alles +Unheil aus ihr entstehen soll. Die Schönste und Beste, welche an Stelle +der Todesgöttin getreten ist, hat Züge behalten, die an das Unheimliche +streifen, so daß wir aus ihnen das Verborgene erraten konnten[11]. + + [11] Auch die Psyche des Apulejus hat reichlich Züge bewahrt, welche + an ihre Beziehung zum Tode mahnen. Ihre Hochzeit wird gerüstet wie + eine Leichenfeier, sie muß in die Unterwelt hinabsteigen und versinkt + nachher in einen totenähnlichen Schlaf (O. _Rank_). + + Über die Bedeutung der Psyche als Frühlingsgottheit und als »Braut des + Todes« s. A. _Zinzow_: »Psyche und Eros« (Halle 1881). + + In einem anderen _Grimm_schen Märchen (Nr. 179, Die Gänsehirtin am + Brunnen) findet sich wie beim Aschenputtel die Abwechslung von schöner + und häßlicher Gestalt der dritten Tochter, in der man wohl eine + Andeutung von deren Doppelnatur -- vor und nach der Ersetzung -- + erblicken darf. Diese dritte wird von ihrem Vater nach einer Probe + verstoßen, welche mit der im König Lear fast zusammenfällt. Sie soll + wie die anderen Schwestern angeben, wie lieb sie den Vater hat, findet + aber keinen anderen Ausdruck ihrer Liebe als den Vergleich mit dem + Salz. (Freundliche Mitteilung von Dr. _Hanns Sachs_.) + +Wir haben bisher den Mythus und seine Wandlung verfolgt und hoffen die +geheimen Gründe dieser Wandlung aufgezeigt zu haben. Nun darf uns wohl +die Verwendung des Motivs beim Dichter interessieren. Wir bekommen den +Eindruck, als ginge beim Dichter eine Reduktion des Motivs auf den +ursprünglichen Mythus vor sich, so daß der ergreifende, durch die +Entstellung abgeschwächte Sinn des letzteren von uns wieder verspürt +wird. Durch diese Reduktion der Entstellung, die teilweise Rückkehr zum +Ursprünglichen, erziele der Dichter die tiefere Wirkung, die er bei uns +erzeugt. + +Um Mißverständnissen vorzubeugen will ich sagen, ich habe nicht die +Absicht zu widersprechen, daß das Drama vom König Lear die beiden weisen +Lehren einschärfen wolle, man solle auf sein Gut und seine Rechte nicht +zu Lebzeiten verzichten, und man müsse sich hüten, Schmeichelei für bare +Münze zu nehmen. Diese und ähnliche Mahnungen ergeben sich wirklich aus +dem Stück, aber es erscheint mir ganz unmöglich, die ungeheure Wirkung +des Lear aus dem Eindruck dieses Gedankeninhaltes zu erklären oder +anzunehmen, daß die persönlichen Motive des Dichters mit der Absicht +diese Lehren vorzutragen erschöpft seien. Auch die Auskunft, der Dichter +habe uns die Tragödie der Undankbarkeit vorspielen wollen, deren Bisse +er wohl am eigenen Leib verspürt, und die Wirkung des Spiels beruhe auf +dem rein formalen Moment der künstlerischen Einkleidung, scheint mir das +Verständnis nicht zu ersetzen, welches uns durch die Würdigung des +Motivs der Wahl zwischen den drei Schwestern eröffnet wird. + +Lear ist ein alter Mann. Wir sagten schon, darum erscheinen die drei +Schwestern als seine Töchter. Das Vaterverhältnis, aus dem so viel +fruchtbare dramatische Antriebe erfließen könnten, wird im Drama weiter +nicht verwertet. Lear ist aber nicht nur ein Alter, sondern auch ein +Sterbender. Die so absonderliche Voraussetzung der Erbteilung verliert +dann alles Befremdende. Dieser dem Tode Verfallene will aber auf die +Liebe des Weibes nicht verzichten, er will hören, wie sehr er geliebt +wird. Nun denke man an die erschütternde letzte Szene, einen der +Höhepunkte der Tragik im modernen Drama: Lear trägt den Leichnam der +Cordelia auf die Bühne. Cordelia ist der Tod. Wenn man die Situation +umkehrt, wird sie uns verständlich und vertraut. Es ist die Todesgöttin, +die den verstorbenen Helden vom Kampfplatze wegträgt, wie die Walküre in +der deutschen Mythologie. Ewige Weisheit im Gewand des uralten Mythus +rät dem alten Manne, der Liebe zu entsagen, den Tod zu wählen, sich mit +der Notwendigkeit des Sterbens zu befreunden. + +Der Dichter bringt uns das alte Motiv näher, indem er die Wahl zwischen +den drei Schwestern von einem Gealterten und Sterbenden vollziehen läßt. +Die regressive Bearbeitung, die er so mit dem durch Wunschverwandlung +entstellten Mythus vorgenommen, läßt dessen alten Sinn so weit +durchschimmern, daß uns vielleicht auch eine flächenhafte, allegorische +Deutung der drei Frauengestalten des Motivs ermöglicht wird. Man könnte +sagen, es seien die drei für den Mann unvermeidlichen Beziehungen zum +Weibe, die hier dargestellt sind: Die Gebärerin, die Genossin und die +Verderberin. Oder die drei Formen, zu denen sich ihm das Bild der Mutter +im Lauf des Lebens wandelt: Die Mutter selbst, die Geliebte, die er nach +deren Ebenbild gewählt, und zuletzt die Mutter Erde, die ihn wieder +aufnimmt. Der alte Mann aber hascht vergebens nach der Liebe des Weibes, +wie er sie zuerst von der Mutter empfangen; nur die dritte der +Schicksalsfrauen, die schweigsame Todesgöttin, wird ihn in ihre Arme +nehmen. + + + + + +End of Project Gutenberg's Das Motiv der Kästchenwahl, by Sigmund Freud + +*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DAS MOTIV DER KÄSTCHENWAHL *** + +***** This file should be named 24017-0.txt or 24017-0.zip ***** +This and all associated files of various formats will be found in: + http://www.gutenberg.org/2/4/0/1/24017/ + +Produced by Jana Srna and the Online Distributed +Proofreading Team at http://www.pgdp.net + + +Updated editions will replace the previous one--the old editions +will be renamed. + +Creating the works from public domain print editions means that no +one owns a United States copyright in these works, so the Foundation +(and you!) can copy and distribute it in the United States without +permission and without paying copyright royalties. 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You may copy it, give it away or +re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included +with this eBook or online at www.gutenberg.org + + +Title: Das Motiv der Kstchenwahl + +Author: Sigmund Freud + +Editor: Sigmund Freud + Otto Rank + Hanns Sachs + +Release Date: December 24, 2007 [EBook #24017] + +Language: German + +Character set encoding: ISO-8859-1 + +*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DAS MOTIV DER KSTCHENWAHL *** + + + + +Produced by Jana Srna and the Online Distributed +Proofreading Team at http://www.pgdp.net + + + + + + + IMAGO + + + ZEITSCHRIFT FR ANWENDUNG DER PSYCHOANALYSE + AUF DIE GEISTESWISSENSCHAFTEN + + HERAUSGEGEBEN VON PROF. DR. SIGM. FREUD + + SCHRIFTLEITUNG: + II. 3. DR. OTTO RANK / DR. HANNS SACHS 1913 + + + + +Das Motiv der Kstchenwahl. + +Von SIGM. FREUD. + + +I. + +Zwei Szenen aus _Shakespeare_, eine heitere und eine tragische, haben +mir krzlich den Anla zu einer kleinen Problemstellung und Lsung +gegeben. + +Die heitere ist die der Wahl des Freiers zwischen drei Kstchen im +Kaufmann von Venedig. Die schne und kluge Porzia ist durch den Willen +ihres Vaters gebunden, nur den von ihren Bewerbern zum Mann zu nehmen, +der von drei ihm vorgelegten Kstchen das richtige whlt. Die drei +Kstchen sind von Gold, von Silber und von Blei; das richtige ist jenes, +welches ihr Bildnis einschliet. Zwei Bewerber sind bereits erfolglos +abgezogen, sie hatten Gold und Silber gewhlt. Bassanio, der Dritte, +entscheidet sich fr das Blei; er gewinnt damit die Braut, deren Neigung +ihm bereits vor der Schicksalsprobe gehrt hat. Jeder der Freier hatte +seine Entscheidung durch eine Rede motiviert, in welcher er das von ihm +bevorzugte Metall anpries, whrend er die beiden anderen herabsetzte. +Die schwerste Aufgabe war dabei dem glcklichen dritten Freier +zugefallen; was er zur Verherrlichung des Bleis gegen Gold und Silber +sagen kann, ist wenig und klingt gezwungen. Stnden wir in der +psychoanalytischen Praxis vor solcher Rede, so wrden wir hinter der +unbefriedigenden Begrndung geheimgehaltene Motive wittern. + +_Shakespeare_ hat das Orakel der Kstchenwahl nicht selbst erfunden, er +nahm es aus einer Erzhlung der Gesta Romanorum, in welcher ein +Mdchen dieselbe Wahl vornimmt, um den Sohn des Kaisers zu gewinnen[1]. +Auch hier ist das dritte Metall, das Blei, das Glckbringende. Es ist +nicht schwer zu erraten, da hier ein altes Motiv vorliegt, welches nach +Deutung, Ableitung und Zurckfhrung verlangt. Eine erste Vermutung, +was wohl die Wahl zwischen Gold, Silber und Blei bedeuten mge, findet +bald Besttigung durch eine uerung von E. _Stucken_[2], der sich in +weitausgreifendem Zusammenhang mit dem nmlichen Stoff beschftigt. Er +sagt: Wer die drei Freier Porzias sind, erhellt aus dem, was sie +whlen: Der Prinz von Marokko whlt den goldenen Kasten: er ist die +Sonne; der Prinz von Arragon whlt den silbernen Kasten: er ist der +Mond; Bassanio whlt den bleiernen Kasten: er ist der Sternenknabe. Zur +Untersttzung dieser Deutung zitiert er eine Episode aus dem estnischen +Volksepos Kalewipoeg, in welcher die drei Freier unverkleidet als +Sonnen-, Mond- und Sternenjngling (des Polarsterns ltestes Shnchen) +auftreten und die Braut wiederum dem Dritten zufllt. + + [1] G. _Brandes_, William Shakespeare, 1896. + + [2] Ed. _Stucken_, Astralmythen, p. 655, Leipzig 1907. + +So fhrte also unser kleines Problem auf einen Astralmythus! Nur schade, +da wir mit dieser Aufklrung nicht zu Ende gekommen sind. Das Fragen +setzt sich weiter fort, denn wir glauben nicht mit manchen +Mythenforschern, da die Mythen vom Himmel herabgelesen worden sind, +vielmehr urteilen wir mit O. _Rank_[3], da sie auf den Himmel +projiziert wurden, nachdem sie anderswo unter rein menschlichen +Bedingungen entstanden waren. Diesem menschlichen Inhalt gilt aber unser +Interesse. + + [3] O. _Rank_, Der Mythus von der Geburt des Helden, p. 8 fg., Wien + und Leipzig 1909. + +Fassen wir unseren Stoff nochmals ins Auge. Im estnischen Epos wie in +der Erzhlung der Gesta Romanorum handelt es sich um die Wahl eines +Mdchens zwischen drei Freiern, in der Szene des Kaufmann von Venedig +anscheinend um das nmliche, aber gleichzeitig tritt an dieser letzten +Stelle etwas wie eine Umkehrung des Motivs auf: Ein Mann whlt zwischen +drei -- Kstchen. Wenn wir es mit einem Traum zu tun htten, wrden wir +sofort daran denken, da die Kstchen auch Frauen sind, Symbole des +Wesentlichen an der Frau und darum der Frau selbst, wie Bchsen, Dosen, +Schachteln, Krbe usw. Gestatten wir uns eine solche symbolische +Ersetzung auch beim Mythus anzunehmen, so wird die Kstchenszene im +Kaufmann von Venedig wirklich zur Umkehrung, die wir vermutet haben. +Mit einem Ruck, wie er sonst nur im Mrchen beschrieben wird, haben wir +unserem Thema das astrale Gewand abgestreift und sehen nun, es behandelt +ein menschliches Motiv, die _Wahl eines Mannes zwischen drei Frauen_. + +Dasselbe ist aber der Inhalt einer anderen Szene _Shakespeare_s in einem +der erschtterndsten seiner Dramen, keine Brautwahl diesmal, aber doch +durch so viel geheime hnlichkeiten mit der Kstchenwahl im Kaufmann +verknpft. Der alte Knig Lear beschliet noch bei Lebzeiten sein Reich +unter seine drei Tchter zu verteilen, je nach Magabe der Liebe, die +sie fr ihn uern. Die beiden lteren, _Goneril_ und _Regan_, +erschpften sich in Beteuerungen und Anpreisungen ihrer Liebe, die +dritte, _Cordelia_, weigert sich dessen. Er htte diese unscheinbare, +wortlose Liebe der Dritten erkennen und belohnen sollen, aber er +verkennt sie, verstt Cordelia und teilt das Reich unter die beiden +anderen, zu seinem und zu aller Unheil. Ist das nicht wieder eine Szene +der Wahl zwischen drei Frauen, von denen die jngste die beste, die +vorzglichste ist? + +Sofort fallen uns nun aus Mythus, Mrchen und Dichtung andere Szenen +ein, welche die nmliche Situation zum Inhalt haben: Der Hirte Paris hat +die Wahl zwischen drei Gttinnen, von denen er die dritte zur Schnsten +erklrt. Aschenputtel ist eine ebensolche Jngste, die der Knigssohn +den beiden lteren vorzieht, Psyche im Mrchen des Apulejus ist die +jngste und schnste von drei Schwestern, Psyche, die einerseits als +menschlich gewordene Aphrodite verehrt wird, anderseits von dieser +Gttin behandelt wird wie Aschenputtel von ihrer Stiefmutter, einen +vermischten Haufen von Samenkrnern schlichten soll und es mit Hilfe von +kleinen Tieren (Tauben bei Aschenputtel, Ameisen bei Psyche) +zustandebringt[4]. Wer sich weiter im Material umsehen wollte, wrde +gewi noch andere Gestaltungen desselben Motivs mit Erhaltung derselben +wesentlichen Zge auffinden knnen. + + [4] Den Hinweis auf diese bereinstimmungen verdanke ich Dr. O. _Rank_. + +Begngen wir uns mit Cordelia, Aphrodite, Aschenputtel und Psyche! Die +drei Frauen, von denen die dritte die vorzglichste ist, sind wohl als +irgendwie gleichartig aufzufassen, wenn sie als Schwestern vorgefhrt +werden. Es soll uns nicht irre machen, wenn es bei Lear die drei Tchter +des Whlenden sind, das bedeutet vielleicht nichts anderes, als da Lear +als alter Mann dargestellt werden soll. Den alten Mann kann man nicht +leicht anders zwischen drei Frauen whlen lassen; darum werden diese zu +seinen Tchtern. + +Wer sind aber diese drei Schwestern und warum mu die Wahl auf die +Dritte fallen? Wenn wir diese Frage beantworten knnten, wren wir im +Besitz der gesuchten Deutung. Nun haben wir uns bereits einmal der +Anwendung psychoanalytischer Techniken bedient, als wir uns die drei +Kstchen symbolisch als drei Frauen aufklrten. Haben wir den Mut, ein +solches Verfahren fortzusetzen, so betreten wir einen Weg, der zunchst +ins Unvorhergesehene, Unbegreifliche, auf Umwegen vielleicht zu einem +Ziele fhrt. + +Es darf uns auffallen, da jene vorzgliche Dritte in mehreren Fllen +auer ihrer Schnheit noch gewisse Besonderheiten hat. Es sind +Eigenschaften, die nach irgendeiner Einheit zu streben scheinen; wir +drfen gewi nicht erwarten, sie in allen Beispielen gleich gut +ausgeprgt zu finden. Cordelia macht sich unkenntlich, unscheinbar wie +das Blei, sie bleibt stumm, sie liebt und schweigt. Aschenputtel +verbirgt sich, so da sie nicht aufzufinden ist. Wir drfen vielleicht +das sich Verbergen dem Verstummen gleichsetzen. Dies wren allerdings +nur zwei Flle von den fnf, die wir herausgesucht haben. Aber eine +Andeutung davon findet sich merkwrdigerweise auch noch bei zwei +anderen. Wir haben uns ja entschlossen, die widerspenstig ablehnende +Cordelia dem Blei zu vergleichen. Von diesem heit es in der kurzen Rede +des Bassanio whrend der Kstchenwahl, eigentlich so ganz unvermittelt: + + _Thy paleness moves me more than eloquence._ + (_plainness_ nach anderer Leseart). + +Also: Deine Schlichtheit geht mir nher als der beiden anderen +schreiendes Wesen. Gold und Silber sind laut, das Blei ist stumm, +wirklich wie Cordelia, die liebt und schweigt[5]. + + [5] In der _Schlegel_schen bersetzung geht diese Anspielung ganz + verloren, ja sie wird zur Gegenseite gewendet: + + Dein schlichtes Wesen spricht beredt mich an. + +In den altgriechischen Erzhlungen des Parisurteils ist von einer +solchen Zurckhaltung der Aphrodite nichts enthalten. Jede der drei +Gttinnen spricht zu dem Jngling und sucht ihn durch Verheiungen zu +gewinnen. Aber in einer ganz modernen Bearbeitung derselben Szene kommt +der uns auffllig gewordene Zug der Dritten sonderbarerweise wieder zum +Vorschein. Im Libretto der Schnen Helena erzhlt Paris, nachdem er +von den Werbungen der beiden anderen Gttinnen berichtet, wie sich +Aphrodite in diesem Wettkampf um den Schnheitspreis benommen: + + Und die Dritte -- ja die Dritte -- + Stand daneben und blieb _stumm_. + Ihr mut' ich den Apfel geben usw. + +Entschlieen wir uns, die Eigentmlichkeit unserer Dritten in der +Stummheit konzentriert zu sehen, so sagt uns die Psychoanalyse: +Stummheit ist im Traume eine gebruchliche Darstellung des Todes[6]. + + [6] Auch in _Stekel_s Sprache des Traumes 1911 unter den + Todessymbolen angefhrt. (p. 351.) + +Vor mehr als zehn Jahren teilte mir ein hochintelligenter Mann einen +Traum mit, den er als Beweis fr die telepathische Natur der Trume +verwerten wollte. Er sah einen abwesenden Freund, von dem er berlange +keine Nachricht erhalten hatte, und machte ihm eindringliche Vorwrfe +ber sein Stillschweigen. Der Freund gab keine Antwort. Es stellte sich +dann heraus, da er ungefhr um die Zeit dieses Traumes durch Selbstmord +geendet hatte. Lassen wir das Problem der Telepathie beiseite; da die +Stummheit im Traume zur Darstellung des Todes wird, scheint hier nicht +zweifelhaft. Auch das sich Verbergen, Unauffindbarsein, wie es der +Mrchenprinz dreimal beim Aschenputtel erlebt, ist im Traume ein +unverkennbares Todessymbol; nicht minder die auffllige Blsse, an +welche die paleness des Bleis in der einen Leseart des _Shakespeare_schen +Textes erinnert[7]. Die bertragung dieser Deutungen aus der Sprache des +Traumes auf die Ausdrucksweise des uns beschftigenden Mythus wird uns +aber wesentlich erleichtert, wenn wir wahrscheinlich machen knnen, da +die Stummheit auch in anderen Produktionen, die nicht Trume sind, als +Zeichen des Totseins gedeutet werden mu. + + [7] _Stekel_, l.c. + +Ich greife hier das neunte der _Grimm_schen Volksmrchen heraus, welches +die berschrift hat: Die zwlf Brder[8]. Ein Knig und eine Knigin +hatten zwlf Kinder, lauter Buben. Da sagte der Knig, wenn das +dreizehnte Kind ein Mdchen ist, mssen die Buben sterben. In Erwartung +dieser Geburt lt er zwlf Srge machen. Die zwlf Shne flchten sich +mit Hilfe der Mutter in einen versteckten Wald und schwren jedem +Mdchen den Tod, dem sie begegnen sollten. + + [8] P. 50 der Reklamausgabe, I. Bd. + +Ein Mdchen wird geboren, wchst heran und erfhrt einmal von der +Mutter, da es zwlf Brder gehabt hat. Es beschliet, sie aufzusuchen +und findet im Walde den Jngsten, der sie erkennt aber verbergen mchte +wegen des Eides der Brder. Die Schwester sagt: Ich will gerne sterben, +wenn ich damit meine zwlf Brder erlsen kann. Die Brder nehmen sie +aber herzlich auf, sie bleibt bei ihnen und besorgt ihnen das Haus. + +In einem kleinen Garten bei dem Haus wachsen zwlf Lilienblumen; die +bricht das Mdchen ab, um jedem Bruder eine zu schenken. In diesem +Augenblicke werden die Brder in Raben verwandelt und verschwinden mit +Haus und Garten. -- Die Raben sind Seelenvgel, die Ttung der zwlf +Brder durch ihre Schwester wird durch das Abpflcken der Blumen von +neuem dargestellt, wie zu Eingang durch die Srge und das Verschwinden +der Brder. -- Das Mdchen, das wiederum bereit ist, seine Brder vom +Tod zu erlsen, erfhrt nun als Bedingung, da sie sieben Jahre stumm +sein, kein einziges Wort sprechen darf. Sie unterzieht sich dieser +Probe, durch die sie selbst in Lebensgefahr gert, d.h. sie stirbt +selbst fr die Brder, wie sie es vor dem Zusammentreffen mit den +Brdern gelobt hat. Durch die Einhaltung der Stummheit gelingt ihr +endlich die Erlsung der Raben. + +Ganz hnlich werden im Mrchen von den sechs Schwnen die in Vgel +verwandelten Brder durch die Stummheit der Schwester erlst, d.h. +wiederbelebt. Das Mdchen hat den festen Entschlu gefat, seine Brder +zu erlsen, und wenn es auch sein Leben kostete und bringt als +Gemahlin des Knigs wiederum ihr eigenes Leben in Gefahr, weil sie gegen +bse Anklagen ihre Stummheit nicht aufgeben will. + +Wir wrden sicherlich aus den Mrchen noch andere Beweise erbringen +knnen, da die Stummheit als Darstellung des Todes verstanden werden +mu. Wenn wir diesem Anzeichen folgen drfen, so wre die dritte unserer +Schwestern, zwischen denen die Wahl stattfindet, eine Tote. Sie kann +aber auch etwas anderes sein, nmlich der Tod selbst, die Todesgttin. +Vermge einer gar nicht seltenen Verschiebung werden die Eigenschaften, +die eine Gottheit den Menschen zuteilt, ihr selbst zugeschrieben. Am +wenigsten wird uns solche Verschiebung bei der Todesgttin befremden, +denn in der modernen Auffassung und Darstellung, die hier vorweggenommen +wrde, ist der Tod selbst nur ein Toter. + +Wenn aber die dritte der Schwestern die Todesgttin ist, so kennen wir +die Schwestern. Es sind die Schicksalsschwestern, die _Moiren_ oder +Parzen oder Nornen, deren dritte _Atropos_ heit: die Unerbittliche. + + +II. + +Stellen wir die Sorge, wie die gefundene Deutung in unseren Mythus +einzufgen ist, einstweilen beiseite, und holen wir uns bei den +Mythologen Belehrung ber Rolle und Herkunft der Schicksalsgttinnen[9]. + + [9] Das folgende nach _Roscher_s Lexikon der griechischen und + rmischen Mythologie unter den entsprechenden Titeln. + +Die lteste griechische Mythologie kennt nur eine =Moira= als +Personifikation des unentrinnbaren Schicksals (bei Homer). Die +Fortentwicklung dieser einen Moira zu einem Schwesterverein von drei +(seltener zwei) Gottheiten erfolgte wahrscheinlich in Anlehnung an +andere Gttergestalten, denen die Moiren nahestehen, die Chariten und +die Horen. + +Die Horen sind ursprnglich Gottheiten der himmlischen Gewsser, die +Regen und Tau spenden, der Wolken, aus denen der Regen niederfllt, und +da diese Wolken als Gespinst erfat werden, ergibt sich fr diese +Gttinnen der Charakter der Spinnerinnen, der dann an den Moiren fixiert +wird. In den von der Sonne verwhnten Mittelmeerlndern ist es der +Regen, von dem die Fruchtbarkeit des Bodens abhngig wird, und darum +wandeln sich die Horen zu Vegetationsgottheiten. Man dankt ihnen die +Schnheit der Blumen und den Reichtum der Frchte, stattet sie mit einer +Flle von liebenswrdigen und anmutigen Zgen aus. Sie werden zu den +gttlichen Vertreterinnen der Jahreszeiten und erwerben vielleicht durch +diese Beziehung ihre Dreizahl, wenn die heilige Natur der Drei zu deren +Aufklrung nicht gengen sollte. Denn diese alten Vlker unterschieden +zuerst nur drei Jahreszeiten: Winter, Frhling und Sommer. Der Herbst +kam erst in spten griechisch-rmischen Zeiten hinzu; dann bildete die +Kunst hufig vier Horen ab. + +Die Beziehung zur Zeit blieb den Horen erhalten; sie wachten spter ber +die Tageszeiten wie zuerst ber die Zeiten des Jahres; endlich sank ihr +Name zur Bezeichnung der Stunde (heure, ora) herab. Die den Horen und +Moiren wesensverwandten Nornen der deutschen Mythologie tragen diese +Zeitbedeutung in ihren Namen zur Schau. Es konnte aber nicht ausbleiben, +da das Wesen dieser Gottheiten tiefer erfat und in das Gesetzmige im +Wandel der Zeiten verlegt wurde; die Horen wurden so zu Hterinnen des +Naturgesetzes und der heiligen Ordnung, welche mit unabnderlicher +Reihenfolge in der Natur das gleiche wiederkehren lt. + +Diese Erkenntnis der Natur wirkte zurck auf die Auffassung des +menschlichen Lebens. Der Naturmythus wandelte sich zum Menschenmythus; +aus den Wettergttinnen wurden Schicksalsgottheiten. Aber diese Seite +der Horen kam erst in den Moiren zum Ausdruck, die ber die notwendige +Ordnung im Menschenleben so unerbittlich wachen wie die Horen ber die +Gesetzmigkeit der Natur. Das unabwendbar Strenge des Gesetzes, die +Beziehung zu Tod und Untergang, die an den lieblichen Gestalten der +Horen vermieden worden waren, sie prgten sich nun an den Moiren aus, +als ob der Mensch den ganzen Ernst des Naturgesetzes erst dann empfnde, +wenn er die eigene Person ihm unterordnen soll. + +Die Namen der drei Spinnerinnen haben auch bei den Mythologen +bedeutsames Verstndnis gefunden. Die zweite _Lachesis_ scheint das +innerhalb der Gesetzmigkeit des Schicksals Zufllige zu +bezeichnen[10] -- wir wrden sagen: das Erleben -- wie _Atropos_ das +Unabwendbare, den Tod, und dann bliebe fr _Klotho_ die Bedeutung der +verhngnisvollen, mitgebrachten Anlage. + + [10] J. _Roscher_ nach Preller-Robert, Griech. Mythologie. + +Und nun ist es Zeit, zu dem der Deutung unterliegenden Motiv der Wahl +zwischen drei Schwestern zurckzukehren. Mit tiefem Mivergngen werden +wir bemerken, wie unverstndlich die betrachteten Situationen werden, +wenn wir in sie die gefundene Deutung einsetzen, und welche Widersprche +zum scheinbaren Inhalt derselben sich dann ergeben. Die dritte der +Schwestern soll die Todesgttin sein, der Tod selbst, und im Parisurteil +ist es die Liebesgttin, im Mrchen des Apulejus eine dieser letzteren +vergleichbare Schnheit, im Kaufmann die schnste und klgste Frau, im +Lear die einzig treue Tochter. Kann ein Widerspruch vollkommener gedacht +werden? Doch vielleicht ist diese unwahrscheinliche Steigerung ganz in +der Nhe. Sie liegt wirklich vor, wenn in unserem Motiv jedesmal +zwischen den Frauen frei gewhlt wird, und wenn die Wahl dabei auf den +Tod fallen soll, den doch niemand whlt, dem man durch ein Verhngnis +zum Opfer fllt. + +Indes Widersprche von einer gewissen Art, Ersetzungen durch das volle +kontradiktorische Gegenteil bereiten der analytischen Deutungsarbeit +keine ernste Schwierigkeit. Wir werden uns hier nicht darauf berufen, +da Gegenstze in den Ausdrucksweisen des Unbewuten wie im Traume so +hufig durch eines und das nmliche Element dargestellt werden. Aber wir +werden daran denken, da es Motive im Seelenleben gibt, welche die +Ersetzung durch das Gegenteil als sogenannte Reaktionsbildung +herbeifhren, und knnen den Gewinn unserer Arbeit gerade in der +Aufdeckung solcher verborgener Motive suchen. Die Schpfung der Moiren +ist der Erfolg einer Einsicht, welche den Menschen mahnt, auch er sei +ein Stck der Natur und darum dem unabnderlichen Gesetz des Todes +unterworfen. Gegen diese Unterwerfung mute sich etwas im Menschen +struben, der nur hchst ungern auf seine Ausnahmsstellung verzichtet. +Wir wissen, da der Mensch seine Phantasiettigkeit zur Befriedigung +seiner von der Realitt unbefriedigten Wnsche verwendet. So lehnte sich +denn seine Phantasie gegen die im Moirenmythus verkrperte Einsicht auf +und schuf den davon abgeleiteten Mythus, in dem die Todesgttin durch +die Liebesgttin, und was ihr an menschlichen Gestaltungen gleichkommt, +ersetzt ist. Die dritte der Schwestern ist nicht mehr der Tod, sie ist +die schnste, beste, begehrenswerteste, liebenswerteste der Frauen. Und +diese Ersetzung war technisch keineswegs schwer; sie war durch eine alte +Ambivalenz vorbereitet, sie vollzog sich lngs eines uralten +Zusammenhanges, der noch nicht lange vergessen sein konnte. Die +Liebesgttin selbst, die jetzt an die Stelle der Todesgttin trat, war +einst mit ihr identisch gewesen. Noch die griechische Aphrodite +entbehrte nicht vllig der Beziehungen zur Unterwelt, obwohl sie ihre +chthonische Rolle lngst an andere Gttergestalten, an die Persephone, +die dreigestaltige Artemis-Hekate, abgegeben hatte. Die groen +Muttergottheiten der orientalischen Vlker scheinen aber alle ebensowohl +Zeugerinnen wie Vernichterinnen, Gttinnen des Lebens und der +Befruchtung wie Todesgttinnen gewesen zu sein. So greift die Ersetzung +durch ein Wunschgegenteil bei unserem Motiv auf eine uralte Identitt +zurck. + +Dieselbe Erwgung beantwortet uns die Frage, woher der Zug der Wahl in +den Mythus von den drei Schwestern geraten ist. Es hat hier wiederum +eine Wunschverkehrung stattgefunden. Wahl steht an der Stelle von +Notwendigkeit, von Verhngnis. So berwindet der Mensch den Tod, den er +in seinem Denken anerkannt hat. Es ist kein strkerer Triumph der +Wunscherfllung denkbar. Man whlt dort, wo man in Wirklichkeit dem +Zwange gehorcht, und die man whlt, ist nicht die Schreckliche, sondern +die Schnste und Begehrenswerteste. + +Bei nherem Zusehen merken wir freilich, da die Entstellungen des +ursprnglichen Mythus nicht grndlich genug sind, um sich nicht durch +Resterscheinungen zu verraten. Die freie Wahl zwischen den drei +Schwestern ist eigentlich keine freie Wahl, denn sie mu +notwendigerweise die dritte treffen, wenn nicht, wie im Lear, alles +Unheil aus ihr entstehen soll. Die Schnste und Beste, welche an Stelle +der Todesgttin getreten ist, hat Zge behalten, die an das Unheimliche +streifen, so da wir aus ihnen das Verborgene erraten konnten[11]. + + [11] Auch die Psyche des Apulejus hat reichlich Zge bewahrt, welche + an ihre Beziehung zum Tode mahnen. Ihre Hochzeit wird gerstet wie + eine Leichenfeier, sie mu in die Unterwelt hinabsteigen und versinkt + nachher in einen totenhnlichen Schlaf (O. _Rank_). + + ber die Bedeutung der Psyche als Frhlingsgottheit und als Braut des + Todes s. A. _Zinzow_: Psyche und Eros (Halle 1881). + + In einem anderen _Grimm_schen Mrchen (Nr. 179, Die Gnsehirtin am + Brunnen) findet sich wie beim Aschenputtel die Abwechslung von schner + und hlicher Gestalt der dritten Tochter, in der man wohl eine + Andeutung von deren Doppelnatur -- vor und nach der Ersetzung -- + erblicken darf. Diese dritte wird von ihrem Vater nach einer Probe + verstoen, welche mit der im Knig Lear fast zusammenfllt. Sie soll + wie die anderen Schwestern angeben, wie lieb sie den Vater hat, findet + aber keinen anderen Ausdruck ihrer Liebe als den Vergleich mit dem + Salz. (Freundliche Mitteilung von Dr. _Hanns Sachs_.) + +Wir haben bisher den Mythus und seine Wandlung verfolgt und hoffen die +geheimen Grnde dieser Wandlung aufgezeigt zu haben. Nun darf uns wohl +die Verwendung des Motivs beim Dichter interessieren. Wir bekommen den +Eindruck, als ginge beim Dichter eine Reduktion des Motivs auf den +ursprnglichen Mythus vor sich, so da der ergreifende, durch die +Entstellung abgeschwchte Sinn des letzteren von uns wieder versprt +wird. Durch diese Reduktion der Entstellung, die teilweise Rckkehr zum +Ursprnglichen, erziele der Dichter die tiefere Wirkung, die er bei uns +erzeugt. + +Um Miverstndnissen vorzubeugen will ich sagen, ich habe nicht die +Absicht zu widersprechen, da das Drama vom Knig Lear die beiden weisen +Lehren einschrfen wolle, man solle auf sein Gut und seine Rechte nicht +zu Lebzeiten verzichten, und man msse sich hten, Schmeichelei fr bare +Mnze zu nehmen. Diese und hnliche Mahnungen ergeben sich wirklich aus +dem Stck, aber es erscheint mir ganz unmglich, die ungeheure Wirkung +des Lear aus dem Eindruck dieses Gedankeninhaltes zu erklren oder +anzunehmen, da die persnlichen Motive des Dichters mit der Absicht +diese Lehren vorzutragen erschpft seien. Auch die Auskunft, der Dichter +habe uns die Tragdie der Undankbarkeit vorspielen wollen, deren Bisse +er wohl am eigenen Leib versprt, und die Wirkung des Spiels beruhe auf +dem rein formalen Moment der knstlerischen Einkleidung, scheint mir das +Verstndnis nicht zu ersetzen, welches uns durch die Wrdigung des +Motivs der Wahl zwischen den drei Schwestern erffnet wird. + +Lear ist ein alter Mann. Wir sagten schon, darum erscheinen die drei +Schwestern als seine Tchter. Das Vaterverhltnis, aus dem so viel +fruchtbare dramatische Antriebe erflieen knnten, wird im Drama weiter +nicht verwertet. Lear ist aber nicht nur ein Alter, sondern auch ein +Sterbender. Die so absonderliche Voraussetzung der Erbteilung verliert +dann alles Befremdende. Dieser dem Tode Verfallene will aber auf die +Liebe des Weibes nicht verzichten, er will hren, wie sehr er geliebt +wird. Nun denke man an die erschtternde letzte Szene, einen der +Hhepunkte der Tragik im modernen Drama: Lear trgt den Leichnam der +Cordelia auf die Bhne. Cordelia ist der Tod. Wenn man die Situation +umkehrt, wird sie uns verstndlich und vertraut. Es ist die Todesgttin, +die den verstorbenen Helden vom Kampfplatze wegtrgt, wie die Walkre in +der deutschen Mythologie. Ewige Weisheit im Gewand des uralten Mythus +rt dem alten Manne, der Liebe zu entsagen, den Tod zu whlen, sich mit +der Notwendigkeit des Sterbens zu befreunden. + +Der Dichter bringt uns das alte Motiv nher, indem er die Wahl zwischen +den drei Schwestern von einem Gealterten und Sterbenden vollziehen lt. +Die regressive Bearbeitung, die er so mit dem durch Wunschverwandlung +entstellten Mythus vorgenommen, lt dessen alten Sinn so weit +durchschimmern, da uns vielleicht auch eine flchenhafte, allegorische +Deutung der drei Frauengestalten des Motivs ermglicht wird. Man knnte +sagen, es seien die drei fr den Mann unvermeidlichen Beziehungen zum +Weibe, die hier dargestellt sind: Die Gebrerin, die Genossin und die +Verderberin. Oder die drei Formen, zu denen sich ihm das Bild der Mutter +im Lauf des Lebens wandelt: Die Mutter selbst, die Geliebte, die er nach +deren Ebenbild gewhlt, und zuletzt die Mutter Erde, die ihn wieder +aufnimmt. Der alte Mann aber hascht vergebens nach der Liebe des Weibes, +wie er sie zuerst von der Mutter empfangen; nur die dritte der +Schicksalsfrauen, die schweigsame Todesgttin, wird ihn in ihre Arme +nehmen. + + + + + +End of Project Gutenberg's Das Motiv der Kstchenwahl, by Sigmund Freud + +*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DAS MOTIV DER KSTCHENWAHL *** + +***** This file should be named 24017-8.txt or 24017-8.zip ***** +This and all associated files of various formats will be found in: + http://www.gutenberg.org/2/4/0/1/24017/ + +Produced by Jana Srna and the Online Distributed +Proofreading Team at http://www.pgdp.net + + +Updated editions will replace the previous one--the old editions +will be renamed. + +Creating the works from public domain print editions means that no +one owns a United States copyright in these works, so the Foundation +(and you!) can copy and distribute it in the United States without +permission and without paying copyright royalties. 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You may copy it, give it away or +re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included +with this eBook or online at www.gutenberg.org + + +Title: Das Motiv der Kästchenwahl + +Author: Sigmund Freud + +Editor: Sigmund Freud + Otto Rank + Hanns Sachs + +Release Date: December 24, 2007 [EBook #24017] + +Language: German + +Character set encoding: UTF-8 + +*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DAS MOTIV DER KÄSTCHENWAHL *** + + + + +Produced by Jana Srna and the Online Distributed +Proofreading Team at http://www.pgdp.net + + + + + + +</pre> + + + +<p class="center gesperrt" style="font-size: xx-large; margin-top: 80px;">IMAGO</p> + +<p class="center" style="font-size: larger;">ZEITSCHRIFT FÜR ANWENDUNG DER PSYCHOANALYSE<br/> +AUF DIE GEISTESWISSENSCHAFTEN</p> + +<p class="center" style="font-size: larger;">HERAUSGEGEBEN VON PROF. DR. SIGM. FREUD</p> + +<p class="center">SCHRIFTLEITUNG:<br /> +<span style="padding-right: 1.5em; font-size: larger;">II. 3.</span> DR. OTTO RANK / DR. HANNS SACHS <span style="padding-left: 1.5em; font-size: larger;">1913</span></p> + +<div style="width: 600px; margin: auto;"> +<img src="images/bar.png" width="600" height="19" alt="" title=""/> +</div> + +<h1>Das Motiv der Kästchenwahl.</h1> + +<p class="center">Von SIGM. FREUD.</p> + + +<h2>I.</h2> + +<p class="dropcap">Zwei Szenen aus <span class="gesperrt">Shakespeare</span>, eine heitere und eine tragische, +haben mir kürzlich den Anlaß zu einer kleinen Problemstellung +und Lösung gegeben.</p> + +<p>Die heitere ist die der Wahl des Freiers zwischen drei Kästchen +im »Kaufmann von Venedig«. Die schöne und kluge Porzia +ist durch den Willen ihres Vaters gebunden, nur den von ihren +Bewerbern zum Mann zu nehmen, der von drei ihm vorgelegten +Kästchen das richtige wählt. Die drei Kästchen sind von Gold, von +Silber und von Blei; das richtige ist jenes, welches ihr Bildnis einschließt. +Zwei Bewerber sind bereits erfolglos abgezogen, sie hatten +Gold und Silber gewählt. Bassanio, der Dritte, entscheidet sich für +das Blei; er gewinnt damit die Braut, deren Neigung ihm bereits +vor der Schicksalsprobe gehört hat. Jeder der Freier hatte seine +Entscheidung durch eine Rede motiviert, in welcher er das von ihm +bevorzugte Metall anpries, während er die beiden anderen herabsetzte. +Die schwerste Aufgabe war dabei dem glücklichen dritten +Freier zugefallen; was er zur Verherrlichung des Bleis gegen Gold +und Silber sagen kann, ist wenig und klingt gezwungen. Stünden +wir in der psychoanalytischen Praxis vor solcher Rede, so würden +wir hinter der unbefriedigenden Begründung geheimgehaltene Motive +wittern.</p> + +<p><span class="gesperrt">Shakespeare</span> hat das Orakel der Kästchenwahl nicht selbst +erfunden, er nahm es aus einer Erzählung der »<span lang="la" xml:lang="la">Gesta Romanorum</span>«, +in welcher ein Mädchen dieselbe Wahl vornimmt, um den Sohn des +Kaisers zu gewinnen<a name="FNanchor_1_1" href="#Footnote_1_1" class="fnanchor">[1]</a>. Auch hier ist das dritte Metall, das Blei, das +Glückbringende. Es ist nicht schwer zu erraten, daß hier ein altes +Motiv vorliegt, welches nach Deutung, Ableitung und Zurückführung +verlangt. Eine erste Vermutung, was wohl die Wahl +zwischen Gold, Silber und Blei bedeuten möge, findet bald Bestätigung +durch eine Äußerung von E. <span class="gesperrt">Stucken</span><a name="FNanchor_2_2" href="#Footnote_2_2" class="fnanchor">[2]</a>, der sich in weitausgreifendem +Zusammenhang mit dem nämlichen Stoff beschäftigt. Er +sagt: »Wer die drei Freier Porzias sind, erhellt aus dem, was sie +wählen: Der Prinz von Marokko wählt den goldenen Kasten: er +ist die Sonne; der Prinz von Arragon wählt den silbernen Kasten: +er ist der Mond; Bassanio wählt den bleiernen Kasten: er ist der +Sternenknabe.« Zur Unterstützung dieser Deutung zitiert er eine +Episode aus dem estnischen Volksepos Kalewipoeg, in welcher die +drei Freier unverkleidet als Sonnen-, Mond- und Sternenjüngling +(»des Polarsterns ältestes Söhnchen«) auftreten und die Braut +wiederum dem Dritten zufällt.</p> + +<p>So führte also unser kleines Problem auf einen Astralmythus! +Nur schade, daß wir mit dieser Aufklärung nicht zu Ende gekommen +sind. Das Fragen setzt sich weiter fort, denn wir glauben +nicht mit manchen Mythenforschern, daß die Mythen vom Himmel +herabgelesen worden sind, vielmehr urteilen wir mit O. <span class="gesperrt">Rank</span><a name="FNanchor_3_3" href="#Footnote_3_3" class="fnanchor">[3]</a>, +daß sie auf den Himmel projiziert wurden, nachdem sie anderswo +unter rein menschlichen Bedingungen entstanden waren. Diesem +menschlichen Inhalt gilt aber unser Interesse.</p> + +<p>Fassen wir unseren Stoff nochmals ins Auge. Im estnischen +Epos wie in der Erzählung der Gesta Romanorum handelt es sich +um die Wahl eines Mädchens zwischen drei Freiern, in der Szene +des »Kaufmann von Venedig« anscheinend um das nämliche, aber +gleichzeitig tritt an dieser letzten Stelle etwas wie eine Umkehrung +des Motivs auf: Ein Mann wählt zwischen drei – Kästchen. +Wenn wir es mit einem Traum zu tun hätten, würden wir sofort +daran denken, daß die Kästchen auch Frauen sind, Symbole des +Wesentlichen an der Frau und darum der Frau selbst, wie Büchsen, +Dosen, Schachteln, Körbe usw. Gestatten wir uns eine solche symbolische +Ersetzung auch beim Mythus anzunehmen, so wird die +Kästchenszene im »Kaufmann von Venedig« wirklich zur Umkehrung, +die wir vermutet haben. Mit einem Ruck, wie er sonst nur im +Märchen beschrieben wird, haben wir unserem Thema das astrale +Gewand abgestreift und sehen nun, es behandelt ein menschliches +Motiv, die <em class="gesperrt">Wahl eines Mannes zwischen drei Frauen</em>.</p> + +<p>Dasselbe ist aber der Inhalt einer anderen Szene <span class="gesperrt">Shakespeare</span>s +in einem der erschütterndsten seiner Dramen, keine Brautwahl +diesmal, aber doch durch so viel geheime Ähnlichkeiten mit +der Kästchenwahl im »Kaufmann« verknüpft. Der alte König Lear +beschließt noch bei Lebzeiten sein Reich unter seine drei Töchter zu +verteilen, je nach Maßgabe der Liebe, die sie für ihn äußern. Die +beiden älteren, <span class="gesperrt">Goneril</span> und <span class="gesperrt">Regan</span>, erschöpften sich in Beteuerungen +und Anpreisungen ihrer Liebe, die dritte, <span class="gesperrt">Cordelia</span>, weigert +sich dessen. Er hätte diese unscheinbare, wortlose Liebe der Dritten +erkennen und belohnen sollen, aber er verkennt sie, verstößt Cordelia +und teilt das Reich unter die beiden anderen, zu seinem und +zu aller Unheil. Ist das nicht wieder eine Szene der Wahl zwischen +drei Frauen, von denen die jüngste die beste, die vorzüglichste ist?</p> + +<p>Sofort fallen uns nun aus Mythus, Märchen und Dichtung +andere Szenen ein, welche die nämliche Situation zum Inhalt haben: +Der Hirte Paris hat die Wahl zwischen drei Göttinnen, von denen +er die dritte zur Schönsten erklärt. Aschenputtel ist eine ebensolche +Jüngste, die der Königssohn den beiden Älteren vorzieht, Psyche im +Märchen des Apulejus ist die jüngste und schönste von drei +Schwestern, Psyche, die einerseits als menschlich gewordene Aphrodite +verehrt wird, anderseits von dieser Göttin behandelt wird wie +Aschenputtel von ihrer Stiefmutter, einen vermischten Haufen von +Samenkörnern schlichten soll und es mit Hilfe von kleinen Tieren +(Tauben bei Aschenputtel, Ameisen bei Psyche) zustandebringt<a name="FNanchor_4_4" href="#Footnote_4_4" class="fnanchor">[4]</a>. +Wer sich weiter im Material umsehen wollte, würde gewiß noch +andere Gestaltungen desselben Motivs mit Erhaltung derselben +wesentlichen Züge auffinden können.</p> + +<p>Begnügen wir uns mit Cordelia, Aphrodite, Aschenputtel und +Psyche! Die drei Frauen, von denen die dritte die vorzüglichste +ist, sind wohl als irgendwie gleichartig aufzufassen, wenn sie als +Schwestern vorgeführt werden. Es soll uns nicht irre machen, wenn +es bei Lear die drei Töchter des Wählenden sind, das bedeutet +vielleicht nichts anderes, als daß Lear als alter Mann dargestellt +werden soll. Den alten Mann kann man nicht leicht anders zwischen +drei Frauen wählen lassen; darum werden diese zu seinen +Töchtern.</p> + +<p>Wer sind aber diese drei Schwestern und warum muß die +Wahl auf die Dritte fallen? Wenn wir diese Frage beantworten +könnten, wären wir im Besitz der gesuchten Deutung. Nun haben +wir uns bereits einmal der Anwendung psychoanalytischer Techniken +bedient, als wir uns die drei Kästchen symbolisch als drei Frauen +aufklärten. Haben wir den Mut, ein solches Verfahren fortzusetzen, +so betreten wir einen Weg, der zunächst ins Unvorhergesehene, Unbegreifliche, +auf Umwegen vielleicht zu einem Ziele führt.</p> + +<p>Es darf uns auffallen, daß jene vorzügliche Dritte in mehreren +Fällen außer ihrer Schönheit noch gewisse Besonderheiten hat. Es +sind Eigenschaften, die nach irgendeiner Einheit zu streben scheinen; +wir dürfen gewiß nicht erwarten, sie in allen Beispielen gleich gut +ausgeprägt zu finden. Cordelia macht sich unkenntlich, unscheinbar +wie das Blei, sie bleibt stumm, sie »liebt und schweigt«. Aschenputtel +verbirgt sich, so daß sie nicht aufzufinden ist. Wir dürfen +vielleicht das sich Verbergen dem Verstummen gleichsetzen. Dies +wären allerdings nur zwei Fälle von den fünf, die wir herausgesucht +haben. Aber eine Andeutung davon findet sich merkwürdigerweise +auch noch bei zwei anderen. Wir haben uns ja entschlossen, +die widerspenstig ablehnende Cordelia dem Blei zu vergleichen. +Von diesem heißt es in der kurzen Rede des Bassanio +während der Kästchenwahl, eigentlich so ganz unvermittelt:</p> + +<div class="poem"><div class="stanza"> +<span class="i0 gesperrt">Thy paleness moves me more than eloquence.<br/></span> +<span class="i0">(<em class="gesperrt">plainness</em> nach anderer Leseart).</span> +</div></div> + +<p>Also: Deine Schlichtheit geht mir näher als der beiden anderen +schreiendes Wesen. Gold und Silber sind »laut«, das Blei ist stumm, +wirklich wie Cordelia, die »liebt und schweigt«<a name="FNanchor_5_5" href="#Footnote_5_5" class="fnanchor">[5]</a>.</p> + +<p>In den altgriechischen Erzählungen des Parisurteils ist von einer +solchen Zurückhaltung der Aphrodite nichts enthalten. Jede der drei +Göttinnen spricht zu dem Jüngling und sucht ihn durch Verheißungen +zu gewinnen. Aber in einer ganz modernen Bearbeitung +derselben Szene kommt der uns auffällig gewordene Zug der +Dritten sonderbarerweise wieder zum Vorschein. Im Libretto der +»Schönen Helena« erzählt Paris, nachdem er von den Werbungen +der beiden anderen Göttinnen berichtet, wie sich Aphrodite in diesem +Wettkampf um den Schönheitspreis benommen:</p> + +<div class="poem"><div class="stanza"> +<span class="i0">Und die Dritte – ja die Dritte –<br /></span> +<span class="i0">Stand daneben und blieb <em class="gesperrt">stumm</em>.<br /></span> +<span class="i0">Ihr mußt' ich den Apfel geben usw.<br /></span> +</div></div> + +<p>Entschließen wir uns, die Eigentümlichkeit unserer Dritten in +der »Stummheit« konzentriert zu sehen, so sagt uns die Psychoanalyse: +Stummheit ist im Traume eine gebräuchliche Darstellung +des Todes<a name="FNanchor_6_6" href="#Footnote_6_6" class="fnanchor">[6]</a>.</p> + +<p>Vor mehr als zehn Jahren teilte mir ein hochintelligenter Mann +einen Traum mit, den er als Beweis für die telepathische Natur +der Träume verwerten wollte. Er sah einen abwesenden Freund, +von dem er überlange keine Nachricht erhalten hatte, und machte +ihm eindringliche Vorwürfe über sein Stillschweigen. Der Freund +gab keine Antwort. Es stellte sich dann heraus, daß er ungefähr +um die Zeit dieses Traumes durch Selbstmord geendet hatte. Lassen +wir das Problem der Telepathie beiseite; daß die Stummheit im +Traume zur Darstellung des Todes wird, scheint hier nicht zweifelhaft. +Auch das sich Verbergen, Unauffindbarsein, wie es der +Märchenprinz dreimal beim Aschenputtel erlebt, ist im Traume ein +unverkennbares Todessymbol; nicht minder die auffällige Blässe, an +welche die paleness des Bleis in der einen Leseart des <span class="gesperrt">Shakespeare</span>schen +Textes erinnert<a name="FNanchor_7_7" href="#Footnote_7_7" class="fnanchor">[7]</a>. Die Übertragung dieser Deutungen +aus der Sprache des Traumes auf die Ausdrucksweise des uns beschäftigenden +Mythus wird uns aber wesentlich erleichtert, wenn +wir wahrscheinlich machen können, daß die Stummheit auch in +anderen Produktionen, die nicht Träume sind, als Zeichen des Totseins +gedeutet werden muß.</p> + +<p>Ich greife hier das neunte der <span class="gesperrt">Grimm</span>schen Volksmärchen +heraus, welches die Überschrift hat: »Die zwölf Brüder«<a name="FNanchor_8_8" href="#Footnote_8_8" class="fnanchor">[8]</a>. Ein +König und eine Königin hatten zwölf Kinder, lauter Buben. Da +sagte der König, wenn das dreizehnte Kind ein Mädchen ist, +müssen die Buben sterben. In Erwartung dieser Geburt läßt er +zwölf Särge machen. Die zwölf Söhne flüchten sich mit Hilfe der +Mutter in einen versteckten Wald und schwören jedem Mädchen +den Tod, dem sie begegnen sollten.</p> + +<p>Ein Mädchen wird geboren, wächst heran und erfährt einmal +von der Mutter, daß es zwölf Brüder gehabt hat. Es beschließt, +sie aufzusuchen und findet im Walde den Jüngsten, der sie +erkennt aber verbergen möchte wegen des Eides der Brüder. Die +Schwester sagt: Ich will gerne sterben, wenn ich damit meine zwölf +Brüder erlösen kann. Die Brüder nehmen sie aber herzlich auf, +sie bleibt bei ihnen und besorgt ihnen das Haus.</p> + +<p>In einem kleinen Garten bei dem Haus wachsen zwölf Lilienblumen; +die bricht das Mädchen ab, um jedem Bruder eine zu +schenken. In diesem Augenblicke werden die Brüder in Raben verwandelt +und verschwinden mit Haus und Garten. – Die Raben sind +Seelenvögel, die Tötung der zwölf Brüder durch ihre Schwester +wird durch das Abpflücken der Blumen von neuem dargestellt, wie +zu Eingang durch die Särge und das Verschwinden der Brüder. – +Das Mädchen, das wiederum bereit ist, seine Brüder vom Tod zu +erlösen, erfährt nun als Bedingung, daß sie sieben Jahre stumm +sein, kein einziges Wort sprechen darf. Sie unterzieht sich dieser +Probe, durch die sie selbst in Lebensgefahr gerät, d. h. sie stirbt +selbst für die Brüder, wie sie es vor dem Zusammentreffen mit den +Brüdern gelobt hat. Durch die Einhaltung der Stummheit gelingt +ihr endlich die Erlösung der Raben.</p> + +<p>Ganz ähnlich werden im Märchen von den »sechs Schwänen« +die in Vögel verwandelten Brüder durch die Stummheit der +Schwester erlöst, d. h. wiederbelebt. Das Mädchen hat den festen Entschluß +gefaßt, seine Brüder zu erlösen, und »wenn es auch sein +Leben kostete« und bringt als Gemahlin des Königs wiederum ihr +eigenes Leben in Gefahr, weil sie gegen böse Anklagen ihre Stummheit +nicht aufgeben will.</p> + +<p>Wir würden sicherlich aus den Märchen noch andere Beweise +erbringen können, daß die Stummheit als Darstellung des Todes +verstanden werden muß. Wenn wir diesem Anzeichen folgen dürfen, +so wäre die dritte unserer Schwestern, zwischen denen die Wahl +stattfindet, eine Tote. Sie kann aber auch etwas anderes sein, +nämlich der Tod selbst, die Todesgöttin. Vermöge einer gar nicht +seltenen Verschiebung werden die Eigenschaften, die eine Gottheit +den Menschen zuteilt, ihr selbst zugeschrieben. Am wenigsten wird +uns solche Verschiebung bei der Todesgöttin befremden, denn in der +modernen Auffassung und Darstellung, die hier vorweggenommen +würde, ist der Tod selbst nur ein Toter.</p> + +<p>Wenn aber die dritte der Schwestern die Todesgöttin ist, so +kennen wir die Schwestern. Es sind die Schicksalsschwestern, die +<span class="gesperrt">Moiren</span> oder Parzen oder Nornen, deren dritte <span class="gesperrt">Atropos</span> heißt: +die Unerbittliche.</p> + + +<h2>II.</h2> + +<p>Stellen wir die Sorge, wie die gefundene Deutung in unseren +Mythus einzufügen ist, einstweilen beiseite, und holen wir uns bei +den Mythologen Belehrung über Rolle und Herkunft der Schicksalsgöttinnen<a name="FNanchor_9_9" href="#Footnote_9_9" class="fnanchor">[9]</a>.</p> + +<p>Die älteste griechische Mythologie kennt nur eine <span lang="el" xml:lang="el">Μοῖρα</span> als +Personifikation des unentrinnbaren Schicksals (bei Homer). Die Fortentwicklung +dieser einen Moira zu einem Schwesterverein von drei +(seltener zwei) Gottheiten erfolgte wahrscheinlich in Anlehnung an +andere Göttergestalten, denen die Moiren nahestehen, die Chariten +und die Horen.</p> + +<p>Die Horen sind ursprünglich Gottheiten der himmlischen Gewässer, +die Regen und Tau spenden, der Wolken, aus denen der +Regen niederfällt, und da diese Wolken als Gespinst erfaßt werden, +ergibt sich für diese Göttinnen der Charakter der Spinnerinnen, der +dann an den Moiren fixiert wird. In den von der Sonne verwöhnten +Mittelmeerländern ist es der Regen, von dem die Fruchtbarkeit des +Bodens abhängig wird, und darum wandeln sich die Horen zu Vegetationsgottheiten. +Man dankt ihnen die Schönheit der Blumen und +den Reichtum der Früchte, stattet sie mit einer Fülle von liebenswürdigen +und anmutigen Zügen aus. Sie werden zu den göttlichen +Vertreterinnen der Jahreszeiten und erwerben vielleicht durch diese +Beziehung ihre Dreizahl, wenn die heilige Natur der Drei zu deren +Aufklärung nicht genügen sollte. Denn diese alten Völker unterschieden +zuerst nur drei Jahreszeiten: Winter, Frühling und Sommer. +Der Herbst kam erst in späten griechisch-römischen Zeiten hinzu; +dann bildete die Kunst häufig vier Horen ab.</p> + +<p>Die Beziehung zur Zeit blieb den Horen erhalten; sie wachten +später über die Tageszeiten wie zuerst über die Zeiten des Jahres; +endlich sank ihr Name zur Bezeichnung der Stunde (<span lang="fr">heure</span>, <span lang="it" xml:lang="it">ora</span>) +herab. Die den Horen und Moiren wesensverwandten Nornen der +deutschen Mythologie tragen diese Zeitbedeutung in ihren Namen +zur Schau. Es konnte aber nicht ausbleiben, daß das Wesen dieser +Gottheiten tiefer erfaßt und in das Gesetzmäßige im Wandel der +Zeiten verlegt wurde; die Horen wurden so zu Hüterinnen des +Naturgesetzes und der heiligen Ordnung, welche mit unabänderlicher +Reihenfolge in der Natur das gleiche wiederkehren läßt.</p> + +<p>Diese Erkenntnis der Natur wirkte zurück auf die Auffassung +des menschlichen Lebens. Der Naturmythus wandelte sich +zum Menschenmythus; aus den Wettergöttinnen wurden Schicksalsgottheiten. +Aber diese Seite der Horen kam erst in den Moiren +zum Ausdruck, die über die notwendige Ordnung im Menschenleben +so unerbittlich wachen wie die Horen über die Gesetzmäßigkeit +der Natur. Das unabwendbar Strenge des Gesetzes, die Beziehung +zu Tod und Untergang, die an den lieblichen Gestalten +der Horen vermieden worden waren, sie prägten sich nun an den +Moiren aus, als ob der Mensch den ganzen Ernst des Naturgesetzes +erst dann empfände, wenn er die eigene Person ihm unterordnen +soll.</p> + +<p>Die Namen der drei Spinnerinnen haben auch bei den Mythologen +bedeutsames Verständnis gefunden. Die zweite <span class="gesperrt">Lachesis</span> +scheint das »innerhalb der Gesetzmäßigkeit des Schicksals Zufällige« +zu bezeichnen<a name="FNanchor_10_10" href="#Footnote_10_10" class="fnanchor">[10]</a> – wir würden sagen: das Erleben – wie <span class="gesperrt">Atropos</span> +das Unabwendbare, den Tod, und dann bliebe für <span class="gesperrt">Klotho</span> die Bedeutung +der verhängnisvollen, mitgebrachten Anlage.</p> + +<p>Und nun ist es Zeit, zu dem der Deutung unterliegenden +Motiv der Wahl zwischen drei Schwestern zurückzukehren. Mit +tiefem Mißvergnügen werden wir bemerken, wie unverständlich die +betrachteten Situationen werden, wenn wir in sie die gefundene +Deutung einsetzen, und welche Widersprüche zum scheinbaren Inhalt +derselben sich dann ergeben. Die dritte der Schwestern soll die +Todesgöttin sein, der Tod selbst, und im Parisurteil ist es die Liebesgöttin, +im Märchen des Apulejus eine dieser letzteren vergleichbare +Schönheit, im Kaufmann die schönste und klügste Frau, im Lear +die einzig treue Tochter. Kann ein Widerspruch vollkommener gedacht +werden? Doch vielleicht ist diese unwahrscheinliche Steigerung +ganz in der Nähe. Sie liegt wirklich vor, wenn in unserem Motiv +jedesmal zwischen den Frauen frei gewählt wird, und wenn die +Wahl dabei auf den Tod fallen soll, den doch niemand wählt, dem +man durch ein Verhängnis zum Opfer fällt.</p> + +<p>Indes Widersprüche von einer gewissen Art, Ersetzungen +durch das volle kontradiktorische Gegenteil bereiten der analytischen +Deutungsarbeit keine ernste Schwierigkeit. Wir werden uns hier +nicht darauf berufen, daß Gegensätze in den Ausdrucksweisen des +Unbewußten wie im Traume so häufig durch eines und das nämliche +Element dargestellt werden. Aber wir werden daran denken, +daß es Motive im Seelenleben gibt, welche die Ersetzung durch das +Gegenteil als sogenannte Reaktionsbildung herbeiführen, und können +den Gewinn unserer Arbeit gerade in der Aufdeckung solcher verborgener +Motive suchen. Die Schöpfung der Moiren ist der Erfolg +einer Einsicht, welche den Menschen mahnt, auch er sei ein Stück +der Natur und darum dem unabänderlichen Gesetz des Todes +unterworfen. Gegen diese Unterwerfung mußte sich etwas im +Menschen sträuben, der nur höchst ungern auf seine Ausnahmsstellung +verzichtet. Wir wissen, daß der Mensch seine Phantasietätigkeit +zur Befriedigung seiner von der Realität unbefriedigten +Wünsche verwendet. So lehnte sich denn seine Phantasie gegen die +im Moirenmythus verkörperte Einsicht auf und schuf den davon +abgeleiteten Mythus, in dem die Todesgöttin durch die Liebesgöttin, +und was ihr an menschlichen Gestaltungen gleichkommt, ersetzt +ist. Die dritte der Schwestern ist nicht mehr der Tod, sie ist +die schönste, beste, begehrenswerteste, liebenswerteste der Frauen. +Und diese Ersetzung war technisch keineswegs schwer; sie war +durch eine alte Ambivalenz vorbereitet, sie vollzog sich längs eines +uralten Zusammenhanges, der noch nicht lange vergessen sein konnte. +Die Liebesgöttin selbst, die jetzt an die Stelle der Todesgöttin trat, +war einst mit ihr identisch gewesen. Noch die griechische Aphrodite +entbehrte nicht völlig der Beziehungen zur Unterwelt, obwohl sie +ihre chthonische Rolle längst an andere Göttergestalten, an die Persephone, +die dreigestaltige Artemis-Hekate, abgegeben hatte. Die +großen Muttergottheiten der orientalischen Völker scheinen aber alle +ebensowohl Zeugerinnen wie Vernichterinnen, Göttinnen des Lebens +und der Befruchtung wie Todesgöttinnen gewesen zu sein. So +greift die Ersetzung durch ein Wunschgegenteil bei unserem Motiv +auf eine uralte Identität zurück.</p> + +<p>Dieselbe Erwägung beantwortet uns die Frage, woher der +Zug der Wahl in den Mythus von den drei Schwestern geraten ist. +Es hat hier wiederum eine Wunschverkehrung stattgefunden. Wahl +steht an der Stelle von Notwendigkeit, von Verhängnis. So überwindet +der Mensch den Tod, den er in seinem Denken anerkannt +hat. Es ist kein stärkerer Triumph der Wunscherfüllung denkbar. +Man wählt dort, wo man in Wirklichkeit dem Zwange gehorcht, +und die man wählt, ist nicht die Schreckliche, sondern die Schönste +und Begehrenswerteste.</p> + +<p>Bei näherem Zusehen merken wir freilich, daß die Entstellungen +des ursprünglichen Mythus nicht gründlich genug sind, um sich nicht +durch Resterscheinungen zu verraten. Die freie Wahl zwischen den +drei Schwestern ist eigentlich keine freie Wahl, denn sie muß notwendigerweise +die dritte treffen, wenn nicht, wie im Lear, alles Unheil +aus ihr entstehen soll. Die Schönste und Beste, welche an +Stelle der Todesgöttin getreten ist, hat Züge behalten, die an das +Unheimliche streifen, so daß wir aus ihnen das Verborgene erraten +konnten<a name="FNanchor_11_11" href="#Footnote_11_11" class="fnanchor">[11]</a>.</p> + +<p>Wir haben bisher den Mythus und seine Wandlung verfolgt +und hoffen die geheimen Gründe dieser Wandlung aufgezeigt zu +haben. Nun darf uns wohl die Verwendung des Motivs beim +Dichter interessieren. Wir bekommen den Eindruck, als ginge beim +Dichter eine Reduktion des Motivs auf den ursprünglichen Mythus +vor sich, so daß der ergreifende, durch die Entstellung abgeschwächte +Sinn des letzteren von uns wieder verspürt wird. Durch +diese Reduktion der Entstellung, die teilweise Rückkehr zum Ursprünglichen, +erziele der Dichter die tiefere Wirkung, die er bei uns +erzeugt.</p> + +<p>Um Mißverständnissen vorzubeugen will ich sagen, ich habe +nicht die Absicht zu widersprechen, daß das Drama vom König Lear +die beiden weisen Lehren einschärfen wolle, man solle auf sein Gut +und seine Rechte nicht zu Lebzeiten verzichten, und man müsse +sich hüten, Schmeichelei für bare Münze zu nehmen. Diese und +ähnliche Mahnungen ergeben sich wirklich aus dem Stück, aber es +erscheint mir ganz unmöglich, die ungeheure Wirkung des Lear aus +dem Eindruck dieses Gedankeninhaltes zu erklären oder anzunehmen, +daß die persönlichen Motive des Dichters mit der Absicht +diese Lehren vorzutragen erschöpft seien. Auch die Auskunft, der +Dichter habe uns die Tragödie der Undankbarkeit vorspielen wollen, +deren Bisse er wohl am eigenen Leib verspürt, und die Wirkung +des Spiels beruhe auf dem rein formalen Moment der künstlerischen +Einkleidung, scheint mir das Verständnis nicht zu ersetzen, welches +uns durch die Würdigung des Motivs der Wahl zwischen den drei +Schwestern eröffnet wird.</p> + +<p>Lear ist ein alter Mann. Wir sagten schon, darum erscheinen +die drei Schwestern als seine Töchter. Das Vaterverhältnis, aus dem +so viel fruchtbare dramatische Antriebe erfließen könnten, wird im +Drama weiter nicht verwertet. Lear ist aber nicht nur ein Alter, +sondern auch ein Sterbender. Die so absonderliche Voraussetzung +der Erbteilung verliert dann alles Befremdende. Dieser dem Tode +Verfallene will aber auf die Liebe des Weibes nicht verzichten, er +will hören, wie sehr er geliebt wird. Nun denke man an die erschütternde +letzte Szene, einen der Höhepunkte der Tragik im +modernen Drama: Lear trägt den Leichnam der Cordelia auf die +Bühne. Cordelia ist der Tod. Wenn man die Situation umkehrt, +wird sie uns verständlich und vertraut. Es ist die Todesgöttin, die +den verstorbenen Helden vom Kampfplatze wegträgt, wie die Walküre +in der deutschen Mythologie. Ewige Weisheit im Gewand des +uralten Mythus rät dem alten Manne, der Liebe zu entsagen, den +Tod zu wählen, sich mit der Notwendigkeit des Sterbens zu befreunden.</p> + +<p>Der Dichter bringt uns das alte Motiv näher, indem er die +Wahl zwischen den drei Schwestern von einem Gealterten und +Sterbenden vollziehen läßt. Die regressive Bearbeitung, die er so mit +dem durch Wunschverwandlung entstellten Mythus vorgenommen, +läßt dessen alten Sinn so weit durchschimmern, daß uns vielleicht +auch eine flächenhafte, allegorische Deutung der drei Frauengestalten +des Motivs ermöglicht wird. Man könnte sagen, es seien die drei +für den Mann unvermeidlichen Beziehungen zum Weibe, die hier +dargestellt sind: Die Gebärerin, die Genossin und die Verderberin. +Oder die drei Formen, zu denen sich ihm das Bild der Mutter im +Lauf des Lebens wandelt: Die Mutter selbst, die Geliebte, die er +nach deren Ebenbild gewählt, und zuletzt die Mutter Erde, die ihn +wieder aufnimmt. Der alte Mann aber hascht vergebens nach der +Liebe des Weibes, wie er sie zuerst von der Mutter empfangen; +nur die dritte der Schicksalsfrauen, die schweigsame Todesgöttin, +wird ihn in ihre Arme nehmen.</p> + +<div style="width: 42px; margin: 3em auto 0 auto;"> +<img src="images/end.png" width="42" height="100" alt="" title=""/> +</div> + +<div class="footnotes"> +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_1_1" href="#FNanchor_1_1" class="label">[1]</a> G. <span class="gesperrt">Brandes</span>, William Shakespeare, 1896.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_2_2" href="#FNanchor_2_2" class="label">[2]</a> Ed. <span class="gesperrt">Stucken</span>, Astralmythen, p. 655, Leipzig 1907.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_3_3" href="#FNanchor_3_3" class="label">[3]</a> O. <span class="gesperrt">Rank</span>, Der Mythus von der Geburt des Helden, p. 8 fg., Wien und +Leipzig 1909.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_4_4" href="#FNanchor_4_4" class="label">[4]</a> Den Hinweis auf diese Übereinstimmungen verdanke ich Dr. O. <span class="gesperrt">Rank</span>.</p></div> + + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_5_5" href="#FNanchor_5_5" class="label">[5]</a> In der <span class="gesperrt">Schlegel</span>schen Übersetzung geht diese Anspielung ganz verloren, +ja sie wird zur Gegenseite gewendet: +</p> +<div class="poem"><div class="stanza"> +<span class="i0">Dein schlichtes Wesen spricht beredt mich an.</span> +</div></div> +</div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_6_6" href="#FNanchor_6_6" class="label">[6]</a> Auch in <span class="gesperrt">Stekel</span>s »Sprache des Traumes« 1911 unter den Todessymbolen +angeführt. (p. 351.)</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_7_7" href="#FNanchor_7_7" class="label">[7]</a> <span class="gesperrt">Stekel</span>, l. c.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_8_8" href="#FNanchor_8_8" class="label">[8]</a> P. 50 der Reklamausgabe, I. Bd.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_9_9" href="#FNanchor_9_9" class="label">[9]</a> Das folgende nach <span class="gesperrt">Roscher</span>s Lexikon der griechischen und römischen +Mythologie unter den entsprechenden Titeln.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_10_10" href="#FNanchor_10_10" class="label">[10]</a> J. <span class="gesperrt">Roscher</span> nach Preller-Robert, Griech. Mythologie.</p></div> + +<div class="footnote"><p><a name="Footnote_11_11" href="#FNanchor_11_11" class="label">[11]</a> Auch die Psyche des Apulejus hat reichlich Züge bewahrt, welche an +ihre Beziehung zum Tode mahnen. Ihre Hochzeit wird gerüstet wie eine +Leichenfeier, sie muß in die Unterwelt hinabsteigen und versinkt nachher in einen +totenähnlichen Schlaf (O. <span class="gesperrt">Rank</span>). +</p><p> +Über die Bedeutung der Psyche als Frühlingsgottheit und als »Braut des +Todes« s. A. <span class="gesperrt">Zinzow</span>: »Psyche und Eros« (Halle 1881). +</p><p> +In einem anderen <span class="gesperrt">Grimm</span>schen Märchen (Nr. 179, Die Gänsehirtin am +Brunnen) findet sich wie beim Aschenputtel die Abwechslung von schöner und +häßlicher Gestalt der dritten Tochter, in der man wohl eine Andeutung von deren +Doppelnatur – vor und nach der Ersetzung – erblicken darf. Diese dritte wird +von ihrem Vater nach einer Probe verstoßen, welche mit der im König Lear fast +zusammenfällt. Sie soll wie die anderen Schwestern angeben, wie lieb sie den Vater +hat, findet aber keinen anderen Ausdruck ihrer Liebe als den Vergleich mit dem +Salz. (Freundliche Mitteilung von Dr. <span class="gesperrt">Hanns Sachs</span>.)</p></div> +</div> + + + + + + + + +<pre> + + + + + +End of Project Gutenberg's Das Motiv der Kästchenwahl, by Sigmund Freud + +*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DAS MOTIV DER KÄSTCHENWAHL *** + +***** This file should be named 24017-h.htm or 24017-h.zip ***** +This and all associated files of various formats will be found in: + http://www.gutenberg.org/2/4/0/1/24017/ + +Produced by Jana Srna and the Online Distributed +Proofreading Team at http://www.pgdp.net + + +Updated editions will replace the previous one--the old editions +will be renamed. + +Creating the works from public domain print editions means that no +one owns a United States copyright in these works, so the Foundation +(and you!) can copy and distribute it in the United States without +permission and without paying copyright royalties. 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It exists +because of the efforts of hundreds of volunteers and donations from +people in all walks of life. + +Volunteers and financial support to provide volunteers with the +assistance they need, is critical to reaching Project Gutenberg-tm's +goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will +remain freely available for generations to come. In 2001, the Project +Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure +and permanent future for Project Gutenberg-tm and future generations. +To learn more about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation +and how your efforts and donations can help, see Sections 3 and 4 +and the Foundation web page at http://www.pglaf.org. + + +Section 3. Information about the Project Gutenberg Literary Archive +Foundation + +The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit +501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the +state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal +Revenue Service. The Foundation's EIN or federal tax identification +number is 64-6221541. Its 501(c)(3) letter is posted at +http://pglaf.org/fundraising. Contributions to the Project Gutenberg +Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent +permitted by U.S. federal laws and your state's laws. + +The Foundation's principal office is located at 4557 Melan Dr. S. +Fairbanks, AK, 99712., but its volunteers and employees are scattered +throughout numerous locations. Its business office is located at +809 North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887, email +business@pglaf.org. 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